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Bodenschätzung in Nordostniedersachsen und ihre Grundlagen von Hans Joachim Schollenberger Lüneburg 2000 Sämtliche Urheberrechte beim Verfasser www.Bodenschaetzung.de.vu Musterseiten als Leseprobe

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Bodenschätzung

in

Nordostniedersachsen

und ihre Grundlagen

von

Hans Joachim Schollenberger

Lüneburg 2000

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Schollenberger: Bodenschätzung in Nordostniedersachsen und ihre Grundlagen

Inhaltsverzeichnis Kapitel

Seite

GELEITWORT EINFÜHRUNG GEBIETSBESCHREIBUNG GEOLOGIE Das Präquartär Das Quartär - Das Eiszeitalter (Pleistozän) - Die Nacheiszeit (Holozän) Exkurs: Die Kultivierung der Elbmarsch und die Auenlehmbildung Exkurs: Entwaldung, Verheidung und Podsolierung der Geest BODENKLASSIFIZIERUNGEN IN DEUTSCHLAND a) Volkstümliche Unterscheidung der Böden b) Berücksichtigung der Ertragsfähigkeit bei der Abgabenfestsetzung c) Boden und Bodenklassifizierungen unter wissenschaftlichem Einfluß d) Die Reichsbodenschätzung laut Gesetz vom 16. Oktober 1934 Bestandsaufnahme und Schätzung des Ackerlandes - Bodenarten Exkurs: Die besondere Wertschätzung der Lehmböden und ihre Ursachen - Entstehungsarten - Zustandsstufen - Moorböden - Klima - Bodenwasser Bestandsaufnahme und Schätzung des Grünlandes - Bodenarten - Bodenstufen - Wasserverhältnisse - Klima Die Wertzahlen Nachweis und Verwendung der Bodenschätzungsergebnisse

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Nachschätzungen (§ 12 BodSchätzG) Organisation und Durchführung der Bodenschätzung - Die Organisation der Bodenschätzung - Die Notwendigkeit von Nachschätzungen - Meldepflicht von Veränderungen Beispiel einer Nachschätzung: Artlenburg, Landkreis Lüneburg - Gebietsbeschreibung - Geologie und Böden Exkurs: Die Elbe und ihre Sedimente - Hochwasserschutz und Deiche - Ursachen der Nachschätzung von Artlenburg - Planung und Vorbereitung der Schätzung - Die praktische Durchführung - Ergebnisse der Nachschätzung e) Klassifizierung nach Bodentypen - Bodentypen in Artlenburg f) Bodentypen und Bodenschätzung im Vergleich BODENSCHÄTZUNG UND BODENSCHUTZ VERZEICHNISSE VERZEICHNIS DER KARTEN IM TEXT ABBILDUNGSVERZEICHNIS SCHRIFTENVERZEICHNIS VERZEICHNIS NEUERER GEOLOGISCHER KARTEN VERZEICHNIS DER BODENKARTEN 1 : 25 000 REGISTER A) SACHWÖRTER UND PERSONENNAMEN B) FLUR-, GEWÄSSER- UND ORTSNAMEN VERZEICHNIS DER ANLAGEN

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Zum Geleit Das von Hans Joachim Schollenberger vorgelegte Werk verdient unter den Veröffentlichungen über die Bodenschätzung besondere Beachtung. Es verbindet eine Beschreibung der natürlichen Standortbedingungen des langjährigen Amtsbezirks des Autors mit einer eingehenden Darstellung der Grundlagen und der Vorgehensweise der Bodenschätzung. Der beson-dere Wert der Arbeit liegt aber in der erstmaligen genauen Schilderung der praktischen Durchführung eines Bodenschätzungsverfahrens am Bei-spiel einer Nachschätzung in der Elbmarsch. Damit liefert Schollenberger nicht nur eine umfangreiche Materialsammlung zu wichtigen Fragen der Bodenschätzung und benachbarter Wissensgebiete, sondern leistet auch einen Beitrag zur ständigen. Angleichung der Schätzungsverfahren in den Bundesländern. Der Leser gewinnt zugleich eine lebendige Anschauung vom Aufgabenge-biet eines Amtlichen Landwirtschaftlichen Sachverständigen der Finanz-verwaltung im Bereich der Bodenschätzung und den daraus erwachsenden Anforderungen. Für unsere Kenntnis der Bodenschätzungspraxis in Ab-hängigkeit von den unterschiedlichen regionalen Standortbedingungen wären weitere Erfahrungsberichte dieser Art hilfreich. Die Arbeit Schollenbergers ist geeignet, das Wesen der steuerlichen Bo-denbewertung anschaulich darzustellen und auf ihre wachsende außer-steuerliche Bedeutung hinzuweisen. Ihr ist deshalb eine möglichst weite Verbreitung bei allen an der Bodenschätzung Interessierten zu wünschen. Bonn, im November 1996

Dr. Karl Ludwig Freund Ministerialrat im Bundesministerium der Finanzen

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Buchauszug: Seite 1

EINFÜHRUNG Wie Wasser und Luft zählt der insbesondere durch Erosion gefährdete Bo-den zu unseren Lebensgrundlagen. Seine nähere Kenntnis und sein Schutz sind uns alle berührende Anliegen. Als Konsequenz hieraus beschloß die Niedersächsische Landesregierung am 25.7.1985 den Aufbau des Nieder-sächsischen Bodeninformationssystems (NIBIS). Das Bundes-Bodenschutzgesetz bildet hierzu den gesetzlichen Rahmen. Am Aufbau des NIBIS ist neben dem Niedersächsichen Landesamt für Bo-denforschung (NLfB) und der Vermessungs- und Katasterverwaltung (VuKV) auch die Niedersächsische Finanzverwaltung beteiligt. Dies mag überraschen, gehört doch die Beschäftigung mit dem Ökosystem Boden nicht zu den klassischen Aufgaben einer Steuerverwaltung. Als nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Steuerhoheit der einzelnen Länder auf das Deutsche Reich übergegangen war, entstand im Interesse einer gleichmäßigen und gerechten Besteuerung auch die Notwendigkeit der Schaffung einheitlicher Besteuerungsgrundlagen für die Grund- und Vermögensteuer. Dies war mit den sehr verschiedenen und teilweise ver-alteten Regelungen der ehemaligen deutschen Fürstentümer nicht zu er-reichen. Daher entschloß man sich zu einer einheitlichen Neueinschätzung sämtlicher landwirtschaftlich nutzbarer Flächen des Reichsgebietes. Am 16. Oktober 1934 verabschiedete der Reichstag das "Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens" (Bodenschätzungsgesetz, BodSchätzG, vgl. Anl. 2 und 2a). Es bestimmt in § 1:

"Für den Zweck einer gerechten Verteilung der Steuern, einer planvollen Gestaltung der Bodennutzung und einer Verbesserung der Beleihungsun-terlagen wird eine Bodenschätzung für die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Reichsgebietes durchgeführt."

