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Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken Lebensräume pflegen, biologische Vielfalt erhalten, Bewusstsein schaffen Verband der Naturparke Österreichs www.naturparke.at Mit Unterstützung vom BMLFUW

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Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken

Lebensräume pflegen, biologische Vielfalt erhalten,

Bewusstsein schaffen

Verband der Naturparke Österreichs

www.naturparke.at

Mit Unterstützung vom BMLFUW

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Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken

Lebensräume pflegen, biologische Vielfalt erhalten,

Bewusstsein schaffen

Gefördert aus den Mitteln des Bundesministeriums

für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Impressum

Herausgeber: Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ)

Alberstraße 10 8010 Graz Tel.: ++43 (0) 316 / 31 88 48 E-Mail: [email protected] Website: www.naturparke.at

Redaktion: Verena Langer

Mitarbeit: Veit Kern

Graz, 2016

© Fotos Titelseite: B. Derntl, Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen, H. Sonntag

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Inhalt

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 3

Inhalt

Einleitung und Zielsetzungen der Studie (F. Handler) ........................................................... 4

Merkmale, Funktionen und Strategien der Österreichischen Naturparke .............................. 7

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken (V. Langer) ............................. 10

Das Team Karwendel: Voller Einsatz für die Natur im größten Naturpark Österreichs

(H. Sonntag, M. Hausberger) .............................................................................................. 14

„Herzenssache Natur – Engagement für die Region“ – ein Freiwilligenprojekt in den

Deutschen Naturparken (J. Liesen) .................................................................................... 27

Engagement, das Sinn hat und Spaß macht – eine freiwillige Helferin erzählt über

das Team Karwendel (M. Hausberger) ............................................................................... 40

Umweltbaustellen & Bergwaldprojekte des Alpenvereins (H. Moser) .................................. 42

Freiwilligenprojekte in Schweizer Naturpärken (A. Oertli, R. Roshier) ................................. 47

Was bringt’s, was braucht‘s? – Jugendliche und ihr Engagement im Umweltbereich

(C. Kinzl) ............................................................................................................................ 49

Projektbeispiele aus den Naturparken

Lebendiger Natur- und Landschaftsschutz durch Umweltbaustellen des

Alpenvereins im Naturpark Weißbach (B. Battocleti, D. Powierski) ..................................... 51

Umweltbaustelle „Naturparkcamp“ im Naturpark Mühlviertel (B. Derntl) ............................. 54

Bergwaldprojekte im Naturpark Sölktäler (S. Falkensteiner) ............................................... 56

Das große Jäten in den Kärntner Naturparken (R. Heuberger) ........................................... 59

Corporate Volunteering in Schweizer Pärken (A. Oertli, R. Roshier).................................... 62

Wachau Volunteers: Internationale HelferInnen im Naturpark Jauerling-Wachau

(H. Seehofer, B. Habermann) ............................................................................................. 65

Freiwilligenprojekte im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen (W. Seifert) ...................... 68

Obstklaubm – nix vawiastn: Ein Sozialprojekt mit Freiwilligen im

Naturpark Obst-Hügel-Land (R. Silber) ............................................................................... 71

Linksammlung .................................................................................................................. 74

Autorinnen und Autoren .................................................................................................. 75

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F. Handler

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 4

Freiwilliges Engagement für die biologische Vielfalt in den Natur-parken (Foto: © Hermann Sonntag)

Einleitung und Zielsetzungen der Studie

Die Naturparke sind ein Abbild der wunderbaren Natur- und Kulturlandschaften Österreichs.

Diese zu erhalten und den Menschen zugänglich zu machen, ist die Aufgabe, der wir uns

verschrieben haben. Im Zuge der Erarbeitung der Biodiversitätsstrategie für Österreichische

Naturparke wurden sechs Themenfelder für die Umsetzung der Biodiversitäts-Strategie

Österreich 2020+ definiert, in denen der VNÖ nun österreichweite Maßnahmen durchführt:

Naturpark-Schulen und -Kindergärten

Naturpark-Spezialitäten

Schwerpunkt Kulturlandschaft: Streuobst, Hecken, Almen, Wiesen u.a.

Kommunikation

Freiwilligenarbeit

Spezialthemen: Beschäftigungsprojekte, Naturführungen, Naturpark-Partnerbetriebe

Dem Themenfeld Freiwilligenarbeit bzw. -engagement wurde schon bei der gemeinsamen

Erarbeitung dieser Strategie von den teilnehmenden Naturpark- und Länderverantwortlichen

eine große Bedeutung in der Bewusstseinsbildung, aber auch bei der Durchführung von

biodiversitätsrelevanten Arbeiten, z.B. Freihalten von

Almflächen, Wiesenmahd oder Neophyten-Bekämpfung,

beigemessen. Der Verband der Naturparke Österreichs

hat sich zum Ziel gesetzt, Beiträge zur Umsetzung der

Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ zu leisten. Die

vorliegende Studie widmet sich nun einem Teilaspekt

und wurde unter Mitarbeit von 17 AutorInnen aus

Österreich, Deutschland und der Schweiz erarbeitet. Als

informatives Nachschlagewerk bietet die Studie

Grundlagen für die Umsetzung von Freiwilligenprojekten

in den Naturparken und stellt best-practice Beispiele

vor, mit denen einerseits Beiträge zur Umsetzung der

Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ geleistet

werden und andererseits die Teilnehmenden im Sinne

einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu aktivem

und eigenständigem Handeln angeregt werden.

Der Naturpark Karwendel, der mit der Freiwilligen-

plattform „Team Karwendel“ auf mehrjährige Erfahrung

in der erfolgreichen Umsetzung von Freiwilligen-

projekten zurückgreifen kann, lässt diese als

Projektpartner des VNÖ in den Bericht einfließen. So

stellen Hermann Sonntag und Marina Hausberger die

Freiwilligenplattform „Team Karwendel“ und eine Handlungsanleitung zur Umsetzung von

Freiwilligenprojekten in Naturparken vor: Die wichtigen Checklisten bieten eine wesentliche

Unterstützung zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Projekte. Zudem

gehen sie auf die Einbindung von Asylwerbenden in die Projekte ein, wie z.B. auch Rainer

Silber, der mit seinem Projekt „Obstklaubn – nix vawiastn“ im Naturpark Obst-Hügel-Land

Soziales, Naturschutz und Landwirtschaft verbindet.

Auch der Verband Deutscher Naturparke konnte für das Projekt gewonnen werden und

bringt seine Erfahrungen mit dem Projekt „Herzenssache Natur“ mit ein: Jörg Liesen erläutert

das Projekt aus Bundessicht und stellt verschiedene Praxisbeispiele aus zwölf Deutschen

Naturparken vor.

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F. Handler

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 5

Jahrzehntelange Erfahrung in der Umsetzung von Freiwilligenprojekten im Umweltbereich

hat der Österreichische Alpenverein bzw. die Alpenvereinsjugend, die auch Kooperations-

partner einiger Freiwilligenprojekte in den Naturparken sind; Hanna Moser zeigt auf, was mit

den Bergwaldprojekten und Umweltbaustellen geleistet wird.

Für Jugendliche, die sich im Umwelt-, Naturschutz- oder Klimaschutzbereich engagieren

wollen, besteht seit 2012 die Möglichkeit, ein Freiwilliges Umweltjahr zu machen, worauf

Claudia Kinzl eingeht.

In der Schweiz geht der Trend zu Corporate Volunteering, d.h. dem Einsatz von

Mitarbeitenden eines Unternehmens für gemeinnützige Zwecke. Die Schweizer Pärke haben

daher ein professionelles Angebot an Corporate Volunteering-Einsätzen für Firmen

entwickelt, wie Rianne Roshier und Aline Oertli berichten.

Komplettiert wird der Bericht mit den Darstellungen erfolgreicher Freiwilligenprojekte aus den

Naturparken Dobratsch, Jauerling-Wachau, Mühlviertel, Sölktäler, Weißbach, Weissensee

und Zillertaler Alpen:

Birgit Battocleti und Dennis Powierski beschreiben die Umweltbaustellen im Naturpark

Weißbach als lebendigen Natur- und Landschaftsschutz, der zur Almpflege und somit zur

Erhaltung der Kulturlandschaft beiträgt.

Barbara Derntl verweist auf die generationenübergreifende Zusammenarbeit bei der

gemeinsamen Offenhaltung der Feuchtwiesen im Rahmen der Umweltbaustellen im

Naturpark Mühlviertel.

Stefan Falkensteiner verdeutlicht die Leistung der Freiwilligen bei den Bergwaldprojekten,

die einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung bzw. Wiedererlangung der charakteristischen

Kulturlandschaft im Naturpark Sölktäler liefern.

Die intensive Einbindung der Bevölkerung bei der Bekämpfung von invasiven Neophyten in

den Naturparken Dobratsch und Weissensee ist für die nachhaltige Eindämmung

zielführend, berichtet Robert Heuberger.

Das Projekt „Wachau Volunteers“ stellen Hannes Seehofer und Birgit Habermann vor: Hier

helfen internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit, das UNESCO Welterbe Wachau

mit seinen Trockenrasenflächen zu erhalten.

Willi Seifert stellt die Freiwilligenprojekte im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen vor, die

bereits seit 15 Jahren umgesetzt werden: sowohl Schutzwaldprojekte als auch Initiativen im

Bereich naturschutzfachlich wertvoller Almen werden hier umgesetzt.

Ein herzliches Dankeschön allen Autorinnen und Autoren, die an dieser Studie mitgearbeitet

haben:

Birgit Battocleti

Barbara Derntl

Stefan Falkensteiner

Birgit Habermann

Marina Hausberger

Robert Heuberger

Claudia Kinzl

Verena Langer

Jörg Liesen

Hanna Moser

Aline Oertli

Dennis Powierski

Rianne Roshier

Hannes Seehofer

Willi Seifert

Rainer Silber

Hermann Sonntag

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F. Handler

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 6

Die Freiwilligenprojekte in den Naturparken haben mehrere positive Aspekte. Sie leisten

einen bedeutenden Beitrag zum Schutz und Erhalt der traditionellen Kulturlandschaften und

damit der Artenvielfalt und ermöglichen einen sozialen und gesellschaftlichen Austausch. Oft

stellen sie auch eine Urlaubsmotivation dar bzw. ermöglichen es, zusätzlichen Tagestouris-

mus zu aktivieren. Nicht zuletzt trägt die enge Zusammenarbeit mit GrundbesitzerInnen bzw.

LandwirtInnen und Freiwilligen zu einer besseren Akzeptanz des Schutzgebietes bei. Im

Idealfall werden die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu MultiplikatorInnen für den

Naturpark. In der vorliegenden Studie stellen neun Österreichische Naturparke ihre

Freiwilligenprojekte vor: insgesamt haben sich hier in den letzten 15 Jahren rund 2.000

Menschen freiwillig engagiert! Wir hoffen, dass unsere Studie vielen Naturpark-

verantwortlichen Anregungen liefert, das eine oder andere Freiwilligenprojekt auch in ihrem

Naturpark umzusetzen und weiterhin viele Menschen gemeinsam Hand anlegen, zusammen

die Naturparke gestalten und miteinander einen Beitrag leisten, die biologische Vielfalt in den

Naturparken zu erhalten.

Für das Team

Franz Handler

Geschäftsführer Verband der Naturparke Österreichs

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Merkmale, Funktionen und Strategien der Österreichischen Naturparke

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 7

Merkmale, Funktionen und Strategien der Österreichischen Naturparke

Naturparke sind geschützte Landschaften, die vom Menschen durch schonende Land-

nutzung und Landschaftspflege erhalten werden. Diese beispielgebenden Natur- und Kultur-

landschaften sind durch Verordnung der Landesregierungen mit dem Prädikat „Naturpark“

ausgezeichnet. Das Prädikat würdigt sowohl die Landschaften als auch die Menschen, die

diese Werte erhalten. Oft sind Naturparke auch Vertreter charakteristischer österreichischer

Landschaftstypen.

Die Österreichischen Naturparke sind durch folgende gemeinsame Charakteristika gekenn-

zeichnet:

Zustimmung aller betroffenen Gemeinden; nur dann wird das Prädikat „Naturpark“ ver-

liehen.

Weitgehend freie Zugänglichkeit – Naturparke stehen allen offen.

Geschützte Gebiete: zumindest unter Landschaftsschutz, zum Teil unter Naturschutz.

Besondere naturräumliche Ausstattung: große Artenvielfalt und Formenreichtum.

Freiwillige Mitarbeit: Einzelpersonen, Initiativen, Vereine engagieren sich ehrenamtlich.

Je nach Entstehungsgeschichte unterscheiden sich die Österreichischen Naturparke

hinsichtlich ihrer Größe – diese reicht von 20 bis 70.000 ha – und ihrer personellen und

finanziellen Ressourcen.

Derzeit gibt es in Österreich 48 Naturparke:

­ 22 in Niederösterreich

­ 7 in der Steiermark

­ 6 im Burgenland

­ 3 in Oberösterreich

­ 3 in Salzburg

­ 5 in Tirol

­ 2 in Kärnten

Einige weitere Naturparke sind derzeit in Planung.

Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Um die zukünftige Position der Österreichi-

schen Naturparke im Rahmen der Natur-

schutzgesetzgebung und auch in Abgren-

zung zu den unterschiedlichen Schutzge-

bietskategorien zu bestimmen, erarbeitete

eine Koordinationsgruppe, bestehend aus

Vertretern der Naturparke und der Natur-

schutzabteilungen der betroffenen Bundes-

länder, im Jahr 1995 ein Strategiepapier,

das vom Vorstand des Verbandes der Na-

turparke Österreichs einstimmig genehmigt

wurde. Modellregion Naturpark (Foto: © Franz Kovacs)

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Merkmale, Funktionen und Strategien der Österreichischen Naturparke

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 8

Dieses Strategiepapier sieht vor, dass die Österreichischen Naturparke vier Funktionen zu

erfüllen haben – Schutz, Erholung, Bildung und Regionalentwicklung. Ein Naturpark soll

demnach auch als Instrument einer integrierten Regionalentwicklung dienen und Entwick-

lungsimpulse, z.B. durch Kooperationen mit der Landwirtschaft oder dem Tourismus, schaf-

fen.

Die Herausforderung – und gleichzeitig wichtig im Sinne von Unterscheidung zu anderen Re-

gionen – ist, diese Funktionen gleichrangig miteinander zu entwickeln. Gelingt dies und wer-

den die Zielsetzungen der nachfolgend beschriebenen Funktionen mit den skizzierten Inhal-

ten in den Naturparken umgesetzt, können die Naturparke zu Recht als Modellregionen für

eine nachhaltige Entwicklung bezeichnet werden. Die anschließend abgebildete, struktu-

rierte Darstellung „Strategiepapier der Österreichischen Naturparke“ gibt einen Überblick

über die einzelnen Funktionen mit ihren Zielsetzungen sowie Beispiele, wie diese Ziele um-

gesetzt werden können.

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Merkmale, Funktionen und Strategien der Österreichischen Naturparke

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 9

Strategiepapier der Österreichischen Naturparke

Die Herausforderung ist das gleichrangige Miteinander von

Schutz Erholung Bildung Regionalentwicklung

Ziel ist, den Naturraum durch nachhaltige Nutzung in seiner Vielfalt und Schönheit zu si-chern und die durch Jahr-hunderte geprägte Kulturland-schaft zu erhalten.

Biodiversitätsprojekte

BesucherInnenlenkung

Integrativer Naturschutz

Schutzgebietsbetreuung, -management

Sanfte Mobilität

Naturkundliche Informationen

Forschungsprojekte

Gezielte Pflegemaßnahmen und Erhalt durch Vertragsna-turschutz

Ziel ist, dem Schutzgebiet und dem Landschaftscharakter ent-sprechend, attraktive und ge-pflegte Erholungseinrichtungen anzubieten.

Wanderwege

Rad-, Reitwege

Naturverträgliche Kanufahrten und Wintersportangebote

Rast-, Ruheplätze

Der naturräumlichen Situation angepasste Spielplätze

Familienfreundlichkeit

Barrierefreiheit

Ziel ist, durch interaktive For-men des Naturbegreifens und -erlebens Natur, Kultur und de-ren Zusammenhänge im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung erlebbar zu ma-chen.

Naturpark-Schulen

Naturpark-Kindergärten

Naturpark-Erlebnisführungen

Themenwege

Infostellen, -zentren, -tafeln

Zielgruppenspezifische Angebote

Seminare, Kurse, Ausstellun-gen

Laufende Kooperation mit For-schungseinrichtungen

Ziel ist, über den Naturpark Impulse für eine regionale Ent-wicklung zu setzen, um damit die regionale Wertschöpfung zu erhöhen sowie die Lebensquali-tät zu sichern.

Enge Zusammenarbeit von Naturschutz, Landwirtschaft, Tourismus, Gewerbe und Kultur

Österreichische Naturpark-Spezialitäten nach definierten Kriterien

Arbeitsplätze durch Naturparke

Sozial- und umweltverträgli-cher Tourismus

Naturpark-Gaststätten

M O D E L L R E G I O N E N für N A C H H A L T I G E E N T W I C K L U N G

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V. Langer

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Früher wurde die Fläche als Futterwiese genutzt, heute pflegen Freiwillige den Issanger, halten diese Kulturlandschaft offen und sichern so das wichtige Biotop (Foto: © Hermann Sonntag)

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken

Naturparke und Biodiversität

Reist man durch die Österreichischen Naturparke findet man bunte Wiesen, eindrucksvolle

Wälder, sonnige Weinberge, kristallklare Seen, naturnahe Flusslandschaften, geheimnisvolle

Moore, imposante Gebirgswelten u.v.m. Diese charakteristischen Natur- und Kulturland-

schaften zeichnen sich durch naturnahe Lebensräume durch eine hohe Biodiversität aus. Für

die Menschen haben diese unterschiedlichen Lebensräume in vielerlei Hinsicht eine große

Bedeutung. Durch das Zusammenspiel der in ihnen lebenden Pflanzen und Tiere werden

zahlreiche Funktionen erfüllt, die der Mensch auch nutzt: Sie bieten Nahrung und Rohstoffe,

tragen zur Erholung bei, stiften Identität und regulieren das Klima. Die Herausforderung

besteht darin, den Wert dieser Biodiversität den BewohnerInnen und BesucherInnen auch

bewusst zu machen und dadurch nachhaltig zu sichern.

Der Mensch nimmt als gestaltender Faktor in den Naturparken seit jeher eine besondere

Rolle ein. Die Vielfalt der Arten, Lebensräume und Kulturlandschaften in den Naturparken

basiert auf der Nutzung durch den

Menschen: Die oftmals über Jahrhun-

derte geprägte Kulturlandschaft entstand

durch das „Wechselspiel von Natur und

Mensch“ und wurde dadurch zu den

besonders artenreichen und vielfältigen

Lebensräumen, wie sie heute in den

Naturparken zu finden sind. Die Natur-

parke haben den gesellschaftlichen Auf-

trag, diese Landschaften durch nach-

haltige Nutzung in ihrer Vielfalt zu

sichern. Viele LandbewirtschafterInnen

und andere Naturpark-AkteurInnen arbei-

ten genau daran, insbesondere weil sie

erkannt haben, wie viel Lebensqualität

mit der Erhaltung unseres natürlichen

Erbes einhergeht und es ihnen ein persönliches Anliegen ist.

Auch den vielen Freiwilligen, die jedes Jahr in den Naturparken selbst Hand anlegen und

Lebensräume pflegen ist deren Erhaltung ein persönliches Anliegen. Sie halten Almflächen

frei, mähen Trockenrasen und Feuchtwiesen, bekämpfen Neophyten, sammeln Streuobst

und zeigen bei zahlreichen weiteren Tätigkeiten großen, körperlich oft anstrengenden,

Einsatz und helfen durch ihr freiwilliges Engagement mit, die biologische Vielfalt in den

Naturparken zu erhalten.

Doch wie ist „freiwilliges Engagement“ in Österreich definiert, was besagt das

Freiwilligengesetz, worauf ist bei einer freiwilligen Tätigkeit zu achten? Diese und weitere

Fragen behandelt das nachfolgende Kapitel, das der Begriffsvielfalt nachgeht und einige

Punkte aus dem aktuellen Freiwilligenbericht des Sozialministeriums herausgreift.1

1 BMASK (Hrsg.), 2015: Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des Freiwilligen Engagements in Österreich. 2. FREIWILLIGENBERICHT. Wien.

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V. Langer

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 11

Freiwilliges Engagement

Freiwilliges Engagement hat in Österreich einen großen Stellenwert und ist ein wesentlicher

Bestandteil der Gesellschaft. Dem Freiwilligenbericht des Sozialministeriums zufolge

engagieren sich 46% der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren in irgendeiner Form.

Das Freiwilligenengagement dieser rund 3,3 Millionen Menschen manifestiert sich in

zahlreichen Bereichen sowohl formell (im Rahmen einer Organisation) als auch informell,

ohne organisatorischen Rahmen (z.B. in Form der Nachbarschaftshilfe). Rund 3% der

Bevölkerung, etwa 216.000 Menschen, engagieren sich für die Bereiche Natur, Umwelt und

Naturschutz, wobei sich die Mithilfe in diesem Bereich einmalig bzw. zeitlich begrenzt

darstellt.

„Klassisches Ehrenamt“ versus „freiwilliges Engagement“

Unter einem Ehrenamt versteht man die freiwillige Übernahme einer Funktion, die in einer

gewissen Regelmäßigkeit für eine bestimmte Zeit unentgeltlich im Rahmen von Vereinen,

Institutionen, Initiativen oder Projekten ausgeübt wird. Das Ehrenamt ist oftmals eine

verantwortungsvolle Aufgabe mit hohem Zeiteinsatz und einer meist langfristigen Bindung –

typisches Beispiel für Ehrenämter sind Vereinsfunktionen.

Der im Zuge des Europäischen Jahres der Freiwilligkeit etablierte Begriff „Freiwilligen-

tätigkeit“ ist weiter gefasst, er orientiert sich am englischen „Volunteering“, das jedoch auch

freiwillige Tätigkeiten im Verwandtschaftskreis einbezieht. In Österreich wird freiwilliges

Engagement als Leistung definiert, „die freiwillig und ohne Bezahlung von Personen

außerhalb des eigenen Haushaltes erbracht wird, inklusive Maßnahmen zur persönlichen

und fachlichen Aus- und Fortbildung für diese Aktivitäten.“ Darüber hinaus wird zwischen

formeller Freiwilligentätigkeit, die im Rahmen einer Organisation erfolgt, und informeller

Freiwilligentätigkeit, die auf privater Basis zwischen Freiwilligen und Leistungsempfänger-

innen und -empfängern erbracht wird, unterschieden. Letzteres ist beispielsweise bei der

Nachbarschaftshilfe der Fall.

„Freiwilligengesetz“

Am 01. Juni 2012 ist das Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement

(Freiwilligengesetz) in Kraft getreten. Das Freiwilligengesetz regelt erstmalig in Österreich

Rahmenbedingungen für formelle freiwillige Tätigkeiten im Interesse der Allgemeinheit. Ziel

ist es, freiwillige Tätigkeiten zu unterstützen und die Teilnahme am Engagement zu fördern,

um den Zusammenhalt zwischen den sozialen Gruppen, den Generationen und Kulturen

sowie die gesellschaftliche und soziale Verantwortung zu stärken. Unter freiwilligem

Engagement ist dabei die freiwillige unentgeltliche Leistung natürlicher Personen für andere

innerhalb eines organisatorischen Rahmens zu verstehen, welche aus vorwiegend sozialen

Motiven und zur Förderung der Allgemeinheit erfolgt. Mit dem Freiwilligengesetz wurden u.a.

die unterschiedlich strukturierten Formen des Engagements auf eine rechtliche Grundlage

gestellt, indem es auch die Voraussetzungen, Bedingungen und Modalitäten der

Durchführung und Teilnahme z.B. am Freiwilligen Umweltjahr (FUJ) regelt.

