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1 B UDAPESTER ZEITUNG B UDAPESTER ZEITUNG 6. Jahrgang / Nr. 58 Budapest, 24. März 2020 Nach den Taxifahrern gewährt die Regierung weiteren 81.500 Kleinunter- nehmern eine vorübergehende Befreiung von der Pauschalsteuer, gab Ministerprä- sident Viktor Orbán am Montagvormittag (auf dem Foto bei der anschließenden Parlamentsdebatte) bekannt. Auf der Online-Pressekonferenz der operativen Einsatzleitung sprach er von vier Ver- teidigungslinien im Kampf gegen das Coronavirus. Am Montag meldete sich in ungewöhnlicher Weise Ministerpräsident Viktor Orbán auf der täglichen Pressekonferenz der operativen Einsatzleitung zu Wort, die wegen seiner Termine im Parlament auf 11 Uhr vorverlegt wurde. Der Premier gab weitere Schritte im Rahmen des vorige Woche verkündeten Corona-Aktionsplans zum Schutz der Wirt- schaft bekannt. So werden nach den Taxi- fahrern weitere rund 81.500 Kleinunterneh- mer bis Ende Juni von der Pauschalsteuer KATA befreit – diese Maßnahme entlastet die Einkommen der betroffenen privaten Haus- halte um jeweils 150.000 Forint (425 Euro). Vor dem 1. März aufgelaufene Zahlungsrück- stände bräuchten KATA-Firmen zudem erst nach dem Ende des landesweiten Notstands zu begleichen. Nach Tourismus- und Gastge- werbe werden auch Mediendienstleister von der Werbungsabgabe befreit. Zwangsräu- mungen und Vollstreckungen werden eben- falls für die Dauer der Gefahrenlage aus- gesetzt. Ablaufende Kindergeldansprüche für Mütter verlängern sich automatisch. All diese Maßnahmen dienten dem Schutz der Arbeitsplätze; wer seinen Job verliert, dem müsse man helfen, so schnell wie möglich eine andere Arbeit zu finden, wie das nach 2010 schon einmal gelungen sei. Die Regierung habe die Abwehr des Corona- virus mit vier Verteidigungslinien organisiert: militärisch, polizeilich, im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft. In den Krankenhäu- sern gebe es knapp 67.000 Bettenplätze und mehr als 2.500 Beatmungsgeräte, ein- schließlich Assistenzärzten und Medizinstu- denten im letzten Semester rund 24.500 Ärzte sowie 105.000 Fachkräfte. Die Polizei zählt 70.000 Mann, die um den freiwilligen Zivilschutz mit mehr als 45.000 Mitgliedern ergänzt werden können. Die 44.000 Be- rufssoldaten, Reservisten und Altgedienten sollen die Polizeikräfte insbesondere im Grenzschutz entlasten und die Sicherung von strategischen Unternehmen übernehmen. Wirtschaftliche Abwehr des Coronavirus Hilfen für kleine Leute HEUTE HEUTE 351,55 MNB Mittelkurse 333,37 329,04 381,75 Foto: MTI/ Tamás Kovács

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Budapest, 24 März 2020Budapester ZeitungHEUT

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EBudapester ZeitungBudapester Zeitung6. Jahrgang / Nr. 58 Budapest, 24. März 2020

Nach den Taxifahrern gewährt die Regierung weiteren 81.500 Kleinunter-nehmern eine vorübergehende Befreiung von der Pauschalsteuer, gab Ministerprä-sident Viktor Orbán am Montagvormittag (auf dem Foto bei der anschließenden Parlamentsdebatte) bekannt. Auf der Online-Pressekonferenz der operativen Einsatzleitung sprach er von vier Ver-teidigungslinien im Kampf gegen das Coronavirus.