Nach dem Willen des Gesetzgebers sollten die Feststellungen über den steuerlichen Anlaß hinaus noch weiteren Zwecken dienen. Es sollten dabei nur solche natürliche Ertragsbedingungen berücksichtigt werden, die sich über einen längeren Zeitraum nur wenig verändern wie Bodenbeschaffen-heit, Geländegestaltung und klimatische Verhältnisse (§ 2 BodSchätzG). Dagegen blieb die Berücksichtigung weiterer, insbesondere wirtschaftli-cher Ertragsbedingungen der künftigen und darauf aufbauenden Einheits-bewertung vorbehalten. Im Mai 1935 nahmen in den Finanzamtsbezirken Lüneburg und Lüchow von Diplomlandwirten geführte Schätzungsausschüsse (Anl.5a) die Arbeit auf und …

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Buchauszug: Seite 18

Das Quartär 1) Die Böden des Norddeutschen Tieflandes sind fast ausschließlich Bildungen des jüngsten geologischen, Quartär genannten, Zeitabschnitts (Tab. 2). Er ist gekennzeichnet durch starke globale Temperaturschwankungen (Abb. 9) und wird untergliedert in das vor ca. 2 Millionen Jahren einsetzende Eiszeitalter (wissenschaftliche Bezeichnung: Pleistozän, bis etwa 1969 Diluvium genannt) und in die Nacheiszeit (Holozän, früher Alluvium ge-nannt), die vor ca. 10.000 Jahren begann und in der wir jetzt leben.

Das Eiszeitalter (Pleistozän) Die Bildung der norddeutschen Landschaft und Böden war bis in das 19. Jahrhundert rätselhaft. Gegen ein Verwitterungsprodukt des örtlich anste-henden Gesteins sprach dessen heterogene Zusammensetzung. So glaub-te man, Treibeis oder eine "Sintflut" hätte das mehr oder weniger regellos abgelagerte Lockergestein herantransportiert 2) Dabei ist zu bedenken, daß das Land ursprünglich viel stärker mit Steinen und Blöcken bestreut war, was heute nur noch im Wald oder nach Grünlandumbrüchen sichtbar wird. Früher lieferten große Steine willkommenes Baumaterial (Hausfun-damente, Hofeinfassungen, Kirchen, Burgen). Die größten verwandte man für kultische Zwecke (Opferstein bei Plumbohm) oder zur Errichtung von Grabmalen, sog. "Hünengräber" (Oldendorfer Totenstatt, Forst Schierin-gen). Die letzten dieser "Findlinge" drohen in Denkmale und Gedenksteine verwandelt zu werden 3). Kleinere Steine nutzte man seit Beginn des 19. Jahrhunderts zum Straßenbau ("Kopfsteinpflaster"), die kleinsten werden seit Jahren durch Kartoffelroder gesammelt und an den Feldrändern abge-kippt, wodurch die Erosion begünstigt wird. Als 1875 der schwedische Geologe TORRELL im Muschelkalk von Rüders-dorf (ö. Berlin) Gletscherschrammen erkannt hatte, brach sich die Hypo-these der Ablagerung durch Eiszeitgletscher Bahn 4) und gilt inzwischen als wissenschaftlich gesichert (Abb.10 "Glaziale Serie"). ______________

1) Quartär, lat. quarta aera = 4. Zeit (in älterer Einteilung). 2) Daher die ältere Bezeichnung "Diluvium", lat. "Sintflut" oder "alles Leben ver-

nichtende Katastrophe", die auch in die Bodenschätzung Eingang fand. 3) Blöcke über 2 m sind Naturdenkmale und meldepflichtig! 4) Noch 1864 vermerkt STEINVORTH: "Das Diluvium bezeichnet die Bildungen,

welche einer großen Strömung nordischen Meeres ('nordische Bildung', GI-RARD) zugeschrieben werden." (STEINVORTH, H.: Zur wissenschaftlichen Bo-denkunde des Fürstenthums Lüneburg, Lüneburg (v. Stern) 1864, S. 25).

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Buchauszug: Seite 21 … Den Beginn des Eiszeitalters markiert eine vor ca. 2 Millionen Jahren einsetzende globale Klimaverschlechterung. In deren Folge wuchsen die Eiskappen der Pole, flossen talwärts und vereinigten sich zu mächtigen Eisschilden. Sie überfuhren die Ostseesenke und das Norddeutsche Tief-land bis zur Mittelgebirgsschwelle, ältere Bildungen abschürfend, stau-chend, aufnehmend, fortführend und nach ihrem endgültigen Abschmel-zen unter einer teilweise über 100 m mächtigen Decke aus Geröll, Kies, Sand, Schluff und Ton bedeckend. Dabei fiel der Meeresspiegel infolge Überführung des Wassers in Eis um etwa 100 m. Derartige Vorgänge, von Warmzeiten unterbrochen, wiederholten sich mehrmals. Als Gliederung dienen die Bezeichnungen markanter Gewässer und Gebiete (Tab. 3). Tab. 3: Gliederungen der globalen Vereisungen Zeiten Norddeutschland Alpen Nordamerika Kaltzeit Weichsel 1) Würm Wisconsin Warmzeit Eem Eem Sangamon Kaltzeit Saale Riß Illinoian Warmzeit Holstein Holstein Yarmouth Kaltzeit Elster Mindel Kansan Warmzeit Cromer Cromer Aftonian Kaltzeit ? (Menap) Günz Nebraskan Als Warmzeit (Interglazial) werden nur solche Zwischeneiszeiten bezeich-net, die Ablagerungen mit Fossilien wärmeliebender Pflanzen- und Tierar-ten hinterließen und deren Mächtigkeit eine längere Zeitdauer für ihre Bil-dung voraussetzt. Dagegen werden kleinere Klimaschwankungen während Gletscherrückzügen als Interstadiale bezeichnet (NEEF 1978). Die in Norddeutschland erste nachweisbare Kaltzeit ist die Elster-Kaltzeit. Ihre Gletscher schütteten im Sommer mächtige Schmelzwassersande und rissen durch Auskolkung des unter Druck stehenden Schmelzwassers tiefe Rinnen in den Untergrund. Bei Bleckede liegt in der "Reeßelner Rinne" mit 434 m u NN der Punkt mit der größten bekannten Quartärmächtigkeit in Niedersachsen (K.-D. MEYER 1994). Während die tieferen Abschnitte wie-der mit Sand verfüllt wurden, kam gegen Ende der Elster-Kaltzeit in den oberen Bereichen die Gletschertrübe als … ____________

1) Die durchschnittliche Jahrestemperatur betrug -4° / -6° C (Dietrich HAGEN 1999).

