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Sabine Trautmann-Voigt Bernd Voigt Körper und Kunst in der Psychotraumatologie Methodenintegrative Therapie

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Sabine Trautmann-Voigt Bernd Voigt

Körper und Kunstin der

PsychotraumatologieMethodenintegrative Therapie

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Sabine Trautmann-Voigt

Bernd Voigt

Körper und Kunstin der Psychotraumatologie

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Körper und Kunstin der Psychotraumatologie

Methodenintegrative Therapie

Herausgegeben von

Sabine Trautmann-VoigtBernd Voigt

Mit Beiträgen von

Hannelore Eibach, Konrad Heiland, Günter Heisterkamp, Verena Hinz, Arne Hofmann, Wolfgang Hunecke, Jochen Kehr, Alfred Köth, Karin Kröger, Johannes Kruse, Peter Kutter, Rita Maaßen, Wolfgang Milch, Christiane Müller, Dieter Olbrich, Erika Sander, Claudia Schedlich, Sabine Trautmann-Voigt, Ralf Vogt, Bernd Voigt, Wolfgang Wöller, Dirk Zander und Gisela Zurek

Mit 121 Abbildungen und 23 Tabellen

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Dr. phil. Sabine Trautmann-Voigt

Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Tanz- und Ausdruckstherapeutin (ADTR, BTD), EMDR-TherapeutinKöln-Bonner Akademie für Psychotherapie (KBAP)Wenzelgasse 35, 53111 BonnE-Mail: [email protected]

Bibliografische Information der DeutschenNationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbiblio-grafie; detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Besonderer Hinweis:

Das Werk mit allen seinen Teilen ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb derBestimmungen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneschriftliche Zustimmung des Verlages unzulässigund strafbar. Kein Teil des Werkes darf in irgend-einer Form ohne schriftliche Genehmigung desVerlages reproduziert werden.

Dr. med. Bernd Voigt

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Praktischer Arzt, EMDR-TherapeutMedizinisches Versorgungszentrum für Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie (MVZPPP)Bertha-von-Suttner-Platz 6, 53111 BonnE-Mail: [email protected]

© 2007 by Schattauer GmbH, Hölderlinstraße 3,70174 Stuttgart, GermanyE-Mail: [email protected]: http://www.schattauer.dePrinted in Germany

Lektorat: Dipl.-Biol. Katrin Widmann,WolfschlugenUmschlagabbildung: Wolfgang Hunecke: Kisses, Ölauf Leinwand, 40

×

40 cm, 2005; © WolfgangHunecke, BonnSatz: Satzpunkt Ursula Ewert GmbH, Oswald-Merz-Straße 3, 95444 BayreuthDruck und Einband: fgb – freiburger graphischebetriebe GmbH & Co. KG, 79108 Freiburg

ISBN: 978-3-7945-2555-3

Hinweis: Um die Lesbarkeit des vorliegendenTextes zu erleichtern, wird im Folgenden dasgenerische Maskulinum gebraucht, das glei-chermaßen männliche und weibliche Perso-nen umfasst. Die Entscheidung für dieseSchreibweise beruht allein auf praktischenund nicht auf inhaltsbezogenen Erwägungen.

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Vorwort

In den letzten Jahren hat der interdisziplinäreAustausch zwischen Medizin, Psychologie, Psy-chotherapie, Hirnphysiologie und Entwick-lungsforschung zu interessanten Diskussionen inder Psychotherapie und Psychotraumatologiegeführt. Dabei ist deutlich geworden, dass derEinbezug des nonverbalen Ausdrucks und deskörperlichen Verhaltens in die verschiedenstenpsychotherapeutischen Settings für wichtig undnützlich gehalten wird. Das vorliegende Buchgreift in diese Diskussion ein.

Verschiedene integrative Bemühungen, dieden Körper und die Künste in die Psychothera-pie und Psychotraumatologie einbeziehen, wer-den auf der Basis paradigmenübergreifenderwissenschaftlicher Bestrebungen und faktischergesellschaftspolitischer Entwicklungen kritischbeleuchtet.

Bei der Zusammenstellung der vorliegendenBeiträge ergaben sich folgende drei Perspektiven:

Die

Methodenvielfalt

in der modernen Psy-chotherapie, Psychosomatik und Psychotrau-matologie führte zu Gratwanderungen zwi-schen Eklektizismus und methodischerBindung. Wie kann solch eine Gratwande-rung unter Einbezug des Körpers und derKünste gelingen?

Jegliche Psychotherapie als Heilungsmethodeseelischer Störungen befindet sich heutzutageim

Spannungsfeld

zwischen schnelllebigergesellschaftlicher Entwicklung mit einschnei-denden gesundheitspolitisch motiviertenSparmaßnahmen, wissenschaftlichen Recht-fertigungszwängen und inhaltlichen Diskussi-onen um die »richtige Kunst der Heilung«.Wie kann sich Psychotherapie, die Körperund Kunst integrieren will, als »wirksame Me-thode« positionieren?

In der klinischen Praxis funktioniert Psycho-therapie erstaunlich gut – gleichgültig ob Psy-chotherapeuten hierfür die Sprache alleinoder die Künste, die imaginative Introspekti-

onsfähigkeit oder den Tanz und die Musik be-nutzen. Geht es nicht auch darum, diese

Er-fahrungsschätze aus der Praxis

möglichsterlebnisnah zu verbreiten?

In diesem Buch wird auf der einen Seite immerwieder auf das naturwissenschaftliche Funda-ment der Neurobiologie Bezug genommen, aufderen Basis eine theoriegeleitete Integration desKörpers und der künstlerischen Wahrnehmungin die psychotherapeutische Praxis noch besserals früher erfolgen kann. Auf der anderen Seiteexistieren seit Jahrzehnten vielfältig bewährteTechniken und Methoden in der klinischen Pra-xis, wo Bilder, Rhythmen, Bewegungen undTanz, also der Körper und die Künste, im Sinnepsychotherapeutischer Interventionen jenseitstheoretischer Rechtfertigungszwänge sehr er-folgreich eingesetzt wurden und werden. Ausdiesem reichhaltigen Erfahrungswissen schöpfentäglich viele Kollegen im ambulanten und klini-schen Alltag.

Ein Anliegen dieses Buches ist es, einige dieserhistorischen Entwicklungslinien im Bewusstseinder nachfolgenden Psychotherapeuten-Genera-tion wach zu halten. Denn diese ursprünglich an(künstlerischen) Prozessen und am (Körper-)Er-leben orientierten psychotherapeutischen Ideendrohen zuweilen im Zuge der »evidence basedmedicine« unterzugehen – vielleicht weil Neuesoft so vielversprechend »effektiver« klingt alsvermeintlich Gestriges.

Wir meinen: Keine Methode allein schafft es,den therapeutischen Herausforderungen des21. Jahrhunderts angemessen zu begegnen. Wirkönnen und müssen als Psychotherapeuten aufviele verschiedene Ressourcen zurückgreifenund miteinander lernen, psychischen Störungenund den Folgen von Katastrophen, die einenSchaden in der Psyche anrichten können, mitvielfältigen Mitteln auf der Basis wissenschaftlichfundierter Psychotherapie-Konzepte entgegen-

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zutreten. Dazu gehören auch besonders die»weicheren« therapeutischen Methoden undTechniken, die der Seele ihren Raum (wieder)eröffnen, die Farben, Symbole oder Ausdrucks-bewegungen wieder finden lassen.

