Büroökologie Unternehmen können noch viel tun - kfmv.ch€¦ · Als 1991 Freddie Mercury starb...

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29. 05. 2012 Heft 5 Das Magazin für Bildung und Beruf Büroökologie Unternehmen können noch viel tun Job Speed Dating In kürzester Zeit zum neuen Job Probezeit Was am Anfang wichtig ist

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29. 05. 2012

Heft 5

Das Magazin für Bildung und Beruf

BüroökologieUnternehmen können noch viel tunJob Speed DatingIn kürzester Zeit zum neuen Job

Probezeit Was am Anfang wichtig ist

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InhaltEditorial

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Peter Kyburz – Generalsekretär des KV Schweiz [email protected]

Als 1991 Freddie Mercury starb und ich ob der Nachricht seines Todes erschüttert am Frühstückstisch sass, fragte mich meine Mutter: «Wer ist denn dieser Fred-die Mercury?» Ich fand die Frage un-glaublich. Wie kann man Freddie Mer-cury und seine Band Queen nicht kennen? Genau die gleiche Frage stellte mir vor einiger Zeit ein KV-Lernender unseres Betriebes. Queen? Nie gehört. Schon er-staunlich, gerade in der Musik trennen sich die Generationen sehr rasch.

Ich schätze es sehr, dass in unserem Betrieb Mitarbeitende von 16 bis 65 Jah-ren (und teilweise auch darüber hinaus) ein und aus gehen und zusammen an ge-meinsamen Projekten arbeiten. Gerade im Bereich der politischen Arbeit be-schäftigen wir seit einigen Jahren Prakti-kantinnen und Praktikanten von Univer-sitäten und Fachhochschulen. Der politische Diskurs zwischen den Genera-tionen erlebe ich als grosse Chance – für alle Beteiligten.

Die ältere Generation kann eine Fülle von Erfahrungen und ein enormes Wis-sen einbringen. So passiert es mir immer mal wieder, dass ich auch aus Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitenden unseres Verbandes wertvolles Wissen erhalte.

Die Arbeit zwischen den Generatio-nen ist sicherlich nicht immer span-nungsfrei. Sie ist Chance und Herausfor-derung zugleich und bedarf eines bewussten und engangierten Umgangs. Lesen Sie dazu den Beitrag auf Seite 32.

Von einem Projekt der jüngsten KV-Generation lesen Sie auf Seite 10. Unser Lernender des KV Schweiz, Thierry Hal-demann, engagiert sich im Projekt «Job Speed Dating» des KV Zürich. Eine tolle Sache und eine hervorragende Hilfe auf dem Weg zum ersten Job nach Ende der Ausbildung.

Titelbild und Dossier: Reto Schlatter fotografierte im Walter Meier Konzern, Schwerzenbach (ZH).

5 Büro International Montecatini, Italien

6 Unbürokratisch

7 Leserbriefe, KV in den Medien, Webrating

8 Kurz Buchtipp/eigene IT/Spiezer Sternstunden

9 Kolumne Von Daniel Jositsch

10 Job Speed Dating Wie sich Lernende und Firmenvertreter in kurzer Zeit finden

12 Junge Mütter Wenn die Stellensuche zur Herausforderung wird

14 Monatsinterview Daniel Huber über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

18 Dossier Ökologie Noch viel Potenzial in den Unternehmen

21 Pflanzen Gut fürs Büroklima

22 FUPS Seit 30 Jahren im Einsatz für Büroökologie

23 Walter Meier Konzern Engagement für gutes Raumklima

26 Bündig Lehrstellentag/Schreibtisch/ICT-Lohnstudie/Schilling-Report/ Unternehmensstandort

27 Kolumne Von Stefanie Grob

28 Probezeit Trotz aufwendiger Bewerbungsverfahren immer noch wichtig

30 Personalkommission Was sie bewirken kann

32 Generationen Voraussetzungen für erfolgreiche Zusammenarbeit

34 Leben Béatrice Speiser, Gründerin von Crescenda und Anwältin

37 Ratgeber Büroalltag/Recht/Bewerbung/Jugend/IT

40 KV-Aktuell/Sektionen Veranstaltungen und Informationen/Personen im KV

44 Impressum

45 Rätsel Reka-Checks zu gewinnen

46 Cartoon Von Ruedi Widmer

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Büro international

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Montecatini, Italien Steckbrief Person

name Francesco Terreri

alter 33

Zivilstand ledig

Wohnform lebt mit einem Mitbewohner

in einer Dreizimmer-Wohnung

Wohnort Pistoia

Steckbrief land Montecatini terme mit rund 21 000

Einwohnern liegt zwischen Florenz

und Pisa in der Toskana und ist für

seine Thermen bekannt.

einwohner ca. 61 Millionen

arbeitslosenquote 9,3 Prozent

Gewerkschaftlicher organisationsgrad

rund 35 Prozent

Wichtigste exportartikel Maschinen-

bau-Produkte, Modeartikel, Autos,

Lebensmittel, chemische Produkte,

Mineralien

Francesco terreri arbeitet als Vertriebsko-ordinator bei der Firma Balducci, die Kin-derschuhe herstellt. Das Familienunter-nehmen aus der toskana ist einer der Marktführer in italien.Text und Fotos Julius Müller-Meiningen

Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?Wie die meisten italienischen Jungs

wollte ich Fussballspieler werden. Welche Berufe übten Ihr Vater und Ihre Mutter aus?

Meine Mutter war Lehrerin für Grie-chisch und Latein am Gymnasium, mein Vater arbeitete als Personalchef bei einem grossen Betrieb in Florenz.Was arbeiten Sie?

Ich bin der Ansprechpartner für un-sere etwa 1000 Kunden und 15 Vertreter. Mit den Kunden, meist sind das Inhaber von Schuhgeschäften, spreche ich über Strategien und pflege den Kontakt. Ich reise oft zu den Vertretern und überprüfe, wie sie ihre Arbeit machen und wie viel sie verkaufen. Und ich bin zuständig da-für, neue Kunden im Ausland zu suchen.Welche Ausbildung haben Sie gemacht?

Nach meiner Schulausbildung bin ich zwei Jahre nach England gegangen, um die Sprache zu lernen. Viele junge Italie-ner sprechen schlecht Englisch, mein Auslandaufenthalt war deshalb beruflich ein grosser Vorteil.Seit wann sind Sie hier tätig?

Seit zwei Jahren. Zuvor habe ich als Verkäufer in einem Lederwarengeschäft in Florenz gearbeitet. Anschliessend für eine Firma, die Accessoires für Modela-bels produziert.Welche Qualitäten sind in Ihrem Beruf gefragt?

Ich brauche Sensibilität, um mich in die Kunden und Vertreter hinein zu ver-setzen. Manchmal komme ich mir wie ein Psychologe vor, denn die aktuelle Krise hat viele verunsichert. Fantasie ist wich-

tig, weil ich immer mit neuen Situationen konfrontiert bin, spontan reagieren und mir über das Marketing Gedanken ma-chen muss.Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?

Ich bin viel in Italien, manchmal auch im Ausland unterwegs, diese Abwechs-lung zur Bürotätigkeit gefällt mir. Ich ge-höre als Vertriebsmitarbeiter zur Seele des Unternehmens und habe mit allen zu tun.Woran stören Sie sich?

Die Zahlungsmoral der Kunden lässt oft zu wünschen übrig. Und ich bekomme wegen der Krise die Angst der Vertreter hautnah mit.Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche?

Offiziell 40 Stunden, manchmal wer-den es auch 50. Wenn ich unterwegs bin, habe ich einen 12-Stunden-Tag.Wie oft machen Sie Ferien?

Wenn die Firma geschlossen ist: drei Wochen im August, zwei Wochen an Weihnachten. Sieben Tage kann ich dann noch selbst frei wählen.Wie viel verdienen Sie pro Jahr?

Im Durchschnitt komme ich auf etwa 21 000 Euro (ca. 25 000 Franken).Können Sie etwas Geld auf die Seite legen?

Nein, das schaffe ich kaum. Für Miete, Auto, Ferien und andere Lebenshaltungs-kosten geht fast alles drauf.Sind Sie gegen Krankheit versichert?

Ich nehme nur die öffentliche Grund-versorgung in Anspruch, es gibt keine Versicherungspflicht in Italien.Haben Sie eine Altersvorsorge?

Nur die staatliche Rente, die wird aber sehr niedrig sein.Was möchten Sie beruflich noch errei-chen?

Im Moment bin ich zufrieden, ich will aber in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen.

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Unbürokratisch

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Fährmann Lucio Coduti in seinem Büro auf der Fähre «Zürisee» während der Fahrt zwischen Meilen und Horgen. Foto: Atelier MFM/Ex-Press

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7Leserbriefe

7

Context freut sich über Ihren Leserbrief! Bitte mit Vor-/Nachnamen sowie Wohnort an: [email protected], oder an kV schweiz, context, Postfach, 8027 Zürich

Keine: 33 %

Gute: 65 %

Schlechte: 2 %

Jetzt abstimmen: www.context.ch

Unterstützt sie ihr Unter­nehmen bei der Verein­barkeit von erwerbs­ und familienarbeit?

> Ja> Nein> Teilweise

WebratingWelche erfahrungen haben sie mit home office gemacht?

context 4 – 2012home office

Die Frage lässt sich nicht nur mit gut oder schlecht beantworten. Es hängt stark von der Persönlichkeit der betroffe-nen Person ab. Absolut vorteilhaft ist, dass die Arbeitszeit sehr flexibel ist und somit gerade auch Alleinerziehenden die Möglichkeit gibt, ohne umfangreiche Kinderbetreuung einer Arbeit nachzuge-hen. Kritisch ist, dass der aktive persönli-che Kontakt nach aussen fehlt (keine Teamzugehörigkeit, Aussenseiter). Dies kann speziell bei Alleinerziehenden ein wichtiger Punkt sein als Ausgleich zum Familienleben. Ich habe sehr gute Erfah-rungen mit Home Office gemacht, habe aber den Kontakt zur Berufswelt stark vermisst.

Nadja Juon, Ottenbach

Ein Aspekt fehlt in meinen Augen in Ih-rem Artikel – aber auch in der ganzen Be-richterstattung, die zurzeit in den Medien stattfindet: Die Mehrarbeit der «Office-Leute» durch die «Home-Office-Leute». Bedingt durch die Abwesenheiten bringt es für die im Büro Verbliebenen oft Mehr-arbeit – sei es durch Einscannen und

«Home Office ist ja gut und sicher eine Bereicherung – aber nicht zu Lasten von den im Büro anwesenden Kollegen.»

Mailen von Dossiers, welche die Home Officeler im Büro vergessen haben oder sei es durch das Entgegennehmen und Weiterleiten von Aufträgen, Telefonen oder Informationen, die eigentlich für die abwesende Person sind. Okay – per Mail ist heute jede/r rund um die Uhr erreich-bar – aber anstatt rasch eine Frage münd-lich vorzutragen und gleich die Antwort dazu zu bekommen, kann dies nun plötz-lich einige Stunden dauern und verzögert den Arbeitsfluss (E-Mail schreiben und dann warten, irgendwann am späten Nachmittag kommt dann noch die Ant-wort – meistens kurz vor Büroschluss).

Home Office ist ja gut und sicher eine Bereicherung – aber nicht zu Lasten von den im Büro anwesenden Kollegen. Orga-nisatorisch muss das noch gewaltig reifen.

Susi Dimino, Uerikon

Arbeitnehmerorganisationen gehö-ren zu den schrumpfenden Branchen. […] KV Schweiz hat nun auf den Wan-del reagiert: «Es geht nicht um mehr Solidarität, sondern um persönliche Dienstleistungen, welche die Mitglie-der von uns erwarten», sagt Presse-sprecher Ingo Boltshauser. KV Schweiz befinde sich mitten in einer strategischen Neuausrichtung.1.5.2012

Der KV Ost zog an der Hauptversamm-lung Bilanz übers Geschäftsjahr 2011. KV-Schweiz-Geschäftsführer Peter Ky-burz stellte die neue Verbandsstrate-gie vor. Dem KV Ost komme dabei eine tragende Rolle zuteil: Einerseits, weil sich der regionale Verband mit starken Ideen im Dachverband ein-bringe, andererseits, weil sich der KV Ost selber neu positionieren wolle, beispielsweise im kaufmännisch-be-triebswirtschaftlichen Umfeld.1.5.2012

Die Auswertung zeigt, dass die kriti-schen Vorfälle bei Lidl einzelne «Pro-blemfilialen» betreffen, in denen die Filialleiter nicht auf der Höhe der An-forderungen waren. «Da herrscht zum Teil ein rüpelhafter Umgang mit dem Personal», sagt Syna-Zentralsekretär Carlo Mathieu. Syna und KV Schweiz fordern die Behebung der Probleme und werden dies in den nächsten Mo-naten vor Ort überprüfen.28.4.2012

Felix Halmer, Präsident der Angestell-tenvereinigung Region Basel (ARB), hatte hochkarätige Referenten auf die Bühne des BaZ City Forum gela-den: Philosophin Annemarie Pieper, Paul Rechsteiner, Präsident des Ge-werkschaftsbunds, Daniel Jositsch, Präsident KV Schweiz, und Franz Sa-ladin, Direktor der Handelskammer beider Basel, diskutierten [...] unter anderem darüber, wie fern die Wirt-schaft der Ethik derzeit ist.24.4.2012

kV in den Medien

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Ku

rz

Mit seiner kürzlich erschienenen Untersuchung lädt der Autor

Christoph Bartmann ein zu einer kriti-schen Begehung des zeitgenössischen Bü-ros. Ausgangspunkt dafür sind seine eige-nen Erfahrungen während zwanzig Jahren im öffentlichen Dienst. Während dieser Zeit hat er festgestellt, dass ein ge-waltiger Kulturwandel stattgefunden hat. Diesen in Gang gebracht hat New Public Management, welches sich zum Ziel ge-setzt hatte, die Bürokratie abzubauen.

Bartmann stellt fest, dass anstelle der alten Bürokratie ein Managerismus mit neuen Instrumenten und Dispositiven ge-treten ist, und dass wir es heute zu tun ha-ben mit einer neuen, auf Steuerung und Optimierung gerichteten Bürokratie. Der Betriebsmodus der neuen Bürokratie besteht laut Bartmann aus der «grossen Koalition aus Computersoftware, Be-triebswirtschaftslehre und positiver Psy-chologie». Wie die alte Bürokratie zu Gunsten der neuen abdanken musste, und was das für uns alle bedeutet: davon handelt dieses Buch.

Unergiebige SitzungenAuf den ersten 60 Seiten protokolliert Bartmann den Bürotag eines Angestellten im öffentlichen Dienst. An diesem Tag fal-len eine Sitzung des Lenkungsausschus-ses an, ein Evaluationsgespräch, ein Stra-tegie-Meeting, ein Beurteilungsgespräch und eine Budgetbesprechung. Abends stellt der Angestellte fest, dass er sich die Momente, in denen er zum Arbeiten oder sogar zum Denken kam, erkämpft oder erschlichen hat. Er habe sich dann heim-lich freigenommen von den Instrumen-ten, den Massnahmen, den Verfahren. Die durchschnittliche Sitzung, «eine Art Geiselnahme am helllichten Tag», besteht laut seiner Erfahrung im Verhältnis von 90 zu 10 Prozent aus Berieselung und Ei-genaktivität.

Wobei Sitzung allzu unspezifisch ist: Bartmann enfaltet eine beachtliche Akri-bie in der Inventarisierung des zeitgenös-sischen Vokabulars: Wir haben es zu tun mit Status Meetings, Work Meetings, Staff Meetings, Ad-hoc Meetings, Management

Meetings, Board Meetings, One-on-one-Meetings, Off-site Meetings auch Away-day Meetings genannt, Kickoff Meetings und Pre-Bid Meetings.

In den «reformbürokratisch gelifte-ten» neuen Verwaltungen habe sich eine Mythologie breitgemacht, an die eigent-lich keiner richtig glaube, die aber, man-gels besserer Ideen und aufgrund des ho-hen Anpassungs- und Konformitätsdrucks, als eigentliches Regime funktioniere. Zum Kernbestand dieses Regimes gehö-ren laut Bartmann die Begriffe Ziel, Opti-mierung, Strategie, Kommunikation, Change, Qualität, Nachhaltigkeit, Netz-werke, Instrumente, Projekt, Steuerung, Performance, Standards, Evaluation. Die-sen Begriffen geht Bartmann auf den Grund. Er zeigt, dass es sich dabei oft um reine Worthülsen handelt, die im Alltag nicht viel weiterhelfen.

Historisch gut hinterlegtIn einem grossen Kapitel geht es um die Frage, wie es zur Abdankung der alten Bü-rokratie kam. Bartmann holt historisch weit aus und geht zurück bis in die Kanz-lei und ihren Schreibern, die dann mit dem Aufkommen von neuer Bürotechnik zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom mo-dernen Büro abgelöst wurde. Er lässt die Figur des Beamten und Staatsdieners Re-

vue passieren und ist dabei aber weit da-von entfernt, das alte Verwaltungsmodell zu idealisieren, sondern benennt auch die Gründe über die Unzufriedenheit damit: Ineffizienz, Trägheit, Selbstgenügsamkeit.

«Die Apparaturen der neuen Bürokra-tie haben uns im Griff», so lautet Bart-manns Fazit. «Es wird schwer sein, sie zu reformieren, und noch schwerer, sie ein-fach stillzulegen. Und wenn das gelänge, was käme danach?»

Christoph Bartmann hat ein lesens- und bedenkenswertes Buch über die heu-tige Bürowelt geschrieben. Seine Kritik überzeugt, weil sie sich ausser auf das gängige Businessvokabular auch auf ei-gene Beobachtungen und Erfahrungen stützt. Dass der Autor viel Sinn für Komik hat, ist eine weitere Stärke dieses Buches.

Christoph Bartmanns Buch «Leben im Büro» zeigt, wie Computersoftware, Betriebswirtschafts-lehre und positive Psychologie die alte Bürokratie abgelöst haben. Von Therese Jäggi

Das Büro lässt uns nicht mehr los

Das Büroleben hatte schon immer Sonnen- und Schattenseiten.

Christoph Bartmann: Die schöne neue Welt der Angestellten. Hanser 2012, ca. CHF 28.–

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9KolUmne

Immer mehr Arbeitnehmende nutzen auch im Unternehmen das eigene notebook.Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt. Viele Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer machen Home Office oder arbeiten auf Geschäfts-reisen bzw. beim Pendeln unterwegs.

Ob im Flughafen, im Zugabteil oder in Restaurants – fast überall sind die Men-schen für ihren Job tätig. Häufig tun sie dies auf eigenen Geräten. Und zuneh-mend gebrauchen sie diese privaten Ge-räte auch im Unternehmen.

«Bring your own device» heisst es, wenn Arbeitnehmer ihre eigenen Compu-ter und Geräte beruflich nutzen. Unter-nehmen sparen so Geld, aber es bestehen auch beträchtliche Sicherheitsrisiken. Laut einer von T-Systems in Auftrag gege-

Computer

Das private Gerät im Job

benen Studie erlauben oder fördern rund 56 % der Schweizer Unternehmen den Gebrauch von eigenen Laptops, Smart-phones oder Tablets.

In Deutschland erledigen unterdes-sen laut einem Artikel der «Zeit» zwei von drei Angestellten berufliche Aufgaben zu-mindest gelegentlich auf ihren privaten Geräten. Die Begründung: Sie wollen im Job nicht auf den gewohnten höheren Standard ihrer Privatgeräte verzichten.

Die Angestellten gaben ausserdem an, es mache mehr Spass, auf den eigenen Geräten zu arbeiten. Einige Unterneh-men werben mittlerweile sogar unter dem Slogan «Bring your own device» of-fen dafür, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre privaten Notebooks ins Geschäft mitbringen. pd

In den Spiezer Sternstunden diskutieren Frauen über weibliche Führungskultur.Nach wie vor dominieren in Unterneh-men die Männer die Führungsetagen. Es gibt vor allem in Toppositionen nur we-nige Frauen. Und doch ziehen immer mehr Frauen in die Kader ein. Ändert dies das Betriebsklima? Führt das zu ei-ner neuen Kultur innerhalb des Unter-nehmens?

Die 12. Spiezer Sternstunden befassen sich mit dieser Thematik. Was machen Frauen in der Führung anders als Män-ner? Tun sie dies besser? Und können Männer von Frauen in Führungsfragen lernen?

An diesem Podium werden Frauen mit Führungserfahrung diskutieren:

Kaderfrauen

Andere KulturGabriela Manser, Geschäftsleitungsmit-glied und VR-Präsidentin der Mineral-quelle Gontenbad AG; Helen Kirchhofer, Inhaberin und Geschäftsführerin der henosa; Pia Hirschi, Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglied der Kies-werk Heimberg AG; Sonja Uhlmann, Pro-jektleiterin Postfinance und Master of Science SUPSI in Business Administra-tion sowie dreifache Mutter.

Der vom KV Bern, KMU Oberland West und KMU Thun organisierte Anlass wird von Sonja Hasler, Redaktorin beim Schweizer Fernsehen, moderiert. pd

12. Spiezer Sternstunde, Dienstag, 12. Juni 2012, 18.30 Uhr, Hotel eden, Spiez

Bildungsoffensive nötigVon Daniel Jositsch

Nachdem die Zuwanderung aus den neuen Staaten der EU stark angestiegen ist, hat der Bundesrat entschieden, die in den bilateralen Verträgen vorgesehene Ventilklausel anzuwenden. Damit kann die Personenfreizügigkeit mit den ent-sprechenden Staaten zeitweise aufgeho-ben werden. Ob dieser Schritt des Bun-desrats richtig war, ist umstritten; ich zumindest stehe ihm kritisch gegenüber, vor allem weil Einigkeit darüber besteht, dass die Anwendung der Ventilklausel blosse symbolische Wirkung hat. Nach-dem aber unsere Regierung den Ent-scheid gefällt hat, sind solche Diskussio-nen ohnehin müssig. Es ist aber von zentraler Bedeutung, dass wir uns jetzt nicht einfach zurücklehnen und glauben, die Probleme seien damit gelöst. Es ist verständlich, dass die starke Zu-wanderung aus den Ländern der EU Be-fürchtungen auslöst. Die ausländische Konkurrenz macht Angst, obwohl mit den flankierenden Massnahmen gewähr-leistet ist, dass sie den gleichen Be-dingungen wie die schweizerischen Ar-beitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterliegt. Ausländische Arbeitskräfte kommen auf Nachfrage von schweizeri-schen Arbeitgebern, die vom inländi-schen Markt teilweise nicht befriedigt werden kann. Auf diese Herausforderung muss in erster Linie mit einer Bildungsof-fensive reagiert werden. Der KV Schweiz und seine verschiedenen Sektionen bie-ten ein umfassendes Bildungsangebot, mit dem die Konkurrenzfähigkeit der schweizerischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewährleistet werden kann.

Daniel Jositsch ist Nationalrat und Präsident des KV Schweiz. [email protected]

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Job

Sp

eed

Dat

ing

In kurzer Zeit das Wichtigste austauschen: Job Speed Dating.

Langsam trudeln die Lernenden und Firmenvertreter ein. Im Raum ver-

streut stehen Bänke mit Stühlen. Eine di-gitale Zeitmessung ist vorne im Saal auf die Leinwand projiziert. Das erste Job Speed Dating im KV Zürich kann in weni-gen Augenblicken starten. Während je zwölf Minuten werden sich Personalver-antwortliche und Jobinteressenten ken-nenlernen. Sobald die Zeit abgelaufen ist, wird gewechselt. Ein schneller Rhythmus.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterhalten sich in kleinen Gruppen. Eine von ihnen ist die 18-jährige Susanne Elzer. Sie freue sich auf die Gespräche, sagt sie. Man nimmt ihr das ab. Sie spricht mit Begeisterung, ist eloquent und hat ein selbstbewusstes Auftreten. «Ich kann mich hier auf spätere Vorstellungsgesprä-che vorbereiten», führt sie aus. «Ich muss in kurzer Zeit Wichtiges auf den Punkt bringen. Was ich gelernt habe, was mir wichtig im Job ist, wie ich mir meine be-rufliche Zukunft vorstelle.» Die junge Frau, die ihre Lehre bei der Erdöl-Vereini-gung absolviert, hat sich gut auf das Job Speed Dating vorbereitet. Sie hat sich überlegt, was die Arbeitgeber fragen könnten, sich Gedanken gemacht über ihre Stärken und Schwächen sowie ein ausführliches Motivationsschreiben ver-

chen Kursen auf die Idee des Job Speed Dating gekommen. «Wir haben erfahren, dass es in Deutschland und Österreich solche Veranstaltungen gibt. Da dachte ich, das wäre doch etwas für KV-Ler-nende kurz vor Lehrabschluss.» Motiviert hat ihn auch die Lehrabgänger-Umfrage des KV Schweiz. «Es gibt immer wieder Absolventen, die haben Mühe, eine Stelle zu finden. Mit unserem Projekt wollen wir dem entgegenwirken.»

