Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

54
www.cetusa.de / 032014 Cetus-A Erfahrungsberichte Reviews Meinungen Bilder Leica SummicronM 2.0/35 Asph Das Objektiv fürs Leben Leica SummaritM 2.5/90 Wieder Spaß im Telebereich Besuch einer alten Industrieanlage 1

description

Erfahrungsberichte zum Leica Summicron-M 35, Summarit-M 90, Besuch einer alten Industrieanlage

Transcript of Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Page 1: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

www.cetus­a.de / 03­2014

Cetus-A Erfahrungsberichte ­ Reviews ­ Meinungen ­ Bilder

Leica Summicron­M 2.0/35 Asph Das Objektiv fürs Leben

Leica Summarit­M 2.5/90 Wieder Spaß im Telebereich

Besuch einer alten Industrieanlage

1

Page 2: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Diese Seite wurde absichtlich leer gelassen

2

Page 3: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Inhaltsübersicht 04 Leica Summicron­M 2.0/35mm Asph ­ Das Objektiv fürs Leben

24 Fazit

27 Leica Summarit­M 2.5/90mm ­ Wieder Spaß im Telebereich

40 Fazit 41 Nachtrag

45 Besuch einer alten Industrieanlage

53 Wo sind die Bilder?

3

Page 4: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Leica Summicron­M 2.0/35mm Asph ­ Das Objektiv fürs Leben

Wenn man irgendwann eine Leica M(...) erwirbt, steht man zwangsläufig vor der Frage, welches Objektiv für den Anfang am Besten passen könnte. Da man in der Regel angesichts der Preise nicht gleich mit mehreren Optiken loslegen kann, muss man zunächst einen Kompromiss finden. Typischerweise entscheiden sich Portrait­affine Typen oder Street­Fotografen eher für ein 50er und alle anderen für ein 35er. Da mein Schwerpunkt auf Architektur und Landschaft liegt, tendierte ich folgerichtig zum etwas weiteren 35mm.

4

Page 5: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

5

Page 6: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Einmal für eine Brennweite entschieden hat man nun die Qual der Wahl. Soll es ein budgetfreundlicheres Voigtländer oder ein Zeiss sein? Oder doch lieber das Original von Leica? Und wählt man ein neues oder schaut man sich auf dem schier unerschöpflichen Gebrauchtmarkt um? Nach einigen mittelmäßigen Erfahrungen mit Voigtländer (defekte oder schlecht justierte Objektive) hatte ich mich auf Leica fixiert. Zudem legte ich Wert auf die 6bit­Codierung, mit Hilfe derer meine Kamera das Objektiv zweifelsfrei automatisch identifizieren kann. Die manuelle Einstellung im Menü vergesse ich nur allzu oft.

6

Page 7: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Bleibt immer noch die Entscheidung zwischen dem Summarit­M 2.5/35, dem Summicron­M 2/35 oder dem Summilux­M 1.4/35. Die Preise reichen dabei von "bezahlbar" (Summarit) bis "Irrsinn" (Summilux), wobei man aber gerade bei Letzterem zugeben muss, dass sie

7

Page 8: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

durchaus gerechtfertigt sind. Das Summilux­M 1.4/35 Asph FLE gilt nicht umsonst als Champion aller 35mm­Objektive. So überlegt man unwillkürlich, ob man lieber zwei oder drei bezahlbare Optiken nimmt, z.B. Summarit­M 35mm, 50mm, 90mm ­ oder ob man sich einfach für das Summilux­M 35 entscheidet (das kostet ungefähr soviel wie die drei Summarite zusammen) und es dann als das perfekte Objektiv für immer an der Leica lässt ­ und nie wieder abschraubt. Dazu muss man sich folgende Fragen stellen: bin ich bereit, dass schwerere Summilux zu tragen? Komme ich damit klar, dass es einen Teil des Sucherbildes verdeckt? Brauche ich wirklich Blende 1.4? Bin ich geübt genug mit dem Messsucher, um bei Offenblende die papierdünne Schärfeebene zu erwischen? Im Umkehrschluss dazu die berechtigte Frage zum Summarit­M 35: bin ich mit der maximalen Lichtstärke von F2.5 (neue Modelle 2.4) zufrieden? Gerade falls ich eine M8, M9 oder M­E besitze, die alle keine großen Low­Light­Helden sind?

