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b Magazin für Häf‘nkultur ... die legale Art auszubrechen Blickpunkte 1 2013 Report Report s´Steigerl Diesmal zu Gast: 50-jähriges Jubiläum: Josef Grünberger am Mittersteig Die Unterbringung in österreichischen Haſtanstalten Wolfgang Habe von der WOBES Österreichs auflagenstärkste Häf´nzeitschriſt

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Josef Grünbergeram Mittersteig

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Herausgeber Anstaltsleiterin Hofrätin Dr. Edda Bolten Kommandant Chefinspektor Rudolf Karl

reDaKTIONredaktionsteam Ing. Michael B., Christian S., Markus D., Martin S.Freie Mitarbeiter Wolfgang W., Michael W.gastartikel Mag. Michael Ehn, MMag. Dr. Matthias Geist, em. Univ. Prof. Dr. Christian Bertel grafik & Layout Ing. Michael B.Lektorat Martin S.

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ZwecKMeinungsaustausch und Information von Insassen für Insassen, Bedienstete der Justiz, Verwandte, Bekannte sowie generell alle Interessierten und die Öffentlichkeit - in und um die JA-Mittersteig und deren Außenstelle Floridsdorf.

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ZeNsur Anstaltsleiterin Hofrätin Dr. Edda Bolten

Kommandant Chefinspektor Rudolf Karl

impressum verlagsort/sitz bLIcKpuNKTe redaktion, a-1050 wien, Mittersteig 25Tel: 01/545 16 91/4400, Fax: 01/545 16 91/236, E-Mail: [email protected]

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Die Justizanstalt wien-Mittersteig ist stolz darauf, einen Mitarbeiter in ihren reihen zu haben, der dieser Tage sein 50-jähriges Jubiläum im strafvollzug feiern kann.

universitätsprofessor Dr. Josef grünberger hat im Dezember 1962 mit seiner arbeit in der Ja wien-Mittersteig begonnen. Damals als Mitglied des legendären Teams um Dr. Hans Hoff und Dr. willibald sluga. Ich selbst bin nun auch schon 37 Jahre im strafvollzug tätig und habe niemals von einem seiner Klienten, die er schüler zu nennen pflegt, eine abwertende bemerkung über professor grünberger gehört. Dies scheint mir der beste beweis zu sein, wie gut es dieser säule im humanen strafvollzug gelungen ist, die eigene, alles Menschliche respektierende einstellung in die Herzen seiner „schüler“ zu verpflanzen. Diesem bemerkenswerten, all-seits geschätzten Mann haben wir mehrere beiträge in dieser ausgabe gewidmet und sind sehr erfreut, dass er sich zusätzlich für ein ausführliches Interview zur verfügung gestellt hat. unsere Titelstory befasst sich mit der unterbringung in österreichischen Haftanstalten.Manche der bilder vermitteln

durchaus den eindruck, hier könne man ein beschauliches Dasein führen. Lassen sie sich nicht täuschen. selbst ein auf den ersten blick manierliches Zimmer tröstet auf Dauer nicht über den umstand hinweg, dass man es nicht verlassen kann, wenn man möchte. Ob der gefangene das Zimmer verlässt und wohin er geht, ist ausschließlich fremdbestimmt. Das ist für die betroffenen nicht einfach, aber anders wohl nicht möglich. Der Zustand, indem sich sein Haftraum befindet, ist nur ein kleiner Teil im ganzen Organismus strafvollzug. vielleicht können sie beim Lesen des reportes auf seite 16 einen einblick gewinnen. persönlich freue ich mich, dass uns wolfgang Habe, der Leiter der wObes (wohnraumbeschaffung in wien), in unserem steigerl aufgesucht hat und uns mit den neuesten Daten über eben diesen verein versorgt hat. Die wObes ist eine für den entlassungsvollzug ungemein wichtige einrichtung. In den zehn Jahren seit ihrer gründung haben rund 400 zu entlassende Insassen über und durch diese Institution wieder in der gesellschaft Fuß fassen können.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser ausgabe!

Mit sehr freundlichen grüßen!

rudolf KarL, Mitherausgeber

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Alle Jahre wieder ........... 54

Laufen, helfen und an-feuern in Floridsdorf ..... 56

Garsten: Psychiater verhindert Sprung von der Stiftskirche......... 51

Der Weg zur praktischen Erkenntnis....................34

50 Jahre Menschlichkeit am Mittersteig: Josef Grünberger............ 46

Die Ausbeutung von Strafgefangenen am Bei-spiel Deutschlands....... 30

Im Strafvollzug muss für alle dasselbe Recht gelten................... 9

USA - Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.............. 22

To be or not to be? ....... 20

Die Anhörung............. 26

Von Subtropisch bis Utopisch....................... 40

Meine Reise zur dreißigsten Jahresfeier der Kuhn-Gruppe in die JA-Mittersteig........ 42

Schachecke ................. 35

Gedicht ...................... 39

Editorial ....................... 3

s`Steigerl ...................... 6

Flotte Sprüche ............ 38

Literatur .................... 28

Kulinarisches ............. 52

Die Unterbringung in österreichischen Haft-anstalten...................... 10

Meine Haft und wie ich sie erlebe................ 16

Inhalt

Literaturreports´steigerlTitelstory

50-jähriges Jubiläum:Josef Grünberger am Mittersteig

Bericht ab Seite 46

Unteranderem,eineRezensionvonWernerTomaneksneuenBuch

„Die Zwei Klassen Justiz“abSeite28

DiesmalzuGast:WolfgangHabevonderWobes

InterviewabSeite6

DieUnterbringunginösterreichischenHaftanstalten

BerichtabSeite10

Meinung

Infor

mation

Kontaktadressen.......... 33

Treffen für Eltern, Angehörige und Freunde.......... 25

Justiz Aktuell ............. 19

Impressum..................... 2

Abo - Möglichkeit.......... 2

Vorschau....................... 58

Serien

Religiö

ses

Christliche Termine.... 44

Repor

t

Titelst

ory

STVG Aktuell ............. 32

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s`Steigerls`Steigerl

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Zur person

Volksschule,Hauptschule,KFZ-Mechaniker-LehremitLehrabschluss,dieHTLhabeichabgebrochen,verhei-ratet,2Kinder,mit25war ichBetriebsrat,dannhabeichmichaufderSozialakademiebeworbenunddenJobgeschmissenunddieSOZAKabgeschlossen.3JahrehabeichalsDiplomsozialarbeiterehrenamtlichmitObdachlosengearbeitet.In der Vinzenzgemeinde habe ich das Vinzidorf mitaufgebautundgeleitet.Währenddessenhabeichimmerin der Zentralstelle für Haftentlassene mitgearbeitet.IchwarDrogenstreetworkerinTrofaiachundinderJAGraz-Karlau11Jahre imMaßnahmenvollzugalsSozi-alarbeitertätig.DanachUmzugnachWien, StellvertreterbeiWOBESundseit3JahrenEinrichtungsleiter.

Diesmal zu gast in unserem imaginären café:wolfgang Habe

keineChanceamfreienArbeits-markthat,weilerzualtundda-mitzuteuerist,brauchterHilfeundUnterstützung.

wie sehen sie die chancen der wiedereingliederung nach einer langjährigen Haftstrafe am ar-beitsmarkt?

Prinzipiell ist dasmöglich,mo-mentan ist es auch etwas einfa-cher durch die Mindestsiche-rung. Die Arbeitseingliederungist aber stark konjunkturabhän-gig.

gibt es spezielle abmachungen mit dem arbeitsmarktservice für Ihre Klienten?

WirhabenimAMSHuttengasseeineBereichsleiterin.DieeinzigeHilfestellungist,dasswirdieAk-ten schon im Vorfeld übermit-telnkönnen.SonstgibteskeineUnterstützung sei-tensdesAMS.Das wird leider vonden AMS-Oberengebremst. Bevorman bei uns entlas-sen wird, lernt manalles wieder: Aufste-hen, hingehen zurregelmäßigen Arbeit– ähnlich der Ergo-therapie am Mitter-steig.Wir arbeitenmit ei-ner Tischlerei undorganisieren Wohnungsüber-siedlungen.DasLebenspieltsichaberbeiunsintensiveralsinderErgoamMittersteigab.

Die Definition „extrem gefähr-lich“ kommt von der Justiz. aber genau damit bekommt die Jus-tiz viel geld für die probanden. was unternimmt die Justiz nach behandlung, dass die angehal-tenen diese stigmata wieder los-werden?

Wennsiezuunskommen,habensie alle Tests abgeschlossen, dieGefährlichkeit gilt als abgebaut.Das ist auchder SinndesMaß-nahmenvollzugs.Damit bist du nicht mehr sogefährlich. Ab dem ersten Sozi-altraining sind sie schon nichtmehralssogefährlicheingestuft.

Compliance (alsodieMitarbeit)ist bei der Nachsorge extremwichtig.WirsindeinehilfreicheUnterstützungundwirkennach-haltig.Beiunsherrscht strengesAlkoholverbot.Wirnehmenkei-nen beim Handerl, sie wohnenganz„normal“beiuns.Die Unterstützung, die durchunsereNachsorgegewährtwird,dauertbis zu10 Jahre.Wirma-chen das auch alles. Nur beimGericht und Polizei haben wirnichtdieselbenRechte.Wir organisieren Schuldenre-gulierungen, helfen bei sozialenKontakten.DasallesmachenwirmitfixenSozialarbeitern.Wich-tigsindbesondersdieSchulden-regulierungundeinZinsenstoppbei der Bank. Das wäre auchschon besser, gleich bei der In-

haftierung über den sozialenDienst zu regeln, also bevor siezuunskommen.

sind auch außergewöhnliche arbeitszeiten möglich?

Wenn du entlassen bist, ist dasselbstverständlichkeinProblem.Dubisteigenverantwortlich,hast1-2 Mal pro Woche einen Ge-sprächstermin mit dem zustän-digenSozialarbeiter,derRestderZeit steht zur freienVerfügung.Während der „UDU“ (Unter-brechung der Unterbringung)istdasallerdingsnochSachederJustizundwirddaherauchstren-gergehandhabt.

wie war Ihre reaktion auf den artikel der FpÖ: „Mörderhäu-ser in wien“, der in „Heute“ (2010) erschienen ist?

Einfachnichtsmachen.Weildie-sen Bericht hat ein ehemaligerKollegevondirgeschrieben.MitRechtschreibfehlern! Ich wollteeigentlich nicht zurückschrei-ben, dass ein Pädophiler keinMörderist.Die anderenMedien haben daskaum aufgegriffen. 80% unseresBezirkssinddesDeutschennichtmächtig. Wir haben aber auchnormale Leute imHaus. „Es istnirgendsruhigeralsbeiuns“,sa-gendieNachbarn.

warum dauern die anhaltungen nach der strafe immer länger, obwohl laut älteren Justizwa-chebeamten die untergebrach-ten früher viel gefährlicher wa-ren?

Diese Untergebrachten sindschon weggestorben. Jetzt gibt

es andere Probleme.Ein kleiner Prozentsatzist kognitiv einfach zuschwachunddieThera-pie greift dadurch auchnicht.Dielebenineinerande-ren Welt, die sind ein-fachsostrukturiert.Die Anhaltung in derBewährung läuft drei,fünf oder zehn Jahre -je nach Delikt. Dannentscheidet der Rich-ter vielleicht, dass nur

mehr eine monatliche Therapienötig ist. In Graz (Karlau) wares zumeinerZeit noch so, dasswenndersozialeEmpfangsraumgepassthatunddieTherapiebe-suchtwurde,dieLeuteauchvorStrafendeentlassenwurden.ErstlangsamkommtjetztmehrThe-rapieinderMaßnahme.ImVorfeldwurde der §21/2 oftstatt dem §23 ausgesprochen.Dengibt’snichtmehr.Die JA Sonnberg, ehemals für§23-Insassen, ist jetzt für Sexu-alstraftäter speziell eingerichtet.Ich behaupte, viele Richter wis-sennicht,wasdieMaßnahmeistbzw.wiesievollzogenwird.EinRichter hat gesagt: „Bei derMaßnahme hast du gute Chan-cenaufdieHalbstrafe.“

sehr geehrter Herr Habe! vielen Dank, dass sie sich heute im „steigerl“ für dieses Interview zur verfü-gung stellen. sie leisten in Ihrer Funktion als ein-richtungsleiter von wObes eine wichtige arbeit in der resozialisierung von untergebrachten aus dem Maßnahmenvollzug.

wie wird man Leiter einer solchen Institution?DurchmeineAusbildungalsSozialarbeiterundmeineumfangreiche Berufserfahrung. Ich war zuerst Stell-vertreter,dannbinichnachgerückt.Ichhabemirdasgutüberlegt,denninder2.Reihefußfreilebtessichauchnichtschlecht.

verzweifelt man manchmal bei der ausweglosen situation bezüglich der wiedereingliederung der angehaltenen?

Nein!WeiljederseineeigeneGeschichtehatundwirjetztmit den neuenVerträgen gut arbeiten können.DasMagistrat inWienmeint,wennsich jemandbeiuns über einen Zeitraum von zwei Jahren bewährt,bekommterauchnachdieseneineStartwohnungvonWiener Wohnen. Das Einkommen darf allerdingsdabei derzeit 1150,- € nicht übersteigen. Jeder, der

VollzeitarbeitenkannundeineBerufsausbildunghat,fälltdanichtmehrhinein.BestehendeSchuldenoderAlimentationsrückstände werden dabei leider auchnicht anerkannt. Mancher hat Schulden von bis zu500.000.-€.InZukunftwirdesStartwohnungenauchvom„FondSozialesWien“geben.Wennessoweitist,fälltbeidiesenWohnungenauchdieseEinkommens-grenze.

was würden sie sich wünschen, das sich gesell-schaftlich ändern sollte, damit sie es leichter haben, Ihre schäfchen unterzubringen?

*Nachdenkpause* Das Problem fängt woanders an:IhrhabtkeineLobby.PolitischinteressiertsichkeinerfüreureAnliegenundProbleme.IchwarsehrlangeimHäf´nalsSozialarbeiter.Diemeistenwählen,wennsieesnachderHaftwiederdürfen, die FPÖ, die eine Verschärfung vorantreibt.Wobeiman schon sagenmuss,dassder ganzeMaß-nahmenvollzug auf den damaligen Minister Ofnerzurückzuführen ist. Was ich mir wünsche, ist eineSituation wie in den 1980er Jahren. Sozialökonomi-sche Betriebe, bei denen man arbeiten lernen kannundaucheinenormaleFreizeitgestaltungmöglichist.Wennheuteeiner,derinSteinamBaugearbeitethat,

WOBES• WOBES bedeutet Verein zur Wohnraumbe-

schaffung.• 36Untergebrachte bewohnen dasHaus, zehn be-

wohnenexternenWohnungen.• InzehnJahrenbefandensichcirca400Personenin

unsererBetreuung.• Finanziert wird WOBES durch das Justizminis-

teriumunddieJustizanstalten.

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s`Steigerl

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Meinung

welche unterstützung gibt es Ihrerseits, damit die unterge-brachten einen normalen Job finden, bei dem es realistisch ist, die angehäuften schulden durch die Haft auch zu bezahlen und auch noch davon leben zu kön-nen?

Prinzipiellgibt’sdenPfändungs-freibetrag. 750,-€ bleiben dabeijedenfalls übrig. Bei regelmäßi-gemEinkommenvonüber750,-€ gibt es zwei Möglichkeiten:Gemeinsammit der Schuldner-beratung organisieren wir denaußergerichtlichen Ausgleich.Oder auch den Privatkonkurs.Ein Beispiel: Ein Klient hatte500.000,- € Schulden.Wir stell-ten den Antrag auf Ausgleich.Bei der Verhandlung ist nurein Gläubiger erschienen. Die9.000,-€zahlterjetztauf5Jah-rezurück.Wirhelfenauchbeimfixen Wohnplatz. Die Wohnun-gen sind leistbar.Durchdiehu-mane Miete zwischen 150-480€, je nachGrößederWohnung,können wir Wohnungen vonder1-Zimmer-Wohnungbiszur90m2 3-Zimmer-Wohnung an-bieten.DieFreundindarfbis22Uhr im Haupthaus zu Besuchkommen, auch während der„UDU“.DieEinkäufewerden inder Einrückzeit (1,5 Stunden)erledigt.Nichts ist aber in Stein

gemeißelt - praktikabelmussessein,undeswirdindividuellangepasst.Ist eine ausbildung während der unter-bringung möglich?Um 24 Uhr ist Dienst-schluss, alles was da reinpasst,istmöglich.DerBe-such einer AbendschulezumBeispielistkeinPro-blem. Eine AusbildungzumMechatroniker wur-de auch schon gemacht.Wenn Du den Freigän-gerstatushast, istesdannauchleichterbeiuns.Finden sie es fair, un-tergebrachte, die ihre strafe bereits abgeses-sen haben, weiter in einer Haftanstalt in

Hochsicherheitsgefängnissen für einen Hungerlohn ohne ur-laub arbeiten zu lassen?

Wasistfair?AlsSteuerzahlersageich:„Waswillstnoch?“Wennduzurechnungsfähig warst, gemäߧ21/2 ist die Anhaltedauer lei-derunbekannt.Leichteristesfür§21/1-Untergebrachte, da diesesKlientel eher bedingt entlassenwirdunddieSozialleistungenzurGänze bekommt, zum BeispieldieInvalidenpension.AusnahmeistdasPflegegeld,daswirdvom

Bund einbehalten. In manchenJustizanstalten wird sehr wohleine Art Urlaub, eine bezahlteFreistellung von der Arbeit, ge-währt.ZumThemaHungerlohnmuss man diese Umstände be-denken.

wie sind die rückfallquoten von wObes-bewohnern?

3,9% werden nicht einschlägigrückfällig, erst vier Personensindbishereinschlägigrückfälliggeworden. InDänemark sind eszum Vergleich 30%. Der Nor-malvollzughatca.25%Rückfall.Dabei kommt es allerdings aufdas Alter, die Lebensumständeund auf den Zeitraum, der ge-messenwird,an.

wohnen bei Ihnen ausschließ-lich §21/2 untergebrachte?

Nein, auch „Langstrafige“ (Stra-fenüber10Jahre).Wennjemandnach 4 Jahren Haft nichts hat,nehm ich ihn auf. Aber keineSubstituierten,keine,dieProble-memit illegalenDrogen haben.Alkoholiker, die abstinent sind,nehmenwirhingegenschonauf.

Ich bedanke mich im Namen meiner untergebrachten Kolle-gen herzlich für Ihr engagement und dieses Interview.

Im „Steigerl“ bediente Christian S.

wordrap

Zukunft .................................... bescheidenNummer 1 in Ihrem Leben ...... Meine Frauenaltersvorsorge ......................... Für was?Lieblingsurlaubsziel ................ Dort, wo keine Leute sind; griechenlandHobbies .................................... Motorradfahrenvorhaben in der pension ......... Die Frau überlebenberufliche entwicklung ........... status quo. was soll ich noch werden?akademiker ............................. Teilweise brauchbarHäf´nzeitung ............................ gute Ideebester Freund ........................... Mein Hundvier pfoten ............................... undurchsichtig

Im strafvollzug muss für alle dasselbe recht gelten

Gibt es einen sachlichen Grund, Verurteilte im Strafvollzug verschieden zu behandeln?

Seit2010könnenVerurteilteStrafenundStrafrestebiszueinemJahrimelektronisch überwachten Hausar-rest verbüßen,wenn sie eineReihevon Voraussetzungen erfüllen, dieerwartenlassen,dasssiedenHaus-arrestnichtmissbrauchen.2012 berichtenZeitungen, dasOp-fer eines Sexualdeliktes könne sichmitdemHausarrestdesTätersnichtabfinden;undschonschlägtdieJus-tizministerin eine Gesetzesände-rungvor:UasollenTätereinesSe-xualdeliktes mindestens die HälftederStrafeinderAnstaltverbringen.Das StVG unterscheidet zwischenden Verurteilten nach der Dauerder verhängten Strafe, nach ihrerGefährlichkeit und Verlässlichkeit.DieDelikte,diesiebegangenhaben,kommennuralsIndizfüroderge-geneineGefährlichkeitinBetracht.Nun soll für Sexualtäter ein Son-derrechtgelten.GibtesdafüreinensachlichenGrund?VielleichtdieÄngste,andenenvie-leOpfervonSexualdeliktenleiden?Aber nicht jedes Sexualdelikt, zBder Konsum von Kinderpornogra-phie, verängstigt jemanden, undverängstigt können auchdieOpfereinesRaubüberfallsodereinerKör-perverletzung, auch Opfer andererDeliktesein,diedenTäterangezeigthabenundseineRachefürchten.Dass Sexualdelinquenten vomHausarrest nicht geradezu ausge-schlossen werden, ist unerheblich.Jede Sonderregel ohne sachlichenGrundwidersprichtdemGrundsatzderGleichheitvordemGesetzundistdarumverfassungswidrig(Art2StGG).WennderVerurteilte zBbei seinerFrauoderbeimOpferwohnenwird,müssen sie mit dem Hausarrest

einverstanden sein; er beeinträch-tigt auch ihr Leben, da Verurteil-te im Hausarrest sehr viel Zeit zuHause verbringen müssen. AbernunsollderAnstaltsleiteralleOpfervonSexualdeliktenhören,wennsiedaswollen,bevorerdenHausarrestgenehmigt.AbernichtnurdieGe-

nehmigung desHausarrestes kannbeimOpfer Ängste auslösen, letzt-lichgiltdasfüralleEntscheidungen,diedenKontaktdesGefangenenmitderAußenweltzumGegenstandha-ben,zBfürdenEinsatzbeiAußen-arbeiten,denFreigang,diebedingteEntlassung.DieOpfermüsstenvorallendiesenEntscheidungengehörtwerden!Was soll geschehen,wenndasOp-ferdenAnstaltsleiteranfleht,einenHausarrestnichtzubewilligen?SollersichnachdemGesetzodernachdenWünschendesOpfers richten?Der Entwurf beruhigt: Der An-staltsleiter solle die Äußerung desOpfersbeiseinerEntscheidungmit-berücksichtigen.Aber er muss ohnehin eine Äu-ßerung der Begutachtungsstellefür Gewalt- und Sexualstraftäter

einholen; ihr gegenüber kann einvon Ängsten und RachegefühlenbeherrschtesOpfernichtvielbeitra-gen.Vielleicht kanndieAnhörungdasOpferberuhigen;aberOpferzuberuhigen, sollte Aufgabe der Op-ferschutzeinrichtungen, nicht derAnstaltsleitersein.Opfern bei Entscheidungen imStrafvollzug Anhörungsrechte ein-zuräumen, ist eine kriminalpoliti-scheDummheit.Wennsieumsichgreift, werden Opfer und Medienbestimmen,wiedieStrafevollzogenwird.Gibt es einen sachlichen Grund,dem Opfer eines Sexualdeliktesim Strafvollzug Anhörungsrechteeinzuräumen und sie anderenOp-fern, zB demOpfer, das „nur“ vonRechtsextremenzusammengeschla-genwurde, zu verweigern?Gibt eseinensachlichenGrund,VerurteilteimStrafvollzug verschieden zube-handeln, je nach der charakterli-chen Reife desOpfers und je nachden Fähigkeiten des Psychologen,deresbetreut?Ich sehekeinen solchenGrund. SoverstößtauchdieseRegelunggegenden Grundsatz der Gleichheit vordemGesetz und gegen die Verfas-sung(Art2StGG).Man kann das Strafrecht noch sobrutalgestalten,eswirdimmerZei-tungenundZeitgenossengeben,de-nenesnochvielzuwenigbrutalist.Populisten, die Forderungen nachmehr „Härte“nachgeben, schöpfenineinFassohneBoden.

em. Univ. Prof. Dr. Christian Bertel ist Professor der Rechtswissenschaften

an der Universität Innsbruck

Erschienen in den Salzburger Nachrichten, Oktober 2012

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Titelstory

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Titelstory

Die unterbringung in österreichischen Haftanstalten

Wie lebt es sich in österreichischen Haftanstalten? Viele glauben, die Hafträume entsprechen Hotelzimmern

und der Häftling lebt wie im Urlaub.

