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B A R O C K E O R G E L M U S I K i n d e r O s t s t e i e r m a r k H e i n r i c h W i m m e r , O r g e l

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BA

ROCKE ORGELMU

SIK

in der OststeiermarkHeinrich Wimmer, Orgel

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Gottfried Allmer

Barocker Orgelbau in der Steiermark

Die Steiermark, seit 1918 ein Bundesland im Südosten Österreichs, geht zurück auf ein Herzogtum, das seinen Namen nach den Grafen von Steyr erhielt und politisch seit 1192 mit Österreich verbunden ist. Das Stammgebiet Traungau, zwischen Steyr und Traun, kam 1254 an Oberösterreich, und 1919 verlor das Bundesland die historische Untersteiermark, heute ein Teil der Republik Slowenien. Mittelpunkt der Steiermark ist seit dem 12. Jahrhundert die Landeshauptstadt Graz.

Die Instrumente

In der Steiermark gibt es derzeit, die Hausorgeln nicht eingerechnet, etwa 530 Instrumente in öffentli-chen Gebäuden, vor allem in katholischen und evangelischen Kirchen, sowie in Konzert- und Unter-richtsräumen. Von diesen 530 Instrumenten stammen 39 aus der Zeit seit dem Jahr 2000, 277 wurden im 20. Jahrhundert neu erbaut, aus der Zeit zwischen 1850 und 1899 stammen 101 Orgeln und weitere 16 Gehäuse, die später mit neuen Werken versehen wurden. Von diesen 101 Orgeln sind 33 kleiner als sechs Register. Damit klingt noch zu dieser Zeit die Beliebtheit der Positive in den Kirchen nach, die im 17. und 18. Jahrhundert besonders weit verbreitet waren. Aus der nachbarocken Zeit zwischen 1800 und 1849 haben sich 35 Orgeln und 16 Gehäuse erhalten.Größer ist der Bestand an barocken Instrumenten und Gehäusen, die den Bereichen Frühbarock, Hochbarock und Rokoko zugeordnet werden können. Die Klanggestalt der steirischen Orgeln gehört zum süddeutsch-oberitalienischen Raum.Aus der Zeit von 1600 haben sich nur Orgelpfeifen erhalten, wie etwa in der Orgel der Basilika Maria-zell, die 1689 unter Verwendung alten Materials neu erbaut wurde, 1753 in die südsteirische Pfarre St. Veit am Vogau kam und dort erhalten geblieben ist. Auch das Pfeifenwerk der Orgel in der Filialkirche Trofaiach ist noch dieser Zeit zuzuordnen.Aus dem gesamten 17. Jahrhundert haben sich in der Steiermark immerhin sieben große Orgeln (mit höchstens 20 Registern), zehn Positive und zwei Gehäuse erhalten.Aus der Zeit des Hochbarock, zwischen 1700 und 1749, besitzt das Land noch 12 Orgeln, 16 Positive und 15 Gehäuse. Für den letzten Teil des 18. Jahrhunderts zwischen 1750 und 1799 sind noch 22 In-strumente größeren Umfangs, 11 Positive und 45 Gehäuse zu erwähnen. Die Registerzahl steigt in der Steiermark erst später. Nach den 36 bekannten Bauverträgen dieser Zeit erhielten nur zwei Instrumente mehr als 19 Register. Bemerkenswert ist die Zahl der Orgelpositive, also von Werken mit höchstens

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sechs Registern: 1650 bis 1699 sind es 36 Positive, zwischen 1700 und 1749 wurden 63 gebaut und zwischen 1750 und 1799 sogar 75 Stück. Im Bereich der Registerzahlen 7-12 war die Entwicklung ähn-lich. Das sind einmanualige Instrumente, die vielfach mit einem Principal 4’ im Prospekt ausgestattet wurden, bei einmanualigen Orgeln mit mehr als zwölf Registern ist der Principal 8’ im Prospekt fast immer obligat.Orgeln zwischen 13 und 19 Registern sind in der Steiermark auf große Stadt- und Klosterkirchen be-schränkt. In der gesamten Barockzeit waren es 54 Orgeln, denen im gleichen Zeitraum 12 Orgeln mit 20-25 Registern und drei Orgeln mit bis zu 30 Registern gegenüberstehen.Das Pedal hat in der Steiermark nur begleitende Aufgaben und ist bis ins späte 19. Jahrhundert mit maximal 18 Tasten und kurzer tiefer Oktave (C, D, E, F, G, A, B, H; C liegt auf Taste E) ausgebaut. Oft sind nur 12 Töne mit dem chromatischen Umfang C-H auf 18 Tasten (C-f°) und Repetition bei c°, während das 18-Töne-Pedal den Umfang C/E-a° aufweist. Der früheste Pedalumfang im heutigen Sinn wurde erstmals von Matthäus Mauracher in der 1872 vollendeten Stiftsorgel von Admont erreicht.Die Klaviaturumfänge der Manuale gehen lange Zeit über 45 Tasten nicht hinaus, das ist der Umfang C, D, E, F, G, A-c3 (kurze große Oktave). Erst 1739 wird in der Orgel des Stiftes Pöllau erstmals die gebrochene große Oktave mit den Halbtönen Fis und Gis (ohne Cis und Dis) gebaut, doch bleibt diese Erweiterung bis ins 19. Jahrhundert nur wenigen Orgeln, vor allem in Klosterkirchen vorbehalten. Carl Schehl beginnt 1818 mit dem Ausbau der Manualklaviaturen im heutigen Umfang C-f3, doch bleibt das verkürzte Pedal bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts die Regel, so dass wir für Hände und Füße verschiedene Umfänge mit unterschiedlich vielen Halbtönen in der großen Oktave vorfinden. Es ist noch anzumerken, dass die Orgel vor 1600, soweit es noch zu erkennen ist, mit F begonnen hat; das lässt sich z. B. in Mariazell aus dem vorbarocken Pfeifenwerk erschließen.Nur in einigen wenigen Instrumenten, z. B. in der 1696 erbauten Orgel der Pfarrkirche Groß St. Flori-an, heute in der Filialkirche St. Georgen am Lukkowitsch, ist noch die Stelle des inzwischen verschwun-denen Manual-Subbaß 16’ in der tiefen Oktave erkennbar. Er war zumindest im 17. Jahrhundert bei kleineren Kirchenorgeln der landläufige Ersatz für ein selbständiges Pedal.Soweit erhaltene Instrumente es bezeugen, kennt die steirische Orgel des Frühbarock nur Principale und Flöten, sowie als Klangkrone die Mixtur. Zungenregister kommen im Gegensatz zum 16. Jahr-hundert nicht mehr vor, auch Aequalstimmen, wie sie 1572 noch in Seckau nachzuweisen sind, fehlen gänzlich, ebenso der Vogelgesang oder ähnliche Galanterieregister. Als Ersatz oder Erweiterung der klanglichen Palette im 8’-Bereich tritt im frühen 18. Jahrhundert der Portun auf, eine offene Holzstim-me mit tragender Flötenmensur, die oft auch leicht konisch ausgeführt ist.Die einzige erhaltene Großorgel aus dieser Zeit wurde 1739 von Johann Georg Mitterreither in der Stiftskirche Pöllau errichtet. Bei 24 Registern ist jener Luxus vorhanden, den die steirische Barockorgel dieser Zeit bieten konnte: Zwei Mixturen im Hauptwerk, zwei mittlere Quinten (3’), eine principalig

