Blaues Band – Lebendige Flüsse mit dem BUND · 2017-05-16 · Das BUND-Auenzentrum hat in der...

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Blaues Band Lebendige Flüsse mit dem BUND

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Blaues Band Lebendige Flüsse mit dem BUND

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Chance Blaues Band –Ein neuer Blick auf unsere Flusslandschaften

Das 2017 aufgelegte Bundesprogramm Blaues Band ist einegroße Chance für die Renaturierung der Fließgewässer undAuen in Deutschland. Es erkennt eine langjährige Forderungdes BUND an: Flüsse sind keine Wasserstraßen, sondernvielfältige Lebensräume, Lebensadern unserer Landschaf-ten, Zentren der Biodiversität, Orte der Ruhe und Erholung.Flusslauf, Ufer und Auen sind eins.Naturnahe Auen sind nicht nur die artenreichsten und viel-fältigsten Lebensräume Mitteleuropas und damit immenswichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Wie kaum einanderer Lebensraum erbringen sie auch eine Band breite vonLeistungen für den Menschen: Sie bieten einen natürlichenHochwasserschutz, halten Nähr- und Schadstoffe sowieTreibhausgase zurück, liefern Holz und Nahrungsmittel unddienen uns als Raum für Naturbeobachtung, Sport und Er-holung. Doch nur zehn Prozent der noch vorhandenen Fluss -auen in Deutschland sind in einem naturnahen Zustand,zwei Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen anden Flüssen sind vernichtet.

Das Blaue Band sieht nun vor, Fließgewässer, die als Neben-wasserstraßen eingestuft sind, und ihre Auen umfangreichzu renaturieren. Entlang der so genannten Hauptwasserstra-ßen sollen vermehrt ökologische Trittsteine geschaffen wer-den. Doch die Schäden, die durch den Jahrhunderte währen-den Ausbau der Flüsse entstanden sind, können auch mitdem Blauen Band nur nach und nach und in Teilen kompen-siert werden. Zunächst müssen ausreichend personelle undfinanzielle Ressourcen bereitgestellt werden. Zudem könnendie Renaturierungen nur erfolgreich sein, wenn parallel auchdie Wasserrahmenrichtlinie konsequent umgesetzt wird: Einökologisch guter Zustand der Gewässer ist nur möglich,wenn die Einträge an Schad- und Nährstoffen aus Landwirt-schaft, Industrie und Haushalten drastisch gesenkt werden.Nicht zuletzt erfordern die Pläne entsprechende Kompeten-zen und Erfahrungen.www.bund.net/blauesband

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Der BUND –kompetent und erfahren in der Gewässer- und Auenrenaturierung

Der BUND engagiert sich seit Jahrzehnten für lebendigeFlüsse und Auen. Das BUND-Auenzentrum entwickelt und erprobt vor allem an der Elbe Pilotprojekte, die auf andereRegionen übertragbar sind. Zusammen mit zahlreichen Part-nern forschen wir zu aktuellen Fragestellungen: Wie könnennaturnahe Auen geschützt und stark veränderte Auenberei-che wiederbelebt werden? Welche Möglichkeiten bestehen,um die Ökosystemleistungen von Auen für Mensch und Na-tur zu fördern? Wie kann die Gesellschaft eingebunden wer-

den? Die gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse bringtder BUND als Ansprechpartner vor Ort und Vermittler zwi-schen Politik, Verwaltung und Landnutzer*innen ein.Von Berlin und den Landeshauptstädten aus betreiben wirpolitische Lobbyarbeit und kämpfen auf allen Ebenen für einegrünblaue Infrastruktur. Zudem sind unsere Landesverbände,Kreis- und Ortsgruppen bundesweit etwa mit Bachpaten-schaften und Flussläufer-Projekten vor Ort aktiv.www.bund.net/blauesband

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Ein Biotopverbund von nationaler Bedeutung – das ist einzentrales Ziel der Auen-Renaturierungen im Bundespro-gramm Blaues Band. Vorbild für dieses Netz an Lebensräu-men ist das Grüne Band, der rund 100 Meter breite und fast1.400 Kilometer lange Korridor entlang der ehemaligen in-nerdeutschen Grenze. 1989 vom BUND initiiert, ist das GrüneBand bis dato der einzige länderübergreifend realisierte Bio-topverbund Deutschlands. Im Schatten der jahrzehntelangen Grenzlage blieben auchFließgewässer nahezu unberührt und sind heute ein Quell desLebens. Hierhin haben sich seltene Arten zurückgezogenund von hier aus können sie andere Gebiete wieder besiedeln.Das große ökologische Entwicklungspotenzial intakter Auen

wird am Grünen Band besonders deutlich. Durch ihre hoheDynamik, Standort- und Lebensraumvielfalt und die natür-liche Verbundfunktion sind intakte Auen und FlusssystemeKernraum und Verbundachse zugleich – grünblaue Haupt-schlagadern der Biodiversität. Daher spielen Flusslandschafteneine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des länderübergreifen-den Biotopverbunds, welcher im Bundesnaturschutzgesetzgefordert und im Bundeskonzept Grüne Infrastruktur be-schrieben wird. Voraussetzung dafür ist, dass wir in ZukunftGewässerlauf, Ufer und Auen als Einheit begreifen und un-sere Flusslandschaften als ein gesamtes, miteinander verbun-denes System betrachten. www.bund.net/blauesband