DerAlltag imGefängnis istofteintrister.Mitunterspieltdabeinatür-lichdieEinrichtungunddieUmge-bungeinegroßeRolle.DieGrund-ausstattungderHafträume variiertvon Anstalt zu Anstalt. Viel Ener-gie, Eifer und Geschick wird abervon den Insassen aufgebracht, umden eigenenHaftraum zu verschö-nern, damit man sich so häuslichwiemöglicheinrichtenkann.Am Vergleich der JustizanstaltenWien Josefstadt und Wien Mit-tersteig sieht man amBesten die gravieren-den Unterschiede amLeben-undimspeziel-lenderEinrichtungdesLebensbereichs - desInsassen in österreichi-schenGefängnissen.ImGefangenenhaus desLandesgerichts Wiensind derzeit um die1200 Insassen, davonbefindetsichderGroß-teil noch in Untersu-chungshaft.Auf den einzelnen Ab-teilungen herrscht einKommen und Gehen -InsassenwerdenbeiderVerhandlung entlassen,anderewerdeninande-reAnstaltenverlegtundneue kommen ständigdazu und füllen diefrei gewordenen Plät-ze.Häftlinge, diemehrals ein Jahr in diesemGefängnis verbringen,

sind eher die Ausnahme. Daherrichtetsichauchkaumjemanddortauf einen längeren Aufenthalt ein.Man lebtmit dem spärlichen,ma-roden und oft schon jahrzehnteal-ten Mobilar. Die Hafträume sindentweder für acht, vier oder einenHäftlingausgelegt.Im Normalfall steht dem U-Häft-ling ein Schlafplatz eines Metall-stockbettes (Modell: Bundesheer50er-Jahre), ein Metallspind bzw.Holzkasten, einSesselundeinTeil

eines 80 x 80cm Holztisches zurVerfügung.DieHafträume zu ver-schönern oder persönlicher einzu-richten ist praktisch unmöglich.Einzelne Poster an derWand oderFotos der Familie sind oft der ein-zigebunteBlickfangsolcherZellen.ImVergleichdazusinddieHafträu-me in der JA Mittersteig im „Ge-sperre“ zumeist Einzelhafträumeund teilweise Doppelzellen. Hiersind die Insassen zumeist längereZeit-oftmehrereJahre-ineinund

sämtliche Haftraum-Fotos wurden uns freundlicherweise von veronika Hofinger kostenlos zur verfügung gestellt.

HofingeristKriminalsoziologinundFotografin.DieBilderwurdenmiteinerGroßformatkameraaufgenommen,dieOriginalfotossind80x100cmgroß.

SieentstandenimRahmendes„FestivalsderRegionen“2007.

Einzelhaftraum eines „betuchten“ Insassen in der JA Garsten

Haftraum mit Kochgelegenheit in der JA Garsten

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JA Garsten:Oben: EinzelhaftraumRechts oben: Haftraum der KrankenstationRechts unten: Stockbett mit „Rückzugsmöglichkeit“ für den Häftling ›››

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Titelstory

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demselbenHaftraumuntergebracht.Dementsprechend wird auch einintensiver Aufwand betrieben, die„eigenen vierWände“ hübsch her-zurichtenund zu verschönern.DieMetallbetten sind zwar auch hierStandardeinrichtung, aber die Ti-sche und Kästen wurden vor kur-zemerneuertundstrahlenmitdemhellen Blau ein wenig Normalitätaus.Allerdings ist bei vielen Einzel-hafträumen die Trennwand zurToilette entfernt worden, dadurchgibt eswieder einWeniger anPri-vatsphäre.VieleInsassenhabensicheinerich-tige Pflanzensammlung zugelegtund auch deren Setzlinge freuensichregerAbnahme.Bilder,Kalen-der und Familienfotos kann manauf einer eigenenPinwand anbrin-gen,undeineigenesRegalstehtei-nemfürdieBücher,CD soderOrd-nerzurVerfügung.DieHafträumemancherschonlän-ger in Haft befindlicher Insassen

ähneln schon klei-nen Wohnzimmern.Fernseher, Stereo-anlage, Kühlschrankund eigene Bettwä-sche ermöglichen ei-nehalbwegspersönli-cheEinrichtung.VieleEinrichtungsge-genstände und „Ver-schönerungen“ wer-denvondenInsassenbei einer Entlassungoder Verlegung amStock gelassen, unddafür findet sichimmer wieder einAbnehmer, der sichdanndarüberfreut.Insgesamt kannmansagen, dassman sichhalbwegs schön undpraktikabel einrich-ten kann, ein Hotel-zimmerwirdesaller-dingsniewerden.

Markus D.

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Oben: Einzelhaftraum eines mittellosen Häftlings in der JA GarstenRechts oben: Vier-Mann-Haftraum in der JA GarstenRechts unten: „Klassischer“ Haftraum mit Stockbett eines gläubigen Christen in der JA Ried

Möchten Sie gerne viele Jahre in diesem Haftraum verbringen?

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Die u-Haft im „1er“

Ichwurde imNovember 2010 ver-haftet und nach drei Wochen vonderJA-WienerNeustadt indasGe-fangenenhausWien Josefstadt ver-legt.Dortverbrachteich20MonateinU-Haft.IchhattezweiHauptver-handlungen und zwei Berufungs-verhandlungenmit allenmirmög-lichen Rechtsmitteln ausgeschöpft,daherdielangeZeitinU-Haft.DieZeitim„GrauenHaus“habeichmit vielen Tiefen und ganz wenigHöhen verbracht. Da ich die gan-ze U-Haftzeit in einem 10-Mann-Haftraum war, hatte ich das Ver-gnügen, das Kommen und GehenzuverfolgenundeinigeLeuteken-nenzulernen.DiemeistenvonihnenwarenschwerinOrdnung.Allerdingswarenaucheinigedabei,diemeinePsychemehroderwenigerüberstrapaziertenundobwohl icheintoleranter,nichtag-gressiver Mensch bin, kam es miteinigen zu verbalen Auseinander-setzungen. In Freiheit würde ichwegen der Gründe, die zu diesenAuseinandersetzungen führten,nicht einmal die kleinste Reaktionzeigen. InHaft, in dieser schwieri-genundbedrückendenUmgebung,kann schnell einWort das nächsteergeben.BeimBlickausdemFenstersahichnur graue Innenhofwände, grünePlanen die die vier Spazierkojenumgeben haben und einen Wach-turm.LebendesGrünhabeichver-gebens gesucht. Vielleicht kommtdaher die Bezeichnung „GrauesHaus“?AlleLeser,dieschoneinmaldasfragwürdigeVergnügenhatten,im 1er Zeit zu verbringen, wissen,wiekleindieSpazierhöfedortsind.

Zwei Monate bevor ich in die JA-Sonnbergverlegtwurde,wurdederSpazierhof komplett gesperrt undrenoviert.Hoffentlichwirddortei-ne schönere und größere Lösunggebaut. Unser Haftraum war nochdazu imErdgeschoss (CE) unddiedarüber liegenden Insassen habenessichzumSportgemacht,Wasserrunter zu leeren. Dadurch war aneineÖffnung der Fenster, auch imHochsommer,kaumzudenken.In meinen ersten Monaten konntemaneinenTauchsiederkaufen,derallerdings dann ersatzlos von derEinkaufslisteverschwand.NachdemunserezweivorhandenenGeräte denDienst quittiert hatten,hattenwirkeineMöglichkeitmehr,Wasserzuerwärmen.GottseiDankgabeseinenMitgefangenen(aufderDurchreiseausderJA-Garsten),deruns seineKochplatte, nachGeneh-migung des Stockchefs, überlassenhat.Daes auchnichtmöglichwar,anTöpfeoderPfannenzukommen,musstenwirmit Teller undDosenkochen.Während meiner Zeit in U-Haftgab es keine sinnvollen Beschäfti-gungsmöglichkeiten. Also musstenwirunsselbstbeschäftigen(Kartenspielen,Würfeln,Lesen,…).Ein Tipp hier: aus Tabakdosende-ckelnwerdenschnellMini-Frisbees!Ich bin kein sportlicher Typ, abertrotzdem hatten wir damit eineMengeSpaßundvorallemeineAb-wechslungzumödenHaftalltag.BeimeinerVerhaftungwarichschlank,mittlerweile hat sich ein kleinerSchwimmreifenvomNichtstunge-bildet.DasEssenvom1erwirdmirewiginErinnerungbleiben.EswarmeistfürZahnlosehergerichtetundoftgeschmacksneutral.

Meine ankunft in sonnberg

Seit sechsMonaten bin ich nun inder JA-Sonnberg und bei meinerAnkunft hier war mein erster Ge-danke:Wow!Siehtjarechtnett,or-dentlich und sauber aus. Sonnbergist ein kleines altesWasserschloss.Eswird teilweisevoneinemsump-figen Wassergraben umgeben, deraußen von einer Betonwand um-grenzt ist. Da in gewissen Berei-chendasWassersteht,schwimmenEnten und irgendwelche Hühnerdarin herum. Sie werden von denInsassen mit altem Brot gefüttert.Der Schlosspark ist schön gepflegtund lädt zumSpazieren ein.Dafürwirderallerdingsnichtverwendet,aberesfindendortGesprächs-undTherapiegruppen statt. Das alteSchlossgebäude wird als „Altbau“bezeichnet und beinhaltet haupt-sächlich den Entlassungsvollzug.Dort gibt es 4-Mann-Hafträumeundeinpaarkleinere.DieHafträu-mesinddortnichtversperrt,also24Stundenoffen.Dann gibt es noch den „Zubau“und den „Neubau“.Der Zubau hat4-Mann-Hafträume und Einzel-hafträume, im Neubau gibt es nur2-Mann-Hafträume.AußerhalbdesToresbefindensichdieFreigänger-häuser. Die Doppelhafträume imNeubausindgroß,neuwertigeinge-richtetundhabensogareineneige-nen Lichtschalter. Die EinrichtungimZubauistauchinOrdnung,ob-wohlsiewohlschoneinigeJahrealtist, gerade werden dieMöbel nachundnachausgetauscht.BeimeinerAnkunftkamichineinesogenannte Zugangszelle mit dreiweiterenHäftlingen. Ichhatte aberGlück und bin schon nach zehn

24 Monate Gefängnis - ein Resümee über meinen Aufenthalt in der JA Wien Josefstadt und der JA Sonnberg

Meine Haft und wie ich sie erlebe

TagenindieDFA(DrogenfreieAb-teilung) übersiedelt. Im HaftraumgibteskeineDusche,aberwirkön-nenwährendderganzenFreizeitdieGemeinschaftsduschen benützen.AufunsererAbteilunggibtesaucheineGemeinschaftsküchegleichne-bendemAufenthaltsraum.Leider wird die aber immer wie-dergesperrt,daesauchhierkleine„Ferkel“gibt,diegrundlegendeSau-berkeitnichtkennenunddaherdieKüchenach demKochen in einemschlechten Zustand hinterlassen.Eine eigene Kochplatte gibt es nurin Ausnahmefällen. Einen eigenenKühlschrank kann man kaufenoder, falls verfügbar, einen vomHausmieten.Zum Erhitzen sind Kaffeemaschi-nen erlaubt,Wasserkocher sind je-doch verboten. Die Einkaufsmög-lichkeit bei einem Kaufmann istgrundsätzlich ok und es wird eingutes und breites Sortiment ange-boten. Gewisse Artikel sind zwarteurerals inFreiheit,aberdakannmanwohlnichtsdagegen tun.EierkannichnurimgekochtenZustandeinkaufen, dafür bestellt aber derKaufmann auch gerne Artikel, dienichtimStandardsortimentsind.SeitmeinerVerlegungbewohneichmit drei anderen Häftlingen einegeräumige4-Mann-Zelle.HierseheichineinenSpazierhofmitGrasundSträuchern.GegenüberistdieTurn-hallegelegenundauchderGraben,dieEntenundderBeachvolleyplatz

ist Teil meiner Aussicht. In jedemFall ist das eine Verbesserung zurJosefstadt.Seitdemichhierankam,geht es mir vonWoche zuWochebesserundichbinimGegensatzzurU-Haftimmergutgelaunt.Nach drei Monaten auf der DFA,habe ich jetzt nach Ansuchen wö-chentlich1StundeTischbesuch.DieBesuchszeit ist leider immer sehrschnell vorbei. Bei meinem erstenTischbesuchsindmirdieTränenindieAugengeschossen,eswarwun-derschön, erstmals nach fast zweiJahrenmeine Eltern wieder umar-menzukönnen.DasEssenistvonderQualitätetwawie am Mittersteig. Ich kann dasbeurteilen,daichzweiWochenaufderBegutachtungsstelle in Florids-dorfwar und diese ja vomMitter-steigbeliefertwird.BeidenSalatenkönntegenerellmehrWertaufAb-wechslunggelegtwerden.Die private Wäsche kann man inWäschenetzen wöchentlich in derHauswäscherei oder bei denHaus-arbeiternamStockwaschenlassen.LeiderdarfmandieWaschmaschi-neamStocknichtselbstständigver-wenden.ElektrogerätekönnenüberAnsuchenbestelltwerden.

Die arbeit und die Freizeitangebote

Es gibt in der JA-Sonnberg einigeBetriebe, wie z.B. Zwiebelputzer,Schlosserei, Tischlerei, Küche,Ma-

ler, Maurer, Wäscherei und einigeandere.AucheineMetallfacharbei-terausbildungwirdhier angeboten.Ich arbeite seit einigenWochen inderTischlerei.Ichbinfroh,dassmirdamals ein Kollege Bescheid gege-ben hat, dass eine Stelle frei wird.EswerdeneinigeFreizeitaktivitätenwie z.B. ECDL-Kurse, Wirtschaft,Schach,MalenundZeichnensowieeineBastelgruppeangeboten.Seitdemicharbeite,vergehenmeineTagegleichmäßig.Ichsteheum6.45Uhr auf,mache dieMorgentoiletteunddannrichteichmeinFrühstück(meistens1TasseKaffeeund2Mar-meladebrote) her. Von Montag bisFreitaggeheichum7:30Uhrarbei-tenundbleibebis11:30UhrimBe-trieb.AmFreitagarbeitenwir eineStundelänger.NachdemMittages-sen geht s Montag bis Donnerstagum 12:15 Uhr zurück zur Arbeitunddortarbeitenwirbis15:00Uhr.JedenFreitagnachdemSpaziergangkannman inder kleinen, aber fei-nenBibliothekBücherselbstaussu-chenundentlehnen.DieFreizeitendetwährendderWo-chemit derAusgabe desAbendes-sensum18:30Uhr.AmWochenen-de ist früher Schluss. Abendessenund Medikamente gibt es dannnurmehrdurchdieLuke.DieWo-chenenden sind nicht sehr aufbau-end,aber trotzdemnochumvielesangenehmer als in Wien. Für dieFreizeitgestaltung stehen uns aufderAbteilung einFitnessraum, einBillardtisch und eine Dartschei-bezurVerfügung.Öfters spiele ichauch mit anderen Insassen KartenoderunterhaltemichbeiKaffeeundKuchen.Die Sportmöglichkeiten sind auchvielfältig.MankanninderTurnhal-le an Gymnastikübungen teilneh-men, Volleyball-, Softtennis- undam Sportplatz Fußballspielen. Au-ßerdem gibt es eine morgendlicheLaufgruppe,aberichmussgestehen,dassichliebergemütlicheinenKaf-feetrinke,bevor istsozeitigeinigeRundenlaufe.EsgibthierimHausaucheineeigeneInsassenzeitschrift,diezweimonatlicherscheint.Sie istsehraufdasHausselbstzugeschnit-tenundwirdgratisverteilt.Das Landesgericht Wien Josefstadt

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report

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Information

Justiz aktuell

amnesty International kritisiert einzelhaft in Kalifornien

Los Angeles-AmnestyInternationalhatscharfeKritikandenZuständeninkalifornischenGefängnissenge-äußert.Rund3000HäftlingesindindemUS-Bundes-staat in fensterlosen IsolationszellenohneZugangzuArbeit,MithäftlingenoderRehabilitierungsprogram-meninhaftiert.78HäftlingesindbereitsmehralszweiJahrzehnte (!) in derartigenHafträumen eingesperrt.AmnestyerkennezwardieMöglichkeit, imFallevonGangseinzelneHäftlingezuisolieren,dochsollteIso-lationshaftnurinspeziellenFällenundnurkurzein-gesetztwerden.

Mehr geistig abnorme rechtsbrecher hinter gittern

Wien -DieZahldergeistigabnormenRechtsbrecherindenGefängnissenstiegvon2009bis Juli2012um83auf850Personen.Für jeneinpsychiatrischenAb-teilungenfallenlautJustizministerium„400Euroundmehr“antäglichenKostenan.

StrafvollzugsexperteWolfgangGratzfordertbeiunge-fährlicherenHäftlingendahereinevermehrteEntlas-sungingeeigneteHeime.

Fußfessel für sexualstraftäter

Wien - Seit derEinführungder elektronischenFuß-fessel 2010 haben knapp 1000 Straftäter eine solchegenehmigtbekommenundsomiteinenTeiloderdieganzeHaftstrafeimüberwachtenHausarrestabgeses-sen. Bisher wurden auch 22 Sexualstraftäter daheimüberwacht. Die jetzige Vorgehensweise, dass Sexual-straftätererstnacheiner,aufjedenFallimGefängnisszuverbringendenden,HaftstrafeumdieFußfesselan-suchenkönnen,wirdwohlnur solangepraktizierbarsein,bisjemanddieseNeuerunggerichtlichanfechtet.Widerspricht sie doch dem grundlegenden Gleich-heitsgrundsatz, so wird wohl erst an denHöchstge-richtenfürRechtssicherheitgesorgtwerden.

wahlrecht hinter gittern

Wien - Bei den nächsten demokratischenVeranstal-tungendesBundes (VolksbefragungzurWehrpflichtam20. Jänner2013undNationalratswahl imHerbst2013)werdenauchGefangenemitwirkenkönnen.Sogilt derzeit das seit 1. Oktober 2011 neue Recht des§22NRWO,welchesausschließlichGerichtebeiVer-urteilungen in Strafurteilen nach § 446a StPO zumAusschlussermächtigt.

Markus D.

bezahltes Inserat

wie ich die Haft erlebe

Da ich eher ein Nachtmensch binund später schlafen gehe, habe ichim Vier-Mann-Haftraum leichteProbleme wegen längerem Fernse-hen.AllemeineZellenkollegen ge-heninderRegelzeitigschlafenunddaderFernseherkeinenSleeptimerhat,kannespassieren,dassichein-schlafeundderFernseherläuftwei-ter.Deswegenwäreichsehrfroh,wennich in einen Zwei-Mann-Haftraumübersiedeln könnte undmir so die„Schlaftabletten“ in meiner Zelleerspart bleibenwürden.Ansonstenversteheichmichmit fastallenaufder Abteilung recht gut. Ich habemichschonsehrguteingelebt.Wennmicheinerfragenwürde,wiedieHaftmichbisherveränderthat,würdeichsagen,dassichjetztleich-ter Nein sagen kann, nachdenkli-cherbinichgewordenundauchbe-scheidener.Ammeistenbeschäftigtes mich, wie es nach meiner Haftweitergehenwird,daichvorerstnurandasStrafendeindreiJahrenden-kenkann.Dasistnochsehrweitwegunddeswegenkann ichnochnichtviel planen. Die privaten Verände-rungenbelastenmichnichtsosehr,da ichmeineWohnungaufgegeben

habeundauchdasAutoabgemeldethabe. So habe ich keine laufendenKostenundmeine privaten Sachenwurden eingelagert. Das wird erstkurzvorderEntlassungwiederzumThemawerden.Besuch habe ich hier weniger alsnochinWien,weildieFahrtzeitfürmeineElterndochsehrlangefür½StundeBesuch ist.Deswegenkom-mensienureinmalproMonatundmeineTöchterbesuchenmichspo-radisch,meistens amWochenende.Esistsehrschön,sieohneGlaswandwiederzusehen.Für mich wäre es schöner, wennsie sich absprechen würden undwöchentlich abwechselnd kämen.Esmachtmich auch etwas traurig,weilichvormeinerVerhaftungauchimmer Zeit hatte, wenn sie etwasgebrauchthaben.Meineschreibfau-len Bekannten und Freunde mel-densichauchnichtsehroft.MeineFreunde und meine Familie gehenmirschonextremab.Einem Häftling aus Stein, den ichnochausderZeitderU-Haftkenne,darfichnichtschreiben,weilunsereHausleitung das nicht möchte. IchversteheesnurzumTeil,dadiePostzwischen zwei Justizanstalten jaohnehinzweimaldurchdieZensurläuft.Damitmussichhaltlebenund

damitumgehenlernen.Bei meinem Erstge-sprächmit der psycho-logischen Leiterin hatsiemir gesagt, dass ichkeinen Ausgang ohneTherapie bekommenwürde.Trotzdemwerdeich um einen Ausgangzu Weihnachten ansu-chen.Es wäre schön, wennauchnur10StundendasFest in gewohnterUm-gebung und mit Men-schen, die mir wichtigsind,zuverbringen.Mit einer Therapiekonnte ich noch nichtbeginnen, weil diemeisten,alsichhieran-kam,aufUrlaubwaren.Vielleicht kann meinBetriebschef ein gutesWortfürmicheinlegen.

