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Betreuungskonzept für Heimbewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz ND HL „Zur Linde“ Betreuungskonzept für Demenzkranke.docx Stand 12/2013 Seite 1 von 19 „Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ (Chinesisches Sprichwort) Betreuungskonzept für Heimbewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz

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Betreuungskonzept für Heimbewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz ND HL

„Zur Linde“ Betreuungskonzept für Demenzkranke.docx Stand 12/2013 Seite 1 von 19

„Verantwortlich ist man nicht nur für das,

was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“

(Chinesisches Sprichwort)

Betreuungskonzept für Heimbewohner

mit eingeschränkter Alltagskompetenz

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Betreuungskonzept für Heimbewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz ND HL

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Einführung In den letzen Jahren hat sich der Prozentsatz an demenziell erkrankten Bewohnern, die im Seniorenpflegepark „Zur Linde“ leben drastisch erhöht. Ein eigenes Konzept zur Betreuung von Heimbewohnern mit eingeschränkter Alltagskompetenz stellt die konsequente Antwort des Hauses auf diese gravierenden Veränderungen der Bewohnerstruktur dar. Um auch zukünftig eine individuell angepasste und bei diesem Krankheitsbild unerlässliche bedürfnisorientierte und interdisziplinär organisierte Pflege und Betreuung zu gewährleisten, wurde eine der besonderen Situationen des Hauses adäquate Konzeption unumgänglich. Oberstes Ziel dabei ist, dem Heimbewohner mit eingeschränkter Alltagskompetenz eine höchstmögliche Lebensqualität zu bieten. Leitgedanke Es ist unser Ziel, den Seniorenpflegepark „Zur Linde“ als Lebensraum für unsere Heimbewohner zu sichern. Diese stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Unsere Arbeit besteht darin, hochbetagte, pflegebedürftige, kranke und behinderte Menschen zu unterstützen, zu pflegen, zu fördern und sie auf diesem Abschnitt ihres Lebensweges zu begleiten. Wir gehen auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse unser Bewohnerrinnen und Bewohner ein und nehmen sie mit ihren Eigenarten ernst. (siehe Leitbild) Um unsere Ziele zu erreichen, legen wir unserer Arbeit die Biografie unserer Heimbewohner zu Grunde. Das Wieder-herstellen von verlernten Fähigkeiten, die dem Alltag dienlich sind, und die Förderung vorhandener Ressourcen.

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Zielgruppe In unserem Hause werden Bewohner mit unterschiedlichen Formen dementieller Erkrankung gepflegt und betreut. Es befinden sich Bewohner bei uns mit den Krankheitsbildern der senilen Demenz vom Alzheimer Typ, der Multiinfarktdemenz und Mischformen dieser Demenzen. Diese Krankheitsbilder zeigen sich in den unterschied-lichsten Stadien, die dementsprechend betreut werden müssen. Außerdem sind Heimbewohner mit Parkinsonscher Erkrankung in Verbindung mit Demenz sowie kranke mit zusätzlichen Depressionen in unserer Einrichtung untergebracht. Räumliche Ausstattung Entsprechend der im Hause etablierten integrativen und separativen Arbeitsweise werden je nach den Erfordernissen des jeweiligen Angebotes die verschiedensten Räumlichkeiten bei der Betreuung dementer Bewohner genutzt.

Folgende Aufenthaltsmöglichkeiten stehen zur Verfügung:

o Aufenthaltsräume in den Wohnbereichen o Bewohnerzimmer o Speisesaal/Cafeteria o Foyer o Flure o Terrassen o Therapieraum o Therapieküche o Wintergarten o Garten o Hof o Obstplantage o Gartenterrasse o Pavillon