Gutes NetzwerkSein Kollege Dominic Karrer war sofort bereit mitanzupacken. Auch wenn die beiden wussten, dass der Aufwand gross sein würde, wollten sie das Projekt ver-wirklichen. Auch kritische Stimmen ein-zelner Lehrer – es bestünde die Gefahr der Überforderung – hielten sie nicht davon ab, das Job Speed Dating zu organisieren. Unterstützt wurden die beiden vom KV Zürich. Carole Fässler, die Leiterin der Ju-gendstelle, leistete viel administrative Ar-beit. «Wir haben ein gutes Netzwerk und konnten dadurch viele Firmen anschrei-ben», erklärt sie. «Auch wenn wir bei die-sem ersten Durchlauf noch nicht sehr viele Betriebe gewinnen konnten, so ist für uns klar: Wir können uns gut vorstel-len, das wieder zu machen.»

«Wir bilden Lernende aus und haben nach den Sommerferien eine Stelle zu be-setzen», sagt Margrit Schmidlin von der Schweizerischen Exportrisikoversiche-rung. Das Job Speed Dating ist für sie eine geeignete Möglichkeit, innert kurzer Zeit mehrere potentielle Bewerberinnen und Bewerber kennenzulernen. «Wir sehen hier sehr schnell, wer allenfalls in Frage kommt und wer nicht. Auch wenn die Zeit knapp bemessen ist, so erhält man doch einen ersten Eindruck.» Diejenigen, die für Margrit Schmidlin interessant er-scheinen, wird sie ermuntern, sich zu be-werben. «Wichtig ist für uns, dass eine Kandidatin oder ein Kandidat gut Fran-zösisch spricht.»

fasst. «Ich bin gespannt, welche Arbeitge-ber hier sind. Dass ich gleich eine Stelle in Aussicht haben werde, das glaube ich nicht. Es geht um erste Kontakte.»

Der richtige ZeitpunktDas Job Speed Dating findet für die ange-henden Kauffrauen und Kaufmänner zum richtigen Zeitpunkt statt. Sie besu-chen alle die KV Zürich Business School und schliessen ihre Ausbildung diesen Sommer ab. Organisiert haben den Event die beiden Lernenden Thierry Halde-mann und Dominic Karrer im Rahmen des Management-Freifaches Junior Busi-ness School. Projektleiter Thierry Halde-mann macht seine Lehre beim KV Schweiz. Er trägt Anzug und Krawatte, schreitet nach vorne und begrüsst die An-wesenden. Er bittet alle, Platz zu nehmen und erklärt nochmals die Spielregeln. Sechs Minuten haben die Personalver-antwortlichen Zeit, ihre Firma vorzustel-len, danach präsentieren sich die Lernen-den während weiteren sechs Minuten. Es kann losgehen. Sofort erhebt sich das Durcheinander der vielen Stimmen.

Die Gespräche sind anregend, das hört und sieht man gleich. Blicke, Gesten, Lächeln. Initiant des Projektes ist Thierry Haldemann. Er ist in den überbetriebli-

Zwei Lernende der KV Zürich Business School haben zusammen mit dem KV Zürich das erste Job Speed Dating für Lehrabgänger organisiert. Text und Foto von Rolf Murbach

Zwölf Minuten

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kommt man einen recht guten Eindruck einer Person. In kurzer Zeit lerne ich hier viele mögliche Bewerber kennen. Das ist effizient.» Die HR-Fachfrau ist für die Re-krutierung der Nicht-Juristen zuständig. «Für uns hat sich der Anlass bereits ge-lohnt. Ich habe jemanden kennengelernt, der sich bewerben wird. Ich kann mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen.»

Professioneller AuftrittEinen ähnlichen positiven Eindruck hat auch Joanne Kim von der Stellenvermitt-lung Jobimpuls. «Wir haben einige span-nende Leute getroffen, die wir nun an un-sere Kunden vermitteln können», sagt sie. Joanne Kim hat sich von den Interessen-ten Bewerbungsunterlagen geben lassen und wird diese nun an die verschiedenen Arbeitgeber weiterleiten. Zudem kann sie ihren Kunden sagen, wie die jungen

Risiko eingehenNach mehreren Durchgängen ist Pause. Es gibt Mineralwasser und Konfekt. Die ersten Gespräche waren intensiv. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind froh, können sie ein wenig die Beine ver-treten. Thierry und Dominic sind zufrie-den, dass die Veranstaltung gut gestartet ist. «Wir können stolz sein, dass alles klappt», sagt Dominic. Der Aufwand in den vergangenen vier Monaten hat sich gelohnt. Die beiden Organisatoren haben durch dieses Projekt viel gelernt. «Das nächste Mal würden wir noch etwas mehr Vorbereitungszeit veranschlagen.» Domi-nic, der in seinem Betrieb schon einige Fachtagungen organisiert hat, bringt seine Haupterkenntnis auf den Punkt: «Man muss ein gewisses Risiko eingehen. Und man sollte nicht nur reden, sondern einfach handeln, etwas tun.»

Estée Gonçales betrachtet ihr Gegen-über. Man sieht, dass sie aufmerksam zu-hört. Ab und zu stellt sie eine Frage. Der junge Mann, der ihr vis-à-vis sitzt, denkt nach, dann sagt er etwas. Seine Hände sind in Bewegung. Sie lacht. Estée Gonça-les, Leiterin Personal einer Anwaltskanz-lei, erklärt später: «Das Job Speed Dating ist eine tolle Sache. In zwölf Minuten be-

Rolf Murbach ist Context-Redaktor. [email protected]

Frauen und Männer in den Gesprächen gewirkt haben. «Ich bin erstaunt, wie pro-fessionell sich die meisten geben. Sie sind bestens vorbereitet, können sich ausdrü-cken und haben sich wie bei einem ech-ten Bewerbungsgespräch präsentiert.»

Die letzte Gesprächsrunde läuft. Man sieht, dass die Teilnehmenden ein wenig müde sind, denn die vielen Interviews waren anstrengend. Dann gibt Thierry das Zeichen, dass die Zeit abgelaufen ist. Einzelne Paare sprechen noch ein wenig weiter, andere erheben und verabschie-den sich. Zufriedene Gesichter. Die Ler-nenden unterhalten sich noch ein paar Minuten, dann verlassen sie den Raum. Einer sagt: «Ich freue mich schon auf das Vorstellungsgespräch.»

Unter Speed Dating versteht man eine ursprünglich aus den USA stammende Methode, schnell neue Flirt- und Bezie-hungspartner, aber auch Geschäftskon-takte zu finden. Die Prinzipien des Speed Dating werden heute nicht nur bei der Partnersuche, sondern auch bei der Suche nach einem Job, einer Wohnung oder zum allgemeinen Diskussionsaus-tausch innerhalb von Fachmessen einge-setzt.Beim Job Speed Dating finden Betriebe und Bewerber/innen zusammen. In kur-zem Takt nehmen potenzielle Bewerber an den Tischen Platz und stellen sich

den eingeladenen HR-Leuten vor. Ist die Zeit um, klingelt ein Glöckchen und die Bewerber wechseln an einen anderen Tisch. Wer beim Job Speed Dating über-zeugt, bekommt ein offizielles Vorstel-lungsgespräch.Der Vorteil beim Job Speed Dating ist die schnelle, unkomplizierte und direkte Bewerberauswahl. Im persönlichen Ge-spräch können auch Bewerber durch Engagement und Persönlichkeit über-zeugen, die bei einer schriftlichen Be-werbung wegen schlechter Noten oder formalen Mängeln keine Chance gehabt hätten.

DAS WIchtIGe Auf DIe SchNelle

Kanton St.GallenBerufs- und Weiterbildungszentrum Rapperswil-Jona

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Wohl an die 100 Bewerbungen schrieb die Journalistin Daniela

Freuler*, bis sie vor einem Jahr endlich ei-nen Arbeitsplatz fand. Ironischerweise war es eine Mutterschaftsvertretung, die der zweifachen Mutter den Sprung zurück in die Berufswelt ermöglichte. Denn aus-gerechnet der Umstand, dass sie zwei kleine Kinder zu Hause hatte, erschwerte Freuler die Rückkehr an den Schreibtisch. «Die Kinder waren jeweils das Killerkrite-rium», erinnert sich Freuler. Deshalb sei ihre Bewerbung oft wohl direkt im Papier-korb gelandet. Nach der Geburt ihres ers-ten Kindes, das heute vier Jahre alt ist, kam ein beruflicher Wiedereinstieg vor-erst nicht in Frage: Die Suche nach einem Krippenplatz erwies sich als schwierig – erst nach acht Monaten konnte der Sohn fremdbetreut werden. Freuler hatte sich

lienphase hängen weitgehend von der Wirtschaftslage und der aktuellen Situa-tion auf dem Arbeitsmarkt ab.

Sozialkompetenz allein genügt nichtFrauen mit Kindern müssen sich auf dem Arbeitsmarkt zudem gegen jüngere Be-werberinnen und Bewerber durchsetzen, die günstiger sind und zudem bei Bedarf Vollzeit arbeiten können. Wer zugunsten der Familie eine längere Auszeit nimmt, hat angesichts der lückenhaften Erwerbs-biografie auf dem Arbeitsmarkt oftmals zusätzlich das Nachsehen. Das Loch im Lebenslauf führt nicht selten zu einem angeschlagenen Selbstbewusstsein und Zweifeln, ob man den Anschluss im er-lernten Beruf wieder schafft. «Viele Frauen erkennen ihre Kompetenzen aus der ausserberuflichen Tätigkeit nicht und

inzwischen arbeitslos gemeldet. Das zweite Kind folgte anderthalb Jahre spä-ter, was die Suche nach einem Job zusätz-lich erschwerte. «Es kam soweit, dass ich ausgesteuert wurde», erzählt Freuler. Heute arbeitet sie zu 60 Prozent als Re-daktorin bei einem Magazin und ist froh, in ihrem angestammten Beruf eine Stelle gefunden zu haben. «Ich kenne viele Müt-ter, die gerne wieder arbeiten würden», so Freuler.

Elisabeth Häni von der «Fachstelle UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen» in Bern kennt die Problematik: «In wirtschaftlich schwieri-gen Zeiten wartet niemand auf wiederein-steigende Mütter», weiss die Bereichslei-terin Bildung aus Erfahrung. Die Chancen auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einer Vollzeit-Fami-

Ein Kind zu bekommen, bedeutet für die meisten Frauen eine längere Auszeit vom Job. Der berufliche Wieder einstieg ist oft mühevoll: Eine schlechte Konjunktur, zu wenig Teilzeitstellen und Vorurteile gegenüber den be rufstätigen Müttern erschweren den beruflichen Anschluss. Von Helen Weiss

Schwieriger Arbeitsmarkt für Mütter

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wartet niemand auf wiedereinsteigende Mütter.

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13gen dies für die berufliche Laufbahn ha-ben kann. Je länger die Auszeit vom Ar-beitsmarkt dauert, umso schwieriger wird der Wiedereinstieg. Wer permanent einen Fuss in der Arbeitswelt behält, hat später hingegen weitaus bessere Chancen auf dem Stellenmarkt. «Minijobs und Teilzeitstellen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf versprechen, können hier zumindest helfen, den Kontakt zum Erwerbsleben nicht abbrechen zu lassen», sagt Pia Monika Schneider von der Bera-tungsstelle fraw. Doch Vorsicht: Die Teil-zeitarbeit erweist sich später bisweilen als

Sackgasse, da sie eine geringere soziale Absicherung gewährt, wenig Möglichkei-ten für Weiterbildungen und kaum Auf-stiegschancen bietet.

Auf eigenen Beinen stehenGerade junge Mütter ohne Berufsausbil-dung müssen oft wenig anspruchsvolle Teilzeitbeschäftigungen annehmen und können sich auf dem Arbeitsmarkt schlecht etablieren. Besonders betroffen sind Alleinerziehende: Jede Sechste ist in der Schweiz von der Sozialhilfe abhängig. Ein Kind versorgen, den Haushalt führen, das Privatleben managen und daneben noch eine Lehrstelle finden – die Belas-tung ist in einer solchen Lebenssituation gross. Der Gewerbeverband Basel-Stadt hat deshalb vor fünf Jahren das in der Schweiz einzigartige Projekt AMIE ge-gründet, um jungen Müttern ohne Lehr-abschuss zu helfen, mit ihrer schwierigen Situation fertig zu werden und mittels ei-nes Programms den Einstieg in den ers-ten Arbeitsmarkt zu realisieren. Anfang dieses Jahres wurde das Projekt auch in Zürich gestartet.

Der 23-jährigen Tanja Lässer* gab die Teilnahme am Programm neuen Mut. Die junge Mutter hatte sich vor der Geburt ih-res heute dreijährigen Sohns mit Aus-hilfsjobs finanziell über Wasser gehalten. Mit der Mutterschaft wurde sie von der Sozialhilfe abhängig. Sie habe aber auf ei-genen Beinen stehen wollen: «Mir wurde klar, dass ich eine Ausbildung benötige, um die Zukunft meines Kindes zu si-chern», erzählt Lässer. Auf Anraten ihrer Sozialberaterin meldete sich die Baslerin bei AMIE an und kann im kommenden Sommer eine Lehrstelle als Coiffeuse an-

verkaufen sich entsprechend schlecht», sagt Häni. Die falsche Selbsteinschätzung hängt zum Teil auch von der gesellschaft-lichen Geringschätzung gegenüber der unbezahlten Arbeit von Hausfrauen und Müttern ab. Seit den Siebzigerjahren ha-ben sich Rolle und Bild der Hausfrau und Mutter deutlich verändert. Was früher mit Stolz erzählt wurde, geht heute vielfach mit einem Minderwertigkeitsgefühl ein-her: Frauen, die sich bewusst für Familie und Haushalt als Vollzeitjob entscheiden, geraten in ihrem Umfeld häufig unter Rechtfertigungszwang.

Dabei sind die Aufgaben, die eine Frau oder ein Mann in einem Haushalt mit Kindern zu bewältigen hat, vielfältig: Es muss zum Beispiel gecoacht, geplant, geführt, motiviert und kontrolliert wer-den. «Solche überfachliche Kompetenzen sind wertvoll und können weniger gut in einer Weiterbildung gelernt werden, son-dern entstehen vor allem aus Lebenser-fahrung», sagt Häni. Der Herd als Kader-schmiede also? «Nein, denn nicht jede Familienfrau verfügt über diese Schlüs-selqualifikationen und kann sie auch auf die Erwerbsarbeitswelt übertragen.» Und: Sozialkompetenz allein genügt leider nicht. Arbeitgeberinnen und -geber po-chen zuallererst auf fachliches Wissen. «Frauen, die wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen, müssen sich also vor allem fachlich fit machen», rät Häni.

Wiedereinstieg beginnt mit dem AusstiegErschwerend hinzu kommen oft unbe-gründete Vorurteile seitens der Arbeitge-berinnen und Arbeitgeber, weiss Pia Monika Schneider, Beraterin und Fach-stellenleiterin der Beratungsstelle «fraw – frau arbeit weiterbildung» in Bern. «Die Mehrfachbelastung durch Kinder und Be-ruf, fehlende Flexibilität und mögliche Absenzen, wenn etwa das Kind krank ist, schrecken Arbeitgeber ab.» Eine geeig-nete und verlässliche familienergän-zende Betreuungslösung der Kinder muss deshalb organisiert und bei einer Bewer-bung vorgewiesen werden können.

Grundsätzlich gilt deshalb: Der Wie-dereinstieg beginnt bereits vor dem Aus-stieg. Denn nicht selten dient die Famili-engründung den Frauen als eleganter Ausstieg aus einem ungeliebten Beruf. «Oftmals sind sich die Mütter der Konse-quenzen einer ausgedehnten Babypause nicht bewusst», sagt Elisabeth Häni von der Fachstelle UND. Deshalb sollte man sich bereits vor der Verwirklichung des Kinderwunsches überlegen, welche Fol-

Helen Weiss ist freie Journalistin im Basler Pressebüro Kohlenberg. [email protected]

treten. «Ich bin überglücklich. Und ob-wohl ich weiss, dass die Lehrzeit nicht einfach wird, will ich mich durchbeissen und kämpfen.»

Engagierte MitarbeiterinnenNicht nur auf der Suche nach einem Aus-bildungsplatz, sondern auch für einen be-ruflichen Wiedereinstieg kann eine Be-rufs- und Laufbahnberatung hilfreich sein. Kurse für Wiedereinsteigerinnen ermöglichen eine persönliche und beruf-liche Standortbestimmung oder Neuori-entierung. So plante etwa der kaufmän-

nische Verband Schweiz vor einer Weile ein Projekt, bei dem es auch um den Wie-dereinstieg im KV-Bereich ging. «Ziel des Projekts war es unter anderem, Frauen mit Familie den Wiedereinstieg in die Ar-beitswelt zu erleichtern», erzählt Barbara Gisi, Leiterin Angestelltenpolitik beim KV Schweiz. Das Projekt sei leider zu einem grossen Teil an der fehlenden Bereitschaft und Mitarbeit der Unternehmen geschei-tert. Gisi: «Während der Wirtschaftskrise setzen Firmen andere Prioritäten.» Dies sei nur teilweise nachvollziehbar, müsse doch auch in Krisenzeiten mittelfristig gedacht und vor allem auf motivierte Mit-arbeitende gesetzt werden. «Gerade Müt-ter schätzen den Ausgleich zum Familien-leben im Beruf sehr.» Und auch die Unternehmen würden profitieren, weil sie auf motivierte Mitarbeiterinnen zäh-len könnten.

* Name von der Redaktion geändert

Beratungsstelle fraw – frau arbeit weiterbildungwww.fraw.ch

Fachstelle UND Familien- und Erwerbs arbeit für Männer und Frauenwww.und-online.ch

Amie Berufseinstieg für junge Mütterwww.amie-basel.ch

LInkS

«Oftmals sind sich die Mütter der Konsequenzen einer ausge-dehnten Babypause nicht bewusst.» Elisabeth Häni, Fachstelle UND

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«Viele Firmen fördern Teilzeit»

Context: Die Fachstelle UND setzt sich seit 20 Jahren für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie für die Gleichstellung von Mann und Frau ein. Ist die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit einfacher geworden?

Daniel Huber: Tendenziell ja. Es ist und bleibt aber eine Herausforderung, die beiden Bereiche zu vereinbaren. Früher betraf das vor allem die berufstätigen Frauen, weil sie auch für die Familien- und Hausarbeit zuständig waren. Sie ha-

ben alles gemanagt. Für Männer, die 100 Prozent im Beruf arbeiteten, war die Fa-milie Erholung. Deshalb war es für sie auch einfacher. Das hat sich unterdessen geändert. Wo Männer Betreuungs- und Hausarbeit übernehmen, gibt es für die Frauen eine gewisse Entlastung. Das führt aber auch zu neuen Herausforde-rungen. Frauen und Männer müssen heute vermehrt aushandeln, wer für wel-che Aufgaben zuständig ist. Die neuen Konstellationen sind auf jeden Fall fairer.

Frauen und Männer teilen sich Aufgaben auf.Die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit hängt auch davon ab, ob die Betriebe die notwendigen Rahmen-bedingungen erfüllen, wie zum Beispiel die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten.

Wichtig ist, dass die Betriebe realisie-ren, was sich in der Gesellschaft abspielt, welche Veränderungen stattfinden. Wel-che Bedürfnisse haben Arbeitnehmende? Was ist wichtig für sie? Die Unternehmen

Vereinbarkeit Daniel Huber berät Frauen und Männer, die sich nicht zwischen Beruf und Familie entscheiden wollen. Er plädiert dafür, dass verschiedene Vereinbarkeitsmodelle möglich sind.

Interview Rolf Murbach / Foto Reto Schlatter

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dere mit dem Abgang von werdenden Müttern, die später nicht mehr zurück-kommen. Die Firmen überlegen sich, was sie dagegen tun könnten. Oder Gender- und Diversity-Fachgruppen gelangen mit ihren Anliegen an uns. Sie fragen sich, wie sie ihre Tätigkeiten erfolgreicher ge-stalten können. Wir bieten hier Coaching an. In welchen Bereichen unterstützen Sie die Firmen konkret?

Wir beraten sie in mehreren Hand-lungsfeldern. Unter anderem geht es um

Anstellungsbedingungen, Personalrek-rutierung, Arbeitszeitmodelle, Betreu-ung, Lohnsysteme und Lohntransparenz, Arbeitsinhalte, Personalentwicklung, Weiterbildung, Kultur und Führung. All diese Aspekte sind relevant für die Verein-barung von Erwerbs- und Familienarbeit. Wir beraten Firmen, wie sie diese Berei-che optimieren können. Attraktive Ar-beitsbedingungen alleine genügen aber noch nicht. Die Betriebe müssen das auch kommunizieren. Sie müssen hervorhe-ben, dass sie familienfreundliche Unter-nehmen sind.Es geht also auch darum, qualifizierte Arbeitnehmer zu finden.

Der Fachkräftemangel ist ein Thema in den Unternehmen. Sie ziehen gute Leute an, wenn sie zum Beispiel eine faire Lohnpolitik betreiben. Die nach wie vor bestehenden Lohnunterschiede zwi-schen Frau und Mann stellen auch ge-wisse Modelle der Aufgabenteilung im Bereich der unbezahlten Haus- und Fa-milienarbeit in Frage. Häufig verdient der Mann mehr als die Frau. Folglich ent-scheiden sich viele Paare für eine her-kömmliche Rollenteilung.

Sie zeigen den Firmen auf, dass nicht nur die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie beiträgt.

Ja, es ist wichtig, dass die Betriebe er-kennen, was alles die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit erleichtert. Es geht auch nicht nur um die Möglichkei-ten der Kinderbetreuung, beispielsweise um das Einrichten einer Krippe. Oft müssen wir zudem Missverständnisse oder unzutreffende Vorstellungen klären. Viele sind etwa der Meinung, wer Teilzeit

arbeite, für den oder die gebe es keine be-rufliche Karriere. Das ist natürlich nicht mehr so. Es gibt unterdessen viele Firmen, die fördern auch Teilzeitangestellte. Für sie gibt es ebenfalls eine berufliche Ent-wicklung. Wenn Mitarbeitende ihr Pen-sum reduzieren, heisst das nicht, dass sie beruflich nicht weiterkommen wollen.Auch hinsichtlich der Teilzeitarbeit bestehen oftmals irreführende Vorstel-lungen, zum Beispiel, dass jemand mit ei-nem Sechzig-Prozent-Pensum zwangs-läufig während zwei Tagen nicht erreichbar sei.

Es geht tatsächlich auch darum, dass wir bei all diesen Fragen die vielen Mög-lichkeiten, die es gibt, aufzeigen. Bei-spielsweise, dass eine Frau oder ein Mann 60 Prozent arbeitet und doch von Montag bis Freitag im Betrieb präsent ist, einfach fünf oder sechs Stunden pro Tag. Viel-leicht ein ideales Modell um gewisse Eng-pässe bei der Kinderbetreuung in Rand-zeiten abzudecken. Viele Unternehmen, aber auch Arbeitnehmende sind sich die-ser Möglichkeiten noch zu wenig bewusst. Sie verharren in ihrem Denken oftmals in gewohnten Mustern.

müssen das wahrnehmen und darauf re-agieren. Aber der Ball ist nicht nur bei den Firmen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen aktiv werden, indem sie zum Beispiel auf die Geschäftsleitung zugehen und ihre Anliegen formulieren.Kommen die Firmen den Arbeit-nehmenden entgegen?

Ja, vor allem auch die KMU. Es gibt viele kleinere und mittlere Betriebe, die gemerkt haben, wie wichtig es ist, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, damit sie als Arbeitgebende attraktiv sind. Mitarbeitende bleiben einem Betrieb eher erhalten, wenn sie Erwerbs- und Famili-enarbeit vereinbaren können. Wir unter-stützen die Betriebe darin, solche Ar-beitsbedingungen zu schaffen.Wie sieht es bei Grossfirmen aus?

Grossbetriebe sind in der Regel etwas schwerfälliger, das heisst, eine Neuerung kann weniger schnell realisiert werden als in einem kleineren Betrieb. Ich habe kürzlich von einem mittleren Betrieb er-fahren, dass er innert weniger Wochen ei-nen Vaterschaftsurlaub eingeführt hat. Das wäre in einem grossen Unternehmen kaum möglich, weil die Entscheidungs-wege länger sind. Aber Gross- und Klein-betriebe sollten nicht gegeneinander aus-gespielt werden. Wir finden bei beiden Vertreter, die sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stark machen.Welches sind die Anliegen von Firmen?

