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Britta Fehrmann arbeitet im Dienste der Bildsicherung. Sie begibt sich auf Spurensuche nach Regelmäßigkeiten, Mustern, Signifikanzen, Abweichungen, Widersprüchen, Absurditäten in ihr gelieferten Datensätzen, um - mit Wolfgang Ernst zu sprechen – die vorgefundenen Muster als re-entry in Form von Diagrammen und Grafiken zu verbildlichen und für das Auge überhaupt erfass- und interpretierbar zu machen. Grundlage hierfür sind die quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung. Künstlerisch fungiert die Gesellschaft als Datensatz: Mit einer scharfen und merklich soziologisch geprägten Beobachtungsgabe werden gesellschaftliche Phänomene, die sie auf ihren Radreisen genauso findet wie im Alltag, in der realen Welt wie im Netz, aufgegriffen, analysiert, kategorisiert oder einfach nur weitergedacht. So entstehen zumeist serielle (Foto-)arbeiten oder Case Studies, aber auch Installationen, Videos oder einfach Miniaturen des Alltags - bildlich gesichert. Portfolio (Auswahl)

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Britta Fehrmann arbeitet im Dienste der Bildsicherung. Sie begibt sich auf Spurensuche nach Regelmäßigkeiten, Mustern, Signifikanzen, Abweichungen, Widersprüchen, Absurditäten in ihr gelieferten Datensätzen, um - mit Wolfgang Ernst zu sprechen – die vorgefundenen Muster als re-entry in Form von Diagrammen und Grafiken zu verbildlichen und für das Auge überhaupt erfass- und interpretierbar zu machen. Grundlage hierfür sind die quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung. Künstlerisch fungiert die Gesellschaft als Datensatz: Mit einer scharfen und merklich soziologisch geprägten Beobachtungsgabe werden gesellschaftliche Phänomene, die sie auf ihren Radreisen genauso findet wie im Alltag, in der realen Welt wie im Netz, aufgegriffen, analysiert, kategorisiert oder einfach nur weitergedacht. So entstehen zumeist serielle (Foto-)arbeiten oder Case Studies, aber auch Installationen, Videos oder einfach Miniaturen des Alltags - bildlich gesichert.

Portfolio (Auswahl)

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MARIX LINE (Video, 2018, 52 min.)

Marix Line ist eine von zwei Fährgesell-schaften, welche die weitabgelegenen Inseln Okinawas mit dem „Festland“-Japan verbindet. Aufgrund der deutlich schnelleren Verbindung mit dem Flugzeug dienen die Fährverbindungen weniger dem Passagier als mehr dem Güter-transport. Während die Fähre ruhig über dem Ozean schippert bricht im Hafen wildes Treiben beim Löschen und Beladen des Schiffsbauches aus. Die Bugklappe öffnet sich und ein Theater mit dem

Vorarbeiter als Regisseur der Handlung beginnt. Wird der Fahrplan eingehalten, endet das Stück nach exakt einer Stunde genauso, wie es begonnen hat nur in umgekehrter Reihenfolge: die Bugklappe wird hochgezogen, das Chaos löst sich auf und die Geräuschkulisse wird wieder beherrscht vom gleichmäßig tuckerndem Schiffsmotor, dem Meeresrauschen und einem auf offenem Meer fast immer kräftig wehendem Wind übernommen.

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IRRTUM (Fotoserie, seit 2016 – work in progress)

Im Gegensatz zur früheren Bildauf-bewahrung wohlsortiert und beschriftet in Alben oder unsortiert in Kartons ermöglicht die digitale Speicherung eine direkte Analyse der Bildinhalte, über die z.B. automatisch Gesichter erkannt und bestimmten Personen zugeordnet werden können. Zunächst wird überprüft, ob es sich um ein Gesicht handelt und der entsprechende Bildausschnitt mit einem Rahmen versehen. Der umrahmte Bild-inhalt kann anschließend einzelnen Personen zugeordnet werden. Dabei gilt: Je mehr Vergleichsbilder vorliegen, umso höher die zu vergleichende Datenbasis und damit einhergehend umso höher die Trefferquote bei der Gesichtszuordnung. Jedoch scheitert der Algorithmus manchmal bei der Erkennung eines Gesichts. Für das menschliche Auge eindeutig nicht als Gesicht zu erkennende Bildinhalte werden eingerahmt. Dabei werden die Schwächen auf Big Data basierender automatischer Gesichts-erkennung, wie sie zur Gefahrenabwehr von vielen Seiten gefordert wird, offensichtlich.

