Brahms Kanczyk Programm Druck - Kulturverein Hechingen

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K l a v i e r a b e n d zum 180. Geburtstag von Johannes Brahms Michael Kanczyk, Klavier Veranstalter: Kulturverein Hechingen / Villa Eugenia e. V. (www.kulturverein-hechingen.de), Staatliche Hochschule für Musik Trossingen Künstlerische Konzeption: Prof. Andreas Reibenspies, Christoph Schanze

Transcript of Brahms Kanczyk Programm Druck - Kulturverein Hechingen

K l a v i e r a b e n d

zum 180. Geburtstag von Johannes Brahms

Michael Kanczyk, Klavier

Veranstalter: Kulturverein Hechingen / Villa Eugenia e. V. (www.kulturverein-hechingen.de), Staatliche Hochschule für Musik Trossingen Künstlerische Konzeption: Prof. Andreas Reibenspies, Christoph Schanze

PROGRAMM Johannes Brahms: Balladen op. 10 (1833–1897) d-moll D-Dur Intermezzo h-moll H-Dur Robert Schumann: Kinderszenen op. 15 (1810–1856) Von fremden Ländern und Menschen

Kuriose Geschichte Hasche-Mann Bittendes Kind Glückes genug Wichtige Begebenheit Träumerei Am Kamin Ritter vom Steckenpferd Fast zu ernst Fürchtenmachen Kind im Einschlummern Der Dichter spricht

PAUSE Johannes Brahms: Klavierstücke op. 118

Intermezzo a-moll Intermezzo A-Dur Ballade g-moll Intermezzo f-moll Romanze F-Dur Intermezzo es-moll

Claude Debussy: Images 1 (1862–1918) Reflets dans l’eau

Hommage à Rameau Mouvement

Zu den einzelnen Werken: Johannes Brahms: Balladen op. 10 Dieser Zyklus entstand im Jahr 1854 und wurde im Februar 1856 gedruckt. Ursprünglich sollte er den Titel „Balladen und ein Intermezzo“ tragen, doch Brahms hat auch dem Intermezzo den Begriff Ballade zugeordnet, so dass der gesamte Zyklus der eigentlich literarischen Gattung der Ballade zugeordnet wird. Vor der Ballade Nr. 1 d-moll hat der Komponist die Quelle angegeben: „Nach der schottischen Ballade Edward in Herders Stimmen der Völker“. Den dramatischen Bericht vom Vatermord gestaltet Brahms mit dunklen Tönen; die triolenartigen Repetitionen im Mittelteil symbolisieren das pochende Gewissen des Sohnes. Die anderen Balladen haben keine literarischen Anregungen, dennoch zeichnet sich die Ballade Nr. 2 D-Dur durch epische Züge aus. Sie atmet nächtliche Stimmung, aber die Staccato-Repetitionen (Allegro non troppo) lösen Schrecken aus. Das Intermezzo h-moll empfand Schumann als Scherzo eines Sonatenzyklus. Clara Schumann sah hier in schnellen Figurationen die Gewissensqualen des Vatermörders und im Mittelteil einen friedvollen Engelsgesang. Die letzte Ballade Nr. 4 H-Dur löst in einer schlichten Liedweise die Spannung auf. Der Friede kehrt zurück. Vielleicht war Brahms hier in Gedanken bei seinem kranken Freund Robert Schumann und spendete sich selbst mit dieser Komposition Trost. In diesen Balladen ist die Wahl der Tonarten interessant. Die benachbarten Balladen sind im Schritt von der Moll- zu Dur-Variante derselben Stufe komponiert, wobei die dritte Ballade in der Paralleltonart der zweiten Ballade steht. Robert Schumann: Kinderszenen op. 15 Aus dreißig kleinen Stücken wählte Schumann 13 Miniaturen für diese Sammlung aus, die 1838 entstand. Über diese Stücke schrieb er an seine Frau Clara: „Du wirst Dich daran erfreuen, musst Dich aber freilich als Virtuosin vergessen“. Die Poesie der Stücke besteht in der Retrospektive eines Erwachsenen auf seine eigene Kindheit, nach Schumanns eigenen Worten: „Rückspiegelungen eines Älteren für Ältere“. Die programmatischen Überschriften hat der Komponist erst später hinzugefügt, ein Umstand, der von der gegenseitigen Durchdringung der Wort- und Ton-Welten bei Schumann zeugt. Es handelt sich bei den Stücken meistens um dreiteilige Miniaturen, in denen Schumann ein Motiv präsentiert und bearbeitet. Die Stücke Nummer 1–6 und 10–13 sind in Kreuztonarten, die Stücke dazwischen stehen in F-Dur und C-Dur. Claude Debussy: Images 1 Der Zyklus Images I (Bilder) entstand im Jahr 1905. Debussy hatte Recht, als er an seinen Verleger Durand schrieb: „Ohne falsche Eitelkeit, ich glaube, dass diese drei Stücke gut gelungen sind und dass sie einen Platz in der Klavierliteratur einnehmen werden … zur Linken Schumanns und zur Rechten Chopins“. Er hat in diesem Zyklus die Sparsamkeit der Mittel, die Liebe zum Detail und eine elegante Geschmeidigkeit vollkommen vereint. Reflets dans l’eau (Reflexe im Wasser) steht in einer Rondoform, mit der Debussy sein impressionistisches Klanggemälde nachzeichnet. Er zeigt den blitzenden Teich in verschiedenen Stadien, und das Auf- und Abgleiten der Akkorde und Passagen malt das ruhige Glänzen und Blenden der vom Lichtstrahl getroffenen Wasserfläche. Hommage à Rameau entstand unter dem Einfluss der Werke Rameaus und ist ein ergreifendes Stück im Stil einer traurigen Sarabande. Das Mouvement ist eine Bewegungs-Studie, die dem Zyklus einen kontrastierenden Abschluss gibt. Der Triolenrhythmus mischt sich hier ständig mit Quintmotiven. Im Mittelabschnitt zeichnet der Komponist eine melodische Linie, die mit gebrochen Oktaven umhüllt ist.