Am Montag meldete sich in ungewöhnlicher Weise Ministerpräsident Viktor Orbán auf der täglichen Pressekonferenz der operativen Einsatzleitung zu Wort, die wegen seiner Termine im Parlament auf 11 Uhr vorverlegt wurde. Der Premier gab weitere Schritte im Rahmen des vorige Woche verkündeten

Corona-Aktionsplans zum Schutz der Wirt-schaft bekannt. So werden nach den Taxi-fahrern weitere rund 81.500 Kleinunterneh-mer bis Ende Juni von der Pauschalsteuer KATA befreit – diese Maßnahme entlastet die Einkommen der betroffenen privaten Haus-halte um jeweils 150.000 Forint (425 Euro). Vor dem 1. März aufgelaufene Zahlungsrück-stände bräuchten KATA-Firmen zudem erst nach dem Ende des landesweiten Notstands zu begleichen. Nach Tourismus- und Gastge-werbe werden auch Mediendienstleister von der Werbungsabgabe befreit. Zwangsräu-mungen und Vollstreckungen werden eben-falls für die Dauer der Gefahrenlage aus-gesetzt. Ablaufende Kindergeldansprüche für Mütter verlängern sich automatisch. All diese Maßnahmen dienten dem Schutz der Arbeitsplätze; wer seinen Job verliert, dem

müsse man helfen, so schnell wie möglich eine andere Arbeit zu finden, wie das nach 2010 schon einmal gelungen sei. Die Regierung habe die Abwehr des Corona-virus mit vier Verteidigungslinien organisiert: militärisch, polizeilich, im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft. In den Krankenhäu-sern gebe es knapp 67.000 Bettenplätze und mehr als 2.500 Beatmungsgeräte, ein-schließlich Assistenzärzten und Medizinstu-denten im letzten Semester rund 24.500 Ärzte sowie 105.000 Fachkräfte. Die Polizei zählt 70.000 Mann, die um den freiwilligen Zivilschutz mit mehr als 45.000 Mitgliedern ergänzt werden können. Die 44.000 Be-rufssoldaten, Reservisten und Altgedienten sollen die Polizeikräfte insbesondere im Grenzschutz entlasten und die Sicherung von strategischen Unternehmen übernehmen.

Wirtschaftliche Abwehr des Coronavirus

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Hilfe aus ChinaWizzAir hilft Staat Mit einer Hilfsfracht von 11 t oder 85 m3

Schutzausrüstungen (82.000 Masken und 30.000 Anzügen) sowie Tests an Bord ist ein Airbus A321neo der Fluggesellschaft WizzAir am Montagmorgen aus Shanghai kommend in Budapest gelandet. Die un-garische Regierung hatte die Güter in Chi-na bestellt; am Freitag machten sich vier erfahrene Piloten der Fluggesellschaft auf den Weg. Sie bewältigten die Distanz von über 9.000 km mit Tank-Zwischenstopps in Kasachstan und Russland binnen 50 Stunden. WizzAir-Vorstandschef József Váradi sprach von einer besonderen Ehre für sein Unternehmen, vom Staat mit die-ser wichtigen Aufgabe betraut worden zu sein. In naher Zukunft sind weitere Flüge dieser Art geplant.

EinsatzleitungAusgangssperre in der Kritik

Am Montag zählte Ungarn 7 Corona-Tote, 167 Personen hatten sich angesteckt, von denen 9 auf Intensivstationen betreut wer-

den. Weltweit befinden sich 218 ungari-sche Staatsbürger in Quarantäne, davon 187 Personen in Österreich, ein Ungar in Deutschland und 30 Ungarn auf anderen Kontinenten. Die vom Bürgermeister der Kleinstadt Polgár verhängte teilweise Aus-gangssperre wurde von der operativen Einsatzleitung am Montag kritisiert. Mitt-lerweile sei die Seuche in allen Komitaten angekommen; die nächsten Tage dürften einen exponentiellen Anstieg der Infizier-tenbringen.

Epidemie-PrognoseFragebogen zu Gewohnheiten

Die Universität Szeged hat einen Fragebogen entwickelt, der als Grundlage für die Entwicklung eines Systems epide-miologischer Prognosen dienen soll. In dem Fragebogen, den die Bürger fortan freiwillig (und zwar täglich!) online ausfüllen können, geht es um ihre Kontakte und Reisege-wohnheiten. Die anonymisierte Datenbank soll den Forschern Schlussfolgerungen er-lauben, um den Weg der Verbreitung neu-artiger Viren besser verstehen zu können.