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Arbeitsansätze Bei der Pflege und Betreuung demenzerkrankter Bewohner gilt es einen Zugang zu ihnen zu finden, um so zu einer individuell angepassten, den gesamten Menschen erfassende, verstehende Umgangsweise zu finden. Der biografische Arbeitsansatz dient hier dazu, beim Bewohner nicht nur das augenblickliche Lebensumfeld „Heim“ und die momentane Befindlichkeit zu berücksichtigen, sondern auch die Erfahrungen der bereits gelebten individuellen Lebensgeschichte mit einzubeziehen, durch die heutiges Erleben und Verhalten beeinflusst wird. Biografisch orientiert zu arbeiten, stellt an das Personal in der stationären Altenpflege besondere Anforderungen in sowohl fachlicher als auch menschlicher Hinsicht. Dazu gehört die Fähigkeit, aber auch Bereitschaft zu einer umfassenden, die Vergangenheit einbeziehenden Wahrnehmung des Bewohners. Diese ganzheitliche Wahrnehmung des Menschen beeinflusst die Einstellung der Pflegenden und drückt sich vornehmlich in einer veränderten Haltung gegenüber dem Bewohner aus. Die Emphatie ist das In-sich-hineinversetzen in eine andere Person, so dass sich diese verstanden und geborgen fühlt. „Lebensgeschichten verstehen lernen heißt, sich selbst und andere zu verstehen“ (Hilarion Petzold) Diese besondere Haltung beeinflusst und verändert den Umgang und die Art und Weise der Begegnung mit dem Bewohner ebenso wie die Gestaltung von Angeboten für die Bewohner. Erst eine spezifische, biografische Haltung erlaubt es gerade dementiell Erkrankten mit einer begründeten Achtung und mit Respekt zu begegnen, ihnen als jemanden gegenüber zu treten, der ein langes Leben gelebt hat und eine, wenn auch begrenzte, Zukunft hat. So kann es uns gelingen den Menschen im wirklichen Sinne ganzheitlich wahrzunehmen, nicht reduziert auf den augenblicklichen Zustand.

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So schafft biografischer Arbeits-ansatz die Voraussetzung zu dem, was ganzheitliche Pflege verwirk-lichen will und ist davon nicht zu trennen. Eine individuell wohnliche Gestaltung der Bewohnerzimmer ist möglich, da Möbel und andere vertraute Einrichtungsgegenstände bei Einzug mitgebracht werden können. Auch in den Doppelzimmern wird dieser Aspekt so weit wie möglich berücksichtigt. Um eine wohnliche Atmosphäre zu erreichen und einen Heim- bzw. Krankenhauscharakter zu vermeiden, wird auf eine aufgelockerte, freundliche Gestaltung der Flure durch Bilder und Sitzgruppen Wert gelegt. Eine gute Beleuchtung unterstützt die Aufrechterhaltung des Tag-/ Nachtrhythmus und dient des Weiteren dazu, illusionäre Verkennungen und optische Halluzina-tionen zu vermeiden. Eine positive Anregung dementer Bewohner durch die räumliche Umgebung des Hauses ergibt sich auch aus den Möglichkeiten von mehreren Fensterplätzen aus das Geschehen draußen ungestört zu beobachten. Für die Heimbewohner frei zugänglich befindet sich im Wintergarten die Erinnerungsecke mit Utensilien aus der „Ver-gangenheit“. Die räumlich-architektonische Gestaltung der Einrichtung wird durch zahlreiche einzelne Orientierungshilfen optimiert, die den dementen Bewohnern helfen, sich in ihrem Alltag zurechtzufinden:

- Namen und Fotos an den Türen - Kennzeichnung der Zimmertüren durch persönliche Gegenstände

(z. B. Kränze, jahreszeitliche Symbole und Fotos von Familien-mitgliedern)

- Kennzeichnung der Dienstzimmer - jahreszeitlich angepasste Dekoration im gesamten Haus

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- „Ecke des Monats“ mit einer typisch jahres-zeitlichen Ausgestaltung - Toilettenkennzeichnung - Nummerierung der Türen - Platzdeckchen der Heimbewohner im Speisesaal (ein Foto aus der Jugendzeit) - Richtungspfeile für die Räume (wie Winter-garten, Speisesaal, Wohnbereiche) - farbliche Kennzeichnung der Flure - farbliche Ausgestaltung der Zimmer bei bettlägerigen Bewohnern - Orientierungshilfen anhand von heimat-

typischen Bildern - Seniorengerechte Toiletten und Nasszellen - Kennzeichnung der Gemeinschaftsräume - Kennzeichnung der Rollstühle, Rollatoren und

