„Churer Modell“ Erfahrungsberichte Modell_Erfahrungen.pdf · Das Projekt „Churer Modell“...

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Das Projekt „Churer Modell“ startete vor zwei Schuljahren mit zwei Klas- sen. Später stiessen neun weitere Klassen dazu. Begleitet wird das Projekt von Arno Ulber von der PH Graubün- den. Dieser hat im Rahmen einer Evaluation sieben Klassenteams zu ihren Erfahrungen mit binnen- differenziertem Unterricht be- fragt. Wie die Antworten zeigen, erfolgte die Teilnahme am Projekt aus unter- schiedlichen Gründen. Alle befragten Klassenteams haben sich an die definierten Vorgaben ge- halten (Umstellung des Schulzim- mers, kurze Inputs, offene Lernum- gebungen in mindestens Mathematik und Deutsch, freie Platzwahl der Schülerinnen und Schüler). Bei der Umsetzung jedoch haben sich indi- viduelle Lösungen ergeben. Was alle Klassenteams verbindet, ist der Mut, sich auf Neues einzulassen und den eigenen Unterricht zu verän- dern. Lehrpersonen berichten über ihre Erfahrungen mit der Binnendifferenzierung „Churer Modell“ Erfahrungsberichte im Umgang mit der Binnendifferenzierung im Unterricht Die vorliegenden Berichte basieren auf Aussagen, die Arno Ulber zusam- men mit einer Assistentin in einstün- digen Interviews mit den Klas- senteams eingeholt, zusammen- gefasst und anonymisiert hat. Die Aussagen werden in dieser Broschüre in verkürzter Form wiedergegeben, wobei darauf geachtet wurde, die Authensität zu erhalten. Die Berichte spiegeln die Erfahrun- gen mit der Umstellung auf Bin- nendifferenzierung. Sie dokumentie- ren Erfolge, unerwartete Effekte, aber auch das Suchen und Zweifeln. Es war nicht ganz so freiwillig. Die Blockzeiten im Zusammenhang mit der Integration stellten für uns ein Problem dar und deshalb suchten wir eine Lösung. Es war schon immer ein Thema, den Unterricht so zu ge- stalten, dass alle Kinder gefördert werden und nicht im Gleichschritt gehen. Ich hatte einfach viele Bücher gelesen und dachte im- mer, die Theorie sei nicht umsetzbar. Würdet ihr den Schritt nochmals machen? Ja, unbedingt. Wir hatten eine schwierige 3.Klasse übernommen und sie war auch gross. Wir hatten uns durch das Jahr hin- durch gekämpft und es war sehr anstrengend. Reto Thöny hat uns dann eine neue Unterrichtsform vorge- schlagen und vorgestellt. Wir haben dann zugesagt und ich habe mir neue Energien erhofft. Es war eigentlich eine Notlösung, aufgrund der Hete- rogenität der Kinder. Vorher konnte ich die Kinder nicht zum Arbeiten motivieren. Mir ging es ziemlich schlecht. Ich habe mich mit meinem Problem an Reto Thöny ge- wandt und er schlug mir vor, beim Projekt mitzuma- chen. Es war ein Kaltstart. Ich brauchte die Zeit bis zu den Sommerferien, um mich daran zu gewöhnen. Der Unterricht vor- und nachher ist wie Tag und Nacht. Die Kinder lernten selbstständig zu arbeiten und für mich ist es eine grosse Entlastung. Es war uns ein Anliegen, mit unserem Unterricht wei- terzukommen. Es war schon immer ein Ziel, individuell auf die Kinder einzugehen. Ich habe vom Projekt gehört und mich hat es interes- siert, da die Heterogenität in meiner Klasse sehr gross war. Meine Kollegin war zuerst etwas kritisch einge- stellt. Wir sind froh, dass wir den Schritt gewagt haben. Dabei sind wir, ohne dass wir das wollten. Wir woll- ten einfach ‚Differenzieren‘. Wir hatten etwas Bedenken, wegen der vielen Arbeit. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen. Wir haben Videos gesehen und wussten, dass es in der Theorie gut tönt. Wir wollten einfach das für uns Mögliche machen. Unterschiedliche Gründe führten zur Umstellung des Unterrichts „Ich habe viele Bücher gelesen und dachte immer, die Theorie sei nicht umsetzbar.“ Die Aussagen der einzelnen Klassenteams: Juni 2012

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Das Projekt „Churer Modell“ startete

vor zwei Schuljahren mit zwei Klas-

sen. Später stiessen neun weitere

Klassen dazu.

Begleitet wird das Projekt von

Arno Ulber von der PH Graubün-

den. Dieser hat im Rahmen einer

Evaluation sieben Klassenteams

zu ihren Erfahrungen mit binnen-

differenziertem Unterricht be-

fragt.

Wie die Antworten zeigen, erfolgte

die Teilnahme am Projekt aus unter-

schiedlichen Gründen.

