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Heft 4/2006 Carl Schurz als demokratisches Vorbild »The Second Baden Revolution« General Johannes Steinhoff Die Invasion 1944 C 21234 ISSN 0940-4163 Militärgeschichte im Bild: Carl Schurz (1829–1906), Namenspatron der Bundeswehrkaserne in Hardheim Gemälde von Franz Vogel

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Carl Schurz als demokratisches Vorbild

»The Second Baden Revolution«

General Johannes Steinhoff

Die Invasion 1944

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Militärgeschichte im Bild: Carl Schurz (1829–1906), Namenspatron der Bundeswehrkaserne in Hardheim

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gemessen an ihren Zielen gilt die Revolution von 1848/49 gemeinhin als ge-scheitert, konnten in Deutschland doch weder die Forderung nach nationaler Einheit noch nach politischer Freiheit verwirklicht werden. Allerdings gab es Entwicklungen innerhalb der Revolutionsphase, die auch zukünftig von Be-deutung sein sollten und die zugleich das gängige Bild von der gescheiterten Revolution relativieren. Ein solcher Prozess war die politische Mobilisierung

der Gesellschaft durch die Märzbewe-gung und die damit verbundene weit-reichende Politisierung der Bevölkerung. Diese umfasste alle gesellschaftlichen Schichten und wurde bereits von zeit-genössischen Historikern wie Wilhelm Zimmermann als sichtbares Zeichen ei-nes Emanzipationsprozesses gewertet. Die Menschen wurden sich ihrer recht-lichen, politischen, sozialen oder geisti-gen Abhängigkeit bewusst und strebten nach Selbstbestimmung und Mündig-keit. Sie versuchten, sich von den gesell-schaftlichen Zwängen zu befreien, die ihre Unmündigkeit und Abhängigkeit

bedingten. Dabei intensivierten sie ihr politisches Verhalten. Die Bevölkerung diskutierte öffentlich auf den Straßen und Plätzen, in den Gasthäusern und Le-sehallen. Vereine wurden gebildet und Versammlungen abgehalten. Politische Forderungen wurden formuliert und mit Nachdruck vertreten. Dieser Wille zur politischen Partizipation und die damit verbundenen Ideen und Ideale von Freiheit und Menschenrechten, von Demokratie und Pluralismus ließen sich nicht unter den Bajonetten der Reaktion ersticken. Jedoch mussten viele Protagonisten der Revolution Deutschland verlassen. In den USA fanden sie eine neue Heimat, die es ihnen ermöglichte, ihre revolutionären Ideale in poli-tischen Taten zu verwirklichen. Unter den über 180 000 deutschen Einwande-rern, die im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 auf der Seite der Nordstaaten kämpften, waren viele Veteranen von 1848/49.

Diese sogenannten »Forty-Eighter« bilden den thematischen Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift Militärgeschichte. Wolfgang Hoch-bruck und Jürgen Dick werden versuchen, Ihnen diese Wirkungsgeschichte der Revolution von 1848/49 und damit ein »externes« Kapitel deutscher De-mokratiegeschichte näher zu bringen.

Sollten wir dadurch Ihr Interesse an der Revolution von 1848/49 im Allge-meinen sowie an der Rolle der Achtundvierziger im Amerikanischen Bürger-krieg im Besonderen geweckt haben, so bietet Ihnen der Beitrag von Johannes Stahlberg »1848 im Internet« in der Rubrik Medien online/digital eine Auswahl an Informationsquellen aus dem World Wide Web.

Vor 40 Jahren wurde General Johannes Steinhoff zum Inspekteur der Luft-waffe ernannt. Heiner Möllers beschreibt und analysiert das Wirken dieses Mannes vor dem Hintergrund der Starfighter-Krise.

Der letzte Beitrag in diesem Heft beschäftigt sich mit der Landung der Alli-ierten in der Normandie. Thorsten Loch widmet sich der Frage, ob die Invasion die Wende im Zweiten Weltkrieg brachte.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine angenehme Lektüre der aktuellen Ausgabe und ein gesegnetes und friedvolles 2007!

Ihr Matthias Nicklaus M.A.Hauptmann

ImpressumMilitärgeschichteZeitschrift für historische Bildung

Herausgegebenvom Militärgeschichtlichen Forschungsamtdurch Oberst Dr. Hans Ehlert undOberst i.G. Dr. Hans-Hubertus Mack (V.i.S.d.P.)

Produktionsredakteurder aktuellen Ausgabe:Hauptmann Matthias Nicklaus M.A. (mn)

Redaktion:Oberleutnant Julian-André Finke M.A. (jf)Oberleutnant Matthias Nicklaus M.A. (mn)Oberstleutnant Dr. Harald Potempa (hp)Mag. phil. Michael Thomae (mt)Bildredaktion:Dipl.-Phil. Marina SandigRedaktionsassistenz:Stefan Stahlberg, Cand. Phil. (StS)Lektorat:Dr. Aleksandar-S. VuleticLayout/Grafik:Maurice Woynoski / Medienwerkstatt D. Lang

Anschrift der Redaktion:Redaktion »Militärgeschichte«Militärgeschichtliches ForschungsamtPostfach 60 11 22, 14411 PotsdamE-Mail: MGFARedaktionMilGeschichte@

bundeswehr.orgTelefax: (03 31) 97 14 -507Homepage: www.mgfa.de

Manuskripte für die Militärgeschichte werden an diese Anschrift erbeten. Für unverlangt ein-gesandte Manuskripte wird nicht gehaftet. Durch Annahme eines Manuskriptes erwirkt der Herausgeber auch das Recht zur Veröffent-lichung, Übersetzung usw. Honorarabrechnung erfolgt jeweils nach Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen eingereichter Beiträge vor. Nachdrucke, auch auszugsweise, fotomechanische Wiedergabe und Übersetzung sind nur nach vorheriger schriftlicher Zustim-mung durch die Redaktion und mit Quellenan-gaben erlaubt. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfäl-tigungen auf CD-ROM. Die Redaktion hat kei-nerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhal-te derjenigen Seiten, auf die in dieser Zeitschrift durch Angabe eines Link verwiesen wird. Des-halb übernimmt die Redaktion keine Verant-wortung für die Inhalte aller durch Angabe einer Linkadresse in dieser Zeitschrift genann-ten Seiten und deren Unterseiten. Dieses gilt für alle ausgewählten und angebotenen Links und für alle Seiteninhalte, zu denen Links oder Banner führen.

© 2006 für alle Beiträge beimMilitärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA)Sollten nicht in allen Fällen die Rechteinhaberermittelt worden sein, bitten wir ggf. umMitteilung.

Druck:SKN Druck und Verlag GmbH & Co., Norden

ISSN 0940-4163

Editorial

Inhalt

ServiceDas historische Stichwort: Die Polenkrise 1980/81 22

Medien online/digital 24

Lesetipp 26

Ausstellungen 28

Geschichte kompakt 30

Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe:

Hauptmann Patrick Oberlé, PzFlakBtl 12Oberstabsfeldwebel Bernd Ullrich, PzFlakBtl 12

»The Second Baden Revolution« Deutsche Demokraten im Ame-rikanischen Bürgerkrieg

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Generalarzt Dr. Jürgen Dick, geboren 1949, Medical Advisor SHAPE in Mons, Belgien

General Johannes Steinhoff und die Luftwaffe

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Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, geboren 1965 in Senden/Westfalen, Dezernent für Politische und

Historische Bildung im Luftwaffenamt

Die Invasion 1944 – Wende im Zweiten Weltkrieg?

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Hauptmann Dr. Thorsten Loch, geboren 1975 in Andernach, Kompaniechef 8./Wachbataillon beim

Bundesministerium der Verteidigung, Berlin

Vom Revolutionär zum Namens patron: Carl Schurz als demokratisches Vorbild

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Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck, geboren 1959 in Aachen, Professor für Nordamerikanische Philologie und Kultur-wissenschaft an der Albert Ludwigs-Universität Freiburg

Militärgeschichte im BildCarl Schurz 31

Carl Schurz, Namenspatron der Bundeswehrkaserne in Hardheim. Das Portrait wurde von Franz Vogel, geboren 1925 in Miltenberg, ehema-liger Realschullehrer, anlässlich des 100. Todestags von Carl Schurz und des 40. Jahrestags der Namensge-bung »Carl-Schurz-Kaserne« gemalt und dem Panzerflugabwehrkano-nenbataillon 12 gestiftet.

Berichtigung:

Im Heft 3/2006 sind die Herkunftsnach-weise der Fotos auf den Seiten 22, 23 und 31 (oben) nicht angegeben. Die Nachweise sind: S. 22 und S. 23 (oben) akg-images, S. 23 (unten) Haus der Geschichte, Bonn und S. 31 (oben) Bundesregierung/Schaak.

Wir bitten, die Fehler zu entschuldigen.

4 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Carl Schurz als demokratisches Vorbild

Außerdem lässt sich feststellen, dass die Symbolfigur Carl Schurz für das bundesrepublikanische demokratische Deutschland von 1948/49 viel wichti-ger wurde, als es der historische Schurz als unbedeutender Teilnehmer der Re-volution von 1848/49 jemals gewesen sein konnte. Insofern lohnt sich auch für uns ein ausführlicher Blick auf die Person Carl Schurz.

Für die Erinnerung an ihn hatte niemand so intensiv vorgesorgt wie Schurz selbst. Er war eine dünne, lang-

Im Morningside Park von New York befindet sich nahe der berühmten Columbia University eine neun Fuß

hohe Bronzestatue. Auf dem Sockel steht:

VERTEIDIGER DER FREIHEITUND FREUND DES RECHTS

Der da seit 1913 geehrt wird, ist der deutsche Freiheitskämpfer und Exi-lant, Zeitungsherausgeber, Bürger-kriegsgeneral, Senator und US-Innen-minister Carl Schurz. Gestorben war er im Mai 1906 und der berühmte Mark Twain hatte ihm damals einen Nachruf gewidmet, in dem er Schurz als seinen politischen Wegweiser bezeichnete. Mit Abraham Lincoln, dem amerika-nischen Präsidenten, der die Sklaven befreite, war Schurz befreundet gewe-sen.

Das ist zum einen keine schlechte Karriere für jemanden, der nach der verlorenen Revolution von 1848/49 mit knapper Not durch einen Abwasserka-nal aus der eingeschlossenen Festung Rastatt entkommen war. Zum anderen weckt es Interesse: Wer war der Mann, nach dem in Deutschland und auch in den USA Straßen, Schulen, Kasernen und andere öffentliche Gebäude be-nannt sind? Was machte ausgerechnet den Lehrersohn aus Liblar im preußi-schen Rheinland zu dieser wichtigen Figur?

Carl Schurz war ein in der politischen Verantwortung moderat gewordener »Revoluzzer«. Seine realpolitischen Wendemanöver in den USA als Sena-tor und Innenminister brachten ihm zunächst viel Kritik von alten Wegge-fährten ein. Seine Rolle als Verteidiger der Menschen- und Freiheitsrechte ließ aber in der Rückschau und Erinnerung diese Kritik verblassen und führte zur Gründung einer eigenen »Carl Schurz Memorial Foundation« nach seinem Tod.

Vom Revolutionär zum Namenspatron: Carl Schurz als demokratisches Vorbild

Carl-Schurz-Denkmal in Manhattan. ullstein bild

5Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

beinige Gestalt von fast einem Meter neunzig, dessen steifer Gang, eng sit-zender Gehrock und vor allem dessen struppiger »Achtundvierziger«-Bart im glattrasierten New York von 1900 ihn eher zum komischen Typ machte als zur Denkmalsfigur. Mit der teilwei-sen Fertigstellung seiner mehrbändi-gen Memoiren noch kurz vor seinem Tod 1906 hatte sich Schurz gleichwohl selbst ein Denkmal gesetzt: Schon da-mals beleuchteten Politiker im Ruhe-stand ihr Leben natürlich gerne in ei-nem für sie selbst günstigen Licht. Dabei hatte Schurz einiges an Einsatz und Abenteuern vorzuweisen: Er war Offizier der Revolutionsarmee in der Reichsverfassungskampagne von 1849 gewesen, hatte seinen Freund und Leh-rer Gottfried Kinkel aus dem Span-dauer Gefängnis befreit. Als brillanter Redner an der Seite Abraham Lincolns und entschiedener Gegner der Sklave-rei war er eine der treibenden Kräfte der Bewegung zur Sklavenbefreiung in den USA gewesen. Schließlich war er einer von fünf Deutschen – alle wie er ehemalige Revolutionäre von 1848/49 –, die in der Unionsarmee den Rang ei-nes Generalmajors erreichten.

Als General hatte er allerdings, wenn auch nicht schlecht, so doch gleich mehrfach recht glücklos agiert: Bei der zweiten Schlacht am Bull Run war es Schurz trotz großer persönli-

cher Tapferkeit im August 1862 nicht gelungen, die Niederlage der zu die-sem Zeitpunkt vom wenig fähigen Ge-neral Pope kommandierten Unionsar-mee zu verhindern. Bei Chancellorsville und wieder bei Gettysburg waren im Mai und Juli 1863 von ihm komman-dierte Verbände in unhaltbare Situa-tionen geraten und unter dem Druck zahlenmäßig und in ihrer taktischen Disposition überlegener angreifender Konföderierter auseinandergebrochen. Die fremdenfeindliche Presse witzelte über Schurz, indem sie dem populären Wahlspruch der Deutschamerikaner »I fights mit Sigel« ein gehässiges »... and runs mit Schurz« anhängte, was den ehrgeizigen Schurz bis an sein Lebens-ende kränken sollte.

An der spektakulären Erstürmung des Höhenrückens von Missionary Ridge im November 1863 war Schurz’ Division nur am Rande beteiligt ge-wesen. 1864 hatte Lincoln den »poli-

tischen« General Schurz für seinen Wahlkampf gebraucht, und so war er auf ein Kommando hinter der Front ab-gezogen worden.

In Hinblick auf die Überprüfbarkeit seiner Selbstdarstellung in der Revo-lution von 1848/49 muss man feststel-len, dass die Quellenlage schwierig ist. Für eine ganze Reihe von Episoden, einschließlich seiner Fluchtgeschichte aus Rastatt, ist der einzige Beleg eben seine Autobiografie. Die Stationen sei-ner politischen Karriere sind besser do-kumentiert: Gesandter am Spanischen Hof, Senator für Missouri und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Kon-gresses, schließlich Innenminister in der Hayes-Administration (siehe Zeit-tafel nächste Seite).

Schurz war ein geachteter und ge-fürchteter Politiker und Journalist, den schon 1867 und wieder in den 1880er Jahren der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck in Berlin empfan-gen hatte. Und er blieb ein Idealist, der sich, unter anderem, mit großem Ei-fer an eine Reform des korrupten und nach jeder Präsidentenwahl aufs Neue an Wahlhelfer und Finanziers verteil-ten Ämtersystems der Zivilverwaltung in Washington gemacht hatte.

Als »idealer Dutchman« in den USA

Die dreibändigen Memoiren verkauf-ten sich nach Schurz‘ Tod gut und hal-fen, den alten »Forty-eighter« auf das Monument zu heben, das ihm 1913 von der »Carl Schurz Memorial Founda-tion« errichtet wurde. Schurz wurde in diesen Jahren für die Amerikaner der »ideale Deutsche«. Eine Stiftungs-professur an der Universität von Wis-consin, die deutschen Gastprofessoren ein Jahr Forschung in den USA ermög-lichen sollte, wurde 1912 eingerichtet als Ehrenbezeugung vor dem ehema-ligen Geschichtsstudenten Schurz, der als Alterswerke noch sehr beachtliche Biografien Lincolns und des Politikers Henry Clay vorgelegt hatte.

Wie sehr Schurz für das Amerika die-ser Tage den idealen Typus des deut-schen Einwanderer-Dichters und (po-litischen) Denkers darstellte, wird anhand der Erinnerung an seine Per-son in den Weltkriegen deutlich: Als die US-Marine mit dem Kriegseintritt

Carl Schurz als General der Nordstaaten im Sezessionskrieg.

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»I fights mit Sigel«

An die dreißig Freiwilligen-Regimenter der ersten Kriegsjahre fanden sich als nahezu komplett deutsche Einheiten zusammen; viele andere Regimenter hatten deutsche Kompanien. »I fights mit Sigel« soll – in einer Mischung aus Deutsch und Englisch – das Motto vieler dieser Verbände und auch einzelner Freiwilliger gewesen sein. Der badische Bürgergeneral von 1849 Franz Sigel (Sinsheim 1824 – New York 1902) war der populärste »Achtundvierziger«/»Forty-eighter« dieser Jahre (siehe auch den Großbeitrag »The Second Baden Revolution« in diesem Heft). Der Begriff »dutch« ist eine Verballhornung von »deutsch«.

Franz Sigel als General der Badischen Freiheitsarmee 1849. Lithographie.

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Carl Schurz als demokratisches Vorbild

Zeittafel Carl Schurz

1829 geb. am 2. März in Liblar im Rheinland.1839 –1846 Schüler an einem Gymnasium in Köln.1846/47 Gasthörer an der Universität Bonn. Abiturprüfung.1847/48 Student der Philologie und Geschichte an der Bonner Universität. Vorlesun-

gen bei Professor Gottfried Kinkel. Mitglied der Burschenschaft Frankonia.1848 Febr./März Revolution in Paris, Wien und Berlin. Zusammen mit Kinkel agitatorische

Arbeit im »Demokratischen Club« und in der Redaktion der »Bonner Zeitung«. Ab September Vertreter der Bonner Studentenschaft beim Studenten-kongress in Eisenach.

1849 Reichsverfassungskampagne. Teilnahme an Kämpfen in der Pfalz und in Baden. Flucht über Frankreich in die Schweiz.

1850 7. Nov. Befreiung Kinkels aus dem Gefängnis Spandau, gemeinsame Flucht nach Großbritannien.

1852 6. Juli Heirat mit Margarethe Meyer in London. Im Aug./Sept. Überfahrt nach New York.

1854 Hauskauf in Watertown, Wisconsin.1855 Europareise wegen Erkrankung seiner Ehefrau.1856 Teilnahme an Wahlkampagne des Präsidentschaftskandidaten der neuen,

sklavereikritischen Republikanischen Partei, John C. Frémont.1857 Kandidat der Republikaner für das Amt des Vizegouverneurs von Wisconsin.1858/59 Rechtsanwalt. Vortragsreisen.1860 Vorsitzender der Wisconsin-Delegierten beim Republikanischen National-

konvent in Chicago. Wahlkampagne für Abraham Lincoln. 1861 Beginn der Sezessionskrise nach der Wahl Lincolns zum Präsidenten.