Versicherung von Ehrenamtlichen bzw. Freiwilligen

Eine ehrenamtliche bzw. freiwillige Tätigkeit begründet kein Arbeitsverhältnis. Somit sind

Ehrenamtliche/Freiwillige grundsätzlich nicht pflichtversichert. Freiwilliges Engagement sollte

in jedem Fall abgesichert sein! In ihrem Artikel „Das Team Karwendel“ gehen die beiden

AutorInnen Hermann Sonntag und Marina Hausberger darauf ein: Für die Freiwilligen des

Teams Karwendel wird eine Kollektiv-Unfallversicherung abgeschlossen. Einige

Bundesländer ermöglichen einen Versicherungsschutz für Freiwillige (die nicht in

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V. Langer

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sogenannten Blaulichtorganisationen tätig sind). Einen Versicherungsschutz für Freiwillige

gibt es seit 2011/2012 z.B. im Burgenland und in Oberösterreich, wie Rainer Silber in seinem

Artikel „Obstklaubm – nix vawiastn“ beschreibt: Für die an diesem Projekt beteiligten Frei-

willigen wurde eine Unfall- und Haftpflichtversicherung über den Projektpartner ULF

(Unabhängiges Landesfreiwilligenzentrum) abgeschlossen. Bei anderen Freiwilligenpro-

jekten wird die Versicherung der Freiwilligen über die jeweiligen Projektpartner (z.B.

Österreichischer Alpenverein) sichergestellt.

Bürgerschaftliches bzw. zivilgesellschaftliches Engagement

Der Begriff „Bürgergesellschaft“ – oftmals auch als Zivilgesellschaft bezeichnet – lässt sich

als eine demokratische Emanzipationsbewegung erklären, die durch freiwilliges Engagement

geprägt ist und auf die Einflussnahme und Teilhabe an der Gestaltung und Weiterent-

wicklung des öffentlichen Lebens abzielt. Es geht dabei um die Rolle der BürgerInnen, die

sich selbst organisieren und auf die Geschicke des Gemeinwesens einwirken und sie aktiv

mitgestalten.

Aktive Mitgestaltung wird auch in den Naturparken gelebt: Sie sind vor Ort breit verankert,

binden die relevanten Stakeholder ihrer Region ein und funktionieren als integratives,

partnerschaftliches Modell. Das schafft sehr gute Voraussetzungen für die effektive und

erfolgreiche Umsetzung sowohl der Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ als auch der

Freiwilligenprojekte.

Lebensräume pflegen, biologische Vielfalt erhalten, Bewusstsein schaffen

Schwenden mit der Astschere, Mähen mit der Sense oder Motorsense, Streuobst klauben,

Trockensteinmauern (wieder)errichten, Bäume aufforsten, Müll sammeln u.v.m. – die

Tätigkeiten der Freiwilligen in den Naturparken sind vielfältig. Doch welche Motive stecken

dahinter, sich freiwillig in seiner Freizeit mit vollem Einsatz für eine schweißtreibende Sache

zu engagieren? Marina Hausbergers Interview mit einer Freiwilligen des Teams Karwendel

geht dieser Frage nach und gibt Antworten, die auch der Freiwilligenbericht des

Sozialministeriums findet: Anderen helfen bzw. etwas Nützliches zum Gemeinwohl

beitragen, Menschen kennenlernen und Freunde finden, das Ausprobieren von Fähigkeiten,

die im Beruf nicht gefordert werden und nicht zuletzt Spaß haben zählen zu den

Hauptbeweggründen für das freiwillige Engagement der TeilnehmerInnen.

Neben dem Naturschutzaspekt finden sich auch soziale und gesellschaftliche Aspekte der

Freiwilligenprojekte in den Naturparken. Hier findet ein wertvoller Austausch zwischen

LandbewirtschafterInnen und Nicht-LandbewirtschafterInnen, zwischen den Generationen,

zwischen „Land- und Stadtbevölkerung“ und zwischen verschiedenen Kulturen statt. Denn

auch viele internationale Freiwillige sind bei den Aktionen dabei, heute mehr als noch vor

fünf Jahren, da sich auch viele Asylwerbende freiwillig in den Naturparken engagieren und

bei den Projekten mitwirken.

Zusammenarbeit spielt in der Umsetzung der verschiedenen Freiwilligenprojekte in den

Naturparken naturgemäß eine große Rolle – auch was die verschiedenen Organisationen

betrifft. Herausgegriffen seien hier zwei der Kooperationspartner, mit denen die Naturparke

vorgestellte Projekte durchführen: der Österreichische Alpenverein sowie das Service Civil

International. Beide Organisationen blicken auf jahrzehntelange Erfahrung in der Umsetzung

von Freiwilligenprojekten im Umweltbereich zurück. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wird in

fünf der hier vorgestellten Freiwilligenprojekte in den Naturparken belegt.

Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ zielt darauf ab, die Lebensvielfalt in Österreich

zu erhalten und soll den Verlust an Arten, genetischer Vielfalt und Lebensräumen wirksam

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V. Langer

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 13

einbremsen.2 Die Naturparke und die an den Projekten beteiligten HelferInnen leisten mit

den Freiwilligenprojekten insbesondere einen Beitrag zur Umsetzung der Strategie im

„Handlungsfeld 4 – Biodiversität erhalten und entwickeln“. Wie die in der vorliegenden Studie

beschriebenen Projekte aufzeigen, sind die Freiwilligenprojekte jedoch aus mehreren

Gründen von Bedeutung. Sie ermöglichen den Naturparken Unterstützung bei der Umsetz-

ung von Projekten in den Bereichen Natur- und Artenschutz bzw. Kulturlandschaftspflege

und spielen insbesondere bei der Erhaltung von Grenzertragsflächen eine Rolle. Die

Freiwilligenprojekte bieten den Naturparken jedoch nicht nur Ressourcen, um wichtige

Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt umzusetzen. Auch die mit den

Projekten einhergehende Bewusstseinsbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist

von großer Bedeutung. Die TeilnehmerInnen können über die Freiwilligenprojekte für die

aktive Mitarbeit an Natur- und Landschaftsschutzprojekten im Naturpark motiviert werden,

„Naturschutz“ wird durch diese Aktionen anschaulich erlebbar gemacht. Damit gelingt es

besser, sowohl Ziele des Naturschutzes als auch des Naturparks zu vermitteln. Die

Freiwilligenprojekte bergen damit eine große Chance, die Sensibilisierung und stärkere

Einbindung insbesondere der Bevölkerung sowie eine noch bessere Akzeptanz der

Naturparke zu erreichen und dem Ziel der nachhaltigen Sicherung der biologischen Vielfalt in

den Naturparken näherzukommen.

2 BMLFUW (Hrsg.), 2014: Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+. Vielfalt erhalten – Lebensqualität und Wohlstand für uns und zukünftige Generationen sichern! Wien.

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 14

Das Team Karwendel: Voller Einsatz für die Natur im größten Naturpark Österreichs

1. Grundgedanken

Die Österreichischen Naturparke erfüllen eine breite Palette an Aufgaben in ihren

thematischen Schwerpunkten Naturschutz, Erholung, Bildung und Regionalentwicklung. Im

Naturschutzbereich werden österreichweit zahlreiche Projekte zum Erhalt der Biodiversität

umgesetzt, die oftmals folgende Gemeinsamkeiten aufweisen, wie anhand eines Moor-

projektes konkret dargestellt werden soll:

Moore und Feuchtgebiete wurden über viele Jahrzehnte entwässert und damit haben sich

Vegetation und Lebensgemeinschaften verändert. Heute versucht man mithilfe von Rena-

turierungen die Situation der Moore wieder zu verbessern, um damit Arten wie dem Sonnentau

ein Überleben zu gewähren. Die Projekte werden meist vom Naturparkmanagement mithilfe

von LandwirtInnen, FörsterInnen und ProfessionistInnen umgesetzt. Im Idealfall findet eine

begleitende Erfolgskontrolle statt. Eine Einbindung von Menschen, die das Gebiet in ihrer

Freizeit (thematische Säule: Erholung & Tourismus) nutzen, stellt die Ausnahme dar.

Beim Team Karwendel spielt die aktive

Einbindung von BergliebhaberInnen eine

zentrale Rolle. Es wird damit auch eine

gewisse Durchgängigkeit zwischen den

thematischen Säulen Naturschutz, Erhol-

ung & Tourismus geschaffen. Dies ist

nicht unsere Erfindung. Der Alpenverein

setzt im Rahmen der Umweltbaustellen

und Bergwaldprojekte ja bereits seit

Jahren solche Freiwilligenprojekte um,

die sich vor allem an Jugendliche und

„Junggebliebene“ richten. Auch im Natur-

park Karwendel finden immer wieder

gemeinsame Projekte mit dem ÖAV statt.

Wir wollten mit dem Team Karwendel eine neue Plattform schaffen, die es auch Menschen,

die voll im Berufsleben stehen, ermöglicht, sich ehrenamtlich für die Natur zu engagieren.

Was ist das Team Karwendel?

Kurz formuliert kann das Team Karwendel folgendermaßen charakterisiert werden:

Ehrenamtliches Engagement

Naturschutz auf der Fläche

Etwas bewegen

Leidenschaft für das Karwendel

Zielsetzung

Wir leisten durch zahlreiche Biotoppflegemaßnahmen einen wesentlichen Beitrag zu den

Naturschutzzielen im Naturpark Karwendel. Dabei ist uns ein wissensbasierendes Agieren

anstelle von blindem Aktionismus besonders wichtig. So gibt es für die verschiedenen

Pflegeeinsätze auch klare Zielarten, wie beispielsweise den Pannonische Enzian oder das

Latschen schwenden auf der Thaurer Alm (Foto: © A. Prechtl)

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 15

Birkhuhn. Zum Teil sind auch begleitende Untersuchungen der Universität Innsbruck in

Umsetzung.

Wichtige positive Nebeneffekte

Abseits der harten Fakten von gemähten Wiesen und weniger Müll gibt es auch zahlreiche

positive Nebeneffekte durch das gemeinsame Arbeiten:

Vom Mitreden zum Mitarbeiten! Die TeilnehmerInnen fungieren als MultiplikatorInnen für

das Schutzgebiet im Speziellen und für Naturschutz im Allgemeinen.

Positives Zusammentreffen der Kulturen und Lebensentwürfe: Städter trifft „Ureinwohner“.

Es kommt zu einem unverkrampften Austausch zwischen den traditionellen

Nutzergruppen aus der Land- und Forstwirtschaft und den FreizeitnutzerInnen.

Die Akzeptanz seitens der traditionellen Nutzergruppen gegenüber dem Naturpark erfährt

nach einer Team Karwendel-Aktion meist einen positiven Aufschwung.

Daraus entsteht eine positive Wirkung für die Akzeptanz des Schutzgebiets.

2. Welche Art von Tätigkeiten ist für solche Freiwilligeneinsätze geeignet?

Inzwischen blicken wir auf fünf Jahre Team Karwendel zurück, in denen wir zahlreiche Aktivi-

täten umgesetzt haben, die sich mehr oder weniger gut geeignet haben. Sehr gut funktionieren

all jene Tätigkeiten,

die für die TeilnehmerInnen möglichst gefahrlos sind,

bei denen einfache, körperlich durchaus anstrengende Aktivitäten im Mittelpunkt stehen,

bei denen am Ende des Tages der gemeinsame Erfolg der Arbeit sichtbar wird.

Bewährte und mehrfach erprobte Aktionen sind:

Almpflege (wie Latschen schwenden oder Ampfer stechen)

Aufforstungen

Biotoppflege

Erhalt und Wiederherstellung alter Kulturlandschaftselemente

Müllaktionen

Neophyten entfernen

Steigbau zur Besucherlenkung

Teich-Renaturierung

Was ist dabei wichtig:

Vor dem Start der Aktion sollte eine kurze Einleitung gemacht werden:

Warum wird was gemacht – Zielsetzungen der Maßnahmen erklären: „Warum macht das

Sinn, was ich tue??“

Wichtig ist, dass genügend Arbeit für den ganzen Aktionstag vorhanden ist.

Die Projekte sollten regional gut verteilt sein, damit für jede/n Freiwillige/n Projekte dabei

sind, die vom jeweiligen Heimatort gut erreichbar sind.

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 16

Sehr anschaulich sind, „Vorher/Nachher-Fotodokumentationen“. Diese sind wichtige

Dokumente für den Naturpark und für die Freiwilligen.

Weniger gut funktioniert haben die Aktivitäten Besucherzählungen und Artenmonitoring, weil

hier zu wenig gemeinsames Tun spürbar wird bzw. zu viele Vorkenntnisse notwendig waren.

3. Freiwillige des Teams Karwendel

Insgesamt schaffen wir mit dem Team Karwendel pro Saison ca. 10 bis 13 Aktionen mit 100

bis 200 TeilnehmerInnen, die 2.000 bis 3.000 Arbeitsstunden leisten. Mittlerweile haben wir

einen „Freiwilligen-Stammpool“ von etwa 20 Personen. Diese Freiwilligen arbeiten teilweise

schon über mehrere Jahre hinweg bei den verschiedensten Aktionen mit.

Nach Ende der Freiwilligen-Saison werden die „Top 3-Karwendler“ ermittelt. Das sind jene drei

Freiwilligen, die am öftesten bei Aktionen der jeweiligen Saison mitgearbeitet haben. Als

kleines Dankeschön für die Mitarbeit erhalten diese ein Geschenk.

Die nachfolgenden Abbildungen geben Auskunft über die Teilnahmehäufigkeit, Herkunftsorte

und Altersverteilung der Team Karwendel-TeilnehmerInnen der Jahre 2012 bis 2015. Der

Altersdurchschnitt der Freiwilligen beträgt 42,5 Jahre.

„Vorher/Nachher-Fotodokumentation“ der Team Karwendel Aktion „Biotoppflege am Issanger“ (Foto: © H. Sonntag)

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 17

80%

10%

10%

Teilnahmehäufigkeit

1

2

>2

Abb. 1: Teilnahmehäufigkeit 2012 bis 2015. 80% der Freiwilligen beteiligen sich mehr als zweimal an den Aktionen. (Quelle Abb.1-3: H. Sonntag)

58%23%

6%

12%

1%

Herkunftsorte

NPK Gemeinde

Andere GemeindeTirolAndere Österreich

Deutschland

Sonstige

Abb. 2: Herkunftsorte 2012 bis 2015. 58% der TeilnehmerInnen stammen aus einer Naturpark Karwendel-Gemeinde (NPK), 23% aus einer anderen Tiroler Gemeinde, 12% der Freiwilligen sind Deutsche.

27,31%

58,33%

14,35%

Altersverteilung

18 - 30

31 - 60

60+

Abb. 3: Altersverteilung 2012 bis 2015. Rund 58% der Freiwilligen sind 31 bis 60 Jahre alt, 27% sind 18 bis 30 Jahre alt, 14% der TeilnehmerInnen sind über 60 Jahre.

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 18

4. Was sind die Erfolgsfaktoren des Teams Karwendel?

Das riesige Engagement der HelferInnen

Das lokale Wissen der regionalen AkteurInnen

Die fachliche und organisatorische Kompetenz des Naturparks

5. Wichtige Partner

Bereits von Beginn an wurden wir von verschiedenen Partnern wie BIO vom BERG (Jause),

Raiffeisen Club Tirol, Lagerhaus (Werkzeug, Material) finanziell und mit Sachleistungen

unterstützt. Inzwischen haben sich weitere Partnerschaften mit dem Volunteer Team Tirol

ergeben.

6. Kostenfaktoren

Neben den Personalkosten für die laufende Betreuung und die Organisation der Aktionen sind

finanzielle Mittel für Werkzeug, (Verbrauchs-)Material, Werbematerial inkl. Homepage-

adaptierung, Unfallversicherung der TeilnehmerInnen, Miete für Lager etc. notwendig.

7. Finanzierung

Das Team Karwendel wird durch das Land Tirol und durch den Europäischen Landwirtschafts-

fonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.

8. Einbindung von MigrantInnen

Schon vor der großen Flüchtlingswelle im Sommer 2015 wurden MigrantInnen in die

Freiwilligenaktionen des Teams Karwendel eingebunden. Jedoch erreicht diese Einbindung in

der Saison 2016 eine neue Dimension. Nach Anfragen von einigen wenigen MigrantInnen in

den letzten Jahren, kooperieren wir mittlerweile mit acht verschiedenen Einrichtungen aus der

näheren Umgebung. Teilweise wird gleich zu Beginn der Saison ein gewisses Platzkontingent

einer Freiwilligenaktion für MigrantInnen freigehalten. Zudem kann das Kontingent einer

Aktion, für die sich nicht genügend Freiwillige angemeldet haben, durch die Zusammenarbeit

mit den MigrantInnen ausgeglichen

werden. Die Arbeit mit Migrant-

Innen erfordert generell die gleich-

en Rahmenbedingungen wie die

Arbeit mit Einheimischen (Versich-

erung etc.).

Die Rückmeldungen von Einheim-

ischen und MigrantInnen nach

unseren Freiwilligenaktionen sind

durchwegs positiv. Viele sehen die

Zusammenarbeit als eine Bereich-

erung und eine Chance, den kultur-

ellen Austausch zu fördern. Seitens

der MigrantInnen bieten Freiwill-

igenaktionen zudem die Möglich-

keit, Deutsch zu lernen und

schließlich auch aktiv anzuwenden. Unsere Teilnahmebestätigungen stellen für MigrantInnen

in einem laufenden Asylverfahren letztendlich einen wertvollen Beweis dar, dass diese bemüht

sind, sich in Österreich zu integrieren.

Reparaturarbeiten mit einem internationalen Team bei den Walderalmteichen (Foto: © H. Sonntag)

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 19

9. Resümee

Das Team Karwendel hat sich inzwischen als wesentlicher Faktor unserer Naturschutzarbeit

etabliert und erfreut sich sowohl innerhalb unseres Vereins als auch bei den regionalen

AkteurInnen großer Beliebtheit. Auch unsere eigenen MitarbeiterInnen sind mit großem Ein-

satz bei den Aktionen dabei. Inzwischen können wir auch sichtbare Erfolge „auf der Fläche“

vorweisen, was wiederum zur Weiterentwicklung der Plattform motiviert. Das Team Karwendel

erhielt den renommierten Österreichischen Kulturlandschaftspreis 2013 in der Kategorie

Projekte und wurde als ein EU-Vorzeigeprojekt in einem Kurzfilm gewürdigt.

10. Eine Team Karwendel Aktion im Schnelldurchlauf

Anmeldung: Interessierte melden sich über die Homepage (www.karwendel.org/team)

für eine oder mehrere der angeführten Freiwilligenaktionen an. Nach Angabe der

persönlichen Daten wird ein automatisches E-Mail an den/die Angemeldete/n gesendet.

In diesem E-Mail werden der Name der Aktion, das Durchführungsdatum und die Info,

dass zwei Wochen vor der Aktion die genauen Daten ausgesendet werden,

bekanntgegeben.

Infomail: Zwei Wochen vor der Aktion wird an alle angemeldeten TeilnehmerInnen ein

Infomail verschickt, indem alle genauen Daten wie Treffpunkt, Uhrzeit, „Mitzubringendes“

etc. aufgeführt sind. Weiters erhalten alle die TeilnehmerInnenliste, damit

Fahrgemeinschaften gebildet werden können.

Verpflegung: Eine Woche vor der jeweiligen Aktion wird die genaue TeilnehmerInnenzahl

an unsere Lebensmittelsponsoren gesendet. Am Tag vor der Aktion werden die

Lebensmittel abgeholt und gelagert.

Versicherung: Die TeilnehmerInnenliste für die jeweilige Aktion wird an unsere

Versicherung gesendet. Somit ist jeder/jede TeilnehmerIn bei der Aktion unfallversichert.

Abschluss von jeder Team Karwendel Aktion ist das Gruppenfoto mit unserem Banner (Foto: © H. Sonntag)

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 20

Werkzeugliste: Einen Tag vor der Aktion wird die Werkzeugliste für die jeweilige Aktion

ausgedruckt. Mithilfe der Werkzeugliste wird das nötige Material aus dem Werkzeuglager

geholt und in den Autoanhänger gepackt.

Teilnahmebestätigungen: Die Teilnahmebestätigungen (siehe Seite 24) für alle

Freiwilligen werden vorbereitet.

Infomaterial: Einen Tag vor der Aktion werden die Team Karwendel Taschen (bedruckte

Jutebeutel) befüllt. Jede/r Freiwillige erhält am Tag der Aktion einen dieser Beutel. Dieser

beinhaltet: Infomaterial über den Naturpark, eine Sonnenkappe und einen Spork (Gabel

und Löffel in Einem).

TeilnehmerInnenliste: Die TeilnehmerInnenliste wird ausgedruckt und schließlich am

Tag der Aktion direkt vor Ort auf den aktuellen Stand gebracht.

Durchführung der Aktion

Werkzeug: Das Werkzeug wird nach der Aktion gereinigt und verräumt. Eventuelle

Beschädigungen oder Verluste werden repariert oder ersetzt.

Presseaussendung: Am Tag nach der Aktion werden ein kurzer Bericht sowie ein bis

zwei Bilder an regionale Pressestellen gesendet.

Die aktualisierte TeilnehmerInnenliste wird an unseren Versicherungspartner ge-

sendet.

Nachbericht: Ein kurzer Nachbericht sowie Fotos der Aktion werden auf die Homepage

gestellt.

Dankes-E-Mail: An alle TeilnehmerInnen wird ein E-Mail gesendet, in dem wir uns noch

einmal für die geleistete Arbeit bedanken. Zudem werden der Link auf den Nachbericht

und der Verweis auf kommende Aktionen gesendet.

Ergänzend zu dieser Handlungsanleitung werden auf der Checkliste „Workflow Team

Karwendel Aktionen“ (siehe Seite 22) zudem noch saisonale Vor- und Nachbereitungen

beschrieben.

Tipps aus jahrelanger Erfahrung gibt „Das kleine hilfreiche ABC bei Freiwilligenprojekten“ auf

der nächsten Seite. Die Überprüfung der daran anschließend angeführten Materialliste

gewährleistet, das alles bei der geplanten Aktion vor Ort ist.

Service-Angaben

Naturpark Karwendel GF Hermann Sonntag Marina Hausberger

Unterer Stadtplatz 19 6060 Hall in Tirol

Tel.: ++43 (0) 5245 / 28 914 E-Mail: [email protected]

Website: www.karwendel.org

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 21

Das kleine hilfreiche ABC bei Freiwilligenprojekten

Versicherung

Auch bei sorgfältiger Planung ist es nie ausgeschlossen, dass sich TeilnehmerInnen bei

Tätigkeiten im Gelände verletzen. Für diesen Fall wird für alle TeilnehmerInnen eine

Kollektiv-Unfallversicherung abgeschlossen. Voraussetzung für den Versicherungsschutz

ist die Vollendung des 17. Lebensjahres. Die Versicherungsprämie wird jährlich an den

Versicherungspartner entrichtet.

Material

Zur Bewerbung unserer Freiwilligenplattform verwenden wir, neben der Homepage, Post-

karten, die bei diversen Veranstaltungen aufgelegt und verteilt werden können.

