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Businessplan
März 2018
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Erstes ProduktTalidox steht kurz vor dem Eintritt in die klinische Studie Phase I in fünf Schweizer Spitälern.
Das aufgebaute Wissen im Rahmen der Entwicklungsarbeiten von Talidox kann InnoMedica für die
Arzneimittelentwicklung in weiteren Anwendungsgebieten nutzen.
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Executive Summary
InnoMedica ist ein Schweizer Startup-Unternehmen im Bereich der Nanomedizin, welches eine Technolo-gie-Plattform zur Optimierung der Verteilung von Wirk-stoffen im Körper entwickelt hat. Talidox, eine erste An-wendung des innovativen liposomalen Transportsystems in der Onkologie, soll eine deutlich wirksamere Therapie von Krebserkrankungen ermöglichen, bei gleichzeitiger Reduktion der Nebenwirkungen für die Patienten. Weiter erschliesst sich InnoMedica mit dem neuen Pipeline-Pro-dukt Talineuren den Anwendungsbereich der Neurologie. Forschungsresultate zeigen, dass die patentierte Nano-technologie für die Behandlung neurodegenerativer Er-krankungen entscheidende Vorteile liefern kann.
Medikamente sind in der Regel einzelne Wirkstoffe, wel-che in möglichst reiner Form produziert werden. Um die-se als Pille oder intravenös mit einer Spritze oder Infusion verabreichen zu können, werden sie allenfalls mit neutra-lem Trägermaterial verbunden oder für die intravenöse Abgabe mit blutkompatibler Flüssigkeit vermischt.
Innovative Pharmaunternehmen haben das Potential komplexer Medikamente erkannt, bei denen der Wirkstoff mit einem therapeutisch funktionalen Träger verbunden wird. Allerdings sind diese Träger in vielen Fällen zu gross und entsprechen in ihrer Bauweise nicht dem natürlichen Funktionsmodell des Körpers. Dadurch werden sie häufig als Fremdkörper erkannt und durch die Immunabwehr oder den Ausscheidungsprozess eliminiert.
Liposomen bieten hier als alternatives Trägermodell eine Lösung. Ihre Bauweise ist den natürlichen Transportve-hikeln, den körpereigenen Vesikeln, nachempfunden. Diese Vesikel können Botenstoffe im Blut und Gewebe transportieren. InnoMedica ist es nach einer längeren Entwicklungsphase gelungen, derartige biokompatible Liposomen industriell herzustellen. Da die liposomale Konstruktion die Vesikel des Körpers imitiert, können die Liposomen unerkannt im Blut zirkulieren. InnoMedicas Nanocontainer können als Transportsystem genutzt wer-den und Wirkstoffe zu ihrem Zielort im Körper bringen, wo sie ihre therapeutische Wirkung entfalten.
Die Wirkung des liposomalen Transportsystems kann durch Oberflächenmodifikationen und Lipidzusammen-setzungen, aber auch durch Variation der Partikelgrösse noch weiter optimiert werden. Diese Anpassungen im li-posomalen Design sollen möglichst gut auf die je nach Anwendung unterschiedlichen Signale des Körpers an-sprechen, beispielsweise auf Entzündungen, stärker durchlässige Blutgefässe oder Mangelerscheinungen in den Nervenbahnen.
Mit der Entwicklung von Talidox ist es InnoMedica gelun-gen, ein Liposom als Carrier für den chemotherapeuti-schen Wirkstoff Doxorubicin einzusetzen und so bei ge-ringeren Nebenwirkungen eine stärkere Hemmung des Tumorwachstums zu erreichen. Die positiven toxikologi-schen Resultate haben die Erwartungen aus der vorange-henden Präklinik bestätigt und zeigen, dass Talidox eine hohe Biokompatibilität aufweist. Damit ist der Weg frei für die Durchführung der klinischen Studien Phase I und IIa.
Im Rahmen der präklinischen Versuche wurden verschie-dene Prototypen untersucht, welche sich in ihrem liposo-malen Design unterschieden. Dabei ist InnoMedica auch auf eine Variante gestossen, welche die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ermöglicht. So kann beispielsweise bei neurodegenerativen Erkrankungen ein regenerativer Wirkstoff ins Gehirn gebracht werden. Bei InnoMedicas zweitem Pipeline-Produkt Talineuren soll mit GM1 ein bio-logischer Baustein ins Gehirn transportiert werden, des-sen positive Wirkung bei Parkinson bereits bekannt ist. Die beiden Produkte Talidox und Talineuren belegen die breite Einsetzbarkeit des liposomalen Transportsystems und demonstrieren das grosse kommerzielle Potential der entwickelten Nanotechnologie.
Da bei beiden Produkten Wirkstoffe verwendet werden, die bereits in der Klinik im Einsatz sind, ist das Translati-onsrisiko im Vergleich zur herkömmlichen Arzneimittel-entwicklung neuer Wirkstoffe als geringer einzuschätzen. Aus diesem Grund hat InnoMedica der GMP-Produktion und dem Scale-up von Talidox besonderes Gewicht gege-ben. Um als Unternehmen unabhängig zu bleiben, sind Lieferengpässe bei guten Studienresultaten und steigen-der Nachfrage zu vermeiden. Wie die Bewilligung und Durchführung der Studien braucht auch der Aufbau der industriellen Ressourcen Zeit. InnoMedica hat deshalb beschlossen, beide Aufgaben parallel voranzubringen und Prototypen vorzugsweise erst nach dem Scale-up in die Klinik zu bringen. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und ebnet InnoMedica nun den Weg für den Ausbau der Kapazitäten und eine zunehmende Automatisierung der Herstellungsprozesse. Die klinischen Studien für Talidox und Talineuren, der Ausbau der GMP-Produktion sowie die massvolle Erweiterung des Personalbestandes ver-langen eine weitere Erhöhung des Eigenkapitals. Die bisher erzielten Fortschritte sind durch eine gute Zusam-menarbeit zwischen Investoren und einem Team moti-vierter und unternehmerisch denkender Mitarbeitender möglich geworden. Dieses Erfolgsmodell gilt es zu erhal-ten, sowohl während der Phase der klinischen Studien als auch für die anschliessende Markteinführung von Inno-Medicas Medikamenten.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Inhalt
Pharmaceuticals Efficiently Targeted 6
InnoMedica 7
Liposomale Technologie-Plattform 8
Pipeline 12
Talidox – liposomales Doxorubicin 12
Talineuren – liposomales GM1 12
Liposomales Docetaxel (TLTX-1) 12
Liposomales Kontrastmittel als Tumormarker (TLNIR-1) 14
Liposomale Arteriosklerose-Therapie (TLFR-1) 15
Liposomale Bakterienbekämpfung (TLTS-1) 15
Markt und Konkurrenz 18
Liposomen im Marktumfeld der Nanomedizin 18
Anwendung Onkologie: Talidox 21
Anwendung Neurologie: Talineuren 22
Vermarktung 23
Schutzrechte 26
Produktion 28
Team 34
Finanzen 42
Finanzplanung 42
Finanzierung 48
Risikomanagement 57
Ausblick 65
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Zu den häufigsten Todesursachen zählen heute
Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankun-
gen des zentralen Nervensystems. Die Forschung hat
in den vergangenen zwei Jahrzehnten in diesen Be-
reichen enorme Fortschritte gemacht und zahlreiche
potente Wirkstoffe entwickelt. Dennoch sind diese
Krankheiten immer noch für die meisten Todesfälle
verantwortlich. Dies liegt häufig darin begründet,
dass mit den heutigen Anwendungen der Wirkstoff
im Körper den Krankheitsort nicht erreicht. So ist
beispielsweise bekannt, dass bei Chemotherapien oft
weniger als ein Prozent des Wirkstoffs zum Tumor
gelangt. Bei Erkrankungen des zentralen Nervensys-
tems verhindert die Blut-Hirn-Schranke ein Erreichen
der Nervenzellen oft sogar komplett. Das Problem
beim Entwickeln erfolgreicher Therapieansätze ist
also nicht ein Mangel an potenten Wirkstoffen, son-
dern vielmehr deren biologische Verteilung inner-
halb des Körpers.
Dieser Problemstellung haben sich die drei Biochemi-
ker James Rothman, Randy Schekman und Thomas
Südhof angenommen und gemeinsam die moleku-
laren Prinzipien aufgedeckt, nach welchen Stoffe in
Zellen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelie-
fert werden. Mit hoher Präzision entschlüsselten sie
dabei das System, über welches Zellen bestimmte
Moleküle in biologische Nanopartikel (Vesikel) ver-
packen und zu einem bestimmten Ort im Körper schi-
cken. Die bahnbrechenden Erkenntnisse wurden 2013
mit dem Nobelpreis für Medizin gewürdigt.
InnoMedica ist es gelungen, die Erkenntnisse die-
ses biologischen Transportsystems für medizinische
Zwecke nutzbar zu machen. Mit der patentierten
Technologie-Plattform hat InnoMedica eine Lösung
für eine der grossen Herausforderungen in der heu-
tigen Medizin gefunden. Nicht die Entwicklung neu-
er kostspieliger Wirkstoffe wird angestrebt, sondern
potente, bewährte Wirkstoffe sollen gezielt an den
Erkrankungsort transportiert werden und dort ihre
volle Wirkung entfalten. Für erprobte Pharmazeutika
wird so eine verbesserte Wirksamkeit bei gleichzeiti-
ger Reduktion der Nebenwirkungen erreicht.
Der Hauptnutzen dieser verbesserten Formulierung
der Wirkstoffe kommt in erster Linie dem Patienten
zugute, da dieser von einer schonenderen, gleichzei-
tig aber auch effizienteren Therapie profitiert. Darü-
ber hinaus kann InnoMedicas Ansatz jedoch auch auf
die Kostenexplosion im Gesundheitssystem positive
Auswirkungen haben, da bewährte und kostengünsti-
ge Wirkstoffe durch InnoMedicas Technologie wieder
vermehrt angewendet und effektiver eingesetzt wer-
den können.
InnoMedica hat es sich zum Ziel gemacht, langfris-
tig unabhängig zu bleiben und die vielversprechende
Technologie für verschiedene Anwendungen wei-
terzuentwickeln und nutzbar zu machen, um so das
Potential der Technologie-Plattform in Zusammen-
arbeit mit einer Vielzahl an Pharmaunternehmen
bestmöglich auszuschöpfen. Ein Verkauf des Unter-
nehmens wird nicht angestrebt. Vielmehr will Inno-
Medica ein eigenständiges, von einem breiten Aktio-
nariat getragenes und auf dem internationalen Markt
erfolgreiches Pharmaunternehmen sein.
Pharmaceuticals Efficiently Targeted
Ziele von InnoMedica
Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Talidox, einer neuartigen Krebstherapie, welche• effizient wirkt• Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert• bei einer breiten Therapieanwendung zu sozialverträgli-
chen Kosten weltweit vermarktet werden kann
Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Talineu-ren, einer neuartigen Therapie neurodegenerativer Er-krankungen, die• den Zellabbau im Gehirn eindämmt• die Zellen vor weiterem Abbau schützt• oral eingenommen werden kann
Aufbau einer Medikamenten-Pipeline für weitere medizi-nische Anwendungen – basierend auf InnoMedicas liposo-malem Transportsystem.
Eigenständige GMP-Produktion zur Herstellung liposoma-ler Formulierungen der Nanotechnologie.
Beibehaltung der Unabhängigkeit des Unternehmens mit
einem Aktionariat, welches in einer breiten Öffentlichkeit
verankert ist und von einem stabilen Kernaktionariat ge-
tragen wird.
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InnoMedica
InnoMedica hat heute Standorte in Bern und Zürich
(Management, Administration), Marly (Produktion),
Zug (Hauptsitz) und Ibaraki, Japan (Yamazaki-DDS
Co., Ltd.). Ursprünglich wurde InnoMedica Holding
AG im Jahr 2000 als Finanzgesellschaft mit Haupt-
sitz in Zug gegründet. Anfänglich hat das Unter-
nehmen hauptsächlich Investitionen im Bereich der
Biochemie und Medizin getätigt. Nach dem massi-
ven Einbruch im Aktienmarkt infolge der Ereignisse
vom 11. September 2001 wurde das Unternehmen
in einem Turnaround-Projekt von Dr. Herbert Früh
und Dr. Peter Halbherr vorerst stabilisiert und dann
schrittweise auf Investitionen in Startup-Unterneh-
men neu ausgerichtet. Erste Investitionen im Be-
reich der liposomalen Transportsysteme erfolgten
im Jahr 2010 durch die Übernahme entsprechender
Patente von Dr. Denis Bron. Im Jahr 2012 entstand
auf Initiative des Projektleiters Pascal Halbherr mit
Unterstützung von Dr. Stéfan Halbherr und Andrea
Zurkirchen der Kontakt zu Dr. Noboru Yamazaki, der
durch die Integration der Yamazaki-DDS Co., Ltd. im
Frühjahr 2013 seine bedeutenden Patente im Be-
reich des liposomalen Glykan-Targetings bei Inno-
Medica einbrachte.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Um die Biodistribution – also die biologische Vertei-
lung von Molekülen im Körper – medizinisch nutzbar
zu machen, muss die Funktionsweise der natürlichen,
körpereigenen Logistik verstanden werden. Dieser
Aufgabe haben sich weltweit zahlreiche Forscher
gewidmet. Die drei bekanntesten, James Rothman,
Randy Schekman und Thomas Südhof, haben für ihre
Entdeckungen im Bereich der biologischen Trans-
portsysteme im Jahr 2013 den Nobelpreis erhalten.
Hauptbestandteile des körpereigenen Transport-
systems sind kleine, aus Fettmembranen bestehen-
de Kügelchen, sogenannte Vesikel, welche je nach
Funktion und Auftreten Exosomen, Endosomen oder
Lysosomen heissen. Mit diesen nanometergrossen
Vesikeln transportiert der Körper Hormone, Proteine
oder Erbgut vom Zellinnern über die Blutbahnen zum
Zielorgan und zu den spezifischen Zielzellen.
In Anlehnung an die wissenschaftlichen Erkenntnis-
se zum körpereigenen biologischen Transportsystem
hat InnoMedica eine proprietäre Technologie-Platt-
form entwickelt, welche die gezielte Verteilung von
Medikamenten im Körper ermöglicht. Dabei werden
die Vesikel von InnoMedica aus ursprünglich natürli-
chen Bausteinen (Lipiden) zu sogenannten Liposomen
verarbeitet. Die Liposomen von InnoMedica sind den
natürlichen Vesikeln in Grösse und Struktur nachemp-
funden. Die Ladung ist jedoch nicht ein körpereigener
Stoff, sondern ein therapeutischer Wirkstoff. Sobald die
Liposomen im Körper sind, bahnen sie sich ihren Weg
zum erkrankten Gewebe und liefern den Wirkstoff dort
ab. Dadurch kann eine Krankheit gezielt therapiert und
gleichzeitig das Nebenwirkungsprofil des Medikaments
verbessert werden. Tabelle 1 vergleicht InnoMedicas
liposomales Transportsystem mit der körpereigenen
Funktionsweise und dem Lieferdienst der Post.
Die synthetische Herstellung solcher biologisch funkti-
onaler Liposomen ist typischerweise mit drei grossen
technischen Herausforderungen verbunden. Mit der
Entwicklung eines eigenen, innovativen Verfahrens ist
es InnoMedica gelungen, diese Hürden zu überwinden:
Stabilität
Die Liposomen müssen in eine chemisch und biologisch
stabile Form gebracht werden. Das von InnoMedica ei-
gens entwickelte Herstellverfahren beruht darauf, dass
die Liposomen nicht wie bisher mittels Extrusion unter
Druck geformt werden. Dadurch befinden sich die Li-
posomen von InnoMedica in einem natürlichen Gleich-
gewicht und sind auch ohne Beimischung zusätzlicher
Stabilisatoren über einen langen Zeitraum stabil.
Liposomale Technologie-Plattform
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Ladung
Die Liposomen müssen mit therapeutisch relevanten
Mengen des gewünschten Wirkstoffs beladen werden
können. Insbesondere bei teuren medizinischen Wirk-
stoffen stellt sich zudem die Frage nach der Effizienz
des Ladevorgangs, wobei es den Ausschuss zu mini-
mieren gilt. Sobald der Wirkstoff im Liposomeninne-
ren ist, muss sichergestellt werden, dass er das Lipo-
som nicht wieder verlässt. Je nach chemischem Profil
des Wirkstoffs hat InnoMedica unterschiedliche Ver-
fahren zur Beladung der Liposomen entwickelt.
Reproduzierbarkeit
Die bei der Produktion von Arzneimitteln erforderli-
che gute Herstellungspraxis verlangt, dass das End-
produkt unterschiedlicher Produktionsläufe stets
identisch ist. Es sind folglich von einem Produktions-
lauf zum nächsten nur geringe, genau definierte
Abweichungen tolerierbar. Das Einhalten dieser To-
leranzbereiche in der Produktion ist nur mit einem
stabilen, gut charakterisierten Herstellungsverfahren
erreichbar. Mit bisherigen industriellen Produktions-
verfahren war es für Pharmaunternehmen schwierig,
diese Konstanz bei der Herstellung von Liposomen zu
erreichen, was in der Vergangenheit sogar zu Liefer-
stopps von liposomalen Medikamenten führte. Das
von InnoMedica entwickelte Herstellverfahren erfüllt
die Anforderungen der guten Herstellungspraxis auf-
grund seiner Einfachheit und Robustheit.
Die Flexibilität des Herstellverfahrens erlaubt es In-
noMedica, die Liposomen so zu bauen, dass sie unter-
schiedliche Organe oder Zellen im Körper ansteuern
können. Die kritischen Faktoren zur Steuerung dieser
Biodistribution sind vielfältig:
Zusammensetzung der Hülle: Das Mischverhältnis
der Lipidbestandteile in der Liposomenhülle hat ei-
nen grossen Einfluss auf die Biodistribution. Bereits
geringe Veränderungen der entsprechenden Verhält-
nisse können zu deutlich veränderten Verteilungspro-
filen führen.
Grösse und Grössenverteilung der Liposomen: Die
durchschnittliche Grösse sowie die Grössenvertei-
lung der Liposomen beeinflusst die Biodistribution
und die Penetration im Gewebe. Es gibt beispielswei-
se Organe wie das Gehirn, welche nur für sehr kleine
Liposomen zugänglich sind.
Form der Liposomen: Auch die Form spielt bei der
Aufnahme eine wichtige Rolle. Kugelförmige Liposo-
men verhalten sich im Körper anders als elliptische
oder röhrenartig geformte Liposomen.
Vergleich von InnoMedicas liposomalem Ansatz mit dem körpereigenen Transportsystem und dem Lieferdienst der Paket-/Briefpost (Tabelle 1)
Ansatz Transportierter Inhalt
Verpackung
PostDokumenteGüter
BriefumschlägePakete
MenschHormoneProteineErbgut
ExosomenEndosomenLysosomen
InnoMedica Medikamente Liposomen
ExosomenAufnahme der mit Adrenalin belade-nen Vesikel, welche in einer Nebennie-renzelle auf den Abtransport warten. Dr. Camille Peitsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin von InnoMedica, hat die Vesikel während ihrer Dissertation mittels Kryo-Elektronenmikroskop aufgenommen.
LiposomenAufnahme der mittels InnoMedicas innovativem Herstellverfahren produzierten Liposomen, bevor sie mit Medikamenten beladen werden. Die Aufnahme wurde von Dr. Camille Peitsch am Kryo-Elektronenmikroskop der Universität Bern aufgenommen.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Beschaffenheit der Liposomenoberfläche: Die Li-
posomenoberfläche ist auf dem Weg der Liposomen
durch den Körper zum Zielgewebe von besonderer
Bedeutung. Beispielsweise müssen Liposomen mittels
Tarnmolekülen auf der Oberfläche vor dem Immun-
system verborgen werden, damit sie unentdeckt zum
Ziel kommen. Für die Navigation im Körper verwen-
det InnoMedica bei gewissen Anwendungen auf dem
Liposom angebrachte Zuckermoleküle, welche beim
Aufspüren bestimmter Gewebetypen oder Zielzellen
eine wichtige Rolle spielen. Dabei werden die natür-
lichen Liganden-Rezeptoren-Interaktionen für das
Targeting genutzt.
Abhängig von der Beschaffenheit der Liposomen er-
geben sich demzufolge grosse Unterschiede in der
Biodistribution. Abbildung 1 veranschaulicht, wie mit
Kontrastmittel befüllte Liposomen sich unterschied-
lich im Körper verteilen.
Die Fähigkeit der Liposomen von InnoMedica, Wirk-
stoffe im Körper zum Ziel zu bringen, eröffnet
ein grosses medizinisches Potential. Die Techno-
logie-Plattform kann ihren Nutzen am besten bei
Krankheiten entfalten, welche trotz Behandlung
mehrheitlich einen schweren Verlauf haben sowie bei
schweren Krankheiten ohne weitere Behandlungs-
möglichkeiten. Für die Auswahl des Einsatzgebietes
eines liposomalen Medikaments sind ausserdem fol-
gende zwei Faktoren entscheidend:
Transportfunktion: Die liposomale Transportfunkti-
on ist medizinisch besonders wertvoll, wenn der Wirk-
stoff in seiner bisherigen Verabreichungsform nur zu
sehr geringen Teilen oder gar nicht am Ziel ankommt
und die Menge des Wirkstoffs im Zielgewebe mittels
Liposomen deutlich erhöht werden kann. Dadurch
kann sich die Wirksamkeit einer Therapie massgeb-
lich verbessern.
Schutzfunktion: Wenn ein Wirkstoff in seiner bisheri-
gen Verabreichungsform starke Nebenwirkungen ver-
ursacht und gesundes Gewebe beschädigt, kann eine
liposomale Formulierung die Therapie für den Patien-
ten schonender machen. Dank der liposomalen Ver-
packung wird gesundes Gewebe vor dem Wirkstoff ge-
schützt und die Nebenwirkungen können gemindert
oder gänzlich verhindert werden.
Aus diesen Überlegungen heraus hat InnoMedica die
Onkologie als wichtigstes und erstes Einsatzgebiet
der liposomalen Nanotechnologie gewählt. Ein zwei-
tes Anwendungsgebiet hat InnoMedica im Laufe des
Jahres 2017 in der Neurologie erschlossen. Die bei-
den Broschüren „Talidox – Liposomales Doxorubicin
zur gezielten Behandlung von Krebs“ und „Talineuren
– Liposomales GM1 zur Behandlung von Parkinson“
geben dem interessierten Leser detailliert Auskunft
über die präklinischen Daten und die geplanten klini-
schen Studien der beiden Präparate.
Abbildung 1: Mittels eXplore Optix aufgenommene Bilder von le-benden Mäusen, welchen unterschiedliche Varianten von InnoMe-dicas Liposomen verabreicht wurden. Die Bilder zeigen, wie sich die Liposomen im Körper je nach Zusammensetzung, Grösse und Oberflächenmodifikation verteilen.
Hohe Konzentration
Tiefe Konzentration
Lunge
Leber
Niere
Liposom 1
Liposom 2 Liposom 3
Lunge
Leber
Niere
Lunge
Leber
Niere
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Technologie-PlattformInnoMedica entwickelt keine neuen Wirkstoffe, sondern verbessert bereits bekannte
Wirkstoffe in ihrer Biodistribution. So kann nicht nur von einem tieferen Translationsrisiko aus-
gegangen werden, sondern auch von vereinfachten Bedingungen im Zulassungsprozess.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Pipeline
InnoMedica hat basierend auf der liposomalen Tech-
nologie-Plattform eine breit diversifizierte Pipeline
aufgebaut. Allen Pipeline-Produkten ist gemeinsam,
dass keine neuen Moleküle zum Einsatz kommen, son-
dern Substanzen mit bekanntem Wirkungsprofil. Die-
ses Vorgehen ist aus medizinischer Sicht sowie aus
unternehmerischen Risiko- und Ertragsüberlegun-
gen interessant. Der Therapieeffekt dieser Substan-
zen wird durch die Verbindung mit dem liposomalen
Nanocontainer und der biologischen Feinabstimmung
wesentlich verbessert. Mit diesem Ansatz können Me-
dikamente erzeugt werden, die hohe Erfolgschancen
in der Translation mit sich bringen und einen grossen
therapeutischen Nutzen erwarten lassen.
Talidox – liposomales Doxorubicin
Das Krebsmedikament Talidox ist InnoMedicas erste
Anwendung der liposomalen Technologie-Plattform.
Der Grossteil von InnoMedicas Ressourcen ist in den
letzten Jahren in die Entwicklung dieser onkologi-
schen Anwendung geflossen, welche den Wirkstoff
Doxorubicin therapeutisch optimieren soll.
InnoMedicas Talidox-Liposomen sind erheblich klei-
ner als die meisten heute verwendeten Nanocarrier
und gleichmässig rund. Deshalb sind sie stabiler und
werden vom Tumorgewebe besser aufgenommen.
Dies führt dazu, dass weniger Doxorubicin unkontrol-
liert und frühzeitig freigesetzt wird. Die vorteilhafte
Biodistribution erreicht eine stärkere Wirkung bei we-
niger Nebenwirkungen.
Das aufgebaute Wissen im Rahmen der Entwick-
lungsarbeiten von Talidox kann InnoMedica nun für
die Arzneimittelentwicklung in weiteren Anwen-
dungsgebieten nutzen. Talidox steht kurz vor dem
Eintritt in die klinische Studie Phase I in fünf Schwei-
zer Spitälern und soll in der Schweiz bis zur Marktrei-
fe gebracht werden.
In der Broschüre „Talidox – Liposomales Doxorubicin
zur gezielten Behandlung von Krebs“ liefert InnoMe-
dica detaillierte Angaben zur Funktionsweise dieser
Anwendung und deren Vorteile. Zudem werden der
Entwicklungsstand des Produkts und die weitere Ent-
wicklungsstrategie erläutert.
Talineuren – liposomales GM1
Während der Entwicklung von Talidox wurde das Ver-
halten zahlreicher, unterschiedlich aufgebauter Lipo-
somen im Körper untersucht. Kleinste Anpassungen
am Nanocarrier können grosse Veränderungen der
biologischen Verteilung der Liposomen im Körper
bewirken. In einem Experiment zur Entwicklung von
Talidox wurde eine liposomale Formulierung getes-
tet, welche den Wirkstoff erstaunlicherweise in die
Rückenmark- und Hirnregion statt zum Tumor trans-
portierte. Ausgehend von dieser Entdeckung wurde
der neue Nanocarrier-Prototyp nicht mehr mit einer
zellteilungshemmenden Chemotherapie, sondern mit
einer nervenzellenaufbauenden, vitalisierenden Sub-
stanz beladen.
Dieses neuartige Talineuren-Liposom schützt Neu-
ronen und stimuliert sie auf positive Weise. Die Wir-
kungsweise der enthaltenen Substanz GM1 ist breit
und vieles spricht dafür, dass das Medikament gegen
neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson, Alz-
heimer und Huntington eingesetzt werden kann. Ta-
lineuren kann getrunken werden, verteilt sich über
den Blutkreislauf und reichert sich im Nervengewebe
an. Die Nerven nehmen Talineuren auf und stärken
damit ihre Zellmembran, was weitere positive Effekte
nach sich zieht.