Alle befragten Klassenteams haben

sich an die definierten Vorgaben ge-

halten (Umstellung des Schulzim-

mers, kurze Inputs, offene Lernum-

gebungen in mindestens Mathematik

und Deutsch, freie Platzwahl der

Schülerinnen und Schüler). Bei der

Umsetzung jedoch haben sich indi-

viduelle Lösungen ergeben. Was

alle Klassenteams verbindet, ist der

Mut, sich auf Neues einzulassen und

den eigenen Unterricht zu verän-

dern.

Lehrpersonen berichten über ihre Erfahrungen mit der Binnendifferenzierung

„Churer Modell“

Erfahrungsberichte im Umgang mit der Binnendifferenzierung im Unterricht

Die vorliegenden Berichte basieren

auf Aussagen, die Arno Ulber zusam-

men mit einer Assistentin in einstün-

digen Interviews mit den Klas-

senteams eingeholt, zusammen-

gefasst und anonymisiert hat.

Die Aussagen werden in dieser

Broschüre in verkürzter Form

wiedergegeben, wobei darauf

geachtet wurde, die Authensität

zu erhalten.

Die Berichte spiegeln die Erfahrun-

gen mit der Umstellung auf Bin-

nendifferenzierung. Sie dokumentie-

ren Erfolge, unerwartete Effekte,

aber auch das Suchen und Zweifeln.

Es war nicht ganz so freiwillig. Die Blockzeiten im

Zusammenhang mit der Integration stellten für uns ein

Problem dar und deshalb suchten wir eine Lösung. Es

war schon immer ein Thema, den Unterricht so zu ge-

stalten, dass alle Kinder gefördert werden und nicht im

Gleichschritt gehen.

Ich hatte einfach viele Bücher gelesen und dachte im-

mer, die Theorie sei nicht umsetzbar.

Würdet ihr den Schritt nochmals machen?

Ja, unbedingt.

Wir hatten eine schwierige 3.Klasse übernommen und

sie war auch gross. Wir hatten uns durch das Jahr hin-

durch gekämpft und es war sehr anstrengend. Reto

Thöny hat uns dann eine neue Unterrichtsform vorge-

schlagen und vorgestellt. Wir haben dann zugesagt und

ich habe mir neue Energien erhofft.

Es war eigentlich eine Notlösung, aufgrund der Hete-

rogenität der Kinder. Vorher konnte ich die Kinder nicht

zum Arbeiten motivieren. Mir ging es ziemlich schlecht.

Ich habe mich mit meinem Problem an Reto Thöny ge-

wandt und er schlug mir vor, beim Projekt mitzuma-

chen. Es war ein Kaltstart. Ich brauchte die Zeit bis zu

den Sommerferien, um mich daran zu gewöhnen. Der

Unterricht vor- und nachher ist wie Tag und Nacht.

Die Kinder lernten selbstständig zu arbeiten und für

mich ist es eine grosse Entlastung.

Es war uns ein Anliegen, mit unserem Unterricht wei-

terzukommen. Es war schon immer ein Ziel, individuell

auf die Kinder einzugehen.

Ich habe vom Projekt gehört und mich hat es interes-

siert, da die Heterogenität in meiner Klasse sehr gross

war. Meine Kollegin war zuerst etwas kritisch einge-

stellt. Wir sind froh, dass wir den Schritt gewagt haben.

Dabei sind wir, ohne dass wir das wollten. Wir woll-

ten einfach ‚Differenzieren‘. Wir hatten etwas Bedenken, wegen der vielen Arbeit. Wir wussten nicht, worauf wir

uns einlassen. Wir haben Videos gesehen und wussten, dass es in der Theorie gut tönt. Wir wollten einfach das

für uns Mögliche machen.

Unterschiedliche Gründe führten zur Umstellung des Unterrichts

„Ich habe viele Bücher gelesen

und dachte immer, die Theorie

sei nicht umsetzbar.“

Die Aussagen der einzelnen Klassenteams:

Juni 2012

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Seite 2 „Churer Modell“

Erfahrungsberichte

Was hat sich im Unterricht verändert?

Die Aussagen der einzelnen Klassenteams:

Die Rolle der Lehrperson hat sich verändert. Der

Übergang vom Kindergarten in die Schule hat einen

Roten Faden erhalten. Die Kinder kommen mit einem Vorwissen in die Schule an welchem individuell ange-

knüpft wird.

Was gelingt gut?

Offene Aufträge in Mathe sind auf einem hohen binnendifferenzierten Niveau. Das

gelingt gut. Im Deutschbereich ist es gelun-gen, die Eigenmotivation zu wecken. Die

Kinder arbeiten mit Freude und haben er-kannt, dass Lesen und Schreiben etwas

Schönes ist.

Die Kinder lernen Eigenreflexion und können sich gut

einschätzen. Das haben sie in einem Jahr gut gelernt.

Sie können zu ihren Leistungen stehen.

