Ordungsoekonomik Heute

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OIUJO · i:1hr h. f. d . Ord111111~ \'. Wirt 'lh:1 f1 11 . G\'sdl sehafr (C:. fochcr Vcrla~. Srm1~:1 n 199)) l\d . 46

trich f-fu/JfJ111an11

Walter Euckens Ordnungsökonomik - heute':-

1. Zur Persönlichkeit

Walter E11c/.:en wu rde vo r erwas mehr als hunderr .J ahren - niimlich a111 17 . .J an uar 189 1 - a ls Sohn des Philosophen und No belpreisrriigers n11rloll L11che11 in Jena ge boren. Fr studierte in Ki el, Jena und Bon n, wurde 19 13 promovierr, leis[ere se inen Wehrdicnsr und dann Kri egsdi ensr ;ils Fronroffizier bi s 19 18. Drei Jahre spiirer habiliti erte er sich und lehrte vier .J ahre an der Universiri.ir Berlin. 1111 Jahre 1925 wurde er als O rdin ;1rius an di e Universitiir Tübin ge n berufen, und zwei J;1hre spiirer fol gre er einem Ruf an di e Albe rr-Lud wigs-U ni versir iir Freiburg, der er 23 Jahre lang bis zu se inem Tode ve rbunden blieb. Ehrenvo ll e Ru fe nach Heidelberg, nach Ham­burg und nach Frankfurr am Main, die nach dem Ende des Zweiren Welrkr ieges an ihn ergingen, lehnte er ab. Als er als 59- jiihriger am 20. Miir1. 1950 in einen1 Londoner 1-lore l einem Herzschlag erL1g, harre er gernde drei vo n fl'1nf Vorrriigen geh;ilren, di e er dorr auf Einbdung der «London School of Eco n01 11ics» als Vorlc­su ngs reihc a bh iel r.

Eine im pon ierende a ll gemeine, vor all em hisror ische und philosophisc he Bildung hd1rre 1.u einer rnenschenformenden Persön li chkeir. Sie erkl iirr se in muriges und ko111pro111i(<loses Fesrh ;1l[en an se inen Id een in den .Jahren 1933 bis 1945. Sichrb;1 rcr Ausdruck des Res pekts vo r der wissenschafr li chen und mora li schen L.eis[ung Wa lter t·: 11 clw 11s war J 947 di e Einlad ung in di e Schweiz an den Genfer See zur Teilnahme an der Gründungsve rsamm lung der - heure über di e ga nze We lr ve rbreiteten - Monr­Pelerin -Sociery. In ihr harre Friedrich A11g11st von 1-Jaye/.z al le jene aus dem Wissen­schafts- und Ge istes leben der freien Welr ve rsa mrnelr, di e hereir ware n, sich fiir die Wiederherstellung und Erhalrung einer Wirrschafrs- und Gese llschaftso rdnung freier Men\chen ei nzusetzen.

Das wissenschaftliche Lebenswerk Wa lter E11cke11s enrsra nd vo r al lem an der Freiburge r Uni ve rsiriir. Sein kla res Bi ld von den Aufgaben der Wirrschafrswissen­schafren und se in ausgesprochener Sinn für das Wesenrli che har schulhildend gewirkr. Eine g ro(~e Reihe von Schülern sammelte sich um ihn , um mir ihm zu arbeiten. Nac hdem Anfang der dreißige r Jahre die be iden Ju risten Franz /J öh111 und f-/ans Cro(5111a11 11-V oerth, der eine :m s Berlin und der andere aus Prag, an di e Freiburge r Un ive rsir iir gekommen wa ren, ergab sich bald eine inrensivc Z usa mmenarbeit zw i­schen ihnen und Walter Euchen. Dar;1us enrw icke lre sich das, was spiircr unter dem Namen «Freiburger Schule » in a ller Welr bekannt werden so ll re.

Was crarbeite[e d ie «Freiburger Schule»? Gemeinsam heschüfr igre sie di e Fr;1ge der

Frwe irerre Fa " u11g eines Vortrages, de11 der Verfasse r hei de r Ve rl ci hu11g dc·s Wa lrc r-Fucke11- l' reiscs an di e Prcisrriige r arn 18 . .J an uar 1995 an der 1:ri cdrich-Schilkr-U11 ive rsiriir .J ena ge ll:lirc11 har. i\uf Li tcrarurhinwc isc im einze lnen w urde verzi chtet.

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privaten Macht in e in er freien W irrsc ha fr. Von da ge la ngte m an z u d em Problem, welche Rolle di e M acht - und zwar nicht nur p riva te Macht - in e ine r frei en Gesellscha ft überh a upt spie lt. Das Ergebni s se in es Denk ens hat Walter Eitcken so ausgedrückt: «Der Staat hat di e Forme11 , das instituti o ne lle Rahmenwerk, die Ord­nung, in de r gewirtschaftet w ird , zu bee influ ssen, und e r ha t d ie Bedingungen zu setzen, unter denen sich e in e fu nkri onsföh ige und mensc hen w ürdi ge Wirtsc hafts­ordnung entwi ckelt. Aber e r hat ni cht den W irtsc haftsprozess se lbst zu führen ».

Walter Euckens w irtsc haftspo li ti sche Einsichten s in d ni cht nosta lg isc h, s ie s ind für unse re Wissenschaft fund a menra l und über de n Tag hin a us gü ltig. Er se lbst g ibt in sein em posthum ersch ienenen Buch «Gm11dsätze der Wirtschaftspu litil~» den Hin­weis: «Dies Buch ist nicht Tagesprob lemen gewidrner. Es w ill auf das Denken Einfluß nehm en und ist in sofern e in e Arbeit ~1uf lange Sic ht. Ic h bin zufri ed en, wenn di e Geda nk en zu weiteren Überl eg un gen und w neuer Unrersuc hung d e r W irklic hk eit a nregen und wenn s ie so im Laufe der .J a hre und J ;1 hrzehnre w irken. »

Das haben sie getan. In sbesondere sind s ie durch r·: A.von 1-!a)'e!? weitergeführt worden, der Anfang der sec hzige r .J a hre in se ine r Fre iburge r Antrittsvo rl es ung von sein er l a ng j ~ihrige n Freundsc haft mir dem unvergeß lic hen \,V/a lter cuclw11 sp rach, die gegründ et wa r «a uf vö lli ge Übereinstimmung in t heo retischen w ie in pol iti schen Fragen ». Die Stiftung ein es Wa lter-Eucken-Preises durch d ie W irrsc haftsw issenschaft­li chc Fakultät der Friedrich-Sch ill e r-Univers it;ir J ena macht b1ckens Wirksa mkeit crn em deu tlich. Z ur Beurteilung de r Preisarbeiten se i a u ßerd em d er «Bezug zur Osrerreichisc hen Schul e » Z U berücks ich tigen . D.1bei ist alle rdi ngs zu ern1ü hn en , d aß 1~: A. von f-la)1e/~ ni e von «Schul e» sprac h, sond ern von öste rre ic hi sc hen Okonornen.

II. Die Ordnungsökonomik

Nach Walter Euclwn so ll di e Wirrsc hafrsw issensc hafr ei ne d e r gro ßen Fragen des Zeira lre rs lösen he lfen, nä mli ch: Ein e me11schenwürdige 1111d f1111/<tio11sfähige O rd­nung der Wirtschaft zu schaffell. Es ist a lso e in po liti sc hes An li egen. Will m a n aber dieses erflill en, mu(~ man nar i.irlich w issen, w ie W irrsc haft a ls G1 nzes ratsiic hlic h funkti o nie rt.