UnsereBeamtensindgroßteilssehrfreundlichundnett.Ichhattenochmit keinem Probleme. Solange esnochwärmerist,geheichnachderArbeit spazieren. ImWinterwerdeich den ECDL machen und dafüreinigeslernenmüssen.Daichmicheigentlichschnellandengleichblei-benden Alltagstrott gewöhnt habe,wird es Zeit, das Gehirn wiederanzuregenundetwasSinnvolleszulernen.NormalerweisemachtesmirkeineMüheamPCzuarbeiten,abernach zwei Jahren Computerpausebin ichschongespannt,wieesseinwird,wieder in die Tasten zu drü-cken.

conclusio

Im Großen und Ganzen kann ichsagen,dasseshierinSonnbergganzokistundichbinrechtgutunterge-bracht.Ob ichdieChanceauf einebedingte Entlassung vor Strafendehabe, kann ich noch nicht sagen.Hoffen kann ich ja immer, daranglaubentueichnicht.IndiesemSinne: SchöneGrüße analle Leser der „Blickpunkte“ undInsassenvonJustizanstalten!

Wolfgang W.

Die Westfassade von „Schloss“ JA Sonnberg

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Meinung

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Meinung

bezahltes Inserat

schach & spieleMag. Michael Ehn

Mo - Fr 10-13 und 15-18 hGumpendorfer Str. 60

1060 Wien

Tel. und Fax: 01/585 98 35www.schachundspiele.at

Ein Tag im Leben eines Justizwachebeamten

Anmerkung der Redaktion:

Falls Sie auch im Justizvollzug tätig sind, und Ihre Meinung und / oder einen anderen Blick-punkt einbringen möchten, freuen wir uns auf Ihren Artikel.Zusendungen bitte direkt an Kommandant Karl.

To be or not to be?

„Oder sind wir nur fleischgewordene vorschriften?“

„... wo mit fast allen Mitteln versucht wird, das „standesdenken“ oder die einteilung in

gesellschaftsklassen ja nicht in Frage zu stellen.“

Tobeornottobe?-GeflügelteWor-te, nein existenzielle Gründe stan-den zu Beginnmeiner „Laufbahn“im Vordergrund. Um die Konse-quenzendesHandelnsalsVollzugs-bediensteter vollends zu erkennen,war zu Beginnmeines „Hierseins“keineZeit.Nun genug der „Overtüre“. WieläufteinTagab?ErbeginntwiebeivielenMenschenmit demWecker.Manchesmal mühevoller, an ande-ren Tagen wiederum beschwerli-cher.DasAufstehenistnichtimmermeinsundmitzunehmendenAltermussmansichimmeröftermotivie-ren.WiesiehtMotivationaus?Ehrlich: Der Kontostand am Mo-natsendeisteinnichtunwesentlicher Teildavon, aber nur daskann und sollte füreinen Menschennicht der einzige Be-weggrund sein, dasTagwerk mit immerden selben, oft sogar den gleichenTätigkeitenzuverbringen.Wo es doch sicherlich eine schierunsagbargroßeAnzahl anwesent-lich spannenderen Möglichkeitengibt, seine Tage und Stunden aufaufregendere Weise zu verleben,als immerdieroutinemäßigeFahrtmitden„Öffis“oder,luxuriöser,mitdemeigenenfahrbarenUntersatz.Endlich amArbeitsplatz angekom-men!Super-nichtzuspät,freinachDr.KurtOstbahn„WeuzuaOabeit,zuaOabeitkummtmanedzuspäd.“Das erinnertmich ständig anmei-nenVater,dereinKnechtseinerei-genenkleinenWeltwar.Indenspäten70er,Anfangder80erJahrewarichmit„Traukeinemüber30!“, „F**k the system!“ und „Givepeace and love andmake no war“unterwegs.Warumschreibeichdas?UmeinePersonbessereinordnenzukönnen und um die Hintergründe

seiner Persönlichkeit zu erfassen,sinddiesekleinenaberfeinenBack-grounds durchaus recht hilfreich.AuchmeineIntentionimLebenwarund ist immer noch das TrachtennachHarmonie,nachBeständigkeitundFrieden.WenngleichmeineBe-strebungennichtimmervonErfolggekröntwaren.Szenenwechsel: Eintreffen in derDienststelle, kontemplatives Hän-deschütteln,egalwiedie jeweiligenGedanken dabei sind und welcheMotivation der Einzelne hat - dar-übermagderLesersichseineeigeneMeinungbilden.Danach„Studium“desDienstplansoder besser, man sieht am Dienst-

plan nach, wo die Behörde meint,dassmanamBestender„Instituti-on“dienenkann.Wenn diese Hürde erklommenwurde geht es dann hurtig in dieUmkleideoder indas eigeneBüro,oderjeneswelchesFrau/Mannsichteilt. Dann, je nach dem dienstli-chen Auftrag, in relativ angemes-senen Schritten, immerüberlegendwasderTagsoanAufgabenbringenkann, zum zugewiesenen Arbeits-platz. Früher noch oft mit einemKollegen,jetztimmermehrim„ge-mischtenDuett“oderalsSolist.Dann als erster Schritt den PC(Blechtrottel) einschalten, gera-demal 147.000Mails checken unddann, nicht wie früher, das Abtei-lungsbuch, nein, alles was früherhandschriftlich verfasst werdenmusstewirdheute elektronischge-macht-derelektronischeAktkannbeginnen.

NurnichtdasHirnkastlanstrengenmüssen,übrigenseineTatsache,dieweit über die Mauern dieses Ge-bäudes, quer in alle Gesellschafts-schichten,reicht.Nichtanstrengen,Rechtschreibpro-gramm,keineFantasie(oderPhan-tasie), alleswas unseremGesetzes-auftrag inkeinsternochsokleinenWeisedienlichist.ImStrafvollzugsgesetz(StVG)stehtunteranderem,dassdieStrafgefan-genendurchdieAbschließungvonder Außenwelt fernzuhalten sindund dass sie durch individuell ge-eigneteMaßnahmendazubefähigtwerdensollen, inderZeitnachderHaft, alleine durch ein Umdenken

undderÄnderungzueiner,andenBedürf-nissen der Gesell-schaft orientierten,Lebenseinstellung zufinden.Ein, wie ich finde,äußerst spannender

Auftrag, wo doch die GrundsätzeunseresZusammenlebensdochme-dialaufbereitetfasttäglichmitallenmöglichen Körperteilen bearbeitetwerdenundauchmitfastallenMit-teln versucht wird, das „Standes-denken“oderdieEinteilunginGe-sellschaftsklassen ja nicht in Fragezustellen.Warum erwähne ich so Unwich-tiges?Weil es doch sicher ist, dassaußermitfastunbändigerAnstren-gung und mit überdurchschnittli-chem Verstand und Geschick aus-gestattet,fastnichtmöglichistseineeigene Klasse „Oaweidaklass zumBeispül“zuverlassenundzueinemanderen,höheren,zuwechseln.AlldieseDingegehenmirsoimTa-gesablaufdurchdenKopf,gemischtmit dem Alltäglichen, Wichtigenoder weniger Wichtigen. Tagesab-läufediesichgleichen,wieTageimKalender und die fast immer viel

ZeitundPlatzfürGedankenlassen.WenndanichtdiewenigbeliebtenVeränderungen wären. So wie Zu-satzdienste oder alles was plötzli-chen Handlungsbedarf notwendigmacht. Aber sogar das wird fastabgespult, wo doch die Menschennichtgleichsindundniemand-egalauf welcher Seite derMauer - frei ist. Egalwelcher philosophi-sche Ansatz verwen-detwird.Weristvor,werhinterderMauer,isteineSachederBe-trachtungsweise, oder ist der „freieMensch“dannebensogefangen,ge-fangenininseinereigenenPersön-lichkeitoderindemwaserodersiegeradefürwichtigerachtet?Warumistdasso?Nein, jetzt wieder zurück zu demstraffenTagesablauf.Dienstbeginn,Umziehen in Dienstkleidung unddann rasches Aufsuchen des zuge-dachten Dienstplatzes für den je-weiligen Tag. Erfassen dessen, wasan diesem Dienstplatz wichtig istund eventuell Erstellen einer Rei-hungderTätigkeitenwiesielogischund praktikabel am einfachstendurchführbarsind.Was ist durch-führ-bar? Was istdurch was oder wer ist durch wasführbar? Was entbehrt jeglicherVernunft? Und entlastet und wasbelastetwenundwiedurchwelcheHandlungundTatsache?Sind Handlungsabläufe doch lo-

gisch begründbar oder dochAnei-nanderreihungen von Tätigkeits-schrittenundabhängigvonwemsieausgeführtwerden.Sind Handlungsabläufe doch ge-prägt vom einzelnen Individuum,egalwoundwie,unddochmensch-lich? Oder sind wir nur fleischge-

wordene Vorschriften? VersteckenwirunshinterdiesenumnichtGe-fahr zu laufen, dass etwa entdecktwerdenkönnte,dassesnichtimmerso leicht fällt imRingelreigen allerwiderstandslos Mitspielenden zuagieren?SindwirnichtallewieFe-dern, die sich imSpiel desWindesbefinden-welchesheißenmag:Mo-ral,Gesellschaft,Normen,Gesetze,usw.Oderentdeckt,freinachGeorgDanzer,dereineoderandereunteruns, dass vom Geist der 70er und80erwenigbis garnichtsübrigge-bliebenist?Plötzlich ist derDienst fast vorbei,als noch ein „Schutzbefohlener“zu mir in meinen DienstbereichkommtumsicheinenRat ineiner,für mich lapidaren, für ihn aberscheinbar essentiellen, Angelegen-heit einzuholen.Nachdemeinkur-zes, aber gutes Gespräch für beideSeiten stattgefunden hat, ein Blick

auf die Uhr. EinWahnsinn wo istdieZeitgeblieben?„Aufgehts,odaBadeschluss und Staund und packmasheim.“Wohin, mit was und was davonbleibt,dasmag jederLeser fürsichselbst klären.Auchob es einen ty-pischen Tag im Leben irgendeines

Menschen, tätig inegal welchen Beruf,gibt oder ob es nichtimmer auch daraufankommt, wie mandrauf istundwiedieUmwelt darauf re-

agiert.NunliebeLeserwünscheichIhnen beim Gehirnjogging - oder„hirntschechern“wieesingewissenKreisenauchheisst, viel SpassunddasErgebnis,dassIhnenamBestentaugtundbehagt.

Ein emsig schreibender, anonymer Justizwachebeamter

der JA Wien-Mittersteig

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Meinung

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Wer frech ist, sich regelmäßig ver-spätetoderSchimpfwörterbenutzt,wird zum Direktor zitiert und hatanschließend mit einer Strafe zurechnen.Diesebestehtüblicherwei-sedaraus,dassmanmitdem„höl-zernenPaddel“geschlagenwird.„Siesagendir,dassdudeineHändeauf den Tisch legen sollst undwievieleSchlägedubekommst.Dasistganz normal“, erzählt ein SchülerausFlorida.In19(!)Bundesstaaten

derVereinigtenStaatenvonAmeri-kaistesnochgestattet,inderSchuleauflegalemWegKinderzuprügeln.VomFünfjährigenbiszumJugend-lichenwirdmitdemhölzernenPad-delgestraft.„Das ist legalisierter Kindesmiss-brauch“, weiß Jimmy Dunne, ehe-maliger Mathematik-Lehrer, des-sen Aufgabe heute darin besteht,das „Paddeln“,wiedieFolterpraxisgenannt wird, zu bekämpfen. Die

Schlägehinterlassennichtnurkör-perlicheSpuren,wieroteAbdrückeund Blasen auf den Gesäßen derSchüler, sondern vor allem auchseelische.„Einige Lehrer empfinden sadisti-schesVergnügenbeimSchlagen.DieSchülerfühlensichwertlosundihreLeistungenwerdenschlechter“,sagtJimmyDunne.Psychologenwissen,dass das „Paddeln“ alsDisziplinie-rungsmaßnahme wenig erfolgreich

In den USA wird unablässig auf Schüler eingeprügelt. Jährlich finden dutzende Hinrichtungen statt und die Gefängnisse

platzen aus allen Nähten. Die USA verzeichnen die weltweit höchste Häftlingsrate. Doch dies waren alles keine Themen im

aktuellen Wahlkampf zwischen Barack Obama, 51, und dessen Herausforderer, Mitt Romney, 65.

usa - Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ?

„Das ist legalisierter Kindesmissbrauch.“

ist.Prügelhabennachweislichkeineabschreckende Wirkung, denn estreten immer die gleichen SchülerübervieleJahrehinwegdiePrügel-strafean.„Esistnichteffektiv“,weißJimmyDunnezumThemakörperli-cheZüchtigung,underweißesamBesten.Jimmyhateineun-glaublicheWandlung vomSaulus zum Paulus durch-gemacht, denn früher ver-prügelte auch er regelmä-ßigseineSchüler.Als er jedoch sah,wiemanche sei-nerKollegendieBestrafunggenos-sen,schreckteihndasab.Unabläs-sig kämpft er nun dafür, dass dievom Gesetz gestattete Prügelei anSchulenverbotenwird.„Esistscho-ckierend,dassmancheKinder,nichtälter als fünf Jahre, in der Frühfröhlich in die Schule gehen unddann im Spital landen.“ Mit teil-weise schweren Verletzungen, dieihnen von einem Lehrer oder dem

Direktor im Zuge von Disziplinie-rungsmaßnahmen zugefügt wur-den.Ebenso ist Jimmy überzeugt, dassSchlägeinderSchuleauchdieKin-desmisshandlungen zu Hause för-dern. Jimmy und seine Mitstreiter

habenaberindenUSAkaumErfolg.Tausende Schüler werden Jahr fürJahrvonPädagogenverprügelt.Dieletzte Statistik ist aus dem Schul-jahr 2005/06.Diese besagt, dass indiesemZeitraummehr als 200.000Minderjährigegeschlagenwurden.InÖsterreichistdiePrügelstrafeinderSchule seit1974verboten.1977fiel auch das „Züchtigungsrechtder Eltern“. In den südlichen Staa-tenderUSA istdas„Paddeln“eine

großeTradition.AnderSpitzestehtder Bundesstaat Mississippi. Dortwurdejeder13.(!)SchülermitdemHolzpaddel„behandelt“.DamitdenLehrerneinesolcheBar-barei überhaupt erst möglich ist,müssen die Eltern, in denmeisten

Fällen zumindest, zustim-men.Dieswird inderRe-gel auch sehr bereitwilliggetan.FreinachdemMot-to: „Ich bin auch geschla-genworden,undeshatmir

nichtgeschadet.“Doch gerade diese Geisteshaltungbirgt eine sehr große Gefahr fürdie Gesellschaft. Denn durch Stu-dien ist belegt, dass ein GroßteilderMenschen,dieinihrerKindheitOpfer von Gewalt wurden, auchspäterTendenzenzugewalttätigemVerhalten haben und diese dannauchaktivausüben.DiesistmitgroßerWahrscheinlich-keiteinGrund,weshalbdieameri-„Hölzernes Paddel“

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Information

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Meinung

TreFFeN Für eLTerN, aNgeHÖrIge, FreuNDe, FreuNDINNeN IM MassNaHMevOLLZug

(§ 21/1 und § 21/2 und davon betroffene)

Diese Treffen sollen eine Möglichkeit bieten,Ihre Sorgen in einem geschützten Raum zurSprachezubringen.OftwirddieHaftdesSohnes,Partners,usw.demUmfeldverschwiegen.Besonders Sexualdelikte sind mit Schambelegt, im Einzelfall gab es schlimmePresseberichterstattung,zuweilenistderPartnerinHaft,seinVerdienstfälltaus,dieFraubleibtmit den Kindern und allen Problemen allein,ineinigenFällenmagesÜbergriffeseitensdesPartners auf die Kinder gegeben haben oderGewaltexzesse.

DieUngewissheitüberdieDauerderAnhaltungbelastet. Da die Gespräche unter solchenMenschen stattfinden, die ähnliche Problemehaben und einander Diskretion zugesichertwird,fälltesleichter,dieeigenenSchwierigkeitenauszusprechen.

Die aussprachemöglichkeit ist das Hauptziel dieser Treffen.

wenn sie zu den Treffen nicht kommen können, stehen wir Ihnen telefonisch oder via e-mail zur verfügung.

unsere Funktion als begleiter sehen wir darin, die gespräche zu begleiten und auch für einzelgespräche zurverfügung zu stehen.

AusdenTreffenentstehenkeinerleiKosten.

Nächster Termin:

auf anfrageJeweils nachmittags von 15:00 – 17:30 uhr,

um auf die berufstätigen rücksicht nehmen zu können

und damit besuchszeiten nicht tangiert werden.

wo?Im„HÄFERL“unterderEvangelischenKirche,hinterer Teil, in der Gumpendorferstraße 129(U6Gumpendorferstraße)oderHornbostelgasse6(U4Margaretengürtel)

begleitung :

claudia röthy, Lebens-undSozialberaterin,

LeiterinderStadtdiakonieWienTel.:06645227546

[email protected]

Karl Helmreich,BenediktinervonMelk,Dipl.Sozialarbeiter,

LebensberatermitdemSchwerpunktSexualberatung,ehrenamtlicherMitarbeiterderSozialenGerichtshilfe

Tel.:[email protected]

Norbert Karvanek vomHäferlteam

kanischen Gefängnisse permanentüberbelegt sind. IndenUSAsitzenderzeitfast2,3MillionenMenscheninverschiedenenHaftanstalten.Auf 100.000 Einwohner kommen730 Gefangene. Das stellt diehöchste Gefangenenrate welt-weitdar.In Österreich kommen, zumVergleich, 104 Häftlinge auf100.000Einwohner,davonbe-findensichetwa10%imMaß-nahmenvollzug,Tendenzsteigend.Ebenso schreckt die Todesstrafe indenUSAkeineswegsvorStraftatenab. Immerhin wird sie noch in 33der50Bundesstaatenverhängt.Bis Oktober 2012 wurden über 30MenschenmitderTodesspritzehin-gerichtet.Zuvormussten sie bis zu36Jahre(!)aufihreHinrichtungineinerTodeszellewarten.Derzeit warten in den USA 3.000MenschenaufihreHinrichtung.Inden vergangenen Jahren mussten140 Gefangene aus Todestraktenentlassenwerden,weil sieunschul-dig(!)inHaftwaren.Weder der Demokrat BarackObama noch der Republika-ner Mitt Romney sind gegen die

Todesstrafe.Obamahateinmalge-schrieben, dass esVerbrechen gibt,„diesoabscheulichsind,sojenseitsdesAkzeptablen,dassdieGemein-schaftdasRechthat,ihrganzesEnt-

setzendarinauszudrücken,dasssiedieultimativeStrafeverhängt.“MittRomneywollte inseinerPosi-tionalsGouverneurvonMassachu-setts (2003-2007) die Todesstrafefür Terrorismus, Polizisten- undMassenmordwiedereinführen.In Kalifornien stimmte das Volkzeitgleich mit der Präsidentenwahlam6.November2012überdieAb-schaffungderTodesstrafeab.In Österreich fand die letzte Hin-richtung1950statt.DerwegenDop-pelmordesverurteilteJohannTrnkawurdeam24.MärzimWienerLan-desgerichtsgebäude, dem „GrauenHaus“gehängt.Erst1968beschlossder Nationalrat, die Todesstra-fe auch für Militärstrafverfahren

abzuschaffen. Seitdem lautet derArtikel85unsererVerfassung:„DieTodesstrafeistabgeschafft.“Ob Amerika diesen Status jemalserreichenwird,istmehralsfraglich

und zugleich auch sehr be-denklich.ImMomentbefürwortensechsvon zehn AmerikanerInnendie Todesstrafe,weil sie „mo-ralischgerechtfertigt“ist.Die„Hanghimup“-Mentalität

wirdwohlnochineinpaarhundertJahrenindenKöpfenderAmerika-ner stecken, wenn nicht sogar fürimmer.Michael Dukakis war demokra-tischer Präsidentschaftskandidatim Jahre 1988.DieAblehnung desstaatlichenMordes kostete ihn diePräsidentschaft. Ein Moderatorfragte ihn während einer Fern-sehdiskussion: „Wären Sie für dieTodesstrafe,wenn IhreFrauverge-waltigtundermordetwürde?“Du-kakisantwortete:„Nein.“Anschlie-ßendfielenseineUmfragewertevon49 auf 42 Prozent. Schließlich hatGeorge Bush senior die Wahl ge-wonnen...

Ing. Michael B.

„Ich bin auch geschlagen worden,und es hat mir nicht geschadet.“

Abgeschafft

Weniger als 1000 Schüler / Jahr

Mehr als 1000 Schüler / Jahr

Anzahl von geprügelten SchülernSchuljahr: 2006 / 2007

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Meinung

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Meinung

Die anhörungIm Fall der Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher hat das Gericht mindestens

alljährlich zu prüfen, ob die Maßnahme noch erforderlich ist. Dazu meine Eindrücke als Betroffener einer solchen Anhörung.

Die vorgeschichteEs war meine erste Anhörung vorGericht seit meiner Verurteilungvor knapp zwei Jahren. Viel hatsich in dieserZeit getan:NachderU-Haft und der Verhandlung amLandesgericht Wien wurde ich indie JA Wien-Mittersteig überstellt.Dortwurde ichnochmals,zusätzlich zumGutachten,das zur Einweisung führ-te, begutachtet. Bei dieserzweiten Gutachtenerstel-lungkammanzueineran-derenDiagnosealsimEin-weisungsgutachten. Daher führteichmeiner Eingabe zur Anhörungzu einermöglichenbedingtenEnt-lassung aus dem Maßnahmenvoll-zug an, dass die GutachtendivergierenundichdaherumErstellung eines neuen Gut-achtens ersuche. Es war bisdahin auch schonwieder fastein Jahr vergangen, und indieser Zeit habe ichmich ei-nerseitsdamitbeschäftigt,wiees zu dem vonmir gesetztenDelikt kommen konnte undwieichinZukunftvermeidenkann, gegen das Gesetz zuverstoßen.WeitersschriebichinderEingabe,dassfürmichaucheineambulanteTherapiedenkbarwäre.AlleindieAn-drohungaufeineweitereUn-terbringung imMaßnahmen-vollzugwürdeausreichen,ummich von weiteren StraftatenabzuhaltenunddieTherapienzubesuchen.Der Tag der Anhörung be-gannrechtgut.Wir,zweiMit-untergebrachte und ich, wur-den gegen 7 Uhr geholt, und

es wurde uns mitgeteilt, dass wireinen früheren Termin haben unddaherallesrechtschnellgehenwür-de.DerTransferzumGerichtverliefproblemlosund,dortangekommen,sindwirgleichindenWartebereichgekommen.AmLandesgerichtgibtes als neue Sicherheitsmaßnahme

eine Schleuse mit Kamera, damitgenau identifiziert werden kann,werkommtundgeht,undobessichdabeiwirklichumdierichtigePer-

sonhandelt.BeiderVielzahlanPer-sonen, die dort ein-und ausgehen,durchaus eine sinnvolle Sache. BeiebendieserSchleusesaßeinjungerJustizwachebeamter, der, als er an-gerufen und offensichtlich gefragtwurde, was sich tut, dem Anruferwörtlicherzählte: „Bei mir sind ge-

rade drei Sinnbefreite vom Mittersteig.“Daswarschonganz schön heftig. Natür-lichkannmansagen,wennman beständig mit Häft-lingen,dieauchmanchmalSchwierigkeiten machen,

zu tun hat, stumpft man ab undvergisst die passende Wortwahl.Entschuldigung ist das keine, aberesmachtesverständlicher.Endlich

inderWartezelleangekommen,einverfließterRaummitdemCharmeeinesBahnhofsklosimMoskauder60erJahre,geselltensichnachundnach andere Insassen aus der JAFloridsdorfundvomMittersteigzuuns.Eswurdewohlnichtsausdemfrüheren Termin, daher musstenwirdortetwadreiStundenaushar-ren,bisderersteaufgerufenwurde.Ichwundertemichbereitsnachdenersten, die zurückkamen, über dieEile,inderscheinbardarübergeur-teiltwird, obeinMenscheinwei-teresJahrimGefängnisbleibtodernicht. Die allgemeine Stimmungwar resignativ und kaum einermachte sich Hoffnungen, dass erentlassen werden würde. Endlich,alseinerderletzten,wurdeauchichaufgerufen, und ich ging ein paarRäume weiter, um meiner erstenAnhörungbeizuwohnen.