Was hat das ausgemacht?

Die persönliche unmittelbare Rückmeldung über das

Lernen ist wichtig und gibt eine Wertschätzung. Die Kin-

der arbeiten an verschiedenen Sachen, weshalb sie auch nicht mehr so vergleichen.

Gemeinschaftsbildung und soziales Lernen, geht das in eurem Unterricht unter?

Nein, das kommt gar nicht zu kurz. Wir fangen immer

zusammen an und hören oft gemeinsam auf. Sequen-

zen im Kreis gehören dazu. Sie können auch immer zu zweit arbeiten. Voneinander lernen, miteinander lernen.

Die freie Platzwahl gab eine Dynamik. Die Kinder

mussten lernen so zu sprechen, dass es nicht stört. Manchmal hatte ich das Gefühl, nicht allen Kindern ge-

nug Förderung zu bieten. Gesamthaft erlebe ich es aber positiv und weniger anstrengend.

Was gelingt euch schon gut?

Es gelingt uns das Angebot so zu gestalten, dass die

Kinder Mut haben etwas anzupacken und motiviert da-

ran gehen. Die Aufgaben sind auf verschiedenen Ni-

veaus und entsprechen ihrem individuellen Leistungs-

stand. Sie lernen, für sich selber zu lernen. Es gibt auch

oft Aufgaben, die zu zweit gemacht werden können.

Dabei entstehen sehr konstruktive Gruppierungen. Das

gemeinsame Lernen ist für schwache und starke Schüle-

rinnen und Schüler eine Chance.

Können die Kinder frei wählen? Wie sieht die Steuerung

aus?

Es kann gesteuert werden durch die Platzordnung, durch das Angebot oder auch durch Intervention der

Lehrperson. Manchmal muss man auch sagen:„Von dir

erwarte ich jetzt, dass du dieses oder jenes machst!“. Steuerung durch individuelles Begleiten. Und dann noch

die Steuerung durch die gemeinsamen Gespräche.

Nach den Sommerferien hat sich der Unterricht stark verändert. Es ist viel weniger Unruhe. Es ist sehr wich-

tig, dass man sich sehr gut auf den Unterricht vorberei-tet. Die Aufgabenstellungen sind sehr offen geworden.

Die Rolle der Lehrperson ist mehr eine Coaching-Rolle. Man nimmt

sich zurück. Die Passung der In-

halte ist noch nicht optimal, aber besser als beim Frontalunterricht.

Kinder sind nicht so fremdgesteu-ert. Beim Frontalunterricht gibt die Lehrperson ständig

Anweisungen, was auch für die Lehrperson anstrengend ist.

Die Kinder habe viel mehr Verantwortung. Das brauchte die Einsicht, dass den Kindern etwas zuzutrauen ist.

Was hat sich bewährt bei der Raumgestaltung?

Die Nischen sind sehr gut. Einige Kinder suchen diese

Plätze und brauchen das. Andere brauchen den Über-blick. Es könnten durchaus noch mehr Nischen da sein.

Was gelingt euch besonders und woran liegt es?

Lehrperson 1: Ich kann gut loslassen und weiss, dass

sie trotzdem lernen. Ich habe den Überblick über das Tun, das war am Anfang nicht so.

Lehrperson 2: Bei mir ist es noch nicht ganz so stark. Was ich schon viel besser kann und daran gearbeitet

habe, ist der Umgang mit dem Lärmpegel. Das hat mich manchmal gestresst. Nun kann ich es akzeptieren, da

ich die Einsicht gewonnen habe, dass sie ja in die Arbeit

vertieft sind.

Die Schülerinnen und Schüler werden individuell beglei-

Kinder können zu ihren

Leistungen stehen

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Seite 3

tet und wir können Rückmeldungen geben. Beim sozia-

len Lernen profitieren sie sehr viel. Sie arbeiten regel-mässig in Teams, zu zweit, zu dritt. Sie müssen aufei-

nander Rücksicht nehmen. Die Angebote sind in ver-schiedenen Sozialformen. Das WIR als Klasse findet

Platz im Morgenkreis und Schlusskreis, wo man Gemein-

sames bespricht.

Was macht die freie Platzwahl aus?

Es gibt eine natürliche Balance. Im herkömmlichen Un-

terricht verbraucht das Thema Sitzplatz viel zu viel Energie. Es ist immer ein latentes Thema. Ich kann mir

gar nicht mehr vorstellen, wie es früher war.

Vom Lehrergesteuerten zum Selbstregulierten. Das

war ein Prozess und ging Schritt für Schritt. Auch unsere Rolle hat sich ver-

ändert. Wir begleiten, beraten und hel-fen mehr weiter.

Die Schwerpunkte haben sich verscho-ben. Zum Beispiel Schönschreiben ist

nicht mehr so bedeutend. Dafür wird

die Selbstständigkeit mehr gefördert. Die Hausaufgaben sind auch individueller geworden. Die Kinder haben ei-

nen Arbeitsplan (keinen Wochenplan). Der Plan wird stark durch die Mathe gesteuert und geht über einen

längeren Zeitraum.