In diesem Buch kommen viele namhafte Au-torinnen und Autoren zu Wort, die aus einerwissenschaftlichen und/oder aus einer pragmati-schen Perspektive ihres Praxisalltags zu diesemDiskurs beitragen, der aus unserer Sicht in dieheutige Zeit hineinpasst, in eine Zeit nämlich, inder immer mehr Psychotherapeutinnen undPsychotherapeuten integrativ arbeiten und inder die alten Therapieschulkämpfe ad acta gelegtund ad absurdum geführt werden können undmüssen.

In diesem Buch stellt sich auch ein Teil des le-bendigen interdisziplinären Austausches dar, derim Rahmen der Köln-Bonner Akademie für Psy-chotherapie (KBAP) und am Deutschen Institutfür tiefenpsychologische Tanz- und Ausdrucks-therapie (DITAT) im Austausch zwischen jun-gen Kollegen und den »älteren Semestern« seitvielen Jahren gewachsen ist und weiter gepflegtwird. Wir gehen daher davon aus, dass diesesBuch sowohl für erfahrene Kliniker als auch für

Forscher und Ausbildungskandidaten der Psy-chotherapie Anregungen bieten kann.

Obwohl gerade in den künstlerischen und denKörper integrierenden Therapieformen über-wiegend weibliche Therapeutinnen tätig sindund auch besonders viele Patientinnen zur Ent-wicklung des hier Dargestellten beigetragen ha-ben, bitten wir um Verständnis, dass wir ausGründen der Lesbarkeit die männliche Formverwenden, wenn beide Geschlechter gemeintsind.

Schließlich laden wir Sie als Leser und Leserinherzlich dazu ein, uns Ihre Rückmeldungen und/oder Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Körperund/oder mit Kunstwerken in der (Psycho-)Therapie unter der E-Mail-Adresse [email protected] mitzuteilen. Denn ein integrationsför-dernder Dialog ist aus der Sicht der Herausgeberdurchaus auch ein Dialog zwischen den Verfas-sern von Ideen über Heilung mit Ihnen als denLesern von eben diesen.

Bonn, im August 2007

Sabine Trautmann-VoigtBernd Voigt

Vorwort

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VII

Danksagung

Allen Kolleginnen und Kollegen, die an diesemBuch mitgearbeitet haben, möchten wir unserenherzlichen Dank aussprechen! Trotz vielfältigeranderer beruflicher Belastungen fanden sie Zeitzur Diskussion, sodass die Beiträge des vorlie-genden Buches zusammenkamen. Ohne unserePatienten, die uns ihre Lebensgeschichten anver-trauten, wären die meisten Artikel theoretischund ohne Lebendigkeit geblieben. Wir dankenihnen allen für ihr Vertauen. Ohne die Geduldunserer Mitarbeiterinnen an der Köln-BonnerAkademie für Psychotherapie (KBAP) und amDeutschen Institut für tiefenpsychologischeTanz- und Ausdruckstherapie (DITAT), FrauDohmann, Frau Aleagha, Frau Klein, Frau Si-mons und Frau Barkentien, die durch unsere»schriftstellerische Nebentätigkeit« zeitweise ei-

niges zu erdulden hatten, wären wir fast vomStressteufel eingeholt worden. Für die Hilfe beider formalen Erstellung des Manuskriptes dan-ken wir insbesondere Herrn Dirk Zander, FrauKatrin Stange und Frau Katharina Kuss, für diegeduldige Lektorierung Frau Widmann undFrau Ganter vom Schattauer Verlag. Schließlichbedanken wir uns bei Anna Lena Voigt, KatjaMarie Voigt, Pierre Buhlmann und Daniele Kar-rer für einige gute Tipps, die aus einer anderenals der therapeutischen Perspektive erfolgten.

Bonn, im August 2007

Sabine Trautmann-VoigtBernd Voigt

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IX

Anschriften der Autoren

Dr. med. Hannelore Eibach

Fachärztin für Psychosomatische Medizin und PsychotherapieRohnsweg 78, 37085 Göttingen

Konrad Heiland

Ärztlicher Psychotherapeut, klinischer MusiktherapeutVolksgartenstraße 14, 50677 KölnE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Günter Heisterkamp

Psychoanalytikerehem. Universität EssenStrolsheide 5, 40883 RatingenE-Mail: [email protected]

Dipl.-Sportwiss. Verena Hinz

Kremerstraße 25, 47051 DuisburgE-Mail: [email protected]

Dr. med. Arne Hofmann

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Innere Medizin, EMDR-Therapeut und -Trainer (EMDR Europe)EMDR-Institut DeutschlandDolmanstraße 86b, 51427 Bergisch-GladbachE-Mail: [email protected]

Wolfgang Hunecke

KünstlerAtelier im BaumhausKreuzstraße 47, 53225 BonnE-Mail: [email protected]

Dipl.-Psych. Jochen Kehr

Tanz- und Ausdruckstherapeut, Psychologischer Psychotherapeut in Ausbildung, Trainer und BeraterHuhnsgasse 4, 50676 KölnE-Mail: [email protected]

Dr. phil. Dipl.-Päd. Alfred Köth

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut,KörperpsychotherapeutHeerstraße 149 D, 60488 Frankfurt am MainE-Mail: [email protected]

Dipl.-Päd. Karin Kröger

Tanz- und AusdruckstherapeutinHauptstraße 118, 53229 BonnE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. med. Johannes Kruse

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker, EMDR-TherapeutKlinik für Psychosomatische Medizin und PsychotherapieHeinrich-Heine-Universität DüsseldorfBergische Landstraße 2, 40629 DüsseldorfE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. med. Peter Kutter

Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker (DPV)ehem. Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am MainBrenntenhau 20 A, 70565 StuttgartE-Mail: [email protected]

Rita Maaßen

Tanz- und Ausdruckstherapeutin (BTD, ECP), Psychotherapie (HPG)Memelstraße 81, 47057 DuisburgE-Mail: [email protected]

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X

Prof. Dr. med. Wolfgang Milch

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, PsychoanalytikerKlinik für Psychosomatik und PsychotherapieJustus-Liebig-Universität GießenFriedrichstraße 33, 35392 GießenE-Mail: [email protected]

Christiane Müller

Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, EMDR-TherapeutinGoddardstraße 14, 53125 BonnE-Mail: [email protected]

Dr. med. Dieter Olbrich

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Sozialmedizin – RehabilitationswesenReha-Zentrum Bad SalzuflenDeutsche Rentenversicherung BundKlinik Lipperland/Klinik am LietholzAm Ostpark 1, 32105 Bad SalzuflenE-Mail: [email protected]

Erika Sander

Tanz- und Ausdruckstherapeutin (BTD)Rosenstraße 17, 53489 SinzigE-Mail: [email protected]

Dipl.-Psych. Claudia Schedlich

Tanz- und Ausdruckstherapeutin (BTD)Eifelstraße 35, 50677 KölnE-Mail: [email protected]