Gehhilfen - Barrierefreie Wege - Aufzug - Handläufe

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Die in Fachkreisen gewünschten Endloswege bietet der Seniorenpflegepark „Zur Linde“ in großem Umfang. Der gefahrlose Aufenthalt im geschützten Garten der Einrichtung verschafft weitere Bewegungsfreiheit und den Kontakt zur Natur an frischer Luft. Die Heimbewohner haben im umfangreichen Maße die Möglichkeit sich an unserem Sinnesgarten sowie Tiervollieren und –gehegen zu erfreuen. Im Rahmen der Erweiterung des Sinnesgartens wurde eine Obstplantage mit verschiedenen Obst- und Beerensorten angelegt. Gestaltung der Tagesstruktur Unser Haus bietet durch die ihm eigenen Strukturen immer wiederkehrende Fixpunkte im Tagesverlauf, z. B. durch die täglichen Mahlzeiten. Auch durch feste Veranstaltungen im Wochenverlauf ergibt sich ein allgemein verbindliches Strukturierungsraster. Diese allgemeine Struktur kommt grundsätzlich auch unseren dementen Bewohnern zu Gute. Um Überforderungen zu vermeiden, ist es darüber hinaus notwendig, die Tagesstruktur des dementen Bewohners so individuell wie möglich zu gestalten. Nach dem biografischen Arbeitsansatz dient hierzu der gewohnte Rhythmus seiner lebensgeschichtlich verankerten Gewohnheiten. Einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des Tages leisten die sich täglich bzw. wöchentlich zu festen Zeiten wiederholenden Gruppen-angebote im Hause. (siehe Arbeitspläne)

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Dabei profitieren die dementen Bewohner von den integrativen Ange-boten am Vormittag ebenso wie von den speziellen, separativen Kleingruppen am Nachmittag.

Einen weiteren Stützpunkt der strukturierten Tagesgestaltung stellt das in unserem Hause gewählte Pflegesystem der Bezugspflege dar. Dabei ist einer primären und einer aktuellen Fachpflegebezugsperson ein be-stimmter Kreis von Bewohnern zugeordnet. Dieses Pflegesystem bietet die besonders für den dementen Bewohner so wichtige Möglichkeit

Kontakt und Vertrauen zu weitgehend gleichbleibenden Pflegepersonen aufzubauen. Es können so besonders persönlich und tragfähig gestaltete Beziehungen entstehen. Auch hier wird wieder durch die Instrumente, Pflegeanamnese und Pflegeplanung der biografische Arbeitsansatz umgesetzt. Im Sinn der interdisziplinären Zusammenarbeit beteiligen sich auch die Mitarbeiter im Empfangs-bereich an der Betreuung dementer Bewohner und strukturieren damit auch den Tagesverlauf.

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Hier – im Haupteingangsbereich und im ansprechend gestalteten Foyer – haben die Dementen eine ständige Aufenthaltsstelle mit ihnen vertrauten Personen und angenehmer Atmosphäre. Menschen mit Weglauftendenz werden hier liebevoll aufgefangen und situa-tionsbedingt weiter betreut. Gestaltung der sozialen Umgebung Der Gestaltung der sozialen Umgebung als ein Kernelement der Milieutherapie schenken wir in unserem Hause besondere Auf-merksamkeit. Ziel ist dabei, ein Milieu entstehen zu lassen, das sich auf demente Bewohner günstig und förderlich auswirkt. Wichtiger Bestandteil einer therapeutisch wirksam sozialen Umgebung ist die für den dementen Bewohner so wichtige „Beziehungskonstanz“, die im Haus durch das angewandte Pflegeprinzip der Bezugspflege gefördert wird. Es soll eine möglichst verlässliche und persönliche Beziehung zwischen den dementen Bewohnern und den Mitarbeitern aufgebaut werden, auf einer Basis von Achtung, Akzeptanz, Partnerschaftlichkeit und Vertrauen. Kenntnisse aus der Biografie der zu Betreuenden, helfen den Umgang sensibel und geduldig zu gestalten und mit Empathie auf die Besonderheiten des einzelnen Menschen zu reagieren. Ergänzendes Element einer positiveren sozialen Umgebung sind die Arbeitszufriedenheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter, da so aus dieser Richtung mögliche negative Auswirkungen auf das Lebensmilieu der dementen Bewohner vermieden werden.

