Caritas Aktuell / Sozialcourage 3/14

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Caritas Aktuell 3 14 CARITAS REGIONAL FÜR MENSCHEN IM KREISDEKANAT EUSKIRCHEN INHALT II III IV V VI VII VIII Vorwort • Demenzhelfer ausgebildet • Goldene Ehrennadel für W. Leymann Gedanken Vorsorgen für sich selbst und andere Dem Leben hinterher - Fluchtorte Jüdischer Verfolgter Neues Projekt für mehr Mobilität psychisch erkrankter Menschen Grillfest für Wohnungslose • Auszubildende vorgestellt Fortbildung in der Suchthilfe • Neues Fahrzeug gesegnet Rita Witt und Markus Ramers von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen sahen sich gemeinsam mit Volker Ohlms die neue Fahrradbude der Caritas-Kontaktstelle für psychisch erkrankte Menschen an. Ohlms wird die Werkstatt ehrenamtlich betreuen. Das Projekt wird von der Bürgerstiftung mit 5.000 Euro gefördert. (Bericht S. VI). Caritas für die Region Euskirchen

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Die Hauszeitung der Caritas Euskirchen als Beihefter in der Sozialcourage - dem maganzin für soziales Handeln der Caritas.

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Caritas Aktuell3 14

C A R I T A S R E G I O N A LF Ü R M E N S C H E N I M

K R E I S D E K A N A TE U S K I R C H E N

I N H A LT

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Vorwort • Demenzhelfer ausgebildet • Goldene Ehrennadel für W. Leymann

Gedanken

Vorsorgen für sich selbst und andere

Dem Leben hinterher - Fluchtorte Jüdischer Verfolgter

Neues Projekt für mehr Mobilität psychisch erkrankter Menschen

Grillfest für Wohnungslose • Auszubildende vorgestellt

Fortbildung in der Suchthilfe • Neues Fahrzeug gesegnet

Rita Witt und Markus Ramers von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen sahen sich gemeinsam mit Volker Ohlms die neue Fahrradbude der Caritas-Kontaktstelle für psychisch erkrankte Menschen an. Ohlms wird die Werkstatt ehrenamtlich betreuen. Das Projekt wird von der Bürgerstiftung mit 5.000 Euro gefördert. (Bericht S. VI).

Caritas für die Region Euskirchen

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Caritas für die Region Euskirchen

Das Gesicht der Caritas Euskirchen wird sich in den nächsten Jahren stark verändern - es wird sich verjüngen. Rund 11 % unserer Mitarbeitenden sind aktuell zwischen 60 und 65, zirka 37 % zwischen 50 und 59 Jahren alt. In der Konsequenz bedeutet dies, dass den Verband in den nächsten Jahren eine Reihe erfahrener und verdienter Kol-legen verlassen wird - und mit ihnen, wenn hier nicht früh genug gegenge-steuert wird, auch ein erhebliches Po-tential an Expertenwissen. Zusätzlich stellt sich die Refi nanzierung unserer Dienste und Hilfen als immer schwie-riger und unsicherer dar - die gerade vollzogene, schmerzhafte Trennung vom Arbeitsfeld der Off enen Ganztags-betreuung sei hier als Beispiel aufge-führt. Deshalb hat der Vorstand der Ca-ritas Euskirchen, in enger Abstimmung mit dem Diözesan-Caritasverband Köln, ein Zukunftssicherungskonzept angestoßen. Gemeinsam mit der, im Nonprofitbereich sehr erfahrenen, Beratungsgesellschaft Rosenbaum & Nagy wurden Leitlinien entwickelt, die in Form eines Fünfjahresplans den Verband fi t machen werden für die Anforderungen der Zukunft. Unter Einbindung der Mitarbeitenden, von der Führungsebene bis hin zur Mitar-beitervertretung, konnte ein Ergebnis erzielt werden, dass einerseits die not-wendigen Impulse und Veränderungen in unsere Organisation trägt, anderer-seits aber auch die Belange unserer Mit-arbeitenden umfänglich berücksichtigt und unser christlich-caritatives Profi l erhält. Damit die Caritas Euskirchen auch in den nächsten 50 Jahren als ver-lässlicher Partner an der Seite der sozial benachteiligten Menschen in unserem Kreisdekanat stehen kann.

