BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL · a.d. O. (1675) bis zur Emanzipationszeit (1812) in...

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BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL 13. JAHRGANG NR. rooa FRANKFURTER AUSGABE 16. DEZEMBER 1957 ARCHIV FÜR GESCHICHTE DES BUCHWESENS (VII) IBör.enblatt für den Deutschen Buchhandel- Frankfurter Ausgabe - Nr. l00a, 16. Dezember 1957

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BÖRSENBLATT FÜR DEN DEUTSCHEN BUCHHANDEL13. JAHRGANG NR. r o o a FRANKFURTER AUSGABE 16. DEZEMBER 1957

ARCHIV FÜR GESCHICHTE DES BUCHWESENS (VII)

IBör.enblatt für den Deutschen Buchhandel- Frankfurter Ausgabe - Nr. l00a, 16. Dezember 1957

BRILLlNC: JÜDISCHB BUCHDRUCKERFAMILIEN

BERNHARD BRILLING

Jüdische Buchdruckerfamilien in Frankfurt a. d. Oder

ZudenwenigenBerufen,derenfreieAusübungdenJudenauchvor der Emanzipation gestattet war, gehörte der Beruf des Buch-druckers1, der kurze Zeit nach der Erfindung des Buchdruckesauch vonjuden ausgeübt wurde. Bereits ungefähr dreißigjahrenach der Erfindung des Buchdrucks - im Jahre 1475 - erschienendie ersten hebräischen Drucke'', Im Laufe der Zeit bildete sicheine jüdische Buchdrucker-Tradition, und es gab bald Familien,in denen der Buchdruck eine überlieferte und erbliche Kunstwar3, die von den Druckernwegen ihrer Wichtigkeit als »hei-lige Arbeite (Melecheth hakodesch) bezeichnet wurde. Zu denältesten jüdischen Druckerfamilien gehört die aus Deutschland(Fürth) stammende Familie Soncinos, die ihren Namen nachdem Druckort Soncino in der Lombardei erhielt, wo Josua Sa-lomo ben Israel Nathan und sein Bruder Mose im jahre 1483ihre Arbeit mit der Herausgabe des ersten Talmudtraktates.Brachothc (-Segenssprüche) begannen. Die Familie Soncinospielt in der Frühzeit der hebräischen Typographie der LänderItalien und Türkei eine Wichtige Rolle, ebenso wie die FamilieGerschuni (Gersoniden)5 in Prag und die Familie Heliczf in Po-len im 16. Jahrhundert, als sich der hebräische Buchdruck inEuropa verbreitete. Diese und einige weitere Familien sind inder Literatur bereits behandelt worden. Dagegen hat die Lite-

1S. denArtikel.Druckwesentin derEnc.Jud. Bd. VI. Sp, 39ff.• Über die hebr, Inkunabeln s. A. Marxin: Soncino-Blätter I. (Berlin

1925-1926) S. 159ff. und Ch. B. Friedberg, History of Hebrew Typo-graphy in Italy, Spain-Portugal and the Turkey (hebr. Buch mit eng-lischem Titel) Tel-Aviv, 1956 S. 9ff.• M: Steinschneide~ hat in seinem Catalogus librorum hebraeorum in

Bibliotheca Bodleiana als erster auf Grund des ihm zur VedUgungstehenden Buchmaterials versucht, Stammtafeln jüdischer Drucker-familien zusammenzustellen, die allerdings sehr ergänzungsbedUdtigsind. Er fuhrt folgende Familien auf: Porto (Nr. 7734), Chalfan (7623),Bak (7835), Baschwitz (7858), Isac ben Aron aus Prostitz (8161), Jaffe(8276), Isac ben Jesaja aus Woidislaw (8568), Katz-Gersoni (8664),Hurwitz (8817), Mose ben Abraham Abinu (8832), Maarsen (8890),Medina (8910), Soncino (9283),Jachja (9290) und Letteris (9294).

• Über die Druckerfamilie Soncino s, A. Freimann in: Soncino-Blätter I (Berlin 1925) S·9fT.; sowie das (hebr.) Buch von A. M. Haber-mann : Die Drucker aus der Familie Soncino, Wien, 1933., Über die Druckerfamilie Gerson Kohen (Gerschunl-Katz) s. S. H.

Lieben in: Die Juden in Prag (prag, 1927) S. 91ff.• Über die Familie Helicz s. M. Balaban in Soncino-Blätter Bd, III

(1929) S. J ff.

VERZEICHNIS DER IN DEN ANMERKUNGEN GEBRACHTEN AB1CÜRZUNGBN

CB - Moritz Steinschneider: Catalogus librorum Hebraeorumin Bibliotheca Bodleiana. Berlin, 1852-1860.

Enc. Jud. = Encyclopaedia Judaica (in deutscher Sprache), Eschkol-Verlag, Berlin, 1928ff.

Friedberg = B. Friedberg: Geschichte der hebräischen Typographie dermitteleuropäischen Städte: Altona,_ Augsburg, '" (he-bräisches Buch mit deutsehern Titel), Antwerpen, 1935.

MGWJ = Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Juden-turns.

SBBZGJD

= Studies in Bibliography and Bocklore. Cincinnati, 1953ff.= Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland

(erste Folge) Berlin, 1887-1892.

ratur und Forschung der hebräischen Druckgeschichte bisherdie Familien nicht beachtet, die an der Entwicklung des hebrä-ischen Buchdrucks in Frankfurt a.d.O. vom 17. bis zum19. Jahrhundert beteiligt waren?

Bei meinen Forschungen zur Geschichte der hebräischenBuchdruckerei in Frankfurt a. d. O. konnte ich feststellen, daßsich auch dort jüdische Druckerfamilien herausgebildet hatten,die fast vom Beginn des hebräischen Buchdrucksin Frankfurta.d. O. (1675) bis zur Emanzipationszeit (1812) in der dortigenhebräischen Druckerei. beschäftigt gewesen waren. Zur Bildungseßhafter jüdischer Buchdruckerfamilien in Frankfurt a. d. O.trugen zwei Tatsachen bei. Einmalwar es die günstige recht-liche Lage der jüdischen Buchdrucker, die durch ihre Inskrip-tion bei der Frankfurter Universität zu Universitätsbürgernwurden, die wie ihre 'christlichen Kollegen unter dem 'Schutzder Universität standen. Dadurch erwarben sie gewisse, fürJuden in Preußen damals überaus wichtige Rechte, wie das derNiederlassung und Begründung von Familien, die den städti-schen Behörden nicht unterstanden. Ferner war Frankfurt einegrößere Stadt, deren Messen viele Besucher angezogen und inder sich eine bedeutende jüdische Gemeinde mit bekannten

7 Die erste Arbeit über jüdische Buchdrucker in Frankfurt a. d. O.habe ich in der hebr. bibliographischen Zeitschrift: .Kirjath SephereBibliographical Quarterly of the Jewish National and University LibraryQerusalem), vol.XXXI (1955156) S. 136-145, und S.252-254 unter demTitel: Druckerfamilien in Frankfurt a. d. O. veröffentlicht. Hier bringeich eine erweiterte und ergänzte Bearbeitung diesesThemas.

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Börsenblatt für den Deutschen Bumhandel- Frankfurter Ausgabe - Nr. l00a, 16. De~ember 1957

BRILLING: JÜDISCHE BUCHDRUCKERFAMILIEN

Rabbinern an der Spitze gebildet hatte. Außerdem gab es dorteine bekannte Universitär, an der seit Ende des 17. Jahrhundertsauch jüdische Hörer inskribiert waren. Frankfurt unter~heidetsich dadurch vorteilhaft von den kleinen Druckorten wie Dy-hemfurth oder Sulzbach, die die Drucker ihrer Abgelegenheitund-Kleinheit wegen gewölm1ich bald zu verlassen pflegten.

I. DIE FAMILIE HORWITZ

Die älteste jüdische Buchdruckerfamilie in Frankfurt a.<1.0.war die Buchdruckerfamilie Horwitz. Sie war ein Zweigderalten angesehenen Prager Familie gleichen Namens, die diesenNamen, den sie ihrer Herkunft aus dem kleinen böhmischenStädtchen Horowitz bei Beraun verdankt, bereits seit dem16. Jahrhunderts führt8• Zu den ersten Juden, die sich an demhebräischen Buchdruck in Prag zu Beginn des 16. Jahrhundertsbeteiligten, gehörte Jesaja ben Ascher Horwitz, der unter denGeldgebern des Druckes des Buches Genesis (begonnm am4.Juni 1514) genannt wird'', Im I7.Jahrhundert werden einigeMitglieder der Familie Herwitz als Drucker und Korrektorenerwähnt. 1688-1692 war Abraham Sohn des Jehuda Loeb Hor-witz - Dworeles aus Prag als Korrektor der hebräischen Buch-druckerei in Sulzbach in Bayern beschäftigtlo, und 1699 ff. fin-den wir in Hamburg den Setzer Isak Sohn des Mose ChaimHorwitz halewill•

Der Begründer der Frankfurter Druckerfamilie Horwitzwar der Prager Jude Meschullam saIman Sohn des Josef halewiHorwitz aus Nachod in BÖhmen12• Er dürfte ca. 1620 in Na-chod (l) geboren sein und wird erstmalig 1647 als Drucker inPrag erwähnt13• Er arbeitete damals in der Druckerei der be-reits oben erwähnten .alten Prager DruckerfamilieGerschuni,die seit 1514 als erste jüdische Druckerfamilie den Buchdruckin Prag betrieb. Nach der Schließung der hebräischen DruckereiimJahre 1669 verließ er Prag und versuchte; sich eine neue Ar-beitsstelle in den damals gerade in Bayern neu eröHneten hebrä-. ischenBuchdruckereienzuverschaffen. So ging er nach Sulz-bach, wo imJahre 1669 von den aus Prag vertriebenen Druckernaus den Familien Gerschuni und Back eine neue hebräischeDruckerei eröHnet worden war14• Allerdings hielt es .Sa!manPressenziehere, wie er genannt wurde, dort nicht lange ausund verließ mit dem Besitzer des Druckerei-Privilegs (Isak benJuda Jidels aus der Familie Gcrschuni) Sulzbach, um nach Wil-

• Ober die alte Prager Familie Horwitz s,jetzt Hana Volavkova: ThePinkas Synagogue (prag, 1955) S. Htr.; ferner H. Horowitz in: Zeit-schrift fUrdieGeschichtederJuden in der CSR n (Briinn-Prag. 193 I13.2),So 89tf.; sowie B. Friedberg: Geschichte der Familie Horowitz (hebr.Buch mit deutschem Titel) .2.A. (Antwerpen 19.28). In diesen Arbeitenwird die Frankfurter Druckerfamilie nicht erwähnt.• Lieben S.. 91 und Frledberg S. 3 bring~n den richtigen Namen:

Jesaja ben Ascher. während er bei Horowitz I. c. S. 90 und H.Volav-kava irrtümlich: JesajabetiMosesgenannt wird.

10 M.Weinberg:Die hebr. Druckerei in Sulzbach (Frankfurt a. M.1904).171•11M. Grunwald: Hamburgs deutschejuden (Hamburg 1904) S. 337.

Friedberg S. S.2~11Nach SteinschneiderCB. Nr. 8816.11Friedberg S. 16.UWeinberg i.c. S. log; S. 174Nr. ,So.

hermsdorf, .in der Nähe von Fürth, überzusiedeln, desseIi' Be-sitzer, Fürst Julius von Hohen1ohe, gleichfalls ein Druchrcl_Privileg erteilte. Hier arbeitete Meschullam Salman vön. 1:670bis 1674, und auch seine beiden Söhne Samuel und Abralwn,die das Druckerhandwerk erlernten, waren dort tätiglll•

ImJahre 1676 kam Meschullam Salman Horwitz nach Frank-furt a. d. 0., wo kurz zuvor Prof. Johann DecktDann di~kUr-fürstliche Genehmigung zur' Beschäftigung jüdiscliei -BuCh ...drucker in seiner privilegierten Universitätsbuchdruckera 'er-halten hatte. Als Fachmann zur Einrichtung der hebräiscltenAbteilung hatte Prof. Beckmann aus Pragden briiCkertindSetzer Aron ben Israel Katz aus der Drucker£amilie dei Ger:'sehuni berufen, dem er die Aufsicht über die hebräische Abtei-lung der Druckerei übergab. Dieser goß die diversen hebiäisch:enLettern und brachte, nachdem er die Druckerei eingericlnethatte, die ersten Druckarbeiter aus Prag nach Frankfurt, u'n.ter:denen sich auchder Setzer Mcschullam Salman Horwitz n~seinem Sohn Isac befandl'. Hier verblieb nun Meschullamsalman Horwitz endgültig und begründete den FraliktUnerZweig der Druckerfamilie Horwitz, die dort vier ~Uati~n~in diesem Beruf tätig sein sollte.

