C A U kieler anker · 2013. 9. 23. · C A U Nachkontaktprogramm des Akademischen Auslandsamtes...

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Nachkontaktprogramm des Akademischen Auslandsamtes C A U Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1|2002 kieler anker daad-preis 2001 vom bwl-studium in kiel zum job in der beraterbranche am tatort - tutoren in den wohnheimen lektorat deutsch als fremdsprache

Transcript of C A U kieler anker · 2013. 9. 23. · C A U Nachkontaktprogramm des Akademischen Auslandsamtes...

  • Nachkontaktprogramm des Akademischen AuslandsamtesC A U

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    1|2002

    kieler anker

    daad-preis 2001

    vom bwl-studium in kielzum job in der beraterbranche

    am tatort - tutoren in den wohnheimen

    lektorat deutsch als fremdsprache

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    wir freuen uns, dass wir Ihnen eine weitere Ausgabe des „Kieler Anker“, unseresNachkontaktmagazins, präsentieren können.

    Mit dieser Ausgabe sind wir einem unserer Ziele, nämlich den „Kieler Anker“ zueinem Forum für Sie zu machen, ein gutes Stück näher gekommen. So lassen wirzwei ehemalige Studenten von ihren Erfahrungen und ihrem Werdegang berichten.Wir würden uns freuen, wenn auch Sie zu diesem Erfahrungs- und Meinungsaus-tausch etwas beitragen und andere von Ihrem Wissen profitieren lassen würden.

    Neben dem Erfahrungstausch bemühen wir uns, Ihnen hilfreiche Informationenüber das Studium an der CAU sowie über aktuelle Entwicklungen zu geben. Indieser Ausgabe stellen wir Ihnen unter anderem das Tutorenprogramm in denWohnheimen der CAU vor, eine Hilfe, um einen möglichst guten Start am Beginndes Studiums zu haben. Besonders interessant dürfte für alle, die an einemDeutschkurs interessiert sind, der Artikel über das Lektorat Deutsch als Fremd-sprache sein. Hier geben wir einen ersten Einblick in das Lektorat und sein An-gebot.

    Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe und würden uns freuen,von Ihnen zu hören.

    IhrAkademisches Auslandsamt an der CAU

  • inhalt

    1 ggrruußßwwoorrtt

    aauuss ddeerr ccaauu3 international internship4 tag der offenen tür6 lektorat deutsch als fremdsprache8 kieler tage in posen9 referent für hochschulpartnerschaften9 internationaler ferienkurs10 baltic sea conference “religion and politics”

    iinntteerrnnaattiioonnaallee pprrooggrraammmmee11 50 jahre fulbright12 austausch mit penn state

    ddaaaadd--pprreeiiss 2200001114 chloroplasten und arabisch

    eehheemmaalliiggee bbeerriicchhtteenn16 vom bwl-studium in kiel zum job in der beraterbranche17 wirtschaftsrecht in china

    ggäässttee17 zu gast in kiel - immigration und norddeutscher humor

    sseerrvviiccee20 am tatort - tutoren in den wohnheimen

    aauusslläännddiisscchhee vveerreeiinniigguunnggeenn iinn kkiieell22 deutsch-ibero-amerikanische gesellschaft24 fiesta hispanica

    impressum

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  • pprraakkttiikkuumm iimm aauussllaanndd??

    iinntteerrnnaattiioonnaall iinntteerrnnsshhiipp 22000022

    Dass ein Auslandspraktikum einen wichtigen Pluspunkt im Lebenslaufdarstellt, ist eine hinlänglich bekannte Tatsache. Neben dem Erwerb vonFachwissen, interkultureller Kompetenz, der Vertiefung von Fremdsprachen-kenntnissen steht ein Auslandspraktikum auch für Eigeninitiative,Flexibilität und Offenheit.

    Damit das Auslandspraktikum realisierbar wirdund Interessierte über Möglichkeiten eines solchenPraktikums Informationen erhalten, bietet dasAuslandsamt der Kieler Universität regelmäßig inZusammenarbeit mit dem Hochschulteam desArbeitsamtes eine Messe für Auslandspraktika an.Auch in diesem Jahr fanden sich 20 Aussteller zurInternational Internship am 6. Februar im Foyer desAudimax ein.Der Prorektor der Universität, Prof. Dr. Dr. JohannesSchilling, eröffnete die Messe und wies in seinerBegrüßungsrede darauf hin, dass eine Evaluierungder internationalen Beziehungen der Universitätergeben hat, dass sich ausländische Studierendegerne in Kiel aufhalten und sich freundlich auf-genommen fühlen. Das Bestreben der CAU ihrer-seits sei es, so Schilling, mehr Studenten für einAuslandspraktikum zu motivieren, um so denZusammenhang zwischen Studium und Beruf zustärken. Das Auslandspraktikum sei ein Beitrag zurgegenseitigen Verständigung, bei dem der Erfolgder Verständigung davon abhänge, welche Men-schen einander kennen lernen würden.Ein Ergänzungsangebot zur Messe bestand in dengut besuchten Vortragsveranstaltungen zu denThemen:„Wie bewerbe ich mich auf Englisch?“ und „Jobsund Praktika im Ausland“.Eine erste Anlaufstelle für viele Interessierte warder Messestand des Arbeitsamtes. Hier konntensowohl Schüler als auch Studierende in Kurzbe-ratungen Hilfen und erste Informationen bekom-men. „Die Schüler, die die Kurzberatungen inAnspruch nehmen, suchen zumeist ganz breit, wol-len gerne ins Ausland, wissen aber nicht wie, dieStudenten hingegen suchen eher fachspezifischePraktika“, äußert Jürgen Heycke vom Team desArbeitsamtes. Auch eine Reihe von Doktorandenund Studierenden am Ende des Studiums würdenin die Beratungen kommen, um ihrem Lebenslaufnoch etwas mehr Profil zu geben. Allgemein geheder Trend bei Auslandspraktika zu denenglischsprachigen Ländern, insbesondere nachKanada und Australien. „Diese Länder verkörpernfür viele Studierende die große weite Welt“, soHeycke. Da ein Praktikum gut vorbereitet sein will,

    rät Heycke dazu, sich rechtzeitig zu informierenund ein Praktikum frühzeitig mit in den Studien-ablauf einzuplanen. Mit der Resonanz der Studie-renden auf die Messe ist Heycke, wie auch dieübrigen Aussteller, sehr zufrieden. Die Palette der Anbieter reichte hierbei von „A“wie Auslandsamt, AIESEC über CouncilExchanges, Euro Vacances bis hin zu X-Changeund „Z“ wie Zentralstelle für Arbeitsvermittlung.Ein interessantes Angebot macht der Freundes-kreis Deutschland-Tansania, dessen Ziel es nichtnur ist, Medizinern ein PJ, eine Famulatur oder einPflege-dienstpraktikum anzubieten, sondern auchdie Völkerverständigung zwischen Deutschlandund Tansania durch kulturellen Austausch,Informa-tionsvermittlung und Organisation vonHilfeleis-tungen zu fördern. Das überschüssigeGeld des Vereines fließt in verschiedene karitativeProjekte wie das Kinderheim von Nkoaranga oderdas Kyela Health Care Center.

    Haben Sie einen interessanten Praktikumsplatz fürStudenten in Ihrem Heimatland anzubieten? Dann melden Sie sich bei:

    Jan Bensien Akademisches Auslandsamt Olshausenstr. 4024118 Kiel,[email protected] http://www.uni-kiel.de/aaa/8/8.htm

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    reger Andrang bei der Messe

  • 0044.. MMaaii 22000022

    ttaagg ddeerr ooffffeenneenn ttüürrAn einem Tag ins virtuelle Aquarium eintauchen, eine 1Millionen-Volt-Showansehen, einen Schnupperkurs in Samoanisch besuchen und sich überGefahren im Internet informieren, unmöglich?Am 4. Mai waren das für die Besucher des Tags der offenen Tür nur einigevon vielen Möglichkeiten. Hautnah konnte die Öffentlichkeit Einblicke inForschung, Arbeit und Leben der Kieler Universität erhalten.

    335 Veranstaltungen aus den Bereichen Natur undTechnik, Sprache, Kultur und Geschichte, Staat,Wirtschaft und Gesellschaft und Gesundheit undSport boten ein extrem abwechslungsreiches Pro-gramm.Sehr beliebt waren und sind die Vorführungen derPhysiker und Chemiker. Vor dem zahlreichen Pub-likum gab es spektakuläre Experimente zu sehen.So bewiesen die Chemie-Professoren unter an-derem, dass Wasser ein sehr gefährlicher Stoff seinkann. Gerade für Chemiker seien die Chancen amArbeitsmarkt derzeit extrem gut, erläuterte Prof.Grotemeyer und machte Werbung für ein Studiumder Chemie. Um mehr Möglichkeiten der Speziali-sierung im Chemiestudium zu ermöglichen, wurdendie Studiengänge Wirtschafts- und Biochemie ein-geführt.Ein weiteres Highlight waren auch die Robotervor-führungen der Technischen Fakultät. Anhand vonLego-Mindstorm-Robotern wurde erläutert, waseingebettete Systeme sind. Es sind Steuerungs-systeme, die dafür sorgen, dass der Fahrstuhl imrichtigen Stockwerk hält, unser Handy klingelt undder Airbag nicht erst Minuten nach dem Aufprallaufgeht. Die Herausforderung solcher Systeme liegtin der Verbindung von Theorie und Praxis. EinAuto, das auf dem Bildschirm geradeaus läuft, tutdas in der Realität noch lange nicht.

    Nun mögen die Lego-Roboter wie ein Spielzeugerscheinen, aber tatsächlich sind sie Objekte ernst-hafter Forschung. So arbeitet die TechnischeFakultät mit Partnern aus den USA, Spanien undFrankreich daran, neue, deklarative Programmier-sprachen für eingebettete Systeme zu entwickeln. Im Foyer des CAP III bestand die Möglichkeit, über

    einen Fahrradgenerator Energie zu erzeugen, dabei wurde dem einen oder anderen deutlich, wie viel Schweiß es kosten würde, um einen Fernseher füreine Spielfilmlänge am Laufen zu halten. Die Sprachwissenschaftler gaben mit Vorträgen zu der Verbindung von Gehirn und Sprache sowie miteiner Reihe von Sprach-Schnupperkursen Einblickein die Welt der Sprache. Mit der Frage, ob die Religionen dem Weltfriedenund einem guten Zusammenleben in einer moder-nen multi-kulturellen Gesellschaft im Wege ste-hen, setzte sich Prof. Rosenau vom Institut fürSyste-matische Theologie und Sozialethik in demVortrag „Die Tugend der Toleranz“ auseinander. Medienkompetenz konnte man im Zentrum fürFremdsprachenausbildung, IT- und Medieneinsatz(ZFIM) erwerben. Hier gab es Einführungen in dieErstellung und Publikation von Homepages, wurdeüber Gefahren im Internet aufgeklärt und in Power-

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    für die Kleinen gab es jede Menge zu staunen

    Energie am Fahrradgenerator erzeugen

  • ttaagg ddeerr ooffffeenneenn ttüürr

    Point eingeführt.Einen Beitrag zu gesünderer Ernährung liefertendie Ernährungswissenschaftler: Sie informiertenden ganzen Tag über Functional Food. FunctionalFood sind Lebensmittel, die mit nützlichen Zusatz-stoffen versehen werden. Diese hemmen z.B. dieAufnahme von Cholesterin oder verhindern Nacht-blindheit.Wer sich darüber informieren wollte, welche Uni-versität die beste ist und wie aussagekräftig dieChartlisten in „Spiegel“ und „Stern“ sind, war beiden Wirtschaftswissenschaftlern gut aufgehoben.In der theoretischen Physik konnte man sich darüber hinaus über Zusammenhänge in dem Ver-halten von Ameisen und dem Kaufverhalten von