Vorwort

Franz Josef FunkenGeschäftsführender Vorstand

hilfe, Silvia Krüger und Monika Stoff ers, ihre Zertifi kate und können nun künftig als ehrenamtliche Demenzhelfer tätig werden. Der Kursus umfasste insge-samt 33 Unterrichtsstunden und orien-tierte sich an den Rahmenbedingungen der Landesinitiative „Demenz-Service NRW“. MONIKA STOFFERS

Mit einer kleinen Feierstunde in der Be-gegnungsstätte „Café Insel“ des Caritas-Servicezentrums Demenz und Hospiz fand in diesem Jahr bereits der zweite Qualifi zierungskurs „Gemeinsam Brü-cken bauen“ seinen Abschluss. Die Teil-nehmer und Teilnehmerinnen erhielten von den Mitarbeiterinnen der Demenz-

Caritas, um die sie sich auch weiterhin kümmern wird. „Unsere Caritas wäre ohne Sie wesentlich ärmer,“ erklärte Funken, der besonders ihr Engagement im Caritasrat hervor hob, wo sie mit ih-rer Art bisweilen für die notwendige „Erdung“ des Gremiums sorgen wür-de. Deshalb sei es ihm und seinem Vor-standskollegen Horst Lennartz auch eine besondere Freude, sie mit der Gol-denen Ehrennadel des Deutschen Cari-tasverbandes auszuzeichnen. HJS

Der Euskirchener Pfarrer Max Off er-mann und die beiden Caritasvorstände Horst Lennartz und Franz Josef Funken ehrten kürzlich Waltraud Leymann für ihr vielfältiges und langjähriges Engage-ment mit dem Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes.Neben ihrer Tätigkeit als Leiterin des Euskirchener Seniorenclubs, die sie jetzt anlässlich ihres 75sten Geburtstags aufgibt, hat Leymann noch viele andere Aufgaben in der Gemeinde und bei der

Freuten sich über den erfolgreichen Abschluss ihrer Qualifi zierung zum Demenzhelfer- die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses „Gemeinsam Brücken bauen“.

Qualifi zierungskurs abgeschlossenE H R E N A M T

Langjähriges Engagement gewürdigtE H R E N A M T

Pfarrer Max Off ermann und Franz Josef Funken, Hermann-Josef Schneider sowie Horst Lennartz (alle Caritas) überreichten Waltraud Leymann (2.v.l.) die Ehrennadel.

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Caritas für die Region Euskirchen

Komm zu mir, ich will dich erquicken

Gedanken

Liebe Leserinnen und Leser!Es ist schon teilweise abenteuerlich, was die Leute sich das kosten lassen, körperlich fi t zu sein - nicht nur Kosten an Geld, sondern auch Kosten an Zeit. Fitnessstudios sind in, wo man mit Hanteln, Gewichten und Krafttrai-ning seinen Körper auf Vordermann bringen kann. Aber es gibt nicht nur Fitnessstudios zur körperlichen Ertüchtigung, sondern das gibt es auch für die Seele. Wenn einer mit den Lasten seines Lebens nicht mehr fertig wird, wenn die Sorgen so über ihm zusam-menschlagen, dann werden einem heute alle möglichen Kurse angeboten, angefangen mit autogenem Training usw. Was tut man nicht alles, um körperlich und seelisch fi t zu sein!Jesus sagt ganz schlicht und einfach im Evangelium: Wenn du mit den Lasten dei-nes Lebens nicht mehr fertig wirst, wenn du mühselig und beladen bist, dann komm zu mir; ich will dich erquicken. Das Wort „erqui-cken“ ist eigentlich nur ein altertümliches Wort für unser deutsches Wort „fi t machen“. Jesus bietet uns ein Fitnesstraining an, umsonst. „Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“ (Mt 11,28) Wenn ihr mit den Lasten des Lebens nicht mehr fertig wer-det, kommt zu mir.