Die Lernfreude ist gewachsen. Man lernt die Kinder bes-

ser kennen und erkennt, wer mehr Selbstkompetenzen hat. Man merkt auch welche Kinder Strategien haben,

Hilfe brauchen und erkennt diejenigen, die nicht so viel

arbeiten.

Gerade Problemkinder können profitieren. Dieses Sys-

tem kann mehr auffangen, da man ihren Bedürfnissen gerecht werden kann. Das ist auch eine grosse Chance.

Die freie Platzwahl stellt auch eine Lernsituation dar ( Durchsetzen lernen, Nachgeben…).

Was hat sich im Klassenzimmer verändert?

Das Zimmer ist ganz anders eingerichtet und die Viel-

falt, das greifbare Angebot ist grösser. Es ist nichts un-ter den Tischen. Der Lärmpegel ist höher. Es hat mehr

körperliche Bewegung. Es wird gelaufen, die Kinder spielen am Boden, dann wird einmal eine Lesegruppe

einberufen, jeder arbeitet etwas anderes.

Hat sich der Umgang mit dem Lärmpegel verändert?

Ja, ich habe es akzeptiert, ein positives Akzeptieren. Es hilft dem Zweck. Beim nächsten Klassenzug möchte ich

aber versuchen, einen Flüsterton einzuführen. Für mich

ist es schon ein Problem, es braucht Kraft.

Der Gesprächsanteil der Lehrperson ist kleiner gewor-den. Die Inputs gehen höchstens 10-15 Minuten und

dann fängt die produktive Phase bei den Kindern an.

Die Gesprächszeit mit den einzelnen Kindern hat aber

zugenommen.

Es ist nicht jedes Kind zur gleichen Zeit beim gleichen

Inhalt. Es fällt weg, dass Schnelle beschäftigt werden müssen. Schnelle Kinder arbeiten einfach weiter.

Es gibt auch Lektionen, in denen ich gar nicht differen-ziere.

Dass es gut gelungen ist, sieht man daran, dass die Kinder motiviert sind und zufrieden sind. Es gibt keine

Langeweile mehr.

Die Schere in den Leistungen der Kinder wird schneller sichtbar.

Im Allgemeinen sind die Noten ein

Thema, gerade bei den IF-Schülern. Sie machen gute Fortschritte und haben

dann aber am Schluss trotzdem nicht eine gute Zeugnisnote. Zu Hause er-

zählen sie, dass sie in der Schule gut

mitkommen und keine Mühe mehr ha-ben und dann mit dem Zeugnis kommt die Überra-

schung. Im Unterricht fallen sie nicht auf. Die Kinder bekommen das Gefühl, dass sie gut sind und mitkom-

men.

Was gelingt gut im Unterricht:

Die Kinder suchen Aufgaben, die sie selber an ihre Grenzen bringen. Das machen sie sehr gerne. Sie kön-

nen sich auch gut einschätzen bei der Auswahl des Ar-

beitsmaterials und Aufgabenstellung. Alle kommen zu Lernerfolgen.

Die Denkprozesse werden ersichtlicher durch offene Aufgaben und auch durch gegenseitiges Erklären.

Kinder lernen für sich-

selber zu lernen

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Seite 4 „Churer Modell“

Erfahrungsberichte

Sie können in ihrem Tempo arbeiten und müssen

nicht warten. Sie haben eine Auswahl. Sie sind nicht nur Konsumenten, sondern sie nehmen Teil am Lernpro-

zess. Nicht der Stoff ist im Vordergrund, sondern das Kind. Selbstbewusstsein wird gelernt. Das stärkt die

Kinder.

Kinder mit besonderen Bedürfnissen fallen nicht so auf.

Es gibt keinen Druck auf das Kind. Wenn es jetzt noch nicht Lesen kann, dann lernt es das noch. Solche Schü-

ler brauchen in anderen Klassen Energie, um sich zu

rechtfertigen, oder zu verteidi-gen. Sie können sich hier auch

etwas suchen, indem sie gut sind und sie stärkt. Kinder, die

ein wenig zapplig sind, kom-

men in unserer Klasse gut zu-recht.

Es gibt Kinder, die sich aufs Lernen einlassen und sich her-

ausgefordert fühlen. Es gibt auch solche, die schwierig zu

holen sind. Für diese Kinder ist es strenger.

Welche Erfahrungen habt ihr mit unruhigen Kindern in offe-nen Situationen gemacht?

Ein Junge hat grosse Mühe, sich einzulassen. Wenn er

es schafft, sich auf eine Arbeit einzulassen, dann ist es

gut. Ein andrer Junge, der in Mathe ganz gut ist, lässt sich nicht herausfordern, was sehr schade ist. Wir glau-

ben aber, dass dieses System den unruhigen Kindern entgegen kommt.