Dr. phil. Sabine Trautmann-Voigt

Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Tanz- und Ausdruckstherapeutin (ADTR, BTD), EMDR-TherapeutinKöln-Bonner Akademie für Psychotherapie (KBAP)Wenzelgasse 35, 53111 BonnE-Mail: [email protected]

Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ralf Vogt

Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Psychotraumatologe, analytischer Körperpsychotherapeut, systemischer FamilientherapeutTrauma-Institut Leipzig und Leipziger Akade-mie für Ganzheitliche PsychotherapieLeipziger Straße 36a, 04178 LeipzigE-Mail: [email protected]

Dr. med. Bernd Voigt

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Praktischer Arzt, EMDR-TherapeutMedizinisches Versorgungszentrum für Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie (MVZPPP)Bertha-von-Suttner-Platz 6, 53111 BonnE-Mail: [email protected]

Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Wöller

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, PsychoanalytikerAbteilung II der Rhein-KlinikLuisenstraße 3, 53604 Bad HonnefE-Mail: [email protected]

Dirk Zander

Datenbankentwicklung und SystemadministrationMirecourtstraße 2b, 53225 BonnE-Mail: [email protected]

Dipl.-Psych. Gisela Zurek

Tanz- und AusdruckstherapeutinRobert-Koch-Straße 72, 44143 DortmundE-Mail: [email protected]

Anschriften der Autoren

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XI

Inhalt

1 Wie lassen sich Körper, Kunst und Traumatologie in einer zeitgemäßen Psychotherapie integrieren?

1

Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt

1.1 Fragen, die das Buch zu beantworten versucht

1

1.2 Gegenwartsmomente in psychodynamisch-integrativer Therapie

2

Sterns Konzept der Gegenwärtigkeit

4

1.3 Neurobiologie und Psychotherapie

5

Spiegeln

5

Oszillieren

6

Rhythmisches »Passen«

7

1.4 Kann das Gehirn Zeit sparen?

7

1.5 Fazit

8

Literatur

8

2 Perspektivenvielfalt und Methodenintegration

13

Wolfgang Wöller und Johannes Kruse

2.1 Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

13

2.2 Theorienvielfalt innerhalb der Psychoanalyse als Mutterwissenschaft

14

Denken in Modellen

15

2.3 Modelle der Entwicklungs-psychologie, der Bindungstheorie und der Neurowissenschaften

16

Implizite Speicherung von Beziehungs-erfahrungen und die Grenzen des verbalen psychotherapeutischen Zugangs

17

Perspektivenvielfalt als Grundvoraus-setzung tiefenpsychologisch fundierten Arbeitens

19

2.4 Somatoforme Störungen

19

Posttraumatische Belastungs-störungen

23

I Tiefenpsychologische Inte-gration – ihre Perspektiven-vielfalt als Gratwanderung zwischen Eklektizismus und methodischer Bindung

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XII

Erweiterung des Repertoires der Interventionen und Integration in ein psychodynamisches Prozessverständnis

26

Literatur

27

3 »Rechtshirniges« Beziehungs-verständnis und reflektierte Methodenintegration

29

Wolfgang Wöller

3.1 Psychotherapeutischer Prozess

29

3.2 Moderne Tiefenpsychologie und ihre Nachbarwissenschaften

29

Isolation der Psychoanalyse

30

Annäherung an die Neuro-wissenschaften

30

3.3 Das Unbewusste und rechtes Gehirn

30

3.4 Primat der Emotionalität und emotionale Basis der Beziehungsgestaltung

32

Bedeutung für die Therapie

32

3.5 Bedeutung positiver Beziehungs-erfahrungen und neurobiologische Basis von Strukturpathologien

33

Präfrontaler Kortex

33

Spiegelneurone

34

Neuronale Plastizität

35

3.6 Traumabedingte Störung der Informationsverarbeitung und Arbeit mit Ressourcennetz-werken

35

Hippocampus

35

Traumatherapeutische Behandlungsansätze

35

3.7 Drei Paradigmen tiefenpsycholo-gischer Psychotherapie und Notwendigkeit der reflektierten Methodenintegration

36

3.8 Neurobiologische Perspektive in der Psychotherapie 37

Literatur 38

4 Körper-Phänomene und ihre Bedeutung für psycho-therapeutische Integrations-bemühungen 41

Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt

4.1 Damals und heute 41

4.2 Übersicht über die bekanntesten körper-, bewegungs- und tanz-therapeutischen Behandlungs-ansätze 42

Von der »Vegetotherapie« zu neoreichianischer Analyse und Bioenergetik 43

Aus der Gestalttherapie entwickelte sich die Idee von Awareness und Körperbewusstheit 43

Konzentrative Bewegungstherapie 43

Funktionelle Entspannung 44

Analytische Körperpsychotherapie 44

Inhalt

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XIII

Vom kreativen Ausdruck zur »Tiefen-psychologischen Integration« in der modernen Tanztherapie 45