Im Jahr 2013 erschien das Naturpark Karwendel Magazin „HILFreich“ mit einem

Schwerpunkt zur Freiwilligenarbeit. Download unter:

http://www.karwendel.org/wp-content/uploads/apk_magazin_151.pdf.

Direkt bei den Aktionen wird ein Banner „Hier arbeitet das TEAM KARWENDEL“ gut

sichtbar aufgehängt.

Jede/r Freiwillige erhält am Tag der Aktion eine Team Karwendel-Tasche (bedruckter

Jutebeutel). Dieser beinhaltet: Infomaterial über den Naturpark, eine Team Karwendel-

Sonnenkappe und einen Spork (Gabel und Löffel in Einem).

Werkzeug

Über die Jahre hat sich für unsere Freiwilligenaktionen eine beachtliche Menge an

Werkzeug und Gerätschaften zusammengesammelt. Vor allem der Autoanhänger ist

mittlerweile unerlässlich, um das Material von und zu den Aktionen zu bringen. Beim Kauf

von Werkzeug sollte man jedenfalls qualitativ hochwertige Produkte kaufen, andernfalls

macht die Arbeit weniger Spaß und man gibt schlussendlich mehr Geld für Reparaturen

und Ersatzteile aus.

Medienarbeit

Vor dem Beginn der Team Karwendel Saison wird eine Pressekonferenz organisiert, zu

der MedienvertreterInnen regionaler Zeitungen und Radiosender eingeladen werden. Hier

wird das Team Karwendel vorgestellt und alle fixierten Termine der Freiwilligenprojekte

werden bekannt gegeben.

Zudem werden Gemeinden und Lokalzeitungen direkt angeschrieben. Hier werden

Freiwilligenaktionen beworben, die in der unmittelbaren Nähe der jeweiligen Gemeinde

stattfinden.

Um bestimmte Gruppen zu erreichen (StudentInnen, Jugendliche, Jungbauern/bäuer-

innen etc.), können diese über gewisse Portale, Newsletter oder zuständige Personen

angeschrieben werden.

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 22

Workflow Team Karwendel Aktionen

Vor der Saison:

Aktionen festlegen.

Zuständige und Bauern und Bäuerinnen anrufen und Termin ausmachen.

Lebensmittel-Sponsoring sichern und Aktionen bekannt geben.

Aktionen online stellen.

Pressekonferenz Ende März.

Bewerbung starten: lokale/regionale Zeitungen, ÖH-Newsletter, Gemeindeblätter,

Plakate, Flyer etc.

Flüchtlingsheime kontaktieren und Plätze reservieren.

Vor der Aktion:

Wenn alle Aktionen online sind (März), E-Mail an alle ehemaligen TeilnehmerInnen, dass

die Anmeldung offen ist.

3-4 Wochen vor der jeweiligen Aktion ein E-Mail an alle TeilnehmerInnen, die in den

letzten Jahren genau bei dieser Aktion dabei waren.

2 Wochen vor der Aktion eine Informationsmail an alle TeilnehmerInnen der jeweiligen

Aktion.

1 Woche vor der Aktion E-Mail an das Lebensmittel-Sponsoring und Bekanntgabe der

genauen TeilnehmerInnenzahl.

TeilnehmerInnenliste an Versicherungsvertreter für die TeilnehmerInnenversicherung.

Werkzeugliste für die jeweilige Aktion ausdrucken und eventuell ergänzen.

Hänger zusammenpacken mit allem, was auf der Werkzeugliste steht.

Taschen (Jutebeutel mit Karwendellogo und Sponsorenlogo) mit Infomaterial für die

TeilnehmerInnen zusammenpacken.

TeilnehmerInnenliste ausdrucken.

Nach der Aktion:

Werkzeug verräumen, reinigen und evtl. Beschädigungen oder Verluste ersetzen.

TeilnehmerInnenliste (aktuell) an den Versicherungspartner schicken.

Nachbericht (plus Bilder) erstellen und online stellen.

Dankes-E-Mail an alle TeilnehmerInnen mit Link auf den Nachbericht und Verweis auf

kommende Aktionen.

Nach der Saison:

Werkzeuginventur machen und Lager aufräumen.

Team Karwendel-Statistik erstellen.

„Top 3 Karwendler“ ermitteln und beschenken.

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 23

Benötigtes Material für Aktionen des

Naturparks Karwendel

Name der Aktion:

Datum:

Ort:

Anzahl an TeilnehmerInnen:

GRÜN: zur Aktion mitnehmen; ORANGE: wird benötigt, muss aber extern geholt werden; GRAU: nicht beim NPK

vorhanden (extern)

Ausrüstung TeilnehmerInnenliste mit Kontaktdaten

Kontaktdaten Beteiligter

PraktikantInnen-Handy

Erste Hilfe Tasche

Müllstation

Müllsäcke für Müllstation

Karten zum Einsatzgebiet

Bewirtschaftungskonzept + Bescheid

Luftbild

Wasserkanister

Käppis

Tische für Jause

Banner TEAM KARWENDEL

Tasche TEAM KARWENDEL

Informationsmappen

Imagefolder

Zählformulare

Spork

aktuelles Magazin

vorheriges Magazin

Stellplakat BIO vom BERG

Kamera (Akku überprüfen)

Speicherkarten für Kamera

Ersatzakku für Kamera

Stativ für Kamera

Fernglas

Spektiv

Stativ für Spektiv

Notebook

Beamer + Beamerkabel

Kabeltrommel

Renault Kangoo

Anhänger

Handschuhe

Ersatzhandschuhe

Spezialhandschuhe Weißer Germer

Blaumann

Samen Weidemischung raue Lagen

Klemmbretter + Stifte

Motorsäge inkl. Schlüssel + Feile + Winkellehre

Sprit für Motorsäge

Kettenöl für Motorsäge

Motorsense (Kabel, Messer, Sägeblatt)

Sprit für Motorsense Schutzkleidung inkl. Schuhe, f. Augen + Ohren Balkenmäher

Baumsägen, klappbar

Bügelsäge

Holzhacke

Astscheren

Ampferstecher

Blaue Unkrautstecher

Wegmacherhaue

Mistgabeln

Müllzangen (Holz)

Müllsäcke für das Müllsammeln

Spaten

Schaufel

Besen

Eisenrechen

Heurechen

Aluleiter

Trittleiter

Schlägel 5 kg

Schlägel 2,5 kg

Rammstangen

Werkzeugkoffer

Zimmererhammer

Beißzangen

Weidegitter (unten hasendicht)

Stacheldraht

U-Hacken

70er Nägel

Holzbretter

Holzpfosten

Planen

Schnüre für Planen

Eimer

Akkuschrauber + Ladestation

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 24

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 25

Das Team Karwendel im Einsatz

Bau von Kulturlandschaftselementen mit einem internationalen Freiwilligenteam (Foto: © D. Sperl)

Aufforstungsarbeiten auf den Brandflächen am Hochmahdkopf (Foto: © H. Sonntag)

Wegebau bei der Clean up Challenge auf der Thaurer Alm mit Jugendlichen aus ganz Tirol (Foto: © M. Hausberger)

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H. Sonntag, M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 26

Zaunreparaturen am Großen Ahornboden (Foto: © F. Straubinger)

Müllsammelaktion in den Karwendeltälern am Achensee (Foto: © S. Hölscher)

Biotoppflege am Issanger, Halltal (Foto: © H. Sonntag)

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 27

Freiwillige im Einsatz im Naturpark Hoher Vogelsberg (Foto: © Naturpark Hoher Vogelsberg)

„Herzenssache Natur – Engagement für die Region“ – ein Freiwilligenprojekt in den Deutschen Naturparken

1. Einführung

Im Rahmen des Projektes „Herzenssache Natur – Engagement für die Region“ stärkt der

Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN), der Dachverband der Naturparke in Deutsch-

land, seit 2010 das ehrenamtliche Engagement in Naturparken. Dadurch sollen

Naturbewusstsein und Sensibilität in der Bevölkerung

geschaffen und die Naturparke bei ihren vielfältigen

Aufgaben im Bereich Naturschutz, Landschaftspflege,

Regionalentwicklung, Umweltbildung und Öffentlich-

keitsarbeit unterstützt werden. Von 2010 bis 2013

wurde das Projekt von einem Versicherungskonzern

finanziell unterstützt, seitdem von einem Telekommuni-

kationsunternehmen. Der VDN fokussierte sich bis 2013

auf zwölf ausgewählte Naturparke (s. Karte 1). Dort

sollte möglichst vielen Menschen die Möglichkeit gege-

ben werden, aktiv beim Schutz der Natur und an der

nachhaltigen Entwicklung ihrer Region mitzuwirken und

gleichzeitig die Naturparke bei der Wahrnehmung ihrer

Aufgaben unterstützt werden. Die Palette der möglichen Tätigkeiten reicht dabei von der

Pflege wertvoller Naturschutzflächen über Artenschutzprojekte und Umweltbildungsangebote

bis zur Betreuung eines Informationszentrums. In deutlich mehr Naturparken als in diesen

zwölf wird aktuell Freiwilligenarbeit geleistet. In diesem Artikel soll schwerpunktmäßig nur auf

die Projektumsetzung der zwölf Beispiel-Naturparke eingegangen werden. 2015 wurde

„Herzenssache Natur – Engagement für die Region“ im Rahmen der UN-Dekade Biologische

Vielfalt ausgezeichnet (www.undekade-biologischevielfalt.de).

2. Ausgangslage in den Deutschen Naturparken

Die Stärkung des bürgerschaft-

lichen Engagements gewinnt

angesichts von Globalisierung,

Verschiebungen in der Alters- und

Bevölkerungsstruktur sowie zu-

nehmender sozialer Disparitäten

in Deutschland an Bedeutung. Die

Nachfrage an bürgerschaftlichem

Engagement wird in den nächsten

Jahren, bedingt durch den demo-

grafischen Wandel, kontinuierlich

steigen. Diesem Bedarf muss

vorsorglich heute schon begegnet

werden.

Es ist aus Studien bekannt, dass

in Deutschland zahlreiche Einzel-

personen sowie Unternehmen und

Vereine Interesse an einem Frei-

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 28

Lage ausgewählter Naturparke, die Freiwilligenprojekt anbieten (Quelle: © VDN)

willigenengagement besitzen. Diese Bereitschaft zu freiwilligem Engagement ist vor allem in

ländlichen Regionen ausgeprägt (vgl. Engagementatlas 2009 und 2015). Die ländlichen

Regionen der Naturparke (103 Naturparke auf ca. 27 % der Landesfläche) bergen daher ein

großes, bisher nur zum Teil genutztes Potenzial an Freiwilligen für die Naturparke.

Angesichts knapper personeller und finanzieller Ressourcen in den Naturparken können

zahlreiche Aufgaben in den Bereichen des Natur- und Landschaftsschutzes, der Regional-

entwicklung, der Erholungsvorsorge sowie der Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit

nicht oder nur unzureichend durchgeführt werden (vgl. Liesen & Köster 2012). Die

Konsequenzen sind beispielsweise, dass Maßnahmen zum Erhalt von Lebensräumen und

Arten unterbleiben, Kinder und Jugendliche weniger Möglichkeiten erhalten, Natur und

Landschaft zu erfahren und dass Potenziale für eine nachhaltige Regionalentwicklung nicht

genutzt werden können.

Durch das Projekt „Herzenssache Natur“ werden die beteiligten Naturparke in die Lage

versetzt, attraktive Angebote für Freiwillige in den Bereichen Natur- und Landschaftsschutz

sowie Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit zu entwickeln und diese zielgruppenspezi-

fisch und fachgerecht zu betreuen. Damit wird ein Beitrag dazu geleistet, dem Ressourcen-

defizit der Naturparke entgegenzuwirken und erforderliche Maßnahmen durch bürgerschaft-

liches Engagement zu realisieren. Gleichzeitig werden die engagierten Menschen für die

Aufgaben der Naturparke gewonnen und können als BotschafterInnen in die Gesellschaft

hineinwirken.

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 29

Jugendliche im Einsatz beim Auerhuhn-Biotop-pflege-Projekt im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord (Foto: © Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord)

3. Zielgruppen

In dem Projekt „Herzenssache Natur“ werden grundsätzlich alle Freiwilligen ab 18 Jahren

angesprochen, die sich mit den Aufgaben der Naturparke identifizieren können. Aufgrund

des großen Potenzials an Bereitschaft zum

freiwilligen Engagement werden die Natur-

parkverantwortlichen dahingehend fortge-

bildet, für spezielle Einzelprojekte in den

Naturparken durch aktives Freiwilligen-

management konkrete Zielgruppen anzu-

sprechen. Dies können einzelne Personen

sein, wie z.B. die Zielgruppe der „Best-Ager“

(über 50-Jährige und RentnerInnen) oder

Gruppen wie Schulen, Vereine, Unter-

nehmen oder auch Flüchtlinge. Durch ein

aktives Freiwilligenmanagement der Natur-

parke für spezielle Einzelprojekte konnten

konkrete Zielgruppen angesprochen wer-

den. So wurden u.a. sogenannte Tandem-

Einsätze zwischen Förderschulen und

Firmen-MitarbeiterInnen erfolgreich in der

Biotoppflege eingesetzt (z.B. im Naturpark

Schwarzwald Mitte/Nord), Familien-Events

mit Jugendlichen und Kindern durchgeführt (z.B. im Naturpark Lüneburger Heide) und

Firmen für Freiwilligenprojekte gefunden (z.B. im Naturpark Barnim).

4. Aufgaben auf Bundesebene und regionaler Naturpark-Ebene im Rahmen von

„Herzenssache Natur“

Ziel des Projektes auf Bundesebene war es, die Naturparke in die Lage zu versetzen und zu

qualifizieren, aus den „unerledigten Aufgaben“ attraktive und glaubwürdige Angebote mit

regionalem Bezug für potenzielle Freiwillige zu entwickeln. Die Stärken der regionalen

Verankerung und positiven Wahrnehmung der Naturparke in der Öffentlichkeit wurden dabei

genutzt, diese Angebote öffentlichkeitswirksam bekannt zu machen und Freiwillige zu

gewinnen.

Der VDN war verantwortlich für die Gesamtentwicklung des Programms. Er bildete die

ProgrammkoordinatorInnen zwischen 2010 und 2013 durch die „Akademie für Ehrenamtlich-

keit Deutschland“ regelmäßig fort, finanzierte diese Fortbildung über den Sponsoringpartner,

ermöglichte den Erfahrungsaustausch der ProgrammkoordinatorInnen und auch der Natur-

park-GeschäftsführerInnen, evaluierte das Programm und entwickelte es weiter. Auch heute

noch berät und unterstützt der VDN die Naturparke bei der Projektumsetzung im Rahmen

von „Herzenssache Natur“, macht bundesweite Öffentlichkeitsarbeit (u.a. über den Natur-

parke Newsletter (www.naturparkmagazin.de), ermöglicht den Erfahrungsaustausch der

ProgrammkoordinatorInnen sowie der Naturpark-GeschäftsführerInnen. Im Zuge der Projekt-

umsetzung hatten die beteiligten Naturparke Ziele definiert, die sie mit dem bürger-

schaftlichem Engagement im Rahmen des Programms in ihren Naturparken erreichen

wollen. Der VDN führt diese Ziele auf Bundesebene zusammen.

Der VDN stellt den Naturparken eine Internetplattform zur Verfügung (www.herzenssache-

natur.de) und unterstützt die Naturparke durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Roll-

Ups, Poster, Muster-Pressemitteilungen). Durch diese Unterstützung können die Naturparke

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 30

auch heute noch regionale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für ihre Freiwilligen-Projekte

leisten, um so Freiwillige zu gewinnen. Insgesamt wurden zwölf Naturparke im Rahmen der

Projektphase bis 2013 ausgewählt.

Die Aufgaben der Naturparke im Rahmen des Projektes waren:

ProgrammkoordinatorInnen benennen und einsetzen

Entwicklung, Benennung und Durchführung von Projekten

Informationen zu den Projekten auf der Homepage des VDN darstellen und Integration

in die eigene Naturpark-Website

Bewerbung der Projekte (u.a. unter Verwendung der Vorlagen des VDN)

Teilnahme der ProgrammkoordinatorenInnen an Veranstaltungen zu Weiterbildung und

Erfahrungsaustausch im Rahmen des Projektes

Berichte an den VDN

Für die Durchführung des Projektes sind die Projektkoordinatorinnen und Projektkoordinator-

en elementar. Diese ProjektkoordinatorenInnen in den Naturparken haben folgende

Aufgaben:

Zusammenstellung der Projekte, für die im Naturpark ein Bedarf an bürgerschaftlichem

Engagement besteht (in Absprache mit verschiedenen Partnern in der Region).

Prüfen, ob diese Projekte für ein bürgerschaftliches Engagement geeignet sind.

Gemeinsam mit den Partnern die bürgerschaftliche Mitarbeit an den Projekten

organisieren (Angebote bekannt machen; Aktionen planen, betreuen und nachbereiten).

Die Aktionen auswerten und evaluieren.

Kommunikation des Programms in der Region und Ansprechpartner sein für Anfragen.

Programmbezogener Kontakt zum VDN.

Seit Etablierung des Projektes bieten die beteiligten Naturparke (und zahlreiche weitere

Naturparke) konkrete Angebote für bürgerschaftliches Engagement in den Bereichen

Naturschutz und nachhaltige Entwicklung an.

Dazu gehören:

Praktische Naturschutz- und Landschaftspflegeeinsätze

Unterstützung bei der Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

Naturkundliche Beobachtungen

Pflege und Kontrolle von Besuchereinrichtungen

Organisatorische Tätigkeiten

5. Ergebnisse des Projektes (2010-2013)

Die Ergebnisse beziehen sich v.a. quantitativ auf die Zeit von 2010 bis 2013, da in dieser

Zeit Berichtspflicht der Naturparke bestand. Alle damals beteiligen Naturparke sind auch

heute noch in der Freiwilligenarbeit aktiv und haben ihre Projekte fortgeführt und/oder neue

Projekte entwickelt (z. B. „Regiocrowd“ des Naturparks Dübener Heide).

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 31

Entbuschungsmaßnahmen im Naturpark Barnim mit Freiwilligen (Foto: © Naturpark Barnim)

Über die zwölf Naturparke in der Projektphase hinaus, bieten zahlreiche andere Naturparke

Freiwilligenprojekte an (z.B. Naturpark Siebengebirge, Naturpark Rheinland etc.), die

Möglichkeiten der Freiwilligenkoordination sind aber durch begrenzte Finanz- und

Personalmittel eingeschränkt.

Insgesamt wurden 42 Projekte in zwölf Naturparken entwickelt. Von 2011 bis 2013 konnten

insgesamt 3.479 Freiwillige gewonnen werden (2011: 820, 2012: 1.200, 2013: 1.459). 2010

liefen drei Monate lang nur die Vorbereitungen des Projektes auf Bundesebene, daher

wurden in der Zeit keine Freiwilligenprojekte durchgeführt. Die meisten HelferInnen für ein

Projekt konnte der Naturpark Lüneburger Heide bei seinem 3. Naturpark-Aktionstag mit 550

Freiwilligen gewinnen. Es folgen der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord (150) und der

Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel mit ca. 140 HelferInnen für verschiedene

Aktionen. Jedoch sind auch die Projekte, die von einzelnen Personen durchgeführt werden,

z.B. die Betreuung und Pflege von Besucherinfrastrukturen oder die Betreuung von Info-

zentren, von enormer Bedeutung für die Naturparke.

Im Rahmen der Projekte konnten über die Freiwilligen hinaus, aber im Rahmen von

Freiwilligenprojekten, weitere BesucherInnen in den Naturparken angesprochen werden, so

z.B. im Naturpark Saar-Hunsrück 5.000 Projekt-BesucherInnen, während eines Freiwilligen-

Tages an verschiedenen Orten.

Die Naturparke hatten sich für die einzelnen Projekte spezifische Ziele gesetzt, die sie nach

Durchführung der Projekte ganz oder zum Teil erfolgreich realisiert haben. Aufgrund der

Langfristigkeit verschiedener Projekte lassen sich die Wirkungen nicht immer kurzfristig fest-

stellen (z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit und

Umweltbildung oder der naturschutzfach-

lichen Zielsetzung).

Unter dem Titel „Flugschneisen ohne Flug-

lärm“ wurde im Naturpark Barnim ein Pro-

jekt durchgeführt, das zwei große Feucht-

wiesen im FFH Gebiet Briesetal miteinander

verbindet. Durch die, im dritten Jahr nach-

einander, durchgeführten Entbuschungs-

maßnahmen von 52 Freiwilligen wurde die

geplante sechs Meter breite Flugschneise

im Jahr 2013 fertiggestellt. Die gewünschte

Wirkung, u.a. der Erhalt der Feuchtwiesen,

die Schaffung von Wanderkorridoren und

die Stärkung des Genpools, wird in den kommenden Jahren von Fachleuten analysiert und

bewertet. Für das zweite Projekt „Appel und Birn am Wegesrand“ konnte u.a. ein Firmen-

einsatz gewonnen werden. Dabei wurden von 85 TeilnehmerInnen 40 Obstbäume samt

Pflanzpfählen gepflanzt. Die Pflanz- und Pflegeaktionen werden auch weiterhin fortgeführt.

Der Naturpark Bayerischer Wald hatte sich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Umweltbildung

das Ziel gesetzt, durch Betreuung von Freiwilligen im Null-Energie-Besucherzentrum des

Naturparks die BesucherInnen über Energieeinsparung bzw. verstärkter Nutzung von

Sonnenenergie zu informieren.

So wurden im Rahmen von „Herzenssache Natur“ sechs Freiwillige für die Besucher-

betreuung und Betreuung des Infozentrums gefunden, so dass an bisher 40 Wochenenden

das Infozentrum betreut werden konnte. Im zweiten Projekt, der Gestaltung des Grenzbahn-

hofes zu Tschechien mit einer Modelleisenbahn, konnten im Projektzeitraum 15 Freiwillige

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 32

gewonnen werden. Obwohl das Projekt über eine Dauer von zwei bis drei Jahren angesetzt

ist, wurden von den ehrenamtlichen Helfern bislang schon die Räumlichkeiten sowie ein

Bahnhofsmodell im Maßstab 1:87 fertig gestellt. Ein Biotoppflege-Projekt wurde zusätzlich im

Nachbarlandkreis an zwei Aktionstagen mit sieben Freiwilligen umgesetzt. Dabei haben die

Helfenden durch Beseitigung und Heraustragen von Gehölzen und Bäumen ihren Beitrag zur

Offenhaltung der Landschaft geleistet. Die Projekte laufen bis heute weiter.

Im Naturpark Dübener Heide wurden drei Projekte mit insgesamt 34 Freiwilligen realisiert.

Die Projekte umfassen die Organisation und Durchführung von Hofveranstaltungen im

Naturparkhaus, die Pflege von Kopfweiden und den Betrieb der Naturparkbibliothek im

Naturparkhaus.

Wegen des Bedarfs an Freiwilligen und dem Bedarf an zusätzlichen finanziellen Mitteln hat

der Naturpark Dübener Heide die Themen-Plattform „regiocrowd“ (www.regiocrowd.de) für

Zeit- und Geldengagement entwickelt. In der Testphase (ca. 9 Monate) kamen durch alle

durchgeführten Crowdfunding-Projekte ca. € 20.000,-- zusammen. Zudem wurden Engage-

mentangebote für Freiwillige in verschiedenster Form über die Plattform vermarktet. 47

Personen haben sich für ein längerfristiges Engagement gefunden. Die Technik der

regionalen Plattform und der Metaplattform funktioniert problemlos.