Mcschullam Salman Horwitzblieb wohl bis zu seinemT~der zwischen 1680 und 1690 erfolgt sein dürfte, in Frarildurtals Setzer. Seine Witwe allerdings (Feigele, Tochter des ~e1Trebitsch) kehrte nach Prag zurück,. wosie 1691 verstathn~Von seinen Söhnen sind uns drei bekannt, die sich glej~als Drucker betätigten: Abraham. lsac und Samuel Feischel.,

Abraham arbeitete als Drucker und Pressenzieher indenJah.ren 16']9-1682 in der Druckerei von Wilhermsdorf. Weitel:esist über Um nicht bekannt18•

Isac, der Setzer war, arbeitete seit 1676 zusammen mitseinemVater und seinem Bruder Samuel Feischel in Frankfurt a:. :d.O.1688 kehrte er nach Prag zurück (wahrscheinlich mi'(~ef'Mutter, die dort 1691 starb) und arbeitete dort bis 1694als S~in der Druckerei der Enkel des Mose ~tz und .169$ üt'derDruckerei der Familie Back in Prag. Bei dem Beginn des.eis~Frankfurter Talmuddruckes (1697/99) kehrte er nach ~zurück, um sich an diesem Talmuddruck zu beteiligen1tiS~tet..hin finden wir ilm wieder.in Prag, wo 1736 seiite Frau ~('J:ochter des Selig Ramschak) verstarb20•

Der dritte Sohn des Meschullam SaIman, namens S:unUetFd,:sehel (gewöhnlich tFeischel Setzerc genanni:) blieb in'Fr~und setzte,den Frankfurter Zweig der Familie Horwitz~'~idürfte ca. 1650, wahrscheinlich in Prag, geboren sein und~b

. D A. Freimann: Annalen der hebr. Druckerei inW1lhenJlSacm"Ui:Berliner FestschriftfUr A. (Frankfurt a.M. 1903) S. 100-101.

11FrledbCrg S. 34-35; SteinschneiderCB Nr. 8816.17 S. Hock und D. Kaufmann: Die Familien PraSs (PrC8b~

hebr. Buch mit deuuchem Titel) S. 9.2. Dort ist angegebelMdaQ ....Frau des Satnun Horwitz Setzer s. A. am 11. Siwan S4SI/J69fili~gestorben ist. .

. 11Freimann L Co S. !Ol; vielleicht ist er mit A. H. i~dqJ.~1730 als Verleger in Amsterdam erwähnt wird.'l',Steinschneider CB Nr.8193; Friedberg 17. 3,S, 37.le Hock-Kaufmann 1.c. S. 93 und 3S8.

Bönenblatt für daa Dcuucbcn Bllchhand.l- FrankfllrterAII,gabe- Nr.1OO•• }~,.~

BRILLING: JÜDISCHE BUCHDRUCKERFAMILIEN

in Frankfurt a. d. O. am 24. August 1717. nachdem er nach demZeu~ seines Sohnes Moses dort 40 Jahre als Drucker tätigeWesen war. Diese Angabe dürfte richtig sein. Denn nach-

g. hr . . Vdem er in den Ja en 1670-1674 zusammen nut seinem aterin Wilhermsdorf gearbeitet hatte. wird er seit 1677 als Druckerin Frankfurt aufgeführt. Seine Frau Frumec überlebte ihn und,starb am 14. November 1734 in Frankfurt21• Von seinen Kindernsind uns zwei bekannt. die in Frankfurt blieben bzw. dort alsDrucker arbeiteten: Meschullam Salman und Noach Mose Me-sche1. Meschullam Salman ben S~mucl Feischel Hörwitz halewi(dies ist sein Name in hebräischen Urkunden) wird in den deut-schen Akten ,saIman Feischele genannt. Er dürfte Ende des17. Jahrhunderts. bald nach dem Tode seines Großvaters, dessenNanten er erhielt. in Frankfurt geboren sein. Nachdem er wohl. Frankfurt bei seinem Vater das Druckereigewerbe erlernti:tte, wUrde er am 12. Oktober 1702, zusammen mit ZadokAbraham aus Meseritz, bei der Universität als Drucker inskri-biert. Er wird in den von ihm gedruck~ Büchern als Druckervon 17°3-1740 erwähnt und beteiligte sich an der zweiten( 15-1724) und dritten (1734-1739) Talmudausgabe der Frank-f~ Druckerei. Seit ea, 1740 war er infolge einer Lähmung

der Ausübtmg seines Berufes verhindert. so daß ihn sein Sohnan uß 22J-lirsch vertreten m te •

zwischm 171? Und 1715 hatte er sich mit der Tochter desJ deniichters Koppel in Lissa verheiratet. 1724 hatte er bereits~ben Kinder, von denen einer - bereits imvierten Geschlecht -:;: Druckereihandwerk in Frankfurt betrieb, Von ihm heißt es. der List~ aus dem Jahre 1752: »Dieser istlaut seiner Concession~on den' 12.Oktober 1702 als Setzer angenommen, kann aberi,c. seinem Alter von etlichen siebzig Jahren und da er ganz

1_..ct darin auch jetzt nicht mehr arbeiten. Hat nur einenconl.A- , ' .noCh unverheirateten. S~~ von 2.4Jahr~ nam~ Husch.Salo-

Von seinen drei Töchtern sind zwei auswarts verheiratet.:.onintte von'I2 Jahren ist bei den Eltern, welche weder Dome-,~e uen' noch sonst jemand bei sich haben, noch ein Haus be-stlqsitzenP.per hier erwähnte Sohn Hirsch Salomon (Zwi Hirsch ben

Meschullam Salman Herwitz halewi) gab imJahre 1753 folgen-des über sich selbst an: .Er sei Setzer und noch ledig, habe

~ 1. c. S. 101; Steinschneider CB 9179. ~riedberg S. 35.8 Freudenthal in MGWJ .p (1898) S. 284- DIe Todesangaben

Po 7~ und seine Frau, die aus dem Sterbeverzeichnis der FrankfurterUber emde stammen, verdanke ich meinem Freunde und KollegenJ~J Jacobson, dem letzten Direktor des Gesamtarchivs der deutschenDr. • . E land.. denin:BerIin,jetztID ngJa llri1ling in: SBB vol I (1953/54) S. 149. Als Quellenmaterial fUrdie,

•• aufgeführten Frankfurter Dr_uckerbenutze ich die in ~einer ,Arbeit:bid~che Beimge zur Geschichte der hebr. DruckereJ. IDFr. a. d. O.?der SBB I Ünd n abgedruckten Listen der jüdischen Buchdrucker in~ von' 1714-1805. Einige Listen jüdischer Buchdrucker aus denabretl'J7S2 und 1753, diemir erst nachmglich bekannt geworden sind,J den sich im deutschen Zentnlarcbiv Abtlg. Merseburg (Rep. SIbdio67 des ehemaligen Geheimen Preußischen Staatsarchivs.) Ich ver-Nr. den Hinweis darauf dem Direktor diesesArchivs, Dr. Nissen. Ich":::: diese Listen, die wichtiges Material enthalten, an geeigneter Stelleh 61fcndichen zu können.va.. Geh- Prenss. Staatsarchiv Get2t DeutsChes Zentnlarchiv Abt.~urg) ReP· SI Nr. 67 fol. 26.

schon an die rz jahr für seinen Vater. so Salomon Feischel heiße.gearbeitet. den er solchergestalt miternähre, -:-und weil der HerrProfessor Grillo eben dazugekommen. so sagen derselbige. daßer ein guter Arbeiter sei.... eine Concession habe er nochnicht«24.

Hirsch Salomon ist ea, 1720 in Frankfurt geboren und er-scheint als Drucker seit 1740. Die obige Angabe über HirschSalomon, daß er 1753 bereits 12 Jallre in der Druckerei anstattseines Vaters tätig gewesen ist. wird durch die Angaben in denvon ihm gedruckten Büchern bestätigt. Sein Name erscheint alsDrucker in VOll ihm gedruckten Büchern in Frankfurt a.d. O.von 1740-1787. während er in den Listen von 1753-1779 er-scheint25• In den Jahren 1764-1766 war er vorübergehend inBerlin als Drucker tätig26• 1778 ist er wohlerkrankt, denn am28. Ijar 5538 (Mai 1778) ging er mit einem Emplehlungsschrei-ben des Frankfurter Krankenpflegevereins (Bikkur-Cholim) allden Berliner Krankenpflegeverein nach Berlin und dürfte zwi-schen 1779 Und 1790 verstorben sein27• Seine Witwe Gittcl(1790: 56 Jahre) lebte unter dem Schutze der Universität inFrankfurt weiter, wo sie am 19. 10. 1807 verstarb28•

Der zweite Sohn des Samuel Feischel Horwitz war Noach29

Mose Meschel ben Samuel Feischcl halewi, in den Akten .MosesFeischel« genennt. Er wurde 1715 als Korrektor und Setzer beider Universität inskribiert, scheint aber nicht ständig bei derUniversitätsdruckerci beschäftigt gewesen zu sein. sondern warnur von Fall zu FaIl als Hilfskorrektor tätig. So wurde er 173Sals assistierender Korrektor beim Druck der dritten TaIIDud-ausgabe herangezogenj", In der Judenliste von 1733 heißt es vonihm: ,Ist laut Attestat von 1715 als Corrector und Setzer an-genommen.jetzt aber, da ein anderer seine Stelle innehat, Schul-meister, womit er sein Brot verdienere Nach dieser Angabe warer als Rabbiner (denn dies ist die Bedeutung von Schulmeister)in Frankfurt J. d. O. tätig,' worauf auch sein Titel »Morenus(»Unser Lehrers, der Rabbinern verliehen wurde) hindeutet •.Er starb am 19.Ah (August) 1738 in Frankfurt a.d. 0.31•Vonseinen sechs Kindern arbeiteten zwei als Drucker in Frankfurt:'Jehuda Löb (Lewin Moses) und Chaim Eljakum Gottscha1k(Gottschalk Moses) und setzten damit im 4. Geschlecht dieTätigkeit der Familie in der Frankfurter Druckerei fort.

Lewin Moses (Jehuda Löb ben Mose Meschcl Horwitz halewi)ist ungefähr 1712 in Frankfurt geboren und arbeitete als Setzerseit i728. In den Listen wird er von 1728-1753 erwähnt. wäh-

lA 1.c. £01. 48.B SBB 1,188.

'~ Friedberg S. 49. 95 •If SBB IT,104. Nr. 9.18 Nach Mitteilung vo~ Dr. Jacobson vom 12.5.1954.

10Der Vornam~ No~(ch). den er zuweilen zusätzlich fUhrt. dUrfteihmnach altem Brauch anläßlich einer Krankheit gegeben worden sein; s.über diesen: Brauch der Namensänderung bei Schwerkranken in:JUdischesLexikon (Berlin) V Sp. 211 S. V•• Schinnuj haschem« (Namens-änderung).

IQ SBB I. 186 (Druckerliste vom 9. Dezember 1735 Nr. 10). Diedritte Frankfurter (sogenannte 2. Berlin-Frankfurter) Talmudausgabewurde indenjahren 1734-1739 gedruckt;u s.Anm.28.