Mich hat die Entwicklung der Selbstständigkeit und

Selbstorganisation beeindruckt. Sie sind stolz auf sich und das nehmen sie auch mit aus der Schule.

Die Kinder mit Bewegungsdrang fallen nicht mehr auf. Da es mich nicht mehr stört, entlastet es mich auch.

Dadurch habe ich auch eine andere Beziehung zu den

Kindern.

Wie ist der Umgang mit Kindern, die nicht die Leistun-gen bringen, welche ihrem Potenzial entsprechen?

Ich kenne die Kinder und kann steuern. Das mache ich

dann direkt beim Kind und nicht über die ganze Klasse. Dafür muss man wissen, bei welchen es ein bisschen

Druck braucht und wo es keinen verträgt. In dieser Un-terrichtsform kennt man die Kinder sehr schnell. Auch

Veränderungen sind gut erkennbar.

Die Kinder sind allgemein viel motivierter und können

sich gegenseitig etwas erklären.

Wie nehmen Schülerinnen und Schüler den Lärmpegel wahr?

Es ist normal, sie arbeiten, es gehört dazu, dass man

spricht beim Arbeiten. Es kann auch sein, dass ich ein-

mal einen Auftrag gebe für alle, und dass alle diesen still machen müssen, bevor sie zu den Wahlangeboten

übergehen. Das funktioniert aber gut, sie können noch ruhig arbeiten. Es ist für mich wichtig, dass das auch

manchmal Bestandteil ist. Sie werden ja auch sonst ru-hig, wenn sie zum Beispiel etwas schreiben oder lesen.

Sie können ihr Verhalten dem Lernsetting anpassen. Wir

haben einen lebhaften Jun-gen, der früher Ritalin

brauchte. Er sucht sich im-mer einen separaten Platz,

wo er ungestört arbeiten

kann. Er kann sich gut ein-schätzen und fällt gar nicht

mehr auf. Für ihn war die Umstellung sehr gut. Trotz

mehr Unruhe im Raum, kann er besser arbeiten.

Eine andere Schülerin lässt

sich noch stark von der Freundin ablenken. Sie ist

stark auf sie fixiert und ist dadurch abgelenkt.

Das Gemeinschaftsgefühl muss nicht speziell gefördert werden, im Gegenteil. Sie arbeiten so viel in Gruppen

und dabei ist erstaunlich, dass sie sich immer neu grup-

pieren.

Sie profitieren von diesem Unterricht vor allem von der

Intensität. Sie arbeiten viel und es bleibt mehr Zeit für Lerninhalte. Zudem lernen sie mehr Selbstkompetenz.

Das Selbstwertgefühl, Mut etwas anzupacken und auch an etwas dranzubleiben. Es bringt die Kinder weiter, ob

gute Schülerinnen und Schüler oder schlechte.

Sie sind mehr am Arbeiten als früher. Es entstehen kei-

ne Wartezeiten. Für die Kinder passt diese Unterrichts-form.

Es hat schwache Schülerinnen und Schüler die Er-folgserlebnisse haben. Die Motivation ist erkennbar im

offenen Umgang. Sie fragen, wenn sie etwas nicht ver-

stehen. Eine Schülerin konnte sich selber gar nicht or-ganisieren. Sie hat grosse Fortschritte gemacht in der

Selbstorganisation. Sie hat die Sensibilität erlangt, den Arbeitsplatz auszuwählen, der ihrer Arbeit zu Gute

kommt.

Auch das soziale Lernen hat sich verändert. Sie werden

vermehrt herausgefordert voneinander und miteinander zu lernen. Die Schwächeren profitieren enorm von den

Was verändert sich für die Schülerinnen und Schüler?

Die Aussagen der einzelnen Klassenteams:

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Stärkeren. Gerade auch die Kinder mit Migrationshinter-

grund.

Die Aufgabenstellungen haben sich verändert im Ver-

gleich zu früher. Es sind mehr offene Aufgaben. Auch sind es mehr praxisnahe Aufgaben.

Die Guten profitieren davon, dass sie gefordert werden. Ein ganz Starker fordert sich richtig heraus, nicht nur

auf hohem Niveau sondern auch in der Quantität.

Die schlechten Schüler profitieren vermutlich weniger als die mittleren und die guten. Vielleicht liegt es auch

daran, dass sich schlechterer Schülerin-nen und Schüler weniger gut organisie-

ren können und nicht nur die Leistung

an sich Grund dafür ist. Sie brauchen länger bis sie eingerichtet sind und

brauchen Energie dafür. Der Umgang mit den Schwächeren bereitet mir noch

Mühe.

Wir haben eine schwierige Klasse und

wir haben nie Mühe mit dem Stoff

durchzukommen, trotz der Leistungsschere. Wir können uns Zeit nehmen für die schwächeren Schüler. Es ist

toll, wenn man sich Zeit nehmen kann.