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aus Metall, die zweite flötig aus Holz, erstmals in der Steiermark eine Gambe 8’ (konisch), der bereits erwähnte Bordunal 8’ aus Holz, ebenfalls konisch, weiter eine offene und eine gedeckte Flötenstimme aus Holz, die 4’-Flöten ebenfalls aus Holz. Später wird auch der 4’-Bereich, etwa bei Anton Römer um 1775, um eine meist konische 4’-Flöte aus Metall ergänzt.

Die Werkstätten

In der Obersteiermark bildeten sich vor allem in den Städten Leoben, Bruck und Kapfenberg lokale Orgelbauzentren aus. Am Anfang steht Georg Jäger in Kapfenberg, der jedoch 1603 als Protestant den Ort verlassen musste. In Bruck wirkten zwei Orgelbauer, von 1642 bis 1665 Michael Stang und in der Folge bis etwa 1690 Rudolf Rabolt. In Leoben ist zwischen 1642 und 1675 Georg Stuber nachzuweisen. Von allen hier genannten Meistern haben sich ganz vereinzelt kleine Positive erhalten.In Graz beginnt die Reihe länger bestehender Werkstätten um 1610 mit Peter Lilling, dem um 1635 sein Sohn Johann Lilling folgt. Gesichert ist von letzterem nur das in Judenburg erhaltene Positiv, doch ist es möglich, dass er auch die anonyme Orgel von Pöllauberg (um 1685, seit dem 18. Jahrhundert II/18) erbaute. Georg Sewalt eröffnete um 1634 seine Werkstätte in Graz und führte sie bis etwa 1675. Etliche der anonymen Positive in der Steiermark und Slowenien dürften ihm zuzuschreiben sein. 1661 baute er die Orgel für das Stift St. Paul in Kärnten, weitere Instrumente haben sich in Slowenien und Kroatien erhalten. Aus Brixen kam 1627 der Meister der dritten Grazer Werkstätte, Thomas Khevers-bichler, ihm folgte sein Sohn Johannes Kheversbichler. Bleibt noch die Werkstätte des Jakob Häck-linger, die wohl an jene der Kheversbichler anschließt. Es gibt viele urkundliche Belege für Orgeln aus Graz und auch einige erhaltene Werke, die aber nicht mit Sicherheit einem dieser Orgelbauer zugeordnet werden können.Direkt aus der Häcklinger-Nachfolge ging 1700 die Orgelbauwerkstatt des Andreas Schwarz hervor, der wohl aus Tirol in die Steiermark gekommen war. In der Steiermark haben sich nur wenige seiner Kleinorgeln erhalten, in Slowenien gibt es noch mehrere große Werke von ihm.Während Andreas Schwarz bis etwa 1725 noch zweimanualige Orgeln mit Rückpositiv baute, änderte sich nun der Stil der Grazer Barockorgel so, dass man das zweite Manualwerk stets als Brustwerk mit oder ohne eigenen Prospekt konzipierte. Rückpositive bildeten auch bei Ferdinand Schwarz, dem Werkstattnachfolger, die Ausnahme, so etwa in St. Gotthard in Ungarn (1764, II/24, Gehäuse erhalten). Von den Werken des Ferdinand Schwarz hat sich einiges zumindest teilweise erhalten, etwa in Bad St. Leonhard in Kärnten (1746, II/16), Hartberg (1762, II/29, nur Gehäuse erhalten), Birkfeld (1765, II/24) und Koglhof (1767, II/14). Der Enkel des Gründers, Franz Xaver Schwarz, führte die Werkstatt ab 1772 bis 1810 weiter und hinterließ ebenfalls etliche große Werke, wobei der Rückpositivbau wieder

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aufgenommen wurde, z. B. in Weiz (1780, II/24, Gehäuse erhalten). Kleinere einmanualige Orgel spielen noch in vielen Landkirchen der Steiermark und in Kärnten.Ab 1709 ist Johann Georg Mitterreither als Orgelbauer in Graz nachweisbar. Ihm verdanken wir den Großteil der heute erhaltenen Barockorgeln der Steiermark, allen voran Leoben-Göss (1718, I/13), Bruck, Minoritenkirche (1730, I/11), Hirschegg (1734, I/10) und Semriach (1742, I/12). Mehrere Or-geln lieferte er nach Slowenien, von denen eine 1818 nach Ehrenhausen übertragen wurde (I/11). Au-ßer der Stiftsorgel von Pöllau (1739, II/24) baute Mitterreither nur einmanualige Instrumente und viele Positive. Einer seiner Söhne, Johann Joseph, wanderte in die Niederlande aus und begann dort auf der Basis seiner Kenntnis vom steirischen Positivbau mit dem einträglichen Bau von Kabinettorgeln. Die Grazer Werkstätte wurde von Caspar Mitterreither fortgeführt, von dem sich nur wenige Instrumente vollständig erhalten haben, z. B. St. Pankrazen (1753, I/12), außerdem mehrere Gehäuse, darunter in Groß St. Florian (1747, II/20) und die einzige Orgel mit Rückpositiv für Graz-Maria Trost (1756, II/26). Als Caspar Mitterreither 1779 starb, hatte man eben das Positiv für Straden, St. Sebastian, in Arbeit (I/6). Dort unterschrieb erstmals Ludwig Greß als Werkstattnachfolger, der, aus dem Elsass kommend, den Betrieb bis 1824 weiterführte. Von ihm stammen u. a. die Orgel der Stadtpfarrkirche Murau (1786, II/17) und noch weitere Instrumente, vor allem aber auch mehrere Gehäuse, etwa Krieglach (1799, II/18). Alle größeren Orgeln waren mit einem Rückpositiv ausgestattet.1698 kam Johann Ignaz Meyenberg aus Zug in der Schweiz nach Murau, baute dort eine neue Orgel, zog weiter nach Judenburg und blieb bis etwa 1715 in Bruck an der Mur als Orgelbauer ansässig.Cyriak Werner, der Lehrmeister der slowenischen Orgelbauer Ottonitscher, kam 1728 nach Graz und baute in der Folge mehrere neue Orgeln, darunter Frauenberg bei Leibnitz (1741, II/14). Sein größtes Werk steht in der Stadtpfarrkirche Straßburg in Kärnten (II/24), es wurde 1743 vollendet. Er starb schon 1749, und seine Witwe heiratete den aus Brünn und der mährischen Tradition der Orgelbauer Sieber kommenden Anton Josef Römer, der zuerst einige Instrumente in der Steiermark erbaute, von denen das Gehäuse in Fürstenfeld erhalten ist (1753, II/18). Um 1760 verlegte er wegen mangelnder Aufträge sein Haupttätigkeitsfeld nach Kroatien, wo sich einige edle Werke aus seiner Werkstatt erhal-ten haben. Er baute aber auch in Westungarn und in Slowenien. Um 1770 kam er wieder nach Graz zurück und erhielt die Aufträge zum Bau der Grazer Domorgel (1771, II/18), im Stift Rein (1772, II/18) und in Frauenberg-Maria Rehkogel, wo sich das Werk von 1775 (II/18) erhalten hat. Weitere Gehäuse stehen in Pernegg (1774, I/10) und St. Marein im Mürztal (I/8). Vielleicht stammt auch die 1777 für die Grazer Bürgerspitalkirche gebaute Orgel (I/8) von Römer. 1780 ehelichte Römers Witwe den Orgelbauer Carl Mathias Schwandtner, der aber in seinem Wirken weit hinter seinem Vorgänger zurückblieb und früh verstarb.Im frühen 19. Jahrhundert waren alle alten Grazer Werkstätten eingegangen, und neue Orgelbauer siedelten sich an.