Die Einladung Jesu gilt auch heute. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Dieses Erquicken - damit wir das nicht falsch verstehen, kann bedeuten, dass Jesus einem die Last viel-leicht wegnimmt. Aber es kann auch etwas anderes bedeuten, nämlich dass Jesus mir die Last nicht wegnimmt, sondern dass er mir so viel Kraft gibt, dass ich unter der Last nicht mehr zusammenbreche. Wo fi nden wir aber Jesus, wenn wir zu ihm kommen wollen? Damals war das ja relativ einfach; da wusste man: Er ist z.B. in Kap-harnaum oder wo auch immer. Aber wo geht man denn heute hin? Wir haben es heute nicht schwerer, zu Jesus zu gehen, sondern wir haben es leichter. Je-sus ist dort, wo Du jetzt gerade bist; das ist das Geschenk des Auferstandenen. „Ich bin bei euch alle Tage“, sagt er vor seiner Himmel-fahrt. Er ist bei Dir in der Kirche. Er ist bei Dir, wenn Du am Kochtopf stehst. Er ist bei Dir, wenn Du fernsiehst, wenn am Montag die Arbeitswoche wieder beginnt, in Deinem Urlaub. Dort wo du bist, jeder einzelne, dort ist er auch. Und ich darf ganz schlicht hingehen und ihm meine Last sagen, mit denen ich nicht fertig werde. Vielleicht ist es gut, diese Last auch einmal laut zu auszusprechen vor ihm. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Psychologen sagen manchmal: Was nicht ausgesprochen wird, wird nicht geheilt. Es lohnt sich, die Dinge wirklich einmal auszusprechen und in dieser Weise zu ihm zu kommen. Und das, was er verspricht, ist: „Ich will dich fi t machen; ich will dich erquicken.“ In einem Psalmwort heißt es: „Du ließest erstarken die Kraft meiner Seele.“ Es ist eine Einladung Jesu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Eine Einladung kann ich annehmen oder ausschlagen. Aber seine Einladung gilt und das sogar umsonst.

Dass wir dieser Zusage Jesu trauen dürfen, sehen wir an einigen Beispielen aus dem Neuen Testament, da wird zum Beispiel von einer Frau berichtet, die seit zwölf Jahren an Blutungen litt. Das bedeutet ausgeschlossen sein aus der Gesellschaft. Da galt man als kul-tisch unrein. Man durfte am Gottesdienst der Gemeinde nicht mehr teilnehmen, man durfte sich nicht unter die Leute wagen. Wenn der Mann mit einer solchen Frau ver-kehrte, dann wurde auch er unrein. Und das hatte die Frau ganze zwölf Jahre lang! Und es steht da Evangelium noch dabei: „Diese Frau hatte ihr ganzes Vermögen an die Ärz-te drangegeben; keiner hatte ihr helfen kön-nen, es war nur noch schlimmer geworden.“ Was geben die Leute nicht alles aus. Und dann kommt diese Frau zu Jesus und sagt sich: „Wenn ich auch nur den Zipfel seines Gewandes berühre, werde ich gesund.“ Ich höre schon, wie die Theologen sagen: Das ist doch der reinste Aberglaube! Wie kann denn der Zipfel eines Gewandes jemanden heilen? Aber diese Frau tut das einfach. Sie drängt sich durch die Menge zu Jesus und berührt den Zipfel seines Gewandes. Und sie wird ge-sund. Jesus dreht sich um und schaut die zit-ternde Frau an. Sie durfte ja eigentlich ja gar nicht in die Menge gehen. Jesus schaut sie an und sagt ihr: „Dein Glaube hat dich geheilt.“ Was hat die Frau eigentlich getan? Sie ist einfach nur - mit ihrer Krankheit, mit ihrem Leiden - zu Jesus gekommen. Und so können wir das ganze Neue Testament durchgehen. Dort fi nden wir viele Beispiele von Men-schen, die einfach nur Ernst gemacht haben mit der Einladung Jesu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Sie sind zu Jesus gekom-men, und ihnen ist geholfen worden. Die Frage an uns: Was ist die Last Deines Le-bens? Und wohin gehst Du mit dieser Last, wenn sie Dich erdrückt, wenn Du nicht mehr damit fertig wirst?