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~~f~ flir don DeutsChenBuchhandel - Frankfuner Ausgabe - Nr. 100a. 16. Dezember 1957

BIULLING: JÜDISCHE BUCHDRUCKERPAMILIEN

rend sein Name in von ihm gedruckten Büchern vo~ 1731J-~7~?erscheint. ImJahre 1754arbeitete er auch alsDrucker m Berlin •Wohnhaft war er in Lissaund wurde nach seinen Angaben vo~Jahre 1753 von Professor Grillo, dem Besitzer ~er D~ckeret.nur im Bedarfsfalle als Setzer zugezogen, wobei er Sich dannje nach Bedarf ein halbes oder ein ganzesJahr ~ ~~ auf-hielt33. Daher war er wohl auch bei der Universität rucht alsDrucker inskribiert. Er scheint auch nicht in Frankfurt verstor-ben zu sein, sondern vielleicht in Lissa, wo seine Familie lebte.Sein Bruder Gottschalk Moses (Chaim Eljakum GottsC~ b:nMose Mesch~l Horwitz halewi) war Drucker und erscheint ~den Frankfurter Druckerlisten von 1765-1779, während er mden von ihm gedruckten Büchern in denjahren 173,:)-1767ver-zeichnet ist34• Auch er arbeitete in Berlin und zwar im Jahre1768 in der Druckerei des Itzig Speier, der als köni_g!.preuS.privilegierter Buchdrucker in Berlin von 1764-1788tagg wars.Gottschalk Moses, der ea, 1720in Frankfurt geboren war, starbzwischen 1779 und 1790. SeineWitwe lebte unter dem Schutzeder Universitätsbehörden im Jahre 1790 in Frankfurt a. d•.O.(damals 70jährig). Die beiden WitWen des Gottsehalk Mosesund des Hirsch Salomon, die 1790 in Frankfurt erwähnt wer-den:38 sind die letzten in Frankfurt erwähnten Mitglieder derFamilie Horwitz, die seit Beginn des hebräischen Druckes inFrankfurt in der dortigen Druckerei beschäftigt gewesen war?Wo die Nachk~mmen dieser' Familie' geblieben sind, bzw.

welchen Familiennamen sie 1812angenommen haben38, konnte, ich nicht feststellen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß merk-würdigerweise der jahrhundertealte Familienname Horwitz inFiankfurt a. d. O. nur in hebräischenQuellen vorkommt, aberin den deutschen behördlichen Akten nicht erscheint.

2. DIE FAMILIE BASCHWITZDas' gleiche· ist der Fall mit dem Namen der DruckerfamilieBaschwitz, die auch zu den ältesten Druckerfamilien Frankfurtsgehört39• Auch dieser Familienname, der offiziell 1812 in den

11 Friedberg S. 49, wo zu verbessern ist, daß er bereits seit 1732(anstatt 1739) als Drucker tätig ist, wie aus einem Vermerk in dem vonihm 1732 in Frankfurt a. d. O. gedruckten Midrasch Rabboth (amSchluß des Buches Deuteronomium) hervorgeht •

.. Deutsches Zentralarchiv I.c. S.'47.lA Friedberg S. 49.

16 Steinschneiderin: ZGJD V, 1892, S. 161; Friedberg S.95.

.. SBB I, 193 Liste von November 1790 Nr. S und 6 der .Emeriti ..

17 Zum letzten Mal wird ein Mitglied der Druckerfamilie Horwitz1807 in Frankfurt erwähnt, in der Todeseintragung der Gittet, Wirwedes Hirsch Drucker halewi, die am 19. 10. 1807 in Frankfurt verstorbenist und wohl die Witwe des Druckers Hirsch Salomon Horwitz ge-wesen sein dürfte.

as Der Familienname Horwitz wurde 181~ von einigen Familien inFrankfurt a. d. O. angenommen. Diese gehörten aber zu einem anderenZweige der Familie, den Nachkommen des 1744 in Frankfurt verstor-benen Dajan Uudenrichter) Abraham benJesaja Horwitz aus Posen.

It Das hauptsächliche; QuellenmateriaI auCh für diese Familie sind ~ein Anm. 22 erwähnten Listen; s; ferner die Stammbäume der FamilieBaschwitz in CB Nr. 78S8 (Steinschneider) sowie in derJewishEncyclo-paedia (New York) II, S6~ (Freimann), die unvo~ändig. und verbes-serungsbedür£tig sind. Mit/stand ferner der 191. In Berlin gedruckte

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zwei Formen Baschwitz und Baswitz von den, Angehörigender Familie angenommen wurde, ist inden deutschen Akten vor18n nicht zu finden, obwohl Um die Angehörigen dieser 'Fa-milie, nach den hebräischen Quellen, bereits seit ihrem erstenErscheinen in Deutschland trugen.

Die Verbindung dieser Familie mit dem hebräischen Buch-druck datiert bereits vom Jahre 1701, und ihr erstes Auftretenbei der hebräischen Buchdruckerei in Frankfurt a. d. O. voinJahre 1708. Der Name Baschwitz, mit dem der erste Träger die-ses Namens 1701 in Deutschland erscheint, scheint am einenOrtsnamen in Litauen (vielleicht auf den Ort BaszowiczC imBezirk Kielce) hinzudeutenw, denn dieFamilie s~t aus deralten Judengemeinde von Brest-Litowsk (Litauen). Der ersteals Buchdrucker tätige und urkundlich nachweisbare Angehö-rige dieser Familie istHirschel Meier (Zwi Hirsch ben MeirBaschwitz). Er dürfte in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhundertsals Sohn eines sonst nicht bekannten Meir in Brest-Litowsk ge-boren sein und durch die ungünstige Lage der dortigenJuden zurAuswandernng veranlaßt worden seinu.Wann ervon dort aus-wanderte, und wo er seinen Beruf erlernte, ist nicht bekannt.Er gehörte zu den •Wandernden Druckern «, die-in jener Zeitbei den hebräischen Druckereien keine ungewöhnliche ~ci-nung waren, sehr oft we Arbeitsplätze wechselten und es nichtlange an einem Orte aushieltenU. Wir können anband der vonihm gedruckten Bücher und anderer Angaben. seine Wande-rungen innerhalb Deutschlands von 17°1-1;725 verfolgen. InjcnenJahren finden wir Um in verschiedenen hebräischenDruk'-kereien Ost- undWestdeutschlands, die damals gerade zum größ-ten Teil eröffuet worden waren. Zuerst erschien er inBerlin,wo 1697 durch den Ho£prediger Prof. Daniel EmstJabionskieine hebräische Buchdruckerei eröffuet wurde. Erarbeitete dortvon 1701-170943 und hielt sich während dieser Zeit auCh vor-übergehend in Frankfurt a. d. O. auf,·wo' er im Jahre 1708 alsDrucker erwähnt wird". Von Berlin aus wandte er sich nachWestdeutschland und arbeitete von 1710-1713 in der hebrä-ischen Druckerei, die von Seligmann Reis aus Frankfurt a. M.in Homburg v. d. H. gegründet worden wart5._Von d~rt zoger nach Osten, in das damals österreichische Schlesien, und ar-beitete als Drucker in der 1688 von Sabbathai Bass auS Plagerrichteten hebräiSchen Buchdruckerei in dem kleinen, bei Bres-

.Stammbaum des Meyer Hirsch Baschwitzc (durch die Freundlichkeitseines Nachkommen, des Jerusalemci Auslands-JoumalistCn B. Gottge-treu aus Chemnitz) zur VerfUgung, der allerdings nur Nanie:o. undDaten enthält.

" s. Brief des jüd, Wisserucha£tlichen Instituts (Jiwo) in Wi1na vom3·U.193S.

&l s.Enc.Jud. IV. 1057/58.

•• s. das Urteil von M. Bra~ über die jüdischen Drucker inDyhem-furth um 1700, die er als >ein wanderlustiges Völkchen von nberallher, meist zu kurzem Aufenthalt ... zusammeniestromt und schnellwieder in alle Winde enteilende bezeichnet. (MGWJ .0, 1896. S. $20Anm.)

USteinschneider CB Nr. 7858; ZGJD I (1887) S. 377 iF; FriedbergS.89.

.. Friedberg S. 39.

4i Friedberg S. 97: Zeitschrift für hebräische Bibliographic:u (1918)S. IS.

Böncnblatt für dm Deuuchm Buchhandel- Frankfurter Ausgabe - Nr. too a, 16.~.t957

BRILLING: JÜDrSCHIl BUCHDRUCKERPAMILIEN

lau befindlichen Städtchen Dyhemfurth a. d. 0.46. Dortwurdeihm zwischen 1715 und 1720 sein Sohn Meir (Meier) geboren,der nach seinem verstorbenen Großvater genannt wurde undspäter die Frankfurter Linie begründete. Auch hier hielt es ihnrucht lange, und er ging wieder nach Westdeutschland. Dortarbeitete er in den Jahren 1720-1725 in Hanau als Drucker inder von Salonion Hanau, zusammen mit einem christlichen

; Drucker, neu errichteten Druckerei47• Während dieser Tätig-keit verließ er imJahre 1722 Hanau, um sich in diesemjahre andem Druck _desTalmud in Berlin zu beteiligen48• Dann kehrteer wieder nach Hanau zurück und wird dort als Drucker bis

172.5 erwähnt.über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Zwischen

1725 und 1736 dürfte er jedenfalls verstorben sein49• Er hattedrei Kinder, zwei Söhne (Meier und Kalman50) und eine Toch-ter":l. Genauere Angaben besitzen wir nur über seinen SohnMeier (Meier oder Markus Hirsche1 genannt), den Begründerdes Frankfurter Zweiges der Familie Basehwitz,

Bis ZU seiner Niederlassung in Frankfurt a. d. O. führte MeierebensO wie sein Vater, den er wohl auf seinen Reisen begleitete,und bei dem er den Druckerberuf erlernte, ein unstetes Wander-

daSein.Geboren ist er, wie bereits erwähnt, zwischen 17i5 und 1720

ill- dem kleinen schlesischen Städtchen Dyhemfurth52, wo seinVater damals als Drucker gearbeitet hatte. Dann53 dürfte er miti1Un nacn Hanau gezogen se~, wo sein Vater von 1720-1725als Drucker nachweisbar ist. Uber die Jahre von 1725-1730 sind

wir nicht unterrichtet.

... B. Friedberg: Geschichte der Hebräischen Typographie der Euro-_- eben Städte Amsterdam. Antwerpen •..• Dyhernfurth ... (hebräi-

~ Buch mit deutschem Titel) Antwerpen 1937 S. 65 gibt irrtüm-licJu:rWeise an, daß Meir Baschwitz (Meier HirscheI) zusammen mitseineD1 Sohn ZwiHirsch (der damals geradegeborenwarlj imjahre rzroin Dybernfurth als Setzer und Pressenzieher gearbeitet hätte.

aorB. Friedberg, Geschichte der hebräischen Typographie der mittel-opäischen Städte Altona, Augsburg .•. (hebräisch. Buch mit deut-:eJIlTitel, Antwerpen, 1935) S. 62.•• Freudenthal in MGWJ 42 (1898), 285, und Friedberg S. 91.

Der sogenannte erste Berlin-Fra~urter Talmuddruck (= der zweitefrallldurterTalmuddruck)wurdemdenJahrenI7IS-1724durchgeführt.a' Nach dem oben in Anm. 39 erwähnten Stammbaum des H. M.

-Baschwitz starb Hirsch Baschwitz imJahre 1750. Aber aus der EuIogie,die sein Sohn Meier bei dem ~~ck ein~ von ihm 173~ in Ber~ gesetz",:

Buches seinem Namen beifugt (Merr Sohn des Hirsch .seligen An-~ens~), ergibt sich, daß Hirsch damals (1736) bereits verstorben war.t' Sein Sohn KaIman wird nur im gedruckten Stammbaum erwähnt.51 Seine Tochter wird in den Akten des ehemaligen Breslauer Staats-cbivs (Rep. 132 e Fach 14 Nr. 8) erwähnt, wo es auf S. 12 heißt, daB

~ Oie Tochter der Schwester des Meier, eine 8jährige Waise, im Hauseihres ()JJkels Meier 1752 befindet; in der erwähnten Liste aus demD~ Zentra1archiv,v.J. 1752 findet sich dieselbe Angabe,auf S. 27.

• s Vaß er inDyhernIurth geboren ist, ist in dem Protokoll über seineiufnahJIie als Drucker (St~tsarchiv ~reslau R~p. 132 e.:ach 14 ~r. 6). egeben. Außerdem bezeichnet er SichseIbst ill den Buchern, die von

: gedruckt wurden, als .geboren in Dyhern£urth.c

.. Vie Angabe Steinschneiders im CB Nr. 7859, daB Meier 1731/37.~ vrucker inJeßnitz (inAnhalt) gearbeitet hätte. beruht nach den An-

ben des verstorbenen Erforschers des Jeßnitzer Buchdrucks Dr. M.~~1 (Brief an mich vom 23. Il. 1935)auf einem Irrtum.