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In dieses soziale Gefüge werden auch Angehörige mit einbezogen, um auch in dieser Hinsicht eine weitgehend harmonische Beziehungskonstanz zu erreichen. Dabei können Angehörige und Mitarbeiter sich ergänzen und gemeinsam zu einem besseren Verständnis der Bewohner finden. Auch die Gestaltung der verbalen Kommunikation wirkt sich auf das Wesen der sozialen Umgebung aus. Daher achten wir darauf, dass die Kommunikation grundsätzlich den Möglichkeiten dementer Menschen zur sprachlichen Ausdrucksfähigkeit angepasst ist. Das heißt, die Kommunikation soll deutlich, langsam und in kurzen Sätzen erfolgen und auch Raum für nonverbale Mittel wie Gesten, Blickkontakt und Berührungen beinhalten. Angebote im Rahmen der Dementenbetreuung Der Seniorenpflegepark und seine Mitarbeiter bieten den Heimbewohnern ein breitgefächertes Angebot an Aktivitäten wie:

o Singen, summen und Musik hören (biografiebezogen) o Sitzgymnastik, um den Kreislauf anzuregen o Ballspiele, um die Armmuskulatur zu trainieren o 10-Minuten-Aktivierung o Basale Stimulation o Handmassagen (bei immobilen Bewohnern) o Arbeiten mit Duftölen o Ratespiele, um das Gedächtnis zu trainieren o Handarbeiten o Kegeln, da viele Bewohner früher diesem Sport nachgingen

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o Dart und Ringe werfen o Gedächtnistraining o hauswirtschaftliche Tätigkeiten o Gartenarbeiten o Wegepflege o malen o basteln o spielen, nur bei Bedarf o Fotos anschauen o kochen o backen o Vorlesen von Tageszeitungen und anderen Geschichten o validierende Kommunikation o Spaziergänge machen o Ausflüge veranstalten o Einkaufsfahrten arrangieren o Begleitung zum Arzt bei Bedarf o Leseabende veranstalten o Biografiebezogene Gesprächsführung o Kinonachmittage veranstalten o Mithilfe bei der Pflege

von Heimtieren (Hühner, Vögel, Katzen, Kaninchen) o regelmäßige Tierbesuchsdienste

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Zeiten der Betreuung Die Betreuung beginnt im Speisesaal und einem Aufenthaltsraum um 07:00 Uhr mit den Frühstücksgruppen. Das Frühstück wird von 07:00 bis ca. 09:00 Uhr eingenommen. Es werden Gespräche geführt und Vorbereitungen für die Gruppenaktivitäten getroffen. Hierbei sollten die Bewohner aktiv mit einbezogen werden. Die Gruppenaktivität findet von 10:00 bis 11:00 Uhr statt. Ab 11:00 Uhr werden die Bewohner an ihre Plätze im Speisesaal und Aufenthaltsraum zurückgeführt, wenn sie zurzeit nicht in der Lage sind, ihren Patz allein zu finden. Toilettengänge werden durch-geführt, wenn der Bewohner dies nicht allein bewerkstelligen kann. Ist er dazu noch selbständig in der Lage, wird ihm der Weg gezeigt und es erfolgt eine Aufforderung. Ab 11:00 Uhr wird das Mittagessen angeboten. Hier wird Hilfe-stellung gegeben oder das Essen angereicht, wenn es notwendig ist. Um ca. 12:30 Uhr ist das Mittagessen beendet und Bewohner, die einen Mittagschlaf halten möchten, werden in die Zimmer geführt, sofern sie dabei Hilfe brauchen, ansonsten wird ihnen der Weg gezeigt und eine Aufforderung gegeben. Ab 14:30 Uhr wird die Kaffeerunde eröffnet. Auch hier wird bei Bedarf ge-holfen und unterstützt. Die Selbstständigkeit steht im Vordergrund. Nach dem Kaffeetrinken werden bis 16:30 Uhr Spaziergänge, Spiele und individuelle Einzel- bzw. Gruppenbetreuungen ange-boten.