Kreisdechant Guido Zimmermann,Vorsitzender des Caritasrates

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Caritas für die Region Euskirchen

Vorsorgen für sich selbst und andere

Caritasstiftung im Erzbistum Köln und Caritas Euskirchen bieten Informationsreihe

Viele Menschen denken darüber nach, ob sie alles für ihr eigenes Leben und das ihrer Nachkommen geregelt haben. Jeder kann plötzlich und unabhängig vom Alter in eine Situation kommen, in der andere für einen entscheiden müssen. Früher oder später wird jeder mit dem Thema Sterben konfrontiert. Besonders im Alter gewinnen Themen der Vorsorge und der Testamentsgestaltung an Bedeutung.

Deshalb führt die Caritas Euskirchen ge-meinsam mit der Caritasstiftung im Erz-bistum Köln in diesem Jahr eine Reihe von Informationsveranstaltungen in Eus- kirchen durch. „Wichtig ist es, sich früh-zeitig mit diesen Themen zu beschäfti-gen. Denn nur so können Wünsche und Vorstellungen für das eigene Leben und den Nachlass umgesetzt werden,“ betont Monika Witte von der Caritasstiftung,

die gemeinsam mit Carsten Düppengie-ßer und Hermann-Josef Schneider von der Caritas Euskirchen die Veranstal-tungsreihe organisiert. Dies sei Voraus-setzung dafür, bis ans Lebensende hand-lungsfähig zu bleiben.

Fachreferenten informieren kostenfrei und unverbindlich darüber, wie man seine Wünsche im Testament darstellen kann und was sich hinter den Begriffen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Bestattungs-vorsorge verbirgt.

Den Auftakt machte am 28. April Werner Biedermann, Amtsgerichtsdirektor i.R., mit einem Vortrag zum Thema „Das rich-tige Testament“ und Thomas Hoyer, Vor-standsvorsitzender der Caritasstiftung, mit dem Vortrag „Mit Stiftungen Zukunft

gestalten“. Am 17. Juni konnte Wilfried Schmitz vom Betreuungsverein der Cari-tas Euskirchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Themen „Vorsorge-vollmacht und Betreuungsverfügung“ und „Patientenverfügung“ informieren. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht und die Rückmeldungen der Gäs-te durchweg sehr posoitiv. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bilden am 21. Oktober drei Vorträge von Andreas Kurth, Inhaber eines Bestattungshauses in Euskirchen. Er wird über „Veränderte Bestattungskultur / richtige Grabaus-wahl“, „Bestattungsvorsorge“ und „Art und Kosten von Trauerfeier und Bestat-tung“ sprechen. Anmeldungen hierzu sind bei Hermann-Josef Schneider unter der Rufnummer 02251/7000-25 oder per E-Mail unter [email protected] mög-lich. CARSTEN DÜPPENGIESSER

Auf großes Interesse stieß die zweite gemeinsame Vorsorgeveranstaltung der Caritasstiftung und des Caritasverbandes zu den Themen Vorsorgevollmacht, Betreuungsvollmacht und Patientenverfügung. Referent Wilfried Schmitz vom Betreuungsverein der Caritas Euskir-chen konnte über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfassend informieren.

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Caritas für die Region Euskirchen

Dem Naziterror im Versteck entgangen

Ausstellung im Kreishaus zeigte Fluchtorte jüdischer Verfolgter

„Die wir vermutlich nie in solch exis-tenziellen Nöten gewesen sind, in denen es ums schiere Überleben ging, können uns nur schwer vorstellen, wie man so eine Hölle wie den Holocaust überle-ben kann“, erklärte Landrat Günter Rosenke anlässlich der Ausstellungs-eröffnung „Dem Leben hin-terher – Fluchtorte jüdischer Verfolgter“. Er begrüßte als Schirmherr im Kreishaus rund 150 Gäste, darunter rund 80 Schüler der Marien-schule Euskirchen und des St. Michael Gymnasiums Bad Münstereifel.