Die anhörungAuchhierwarnichtsso,wieichesmir vorgestellt hatte. Ein Richterund zwei Richterinnen saßen aufeinemerhöhtenPodest,linksdavoneine Vertreterin der Staatsanwalt-schaftundrechtsdavondieSchrift-

führerin. Der Richter blätterte inmeinem Akt und stellte fest, dassnoch 18Monate Strafe offen sind.Er fragtkurznach,obeineThera-pie begonnenwurde - ich bejahte.DanndieFrage:„Sie möchten einen Gutachter?“ Ich: „Ja, die zwei be-stehenden Gutachten unterscheiden sich.“ Der Richter: „Das brauchen wir nicht!“. Nach diesem kurzenDialogwarichperplexunddachte,esfolgtnocheineBegründungdie-ser Entscheidung. Darauf warteteich allerdings vergeblich. Stattdes-senwurde nun gefragt, ob ich dieEntscheidungaufVerlängerungderMaßnahmeumeinJahrakzeptiereoderRechtsmitteleinlegenmöchte.Ich bat, auf Anraten meiner An-wältin, um drei Tage Bedenkzeit.Dieses Vorbringen wurde vomRichtermitdenWorten„Haha, das ist witzig!“quittiertunddannver-abschiedeteman sichhöflich, aberbestimmtvonmir.Ichwarfassungslosüberdiesekaf-kaeske Vorstellung, gepaart mitder Kälte, mit der über weiterenFreiheitsentzug entschieden wird.Ich konnte nicht glauben, wie ichbehandelt wurde und wie meineBegründungen ignoriert wurden.

Nachdemalle fertigwaren,sowohlmitderAnhörungalsauchmitdenNerven, wurden wir in Gruppenwieder in die Gefängnisse zurückgebracht.VondeninsgesamtzwölfAngehörtenwareineinzigerdabei,derbedingtausdemMaßnahmen-vollzugentlassenwurde.Allerdingswar er, damals zu einer kurzenFreiheitsstrafeverurteilt,auchvieleJahreüberseinStrafendehinausinHaft.

Der beschluss

Nachdem ich einige Wochen spä-ter den Beschluss zur Anhörungerhalten hatte, konnte ich die Be-gründung für ein weiteres Jahrin der Maßnahme nachlesen: „… dass beim Untergebrachten die ein-weisungsrelevante Gefährlichkeit aufgrund dessen, dass der Thera-pieprozess erst begonnen hat, noch nicht ausreichend abgebaut werden konnte, war spruchgemäß die wei-tere Anhaltung des Genannten in der vorbeugenden Maßnahme gem. § 21 Abs 2 StGB zu beschließen.“

Markus D.

„bei mir sind gerade drei sinnbefreite vom Mittersteig ...“

Die MaßnahmeDieMaßnahme selbst besteht in der Unterbringung in einer Anstalt für geistigabnorme Rechtsbrecher; diese hat stets auf unbestimmte Zeit zu erfolgen undist solange zu vollziehen, wie es ihr Zweck erfordert (§25 Abs.1). Im Fall derUnterbringungineinerAnstaltfürgeistigabnormeRechtsbrecherhatdasGerichtvon Amts wegen mindestens alljährlich zu prüfen, ob die Maßnahme nocherforderlichist(§25Abs.3).

Die(reguläre)Entlassungistzuverfügen,wennnachAufführungundEntwicklungdes Angehaltenen in der Anstalt, seiner Person, seinem Gesundheitszustand,seinem Vorleben und seinen Aussichten auf ein redliches Fortkommen dieangenommene Gefährlichkeit nicht mehr besteht (§47 Abs.2) und darf stetsnur bedingt unter Setzung einer Probezeit von 5 bzw. 10 Jahren erfolgen(§§47Abs.1,48Abs.2).

Aus: Strafrecht, Allgemeiner Teil II, 6. Auflage 2010 Verlag LexisNexis, Dr. Michael Neumair

Fresko von Justitia, Stanza della Segnatura im Vatikan

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Literatur

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atlas der globalisierung spezial Klima

Verlag: LeMondeAutor: RedaktionLeMondeGenre: Sachbuch

MiteinemVorwortvonProf.Dr.AndreasTroge,demPräsidenten des deutschen Umweltbundesamtes, be-ginnt sichder demThemageneigte Leser langsam indieTiefen des 96seitigenHeftes „Klima Spezial“ vor-zuwagen.Eshandelt sichumeine „Spezial“-Ausgabe,damanüblicherweiseunterAtlas einen eherwuchti-gen,großenundunhandlichenWälzerversteht.Soisteshier eher als einZusatzwerk zudembereits längererhältlichen„Atlas der Globalisierung“,zuverstehen.ZurückzuProf.Dr.Troge seinleitendenWorten.DieAussageistklar:„Wir alle können etwas tun: Die Politik, die Unternehmen und jede und jeder Einzelne von uns. Wir sind dem Klimawandel nicht hilflos ausgeliefert.“

Natürlich klingt das alles schön und gut, allerdingshatindenletztenJahrendasThemaimmermehrvonseinem anfänglichen Schrecken verloren. Es kam zuunzähligen Buchveröffentlichungen und die Medi-en stürzten sich,mehr oderwenigerwissenschaftlichfundiert,aufdiekatastrophalenFolgen,diedieseKli-maerwärmunghabenwerde.LangsamwurdederKli-mawandelwiedereinesvonvielenThemeninderBe-richterstattungundimBewusstseinderMenschen.UmsomehrrütteltdiesesWerkmitzahlreichenBerichtenausallenTeilenderWeltwiederwach.Mitüberhun-dert aktuellen Karten und Schaubildern präsentierendie Herausgeber eine umfassende Momentaufnahmeder Situation und legen anhand von dreiundvierzig

Einzelartikeln die Auswirkungen des Klimawandelsanschaulichdar.ImerstenTeilwerdenaktuelleBefun-de über denZustand unserer Erde zusammengefasst.Es werden zum Beispiel das Verursacherprinzip, dieÖlförderung und unsere Abhängigkeit von fossilenRohstoffen sowie der Einfluss des Klimawandels aufdenMonsununterdieLupegenommen.

Im zweiten Teil werden Lösungsmodelle thematisiertund Fallbeispiele vorbildlicher Städte behandelt.WieetwaNewYorkdurch,beiderlokalenBevölkerungun-beliebten, Maßnahmen den Trinkwasserbestand derCatskillMountainssicherte.OderDongtan,demÖko-stadtprojekt derChinesen, das derzeit nur amPapierexistiert, aber zur Weltausstellung 2010 in ShanghaibereitsindreiModelldörfernvorgestelltwurde.Beson-ders hilfreich bei derAuseinandersetzungmit diesenkomplexen Themen sind die am Ende jeder Artikel-Doppelseite stehenden Internetlinks. Schnell recher-chiertmanbeidieseninteressantenThemenweiterundsofindetsicheineFülleanInformationenweitabseitsdesBuches.

Fazit

Die Lektüre des Atlas der Globalisierung Spezial isteineBereicherungzumThema.SehrvielMühehabensich dieHerausgeber bei der grafischenAufbereitungder einzelnenThemen gemacht. Die sehr gut recher-chiertenArtikel–inhandlichenBerichtenohnezuvielwissenschaftlichenBeigeschmack–würden sichauchsehrgutalsUnterrichtsbehelf fürunsereSchuleneig-nen.

Markus D.

Die Zwei-Klassen-Jusitz

Verlag: editionaAutor: WernerTomanekGenre: SachbuchIn diesem Buch werden schonungslos die SchwächendesösterreichischenJustizsystemsaufgezeigt.Werkei-neLobbyhat,istbereitseinpotentiellesOpfer.Anhandvon realen Rechtsfällen wird gezeigt, wie machtlosMenschen,meistausdensozial schwachenSchichten,diesem System ausgeliefert sind. Aus Opfern werdenTäter, nur weil der Kontrahent eine große Versiche-rungsgesellschaft ist,diedenfinanziellenBackgroundhat,umalleRegisterzuziehen,diedasSystemzubietenhat. Eswird aufgezeigt,wie schwer es für dieses Sys-tem ist, Verbrechern aus der Oberschicht habhaft zuwerden,diesichdiebestenAnwälteundGutachterleis-tenkönnen.DasBuchberichtetüberdasDilemmaderZwei-Klassen-Justiz,ein System,dasaufdemRückenvonWehrlosen funktioniert, während sich die Ober-schicht ungehindert ihren Machenschaften widmenkann.Bereits die für die Justiz imVorfeld arbeitendePolizeiistsogeschult,dasssievorwiegendmitBagatell-deliktenkonfrontiertistundfürFällederHochfinanzintellektuell überhaupt nicht geeignet ist. Es fehlt andenentsprechendenSchulungen,anqualifiziertemPer-sonalund,wennesdanndocheinmalzueinerVerur-teilungingehobenenKreisenkommt,sosindesmeistschonNachahmungstäter.Tomanekberichtetüberdie

schlaflosenKnastnächteausAngstdarüber,wiedasLe-benmorgenodernachderHaftseinwird.Der Autor selbst war in einen Rechtsfall verwickeltund,obwohlerAnwalt istundsichfinanzielldiebes-tenAnwälteleistenkonnte,waresfürihneinenerven-aufreibendeZeit,dieihnandenRanddesErträglichenbrachte.DieserVorfall und seine jahrelangeTätigkeitbewogen ihn, wider den Ratschlägen seinerAnwalts-kollegen,diesesBuchüberdieZwei-Klassen-Justiz zuschreiben.EinBuchfürMenschen,dienichtwegsehenmögenundsichmitdendunklenSeiteneinesRechtssys-temsintellektuellauseinandersetzenwollen.Mansolltefrohsein,dasssichimmerwiederMenschenfinden,diedenMuthaben,einSystemanzuprangern,dasdenSta-tus einer heiligenKuh hat. Es bleibtzu wünschen, dassder Autor deshalbnicht unter Re-pressalien im Ge-richtsaal zu leidenhat. Mir bleibt nureinWort zu sagen:„Danke!“

Christian S.

endstation venedig

Verlag: DiogenesAutor: DonnaLeonGenre: KrimiEine Wasserleiche wird in einem Kanal in Venedigan das Ufer geschwemmt, man findet keine PapierebeidemToten.Das amerikanischeKleingeld,dasderMannnochbeisichträgt,undeinegültigeRückfahr-kartenachVicenzasinddieeinzigenHinweise.DieOb-duktionsolletwasmehrLichtindieanfangsausweglosscheinendeSituationbringen.DasedleZahnarztmate-riallässtaufeinenAmerikanerschließen.Man stellt fest, dass es sich bei demToten um einenAmerikaner,derimnahegelegenenVicenzaaufeinemamerikanischen Stützpunkt seinen Dienst verrichtet,handelt.DieLeichewurdevoneinerArmeeärztiniden-tifiziert,diesichseltsamerweiseübergebenmusste,alssiedenTotensah.BeiderUntersuchungderWohnungdes Toten findet Commisario Brunetti Drogen. NunglaubternichtmehraneinenRaubmord.ÜberallstößtBrunetti aufWiderstand,undnur seinerHartnäckig-keitisteszuverdanken,diewahrenHintergründedesMordes zu erahnen. SeinChef, ein vonderObrigkeitund Öffentlichkeit gesteuerter Vorgesetzter, will den

Fallendlichabschließen.LetztendlichgibtdieArmee-ärztin,dietagsdarauftotinihrerWohnungaufgefun-denwird,einenentscheidendenHinweis.EswirdeineillegaleDeponieausfindiggemacht.EinKunstraubbeieinemangesehenBürgerderStadtVenedigverbindetdiebeidenFälle,undeinTäter,dernurnochtotaufgefun-denwird, istSündenbockfürbeideFälle.Ein interes-santerSchluss run-det die Geschichteab.Fürmichwaresein sehr unterhalt-sames, anspruchs-loses Buch. Ich ha-bedenfünfhundertSeiten Schmökerin zwei Etappengelesen. Das idealeBuch zur Entspan-nung, das Buch isteinfach konzipiertundsorgtkaumfürÜberraschungen,bleibt aber bis zumSchlussspannend!

Christian S.

Ludwig Hirsch - Zum letzten Mal live

DieDoppel-CD,diezumerstenTodestagvonLudwigHirscherscheint,isteinMitschnitteinesseinerletztenKonzerte.AlleHits, von „Omama“ bis „Gö du mogst mi“, des steirischen Interpreten sinddarauf vertretenund werden mit einer überraschenden Leichtigkeit- Ludwig Hirsch war zum Zeitpunkt der Aufnahmebereits schwer krank - gespielt. „Was Ludwig Hirsch schrieb, sang und erzählte, war ohne Zweifel Literatur. Er

hatte sich nie zwischen den Zeilen verbor-gen, er war ein großer Er-zähler.“ so dieHommagevonErnst Gris-semann zumErscheinenderCD.

Markus D.

Herbert grönemeyer - I walk

DieneueCDdesdeutschenPop-BardenHerbertGrö-nemeyeristeinesehrunüblicheBest-OfCD:Erstmalsversuchte sichGrönemeyer aufEnglischunddaswargutso!VielebekannteHitsgewinnendurchdieNeu-aufnahmenwiederanStimmung.BonovonU2konntefüreinDuettvon„Mensch“gewonnenwerdenundauchandereGastinterpretenrundendieNeuvorstellungab.Manche Textemussten verändert werden, aus „Flug-zeuge in meinem Bauch“ wurde„Airplanes in my head“, aber dastut den Songsgut,undsokannman beim Hin-einhören auchdie Feinheitender Sprachenentdecken.

Markus D.

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Meinung

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Meinung

Die Richter und StaatsanwälteDeutschlands beispielsweise neh-men seit 1994wochenlange Liefer-fristen bezüglich ihrer Roben inKauf, denn diesewerden zu einemDumpingpreis von Strafgefange-nenmaßgeschneidert. Dies betrifftdie deutsche JustizvollzugsanstaltCelle 1. Genf wird darüber ent-scheiden, ob diese Vorgehensweiserechtlich zulässig ist. Man könntevon einer rechtswidrigen Ausbeu-tungsprechen.Daherwirdineinernichtöffentlichen Sitzung ein Aus-schuss der UNO-Menschenrechts-kommission darüber entscheiden,ob weiterhin zum Billigtarif Klei-dungfürRichterundStaatsanwältehergestelltwerdendarf.Manmuss dabei be-achten, dassHäftlin-gezuabsolutenNied-rigstlöhnen arbeiten,daher kommen dieBedenken der Aus-beutung. Die CellarSchneider arbeiten38,5StundenproWoche,beieinemLohnvon circa fünfEuroproTag.Die Justizanstalt Celle leistet kei-nerlei Beiträge zur Rentenversiche-rungseinerunfreiwilligenArbeiter.InÖsterreichistdiesübrigensauchso:Die Jahre inderHaft, indenenman sehr fleißig arbeitet und seinbestesgibt,werdeninkeinerWeiseinpunktoaufdiePensionierungbe-rücksichtigt.Diese Jahre sindverlorenundzäh-len nicht als Arbeitsbeitragsjahre,die auf eine Pensionierung ange-rechnetwerden.Dasbedeutet,wenn

man fünf Jahre odermehr imGe-fängnis sitzt, geht man mit hoherWahrscheinlichkeit mit der Min-destpension in den Ruhestand, daman diese Jahre arbeitstechnischnicht mehr aufholen kann, vor al-lem inZeiten,woständigdasPen-sionseintrittsalterangehobenwird.UnterUmständenistmanaufgrundeines Gefängnisaufenthaltes ge-zwungen, in der Pension von derMindestsicherungzuleben.Ich finde es sehrwichtig, dies auf-zuzeigen, denn der Volksmund istgrundsätzlichderMeinung,dasseseinemHäftlingjaüberausgutgeheund es ihm an nichts fehle. Demist natürlich nicht so. Ich möchtedaraufhinweisen,dasseinGefäng-

nisaufenthalt keine Form von Er-holungsurlaubdarstelltundessehrwohlsehrvieleDingegibt,diemanvermisst.Natürlich sitztman eine Strafe ab,weil man etwas Unrechtes getanhat, jedoch ist es mit dem Einge-sperrt-Seinalleinjanichtgetan.Dieaus dem Haftaufenthalt eintreten-den Folgeschäden können sich un-terUmständenbiszumLebensendehinziehen.Manwirdalsonichtein-mal für eine Tat bestraft, sondernmehrfach. In unserer Gesellschaftistesdurchausüblich,dasseinTäter

im besten Fall mindestens doppeltbestraftwird. InParagraph20Ab-satz einsdes StVGwirdderZweckdes Strafvollzuges folgendermaßendefiniert:„Der Vollzug der Freiheits-strafen soll den Verurteilten zu einer rechtsschaffenen und den Erfor-dernissen des Gemeinschaftslebens angepassten Lebenseinstellung ver-helfen und sie abhalten, schädlichen Neigungen nachzugehen. Der Voll-zug soll außerdem den Unwert des der Verurteilung zugrunde liegenden Verhaltens aufzeigen.“Jedoch langt dies meistens offen-bar beiweitemnicht aus.Dies sollkein Versuch sein, Mitleid zu er-wecken oder Selbstmitleid darzu-stellen, sondern ich möchte nur

auf eine Problematikhinweisen,andiederMensch in Freiheitnichtdenktoderden-ken mag. Beispiels-weise darf bei man-chen Delikten derFührerscheinvonder

Bezirkshauptmannschaft befristeteingezogenwerden,wasinheutigenZeiteninvielenFälleneinerBerufs-unfähigkeitgleichkommt,weilmanin sehrvielenBerufenaufdas rosaPapierangewiesenist.EbensoistdieerschwerteEinstellungimBerufsle-ben aufgrund des schlechten Leu-mundszeignisses in vielen FälleneingroßesProblem.Celleistüberall,auchinÖsterreich.Egal, ob Häftlinge schneidern,tischlern oder Metall- und Elekt-roarbeiten ausführen - die Entloh-nungliegtproTagzwischen3Euro

Die Genfer Menschenrechtskommission beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit den Haftbedingungen in Deutschland zum

Thema Ausbeutung von Strafgefangenen.

Die ausbeutung von strafgefangenen am

beispiel Deutschlands

und4,50Euro.SolltemandasPechhaben, aus welchen Umständenauch immer, keineArbeitsstelle zubekommen,so istman ineinerös-terreichischen Justizvollzugsanstaltgezwungen, mit ca. 1,25 Euro proTag sein Auskommen zu finden.Beispielsweise zahlen Elektrokon-zerne den Justizvollzugsanstaltenjeweils Tariflohn, welcher mit ei-nem Abschlag vermindert wird.DieBegründungdafürist,dassdieHäftlingemit geringerer Produkti-vitätarbeiten.IndiesemFallbestehtdie Arbeit beispielsweise aus demZusammensetzen von Schalternund dem Flechten von Kabelbäu-men.Die für den Strafvollzug ver-antwortlichen Länder behalten dieDifferenz zwischen Haft- und Un-ternehmerlohnein.In Baden-Württemberg kommendieHäftlinge auf eindurchschnitt-liches Monatseinkommen von ca.109 Euro. Ein Drittel des Monats-lohnes wird den Häftlingen nichtausbezahlt, sondernzurSeitegelegt,damitmanihnennachder Haftentlassung ein soge-nanntes Überbrückungsgeldvon etwa 750 Euro als Start-hilfe in die Freiheit aushändigenkann.DerRestdes spärlichenEin-kommensreichtnichtaus,umOp-fer zuentschädigen,oderumseineGläubiger zu bezahlen. VieleHäft-lingehaben10.000Euroundmehran Schulden, sodass meistens nurderWegindenPrivatkonkursübrigbleibt,waslogischerweisedieBoni-täteinLebenlangbeeinflußt.BonnerPolitikernistseitJahrzehn-tenbekannt,dassdieHäftlingsent-lohnung mehr als unzureichendist. Schon 1980 verabschiedete derdeutsche Bundestag ein Gesetz,das Häftlingen ein höheres Ar-beitsentgeltzusprachundsieindieKranken- und Rentenversicherungeinbeziehen sollte. Dieses Gesetzwurdeallerdingsnievollzogen.Die Länder sehen sich bis heutenicht imstande,dieKosten fürhö-here Löhne und Sozialabgaben zutragen.Das Hauptproblem der Häftlingeist: sie haben keine Lobby! Wennein Gefangener krank ist, wird erkrank geschrieben undmuss nicht

zurArbeit.Erbekommtjedochfürdie Zeit, in der er krank geschrie-ben ist, lediglich0,26€proStundeKrankengeld - im Vergleich zumLeben in Freiheit kommtdaswohleher einer Verhöhnung gleich.Ebenso gibt es keinen Urlaubsan-spruchinderHaft.Das Bonner Justizministerium er-mittelte1990,dassbeieinerzusätz-lichenBelastungderLändervon50Millionen Euro der Tagessatz derGefangenen nur auf 10 Euro ver-doppeltwürde.Beiträgezurgesetz-lichen Renten- und Krankenversi-cherung schlügen darüber hinausmit 155Millionen Euro zu Buche.Bereits 1998 wurde vom Bundes-verfassungsgericht in Deutschlandentschieden, dass die BezahlungderArbeit vonGefangenen verfas-sungswidrig ist,weil einTageslohnvonetwafünfEurogegendasReso-zialisierungsgebot verstößt. DiesesGebot leitet sich aus den grundge-setzlich verankerten Persönlich-

keitsrechten und dem Sozialstaats-prinzipher,soderZweiteSenat.DieRichterlegtendemGesetzgeberauf,dasgeltendeStrafvollzugsgesetzbisEnde 2000 zu ändern. Durch die-ses Urteil kommenMehrkosten indreistelligerMillionenhöhe auf dieBundesländer zu. Ein Ministeri-umssprecher sagte weiter, dass zuprüfenwäre,obundwieweitGefan-geneinanderenBereichenfinanziellzurKasse gebetenwerden können,beispielsweise für Opferentschädi-gungen, Schuldenregulierung undUnterhaltspflichten.Jutta Limbach, die Präsidentindes Verfassungsgerichts, erklärte,dass der Häftling „einen grund-rechtlichen Anspruch“ auf Reso-zialisierung habe. Das Ziel, dassder Gefangene im Strafvollzug aufein eigenverantwortliches Lebenin Freiheit vorbereitet werden soll,liegtnichtalleinnur in seinemIn-teresse.Die Resozialisierung dient auchdem Schutz der Gemeinschaft, dieebenfalls ein Interesse daran hat,

dass der Täter nicht wieder rück-fällig wird. Der Gesetzgeber ist inderVerantwortung, einwirksamesKonzept zu entwickeln und denStrafvollzug darauf abzustimmen.Arbeit im Strafvollzug kann nurdanneffektivzudiesemZielbeitra-gen,wenndiegeleisteteArbeiteineangemessene Anerkennung findet.Nur dann kann der Häftling denWertderArbeitfüreineigenverant-wortlichesLebenerkennen.DasGericht erklärte zwardieVor-schrift, wonach Gefangene fünfProzentdesdurchschnittlichenAr-beitsentgelts aller gesetzlich Ren-tenversicherten erhalten, für nichtverfassungsgemäß. Doch darausergibtsichnichtzwangsläufig,dassein höherer Arbeitslohn gezahltwerden müsse. Es wären auch an-dere Formen der Vergütung mög-lich,nämlichdieEingliederungvonHäftlingen in die Rentenversiche-rung,vondersieimMomentausge-schlossensind,oderauchHilfenzur

TilgungderSchulden.Ebensowurde als verfassungswidrigerkannt, dass Freigänger, dietagsüberdieoffenenVollzugs-anstalten verlassen dürfen,

nurineinigenwenigenAusnahme-fällenalsArbeiterbeiPrivatfirmeneingesetztwerden.Als Schlusswort bleibt mir nur zusagen,dassessehr förderlichwäre,wenndieArbeitszeitinderHaft,inderGefangenefünfbissiebenTagepro Woche (auch Samstags, Sonn-tags und Feiertags) arbeiten, ent-sprechendabgegoltenwirdundeineEinbindung in das Pensionssystemerfolgenkönnte.WarumsolldenndieArbeit,diewirleisten,wenigerwertseinalsdieAr-beit,dieeinMenschinFreiheitleis-tet?WarumsollenunseregeleistetenArbeitsjahre nicht berücksichtigtwerden, wenn es zumThema Pen-sionsversicherungsbeiträgekommt?SindwirMenschen zweiterKlasse,weilwirinHaftsind?Sindwirnichtgenauso vielwertwie jeder andereMensch?Istesnotwendig,dassmanGefangene demütigt, indem manihre Arbeitskraft ausbeutet? Odersind dieMenschen, die in Freiheitleben,gleicheralsgleich?