8

Page 9: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

9

Page 10: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Wie gut, dass Leica für all diese Unentschlossenen (zu denen auch ich mich zählte) die perfekte Lösung bereithält: das kleine, unscheinbare Summicron­M 2/35 Asph. Die aktuelle Version dieser Optik wird seit 1996 unverändert gebaut. Mit den Maßstäben unserer modernen Turbo­Konsum­Wegschmeiß­Gesellschaft gemessen, wäre das natürlich ein völlig veraltetes Produkt. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass Leica bereits damals das technische Optimum mit diesem F2.0­Objektiv erreicht hat. Wären sinnvolle Weiterentwicklungen im Rahmen des ökonomisch Machbaren möglich gewesen, hätte sich Peter Karbe wahrscheinlich nicht lumpen lassen… Blieb also die Frage übrig: Summarit oder Summicron? Schaut man sich auf dem Markt um, stellt man fest, dass ein gebrauchtes 35er Summicron­M im Preis ähnlich liegt, wie ein fabrikneues 35er Summarit­M. Besitzt man nun die neue M (Typ 240) mit besserem Low­Light­Verhalten, bevorzugt man eher ein neues Produkt und legt man besonderen Wert auf Handlichkeit, so wird man auch eher zum Summarit­M tendieren. Kommt es jedoch durchaus auf Lichtstärke an und ist man bereit, sich mit Gebrauchtware “abzufinden”, sollte man lieber nach einem gebrauchten Summicron­M suchen.

Das perfekte 35er besteht aus 7 Elementen (1 Asphäre) in 5 Gruppen. Die Blende besteht aus 8 Lamellen. Filtergewinde 39mm, Naheinstellgrenze 70cm.

10

Page 11: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Ich persönlich entschied mich für das etwas lichtstärkere Summicron­M. Das sollte man an dieser Stelle nicht falsch verstehen ­ das 35er Summicron­M ist nicht etwa nur eine Vernunft­ oder Budgetentscheidung. Es ist vielmehr eine grundsolide, ehrliche Optik, die immer etwas im Schatten ihres großen Bruders Summilux steht. In dieser Hinsicht bin ich sogar einmal mit Ken Rockwell einer Meinung, der da sagt: "You could spend a lifetime shooting with this 35mm lens and never need another." Dem ist ausnahmsweise mal nichts hinzuzufügen. Die Lichtstärke des Summicron­M 35 liegt mit F2.0 wie bereits erörtert genau zwischen Summilux­M und Summarit­M. Es ist klein (53mm x 35mm), leicht (254g) und passt ganz allgemein gesagt auf die Leica wie "Arsch auf Eimer". Das die optische Leistung stimmt zeigen die Massen von (Reportage)fotografen, die das Summicron­M seit Jahrzehnten ­ teilweise als einziges Objektiv ­ nutzen. Hier hilft es, einmal aufmerksam in der LFI zu blättern. Es hat zwar nicht so ein hohes Freistellpotential wie das Summilux­M, das Spiel mit Schärfe und Unschärfe ist aber trotzdem möglich. Außerdem muss man beim Fokussieren mit F2.0 nicht ganz so perfekte Millimeterarbeit leisten wie bei einer Lichtstärke F1.4. Gerade wenn es auch mal schneller gehen muss, kann man sich die eine oder andere kleine Nachlässigkeit erlauben. Dazu kommt, dass das Summicron­M nicht mit Fokus­Shift zu kämpfen hat (beim großen Bruder Summilux­M 35 bekam man das erst durch Integration eines floating elements in den Griff). Die einzige Angst, die ich beim Summicron­M immer hatte: reicht Blende 2.0 auch für abendliche Stadtspaziergänge? Wochenlang ging ich mit dem iPhone durch die Gegend und maß mit einer Belichtungsmesser­App, was man in bestimmten Situationen mit Blende 2.0 noch erreichen könnte.