4.3 Integration des Körper-Erlebens in den psychotherapeutischen Prozess 47

4.4 Umgang mit dem Rhythmus als rhythmische Passung 49

Grundphänomen des In-der-Welt-Seins 49

4.5 Der Raum – Basiskategorie für menschliche Orientierung 51

4.6 Erweiterte Psychotherapie 53

Literatur 54

5 Vom Körper über die Fantasie zum Körperselbst 59

Peter Kutter

5.1 Reisemetapher 59

5.2 Stationen auf Freuds Weg 59

Ausgangspunkt: Körper 59

Freuds neue Theorie – die Wende zur Fantasie 59

Freuds psychoanalytische Praxis 60

5.3 Stationen auf dem Weg der Psychoanalyse 61

Erste Station: Freud 61

Zweite Station: Ich-Psychologie und Abwehrlehre 61

Dritte Station: Melanie Klein 62

Vierte Station: Objektbeziehungs-theorie 63

Fünfte Station: psychoanalytische Selbstpsychologie 63

Sechste Station: psychoanalytische Psychosomatik 65

5.4 Körpertherapie 65

5.5 Neues gemeinsames Verstehen von Körper und Fantasie im Begriff des Körperselbst 66

Literatur 67

6 Kunstwerke psychothera-peutischer Behandlung 69

Günter Heisterkamp

6.1 Wirkungsanalyse 69

6.2 Das Seelische als Kunstwerk 69

6.3 Evolutionäre Selbstorganisation 70

6.4 Vortherapeutische Erfahrungen 70

6.5 Inszenierungen in psychothera-peutischen Behandlungen 72

Kunstvolle Enactments aus Einzel-therapien 72

II PsychotherapeutischeAnnäherungen an den Körper

Inhalt

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XIV

Gruppendynamische Szenen 73

Kunstwerke inszenierender Interaktion 75

Verläufe gegenseitiger Wandlung 79

6.6 Psychotherapie als kunstvolles Werk verstehender Mit-Bewegung 82

Literatur 83

7 Der Körper trägt die Erinnerung – Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) 85

Arne Hofmann

7.1 Klassifikation psychischer Traumen 85

7.2 EMDR-Methode 85

Ergebnisse kontrollierter Studien 86

Indikationsbereich der Methode 87

7.3 Behandlungsplan mit EMDR 87

7.4 Kosten und Nutzen 89

7.5 Qualitätskontrolle 89

7.6 Fazit 90

Literatur 90

8 Wenn die Augen tanzen – Multimodales zu EMDR und Tanztherapie 93

Bernd Voigt und Sabine Trautmann-Voigt

8.1 Zeitgeist und Therapiemethoden 93

8.2 Erinnerung – eine Metapher? 94

8.3 Erinnerung und Gedächtnis – Perspektivenvielfalt ihrer Betrachtung 95

Erinnerung unter zeitlicher Perspektive 95

Erinnerung informationstheoretisch und neurobiologisch beleuchtet 95

Gedächtnis unter inhaltlicher Perspektive 96

Gedächtnis und Körper 96

8.4 Unter welchen Bedingungen funktioniert Erinnerung auf der prozeduralen Ebene? 97

Rhythmisch-dynamischer Handlungs-dialog 97

Handeln und Erinnern ist Raum-Erleben 98

Handeln und Erinnern ist Intensitätserleben 98

Handeln und Erinnern ist rhythmisches Erleben 98

8.5 Besonderheiten von Trauma-Erinnerungen 99

8.6 Begleiterscheinungen trauma-tischer Erinnerungen 100

Fehlende Körperintegrität 100

Inhalt

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XV

Wiederholungszwang 100

Somatisierungstendenzen 101

Störung der Affektregulation 101

PTBS und Erinnerungslücken 102

Zusammenfassendes zur Trauma-Erinnerung 102

8.7 Plötzliche Trauma-Erinnerung in einer Tanztherapiestunde 103

Phasen eines Fühl-Körper-Prozesses in einer multimodalen Trauma-adaptierten Tanztherapie 104

8.8 Erinnern als Wiederbelebung von rhythmischen Passungsprozessen und Synchronisierungen 105

Körper und Rhythmus 105

Rhythmus als natürliches Ordnungsprinzip 106

8.9 Prozessieren im EMDR – ein rhythmisch-dynamisches Phänomen 108

Synchronisationsstudie 108

EMDR als rhythmisch-dynamischer Körperprozess 109

Erinnerung aus der tanztherapeutischen Vergangenheit mit Bezug zum heutigen EMDR 110

Tanzen die Augen beim EMDR? 110

Implizite Beziehungsgestaltung im EMDR 111

8.10 Wo bleibt das basale Fühl-Körper-Verstehen im EMDR-Prozess? 111

8.11 Die Augen tanzen – und der Körper tanzt mit 113

8.12 Fazit 115

Literatur 115

9 Bild des Körpers im Spannungsfeld von Kunst und Gesellschaft 121

Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt, mit Bildern von Wolfgang Hunecke