1. Das zentrale Ordnungsprinzip

Walter Eucken fragt: «Wie w ird das ri esige Getri ebe, d as d a auf d er Erdkruste ab lüufr und vo n dem di e Ex iste nz ;1Jle r Mensc hen a bh iing r, gelenkt? Niemand i.iberblick r ;i lle releva nten Ein ze lh eiten , da s Ga nze muß man in se inen Z usa mmen­hünge n kennen, um d ie w irrschaftliche Ex istenz des Ein ze ln en zu verste hen. D a s ich die täg lichen Einze lh eiten laufend iindern, ist sehr de utli ch d as Prinz ip und der histori sche Moment zu unterscheiden. Daran mi.issen wi r un s gewö hn en , um da nac h zu ha ndeln . Der histo ri sche Moment wa nde l r s ic h, aber die Prin zipien b le iben . „ r n der Ausarbeitung so lcher Prinzipi en sa h Walter L11cl~en ein e Aufgabe der Wissen ­scha fr.

f A . von l-fa)'ek, einer de r gro fsen Denker und No belpre ist riige r von 1974, .führte di e wissenscha ftlich e Traditio n Wa lter Euclwns in Fre iburg weiter. Er w ies immer wi eder a uf die unaufhebbare Beschrä n kung un se res Wissens über die täg lic hen

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T~irsac hen hin. Desha lb könnren wir Allgemeines nu r über die Prinzipien aussagen . "Wir sollen uns durch den Vorwu rf der Prinzipienreiterei nicht einschüchtern J,1ssen, sondern vielmehr ihn sro lz hinnehmen. Prinzipien sind der einzige wichtige Beitrag, dcn wir zur Frage de r Polirik leisten können . In der Wirtschaftspolitik sin d Grund­s:irze ziem lich all es, was wir zu bieten haben. Und Grundsiitze sind besonders wichtig, we nn das letzte po li tische Z iel, das wir vora ussetzen dürfen, di e persönliche Frei heir isr. „

Persön 1 iche Freiheit ist auch bei Wa lter L11clw11 das Fun da mcnr. Wi rrscha frl ich llla ni fesri ert sie sich in der Wettbewerbsord nung. Die Wettbewerbsordnung li efert das ze11trale Orrl111111gspri11zip und schafft wgleich ein fu nkt ionsfii higcs Preissystem, das den se it Leo11 Wa lms beka nnten Gesamtzusalllmenhang aller Preise adiiqu <H be­schreib t. 1);1111i r beanrwone sich di e Kernfrage der modernen \Xlirrschafrspo liti k. Man sollre di eses zentrale Ordnungsprinzip schlechthin auch als Ke rn fra ge behandeln und zum Kriteri um einer jeden win scha frspolitischcn Maßna hme machen. Das se i der straregische Punkt, von dem a us man das Ga nze beherrscht und auf den al le Kriifre zu konzent ri eren sin d. Es wird deshalb al s wirrschafrsverfa ssun gs rechrli ches Grund ­prinzip einer rnenschcnwiirdigen und fun kt ionsfiihi gen O rdnung ;rngese hen.

O rdnung wird hi er ;1lso a ls ein Wertbegri ff verwendet. Wirrsch;1frsw isscnschafr isr insofe rn norm;Hiv. Wa lt er E11che11 se ihst umersc hi cd sehr strcng zwischc11 11 ;nional ­iikonomischcr Theo ri e und Wirtschaftspo li tik, wo bei er umer «nariona liikonomi ­scher Theorie» ledigli ch die Ausformu li erung der Mode ll e des l .e11ku11gssys1-c 111s verstand. / ·: A. vo11 1-Iayel~ machte spiiter thr;1u f aufmcrk s<11n, tLif; es sich dabei, so wichtig es auch se i, lcd igl ich um logische Beziehungen ha ndelc. Wi rrscha frspol iri k heda rf jedoch auch einer theoret ischen, das heifsr einer erfo h ru ngswissenscha fr l ichcn Fundierung. Es schcinr mir jedoch nicht sinn vo ll zu sein , eine gesonderre O rdnungs­rheori c zu insra lli ercn, so daß sich di e ii bliche Zweisrufigke ir von Ordnun gstheori e und O rdnun gspol it ik erge ben wü rde. Es wiire zweckrn iißige r, generel l von «O rd ­nungsiikonorn ik» zu sprechen, was man ameri ka nisch als «Fconom ics of Social O rder» bezeichnen kiinnre.

Das /.enrrnle Ordnungs prin zip fa cherre Wa lter Euchen in eim elne l'riw.ipien auf, welc he die freiheitliche Wettbewerbsordnung insgesamt konsriwieren un d in dem zentra len Ordnu ngsprinzip ihren gemeinsamen Mittelpunkt find en. Er nannte sie " konsriru iercndc Prinzipien» der Wettbewerbsordnung. Sie sind zwa r einze ln er­wä hnt, a ber sie ergä nzen ein <rndcr und sind komp l emenr~i r. Die Z usammengehörig­keit de r Pri nz ipien ge ht soweit, daß einzelne von ihnen bei isol ierter Anwendung ihren Zweck vö llig verfeh len. Ersr ihre gemeinsame Anwendung stellt die Bedingun­gen her, welche d ie Wettbewerbsordnung zu r Entfa ltung bringen.

Die konstituierenden Prinzipien ze igen einzelne Facetten des a llge meinen Prinzips de r persönli chen Freiheit. Sie ist ein der Wettbewerbsordn ung zu Grunde liegender Wert. Hier isr natürlich auc h der Jurist gefo rdert. Doch handelt es sich hi erbei weder um rcchrsdogmarische, noch um narurrec hr liche Prinzip ien. De r Nachdruck bei a llen di esen Prinzipien li egt auf ihrer von Menschen gewoll ten n[itzlichen Fun ktion. Ihr d ienen a ll e konstitui erenden Prinzipien gemeinsa m. Werrbewerbsord nung und pe r­sön li che Freiheit sind zwei Aspek te dessen , was wir eine Gesell schaft freier l\!lcnschen nennen. Die Gese llschaft ist aber ein Ausfluß des Handelns de r Menschen. Deshalb beschreiben die konstituierenden Pr inzipien der Wettbewerbsordnung jene Merkmale vo n Verha ltensregeln, die eine Ordnung fre ier l'v!ensehen enrstchen lassen. Wir nen­nen sie heure «freiheirssicherncle Verhaltensrege ln ». In wörtl icher Übersetzung des amerik anischen Sprac hgebra uchs sprich t man auch von «frei heirss ichernden Inst itu ­t ionen », was wegen des mehrdeutigen lnsirurionenbegri ffs etwas problematisch ist.

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2. Die konstituierenden Prinzipien

a. Als konstitu ierend stellte Walter Eucken zunächsr das «Primat der Wäh rungs­politik» an .die Sp ir~e se iner Überleg unge n. Er behandelte d ie Frage, wie eine Ge ld­ordnung großerer Stabilität in di e Werrbewerbso rdn ung eingeha ur werden könne. Die Be ibehaltung emes unstabil en Sysrems würde den Werrbewer bsprozeß enrschei­dend stören· Dabei machte er a usdrii ck 1 ich a uf das Problem eines hoheitli chen Geldmonopols a ufmerksam. Eine «gure Ge ld ve rfa ss un g>>, schri eb er, müsse «mög­li chst a uromansch funk tion ieren». Er hat also das Problem des sta<Hlichen Monopols im Bereich des Geld wesens kla r erka nnr. Den noch sa h er lerzrl ich eine Insra nz vo r, die zwa r nn Rege ln ge bunden, aber immerhin ein hohei rliches Monopol ist. So ver­mochte er zwa r di e Norwcndigkeir einer stabil en Ge ldordnung zu ze igen, a ber er li efen e noch keine angemessene Lösun g.

1-: A. von f-layek führre den von Walter Li1cl~en fo rmuli erten Gedanke n weiter. Es gelang ihm, einen adiiquaren Vorschlag zur Enrsraar li chung des Ge ldes zu machen. Er schlug vor, das Geldmonopol des Staa tes vö ll ig zu bese itigen und d ie Ge ldverso rgung der Wirtscha ft der freien Konk urrenz der Ge ldarten zu übe rl <1sscn . Geld sei die ein zige Sache, di e durch Werrbewerb ni cht bi lli ge r wird , we il se ine Attraktivirät gernde darauf beruhe, da ß es teuer bleibt. Die Anb ieter und N<1chfrager der Umlaufs­rn irrel, Ge ld ge nannt, h ~itten dann die freie Wa hl , we lche Ge lda rt sie jewe ils ver­wenden. Das Eigeninteresse a ller Beteiligten flihre d;1 11n dazu , daß «schlechtes Ge ld » durch «gutes» ve rdrängt wird. Auf di ese Weise rnü ßren w ir uns in einer von dem Druck orga nisierter 1 nteressen regierten Welt ni cht auf di e 1ntel1 ige nz oder di e begrenzte Einsicht monopo li stisc her lnsritur ionen verl assen, sondern nur auf reines Eigeninteresse der Banken. Bei einer freien Konkurrenz der Ge lda rren und der damir verbundenen Entstaat li chung des Ge ldes wird es ni cht mehr vo m Woh lwol len und dem begrenzten Wissen hoheirli che r Insta nze n ab hiinge n, wieweit wir gures Ge ld erwarten können oder ni cht. Von diesem Geda nk en ausgehend könnte auc h die Diskuss ion um das Europiii sche Zemralbankn1onopol se hr an Tiefe gewinnen. Das Primat der Wä hrungs poliri k ist immer konstirui ercnd.

b. Ein zwc ires konstituti erendes Prin zip s ind offene Märh.te. Es berriffr di e Bese iti ­gung hoheitlicher, das heißr kiinsrlicher Markrschrnn ken, natiirli che Ma rkrbarr ieren läßt es entgegen vielen Mißversrändnissen durch ~1 u s zu. In eine m hisrorischen Rück­blick stell te Walter t 11ck e11 fesr, dafs der Sra;H ofr d ie Sti.itze bor, damir Privare einen Damm zur Schli eßu ng des Ange bots herstellten. Das habe sowo hl di e Ko nsequ enz, daß innerhalb des regulierren Bereiches Monopolhildungen in ho hen1 Grade er­leichtert werden, a ls a uch di e Verbindung zwischen de n /'vl iir kren gcs rö rr w ird und die Interdependenz der Preise nichr vo ll funktioni eren ka nn. Di e Öffnung der Miirkre har auch einen wirrschaftsve rfa ssungrechtli chen Sinn. Pri v~ne n Machtgrup pen kann des­halb nicht das Recht ve rli ehen we rden, di e Öffnung der Mii rkte zu bese itigen. Offene Märkte sind für eine Werr bewerbso rdnung konsriru ierend .