Das Soziale ist super. Vermutlich können wir ihnen

auch etwas geben, gerade im Sozialen, was sie zu Hau-

se nicht bekommen. Sie kommen hier aus schlechteren Familien. Sie gehen nicht gerne ins Wochenende und in

die Ferien. Das soziale Lernen wird hier stark gelernt. Wir sind nur Mentoren und führen sie nicht stark. Sie

suchen ihre eigenen Wege und erzählen sich gegensei-

tig die Lernwege.

Wir haben sehr viel neues Material angeschafft, vor al-

lem Lernspiele. Wir wollen weniger Arbeitsblätter.

Ist es weniger förderlich für Kinder mit besonderen Be-dürfnissen?

Auch die schwachen Schülerinnen und Schüler sind mo-tiviert. Wir haben auch von den Eltern gehört, dass sie

viel weniger Mühe haben, bis die Kinder die Hausaufga-

ben machen und gehen lieber in die Schule. Sie sind viel motivierter. Unsicher sind wir einfach, ob das Angebot

besser sein muss für diese Kinder.

Lehrperson 1: Wir holen das volle Potential heraus;

Lehrperson 2: Ich bin nicht sicher, ob nicht noch mehr herauszuholen wäre.

Für die Betreuung dieser Kinder haben wir gut Zeit. Es fällt mir aber schwer, wenn ein Kind nur da sitzt vor

einem Blatt und nichts tut. Es hat auch Kinder, die im-

mer nur das machen, von dem sie wissen, das sie es können.

Die Aufgabenstellungen sind motivierend. Sie lernen

sich einzuschätzen, erleben Stolz und die Kinder denken

mit. Die Kinder hören nicht nur auf Anweisungen, son-dern sehen Aufgaben

Der Lärmpegel ist für einzelne Schüler schon ein Problem. Die Freude am Lernen ist eine wichtige Per-

spektive. Den Nutzen für das Kind sehe ich auch darin, dass die Selbstwahl den Bedürfnissen der Kinder ent-

spricht. Sie kommen nicht in die Schule und denken:„Oh nein, heute Mathe“ und sind gleich schon demotiviert.

Da gibt es eine positive Grundeinstellung. Sie können

auch an einer Sache dranbleiben, wenn sie mit Begeis-terung an etwas dran sind. Auch wenn sie besondere

Interessen haben, können sie die-sen nachgehen. Man muss nicht,

aber kann in die Tiefe gehen. Sie

lernen früh, dass sie selber verant-wortlich sind, für das, was sie ler-

nen und auch Erfolgserlebnisse er-leben, was sie wiederum motiviert.

Sie werden an sich selber gemes-sen durch individuelle Beurteilung.

Es ist aber auch eine Schwierigkeit, transparent gegenüber Eltern zu sein, da diesen der

Vergleich mit anderen Kindern fehlt.

Sie profitieren von diesem

Unterricht vor allem von

der Intensität

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Seite 6 „Churer Modell“

Erfahrungsberichte

Wenn es gut gelingt, ist es ein super Gefühl. Am An-

fang ist noch nicht alles gelungen. Es gibt natürlich auch Tage, an denen es nicht so gelingt. Aber das Ge-

fühl, dass es für alle stimmt, gibt mir ein gutes Gefühl. Natürlich kann ich nicht mehr wie früher manchmal am

Pult korrigieren oder Vorbereiten.

Ich bin kritischer meinem Unterricht gegenüber und es

gibt Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass ich nicht genüge.

Es kann auch zur Belastung wer-den, das Suchen nach passenden

Angeboten, die auch sinnvoll sind.

Ich glaube, dass es noch offener gehen könnte, aber das getraue

ich mich nicht. Wir haben ja doch die Benotungen und unser Sys-

tem. Auch die Frage, wann bei

Kindern eingegriffen werden soll, beschäftigt mich manchmal.

Belastung:

Der Aufbau war sicher streng. Wenn es einmal aufge-

baut ist, ist die Belastung nicht grösser als vorher.

Im Moment sind wir sehr engagiert. Es hat aber mit

der jetzigen Klasse zu tun, und nicht mit dem Binnendif-

ferenzieren. Es gibt schon Sachen, die jetzt intensiver sind, aber es ist nicht das, was mir zu schaffen macht.

Das Binnendifferenzieren an sich ist keine Belastung. Am Anfang war das Organisatorische anstrengend. Fra-

gen wie „wo kommen Schulsäcke hin?“ oder „was müs-

sen sie ins andere Zimmer mitnehmen?“ mussten ge-klärt und eingespielt werden.

Was hat sich geändert?

Die Arbeit mit dem Kind hat sich verändert. Ich bin viel

näher an jedem einzelnen Kind. Ich weiss besser, wie jedes Kind lernt und wo es steht. Es ist ein positiver

Aspekt. Die intensive Lernbegleitung gibt Sicherheit.