Pro Monat besuchen 450 bis 500 Personen die regionale Online-Plattform. Im angedockten

Facebook-Kanal konnte innerhalb kurzer Zeit die Zahl von 19.000 Usern überschritten

werden. Zusätzlich konnte man beim Thema Wildkatzen in zwei Tagen schon 20.000

Kontakte verzeichnen. Der Naturpark wird damit Partner für andere Organisationen und

AkteurInnen in der Naturparkregion und gewinnt so an gesellschaftlicher und politischer

Bedeutung und Bekanntheit.

Aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit haben sich mehrere Deutsche Naturparke gemeldet und

möchten dieses System auch bei sich in der Region – in der Verzahnung Naturpark und

Regionalentwicklung (LEADER) – aufbauen. Auch Naturparken aus anderen deutsch-

sprachigen europäischen Ländern könnte diese Crowdfundingplattform offen stehen.

Im Naturpark Fläming wurden im Jahr 2013 für drei größere Projekte und fünf kleinere

Projekte, u.a. im Arten- und Biotopschutz, insgesamt 42 Freiwillige gefunden. Sie haben über

450 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Die Wirkungen im Arten- und Biotopschutz sind nur

langfristig festzustellen. Die Unterstützung durch Freiwillige der jährlich stattfindenden

Umweltbildungswoche war ein großer Erfolg.

Der Naturpark Hoher Vogelsberg konnte für drei Projekte 41 Freiwillige gewinnen, u.a. für

Pflegearbeiten im „Vogelsberggarten“, einer historischen Gartenanlage um die Burgruine

„Schloßberg“, und zur Kontrolle von Wanderrouten. Weitere Ehrenamtliche konnten für

Projekte gewonnen werden, die kontinuierlich betrieben werden müssen. So wurden für die

Instandhaltung der Loipen während der Wintermonate von Freiwilligen ca. € 1.500,-- an

Spendeneinnahmen gesammelt und es konnte im Naturparkinformationszentrum ein neuer

Mitarbeiter zur Unterstützung des vorhandenen Personals eingestellt werden. So wurden

insgesamt ca. 113 Tage Freiwilligenarbeit geleistet. Mittlerweile wurde im Rahmen der

Pflege des „Vogelsberggarten“ auch mit Flüchtlingen zusammen gearbeitet.

Im Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel wurden für bisher zwei Projekte

(Heckenpflege und Begleitassistenz) seit 2013 ca. 130 Freiwillige gefunden, die insgesamt

im Umfang von 200 Manntagen ehrenamtliche Arbeit geleistet haben. Das Heckenpflege-

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Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 33

Generationenübergreifende Freiwillige im Rahmen des jährlichen „Naturpark-Tages“ im Naturpark Lüneburger Heide – eine Aktion mit hohem Identifikationswert für die Region (Foto: © Naturpark Lüneburger Heide)

projekt des Naturparks wurde im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt 2011-2020

ausgezeichnet (www.un-dekade-biologische-vielfalt.de).

Für das Projekt „Begleitassistenz für mobilitätseingeschränkte Personen“ konnte bisher eine

erfolgreiche Auftaktveranstaltung mit 15 Freiwilligen durchgeführt werden, sodass in der

Folge acht Freiwillige aktiv waren und in ca. zehn Einsätzen 80 mobilitätseingeschränkte

Personen bei touristischen Besuchen im Naturpark begleiten konnten. Die Begleitassistenz

wurde nach Projektende von touristischen Partnern übernommen (www.eifel-barrierefrei.de).

Im Naturpark Lüneburger Heide fand 2013 zum dritten Mal der „Naturpark-Tag“ statt. Der

Naturpark hatte zum Naturpark-Tag u.a. Gemeinden, Naturschutzinitiativen, Heimat- und

Verkehrsvereine und die Forstverwaltungen aufgerufen, gemeinsam Naturschutzaktionen

durchzuführen. Insgesamt haben sich 27 Gruppen mit insgesamt ca. 550 TeilnehmerInnen

an den Naturschutzaktionen beteiligt. Die Aktionen waren in 21 Maßnahmen an neun Orten

aufgeteilt und dadurch sehr arbeitsaufwendig in der Vorbereitung und Betreuung durch den

Naturpark. Aktionen waren Entkusselungsaktionen in Heidegebieten und Mooren

(„entkusseln“ ist das Entfernen von Gehölzen wie Birke und Kiefer), Pflege- und Pflanz-

aktionen in Wäldern, die Erneuerung eines Bohlenstieges, Maßnahmen zur Gewässer-

renaturierung sowie die Kontrolle und Pflege von Freizeitrouten und Lehrpfaden. Der

Naturpark-Tag hat zum einen das Ziel, den bereits im Naturschutz ehrenamtlich tätigen

Gruppen mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zu schenken und zum anderen neue

freiwillige HelferInnen zu gewinnen. So haben sich u.a. fünf Schulklassen erstmalig am

Naturpark-Tag beteiligt. Neben den „sichtbaren“ Erfolgen zählen auch die Steigerung des

Bekanntheitsgrades des Naturparks sowie das gesteigerte Bewusstsein über die Bedeutung

des Ehrenamts in der Kulturlandschaftspflege.

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Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 34

Im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide wurden für drei Projekte insgesamt 32

Freiwillige an elf Tagen gewonnen. Für das Projekt „Junge Riesen“ konnten zwölf Freiwillige

begeistert werden, die Samen und Stecklinge von als Naturdenkmälern ausgewiesenen

Bäumen sammelten und einen Pflanzgarten mit Zaun anlegten. Im Herbst konnten die ersten

aufbereiteten Ulmen aus der Anzucht verpflanzt werden. In einem weiteren Projekt wird vom

Förderverein eine Naturschutzstation aufgebaut. Hier helfen die Ehrenamtlichen bei den

Abriss- und Sanierungsarbeiten.

Der Naturpark Saar-Hunsrück hat 2013 zwei Projekte mit ca. 75 Freiwilligen realisiert. Mit

den öffentlichkeitswirksamen Projekten (Streuobstwiesenprojekt und Kartoffelmarkt) konnten

zusätzlich zu den Freiwilligen ca. 5.000 BesucherInnen zu den Aktionen erreicht werden. Die

Projekte sollen dazu genutzt werden, auf spielerische Art und Weise (z.B. Herstellung von

Apfelsaft, Pflege der Streuobstwiesen, Bau von Nisthilfen oder Hilfe bei der Kartoffelernte)

eine bewusste Beziehung zu regionalen Produkten und ihrer Bedeutung für die In-Wert-

Setzung des kulinarischen Erbes in der Naturpark-Region aufzubauen.

Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord konnte in insgesamt vier Projekten mit 150

Freiwilligen zahlreiche Biotoppflegemaßnahmen realisieren. So wurden praktische Biotop-

pflegemaßnahmen wie „schlägeln“ des Adlerfarns und das Aufhängen von Schlafkästen für

Fledermäuse durchgeführt. Weiterhin veranstaltete der Naturpark zusammen mit seinem

Partner, dem Städtischen Forstamt Baden-Baden, einen Freiwilligen-Tag für SchülerInnen.

Hierbei konnten Auerhuhn-Lebensräume durch Entfichtung optimiert werden. Weiterer

Teilnehmer an dieser Aktion war auch der erste Bürgermeister der Stadt Baden-Baden, der

der Aktion u.a. große mediale Aufmerksamkeit bescherte. In weiteren Projekten wurden

orchideenreiche Trockenrasen und wechselfeuchte Wiesen gepflegt und Talauen entbuscht.

Insbesondere die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Projekten in der Region war sehr

erfolgreich.

Im Naturpark Thüringer Wald fanden zwei Projekte statt, bei denen 54 Freiwillige

mitwirkten. Für das Projekt „Lehrpfade und Moorerlebnisweg“ schnitten die Freiwilligen Wege

und Hinweisschilder frei, erneuerten Handläufe und Schautafeln, reparierten Moorstege und

dokumentierten Wanderwege. Im Informationszentrum konnten in einem zweiten Projekt die

Inforäume umgeräumt, neu gestaltet und aktualisiert werden. Durch die wöchentlichen

Einsätze der ein bis zwei Ehrenamtlichen konnten die Öffnungszeiten im Infozentrum an den

Wochenenden (insgesamt an 32 Tagen) sichergestellt werden, sodass den BesucherInnen

immer ein Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung stand.

Im Naturpark Westensee wurden durch den Verein „Naturpark Westensee – Obere Eider

e.V.“ drei Projekte aus den Bereichen praktischer Arten- und Biotopschutz, naturkundliche

Beobachtung sowie Öffentlichkeitsarbeit/Umweltbildung und barrierefreies Naturerleben

initiiert. Für die Projekte waren rund 110 BürgerInnen im Alter zwischen sieben und 70

Jahren ehrenamtlich tätig, auch ca. 60 SchülerInnen, die sich abhängig vom Projekt vier bis

zwölf Mal jährlich zur Projektarbeit trafen. Hinzu kommen ca. 150 BesucherInnen des

Apfelfestes 2013. Hauptaufgaben waren die Pflege und Erweiterung der Obstwiese sowie

das Anlegen eines Naturgartens. Im Projekt zum Schutz der Dohle wurden 27 Nistkästen

angebracht, die von zehn Personen laufend betreut werden. Um langfristig den gesamten

Naturpark touristisch barrierefrei zu gestalten, wurden von den Freiwilligen Barrieren und

Hemmnisse kartiert und zur Verbesserung der Infrastruktur kartographisch dargestellt.

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 35

Werbung des Bundesligavereins FC St. Pauli aus Hamburg für das Freiwilligenprojekt im Naturpark Lüneburger Heide (Quelle: www.fcstpauli.com; Screenshot)

6. Kooperationspartner

Der VDN wurde auf Bundes-

ebene im Rahmen des Projekt-

es von der Akademie für Ehren-

amtlichkeit und von der Berater-

gruppe Ehrenamt unterstützt,

um die Naturparkverantwortlich-

en und die Projektkoordinator-

Innen im Freiwilligenmanage-

ment zu schulen und zu be-

raten. Die professionelle Berat-

ung sowohl des VDN als auch

der Naturparke durch die Be-

ratergruppe Ehrenamt war ein

elementarer Baustein beim Auf-

bau und der langfristigen Eta-

blierung von Ehrenamtsstruktur-

en in den Naturparken.

Die Naturparke vor Ort haben

bei der Umsetzung der Freiwilligenprojekte mit zahlreichen Partnern kooperiert, die in der

folgenden Tabelle (Tab.1) beispielhaft aufgeführt sind. Eine enge Vernetzung in der Region

mit regionalen und überregionalen Akteuren und Partnern ist dabei unerlässlich.

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 36

Gebietskörper-schaften/

Öffentlich-

rechtliche

Institutionen

Vereine/

gemeinnützige

Organisationen

Wirtschaft/

Forschung/Sport Bildung Sonstige Partner

Kommunen Wandervereine FC St. Pauli Schulen Tourismusverbände

Forstämter Naturschutzvereine Baumschulen Umweltbildungs-

einrichtungen

Flächeneigentümer-,

Landwirt-, Wald-

besitzerInnen u.a.

Naturschutz-

behörden

Landesheimatbund Bausparkasse

Karlsruhe

Ländliche

Erwachsenenbildung

Presse und

Rundfunk

Landesstiftungen zu

Natur und Umwelt

Bergwacht SEI GmbH

Naturschutz-

stiftungen

Verkehrs- u.

Heimatverband

Fraunhofer-

Anwendungs-

zentrum für

Systemtechnik

Landesämter Jugendfeuerwehr Sparkassen

Landschafts-

erhaltungsverbände

Imkerverein Domkellerei/

Getränkehandel

Bundeswehr Lions-Club Brauereien

Obst- und Garten-

bauvereine

Mineralienverein

Behinderten-

verbände

Literaturverein

Pfadfinderbund

Tab. 1: Übersicht über ausgewählte Kooperationspartner der Naturparke in Freiwilligenprojekten.

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 37

7. Fazit

Eine bundesweite Freiwilligenarbeit in Naturparken lässt sich koordinieren und unterstützen

durch gezielte Schulungen, v.a. der FreiwilligenkoordinatorInnen, und durch Instrumente der

Presse- Öffentlichkeitsarbeit. Der Erfolg der einzelnen Projekte hängt aber entscheidend von

regionalen Faktoren ab, wie z.B.:

Finanzierung und Personal zur Freiwilligenkoordination,

geeignete Partner vor Ort,

gute Pressearbeit und Presseresonanz

und vor allem gute Projekte!

In der praktischen Arbeit mit Freiwilligen zeigt sich, dass es eine Vielzahl von Faktoren gibt,

die ein Freiwilligenprojekt zum Erfolg führen oder auch hemmen können. Als hemmende

Faktoren für die Freiwilligenarbeit haben sich u.a. folgende herausgestellt:

Freiwilligenarbeit kann als Konkurrenz zu bezahlten Aufgaben im Naturpark gesehen

werden und für Missstimmung im Naturpark-Team sorgen.

Spezielle Kenntnisse und Begabungen für bestimmte Tätigkeiten sind nicht oder nur

schwer durch Freiwillige abzudecken (z.B. ArtspezialistInnen für Kartierungen) oder nur

mit einem hohen Aufwand an Schulungen, die begleitet und finanziert werden müssen.

Der Personal- und/oder Zeitaufwand für die Einarbeitung und Betreuung der Freiwilligen

ist hoch bzw. mit den vorhandenen Mitteln häufig nicht leistbar.

Fehlende Attraktivität der Freiwilligenangebote sowohl für Freiwillige als auch für die

Presse führen zu geringer Nachfrage und können daher nicht oder nur unzureichend

ausgeführt werden.

Ein regional begrenztes Thema kann für die Zielgruppenansprache der Freiwilligen und

in der Pressearbeit einschränkend wirken.

Geeignete Partner in der Region können sowohl für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

als auch für die Durchführung der Projekte ein entscheidender Faktor sein, um

Freiwilligenprojekte für alle Beteiligten zum Erfolg zu führen. Fehlen diese, hat der

Naturpark es schwer, Freiwillige zu gewinnen bzw. Freiwilligenprojekte erfolgreich

durchzuführen.

Zum Erfolg von Freiwilligenprojekten, sei es eine Tagesaktion oder eine kontinuierliche

Freiwilligenarbeit, können folgende Faktoren führen:

Die umfangreichen und vielfältigen Aufgaben im Rahmen der Freiwilligenkoordination in

Naturparken erfordern eine kontinuierliche Betreuung durch eine/einen Freiwilligen-

koordinatorIn. Dafür müssen je nach Häufigkeit und Aufwand der Freiwilligenprojekte

Finanzen und Personal eingeplant werden.

Freiwillige erwarten fachliche Betreuung und engagieren sich davon abhängig auch

längerfristig (sei es jedes Jahr an derselben Aktion oder kontinuierlich wochen- oder

monatsweise).

Die Tätigkeiten für Freiwillige sollten klar beschrieben und begrenzt sein und von

ProjektkoordinatorInnen begleitet werden. Gerade im Natur- und Artenschutz ist eine

fachliche Aufklärung über die Hintergründe der Tätigkeiten sinnvoll. Dabei steigert der

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 38

sichtbare Erfolg einer Aktion (z.B. Mahd einer Streuobstwiese, Entfernen von Farnen)

die Motivation, insbesondere von Jugendlichen.

Freiwillige engagieren sich nicht primär, um einer Organisation Geld zu sparen oder um

der Organisation bzw. dem Naturpark zu helfen, sondern um mit Spaß und Freude einer

sinnvollen Freizeitbeschäftigung, meist mit Gleichgesinnten, nachzugehen. Daher sind

greif- und beschreibbare Themen, die auch im Team erledigt werden können, wie das

Auerhuhn-Biotoppflege-Projekt im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, u.a. so

erfolgreich.

Eine spannende Vermittlung der Themen, auch für die Presse, spricht regionale, aber

auch überregional Freiwillige an.

Vielfältige Angebote oder unterschiedliche Arbeiten innerhalb eines Projektes

ermöglichen es Freiwilligen unterschiedlichen Alters und verschiedenen Interessen an

Projekten teilzunehmen. Auch Möglichkeiten für Gruppen und Vereine kann die

Attraktivität für Freiwilligeneinsätze erhöhen.

Eine Anerkennungs- und Dankeschön-Kultur für die Freiwilligen ist elementar. Dazu

gehört häufig auch das abschließende Gruppenerlebnis wie gemeinsames Grillen etc.

Starke Partner vor Ort sind für den Naturpark unerlässlich, um Freiwillige zu gewinnen

(z.B. Presse, Prominenz aus Gesellschaft und Politik), die Aktionen durchzuführen (z.B.

Sponsoring von Getränken und Verpflegung vor Ort, Bereitstellung von Geräten) oder für

ein Dankeschön (Sponsoring von kostenlosen Events wie z.B. den Besuch einer

Sommerrodelbahn im Naturpark Hoher Vogelsberg).

8. Service-Angaben

Jörg Liesen, Stellv. Geschäftsführer Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN)

Holbeinstr. 12 53175 Bonn Deutschland

Tel: ++49 (0) 228 / 921 2861 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturparke.de

9. Weiterführende Literatur

Bremer, S., Erdmann, K-H., Hopf, T. (2006): Freiwilligenarbeit im Naturschutz. Bundesamt für Naturschutz, Bonn (Hrsg.), Naturschutz und Biol. Vielfalt, H. 37, 224 S.

Engagementatlas 2009 (2009): Herausgeber: AMB Generali Holding AG, Corporate Communications, Generali Zukunftsfonds, 48 S.

Engagementatlas 2015 (2015): Rolle und Perspektiven Engagement unterstützender Einrichtungen in Deutschland. Hrsg. Generali Zukunftsfons & USAB, 79 S.

Kröhnert, S., Klingholz, R., Sievers, F., Großer, T., Friemel, K. (2011): Die demografische Lage der Nation – Was freiwilliges Engagement für die Regionen leistet. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (Hrsg.), 148 S.

Krüger, R. & Sittler, L. (2011): Wir brauchen Euch! – Wie sich die Generation 50Plus engagieren und verwirklichen kann. Murmann Verlag Hamburg. 232 S.

Liesen, J. & Köster, U. (2012): Naturparke in Deutschland – Vielfalt in den Aufgaben, Heterogenität in den Strukturen. In: Verband Deutscher Schulgeographen (Hrsg.): Naturlandschaften – Eine Handreichung – nicht nur – für den Geographie-Unterricht, 28-33.

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J. Liesen

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 39

Moorfeld, M. & Demuth B. (2011): Demographischer Wandel und Naturschutz – Einflüsse auf das Mensch-Naturschutz-Verhältnis und ehrenamtliche Arbeit. Naturschutz und Landschaftsplanung 43, H.6, S.177-183.

Mitlacher, G. (2007): Handbuch Freiwilligenkoordination im Natur- und Umweltschutz. Deutscher Naturschutzring e.V. (Hrsg.), 54 S.

Redmann, B. (2012): Erfolgreich führen im Ehrenamt. Ein Praxisleitfaden für freiwillig engagierte Menschen. Springer Gabler, Wiesbaden, 226 S.

10. Weiterführende Links:

www.herzenssache-natur.de

www.naturparkmagazin.de

www.regiocrowd.de

UN-Dekade Biologische Vielfalt: www.undekade-biologischevielfalt.de/projekte/aktuelle-

projekte-beitraege/detail/projekt-details/show/Wettbewerb/1224/

Akademie für Ehrenamtlichkeit: www.ehrenamt.de

Beratergruppe Ehrenamt: www.beratergruppe-ehrenamt.de

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M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 40

Freiwillige mit vollem

Einsatz (Foto: © Anton

Heufelder)

Engagement, das Sinn hat und Spaß macht – eine freiwillige Helferin erzählt über das Team Karwendel

Die freiwillige Helferin Elisabeth Kalenberg kommt aus Kolbermoor (Deutschland). Durch das

Interview führte Marina Hausberger, Projektleiterin des Teams Karwendel.

Marina Hausberger: Was war der Beweggrund für deine Teilnahme beim Team Karwendel?

Elisabeth Kalenberg: Ich glaube, dass eine Gesellschaft ohne ehrenamtliches Engagement

nicht funktioniert. Ehrenamtliches Engagement gibt es in allen Bereichen und ist heute auch

nicht wegzudenken. Hier braucht man nur das Rote Kreuz, die Feuerwehr oder die vielfältige

Arbeit in den Vereinen zu sehen. Gerade ganz aktuell ist die Arbeit der Ehrenamtlichen mit

den Flüchtlingen. Für mich ist es wichtig, dass ich mich selbst ehrenamtlich engagiere und

mich über meine Arbeit hinaus in die Gesellschaft einbringe. Der Natur- und Umweltschutz

liegt mir dabei besonders am Herzen, insbesondere weil ich mich als „Genießer“, also als

Konsument, viel in der Natur aufhalte. Meine Kraft für den Alltag ziehe ich zu einem großen

Teil aus meinen Bergtouren und Erlebnissen in der Natur. Über die Umweltprojekte vom

Team Karwendel bin ich nicht nur Konsument, sondern kann der Natur hierfür etwas

zurückgeben. Und das in einer einzigartigen Umgebung.

Woher hast du vom Team Karwendel bzw. den Aktionen erfahren?

Vor Jahren habe ich bei einer anderen Ehrenamtsplattform fünf Tage lang geholfen, einen

Latschenwald als Lawinenschutzwald anzupflanzen. Über das Internet habe ich dann nach

Freiwilligenprojekten im Karwendel gesucht, weil ich dieses Gebiet besonders mag und dort

auch oft unterwegs bin. So bin ich auf das Team Karwendel gestoßen.

Wie war die Teilnahme an den Aktionen – haben sich deine Erwartungen erfüllt? Was hat dir

besonders gut gefallen?

Mittlerweile habe ich beim Team Karwendel mehrere Aktionen mitgemacht. Manche Arbeiten

sind für mich schon wirklich anstrengend, weil ich in meinem Alltag am Schreibtisch sitze und

die Arbeit am Berg nicht gewohnt bin. Die Dauer der Aktionen von

ein bis zwei Tagen sind für mich daher optimal. Meine Erwartung-

en oder besser Hoffnungen bei den Aktionen sind vielfältig: Ich will

gute Arbeit abliefern, denn die Arbeiten sind wichtig. Gleichzeitig

soll das Ganze einen Spaßfaktor haben, denn ich mache dies

freiwillig und in meiner Freizeit, neben einem anstrengenden Beruf

und anderen Verpflichtungen. Der Spaßfaktor kommt durch die

Arbeit, die sich stark von meinem Alltag unterscheidet, aber v.a.

auch durch die Menschen, die man kennenlernt, immer von ganz

allein. Natürlich muss man aufgeschlossen sein und sich auf die

Aufgabe, die anderen Freiwilligen und bspw. die Almbauern ein-

lassen. Natürlich will ich bei den Aktionen auch etwas lernen, sei

es über die Vegetation, die im Karwendel lebenden Tiere, die

Almwirtschaft oder das Gebirge an sich. Bisher bin ich von jeder

Aktion begeistert wieder heimgekehrt. Es gibt da viele tolle

Augenblicke. Aber so ein Abend auf der Alm, an dem wir als

Freiwillige mit den Almbauern nach getaner Arbeit in der eingeheizten Stube sitzen mit

Gitarre und einem Schnapserl – das ist schon was Besonderes!

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M. Hausberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 41

Seit wann bist du als Freiwillige im Einsatz und bei wie vielen Aktionen warst du schon tätig?