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Buchauszug: Seite 42

Die Nacheiszeit (Holozän) Etwa 10.000 Jahre vor heute beginnt der gegenwärtige Erdzeitabschnitt, die Nacheiszeit 1). Er ist gekennzeichnet durch eine allgemeine Erwär-mung, in deren Gefolge die Gletscher weiter abschmelzen und sich in die Hochlagen der Gebirge zurückziehen. Mit der Umwandlung des Eises in Wasser unter Volumenausdehnung infolge Erwärmung ist ein stetiger An-stieg des Meeresspiegels verbunden, so der Nordsee im Boreal bis etwa 50 m unter NN (Tab. 2). Die Vegetation erobert wieder die nun eisfreien und oberflächig aufgetauten Gebiete. Der Klimaverbesserung entspre-chend breiten sich zunächst die Birke, dann Kiefer und Hasel aus. Etwa um 6000 v. Chr. bildeten sich Eichenmischwälder. Durch die jetzt dauer-hafte Vegetationsdecke wurde der Materialtransport von den Hängen ge-mindert. Gewässer bilden von da an die bodenprägende Kraft, so zum Bei-spiel die Elbe mit ihren zahlreichen mäandrierenden und noch gut zu ver-folgenden Nebenarmen und Flutmulden (Abb. 22a); Beginn der Moorbil-dung (Abb. 23, Tab. 8 und 8a). Mit Atlantikum (600-3000 Jahre vor heute) wird ein Zeitabschnitt beson-ders kräftiger Erhöhung des Meeresspiegels (bis -20 m u. NN) bezeich- net 2). Im allmählich stromaufwärts sich verlagernden Tidebereich verrin-gerte sich die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe, so daß sich dort die feinen Schwebestoffe absetzten (Schlick). Durch den hierdurch ausgelö-sten Anstieg des Grundwasserspiegels setzte in den Talauen und im peri-marinen Bereich eine intensive Vermoorung und Bildung von Erlenbrüchen ein. Es bildeten sich auf weniger durchlässigen, nährstoffreichen Böden und bei Überschuß der Feuchtigkeitszufuhr gegenüber der Verdunstung Niedermoore, z.B. am Westrand der Niederterrasse zwischen Scharne-beck und Bleckede, von Lüchow bis Dannenberg, südlich Wustrow und bei Laave im Amt Neuhaus. Im nahen Gutitzer Rens entwickelte sich ein Nie-dermoor, als durch Dünenbildung der Wasserabfluß versperrt war. Dort wurde nach dem 2. Weltkrieg noch Brenntorf gestochen. Als Folge gerin-gerer Niederschläge werden Moore in südöstlicher Richtung seltener. Die unterschiedlichen Nährstoffgehalte der Nieder- und Hochmoore zeigt Tab. 7. Tab. 8 verdeutlicht die insbesondere klimatisch bedingte unterschiedli-che Intensität des Torfwachstums am Beispiel eines Moores der Wümme-niederung. … _________

1) Weitere Bezeichnungen: Alluvium (Alluvionen) = durch Anschwemmung ent-standen, ging in die Bodenschätzung ein (Abkürzung: Al); ferner: Postglazial. Geologen halten die Gegenwart nur für eine Warmzeit, der (in 1000 Jahren) wieder eine Kaltzeit folgt.

2) Zu dieser Zeit, etwa 3200 v. Chr., lebte und erfror im österreichisch-italienischen Grenzgebiet der Ötztaler Alpen am Tisenjoch, 3200 m üNN, der am 19.9.1991 als Mumie aus dem Gletschereis geborgene "Ötzi" (L. BAR-FIELD et al., Der Zeuge aus dem Gletscher, Ueberreuter, Wien 1992).

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Buchauszug: Seite 72

… postum erschienenen Werk eine neue Bodeneinteilung nach warmen, kalten. trockenen, feuchten, leichten, schweren, fetten und mageren Bö-den mit Berücksichtigung von Neigung und Exposition vor 1). 1733 ent-stand eine von FÜCHSEL ausgearbeitete geologische Karte Thüringens. 1769 veröffentlichte J.G.R. ANDREAE in Hannover seine "Abhandlung über eine beträchtliche Anzahl Erdarten ..." (Anlage 1). Als Geologen machten sich ferner um 1800 A.G. WERNER und später B. v. COTTA (1808-1879) verdient.

Bahnbrechend als "Begründer der rationellen Landwirtschaft" wirkte der Celler Arzt Dr. Albrecht THAER (1752-1828). Er erkannte als wichtigste Eigenschaft des Bodens seine wasserhaltende Kraft und entwickelte Me-thoden zur Ermittlung der Kornzusammensetzung des Bodens durch Sie-ben und Schlämmen. Von ihm und seinem Mitarbeiter EINHOF stammt ei-ne Bodenklassifikation nach der Kornzusammensetzung mit der Eintei-lung: Tonboden, Lehmboden, sandiger Lehmboden, lehmiger Sandboden, Sandboden, Mergelboden, Kalkboden und "humöser" Boden ("über die Werthschätzung des Bodens", Berlin 1811). 1840 veröffentlichte J. v. LIE-BIG "Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie" und gleichzeitig H. BRUHN seine "Bodenkunde". d) Die Reichsbodenschätzung laut Gesetz v. 16. Oktober 1934 (Anlage 2)

Die seit 1935 aufgrund des o.g. Gesetzes durchgeführte Bodenklassifizie-rung ist unbestritten wegen ihrer weitreichenden Bedeutung und laufen-den Aktualisierung die wichtigste in Deutschland. Zum einen unterliegen ihr alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen (51% der Gesamtfläche Deutschlands), zum anderen bildet sie die Grundlage zahlreicher steuerli-cher, praktischer und wissenschaftlicher Feststellungen und Entscheidun-gen. Initiator des Gesetzes (BodSchätzG) war Prof. Dr. W. ROTHKEGEL, geboren am 9.11.1874 in Groß Strehlitz/Oberschlesien, verstorben am 3.11.1959 in Berlin-Dahlem, von 1925 bis 1945 Ministerialrat im Reichsfi-nanzministerium. Der Erlaß des Gesetzes war notwendig, weil zur Bewer-tung des land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitzes im Deutschen Reich sehr unterschiedliche und veraltete Regelungen existierten, die eine Vergleichbarkeit der Böden, insbesondere aber ihre gleichmäßige Besteue-rung, sehr erschwerten oder unmöglich machten 2). Rothkegel strebte ein Bewertungsverfahren an, das über den steuerlichen Hauptzweck hinaus noch für weitere, insbesondere agrar- und wirtschaftspolitische Maßnah-men geeignet und über lange Zeiträu- … __________ 1) Dr. Martin SCHULZE hat dargelegt, daß dieses Werk bisher zu Unrecht dem Pfalzgra-

fen bei Rhein zu Sulzbach zugeschrieben wurde (a.a.O., S. 50). 2) Durch Erlaß des Reichslandwirtschaftsministers v. 7.7.1936 (Lw RMB1. S.287) wurde

die Berücksichtigung der Bodenschätzungsergebnisse bei der Flurbereinigung ange-ordnet. Die Verabschiedung des Reichsbodenschätzungsgesetzes hatte außerdem eine Vereinheitlichung des deutschen Katasterwesens (Reichskataster) und der Grund-buchführung zur Folge (F. KURANDT 1950).