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IRRTUM (seit 2006 – work in progress)

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DRUCKERRAUSCHEN (2018)

Eine Seite mit 1.024 gleichmäßig über der Seite verteilten Pluszeichen wird 100 mal hintereinander auf ein und demselben Blatt Papier ausgedruckt.

Mit jeder Schleife zieht der Einzug des Druckers das Blatt weniger präzise ein, so als würde ihm entgegen der verbreiteten Annahme, Maschinen seien monotonieliebend, doch fad werden bei der Tätigkeit. Die Varianz ist beachtlich, an den Rändern noch mehr als in der Mitte.

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BLAUE LEUCHTSTOFFRÖHRE SUCHT FISCH (Fotocollage, seit 2015)

Fotos, aufgenommen am Morgen nach Weiberfastnacht in der Kölner Südstadt –einem Zentrum des Straßenkarnevals –

kombiniert mit Wiedersehensanzeigen aus dem Lokalmagazin Stadtrevue … BLAUE LEUCHTSTOFFRÖHRE SUCHT FISCH.

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BLAUE LEUCHTSTOFFRÖHRE SUCHT FISCH (2015 – work in progress)

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BLAUE LEUCHTSTOFFRÖHRE SUCHT FISCH (2015 – work in progress)

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HELDEN DER ARBEIT (Fotoserie, seit 2012 – work in progress)

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Sa Huỳnh (Vietnam), 2013

Hanoi (Vietnam), 2012

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HELDEN DER ARBEIT (Fotoserie, seit 2012 – work in progress)

12 Haiphong (Vietnam), 2012

Cát Hải (Vietnam), 2012

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BUSHALTESTELLEN (Fotoserie, seit 2011 – work in progress)

Region Negotin, Serbien, 2011

sowohl hinsichtlich der Architektur, aber auch in Bezug auf die Ausstattung mit Sitzmöbeln, höchst individualisierte Formen an. Mehrheitlich legt der Mensch Hand bei der Gestaltung an - ob liebevoll mit Stühlen bestückend, vandalierendoder informierend. Darüber hinaus hinterlässt aber auch jedes politische System seine eigene Handschrift am Unterstand des Wartens auf den Bus.

Bushaltestellen sind für Menschen ohne individuellem Fahruntersatz häufig die einzige Verbindung in die Stadt. Je weiter man sich von der Stadt entfernt, umso seltener werden sie in der Regel angefahren. Doch nicht nur hinsichtlich der Frequentierung durch Busse gibt es ein Gefälle zwischen Stadt und Land. Im Gegensatz zur Stadt, in der sie meist einheitlich und professionell gestaltet sind, nehmen sie in ländlichen Regionen

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BUSHALTESTELLEN (Fotoserie, seit 2011 – work in progress)

Region Negotin, Serbien, 2011

Region Turnu Măgurele (Rumänien), 2011

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15 Region Granma, Kuba, 2012

Teijka, Serbien, 2011

Kuba 2012

BUSHALTESTELLEN (Fotoserie, 2010 – work in progress)

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MARKIERUNGEN I-V (Case Studies, seit 2007 – work in progress)

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Markierungen im öffentlichen Raum sind Gegenstand dieser Fallstudie. Förster, Waldarbeiter, Straßenbaumeister, Ordnungs-oder Straßenverkehrsamt und nicht zu vergessen Geschäfts- oder Privatpersonen, sie alle hinterlassen ihre Spuren im Dienste der Gefahrenabwehr. Die Einsatzgebiete sind dabei genauso vielfältig wie die Materialien, die zur Verwendung kommen. In Japan z.B. scheint man mit den Sicherheitsmarkierungen die Unannehmlichkeiten einer Baustelle mit Humor

Markierungen I, Berlin, 2010

Markierungen I, Bergisch Gladbach, 2015

Markierungen V, Kagoshima (Japan), 2017

kompensieren zu wollen. In anderen Fällen wiederum werden sogenannte Leitkegel einer anderen Nutzung überführt.

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Markierungen II, Köln, 2015 Markierungen II, Erftstadt, 2012

MARKIERUNGEN I-V (Case Studies, seit 2007 – work in progress)

Markierungen II, Kornelimünster, 2017

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Markierungen II, Kasten (Österreich), 2011

MARKIERUNGEN I-V (Case Studies, seit 2007 – work in progress)

Markierungen III, KragerØ (Norwegen), 2016

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Markierungen V, Okinawa (Japan), 2017 Markierungen VI, Tokio (Japan), 2017

MARKIERUNGEN I-V (Case Studies, seit 2007 – work in progress)

19 Markierungen IV, Cardénas (Kuba), 2012

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INPUT/OUTPUT (Installation, 2007)