E A. von 1-Jayek harre di esen Gedanken ve rri eft. Er ri chten: sein Augenmerk insbesondere a uf die Beengtheit neoklass ischen Denkens, das bei Wa lter t 11ck en teil we ise noch nachwirkre. Dieses unterl iißt es unrer andere m, di e innovativen Vor­stöße einzubeziehen, di e endogen durch den Wettbewerhsprozcfs se lbsr verursachr sind. Deshalb kam F /-\. v011 f-la)1e/~ zu dem Erge bnis, da(< d ie meisten Markr­schranken durch irgendeine hoheitliche Reg uli erun g kiinsrli ch erze ugt werden. Bei konsequenter Anwend un g des Prinzips offene r Miirkte enrstehen keine ki.i nsrlichen Marktschranken und damit ke ine derartigen Monopo lprobleme. Bei nari.irlichen Marktschranke n gii be es zwa r a uch Mo nopolsrellungen, di ese aber se ien innovarori-

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sehen Ursprungs, führen ni cht zu Prod ukrionsrestriktionen und werden im Ze itablauf obso let. Vor a ll em könne man nur Handlungen ve rbi eten, ni chr jedoch einen J\ ls­ob-P reis vorschreiben, den man a uße rdem wegen unserer konsrirur ionell en Unwis­senh eit ohnehin ni cht ex ante fes tstell en könne. So ist das konstituierende Prinzip o ffener Miirkre urnso wichtiger.

c. J\ls drittes konst iturierendes Prinzip nennt Walter L11 d:e11 das Privateigent11111 , d;1s /-'. A. von 1-layek spiite r Sondereigentum nannte. Er legre di e Undurchführbarkeit von Vo rsc hl iigen dar, daf~ in einem Sraa r, in dem Koll ekriveigentum besteht, di e Werrbewerbsordnung eingebaur we rden könne und soll e. Z ur Ve rwirklichung der Wenbewerbsordnung ist Pri vate igentum an Produkrionsrnirreln erforderli ch. Wenn sich einze ln e Betri ebe in der Hand des Staates befinden so llren, müssen sie sich in di e Wettbcwerbsmürktc einordnen. So ist Privat- sowie Sondereigenrum ein e Voraus­setzung der Wettbewerbsordnung. Das Pri vareigenrum allein ist zwa r wesemlich, es ka nn a ber als so lches a ll ein kein brauchbares lnsrrumenr des Ordnun gsa ufb<1us we rden. Enrscheid end ist, daß der Ch;1rakrer des Pri vare igenrums wirklich werthe­we rhskonform ist. N ur im Ra hmen des Wettbewerbs gil r der viclge nannre S;Hz, claG Pri vateige ntum ni chr nur dem Eigenrümer, sondern auch eiern N ichre igenrümer Nur­zen bringe. Dieser Sa tz serze di e große Effizi enz der Werrbewe rbsordnung voraus. We nn fe rner die ve rschi edenen Privateigent:ümer miteinande r konk urri eren, kiinn en die Arbeitsuchend en mehrere Chancen vo r sich se hen und sind ni cht erw<l einse itig a bh ii ngig. Desha 1 b isr Wettbewerb auch umgekehrt zugleich eine Vo ra usserw ng fl1 r ein e gese ll schafrli ch nütz li che Funktion des Privateigenrums, d;1s insofe rn ein ko n­stitui erendes Prim.ip der Werrbewerbso rdnung darsrellr.

d. Vierrens nennt Wa lter L11ch.en di e Vertrags freiheit als konsrit:ui erendes Prinzip . Verrrags freiheit ist o ffensichtli ch eine Vorausserwng für das Zustandekommen der Konkurrenz, sie ist unenrhehrlich. O hne freie indi vi duelle Verrriige ist eine Lenkung des Wirtsc haftsprozesses durch Preise nichr mögli ch. Geschi chtli ch sind aber auch di e Grenzen sichtbar gewo rden, die gezogen we rden rnüssen, damit di e Vcrrr<1gs freihcit de r Werrbewe rbso rclnung dienr. Vertragsfre iheir wu rde niim li ch ;1L1 ch daw ve rwen­det, um Konk urrenz zu bese itigen, um monopo li stische Pos itionen herzuste ll en, zu sichern und auszunutzen. Desha lb ist auch hi er, wie beim Pri vareige11tu111 , de r Inh;ilt der Rcchrsinstiturion ab h ~i ng i g vo n der Fo rm, in der gewirrsc hafrer wird.

Das Prinzip der Ye rrrags freiheit ist der Wettbewerbso rdnung zuzuo rdnen. Es trii gt w r Konstiru ierung der Wettbewerbsordnung bei, erh ii lt aber umgekehrt auch erst im Rahmen de r Wettbewerbsordnung seinen eigentlichen Sinn. Es da rf des ha lb nicht die Funktion erhalten, di e Wettbewerbso rdnung durch Bildung wirrsc hafr licher Mac hr­kiirper zu sprenge n ode r die J\ usübung wirtschaftli cher Macht un d Machtmi ßbrauch zu schürzen. Verrrags freiheit d;1rf nichr zu dem Zwecke gewiihrr werden, um Vertrüge zu schli eßen, welche die Ve rt ragsfreiheit beschriinken oder bese itigen. Dies wurde in de r Bundesrepub li k DeurschL111d durch das «Gesetz gegen Werrbewerbsbesc hr~inkun ­gen », das sich insoweit bewä hrt har, zum Teil konkretisiert. In di esem Sinne isr Ve rrra gs freiheir ein konstiruierendes Prinzip.

e. Als we iteres, fünftes konstituti erencl es Prinzi p verwies Walter b 1c/.:.e11 auf die 1-laftung. Bereits im ülteren Recht gab es den Grundsatz «We r den Nutzen hat, mufs auch den Schaden tragen ». Dieser Grundsatz hat als Rechtsinsrirut die erwünschte Funkt ion nur im Rahmen einer Wettbewerbsordnun g, was ersr sp:ire r langsam deutli ch wurde. Für di e Wettbewerbso rdnung hat ein Haftungsp rin zip zu gelren: We r für Phinc und Hand lungen der Unternehmen und Haushalte ve rantwo rtli ch isr, haftet. 1-l aftu ngs besc hr ~in k ungen , crwa im Gese llschafrsrechr, soll en deshalb nur dorr zu liiss ig se in , wo ein Ka pira lgebe r ni cht ode r nur hegrenzr fli r die Gesc h:i frsfü h ru ng

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vera ntwortlich ist. Es dürfe nicht so se in das eine herrsd1ende Person di e Haftung abwä lzt. Man darf also di e gesamtwirts~h a ftli che Funktion der Haftu ng nicht ver­kennen. Im einzelnen behandelte Wa lter Eucken Probleme des Konkursrechts, des Gese llschaftsrechts, insbesondere de r Rechtsfo rmen der Aktiengese ll schaft und der Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Haftung ist nicht nur eine Voraussetzung für di e Wirtschaftsord nung des Werrbe­werbs, sondern überhaupt für eine Gese ll schaftso rdnung, in der Freiheit und Selbst­verantwortung herrschen . Vol le Klarheit muß vor all em darüber bestehen, daß jede Haftungsbeschränkung eine Tendenz zu einer staa rlich ge lenkten Wirtschaft auslöst. Haftung ist für die Wettbewerbsord nu ng konst ituierend.

f. Als letztes der konstitu ierenden Prinzipien ste ll te Wa lter Euclun dann noch die Konstanz der Wirtschaftspolitik heraus. Es sei eine gewisse Konsrn nz der Daten notwendig, damit größe re Investitionen in di e Plüne de r Unternehmen und Haushalte aufgenommen werden. Er verweist auf Untersuch ungen, daß in gewissen Betrieben erwartet werden mu ß, da f~ sich das in vestierte K<1p ita l in etwa drei bis fünf .Jahren amortisiert. Die Unstabilität der Wirtschaftspo li tik zwi nge Unternehmer dazu, aus­schli eßlich solche Investitionen durchzuführen, di e infolge sehr großer Rentabilität rasch das in vestierte Kap ita l wieder hereinbringen. Die nervöse Unrast der Wirt­schaftspolitik, di e o ft heure verwirft, was gestern ga lt, schafft ein großes Maß an Unsicherheit und verhindert - zusammen mit den verzerrten Preisre lat ionen - viele In vest itionen. Es feh lt dann di e Atmosphäre des Vertrauens. Wenn a lso die Wirt­schaftspolitik keine zure ichende Konsranz besitzt, kan n auch die Wettbewerbsord ­nung nicht vo ll funkt ionsfä hi g werden. Konstanz ist ein zentra les Erfordern is der Wirtschaftspolitik der Wettbewerbso rdnung. Sie srell e einen brauchbaren wirrschafrs­verfassungs rechtlichen Rahmen für den Wi rtschaftsprozeß her. In ei ner Wettbewerbs­ordnung gibt es bei Konstanz der Wirtschaftspoli tik kei ne a ll gemeine Abnahme der Neigu ng der Unternehmer zu investieren. .

