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    1. Korinther 11,23

    Christus zeigt sichThomas Reiner

    3. Februar 2013ERKWB Winterthur

    Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was

    ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus,in der Nacht, da er verraten ward, nahm er dasBrot.

    Ist es angebracht, das Mahl unseres Herrn nur mit einemStck Brot zu feiern? Ist es angebracht, auf eine so einfa-che Weise an den Herrscher des ganzen Universums zudenken? Immerhin hat er alles aus dem Nichts geschaf-fen. Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, gehrt ihm.Ist es angebracht, nach dieser kargen Speise nach Hausezu gehen und dort die Kstlichkeiten der Erde zu genies-sen? berraschenderweise knnen wir alle drei Fragen mitJa beantworten. Dass Christus seine Kirche anweist, miteinem gewhnlichen Brot an ihn zu denken, hat zuerst et-was mit uns selbst, dann etwas mit unserem Herrn undschliesslich etwas mit dem zu tun, was Gottes Kinder mitdem Abendmahl erhalten.

    1 Das einfache Brot

    Nur einen Bissen ganz gewhnliches Brot, sonst gibt esnichts. Die Schlichtheit des Mahles, mit dem Christen anihren Herrn denken, ist ein herrliches Zeichen von Gottesreicher Gnade. Selbst die rmsten Menschen knnen nm-lich so zusammenkommen und mit ihrer kargen Mahlzeitan ihren Erlser denken. Sie brauchen nicht zu sparen undzu warten, bis sie es sich endlich leisten knnen, ein wr-diges Festmahl zu feiern.

    Gerade unter den rmsten Menschen ist es Sitte, dieGste frstlich zu bewirten, um sich selbst keine Blssezu geben. Wenn sich Besuch anmeldet, sparen sie sich

    bereits lange im Voraus alles vom Mund ab, was mglichist. Wenn die Gste da sind, ffnen sie ihre Vorratskam-mern und brauchen alles auf. Die armen Menschen tunalles, um ihre Liebe und Wertschtzung zeigen zu knnen.Genauso neigt unser Herz dazu, dem Herrn etwas bietenzu wollen. So spornen sich die Menschen gegenseitig an:

    Lasst uns das Beste fr unseren Herrn geben! Lasst unsfeine Speisen vorbereiten, feierliche Kleider tragen und ge-

    meinsam jubeln und singen! Lasst uns unserem Herrn da-mit zeigen, wie sehr wir ihn lieben! Der Reiche kann soetwas von seinem berfluss bringen und steht vor allenals frommer Mensch da. Der Arme hingegen kann nur sei-nen letzten Bissen bieten und wird damit kaum beachtet.Wenn nur arme Menschen zusammen kommen, wre garnichts da, worauf sie stolz sein knnten. Wohlhabende an-dererseits knnten Gott mit einem prchtigen Fest erfreu-en. Nein, so ist es nicht. Wir brauchen nicht mehr als ge-whnliches Brot, um an den ganzen Reichtum von GottesGnade zu denken. Es braucht nur einen Bissen Brot, um

    am himmlischen Lobpreis teilzuhaben.Das einfache Brot ist auch eine Erinnerung daran, dass

    wir als geistlich arme Menschen zum heiligen Gott kom-men. Unser Herz meint, Gott doch wenigstens etwas anGerechtigkeit vorweisen zu mssen. Wenn wir daran den-ken, dass Gott der vollkommen Gerechte ist, knnte es soweit kommen, dass wir es letztlich nie wagen, seine Ein-ladung anzunehmen. Du brauchst deinen Herrn nicht da-von zu berzeugen, dass du seine Gnade verdient hast.Gott sagt (2. Mose 33,19): Wem ich gndig bin, dem binich gndig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbar-

    me ich mich. Gott ist barmherzig und gndig, weil er eswill und nicht weil du es dir verdient hast. Darum kannstdu mit Freude ganz arm an den Tisch des Herrn kommenund dich von ihm beschenken lassen. Es ist angebracht,das Abendmahl nur mit einem gewhnlichen Brot zu feiern,weil wir Gott nichts zu bieten haben und auch nichts bietenmssen. Er ruft gerade arme Menschen zu sich. Wie herr-lich ist doch Gottes Gnade!