    Aktienbesitzern informieren.Begleitet wurde das Programm von zahlreichenBands. Zwischen den Vorführungen der Agrarwis-senschaftler spielten die Jagdhornbläser und amNachmittag erleichterte die Studentenwerk-Big-band den Hungrigen das Anstehen an den Essens-ständen vor der Mensa. Sportlich ging es bei der Campus-Olympiade zu. ImRhönrad konnte man sein Koordinationsvermögentesten, sich in einem Hindernisparcours austobenoder sich in der Highjumping-Anlage bis zu sechs

    Meter hoch in die Luft schleudern lassen. An dieKids wurde in besonderer Weise gedacht: Tobenund Spielen in einem Hindernisparcours, ein Raum-fahrttraining, sich von Schminkprofis in eine Katzeoder einen Schmetterling verwandeln lassen oderbei der Aktion „Naturwissenschaft erleben“ selbstchemische und physikalische Experimente durch-führen. Die Beschäftigungsmöglichkeiten warenvielfältig. Auch zahlreiche sportliche Prominenzwar vertreten, die Olympiasieger Heike Henkel undHeiko Kröger gastierten in der Olympia-Talkshow. Zudem bestand den ganzen Tag über die Möglich-keit, einen Einblick in die Gewächshäuser undLabore der Universität zu gewinnen. In der wissen-schaftlichen Sammlung des anatomischen Institutskonnte man faszinierende Einblicke in den mensch-lichen Körper gewinnen. Interessierte Besucherhatten hier die Möglichkeit, von Wissenschaftlerndes Instituts Informationen zu verschiedenenKörperteilen zu erhalten. Lohnend war und ist natürlich auch ein Besuch inden Museen der Christian-Albrechts-Universität,die allerdings ganzjährig geöffnet sind und nichtnur am Tag der offenen Tür. Unter den Besuchern befanden sich auch zahlrei-che Schüler, die in ihren Interessensgebieten einepersönliche Studienberatung in Anspruch nahmen.Dozenten und Studierende der Fakultäten und dereinzelnen Studiengänge standen dabei als An-sprechpartner zur Verfügung und konnten Infor-mationen und Tipps über Inhalte, Schwerpunkteund Voraussetzungen des Studiums aus ersterHand geben.

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    Koordinations-Test am Rhönrad

  • mmeehhrr aallss ddeeuuttsscchhkkuurrssee

    lleekkttoorraatt ddeeuuttsscchh aallss ffrreemmddsspprraacchhee

    Wer in Deutschland studieren will und keinen englischsprachigen Studien-gang belegt, der kommt nicht ums Deutschlernen herum. Das LektoratDeutsch als Fremdsprache bietet ausländischen Studierenden die Möglich-keit, die für die Universität erforderlichen Deutschkenntnisse zu erwerben.

    Der Leiter des Lektorats, Martin Lange, versorgteden Kieler Anker mit wissenswerten Informationenüber die Angebote und Aufgaben des Lektorats.Die AnfängeDas Lektorat fing nach dem Krieg ganz bescheidenmit einigen ausländischen Studierenden an undDeutsch wurde nur in Ferienkursen unterrichtet.Zum 55. Mal findet der Internationale Ferienkurs(IFK) in diesem Jahr statt. Der IFK hat zwar nicht injedem Jahr nach dem Krieg stattgefunden, aberwenn man zurückrechnet, geht er bis in die Zeitdirekt nach dem Krieg zurück. Das Lektorat, wie esheute existiert, ist im wesentlichen in den sech-ziger und siebziger Jahren entstanden.Die Aufgaben des LektoratsZu den Aufgaben des Lektorats gehört der studien-vorbereitende Deutschunterricht für ausländischeBewerberinnen und Bewerber, die Abnahme vonImmatrikulationsprüfungen, in denen die Bewer-ber zeigen müssen, dass sie vor Aufnahme einesFachstudiums Sprachkompetenzen besitzen, umVorlesungen und Texte zu verstehen und sich eini-germaßen schriftlich und mündlich ausdrückenkönnen. Die Bewerber sind nach den Kursen nochnicht perfekt im Deutschen, aber so weit, dass siein der Lage sind, selbständig weiterzustudieren.Die Vermittlung von Sprachkompetenz im Deut-schen beinhaltet dabei auch die Vermittlung vonSchriftkultur. Wenn man z.B. aus einer arabischenSchriftkultur kommt, ist es ungewohnt, schnell vonlinks nach rechts zu schreiben. Aber auch die Artund Weise, an Texte heranzugehen sowie Lern-gewohnheiten sind in den verschiedenen Ländernhäufig anders. „In einigen Ländern ist es auchunüblich, dass man mit den Professoren oder unter-einander diskutiert. In der Regel wird mitgeschrie-ben was der Professor sagt, und das wird für einePrüfung gelernt. Aber dass man zum Beispiel imTeam arbeitet, dass man Seminargespräche führenmuss, dass man selbständig referieren lernt oderein Referat vor- und nachbereitet, das ist für vielesehr ungewohnt. Das sind Kultur- und Übungstech-niken, an die das Lektorat die Studierenden auchheranführen muss. Es ist weit mehr, als einfachnur Sprachvermittlung“, äußert Lange dazu.

    Neben diesem studienvorbereitenden Unterrichtgibt es studienbegleitenden Unterricht. Dieser istfür diejenigen gedacht, die sofort mit guten Vor-kenntnissen den Einstufungstest bestehen und inder Oberstufe Deutschunterricht haben. Viele vondiesen Studierenden sind auch schon im Fach-studium und brauchen zusätzliches Training, wiez.B. Wortschatz und Idiomatik. In diesem Bereichgibt viele Phrasen, die noch nicht verstanden wer-den, Redensarten, die ausländischen Studierendenvöllig unsinnig vorkommen müssen. Lange: „Bei uns hat man „Geld wie Heu“, in Russ-land hat man „Geld wie Schlamm“. Menschen be-nutzen unterschiedliche Bilder für das, was sie aus-drücken möchten. Gerade unter Berücksichtigungdes Kulturvergleiches ist das immer ein interessan-tes Thema.“internationales KlimaIm Lektorat studieren Menschen aus über 75 Län-dern, die meisten in dem studienvorbereitendenUnterricht. Daneben gibt es die Gastwissen-schaftler der CAU, aber auch Kurzeitstudierende,die im Rahmen des europäischen ERASMUS-Programmes in Kiel sind und nicht auf ein Fach-studium vorbereitet werden müssen. Hier bietetdas Lektorat einen Service zur Integration an:Deutschkurse zur Alltagsbewältigung. Diese inte-grative Aufgabe wird seit der Einführung derenglischsprachigen Studiengänge immer wichtiger. Im Studiengang Material Science ist es beispiels-weise so, dass der Deutschkurs auch Creditpointsfür die Teilnehmer bringt, was die Motivation zurTeilnahme natürlich erhöht.Die größte Studierendengruppe im Lektorat sinddie chinesischen Studierenden. Etwa 50% der imAuslandsamt eingehenden Bewerbungen kommenaus China. Im Lektorat beträgt der Anteil chine-sischer Studierender ungefähr 30%. Das führt zueinigen Problemen, da chinesische Lerner beson-dere Lehr- und Lerngewohnheiten mit sich bringen.„Sie können zum Beispiel sehr oft die Grammatikgut und schnell verstehen, allerdings sind sie esnicht gewohnt, eine Sprache wirklich zu benutzen.Durch den in China vorherrschenden Grammatik-Übersetzungs-Unterricht wird sehr wenig kommu-

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  • mmeehhrr aallss ddeeuuttsscchhkkuurrssee

    nikativ gearbeitet. Aber auch hier gibt es Aus-nahmen, wie z.B. die Tongji Universität oder dieFremdsprachenhochschule Peking, die uns ganzerstaunliche Leute liefern, die mit zehn MonatenVorbereitung und neun Monaten hier sehr gutePrüfungsergebnisse erzielen“, äußert Lange.Weitere Länderschwerpunkte im Lektorat sindMarokko, Polen, die ehemaligen GUS-Staaten,Russland. Unter den ersten zehn ist noch Bulgarienund außerdem gibt es eine erstaunlich große Zahlkamerunischer Studenten, bei denen es sich her-umgesprochen hat, dass man in Kiel gut Deutschlernt und hier sehr intensiv gefördert wird.familiäres KlimaDas Klima im Lektorat ist trotz der vielen unter-schiedlichen Kulturen sehr familiär, was unter an-derem auch daran liegt, dass in dem Lehrerteamauch einige ausländische Lehrkräfte sind. Daruntersind eine Dänin, eine Niederländerin, Norwegerund traditionell immer ein Lektor aus der polni-schen Partneruniversität in Posen. DozentenfortbildungEin weiterer Aufgabenbereich des Lektorats ist derErfahrungsaustausch mit den Kollegen der Partner-universitäten. „Früher war das in der Regel immermehr ein Nehmen der östlichen Partner.Inzwischen sind wir in der erfreulichen Situation,dass dort im-mer mehr Wissen, Erfahrung und teil-weise auch Ideenreichtum vorhanden ist, dass wirauch von ihnen lernen können“, so Lange. Daneben engagiert sich das Lektorat im Bereichder Lehrer- bzw. Dozentenfortbildung. Hier werdenzum Beispiel Internetschulungen für die ausländi-schen Kollegen durchgeführt. Dabei wird ihnenLehrmaterial zur Verfügung gestellt und die Mög-lichkeit gegeben, dieses für ihren Unterricht ent-sprechend zu didaktisieren. Lehrmaterial ist oftknapp und teuer im Ausland. Das Lektorat hat hierMöglichkeiten erarbeitet, wie man das Internet alsInformationsquelle nutzen kann. „Wir verstehen uns hier auch als Multiplikatorenund sind daran interessiert, Multiplikatoren auszu-bilden, weil der Bedarf an Deutsch scheinbar zu-rückgeht. Häufig heißt es, dass Englisch als zweiteFremdsprache reicht, aber für viele Betriebe ist das

    eine Selbstverständlichkeit und es wird daraufgesehen, was der Bewerber darüber hinaus anFremdsprachenkenntnissen aufweisen kann.“Neben den Aktivitäten im Ostseeraum sind guteErfahrungen mit den Teilnehmern der KISS (KielSummer School), ein Programm aus dem Bereichder Wirtschaftswissenschaften gemacht worden.„Wir haben festgestellt, dass man mit Anfängern inder Geschäftskommunikation kurze Artikel aus derFinancial Times Deutschland lesen kann und wirermutigen sie auch nach Informationen in solchenBlättern zu suchen. Vielfach wird in solchen Blät-tern mit Internationalismen gearbeitet und Kurz-meldungen sind genügend interessant und infor-mativ, sie frustrieren aber nicht im Gegensatz zulangen Fachtexten. Wir ermutigen also die Teilneh-mer, sich mit deutschsprachigen Publikationen zubeschäftigen, ihr Wissen, das sie für ihr Fach oderihren Beruf brauchen, auch aus dem deutschenSprachraum zu beziehen und Kontakte zu deut-schen Geschäftspartnern aufzubauen und zu pfle-gen.“Es gibt Universitäten in Deutschland, die Gebührenfür Deutschkurse nehmen. Grundsätzlich sind aberdie Deutschkurse, wie auch das Studium an deut-schen Universitäten im Gegensatz zu amerikani-schen, englischen oder auch französischen Univer-

    sitäten gebührenfrei. „Dasist auch als ein Beitrag zurEntwicklungshilfe zu ver-stehen“, äußert Lange.