9.1 Phänomen Körper 121

9.2 Körperbild im westlichen Kulturkreis 121

9.3 Körperbild-Erleben in der Kunst: ein Gegenwarts-Ausschnitt 123

Körperwelten für die Ewigkeit 124

Wenn der Körper mit dem Geist in die Seelentiefe reist … 126

9.4 Fazit 133

Literatur 134

III Im Spanungsfeldvon Gesellschaft, Kunstund Forschung

Inhalt

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XVI

10 Fantasien verkörpern – das Selbst im Spiegel des Objekts 135

Wolfgang Milch

10.1 Bildergeschichten der Seele 135

10.2 Eigene Erfahrungen 136

10.3 Kreatives Gestalten unddie Psychologie des Selbst 138

Kreativitätsübertragung 140

Schutz kreativer Prozesse durch eine haltgebende Umgebung 140

10.4 Kunstobjekte als Fantasieselbst-objekte 141

10.5 Affektverarbeitung im kreativen Prozess 142

Literatur 143

11 Gesprochene Musik und tönende Sprache 145

Konrad Heiland

11.1 Am Anfang: Stille 145

11.2 Sprechkultur ab 1945 146

11.3 Sprechende Maschine 146

11.4 Mimetisches Begehren 147

11.5 Primat der Musik vor der Sprache 148

11.6 Konsequenzen für die Psychotherapie 149

Psychoanalyse und Stimme 149

11.7 Akusmatische Stimme 150

Welles & Wells 150

Das Gewissen spricht 151

»Schluss mit dem Gottesgericht!« 152

Stimmen aus dem Jenseits 152

Engelsstimmen und Teufelszungen 153

11.8 Die Göttliche 153

Literatur 153

12 Kreativtherapien – psycho-therapeutische Königswege oder brotlose Kunst? 155

Dieter Olbrich

12.1 Entwicklung künstlerischer Therapien 155

12.2 Klassifikation therapeutischer Leistungen 155

Begriffsbestimmung 156

Hauptmerkmale der künstlerischen Therapien 157

12.3 Psychosomatische Rehabilitation und Kreativtherapien 157

Versorgungslandschaft 157

Patienteneinschätzung 160

Inhalt

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XVII

12.4 Haben Kreativtherapien Zukunft? 161

Bedeutung und Stellenwert 161

Eindeutige Definition 162

12.5 Fazit 162

Literatur 162

13 Qualitätssicherung in einer ambulanten Gemeinschafts-praxis 165

Ralf Vogt

13.1 Forderung nach Qualitäts-sicherung 165

13.2 Entwicklung der Psycho-diagnostik 166

Fallanalytische Diagnostik 166

Neuere diagnostische Methoden 166

13.3 Ausweg aus dem Forschungs-dilemma 167

13.4 Forschungskonzept 167

Essentials struktureller Psychotherapie 167

Design der Forschungserhebung 168

Vorläufige Ergebnisse 172

13.5 Standardisierte Mindest-evaluation 186

Literatur 186

14 Interaktionsanalyse des Körper-verhaltens – Entwicklung eines Instruments zur Bewegungs-analyse 189

Sabine Trautmann-Voigt und Dirk Zander

14.1 »Passung« – was ist das? 189

14.2 Bewegungsanalyse 189

14.3 Forschungsanliegen 190

14.4 Theorie und Praxis der Interaktionsanalyse 191

Interaktionsanalysen im Rahmen einer psychotherapeutischen Ausbildung 191

Zugrunde liegendes bewegungs-analytisches Modell 191

Dimensionales Denken bei der BMMA 192

Kategoriales Denken bei der BMMA 192

Indikatorvariablen für die Erfassung früher Passungsvorgänge 194

14.5 Fragestellungen zum frühen Interaktionsverhalten 194

14.6 Methode der Inventarent-wicklung des BMIA 195

Intention und Motivation zur Entwicklung 195

Genese eines Instruments 195

Beschreibung des Inventars 198

Untersuchungsdesign 200

Qualitative Analyse 203

»Fremde-Situations-Test« nach Ainsworth 203

Inhalt

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XVIII

Computergestützte Datenerhebung und quantitative Auswertung 203

Hypothesen für unterschiedliche Bindungstypen 203

Sichere Bindung (Typ B) 203

Unsicher-vermeidende Bindung (Typ A) 205

Unsicher-ambivalente Bindung (Typ C) 205

Statistische Verfahren 206

Auswertung der Daten 206

Sichere Bindung (Typ B) 210

Unsicher-vermeidende Bindung (Typ A) 210

Unsicher-ambivalente Bindung (Typ C) 212

Ergebnisse 212

Diskussion und Perspektiven 217

Literatur 219

15 Trauma-adaptierte Tanz- und Ausdruckstherapie (TATT) 223

Erika Sander und Claudia Schedlich

15.1 Trauma – Behandlungund Folgen 223

15.2 Trauma und Körper 223

15.3 Definition und Beschreibungder Methode 224

15.4 Phasen des traumathera-peutischen Prozesses 225

Stabilisierung: Vertrauen und Sicherheit 225

Exploration und Integration 227

Spezifische Ziele in der TATT 227

Tanztherapeutische Prinzipien im Umgang mit traumatisierten Patienten 228

Tanztherapeutische Interventions-techniken und Übungsangebote 229

15.5 Beurteilung der Methode 233

Literatur 233

16 Tanztherapeutische Bewegungsinterventionen 235

Jochen Kehr, Karin Kröger, Bernd Voigt und Sabine Trautmann-Voigt

16.1 Vorgehensweise der Projektgruppe 235

16.2 Von den übergeordneten Theorien zur tanztherapeutischen Arbeit 235

Vorannahmen übergeordneter Theorien 236

Spezifische Methodik 236

Psychodynamischer Kontext 236

Kreativer Einsatz 237

Zusammenhang zwischen Körper-sprache und Beziehungs-kommunikation 237

Körperliches Erleben als Basis 237

Berücksichtigung von Störungs-bildern 238

IV Aus der Praxis integrativer Psychotherapie mitdem Körper und der Kunst

Inhalt

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XIX

16.3 Praxisbericht 238

Bewegungsübung »Vom Samen zur Blume« 238

Interventionsziele für Patienten mit Depression 240

16.4 Fazit 241

Literatur 242

17 Tanztheater Bertha-Krankenhaus Duisburg 243

Verena Hinz, Rita Maaßen und Gisela Zurek

17.1 Projektentwicklung 243

17.2 Was ist Tanztheater? 243

Gründung 245

Mitglieder des Ensembles 245

17.3 Themen und Choreografien 246

Darbietung 251

17.4 Tanztheater als Gestaltungs-raum 252

17.5 Fazit 255

Literatur 255

18 Trauma und Therapie – Nährboden künstlerischen Schaffens 257

Christiane Müller

18.1 Therapeut und Patient entdecken das Malen 257

18.2 Konfusion über die rechte und linke Hirnhemisphäre 257

Kreativität kann heilen 258

Unstimmigkeit und Kreativität 259

Grau ist alle Theorie 259

18.3 Ausflüge in Buddhismus, Salutogenese und Resilienz 259

18.4 Flow darf nicht fehlen 260

18.5 Traumaspezifische Annahme 260

Erste Phase: Ressourcenförderung und Stabilisierung 260

Zweite Phase: Konfrontation mit dem Trauma 261

Dritte Phase: Bearbeitung des Traumas 261

Vierte und letzte Phase: Reintegration – Anknüpfen am Hier und Jetzt 262

18.6 Bilder 262

18.7 Therapie als Kunstwerk 272

»Warum ich fühle, was Du fühlst« 273

Geheimnis der Intuition 273

18.8 Fazit 274

Literatur 274

Inhalt

Titelei_Trautmann.fm Seite XIX Dienstag, 7. August 2007 10:48 10

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XX

19 Masken – Gesichter eines Lebens 275

Hannelore Eibach

19.1 Patientin 275

19.2 Kindheitserinnerungen 276

19.3 Katathymes Bilderleben (KB) 276

Antwortgebender Spiegel 277

19.4 Masken als Übergangs-phänomene 278

Weg in die Bewegung – in den Tanz 278

19.5 Masken als Ausdruck innerseelischer Befindlichkeit 279

Lieblose Selbstdarstellung 279

Werden oder Vergehen 280

Erschreckendes Erwachen – erwachtes Erschrecken 280

Archaische Gottheit – archaisches Über-Ich 281

Gesetzesstrenge 281

Entmenschlichtes Gesicht 282

»Sieh mein verwandertes Gesicht« (Marie-Luise Kaschnitz) 283

Leerer Spiegel 283

Kleines Teufelchen 284

Flussgott 284

Todesmaske 285

Keimendes Leben 286

Ego 286

Alter-Ego 287

19.6 Fazit 288

Literatur 288

20 Standort-Aufstellungen – Diagnose und Veränderungen von »Gefühlsverwirrungen« 289

Alfred Köth

20.1 Methodenintegration 289

20.2 Inter- und intrapersonelle Ordnung 289

20.3 Räumliche Darstellung psychischer Probleme 290

Standort des Menschen 290

20.4 Beschreibung der Technik 291

20.5 Forschungsdesign 294

Datenerhebung 294

20.6 Diagnostische Aspekte 295

20.7 Technische Überlegungen 296

20.8 Veränderungen nach der Aufstellung 297

Literatur 298

Inhalt

Titelei_Trautmann.fm Seite XX Dienstag, 7. August 2007 10:48 10

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1

1 Wie lassen sich Körper, Kunst und Traumatologie in einer zeitgemäßen Psychotherapie integrieren?

Sabine Trautmann-Voigt und Bernd Voigt

1.1 Fragen, die das Buch zu beantworten versucht

Nicht erst seit in New York die Twin Tower desWorld Trade Centers einstürzten, müssen sichwestliche Gesellschaften im Allgemeinen undmoderne Psychotherapeuten im Besonderenmit extremen Formen traumatisierender Gewaltund der Integration neuer Techniken in tradi-tionelle Psychotherapieverfahren auseinander-setzen.

Wissenschaftliche Weiterentwicklungen

, ge-sellschaftlicher

mainstream

und Forschungsinte-ressen sind dabei bekanntermaßen die eine Seite,der

klinische Alltag

ist die andere Seite. Psycho-therapeutische Integrationsbemühungen entste-hen häufig aus den praktischen Erfahrungen imUmgang mit den Patienten. Je nach Störungsbildund Kontextvariablen müssen im klinischen All-tag Vertreter verschiedener psychotherapeuti-scher Richtungen zum Wohle der Patienten undunter Berücksichtigung streng vorgegebenerZeitfenster miteinander auskommen. In denmeisten Kliniken ist es üblich, dass Verhaltens-therapeuten, Kunsttherapeuten, Bewegungsthe-rapeuten und Mediziner, um nur einige zu nen-nen, im selben Team sitzen und sich über ihrePatienten austauschen. Sie sprechen nicht im-mer dieselbe Sprache. Veränderungsbemühun-gen, die sich auf gemeinsame Patienten bezie-hen, sind also auf eine gewisse

Toleranz

, auf

Offenheit

und

Mut

angewiesen, da es darumgeht, sich über verschiedene »Wege der Heilung«zu verständigen.