11

Page 12: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Für "Low Light" braucht man nicht unbedingt F1.4 ­ wie nachfolgende Bilder beweisen.

12

Page 13: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

13

Page 14: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

14

Page 15: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

15

Page 16: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Als das Summicron nach langer Zeit endlich eintraf, ging es mir so, wie es mir immer mit M­Objektiven geht... "Was, für das kleine Dingelchen hast Du soviel Geld bezahlt...?" Immer wieder erstaunlich wenn man sich z.B. mal das aktuelle Nikkor 35mm F1.8 vorstellt ­ ein riesiger Plastebomber im Vergleich dazu. Und der Mensch ist ja so simpel gestrickt, dass er Größe oft mit einer gewissen Qualität verbindet... aber das wollen wir hier nicht weiter vertiefen. Die Haptik des Summicron­M muss nicht länger besprochen werden ­ es ist halt ein Leica­Objektiv. Der Blendenring rastet feinmechanisch perfekt, das Fokussieren geht geschmeidig und weich. Hier gibt es wirklich nichts zu beanstanden. Die Standard­Sonnenblende (rechteckig) finde ich auch in Ordnung ­ sie ist nicht besonders sexy aber zweckmäßig. Ich habe mir bei EBAY dazu eine runde Metall­Sonnenblende gegönnt. Die sieht zwar aus, als käme sie direkt von der Front aus Afghanistan, ich mag aber diesen "used" look, es verleiht dem Gerät irgendwie Charakter. Und potentielle Diebe schreckt es ab ­ wer will schon so eine alte Vorkriegskamera klauen.

16

Page 17: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

17

Page 18: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Aber zurück zum Thema. 35mm ist wirklich eine unglaublich nützliche Brennweite ­ es gibt kaum etwas, was man damit nicht einfangen kann. Meine ersten Versuche fanden natürlich im Dunkel statt ­ ich brannte darauf, die Möglichkeiten der Blende 2.0 auszuloten. Da man die Leica zur Not noch bis 1/30 nahezu ruhig halten kann, gelingen ­ wie in den Fotos erkennbar ­ auch im nächtlichen/abendlichen Dresden noch gute Bilder, die die Lichtstimmung perfekt einfangen. Die latente ­ und für Ehe und Geldbörse gefährliche ­ Lust auf das Summilux­M ist seit dieser Zeit bei mir endlich erloschen und ich genieße nun das Gefühl, mit dem Summicron jeder Situation gewachsen zu sein. Sehr schnell merkte ich, wie gut die Kombination M + Cron 35 im Alltag wirklich ist ­ spätestens dann, als ich im Lightroom nicht mehr auf die Schnelle unterscheiden konnte, welche Bilder nun von der M + Cron 35 und welche von der A7r + Zeiss 35mm F2.8 waren. Die Outputs sind so ähnlich! Klar liefert die A7r mehr Details und Auflösung (24MP vs 36MP!) ­ aber im normalen Hausgebrauch ­ beim Betrachten auf dem 27"­Monitor im Lightroom ­ fällt das logischerweise kaum ins Gewicht.

18

Page 19: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

19

Page 20: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Was mir auffiel: die RAW­Files der M9 zeigen in Verbindung mit dem Summicron­M teilweise Moire­Effekte an feinen Strukturen. Das beweist im Grunde, dass die Auflösung des Objektives verdammt gut ist ­ eigentlich fast zu gut für den 18MP­Sensor der CCD­Modelle. Für ein Produkt, dass man nicht unbedingt als "frisch" bezeichnen kann, ist das außerordentlich beachtenswert. Das Bokeh ist ­ für meinen Geschmack ­ sehr weich und ansprechend. Chromatische Aberrationen sind zwar vorhanden, aber nur in Extremsituationen in den Ecken dezent erkennbar. Subjektiv macht das Summicron­M fein texturierte, detailreiche Bilder mit einer sehr plastischen Anmutung, reichen, fein differenzierten Farben und viel Mikrokontrasten. Entsprechend lohnenswert ist daher auch die Konvertierung in Schwarzweiss. Schnell findet man hier den typischen Leica­Look... wobei ­ so viel anders als eine A7r mit Zeiss­Glas ist der auch nicht, was sowohl für die Leica als auch für die A7r spricht.