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    Der Leiter des Lektorats,Martin Lange

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    kkiieelleerr ttaaggee iinn ppoosseenn

    Nachdem im vergangenen Jahr an der CAU die „Posener Tage in Kiel“, dieersten gemeinsamen Hochschultage unserer Universität mit Partnern inPolen, sehr erfolgreich verlaufen sind, besuchte vom 20. bis 22. Mai 2002eine Delegation von über 50 Kieler Studierenden und Wissenschaftlern die Adam-Mickiewicz-Universität (UAM) und die Medizinische Universität KarolMarcinkowski in Posen.

    Ziel der „Kieler Tage in Posen“ war es, den polni-schen Partnern und der interessierten Öffentlich-keit einen kleinen Einblick in den studentischenund wissenschaftlichen Austausch zwischen unse-ren Hochschulen geben und über das Studien- undForschungsangebot an der Christian-Albrechts-Uni-versität informieren.CAU-Rektor Demuth, der zusammen mit den bei-den Prorektoren Bähr und Schilling die KielerDelegation anführte, betonte in seiner Eröffnungs-rede, dass „....die CAU seit über zwanzig Jahrenpartnerschaftlich mit beiden Posener Hochschulenverbunden ist und unter den ausländischen Part-nerschaften diese Verbindung nicht nur die leben-digste und intensivste, sondern auch die breitestangelegte und damit für die CAU wichtigste ist.“Ganz besonders eng haben sich in den letztenJahren die Kontakte zur UAM entwickelt. Allein imvergangenen Jahr wurden im Rahmen dieserPartnerschaft über 80 Studierende und Wissen-schaftler ausgetauscht.Eröffnet wurde die dreitägige Veranstaltung durchein Konzert in der wunderschönen Aula der UAM.Unter Leitung des CAU-Universitäts-Musikdirektors Bernhard Emmer spielte das CAU-Bachensemble mehrere Stücke von JohannSebastian Bach und zusammen mit dem Posener Kammerchor wurdenam Ende des Konzerts noch gemeinsam einigeChoräle aus der Matthäus-Passion vorgetragen.

    Der 21. und der 22. Mai waren die eigentlichen Veranstaltungstage. Fünf verschiedene Vorträge,gehalten an vier verschiedenen Orten der beidenPosener Hochschulen sorgten dafür, dass einemöglichst große Anzahl von Posener Studierendenund Wissenschaftlern erreicht wurden.Vortragsthemen wie „Physik und Musik“ oder „Dasreformatorische Verständnis der christlichenFreiheit“ sowie eine gemeinsame Buchpräsentationeines von Kieler und Posener Historikern erstelltenTagungsbandes verdeutlichten die Bandbreite derLehre und Forschung an der CAU, aber auch dieinzwischen erreichte Intensität der wissenschaft-lichen Zusammenarbeit mit den Partnern. EinePosterpräsentation, ein großer Informationsstand,an dem zahlreiche aus Kiel mitgebrachteBroschüren über die CAU auslagen sowie eine wit-zige und temperamentvoll inszenierte deutsch-pol-nische Theateraufführung einer KielerStudierendengruppe im Collegium Novum der UAMrundeten das Pro-gramm ab.Mehr als 1000 Besucher wurden bei den Veranstal-tungen gezählt und alle Beteiligten kamen darinüberein, dass diese gemeinsamen Hochschultagein Posen sehr erfolgreich verlaufen sind und sicher-

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    ein spontanes Konzert am Abend

    Kieler Bachensemble

  • rreeffeerreenntt ffüürr hhoocchhsscchhuullppaarrttnneerrsscchhaafftteennAndreas Ritter (36) arbeitet seit dem 01.06.1995 imAkademischen Auslandsamt der Christian-Al-brechts-Universität und ist seit dem 01.06.2000 derstellvertretende Leiter. Vorher ist er im Auslands-amt schon 5 Jahre als wissenschaftliche Hilfskrafttätig gewesen. An der CAU hat er mittlere undneuere Geschichte, Politische Wissenschaften undInternationales Recht studiert. 1989-1990 studierteer im Rahmen des ERASMUS-Programms PolitischeWissenschaften an der Universität Messina in Ita-lien.Als Referent für Hochschulpartnerschaften ist er fürdie Koordination und Durchführung des Wissen-schaftleraustausches der Universität Kiel mit denPartnerhochschulen in Mittel- und Osteuropa undAsien zuständig. Schwerpunktpartner in diesenRegionen sind die Universitäten Posen/Polen,Tartu/Estland, Kaliningrad und Irkutsk/Russlandsowie die Universität Zhejiang/China. Mehr als 100 Studierende und Wissenschaftlerwaren 2001 von diesen Hochschulen zu Gast inKiel.Die Betreuung dieser ausländischen Studierenden,Gastwissenschaftler und anderen Gästen aus deno.g. Regionen ist ein weiterer Schwerpunkt seinerTätigkeit.

    Ein alljährlicher Höhepunkt seines Arbeitsberei-ches ist die Planung und Durchführung des interna-tionalen wissenschaftlichen Ferienkurses der Uni-versität Kiel, an dem jährlich ca. 80 Studierendeteilnehmen.

    KontaktAkademisches Auslandsamt der CAUAndreas RitterOlshausenstr. 4024116 KielTel.: +49- (0)431- 880-1706E-mail: [email protected]

    2222..0077.. –– 1166..0088..22000022

    iinntteerrnnaattiioonnaalleerr ffeerriieennkkuurrss ((IIFFKK))Bereits zum 55. Mal findet der InternationaleFerienkurs in diesem Jahr statt. Über 80Teilnehmer aus 18 Nationen sind in diesemSommer in Kiel. Ziel der Ferienkurse ist es, dieDeutschkenntnisse der Teilnehmer zu verbessernund über das heutige Deutschland und insbesonde-re über das Bundesland Schleswig-Holstein zuinformieren.Die Schwerpunkte im Angebot des Ferienkursesumfassen die Bereiche Deutsch-Sprachkurse, wis-senschaftliche Vorträge und landeskundliche Ex-kursionen. Daneben wird es eine Reihe von Sonder-vorträgen zur neueren deutschen Literatur- undMedienwissenschaft geben. Der Sprachunterrichtwird vom Lektorat Deutsch als Fremdsprache derCAU organisiert und es werden Kurse für jedesSprachniveau angeboten. Grundkenntnisse in derdeutschen Sprache sind aber erforderlich, da alleVeranstaltungen des Kurses in deutscher Sprache

    stattfinden.Die Exkursionsziele sind in diesem Jahr Lübeck,Schleswig und Hamburg. Hierbei erhalten dieTeilnehmer Einblicke in die Geschichte und Kulturdes Landes. Das Rahmenprogramm beinhaltetaußerdem einen Ausflug in die Eutiner Oper, sowieeinen Grillabend auf dem Versuchsgut Lindhof derCAU und auch das maritime Flair der Stadt kanngenossen werden:Es besteht an jedem Sonntag die Möglichkeit mitden Segelyachten des Auslandsamtes auf derKieler Förde zu segeln und die Stadt einmal vonihrer schönsten Seite aus zu betrachten.Auch der Abschluss des Kurses gestaltet sich stil-voll. Die Teilnehmer werden von der Stadtpräsi-dentin, Cathy Tietzer, im Restaurant Drathenhof amFreilichtmuseum Molfsee verabschiedet.

    Informationen zum Ferienkurs:

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  • ssttuuddiieerreennddeennkkoonnffeerreennzz vvoomm 1111..--1144..44..22000022

    ““rreelliiggiioonn aanndd ppoolliittiiccss””

    25 Studierende aus acht Ländern trafen am 11. April 2002 zu einer Konfe-renz mit dem Thema „Religion and Politics“ in Kiel ein. Darunter Studie-rende aus Estland, Lettland, Litauen, Finnland, Norwegen, Dänemark undSchweden.

    Die Studierendenkonferenz findet seit 1995 statt, indiesem Jahr zum ersten Mal in Kiel. Vorherige Kon-ferenzorte waren Klaipeda in Litauen (1999), Hel-sinki und Upsala (2000) sowie Riga und Tartu(2001).Sie wird von Studierenden organisiert und durchge-führt und viele der Teilnehmer kennen sich schonvon vorherigen Konferenzen. Während in den letz-ten Jahren Aspekte der Ökumene thematisch imVordergrund standen, ging es in diesem Jahr um„Religion and Politics“. „Gerade im Hinblick auf dieEntwicklung des elften Septembers hielten wir esfür angebracht, uns damit zu beschäftigen, wiesich Zivilgesellschaften aufbauen und entwickeln“,erklärt Helge Hellberg, einer der Initiatoren derdiesjährigen Konferenz, den Anlass des Themas.Das gemeinsame Kennenlernen ist ein Ziel derKonferenzen und wird dadurch gewährleistet, dassdie ausländischen Studierenden von Kieler Studie-renden betreut werden. „Die entstandenen Kon-takte bleiben vielfach auch über die Zeit der Konfe-renzen bestehen“, äußert Hellberg. Seit dem Falldes Kommunismus in einigen Ländern des Balti-kums stehe die Kieler Fakultät in der Verantwor-tung, sich an dem Aufbau der dortigen Fakultäten,die erst seit 1991 bestehen, zu beteiligen. Nebendem Kennenlernen zielt die Konferenz darauf ab,die internationalen Kontakte im Ausland zu stär-ken. Die Kieler Universität unterhält im Rahmenvon ERASMUS/SOKRATES Kontakte zu den Uni-versitäten Oslo, Helsinki und Tartu. „Die Konferenz ist ein Beitrag dazu, die Theolo-gische Fakultät in die Internationalisierungsbemü-hungen der Christian-Albrechts-Universität hinein-zunehmen, zudem leistet sie einen Beitrag zuminternationalen Dialog und fördert freundschaftlicheBeziehungen.“, so Hellberg.

    Für die Vorträge konnten namhafte Redner gewon-nen werde. Darunter auch die Bischöfin der Nord-elbischen Kirche Bärbel Wartenberg-Potter, derOberkirchenrat Henning Kramer und der ehemaligeVerteidigungsminister der Republik Estland Prof.Dr. H. Rebas. Das Programm der Konferenz war be-wusst darauf angelegt, die Studierenden durch sichan die Vorträge anschließende Diskussionen mit-einander ins Gespräch zu bringen.Abgerundet wurde es durch eine Stadtführung,einen Ausflug nach Lübeck, eine Feier in derDeutsch-Nordischen-Burse (ein Studentenwohn-heim) und einen gemeinsamen Gottesdienst.Jeweils zwei Studierende aus Lettland und Finn-land wollen zumindest einen Teil ihres Studiums inKiel absolvieren.

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    Die Studierenden während einer Veranstaltung

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    5500 jjaahhrree ffuullbbrriigghhtt

    In diesem Jahr gibt es das Fulbright-Programm bereits seit fünfzig Jahren.Bei diesem Projekt handelt es sich um die Umsetzung einer Idee des US-Senators W. J. Fulbright, der unter anderem mit Deutschland einen Aus-tausch ins Leben rief, um das Verständnis im Ausland für die USA zu stärkenund auch den amerikanischen Akademikern eine Erweiterung ihresHorizonts zu ermöglichen.