Autobahn M1Bauarbeiten ausgesetzt Wegen der logistischen Belastung des Ein-zelhandels werden die Instandsetzungsar-beiten an der Autobahn M1 bis zum 15. April ausgesetzt. Ab Dienstag wird die Strecke zwischen Wien und Budapest wie-der in beide Fahrtrichtungen störungsfrei befahrbar sein. Nachdem im Jahre 2018 auf rund 15 km die ausgesprochen maro-de Autobahn modernisiert werden konnte, begannen im vergangenen Jahr Bauarbei-ten an mehreren Abschnitten mit einer Ge-samtlänge von 70 km.

Geplante StromausfälleVorbeugende WartungsarbeitenDie Stromversorger haben alle Projekte, die sich irgendwie aufschieben lassen, mit Blick auf die außerordentliche Lage aufgeschoben. Bestimmte Wartungsar-beiten sind jedoch gerade deshalb erfor-derlich, um größeren Störungen vorzubeugen, erklärte der Kommunikati-onsdirektor der Elmű-Émász-Gruppe, Norbert Boross. In Budapest treffen diese

CORONAVIRUS

Budapester Zeitung • ISSN 1419-8770 • Verlag: BZT Media Kft. • 1026 Budapest, Gábor Áron utca 16 • Redaktion: +36 30 645 9100Chefredakteur & Herausgeber: Jan Mainka • E-Mail: [email protected] • Internet: www.bzt.huRedakteure: Rainer Ackermann, Bettina Nemes • Layout: Zsuzsa Urbán, Krisztina Komenda Abo: [email protected] • Abo-Preise und -Bestellung: http://www.budapester.hu/service/abonnementDie Weiterversendung der BZ heute ist über den Kreis der laut Abo-Vertrag Berechtigten hinaus nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Verlags gestattet.

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INNENPOLITIK

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Arbeiten am heutigen Dienstag und am Mittwoch einzelne Straßenzüge im 2., 6., 12., 14., 15., 21. und 22. Stadtbezirk; der Stromausfall wird allgemein für die Zeit zwischen 8-15 Uhr angekündigt, örtlich

aber auch abweichend, mit einer maxi-malen Dauer von 9,5 h. Zu weiteren plan-mäßigen Stromausfällen kommt es am Freitag, am kommenden Montag, Don-nerstag und Freitag. Auf dem Lande sind

noch in dieser Woche besonders Hatvan, Pilisszentiván, Abasár, Iklad und Üröm, in der kommenden Woche Jászberény, Me-zőkövesd, Budaörs, Markaz, Sajólád und Mátranovák betroffen.

ParlamentGesetzentwurf kommt nicht durch

Das sog. Ermächtigungsgesetz, mit dem die Regierung uneingeschränkte Vollmach-ten in Zeiten der Corona-Krise erhalten wollte, kann am heutigen Dienstag nicht im Eilverfahren durch das Parlament verab-schiedet werden. Um die erst am Freitag-abend durch die Justizministerin eingereichte Vorlage außer der Reihe im Parlament durchzudrücken, hätte es bei der Abstimmung am Montag einer Vierfünf-

tel-Mehrheit bedurft. Die Regierungspartei-en Fidesz-KDNP erhielten die Unterstützung der rechtsradikalen Mi Hazánk für ihren An-trag, brachten es aber gegen die Stimmen von 52 Oppositionsabgeordneten (10 enthielten sich der Stimme) nur auf 72,4%. Am kommenden Dienstag (also genau in einer Woche) wird für die „normgerechte“ Annahme des Gesetzentwurfs bereits die Zweidrittelmehrheit des Regierungslagers genügen. Ministerpräsident Viktor Orbán warb im Parlament um die Unterstützung der Vorlage, mit der die am 11. März für zu-nächst zwei Wochen eingeführte „Gefah-