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Die Klangbeispiele

Die vorliegende Einspielung erfolgte auf drei Instrumenten, die auf die drei Generationen der Grazer Orgelbauerfamilie Schwarz zurückgehen. In ihrer klanglichen Größe und ihrer optischen Er-scheinung sind sie drei hervorragende und repräsentative Beispiele einer Orgelbauwerkstätte, denen man natürlich weitere aus anderen Grazer Werkstätten dieser Zeit folgen lassen könnte.Ihr durchaus unterschiedlicher Erhaltungsgrad ist ebenfalls nicht ganz untypisch für die steirische Orgellandschaft, wenngleich der Erhaltungsgrad anderer, in dieser Einspielung nicht berücksichtigter Instrumente durchaus höher sein kann.Als Instrument für die erste Generation der Orgelbauerfamilie Schwarz wird die Orgel in der Filial- und Wallfahrtskirche zu den Hl. Vierzehn Nothelfern in Anger in der Oststeiermark hergenommen.Andreas Schwarz hat sie 1710 für die Pfarrkirche in Anger erbaut. Gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Orgel durch ein größeres Werk aus der Werkstatt Caspar Mitterreithers ersetzt (II/18, Gehäuse erhalten) und die Schwarz-Orgel in die Filialkirche überstellt. Dort befand sich bis dahin ein Positiv mit vier Registern, das nun in eine andere Filialkirche, St. Ulrich in Külml, überstellt wurde (erbaut um 1680).Da die Disposition der Schwarz-Orgel hier in Anger nicht mehr bekannt ist, soll zum Vergleich der klangliche Aufbau der 1715 von Andreas Schwarz erbauten Orgel, die heute in St. Martin am Grimming steht und ebenfalls nur mehr im Bereich des Gehäuses und der Prospektanlage (ohne Originalpfeifen) erhalten ist, herangezogen werden:Manual: Pedal:Copel 8’ Subbass 16’Bordunflöte 8’ Octavbass 8’Principal 4’Fletn 4’Quint 3’Octav 2’Mixtur II-fachCymbel II-fach

Noch 1737 kann in Anger eine Reparatur dieser Orgel durch Jakob Erber, Orgelbauer in Pischels-

Pfeiffenwerk in Anger

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dorf, vermerkt werden. Wie jüngere Inventare zeigen, besaß die Orgel zehn Register, davon acht im Manual und zwei im Pedal. Im Rahmen der kriegsbedingten Zinnpfeifenablieferung 1917 wurde die Orgel der Nothelferkirche wegen Kunstwert von der Ablieferung befreit. Die Prospektgestaltung ist typisch für die Werkstatt des An-dreas Schwarz. Die beiden höheren Seitentürme weisen je sieben Prospektpfeifen auf. Bekrönt von aufwändigen Gesimsbauten und musizierenden Engelsfiguren. Der Mittelteil ist tiefer angelegt und weist 33 Prospektpfeifen auf, die aber durch zwei Schleierbretter in drei Felder gegliedert erscheinen. Während die seitlichen Schnitzor-namente vielleicht anlässlich der Übertragung im Jahre 1740 oder gar später angebracht wurden, gehen die Schleierbretter über den Pfeifen eindeutig auf Andreas Schwarz zurück. Wichtig ist dabei noch die klare Schleierbrettergliederung in den seitlichen Türmen, die genau auf die Mensur der Prospektpfeifen Rücksicht nimmt.1924 war der Zustand der Orgel als so schlecht erkannt worden, dass man das klingende Werk durch einen Neubau ersetzen wollte. Dabei ergab sich die Möglichkeit, aus der Werkstatt des Wilhelm Brieger in Klosterneuburg ein günstiges Orgelwerk zu erhalten, das in das alte Gehäuse eingebaut wurde. Die alten Prospektpfeifen von Andreas Schwarz blieben aber als stumme Attrappen erhalten. Für zwei Pedalregis-ter baute er eine neue pneumatische Windlade. Seit dieser Zeit hatte die Orgel folgende Disposition:

Manual: Pedal:Gedackt 8’ Subbaß 16’Salicional 8’ Gedacktbaß 8’Principal 4’Spitzflöte 4’

Die gute Qualität der Jann-Orgel von 1983 (II/22) in der Pfarrkirche Anger ließ auch für die Orgel der Nothelferkirche den Wunsch nach Erneuerung aufkommen. Wiederum wurde die Orgelbaufir-ma Jann, nun in zweiter Generation vertreten durch Orgelbaumeister Thomas Jann, mit dem Bau beauftragt. In das bestehende frühbarocke Orgelgehäuse wurde nun ein neues mechanisches Werk eingebaut, das sich wiederum an den historischen Platzverhältnissen orientiert und trotz der geringen Größe mit neun Registern den Raum recht gut zu beschallen vermag. Anlässlich der Orgelweihe am Pfingstsonntag 1998 wurde diese Orgel der Öffentlichkeit übergeben.