Hinzu kommt, dass verschiedene Methoden-vertreter durchaus auch ein unterschiedlichesAnsehen genießen, was sich in unterschiedlichbewertetem sozialem Status und in unterschied-lichen Machtbefugnissen zeigt: Wie sieht es zumBeispiel mit der

Finanzierung

von verschiede-nen Therapieangeboten

»zwischen Kunst undKrankenkasse«

aus? Wie steht es mit empiri-schen Nachweisen über plausible, aber bislangwenig empirisch untermauerte Patientenaussa-gen? Es ist zwar bekannt, dass Patienten zum Bei-spiel künstlerische und körpertherapeutischeTherapiemethoden als hilfreich und förderlicheinschätzen. Nur, wer fragt danach und gibtdiesbezüglich Studien in Auftrag? Wie sieht esmit einer adäquaten und kompetenten Versor-gung der zunehmend großen Anzahl traumati-sierter Patienten aus?

Integrationsbemühungen in den Klinikenund in ambulanten psychotherapeutischen Pra-xen müssten nicht auf der einen Seite stehen undForschung und Gesundheitspolitik auf der ande-ren. Doch zurzeit gelten, politisch betrachtet,kulturelle Ressourcen als wenig opportun.

Haben Ansätze, die Kreativität und (Körper-)Kunst propagieren, unter dem wachsenden ge-sellschaftlichen

Druck von Gesundheitsreformund Kostendämpfung

überhaupt eine

Chance

?Schließlich muss man zur Kenntnis nehmen, dassder gesellschaftliche

mainstream

eigentlich keineZeit mehr für körperliche Achtsamkeit und/oderzeitintensive ästhetisch-sinnliche Auseinander-setzungen bzw. »schöpferische« Prozesse hat.»Effektive« Methoden sind die, die sich amschnellsten verbreiten und zugleich diejenigen,über deren Anwendung viele Studien vorliegen.

001_300_Trautmann.fm Seite 1 Dienstag, 7. August 2007 11:33 11

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2

Passen also, mit anderen Worten, die Ideen,die in diesem Buch angesprochen werden, über-haupt in eine

»moderne Psychotherapie-Dis-kussion«

hinein? Geht es nicht im globalisierten21. Jahrhundert, in dem sich heilkundlich enga-gierte Spezialisten zunehmend mehr mit Defini-tionen der »wirksamsten« Behandlungsmetho-den für bestimmte ICD-10 definierte psychischeStörungen befassen, um mehr Präzision als Kör-per und Kunst zusammen jemals in der Psycho-therapie bieten können? Benötigt die psychothe-rapeutische Gilde nicht vor allen Dingen kurze,gut strukturierte und manualisierte Behand-lungsanleitungen anstatt eines »schöpferischenChaos«, das an vergangen geglaubte Psycho-selbsterfahrungszeiten erinnert?

Nichtsdestotrotz zielen die Autoren, die sichin diesem Buch versammelt haben, auf die be-sondere Bedeutung vielfältiger und besonderskultureller Ressourcen für Psychotherapie imAllgemeinen und Trauma-adaptierte Therapie-verfahren im Besonderen ab. Sie widmen sichden aufgeworfenen Fragen in vier Schritten:

In

Teil I

geht es um Integrationsbemühungenals Gratwanderungen zwischen Eklektizismusund methodischer Bindung.

In

Teil II

geht es um psychotherapeutischeAnnäherungen an den Körper.

In

Teil III

stellt sich therapeutisches Selbstver-ständnis im Spannungsfeld zwischen Gesell-schaft, Kunst und Forschung dar.

In

Teil IV

berichten praktisch tätige Klinikervon ihren Erfahrungen mit körpernahen undkünstlerischen Interventionen.

Tanz, Kunst und Musik werden seit alters herentspannende, kathartische und verbindende,Sicherheit schaffende sowie stabilisierende, hei-lende Wirkungen zugesprochen. Dies machensich Praktiker unterschiedlicher Psychothera-pieschulen schon lange zunutze.

In ganz beson-derer Weise fordern Opfer traumatischer Er-fahrungen die Entwicklung adaptierter thera-peutischer Techniken und Methoden heraus.

Menschen, die schweren Naturkatastrophenoder schweren Unfällen entkommen sind, dieTerror und Verfolgung ausgesetzt waren oderdie Missbrauch bzw. Gewalt erlitten haben, kön-nen therapeutisch mit den gängigen Mitteln ei-

nes einzigen schulenspezifischen Therapiever-fahrens kaum erreicht werden. Hier greifen alteund neue, die gesunde Wahrnehmung stabilisie-rende und Ressourcen aktivierende Verfahren,zum Beispiel Adaptionen körper- und kunstthe-rapeutischer Ansätze, die es allerdings immerweiter – auch theoriegeleitet – in Medizin undPsychotherapie zu integrieren gilt.

Der

Körper

bewegt den Menschen. Mit ihmund durch ihn kann man sich verhalten, handelnund etwas bewirken. Ohne Körper gibt es keineGefühle, ohne Körper – keine Ratio. Der Körperbraucht Ruhe und Aktivierung in einem gewis-sen geordneten Wechselspiel.

Künstlerische Tätigkeiten

sind Beschäftigun-gen mit der Wahrnehmung durch die Sinne.Kunst ist Ausdruck durch Bilder, Musik, Tanzund poetische Sprache. Kunst erfreut, regt anund brüskiert auch manchmal. Kunst brauchtein rezipierendes Publikum.

Die

Traumatologie

stellt moderne, neuro-physiologisch untermauerte Theoriebausteinebereit. Ihre Integrationsmöglichkeiten im Rah-men der medizinischen Versorgungsstrukturensind noch abzustecken. Die Traumatologie be-zieht jedenfalls den Körper und die Sinneswahr-nehmungen aktiv in Konzeptualisierung und Be-handlung ein.

Ein Merkmal aller Therapieverfahren, die denKörper und die Künste einbeziehen, ist, dass

er-lebte Zeit

und

»Gegenwartsmomente«

für ihreEntfaltung eine große Rolle spielt.

1.2 Gegenwartsmomente in psychodynamisch-integrativer Therapie

Einer der prominentesten

Hirnforscher

, Anto-nio Damasio, Professor für Neurowissenschaftenin Iowa, verkündete Anfang der 90er-Jahre des20. Jahrhunderts, dass westliches Denken, dasletztlich auf Descartes’ Unterscheidung von»niederem Körper« und »höherer Seele« beruhe,der Natur des ganzheitlich fühlenden, denken-den und handelnden Menschen nicht gerecht

1 Körper, Kunst und Traumatologie in einer zeitgemäßen Psychotherapie

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3

werde. Wollte man die Tiefen der Seele unterEinschluss ihrer körperlichen Verankerung er-gründen, so Damasio damals, dann würde manweit mehr über die Macht tief verwurzelter Ge-fühle, Emotionen und Stimmungen sowie derenVerflechtungen mit Sinnesreizen und physiolo-gischen Reaktionen bzw. motorischen Handlun-gen verstehen (Damasio 1994, 2000). Eines sei-ner späteren Bücher, »Der Spinoza-Effekt«(Damasio 2003), ist eine einzige Hommage anden genialen Philosophen aus jenem Zeitalterder schöpferischen Querdenker: Im 16. Jahrhun-dert zeigten nämlich neben Spinoza auch Koper-nikus, Galilei und Rembrandt, jeder auf seineWeise, wie eine Integration von Körperlichkeit,Emotion und Denken funktionieren könnte.»Wiederherstellungen eines Ganzen«, was

Inte-gration

wortwörtlich bedeutet, passieren immerin einem unerwarteten Moment im Rahmen ei-ner körperlich entspannten Handlungssituation,in denen bestimmte Körperzustände zu unver-hofften »Aha-Erlebnissen« und sogar Erkennt-nissen werden können. Allerdings geht solchenErlebnissen immer eine schöpferische Zeitspan-ne voraus.