InnoMedica baut nun ein Team aus Ärzten und Wissen-
schaftlern auf, welches Talineuren in die Klinik bringen
soll. Ebenfalls werden Kooperationen mit grösseren
Pharmafirmen für dieses Projekt evaluiert. Bei diesen
Verhandlungen hat InnoMedica eine gute Ausgangs-
position, da zu dieser Anwendung Ende Dezember
2017 ein Patent angemeldet wurde. Ergänzend ist
InnoMedicas Anwendung durch das firmeneigene
Know-how bezüglich der komplexen Herstellungspro-
zesse des Produkts geschützt. Auch für das zweite Pipe-
line-Produkt hat InnoMedica ausführliche Informatio-
nen in der Broschüre „Talineuren – Liposomales GM1
zur Behandlung von Parkinson“ zusammengestellt.
Liposomales Docetaxel (TLTX-1)
Das bei Talidox verwendete Doxorubicin unterbindet
die Zellteilung durch Eindringen in die Erbsubstanz,
welche sich in der Folge im Zellteilungsprozess nicht
mehr verdoppeln kann. Alle Chemotherapien, welchen
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diese Funktionsweise zugrunde liegt, fallen in die Klas-
se der Anthrazykline. Eine zweite Substanzklasse bil-
den die Taxane, welche die Krebszelle durch Bildung
von anormalen Molekülen im Zellskelett zerstören. Ta-
xane werden wie Doxorubicin sehr oft in der Krebsthe-
rapie eingesetzt. Die beiden wirksamsten Taxane sind
Docetaxel und Paclitaxel, wobei Docetaxel gegenüber
Paclitaxel leicht überlegen ist.
InnoMedica hat mit der Entwicklung eines Doceta-
xel-Liposoms einen Vertreter einer zweiten Sub-
stanzklasse unter den Chemotherapien in die Pipeline
aufgenommen. Dabei kann InnoMedica auf den wäh-
rend der Talidox-Entwicklung etablierten innovativen
Herstellungsprozess für Chemotherapie-Liposomen
zurückgreifen. Der bestehende Herstellungsprozess
musste für dieses Pipeline-Produkt nur leicht ange-
passt werden und die Entwicklung des Prototypen ist
dementsprechend kostengünstig.
Bereits in den ersten zwei Wirksamkeitsstudien im
Tiermodell hat das Docetaxel-Liposom überzeugt. In
beiden Studien wurde ein Krebsmodell verwendet, das
stellvertretend vergleichbar ist mit humanem, hoch-
aggressivem und metastasierendem Brustkrebs.
Das erste Experiment (Abbildung 2) zeigt die bessere
Wirksamkeit von InnoMedicas liposomalem Docetaxel
gegenüber dem freien Docetaxel. Ausserdem wurde
bei der Studie auch Abraxane als Vergleichspräparat
herangezogen, ein Albumin-Paclitaxel-Nanopartikel,
der als neuer Standard in der Taxan-Chemotherapie
gilt und weltweit jährlich mehr als USD 1 Mrd. Umsatz
erzielt. InnoMedicas liposomales Docetaxel konnte
eine identische Wirkung wie Abraxane erreichen und
das bei einem Drittel der verabreichten Dosis. Die
hohe Abraxane-Dosis führte denn auch zu schwerwie-
genden Nebenwirkungen und verursachte ein frühzei-
tiges Versuchsende dieser Gruppe.
Im zweiten Experiment (Abbildung 3) wurde eine
chirurgische Alltagssituation simuliert. Einem mit
Krebs diagnostizierten Patienten werden meist
durch einen chirurgischen Eingriff der Primärtu-
mor und alle auffindbaren Ableger entfernt. Zur Be-
handlung von möglicherweise vorhandenen, nicht
sichtbaren Ablegern wird der Patient typischerwei-
se einer postoperativen Chemotherapie unterzogen.
Diese sogenannte adjuvante Chemotherapie ist ein
häufiges Szenario und soll die Wahrscheinlichkeit
eines erneuten Ausbruchs der Krankheit mindern.
In InnoMedicas Experiment wurden die Tumoren nach
einer Wachstumsphase chirurgisch entfernt und an-
schliessend mit der Behandlung der Mäuse begonnen.
InnoMedicas liposomales Docetaxel konnte als einzige
Behandlung ein erneutes Tumorwachstum verhindern.
Während in den anderen Gruppen alle Mäuse wieder
Tumore entwickelten und deshalb frühzeitig verstar-
ben, überlebte die Gruppe mit der liposomalen Doce-
taxel-Behandlung teils mehr als doppelt so lange wie
die Vergleichsgruppen nach der Tumorentfernung.
Abbildung 3: Wirksamkeitsstudie zur adjuvanten Chemotherapie bei murinem metastasierendem Brustkrebsmodell in Mäusen. Ver-glichen wurden Behandlungen mit freiem und liposomalem Doce-taxel (jeweils 10 mg/kg) sowie Abraxane (30 mg/kg), nachdem der Primärtumor operativ entfernt wurde.
Abbildung 2: Wirksamkeitsstudie mit murinem metastasierendem Brustkrebsmodell in Mäusen. Verglichen wurden Behandlungen mit freiem und liposomalem Docetaxel (jeweils 10 mg/kg) sowie Abraxane (30 mg/kg). Die Mäuse der Abraxane-Gruppe verstarben nach 23 Tagen, InnoMedicas liposomales Docetaxel konnte das Tu-morwachstum im Vergleich zu freiem Docetaxel eindämmen.
Kontrolle Abraxane (Paclitaxel 30 mg/kg) Freies Docetaxel Liposomales Docetaxel (10 mg/kg)
Muriner metastasierender Brustkrebs
Tage nach Tumorimplantation
Behandlungsbeginn
0
500
1000
1500
Tum
org
röss
e (m
m3)
0 2 5 7 9 12 14 16 19 21 23 26 28 30 33
Tage nach Tumorimplantation
Tumorentfernung und Behandlungsbeginn
0
500
1000
Tum
org
röss
e (m
m3)
0 2 5 7 9 12 14 16 19 21 23 26 28 30 33 35 40 43 47
Tumorwachstum nach Explantation
Kontrolle Abraxane (Paclitaxel 30 mg/kg) Freies Docetaxel Liposomales Docetaxel (10 mg/kg)
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Die guten Studienergebnisse belegen das grosse
Potential der liposomalen Nanotechnologie von Inno-
Medica, die im Wettbewerb sogar eines der erfolg-
reichsten modernen Medikamente auf dem internatio-
nalen Pharmamarkt zu übertreffen vermag.
Liposomales Kontrastmittel als Tumormarker (TLNIR-1)
Kann Krebs in einem frühen Stadium der Tumorbil-
dung diagnostiziert werden, führt dies oft zu einem
viel positiveren Krankheitsverlauf, während eine spä-
tere Diagnose eine Behandlung oftmals erschwert.
Beim Darmkrebs konnte die Tumordiagnostik erwiese-
nermassen einen bedeutenden Durchbruch erzielen.
Das Entfernen eines Polypen vor der Metastasierung
ist heute eine häufig angewendete präventive Mass-
nahme, welche einer späteren bösartigen Entwicklung
vorbeugen kann. Viele Tumoren sind aber erheblich
schwieriger zu finden. Den Chirurgen soll deshalb ein
Werkzeug basierend auf der Nanotechnologie zur ver-
einfachten Identifikation von Tumorgewebe zur Verfü-
gung gestellt werden.
InnoMedica hat für die Experimente zur Untersu-
chung der Biodistribution von Liposomen im Körper
eine Technik entwickelt, bei welcher die Liposomen
mit einem Farbmolekül markiert werden. Mittels In-
frarot-Licht kann auf einfache Weise sichtbar gemacht
werden, wie sich die Liposomen in den verschiedenen
Geweben verteilen.
Mittels InnoMedicas liposomalem Kontrastmittel kann
nun bei Krebspatienten das Tumorgewebe für die
Operation farblich markiert werden. Die Technik der
farblichen Markierung von Krebsgewebe wird in füh-
renden Universitäts- und Privatkliniken in Ansätzen
bereits experimentell angewandt und kommt haupt-
sächlich zur Unterstützung des Chirurgen bei der
Identifikation von Lymphknoten zum Einsatz. Ohne
Farbmarkierung ist für den operierenden Chirurgen
die Unterscheidung zwischen gesundem Gewebe
und Tumorgewebe nicht eindeutig. Ein universell
einsetzbares liposomales Kontrastmittel würde dem
Chirurgen eine verbesserte Entscheidungsgrundlage
zur präzisen operativen Entfernung von Tumorgewe-
be liefern.
InnoMedicas präklinische Evidenz zeigt auf, wie sich
die gefärbten Liposomen spezifisch im Tumorgewe-
be anreichern. In einer Studie mit 25 Mäusen akku-
mulierte InnoMedicas liposomales Kontrastmittel
TLNIR-1 24 Stunden nach der intravenösen Verabrei-
chung im hochmetastatischen Brustkrebs bei allen
25 Versuchstieren. Die Visualisierung erfolgte unter
Anästhesie in einem Intravitalscanner im nahen In-
frarotbereich und machte sichtbar, dass neben dem
Tumor nur in der Leber ein Signal mit ähnlicher In-
tensität auftritt. Nach der Visualisierung wurden die
Tumoren chirurgisch entfernt und die Mäuse erneut
einem visualisierenden Scan unterzogen, um sicher-
zugehen, dass alles Tumorgewebe entfernt wurde und
die Farbsignale nicht von anderen Organen stamm-
ten. Abbildung 4 zeigt exemplarisch die Aufnahmen
eines Versuchstieres.
Wird InnoMedicas Technik mit liposomalem Kontrast-
mittel bei Krebspatienten anwendbar, könnte in Zu-
kunft die Tumormasse im chirurgischen Eingriff mit
erhöhter Präzision entfernt werden. Dadurch würde
der Krankheitsverlauf von Patienten mit soliden Tu-
moren äusserst positiv beeinflusst und dies auf eine
vergleichsweise kosteneffiziente Art und Weise. Da das
färbende liposomale Kontrastmittel nicht als Medika-
ment, sondern lediglich als Medical Device eingestuft
wird, ist das Registrierungsverfahren relativ einfach.
Es werden keine klinischen Studien Phase I – III/IV be-
Abbildung 4: Liposomales Kontrastmittel als Tumormarker er-möglicht eine präzisere chirurgische Entfernung des tumoralen Gewebes.
Vor der chirurgischen Entfernung
Nach der chirurgischen Entfernung
Leber
Tumor
Tumor
Leber
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nötigt, sondern nur eine einzige Studie zur Evaluation
der Verträglichkeit und des Nutzens der Technologie.
Eine Vermarktung kann demzufolge deutlich rascher
erfolgen als bei einer Arzneimittelentwicklung.
Liposomale Arteriosklerose-Therapie (TLFR-1)
Eine weitere Anwendung der Technologie-Plattform
von InnoMedica wurde in Zusammenarbeit mit einer
Forschungsgruppe der John A. Burns School of Me-
dicine, USA untersucht. Hierbei modifizierte InnoMe-
dica die Liposomenoberfläche mit einem bestimm-
ten Zucker (Sialyl-Lewis-X), welcher die Liposomen
zu entzündeten Zellen, wie sie bei Arteriosklerose
vorkommen, navigieren soll. Arteriosklerose ist die
krankhafte Einlagerung von Cholesterinester und
anderen Fetten in die innere Wandschicht arterieller
Herzkranzgefässe.
Neben mehreren Zellversuchen und der Analyse der
biologischen Verteilung der Liposomen im Tiermodell
hat die Forschungsgruppe auch die therapeutischen
Anwendungsmöglichkeiten der liposomalen Nano-
technologie im Tiermodell untersucht. Die Resultate
zeigen, dass InnoMedicas Liposomen die therapeuti-
schen Substanzen zur arteriosklerotischen Plaque-
zone bringen (Abbildung 5). Hierbei wurde eine Kon-
trollgruppe mit zwei Liposomen-Gruppen verglichen,
wobei die eine Gruppe mit den beiden enkapsulierten
Wirkstoffen Forskolin und Rolipram behandelt wurde
(Liposom, F/R), während der anderen Gruppe leere
Liposomen (Liposom, PBS) verabreicht wurden. In
der mit liposomalem Forskolin/Rolipram behandelten
Gruppe wurde ein deutlicher Rückgang der Plaque-
grösse verzeichnet. Mithilfe des liposomalen Trans-
portsystems von InnoMedica konnten aber nicht nur
die arteriosklerotischen Plaqueablagerungen redu-
ziert werden, sondern auch Entzündungsreaktionen
gezielt adressiert und die Regeneration der arteriellen
Blutgefässe gefördert werden. Die detaillierten Resul-
tate wurden in „Nature Communications“ publiziert
und sind nachzulesen in Baumer, Y., et al. (2017), Hy-
perlipidemia-induced cholesterol crystal production
by endothelial cells promotes atherogenesis, Nature
Communications, 8: 1129.
Liposomale Bakterienbekämpfung (TLTS-1)
Das Potential der Technologie-Plattform zeigt sich
auch im Bereich von Infektionskrankheiten. InnoMedi-
cas Forschungsabteilung konnte im Bereich der Neu-
tralisierung bakterieller Infektionen ohne den Einsatz
von Antibiotika vielversprechende erste Resultate er-
zielen. In Zusammenarbeit mit der Universität Bern
wurde ein Liposom entwickelt, welches die Zellgifte
der Bakterienstämme Clostridium difficile, Campylo-
bacter jejuni, Escherichia coli, Vibrio cholerae und viele
weitere unschädlich machen könnte. Die Infektion wur-
de gestoppt und der Heilungsprozess konnte beginnen.
Interessanterweise können die Liposomen zwischen
den erwünschten Bakterien im Körper und den Krank-
heitserregern unterscheiden, also beispielsweise die
Darmflora bei einer Darminfektion bestehen lassen.
Lediglich die feindlichen Bakterien werden unschädlich
gemacht und abtransportiert. Normale Antibiotika
Abbildung 5: Mit Forskolin und Rolipram gefüllte Liposomen (F/R) reduzieren die Plaquegrösse (rechts oben). Zudem werden Entzündungen gezielt adressiert und die Regeneration gefördert.
Plaquegrösse
Kontrollgruppe Leeres Liposom, PBS Liposom, F/R
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Viele heute eingesetzte Wirkstoffe in der Medizin könnten durch eine liposomale Verpackung in
ihrer Wirkung, aber auch in ihrem Nebenwirkungsprofil verbessert werden. Dies ergibt für InnoMedica
ein breites Portfolio potentieller Pipeline-Produkte.
Pipeline
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können diese Unterscheidung nicht erreichen und
führen oftmals zum ungewollten Verlust der unab-
dingbaren körpereigenen Mikroben. Dies kann zu
erheblichen Problemen führen. Ebenfalls ist bei An-
tibiotikatherapien die Bildung von Resistenzmecha-
nismen der Krankheitserreger ein ständiges Problem,
welches mittels dieser Liposomen angegangen wer-
den kann. Bakterien müssen an Zellstrukturen binden
und haften können, um eine Infektion auszulösen.
InnoMedicas Liposomen verwenden dieselben Struk-
turen in massiver Überzahl, welche die Bakterien wie
eine Attrappe von den menschlichen Zellen ablenken.
Da die Bakterien nicht zwischen liposomaler Attrappe
und Menschenzelle unterscheiden können, binden sie
an die Liposomen und die Infektion kann gestoppt
werden.
Präklinik Klinik
Produkt / Anwendung Entdeckung Entwicklung Tierstudien Toxizität und Sicherheit
Phase I Phase II
Talidox (TLD-1)Onkologie
Talineuren (TLGM-1)Parkinson
TLTX-1Onkologie
TLNIR-1Onkologie / Diagnostik
TLFR-1Arteriosklerose
TLTS-1Bakterielle Infektionen
InnoMedicas Pipeline-Produkte im Überblick
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Markt und Konkurrenz
Die liposomale Plattform von InnoMedica basiert auf
Nanotechnologie. Dementsprechend misst sich Inno-
Medica mit allen Unternehmen im Gebiet der Nano-
medizin. Nanomaterialien werden auf verschiedenste
Art hergestellt, wobei die erzeugten Endprodukte sehr
vielfältig sind. Die einzige Gemeinsamkeit der heute
verfügbaren Präparate der Nanopartikel-Palette ist
ihre Grösse: sie sind alle wirklich klein – doch selbst da
gibt es „grosse“ Unterschiede.
Liposomen im Marktumfeld der Nanomedizin
Nanopartikel unterscheiden sich in erster Linie in de-
ren chemischem Aufbau. In der Nanomedizin wurden
unterschiedliche organische Ansätze mit Liposomen,
Protein-Partikeln, Polymeren und Mizellen, aber auch
anorganische Ansätze mit Eisen-Oxid, Silizium, Gold,
Silber, Titan und anderen Substanzen entwickelt. Von
diesen Nanopartikeln kommen nur Liposomen in ih-
rer natürlichen Art auch im menschlichen Körper vor.
Die einzelnen Bausteine der Liposomen, sogenannte
Phospholipiddoppelmembranen, können bei allen Zel-
len und sogar in ihren funktionalen Untereinheiten
(Zellorganellen) gefunden werden. Diese natürliche
Vorkommensweise ist eines der stärksten Argumen-
te, warum Liposomen anderen Nanopartikeln in ihrer
Funktionalität und Nutzbarkeit bei weitem überlegen
sind.
Marktumfeld
Ein Blick auf die aktuelle Marktsituation in Europa und
den USA unterstreicht die Bedeutung von Liposomen
in der angewandten Nanomedizin. Deren Verwendung
als Trägersystem für therapeutische Wirkstoffe hat in
den letzten Jahren grosse Aufmerksamkeit erregt. Die
nanometergrossen und doppelfettschichtigen Vesi-
kel sind aufgrund ihrer Effizienz, Biokompatibilität,
Immunverträglichkeit, verbesserten Löslichkeit von
Wirkstoffen und ihrer Fähigkeit, eine Vielzahl von Me-
dikamenten zu enkapsulieren, als potentielle Medika-
menten-Transportsysteme vor allem in der Onkologie
populär geworden. Heute werden liposomale Formu-
lierungen neben der Onkologie auch bei Pilzerkran-
kungen, als Schmerzmittel, zur photodynamischen
Therapie oder als Impfstoffe verwendet (Abbildung 6).
Die Überlegenheit der liposomalen Transportsysteme
in der Nanomedizin wird nicht nur wissenschaftlich,
sondern auch durch die Marktsituation untermauert.
Von allen acht in der Onkologie in Europa und den USA
bis heute zum Verkauf zugelassenen Nanotherapeuti-
ka basieren sieben auf Liposomen (Tabelle 2). Einzig
Abraxane hatte als nicht-liposomaler Nanopartikel die
Marktreife erreicht.
Konkurrenzsituation
Eine Konkurrenzanalyse im Marktsegment der lipo-
somalen Medikamente zeigt, dass in der liposomalen
Nanomedizin in erster Linie nicht um Marktanteile
Anwendungsbereich von liposomalen Formulierungen (Abbildung 6)
Zugelassene Liposomen
VIrale ImpfstoffeInclexal VEpaxal
KrebstherapieCaelyx/Doxil DaunoXomeDepocyt MepactMarqibo MyocetOnivyde
PilzkrankheitenAbelcetAmbisomeAmphotec
Photodynamische TherapieVisudyne
SchmerzmittelDepoDurExparel
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gekämpft, sondern vielmehr mit technischen Fragen
der Entwicklung und Herstellung gerungen wird. Die
konventionellen Herstellungsmethoden führen immer
wieder zu Lieferengpässen. So konnte der Hersteller
von Caelyx in den Jahren 2012 und 2013 nur 17 der
nachgefragten 65 Chargen produzieren. Der Herstel-
ler von Depocyt musste 2017 seine Produktion sogar
ganz einstellen, weil technische Fragen nicht gelöst
werden konnten.
Die Herstellung von Liposomen mittels herkömmli-
cher Verfahren ist technisch derart anspruchsvoll
und teuer, dass die Entwicklung einer breiter ein-
setzbaren liposomalen Plattform kommerziell kaum
zu realisieren ist. So bleibt es meist bei einer liposo-
malen Anwendung pro Hersteller und Wirkstoff und
die entwickelten Liposomen werden nicht für weite-
re Anwendungen mit neuen Wirkstoffen kombiniert.
Denn ähnlich wie beim natürlichen Transportsystem
des menschlichen Körpers genügt es nicht, nur die
Fracht auszuwechseln. Auch das Liposom selbst muss
bezüglich Zusammensetzung, Grösse und Form für
eine optimale Steuerung der Biodistribution ange-
passt werden.
Eine liposomale Formulierung bringt fast in jedem
Fall gewisse Vorteile gegenüber der Verabreichung
des reinen Wirkstoffs. Aus dieser Überlegung heraus
werden zurzeit weltweit 29 liposomale Anwendungen
klinisch getestet. Davon fallen 12 in den Bereich der
Onkologie. Nur 5 dieser Kandidaten werden jedoch in
mehreren onkologischen Indikationen getestet und
keines der Unternehmen hat liposomale Anwendun-
gen in anderen medizinischen Bereichen wie der Neu-
rologie oder Infektiologie.
Demgegenüber hat InnoMedica die übliche Vorge-
hensweise der liposomalen Arzneimittelentwicklung
grundlegend geändert. Aufbauend auf der über 30-jäh-
rigen Forschungserfahrung von Dr. Noboru Yamazaki,
Verwaltungsrat von InnoMedica und Gründer der von
InnoMedica übernommenen Yamazaki-DDS Co., Ltd.,
Name Unternehmen Formulierung Umsatz (USD) Anwendung Erst- zulas-sung
Abraxane Celgene Albumin mit Paclitaxel
2015: 1’000 Mio. Brust-, Bauchspeichel-drüsen-, Lungenkrebs
2005
Caelyx/Doxil
Janssen-Cilag PEG-Liposom mit Doxorubicin
2015: 400 Mio. Kaposi-Sarkom, Eier-stockkrebs, Brustkrebs
1995
DaunoXome Galen Liposom mit Daunorubicin
Kaposi-Sarkom 1996
Depocyt Pacira Liposom mit Cytarabine
2017: technische Produktionsprobleme, Verkauf eingestellt
lymphomatöse Meningitis
1999
Marqibo Talon Therapeutics
Liposom mit Vincristin-Sulfat
2014: 6 Mio. Leukämie 2012
Mepact Takeda Liposom mit Mifamurtid
Osteosarkom 2009
Myocet Teva Pharma Liposom mit Doxorubicin
Brustkrebs 2000
Onivyde Ipsen PEG-Liposom mit Irinotecan
400 Mio. (erwartetes Potential der Analysten)
Adenokarzinom 2015
Nanopartikel-Therapien in klinischer Anwendung (Onkologie) (Tabelle 2)
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InnoMedica | Businessplan März 2018
hat InnoMedica die Bedeutung des Plattform-Cha-
rakters der liposomalen Technologie erkannt und die
Überwindung der bekannten technischen Hürden ins
Zentrum der frühen Entwicklungsarbeiten gerückt.
Für die erfolgreiche Etablierung der liposomalen
Technologie-Plattform haben sich drei zentrale Ele-
mente herauskristallisiert:
Fertigung der Liposomen: Der Herstellungsprozess
musste auf ein innovatives Verfahren mit flexibleren
Produktionsmöglichkeiten umgestellt werden.
Zusammensetzung des Lipidmantels: Je nach be-
absichtigter medizinischer Anwendung muss die Zu-
sammensetzung des Lipidmantels angepasst werden
können. Beim Herstellungsverfahren sind dabei kurze
Umrüstzeiten besonders wichtig.
Oberflächenbeschichtung: Je nach angesteuertem
Zielgewebe im Körper muss die Oberfläche der Li-
posomen anders aufgebaut werden. Diese biokompa-
tiblen Oberflächenmodifikationen können nur durch
komplexe chemische Reaktionen erzeugt werden.
Es reicht also nicht aus, lediglich den Wirkstoff zu
ändern. Bei einer erfolgreichen liposomalen Platt-
form muss jeweils anwendungsspezifisch auch die
Konstruktion des Liposoms und damit der Herstel-
lungsprozess angepasst werden. Diese Erkenntnis hat
InnoMedica dazu veranlasst, den Fokus auf die bei der
Liposomenproduktion eingesetzte Technologie zu le-
gen. Durch systematisches Vorgehen ist InnoMedica
schliesslich die Entwicklung einer einzigartigen Platt-
form gelungen.
Um den Mehrwert dieser Nanotechnologie aufzu-
zeigen, hat InnoMedica entgegen gängiger Praxis
die erste Anwendung mit einem Wirkstoff in der
Onkologie entwickelt, für welchen bereits eine lipo-
somale Formulierung existiert. Caelyx, ein liposo-
males Doxorubicin-Präparat, gilt unter Fachleuten
als Gold-Standard in der Nanomedizin. Während der
präklinischen Studien ist es InnoMedica gelungen,
im regelmässigen Vergleich mit Caelyx einen techni-
schen Durchbruch zu schaffen. Hätte InnoMedica wie
andere Liposomenhersteller einfach einen anderen
Wirkstoff gewählt, welcher noch nie liposomal for-
muliert als Medikament zugelassen wurde, wäre nur
ein Vergleich mit der Verabreichung des freien Wirk-
stoffs möglich gewesen und das Potential der neuen
liposomalen Technologie möglicherweise unerkannt
geblieben.
Beim derzeitigen wissenschaftlichen Entwicklungs-
stand ist der kommerzielle Erfolg vor allem von
der technologischen Überlegenheit des Herstellers
abhängig. InnoMedica ist überzeugt, durch syste-
matisches Vorgehen hier einen grossen Fortschritt
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erreicht zu haben, der durch die Ergebnisse der
präklinischen Studien vollumfänglich bestätigt wor-
den ist.
Anwendung Onkologie: Talidox
Neben der Verbesserung der Behandlungsmöglich-
keiten liessen in den letzten Jahrzehnten vor allem
auch frühzeitige Diagnosen die Überlebenschancen
der Krebspatienten ansteigen. Dennoch sterben heu-
te immer noch 30 Prozent der diagnostizierten Män-
ner und 22.6 Prozent der Frauen an Krebs. Damit ist
Krebs bei Männern zwischen 45 und 84 Jahren und
bei Frauen zwischen 25 und 84 Jahren die häufigste
Todesursache in der Schweiz. Die Krebstherapie steht
dementsprechend weiterhin vor grossen Herausfor-
derungen:
Steigerung der Wirksamkeit: Aufgrund des immer
noch häufig tödlichen Krankheitsverlaufs muss die
Wirksamkeit der Krebsmedikamente weiter verbessert
werden. Nur so können Krebserkrankungen dereinst
im Körper besiegt und als kontrollierbare chronische
Krankheit wie beispielsweise HIV eingestuft werden.
Senkung der Nebenwirkungen: Viele Patienten lei-
den unter den akuten Nebenwirkungen der Krebsthe-
rapie. Doch auch mögliche Langzeitfolgen, die sowohl
durch die Behandlung wie auch die Erkrankung selbst
entstehen, können sehr belastend sein. Gewisse Ne-
benwirkungen wie Schmerzen, Erschöpfung, eine
erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Übelkeit oder
Lymphödeme lassen sich heute teilweise behandeln.
Lebensbedrohliche Auswirkungen wie zum Beispiel
die Kardiotoxizität bergen jedoch ein sehr grosses
Gesundheitsrisiko mit schweren Langzeitfolgen und
werden deshalb nur ungern in Kauf genommen.