Johannes Brahms: Klavierstücke op. 118 Innere Einsamkeit bewog den alternden Brahms in den letzten Jahren seines Lebens, sich noch einmal dem Klavier zu widmen. Die letzten Zyklen für Klavier bilden mit seinen allerersten Kompositionen, den Klaviersonaten, eine Klammer über sein ganzes Schaffen hinweg. Die Klavierstücke Op. 118 entstanden im Sommer 1893. Ähnlich wie in den Balladen Op. 10 treffen wir hier auf dieselbe Variante der Tonartenabfolge: a-Moll/A-Dur – f-Moll/F-Dur (1./2. und 4./5. Stück). Die Klavierstücke Op. 118 haben unterschiedlichen Charakter. Das erste Intermezzo a-moll eröffnet den Zyklus mit stürmischen Oktaven und rauschenden Arpeggi. Das darauf folgende Intermezzo A-Dur zeichnet sich durch Innigkeit und gesangliche Gestaltung aus. Die Ballade g-moll verweist durch ihre kräftigen Akkorde und die Staccato-Begleitung auf die Balladen Op. 10. Das f-moll-Intermezzo hat Brahms als Kanon ausgearbeitet. Die Romanze F-Dur gleicht vom Charakter her einer Passacaglia. Auch der Basso Ostinato im als Variationenfolge komponierten Mittelteil deutet auf barocke Einflüsse. Im Intermezzo es-moll finden wir im Aufbau des Stückes (Schmerz und Dramatik am Anfang sowie kämpferischer Ausbruch im Mitteteil) Parallelen zu der „Edwardballade“ aus Opus 10. Dieses Intermezzo ist von unendlicher Traurigkeit geprägt, die durch das liturgische Hauptmotiv „Dies irae“ noch gesteigert ist. Selten finden wir in der Musikliteratur ein Werk, das den Weltschmerz in dieser Stärke zum Ausdruck bringt.

Michael Kanczyk Im Bytom (Polen) geboren, erhielt Michael Kanczyk mit sechs Jahren den ersten Klavierunterricht. Nach dem Abitur mit Auszeichnung am Staatlichen Musikgymnasium in Bytom studierte er von 1981 bis 1986 Klavier bei Eugeniusz Knapik an der Musikakademie in Katowice, wo er das künstlerische Diplom erwarb. Danach war er als Dozent im Institut für Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule in Czestochowa und am Musikgymnasium in Gliwice tätig. Seine pianistische Ausbildung vervollständigte er bei Boris Lvov an der Hochschule für Musik in Trossingen sowie bei verschiedenen Meisterkursen, u.a. bei Rudolf Buchbinder, Homero Francesch und Bernard Ringeissen. Im Jahr 1991 nahm er seine Arbeit an der Musikschule in Donaueschingen als Fachbereichsleiter für Tasteninstrumente auf. Seit 2002 versieht Michael Kanczyk zusätzlich einen Lehrauftrag für Klavier-Methodik an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit konzertiert er regelmäßig in Polen, Deutschland, Italien und der Schweiz. Sein Repertoire umfasst Werke aus allen Epochen, von Domenico Scarlatti und Johann Sebastian Bach bis hin zu Igor Strawinsky und Olivier Messiaen. Einen besonderen Namen hat er sich als Interpret der Werke seines Landsmanns Frédéric Chopin gemacht.

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Das nächste Konzert in der Reihe „Musik in der Villa“ findet am Sonntag, dem 16. Juni 2013, um 20 Uhr in der Rotunde der Villa Eugenia statt. Unter dem Titel „Czardas! Zigeunerweisen für Violine und Akkordeon“ werden die beiden Lübecker Musiker Jan Baruschke (Violine) und Martina Tegtmeyer (Akkordeon) ein feuriges Gastspiel in Hechingen geben.