    Deutschland war zwar nicht eines der ersten Län-der, zwischen denen man Professoren und Studen-ten austauschte, dennoch bedeutete seine Teilnah-me nach dem Krieg einen großen Schritt zur Inte-gration der jungen Bundesrepublik in den Westen.Der politische Hintergedanke des Austausches soll-te daher nicht vergessen werden. Er zeigt sichauch in der Auswahl der geförderten Personen ausLehrern, Professoren, Studenten und Journalisten.Dass sich ein Verständnis für das Handeln und dieKultur eines Staates nicht von alleine ergibt, zeigtesich auch gerade in jüngster Zeit. Verständnis kannauch und besonders über den Austausch von Leh-renden und Lernenden erfolgen, die ihre Erfahrun-gen dann bei ihren zukünftigen Beschäftigungen anviele Menschen weiter tragen. Gerade durch dasLeben im anderen Land, Gespräche und For-schungsprojekte kann ein grundlegendes Verständ-nis für die Besonderheiten des Gastlandes ent-wickelt werden. Auch weil das Programm nicht nurkurzfristig für eine gegenseitige Verständigungwirkt, wächst es wegen seines Erfolges jedes Jahrum ein Stück. Die Stipendien werden von den Re-gierungen der beteiligten Länder finanziert und nuran deren Bürger vergeben.Wenn ein solches Stipendium dann vergeben undfinanziert ist, beginnt der etwas schwierigere Teilder praktischen Integration und der Förderung desVerständnisses. Denn alleine durch Auswahl undFinanzierung der Teilnehmer ist noch nichts ge-wonnen. Gerade hier übernimmt die Christian-Albrechts-Universität eine wichtige Aufgabe. Seitüber zehn Jahren erhalten die Stipendiaten, dienoch über wenig oder keine Deutschkenntnisseverfügen, hier einen Einführungskurs in diedeutsche Sprache und Kultur. Am Lektorat Deutschals Fremdsprache erlernen sie im Sommer dieFähigkeiten, die sie zum Überleben und Kommuni-zieren brauchen. Nach intensiven sieben Wochendes gemeinsamen Lernens werden sie dann überdie gesamte Bundesrepublik verteilt, wo sie min-destens ein Jahr lang ihren Forschungsprojektennachgehen. Das Erlernen der Landessprache spieltdabei eine Schlüsselrolle, wodurch sich ein Ver-ständnis für „die Deutschen“ überhaupt erst ent-

    wickeln kann. Die Stipendiaten selbst haben durchdie Sprachprogramme Kontakte zu Landsleuten,mit denen sie über das Jahr verteilt Erfahrungenaustauschen können und wodurch Besuche in allenTeilen der Republik möglich werden. Nicht zuletzterwähnen sie selbst immer wieder, dass dieseersten Wochen in Kiel ihnen die Möglichkeit gaben,sich gleichsam unter Aufsicht langsam an diedeutschen Eigenarten zu gewöhnen und sich dieseauch von Betreuern und Lehrern verständlichmachen zu lassen.Im März diesen Jahres fand die offizielle Feier zumfünfzigjährigen Bestehen des Austausches mit denUSA in Berlin statt. Neben Repräsentanten derAuswahlkommissionen aus Deutschland und denUSA nahmen auch die diesjährigen Stipendiatenaus Deutschland, aber auch aus einigen andereneuropäischen Ländern teil. Im Rahmen des ein-wöchigen Programms gab es Seminare zu Themender deutschen Geschichte und Kultur, aber auchPräsentationen zum Stand der einzelnen For-schungsprojekte, die das breite Spektrum dergeförderten Interessen veranschaulichten. DieBandbreite der Projekte reichte von einer Kollagemit typischen Gegenständen deutscher und ameri-kanischer Kultur über Musikforschung bis hin zuProjekten wie „Das Amerikabild in den Wildwest-Vereinen Ostdeutschlands“. Das Programm wurdeimmer wieder von Festakten aufgelockert, vondenen besonders die Empfänge bei AußenministerFischer und beim deutschen BundespräsidentenRau die Wichtigkeit des Programms auch für dendeutschen Staatunterstrichen. Schließlich ergabsich auch die Gelegenheit für die Sprachkursteil-nehmer, sich noch einmal wiederzutreffen und dieguten Erinnerungen an die Zeit in Kiel auszutau-schen. Und so haben auch diese Amerikaner ihrenAnker in Kiel geworfen und beneiden bereits dienächsten Teilnehmer, die in diesem Sommer ihreeinjährige Begegnung mit Deutschland hier begin-nen können.

    Johannes Arnold(Johannes Arnold ist Student an der CAU Kiel und Tutor fürFulbright-Stipendiaten)

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  • aauussttaauusscchh mmiitt ppeennnn ssttaattee

    Die Pennsylvania State University in den USA gehört zu den wichtigstenPartnerhochschulen der Christian-Albrechts-Universität. Die Beziehungenzwischen den beiden Universitäten sind im Laufe der Jahre intensiviert undausgebaut worden. Den Austausch mit der Pennsylvania State Universitygibt es seit Anfang der siebziger Jahre. Neben den Graduate Students, meistDoktoranden, kommt jedes Jahr von März bis Juni eine Gruppe vonUndergraduate Students nach Kiel.

    Hier absolvieren sie einen Intensivkurs in Deutsch,einen Kurs in Landeskunde und einen in deutscherLiteratur. Neun Studierende sind dieses Jahr nachKiel gekommen. Die Unterbringung der Studieren-den erfolgt in einem Wohnheim, was den Vorteilhat, dass die Studierenden nicht nur unter sichsind und andere ausländische sowie deutsche Stu-denten kennen lernen können. „Ich habe Studentenaus Spanien, Italien, Polen, Irland und Deutschlandkennen gelernt“, so Jennifer Mudge. JeremyHerman, dem besonders die Schlösser, Kirchen undGutshöfe gefallen haben, verbrachte ein Wochen-ende mit einem deutschen Freund in Mecklenburg-Vorpommern. Die Studierenden werden in ersterLinie durch das Akademische Auslandsamt, dasauch das Rahmenprogramm organisiert, betreut.Dazu gehören am Anfang auch die Orientierungs-tage, eine Hilfe für alle notwendigen Behörden-gänge und Infoveranstaltungen zu Sprachkursenund dem Leben in Kiel. „Wir haben ein sehr anspruchsvolles akademischesProgramm, weil wir nicht nur Sprachkurse, sondernauch Literatur- und Landeskundekurse durchfüh-ren“, erläutert Jan Bensien vom AkademischenAuslandsamt das besondere Profil des Austausch-programms der Christian-Albrechts-Universität.Der Schwierigkeitsgrad der deutschen Sprachewird von den Teilnehmern unterschiedlich beurteiltund reicht von „leichter als Englisch“, bis hin zu„nicht leicht zu lernen“, „schwierig, aber man hatviel Spaß beim Lernen“ und „keine sehr logischeSprache.“ Kristen Justus’ Interesse an der deut-schen Sprache ist jedenfalls nicht verloren gegan-gen, sie möchte nach wie vor gerne Deutsch-lehrerin werden.Reizvoll sind auch das vielfältige Rahmenprogramm der Kieler Universität und die Möglichkeiten, diedie Stadt Kiel durch ihre Lage am Meer bietet.Damit die Studierenden das Meer auch genießen können, bietet das Auslandsamt ein umfangreichesSegelprogramm für ausländische Studierende an.„Mir hat es sehr gefallen, am Wasser zu wohnen“,so Kristen Justus.

    „Die Penn Stater sind bei allen Aktionen des Aus-landsamtes integriert und können somit auch anden normalen Exkursionen teilnehmen, die wiranbieten“, erklärt Jan Bensien. Reisen, möglichst viel von Deutschland sehen, dasist für viele der Austauschstudenten eine ihrerHauptbeschäftigungen in der freien Zeit. In diesemJahr waren die Studierenden u.a. in München, Ber-lin, Hamburg, Köln, Schleswig, Flensburg, Lübeck,Schleswig. Berlin hat es Jennifer Hickey undJennifer Mudge besonders angetan; beide möchtennoch einmal dorthin. „Berlin hat mir sehr gefallen,weil man viel Geschichte und Kultur erleben kann“,so Jennifer Mudge. Neben den kulturellen Erfah-rungen und Erlebnissen dient der Austausch auchdazu, überkommene Vorstellungen von deutschenUniversitäten zu revidieren. Jeremy Herman hattez.B. große Klassen und weißbärtige Professorenerwartet und war überrascht von den kleinen priva-ten Klassen mit meistens interessantem Unterricht.

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    Jeremy Herman, Jennifer Mudge, Jennifer Hickey undKristen Justus von der PennState University

  • aauussttaauusscchh mmiitt ppeennnn ssttaattee

    Scott Taggert war im letzten Jahr in Kiel undschrieb uns folgende Zeilen über seinen Aufenthalt:„Meine Zeit in Kiel war das beste Semester, das ichin meinem Leben hatte. Der erste Monat war etwasschwierig für mich, aber nachdem die anderenStudenten aus den Semesterferien zurückgekom-men waren, lief es viel besser. Ich habe viele guteFreunde kennen gelernt und habe viel mit ihnenerlebt. Wir sind zum Strand gefahren und habenviel in der Sonne gelegen, haben Karten gespielt,Partys gemacht und Döner gegessen. Dienstagssind wir häufig ins Kino gegangen, weil die Kartennur sieben Mark gekostet haben. Manchmal habenwir unter freiem Himmel gelegen und Sternschnup-pen beobachtet. Unvergesslich werden mir auchmeine Reisen nach Paris, Salzburg, Hamburg, Mün-chen, Köln, Füssen, Amsterdam, Berlin, Lübeck undTokio (um meine Freundin zu sehen) bleiben. Letzt-lich ist die Vielzahl der gemachten Erfahrungendas Beste, was mir passiert ist.“Neben dem Auslandsamt gibt es studentischeTutoren, die sich zusätzlich um die Studierendenkümmern und gerade in der Anfangszeit wichtigeAnsprechpartner sind.„Das ist auch für die deutschen Studenten eineSupergelegenheit, Amerikaner kennen zu lernen.Im letzten Jahr haben sich dabei einige tolleFreundschaften ergeben, wo man sich auch nachdem Austauschprogramm gegenseitig besuchthat“, so Bensien.Im Austausch schickt die CAU einen TeachingAssitant an das Department for Germanic andSlavic Languages and Literatures der PennsylvaniaState University. Drei Studierende können perGebührenfreiplatz an die Pennsylvania State Uni-versity gehen. Gebührenfreiplatz bedeutet, dassden Studierenden jährlich ca. 10-15.000 $ Studien-gebühren erlassen werden, man lediglich die Le-benshaltungskosten selbst tragen muss. Da diePennsylvania State University einen ausgezeichne-ten Ruf besitzt werden regelmäßig auch alle Plätzevergeben. In den letzten Jahren haben insbesonde-re Naturwissenschaftler die Chance genutzt undsind für ein bis drei Semester nach Pennsylvaniengegangen.

    Um die Kosten für den Aufenthalt weiter zu sen-ken, gibt es die Möglichkeit, ein Semester- oderJahres-stipendium beim DAAD und ein Reisevisumbei Fulbright zu beantragen. An dem Austauschprogramm können Studierendealler Fachrichtungen teilnehmen (mit Ausnahmevon Medizin und Jura).Studierende, die an dem Austauschprogrammenteilgenommen haben, berichten immer wieder be-geistert von der guten Betreuung und dem gutenRahmenprogramm.