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Durchführung der Betreuung Die Betreuung der Mahlzeiten beinhalten, den Tisch zusammen mit dem Bewohner zu decken und für die gemeinsame Sitzordnung zu sorgen. Da jeder Bewohner bestimmte Wünsche hat, sollten diese auch nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Hilfestellungen und Anleitungen werden bereits bei der Zubereitung des Frühstücks gegeben, so dass die Selbstständigkeit auch hier so weit als möglich beibehalten wird. Es wird beim Essen für eine entspannende Atmosphäre gesorgt, denn die Nahrungsaufnahme stellt für das Wohlbefinden einen wichtigen Aspekt dar. Es werden Gespräche geführt, nachgefragt, Anekdoten erzählt und/oder einfach nur zugehört. Manchmal ist es auch notwendig auf die guten alten Sitten zu achten und unauffällig für das angemessene Benehmen zu sorgen. Dies geschieht natürlich immer mit dem Respekt dem Alter und der Lebenserfahrungen der Bewohner gegenüber. Die Bewohner sollten locker und fröhlich beieinander sitzen, es darf gelacht und geschmunzelt werden. Die kontinuierliche gedankliche Rückkehr zur Tageszeit, Uhrzeit oder Jahreszeit kann als Gesprächsimpuls dienen und regt die Gehirntätigkeit an. Tagesnachrichten und Schlagzeilen sind auch hier in aller Munde und werden diskutiert. Rückschlüsse auf frühere Zeiten werden gezogen. Andere Bewohner werden in das Gespräch einbezogen. Zielsetzung der Betreuungsaktivität Die Bewohner sollen sich zu Hause fühlen und sich nach eigenem Belieben beschäftigen können. Es sollen Forderungen an die Bewohner gestellt werden, sie sollen sich nicht auf dem „Abstellgleis“ befinden. Dazu steht der Beschäftigungstherapeutin eine Präsenzkraft zur Seite.

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Die Einnahme der Speisen obliegt auch der Aufsicht und Unter-stützung der Präsenzkraft. Sie sorgt für die angenehme Atmosphäre, für das Gesprächsklima und die angemessene Nahrungsaufnahme zu den genannten Uhrzeiten. Dies alles geschieht unter dem Aspekt der größtmöglichen Unabhängigkeit und Anforderung an den einzelnen Bewohner. Fähigkeiten werden trainiert und erweitert. Die Bewohner lernen ihre noch erhaltenen Ressourcen zu nutzen, so entsteht eine neu gewonnene Unabhängigkeit, die es beizubehalten gilt.

Die Termine und Uhrzeiten werden regelmäßig in der monatlich erscheinenden Heimzeitung und am Lindenbaum veröffentlicht. Allen Bewohnern, die nicht mehr selbstständig lesen können, werden die Zeitung und das Programm in der Morgenrunde vorgelesen. An den Gruppenangeboten nehmen durchschnittlich 7 – 9 Personen teil. Bei Bastelaktivitäten oder Gedächtnisarbeit ist die Gruppe jedoch etwas kleiner zu gestalten, damit die Konzentration erhalten bleibt.

Leseabend Jeden Mittwoch findet der allseits beliebte Leseabend statt. Hier spricht man bei einem kleinen Gläschen Wein oder alkoholfreien Getränken über Aktuelles, Nachrichten aus aller Welt und private Probleme. Politische Themen werden ebenso angesprochen, wie Geschichten, die das Leben erzählen. Manch ein Bewohner sitzt auch einfach nur dabei und genießt das Zusammensein.

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Abwechslung über das Jahr Um die Jahreszeiten in den Alltag ein-bringen zu können, wird die Einrichtung je nach Jahreszeit dekoriert. Etwaige Bastel- und Malangebote werden ebenfalls nach Jahreszeit ausgerichtet. Dies schafft auch für leicht verwirrte Bewohner eine sichere Orientierung, die sich positiv auf den Alltag niederschlägt. Gedächtnis- und Ratespiele finden passend zu den Bewohner-wünschen und der Jahreszeit statt. Alle Feiern und Feste, die das Jahr beinhaltet, werden begangen und in der Tagesgestaltung berücksichtigt.