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Buchauszug: Seite 73a

Abb. 33: Ackerschätzungsrahmen und Grünlandschätzungsrahmen der deutschen Finanzverwaltung mit Tabellen zur Berücksichtigung von Geländegestaltung, Waldschäden und Klimaeinteilung der Grünlandschätzung

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Buchauszug: Seite 73a

__________ Anmerkung: Die Schätzungsrahmen für Ackerland und Grünland ermöglichen die Bil-dung von 222 bzw. 225 Klassen, die sich weiter in Klassenabschnitte untergliedern las-sen. Hinzu kommen erforderlichenfalls weitere nach sachverständigem Ermessen gebilde-te Klassen, z.B. bei Schicht- und Mischböden sowie Rekultivierungen.

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Buchauszug: Seite 79-80

… In Nordostniedersachsen bilden sandiger Lehm und Lehm die Hauptbo-denarten der Elbeniederung (Auenböden, Gleye). Außendeichs werden sie als Grünland genutzt, im Deichschutz bei Bodenzahlen zwischen 50 und 89 (z.B. Artlenburg, Stiepelse, Stapel) vorwiegend als Ackerland. Auf der Geest findet man Lehme dort, wo Geschiebelehm die Oberfläche bildet (z.B. Amelinghausen, Köhlingen, Lensian, Nahrendorf) oder Beckenton an- steht (bei Barendorf, Dahlenburg, Ventschau), häufig Grundlage ehema- liger Ziegeleien. - Die Entstehungsarten Mineralische Böden unterscheiden sich ferner dadurch, daß sie entweder an Ort und Stelle durch Gesteinsverwitterung entstanden sind (Verwitte- rungsböden) oder als Lockergestein um- und abgelagert wurden, was ebenfalls für ihre Ertragsfähigkeit von Bedeutung ist (z.B. Bearbeitbarkeit, Durchwurzelbarkeit, natürlicher Nährstoffgehalt, Bindungsvermögen für Wasser und Nährstoffe). Daher erfolgt noch eine weitere Untergliederung nach folgenden erdgeschichtlichen Vorgängen, denen der Boden seine Ent- stehung verdankt, und zwar in - Diluvialböden (D), modern: Pleistozän, die aus Moränenschutt und Schmelzwässern der Eiszeit entstanden sind. Hierzu zählen auch die ter- tiären Ablagerungen der Vulkane und des Meeres, z.B. bei Lüneburg, - Lößböden (Lö), die durch Wind im Spätglazial abgelagert sind 1), - Alluvialböden (Al), modern: Holozän, die durch Flüsse oder das Meer angeschwemmt wurden, - Verwitterungsböden (V), die auf dem Ursprungsgestein lagern. Besonders grobkörnige und steinhaltige Verwitterungsböden, sog. Trüm-mer- oder Gesteinsböden, werden mit "Vg" gekennzeichnet. Al- und D-Böden mit hohem Steingehalt wird ebenfalls ein g angefügt (Dg, Alg). Die Entstehungsarten haben auch eine praktische Bedeutung, denn sie er- möglichen Rückschlüsse auf die Bodenfruchtbarkeit. Verwitterungsböden sind häufig flachgründig, neigen zu Staunässe sowie in Hanglagen zu Erosion, haben je nach Ausgangsgestein unterschiedlichen Nährstoff- und Kalkgehalt (Buntsandstein, Muschelkalk) sowie Skelettanteil und sind in der Regel schwer zu bearbeiten. Bei Alluvialböden ist aufgrund des er- höhten und schwankenden Grundwasserspiegels in Verbindung mit hohem Tongehalt mit eingeschränkter Nutzbarkeit (Dauergrünland) und er-schwerter Bearbeitbarkeit ("Stundenböden") zu rechnen. Oft herrscht da-zu ein starker horizontaler wie vertikaler Bodenartenwechsel mit Moorlin- ___________

1) In der Umgebung von Hannover wurde Löß mit folgenden Anteilen festge-stellt: 46% Quarz, 15% Feldspäte (Biotit, Muskovit), 10% Glimmer, 13% Tonminerale (bes. Illite) und 6% Ca0 (MANSFELD 1971, S. 45).

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sen. Das Korn ist gerundet (Flußkies). Löß ist durch sehr gleichmäßiges Korn, hohen Schluffanteil, lockere Lagerung, Kalkgehalt und Neigung zur Verschlämmung gekennzeichnet. Bei guter Struktur und hohem Humus-gehalt entwickelten sich aus den lS- bis L-Böden Schwarzerden höchster Fruchtbarkeit (Börden). Diluvialböden haben scharfkantiges Korn, sind von Natur ebenfalls steinig und neigen zu Austrocknung und Winderosion. Das Bodenartenspektrum reicht vom monotonen Schmelzwassersand über ein teilweise chaotisches Neben- und Übereinander von Geschiebedecksand und -lehm sowie Geschiebemergel (Kalk!) bis zum Beckenton. Dabei be-sitzen die Jungmoränen der Weichselkaltzeit regelmäßig einen höheren Nährstoff- und Kalkgehalt als die Altmoränen. Demgemäß sieht der Acker-schätzungsrahmen für die folgenden Entstehungsarten bei Lehm recht un-terschiedliche Höchstzahlen vor: Vg (Gesteinsboden) Zustandsstufe 3 70 D (Diluvialboden) ) 90 V (Verwitterungsboden) ) Zustandsstufe 1 91 Al (Alluvialboden) ) 100 Lö (Löß) ) 100 Diluvialböden der Zustandsstufe 1 fehlen in Nordostniedersachsen. - Die Zustandsstufen Der in acht mineralische Bodenarten und Moor sowie mehrere Entste- hungsarten untergliederte Ackerschätzungsrahmen enthält außerdem noch eine Einteilung nach Zustandsstufen. Ohne diese wäre sonst eine nur grobe Bodenklassifizierung möglich. So stehen z.B. für alluvialen Lehm vom schlechtesten (Zustandsstufe 7) bis zum besten (Zustands- stufe 1) Wertzahlen von 35 bis 100 zur Verfügung (Abb.33). Erst die Bestimmung der Zustandsstufe ermöglicht die genaue Einreihung in die Wertskala des siebenstufigen Ackerschätzungsrahmens. Es ist die schwie- rigste aller bei der Schätzung zu treffenden Feststellungen und kann auch durch keine Laboranalyse getroffen werden. Dies setzt daher bei jedem Schätzer ein vertieftes bodenkundliches Wissen sowie prakti- sche Erfahrung im Acker- und Pflanzenbau voraus. Deshalb wurden von Anfang an für die technische Leitung der Schätzungsausschüsse nur Diplomlandwirte (jetzt Dipl.-Ing. agr.) damit betraut (ROTHKEGEL 1950 S. 118).