renlage“ unbegrenzt verlängert werden sollte. Er argumentierte, die außerordentli-che Corona-Krise verlange schnellste Reak-tionen von Seiten der Regierung. Der DK-Vorsitzende und frühere Ministerpräsi-dent Ferenc Gyurcsány stellte klar, die ge-forderte „nationale Einheit“ könne nicht heißen, die Opposition zum Schweigen zu bringen. Der Jobbik-Chef Péter Jakab be-anstandete, es sehe ganz danach aus, dass die Regierung in Zukunft nur mit sich selbst zusammenarbeiten wolle. Die MSZP forder-te, die Regierung solle sich auch mit den Gewerkschaften konsultieren.

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VerfassungsgerichtGVH-Präsident nominiert

Der Justizausschuss des Parlaments hat am Montag der Nominierung von Miklós Juhász zum Richter des Verfassungsge-richts zugestimmt. Der Präsident der Wettbewerbsaufsicht GVH wurde für das Mandat von Verfassungsrichter István Bal-sai nominiert, der Anfang März verstorben war. Juhász, der 1976 sein Jurastudium an der ELTE absolvierte, war bis zur Wende an Gerichten tätig und gründete nach der Wende eine eigene Anwaltskanz-lei. Seit nunmehr einem Jahrzehnt leitet er das Kartellamt.

KroatienUngarn sendet Hilfe

Der Katastrophenschutz hat am Montag eine Hilfssendung mit 200 Lazarettbetten und 200 Matratzen im Wert von ca. 10.000 Euro für das von einem schweren Erdbeben heimgesuchte Kroatien auf die Reise geschickt. Die Erdstöße in der Nähe der Hauptstadt Zagreb waren noch in Sü-dungarn zu verspüren. Der OB von Zagreb hat die Stadt am Montag zum Katastro-phengebiet erklärt. Das Erdbeben von der Stärke 5,6 auf der Richterskala beschä-digte allein 250 Gebäude in der Innenstadt

und verletzte zwei Dutzend Menschen teils schwer – ein Gymnasiast befindet sich seither in Lebensgefahr.

BrexitEinhunderttausend Ungarn bleiben

Wenn das Coronavirus den Plänen der Un-garn auf der Insel keinen Strich durch die Rechnung macht, könnte die Zahl jener, die sich nach dem Brexit um eine Dauer-aufenthalts-Genehmigung bemühen, im März oder spätestens im April über 100.000 Personen steigen. Den größten

Ansturm auf die einschlägigen Büros des Innenministeriums Großbritanniens gab es im vorigen Herbst (ein Drittel aller bisheri-gen Anmeldungen entfiel auf die Monate September und Oktober) bzw. im ersten Monat, dem April 2019 (mit gut 13.000 Anträgen). In den ersten zwei Monaten dieses Jahres kamen mehr als 16.500 Anträge hinzu. Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, dass die britischen Statis-tiker die Zahl der auf der Insel lebenden Ungarn im Vorjahr noch auf 88.000 Per-sonen schätzten – hiesige Experten gehen eher von 200.-300.000 Ungarn in Groß-britannien aus.

UNGARN IN DER WELT

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StabilitätsindexMalta und Ungarn vorbildlich Ungarn war nach Malta im Zeitraum 2016-2019 der stabilste EU-Mitgliedstaat, zeigte eine Forschung des Budapester Instituts des XXI. Jahrhunderts. Im derzeitigen Kri-

senmanagement dürfte es dem Lande zu-gutekommen, dass es in Hinsicht auf Politik, Sicherheitspolitik und Wirtschaft in den jüngsten Jahren eine hohe Stabilität an den Tag legte. Ungarn treffe das Coron-avirus in einer weitaus stabileren Lage, als die Finanzkrise von 2008. Als besonders stabil gelten zudem Polen und Tschechien,

wohingegen die Stabilität der Gesellschaf-ten der im Mittelfeld platzierten Staaten Österreich, Niederlande und Deutschland markant abgenommen habe. Am wenigs-ten stabil gelten ausgerechnet jene Län-der, die auch von der Corona-Krise besonders hart getroffen werden: Spanien, Italien und Frankreich.