    Kontakt

    für Outgoings:Akademisches Auslandsamt der CAUAntje VollandOlshausenstr. 4024118 KielTel.: +49- (0) [email protected]/aaa/4/stip.htm

    für Incomings:Jan BensienOlshausenstr. 4024118 KielTel.: +49 - (0) 431-880-3716 [email protected]/aaa/5/PSU.htm

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  • ddaaaadd--pprreeiiss 22000011

    cchhlloorrooppllaasstteenn uunndd aarraabbiisscchh

    Sumya Qbadou ist 31 Jahre und kommt aus Marokko. Die Diplom-Biologinarbeitet derzeit an einer Doktorarbeit über den Importapparat vonChloroplasten im Botanischen Institut der Kieler Universität. 2001 bekam siefür ihre Studienleistungen und ihr soziales Engagement den DAAD-Preis.

    Frau Qbadou, wie lange sind Sie jetzt schon in Kiel?Am Ende des Wintersemesters müssten das6 Jahre sein.Warum sind Sie nach ausgerechnet nach Deutsch-land gekommen?Es ist nicht so gewesen, dass ich speziell nachDeutschland wollte. Wenn man in Marokko keineMöglichkeit mehr hat, weiter zu studieren oder zuforschen, dann versucht man ins Ausland zu gehen.Dort sind die Angebote häufig auch besser. VieleMarokkaner sind nach Frankreich gegangen, abermeine Generation auch nach Deutschland. Ich habeviele Anträge an unterschiedliche Universitäten inDeutschland geschickt und dann auf eine Zulas-sung gewartet.Der erste Zulassungsbescheid kam aus Kiel unddiesen Platz habe ich dann gleich angenommen.Gefällt es Ihnen hier?Es geht mir gar nicht so sehr darum, ob es mir hiergefällt oder nicht. Hier ist es wie überall. Die Men-schen sind überall gleich. D.h. es gibt immer sehrnette Leute aber auch schlechte Leute. Das ist inunserem Land dasselbe. Ich bin hier nur mit mei-nem Mann und dann fehlt einem schon der andereTeil der Familie, der zu Hause geblieben ist. DerUmgang mit den Menschen war am Anfang auf-grund der Sprache etwas schwierig, aber trotzdemeine gute Erfahrung für mich. Das Wetter war auchein wenig gewöhnungsbedürftig.Gibt es etwas, das sie als typisch deutsch bezeich-nen würden?Ich kenne leider nicht viele Familien. Die meistenLeute, die ich hier kenne, sind Studenten, die ichzum Teil im Studentenwohnheim kennen gelernthabe. Unter den Studenten gibt es einige, die einenoffenen Eindruck machen und welche, die eher ver-schlossen wirken. Die Kultur ist im Vergleich zuMarokko total unterschiedlich. Deswegen mussman am Anfang viele Fragen stellen und es werdeneinem viele Fragen gestellt. Die Art und Weise zukochen ist anders, das Verhalten ist anders, ebensowie die Bedeutung von Freundschaft und Nachbar-schaft. Was mir hier fehlt, sind die engen familiärenBeziehungen. Hier arbeiten die Leute den ganzenTag und man sieht sich nur abends; das ist bei uns

    anders. Hier haben die Menschen einfach weniger Zeit für andere. Für Familie und Freunde bleibtmeistens nur am Wochenende richtig Zeit.Liegt das daran, dass sie weniger Zeit haben odernehmen sie sich einfach weniger Zeit?Ich glaube, dass das wirklich daran liegt, dass siekeine Zeit haben. Das kann ich auch für mich selbstsagen, weil ich in derselben Situation bin. Manarbeitet die ganze Woche, kommt abends müdenach Hause, isst dann nur noch kurz etwas undgeht schlafen. Am Wochenende kauft man ein, erle-digt noch etwas und besucht vielleicht jemanden.Das muss dann aber geplant werden. In Marokkosind die Arbeitszeiten anders und die Beziehungenzwischen den Familienmitgliedern sind enger. Der Grund dafür, warum mir das in Deutschlandanders vorkommt, liegt meines Erachtens aber tat-sächlich daran, dass die Menschen hier immer sehrbeschäftigt sind.Sie haben letztes Jahr einen Preis erhalten und zwarden DAAD-Preis. Wofür bekommt man einen sol-chen Preis?Für mich war das auch eine ganz neue Sache. DenPreis bekommt man für Studienleistungen und so-ziales Engagement; also die Dinge, die man nebendem Studium macht. Der Preis richtet sich nur anAusländer. Ich habe den Preis bekommen, weilmeine Abschlussnoten sehr gut waren und ich eini-ge Jahre Kindern in Kiel Arabischunterricht gege-ben habe. Arabisch wird in Deutschland ja nicht inder Schule gelehrt und deswegen gab es einigeEltern, die wollten, dass ihre Kinder richtig Ara-bisch lernen.Das Arabisch, das in den Familien gesprochenwird, ist nicht Hocharabisch und nicht das Ara-bisch, welches man in Büchern findet. Aus welchen Ländern kamen die Kinder, die sieunterrichtet haben?Die kamen aus unterschiedlichen Länder. Daswaren Algerier, Tunesier, Palästinenser, Ägypter.Einige kamen auch aus Mischfamilien, in denen nurder Vater oder die Mutter arabischer Herkunftwaren.Hat man sie für diesen Job angefragt oder wie istdiese Arbeit zustande gekommen?

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  • ddaaaadd--pprreeiiss 22000011

    Der Arabischunterricht ist nicht nur die einzigeAktivität des Vereins zu dem ich gehöre. Wir sam-meln bei verschiedenen Gelegenheiten Ideen, fürdie Vereinsarbeit, z.B. wenn wir ein islamischesFest feiern oder uns einmal in der Woche treffen,um über unsere Religion zu reden. Es gab auch vormir schon Leute, die Arabischunterricht gegebenhaben. Da war ich nicht die Erste.Ist es eigentlich noch etwas Besonderes, dass sie alsFrau aus einem islamischen Land im Ausland stu-dieren oder ist das schon etwas Selbstverständ-liches?Das ist schon etwas ganz Normales geworden.Nicht erst in meiner Generation, sondern auchschon in der Generation meiner Mutter ist das bes-ser geworden. Frauen gehen genauso wie Männerzur Schule und Universität. Das Problem, dasgeblieben ist, sind die zwanzig Prozent der Frauen,die auf dem Land wohnen. Hat man aber erst dasGymnasium hinter sich, dann ist der Weg frei.Probleme in der Ausbildung betreffen also eher dieLandbevölkerung; sei es, dass der Weg zur Schulezu weit ist oder die Eltern nicht genügend finan-zielle Mittel haben. Seit einiger Zeit besteht aberauch in Marokko die Schulpflicht. Im Allgemeinenist es normal geworden, dass es Frauen gibt, dieeine Schul- bzw. Universitätsausbildung haben undz.B. als Ärztinnen und Professorinnen tätig sind.Ob Gleichberechtigung auch schon in den Köpfenaller ist, weiß ich nicht, aber gesetzlich ist eineGleichberechtigung von Mann und Frau schon vor-

    handen. Wenn Männer und Frauen sich um eineStelle bewerben, dann steht die Qualifikation imVordergrund und nicht das Geschlecht. Problemegibt es eher, wenn Männer unter einer Frau alsChefin arbeiten. Damit können einige nicht so gutumgehen. Meistens ist es aber so, dass die intellek-tuelleren Leute offener sind und wenig Problemedamit haben.Was wünschen sie sich für die Zukunft?Mein nächstes Ziel ist es, meine Doktorarbeit abzu-schließen und wieder nach Hause zurückzugehen.Das möchte ich auch sehr gern. Ich hoffe, dass ichdort eine Stelle an einer Uni bekomme. Dann hätteich die Möglichkeit, das, was ich hier gelernt habe,an andere weiterzugeben. Ich würde gerne in derForschung bleiben, aber auch sehr gerne lehren.

    Dassindmeine

    Hauptziele, die ich verfolge.

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    Sumya Qbadou

  • eehheemmaalliiggee bbeerriicchhtteenn -- eeiinn ddäännee

    vvoomm bbwwll--ssttuuddiiuumm iinn kkiieell zzuumm jjoobb iinn ddeerr bbeerraatteerrbbrraanncchhee

    Bo Steen-Anderson studierte im Rahmen seines BWL-Studiums ein Semesterin Kiel. Über diese Zeit und seinen Berufseinstieg in der Beraterbrancheschrieb er uns einen kurzen Erfahrungsbericht.

    Da sich mein Bachelor-Studium dem Abschlussnäherte, konnte ich die Entscheidung nicht längeraufschieben. Was sollte ich in dem geplanten freienJahr machen? Das einzig Sichere war, dass ausdiesem Jahr verbesserte Deutschkenntnisse her-ausspringen sollten. Per Zufall wurde mir klar, dassich bereits vor dem Start meines Masters dieMöglichkeit hatte im Ausland zu studieren und iches später als Teil meines Masterabschlusses an-gerechnet bekommen könnte. Ich muss eingeste-hen, dass Kiel mir nicht als die bestmögliche Wahlzu dem Zeitpunkt erschien. Der Studienort sollte am liebsten leicht exotischsein und so weit von zu Hause entfernt wie über-haupt möglich, aber da ich mich zu spät um dieBewerbungsunterlagen gekümmert hatte, mussteich den einzigen Platz nehmen, der noch zu habenwar. So kam es, dass mein Bruder mich eines frü-hen Montagmorgens mit meinem ganzen Hab undGut nach Kiel gefahren hat, wo ich für BWL ange-nommen worden war. Kiel stellte sich als ein rich-tig genialer Ort für ein Auslandssemester heraus.Vor allem, weil BWL-Studierende eine Vereinigunggegründet hatten, die sich unglaublich gut um unsgekümmert hat, wodurch die Grundlage für einKontaktnetzwerk zu sowohl einheimischen als auchausländischen Studenten geschaffen wurde. Eszeigte sich, dass die Stadt Kiel mehr zu bietenhatte, als auf den ersten Blick angenommen.Kneipen, Kinos, Bauernball und das allgemeineLeben machten deutlich, dass Kiel die Studenten-stadt schlechthin ist.Das Studium war ein bisschen theoretischer ge-prägt, als ich es von zu Hause gewohnt war. DieProfessoren waren sehr um uns bemüht, aber ichdenke, dass deutsche wie dänische Universitätenunheimlich viel von den eher praktisch orientiertenamerikanischen Universitäten lernen könnten.Nach dem Studium und einem kurzen Aufenthalt inWien, wo ich bei Philips gearbeitet habe, ging ichnach Dänemark zurück und beendete schließlichmein Studium in Kopenhagen. Das letzte halbe Studienjahr schrieb ich die Diplomarbeit und daher hatte ich gleichzeitig Zeit und die Möglichkeit,mich nach einem Job zu erkundigen. Das einzige,

    wofür ich mich entschlossen hatte, war, dass es inder Beraterbranche sein sollte, so dass ich einenbreiten Einstiegswinkel zum Arbeitsmarkt hatte. Das war zu einer Zeit, in der die Wirtschaftskon-junktur noch gut lief, so dass es nicht schwer war,an Bewerbungsgespräche zu kommen, und ich dasGlück hatte, mehrere verschiedene Jobs in derBeraterbranche angeboten zu bekommen. DasAngebot von McKinsey hörte sich am spannend-sten an, und nach meiner Abschlussarbeit undeiner mehrmonatigen Reise durch Südamerikabegann ich im August bei McKinsey inKopenhagen zu arbeiten. Ich bin nun 4 Monate beiMcKinsey und es war eine ganz schöne Umstellungvom Studentenleben. Meine größte Sorge vorArbeitsbeginn war, wie meine zukünftigen Arbeits-kollegen sein würden. Von außen gesehen magMcKinsey leicht steif und formell wirken, aber ichmuss sagen, dass ich positiv von den Mitarbeiternüberrascht bin. Es sind nicht nur sehr kompetente,sondern auch sehr freundliche Kollegen, von denenich sehr viel lernen kann. So weit bietet McKinseyeinige spannende Möglichkeiten, um Einblicke inandere Firmen auf höchstem Niveau zu bekommen.Das Schwerste war es, sich an die Arbeitszeiten inder Firma zu gewöhnen. Die Wochenstundenzahlist ziemlich hoch und es ist eine Herausforderung,diese Arbeitszeit mit einer aktiven Freizeit zu ver-einbaren.Als ich darum gebeten wurde, einen kleinen Artikel