Gesandter der USA am Spanischen Hof.1862 Rückkehr in die USA. Ernennung zum Brigadegeneral.1863 Generalmajor. In der Kritik nach Niederlage bei Chancellorsville.1864 Posten in Nashville, Tennessee. Mitarbeit an Lincolns Wahlkampagne.1865 Nach Kapitulation der konföderierten Armeen im April/Juni und Ermordung

Lincolns im Auftrag von Präsident Andrew Johnson Reise durch den Süden, um über die Kriegsfolgen zu berichten.

1865/66 Washingtoner Korrespondent der New Yorker »Tribune«.1867/68 Deutschlandreise. Treffen mit Bismarck.1869/75 Senator für Missouri in Washington. Gründung der Liberalrepublikanischen

Partei. 1875 Europareise.1877–1881 Innenminister unter Präsident Rutherford B. Hayes. Einsatz für gerechtere

Indianerpolitik und Reform des öffentlichen Dienstes, gegen Arbeiterstreiks.1881–1883 Redakteur der »New York Evening Post« und der »Nation«.1886 Veröffentlichung der Biografie über den Politiker und entschiedenen Gegner

der Sklaverei Henry Clay (1777–1852).1888–1892 Generalvertreter für die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-

Gesellschaft (HAPAG).1892–1898 Kolumnist für »Harper‘s Weekly«. Einsatz für die Zivildienstreform und gegen

den Imperialismus.1901–1906 Arbeit an den Lebenserinnerungen.1906 14. Mai gestorben in New York City.1913 Einweihung des Schurz-Denkmals in New York.

7Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

1917 den seit 1914 in Honolulu inter-nierten deutschen Kleinen Kreuzer S.M.S. Geier übernahm, wurde er als USS Carl Schurz wieder in Dienst ge-stellt. Ebenso fuhr während des Zwei-ten Weltkriegs ein Liberty-Schiff, ein bewaffneter Marine-Frachter namens USS Carl Schurz, über den Atlantik. Die »Carl Schurz Memorial Founda-tion« gab noch jahrzehntelang, nach-dem sie mit dem Carl-Schurz-Denkmal ihren ursprünglichen Zweck erfüllt hatte, die »American-German Review« heraus. Die Schurz-Professur an der Universität von Wisconsin, zu deren »Board of Regents« Schurz gehört hat-te, besteht bis in unsere Tage fort. In der populären Kultur der USA wurde das Bild des hochgewachsenen Schurz allerdings seit Mitte der 1960er Jah-re überlagert von John Fords Western »Cheyenne«, in welchem der kurzbei-nige Schauspieler Edward G. Robinson als »Carl Schurz« gerade noch rechtzei-tig erscheint, um die von der Vernich-tung bedrohten Indianer zu retten.

Kaiserreich, Weimar und NS-Zeit

Auf der deutschen Seite blieb das In-teresse an Schurz zunächst spärlich. Im Kaiserreich hatte man für den ehe-maligen Revolutionär keine Verwen-dung und auch die Weimarer Republik machte sich das Andenken an Schurz erst spät zunutze. 1926 formierte sich in Berlin unter Beteiligung von Reichs-tagsabgeordneten die »Vereinigung

Die nationalsozialistischen Machtha-ber konnten mit dem erklärten Sklave-reigegner und Antiimperialisten Schurz nur wenig anfangen – zwei noch in den 1930er Jahren erschienene Bücher ho-ben stattdessen Schurz als Deutschen in Amerika in den Vordergrund, über den Bismarck gesagt haben soll: »Als Deut-scher bin ich stolz auf Carl Schurz.«

Als Pate der bundesrepublika-nischen Demokratie

Dass Carl Schurz immerhin von der Weimarer Republik geehrt und von den Nationalsozialisten nicht propagandis-tisch missbraucht worden war, mach-te den Weg frei dafür, dass er mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter den Vorzeichen einer (west-)deutsch-amerikanischen Freundschaft von bis-her nicht gekanntem Ausmaß zu neu-en Ehren kommen konnte. 1946/47 war die deutsch-amerikanische Annähe-rung unter den Vorzeichen des Kal-ten Krieges schon unübersehbar. Mit Care-Paketen und Hoover-Speisungen kamen die Amerikaner den in bitterer Not lebenden Deutschen menschlich entgegen. Die Stuttgarter »Rede der Hoffnung« des amerikanischen Außen-ministers James F. Byrnes vom Septem-ber 1946 sowie die Truman-Doktrin

S.M.S. Geier, interniert in Honolulu, ca. 1916.

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Unterredung zwischen Carl Schurz und Reichskanzler Otto von Bismarck im Berliner Reichskanzlerpalais.

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Carl Schurz e.V.« und 1929 fand im Reichstagsgebäude eine vom Westdeutschen Rundfunk über-tragene Feierstunde zum 100. Ge-burtstag statt. Die bei dieser Gele-genheit aufgestellte Schurz-Büste landete aber schon bald darauf bei der Gemeinde Oberkassel – die Innenarchitektur des Reichstags wurde umgestaltet. Wenige Jahre später hatte nicht nur die Innen-architektur keinen Platz mehr für Carl Schurz.

8 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Carl Schurz als demokratisches Vorbild

vom März 1947 zeichneten nicht nur Strategien vor, wie die Expansion des Kommunismus einzudämmen sei, son-dern auch, wie man Westdeutschland in eine neue politische, wirtschaftliche und militärische Allianz einbeziehen wollte.

Für diese Zwecke wurde das Anden-ken an Carl Schurz nachhaltig mobili-siert. Der Befreier Kinkels und radikale Demokrat trat dazu hinter den Staats-mann und Bürgerkriegsgeneral zurück. Sein Leben wurde gedeutet als »Ge-schichte eines Mannes, der für den Geist der Freiheit in einem fremden Lande kämpfte, da er‘s im eigenen nicht ver-mochte«, so Joachim Maass in seinem 1949 erschienenen Buch »Der unermüd-liche Rebell – Leben, Taten und Ver-mächtnis des Carl Schurz«. Maass‘ Buch wurde ebenso wie das von Hanns Hö-wing von den alliierten Zensurbehör-den bevorzugt behandelt und in für die damalige Zeit hoher Auflage verbreitet.

Der fast vergessene Schurz erlebte in jenen Tagen eine unglaubliche Renais-sance. Es waren gleichermaßen der re-publikanische Deutschamerikaner und der Bismarck-Gesprächspartner ge-fragt: Schurz konnte für Demokraten wie für Deutschnationale ein Identifi-kationsangebot liefern. Bezeichnend ist ein Druckfehler in der Achtundvierzi-ger-Sondernummer der American-Ger-man Review vom August 1948, in deren Inhaltsverzeichnis ein Artikel von Ott-mar Bühler als »Carl Schurz and the Revolution of 1948« angekündigt wird, obwohl eigentlich die Revolution von 1848 gemeint war.

Der schon 1926 an der Gründung der »Vereinigung Carl Schurz« in Ber-lin beteiligte Reichstagspräsident Paul Löbe war eines der Gründungsmitglie-der einer neuen »Carl-Schurz-Gesell-schaft«, die im August 1948 in der in aller Eile wiederaufgebauten Paulskir-che in Frankfurt am Main ins Leben ge-rufen wurde. Die Kombination ist sinn-fällig: Die Paulskirche symbolisiert den ehrenhaften, wenn auch immer fehlge-schlagenen Versuch der eigenen Repu-blik. Schurz ist der Verbindungsmann dieser Republikaner zu den Amerika-nern und von dort wieder zurück nach Deutschland: Wer es zum Senator und US-Minister gebracht hat, der darf Vor-bild sein.

Man hätte vermuten können, dass 1948 auch andere prominente Acht-

undvierziger lokal, regional und na-tional wieder in Erinnerung gerufen werden sollten. Das scheint aber nicht oder nur begrenzt der Fall gewesen zu sein. Die Konzentration auf Schurz war 1948/49 besonders auffällig: In 35 west-deutschen Städten wurden Straßen und Wege nach ihm benannt. Manch-mal liegen die Schurz-Straßen in Stadt-vierteln, die den Namen prominenter Amerikaner tragen, wie die Lincoln-Siedlung in Braunschweig. Auch Schu-len und Studentenwohnheime, vor al-lem an Orten, die in einer Verbindung zu Schurz gestanden hatten, erhielten seinen Namen. Im neugebauten Bon-ner Carl-Schurz-Colleg wurde 1956 nach 25 Jahren die Schurz-Büste aus dem Reichstag von 1929 wieder der Öf-fentlichkeit präsentiert.

Schurz‘ Name wurde auch bemüht, als im hundertsten Jahr nach seiner An-kunft in den USA der Grundstein für die neue American Memorial Library in Berlin gelegt wurde. Der amerika-nische Botschafter Dean Acheson er-wähnte ihn in seiner Rede am 28. Juni 1952 zwar mehrfach, aber benannt wurde die Bibliothek nicht nach Carl Schurz, und auch Bemühungen, die Freie Universität Berlin nach ihm zu benennen, verliefen erfolglos.

Ein Grund dafür mag sein, dass die Schurz-Erinnerung nach der deutsch-amerikanisch inspirierten demokrati-schen Welle von 1948/49 zunehmend von eher konservativen Kreisen und Wirtschaftskreisen für ihre Interessen instrumentalisiert wurde. In diesem Sinne ist das Wirken der im »Revolu-

Paulskirche – Wiege der deutschen Demokratie

Am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche zu Frankfurt am Main das erste frei gewählte deutsche Parlament, die Frankfurter Natio-nalversammlung, zusammen. Die folgenden Monate waren von der Arbeit an einer Ver-fassung für ein vereinigtes Deutschland ge-prägt. Die Verfassung sah vor, dass Deutsch-land eine konstitutionelle Erbmonarchie werden sollte. Zum erblichen Kaiser wur-de am 28. März 1849 der preußische König Friedrich Wilhelm IV. gewählt. Dessen Ableh-nung der deutschen Kaiserwürde bedeute-te jedoch das Scheitern der Paulskirchenver-fassung. Der im Mai 1849 folgende Aufstand zur Durchsetzung der Verfassung, die soge-nannte Reichsverfassungskampagne, wur-de niedergeschlagen. Die »Grundrechte des deutschen Volkes«, die den Kern der Paulskir-chenverfassung bildeten, wurden 1949 zum Teil wörtlich in das Grundgesetz der Bundes-republik Deutschland übernommen. mn

Die Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung tagen in der Paulskirche. 1848. Farblithographie von Gustav May.

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Nach Carl Schurz benannte Schulen und universitäre Einrichtungen in Deutschland und USA (Auswahl)

Carl-Schurz-Grundschule BerlinCarl-Schurz-Grundschule BonnCarl-Schurz-Realschule BonnGrundschule an der Carl-Schurz-Straße in BremenCarl-Schurz-Schule RastattCarl-Schurz-Schule Erftstadt-LiblarCarl Schurz Schule Frankfurt am MainCarl-Schurz-Schule DarmstadtCarl-Schurz-Realschule Bad Godesberg

Carl-Schurz-Haus, Studentenwohnheim Ruhr Universität BochumCarl-Schurz-Haus, Studentenwohnheim Universität Bonn

Carl Schurz Elementary School New Braunfels, TexasSchurz High School Chicago

Schurz Hall, University of Missouri, Columbia MO

Carl-Schurz-Schule in Frankfurt a.M.

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9Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

tionsjahr« 1948 gegründeten »Steuben-Schurz-Gesellschaft« zu sehen. Der Be-ginn der Berliner Luftbrücke im Juni 1948 hatte unter anderem zu einer schlagartigen Welle von Gründungen von deutsch-amerikanischen Freund-schaftsclubs und Vereinigungen zur Pflege der internationalen Beziehun-gen Deutschlands geführt. In Wiesba-den knüpfte man zu diesem Zweck an die »Steuben-Gesellschaft« an, die bis zu ihrer Auflösung durch die National-sozialisten von 1930 bis 1933 in Berlin bestanden hatte. Man fügte der Neu-gründung den Namen von Carl Schurz als Symbol der deutschen Demokratie-bewegung hinzu. So erhielt die neue Gesellschaft, die unter dem 1. August 1948 in das Vereinsregister eingetragen wurde, den Namen »Steuben-Schurz-Gesellschaft«. Im Vorstand waren von Anfang an Großindustrielle, Bankiers sowie Angehörige des Hochadels stark vertreten. Bereits 1950 ging die »Pauls-kirchen-Schurz-Gesellschaft« in der »Steuben-Schurz-Gesellschaft« auf.

Eine dritte »Carl Schurz Gesellschaft« wurde 1949 in Bremen gegründet. Sie stand von Anfang an in enger Verbin-dung zum Bremer Senat. Dies zeigt sich auch darin, dass fast alle Präsidenten der Gesellschaft amtierende Senatoren waren. Die Gesellschaft hat sich seit Anbeginn um die Vertiefung deutsch-amerikanischer Beziehungen geküm-mert. Es wurden und werden immer wieder Vortragsveranstaltungen mit namhaften Referenten organisiert. Ein Schwerpunkt der früheren Arbeit war, Kontakte zu den in Garlstedt und Bre-merhaven stationierten US-Truppen zu knüpfen. Dazu passt, dass die US-Ka-serne in Bremerhaven den Namen Carl Schurz trug. Auch die Umbenennung der »Bauland-Kaserne« der Bundes-wehr in Hardheim im November 1966 in »Carl-Schurz-Kaserne« war als Zei-chen der deutsch-amerikanischen Ver-ständigung gedacht.

Zuletzt diente Carl Schurz im März 1969 als Namenspatron: Zu seinem 140. Geburtstag wurde das Freiburger

Amerikahaus in Carl-Schurz-Haus um-benannt – vermutlich, um den anhal-tenden antiamerikanischen Vietnam-kriegsprotesten durch den Verweis auf die deutsch-amerikanischen demokra-tischen Gemeinsamkeiten die Schärfe zu nehmen. Man kann an dieser Benen-nung ablesen, wie wirksam die Sym-bolfigur Schurz zu diesem Zeitpunkt in Deutschland immer noch war. Schurz selbst war Zeit seines Lebens nicht in Freiburg i.Br. gewesen und hatte kei-nerlei Verbindung dorthin. Wenn ihm bei der Namensgebung 1969 der Vor-zug gegeben wurde vor der Volkstri-bunsgestalt Friedrich Hecker und dem Revolutionsgeneral Franz Sigel, die bei-de deutliche Freiburger Verbindungen aufweisen und wie Schurz im Amerika-nischen Bürgerkrieg gekämpft hatten sowie in der deutsch-amerikanischen Öffentlichkeit bekannte Figuren waren, wenn also stattdessen der Nicht-Frei-burger Schurz Namenspatron werden musste, dann ist damit wieder die po-litische Botschaft der »Revolution von 1948/49«, die Suche nach dem deutsch-amerikanischen Wunschdemokraten, verbunden.

Als Carl Schurz 1899 bei Vollendung seines 70. Lebensjahres von der Co-lumbia University zum Ehrendoktor ernannt wurde, hieß es über ihn in der Festrede: »Er hat geschrieben und ge-sprochen und gekämpft, in der alten Welt und in der neuen, für die gro-ßen Ideen unseres Jahrhunderts.« Das kann als Vermächtnis des Carl Schurz stehen bleiben. Für die »Achtundvier-ziger« der neuen Bundesrepublik von 1948/49 war Schurz der Vorzeige-Revo-lutionär, Realpolitiker, Verteidiger der Menschenrechte und deutsch-ameri-kanische Demokrat, auf den sich alle einigen konnten. Diesen Schurz und die anderen Achtundvierziger, die in den USA Freiheit und Einheit verteidi-gen halfen und für die Abschaffung der Sklaverei sorgten, gilt es heute, in einer an positiven Vorbildern armen Zeit, wieder neu zu entdecken (siehe den Artikel von J. Dick in diesem Heft).

Wolfgang Hochbruck

Carl Schurz in seinem Arbeitszimmer.

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Literaturtipp:

Walter Kessler, Carl Schurz – Kampf, Exil und Karriere, Köln 2006

Als am 5. Juli 1861 Colonel Franz Sigel, der Kommandeur einer 1100 Mann starken Unions-

truppe, seiner Artillerie den Feuerbe-fehl gab, eröffnete er bei Carthage in der äußersten Südwestecke des US-Bundesstaates Missouri eines der ersten größeren Gefechte des Ame-rikanischen Bürgerkrieges (auch Sezes-sionskrieg genannt). Seine in St. Louis rekrutierten Soldaten waren überwie-gend deutschstämmige Freiwillige, die Kommandosprache war Deutsch.

Nach der militärischen Niederlage der Revolution von 1848/49 waren Tau-sende der aktiven deutschen Demokra-ten ins Exil gegangen und viele waren über die Schweiz nach Frankreich oder Großbritannien und schließlich in die USA gelangt.

Als dort 1861 der Bürgerkrieg aus-brach, war dieser für die meisten emi-grierten deutschen Demokraten – die »Forty-eighter«, wie sie in den USA ge-nannt werden – nicht nur ein Kampf zwischen Nord und Süd um den Erhalt der Union. Auch die Sklavenbefreiung war für sie ein wesentliches Kriegsziel. Insbesondere für diejenigen, die in der sogenannten Reichsverfassungskam-pagne von 1849 (zur Durchsetzung der Paulskirchenverfassung; siehe Infokas-ten auf S. 8) in der badisch-pfälzischen Revolutionsarmee gekämpft hatten, wurde der Sezessionskrieg zum »Zwei-ten Freiheitskampf« oder aber – spe-ziell in Missouri – zur »Second Baden Revolution« und somit zu einem er-neuten Eintreten für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie. Achtundvier-ziger, die bereits in der Reichsverfas-

sungskampagne militärische Verant-wortung getragen hatten, übernahmen auch jetzt wieder Führungsfunktionen und wurden zu Kommandeuren von Freiwilligenregimentern gewählt. Sie übten eine Vorbildfunktion für die An-werbung weiterer deutschstämmiger Soldaten aus.