Die Ausstellung, welche der Diözesa n- Ca rita sverba nd Köln und die Caritas Euskir-chen in Kooperation mit dem Kreis und der Stadt Euskirchen organisiert hatten, zeigte Orte in Berlin und Umgebung, in denen sich Menschen jüdischen Glau-bens vor den Nazischergen versteckten.

„Zwischen 1941 und Kriegs-ende waren es schätzungswei-se zehn- bis fünfzehntausend Personen, die sich mitten in Deutschland vor dem Zugriff verbargen und etwa fünftau-send von ihnen gelang auf

diese Weise das Überleben in der Heimat“, so der stel lver tretende Diözesan-Caritas-direktor Dr. Helmut Loggen, der die Eröffnungsrede hielt.

Ergänzt wurde die Ausstel-lung durch zwei Exponate mit lokalem Bezug. Sie zeigten die Wohnorte von Dechant Jo-seph Emonds aus Kirchheim

und des Malers Otto Pankok, der wäh-rend des Krieges im Eifeldorf Pesch leb-te. Sie wurden während der Eröffnung von der Leiterin des Euskirchener Stadt-archivs und Vorsitzenden des Kreisge-

schichtsvereins, Dr. Gabriele Rünger vorgestellt. Der Maler Pankok versteckte seinen Künstlerkollegen Mathias Barz und seine jüdische Ehefrau Hilde Stein bei sich, bis Wehrmachtssoldaten in seinem Haus einzogen. „Mit den Wor-ten -jetzt kann nur noch Emonds hel-fen- vermittelte Pankok die beiden zum Dechanten nach Kirchheim“, so Rünger. Emonds versteckte jüdische Flüchtlinge auf seinem Dachboden, obwohl zur sel-ben Zeit Nazis im Erdgeschoss des Pfarr-hauses einquartiert waren.

Die 92-jährige Zeitzeugin Faye Cuki-er berichtete sehr eindrucksvoll über die Erfahrungen und Erlebnisse ihrer Flucht vor den Nazis. Sie floh 1938 mit ihrer Familie aus ihrer Geburtsstadt

Köln. Zunächst nach Antwer-pen und von dort über Dün-kirchen weiter nach Brüssel, wo sie in verschiedenen Ver-stecken den Krieg überlebte. „Man wird ein sehr, sehr vor-sichtiger Mensch,“ beschrieb sie das Gefühl, in ständiger Angst vor Entdeckung und Ermordung zu leben. Über ihre Flucht drehten die Fil-memacher Steffen Wimmers

und Marcel Schleibaum einen Doku-mentarfilm, aus welchem Ausschnitte im Kreishaus gezeigt wurden. Für dessen Fertigstellung sucht die Produktionsfir-ma noch Sponsoren (www.sektor53.de).

„Dem Leben hinterher – Fluchtorte jü-discher Verfolgter“, eine Ausstellung des Berliner Museums Blindenwerk-statt Otto Weidt und des Fördervereins Blindes Vertrauen e.V., war für rund drei Wovchen in Euskirchen zu sehen. CARSTEN DÜPPENGIESSER

Sie stellten gemeinsam im Kreishaus der Öffentlichkeit die Ausstellung „Dem Leben hinter-her - Fluchtorte jüdischer Verfolgter“ vor (v.l.): Landrat und Schirmherr Günter Rosenke, die Zeitzeugin Faye Cukier und der stellvertretende Diözesan-Caritasdirektor Dr. Helmut Loggen. Über das Leben von Faye Cukier wurde ein Buch geschrieben und die Geschichte ihrer Flucht lieferte auch Stoff für einen Dokumentarfilm.

Dechant Joseph Emonds

Der Maler Otto Pankok

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Caritas für die Region Euskirchen

E-Bikes und Fahrradbude

Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen unterstützt neues Projekt der Caritas Euskirchen für psychisch erkrankte Menschen mit 5.000 Euro - Fahrradbude eingerichtet.