Zuverlässigere und einfache Diagnostik: Eine früh-
zeitige Diagnose lässt die Überlebenschance um ein
Vielfaches steigen. Bei Risikogruppen werden des-
halb regelmässige Kontrolluntersuchungen, die mit
einfachen Mitteln durchgeführt werden können, an-
gestrebt. Besonders wichtig ist die Lokalisation von
Metastasen (feindlichen Ablegern des Tumors) in an-
deren Teilen des Körpers mithilfe der Diagnostik. Eine
weitere Verbesserung der Diagnostik bringt auch die
Messung einfacher Parameter wie z. B. Biomarker,
mittels derer eine Krebsart im Körper bestimmt wer-
den kann.
Ökonomie (Kosten-Nutzen-Verhältnis): Die hohen
Kosten einiger neu entwickelter Medikamente stos-
sen in der Öffentlichkeit auf grosse Kritik. Der öffent-
lichen Diskussion über ein ausgewogenes Kosten-Nut-
zen-Verhältnis kann sich ein Pharmaunternehmen
nicht entziehen.
InnoMedica leistet mit der Entwicklung von Talidox
einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der
Krebstherapie. Talidox bringt den Chemotherapie-
wirkstoff Doxorubicin gezielt ins Tumorgewebe. Do-
xorubicin wurde bereits um 1950 entdeckt, ist aber
bis heute in vielen Fällen das wirksamste Zytostati-
kum geblieben. In klinischen Studien konnte wieder-
holt gezeigt werden, dass Doxorubicin bei verschie-
densten Krebsarten als Therapie eingesetzt werden
kann und in zahlreichen Fällen immer noch eine der
besten therapeutischen Optionen für die Patienten
darstellt. Heute wird Doxorubicin für die Behandlung
von 17 Krebsarten breit angewendet. Darunter sind
Indikationen wie Leukämie, Blasenkrebs, Brustkrebs,
Lungenkrebs, Lymphome, Hirntumore bei Kindern,
Eierstockkrebs, Magenkrebs und Schilddrüsenkrebs.
Der Umfang dieser Liste illustriert, wie wichtig Do-
xorubicin für die Onkologie generell ist. Kein Zytos-
tatikum verfügt über eine ähnliche Wirkungsbreite.
Zurzeit stehen dem Onkologen drei Doxorubicin-For-
mulierungen zur Verfügung:
Adriblastin (Freies Doxorubicin): Adriblastin ist eine
auf dem Wirkstoff Doxorubicin basierende Chemothe-
rapie. Der Wirkstoff Doxorubicin wird dem Patienten
mittels Infusion in seiner Reinform verabreicht und
wirkt als systemische Therapie ungehindert im gan-
zen Körper. Der tumorhemmenden Wirkung stehen
zahlreiche Nebenwirkungen gegenüber. Die schwer-
wiegendsten Nebenwirkungen sind die Belastung von
Knochenmark und Blutproduktion, die Schädigung
der Leber sowie die irreversible Schädigung der Herz-
muskulatur.
Caelyx (Liposomales Doxorubicin): Caelyx ist eine
Chemotherapie, bei der Doxorubicin ähnlich wie bei
Talidox liposomal enkapsuliert wird. Caelyx schützt
den Patienten zwar vor kardialen Schäden, birgt je-
doch das Risiko des für Patienten unmittelbar belas-
tenden Hand-Fuss-Syndroms. Diese neu auftretende
Nebenwirkung der akuten Entzündung der Handflä-
chen und Fusssohlen verhinderte einen breiten thera-
peutischen Einsatz dieses Medikaments.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Myocet (Liposomales Doxorubicin): Myocet ist
ebenfalls eine Chemotherapie mit liposomaler En-
kapsulierung, die jedoch einen komplexen Vorberei-
tungsschritt im Spital erfordert. Die Infusionslösung
muss unmittelbar vor der Verabreichung am Kran-
kenbett angemischt werden und ist nur für sehr kurze
Zeit stabil. Myocet wirkt sich zudem negativ auf die
Blutproduktion, das Immunsystem und das Knochen-
mark aus und verursacht Haarausfall sowie die Ent-
zündung der Schleimhäute. Aus diesen Gründen wird
Myocet nur selten eingesetzt.
Weder bei Caelyx noch bei Myocet wurde eine Wir-
kungssteigerung, sondern lediglich eine Verschie-
bung des Nebenwirkungsprofils erreicht. Die präklini-
schen Daten belegen, dass Talidox hier einen grossen
Fortschritt bewirkt, indem die antitumorale Wirkung
erhöht und gleichzeitig das Nebenwirkungsprofil
entschärft wird. Vor allem scheinen bei der Behand-
lung mit Talidox zahlreiche starke Nebenwirkungen
wie irreversible Herzschäden kaum oder im Fall des
Hand-Fuss-Syndroms gar nicht aufzutreten. Daneben
ist auch die Wirkstoffansammlung in der Krebszelle
im Vergleich zu den Referenzpräparaten Caelyx und
Adriblastin (freies Doxorubicin) höher. Wird das vor-
teilhafte Wirkungs-Nebenwirkungs-Profil auch in den
klinischen Studien beim Menschen bestätigt, erwar-
ten die Onkologen, dass sich Talidox rasch als neuer
Therapiestandard bei Doxorubicin-basierten Behand-
lungen etabliert.
Der globale Umsatz der etablierten Doxorubicin-hal-
tigen Präparate betrug 2015 weltweit USD 1.62 Mrd.
Rund die Hälfte des Umsatzes wird mit freiem Do-
xorubicin erzielt, welches um einen Faktor 12 güns-
tiger ist als die liposomalen Formulierungen. Die in
Abbildung 7 dargestellte regionale Aufteilung zeigt,
dass Nordamerika und Europa bereits 83 Prozent des
globalen Umsatzes ausmachen.
Können die Vorteile einer Behandlung mit Talidox in
der Klinik bestätigt werden, ist davon auszugehen,
dass ein signifikanter Teil der herkömmlichen Doxo-
rubicin-Therapien durch Talidox ersetzt wird. Werden
nur schon rund 10 Prozent der Patienten, welche bis-
her eine Behandlung mit freiem Doxorubicin erhiel-
ten, neu mit Talidox therapiert, ergibt sich durch den
höheren Preis von Talidox bereits ein Umsatz von
rune USD 960 Mio. pro Jahr.
Wie rasch eine solche Verschiebung ablaufen kann,
verdeutlicht das Beispiel von Abraxane im Bereich
der Paclitaxel-Therapie. Abraxane ist der neueste
Nanopartikel auf dem Onkologiemarkt und verbin-
det den herkömmlichen Chemotherapie-Wirkstoff
Paclitaxel mit dem Blutprotein Albumin. Durch diese
Verbindung verbessert sich das Wirkungs-Nebenwir-
kungs-Profil gegenüber freiem Paclitaxel. Abraxane
hat in kurzer Zeit einen Umsatz von mehr als USD 1
Mrd. pro Jahr erreicht.
Anwendung Neurologie: Talineuren
Unter den Krankheiten des Zentralnervensystems ist
Parkinson nach der Alzheimer-Krankheit die zweit-
häufigste neurodegenerative Erkrankung. Meist tre-
ten die ersten Symptome im Alter zwischen 50 und
60 Jahren auf. Für 5 bis 10 Prozent der Patienten
macht sich die Krankheit schon früher im Alter zwi-
schen 20 und 40 Jahren bemerkbar, wobei Männer
etwa 1.5-mal häufiger erkranken als Frauen.
Weltweit leiden rund 6.3 Mio. Patienten an den Folgen
von Parkinson. Gemäss der Schweizerischen Parkin-
sonvereinigung wird diese Zahl bis ins Jahr 2030 auf
rund 8.7 Mio. ansteigen. In der Schweiz leben aktuell
über 15’000 Personen mit Parkinson, in Deutschland
sind es etwa 250’000 und in Europa geht man von 1.2
Millionen Patienten aus. Mit der steigenden Lebenser-
wartung wächst auch die Zahl der Parkinson-Erkran-
kungen.
10 %Asien
49 %Nordamerika
4%Südamerika
3% Rest
34 %Europa
Regionale Verteilung des globalen Umsatzes mit Doxorubicin-Präparaten (Abbildung 7)
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Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei
der es zu einem fortschreitenden Abbau von Nerven-
zellen im Gehirn kommt. In den ersten Krankheits-
jahren sind davon meist die für die Produktion des
Botenstoffes Dopamin verantwortlichen Nervenzellen
in der Substantia nigra (Schwarze Substanz, im Mittel-
hirn gelegen) betroffen. Der resultierende Dopamin-
mangel führt zu diversen Störungen der Motorik.
Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten von
heute zielen ausschliesslich auf eine Symptombe-
kämpfung ab. Mit Levodopa, COMT-Hemmern, Dopa-
min-Agonisten oder MAO-B-Hemmern wird versucht,
dem Körper respektive dem Gehirn künstlich mehr
oder länger Dopamin zur Verfügung zu stellen oder
die Wirkung des Hormons anderweitig zu ersetzen.
Talineuren hingegen hat das Potential zur ersten me-
dikamentösen Therapie, welche den fortlaufenden
Zelltod stoppen und bei bereits angegriffenen Zel-
len den neurologischen Abbau verlangsamen kann.
Das Medikament ermöglicht einen therapeutischen
Eingriff noch vor der Symptomentstehung und stellt
somit keine Dopaminersatz-Therapie dar. Der neuro-
logische Abbau wird durch den Schutz der Nervenzel-
len verlangsamt. Durch das Verhindern des Zelltodes
kann bereits die Entstehung eines Dopaminmangels,
der schliesslich zum Parkinson-Symptom führt, abge-
wendet werden.
Talineuren hat das Potential, als Erst-Linien-Therapie
eingesetzt zu werden, und wäre so die bevorzugte
erste Behandlungsoption nach der Diagnose der Er-
krankung. Eine solche Behandlung im Frühstadium
der Erkrankung verspricht neben der Verbesserung
der Lebensqualität der Patienten auch einen hohen
Einfluss auf die Senkung der indirekten Kosten wie
Arbeitsausfall, Betreuung und Pflege.
Gemäss neuesten Schätzungen beläuft sich der Par-
kinson-Medikamenten-Markt im Jahr 2017 weltweit
auf CHF 4.2 Mrd. Die Zahl ist jedoch kaum reprä-
sentativ für das effektive Marktpotential von Par-
kinson-Medikamenten, da es bislang ausschliesslich
symptombekämpfende und keine krankheitsmodifi-
zierenden Präparate gibt.
Vermarktung
Für die Anwendungsgebiete Onkologie und Neurolo-
gie stützt sich die Vermarktungsstrategie von Inno-
Medica auf folgende drei Eckpfeiler:
Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft
Die Verabreichungskompetenz von verschreibungs-
pflichtigen Medikamenten liegt bei den behandelnden
Ärzten. Aus diesem Grund strebt InnoMedica für sämt-
liche Pipelineprojekte eine direkte Zusammenarbeit
mit meinungsbildenden Fachspezialisten an. Im Fall
von Talidox zeigt sich diese Zusammenarbeit in der
bestehenden Partnerschaft mit den Onkologen der
SAKK. Die Schweizer Onkologen sind über die Dachor-
ganisation der SAKK organisiert und betreuen Innova-
tionsprojekte für neue Initiativen in der Krebstherapie.
Die SAKK kennt die präklinischen und toxikologischen
Daten von Talidox und wird das neue Medikament in
einer unabhängigen klinischen Studie erstmals beim
Patienten einsetzen. Im Rahmen dieser klinischen
Studie ist sie auch über alle produktebezogenen Qua-
litätsdaten informiert. InnoMedica und die SAKK kön-
nen anhand der Resultate aus den klinischen Studien
gemeinsam ein detailliertes Profil der Anwendungs-
möglichkeiten von Talidox erarbeiten. Dieser Infor-
mationsstand führt zu einer deutlichen Reduktion der
nötigen Verkaufsanstrengungen bei den Schweizer
Onkologen. Diese folgen der fachtechnischen Orien-
tierung der SAKK. Viele fachtechnische Informationen
über Talidox und dessen Einsatz werden direkt von der
SAKK oder mit nur indirekter Unterstützung seitens
InnoMedica zu den Onkologen gelangen.
Bei der internationalen Expansion ist das Schlüssel-
element der Zusammenarbeit mit meinungsbildenden
Ärzten weiterhin die Durchführung von klinischen
Studien, bei denen in den Phasen III und IV nicht mehr
nur einfach die Wirkung des Medikaments belegt,
Meistverkaufte Parkinson-Medikamente und ihr weltweiter Umsatz:
Levodopa (L-Dopa):
• Madopar von Roche Pharma (USD 302 Mio.)
• Duodopa von AbbVie mit Verabreichung über
Nasoduodenalsonde (USD 293 Mio.)
• Stalevo, Comtess bzw. Comtan von Novartis Pharma
(USD 138 Mio.)
Dopamin-Agonisten:
• Neupro; ein Pflaster von UCB-Pharma (USD 430 Mio.)
• Requip von GlaxoSmithKline (USD 177 Mio.)
MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer:
• Azilect von Teva Pharma (USD 461 Mio.)
• Xadago von Zambon (Neueinführung 2017)
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Die gemeinsame Durchführung der klinischen Studien mit der SAKK stellt sicher, dass die
fachtechnischen Informationen über Talidox und dessen Einsatz direkt von der SAKK oder mit nur
indirekter Unterstützung seitens InnoMedica zu den Schweizer Onkologen gelangen.
Vermarktung von Talidox
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sondern einzelne Indikationen gezielt adressiert wer-
den. So ergibt sich zunehmend eine klare Anleitung
für den behandelnden Arzt im Spital oder in der Pra-
xis, inwiefern er Talidox im Rahmen einer bestmögli-
chen Behandlung beim Patienten einsetzen kann. Erst
diese Resultate erlauben dann eine effiziente Auswei-
tung des Vertriebs, in Verbindung mit den entspre-
chenden Zulassungen des Regulators.
Ergänzend soll zudem die Betreuung von Spitälern
und Ärzten durch medizinische Beratung ausgebaut
werden. Wie in vielen anderen Branchen bereits eta-
bliert, wechselt damit der Verkauf vom bisherigen
Push-Modell zu einem Pull-Modell, bei dem der Arzt
sich je nach Bedarf an InnoMedica wenden und hier
einen kompetenten Gesprächspartner für die Beant-
wortung oder Diskussion von Sachfragen finden kann.
Der Ausbau der medizinischen Beratung kann bei ge-
wissen Ländern wie Deutschland über eine eigene
Tochtergesellschaft gelöst werden. In vielen Fällen
wird sich aber auch die Zusammenarbeit mit einem
lokalen Vertreter anbieten, möglicherweise aber auch
mit einem Konzern, der im Bereich der Onkologie in-
ternational operiert, bereits gut positioniert ist und in
gewissen Fällen sogar die Distributionslogistik über-
nehmen kann. InnoMedica ist mit seinen hochquali-
fizierten wissenschaftlichen Mitarbeitenden bereits
heute auf dieses Modell der medizinischen Beratung
im persönlichen Kontakt mit den Ärzten ausgerichtet.
Auch bezüglich des Pipeline-Produkts Talineuren wur-
de bereits von Beginn der Entwicklung an der Dialog
mit auf neurodegenerative Krankheiten spezialisier-
ten Wissenschaftlern und Fachärzten der Neurologie
aufgenommen. Auch bei einem Parkinson-Medika-
ment läuft ein Verkauf über meinungsbildende Ärzte.
Die Resonanz auf den protektiven und regenerativen
Ansatz von InnoMedicas Talineuren ist durchwegs po-
sitiv und das Produkt kann ein echtes Bedürfnis der
Patienten adressieren.
Steigerung des Bekanntheitsgrades durch Prä-
sentation von präklinischen und klinischen Resul-
taten an wissenschaftlichen Kongressen
Schon heute organisiert InnoMedica Anlässe mit Ärz-
ten, bei denen der Informationsaustausch zwischen
den Wissenschaftlern und den Praktikern gepflegt
wird. InnoMedica demonstriert das Potential von Tali-
dox anhand von Studiendaten, die Ärzte geben Infor-
mationen zur Einsetzbarkeit im klinischen Alltag und
zu den verschiedenen Indikationen. Ergänzend erhält
InnoMedica Rückmeldungen aus dem Hochschulum-
feld, wo Talidox analytisch und im Tiermodell getestet
worden ist. Nach erfolgreichen klinischen Studien der
Phase I und IIa soll dieses Modell zu Events ausgebaut
werden, bei denen die Ärzte und Wissenschaftler vor
dem interessierten Fachpublikum zu ihren Erfahrun-
gen und Ergebnissen referieren.
In den bisherigen sechs Kapitalerhöhungen hat Inno-
Medica bereits eine sehr gute Kompetenz in der Orga-
nisation und Durchführung von Veranstaltungen auf-
gebaut. Diese Erfahrung kann auch im medizinischen
Marketing genutzt werden. In den Finanzen wie in der
Medizin liegt dabei die Herausforderung nicht nur in
der effektiven Gestaltung der Anlässe, sondern auch
in der Erarbeitung und Aufbereitung der Inhalte in
der nötigen Qualität.
Effiziente Organisation des Verkaufsprozesses
und der Distribution
Die Vertriebskosten der Pharmabranche sind vielfach
überdurchschnittlich hoch. Dies ist ein wesentlicher
Grund für die hohen Medikamentenpreise. Die Unter-
nehmen versuchen, diesem Umstand mit Fusionen
entgegenzuwirken, aus denen grosse Konzerne her-
vorgehen, die sich einen weltweiten Vertrieb leisten
können. Ein bedeutender Kostentreiber im Vertrieb ist
der Aussendienst, der die Spitäler und Ärzte vor Ort
besucht. Gerade in diesem Gebiet zeichnet sich jedoch
durch die zunehmende Digitalisierung ein Umbruch ab.
Wie in anderen Branchen auch wird der Aussendienst
durch digitale Medien ersetzt, die den Ärzten und Pa-
tienten die gewünschten Informationen präzis und
jederzeit verfügbar liefern können. Gleichzeitig wird
die Distribution der Medikamente im Outsourcing zu-
nehmend an spezialisierte Unternehmen wie beispiels-
weise Galenica in der Schweiz abgegeben. Solche Fir-
men optimieren mittels Informatik den Warenfluss zu
Apothekern, Ärzten und Spitälern und erreichen auf
diesem Weg eine immer höhere Produktivität.
InnoMedica kann von dieser Entwicklung profitieren
und auch mit einer relativ geringen Anzahl Mitar-
beitenden einen effizienten Vertrieb aufbauen. Im
Rahmen der klinischen Studien mit Talidox wird In-
noMedica die Spitäler vorerst allerdings direkt belie-
fern. Erst mit der Ausweitung der Mengen und dem
Vorliegen entsprechender Erfahrung ist vorgesehen,
die Zustellung schrittweise an Pharma-Logistiker zu
übergeben. In diesem Zusammenhang stellt sich auch
die Frage, ob qualifizierte Partner allenfalls die Tech-
Seite 26
InnoMedica | Businessplan März 2018
nologie von InnoMedica in Lizenz zur eigenen Pro-
duktion übernehmen könnten. Dies ist grundsätzlich
möglich, bedarf aber der Beseitigung einiger Hürden.
Die Produktion von Liposomen in der von InnoMedica
erreichten Qualität stellt hohe Anforderungen an die
eingesetzte Technologie und die Herstellungsprozes-
se. Ferner sind diese Verfahren bei InnoMedica einer
erhöhten Geheimhaltung unterstellt. Entsprechend
wären die Kosten des Know-how-Transfers sowie zur
Etablierung einer eigenen Produktion für den Lizenz-
partner eher hoch und wohl nur gerechtfertigt, wenn
dieser aufgrund seiner Marktstellung auch rasch ein
entsprechendes Verkaufsvolumen erschliessen kann.
Schutzrechte
Die Schutzrechtsstrategie von InnoMedica stützt sich
auf drei Grundpfeiler:
Patente
Die ersten Patente im Bereich des liposomalen Targe-
tings hat InnoMedica im Jahr 2010 von Dr. Denis Bron
erworben. Dr. Bron hatte diese Patente als Schweizer
Pionier bereits im Jahre 2001 angemeldet und lipo-
somale Transportsysteme als mögliches Geschäfts-
feld vorgeschlagen. Mit der Übernahme der Yama-
zaki-DDS Co., Ltd. hat InnoMedica das bestehende
Patentportfolio in diesem Bereich entscheidend er-
weitert. Es handelt sich hierbei um Patente, die aus Dr.
Yamazakis Tätigkeit bei der staatlichen Forschungs-
institution AIST in Japan stammen. Dr. Yamazaki ist
als Erfinder eingetragen und Yamazaki-DDS Co., Ltd.
wird zusammen mit AIST als Eigentümer geführt. Alle
Patente sind bis ins Jahr 2023 in Kraft. Die Patent-
rechte in den Schlüsselmärkten Europa (u. a. Schweiz,
Deutschland, Frankreich, UK, Niederlande), USA und
Japan sind bedeutend (Abbildung 8). Angriffsversu-
che etablierter grosser Pharma-Unternehmen auf die
Patentfamilie von Dr. Yamazaki sind gescheitert. Nach
der Übernahme der Yamazaki-DDS Co., Ltd. sind die
Patente im gemeinsamen Besitz von InnoMedica und
der Forschungsinstitution AIST. Lizenzvergaben an
Drittparteien sind in den Verträgen zwischen InnoMe-
dica und AIST vorgesehen, wobei dafür die schriftliche
Zustimmung beider Patentinhaber Voraussetzung
ist. Als Ausnahme gilt gemäss diesen Verträgen aus-
schliesslich vorrangiges öffentliches Interesse. Im Ge-
gensatz zu zahlreichen universitären Spin-offs besitzt
InnoMedica nicht nur eine Patentlizenz, sondern ist
effektiv Miteigner an den Patenten. Beispiel für einen
Lizenznehmer ist die japanische Katayama Chemical
Industries Co., Ltd., welche als einziges Unternehmen
zu einem früheren Zeitpunkt von Yamazaki-DDS Co.,
Ltd. und AIST für eine diagnostische Anwendung der
Technologie nicht exklusiv lizenziert wurde. InnoMe-
Abbildung 8: Titelseite des europäischen (links) und des amerikanischen (rechts) Patents von Dr. Noboru Yamazaki.
PatenteEuropa: EP 1 447 081 (wichtigste Länder) • Schweiz • Deutschland • Frankreich • Grossbritannien • Niederlande
USA: US 7 070 801
Japan: JP 3 882 034 JP 3 924 606 JP 4 500 930 JP 4 590 519
Seite 27
dica ist somit das einzige Unternehmen, welches die
patentierte Technologie in therapeutischen Anwen-
dungen nützen und auslizenzieren kann. Kernstück
der Patente ist das liposomale Glykan-Targeting, wel-
ches als Technologie-Plattform mit verschiedenen
Wirkstoffen eingesetzt werden kann.
In Zusammenarbeit mit international renommierten
Patentanwälten hat InnoMedica im Dezember 2017 auf-
bauend auf das neu generierte Wissen der letzten Jah-
re ein Patent zur Anmeldung eingereicht. Forschungs-
ergebnisse zur Oberflächenstruktur der Liposomen
ermöglichten InnoMedica, die Wirkstoffverteilung im
Körper dahingehend zu verändern, dass entgegen
der verbreiteten wissenschaftlichen Meinung die Blut-
Hirn-Schranke überwunden werden konnte und so ein
gezielter Transport von Wirkstoffen ins Gehirn ermög-
licht wird. Um dieses von InnoMedica neu entwickelte
Liposom zu schützen, wurde eine Patentschrift ver-
fasst und beim Patentamt eingereicht. Dies verhindert,
dass die im Patent geschützte Technologie kopiert wer-
den kann, und ermöglicht InnoMedica, zukünftig ver-
schiedene neurodegenerative Krankheiten mit diesem
Liposom gezielt zu behandeln. Das neue Patent baut
auf den bisherigen Patenten von InnoMedica und Dr.
Noboru Yamazaki betreffend liposomaler Transport-
systeme und Glykan-Targeting auf und ergänzt diese
durch den neuen Anwendungsbereich Neurologie und
das Überwinden der Blut-Hirn-Schranke mittels Lipo-
somen. Somit erweitert sich das Anwendungspoten-
tial von InnoMedicas Technologie-Plattform um einen
bedeutsamen medizinischen Bereich, der einen hohen
Bedarf an effektiven Therapien aufweist.
Erfinder
Die Grundlage für das aktive Targeting mittels Gly-
kan-modifizierter Liposomen wurde von Dr. Yama-
zaki während seiner Tätigkeit am AIST geschaffen.
Als geistiger Vater und eingetragener Erfinder der
Patente hat er ein tiefes Verständnis der Technolo-
gie. Dieser Fundus an technologischem Wissen ist für
eine erfolgreiche klinische Entwicklung von zentraler
Bedeutung. Die Patente legen die grundlegende Idee
des Targetings offen und schützen diese damit. Die
detaillierte technische Umsetzung, das Meistern von
Hürden in der präklinischen Entwicklung sowie der
klinischen Studien erfordern jedoch Kompetenzen,
welche weit über das patentierte geistige Eigentum
hinausreichen. Durch die substantielle finanzielle Be-
teiligung von Dr. Yamazaki und seine Funktion als Ver-
waltungsrat bleibt InnoMedica dieses Wissen erhalten.
In der Entwicklungsphase von Talidox konnte das
InnoMedica-Team das Know-how bezüglich der lipo-
somalen Technologie sowie auch der industriellen
Herstellungsverfahren entscheidend ausbauen. Dies
spiegelt sich auch in der neuen Patentanmeldung zur
Anwendung bei Parkinson wider. Die Schlüsselperso-
nen sind mit dem Unternehmen durch familiäre Bin-
dung und Beteiligung über Aktien eng verbunden.
Geheimhaltung
InnoMedica hat im Rahmen der präklinischen Ent-
wicklung insbesondere im Design des pharmazeu-
tischen Produktionsprozesses viel neues geistiges
Eigentum geschaffen. Im schutzrechtlichen Umgang
mit diesem neuen Wissen gilt es, geschickt die Vor-
und Nachteile einer Patentierung gegenüber einer
unternehmerischen Geheimhaltung abzuwägen. Mit
einer Patentierung geht auch stets eine Offenlegung
der geschützten Idee einher. Wird in einem Patent
beispielsweise ein Produktionsverfahren offengelegt,
weiss die Konkurrenz, wie bei der Produktion vor-
gegangen wird, und kann dies kopieren. InnoMedica
müsste in einem solchen Fall das Patent mit erhebli-
chen Kostenfolgen gerichtlich durchsetzen. Der Nach-
weis der Verletzung eines Verfahrenspatents ist zu-
dem äusserst schwierig. Deshalb müssen die Inhalte
neuer Patente wohlüberlegt sein und gegebenenfalls
auch als Trade Secret geschützt werden. Ein Geheim-
haltungssystem und eine damit übereinstimmende
IT-Security sind dabei unumgänglich und bei InnoMe-
dica implementiert.