    2 Die Nacht des Verrats

    Der Anlass, an den wir uns beim Abendmahl erinnern, istnicht nur schlicht, sondern gar erbrmlich. Wenn wir mitein-ander das Brot brechen, denken wir nmlich nicht an dieGeburt unseres Herrn und das Lob der Engel, das auf demFeld zu hren war. Wir denken nicht an den Berg der Ver-

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    klrung, wo Mose und Elia erschienen und Gottes Stimmeaus einer Wolke zu hren war, die sagte (Matthus 17,5):Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe;den sollt ihr hren! Wir denken auch nicht an die Aufer-stehung, wo Jesu Sieg ber den Tod deutlich wird. Nein,wir erinnern uns beim Abendmahl an die Nacht, in der Je-

    sus verraten wurde. Mit Jesus am Tisch sass Judas Iskari-ot. Er hatte den Hohenpriestern fr Geld versprochen, sei-nen Herrn auszuliefern. Auch dieser sah seinen Lehrer dasBrot brechen und nahm es von ihm entgegen. Er verstandallerdings nicht, wer Jesus wirklich war. Vor ihm sass nichtnur ein Mensch, sondern Gottes Sohn, der in die Welt ge-kommen ist, um sein Leben fr Snder zu geben. In jenerNacht sah Judas allerdings nur einen Lehrer, der wohl wei-se Worte redete, aber letztlich seinen Feinden nicht wirdentkommen knnen. Judas meinte, sich an dreissig Silber-lingen mehr freuen zu knnen, als an der Freiheit seines

    Herrn. An diesen niedertrchtigen Verrat erinnern wir unsbeim Abendmahl.So etwas Niedertrchtiges wrdest du selbstverstnd-

    lich nie tun. Wer gibt schon ein Menschenleben fr einenkleinen Silberschatz hin? Und doch freuen wir uns mehrber die Dinge der Erde, als ber Gottes Sohn, der aufdiese Erde gekommen ist. Wir freuen uns ber unserenBesitz, ber unsere Ferien und unsere Freizeit. Wir freuenuns ber unsere Familie und ber unsere Freunde. Das al-les ist unser Leben. Diese Dinge scheinen uns auf dieserErde mehr wert zu sein, als der weise Rabbi, der von sei-

    nem Schler verraten wurde. Und schon geht es uns beina-he so wie Judas. Wir sehen nur Armut, wenn wir an Chris-tus denken. Christus war von seiner Geburt an arm. Er wur-de in der Fremde in einem Stall geboren. Er sagte selbst(Matthus 8,20): Die Fchse haben Gruben und die V-gel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschen-sohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Whrend vieleMenschen Jesus wegen seiner Armut ablehnten, gab eseinige, die erkannten, wer er wirklich war. Die Menschenhatten den Knig der Knige vor sich. Christus ist GottesSohn. Wen hast du vor dir, wenn du beim Abendmahl das

    Brot nimmst? Wenn du dich bloss an weisen Worten oderan einem guten Vorbild freust, erkennst du den wirklichenSchatz nicht. Wenn du bloss an einen guten Menschendenkst, bist in Gefahr, Gottes Sohn fr eine irdische Freu-de hinzugeben.

    Es gibt Menschen, die meinen, dass sie das Abend-mahl nicht gemeinsam mit diesen oder jenen Leuten ih-rer Gemeinde feiern knnen. Je besser wir einander ken-nen, desto deutlicher sehen wir die Fehler des anderen.Wir rgern uns nicht nur an den Fehlern des anderen, son-dern auch an seinen Eigenarten. Darber hinaus wissen

    und ahnen wir, dass hinter frommen Worten oft Heuche-lei steht. Ausgerechnet mit solchen Menschen soll ich einFest feiern? Mit solchen Menschen zusammen kann ichmich nicht wirklich freuen. Mit solchen Menschen kann ichunmglich den Glauben teilen und zu Christus kommen.Wenn du so denkst, dann erinnere dich daran, dass Je-

    sus nicht nur mit einem eigenartigen Menschen am Tischsass. Der Verrter, der ihn seinen Feinden auslieferte, warmit den anderen Jngern bei ihm. Dort wo eine Eigenarteines Bruders oder einer Schwester dich strt und dicheine Snde oder ein Fehlverhalten abstsst, wirst du ge-lehrt, dass auch du nicht vollkommen bist. Noch einmal:

    wir kommen zu Christus nicht als die Gerechten, sondernals jene, die von ihm Gerechtigkeit geschenkt bekommen.Es ist offensichtlich der Plan unseres Herrn, unvollkomme-ne Menschen zu retten. Christus wurde arm, um uns wirk-lich begegnen zu knnen. Der heilige Herr erniedrigte sich,um ungerechten Menschen zu helfen. Gott sei Dank da-fr, denn sonst gbe es fr mich keine Hoffnung. Es istangebracht auf schlichte Weise an den Herrn des ganzenUniversums zu denken, weil er arm wurde, um uns reich zubeschenken. Wie herrlich ist das Erbarmen unseres Herrn!

