Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias...

15

Transcript of Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias...

Page 1: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen
Page 2: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2

Page 3: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Michael Losse

DasBurgenbuch

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 3

Page 4: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitungdurch elektronische Systeme.

© 2013 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadtmit freundlicher Genehmigung der Regionalia Verlag GmbH, RheinbachTypographie und Satz: paquémedia, www.paque.deUmschlagmotiv: Wilhelm Dilich, Aufriss des Schlosses Marxburg (2° Ms. Hass. 679, 43) © Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt KasselUmschlaggestaltung: Peter Lohse, HeppenheimDie Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem PapierPrinted in Germany

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.deISBN 978-3-534-25381-4

Die Buchhandelsausgabe erscheint beim Konrad Theiss Verlag, StuttgartUmschlaggestaltung: Stefan Schmid Design, Stuttgart, unter Verwendung folgender Abbildungen:(v. l.) Schema der Turmburg Klingenmünster (RP); Schema einer künstlich aufgeschütteten Motte mit Wassergraben;Kirchenburg Braller/Siebengürgen (RO); Burg in CeskáLípa (CZ); die Hauptburg der Kasselburg in Pelm (RP) imSpätmittelalter (Rekonstruktionsversuch); Wachturm in Glyfada/Insel Rhódos (GR), 15. JahrhundertISBN 978-3-8062-2710-9www.theiss.de

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF): 978-3-534-73114-5 (für Mitglieder der WBG)eBook (epub): 978-3-534-73115-2 (für Mitglieder der WBG)eBook (PDF): 978-3-8062-2827-4 (Buchhandel)eBook (epub): 978-3-8062-2828-1 (Buchhandel)

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 4

Page 5: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

5

EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

MITTELALTERLICHER BURGENBAU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1 Das Klischee von der „Ritterburg“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2 Burgen im Frühmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Großburgen von der fränkischen bis zur ottonischen Zeit (8. –11. Jahrhundert) 16Die Anfänge und die Ausprägung der Adelsburg (9./10. –11. Jahrhundert): Turmburgen undMotten 20

3 Burgen im Hochmittelalter (11. –13. Jahrhundert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

4 Burgen im Spätmittelalter (13. –15. Jahrhundert) und der frühen Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . 25Die „letzte Blüte“ der mittelalterlichen Burgen 27 Das „Burgensterben“ 32 Festungen und Feste Schlösser 34

5 Weitere Formen mittelalterlicher Befestigungen/Wehrbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Freisitze 40 Orts- und Stadtbefestigungen 41 Kirchenburgen, Wehrkirchen und Wehrkirch-höfe 43 Klosterburgen und -befestigungen 46 Wachttürme, Warten, Landwehren 47

FORMEN UND TYPEN MITTELALTERLICHER BURGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

1 Topographische Typen: Zur Standortwahl von Burgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49Höhenburgen 49 Niederungsburgen 54

2 Die Motte als topographischer und architektonischer Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

3 Architektonische Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Turmburgen, Turmhäuser und freistehende Wohntürme 58 Hausrandburgen 62 Kastellburgen 62 Frontturmburgen 63 Schildmauerburgen 65 Stadtburgen 66 Burg-Tal-Siedlungen 67

4 Funktionale Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68Pfalzen 68 Residenzen 69 Reichsburgen 70 Dynastenburgen 70 Landesburgen 71Bischofsburgen 72 Ordensburgen 72 Amtsburgen 74 Ganerbenburgen 74 Zollburgen 75 Garnisonsburgen 76 Sperrburgen 78 Gegenburgen, Trutzburgen,Belagerungsburgen 78 Burgställe 79

BAUELEMENTE MITTELALTERLICHER BURGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

1 Bauten und Anlagen zum Schutz und zur Verteidigung – Wehrelemente zwischen Funktionalität und Symbolhaftigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Inhalt

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 5

Page 6: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Schutzanlagen außerhalb der Ringmauer (Gebück, Wall und Graben, Palisaden) 80 Schutz- und Wahrmauern (Ringmauern, Schildmauern, Zwingermauern) 83 Torbauten(Torzwinger, Barbakane, Fallgitter, Zug- und Klappbrücken) 87 Flankierende Elemente,Außenwerke und Vorwerke 91 Zinnen 100 Schießscharten 102 Wehr-/Wurferker („Pechnasen“) und Maschikuli 103