Der Kampf um Missouri 1861/62

In St. Louis im US-Bundesstaat Missou-ri mit einem besonders hohen Anteil deutschstämmiger Einwohner war es der Revolutionsveteran Franz Sigel, der eines der vier »deutschen« Regimenter, das 3. Missouri Volunteer Infantery Re-giment, aufstellte. Als 23-jähriger ehe-maliger badischer Infanterieleutnant hatte er sich 1848 den Aufständischen in Baden angeschlossen. Er war einer der militärischen Führer des »Hecker-zuges«, 1849 Kriegsminister in der ba-dischen Revolutionsregierung sowie zeitweise Oberkommandierender der Revolutionstruppen. Mit ihm enga-gierten sich weitere Achtundvierziger in Missouri. Hierzu gehörte unter an-derem Friedrich Hecker, der legendäre Führer des ersten badischen Aufstan-des von 1848, der auch als »Hecker-aufstand« in die Geschichtsschreibung eingegangen ist.

»The Second Baden Revolution«

Deutsche Demokraten im Amerikanischen Bürgerkrieg

Deutsch-amerikanische Generale im Amerikanischen Bürgerkrieg, unter ihnen Franz Sigel (oben),

Carl Schurz (2. Reihe re.) und Peter Joseph Osterhaus (2. Reihe

v.u., re.). Stahlstich, 1865.Abb. aus: H. Greeley, Der große Conflikt in Amerika, Bd 1, Chicago 1865, S. 590 / Leihgabe aus Privatbesitz

Der historische Bezug der »deut-schen« Regimenter im Amerikanischen Bürgerkrieg zur Revolution von1848/49 wurde bewusst hergestellt. So erhielt das Regiment Sigels Uniformen, die in Schnitt und Farbe an die Freischar-hemden von 1848 erinnerten. Andere Einheiten trugen schwarz-rot-goldene Kokarden an den Hüten. Der »Spirit of 1848« spielte bei der Motivation, für die Union zu kämpfen, eine wesentli-che Rolle.

Gerade im Kampf um Missouri soll-ten die deutschstämmigen Regimenter einen entscheidenden Beitrag leisten. Denn in diesem Bundesstaat gab es star-ke politische Strömungen, die für eine Unterstützung der Südstaaten eintraten. Gouverneur Claiborne Jackson wollte den Bundesstaat auf die Seite der Kon-föderation der Südstaaten ziehen. Seine sezessionistischen Absichten versuchte er mit Hilfe der Staatsmiliz durchzuset-zen. Umso mehr war der Unionskom-mandant von St Louis, Nathaniel Lyon, auf die deutschstämmigen Freiwilligen-regimenter angewiesen.

Am 10. Mai griffen Unionstruppen un-ter Lyon und Sigel die im Übungslager »Camp Jackson« versammelte Staatsmi-liz an und zwangen diese, sich kampflos zu ergeben. St. Louis blieb in den Hän-den der Union. Der Kampf um Missouri sollte sich allerdings noch bis zum März

Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/200610

The Second Baden Revolution

1862 hinziehen. Franz Sigel wurde nach diesem Sieg zum Idol der deutschstäm-migen Unionssoldaten. Unter dem Mot-to »I fights mit Sigel« meldeten sich Tau-sende freiwillig.

Bis Anfang Juli 1861 erhielten aber auch die sezessionistischen Kräfte Mis-souris um Gouverneur Jackson neuen Zulauf von frisch rekrutierten Soldaten aus dem Nordwesten des Staates. Die-se Truppen zogen sich nach Südosten zurück, um sich dort mit den konföde-rierten Einheiten aus Arkansas und Te-xas zu vereinigen. Sigel sollte dies mit seinem Regiment, verstärkt durch Tei-le des 5. Missouri-Regiments und zwei Artilleriebatterien, verhindern.

Am 5. Juli stieß er allerdings bei Car-thage auf eine fast fünffach überlegene gegnerische Streitmacht, die versuch-te, die zahlenmäßig deutlich unterle-genen »Yankees« von ihrem Rückweg abzuschneiden und zu vernichten. Es glückte, sich der Umklammerung zu entziehen und dem Gegner gleichzeitig empfindliche Verluste zuzufügen. Ent-scheidend hierfür war auch der gute Ausbildungsstand der bereits Mona-te zuvor in den Straßen von St. Louis gedrillten Soldaten. Nach einem drei-stündigen Artillerieduell trat Sigel ei-nen geordneten Rückzug an.

Dennoch kam es im August desselben Jahres in Wilsons Creek, in einer seitens

der Union mit hohem Risiko geführten Schlacht, zu einem ersten Rückschlag. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit griff Lyon den Gegner frontal an. Un-terdessen startete Sigel mit seiner be-reits kampferprobten Brigade einen er-folgreichen Flankenangriff: Er fiel zwei Südstaatenregimentern in den Rücken und vermochte diese zurückzuwerfen. Es kam aber zu einer verhängnisvollen Verwechslung:

Als sich weitere konföderierte Trup-pen in großer Stärke näherten, hielt man sie für eigene Soldaten. Eine op-tische Unterscheidung der Kontra-henten war damals nicht möglich; die blauen Nord- und die grauen Südstaa-tenuniformen gab es in dieser frühen Phase des Bürgerkrieges noch nicht. Als die Unionstruppen plötzlich von dem überlegenen Gegner angegriffen wurden, war es für eine wirkungsvolle Verteidigung zu spät. Es blieb nur der Rückzug unter hohen Verlusten.

Entschieden wurde der Kampf um Missouri zwischen dem 6. und 8. März 1862 in der Schlacht von Pea Ridge in der Nordwestecke des Staates Arkan-sas. Dort schlug eine 11 000 Mann star-ke Armee der Union die mit 16 000 Mann erneut zahlenmäßig überlege-nen Südstaatendivisionen.

Oberkommandierender der Unions-truppen war General Samuel R. Curtis.

Der maßgebliche Angriffsplan wur-de jedoch von Curtis‘ Stellvertreter Si-gel vorgeschlagen. Er war es auch, der mit seinen beiden »deutschen Divisio-nen« den entscheidenden Angriff führ-te. Die von ihm geleitete zweistündige Artilleriekanonade war so wirkungs-voll, dass er mit seiner Infanterie die gegnerischen Linien durchbrechen und die Truppen der Konföderierten zum Rückzug zwingen konnte. Sigel stand auf dem Höhepunkt seiner militäri-schen Karriere.

In der Folgezeit wurde Sigel aller-dings zum Spielball politischer Interes-sen: Seine Anfangserfolge in Missouri brachten ihm Neider und Feinde. Einer-seits wurde er von Präsident Abraham Lincoln als exponierter Vertreter der deutschstämmigen Wählerschaft ge-zielt gefördert, andererseits sahen es die in Amerika geborenen und an der Militärakademie in West Point aus-gebildeten Kommandeure nicht ger-ne, dass ein »Ausländer« zum Gene-ralmajor befördert und ihm nach der Schlacht von Pea Ridge das Komman-do über das I. Korps der Virginia-Ar-mee im Osten übertragen wurde.

Virginia, West-Virginia, Shanandoah Valley

Im Osten verliefen die Kampfhandlun-gen für die Union längst nicht so güns-tig wie im Westen. In der ersten größe-ren Schlacht am 21. Juli 1861 bei Bull Run artete ein Rückzug der Unions-truppen zur wilden Flucht aus.

In dieser unübersichtlichen Lage be-hielt die Brigade des Achtundvierzi-ger-Kommandeurs Ludwig Blenker die Nerven. Seine in New York auf-gestellten Regimenter waren den gan-zen Tag in Reserve gehalten worden. Als sie den Rückzug der geschlagenen Nordstaatenarmee in ihren Stellungen verharrend deckten und den Gegner an der weiteren Verfolgung hinderten, wurde Blenker zum umjubelten Held. Der ehemalige Reserveoffizier, der in der Reichsverfassungskampagne 1849 ein Freikorps befehligt hatte, erhielt daraufhin den Auftrag, eine »deutsche Division« aufzustellen. Einer seiner Stabsoffiziere war kein Geringerer als der bereits 57 Jahre alte Gustav Stru-ve, der politische Kopf der badischen Aufstände von 1848/49. Blenker, der mit seiner Neigung zu übertriebenem

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Franz Sigel, 1824–1902, als General der Unionsarmee.

11Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

militärischem Pomp einige seiner al-ten Kameraden – zum Schluss auch Struve – verprellte, agierte während der Kampfhandlungen des Frühjahrs 1862 glücklos. Seine Division wurde ohne hinreichende logistische Unter-stützung ins Shanandoahtal beordert. In der Schlacht bei Cross Keys wurde die erste Brigade unter Brigadegene-ral Julius Stahel in einem aussichtslo-sen Angriff verheizt, das 8. New Yor-ker Regiment verlor ein Drittel seiner Soldaten.

Als Blenker nach dieser Schlacht ent-täuscht sein Kommando niederlegte, wurde ein anderer Achtundvierziger, der erst 33-jährige Carl Schurz, sein Nachfolger (siehe den Beitrag von W. Hochbruck in diesem Heft). Als ein-flussreicher republikanischer Politiker war er, wie im Bürgerkrieg nicht un-üblich, im Range eines Brigadegenerals eingestellt worden, obwohl er über nur wenig militärische Erfahrung verfüg-te. In der Reichsverfassungskampag-ne hatte er als Leutnant gewirkt. Das Korps, zu dem auch Schurz‘ Division gehörte, erhielt kurz danach mit Franz Sigel auch einen deutschen Komman-dierenden General.

Während des folgenden Virginia-feldzuges im Sommer 1862 musste Si-gel feststellen, dass teils versteckt, teils offen gegen ihn intrigiert wurde.

In der für die Unionstruppen verlo-renen zweiten Schlacht von Bull Run am 30. August kämpfte das Korps tap-fer, entgegen einiger Presseberichte und der Auffassung des Befehlshabers General John Pope. Gegen die kampf-erprobte Truppe des legendären Süd-staatengenerals Thomas J. »Stonewall« Jackson konnten am ersten Tag der Schlacht sogar Geländegewinne erzielt werden. Erst als sich Jackson mit sei-nen Truppen hinter einem Eisenbahn-damm verschanzte, blieb der Angriff der Unionstruppen unter hohen Ver-lusten stecken.

Am folgenden Tag war Sigel einer der ersten, die einen bevorstehenden gegnerischen Angriff in die Flanke der Unionstruppen erkannten. Es gelang ihm, zwei Stellungen so lange zu hal-ten, bis sich das Gros der Virginia-Ar-mee Richtung Washington zurückge-zogen hatte. In den nach Niederlagen damals üblichen Schuldzuweisungen innerhalb der Generalität geriet Sigel dennoch in die Kritik. Dass er mit sei-

nem Korps die Einkesselung der Vir-ginia-Armee verhindert hatte, wurde kaum gewürdigt. Stattdessen warf man ihm vor, in der einleitenden Schlacht des Feldzuges bei Cedar Mountain ver-spätet eingetroffen zu sein.

Es folgten Umstrukturierungen bei den Unionstruppen. Aus dem I. Korps der Virginia-Armee wurde das XI. Korps der Potomac-Armee. Wegen weiterer Differenzen mit seinen Vorgesetzten trat Sigel im Frühjahr 1863 zurück. Sein Nachfolger Oliver Otis Howard konn-te die Distanz zu seinen deutschen Di-visionskommandeuren nie überbrü-cken. Die Rückschläge des Korps bei Chancellorsville und am ersten Tag der Schlacht von Gettysburg, eine der ver-lustreichsten Schlachten auf dem ame-rikanischen Kontinent überhaupt, die als entscheidender Wendepunkt des Bürgerkrieges gilt, wurden dennoch nicht Howard, sondern den »damned dutch« angelastet.

Nachdem es Schurz trotz seiner Be-ziehungen zu Präsident Lincoln nicht gelungen war, Sigel das Kommando über das Korps wieder zu beschaffen, übernahm dieser 1864 die Führung der relativ kleinen Army of West Virginia im Shenandoahtal.

Seine Niederlage in dem relativ un-bedeutenden Gefecht bei New Mar-ket wurde von seinen Gegnern aufge-bauscht und zum Anlass genommen, seine Absetzung zu betreiben. Sigel ver-folgte das Prinzip, in ausweglosen mili-tärischen Lagen seine Soldaten nicht zu verheizen, sondern sie mit einem takti-schen Rückzug möglichst zu schonen. Dieses auch in New Market praktizier-te Verfahren ist ihm als Schwäche aus-gelegt worden. Obwohl er in den fol-genden Gefechten am Potomac River die vordringenden Südstaatentruppen aufhalten konnte und den zunächst ge-räumten Eisenbahnknotenpunkt Har-pers Ferry zurückeroberte, wurde er seines Kommandos enthoben.

Diese Behandlung Sigels erfährt in der Berichterstattung und der Litera-tur über den amerikanischen Bürger-krieg zum Teil bis heute ihre Fortset-zung. Sigel selbst blieb bis zu seinem Tode überzeugter Amerikaner. Ein An-gebot der badischen Regierung, nach einer allgemeinen Amnestie der Acht-undvierziger nach Deutschland zu-rückzukehren, lehnte er ab. Als er am 21. August 1902 als hochgeachteter

Die Zweite Schlacht von Bull Run im August 1862, an der auch das Korps von Franz Sigel beteiligt war, endete für die Unionstruppen unter hohen Verlusten. Zeitgenössische Litographie.

ullstein – Granger Collection

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The Second Baden Revolution

Das XI. Korps der Potomac-Armee war zur Verstärkung der unter Ulysses S. Grants Kommando stehenden Ar-meegruppe mit der Eisenbahn heran-transportiert worden. In einem einlei-tenden Gefecht gelang es, die »Cracker line«, eine wichtige Nachschublinie, zu eröffnen. Schurz vermochte dadurch, seinen angeschlagenen Ruf als Trup-penführer zu verbessern. Mit seiner Di-vision wurde er jedoch im Verlauf der folgenden Kampfhandlungen weitest-gehend in Reserve gehalten.

Stattdessen zeichneten sich andere Achtundvierziger-Kommandeure be-sonders aus, etwa der in Koblenz gebo-rene ehemalige preußische Reserveof-fizier Peter Joseph Osterhaus. Er hatte bereits bei Wilsons Creek in schwieri-ger Lage Übersicht und Kaltblütigkeit bewiesen und damit das Vertrauen sei-ner Soldaten gewonnen. Als einer der beiden Divisionskommandeure Si-gels hielt Osterhaus am ersten Tag der Schlacht von Pea Ridge als Führer ei-ner Vorausabteilung dem Angriff über-legener Südstaatenregimenter stand. Am folgenden Tag führte er in Sigels Auftrag eine wichtige vorbereitende Erkundung durch und zeichnete sich durch engagierte Führung während des entscheidenden Angriffs aus. Wäh-rend der folgenden Unionsfeldzüge im Westen war Osterhaus an mehreren er-folgreich geführten Gefechten beteiligt und stieg bis zum Generalmajor auf.

Während Sigels militärischer Stern in der zweiten Phase des Bürgerkrieges eher im Sinken war, wurde Osterhaus zum erfolgreichsten deutschen Kom-mandeur. Im Gegensatz zu Sigel zeigte er im Umgang mit seinen Vorgesetz-ten mehr Geschick. Seine Bescheiden-heit und Zuverlässigkeit wurden ge-schätzt. Während Shermans »March to the Sea« wurde er als Korpskomman-deur eingesetzt. Nach dem Krieg war Osterhaus Militärkommandant in Mis-sissippi und kehrte später als amerika-nischer Konsul in das Deutsche Kaiser-reich zurück.

Auch für August Willich war Chat-tanooga eine Sternstunde in seiner militärischen Laufbahn. Der militäri-sche Führer des Heckerzuges von 1848 wanderte 1853 in die USA aus. Er wur-de im Bürgerkrieg Kommandeur des deutsch-amerikanischen 32nd India-na Infantry Regiment. Nach dem Sieg in der Schlacht von Shiloh, Tennes-

see, sollen seine Soldaten das Arbeiter-kampflied der 1848er Revolution, die Arbeiter-Marseillaise, angestimmt ha-ben. Schließlich nahm auch er – bereits im Generalsrang – an der Schlacht von Chattanooga teil. Nach dem Krieg en-gagierte sich Willich in der Gewerk-schaftsbewegung der USA.

Neben diesen exponierten Kom-mandeuren stiegen zahlreiche weitere Forty-eighter in hohe und höchste Offi-zierränge auf. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen unbekannten Soldaten, von denen viele ihr erneutes Engage-ment für Menschenrechte und Freiheit mit Krankheit, schwerer Verwundung oder dem Tod bezahlten. Sie alle ha-ben dazu beigetragen, dass, wie Präsi-dent Lincoln es ausdrückte, »die Herr-schaft des Volkes für das Volk durch das Volk« erhalten blieb.

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Peter Joseph Osterhaus, 1823–1917, General der Unionsarmee.

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August Willich, 1810–1878, der spä-tere General der Unionsarmee, hier während der pfälzisch-badischen Revolution im Mai 1849 mit der soge-nannten Heckerbluse, die auch noch im Amerikanischen Bürgerkrieg von deutschstämmigen Soldaten getragen wurde. Blatt aus der »Portrait- und Kostümgalerie aus der badisch-pfäl-zischen Revolution 1849«, Karlsruhe, Verlag von Fr. Nödelke, 1849. Lithographie, teilweise koloriert.

Generallandesarchiv Karlsruhe J-G-B/7

Literaturtipp:

Wolfgang Hochbruck, Ulrich Bachteler und Henning Zimmermann (Hrsg.), Acht-undvierziger Forty-Eighters – Die deut-sche Revolution von 1848/49, die Verei-nigten Staaten und der Amerikanische Bürgerkrieg, Münster 2000

amerikanischer Staatsbürger starb, be-gleiteten über 25 000 Menschen, darun-ter viele Bürgerkriegsveteranen, den Trauerzug. Noch heute erinnern zwei Reiterdenkmäler in New York und St. Louis an einen der ersten deutschen demokratischen Offiziere des 19. Jahr-hunderts.

Die Schlacht um Chattanooga

Eine der strategisch entscheidenden Schlachten des Sezessionskrieges wur-de am 25. November 1863 um Chat-tanooga geschlagen. Der Sieg der Uni-on öffnete den Weg in das Zentrum der Südstaaten. General William T. Sher-mans folgender »March to the Sea« war kriegsentscheidend, da die in Virginia bis dahin erfolgreich kämpfende Kon-föderiertenarmee von ihren Haupt-nachschublinien abgeschnitten wur-de. Es war die einzige Schlacht, in der deutschstämmige Truppen aus dem Westen und dem Osten der USA ge-meinsam kämpften.

13Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Mit diesem Tagesbefehl leite-te Generalleutnant Johannes Steinhoff am 2. September

1966 seine Amtszeit als Inspekteur der Luftwaffe ein. Jedoch trat Steinhoff sein Amt in einer äußerst kritischen Situa-tion an.

Sein Vorgänger, Generalleutnant Werner Panitzki, war in den einstweili-gen Ruhestand versetzt worden; in der Luftwaffe selbst gab es große Proble-me: 1961 war das Strahlflugzeug Lock-heed F-104 G Starfighter eingeführt worden, bis zum 17. Juli 1966 waren 64 Maschinen abgestürzt oder beschädigt worden, 54 davon in den letzten zwei Jahren.

Am 18. Juli 1966 stürzte Oberleut-nant Siegfried Arndt über der Nordsee ab. Er konnte zwar den Schleudersitz betätigen, sich aber bei der Landung nicht mehr von dem Fallschirm trennen und ertrank. Das Minensuchboot »Dü-ren« hatte ihn bereits gesichtet, über-

lief ihn und verlor den Kontakt. Erst 17 Tage später wurde sein Leichnam auf einer Hallig angespült. Dieser Ab-sturz brachte das Fass »Starfighter-Kri-se« medienwirksam zum Überlaufen. Die Lösung der »Starfighter Krise« ist eng mit dem Namen Johannes Stein-hoff verbunden.

Steinhoffs Lebensweg bis 1966

Johannes Steinhoff wurde am 15. Sep-tember 1913 im thüringischen Botten-dorf geboren. Ab 1932 studierte er Lite-ratur- und Sportwissenschaften in Jena, brach allerdings sein Studium 1934 aus finanziellen Gründen ab. Steinhoff trat in die Marine ein, wurde zum Seeflieger ausgebildet, wechselte 1936 zur Luft-waffe und wurde Jagdflieger. Im Zwei-ten Weltkrieg diente er überwiegend in der Truppe: als Pilot, Staffelkapitän, Gruppenkommandeur und Geschwa-derkommodore in Jagdgeschwadern in

General Johannes Steinhoff und die Luftwaffe

Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (l.) überreicht am 2. September 1966 in Bonn dem neuen Inspekteur der Bundesluftwaffe, Generalleutnant Johannes Steinhoff, die Ernennungsurkunde.

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iner»Ich bin heute zum Inspekteur der Luftwaffe ernannt

worden. In mehreren Unterredungen mit dem Herrn Bundesminister der Verteidigung wurden die Grundla-gen meiner künftigen Arbeit erörtert. Für entscheidend halte ich, das bisher Erreichte zu festigen und auszu-bauen. Zeit ist dafür erforderlich, aber auch guter Wil-le, er ist in hohem Maße in der Luftwaffe vorhanden. Der gute Wille der Luftwaffe genügt jedoch nicht! Ich brauche auch das Verständnis aller, um den gegebenen Auftrag erfüllen zu können.«

Johannes Steinhoff als Jagdflieger, Träger des Eichenlaubs zumRitterkreuz des Eisernen Kreuzes, 1943.

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General Johannes Steinhoff

14 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Frankreich, an der Ostfront, in Italien und in der »Reichsverteidigung«. Zu-letzt war Steinhoff als Oberst Jagdflie-ger im Jagdverband 44. Im April 1945 geriet seine Me 262 beim Start in Mün-chen-Riem in Brand. Steinhoff erlitt schwerste Brandverletzungen, die ihn zeichneten. 1945 bis 1947 lag er in La-zaretten, bevor er in Süddeutschland Keramikmalerei erlernte.

Im Sommer 1951 begannen die Ver-handlungen über die Europäische Ver-teidigungsgemeinschaft (EVG). Stein-hoff war ab Juni 1952 in der Dienststelle des »Bevollmächtigten des Bundes-kanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhän-genden Fragen« als Gutachter tätig und nahm an den EVG-Verhandlungen in Paris teil. Nach dem Scheitern der EVG folgte ab 1955 der Aufbau der Bun-deswehr als Teil der NATO. Steinhoff wurde 1955 wieder Soldat und war im Bundesministerium der Verteidigung für die Planung der Luftwaffe zustän-dig. Als Brigadegeneral wurde er 1960 Deutscher Militärischer Bevollmäch-tigter im NATO-Militärausschuss in Washington und damit Vertreter der deutschen militärischen Interessen. Die amerikanischen Verbündeten vertrau-ten ihm und informierten ihn frühzei-tig über ihre militärpolitischen Überle-gungen, als sie Anfang der 1960er Jahre den Strategiewechsel weg von der mas-siven Vergeltung (eines sowjetischen Angriffs) mit Nuklearwaffen (»Massi-ve Retaliation«) hin zur »Flexible Re-sponse« einleiteten, die die Vertei-digung mit konventionellen Waffen stärker betonte. Die neue Konzeption wurde erst ab 1967 in der NATO um-gesetzt.

Von 1963 bis 1965 war Steinhoff Kom-mandeur der 4. Luftwaffendivision in Aurich, deren Verbände zwischen Nordsee und Ruhrgebiet stationiert waren. Es schloss sich die Verwendung als Chief of Staff und Deputy Com-mander der Allied Air Forces Central Europe im Hauptquartier der NATO-Streitkräfte Europa Mitte an.

War Steinhoff als Divisionskomman-deur noch für die Einsatzbereitschaft seiner Truppe verantwortlich gewesen, konnte er nun die Luftwaffe mit ande-ren Luftstreitkräften vergleichen. Dem Inspekteur der Luftwaffe, Generalleut-nant Werner Panitzki, teilte er regelmä-ßig seine Bewertungen mit. So hatte die

deutsche Flugabwehrraketentruppe ei-nen großen Teil der NATO-Luftvertei-digung zu stellen. Die Infrastruktur der Flugabwehrraketenstellungen ent-sprach dem aber noch nicht. Einsatz-bereitschaft und Leistungsfähigkeit der Starfighter-Verbände sah Steinhoff ebenso kritisch. Die NATO stellte an sie hohe Anforderungen, zumal gerade sie für den Einsatz mit Nuklearwaffen vor-gesehen waren. Die Luftwaffe hatte je-doch generelle Probleme mit dem Star-fighter und seiner Technik.

In seinen »Gedanken zur Situation der Luftwaffe« stellte Steinhoff im Fe-bruar 1966 angesichts der Diskussio-nen um die Starfighter-Unfälle die Fra-ge, »ob die Luftwaffe überhaupt in der Lage ist, ein solches Flugzeug ›zu ver-dauen‹«. Führung, Organisation und Ausbildung seien maßgeblich für das Dilemma verantwortlich. Bereits im April 1960 hatte Steinhoff dem Inspek-teur der Luftwaffe gegenüber seine »Sorge über die Entwicklung der Luft-waffe zum Ausdruck« gebracht, vor allem die Personalfrage betreffend. Er habe jedoch »nicht die notwendige Un-terstützung« gefunden. Seine Beden-ken wurden nicht berücksichtigt.

Steinhoff wollte die Luftwaffenfüh-rung nicht belehren: Die Luftwaffe hat-te 1958 die Einführung der F-104 G be-fürwortet. Sie hoffte, ihre bisher vier

verschiedenen Kampfflugzeugtypen durch ein Mehrzweckflugzeug zu er-setzen. Steinhoff selbst und auch die Opposition im Bundestag waren für diese Lösung. Nun aber stellten sich gravierende Probleme ein, für die auch Steinhoff Mitverantwortung trug. Er allein jedoch – nicht zuletzt aus seiner Erfahrung als Pilot und Truppenführer heraus – benannte die Probleme und forderte Lösungen, denen die Organi-sationsstruktur im Wege stand.

Starfighter-Krise

Die Einführung des Starfighters hatte die Bundeswehr vor ungeahnte Aufga-ben gestellt. Die Maschine bedeutete den Sprung in das Überschallzeitalter. Sie besaß eine umfangreiche elektro-nische Ausrüstung, neue Waffen und Kameras. Vorher hatte die Luftwaffe Flugzeuge, nun bekam sie ein »Waf-fensystem«. Ursprünglich sollte die F 104 dazu dienen, hochfliegende so-wjetische Bomberflotten mit Luft-Luft-Raketen zu bekämpfen. Bei der Einfüh-rung des Flugzeugs in der Luftwaffe besaß die Sowjetunion jedoch bereits Interkontinentalraketen, womit die-ser Auftrag entfiel. Die Maschine hat-te erhebliches Potenzial; Steigfähigkeit und Geschwindigkeit waren atembe-raubend. Die Testpiloten der Luftwaf-

General Steinhoff im Cockpit vor seinem Flug mit der Fiat G 91.

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15Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

fe waren von dem Flugzeug geblen-det, das während der Entscheidung zum Kauf bereits im Dienst der US Air Force stand. »Alternativen« gab es nur in Form leistungsschwächerer Prototy-pen. Die F-104 bot überdies die Mög-lichkeit, im Rahmen der nuklearen Teilhabe enger mit den USA zu koo-perieren. Man war von dem Flugzeug begeistert, obwohl man wusste, dass umfangreiche Änderungen notwendig waren, um es für die zugedachten Auf-gaben zu befähigen. Gleichwohl glaub-te man, es als Mehrzweckflugzeug in den Rollen Jäger, Jagdbomber und Auf-klärer nutzen zu können.

Nachdem die ersten Fluglehrer in den USA bei der Firma Lockheed geschult worden waren, folgte ab dem Sommer 1960 die Einführung des Flugzeugs in der Bundeswehr. Die Waffenschu-le 10 in Oldenburg stellte in Nörvenich eine 4. Staffel auf, um die Piloten, die bis dahin die erheblich langsamere F-86F oder F-84F geflogen waren, um-zuschulen. Das Jagdbombergeschwa-der 31 »Boelcke« in Nörvenich war am 20. Juni 1962 als erster Starfighter-Ver-band einsatzbereit.

In schneller Folge wurden nun fünf Jagdbombergeschwader von der F-84F Thunderstreak auf Starfighter umgerüstet. Es folgten die F-86-Jagd-geschwader und zuletzt die Aufklä-rungsgeschwader mit ihren RF-84F Thunderflash.

Die vielen Abstürze in den Jahren von 1964 bis 1966 hatten komplexe Ur-sachen: Pilotenfehler wie Bodenberüh-rungen, Zusammenstöße in der Luft; technische Fehler wie offene Schubdü-sen, Triebwerk-, Instrumenten- oder Nachbrennerausfall u.a. traten auf. Die Masse der Abstürze ging auf das Kon-to vermeintlich technischer Gründe. Die Ursachen lagen jedoch auch in der Binnenorganisation der Luftwaffe. Es fehlten qualifizierte Techniker und in der Folge genügend einsatzklare Ma-schinen; die Piloten flogen demnach zu wenig und erwarben zu wenig Erfah-rung im Umgang mit dem Flugzeug. Es gab auch zu wenig Triebwerkvor-wärmgeräte, um die Maschinen ent-sprechend vorzuheizen, von Hallen ganz zu schweigen: Die teuren »Vögel« standen überwiegend im Freien! Hin-zu kam ein aus Sicht der Piloten unzu-reichender Schleudersitz, bei dem die Sitz-Mann-Trennung nicht reibungslos

funktionierte; es kam vor, dass der Sitz den Piloten erschlug. Das Problempa-ket F-104 war also sehr komplex und nicht mit einigen wenigen Maßnahmen zu beheben.

Der Stellvertreter des Obersten Alli-ierten Befehlshabers Europa (Deputy SACEUR), Sir Thomas Pike, beschrieb 1966 die Krise:

»Hoher politischer Druck, einen ent-sprechend hochwertigen Beitrag auch im Rahmen der nuklearen Abschre-ckung zu leisten, geringe Erfahrungen mit technischen Systemen der F-104-Generation auf Grund der Unterbre-chung zwischen 1945 und 1956 sowohl im fliegerischen als auch im techni-schen Bereich und zu wenige verfüg-bare Flugstunden für das tägliche Trai-ning. Dazu bestand die Führung der Luftwaffe nicht aus auf modernen Mus-tern erfahrenen Flugzeugführern.«

Dies war eine gefährliche Kombina-tion, die zu einer hohen Verlustrate führte, und eine verbale Spitze gegen den Inspekteur der Luftwaffe, Gene-ralleutnant Panitzki, der noch Anfang 1966 versucht hatte, mit einem System-beauftragten, Generalmajor Dietrich Hrabak, für das Waffensystem F-104 der Situation Herr zu werden. Hrabak hatte zwar schnell zahlreiche Einzel-maßnahmen definiert; der Umsetzung stand jedoch die Bürokratie im Wege. Der Leidtragende, Panitzki, konnte bei Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel kein Gehör finden und reichte am 12. August 1966 seinen Abschied ein. Der Minister lehnte ab, Panitzki

tat, was verständlich, aber nicht oppor-tun war: Er gab ein Interview, in dem er auf die Situation einging, Lösungs-vorschläge präsentierte und das eige-ne Ministerium angriff. Die Folge war am 24. August 1966 seine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand.

An der Spitze der Luftwaffe

An diesem Tag wurde Johannes Stein-hoff zum Minister befohlen. Er solle die Luftwaffe übernehmen und die Krise meistern. Aus einem Tag Bedenkzeit wurden zehn. Steinhoff forderte vom Minister konkrete Vollmachten, um die Luftwaffe den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Angesichts der mili-tärischen Zwänge und des politischen Drucks gab von Hassel den Forderun-gen des Generals nach, der den Umbau der Luftwaffe in Angriff nahm, um die Strukturprobleme zu lösen.

Steinhoff begann mit der Behebung der Starfighter-Probleme. Die Einfüh-rung eines technischen Gefechtsstandes in den Geschwadern und die Zentrali-sierung der Logistik auf Verbandsebe-ne ging einher mit der Verbesserung der Techniker-Ausbildung. Hinzu kam die Einstellung einiger Hundert zivi-ler Techniker aus der Luftfahrtindus-trie. Durch Kooperation zwischen der Firma Lockheed und den Geschwa-dern wurde schnell die Zahl der ein-satzfähigen Flugzeuge, die sogenannte Klarstandsrate, um 50 Prozent erhöht. Der Absturz von Arndt führte zur Aus-stattung der Piloten mit Seenotausrüs-

Johannes Steinhoff als Generalleutnant und Inspekteur der Luftwaffe nach einem Flug mit der Lockheed F-104G Starfighter in Büchel beim Jagdbombergeschwader 33. General Steinhoff machte sich immer wieder ein Bild von den Belastungen und Anforderungen, die an Piloten der Luftwaffe gestellt wurden.

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General Johannes Steinhoff

16 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

tungen mit Peilsendern, neuen Fall-schirmtrennschlössern, signalroten Overalls für den Flugbetrieb und zur Einführung eines Lehrganges »Überle-ben See«. Hinzu kam die Ausstattung aller F-104 mit dem sichereren Martin-Baker-Schleudersitz GQ7A.

»Fliegen, Fliegen, Fliegen«, lautete Steinhoffs Lösung. Um das Waffensys-tem zu beherrschen, musste der Pilot fliegerische Erfahrung gewinnen. Dazu waren Flugstunden erforderlich, Vor-aussetzung waren genügend flugklare Maschinen. Diese konnten nur durch eine effiziente Geschwaderorganisati-on im Bereich Technik und durch quali-fiziertes Personal bereitgestellt werden. Kein Kommodore konnte einfach Fach-leute einstellen, dazu bedurfte es des Inspekteurs der Luftwaffe an höchster Stelle.

Steinhoff vollzog ab 1968 den Um-bau der Organisation der Luftwaffe, in der er bereits 1964 strukturelle Defizi-te erkannt hatte, wie eben auch Werner Panitzki seit 1963, und die nach seiner Auffassung die wirklichen Ursachen für die Starfighter-Krise waren: Die Luftwaffe wurde in Luftangriffs- und Luftverteidigungsdivisionen gegliedert und strukturiert. Die Lufttransportver-bände wurden unter einem Lufttrans-portkommando zusammengefasst. 1970 folgte mit der Luftwaffenstruk-tur 70 der große Wurf: Die Einsatzluft-waffe wurde unter dem Kommando Luftflotte zusammengefasst. Sie trat die Nachfolge der Luftwaffengrup-penkommandos Nord und Süd an, die, aufgrund ihrer Angliederung an die beiden (NATO-)Allied Tactical Air Forces (ATAF) unterschiedlich geprägt waren: eine war amerikanisch, eine bri-tisch dominiert. Die Luftwaffe bestand damals operativ sozusagen aus zwei Luftwaffen. Die logistischen Verbände und Einrichtungen wurden dem Luft-waffenunterstützungskommando un-terstellt. Unter dem neu formierten Luftwaffenamt fanden sich diejenigen Verbände, die Ausbildungs-, fernmelde-elektronische-, Führungs- und Luft-transportaufgaben für die Luftwaffe und die übrige Bundeswehr wahrnah-men. Diese »Kommandolösung«, die Steinhoff in Anlehnung an die funktio-nale Ausrichtung der United States Air Force (USAF) durchsetzte, sollte sich in der Luftwaffe bewähren und bis 1991 Geltung haben. Tatsächlich war die

Luftwaffe fortan effizienter gegliedert, die Zuständigkeiten waren dort ange-siedelt, wo sie gebündelt dem System dienten.

Diese Kraftanstrengung, der Umbau der Luftwaffe, vollzog sich indessen erst nach Abschied Steinhoffs aus der Luftwaffe. Er hatte den Umbau begon-nen, die Strukturen vorgegeben und konnte nunmehr von seinem neuen Amt aus den Umbau verfolgen.

Chairman der NATO

Helmut Schmidt, zwischen 1969 und 1972 Bundesverteidigungsminister, sagte einmal über Steinhoff: »Der steckt zehn Staatssekretäre in die Ta-sche!« Die in dieser Aussage enthaltene Wertschätzung verdeutlicht, dass der machtbewusste SPD-Politiker in dem Luftwaffengeneral einen durchaus er-folgreichen, aber eben auch konstruk-tiv kritischen Mitstreiter im Ministe-rium gefunden hatte. Nach vier Jahren an der Spitze der Luftwaffe wurde Steinhoff am 24. September 1970 zum Vorsitzenden des Militärausschusses der NATO gewählt. Am 1. April 1971 trat er sein Amt an.