    3 Die Weisung des Herrn

    Am Anfang des Verses im Konrintherbrief stehen nicht dieDinge, die Menschen tun. Im Abendmahl geht es um dieDinge, die wir von Christus erhalten, jene Dinge, die an unsweitergegeben werden. Unser Schpfer kennt unsere Her-zen. Er weiss sehr wohl, dass wir uns leicht irren. Wir tu-schen uns ber uns selbst und auch ber unseren Herrn.blicherweise halten wir nmlich viel von dem, was wirselbst tun. Immerhin kostet es sehr viel Mhe etwas Gutes

    und Gerechtes zu tun. Im Gegenteil halten wir wenig vondem, was ein anderer tut. Noch weniger achten wir das,was jemand fr einen anderen getan hat und dieser nun,der selbst nichts dafr getan hat, an uns weitergibt. Paulusschreibt ausgerechnet davon, dass er nur weitergibt, waser selbst erhalten habe. Er hat ausdrcklich nichts Eigeneshinzugefgt. Es mag grosse Mhe gekostet haben, um dieDinge zu erwerben, die wir im Abendmahl erhalten. Vondieser Mhe sehen wir allerdings nichts. Weil wir nichtsvon dieser Mhe am eigenen Leib erfahren, scheint unsdas, was wir im Abendmahl erhalten, keinen grossen Wert

    zu haben.Genau darum wird uns in den Evangelien so ausfhr-

    lich von den Leiden Christi berichtet. Gott stellt uns damitvor Augen, wie gross die Mhe fr seinen Sohn war, umuns von der Sklaverei der Snde und vom Tod zu erlsen.Da sind zuerst alle krperlichen Mhen. Jesus wurde dieganze Nacht verhrt, er wurde geschlagen und gefoltert.Er wurde von einem Richter zum nchsten Herrscher ge-schleppt. Eine Dornenkrone wurde ihm auf den Kopf ge-drckt und er musste sein Kreuz schleppen, bis er unterihm zusammenbrach. Schliesslich wurde er ans Kreuz ge-

    schlagen. Dicke Ngel wurden Jesus durch die Unterar-me und die Beine getrieben. Das Kreuz wurde aufgestelltund er hing an seinen Wunden und rang stundenlang nachLuft. Zu all diesen krperlichen Mhen kamen die Mhender Seele hinzu. Die Menschen verhhnten und verspot-teten den Leidenden. Dieser Spott traf sein gttliches We-

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    sen. Der Gerechte wurde als ungerecht verspottet. GottesSohn wurde als Gotteslsterer verurteilt. Der Heiland derWelt wurde als Mensch verspottet, der nur grosse Wortemacht, aber sich selbst nicht helfen kann. Das Hrteste,was Jesus an diesem Tag an Leib und Seele traf, war aller-dings nicht zu sehen und auch nicht zu hren. Die Snden

    der Menschen, die er durch seinen Tod rettete, wurden aufihn geworfen. Der ewig geliebte Sohn mussten sich demheiligen Zorn seines Vaters unterwerfen. Er trug auf ein-mal die ganze Verdammnis all der Menschen, die er erl-sen soll. Denke daran, dass eine einzige Snde, die dubegehst, ein einziger Gedanke, dass Gott es wohl nicht sogut mit dir meine, dich bereits in den ewigen Tod und indie ewige Verdammnis bringt. Christus hat aber die Strafefr alle deine Snden auf sich genommen. Er hat sogarnoch viel mehr getan: Er trug die Strafe fr viele Sndenvon ganz vielen Menschen. Weil er die Snden auf sich

    nahm, wurde er vom Zorn seines Vaters zerschlagen, wiees Jesaja vorausgesagt hatte (Jes 53,5.10). Diese grosseMhe ist der Grund, warum wir heute das Abendmahl fei-ern knnen. Kein Opfer, das du in diesem Leben bringst,ist so gross wie die Mhe, die Jesus an Leib und Seeletrug.

    Wenn wir das Brot nehmen, denken wir an diese Mhe.Wir erhalten von unserem Herrn Jesus Christus das wert-vollste Geschenk: die Vergebung der Snden. Niemandhat sich selbst darum bemht, dass Gott die Snden ver-gibt. Wir kommen als Menschen zusammen, die sich ein-

    fach an das erinnern, was unser Herr fr uns getan hat.Darum lass deinen eigenen Reichtum an Gerechtigkeit,deinen Reichtum an Frmmigkeit beiseite. Erkenne denReichtum der herrlichen Gnade, die in Christus sichtbarwird! Er ldt dich ein, du unvollkommener Mensch, fr im-mer bei ihm zu sein. Erkenne den Reichtum an Erbarmen,der in Christus sichtbar wird! Er hat die Armut der Welt aufsich genommen, um dich reich zu beschenken. Erkennedie Mhe, die es ihn gekostet hat! Er hat sich selbst hin-gegeben, damit deine Seele von der ewigen Mhe befreitwird. Diesen Reichtum, der uns im schlichten Abendmahl

    gezeigt wird, knnen alle Kstlichkeiten und alle Schtzeder Erde nicht berbieten.