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Die Zustandsstufen kennzeichnen die Lebensgeschichte des Ackerbodens vom Rohboden am Ende der Eiszeit über den Gesteinszerfall und die Verwitterung unter Einfluß des Klimas sowie pflanzlichen und tieri- schen Lebens bis hin zur höchsten Leistungsfähigkeit als einen Jahr- tausende währenden Prozeß. Dieser Entwicklungshöhepunkt (Klimax) bleibt im trockenen (ariden) Klima im allgemeinen erhalten. In unse- rem feuchten (humiden) Klima hingegen nimmt infolge Auswaschung, Versauerung, Stoffverlagerung und Erosion die Ertragsfähigkeit ohne menschliches Gegenwirken allmählich wieder ab. Der unreife Boden (Ranker) unterscheidet sich kaum von seinem Ausgangsgestein während sich der tiefgründige vollreife Boden durch Aufbau eines mächtigen Ton-Humus-Komplexes zur höchsten Fruchtbarkeit entwickelt (Aueboden, Schwarzerde). Gealterte Böden sind gekennzeichnet durch Anzeichen der Stoffverlagerung, Bleichung, Verdichtung und Auswaschung ihrer Kolloide und Nährstoffe (Podsol, Parabraunerde). Bodenverbesserungsmaßnahmen bilden die Entwässerung "ertrunkener" Niederungsböden (Flußmarsch, Gley, Auenböden) sowie Krumenvertiefung sandiger Geestböden. Hier-durch können Verbesserungen um 1 - 2 Stufen eintreten. Die Zustandsstufe ist jedoch kein reines Alterskriterium, sondern Ausdruck der Gesamtbeschaffenheit des Bodens (Abb.43a). Zu ihren Feststellun-gen stehen den Bodenschätzern (wie auch den Kartierern des Nds.LA f. Bodenforschung) nur wenige einfache Geräte (Abb.59) und Hilfsmittel zur Verfügung, was der Qualität aber keinen Abbruch tut (Goethe: "In der Be-schränkung zeigt sich erst der Meister!"). Dem Hausarzt ähnlich unter-sucht der Schätzer durch Augenschein, Hören, Riechen, Tasten, Drücken, Reiben und Brechen, ob und in welchem Maße der Boden gesund (= lei-stungsfähig) oder krank ist und hält die Befunde im Feldbuch fest (Anl. 10, 12). Darauf gründet sich anhand folgender Kriterien das Urteil über die Zustandsstufen: …

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Buchauszug: Seite 102a

Abb. 48a: VON DER BODENSCHÄTZUNG ZUR ERTRAGSMESSZAHL

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Buchauszug: Seite 102c Abb. 48b: Bedeutung von Bodenschätzung und Einheitsbewertung für das Land Niedersachsen und die Allgemeinheit

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Buchauszug: Seite 126 - Ursachen der Nachschätzung von Artlenburg Seit der durch den amtlichen Bodenschätzer Diplomlandwirt Roterberg 1936 durchgeführten Bodenschätzung, überprüft 1955 durch den ALS Dr. J. Rieckmann, waren neben dem allgemeinen Strukturwandel in der Land-wirtschaft im Raum Artlenburg folgende wesentliche Veränderungen eingetreten: Nach dem 2. Weltkrieg machte die zunehmende Motorisierung die einst in der Lüneburger Elbmarsch blühende Pferdezucht und den Heuverkauf unrentabel und zwang zur Intensivierung der Rindvieh- und Milcherzeu- gung. Das stark mit dem giftigen Duwock verseuchte Grünland, insbe- sondere am Schnedegraben, brachte aber nicht das hierzu erforderliche hochwertige Futter hervor (bei der Hauptfeststellung der Einheitswerte zum 1.1.1964 betrug die durchschnittliche Abrechnung für "weitere natürliche Ertragsbedingungen" 20 v.H. für das Grünland). In einer ausführlichen Abhandlung über die Wasserverhältnisse der Lüneburger Elbmarsch zur Gemarkungsbeschreibung Artlenburg hatte (1941) der ALS Dr. Otto Metz diese durchaus positiv geschildert. Nach dem Kriege traten aber insbesondere nachfolgende Veränderungen mit Auswirkung auf die Wasserwirtschaft und die Bodenfruchtbarkeit ein (vgl. Karte 13 und Abb. 55): - Durch den wirtschaftlichen Aufschwung nach 1948 (Währungsreform) veranlaßt wanderten die Arbeitskräfte in andere Wirtschaftszweige ab und mußten durch verstärkten Einsatz der Technik (Traktoren, Maschinen) ersetzt werden. Dem stand die besonders schlechte in- nere Verkehrslage der Betriebe entgegen (Handtuchform der von Vor- flutern oft zerschnittenen Flurstücke mit hohen Flächenverlusten durch betriebseigene Gräben und Wege (Ackerland 10%, Grünland 8%), dazu sehr schlechtes Netz unbefestigter Wege, vgl. Abb. 55). - Die teilweise schweren Böden und der starke Bodenwechsel schränkten außerdem, zumal bei hohem Grundwasserstand, den zeitlichen Bearbei- tungsspielraum ein ("Stundenböden") und erforderten daher eine ent- sprechend hohe Schlagkraft sowie einen verstärkten Kapitaleinsatz. - Zur Verbesserung der Schiffbarkeit der Elbe erfolgte bei Geesthacht der Bau einer Staustufe (1959 Inbetriebnahme). Während bis dahin die Elbe bei Niedrigwasser als Vorfluter wirkte und überschüssiges Grundwasser anzog und abführte 1), war nun ein gegenläufiger Grundwasserstrom mit Vernässung der Feldmark zu befürchten. Statt des … ___________

1) Am Hohnstorfer Pegel wurde 1955 als niedrigster Wert 2,09 m im September nach einem Höchststand von 9,89 m gemessen (LZ v. 28./29.10. 1995).