Die folgenden drei Jahre bis zu seiner Pensionierung am 31. März 1974 waren von seinen Sorgen um den Zustand der NATO geprägt. Nationale Differenzen, militärpolitische Zwänge und vor al-lem die aus seiner Sicht nicht immer angemessenen Anstrengungen der Partnernationen prägten einen NATO-kritischen Steinhoff. Sein Buch »Wo-

hin treibt die NATO?« spiegelt dies wider. Am 31. März 1974 schied Gene-ral Johannes Steinhoff aus dem Dienst. Medien und Kameraden schätzten an Steinhoff dessen analytische Schärfe, militärpolitischen Weitblick, persön-liche Integrität und Courage als her-ausragende Charaktereigenschaften. Zeitzeugen sehen in ihm eine herausra-gende, aber auch komplexe Persönlich-keit. Sie stimmen dabei darin überein, dass es wohl die Schrecken des Krie-ges einschließlich seines persönlichen Schicksals waren, die ihn prägten. Sein Ziel war eine funktionelle, leistungsfä-hige Luftwaffe in der Bundeswehr, eine den Ansprüchen entsprechende Tech-nik und ein für die Aufgaben bestmög-lichst qualifiziertes Personal. Dieses Ziel hat er erreicht.

Heiner Möllers

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Literaturtipps:

Bernd Lemke, Dieter Krüger, Heinz Rebhan und Wolfgang Schmidt, Die Luftwaffe 1950–1970. Konzeption, Aufbau, Inte-gration, München 2006 (= Sicherheits-politik und Streitkräfte der Bundesrepu-blik Deutschland, Bd 2)

Johannes Mohn (Hrsg.), Deutsche Star-fighter. Die Geschichte der F-104 in Luft-waffe und Marine der Bundeswehr. Re-cherchiert und geschrieben von Klaus Kropf, Köln 1994

Johannes Steinhoff als Vorsitzender des Ständigen Militärausschusses der NATO in Brüssel, im Gespräch mit seinem Nachfolger, dem britischen Field Marshall Michael Carver (l.), 1973.

17Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Am Morgen des 6. Juni 1944 mar-schierten in einem durch die Gezeiten festgelegten Zeitfens-

ter ab 06:30 Uhr über 4800 Landungs- und über 500 alliierte Kriegsschiffe sowie mehr als 11 000 Flugzeuge zwi-schen Cherbourg und Caen in der Nor-mandie auf. Dies bildete nicht nur den Auftakt zum größten amphibischen Landungsunternehmen in der Mili-tärgeschichte, sondern führte in Fol-ge zum Zusammenbruch des deut-schen Westheeres. Innerhalb von nur drei Monaten standen die westalliier-ten Heeresgruppen unter dem Oberbe-fehl des US-amerikanischen Generals Dwight D. Eisen hower in Paris und nur noch 100 km von der Reichsgrenze

entfernt. War somit das Unternehmen »Overlord«, wie die Landung in der Normandie genannt wurde, der ent-scheidende Schritt zur Niederringung der nationalsozialistischen Diktatur?

Der Aufbau der »Zweiten Front«

Die Planungen für eine mögliche Lan-dung der Alliierten und somit die Schaffung einer »Zweiten Front« – ne-ben der (Ost-)Front in der Sowjetunion – hatten höchste strategische und po-litische Priorität. Die Bedeutung des westeuropäischen Kriegsschauplat-zes war eng verbunden mit der Politik der Koalitionsstrategie zwischen den Briten, Amerikanern und der Sowjet-

union gegen das nationalsozialistische Deutschland.

Die Wehrmacht, als Machtinstrument der NS-Diktatur, hatte zwischen 1939 und 1941 einen Furcht einflößenden Eroberungskrieg und spätestens seit Sommer 1941 in der Sowjetunion auch einen ideologisierten Vernichtungs-feldzug geführt. Doch hielt bereits der Winter 1941 eine Wende bereit. Vor Moskau blieb der deutsche Angriff ste-cken; seitdem mussten sich die deut-schen Truppen an der Ostfront einem kräftezehrenden Ringen mit der Ro-ten Armee stellen. Gleichzeitig weitete sich mit dem Angriff Japans auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 sowie der deutschen Kriegserklärung an die USA

Die Invasion 1944 – Wende im Zweiten Weltkrieg?

»Unternehmen Overlord«: Anlandung von Truppen des

V. US-Korps am Strandabschnitt »Omaha«, 7./8. Juni 1944.

ullstein – ddp

Die Invasion 1944

18 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

der bislang auf Europa und Nordafri-ka begrenzte Krieg zu einem Weltkrieg aus. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die USA bereits zuvor die Briten in ihrer Kriegführung vor allem mit Liefe-rung von Rüstungsmaterial unterstützt hatten. Amerikanische und britische Offiziere trafen sich schon seit der Nie-derlage Frankreichs im Sommer 1940 regelmäßig, um über die Lage Groß-britanniens und die Rolle der USA im Krieg gegen die Achsenmächte zu bera-ten. Ab März 1941 verfolgten beide Sei-ten die Strategie, zuerst in Europa und danach im Pazifik für Frieden zu sor-gen; sie nannten diese »Europe First«. Nach dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 trafen sich der ameri-kanische Präsident Franklin D. Roose-velt und der britische Premierminister Winston S. Churchill zu Beratungen. Die obersten Militärgremien beider Staaten schlossen sich zu den Com-bined Chiefs of Staff zusammen. Um die Jahreswende 1941/42 wurde »Europe First« offiziell verabschiedet. Seitdem war eine Invasion in Frankreich Gegen-stand von Planungen und Verhandlun-gen. Die USA begannen Truppen aufzu-stellen, auszubilden und auszurüsten, um diese in Großbritannien bereitzu-stellen. Amerikaner und Briten waren sich jedoch zunächst nicht einig, wann und wo eine Landung Erfolg verspre-chend sein könnte. Die USA bevorzug-ten frühzeitig Frankreich, das Vereinig-

te Königreich befürwortete Nordafrika. Das Unternehmen »Torch«, die Lan-dung der Alliierten im November 1942 in Nordafrika, war letztlich das erste Ergebnis dieses Ringens. Im Zuge der Kämpfe in Tunesien gegen das auswei-chende Deutsche Afrikakorps trafen sich die alliierten Führer dann im Ja-nuar 1943 in Casablanca, wo u.a. be-schlossen wurde, die Invasion in Frank-reich auf 1944 zu verschieben und den Schwerpunkt zunächst auf das Mittel-meer zu verlegen.

Im Juli 1943 erfolgte die Landung auf Sizilien und im September 1943 in Ita-lien. Schließlich setzten die militärisch stärker werdenden und somit die Al-lianz im Westen dominierenden USA Mitte 1943 ihre Vorstellungen gegen ih-ren britischen Verbündeten durch: Das folgende Jahr sollte die Landung in Frankreich sehen. Unterstützt wurden die USA durch den sowjetischen Dik-tator Josef Stalin, der die Westalliier-ten immer lauter zur Eröffnung einer »Zweiten Front« in Frankreich dräng-te. Der Plan für »Overlord« wurde im Dezember 1943 fertiggestellt. Auf der Konferenz von Teheran legten »Die großen Drei« die Operation und eine weitere flankierende Landung in Süd-frankreich (»Anvil« bzw. später »Dra-goon«) als Schwerpunkte für 1944 fest.

Noch im Februar 1944 unternahm Churchill den Versuch, »Overlord« zu-gunsten einer Landeoperation im östli-

chen Mittelmeerraum (Italien oder Bal-kan) zu verhindern. Hierin offenbarten sich die unterschiedlichen Interessen Großbritanniens und der Sowjetunion. Großbritannien sah seine Stellung im Mittelmeer gefährdet, überließe man der Sowjetunion das Operationsgebiet Balkan. Zudem hätte eine dortige Lan-dung der Westalliierten eine Ausdeh-nung der sowjetischen Einflusssphäre in Osteuropa verhindert. Dies wieder-um konnte nicht in Stalins Interesse lie-gen. Er drängte die Westalliierten auf die Errichtung einer »Zweiten Front«. Letztlich war es aber Roosevelt, der sich gegenüber Churchill durchsetzte und sowohl das Jahr 1944 als auch Frank-reich als geeigneten Raum für das ent-scheidende Landungsunternehmen in Europa festlegte.

Der Verlauf der Landung

Für die Landung hatten die Verbün-deten in Großbritannien insgesamt 38 Divisionen bereitgestellt. Die Soldaten stammten aus den USA, Großbritannien und Kanada. Aber auch polnische und französische Exiltruppen nahmen an den Kämpfen in der Normandie und in Frankreich teil. Die Alliierten griffen in den Morgenstunden des 6. Juni mit einer Heeresgruppe unter General Bernard L. Montgomery an. Der Landungsstrand erstreckte sich auf etwa 100 km zwi-schen St. Mère-Eglise im Westen und Ouistreham im Osten. Er umfasste fünf Landungssektoren, die ihrerseits jeweils bis zu 10 km breit waren.

Den US-Streitkräften waren dabei die westlichen Sektoren UTAH und OMAHA zugeteilt. Dort hoffte man später Atlantikhäfen zu erobern, um so den benötigten Nachschub aus den USA direkt anlanden zu können. Die US-Streitkräfte griffen am 6. Juni mit der 1. US-Armee und den nachgeord-neten VII. und V. US-Korps an. Jedes Korps landete zunächst mit einer Divi-sion, der 4. Division an UTAH und der 1. Division an OMAHA. Die Common-wealthtruppen griffen an den östlichen Strandabschnitten GOLD, JUNO und SWORD an. Sie waren in der 2. briti-schen Armee mit dem XXX. brit. und dem I. brit. Korps zusammengefasst. Auf GOLD griff die 50. brit. Division, auf JUNO die 3. kanadische Division und auf SWORD die 3. brit. Division an. Ihnen standen auf deutscher Seite

Konferenz von Casablanca im Januar 1943, v.l.n.r.: General Henri-Honore Giraud, Franklin D. Roosevelt, General Charles de Gaulle, Winston S. Churchill.

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19Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

sieben Divisionen gegenüber. Insge-samt verfügte der deutsche Oberbe-fehlshaber West über etwa 60 Divisio-nen in ganz Frankreich; davon waren jedoch weit über die Hälfte sogenannte bodenständige Divisionen und solche mit nur eingeschränktem Kampfwert. Die übrigen kampfstarken motorisier-ten und gepanzerten Infanterie- und Panzerdivisionen hatten Verfügungs-räume weiter im Landesinneren be-zogen. Es benötigte daher erhebliche Zeit, sie an den Landungsort heran-zuführen, zumal die drückende alli-ierte Luftüberlegenheit die deutschen Bewegungen massiv behinderte. Er-schwerend kam hinzu, dass die deut-sche Reaktion auf die Landung durch Kompetenzüberschneidungen, unkla-re Befehlslagen und das Fehlen eines von den verschiedenen Befehlshabern getragenen operativen Konzeptes ge-prägt war.

In der Nacht unmittelbar vor der Lan-dung bombardierten alliierte Flugzeu-ge die deutschen Festungsbatterien; zudem setzten Luftlandeunternehmen in der Westflanke (82. und 101. US-Luftlande-Division) und der Ostflanke (6. brit. Luftlande-Division) ein.

Nach den nächtlichen Bombarde-ments eröffnete die Schiffsartillerie ihr Deckungsfeuer. In deren Schutz fuh-ren die Landungsboote vor, ließen ab etwa 4000 Yards (ca. 3,7 km) vor der Küste Schwimmpanzer zu Wasser, wel-che die in der Regel später anlanden-de Infanterie entscheidend unterstütz-

ten. Die deutschen Verbände leisteten hartnäckigen Widerstand, waren aber sowohl materiell als auch personell unzureichend ausgestattet. Den Lan-dungsabschnitt JUNO verteidigten bei-spielweise nur wenige Kompanien der 716. Infanteriedivision.

Schon am ersten Tag erzielten die Al-liierten Geländegewinne von bis zu sechs Kilometern Tiefe. Entscheiden-de deutsche Gegenangriffe blieben aus, weil geeignete Verbände zu weit entfernt waren, ihre Verlegung durch die alliierte Luftwaffe verzögert oder sie ganz vernichtet wurden. Erst bei Caen kamen die britischen Truppen zum Stehen. Während es hier den deut-schen Verbänden gelang, unter verlust-reichen Gefechten den Vormarsch des Gegners zu verzögern, konnten die US-Streitkräfte nach anfänglichen Schwie-rigkeiten im Sektor OMAHA zunächst die Halbinsel Cotentin erobern und schließlich weiter südlich den entschei-denden Durchbruch aus dem Brücken-kopf in der Normandie erzielen.

Der Ausbruch aus dem Brückenkopf

Bis Ende Juli vermochte die Wehrmacht, die gegnerischen Soldaten zwischen der Halbinsel Cotentin und Caen im Brü-ckenkopf zu halten. Das VII. US-Korps stieß jedoch am 26./27. Juli bei St. Lô und schließlich am 31. Juli bei Avranches durch die gegnerische Front. In dieser Situation befahl Hitler einen Gegenan-

griff mit Panzerdivisionen. Dazu muss-ten kampfstarke gepanzerte Verbände aus dem Raum Caen abgezogen wer-den, die bislang erfolgreich die Angrif-fe der britischen und kanadischen Trup-pen abgewehrt hatten. Der Gegen angriff nach Westen blieb jedoch nach anfäng-lichen Erfolgen im Feuer der alliierten Schlachtflieger liegen. Von diesen erlit-tenen Verlusten erholten sich die deut-schen Truppen in der Normandie nicht mehr. Innerhalb kürzester Zeit stießen die Amerikaner weiter nach Süden vor, drehten nach Osten ein und überflügel-ten die deutschen Divisionen. Gleichzei-tig hatte der Abzug der deutschen Pan-zerverbände aus dem Raum um Caen ebendort einen Durchbruch der Com-monwealthtruppen ermöglicht. Beide alliierte Bewegungen führten zu einer Einkesselung der deutschen Verbän-de im Raum Falaise am 20./21. August. In diesem Kessel, in dem über 100 000 deutsche Soldaten eingeschlossen wa-ren, fielen etwa 10 000 Mann, weite-re 50 000 gerieten in Gefangenschaft. Etwa 40 000 deutsche Soldaten konnten aus dem Kessel entkommen. Gleichzei-tig stießen weiter südlich US-Verbände nach Osten auf Paris vor.

Der Ausbruch aus dem Brückenkopf Normandie wurde seit dem 15. August durch die Operation »Dragoon«, der Landung westalliierter Truppen in Südfrankreich, flankiert. Für das deut-sche Westheer gab es kein Halten mehr. Der Rückzug aus der Norman-die, aber auch aus Südfrankreich ver-lief nicht mehr planmäßig, an vielen Stellen wirkte er wie eine panikartige Flucht. Der alliierte Angriff kam erst im Herbst, etwa 100 km vor der deut-schen Reichsgrenze, zum Stehen. Der Grund für diesen Halt lag u.a. an den überdehnten alliierten Versorgungs-linien, die zu ernsthaften Nachschub-krisen führten. Die Pause ermöglichte noch einmal eine Konzentration deut-scher Verbände, die schließlich im De-zember 1944 in der »Ardennenoffensi-ve«, der letzten deutschen Offensive im Westen, gipfelte.

Die Westalliierten landeten bis An-fang September etwa 1 234 000 ame-rikanische und 825 000 Soldaten des Commonwealth. Die Verluste auf bei-den Seiten waren hoch. Die Wehrmacht verlor allein in diesen Kämpfen des Sommers 1944 über eine halbe Millio-nen Soldaten an der Westfront.

Die Invasion 1944

20 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Brachte die Invasion die Wende im Zweiten Weltkrieg?

Im Zuge der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag konnte der Eindruck ent-stehen – so übrigens auch, wenn man in die Normandie reist –, alleine die alli-ierte Landung in der Normandie habe über den Ausgang des Krieges ent-schieden. Dies ist nur eingeschränkt richtig. Die Invasion bestimmte maß-geblich die Machtverteilung in Euro-pa nach dem Krieg. Die deutsche Nie-derlage aber war bereits lange vorher auf anderen Schlachtfeldern erzwun-gen worden.

Dass das Reich den Krieg vermut-lich nie hätte gewinnen können, lag wohl nicht zuletzt an den schier un-erschöpflichen Ressourcen der USA. Dass es den Krieg aber verlor, gründet in erster Linie an den »Leistungen« der Sowjetunion (Bernd Wegner). Dass die-se und die damit verbundenen Opfer nach 1945 in Westeuropa eher in den Hintergrund gedrängt wurden, geht auf die Konfrontation zwischen Ost und West im Kalten Krieg zurück. An-dererseits schlachtete die Sowjetunion ihren Beitrag zum Sieg der Alliierten

nach 1945 propagandistisch aus. Letzt-lich hätte das westliche Zugeständnis der ungeheueren Leistungen der So-wjetunion aber auch eine Legitimie-rung ihres Handelns nach 1945, näm-lich der Besetzung halb Europas und der kommunistischen und diktatori-schen Neuordnungspolitik, bedeutet, was nicht im Interesse der Westalliier-ten und des »freien« Europas liegen konnte. Deutlich wird dies auch daran, dass im Zuge der Feierlichkeiten zum D-Day der Operation »Bagration«, der beinahe zeitgleichen sowjetischen Of-fensive, welche die Heeresgruppe Mit-te zusammenbrechen ließ, in den west-lichen Medien oder der Öffentlichkeit kaum gedacht wurde. Dieser ersten Offensive vom 22. Juni 1944 (zugleich der 3. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion), die etwa 2,5 Mil-lionen Rotarmisten, 45 000 Geschütze, mehr als 6000 Panzer und über 8000 Flugzeuge umfasste, schlossen sich zwei weitere auf die obere Weichsel und nach Rumänien und Bulgarien an. Das Unternehmen »Bagration« war mit einer Frontlänge von über 1100 km und 600 km Tiefe eine der größten Ein-zeloperationen der Militärgeschichte.

Es führte gleichzeitig auch zur größ-ten deutschen Niederlage, die den Zu-sammenbruch des Ostheeres nach sich zog. In der Folge der weiteren Offensi-ve schieden Bulgarien, Rumänien und Finnland aus dem Krieg aus. Die So-wjetunion begann in Osteuropa und im Baltikum eine politische Neugestal-tung: Sie verschob ihre Einflusssphäre nach Westen.