Die Anzahl der Datenbanken und Statistiken, anhand derer versucht wird, unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten aufzunehmen und zu interpretieren wächst ebenso wie die Anzahl der Überwachungs- und Kontrollmechanismen, die Ausschnitte aus unserem Leben aufzeichnen und festhalten. Dabei sind wir im Alltag nicht nur Opfer, das im benthamischen Turm beobachtet wird, sondern gleichzeitig auch Akteure: wie wir beobachtet werden, agieren wir ebenso als Beobachter der anderen. Kameras, Bildschirme und Werbeflächen verbinden sich zu einem umfassenden Kontrollarrangement, wobei die Medien und Werbung die Bilder bereitstellen, denen gemäß sich verhalten werden soll. Zugleich stellen die über uns gesammelten Daten wiederum die Grundlage für Werbung und Medien dar. Input und Output stehen in permanenter Wechselwirkung. Dieses Feedback wird in dem Versuchsaufbau Input/Output simuliert.

Die Installation kreiert einen in sich geschlossenen Kreislauf, der mit jedem Durchlauf ein metaphorisches Abbild des Systems selbst ausgibt.

Dieser Kreislauf besteht aus einer Kamera, einer Stickmaschine und einem Monitor, der im Installationsaufbau die Aktionen der dahinter stehenden Rechenmaschine visualisiert. Ansonsten flüchtige Datenströme manifestieren sich, sie werden in den „gestickten Erzählungen” der Stickmaschine sichtbar gemacht.

Die Arbeit findet einen künstlerischen Ausdruck für gängige Methoden der sozialen Überwachung; sie bietet aber auch die Möglichkeit der Subversion dieses Systems an: Der Besucher hat die Möglichkeit, aktiv in den Kreislauf einzugreifen, indem er sich zwischen Maschine und Kamera stellt. Die Kamera verliert dann das zu observierende Objekt – und weniger, gleichzeitig irrelevante Informationen werden in die Datenbank eingespeist.

Die Arbeit schafft eine Balance zwischen ihrem scharfsinnigen Kommentar gängiger Überwachungspraxis und der nicht versiegenden Produktion seriell hergestellter und doch höchst individuell ausfallender, poetischer Artefakte.

Aufbau: Pact Zollverein, Essen 2007

Credits:Produktion: Kunsthochschule für Medien, 2007Programmierung: Micha ThiesMit freundlicher Unterstützung von brother

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Ausstellungen:

Stuttgarter Filmwinter 2009, EMAF 2008, Lab 30 2007, Altitüde 2007, Pact Zollverein 2007, Kultursonntag Köln 2007

Grants:

1. Preis „Medien im Raum“ Stuttgarter Filmwinter 2009, Nominierung für digital awards 2008

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INPUT/OUTPUT (Installation, 2007)

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SPÜLBERG (2 Lamdaprints, á 180x125 cm aufgezogen auf Dibond, 2006)

Ausstellungen: Kunstklub Berlin2008, Art Cologne 2006, Altitüde2006

Die Fotoarbeit beruht auf derPolysemie des Begriffs SPÜLBERG. Zumeinen ist damit der alltägliche Abwaschgemeint. Den Begriff wörtlichgenommen ergibt sich ein neues Bild:ein Berg-Massiv aus Geschirr.

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SPÜLBERG (2 Lamdaprints, á 180x125 cm aufgezogen auf Dibond, 2006)

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QR TYP 100 (Fotoarbeit und Videoinstallation, 2006)

Fotoarbeit und Videoinstallation

8 Lamdaprints, á 110 x 90 cm aufgezogenauf Dibond

1-Kanal-Videoinstallation, 2:07 min alsLoop

Hintergrund

Zu Beginn der 60er Jahre entwickelte die Quelle Fertighaus GmbH ein Fertighaus, das der Mittel- und Unterschicht den Erwerb eines Eigenheimes erleichtern sollte. Deutschlandweit wurden 144 Häuser der ersten Modellreihe Typ 100 (100 qm) verkauft. Ausgehend von dieser Verkaufszahl setze ich mich mit der Monotonie der Fertigbauweise auseinander.

Videoinstallation

In der Videoinstallation wird die Vorstellung vom „Eigen“heim in einer idyllischen Landschaft ad absurdum geführt, indem alle verkauften Häuser symbolisch übereinandergestapelt werden.

Credits: Sound by Thilges, Offene Gesellschaft (Staubgold 2004)

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Fotoarbeit

Die Fotos geben einen Einblick in ein Haus der ersten Modellreihe. Ein Gang durch das Haus wurde auf Video aufgenommen. Durch die Aneinanderreihung der Einzelbilder aus den Videoaufnahmen im Musterhaus ergibt sich ein 3D-Effekt, der aufgrund der zeitlichen Bewegung im Video leicht verzerrt wirken.