Seite 28
InnoMedica | Businessplan März 2018
Produktion
Das Kernstück von InnoMedicas Produktion ist die
Produktionsanlage für aseptische Arzneimittel nach
pharmazeutischen Richtlinien der guten Herstel-
lungspraxis am Standort in Marly, Fribourg. Bei der
Standortwahl im Jahre 2013 hat unter anderem die
bereits vorhandene Reinraum-Infrastruktur den Aus-
schlag für das Marly Innovation Center (MIC) gegeben.
So konnte ein rund 25 m2 kleiner Reinraum moderni-
siert und entsprechend den aktuellen Anforderungen
an eine pharmazeutische Entwicklung nachgerüstet
werden. Seit 2013 ist im MIC ein ganzer Technologie-
und Industriepark mit bereits über 130 Unternehmen
entstanden. In naher Zukunft ist ein weitreichender
Ausbau der Infrastruktur mit einem Industriekom-
plex, Bürogebäuden sowie Wohnraum für mehrere
Tausend Personen projektiert (Abbildung 9).
Nach der Evaluation verschiedener Outsourcing-Mög-
lichkeiten entschied sich InnoMedica für eine firmen-
eigene Produktion. Diese bietet die folgenden strate-
gischen Vorteile:
• Schutz des geistigen Eigentums, insbesondere be-
treffend innovative Herstellungsverfahren
• Stetige Optimierung des Produktionsverfahrens und
Ausbau der Produktionsmengen
• Zusammenarbeit mit der Entwicklung und Er-
schliessung weiterer Anwendungsmöglichkeiten
Unverzichtbare Rahmenbedingungen für den Aufbau
einer industriellen pharmazeutischen Produktion sind
das Vorhandensein von Räumlichkeiten für die Ex-
pansion sowie die Möglichkeit, Investitionen in neue
Anlagen über einen langen Zeitraum zu amortisieren.
Dazu ist eine stabile, langfristige vertragliche Bezie-
hung mit einem Vermieter nötig, welcher genügend
Raumreserven zur Verfügung stellen kann. InnoMedi-
ca hat mit dem MIC einen solchen Partner gefunden.
Besonders in der Anfangsphase der Zusammenarbeit
hat das MIC den Startup-Ansatz von InnoMedica aktiv
gefördert und die Tragbarkeit der Mietzinsen ermög-
licht. In der aktuellen Phase sorgt das MIC durch ei-
nen im Grundbuch hinterlegten Mietvertrag mit einer
21-jährigen Kündigungsfrist seitens des Vermieters so-
wie eigener Investitionstätigkeit in die Gebäudeinfra-
struktur gemäss den Anforderungen von InnoMedica
für gute Standortbedingungen. Die Investitionslast
wird dabei zwischen MIC und InnoMedica aufgeteilt,
wobei der Vermieter primär in die Renovation der
bestehenden Infrastruktur, der Büroräume sowie in
die Energierückgewinnung und InnoMedica in die
Räumlichkeiten für pharmazeutische Lagerung, Pro-
zessentwicklung und Reinraumproduktion investiert.
Räumlichkeiten für die weitere Expansion der Produk-
tion sind vom MIC vertraglich zugesichert und von In-
noMedica in die Planung übernommen worden. Das
MIC sorgt mit diesen Rahmenbedingungen für ein op-
timales Investitionsklima und ermöglicht InnoMedica,
am gegenwärtigen Produktionsstandort strategisch
festzuhalten.
Um die Produktion von Talidox und Talineuren erfolg-
reich zu industrialisieren, sind neben der Infrastruktur
zahlreiche weitere Elemente von zentraler Bedeutung:
Qualitäts-Management-System
Das Qualitäts-Management-System (QMS) wurde von
Beginn an im Unternehmen verankert, um die Qualität
der Prozesse und der Produkte zu prüfen, sicherzustel-
len und kontinuierlich zu verbessern. InnoMedicas QMS
wirkt darauf hin, dass sämtliche Mitarbeitenden be-
wusst die Entwicklung der Qualität anstreben, Probleme
erkennen und Massnahmen zu deren Lösung umsetzen.
Abbildung 9: Geplanter Ausbau des Marly Innovation Centers (MIC), mit Produktionsstandort von InnoMedica.
Seite 29
Die von Swissmedic zertifizierte Produktionsanlage im Marly Innovation Center ermöglichte den Schutz
des geistigen Eigentums – insbesondere der innovativen Herstellungsverfahren.
Firmeneigene GMP-Produktion
Seite 30
InnoMedica | Businessplan März 2018
So kann InnoMedica Pharmazeutika produzieren, die
den hohen Ansprüchen der Patienten gerecht wer-
den. InnoMedicas QMS entspricht den Anforderungen
der guten Herstellungspraxis (current Good Manufac-
turing Practice, kurz cGMP) und wurde dementspre-
chend von Swissmedic zertifiziert (letztmals im Janu-
ar 2017, Abbildung 10).
Qualitätskontrolle mittels analytischer Verfahren
Produktionsbegleitend führt InnoMedica die erforder-
lichen Qualitätskontrollen der Rohstoffe, Zwischen-
produkte und Endprodukte durch. Zur Kontrolle der
Rohstoffe gehören Analysen zur Identität und Rein-
heit, womit sichergestellt wird, dass es sich um die
korrekten Inhaltsstoffe mit dem erforderlichen Rein-
heitsgrad handelt.
Die präzise Überwachung der einzelnen Produktions-
schritte stellt die Reproduzierbarkeit der einzelnen
Produktionsläufe sicher. Eine konsistente Produkti-
on ist ein entscheidender Faktor für die Qualität von
Nanopartikeln. Die komplexen Vorgänge während der
Produktion verlangen eine sorgfältige Kontrolle al-
ler einwirkenden Parameter. Sämtliche Prozess- und
Analyseschritte werden nach genauen Vorschriften
auf regelmässig qualifizierten Geräten durchgeführt.
Die Produktion findet stets Hand in Hand mit der
Analytik statt. Prozessrelevante Parameter werden
im Rahmen von in-process-Kontrollen zeitgleich zur
Produktion gemessen und garantieren so die Bestän-
digkeit des Produktes.
Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die sicher-
heitsrelevanten Prozessschritte, allen voran die ab-
schliessende Sterilfiltration, die durch die Validierung
der Filter und die Kontrolle der bakteriellen Belastung
vor dem Filtrationsschritt optimiert wurde. Die bei je-
der Produktion routinemässig durchgeführten Mess-
methoden für bakterielle Verunreinigungen sowie de-
ren Toxine wurden mit erfahrenen, in diesem Bereich
spezialisierten Unternehmen entwickelt und für die
Produktion von InnoMedica validiert. Damit können
allfällige bakterielle Komponenten im Endprodukt
ausgeschlossen werden. Neben der Produktion selbst
wird auch die Produktionsumgebung einschliesslich
Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Partikelbelastung
kontinuierlich überwacht.
Das fertige Medikament muss genauen Spezifikationen
bezüglich Grösse, Grössenverteilung, Gehalt der Inhalts-
stoffe und weiterer Parameter entsprechen. Ausserdem
wird sichergestellt, dass unter den Bestandteilen der
fertigen Liposomen keine Zerfallsprodukte auftreten.
Die analytische Abschlussprüfung von Talidox zusam-
men mit der Dokumentation der Produktion dient als
Grundlage für die Freigabe des Batches. Bei InnoMe-
dica übernimmt Stéphane Gumy als fachtechnisch
verantwortliche Person (Qualified Person, QP) die
Zertifizierung und Freigabe der klinischen Batches.
Innovation im Herstellverfahren und Scale-up
Der Produktionsprozess von InnoMedica unterteilt
sich in die Herstellung des bulk drug product sowie
der finished dosage form, also kleine Ampullen (Vi-
als), welche 30 ml injizierbare Flüssigkeit enthalten.
Mit der zur Herstellung des liposomalen bulk drug
product verwendeten Technologie betritt InnoMedica
in vielen Bereichen Neuland. Dies zeigt sich vielfach
in der mangelnden Verfügbarkeit brauchbarer Lösun-
gen der etablierten Technologiehersteller. Aufgrund
dieser Situation hat InnoMedica mit eigenem Perso-
nal und spezialisierten Beratern in den Aufbau der
Schlüsseltechnologie zur Herstellung der Liposomen
investiert. So wurde im Sommer 2017 ein Scale-up des
Herstellprozesses auf 6 Liter bulk drug product er-
reicht. Nach anfänglichen Arbeiten im vergrösserten
Abbildung 10: InnoMedicas Betriebsbewilligung zur Herstellung von Arzneimitteln nach Good Manufacturing Practice (GMP).
Seite 31
Labormassstab konnten inzwischen skalierbare in-
dustrielle Anlagen und Prozesse eingeführt werden.
Temperaturkontrollierte Doppelmantelreaktoren er-
möglichten eine weitere Stabilisierung des Herstel-
lungsverfahrens, was die Bestimmung der nötigen
normal operating ranges (NOR) und proven acceptable
ranges (PAR) erlaubte.
Die zur Herstellung der finished dosage form ein-
gesetzte Technologie des open vial filling in Klas-
se-A-Sterilzonen wurde von diversen Herstellern vor
allem im Grossmassstab über Jahrzehnte optimiert.
Um die teilweise sehr hohen Investitionskosten des
open vial filling vorerst zu vermeiden, hat sich Inno-
Medica für die klinische Studie Phase I und II ent-
schlossen, mit dem sogenannten closed vial filling
ein neuartiges Konzept einzusetzen. Bei diesem vor
allem für kleinere Serien geeigneten Verfahren wird
die Herstellung des sterilen, verschlossenen Vials an
einen externen Lieferanten vergeben. Dadurch wer-
den grössere Investitionen für eine Reinstwasseran-
lage und die Anlagen zur Sterilisierung der Vials zu
Beginn der klinischen Phasen vermieden. Die extern
beschafften Vials werden bei InnoMedica mit sehr
dünnen Nadeln langsam gefüllt. Vorerst wird bei In-
noMedica hierfür ein eigenentwickeltes System ver-
wendet. Für die Phase II kann gemäss Angebot des
Lieferanten auch beim closed vial filling ein automa-
tisiertes Abfüllsystem mit Robotik eingesetzt werden.
Realisierung der Industrieproduktion
Um den erwarteten Marktbedarf abzudecken, ist eine
weitere Skalierung des Herstellungsprozesses des
bulk drug product erforderlich. Diese ist als Kombi-
nation von Parallelisierung erster Verfahrensschritte
und anschliessendem Pooling bei der Weiterverarbei-
Seite 32
InnoMedica | Businessplan März 2018
tung geplant, was zu Batchgrössen von 18 Litern, spä-
ter 36 oder sogar 72 Litern führen soll. Die Planung
dieser Produktionsanlagen im neuen Reinraum II ist
bereits weit fortgeschritten. Dies betrifft sowohl die
Reaktoren als auch die dazu notwendige Heiz- und
Kühltechnik sowie die Filtrationsanlagen. Um eine
hohe Produktivität bei gleichbleibender Qualität zu
erreichen, werden derzeit Automatisierungskonzepte
für mehrere Prozessschritte erarbeitet. Im Hinblick
auf grössere Mengen – bei Talineuren ist eine tägliche
Verabreichung geplant – werden als Alternative zum
closed vial filling auch industrielle Hochleistungssys-
teme der open vial filling-Technologie evaluiert.
Um die industriellen Volumen zu bewältigen, inves-
tiert InnoMedica gezielt in den Ausbau der Infra-
struktur. InnoMedicas Expansion ist in zwei Etappen
unterteilt. Die erste Etappe ist bereits angelaufen und
teilweise in Realisierung. Sie beinhaltet die Renova-
tion und den Umbau von folgender Infrastruktur:
Büros: Der Ausbau der Büros erfolgt schrittweise.
Von Juli bis November 2017 wurden zwei ehemalige
Labors zu einem Büro umgebaut. Im ersten Quartal
2018 wird zusätzlich das dritte Büro renoviert.
Prozessentwicklungslabors: Das Prozessentwick-
lungslabor wird im zweiten Quartal 2018 umgebaut,
um eine moderne Arbeitsumgebung für die Weiter-
entwicklung von InnoMedicas liposomaler Produk-
tionstechnologie zu schaffen.
Entwicklungslabors: Die Entwicklung und die Ana-
lytik wurden getrennt und verfügen mit dem Ausbau
über eigene Räume. In der Analytik sind unter ande-
rem zwei gut ausgelastete uHPLC-Geräte im Betrieb.
In der Entwicklung konnte mit mehr Platz ein weiterer
Laminar-Flow für die Abfüllung von Rohstoffen einge-
richtet werden.
Lager: Der Ausbau des Lagerraums soll im zweiten
Quartal 2018 abgeschlossen werden. Die zusätzliche
Fläche wird zur Kühllagerung von Produkten sowie
zur Lagerung von Rohstoffen und Verpackungsmate-
rialien genutzt. Eine separate Zone steht für die Ab-
füllung der Rohmaterialien zur Verfügung. Zusätzlich
sollen im neuen Lager Verpackungsarbeiten und die
Rohstoffbemusterung stattfinden.
GMP-Produktion: Der bestehende kleine Reinraum I,
zurzeit genutzt für die Produktion von Talidox, wird
2850
1755
2825
Mis
chst
atio
nR
eakt
or 3
0L
Reaktor 30L
ISO
LATO
R V
IAL
FILL
ING
3300
1080
10520
Processing room++
800
2980
3810
930
2050
2400
Glovebox Optional
866
1041
730
460
1705
2030
900
Optional
950
950
4260
2375
Control room0 Pa
Gowning room 2
Production room++
+
300
525
1080
525
1360
2315
300
970
390
800
800
800
Gowning room 1++
815
2160
Gowning room ext+
1:40
Rue de Fin-de-Praz 8 Tél: 032 835 50 89Fax: 032 835 50 86
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2024 St-Aubin
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Format: A3 Paysage3478 Innomedica V15 - 2017
Echelle:
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timothée.favre
Date impression: 24.01.18
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Abbildung 11: Geplanter grosser Reinraum II mit Technikzone (links), Leitstand (Mitte) und Personenschleuse (rechts).
Seite 33
aufgewertet mit einer zusätzlichen Materialschleuse
für die vereinfachte Installation neu konstruierter
mobiler Produktionsreaktoren.
Neuer grosser Reinraum II: Den grössten baulichen
Eingriff erfordert der grosse Reinraum II der Rein-
raumklasse C (Abbildung 11). Dieser soll insgesamt
eine Fläche von 100 m2 umfassen. Das weitgehend er-
stellte Konzept sieht den Bau einer hochmodernden
Produktionsanlage mit optimiertem Material- sowie
Personenfluss sowie einem Leitstand für die automa-
tisierte Steuerung und Überwachung vor. Weiter ist
eine spezielle Hochsicherheits-Druckkaskade geplant,
die sowohl den Eintritt von Partikeln oder mikrobiolo-
gischen Störfaktoren als auch den Austritt von toxi-
schen Substanzen verhindert.
Sämtliche Ausbauschritte der ersten Etappe bauen
auf der vorhandenen Infrastruktur des MIC auf. Eine
für die Reinräume wichtige Infrastrukturkomponente
ist die speziell aufbereitete filtrierte Raumluft, für die
eine vom MIC betriebene Luftaufbereitungsanlage
benutzt wird. Diese Anlage verwendet ausschliesslich
Frischluft, welche zu Reinluft aufbereitet und in die
entsprechenden Reinräume geleitet wird. Um Energie
zu sparen, ist die Installation einer Wärmerückgewin-
nungsanlage geplant.
In der zweiten Ausbauetappe soll ein grosser indus-
trieller Reinraum III für die Abfüllung und Verpackung
grösserer Volumen gemäss GMP-Richtlinien aus-
gebaut werden. Die vorreservierten Räumlichkeiten
befinden sich im selben Gebäude wie InnoMedicas
derzeitige Infrastruktur. Nach heutigem Planungs-
stand können in diesem Reinraum III auch grössere
Volumen von Ampullen gemäss Planung für das Jahr
2022 (ca. 1.5 Mio./Jahr) abgefüllt werden. Der Rein-
raum III ist prioritär für die Produktion von Talineuren
vorgesehen, je nach Entwicklung der Marktvolumen
sind aber auch andere Lösungen möglich.
Eine Schlüsselkomponente für die erfolgreiche Her-
stellung von sterilen Medikamenten ist „Water for In-
jection“ (WFI). Zurzeit wird dieses extern zugekauft.
Da die erwarteten Mengen Wasser in WFI-Qualität
in der zweiten Ausbauetappe stark ansteigen wer-
den, ist die Installation einer speziellen Anlage ge-
plant, mit der WFI und Reindampf vor Ort hergestellt
werden können. Aufbereitetes Wasser, das für die
WFI-Produktion verwendet werden kann, ist im MIC
und dem InnoMedica-Gebäude bereits vorhanden.
Im geplanten industriellen Reinraum sollen automa-
tisierte Anlagen zum Waschen, Sterilisieren, Befüllen
und Verschliessen installiert werden. Diese sollen in
Reinräumen der Klassen D oder C wo nötig mit Isola-
tortechnologie installiert werden. Zusätzlich werden
automatisierte Anlagen zur optischen Inspektion, Eti-
kettierung und Verpackung benötigt. Um den bei grös-
seren Produktestückzahlen steigenden Bedürfnissen
der Analytik Rechnung zu tragen, sind in dieser Zone
auch nochmals weitere Labors geplant.
Die derzeitige Investitionsplanung geht von Sachin-
vestitionen in Geräte und Infrastruktur in der Höhe
von CHF 7.15 Mio. bis im Jahr 2020 aus (Tabelle 3).
Diese Investitionen ermöglichen es InnoMedica, Ta-
lidox und Talineuren international in den Verkauf zu
bringen. Die projektierten Produktionsanlagen ha-
ben genügend Kapazität, um den Markt während der
Einführungsphase beider Medikamente erfolgreich
mit ausreichenden Produktmengen zu beliefern und
InnoMedica in die Gewinnzone zu bringen.
Investitionen Infra- struktur
Geräte Total in CHF
1. Etappe 375’000 273’000 648’000
2. Etappe 580’000 5’922’000 6’502’000
Total in CHF 955’000 6’195’000 7’150’000
Geplante Investitionen in Geräte und Infrastruktur (Tabelle 3)
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Team
InnoMedicas Team ist über die letzten 5 Jahre ste-
tig gewachsen. Mit einem erfahrenen Verwaltungsrat
und dem Gründerteam als Geschäftsleitung vereint
InnoMedica das für die Firma wichtige Wissen, um ein
solches Projekt realisieren zu können. InnoMedicas
Ziel ist es, das gesamte Team auch als Aktionäre zu
beteiligen und so auch bei den Mitarbeitenden einen
unternehmerischen Geist zu entwickeln. Dies wird
durch ein Buy-in-Programm ermöglicht, in welchem
die Schlüsselaktionäre der InnoMedica bereits zwei-
mal 10 Prozent ihrer Aktien zur Verfügung stellten.
So gelang es in den letzten Jahren, motivierte Mitar-
beitende zu rekrutieren, welche mit Begeisterung ihr
Können und ihr Engagement bei InnoMedica einge-
bracht haben.
Der Verwaltungsrat bringt mit Dr. Herbert Früh wert-
volles Know-how aus den Bereichen Produktion,
Entwicklung und Vermarktung in der Pharmabran-
che bei InnoMedica ein. Dr. Noboru Yamazaki ver-
fügt über 30 Jahre Forschungserfahrung im Bereich
aktives liposomales Targeting. Manuel Frick ist ein
international tätiger Anwalt und ergänzt den Ver-
waltungsrat von InnoMedica mit seiner juristischen
Expertise in Vertragsrecht, Europarecht, Prozess-
recht und geistigem Eigentum. Dr. Peter Halbherr
ist ein erfahrener Unternehmer und war als Bera-
ter in den Bereichen Life Sciences, IT und Financial
Services aktiv. Während der ganzen Seed-Periode
sicherte Peter Halbherr als Finanzchef die Kontinui-
tät und den Erhalt des Eigenkapitals von InnoMedica.
Peter Halbherr baute das Projekt zur liposomalen
Technologie auf und stellt heute als Delegierter des
Verwaltungsrats und General Manager die Verbin-
dung zwischen Verwaltungsrat und der Geschäftslei-
tung her.
Die Bereichsleitung Manufacturing hat Pascal Halb-
herr als Geschäftsleitungsmitglied inne, Dr. Stéfan
Halbherr leitet den Bereich Forschung und Entwick-
lung und Dr. Jonas Zeller den Bereich Finanzen und
Administration. Andrea Zurkirchen ist für Kommuni-
kation, HR, Legal und Compliance verantwortlich. Das
Gründerteam wird ergänzt durch Stéphane Gumy, der
in seiner Funktion als fachtechnisch verantwortliche
Person wichtiges Know-how aus der pharmazeuti-
schen cGMP-Produktion in die Firma einbringt. Der
starke fachtechnische Fokus von InnoMedica spiegelt
sich in den 14 von insgesamt 22 Mitarbeitenden mit
Abschlüssen in Biochemie, Chemie oder Medizin wi-
der. Die hohe Kompetenz in diesem Kernbereich ist
eine wichtige Voraussetzung für InnoMedicas Erfolg.
Für die Planung der klinischen Studien von Talidox
konnten Dr. med. Christian Baumgartner für den Be-
reich Medical Affairs und Lisa Halbherr für den Be-
reich Regulatory Affairs & Registration gewonnen
werden. Christian Baumgartner bringt Erfahrung
aus der Pharmabranche und aus seiner Tätigkeit als
praktizierender Arzt mit ins Unternehmen. Dr. Patrick
Buschor betreut den Bereich Translational Research,
als Schnittstelle zwischen der präklinischen Forschung
und der Einführung eines Produkts in der Klinik. Zu-
dem stellt er in seiner Funktion im Bereich Quality
Assurance zusammen mit Dr. Fabiola Schorer (Quality
Design) sicher, dass die Herstellung der Produkte ge-
mäss GMP vorgenommen und dokumentiert wird. Im
Bereich Forschung und Entwicklung betreut Dr. Camil-
le Peitsch als Produktmanager InnoMedicas Projekt
im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen.
Zudem produzierte sie am Institut für Anatomie der
Universität Bern die Aufnahmen der Liposomen von
InnoMedica mittels Kryo-Elektronenmikroskopie.
Im Hinblick auf den bevorstehenden Klinikeintritt
wurde der Bereich Manufacturing weiter ausgebaut
und umfasst heute ein wachsendes Team mit Dr. Flori-
an Weiss im Process Engineering, Andreas Inderbitzin
im Technical Engineering sowie Andreas König und
Daniel Fallegger in der Produktion. Die Analytik und
Qualitätskontrolle, welche von Dr. Christoph Mathieu
aufgebaut wurde, vergrössert ihre Kapazität mit Dr.
Petra Gottier.
Auch im Bereich Finanz und Administration wurden
wichtige Rekrutierungen vorgenommen. In Ergän-
zung zum Controlling und Produktmanagement von
Roman Odermatt übernimmt Vanessa Ackermann
als Juristin das Office Management und liefert auch
Unterstützung für Andrea Zurkirchen und die Stabs-
stelle Kommunikation, HR, Legal und Compliance. Die
neue Stelle Marketing übernimmt Silvana Baselgia.
Das Supply Chain Management wurde in eine neu-
geschaffene Stelle ausgegliedert und konnte mit Dr.
Stefan Peterli sehr gut besetzt werden. Die IT wird von
Urs Bretscher geleitet und durch Anna Roth als Busi-
ness Application Engineer verstärkt.
Ergänzend stehen InnoMedica Dr. Philipp Halbherr mit
seiner Erfahrung im Bereich Finanzen und Dr. med.
Denis Bron mit seinem Netzwerk zur Ärzteschaft und
zu medizinischen Institutionen als Berater zur Seite.
Abbildung 12 zeigt das Organigramm von InnoMedica.
Nachfolgend werden der Verwaltungsrat, das Team
und die Berater kurz vorgestellt.
Seite 35
Financial Advisor
Dr. Philipp Halbherr
Medical Advisor
Dr. med. Denis Bron
Verwaltungsrat
Management
Präsident
Dr. Herbert Früh
Mitglied
Manuel Frick
Delegierter
Dr. Peter Halbherr
Chief Technology Officer
Dr. Noboru Yamazaki
General Manager
Dr. Peter Halbherr
Fachtechnisch verantwortliche Person
Stéphane Gumy
Kommunikation, HR, Legal & Compliance
Andrea Zurkirchen
Finanzen &Administration
Dr. Jonas Zeller
Forschung &Entwicklung
Dr. Stéfan HalbherrManufacturing
Pascal Halbherr
Analytics & Quality Control
IT & Infrastructure
Supply ChainManagement
ProcessDevelopment
TechnicalEngineering
Quality Assurance
FinancialAccounting
Office Manage-ment, Legal & Compliance
Marketing
Medical Affairs
Regulatory Affairs
& Registration
Translation
Organic Chemistry
Nano Structures
Pharmacology
CleanroomProduction
Organigramm (Abbildung 12)
Stab
Berater
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Dr. Herbert Früh ist seit 2000 bei InnoMedica und seit 2002 Verwaltungsrats- präsident. Er verfügt über langjährige Erfahrung mit industriellen Standards im Phar-mabereich.
Neben seiner Aktivität bei InnoMedica ist Dr. Früh im Verwaltungsrat des zahnmedizi-nischen Startups Regedent AG tätig, welches er als CEO gründete und aufbaute. Vor-gängig arbeitete er als Business Unit Manager Regenerative bei Straumann und hatte die Bereichsleitung Chemikalien, Agro und Wassertechnik bei CU Chemie Uetikon inne. Als Geschäftsführer Pharma und Biomaterialien bei Geistlich leitete er den Umbau des Familienunternehmens, führte neue Produkte im Bereich Biomaterialien ein und baute ein internationales Vertriebsnetz auf. Bei Schering war er als Marketing Ma-nager für Hormontherapie und Dermatika zuständig. Bei Hoffmann-La Roche war er als Produktmanager für Onkologie und Infektiologie für die Einführung von Interferon verantwortlich.
Nach seiner Promotion in Proteinchemie und Enzymologie erfolgte sein Berufseinstieg in die Arzneimittelentwicklung bei Spirig. Dr. Früh absolvierte sein Studium der Natur-wissenschaften an der ETH Zürich mit Diplom und Dissertation in Biochemie und Mikro- biologie. Zudem nahm er an einem MBA-Studium der Graduate School for Business Administration Zürich teil.
Dr. Peter Halbherr ist seit 2001 bei InnoMedica und seit 2002 Mitglied des Verwaltungsrates. Als Unternehmens- und Personalberater in der Pharma-, IT- und Finanz-Branche bringt Dr. Halbherr Expertise im Aufbau innovativer Unternehmen mit und verfügt über ein wertvolles Netzwerk im Bereich Führungskräfte, Startups und Finanzierungen.
Dr. Halbherr hat 1988 die Beratungsfirma IPAG Inter Personal AG gegründet, welche in der Kaderselektion sowie der Unternehmensberatung tätig ist. IPAG Inter Perso-nal AG leistete die Anschubfinanzierung für InnoMedica und fungierte als Inkubator für das Talidox-Projekt. Dr. Halbherr ist Partner der Firma BTS Business Technology & Services GmbH, welche im Bereich Software für Business Administration aktiv ist. Mit sqlFinance konnte Dr. Halbherr eine ERP-Lösung bei InnoMedica einbringen, welche heute sowohl für die Buchhaltung, das Gehaltswesen, Einkauf und Lieferung/Verkauf wie auch für die pharmazeutische GMP-Produktion eingesetzt wird.