Beim Team Karwendel habe ich 2015 meine erste Aktion mitgemacht. Die Gruppe und die

Unterkunft waren super. Die Betreuer seitens des Naturparks hatten das Wochenende

perfekt organisiert, uns richtig kompetent in die Aufgabe eingeführt und uns angeleitet.

Mittlerweile war ich viermal dabei.

Wie sind die Reaktionen aus deinem persönlichen Umfeld, hast du schon Freunde oder

Bekannte zum Mittun motivieren können?

In meinem Umfeld wird dieser Einsatz positiv wahrgenommen. Die meisten sind interessiert

und fragen auch nach, wenn ich davon erzähle. Aber freiwillig am Berg zu arbeiten, ist nicht

jedermanns Sache. Manche engagieren sich lieber in anderen Bereichen. Zum Mitmachen

habe ich daher leider noch keinen motivieren können.

Danke Elisabeth! Ich freue mich schon auf die nächste Aktion mit dir.

Danke auch!

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H. Moser

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 42

Umweltbaustelle auf der Kallbrunn-alm im Naturpark Weißbach (Foto: © Mariella Widauer)

Umweltbaustellen & Bergwaldprojekte des Alpenvereins

„Wir sind ja schon fertig, was machen wir als nächstes?“ fragt Susanne am dritten Tag der

einwöchigen Umweltbaustelle bei Lofer im Naturpark Weißbach. Die Gruppenleiterin Sabine

muss schmunzeln und denkt an die Koordination der Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen

zurück. „Du wirst sehen, meistens ist die vorgenommene Arbeit in der Hälfte der Zeit erledigt!

Die Motivation der Teilnehmenden ist unglaublich!“

So oder so ähnlich ergeht es neuen Gruppenleitenden

häufig. Die Motivation und den Tatendrang der Frei-

willigen auf den Umweltbaustellen und Bergwaldpro-

jekten des Alpenvereins darf man nicht unterschätzen.

Doch warum sind die Freiwilligen so motiviert, so voller

Tatendrang und Wunsch etwas zu bewegen? Bevor wir

diese Fragen beantworten, schauen wir uns am besten

die Entstehung und den Ursprung der Idee zu den

Projekten an.

Wie alles begann

Vor knapp 30 Jahren hatte der damalige Bundesju-

gendsekretär der Alpenvereinsjugend, Luis Töchterle,

die Vision, Jugendlichen ein Verständnis und Bewusst-

sein für die Zusammenhänge in der Natur zu geben.

Darauf hinzuweisen, Vorträge zu geben oder Alpenver-

einsmagazine damit zu füllen, war der eine Ansatz. Die

Natur und die Umwelt fühlbar zu machen der andere.

Und so startete das Projekt „Umweltbaustellen“ unter

anderem mit folgenden Zielen:

Teilnehmerinnen und Teilnehmern praktische Erfahrung und Einblick in die ökologischen

Zusammenhänge zu geben.

Konkrete Probleme durch praktische Arbeit zu beheben.

Die Öffentlichkeit für die jeweilige Problematik zu sensibilisieren.

Zu den Partnern vor Ort ein positives Verhältnis aufbauen und gegenseitiges Verständ-

nis fördern.

Das erste Ziel kann man als Hauptziel bezeichnen. Wobei dieses Ziel eigentlich ein weiteres

Ziel versteckt: die Bewusstseinsförderung bei Jugendlichen, dass die Natur unser aller

Lebensraum ist und alleine schon deshalb schützenswert ist. Dieser Schutzgedanke ist nicht

neu, er zählt zu den statutarisch festgelegten Vereinszwecken des Alpenvereins. Bereits im

Jahre seiner Gründung, 1862, waren der Schutz und der Erhalt der Natur, Teil der Satzung.

Folglich zählt der Alpenverein bereits seit über 150 Jahren die Maßnahmen zum Schutz von

Natur und Umwelt zu seinen ureigensten Aufgaben.

Die praktische Arbeit an konkreten Projekten umzusetzen, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Da

wären wir auch schon wieder bei der Eingangssituation mit der unterschätzten Motivation.

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H. Moser

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 43

Vielfach sehen Jugendliche und junge Erwachsene bei der praktischen Arbeit auf

Umweltbaustellen das erste Mal den Erfolg ihrer Arbeit. Und dies sofort. Nichts macht

zufriedener, als am Ende eines gemeinsamen Arbeitstages das Gefühl zu haben, etwas

Sinnvolles und Wertvolles getan zu haben. Dass man dabei zum Beispiel mit eigenen Augen

die von Neophyten befreite Almweide sieht und als seinen Beitrag zur Erhaltung der

Biodiversität sehen kann, ist ein unglaublicher Motivationsfaktor.

Die Einbeziehung der Öffentlichkeit ergänzt das erste Ziel. Mit authentischer Öffentlichkeits-

arbeit werden die Problematiken aufgezeigt und die Maßnahmen dagegen positiv

wahrgenommen. Die beteiligten Lebensraumpartner schätzen diese Öffentlichkeitsarbeit.

Denn sie macht unter anderem auf die aktuellen Bemühungen von ihnen aufmerksam.

Nehmen wir das Beispiel der vielen Bauern und Bäuerinnen in Österreich: Oft unbeachtet

der breiten Öffentlichkeit, leisten sie wertvolle Arbeit. Die Umweltbaustellen können helfen,

darauf aufmerksam zu machen und Wertschätzung entgegen zu bringen.

Die Zusammenarbeit mit Lebensraumpartnern, vor allem vor Ort, fördert zudem das

gegenseitige Verständnis und ein nachhaltig positives Verhältnis, wie das vorherige Beispiel

auch zeigt.

Mit den vier Zielformulierungen war der Grundstein für die heutigen Umweltbaustellen und

Bergwaldprojekte gesetzt. Um der Idee Leben einzuhauchen und auch die praktische

Umsetzung zu erleichtern, wurden Rahmenbedingungen formuliert, wie solche Umwelt-

baustellen stattfinden sollten. Interessierte Bauern und Bäuerinnen sowie Institutionen sollten

so genau wissen, woran sie gemeinsam arbeiten. Die Ziele sind in den letzten 30 Jahren

gleich geblieben, die Standards wurden immer weiter verfeinert. Für Umweltbaustellen sehen

die Standards derzeit folgendermaßen aus:

Bei einer Umweltbaustelle...

arbeiten Freiwillige mindestens eine Woche lang.

gibt es Teilnehmende zwischen 16 und 30 Jahren.

ist die Arbeit freiwillig und unentgeltlich.

gibt es Anleitung von Fachleuten (Almdienst, Bauern und Bäuerinnen).

sind Unterkunft und Verpflegung kostenlos.

ist die Arbeit manuell und hat Natur- und Umweltbezug.

gibt es ein Freizeitprogramm zur Abwechslung.

wird Öffentlichkeitsarbeit betrieben und eine Dokumentation wird erstellt.

Jugendliche und junge Erwachsene haben das Angebot der Umweltbaustellen bereits in den

ersten Jahren sehr gut angenommen. Schnell wurden die fleißigen Hände und ihr Beitrag

zum Natur- und Umweltschutz durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit in ganz Österreich

bekannt. Mit dem Anstieg der Bekanntheit wurden auch die angeforderten Arbeitsbereiche

erweitert. Anfangs arbeiteten die Jugendlichen vor allem auf Almen, über die Jahre haben

sich folgende Arbeitsbereiche dazugesellt:

Almverbesserung

Schutzwaldverbesserung

Hilfe bei Bergbauern und -bäuerinnen

Erosion, Renaturierung

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H. Moser

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 44

Berwaldprojekt auf der Höttinger Alm (Foto: © Roland Noichl)

Nationalparks, Naturparke, Schutzgebiete

Gewässer, Abwasserreinigung

Hütten, Wege und Steige

Dass aber besonders die Pflege der Almen zu den wichtigsten Arbeiten der Umweltbau-

stellen zählt, ist gerade mit Bezug auf Biodiversität hervorzuheben. In Almgebieten besteht

die größte Biodiversität auf Mahdflächen. Diese frei zu halten und Neophyten zu bekämpfen,

ist eine wichtige Maßnahme auf Umweltbau-

stellen. Den Teilnehmenden und der Öffen-

tlichkeit wird durch die Umweltbaustellen

bewusst, dass die Zunahme von verbusch-

ten und verwaldeten Flächen wahrnehmbare

Auswirkungen auf die Biodiversität hat. Die

händische Arbeit der Teilnehmenden sorgt

dabei für die unbedingt notwendige natur-

schonende und damit traditionelle Bearbei-

tung der Flächen. Weitere Bearbeitung mit

Dünger oder geländeverändernde Maß-

nahmen sind auf jeden Fall zu vermeiden.

Die Arbeiten an bestehenden Wegen zählen

wir im Rahmen von Umweltbaustellen zu

den Maßnahmen der Besucherlenkung. Gerade im Bereich von stark frequentieren Gebieten

stellt dies einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz dar. Die breite Palette an Arbeits-

bereichen lässt sich auf die unterschiedlichsten Lebensraumpartner und auf die Entwicklung

deren Zusammenlebens zurückführen. Das gemeinsame Verständnis für den Erhalt der

Natur- aber auch Kulturlandschaft war für uns dabei immer eine wichtige Konstante.

Ideen und Weiterentwicklungen

Nicht nur die Arbeitsbereiche haben sich im Laufe der Zeit entwickelt. Die Teams der

Umweltbaustellen entwickeln diese auch weiter, im Austausch mit den Jugendlichen haben

sie immer wieder neue Ideen. Dazu zählt etwa die Internationalisierung der Umweltbau-

stellen. Jugendliche und junge Erwachsene aus verschiedensten Ländern haben die

Möglichkeit, sich im Rahmen von Umweltbaustellen zu treffen, sich auszutauschen und

gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Das Projekt „WachauVolunteer“ wurde zudem von der

UNESCO zum Best-Practice-Beispiel für Naturschutz-Projekte ausgezeichnet.

P.U.L.S.-Pressepraktikum

Eine der wichtigsten Ideen in den letzten Jahren war die Schaffung des P.U.L.S.-

Pressepraktikums. In der Natur für die Natur tätig zu sein, und damit bei den Beteiligten

Identifikation und Bewusstsein zu schaffen, ist ein wichtiger Faktor. Wir haben aber auch

gelernt, dass die Öffentlichkeit nicht vergessen werden darf. Eine gute und vor allem

authentische, sympathische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist ein essentieller Bestandteil

der Umweltbaustellen geworden. Mit diesem Praktikum haben wir eine klassische Win-Win-

Situation hergestellt. Einerseits erhalten Jugendliche und junge Erwachsene die Möglichkeit

eine berufliche Weiterbildung zu bekommen, von Profis zu lernen und in der Natur zu sein.

Andererseits erhalten die Umweltbaustellen die gewünschte Aufmerksamkeit in der

Öffentlichkeit, um für ein Bewusstsein für Natur und Umwelt zu werben.

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H. Moser

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 45

Bergwaldprojekte in Österreich

Als fast logische Weiterentwicklung der Umweltbaustellen wurden 2001 die Bergwaldprojekte

in Österreich gestartet. Die Zielgruppe und auch der Fokus wurden jedoch ein wenig an die

bereits bestehenden Bergwaldprojekte in anderen europäischen Ländern angepasst. So sind

bei Bergwaldprojekten Erwachsene ab 18 Jahren eingeladen zu helfen. Der Fokus liegt

besonders auf dem Erhalt des Schutzwaldes. Die Arbeitsbereiche überschneiden sich aber

natürlich auch mit den Umweltbaustellen:

Aufforstungen

Pflege- und Schutzmaßnahmen

Zaun- und Steigbau

Erosionssicherungen

Weideverbesserungen

Restaurierung von Almgebäuden

Ablauf einer Woche am Berg

Wie kann man sich nun eine Woche bei Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten vor-

stellen? Die Woche beginnt mit der Anreise am Sonntagnachmittag. Die Teilnehmer und

Teilnehmerinnen beziehen die Unterkunft, es gibt ein kurzes Kennenlernen und meistens

geht es dann schon los mit Informationen über die Arbeitsfläche und die bevorstehenden

Aufgaben. Am Montag werden die Ärmel nach oben gekrempelt und es wird unter

fachkundiger Anleitung bis Freitag auf den Flächen gearbeitet. Der informelle Austausch

kommt dabei natürlich nicht zu kurz. Je nach Witterung wird in der Mitte der Woche ein

Freizeitprogramm angeboten, von Exkursionen zu lokalen Käsereien bis hin zu Bergwander-

ungen. Am Samstag begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Rückreise.

An einer Woche teilnehmen

Je nach Alter und Interesse kann man sich entweder für Umweltbaustellen oder für Berg-

waldprojekte anmelden. Voraussetzung ist, dass man über 16 bzw. 18 Jahre alt und auch

halbwegs fit und motiviert ist, körperlichen Einsatz für die Natur zu leisten. Eine gewisse

Geländegängigkeit und Trittsicherheit wird unbedingt empfohlen. Die Arbeitsflächen sind

nicht selten auf steilen Almwiesen und daher lohnt es sich davor schon ein wenig in den

Bergen unterwegs gewesen zu sein. Dass das Wetter in den Bergen schnell umschlägt,

wissen wir alle, gute Ausrüstung ist daher ebenfalls zu empfehlen. Mit der Anmeldung

erhalten die Teilnehmenden bereits eine Ausrüstungsliste, wo dies auch explizit erwähnt ist.

Die Anmeldung erfolgt als Einzelperson, Gruppen werden nur in Ausnahmefällen zuge-

lassen. Was in der Woche genau passiert, entnimmt man der Projektbeschreibung. Kosten

entstehen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen für Unterkunft und Verpflegung keine, die

Anreise und Rückreise ist selbst zu bezahlen. Da wir bei Umweltbaustellen und Bergwald-

projekten in der Natur und eher in höheren Lagen unterwegs sind, gibt es auch meist ein-

fachere Unterkünfte. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass genau dies gesucht wird. Kein

Handyempfang, kein Strom, einfach mal sich selber spüren und dabei noch etwas Sinnvolles

leisten. Als Alpenvereinsmitglied hat man zusätzlich den Vorteil, dass man Bergekosten-,

haftpflicht- und rechtsschutzversichert ist. Bei Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten

können selbstverständlich auch Nicht-Mitglieder teilnehmen, für deren Versicherung während

der Projektwoche sorgen auch wir.

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H. Moser

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 46

Vor den Vorhang

Der Erfolg der Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte ist vor allem den vielen ehrenamtlich-

en Gruppenleitern und Gruppenleiterinnen zu verdanken. Viele von ihnen sind schon seit

Jahren mit dabei und nehmen sich jährlich Zeit, um mit den Gruppen zu arbeiten. Das ist

nicht selbstverständlich und kann nicht hoch genug geschätzt werden. Das Team besteht

aus mittlerweile fast 50 Personen, die jedes Jahr im Oktober zu einer Koordinationsveran-

staltung eingeladen sind. Dort werden die vergangenen Projekte besprochen und die zu-

künftigen Projekte geplant. Teambuilding und Weiterbildung kommen an diesem langen

Wochenende natürlich auch nicht zu kurz. Für die Administration sorgen wir im Hauptverein

in Innsbruck. Dort ist Daniela Wimmer die gute Fee und administriert jährlich über 400 An-

meldungen und fast 40 Projekte. In den letzten Jahren ist die Kommunikation mit den Teil-

nehmerinnen und Teilnehmern immer wichtiger geworden, eine gute Administration und

Kommunikation darf bei solchen Projekten nicht fehlen. Die Menschen, die sich freiwillig und

unentgeltlich für Naturschutzprojekte engagieren, wollen es so einfach wie möglich haben,

dabei zu sein. Das ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Kleine Barrieren am

Anfang können schnell dazu führen, dass jemand nicht an Projekten teilnimmt.

Zahlen, nichts als Zahlen

Der Mensch liebt Zahlen. Sind sie besonders groß, sind wir Menschen beeindruckt. Bei den

Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten dürfen wir das ausnahmsweise auch mal sein. Bei

den Umweltbaustellen haben wir seit Beginn 1986 fast 320 Projekte mit knapp 4.000 Teil-

nehmern und Teilnehmerinnen durchgeführt. Bei den Bergwaldprojekten stehen wir seit 2001

bei über 214 Projekten und 3.300 TeilnehmerInnen. Volkswirtschaftlich betrachtet haben

diese zwei Aktionen der Alpenvereinsjugend und des Alpenvereins einen Arbeitswert von

über € 3.550.000 bei 240.000 geleisteten Arbeitsstunden. Würde man die Arbeitsstunden in

Jahren ausdrücken, käme man auf über 143 Arbeitsjahre!

Wo geht es hin

Der Trend der TeilnehmerInnenzahlen zeigt stetig nach oben. Die Natur wird den Menschen

insgesamt immer wichtiger. Das merken wir nicht nur in den TeilnehmerInnenzahlen,

sondern auch in den Rückmeldebögen, die wir von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen

bekommen. Sieht man auf die über 30-jährige Geschichte der Naturschutzprojekte im

Alpenverein zurück, könnte man sehr verwegen sagen, dass wir einen Teil dazu beigetragen

haben, dass Natur von mehr Menschen wieder geschätzt wird. Wir werden auch weiterhin

ein offenes Ohr für Weiterentwicklungen haben und alle Beteiligten einladen, Ideen

einzubringen, denn eines ist gewiss: Gemeinsam etwas bewegen, im wahrsten Sinne des

Wortes, gemeinsam ein Bewusstsein für die Schönheit der Natur zu schaffen – dazu bekennt

sich der Alpenverein seit über 150 Jahren. Mit den Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten

leisten wir gemeinsam auch in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag.

Service-Angaben

Österreichischer Alpenverein Hanna Moser, Leiterin Abteilung Jugend, Bundesjugend-

sekretärin der Österreichischen Alpenvereinsjugend

Olympiastraße 37 6020 Innsbruck

Tel.: +43 (0) 512 / 59 547-55 E-Mail: [email protected]

Websites: www.alpenverein.at und www.alpenvereinsjugend.at

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A. Oertli, R. Roshier

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 47

Entbuschung einer Alpweide (Foto: ©: Aline Oertli)

Freiwilligenprojekte in Schweizer Naturpärken

Der Erhalt natürlicher Ressourcen ist eine wichtige Grundlage für jede Unternehmens-

tätigkeit. Dafür setzen sich immer mehr Firmen handfest ein – mit Corporate Volunteering.

Unter Corporate Volunteering (CV) wird der Einsatz von Mitarbeitenden eines Unternehmens

für gemeinnützige Zwecke verstanden. Dieser Trend kommt den Schweizer Pärken

entgegen, die sich im Frühjahr 2013 entschieden haben, ein qualitativ überzeugendes Ange-

bot an Corporate Volunteering-Einsätzen für

Firmen zu entwickeln. Dieses Angebot

ermöglicht es Firmen, ihren Mitarbeitenden

einen interessanten und spannenden Team-

Building Event anzubieten und gleichzeitig

auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

Von Anfang an wurde das Projekt von einer

Person betreut, die als „Koordinationstelle“

fungierte. Diese Stelle existiert immer noch

und hat eine doppelte Funktion: Einerseits

kümmert sie sich um alle CV-Angebote der

Pärke – dafür steht sie mit den verschieden-

en Pärken in Kontakt, stellt ihnen Vorlagen

und Dokumente für die Vorbereitung von

CV-Einsätzen zur Verfügung und organisiert Erfahrungsaustausch. Andererseits betreut sie

auch die Kontakte mit den Firmen und beschäftigt sich mit der Kundenakquisition, der

Präsentation der verschiedenen CV-Angebote, der Koordination der Reservierungen usw.

Die Organisation des CV-Angebots durch eine Koordinationsstelle ist deshalb sehr praktisch:

Sie ermöglicht eine gute Übersicht über die Angebote der Pärke sowie die Sicherung eines

hohen Qualitätsniveaus der Angebote. Dank des Erfahrungsaustauschs kann die Koordi-

nationsstelle außerdem wiederkehrende Probleme erkennen, gute, einfach umsetzbare

Lösungen für alle Pärke vorschlagen und die Arbeitsdokumente entsprechend anpassen.

Zurzeit bieten neun der insgesamt 20 Schweizer Pärke und Parkprojekte solche

Volunteering-Einsätze an. Obwohl die angebotenen Aktivitäten sehr unterschiedlich sind

(Sanierung von Trockenmauern, Räumungsarbeiten im Wald, Erntehilfe, Entbuschung von

Trockenwiesen, Auflichtung von Waldrändern usw.), bleiben die Struktur sowie der Schwer-

punkt bei jedem Einsatztag gleich. Die Einsätze dauern ein bis drei Tage und sind für zehn

bis 30 Personen geeignet. Es werden hauptsächlich Aufgaben angeboten, die zu sichtbaren

Resultaten führen. Der Tag beginnt mit einer Präsentation des Parks, während die Teil-

nehmenden eine kleine Stärkung vor dem Einsatz genießen können. Danach werden die

Arbeiten sowie ihre Bedeutung für den Park und die Natur (Umweltsensibilisierung) erklärt,

bevor die eigentliche Arbeit losgeht. Das Mittagessen besteht aus regionalen Produkten und

wird normalerweise draußen gegessen. Am Nachmittag wird weitergearbeitet, bis der Ar-

beitstag mit einem feinen Naturpark-Zvieri (Anm.: Naturpark-Jause) beendet wird. Zum

Abschluss erhalten alle Teilnehmende ein kleines „Dankschön“ als Erinnerung sowie nach

ein paar Tagen ein Foto. Während des ganzen Einsatztages wird der Fokus nicht nur auf die

Naturschutzarbeit und Umweltsensibilisierung gelegt, sondern auch auf ein unvergessliches

Erlebnis, das das Team zusammenschweißt. Sicherheit ist ebenso zentral: Jeder Park

entwickelt ein Sicherheitskonzept für seine CV-Angebote und die BetreuerInnen müssen

adäquates Material anbieten (Schutzhandschuhe usw.), um zu gewährleisten, dass die

Teilnehmenden gut ausgerüstet sind.

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A. Oertli, R. Roshier

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 48

2015 fanden 39 Einsätze verteilt auf 44 Tage statt, während denen insgesamt 3.834

Arbeitsstunden geleistet wurden. Den Teilnehmenden haben insbesondere die professionelle

Organisation, die Authentizität der Erfahrung sowie die Vielfalt der Angebote an diversen

Standorten (die Angebote finden schweizweit statt) gefallen.

Eine Schwachstelle des Angebots waren die Erläuterungen zur Bedeutung der Arbeiten für

die Umwelt vor und während des Einsatzes. Dieses Feedback wurde berücksichtigt und

Verbesserungsvorschläge wurden an allen Pärke geschickt (z.B. sollen die Inputs auch für

„Natur-Laien“ gut verständlich und nicht zu lang sein).

Neben der positiven Wirkungen für die Umwelt wird bei CV-Einsätzen auch die Bekanntheit

der Pärke gesteigert: 96,5% der TeilnehmerInnen geben an, dass sie gerne während ihrer

Freizeit in die Pärke zurückkehren wollen.

Corporate Volunteering in den Schweizer Pärken ist ein professionell betreutes Angebot, das

sowohl viele wichtige Ziele der Pärke (Pflege und Erhaltung der Umwelt, Förderung von

regionalen Produkten, Sensibilisierung für die Umwelt und Steigerung der Bekanntheit) als

auch der Firmen (professionelle Organisation, Engagement für die Natur und interessantes

Team-Building für Mitarbeitende) miteinander verbindet. Die Koordinationsstelle spielt eine

zentrale Rolle: Sie garantiert die Qualität der Angebote sowie die der Kontakte mit den

Kunden.