Gewisse Unternehmen wollen ihren Betrieb bewerten lassen hinsichtlich Ver-einbarkeit von Beruf und Familie/Privat-leben sowie Gleichstellung von Frau und Mann. Sie lassen sich auf einen Prozess ein, durchlaufen eine Standortbestim-mung, setzen Massnahmen um und er-halten am Schluss ein Prädikat. Das ist für viele Betriebe interessant, weil sie sich als attraktive Arbeitgeberin oder innovativer Arbeitgeber auszeichnen lassen können. Andere Unternehmen sind konfrontiert mit einer hohen Fluktuation, insbeson-

Daniel Huber (48) ist Geschäftsführer der Fachstelle UND – Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen. UND berät Privatpersonen darin, wie sie Beruf und Familie besser vereinbaren können. Das Beratungsangebot richtet sich auch an Firmen, die ihren Mitarbeitenden die Vereinbarkeit von Job und Familie erleichtern möchten und sich als attraktive Arbeitgeberin profilieren wollen (www.und-online.ch).

«Es gibt viele KMU, die gemerkt haben, wie wichtig es ist, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen.»

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16Wie gross ist bei Firmen die Bereitschaft, auf neue Modelle einzugehen?

Das ist sehr unterschiedlich. Das va-riiert je nach Kultur und Innovations-freude. Ein Unternehmen muss auch be-reit sein, gewisse Risiken einzugehen, denn wenn ich Neues ausprobiere, weiss ich natürlich nicht mit Sicherheit, ob es funktioniert. Tendenziell hat die Bereit-schaft zugenommen, sich auf Neues ein-zulassen. Das Bewusstsein zum Beispiel, dass gemischte Teams sich auf Produkti-vität und Atmosphäre positiv auswirken, ist grösser geworden. Fördern die Betriebe eher die Verein-barkeit von Erwerbs- und Familienarbeit, wenn Frauen in der Geschäftsleitung sind?

Ja, denn Frauen haben in der Regel mehr Erfahrung mit Vereinbarkeitsfra-gen oder Teilzeiterwerbstätigkeit. Diese Betriebe sind in der Regel offener gegen-über anderen Modellen – auch weil sie da-mit gute Erfahrungen gemacht haben. In männerdominierten Unternehmen ist Teilzeit weniger ein Thema. Die Führung glaubt eher, das sei kein Bedürfnis.

Teilzeitmodelle haben es einfacher, wenn auch die Führungskräfte Teilzeit arbeiten.

Die Kader haben eine Vorbildfunk-tion. Betriebe, die auch in mittleren und höheren Kadern Teilzeitanstellungen an-bieten, machen die Erfahrung, dass dies eine gute Sache ist. Die Arbeitnehmenden sind flexibel und motiviert. Andere Unter-nehmen, die Teilzeitjobs bei Führungs-kräften nicht kennen, argumentieren oft-mals ideologisch, mit Vorurteilen. Sie sehen in der Teilzeitarbeit vor allem Nachteile, nicht aber die Vorteile. Das führt dazu, dass auch die Beschäftigten nur Risiken sehen. Sie monieren, dass sie weniger verdienen, allenfalls in ihrer Kar-riere gehemmt sind. Sie erkennen aber nicht, dass Teilzeitarbeit die Lebensqua-lität erhöht, indem andere Lebensberei-che wichtig werden und sie Zeit für die Fa-milie haben. Wer sich Zeit für die eigenen Kinder nimmt, stärkt die Bindung zu ih-nen und kann unmittelbar Verantwor-tung übernehmen.Eine negative Einstellung gegenüber der Teilzeitarbeit kann ein Teufelskreis sein.

Ja, weil die Männer vor allem die Nachteile sehen, fordern sie Teilzeitmo-delle gar nicht erst ein. Wir müssen hier auf mehreren Ebenen arbeiten: den Be-trieben aufzeigen, was ihnen zufriedene Mitarbeiter bringen und Führungskräfte in der Umsetzung unterstützen. Teilzeit-anstellungen bedingen auch einen neuen Führungsstil, der auf Vertrauen basiert. Teilzeitarbeit setzt sich aber erst durch, wenn die Geschäftsleitung ein Commit-ment ausspricht und wenn es unter den Führungskräften Vorbilder gibt. Mit welchen Anliegen kommen Privat-personen zu Ihnen in die Beratung?

Das ist sehr unterschiedlich – je nach Phase, in der sie sich befinden. Paare zum Beispiel, die vor einer Familiengründung stehen, wollen wissen, wie sie die Verein-barkeit von Beruf und Familie am besten anpacken können. Worauf müssen sie achten? Wie müssen sie bei ihren Vorge-setzten vorgehen, wenn sie ihr Pensum reduzieren möchten? Wie sollen sie argu-mentieren? Wer ist im Haushalt und bei der Kinderbetreuung für welche Aufga-ben zuständig? Was ist in Bezug auf die

Augen auf, bevor Sie Ihren Arbeitsplatz einrichten.

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Eidgenössische Koordinationskommissionfür Arbeitssicherheit EKAS

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Die Büro-Arbeit an einem falsch platzierten Bildschirm oder schlecht eingerichteten Arbeitsplatz kann Beschwerden an Augen, Nacken, Rücken oder Handgelenken mitverursachen. Und erhebliche Kosten für Ihr Unternehmen nach sich ziehen. Darum zeigen unsere praktischen Tipps und Informationsmittel, wie Sie mit wenig Aufwand Sicherheit und Gesundheit im Büro fördern. www.praevention-im-buero.ch

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1717Sozialversicherungen zu beachten. Das sind Fragen, die wir gemeinsam bespre-chen. Wichtig ist, dass die Paare vieles zum Voraus planen und gemeinsam ver-einbaren.Tun sie das?

Häufig nicht. Viele denken, das geht mit dem Kind dann schon irgendwie und sie sind überrascht, wie intensiv und an-strengend alles ist. Sie übernehmen dann häufig eine Rollenteilung, die sie eigent-lich nicht wünschten und werden dabei unzufrieden. Er hat einen Vollzeitjob, sie bleibt zu Hause beim Kind. Häufig kommt es zu Spannungen. Junge Familien stellen hohe Anforderun-gen an sich. Oder sie sind mit hohen gesellschaftlichen Anforderungen konfrontiert. Frauen und Männer sollen erfolgreich und zufrieden im Job sein. Sie wollen Erwerbs- und Familienarbeit gleichberechtigt teilen. Sie möchten sich persönlich und beruflich entwickeln. Und sie wollen Hobbys pflegen. Wie das alles unter einen Hut bringen? Überforde-rung ist da doch programmiert. Wollen sie nicht einfach zu viel?

Viele Frauen und Männer haben tat-sächlich das Gefühl, mit einem kleinen Kind gehe alles in gleicher Weise weiter. Sie sind dann überrascht, wie viel Zeit ein Kind beansprucht. Sie müssen lernen, dass nicht mehr alles möglich ist. Sie müs-sen zurückbuchstabieren und sich über-legen, wo sie Prioritäten setzen wollen. Bei Männern ist das Problem oftmals ak-zentuiert. Sie wollen fürsorgliche Väter sein und Zeit für die Familie haben. Gleichzeitig ist die Identifikation mit der Erwerbsarbeit nach wie vor sehr hoch, was nicht in Frage gestellt wird. Dadurch entsteht eine grosse Spannung. Sie kön-nen den gesetzten Zielen nicht gerecht werden. Hier brauchen die Männer Un-terstützung. Oft läuft es darauf hinaus, dass sie aus Gewohnheit und aus soge-nannten Sachzwängen weiterhin 100 Pro-zent arbeiten und dafür die Familie ver-nachlässigen, was sie ja nicht wollten. Was kann man dagegen tun?

Männer müssten mutiger sein und sich sagen: Ich trete in den nächsten Jah-ren beruflich etwas kürzer und gebe spä-ter wieder Vollgas.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit?

Ich bin manchmal skeptisch, aber im Grunde zuversichtlich. Das Bewusstsein für neue Modelle ist auf jeden Fall grösser geworden, und die Vielfalt der Modelle hat auch zugenommen. In den Betrieben ist das Bewusstsein für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärker geworden. Neben der Kinderbetreuung ist hier zu-nehmend auch von der Angehörigen-pflege die Rede. Wichtig ist, dass die ver-schiedenen Formen der Vereinbarkeit nicht gegeneinander ausgespielt werden. Entscheidend für ein Kind ist nicht, wel-ches Vereinbarungsmodell seine Eltern wählen, sondern dass seine Bedürfnisse befriedigt werden und es eine verlässli-che Beziehung zu engen Bezugspersonen entwickeln kann.

Rolf Murbach ist Context-Redaktor. [email protected]

Reto Schlatter ist Fotograf im Zürcher Presseladen. [email protected]

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Seit Fukushima ist die Energiewende ein Politikum. Grün ist auf dem Vormarsch. Umweltschutz macht Schlagzei-len und «jeder» spricht darüber. Und wie steht es damit in

der Wirtschaft?Nicht allzu gut. Es mangle überall ein bisschen bezüglich

Ökologie, sagt Gabi Hildesheimer, Geschäftsleiterin von Öbu, dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften. Die Mehrheit der Betriebe in der Schweiz unternehmen laut Hildesheimer «leider keine ernsthaften Anstrengungen in Sachen nachhaltiges Wirt-schaften». Es gebe zwar sehr engagierte Unternehmen, doch oft würden nur einzelne Massnahmen umgesetzt, es fehle an Sys-tematik. Das Potenzial werde nicht richtig ausgeschöpft.

Ein Netzwerk hilft, deshalb haben sich rund 400 Firmen Öbu angeschlossen. Darunter finden sich viele Musterbeispiele. Den Öbu-Preis erhalten haben etwa letztes Jahr die F. Hoffmann-La Roche AG, Xstrata und Coop in der Kategorie Grossunterneh-

men. Bei den KMU überzeugte einmal mehr der Brillenglasher-steller Knecht & Müller. Mit dem Preis werden jährlich Firmen ausgezeichnet, die besonders gute Nachhaltigkeitsberichte vor-legen, die offen über ihre Ziele und Leistungen – und auch ihre Schwierigkeiten – berichten.

Hauseigenes EntsorgungssystemEs gibt aber noch mehr Paradebeispiele. Das landesweit erste In-dustriegebäude nach Minergie-P-Standard hat die Zünd Sys-temtechnik AG in Altstätten (SG) errichtet. Bei ihr erstreckt sich die Nachhaltigkeit über grüne Dächer und Biotope auf dem Areal bis ins Büro, wo die Mitarbeitenden ihren Abfall fachge-recht entsorgen.

Auch in den Büros von Freitag – die ökologischen Taschen aus LKW-Planen, die übrigens in Neu-Oerlikon mit gesammel-tem Regenwasser gewaschen werden, sind mittlerweile ja auf

Umwelt ist noch kein

GeschäftSchweizer Unternehmen haben es nicht so mit der Ökologie und Nachhaltigkeit. Insbesondere im Büro jedoch würden nur schon

kleine umweltfreundliche Massnahmen eine grosse Wirkung erzielen.

Text Andrea Mašek / Fotos Reto Schlatter

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Natürliche Energiequelle: Solaranlage bestehend aus 504 Vakuumröhren.

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der ganzen Welt bekannt und beliebt – herrschen ökologische Grundsätze: In jedem Raum gibt es sogenannte Biopoints. Es handelt sich dabei um ein hauseigenes Ver- und Entsor-gungsystem. Zudem kommen praktisch alle Mitarbeitenden mit dem Velo oder zumindest mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit.

Sich beraten lassenDass Unternehmen an ökologischen Belangen interessiert sind, bestätigt Samuel Perret, Leiter der Geschäftsstelle Öko-Kom-pass des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich: «Die Nach-frage ist gut.» Der Öko-Kompass ist ein Pilotprojekt der Stadt Zürich, das KMU unterstützt, ihre Energie- und Ressourcen- effizienz zu steigern. Bei einem kostenlosen, rund einstündigen Beratungsgespräch mit einer Fachperson vor Ort werden die «heissen» Umweltthemen der jeweiligen Firma identifiziert und anschliessend mögliche Massnahmen und nächste gemein-same Schritte vereinbart.

«Der Öko-Kompass ist mit seiner niedrigen Eintrittsschwelle optimal auf die Bedürfnisse der KMU ausgerichtet. Die Kombi-nation von umfassender Erstanalyse und Massnahmenbera-tung ist bisher in der Schweiz einzigartig», erklärt Perret das steigende Interesse. Das Feedback zeigt, dass «das Angebot ak-zeptiert ist und geschätzt wird». Es seien aber mehrheitlich für

Umweltfragen sensibilisierte Unternehmen, die den Öko-Kom-pass in Anspruch nehmen, fügt Perret an. Firmen, die offen seien für Umweltfragen, eventuell schon erste Massnahmen umge-setzt haben und wissen wollen, was sie als Nächstes anpacken können.

Besonders interessiert zeigen sich Betriebe aus dem Bau- und Baunebengewerbe und der Gastronomie. Dienstleistungs-unternehmen folgen an dritter Stelle. Diese wollen mehr wissen zum Energieverbrauch in Büroräumlichkeiten und zur Büro-Ökologie. «Es geht oft um umweltverträgliches Papier, energie-effiziente Geräte wie Drucker oder Rechenzentren sowie um die Green-IT», so Samuel Perret.

Zeit und Wissen fehlenWas Betriebe umsetzen können, hängt aber oft davon ab, ob sie Eigentümer oder nur Mieter von Liegenschaften sind. Mietern sind bei der energetischen Sanierung von Gebäuden oder bei Investitionen in energieeffiziente Gebäudetechnik oft die Hände gebunden. Samuel Perret sagt, zudem fehle es gerade KMU an Zeit, sich mit ökologischen Fragen intensiver zu be-schäftigen. «Ökologie hat nicht unbedingt Priorität, insbeson-dere, wenn sie sie zu Beginn mehr kostet», so Perret, «und oft fehlt schlicht das Wissen.» Genau hier springt der Öko-Kompass ein und vermittelt weiterführende Angebote in den Bereichen

40 Erdsonden führen der Grosswärmepumpe Erdwärme zu.

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OUTSOURCING SERVICES CONSULTING ENGINEERING IT SERVICE CENTER

Zahlreiche Kunden aus den unterschiedlichs-ten Branchen verlassen sich täglich auf die langjährige Erfahrung und die ausgewiesenen Spezialisten von iSource. www.isource.ch

YOURIT HEART

BEAT

«Die bei iSource zentralisierte Plattform trägt erheblich dazu bei, dass uns massgeschnei-derte IT Services zu transparen-ten Preisen zur Verfügung stehen. Wir haben heute eine optimale IT-Basis für die kontinuierliche Unterstützung vielfältiger Businessanforde-rungen sowie unserer Wachs-tumsstrategie.»

Marco FauschIT & project managerStarbucks CoffeeSwitzerland & Austria

Die Zürcher OFF Consult AG ist spe-zialisiert auf Raum- und Bürokon-

zepte. Im Rahmen ihrer Beratungstä-tigkeit seien auch Pflanzenkonzepte ein wichtiges Thema, sagt Geschäftsführer Reto Hafner. «Manche Kunden haben bereits konkrete Vorstellungen, wie sie ihre Büroräumlichkeiten begrünen wollen, bei anderen geht der Input eher von uns aus.» Es gebe Unternehmens-kulturen, die für eine Begrünung ihrer Räumlichkeiten offener seien und das eher zulassen würden als andere. Häu-fig reagierten Firmen auch auf Wün-sche von Mitarbeitenden, die sich Pflanzen im Büro wünschten.

Der Trend zu mehr Grün im Büro ist nicht neu. Vor ein paar Jahren erschie-nen erste Studien, welche belegten, dass Pflanzen eine positive Wirkung auf Büromenschen haben. «Die wichtigste Erkenntnis lautete, dass Berufstätige in begrünten Büros weniger krankheits-bedingte Absenzen haben», sagt Reto Hafner. Diesen Pluspunkt erwähne er gerne, wenn Kunden Pflanzen im Büro ablehnten mit der Begründung, dafür sei kein Budget vorhanden. «Unter dem

Strich rechnet sich das auf jeden Fall», ist Reto Hafner überzeugt. Weitere Ar-gumente, die seiner Meinung nach da-für sprechen: Pflanzen sind gut für das Raumklima, sie können als Lärm- und Sichtschutz dienen, wirken sich vorteil-haft auf die Psyche aus und sind schön anzuschauen.

Damit sich Pflanzen auch wirklich gut machen, brauche es jedoch ein durchdachtes Konzept, und es sei wich-tig, dass sich jemand dafür verantwort-lich fühle. In KMU sei häufig ein Mitar-beiter oder eine Mitarbeiterin zuständig für die Pflege, in Grossfirmen eher ex-terne Fachleute. Nicht empfehlenswert ist laut Hafner, wenn einzelne Mitarbei-tende irgendwelche Pflanzen von zu Hause mitnehmen und diese dann während ihrer Abwesenheit ihrem Schicksal überlassen.

Laut Hafner gibt es eine Reihe von gut zu handhabenden Pflanzen. Für helle Standorte empfiehlt er Aloe vera, Ficus microcarpa oder Crassula «Horn-tree», und für dunkle Standorte seien folgende geeignet: Aspidistra elatior, Sansevieria trifasciata «Black Coral»

oder Epipremnum «Aureum» am Gitter. Anspruchsvoller für die Pflege als

die üblichen Pflanzen sind vertikale Pflanzenbilder. Dabei handelt es sich um begrünte oder bepflanzte meistens grossformatige Wandflächen. Bei OFF-Consult hängt ein solches Tableau im Eingangsbereich. «Sowohl unsere Mit-arbeitenden wie auch die Kunden schauen es sehr gerne an», sagt Reto Hafner. tj

Pflanzen im BüroVieles spricht für Pflanzen im Büro. Sie sind gut für das Raumklima, können als Lärm- und Sichtschutz dienen und wirken sich vorteilhaft auf die Psyche aus.

Begrünte Büros wirken motivierend.

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Energie & Gebäude, Mobilität, Material sowie Information & Zertifizierungen.

Der KV Schweiz hat sich für eine Beratung angemeldet. Ob-wohl der Sitz in Zürich vergangenes Jahr umweltfreundlich um-gebaut wurde und den Minergiestandard einhält. Bei der neuen Möblierung wurde darauf geachtet, Modelle mit bester Ökobi-lanz zu kaufen und auch die Teppichfliesen sind klimaneutral. Letztere werden übrigens nicht mehr geklebt.

Jeder einzelne Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin ist zudem aufgefordert, die Abfälle konsequent richtig zu entsorgen. Die ökologischen Bemühungen reichen bis zur Verpflegung: Das Personal kann sich Mahlzeiten bestellen oder sich am Büffet ver-pflegen – alles wird in Porzellan- oder Glasgeschirr geliefert – und braucht also kein «Plastikessen» mitzubringen.

Firmen können sich selber prüfenWorauf der Finger gelegt werden muss bezügliche Büro-Ökolo-gie wird auch beim Selbstcheck auf der Plattform proofit.ch von Öbu klar. Dieses Angebot steht nicht nur den rund 400 Mitglie-dern offen. Genutzt wird es rege.

«Der Klassiker im Büro ist das Papier», sagt Gabi Hildeshei-mer von Öbu. Das papierlose Büro existiert nach wie vor nicht, im Gegenteil, der Verbrauch steigt. Pro Arbeitsplatz und Jahr wird in einem Büro in der Schweiz über 100 Kilogramm Papier verbraucht. Hier gibt es einfache Massnahmen wie zum Beispiel den doppelseitigen Druck – im zentralen Drucker. Der elektro-nische Empfang und Versand von Rechnungen und Dokumen-

tationen würde auch helfen. Ein Riesenthema ist gemäss Gabi Hildesheimer auch die Informations- und Kommunikations-technologie. Trotz steigender Effizienz sei der Gesamtverbrauch an Energie und (heiklen) Materialien zunehmend. Weil es im-mer mehr Geräte gebe, die ständig laufen, auch nachts nicht aus-geschaltet werden.

Geräte vom Strom nehmenDie rund drei Millionen in der Schweiz verwendeten Drucker verbrauchen um die 110 Millionen Kilowattstunden Strom jähr-lich, die hunderttausenden von Kopiergeräten an die 123 Milli-ionen Kilowattstunden. Eine Studie des Bundesamtes für Ener-

gie enthüllt, dass zum Kopieren jedoch nur 40 Prozent des Stromes verbraucht werden. Die anderen 60 Prozent sind sogenannte Leerlaufverluste – die sich umgerechnet auf 40 Millionen Fran-

ken pro Jahr hochrechnen. Noch extremer ist es bei den Druckern: Lediglich 8 Prozent des Stromverbrauchs werden fürs Drucken benötigt, der Rest wird im Standby-Modus oder Aus-Zustand verbraucht.

Schon kleine Massnahmen wie Stromleisten, die ganze Ge-rätegruppen vom Netz nehmen, reduzieren den Stromverbrauch, sagt Gabi Hildesheimer von Öbu. Zudem sollten Computer den Benutzerbedürfnissen angepasst, die Helligkeit von Monitoren optimiert und Bildschirmschoner aktiviert werden. Das Desk-

«Ökologie hat nicht unbedingt Priorität.» Samuel Perret, Öko-Kompass

Weiter auf Seite 24.

Der Förderverein für umweltver-trägliche Papiere und Büroökolo-

gie Schweiz (FUPS) kann 2012 auf 30 Jahre Tätigkeit zurückblicken. Zu Be-ginn hatte der Verein das Ziel, die Ak-zeptanz von Recyclingpapier zu verbes-sern und die vielfältigen Möglichkeiten für dessen Einsatz aufzuzeigen. Laut Geschäftsführerin Barbara Würmli hat sich der Tätigkeitsbereich des Vereins in den letzten Jahren kontinuierlich er-weitert. So geht es in der Büroökologie heute neben dem Papierverbrauch um zahlreiche weitere Aspekte des Um-weltschutzes, insbesondere die Ener-gieeffizienz.

Die momentan auf breiter Ebene ge-führte Debatte um den Atomausstieg trägt laut Barbara Würmli zu einer Sen-sibilisierung für das Thema bei und be-wirkt, dass die FUPS-Dienstleistungen

stärker nachgefragt werden. Der FUPS setzt folgende Schwerpunkte:

Der Öko-Bürocheck zeigt auf, in welchem Bürobereich das bewusste Verhalten ein Plus für die Umwelt bringt – und in vielen Fällen auch für die Betriebsbilanz und für das Wohlbe-finden der Mitarbeitenden. Themati-siert werden beispielsweise arbeitsbe-dingte gesundheitliche Probleme und was man dagegen tun kann, der richtige Umgang mit Geräten, Papier und Büro-material sowie die Bereiche Abfall und Recycling.

Die Unterrichtseinheit «Ökologie im Büro» ist für den Unterricht auf Mit-tel- und Oberstufe konzipiert, eignet sich aber auch für Schulungen der Mit-arbeitenden in Firmen und Organisati-onen. Das Ziel ist, kurz in die einzelnen Themen einzuführen und mit Aufgaben

das Verständnis zu vertiefen. Zur Lö-sung der Fragen braucht es gelegentlich eine Internet-Recherche – eine Aus-wahl nützlicher Links findet sich am Schluss des Dokuments.

Mehrere selbstständige Umwelt-fachleute bieten im Auftrag des FUPS Büroökologiekurse an. Je nach Inter-esse und Bedürfnis des Auftraggebers sind auch Mitarbeiter-Schulungen, Coachings, Vorträge, Halbtages- und Tageskurse sowie die Durchführung von Büroökologiechecks vor Ort mög-lich.

«Papier&Umwelt» ist das viermal jährlich erscheinende Publikationsor-gan des FUPS. tj

Weitere Informationen sowie Downloads www.fups.ch

30 Jahre für umweltfreundliches BüroÖkologie im Büro beinhaltet heute viel mehr als nur Recyclingpapier zu verwenden. Im Zentrum steht die Energieeffizienz. In Kursen können Firmen alles darüber erfahren.

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23Engagement für gutes Raumklima

Das Gebäude fällt auf: Es ist ein impo-santes Geschäftshaus, das im Mittel-

bereich von einer halbrunden Fassade ge-prägt ist. Darin spiegeln sich die Wolken, die umliegenden Bauten, Baukräne und Fahnenmasten. Wir befinden uns am Hauptsitz von Walter Meier im Industrie-quartier von Schwerzenbach. Das Unter-nehmen ist auf Klimatechnik spezialisiert und bietet Produkte und Dienstleistun-gen in den Bereichen Heizen, Kühlen, Lüften, sowie Befeuchten und Entfeuch-ten von Räumlichkeiten. Ziel von Walter Meier ist, ein optimales Raumklima zu schaffen, und zwar bei möglichst mini-malem Energieverbrauch. Der internati-onal tätige Konzern wurde 1937 gegründet und beschäftigt am Hauptsitz 270 Mitar-beitende, weltweit sind es 1700. Ausser auf Klimatechnik ist das Unternehmen auch auf Fertigungstechnik spezialisiert.