Ing. Michael B.

„... der volksmund ist grundsätzlich der Meinung, dass es einem Häftling hier überaus gut gehe ...“

„sind wir Menschen zweiter Klasse?“

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Vielen Dank für Ihre Spendenbereitschaft!

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Kontaktadressen von Institutionen, behörden und Hilfsorganisationen für Insassen und angehörige

BundesministeriumfürJustizAuskunftsstelle-Tel.:01/5263686

Museumstraße71016Wien

VolksanwaltschaftSingerstraße17-Postfach20

Tel.:0800/2232231015Wien

VollzugsdirektionKirchberggasse33

1070Wien-Tel.:01/9076997

VollzugskommissionWienLandesgerichtsstraße11

1010Wien-Tel.:01/40127-0

OberlandesgerichtWienundVollzugskammerSchmerlingplatz10-11

1016Wien-Tel.:01/52152-0BeratungsstellefürHaftentlassene

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Blutgasse11010Wien

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MO - FR: 10:00 - 12:00 UhrTel./Fax:01/5123010

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EuropäischerGerichtshoffürMenschenrechtePostfach431/R6

F-67075Strassbourg/CedexFrance-Tel.:+33/388412018

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MännerberatungWienVereinTherapiegemeinschaft

Erlachgasse951100Wien-Tel.:01/6032828

Heilsarmee-MännerheimGroßeSchiffgasse3

1020Wien-Tel.:01/2144830

FTZWForensischTherapeutischesZentrumWien

Franzensbrückenstraße5/61020Wien-Tel.:01/2141943

SozialeGerichtshilfeWienWickenburggasse18-22

1082Wien-Tel.:01/404033565

VereinGruftderErzdiözeseWienBarnabitengasse14

1060Wien-Tel.:01/5878731

SchuldnerberatungGmbH-ZentraleDöblerhofstraße9/1/1

1030Wien-Tel.:01/3308735

VereinP.A.S.S.-HilfebeiSuchtproblemenLerchenfelderstraße144-146/31080Wien-Tel.:01/7149218

stvg aktuell

behandlung der strafgefangenen§ 22.

(1)DieStrafgefangenensindmitRuhe,ErnstundFes-tigkeit,gerechtsowieunterAchtungihresEhrgefühlsund derMenschenwürde zu behandeln. Sie sindmit„Sie“und,wenneineinzelnerStrafgefangenermitsei-nem Familiennamen angesprochenwird,mit „Herr“oder„Frau“undmitdiesemNamenanzureden.

verpflegung§ 38.

(1) Die Strafgefangenen sindmit einfacher Anstalts-kost ausreichend zu verpflegen. Die Kost muss denernährungswissenschaftlichenErkenntnissenentspre-chenundschmackhaftsein;sieistzudenfürdieEin-nahmevonMahlzeitenallgemeinüblichenTageszeitenauszugeben.(2)BeiderVerpflegungistaufeinereichlichereKostfürStrafgefangene,dieArbeitverrichten,aufAbweichun-gen von der allgemeinen Kost, die der AnstaltsarztfüreinzelneStrafgefangenewegenihresGesundheits-zustandes verordnet, sowie auf die demGlaubensbe-kenntnisderStrafgefangenenentsprechendenSpeise-

geboteRücksichtzunehmen;isteineRücksichtnahmeauf diese Speisegebote nach den Einrichtungen derAnstalt nichtmöglich, so ist den Strafgefangenen zugestatten, sich insoweit einediesenGebotenentspre-chendeVerpflegungunterBedachtnahmeaufArtundMaßderAnstaltskostvondritterSeitezurVerfügungstellenzulassen.

Hausgeld und rücklage§ 54a.

(1) Dem Strafgefangenen stehen dasHausgeld sowiedie Hälfte der Rücklage, sofern diese die Hälfte desnach§291aAbs. 1 inVerbindungmit§291derEx-ekutionsordnung, RGBI. Nr. 79/1896, in der jeweilsgeltendenFassung,nichtderPfändungunterliegendenBetragsübersteigt,auchfürLeistungenanunterhalts-berechtigteAngehörige oder an Personen, die durchdiestrafbareHandlunginihrenRechtenverletztwor-densind,sowiezurSchuldentilgungzurVerfügung.(2) Strafgefangene, die eine Freiheitsstrafe mit einerStrafzeitvonmehralseinemJahrzuverbüßenhaben,sindbeiStrafantrittundsobalddieRücklage1000Eu-roübersteigt,überdienachAbs.1bestehendenVer-wendungsmöglichkeiten vonHausgeldundRücklagezuinformierensowienachMaßgabederbestehendenEinrichtungenzueinersinnvollenVerwendunganzu-leitenunddabeizuunterstützen.(3)AußerdenFällendesAbs.1sowiedes§54Abs.2dürfendieStrafgefangenenHausgeldundRücklageimVollzug auch für Anschaffungen verwenden, die ihrFortkommen nach der Entlassung fördern. Die Ent-scheidungdarüberstehtdemAnstaltsleiterzu.

spenden für die anstaltsbibliothek

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religiöses

Auf der Suche nachWahrheit gibtesgewisseFragen,diefürunsuner-heblichsind.AuswelchemMaterialbestehtdasWeltall? IstdasWeltallunendlich? Gibt es für das Welt-all Grenzen oder nicht? Wie setztsich die menschliche Gesellschaftzusammen?WelcheOrganisations-form ist für die menschliche Ge-sellschaftideal?MüssteeinMenschsein Suchen und sein Training fürdie Erleuchtung aufschieben, bissolcheFragengelöstwären,sowür-deersterben,bevorerdenWegzurWahrheitgefundenhätte.Nehmen wir an, ein Mensch wä-re von einem giftigen Pfeil durch-bohrt, und seine Verwandten undFreunde kämen zusammen, umeinenChirurgen zuholen, der denPfeil herausziehen und dieWundebehandelnsollte.WennderverwundeteMannprotes-tierenundsagenwürde:„Warte ein bisschen! Bevor du ihn herausziehst, möchte ich wissen, wer diesen Pfeil schoss. War es ein Mann oder eine Frau? War es jemand von edler Her-kunft oder war es ein Bauer? Woraus bestand der Bogen? War es ein großer oder ein kleiner Bogen? War der Pfeil aus Rohr oder aus Schilfrohr? Bevor Du diesen Pfeil rausziehst, möchte ich alles über diese Dinge wissen!“Waswirddannpassieren?Bevor alle diese Informationen be-schafftwerden,wirddasGiftzwei-fellosZeitgehabthaben,durchdasganze Blutsystem zu kreisen, undder Mann stirbt wahrscheinlich.Deshalb besteht die erste Aufgabedarin,denPfeilzuentfernenundzuverhindern,dasssichseinGiftaus-breitet.Wenn das Feuer der Leidenschaftdie Welt gefährdet, so ist die Zu-sammensetzung des Weltalls vongeringer Bedeutung. Es ist auch

nichtsowichtig,sichmitderidealenFormfürdiemenschlicheGemein-schaftzubefassen.Die Frage, ob dasWeltall Grenzenhat oder unendlich ist, kann un-beantwortet bleiben, bis irgendeinWeggefundenist,umdasFeuerderGeburt, des Alters, der KrankheitunddesTodeszulöschen.InGegen-wartvonKlage,Kummer,LeidundSchmerzsolltemanzuerstnachei-

nemWegsuchen,umdieseProble-mezulösen,undsichderAusübungdiesesWegenhingeben.DieLehreBuddhaslehrt,waswich-tigistzuwissenundnichtwasun-wichtig ist.Das heißt, sie lehrt dieMenschenzulernen,wassielernensollten;zuentfernen,wassieentfer-nensollten;zu trainieren,wodurchsieerleuchtetwerden.Deshalb sollten die Menschen zu-ersterkennen,wasfürsievongröß-terBedeutung ist,welchesProblemzuerstgelöstwerdensollte,welchesdasKernproblemfürsieist.Umall

daszutun,müssensiezuerstihrenGeisttrainieren,dasheißt,siemüs-sendavor dieKontrolle über ihrenGeisterlangen.Anfangssolltemansichdiegrund-legendeundwesentlicheNaturdie-serWeltdesLebensunddesTodesklarvorAugenführen.DieWelthatkeineeigeneSubstanz.Es existiert nur einbreiterZusam-menhang zwischen Ursachen und

Wirkungen, die ihren UrsprungeinzigundalleinindenAktivitätendes Geistes haben, welcher durchUnwissen, falsche Vorstellungen,Bedürfnisse und blinde Leiden-schaftangeregtwurde.Menschen,diedenWegzurWahr-heit suchen, sollten bereit sein, ei-nen solchen Geist zu bekämpfen,umihrZielzuerreichen.

Markus D.

Zitate aus: Die Lehre Buddhas, 1966 Bukkyo Dendo Kyokai Verlag, Tokio

Die Suche nach der Wahrheit - aus den Worten Buddhas

Der weg zur praktischen erkenntnis

schachturnier am Mittersteig

Im Oktober fand, als vorläufiger Abschluss der Schachgruppe mit Michael Ehn, ein Schachturnier statt.

Wir bringen drei der schönsten Partien daraus.

Die vorgeschichteSeit12.April2012fandregelmässigdonnerstags eine eineinhalbstündi-geSchachgruppestatt.Ehnerklärteden Teilnehmern die grundlegen-den Regeln, im Anschluss wurdendie wichtigsten Spielsituationeneingehend besprochen, und an-hand von vielen PraxisbeispielenundÜbungenwurdedaserworbeneWissenvertieft.

gerhard g. - Markus D.1.d4 d5 2.c4 e6 Das Damengam-bit. Schwarz kann natürlich auchaufc4schlagen,darfabernichtda-rauf hoffen, den Bauern behaltenzu können. 3.e3 Eine ruhige Fort-setzung, die den kleinen Nachteil

hat, dass der Lc1 eingesperrtwird.3… sf6 4.sc3 Lb4 Jetzt ist die Er-öffnung in Nimzoindisch, Rubin-steinvariante, übergegangen. 5.Ld2Wieder sehr ruhig. Weiß hat indieser Stellung eine große Aus-wahl guter Züge: 5.a3, 5.Sf3, 5.Ld3und5.Sge2.5... 0–0 6.a3 Lxc3WillSchwarz den Läufer behalten kanner gut 6… Le7 spielen. 7.Lxc3 sc6 8.sf3 se4 9.Ld3 sxc3 10.bxc3 sa5Hier steht der Springer nicht gut.SchwarzsolltesichumdieEntwick-lungdesLäufersc8kümmern:10...dxc411.Lxc4b6nebstLb7undderLäufer hat eine schöne Diagonale.11.cxd5 Dxd5 Etwas besser sieht11... exd5 aus, weil es den Lc8 be-freit. 12.Dc2 Ld7? Schwarz sollteauf den Punkt h7 aufpassen, der

angegriffen ist: 12... Dh5 und allesist o.k. 13.0–0?! Weiß glaubt viel-leicht,dasserspäternochimmerzu13.Lxh7+ kommen wird, doch dasisteinIrrtum.13... f5VereiteltdenLäufereinschlag. 14.se5 sc6?Weißstand nur ein wenig besser, dochnach diesem Fehler ist Schwarzverloren. Nach 14... c5 15.Tfe1Dd616.Tab1wärenochallesoffen.

15.c4! Plötzlich ist die schwarzeDame in Bedrängnis. Auch 15.e4Dd6 16.Sxd7 Dxd7 17.exf5 exf518.Db3+ Kh8 19.Dxb7 führte zueiner Gewinnstellung. 15... sxd4!? GießtnochÖlinsFeuer.Nach15...Dd6 16.c5 De7 17.Sxd7Dxd7 stehtWeißaufGewinn.16.cxd5Amein-fachsten.Weißgewinnt eineFigur.16... sxc2 17.sxd7 sxa1 18.sxf8 Txf8 19.Txa1 Nach einer langenAbtauschserie hatWeiß eine Figurmehr. Ganz klar ist die Sache je-dochnochnicht,weilSchwarzzweiBauernfürdenLäuferhat.Jetztbe-ginnteine technischePhase, inder›››Michael Ehn, unser Schachlehrer

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Weißversucht,denLäuferzurGel-tung zubringen.19... exd5 20.Tb1 b6 21.Tc1 Tf7Aktiversieht21...c5aus.22.Lc2Präziserwar22.Tc6unddannAngriffaufdenBd5mitdemLäuferüberc2-b3.22... c5 23.a4 a5Schwarz solltemit23...g6denKö-nigsflügel sichern, damit derTurmfreieHandhat.24.Tb1Der schwä-chere Bauer ist d5, den man mit24.Td1gleichangreifenhättesollen.24... Tf6 25.g3 g5?Danachgehtesweiter abwärts. 25... Kf7, um demBd5 zuHilfe zu eilen,war stärker.26.f3Wiedergewinnt26.Td1einenBauern.26... Kg7Undwiederwar26... Kf7 die bessereOption. 27.e4Mit der Brechstange. Noch ein-mal sollte Weiß 27.Td1 versuchen.27... dxe4 28.fxe4 f4? Danach istSchwarznichtmehrzuretten.28...fxe4wardieeinzigeChance.29.gxf4 gxf4 30.Tf1 Denn jetzt ist der Bf4schwach,währendWeißeinenschö-

nenFreibauernaufe4hat.30... Kh6 31.Tf3 Kg5 32.h3 h5 33.Kg2 h4? 34.Td3WeißhatgeschicktdenKö-nigRichtungf3gebrachtundnütztjetztdieoffeneTurmlinie.34… Kh6 35.e5 Te6Zäherwar35...Tf7,dennjetztkommtWeißzumTurmtausch,was sein Spielwesentlich einfachermacht.36.Td6! Txd6 37.exd6 Kg5DerKö-nig kann den Bauern nicht mehr

abfangen. 38.d7 Kf6 39.d8D+ Ke5Nach 39... Kf7 wird es am kür-zesten wie folgt matt: 40.Lb3+ c441.Lxc4+Kg642.Dxb6+Kg743.Kf3Kh7 44.Dxa5 Kg6 45.Kxf4 Kh646.Dg5+ Kh7 47.a5 Kh8 48.Dh6matt. 40.Dxb6 Kd5 Oder 40...Kd4 41.Dd6+ Kc3 42.Dxc5+ Kb243.Ld1f3+44.Kxf3Kb145.Dc3Ka246.Lb3+Ka347.Lg8+Kxa448.Db3matt. 41.Db3+ c4 Oder 41... Kd442.Dd3+ Ke5 43.Kf3 Ke6 44.Dc4+Kd6 45.Kxf4 Ke7 46.Lf5 Kd647.Da6+ Ke7 48.De6+ Kf8 49.Lg6Kg7 50.Df7+ Kh6 51.Dh7 matt.42.Db7+ Kd4 43.Db2+ Schnel-ler führt 43.Db6+Kd5 44.Kf3Ke545.Le4 c3 46.Lc2Kd5 47.Lb3+Ke548.De6+ Kd4 49.Dd5 zum Matt.43... c3 44.Db6+ Kc4 45.Kf3 Kd5 46.Kxf4Ganzschnellging46.Lb3+Ke547.De6+Kd448.Dd5matt.46... Kc4 47.Ke3Undhiersetzte47.Lb3+Kd348.De3matt.47... Kd5 48.Kd3

Wieder war 48.Lb3+ Ke5 49.De6matt schneller. 48... Ke5 49.Dd4+ Kf5 Nach 49... Ke6 setzt 50.Lb3+Kf551.Lf7c252.Kxc2Kg553.De5+Kh6 54.Df6+ Kh7 55.Dg6+ Kh856.Dh6 matt. 50.Kxc3+ Kg5 Oder50...Ke651.Dxh4Kd652.Df6+Kd753.Le4Kc754.De7+Kc855.h4Kb856.Db7matt.51.Df2Undhiersetzt51.Dd6Kh552.Dg6matt.51... Kh5 52.Dg2 Kh6 53.Dg6matt.

Markus D. - Franz p.

1.e4 e5 2.d3EineallzuruhigeFort-setzung, die den Lf1 einsperrt, derjetzt nicht mehr auf seine bestenFelder c4 oder b5 kommt. Bes-ser war das übliche 2.Sf3 oder dasscharfe2.f4.2… sc6 3.sf3 sf6 4.Lg5 Le7 5.Lxf6 Überlässt Schwarz oh-ne Not das Läuferpaar, aber nochist die Stellung geschlossen, sodassdie beiden Läufer keinen großenWirkungsbereich haben. 5… Lxf6 6.Le2 0–0 7.sc3 d6 8.sd5 Le6 9.c4 b6 10.a3 sd4 Vielleicht nicht dasBeste,daSchwarz jetzt einenDop-pelbauern bekommt. Gut sieht dasManöverSc6-b8-d7nebstc7-c6aus.11.sxd4 exd4 12.0–0 c6 13.sxf6+ Dxf6 Das Spiel steht jetzt völliggleich. 14.b4 b5 15.c5 d5 16.Lf3 Tfe8 17.Te1 a6 18.e5?!Eine Kampfansage, aber dieserBauer kann auch sehr schwachwerden, da er von seinenKollegenabgeschnittenist.18… Dg6 19.Lh5 Dg5 20.Df3?DerRückwegdesLh5musste freigehalten werden. 19… Te7?AnsicheinegutestrategischeIdee: die Türme werden auf dere-Linie konzentriert, um den Be5zu belagern. Aber die Stellung istvoller Taktik. Nach 19… g6 hätteSchwarz den Lh5 einzügig gewon-nen.21.Te2?Wiedergehtjetzt21…g6.21… Lf5?DanachhatWeißwie-derguteChancen.22.Td1?Schade,22.h4! hätte Schwarz in Verlegen-heit gebracht: 22… Dxh4 23.Dxf5g6 24.Df6!Dxh5 25.Dxc6mit gro-ßemweißenVorteil.22… Tae8Undnochmalwar22...g6derentschei-dendeZug.

23.g4?!Eswirdgleichnochkompli-zierter.Hierwarwieder23.h4Dxh424.Dxf5mitverteiltenChancenan-gebracht. 23... Txe5?! Zum letztenMalmusste23...g6versuchtwerden.Nach24.Dg3Lc825.f4Dh6verliertWeißdenLh5.24.Kf1?Ein Irrtum in komplizierter Stel-lung.Nach24.Txe5Txe525.h4Dxh426.gxf5 Dg5+ 27.Kf1 Txf5 28.De2istdieStellunggleich,obwohl sehrkompliziert.

24... g6?! Jetzt nur die zweitbesteWahl.Klarerwar24...Txe225.gxf5Dh4 mit schwarzem Gewinn.25.gxf5Jetzthalfauch25.Txe5Txe526.gxf5 Txf5 nichtmehr viel. 25... gxh5?! Und wieder war 25... Txe226.fxg6hxg627.Dxe2Txe228.Lxe2De5angebracht.26.Txe5 Txe5 27.f6 DieserBaueristnichtzuretten,z.B.27.Dg3 Txf5 28.Te1 Kf8. 27... h4 28.h3 Tf5 29.Dg4 Dxg4 30.hxg4 Txf6DieNebelhabensichgelichtetundSchwarzhat zweiMehrbauernimEndspiel,wasfüreinenGewinnausreichen sollte.31.Kg2 Tf4 32.f3 Kg7?SchwarzsolltesofortdieBau-ern angreifen: 32... f5 33.gxf5Txf534.Th1Tg5+35.Kh3Tg3+36.Kxh4Txf3 mit Gewinnstellung. 33.Te1? Nützt nicht die kleine Atempau-se, die Schwarz ihm gibt: 33.Th1und der Bh4 geht verloren. 33... h6 34.Te5 Auch nach 34.Te8 Tf635.Tc8h3+36.Kg3h237.Kxh2Txf338.Txc6 Txd3 ist Weiß verloren.34... Kg6 35.Te7 f6 Noch stärkerwar 35... Kg5. 36.Tc7 h5 Gut warauch 36... h3+ 37.Kg3 h2 38.Kxh2Txf3 39.Txc6 Txd3 40.Txa6 Kg5

undSchwarzhatweiterhinguteGe-winnchancen.37.Txc6?Vergibt dieallerletzte Chance: 37.gxh5+ Kxh538.Txc6undWeißschaffteinUnent-schieden.37... hxg4 Jetzt hingegensind die schwarzenBauern gefähr-licher.38.Txa6Nach38.fxg4Txg4+39.Kh2Tg3 gewinnt Schwarz.38... h3+ 39.Kg3 Txf3+ 40.Kh2 Oder40.Kxg4h241.Kxf3h1D+undaus.40... Kg5Nochschnellerginge40...Tf2+41.Kg1g3.41.c6 Nichts ändert 41.Ta7 Tf2+42.Kg1 g3 43.Th7 h2+ 44.Txh2gxh2+ 45.Kxf2 h1D. Ein unglei-cher Wettlauf der Bauern beginnt-Schwarzisteinfachimmerschnel-ler.41... Tf2+ 42.Kh1Oder42.Kg1g3 43.c7 h2+ 44.Kh1 Tf1+ 45.Kg2h1D+ 46.Kxg3 Tf3 matt. 42... h2 Noch schneller geht 42... Tf1+43.Kh2 Kh4! und 44… g3 matt.43.c7 g3 44.c8D Weiß bekommtals erster dieDame, doch Schwarzsetztmatt.44… Tf1+ 45.Kg2 h1D+ 46.Kxg3 Dg1+Gleichmatt ist46...Tf3. 47.Kh3 Tf3 matt. Eine aufre-gendePartie!