Zum ersten Male erscheint er 1731 als Drucker in der 1726gegriindeten Buchdruckerei des Israel ben Abraham in Wands-bek (bei Hamburg)54., wo er bis zur Schließung der DruckereiimJahre 1733 arbeitete. In den Büchern, an deren Druck er sichdort beteiligte55, bezeichnete e! sich als »Meir aus Brest-Litowsk,geboren in Dyhernfurth«56; später aber ließ er die Herkunfts-bezeichnung »aus Brest-Litowsk« fort und bezeichnete sich inden von ihm gedruckten Büchern als »Der Setzer Meir Sohndes verstorbenen Hirsch aus der Gemeinde Dyhernfurth bei'Breslau in Schlesien aus der Familie Baschwitzs'". Nach Beendi-gung der Arbeit in W andsbek ging er nach Berlin, wo er von1733-174° in der Druckerei des Aron ben Mose Kofe dus Lissa(in der Königsstraße ) arbeitete und sich bei dem Druck dersogenannten zweit~n Berlin-Frankfurter-Talmudausgabe be-teiligte58• ImJahre 174059 siedelte 'er nach Frankfurt a. d. O.über, und wurde am 16. 8. 1742 als Universitätsbuchdruckeroffiziell inskriblert'". In dem Protokoll über seine Aufnahme alsDrucker wurde verzeichnet, daß »dessen Eltern hiebevor auchschon gearbeitete haben.Dies bezieht sich auf die Tatsache. daßsein, Vater, wie oben erwähnt. 1708 als Drucker in Frankfurttätig gewesen war. Nach dem Protokoll aus jenem Jahre war erdamals 24jährig und verheiratet; sein Schwager Salomon Kal-man (1745 18jährig) hielt sich bei ihm auf, um die Druckerei zuerlernen. Meier (oder Markus) Hirschel, wie er in den Aktengenannt wurde, zeichnete sich inder Druckerei so aus (er warzugleich Setzer und Drucker), daß ihnProfessor Grillo's Witwenach 1766 zum Aufseher über die hebräische Druckerei ein-setzte6l• Im Jahre 1775, nachdem er 45 Jahre als Drucker tätiggewesen war, trat er sein Druckerprivileg an seinen Sohn Kalman.ab62. Aber er setzte trotzdem senie Druckertätigkeit fort, denner wird in den von ihm gedruckten BUchern noch bis 1782 er-wähnt63• Er starb am 4-.November 1784 in Frankfurt a. d. 0.:

at Ober den hebräischen Druck in Wandsbek bei Hamburg), s.Bam-'berger: .Wandsbeker Druckperiode des Israel ben Abrahem 1726-1733-in Festschrift für Aron Freimann (Berlin 1935) S. 105 - 108. (wo aufS.I03 bei Nr.7»Bassllitz«in das richtige»Baschwitzezu verbessern ist);M. Grunwald, Hamburgs deutsche Juden (Hamburg 1904)S. 165-167und Friedberg S: I04-i05.

65 Die BUcher, did-von ihm gedruckt sind, sind bei Bamberger 1. c.unter den Nr. 7-15, 22 und 23 aufgeführt. Dabei ist zu bemerken, daBdas unter Nr. 7 aufgeführte Buch .Lechem Schamajimc nicht 1728, wiedort angegeben, sondern erst 1733 gedruckt wurde. Dies ergeben nichtnur die als Jahresdatum dienenden mit Hervorhebung gedruckten he-bräischen Buchstaben, sondern auch die Tatsache, daß sich MeierBaschwitz an diesem Druck beteiligte, der erst zwischen 1715 und 1720geboren ist.as s. Bamberger 1. c. S. 106Nr .15.a7 So bezeichnet er sich z.B. am Schluß der von ihm gedruckten Aus-

gabe des Talmud-Traktats .Baba Bathrac (Berlin. 1736).

'asFriedberg. S. 92.

69 Friedberg S. 49.10 AufnahmeprotokoII im ehemaligen Staatsarchiv Breslau (s. o.

Anm.52)·11Friedberg S: 50.

u SBBI, 191.

la Friedberg S. 49.

1541

lIÖßC"'blatt für den Deutschen Buchhandel- Fraokfuner Ausgabe - Nr •.100a, 16. Dezember 1957

BIIIllING: JÜDISCHE BUOIDRUCKERFAMILIEN

seine ca. 1717 geborene Frau Sara Rilka (Kalman)M starb inFrankfurt 1810. Markus (bzw. Meier) Hirsehel hatte acht Kin-der61i: £ünf Söhne:Ka1man, (geb. 1751) ,ZwiHirsch(geb.1753),Baruch (geb. 1765), Jehuda Löb (geb. 1770) unci Abraham(geb. 1772) sowie drei Töchter: Liebe (geb. 1749), Gitte1 (ver-heiratet mit Salomon Kaufmann6S) und Matte (verheiratet mitBaruch Berendt]. Vier seiner Söhne erlernten und beschäftigtensich längere oder kürzere Zeit mit dem Druckgewerbe und ar-beiteten in der hebräischen Buchdruckerei zu Frankfurt a. d. 0.,wo ihr Vater und Großvater gearbeitet hatten. Zwei von ihnen(Hirschund Baruch) erwarben sich einen Namen in der Ge-schichte des hebräischen Buchdrucks.

Der älteste Sohn des Meier Baschwitz war Kalman87, in denoffiziellen Akten Kalman Marcus genannt, geboren H. 12. 1751in Frankfurt a. d. O. und dort am 10. 8. 1821 verstorben. Erbegann 1765 in Frankfurt als Drucker zu arbeiten. Von i767 bis1773 war er in der hebräischen Buchdruckerei des Isac Speierin Berlin beschä£tigt68• Nachdem sein Vater wegen seines Altersam 12~ 8. 1775 sein Druckereiprivileg auf Kalman übertragenhatte,' wirddieser in den Listen der Frankfurter Drucker bis1792 geführt. Zv.:ischen 1792 und 1798 gab Kalman die Drucker-tätigkeit auf und ließ sich als gewöhnlicher Schutzjude in frank-furt nieder69• An seiner Stelle wurde als Drucker sein BruderJehuda Wb (Levin Meier) inskribiert. Kalman war auch alsVer-leger tätigund gab nach 1790 mit seinem Bruder Zwi Hirschs. u. zahlreicheBücher in Frankfurt heraus70• Aus seiner Ehemit Fradel Kalman stammten zwei Söhne und eine Tochter.Sein Enkel Meier (Sohn des Samuel) Baswitz (1807-1870) warVorsteher der jüdischen Gemeinde in Berlin7l•

Udie Eltern seiner. Frau hießen Kaiman und Bune (- Bona) ausPr~g; s. ehemaliges Staatsarchiv Bres1auRep. 1]2 e Fach 14 Nr.8. ImJahre 1752.wurde die Mutter aus Frankfurt a.d.O. ausgewiesen. L Co

Nr.lo.11Nach dem AktenstUck des Staatsarchivs Bres1au1.c. Nr. 2.0 befan.-

den sich am 27.n ..177S in der Wohnung des M. Baschwitz" Söhne:KaIman· (2.4J.), Buuch (10J.), Lewin (5 J.) und Abraham (3 J.). Der1753 geborene Sohn Hirsch, der sich damals nicht in Frankfurt befand,wird in der Liste nicht aufgezählt.

81 SaIomon Kaufmann (mit hebräischem Namen: Schalom ben Je-kuthie1 Kaufmann Präger. d. h. 'aus Prag) istder Ahne <ks Begründersder bekannten schlesischen Textilindustriewerke Meyer Kaufmann inWUstegiersdorl (K. Zielen2iger: Juden inder' deutschen Wiruchaft,Berlin, 1930. S. 24). s. SBB. I.93 Anm. 12. ! '

17 Kaiman ist die bei den aschkenasischen Juden übliche Form desgriechischen N~mens KaIonymos (Schöner Name). Dieser Name ge-hört zu den jUdischen Vornamen, die aus der Epoche des mittelmeeri-schen bzw. hellenistischen, griechisch sprechendehJudenturns stam-men. Dazu gehören auch die NamenAlexander und Feibisch (- Phoe-bus. griechischer Übersetz~gsname zu dem hebräischen Namen Uri -Licht bezw. zu dem aramaeischen Namen Schraga - Licht. mit demzusammen der Name Feibisch gewöhnlich vorkommt); s. G. Kessler:Die Familiennamen derJuden in Deutschland (Leipzig. 1935) S. II.

81 Friedberg S. 95; Meislin: Soncino-BlätterD, 192.7,S. 48•60 S. SBB 11,104Nr. 4-7.70 s. Friedberg S. SO.71 s. Steinschneider in ZGJD III (1889) S. 270; A. H. Heymann, le-

benserinnerungen (Berlin 19(9) S. 309. 337; S. Gronemaun, Genealo-gische Studien über die aItenjUd. Familien Hannovers (Berlin, 1913) S.84. AIIgem. Zeitung des Judentums 1870 S. '3 und u. M S.Baswitzunterschrieb 1862.als .Ältester der jUdischen Gemeinde in der Kauf-mannschaft« zu Berlin einen Aufruf fUr die Errichtung eines Lessing-denkmals.

1542

Der zweite Sohn des Meier war Zwi Hirsch, in den~'itetstaatlichen Behörden Hirsch Marcus Meier, und in den:trsbderjüdischen Gemeinde (Zwi) Hirsch Drucker g_t"boren am 23. rz, 1752 in Frankfurt Und dort am 26. 1I;t8i~.}J:.sterben, Auch er erlernte den Buchdruck bei seinem V*tfudwurde' 1785 als Universitätsbuchdrucker an .Stelle von.,~Gerschel (Isachar Beer ben Gerson Wiener' aus .~ Fmme'Riess - Öttingen)72 inskribiert, der wegen seines AlteI$auS~Amte geschieden war. Hirsch arbeitete in der Druckereibii~Verkaufe der Druckerei im Jahre 181]. DaInals ~'~ebeiden Brüder Hirsch und KaIman Baschwitz die he~Buchdruckerei von ihrem letzten Inhaber. dem ProftssotJ~··'F. Elsner73• Sie setzten die Druckerei fort, aber auch .~~mühungen gelang es nicht, die wirtschaftliche Lage cJet;~~~er Druck~~ei, die jetzt unter der Konkurrenz dei ~~ID Polen und Osterreich begründeten Druckereien litt;zJ~So waren sie schließlich gezwungen, ihre Druck:eIei.'~'!tFrankfurter Druckerei Trowitzsch und Söhne zu verbJdort noch bis 1826 hebräisch drucktenU und dann'die D"nach Berlin über£ührten75• Damit hörte auch die'keit des Hirsch Baschwitz auf.

Hirsch war auch als Verleger tätig. Sowohl allein als~~~sein~ Brud:r KaIman zusammen (~: bereits erwähn~)~~ •.~~~~che Bu~er heraus711: Au.ch als übersetzer ins flc~~ebetangte er sich, so erschien im Jahre 18,03 in ~:tUsLehrgedicht .Bechinoth Olams des mittda1terlichCfi jU_'französischen Schri£tstellers Jedaja Ha~ aus BCzi~"tln~dei beliebtesten jüdischen Sittenbücher des Mittelal~\1üta~deutschen Übersetzung des Hirsch b: Meier BasChWi~~:Imjüdischen Gemeinddeben spielte er eine bedeuteilai::1tlill~

und war bei seinen Glaubensgenossen sek angcieh~ eEr war .Beglaubigter« (d. h. Notar) derJudeng~de~\

und wurde nach dem Tode des FrankfurterRabbin~~~~:Löb Margalioth (gest. 14. 6. 18u) zu semem Nacll£or'~'>;"l':'nannt'''. Anläß1ich des Friedensschlusses vonWien pli t

"s.ArchivfUrGesch.d.Buchwescns.I.(19S6)S.338u.bier~~(.fa Friedberg S. so; Steinschneider I. C.; Freimann in JcW';1:I;'~"

pädia (New York) ll. S67. . ,,~,"'tQ>o>

7& Friedberg S. 50151; Brilling in MGWJ 80 (1936), 2.7S.71 Friedberg S. SI. Nach einem Schreiben der Frau E.

Stadtarchivarin von Frankfurt a. d.0., vom 16.12: 19S4 finletzten Spuren hebräischen Druckes in Frankfurt a.d.O. i,n'legenheitsdrucken, die im dortigen Stadtarchiv aufbewahrt'

21 Friedberg S. SI.77 s. über diesesWerk und seinen Verlasser in der

Sp. I2.12ff;J. Zedner, Catalogue of the Hebrew Books inthe British Museum ••• (London, 1867) S. 3IS.

ye Mit, diesem Titel wird er in der offiziellen ListeJuden, die 1811 die pmillische Staatsangehörigkeitführt. Auch in einem im Archiv der HamburgerGemeinde aufbewahrten SchriftstUcke vom Endesich die Unterschrift von H. M. Baschwitz, BCjotIatlbb~··furter Gemeinde." In einem Protokoll des Frankfurter JUd. (;jeJlIleindc:yol~

IS.April 1816wird er als oder Beglaubigte undIn dem Totengedenkbuch der Frankfurter l>eIneil~deInan u. More Horaahc d. h. Beglaubigter und Ka,DDIIllCt

J.cwin in Jahrbuch der jUdoliterat. Gesellschaft,1924S. 76 Anm. I); in dem weiter unten in Anm. Ssauf seinen Bruder Baruch B. vomjahre 1836wird erbetitelt.