Registerschwerter in Anger

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Disposition und Beschaffenheit der Register:

Manual (C, D-f3): Principal 8’ Copel 8’ Holz, gedeckt, von Andreas Schwarz, 1710Salicional 8’ C-H aus Copel 8’Octav 4’Fletten 4’ HolzSuperoctav 2’Quint 1 ½’ Octav 1’Pedal (C, D-d1):Subbaß 16’ Holz, gedeckt, von Andreas Schwarz, 1710Pedalcoppel

Kanaltremulantein Keilbalg

Die zweite Generation der Orgelbauerfamilie Schwarz, in der Person des Ferdinand Schwarz, ist durch die Orgel der Thomaskirche am Tabor in der Stadt Weiz vertreten. Sie wurde 1769 erbaut und ist so-mit ein Spätwerk des Orgelbauers, das im gleichen Jahr ein analoges „Geschwister“ in der Pfarrkirche Gasen bei Birkfeld erhielt. Im Jahr 1917 konnten auch die Prospektpfeifen dieser Orgel vor der Ablie-ferung bewahrt werden, so dass sich optisch der dreiachsige Prospekt mit hohem Mittelfeld in seiner gesamten Schönheit erhalten hat.Das Instrument ist mehrfach verändert worden, doch jedes Mal wur-de der technischen und klanglichen Substanz jene Wertschätzung entgegengebracht, die bis auf den heutigen Tag zu ihrem Erhalt bei-trug.Hatte sich 1846 eine größere Instandsetzung durch den Grazer Or-gelbauer Philipp Tischler nur auf die Erhaltung des Bestandes be-schränkt, so führte 1880 der in Weiz beheimatete Orgelbauer Alex-ander Binder einige technische Veränderungen durch. Das Klanggut blieb noch bis 1907 unangetastet. Diesmal wurde Gottfried Loderer, ein Orgelbauer aus der südoststeirischen Stadt Feldbach, gerufen. Er originale Pfeifensubstanz in Weiz

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entnahm die Pfeifen der dreifachen Mixtur und setzte an diese Stelle eine Gamba 4’, um den Auffassun-gen der Romantik in der Klangästhetik jener Zeit näher zu kommen. Ansonsten unverändert, überstand die Orgel auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs unbeschadet und erfuhr in der Folge nur ein Min-destmaß an Pflege. Es spricht für die Qualität dieser Orgel, dass sie auch diese Phase gut überstanden hat. Einen größeren Eingriff erbrachte die Restaurierung des Jahres 1978 durch die Grazer Werkstätte Brüder Krenn. Die Orgelbauer dieses Hauses hatten einerseits viel Erfahrung im Umgang mit alten Ins-trumenten, blieben jedoch den einmal angelernten Doktrinen treu. Krenn veränderte den Winddruck, hob die Lautstärke durch Korrektur der Intonation, setzte andererseits aber die 1907 entfernte Mixtur mit neu gebauten Pfeifen wieder ein. Die Arbeit dieser Orgelbauer erstreckt sich einerseits im Bereich zwischen der Sorge um die Wiederherstellung der originalen Disposition, andererseits in einer großzü-gigen eher rasch angelegten Nachintonation, wodurch die Orgel im Gesamteindruck schrill und spitz wurde, was allerdings dem ursprünglichen Charakter in dieser Schärfe sicher nicht entsprach.In der längst wieder notwendigen Sanierung, die 2007 durch Orgelbau Jann ausgeführt wurde, gelang es, den Klang wiederum auf ein erträgliches Plenum zurückzunehmen und das Instrument in seiner Gesamtheit harmonisch und substanziell zu erhalten.

Disposition:

Manual (C-c3, “kurze” große Octav, 45 Töne): Principal 8’ C-gis° pneumatisch transmittiert von Octavbaß 8’, Rest Zusatzlade, 2007Copel 8’ Holz, gedeckt, 1769Praestant 4’ C-d° im Prospekt (15-11-15), 1769Floeten 4’ Holz, gedeckt, ab c2 offen, 1769Octav 2’ 1769Quint 1 ½’ 1769Mixtur 3fach 1’ 1978 erneuert (rep. c1, c2)

Pedal (C-gis°, „kurze“ große Octav, 17 Töne):Subbaß 16’ Holz, gedeckt, 1769Octavbaß 8’ 1769, 2007 neu labiert, Rollbart, Holz(keine Pedalcoppel)

60 mm WS, Stimmung gleichschwebend

Das dritte Instrument entstammt der letzten Generation der Familie Schwarz, nämlich der des Franz Xaver Schwarz. Es wurde 1796 vollendet und besitzt wie die Weizer Orgel von 1769 den für die Stei-

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ermark so typischen seitlichen Spielschrank, der sowohl das Überbli-cken der Musikempore, sowie auch den Sichtkontakt zum Hochaltar ermöglicht.Erhielt die Orgel in Anger 1710 den für damals typischen plastischen Schmuck mit aufwändig geschnitzten Figuren, Schleierbrettern und Zier-raten auf den seitlichen breiten Lisenen der Außentürme, so beschränk-te sich der Dekor 1769 auf feingliedrige, vergoldete Schleierbretter. Die nun 1796 für St. Magdalena am Lemberg gebaute Orgel entspricht einer stereotypen Form mit drei Prospektfeldern mit ganz leicht geschwunge-nem Mittelfeld, die sich bei allen Instrumenten des Franz Xaver Schwarz in dieser Größenordnung wiederholt. Auch die Schleierbretter wirken in dieser Spätphase, knapp vor dem stilistischen Übergang vom Rokoko in den Klassizismus bereits schablonenhaft erstarrt.Die technische Ausstattung und auch die klangliche Palette wurde seit 1769 (Weiz-Tabor) nur wenig verändert. 1878 hat der Grazer Orgel-bauer Friedrich Werner das bisherige 2’-Register durch eine Gamba 8’ ersetzt, sonst jedoch das Instrument nicht weiter verändert. Auch bei dieser Orgel hat sich der originale Prospektbestand erhalten.

Die Disposition lautet:

Manual (C-c3, “kurze” große Octav, 45 Töne):

Copl 8’ Holz, gedeckt, 1796Gamba 8’ C-H Holz, anstelle von Octav 2’, 1878Principal 4’ C-dis2 im Prospekt, 1796Fletn 4’ C-h Holz, 1796Quint 1 ½’ 1796Mixtur 1’ + 2/3’ 1796 (rep. c°, c1, c2)

Pedal (C-gis°, „kurze“ große Octav, 12 Töne, repetierend):Subbaß 16’ Holz, gedeckt, 1796Octavbaß 8’ + 4’ Holz, 1796(keine Pedalcoppel)

57 mm WS, Stimmung gleichschwebend (442 Hz bei 15° C)

Seitlich angebauter Spieltisch in Weiz

Seitlich angebauter Spiel-schrank in St. Magdalena amLemberg

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Das Instrument wurde 2011/12 durch die Orgelbauwerkstatt Thomas Jann einer Restauration unter Beibehaltung der vorhandenen Klangsubstanz unterzogen.