Zwischen 2009 und 2010 hat der Wal-ter Meier Konzern seinen Hauptsitz unter energetischen und ökologischen Krite-rien komplett saniert. «Wir setzten dafür die aktuellen Technologien im Bereich der Gebäudetechnik ein, baulich haben wir nichts verändert», sagt Norbert Jenal, Projektleiter Kommunikation, der uns zu-sammen mit Carlo Verre vom Hausdienst auf einen Rundgang zu den wichtigsten Stationen der Gebäudesanierung mit-nimmt.

Wärmepumpe als ZentrumZunächst geht es in den Keller. In einem Raum, wo früher die Öltanks unterge-bracht waren, befindet sich heute eine Grosswärmepumpe, die auch als Kälte-maschine eingesetzt wird. Dabei handelt es sich um das Herzstück der thermi-schen Gebäudetechnik. Die Grosswärme-pumpe wird mit Erdwärme versorgt, und zwar von 40 auf 275 Metern Bohrtiefe ge-führten Erdsonden. Diese reihen sich bei einem Erdsondenverteiler – abgedeckt mit einer Glasplatte und gut sichtbar – am Weg zum Haupteingang des Gebäudes aneinander. Im Vorraum zur reversiblen Grosswärmepumpe steht ein Gasheizkes-

sel, welcher auf eine nicht erneuerbare Energiequelle zurückgreift. «Er kommt je-doch nur bei Bedarfsspitzen im Heizbe-trieb zum Einsatz», sagt Carlo Verre. Er sei nach ökologischen Kriterien ausgewählt worden und belaste die Ökobilanz der Ge-samtanlage nur geringfügig.

Vom Keller steigen wir aufs Dach. Hier befindet sich eine Solaranlage bestehend aus 504 Vakuumröhren. In Ergänzung zur Wärmepumpe, welche rund 75 Prozent des Energiebedarfs für den Heizbetrieb abdeckt, bildet die Solaranlage eine wei-tere natürliche Energiequelle. Durch die Röhren fliesst ein Wasser-Glykolgemisch

und über einen chemischen Prozess wird in einer Absorptionsanlage die im Wasser transportierte Wärme in Kälte umgesetzt. Diese wird für die Kühlung der Büro-räumlichkeiten verwendet. Sollte die von der Sonnenkollektor-Anlage produzierte Energie nicht für die Kühlung des Gebäu-des benutzt werden, wird das erwärmte Wasser zwischengespeichert und bei Be-darf ebenfalls fürs Heizen und die Brauch-warmwassererwärmung genutzt.

Zwei KühlsystemeEin weiteres wichtiges Element für ein gu-tes Raumklima sind die von Walter Meier entwickelten TAS-Elemente. Diese füh-ren die tagsüber von Menschen, Beleuch-tung und anderen Geräten produzierte Wärme direkt ab und laden nachts die Be-tondecken mit Kälteenergie, die dann während des Tages wieder genutzt wird.

Die beiden Kühlsysteme – ausser den TAS-Elementen kommt ein Kupfer-Mäan-der-Kühldeckensystem zum Einsatz – sorgen parallel auch für die korrekte Belüftung und Entlüftung der Räumlich-keiten. Bei Walter Meier beträgt die Raumtemperatur in der Regel 21 Grad.

«Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich bei dieser Temperatur die meisten Mitarbeitenden wohlfühlen», sagt Nor-bert Jenal. Und er gibt zu bedenken, dass der Energieverbrauch mit jedem Grad mehr um weitere sechs Prozent steigt. Ausser der Temperatur gehört zu einem guten Raumklima aber auch die Luft-feuchtigkeit. Idealerweise sollte sie zwi-schen 40 und 50 Prozent betragen.

Grosses PotenzialLaut Schätzungen von GebäudeKlima Schweiz, dem Verband für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, gibt es in

der Schweiz 1,5 Millionen Altbauten, die energetisch optimiert werden könnten. Darin sieht man denn bei Walter Meier auch die grosse Herausforderung, weni-ger in der Ausstattung von Neubauten, wo es mittlerweile entsprechende Standards gibt. «Mit der umfassenden Sanierung wollten wir einmal zeigen, was bei einem Gebäude möglich ist, das zu einer Zeit ge-baut wurde, als noch niemand von Nach-haltigkeit sprach», sagt Norbert Jenal. So konnte beispielsweise der Energiever-brauch um über einen Drittel gesenkt werden. Heute entspricht das Gebäude dem Minergiestandard.

Und natürlich dient die Sanierung dem Unternehmen auch als Visitenkarte. Interessierte könnten sich vor Ort ein Bild machen und sich überlegen, welche In-vestitionen der Grösse und den finanziel-len Ressourcen ihres jeweiligen Unter-nehmens entsprechen. Bei Walter Meier stellt man einen deutlichen Mentalitäts-wandel fest. «Ging es früher hauptsäch-lich um Ästhetik, so stehen heute immer mehr auch Fragen zu Nachhaltigkeit und Energieverbrauch im Vordergrund», sagt Norbert Jenal.

Der Walter Meier Konzern hat seinen Hauptsitz in Schwerzenbach konsequent nach ökologischen Kriterien saniert. Heute entspricht das zwanzig Jahre alte Gebäude dem Minergie-Standard. Von Therese Jäggi

«Mit der umfassenden Sanierung wollten wir zeigen, was bei einem Gebäude möglich ist, das zu einer Zeit gebaut wurde, als noch niemand von Nachhaltigkeit sprach.» Norbert Jenal, Walter Meier Konzern

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› Personalwesen, AusbildungZum Beispiel: hkvaarau.ch/ausbildung

Sharing, eine neuere Arbeitsmethode, ist ebenfalls geeignet um Energie zu sparen.

Bei proofit.ch ist auch der Berufsverkehr ein Thema. Sind Vi-deokonferenzen üblich und ist Home Office erlaubt, wird gefragt. Wie kommen Büroangestellte zur Arbeit?

Nachhaltigkeit ist gesünderWie das Beispiel des KV Schweiz gezeigt hat, geht Nachhaltig-keit noch weiter: Sie erstreckt sich auf die Lichtbedingungen, auf Raumgestaltung und Luftqualität. LED-Beleuchtung ist ein Thema, und Beleuchtungs-Bewegungsmelder sparen ebenfalls Strom. Die Studie «Schweizerische Befragung in Büros» der Hochschule Luzern und des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO zeigt, dass neue Gebäude aus Gründen des Energiespa-rens vermehrt mit mechanischen Lüftungen ausgestattet wer-den. Gerade Bauten an belasteten Standorten (stark befahrene Strassen oder Bahnlinien) seien darauf angewiesen. Mechani-sche Lüftungen werden also in Zukunft an Bedeutung gewin-nen, folgern die Studienmacher.

Ist die Luftqualität gut, stimmt die Beleuchtung und die Raumgestaltung

– sind die Büros also nachhaltiger, ar-beiten die Angestellten produktiver. In nachhaltigen Liegenschaften sind Mitarbeitende zudem moti-vierter und weniger krank. Dies geht aus der ersten Schweizer Studie zu Betriebsimmobilien und Nachhaltigkeit hervor, die von CBRE, dem weltweit grössten Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor, und CCRS, dem Cen-ter for Corporate Responsibility and Sustainability der Univer-sität Zürich, im Jahr 2009 herausgegeben wurde.

Firmen zahlen AufpreiseDie Studie hält auch fest, dass bei Miet- und Kaufentscheiden von Liegenschaften beachtliche Nachhaltigkeitsüberlegungen angestellt werden. Etwa bezüglich passenden und flexiblen Grundrissen, Nähe zum öffentlichen Verkehr und allgemeinen energieeffizienten Strukturen. Sie beeinflussen Entscheide zwar nach dem Preis, aber noch vor Standortmerkmalen.

Die Hälfte der befragten Unternehmen tut dies aus wirt-schaftlichem Interesse. Man ist sich bewusst, dass das Image dadurch aufgewertet wird. Rund ein Drittel sagt, sie wollen ei-nen Beitrag zugunsten von Umwelt und Gesellschaft leisten.

Wie Erika Meins vom CCRS in der «NZZ» vom 24. Februar 2012 geschrieben hat, sind heute 51 Prozent der Unternehmen bereit, einen Aufpreis für nachhaltige Liegenschaften zu zahlen. Vor drei Jahren noch waren es 41 Prozent. Da der Markt für Ge-werbe-Immobilien stagniert, könnte ihm das zu neuem Auf-schwung verhelfen, erklärt Meins.

Rechnet sich Ökologie oder doch nicht?Ob sich Nachhaltigkeit tatsächlich rechnet, ist Ansichtssache. Für Samuel Perret ist der Slogan des Öko-Kompass «Gut für die Umwelt, gut fürs Geschäft» keine leere Worthülse. Den meisten KMU sei bewusst, dass Einsparungen bei Energie und Ressour-cen helfen, die Betriebskosten zu senken. «Wer sich um ökolo-gische Belange kümmert, macht zugleich Risikomanagement – so ist man besser abgesichert, wenn Energie- und Materialpreise weiter steigen oder Vorschriften verschärft werden. Wer sich ef-fizienter macht, steht auch finanziell immer besser da.»

Dank neuen Fenstern und einer neuen Gebäudehülle konnte der Energieverbrauch und CO2-Ausstoss beim KV Schweiz re-duziert werden. Der Heizölverbrauch diesen Winter ist massiv gesunken. Und auch Strom wird gespart, mit den neuen Decken-leuchten und effizienteren Druckern.

Gabi Hildesheimer von Öbu meint, Nachhaltigkeit rechne sich sicher im Büro. Es werde weniger Energie und Material ver-schwendet. Weniger Abfall bedeutet geringere Kosten. Sie weist

aber auch daraufhin, dass ein Unter-nehmen dadurch die Mitarbeitenden – die Umweltpolitik schätzen – stärker und länger an sich binden kann und auch bessere neue Angestellte findet.

«Das sind alles sehr kostenrelevante Faktoren.»Kurt Bieri, Verantwortlicher Nachhaltigkeit bei der Gruppe

Sunstar Hotels, sagt: «Wir fahren gut mit der Nachhaltigkeit, aber sie rechnet sich nicht. Wenn Sie davon ausgehen, dass es Einsparungen gäbe oder dass Zusatzeinnahmen erzielt werden könnten.»

Steinböcke und Eco-LabelsSunstar war 2008 weltweit die erste vollständig klimaneutral agierende Hotelgruppe. Sie kompensiert ihren gesamten CO2-Ausstoss. Allen voran bauliche Massnahmen – Fassadenrenova-tionen, Lüftungs- und Kälteanlagensanierungen – führten zum Erfolg. Die Hotels werden heute mit Holzfernwärme oder Holz-pellets beheizt. Die gesamte Technik ist zentralisiert. Der Was-serkonsum aller Häuser wird von Davos aus kontrolliert. Dies alles wird den Gästen nicht berechnet. Sie können aber ihren Beitrag leisten: In jedem Hotelzimmer liegt ein Flyer auf, der die Gäste bittet, mitzuhelfen, klimaneutral an- und abzureisen, Lichter zu löschen oder PET zu sammeln.

Seit 2005 ist die Hotelgruppe mit vier von fünf möglichen Steinböcken zertifiziert. Der Steinbock ist ein unabhängiges Schweizer Qualitätslabel für nachhaltigen Tourismus. Im Tou-rismusbereich gibt es zudem «Der andere Hotelführer», in dem umweltfreundliche Hotels und Hotellerie-Bestrebungen aufge-listet sind.

«Nachhaltigkeit rechnet sich sicher im Büro.» Gabi Hildesheimer, Öbu

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Andrea Mašek ist Context-Redaktorin. [email protected]

Reto Schlatter ist Fotograf im Presseladen Zürich. [email protected]

Bekannt sind die Minergie-Standards, Schweizer Baustan-dards die für rationellen Energieeinsatz, die Nutzung erneuer-barer Energien und die Reduktion von Umweltbelastungen ste-hen. Das neuste Zertifikat ist der Minergie-Eco, ein Baustandard, der zusätzliche Anforderungen im Bereich Gesundheit und öko-logische Bauweise stellt. In der Schweiz gibt es zudem da GI Gu-tes Innenraumklima, ein Label für die Raumluftqualität von Ge-bäuden.

Wenn, dann LenkungsabgabeNebst dem Öbu-Preis werden noch weitere Auszeichnung im Be-reich Nachhaltigkeit verliehen. Die Erdöl-Vereinigung vergibt den Prix Evenir jedes Jahr an Projekte zum Thema nachhaltige Entwicklung. Der AMAG Family Business Award zeichnet Fami-lienunternehmen aus, die sich durch überdurchschnittliches und nachhaltiges Handeln profilieren. Und der ZKB Nachhal-tigkeitspreis für KMU geht jährlich an kleine und mittlere Be-triebe, die einen herausragenden Beitrag im Bereich der nach-haltigen Entwicklung leisten.

Das Bundesamt für Energie verleiht immer im Januar den Watt d’Or. Diesen erhalten die besten Energieprojekte des Vor-jahres. Die Jury verleiht aber den Watt d’Or aber auch als Spezi-alpreis für Lebenswerke: unter anderem an Hans Ruedi Schwei-

zer von der Ernst Schweizer AG. Er habe sein ganzes Arbeitsleben der Nachhaltigkeit gewidmet, lautete die Begründung.

Gibt es auch Fördergelder oder Subventionen? Dies sind für Öbu keine idealen Instrumente. Gabi Hildesheimer findet, der Staat sollte Ziele setzen und Informationen anbieten, wie die Ziele erreicht werden können. Müsse er eingreifen, dann so, dass der Markt spielen könne und die effizientesten Massnahmen sich durchsetzen. «Das geht am besten mit Lenkungsabgaben, also klassischen marktwirtschaftlichen Instrumenten.» Laut Hildesheimer sollte die Politik den Weg aufzeigen – und diesen dann konsequent und zügig verfolgen.

Nützliche Links: www.stadt-zuerich.ch/oeko-kompass www.oebu.ch www.proofit.ch

Die reversible Grosswärmepumpe kann je nach Bedarf heizen oder kühlen.

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SchreibtiSch

Von roland Köchli, Anwalt. Foto: Reto Schlatter / Zürcher Presseladen.

Am 9. Mai ging der Lehrstellentag zum vierten Mal über den Äther: 23

Privatradios richteten ihre Tagespro-gramme auf die Themen Berufsbildung, Lehrstellensuche und -förderung unter dem Motto «Berufsbildung als Chance» aus. Die Organisatoren – 14 Kantone so-wie das Fürstentum Liechtenstein – bi-lanzieren: Das zentrale Anliegen, positive Signale zu senden, sei in der Bevölkerung angekommen. Und die Wirtschaft sei wei-ter bereit, Ausbildungsplätze anzubieten.

«Grundsätzlich ist solch ein Lehrstel-lentag eine erfreuliche Sache», sagt Mi-chael Kraft, verantwortlich für die Ju-gendpolitik beim KV Schweiz. Es sei immer gut, wenn die Thematik Lehre auf-genommen werde. «Dies hilft der Be-wusstseinsförderung und verbessert das Image der dualen Ausbildung.»

Dieses Jahr lag der Fokus auf neuen Berufsbildern und der Sensibilisierung

für Berufe, in denen es an Lernenden fehlt. Deshalb konzentrierten sich die Ra-dios auf das Gesundheitswesen, die Infor-matik, Naturwissenschaft und Technik.

Lehrstellensuche ist anspruchsvollAuf allen Privatradios wurde auf natio-nale, kantonale, regionale sowie lokale Angebote hingewiesen, wo Jugendliche, Eltern und Betriebe konkrete Unterstüt-zung finden. Es gab auch Beiträge über die Durchlässigkeit im Berufsbildungs-system. Vielen Eltern und Jugendlichen fehlt es offenbar an spezifischem Wissen über das Berufsbildungssystem. – Nicht so im kaufmännischen Bereich, dieser hat sich in den letzten Jahren stetig reformiert und hat darüber auch informiert.

Den Hörerinnen und Hörern standen am Lehrstellentag zudem Fachleute im Studio für konkrete Fragen zur Verfügung. Diese Möglichkeiten wurde rege genutzt.

Über 2000 Kontakte kamen so zustande.Es wurden auch viele Jugendliche porträ-tiert. Hier kristallisierte sich heraus, dass die Lehrstellensuche, vor allem für Lehr-stellensuchende mit tieferem Bildungsni-veau, nach wie vor sehr anspruchsvoll ist.

Unternehmer ihrerseits wiesen auf den bevorstehenden Mangel an Fachkräf-ten hin. Berufsbildnerinnen zeigten auf, welche Erwartungen sie an die Lernen-den haben.

Gelohnt hat sich die Aktion offen-sichtlich, mit 124 neu geschaffenen Lehr-stellen und Praktikumsplätzen nur zwei Tage nach dem Lehrstellentag. Ange-merkt muss jedoch werden, dass Praktika Lehrstellen nicht wettmachen.

Michael Kraft stellt aber auch unter dem Jahr eine erfreuliche Tendenz fest: «Wir erhalten jede Woche mehrere Anrufe von Firmen, die Lehrstellen schaffen möchten und dies dann auch tun.»

Eine Erfolgsmeldung zwei Tage danach: 124 neu geschaffene Lehrstellen und Praktikumsplätze zeigt das Barometer auf der Homepage des interkantonalen Lehrstellentags an. Von Andrea Mašek

2000 Kontakte ermöglicht

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27Arbeitsmarkt

Mehr ausländische Chefs in Grosskonzernen45 Prozent der topmanager in den grössten Schweizer Firmen sind Ausländer.Als 2006 der erste «Schilling-Report» er-schien, lag der Ausländeranteil im Top-Management bei 36 Prozent. Heute stam-men 45 Prozent der Geschäftsleitungs - mitglieder in Schweizer Unternehmen aus dem Ausland. Bis 2015 werden sie in der Mehrheit sein, glaubt der Topkräfte-vermittler Guido Schilling. Der Arbeits-markt für Spitzenmanager lasse keine andere Wahl, weil es nicht genügend Schweizer mit den entsprechenden Er-fahrungen gebe.

«Die Internationalisierung ist auf kon-stant hohem Niveau stabil», sagte Schil-ling bei der Präsentation seines jährlich erscheinenden Berichts über die Situa-tion in den Schweizer Chefetagen. Dass der Trend sich fortsetzt, zeigen die Neu-besetzungen: Bei den 2010 neu berufenen Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der

Anteil an Ausländern 48 Prozent. Als Grundlage dienten dem «Schilling-Re-port» die Daten von wichtigen 116 Unter-nehmen, darunter alle Grosskonzerne des Swiss Market Index (SMI).

In den Verwaltungsräten, «traditio-nell noch eher als die Geschäftsleitungen eine Bastion erfahrener Schweizer Kon-zernlenker», wie der «Tages-Anzeier» schreibt, sind die Ausländer auch auf dem Vormarsch. Zwar stellen diese nach wie vor nur rund 35 Prozent der Verwaltungs-räte in 89 befragten Unternehmen, doch bei den Neubesetzungen machen sie wie schon im Vorjahr einen Anteil von 41 Pro-zent aus.

Der Frauenanteil in den Geschäftslei-tungen liegt bei 5 Prozent. Der Anteil der im letzten Jahr neu eingetretenen Frauen beträgt 9 Prozent. Die Verwaltungsräte weisen einen Frauenanteil von 11 Prozent auf. pd

Für angesehene FirmenDie reputation spielt bei der Wahl eines Arbeitgebers eine massgebliche rolle.43 Prozent der Arbeitnehmenden in der Schweiz wollen sich dieses Jahr nach ei-nem neuen Job umsehen. Dies geht aus ei-ner Umfrage des Personaldienstleisters Kelly Services hervor, an der über 7000 Personen teilnahmen. Gesucht sind Fir-men mit gutem Ansehen und Standort.

Die geografische Lage von Unterneh-men kann also ein echter Standortvorteil sein oder zum Nachteil gereichen – befin-den sich die Firmen in strukturschwa-chen oder sehr ländlichen Regionen. Im-mer wichtiger ist für Wechselwillige zudem eine sinnstiftende Tätigkeit mit entsprechendem Entwicklungspotenzial. Zugleich sollen Arbeitsanforderungen und persönliche Werte möglichst de-ckungsgleich sein.

Der Lohn ist offensichtlich nicht mehr das ausschlaggebende Kriterium. Nebst der Work-Life-Balance ist den Schweizer Arbeitnehmenden die Selbstverwirkli-chung sehr wichtig geworden. Für knapp die Hälfte der Befragten sind flexible Anstellungsbedingungen entscheidend. Und man legt Wert auf gute Beziehungen zu den Kollegen/-innen. pd

Wie jedes Jahr ruft Swissict dazu auf, an seiner Lohnstudie teilzunehmen.Welche Gehälter werden Informatikerin-nen und Informatikern in der Schweiz gezahlt? Dieser Frage geht SwissICT, der Fachverband der Informations- und Kommunikationstechnologie, jährlich nach. Auch momentan sind alle Unter-nehmen mit IT-Personal aufgerufen, an der Erhebung 2012 teilzunehmen. Sie können dies noch bis am 5. Juni 2012 tun.

Durchschnittlich 20 000 Informatike-rinnen und Informatiker geben jeweils über ihre Löhne Auskunft. Sie legen da-mit eine verlässliche Basis, auf die sich Ar-beitnehmende wie Arbeitgeber stützen können. Und die Resultate können auch bei Lohnverhandlungen helfen. Zumal nun auch die Kompetenzstufen detail-lierter beschrieben sind – auf Wunsch der Teilnehmenden.

Unternehmen, die bei der Erhebung mitmachen, erhalten die Standardaus-wertung kostenlos und haben die Mög-lichkeit, eine Detailauswertung zu erwer-ben – zu einem reduzierten Preis. Letztere enthält unter anderem exklusive Daten zu Führungsfunktionen und Angaben zum variablen Lohn. pd

Was Informatiker verdienen

KOLUMNe

119-StundenwocheVon Stefanie Grob

Während ich mir aktuelle Themen für diese Kolumne überlege, «chunnt uf z Mau än Unggle füre», wie Mani Matter einst sang «woni nüt ha gwüsst drvo». Ein Urgrossonkel ist es, um genau zu sein, und natürlich kommt er nicht leibhaftig «füre» (er starb 1960 als 82-Jähriger), da-für aber seine Aufzeichnungen über sein Berufsleben. Und das war bewegt:Henry Zwingli kam in einem grossen Bauernhaus in Schlatt zur Welt. Zwingli, genau. Henry und ich sind Abkömmlinge von Huldrych. Merkt man. Dem Urgross-onkel tropfte die Frömmigkeit aus dem Füllfederhalter, ich predige gerne – nicht von der Kanzel herunter, aber von den Bühnen dieser Schweiz. Henry musste mit zwölf aus der Schule und daheim einen Dienstknaben erset-zen. 1897 fängt er als Bäckerlehrling an, am Zeltweg 12 in Zürich, gleich hinterm Kunsthaus. Das ging so: «Um 1 Uhr nachts aufstehen, zur Arbeit in der heissen Back-stube, von Hand die schweren Teige kne-ten. Um 6 Uhr zum Weggli austragen mit schwerem Korb, treppauf, treppab. Nach dem Frühstück wieder in die Backstube bis zum Mittagessen. Dann für etwa 3 Stunden mit der Krätze auf dem Rücken Brot austragen. Dann noch aufräumen, 5 bis 6 Säcke Mehl hereintragen. Um 7 Uhr Abendessen, dann noch den Hebel (Hefe) machen, nachher für ein paar Stunden zu Bett. So für 2 Jahre, ohne einen freien Tag. Das war die Lehrzeit. Hätte ich mich nicht geschämt, ich wäre schon nach der ersten Woche wieder heimgelaufen.» Ich wohl nach dem ersten Halbtag. Er war zäh, mein Vorfahr, hielt die Lehre durch, um sich danach treiben zu lassen. Von Zürich ins Welschland, eine richtige Reise damals, aber für ihn erst der Anfang...

Stefanie Grob ist Autorin und Spokenword-Performerin.

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Pro

bez

eit

Die Probezeit muss so gestaltet werden, dass beide Seiten zu einer Beurteilung gelangen.

Das Bewerbungsschreiben ist gut angekommen, das Vorstellungsge-

spräch oder Assessment erfolgreich durchlaufen und der Vertrag für die neue Stelle unterschrieben. Jetzt folgt die nächste Hürde: die Probezeit. Während dieser Phase müssen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer erst einmal besser kennen lernen und he-rausfinden, ob sie zusammenpassen. Der Arbeitgeber will wissen, ob sich der Ar-beitnehmer im Alltag bewährt, und die-ser soll beweisen, dass er zu Recht erste Wahl war. Zudem muss er seinerseits he-rausfinden, ob der neue Arbeitsplatz sei-nen Erwartungen entspricht.