Die Schweizer Pärke enthalten einige der schönsten Natur- und Kulturlandschaften ihres

Landes. Corporate Volunteering ermöglicht es, diese zu entdecken, zu schützen und

aufzuwerten.

Service-Angaben

Netzwerk Schweizer Pärke Ansprechperson: Aline Oertli

Monbijoustrasse 61 3007 Bern Schweiz

Tel.: ++41 (0) 79 906 14 93 E-Mail: [email protected]

Websites: www.paerke.ch und www.paerke.ch/volunteering

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C. Kinzl

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 49

Was bringt’s, was braucht‘s? – Jugendliche und ihr Engagement im Umweltbereich

In vielen Teilen Österreichs kursieren gerade Meldungen über weitreichende Über-

schwemmungen, Murenabgänge etc. in den Medien. Umweltkatastrophen wie diese werden

in den nächsten Jahren verstärkt auftreten. Der Klimawandel wird eine weitere Veränderung

der Biodiversität bringen sowie insgesamt diese und zukünftige Generationen massiv beein-

flussen – besonders das Leben der heutigen jungen Menschen.

Nach Angaben der Shell-Jugendstudie aus dem Jahr 2015 stieg das umweltbewusste

Verhalten der Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren von 2010 bis 2015 von 59% auf 66%

(siehe www.shell.de). So sind Mülltrennung, ein sparsamer Umgang mit Wasser- und

Energie oder die Verwendung des Fahrrades als Verkehrsmittel als konkrete, umwelt-

bewusste Handlungen bei jungen Menschen bis 30 Jahren weit verbreitet. Im außer-

schulischen Bereich engagiert sich nach Angaben des letzten Freiwilligenberichts ebenfalls

jede/r dritte Jugendliche/r im Alter von 15 bis 19 Jahren und 29,3% der jungen Erwachsenen

von 20 bis 29 Jahren. Die meisten betätigen sich jedoch im Kulturbereich (9,1%), gefolgt von

der Katastrophenhilfe (8,2%), Sport (7,5%), Religion (5,1%), Soziales (2,6%) und Politik

(2,4%). Erst dahinter folgt mit 1,9% der Umweltbereich. Zusammengefasst heißt das:

Obwohl das Interesse am Thema „Umwelt“ vorhanden und das Umweltbewusstsein groß ist,

engagieren sich Jugendliche eher in anderen Bereichen. Warum herrscht eine so große

Diskrepanz zwischen „Umweltbewusstsein“ und aktivem Einsatz für die Umwelt? Was

brauchen junge Menschen, um sich im Umweltbereich freiwillig zu engagieren?

Die Jugend-Umwelt-Plattform JUMP führte dazu eine Umfrage mit insgesamt 288

Jugendlichen und ExpertInnen aus dem Jugendbereich durch. Als Ergebnis gaben die

Befragten folgende Empfehlungen:

Elternhaus: Umweltbildung in Kindergarten und Schule! Nachdem die (elterliche)

Vorprägung ein wesentlicher Faktor für Engagementbereitschaft und Umweltinteresse

bei Jugendlichen ist, müssen möglichst früh Maßnahmen gesetzt werden, die ggf. die

fehlende Umweltaffinität der Eltern ausgleichen.

Persönlichen Bezug schaffen: Engagement wird gesteigert, wenn ein persönlicher

Bezug vorhanden ist. Nicht ohne Grund engagieren sich die meisten jungen Menschen

im Kulturbereich (z.B. Trachtenverein, „Festl-VeranstalterInnen“). Die Themen ergeben

sich hierbei vor der „Haustüre“. Die Ergebnisse der Projekte im Kulturbereich sind sofort

sichtbar, meist regional und von vielen akzeptiert. Umweltthemen sind hingegen

meistens „diffus“, nicht greifbar und „zu weit weg“. Wenn also junge Menschen die

Auswirkungen und Veränderungen in ihrem direkten Umfeld selbst sehen, spüren und

erleben, können abstrakte Umweltthemen verständlich und greifbar werden – und das

Interesse für Engagement wächst.

Positiven Bezug schaffen: Engagement für die Umwelt wird oft in Verbindung mit

Verzicht und demoralisierenden Belehrungen gebracht. Man solle auf das Auto und den

Flug in den Urlaub, genauso wie auf zu viel Fleisch, verzichten, obwohl das Ganze ja

sowieso keinen Sinn mehr hätte. Es ist daher empfehlenswert, die positiven Aspekte von

Umweltengagement zu erwähnen. Jedes Angebot sollte mit Spaß und gemeinsamen

Aktivitäten verbunden sein. Demoralisierende Aussagen können die Motivation hingegen

negativ beeinflussen.

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C. Kinzl

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 50

Tour beim Freiwilligen Umweltjahr

(Foto: © Jugend-Umwelt-Plattform JUMP)

Nutzen erhöhen: Eine nicht umweltaffine Zielgruppe benötigt andere Anreize als eine

affine. So nahmen z.B. am Frequency Festival einige Volunteers anfangs nur aufgrund

des Gratis-Festivalpasses am Projekt „Frequency - Green Team“ teil.

Durch die gesamte Gruppe setzten sie sich dann ebenfalls mit Umweltthemen aus-

einander. Der Zivildienstersatz beim Freiwilligen Umweltjahr zieht weniger umweltaffine

Jugendliche an.

Die Zukunft von Freiwilligenangeboten im Umweltbereich wird also vor allem darin liegen,

Projekte mit Jugendlichen gemeinsam zu entwickeln und ihre Bedürfnisse in den Vorder-

grund zu stellen (Kosten, Zeitpunkt, Betroffenheit, persönlicher Nutzen u.s.w.).

Die Jugend-Umwelt-Plattform JUMP bietet jungen Menschen seit 2011 dazu Projekte, Lehr-

gänge und Veranstaltungen wie das „Freiwilliges Umweltjahr“ und „Frequency- Green

Team“:

Freiwilliges Umweltjahr:

In Österreich gibt es seit 2012 das Frei-

willige Umweltschutzjahr (FUJ). Dieses

bietet jungen Menschen zwischen 18

und 30 Jahren die Möglichkeit, sich 6

bis 12 Monate bei Einsatzstellen im

Umwelt-, Naturschutz- und Klimaschut-

zbereich zu engagieren (z.B. gemein-

nützige Vereine und GmbHs wie WWF,

Klimabündnis, Naturparke, National-

parks etc.). Das Freiwilligengesetz, die

Evaluierung des Zivildienstgesetzes

und die Einführung des TOP-Jugend-

tickets ließen die Nachfrage auf Teil-

nehmerInnenseite stark steigen.

Anfänglich absolvierten 15 bis 20 Jugendliche den Freiwilligendienst, im letzten Jahr

stieg die Anzahl auf 40 bei 120 Bewerbungen.

Frequency - Green Team

Das Thema Müll und dessen Vermeidung wurde bei Musikfestivals in den letzten Jahren

zentral. Unmengen an Bierdosen sowie Flaschen bis hin zu Zelten und Sofas bleiben

jedes Mal am gesamten Festival-Gelände zurück. Aus diesem Grund kooperiert die

Jugend-Umwelt-Plattform JUMP mit großen Veranstaltern wie dem Frequency Festival,

um auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Und der Erfolg kann sich sehen

lassen: Allein heuer wurden gemeinsam mit einem Volunteers-Team auf dem Frequency

Festival 1.500 Leute direkt angesprochen und 195.000 Liter Müll gesammelt.

Service-Angaben

Jugend-Umwelt-Plattform JUMP GF Claudia Kinzel

Spittelauer Lände 5 1090 Wien

Tel.: ++43 (0)1 / 313 04 2015 E-Mail: [email protected]

Website: www.jugendumwelt.at

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B. Battocleti, D. Powierski

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 51

Lebendiger Natur- und Landschaftsschutz durch Umweltbaustellen des Alpenvereins im Naturpark Weißbach

Ausgangslage

Der Österreichische Alpenverein (ÖAV) betreut in Weißbach bereits seit Jahren die

Ferienwiese als Zeltplatz mit zahlreichen Projektwochen. Mit Naturparkwerdung wurde die

jährliche Kooperation mit der Alpenvereinsjugend in Form einer Umweltbaustelle im

Naturpark Weißbach fixiert. Ziel ist es, Jugendlichen gegen freie Kost und Logis mit

Freizeitprogramm eine Woche lang die Möglichkeit sinnvoller Mitarbeit im Natur- und

Landschaftsschutz zu geben. Die Arbeitsleistung der Jugendlichen unterstützt Projekte im

Naturpark und vermittelt die Idee für lebendigen Natur- und Landschaftsschutz.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Der Naturpark Weißbach ist charakterisiert durch seine große Anzahl an Almflächen. Diese

gilt es regelmäßig zu pflegen und in Stand zu halten. Würde eine regelmäßige Pflege der

Flächen nicht stattfinden, würden diese verbuschen und verwalden. Das gesamte

Landschaftsbild würde sich verändern und traditionelle Weideflächen und deren Nutzungs-

potentiale gingen verloren. Weiterhin verfügen Almwiesen über eine besonders hohe und

spezielle Biodiversität und bieten somit einen wichtigen Lebensraum für eine Vielzahl von

Pflanzen, die nur auf diesen Flächen wachsen können.

Durch das gezielte Entfernen von wuchernden Pflanzen, wie Sauerampfer oder Farne,

welche von Kühen nicht gefressen werden, wird ein Lebensraum geschaffen, der von einer

großen Vielzahl unterschiedlicher Lebewesen besiedelt und genutzt werden kann.

Heuer waren die Freiwilligen auf der Kallbrunnalm im Einsatz (Foto: © Mariella Widauer)

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B. Battocleti, D. Powierski

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 52

Schwendarbeiten auf der Alm (Foto: © Mariella Widauer)

Was können die Freiwilligen tun?

Aktive Mitarbeit an Natur- und Landschaftsschutzprojekten im Naturpark bzw. im Land-

schaftsschutzgebiet:

2007 wirkten die Jugendlichen bei der Errichtung eines Walderlebnisweges im Naturpark

Weißbach mit. 2008 stand im Fokus der Wiederherstellung ehemaliger Weideflächen auf

der Gemeinschaftsalm Kammerlingalm, die im Sinne des Naturschutzplanes auf der Alm

von Baum- und Strauchbestand befreit wurde. Im August 2009 wurden auf der

Gemeinschaftsalm Litzlalm neben

Schwendarbeiten vor allem die Rück-

staumaßnahmen für eine Feuchtfläche

verbessert und überarbeitet. Auch diese

Maßnahme diente der Umsetzung des

Naturschutzplans auf der Alm als eine

Form von Vertragsnaturschutz zwisch-

en der Naturschutzabteilung des Lan-

des Salzburg und den Almbauern und -

bäuerinnen.

2016 wurden am ersten Tag Aufräum-

arbeiten auf der Ferienwiese, dem Zelt-

platz des Österreichischen Alpenver-

eins in Weißbach, durchgeführt. Durch

Windwurf kam es zu großen Schäden, welche mit Hilfe der Jugendlichen beseitigt

wurden. An den restlichen Tagen wurde auf der Kallbrunnalm geschwendet. Junge Ge-

hölze und Farne sowie andere wuchernde Pflanzen wurden mithilfe von Sensen und

Heckenscheren entfernt.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Die Freiwilligen tragen einen entscheidenden Teil zur Almpflege und somit zur Erhaltung der

Kulturlandschaft sowie des Naturraumes bei. Durch die Unterstützung der oftmals

mühseligen und zeitintensiven Arbeiten können die Freiwilligen den Almbauern und -bäuer-

innen viel Zeit und Arbeit sparen, die diese dann wieder in die Bewirtschaftung derselben

Flächen stecken können. Somit tragen die Umweltbaustellen neben dem Landschaftsschutz

auch zur Regionalentwicklung bei. Außerdem findet durch die gemeinsame Arbeit ein

Austausch zwischen den Jugendlichen und der Bevölkerung statt, der für beide Seiten

bereichernde Effekte hat. Einblicke in fremde Lebenswelten und Arbeitsweisen können zur

Bewusstseinsbildung dienen.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Die Dauer des Freiwilligeneinsatzes beläuft sich auf vier Tage Pflege- und Sanierungs-

arbeiten und einen Freizeittag.

Zielsetzungen und Inhalte

Jeden Sommer findet als Kooperationsprojekt von Österreichischer Alpenvereinsjugend und

Naturpark Weißbach eine einwöchige Umweltbaustelle statt, die von der Naturparkver-

waltung, den GrundbesitzerInnen und der Sektion Lofer aktiv unterstützt wird. Fachliche

Unterstützung ist durch die Naturschutzabteilung des Landes Salzburg gesichert.

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B. Battocleti, D. Powierski

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 53

Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 16 und 30 Jahren aus Österreich und dem Ausland.

Diese müssen nicht Mitglied im Alpenverein sein und können sich über die Homepage des

ÖAV eine Umweltbaustelle aussuchen und sich dort anmelden. Dieses Jahr waren drei

Flüchtlinge aus der Flüchtlingsunterkunft in Saalfelden Teil des Freiwilligenteams.

Insgesamt wurden im Naturpark Weißbach bisher acht Umweltbaustellen mit insgesamt 65

TeilnehmerInnen durchgeführt. Die erste Umweltbaustelle fand im Jahre 2007 statt.

Resümee

Die Umweltbaustellen verliefen bisher immer äußerst erfolgreich. Neben dem Spaßfaktor für

die Jugendlichen, der durch abwechslungsreiche Arbeit, das gemeinsame Gruppenerlebnis

sowie ein attraktives Freizeitprogramm (zum Beispiel Canyoning, Rafting oder Klettern)

gegeben ist, wird durch die Umweltbaustellen ein wichtiger Beitrag zur Landschaftspflege

sowie zur Regionalentwicklung geleistet. Organisation und Finanzierung werden zwischen

Naturpark Weißbach, beteiligten GrundbesitzerInnen und Alpenvereinsjugend partnerschaft-

lich aufgeteilt, genauso wie die Betreuung und Versorgung der Freiwilligen mit Kost und

Logis.

Ausblick

Das Projekt ist für 2017 wieder geplant, hinzu kommt die erstmalige Durchführung des

Bergwaldprojekts in Kooperation mit dem Alpenverein im Herbst 2016.

Service-Angaben

Naturpark Weißbach GF Birgit Battocleti

Unterweißbach 36 5093 Weißbach bei Lofer

Tel.: +43 (0) 65 82 / 8352 12

E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-weissbach.at

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B. Derntl

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 54

Die gemeinsame Arbeit hält die Feuchtwiese offen für Orchideen, Fieberklee und Sonnentau (Foto: © Barbara Derntl)

Umweltbaustelle „Naturparkcamp“ im Naturpark Mühlviertel

Ausgangslage

2011 hatte die Jugend in der Naturparkgemeinde St. Thomas am Blasenstein die Idee, ein

Mähfest mit Sensenmähwettbewerb zu veranstalten. Zur Vorbereitung organisierte der Na-

turpark mit den örtlichen Senioren einen Sensenmähkurs für die Jugend. Als Trainingsfläche

wurde eine seit mehreren Jahren nicht mehr bewirtschaftete Naturparkfläche verwendet.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Offenhaltung und Aushagerung einer rund einen Hektar großen Feuchtwiese.

Was können die Freiwilligen tun?

Sensenmähen, Rechen, Austragen des Mähgutes ins Trockene, Ausschneiden von Gehöl-

zen u.s.w.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Offenhaltung einer Feuchtwiese. Erhalt seltener Feuchtwiesenpflanzen und der damit ver-

bunden Tierwelt.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Von der Projektwoche für Jugendliche bis zu einzelnen Aktionstagen.

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B. Derntl

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 55

Generationenübergreifende Zusammenarbeit (Foto: © Barbara Derntl)

Zielsetzungen und Inhalte

Seit 2011 wurde die Pfarrwiese in St. Thomas a. Bl. vom Naturpark mit einer jährlichen Mahd

und dem Abtransport des Mähguts wieder in Nutzung genommen. Je nach Anzahl der Teil-

nehmerInnen wurden auch weitere Brachflächen gepflegt. Die Flächenpflege erfolgt meist

Mitte Juli und richtet sich an die örtlichen HelferInnen und nationalen/internationalen Teil-

nehmerInnen. Bei der Durchführung sind die örtlichen Senioren als Sensenmählehrer, der

OÖ Naturschutzbund (mit Julia Kropfberger als Camp-Betreuerin) und die Alpenvereinsju-

gend (als Bewerbungsplattform) eingebunden. Zudem bieten die Naturparkpartner und die

NaturvermittlerInnen den Camp-TeilnehmerInnen ein Freizeitprogramm an.

Resümee

Die ehemalige brachliegende Feuchtwiese

hat sich durch die 6-jährige Aushagerung

und Wiederbewirtschaftung in eine schöne,

feuchte Magerwiese mit genug Licht für

Orchideen, Fieberklee und Sonnentau ent-

wickelt.

Die Senioren freuen sich über das Interesse

der Jugend am Sensenmähen und Dengeln.

Die örtliche Bevölkerung freut sich, dass die

Pfarrwiese nun wieder gepflegt wird.

Dieses Projekt braucht wenig finanzielle

Ressourcen, da das Naturparkcamp als Zelt-

lager am örtlichen Campingplatz mit einer

Betreuungsperson konzipiert ist. Wichtig ist, dass sich das Naturparkpersonal genug Zeit für

die Vorbereitungs- und Betreuungsarbeiten während des Camps nimmt.

Noch nicht gelöst werden konnte die Schwierigkeit, dass sich Jugendliche immer kurzfristiger

anmelden bzw. früh anmelden und dann einen Tag vorher absagen. Damit kann die tatsäch-

liche Durchführung eines einwöchigen Camps erst kurzfristig garantiert werden. Zudem ist

ein Campaufbau mit Versorgungszelt und durchgehender Betreuung mit weniger als vier bis

fünf TeilnehmerInnen nicht sinnvoll. In diesem bereits eingetreten Fall musste das Camp

schon einmal abgesagt werden. Die Feuchtwiese wurde dann an einzelnen Aktionstagen mit

örtlichen Freiwilligen gemäht, was ebenfalls sehr gut funktionierte und vom Vorbereitungs-

aufwand und Betreuungsbedarf wesentlich geringer ist.

Ausblick

Das Naturparkcamp wird auch 2017 als einwöchige Umweltbaustelle angeboten.

Service-Angaben

Naturpark Mühlviertel GF Barbara Derntl

4324 Rechberg 9 Tel.: ++43 (0) 72 64 / 46 55-25

E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-muehlviertel.at

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S. Falkensteiner

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 56

Katsiaryna aus Weißrussland hat 2016 bereits das 5. Mal an einem Bergwaldprojekt teilgenommen. Hier schwendet sie mit einer Astschere aufkom-mende Grünerlen (Foto: © Stefan Falkensteiner)

Bergwaldprojekte im Naturpark Sölktäler

Ausgangslage

Die Almweiden stellen einen wichtigen Mosaikstein in der Kulturlandschaft des Naturparks

Sölktäler und Hotspots der Biodiversität mit spezifischen Artengemeinschaften dar. Nebenbei

dienen sie verschiedenen Wildarten als

wertvolle Lebensraumelemente (etwa Balz-

plätze für Raufußhühner) und beliebte

Äsungsflächen (von Rot-, Reh- und Gams-

wild), wodurch die Schutzwälder von Ver-

bissschäden entlastet werden. Veränderte

wirtschaftliche und betriebliche Rahmenbe-

dingungen für die AlmbewirtschafterInnen

führten in den letzten Jahrzehnten zu geän-

derten Bewirtschaftungsweisen oder gar zu

kompletten Nutzungsaufgaben der Almflä-

chen. Die natürliche Sukzession reagiert mit

einer Zunahme von Gehölzpflanzen (Grün-

erlen, Latschen, Fichten etc.) und in weiterer

Folge mit einer Verbuschung bzw. je nach

Lage mit einer Verwaldung der Flächen.

Eine weitere negative Entwicklung liegt in

der Zunahme von invasiven Giftpflanzen wie dem Weißen Germer (Veratrum album), der

einerseits für das Weidevieh sehr giftig ist und andererseits durch das invasive Wachstum

andere charakteristische Almpflanzen verdrängt. Schließlich werden durch Lawinen oder

Rutschungen oft Steine und Äste auf den Weideflächen verteilt. All diese Einflüsse führen zu

einer Verkleinerung wichtiger Futterflächen, die nur sehr mühsam und kostenintensiv wie-

dererlangt werden können. Die fortschreitende Verbuschung, die Zunahme invasiver Pflan-

zen und eine intensivere Bestoßung der verbleibenden Weideflächen führen zu einer Ab-

nahme der almtypischen Biodiversität und einer Veränderung des charakteristischen Land-

schaftsbildes, mit oftmals negativen Auswirkungen auf andere Sektoren, wie etwa den Tou-

rismus.

Aufgrund fehlender personeller und finanzieller Ressourcen sind viele AlmbewirtschafterIn-

nen auf Unterstützung zur Freihaltung bzw. Wiedererlangung der Weideflächen angewiesen.

Unter diesen Rahmenbedingungen ergab sich im Jahr 2006 die Möglichkeit zu einer Koope-

ration mit dem Österreichischen Alpenverein (ÖAV) und zur Durchführung des ersten Berg-

waldprojekts im Naturpark Sölktäler. Die Zusammenarbeit zwischen Naturpark Sölktäler,

ÖAV sowie den AlmbewirtschafterInnen war von Beginn an eine fruchtbare, in deren Rah-

men bei mittlerweile elf gelungenen Bergwaldprojekten und einer zusätzlichen Umweltbau-

stelle unzählige Freiwillige auf verschiedenen Almen im Naturpark Sölktäler höchst engagiert

tätig waren.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Die freiwilligen TeilnehmerInnen verbringen eine Woche auf einer Alm und unterstützen die

AlmbewirtschafterInnen bei der Freihaltung bzw. Wiedererlangung von wichtigen Almweide-

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S. Falkensteiner

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 57

flächen. Im Gegenzug stellen die AlmbewirtschafterInnen den TeilnehmerInnen freie Kost

und Logis zur Verfügung.

Was können die Freiwilligen tun?

Die Freiwilligen betätigen sich bei verschiedenen Arbeiten zur Freihaltung bzw. Wiedererlan-

gung der Almweiden. Wichtigste Maßnahme dafür ist das sogenannte Schwenden von

Sträuchern und Bäumen, d.h. das Abzwicken dieser Gehölze mit Astscheren bzw. das Ab-

sägen mit Hand- oder Motorsägen. Eine weitere bedeutende Tätigkeit ist das Entfernen des

für das Weidevieh sehr giftigen Weißen Germers mittels spezieller Germerstecher. Schließ-

lich wird die Weidequalität durch das Wegschaffen von Steinen und Ästen verbessert.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Durch ihren freiwilligen Einsatz leisten die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung

bzw. Wiedererlangung der charakteristischen Kulturlandschaft im Naturpark Sölktäler, der

spezifischen Biodiversität der Almen und des Erholungsraums für Einheimische als auch

TouristInnen. Ein wichtiger Nebeneffekt in der Zusammenarbeit ist die Erhöhung des gegen-

seitigen Verständnisses und der Anerkennung zwischen AlmbewirtschafterInnen und Teil-

nehmerInnen.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Treffpunkt der TeilnehmerInnen in Stein/Enns ist meist am Sonntagabend, mit einer kurzen

Begrüßung durch die Projektleitung von ÖAV und Naturpark Sölktäler. Im Anschluss geht es

direkt auf die Alm und die Quartiere werden bezogen. Die umfassende Einführung in die Ar-

beitsweise erfolgt durch die AlmbewirtschafterInnen und ÖAV-Projektleitung, meist gemein-

sam mit einem erfahrenen Alminspektor.