Ein Schwerpunkt in der Kontaktstelle des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) der Caritas Euskirchen, Café WorkShop, ist die Gesundheitsförderung der Besucher. „Vielen Besuchern fehlt aufgrund ihrer Er-krankung die Motivation, sich regelmäßig zu bewegen oder sportlich zu betätigen“, so der Geschäftsführende Vorstand Franz Josef Funken. Gründe dafür seien zum ei-nen oft der körperliche Zustand, aber auch Ängste, sich in „normalen“ Sportvereinen zu betätigen.Für diese Menschen bietet die Kontakt-stelle verschiedene Bewegungsmöglich-keiten an. Das beginnt mit einfachen Angeboten wie regelmäßiges Spazierenge-hen und reicht bis zur anspruchsvolleren Fahrradgruppe.Gerade das Fahrradangebot werde sehr gut angenommen, betont Paul Blum, Fach-bereichsleiter Eingliederungs- und Be-

Rita Witt und Markus Ramers (v.l.) von der Bürgerstiftung der Kreissparkasse Euskirchen konnten sich vor Ort über die Verwendung ihrer Spendengelder informieren. Gemeinsam mit Sebastian Seifert von der Caritas und Volker Ohlms, der sich ehrenamtlich um die „Fahrrad-bude“ kümmern wird, schwangen sie sich probehalber auf die neuen Räder.

hindertenhilfe. Man unternehme sogar mehrtägige Fahrradtouren mit den Klien-ten. Aktuell war eine Gruppe mit dem Rad von Germersheim über das Breisgau bis nach Basel unterwegs. Neben dem bewe-gungstherapeutischen Aspekt sei hier das gemeinsame Erleben in der Gruppe und das Kennenlernen der Heimat und ihrer kulturellen Eigenheiten für die psychisch Kranken ein wichtiger Aspekt. „Auf unse-ren Touren wollen oft viele Menschen mit-fahren, aber nicht jeder hat ein Rad. An-dere wiederum haben zwar ein Rad, aber es ist schon seit längerem nicht mehr in einem funktionstüchtigen und verkehrssi-cheren Zustand,“ so Blum. Um hier Abhilfe zu schaffen, unterstützt die Bürgerstif-tung der Kreissparkasse Euskirchen das neue „Fahrradbuden“-Projekt mit 5.000 Euro. Mit der Spende wurden zwei E-Bikes und zwei hochwertige Fahrräder ange-

schafft. Darüber hinaus konnte mit dem Geld eine kleine Fahrradreparatur-Werk-statt eingerichtet werden. „Wir mussten nicht lange überlegen, ob wir uns an diesem Projekt beteiligen wol-len“, so Rita Witt, Vorstandsvorsitzende der KSK-Bürgerstiftung. „Vor allem die Tatsache, dass wir mit unserer Unterstüt-zung Hilfe zur Selbsthilfe leisten, hat uns schnell überzeugt.“ Der Kuratoriums-vorsitzende der Bürgerstiftung, Markus Ramers, pflichtete ihr bei: „Besonders gefallen hat uns, dass in der Fahrradbude psychisch Erkrankte ihre Fahrräder un-ter Anleitung selbst warten und in Stand halten können.“ Für viele Menschen sei Fahrradfahren etwas Banales, für psy-chisch Erkrankte jedoch sei es ein Selb-ständigkeitsmerkmal und stärke enorm das Selbstwertgefühl. Die ehrenamtliche Betreuung in der Fahr-radbude übernimmt Volker Ohlms, der selbst Besucher der Kontaktstelle ist und sich mit Fahrrädern bestens auskennt. Funken bedankte sich für die große Un-terstützung, die man seit Jahren von Sei-ten der KSK-Bürgerstiftung genieße, und meinte abschließend: „Die Kreissparkasse ist eine echte Good Bank.“SEBASTIAN SEIFERT/EPA

Bei sonnigem Wetter auf dem Weg nach Ba-sel - die Fahrradgruppe des SPZ

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Caritas für die Region Euskirchen

Zurzeit sind bei der Caritas Euskirchen vier Auszubildende beschäftigt. Das Redaktionsteam der Soco-Euskirchen begleitet sie auf ihrem Weg durch den Verband und ihre Ausbildung. Für diese Ausgabe interviewten wir Lena Ganser ( links). Sie ist im ersten Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Bürokommunikation. Soco-Euskirchen Redakteurin Tanja Engel (rechts) sprach mit ihr über ihre bisherigen Erfahrungen.