Aus aktuellem Grunde se i hier noch eine Zwischenbemerk ung gemacht, die mir sehr am Herzen li egt. Wa lter Lucl<.en lehn te es mir eingehender Begründung ebenfa lls ab, eine Abna hme der Investitionsneigung a ls ein sogen~1nnres «Entwick lu ngsgeserz des Kapitalismus» anzusehen. Statt desse n kann aber eine abne hmende Investirions­neigung auft reten, wenn die Relation der Produktionsmi tte lpreise im Ve rh iilrnis i.u den Erzeugnisp reisen gewisse Investitionen unzweckmä(sig erscheinen lassen. Wenn etwa d ie Lohnpre ise durch Karte ll e hochgeha lren werden, kör111 en sich Preisrehi­ti onen ergeben, we lche Invest iti onen ve rhindern . Aufse rde111 w ird be i noch getiitigren In vestit ionen di e Einfü hr ung vo n arbe itsspa renden statt von kap ira lspa renden tech­nischen Fortsch ri tten rentabler. Das analys ierte Wa lter E11clwn zwa r nicht näher, ist jedoch aus seinen theo reti schen Übe rl egungen abzulciren. H ier macht sich die fun da­mentale Tatsache geltend, daß nur dan n der Wirtschaftsp rozeß, hi er der lnvesritions­prozeß, durch Preise zureichend gelenkt werden kan n, wenn d ie Preisre lationen di.e Knappheitsve rh älrn isse richtig wiederge ben. Preise sind eben auch « Knappheits.anzei ­ger» (W Euche11) sowie «Signale » (EA . vo11 1-Jayef<), und das Markrsysrern ist ein nicht ersetzbares In fo rmationssystem. Für Wa lter L11ch.e11 würe die heute we itver­breitete Vorste llung, daß am Arbeitsmarkt ei n bilatera les IC1rre ll sinnvo ll sei, ver fehle Dieses bil atera le Karte ll am Arbeitsmarkt, Ta ri fa uto nom ie gena nnt, verhindert die wesentlichen Signa le. Außerdem kan n es auch den langsa m steigenden Sockel der Arbe its losigkeit bei gleichzeitigem Arbe itsmange l be i bestimmten Beru fe n arn deut-

1 A b . k k1·· E' „ 11 . ·\ · d 1 «Tiger ;im sc ien r e1tsmar t er aren. s ware wo l emc r nsrrengung wert, e1 . . . Schwanz zu packen» und di e Ta ri fauto nomie auf de n Prüfsta nd zu ste ll en, weil sie ein ve rfeh ltes Ordnungsmode ll ist. Damit se i meine Zwischen bemerkung beendet.

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Wc1ltcr Euckcns O rdnungsökonomik - heute · 4 7

3. Die regulierenden Prinzipien

Nach Meinung von Walter Euclwn können konkrete Wettbewerbsordnungen sy­stemfrem cl e Ord nungsformen enthalten. Desha lb seien zusätzlich Gru nclsiitze anzu­wenden, di e er regulierende Pri nzipien nannte.

a. Breiten Raum gab er zun iichst dem Problem der Überwachung von unvermeidli­chen Mono/J olen in der Wettbewerbsordnung. Dabei war er all erdings weitge hend von einer Vorstellung geleitet, di e aus dem Modell des Cournotschen Monopols abgeleitet ist. Für h m1z Böhm war diese Vorstellung immer etwas fra gwürdig. Er hat sie auch l 954 nach einern Besuch der amerikani schen Amitrustbehörden korrigiert und noch spiiter wurde sie durch die Prax is des 1957 einge richteten ßundeskarre ll ­amtes, das ja eine Fruchr der Ideen von Walter E11 cke11 wa r, ebenfall s widerlegt. E A. von 1-/ayek letzt lich wies dar~1uf hin , da ß Güter sowie Miirkte jeweils das kon krete Ergebnis eines Prozesses sind , das bei ex istierender Freiheit nicht vo rgegeben we rden kann. Man könne deshal b nur Handlungen ve rbi eten, di e den freiheitlichen Werrbe­werbsprozeß a ls solchen einschriin ken. Z um Verbot von Handlungen dagegen, die materiell ein vorgege benes, konkretes Als-ob-Ergebnis erbringe n, fehlt es uns an dem norwendigen Wissen. Insofe rn legt eine Mißbrauchsa ufsichr des Als-ob-Erge bnisses das gedankliche Konstrukt der «voll kommenen Konkurrenz» zugrunde, als ob es em pirisch relevant wii re. Verwendet man den ver fehlten Ivhl fss tab der «vo llsrii ndigen Konkurrenz » ni cht, dann gibt es insoweit auch keine Begründung w einer Monopol ­aufsicht di ese r Art.

b. Da nn befo(fre er sich mi r der sogenannren Ei11/w 111111e11spolitih., durch welche di e Einkommen hoheitlich fesrge legr we rden. Die Bildung der persönlichen Einkommen erfolge bei Vorl iegen von «vo llsriindige r Konkurrenz» nac h dem Leisrungsp rin zip . Es se i eine Einkommensbildung, di e durch den Werrbewerbsprozds erfolgt:, in1111 er «noch besser als di e Verteil ung auf Grund willkürlicher Emscheidungen priv;ncr oder öffentli cher Machtkörpe r». Franz Böh111 harre di ese r Vorsrellung fo lgend des halb ein «Geserz über den Leistungswerrbewerb » entwo rfen, das jedoch durch den Bundes tag nicht erla ssen wu rd e. f·: A. von 1-/ayel~ wies dann späte r darauf hin , d;1ß der We rr­bewerb ni cht ledigli ch Leisrungen belohne, sondern aus der Sicht der Nachfrager auch Glück und Pech bewerte. Walter E11 cl~e11 srell re allerd ings bereirs fesr, daf~ auch bei vo ll srii ndige r Konku rrenz «noch Fra ge n offen» bleiben. Sie bedü rfren der Korrek­tur, di e er der Sreuerpo lir ik zuwies . Die Umverteilung erfo lgt also außerhalb des Marktprozesses, wo bei er d ie Beeinrriichrigung der lnvesr irionsa nreize durchaus s;1h . Dabei beschränkte er sich auf rechr allgemei ne Bemerkungen, die den Inh alt di eses regu I icrenden Prinzips eigen rl ich nur ~1 ndeuren.

c. Andererse its wa r Wa lter F. 11ch.e11 der Ansicht, da ß die Werrbewerbsordnung, «soweit di e vollkommene Ko nkurrenz ve rwirklic ht ist», auch Fehler und Schwiichen aufwe ise. Z ur Korrektur li efe rte er deshalb unrer der Überschrift «Wirrschafrs­rechnung» ein weiteres reguli erendes Pr inzip . Hier weisr er auf di e Zerstörung von Wä ldern und erw~1 auf di e Wirkungen einer Sodafa brik auf di e sie umgebenden Haus ha lte und auf andere Problerne hin , die wir heure als «ökologisch» bezeichnen. Er behandelt ferner ;lll ch den Arbeitsmarkt, wobei er Kinderarbeit, die Linge der Arbeirsze ir, den Schutz gegen Unfa ll e und anderes nennt, was wir heure mir dem Wörtchen «sozial » be legen. Werrbewerhsordnung har nach Walter Eucke11 also sowohl «ökologisch» ;1ls auch in dem genannten Sinne «soz ia l» zu sein. Wir sprechen heure - ni chr g;1n z angemessen - von einer «/11 tem alisiem11g extem er l~ffeh.te » .