Gemäss OR gilt bei einem unbefriste-ten Arbeitsverhältnis der erste Monat als Probezeit. Während dieser Zeit haben die Vertragspartner die Möglichkeit, das Ar-beitsverhältnis mit sieben Tagen Kündi-gungsfrist jederzeit wieder aufzulösen. Die Probezeit kann durch schriftliche Vereinbarung auf höchstens drei Monate verlängert werden.

«Eine Probezeit macht absolut Sinn», ist Peter Rüesch, Personalleiter beim KV Schweiz, überzeugt. Klar versuche man

nova: «Die zwischenmenschliche und kulturelle Komponente kann mit keinem Auswahlverfahren genau bestimmt wer-den.» Gewisse Dinge kämen erst im tägli-chen Umgang zum Vorschein, so könnten beispielsweise die hervorragenden Fach-kompetenzen eines Bewerbers über ge-wisse menschliche Defizite hinwegtäu-schen. Ähnlich tönt es bei der Luzerner Kantonalbank: «Auch ein noch so ausge-klügeltes Auswahlverfahren macht nicht immer alle Facetten eines Bewerbers oder einer Bewerberin sichtbar. Erst im Berufs-alltag kommen vielleicht Aspekte zum Vorschein, welche eine längerfristige Zu-sammenarbeit belasten oder gar verun-möglichen», sagt Daniel von Arx, Leiter Kommunikation.

Drei Monate sind üblichDoch reicht der im OR festgelegte eine Monat aus, um herauszufinden, ob eine zukünftige Zusammenarbeit richtig und möglich ist beziehungsweise um über-haupt auf allfällige Unstimmigkeiten aufmerksam zu werden? «Um die Fähig-keiten und das Verhalten von neuen Mit-arbeitenden sauber beurteilen zu können, betrachten wir einen Monat nicht als aus-reichend und vereinbaren deshalb in un-serem GAV und in den Einzelarbeitsver-trägen generell eine Probezeit von drei Monaten», sagt René Lichtsteiner, stell-vertretender HR-Leiter bei SR Technics.

Eine dreimonatige Probezeit ist auch bei Sonova üblich: «Ein Monat ist insbe-sondere bei Fach- und Führungskräften zu kurz, um mit Gewissheit sagen zu kön-nen, ob die Erwartungen auf beiden Sei-ten erfüllt sind», sagt Reto Parolini. Das-selbe gilt für die Luzerner Kantonalbank und die AXA Winterthur. «Diese Dauer passt für ein Grossunternehmen», sagt Nicole Horbelt von AXA Winterthur. Beim KV Schweiz ist die Probezeit neu von ei-nem auf zwei Monate verlängert worden, und für Mitglieder der Geschäftsleitung beträgt sie drei Monate. Peter Rüesch be-tont, dass der Entscheid für die Verlänge-rung gemeinsam von Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretung getroffen wurde. Seiner Meinung nach steht die Probezeit etwas in Verruf, einseitig nur dem Arbeitgeber zu dienen, doch sei es

im Bewerbungsverfahren den Bewerber oder die Bewerberin möglichst genau kennenzulernen und anderseits wolle man diesen auch ein möglichst präzises Bild der Organisation vermitteln, doch et-was könne man in keinem noch so aus-führlichen und aufwendigen Verfahren simulieren: die Komplexität des Alltags.

Sinnvolles InstrumentAuch bei der Genossenschaft Migros Zü-rich erachtet man die Probezeit als sinn-volles Instrument. «Persönliche Verhal-tensmuster zeigen sich in der Regel erst im täglichen Arbeitsprozess», sagt Perso-nalchef Christof Hatt. Fachliche oder per-sönliche Defizite könnten im Rekrutie-rungsprozess überspielt werden. «Zwar lässt sich vieles abfragen und hinterfra-gen, doch erst die Realität zeigt, wie wahr-heitsgetreu die Antworten waren.» Als Beispiel erwähnt Hatt die für manche Stellen erforderliche SAP-Erfahrung. Diesbezüglich lieferten die Bewerber eine Selbsteinschätzung, welche sich nicht immer mit Fakten untermauern liesse.

Weitere Gründe für die Probezeit er-wähnt Reto Parolini, HR-Manager von So-

Bewerbungsverfahren werden immer aufwändiger und differenzierter. Braucht es da über-haupt noch eine Probezeit? Context hat in verschiedenen Unternehmen nachgefragt, worauf sie während der Einarbeitungsphase von neuen Mitarbeitenden achten. Von Therese Jäggi

Der Alltag bringt Klarheit

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Die Ausgabe Nr. 8-2012 ist am Montag, 27. August 2012 in denHaushaltungen.

ZUR ORIENTIERUNG

aber Vorbehalte und Zweifel gebe, dann tue man gut daran, diese anzusprechen und allenfalls auch die Konsequenzen daraus zu ziehen, das heisst: sich zu tren-nen. «Das ist für beide Seiten unerfreulich, aber vernünftiger als eine Trennung in den ersten Monaten des unbefristeten Ar-beitsverhältnisses», sagt Peter Rüesch.

Welches sind mögliche Gründe, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber wäh-rend der Probezeit wieder trennen? Chri-stof Hatt von der Genossenschaft Migros Zürich nennt folgende häufige Gründe für eine Kündigung aus Arbeitnehmerpers-pektive: Teamkonstellation, Unzufrie-denheit mit den Aufgaben, Arbeitsweg

genauso im Interesse des Mitarbeitenden, Aufgaben, Betrieb und Personen mög-lichst genau kennenzulernen. Eine ver-traglich vereinbarte Probezeit sollte laut Rüesch nach Ablauf nicht ad hoc verlän-gert werden. «Der Arbeitgeber muss die Probezeit so gestalten, dass er innerhalb der vereinbarten Frist zu den für seine Be-urteilung nötigen Informationen kommt.»

Welche Leistung man von neuen Mit-arbeitenden erwarten kann, ist laut den befragten Unternehmen unterschiedlich und steht in Zusammenhang mit der je-weiligen Funktion. «Am Anfang steht das Lernen der Aufgaben und das Kennenler-nen der wichtigsten Schnittstellenpartner und Teammitglieder im Vordergrund. Wie rasch jemand ausgebildet und voll leistungsfähig ist, hängt von der Tätigkeit und der Persönlichkeit ab», sagt Nicole Horbelt. Peter Rüesch hält es für verfehlt, jemanden in der Probezeit als voll leis-tungsfähig einzustufen, betont aber : «Ein geschützter Rahmen ist die Probezeit nicht.»

Ehrliches AbschlussgesprächAm Ende der Probezeit findet ein Ge-spräch zwischen der/m neuen Mitarbei-tenden und der/m direkten Vorgesetzten statt. «Anlässlich dieses Gesprächs lohnt es sich, genau hinzuschauen», rät Rüesch. Ideal sei es, wenn man mit Überzeugung sagen könne, dass alles gut ist und man eine Zukunft miteinander sieht. Wenn es

Therese Jäggi ist Context-Redaktorin. [email protected]

oder Arbeitsort. «Aus unserer Sicht sind in erster Linie das Verhalten oder die Leis-tungsfähigkeit Gründe, die zu einer Ver-tragsauflösung führen können», ergänzt er. Mangelnde Leistungs- oder Belas-tungsfähigkeit erwähnt auch René Licht-steiner von SR Technics als Trennungs-grund. Weitere von Nicole Horbelt von AXA Winterthur genannte Gründe: unter-schiedliche Auffassung der Aufgaben, veränderte Aufgaben, Unter- oder Über-forderung, Unternehmenskultur, Prob-leme mit dem Vorgesetzten oder Reorga-nisationen.

Im Idealfall findet sich für Mitarbeitende am neuen Arbeitsplatz ein Mentor als verlässlicher Ansprechpartner oder we-nigstens ein Einarbeitungsprogramm, mit dessen Hilfe man sich durch die Pro-bezeit navigieren kann. Der Idealfall ist aber häufiger die Ausnahme als die Re-gel. Antworten auf folgende Fragen kön-nen hilfreich sein:

> Haben Sie ein Organigramm? > Gibt es Informationen im Intranet, die Ihnen weiterhelfen?

> Können Sie auf Wissensdatenbanken zurückgreifen?

> Gibt es erfahrene Kollegen, an die Sie sich wenden können?

> Arbeiten Sie daran, Netzwerke aufzu-bauen?

> Haben Sie alle wichtigen Termine (Kon-ferenzen, Abgabetermine, Produkte-einführungen, Schulungen) in der Agenda?

> Haben Sie eine Liste der Vorgesetzten und Kollegen, mit denen Sie arbeiten?

> Enthält diese Liste die jeweilige Posi-tion, Aufgaben, Verantwortungsberei-che, Telefonnummer und E-Mail?

> Kennen Sie alle gängigen Abkürzun-gen, die in der Firma verwendet wer-den?

> Ist Ihnen klar, welche Aufgaben Vor-rang haben?

> Wissen Sie, wann Sie in Ruhe arbeiten können?

Quelle: Christian Püttjer und Uwe Schnierda: Erfolgreich in der Probezeit. Campus Verlag, 2011

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Engagiert sich für weit mehr als den täglichen Pausenapfel: die Peko.

Die Personalkommissionen «funkti-onieren erfahrungsgemäss dort

am besten, wo sie schon länger etabliert sind, etwa in der Maschinenindustrie oder bei den grossen Betrieben im Detail-handel wie Migros und Coop», sagt Bene-dikt Gschwind, der beim KV Schweiz für Gesamtarbeitsverträge zuständig ist. Bei Coop Schweiz widmen sich zum Beispiel insgesamt 10 Peko der betrieblichen Mit-wirkung; die einzelnen Gremien sind re-gional sowie nach einzelnen Produkti-onsbetrieben und Sparten organisiert.

Mitarbeiter/innen- beziehungsweise Personalkommissionen kennen die meis-ten grossen Banken und Versicherungen in der Schweiz. Gut dotiert und etabliert ist die Arbeitnehmervertretung (ANV) bei der UBS. Sie nimmt an den jährlichen Ge-haltsverhandlungen teil und vertritt die Interessen der Mitarbeitenden in ver-schiedenen Belangen, etwa bei den Per-sonalreglementen. Weil die UBS grenz-überschreitend tätig ist, sind verschiedene weitere Formen der Personalvertretun-gen eingeführt worden, etwa das UBS Em-ployee Forum (UBSEF) mit Vertreterin-nen und Vertretern aus 18 europäischen Ländern. Bei der Grossbank ist zudem von einem «aktiven Dialog» zwischen Mitarbeitenden und Unternehmensfüh-rung die Rede, an dem die Arbeitnehmer-vertretungen direkt beteiligt sind.

Je nach Branche andersOb es eine solche Vertretung gibt und wel-che Kompetenzen ihr zukommen, ist im Allgemeinen aber sehr unterschiedlich – je nach Wirtschaftszweig und je nach Unternehmen. «Vor allem in neueren Branchen wie etwa in der Informatik be-ziehungsweise IT», so Benedikt Gschwind, «sind Personalkommissionen nicht selbstverständlich.» Dabei spielt die Hal-tung der Arbeitgeberseite respektive des Managements eine wesentliche Rolle. Zwar kann sich das Personal auf das 1994 in Kraft gesetzte Mitwirkungsgesetz be-rufen und die Gründung einer solchen Vertretung notfalls über eine Urabstim-mung der Belegschaft durchsetzen (siehe Kasten). Doch in der Praxis fällt es natür-lich ins Gewicht, ob die Geschäftsleitung der betreffenden Firma einer solchen Ab-sicht eher wohlwollend oder ablehnend begegnet.

Zu den Kompetenzen und Themen ei-ner Peko gehören vor allem Arbeitszeit- und Ferienregelung, Anstellungsregle-ment, Arbeitsorganisation, Pausen, Verpflegung, Bekleidung oder Uniformen, Bestimmungen von Schichtbetrieb sowie berufliche Weiterbildung. Im Fall von be-trieblichen Umstrukturierungen nimmt normalerweise die Peko im Rahmen des Konsultativverfahrens Stellung aus Sicht

Je nach Anzahl der kandidierenden Personen finden alle vier Jahre offene oder «stille» Wahlen statt. Gemäss dem ent-sprechenden Reglement erstrecken sich die Mitspracherechte dieser Kommis-sionen bei Coop vor allem auf Betriebs-sicherheit, Krankheits- und Unfall-verhütung, Bekleidung, Garderoben, Verpflegung, Pausenräume und Arbeits-pläne. Aber auch das Vorschlagswesen und Innovationsmanagement über die Personalvertretung sind ausdrücklich verankert.

«Personalkommission – nein danke!», sagen manche Angestellte, die um ein Amt in einem solchen Gremium angegangen werden. Doch die Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten gehen weiter, als viele glauben. Von Jürg Zulliger

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Neue Mitglieder gewinnenJe nach Firma und Reglement sind die Peko-Mitglieder berechtigt, ihre Aufga-ben für Sitzungen, Termine oder Kontakt-pflege während der Arbeitszeit wahrzu-nehmen. Im Fall des Präsidiums in grossen Unternehmen sieht der Arbeitge-ber teils vor, dass die betreffende Person für 20 bis 50 Prozent des Pensums freige-stellt ist.

«Heutzutage ist es trotzdem gar nicht so einfach, Mitarbeitende für eine Tätig-keit in einer Peko zu finden», erklärt Be-nedikt Gschwind. Gründe dafür sind viel-

fältig, etwa eine starke anderweitige Belastung im Betrieb, familiäre oder sonstige Verpflichtungen. Zum Teil sei auch das Vorurteil spürbar, ein Engage-ment in einer Personalvertretung sei «nicht gerade karrierefördernd», sagt Be-nedikt Gschwind. «Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um ein Vorurteil, ge-rade weil etliche Unternehmen durchaus den Wert und den Nutzen für alle Betei-ligten sehen», unterstreicht der Vertreter des KV. Als Argumente für einen solchen Einsatz nennt er vor allem den Hand-lungsspielraum, um sich direkt und per-

der Belegschaft. Für den Berufsalltag ist es immer wieder nützlich, dass Mitglieder der Peko eine besondere Stellung inneha-ben – in Konflikt- und Problemfällen mit vorgesetzten Personen, bei Auseinander-setzungen im Team oder mit der Perso-nalabteilung oder bei sonstigen Anliegen sind es oft die einzigen Vertrauensperso-nen für Angestellte.

Steter Kampf um Kompetenzen«Die Stellung der Personalkommission im Betrieb ist recht unterschiedlich, das hängt oft mit dem Wechsel des Manage-

ments zusammen», lautet die Einschät-zung von Hans-Urs von Matt, Mitglied der Peko der Swiss Life. «Bei uns wurde be-reits 1971 eine solche Personalvertretung eingeführt», erzählt er. «Wie wir aufgrund von Unterlagen und Protokollen kürzlich feststellten, vollzogen etliche Firmen die-sen Schritt damals aber vor allem deshalb, um einer Gesetzesinitiative für betriebli-che Mitbestimmung den Wind aus den Segeln zu nehmen», so seine Einschät-zung. In den Anfängen dieser über 40-jäh-rigen Geschichte habe die Peko durchaus Gewicht gehabt und alle Beteiligten hät-ten deren Aufgabe ernst genommen. «Mit jedem Wechsel des Managements, auch auf Stufe einzelner Abteilungen, besteht aber ein Risiko, dass man wieder von vorne anfangen muss», erläutert Hans-Urs von Matt.

Konkret bedeutet dies, dass dann die Mitglieder der Peko gegenüber dem neuen Management erst einmal den Sta-tus Quo und die Zuständigkeiten der Peko klären muss. So erlebt von Matt diese Tä-tigkeit auf Dauer als «ewigen Kampf», als dauernde Auseinandersetzung um Kom-petenzen und Bedeutung der Personal-vertretung. Unter solchen Umständen kann es – je nach operativ verantwortli-cher Person im Betrieb beziehungsweise je nach Management – durchaus vorkom-men, dass «rechtzeitige Information» im Fall betrieblicher Umstrukturierungen sehr lasch ausgelegt wird. «Wir haben es schon erlebt, dass wir über eine ein-schneidende Neuorganisation einer Ab-teilung nur einen Tag vor der offiziellen Information erfahren haben», wundert sich Hans-Urs von Matt.

Jürg Zulliger ist freier Journalist in Zürich. [email protected]

sönlich für eine Verbesserung der Ar-beitsbedingungen einzusetzen. Ein solches Engagement und die Mitwirkung sei oft auch ein persönlicher Gewinn.

Immer wieder taucht die Frage nach der Unabhängigkeit der Peko auf. Es ist klar, dass deren Mitglieder – die wirt-schaftlich und bezüglich ihres berufli-chen Weiterkommens von der Firma ab-hängig sind – nicht vollständig unabhängig agieren können. Schlagzei-len machen mitunter Fälle, wenn Ange-hörige der Personalvertretung selbst von Entlassungen betroffen sind – wie etwa im Fall des Tages-Anzeiger-Journalisten Da-niel Suter. Dabei ist es nicht einmal ein Einzelfall, wie einige der befragten Peko-Mitglieder bestätigen. Hans-Urs von Matt von der Peko der Swiss Life kommt bei diesem heiklen Thema zum Schluss: «So-fern Mitglieder der Peko bei Umstruktu-rierungen und Entlassungswellen selbst zu den Betroffenen gehören, schwächt dies nach meiner Meinung das Ansehen der Peko.»

Weitere Informationen: Die Personalkommission. Info-Schrift 16, hg. vom KV Schweiz. CHF 15.–, für Mitglieder kostenlos ([email protected]).

1994 trat in der Schweiz das Mitwir-kungsgesetz in Kraft. Es sieht vor allem das Recht auf Information vor: Mindes-tens einmal im Jahr muss der Betrieb die Personalvertretung zum Beispiel über die Auswirkungen des Geschäftsgangs auf die Beschäftigten informieren. Wei-ter soll eine Peko umfassend informiert werden, um ihre Aufgabe ordnungsge-mäss erfüllen zu können. Wenn eine be-stimmte Zahl der Beschäftigten eine Per-sonalvertretung verlangt, muss dies von Gesetzes wegen umgesetzt werden (min-destens ein Fünftel der Stimmen oder mindestens 100 in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten).Für das Personal im öffentlichen Dienst sind in der Regel ebenfalls Personalaus-schüsse gesetzlich vorgeschrieben.Laut Obligationenrecht muss die Arbeit-nehmervertretung orientiert werden,

wenn die Firma an einen Dritten über-geht (Betriebs-Übergang). Wenn in die-sem Zusammenhang bestimmte Mass-nahmen die Beschäftigten betreffen, so ist die Vertretung vorgängig zu konsultie-ren. Solche Konsultationen sieht das Ge-setz auch bei Massenentlassungen vor. Umstritten ist allerdings, wie im Einzel-fall der Begriff «Konsultation» aus-zulegen ist. In Bezug auf Massenentlas-sungen ist der Arbeitgeber zumindest verpflichtet, Vorschläge der Arbeitneh-mervertretung zu prüfen, wie die Entlas-sungen zu vermeiden wären.In privaten Unternehmen spielen nebst dem Mitwirkungsgesetz die Gesamtar-beitsverträge (GAV) eine grosse Rolle. Sie regeln in vielen Branchen die Mitwir-kungsrechte und Kompetenzen von Per-sonalkommissionen und gehen teils weiter als das Gesetz.

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«Vor allem in neueren Branchen wie etwa in der Informatik sind Personalkommissionen nicht selbstverständlich.» Benedikt Gschwind, KV Schweiz

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Imposant ragt aus der grünen Fluss-landschaft im unteren Tösstal ein ro-

tes lang gestrecktes Backsteingebäude he-raus. Der einstige Produktionsstandort des über hundert Jahre alten Unterneh-mens Keller Ziegeleien AG fand seinen Platz unmittelbar neben dem nur wenige Jahre zuvor in Betrieb genommenen Bahnhof Pfungen-Neftenbach. Die kleine Jugendstilvilla am Eingang zum Werksge-lände erinnert noch an die Gründerzeit. Doch nur ein kleines Stück weiter, schräg gegenüber, zieht sich ein moderner Wohnriegel leicht bergab und gibt die Sicht auf die gegenüberliegende, üppig bewachsene Talseite frei.

Es herrscht lärmige Geschäftigkeit auf dem Areal. Nicht etwa, weil hier wie einst Dachziegel geformt und gebrannt werden. Die alte Ofenhalle ist seit 2000 nicht mehr in Betrieb. Sie wurde gekürzt, und ihre Bogenkonstruktion ist unter den Bauge-rüsten kaum zu erkennen. Büros und ein Fitnesscenter werden nach dem Umbau einziehen. Die Gebäude sind zwar in die Jahre gekommen, doch erweisen sie ihren Nutzen auch heute noch.

Wissen bewahrenEinen ähnlich wertschätzenden Umgang pflegt das traditionsreiche Unternehmen gegenüber seinen Angestellten. Das dan-ken die Mitarbeitenden mit jahrzehnte-langer Treue. Beschäftigung übers Pensi-onsalter hinaus ist keine Ausnahme. Adolf Schmidli arbeitet seit 1970 für die Ziegeleien, anfänglich in der Spedition, dann im Einkauf. Er bildete sich kauf-männisch weiter und wurde Personalchef, Leiter der Administration und schliess-lich Leiter des Bereichs Immobilien, der mit der Zeit zu einem Standbein des Un-ternehmens wurde. Heute erledigt der 70-Jährige mit einem Pensum von 30 Pro-zent – auf dem Papier – noch einige Spe-zialaufgaben. «Das ist mein Unterneh-men», begründet er sein mehr als hundertprozentiges Engagement. Und er betont, «ich nehme niemandem einen Ar-

nem Sohn Christian Keller als CEO die nächste Generation das Ruder übernom-men hat.

«Ich habe mich immer angepasst», sagt Wiesmann zu seinem Werdegang. Die Stilllegung von verschiedenen Pro-duktionsstätten hat zu Umstrukturierun-gen geführt, bei denen stets alternative Aufgaben für die Mitarbeitenden gesucht wurden. Die neuen Tätigkeiten begrüsste Wiesmann als Herausforderungen, wobei

er wieder etwas lernen konnte: «Das wa-ren meine Weiterbildungen.» Ob er je-mals daran gedacht habe, woanders zu arbeiten? «Nein, der Job hat mir immer gefallen, ich wurde gut behandelt von Kollegen und Vorgesetzten. Wir haben es immer gut gehabt miteinander.»

Beim KMU Keller AG Ziegeleien hat die Beschäftigung von älteren Berufsleu-ten aus ethischen Gründen Tradition. Es ist ein überschaubarer Betrieb mit 120 An-gestellten an mehreren Standorten. Man kennt sich. Wichtige Entscheidungen werden persönlich getroffen. Schmidlis Anstellung wurde durch einen Hand-schlag mit dem Senior verlängert.

Babyboomer in PensionIn grossen Konzernen mit Tausenden von Mitarbeitenden ist so etwas nicht möglich. Doch die starke Alterung unserer Gesell-schaft und der Mangel an jüngeren Ar-beitskräften zwingt Unternehmen bereits heute dazu, sich Strategien zur Beschäfti-gung älterer Mitarbeitenden zu überle-gen. Der demographische Wandel bläst die Alterspyramide der Bevölkerung im oberen Teil auf. Heute liegt das Verhältnis von Menschen über 65 Jahren zur Er-werbsbevölkerung von 20 bis 64 Jahren bei 30 Prozent. Für das Jahr 2060 prognos-tiziert das Bundesamt für Statistik eine

beitsplatz weg». Der Senior-Chef Peter Keller möchte das grosse Erfahrungswis-sen Schmidlis im Unternehmen behalten.

Am Gespräch im nüchtern eingerich-teten Sitzungszimmer, das von Baulärm dominiert wird, nimmt auch Heinrich Wiesmann teil, ein langjähriger Mitarbei-ter von Schmidli. Wiesmann kam 1978 als Hochbauzeichner ins Unternehmen, machte eine Weiterbildung zum Baufüh-rer, arbeitete als Schichtführer in der Fa-

brikation, betreute mit den Gruben einen Teil des Grundbesitzes der Firma und ist seit 2005 für den Unterhalt der Immobi-lien zuständig. Im Gegensatz zu Schmidli möchte er nicht übers Pensionsalter hin-aus weiterarbeiten, auch wenn ihn sein jetziger Vorgesetzter deswegen bereits angefragt hat. Zusammen mit seiner Frau möchte er die Zeit als Pensionär genies- sen und strebt sogar eine Frühpensionie-rung mit 64 im nächsten Jahr an.