Engel: Frau Ganser, wie gefällt es Ihnen beim Caritasverband Euskirchen?Ganser: Mir gefällt es sehr gut! Die Kol-legen sind nett und ich fühle mich wirk-lich wohl!Engel: Welche Fachbereiche haben Sie bereits kennengelernt und welche Ein-blicke haben Sie dort gewonnen?Ganser: Ich bin derzeit im Fachbereich Verwaltung und Wirtschaft. Angefangen habe ich dort in der Zentrale und habe einen Überblick bekommen sowie viele Kollegen kennengelernt. Jetzt bin ich in der Buchhaltung, wo es mir ausgespro-chen gut gefällt; mir macht das Arbeiten

mit Zahlen viel Freude. Weiterhin war ich bereits in der Zentrale in der Sucht- und Wohnungslosenhilfe eingesetzt.Engel: Welchen Fachbereich würden Sie gerne kennenlernen?Ganser: Ich würde gerne in der Buchhal-tung bleiben, weil mir die Arbeit dort sehr gefällt, stelle mir aber auch die Per-sonalabteilung sehr interessant vor.Engel: Wie gefällt Ihnen die Berufsschule?Ganser: Anfangs war es schwierig, weil die überwiegende Zahl der Mitschüler viele Vorkenntnisse hat, mittlerweile geht es aber; ich muss aber viel lernen. Das Verhältnis der Mitschüler unterei-

nander ist sehr gut. Wir haben eine schö-ne Klasse.Engel: Wie ist der Kontakt zwischen den Auszubildenden im Caritasverband unter-einander?Ganser: Ich habe mehr Kontakt zu der weiteren Auszubildenden im Fachbe-reich Verwaltung und Wirtschaft. Die beiden anderen Auszubildenden machen eine auf den Pflegebereich spezifizierte Ausbildung und sind durch ihren Einsatz in den Pflegestationen auch räumlich weit weg.Engel: Frau Ganser, vielen Dank für das Gespräch!

Ich arbeite gern mit ZahlenV O R G E S T E L LT

Facebookgruppe organisierte Grillfest für WohnungsloseW O H N U N G S L O S E N H I L F E

Erst seit einem knappen Jahr gibt es die Fa-cebookgruppe „Wir aus Euskirchen“. Von den 1540 Mitgliedern sind 200 regelmäßig aktiv. Rund 25 von ihnen treffen sich einmal wöchentlich zum Stammtisch. „Wir haben in der Kneipe ein Sparschwein. Jeder, der kommt, tut da was rein - mindestens einen Euro pro Treffen, viele auch mehr, “ weiß Gruppenadmin Petra Schmitz. So kamen seit der Gründung rund 600 Euro zusam-

men. „Mit dem Geld wollten wir etwas Gutes tun“, so Gruppeninitiator Wolfram Welsch. Also wurde vom Stammtisch und den Ad-mins der Gruppe (Wolfram Welsch, Moni-ka Rohleder, Jürgen Cremer, Heide Schanz und Petra Schmitz) ein Sommerfest für Obdachlose im Hof der Caritas-Wohnungs-losenhilfe organisiert. Salate, Grillgut und Getränke wurden über den Chat der Gruppe organisiert - jeder konnte etwas beisteuern.