Das kurzsichtige Denken kenne ich nicht mehr. Ich muss ganze Themen ins Auge fassen

bei der Planung.

Die Belastung?

Das ist schwierig einzuschätzen, da es noch andere Faktoren gibt. Es gibt

schon mehr zu tun. Es hat aber schon

auch mit mir zu tun. Das Planen, Kor-rigieren und die Gespräche mit den

Kindern.

Ich habe mich mehr aus dem Un-terricht raus genommen. Es wird

nicht einfach mit dem Klingeln der Glocke die Lektion beendet. Die Arbeit mit dem Wochenplan ist toll. Wir

Lehrpersonen können uns besser untereinander organi-

sieren. Das Zusammenarbeiten wurde einfacher. Die Rolle als Lehrperson gefällt mir sehr gut. Ich unterstütze

die einzelnen Kinder, ich beobachte und werde sehr beansprucht.

Wir machen uns mehr Gedanken darüber, wie gute Schülerinnen und Schüler gefördert werden können. Ich

Was bedeutet diese Unterrichtsorganisation für mich als Lehrperson?

Die Aussagen der einzelnen Klassenteams:

Wir machen uns mehr

Gedanken darüber, wie gute

Schülerinnen und Schüler

gefördert werden können

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schaue die Inhalte von Lehrmitteln breiter an. 4-5 Sei-

ten nehme ich zusammen und vernetze sie.

Die Vorbereitung hat sich dahingehend verändert, dass

mehr Material angeboten werden muss. Die Rolle der Lehrperson hat sich verändert. Kin-

der können mehr unterstützt wer-den und wir können ihnen über die

Schultern schauen. Die Kinder sind nicht mehr ausgestellt, wenn sie

mit uns etwas tun. Die freie Platz-

wahl und die Anordnung der Möbel begünstigen das.

Lehrperson 1: Es machte Freude. Das kann an Verschie-denem liegen. So wie es jetzt ist, gefällt es mir auf je-

den Fall sehr gut.

Lehrperson 2: Es wäre toll mehr Zeit für die Vorberei-

tung zu haben und für den Unterricht.

Anfangs braucht man viel Zeit für die Vorbereitung, da man nicht einfach das Lehrmittel ziehen kann. Gut

wäre, wenn die Lehrpersonen der gleichen Stufe auch

mitmachen würde und die Vorbereitungen ausgetauscht

werden könnten.

Besonders stolz bin ich auf…

Ich war früher manchmal richtig

„hässig“ auf die Kinder. Sie konnten

mich auf die Palme bringen. Heute habe ich zu allen Kindern ein sehr

gutes Verhältnis. Auch sie mir gegen-über, wir schätzen unsere Werte. Da-

rauf bin ich sehr stolz.

Die Belastung war früher während der

Stunde. Heute ist die Vorbereitung viel wichtiger. Die Belastung hat sich verschoben und

nimmt auch mit der Zeit ab. Heute fühle ich mich viel

besser.

Die Vorbereitung ist ganz anders. Ich sitze nicht wie früher in der Vorbereitung mit dem Mathebuch, sondern

ich gehe vom Thema aus. Es wird das Ziel angeschaut und dann überlegt, wie man dorthin kommt. Es kann

auch sein, dass sich das in der Lektion noch verändert.

Aussagen der schulischen Heilpädagogen/Heilpädagoginnen

Der Zugriff ist viel einfacher zur Klasse als bei ande-

ren Klassen. Ich kann auch viel gelassener auf die Kin-der zugehen. In anderen Klassen ist Stigmatisierung

noch ein Thema. Hier bin auch ich einfach Teil davon.

Ich bin mehr in Richtung Co-Lehrperson. Ich bin mehr auch für alle zuständig und nicht nur für Kinder

mit besonderen Bedürfnissen. Mir gefällt es viel besser. Ich bin nicht mehr am „Flicken“, ich kann auch präven-

tiv arbeiten.

Ich bin nicht mehr Gast, ich bin Teil davon. Es fragen mich alle Schülerinnen und Schüler, wenn ich im Klas-

senzimmer bin, auch wenn ich nur 1-2 Lektionen drin

bin. Die Arbeit mit dem Wochenplan vereinfacht mir die Arbeit im Positiven.

Auffällig ist, dass die Kinder im Vergleich zu anderen

Kindern viel selbstbewusster sind. Das könnte mit der Selbstregulierung zu tun haben. Es gibt keine Schülerin-

nen und Schüler in dieser Klasse, die nicht motiviert sind. Keiner „hängt“ durch. Die Kinder sind interessiert

und haben eine intrinsische Motivation.

Es überwiegt das Positive. Die Kinder, die ich betreut habe, zeigen einen guten Verlauf. Das macht es für

mich auch einfacher. Die Lehrpersonen haben Zeit auch

selber auf die Kinder einzugehen. Diagnostik gehört zum Alltag der Lehrpersonen.