Franz p. - gerhard g.

1.e4 e6 2.sc3 d5 3.sf3 Gegen diefranzösischeVerteidigungwirdbes-ser sofort 3.d4 gespielt, denn sonstwird Weiß wie in diesem Fall zu-rückgedrängt.3… d4 4.se2 c5 5.d3 sc6 6.sf4EinumständlichesManö-ver, das Zeit verschwendet. Besserwar6.c3,umdenschwarzenRiegelaufzubrechen.6... e5 Vertreibt denweißenSpringermitTempogewinn.Schon steht Schwarz etwas besser.7.sd5 Le6Jetztdroht8…Lxd5undWeiß verliert einenBauern, da derSd5keinRückzugsfeldhat.8.Le2?!Mit 8.c4 dxc3 9.Sxc3 konnteWeißden Bauernverlust vermeiden. 8… Lxd5 9.exd5 Dxd5 10.c4 Zu spät.Besser war 10.0–0 Sf6mit schwar-zemVorteil.10... dxc3 11.bxc3 sf6 12.Da4 Le7 13.0–0 0–0 14.c4 Bes-serwar14.Tb1Dd7,dennderBau-ernzugschwächtdenBd3.14... Dd6 15.La3?! Das bringt nichts. DerPunkt c5 ist nicht zu gefährden.Besser war wieder 15.Tb1. 15... b6 16.Da6?!WeißverbeißtsichamDa-menflügel.Jetztwar16.Tfe1stärker.

16... Tfe8 17.Tad1 Dc7 18.d4? EinBauernopfer, das die Stellung wei-ter verschlechtert. Aber auch nach18.Lb2 steht Weiß sehr schlecht.18... exd4Nochbesserwar18... e4und nach demWegzug des Sprin-gerscxd4.19.Td3

19… Ld6! Ein guterPlan: Schwarzkonzentriert seine Schwerfigurenaufdere-Linie.20.Te1DanachgehtWeißaufdere-Liniezugrunde.Bes-serwar20.Ld1,obwohldieStellungnicht mehr zu retten ist. 20... Te7 21.h3 Tae8 Der Druck auf der e-Linie ist nicht auszuhalten.22.Td2 Auf 22.Kf1 folgt 22... Se4 23.Da4Sxf2 24.Kxf2 Lg3+ 25.Kg1 Lxe1.22... se5 Noch unangenehmer ist22... Lf4 23.Tb2 d3 oder 23.Tdd1Txe2. 23.sg5 Flucht nach vorn.23.Tf1 hilft allerdings auch nicht:23... se4 24.Lc1 sxf3+ 25.Lxf3 sxd2 26.Lxd2 Lh2+ 27.Kh1 Lf4. 23... h6 24.sf3 sxf3+ 25.Lxf3FügtsichinseinSchicksal.Nach25.gxf3Lf4 26.Tb2 d3 gewinnt Schwarzebenfallsschnell.25... Txe1matt.

Das ergebnisNach jeweils drei Spielen pro Teil-nehmerwurdendiePunktezusam-mengerechnet.

DasErgebnisvomSchachturnier2012amMittersteigimDetail:

1. GerhardG. 3Pkt.2. FranzP. 2Pkt.3. OskarS. 1Pkt.4. MarkusD. 0Pkt.

Mag. Michael Ehn ist ständiger Autor der Schachserie im „Der Standard“

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serie

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gedicht

grußecke

Für die grußecke bitte beachten!

MachdeinenAngehörigeneineFreudeundsen-de ihnen durch unsereGrußeckeGeburtstags-oderLiebesgrüße.Oderbedankedichbeiihneneinfachnurdafür,dass sie dich durch einen schweren Lebensab-schnittbegleiten.

SchreibdeinenGrußauf, gibdenZettel einemderRedakteureoderfreienMitarbeiter,unddeinTextstehtindernächstenAusgabe!

wir freuen uns auf rege Inanspruchnahme!

achtung:• KeineFamiliennamenderAngehörigen.• Spitznamen,Vornamenund1.Buchstabe

desFamiliennamensinderlaubt (z.B.KarlF.).• KeineAnstößigkeiten.

Esistschwer,perfektzusein…aberichkommegutdamitklar!

JJJ

IchsolldichvomNiveaugrüßen!Ihrsehteuchjasoselten...

JJJ

IchbinkeingutesBeispiel,aberimmerhineineWarnung.

JJJ

IchhabeauchGefühle!GeradehabeichdasGefühl,ichbrauchenocheinBier!

JJJ

Verrückt?Ich?Nein!DashättenmirdieStimmendochgesagt!

JJJ

Flotte sprüche für jede gelegenheit

Christian S .

Hinter den Mauern

Tick tack, tick tack. Wie die Zeit vergeht.

Tick … tack. Wie die Zeit doch steht.

Mein Körper in Gefängnismauern verbannt,

in meinem Geist bin ich euch fortgerannt.

Mit meinem Geist gehe ich auf Reisen,

entkomme Mauerwerk und Eisen.

Tick tack, tick tack bin ich in Mexico.

Tick tack, tick tack und sitze dort am Zogallo.

Tick tack, tick tack bist du bei mir.

Tick tack, tick tack und ich bei dir.

Ich nütze die Zeit, die mir gegeben,

schärfe meinen Geist, fürs Weiterleben.

Ich muss hier sein, darum bin ich es gern.

Bin euch nicht böse, halt daran fest.

Es ist die Liebe, die mich weiter leben lässt!

Liebe Mama!

Ich wünsche Dir zu Deinem Geburtstag alles Liebe und Gute, vor allem viel Glück und Gesundheit, denn das ist das Wichtigste!

Bitte schau auf Dich und weine nicht. Es hilft uns nicht, wenn Du traurig bist. Ich denke jeden Tag an Dich und meine lieben Kinder Ossi und Patrick. Die Zeit wird vergehen und ich werde wieder vor

Dir stehen, Dir helfen und bei Dir sein können wie vorher.

Bitte mach‘ Dir keine Sorgen um mich, ich habe Dich sehr lieb und schicke Dir ein dickes Geburtstagsbussi!

Dein Bub Ossi

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report

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Die Halbinsel Yucatán

Chichen Itza Spielfeldring

Pyramide Chichen Itza in Mexiko

von subtropisch bis utopischYucatán

SubtropischwardasKlima,utopischdieVorstellung,beidieserHitzevonfünfzigundmehrGradAusgrabun-genzubesichtigen.BeimerstenHaltwardieHitzeunerträglichunddiehalb verfallenen Wellblechhüttenbezeugten die Armut, die auf derHalbinsel Yucatán herrscht. Den-noch befinden sich hier einige derbedeutendstenMaya-Ruinenstättenwie Chichén Itzá und Uxmal. AmWegdorthinmachtederBuseinenStop.WirerblickteneinenStraßen-händler, der verschieden Getränkefeilbot.Wir wunderten uns, weshalb derHändlerdieGetränkeineinenPlas-tiksackfüllte,einenTrinkhalmreinsteckte und darüber einen Kno-ten machte. Meine Reisebegleite-rin fragte, weshalb das so ist. DerHändlererzählteihr,dasseswegeneinesErlassesderRegierungwegender vielen Verletzungen sei, die esvon unachtsam weggeworfenenFlaschen gab. Nach kurzer Pausebestiegenwir unserenwohl klima-tisierten und geräumigen Bus, denwirunseinmalleisteten,sodasswirauch wieder einmal in der Nacht

zumSchlafen kamen.Die Siedlun-gen,diewiraufunsererReisesahen,bestätigten die enormeArmut, dieimReiseführerbeschriebenwar.DieMaya-Landbevölkerungbefandsichauch nach derUnabhängigkeit derRepubliken Lateinamerikas in ei-nerSituationhärtesterAusbeutungdurch die allein regierende weißeOberschicht (Abgaben, Zwangs-arbeit, Ausweitung des weißenGroßgrundbesitzes), die zu einerVerschärfung der ökonomischenSituationund so zu einer verstärk-ten Unruhe unter den Indigenenführte. Ebensowenigwiemit demunabhängigenMexikokonntensichdieMayasmitdenweißenYucatans,den Yucatecos, und der von ihnenals unabhängig erklärten RepublikYucatánidentifizieren.WirbezogennachunsererAnkunfteinQuartierinderNähederMayaKultstätte,eswarbereitsamAbend,undwir besuchten noch ein nahe-gelegenesLokal,wowirunsanein-heimischen Spezialitäten erfreutenund labten.DieHitze inderNachtwar unerträglich und Geckos, dieinunseremZimmerüberdieDeckeliefen, taten ihres dazu, sobaldwirdas Licht abdrehten. Tags daraufbesuchtenwiretwasunausgeschla-fendienahe gelegeneRuinenstätteChichénItzá.DerNameChichénItzábestehtausdrei Wörtern aus der Sprache derItzá-Maya:chi(Mund),chén(Brun-nenoderTeich)unditzá(Eigenbe-zeichnungdesVolkes).DieTempelstadtmitetwaeinemKi-lometerDurchmesserwarumzweigroßeCenoten, (Cenoten sind ein-gebrochene Höhlen im Kalkstein,in denen sich im Laufe der ZeitWasser angesammelt hat) errichtetworden, von denen eine die Was-serversorgungderStadtsicherstell-te.DiewohlbekanntesteCenoteistdie„CenotedelosSacrificcios“,woangeblichJungfrauengeopfertwur-den.AlswirdieCenoteaufsuchten,war es relativ unspektakulär, gera-

de das Badehaus hob sich von derUmgebungetwasab,waraberehereineBruchbudeals eine restaurier-te Sehenswürdigkeit. Man sah amRand der Cenote die Reste einerPlattform,vonderdieOpferangeb-lich in die Cenote geworfen wur-den, und eines kleinen Gebäude,das man Badehaus nennt, in demdie Opfer quasi vor der Opferungeiner rituellen Waschung unterzo-gen wurden. Bei Tauchgängen um1960wurdenamGrundderCenoteandiefünfzigSkelettevonKindernundErwachsenen gefunden. Eben-fallswurdenvieletausendFundstü-ckezuTagegebracht.133Kilometerbeträgt die Gesamtlänge des ver-mutlichgrößtenzusammenhängen-denHöhlensystems derWelt.Des-halbwirdes„DergroßeStromderMaya“genannt.Als wir den berühmten Ballspiel-platz besichtigten, lief eineGruppejungerBurschenumherundahmtendas Ballspiel der altenMayas nachund so konnten wir erahnen, wiedasSpielfrüheretwaausgesehenha-ben mag. Das mesoamerikanischeBallspielwar sowohl Spiel als auchRitualfürdieVölkerderpräkolum-bischen Zeit. Der Juego de pelota stelltdengrößtenundbedeutends-ten vonmehr als 520Ballspielplät-zenaufYucatándar.DieAusmaßedesSpielfeldesbetragen168x38m,eswirdvonachtMeterhohenMau-ernflankiert,dieunteranderemfürdas Publikum gedacht waren. DieForm der Spielfläche erinnert anzweigegeneinandergestellte„T“.BisEinbruchderDunkelheitbesuchtenwirnochdenRestderAnlageundhatten laufend Gespräche mit denanwesenden Archäologen und er-fuhren interessante Details, die inkeinemReiseführerstehen.

uxmalDieBusfahrtamMorgennachUx-mal auf der Bundesstraße 261 warrelativkurz,imausrangiertename-rikanischen Schulbus, der für den

regionalenVerkehrverwendetwird.Indiesenkannmanmittelsmecha-nischerVorrichtungvomFahrersitzausdieTürbeimFahreröffnenundschließen. Wir nahmen auf einernahegelegenenBankPlatzundmei-ne Reisegefährtin lasmir aus demReiseführervor:Uxmal (ausgesprochen: „Usch-mahl“) ist die Ruine einer großen Stadt der Maya in Mexiko. Sie liegt in Yuca-tán, etwa 80 km südlich von Mérida. Die Stadt liegt in einem leicht hü-geligen Gelände auf rund 60 Meter Höhe. Man geht davon aus, dass auf dem Gelände der Stadt, die von einer niedrigen Mauer umgeben war, etwa 25.000 Menschen lebten. Nach stilis-tischen Gesichtspunkten wurden die heute bekannten Gebäude der Stadt zwischen 700 und 1000 erbaut. Die Stadt wird überragt von der Adivino-Pyramide, die aus einem langen Ge-bäude durch mehrfache Erweiterung und Überbauung entwickelt wurde. Mächtigstes Gebäude ist der auf einer hohen Plattform gelegene sogenannte Gouverneurspalast.Wir planten nach diesen AngabenunsereRoute!UnsererstesZielwarder Gouverneurspalast, ich foto-grafierte aus den unmöglichstenPerspektiven, wozu ich verbote-nerweise die Gebäude bestieg, umeine besonders seltene Ansicht zuerhalten.Bedingtdurchdiesengen-deHitze schlepptenwiruns inder

prallenMittagssonnezumnächstenPalast. Dort trafen wir auf einenDeutschen,dersichumSonjaSor-genmachte.DurchdieextremeHit-zewaren ihreBacken total rot. IchfanddieseFürsorgeechtnett.Wir wechselten kurz Reisetippsaus.Wo gab es Raubüberfälle aufTouristen,wowurdegestohlen,wokonnte man seines Lebens sichersein-danachsetztenwirunsereBe-sichtigungfort.UnsernächstesZielsolltediePyramidedesWahrsagers,deradivino-pyramide werden.Durch ihre abgerundeten Eckenunterscheidet sich die Zwergen-pyramide von den sonst üblichenFormen.DieTreppenwarenextremsteil, es kostete mich einige Über-windung, und es bedurftemehrereAnläufe,bisichdenMutaufbrachte,sie zu erklimmen, meine Reisege-fährtin hatte damit kein Problem.Die Westtreppe, die zum viertenTempelführt,istanihrenSeitenmitRegengottmaskenflankiert.Der vierte Tempel, dessen Ein-gangstor als riesiger Rachen einesUngeheuers gestaltet ist, lohnt dieMühe. Der Ausblick entschädigteunsfürmeineüberwundeneAngst.ZuunsererÜberraschungtrafenwirindemoberstenschlichten fünftenTempel noch andere Wagemutige.WirgenossendenAusblicküberdiegesamteAnlage,undmitdemPlandes Reiseführers konnten wir die

LagederKomplexenachvollziehen.Die Plätze in Uxmal sind weitläu-fig und viereckig. Der klassischePuuc-StilmitseinenaufallenSei-ten langgestreckten Gebäuden isteinenurhierauftretende späteVa-riante.Kennzeichnend für die Maya-Ar-chitektur istdasvölligeFehlenvonBögenundechtenGewölben.DiesewarendenMayaunbekannt,undder Stil ihrerBaukunst ist so-mitsehrvonhorizontalen,vertika-lenundgewinkeltenLiniengeprägt.Aus der Verwendung von Kraken-gewölben(trapezförmig)ergabsich,dass Innenräume nicht besondersweit überspannt werden konntenund somit relativ klein und eng –denHüttengleich–blieben.ImJah-re 1586, bei einer InspektionsreisedesspanischenFranziskanersAlon-soPonce, lagUxmal längst inRui-nen.AlsichnachdemBesuchdieseraußergewöhnlichenAnlageimRei-seführer schmökerte, entdeckte icheine interessante Anlage namensTikalinGuatemala.Ich war sofort Feuer und Flammeund erzählte meiner Reisebeglei-terin über mein Lust, auch dieseMayakultstätte zubesichtigen.Wiewirdorthinkamen,undwieesunsdadurchsogarnachBelize(BritischHonduras) verschlagen hatte, lesenSieindennächstenAusgaben.

Christian S.

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Wennman inder Justiz eineReiseunternehmen möchte, bedarf dieseiner sehr sorgfältigen Vorberei-tung, denn schließlich ist man jazum Absitzen und nicht zum Rei-sen verurteiltworden.DaherwirdeineReisenurzubestimmtenZwe-ckengenehmigt.DieverschiedenenMöglichkeiten dazu wären, bei-spielsweise,eineStrafortsänderung,eine Vorführung vor Gericht (alsZeugeoderAngeklagter),Besucher-wochenundÄhnliches.Meine Reise hatte einen etwas au-ßerordentlichen Hintergrund. Daich in der JA Mittersteig 18 Jahrelang Mitglied der Kuhn-Gruppewarunddieseihr30-jährigesBeste-hen feierte,wurde ich vonChristi-anKuhnzudieser eingeladen.Am15.12.2012 um 15:00 Uhr durfteich meine Reise nachWien antre-ten.Zuvormusste ichmeinHand-gepäck im Magazin abgeben undbeim Einsteigen in den Linienbusder Justizwurde esmir dannwie-derausgefolgt.AngeblichwurdederBusvonderösterreichischen JustizinDeutschlandangekauft,nachdemderselbige von den Deutschen Be-hördenausgemustertwordenwar.BeimEinsteigen indenBuswurdemir eine Kabine zugewiesen. IchhattedasgroßeGlück,derErste indieser Kabine zu sein und daherkonnte ich einen Platz am Fensterbesetzen.MeinSitzplatzbefandsichgenau über der hinteren Radach-

se des Busses. Eine gute AussichtaufderReisenachWienwarsomitgesichert. Das Eindrucksvolle beiReisen im Linienbus sind immerdie immens langen Wartezeiten.So fuhren wir nach einstündigerWartezeit10MinutenzurJAGraz-Jakomini, um dort weitere einein-halbStundenzuwarten.ZumGlückabernichtimBus,sondernineinerdafürvorgesehenenZelle.Um17:00UhrbrachenwirinRich-tungJALeobenauf.Eswurdesehrschnellfinster,wasdenVorteilmei-nes guten Platzes egalisierte. Ichversuchtemicheinpaarmalandenvorbei rasendenLichternundStra-ßenschildernzuorientieren.DiesesUnterfangen war jedoch sinnlosund so beschäftigte ich mich mitmeinen Reisegefährten in der Ka-bine. Diese Weggefährten bestan-den aus zwei Farbigen, wovon dereine Französisch und der anderegebrochenEnglischsprachundderdritte Mitreisende war ein Serbe,welcherzuseinerAbschiebungnachWienreisteundebenfallskeinWortDeutschsprach.Aus diesenGründenwar eineUn-terhaltung sehrmühsam und kamdahernichtwirklichzustande.Da-her beschloss ich, einen von mirmitgenommenen „Perry Rhodan“Roman zu lesen.MeineMitreisen-dennutztendieZeitfüreinNicker-chen.NacheinerruhigenFahrtka-men wir schließlich in Leoben an,

woeswiederhieß:„Bittewarten!“Da die JA Leoben ein Untersu-chungsgefängnis ist, wurden hierauch zwei augenscheinliche Kom-plizen mitgenommen, welche manin getrenntenKabinenunterbrach-te. Nichtsdestotrotz versuchten diebeiden, mit wildem Geschrei zukommunizieren, was aber durchnoch lauteres Geschrei seitens derBeamtenschaft unterbunden wur-de. Ergebnis dieser lautstarkenKontroversen der mutmaßlichenKomplizenwar,dassmaneinenderbeiden in eine Einzelkabine ver-frachtete. Dieser ließ sich dadurchaber nicht daran hindern, im Lau-fe seiner Reise weitere lautstarkeKommunikationsversuche zu star-ten. Die Reaktion einer Justizwa-chebeamtin war immer dieselbe:„Halten s endlich das Maul!“NachdieserlängstenEtappekamenwirinderJASchwarzau,demeinzi-genFrauengefängnis inÖsterreich,an.MeineWeggefährtenbegannennun einen kurzen Gedankenaus-tausch in vier Sprachen, mit allenzur Verfügung stehenden Mitteln,um zu eruieren, wie weit es dennnoch nach Wien sein könnte. DasErgebnis war, logischerweise, Rat-losigkeit.Daher beschlossen sie die weitereReiseüberdieJAWienerNeustadt,dieJAHirtenbergunddieJAWien-Josefstadt für ein erneutes Nicker-chenzunutzen.Um22:30Uhrka-

Wie ein „Ausflug“ von einer Justizanstalt in eine Andere abläuft und welche Stationen dabei zu bewältigen sind, schildert in

folgender Geschichte ein im Maßnahmenvollzug Untergebrachter.