„Das Fest war ein toller Erfolg. Es lief sehr harmonisch ab. Es ist fast ALLES gegessen worden, die Leute waren glücklich und nur das zählt, “ so Welsch im Nachgang auf Fa-cebook. Da niemand seine Auslagen zurück-erstattet haben wollte, konnte er außerdem den vollen Betrag als Spende zugunsten der Notschlafstelle überreichen, wofür ihm der zuständige Fachbereichsleiter Bernhard Becker dankte. CARSTEN DÜPPENGIEßER

Die Facebookgruppe „Wir aus Euskirchen“ organisierte im Hof der Caritas-Wohnungslosenhilfe ein Grillfest für Obdachlose. Neben Würstchen, Salaten und Kuchen konnte Gruppeninitiator Wolfram Welsch der Caritas auch einen Umschlag mit rund 600 Euro für die Arbeit der Woh-nungslosenhilfe überreichen. Das Geld war bei den wöchentlichen Stammtischen der Facebookgruppe zusammen gekommen.

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Caritas für die Region Euskirchen

Die Ambulanten Flexiblen Erziehungshilfen der Caritas Euskirchen konnten sich jetzt, dank der großzügigen Unterstützung von zwei Unternehmen, drei Privatleuten und dem Rotary Club Euskirchen, über einen neuen siebensitzigen Dacia Lodgy freuen, der kürzlich von Cari-tasvorstand und Diakon Horst Lennartz im Hof der Geschäftsstelle gesegnet wurde.

IMPRESSUMHerausgeber: Caritasverband für das Kreisdekanat Euskirchen e.V.Redaktion: Carsten Düppengießer (CD) (verantwortlich)

Redaktionsteam: Maria Surges (MSU), Sebastian Seifert (SES), Hermann-Josef Schneider (HJS), Monika Stoffers (MS), Tanja Engel (TE)

Stabsstelle ÖffentlichkeitsarbeitCaritas-Geschäftsstelle, Wilhelmstraße 52,53879 Euskirchen, Tel. 02251/[email protected] - www.caritas-eu.deFotos: Caritas EuskirchenLayout: Carsten Düppengießer

Neues Fahrzeug gesegnetA M B U L A N T E F L E X I B L E E R Z I E H U N G S H I L F E N

Im Kreis Euskirchen arbeiten viele Sucht-Selbsthilfegruppen sehr eng zu-sammen. Die Kreuzbundgruppen, die Ehemaligengruppe der Caritas und die Spielerselbsthilfegruppe treffen sich re-gelmäßig in der Suchtberatungs- und Be-handlungsstelle des Caritasverbandes Euskirchen zur Supervision und zum Erfahrungsaustausch. Einmal jährlich findet zudem eine Fort-bildungsveranstaltung für die Grup-penleiter und Gruppenleiterinnen statt, die von den Mitarbeitenden der Caritas-Suchtberatung durchgeführt wird.In diesem Jahr lautete das Thema der Fortbildung: „Achtsamkeit für mich als Gruppenleiter – Grenzen in meiner Hel-

ferrolle“. Bei dieser ganztägigen Fort-bildungsveranstaltung setzten sich die Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen mit den Möglichkeiten und Grenzen des Helfens, aber auch mit der Achtsamkeit sich selbst gegenüber auseinander. Gerade bei sehr engagierten Helfern besteht die große Gefahr, sich selber zu vergessen und die persönlichen Bedürf-nisse und Wünsche zu vernachlässigen. In entspannter Atmosphäre wurden durch viele Gespräche und angeleitete Übungen diese Aspekte vertieft und die Notwendigkeit der permanenten Selbst-fürsorge in den Mittelpunkt gerückt.Das Team der Suchtberatungs- und Be-handlungsstelle möchte an dieser Stelle

allen Sucht-Selbsthilfegruppenleitern für Ihre engagierte ehrenamtliche Ar-beit danken. Nur der guten Zusammen-arbeit der Suchtselbsthilfe und der be-ruflichen Suchthilfe ist es zu verdanken, dass im Kreis Euskirchen die Angebote für Suchtkranke Menschen so vielfältig und differenziert sind. MARIA SURGES

Kontakt und InfosSuchthilfe der Caritas EuskirchenMaria Surges-BrilonTel. 02251/[email protected]

Sucht-Selbsthilfegruppen bildeten sich fortS U C H T H I L F E

Bildeten sich gemeinsam fort - die Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen verschiedener Sucht-Selbsthilfegruppen