Soziale Verantwortung als KulturWiesmanns und Schmidlis Laufbahnen sind in ihrer Vielseitigkeit typisch für viele ältere Mitarbeitende des Unterneh-mens. Das Durchschnittsalter der Be-schäftigten liegt bei 49 Jahren, wie die Personalverantwortliche Adrienne Win-ter angibt. Das Unternehmen musste sich immer wieder verändern. «Doch wir ent-lassen fast niemanden», erklärt sie. Wenn möglich, werden die Mitarbeitenden im Unternehmen weiterbeschäftigt. «Wenn jemand, wie auch schon vorgekommen, bei einer Innovation bockt», so Winter, «gibt es eine Verwarnung.» Der 78-jährige Patron und heutige Verwaltungsratsprä-sident Peter Keller nahm eine soziale Ver-antwortung gegenüber seinen Angestell-ten wahr und etablierte diese Kultur bis in die Gegenwart, auch wenn nun mit sei-

Unternehmen werden in absehbarer Zeit vermehrt auf ältere Arbeitskräfte angewiesen sein. Ohne Wertschätzung und einen differenzierten Blick aufs Altern geht das nicht. Augenschein in einem Familienunternehmen mit hohem Durchschnittsalter. Von Sabine Witt

Erfahrung im Betrieb behalten

«Es muss eine Kultur herrschen, in der Alter nicht negativ aufgefasst wird.» Stephan Böhm, Universität St. Gallen

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Heinrich Wiesmann hingegen bemerkt eine veränderte Kultur, die er nicht nur positiv erlebt: «Statt persönlicher Gesprä-che werden heute viel zu viele E-Mails verschickt», findet er. Er habe am Unter-nehmen gerade die menschliche, ver-bindliche Art immer geschätzt. – Diver-gierende Erwartungen, die etwas mit Altersunterschieden, aber auch mit indi-viduellem Rollenverständnis und persön-lichen Vorlieben zu tun haben.

Eine Kluft zwischen ErwartungenUnterschiedliche Erwartungen führten auch beim grossen Rückversicherer Swiss Re zu Reibungen zwischen jüngeren Mit-arbeitenden und älteren Vorgesetzen. Das Unternehmen setzt ein gezieltes Di-versity-Management ein, damit altersge-mischte Teams gut funktionieren. «Wir versuchen mit einem eigenen Programm den Generationengraben zu überbrü-cken», sagt Nia Joynson-Romanzina, Head Global Diversity & Inclusion. «Wir bringen die Dinge auf den Tisch und schaffen so mehr Transparenz und gegen-seitiges Verständnis.» In Workshops kam etwa heraus, dass junge Hochschulabsol-venten als problematisch empfanden, so wenig Feedback von ihren Vorgesetzten zu bekommen, wie sie es vom Studium

her gewohnt waren. Das verunsicherte sie und sorgte für Unzufriedenheit. «Diese grosse Kluft zwischen den Erwartungen der beiden Generationen konnten wir durch Gespräche beseitigen», sagt die Di-versitäts-Managerin.

Ebenso wie beim Familienunterneh-men Keller steht bei Swiss Re der Wert äl-terer Mitarbeitender ausser Zweifel. So beschäftigt der Rückversicherer Lehrer im Pensionsalter in der Ausbildung und unterhält zudem ein Pensionärsnetzwerk. Joynson begründet das: «Wir möchten nicht, dass der Reichtum an Wissen ver-loren geht.»

Wenn Heinrich Wiesmann sich im nächsten Jahr pensionieren lässt, wird sein grosses Erfahrungswissen den Keller Ziegeleien verloren gehen. Er weiss das,

Verdopplung auf 60 Prozent. Bis 2050 wer-den etwa 40 Prozent der Mitarbeiter in eu-ropäischen Unternehmen älter als 50 Jahre sein, so Assistenzprofessor Stephan Böhm von der Universität St. Gallen. Er sieht dringenden Handlungsbedarf: «Die Generation der Babyboomer geht in Rich-tung Pensionierung. Die Unternehmen werden viele Leute auf einmal verlieren.» In der Schweiz federt der Zustrom vor al-lem von gut ausgebildeten Berufsleuten aus Deutschland die Folgen des Alterns der Gesellschaft noch ab. «In vielen EU-Ländern werden Talente verzweifelt ge-sucht.»

Wie können Unternehmen Gegen-steuer geben? «Sie müssen zum Beispiel ein Gesundheitsmanagement einführen, damit die Leute fit bleiben», antwortet Böhm. Es gebe auch schon einige gute Beispiele in der Schweiz: «Die Helvetia Pa-tria und auch die ABB Schweiz haben spe-zielle Programme für Mitarbeitende ab 45 Jahren eingeführt, unter anderem mit Standortbestimmungs- und Laufbahnbe-ratungs-Workshops.» Das Berufsleben werde künftig länger gehen müssen. «Frühe Verrentungen», so der Ökonom, «können wir uns nicht mehr leisten, wenn nur noch zwei Berufstätige auf einen Pen-sionierten kommen.»

Altersstereotype beseitigenVerschiedene Generationen in einem Un-ternehmen harmonieren nicht einfach so. Das Miteinander muss mit Sensibilität und angepasstem Führungsstil gemana-ged werden, ist Böhm überzeugt. Studien hätten gezeigt, dass es etwa zu Konflikten zwischen Generationen kommt, wenn im Top-Management Altersstereotype ver-breitet sind. «Es muss stattdessen eine Kultur herrschen, in der Alter nicht nega-tiv aufgefasst wird. Auch mit 60 Jahren sind Menschen heute noch gesund und leistungsfähig.»

Im Familienunternehmen Keller-Zie-geleien seien Konflikte zwischen Genera-tionen kein Thema, sagt der ehemalige Standort-Chef Schmidli, selber Vater von vier Kindern: «Ich habe viel in meiner Fa-milie gelernt und immer alles auf den Tisch gebracht.» Als etwa Mitarbeitende nicht am Abend arbeiten wollten, wie das im Immobilienbereich nötig sei, fanden sich Möglichkeiten zu kompensieren.

Sabine Witt ist Journalistin in Zürich. [email protected]

zuckt mit den Achseln und sagt: «Das ist soviel, das kann ich gar nicht aufschrei-ben. Aber man kann mich ja erreichen.» Auch Adolf Schmidli arbeitete, nachdem er das Pensionsalter erreicht hatte, noch ein Jahr weiter in seiner alten Position, da niemand daran gedacht hatte, beizeiten einen Nachfolger aufzubauen.

Konflikten vorbeugenEin differenzierter Blick aufs Altern ver-drängt allmählich Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit und der Leistungs-bereitschaft von Älteren. Mit Instrumen-ten wie Gesundheitsmanagement, Lauf-bahnberatung, Arbeitsplatzgestaltung, Pensenreduktion, Weiterbeschäftigung, Coachingeinsatz oder gezieltem Wissens- transfer können sich Unternehmen Ar-beitskräfte erhalten, auf die sie in naher Zukunft angewiesen sein werden. Und sie können Konflikten vorbeugen.

Als wir den Sitzungsraum im neuen Anbau neben der ausgehöhlten Produkti-onshalle verlassen, ist es still auf dem Gelände. Die Produktionsöfen wurden einst ununterbrochen befeuert und die Maschinen lärmten. Schmidli und Wies-mann verabschieden sich in den Mittag, die Bauarbeiter sind ebenfalls ver-schwunden. Lediglich die Blätter einzel-

ner Bäume rascheln im starken Wind auf der Anhöhe. Mit dem Stolz eines Zeugen, der viele Zeiten miterlebt hat, überragt der längst ausgediente Schornstein das ganze Gelände. Ohne seinen verwitterten gelb-lichen Charme würde der neue rote Back-stein ringsherum allerdings etwas eintö-nig wirken.

Literatur: Heike Bruch, Florian Kunze, Stephan Böhm: Gene-rationen erfolgreich führen. Konzepte und Pra-xiserfahrungen zum Management des demographi-schen Wandels. Gabler, 2009.

«Statt persönlicher Gespräche werden heute viel zu viele E-Mails verschickt.» Adolf Schmidli, Keller Ziegeleien AG

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Wir heissen Menschen willkommen. So lautet das Credo von Cre-

scenda, dem Gründungszentrum für Mi-grantinnen. Es ist in einer der wunder-schönen, herrschaftlichen Villen im Basler Paulusquartier untergebracht. Die Besucher werden an diesem Donnerstag zusätzlich von einem köstlichen Duft nach Süssem empfangen.

«Gehen wir doch in unser ‹Bistrot›», lädt uns Béatrice Speiser, Präsidentin und Gründerin des Zentrums ein. Dabei kom-men wir an frisch aus dem Ofen gekom-menen Dessertspezialitäten vorbei.

Der Slogan «Wo Lebensfreude zu Ge-nuss wird» passt zum «Bistrot», dem ei-nen Bereich des Dreispartenbetriebs. Hier und auch im Rest des Hauses werden Immigrantinnen zu Unternehmerinnen. Vorbilder haben den Räumen ihre Namen gegeben: Helena Rubinstein, Coco Cha-nel, Anita Roddick.

Ausgezeichnetes ZentrumDie Gastronomie ist ein Bereich, in dem Migrantinnen mit Hilfe von Crescenda Firmen gegründet haben. Erfolgreiche Sprachschulen, Reinigungsinstitute, Kin-derbetreuungsstätten oder Nähateliers zeugen von der Wichtigkeit und Richtig-keit der Institution. «Die Bandbreite der Unternehmen reflektiert diejenige der Unternehmerinnen», sagt Speiser. Sie reicht von der Internetboutique über den Coiffeursalon bis zum Kochkurs.

Seit 2004 ist es Crescendas Ziel, dass Migrantinnen ihre Ressourcen bestäti-gen und am hiesigen Arbeitsmarkt an-wenden können. «Kleinstunternehmen sind oftmals der einzige mögliche Weg zu diesem Ziel», erklärt Speiser, «und sicher ein richtiger Weg.»

Nicht umsonst hat Crescenda 2007 den «Schweizer Integrationspreis» erhal-ten. Man habe schon lange erkannt, auch

die UNO, dass bei den Frauen angesetzt werden müsse, sagt Speiser. Sie hat diese Erkenntnis spätestens bei einem Aufent-halt in Indien gewonnen, wo sie sich Pro-jekte der Entwicklungszusammenarbeit angesehen hat. Einige Zeit später sei sie mit einer Kollegin essen gegangen und sie hätten diskutiert, ob diese Erkenntnisse nicht in der Integrationsarbeit in der Schweiz fruchtbar gemacht werden könn-ten. Gesagt, getan – in Basel.

Eine Frau mit Ideen«Rund zwei Jahre dauerte die Umset-zung», erzählt Speiser. 2003 überzeugte sie mit ihrer Idee das Eidgenössische

Gleichstellungsbüro, das zum ersten Geldgeber wurde. «Dafür bin ich ihm heute noch dankbar», so die Präsidentin.

Das Projekt hat im Anschluss eine Ei-gendynamik erhalten, über die Speiser heute noch staunt. «Für mich waren die letzten acht Jahre sehr befriedigend, aber auch sehr herausfordernd.» Um die 50 Prozent ihrer Arbeitszeit investiert sie nach wie vor in Crescenda.

Es braucht Zeit, die Frauen zu finden und zu überzeugen. Dies geschieht via Schlüsselpersonen im Migrationsbereich, Internet, Flyer und Mund-zu-Mund-Pro-paganda. Das Angebot richtet sich an Im-migrantinnen mit legalem Aufenthalts-status, die Deutsch können und reale Geschäftsideen haben. «Sie müssen ge-willt sein, sich weiterzuentwickeln», sagt Speiser, «und sie benötigen Realitätssinn für die hiesigen Verhältnisse.»

Drei StandbeineIn einem ersten Interview lernt Speiser die Frauen, deren Lebenssituation und Motivation näher kennen. Werden die Frauen aufgenommen, absolvieren sie ei-nen Standortbestimmungskurs. Ein zwei-tes Gespräch beleuchtet, ob eine Unter-nehmensgründung das Richtige ist. Sind beide Seiten überzeugt davon, nehmen die Migrantinnen den Gründungskurs in Angriff, der sechs Module beinhaltet. Das Endziel ist ein Businessplan.

Diesen müssen die Frauen in der Öf-fentlichkeit vor rund 200 Gästen präsen-tieren. «Das ist eine riesige Mutprobe. Doch an diesem Ziel wachsen sie. Und es

ist eine sehr gute Gelegenheit, potenzielle Kundschaft zu akquirieren», sagt Speiser.

Danach werden die Unternehmerin-nen aber nicht allein gelassen. Crescenda begleitet sie beim Aufbau – wenn er-wünscht. Die Frauen können in der Villa an der Bundesstrasse 5 auch Büros mie-ten. Viele der Räumlichkeiten sind zu-sätzlich von Privaten oder Unternehmen buchbar, für Sitzungen oder Anlässe. Das ist das dritte Standbein der Institution.

Mit engagiertem TeamBéatrice Speiser kann fast nicht glauben, dass so viel aus einer Idee geworden ist. Bescheiden meint sie: «Es gibt noch viel zu tun.» Zum Beispiel für die Finanzie-rung sorgen. Von den Einnahmen des «Bistrots» und der Vermietung der Räum-lichkeiten kann das Zentrum noch nicht leben. Man ist auf Spenden angewiesen.

Béatrice Speiser, 49, verhilft Migrantinnen zur Selbstständigkeit. Ihr eigener Weg hat sie ins Anwaltsbüro und auf den Richterstuhl geführt, wo sie sich mit verschiedensten menschlichen Schicksalen befasst. Text Andrea Mašek / Foto Pino Covino

Die leidenschaftliche Gründerin

«Mit 16 beschloss ich Anwältin zu werden, für die Jugend, für Arme, überhaupt für schlechter gestellte Menschen.»

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«Das ist eine ewige Zitterpartie», so die Präsidentin.

Doch sie zeigt sich überzeugt und weiss, dass gute Arbeit honoriert wird. «Das spornt uns natürlich an, auf dem ho-hen Level zu bleiben.» Sie verweist nicht nur an diesem Punkt dankbar auf das Team, das «extrem engagiert ist».

Sie selber jedoch auch. Sie arbeitet die anderen 50 Prozent als selbstständige An-wältin, als Richterin am Basler Zivilge-richt und als ausserordentliche Gerichts-präsidentin am Sozialversicherungs- gericht. Zudem sitzt sie im Verwaltungs-rat der Migros und im schweizerischen Unicef-Komitee.

Idealistische Studentin«Recht und Wirtschaft haben mich schon immer interessiert», kommt sie auf ihre Laufbahn zu sprechen. Sie hat diese Fä-cher dann auch studiert, in St. Gallen. Sie

erinnert sich lächelnd, dass sie vor dem Start der Universität gedacht hatte, Recht zu studieren sei langweilig, dafür sei das Wirtschaftsstudium spannend. «Im ers-ten Semester habe ich dann gemerkt, dass es genau umgekehrt ist.» Mit Begeiste-rung hat sie das Jus-Studium absolviert – und diesen Idealismus für das Recht bis heute bewahrt.

Eigentlich fing alles viel früher an: «Mit 16 beschloss ich, Anwältin zu werden, für die Jugend, für Arme, überhaupt für schlechter gestellte Menschen.» Wie man halt in diesem Alter so Ideale habe, erläu-tert Speiser. Ihre soziale Ader war also da-mals schon ausgeprägt.

In die Schweiz immigriertSelber erfuhr sie auch, wie es ist, in die Schweiz zu immigrieren. Mit ihren Schweizer Eltern lebte sie in Brüssel. «Ich wäre aber lieber in einem kleinen Berg-dorf aufgewachsen», merkt sie lachend an. So besuchte Speiser erst eine belgische Schule und später die Europaschule.

«Ich wurde geprägt vom internationa-len Ambiente, im Guten und im Schlech-ten», erklärt sie. Als positiv empfand sie die Horizontöffnung sowie den Kontakt zu vielen Kulturen. Sie sah aber auch die Probleme einer Migrantenstadt. «Man fragt sich dann: Woher komme ich? Wer

bin ich? Man sucht seine Identität.» Die fand sie später in der Schweiz, erst in St.Gallen, dann in Basel.

Sie schätzt die Grenzlage der Stadt, das kulturelle Angebot – Ausstellungen zu besuchen, gehört zu ihren Hobbys –, die humanistische Prägung, die Offenheit und dass sie überall per Velo hin kann. Ei-nen kurzen Moment ärgert sie sich, dass es nun zu regnen beginnt, und sie ihren Regenschutz zu Hause liegen gelassen hat.

Doch sofort heitert sich ihre Miene wieder auf, und sie erzählt, wie sie als junge Frau die Schweiz erlebt hat. «Das Autofahren war ganz anders als in Brüs-sel.» Sie staunte darüber, dass die Läden spätestens um 8 Uhr aufmachten, über-haupt, dass das Leben in der Schweiz so früh am Morgen begann. Dafür hätte man um 20 Uhr die Waschküche geräumt haben müssen, schüttelt sie noch heute

schmunzelnd den Kopf. Diese Korrekt-heit hat sie anfangs belächelt, später dann schätzen gelernt.

Ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema Asylrecht – die Migration scheint wirklich ihr Thema zu sein. Ihre Doktor-arbeit handelte von der grenzüberschrei-tenden regionalen Zusammenarbeit. Mit 26 war Speiser Anwältin. Heute berät sie vor allem Private, aber auch Firmen.

Andere Perspektive«Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hatte Glück und wurde gewählt», be-schreibt sie ihren Weg ans Gericht. Am Zi-vilgericht wälzt sie mehrheitlich Akten. Es geht um Scheidungen oder Erbangele-genheiten. Am Sozialversicherungsge-richt beschäftigt sie sich unter anderem mit IV-Fällen. «Immer aber geht es um Menschen und ihre Schicksale», betont sie. «Als Richterin erhalte ich Einblick in viele verschiedene Welten, aus einer an-deren Perspektive. Das gefällt mir. Und es befruchtet das Anwaltsdasein.» Kommt sie je in Konflikt, weil sie eben gleichzei-tig als Anwältin arbeitet? Selten, sagt sie und fügt an: «Man muss einfach bestmög-lichst die Integrität bewahren.»

Sehr gerne versieht sie ihr Amt als Mi-gros-Verwaltungsrätin. Während mehre-rer Jahre sass sie auch im Verwaltungsrat

der Bank Julius Bär. Sie begleitete das von einem Migranten gegründete Familien-unternehmen auf dem Weg zu einer un-abhängigen Publikumsgesellschaft.

«Mich interessieren wirtschaftliche Zusammenhänge, auch das Unternehme-rische und wie eine Organisation funkti-oniert», begründet sie ihre Engagements. «Die Entscheidungsfindung in der Ge-schäftswelt ist ganz anders als im Gerichtssaal. Das ist spannend.»

Stete WeiterbildungSie legt aber Wert darauf, nur für Unter-nehmen tätig zu sein, die Werte haben, hinter denen sie stehen kann. Deshalb auch ihr Einsitz im Unicef-Komitee.

Arbeit und Privates trennt Béatrice Speiser nicht wirklich. «Die Grenzen sind fliessend. Für mich stimmt es, wenn ich meiner Arbeit mit Leidenschaft nach-gehe.» Für sie ist permanente Weiterbil-dung zudem selbstverständlich: «Heute hat man keine Chance, wenn man sich nicht ständig weiterentwickelt.» In ihrem Fall heisst das: fachspezifische Seminare und Persönlichkeitsausbildung, etwa als soziale Unternehmerin in Fontainebleau)oder in sozialer Innovation und Design, wie bald in Potsdam. Das Weiterbildungs-angebot im Gebiet des Rechts sei riesig, weiss sie, und macht davon Gebrauch.

Suche nach dem WesentlichenTrotzdem findet die 49-Jährige Zeit für sich, nimmt sich Zeit für sich. «Ich mache gerne nichts. Lasse einfach die Seele bau-meln, in der Hängematte.» Sie arbeitet in der Freizeit gerne mit den Händen. Das Töpfern hat es ihr angetan, «weil es mich erdet, weil ich dabei gestalten kann». Oder sie geht spazieren, in der Natur, im Wald, in den Bergen, am Meer. Sie sucht dann jeweils die Stille, die Ruhe.

Momentan lautet ihr Motto: zurück zum Wesentlichen. «Sind wir nicht alle auf der permanenten Suche nach dem Wesentlichen?», fragt sie. Gerade in die-ser spannenden, herausfordernden Zeit sollte man sich entscheiden, was das We-sentliche für einen ist, findet sie. Und überlegt sich, wie es mit Crescenda wei-tergeht, so soll etwa der Gastrobereich ausgebaut werden.

«Die Entscheidungsfindung in der Geschäftswelt ist ganz anders als im Gerichtssaal. Das ist spannend.»

Andrea Mašek ist Context-Redaktorin. [email protected]

Pino Covino ist Fotograf in Basel. [email protected]

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Haben Sie Fragen rund ums Thema Arbeitsplatz? Die Experten des KV Schweiz geben den Mitgliedern Auskunft. > [email protected] oder www.kvschweiz.ch/beratung

Ratgeber

Unsicherheit

Knallrot – was tun?

Wenn immer möglich meide ich Situationen, in denen ich mich öffentlich zu Wort mel-den muss. Das geht im Beruf aber kaum. An unseren inter-nen Sitzungen wird zum Bei-spiel erwartet, dass ich mich einbringe. Meistens bleibe ich still, was aber wenig hilft. So-bald ich etwas gefragt werde, laufe ich knallrot an und mein Herz klopft wie wild. Was ich dann hervorbringe, ist meist nur peinlich. Alles, was ich mir vorher überlegt habe, ist wie weggeblasen und ich stammle irgendetwas vor mich hin. Was kann ich gegen das Rotwerden tun?

Rotwerden ist eine körperli-che Reaktion, die uns scheinbar unvermittelt überfällt. Nach neusten wissenschaftlichen Er-kenntnissen können wir dabei je-doch eine aktive Rolle spielen. Wir werden nicht einfach rot, son-dern rufen das Erröten durch un-sere Gedanken teilweise selbst hervor. Sätze wie «Jetzt sage ich bestimmt wieder das Falsche» oder «Wenn ich rot werde, mer-ken die anderen, dass ich unsi-cher bin» verstärken unsere Angst vor der Beurteilung durch andere.

Eher schüchterne Menschen würden sich vor öffentlichen Auf-tritten lieber zurückziehen und in eine Ecke verkriechen. Zwischen leichten Formen von Schüchtern-heit und starken sozialen Ängs-ten bis hin zu Panikattacken gibt es alle Abstufungen.

Ängste, wie unterschiedlich intensiv sie auch sind, lassen sich nicht einfach bewältigen, in-dem wir ihnen ausweichen. Im Gegenteil: mit dem Ausweichen verstärkt sich der Stress. Auch die intensive Beschäftigung mit dem Rotwerden führt zu einem Kreislauf. Je mehr Sie sich zum Beispiel besorgt beobachten, ob Sie rot anlaufen, desto häufiger werden Sie rot. Ein wichtiger Tipp lautet deshalb: Üben Sie Selbst-akzeptanz. Erlauben Sie andern, Ihr Rotwerden zu sehen. Es ist Ihre Art, ein Teil von Ihnen. Das muss nicht peinlich sein. Andere können Ihre Gedanken und Ge-fühle deswegen nicht ablesen. Die meisten Menschen nehmen das Erröten anderer übrigens gar nicht so stark wahr, wie die Be-treffenden es selbst empfinden. Während Sie vielleicht denken, dass Ihr Gesicht dunkelrot ist, nimmt Ihre Umgebung möglicher-weise nur ein zartes Rosa wahr.

Neben Selbstakzeptanz ist Entspannung wichtig. Hilfreich sind beispielsweise Atemübun-gen oder Autogenes Training. Solche Übungen und Techniken können Ihnen helfen, sich in Stresssituationen schneller zu beruhigen.

Empfehlenswert ist auch ein Perspektivenwechsel. Situatio-nen, die Sie aus Angst vor dem Rotwerden bisher vermieden ha-ben, bieten – andersherum be-trachtet – Gelegenheit für Verän-derungen. Lenken Sie dabei den Blick auf Ihre Stärken und Fähig-keiten. Ihre Beobachtung heisst

dann zum Beispiel nicht «ich bin rot geworden», sondern: «Ich habe heute an der Sitzung den Mut gehabt, mich unaufgefordert zu melden und etwas zu sagen». Erkundigen Sie sich ruhig auch bei andern, wie Sie bzw. Ihre Bei-träge angekommen sind. Dies kann zu einer spannenden Ent-deckungsreise führen. Lassen Sie sich überraschen!

Schwangerschaft

Darf mein Ferien­anspruch gekürzt werden?Ich bin Anfang August des ver-gangenen Jahres Mutter gewor-den. Nach Ablauf des Mutter-schaftsurlaubs habe ich meine berufliche Tätigkeit ab Dezem-ber wieder aufgenommen. Von meinem Ferienanspruch des Jahres 2011, welcher 25 Tage pro Jahr beträgt, hatte ich bereits 2 Wochen bezogen. Ich ging da-von aus, den verbleibenden Anspruch von 3 Wochen könne ich dann 2012 beziehen. Als ich im Februar mit meinem Vorge-setzten die Ferienplanung für dieses Jahr besprochen habe, meinte dieser, durch meine schwangerschaftsbedingten

Absenzen (2½ Monate) und den Mutterschaftsurlaub habe sich der Ferienanspruch we-sentlich verkleinert. Er stützte sich bei seiner Aussage auf Art. 329b des Obligationenrechts. Muss ich tatsächlich eine Kür-zung des Ferienanspruchs hin-nehmen?