20

Page 21: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

21

Page 22: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Ähnlich wie beim hier besprochenen Zeiss 35mm F2.8 FE gibt es auch beim Summicron­M nichts spektakuläres, über das man sich länger aufregen könnte. Verzeichnung ist kaum ein Thema über das es sich zu sprechen lohnt (schaltet man im Lightroom die Objektivkorrektur ein, muss man immer dreimal schauen um einen Unterschied zu finden), unscharfe Bildränder finden sich auch nicht (die Schärfe erreicht bei Blende 4 bereits ihren Höhepunkt) und Vignettierung wird ­ selbst im RAW ­ automatisch herausgerechnet (dazu muss das Objektiv aber von der Kamera erkannt werden; entweder über den 6bit­Code oder über die entsprechende Menüeinstellung). Ich könnte hier noch viel mehr schreiben und einen auf Steve Huff machen, aber ich denke, das Wesentliche ist gesagt. Das Summicron ist die goldene Mitte, eine mechanische Ausgeburt an Perfektion in jeder Hinsicht. Es bildet den optimalen Kompromiss zwischen Preis, Leistung, Größe, Bildqualität und Anwendbarkeit ­ und das auf verdammt hohem Niveau. Sollte einer meiner Leser mal mit einer Leica M an die sprichwörtliche einsame Insel gespült werden: solange ein 35er Summicron­M Asph dabei ist, wird alles gut. Ich unterstelle mal schlicht, dieses Objektiv wird auf EBAY & Co am wenigsten wieder verkauft.

22

Page 23: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

23

Page 24: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Fazit Das Summicron­M 2/35 Asph ist klein, leicht und handlich. Es passt perfekt zur Leica M/8/9 und bietet hervorragende Bildqualität, sehr gute Schärfe, angenehmes Bokeh und kaum chromatische Aberrationen. Die Bilder sind kontrastreich und plastisch, Farben werden differenziert wiedergegeben. Das Optimum an Qualität erreicht das Summicron­M bereits ab Blende 4, allerdings ist auch bereits Offenblende gut und ohne Einschränkungen verwendbar. Dieses Objektiv wird mich wohl nie wieder verlassen. Frühere Pläne, es mal zu einem Summilux­M "aufzuwerten" habe ich mittlerweile nicht mehr. Solange ich die M besitze, wird das Summicron ebenfalls seinen Platz haben. Die beiden sind ein Paar für die Ewigkeit ­ wie Bonni und Clyde. Denkbare Ergänzungen für die 35mm­Brennweite wären nach unten vielleicht das Super­Elmar­M­21 oder 18 ­ zwei hervorragende Weitwinkel, oder nach oben ein Summarit­M 2.5/90. Denkbar wäre auch ein Summilux­M 50 für die "dunkleren" Momente, wenngleich meist auch die Blende 2.0 der Summicrons ausreichend ist.