Bönenblan far den Dcvudlen Bumhandel- Franlr.furter Ausr;abe - Nr. 100•• t~im1l1l1.

BRILLING: JÜDISCHE BUCHDRUCKERPAMILlEN

am 18. I. 1816 in der Frankfurter Synagoge und ließ diese Pre-digt dann in hebräischer und deutscher Sprache crscheinen=',Anläß1ich seines 80. Geburtstages am 23. 12. 1832, wurde dieTätigkeit des Jubilars als Sachverständiger und »Corrector beider hiesigen Universitätsdruckereie im hebräischen Fache lo-bend erwähntSI, wobei zwei von ihm beaufsichtigte Bücher»Bäume Edens.s2 und »Köstliche Frucht«83, auf deren Druck eranscheinend sehr stolz war, speziell erwähnt wurden=,

Der dritte Sohn des Meier Baschwitz war Baruch, geb. am8. 12. 1765 in Frankfurt und dort am 8. 9. 1836 verstorben. Erist durch seine Tätigkeit auf dem Gebiete der hebräischen Ty-po';~aphie bekannt geworden85• Nachdem er bei seinem Vaterde: Druck erlernt hatte, arbeitete er 1784 in Berlin und inFrankIur'tS6. Um sich zu vervollkomnmen, ging er nach Holland(Amsterdam), wo er Verwandte hatte und wo der hebräische.Buchdruck in hoher Blüte stand. Nach der Eroberung Hollandsdurch den französischen General Pichegru (Januar 1795) kehrteer nach Deutschland zurück. In Frankfurt a. M. traf er denGelehrten Seew Wolf Heidenheim'", der ein anerkannter Fach-mann auf dem Gebiete der hebräischen Grammatik war. Heiden-heim und Baschwitz beschlossen, ihre Kenntnisse und Fähig-keiten zu vereinigen und eine hebräische Buchdruckerei zu er-

öffnen.Die Wahl des Ortes fiel auf die Stadt Rödelheim bei Frank-

furt a. M., deren Besitzer ihnen ein Privileg zur Errichtung

ID·er hebräischen Buchdruckerei erteilte, wie die beiden Korn-e .agnollS in der Frankfurter Postzeitung vom I. 12. 1798 mit-

~ilteri. Graf Vollrath von Solms-Rödelheim sicherte ihnendabei jede Unterstützung zu und befreite sie von allen Steuern.Das erste Erzeugnis der gemeinsamen »privilegierten orientali-schen und occidentalischen Buchdruckerei von W. Heidenheimund B. H. Baschwitzene inRödelheim war eine schwungvollehebräische und deutsche Ode an den Grafen Vollrath, den. Er-i1~r des Privilegs. Im Ja1rre 1800 begann die Herausgabe der

~esttagsgebetbücher (MachsorinI), die nach demZeugnis des be-kannten Bibliographen M. Steinschneider eine neue Epoche der

.0Zedner I.c. S. 79.•1Dieses Gedicht befindet sich laut Mitteilung der Frankfurter Stadt-hivarin Frau Schirrmacher im Frankfurter Stadtarchiv. Es ist sowohlarC .

in hebräischer als auch In deutscher Sprac~e gedruckt.., Es handelt sich hier um das 1802 m Frankfurt gedruckte Buch

Aze Eden«, eine Predigtsammlung des Frankfurter Rabbiners Jehuda~"b ben Ascher Selig Margolioth, der 1804-I8II dort amtierte.·D.a Damit ist das 1787 in Frankfurt a.d.O. erschienene Buch des 1792storbenen Frankfurter Rabbiners Josef ben Meir Theomim .Pri

;egadimc gemeint, das einen Superkommentar zum Schulchan Aruch(Ritual- und Rechtskodex der jüdischen Gesetze) darstellt..4 Von seinen Söhnen sei Wolff Hirsch Baschwitz erwähnt (1786-

1846). der auch als .der j.üdischen Gemei~de Beglaubter u~d gerichtlichvereidigter Translator. m Frankfurt tätig war. (Nach emer Urkundedes oben erwähnten Hamburger Archivs vomjahre 1843).

.. Eine kurze Biographie von Baruch Baschwitz ist in der zu Frank-furt a.Main erschienenen Zeitschrift .Didaskalia. 1836 Nr. 289 ver-ötfentlicht worden. wie ich dem Nachdruck dieses Artikels im ~Frank-furter patriotischen Wochenblatt (herausgegeben ,:on Dr. C. W.Spieker in Frankfurt a. d. 0.) Nr. 49 vom 3. Dezember 1836 entnehme.. 8' Friedberg S. So; ZGJD V (1892) S. 170., .1 s. über Heidenheim (1757-1832) inderEnc.Jud. Bd.VII. Sp. 1107ff.

Er ist als hebräischer Grammatiker, Exeget, Erklärer der Gebete undder liturgischen Dichtungen sowie alsMassoraforscher bekannt.

religiösen Gebetliteratur im deutschen Judentum einleiteten88.Diese Ausgabe zeichnete sich durch eine gediegene deutscheÜbersetzung und sorgfältig redigierte Gebettexte aus, für dieHeidenheim verantwortlich war. Baschwitz, der Fachmann fürdie drucktechnischen Arbeiten, legte besonderen Wert auf diegepflegte Ausstattung und den sorgfältigen Druck der Gebet-bücher, eine Neuerung, auf die die Drucker hebräischer Bü-cher für die deutschen Juden bisher im allgemeinen nicht ge-achtet hatten89• Trotz der Anerkennung, die diese Druckerzeug-nisse fanden, hatte die Druckerei mit großen Schwierigkeitenzu kämpfen. Baruch Baschwitz löste 1806 das Societätsverhält-nis, wobei er sich das Recht vorbehielt, die Machsorim »fürseine alleinige Rechnung« wieder zu veröffentlichen90• Als er1814 daraufhin den Plan faßte, eine Subskriptionsliste in Frank-furt a. M. zwecks Wiederherausgabe der Machsorim aufzulegen,geriet er in einen Konfiikrmie Heidenheim. Später verkaufteBaschwitz die Erlaubnis zum Nachdruck der Basch~tz-Hei-denheim'schen Gebetbücher an den Wiener Drucker Schmidt,wie der mährische Landesrabbiner Mordechai Benet in Nikols-burg 1817 erfuhr, nachdem er sich gegen den Verkauf derSchmidt'schen Nachdrucke gewendet hatte'",

Nach diesen Streitigkeiten verlor Basch witz anscheinendjedesInteresse am Buchwesen und betätigte sich auf verschiedenenfInanziellen Gebieten, die 'mit dem Buchdruck in keiner Be-ziehung standen. Bei seinen Nachkommen vererbte sichdasInteresse an der Buchdruckerkunst. Sein Urenkel HermannBaswitz (geb. 19. 4. 1867, als Sohn des Max B.) war Buch-druckereibesitzer in Berlin92•

Der vierte Sohn des Meier Baschwitz war Jehuda Löb, in denAkten Lewin Meier genannt, geboren 1770 in Frankfurt a. d. O.und dort am ID. 2. 1842 verstorben. Nachdem er das Druckerei-fach erlernt hatte, wurde er zwischen 1792 und 1798 als Druckeran Stelleseines BrudersKalmaninskribiert, deraufseinDruckerei-privileg verzichtet hatte. Vom 5. Sohn des Meier, Abraham(geb. 1773), ist nichts weiter bekannt93.

88 S. M. Spanier .Rödelheimc in .Zeitung des Centralvereins derdeutschen judene (Berlin) vom 5.8. 1937 (3. Beiblatt); Lewin in MGWJ76 (1932) S. 3.

89 s. die Urteile über die Baschwitz-Heidenheimschen Drucke undAusgaben, die von L. Lewin im ,Jeschurunc (Berlin) Jahrg. 10 (1923)S. 112 ff. gebracht werden.

10 Lewin 1. c. S. 212.11Lewinl. c.; ferner im MGWJ 76 (1932) S. 4. Hierher gehören auch

die Angaben bei R. Färber: .Peer Mordechaic (hebr•.Biographic desRabbiners M. Benet) TeI-Aviv, 1951, S. 99 und 108 Anm. 18. Dortwird ein Brief des Rotterdamer Oberrabbiners Arie Löb zitiert, den die--ser an Banich Baschwitz schrieb, nachdem Baschwitz ihn über seineAbsicht, in Wien eine neue Ausgabe der Gebetbücher zu verlegen, inKenntnis gesetzt hatte.

82 Hermann Baswitz ist der Herausgeber des in Anm. 39 erwähntenStammbaumes des M. H. Baschwitz (der an1äßlich des 80. GeburtstagesvonJulius Baswitz, Enkel des oben erwähnten KalmanB.,ams.I.I896angefertigt und imJahre 1913vervollständigt wurde).• 8S Lewin Meyer Baschwitz erscheint in der Liste desjUdischenDrucke--reipersonals vom Ende des 18. Jahrhunderts (aus dem ehemaligen Geh.Staatsarchiv in Berlin), die mir vom ehemaligen Direktor des Gesamt-archivs der deutschen Juden, Dr. J..Jacobson, zur VerfUgung gestelltwurde. Am 10. Oktober 1793 erhielt Lewin n. die Erlaubnis zur Heiratmit Mindel Baruch Markus aus Landsberg a.d.Warthe. s. SBn II 82.

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ßörsenblatt für den Delltsmen Bumhandel- Frankfurter Ausgabe _ Nr. l00a, 16. Dezember 1957

BRILLING: JÜDISCHE BUCHDRUCKERPAMILIEN

In der Liste·der Frankfurter jüdischen Druckereibedientenvom Jahre 180S war nur noch Hirsch Baschwitz: als.einzigeraus dieser Familie, registriert94• Allerdings besagt diesweht, daßsich seine Brüder, die als ordinäre Schutzjuden registriert waren,beim Druck nicht beteiligten; nur waren sie bei dieser Tätigkeitnicht mehr auf das Universitätsprivileg angewiesen.ImJahre 1812, als auch die Frankfurter Juden die preußisc~e

Staatsangehörigkeit erhielten und im Zusammenhang damitfeste Familiennamen ~ehmen mußten, wurde der Familien-name Baschwitz, der bisher nur den Lesern hebräischer Bücherbekannt war, von den Nachkommen des Meier Baschwitz, diein Frankfurt; a. d. O. lebten, in zwei Formen angenommen:Baschwitz und Baswitz95•

3. DIE FAMILIE FRÄNKELNicht nur die Drucker in Frankfurt a. d. O. vererbten in ihrenFamilien ihre Kunst und ihre Privilegien, sondern auch die Kor-rektoren, die eine wichtige und geachtete Stellung innerhalbdes hebräischen Druckwesens eiruiahmen. Von 169s bis fast zumAbschluß des hebräischen Druck~s in Frankfurt lag das Kor-rektoramt der Frankfurter hebräischen Universitätsdruckereiin den H~~den der FamilieFränkel (Heller-Mirels) aus demStamme Levi, deren Angehörige sich auch auf anderen Gebietendes Buchwesens betätigten.Diese Familie Fränkd ist ein Zweig einer aus Franken stam-

menden judenfamilie, die ~ Wien um 1600 eingewandert seindür£te96• Der dort 1612 verstorbene Urahne der Familie,JakobKoppel ben Abraham ha-lewi, nach seinemHerkunftsort Wal-lerstein genannt'", war mit Mirel Mirjam, der 1639 in Wienverstorbenen Tochter des Salomon Theomim'", verheiratet.Sein Sohn Aron99, nach seiner Mutter Mirels genannt, heirateteNechla, die Tochter des Wiener und Prager RabbinersJomtobLipman HeUerloo, die 1632 inWien verstarblol• Beider Sohn

" SBB I, 193-194., Bi Inder Liste der Frankfurter Juden vomjahrer 812, die die preußische

Staatsangehörigkeit erhielten und zugleich feste Familiennamen dabeiannahmen, (enthalten in der StaatsbUrgerliste der Juden in der Kurmark),sind 4 Familien verzeichnet, die den Namen Baswitz annahmen (Nr.1782: Samuel Marcus KaIman D., Nr. 1889: Samuel Salomon D., Nr.1922: Hirsch Kalman D. und Nr. 1939: Kalman Meyer D.) und l Fami-lien, die sich Daschwitz nannten (Nr. 1801: Lewin Meyer D. und 1888:Hirsch Meyer D.). Baruch Daschwitz lebtedamals anscheinend nicht inFrankfurt a. d. 0., sondern kehrte erst später dorthin zurück.,BI Daher nannte sich die Familie FränkeL Mit diesem Namen wird

sie allerdings hauptsächlich in den deutschen Akten'benannt, währendin hebräischen Quellen der Name Mirels-Hellet bevorzugt wird. DieErklärung für diesen Doppelnamen ergibt sich aus den im Text ge-brachten Angaben.