Hinweise auf das Musikleben in der Steiermark erscheinen erstmals im 13. Jahrhundert mit der Über-nahme der Herrschaft durch die Habsburger in dieser Region. Nach der Teilung der habsburgischen Länder 1379 wurde Graz Hauptstadt eines innerösterreichischen Territoriums (Steiermark, Kärnten und Krain). Unter Friedrich III., der meist auf der von ihm erbauten Grazer Burg residierte, begann der Aufstieg von Graz zur deutschen Kaiserstadt. In der Hofkapelle wurde nun mit vorwiegend nieder-ländischen Sängern eine kunstvolle Mehrstimmigkeit gepflegt wurde. Eine weitere Blütezeit erlebte die Hofkapelle ab 1595 unter Erzherzog Ferdinand, der die Künste als wirksames Mittel zur Gegenrefor-mation förderte. Nach seiner Kaiserkrönung 1619 verlegte der nun neue Kaiser Ferdinand II. seinen Hofstaat und damit auch seine Hofkapelle mit ihren Musikern nach Wien.

Von 1552 bis 1565 war Annibale Padovano, der 1527 in Padua das Licht der Welt erblickte, erster Or-ganist am Markusdom in Venedig. Hier war er maßgeblich an der Einführung des wechselseitigen Mu-sizierens der zwei auf gegenüberliegenden Emporen postierten Orgeln und Chöre beteiligt. Mit Adrian Willaert entwickelte sich daraus die Venezianische Mehrchörigkeit. Anschließend wurde er Hoforganist von Erzherzog Karl in Graz, wo er die Hofmusik neu organisierte und wo er ab 1570 Johannes de Cleve (1528/29–1582) als Hofkapellmeister nachfolgte. Annibale Padovano, der am 15. März 1575 in Graz starb, zählt neben Jacobus Buus, Andrea Gabrieli und Claudio Merulo zu den ersten Komponisten, die Ricercari für Orgel veröffentlichten. Ansonsten sind von ihm eine 24-stimmige Messe, 5-stimmige Messen, 5- bis 6-stimmige Motetten, 4- bis 5-stimmige Madrigale, Ricercari, Toccaten, Concerti und eine „Aria della battaglia per sonar a 8“ überliefert.

Andrea Gabrieli stammt wahrscheinlich aus der Gemeinde San Ge-remia im Stadtteil Cannaregio in Venedig, sein Geburtsjahr dürfte 1532 oder 1533 sein. Es ist anzunehmen, dass er einige Zeit bei Ka-pellmeister Vincenzo Ruffo in Verona verbrachte. Auf seiner Reise 1562 nach Frankfurt am Main und München lernte er Orlando di Lasso kennen, was zu einem fruchtbaren gegenseitigen Austausch führte. 1566 wurde Andrea Gabrieli zum ersten Organisten des Markusdoms in Venedig berufen. Durch die Inspiration der grandiosen Akustik dieses Kirchenraumes konnte er seinen einzigartigen Kompositionsstil entwickeln, der mit seiner konzertanten Mehrchörigkeit und seiner klaren Dur- und

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Mollharmonik den Beginn des musikalischen Barock prägte und der von seinen Schülern Giovanni Gabrieli und Hans Leo Hassler weiter verbreitet wurde. Andrea Gabrieli, von dem in Venedig und in Nürnberg sechs Bände mit Musik für Tasteninstrumente gedruckt wurden, unterhielt einen regen Kontakt mit Erzherzog Karl II. und seiner Hofkapelle in Graz. Er starb am 30. August 1585 in seiner Heimatstadt Venedig.

Ebenfalls aus Venedig stammte Giovanni Priuli, der dort zwischen 1575 und 1580 einer Patrizierfamilie entspross. Zunächst stand er in den Diensten der Herzogin von Urbino, zu deren „servitori“ er sich zählte. Ab 1607 ist er im Umkreis seines vermutlichen Lehrers Giovanni Gabrieli am Markusdom in Venedig zu finden. Nach Graz zu Erzherzog Ferdinand kam er zwischen Juni 1614 und Februar 1615 als Hofkapellmeister. Die Wahl des Erzherzogs zum römisch-deutschen Kaiser Ferdinand II. 1619 bedingte die Übersiedelung Priulis samt der italienisierten Grazer Hofkapelle nach Wien, wo er dann bis zu seinem Tode 1629 als kaiserlicher Hofkapellmeister wirkte.Priulis 6-12stimmigen Canzonen und Sonaten wurden 1619 in Venedig gedruckt.

Venedig ist auch die Vaterstadt von Giovanni Valentini (geboren 1582/83), der seine musikalische Aus-bildung vermutlich auch bei Giovanni Gabrieli erhielt. Nach Walthers Lexikon diente er als Organist König Sigismund III. von Polen, in dessen italienisierte Hofkapelle er nach 1604 eingetreten sein dürfte. Durch Sigismund III., der nacheinander mit den beiden Schwestern Erzherzog Ferdinands verheiratet war, ergaben sich die Beziehungen zum Grazer Hof, an den Valentini 1614 als „neuangenombner Camerorganist aus Poln“ gelangte. Wie Priuli kam auch Valentini mit dem neu gekrönten Kaiser Ferdi-nand II. 1619 nach Wien. Dort wurde er zunächst erster kaiserlicher Hoforganist, dann – nach Priulis Tod – 1629 kaiserlicher Hofkapellmeister. Valentini verstarb mit 66 Jahren am 29. oder 30. April 1649 in Wien und wurde in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung am Kohlmarkt in der berühmten Gruft der Wiener Michaelerkirche bestattet.Die harmonischen Experimente Valentinis in seinen 4-5stimmigen Sonaten sind höchst interessant und einmalig in dieser Epoche. Er befasste sich u. a. in Graz mit Temperaturen, Enharmonik und einem Cembalo mit 77 Tasten in vier Oktaven (Clavicymbalum universale seu perfectum). Der Grazer Hof besaß damals auch ein Orgelpositiv mit „gedoppelten Semitonia“.

Die Lebensdaten von Francesco Stivori sind leider unbekannt. Er studierte wahrscheinlich bei Claudio Merulo in Venedig. Ab 1579 war er Organist der Stadtbehörde Montagnana bei Padua. Dieses Amt versah er bis etwas 1602, als er zum Organisten Erzherzog Ferdinands in Graz ernannt wurde. 1608 muss er noch am Leben gewesen sein, da er von Costanzo Antegnati in dessen „Arte Organica“ unter den „illustri ed eccellentissimi“ Musikern erwähnt wird. Stivori steht als Komponist in der Nachfolge

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Andrea Gabrielis. In vielen seiner Werke folgt er der mehrchörigen Tradition mit einfachen Harmoni-en und dynamischen Rhythmen.

