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Carrera Carrera 50 JAHRE AM DRUCKER

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CarreraCarrera50 JAHRE AM DRUCKER

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Grußwort von Dr. Dieter und Andreas Stadlbauer 6

Boxenstopps

Steve McQueen 8Ron Dennis 16Niki Lauda 24Ferdinand Piëch 58Walter Röhrl 72Enzo Ferrari 114Ferry Porsche 128Bernie Ecclestone 160

Die Storys

Der Namens-Baron – Huschke von Hanstein 74Der schüchterne Riese – Dr. Hermann Neuhierl 76Alarm für Cobra 13 – Das RC-Duell 80Wenn der Vater mit dem Sohne – Die Stadlbauers 86Er liebt die Outlaws – Carrera-Designer Günther Leifer 98Carrera allein zu Haus – Im Porsche-Museum 102Sicherheit für Siegertypen – Stefan Fuchs 116Fern, schnell, gut? – Das Transpo-System 120„Unsere Kunden sind Fans“ – Marketingchef Jürgen Lenzeder 124Happy Porsche to you – Das Celebracers-Jubiläumsset 130Mythische Mercedes-Modelle – Chromflitzer mit Stern 134Der Jäger des verlorenen Schatzes – Das Carrera-Archiv 140H. P. wie Horsepower – Slotracer und Fotograf H. P. Seufert 144Carreras Golf-Strom – VW-Designer und der Golf 150Willkommen im Club – Die Carrera-Community 154Carrera in Hockenheim – Die Pressekonferenz zum Porsche 906 158

Ohne Huschke von Han-

stein hieße die Carrera-

Bahn nicht Carrera-Bahn –

Porträt ab Seite 74

Dr. Dieter Stadlbauer und

Sohn Andreas führen seit

1999 die Carrera-Geschäf-

te: Interview ab Seite 86

Carrera-Ikonen aus

50 Jahren treffen sich im

Porsche-Museum Zuffen-

hausen: ab Seite 102

4 CARRERA

Inhalt

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CARRERA 5

Die Historie

Aufwärmrunden – JNF 10Freies Training – Die ersten Autorennbahnen der Welt 18

Die Carrera-Historie

Teil 1 1963-1985Gentlemen, start your engines 26Die Piste ist der Star 31Die Königsklasse 36Houston, wir haben ein Problem 40Carrera setzt auf Brummis 43Neues Team, neues Glück 46Mit Vollgas in die Katastrophe 53

Teil 2 1985-1999Teamchef wider Willen 60Carrera Exclusiv geht an den Start 66Carrera driftet im Grenzbereich 70

Teil 3 1999-2013Das Rennen gegen die Uhr 162Der Drift in die digitale Welt 166Carrera wird Millionär 170

Ab 1967 konnten Kunden

Carrera 124 kaufen: Chro-

nik der Neuhierl-Carrera-

Ära ab Seite 26

Das Carrera-Jet-System

war ein Flop und ist heute

Sammelgebiet für echte

Kenner: ab Seite 40

Kurt Hesse übernahm Car-

rera 1985 in schwieriger

Lage und rationalisierte:

ab Seite 60

Unter Stadlbauer gab es

die Carrera-Weltmeister-

schaften mit einem Manta

als Hauptpreis: ab Seite 162

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Schöne neue Carrera-Welt: Das Bild zeigt

den Entwurf für eine Dekoration, wie sie

Anfang der 1970er-Jahre entwickelt wurde.

Carrera wollte unbedingt seineAbhängigkeit von der Autorennbahnreduzieren. Das war jetzt eines derwichtigsten Ziele für das junge Unter-nehmen. Und Dr. Hermann Neuhierlholte sich genau deshalb Verstärkungin die Boxengasse, und zwar dieAgentur „Die Zwei“, Rainer Schultzund Fred Bolte, zwei junge Kreativeaus Nürnberg, die sich in Fürth be -worben hatten. Schultz war der er -folgreiche Konzeptioner, der Denker,Bolte der kongeniale Visualisiererund die Person, die später auch tech-nisch in Entwicklungsaufgaben ein-greifen sollte. Beide sortierten die

Werbemittel, aber auch das Pro-gramm neu. Der Kontakt kam zu -nächst über Carrera-VerkaufsleiterLothar Werl zustande. Rainer Schultzerinnert sich mit einem Lächeln imGesicht: „Wir waren eine jungeAgentur, und ich hatte mich bei Car-rera mal einfach so beworben, weilmir das Thema Autorennbahn sehrgut gefiel. Da war Power drin. Wirbekamen dann zunächst den Auftrag,ein Probefoto zu machen, und habendabei natürlich alles gegeben.“ Neu-hierl dachte damals schon sehr visu-ell. Damit war er seiner Zeit voraus.Das Probefoto der beiden Nach-

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neues GlückNeues Team, Carrera arbeitet mit neuer Agentur an seinem Kommuni-

kations-Outfit und erfindet die Rennbahn ganz neu.