Einige Beispiele aus Kunst und Wissenschaftmögen das Phänomen schöpferischer Integrati-onsakte zwischen Gehirn und Körper illustrie-ren.

Aha-Erlebnisse

tauchen auf, wenn in einementspannten und gleichermaßen achtsam fokus-sierenden Moment nach einer langen Zeit inne-rer und äußerer Auseinandersetzungen eine Lö-sung gefunden wird bzw. Neues entsteht.

Archimedes saß bekanntlich in der Badewan-ne, als ihm die Theorie zur Wasserverdrängungeinfiel und er sein legendäres

»Heureka! Ichhabe es gefunden«

ausstieß. Einstein reiste aufeinem Lichtstrahl (in Gedanken, versteht sich),ehe er die Relativitätstheorie ersann. Und derChemiker August Kekulé starrte versonnen insFeuer, nickte ein und sah im Halbschlaf Atomeumherwirbeln, die in schlangengleiche Bewe-gungen verflochten waren: Die Vision, dass eineSchlange den eigenen Schwanz erfasste, ließ ihndie chemische Struktur des Benzolringes begrei-fen.

Momentaufnahmen berühmter Geistesblitzeähneln den plötzlich und unvermittelt aufschei-nenden Aha-Erlebnissen von Patienten in künst-

lerischen Schaffensphasen, auch im Rahmen voneigentlich orthodox geplanten Psychotherapie-stunden. Solchen plötzlichen und meist uner-warteten Offenbarungen gingen damals und ge-hen heute allerdings meist lange andauernde,körperlich spürbare Anstrengungen voraus. ImVorfeld haben sich häufig Versuche einer intel-lektuellen Durchdringung bzw. kognitiven Erar-beitung als unzureichend erwiesen. Aber in denTiefen der Seele schlummerten (kreative) Lösun-gen, die sich durch das unverhoffte Zusammen-treffen von verschiedenen Variablen plötzlichglasklar darstellen. Oft weiß niemand, warumsich gerade in einem bestimmten Moment psy-chotherapeutische Wirkungen entfalten.

Interessante Impulse für eine die Künste undden Körper in ihrer genuin »zeitlichen Freiheit«integrierende Medizin und Psychotherapiekönnten aus einer neu bewerteten

Gegenwarts-forschung

erwachsen.Stern (2005) hat den

Gegenwartsmoment

mitBezug auf Damasio (1994, 2000), aber auch mitBezug auf die Philosophie von Bergson und Hus-serl beschrieben. Er weist auf die Notwendigkeitfür die Neurowissenschaften hin, dieses Gefühlder Gegenwärtigkeit weiter zu ergründen, da esbesonders bei traumatischen Erinnerungen zueinem existenziellen Verlust der gefühlten Ge-genwart und Vergangenheit kommt.

Die Vergangenheit in Gestalt von Schemata,Repräsentationen, inneren Arbeitsmodellen,Präkonzeptionen, Erwartungen, ursprünglichenFantasien usw. trifft mit Zukunftsentwürfen ineinem Gegenwartsmoment aufeinander. Ein dy-namischer Dialog, der die Zukunft umrissartigentwirft, entsteht. Die Beschäftigung mit der Ge-genwärtigkeit, also die phänomenologische Per-spektive, die in den Kultur- und Geisteswissen-schaften, der Philosophie und einigen psycholo-gischen Richtungen Erkenntnis leitend ist bzw.war, wurde in der modernen psychologischenTheoriebildung und der Weiterentwicklung derpsychotherapeutischen Schulen in den letztenfünfzig Jahren vernachlässigt.

Auch die Auseinandersetzung im Zuge derHumanistischen Bewegung im 20. Jahrhundert,die zwischen den 70er- und 90er-Jahren des 20.Jahrhunderts in Europa verstärkt stattfand, isteine vergleichsweise kurze Phase, in der die

1.2 Gegenwartsmomente in psychodynamisch-integrativer Therapie

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Künste und der Körper ein wenig im Vorder-grund des therapeutischen Interesses standen.Doch wie man an der Entwicklung der Richtlini-en-Psychotherapie in Deutschland sieht: Auf-grund einer fehlenden eigenen Krankheitslehreoder einer minimal ausgefallenen Forschung(die sich aufgrund mangelnder Möglichkeiten anden Hochschulen auch gar nicht hätte realisierenlassen) sind alle körperlich und/oder künstle-risch begründeten Techniken wenig anerkannt –wiewohl in vielen Kliniken durchaus verbreitet.

Doch die Betonung der Wichtigkeit der Ge-genwärtigkeit für psychotherapeutisches Han-deln ist nicht neu. James (1890) sprach schon vormehr als hundert Jahren von der »scheinbaren«oder »trügerischen« Gegenwart, Koffka (1935)von der »aktualen Gegenwart«. Bei Merleau-Ponty (1945) ist der Gegenwartsmoment diezentrale Größe in der Phänomenologie derWahrnehmung. Zeitgenössische Konzeptualisie-rungen des Bewusstseins, die auf den Ergebnis-sen der Gehirnforschung basieren, knüpfen ansolchen Gestaltprinzipien der Wahrnehmungs-organisation (wie Kontinuität, Geschlossenheitund Ähnlichkeit) wieder an.

Interessanterweise vertragen sich also die lan-ge Zeit wenig beachteten Ergebnisse aus der tra-ditionellen Phänomenologie- und aus der Krea-tivitätsforschung, die beide in den Kunst- undKulturwissenschaften eine große Rolle spielen,mit aktuellen hirnphysiologischen Erkenntnis-sen recht gut.

Sterns Konzept der Gegenwärtigkeit

Im Konzept der Gegenwärtigkeit, in den

nowmoments

(Stern 2005), werden verblüffend ein-leuchtende Bezüge zwischen den phänomenolo-gischen Merkmalen des subjektiven Welt-Erle-bens in den Künsten und den wichtigstenklinisch relevanten Merkmalen des Gegenwarts-moments hergestellt.

Die wichtigsten Aspekte, zusammengefasst,stellen sich folgendermaßen dar:

Gewahrsein und bewusstes Erleben im Kör-per

sind Voraussetzungen für die Entfaltung

einer gefühlten Erfahrung in einer kurzenZeitspanne.

Ursprünglich erlebte Erfahrungen liefern dasRohmaterial für spätere mündliche Berichte.