Stimmen im Parlament zum sog. Ermächtigungsgesetz„An die Stelle politischer Debatten muss jetzt ein Schulterschluss rücken.“

Ministerpräsident Viktor Orbán

„Die Nation wird sich nicht bedingungslos einer Macht unterwerfen, die womöglich keine Grenzen kennt.“

Ferenc Gyurcsány, Vorsitzender der DK

„Sie, Herr Ministerpräsident, wollen nicht nur das Virus allein abtöten, sondern uns gleich mit.“

Tímea Szabó, Fraktionsvorsitzende der Párbeszéd

„Wir stimmen für die Vorlage, wenn die Gültigkeit der in der Gefahrenlage erlassenen Verordnungen auf 90 Tage bzw. bis zum 30. Juni beschränkt wird.“

Bertalan Tóth, Vorsitzender der MSZP

„Gestützt auf die Empfehlungen der Ärztekammer fordern wir eine Ausgangssperre, denn die Opfer von morgen können nur heute noch gerettet werden.“

Péter Jakab, Parteichef der Jobbik

MEINUNG

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KonjunkturIm März leicht negativ

Der Konjunkturindex des Wirtschaftsfor-schungsinstituts GKI ist Anfang März um knapp zwei Punkte auf -4,5 Punkte gefal-len und befindet sich damit seit vier Mona-ten im negativen Bereich. Zum ersten Mal seit langen Jahren tauchte dabei auch der Geschäftsklimaindex ab, der auf -1,8 Punkte fiel. (Mitte 2018 stand dieser auf dem letzten Hoch bei 17,3 Punkten.) Der Konsumklimaindex hat sich seit einer kur-zen Erholungsphase im vorigen September wieder bei -12 Punkten eingepegelt. GKI warnt jedoch, dass die Daten überwiegend vor Ausrufung des landesweiten Notstands am 11. März erhoben wurden.

Uni MiskolcCorvinus als Vorbild

Innovationsminister László Palkovics hat vergangene Woche in Miskolc über die Zukunft der dortigen Universität verhan-delt. Im Interesse wettbewerbsfähigerer Strukturen soll die Hochschuleinrichtung ab dem 1. Juli in die Trägerschaft einer vom Staat gegründeten Stiftung gelan-gen. Vorbild der Umstrukturierung ist die Corvinus-Universität Budapest.

AgrarsektorMehr Traktoren, weniger Schlachtschweine

Im vergangenen Jahr wurden Landma-schinen im Gesamtwert von über 180 Mrd. Forint (+3%) geordert, der Ersatz-teilbedarf legte sogar um 7% auf knapp 56 Mrd. Forint zu. Das zeigt eine Erhe-bung des Agrarforschungsinstituts NAIK. Den größten Anteil stellten wie gehabt Traktoren, von denen die Landwirte mehr als 3.000 kauften. Der Handel mit Land-maschinen ist konzentriert: drei Gesell-schaften decken die Hälfte, die TOP10 zwei Drittel des Marktes ab.

Das NAIK veröffentlichte zugleich seinen Bericht über den Ausstoß der Schlacht-höfe. Demnach wurden in 2019 rund 221 Mio. Stück Geflügel (+2%) geschlachtet, darunter 174 Mio. Hühner (+3%), über 33 Mio. Enten und 6,3 Mio. Gänse. Bei den Schweinen (gut 4,6 Mio. Stück) ging die Schlachtleistung um 2% zurück, bei Rin-dern nahm sie im gleichen Tempo auf 112.000 Stück zu.