Die gena nnren Mißsriinde erge ben sich, we il als gedanklicher Maßstab ein Modell zugrunde gelegt wird , das d ie Mißsriinde berei ts in seinen Voraussetzungen enrlülr,

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nbimlich ein ni cht geeignetes Mode ll der «vo ll ständigen Konkurrenz». Freihe it li cher Wettbewerb ist jedoch «regelge bunden», er erfordert ein ad;iquates System von Verha ltensrege ln. Ein in dem gekennzeichneten Sinne freiheitli cher Werrbewerb ist deshalb weder «unsozial» noch «unökologisch». Wenn das System von Ve rh a lrensre­geln a ll erdings mangelhaft ist, ka nn der Wettbewerb se ine segensreichen Wirkungen 11ur unvollkommen erfüllen. Die Überleg ungen Walter Lucl?ens betreffen hi er a lso eigentli ch die wettbewerbli chen Verhaltensrege ln und sind insofe rn auch wegweisend. Se ine Empfehlungen sind jedoch an einem verfeh lten Maßsta b or ienti ert und we rden deshalb un zurreffend als ßegrLindu11g für direkte hoheitli che Eingriffe in di e Ma rkt­prozesse benutz t.

d. Letzrl ich behandelt er vor a ll em das heute kaum noch relevante Prob lem eines a11 omalen Verha lten des Arbeitsa ngebotes, das sich bei Vo rli egen von «vo ll stiindiger Ko nkurrenz» erge be11 würde.

Abschli eßend soll en die vorste henden Über leg ungen zusa mmengefaßt we rden: Nac h Walter Luclwn erbrin ge der Wetrbewerbsprozeß manchmal ni cht da s Erge bnis des Modell s der «voll stii ndigen Konkurrenz » (Monopolpreise, fehl ender Leistungs­wettbewerb ). Wenn aber dessen Ergebni sse hervo rge ru fe n werden, könnten Mif.1-stiinde <lllfrrete11 (externe Effekte, anoma les Verhaltens des Arbeirsangebores). Walter 1.:;11 ch.en unrcrste llr 11 ä111lich, daß ein freiheit li cher Ma rktprozcf~ zur Rea li sierung des Modell s der «vo ll srii ndigen Ko11kurrenz» führe11 müsse. Das ist jedoch ni chr der F;1JI. Er hat dies wo hl auch bemerkt, denn er beze ichnete etwa eine Monopola ufsicht über Preise, di e aus dem Modell der «Vo ll sriindige n Konkur renz » enrwickelr w urde, als «ni cht: ga111. sysrcrngerecht». Eine Wirrscha frspo liti k, die das Mode ll der vo llsrfo ­d ige n I<o n k u rrenz rea 1 isieren möchre, kann also enrgegen ihren eige nen I nremio11 en systc1mvidrig se i11 und Wettbewe rhsbeschriinkungen und somit Freiheitsbeschriin ­kun gcn er1.e ugen. Da di e gen<1nrnen regu li erenden Prinzipien im wese ntlichen am Mode ll der vo llsüi ndi ge n I<o11kurrenz ori emierr sind , kann ihre Anwendung in Gcgensa tz ge ra rc11 zu ei nern Wettbewerb, den d ie frei heirss ichernden Ve rh <1 lrensre­gc l n und Institution en emstehen lassen. Die Analyse der jewe ili gen Mifsstiinde er­br ingt so zwar wichtige Einsichten, sie ergibt jedoch kein Argument gegen freih eit li ­chen Werrbewerb . Insofe rn s ind di e reguli erenden Prinz ipi en u11beg ründer und ob­solet.

4. Die Interdependenz der Ordnungen

Die Analysen von Walter Euch.en li efe rn jedoch viel umfassendere Einsichten. Bei der Frage, wie der a ll täg li che Wirrsc ha frsprozeß ge lenkt wird oder ge lenkt we rden so ll , stößt rnan vo r a ll em zun iichst auf di e politi sch-staa tsrechtli che Gesra lrung der Gese ll schaft . Es ist unmögli ch, unrer Umgehung des Fragenkomplexes der Lenkung des Wirtschaftsprozesses etwa sinnvo ll über die Verwirk lichung des Rechtsstaates zu sprechen. Irnmer ist der Inhalt der Rechtsinstitution ahh üngig von der Form, in der gewirtschaftet wird. Die Orga ne der Gesetzgeb un g, der Rechtsprechung und der Ve rwa ltung haben deshalb dafür zu sorgen, daß di e Prinz ipien der Werrbewerbs­orcln ung Li bera II ve rwirkli cht werden. Di ese wi rrscha frsve rfa ssu ngs rechrl iche Ge­sa 1me11tscheidung so l lre ein inregri erendcr lles ra ndtei 1 de r Rechtsve rfassung se in.

Das gleiche gilt auch für di e anderen Bereiche der Gese ll schaft. Vor a ll em besreht zwischen der Wirtschaftso rdnung und sonstigen gese ll scha ftli chen Bereichen eine Wechse lwirkung, etwa in bezug auf di e sittl iche und mora li sche Ord nung, auf di e religiiise O rdnun g, di e polirische Ordnung und andere. Wie wir heute wissen, bestehr

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Walrcr Euckcns Ordntlll f\sü ku nom ik - heure · 49

eine Wechselwirkung zwischen Wirrschafts- und Gese llschaftsordnung generell . \'llal­ter Luc/~e11 nannte sie di e " Interdependenz der Ord1111//gen» und wies damit auf einen fundamentalen Sach ve rh ~1l r hin . Diese Interdependenz der O rdnu nge n isr ein wesent licher ßes randreil des Lebens. Die Erkenntnis der Interdependenz der Ordnu n­gen se i eine Vora ussetzung für das Ve rsüindnis a ll er Prob leme, sowohl der Wirr­schafrspo liri k als auch der Rec hrs- und Sraatspo li tik. Dabei ist das O rdnungs prob lem von grd~te r Schwieri gkeit und es isr nöti g, di e Interdependenzen exakt 1. u erkennen. Beispielsweise h<Hte f ranz Böhm mir se iner Analyse der « Priv<Hrec!Hsgese llschaft » bereits Bahnbrechendes ge leisrer.

We il Wa lter L11de11 sich auf d ie Wirrschafr bezog, mußre er eine lmerdependenz der Ord nunge n ko nstrui eren. Gena u besehen besteht eine iso li erte Wirrsclrnft aber nur in unse rer Vo rstellu ng, denn die Gese llscha ft emsrehr aus einem einheirl ichen Prozeß. Mir dem Hinweis a uf di e Interdependenz der O rdnu ngen isr deshalb offenb<H gemeinr, da ß freiheitl iche O rd nu ng <lls Gan1.es unreilba r isr. Weil diese Ordnu ng auch besonders leisrungs fah ig ist, ra uchr heure di eses, von \X/alter b 1c/.:e11 bereits benannre Problem unter eiern Sch lagworr « Sra ndorrfa ktoren » auf. 1 n besonde rem M<l ßc srellr es sich sowohl durch Tra nsforma rion der osreuropii ischen Linder a ls auch durch den Z usammenschlu ß zu einer Europiii schen Union. Jrnrner handelr es sich um ein Sachproblem, das wegen der lnrcrdependem. der O rdnungen 111irhes ri1rn ne11d isr fli r das gesamrc menschli che Lehen.

III. Zur Aufgabe der Wissenschaft

Welc he Roll e spielt hierbei d ie Wissenschafr? Wa lt er E11 ch.e11 srellre se inerzeit fesr, daß sich ein merkw ürdiges Bi ld biere. Im Bereich der Techni k se i die Rarionaliriir unrer w i sse 11 sch ~1ft li c hem Einflufs sehr weit get ri eben. Aber di e Wirrschafrsordnun­gen, in denen di ese Techni k zur Anwendung ge langt, seien es nichr. Wir 111üfsrcn dahin kommen, Ordnungs form en dmchzusetzen, in denen di e Emfol ru ng des rech­ni schen Wissens wirtschaft lich sinnvoll zur Anwendung komm t. Das von Walter L11 cke11 konsrar ien e Problem har sich se ither ka um geändert. Ebenso gilr se in Hin ­weis noch, da(~ die Wissenschaft durch mehrere Vorurteil e ge hemmt wird. Sie werden im fo lge nden kurz beschri eben.

1. Das positivistische Vorurteil

Vo r all em seit der frnm.ösischen Revo lu tion von 1789 hat sich unter dcrn Einflu ß der Positivisten das Vorurtei l ve rbrcircr, der Wissenschaftl er könne nur blofSc T~n­s;1che11 und ihre Funktionsweise feststell en. Dcslwlb gi lr seir Max Weber die Auffas­sung, daß der \Xii ssenschafrler sich in einen Propheten oder Demagoge n ve rwandelt, wenn er sich von der Fesrsrellung der Tatsac hen zu ihrer Bewertun g oder zum Handeln wendet. Eine solche Auffa ssung, so Wa lter L11 c/.:. e11 , se i jedoch irrig, sie ve rkenne d ie Probleme, welche die Wirtschaftspo litik zu bewiilt igen har. Das bloße Wachsen- lassen der Wi rtschaftso rdnun gen ist niimlich durch bcwu ßrc Gesra lrung der O rdnun gs fo rmen abgelöst worden . Das isr ein Ergebn is des neun zehnren und zwan ­zigsten Jahrhunderts, das nicht rückgii ngig gemachr werden kann. Diese bewußte Gesra lrung der Ordnu ng we ist der Wissenscha ft eine neue Veramworrung zu. Wenn

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das wi ssenschaft liche Denken sich der ordnungs po li ti schen Aufgabe entziehe, enr­srehr ein Vak uum , es gibt dann keine Potenz, di e sie bewä lti gen ka nn. Was das bedeutet, wi ssen wir: Ausli eferung an Li teraten, Fe rnsehmodera to ren, anarchische po li tische und wirtscha ft li che Mac htgruppen, an ih re Funkri o n ~i re und Ideo logien. Die Überwindung des positivist ischen Vorurteils ist a lso ein e wese nt li che Vo ra us­setzung dafür, da f.< die Wissenschaft wieder ordn ende Krafr erhiilr. - Und cb s gilt heure verrnehn.