Dr. Halbherrs Dissertation über Laufbahnmuster, ein DESS Psychologie Industrielle, ein Forschungsprojekt über Laufbahnen und Unternehmenskultur in Paris (1979 – 1983, mit Publikation unter dem Titel IBM – Mythe et Réalité), resultierte schliesslich im Dok-tortitel Dr. phil. et phil. der Universitäten Zürich und Paris. Sein Studium der Psycholo-gie hatte er an der Universität Zürich absolviert.
Dr. Noboru Yamazaki wurde an der Generalversammlung 2013 in den Verwal-tungsrat der InnoMedica gewählt. Seine langjährige Forschungserfahrung im Be-reich aktives Targeting und seine fundierte Erfahrung in der Patentanmeldung waren Schlüsselelemente, welche eine Lancierung des Projekts Talidox ermöglichten.
Er gründete das Unternehmen Yamazaki-DDS Co., Ltd., um neue Applikationen für sein aktives Targeting Drug Delivery System zu entwickeln. Diese neuartige Technologie resultiert aus der Forschungsarbeit während seiner Tätigkeit als Gruppenleiter des Na-noBio-Medizin-Technologie-Labors im Nanotechnology Research Institute am National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) in Japan. Dr. Yamaza-ki arbeitete mit Wissenschaftlern des Chemie-Departments der Universität Colorado und des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin zusammen und war Direktor der Forschungszuschüsse der International Human Frontier Science Program Organi- zation. Nach seinem PhD in Biologie an der Universität Hamburg und der anschliessen-den Postdoc-Forschung am Mitsubishi Kasei Institute of Life Sciences, Forschungsbüro am Industrial Products Research Institute, startete er seine Karriere bei AIST als Leiter des Materials Design Laboratory.
Verwaltungsrat
Dr. sc. nat., ETH Zürich Präsident
Dr. phil. et phil., Universitäten Zürich und Paris Delegierter, General Manager
Dr. rer. nat. Chief Technology Officer
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Manuel C. Frick wurde an der Generalversammlung 2017 durch die Aktionäre der InnoMedica als zusätzliches Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt. Herr Frick ist ein international tätiger Anwalt und ergänzt den Verwaltungsrat von InnoMe-dica mit seiner juristischen Expertise, insbesondere im Vertragsrecht, Europa-recht, Prozessrecht sowie geistigen Eigentum. 1992 erlangte er das Anwaltspa-tent des Kantons Bern, anschliessend ein Diplom in Europarecht an der Universität Lausanne und schloss 1995 an der Duke University Law School Durham in North Carolina den Master of Law (LL.M.) ab. Manuel Frick ist Mitglied des Kleinen Burgerra-tes der Burgergemeinde Bern und seit 2013 Präsident des Bankrates der DC Bank Bern. Zudem ist er Mitglied diverser anderer Verwaltungsräte.
Geschäftsleitung
Pascal Halbherr, älterer Sohn von Dr. Peter Halbherr, Leiter Manufacturing, stieg im Herbst 2012 bei InnoMedica ein. Sein Interesse an der aktuellen Forschung in der Biochemie und seine Bereitschaft, sich mit neuartigen Konzepten auseinanderzuset-zen, führten zur Lancierung der Zusammenarbeit mit Dr. Yamazaki und bilden den Startpunkt des Projekts Talidox. Zusammen mit Stéphane Gumy realisierte er im Marly Innovation Center eine GMP-Produktion und passte die Produktionsverfahren aus der Forschung einem industriellen Massstab an. Das Bachelorstudium in Biochemie und das Masterstudium in Immunologie absolvierte er an der Universität Bern (Thrombo-xane A2 acts as tonic immunoregulator by preferential disruption of low-avidity CD4+ T cell-dendritic cell interactions).
Dr. Stéfan Halbherr, jüngerer Sohn von Dr. Peter Halbherr, arbeitet seit 2013 als Leiter Forschung und Entwicklung bei InnoMedica. Er bringt Erfahrung im Bereich der Immunologie mit und wirkte von Anfang an als wissenschaftlicher Berater für das Projekt Talidox. Er ist die treibende Kraft, welche die Optimierung des Produkts vor-anbringt, und hat durch eine kreative Herangehensweise stete Fortschritte in der Ent-wicklung ermöglicht. Bei der neuen Patentanmeldung für Talineuren ist er als Erfinder aufgeführt. Nach seinem Masterstudium in Biochemie und Immunologie an der Univer-sität Bern hat Stéfan Halbherr am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe IVI an der Universität Bern zum Thema Development of a high quality vaccine against avian influenza promoviert.
Dr. Jonas Zeller arbeitet seit 2013 bei InnoMedica als Leiter Finanzen und Admi-nistration. Er bringt Erfahrung im Bereich Finanzmanagement mit und ist Dozent für Unternehmensbewertung an der Universität Bern. Zusätzlich unterrichtet Jonas Zel-ler am Bern-Rochester Executive MBA. Seine Ausbildung schloss er mit dem Doktorat am Institut für Finanzmanagement der Universität Bern ab, wo er das Zusammenspiel von Alter und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit von Unternehmen untersuchte. Vor seinem Doktorat war Jonas Zeller als Analyst im Economic Research Department bei der Credit Suisse, Zürich tätig. Sein Studium absolvierte er an der Universität Bern sowie an der Simon Graduate School of Business, University of Rochester in New York.
LL.M. Fürsprecher Mitglied
MSc Biochemistry, Universität Bern Manufacturing, Projektleiter
PhD, Universität Bern Forschung & Entwicklung
Dr. rer. oec., Universität Bern Finanzen & Administration
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Andrea Zurkirchen kam bereits im Sommer 2012 über ihre Beratertätigkeit bei IPAG Inter Personal AG zu InnoMedica und begleitete den Zusammenschluss mit Yamazaki-DDS Co., Ltd. Sie bringt Erfahrung aus den Bereichen Personal und Adminis-tration sowie Kommunikation, Marketing und Verkauf mit, welche sie in ihrer Tätigkeit für IPAG Inter Personal AG und BTS Business Technology & Services GmbH sammeln konnte. Bei InnoMedica ist sie als Stabschefin für die Organisation und juristische Um-setzung der Finanzierungsrunden verantwortlich, betreut die Aktionärskontakte und ist neben ihren Aufgaben im Bereich Personal auch für die Kommunikation nach aus-sen zuständig. Ihr Psychologiestudium mit Vertiefungsrichtung in Biopsychologie und Verhaltenstherapie absolvierte sie an der Universität Zürich. In ihrer Lizentiatsarbeit untersuchte sie den Zusammenhang von psychischen und biologischen Reaktionen auf Stress.
Stéphane Gumy ergänzt, nach einer anfänglichen Beratertätigkeit bei InnoMedica, seit Frühjahr 2014 als fachtechnisch verantwortliche Person mit seinem Wissen aus Qualitätssicherung und -kontrolle, Produktion und Prozessentwicklung das InnoMedica- Team. Stéphane Gumy bringt über 18 Jahre Erfahrung aus dem Bereich Pharma sowie der Biopharmazeutik und der Medizinalprodukt-Industrie mit, wobei er bei KMUs, aber auch internationalen Firmen (u. a. bei Crucell, UFAG-Laboratorien, Berna Biotech und Baxter) in leitenden Funktionen tätig war. Seit 2007 ist er als unabhängiger Unterneh-mer bei PMS Process Management System tätig, welche er seit 2013 leitet. Stéphane Gumy liess sich in Fribourg an der Fachhochschule zum Chemiker FH ausbilden und hält Vorlesungen in verschiedenen pharmaspezifischen Modulen bei ARIAQ.
lic. phil., Universität Zürich Kommunikation, HR, Legal & Compliance
Chemiker HF, Fribourg Fachtechnisch verantwortliche Person
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Dr. oec., Universität Zürich Financial Advisor
Dr. med., Universität Basel Medical Advisor
Berater
Dr. Philipp Halbherr stellt InnoMedica seine Berufserfahrung und sein Wissen als Financial Advisor zur Verfügung. Er war bis zur Pensionierung 2014 für die Zür-cher Kantonalbank tätig; von 2002 bis 2008 als Finanzchef, danach als Leiter der Geschäftseinheit Institutionals and Multinationals. Von 2005 bis 2014 war er Mitglied der Generaldirektion. 2008 bis 2016 vertrat er die Kantonalbanken im Verwaltungsrat der SIX Group AG und leitet seit 2014 das Advisory Board Education and Knowledge Transfer des Swiss Finance Institute. Seit 2017 ist er als Leiter Retail Banking und Ca-pital Markets Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bankiervereinigung.
Philipp Halbherr studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich, wo er auch promovierte. Vor seinem Eintritt in die Zürcher Kantonalbank 1989 arbeitete er in der Programmleitung des Nationalen Forschungsprogramms Nr. 9 „Wirtschafts-entwicklung“ des Schweizerischen Nationalfonds und weilte danach zwei Jahre als Visiting Scholar an der Stanford University, CA, USA.
Dr. Denis Bron ist seit 2005 bei InnoMedica als Medical Advisor in beratender Funk-tion tätig. Er bringt ein breites Netzwerk im medizinischen Sektor sowie Erfahrung im Umgang mit Ärzten und Spitälern mit. Dr. Bron hält ausserdem als Erfinder gemeinsam mit InnoMedica ein frühes Patent mit Targeting-Ansatz betreffend Verabreichungsform für pharmazeutische Wirkstoffe, das er bereits 2010 ins Unternehmen eingebracht hat. Dr. Bron ist Chef Flugmedizin Luftwaffe des fliegerärztlichen Instituts FAI und leitet das Aeromedical Center (AeMC) in Dübendorf. Zuvor war er im Bereich der Neurologie an der Harvard Medical School in Boston, im Universitätsspital Basel sowie im Kantons-spital Aarau tätig. Dr. Bron schloss 1997 sein Medizinstudium an der Universität Basel ab. Neben der Ausbildung im Spital hält er einen EMG-Fähigkeitsausweis, absolvierte Führungskurse und schloss 2013 den europäischen Human Factor Specialist ab.
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Vanessa AckermannOffice, Legal & Compliance MLaw, Universität Bern (Die strafrechtliche Erfassung des Stalking in der Schweiz)
Silvana BaselgiaMarketing Bachelor in Business Administration und MSc Neuropsychology, Universität Zürich (Flow of activation from V1 to frontal cortex in humans - an EEG study)zuvor: Leiter Business Development
Dr. Christian BaumgartnerMedical Affairs Dr. med. (Risikoselektion in der obliga-torischen Krankenversicherung); MSc Econ., Universität Bern (Aufhebung des Vertragszwangs in der obligatori-schen Krankenpflegeversicherung)zuvor: chirurgischer Assistenzarzt in Langenthal, Medi-cal & Regulatory Advisor bei GlaxoSmithKline
Urs BretscherInformatik lic. oec. publ. und dipl. Wirtschaftsinformatik, Universität Zürich zuvor: Leiter Informatik Swatch Group, CIO Marlox Group, Selecta; mit Dr. Peter Halbherr Partner der Firma BTS (Business Software)
Dr. Patrick BuschorTranslational Research & Qualitätssicherung PhD in Immunology, Universität Bern (Targeting Fc receptors on allergic effector cells)zuvor: Scientific Assistant an der Universitätsklinik für RIA, Bern
Daniel FalleggerProduction Engineering Master of Molecular Life Science and Biochemistry, Universität Bern (Intracellular Trafficing of minute virus of mice [MVM])zuvor: Sales Representative für Life-Science-Produkte
Dr. Petra GottierQualitätskontrolle & Analytik MSc Pharm., Universi-tät Basel; PhD in Biochemistry and Molecular Biology, Universität Bern (Cardiolipin Synthese in Trypanosoma brucei: Untersuchung der biochemischen Eigenschaften eines potentiellen Medikamenten-Targets)
Lisa HalbherrRegulatory Affairs & Registration MSc Neuropsycholo-gy, Universität Zürich & Beth Israel Deaconess Medical Center, Boston (Language processing and the mirror neuron system: a Transcranial Magnetic Stimulation stu-dy); International MBA, IE Instituto de Empresa Madrid (Introduction of an Entreprise Resource Planning System at InnoMedica – make or buy?)zuvor: Project Manager Marktforschung
Team
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Andreas InderbitzinTechnical Engineering dipl. Masch.-Ing., ETH Zürich (Strömungsmaschinen und Anlagenbau)zuvor: Verkaufs- und Projektingenieur Filter- und Lüf-tungstechnik
Andreas KönigChemical Synthesis & Clean Room Operations Master of Molecular Science and Chemistry, Universität Bern; PhD-Kandidat Universität Fribourg (Flow Photochemistry and Effort towards the Synthesis of the Whisky Lactone)
Dr. Christoph MathieuQualitätskontrolle & Analytik PhD Molecular Life Scien-ces, Universität Bern (Functional characterization of ami-no acid transporters in Trypanosoma brucei brucei)
Roman OdermattBuchführung, Finanzanalyse & Produktmanagement B.A. HSG; Master in Business Administration, Universität Bern und Université Lausanne (Analysis Activities in the Early Stages. Practice and Effect of Analysis Techniques: A Cross-Sectional Survey on Start-Ups)zuvor: Treuhand-Berater, Stabsmitarbeiter in einer Schweizer Grossbank und Journalist
Dr. Camille PeitschForschung & Entwicklung, Produktmanagement PhD in Biochemistry and Molecular Biology, Universität Bern (Structural Changes During Exocytosis In A Cell-Free Sys-tem Using Cryo-Electron Tomography)
Dr. Stefan PeterliSupply Chain PhD in Organic Chemistry, Universität Ba-sel (Design, Synthesis and Biological Evaluation of Selec-tive Inhibitors of Epidermal Growth Factor Receptor Pro-tein Tyrosine Kinase – EGF-R PTK)zuvor: Managing Director, Head Sales & Business De-velopment, Consultant
Anna RothBusiness Application Engineering BSc Wirtschaftsin-formatik, Universität Bern (Mitarbeitermotivation. Litera-turüberblick zu Erkenntnissen der Verhaltensökonomik)
Dr. Fabiola SchorerGMP Quality Design PhD in Immunology, Universität Bern (Innate Immune System Crosstalk: Eosinophils Me-diate Immune Modulation of Dendritic Cells through Exo-somes as Shuttle Vectors of miRNA)
Dr. Florian WeissProcess Engineering & Production PhD in Nano-Science, Universität Basel, Biomaterials Science Center (Fabrica-tion and Characterization of Nanometer Thin Films for Low Voltage DEAs)
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Finanzen
Finanzplanung
Zur finanziellen Steuerung verwendet InnoMedica un-
terschiedliche Instrumente. Kurzfristig ist die Liquidi-
tätsplanung das wichtigste Instrument. Im Rahmen
der Liquiditätsplanung erstellt InnoMedica monatlich
eine Finanzprognose, welche frühzeitig potentielle Li-
quiditätsengpässe identifiziert und mittels Sensitivi-
tätsanalyse die Kostentreiber im operativen Geschäft
laufend überwacht. Zur langfristigen Planung ver-
wendet InnoMedica einen Finanzplan (Tabelle 4), wel-
cher die gegenwärtigen Erwartungen des Manage-
ments, basierend auf den aktuellen Informationen
aus Forschung, Entwicklung sowie Marktumfeld und
Anspruchsgruppen, widerspiegelt. Folgende Überle-
gungen sind in die aktuelle Planung eingeflossen:
Finanzplanung Talidox
Zeitplan: Talidox verwendet einen bestehenden
Wirkstoff mit bekanntem Wirkungs- und Nebenwir-
kungsprofil. Die wesentliche Innovation dabei ist die
gezielte Veränderung der Wirkstoffverteilung im Kör-
per des Krebspatienten. Swissmedic klassifiziert Ta-
lidox dementsprechend nicht als neues Medikament,
sondern als bekannten Wirkstoff mit Innovation, was
die Durchführung der klinischen Studie und die Re-
gistrierung im Gegensatz zu neuen Wirkstoffen ent-
scheidend beschleunigt. Die Einstufung als bekannter
Wirkstoff mit Innovation ist ein entscheidender Vor-
teil für die klinische Entwicklung von Talidox, denn die
Einschätzung bezieht sich nicht auf das beachtliche
medizinische Potential des Medikaments, sondern er-
fasst lediglich die Risikoeinschätzung im Rahmen des
Zulassungsverfahrens.
Sobald der therapeutische Nutzen eines neuen Medi-
kaments die bisherige Therapie in klinisch relevanter
Form übersteigt und bereits ohne Evaluation der de-
taillierten Daten als wahrscheinlich eingeschätzt wird,
sieht Swissmedic ein verkürztes Zulassungsverfahren
vor. Wird die klinische Relevanz von Talidox anhand
von Resultaten der Phase II deutlich, kann somit eine
provisorische Zulassung beantragt werden. Vor die-
sem Hintergrund rechnet InnoMedica mit einer Dauer
von rund zwei Jahren für die klinische Entwicklung
und die Marktzulassung von Talidox. Da InnoMedica
die Vorbereitungen für die Einreichung des Studien-
antrags bei Swissmedic abgeschlossen hat, ist davon
auszugehen, dass die klinische Phase I im Juni oder
Juli 2018 starten dürfte. Eine Marktzulassung wird
dementsprechend per 2020 angestrebt. Die detail-
lierten Überlegungen zur klinischen Entwicklungs-
strategie von Talidox sind in der Produktebroschüre
dargestellt.
Preissetzung: Die Preisgestaltung von neuen Me-
dikamenten richtet sich nach dem therapeutischen
Mehrnutzen und den Preisen von Vergleichsmedika-
menten. Die zurzeit zugelassenen Nanopartikel-The-
rapien in klinischer Anwendung in der Onkologie zei-
gen in einer Preisanalyse, dass die Kosten pro Patient
und Jahr für die wichtigsten Vergleichsmedikamente
von Talidox (Caelyx, Myocet, Kadcyla, Zevalin) zwi-
schen CHF 20’000 und CHF 25’000 liegen. Das Er-
folgsmedikament Abraxane ist mit rund CHF 10’000
pro Patient und Jahr etwas günstiger. Es gibt jedoch
auch Ausreisser wie beispielsweise Adcetris mit Kos-
ten von über CHF 100’000. Die neueren Präparate im
immuntherapeutischen Bereich liegen oft nochmals
deutlich über diesem Betrag. Obwohl für Talidox eine
Verbesserung des therapeutischen Nutzens erwartet
wird, liegt der angestrebte Preis mit CHF 23’000 im
Bereich der wichtigsten Vergleichsmedikamente. Da-
mit dürften sich die Preisverhandlungen mit den Be-
hörden relativ einfach gestalten.
Von den CHF 23’000 wird anschliessend gemäss der
Margen- und Rabattordnung die Marge des Fachhan-
dels abgezogen. Für die wichtigsten Talidox-Konkur-
renten im Preissegment von CHF 20’000 bis CHF
25’000 liegt diese Marge bei durchschnittlich 14 Pro-
zent. Zur Umsatzschätzung verwendet InnoMedica
deshalb den Einführungspreis abzüglich der Fachhan-
delsmarge von 14 Prozent.
Verkäufe: Der vergleichsweise moderate Einfüh-
rungspreis hilft, die Therapie relativ rasch bei einer
grösseren Anzahl Patienten anzuwenden. So plant
InnoMedica, im Jahr 2020 in der Schweiz und in
Deutschland insgesamt bis zu 2’500 Patienten pro
Jahr mit Talidox zu behandeln. Durch eine innereu-
ropäische Expansion wird die Behandlung von 7’500
Patienten im Jahr 2021 und 14’000 Patienten im Jahr
2022 ermöglicht.
Umsatzschätzung: Unter Berücksichtigung all die-
ser Informationen lässt sich der Umsatz von Inno-
Medica für die Jahre 2020 bis 2022 schätzen. Dieser
wächst von rund CHF 50 Mio. im Zulassungsjahr auf
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rund CHF 210 Mio. im Jahr 2022. Zur Plausibilisierung
dieser Umsatzschätzung wird das Medikament Abra-
xane verwendet. Trotz des tieferen Preises hat Abra-
xane im Zulassungsjahr einen Umsatz von USD 134
Mio. erzielt. Im dritten Jahr nach der Zulassung belief
sich der Umsatz bereits auf USD 325 Mio. Da der Pri-
märmarkt von Talidox im Vergleich zu Abraxane nicht
die USA, sondern Europa sein wird, ist ein etwas mo-
derateres Umsatzwachstum zu erwarten.
Produktion: Um die prognostizierten Umsätze zu er-
zielen, ist eine zentrale Voraussetzung der Aufbau der
Lieferkapazität. Aus diesem Grund plant InnoMedica
eine rasche und dementsprechend investitionsreiche
Expansion in der Produktion. Für die Behandlung der
ersten Patienten in der Phase I der klinischen Stu-
die betragen die Produktionskosten noch rund CHF
90’000 pro Patient. Mit dem wachsenden Produkti-
onsvolumen können zunehmend Skaleneffekte nutz-
bar gemacht werden. Durch die Expansion sinken die
Kosten kontinuierlich auf CHF 4’000 pro Patient bis
zum Zeitpunkt der Marktzulassung, womit sie noch
rund 25 Prozent des Umsatzes ausmachen. Im Laufe
der darauffolgenden zwei Jahre können die Produk-
tionskosten weiter auf unter CHF 2’400 pro Patient
im Jahr 2022 gesenkt werden und machen dann noch
rund 16 Prozent des Umsatzes aus. Die aktuellen Pro-
duktionsräumlichkeiten mit den Reinräumen I und II
können mit Zusatzinvestitionen in der Höhe von etwa
CHF 4 Mio. ein geschätztes Volumen von knapp 7’500
Patienten pro Jahr abdecken. InnoMedicas Einschät-
zungen zufolge wird diese Auslastung im Jahr 2021
erreicht. Danach wird eine Erweiterung in Marly oder
an einem anderen Standort unumgänglich. Deswe-
gen sind zwischen 2020 und 2022 Investitionen von
insgesamt CHF 16.5 Mio. für eine Erweiterung der
Produktionskapazität budgetiert. Für diese Erweite-
rungen bestehen mit dem Marly Innovation Center
bereits verbindliche Planungen. Alle Investitionen ab
dem Jahr 2020 sollen aus den Einnahmen von Talidox
gedeckt werden.
Forschung und Entwicklung, Klinik: Der grösste
Kostenblock im F&E-Budget sind die Ausgaben für die
klinischen Studien. In der Phase I betragen diese rund
CHF 36’000 pro behandelten Patienten. Dieser Be-
trag wird von der SAKK pauschal pro Patient verrech-
net. In der Phase II sinken die Kosten auf CHF 15’000
pro Patient. Da eine Verzehnfachung der behandelten
Patienten geplant ist, werden die Ausgaben für die
klinischen Studien mit CHF 4.56 Mio. im Jahr 2019
rund viermal so hoch sein wie im Jahr 2018. Die Sum-
me der F&E-Ausgaben bis zur Marktzulassung von
Talidox ist mit CHF 8.23 Mio. budgetiert. Trotz einem
weiterhin starken Wachstum der Entwicklungsausga-
ben bewegen sich diese im Vergleich zum Umsatz bei
nur rund 7 Prozent. Die Forschungsausgaben können
vergleichsweise moderat gehalten werden, indem In-
noMedica zahlreiche Forschungsprojekte in Koopera-
tion mit nationalen und internationalen Hochschulen
realisiert, die einen Teil der Forschungsausgaben mit-
finanzieren. Nach Erreichen der Gewinnschwelle ist
ein weiterer Ausbau der Forschung und Entwicklung
vorgesehen.
Finanzen, Administration, Registrierung, Verkauf:
Die Kosten in diesem Bereich sind durch die benö-
tigten personellen Ressourcen für den Aufbau der
Vertriebsstrukturen (inkl. Registrierung bei den Be-
hörden) in der Schweiz und in Deutschland ab 2020
geprägt. Deshalb steigen diese Kosten im Jahr 2019
von CHF 3 Mio. auf CHF 18 Mio. stark an, bleiben aber
mit ca. CHF 6’000 pro Patient insgesamt moderat
und beschränken sich im Jahr 2022 noch auf CHF
3’400 pro Patient.
Finanzplanung Talineuren
Zeitplan: Die präklinische Entwicklung von Talineu-
ren ist relativ weit fortgeschritten. InnoMedica rech-
net damit, diese bis im Frühjahr 2019 mit der Toxiko-
logie-Studie abzuschliessen und ab Sommer 2019 die
ersten Parkinson-Patienten im Rahmen von klinischen
Studien zu behandeln. In der Neurologie ist der Be-
darf nach wirksamen Therapien besonders hoch und
das neue Medikament aufgrund der oralen Verabrei-
chungsform für den Patienten einfach einzunehmen.
Deshalb kann während der klinischen Phase mit einer
schnellen Patientenrekrutierung gerechnet werden.
Im Kontext einer zu erwartenden grossen medizini-
schen Nachfrage nach Talineuren strebt InnoMedica
für die Registrierung ein beschleunigtes Zulassungs-
verfahren an. Mittels provisorischer Zulassung kann
ab 2021 mit ersten Einnahmen aus Verkäufen von Ta-
lineuren gerechnet werden.
Preissetzung: Talineuren erschliesst mit der Zulas-
sung des krankheitsmodifizierenden Behandlungs-
ansatzes bei Parkinson ein neues Therapiefeld. Aus
diesem Grund gestaltet sich der Quervergleich mit
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Die präklinischen Ergebnisse der Produkte Talidox und Talineuren, aber auch die ersten
Untersuchungen zu weiteren Pipeline-Produkten sind überzeugend. Es gilt, den Scale-up in der
Produktion voranzutreiben und den nötigen Ausbau der Infrastruktur anzugehen.
Vorwärtsstrategie
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anderen Medikamenten zwecks Preisfindung schwie-
rig. Eine Kostenrechnung zeigt jedoch, dass – bedingt
durch vergleichsweise hohe Rohstoffkosten – der
provisorische Einführungspreis von Talineuren eher
hoch liegen wird. Mit einem Preis von CHF 150 pro Ta-
gesdosis ergibt sich bei durchgehender Behandlung
ein Jahresumsatz pro Patient von CHF 54’750. Die-
ser Preis soll in einer späteren Phase durch grössere
Investitionen in die Fertigungstiefe, vorzugsweise mit
Einbezug von Partnerunternehmen aus der Lieferket-
te, sukzessive auf ein Niveau von rund CHF 25’000
pro Patient und Jahr gesenkt werden.
Verkäufe: Die ersten Verkäufe von Talineuren zum
Einführungspreis von CHF 54’750 richten sich an
selbstzahlende Patienten. Eine kassenpflichtige Rück-
vergütung wird allenfalls erst zu einem späteren
Zeitpunkt bei grösseren Volumen möglich sein. Bei
entsprechendem Wirksamkeitsnachweis geht Inno-
Medica davon aus, dass rund 1’000 resp. 7 Prozent
aller Parkinson-Patienten in der Schweiz eine Be-
handlung mit Talineuren erhalten. Für 2022 ist eine
europaweite Zulassung geplant. Aufgrund des vor-
erst immer noch hohen Preises rechnet InnoMedica
im ersten Zulassungsjahr in Europa mit rund 3’000
behandelten Patienten. Mit diesen ersten Verkäufen
werden zunehmende Mittel generiert, welche weitere
Investitionen im Scale-up sowie in der Lieferkette und
eine schrittweise Senkung der Preise erlauben.