ZahlungsbilanzKnapp 20 Mrd. Euro Schulden

In der Zahlungsbilanz ergab sich im IV. Quartal ein Überschuss von 541 Mio. Euro, teilte die Ungarische Nationalbank (MNB) am Montag mit. Saisonal berei-nigt ergab sich ein Plus von 469 Mio. Euro oder 1,3% des zeitanteiligen BIP. In der Leistungsbilanz fiel der Saldo gegen-über dem Herbstquartal um weitere 238 auf 774 Mio. Euro ins Minus, die Kapital-bilanz verbesserte sich wiederum um annähernd 1,1 Mrd. Euro. Dazu trugen herausragende EU-Transfers in Höhe von 1,544 Mrd. Euro bei. Die MNB bezif-ferte die Bruttodevisenschulden des Staatshaushalts am Jahresende auf 19,823 Mrd. Euro – das waren knapp 1 Mrd. Euro weniger, als noch Ende 2018 gemessen.

MAPIBranchenneutrale Beihilfen!

Der Unternehmerklub MAPI hat der Re-gierung geraten, branchenneutrale Beihil-fen zu gewähren, um der Gefahr von 1 Mio. Arbeitslosen zu begegnen. So soll-ten sämtliche Abgabenlasten gestrichen werden für Arbeitsverhältnisse, die 2019 unter dem Durchschnittslohn zahlten. Ar-beitnehmer, die unter diesem Niveau ver-dienten, sollten in jedem Fall eine monatliche Einkommensergänzung in Höhe von 100.000 Forint erhalten, unab-hängig davon, ob sie derzeit noch Arbeit hätten oder nicht. Das betreffe 3,5 Mio. Menschen, die kaum über Finanzreserven verfügen. Die rund 100 Mitgliedsunter-nehmen des 2010 gegründeten MAPI setzten 2018 im Durchschnitt 6 Mrd. Forint um.

ArbeitsämterDruck nimmt zu

Bereits im Februar trübte sich die Lage am heimischen Arbeitsmarkt ein: Die Ar-beitsämter vermeldeten 51.000 Perso-nen neu auf Stellensuche, von denen sich 11% erstmals als arbeitslos regist-rieren ließen. Der Anstieg der neuen Stellengesuche zum identischen Vorjah-reszeitraum erreichte ein Zehntel. Be-

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reits im März dürften massive Entlassungen im Tourismusgewerbe er-folgt sein, während die Aktivität des ver-arbeitenden Gewerbes bestenfalls noch stagnierte. Beobachter rechnen mit einer schnellen Verdopplung der zuletzt bei 3,5% gehaltenen Erwerbslosenquote.

Opten:Schuldenketten drohen

Der Datenanbieter Opten fürchtet die Her-ausbildung von Schuldenketten; schon jetzt habe sich die Risikoeinstufung von knapp 30.000 Firmen verschlechtert. Zah-lungsausfälle könnten auch Firmen gefähr-den, die aktuell noch stabil erscheinen.

Hier hänge viel von den Maßnahmen der Regierung bei der Krisenabwehr ab. Das bereits verkündete Moratorium für Unter-nehmenskredite berührt 33.000 Firmen mit 1,25 Mio. Arbeitnehmern. Eine beson-dere Herausforderung für das verarbeiten-de Gewerbe stelle dar, dass drei Viertel der Kredite in Devisen aufgenommen wurden.

WohnungsbauMarkt womöglich halbiert

Der Wohnungsneubau dürfte sich im Zuge der Corona-Krise halbieren: Nach fünf Jahren des Wachstums und rund 20.000 Neubauwohnungen in 2019 rechnete Met-rodom für dieses Jahr noch mit 18.000

Wohnungsübergaben, hat diese Prognose in der aktuellen Lage aber auf 10.000 Ein-heiten gesenkt. Geschäftsführer Gábor Kiss sagte dem Wirtschaftsportal portfolio.hu, seit August 2019 hätten sich das ab-nehmende Angebot und die sinkende Nachfrage die Waage gehalten, welches Gleichgewicht in der Corona-Krise auf ein beträchtlich niedrigeres Niveau sinke. Er rät zu einer nationalen Strategie im Woh-nungsbau, um langfristige Stabilität zu er-zeugen. Dazu müsste die Umsatzsteuer neuerlich auf 5% gesenkt werden, wäh-rend die Immobilienentwickler eine Son-dersteuer von 4% zahlen sollten, deren Erlöse für wohnungspolitische Zwecke ver-wendet würden.