Meine reise zur dreißigsten Jahresfeier der Kuhn-gruppe

„Zwei Häftlinge stehen am Fenster und schauen in die Ferne, der eine sieht den

Dreck, der andere die sterne.“

men wir in der Josefstadt an undmanverteilteunsaufsehrschmut-zige und enge Transportzellen.Zum Glück wurde ich mit einemÖsterreicher in einem zwei-Mann-Haftraum untergebracht, mit demich hätte reden können, wenn wiruns etwas zu sagen gehabt hätten.Meine ernüchternde Erkenntniswar, dass sichunsereKonversationauf einen Satz beschränkte: „Ma-chen wir das Fenster auf und gehen wir schlafen.“NacheinerkurzenIn-spektionder hinterlassenenWand-malereien meiner Vorgänger fandichden fürmichbemerkenswertenSpruch:„ZweiHäftlingestehenamFenster und schauen in die Ferne,dereinesiehtdenDreck,deranderedieSterne.“Nach einem kurzen Abschied vonmeinemungesprächigenÜbernach-tungspartnerwurde ichamFreitagmorgen von den Beamten der JAWien-Mittersteigabgeholt.Zumei-nem größten Erstaunen in Hand-schellen.Erstspäter,amMittersteig,erfuhr ich, warum die Beamtenso handelten.War ich es doch beimeinem18-jährigenAufenthaltamMittersteiggewohnt,dassdiesenurim äußersten Notfall zum Einsatzkamen.Soerfuhrich,dasseinUn-tergebrachterbeieinerAusführungauf Flucht gegangen ist und des-halb nun eine Kollektivbestrafungaller Untergebrachtenam Mittersteig vollzogenwird und diese nur nochin Handschellen ausge-führt werden. Was einenur allzu übliche Vorge-hensweise inderösterrei-chischenJustizwiderspiegelt.InderJAMittersteigwarenalleBeamten,diemich von früher kannten, sehrbemüht,michnichtallzufreundlichzubehandeln.Dochals ichaufdiedritte Abteilung gebracht wurde,wo mir ein Einzelhaftraum zuge-wiesenwurde, ergab sich fürmicheineangenehmeWocheamMitter-steig. Mein alt bekannter Beamtervom U-Betrieb war nun Stockbe-amter und übergab mir für dieseWoche alles Notwendige inklusiveHaftraumschlüssel. Zwar sind hierdieHafträumenichtso,wieichdas

vomWohngruppenvollzuginderJAKarlaugewohntbin,24StundenamTag geöffnet, sondern werden von23:00Uhrbis07:30Uhrverschlos-sen, trotzdem konnte ich tagsübermeinenHaftraumselbstständigver-schließen,obwohlichnichtwüsste,wasmanmirstehlenhättesollen,daichjanichtsvonWertmithatte.Nachdem ich meinen SchlafplatzfürdieNachtvorbereitethatte,be-

gab ich mich auf die Suche nacheinem Gesprächspartner. Ich gingden L-förmigen Gang auf und ab,umdennunhierwohnendenUnter-gebrachten,die ich leiderallenichtmehr kannte, die Gelegenheit zugeben,michanzusprechen. Ichgabmich sehr lange und intensivmei-nen nostalgischen Gedanken hin,denn dieser Gang war zehn Jahrelang ein Teil meines Lebensberei-ches. Die Spuren meines Wirkenshier waren auch noch überall zusehen.DieBilderanderWand,dieBlumen,dieichgepflanzthatte,und

vielesmehr.MirerschienendieUn-tergebrachtenderdrittenAbteilung,als wären sie zu Mäusen mutiert,dievomBlickeinerbösenSchlangezuhilfloserTatenlosigkeitverbanntwordenwaren.DasersteGesprächergabsichdannmit einem Hausarbeiter, da dieserkontrollieren musste, was ich fürdieseWoche alles von der Anstalterhaltenhatte.Die anderenGefan-

genensahen,dass ichmitdemFazi sprach, undbe-gannen auch mit mir zusprechen. Nun erklärteich,dassichnureineWo-che hier wäre und dassich denMittersteig durch

meinen langjährigen Aufenthalthier schonsehrgutkennenwürde.Das heißt, wenn er noch so wäre,wie ich ihnkannte,dennsowieersichjetztundhierdarbot,hatteichihnnichtinErinnerung.Erstaunenerweckte dann nurmein tatsächli-cher Aufenthaltsgrund hier in derAnstalt.Dennwerwürdeschonaufdie Idee kommen, eine einwöchigeReiseanzutreten,umaneinerVer-anstaltungteilzunehmen,dieledig-lichnurzweiStundendauert?Der Samstagmorgen begann sehrstressig. Um 08:00 Uhr kammich›››

Die Kuhngruppe wurde vor 30 Jahren vom Leiter der katholischen gefangenenseelsorge wien, Dr. christian Kuhn, nachdem sie auch benannt ist, gegründet.

EtwaeinmalproMonattreffenvonDr.KuhnausgewählteMitarbeiterinnenundMitarbeiterderSozialenGerichtshilfeinderJustizanstaltmitdenInsassenzusammen,umgemeinsamzweiStunden

mitGesprächen,musikalischenDarbietungenundGebetenzuverbringen.

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Finde die 10 unterschiede

5 6 49 2 6 8

3 23 8 71 8 4 6

1 52 9

6 17 8 9sudoku - extrem

Nächster Termin für die Kuhn-gruppe

WenndudichfürGesang,GesprächeundSpielebegeisterst,freuedichaufdienächste“Kuhn-gruppe” (von9:00bis11:00Uhr):

23. Februar 2013

Missionaries of charity(Missionarinnen der Nächstenliebe)bieten interessierten Insassen Betreuungsbesuche an.Für den Erstkontaktwende dich bitte schriftlichmiteinpaarZeilenan:

schwester gabrielleMariahilfergürtel 11, 1150 wien

KaTHOLIscHe MesseJeden letzten sonntag im Monat

von 08:00 bis 9:30 uhr.KaplanMag.NorbertSchöneckerlädtdazuherzlichein.

gebeTs- uND gLaubeNsgruppeJeden Mittwoch von 09:00 bis 10:30 uhr.DieTeilnahmeerforderteineAnmeldung

(perAnsuchen).

cHrIsTLIcHes aus Der

ausseNsTeLLe FLOrIDsDOrF

KaTHOLIscHe

MesseJeden zweiten sonntag im Monat

von 09:00 bis 10:30 uhr.

KaplanMag.NorbertSchöneckerlädtdazuherzlichein.

gebeTs- uND gLaubeNs-

gruppeJeden Dienstag von 12:30 bis 13:30 uhr.

DieTeilnahmeerforderteineAnmeldungamselbenTagbeimAbteilungsbeamten.

735968412926514837418372956352891674184657329697243185563129748849735261271486593

auflösung

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rätsel

gleichmein alter Freund Jakob be-suchen. Aber schon um 09:00 UhrbeganndieVeranstaltung,deretwe-gen ichmich hier befand.Aus die-semGrundemussteichmichgleichamMorgen für beides vorbereiten.JakobdurftemichnuraufInterven-tion desKommandanten besuchen,undwirhatten30MinutenZeitfürunserWiedersehen. Danach führtemanmichgleichzurKuhn-Gruppe.DieBegrüßungallerTeilnehmerun-tereinanderwarsehrherzlich,wobeiich, wie beabsichtigt, viele alte Be-kannte traf.AlleTeilnehmerwarenpünktlich anwesend, außer meinerliebenVera, diemich schon seit 24Jahren über die soziale Gerichts-hilfe besuchen kommt. Ich wurdeaufgefordert, eine kurze Ansprachezu halten. Nach vorangegangenenintensiven Überlegungen hatte ichmichdazuentschlossen,dieseRedenichtvorzubereiten,sondernsieaus

demStegreifzuhalten.Ich berichtete von meinem langenAufenthaltinderJustiz,insbesonde-reinderJAMittersteig,unddassichin dieser monatlich stattfindendenGruppe sehr viele nette Menschenkennenlernenkonnte.WasichinalldenJahrenindieserGruppeerlebendurfte,warsehrvielMenschlichkeit.Die Gruppe nahm dann ihren ge-wohntenVerlauf, sodass sichdieses30 Jahre-Jubiläum nicht mehr vondenanderenVeranstaltungenunter-schied. Da ich versuchte, mit allenAnwesenden zu sprechen, verlie-fendieseGespräche leidernur sehrkurz, dafür aber umso intensiver.MirbliebdasGefühl,dassichindenkommenden Jahren diese Gruppesehrvermissenwerde.Nachdieser, fürmich leiderviel zukurzenVeranstaltung,vereinnahm-te mich wieder der Alltag auf derdritten Abteilung. Mein nächstes

Ziel war die KontaktaufnahmemitsovielenInsassenwienurmöglich.IndendarauffolgendenGesprächenerfuhr ich, dass sich die gesamteRedaktionsmannschaft der „Blick-punkte“aufdieserAbteilungbefin-det. Ichwurde amdarauffolgendenMontagzueinerRedaktionssitzungeingeladen. Da ich 2001 ein Grün-dungsmitglied dieser Gefangenen-zeitschrift war, nahm dies das Re-daktionsteam zum Anlass für einekleine Redaktionsfeier. Bei Kaffeeund Kuchen unterhielten wir unsgemütlich.IchkonnteindieserWochesehrvie-le neue Freunde gewinnen und ichhattedasGefühl,dasssicheinpaardieser neuen Bekanntschaften dieAufrechterhaltung des Kontakteserwarteten. AmDonnerstag kehrteichindieJAKarlauzurück.

Franz Karl D.

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Wie kamen Sie zu Ihrer Arbeit in der JA Mittersteig?

Ich habe als junger Assistentam17.November1955promo-viert. Anschließend besuchteich Vorlesungen bei Toman.Danach durchlief ich bei Dr.Kollmann ein Praktikum aufder psychiatrischen Klinik imAKH.Zweibisdrei Jahre spä-terwurde ichangestellt.Dannwurdebeschlossen,dassichinder JA Wien-Mittersteig tätigwerden sollte. Mein Einstiegdort begann mit Schokoladeund Zuckerl für die Unterge-brachten. Diesen Brauch ha-be ich mir bis heute erhalten.ZumneuenJahrgeheichmeineRunde durch die gesamte An-staltundverteileGlücksbringerinFormvonSüßigkeitenandieUntergebrachten. Zunächst be-gannichmitderdiagnostischenArbeit und absolvierte meinepsychotherapeutische Ausbil-dung in der Tiefenpsychologievon 1960-1964 auf der psycho-therapeutischen Abteilung amInstitutderPsychiatrischenUni-versitätsklinkWienbeiStrozka.

Was war die JA-Wien Mittersteig damals für eine Einrichtung?

Eine gewöhnliche Strafanstalt,in der Menschen nach §129behandelt wurden. Darunterverstehtman „schwierige Straf-gefangene“, Selbstbeschädi-ger und Personen, welche z.B.

Fremdkörper verschlucken. ImZuge dessen kam der Schwer-punkt der therapeutischen Ak-tivitäthinzu.DerGedankewar,Menschen zu behandeln imRahmen des Eingesperrtseins.„Einen Menschen zu verstehenheißt, ihn in seinenZielsetzun-genzuerfassen.“Diesnehmeichsehrernstunddaherwurdedie-ses weise Zitat von Alfred Ad-ler, einemSchülerFreuds,einermeinerGrundleitsätze.

Wie sieht das von Ihnen entwickel-te therapeutische Modell für Unter-gebrachte aus?

Ich nenne die Gefangenen„Schüler“ und nicht Insassenoder Untergebrachte. Ich ha-be ein therapeutisches Modell,„Konfrontationsanalyse mora-

lischerDefizite“,entwickelt,dasaufethischeDefiziteabzielt.Da-mitsollineinereinfachenSpra-che in einer Therapie versuchtwerdenzulernen.Zielistes,eineTechnikzuentwickeln,dassderSchüler,unabhängigvonseinenintellektuellenFähigkeiten,allesverstehenkann.DasModellbe-inhaltetfünfEbenen:1. Ebene: Der Zweck der The-rapie ist, vom schwachen Ich(demDelikt)zumstarkenIchzugelangen. Die Grundlagen da-zu sind der Strafakt, die Kran-kengeschichte und das / dieGutachten. Der Betroffene sollerkennen, warum er eigentlicheingesperrt ist. Manchmal be-darf es für den einen oder an-derenlängereZeit,umzudieserEinsicht zu gelangen, dazu solleroffenüberseineProblemere-den können.Das Ziel ist es, zuverhindern, dass er das Delikt,welchesergesetzthat,nochmalsbegeht. Ich bringe dem Schülerfolgenden Ablauf im Krisenfallbei:Bremsen,KontrollierenundSteuern.Er verstehtdasModellundderErfolg zeigt sich,wennermitdenBeamten,denInsas-sen, in der Arbeit und in derTherapie keine Schwierigkeitenmehrhat.2. Ebene: Das starke Ich - „Ichhabemich gebessert“. DieThe-rapie soll konkret bewirken,Gesamtzusammenhänge besser

Professor Grünberger ist 50 Jahre am Mittersteig tätig. Zu diesem Anlass stellt er das von ihm entwickelte Psychotherapie-

Modell vor und gibt uns in einem Interview einen kleinen Einblick in seinen reichen Erfahrungsschatz.

50 Jahre Menschlichkeit am Mittersteig:

Josef grünberger

zu verstehen. Die Rückkehr zusich selbst vor der Rückkehr indieGesellschaft ist einewichti-geGrundvoraussetzungfürdentherapeutischen Erfolg. „Nurder, der seine Vergangenheitkennt,hateineZukunft“,isteinweiterermeinerGrundleitsätze.3.Ebene:DasÜber-Ich,dasWe-sentliche,denndasistunserGe-wissen und unsere moralischeInstanz. Was darf ich machenundwasnicht?JederMenschhateinGewissen,eskannnurman-gelhaftsein,das istderSchwer-punktindieserStufe.DieFrageist: Kann man ein mangelndesGewissen behandeln? Ja, durchMenschlichkeit!Beispieledafür:Eine alte Frau über die Straßebegleiten, weil der Verkehr sointensivist.DiesisteinwichtigesBeispiel fürdieMenschlichkeit.Oder der Nachbar ist ein alterMann undman hilft ihm etwadurcheinenGangzurApotheke.AuchTrostZusprechenwäreeinsolchesBeispiel.DiewichtigstenHilfsmittel dazu sind die Spra-cheunddieWahrheit,denndiesist die einzigeMöglichkeit, wiewir uns, im zwischenmenschli-chenKontakt, ausdrückenkön-nen. Die Wahrheit ist die Vor-aussetzungfürVertrauen.4.Ebene:DasIdealeIch.Diesist

dieFragenachdemNutzenderTherapie. Kann ich mich kon-trollieren? Dies kommt durchFolgendes zum Ausdruck: DiesozialenVerhältnissezumeinenElternhabensichz.B.gebessert.Die wichtigste VoraussetzungdafüristdieGeduld.5. Ebene: Der Wandlungspro-zess.„Ichbinandersgeworden.“„Ich habe mich geändert.“ Ichnehme keine Drogen und kon-sumierekeinenAlkohol.Ichar-beiteundlerne.Dasneokortikaleunddashypo-thalamische Gefühlsleben ste-hen in Wechselwirkung zuein-ander.Die Insassenmenschlichbehandeln, verstehe ich unterhumanemStrafvollzug,unddasistdiewichtigsteDevise.DerBe-griffdeshumanenStrafvollzugsverfolgt zwei Ziele. EinerseitssollderVollzugdieProblematikdesderVerurteilungzugrunde-liegenden Verhaltens aufzeigen,andererseits soll der Gefange-ne befähigt werden, ein Lebenin sozialer Verantwortung undohne Straftaten zu führen, alsoresozialisiertwerden.

Welche Tätergruppen sind für Ihr Modell besonders geeignet?

Es gibt keine speziellen Täter-gruppen, die sich dafür eignenoder nicht eignen, denn mein

Modellistunabhän-gigdavon.EskannfürjedeTä-tergruppe verwen-det werden. Mankönnteesbeijedemanwenden, soferner die Sprache ver-steht.Ihr Konzept klingt wie eine Zusam-mensetzung aus Psychotherapie und Psychoanalyse?Das ist richtig. Ichwurde auch zumTiefenpsychologenausgebildet undich verbinde bei-de Lehrmeinungenin meinem Modellmiteinander.

Worauf kann der Richter bei Se-xualstraftätern achten, um eine Gefährlichkeit für die Gesellschaft ausschließen zu können?

MankanndenErfolgsehen,in-demderHäftlingsichangepassthat. Es gibtmehrereMethodenbei der Sexualdelinquenz, zumBeispiel:Das Gespräch und die Ge-sprächstherapie, die medika-mentöse Behandlung der zu-grundeliegenden Störung oderKrankheit.

Ist es schlecht für einen Unterge-brachten, wenn man ihn auf unbe-stimmte Zeit in Haft lässt? Welche Perspektive soll so ein Mensch noch haben, wenn er nicht weiß, wann und ob er jemals wieder entlassen werden wird?

Psychische Prozesse (Zustände,Reize),diesichalseineReaktionauf eine Abfolge verschiedenerBedingungenentwickeln.

Die Justizanstaltwien Mittersteig

Am 16. Oktober 1963 wurdedie Sonderanstalt Mittersteigzum Zwecke der Durchfüh-rung einer besonderen Be-handlunganjenenStrafgefan-genen, die sich infolge ihrerabnormen Persönlichkeits-strukturnichtfürdenVollzuginAnstaltendesNormalstraf-vollzuges eignen, eröffnet, daan dieser Sonderanstalt eineintensive ärztlich-psychiatri-sche Behandlung auch überlängere Zeiträume garantiertwar. Die Behandlung wurdevon Spezialisten der WienerPsychiatrischen Universitäts-klinik(Hoff,SlugaundGrün-berger)durchgeführt.Mit der Bestimmung des§ 21 Abs 2 StGB wurde fürgeistigabnormezurechnungs-fähige Rechtsbrecher ab 1975dieMöglichkeit einer eigenenJustizsonderanstalt geschaffenundeswurdedieAnstaltMit-tersteigdieseSonderanstalt.

Hoff, Sluga und Grünberger nach der wöchentlichen Dienstags-Visite beim Verlassen des Mittersteigs, 1965

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Das funktionelle Psychosyn-drom bedeutet sämtliche Aus-fallserscheinungen, die rever-sibel sind, dazu gehören z.B.Störungen im Gefühlsleben,Kontaktstörungen (Haftscha-den) und diese können, imschlimmsten Fall, bis zu Neu-rosen oder Depressionen füh-ren. Das Denken ändert sichdahingehend, dass derHäftlinginfantil wird und es reduziertdas Verhalten (Kontaktstörun-gen).DurchgeistigeBetätigung,welcheAufgabe der Anstalt ist,kann man Haftschäden vor-beugen. Unser Kommandant,ChI.Karl,setztsichhierbeson-ders für die Untergebrachten

ein, indem er Fortbildungenunterstützt, ECDL-SchulungenermöglichtundeinenSpanisch-Sprachkursfördert.

Ein Rückblick auf 50 Jahre Mitter-steig. Ist es grundlegend besser ge-worden?

Es hat sich alles geändert. DieZeitundderMensch.Wirhabenheutzutage mehr Erfahrungenund mehr Wissen. Die Rück-fälligkeit konnte wesentlich re-duziert werden. Früher betrugsie bis zu 50%. AmMittersteigwarsiewesentlichgeringerundkonnte bis heute weiter verbes-sert werden. Der Einsatz derTherapienistjedenfallsempfeh-lenswert.

Wie kommt ein Untergebrachter zu Ihnen in eine Therapie?

FrauDr.KeckeisteiltdieInsas-sen zurTherapie ein. Ichwählenicht aus und ich mache auchkeine Unterschiede zwischendenUntergebrachten. Jeder,derzumir kommen will, ist jeder-zeiteingeladen,zukommen.IchnehmemirimmerdieZeit,wennjemandredenmöchte.Ichemp-fehlealstherapeutischeTechnik,aufjedenFallinderTherapieeinTagebuchzuführen.

Wann sollte, Ihrer Meinung nach, das Strafende für einen Unterge-brachten sein?

Ich habe mich für eine Thera-piemöglichkeit eingesetzt und

z.B. Haftreaktionen

1 Störungen im Gefühlsleben2 Störungen im Auffassungsfeld,

Assoziationsbetriebund Denken

3 Infantil regressives Verhalten4 Kontaktstörung - Isolation34

21

Theorie:Psychische Prozesse (Zustände, Reize),die sich als Reaktion auf eine Abfolgeverschiedener Bedingungen entwickeln. Funktionelles Psychosyndrom

Sämtliche psych. Ausfallser-erscheinungen, die reversibel sind

Lerngeschichte des Alk.

Entwicklungsbedingte Reizverarmung

InadäquateReizverarbeitung

DepressionNeurose

Residualsyndromz.B. Einengung des sozialen Bezugsfeldes

z.B.

Organisches Psychosyndrom

Diffuse Hirnorganische Veränderungen

Demenz: irreversibel

Abnorme Persönlichkeitsreakt.

2

1

3

1 Aufmerksamkeitsstörung2 Denkstörung3 Störung der Affekte4 Emotionelle Abstumpfung5 Einschränkungen:

Intelligenz, Merkfähigkeit,Gedächtnis,Kontrollfunktion

6 Motorische Verarmung

Ursachen:1 Senile Degeneration2 Arteriosklerose3 Infektiöse Hirnschädigung4 Toxische Hirnschädigung5 Hirnverletzungen6 Multiple Sklerose7 EPI ?8 Chorea Huntington

Konfrontationsanalyse der moralischen Defizite

Strafakt Krankengeschichte Gutachten

Ebene 1

Ebene 2

Ebene 3

Gewissen:

Ebene 4

Ich-Schwäche

multifaktorielles Modell zur Bestimmung der

Ich-Stärke

Brems-, Kontroll-, Steuermechanismen

Sprache Wahrheit

Ideales Ich

(was darf ich, was darf ich nicht)Über-ich mangelhaft aber nicht fehlend

Therapieerfolg bedeutet Barmherzigkeit zu üben

Über-Ich

WandlungsprozessEbene 5

Forensisches Therapiemodell nach J. Grünberger Anwendung: Abends im Bett

erkennbar - Ziel

z.B. Emotionale KompetenzgruppeDialektisch Behaviorale TherapieTherapietrainigsgruppeDeliktgruppe Gewalt / Missbrauch

Verhaltensebene

kognitive Ebene

Neokortikale hypothalamischeWechselwirkung

›››

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Vor einer dreißigMeter hohen Fi-gurennische in der Hauptfassadeder Stiftskirche Garsten drohteDonnerstagvormittagderHäftlingStefanGadermair,imGefängnisalsLöffelschluckerbekannt,indieTie-fezuspringen.Fünf Stunden hatte es gedauert,bis derHäftlingüberzeugtwerdenkonnte, von seinem Vorhaben ab-zulassen.WährendsichimStiftshofmassenhaft Neugierige ansammel-ten,dieimmerwiedervonGendarmeriebeamtenhin-ausgewiesenwerdenmuss-ten,wurdeGadermairmitZigarettenundGetränkenversorgt,umihnbeiLaunezuhal-ten.Gadermair verbüßt zur Zeit die15.Haftstrafe inGarsten. In seinerjüngsten Verhandlung wurde ihmwegenwiederholtemDiebstahls ei-ne Freiheitsstrafe von drei Jahrenaufgebrummt, die er bis Februar1980 absitzenmuss. Obwohl er ansich zurechnungsfähig ist, steht erinpsychiatrischerBetreuungwegeneinesleichtengeistigenDefektes.Weil er handwerkliche Arbeitennicht verrichten kann, wurde ervomLeiter der Strafanstalt,OberstGahler, als Straßenkehrer für dieHöfe des weitläufigen Gebäudeseingesetzt. „In den vergangenen Wochen machte er eine persönliche Krise durch“, so Gahler. „Er fühlt sich laufend beobachtet, von den Jus-tizbeamten verfolgt und wollte den Posten des Kehrers aufgeben. Als ich am Dienstag mit ihm sprach, war er verschlossen und beschwerte sich über einen Beamten, der in angeblich beschimpft haben soll.“DieserVorfalldürfteGadermairso

gerärgerthaben,dass er sichzuei-nerspektakulärenTatentschloss.Eskam ihmgelegen,dassDonnerstagfrüh begonnen wurde, ein Bauge-rüst im Losersteinerhof des Stiftesumzubauen. Gadermair war dortmitReinigungsarbeitenbeschäftigt,und esfieldenArbeitern imallge-meinen Wirbel vorerst nicht auf,dassderHäftlingplötzlicheineLei-terhinaufkletterte.AlsdieArbeiterdies bemerkten, war er schon auf

demDachdesKirchenschiffes.Gadermair ruhte sich vorerst aufdem Dach der Sakristei ein wenigaus. Inzwischen hatten Justizbe-amteundMännerderFeuerwehrenGarsten und Steyr die Verfolgungaufgenommen.Gadermairaber liefdenMännerndavon.Auchdasgu-teZuredenvonOberstGahlerhalfnichts.Nach acht Uhr kletterte der Häft-lingaufeinbreitesGesimsderKir-chenfassade.Gadermairzögerteeinwenig und kletterte dann über einweiteres Gesims in die Figurenni-sche.AufdemKopfderüberlebens-grossen Statue, die den Stifter desehemaligen Klosters Garsten, denMarkgrafenOtakarvonSteierdar-stellt,ließersichnieder.Durch ein Megaphon versuchteOberst Gahler den Häftling zurAufgabeseinesVorhabenszuüber-zeugen: „Du brauchst nur auf die Leiter zu steigen und wir holen dich herunter.“ Gadermair antwortete:„Wann i a Leiter siach, dann spring i. I hab nichts von meinem Leben.