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Buchauszug: Seite 133

- Planung und Vorbereitung der Schätzung

Bei der Planung der Schätzung nach dem Grundsatz: "So wenig wie mög-lich, so viel wie nötig" waren folgende Umstände besonders zu beachten:

1. Die seit 1959 veränderte mittlere Wasserspiegellage in der gesamten Gemarkung und ihre Auswirkungen auf die Ertragsbedingungen von Acker und Grünland.

1. Verstärkte Überflutung des Außendeiches mit belastetem und verunrei-nigtem Wasser; Verfüllungen von Vertiefungen mit Elbe-Schlick.

2. In Zone I erfolgten keine landbautechnischen Maßnahmen (Qualmwas-ser !).

3. In Zone II intensive land- und wasserbautechnische Maßnahmen mit-Neuordnung der Fluren sowie des Graben- und Wegenetzes. Ausnah-me: Gebiete zwischen Marienthal und Schnedegraben sowie dem Flek-ken und der B 209 (vgl. Karte 13).

4. Zweckmäßiger Einsatz der Karten (überwiegend Rahmenkarten 1:1000) und deren Vorbereitung sowie Ergänzung durch den VTA 1).

5. Sparsamer Umgang mit den knappen Haushaltsmitteln.

Da die Schätzungsergebnisse von 1936 weitgehend überholt waren, faßte der Autor folgenden Entschluß:

Außendeich: Westlicher Teil ("Kuhwerder"): Anpassung der Schätzungs- ergebnisse an die veränderten Überflutungen (Abrechnungen "WaÜ"); öst-lich des ESK ("Werder") und Spülfeld: Neuschätzung. Zone I: Überprüfung der Nutzungsarten, Zustands- und Bodenstufen sowie Schätzung von Spülfeldern. Zone II: Mit Ausnahme der nicht flurbereinigten Flächen in Ortsnähe und südlich Marienthal Schätzung in "weiße" Karten (Rahmenkarten 1:1000), denn die Einarbeitung eventuell noch zutreffender Klassen Von 1936 2) in die neuen Rahmenkarten wäre für die Katasterverwaltung sehr arbeitsauf-wendig geworden. Auch hätten die zahlreichen Streichungen und Ände-rungen überholter Nutzungsarten und Klassen das Lesen der Karte enorm erschwert.

Neben den erforderlichen Blättern der Topographischen Karte 1:25 000 und der Deutschen Grundkarte 1:5000 (Karte 15) stellte das Kataster- amt folgende Liegenschaftskarten (doppelt) zur Verfügung: Flurkarten (Inselkarten) 1:2000 mit Schätzungsergebnissen (Außendeich) zur Anpas-sung der alten Ergebnisse an die aktuellen Verhältnisse … ____________

1) VTA = vermessungstechnischer Angestellter, von der Vermessungs- und Katasterverwaltung dem Schätzungsausschuß zugewiesen.

2) Vgl. Karte 14. Von diesen Karten auf der Grundlage der Bodenschätzung lagen für Niedersach-sen 1970 1000 Blätter vor und es sollten 300 jährlich gedruckt werden (W. MÜLLER 1970). Die Arbeiten scheinen aber seit Jahren eingestellt zu sein. Nach einer Blattübersicht des NLfB vom Jan. 1994 betrug der Arbeitsstand ca. 35 %. Für die beiden Landkreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg liegen 191 Blätter vor (Übersicht s. Anlage 20). Für Nordrhein-Westf. beträgt der Arbeitsstand 85% (J. Plümhoff et al. 1996). In Baden-Württemberg liegen für 1/3 des Landes diese Karten vor; Arbeiten etwa 1970 eingestellt (Mitteilung Dr. Zwölfer, Geol. LA Baden-Württemberg in Freiburg i.Br. vom 21.10.1996).

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Buchauszug: Seite 135 … sowie 1:1000 für die Ortslage. Im übrigen Rahmenkarten im Maßstab 1:1000 1) und zwar für Zone I mit, für Zone II (Flurbereinigungsgebiet) ohne Bodenschätzungsergebnisse. Letztere wurden vom VTA um 50% auf 1:2000 verkleinert und so zusammengefügt sowie zurechtgeschnitten, daß darauf möglichst die vollständigen Wirtschaftsblöcke als Schätzungsab-schnitte abgebildet waren. Der Nachteil oft bis zur Unkenntlichkeit verklei-nerter Flurstücksnummern und Schriftzusätze des Kartenoriginals mußte in Kauf genommen werden. In diese "Feldkarte" erfolgte nun die Einzeich-nung des 50 x 50 m-Gitternetzes als "Leitlinie" für das Vorgehen des Aus-schusses (Abb. 58). Nach dieser "häuslichen" Vorbereitung durch den VTA und Studium der vorausgegangenen Schätzungsbefunde, Bodentypenkar-ten und Gutachten der Flurbereinigungsbehörde usw. durch den ALS er-folgte eine gemeinsame Besichtigung der gesamten Gemarkung ("Feld-vergleich"). Sie diente neben der Feststellung der aktuellen Nutzung sämt-licher bebauter, unbebauter und landwirtschaftlich genutzter Grundstücke insbesondere folgenden Zwecken: - Überprüfung des "Gitternetzes" anhand der Örtlichkeit auf Zweckmäßig keit. So können z.B. in den Karten nicht eingezeichnete Gräben u.ä. sich bei der Schätzung als plötzliches Hindernis erweisen und Umwege sowie Leerlauf verursachen. - Festlegung der Vorgehensweise unter Berücksichtigung der Boden- und Wasserverhältnisse (Überflutung!) sowie Entwicklungsstand der Feld- Früchte (Mais, Raps in Blüte usw.), auch zur Vermeidung unnötiger Flur schäden. - Abgrenzung der Nutzungsarten Ackerland - Grünland. - Überprüfung der Muster-(M) und Vergleichsstücke (V) auf Vollständigkeit und weitere Eignung, gegebenenfalls Auswahl geeigneter Ersatzstücke. - Nach vorheriger schriftlicher Mitteilung der vorgesehenen Arbeiten Vor- sprache bei der Gemeindeverwaltung und dem Landvolk-Vertrauens- mann. Diese Gespräche dienen der Information über Sinn und Zweck der Arbeiten und sollen über den Erfolg eventueller Bodenverbesserungs- maßnahmen, der Ent- und Bewässerung sowie über die allgemeine Wirt- schaftsweise und Planungen (Bebauungs- und Naturschutzgebiete) Auf- schluß geben. Von diesen Personen und auch Gastwirten erfährt man am ehesten die Namen Arbeitswilliger zur Anwerbung als Grabearbeiter. ________________

1) Rahmenkarten 1:1000 (Blattgröße 50 x 50 cm = 25 ha Blattinhalt) sind bei Flurbereinigungen in Niedersachsen obligatorisch und ermöglichen eine ge-naue Abbildung, sind jedoch für großflächige Schätzungen wegen des gerin-gen Blattinhaltes unpraktisch. Neben 4 Insel- und 6 Grundkarten (DGK5) wurden für Artlenburg 53 Rahmenkarten benötigt, dazu eine besondere "Übersichtskarte". Gegenüber dem Maßstab 1:2000 braucht man somit mehr an Papier, an Archivraum und Geld.