24

Page 25: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

25

Page 26: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

26

Page 27: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Leica Summarit­M 2.5/90mm ­ Wieder Spaß im Telebereich

Die Überschrift ist mit Bedacht gewählt, denn ich hatte mit Teleobjektiven nie wirklich Freude. Portraits sind nicht mein Ding ­ mein Herz hängt eher an Architektur oder Landschaft und dazu gehören bekanntlich eher die weitwinkligeren Optiken. Dennoch reizte es mich von Zeit zu Zeit, auch mal ein leichtes Tele auszuprobieren. Man kann sehr schön mit selektiver Schärfe spielen und der komprimierte Bildeindruck eines solchen Glases ist mal etwas Neues in meinem Einerlei aus 35 und 18mm. In der Leicawelt gibt es im Brennweitenbereich von 75mm bis 135mm keine Not, wenngleich der Messsucher die sinnvolle Nutzung ohne Lupe eigentlich auf 90mm beschränkt. Das war auch genau die Brennweite, die mir vorschwebte, den ich fotografiere nach wie vor in meinem unmittelbaren Umfeld ­ will also nichts weit entferntes "ranholen" sondern Ausschnitte abbilden. 75mm empfand ich als zu nah an der Standardbrennweite 50 und da ich nach wie vor mit dem Gedanken an ein 50er Summilux­M spiele, wollte ich hier einen gewissen Mindestabstand einhalten.

27

Page 28: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Mein einziges Katzenbild... Als echter Fotofreund muss man mindestens einmal im Leben die obligatorische Katze abgelichtet haben...

28

Page 29: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Da ich Gelegenheits­Tele­Nutzer bin, kam für mich nur die Summarit­Linie von Leica in Frage. Die Summarite sind in den Brennweiten 35, 50, 75 und 90 erhältlich und zählen zu Leicas günstigsten Gläsern. Durch die relativ kleine Anfangsblende von F2.5 (bzw. F2.4 bei den neueren Modellen) lassen sie sich einfacher fertigen. Besondere Qualitätseinbuße gibt es darüberhinaus nicht: auch die Summarite sind und bleiben echte Leica­Gläser. Oft fristen sie ein Schattendasein. Diejenigen, die sie erworben haben, hüten sie aber wie ein Schätzchen da die Bildqualität hervorragend sein soll ­ findet man sich einmal mit der etwas geringeren Lichtstärke ab. Die hätte mich bei 35mm und 50mm vielleicht gestört (zumal hier die gebrauchten Summicrons preislich sehr nahe liegen!), das 90er fand ich allerdings äußerst attraktiv und für das Spiel mit der Unschärfe reicht die Blende 2.5 bei dieser Brennweite völlig aus ­ so war der Entschluss gefasst und das 90er Summarit­M wurde bestellt.

Das Summarit 2.5/90 besteht aus 5 Elementen in 4 Gruppen. Filterdurchmesser ist 46mm, 11

Blendenlamellen sorgen für ein angenehmes Bokeh. Die Größe: 66.5 x 55mm. Eine Sonnenblende muss man leider extra erwerben.

Ein unschlagbarer Vorteil der Summarit­M­Linie ist die vergleichsweise bescheidene Größe und so ist es auch hier: das 90er ist wunderbar leicht, klein (ca. 360g) und passt hervorragend an die M. In punkto Handlichkeit steht es anderen M­Objektiven somit in nichts nach.

29

Page 30: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Die Haptik ist wie erwartet perfekt. Der Fokusring (leider ohne Fokussiermulde, die ich eigentlich schätze) läuft seidenweich und der Blendenring rastet satt. Der einzige Unterschied zu Leicas teureren Gläsern ist das Material des Fokusringes ­ hier handelt es sich um eine Art hochwertiger Gummierung. Das tut der sehr guten Haptik aber keinen Abbruch ­ es fängt nur gelegentlich etwas Staub und Dreck ein.

30

Page 31: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

31

Page 32: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Das Fokussieren selbst geht wie gewohnt gut. Der Schnittbildindikator ist ja ungeachtet der Brennweite immer gleich groß und wer mit dem 35er oder 50er gut scharfstellen kann, bewältigt dies logischerweise auch mit dem 90er. Ist das Motiv so weit entfernt, dass es schwierig würde, ist man eh im Bereich unendlich. Ich kann dort also nur sagen: keine Angst vor langen Brennweiten, bis zum 90er ist meiner Meinung nach keine Sucherlupe erforderlich! Wie ist aber nun die optische Qualität des Summarit 90? Hier geht es mir ein wenig wie Steve Huff in seiner Review. Das Objektiv ist schlicht so gut, dass man einfach nicht viel darüber schreiben kann.