Oberfränkischer Provenienz ist Heinrich Pfendner, der um 1590 in Hollfeld geboren wurde und der bei Gregor Aichinger und Christian Erbach in Augsburg und bei Antonio Cifra in Italien sein musi-kalisches Handwerk erlernte. In der Steiermark wirkte er 1614 als Organist des Bischofs von Gurk und 1615 als Hoforganist Erzherzog Ferdinands in Graz. 1618 kehrte er wieder in seine fränkische Heimat zurück und wurde Hoforganist und Kapellmeister in Würzburg. Pfendner ist vermutlich bei der Erstürmung der Festung Marienberg durch die Schweden 1631 ums Leben gekommen. Er zählt zu den bedeutenderen katholischen Kirchenmusik-Komponisten der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Süddeutschland und Österreich. Sein Stil ist vor allem durch eine abwechslungsreiche Rhythmik, durch eigenwillige Akkordverbindungen und durch überraschende harmonische Wendungen charakterisiert.

Johann Jacob Froberger wurde am 19. Mai 1616 in Stuttgart getauft. Seine musikalische Ausbildung erhielt er seinem Vater Basilius Froberger, Teno-rist und Hofkapellmeister in Stuttgart, und bei dem berühmten Organisten der Stuttgarter Stiftskirche Johann Ulrich Steigleder. 1637 wurde Frober-ger in Wien Hoforganist. Sein Dienstherr ermöglichte ihm noch im selben Jahr ein Studium in Rom bei Girolamo Frescobaldi, dessen wichtigster Schüler er wurde. Von 1641 bis 1645 wirkte er wieder als Hoforganist in Wien, danach begab er sich als konzertierender Künstler auf Reisen in die Europäischen Musikmetropolen, wie Dresden, Paris und London. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Diensten der verwitweten Herzogin Sibylle von Württemberg auf deren Schloss Héricourt bei Montbéliard im Elsaß. Dort starb Froberger am 7. Mai 1667 an einem Schlaganfall.Froberger hinterließ hauptsächlich Instrumentalmu-sik. Für Orgel, bzw. Cembalo komponierte er u. a. 25 Toccaten, 18 Capricci, 14 Ricercari, 8 Fantasien, 6 Canzonen und 30 Suiten.Seine „Canzon V“ in C-Dur entstammt dem Orgel-buch von 1649. Das Stück setzt sich aus drei, thema-tisch eng verknüpften, aber doch sehr gegensätzlichen Teilen zusammen.Der sog. „Stylus phantasticus“ ist formbildend für Fro-bergers Toccaten, die er in italienischer Tabulatur no-

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tierte (rechte Hand auf 6, linke Hand auf 7 oder 8 Linien). Ein improvisatorischer, affektgeladener und langsamer Teil dient als Einleitung für zwei folgende, thematisch eng verwandte polyphone Abschnitte, die in eine kurze, aber wieder freie Coda münden.

Johann Caspar Kerll stammt aus dem sächsischen Vogtland, wo er am 9. April 1627 als Sohn eines evangelischen Organisten und Orgelbauers in Adorf geboren wurde. Der österreichische Erzherzog Leopold Wilhelm ermöglichte Kerll eine umfassende musikalische Ausbildung u. a. bei Gio-vanni Valentini in Wien und bei Giacomo Carissimi und Girolamo Fres-cobaldi in Rom. Dort lernte er auch Frescobaldis Schüler Johann Jacob Froberger kennen, der – wie auch Kerll – durch die Beschäftigung bei den Habsburgern zum katholischen Glauben konvertieren musste. Durch die Vermittlung von Erzherzogin Maria Anna, der Schwester seines Wiener Mentors und der Witwe des bayerischen Kurfürsten Maximilian I. über-nahm er 1656 die Leitung der Münchner Hofkapelle. Kaiser Leopold I. erhob Johann Caspar Kerll 1664 in den Adelsstand. 1674 wechselte er wegen „ständiger Intrigen“ nach Wien, um dort Dom- und Hoforganist zu werden. Nach der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 kehrte er wieder nach München zurück, wo er – nach einem weiteren Aufenthalt in Rom – am 13. Februar 1693 starb.Kerll komponierte zahlreiche Opern, von denen leider nur ein Jesuitendrama erhalten ist. Die Kir-chenmusik bereicherte er mit ca. 15 Messen, 2 Requien und mehreren sakralen Gesängen. Besondere Bedeutung erlangte Kerll aber als Komponist von Musik für Tasteninstrumente. Seine Toccaten, Can-zonen, Capricci, Passacaglien, Ricercari, Tanzsuiten und Chaconnes zählen zu den herausragendsten Werken ihrer Gattung.Die “Toccata IV” basiert auf kühnen, oftmals durch Überbindungen (Vorhalten) und harten Dissonan-zen charakterisierten harmonischen Wendungen. Das Stück repräsentiert den Stil einer italienischen „Elevations-Toccata“ in ruhigem Tempo und mit schwebend-mystischer Registrierung. Liturgisch kam diese Musik während des Hochhaltens der Hostie bei der Wandlung zum Einsatz.

Alessandro Poglietti, geboren in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, ist spätestens seit Januar 1661 als Or-ganist, zunächst bei den Jesuiten, ab Mitte des Jahres bis zu seinem Tod als Kammer- und Hoforganist am Kaiserlichen Hof unter Leopold I. nachzuweisen. Für die Vermutung, Poglietti stamme aus der Toska-na, gibt es keine Belege. Einige Indizien deuten, trotz seines italienischen Namens, auf einen Geburtsort

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in Mähren, so schrieb Johann Gottfried Walther 1736 in seinem „Musika-lischen Lexicon“: „Er soll ein Teutscher gewesen sein“. Am Hof, sowie im weiteren Umkreis (in Kremsier und Kremsmünster) scheint er einiges an Ansehen genossen zu haben, dies auch in besonderem Maße durch seine lautmalerischen Vertonungen. Auf der Flucht aus dem von den Türken belagerten Wien wurde er im Juli 1683 von feindlichen Händen erschla-gen und seine Familie wurde gefangen genommen. „Die Tartaren haben meinen Mann ermordet!“ So soll die Witwe Pogliettis Kaiser Leopold I. zugerufen haben, als dieser nach der Türkenbelagerung in seine vom pol-nischen König Johann III. Sobieski befreite Residenzstadt zurückkehrte. Im Oktober 1684 bewilligte ihr der Kaiser eine Witwenpension von „mo-natlich 18 Gulden bis zur Wiederverehelichung“.Poglietti komponierte überwiegend für Tasteninstrumente, daneben ha-ben sich einige Ensemble- und Chorwerke sowie die theoretische Schrift „Compendium“ erhalten. Besonders hervorzuheben sind Rossignolo, eine breit angelegte Suite samt Toccata, Ricercar, Variationen und Capriccios, sowie seine Sammlung von zwölf streng kontrapunkti-schen Ricercari. Herausragende Beispiele seiner lautmalerischen Kompositionen für Cembalo, bzw. Orgel sind die „Toccatina sopra la Rebellione di Ungheria“ (1671), die „Toccata fatta sopra Cassed di Filipsburgo“ (1676) und das „Capricietto sopra il cucu“, „Il Rossignolo“ (1677) und die „Canzon über das Henner- und Hannergeschrey“.