2 Bergfried . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

3 Wohnbau, Palas, Saalbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

4 Sakralbauten (Burgkapellen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

5 Innengestaltungen und Ausstattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109Decke, Gewölbe, Fußböden 109 Treppen 110 Aborte 111 Innenräume – Funktionen und Ausstattungen 113

5 Vorburgen, Wirtschaftshöfe, Gärten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

6 Wasserversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

ALLTAGSLEBEN AUF MITTELALTERLICHEN BURGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119

Exkurs: Von „Raubrittern“ und Fehden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

KAMPF UM BURGEN: ANGRIFF, BELAGERUNG UND VERTEIDIGUNG . . . . . . . . 125

BURGEN-ROMANTIK UND -REZEPTION IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT . . 132

1 Die preußische Burgen-Romantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

2 Bürgerliche Burgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136

3 Burgen-Rezeption nach dem Ende der Monarchie (ab 1918) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

4 Burgen in unserer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

Literaturauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

Kontakte zur Bauforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

Zum Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

6

Inhalt

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 6

Page 7: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 7

Page 8: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

A ÖsterreichBE BerlinBY BayernBR BrandenburgBW Baden-Württembergca. circaCH SchweizCYP ZypernCZ Tschechische RepublikD (Bundesrepublik) Deutschlandebd. ebendaehem. ehemalige / ehemaligen / ehemaligesetc. et ceteraF Frankreichfranz. französischGR Griechenlandha HektarHB BremenHE HessenHH Hamburginkl. inklusiveJh. Jahrhundert(s)kg Kilogrammkm Kilometerlat. lateinischm MeterM Malta

MV Mecklenburg-Vorpommernn. Chr. nach ChristusNL NiederlandeNRW Nordrhein-WestfalenNS NiedersachsenOG ObergeschossPL PolenRO RumänienRP Rheinland-PfalzS Sachsens. sieheSA Sachsen-AnhaltSH SchaffhausenSL SaarlandSLH Schleswig-Holsteins. o. siehe obenSRB Serbiens. u. siehe untenSYR SyrienT TirolTG ThurgauTH ThüringenTR Türkeiu. ä. und ähnlichv. Chr. vor Christusvgl. vergleiche

8

Abkürzungsverzeichnis

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 8

Page 9: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

9

Jede/r meint heute zu wissen, was eine Burg ist beziehungsweise war. Doch ist das vom TV undanderen Medien verbreitete und auf zahllosen „Mittelaltermärkten“ gepflegte Bild von „der mittel-alterlichen Burg“ meist alles andere als realistisch. Vieltürmige Burgen mit Zugbrücken, Verliesenund tiefen Brunnen, mächtig, trutzig und oft umkämpft, verteidigt von einer großen Zahl „edlerRitter und Recken“ – das sind Klischees, die sich hartnäckig halten. Erst in den letzten Jahrzehn-ten konnte von der Burgenforschung ein realistischeres Bild der hoch- und spätmittelalterlichenAdelsburgen – diese unterschieden sich funktional und strukturell deutlich von frühmittelalterli-chen Großburgen – gewonnen werden. Mit dem hier vorgelegten Buch, das an interessierte Laiengerichtet ist, wird, basierend auf neuesten Erkenntnissen der wissenschaftlichen Burgenforschung,aber allgemeinverständlich, ein realistisches Bild der Entwicklung mittelalterlicher Burgen von denAnfängen bis zur Burgen-Romantik des 19./frühen 20. Jh. vermittelt.

Der professionellen Burgenforschung steht heute ein breit gefächertes Instrumentarium effizienter Erforschungs- und Dokumentationsmethoden zur Verfügung:– Durch archivalische Forschungen gewinnt die urkundliche Überlieferung für die Burg-Bau-

und Besitzgeschichte an Bedeutung. Für spätmittelalterliche Burgen und frühneuzeitliche Schlös-ser können zudem, sofern vorhanden, Baurechnungen und Planmaterial herangezogen werden.

– Mittels der Bauforschung ist es möglich, einzelne Bauphasen einer Burg zu identifizieren,die zeitliche Abfolge einzelner Bauten und Gebäudeteile zu bestimmen. Anhand von Bau -fugen, Mörtelzusammensetzungen, Steinmaterial und -formaten, der Spuren von Steinbearbei-tungs- und -hebewerkzeugen an Steinen, von Bauplastik und Schießschartenformen lassensich Datierungen vornehmen.