01 D. Wachstcin: Die InsChriften des alten Judenfriedhou in Wien,Bd. I. (Wien und Leipzig, 1912) S. 46 Nr. 52.

98 I. c. S. 188 Nr.240.I!1.c. S. 279 Nr.370. Wachstein zweifelt allerdings dann, daßdieser

Grabstein vomjahre 1649, auf dem der Name Aron Levi erscheint, fürAron MireIs bestimmt war, und nimmt an, daß er die Grabinschrifteines Kindes dieses Aron enthielt.

100 über den Rabbiner Jomtob Lipmann Heller (1579-1654) s. Enc.Jud. Dd. VU, IISO if. Er ist der Verlasser des .Tausfes-Jontofc (reete»Tossfoth Jomtobc, Glossen zur Mischna, einer Sammlung von lehr-sätzen desjüdischen Gesetzes), die von Heinrich Heine in seinem Ge-dicht .Disputationc erwähnt werden.

101 Wachsteinl. c. S. 143 Nr. 186.,

1544

war Jakob Koppel Fränkel, der dazu noch die beiden Familien-namen Mirels-Heller nach seiner Mutter und Großmutter trug.Allerdings erscheint der Familienname Fränkel gewöhnlich inden deutschen Akten, während in den jüdisch-hebräischen Do-kumenten die Namen Mirels-He1ler bevorzugt werden. JakobKoppel war Beglaubigter (d. h. Notar und Sekretär) der Ju-dengemeinde in Prag, wo er 1699 verstorben istlo2•Wohl denBeziehungen des Prager Juden Aron Katz aus der BuchdrUcker_familie Gerschunilo3, der 1676 die hebräische Druckerei inFrankfurt einrichtete, ist es zuzuschreiben, daß Israel, der ,SoIuidesjakob Fränkel, nach FraDkfurt a. d. O. Icam:-wo er~tinalig169s erwähnt wird, als er in diesemjahre von Frankfurt.aüs dieLeipziger Messe besuchte. Dort wurde er unter dem Namen:Israel Koppel Fränkel registriertlO4, während sein voller hebra-ischer Name, wie er in den von ihm korrigierten Büchern Ver-zeichnet ist, lautet: .Abraham Israel ben Jakob Koppel ben AronMirels Heller halewi seligen Andenkens«los. seit I70S erschehttsein Name in den von ihm korrigierten Büchernl06. währender bei der Universität erst am 2S. 10. 1708 als Korrektor inskri-biert wurdel?7. Israel Fränkel war ein gelehrter Mann und besaßden Rabbinertitcl (Morenul08). Dies befähigte ihndazu.' alsDajan d. h. Beisitzer des Rabbinatsgerichtes der FrankfurterGemeinde Uudenrichter) von Fall zu Fall mitzuWirken109• Erstellte einen Teil der Auszüge aus dem Midraschkommentar- desSamuel laffe - Aschkenasi zusammen, di~ der i70S inFrankfurt:erschienenen Ausgabe des Midrasch Rabboth beigedruckt wur-denllo. Gelehrte Bemerkungen von ihm werden auch in denWerken des Schriftstellers Juspa Trillinger.der inseinem Hauseverkehrte, gebrachtlll• Speziell betätigte sich Israel auf dein Ge-:biete des jüdischen Kalenderwesens, das besondere ~tnisseerfordertel12• Er war der Redakteur der in Frankfurtgedruck_tenjüdischen Kalender113• Von seinen vier Kindern (zwei Söh-ne und zwei Töchter) arbeiteten beide Söhne - Elias und Aren-auch als Korrektoren in Frankfurt. Elias, der unverhdi-atet blieb,

101 s. Hock-Kaufmann; S. 2II. Danach ist das,Todesdatum bei Q.Kaufmann: Die letzte Vertreibung der Juden aus Wien (Wien 1889) S.19 Anm. 3 1J1 1699 zu verbessern. .

101 s. Friedberg S. 34-35.104 M. Freudenthal: Leipzigcr Messgäste (Frankfurt a.Main, 19l8) S.

82.1M SO wird er in dem Vorwort zu dem von ihm korrigierten Jalkut(s.

darüber Archiv fUr Geschichte des Duchwesens 1. J, 328 Anm •.37) be-zeichnet. (cd. Frankfurta.d.O., 1709). .

IN Friedberg S. 39.1.7 SSB I, USO.101 Israel K. Frinkel dUrfte in Franldurt a. d. O. beerdigt sein,denn die

Notiz bei Hock-Kaufmann I. c. S. 211 über ihn ~esagt nicht; daB· er inPrag verstorben ist, sondcm ist ein Auszug aus denAngaben stein-schneiders in CB Nr. 7691. Nach den Angaben über den FrankfUrterFriedhof in der .Allgemeinen Zeitung desjudentums., Leipzig,J~.26 (1862) Nr. 35 S. 492-493 waren dort einzelne Gräber derFamiJieFränkel (wenn auch zum Teii nur trUmmerhalt) 1862 noch erhalten:. 'lit 1.1. Meisl in MGWJ 71 (1927) S.l7S Anm. 3: wo ein hebt5isches

Zitat gebracht wird, in dem es heißt: .Abraham Israel Heller, derRich.~ter in der jüdischen Gemeinde in Frankfurta. d. O. war ••Ut Ene.Jud. vu, II49.111 D. Kaufmann, Letzte V~rtreibung, S. 19 Anm. 3.UI S. M. Steinschneider in ZGJD m (1889). 271-274; V. (1892).18$-

186. I.ferner Meisl inMGWJ 71 (1927) S. 274if.·111 Meisll. e; S. 275.

Bönenbbn für den Deuucbm Bucbhandel- Frankfurter Ausgabe - Nr. tOOa, t~ Qe~!il~m

BRnUNG: JÜDISCHE BUCHDRUCKERFAMILIEN

assistierte schon zu Lebzeiten seines Vaters (seit 1711) als Kor-rektorll,., während sein ea, 1709 geborener Bruder Arob. nachdem Tode seinesVaters am 10. 4. 1731 auf Grund der Empfeh-lungen des Landrabbiners Moses Aron Lemberger' und desDruckerei-Pächters Michael Gottschalk, beide aus Frank-furt a. a. 0., die Stelle seinesVaters als Korrektor bei der Uni-versitätsdruckerei erhielt1l5• Inder Liste der jüdischen Drucke-'reibedienten vomjahre 1752 heißt es von Aron Israel Fräokel:.Auch dieser ist von hier gebürtig und den 19. April 1731 alsCorrector angenommen. Hat besage eines Attestes von derkgl. Societät der Wissenschaften d. d. Berlin, 16. Februar 1732und desgleichen von dem General Graf von Schmettau d. d.Berlin, 24. April 1744 die Juden-Calender verfertigt. Allein esist selbiger bereits vor vier Jahren in das Reich verreiset undabwesend, dessen Ehefrau, so gleichfalls eines hiesigen Schutz-juden Tochter, hat ihre zwei noch unerzogene Söhne und ihresMannesaltbetagtenundabgelebtenBrudernamens EliasFrenckel,sonst aber niemand bei sichc118•Während seiner Abwesenheitwurde Aron Fränkel durch die KorrektorenJoseph Speyer ausFrankfurt a. d. 0.117 (inskribiert 13·April 1747) und AbrahamHirsch aus Landsberg a. d. Warthe (inskribiert 2I.Juli 1736)118vertreten. Aron Israel Fränkel wird als Korrektor in den Listender Druckereibedienten von 1731-1779 erwähnt, d. h. bis kurzvor seinem 1781 erfolgten Tode119• Er beherrschte gut deutschundhebräisch undwar auchkaufmännisch versiert120.S0betätigteer sichauchals Verleger und Buchhändler. 1746gaberzusammenmit seinen Kompagnons Juda ben Herz Ber (Oppenheimer) unddessen Schwager Aron ben Jsaac Saul in Frankfurt einen Chu-tJl3sch (fünf Bücher Moses) heraus. Zum Vertrieb dieser undanderer Bücher bereiste er die verschiedenen Meßplätze inDeutsChland. 1748-1752war er auf Reisen im Reich, 1755warer .zur Debitierung der hier gedruckten hebräischen Büchernach Frankfurt am Main abgereiseee, Zwischen 1760-1770besuchte er die Messen in Königsberg (Ostpreußen)121.

lU Friedberg S. 39; er starb unverheiratet in Franldurt am 20. Elul

1759·111SBB n,80.11' SBB n,85·117 In den Akten des ehemaligen Geh. preußischen Staatsarchivs

(heute: Deutsehes ZentraJ:rrchi~ Abt. ~=burg) Rep. SI Nr. 67 heißtCS von ihm auf S. 28: .~leser ist von hier [d. h. Frankfurta.d.O.] ge-bürtig und den 1).April ~74? als Corrector angeno~~n .und noch

_heiratet, wohnet bei sewer Mutter, so als Schutzjüdin untermUJlv~ . .Magistrat stehete. S. auch SBB I. 188; Mosll. c. S. 279 und ZGJD III(1889) S.274·11' Von ihm heißt es im oben erwähnten Aktenstiick S. 29: .Solcher

. eines Schut2juden Sohn zu Landsberga.d.Warthe und den 21. Juliist36:tUDl Corrector angenommen worden .. Er hatte in eine Buchdruk-~rnilie,eingeheiratet. Seine Frau war die Tochter des Frankfurterßuchdruckers Zadok Abraham aus Meseritz, der auch als Buchhändlerticlg war (SBB I. 149) und dessen Sohn David Zodek in Frankfurt undJJeClin später als Drucker arbeitete. (I. c.)

11' Meis1Le. S. 278 Anm. I I; S. 280. Er war Korrektor der 3.Frank-furter Talmudausgabe (1734-1739), s. ZGJD m (1889)S. 26S.1" Meis1S.281.

111 saB II,80.

Auch als Kalenderverfertiger war er tätig, nachdem er vonder Societät der Wissenschaften zum »Verfasser des jüdischenCalenders recipirere worden war. Er wollte sich aber nicht mitder Rolle eines Kalenderredakteurs begnügen, sondern wollteselbst Kalenderherausgeber sein. Daher geriet er in einen Kon-flikt mit dem Berliner Kalenderherausgeber und Drucker AronMoses, wobei die Berliner Akademie der Wissenschaften, derdurch Patent vom 10. Mai 1700 das alleinige Kalenderprivile-gium für Preuß~n verliehen worden war122, zu Gunsten desBerliner Druckers intervenierte und die Universität zu Frank-furt veranlaßte, ihren Schützling zu verwarnenl23. Ebenso wie

. sein Vater amtierte Aron Fränkel auch als Rabbiner undJuden-richter. Als er sich dabei des .praedicates eines Vice-Rabbinersbedienete hatte, wurde er dafür 1772 zusammen mit den Frank-furter Judenältesten zu einer Strafe von 10 Reichstalern verur-teiltl24• In seiner Eigenschaft als Rabbiner erteilte er von 1765-1777 einige Approbationen (»Haskamothc) auf hebräische Bü-cher12S•Nach dem Tode Aron Fränkels im Jahre 1781 wurdesein Sohn Fabian (Feibel, später auch Philipp genannt) an Stelleseines Vaters Korrektor. Er dürfte 1745 geboren sein u~d erhieltam I. März 1786 die Heiratskonzession, nachdem die Behördenim Jahre 1785 bei seinem Antrag auf die Heiratsgenehmigungdie Beibringung einer Bescheinigung der Frankfurter Juden-ältesten verlangt hatten, was bis dahin bei den Heiraten der vonder Universität inskribierten Juden nicht üblich gewesen warl26.Auch Fabian Fränkel war wie sein Vater und sein Bruder

Israel (dieser von 1766-1774)127als Kalenderverfertiger bzw.Kalenderredakteur tätig, und wie sein Vater daran 'interessiert,nicht nur Kalenderhersteller, sondern auch Drucker und Ver-käufer des Kalenders zu sein. Auch er geriet dabei in Konfliktmit der Akademie der Wissenschaften, wurde aber durch dieBesitzer' der hebräischenBu~hdruckerei unterstützt, diederDruckerei neue Erwerbsmöglichkeiten zuwenden wollten128.Am 30.Januar 1783 wandten sich die Frankfurter Universitäts-behörden auf Veranlassung von Fabian Fränkel an den Pächterdes Kalenderwesens in Preußen, Hofrat von Oesfc1dI29.UnterBerufung darauf, daß nach Men Angaben svordem beständigejüdische Kalender in der dortigen hebräischen Druckerei solange

111 Meisl S. 274.

1111. c. S. 280.

m SBB II,87 Nr. 6.116 L. Löwenstein, Index Approbationum (prankfurta.Main, 192.3)

zählt S. 61 Nr.l081 sieben Bücher auf, denen er Approbationen er-teilt hat.III SBB Il, 81, 105; Meisl S. 278, Anm. 9.