Umsatzschätzung: Aus dem Preis und der Anzahl
behandelter Patienten ergibt sich ein Umsatz von
rund CHF 55 Mio. im Jahr 2021 und CHF 164 Mio. im
Jahr 2022. Entsprechend der Margen- und Rabattord-
nung schätzt InnoMedica die Marge des Fachhandels
auf 9 Prozent. Daraus ergeben sich für InnoMedica
Verkaufserlöse von CHF 50 Mio. im Jahr 2021 und
CHF 150 Mio. im Jahr 2022.
Produktion: In der Produktion von Talineuren gibt es
drei entscheidende Unterschiede zur Herstellung von
Talidox. Die Anforderungen der guten Herstellpraxis
(cGMP) für oral verabreichte Medikamente sind we-
niger hoch als bei intravenösen Medikamenten. Da
für Talineuren eine orale Verabreichung geplant ist,
wird die Produktion somit weniger aufwändig sein
als bei Talidox. Der zweite Unterschied liegt bei den
Rohstoffpreisen. Diese sind für Talineuren deutlich
höher. Bereits die beiden Hauptbestandteile des Me-
dikaments kosten Schätzungen zufolge in der An-
fangsphase ca. CHF 8’200 pro Patient und Jahr. Mit
der Markteinführung und entsprechend steigenden
Einkaufsvolumen erwartet InnoMedica eine Preis-
senkung auf zuerst CHF 7’700 im Jahr 2021 und an-
schliessend CHF 6’000 im Jahr 2022. Da es sich um
natürliche Rohstoffe tierischen Ursprungs handelt, ist
eine Skalierung mit mehr Aufwand verbunden als bei
synthetischen Herstellverfahren. Erst mit grösseren
Investitionen in einer fortgeschrittenen Expansions-
phase sind weitere deutliche Skaleneffekte möglich.
Der dritte Unterschied im Vergleich zur Herstellung
von Talidox liegt in der Anzahl benötigter Verpa-
ckungseinheiten pro Patient. Bei Talineuren werden
rund 15-mal mehr Ampullen pro Patient und Jahr
benötigt. Dies führt insbesondere in der Abfüllung zu
grösserem Aufwand, der allerdings durch geeignete
Automatisierung begrenzt werden kann. Insgesamt
schätzt InnoMedica die Produktionskosten von rund
31 Prozent des Verkaufserlöses als etwa doppelt so
hoch ein wie bei Talidox.
Forschung und Entwicklung, Klinik: Da bei der Ent-
wicklung von Talineuren auf zahlreiche Erkenntnisse
aus der Entwicklung von Talidox zurückgegriffen wer-
den kann, ist das F&E-Budget vergleichsweise mässig.
Neben Parkinson kann Talineuren möglicherweise
auch andere neurologische Leiden lindern, weshalb
nach der Marktzulassung die Forschungsanstrengun-
gen in diese Richtung verstärkt werden. Ab 2021 plant
InnoMedica dementsprechend ein F&E-Budget für Ta-
lineuren in derselben Höhe wie für Talidox.
Finanzen, Administration, Registrierung, Verkauf:
Für den Verkauf von Talineuren rechnet InnoMedica
bei 18 Prozent gegenüber 24 Prozent des Verkaufs-
erlöses mit leicht tieferen Kosten als bei Talidox, da
in der Neurologie die Konzentration der Kompetenz-
zentren nochmals höher ist als in der Onkologie und
weil die alternativen Behandlungsmöglichkeiten für
Parkinson-Patienten spärlicher sind als für Krebspa-
tienten.
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Erfolgsrechnung
Sparte Talidox 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Anzahl Probanden (Studien) Anzahl Patienten (Markt) Preis/Behandlung (CHF) Marge (Publikumspreis vs. Fabrikabgabepreis)
30 305 5252’500
23’00086%
6507’500
23’00086%
80014’00017’500
86%
Ertrag 49’450’000 148’350’000 210’700’000
Produktion F & E Ausgaben Klinische Studien Finanz/Adm./Verkauf/Registr. Abschreibungen (20%) Mitarbeitende Manufacturing Mitarbeitende F & E, Klinik Mitarbeitende Finanz/Adm./Verkauf/Reg.
1’392’996773’887116’209744’304132’931
1066
2’654’5241’061’8101’089’1021’357’256
189’7451678
6’000’0001’500’0004’575’0003’000’000
851’796241012
12’000’0003’000’0005’250’000
18’000’0001’381’437
401560
25’000’0004’000’0006’500’000
35’000’0001’805’149
7118
108
35’000’0007’000’0008’000’000
50’000’0002’544’119
10025
143
Aufwand 3’160’327 6’352’435 15’926’796 39’631’437 72’305’149 102’544’119
EBIT -3’160’327 -6’352’435 -15’926’796 9’818’563 76’044’851 108’155’881
Sparte Talineuren 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Anzahl Probanden Anzahl Patienten (Markt) Preis/Behandlung (CHF) Marge (Publikumspreis vs. Fabrikabgabepreis)
60 200 3501’000
54’75091%
5503’000
54’75091%
Ertrag 49’822’500 149’467’500
Produktion F & E Ausgaben Klinische Studien Lizenzgebühren Finanz/Adm./Verkauf/Registr. Mitarbeitende Manufacturing Mitarbeitende F & E, Klinik Mitarbeitende Finanz/Adm./Verkauf
200’000500’000
100’000141
1’500’000700’000
1’000’000
500’000553
4’600’0001’700’0002’000’000
2’000’000998
25’000’0004’000’0003’500’0002’366’569
14’000’000422047
47’000’0007’000’0005’500’0007’099’706
27’000’000673183
Aufwand 800’000 3’700’000 10’300’000 48’866’569 93’599’706
EBIT -800’000 -3’700’000 -10’300’000 955’931 55’867’794
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Bilanz
Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Liquide Mittel Produktionsanlagen Beteiligung YDDS
7’226’958531’723200’000
31’611’044758’978200’000
10’187’8403’407’183
200’000
8’969’2765’525’746
200’000
84’080’3579’220’597
200’000
245’692’27014’176’478
200’000
Aktiven am Jahresende 7’958’681 32’570’022 13’795’022 14’695’022 93’500’954 260’068’747
Verbindlichkeiten Eigenkapital nominal Reserven aus Kapitaleinlagen Sonstige Reserven Vorjahre Jahresergebnis
247’8841’246’728
13’265’7311’723’181
-5’364’516-3’160’327
1’400’00044’686’4912’160’809
-8’524’843-7’152’435
1’400’00044’686’4913’012’605
-15’677’278-19’626’796
1’400’00044’686’4914’394’041
-35’304’074-481’437
1’400’00044’686’491
6’199’191-35’785’51077’000’782
1’400’00044’686’4918’743’310
41’215’272164’023’674
Passiven am Jahresende 7’958’681 32’570’022 13’795’022 14’695’022 93’500’954 260’068’747
Anmerkungen Bilanz: Kapitalerhöhungen:
Anzahl AktienPreis pro Aktie
75’000102.75
153’272206.00
Total Kapitalerhöhung 7’706’250 31’574’032
Cash Flow
Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022
EBIT (kumuliert) + Abschreibungen
-3’160’327132’931
-7’152’435189’745
-19’626’796851’796
-481’4371’381’437
77’000’7821’805’149
164’023’6742’544’119
Operativer Cash Flow -3’027’396 -6’962’691 -18’775’000 900’000 78’805’931 166’567’794
- Investitionen 346’335 417’000 3’500’000 3’500’000 5’500’000 7’500’000
Free Cash Flow -3’373’731 -7’379’691 -22’275’000 -2’600’000 73’305’931 159’067’794
Veränderung Eigenkapital Veränderung liquide Mittel
6’641’3943’267’663
32’011’66124’631’970
851’796-21’423’204
1’381’437-1’218’563
1’805’14975’111’080
2’544’119161’611’913
Entwicklung liquide Mittel 6’979’074 31’611’044 10’187’840 8’969’276 84’080’357 245’692’270
Finanzierungsbedarf
Die Finanzplanung identifiziert einen laufenden Fi-
nanzierungsbedarf, der bis ins Jahr 2020 hinein-
reicht. Die Cash-Flow-Rechnung (Tabelle 4) weist
für die Jahre 2018 bis 2020 negative Free Cash
Flows in der Höhe von insgesamt CHF 32.2 Mio. aus.
Die geplante Kapitalerhöhung ab März 2018 in der
Höhe von CHF 31.6 Mio. deckt diesen Finanzierungs-
bedarf ab dem zweiten Quartal 2018 bis zum Break-
even. Die liquiden Mittel fallen dabei zu keinem Zeit-
punkt unter die Schwelle von CHF 8.9 Mio.
Tabelle 4: Finanzplanung bis ins Jahr 2022 (Erfolgsrechnung, Bilanz und Cash Flow). Für das Jahr 2017 werden effektive Werte angegeben (kursiv).
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Finanzierung
Finanzierungsmodell
Eine solide Finanzierung ist bei Startup-Unterneh-
men in der Pharmabranche besonders wichtig. Fast
alle medizinischen Entwicklungsprojekte sind im
Vergleich zu Startup-Projekten in anderen Branchen
durch eine überdurchschnittlich lange Investitionspe-
riode gekennzeichnet. Nicht nur ist der Investitions-
zeitraum besonders ausgedehnt, die nötigen Investi-
tionen sind auch überdurchschnittlich hoch. Ein Blick
auf die Statistiken zeigt, dass seit 2013 alleine in der
Onkologie Startups weltweit total USD 21.5 Mrd. oder
pro Jahr durchschnittlich USD 3.6 Mrd. neues Kapital
aufgenommen haben. Bei einer Anzahl von durch-
schnittlich 190 Finanzierungsrunden pro Jahr ergibt
dies eine mittlere Finanzierungsgrösse von USD 19
Mio. Dieser hohe Kapitalbedarf ist begründet in den
hohen Anforderungen seitens der Heilmittelaufsicht
sowie seitens der Patienten und der Ärzteschaft, wel-
che an die Arzneimittelentwicklung gestellt werden.
Die Finanzierung wird dabei meist in mehrere Schritte
aufgeteilt, sodass die Investoren jeweils die Möglich-
keit haben, das Erreichen der finanzierten Meilenstei-
ne zu überprüfen. Das Kapital wird insbesondere im
amerikanischen Markt vielfach von institutionellen
Risikokapitalgebern investiert. Fachkreise sind sich
einig, dass die Investitionsvolumen in der Schweiz
demgegenüber deutlich unter dem effektiven Bedarf
liegen. Das zur Verfügung stehende Risikokapital
beträgt in der Schweiz insgesamt weniger als 0.04
Prozent des Bruttoinlandprodukts. In den USA oder
in Israel ist dieser Anteil um den Faktor zehn höher
(Abbildung 13).
Diese Rahmenbedingungen hat InnoMedica bei der
Wahl des Finanzierungsmodells berücksichtigt. Die
Ziele für eine erfolgreiche Finanzierungsstrategie
wurden beim Projektstart wie folgt festgelegt:
• Aufgrund des nur beschränkt verfügbaren Risiko-
kapitals sollen alternative Finanzierungsquellen
erschlossen werden. Den Investoren sollen die un-
ternehmerischen Risiken verständlich dargestellt
und eine gewisse Belastbarkeit bei Unwägbarkeiten
aufgebaut werden. Die Entwicklung von neuen Me-
dikamenten ist besonders in der Anfangsphase stets
mit erheblichen Risiken verbunden.
• InnoMedica soll möglichst als Unternehmen unab-
hängig bleiben und frei von gebundenen Interes-
sen die strategisch besten Entscheidungen treffen
können. Die Unabhängigkeit ist ein wesentliches
Element, um das Potential einer Technologie-Platt-
form voll ausschöpfen zu können. Befindet sich die
Plattform in den Händen eines grossen Pharma-Un-
ternehmens, dürfte der Anwendungsbereich auf das
Produkteportfolio des entsprechenden Eigentümers
beschränkt werden. Ein unabhängiges Unterneh-
Israel
Irland
Lettland
Grossbrit
annien
Niederlande
SlowakeiPolen
Kanada
Südafrika
Spanien
Dänemark
Norwegen
Österre
ich
Slowenien
TschechienUSA
Finnland
Frankreich
Estland
BelgienJapan
Portugal
Russland
Korea
Schweden
Neuseeland
Deutschland
Ungarn
Australie
nIta
lien
Luxemburg
Griechenland
0
0.05
0.1
0.15
0.2
0.25
0.3
0.35
0.4
Investiertes Risikokapital in % des BIP (Abbildung 13)
Seed/start-up/early stage Later stage venture Total
Schweiz
Seite 49
men kann jedoch die vom medizinischen Potential
her wertvollsten Anwendungen mit unterschiedli-
chen Entwicklungspartnern realisieren.
• Die Investorenbasis soll von Beginn an im Publikum
breit abgestützt sein. Gegenüber einer aufmerk-
samen Öffentlichkeit können Partikularinteressen
weniger eingebracht oder durchgesetzt werden. In
der Öffentlichkeit lassen sich auch die Interessen
der Gründer und der später dazugekommenen Akti-
onäre am besten verbinden und in eine langfristige
Strategie einbauen.
• Die Verbriefung ist diesen Anforderungen anzupas-
sen. Dazu gehört insbesondere eine frei handelbare
Aktie mit einem sogenannten Ticker für die Regis-
trierung bei der SIX.
• Die Verwässerung soll möglichst gering gehalten
werden, damit die Investoren bei Kapitalerhöhun-
gen die Möglichkeit haben, ihre Bezugsrechte aus-
zuüben. Eine geringe Verwässerung ist auch eine
wesentliche Voraussetzung für die Vermeidung
einer raschen Übernahme durch einen grösseren
Konzern.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat In-
noMedica im Bereich der Unternehmensfinanzierung
Pionierarbeit geleistet:
Alternative Finanzierungsquellen: Neben instituti-
onellen Risikokapitalgebern verfügen vor allem auch
erfolgreiche Unternehmer über risikofähiges Kapital.
Die regelmässig fliessenden Erträge aus ihrer unter-
nehmerischen Aktivität ermöglichen ihnen nicht nur,
Investitionen in neue Projekte zu tätigen, sondern
vielfach auch die Teilnahme an mehreren Finanzie-
rungsrunden. Unternehmer sind deshalb in InnoMedi-
cas Aktionariat überdurchschnittlich stark vertreten.
Unabhängigkeit: Der sicherste Weg, um die Unab-
hängigkeit zu erhalten, ist der Einbezug einer breiten
Öffentlichkeit in das Aktionariat. Aus diesem Grund
hat sich InnoMedica bereits in einer sehr frühen Pha-
se des Unternehmensaufbaus mit seinen Finanzie-
rungsrunden an das Publikum gerichtet. Die jeweils
öffentlichen Kapitalerhöhungen sind bei zahlreichen
privaten Investoren, vielfach sogar im direkten Kon-
taktumfeld der Mitarbeitenden, auf grosses Interesse
gestossen. Um den erhöhten Transparenzanforde-
rungen dieser Investorengruppe zu entsprechen, legt
InnoMedica jeweils einen Prospekt auf, dokumentiert
den Projektfortschritt in ausführlichen Investitions-
unterlagen und unterzieht sich freiwillig einer erwei-
terten (sog. ordentlichen) Revision durch Pricewater-
houseCoopers.
Breite Abstützung: InnoMedica kann mittlerweile
auf die Unterstützung von über 450 Aktionären zäh-
len. Die effiziente Abwicklung von Kapitalerhöhungen
bei dieser beachtlichen Anzahl Aktionäre bedingt den
Einsatz einer papierlosen digitalen Aktie. InnoMedica
war das erste Pharma-Startup in der Schweiz, wel-
ches diese Art der Abwicklung als Pionier in einem
anspruchsvollen regulatorischen Umfeld erfolgreich
realisieren konnte. Unter anderem auch aufgrund der
Erfahrungen mit InnoMedica hat die Credit Suisse im
Jahre 2017 die digitale Aktie in ihr Angebot für die
Startup-Finanzierung aufgenommen.
Zur Vermeidung der Interessenskonflikte innerhalb
des Aktionariats hat InnoMedica sich bei der Verbrie-
fung stets auf eine einzige Aktienkategorie – eine frei
handelbare Inhaberaktie – beschränkt. Es gibt keinen
Aktionär, der alleine eine Mehrheit am Unternehmen
erreicht. Die grösste Beteiligung mit 24 Prozent hält
Dr. Peter Halbherr, der den ganzen Umbau InnoMedi-
cas von einer Finanzgesellschaft zum heutigen Start-
up mit dem Liposomen-Transportsystem initiiert und
als General Manager geleitet hat.
Verwässerung: Der Anspruch der geringen Ver-
wässerung bedingt ein Finanzierungsmodell mit
vergleichsweise kleinen Erhöhungsschritten. Dies
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Juni 2013
Febru
ar 2014
Oktober 2014
Mai 2015
Mai 2016
Mai 2017
Neu
es K
apit
al (
in C
HF
Mio
.)
46.0057.50
68.50
102.75
14.5011.50
Emissionspreis und neues Kapital bisheriger Finanzierungsrunden (Abbildung 14)
206.00
Mai 2018
11
Neues Kapital Aktienpreis (CHF)
Seite 50
InnoMedica | Businessplan März 2018
Bisherige Finanzierungen
Datum Anzahl Aktien
Aktien-preis
(CHF)
Total Kapital
(CHF)
Total Aktien (CHF)
Bewertung(Mio. CHF)
Kapitalerhöhung Juni 2013 54’100 11.50 622’150 1’054’100 12.1
Kapitalerhöhung Februar 2014 45’900 14.50 665’550 1’100’000 16.0
Verkauf eigener Aktien
Oktober 2014 15’000 46.00 690’000 1’100’000 50.6
Kapitalerhöhung Mai 2015 23’169 57.50 1’332’217 1’123’169 64.6
Kapitalerhöhung Mai 2016 48’559 68.50 3’326’291 1’171’728 80.2
Kapitalerhöhung Mai 2017 75’000 102.75 7’706’250 1’246’728 128.1
Total 261’728 14’342’459
erlaubt dem Investor eine regelmässige Erfolgskon-
trolle und einen maximalen Werterhalt seiner Inves-
tition. Ausserdem bleibt das Kostenbewusstsein im
Unternehmen zu jedem Zeitpunkt gewahrt.
Bisherige Finanzierungsrunden
Mit diesem Finanzierungsmodell hat InnoMedica seit
2013 in sechs Finanzierungsrunden insgesamt CHF
14.3 Mio. neues Kapital aufgenommen (Abbildung 14).
Tabelle 5 gibt detailliert Auskunft über die einzelnen
Finanzierungsschritte und zeigt die Entwicklung des
Unternehmenswertes auf.
Von den insgesamt beschafften CHF 14.3 Mio. hat In-
noMedica per Ende 2017 ca. CHF 7.3 Mio. in die Ent-
wicklung von Talidox und Talineuren investiert. Die
wichtigsten erreichten Meilensteine sind:
• Entwicklung des neuen liposomalen Krebsmedika-
ments Talidox und Abschluss der Vorbereitungen
für die klinische Studie Phase I.
• Aufbau einer eigenen, durch Swissmedic GMP-zer-
tifizierten Produktionsanlage in Marly mit Scale-up
für die industrielle Herstellung von Talidox.
• Entwicklung des neuen Medikaments Talineuren ge-
gen die Parkinson-Krankheit und Start der präklini-
schen Studien.
• Anmeldung eines Patents zum Schutz des geistigen
Eigentums zum Einsatz des liposomalen Transport-
systems für die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke.
• Finanzierung von sechs Kapitalerhöhungen.
• Ausbau der Infrastruktur in Marly: Reinraum, En-
gineering-Raum, Büroräumlichkeiten, pharma-
zeutischer Logistik- und Lagerraum sowie Pla-
nungsarbeiten an einer grösseren automatisierten
Produktionsanlage.
• Aufbau eines Teams von 22 Mitarbeitenden, alle mit
Hochschulabschluss (Chemie, Biochemie, Biologie,
Psychologie, Betriebswirtschaft etc.).
Diese Ziele konnten aufgrund des hohen Kostenbe-
wusstseins vergleichsweise günstig erreicht werden.
Ein weltweiter Vergleich mit Unternehmen, die eben-
falls eine Technologie-Plattform aufbauen und deren
Leitwirkstoff im Bereich der Onkologie in der späten
Präklinik oder klinischen Phase I evaluiert wird, zeigt
Folgendes: von insgesamt 14 Vergleichsunternehmen
hat nur eines mit USD 8 Mio. weniger Kapital aufge-
nommen als InnoMedica. Der Mittelwert liegt bei be-
achtlichen USD 69 Mio. investiertem Kapital, die nötig
sind, um einen ersten, auf einer Technologie-Platt-
form aufbauenden Leitwirkstoff in die frühe klinische
Evaluation zu bringen.
Kapitalstruktur
InnoMedica ist ausschliesslich mit Eigenkapital finan-
ziert. Es existiert nur eine Aktienkategorie: die Inha-
beraktie mit dem Ticker CH0011082366. Es sind we-
der Optionen noch Partizipationsscheine oder sonst
irgendeine Art von nicht bilanzierten Wertpapieren
ausstehend.
Aufgrund des am 1. Juli 2015 in Kraft getretenen Ge-
setzes zur Meldepflicht von Aktionären sind sämtli-
che Inhaber von nicht börsenkotierten Aktien melde-
pflichtig.
Bisherige Finanzierungsrunden von InnoMedica (Tabelle 5)
Seite 51
Unabhängigkeit des Unternehmens
Mit mindestens 467 Aktionären ist InnoMedica auf einem breiten Aktionariat
abgestützt. 72.1 Prozent des Unternehmens sind im Besitz der Mitarbeitenden,
des Aktionärspools und des Verwaltungsrats.
Seite 52
InnoMedica | Businessplan März 2018
Der entsprechende Gesetzesartikel lautet: Wer In-
haberaktien einer Gesellschaft erwirbt, deren Aktien
nicht an einer Börse kotiert sind, muss den Erwerb,
seinen Vor- und seinen Nachnamen oder seine Firma
sowie seine Adresse innert Monatsfrist der Gesell-
schaft melden. InnoMedica ist zwar nicht an einer
Börse kotiert, hat jedoch eine digitale Aktie sowie
eine bei der SIX hinterlegte Globalurkunde. Zusam-
men mit der Revisionsstelle konnte erreicht werden,
dass InnoMedicas Aktionäre von der gesetzlichen
Meldepflicht entbunden sind und die Bucheffekten in
diesem Sinne als „börsenkotiert“ gelten. Dieser be-
züglich Umsetzung des GAFI geschaffene Präzedenz-
fall hat zur Konsequenz, dass InnoMedica nicht alle
Aktionäre bekannt sind.
Insgesamt kennt InnoMedica von 96 Prozent der Ak-
tien die jeweiligen Eigentümer. Die Aktien verteilen
sich auf mindestens 467 Aktionäre aus mindestens 10
Nationen. Tabelle 6 gibt detailliert Auskunft über die
Aktionärsstruktur von InnoMedica.
Um eine möglichst weitgehende Stabilisierung von In-
noMedica in der dynamischen Entwicklungsphase zu
erreichen, haben sich die grössten Aktionäre bereits
2013 in einem Aktionärspool zusammengeschlos-
sen. Dieser Pool umfasste zum damaligen Zeitpunkt
713’300 Aktien oder 68 Prozent des Unternehmens.
Die Poolmitglieder haben 2014 und 2017 beschlos-
sen, jeweils 10 Prozent ihrer Aktien für ein Manage-
ment-Buy-in-Programm zur Verfügung zu stellen. Im
Rahmen dieses Programms wurden bis Ende 2017
57’960 Aktien an das Management vergünstigt abge-
geben. Der Preis wurde – bedingt durch das moderate
Gehaltsniveau der Mitarbeitenden – der geringeren
Kaufkraft angepasst.
Mehr als ein Drittel der Aktien befinden sich im Streu-
besitz. Die Mitarbeitenden halten rund 10 Prozent des
Unternehmens. Das ergibt einen Free Float von knapp
der Hälfte.
Informationen zu InnoMedicas Kapitalstruktur (Tabelle 6)
Kapitalstruktur Per 31.12.2017: 100 Prozent Eigenkapital
Anzahl ausstehender Aktien 1’246’728
Aktienkapital (voll liberiert) CHF 1’246’728
Genehmigtes Kapital weitere 153’272 Aktien zu nominal CHF 1
Aktienkategorien Alle ausstehenden Aktien sind dividendenberechtigte Inhaberaktien
Aktienhandel ausserbörslich, ISIN: CH 10011082366Aktionärsstruktur Name Anzahl Aktien in Prozent
per 31.12.2017 Poolaktien 643’590 51.6% Dr. Peter Halbherr 300’723 24.1% Dr. Herbert Früh 116’115 9.3% Familie Yamazaki 143’619 11.5% Dr. Denis Bron 46’988 3.8% Pascal Halbherr 36’145 2.9% Free Float 601’510 48.3% Mitarbeitende, VR 133’656 10.7% Aktien im Streubesitz 467’854 37.6% Eigene Aktien (InnoMedica) 1’628 0.1% Total 1’246’728 100.0%
Namentlich aufgeführte Aktionäre bilden einen über ein Shareholders Agreement zusammengeschlossenen Pool. Die Poolaktionäre haben gegenseitiges Vorkaufsrecht. Zweck: langfristig stabiles Unternehmen und Sicherung der Unabhängigkeit. Es wurden zweimal 10 Prozent des Bestands der Poolaktien (Stand 2014 und 2017) im Rahmen eines Management-Buy-ins über 5 Jahre den Mitarbeitenden zum Kauf angeboten.
Seite 53
Kapitalerhöhung und Unternehmensbewertung
Zwecks Finanzierung der nächsten Meilensteine plant
InnoMedica eine Kapitalerhöhung um CHF 31.6 Mio.
mit öffentlichem Angebot von 26. März bis 31. Mai
2018. Das öffentliche Angebot wendet sich an ein
breites Publikum und sieht eine Minimalzeichnung
von 75 Aktien beziehungsweise CHF 15’450 vor. In-
folge der überzeichneten Kapitalerhöhung 2017 hat
InnoMedica im Vorfeld der Kapitalerhöhung bis 19.
März 2018 grösseren Investoren die Beantragung von
Bezugsrechten ermöglicht. Investoren, die Tranchen
von mindestens 500 Aktien zeichnen, können über
die Bezugsrechte der Poolaktionäre von einer garan-
tierten vollumfänglichen Zuteilung profitieren. Zeich-
nungswünsche im Rahmen des öffentlichen Angebots
können mit ausgefülltem Zeichnungsschein und Ein-
zahlung des entsprechenden Betrages auf ein Sperr-
konto bei InnoMedica platziert werden. Nach dem 31.
Mai 2018 erfolgt die Zuteilung der Aktien durch den
Verwaltungsrat und die Aktien werden an die Investo-
ren ausgeliefert.
Der Aktienpreis für die Kapitalerhöhung 2018 wurde
gestützt auf die Unternehmensbewertung vom Ver-
waltungsrat auf CHF 206 pro Aktie festgelegt. Somit
werden 153’272 Aktien im Rahmen der Emission zum
Kauf ausgegeben. Dafür steht InnoMedica bereits ge-
nehmigtes Kapital in dieser Höhe zur Verfügung. Die
detaillierten Informationen zur Emission können dem
aufgelegten Prospekt entnommen werden.