2. Das hi storistische Vorurteil

Es leugnet a ll e verbindlichen Wa hrheiten, gla ubt a ber, sich se lbst a ls ve rbindli ch darstellen zu dürfen. Beispielsweise beha uptet l<arl Marx, da[\ di e Gese ll scbfr a ls Koll ekti v einem hi stor isch dete rminierten Schema fo lge. FL.1r Wirrscha frspo lirik se i des halb ke in Ra um, man könne ledigli ch di e «Geburrswe l1 en » der an sich zwa ngs­liiufigen Enrw icklun g «ahh1rzen». O bwo hl er beha uptet, da (< d iese Aussage a hso lu r gülti g ist, sagt er zugleich, daß a lle Erkenntni s klassenbed ingr, a lso relati v se i. Das h isror isrische Voru rtei 1 kran k r desha 1 b, wie auch Walter Lucl<.en fesrsre l Ire, <1 n einem inneren Widerspruch. Karl R. Popper hat dieses, von ihm hi sro ri zisrisch genannte Vo rurreil noch we ite r ve rdeutli cht. We il keine Bedingunge n angege ben sind , unter drne n d ie gen;111111-c These gil t, isr sie ni cht überprüfba r. Sie ist des ha lb einfach l'ro pheri e und li efert eine «de111 ;1gog ische Ö konomie». Trotz des Unterga ngs zah l­reicher sozia li sti scher Sysre111 e, dringt sie wieder vor. Unter einem so lchen hi stor izisri ­scl1 e11 Vorurteil ka11 11 Wissenscha ft aber keine o rdnende Potenz se in . - Auch d ieses gilr heure wie da111 als.

3. Das punktuali sti schc Vorurteil

Dieses Vo rurteil ergibt sich aus der Spez ialisierun g der Wissenschaften, di e im spiiten neunzehnten und im zwa nzigs ten Jahrhundert eintrat. Der ein ze lne kann das Ga nze se in es Wissensge bietes nicht mehr i.ibersehen. Info lgedessen wird es in viele Teil e <lufges pa lren. Un d so entwickelte sich der Punkrua li smus a uch bei de r Be­hand lu ng wirrsc ha frspo li rischer Probleme. Seither hat er sich erhebli ch a usgeweitet und ist heure wo hl ein es der bedeutendsten Ph iinomene sowohl der prakt ischen Wi rtscha frspol iri k als auch unse rer Wissenscha fr geworden.

Der Punkrualismus ist jedoch unrea listisch. We il sich eine a llge meine Interdepen­denz der Erscheinun gen ge radezu a ufdrängt, kann es keine se lbsrü ndige und. un ah­hiingige Währungspoli tik, Agrarpoli ti k, Wohnungspoli t ik, Beschiiftigungs polm k und so weiter ge ben. Walter Luch_en sagte deshalb: «Die Spezia li sierung röter s ich se lbst.» Insofern sei ein Typus des Fachmannes notwend ig, der zwar d ie Tatsachen und d ie Erfahrun gen seines Fachge bietes kennt, der abe r a ll e Fragen im Rahmen des wirt­scha ft li chen Gesamtp rozesses, in der wirtscha ftl ichen Gesamtordnung und in der Imerdependcnz der O rdnungen sieht. Dieser Typus hatte sich im Ansc hluf~ an Euk­l<ens Analyse und Lehrtätigkeit sehr ve rbreitet und hatte seinerzeit wo hl a uch zum «Deurschen Wirtschaftswunder» beigetragen. In den !erzten Jahren jedoch hat der Punktuali smus wieder zugenommen. Deshalb gilt di ese r Aufruf Walter Eucl<ens heure ve rsrii rkr.

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Wa lter Euckens ü rdnungsö ko110111ik - heure · 5 1

IV. Walter Euckens Ordnungsökonomik - heute

1.. Unvollkommenheiten

a. Ein erstes l'roble111 berrifft di e konsti tu ierenden Prinzipien. Sie sagen nichrs darüber aus, welc he /:w nhete Ausprägung di e fre iheitss ichernden Verhaltensrege ln beziehungsweise Institutionen im ein ze lnen haben. Sie können konkret mehr oder weniger «zweck 111 äß ig» ode r « a d ~iquat » , a lso sehr ve rschieden se in. Fe rner wa ndelt sich der kon krete Inha lt der angestrebten O rdnung im laufe der Entwick lung als Ergebnis wirrschafr licher Entwick lung. Deshalb kann in einer freiheitli chen Ordnung ni cht ein besti111mter Z usrnnd , sondern nur das Verfahren Ziel wirtschaftspo liti scher Aktiviüiten se in. Franz 13iihm wies besonders dar~1uf hin.

Walter Euchen diagnostizi erte, daß historische Ordnungen nichr «geserzre», son­dern «gewac hsene O rdnun gen » se ien , und empfahl eine Mirrelsrellung. Das führte manche dazu , von eine111 «Drirren Weg» w sprechen. Walter E11chen behandelte di eses Proble111 jedoch ni cht in d ieser We ise, erst f-: A. von 1-fo yeh har es we iter anal ysiert. Die O rd nung umfasse zwa r sowohl ein Sysrcm von Vc rh alrensrege ln als auch eine Handelnso rdnun g, beides ist abe r empiri sch inrcrdependcnr un d gemein ­sam Ergebnis einer ku lrurcllen Evo lurion. So erga b sich di e Frage, wie eine Wcrtbe­werbso rdnu ng bewußt vo n Menschen gescha ffe n werden ka nn , obwo hl das konkrete Ergebnis der kulrurell en Evo lution ni cht vorhersehbar isr.

Das Proble111 beruh t meines Erachtens ;rn f einer Verkennung des Evolutionskon ­zeptes. Kulrurell c Evolution ist kein darw ini sri sch-biologischer Prozeß, sondern sie gleicht eher einem Evolurionsprozeß, wie ihn La111arch beschrieben ha r. Absichtlich werden vom Menschen Verha ltensrege ln gescha ffen. Sie werden von anderen Men­schen erl ernt und we ircrgege ben. So kann der Mensch ve rsuchen, eine freihcirli che Ordn ung hoheitli ch bew uffr hcrvorwbringe n. Jedoch ist ihm vo n vorn herein nicht bekannr, was vo n den hoheitlich erlassenen Verhaltensrege ln Besrand haben wird . Ferner ist ihm unbeka nnt, was di e privare11 Wirtschafrssubjekre in ihrer Freiheit an neuen Verhaltensrege ln hervo rbringe n we rden und welche sich davon bcwiihren und desha lb ve rbreiren. Die freiheitli che Ordnung ist dann zwar von lVlenschen er­schaffe n, jedoch ist sie ni cht al leiniges Prod ukt menschlicher Absicht, sondern auch der kulrurell en Se lektion. Jedenfall s ist di ese Frage von Walter b 1clw11 ni cht w Ende gedacht wo rden und di ese Un vo ll kommenheit beda rf weiterer Analyse n.

b. Vor al lem sind d ie reguli erenden Prinzipien betroffen. Hier isr Walter b 1c/:1.e11s sta rkes Insistieren auf einem Modell der «vo llständigen Konkurrenz » zu erwä hnen . Wie wir heure wissen, wa r er da111a ls von der neokla ss ischen Theorie, von den Arbeiten Heinrich von Stachelbergs und auch von denen seines eigenen Sc hü lers und späteren Lehrstuhlnachfolgers Leo11hard Mih sch sehr bee influ ßt. Wegen der dama­ligen wissenschaft lichen Iso li erung in Deutschla nd harre er die ausliindische wissen­schaftliche Diskuss ion nicht zur Kenntnis nehmen können. Er sagt se lbst in einem Brief an /-'. A. vo 11 Hayeh vo rn J 2. Miirz 1946, daß er jahrelang von der geisti gen Arbeit im Ausland a bgeschnitten wa r. So stammt aus seinem geda nklichen Modell der «vollsräncli ge n Konkurrenz» di e Vorstellung, daß di e Marktformen Determinan­ten des Marktprozesses seien, was er in se inen «Grundlagen der Nationa/ölw nomie» ( l940) a usführli ch beschrieb. Deshalb sei es di e «vo llsränclige Konkurrenz», di e zu der vo n ihm angestrebten menschenwürdigen Koordini erungsordnung führe und somit Grund lage der Wettbewerbsordnung wäre.