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Buchauszug: Seite 136

Abb. 58: Das planmäßige Vorgehen des Schätzungsausschusses nach einem zuvor festgelegten Gitternetz (Aus: A. Roesch und F. Kurandt, Bodenschätzung und Liegenschaftskataster, Berlin 1950, ergänzt)

Anmerkung: An den Linienschnittpunkten werden 1 m tiefe Aufgrabungen oder Flachbohrungen vorgenommen, das Bodenprofil beschrieben sowie die Wertzahl bestimmt und in Karte und Feldbuch (Anl. 10) eingetragen. Die Bohrstöcke (Abb. 59) sollen eine möglichst breite Aussparung für den Bohrkern haben. Der Stahl darf nicht zu weich (Spitze wird schnell stumpf; Verbiegungsgefahr), aber auch nicht spröde sein, was die Kanten ausbrechen läßt und zu Handverletzungen füh-ren kann. Ziehhilfen sind auf schweren Böden zu empfehlen.

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Buchauszug: Seite 137-138 Zur Gewährleistung einer gleichmäßigen Schätzung in ganz Deutschland kommt neben den rechtsverbindlichen Musterstücken (M) den in jeder Gemarkung zusätzlich durch Sachverständige der OFD angelegten Ver-gleichsstücken (V) besondere Bedeutung zu (Abb. 34 u. 35). Daß die M schon zahlenmäßig für eine gleichmäßige Einstufung der verschiedensten Böden keine ausreichende Grundlage bilden, bestätigt Tab. 37. Tab. 37: Zahl und Dichte der Musterstücke gem. § 4 BodSchätzG Gebiet Landw. Nutzfläche 1)

in qkmZahl der M 2) qkm je M

Deutschland 180.570 4534 40Niedersachsen 27.220 629 43Landkrs. Lüneburg 701 19 37Landkrs. Lüchow-Dannenberg 638 11 58

1) Nach: Landeskunde Niedersachsen, Bd. 1, Neumünster 1992 und amtlichen Unterlagen der Landkreise

2) H. SOMMERFELDT: Die Bodenschätzung der Finanzverwaltung, DStZ 1994, Nr. 1 - 2

Das durch Vergleichsstücke verdichtete sehr grobmaschige Netz der M dient dem Schätzungsausschuß als Schätzungsbeispiele für die wich- tigsten in der Gemarkung vorkommenden Böden. Letztere unterscheiden sich - wie bereits ausgeführt - vor allem nach Entstehungsart, Bodenart und Bodentyp, Zustands- / Bodenstufe, Wasserverhältnissen und Ertrags-fähigkeit (Wertzahlen!). Schließlich spielen die M und V eine wichtige Rolle bei eventuellen Einwendungen oder Rechtsbehelfsverfahren (vor den Fi-nanzgerichten ist nur der Vergleich mit den M maßgebend). Daher ist die Auswahl einer hinreichenden Zahl zutreffend eingestufter V eine wesentli-che Voraussetzung zur gleichmäßigen Einstufung aller Böden. Sie sind vor jeder Nachschätzung mit dem Bezirks-ALS der OFD auf Aktualität hin zu überprüfen und müssen deshalb gut erreichbar und anhand der Liegen-schaftskarte auffindbar sein. Infolge der geschilderten land- und wasserbautechnischen Maßnahmen in Verbindung mit der großflächigen Flurneuordnung (Zone II) war zu vermuten, daß von den vor dem Kriege angelegten Muster- und Ver-gleichsstücken nicht mehr alle geeignet waren. Nach erfolgter Überprü-fung durch den ALS des Finanzamts Lüneburg erfolgte am 23./24.10.1994 im Beisein von Bodenkundlern des Nieders. Landesamtes für Boden-

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forschung durch den Bezirks-ALS der OFD eine erneute überprüfung, Beschreibung und Neubewertung der noch geeigneten sowie die Ergän- zung unbrauchbarer durch neue V. Somit standen nun für die Nach- schätzung der rd. 900 ha umfassenden landwirtschaftlichen Nutzfläche der Gemarkung ein M und neun V zur Verfügung, mithin 1 M/V je 90 ha bzw. 360 Bodenproben (bei der vorgeschriebenen Mindestbohrdichte von 50 x 50 m). Diese durch ein x mit laufender Nummer gekennzeichne- ten und lagerichtig durch den VTA in die Feldkarten eingezeichneten V wurden außerdem vom Bezirks-ALS mit den entsprechenden boden-kundlichen und weiteren Angaben in einem besonderen Vordruck doku-mentiert (Beispiel s. Abb. 35). Eine Zusammenstellung der Klassenzei-chen, Bodentypen und der zugehörigen Liegenschaftskarten usw. enthält Tab. 38. Ihre Lage ist durch ein x mit Zahl aus Karte 13 ersichtlich. Musterstücke (M) haben aufgrund ihrer rechtsverbindlichen Kraft eine besondere Bedeutung, die über die jeweilige Gemarkung weit hinaus- geht. Tab. 38: Muster- und Vergleichsstücke der Gemarkung Artlenburg Nutzungsart Kennzeichen

Flur Rahmen-Karte

Klassenzeichen Zu-/Abrech- nungen in %

Bodentyp

Acker Musterstück 23 9815 C 1S 4 A1 44/46 Klima + 4 Gley V 1 20 9915 D S 5 A1 20/21 Klima + 6 Gley V 7 15 9716 D sL - A1 62/62 Klima 0 Pseudogley-

tiefkultur V 8 15 9716 C S 4 A1 25/27 Klima + 6 Gley V 9 15 9817 C S1 4 A1 37/36 Klima + 4

WaD - 6 Gley- Auenboden

V 11 19 9915 A 1S 3 A1 52/54 Klima + 4 Gley-

Auenboden V 12 22 9914 A TMo - A1 54/52 Klima - 4 OrganomarschV 14 22 9914 A LT 4 A1 59/58 Klima - 2 Auengley Grünland V 6 1 BI L – I a 3-60/55 Waü - 8 Gley-