Nein, eine Kürzung des Feri-enanspruchs wäre in Ihrem Fall nicht rechtmässig. Die von Ihrem Vorgesetzten zitierte Bestim-mung des Obligationenrechts sieht vor, dass Ferien nicht ge-kürzt werden dürfen, wenn eine Arbeitnehmerin wegen Schwan-gerschaft bis zu zwei Monaten an der Arbeitsleistung verhindert ist oder weil sie (nach der Geburt) die Mutterschaftsentschädigung im Sinne des Erwerbsersatzge-setzes (EOG) bezogen hat.

Die etwas unverständliche Formulierung von Art. 329b Abs. 2 OR besagt, dass einer Arbeit-nehmerin, welche wegen Schwangerschaft weniger als drei Monate gefehlt hat, der jährliche Ferienanspruch nicht gekürzt werden kann. Beträgt die Absenz indessen drei Monate oder mehr, kann der Ferienanspruch durch den Arbeitgeber um 1/12 gekürzt werden. Würde die Absenz vier Monate betragen, könnte eine Kürzung von 2/12 vorgenommen werden, bei 5 Monaten Absenz 3/12 usw.

Hätten Sie im gleichen Kalen-derjahr neben der schwanger-schaftsbedingten Absenz noch eine krankheitsbedingte Arbeits-unfähigkeit von mehr als 2 Wo-chen gehabt, ergäbe sich sich zu-sammen eine Arbeitsunfähig-keitsdauer von mehr als drei Monaten. In diesem Fall könnte der Arbeitgeber den Lohn eben-falls um einen Zwölftel kürzen, denn diese Absenzen wären zu addieren.

Büroalltag

Carla Weber arbeitet als Psychologin beim KV Schweiz. > [email protected]

Recht

Felix Kuster arbeitet beim Rechtsdienst des KV Schweiz. > [email protected]

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Rat

geb

er

Praktikum

Soll ich nach der Lehre ein Prak­tikum machen?

Ich schliesse bald meine KV-Lehre in der Branche Dienst-leistung & Administration ab und habe nun ein einjähriges kaufmännisches Praktikum ausgeschrieben gesehen. So könnte ich Berufserfahrung sammeln und hätte später vielleicht eine Chance auf eine Festanstellung in diesem Be-trieb. Wie viel Lohn müsste ich in einem solchen Praktikum erhalten?

Ein Praktikum ist, wie die Lehre, eine Ausbildungsform. Nach der beruflichen Grundbil-dung ist es nur in bestimmten Fällen sinnvoll, wie bei einem Branchen- oder Berufsfeldwech-sel. Möchtest du beispielsweise in das weite Feld des Journalis-mus einsteigen, kann ein Prakti-kum eine gute Variante sein. Zweckmässig wäre es zum Bei-spiel auch dann, wenn jemand seine KV-Lehre im Holzbau ge-macht hat und nun in die Versi-cherungsbranche wechseln will.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass du möglichst viel über das Prak-tikum in Erfahrung bringst: Was werden die Inhalte des Prakti-kums sein, was kannst du lernen und was wird von dir erwartet?

Jugend

Michael Kraft ist der neue Verantwort-liche für Jugendpolitik und -beratung des KV Schweiz. Er hat Geschichte, Geografie und Politikwissenschaft studiert und während des Studiums als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer NGO wie auch im pädagogischen Bereich gearbeitet. In seiner Tätigkeit berät er junge Menschen rund um die Lehre und den Berufseinstieg und führt jugendpolitische Projekte wie die jährliche Lehrabgänger/innen- Umfrage durch. > [email protected]

Die erste Hürde im Bewerbungs-prozess ist überwunden – Sie wurden zu einem ersten Ge-sprächstermin eingeladen. Freuen Sie sich über diesen Erfolg. Es ist entscheidend, sich im Vorfeld gedanklich vertieft mit allem rund um dieses Gespräch auseinander-zusetzen, um dann den «feinen» Unterschied machen zu können.

Das wichtigste in der Vorbereitung ist die ge-dankliche Vorwegnahme möglichst vieler Elemente der Gesprächsanordnung, um in der ohnehin schon durch Nervosität gepräg-ten Situation die maximale Sicherheit haben und ausstrahlen zu können. Nehmen Sie ei-nen grossen Teil dieser Sicherheit auch aus der Tatsache, dass man Ihnen aufgrund Ihrer Ausbildungs- und Berufsbiografie die Aufga-ben grundsätzlich zutraut; das bestätigt die Einladung.

Auch wenn sich die Fragen des Interviews darum drehen werden, was Sie in der Vergan-genheit beruflich gelernt und geleistet haben und Ihre Antworten dementsprechend retro-spektiv genau auf die Fragen abgestimmt sein müssen, sollen Sie aber dennoch primär darüber Auskunft geben, ob Sie in Zukunft die Aufgaben bewerkstelligen können, um die es geht. Um Ihre Ausführungen entspre-chend ausgestalten zu können, müssen Sie schon vor dem Gespräch ein möglichst ge-naues Bild davon haben, in welchen grösse-ren Zusammenhang die Funktion eingebet-tet ist und wie sich dieser auf die eigentlichen Aufgaben auswirkt.

> Informieren Sie sich im Internet anhand von Organigramm, Geschäftsbericht und Pressemitteilungen, vertieft über das Un-ternehmen und insbesondere über sein (Markt-)Umfeld. Ihr Gegenüber im Ge-spräch erwartet, dass Sie sich mit dem Un-ternehmen auseinandergesetzt haben und dass Sie sehr bewusst genau dort ar-beiten möchten.

> Was sind Ihre Eindrücke, wenn Sie Inserat, Homepage, Einladung zum Gespräch und Ihre bisherigen Berührungspunkte mit dem Unternehmen auf sich wirken lassen? Wie wird da gearbeitet? Wie wird man Ihnen begegnen?

> Was sind inhaltlich, strukturell und kultu-rell die Auswirkungen des Unternehmens

auf die Funktion? Mit welchen Personen werden Sie es wie und wozu zu tun haben?

> Was interessiert Sie an dieser Stelle bei diesem Arbeitgeber? Stellen Sie dann aber nicht diese, sondern die Folgefrage. Beispiel: Im Inserat steht Projektarbeit als Aufgabe. Statt «Was sind das für Projekte?» könnte Ihre Frage lauten: «Ihr Unterneh-men steht im harten Wettkampf eines volatilen Marktes. Wie präsent oder wie hoch ist das Bewusstsein der Beteiligten bei der beschriebenen Projektarbeit, dass sie immer auch auf das Endprodukt aus-gerichtet sein soll?»

> Heute sind aktive, interessierte und reflek-tierende Mitarbeitende gewünscht. Ihre Fragen sollen dies und Ihre Auseinander-setzung im Vorfeld widerspiegeln. Sie dür-fen auch kritisch würdigend hinterfragen – aber keinesfalls zu stark.

> Fragen zu den Anstellungsbedingungen sind meist Thema eines zweiten Ge-sprächs. Geben Sie ihnen von sich aus nicht ein zu grosses Gewicht.

> Recherchieren Sie im Internet, welche Fragen Ihnen gestellt werden könnten. Ihre Motive für die Bewerbung und Ihre Perspektiven werden eine wichtige Rolle spielen, dementsprechend differenziert sollten Sie sie aufzeigen können.

> Halten Sie insbesondere für «heikle» Fragen Ihre (ehrliche) Antwort bereit (zum Beispiel bezüglich wenig Erfahrung, Alter, Schwächen, Lücken im Lebenslauf, familiäre Situation).

> Informieren Sie sich über die branchenüb-lichen Löhne (z.B. Lohnrechner im Netz).

> Kleiden Sie sich für das Gespräch unter-nehmens- und funktionskonform. Rech-nen Sie für den Weg genügend Zeit ein (Verkehr, Verspätungen der ÖV, Baustel-len, Wetter) und seien Sie ungefähr fünf Minuten vor dem vereinbarten Termin beim Empfang.

> Mitnehmen sollten Sie: Inserat, zusätz-liche Unterlagen zum Dossier (Referenz-adressen), Fragenkatalog, Notizmaterial, Handy und Kontaktnummer, Lageplan, Schirm, Kamm, eventuell Make-up.

Peter Rüesch ist Personalleiter des KV Schweiz. [email protected]

Bewerbungsgespräch

Sie haben es geschafft !

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context 5 – 2012

3939Wie und in welchem Umfang wirst du betreut? Sind diese Punkte unklar oder stimmen sie für dich nicht, besteht die Gefahr, dass es über kurz oder lang zu Schwierig-keiten kommt.

Für ein Praktikum nach der Grundbildung empfehlen wir ei-nen Lohn von Fr. 1800.– im 1. bis 3. Monat bzw. von Fr. 2400.– im 4. bis 6. Monat. Länger sollte es nicht dauern, denn danach sind dir die Abläufe bekannt und du brauchst kaum noch Hilfestellun-gen. Denkbar wäre aber, dass du in einer anderen Funktion und re-gulär entlöhnt beispielsweise weitere 6 Monate im Betrieb ar-beitest.

Liegt das Praktikum jedoch sehr nahe an den Inhalten und Tätigkeiten der Lehre, wie das hier der Fall zu sein scheint, ist es wenig sinnvoll. Der Betrieb er-hält eine gut ausgebildete Mitar-beiterin, die er zu einem Prakti-kantinnenlohn anstellt. Das ist alles andere als fair.

Ich kann gut nachvollziehen, dass die Versuchung besteht, erstmal ein Praktikum zu absol-vieren – gerade weil man immer wieder hört, wie wichtig doch Be-rufserfahrung ist. Verkaufe dich aber nicht unter deinem Wert: Du hast bereits drei Jahre Berufser-fahrung gesammelt und dir das notwendige Rüstzeug für den di-rekten Berufseinstieg angeeig-net. Viele Firmen sind sich des-sen bewusst und freuen sich über die frischen Ideen, die junge, festangestellte Berufsleute in ei-nen Betrieb einbringen!

Google dich schlau! (Teil 1)Die wohl bekannteste und effizien-teste Suchmaschine heisst Google. Trotzdem finden viele Benutzer die gesuchten Inhalte aus dem World Wide Web nicht. Anbei die wichtigs-ten Grundregeln im Umgang mit der Wundermaschine Google:Haben Sie keine Angst, sich selber zu helfen und greifen Sie nicht direkt zum Telefonhörer, um den gewünsch-ten Support zu kontaktieren. Oftmals ist man mit einer gezielten Suche im Netz schneller als bei einem, unter Umständen, teuren Anruf bei einem Helpdesk.Stellen Sie keine Fragen. Überlegen Sie sich, wie die Antwort formuliert sein könnte und versuchen Sie es er-neut. Nicht optimal: «Bin ich zu dick?» Optimal: «Übersicht BMI» oder «BMI Rechner».Nicht gleich aufgeben: Formulieren Sie Ihre Suche, bevor Sie sich lange durch die Webseiten kämpfen.Sie suchen lediglich nach der Defini-tion eines Wortes? Geben sie Folgen-des ein: «Definition: Ihr Wort». Google gibt dann automatisch die beste im Web gefundene Definition des Wortes aus inklusive Quellenver-weis.Foren sind dazu da, Probleme oder Themen eines spezifischen Bereichs zu sammeln und mit allen Mitgliedern zu lösen respektive zu diskutieren. Nutzen Sie diese Möglichkeit. Lesen Sie den Problemeintrag des Benut-zers und identifizieren Sie sich damit, wenn diese Person ebenfalls die glei-chen Interessen oder Probleme mit Ihnen teilen sollte. Helfen Sie mit, wenn Sie ein alt bekanntes Problem lösen konnten und geben Sie dies auch preis.Nutzen Sie die benutzerdefinierten Einstellungsmöglichkeiten von Google. Suchen Sie gezielt nur auf Seiten der Schweiz, wenn es sich bei-spielsweise um ein Schweizer Pro-dukt handelt.Es gibt unzählige Tipps um zum ge-suchten Eintrag auf Google zu gelan-gen. Lassen Sie sich nicht aufhalten und versuchen Sie es selbst. Sie sind Ihr persönlicher Spezialist in allen nur erdenklichen Fragen dieser Welt. Rachid Salah, Mediamatiker KV Schweiz

IT-TIPP

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40KV AKtuell

Am 9. Juni findet in Schaffhausen die Delegiertenversammlung des KV Schweiz statt. Martin Burkhardt, Geschäftsleiter des KV Schaffhausen, heisst die Delegierten und KV-Mitglieder herzlich willkommen.

Schaffhausen – ein kleines Paradies

Der Kanton Schaffhausen gehört mit ei-ner Fläche von rund 300 Quadratkilome-tern und einer Bevölkerungszahl von ca. 76 000 zu den kleineren Kantonen. Nichts-destotrotz ist unsere Region eine Reise wert. Die Altstädte von Stein am Rhein und Schaffhausen gehören zu den schöns-ten der Schweiz. Neben den verschiede-nen mittelalterlichen Bauten wie dem Munot in Schaffhausen oder der Burg Ho-henklingen in Stein am Rhein ist Schaff-hausen auch berühmt für seine Weine. Der Kanton Schaffhausen ist das grösste Weinbaugebiet in der ganzen Deutsch-schweiz. Daher auch der Name «Schaff-hauser Blauburgunderland». Aber bei uns gibt es nicht nur einheimischen Blaubur-gunder (Pinot Noir), sondern auch Ries-ling Sylvaner, Chardonnay, Pinot Blanc, Räuschling, Pinot Gris, Kerner und Ge-würztraminer.

Der Kaufmännische Verband Schaff-hausen existiert nun bereits seit 150 Jah-ren. Wenn man das Gründungsprotokoll liest, dann steht man fast ehrfürchtig vor diesem Buch. Gab es damals doch weder Schreibmaschine noch Tipp-Ex und an-dere Hilfsmittel, welche allfällige Schreib-fehler ungeschehen machen konnten. Ei-nes ist sicher: Die Sorgfalt, welche man von 150 Jahren an den Tag legen musste, war um ein Vielfaches grösser als heute. Wie gesagt, heute können wir alles auch im Nachhinein noch korrigieren. Früher war geschrieben eben geschrieben.

Vielfältige tätigkeitenMit knapp 1600 Mitgliedern gehören wir zu den kleineren Sektionen. Allerdings verfügen wir über ein leistungsfähiges Se-kretariat und können dieses auch zu Bü-rozeiten mit mehreren Personen beset-zen. Damit wir, unter anderem, diese Öffnungszeiten auch weiterhin sicherstel-len können, übernehmen wir «Fremdar-

beiten». So führen wir zum Beispiel seit dem Jahre 2002 die Geschäftsstelle der IGKG-SH, welche vor Ort die Branche Dienstleistung & Administration vertritt. So haben wir einerseits Zugang zu den Lehrbetrieben, wie auch zu den Lernen-den. Ebenfalls führen wir seit Januar 2010 (als schweizweit erste) bei uns noch die Kontaktstelle der TCS Sektion Schaffhau-sen. Die so geschaffenen Synergien die-nen sowohl den Mitgliedern des KV wie auch des TCS. Und nicht zu vergessen ist die Schaffhauser Vortragsgemeinschaft (www.vortragsgemeinschaft.ch) seit über 40 Jahren in der Lage, mit grossem Erfolg namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach Schaff-hausen zu holen. Sie sehen, wir sind zwar eine kleine, aber dafür sehr umtriebige Sektion.

Aus diesem Grunde freuen wir uns sehr, Sie an der Delegiertenversammlung des KV Schweiz bei uns in Schaffhausen begrüssen zu dürfen.

Martin Burkhardt, Geschäftsleiter KV Schaffhausen

Gastgeber Martin Burkhardt

Delegiertenversammlung 2012 – Assemblée des délégué(e)s 2012Samstag, 9. Juni 2012, 10 bis 16.00 Uhr, Park Casino, Schaffhausen

> ab 9.15 uhr Kaffee und Gipfeli > 10 uhr Eröffnung der Versammlung durch den Zentralpräsidenten Daniel Jositsch. Begrüssung durch den Vorstand KV Schaffhausen und Christian Amsler, Regierungs-rat und Vorsteher Erziehungsde-partement Schaffhausen

1. Genehmigung der Traktandenliste2. Wahl des Büros der Versammlung3. Feststellen der Delegiertenpräsenz4. Protokoll des Angestellten-kongresses 2011 in Bern5. Ehrung verstorbener Mitglieder

– Willy Wäspi – Heidi Baumann – Kurt Zürcher – Alfred Hubschmid

6. Geschäftsjahr 20116.1. Abnahme des Geschäfts-berichtes 2011 und der Jahres-rechnung 20116.2. Revisionsbericht und Décharge

> Referat Serge Gaillard Leiter Direktion für Arbeit im SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft)

> 12 – 14 uhr Apéro und Mittagessen

7. Wahl eines Mitglieds in den Zent-ralvorstand für die restliche Amts-zeit 2012 bis 2015Antrag Wahl von Rico Roth für den Zentralvorstand8. Antrag des ZentralvorstandesAntrag auf Anpassung der Statuten 9. Anträge der Sektionen: es sind keine Anträge eingegangen10. Geschäftsjahr 201210.1. Budget 201210.2. Finanzplanung 201311. Wahl der Revisionsstelle für 201212. Verabschiedung von Resolutionen13. Verschiedenes

> ende ca. 16 uhr

(Änderungen in der Reihenfolge der Traktanden bleiben vorbehalten)

PROGRAMM/tRAKtANDeN

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An der ersten Hauptversammlung des fusionierten KV Bern wurde Giovanna Battagliero einstimmig zur neuen Präsi-dentin gewählt. Sie ist Nachfolgerin von Klaus Baumgartner, dem ehemaligen Ber-ner Stadtpräsidenten, der nach 26 aktiven Jahren zurücktritt.

Obwohl der kaufmännische Verband KV Bern auf eine 150-jährige Geschichte zurückblicken kann, haben sich die Ver-einsmitglieder und Gäste am Mittwoch, 2. Mai 2012, an der kaufmännischen Be-rufsfachschule «BFB Bildung Formation Biel-Bienne» zur ersten Hauptversamm-lung getroffen. Grund ist, dass die bishe-rigen sieben Sektionen im Kanton Bern und der Kantonalverband im letzten Jahr zu einer einzigen Organisation «KV Bern» fusioniert haben. Der Verband hat damit

gegen 8000 Mitglieder und führt Ge-schäftsstellen in Bern, Biel und Thun.

An der Hauptversammlung wurde die 37-jährige Fürsprecherin und Berner Stadträtin Giovanna Battagliero einstim-mig zur neuen Präsidentin gewählt. Sie will den traditionsreichen Verband in Zu-kunft so positionieren, dass «im Kanton Bern in Sachen Bildungs- und Angestell-tenpolitik nichts mehr ohne den KV Bern geht». Die hervorragenden Grund- und Weiterbildungsangebote der KV-getrage-nen Berufsfachschulen sowie Innovati-onsfreude, Professionalität und Top-Mit-gliederleistungen sind ihrer Meinung nach die Stützpfeiler der neuen Verbands-kultur.

Giovanna Battagliero folgt auf Klaus Baumgartner, den ehemaligen Berner

Giovanna Battagliero folgt auf Klaus Baumgartner.

Stadtpräsidenten, der nach über 26 Jahren das Amt übergibt. Klaus Baumgartner hat den Verband mit viel Engagement und Er-fahrung geleitet und zuletzt die kantonale Fusion geführt und umgesetzt. Neben der neuen Präsidentin sind auch Marie-Line Vuilleumier, Biel/Bienne, und Ruedi Isler, St-Imier, als Vertretende ihrer Regionen in den Vorstand gewählt worden.

Zudem haben die Delegierten auch den Jahresabschluss 2011 sowie die neuen Mitgliederleistungen und den neuen gra-fischen Auftritt zur Kenntnis genommen.

KV Bern

Giovanna Battagliero ist neue Präsidentin des KV Bern

SeKtiONeN

ReGiON BASel-StADtKV BASel

telefon 061 271 54 70Fax 061 272 24 [email protected]

KV infotag 2012

Als kleine Messe konzipiert bietet der KV-Infotag die Möglichkeit sich direkt über die KV-Lehre bei den an-wesenden Branchenvertretern zu in-formieren. Die Handelsschule KV Basel beantwortet Fragen zu den schulischen Anforderungen und Ausbildungsprofilen und die KV Lehrstellenberatung und -vermitt-lung unterstützt die Jugendlichen. Mittwoch, 12. September, 14 bis 18 h, KV Basel, Aeschengraben 15, 6. Stock. Eingeladen sind Jugendliche, Eltern, Klassen und Lehrpersonen. Bitte Klassenbesuche anmelden te-lefonisch oder E-Mail: [email protected]

english Club

All meetings will be held on Tues-days at 8 pm at the KV building. For any suggestions contact Gaby Felix: phone 061 701 30 66 or Felix Schurter: 062 868 74 00 (during the day)

Programme June

>5 – Brain Teasers

>12 – Minigolf

>24 – End of Term Outing

Pensioniertengruppe

Tagesausflug «Kultur und Genuss im Ämmital». Dienstag, 19. Juni. Infos und Anmeldung beim KV Basel.

ReGiON BeRNKV BeRN

telefon 031 390 60 30Fax 031 390 60 [email protected]

Seminare

>«Rundgang durch die Sozialversi-cherungen» mit Mario Gächter, So-zialversicherungsexperte; Montag und Dienstag, 4./5. Juni

>«Selektion mit Lernenden – was ist wichtig» mit Beatrix Flury, Aus-bildnerin/Coach; Mittwoch, 6. Juni

>«Persönlichkeit statt nur Personal» mit Chantal Harder, Personalex-pertin/Ausbildnerin; Donnerstag, 7. Juni

>«Umstieg Office 2007/2010» mit Anita Jucker-Hermann, Erwachse-nenbildnerin; Freitag, 8. Juni

>«Grundkurs 1: KV-Lehren-Grundla-gen» mit Beatrix Flury, Ausbildne-rin/Coach; Dienstag, 12. Juni

>«Alkohol am Arbeitsplatz» mit Ida Stalder, Kommunikationstrainerin und Coach; Mittwoch, 13. Juni

>«Arbeitszeugnisse – Rechtstheorie und Praxis» mit Edi Class, Rechts-anwalt; Donnerstag, 15. Juni

>«Professioneller Auftritt am Tele-fon» mit Beatrice Krauer, Erwach-senenbildnerin; Montag, 18. Juni

>«Datenschutz im Arbeitsverhält-nis» mit Edi Class, Rechtsanwalt; Dienstag, 19. Juni

>«E-Mail-Management: Effizient mit E-Mails arbeiten» mit Iris Seehol-zer, Verkaufsleiterin; Mittwoch, 20. Juni

>«Projektmanagement» mit Jürg Schaad, Organisator/Erwachse-nenbildner; Donnerstag und Frei-tag, 21./22. Juni

ReGiON MittellANDKV AARGAu WeSt

telefon 062 837 65 15Fax 062 837 65 19 [email protected]

Öffnungzeiten

Wegen Umbauarbeiten ist das Se-kretariat von Montag, 9. Juli bis Frei-tag, 17. August geschlossen. Bestel-lungen von Reka-Checks und SBB-Gutscheinen bitte rechtzeitig mitteilen.

Handelsschule KV Aarau erwachsenenbildung www.hkvaarau.ch

Dipl. Mentalcoach

In Zusammenarbeit mit der Firma mind–vision GmbH bietet die Er-wachsenenbildung der Handels-schule KV Aarau die einjährige Aus-bildung zum dipl. Mentalcoach an. Start Basismodul: 8. September; In-formationsanlässe: 14. Juni oder 15. August, jeweils ab 18.30 h

Infos: Marianne Wagner, Telefon 062 837 97 20 oder E-Mail: [email protected]

KV BASellAND

telefon 061 926 70 10 Fax 061 926 70 [email protected]

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42SeKtiONeN

Weiterbildung

>Perspektiven und Einkommen: Mit dem Diplomstudium Wirtschafts-informatiker/in HF an der Höheren Fachschule für Wirtschaft Basel-land öffnen Sie die Türen zum Er-folg von morgen und übermorgen. Wir sagen Ihnen schon heute wie – an unseren Informationsveran-staltungen.

>Key Account und Customer Relati-onship Management: Ob Marktfor-schung oder Marketingkonzept, Verkaufsförderung oder Positio-nierungsstrategien: Bei uns wer-den Marketing und Verkaufs-Fach-leute so weitergebildet, dass sie wissen von was sie reden – und es auch tun.

>Was suchen KMU? Mitarbeitende, die generalistisch denken und praktisch handeln. Bei uns werden Allrounder zu Fachfrauen und Fachmänner KMU.