Die zur Festlegung des Bezugspreises gemachten Be-
wertungsüberlegungen beinhalten folgende Elemente:
Risikoüberlegungen: Die Entwicklung einer Techno-
logie-Plattform mit Pipelineprojekten in mehreren
Anwendungsgebieten unterliegt einem deutlich ge-
ringeren Risiko als die Arzneimittelentwicklung mit
neuen Molekülen oder Wirkstoffen. Für eine Bewer-
tung mittels Vergleichsunternehmen ist dieser Um-
stand bei der Auswahl der Referenzgruppe zu berück-
sichtigen.
Potential: Im Vergleich zur konventionellen Arznei-
mittelentwicklung wird Technologie-Plattformen ge-
nerell ein grösseres medizinisches und somit auch
kommerzielles Potential attestiert. Auch diese Tatsa-
che ist insbesondere bei der vergleichenden Bewer-
tung zu berücksichtigen.
Bei der Unternehmensbewertung von jungen, nicht
börsenkotierten Unternehmen stellt sich die grundle-
gende Frage nach dem effektiven Wert. Ein bewähr-
ter Ansatz definiert dabei eine möglichst objektive
Bandbreite, innerhalb welcher der Unternehmens-
wert anzusiedeln ist. Dabei kommen idealerweise
unterschiedliche etablierte Bewertungsmodelle zum
Einsatz. InnoMedicas Unternehmensbewertung ba-
siert auf zwei Bewertungsmodellen: der Bewertung
mittels Vergleichsunternehmen und einem Discoun-
ted-Cash-Flow-(DCF-)Ansatz.
Bei der Bewertung mittels Vergleichsunternehmen
wird das eigene Unternehmen in Relation zum Wert
von ähnlichen Unternehmen gesetzt, deren Wert
durch kürzlich abgeschlossene Transaktionen be-
kannt wurde. Ausgehend von Daten aus zwanzig Da-
tenbanken und zahlreichen Research Reports wurden
die Vergleichsunternehmen basierend auf folgenden
Kriterien ausgewählt:
• Die Unternehmen müssen über eine proprietäre
Technologie-Plattform verfügen, welche für ver-
schiedene Erkrankungen neue, verbesserte Thera-
pieverfahren ermöglicht.
• Die Hauptanwendung muss im Bereich der Krebsbe-
handlung sein.
• Die Hauptanwendung befindet sich in der späten
präklinischen oder in der klinischen Phase.
• Die Unternehmen generieren noch keinen Umsatz.
Alle Unternehmen, welche die oben beschriebenen
Kriterien erfüllen, wurden in der Tabelle 7 zusammen-
gefasst.
Seite 54
InnoMedica | Businessplan März 2018
Präklinisch (Mittelwert: 433 | Median: 487)
Unternehmen Plattform Einsatzbereich Unternehmenswert (in USD Mio.)
cCam Plattform für Checkpoint-Inhibitoren; Anti-CEACAM1 Immuntherapie 605
Codiak Exosomen-Therapeutika-Plattform; DNA- und RNA-Transfer Wirkstofftransport 400.5
Dutalys DutaMab-Plattform; bispezifische Antikörper Immuntherapie 489
EngMab Bispezifische T-Zell-Antikörperplattform; BCMA-Targeting Immuntherapie 600
Evox Exosomale Plattform für Nukleinsäure- und Proteinverabreichung (Frühstadium) Wirkstofftransport 21.2
Flexus IDO/TDO-Plattform; IDO/TDO-Antagonisten Chemotherapie 1’250
Quanticel Anwendung der genomischen Analyse einzelner Zellen auf menschliches Karzinom Wirkstoffentdeckung 485
Phase I (Mittelwert: 505 | Median: 535)
Unternehmen Plattform Einsatzbereich Unternehmenswert (in USD Mio.)
Kolltan Anti-RTK-Antikörperplattform; Block ErbB3 und TAM Immuntherapie 235
Kymab Bispezifische Antikörperplattform; Impfstoff und Kymouse-Plattform Immuntherapie 600
OncoEthix Anti-BET-Plattform; Anti-BET-Bromodomänen-Proteine 2/3/4 Chemotherapie 375
Tensha BET-Inhibitor- und Proteinabbau-Plattformen Chemotherapie 535
Tolero Plattform für Proteinkinase-Inhibitoren; CDK9-Inhibitor Chemotherapie 780
TP Therapeutics Präzisionsmedizin, die auf Onkogen-Treiber abzielt Chemotherapie 562.5
Phase II oder III (Mittelwert: 3’018 | Median: 1’398)
Unternehmen Plattform Einsatzbereich Unternehmenswert (in USD Mio.)
Acerta Kovalente Bindungsplattform; BTK-Antagonismus Chemotherapie 7’500
Comorant HuMax-Plattform; komplementäre Immuno-Onkologie Immuntherapie 520
Ganymed IMAB-Plattform; Krebs-Targeting-Selektivität Immuntherapie 1’398
Stemcentrix Anti-Krebs-Stammzellplattform Immuntherapie 10’200
Astex Fragmentbasierte Pyramid-Wirkstoffentdeckung Wirkstoffentdeckung 886
Celator Proprietäre CombiPlex Nanotherapie-Liposomen-Plattform Wirkstofftransport 1’500
Ablynx Multi-Nanokörper (Antikörperfragment) Verlinkung für Multi-Targeting Immuntherapie 4’500
Molecular Partners
DARPin-Plattform Immuntherapie 580
BioClin Wachstumsfaktor-Rezeptor für F&E-Plattform Immuntherapie 75
Unternehmensbewertungen von Vergleichsunternehmen (Tabelle 7)
Seite 55
Die Analyse zeigt, dass die präklinischen Unterneh-
men eine durchschnittliche Bewertung von USD 433
Mio. und einen Median von USD 487 Mio. aufweisen.
Bei den Phase-I-Unternehmen liegen die entsprechen-
den Werte bei USD 505 Mio. und USD 535 Mio., was
einer Wertsteigerung von der präklinischen Phase zur
Phase I von 16 beziehungsweise 9 Prozent entspricht.
Diese moderate Wertsteigerung mag auf den ersten
Blick erstaunen, ist jedoch darauf zurückzuführen,
dass die Wirksamkeit einer neuartigen Behandlung
erst ab der Phase II in den Fokus der Arzneimittelent-
wicklung rückt. Entsprechend sind die Bewertungen
der Unternehmen, welche sich bereits in der Phase
II und III befinden, auch um den Faktor 6 (Mittelwert)
beziehungsweise 2.3 (Median) höher.
Eine analoge Wertentwicklung ist im Erfolgsfall auch
bei InnoMedica zu erwarten. Der Übertritt in die kli-
nische Phase ist bewertungstechnisch auch bei In-
noMedica ein relativ moderater Schritt. Viel stärker
werttreibend dürften erst die Resultate der Pha-
se-II-Studie sein, wo es sich zeigen wird, wie weit die
liposomale Verpackung die Therapieleistung der Che-
motherapie beeinflussen kann.
Die zweite Bewertungsmethode mittels DCF geht von
den prognostizierten Free Cash Flows in Tabelle 4
und einem Diskontsatz von 35 Prozent pro Jahr aus.
Ab 2022 wird eine 10-jährige Wachstumsperiode mit
Wettbewerbsvorteil (Competitive Advantage Period)
und einer Wachstumsrate von 10 Prozent pro Jahr an-
genommen. Die Restwertschätzung basiert auf einer
jährlichen Wachstumsrate von 3 Prozent. Der formell
geschätzte Unternehmenswert gemäss dieser Me-
thode beläuft sich vor der Kapitalerhöhung auf CHF
260 Mio. Dieser Wert liegt unter dem Niveau der Ver-
gleichsunternehmen und markiert den unteren Rand
der Bandbreite von möglichen Bewertungen. Der
Verwaltungsrat hat beschlossen, den Ausgabepreis
am unteren Rand dieser Bandbreite anzusiedeln, da
das Investitionsklima für Risikokapital in der Schweiz
eher konservativ ist und die Bewertung attraktiv sein
soll. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Finanzie-
rungsrunde für Schweizer Verhältnisse vergleichs-
weise gross ist. Im Jahr 2017 hätte InnoMedicas aktu-
elle Finanzierungsrunde unter den fünf grössten der
Schweiz rangiert.
Kapitalverwendung
Das beschaffte Kapital wird von InnoMedica zu zwei
Dritteln für die klinische Entwicklung von Talidox und
zu einem Drittel für die präklinische und frühe klini-
sche Entwicklung von Talineuren eingesetzt.
CHF 20.6 Mio. für Talidox: Talidox soll mit dem be-
schafften Kapital zur Marktreife gebracht werden.
Der grösste Anteil der CHF 20.6 Mio. an neuem Ka-
pital wird dabei in den Aufbau einer grossen Produk-
tionsanlage mit entsprechender Kapazität investiert.
Grundsätzlich könnte mit dem Bau und der Inbetrieb-
nahme einer industriellen Produktion auch zugewar-
tet werden, bis die klinischen Resultate bekannt sind.
Allerdings kann ein Zögern in diesem Bereich insbe-
sondere in Erwartung positiver Resultate bei relativ
geringem Translationsrisiko eine Gefährdung des
gesamten Projektes darstellen. Der Aufbau einer in-
dustriellen Produktion nimmt üblicherweise viel Zeit
in Anspruch. Wie das Beispiel der Lieferengpässe von
Janssen-Cilag Caelyx gezeigt hat, führt der Liefer-
unterbruch eines stark nachgefragten Krebsmedika-
ments zu grossen Problemen im Behandlungsalltag
der Patienten. Die Ärzte sind gezwungen, auf andere
Medikamente umzusteigen und alternative Behand-
lungsmethoden anzuwenden. Aus diesem Grund plant
InnoMedica, den Ausbau der Produktion parallel zu
den klinischen Studien von Talidox und ohne weiteres
Zuwarten anzugehen.
Die Infrastrukturinvestitionen am Produktionsstand-
ort in Marly belaufen sich bis zum Markteintritt von
Talidox auf knapp CHF 3.92 Mio. Die weiteren Aufwen-
dungen für die Produktion umfassen im entsprechen-
den Zeitraum CHF 8.65 Mio. Diese sind hauptsächlich
bedingt durch den Aufbau der höheren Produktions-
kapazität. Neben der Rekrutierung und Ausbildung
des Personals sind Testläufe auf der grossen Pro-
duktionsanlage in der Anfangsphase kostenintensiv.
Gewichtige Posten in der Produktion sind ausserdem
die Inbetriebnahme einer automatischen Abfüllanla-
ge, einer Reinwasseranlage sowie Investitionen in die
Automatisierung.
Der zweite grosse Kostenblock bei der Entwicklung
von Talidox sind die klinischen Studien. Die budgetier-
ten Kosten belaufen sich auf CHF 5.66 Mio. bis zum
Markteintritt.
Seite 56
InnoMedica | Businessplan März 2018
CHF 4.36 Mio. werden für die Finanzen, Administra-
tion und Registrierung sowie die Vorbereitung des
Verkaufs eingesetzt. Während die Kosten in diesem
Bereich im Jahr 2018 noch moderat bleiben, ist im
Hinblick auf die Registrierung mit erhöhten Ausgaben
zu rechnen.
Für die Forschung sind CHF 2.56 Mio. reserviert. Da-
bei sollen insbesondere Analysen zu möglichen Indi-
kationen und Kombinationstherapien gemacht und
die Weiterentwicklung der zweiten Generation von
Talidox vorangebracht werden.
Das Total der aufgeführten Positionen beläuft sich
auf CHF 25.13 Mio., wobei CHF 1.05 Mio. für die klini-
sche Studie Phase I sowie CHF 3.5 Mio. für den Bau
der Produktionsanlage bereits durch frühere Kapital-
beschaffung finanziert sind.
CHF 11.0 Mio. für Talineuren: Das Budget von CHF
11 Mio. soll Talineuren in die klinischen Studien brin-
gen. Für das Jahr 2018 sind dazu Aufwendungen von
insgesamt CHF 800’000 vorgesehen, hauptsächlich
im Zusammenhang mit präklinischen Studien. Nach
dem Start der klinischen Phase-I-Studie im Jahr 2019
verlagern sich die Ausgaben auf die klinischen Stu-
dien und die Produktion von Talineuren. Insgesamt
sind CHF 2.5 der 3.7 Mio. für diese beiden Positionen
vorgesehen. Im Jahr 2020 verbleiben somit noch CHF
6.5 Mio. für die weitere klinische Entwicklung. Die im
Finanzplan budgetierten CHF 10.3 Mio. für 2020 wer-
den ab Jahresmitte durch die Erträge aus den Tali-
dox-Verkäufen mitfinanziert.
Seite 57
Risikomanagement
Die Entwicklung und Markteinführung neuer Medika-
mente ist mit erheblichen Risiken verbunden. Auch bei
InnoMedica bestehen nach wie vor substantielle Risi-
ken. Die für InnoMedica aktuell wichtigsten Herausfor-
derungen stellen sich wie folgt dar:
• Produktion von Talidox für die klinischen Studien ge-
mäss Scale-up-Konzept und GMP-Protokoll
• Bestätigung der Wirksamkeit und des besseren Ne-
benwirkungsprofils in den klinischen Studien
• Marktzulassung in der Schweiz und in weiteren Märk-
ten
• Aufbau von Organisation und Strukturen für den
Vertrieb oder Vereinbarungen von Lizenzen
Zur Identifikation, Begrenzung und Überwachung der
potentiellen Risiken betreibt InnoMedica ein dement-
sprechendes Risikomanagement. Nachfolgend werden
die wichtigsten bereichsspezifischen Risiken sowie die
von InnoMedica ergriffenen Massnahmen zu deren Be-
grenzung dargestellt und das verbleibende Restrisiko
diskutiert. InnoMedicas internes Risikomanagement
ist jedoch weitaus umfassender und detaillierter und
wird vom externen Revisor PricewaterhouseCoopers
jährlich überprüft.
Die Diversifikation der Produkte-Pipeline hat mit der
Entwicklung von Talineuren im neuen Anwendungs-
gebiet der neurodegenerativen Erkrankungen we-
sentlich zur Reduktion des Gesamtrisikos von Inno-
Medica beigetragen. Für InnoMedica bleibt jedoch die
Marktzulassung von Talidox weiterhin prioritäres Ziel.
Produktbezogene Risiken
Ein Medikament wird anhand der wissenschaftlichen
Erkenntnisse im Labor hergestellt, in der Präklinik ge-
prüft und dann in den klinischen Studien beim Men-
schen erstmals eingesetzt. Risiken bestehen in der
Solidität der verwendeten theoretischen Grundlage,
der praktischen Realisierung des Medikaments als
Prototyp, der ersten Prüfung im Tierversuch und der
sogenannten Translation vom Tier zum Menschen.
Eine Krankheit wie Krebs oder Parkinson lässt sich im
Tier nie vollumfänglich nachahmen. Das Tiermodell
hat also auch vom Grundkonzept her immer nur eine
beschränkte Aussagekraft. Mit der Wahl der Maus-
modelle und der Tumorarten wurde für die Prüfung
von Talidox eine grösstmögliche Annäherung an den
menschlichen Organismus erreicht und es wurden je-
weils die heute meist eingesetzten Vergleichsmedika-
mente gleichzeitig mitgetestet. Dies liess Vergleiche
bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu. In
einer umfangreichen Toxizitätsstudie konnte gezeigt
werden, dass Talidox bei den Nebenwirkungen bessere
Risiko durch Produktedesign und Translation
Mängel in der Konzeption des Produkts und dem Design des Pro-
totypen können die Leistung im klinischen Einsatz gefährden:
mangelnde Wirkung, unerwartete Nebenwirkungen.
Massnahmen
Forschung und Analytik
Die Entwicklung der Produkte basiert auf einer soliden Kennt-
nis der heutigen Forschung. Die Herstellung der Prototypen ist
innovativ und teils auch mit Patenten geschützt. Die moderne
Analytik identifiziert die Schlüsseleigenschaften der Produkte
und führt die produktebezogene Qualitätskontrolle zur Detektion
möglicher Verunreinigungen oder Abweichungen.
Präklinische Studien
Im Tiermodell wird das Produkt in Bezug auf erwartete Wirkung
und Nebenwirkungen geprüft, bis stabile replizierbare Resultate
erreicht werden.
Toxikologische Prüfung
Die Maximaldosis im Tier wird ermittelt und anhand von Transla-
tionserfahrungen eine Maximaldosis beim Menschen geschätzt.
Ebenso werden unerwartete Nebenwirkungen geprüft.
Klinische Studie
Der erste Einsatz beim Patient erfolgt unter kontrollierten Bedin-
gungen und mit engmaschiger Betreuung. Mögliche Nebenwir-
kungen werden frühzeitig erkannt und die Maximaldosis sowie
optimale Dosis im Menschen bestimmt. Erst anschliessend folgen
Studien zur Prüfung der medizinischen Wirkung.
Restrisiko
Durch diese mehrstufige und vorsichtige Einführung des Pro-
dukts in der Anwendung beim Menschen wird das Risiko gesenkt,
kann aber nie völlig eliminiert werden. Da es sich bei InnoMedica
im Fall von Talidox um einen „bekannten Wirkstoff mit Innovati-
on“ handelt, ist auch das Risiko betreffend Wirkung und Neben-
wirkungen eher gering. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass
ungelöste Probleme in der präklinischen Phase und der Toxikolo-
gie-Studie sichtbar geworden wären.
Die Entwicklung von Talineuren ist noch weniger weit fortge-
schritten und es müssen aus weiteren präklinischen Studien noch
wichtige Erkenntnisse zum neuen Pipeline-Produkt gewonnen
werden, bevor eine Translation ins Auge gefasst werden kann.
Seite 58
InnoMedica | Businessplan März 2018
Resultate als die Vergleichspräparate erzielt. Auch
beim Parkinson-Medikament Talineuren verwendet
InnoMedica Tiermodelle, welche bereits die präklini-
sche Datenlage für eine Translation des Wirkstoffs
GM1 in den Menschen lieferten. Sowohl Liposomen
mit Doxorubicin als auch der Wirkstoff GM1 wurden
somit schon erfolgreich von den verwendeten Tier-
modellen zum Menschen translatiert, was das Trans-
lationsrisiko deutlich reduziert.
Durch die Verwendung bereits zugelassener Wirk-
stoffe, welche in InnoMedicas Liposomen verpackt
werden, lassen sich bei der Gestaltung der klinischen
Studie jeweils Rückschlüsse auf die erfolgverspre-
chendsten Indikationen ziehen. Es ist zu erwarten,
dass Talidox bei Tumoren, die auf Doxorubicin-haltige
Präparate ansprechen, gute Resultate erzielen kann
und Talineuren den Einsatz von GM1 in der Therapie
von Parkinson grundlegend verbessert.
Die Eintrittswahrscheinlichkeit produktebezogener
Risiken konnte durch die Ergebnisse der präklinischen
Studien sowie die Toxizitätsstudie bei Talidox wesent-
lich reduziert werden. Aber auch ein insgesamt rela-
tiv geringes Restrisiko kann dennoch weitgreifende
Auswirkungen für InnoMedica haben. Es bleibt durch
die von InnoMedica getroffenen Massnahmen und das
schrittweise Vorgehen aber insgesamt begrenzt. Die
Zuversicht der Onkologen der SAKK bei Talidox sowie
die Resonanz der Neurologen bei Talineuren sind ein
weiteres Zeichen dafür, dass auch aus der Praxiser-
fahrung der Ärzte die Produkterisiken als vergleichs-
weise gering eingeschätzt werden.
Produktionsbezogene Risiken
An die Herstellung eines Medikaments werden höchs-
te qualitative Anforderungen gestellt. Diese beziehen
sich auf die einzelnen Produktionsschritte, die In-
frastruktur der Produktion, die verwendeten Geräte,
Rohstoffe und weitere Materialien sowie deren Liefe-
ranten und auch die Mitarbeitenden und deren Ver-
halten bei der Arbeit. Ein besonderes Risiko in diesem
Bereich ist die Steigerung der Produktionsmenge
durch im Scale-up veränderte Verfahren, mit denen
auch bei grösseren Mengen die Eigenschaften des
Produkts unverändert bleiben müssen. Bereits kleine
Abweichungen in den Produkteigenschaften könnten
besonders bei der liposomalen Technologie grosse
Auswirkungen auf das Wirkungs-Nebenwirkungs-Profil
haben.
Ein weiteres bedeutendes Risiko ist die Gewährleis-
tung eines einwandfreien Medikamentes ohne Ver-
schmutzung durch Partikel oder Bakterien. Kontami-
nationen können durch fehlerhafte Rohstoffe, defekte
Materialien, menschliches Versagen oder unreine Pro-
duktionsstätten verursacht werden. Durch die intrave-
nöse Verabreichung werden viele natürliche Schutz-
mechanismen des menschlichen Körpers umgangen.
Ein verunreinigtes Produkt könnte dabei einen ge-
Produktionsbezogene Risiken
Störungsquellen können die Qualität des Produkts beeinträch-
tigen: Mängel der verwendeten Rohstoffe oder übriger Materi-
alien, Fehler bei den eingesetzten Verfahren, Fehlfunktionen der
Geräte, Fehler der Mitarbeitenden bei der Arbeit, Steigerung der
Produktionsvolumen.
Massnahmen
Internes Qualitätsmanagement
Jedes Pharma-Unternehmen muss über ein hochstehendes Qua-
litätsmanagement verfügen. Im Quality Control werden während
der Produktion und am Schluss alle wesentlichen Eigenschaften
des Produkts gemäss Spezifikationen überprüft. Die Quality As-
surance stellt sicher, dass alle Arbeitsschritte und die Arbeit mit
den Geräten nach genauen Anleitungen erfolgen und in einem
Protokoll festgehalten werden.
GMP-Produktion
Die Herstellung und das Qualitätsmanagement erfolgen gemäss
GMP (Good Manufacturing Practice). Die GMP-Richtlinien um-
fassen eine Sammlung bewährter Vorschriften, nach denen die
pharmazeutische Produktion zu erfolgen hat.
Inspektion Swissmedic
Die Produktion wird regelmässig von Swissmedic inspiziert und
anschliessend bewilligt. Mängel können beanstandet und die Be-
willigung allenfalls zeitweise oder definitiv entzogen werden.
Tracking
Der Weg der eingekauften Rohstoffe über die verschiedenen
Verarbeitungsschritte bis zum definitiven Produkt wird genau
festgehalten. Dadurch kann bei später detektierten Mängeln so-
fort festgestellt werden, welche Produkte betroffen sind und aus
dem Markt gezogen werden müssen. Das Tracking ist also eine
Massnahme zur Schadensbegrenzung, falls tatsächlich trotz aller
Kontrollen ein Problem mit einem Rohstoff auftritt.
Restrisiko
Auch im Umfeld behördlicher Kontrollen und trotz sorgfältigem
Qualitätsmanagement sind Fehler nicht völlig auszuschliessen,
kommen jedoch sehr selten vor.
Seite 59
sundheitlichen Schaden am Patienten hervorrufen.
Um die Sicherheit des Medikaments zu garantieren,
muss InnoMedica die Produkteigenschaften genau
kennen und darf keine Medikamente mit Abweichun-
gen ausserhalb der Toleranzwerte freigeben.
Zu Beginn der Arzneimittelentwicklung wird die Her-
stellung des Produktes im kleinen Massstab erprobt.
Um die bei Markteintritt benötigte Menge industriell
produzieren zu können, muss die Produktionskapa-
zität anschliessend durch einen Scale-up wesentlich
erhöht werden. Dies beinhaltet eine neue Dimension
der Rohstoffmengen und Prozesse mit grösseren Ma-
schinen sowie neue regulatorische Anforderungen.
Die für die Herstellung der Liposomen angewendete
Technologie verhält sich aber nicht identisch in der
Verarbeitung unterschiedlicher Mengen und muss
deshalb spezifisch angepasst werden, um ein iden-
tisches Endprodukt zu gewährleisten. Die Heraus-
forderungen eines Scale-ups sind im Unterschied zu
konventionellen Arzneimitteln bei bio- und nanotech-
nologischen Produkten technisch anspruchsvoller.
Probleme im Scale-up können zu Verzögerungen, hö-
heren Produktionskosten und damit Margenerosion
führen.
Die Produktion von InnoMedica erfüllt die von den Re-
gulatoren verlangte gute Herstellungspraxis (GMP –
Good Manufacturing Practice). Diese nach Standards
erarbeiteten und dokumentierten internen Richtlinien
dienen der Qualitätssicherung von Produktionsabläu-
fen und Rohstoffen. Damit verfügt InnoMedica über
ein von Swissmedic zertifiziertes Qualitätsmanage-
mentsystem zur Gewährleistung der Produktqualität.
InnoMedica übernimmt aber auch bei der Verabrei-
chung von Talidox an die ersten Probanden Verant-
Seite 60
InnoMedica | Businessplan März 2018
wortung. Dr. med. Christian Baumgartner (Medical
Affairs) und Dr. Patrick Buschor (Translational Re-
search und Qualitätssicherung) werden in der Start-
phase der klinischen Studie Phase I in den Kliniken
vor Ort sein, um das medizinische Personal anzuwei-
sen und die Einhaltung der Qualitätsvorschriften im
Spital sowie während des Transportes zu überwachen.
Diese Vereinbarung konnte mit den an der klinischen
Studie beteiligten Spitälern sowie mit der SAKK zur
Erhöhung der Patientensicherheit getroffen werden.
Schliesslich hilft eine Patientenversicherung, mögli-
che gesundheitliche Schäden der Patienten durch die
Teilnahme an der klinischen Studie zu kompensieren
und die Vergütung ausgelöster Behandlungskosten
für Probanden sicherzustellen.
Das Restrisiko ist als gering einzuschätzen. Die Pro-
duktion von Talidox wie auch Talineuren wird in Zu-
kunft schrittweise in eine automatisierte industrielle
Produktion übergeführt. Die Medikamente zu einer
grösseren Batchmenge mit immer gleichen Pro-
dukteigenschaften weiterzuentwickeln, beinhaltet
grosse Herausforderungen. Mit den bereits eingelei-
teten Massnahmen ist InnoMedica bereits heute im-
stande, die geplanten Mengen für grössere Studien
in der Schweiz zu liefern. InnoMedica hat den Aus-
bau der neuen Produktionsanlagen begonnen, wel-
cher grössere Produktionsvolumen und damit auch
die Erschliessung des europäischen Markts erlauben
wird.
Regulatorische Risiken
Bevor in der Schweiz ein neues Medikament im Men-
schen getestet werden kann, muss Swissmedic als zu-
ständige Behörde die zum Medikament vorliegenden
Daten prüfen. Im Zentrum des Interesses stehen da-
bei einerseits die präklinischen Daten zu Wirksamkeit
und Verträglichkeit, andererseits auch der Nachweis
der pharmazeutischen Qualität. InnoMedica hat von
den Behörden die Betriebsbewilligung zur Herstel-
lung von Arzneimitteln nach Good Manufacturing
Practice (GMP) erhalten. Die Qualifizierung gilt bis
zum Jahr 2019, wobei das Risiko eines anschliessen-
den Bewilligungsentzuges infolge nicht erfolgreicher
Rezertifizierung als gering zu erachten ist.