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    ein gemütlicher Abend... (Bo ist der Zweite von links)

  • eehheemmaalliiggee bbeerriicchhtteenn......

    für dieses Magazin zu schreiben, wurde ich auchnach meinen Zukunftsplänen und der allgemeinenJobsituation in Dänemark gefragt. Ich muss sagen,dass ich glücklich bin, dass ich bereits einenArbeitsplatz gefunden habe, da die Arbeitsmarkt-situation in Dänemark leider der allgemeinen Ent-wicklung folgt: Wenige Firmen stellen neue Mit-arbeiter ein und mehrere Firmen haben oder wer-den Mitarbeiter entlassen müssen. Diejenigen mei-ner Kommilitonen, die im Moment einen Jobsuchen, versuchen sich damit abzufinden, dass

    wohl noch einige Monate vergehen werden, bevorsie einen Job finden.Mein Plan für die Zukunft ist es, eine zeitlang hierzu Hause zu arbeiten und dann ins Ausland zugehen, wo die Arbeits- und Freizeitbedingungen inmeinen Augen besser sind. Das dänische Systemist nicht dazu eingerichtet, Risikos auf sich zu neh-men, weil man nicht besonders belohnt wird, wennman Erfolg hat. Z. B. ist der Steuerhöchstsatz von68% hart für Selbständige und macht es sehr schwer, Geld für eventuell härtere Zeiten beiseite

    eeiinn cchhiinneessee

    wwiirrttsscchhaaffttssrreecchhtt iinn cchhiinnaaVon Oktober 1988 bis Mai 1995 habe ich in Kielstudiert und anschließend zwei Jahre in Freiburgverbracht.Nach dem Bestehen von acht Klausuren in Völker-recht, Europarecht, Internationalem Recht und Pri-vatrecht, der Anfertigung von zwei Seminararbei-ten und der Magisterarbeit über internationalesInvestitionsrecht stand ich 1990/91 noch vor dergewaltigen Aufgabe, mich weiter in das deutscheRecht und seine Methodik einzuarbeiten und es zustudieren. Neben dem Studium habe ich in diver-sen Jobs gearbeitet, um mir etwas Geld zu verdie-nen.Nach sechs Semestern hatte ich alle Scheinezusammen. In Freiburg habe ich anschließend beiden Professoren Säcker und Löwisch im GebietWirtschaftsprivatrecht promoviert. Kiel ist zwareine kleine Stadt, aber ich verbinde mit ihr und derUniversität viele sehr positive Erinnerungen. Kielist als Studienort eine sehr gute Wahl, weil es vieleausgezeichnete Professoren gibt und man hier inRuhe studieren kann. Die Professoren Wolfrum,Delbrück, Hattenhauer, Graue, Samson, Horn,Säcker, Seiffert und Kreutz sind mir ebenso positivin Erinnerung geblieben, wie die Mitarbeiter des

    Akademischen Auslandsamtes. Sie haben mich invielfältiger Weise unterstützt und mich oft ermu-tigt. Vielen Dank dafür! 1997 habe ich nach derBeendigung meines Forschungsvorhabens das be-rühmte Max-Planck-Institut für ausländisches undinternationales Strafrecht verlassen und für einedeutsche Anwaltskanzlei gearbeitet. Die nächsteStation meines Werdeganges war die UniversitätZhejiang, in der ich als Professor, Prodekan undDirektor des Instituts für Wirtschaftsrecht tätiggewesen bin. Zur Zeit arbeite ich wegen der gutenLebens- und Forschungsbedingungen an der Uni-versität Macao (VR China). Meine Forschungs-interessen beziehen sich auf Internationales Wirt-schaftsrecht und vergleichende Rechtswissen-schaft. Alles erdenklich Gute und eine weiterhin so guteBeziehung zwischen Deutschland und Chinawünscht Euch

    Prof. Dr. iur. Jianghong Fan, LL. M.Faculty of LawUniversity of MacauTel. 00853-39744781Email: [email protected]

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  • nnoorrddddeeuuttsscchheerr hhuummoorr uunndd iimmmmiiggrraattiioonn aauuss sscchhlleesswwiigg--hhoollsstteeiinn

    zzuu ggaasstt iinn KKiieell

    Alexander Waldenrath ist Professor für Deutsch an der Lehigh-University inPennsylvanien. In den sechziger Jahren hat er in Bonn, Berlin, Paris, Edin-burgh und Berkeley Germanistik, Geschichte und Soziologie studiert. Inregelmäßigen Abständen kommt er in seine Heimat Kiel und forscht über dieDeutsch-Amerikanischen Beziehungen. Der Kieler Anker befragte ihn zu sei-nem beruflichen Weg, seinen Forschungsvorhaben und amerikanischen

    Unis. Wie hat Sie Ihr Weg an die Lehigh-Universitygeführt?Das ist in den USA wohl ein wenig anders, als inDeutschland. Man bewirbt sich an verschiedenenUniversitäten, um einen Lehrstuhl zu bekommenund ich hatte aus verschiedenen Gründen vor, andie Ostküste zu kommen, bekam von dort diverseAngebote, habe mir diverse Universitäten in NewYork, in New Jersey, Pennsylvanien angesehen. InPennsylvanien hat es mir sehr gut gefallen. Als ichzum Interview dorthin kam, ist mir ein Angebotgemacht worden, das ich dann akzeptiert habe.Jetzt arbeite ich dort schon seit dreißig Jahren.Zur Zeit machen Sie in Schleswig-Holstein einenForschungsaufenthalt.Es ist folgendermaßen: Im Sommer arbeite ich hierimmer an einer Bibliographie und zwar hauptsäch-lich über die Beziehung zwischen den USA undDeutschland. Zur Zeit bin ich damit beschäftigtüber die Auswanderung aus Schleswig-Holstein indie USA im späteren 19. Jahrhundert, also zur Zeitdes Bismarckreichs, zu forschen. Die meisten Ar-beiten, die über die Auswanderung aus diesemGebiet erschienen sind, befassen sich mit Erhe-bungsdaten der Jahre 1848-1849 und der folgendenJahre. Über die Zeit des Bismarckreiches ist da bis-her sehr wenig erschienen. Die Auswanderungs-ziffer ist interessanterweise in den Jahren 1880-1882 am größten, eine Zeit, in der Deutschlandwirtschaftlich gesehen blühte. Die Frage, die sichnatürlich stellt, ist: Warum sind Leute ausgerech-net zu der Zeit ausgewandert? Welches sind diepolitischen Gründe? Und noch interessanter:Welches sind die ökonomischen Gründe zu einerZeit, in der es hier blühte? Auf diesem Gebiet binich jetzt beschäftigt. Darüber werde ich ein Buch,wahrscheinlich sogar zwei Bücher verfassen. Aberbis das alles fertig ist, wird es noch etwas dauern.Haben Sie schon Gründe dafür gefunden, warumDeutsche in dieser Zeit ausgewandert sind?Ich bin dabei. Die Archive kenne ich alle, die be-finden sich hauptsächlich in Schleswig-Holstein, inSchleswig, Eutin , das Kirchenarchiv hier in Kielund das Auslandskirchenarchiv in Hamburg. Das

    sind die Archive, die ich in den nächsten Monatentüchtig besuchen werde. Eines Ihren zukünftigen Forschungsvorhaben ist„Norddeutscher Humor“ .Ja, da habe ich vor, ein Lehrbuch über den nord-deutschen Humor herauszugeben. Bekannterweisegilt der Norddeutsche als humorlos, was natürlichnicht stimmt. Der Humor ist nur etwas anders alsder Humor in Bayern oder Berlin, aber trotzdemsehr stark vorhanden. Das kleine Werk habe ichschon begonnen und einen Verleger gefunden,aber es wird noch ungefähr ein Jahr dauern, bis esfertig ist. Hauptsächlich wird das einUnterrichtswerk sein. Gibt es typische Beispiel für norddeutschen Humor?Ja, da gibt es vieles, aber das große Problem dabeiist, dass es in Platt geschrieben ist und sich danndie Frage stellt, ob man das ins Hochdeutscheübersetzen soll. Das müsste man wahrscheinlich,da ja gerade die Deutschlernenden wenig mit demPlattdeutschen werden anfangen können.Im Ausland gibt es für die die Deutschen vieleStereotype. Zum einen positive wie: hart arbeitend,fleißig, effizient, aber auch negative wie: arrogant,unterkühlt, ungeduldig, laut, unfreundlich. Mit wel-chem Deutschlandbild ist man an Sie herangetre-ten?Vieles hängt wahrscheinlich mit der Nachkriegs-zeit zusammen. Die amerikanischen Soldaten