KV SOlOtHuRN

telefon 032 622 31 21Fax 032 622 31 [email protected]

SFW Forum für Weiterbildung, Solothurn telefon 032 624 90 50 Fax 032 624 90 59 [email protected] www.sfw.ch

Seminare

>«Gelassen und selbstbewusst – im Beruf und privat» mit Joachim Hoffmann; Donnerstag/Freitag, 14. und 29. Juni (2 Tage)

>«Effizienter arbeiten mit MS Excel» mit Claudia Lüscher; Dienstag, 19. Juni

>«Rechnungslegungsstandards» mit Christian Froelicher; Mittwoch, 20. Juni

>«MwSt Update» mit B.Girsberger und B.Sutter; Freitag, 22. Juni

>«Erfolgreich Mitarbeiter führen» mit Willy Knüsel; Samstag/Sonn-tag, 23./24. Juni (Lehrgang)

>«Arbeitsplatzorganisation» mit Da-rya Haller; Montag, 25. Juni (1 Vor-mittag)

ReGiON OStSCHWeizKV OSt

telefon 071 274 36 50Fax 071 274 36 [email protected]

theater Saison 2012/2013

Alle Mitglieder des KV Ost profitie-ren von einem verbilligtem Theater-Abo mit sechs ausgewählten Vor-stellungen.

Fachtagung

«Flexible Arbeitsverhältnisse – Chancen oder prekäre Fallgruben?»: Die Tagung richtet sich an Führungs-kräfte, Personalverantwortliche und KV Mitglieder. Ausgewiesene Exper-ten referieren zum Thema. Donners-tag, 21. Juni, 13.30 bis 17 Uhr in Wil.

Infos zu allen Angeboten via Sekre-tariat oder unter www.kvost.ch

Seminare

>«Lehrzeugnisse erstellen» mit Ste-fan Keller; Freitag, 1. Juni, 8.30 bis 12 h oder Dienstag, 26. Juni, 8.30 bis 12 h

>«Kaufmännische Grundbildung: Grundkurs» mit Stefan Keller; Montag, 4. Juni, 8.30 bis 17 h oder Donnerstag, 26. Juni, 8.30 bis 17 h

>«Kaufmännische Grundbildung: Umschulung auf Neuerungen ab Sommer 2012» mit Stefan Keller; an folgenden Daten: - Dienstag, 5. Juni, 8.30 bis 12 h - Montag, 25. Juni, 8.30 bis 12 h - Freitag, 29. Juni, 8.30 bis 12 h

>«Drehscheibe Office» mit Sibylle Jäger; Dienstag/Mittwoch, 12./13. Juni, 9 bis 17 h

>«Das Arbeitsverhältnis endet – bis Rechtsprobleme beginnen» mit Edi Class; Mittwoch, 13. Juni, 9 bis 12.30 h

>«Die gelassene Art sich durchzu-setzen» mit Jacqueline Steffen Oberholzer; Donnerstag, 14. Juni, 9 bis 17 h

Freizeitclub 60+

Führung im Pfahlbaumuseum Un- teruhldingen – ein UNESCO Weltkul-turerbe – mit Mittagessen. Mitt-woch, 11. Juli, ganzer Tag

CelARiS eine Schule des KV Ost und des SiB Schweizerisches institut für Betriebsökonomie zürich

Start lehrgänge Oktober

>«Fachleute im Finanz- und Rech-nungswesen mit eidg. FA»

>«Dipl. Leiter Finanzen und Dienste NDS HF»

>«HR-Fachfrau/Fachmann mit eidg. Fachausweis»

Weitere Infos: Telefon 071 272 66 00 oder www.celaris.ch

KV-Ost-Mitglieder erhalten Vergünstigungen!

ReGiON zeNtRAlSCHWeizKV luzeRN

telefon 041 210 20 44Fax 041 210 78 [email protected]

tagesseminare in luzern

>«Führung von Lernenden – eine besondere Aufgabe» mit Vera Class-Bachmann; Mittwoch, 13. Juni

>«Lehren und lernen» mit Gilbert Roos; Donnerstag, 14. Juni

>«Protokollführung» mit Daniel L. Ambühl; Freitag, 15. Juni

>«Überzeugend argumentieren und verhandeln» mit Daniel L. Ambühl; Dienstag, 19. Juni

>«Datenschutz am Arbeitsplatz» mit Edi Class; Donnerstag, 28. Juni, 9 bis 12 h

Französisch-Ferienkurse 2012

Kurse, für Sekundarschüler und -schülerinnen im 7. bis 9. Schuljahr mit Niveau A + B, finden von Mon-tag, 9., bis Freitag, 20. Juli statt. In-fos unter www.kvluzern.ch

Seniorenclub

Besichtigung Flugzeugwerke Stans, Dienstag, 19. Juni um 14 Uhr.

ReGiON züRiCH-StADtKV züRiCH

telefon 044 211 33 22Fax 044 221 09 [email protected]

Öffentliche Seminare

Jeweils von 9 bis 17 Uhr, Ausnah-men werden speziell vermerkt. Wei-tere Informationen auf www.kvz.ch

>«Von Kunden, Königen, Krokodi-len» mit Marianne Gerber; Mitt-woch, 6. Juni

>«Nicht auf den Mund gefallen – souverän und fair reagieren» mit Jacqueline Steffen Oberholzer; Donnerstag, 7. Juni

>«Arbeitszeugnisse formulieren – Workshop» mit Claudia Eugster; Montag, 11. Juni

>«Marketing leicht gemacht» mit Barbara Honegger; Montag, 18. Juni

>«Eventmanagement» mit Barbara Honegger; Freitag, 22. und Don-nerstag, 28. Juni

Öffentliche Veranstaltungen

>Veranstaltungsreihe Chancen-gleichstellung – jetzt sprechen die Männer! Chancengleichheit geht über die Vereinbarkeit von Beruf und Privat hinaus, es geschieht aus der Überzeugung, dass die Förderung des individuellen Ent-scheidungsspielraumes im berufli-chen und privaten Lebensentwurf positive Effekte für die Arbeitgeber und die Arbeitnehmenden hat. Mit anerkannten Expert/innen werden geeignete gesellschaftspolitische und arbeitsrechtliche Massnah-men formuliert. Montag, 4. Juni, 20 h, Kaufleutensaal, Pelikan-strasse 18, Zürich.

>Aktuelle Herausforderungen der Fi-nanzmärkte – Referat und Diskus-sion mit Marco Curti, Chief Invest-ment Officer ZKB und Silke Hein, Investment Consultant ZKB. Die Fi-nanzwelt dreht sich immer schnel-ler, Investoren stehen immer wie-der vor neuen Herausforderungen und müssen sich im Dschungel von Informationen zurechtfinden. Was sind die aktuellen Problem-stellungen, welche Herausforde-rungen warten in naher Zukunft auf uns, wie werden diese die Fi-nanzwelt beeinflussen und wie kann man darauf reagieren? Mon-tag, 11. Juni, 18 h, Kaufleuten Fest-saal, Pelikanstrasse 18, Zürich.

Anmeldungen an KV Zürich, Telefon 044 211 33 22 oder [email protected]

wir vom service public

Einblick in die Arbeit der sozialen Einrichtungen – Referat mit Regine Hoffmann von den Kontakt- und An-laufstellen für Drogenabhängige und Barbara Strebel, Kommunikati-onsverantwortliche SEB. Das span-nende Referat gibt einen Einblick in den Geschäftsbereich Sucht und Drogen der Stadt Zürich.

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context 5 – 2012

4343PeRSONeN iM KV

Donnerstag, 14. Juni, 18 h, Kaufleu-ten, Aula, Talacker 34, Zürich. An-meldung an KV Zürich, Telefon 044 211 33 22 oder [email protected]

ladies’ english Club

All meetings will be held on Mon-days at 6.45 p.m. in the Merkurstu-be, First Floor, Talacker 34, Kaufleu-ten Building, 8001 Zürich. Professional Leader: Nancy Scherer-Howe, Phone 044 720 93 09. Assis-tant Leader: Lauren Zafer Phone 076 307 71 96, www.raccourci.ch/ladies Guests are welcome.

Programme June

>11 – The Hottingen Players

>18 – Listening

>25 – Money talk

Men’s english Club

Our club meets on: Tuesdays at 7pm at the Kaufleuten Building, Talacker 34, 8001 Zurich, 1st. Floor. Web page: meckvz.weebly.com. Guests are most welcome.

Veteranen- und Senioren-Vereini-gung

Ausflug zur Gartenanlage Landhaus Ettenbühl/DE am Donnerstag, 28. Juni. Besammlung um 7.30 Uhr, Car-platz Sihlquai. Anmeldung erforder-lich

ReGiON züRiCH-lAND – SCHAFFHAuSeNKV SCHAFFHAuSeN

telefon 052 630 78 78Fax 052 630 78 [email protected]

tagesseminar

«Verkaufen mit Glaubwürdigkeit und Sympathie» mit Jacqueline Stef-fen Oberholzer, Betriebsökonomin; Mittwoch, 13. Juni

iGKG SH

IGKG Interessengemeinschaft kauf-männische Grundbildung «Update für KV-Lehrmeister und Ausbil-dungsbeauftragte»; Kurse siehe: www.igkg-sh.ch

Frauennetz

«Unser Bienen – weit mehr als Honiglieferanten»: Donnerstag, 14. Juni

Was machen Sie für den KV?Ich bin verantwortlich für die Geschäftsstelle des SEC Lausanne und Leiter der Höheren Fach-schule für Wirtschaft. Auf der Geschäftsstelle sind 20 Mitarbeitende tätig, 10 davon arbeiten in drei externen Praxisfirmen, für die der SEC Lausanne verantwortlich ist. Ich bin ausser-dem zuständig für das Bildungszentrum, wo wir Weiterbildungen für die Mitglieder anbie-ten. HR, Finanzen und Marketing sind weitere Schwerpunkte meiner Tätigkeit. Vieles ist auch noch neu für mich. Ich bin erst seit Januar die-ses Jahres – als Nachfolger von Pascal Berset – in dieser Funktion tätig.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit am besten?Dass ich mit vielen kompetenten Menschen in unterschiedlichen Funktionen zu tun habe. Es gibt vielfältige Möglichkeiten zur Vernetzung. Ich sehe mich selber in der Rolle des Koordina-tors. Das finde ich sehr spannend. Eines mei-ner Ziele ist, die Strukturen etwas klarer zu ge-stalten. Das ist meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung, um weiter wachsen zu können. Ich sehe noch einiges Wachstumspo-tenzial, sowohl bei den Studierendenzahlen an der HWF wie auch bei unseren Weiterbildungs-angeboten.

Was haben Sie vorher gemacht?Ursprünglich habe ich eine kaufmännische Lehre bei Swisscom in Lausanne gemacht. Nach weiteren zwei Jahren bei Swisscom wech-selte ich in die Administration des KV-Bil-

dungszentrums. Parallel zur Berufstätigkeit, die ich in einem 50-Prozent-Pensum ausführte, machte ich an der Hochschule für Musik ein Studium als Orchesterdirigent. Zwischen 2007 und 2010 absolvierte ich ein weiteres Studium an der Höheren Fachschule für Wirtschaft. Nach Abschluss war ich einige Monate in ei-nem Start-up tätig. Doch eigentlich suchte ich nach einer Tätigkeit, wo ich die während des HWV-Studiums erworbenen Fähigkeiten an-wenden konnte. Als dann im Oktober letzten Jahres die Anfrage des Präsidenten bezüglich der neu zu besetzenden Stelle des Generalse-kretärs beim SEC Lausanne kam, musste ich nicht lange überlegen.

Was ist Ihnen im Leben sonst noch wichtig?Ich bin Dirigent der «Fanfare de Mont-sur-Rolle», der Blasmusik eines kleinen Dorfes in der Nähe von Lausanne. Musik bedeutet mir sehr viel. Sie ist ein wichtiger Ausgleich zur Ar-beit. Die wöchentliche Probe ist ein Ort, wo sich die unterschiedlichsten Menschen treffen. Allen gemeinsam ist die Freude an der Musik. Wir führen jährlich vier bis fünf Konzerte auf. Wichtig ist mir ebenso, Zeit zu verbringen mit meiner Ehefrau und unserer zweieinhalbjähri-gen Tochter.

Über wen im Verband möchten Sie mehr wissen?Héloïse Bühler, Prüfungsorganisatorin Zertifi-katsprüfung Personalassistent/in

Sie wird im nächsten Context vorgestellt (die Red.).

«Es gibt vielfältige Möglichkeiten zur Vernetzung. Ich sehe mich selber in der Rolle des Koordinators.»

Albin de Miéville, 32, Generalsekretär SEC Lausanne

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44

context 5 – 2012

44SeKtiONeN

Nr. 05 – Mai 2012iSSN 1424-5345

HerausgeberKV SchweizTelefon 044 283 45 45www.kvschweiz.ch

VerlagsleitungIngo Boltshauser,[email protected]

RedaktionTherese Jäggi (tj)[email protected] Mašek (ajm) [email protected] Murbach (mur)[email protected]

RedaktionsadresseKaufmännischer Verband SchweizContextHans-Huber-Strasse 4Postfach 1853, 8027 ZürichTelefon 044 283 45 [email protected]: Andrea Stoop

BildnachweiseS. 5/8: zvg.; S. 8: KEYSTONE/IMAGEBROKER/Heinz Krimmer; S. 9: Rolf Murbach; S. 12: KEYSTONE/Gaetan Bally; S. 28: KEYSTONE/LAIF/Ebert; S. 30: KV Schweiz/Marion Nitsch; S. 40/41/43: zvg.

AdressänderungenKV SchweizMitgliederadministrationTelefon 044 283 45 [email protected] im Mitgliederbereich: www.kvschweiz.ch/login

erscheinungsweiseMonatlich (11 Ausgaben)116. JahrgangAuflage: 45 307 Exemplare(WEMF-beglaubigt 2011)

Abonnemente12 Monate CHF 48.–

AnzeigenCreative Media GmbHZürichstrasse 1358910 Affoltern am Albis ZHTelefon 043 322 60 [email protected]

DruckereiVogt-Schild Druck AG4552 Derendingen

Konzeption, layout, DruckvorstufePartner & Partner AG 8400 Winterthurwww.partner-partner.com

Context bekennt sich zum «Code of Conduct» der Schweizer Presse. Werbung und redaktioneller Teil sind klar getrennt.

Context wurde vom VerbandSCHWEIZER PRESSE für das Jahr 2010 mit dem Gütesiegel«Q-Publikation» ausgezeichnet.

iMPReSSuM

WetziKON-Rüti

telefon 044 930 75 [email protected]

Generalversammlung

Einladung zur GV am Freitag, 15. Ju-ni um 19.15 Uhr im Restaurant IWAZ, Neugrundstrasse 4, 8520 Wetzikon-Medikon. Anschliessend offeriert die Sektion einen kleinen Imbiss. Jahresbericht, Jahresrechnung und Budget liegen an der Versammlung auf. Bitte um Anmeldung, telefo-nisch oder www.kv-wr.ch.

KV WiNteRtHuR

telefon 052 269 09 09Fax 052 269 09 [email protected]

Neue Öffnungszeiten

Ab 1. Juni 2012: Montag bis Freitag 8 bis 11.45 Uhr und 13.30 bis 17.15 Uhr.

Seminare

>«Persönliche Kommunikation – klar und situationsgerecht» mit Daniel L. Ambühl; Dienstag, 5. Juni

>«Professionell telefonieren – Ba-sisseminar» mit Jürg Sutter; Mitt-woch, 6. Juni

>«Führung von Lernenden – eine besondere Aufgabe, Teil 1» mit Vera Class-Bachmann; Dienstag, 12. Juni

>«Führung von Lernenden – eine besondere Aufgabe, Teil 2» mit Vera Class-Bachmann; Montag, 18. Juni

>«Sicher im Umgang mit der deut-schen Sprache» mit Yvonne Bett-schen; Mittwoch, 20. Juni

>«KV Ausbildung heute – Brush up» mit Vera Class-Bachmann; Mon-tag, 25. Juni

>«Erfolgreicher kommunizieren für Führungskräfte« mit Werner Gurtner; Mittwoch, 27. Juni

Berufsbildner

Nächster Kurs für Berufsbildner in Winterthur: Montag, 22. August. De-tails finden Sie auf www.kv-winter-thur.ch/Bildung

KV BilDuNGSGRuPPe SCHWeiz AGtelefon 079 388 53 [email protected]: KV Bildungsgruppe Schweiz

Standorte

Aarau, Baden, Basel, Bern, Luzern, Winterthur, Zürich. Über 100 ver-schiedene Lehrgänge auf der Infor-mations- und Buchungsplattform www.kvbildung.ch

Alle infoveranstaltungen

Auf www.kvbildung.ch oder entspre-chende Schulwebsite.

Aktuelle Angebote

>Aarau: Siehe Einträge bei «Region Mittelland, KV Aargau West».

>Baden: Infoveranstaltung «Höhere Fachschule für Marketing HFMK»: Samstag, 23. Juni um 13 Uhr. Ebenfalls im Angebot ist die HFMK an unseren Standorten Aarau und Basel (Startdaten im Oktober).

>Basel: Infoabend «NDS HF in Fi-nanzmanagement und Rechnungs-legung» am Montag, 11. Juni. Durchführung in Kooperation mit den Standorten Aarau und Luzern. Lehrgangsbeginn am Freitag, 26. Oktober.

>Bern: Infoabend für alle Lehrgänge im Bereich Finanzen, Controlling und Treuhand am Montag, 4. Juni um 18 Uhr.

>luzern: Neues modulares Lehr-gangsmodell «Eidg. dipl. Marke-tingleiter/in». Zusatz für Eidg. dipl. Verkaufsleiter nur sechs Monate; Hauptkurs 13 Monate. Infoabend am Dienstag, 26. Juni um 18 Uhr.

>Winterthur: Erfolgslehrgang «Ver-kaufsfachleute mit eidg. Fachaus-weis» neu auch in Winterthur (Ver-tiefungsrichtungen Innendienst und Aussendienst). Jetzt MarKom absolvieren für Start im April 2013.

>zürich: Grundlegende kaufmänni-sche und wirtschaftliche Kompe-tenzen mit dem Handelsdiplom edupool.ch. Neu in ein, zwei oder drei Semestern. Infoabend am Montag, 11. Juni.

SiB SCHWeizeRiSCHeS iNStitut FüR BetRieBS-ÖKONOMietelefon 043 322 26 66Fax 043 322 26 [email protected]

Öffentliche Seminare

jeweils von 9 bis 16.45 Uhr

>«Konfliktmanagement» mit Joa-chim Hoffmann; Dienstag/Mitt-woch, 12./13. Juni

>«Teamleitung und Teamentwick-lung» mit Jacques Ditesheim; Mittwoch/Donnerstag, 13./14. Juni

>«Knigge und Berufsalltag» mit Praline E. Maria Kubli Adunka; Donnerstag, 14. Juni

>«Konzepte gekonnt entwickeln und umsetzen» mit Pascal O. Stocker; Mittwoch, 20. Juni

>«Arbeitstechnik und Zeitmanage-ment» mit Enrico Lombardi; Mitt-woch/Donnerstag, 20./21. Juni

>«Sich selber besser verkaufen» mit Ellen M. Schaad; Donnerstag, 21. Juni

>«Kommunizieren und Gewinnen» mit Joachim Hoffmann; Dienstag/Mittwoch, 26./27. Juni

>«Stressmanagement» mit Peter Bösiger; Dienstag/Mittwoch, 26./27. Juni

infoveranstaltungen

Beginn jeweils um 18 h

>«Dipl. Business Engineer NDS HF»; Mittwoch, 6. Juni

>«Cert. Innovation Manager SIB»; Mittwoch, 6. Juni

>«Cert. Online Marketing Expert bsw/SIB»; Mittwoch, 13. Juni

>«Dipl. Betriebswirtschafter/in HF»; Montag, 18. Juni

>«Dipl. Controller/in NDS HF»; Dienstag, 19. Juni

>«Dipl. Leiter/in Finanzen & Dienste NDS HF»; Mittwoch, 20. Juni

>«Dipl. Marketingmanager/in HF»; Mittwoch, 20. Juni

>«Dipl. Personalleiter/in NDS HF»; Mittwoch, 20. Juni

>«Dipl. Business Engineer NDS HF»; Mittwoch, 4. Juli

KV-Mitglieder erhalten eine ermässigung!

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context 5 – 2012

45rätsel

BergRegionDorf

FlussSee

PassTalMUSEUM

Das Haus ist ein altes und ein neues. Ein bekannter Architekt hat es umgebaut und erweitert. Wenn man auf der Terrasse steht, hat man einen wunderbaren Blick auf eine Stadt und einen grossen See. Vor Jahren sah man, dem Hafen vorgelagert, eine grosse Skulptur aus Holz im Wasser, eine Art Weltkugel, die man begehen konnte. Sie stand nur auf Zeit.

Wie gesagt, der Blick ist grandios. Das war auch der Mensch, der hier gelebt hatte, grandios in seinen Ideen und Fan-tasien, mit denen er auch aneckte. Immer wieder erschütterte oder schockierte er das Land, zumindest das sogenannte Es-tablishment. Einmal verglich er die Schweiz mit einem Gefängnis. Das be-hagte vielen nicht. Allerdings ist das lange her.

Wenn man durch das Haus geht, so bleibt man wohl als Erstes vor dem grossen Gemälde stehen, das einen älte-ren, dicken Mann zeigt, fast ein wenig aufgedunsen, auf jeden Fall einen Lebe-mann, einen, der gerne trinkt und schlemmt. Dann kommt man an Vitrinen vorbei mit alten vergilbten Zeitungsarti-keln, Schulheften mit schön geschriebe-

schicken, faxen oder mailen sie das lösungswort bis spätestens 13.06.2012 an:Redaktion ContextPostfach 1853, 8027 ZürichFax 044 283 45 [email protected]

Gewinner/innen des letzten Georätsels:Elisabeth Frei, RufiRita Benz, RichterswilUrs Flückiger, Muttenz

lösungswort Nr. 4: Hirzel

Abgrund hoch über dem SeeVielleicht wissen Sie noch nicht, wohin Ihr nächster Ausflug führen soll. Wir hätten da einen interessanten Tipp. Wohin es geht, müssen Sie allerdings selber herausfinden. Wenn Sie uns die Lösung schicken, nehmen Sie an der Verlosung von 3-mal Reka-Checks im Wert von je CHF 70.– teil.

nen Aufsätzen, Manuskripten, die in alter Schreibmaschinenschrift getippt sind, und anderen Erinnerungsstücken. Beim Lesen taucht man in eine frühere Welt ein, ins abgeschiedene Emmental des 20. Jahrhunderts, aber auch in die Mytholo-gie der alten Griechen. Oder man findet sich auf den Bühnen des deutschsprachi-gen Theaters während der 60er- und 70er-Jahre. Immer wieder ist von Stoffen die Rede.

In rund einer halben Stunde ist man vom Bahnhof der Stadt zu besagtem Haus gewandert. Eigentlich ein Spaziergang, immer ansteigend, vorbei an Häusern, vorbei an einem botanischen Garten. Der Anblick des Anwesens und der grossen Terrasse erinnert ein wenig an eine mo-derne Festung, und die Gemälde, die der untere Teil des Gebäudekomplexes behei-matet, sind auch Darstellungen von Schlachten. Es geht blutig zu und her und manch dargestelltes Szenario ist düster. Das Weltbild, das dieser Künstler vermit-telt, ist apokalyptisch.

Davon zeugen auch die Ausführun-gen des Schriftstellers und Malers in ei-nem Dokumentarfilm, der im Haus ge-

zeigt wird. Seine zweite Frau, die ihn um viele Jahre überlebte, vor nicht allzu lan-ger Zeit nun auch gestorben, hat ihn ge-dreht. In diesem Film äussert sich der Mann über seine Herkunft, über Kunst, Theater, Mythologie, Religion, Sprache und menschliche Abgründe. Er tut dies in einem ausgeprägt helvetischen Hoch-deutsch und immer mit abgeklärtem Lä-cheln – dem Humor, der ihm so eigen war. Er fürchtet sich nicht vor dem, was er denkt und schildert. mur

Wie heisst das Museum, das diesem Künstler gewidmet ist?

3-mal reka-Checks im Wert von je CHF 70.– zu gewinnen!

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Ru

f La

nz

Nach einem schweren Unfall ist es für die Betroffenen nicht leicht, in ihr gewohntes Leben zurückzufinden. SuvaCare unterstützt sie auf diesem Weg mit umfassender Betreuung in Form von Beratung, Versicherungsleistungen, Unfallmedizin und Rehabili-tation. Doch auch Sie selber können helfen: Indem Sie Anteil am Schicksal Verunfallter nehmen und ihnen zur Seite stehen. Für weitere Informationen: www.suva.ch/ncm

Gute Arbeitskollegen sind für Verunfallte da. Genau wie wir.

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