– Mit Hilfe der Dendrochronologie, der Erstellung eines (Baum-)Jahrringkataloges, läßt sichdas Fälldatum von Hölzern (vor allem Eiche, Nadelhölzer) und somit ihre Verwendung beimBau ermitteln – man griff in der Regel auf frisch gefälltes Holz zurück.

– Die 1981 in Deutschland an der Universität Bamberg wissenschaftlich etablierte Mittelalter-Archäologie bietet Möglichkeiten, durch Auswertung des Fundmaterials (zum Beispiel Ge-schirr, Gebrauchsgegenstände, Spielzeug, Waffen) Erkenntnisse über den Alltag auf Burgen zugewinnen.

– Archäobotanik und Archäozoologie ergänzen die Mittelalter-Archäologie. Sie liefern In-formationen zur Fauna und Flora vergangener Epochen (zum Beispiel Burggarten als Küchen-garten), zur Tierhaltung und Ernährung.

Einleitung

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 9

Page 10: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Erst die umfassende Dokumentation einer Burg, beginnend mit einem genauen Aufmaß und ei-ner detaillierten Beschreibung, unter Einbeziehung der hier aufgelisteten Forschungsmethodenbietet letztlich die optimale Grundlage zu ihrer Erhaltung. Beratung zum adäquaten Umgangmit mittelalterlichen Burgen bietet die Deutsche Burgenvereinigung (DBV), eine der ältestennicht-staatlichen Organisationen in Europa, die sich der Erhaltung des kulturellen Erbes wid-met. Gegründet wurde sie 1899 in Berlin als „Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen“, umder zunehmenden Zerstörung von Burgen und historischen Wehr- und Wohnbauten, aber auchfalschen Restaurierungen Einhalt zu gebieten. Voraussetzung für beides war und ist die Burgen-forschung. Von Anfang an fanden sich in der DBV Burgenforscher und Restauratoren, Burg-und Schlossbesitzer und vor allem interessierte Laien zusammen. Oberstes Ziel der DBV istnach wie vor die Erhaltung der historischen Wehr- und Wohnbauten als Zeugnisse der Ge-schichte und Kultur, als Denkmäler der Bau- und Kunstgeschichte und als prägende Elementeunserer Kulturlandschaft (Informationen: www.deutsche-burgen.org).

Neben der DBV sind die Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlös-sern e. V., 1992 auf der Wartburg in Eisenach als internationale Forschungsgesellschaft gegrün-det (www.wartburggesellschaft.de), und der Marburger Arbeitskreis für europäische Burgen-forschung e. V. (MAB) als wichtige in der Burgenforschung tätige Vereinigungen genannt,ebenso wie die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde e. V. Aachen (GIB)(http://burgenkunde.de).

Wie vom Verlag gewünscht, wurden zur Illustration dieses Buches historische Abbildungen ve-wendet, da spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Druckgraphiken sowie Zeichnungen ausder Burgenliteratur des 19. Jh. vielfach die in den Texten geschilderten Sachverhalte besser do-kumentieren: Nahezu alle mittelalterlichen Burgen unterlagen über die Jahrhunderte ihres Be-stehens wiederholt baulichen Veränderungen; dazu gehören Umbauten, Erweiterungen, Repara-turen nach Sturm-, Blitz-, Brand-, Erdbeben- oder Kriegsschäden, Anpassungen an neue Kampf-und Verteidigungstechniken, Umgestaltungen aufgrund veränderter Ansprüche an den Wohn-komfort, bauliche Reduzierungen und Teilabbrüche in der Neuzeit, in der keine Wehrgängeoder andere Verteidigungsanlagen mehr benötigt wurden, und schließlich schleichender odergezielter Abbruch zur Gewinnung von Baumaterial im 19./frühen 20. Jh.

Auch in unserer Zeit kommt es, insbesondere durch zweckfremde Umnutzungen, aber auchdurch Baumaßnahmen, häufig zu Verlusten historischer Bausubstanz an Burgen oder gar zumVerschwinden ganzer Objekte, etwa durch Steinbruchbetrieb. Zur Erhaltung der verbliebenenBurgen können alle Burgenbesucher/-innen beitragen, indem sie darauf verzichten, auf Mauern

10

Einleitung

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 10

Page 11: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

11

Einleitung

und Wällen herumzuklettern, Lagerfeuer innerhalb alter Gemäuer oder gar direkt an Mauernanzuzünden etc. Große Schäden haben innerhalb der letzten Jahre zunehmend Raubgräber an-gerichtet, die auf ihrer illegalen und strafbaren Suche nach „Schätzen“ und Metallgegenständenarchäologische Befunde in Burgruinen zerstören! Zögern Sie bitte nicht, solche Zerstörer unse-res kulturellen Erbes anzuzeigen beziehungsweise die Polizei zu verständigen, wenn sie solcheMenschen auf frischer Tat ertappen. Und schließlich hat auch die Nutzung von Mountainbikeszu starken Schäden an vielen Burgruinen geführt. Helfen Sie, liebe Leser und Leserinnen, bittemit, diese besonderen Baudenkmäler zu schützen!