117 Meisl S. 279: Soncino-Blätter n (Berlin 1927) S. 47. Israel Fränkelstarb vor 1800; denn kurz vor 1800beantragte seineWitwe, die Tochterdes Berliner Schutzjuden David RieB, die Genehmigung zur Ehe mitMeyer Bernhard aus Rosenberg OS. (Akten der Frankfurter Judenge-meillde).

118 Die Angaben über die Verhandlungen betreffs des Kalenderdrucksin Frankfurta.d.O. von 1783-1797 sind dem Aktenstiick Rep.132eFach XIV Nr. 21 entnommen, das sich seinerzeit im Preußischen Staats-archiv in Breslau befunden hat.

m s.MGW] 71 (1927) S. 283.

1545

~bIatt für den Deuu.n ... Bu.nhandel- Frankfuner Ausgabe - Nr. 100a, 16. Dezember 1957

BRD.LINC: JÜDISCHE BUCHDRUCKERPAMlLIEN

gedruckt wurden130, bis der verstorbene Korrektor AronJsrac1Fränkel sich wegen seines Alters nicht mehr damit abgebenkonnte, fragten sie an, wie es sich mit dem Privileg des BerlinerKalenderdruckers Markus Gerson 131verhalte. Darauf antwortetev. Oesfddam 18. 2.1783, daß eran sich nichts gegen den DruckdesJudenkalenders in Frank£urt einzuwenden habe, aber darumbitte, einen diesbeztiglichen Antrag bei der Akademie der Wis-senschaften in Berlin einzureichen. Die Universität teilte nunHerrn v. Oesfeld am 24.2.1783 mit, daß man den Kalender inFrankfurt drucken' werde, und bat um Mitteilung, wie es sichmit der Stempelurig der Kalender verhalte. Da die Universitätohne An~ort blieb, fragte sie am 13. 5.1783 nochmals deswe-gen an, .da Fränkel den Druck nicht länger aufschieben kanncDarauf erhielt sie einen abschlägigen Bescheid von v. Oesfeld(vom 23. S. l783), wonach gemäß derabschriftlich beigefügtenMitteilung der Akademie der WissenSchaften vom 10. 4- 1783,kein anderer Drucker zum Kalenderdruck zugelassen würde,~s~lange Marcus- Gerson lebte. Um jeden Zweifelam Druck-verbot auszuschließen, .daß außer ihm (d. i. Marcus Gerson)sonst niemand jüdische Calcnder drucke, deshalb ist auch indemdiesjährigen jüdischen Calendere, wiesie hinzufügten, .der be~reits fertig ist, ein Auszug des königl. Edict (vom 7. 3. 1744) bei-gefüget worden«, wonach ausdrücklich verboten wurde, .an-dere als von dero Academie der Wissenschaften herausgegebeneCalende~ einzuführen und zu gebrauchen«13! •. Ein Protokolldieser Mitteilung wurde Fabian, Fränkel zugeleitet, wobei ihmbedeutet wurde, daß er Kalender nur für den Verkauf auf denMessen und fUr das Ausland her~tellcri dürfe. Als er nun dara'uf-.hinKalender druckte und diese 'auf der Frankfurter Messe ver-kaufte,wobei auch Hausierer seine Abnehmer waren, legte Mar-cus Gerson dagegen Beschwerde ein,. worauf die Besch1agnahnteder .von Fabian Fränkel gediücktenKalender verfügt wurde.DagegenprotestiertehdieUniversitätsbehörden am 9. 7. 1783.Sie verteidigten den Kalenderdruck des Fabian Frmkel mit demnochmaligen Hinweis daraUf, daß früher in Frankfurt immerKalender gedr~ckt worden wären. Falls Fränkel aber das Verbotdes Verkaufs der Kalender im Inlande überschritten hätte, wUrde:die Universität ilm bestrafen. Sollten dagegen Hausierer diesenKalender wider die Vorschriften im Inland abzusetzen ver-,suchen, so soll die Regierung diesen Händlern die Handelskon-iession entziehen. Diese und weitere Eingaben blieben zunächstWlbeantwortet. Erst am 11.9. 1783 antwortete die Akademieder Wissenschaften, daß sie nur aus Gefälligkeit gegen die Uni-versität dem Fränkel die beschlagnahmten 973 Kalender unterdem Vorbehalt auSgefolgt habe, daß er sie nur uumauswärtigen

. liD Es sind zwar keine Kalender bisher bibliographisch verzeichnetworden; die in Franldurta.O. vor 1725 (MGWJ 1. Co S.277) gedrucktworden sind. Aber nach den in diesem Aktenstück gebrachten Angabendürften in Frankfurt a.d.O.jedenfalls vor demjahre 17«' demjahre deskönigL Edikts,jUdische Kalender gedruckt worden sein.'.: 111 Markus Gerson (Mordechai ben Gerschon Landsbetg) hat seit 1765den Druck des Judenkalenden durchgefuhrt. Er war dec Schwiegersohndes 1762 verstorbenen DrUcken~ron Moses (Aron ben Mosche Rofeaus Lissa), der den Kalender von 1733-1762 in Berlin gedruckt hatte.Sone. Blätter 1.e. S. 46.

111DiesesEdikt ist von Meisl in deri Sone. Blättern Le. S. 43 gedruckt.Aus meiner Darstellung geht hervor, daß der Abdruck in den Kalenderndolgte. um den Nachdruck der Kalender durch Fränkd zu verhindern.

Debite verwenden dürfe, daß sie zugleich aberjedenwei~en'Druck und Verkauf des Judenkalenders unter Berufung ~uf.'dasEdikt vom 7.3. 1744 untersagen müssel33•.Am 4.'4.' I_784reich:e Fränkel wi~er ~en. neuen An~ .. a~

die AkadelDle der W issenschaften em. ID dem er daruml:lit!.seinen Kalendern die Approbation der Akademie zu erteilc;:ri.und sich dafür verpflichtete, sämtliche jüdischen IWendei;dit-für das Inland benötigt würden (er beziffert ihre ArizahlaUf1500-2000 StÜck)l:". umsonst abzugeben. Sein Ange1:>ot,~von der Universität am S. 4· befürwortet wurde; scheint efuerigewissen Eindruck gemacht zu haben,' denn die Antvi~tt~Akademie vom 29. 4. 1784 war in enigegenfoinnlendeall'tQDgehalten und vertröstete ihn auf weitere Verb:lndl~ikdi;dem Ableben des Druckers Marcus Gersen..Marcus <?ers~n_starb imJalrre 1792135. aber erst ~ 4.l..i~

reichte Universitätsrektor Prof. Elsner namens der U~ti~einen Antrag an die Akademie betreffs Übertragung dO:~~~derdruckes an Fränkel ein, da Marcus Gerson gestorl)(:Q:set.~QieVerhältnisse in Berlin hatten sich aber inzwischen' .. ~.' .;denn 1787 war der Druck der Druckerei der jüdischschule inBerlin übertragen worden138• wobei allerdingsGerson den Verlag des Kalenders weitergeführt ha~Sodie Akademie am 14. 2. 1797 den Antrag ab. MarcÜs " ..zwar gestorben, aber seine WitWe habe seine Rechte' Ümen, die nach wem Tode auf we Kinder übefgehen~'Die Oberlandesältesten der preußischen JudensChaft. ttU.Druck auf gewisse Weise dirigierene, hätten den Dro4~dischen Freischule in Berlin übertragen. Ferner könncdie,'"demie in Berlin besser den Druck beaufsichtigen. . .

Erst später gelang es dem Pächter des Kal~derw~l!()~~rat Joh. Friede. Unger138, FabianFränkd ZU seiri.eiqA'eis.;~:

verhelfen WldihmdenDruckdesJudcnkalenderszu. 'Ü..~.'.<~.· ..' •... : '~~~.'.••.'

Fabian Fränkel druckte die Jud~alender in~~iit~'Jalrren 1804 Wld 1806-1808139•Er verblieb inFrank£ürt~:~Emanzipationszeit und nal1m 1812 den Namen: Philipp'~ioffiziell an 140. . .•

PIHierhin gehören anscheinend die von Meisl in der W]MGS.(,.'~81 erwähnten Schreiben vom 1.2.Januar und 18.Mhz 178~:" .Fdnkel von dec Akademie verurteilt wird, den Schaden in1I Rt. 3 Gr. zu erseuen, weil er nicht >denVerdacht einer VOt$l' .Contravention von sich abgelehnte und sich den ModalitlteQ' .'i .terworfen habe. welche in Frankfurt beim .Debit ~ •auswärtigen Debit verbotener Waren üblich sind und ihnl.qic}l.kannt gewesen sein können ••lU Nach der Statistik bei Meisl, MGWJ 1. e. S. 28Swaral'~

1180 Kalender, 1']90: U77 Kalender und 1791; 1)71 ~.,.,

Verteilung für die preußischenjuden bestimmt. Daraus . .die von Fränkel gebrachte Zahl von IS00-2OOO Kalenden!.frichtig sein dürfte. .

pa Markus Genon starb am 7.Nissan S5S2/179z in·B~,}:t~BlItter 1. e. S. <46. .III Sone. Blätter 1. c. S. <46.la1 Der Verbg deiJudenkalenders verblieb tats:ichlitb.

Familie des Markus Gerson. Nach seinem TodeWItWe Fögelche (die I8IZ den Familiennamen1814 in Berlin gestorben ist), claim sein Scblwic:geI:sobnBloch (gest. 1807) bzw. dessen Frau Vogel (gest. 181Z)lUJohann Friedrich Unger war der letzte Pichtet'

sens. MGWJ L Co 283. .III Sone. Blätter L Co MGWJ L c. S. 2b.1M SBB I S, 19":

BölWnblatt riir den Deuuch~DBuchhaDdcl- FraDkfurter Ausgabe - Nr. lCOll, .~~

BRILLING: JÜDISCHE BUCHDIl.UCKEJUlAMILmN

4. DER VERLEGER JACOB ELlASAls Nachtrag zu mei.nem Aufsatz über ..Jüdische Verleger infrankfurt a.d.O. im 18. JahrhWldert«Ul kann ich jetzt aufGrund inzwischen neuerhaltenen archivalischen Materials undweiterer AngabenlU einige zusätzliche Notizen über die ver-legerische Tätigkeit und die Familienverhältnisse des VerlegersJacob Elias (recte Sechariah Meschullam Feibisch ben Elia)brIDgeD.