Auch der Bewilligung zur Durchführung der klinischen
Studien mit Talidox und zu einem späteren Zeitpunkt
mit Talineuren sollte grundsätzlich nichts im Weg ste-
hen. Eine Verspätung aufgrund zusätzlicher Anforde-
rungen in Form einer Nachreichung weiterer benötig-
ter Daten ist jedoch ein durchaus mögliches Szenario.
Tatsächlich ist es eher selten, dass die Behörde einen
Antrag für eine klinische Studie auf Anhieb bewilligt.
Die Erfüllung der vom Regulator eingebrachten er-
gänzenden Anforderungen kann aufwändig sein. Die
Durchführung von Studien oder Analysen kann ver-
langt werden und diese können allenfalls auch die
Beteiligung externer Partner beinhalten. Für eine kli-
nische Studie Phase I muss der Hersteller allerdings
Regulatorische Risiken
In Ergänzung zur Abnahme der Produktionsstätte muss insbeson-
dere der Einsatz eines medizinischen Produkts bei Patienten von
der zuständigen Behörde der jeweiligen Region (in der Schweiz
die Swissmedic, in den USA die FDA, in der EU die EMA) bewilligt
werden.
Massnahmen
Anfrage Swissmedic
Bei entscheidenden Fragen kann Swissmedic vom Unternehmen
angefragt werden und erteilt eine verbindliche Antwort. Mit die-
sem Prozess kann das regulatorische Risiko wesentlich reduziert
werden. InnoMedicas Talidox wurde von Swissmedic als „bekann-
ter Wirkstoff mit Innovation“ klassifiziert und unterliegt dadurch
einem vereinfachten Prüfungsverfahren.
Zusammenarbeit mit den Ärzten
Die SAKK hat viel Erfahrung mit der Durchführung von klinischen
Studien. Da die Onkologen der SAKK die Studienleitung für die
Phase I übernommen haben, kann InnoMedica als Startup diese
Erfahrung in die Studienplanung und -durchführung integrieren.
Auch bei der Entwicklung von Talineuren werden bereits im Rah-
men der Präklinik Neurologen konsultiert, um die Bedürfnisse des
Markts besser einschätzen zu können.
Pharmaceutical Quality Dossier (PQD) und Investigator’s
Brochure (IB)
Das im Rahmen der Studienbewilligung bei Swissmedic einzurei-
chende PQD und die IB werden vorgängig von der SAKK geprüft.
Damit können viele Fragen betreffend die zu erfüllenden Anforde-
rungen frühzeitig geklärt werden.
Restrisiko
Vonseiten des Regulators ist kaum ein grundsätzlicher Einwand
zum Produkt oder zur klinischen Studie zu erwarten. Mit einem
„bekannten Wirkstoff mit Innovation“ bewegt sich InnoMedica auf
bekannten Wegen. Der Innovationsgehalt ist für den Patienten
gross, für den Regulator ist aber vieles am Medikament bereits
vertraut. Dennoch ist das verbleibende regulatorische Restrisiko
vergleichsweise gross. Schon mit geringen Einwänden kann der
Regulator bei InnoMedica ernsthafte Verzögerungen mit relativ
hohen Kostenfolgen auslösen.
Seite 61
noch nicht den vollen Anforderungen einer Marktein-
führung entsprechen. Dennoch müssen im Fall von
Talidox die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine
intravenöse Verabreichung erfüllt sein.
Um die Wahrscheinlichkeit von zeitaufwändigen und
kostspieligen Nachreichungen bei der Studienbewilli-
gung zu reduzieren, hat InnoMedica bereits im Vor-
feld der Einreichung beim Regulator Vorabklärungen
gemacht. Die für die Einreichung zentrale Annahme
der Klassifizierung von Talidox als „bekannter Wirk-
stoff mit Innovation“ wurde von Swissmedic bestätigt
und widerspiegelt sich im Aufbau des Pharmaceutical
Quality Dossiers (PQD). Ausserdem hat die SAKK, wel-
cher die Studienleitung obliegt, die einzureichenden
Dokumente teilweise selbst erstellt und bei den von
InnoMedica beigesteuerten Unterlagen ihre langjähri-
ge Erfahrung eingebracht.
Das regulatorische Restrisiko ist für InnoMedica den-
noch vergleichsweise gross, denn bereits kleine, im
Prinzip leicht erfüllbare Anforderungen des Regula-
tors können hohe Kostenfolgen und grössere Verzö-
gerungen bedingen. Dass die regulatorischen Risiken
in der Schweiz hoch sind, zeigt sich auch im Rückgang
der klinischen Phase-I-Studien um 75 Prozent in den
letzten 10 Jahren.
Finanzielle Risiken
Startups stehen generell durch fehlende finanzielle
Einnahmen vor der Herausforderung, ihre Liquidität
durch Kapitalgeber aufrechtzuerhalten. Wächst ein
Startup-Unternehmen zu schnell, wird ein Liquidi-
tätsengpass zu einem grossen Risiko. Den Schaden
tragen dabei oft die risikobereiten Aktionäre, die
dann vielfach eine bedeutende Verwässerung ihrer
Beteiligung akzeptieren müssen. Gerade im Phar-
ma-Bereich, wo die Entwicklungszeiten oftmals län-
ger als 10 Jahre dauern, ist es deshalb wichtig, dass
sich ein Startup-Unternehmen rechtzeitig finanziert.
Gleichzeitig muss immer auch ein Plan vorhanden
sein, wie das Projekt auch mit beschränkten Mitteln
weitergeführt und eine Krise überwunden werden
kann.
InnoMedica verfügt über eine sorgfältige Finanz-
planung und ein qualitativ hochwertiges Risiko-Con-
trolling, das von PricewaterhouseCoopers im Rah-
men der ordentlichen Revision überprüft wird. Die
Finanzplanung umfasst verschiedene Szenarien mit
Finanzielles RisikoDurch die langen Entwicklungszeiten und die aufwändige Markt-
einführung ist der Weg bis zum Erreichen des Break-even für
Pharmaunternehmen besonders lang, was hohe Anforderungen
an die Beschaffung von risikofähigem Kapital stellt.
Massnahmen
Sorgfältige Finanzplanung
Ein bedeutender Kostenanteil entsteht durch die klinischen
Studien in den Spitälern. Im Hinblick auf die Durchführung der
Studien wird nicht nur deren Finanzierung vorgängig gesichert,
sondern auch die Produktion und die Weiterführung des Unter-
nehmens sowie das Vorhandensein von Geldern für die wich-
tigsten Investitionen.
Sorgfältiges Vertragswesen
Im Optimismus werden von Startups teils langfristige Verpflich-
tungen eingegangen, die grössere liquide Mittel binden und bei
einer veränderten Ausgangslage nicht mehr angepasst werden
können. Die Verträge werden bei InnoMedica deshalb so verein-
bart, dass die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens in jedem
Fall erhalten bleibt.
Sparsamkeit
Am Anfang sind die verfügbaren finanziellen Mittel eines Start-
up-Unternehmens vielfach beschränkt. Je weiter die Arzneimit-
telentwicklung voranschreitet, desto mehr fliessen dem Unter-
nehmen auch Gelder vonseiten der Investoren zu. Diese knap-
pe Ressource wird dabei leicht überschätzt und bei zu hohen
Gehältern fehlt das Geld für die nötigen Investitionen. Das Ma-
nagement von InnoMedica engagiert sich für einen sparsamen
Einsatz des Kapitals und den Erhalt der Mitarbeitermotivation
durch Beteiligungsprogramme.
Regelmässige Refinanzierung
Durch Überschätzung der vorhandenen Reserven werden Start-
ups oftmals zu spät und zu unattraktiven Bedingungen refinan-
ziert. InnoMedica pflegt eine gute Beziehung zu einem breiten
Kreis von Investoren und führt regelmässig und in relativ klei-
nen Schritten Kapitalerhöhungen durch.
Restrisiko
Durch sorgfältige Finanzplanung und sparsamen Umgang mit
dem beschafften Kapital kann das finanzielle Risiko wesentlich
reduziert und ein Liquiditätsengpass weitgehend vermieden
werden. Der Kapitalbedarf von InnoMedica erfordert allerdings
die Beteiligung zahlreicher privater und institutioneller Investo-
ren, die aufgrund des vorgelegten Leistungsausweises immer
neu überzeugt werden müssen.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten und
separatem Ausweis von kostenintensiven Spezialpro-
jekten wie zum Beispiel die Durchführung der klini-
schen Studie Phase I. Die Sicherheit der vorhandenen
flüssigen Mittel wird gewährleistet durch mit der Bank
vereinbarte risikobeschränkende Massnahmen und
die Prüfung der Ausgaben sowie vertraglichen Ver-
einbarungen durch die Finanzabteilung.
Sollte dennoch kurzfristig eine Refinanzierung nötig
sein, kann InnoMedica mit inzwischen 467 Aktionä-
ren und einem Netzwerk aus Geschäftspartnern wie
Banken oder Privatpersonen im Bedarfsfall schnell re-
agieren. Dabei kann von einer guten Beziehung zum
Aktionariat ausgegangen werden. In bisher sechs
durchgeführten Finanzierungsrunden konnte Inno-
Medica mit dem vorgelegten Leistungsausweis über-
zeugen und bisher insgesamt Mittel von CHF 14.3 Mio.
beschaffen. Die letzte Kapitalerhöhung war klar über-
zeichnet und die Mittel für die Durchführung der klini-
schen Studie Phase I sind vorhanden, da sie in einem
separaten Projekt speziell für diesen Zweck beschafft
wurden.
Mit flüssigen Mitteln von rund CHF 7 Mio. zum Jah-
resende 2017 verfügt InnoMedica ausserdem über
die nötigen finanziellen Ressourcen, um den weiteren
operativen Betrieb des Unternehmens vorerst sicher-
zustellen. Der Kapitalbedarf ist jedoch unverändert
hoch. Für die Durchführung der klinischen Studien,
die nötigen Investitionen in die Produktion, die Auf-
rechterhaltung und den Ausbau des Betriebs sowie
des Personalbestandes und die Weiterentwicklung
des zweiten Produkts Talineuren wird erneut eine Ka-
pitalerhöhung über CHF 31.6 Mio. durchgeführt.
Personelle Risiken
Durch die Fortschritte im Projekt Talidox, die Erwei-
terung der Pipeline von InnoMedica und die Auswei-
tung der Produktionskapazität und Fertigstellung der
GMP-Produktionsstätte für die klinische Phase ist der
Personalaufwand gestiegen. Die Entwicklung eines
Unternehmens bringt eine bedeutsame Umstellung
der strukturellen und kommunikativen Prozesse mit
sich. Das zukünftige Wachstum von InnoMedica wird
massgeblich dadurch beeinflusst, wie effizient die
bestehenden Projekte erfolgreich zur Marktreife ge-
bracht werden. Hierfür sind die Kompetenz und das
Engagement der Mitarbeitenden in allen Bereichen
entscheidend für den Erfolg des Unternehmens.
Personelle Risiken
Innovation und Unternehmertum sind eng verbunden mit Schlüs-
selpersonen, aber auch der Mentalität des gesamten Teams. Der
Startup-Gedanke muss vom gesamten Management mitgetragen
und als entscheidender Erfolgsfaktor erkannt werden. Sowohl
einzelne Abgänge wie auch Veränderungen in der Unterneh-
menskultur können die Dynamik bremsen, zu Reibungsverlusten,
Verzögerungen und je nachdem sogar zum Scheitern des Pro-
jekts führen.
Massnahmen
Startup-Charakter des Unternehmens bewahren
Eine grosse Innovationskraft ist nur möglich in einer entsprechen-
den Unternehmenskultur. InnoMedica verfügt deshalb über ein
junges Team, das es wagt, sich auf schwierige medizinische He-
rausforderungen einzulassen und neuartige Antworten zu finden.
Schlüsselpersonen erhalten
Nicht nur wegen der besonderen Fachkompetenz und ihrer Er-
fahrung, sondern auch durch ihre Funktion im Team sind Schlüs-
selpersonen entscheidend für den unternehmerischen Erfolg.
InnoMedica schafft Bedingungen, in denen junge Menschen ihre
Talente entfalten und neue Wege beschreiten können. Als Team
pflegen sie den Austausch von Ideen und gemeinsam erreichen
sie die Realisierung der Projekte.
Führungspotential erkennen
Die Fähigkeit, Mitarbeitende zu motivieren und zu führen, ist oft
schon frühzeitig erkennbar. InnoMedica hat viel Erfahrung in der
Rekrutierung von Talenten und jungen Führungskräften mit Ent-
wicklungspotential. Auf der Stufe Team oder Projekt wird gute
Führung erkennbar und später auf der höheren Kaderstufe um-
gesetzt.
Mitarbeiterbeteiligung
Mitarbeitende sollen durch den Erwerb von Aktien am Erfolg des
Unternehmens beteiligt sein. Die Preise müssen so festgelegt
werden, dass die Mitarbeitenden sich durch den Erfolg ihrer Ar-
beit und die damit verbundenen steigenden Aktienpreise nicht
den Erwerb eigener Aktien erschweren oder gar verunmöglichen.
Private Netzwerke erhalten
Zahlreiche bekannte Schweizer Unternehmen, unter anderem
auch in der Pharma-Industrie, bleiben mit der oder den Gründer-
familien langjährig verbunden. Dies sichert Kontinuität insbeson-
dere auf der Stufe Verwaltungsrat und verhindert in vielen Fällen
den frühzeitigen Verkauf des Unternehmens.
Restrisiko
In einem Startup-Unternehmen lassen sich gewisse personel-
le Risiken nicht vermeiden. Unternehmer und Innovatoren sind
wichtig und ihr Spirit wird vom ganzen Team mitgetragen. Ent-
scheidend für die Stabilität ist es, Führungspotential bei der
jungen Generation frühzeitig zu erkennen und durch die schritt-
weise Übergabe von Verantwortung auf allen Stufen gezielt zu
entwickeln.
Seite 63
Personalaustritte können einen Verlust an Fachkom-
petenz verursachen, der allenfalls nur schwierig oder
gar nicht ersetzt werden kann. Dies betrifft insbeson-
dere die Forschung und Entwicklung, aber teilweise
auch die Produktion. InnoMedica verfügt zwar über
eine gute Dokumentation in all diesen Bereichen, wel-
che jedoch die Schlüsselpersonen und das mit ihnen
verbundene Innovationsvermögen nicht ersetzen
kann. Eine Abwanderung zur Konkurrenz kann auch
mit einer Konkurrenzklausel nur bedingt verhindert
werden. Personalaustritte können die Leistungsfä-
higkeit und Produktivität eines Teams wesentlich be-
einträchtigen. Die reduzierte Funktionsfähigkeit des
Teams kann wiederum zu Verzögerungen und allen-
falls grossen Kosten führen.
Ein besonderes Problem ist dabei die Qualität der
gefällten Entscheidungen. Fehlentscheide werden in
einem Unternehmen oftmals erst nach einiger Zeit
sichtbar, können jedoch in gewissen Fällen nicht mehr
leicht korrigiert werden. Schwer wiegen allenfalls ver-
lorene Zeit, falsch investiertes Kapital und nicht mehr
verfügbare personelle Ressourcen. An die Qualität
der Kommunikation und des Managements werden
deshalb hohe Anforderungen gestellt, umso mehr
als viele Entscheidungen im Umfeld einer anspruchs-
vollen und neuartigen Technologie gefällt werden
müssen. Bei den Entscheidungen gilt es, neue Ideen
der jungen Generation mit der Erfahrung älterer Un-
ternehmer zu verbinden. Dies erfordert eine gewis-
se Risikobereitschaft, neue Wege zu gehen und eine
Umgebung zu schaffen, in der Innovation überhaupt
möglich ist. Wichtige Faktoren hierfür sind Vertrauen
und Kreativität. Faktoren, die Wünschen nach Sicher-
heit und Kontrolle direkt gegenüberstehen.
Innovatives und unternehmerisches Denken werden
aber nicht nur von Schlüsselpersonen eingebracht,
sondern im besten Fall vom ganzen Team mitgetra-
gen. Es ist anspruchsvoll, eine solche Unternehmens-
kultur aufzubauen sowie eine Startup-Dynamik und
Innovationskraft zu erhalten. Es ist entscheidend,
dass der Startup-Gedanke vom Management und
vom ganzen Team vollumfänglich mitgetragen und
als Schlüsselelement für den Erfolg erkannt wird.
Viele Mitarbeitende InnoMedicas sind durch Familien-
zugehörigkeit und langjährige private Bekanntschaf-
ten mit dem Unternehmen verbunden. Dieser Kern
ist jedoch offen und zugänglich für weitere Mitar-
beitende, die alle zusammen ein entschlossenes und
gut funktionierendes Team bilden. Viele der Mitar-
beitenden haben eine hohe intrinsische Motivation.
Sie kennen Krebserkrankungen und Chemotherapie
oder neurodegenerative Krankheiten aus dem nähe-
ren Familien- oder Freundeskreis und sind bereit, für
die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten ei-
nen hohen Einsatz zu leisten. Sie teilen nicht nur das
Vertrauen in die Innovationskraft von InnoMedica,
sondern auch in das Vermögen, eine eigene Produkti-
on aufzubauen und das Produkt zu den Patienten zu
bringen.
Diese Energie und Dynamik konnte bisher auch im
Umfeld eines grösseren Personalwachstums und gros-
sen Leistungsdrucks zum Erreichen der Ziele erhalten
werden. Das ist unter anderem auch daraus ersicht-
lich, dass seit Herbst 2015 keine Mitarbeitenden das
Unternehmen verlassen haben.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
Talidox kurz vor Klinikeintritt
Der Vorstand der SAKK hat den einstimmigen Entscheid zur definitiven Durchführung der
klinischen Studie mit Talidox gefällt. Mit der SAKK hat InnoMedica einen erfahrenen Partner in
der Planung und Durchführung der klinischen Studien an der Seite.
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Ausblick
Im vergangenen Jahr konnte InnoMedica die präkli-
nische Phase von Talidox mit den positiven toxiko-
logischen Daten erfolgreich abschliessen und die
Dokumentation für den Antrag bei Swissmedic für
die Durchführung der klinischen Studie Phase I fertig-
stellen. Sobald Swissmedic die Genehmigung erteilt,
können die Onkologen der SAKK mit der Patientenre-
krutierung für die multizentrische Studie in den fünf
Schweizer Spitälern beginnen. Bestätigen sich die
guten präklinischen Ergebnisse zur Wirksamkeit von
Talidox und bleiben auch bei der Behandlung der Pa-
tienten wie schon in den Tierstudien Nebenwirkungen
wie das Hand-Fuss-Syndrom aus, könnte Talidox die
heutigen Behandlungsmöglichkeiten mit chemothe-
rapeutischen Medikamenten revolutionieren.
So könnten weitere Zytostatika von der liposomalen
Verpackung profitieren. Erste präklinische Unter-
suchungen mit dem Wirkstoff Docetaxel haben ein-
drücklich gezeigt, dass InnoMedicas nanotechnolo-
gisches Transportsystem diesen Wirkstoff ebenfalls
enkapsulieren kann und so seine Verteilung im Kör-
per und damit die Wirksamkeit optimiert.
Analysiert man heute eingesetzte Wirkstoffe in der
Medizin, welche durch eine liposomale Verpackung
in ihrer Wirkung, aber auch ihrem Nebenwirkungs-
profil verbessert werden könnten und deren Patent-
schutz in den nächsten Jahren ablaufen wird, ergibt
sich für InnoMedica ein breites Portfolio potentieller
Pipeline-Produkte. Aber auch Wirkstoffe, welche eine
Zulassung aufgrund von untolerierbaren Nebenwir-
kungen trotz guter Wirkung nie erhielten, könnten
dank einer liposomalen Formulierung möglicherwei-
se für den medizinischen Einsatz wieder interessant
werden.
InnoMedica konnte zeigen, dass die liposomale
Nanotechnologie nicht nur auf Anwendungen in der
Onkologie beschränkt ist, sondern auch in weiteren
medizinischen Bereichen die heutigen therapeuti-
schen Möglichkeiten grundlegend verbessern kann.
Die Entwicklung eines neuen Liposoms, welches die
Blut-Hirn-Schranke überwindet, erschliesst InnoMedi-
ca den Markt der neurodegenerativen Erkrankungen.
Mit Talineuren soll nun eine erste Anwendung für
die Behandlung von Parkinson-Patienten entwickelt
werden. Der regenerative Ansatz könnte jedoch auch
bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen zum
Einsatz kommen und so beispielsweise Patienten mit
Chorea Huntington, welchen bisher überhaupt keine
Medikamente zur Behandlung zur Verfügung stehen,
neue Hoffnung schenken.
In zahlreichen systematischen Untersuchungen zu
Oberflächenstrukturen der Liposomen präsentieren
sich heute verschiedene Prototypen, welche spezifi-
sche Eigenschaften von Geweben ansprechen und so
auch in anderen Bereichen wie beispielsweise bei der
Volkskrankheit Arteriosklerose entscheidende the-
rapeutische Verbesserungen erzielen könnten. Dies
lässt das Potential der liposomalen Nanotechnologie
von InnoMedica erkennen und zeigt auch die Verant-
wortung gegenüber den Patienten auf.
Da InnoMedica keine neuen Wirkstoffe entwickelt,
sondern mit der Technologie-Plattform bereits be-
kannte Wirkstoffe in ihrer Biodistribution verbessert,
kann nicht nur von einem tieferen Translationsrisiko
ausgegangen werden, sondern auch von vereinfach-
ten Bedingungen im Zulassungsprozess.
Dennoch könnte die Vorsicht gebieten, vor dem Aus-
lösen weiterer Investitionen, insbesondere im Bereich
Produktion, die Ergebnisse der klinischen Studie Pha-
se I und IIa von Talidox abzuwarten. Dies könnte aber
leicht zu einem Zeitverlust von mehr als 2 Jahren
führen. Wird erst dann mit dem Ausbau der Produk-
tion begonnen, müssen für die neuen Volumen erst
viele neuartige Verfahren entwickelt werden und Re-
krutierungen neuer Mitarbeitenden erfolgen, welche
die Herstellungsprozesse erst noch erlernen müssen.
Will ein Pharma-Startup Erfolg haben, kann es nicht
so vorgehen, sondern muss auf die erarbeitete wis-
senschaftliche Erkenntnis vertrauen können. Dazu
gehören nicht nur die präklinischen Studien und
Untersuchungen zur Biodistribution, sondern auch
die hauseigene Analytik, mit der die wesentlichen
Produkteigenschaften identifiziert und überprüft
werden können. Sind diese Ergebnisse wie im vorlie-
genden Fall überzeugend, dann gilt es den Scale-up
in der Produktion voranzutreiben und den nötigen
Ausbau der Infrastruktur anzugehen. So kann die
verfügbare Zeit produktiv genutzt werden und das
Unternehmen ist bereit, einer möglichen Nachfrage
auch tatsächlich zu entsprechen. So können auch mit
dem Scale-up verbundene technische Fragen sorg-
fältig elaboriert und bei Bedarf neuartige Lösungen
gefunden werden.
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InnoMedica | Businessplan März 2018
InnoMedica hat bisher die präklinische und klinische
Entwicklung von Talidox stets parallel mit dem Aufbau
der industriellen Infrastruktur vorangetrieben. Diese
Strategie hat sich auf das Vorankommen positiv aus-
gewirkt. Die Produktion lieferte bald einmal Liposo-
men in einer Qualität, die im Labor bisher nicht er-
reicht werden konnte. Umgekehrt kamen vom Labor
neue Vorschläge für Prototypen, die zu einer attrakti-
ven Pipeline im Bereich der Onkologie, aber auch für
die Behandlung von neurologischen Krankheiten ge-
führt hat. Bei allen diesen Indikationen gilt es jedoch,
die industrielle Machbarkeit und deren Auswirkungen
auf Kosten und Medikamentenpreise während dem
ganzen Entwicklungsprozess vor Augen zu halten.
Mit dem Marly Innovation Center (MIC) konnte Inno-
Medica eine langfristige Vereinbarung finden, ohne
dabei unverhältnismässige finanzielle Mittel zu bin-
den. Dies ist eine sehr gute Voraussetzung für den
geplanten Ausbau von InnoMedicas Infrastruktur. Im
MIC sind grössere Platzreserven vorhanden und ein
schnelles Wachstum des Unternehmens ist aus eige-
nen Kräften möglich. Im besten Fall kann die Nachfra-
ge mit einer Ausweitung der Patientenzahlen schnel-
ler steigen und im Kontext dieser hohen Nachfrage
auch zu einer schnelleren Zulassung führen. Das ist
jedoch nur möglich, wenn bis zu diesem Zeitpunkt die
Produktion den nötigen Reifegrad erreicht hat und
Talidox sowie später auch Talineuren in den nötigen
Mengen und in der erforderlichen Qualität geliefert
werden kann.
Startup-Unternehmen werden vielfach nur als kon-
zeptionelle Innovatoren betrachtet, die neuartige
Ansätze im Labor entwickeln und diese dann in die
bewährten Produktions- und Vertriebsstrukturen ei-
nes Konzerns einbringen. Bei InnoMedicas Technolo-
gie-Plattform mit dem liposomalen Transportsystem
präsentiert sich die Herausforderung komplexer. Die
Herstellung kann nicht so leicht an ein grösseres Un-
ternehmen übergeben werden. Auch dieses müsste
die Infrastruktur für die Liposomen-Produktion zu-
erst erstellen und sich mit den neuartigen Verfahren
vertraut machen. Für ein schnelles Vorankommen ist
es deshalb besser, eine eigene Produktion mit der nö-
tigen Spezialisierung aufzubauen. Diese Investitionen
sind zwar teuer, geben dem Unternehmen aber auch
einen Gegenwert, der nicht nur eine hohe Produktivi-
tät, sondern auch die langfristige Sicherung des nöti-
gen Fachwissens erlaubt.
Aus all diesen Überlegungen heraus ergibt sich die
Notwendigkeit, das Kapital rechtzeitig zu erhöhen
und nochmals an die Investoren zu gelangen. Für den
Investor ist es möglicherweise die letzte Gelegenheit,
ausserhalb des freien Handels Aktien zu erwerben.
Er trägt dabei das Risiko der noch nicht vorliegen-
den Resultate der klinischen Studie Phase I und IIa,
profitiert aber auch noch von Preisen, die später –
durch Studienresultate getrieben – weiter steigen
können. Als Leser des Businessplans kann er wie
InnoMedica seinen Entscheid auf die wissenschaftli-
chen Resultate abstützen. Ein Restrisiko bleibt allen
Parteien erhalten, diesem steht jedoch die Aussicht
gegenüber, im Erfolgsfall nicht nur an den Erträgen
von InnoMedica zu partizipieren, sondern mit der Fi-
nanzierung der Weiterentwicklung der liposomalen
Technologie-Plattform einen wesentlichen Beitrag
zur Verbesserung der medizinischen Behandlungs-
möglichkeiten geleistet zu haben – in einem ersten
Schritt mit Talidox in der Krebstherapie, aber auch
folgenden Pipeline-Produkten wie Talineuren.
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Was in einem Kellerlabor begann, wird heute von bereits 22 Mitarbeitenden vorangetrieben,
deren Unternehmergeist und Engagement InnoMedicas Innovationen erst möglich machen.
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