Anfang der 1970er-Jahre brechen goldene Zeiten an.

DIE KOMMUNIKATION BESCHLEUNIGT DIE ERFOLGE

1972

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wuchstalente begeisterte den Firmen-chef sofort. Rainer Schultz: „Über dieJahre entstand so zu Dr. HermannNeuhierl eine enge persönliche Bezie-hung, und das gegenseitige Vertrauenwuchs immer mehr.“

„Die Zwei“ modernisierten zu -nächst einmal die „Spielkiste“ vonCarrera und fügten ihr das neue Spiel

„Quak-Quak“ hinzu. Die Spielkistewar ein Sammelsurium an Plastik-spielzeugen, das von Neuhierl bishereher stiefmütterlich betreut und ver-marktet worden war. In wenigen Jah-ren verdoppelten sich hier die Absät-ze. Die ersten ferngesteuerten RC-Autos, die noch ohne Carrera-Labelauf den Markt kamen, erhielten nun

eigene Faltblätter und hießen ab 1972„Carrera Structo“. Es gab sie anfangsauch mit Friktionsantrieb, aber lang-fristig setzte sich die von Neuhierlselbst entwickelte Vierkanal-Funk-fernsteuerung durch. Schultz: „FredBolte kümmerte sich auch um dieFormgebung und vor allem die Deko-ration der Produkte, die neu hinzuka-

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Rainer Schultz von der Agentur „Die Zwei“,

der neuen Ideenschmiede von Carrera.

Die neue Agentur „Die Zwei“ aus Nürnberg krempelt die Carrera-Kommunikation um

men. Gerade beim Thema Dekorationlag Carrera damals ganz weit vorn.Fred Bolte brachte da sein ganzesWissen als grafischer Gestalter ein.“Structo wurde vor allem deshalb zumErfolg, weil die Fahrzeuge sehr origi-nalgetreu umgesetzt waren. Egal obMercedes SL R107 Roadster, BMW M1oder Porsche 917, immer gab es be -wegliche Teile und ein möglichst gutgestaltetes Interieur. Das machte dergroße Maßstab 1:12 ja möglich. Denndie Carrera-Konstrukteure warenMeis ter darin, die RC-Technik perfektin ihren Fahrzeugen zu verstecken.

Auch der renommierte Carrera-Name „Struxy“ wurde mit „i“ als„Struxi“ wiederbelebt. Rainer Schultz:„Ich wollte jüngere Kunden anpeilen,in die Früherziehungsphase hinein.Der Ansatz: die Kinder schon an Car-rera binden, bevor die Autorennbahnkommt. So etwas wie ,My first Carre-ra‘. Ursprünglich wollten wir mitPlaymobil zusammenarbeiten. Wirbauen die Fahrzeuge, sie die Figurenund Häuser. Das wäre der Plan gewe-sen. Doch das hat sich zerschlagen.“Also entwickelten Schultz und Bolteeine kunterbunte Spielwelt mit Figu-ren, Häusern, Eisenbahn, Autos undTieren, die zum Erfolg wurde.Schultz: „Ich konnte Neuhierl sogardavon überzeugen, dass die Schienennicht in langweiligem Grau gehaltensein sollten. Damals kam das ThemaVerkehrserziehung auf. Auch dafürwar Struxi gedacht.“ Darüber hinaustaten „Die Zwei“ natürlich auch das,was Agenturen stets tun: Prospekteund Kataloge modernisieren, alleWerbemaßnahmen koordinieren. Esgab nicht nur Fotos auf oder in denKatalogen, sondern auch dynamischeIllustrationen, die Geschwindigkeitsuggerierten. Auch da entstaubten„Die Zwei“ die Optik. Struxi wurde zu

einem neuen Standbein, auch wennDr. Hermann Neuhierl mit diesemThema fremdelte. Aber der Erfolg gabdem Struxi-Programm Recht.