I war immer eingsperrt, zuerst im Erziehungsheim und jetzt in Gars-ten. I mag nimma.“Später machte er die Bemerkung,dass er ohnehin ein Krüppel seiund riss seine Anstaltsbluse in dieHöhe, wodurch man eine Unzahlan Operationsnarben am Bauchzu sehenbekam.Gadermairgilt inder Strafanstalt als „Schlucker“. Erwar bereits mehr als zwanzig Maloperiertworden,nachdemerLöffel

oder andere Besteckteileverschlungenhatte.„I will an Beamten vom Mi-nisterium sprechen“, for-derteGadermair.Ermein-

tedamitdenPsychiaterSluga.DeraberistzurZeitaufUrlaub,OberstGahlerversprachihm,Grünbergervom Bundesministerium für JustiznachGarstenzubringen.DerHäft-ling,derdenPsychiatervonmehre-renBehandlungeninderSonderan-staltMittersteigkannte,willigteeinundlegtesogardenGurtum.Trotz-demwollte er so lange warten, bisGrünbergereintreffenwürde.Um ein Uhr war es dann so weit.Grünberger, der vom Wiener All-gemeinenKrankenhaus nach Steyrfahrenmusste,kündigtevorerstmitdemMegaphon an, dass er zuGa-dermairhinaufsteigenwerde.NachdemdasLochinderFassaden-wand weiter aufgestemmt wordenwar, kroch Grünberger zum Häft-linghinausundunterhielt sichmitihm. Es dauerte nicht lange, undGadermairklettertedurchdasLochaufdenDachboden.

Redigierter Auszug eines Artikels der Oberösterreichischen Nachrichten vom

15. September 1978

Einer der bewegendsten Momente von Josef Grünberger, auszugsweise rekonstruiert anhand eines Berichts der

OÖ-Nachrichten vom 15. September 1978

garsten: psychiater verhindert sprung von der stiftskirche

„wann i a Leiter siach, dann spring i.“

nicht dafür, dass dieMenschenewig eingesperrt bleiben. Ichbezeichne das als Traumatisie-rung. Therapie braucht Zeit,allerdings nicht ewig oder end-los.Einsichtigkeit istwesentlichzurEntlassung.DieBeurteilungzwischen gefährlich und nichtgefährlich istnichteinfach.DieVerantwortung ist sehr groß.Der Insasse soll verstehen, dassman ihm helfen will, dannkommt die Zeit und die LeutegehennachHause.

Könnte man die Maßnahme so ge-stalten, dass die Therapie im Ge-fängnis beginnt und nach Haftende extern (ambulant) weiter läuft? Al-lerdings nicht in einer Einrichtung der Justiz.

Gegen diese Idee ist prinzipiellnichtseinzuwenden.DieAusei-nandersetzungmitsichselbstistwichtig.Was ichgemachthabe,mache ich nicht mehr. Daraufkommtesan,undesmusszumErfolgkommen.

Können Sie uns die Praxis des Maß- nahmenvollzugs unter derselben gesetzlichen Bestimmung (§ 21 Abs 2 StGB) anhand der 80-er, 90-er

Jahre und heute schildern? Warum ist die Anhaltezeit so angestiegen?

Es ist schlechter geworden. Inden 80-er Jahrenwurde durch-aus noch eine Halbstrafe odereinezwei-DrittelEntlassungan-gewendet. In den 90-er JahrenwardannvordemStrafendenur

selten eine Entlassung möglichund heutzutage ist es so, dassdie Häftlinge sehr oft um einWesentliches länger, als ihreStrafzeitbeträgt,inHaftbleibenmüssen. Man setzt sich heutemehrmitderThematik ausein-ander,dennesgibtneueMetho-

den.EswirdsomehrZeit für die Häft-linge genommen,um Menschlichkeitzu lernen, daherkommt es zu dieserVerzögerung.Wie viele Jahre wer-den Sie noch weiter-arbeiten?Mit Gottes Hilfenochmals50Jahre.

Wir bedanken uns im Namen der Un-tergebrachten für dieses aufschluss-reiche Interview, für die notwendige Ge-duld und für 50 Jah-re Menschlichkeit in der Justizanstalt Mittersteig.Das Interview führten

Markus D. und Ing. Michael B.

wordrap

Justiz ...............................wichtiggefängnis ........................TherapieMenschenrechte ..............wichtigTodesstrafe .......................NeinFreiheit ............................schätzenreligion ...........................Mosaischpolitik ..............................sozial denkendKorrupte politiker ..........KorrigierenLieblingsbuch .................prof. bernhardi von schnitzlerLieblingsmusik ...............aus der neuen welt von DvořákDafür lohnt es sich zu kämpfen: .........................gerechtigkeitDrei Dinge für die einsame Insel: .................bibel, gebetszeug und Nahrung

Professor Grünberger nach der Ehrung durch Kommandant Karl, Weihnachtsfeier 2012

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Kulinarisches

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Kulinarisches

birmanisches Huhn bildlegende:

1 Zutatenübersicht2 Zwiebelgeschnitten, HuhninStückezerteilt undHühnerbrühe.3 FertiggekochterReis.4 DiePortionistfertig angerichtet.

1

2

3

4

1,5kgganzesHuhn2EL GheeoderÖl2 gehackteZwiebel3 Lorbeerblätter2TL Kurkuma,gemahlen¼TL Chilipulver½TL Kardamom,gemahlen½TL Kreuzkümmel,gemahlen½TL Koriander,gemahlen½TL Ingwer,gemahlen1 Zimtstange2 Zitronengrasstängel(weißerTeil), gehackt6 zerdrückteKnoblauchzehen1EL geriebenerIngwer¼l Hühnerbrühe

Zubereitung:GanzesHuhninStückezerlegen(Keulen,Flügel,Schenkel,Brust).GheeineinergroßenPfanneerhit-zen.ZwiebelunterRührenglasigbraten.Lorbeerblätter,Kurkuma,Chilipulver,Kardamom,Kreuz-kümmel, Koriander, Ingwer, Zimtstange, Zitronengras, Knoblauch und frischen Ingwer zugeben.UnterRührenetwa1Minutebraten,bissieduften.Hühnerstückeunterrühren,bissiesichmitderMischungüberzogenhaben.DieBrüheeinrührenunddasHuhnin45Minutenbis1Stundezartkochen.

VielSpaßbeimZubereitenundGenießen!

Michael W.

Zutaten für 3 portionen:

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55„...leiwandeParty,Wahnsinns-Buffett.FroheWeihnachten!Eswarechtschön...“Corsi Kouacou

„...netteAbwechslung.FüralleeineschöneundruhigeFeier.DasBuffettwarganztoll!SchöneWeihnachtenaneuchalleundgutenRutschnach2013...“

Andrea Hodis

„...wirfindenesganztoll,dassamheutigenTagWeihnachtenalleingelockerterAtmosphäremitihrenLiebenfeiernkönnen,unddasallesmitnetterDekoration,Super-Buffettundrauchendarfmanauch.DankeanalleInitiatorenundfüreuchallehierdrinnenganzvielKraftfür2013...“

Lisa & Doris Wilfinger

„...einegelungeneWeihnachtsfeierundeineguteGelegenheitfürFamilienangehörige.AllesGutefürdieInsassen...“

Christine Schmoll

Die diesjährige Weihnachtsfei-er stand unter einem besonderenAnlass. Dem von uns allen sehrgeschätzten Josef Grünberger wur-de von unserem KommandantenRudolf Karl zu seinem 50-jährigenBerufsjubiläumamMittersteiggra-tuliert. Grünberger erläuterte, sehreloquent,seineEinstellungzuStraf-täternundwieundwomananset-zenmuss,umzukünftigeStraftatenzu vermeiden. Rudolf Karl über-reichte Josef Grünberger ein ge-zeichnetesPorträtdessenLehrmeis-tesHansHoff.Die bescheidene Art in der Grün-bergers Dankesrede statt fand unddie Wortgewandtheit dieses zwei-undachtzigjährigen Mannes hat

vermutlich vieleanwesende Gäs-te und Unterge-brachtesehrbeein-druckt,wennmandem kaum endenwollenden tosen-denApplausGlau-benschenkendarf.Nachdem unserKommandant be-reitsaufdemPodi-um stand nutztenWalter RosenauerunddieRedakteu-rederBlickpunktedie Gelegenheitzur Vergabe desheuer neu kreier-ten Preises „Blick-punkt des Jahres“für besondereVerdiensteumun-sere Gefängnis-zeitschrift „Blick-punkte“.Unsere Zeitungstand heuer kurzvor dem Aus undunser Komman-dant konnte uns

mit Hilfe der Anstaltsleitung nachlangenInterventionendenDruckinderJA-Steinweitersichern.Es wäre müßig, alle Tätigkeitendie unser, von allen Insassen undBeamten sehr geschätzter Kom-mandant, für die Zeitung macht,aufzuzählen. Deshalb einfach undschlicht:Danke!WieschongewohntgabendieLeuteder Heilsarmee einige Lieder zumBesten und wurden dabei von ei-nemOpernsängerdesVolkstheatersstimmkräftigunterstützt.EswurdeeineergreifendeRedeüberGlaubenundJesusgehaltenundwomanJe-sus überall findet. Der Mann, derdiese Geschichte erzählte, glaubtauchandasundgenaudeshalbwar

esüberhauptnichtkitschig.NorbertSchönecker,unserkatholischerGe-fangenenseelsorger, veranstaltetesein jährliches Krippenspiel undmankanndenKollegen,diesichda-fürzurVerfügungstellten,garnichtgenugdanken.Das Buffett war reichhaltig undniemand musste an diesem TaghungrigvomTischgehen.AndieserStelleeinenherzlichenDankandasKüchenteam, das so manchen Tagbis 18 Uhr gearbeitet hat oder be-reitsumfünfUhraufgestandenist,um die kulinarischen Notwendig-keiten für unsere Weihnachtsfeiererstzuermöglichen.WiejedesJahrhatteichdieEhre,mitmeinemKollegenMarkusundWal-terRosenauer, unseremFreizeitko-ordinator, unserenKameraden, dienoch auf der Begutachtungsabtei-lung sind, Kekse, WurstaufschnittundGetränkezuüberreichen,wel-che von derWeihnachtsfeier übriggeblieben waren, um auch dieseMenschen an unserem Fest teilha-benzulassen.Wernochnieeingesperrtwar,demkann man es auch kaum begreif-lich machen, was so eine Gestefür einen Menschen bedeutet. Füruns war dies der schönste Teil derWeihnachtsfeier. Der Vorgang istjedesJahrderselbe.AlleTischeundStühle,heuerwarenesüber120Per-sonen, mussten auf- und abgebautwerden.Ich möchte mich im Namen allerUntergebrachten und ihren Ange-hörigen ganzherzlich bei denVer-antwortlichendafürbedankenundspeziell bei Walter Rosenauer, dernun seit bereits 24 Jahren diesenalljährlichen Stress auf sichnimmtumunsUntergebrachteneinmalimJahr die Möglichkeit zu geben einpaar Stunden der MenschlichkeitmitunserenLiebenzuverbringen.

Christian S.

Ein Bericht über die diesjährige Weihnachtsfeier in der JA Wien-Mittersteig

alle Jahre wieder

Ansprache von Stefan Turri der Heilsarmee

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Angehörige vonGefangenen, zahl-reiche mitfiebernde Haftentlasse-ne. Diese bunte, ja durchmischteGesellschaft mitzuerleben, ist daseigentliche Erlebnis beim Gefäng-

nislauf. Keiner fragt, warum undwoher.Allesindeinmütig,friedlichundumeinZielbemüht:denBlickunserer Gesellschaft zu weiten,denn der Straf- undMaßnahmen-

vollzugisthartundvorallemauchhart fürdieFamilienundFreundederGefangenenundUntergebrach-ten. Ihnen darf und soll geholfenwerden, damit sie Kontakt haltenkönnen, sich die Fahrten in dieJustizanstalten leisten können undsichberatenlassen.Angesichtsdie-ser Erfahrungen treten zweiDingebeinahezurück:WERwirklichwievieleRundenzurückgelegthatundWIEVIELGeldtatsächlicherlaufenwurde.Unddoch:EshilftjederCentvonjenenbeinahe15.000€,diezu-sammengekommen sind, um innächsterZeitdieAngehörigenarbeitweiterführenzukönnen.Allen, die dabei waren und dieseArbeit unterstützen, gebührt einbesondererDank!HerzlichmöchteichmichaberaufdiesemWegauchbei BI Ertl aus der JAMittersteig/Floridsdorf für seine bereitsmehr-maligeMithilfe(Freigängerdurftenmithelfen)bedanken!

MMag. Dr. Matthias Geist

Vor der abschließenden EhrungmancherTeilnehmerInnendesGe-fängnislaufswurdeesstill.DerLaufwar beendet, die Runden wurdengezählt,manchewolltengerade ih-renBeitragzahlenodereinenErlag-scheinbeheben.Doch: Da hören doch knapp 200Menschen zu, wie die Angehöri-gen vonGefangenen ihre Situationerleben. Nur blitzlichtartig, abereindrücklich tauchen verschiede-neFragenauf,werdenKlagen laut.AberauchdieHoffnungunddieBe-dürfnisse für Besuch, Kontakt, dieSehnsucht nach umfassender Ge-rechtigkeit haben ihren Platz. EinFriede, nein: der „Schalom“ wird

abschließendbesungenmitdembe-kanntenhebräischenLied„Hewenuschalomalejchem“-undvielestim-menmitein.Soeinenkurzen inneren,aberum-fassenden Frieden Schalom nehmeich als Mitveranstalter, aber auchals Läufer, vom 4. Gefängnislaufmit. Es ist ein Zeichen, wenn sichausdenJustizanstaltenSimmering,Favoriten und Mittersteig/Außen-stelle Floridsdorf Bedienstete undFreigänger einfinden und mittundürfen.ManchehelfenalsStrecken-postenoderteilendenLäuferInnenfürjedegelaufeneRundeeinGum-miringerl aus. Andere gehen oderlaufen selber. Die Bewachung in

zivil ist sichtlich kaum nötig. Eherdie Begleitung, um auch anfeuernzu können, wenn z.B. das TeamausSimmeringalszweitgrößteundauch sehr Sponsor-starke Mann-schaftläuftundgeehrtwird.Und zwischen die insgesamt 150TeilnehmerInnen mengen sichProfiläuferin Susanne Pumper,Olympiateilnehmerin und Theolo-ginBärbelJungmeier(2004Athen/Mountainbike), Anwälte, Pfar-rerInnen, aber auch katholische,evangelische, konfessionsloseMen-schen aus den verschiedensten Be-zirken Wiens, Sozialarbeiter, dreiUniversitätsprofessorInnen (Ma-thematik, Theologie, Psychologie),

Eine persönliche Nachlese zum Gefängnislauf „EV.ANG 2012“

Laufen, helfen und anfeuern in Floridsdorf

Viele Läufer beteiligten sich am „Ev.Ang 2012“

Auch mit dabei: RA Rudolf Mayer (1. v. links)

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Information

ausgabe: 02 / 2013

InderkommendenAusgabefindenSieunteranderemfolgendeThemen:

Titelthema DieZwei-Klassen-Justiz

s´steigerl WernerTomanek,RechtsanwaltinWien

serie DieJustizim17.Jahrhundert,2.Teil

Demnächst erscheint eine Blickpunkte Sonderausgabe zum Maßnahmenvollzug § 21 StGB.

Änderungen vorbehalten

bMagazin für Häf‘nkultur

... die legale Art auszubrechen

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ReportReport

s´SteigerlDiesmal zu Gast: 50-jähriges Jubiläum:Josef Grünbergeram Mittersteig

Die Unterbringungin österreichischenHa�anstalten

Wolfgang Habevon der WOBES

Österreichs

au�agenstärkste

Häf´nzeitschri�

Zu letzt ers chienene Titel (auch einz eln b estel lb ar) :ausgabe 1 / 2013

Steigerl:WolfgangHabe/WOBES• 50JahreJubiläumProf.Grünberger• 30JahreKuhn-Gruppe• DieUnterbringunginHaftanstalten• GastartikelausderJA-Sonnberg• GastartikeleinesJW-Beamten• SchachturnieramMittersteig• ReiseberichtYukatán• WeihnachtsfeieramMittersteig

ausgabe 3 / 2012Steigerl:ThuleJug/Buddh.Seelsorger• DasSOS-Kinderdorf• Arbeit?NeinDanke!• Reisebericht:VeracruzundOaxaca• DerfreieWille-Pro&Contra• FranzKafka• AntikeTherapeuten• KostenfallennachderHaft• Bittewarten

ausgabe 5 / 2012Steigerl:AlbertSteinhauser/DieGrünen• GastartikelüberSchöffenurteile• DasWeihnachtsfest• DerKrippenbrauch• VorurteileüberAsylsuchende• Gastartikel"NeuamMittersteig"• AlltagdesMachtstrebens• TischtennisturnierinFloridsdorf• WohnhausLiebenfels

ausgabe 2 / 2012Steigerl:WalterKienböck/ECDLLehrer• ComputeramMittersteig?• DerhärtesteSheriff:JoeArpaio• HomosexualitätimKnast• DieInselderverlorenenSeelen• 100.TodestagvonKarlMay• ECDL-CoreinFloridsdorf• VorstellungdesBuddhismus• WasmichamLebenlässt

ausgabe 4 / 2012Steigerl:HeinzPatzelt/AmnestyInt.• GastartikelüberGerichtsgutachten• Foltergefängnisse• Häf nallinclusive• Menschenrechte-Spezial• BesucherwocheinFeldkirch• DieSündenderReligion• Auszugaus"Aleph"vonP.Coelho• DieMachtdesOptimismus

ausgabe 1 / 2012Steigerl:MarkusS./ehemaligerInsasse• GebetalsTherapie• Reisebericht:NewYork• InterviewmitDr.PatrickFrottier• BücherfürPücha• Weichnachtsfeier2011• GedankeneinesBüglers• DasersteMalinHaft• InWürdealtwerden

40 Jahre. Tausende Einsätze. Millionen Mitwirkende.

Kenia 1992. Ernährungshilfe für Hunderttausende Flüchtlinge aus Somalia.

Seit 40 Jahren bietet Ärzte ohne Grenzen Opfern von Katastrophen, Kriegen und Epidemien medizinische Nothilfe. Schnell und unabhängig. Wir bedanken uns herzlich bei allen, die unsere Arbeit unterstützen. Und bitten weiterhin um Ihre Mithilfe.

PSK Kontonummer 930.40.950, BLZ 60.000 SMS mit Spendenbetrag an 0664 660 1000www.aerzte-ohne-grenzen.at

Bewährt seit 1971.

© Roger Job

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Die Blickpunkte ist die auflagenstärkste Gefangenenzeit-schrift Österreichs. Sie gewährt Blicke überMauern unddurchversperrteTüren.SieverstehtsichalsSprachrohrderUntergebrachten.EinbesondererSchwerpunktliegtinderInformationderBevölkerungüberThemendesStraf-undMaßnahmenvollzugs inÖsterreich.Gleichzeitig fungierendieBlickpunktealsKontaktstelle,umdenAustauschzwi-schen Gefangenen untereinander und zur „Außenwelt“zu ermöglichen. Nicht zuletzt sind die Blickpunkte dieLieblingszeitschrift vieler Insassen und werden auch vonJustiz,PolitikundWirtschaftgernegelesen.

DasErscheinenderBlickpunkteistvonAbonnenten,Spen-dernund Sponsoren abhängig.Nurmit derenHilfe kön-nendieBlickpunkteregelmäßigimgewohntenUmfangvonsechsAusgabenproJahrerscheinen.

Falls Sie uns mit einem Druckkostenbeitrag, einer Sach-oderDauerspendeunterstützenmöchten,nehmenSiebitteKontaktmitunseremKommandanten,RudolfKarl,auf: E-Mail: [email protected] Tel.: 01/5451691/4400Bitte spenden Sie! Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen! Danke!

„...ichbinsehrbeeindrucktvondieserZeitschrift.Tollgeschriebene,fundierteArtikelzuinteressantenFragestellungen...“Mag. Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich

„...esisteinegroßeFreudeEuchdabeizuzuse-hen,wieIhrimmerbesserwerdet.Super!...“

Paul Vécsei, Bakk. phil., leitender Redakteur der Wiener Zeitung

spendenkonto:IBAN: AT221200000609446703BIC: BKAUATWW

„...heutevertreibenSieeineprofessionelleZeitschrift,kritischabertrotzmanchernsterThemenmiteinempositivenGrundton...“Hon. Prof. Dr. Norbert Minkendorfer, ehem. Leiter der JA Wien-Mittersteig und der JA Garsten

„...ichdarfIhnen,denMitverfassernundHerausgebernzudieserwichtigenInformations-schriftüberdenMaßnahmenvollzugmeinehochachtendeAnerkennungaussprechen...“

DSA Albert Holzbauer, Lektor FH Linz, Fakultät für Gesundheit und Soziales

„... ichdanke fürdieÜbersendungderBlickpunkte,die ichmit InteresseundauchmiteinergewissenBewunderunggelesenhabe.MeineAnerkennungdafür.“Professor Dr. med. Norbert Nedopil, Leiter der Abteilung für forensische Psychiatrie, Uni München

„...ichkennedieBlickpunkteschonseiteinigerZeitundsiegefälltmirsehrgut.DasneueDesignseitletztemJahristeinegelungeneIdee...“

DSA Michael Pech, Bewährungshelfer, Neustart Wien