32

Page 33: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

33

Page 34: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

34

Page 35: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Es ist superscharf und die größte Öffnung F2.5 ist meiner Meinung nach nicht wirklich wesentlich schlechter als F2.8 oder F4. Allenfalls einen Hauch weicher. Man kann F2.5 also bedenkenlos nutzen. Zudem ist der zu fokussierende Bereich bei dieser Blende noch nicht derart papierdünn, das man regelmäßig verzweifelt ­ wer mit dem Messsucher Erfahrung hat, sollte hier keine Probleme bekommen. Die Farben kommen knackig und angenehm warm rüber. Die Bilder sind kontrastreich und detailliert. Ginge es um Musik, würde ich sagen, da ist Druck und Biss dahinter ­ mit einem Hauch analoger, warmer Anmutung. Diese Mischung aus modern und einer Brise analog soll übrigens allen Summariten zu eigen sein, sie verbinden gleichsam die alte charakteristische Leica­Welt mit den neuen, knackscharfen, perfekten (und manchmal etwas klinischen) Peter­Karbe­Designs (wie das aktuelle 35er Summilux). Das ist auch der Grund, weswegen die Summarite von ihren Besitzern geschätzt werden (einfach mal im Leica­Forum suchen, man wird dort kein böses Wort finden). Würde ich über die entsprechende finanzielle Ausstattung verfügen, hätte ich wohl zu jeder Brennweite (35, 50, 75, 90) jeweils zusätzlich das entsprechende Summarit gekauft ­ einfach weil die Summarite so einen angenehm "anderen" Charakter haben und so schön kompakt und leicht sind.

Man kann es sogar für Teleaufnahmen verwenden. Wer hätte das gedacht...

35

Page 36: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

36

Page 37: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Verzerrung ist zwar vorhanden, aber kaum sichtbar. Wenn ich im Lightroom auf den Knopf für die Korrektur drücke, sehe ich nicht wirklich einen Unterschied ­ das ist gut und für eine Tele­Festbrennweite auch ziemlich üblich. Vignettierung ist bei Blende 2.5 leicht erkennbar (aber nichts dramatisches) und ab Blende 4 nicht mehr vorhanden. Das Objektiv hat konstruktionsbedingt kein Fokus­Shift­Problem ­ will heißen, es läßt sich mit dem Messsucher zuverlässig und komfortabel fokussieren. Der Fokus wandert nicht mit dem Schließen der Blende. Die Naheinstellgrenze beträgt 1m (neue Version: 90cm) ­ das ist nicht weltbewegend gut aber auch nicht schlimm (und eigentlich kaum relevant) für ein Tele. Das Bokeh ist ja immer ein Streitthema aber ich bin davon begeistert. Ich konnte gar nicht genug davon kriegen, mit Blende 2.5 ­ 4 knackscharfe Details abzubilden und den Hintergrund so wunderschön theatralisch in Unschärfe absaufen zu lassen. Da wird man süchtig. Das Bokeh ist dabei für meinen Geschmack immer weich und angenehm. Um Hintergründe zu isolieren und Elemente freizustellen sind diese Brennweiten rund um 90mm wirklich unschlagbar und es gibt eigentlich keinen Grund, für solche Zwecke ein 35er Summilux zu kaufen und sich dann bei Offenblende und mit ND­Filter damit abzuquälen (außer, dass man das 35er als besseren Allrounder verwenden kann).

BOKEH!!!!!