Auenboden V 13 22 9914 C TMo - a 2-52/52 Moormarsch

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Buchauszug: Seite 139 - Die praktische Durchführung § 15 BodSchätzG ermächtigt den Schätzungsausschuß zur Durchführung entsprechender Maßnahmen (Bohrungen, Aufgrabungen) auf den Grund-stükken. Schadensersatzansprüche der Eigentümer usw. sind ausge-schlossen. Neben der Gemeinde Artlenburg wurde schon im Frühjahr1994 der Kreisverband Lüneburg im Nieders. Landvolkverband als berufsständi-sche Vertretung der Landwirte um entsprechende Unterrichtung der Mit-glieder gebeten. § 11 BodSchätzDB in Verb. mit § 4 BodSchätzG (vgl. S. 104) schreibt die Mitwirkung zweier ehrenamtlicher Mitglieder (Sachverständiger bzw. Schätzer) mit ausreichender landwirtschaftlicher Sachkunde vor. Durch Verwaltungsanweisung 1) ist ferner bestimmt, daß zur ordnungsgemäßen Besetzung des Schätzungsausschusses mindestens vier ehrenamtliche Mitglieder berufen sein müssen. Die Auswahl geeigneter Personen erfolgt durch das Finanzamt im Einvernehmen mit der landwirtschaftlichen Be-rufsvertretung (s.o.). Dabei kommen nur überdurchschnittlich qualifizierte Betriebsleiter (Dipl.-Ing. agr., Dipl.-Ing. (FH), Landwirtschaftsmeister u.ä.) in Betracht, die als steuerehrlich bekannt sind und in der Öffentlich-keit ein gutes Ansehen genießen. Nach gründlicher Einweisung durch den ALS werden sie von der OFD in den Schätzungsausschuß berufen, vor ih-rem Einsatz vom Vorsteher des Finanzamts zur gewissenhaften und un-parteiischen Amtsausübung sowie Wahrung des Steuergeheimnisses for-mell verpflichtet. Die Mitwirkung dieser Praktiker, die oft weitere Ehren-ämter ausüben, hat sich über 60 Jahre lang sehr gut bewährt. Sie fördert nicht nur die Gleichmäßigkeit der Schätzung und das Vertrauen der Land-wirte in die Ergebnisse, sondern bildet darüber hinaus bei Bedarf eine In-formationsquelle des ALS für die verschiedensten fachlichen Fragen. Dem Schätzungsausschuß des Finanzamts Lüneburg gehören z.B. fünf ehren- amtliche Schätzer (ES) an, und zwar vier aus der Elbmarsch (derzeitiger Arbeitsschwerpunkt) und einer von der Geest. Zur Organisation des Schätzungsausschusses vergleiche auch S. 104 und Anlage 5. Am 22. November 1994 fand mit den ES eine Geländeeinweisung mit Be- sichtigung der V und M einschließlich weiterer M für Grünland in der Nach-bargemarkung Echem statt (Abb. 60). Am nächsten Tag nahm der vom … ___________ 1) OFD Hannover: Arbeitsanleitung für die Bodenschätzung sowie für die vermessungs-

und katastertechnischen Arbeiten in der niedersächsischen Steuerverwaltung (Bod-SchätzVermAnl), Loseblattsamlung nur für den Dienstgebrauch

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Buchauszug: Seite 148 … Bezirksregierung Lüneburg zum Ausdruck des Acker- und Grünland- schätzungsbuches abgegeben (Anlage 16) 1) Nachdem den Eigentümern am 5. Februar 1996 auf einer "Schlußbespre- chung" in Artlenburg Einsicht in die Schätzungsunterlagen gegeben und-diese erläutert worden waren, erfolgte vom 22. Februar bis 21. März 1996 im Finanzamt Lüneburg die gemäß §9 BodSchätzG vorgeschriebene 0ffenlegung der Schätzungsergebnisse. Da von den erschienenen Eigen-tümern keiner Einspruch einlegte, erlangten die Schätzungsergebnisse am 22. April 1996 Bestandskraft. - Ergebnisse der Nachschätzung 1) Der Anteil des "absoluten Grünlandes" hat sich als Folge der umfang-

reichen Meliorationsmaßnahmen verringert. Dabei handelt es sich ins-besondere um die zum Teil schweren Fluß- und Moormarschen am Schnedegraben und westlich Marienthal mit Höhenlagen zwischen 5 und 3,5 m ü NN bei schwerer Bearbeitbarkeit. Ungeachtet der verbrei-teten Ackernutzung wurden diese Flächen vorwiegend als Grünland bzw. Wechselland ("GrA") geschätzt, da erfahrungsgemäß nach länge-rer Ackerung ein Abbau der Humus- und Torfsubstanz mit Volumen-schwund eintritt. Dies führt zu Bodensackungen, Unwirksamkeit der Dränagen und Vernässung durch Stauwasserbildung, so daß wieder zur Grünlandnutzung geschritten werden muß. Generell trat durch die Grundwasserabsenkung und bessere Belüftung des Bodens sowie Kal-kung und Grunddüngung eine erhebliche Verbesserung der Ertragsbe-dingungen ein, was die gegenüber der Erstschätzung wesentlich besse-ren Schätzungsergebnisse hinreichend erklärt (beste: T I a 2 - 71 /71, RaKa 9914 D; vergleiche hierzu Karte 14 "Kolkhagen"). Dagegen ist die Ertragsfähigkeit des Grünlandes im Außendeich infolge erhöhter Wasserspiegellage und häufigeren Überflutungen durch bela-stetes Wasser gegenüber 1936 beeinträchtigt. Hinzu kommt die häufi-ge Unebenheit, die den Einsatz der Technik erschwert (vgl. Karte 15). Durch den auch im Sommer nicht versiegenden Wassernachschub in-folge des 1959 erhöhten Elbe-Wasserspiegels (Abb. 63) sowie die gute Vorflut mit Staumöglichkeit sind die Voraussetzungen zur Grünlandnut-zung im Süden und Südwesten der Gemarkung besonders günstig. Da-her wurde dort überwiegend die Wasserstufe 2 gegeben. Der einst starke Duwock-Besatz ist deutlich zurückgegangen.

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1) Bis 1993 wurden handschriftlich getrennte Acker- und Grünlandschätzungsbü-cher gefertigt.

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Buchauszug: Seite 149 Abb. 63: Bodenarten und Bodentypen

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Anlage 10

Auszug aus Feldschätzungsbuch

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Anlage 11

Kartenauszug: Feldvergleich / Nachschätzung

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