Heure w issen wir, daß die von Eucl~en angestrebte O rdnung nicht die Verwirk li­chung jenes Modells zur Voraussetzung hat, das er «vollsriindige Konkurrenz»

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...... 5 2 · Eri ch Ho ppma nn

nannte. Dieses Modell beschreibr niimlich posiriv ein konkretes Erge bnis, das ange b­lich aus freiheitlichem Wettbewerb res ulri err. .J edoch ka nn di eses Modell keinen freiheitlichen Wettbewerbsprozeß beschreiben, we il uns dessen konkrete Erge bnisse prinzipiell unbekannt sind. Freih eit kann nur nega ti v dadurch beschri eben we rden, dafs sie ni chr von Menschen will kürli ch beschriinkt ist.

Die «vollsriindige Konkurrenz» bei Walter Euch.en berücksichrigt des halb nur einige Aspekre ein es freiheitlichen, das heißr von Menschen unbeschränkten Werrbe­werbs, andere As pekte werden ve rn ac hläss igt. Insofern ist Walter Euch.en mir dem Konzept der voll sriindigen Konkurrenz auf ha lben Wege stehen ge blieben. Die No r­mari vierung einer Markrform isr keine O rdnungs politik , sondern ha t einen hoheitli ­chen Dirigismus zu Folge. Vor ihm hat er se lbst aber immer wieder gewa rnt. Offenbar bemerkre er dieses Pro blem, denn er beschrieb sein e «vollsüindige» Kon­kurrenz nicht immer so, wie das neo kl ass ischc M odell der «vo llkommenen» Konkur­renz definiert isr. Trorzdem bezeichnen beide Begriffe pos itiv defini ert:e Z ustiinde, wa hrend freiheirli cher Wettbewerb nur negati v als Ve rfa hren beschri eben werden ka nn. Euc/wns «vo ll sriindige Konkurrenz» ist a lso in verschi edener Hinsicht ein h ·erndkörper bei se inen winscha frspoliri schen Überl egunge n. Desha lb wo hl ve r­suchte er regulierende Prinzipien einzuführen. Sie sind aber für freiheitlichen Wen ­hewerb iiberflü ss ig oder soga r schiidlich. Inzwischen wurde di ese Unvo ll kornmenheir zwa r weitge hend korrigierr, aber di e Korrekruren haben noch ni chr übera ll An erken­lll1ng gefunden.

c. Eine clritre Unvo llkommenheit berriffr di e Frage der Bildung personell er Ein ­kommen, di e teilweise au ße rhalb des Markrp rozesses li egt. Walter l:',ucl< en harre des halb als reguli erendes Prinzip eine Art Um ve rte ilung vorgesehen. Dazu ve rwies er vo r a ll em auf di e Sreuerpolitik , di e solche Korrekturen vo llziehen könme. Jedoch habe di ese Art der Ste uerpoliti k auch Grenze n, denn es se i notwendig, durch Progres­sion nichr die In vestitionen zu gefä hrden. Er li efs es jedoch bei kurzen Bemerkun gen bewenden, so cl afs sich wegen di eser Vagheit di e moderne, sozia l gcnannre Umven ei-lungs politik auch auf ihn berufr, jedoch wohl nicht g~1n z zutreffend . .

r„ A. VO ii 1-/aye/:: ha rre di esen Gedanken weirerge fi.ihrr. Er a rbeirete hernus, d;1ß ehe lcke einer soz ial motivierten hoheitli chen Eink ommenszu teilung nur in ein er O rg<1111 -sanon Sinn habe, nicht aber in einem freiheitlichen Marktprozeß. Die Bes timmung v_on personell en Ein kommen in einer freiheitli chen O rdnung se i ni cht durch direkte E11

,1griffo 111 den 1'vlarktprozef.s mögli ch. Deshalb lehnre er di e Verwendung des Wortes

«Ge rechtigkeit», di e nur bei universa li sierba ren Ve rha ltensrege ln mögli ch sei, fi..ir 1edc Um vcrredung ab. So ll einer Wettbewerbsordnung das Merkmal «menschenwi.1rdig» dadurch beigegeben werden, daß ni emandem ein pe rsonell es Einko mmen fehlt, so konne selbsrversriindlich eine Gesell schaft beschließen, jedem ein Ex isrenzrninimum zu za hl en. Es komrnr nach f'. A. von 1-iayek nichr auf den Umfang, sondern auf di e Ander hoheit lichen Tii ti gkeite n an. Dam it d iese aber einer freiheitlichen Ve rfassung genugcn, müssen all e Empfonge r des Ex isrenzminimums gleich behandelt we rden. i ·o raussetzu ng ist a ll erdings, daß die Steuerza hlungen an di e Regierung ebenfa ll s c iesem Kriterium entsprechen. " Dies_e Diskuss ion ist weitergega ngen. Es wird heute das Problem di skutiert , wieviel eigentli ch um verreilt we rden soll und wem jewe il s die Z uschüsse zu ge ben sind. Vor ;1llem geht es· d" l°' . . .. k . S . l .. . , . um 1e ·Tagen emer nega ti ven Ein ornmensteuer, ein er rn ars JUi ge1-s~e u e r und um das Problem eines Proporrionalrn ri fs . Die Diskuss ion über a ll e di ese hagen ist in voll em Gange.

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W;1l rc r Euckens Ordnungsiikonomik - heure · 53

2. Die bleibende Bedeutung

a. Manches isr bei Walter Eu c/:i.en also unvoll stiindig ge bli eben und wird heute diskuti ert. Ei niges ist im.wischen we irerenrwickelt worden, wie etwa di e crwä hnre Währu ngs frage . Auße rdem ha t er mit zahlreichen Einzelproblemen ge rungen und 111anche Formuli erun gen sind ambi va lent. Man ka nn aber di e vorhandenen Miinge l nicht als konstitutiv für solche Erge bnisse se ines Denkens ansehen, di e einer freiheitli ­chen O rdnu ng enrsprechen. Sein grundsiitzlicher Ansa rz hat sich immer wieder bestätigt und empiri sch bewä hrt.

Wir sind in;-.wischen dem naiven Glauben enrwac hsen, di e Wirtscha fts- und Rechts poli tik könne erreichen, was sie wo ll e, wenn sie es nur energisch woll e. Der bloße Wi ll e ge nügt nich t, um ein wirrschafrspo lirisches Z iel zu erreichen. Ma n hüte sich vo r de m Glauben, wir kiinnrcn d ie wirtschaftli chen Ordnungsprob leme aus Gefüh l oder Stimmung heraus prakti sch liisen. Ein e sogenannte «Bewußtseinslage» oder «Befind lichk eit », di e rn an w kennen glaubt, darf man ni cht zur Ri chtschnur wirtscha ftspo li t ischen 1--Lindelns machen. Es gihr sachliche, no rno logischc Z usa m-111 enh iinge , d ie ohne di e Hemmungen durch di e genannten Vorurteile erst durch di e Krafr des Denkens erarbcirer werden können. D~1zu isr di e Wissenschaft <J ufge rufen, die das Verl angte auch leisten ka nn. Beispielsweise wurde in letzter Zeit ein «Max­Planc k-Insti tur zur Erforschung von Wirtscha ftssystemen» gegriinder. Es wi rd von Man fred E. Streit ge leirer und nahm se inen Srandort in Jena . Ohne di e Arbeiten von Walt er Eucl.zen wiire ein so lches Forschungs institut wohl kaum e11tsrnnde11 . Eine bleibende Bedeutung Walter E11 c/:i.ens besreht darin , a uch im Bereich der Gese ll scha ft zur Kra ft des Denkens Z ufl ucht zu neh111en.

b. Ferner hat Wa lter Euc/:i.en eine bleibende Bedeutung für die Wirtsc haftswissen­scha ft und di e von ihr erwa rteren Antworten. Hier sind nac h meiner Ei11 schiitzung vo r a ll em drei Ergebnisse se ines Denkens zu nennen: - Erstens: Da die r ~i g l iche n Einzelheiten sich evo lu ro risch unrer dem Einflu fs des

hi sto ri schen Moments wa ndeln, sind und bleiben sie uns im vo rnherein prinzipiell unbekannt. Wir können i.i ber di e genauen Ergebnisse der Wirrscha frsprozesse keine wissenscha ftli ch fun d ierten Prognosen machen, sonde rn nur über a llgemeine Prin­zipien, a us denen erstere fo lgen. Deshalb müssen wi r die O rdnungen gecbn kli ch rekonstrui eren, ana lysieren und beachten. Das O rdnungsproble111 ist unausweich­lich .