Blaues Band = Grüne Infrastruktur

Lebendiger Fluss am Grünen Band

Am Grünen Band setzten der BUND, Behörden und weiterePartner bereits 1998 mit dem Projekt ,Steinachtal/LindenerEbene’ das erste länderübergreifende Arten- und Biotop -schutzvorhaben um: Das Flüsschen Föritz blieb im bayerisch-thüringischen Grenzgebiet als ein naturnaher mäandrierenderBach erhalten. Doch nördlich des Grenzstreifens war derFlusslauf teilweise stark begradigt, Gitter und Schüttungenverbauten die Ufer, zwei breite Brücken versperrten denBiotopverbund entlang des Gewässers. Im Rahmen desProjektes haben wir die Föritz über 2,5 Kilometer Länge ausihrem engen Korsett befreit und zahlreiche Verrohrungen ent-fernt. Heute finden hier Bachneunaugen wieder Laichplätze,Bachmuschel und zweigestreifte Quelljungfer können sichausbreiten.

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Für Flüsse und Menschen: Das BUND-Zentrum an der Elbe

Inmitten des UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe betreibt der BUND unter dem historischen Dach der Burg Lenzen das Europäische Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation. Das BUND-Auenzentrum, dasBUND-Besucherzentrum und das BioHotel Burg Lenzen arbeiten hier Hand in Hand und locken jährlich fast 20.000 Besucher*innen in die ländliche Region, in der vier Bundesländer aufeinander treffen. Hier ist erlebbar, wie Auenschutz undAuenrenaturierung einen erheblichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leisten können: Die größte Deichrückverlegungin Deutschland oder das eindrucksvolle Auwaldgebiet der ,Hohen Garbe’ sind spannende Exkursionsziele für Bildungsreisendeund Schülergruppen. Ein vom BUND eingerichteter Beobachtungspunkt und ein ausgebauter Grenzturm bieten Naturinteres-sierten sowie Radler*innen des Elberadwegs beste Einblicke in die sich wandelnde Auenwildnis. Ergänzt werden die Angebotedurch rund 200 Veranstaltungen im Jahr, darunter Fachseminare, geführte Kanutouren und Regionalmärkte. Das BUND-Auenzentrum vernetzt von hier aus die Akteur*innen am Fluss und steht mit zahlreichen nationalen und interna-tionalen Partner*innen in regelmäßigem Austausch. Zusammen entwickeln wir Projekte mit Modellcharakter und forschen zuaktuellen Themen der Auenrenaturierung und -revitalisierung.

Das BUND-Auenzentrum hat in der Lenzener Elbtalaue in engerZusammenarbeit mit Land, Flächeneigentümer und Biosphärenreservatsieben Kilometer Deich zurückverlegt und so rund 400 Hektar Aue undsomit Überflutungsraum wiedergewonnen. Eine typische Auenlandschaftmit Feuchtwiesen, Flutrinnen, Hart- und Weichholzaue ist entstanden.Eine Herde Wildpferde sorgt für den Erhalt des halboffenen Charakters.Diese größte umgesetzte Deichrückverlegung in Deutschland zieht jedesJahr zahlreiche Besucher*innen aus dem In- und Ausland an. Auch dieMenschen in der Region profitieren: Der Wasserstand im Raum Lenzen fielbeim Hochwasser 2013 fast 50 Zentimeter niedriger aus als vor derDeichrückverlegung.

Lenzener Elbtalaue: Größte Deichrückverlegung Deutschlands

Auenverbund und Auenrevitalisierung an der unteren Mittelelbe

Lebendige Auen für die Elbe – das ist Ziel des gleichnamigen Projektes desBUND-Auenzentrums und zahlreicher Partner. Gefördert im Rahmen desBundesprogramms Biologische Vielfalt wird auf der Halbinsel ,Hohe Garbe’die bedeutendste Hartholzaue der Region revitalisiert. Dazu schließen wirdas Gebiet wieder an die Dynamik der Elbe an. Ein alter Deich wirdgeschlitzt, Flutrinnen werden vertieft, Amphibiengewässer angelegt, eineInselbildung ermöglicht. Zudem fördern wir jungen Auwald durchInitialpflanzungen. Eine Auenwerkstatt steht in engem Dialog mit denAkteur*innen vor Ort. Außerdem sind die Ökosystemleistungen von Auen,der Auenverbund sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Schwerpunkte.