Die Arbeiten werden vier Tage mit vollstem

Einsatz durchgeführt, und die Freiwilligen

haben sich Mitte der Woche einen Freizeit-

tag redlich verdient. An diesem wird von der

Naturpark-Projektleitung ein spezielles Pro-

gramm organisiert, meist eine geführte

Wanderung zu interessanten Plätzen im

Naturpark Sölktäler inklusive regionstypi-

scher Kulinarik. Den Abschluss der intensi-

ven Woche bildet ein gemütlicher Ab-

schlussabend am Freitag, an dem allen

Freiwilligen von Seiten des Naturparks und

Alpenvereins herzlich für deren hohes En-

gagement gedankt wird und Erinnerungen

geteilt werden. Am Samstag begibt sich die

Gruppe müde, aber voller bleibender Ein-

drücke und mit dem Wissen und Stolz über ihre wichtige Arbeit zum Erhalt der typischen

Kulturlandschaft und der Biodiversität, wieder auf die Heimreise.

Zielsetzungen und Inhalte

Wesentliches Ziel ist die Eindämmung der Verbuschung (Grünerlen, Latschen, Fichten etc.)

und Giftpflanzen (Weißer Germer etc.) sowie die Entfernung von Steinen und Ästen auf den

Die Freiwilligen genießen den Feierabend bei den Almhütten. Während der intensiven Woche auf der Alm entwickeln sich viele Freundschaften (Foto: © Volkhard Maier)

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S. Falkensteiner

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 58

Almen und somit die Freihaltung von wichtigen Äsungsflächen für das Weidevieh. Gleichzei-

tig werden die spezifischen Artengemeinschaften, und somit die Biodiversität der Almen ins-

gesamt, gefördert. Das Projekt wird einmal jährlich im Juli durchgeführt. Die Projektaus-

schreibung richtet sich an alle Erwachsenen, die über ausreichende Fähigkeiten für anstren-

gende Arbeiten im Gelände verfügen und gerne eine Woche unter einfachen Verhältnissen

auf einer Alm in der Gruppe zusammen leben und arbeiten möchten. Die gesamte Freiwilli-

gen-Gruppe besteht jeweils aus dem/r Projektleiter/in, einem/r Gruppenleiter/in und ca. zehn

TeilnehmerInnen. Das Projekt findet in enger Kooperation zwischen Naturpark Sölktäler,

ÖAV und den AlmbewirtschafterInnen statt.

Resümee

Die bisherigen zwölf Projekte (elf Bergwaldprojekte und eine Umweltbaustelle) im Naturpark

Sölktäler haben dazu beigetragen, bedeutende Anteile an Futterflächen auf verschiedenen

Almen von Verbuschung, Steinen und Giftpflanzen freizuhalten bzw. wiederzuerlangen, und

somit für das Weidevieh verfügbar zu machen. Dadurch wurde auch ein wichtiger Beitrag zur

Erhaltung der almtypischen Biodiversität geleistet. Ein wesentlicher Nebeneffekt in der Zu-

sammenarbeit ist die Erhöhung des gegenseitigen Verständnisses und der Anerkennung

zwischen AlmbewirtschafterInnen und TeilnehmerInnen. Die Zufriedenheit der Almbewirt-

schafterInnen mit der freiwilligen Arbeitsleistung ist dermaßen groß, dass meist schon mehr

als ein Jahr im Vorhinein Anmeldewünsche für das kommende Jahr eintreffen. Gleichzeitig

werden viele Freiwillige zu regelmäßigen „WiederholungstäterInnen“, und stellen jedes Jahr

aufs Neue ihre Arbeitsleistung im Zuge verschiedener Projekte in ganz Österreich in den

Dienst der Kulturlandschaft und des Naturschutzes. Trotz des hohen Engagements der Frei-

willigen können durch das Bergwaldprojekt bei Betrachtung der Gesamtfläche nur ausge-

wählte Almbereiche bearbeitet werden, und eine regelmäßige Nacharbeit ist entscheidend

für eine langfristige Freihaltung der Almflächen.

Ausblick

Das Bergwaldprojekt ist im Naturpark Sölktäler bereits soweit etabliert, dass jährlich ein Pro-

jekt fix durchgeführt wird. In der Regel erfolgt die Auswahl des Arbeitsgebietes im dreijähri-

gen Rhythmus, verteilt auf die drei Katastralgemeinden Großsölk, St. Nikolai und Kleinsölk.

Service-Angaben

Naturpark Sölktäler GF Volkhard Maier Stefan Falkensteiner

Stein/Enns 107 8961 Sölk

Tel.: +43 (0) 36 85 / 20 903

E-Mail: [email protected]

Website: www.soelktaeler.at

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R. Heuberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 59

Klaus Krainer, GF Arge NATURSCHUTZ Kärn-ten, bei einer Schulung zur Neophytenbekämpf-ung im Naturpark Weissensee (Foto: © Robert Heuberger)

Das große Jäten in den Kärntner Naturparken

Ausgangslage

Im Naturpark Dobratsch und im Naturpark Weissensee breiten sich invasive Neophyten un-

gehindert aus. Hierbei besteht die Gefahr, dass sich diese Pflanzen in wertvollen Biotopen

etablieren und so heimische Pflanzen und damit korrespondierende Tier verdrängen.

Das Naturpark Management hat daher im Naturpark-Plan 2020 Maßnahmen gegen invasive

Neophyten geplant.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Die Bevölkerung soll zur Entfernung von in-

vasiven Neophyten im eigenen Garten, aber

auch in sensiblen Bereichen der Kärntner

Naturparke animiert werden.

Was können die Freiwilligen tun?

Aktive Mitarbeit bei der Neophytenbekämpf-

ung. Dabei helfen die Freiwilligen entweder

bei Schwerpunkttagen der Naturparke unter

dem Motto „das große Jäten“ mit. An diesen

Tagen sind Naturpark-Ranger vor Ort und

entfernen die invasiven Neophyten fachgerecht. Jeder kann dabei mitmachen. Oder die Ne-

ophyten werden vom eigenen Grund oder Garten entfernt und können kostenlos und fachge-

recht in bereitgestellten Containern entsorgt werden.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Der Beitrag der Freiwilligen ist der Erhalt wertvoller Biotope im Naturpark Dobratsch und

Weissensee und die Verhinderung der weiteren Ausbreitung invasiver Neophyten in den Na-

turparken.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Im heurigen Jahr fanden je Naturpark zehn Projekttage statt, bei denen sich Freiwillige betei-

ligten.

Zielsetzungen und Inhalte

In den Kärntner Naturparken wurde im Jahr 2013 mit einem Schwerpunktprogramm zur

„Pflege“ von invasiven Neophyten begonnen. Ausgehend von einer fachlichen Kartierung

ökologisch besonders wertvoller Flächen wurde ein Arbeitsplan zur Eindämmung invasiver

Neophyten erstellt.

Anschließend wurden in allen sechs Naturparkgemeinden Informationsabende zum Thema

„Neophytenbekämpfung“ für die Bevölkerung abgehalten und danach im Freiland das fach-

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R. Heuberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 60

gerechte Entfernen der Pflanzen demonstriert. Es wurde ein Informationsblatt zum The-ma

Neophyten und deren Entfernung erstellt. Darin erfolgte auch der Aufruf an die Bevölkerung,

selbst mitzumachen.

Wichtig neben der fachgerechten Entfernung der Neophyten ist auch die korrekte Lagerung

bzw. „Entsorgung“. Aus diesem Grund wurden in den Naturparkgemeinden Müllcontainer für

die kostenfreie Entsorgung der Neophyten aufgestellt. Der Containerinhalt wird anschließend

in der Müllverbrennung Arnoldstein verbrannt. Die Teilnahme der Bevölkerung ist sehr rege.

Gleichzeitig werden von den Naturpark-MitarbeiterInnen und von FerialpraktikantInnen Maß-

nahmen durchgeführt. Es ist wichtig, dass auch professionelle MitarbeiterInnen die Maß-

nahmen durchführen. Einerseits finden so interessierte Menschen einen kompetenten An-

sprechpartner, andererseits wird die Bedeutung dieser Naturschutzarbeit verdeutlicht.

Durch die Naturpark-MitarbeiterInnen wird auch ein ständiges Monitoring der „gemanagten“

Flächen vorgenommen, um den Erfolg zu dokumentieren. Diese Erfolge werden auch veröf-

fentlicht, um die Bevölkerung zum Mitmachen und von der Sinnhaftigkeit zu überzeugen.

Im Sommer 2016 nahmen ca. 15 Freiwillige an den Aktionstagen teil. Die Anzahl der Teil-

nehmerInnen, die aus dem eigenen Gartenbereich Neophyten entsorgen, kann nicht genau

erhoben werden. Die „vollen Entsorgungscontainer“ lassen aber auf eine sehr rege Beteili-

gung schließen.

Die Aktionstage werden von den Naturparkgemeinden unterstützt und fachlich von der Arge

NATURSCHUTZ begleitet.

Resümee

Sehr positiv ist anzumerken, dass die Bevölkerung zur Neophytenbekämpfung sensibilisiert

werden konnte. Auch zahlreiche Betriebe (Hotels) haben Maßnahmen gegen diese in ihren

Hotelgärten als „Ziersträucher“ gesetzte Pflanzen vorgenommen.

In den nächsten Jahren liegt der Schwerpunkt neben der Information der Bevölkerung in ei-

ner Aufklärungskampagne für die Landwirtschaft und die Wirtschaftshöfe der Gemeinden, da

hier die Neophyten teilweise noch nicht fachgerecht bekämpft werden.

Neophytenbekämpfung vorher/nachher: Naturpark Praktikant Timo Zankl bei der Neophytenpflege in der Schütt im Naturpark Dobratsch (Foto: © Naturpark Dobratsch)

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R. Heuberger

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 61

Ausblick

In den nächsten Jahren ist vor allem die Ausweitung der Neophytenbekämpfung auf die Na-

turpark-Schulen angedacht. Hier wurde im Zuge des sogenannten „Naturpark-Schul-Gipfels“

das Management von invasiven Neophyten bereits allen LehrerInnen der Naturpark-Schulen

vorgestellt. Schwerpunktprogramme mit Schulklassen sollen im nächsten Schuljahr starten.

Service-Angaben

Naturparke Kärnten Robert Heuberger

AMT DER KÄRNTNER LANDESREGIERUNG

Abteilung 8 (Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser und

Naturschutz) Unterabteilung Innovation und Konzepte

Klagenfurter Str. 66 9500 Villach

Tel.: +43 (0) 42 42 / 205 60 17

E-Mail: [email protected]

Website: www.ktn.gv.at

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A. Oertli, R. Roshier

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 62

Freude über die gemeinsam erreichten Resultate (Foto: © Marion Sinniger)

Corporate Volunteering in Schweizer Pärken

Ausgangslage

Unter Corporate Volunteering wird der Ein-

satz von Mitarbeitenden eines Unterneh-

mens für gemeinnützige Zwecke verstan-

den. Die Motivation der Unternehmen grün-

det vielfach in der Tradition und im zuneh-

menden Verantwortungsbewusstsein gegen-

über Umwelt und Gesellschaft. Zudem er-

geben sich für die Unternehmen eine vor-

teilhafte Beeinflussung der Geschäftstätig-

keit mittels Imagepflege und Verankerung in

der Region sowie positive Effekte im Perso-

nalbereich.

Der Trend zum Corporate Volunteering

kommt den Schweizer Pärken entgegen. Diese umfassen die ursprünglichsten Natur- und

Kulturlandschaften der Schweiz und haben zum Ziel, natürliche Lebensräume zu erhalten

und gleichzeitig die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Parkregionen zu fördern.

Für die Pärke bietet die zunehmende Etablierung von Corporate Volunteering-Programmen

bei Großfirmen ein interessantes Potenzial. Deshalb haben die Pärke in den letzten drei Jah-

ren ein professionelles Angebot an Volunteering-Einsätzen für Firmen aufgebaut, das über

eine zentrale Anlaufstelle organisiert wird.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

An einem Volunteering-Einsatz helfen Firmenmitarbeitende, die wertvollen Natur- und Kultur-

landschaften in Schweizer Pärken zu erhalten und profitieren dabei gleichzeitig von einem

Beitrag zur Teambildung. Sie lernen den Park kennen, tauschen sich mit der lokalen Bevöl-

kerung aus und genießen regionale Spezialitäten. Fachkundige Begleitpersonen sorgen

nebst der Sicherheit für einen lehrreichen Tag und vermitteln Wissen rund um Lebensräume,

Tiere und Pflanzen.

Was können die Freiwilligen tun?

Angepackt wird bei jedem Wetter – je nach Park und Jahreszeit zum Beispiel:

Entbuschen von Alpwiesen und Mooren

Pflanzen, Pflegen und Schneiden von Hecken

Auflichten und Aufwerten von Waldrändern

Bau von Kleinstrukturen, die zahlreichen Amphibien, Reptilien und Kleinsäugetieren Un-

terschlupf und Nistmöglichkeiten bieten

Sanieren von Steinmauern

Aufräumen von Holzschlägen

Anlegen und Aufwertung von Weihern

Ausreißen von Neophyten (Problempflanzen)

Arbeiten in ökologisch wertvollen Obstgärten und Rebbergen

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A. Oertli, R. Roshier

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 63

Schwenden mit Astzange (Foto: © Aline Oertli)

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Die Freiwilligen leisten einen wichtigen und wirkungsvollen Natureinsatz und setzen sich für

den Erhalt der schönsten Natur- und Kulturlandschaften der Schweiz ein. Dabei stehen be-

sonders wertvolle Lebensräume wie Felsensteppen, alpine Trockenwiesen, Moore etc. im

Vordergrund. Bei den Einsätzen werden Bergbauern und -bäuerinnen, kleine Familienbetrie-

be und engagierte lokale Naturschutzorganisationen unterstützt. Ein weiterer Aspekt ist, dass

die ländlichen Parkregionen gefördert werden, indem die regionale Wertschöpfung durch die

mit dem Arbeitseinsatz verbundenen Zusatzleistungen (Unterkunft, Verpflegung, Transport,

Betreuung etc.) gestärkt wird.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Ein bis drei Tage, von Mai bis Oktober.

Zielsetzungen und Inhalte

Die Volunteering-Einsätze sind so aufgebaut, dass sie die Zielsetzungen der Schweizer Pär-

ke in allen Bereichen unterstützen:

Sie tragen zur Aufwertung und Pflege der einzigartigen Parklandschaften mit ihren wert-

vollen Lebensräumen bei (z.B. Trockenwiesen, Wytweiden, Hecken, Moore).

Sie fördern die regionale Wertschöpfung in den ländlichen Parkregionen durch die mit

den Einsätzen verbundenen Zusatzleistungen wie Unterkunft, Verpflegung, Transport,

Betreuung etc.

Sie fördern den Austausch zwischen den Teilnehmenden (vorwiegend aus den städti-

schen Zentren) mit der Bevölkerung in den Pärken und sensibilisieren die Teilnehmen-

den bezüglich Wert und Gefährdung der Parklandschaften.

Die Schweizer Pärke planen und führen die

Einsätze professionell und strukturiert durch.

Jeder Einsatz entspricht den hohen Nach-

haltigkeitsstandards der Schweizer Pärke

und folgt einem Sicherheitskonzept. Die

Freiwilligen werden von Fachpersonen (Ein-

satzleiterInnen der Pärke sowie Fachperso-

nen aus Forst- und Landwirtschaft) sorgfäl-

tig instruiert und während des ganzen Ein-

satzes betreut. Es gibt eine zentrale Anlauf-

und Koordinationsstelle. Diese gibt Aus-

kunft, vermittelt gezielt Volunteering-Ein-

sätze an Unternehmen und übernimmt die

parkübergreifende Koordination. Zudem gewährleistet sie die Qualität der Einsätze und

sammelt Daten für das langfristige Monitoring der Auswirkungen des Projektes.

Seit 2013 gehören 19 Schweizer Firmen zu zufriedenen Kunden des Volunteering-

Angebotes. Insgesamt haben in den Schweizer Pärken 2.335 Volunteers von Firmen wäh-

rend 178 Einsätzen rund 12.280 Stunden gemeinnützige Arbeit für die Umwelt verrichtet. Die

Einsätze werden in neun der insgesamt 20 Schweizer Pärke und Parkprojekte angeboten.

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A. Oertli, R. Roshier

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 64

Resümee

Die Auswertungen haben gezeigt, dass die Teilnehmenden die Arbeit an der frischen Luft

sowie die Verpflegung mit einheimischen Produkten aus der Parkregion besonders schätzen.

Sehr zufrieden zeigen sich auch die Verantwortlichen in den beteiligten Pärken. Mit den gro-

ßen Gruppen können in kurzer Zeit wichtige Naturschutzarbeiten erledigt werden, die zahl-

reicher helfender Hände bedürfen.

Ein weiterer positiver Effekt zeigt sich auch bei der Bekanntmachung der Schweizer Pärke

und ihrer Ziele: Rund 90% der Teilnehmenden waren zum ersten Mal in einem Naturpark

und haben nach dem Einsatz angegeben, dass sie sehr gerne wieder einmal einen Natur-

park besuchen würden.

Ein wichtiges Ziel bei den Einsätzen ist, dass nebst Natur und Landschaft auch die lokale

Wirtschaft von den Einsätzen profitiert. Und das funktioniert nur, wenn die Volunteering-

Einsätze nicht gratis angeboten werden. Ihre sorgfältige Vorbereitung und Durchführung ist

mit Aufwand verbunden: Von der detaillierten Einsatzplanung, dem Ausarbeiten des Pro-

gramms, dem Rekognoszieren über die Organisation von Material, Werkzeug, Transporten,

Verpflegung sowie Übernachtungen bis hin zur Begleitung durch kompetente Fachpersonen

– hier entstehen Kosten, die von der teilnehmenden Firma getragen werden müssen und in

der Region Umsatz generieren. So sind die Einsätze nicht nur ökologisch wertvoll, sondern

auch wirtschaftlich nachhaltig.

Ausblick

Das aktuelle Volunteering-Angebot ist inzwischen qualitativ und einheitlich aufgebaut. Aller-

dings besteht noch viel ungenutztes Potenzial in der Kombination mit den vielfältigen beste-

henden Parkangeboten (Natur- und Kulturerlebnisse, Kulinarik, Umwelt- und Teambildung,

Seminare etc.). Deshalb soll das Angebot erweitert werden, sodass Firmenmitarbeitende das

vielfältige Repertoire der Schweizer Pärke erleben, verschiedene Gebiete entdecken und

neue Themenschwerpunkte wählen können.

Service-Angaben

Netzwerk Schweizer Pärke Ansprechperson: Aline Oertli

Monbijoustrasse 61 3007 Bern Schweiz

Tel.: ++41 (0) 79 906 14 93 E-Mail: [email protected]

Websites: www.paerke.ch und www.paerke.ch/volunteering

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H. Seehofer, B. Habermann

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 65

Wachau Volunteers: Internationale HelferInnen im Naturpark Jauerling-Wachau

Ausgangslage

Das UNESCO Welterbe Wachau ist mit sei-

nen Trockenrasenflächen die Heimat vieler

seltener Tier- und Pflanzenarten, die diese

Region zu einem wahren Naturjuwel ma-

chen. Trockenrasen sind besondere Biotope

an trockenen, nährstoffarmen Standorten

mit einer enormen Vielfalt an Pflanzen und

Tieren. Sie sind zum Teil durch Beweidung

entstanden. Sie sind ein Bestandteil der

vielfältigen Kulturlandschaft der Wachau –

doch ohne Pflege würden diese wertvollen

Lebensräume verbuschen und zuwachsen.

Die landwirtschaftliche Bearbeitung der steilen Hanglagen in der Wachau rentiert sich ab-

seits des Weinbaus nicht mehr, und die Viehhaltung in der Wachau ist längst Geschichte.

Es bestand akuter Handlungsbedarf, um bedrohte Pflanzen wie die Kuhschelle, die Adriati-

sche Riemenzunge oder geschützte Tiere wie zum Beispiel den Segelfalter, den Schmetter-

lingshaft und die Sägeschrecke vor dem Verlust ihres Lebensraum zu bewahren. Im Jahr

2009 wurde daher vom Arbeitskreis Wachau und dem Naturpark Jauerling-Wachau das Pro-

jekt „Wachau Volunteers“ ins Leben gerufen. In der ersten Phase zwischen 2010 bis 2012

fanden zwölf internationale Projektwochen und 15 Einzeltage unter Beteiligung von etwa 300

Freiwilligen statt. Diese erste Phase wurde unter dem Titel „WachauVolunteer: Youth for Na-

tura 2000“ vom Programm für Ländliche Entwicklung finanziert. Es war eine Zusammenarbeit

mit dem Naturschutzverein LANIUS, der Österreichischen Alpenvereinsjugend, dem Service

Civil International (SCI) und lokalen Vereinen sowie LandwirtInnen und Grundstückseigen-

tümerInnen.

Aktuell wird das Projekt durch die Zusammenarbeit mit einer nationalen und einer internatio-

nalen Freiwilligenorganisation, der Alpenvereinsjungend und dem SCI getragen. Projektträ-

ger ist die Wachau Dunkelsteinerwald Regionalentwicklung in Zusammenarbeit mit den Nati-

onalparken Thayatal und Donau-Auen im Rahmen eines von der Ländlichen Entwicklung

finanzierten Kooperationsprojektes. Die Mittelschule Wachau in Spitz unter der Direktorin

Anita Alfanz ermöglicht die kostenlose Unterbringung der Volunteers, Kost und Logis für die

freiwilligen HelferInnen wird somit zur Verfügung gestellt. Die Anreise müssen die Volunteers

selbst finanzieren.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Freihalten von Trockenrasenflächen

Erhaltung von Naturschutzflächen

Neophytenregulierung

Wachau Volunteers in Mühldorf in Aktion (Foto: © Hannes Seehofer)

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H. Seehofer, B. Habermann

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 66

Was können die Freiwilligen tun?

Die Wiesen werden meist mit Motorsensen gemäht und gerecht. Das Mähgut wird von den

Flächen getragen, und aufkommende Büsche werden entfernt. Außerdem werden invasive

Neophyten-Gehölze wie die Robinie geringelt, um zu verhindern, dass sie die wertvollen

Trockenrasenflächen überwuchern und die vorhandene Vielfalt an Pflanzen und Tieren ver-

drängen.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Erhaltung des Lebensraums bedrohter Tier- und Pflanzenarten auf den Trockenrasen der

Wachau, u.a. im Naturpark Jauerling-Wachau, und auf Wiesenflächen in den Nationalparks

Thayatal und Donau-Auen. Einige Hektar Naturschutzfläche werden jährlich durch die Volun-

teers gepflegt.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Zwei Wochen pro Jahr.

Zielsetzungen und Inhalte

Das Projekt strebt die Erhaltung der stark

gefährdeten Trockenrasen der Wachau und

bedrohter Wiesenflächen in den National-

parks Thayatal und Donau-Auen an. Zum

Erhalt der Flächen werden diese einmal

jährlich von den Wachau Volunteers gemäht

und das Mähgut von den Wiesen entfernt.