Das hieß natürlich nicht, dass dieCarrera-Bahn vernachlässigt wurde.Ganz im Gegenteil: Stetig wuchsaußerdem die Zahl der Rennwagenfür die Carrera-Pisten. 50 Universal-Flitzer und 30 große 124-Rennerstanden sich im Katalog 1975/76gegenüber, und die Autos waren voll-gestopft mit Technik wie beispiels-weise Licht. Keine Spur von Vereinfa-chung zu Lasten der Vorbildtreue.Außer bei der Transpo. Dort wurdendie Sonderfunktionen jetzt überSchalter am Dach gesteuert. Dadurchentfiel die separate Steuereinheit, wasallerdings dem Spielwert nicht zugutekam und eigentlich den Ausstieg ausdiesem System vorbereitete. Schultz:„Die Autorennbahn war praktischnoch ein Selbstläufer. Wir haben nurdie Prospekte animierender gemachtund uns auf die Dekorationen kon-zentriert.“ Und: Carrera be kam etwasKleines. 1976 war die Geburtsstundeder Carrera 160, mit Fahrzeugen imZirka-Maßstab 1:60, die sich an dengleichen Vorbildern wie die der Uni-versal und der 124 orientierten.Außerdem konnten viele Karosseriender Carrera Tempo genutzt werden,die ab 1972 der Faller „HitCar“ undden „Heiße-Räder“-Bahnen Konkur-renz machen sollte. Neuhierl wollteeine kompakte und auch preiswertereBahn in den Markt liefern. Nachteil:Die leichten und schnellen Autoskonnten kaum driften und erhieltenerst durch Ma gneten ein brauchbaresKurvenverhalten. Dadurch ging derGrenzbereich in Kurven gegen null.Nachteil Nummer zwei: Der Marktwar durch Fallers „auto motor undsport“ weitestgehend erobert. Und:

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Faller hatte sein System durch Verla-derampen und einen Container-Ter-minal bereits mit der Eisenbahnweltverknüpft. Das war ein entscheiden-der Vorsprung vor der Konkurrenz.Gleichzeitig expandierte Carrera wei-ter und stockte die Produktionskapa-zitäten im Werk auf, modernisiertedabei auch die Produktion. HenrySmits-Bode nennt in seinem Buch einZiel von „100 Millionen Mark Um -satz“ als mittelfristige Planung derFürther in dieser Phase. Die Expansi-on geschah natürlich mithilfe derBanken, was sich schon wenig späterrächen sollte.

Die Carrera-Bahn zum Lenken: Die „Servo“

macht den Spurwechsel möglich und lässt

die Rennbahn-Verkäufe explodieren.

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106 CARRERA ■ STORYS

Plötzlich schallt hoch drehendes Kreischen von der Rolltreppe herüber

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Ein Dampfen und Zischen durchschnei-det jäh die Stille an diesem Montagmorgen imPorsche-Museum in Zuffenhausen. Die kako-phonischen Geräusche kommen aus der Bar,wo die Faema-Kaffeemaschine gerade einenEspresso in die kleine Tasse füllt. Chubby – sonennen hier alle den kubischen Mercedes-Las-ter von Carrera Transpo – setzt vorsichtigzurück und kippt braune Zuckerwürfel nebendie Tasse. Wenn Pedro hereinschneit, ist allesfertig. Sein Espresso aus Hochlandbohnendampft, und sein brauner Zucker ist auch da.Chubby kennt sich aus. Jeden Montag warteter darauf, dass der Geist von Pedro Rodriguezbei ihm in der Bar vorbeischaut. Er hat denbesten Kaffee und, hey, den schnellstenZucker. Denn auf seinen Transpo-Schienenmacht ihm so schnell keiner was vor. Ola!

Von der Rolltreppe her schallt plötzlichohrenbetäubender Lärm herüber. Ein hochdrehendes Kreischen füllt den Raum. Das hoheGebäude verstärkt diesen infernalischen Mo -torensound wie ein mehrstöckiger Subwoofer.Zwei Le-Mans-Boliden mit der Startnummer 2auf der Karosserie schwärmen hier zum Wind-schattenduell aus. Die Rolltreppe nutzen sie alsihre ganz persönliche Hunaudières-Gerade.Bruce, der schwarze Ford GT 40, ist ein echterHeld, eine unangefochtene Motorsport-Legen-de. Er hat 1966 einen historischen Sieg er -kämpft, fuhr die Ferrari-Armada an der Sarthein Grund und Boden. Hier prescht er über dieRolltreppe und nähert sich unaufhaltsam demDrehzahllimit im höchsten Gang.

„Ich schaff locker 380 Sachen, Junge, garkein Problem!“ Plötzlich zuckt ein Porsche917 K aus dem Windschatten und überholt denschwarzen Ford mit breitem Siegerlächeln.Auch er trägt die Startnummer 2. TypischSteve, er kann das Provozieren einfach nichtlassen. Steve wird auch einmal ein Held, aberdas dauert noch ein bisschen. Er weiß es nurnoch nicht. Da bleibt Bruce ganz cool:„Mensch warte bis 1970, dann kommt deineZeit noch früh genug, in Rot und Weiß und mitder Startnummer 23.“

Nogger dir einen: Ein his-

torischer Porsche 935 von

Carrera Universal driftet

gekonnt zwischen weißen

Helmen von Porsche-

Klassiker-Piloten.

Da steht der Porsche-

Shop kopf: Hat der SL dem

Polizei-Elfer, der ein

Ticket verteilen möchte,

im Looping doch einfach

den Vortritt gelassen!