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    Alexander Waldenrath

  • zzuu ggaasstt iinn KKiieell

    waren in Bayern stationiert und der Durchschnitts-amerikaner kennt somit den norddeutschen Raum überhaupt nicht. Das Durchschnittsbild des Deut-schen ist somit wahrscheinlich der Bayer mitLederhosen, Zippelhut und Bier, sehr freundlich,entgegenkommend und sehr dick, die Damen mitZopf und blondem Haar. Aber das sind allesKlischees, genau wie die über den Durchschnitts-amerikaner. Die USA sind in meinen Augen keinLand, sondern ein Kontinent. Den Durchschnitts-amerikaner gibt es ebenso wenig wie den Durch-schnittsdeutschen, das ist eine multikulturelleGesellschaft. Noch heute ist es so, dass jeder fünf-te Amerikaner im Ausland geboren ist. 32 % derAmerikaner sind deutscher Abstammung, 24 %haben ihre Wurzeln in Großbritannien. Im Grundebestehen die USA hauptsächlich aus Deutschen. Schade, dass sich Deutsch als Nationalsprache nichtdurchgesetzt hat...Es ist in Deutschland sehr verbreitet, dass es eineAbstimmung darüber in den USA gab, ob dieAmtssprache Deutsch oder Englisch werden sollte.Dazu kam es nie. Es gibt eine Arbeit zu diesemThema, die 1927 in Mannheim erschien, in der be-wiesen wurde, das eine solche Abstimmung niestattfand. In Pennsylvanien wäre Deutsch alsAmtssprache möglich gewesen, da Pennsylvanienim 18. Jahrhundert überwiegend deutsch war, wieauch Maryland und Virginia. Aber in allen anderenBundesstaaten war die Amtssprache automatischenglisch.Was gefällt Ihnen an den amerikanischen Universi-täten im Gegensatz zu deutschen?Eine gewisse Flexibilität. An den meisten deut-schen Universitäten ist noch alles sehr geordnet,was auch seine Vorteile hat. Man kann gerade inden naturwissenschaftlichen Fächern beobachten,dass viele begabte Wissenschaftler in die USAgehen. Ich glaube, dass die Forschungsfreiheit dorteinfach großzügiger ist. Man ist sich in dem, wasman tut, mehr selbst überlassen. Der Druck, etwaszu publizieren, ist vielleicht etwas stärker. Aber esgibt eine gewisse Freiheit in dem, was man publi-ziert. Gibt es etwas, was amerikanische Universitäten von

    deutschen lernen können?Meiner Meinung nach beginnt man mit den Stu-denten an den Universitäten zu früh. Die Studentengehen 12 Jahre zur Schule und die Oberschulewürde ich nicht mit einem Gymnasium in Deutsch-land vergleichen, sodass sie mit wenig Weltkennt-nis an die Universität kommen. Demzufolge sinddie ersten zwei Jahre für den Studenten an derUniversität Allgemeinbildung. Erst nach diesenzwei Jahren beginnt das eigentliche Studium. Nachacht Semestern hat man einen Bachelor, der aberkeineswegs mit einem Staatsexamen zu verglei-chen ist. Würden Sie die Einführung von Studiengebühren inDeutschland befürworten?Meine Universität in den USA ist eine private Uni-versität mit Studiengebühren von bis zu 36.000 $im Jahr inklusive Unterkunft und Verpflegung. Fürmich als Außenstehenden ist es aber schwer zubeurteilen, ob es sinnvoll ist, z.B. die Langzeit-studenten mit Studiengebühren zu belegen. EineEntscheidung überlasse ich da lieber der deut-schen Hochschulpolitik. Denken Sie, dass es positive Auswirkungen hat,dass die Studiengebühren in den USA oftmals sehrhoch sind?Es gibt natürlich die staatlichen Universitäten, dieim Vergleich nur ein Viertel oder weniger kosten.Es ist die Frage, ob nun private Universitäten bes-ser sind als staatliche. Der Kontakt zwischen Do-zenten und Studenten ist an den privaten Universi-täten zumeist etwas enger. Die Vorlesung bestehtvielleicht nur aus 20 Teilnehmern. An staatlichenUniversitäten kann es sein, dass 200 in einer ver-gleichbaren Vorlesung sitzen, da kennt man denProfessor dann überhaupt nicht. An die privatenUniversitäten kommen neben den vielen Stipendia-ten hauptsächlich Studenten aus betuchten Fami-lien. Das kann unter Umständen auch ein Nachteilsein. Die Studenten lernen dann das gesamteNiveau nicht kennen, nur Kommilitonen aus ökono-misch reichen Verhältnissen. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?Ich möchte die nächsten beiden Bücher fertig stel-len und danach werde ich mal sehen, wie es wis-

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  • „„aamm ttaattoorrtt““

    ttuuttoorreenn iinn ddeenn wwoohhnnhheeiimmeenn

    Die Wohnheime der Christian-Albrechts-Universität sind für viele ausländi-sche Studierende die erste Adresse, wenn es ums Wohnen geht. Sie sindsomit ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen. Damit die Studierendenmit ihren Nöten und Problemen nicht alleine dastehen, hat das Auslandsamtin Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk ein Tutorenprogramm initiiert.

    Das Tutorenprogramm ist auf Anregung desDeutschen Akademischen Austauschdienstes(DAAD) entstanden. Der DAAD hat im Jahre 2001damit begonnen, zusätzliche Mittel für Stipendienim Bereich von Betreuungstätigkeiten zur Ver-fügung zu stellen. Dadurch wurde es ermöglicht,Studenten mit Betreuungstätigkeiten zu beauftra-gen. Die Stipendiaten werden in verschiedenenBereichen eingesetzt. Zum Teil werden Studentenwährend der Immatrikulation für Übersetzungs-tätigkeiten und Behördengänge eingesetzt. DieseStipendien sind aber nur von befristeter Dauer. Dergrößte Teil der Stipendien ging an Wohnheimtuto-ren, weil hier ein großer Betreuungsbedarf dafürgesehen wurde. „In den Wohnheimen gibt es rela-tiv viele Konfliktherde, was unter anderem auchdaran liegt, das viele Nationalitäten und Kulturenzusammenleben. Wir haben den Bedarf gesehen,dass Studenten vor Ort insbesondere zwei Tätig-keiten wahrnehmen: 1. Studenten sollen für andereStudenten da sein und in Konflikten als direkte An-sprechpartner einschreiten können. 2. Die einge-setzten Studenten haben eine Vermittlerfunktion.Vieles von dem, was in den Wohnheimen ge-schieht, bekommen wir nicht mit. Wir bekommennur das mit, was von den Studenten an uns heran-getragen wird“, erläutert Jan Bensien, Betreuerausländischer Studierender im Akademischen Aus-landsamt.Die Tutoren übermitteln die aktuellen Problemeund Fragen weiter an das Auslandsamt. „VieleFragen können dadurch rechtzeitig gelöst werden.So konnte beispielsweise verhindert werden, dasseine Studentin, die sich in einem Deutschkurs be-fand, eine Arbeit während der Vorlesungszeit an-nahm. Das ist arbeitsrechtlich nicht möglich. DieTutoren hatten die Situation im Auslandsamt ge-schildert und so konnte verhindert werden, dasssich die Studentin strafbar macht“, so Bensien.Das Tutorenprogramm ist entstanden im Rahmeneines neuen Betreuungskonzeptes. Hintergrunddieses neuen Konzeptes ist, dass durch die stei-gende Anzahl von ausländischen Studierenden,dazu gehört auch die steigende Anzahl von eng-lischsprachigen ausländischen Studierenden, eine

    intensivere Betreuungsarbeit notwendig wurde. Eine individuelle Betreuung war mit dem bisheri-gen Konzept schwer zu realisieren, sodass mit denTutoren ein größeres Netzwerk für Betreuung auf-gebaut werden konnte, das allen Studenten durchein gutes Angebot vor Ort ein hohes Maß an Be-treuung zusichert.

    Als Tutoren werden ausschließlich ausländischeStudierende eingesetzt; Studierende, die schonselbst die vielen Anfangsschwierigkeiten gemeis-tert haben. Der Kieler Anker sprach mit zwei Tuto-ren über ihr Engagement in den Wohnheimen.Elmira Mitusheva studiert Geografie im 6. Semes-ter, ist seit vier Jahren in Kiel und kommt ausBulgarien.Ali Öksüz studiert Agrarwissenschaft im 8. Semes-ter, ist seit vier Jahren in Deutschland und kommtaus der Türkei. Beide sind Tutoren in Wohnheimender Kieler Universität.Gerade am Anfang des Studiums tauchen für aus-ländische Studierende viele Hindernisse auf, dieeinem reibungslosen Ablauf entgegenstehen. „Ichhatte am Anfang viele Probleme und musste michalleine durchkämpfen“, berichtet Ali, „nachdem ichjetzt Deutsch einigermaßen beherrsche, habe ichmir gesagt, dass ich den Leuten gut helfen kann,die Probleme zu umgehen, die ich gehabt habe.“

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    Ali Öksüz und Elmira Mitusheva

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    Elmira berichtet, dass es in Bulgarien keineTutorenprogramme gibt und meint: „Gerade amAnfang ist es wirklich gut, Hilfe zu bekommen. Mitder Zeit weiß man dann wie die Dinge laufen.Manchmal sind es nur ganz kleine Ratschläge, dieeinem sehr viel weiterhelfen können.“ So sind esgerade die eigenen Erfahrungen, die die ausländi-schen Studierenden dazu veranlassen, sich um eineTutorenstelle beim Akademischen Auslandsamt zubewerben.Die Betreuung von ausländischen Studierenden istnicht auf Studienanfänger beschränkt, aber natür-lich stellen sich gerade am Studienbeginn vieleFragen. Die Tätigkeitsfelder der Tutoren sind sehr vielfältig:„Unsere Aufgabe ist es insbesondere das Zusam-menleben im Wohnheim zu fördern und Tipps zugeben, wie Dinge besser laufen können, aber eskommen auch Studierende, die wissen wollen, wel-che Veranstaltungen sie besuchen sollen oder obsie in den Seminaren Klausuren schreiben sollenoder nicht“, erläutert Elmira.Aber auch Hilfe bei Behördengängen gehört zu denJobs, die die Tutoren für die ausländischen Studie-renden in Angriff nehmen: Ali: „Unter den Studie-renden gibt es auch welche, die fast überhauptkein Deutsch können und sich deswegen nicht umsolche Dinge kümmern. Wir versuchen dann,manchmal auch mittels Körpersprache, ihnen zuerklären, worauf sie achten müssen.“Nachdem Ali und Elmira ihre Sprechstunden zu-nächst in der Verwaltung abgehalten haben, fin-den diese jetzt in den Wohnheimen statt und dieTutoren sind, sofern sie im Wohnheim sind, immeransprechbar und auch über Handy oder per E-Mailerreichbar. „Wir sind jetzt am Tatort, da wo dieProbleme sind“, meint Ali lachend.Tutor zu sein ist kein Dienst nach Vorschrift, son-dern verlangt ein offenes Auge für die aktuellenBedürfnisse der Bewohner. „Bei vielen chinesi-schen Studierenden ist es beispielsweise so, dasssie nur untereinander auf Chinesisch kommunizie-ren und keine Übung im Sprechen des Deutschenbekommen, daraufhin haben wir im Wohnheimdamit begonnen, zwei Chinesen und einem

    Japaner Deutschkurse zu geben. Man muss einfachsehen, wo die Nöte der ausländischen Studieren-den liegen“, meint Elmira.Ali und Elmira stehen darüber hinaus auch immerals Vermittlungspersonen zur Verfügung, wenn eszu Konflikten zwischen unterschiedlichen Kulturenkommt. Elmira: „Meistens kommt es zu Konflikten,weil die Bewohner aufgrund der unterschiedlichenSprache nicht mit einander kommunizieren, wirbemühen uns dann, vermittelnd zur Verfügung zustehen.“Damit die ausländischen Studierenden die für dasZusammenleben im Wohnheimen notwendigen In-formationen erhalten, haben die Tutoren eine Infor-mationsbroschüre erstellt. Gerade die in Deutsch-land übliche Mülltrennung mag für einige Kulturensehr befremdlich sein und bedarf einer näherenErläuterung. Daneben finden sich auch viele nütz-liche Informationen zu den Angeboten, die einWohnheim bietet: Fernsehraum, Tischtennis, Tisch-fussball, Musikraum, Werkstatt, Fotolabor und vie-les mehr.

    Neben Ali Öksüz und Elmira Mitusheva arbeitenfolgende Studenten als Tutoren in ihren Wohnhei-men:Ghislain M. Reboul Mfeukeu Djeunji (Kamerun) undLidia Szulakowska (Polen)

    Infos unterwww.uni-kiel.de/aaa/3/wohnheimtutoren

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    Die DIAG hat sich die Förderung und Vertiefung des kulturellen Verständ-nisses, des persönlichen Kontaktes und des Gedankenaustausches zwischenDeutschen und Menschen des spanischen und portugiesischen Sprachraumesim Geiste der Völkerverständigung und der internationalen Zusammenarbeitgemacht.