Die Landung der Westalliierten in Frankreich eröffnete eine »Zweite Front«, deren Bedeutung für den Aus-gang des Zweiten Weltkrieges im Zuge der politischen Auseinandersetzungen des Kalten Krieges medial stets beson-ders hervorgehoben wurde. Die Leis-tungen und Opfer der Roten Armee – der Armee einer Diktatur und der Ar-mee des »Systemgegners« – standen im Schatten dieser »Zweiten Front«. Un-geachtet dessen signalisierten der Zu-sammenbruch der deutschen Heeres-gruppe Mitte an der Ostfront und der Ausbruch der Westalliierten aus dem Brückenkopf der Normandie das nahe Kriegsende. Der wichtigste Kriegs-schauplatz in Europa war jedoch die Ostfront, an welcher die Wehrmacht seit Winter 1941 einem Auszehrungs-prozess unterlag, dessen Ursachen in der »völligen Asymmetrie« (Bernd Wegner) der wirtschaftlichen und per-sonellen Ressourcen der am Krieg betei-ligten Mächte zu suchen sind. Sowohl der politische als auch der militärische Handlungsspielraum der deutschen Führung nahmen von Kriegsjahr zu Kriegsjahr ab. Sie schwanden in dem Maße, wie sich die Funktionszusam-menhänge zwischen den einzelnen Fronten zu einem engmaschigen Netz verdichteten, in dem die Wehrmacht sich immer mehr verfing und so einen Kampf führte, der spätestens seit der Wende vor Moskau 1941 nicht mehr zu gewinnen war.

Thorsten Loch

Literaturtipps:

Hans Umbreit (Hrsg.), Die Invasion, Ham-burg, Berlin, Bonn 1998 (= Vorträge zur Militärgeschichte, Bd 16)Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volk-mann (Hrsg.), Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999Deutsche Soldaten während der Ardennenschlacht in einem Dorf östlich von

Malmedy, um den 22. Dezember 1944.

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21Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

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22 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Das historische Stichwort

Am 31. August 1980 ließ die Re-gierung der Volksrepublik Po-

len (VRP) offiziell die Gewerkschaft Solidarność (Solidarität) zu. Diese im ersten Moment wenig spektakulär wir-kende Maßnahme besaß vor der Kulis-se des Kalten Krieges ihre eigene Trag-weite: zum ersten Mal seit dem Beginn der Blockkonfrontation war es in einem sozialistischen Land zur Gründung und staatlichen Bestätigung einer unabhän-gigen Gewerkschaft gekommen. Da-durch wurde das sozialistische Selbst-verständnis, demzufolge Partei und Staatsorgane die Interessen der Arbei-terschaft wahrnehmen, grundsätzlich in Frage gestellt. Es ist vor dem Hin-tergrund der weltweiten Auseinander-setzung zweier unterschiedlicher poli-tischer Systeme kaum verwunderlich, dass die Entwicklungen in der VRP die anderen sozialistischen Staaten stark beunruhigten. Ein Ausscheren einzel-ner Länder aus dem sozialistischen Gleichschritt konnte unter keinen Um-ständen toleriert werden. Nicht zuletzt aufgrund des blockinternen Drucks auf die polnische Regierung kam es darauf-hin am 13. Dezember 1981 zur nationa-len Verhängung des Kriegsrechts, um eine eventuell bevorstehende Interven-tion von Truppen des Warschauer Ver-trages zu verhindern. Die Führung von

Solidarność wurde interniert, die Arbeit der Gewerkschaft verboten. Am 8. Ok-tober 1982 folgte ihre Auflösung. Die beginnende Demokratisierung wurde jedoch nur verzögert, verhindert wer-den konnte sie nicht mehr.

Es waren vor allem politische und ökonomische Faktoren, die zum Zu-sammenbruch vieler sozialistischer Staaten und zur Beendigung des Kalten Krieges geführt haben. Weitreichende ökonomische Probleme waren bei eini-gen Mitgliedern der Warschauer Ver-tragsorganisation (WVO) bereits zum Beginn der 70er Jahre unübersehbar. Dies galt auch für die VRP. Um finanzi-elle Probleme des Staatshaushaltes zu mildern, ließ der damalige Generalsek-retär der Polnischen Vereinigten Arbei-terpartei (PVAP), Władysław Gomułka (1905-1982), im Dezember 1970 die Prei-se für Lebensmittel drastisch anheben. Das Resultat dieser Verteuerung waren weit verbreitete Unruhen, die blutig niedergeschlagen wurden. Gomułkas Nachfolger seit Dezember 1970, Ed-ward Gierek (1913–2001), versuchte der andauernden Missstimmung in der Gesellschaft durch die Rücknahme der Preiserhöhungen und eine Subventio-nierung von Lebensmitteln entgegen-zuwirken. Er erhoffte sich durch die Aufnahme weiterer Auslandskredite

positive Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft. Als derartige Effekte aus-blieben, versuchte er 1976 erneut, die Lebensmittelpreise zu erhöhen. Wie-derum kam es in der Bevölkerung zu Unruhen, die niedergeschlagen wur-den.

Es gelang Gierek in der Folge der Aufstände von 1976 nicht, die polnische Wirt schaft und den Staatshaushalt zu sanieren. Es mussten immer neue Kre-dite von westlichen Staaten aufgenom-men werden, um die Zahlungsunfähig-keit zu verhindern. Einen Großteil der Staatskosten machten Subventionsaus-gaben aus, die aufgrund der maroden Staatsfinanzen drastisch gesenkt wer-den mussten. Aus diesem Grund wur-den die Preise für Fleisch zum 1. Juli 1980 verdoppelt. Wie bereits in den Jah-ren 1970 und 1976 kam es zu Unruhen und Streiks im ganzen Land. Zentrum des Widerstandes war die Leninwerft in Danzig. Dort wurde der Streik am 14. August 1980 ausgerufen, nachdem zuvor die Kranführerin Anna Walen-tynowicz (geb. 1929), eine Symbolfi-gur der Unruhen von 1970, entlassen worden war. Die Streikenden in Dan-zig forderten aber nicht nur die Wie-dereinstellung ihrer Mitstreiterin und die Zurücknahme der Preiserhöhun-gen für Lebensmittel, sondern auch

Warnstreiks im Hüttenwerk Warszawa bei Warschau: demonstrierende Arbei-ter mit Protestplakaten und Spruch-bändern, auf denen auch für die un-abhängige Gewerkschaft Solidarnosc demonstriert wird, 1980.

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Die Polenkrise 1980/81

23Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

eine grundlegende Liberalisierung des politischen Systems.

Aus der Streikbewegung der Arbeiter in Danzig formierte sich unter Führung des charismatischen Elektrikers Lech Wałęsa (geb. 1943) die Gewerkschaft Solidarność. Zentrale Ziele waren die Freilassung aller politischen Gefange-nen, die Gewährung des Streikrechts, die Anerkennung als freie Gewerk-schaft und der Zugang zu den Medien unter Aufhebung der Zensur. Das so-zialistische System an sich wurde nicht in Frage gestellt. Solidarność als Inter-essenvertretung der Arbeiter wurde in diesen Zielen von regimekritischen Intellektuellen wie Tadeusz Mazo-wiecki (geb. 1927), 1989 erster nicht-kommunistischer Ministerpräsident Polens seit Ende des Zweiten Welt-kriegs, und Teilen der katholischen Kirche unterstützt. Nach der Besetzung des Werftgeländes in Danzig gelang es Wałęsa am 31. August 1980, von der Re-gierung die Zulassung von Solidarność als freie Gewerkschaft zu erzwingen.

Auch wenn es nicht in der Absicht der neugegründeten Gewerkschaft lag, wurde doch durch ihre bloße Exis-tenz das bestehende System in Frage gestellt und das sozialistische Selbst-verständnis konterkariert. Dieser Kon-flikt offenbarte sich auch innerhalb von Solidarność; in zahlreichen Debatten wurde diskutiert, ob man lediglich als Gewerkschaft oder auch als politisch-gesellschaftliche Kraft auftreten sollte.

Stanisław Kania (geb. 1927), der Gie-rek am 6. September 1980 als Gene-ralsekretär der PVAP abgelöst hatte, konnte die ökonomischen Probleme

Polens ebenfalls nicht mildern. Folge waren weitere Streikwellen, die das Land lähmten und das volle Ausmaß der wirtschaftlichen Krise offen legten. Die VRP war nicht mehr stabil, der Re-gierung entglitt in zunehmenden Maße die Kontrolle. Die politische Instabilität Polens wirkte aber nicht nur nach in-nen, sondern auch nach außen. Ein ge-sellschaftlicher Umbruch konnte nicht toleriert werden, würde doch so der Sozialismus an sich, und nicht zuletzt die Machtbasis der Regime der ande-ren WVO-Staaten in Frage gestellt. Eine derartige Entwicklung war nicht völlig abwegig, gingen doch die Mitglieds-zahlen der PVAP deutlich zurück, wäh-rend Solidarność gesamtgesellschaft-lichen Zulauf aufweisen konnte. Die politischen Eliten der WVO kamen da-her am 5. Dezember 1980 in Moskau zu einer Krisensitzung zusammen, um über das weitere Vorgehen in Bezug auf Polen zu beraten. Vor allem die Re-

schaffte es nicht, sich produktiv an der Behebung der politischen und wirt-schaftlichen Probleme zu beteiligen. In-des wuchs der außenpolitische Druck. Vor allem die DDR strebte aufgrund der geostrategischen Lage Polens eine schnelle Beendigung der »Konterrevo-lution« im Nachbarland an.

Im Oktober 1981 wurde General Wojciech Jaruzelski (geb. 1923), bis da-hin Ministerpräsident und Verteidi-gungsminister, zum neuen Ersten Se-kretär des Zentralkomitees der PVAP bestimmt. Auf seinen Befehl hin wur-de am 13. Dezember 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt, die Arbeit von Solidarność verboten. Bis heute ist um-stritten, ob der General damit einer In-vasion seines Landes zuvorkam.

Zu einer militärischen Intervention in Polen ist es nie gekommen. Stattdessen kam es aufgrund anhaltenden Drucks seitens der WVO zu einer »nationa-len Lösung«. Als das Kriegsrecht am

General Wojciech Jaruzelski verkündet am 13.12.1981 in einer TV-Ansprache das Kriegsrecht.

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Nach der Ver-hängung des Kriegsrechts in Polen am 13.12.1981: Demonstranten werden von der Polizei mit Tränengas auseinander getrieben.

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gierungschefs der Deutschen Demo-kratischen Republik (DDR), Bulgariens und der Tschechoslowakei befürworte-ten eine militärische Intervention der WVO in Polen. Erich Honecker bot so-gar eine deutsche Division für eine In-vasion an. Die Regierungschefs Rumä-niens und Ungarns setzten hingegen auf eine politische Lösung des Konf-likts, die auch von der Sowjetunion fa-vorisiert wurde. Aus diesem Grund un-terblieb eine militärischen Intervention vorerst, man behielt sich diese Option aber vor.

Die polnische Regierung war trotz eines drohenden Militärschlags nicht in der Lage, grundlegende Entschei-dungen zu treffen. Auch Solidarność

22. Juli 1983 aufgehoben wurde, waren über 13 000 Gewerkschaftler und Op-positionelle interniert worden. 800 000 Bürger, vor allem Akademiker, hatten ihr Heimatland verlassen. Doch auch wenn das System noch einige Jahre weiterbestehen konnte, seine Auflö-sung hatte unwiderruflich begonnen: mit dem Beginn von Perestroika und Glasnost in der Sowjetunion änderten sich auch die politischen Rahmenbe-dingungen in Polen. Am 5. April 1989 wurde Solidarność wieder staatlich an-erkannt, Polen nach den ersten freien Wahlen im Juni 1989 eine parlamentari-sche Demokratie. Erster Präsident wur-de Lech Wałęsa.

Julian-André Finke

online

Service

24 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Medien online/digital

online

Lange Kerls

Legendäre »lange Kerls«. Ausgewählte Quellen zur Regimentskultur der Königs-grenadiere Friedrich Wilhelms I. 1713–1740. Ein Hörbuch von Jürgen Klooster-huis, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin 2006 (= Veröffent-lichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Hörbuch 1), CD-ROM mit Abbildungsteil. ISBN 3-923579-08-2, 15,00 €

über Burschenschaften und einen Lite-raturhinweis.

Die etwas umfangreichere Rubrik »Regional« verweist auf Seiten, die sich speziell mit den Revolutionen in Städ-ten wie Mannheim, Offenburg, Berlin oder München beschäftigen. Hier fin-det man allerdings auch wichtige Per-sönlichkeiten in Verbindung mit ihrem Wirkungsort, wie beispielsweise Lud-wig Feuerbach in Heidelberg.

Eine Zusammenstellung sehr interes-santer Seiten kann man unter »1848er in Amerika – Forty-Eighters in Ame-rica« finden. Informationsseiten über die Revolutionsflüchtlinge oder auch Bibliografien ermöglichen weitere Re-cherchen.

Unter »Persönlichkeiten« finden sich Seiten zu etwas mehr als 25 Beteiligten von 1848/49, darunter auch sieben Ver-weise auf Seiten zu Carl Schurz.

Zum Schluss sind unter »Einzelas-pekte« neben Seiten zu Turnvereinen und Flugschriften auch eine Anleitung zu einem 1848-Kartenspiel und eine Hörcollage als Textdatei aufgelistet.

Zum Einstieg in die online verfügba-ren Informationsseiten zu 1848 ist diese Seite optimal.

http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/fachinfo/www/gesch/blic1848.htm

http://lisa.mmz.uni-duesseldorf.de/%7Ehistsem/revolution/

rich Wilhelm I.«. Zu Wort kommen darüber hinaus eine »Chronistin«, ein »Kabinettssekretär«, der »Oberst-leutnant von Einsiedel« sowie »König Friedrich II.«. Musikalisch untermalt werden die Ausführungen durch histo-risch exakte Einspielungen von Dienst-stücken und Märschen aus der Zeit des Soldatenkönigs.

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1848 im Internet

Ein militärhistorisches Hörerlebnis der besonderen Art ist unter dem Titel Legendäre »lange Kerls« erschienen. Da-bei handelt es sich um ein Hörbuch von Jürgen Kloosterhuis, das auf der Basis einer 2003 veröffentlichten Quellen-sammlung gleichen Titels entstanden ist. Während die voluminöse Quellene-dition sich hauptsächlich an das histo-rische Fachpublikum richtet, vermittelt das Hörbuch ein lebendiges Bild preu-ßischer Militärgeschichte für jeder-mann. Mithilfe der sogenannten Minü-tenbände – Amtsbücher, in denen die Weisungen des Königs niedergeschrie-ben wurden – gelingt es Jürgen Kloos-terhuis, dem Hörer einen Einblick in den Alltag und die Lebenswirklichkeit der Angehörigen der berühmten Gar-detruppe zu gewähren und zugleich mit den gängigen Klischees aufzuräu-men. So entpuppt sich die »Potsda-mer Riesengarde« nicht nur als »luxu-riöse Palasttruppe«, sondern auch als »hochbrisante Kampfgarde«. Die »lan-gen Kerls« waren also mehr als nur eine teure Spielerei eines in das Militär ver-narrten Monarchen. Das 3669 Mann starke Königsregiment Nr. 6 diente der preußischen Armee als Lehr- und Ver-suchstruppe, in der neue Exerzierregle-ments erprobt und ausgearbeitet wur-den.

Gesprochen werden die Kabinetts-minüten auf der CD von »König Fried-

Unter den fachbezogenen Informa-tionen der Universitätsbibliothek Hei-delberg findet sich seit 1999 eine Son-derseite zur Revolution 1848/49. Darin lassen sich interessante Informationen und Hinweise auf andere Internet-Sei-ten zum Thema finden. Die Übersicht-lichkeit durch die Auflistung der Ver-knüpfungen auf einer Seite und die Sor tierung der Hinweise unter verschie-denen Rubriken/Überschriften erleich-tern die Suche auf der Seite.

Dort erhält man nicht nur die Hin-weise auf die entsprechenden Seiten, sondern es werden zumeist auch ihre Inhalte kurz zusammengefasst wieder-gegeben, soweit diese nicht aus dem Ti-tel explizit hervorgehen. Des Weiteren werden bei Büchern deren Verfasser und dazu bereits veröffentlichte Re-zensionen genannt. Auch diese sind, soweit online verfügbar, über einen Mausklick durch direkte Vernetzung zugänglich.

Um sich einen ersten Überblick im Netz zu verschaffen, findet man unter der Rubrik »Übergreifend« Hinwei-se und Links zu historischen Einfüh-rungen, Forschungsseiten, themenbe-zogenen Enzyklopädien, Chroniken, Artikelsammlungen und Zusammen-stellungen von Unterrichtsmateria-lien.

Zur »Vorgeschichte« gibt es derzeit nur drei Einträge, nämlich zwei Seiten

Wer sich neu mit dem Thema 1848 be-schäftigt, dem sei diese Infobox der Uni-versität Düsseldorf empfohlen. Zwar konzentrieren sich die Macher der Seite auf den badischen Raum, doch lassen sich dort mithilfe der Themenübersicht Informationen zu allen wichtigen über-greifenden Begriffen finden. Nachdem ein Begriff gewählt ist, entscheidet das Interesse, ob im Ortsregister oder im Index danach gesucht werden soll. Die Indexaufstellung enthält Unterbegriffe mit teilweise speziellen geografischen Eingrenzungen. Das Ortsregister listet neben den gewünschten Informationen

world wide web

onlineonline 25Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

digital

dig

zu Regionen auch übergreifende Lexi-koneinträge auf.

Besonders interessant ist die umfang-reiche Bibliografie, alphabetisch sor-tiert nach Autoren, in der die für die Seite verwendete Literatur gelb unter-legt ist.

Schade nur, dass die Suchfunktion, welche schneller zum gewünschten Be-griff führen würde, derzeit nicht funk-tioniert.

Um sich eingehender mit der Geschich-te der Revolution von 1848/49 zu be-schäftigen, kann man die von der Uni-versitätsbibliothek Frankfurt am Main als PDF-Dokumente bereitgestellten Flugschriften nutzen.

Die nach Personen, Orten, Chronolo-gie und Signaturen sortierten Schriften lassen sich als JPG-Bild herunterladen oder durch einen Klick auf die Lupe rechts über dem Dokument als PDF-Datei öffnen und beliebig vergrößern.

Alles in allem wurden etwa 83 000 Seiten digitalisiert.