Die ver1~erische Tätigkeit von Jacob Elias erstreckte sich,soweit b~her ersichtlich, von 17°5-1732143• Auf den LeipzigerMessen ist er als Besucher von 1693-1733 verzeichnetl44, wo-raus zu schließen sein dürfte, daß seine geschäftliche Tätigkeit(wahrscheinlich im Büchhandd) vor seiner verlegerischen Tä-tigkeit begonnen hat, Zu den letzten von ihm verlegten Bücherngehören der imJahre 1732 erschienene .Midrasch Rabboth«145(Cine Neuauflage) sowie ein Gebetbuch, der sogenannte .Lon-don Siddurc• Es handelt sich hierbei um eine Ausgabe des täg-lichen Gebetbuches mit einer jüdisch-deutschen Übersetzung(genannt .TikkWl Schlomoc nach dem Verfasser der Überset-zung, dem Schriftsteller und Buchhändler Salomo Salman bellMose R,aphad London )H8, die sich einer großen Beliebtheit beideI1jüdischen Betern erfreutem. . ,...Um alien Schwierigkeiten bei der Herausgabe dieses Buches

aUS de1ll Wege zu gehen, hatte -sich Jacob Elias 'sowohleinenUnbedenklichkeits-Vermerk des christlichenZensors, des Pro-£essarsJablonski von der Frankfurter theologischen fakultät148,

-;u s• .Archivf. Geschichte des Buchwesens I (1956) S. 3281f. - Ich be-nut%C diese Gelegenheit. um hier einige Irrtümer dieses Artikels zu ver-Jx:ssenl bezw· Ergänzungen vorzunehmen. Auf S~32.7 Anm. 2.5 Zeile 10

oben muß es ansutt: .Vater Mordeclui. richtig: .Bruder (?) Mor-~c beißen. - Zu Seite 328 S~alte ~ (am Schl~ des Abschnittes 11)

de mir von Dr. Jacobsen Dlltgeteilt, daß Lewm Gersche1 - Löb~ desGerson Wiener - Levi Gerson am :u.6.1764 in Frankfurt. d. O. gestorben ist, und daß eine Tochter von ihm mit dem Frank·~er Juden Benjamin Hirsch (=Benesch ben Hirsch hakohen. 1733-1788) verheiratet war.us Aktenstück des ehemaligen Geh. preußischen Staatsarchivs, (heute

veuucJu:s Zcntralarchiv Abt. Meneburg) Rep. SI Nr. 6']: s. o. Anm.2.2.

... CB. S. 2991 Nr. 8814. Dort sind allerdings nur einige Bücher ver-•c;hnd. die er von 17Cl!r1732. verlegte.

%Cl." Mo Freudenthal Leipziger Messgäste (Frankfurt am Main 1928) S.

$1;.. Ober den Midrasch Rabboth So H. L. Strack: Einleitung in Talmudund ~ (s.A ••München, 1921) S. 210.

IUCper Buchhändler Salomon Salman London aus NowogrodekL'l.Y1cißrußlandr lebte in Amsterdam· (1709-1714. 1731-1735) und in,- nkfurt a.M. (1714-1725), wo er Schiiler des dortigen Rabbiners Sa~Fl:lue1schotten war. Er ist als Übersetzer hebräischer Literatur ins Jü-~ bekannt; SoEnc. Jud. X. Hoof7.

I'" In dem hebräischen bibliographischen Lexikon der gesamten he-~ Literarur von 1474-1950 .Beth Eked Sepharimc Bd. 4 (Tel-

In. '956) S. 1125 verzeichnet Ch. B. Friedberg 9 Ausgaben dieses~buChes aus der Zeit von 1737-1864. die in Mitteleuropa erschienen'~Die Frankfurter Ausgabe vomjahre 1732, um die es sich hier han-~.iIt weder dort noch bei Friedberg S. 478 unter den imJahre 1732~Frank!urter Drucken verzei~

t"~ indem obenerwähnten (Anm. 132.) Aktenstück S. II2.-1I3. wo.~auch der Text des Zensurvermerks befindet. der folgendermaßen]JtCt •• Exiit reans prelo Acaderniae hujus, libm Hebraicis excudendis

~ ordo precum, quoutuntur quotidieJudaei quemque ipsi LON-

als auch eine »Haskama«149d. h. Empfehlungsschreiben desFrankfurter Rabbiners Mose ben Aron Lwow (Lemberger)150beschafft, das mit einem Nachdruckverbot für fünf Jahre ver-bunden War. Beides druckte Jacob Elias auf den ersten SeitendesGebetbuches ablSI.

. Der Druckereiinhaber Michael Gottschalk, der damals geradeID Streitigkeiten mit Jacob Elias verwickelt warl52, versuchteden Abdruck dieser Haskama gegenJacob Elias auszunutzen. daer glaubte, daß das in der Haskama enthaltene Nachdruckverboteine Art Bann darstelle, dessen Ausrufung den Itabbinem inPreußen verboten warl53. Er denunzierte also Jacob Elias beidem akademischen Rat der Universität, .daß der SchutzjudeJacob Elias sich auf ein gewisses hebräisches Buch, den .LondonSiedere genannt, von dem hiesigen Rabbiner einen Bann auffünf Jahre zurVerhinderung des Nachdrucks habe erteilenlassenc1M• Gottschalk wies darauf hin, daß .dergleichen Banneine Art von einem Privilegio sein sollee, das den Juden nichtzustehe, und daß.sich das Verbot des Bannspruches auch auf 'diesen .Bannc des frankfurter Rabbiners beziehel55•Die Uni-versitätsbehörden überließen die Entscheidung in dieser Ange-legenheit dem König Wilhelm I., der ein Gutachten des Ober-

DER SIDDUR (im Original in hebräischen Buchstaben gedruckt)insigniye solenr, quem post institutum examen exactum nihil Religioni, nostrae inimicum continere intelleximus. Quam ob rem illius impressio-nem, 'sine cunctatione Facult. Academiae hujus Theologica permitten-dam esse censuit. Franc. ad Viadr. d. XlII Maji MDCCXXXlI. P-.E.Jablonski, D. Pacultatis Theolog. h. t. Decanus .•

161 s. darüber Enc. Jud. VII, 1015 ff .und Archiv für Gesch. d. Buch-wesens I (r956), PS.

160 Über Moses Aron Lemberger. 1729-1730 Rabbiner in Berlin undFrankfurta.d.O., 1730-1743 Landrabbiner in FrankIurta.O., und bis zuseinem Tode im Jahre 1758 mährischer Landrabbiner in Nikolsburg. s.MGWJ 72 (1928), 492-493; L. Geiger, Geschichte der Juden in Berlin(Berlin 1871) 1,49; 11,85-86, sowie SBB II, 95, Anm. 54.'. 151ln dem oben erwähnten Aktenstück sind auf den Seiten 108-113 .die Blätter mit dem lateinischen Zensurvermerk und der hebräischenHaskama eingeheftet, die von Michael Gottschalk mit seiner im Textsofort zu erwähnenden Eingabe als Belegstücke mit eingereicht wordenwaren.

m Michael Gottschalk: beschwerte sich (Aktenstück S. 115) beimpreußischen König in einem Schreiben vom IS.Mai I7P über Jacob .Elus, der es dahin gebracht hatte, daß eine Subhastation seiner unweitFrankfurt' gelegenen Mühle wegen einer Schuld an Jacob Elias im Zu-sammenhang mit von ihm aufgelegten und gebundenen Büchern be-.reits drohte. In einem weiteren Schreiben brachte Michael Gottschalk:vor: .Der Jude Jacob Elias, wekher mir wegen des aufgelegten Jalkut(5. Arch. £. Gesch. d. Buchwesens 1. Co S. 328-32.9) eiu ansehnlichesschuldig geworden, hat es dennoch ••• dahin zu bringen gewußt. daß erpropter negligentiam meines advocati eine favorable Sentenz erhaltene.Durch ein königl. Mandat wurde dem Magistrat zu Frankfurt am 2.8.12.1732. aufgegeben, .den Supplicanten mit der ~uchten Restitutio inintegrum zu hören und darauf rechtlich zu bescheiden. (1. c. S. 119-120).

us Das Verbot der Bannausübung durch Rabbiner ist in dem Schrei-ben des Kurfü;sten Friedrich WilheIm· von Brandenburg an den Rat der .Stadt Frankfurta. O. vom. I.Juni 1682. ausgesprochen. SBB. I, 9C>-91.

1"Aktenstück S. 104 (seine Beschwerde wird im Schreiben des akade-mischen Rates an den König vom u.Juli 1732. erwähnt).

UI .Lo~don Siddero, so heißt das Gebetbuch nach dem Übersetzerdes Textes in. das JUdisch-Deutsche, dem oben erwähnten '(Anm. 146)SalomQ Salman London. .

1547

~b~ fijr dell Deutschen Bu<hbandel_ Frankfuner Ausgabe - Nt. l00a, 16, Dezember 1957

BRIlllNG: JÜDISClDI BUCHDRUCKERPAMIl.IEN

fiskals J. Wagner einholte. Wie dieser in seinem Bescheid vom24. 7. 1732 aus£ührte156, handelte es sich aber in diesem Falleweder um einen Bann im Sinne des jüdischen Gesetzes noch imSinne des staatlichen Verbotes (ein solcher Bann mußte unterbestimmten Zeremonien feierlich in der Synagoge verkündetwerden )157, sondern nur um eine tComminationc d. h. eine Ver-warnung gegen den Nachdruck, die zudem nur in gedruckterForm vorliege. Ein jüdischer Verleger sei zur Beschaffimg einessolchen Nachdruckverbots gezwungen, weil das königlich preu-ßische Privileg gegen Nachdruck, das ein jüdischer Buchdruk-ker in Preußen erhalten könne, nur innerhalb Preußens gdte,während das rabbinische Nachdruckverbot auch für Judenaußerhalb Preuße~s verbindlich sei bzw. sein sollte. Die Be-schaffung von Privilegien gegen den Nachdruck seitens derBeherrscher sämtlicher Staaten, in denenjuden wohnen, würdezuviel Kosten verursachen und sei wahrscheinlich gar nichtdurchführbar. Das rabbinische Nachdrucksverbot wirke sichferner zum Vorteil der preußischen Finanzen aus, da dadurchdie Möglichkeit zur Exportierung der in Preußen gedrucktenBücher gegeben würde. Auf Grund dieses Gutachtens teilte derKönig am 2. 8. 1732 den Frankfurter Universitätsbehörden seineEntscheidung mitiSS, daß der Nachdruck hebräischer Schriftenzwar durch königliche Privilegien im Lande selbst verboten sei,tinzWischen aber auch den jüdischen Buchdruckern freibleibenmüsse, ihrem Gebrauch nach den großen Dann auE den Nach-druck von ausländischen Rabbinern legen zu lassene, um denAbsatz im Ausland zu ermöglichen.

151Akrenstück S. 101-103.117 Über die mit dem Bann zusammenhängenden Zeremonien s.Enc.

Jud. V, 4II If. s, v. Cberem (-Baon)

1"AktenstUck S. 97.

Jacob Elias wird in der oben erwähnten hebräischen Haskatnades Frankfurter Rabbiners vom Jallre 1732 als der .angeseheneMann und Vorsteher, der Gelehrte Meschullam Feibisch Sohndes Eliac bezeichnet. Er dürfte aIso159 mit dem am 17. Nissan55U/17S1 in Frankfurt verstorbenen Vorstdterder,ludenge_meinde Feibisch Buckow identisch sein, der wahrscheinlich ausdem kleinen Örtchen Buckow {bei Züllichau )160 nach Frankfurt .eingewandert sein wird. Auf den Leipziger Messen sind außerihm noch zwei seinerSöhne als Besucher verzeichnet, lsaacJacob (1738-1745) und LewinJacob (1733-1735)161.

Ein Verwandter oder Landsmann von Jacob ElW dürftewahrscheinlich der Verleger David b~Mose Buckow sein1111.der 1730 in Frankfurt a.d, O. gemeinsam mit dem Buchhändlerund Buchdrucker Zadok ben Abraltam aus Meseritz1U dasBuch .Hamagidc herausgabl84• das eine Erklärung zu den Pro-pheten und zu den Hagiographen injüd.isch-.deutscher Spracheenthält und also auch zu dem Genre der jüdisch-deutschen Volks-literatur religiöser Art gehörte, wie sie vonden Frankfurterjüdischen Verlegern vorzugsweise gepflegt wurdel8S.

UI Nach der Ansicht meines Freundes Dr. Jacobson (Schreiben Vom2J.XLJ956).

1.Es gibt allerdings einige Ortschaften des Namens Buckow. aberwahrscheinlich dürfte es sich hier um den bei ZUllichau ('m der Nahevon Frankfurt a.0.) gelegenen Ort dieses Namens handeln,

111 Freudenthal Le.; I.cwinJacob (Löbben Feibisch Buc:kow) ist inFrankfurt am 17-Tebeth 5536/1776 gestorben.lfI Friedberg S. 47.

liS SBB I, <149; s, o, Anm. uS.1" Friedberg S. 47.

III ImJahre 1812 nahm SamuelElias in Frankfurta.O. den Familien-namen Buckow an, der bisher nur in hebr~chen Quellen vorkam. ErdUrfte vielleicht ein Nachkomme des Jacob Elias gewesen sein.

Bönenblatt rür den [)euumcn Buchhandel- Frankfurter Ausgabt - Nr. 100., 16. ~·1f$1