Das Projekt findet seit 2010 in der Wachau

statt, seit 2016 auch in Kooperation mit den

erwähnten Nationalparks. Die Volunteers

sind im Schnitt 10 bis 15 nationale und in-

ternationale Freiwillige. Seit 2010 kamen sie

aus 28 verschiedenen Ländern. Die Durch-

führung findet in Zusammenarbeit mit den GrundbesitzerInnen, der Mittelschule in Spitz, den

KooperationspartnerInnen und den Freiwilligenorganisationen statt.

Resümee

„WachauVolunteer“ wurde 2009 mit dem Natura 2000-Preis des Landes Niederösterreich

ausgezeichnet und wird von der Europäischen Union, der Republik Österreich und dem Land

Niederösterreich unterstützt. Das Lebensministerium erklärte WachauVolunteer zu einem

österreichweiten Best-Practice-Projekt für Naturschutz Freiwilligenarbeit. 2011 wurde Wach-

auVolunteer als erstes österreichisches Freiwilligenprojekt in die Kampagne „World Heritage

Volunteers“ der UNESCO und CCIVS (Coordinating Committee for International Voluntary

Service) aufgenommen.

Voraussetzung für die Fortführung ist die finanzielle Unterstützung der Schutzgebietsbetreu-

ung und die Fortführung der bestehenden Kooperationen, die vieles an Zeit und Ressourcen

spart. Dies ist auch die Herausforderung für den Naturpark Jauerling-Wachau, der derzeit

kein weiteres Freiwilligenprojekt betreibt. Es gäbe auch auf den Flächen jenseits der Wachau

Nationale und internationale Wachau Volunteers (Foto: © Hannes Seehofer)

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H. Seehofer, B. Habermann

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 67

im Naturpark Bedarf an Flächenfreihaltung, der Naturpark ist aber derzeit von seinen perso-

nellen und finanziellen Ressourcen her nicht in der Lage ein Freiwilligenprojekt in dieser

Größenordnung zu administrieren.

Es profitiert nicht nur die vielfältige Natur der Wachau mit ihren seltenen Arten von diesem

Freiwilligenprojekt. Auch die Volunteers sind begeistert. Sie haben die Möglichkeit, eine be-

sonders wertvolle Landschaft Österreichs und deren Menschen kennenzulernen, interessan-

te fachliche und kulturelle Erfahrungen zu sammeln, neue Freundschaften zu schließen und

der Natur und ihrer Biodiversität etwas Gutes zu tun. Die Volunteers freuen sich darüber in

einer faszinierenden Landschaft zu arbeiten, mit einer tollen Gruppe etwas Sinnvolles zu

machen und gleichzeitig diese wunderschöne Region kennenzulernen. Denn an den freien

Tagen gibt es auch Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten oder Wanderungen am Welterbesteig.

Bei Hitze ist Baden in der Donau angesagt.

Ausblick

Aufgrund des großen Erfolges und des hohen Bedarfs sind auch 2017 wieder Volunteerpro-

jekte in der Region geplant.

Service-Angaben

Wachau Dunkelsteinerwald Regionalentwicklung

Projektleiter Hannes Seehofer

E-Mail: [email protected]

Website: www.wachau-dunkelsteinerwald.at

Naturpark Jauerling-Wachau GF Birgit Habermann

Maria Laach 22 3643 Maria Laach

Tel.: ++43 (0) 27 12 / 82 22-4 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-jauerling.at

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W. Seifert

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 68

Freiwilligenprojekte im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

Ausgangslage

Der Hochgebirgs-Naturpark setzt bereits seit 15 Jahren Freiwilligenprojekte um und zählt

damit zu den „Regionen der ersten Stunde“, die sich dem Thema Freiwilligenarbeit im Natur-

schutz gewidmet haben. Von Anbeginn wurden die Projekte in enger Kooperation mit dem

Österreichischen Alpenverein (ÖAV) durchgeführt. Standen anfänglich eher Schutzwald-

projekte im Vordergrund, wurde der Fokus in den letzten Jahren stärker auf Initiativen im

Bereich naturschutzfachlich wertvoller Almen gerichtet.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es?

Der Naturparkbetreuung ist es ein großes Anliegen, mit diesen Projekten einen konkreten

Beitrag für den Schutz bzw. die Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft zu leisten. Speziell

im Bereich der Almen stehen die BewirtschafterInnen heute vor großen Herausforderungen.

Der strukturelle Wandel in der Berglandwirtschaft und der wirtschaftliche Druck der

BewirtschafterInnen lassen es kaum noch zu, dass „wie früher“ ausreichend Personal zur

Pflege der Almen beschäftigt werden kann. Das führt oft zu einer Verbuschung, Muren und

Lawinen tragen zusätzlich Steinmaterial auf den Weideflächen ein. In Summe kommt es zu

einem deutlichen Rückgang offener, nutzbarer Almflächen. Genau hier setzen die Projekte

an und sollen eine gezielte Unterstützung bieten.

Was können die Freiwilligen tun?

Die Freiwilligen helfen insbesondere beim Entbuschen („Schwenden“). Dabei werden mit

Astscheren verschiedene Zwergsträucher sowie aufkommende Bäume abgezwickt und das

anfallende Material auf Häufen geschlichtet. Je nach Lage der Alm wird das Material dann

abtransportiert oder an Ort und Stelle verbrannt. Daneben werden die Flächen entsteint und

Anlage einer neuen Steinmauer auf der Sulzbodenalm im Zillergrund (Foto: © Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen)

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W. Seifert

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 69

Schwenden auf der Elsalm über dem Tuxertal (Foto: © Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen)

mit den zusammengetragenen Steinen neue Lesesteinmauern oder -riegel errichtet bzw. die

bestehenden saniert.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Die Arbeiten haben gleich mehrere positive Aspekte. Zum einen sind sie eine konkrete Hilfe

für die AlmbewirtschafterInnen als tragende Säule der Produktion regionaler, hoch

qualitativer Heumilch und -erzeugnisse. Zum anderen wird ein Beitrag zum Erhalt der

traditionellen Kulturlandschaft sowie der Artenvielfalt geleistet. Und nicht zuletzt trägt die

enge Zusammenarbeit mit den AlmbewirtschafterInnen als wichtige LandnutzerInnen zur

besseren Akzeptanz des Schutzgebiets bei. Die begleitende Medienarbeit soll die

Öffentlichkeit zudem für diese Themen, aktuelle Problemstellungen und die Aktivitäten des

Naturparks sensibilisieren.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Die Projekte, die in Kooperation mit dem ÖAV durchgeführt werden (Umweltbaustellen und

Bergwaldprojekte), dauern eine Woche. Daneben organisiert der Naturpark eigenständig bei

Bedarf auch einzelne eintägige Einsätze, z.B. zur Neophytenbekämpfung.

Zielsetzungen und Inhalte

Die Almen im Hochgebirgs-Naturpark beheimaten viele wertvolle Lebensräume mit seltenen

bzw. geschützten Tier- und Pflanzenarten. Gerade das abwechslungsreiche Mosaik an

Bergwald, Zwergstrauchheiden und eben offenen Flächen steht für die Vielfalt der

Landschaft und Arten. Durch das Schwenden von Teilflächen soll diese Vielfalt erhalten und

gefördert werden. Auch die Pflege der Steinmauern ist in dieser Hinsicht von großer

Bedeutung. Sie sind ein wertvoller Lebens-,

Nist-, Nahrungs- und Rückzugsraum für

viele Tiere und Pflanzen. Das gilt etwa für

Eidechsen, Wildbienen oder Mäuse bzw.

verschiedene Hauswurzarten, Farne und

Mauerpfeffer.

Entscheidend für den Erfolg des Projekts ist

eine gründliche Vorbereitung mit den Koo-

perationspartnern vor Ort. Das sind je nach

Ausrichtung des Projekts die Eigentümer-

bzw. BewirtschafterInnen der Almen, die

Österreichischen Bundesforste sowie die

Wildbach- und Lawinenverbauung. Die Zu-

sammenarbeit mit dem ÖAV bei der Koordi-

nierung und Bewerbung der Projektwochen hat sich über viele Jahre bestens eingespielt und

läuft reibungslos. Neben seiner Verlässlichkeit und Naturschutzkompetenz zeichnet den

ÖAV auch ein perfekter Draht zur Zielgruppe aus, den er über seine Medien hat.

Resümee

Rund 250 TeilnehmerInnen haben sich in den letzten 15 Jahren im Rahmen der rund 30

Projekte freiwillig für die Almen bzw. den Schutzwald in der Naturparkregion Zillertaler Alpen

engagiert. Interessant ist auch die Vielfalt der TeilnehmerInnen. Vom Schüler bis zur

Pensionistin und vom Handwerker bis zur Medizinprofessorin ist alles vertreten. Die meisten

TeilnehmerInnen kommen aus Deutschland und Österreich, es haben aber auch schon

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W. Seifert

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 70

Freiwillige aus der Schweiz, Italien, Frankreich und Russland teilgenommen. Dabei wurden

nicht nur viele konkrete und wertvolle Beiträge für den Naturraum, sondern auch für die

regionale Verankerung und Akzeptanz des Naturparks geleistet.

Finanziell liegt ein Großteil der Kosten (Unterkunft, Verpflegung) beim jeweiligen

Projektpartner, auf dessen Flächen gearbeitet wird. Daneben werden die Umweltbaustellen

und Bergwaldprojekte auch durch den ÖAV sowie den Hochgebirgs-Naturpark finanziell

unterstützt. Den TeilnehmerInnen entstehen nur Kosten für die An- und Abreise zum Projekt.

Ausblick

Die Freiwilligenprojekte sind zu einer absoluten Erfolgsgeschichte und einem wichtigen

Bestandteil der Naturparkarbeit geworden. Auch die Nachfrage ist weiter steigend. Dem

Hochgebirgs-Naturpark ist es ein großes Anliegen, das Engagement für den Natur- und

Kulturraum fortzusetzen und durch Freiwilligenprojekte zu unterstützen!

Service-Angabe

Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen GF Willi Seifert

Naturparkhaus Nr. 239 6295 Ginzling

Tel.:+43 (0) 52 86 / 52 18-1

E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-zillertal.at

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R. Silber

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 71

Gemeinsames Streuobstklauben – ein integrati-ves Sozialprojekt fördert die biologische Vielfalt (Foto: © Naturpark Obst-Hügel-Land)

Obstklaubm – nix vawiastn: Ein Sozialprojekt mit Freiwilligen im Naturpark Obst-Hügel-Land

Ausgangslage

Im Naturpark Obst-Hügel-Land bleibt trotz

aller Bemühungen jedes Jahr viel Streuobst

ungenutzt liegen. Die aktuellen Streuobst-

preise sind für LandwirtInnen nicht rentabel;

vielfach fehlen in den Betrieben auch die

Zeit und die Verwertungsmöglichkeiten. An-

dererseits sind in den Naturparkgemeinden

AsylwerberInnen untergebracht, die gerne

einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen

würden. Im Jahr 2014 entstand die Idee,

diese beiden Fakten im Rahmen eines in-

tegrativen Sozialprojektes zusammenzu-

bringen.

Eckdaten für Freiwillige

Worum geht es? Was können die Freiwilligen tun?

AsylwerberInnen klauben gemeinsam mit freiwilligen HelferInnen Streuobst, das ansonsten

liegen bleiben würde. Die Äpfel und Birnen werden an Naturpark-LandwirtInnen verkauft und

zu Most bzw. Saft verarbeitet. Mit dem Verkaufserlös wird wiederum ein anderes Sozialpro-

jekt für Flüchtlinge unterstützt.

Was können die Freiwilligen mit ihrem Engagement bewirken?

Durch das Sammeln von nicht genutztem Mostobst wird das Bewusstsein für den Wert von

Lebensmitteln geschärft. „Nix vawiastn“, also nichts verschwenden, ist das Motto dieses Pro-

jektes. Das gesammelte Streuobst kommt in die Wertschöpfungskette und stellt für die Most-

und Safterzeuger die Basis für hochwertige Naturpark-Spezialitäten dar. Auch die Grundbe-

sitzerInnen, die ihre Obstbäume in das Projekt einbringen, haben das Gefühl, dass ihr Obst

einen Wert hat und pflegen dadurch eher die Bäume und die Wiesen. Das wiederum fördert

die Artenvielfalt in diesen Streuobstwiesen. Ein besonders wichtiger Aspekt in diesem Pro-

jekt ist der Austausch zwischen den AsylwerberInnen und den HelferInnen.

Dauer des freiwilligen Einsatzes

Die Einsätze der Freiwilligen (AsylwerberInnen, HelferInnen) sind flexibel. Je nach Obstjahr

werden mehrere halb- oder ganztägige gemeinsame Sammelaktionen vom Projektteam or-

ganisiert. Die Freiwilligen verrichten in einer Saison zwischen fünf und 50 Arbeitsstunden pro

Person.

Zielsetzungen und Inhalte

Das Projekt verbindet soziales Engagement, Integration von MigrantInnen, Landschaftspfle-

ge und einen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln. Durch das Projekt werden nicht ge-

nutzte Streuobstwiesen aufgewertet und das Mostobst einer Verwertung zugeführt.

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R. Silber

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 72

Der Erlös von 10.000 kg Streuobst wurde für den Gemeinschaftsgarten und Schulungsraum beim AsylwerberInnenheim verwendet (Foto: © Rudolf Ortner)

Die Aktionen finden jährlich im September und Oktober statt. Das Projektkernteam besteht

aus wenigen Personen (Naturparkmanagement, Flüchtlingsbetreuer, Ideengeber). Bei der

Durchführung des Projektes gilt es folgende Beteiligte und Kooperationspartner zu motivie-

ren und zu koordinieren:

AsylwerberInnen und deren Betreuer bzw. Betreuungsorganisationen,

freiwillige HelferInnen aus der Region (u.a. ehrenamtliche HelferInnen im Bereich der

Flüchtlingsbetreuung, NaturvermittlerInnen, Privatpersonen),

StreuobstwiesenbesitzerInnen und

obstverarbeitende Betriebe.

Vor dem Projektstart im Jahr 2014 waren die rechtlichen Rahmenbedingungen zu klären.

Wichtig für das Gelingen des Vorhabens waren u.a.:

eine Unfall- und Haftpflichtversicherung für die Freiwilligen über den Projektpartner ULF

(Unabhängiges Landesfreiwilligenzentrum/Land OÖ),

die Bestätigung der Gemeinnützigkeit des Projektes durch die Naturparkgemeinde

Scharten und

die Abgrenzung des Projektes zur Erwerbsarbeit von saisonalen ObsterntehelferInnen

auf Tafelobstbetrieben, d.h. es wird nur Obst auf Streuobstwiesen geklaubt, nicht jedoch

in Erwerbsobstanlagen.

Resümee

Das Resümee der ersten beiden Projektjah-

re ist sehr positiv und fand auch medial ho-

he Beachtung. Bei rund 22 Obstklaub-Ein-

sätzen mit insgesamt rund 125 Freiwilligen

(zur Hälfte AsylwerberInnen) wurden knapp

10.000 kg Streuobst gesammelt. Die Erlöse

(bisher ca. € 1.600,--) wurden z.B. für den

Aufbau eines Gemeinschaftsgartens beim

Asylwerberheim in Leppersdorf verwendet.

Dort können sich die Flüchtlinge nicht nur

mit eigenen Lebensmitteln versorgen, son-

dern der Garten entwickelt sich auch zu-

nehmend zu einem Treffpunkt, an dem die

Menschen aus der Umgebung direkten Kon-

takt mit den Migrantinnen und Migranten

aufnehmen können. Ein Teil des Erlöses wurde auch für die Renovierung und Adaptierung

des Schulungsraumes im Asylwerberheim verwendet.

Abgesehen von einfachen Anschaffungen (Handschuhe, Säcke, Werkzeug) fallen keine fi-

nanziellen Aufwendungen im Projekt an. Der Transport der AsylwerberInnen zu den Streu-

obstwiesen wird von Freiwilligen vorgenommen, die Abholung des Obstes meist durch die

Abnehmer selbst organsiert.

Als Herausforderung stellt sich die Kommunikation mit den AsylwerberInnen dar. Aufgrund

des Wechsels in den Flüchtlingswohnheimen muss das Projekt Jahr für Jahr neu vorgestellt

werden. Die Bereitschaft der AsylwerberInnen, beim Projekt mitzumachen ist sehr unter-

schiedlich. Manche sind hochmotiviert und bei sämtlichen Aktionen dabei, andere wiederum

nur schwer für das Projekt zu gewinnen.

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R. Silber

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 73

Ausblick

Das Projekt soll auch in Zukunft angeboten werden. Der Bedarf ist vorhanden. Es soll wei-

terhin der Freiwilligencharakter des Projektes im Vordergrund stehen und nicht die Erwerbs-

arbeit durch AsylwerberInnen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Noch stärker als

bisher soll die Zusammenarbeit mit Naturpark-Schulen und anderen Freiwilligenprojekten

(z.B. Jugendliche, Sozialtage bei Firmen etc.) forciert werden.

Service-Angaben

Naturpark Obst-Hügel-Land GF Rainer Silber

Kirchenplatz 1 4076 St. Marienkirchen/Polsenz

Tel.: ++43 (0) 72 49 / 47 112-25 E-Mail: [email protected]

Website: www.obsthuegelland.at www.facebook.com/obstklaubm

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Linksammlung

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Linksammlung

Unter nachfolgenden Links sind weiterführende Informationen zum Download zu finden:

Freiwilligenkoordination im Natur- und Umweltschutz

Handbuch des Deutschen Naturschutzrings:

http://www.dnr.de/downloads/freiwilligenkoordination_dnr.pdf

Freiwilligen-Engagement professionell gestalten

Broschüre der Friedrich-Ebert-Stiftung:

http://www.fes-mup.de/files/mup/pdf/broschueren/brosch_freiwilligen-

engagement.pdf

Gesamte Rechtsvorschrift Freiwilligengesetz

Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (Freiwilligengesetz –

FreiwG):

http://bmsk2.cms.apa.at/cms/freiwilligenweb/attachments/3/7/5/CH3566/CMS1448

274413921/freiwg,_fassung_vom_05.01.2016.pdf

Karwendelmagazin HILFreich

Ausgabe 2014/15 mit Schwerpunkt Plattform Team Karwendel und dessen

Freiwilligenaktionen:

http://www.karwendel.org/wp-content/uploads/apk_magazin_151.pdf

Was bringst’s – was braucht’s? Jugendliche, Organisationen und ihr Engagement im

Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich

Broschüre der Jugend-Umwelt-Plattform JUMP:

http://www.jugendumwelt.at/sites/default/files/user/file_uploads/wasbringts_kurzinf

o.pdf

Links zu Videos:

Mehrere Videos zum Team Karwendel unter http://www.karwendel.org/team/

EU-Projekte in Österreich: Team Karwendel (auch unter

http://ec.europa.eu/avservices/video/player.cfm?ref=I094933&videolang=DE&devu

rl=http://ec.europa.eu/avservices/video/player/config.cfm)

Tirol TV berichtet über den Issanger sowie

Umweltbaustelle Rotwandalm

Kurzfilm zu Freiwilligenprojekten im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

http://www.zillertal.at/region/tirolhochgebirgs-naturpark/freiwilligenarbeit.html

„Klaubm mas zam“ im Naturpark Obst-Hügel-Land – 72 Stunden ohne Kompromiss,

ORF-NightTalk unter http://obsthuegelland.at/infos-service/mediathek/videos/ oder

https://www.youtube.com/watch?v=5PZZLOvTF_s

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Autorinnen und Autoren

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 75

Autorinnen und Autoren

Battocleti, Birgit

Naturpark Weißbach Unterweißbach 36 5093 Weißbach

Tel.: ++43 (0) 6582 / 8352 12 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-weissbach.at

Derntl, Barbara

Naturpark Mühlviertel 4324 Rechberg 9

Tel.: ++43 (0) 72 64 / 46 55-25 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-muehlviertel.at

Falkensteiner, Stefan

Naturpark Sölktäler Stein/Enns 107 8961 Sölk

Tel.: ++43 (0) 36 85 / 20 903-11 E-Mail: [email protected]

Website: www.soelktaeler.at

Habermann, Birgit

Naturpark Jauerling-Wachau Maria Laach 22 3643 Maria Laach

Tel.: ++43 (0) 27 12 / 82 22-4 E-Mail: [email protected]

Website: http://www.naturpark-jauerling.at

Handler, Franz

Verband der Naturparke Österreichs Alberstraße 10 8010 Graz

Tel.: ++43 (0) 316 / 31 88 48-99 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturparke.at

Hausberger, Marina

Naturpark Karwendel Unterer Stadtplatz 19 6060 Hall in Tirol

Tel.: ++43 (0) 5245 / 28 914 E-Mail: [email protected]

Website: www.karwendel.org

Heuberger, Robert

Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 8 (Kompetenzzentrum Umwelt, Wasser

und Naturschutz) Unterabteilung Innovation und Konzepte

Klagenfurter Str. 66 9500 Villach

Tel.: ++43 (0) 42 42 / 205 6017 E-Mail: [email protected]

Websites: www.naturparkdobratsch.at und www.weissensee-naturpark.at

Kinzl, Claudia

Jugend-Umwelt-Plattform JUMP Spittelauer Lände 5 1090 Wien

Tel.: ++43 (0)1 / 313 04 2015 E-Mail: [email protected]

Website: www.jugendumwelt.at

Langer, Verena

Verband der Naturparke Österreichs Alberstraße 10 8010 Graz

Tel.: ++43 (0) 316 / 31 88 48-16 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturparke.at

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Autorinnen und Autoren

Biodiversität durch Freiwilligenengagement in Naturparken 76

Liesen, Jörg

Verband Deutscher Naturparke (VDN)

Holbeinstr. 12 53175 Bonn Deutschland

Tel: ++49 (0) 228 / 921 2861 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturparke.de

Moser, Hanna

Österreichischer Alpenverein Alpenvereinsjugend

Olympiastraße 37 6020 Innsbruck

Tel.: ++43(0) 512 / 59 547-55 E-Mail: [email protected]

Website: www.alpenvereinsjugend.at

Oertli, Aline

Netzwerk Schweizer Pärke

Monbijoustrasse 61 3007 Bern Schweiz

Tel.: ++41 (0) 79 906 14 93 E-Mail: [email protected]

Website: www.paerke.ch

Powierski, Dennis

Rhabanusstraße 20 55118 Mainz

E-Mail: [email protected]

Roshier, Rianne

Netzwerk Schweizer Pärke

Monbijoustrasse 61 3007 Bern Schweiz

Tel.: ++41 (0) 31 381 / 10 71 E-Mail: [email protected]

Website: www.paerke.ch

Seehofer, Hannes

Wachau Dunkelsteinerwald Regionalentwicklung

Schlossgasse 3 3620 Spitz an der Donau

E-Mail: [email protected]

Website: www.wachau-dunkelsteinerwald.at

Seifert, Willi

Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen Naturparkhaus Ginzling

6295 Ginzling 239 Tel.: ++43 (0) 52 86/ 52 18-1 E-Mail: [email protected]

Website: www.naturpark-zillertal.at

Silber, Rainer

Naturpark Obst-Hügel-Land Kirchenplatz 1 4076 St. Marienkirchen/Polsenz

Tel.: ++43 (0) 72 49 / 47 112-25 E-Mail: [email protected]

Website: www.obsthuegelland.at

Sonntag, Hermann

Naturpark Karwendel Unterer Stadtplatz 19 6060 Hall in Tirol

Tel.: ++43 (0) 5245 / 28 914 E-Mail: [email protected]

Website: www.karwendel.org