Das früheste eingeordnete Dokument ist eine Karikatur aus dem Jahr 1842, während das Gros der Dokumente aus den Jahren 1848 bis 1850 stammt.

Zu den Dokumenten erhält man wei-terführende Informationen, wie den Entstehungszeitraum, genannte Orte und einen meist sehr hilfreichen Kom-mentar. Dank ihrer klaren Strukturie-rung und den beschriebenen Features ist diese Seite optimal für die Quellen-arbeit geeignet.

tionen 1789 beziehungsweise 1848/49 über die Grundrechte und den langen Weg zur Demokratie von 1850 bis 1918 bis hin zum Widerstand in NS-Zeit, SBZ und DDR berichtet.

Das Besondere an diesem Museum ist dessen pädagogisches Profil. Die-ses macht die Erinnerungsstätte zu ei-nem idealen Lernort für Exkursionen im Rahmen der historisch-politischen Bildung. Unter dem Menüpunkt »Mu-seumspädagogik« lassen sich zur Vor-bereitung erarbeitete Dokumente her-unterladen und es werden ausführlich das methodische Vorgehen, die inhalt-lichen Lernziele, die Zielgruppen, die benötigte Zeit und auch die Funktion der Übungen erläutert.

Altersgerechtes, eigenverantwortli-ches und selbständiges Lernen steht dabei im Vordergrund. Es kann indi-viduell auf die Bedürfnisse der Lern-gruppe abgestimmt werden. Bezogen auf die Revolution von 1848/49 stehen folgende Themenkreise zur Auswahl: »Die Revolution 1848/49 im Über-blick«, »Die Arbeit der Nationalver-sammlung« und »Die Revolution in Baden 1849«.

Aber auch der Kreativität werden kaum Grenzen gesetzt: Ein Sketch aus dem Jahr 1848 kann nachgespielt wer-den, inszeniertes Lesen und das Schrei-ben von Gedichten werden ebenso an-geboten wie eine Schreibwerkstatt zum Petitionsrecht oder die Erstellung einer Geschichtszeitung mit mehreren mög-lichen Rubriken.

Dem Lerngruppenleiter wird unter »Downloads« eine optimale Vorberei-tung mit den dort bereitgestellten Ar-beitsmaterialien geboten. Mithilfe der Lernprogramme lassen die Besucher-gruppen die Ausstellung nicht nur auf sich wirken, sondern beschäftigen sich intensiver und kritischer mit dem je-weils behandelten Thema.

StS

http://www.uni-oldenburg.de/nausa/1848/48start.htm

Welche Rolle deutsche Auswanderer und Revolutionsflüchtlinge im Ameri-kanischen Bürgerkrieg gespielt haben, lässt sich auf dieser Seite der Univer-sität Oldenburg nachlesen. Neben Zi-taten der Beteiligten im historischen Kontext und in den Texten vorhande-nen Links zu deren biografischen Da-ten werden ihre Aktivitäten im Bürger-krieg in relativ chronologischer Folge abgehandelt. Die ca. 180 000–200 000 Deutschen, die in den Reihen der Uni-on dienten, waren maßgeblich an wich-tigen politischen wie militärischen Er-eignissen beteiligt, ob als Befehlshaber oder als militärische Einheit.

Die erste Seite widmet sich den Re-volutionsflüchtlingen von 1848/49 und den Anfängen des Amerikanischen Bürgerkriegs, während auf der zwei-ten Seite schon die maßgebliche Beteili-gung Deutscher am Verbleiben Missou-ris in der Union zurückverfolgt wird.

Die nächsten drei Seiten behandeln die Aushebung der deutschen Regi-menter und deren Verbindung zu den »Achtundvierzigern«. Des Weiteren werden die Schlachten beschrieben, in denen deutsche Einheiten kämpften, so zum Beispiel Gettysburg.

Beim Klick auf die letzte Seite erhält man eine alphabetisch sortierte Liste der »Achtundvierziger«-Revolutions-flüchtlinge in den Vereinigten Staaten von Amerika.

http://1848.ub.uni-frankfurt.de/cgi-bin/uebersicht.rb

http://www.erinnerungsstaette-rastatt.de/index.htm

Der Internetauftritt der Erinnerungs-stätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt in-formiert über die dortige Dauerausstel-lung, die von den Freiheitsbewegungen in der Frühen Neuzeit und den Revolu-

Kriegsherren

Mit einer Zusammenstellung von biografischen Skizzen ist es den

Herausgebern Stig Förster, Markus Pöhlmann und Dierk Walter gelungen, in einem Bogen von der Antike bis in die Moderne 22 der bedeutendsten und wichtigsten historischen Persönlichkei-ten unter dem Begriff »Kriegsherren« zu vereinen.

Was diese Staaten- und Kriegslenker gemein haben sollen, ist ihre in einer Person vereinte politische und militäri-sche Macht. Genau diese »Letztverant-wortlichkeit eines Individuums für die gesamtstaatlichen Kriegsentscheidun-gen« zieht sich durch alle Epochen der Weltgeschichte.

Dadurch erscheinen neben bekannten militärischen Führern wie Alexander der Große, Napoleon I. oder Josef Sta-lin auch Personen in diesem Band, die man nicht unbedingt mit dem Begriff des »Kriegsherrn« oder der »Kriegsher-rin« in Verbindung bringt, so beispiels-weise Abraham Lincoln (1809–1865) als ein demokratisch legitimierter Oberbe-fehlshaber oder die aus dem Hinter-grund agierende chinesische Kaiserin-witwe Cixi (1835–1908).

Alles in allem gelingt es den Auto-ren dieses Bandes, das Wirken der be-schriebenen Männer und Frauen auf komprimierten Raum kenntnisreich darzustellen.

StS

1848/49

Wer mehr über die historischen Wurzeln der »Forty-Eighter« er-

fahren möchte, dem sei der Sammel-band von Wolfram Siemann »1848/49 in Deutschland und Europa« emp-fohlen. Der Band, der anlässlich des 60. Geburtstags des Autors erschienen ist, umfasst 12 Aufsätze, die den Leser mit den zentralen Ereignissen der Re-volution sowie deren Auswirkungen vertraut machen. Behandelt werden u.a. die Parteibildung in der Paulskir-che, die sozialen Protestbewegungen, die Bedeutung von Nation und Natio-nalitäten, die Funktion der Presse, das politische System der Reaktion und der

Spanischer Bürgerkrieg

Fällt das Stichwort »Spanischer Bür-gerkrieg (1936–1939)«, dann dürften

»Legion Condor«, »Internationale Bri-gaden», »Guernica«, »Pablo Picasso«, »Wem die Stunde schlägt« und »Ernest Hemingway« wohl mit die bekanntes-ten Begriffe sein, die einem durch den Kopf gehen. Der Kriegsbeginn jährte sich 2006 zum siebzigsten Male und brachte eine Fülle von Neuerscheinun-gen hervor. Antony Beevors Buch geht dabei wohl am detailliertesten auf die Vielzahl der Gefechtshandlungen ein, ohne die politisch-multinationalen Di-mensionen des »Bürgerkrieges« zu ver-gessen.

Stig Förster, Markus Pöhlmann und Dierk Walter (Hrsg.), Kriegsherren der Weltgeschichte. 22 historische Portraits, München 2006. ISBN 3-406-54983-7; 415 S., 24,90 Euro

Wolfram Siemann, 1848/49 in Deutsch-land und Europa. Ereignis – Bewältigung – Erinnerung, Paderborn 2006. ISBN 3-506-75673-7; 272 S., 19,90 Euro

Antony Beevor, Der Spanische Bürgerkrieg, München 2006. ISBN 3-570-00924-6; 635 S., 26,00 Euro

Umgang mit dem historischen Erbe der Revolution. Den Revolutionsflüchtlin-gen widmet sich der Beitrag »Asyl, Exil und Emigration der 1848er«. Da-rin zeigt Siemann auf, dass die Asyl-suchenden von 1848/49 in der Praxis keineswegs immer »freundliche Auf-nahme« fanden. Gerade vermeintlich liberale Länder wie Frankreich oder die Schweiz bemühten sich möglichst schnell um eine Ausweisung der un-geliebten Gäste, da man über die po-litische Ruhe im eigenen Land besorgt war. Einzig in den Vereinigten Staa-ten ließ sich der »Traum von der Frei-heit« verwirklichen und so kämpften die ehemaligen Flüchtlinge der Revo-lution von 1848/49 im Amerikanischen Bürgerkrieg für ihre alten Ideale und das »Erbe von 1848«.

Insgesamt bietet der Sammelband ei-nen informativen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Revolution.

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Die innerspanischen Spannungen wer-den ebenso erwähnt wie die als »Säube-rungen« bezeichneten Morde innerhalb der Internationalen Brigaden, die Unta-ten der »Nationalisten« und ihrer itali-enisch-deutschen Helfer sowie die Zu-rückhaltung der Westmächte. Letztlich kämpfte Stadt gegen Land, reich gegen arm, Katholik gegen Kommunist, An-archist gegen Kommunist und Separa-tist gegen Nationalist. Beevor sieht und analysiert vielschichtig die verschiede-nen Konflikte und Kriegsparteien, die seiner Ansicht nach nur unzutreffend mit dem Wort »Bruderkrieg« wiederge-geben werden können. hp

Manstein

Erich von Manstein (1887–1973) ist einer der bekanntesten Heerführer

des Zweiten Weltkrieges. Seine nach 1945 erschienenen Bücher »Verlorene

Service

26 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Lesetipp

Siege« und »Aus einem Soldatenleben« trugen maßgeblich dazu bei. Hinzu ka-men sein viel genutztes militärisches Fachwissen, seine Popularität im In- und Ausland, seine gleichzeitige Dis-tanz zum deutschen Widerstand und zeitweilig auch zu Repräsentanten des NS-Regimes.

Oliver von Wrochem versucht in sei-ner Doktorarbeit Dreierlei: Erstens will er eine biografische Skizze Mansteins erstellen, zweitens von Mansteins Rolle im Vernichtungskrieg beleuchten und drittens die über ihn und von ihm ab-gegebenen Wertungen nach 1945 als Brennglas des Umgangs mit jüngster Geschichte in der Bundesrepublik der 1950er bis 1970er Jahre nutzen. Die Zie-le werden erreicht. Für die heutige Le-serschaft ist neben Mansteins Rolle im Vernichtungskrieg besonders die Ana-lyse der Netzwerke ehemaliger Wehr-macht-Generale untereinander, in die Gesellschaft, aber auch in die frühe Bundeswehr hinein von besonderem Interesse. So wird nachvollziehbar, welches Bild von der Wehrmacht nach 1945 entstehen konnte.

hp

Holocaust

Durch die Medien entsteht allzu leicht der Eindruck, zum The-

ma Holocaust sei alles gesagt und er-forscht. Der Sammelband von Jürgen Matthäus und Klaus-Michael Mall-mann stellt den Forschungsstand dar, benennt Lücken und bringt neue As-pekte. Die insgesamt 18 Einzelbeiträ-ge sind auf die Sparten »Kontinuitä-ten und Zäsuren«, »Täter und Opfer« und »Wahrnehmungen und Wirkun-gen« verteilt. Vorgeschichte, Durch-führung und Wirkungsgeschichte des Holocaust werden so facettenreich dar-gestellt.

Palästina

Spätestens mit dem Marineeinsatz der Bundeswehr ist die Region Is-

rael–Libanon in Deutschland gegen-wärtig.

Wer sich für die Geschichte Palästinas in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-derts interessiert, der wird von Tom Segev kenntnisreich und unterhaltsam informiert.

Seit dem Ende der Kreuzzüge war Pa-lästina unter muslimischer Herrschaft, seit 1516 gehörte das Land zum Osma-nischen Reich. Das Buch setzt mit der Eroberung der Region durch die Bri-ten 1917 ein und endet mit dem Jahre 1948, also dem Abzug der Briten und der Gründung des Staates Israel. Die dazwischen liegenden 29 Jahre be-handeln die britische Mandatsherr-schaft über Palästina. In diesem Land lebten Christen und Muslime, Juden und Araber. Die drei großen Abschnit-te des Buches tragen die Titel »Illusion (1917–1927)«, »Terror (1928–1938)« und »Entscheidung (1939–1948)«.

Die Briten benötigten während des Ersten Weltkrieges die Unterstützung der Araber im Kampf gegen das Os-manische Reich, also erweckten sie den Eindruck, es werde nach Kriegs-ende ein unabhängiges Arabisches Pa-lästina geben. Gleichzeitig versprach die britische Regierung in der Balfour-Declaration den Juden eine Heimstatt in Palästina.

Arabische und Jüdische Nationalbe-wegung bekämpften sowohl sich ge-genseitig als auch die britische Schutz-macht, jüdische Einwanderer kamen in großer Zahl ins Land. Dem Abzug der Briten folgte der Unabhängigkeits-kampf des Staates Israel.

hp

Die Rolle des Militärs im Holocaust wird in den Beiträgen »Reichswehr und Antisemitismus« (Jürgen Förster), die »Ermordung der baltischen Juden« (Wolfgang Benz) und die »Schlußphase der ›Endlösung‹ in Polen« (Christopher R. Browning) ausgelotet.

Der Beitrag »Dannecker und Kappler in Rom. Neue Quellen zur Oktober-De-portation 1943« von Richard Breit-mann verweist auf den Schatz deut-scher Funksprüche zum Thema Holo-caust, die von den Briten abgehört und an die Amerikaner weitergeleitet wur-den. Sie sind in den National Archives einsehbar.

Klaus-Michael Mallmann und Mar-tin Cüppers stellen in dem Beitrag

Jürgen Matthäus und Klaus-Michael Mallmann (Hrsg.), Deutsche, Juden, Völker-mord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Konrad Kwiet zum 65. Geburtstag, Darmstadt 2006 (= Veröffentlichungen der Forschungs-stelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd 7). ISBN 3-534-18481-1; 340 S., 39,90 Euro

Tom Segev, Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staats-gründung Israels, München 2006. ISBN 3-570-55009-5; 669 S., 14,90 Euro

»Das Einsatzkommando bei der Pan-zerarmee Afrika 1942« die deutschen Planungen für die Zeit nach dem Sieg Rommels vor. Ein Sonderkommando war damit beauftragt, die in Palästi-na lebenden Juden zu ermorden. Auf-grund der Niederlage bei El Alamein kam es aber nicht zum Einsatz.

Robert G. Waite stellt die wechselrei-che öffentliche Wahrnehmung des Ho-locaust in den USA 1943-1955 dar und Frank Bajohr analysiert, wie ein ehema-liger SS-Brigadeführer unter falschem Namen 1950 außenpolitischer Redak-teur der ZEIT wurde.

Kurz gesagt: eine lohnenswerte Lek-türe.

hp

Oliver von Wrochem, Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspoli-tik, Paderborn/Mün-chen/Wien/Zürich 2006 (= Krieg in der Geschichte, Bd 27). ISBN 3-506-72977-2; 431 S., 39,90 Euro

27Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Service

28 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Ausstellungen

Berlin

Boris Ignatowitsch. Foto-grafien von 1927 bis 1946

Deutsch-Russisches Museum Berlin-KarlshorstZwieseler Straße 4 (Ecke Rheinsteinstraße)D-10318 BerlinTelefon: (030) 50 15 08-10 Telefax: (030) 50 15 08 40e-Mail: [email protected] Internet: www.museum-karlshorst.de17. November 2006 bis 11. Februar 2007Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr Eintritt freiVerkehrsanbindungen:S-Bahn: Bis S-Bahnhof »Karls-horst«, dann zu Fuß Rhein-steinstraße (ca. 15 Min. Fußweg), bis S-Bahnhof »Karlshorst« (S3), dann Bus 396 oder mit der U-Bahn bis U-Bahnhof »Tierpark« (U5), dann Bus 396.

50 Jahre Luftwaffe der Bundeswehr. 1956–2006Luftwaffenmuseum der BundeswehrKladower Damm 182D-14089 Berlin-GatowTelefon: (030) 36 87 26 01Telefax: (030) 36 87 26 10 e-Mail: [email protected] Internet: www.Luftwaffenmuseum.com15. September 2006 bis 31. August 2007Dienstag bis Sonntag 9.00 bis 17.00 Uhr(letzter Einlass 16.30 Uhr)Eintritt freiVerkehrsanbindungen:Eingang zum Museum: Ritter-felddamm/Am Flugfeld Gatow.

Dresden

100 Jahre deutsche U-BooteMilitärhistorisches Museum der BundeswehrOlbrichtplatz 2 D-01099 DresdenTelefon: (0351) 82 30Telefax: (0351) 82 32 805e-Mail: [email protected]. März bis 8. April 2007 Dienstag bis Sonntag 9.00 bis 17.00 UhrEintritt freiVerkehrsanbindungen:Öffentliche Verkehrsmittel: Linien 7, 8, 91, Haltestelle »Militärhistorisches Museum« (wird angesagt), Pkw: Park-platz am Museum.

Ingolstadt

60 Jahre Polizei in Bayern 1946-2006. Vom Neuanfang in der Nachkriegszeit zur modernen Sicherheit heuteBayerisches Armeemuseum Ingolstadt (Reduit Tilly)Neues Schloss, Paradeplatz 4, D-85049 IngolstadtTelefon: (0841) 93 77-0Telefax: (0841) 93 77-200e-Mail: [email protected]: http://www.bayerisches-armeemuseum.de/26.September 2006 bis 23. September 2007 Dienstag bis Sonntag 8.45 bis 17.00 Uhr SonderausstellungenDienstag bis Sonntag8.45 bis 12.00 Uhr und13.00 bis 17.00 Uhrgeschlossen: Faschings sonn-tag-Nachmittag, Faschings-dienstag, Karfreitag

Ein Münchner Maler im Ersten Weltkrieg: Paul Segieth (1884–1969)Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt (s.o.)16. Januar bis 9. April 2007

Karlsruhe

Von der Reformation zu den Erbfolgekriegen – 16. und 17. Jahrhundert

Badisches Landesmuseum KarlsruheSchlossD-76131 KarlsruheTelefon: (0721) 92 66 514Telefax: (0721) 92 66 537e-Mail: [email protected]: www.landesmuseum.de11. November 2006 bis 11. März 2007Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 UhrDonnerstag 10.00 bis 21.00 UhrEintritt: 4,00 Euroermäßigt: 3,00 EuroSchüler 0,50 EuroVerkehrsanbindungen:Straßenbahn: Vom Hauptbahnhof (Blick-richtung rechts, Hbf im Rücken) mit den Linien 2, S 1, S 4, S 11 bis Haltestelle »Marktplatz«.