UNTERNEHMEN

BankensektorPrivatkredit so günstig wie nie Am Montag starteten zunächst OTP, K&H und Takarékbank ihr neues Angebot priva-ter Darlehen, die gemäß Regierungsver-ordnung einen Effektivzinssatz (THM) von 5,9% – Leitzins +5% – aufweisen. Wie das Fachportal Bank360.hu schrieb, dürf-ten weitere Geldinstitute in den kommen-

den Tagen nachziehen. Allgemein bieten die Banken bei einer Laufzeit von 2-5 Jah-ren bis zu 5 Mio. Forint zur freien Verwen-dung oder höhere Beträge beim Kauf von Pkw oder Immobilien an. Noch nie gab es private Darlehen in Ungarn dermaßen günstig, weshalb Beobachter mit einer großen Zahl abgelehnter Anträge rechnen. Der von Regierung und Notenbank vorge-schriebene THM dürfte nämlich kaum kos-tendeckend sein.

CCBMasken als Spende

Die China Construction Bank (CCB) hat Ungarn eine Spende von 20.000 Schutz-masken übergeben. Das staatliche Ge-sundheitszentrum ÁEEK nahm die in Paris aufgegebene Lieferung am Montag in Budapest entgegen. Die CCB bereitet die Eröffnung einer Filialniederlassung in der ungarischen Hauptstadt noch in die-sem Jahr vor.

MOL-INADividende halbiert

Der Vorstand des kroatischen Mineralöl-konzerns INA schlägt die Ausschüttung einer Dividende von 623 Mio. Kuna vor – das entspricht der Hälfte der im Vorjahr getätigten Ausschüttung. Der strategische Investor MOL würde davon 306 Mio. Kuna (ca. 40 Mio. Euro) erhalten. Die Ungarn kontrollieren 49,1% der Aktien und die Managementrechte an INA. Die Ge-schäftszahlen der kroatischen Gesell-schaft in 2019 waren durchwachsen: Die Umsatzerlöse stagnierten bei 22,3 Mrd. Kuna, der Nettogewinn fiel jedoch um 22% auf 770 Mio. Kuna, das EBITD sogar um 40% auf 75 Mio. USD. .

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Bosch-Gruppe in UngarnHatvan wird runtergefahren

Seit dem Wochenende produziert die Ro-bert Bosch Elektronika Kft. in Hatvan mit

angezogener Handbremse. Wie das Nachrichtenportal 24.hu schreibt, wer-den Arbeitnehmer in Urlaub geschickt bzw. der jährliche Arbeitszeitrahmen in Anspruch genommen. Die Bosch-Gruppe

in Ungarn hat viele Mitarbeiter – wo das machbar ist – zur Heimarbeit delegiert. Andere Fertigungskapazitäten im Lande sind von den Einschränkungen vorläufig nicht betroffen

WintereinbruchFrühlingsgefühle im Schneemantel

Die Kaltfront brachte von Nordosten her in weiten Landesteilen ausgedehnte Schneefälle mit sich; die Temperaturen fielen am Wochenende örtlich um 15-20°C – im Mátra-Gebirge und im Raum Kecskemét bildeten sich bis Montag-abend Schneedecken von 10-20 cm. Am Dienstag und Mittwoch rechnen die Me-teorologen aber nur noch mit geringfügi-gem Niederschlag, der sich zudem auf Süd-Transdanubien und insbesondere die Großstadt Pécs beschränken dürfte. Ab Donnerstag kehrt mit großen Schrit-ten der Frühling zurück.

MOL LimoSonderrabatt für die Corona-Helden

Das Carsharing-Unternehmen MOL Limo stellt der Hauptstadt für Sozialdienste im Zeitalter des Coronavirus 5 Pkw mitsamt Chauffeur zur Verfügung. Mitarbeitern des Gesundheitswesens gewährt das Unternehmen zudem Kupons im Wert von 20.000 Forint. Seit der vorigen Woche gilt für sämtliche Tarife bereits ein Rabatt von 30%, dennoch bittet MOL Limo die Nutzer, derzeit besser auf den Griff zum Fahrzeug zu verzichten.