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Bruce und Steve haben ihre ganz persönliche Hunaudières-Gerade

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Jäger des

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Viel war nicht mehr vorhanden vomursprünglichen Archiv, als die neuen Besitzer1999 Carrera in Augenschein nahmen.Andreas Stadlbauer erinnert sich: „Das wirkteauf den ersten Blick alles wie leergefegt.Umso erstaunlicher, dass kurze Zeit nach derÜbergabe sündhaft teure, unersetzliche Mus-terstücke und vieles mehr über die üblichenKanäle an Sammler verkauft wurden.“ In die-sen turbulenten Tagen war sicher zunächstkeine Zeit, sich um die Geschichte der großenMarke zu kümmern. Es ging schlichtweg ersteinmal darum, unternehmerisch ihr Überle-ben zu sichern. Doch wer heute die Renn-bahnallee 1 in Puch besucht und alter „Carre-rarista“ ist, der wird im Musterraum derFirma eine faustdicke Überraschung erleben:Dort gibt es eine große Vitrine mit hervorra-gend erhaltenen Fahrzeugen aus der Ära Uni-versal und 124. Sogar ein paar Stücke aus derfrühen RC-Zeit des Hauses lassen sich hierbewundern. Stadlbauer steht nicht nur zurGeschichte der Marke Carrera, die neuen Eig-ner pflegen die Historie auch.

Andreas Stadlbauer legt noch einendrauf: „Kommen Sie mal mit, ich zeige Ihnenunseren Keller.“ Den Schlüssel hat der Chefpersönlich, und er gibt ihn nur selten aus derHand. Als wir angekommen sind, beginnenalle Raumnummern mit K wie „Keller“. Inzwei großzügig dimensionierten Räumen isthier alles perfekt gelagert, was Sammlern dasWasser im Munde zusammenlaufen ließe.Stadlbauer: „Dort drüben befindet sich unser

eigenes Archiv, ab dem Zeitraum 1999. Vonjedem produzierten Artikel legen wir dort einExemplar auf die Seite. Das haben wir ja gott-lob selber in der Hand. Schwieriger wird es, jeweiter wir in der Geschichte zurückgehen.“

Stadlbauer schließt die Tür auf, machtdas Licht an, und urplötzlich fühlen wir uns

Andreas Stadlbauer

(rechts) will die Lücken im

Archiv möglichst schnell

schließen und setzt sowohl

auf normale Fahrzeuge

(linke Seite) wie auf Raritä-

ten, etwa die alte Avus-

Packung (rechts im Bild).

Um eine Rarität wie

den „Nogger“-Porsche

aufzutreiben, braucht

der Sammler heute sehr

viel Geduld und auch

etwas Glück.

verlorenenSchatzesAls Stadlbauer 1999 Carrera kaufte, war das Archiv

radikal leergeräumt. Also bauen die Österreicher nun Stück für

Stück ein neues auf – in mühsamer Kleinstarbeit.

WIE CARRERA SEINE HISTORIE REKONSTRUIEREN WILL

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wie in einem Spielwarengeschäft Ende der1960er-Jahre. Kartons über Kartons stapelnsich hier, manche etwas mitgenommen, diemeisten aber in erstaunlich perfektem Erhal-tungszustand. Transformatoren, Ersatzteilewie Leitplanken oder Schleifer, Figuren, Tri-bünen zur Ausgestaltung, fast alles ist da.Stadlbauer: „Es ist für mich ein beinahe per-sönliches Anliegen, diese Sammlung immerweiter auszubauen. Keine Zukunft ohne Her-kunft. Die Geschichte ist das Gedächtniseiner Firma, und das dürfen wir nicht ausden Augen verlieren.“ Wer bedenkt, dass derneue Besitzer bei null anfangen musste, der

wird dieser Sammlung, die in knapp 14 Jah-ren zusammenkam, sicher uneingeschränktRespekt zollen. Bildet sie doch in erstaunli-cher Breite die gesamte Produktpalette derMarke Carrera aus ihren ersten 36 Jahren ab. Das sieht ihr Kustos allerdings etwasanders: „Wir haben natürlich noch erhebli-che Lücken, aber ich hoffe doch, dass wirdiese mit überschaubarem finanziellem Auf-wand und der notwendigen Geduld schließenkönnen. Vielleicht reicht es uns in naherZukunft sogar zu einem kleinen Carrera-Museum, das die Geschichte dieser einmali-gen Marke erzählen kann.“

Egal ob Universal, 124,

Servo oder Transpo –

die Regale im Archiv von

Stadlbauer füllen sich

langsam wieder mit

geschichtsträchtigen

Modellen auf.

In dem Kellerraum in Puch sieht es aus wie beim Spielzeughändler in den 1960er-Jahren