Ausstellung: Altitüde 2006, Kunstraum 22 2007, Kurzfilmtage Oberhausen 2007, Art Cologne, 2007

QF Typ 100 - Wohnraum QF Typ 100 - Besenkammer

QF Typ 100 - Badezimmer

Grundriss des Musterhauses mit eingezeichneter Wegrichtung der Videoaufzeichnung im Haus

QF Typ 100 - Küche

QR TYP 100 (Fotoarbeit und Videoinstallation, 2006)

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IDYLLE IM AUTO (24 Lamdaprints auf Holz, 2004)

Die innere Gestaltung von Automobilen istGegenstand der Serie. Hier werdenKuschel- und Plüschtiere, Monster undTeddybären, Fanschals und- mützen, Duft-Bäume und Maskottchen im mobilen Raum

platziert. Das massenhaft produzierte Autoerhält so die individuelle Note seinesFahrers.

Ausstellung: Altitüde, 2005

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LEIBESÜBUNGEN (Videocollage mit Sybille Mall, 2004)

Grundlage für die Videocollage liefert ein Sportbuch aus den 70er Jahren. Darsteller spielen die gezeichneten Instruktionen mit sportlichem Eifer nach. Die Ursprungszeichnungen finden ihre Entsprechung in ausgewählten Video-Stills.

Federn und Hüpfen zu dreien: Der mittlere hält die beiden äußeren an den Händen; diese federn in verschiedenen Höhen um den mittleren herum, der sich mitdreht.

Offene Aufstellung: Massenaufstellung, zu erreichen durch Nebenreihen zu vieren (Gartentürchen) mit Händefassen. Laufen: Achterlaufen zu Paaren.

Partnerübungen: Die Partner stehen ca. 1m hintereinander. A übergibt über Kopf zu B, B kehrt sich um und gibt den Ball durch die gegrätschten Beine wieder zu A.

Kreisspiele: Kleine Kreise haken sich ein, der Ball liegt in der Mitte auf dem Boden. Durch gegenseitiges Ziehen wird versucht, den Mitspieler mit dem Ball in Berührung zu bringen. Wer den Ball berührt, scheidet aus. Wer bleibt übrig?

Schultern: Beide Arme in Seitenhalte. rechten Arm / linken Arm / beide Arme eindrehen (Handflächen schauen nach vorne / hinten und zurück) und ausdrehen.

Arme in Seitenhalten: einen Arm nach außen ziehen (Oberkörper mitnehmen) und Seitverschiebung; dasselbe mit verschränkten Armen in Schulterhöhe.

Langbank / Zur Haltungs-schulung: In Bauchlage quer Schwimmbewegungen.

Credits

Musik: Reuber

Darsteller: Serap Firat, Katrin Etringer, Lars Friedrich, Dirk Kuttenkeuler

Ausstellung: Fotoraum „Wir haben Gäste“, 2004

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IN FRONT OF GERMAN HOUSES (Fotobuch, 2003)

Marc Augé beschreibt in seinem Buch„Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungenzu einer Ethnologie der Einsamkeit“ dieEntwicklung von Ort und Raum imZeitalter der „Übermoderne“. Diesezeichne sich aus durch ein Übermaß desRaumes und der Zeit. Er entwickelt dreiFiguren des Übermaßes bezogen aufRaum, Zeit und Subjekt: Eine Überfülle,ein Übermaß erstens an gleichzeitigwahrnehmbaren Ereignissen, zweitens an„Raum“, das heißt an Zeichensystemenund symbolischen Formen und drittens anSubjektzentriertheit, die darin zumAusdruck kommt, dass die Individuenzunehmend alles aus sich heraus und fürsich interpretieren. Ein Resultat ist nachAugé die Entstehung von „Nicht-Orten“.Damit meint er Orte, die nicht durch dieGeschichte oder eine bestimmte sozialeGruppe geprägt wurden wie dies beiEinkaufszentren, Flughäfen oderBahnhöfen der Fall ist. Sie stellen keineIdentitätsräume dar, da sie globaleUniformität aufweisen und somit keinesoziale Identitäten hervorbringen können.Sie sind weder durch die Subjekte sozialspezifisch geprägt worden noch besitzensie einen sozialspezifischenWiedererkennungswert.

Einen ruhenden Pol zu diesen Nicht-Orten stellen Gartenbänke dar. Aufgestelltwerden sie vor dem Haus, hinter demHaus, auf der Veranda, Terrasse oderdem Balkon. Mein Interesse richtet sichauf die Gartenbänke vor dem Haus.