37

Page 38: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

38

Page 39: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

39

Page 40: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Bei mir hat sich in letzter Zeit der interessante Effekt ergeben, dass ich das 90er dem 18er oder 35er regelmäßig vorziehe. Es ist für mich einfach eine neue, interessante Perspektive, die dazu auffordert, sich anders mit dem Bildinhalt zu befassen als man das üblicherweise täte. Man achtet mehr auf Details und Ausschnitte, die man damit abbilden könnte, denkt mehr über Bildgestaltung nach und das macht das ganze Hobby wieder etwas spannender. Fazit Zusammenfassend: ja, ich würde das 90er Summarit­M wieder kaufen. Es ist ein echtes Leica­Objektiv, der etwas günstigere Preis bedeutet keine Abstriche in der Haptik oder Bildqualität. Zudem ist es wunderbar kompakt, leicht und preiswert ­ verglichen zum Beispiel mit dem 90er Summicron­M / Apo­Summicron­M. Jedem, der wie ich eigentlich im Nah/Weitwinkel unterwegs ist und gelegentlich ein neues Betätigungsfeld sucht, der sich neue Blickwinkel erschließen will ohne gleich wieder die Bank zu sprengen, sei das 90er Summarit­M wärmstens empfohlen. Kleiner Kritikpunkt: eine Sonnenblende könnte man in dieser Preiskategorie eigentlich beilegen.

40

Page 41: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Nachtrag: Seit der Photokina 2014 gibt es eine neue Version der Summarite. Alle 4 Objektive (35mm, 50mm, 75mm, 90mm) haben nun eine Anfangsblende von F2.4 (statt F2.5). Zusätzlich werden neben den schwarzen jetzt auch silbern exloxierte Varianten angeboten. Weitere Unterschiede: das neue 90er Summarit­M hat nun eine Nahseinstellgrenze von 90cm (statt 1m) und im 35er Summarit­M wurde eine Asphäre verbaut. Die Bildqualität des neuen 90er Summarits sollte ähnlich der des hier rezensierten "alten" Modells sein, sieht man von der geringfügigst verbesserten Lichtstärke und den 10cm mehr Naheinstellgrenze ab.

41

Page 42: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

42

Page 43: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

43

Page 44: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

44

Page 45: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Besuch einer alten Industrieanlage

Nach längerem Suchen und vielen Telefonaten erfüllte sich ein für mich schon lange gehegter Wunsch: der offizielle Zugang zu einer alten, stillgelegten Industrieanlage. Die Bilder sind nun nach längerer Zeit auf meiner Internetseite endlich online. Das gesamte Projekt hat mir einiges abverlangt. Hohe Erwartungen, viel Photoshop, viele Zweifel, Freude und Enttäuschung... warum? Das Objekt war auf den ersten Blick perfekt ­ bei genauerem Hinsehen jedoch eine riesige Herausforderung. Der Hauptgrund: die Innenbereiche waren größtenteils zu leer und zu dunkel. Die von mir erhofften Sozialräume (alte Büros, sanitäre Anlagen, Umkleiden) waren nicht mehr auffindbar. Das ist besonders schade, denn gerade solche Bereiche erhalten oft durch Fenster genug Licht und erzählen Geschichten ­ in Form von alten, liegengelassenen Sachen, Schreibtischen, persönlichen Gegenständen. Ich fand mich in einer riesigen, stählernen Maschinenhalle wieder. Stockfinstere Dunkelheit wurde unterbrochen von gleißendem Licht und die einzige Möglichkeit, sich dem anzunähern, waren natürlich umfangreiche Belichtungsreihen. Der Wind, der teilweise durch das Gemäuer wehte und Bildelemente bewegte, machte die Sache nicht einfacher… Beim Sichten der Bilder zu Hause kam eine Mischung aus Freude und Ernüchterung auf ­ wie sollte ich bei dieser Dunkelheit die Stimmung der Szene, die Lichtstimmung, auf dem Bild rüberbringen, ohne den HDR­Charakter zu stark zu betonen? Wirklich etwas sehen konnte