Ich danke all jenen, die zum Entstehen des hier vorgelegten Buches beigetragen haben, darun-ter mehreren Kollegen/-innen aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Burgenvereini-gung und dem Marburger Arbeitskreis für europäische Burgenforschung sowie aus dem Nellen-burger Kreis, allen voran jedoch meiner Lebensgefährtin Ilga Koch sowie dem Verleger BrunoHof für die sehr angenehme und ergiebige Zusammenarbeit! Des Weiteren danke ich Elmar Alt-wasser M.A., Prof. Horst Wolfgang Böhme, Dipl.-Ing. Elmar Brohl, Prof. Tomáš Durdík, Dr. Her-mann Fabini, Uwe Frank, Martina Holdorf M.A., Jürgen Keddigkeit M.A., Dipl.-Ing. Rudolf Knap-pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta).

Dr. Michael Losse

Andelfingen (CH), Burg (Kupferstich-Ausschnitt aus: Merian, Topographia Helvetiae …, 1642).

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 11

Page 12: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 12

Page 13: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

13

1 Das Klischee von der „Ritterburg“

Im 18./19. Jh. kam der im Volks-mund und in der populärwissen-schaftlichen Literatur heute nochgenutzte Begriff „Ritterburg“ auf,der dem verklärten Mittelalter-bild der Romantik entstammtund von Wissenschaftlern inzwi-schen abgelehnt wird. Die heuti-ge interdisziplinäre Burgenfor-schung versteht unter einer Burgin (Mittel-) Europa einen mehroder weniger wehrhaften und re-präsentativen Adelswohnsitz desZeitraumes 11. –15. Jh.; entspre-chend hat sich die BezeichnungAdelsburg durchgesetzt. Zudemgab es Sonderformen – zum Bei-spiel Zoll-, Kreuzfahrer-, Trutz-und Belagerungsburgen –, wobeiletztere eher „Militärbauten“ wa-ren als die Adelsburgen. Aucheinige ur- und frühgeschichtlicheBefestigungen werden Burgen

Schulbild einer „Ritterburg im XIII.Jahrhundert” (aus: Ad. Lehmann's kulturhistorische Bilder, Nr. 2. Leipzig1880).

Mittelalterlicher Burgenbau

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 13

Page 14: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

genannt. So gab es in der keltischen, zurälteren Eisenzeit zählenden Hunsrück-Ei-fel-Kultur (7./6. – 4. Jh. v. Chr.) im Gebietzwischen Kölner Bucht, Luxemburg undRheinhessen eine bemerkenswerte Bur-genbauphase. Und gegen Ende der römi-schen Herrschaft (4. Jh.) entstanden imheutigen Deutschland vielerorts Höhenbe-festigungen, etwa in der Eifel. PrimäresThema dieses Buches sind jedoch mittel-alterliche Burgen, besonders Adelsburgenetwa des 11. –15. Jh. im Reichsgebiet desHeiligen Römischen Reiches (DeutscherNation), wobei der Blick wegen der viel-fältigen Einflusslinien immer wieder überdessen Grenzen hinausgeht.

Der Adel war Hauptträger des Burgen-baues: Zu Beginn des Mittelalters gehör-ten zum Stand der freien Grundbesitzeraußer dem König, Herzögen, Hausmeiern,Grafen und Bischöfen auch freie Bauern;daneben gab es Hörige und Unfreie. Imfränkischen Reich existierten Gaue, inner-halb dieser bestanden Grafschaften – vonGrafen als königlichen „Beamten“ geleite-te Verwaltungseinheiten. Die Grafen hat-ten zivile (Verwaltung, Justiz, Friedenswah-rung) und militärische Aufgaben (Heeres-aufgebot). Als „Beamte“ wurden sie vomKönig in ihr Amt eingesetzt; anders als imHochmittelalter konnte diese Stellung bisins 10. Jh. nicht vererbt werden. Doch alsdas fränkisch-karolingische Königtum an

14

Mittelalterlicher Burgenbau

Burg Fleckenstein/Elsaß (F). Kupferstich von Merian (aus:Topographia Alsatiae, 1643/44).