- Zwe itens: Wirtschaftswissenscha ft sagt auch etwas über Werte a us, ob sie will oder nicht. Die Wirtschaftso rdnung so ll aber menschenwürdig se in . Wenn als letzter We rt di e Se lbstbestim mung des Menschen, das heißt di e Wiirde se iner persönli chen Freiheit anerkannt wird , mu ß Wissenscha ft a uch aussage n, we lches di e Prinzipien sind , di e w einer O rdnung führen , di e zugleich menschenwürdig ist. Wie Wa lter b1cl~en da rgelegt hat, ist sie notwendigerwe ise di e mir der pe rsönli chen Freiheit verbundene We rrbewerbsordmm g. Sie crgibr sich aus den konstitui erenden Prinzi ­pien, di e bleibend wichtig sind . Der Analyse einer Wettbewerbso rd111111g hön11en wir 11icht entgehen.

- Drirtens: Wirrscha ft rrirr ni chr iso li ert vo n anderen gese ll scha ftli chen Bereichen a uf. Es bes rehr eine lnrerdependem der Sozialo rdnunge n etwa zw ischen Wirtscha ft und Recht, Staat, Po litik , Mora l, Religion und anderem mehr. Dies ist bei allen w irtschaftspo liti schen Ma(~n a hmcn zu beachten. Wenn beisp ielsweise der Sra ar auch mareri ell Einkommen zuteilen will , ka nn die O rdnun gsö konomik ze igen, we lche Prinzipien hoheitlich anzu wenden sind . Die /11tc:rdepende 11z der Ord1111n­gen ist unentrinnbar.

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54 · Erich Hoppman n

Aus Walter Euch.ens Analyse wachsen a lso mi t Notwend igkei t mindestens die drei genannten Ordnungsprobleme hera us. Wirtschaftswissenschaft ist ohne ihre Ein­beziehung nicht möglich. Das ist bleibende Erkenntni s.

c. Ergebnis: Unter dem Einflu ß der Tages politik droht di e vo ll e Enrfo lrung des ordnenden Denkens block ierr zu werden. Der gedankliche Ansatz vo n Walter Eucke11

und sein eingeschlagener Lösungsweg der O rdn ungsökono mik sind in der prakti­schen Politik immer in Gefahr, vergessen zu werden. Dennoch ist beides brennend wichtig und heute aktuell er denn je. Friedrich August von Hayel<. sagte l 962 in se iner Freiburge r Antrittsvorlesung, er betrachte es a ls eine seiner vo rnehmsten Aufga ben, «clie Über lieferung aufzune hmen und fo rtzuführen, di e Walter cucken und se in Kreis in Deutschl and und in Freiburg geschaffen haben. Es ist eine Übe rli eferung höchster wissenscha ft licher Integrität und gleichze itig entschi edener Stellungnah me zu den gro f~en Fragen des öffen tlichen Lebens». Daß di eses noch heure gilt, ken nzeichnet Walter Eucl<.ens bleibende Bedeutung.

Zusammenfass ung

Nach einem Abriß zu Euckens Werdega ng wird se ine O rdnungsökonomik kurz abge handelt. Zentrales O rdnungsprinzip ist der Wettbewerb. Das zu r Bildung einer Wettbewerbsord nung notwendige Gru nd pr inzip wird in hinf «konsriru rierende Prin­zipien» aufgefächert. Sie werde n dargestellt und se itherige Ergänzungen, die wir vor a ll em /-'. A. von Ha)1ek ve rdanken, vorgefüh rt. Anschlief~e nd werden seine «regul ie­renden Prinzipien» beschrieben und kritisch ana lys iert. Letzt li ch wird d ie cdmerde­pendenz der Ordnungen•>, di e von besonderer Wichtigke it ist, erörtert.

Die Aufgabe der Wissenschaft sieht Walter Eucl<en bedroht durch d ie von ihm gen ~rnnten drei Vo rurrcilc, nämlich das positi vistische, das hi sto ri stische und das punkru ~1li s ti sch e Vor urtei l. Sie verhindern die ordnende Kraft des Denkens.

In abschli eßender Bewertung stell en sich natürli ch manche Unvo llk ommenheiten heraus. Erstens so ll en konstitui erende Prinzipien vom Menschen geschaffen werden, obwohl das konkrete Ergebnis der ku lture ll en Evolu tion nic ht vorhersehbar ist. Zwe irens sind di e «regu lierenden Prinzipien» obso let, wei l sie auf dem gedankli chen Konstru kt der vo ll s t ~indigen Konkurrenz beruhen. Ei ne dritte Frage betri fft die Unvoll ko mmenheit in bezug auf hoheitliche Umvertei lung.

Die bleibende Bedeutung Walter Lucl< ens ist vor a llem darin zu sehen, daß man auch im Be reich der Gese llschaft zur Kraft des ord nenden Denkens Z ufluchr neh men muß. Für die Wirtschaftswissenschaft insbesondere ste llten sich di e verschiedenen Ordnungsprobleme inzwischen a ls unausweichlich heraus.

Summary

Walter Eucken and hi s Economics of Social Order Today

After a short absrract of Walter Eucken<s background his econom ics of socia l order are discussed. Central fo r rhe formation of a competirion -based market econ­omy are the so ca ll ed «constitutional princip les» . They are presenred rogether wirh !'. A. 1-layel<.'s additions. Thi s is fo ll owed by the description of cuchen<s «regulat ive principles» and a critica l ana lys is. Fina lly the importanr «inrerrelat ionship of o rders (lnrerd ependenz) » is debated.

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Wa lter Euckens Ordnungsiikonom ik - heure · 55

Walter E11cke11 is of rhe op ini on rhar rhe sciences are rhrearend by rhree prejudices, i. e. rhe posiri visric, thc hisrori sric and rh e puncrualistic pre judice as he ca lls rhem. They are a barrier ro rhe ordcring power of rhinking.

However, there are some sho rrco rnings to hi s approach. Firsrly, rh e consriturional principl cs have ro be elabornred without knowing rhe spec ial results of rh e process of cultural evolution. Secondl y, rhe regul ar ivc principles are obsolete for their reli ance on rhe model of perfect comper irion which is not to be applied in cconomic policy­making. A rhird dcficicncy is found wirh rega rd to rhe redistributi on of income by public orga nizations. Ncvcrrhclcss , Walter E11 cl~e11 's approach is indispensable borh in economic rhinking and in <lpplied economics .

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674 Alexander T11b11rrok and Ti •!er Colllen

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Professor 1)1ler Colllen Department of Economics George Mason University Faiifax, VA 22 030 U.S.A .

Professor A lexander Tabarrok Department o/ Economics George Mason University Fai1ji1x, VA 22030 U.SA

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Journal of lnsti tutio nal and Tht:orc tica l Economi1.:s (.llTE) 148 ( 1992). 675 704 Zci tsdu ift für di l.! gcsamk Staa tswissenscha ft

Economic Order, Private Law and Public Policy The Freiburg School of Law and Economics

111 Perspective

by

MAN l'RED E. STREI T *

Abstract

The red iscovery of institu tional economics, lhe discussion of institutional fac­tors governing the development of welfare states and even more so thc limita­tions of convcntional econom ics in dealing with problerns o f the transfo rma­tion o f socia li st sys tems ha ve stimulated interest in a particular trad ition of law and economics, the Freiburg School. Elements o f continuity but also scientifi­ca ll y fruitful cha nges in thi s tradition are di scussed with rega rd to sorne of its central topics: (1) the o rder of a market economy and its dependence on private law, (2) the economic and politica l releva nce of competition, (3) the constitu ­ti ona l implica ti o ns o r the interdependence between the economic and the polit­ical system and (4) the conseq uences fo r both subsystems which result from political attempts to combine freedom with socia l justice. (JEL: B25, KOO)

1. lntroduction

The breakdown o f socialist systems and the problems of their transfo rmation a re Jikely to stimulate even further the rev iva l of inst itutiona l ana lysis in eco­nomics. In this context, an autonomous German trad ition go ing back to the thirties of thi s century is receiving renewed attention: the Freiburg Schoo l. Internationally , this tradition is usua ll y viewed in relation to the economist among its founders , Walter Eucken . But the scientific and the political thrust which this school had during the first years of post-war Germany ca n hard ly be explained without also taking into acco unt Franz Böhm, a professor of Jaw, who had joined the Freiburg School at the beginning of his university

* 1 am gratcf'ul to H. Lohmann , W. Mussler, S. Yoigt and M. Wohlgemuth as wcll as to the refcrccs for criticisms a nd suggesti ons.

-

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674 Alexander Taharrok and 'l)•ler Cowen JJIJ1.J'IE

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C. Calhou11: A Profile, Hili a nd Wang: New York .

Professor Tyler Co 1ven Department of Economics George Mason University Fairf(1x, VA 22030 U.S.A.

Professor Alexander Tabarrok Dei}(/r/ment o/ Economics George Mason Universily Fai1j(1x, VA 22030 U.S.A.