Koblenz

Die Maschinenpistole. Entwicklung undGeschichte einer Waffe unter besonderer Berück-sichtigung der MP2-UZIWehrtechnische Studien-sammlungMayener Straße 85-87D-56070 KoblenzTelefon: (0261) 40 01 42 3Telefax: (0261) 40 01 42 4e-Mail: [email protected]: www.bwb.org/wts24. August 2006 bis 9. September 2007(Rosenmontag und vom 24. Dezember 2006 bis 1. Januar 2007 geschlossen)täglich 9.30 bis 16.30 UhrEintritt: 1,50 Euro(für Soldaten und Bw-Verwaltung frei)Verkehrsanbindungen:PKW: Eine Anfahrtsskizze gibt es unter http://www.bwb.org/01DB022000000001/CurrentBaseLink/W26EJCH3034INFODE;Bahn/Bus: Ab Bahnhof Kob-lenz (Busbahnhof gegenüber) Linien 5 oder 15 bis Haltestelle »Langemarckplatz«.

Ludwigsburg

Vor 50 Jahren – Die Bundeswehr kommt nach LudwigsburgGarnisonmuseum Ludwigsburgim Asperger Torhaus

Gemälde vonPaul

Segieth (1884–1969)

Fort Donaumont

unter französi-

schem Feuer

September 1916

29Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Asperger Straße 52D-71634 LudwigsburgTelefon: (07141) 91 02 412Telefax: (07141) 91 02 342

Internet: www.garnisonmuseum-ludwigsburg.dee-Mail: [email protected]. September 2006 bis 28. April 2007Mittwoch 15.00 bis 18.00 UhrSonnabend 13.00 bis 17.00 Uhrund nach VereinbarungEintritt: 2,00 Euro ermäßigt: 1,00 Euro Verkehrsanbindungen: S-Bahn: Linien S 4 und S 5 (von Stuttgart bzw. Bietig heim) bis zur Station »Ludwigs burg«.

Minden

Pour le Mérite und Skizzen-buch – Kriegs skizzen des Mindeners Rudolf Lange (1874–1918) ergänzt durch eine Ausstellung des »För-dervereins Militärmuseum Brandenburg-Preußen e.V.« über die Geschichte der Kadettenkorps

Preußen-Museum NRWSimeonsplatz 12D-32427 MindenTelefon: (0571) 83 72 80Telefax: (0571) 83 72 830Internet: www.preussen-museum.dee-Mail: [email protected]. Dezember 2006 bis 18. Februar 2007Dienstag bis Donnerstag undSonnabend bis Sonntag 11.00 bis 17.00 UhrEintritt: 4,50 Euroermäßigt: ab 2,25 EuroVerkehrsanbindungen:Einen Lageplan gibt es auf der Internetseite unter »Lageplan«.

Rastatt

Sonderausstellung »Damals in der DDR – 20 Geschichten aus 40 Jahren«.Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte

Bundesarchiv Außenstelle RastattSchloss RastattHerrenstrasse 18D-76437 RastattTelefon: (07222) 77139-0 (Zentrale)Telefax (07222) 77139-7e-Mail: [email protected]. Januar bis 25. März 2007Dienstags bis Sonntag9.30 bis 17.00 UhrMontags nach VereinbarungEintritt frei

Geschenkt, Gestiftet, GekauftDie Neuerwerbungen des Wehrgeschichtlichen Mu-seums der letzten 10 Jahre

Wehrgeschichtliches Museum RastattSchloss RastattHerrenstraße 18D-76437 RastattTelefon: (07222) 34 24 4Telefax: (07222) 30 71 2Internet: www.wgm-rastatt.dee-Mail: [email protected]. Dezember 2006 bis April 2007Dienstag bis Sonntag9.30 bis 17.00 UhrEintritt: 6,00 Euroermäßigt: 4,00 Euro

Wesel

Napoleon. Trikolore und Kaiseradler über Rhein und WeserPreußen-Museum NRWAn der Zitadelle 14-20D-46483 WeselTelefon: (0281) 33 99 60Telefax: (0281) 33 99 6330Internet: www.preussenmuse-um.de/wesel.htme-Mail: [email protected]. Februar bis 9. April 2007Dienstag bis Donnerstag undSamstag und Sonntag 11.00 bis 17.00 UhrEintritt: 6,00 Euroermäßigt: ab 1,25 EuroVerkehrsanbindungen:Einen Lageplan gibt es auf der Internetseite unter »Lage-plan«; Pkw: Von der A 3 Rich-tung Arnheim-Oberhausen, Autobahnausfahrt »Wesel«. Ausschilderung Richtung Wesel, am Kaiserring links Richtung Hbf. Hinter dem Hbf rechts in Richtung Geldern. An der Kreuzung Schillstr./Südring rechts in den Süd-ring. Auf der rechten Seite befindet sich das Preußen- Museum NRW.

Wien

Panzerlärm an Österreichs Grenzen. Der Grenzsicherungsein-satz des österreichischen Bundesheeres 1956

Heeresgeschichtliches MuseumMilitärhistorisches InstitutArsenal, Objekt 1A-1030 WienTelefon: +43 (1) / 79 56 1-0Telefax: +43 (1) / 79 56 1-17707e-Mail: [email protected] Internet: www.hgm.or.at/17. Oktober 2006 bis 1. April 2007täglich geöffnet9.00 bis 17.00 UhrFreitag geschlossen Eintritt: 5,10 EuroErmäßigt: 3,30 Euro(bis 10 Jahre frei)Verkehrsanbindungen:Schnellbahn: Bis Station »Südbahnhof«; Straßenbahn: Linien 18, D, O; Autobus: Linien 13 A, 69 A; U-Bahn: U 1 nach Station »Süd-bahnhof«, U 3 nach Station »Schlachthausgasse«; Pkw: Eine Anfahrtsskizze findet sich auf der Internetseite unter »Museum« > »Zufahrtsplan«.

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Kriegsskizzendes Mindeners Rudolf Lange

1874-1918

Pour le Mérite und Skizzenbuch3.12.06 - 18.2.07

Simeonsplatz 12 . 32427 Minden . 05 71 - 8 3728 - 24 11-17 Uhr [außer Mo, Fr] . www.preussenmuseum.de

Napoleon

Service

30 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Militärgeschichte kompakt

Ende des Krimkrieges

Mit dem Frieden von Paris endete im März 1856 einer der grauenhaftesten Kriege, die der europäische Kon-tinent bis dahin erlebt hatte. Zar Nikolaus I. hatte den Zerfall des Osmanischen Reiches genutzt, um die alten russischen Expansionsziele Konstantinopel und türki-sche Meerengen zu verwirklichen. Er geriet in Konflikt mit Großbritannien und Frankreich, die wiederum ihre

Wirtschaftsinteressen gefährdet sahen. Auslöser des Konfliktes war ein Streit zwischen den christlichen Konfessionen um die Nutzung der heiligen Stätten in Jerusalem. Anfang Juli 1853 rückten 80 000 russische Soldaten in die osmanischen Donau-fürstentümer Walachei und Moldau ein. Die Türkei erklärte, ermutigt von den Briten, Russland am 4. Oktober 1853 den Krieg. Es folgten die Kriegserklärun-gen Großbritanniens und Frankreichs an das Zarenreich. 1854 schließlich be-setzten Habsburger Truppen die Donaufürstentümer – mit Genehmigung des Sultans. Im Herbst 1854 erlitten britisch-französische Truppen ein Debakel bei der Be-lagerung von Sewastopol auf der Krim. Die Kämpfe dauerten 349 Tage und endeten erst im September 1855. Bis zum Fall der Stadt mussten rund 160 000 Soldaten ihr Leben lassen, davon allein 100 000 infolge von Krankheiten bzw. Seuchen. Der Friede von Paris und Folgeverträge garantierten die Unabhängig-keit und Integrität des »kranken Mannes am Bosporus« (Zar Nikolaus I.).Der Kampf um Sewastopol ist in der Geschichtswissenschaft als Vorwegnah-me der Schlacht von Verdun bezeichnet worden. Der Krimkrieg selbst gilt als erster Krieg der Moderne, in dem vor allem die materielle Überlegenheit zähl-te. Erstmals erfuhr hier auch die Öffentlichkeit Europas und der Welt durch Kriegsberichterstatter zeitnah vom Kriegsgeschehen – nicht zuletzt durch eine neue technische Entwicklung: die Fotografie (siehe Militärgeschichte 2006, Heft 3). mt

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VorschauVor über 15 Jahren fand die DDR durch eine friedliche Revolution ihr Ende. Das hatte auch die Auflösung der NVA zur Folge. Die NVA war eine der modernsten Armeen des Warschauer Vertrages. Sie war aber auch eine Wehrpflichtarmee. Junge Männer in der DDR mussten, von wenigen Ausnahmen abgese-hen, ihren Wehrdienst mit der Waffe leisten. Doch nicht wenige verpflichteten sich auch freiwillig, weil sie der staatlichen Propaganda von der Verteidigung des Friedens gegen den »Klassenfeind« im Westen glaubten oder weil sie sich einfach materielle und berufliche Vor-teile versprachen. Geworben wurden sie mit zum Teil auch durchaus hehren Grundsätzen wie: es gäbe nichts Wichtigeres wie die Si-cherung des Friedens. Obwohl das DDR-Re-gime jungen Menschen in der DDR sowohl im Kindergarten als auch später in der Schu-le das Militär als etwas unbedingt Positives vermittelte und sogar ein Fach »Sozialistische Wehrerziehung« an den Schulen unterrichtet wurde, wussten die wenigsten, was sie hinter den Kasernentoren erwartete. Schnell folgte dem Eintritt in die Armee oftmals die Ernüch-terung, zumal die militärische Disziplin in zum Teil drastischer Weise in das Leben der jungen Männer eingriff, nicht zuletzt auch durch die Willkür der Vorgesetzten und einer manchmal als brutal empfundenen informel-len Hierarchie gegenüber jüngeren Soldaten. So zeigen denn auch die neuesten Untersu-chungen zur NVA, dass zumindest die meis-ten Wehrpflichtigen und Reservisten ihrer Dienstzeit kaum Positives abgewinnen kön-nen. Matthias Rogg zeichnet im nächsten Heft den Werdegang eines solchen jungen Man-nes in der DDR nach: von der »Sozialistischen Wehrerziehung« in Kindergarten und Schule, von der Zeit in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) über die Anwerbung als Sol-dat bis hin zum Eintritt in die Kaserne und die Zeit in der Truppe selbst. Weitere Beiträge befassen mit dem Verhältnis von Militär und Gesellschaft im 18. Jahrhundert, dargestellt in Form eines Soziogramms einer preußischen Stadt, sowie der Zerstörung von Gernika am 26. April 1937 und schließlich werden unse-re Leser in der Strategie-Reihe einen Beitrag zum Schlieffenplan erwarten dürfen.

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30. März 1856

17. Juli 1936 Bürgerkrieg in Spanien: Deutsche auf beiden Seiten

Am 17. Juli 1936 erhoben sich Teile des spanischen Mi-litärs gegen die seit 1931 bestehende Republik. Der Putsch wurde zum blutigen Bürgerkrieg mit über 200 000 Toten. Er endete am 1. April 1939 mit dem Sieg der Putschisten unter General Francisco Franco, dessen Regime bis 1973 währte.

Vorausgegangen waren soziale und ethnische Spannungen (vor allem im Bas-kenland und in Katalonien), die in Streiks und Unruhen mündeten.Das faschistische Italien (60 000 Mann) und das NS-Regime unterstützten die rechten Putschisten. Die deutsche »Legion Condor« zählte 5000 Mann, durch Kontingentswechsel waren insgesamt 20 000 Wehrmachtsoldaten ein-gesetzt.Die linke Volksfrontregierung in Madrid wurde von der Sowjetunion unter-stützt, hinzu kamen die »Internationalen Brigaden« (40 000–45 000, durch Fluktuation etwa 15 000 Ist-Stärke), die aus Amerikanern, Kanadiern, Franzo-sen, Italienern, Österreichern (900–1400) und Deutschen (3000–5000) bestan-den. Sie bildeten später den zentralen »antifaschistischen« Kampfmythos der DDR. Die Erschießungen von vorgeblichen Verrätern und Spionen und die Durchführung sogenannter Säuberungen in den eigenen Reihen wurden dabei verschwiegen. hp

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31Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2006

Militärgeschichte im Bild

Dieses Zitat von Carl Schurz ziert eine Wandmalerei im Treppenauf-

gang des Stabsgebäudes des Panzer-flugabwehrkanonenbataillons 12.

Der Verband wurde am 1. Oktober 1956 als Luftlandeflugabwehr-Artille-riebataillon 106 aufgestellt und zog als Flugabwehrbataillon 12 am 13. Sep-tember 1966 in die neu errichtete »Bau-land-Kaserne« in Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) ein. Die Soldaten des Bataillons konnten sich allerdings nicht mit dem Namen der Kaserne identifi-zieren. Gemeinsam suchten daher die Offiziere und Unteroffiziere des Ba-taillons nach einer Alternative. Bereits nach kurzer Zeit ergab sich als nahe-liegende Lösung, die Liegenschaft in Carl-Schurz-Kaserne umzubenennen.

Kooperation des Panzerflugabwehrka-nonenbataillons 12 mit den amerikani-schen Verbündeten in der Region. Die Patenschaft mit US-Flugabwehrverbän-den aus Kitzingen wurde über 25 Jahre intensiv gepflegt. Nach der Auflösung des bis dahin letzten Patenverbandes, des 4th Bn 3rd Air Defense Artillery aus Kitzingen, im Sommer 2005 dauerte es nicht lange, bis an diese Tradition wie-der angeknüpft werden konnte. Pas-send zum Jubiläum wurde eine neue Patenschaft mit dem 5th Bn 7th Air De-fense Artillery aus Hanau geschlossen.

2006 jährte sich nicht nur der 100. To-destag des Namenspatrons, sondern auch der 50. Jahrestag der Aufstel-lung Verbandes und der 40. Geburts-tag seines Einzuges in die Carl-Schurz-Kaserne Hardheim. Dieses dreifache Jubiläum wurde auch zum Anlass ge-nommen, sich intensiver mit der Tradi-tion des Bataillons zu befassen. Anläss-lich des »Tages der offenen Tür« wurde der Traditionsraum neu eingerichtet. Es sollte auch ein Ausstellungsbereich zu Carl Schurz geschaffen werden. Auf der Suche nach geeigneten Ausstel-lungsstücken trat der Projektbeauftrag-te, Oberstabsfeldwebel Bernd Ullrich, mit der Steuben-Schurz-Gesellschaft e.V. in Verbindung. Deren Präsidentin, Dr. Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels, nutzte die Eröffnung der Sonderaus-stellung »Hardheim – Partner der Bun-deswehr, 40 Jahre Carl-Schurz-Kaser-ne«, um die Zusammenarbeit mit dem Hausherrn der Carl-Schurz-Kaserne auf neue Beine zu stellen. Es folgten Einladungen zu verschiedenen Anläs-

sen, darunter zur Benefizveranstaltung anlässlich des 100. Todestags von Carl Schurz im Carl-Schurz-Gymnasium Frankfurt am Main.

Seit dieser Zeit ist Oberstabsfeldwe-bel Bernd Ullrich Eigentümer eines von Ferry Ahrlé geschaffenen Portraits des Namenspatrons, das er bei der Bene-fizveranstaltung in Frankfurt am Main am 14. Mai 2006 ersteigerte. Außer-dem wurde dem Panzerflugabwehr-kanonenbataillon 12 die Ehre zuteil, in den Besitz einer Originalhandschrift von Carl Schurz zu gelangen. In die-sem Schreiben berichtet Schurz einem Unbekannten von seinen ersten politi-schen Schritten in seiner neuen Heimat, den Vereinigten Staaten von Amerika. Darüber hinaus wurde dem Bataillon zum 40. Jahrestag der Namensgebung »Carl-Schurz-Kaserne« ein von Franz Vogel gemaltes Carl Schurz Portrait ge-stiftet.

Carl Schurz ist »ständiger Begleiter« der Soldatinnen und Soldaten im täg-lichen Dienstbetrieb. Den Eingangsbe-reich der Kaserne ziert der von weitem deutlich sichtbare Schriftzug des Na-mensgebers. Der Lebenslauf von Carl Schurz und seine Zitate finden sich ebenso im Stabsgebäude des Bataillons wie auch in der Standortbroschüre. In den Traditionsräumen werden Weiter-bildungen sowie Veranstaltungen des Bataillons, der Gemeinde und des Pa-tenverbandes durchgeführt.

Carl Schurz ist aus der Tradition des Panzerflugabwehrkanonenbatail-lons 12 nicht mehr wegzudenken.

Patrick Oberlé, Bernd Ullrich

100. Todestag Carl Schurz – 40 Jahre Carl-Schurz-Kaserne Hardheim

»Ich habe nicht der zweite sein wollen, wo ich der erste sein konnte. Ich habe nicht dienen wollen, wo ich zu befehlen verstand,

aber die Subordination unter die Überlegenheit ist mir niemals schwer geworden und niemals

habe ich der hoeheren Kraft, wo ich sie fand, meine

Anerkennung versagt.«

Carl Schurz – Namenspatron der Bundes-wehrkaserne in Hardheim

Haupteingang der Carl-Schurz-Kaserne Hardheim. Im Vordergrund der Namenszug mit Wappen. Im Hintergrund ist das Stabsgebäude zu sehen.

Dieses Bild zeigt Oberstabsfeldwebel Ullrich im Traditionsraum des Panzer-flugabwehrkanonenbataillons 12. In seinen Händen hält er das von Ferry Ahrlé geschaffene Carl-Schurz-Portrait. Im Hintergrund ist ein zeitgenössisches Bild von Schurz zu sehen.

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An die Begründung, die ein Batterie-chef ihm als Kommandeur vortrug, erinnert sich Oberst a.D. Hummel: »Es gab mehrere Beweggründe, Carl Schurz als Namenspatron zu wählen. Schurz war Teilnehmer an der Badener Revolution und ist daher mit der Regi-on eng verwurzelt. Hinzu kam die enge Zusammenarbeit mit der am gegen-überliegenden Hang stationierten US-Flugabwehrbatterie mit uns in der Auf-bauphase.« Carl Schurz wurde somit zur Identifikationsfigur für die enge

Fränkische Nachrichten

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