45

Page 46: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

man nur auf den stärker bearbeiteten HDRs. Die sind jedoch ­ zu recht ­ unbeliebt in der Szene. Keiner will das mehr, man kennt ja den einschlägigen HDR­extreme­look. Also setzte ich mich hin, malte mit Hilfe von Photoshop Licht und Schatten in die Bilder, ließ die Details, die die HDR­Technik herausgeholt hatte, wieder kontrolliert verschwinden und versuchte ganz allgemein, den originalen Eindruck der Orte nachzubilden. Vielen Bildern tat die Umwandlung in Schwarzweiss gut. Manche fasste ich bestimmt 5 mal an und verwarf die Endprodukte wieder. Die hier jetzt gezeigte Sammlung ist nichts, womit ich restlos glücklich wäre. Ich habe jedoch inzwischen das Gefühl, die Bilder nun präsentieren zu können und dieses Kapitel abzuschließen. Als Kontrastprogramm erwarten mich jetzt 14 Tage Kanarische Inseln ­ eine gänzlich andere Sache… Abschließend noch ein paar Worte dazu, warum die Aktion für mich nur mit offizieller Erlaubnis in Frage kam. Dies hat zwei wesentliche Gründe. Zunächst mal möchte ich die Bilder hier zeigen können ohne mit einer Anzeige rechnen zu müssen. Vor allem aber möchte ich nicht heimlich und verstohlen wie ein Dieb durch das Objekt kriechen, sondern dort viel Zeit verbringen, meine Ausrüstung mitnehmen, die Stimmung erspüren und ein Gefühl für den Ort entwickeln. Das geht schlecht, wenn man immer darauf wartet, dass gleich der Streifenwagen um die Ecke biegt... Ich kann nur jedem, dem es ums Fotografieren in solchen Umgebungen geht, empfehlen, die Umstände auf sich zu nehmen und eine Erlaubnis zu organisieren. Ein kleiner Hinweis: das hier gezeigte Objekt ist weiträumig verschlossen und gut geschützt. Die Position werde ich aus verschiedenen Gründen nicht preisgeben. Im Folgenden nun einige Bilder aus den Galerien. Wie hier ersichtlich habe ich die Tour mit einem Fotofreund unternommen. Davon abgesehen, dass das ein schöneres Arbeiten war, ist es zudem ein Sicherheitsaspekt. Man sollte in solche Objekte niemals allein hineingehen, (geladene) Handys dabei haben und dafür Sorge tragen, dass das nähere Umfeld darüber informiert ist, wo man sich aufhält (und in welchem zeitlichen Rahmen). Noch ein paar kurze Worte zur Ausrüstung: mein Fotofreund hat mit der Canon 5D Mk3 gearbeitet. Ich hatte die Sony A7r mit dem Distagon 3.5/18mm und die M9 mit dem 35er Summicron als Backup dabei. Die meisten Bilder hier sind mit der A7r entstanden, einige auch mit der M9 ­ darunter die Aufnahmen von meinem Begleiter.

46

Page 47: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Bei der Arbeit, hier die 5DM3 meines Kollegen...

...und hier mein Ergebnis mit der A7r.

47

Page 48: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Kollege bei der Arbeit...

...und hier der Raum aus meiner Sicht.

48

Page 49: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Fassadenbilder...

Knapp über dem Boden mit 18mm. More drama, baby!

49

Page 50: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Fotoauge sei wachsam.

Come in and find out...

50

Page 51: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Das permanente Anfertigen von Langzeitbelichtungen und HDRs hatte etwas ZEN­mäßiges, ähnlich wie Angeln. Ungemein entspannend...

So sieht die A7r den Raum.

51

Page 52: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Es war vor allem eins: dunkel.

Die Mehrfachbelichtung machte die Dunkelheit über das HDR­Processing erstmal zunichte. Um die Stimmung zu reproduzieren musste dann wieder Photoshop ran...

52

Page 54: Cetus-A - Fotografie und Testberichte 03/2014

Herausgeber: Jörg Lange www.cetus­a.de [email protected] Bildquellen: Pressebilder Leica Camera eigene Aufnahmen Für weitere Informationen, Kontakt oder Kommentare besuchen Sie die angegebene Webseite.

54