Laura von VittorelliBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · Tel.: (030) 275 86-532 [email protected] · www.bund.net/blauesband

Dr. Meike KleinwächterAuenökologisches Zentrum des BUND / Trägerverbund Burg Lenzen e.V.Burgstr. 3 · 19309 Lenzen · Tel.: (03 87 92) 5078201 [email protected] · www.burg-lenzen.de/auenzentrum ·www.bund.net/auenzentrum

Kontakt:

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Initiative für eine naturnahe Oberweser

Noch gleicht die Oberweser in vielen Abschnitten eher einer monotonenWasserstraße als einem lebendigen Fluss. Daher hat sich der BUND mit anderen Akteur*innen zum ,Initiativkreis Oberweser’ zusammengeschlos-sen. Gemeinsam sollen Perspektiven für eine naturnahe Flusslandschaftund einen nachhaltigen Tourismus entlang des Flusses entwickelt werden.Im November 2016 fand die erste Flusskonferenz vor Ort statt. Über 200 Teilnehmende aus Politik, Tourismus und Naturschutzerörterten Entwicklungspotenziale für die Region. Naturtourismus soll dabei eine wichtige Rolle spielen. Mehr als 30 Entschei-dungsträger*innen, darunter Ministeriumsvertreter*innen aus Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen, bekanntensich abschließend schriftlich zu mehr Flussnatur an der Oberweser. Nun wird der BUND Regionalkonferenzen auf den Weg brin-gen, die Konzepte entwickeln für konkrete Maßnahmen und für die Akzeptanz der Pläne vor Ort.

Forschungsprojekt Auwald

In einem Auen-Forschungsprojekt unter Federführung der UniversitätHamburg ist das BUND-Auenzentrum für den Praxisteil mit verant-wortlich. Ziel ist es herauszufinden, wie Auwälder als Hotspots derArtenvielfalt langfristig bewahrt werden können. Zudem soll auf 15 Hektar neuer Auwald initialisiert werden. Auf geeigneten Flächenan Elbe und Nebenfüssen werden innovative Pflanzverfahren, ent -wickelt von den wissenschaftlichen Projektpartnern, angewandt. Sie sollen den hohen Ausfallraten, die etwa durchTrockenheit entstehen, entgegen wirken. Auch werden verschiedene Methoden getestet, um auentypische Krautschichtvon regionalen ,Spenderflächen' auf die ,Empfängerflächen' zu übertragen. So gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse fürkünftiges Revitalisieren und Initialisieren von Auwald.

ImpressumBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) · Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · Telefon: 030/2 75 86-40 · www.bund.net · Redaktion: Katrin Evers,Ulrike Heise · Bildnachweise: Montage S. 2 + 3: Schwarzstorch; Bläuling; Laubfrosch: Dieter Damschen; Dieter Leupold; iStockphoto_Andyworks; corbisrffancy /fotolia.com; Dieter Damschen: S.4: Kai Frobel; S. 5: Jan Wildefeld; Frank Meyer; S. 6: A.Rochau/fotolia.com; corbis / fotolia.com; Ralf Häfke · V.i.S.d.P.: Yvonne Weber ·Titelbild: Stephan Gunkel · Druck: Z.B.! · Gestaltung: Petra Nyenhuis für Natur & Umwelt GmbH · Mai 2017

Dornburger Alte Elbe –Altarm bei Magdeburg

An der Dornburger Alten Elbe bei Magdeburg setzen wir uns für dieRevitalisierung des größten erhaltenen Altwassers Deutschlands ein.Es bietet zahlreichen seltenen Arten wie Fischotter, Rotbauchunkeoder Grüner Mosaikjungfer einen Lebensraum und gehört zu den wert-vollsten Auen-Gewässern in Sachsen-Anhalt. Um dieses Kleinod vorden Toren Magdeburgs zu bewahren, haben wir auch hier die Akteur*innen zusammengebracht. Im Mai 2017 unterzeich-neten u. a. die Landesumweltministerin, der Oberbürgermeister Magdeburgs, das Biosphärenreservat Mittelelbe und derLandesbetrieb für Hochwasserschutz eine Erklärung. Darin verpflichten sie sich, die Revitalisierung gemeinsam anzugehenund das Altwasser als Lebensraum für zahlreiche gefährdete Arten sowie als Erholungsraum für Stadtbevölkerung undTourist*innen zu bewahren und weiter zu entwickeln. In den kommenden Jahren werden wir zunächst im Dialog vor Orteine breite Akzeptanz für das Vorhaben schaffen und Maßnahmen zur Renaturierung und zum Naturerleben vorbereiten.