Dort werden sie abgestellt, um zuzeigen: hier wohne ich, hier habe ichmich niedergelassen. Die nächsteUmgebung der Gartenbank bildet dasHeim als dem wichtigstenIdentitätsraum. Dienen Gartenbänke inder Regel dazu, Sitz-Fläche zu bieten,werden sie in der Realität zumindestvor dem Haus in den seltensten Fällendazu benutzt: einige Gartenbänkelassen den Eindruck entstehen, dass siedem Gewicht eines Körpers nicht mehrstandhielten, bei anderen ist einNiederlassen nicht möglich, da dieSitzfläche von liebevoll gestaltetenDekorationen besetzt gehalten wird, aufwieder anderen sitzen Porzellanfiguren,weitere hat man einmal aufgestellt, umsie im Laufe der Zeit von Sträuchernund sonstigem Gestrüpp zuwachsen zulassen. Die aktiv genutztenGartenbänke stellen eine Minderheitdar. Deshalb bezeichne ich sie inAnlehnung an Augés Nicht-Orte als„Un-Orte“. Die Gartenbänke nehmenOrte ein, die ganz klar der sozialenIdentitätsfindung dienen, was geradeauch durch die liebevolle Gestaltungzum Ausdruck kommt. Imherkömmlichen Sinne einer Gartenbankdienen sie jedoch nicht dazu einen Sitz-Platz zu schaffen oder Ort derEntspannung zu werden, sondern einen„Un-Ort“ darstellen, der in den meistenFällen gar nicht mehr, in einigen Fällennur noch zu Dekorationszweckenaufgesucht wird.

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FAST FOOT (12 Framebooks, á zw. 145 und 417 Seiten, 2003)

Kunden einer Imbissbude werden beimHerantreten an das Verkaufsfenster voneiner fest installierten Kamerabeobachtet. Der Kameraausschnitt zeigtausschließlich die Füße der Kunden: wiesie sich zielstrebig auf das Fenster zubewegen, um ihre Bestellungenaufzugeben und das im Gegensatz dazulange warten auf das ersehnte Essen –manche Füße ungeduldig auf und abschreitend, andere von einen auf denanderen Fuß wechselnd, wieder andereeinen Tanz aufführend. Jedes Fußpaar hatseine Eigenarten und doch haben alleeines gemeinsam: das Warten auf dasschnelle Essen an einer Imbissbude.

Aus dem Video entstanden 12Framebooks, die jeweils den genauenBewegungsablauf der Füße und mit derSeitenzahl die Dauer des Wartensdokumentieren.

Ausstellung: Agrarhistorisches Museum Berlin-Dahlem, 2003

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MANN, FRAU, HUND (Found Footage – 14 Lamdaprints auf Holz á 10x15 cm, 2003)

Beim Stöbern nach Dias, Fotos, Postkarten und Videos auf Flohmärkten, in Gebrauchtläden und Flohmarkthallen ergab sich der Fund einer privaten Diasammlung, die nicht deutlicher die klassische Urlaubsfotografie der 70er und 80er Jahre reflektieren kann. Ein Paar mit Hund fotografierte sich immer wieder gegenseitig an unterschiedlichen Orten über einen Zeitraum von 16 Jahren (1972-1988). Die Bilder der drei lassen den Betrachter zum Beobachter ihrer Freizeit werden, doch wird deren Beobachtung durch die klar beabsichtigte Positionierung nicht zu einem unangenehm voyoristischen Erlebnis.

Ausstellung: Fotoraum, 2003

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ZWEI (Fotoserie, seit 2002 – work in progress)

Venedig (Italien), 2004

Gdánsk (Polen), 2002

Nowy Port (Polen), 2002

Koszallin (Polen), 2002

Die Arbeit geht der Zweisamkeit desMenschen und dem Verhalten der„Assimilation“ in Freizeit, Sport undBeruf nach.

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VJ-PROGRAMM FÜR STAUBGOLD (zusammen mit Bernd Schyma, 2000-2004)

Visuelles Live-Programm, zusammengestellt aus Found Footage-Material (Super8-Filme, Dias) für Ekkehard Ehlers, Joseph Suchy, Mapstation, Institut für Feinmotorik, Klangwart, Reuber, Sun, u.a.

Auftritte in Basel, Bern, Berlin, Breslau, Hasselt, Essen, Feldkirch, Dortmund, Dresden, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, Leipzig, München, Nijmegen, Paris, Rotterdam, Schorndorf, Sigmaringen, Wuppertal, Wien

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