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Reaktivierung bei Demenzerkrankten Bei der Reaktivierung bzw. Reaktivierungsangeboten handelt es sich um biografisch orientierte Angebote für dementiell Erkrankte. Hiermit können sowohl einzelne Bewohner situativ als auch Bewohnergruppen erreicht werden. Den theoretisch-fachlichen Hintergrund für Reaktivierungsangebote stellen Kenntnisse über das Krankheitsbild von Dementen dar. Besonders auffälliges Merkmal der dementiellen Erkrankung sind die amnestischen Defizite, die Einbußen im Bereich der Gedächt-nisleistung. Demenzkranke können sich zunehmend schlecht erinnern, wobei zunächst Merkfähigkeit und Kurzzeitgedächtnis betroffen sind und in späteren Stadien der Erkrankung zunehmend auch das Langzeitgedächtnis. Bei einer Reaktivierung arbeiten wir mit den Inhalten des Altgedächtnisses, dem besonders alten Teil des Langzeit-gedächtnisses. Gedächtnisinhalte aus der sogenannten Prägungszeit (Erwin Böhm), nämlich aus Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenenalter, bleiben bei dementieller Erkrankung lange erhalten. Die biografischen Kenntnisse aus diesen Lebensabschnitten dienen als Grundlage für die Gestaltung von Reaktivierungsangeboten. Da der unmittelbare, spontane Zugriff auf Gedächtnisinhalte, auch auf noch vorhandene Inhalte des Langzeitgedächtnisses, im Zuge der Demenzerkrankung schwierig bis unmöglich sein kann, brauchen Demente einen „Schlüssel“ zu ihrem Gedächtnis.

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Mit einem anschaulichen „Erinnerungsschlüssel“ in Form alter Gegenstände (biografische Arbeitsmittel) aus der Lebens-geschichte können bei Reakti-vierungsangeboten verschüttete Gedächtnisinhalte wieder ver-fügbar und abrufbar gemacht werden. Hierzu verfügen wir bereits über eine Sammlung an entsprechendem Material, die kontinuierlich erweitert wird. Betreuung und Ziele von Reaktivierungs-angeboten sind vielfältig. Zunächst erfährt der Bewohner hier Ansprache, Zuwendung und Wertschätzung. Durch die ausgewählten Themen aus dem Alltags-gedächtnis, bei denen er wieder mitreden kann, erlebt sich auch der Demente als kompetenter Gesprächspartner. Hierbei erfährt er die Anerkennung, die ihm bei seinen nachlassenden Fähigkeiten häufig versagt bleibt.

Das Selbstwertgefühl wird gestärkt und so eine allgemein positive Beeinflussung der Lebensqualität erreicht. Nicht zuletzt trägt dazu auch die oft angeregte Atmosphäre bei, die sich bei der Beschäftigung mit vertrauten Themen und Gegenständen meist unversehens ent-wickelt.

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Die Auseinandersetzung mit Vergangenem, mit dem, was einmal erlebt, gefühlt, gearbeitet und geleistet wurde, vermittelt ein Gefühl für das eigene gelebte Leben, von dem schon so vieles in ein krankheitsbedingtes Vergessen abgeglitten sein mag. So betrachtet trägt Reaktivierung auch zur Stiftung bzw. Erhaltung von Identität bei. Fort- und Weiterbildung Ebenso erforderlich wie ein spezielles Konzept zur Dementen-betreuung ist ein ausreichendes Potential an entsprechend geschulten Mitarbeitern, die die Umsetzung dieses Konzeptes tragen. Sie sollen dabei in der Lage sein, den sich verändernden spezifischen Anforderungen im Umgang mit Demenzkranken fachlich, aber auch menschlich gerecht werden zu können. Aus diesem Grund legen wir einen besonderen Wert auf die Teilnahme an internen Fortbildungsmaßnahmen. Darüber hinaus werden Mitarbeiter in externen Fachausbildungen qualifiziert. Danach sollen sie als Multiplikatoren fungieren und ihr Fachwissen an andere Kollegen weitergeben.

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Forderungen und Perspektive Wie in der Einführung bereits dargestellt hat sich der Prozentsatz von dementiell erkrankten Bewohnern um ein Vielfaches erhöht, sodass eine bedürfnisgerechte Betreuung mit der vorhandenen Personalausstattung nicht zu leisten ist und zukünftig noch weniger zu realisieren sein wird. Aus diesem Grund ist eine generelle Anpassung und eine Differenzierung des bestehenden Leistungsangebotes unumgänglich. Im Einzelnen ist vor allem an mehr separative Angebote für Demenzerkrankte und ein Ausbau von Einzelbetreuung für nicht mehr gruppenfähige und immobile Bewohner gedacht.

Ein in der dargestellten Form differenziertes Angebot würde eine engmaschigere Betreuung gewährleisten, um einen bei Demenzerkrankten größtmöglichen Therapieerfolg zu bewirken. Die hierfür unbedingt notwendige Kontinuität des speziellen Leistungsangebotes würde durch eine zusätzliche personelle Ausstattung weiter gesichert werden.