Unumstritten ist Johann Joseph Fux der international renommierteste stei-rische Komponist. Geboren um 1660 in Hirtenfeld bei Graz, studierte er um 1680 an der Universität Graz und von 1683 bis 1687 an der Uni-versität in Ingolstadt. 1696 erfolgte seine Ernennung zum Organisten am Wiener Schottenstift. Er behielt diesen Posten bis 1702. Dadurch wurde der kaiserliche Hof auf ihn aufmerksam und ernannte ihn zum „Hofcom-positeur“. Ab 1701 wurde er Kapellmeister am Stephansdom, 1712 Vize-hofkapellmeister des Kaiserhofes und schließlich 1715 Hofkapellmeister, eines der wichtigsten Ämter im europäischen Musikleben der damaligen Zeit. Zugleich wirkte er von 1713 bis 1718 als Hofkapellmeister der Kai-serinwitwe Wilhelmine Amalie. Daneben unterrichtete Fux auch Kompo-sition. Zu seinen Schülern zählten u. a. Georg Christoph Wagenseil und Gottlieb Muffat. Johann Joseph Fux starb am 13. Februar 1741 in Wien.Fux komponierte insgesamt 18 Opern, rund 50 Messen, drei Requien, 57

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Vespern und Psalmvertonungen sowie zehn Oratorien und 29 Partiten, bzw. Sonaten. Sein einflussreichstes Werk war die Kompositionslehre Gradus ad Parnas-sum (1725), ein Lehrbuch über die Grundlagen des Kontrapunkts. Das auf Latein verfasste Werk hat 1742 Lorenz Christoph Mizler, ein Schüler Bachs, ins Deutsche übersetzt. Es beeinflusste maßgeblich die Wiener Schule und diente bis ins 20. Jahrhundert hinein als Lehrbuch des Kontrapunkts.Bei den „Sieben Sonaten“ für Orgel oder Cembalo handelt es sich um Fux’ eigene Bearbeitungen von ursprünglich sakralen Instrumentalwerken, die zwischen 1720 und 1725 entstanden sind.

Johann Justus Will nahm als Carmeliter-Ordenspriester den Namen P. Justinus a Desponsatione Be-atae Virginis Mariae an. Er wurde am 19. Mai 1675 in Bamberg geboren. Als Prediger und Organist, aber auch in leitenden Funktionen war P. Justinus in verschiedenen Klöstern seines Ordens tätig. Seine Wirkungsstätten sind im Jahre 1700 Bamberg und Lienz/Osttirol, ab 1703 Wien (Festtagsprediger), von 1707 bis 1709 Voitsberg in der Steiermark (Subprior), anschließend Seelsorger bei der kaiserlichen Armee in Italien, 1711 Würzburg (Prediger), dann wieder Bamberg (1724 Subprior), Würzburg (Sub-prior), 1721 wieder Lienz, 1733 Dinkelsbühl, 1739 beim Ordenskapitel in Neustadt an der Saale und endlich ab 1742 wieder in Dinkelsbühl, wo er am 21. November 1747 starb. Will besaß umfassende Kenntnisse im Unterricht des Spiels auf Tasteninstrumenten, des Generalbas-ses, der Komposition und Improvisation. Außer mehreren Predigtsammlungen veröffentlichte er drei umfangreiche Bände mit eigener Musik für Tasteninstrumente.

In der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz/Niederösterreich wurde das erste Mal 1698 Johann Baptist Pey-er durch eine „Instruction gegeben Joanni Peyer organistae undt musices instructori deren Alumnorum bey dem Closter Heyl. Creuz“ erwähnt. In dieser Abtei wirkte 1693 bis 1698 Pater Johannes Baptista Peyer (1651 – 1726) als camerarius major (Wirtschaftsdirektor). So ist es möglich, dass der 20jährige Stiftsorganist sein Verwandter war und Erziehung und Ausbildung im Heiligenkreuzer Konvikt genos-sen hatte. Ende 1712 scheint Peyer die Organistenstelle in der Kapelle der Kaiserin Eleonora Magdale-na Theresia, der Witwe Leopolds I. erhalten zu haben. Auf Empfehlung von Johann Joseph Fux wurde er nach deren Tod am 19. Januar 1720 in die kaiserliche Hofkapelle übernommen. Nach Fux soll er „einer von den besten Kay. Organisten gewesen“ sein. Bis zu seinem Tod konnte Peyer trotz wieder-holter Eingaben keine Steigerung seines Gehalts erreichen. Als „supernumerarius“ blieb er auf 500 fl. Jährlicher Vergütung. Am 10. April 1733 abends „bey einer, in der Fürst Schönborn’schen Wohnung gehaltenen Music“ wurde Peyer im Alter von 55 Jahren vom Schlag getroffen. Bei jener „Music“ scheint er als Generalbassspieler beteiligt gewesen zu sein. Trotz aller Armut – in Heiligenkreuz hatte er am

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24. März 1727 ein Darlehen von 200 fl. aufgenommen – wurde die höchste Begräbnisklasse gewählt. „Fürstl. Geleith“ mit 6 fl. Taxe ist in der Sterbematrik von St. Stephan in Wien eingetragen.

Auf seinen Reisen zwischen Prag und Italien dürfte Bohuslav Matej Czernohorský wiederholt die Stei-ermark durchquert haben. Er wurde am 16. Februar 1684 im mittelböhmischen Nimburg an der Elbe geboren und studierte in Prag Theologie. 1703 trat er dem Franziskanerorden bei und wirkte ab 1715 als Regens Chori („Padre Boemo“) an der Kirche Sant´ Anna in Padua. Nach 1728 hielt er sich als Orgellehrer wieder in Prag auf und wurde 1739 Musikdirektor der St.-Jakobs-Kirche. Gestorben ist er jedoch in Graz auf der Durchreise am 1. Juli 1742. Von ihm sind Motetten, Litaneien, Vespern, ein Regina coeli sowie Präludien und Fugen für Orgel überliefert. Ein Großteil seiner Werke wurde bei einem Brand im Jahre 1754 vernichtet.