Ich weiss besser, wie jedes

Kind lernt und wo es steht

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Wie reagieren die Eltern?

Lehrmittelwahl: sie müssten nicht differenzierter sein,

es würde mir aber helfen, wenn die Wahl frei wäre. Mit

Sprachstarken kann ich nicht gut arbeiten im offenen

Unterricht.

Wir erwarten von den Didaktikern mehr Infos dar-

über, was sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang wären

auch wissenschaftliche Erkenntnisse hilfreich.

Mehr Austausch unter den Projektteilnehmer/Innen.

Ich weiss nicht viel über die andern. Jetzt wäre ein gu-

ter Zeitpunkt für einen Dialog und Einblick in andere

Arbeiten.

Der Übergang in die nächste Klasse und das Schul-

haus das nicht mitmacht. Kein gemeinsames pädagogi-sches Denken im Schulhaus.

Toll war natürlich, dass wir die Freiheit hatten, das

Projekt zu machen und wir waren geschützt von der

Schulleitung. Wir konnten uns weiterentwickeln. Wir

hatten nicht den Druck und konnten frei ausprobieren.

Es ist eine Herausforderung und es hat für mich per-

sönlich sehr gut gestimmt um weiterzukommen. Es ist

die logische Folge der integrativen Schulform.

Impressum: Schuldirektion, Rathaus, Poststr. 33, 7000 Chur; 081 254 44 47; [email protected]

Der Start war nicht optimal. Es sind gewisse Fragen

kursiert bei gewissen Müttern. Jetzt sind sie aber froh,

dass ihre Kinder in diese Klasse gehen. Sie schätzen es

jetzt sehr und fragen sich, wie es (...bei der nächsten

Lehrpersonen..) weiter gehen soll.

Positive Rückmeldungen. Die Kinder haben mehr

Chancen und Möglichkeiten im Unterricht. Es gibt auch

Eltern die Angst haben. Eine Mutter befürchtet, dass ihr

Kind nichts lernt, da er auch zu Hause viel Anleitung

braucht. Eine Mutter fand es toll. Viele Väter hatten das

Gefühl, dass sie lieber in so eine Schule gegangen wä-

ren.

Die Veränderung bei den Kindern wurde nicht be-

merkt oder nicht kommuniziert. Eltern eines ADHS hat-

ten sich Sorgen gemacht. Daraufhin ist dann der Kin-

derarzt in die Schule gekommen und musste dann aber

feststellen, dass es dem Jungen zu Gute kommt.

Von den Eltern haben wir keine speziellen Rückmel-

dungen. Es ist bei ihnen nicht als Projekt deklariert. Es

ist schwierig eine Vermutung abzugeben. Wir haben

einzig am Elternabend von offenem Unterricht gespro-

chen. Wir haben aber nichts gehört, es war nie ein The-

ma. 2-3 haben nur gesagt, dass es toll sei, dass die Kin-

der überall sitzen dürfen.

Die Eltern haben die Arbeit mit dem Wochenplan

sehr begrüsst. Bei der Unterstützung beim Erledigen der

Hausaufgaben entsteht weniger Druck. Wenn sie dem

Kind nicht helfen können, dann wird das in der Schule

gemacht. Es muss nicht zwingend etwas Bestimmtes als

Hausaufgabe gemacht werden. Wir besprechen es dann

mit dem Kind am anderen Tag.

Von den Eltern kam sonst eigentlich nichts.

Nur Positives. Gerade auch von den Eltern der

schwachen Kinder. Die Kinder gehen viel lieber in die

Schule und sie haben keinen Druck mehr. Jedes Kind

macht einfach eine halbe Stunde Hausaufgaben, egal

wie weit sie sind. Das kommt gut an und nimmt Druck.

Die Schulleitung….

….. dankt Arno Ulber und Alexandra Zaugg für die Da-

tenerhebung und die Begleitung im Projekt. Die Daten

werden im Moment für die Weiterentwicklung des Pro-

jektes differenziert ausgewertet.

…..dankt allen Lehrpersonen, die an den Interviews teil-

genommen haben und all jenen, die im Laufe des letz-

ten Schuljahres in das Projekt eingestiegen sind oder

noch einsteigen werden und damit wichtige Erkenntnis-

se für die Weiterentwicklung beisteuern.

.…….ist beeindruckt, in welcher Qualität sich die betei-

ligten Lehrpersonen mit Unterrichtsentwicklung befas-

sen und mithelfen, die entscheidenden Fragestellungen

zu finden, die uns weiterbringen.

…...weiss, dass alle Lehrpersonen an der Stadtschule

sich täglich für guten Unterricht einsetzen und damit zu

einer guten Schule beitragen.

….. möchte Lehrpersonen auf dem Weg zu guten Lö-

sungen im Umgang mit Heterogenität unterstützen.

Das wäre noch zu sagen….

Seite 8 „Churer Modell“

Erfahrungsberichte