Burg Wildenstein/Donau (BW). Kupferstich von Merian(aus: Topographia Sueviae, 1643). Beide Abbildungenzeigen die Burgen in Proportionen und Höhen völligübersteigert und belegen, dass es bereits vor dem 19. Jh.Klischee-Darstellungen von Burgen gab.

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 14

Page 15: Burgenbuch Wbg Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 2 · pe, Dr. Heiko Laß, Rudolf Martin, Dr. Mathias Piana, Ralf Schrage, Dr. Stephen C. Spiteri (Malta). Dr. Michael Losse Andelfingen

15

1 Das Klischee von der „Ritterburg“

Macht verlor, gelang es einigen hochadeligen Geschlechtern, das Grafenamt über mehrere Ge-nerationen für ihre Familie zu wahren.

Bis zum 11. Jh. entwickelte sich aus dem Adel/den Edelfreien der Reichsadel, den der Königzu bestimmten Diensten heranzog. Mit der sukzessiven Inanspruchnahme von Hoheitsrechtenund ihrer Weitergabe innerhalb einer Familie entstand eine kleine Gruppe von Dynastenfamili-en, deren Angehörige in mittelalterlichen Urkunden princeps (Fürst) genannt wurden und diean der Spitze des Adels standen. Ab etwa 1180 existierte ein Reichsfürstenstand, seitdem konn-ten Grafen und andere Adelige nur noch vom König zu Fürsten erhoben werden. Um 1250gab es 38 Fürsten im Reich. Kaiser Friedrich II. erließ die Fürstengesetze (1220, 1231), die ei-nen Verzicht des Königtums auf einige wichtige Hoheitsrechte (Geleit-, Münz-, Zollregal) zu-gunsten der kirchlichen und weltlichen Reichsfürsten brachten. Auch das Befestigungsrecht mitdem Burgen- und Städtebau ging de jure vom König auf die Fürsten über.

Wichtige Träger ritterlich-höfischer Kultur in Deutschland waren Ministeriale – meist demStand der Unfreien entstammend –, die im Verwaltungs-, Kriegs- oder Hofdienst bei höherran-gigen Herren standen und die, teils erst in folgenden Generationen, in den Adel aufstiegen.Nachdem in Urkunden ursprünglich zwischen Edelfreien (nobiles) und Ministerialen (ministe-riales) unterschieden wurde, findet sich ab dem 13. Jh. zunehmend der Begriff miles (Ritter,Krieger) für beide. Die Grenzen verschwammen auch dadurch, dass häufiger Edelfreie in dieMinisterialität eines Grafen oder Reichsfürsten eintraten, da ihnen der Dienst für einen Dynas-ten oder (Erz-)Bischof größere soziale Sicherheit brachte.

Mittelalterliche Burgen im heutigen deutschen Sprachgebiet waren meist Wohnsitze vonAdelsfamilien, deren Herrschaftsbasis Grundbesitz/–herrschaft sowie Lehen bildeten. Burgenwaren für sie Zentren ihrer Politik und Verwaltung, setzten Zeichen in der Landschaft, „besetz-ten“ diese optisch und zeigten, wer das Land beherrscht. Landesausbau und herrschaftlicheDurchdringung einer Region waren wesentlich mit dem Besitz von Burgen verbunden, die wich-tige Mittel der Territorialpolitik sowie Wirtschaftszentren sein konnten. Jene Adelsburgen des12. –14. Jh. mit markanten Türmen, die mit dem Begriff „Ritterburg“ assoziiert wurden, markie-ren den Höhepunkt, fast schon das Ende der Architekturform Burg.

In den letzten Jahrzehnten gelang es der Burgenforschung, durch archäologische Ausgra-bungen und Bauforschung ältere Vorgängerbauten solcher Burgen zu erkennen und damit dieEntwicklungsgeschichte der mittelalterlichen Adelsburg und ihre Anfänge im 10./11. Jh. diffe-renzierter darzustellen. Vorausgegangen war eine Abkehr von der beinahe alleinigen Betrach-tung militärischer Aspekte und der äußeren Gestaltung der Burgen und eine neue Interpretati-

Burgenbuch Wbg_Inhalt 22.02.2013 14:30 Seite 15