BackwarenBrot und Kuchen für Ältere

Ausgehend von den Erfahrungen mit der älteren Generation in der eigenen Familie hat die Budapester Bäckerei A Table! kontaktlose Hauslieferungen von Back-waren ins Angebot aufgenommen. Ganz

auf den gewöhnlichen Bedarf kranker und alter Menschen abgestimmt liefert die Bäckerei Brote und beliebte Kuchen in Standardpaketen für einen fairen (und runden) Preis frei Haus, damit diese ge-fährdete Altersgruppe besser ganz zu

Hause bleibt. Das auf „Quarantäne-Zopf“ getaufte Projekt lief in den Budaer Ber-gen mit Unterstützung von Aktivisten der Satirepartei des zweischwänzigen Hun-des an. Die Bäckerei hofft, dass ihr Bei-spiel Schule macht.

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ÉS BISZTRÓTAKE-AWAY

Speisekarte

Bestellung und weitere Informationen unter: +36 20 474 5000

Aufnahme der Bestellung: täglich von 12 bis 20.30 Uhr

Die bestellten Speisen können 30 Minuten nach der Bestellung an der Rezeption des Hotels ent-gegengenommen und bezahlt werden.Kempinski Hotel Corvinus Budapest1051 Budapest, Erzsébet tér 7-8

ARANY KAVIÁR RESTAURANTTAKE-AWAY & HOME DELIVERY

Speisekarte

Aufnahme der Bestellung: täglich von 12 bis 20.30 Uhr

Bestellung und weitere Informationen unter: +36-30-685-6000 oder +36-1-201-6737

Bestellt werden kann entweder telefonisch oder im Web Shop des Restaurants. Die Auslieferung erfolgt im 1. Bezirk kostenfrei. In den anderen Budapester Bezirken wer-den für die Auslieferung 1.500 bis 2.000 Ft berechnet. Die bestellten Speisen kann man natürlich auch im Restaurant entge-gennehmen.1015 Budapest, Ostrom u. 19

CALÉ ALESSIOTAKE-AWAY & HOME DELIVERY

Speisekarte

Aufnahme der Bestellung: täglich von 11 bis 22 Uhr

Bestellung und weitere Informationen unter:+36-1-275-0049 oder +36-20-345-2258

Das Restaurant liefert in folgende Bezirke und Orte aus: 1., 2. 3. und 12. Bezirk von Budapest sowie – neu hinzugekommen – Remeteszőlős, Nagy kovácsi, Budakeszi und Solymár.1026 Budapest, Pasaréti út 55

JARDINETTETAKE-AWAY & HOME DELIVERY

Speisekarte

Aufnahme der Bestellung: täglich von 10 bis 17 Uhr

Bestellung und weitere Informationen unter:+36-1-248-1652 oder +36-70-335-4606

Das Restaurant liefert in folgende Bezirke: Sas-hegy, Sasad, Gazdagrét, Madárhegy, Hosszúrét,

Mártonhegy, Széchenyihegy, Orbánhegy, Isten-hegy und Kissvábhegy.1112 Budapest, Németvölgyi út 136

FELIX KITCHEN & BARTAKE-AWAY & HOME DELIVERY

Speisekarte

Weinkarte

Aufnahme der Bestellung:

1013 Budapest, Ybl Miklós tér 9

RESTAURANTS MIT TAKE-AWAY & HOME DELIVERY

Welches Restaurant fehlt hier noch?

Sollten Sie – jenseits von den üblichen Home Delivery-Klassikern also Pizza und Pasta – weitere Empfehlungen für diese Rubrik haben, dann freue ich mich unter [email protected] im Interesse aller BZ heute-Leser über einen kurzen Hinweis.

täglich von 12 bis 22 UhrBestellung und weitere Informationen unter: +36-30-570-7780Das Restaurant liefert in folgende Bezirke: 1., 2., 3. (innere Teile), 5. und 12. Bezirk. Transportkos- ten: 500 Ft, Mindestbestellvolumen: 5.000 Ft.