    Herr Hickmann, Sie sind Vorsitzender der DIAG,aber kein Spanier, woher kommt Ihr Interesse ander spanischen Sprache?Zum einen kommt das Interesse natürlich durchmein Studium. Ich bin Romanist und habe imNebenfach Spanisch und im Hauptfach Französischstudiert. Von der spanischen Sprache habe ichmich immer angezogen gefühlt, habe viele Reisendurch Spanien gemacht und wie es der Zufall woll-te, habe ich während meiner Fremdsprachen-assistenz in Paris meine Frau kennen gelernt. Sieist Spanierin und war im Lyceé Montaigne alsFremdsprachenassistentin tätig, ich war im LyceéSaint-Louis angestellt. Ich habe also wider Erwar-ten eine Spanierin und keine Französin geheiratet.Das hat die Dinge dann vertieft und ich habe michmehr mit dem Land und der Sprache auseinander-gesetzt. In Spanisch habe ich dann eine Zusatz-prüfung abgelegt, damit ich dieses Fach nebenSport und Französisch auch an der Schule unter-richten kann. Daneben bin ich als Dozent für Wirt-schaftsspanisch an der Kieler Universität tätig.Man kann also sagen, dass mein halbes Leben mitSpanien verbunden ist.Wie lange gibt es die DIAG schon in Kiel?Die DIAG wurde 1979 auf Initiative des damaligenLektors für Spanisch Dr. Alfonso de Toro gegrün-det. Zusammen mit den 16 Gründungsmitgliedernhaben wir lange über die Namensgebung disku-tiert. Um die Interessen aller Gründungsmitgliedereinzubeziehen, wurde schließlich der Name„Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft“gewählt.Wie spielen die DIAG als Gesellschaft und dasInstitut für Spanische Sprache und Kultur zusam-men?Die DIAG entwickelte sich am Anfang recht lang-sam, erst als die Sprachkurse als weitereKomponente 1980 dazukam, entwickelten sich dieMitgliederzahlen rasch nach oben. Durch dasAngebot von Sprachkursen und Reisen nachSpanien und Mittelamerika entwickelte sich baldein fester Stamm von Mitgliedern und Schülern. Diese Zunahme der Mitglieder hat sich so rasant fortgesetzt, dass wir das privat, innerhalb der

    Möglichkeiten, die wir damals hatten, nicht mehrzu leisten im Stande waren. Es war notwendiggeworden, die Arbeit in einen offizielleren Rahmenzu verlegen, so dass das Institut für spanischeSprache gegründet wurde und mit in die Harden-bergschule einzog. Die DIAG kümmert sich um dasKulturprogramm und das Institut um die Sprach-kurse. Dabei arbeitet es weitgehend autonom. Das Programm der DIAG umfasst also Studien-reisen, Vorträge, Konzerte, Folklorever-anstaltungen, Organisation von Seminaren,Weiterbildungssemi-nare, Filmabende. Es handeltsich also um ein sehr weitgefächertes Programm,das auch in Zusam-menarbeit mit anderenInstituten durchgeführt wird. Gibt es dabei so etwas wie ein Highlight, eine Ver-anstaltung, die Sie herausstellen würden?Highlights sind logischerweise immer die traditio-nellen Flamencodarstellungen. Flamenco ziehtnach wie vor an, ist eine große Attraktion, aber wirhaben auch sehr viel Erfolg mit Diavorträgen überSpanien und Lateinamerika. Liederabende undFiestas, wie die Fiesta Hispanica und die Fiesta dePrimavera, gehören ebenfalls zu den großen Ereig-nissen, die viele Zuschauer binden. Nicht zu ver-gessen sind die Studienreisen, die fast immer einhalbes Jahr im Voraus ausgebucht sind.

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    Der Vorsitzende der DIAG, Bernd Hickmann

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    Welches Klientel nimmt denn an den Veranstaltun-gen teil?Das ist ganz gemischt. Es geht von Studenten, überLehrer bis zu anderen Personen des öffentlichenLebens.Gibt es so etwas wie eine spanische Szene in Kiel?Ja, inzwischen mit Sicherheit. Das sieht man auchdaran, dass z.B. die Tänze wie Salsa oder Meren-gue bei Discotheken ganz vorne anstehen. Auchwenn man sich die Restaurants ansieht, die in letz-ter Zeit in Kiel aufgemacht haben, da geht vieles indie Richtung von Tappas & Co, ich denke da nur anRestaurants wie das El Paso, das Barcelona unddas Bolero. Ich glaube schon, dass der Einfluss derspanischen Kultur in Kiel zunimmt. Man kann sichnatürlich fragen: Warum? Es ist einfach eine ge-wisse Attraktivität da, die wir bisher leider einwenig vernachlässigt haben.Glauben Sie, dass das zunehmende Interesse amSpanischen damit zusammenhängt, dass Spanienals Urlaubsland für die Deutschen sehr attraktiv ist?Ich glaube, dass nicht nur allein der Bereich Urlaubeine Rolle spielt, Spanisch ist letztlich die Handels-sprache Nummer eins in der Welt und die Handels-beziehungen zu Lateinamerika werden immerenger. Es ist also nicht nur der Urlaub, sondernauch der Beruf, der hier wesentlich eine Rollespielt. Der Europäer der Zukunft muss mindestensdrei Sprachen aktiv sprechen und dazu gehörtEnglisch, dazu muss Spanisch gehören und dannFranzösisch oder Portugiesisch, eine andereSprache oder Deutsch natürlich.Noch einmal zurück zur DIAG bzw. zum Institut fürspanische Sprache und Kultur. Inwieweit wird hiermit der Universität zusammengearbeitet?Wir sind eng mit der Universität verbunden. Schonaus der Gründungszeit heraus kann man die engeVerbindung zum romanischen Seminar sehen.Weiterhin besteht eine Verbindung durch dieTätig-keit, die ich und meine Frau an derUniversität aus-üben. Auch nach Besetzung derneuen Ordinarius-stelle durch Prof. Gomez Monterowird die Beziehung zwischen der Gesellschaft undder Universität weiterhin sehr eng verzahnt seinund wir werden viele Veranstaltungen gemeinsam

    miteinander durchführen. Die Gesellschaft und dasInstitut kann man nur im engen Zusammenhangmit der Universität verstehen. Künftig wird dasauch eines unserer Ziele sein, dass die Ausbildungvon Studenten auch im Institut stattfindet.Wir sind zur Zeit dabei, in Zusammenarbeit mit derLandesregierung und der spanischen Regierung,das Institut in ein assoziiertes Cervantes Institutumzuwandeln. Das heißt letztlich, dass wir diesesInstitut, das aus Privatinitiative entwickelt wurde,herausheben aus diesem privaten Bereich derDIAG und in ein offizielles spanisches Kulturzen-trum umzuwandeln. Dabei stehen wir kurz voreiner Lösung.Letzte Frage: Was ist typisch Spanisch für Sie?Die spanische Kultur ist sehr vielfältig und facet-tenreich, so dass man kaum von etwas typischSpanischem reden kann. Was man allenfalls als„typisch“ annehmen kann, ist die unbeschwerteLebensweise, die Spanier im Alltag zeigen. Das Le-ben ist einfach menschlicher, auch im Beruflichen.Man arbeitet sicherlich genauso gut und intensivwie in Deutschland, aber man geht miteinandersehr freundlich um und es ist immer ein Lächelnauf den Lippen. Es ist eine gewisse Freundlichkeitdabei, die vieles leichter macht. Sicherlich ist dasauch klimatisch bedingt, das will ich nicht abstrei-ten, aber es ist eine andere Umgangsform, die manin Spanien pflegt und das halte ich für typischSpanisch und sehr angenehm. Deshalb fühlen sichviele Deutsche ja auch sehr wohl in Spanien, auchwenn sie beruflich dort zu tun haben.Als typisch spanisch kann man den Spruch einesspanischen Botschafters einordnen, der einmalsagte, dass es angenehm sei, wichtig zu sein, esaber wichtiger sei, angenehm zu sein. Die darinenthaltene Botschaft, die das Menschliche in denVordergrund und den Status in den Hintergrundrückt, kann man als typische Lebenseinstellung inder spanischen Kultur feststellen.

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    Was kann man tun, wenn die kalte Jahreszeitkommt und alles grau in grau ist?Ein heisser Tipp sind die Fiestas der DIAG.Für diejenigen, die dem Kieler Schmuddelwetterwenigstens für eine kurze Zeit entfliehen wollenund zumindest für einige Stunden in eine spanisch-lateinamerikanische Atmosphäre abtauchen wol-len, ist die Fiesta Hispanica ein Muss.Seit 25 Jahren veranstaltet die Deutsch-Ibero-Ame-rikanische Gesellschaft die Fiesta. Dieses Jahr geschah das in Zusammenarbeit mitdem Centro Espanol de Kiel, dem RomanischenSeminar und dem Akademischen Auslandsamt inder Räucherei. Das Programm der diesjährigenFiesta war sehr abwechslungsreich. Den Auftaktmachte die paraguayische Sängerin SusannaAlfaro, die zur Freude des Publikums einige be-kannte lateinamerikanische Lieder mit der Gitarrevortrug. Mehrere Tanz- und Flamenco-Vorführungen einer Hamurger Tanzgruppe begei-sterten mit Ausdruckstärke und Temperament diezahlreichen Zuschauer. Das Publikum sollte jedochnicht lange Publikum bleiben. Dafür sorgte dieLive-Band „Ritmo caliente“, die aus einer buntenMischung von lateinamerikanischen Musikernbesteht und die „Latin-Disco“ mit Carlos ausMexiko. Mit einem Mix aus spanischen und latein-amerikanischen Liedern wurden die Besucher aufdie Tanzfläche gebracht. Eva (27), die in KielSpanisch unterrichtet

    und ebenso wie ihre Freundin Laia(24) aus Kata-lonien stammt, ist zum ersten Mal auf der FiestaHispanica. Nach anfänglicher Zurückhaltung sindsie von der Stimmung angetan und verbringen dasein oder andere Lied ausgelassen auf der Tanz-fläche. Die Deutschen empfinden sie als ein au-thentisches Publikum. „Wenn man in Spanien sagt,dass die Party um 20.00 Uhr beginnt, dann kommendie meisten erst um 22.00 Uhr“, meint Eva erstauntdarüber, dass die Räucherei schon um 20.30 Uhrgut gefüllt ist und die Besucher um 21.30 mit denersten Tänzen beginnen. Zu einer guten Fiesta ge-hört natürlich auch das leibliche Wohl der Gäste.Das Spanische Zentrum und die Räucherei versorg-ten die Gäste mit Tappas, Enpanada, Paella, Caipi-

    Impressum:

    herausgegeben im Auftrag des Rektorats der Christian-Albrechts-Universität zu Kielverantwortlich: Akademisches Auslandsamt der CAU

    Dr. Martina Schmode (Internationale Beziehungen)Jan Bensien (Betreuung ausländischer Studierender)

    Redaktion: Manuel ZanderPostanschrift: Olshausenstr. 40, 24118 KielTelefon: +49 - (0)431-880-3716Telefax: +49 - (0)431-880-1666email: [email protected]: www.uni-kiel.de/aaa/3/magazin.htmDruck: Zentrale Vervielfältigungsstelle der CAUGrafisches Konzept: Büro für Mitteilungen, HamburgBildnachweis: Manuel Zander, Kiel; Titelbild: Horst BrixAuflage: 350

    24

    Flamenco