Johann Jacob de Neufville entstammt einer seit 1612 in Nürnberg ansässigen adeligen Hugenottenfami-lie. In seiner Heimatstadt Nürnberg – dort wurde er auch am 5. Oktober 1684 geboren – erhielt er in den Fächern Clavier, Cembalo, Orgel und später auch in Komposition Unterricht bei Johann Pachel-bel. Laut Johann Gottfried Walthers „Musicalischem Lexicon“ (1732) hatte de Neufville bereits mit 21 Jahren eine Organistenstelle in einer Vorstadt Nürnbergs inne. Zur musikalischen Weiterbildung weilte er ab 1707 in Italien (besonders in Venedig). Über Graz, wo er kurze Zeit bei Johann Joseph Fux und Georg Reutter Unterricht nahm, kehrte er 1709 in seine Heimat zurück. Bis zu seinem Tod am 4. August 1712 versah er das Organistenamt in der Nürnberger Vorstadt Wöhrd als Nachfolger von Wilhelm Hieronymus Pachelbel.Die „Ciacona h-Moll“ von Johann Jacob de Neufville bildet den Schluss der ansonsten noch fünf Arien mit jeweils fünf bis sieben Variationen umfassenden, 1708 publizierten Sammlung „Sex Melea seu Ariae cum Variationibus ad Organum Pneumaticum Musicum“.

Schwäbisches Blut floss in den Adern des am 29. Januar 1715 als Nachkomme eines Augsburger Kauf-mannsgeschlechts in Wien geborenen und vom Hof-Kapellmeister Johann Joseph Fux ausgebildeten Georg Christoph Anton Wagenseil. Der hochbegabte Komponist arbeitete von 1739 bis zu seinem Ableben am 1. März 1777 an „Lungensucht“ für den Kaiserhof. Er war zeitweilig auch als Organist und Cembalo-Spieler angestellt. Zu seinen Schülern zählte unter anderem Josef Anton Steffan und Johann Baptist Schenk. Auch Erzherzogin Maria Antonia (der späteren Marie Antoinette) brachte er das Kla-vierspiel bei; berühmt ist eine Episode, in der der junge Wolfgang Amadeus Mozart am Kaiserhof eines von Wagenseils Stücken vorspielt und diesen umzublättern bittet.Wagenseil ist zwar heute weitgehend vergessen, war aber ein bekannter Musiker seiner Tage – was zu Zeiten von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, die seine Werke kannten, viel zu bedeuten

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hat. Er komponierte Opern, Choräle, Symphonien, Konzerte, Klavier- und Kammermusik. Als Kom-ponist gehörte er zusammen mit Matthias Georg Monn und Karl Ditters von Dittersdorf zur Frühen Wiener Schule. In seinen über hundert Sinfonien zeigt er sich dem frühen Haydn verwandt und der Mannheimer Schule verhaftet. Mit seinen rhythmisch verschobenen, ineinanderklingenden Intervallen dürfte das kurze Stück über das „Glockengeläut zu Rom den Vatican“ wohl zu den eigenartigsten der zahllosen Glockenstücke zählen.

Der Sohn eines Lehrers und Kantors aus Böhmen Josef Anton Steffan, geboren am 14. März 1726 in Kopidlno, floh 1741 vor den Preußen nach Wien. Dort studierte er Violine, Cembalo und Komposition bei Georg Christoph Wagenseil. Von 1766 bis 1775 war er „Clavier-Meister für die Erzherzoginnen Maria Carolina und Antonia“ in Wien. Weiter wirkte er als Privatlehrer und Klaviervirtuose. Am 3. August 1775 wurde er „wegen geschwächten Augen Licht“ pensioniert. Steffan erblindete nach und nach vollständig, er schuf aber trotzdem zahlreiche Lieder und be-deutende Klavierwerke (darunter auch Konzerte), die ihn einigermaßen wohlhabend werden ließen. In seinem, zwei Jahre vor seinem Tod – er starb am 12. April 1797 – abgefassten Testament ernannte er die Schule von Kopidlno zum Universalerben und bestimmte, dass „von den Inter-essen des angelegten Kapitals die armen Kinder mit Papir, Lehrbücheln, Instrumenta zur Musik“ versorgt werden.Sein „Allegro in G“ schrieb Steffan im 5/8-Takt, eine absolute Rarität in der Barockmusik. Die kapriziösen Wechsel zwischen den betonten und unbetonten Taktzeiten, sowohl im horizontalen Verlauf, wie auch im vertikalen Zusammenklang, feiern dabei fröhliche Urständ.

P. Caspar Franz Stary lebte als Ordenspriester im Wiener Franziskanerkloster. Zahlreiche Kompo-sitionen des 1732 im steirischen Freidorf an der Laßnitz geborenen und 1777 in Wien verstorbenen Komponisten sind in den Orgelbüchern des Mathias Manser im Musikarchiv des Stiftes Seitenstetten zu finden. Mathias Manser war der erste Organist, der an der in den Jahren 1774 bis 1776 von dem Wiener Meister Franz Xaver Christoph geschaffenen Orgel der Wallfahrtskirche auf dem Sonntagberg gewirkt hat. Diese Orgel ist bis heute original erhalten und zählt zu den bedeutendsten Denkmalorgeln Österreichs.Starys „Praeludium et Fuga secundi toni“ kann in jeder Hinsicht zu den besten Stücken der süddeut-schen Orgelliteratur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gerechnet werden. Nach einer kurzen,

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düsteren und ausdrucksstarken Einleitung beginnt eine lebhafte, kontrapunktisch aber dicht gearbeitete Fuge, die durch ihre musikalische Spontaneität und Frische jeden Hörer anspricht und die ihresglei-chen sucht.

Heinrich Wimmer absolvierte seine kirchenmusikalischen Stu-dien zunächst an der Fachakademie für Kath. Kirchenmusik und Musikerziehung (Kirchenmusikhochschule) in Regens-burg, wo u. a. der damalige Passauer Domorganist Walther R. Schuster und Karl Norbert Schmid (Orgel), Hermann Schro-eder (Theorie) und Oskar Sigmund (Klavier und Theorie) zu seinen maßgeblichen Lehrern zählten. Weiterführende Studi-en im Hauptfach Orgel betrieb er anschließend bei Klemens Schnorr an der Staatl. Hochschule für Musik in München, die er 1989 mit der Künstl. Staatsprüfung (Konzertdiplom) und 1991 mit dem Meisterklassendiplom absolvierte. Seit 1985 ist er Organist an der Stadtpfarrkirche St. Jakob zu Burghausen und seit 2014 auch in Raitenhaslach und in Mari-enberg. Bei seinen zahlreichen Konzerten, die ihn nicht nur in viele deutsche Städte, sondern auch wiederholt in nahezu alle Länder Europas, sowie im Nahen und Fernen Osten führte, spielte er u. a. das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn-Barthol-dy und Max Reger. Ferner gilt sein besonderer Einsatz der süd-deutschen Barockmusik, der französischen Klassik, aber auch der deutschen und französischen Romantik, er spielte mehr als 150 Uraufführungen zeitgenössischer Orgelkompositionen.

LE CRUCHEUR 1417

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Weiz, Taborkirche (links oben)

St. Magdalena am Lemberg,Pfarrkirche (rechts oben)

Anger,Vierzehn-Nothelferkirche (links unten)