Eine

aktive Zusammenarbeit von Psycheund Körper konstruiert jede subjektive Er-fahrung, die das Gewahrsein »erreicht«

. DasBemühen um Introspektion (verzögerte Re-trospektion) scheint das Gewahrwerden vonkörperlichem Erleben zu objektivieren. Sternweist darauf hin, dass dabei gewöhnlich über-sehen wird, dass mit jedem »Sprung« auseinem Gegenwartsmoment heraus in dennächsten hinein, die neue Gegenwartserfah-rung ein Nachdenken über die soeben vergan-gene Gegenwartserfahrung bedeutet. Husserlkam durch die Erkenntnis dieses Phänomenszu seiner These, dass phänomenlogische Er-fahrungen »eingeklammert« werden müssten,denn nur dadurch können sie davor geschütztwerden, »weg erklärt« zu werden. SubjektivesErleben ist wie der Sauerstoff in der Luft, derselbstverständlich da, aber schwer begreifbarist.

Die

Dauer eines Gegenwartsmoments istkurz, in etwa drei bis vier Sekunden

lang.Dies ist die Zeit, die es braucht, um eineMehrheit von Wahrnehmungsstimuli, die vonanderen lebendigen Wesen ausgehen, zu einerGruppe zusammenzufügen, um sodann funk-tionale Einheiten eigenen Verhaltens zu kom-ponieren und um dieses komplexe Wahrneh-mungsgeschehen bewusst werden zu lassen.

Gegenwartsmomente haben eine psychischeFunktion, nämlich die implizite Intention

Neuartiges zu assimilieren oder zu akkom-modieren

bzw. ein Problem zu lösen. Sie er-fordern mentale und physische Aktivität undgruppieren sich um eine Intention herum, inderen Verlauf psychophysische Arbeit erfolgt.

Gegenwartsmomente sind

in Gestalten orga-nisiert

. Jeder erlebte Moment ist eine Organi-sation von Sequenzen kleinerer wahrnehmba-rer Einheiten, wie Noten in der Musik oderPhoneme in der Sprache, die automatisch zueiner höheren Ordnung zusammengefügtwerden, zu einer musikalischen Phrase, zu ei-nem bedeutungsvollen Satz oder zu einer Be-wegungssequenz. Nur von einem distanzier-

1 Körper, Kunst und Traumatologie in einer zeitgemäßen Psychotherapie

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ten Außenstandpunkt aus kann der Gegen-wartsmoment in seine Bestandteile zerlegtwerden: in eine Aufeinanderfolge von Hand-lungen, Affekten, Kognitionen, Wahrneh-mungen und Empfindungen.

Zeitliche Dynamik charakterisiert gelebteErfahrungen

. Psychische Phänomene wurdenbislang fast ausschließlich unter Ausblendungihrer temporalen Abhängigkeit diskutiert. Dy-namische Zeitgestalten in Gegenwartsmo-menten werden als Vitalitätsaffekte bezeich-net und wurden zum Beispiel im Konzept desrhythmisch-dynamischen Handlungsdialogsauf die multimodale Psychotherapie übertra-gen (Trautmann-Voigt und Voigt 2005). Zeit-lich konturierte Affekte, die mit dem Ansehenoder Mitvollziehen von Beschleunigungen,Explosionen, Zögerlichkeit oder Plötzlichkeitverbunden sind, sind mit Bewegungen, Ge-danken, Sensationen und physiologischenund physischen Aktivitäten gekoppelt.

Die zeitliche Dimension könnte eine weitereHerausforderung für die klinischen Wissen-schaften und die Neurowissenschaften sein.Bisher sind keine Daten bekannt, wie währendeiner phänomenalen Erfahrung das Timingder analogen Intensitätsverarbeitung der neu-ronalen Feuerung beschaffen ist. Zeitlich-dy-namische Qualitäten könnten Affekte präzisermit Markern ausstatten, die der verbalen As-soziationsaktivität dienen:

crescendo

und

de-crescendo

,

accelerando

und

ritardando

könnenzum Beispiel als an- und abschwellende bzw.beschleunigende und verlangsamende (oder»verblassende«) Qualitäten beim Hören vonMusik und beim Tanzen leibhaftig und gegen-wärtig erfasst werden. Solche Erlebnisse regenverbale Assoziationsketten und Mentalisie-rungsprozesse im Sinne einer geschützten Ein-fühlung in ein intermodales Gegenüber an.Die weitere Erforschung von psychischer An-

steckung, Resonanz, Identifizierung, Empa-thie und Sympathie könnte über Messungender zeitlichen Konturen auf der Ebene neuro-naler Aktivitäten beobachteter Vitalitätsaffek-te erfolgen. Sterns Metaphern von

multitem-poralen Präsentationen

und von

relatio-nalen Progressionen

könnten durch vertie-fende Dialoge zwischen phänomenologisch-deskriptiven und neurowissenschaftlichenAnsätzen erhärtet werden.

Die Entfaltung eines Gegenwartsmomentsist nicht vorhersagbar

.

Determinierend wir-ken Kontextfaktoren im Raum, frühere Erfah-rungen und ständig wechselnde Bedingungenim momentanen Zeitverlauf.

Voraussetzung für Gegenwartserfahrungenist ein Selbstgefühl

, das Aktivitäten, Bewe-gungen und physiologische Veränderungenerzeugt und begleitet.

Das

erlebende Selbst positioniert sich

. Ge-meint sind der Grad der inneren Beteiligung,das Interesse am Gewahrsein, emotionalenBesetzungen und Bewertungen im Moment.Neurophysiologisch ist dieses Verhältnis eineserlebenden und gleichzeitig noch umfassen-der zu verstehenden subjektiven Selbst, dasautomatisch eine gewisse Nähe oder Distanzzum Gegenwartserleben aufbaut, kaum ge-klärt.

Es gibt ein

breites Spektrum an Gegenwarts-momenten

. Der »entscheidende und großeMoment« unterscheidet sich vom »definiertenMoment« und der »verdammte Augenblick«vom kaum differenzierbaren Moment einerAlltagserkenntnis: »Der Hund muss raus«.

1.3 Neurobiologie und Psychotherapie

Spiegeln

Entscheidend für die Überzeugungskraft vonSterns Annahmen ist die Entdeckung der Spie-gelneurone (Rizzalotti 1996, 2001). So gab esplötzlich empirische Belege für die Existenz, aberauch für die körperliche Zerstörbarkeit einer in-

Diese körperlich-seelischen Zeitgestaltenwerden als polyphone und polyrhythmischeGesamtgestalten der Psyche aufgefasst, diesich in einem Prozess in Zeit und Raum miteiner gewissen Intensitätskontur entfalten.

1.3 Neurobiologie und Psychotherapie

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tersubjektiven Matrix, beispielsweise durch eintraumatisches Erleben. Das Lesen-Können vonGefühlen und Gedanken anderer Menschen so-wie Phänomene der Resonanz und Empathieüber dynamische Austauschprozesse in der Kör-persprache konnten erklärt werden.

Inzwischen kann auch

die erste und wohlweiter reichende tanztherapeutische Technik

,das rhythmisch strukturierte Spiegeln, das dieTanztherapeutin Marian Chace in den 40er-Jah-ren des 20. Jahrhunderts erfand und schon seit1950 in Chestnut Lodge, in regem Austausch mitder Psychoanalytikerin Frieda Fromm-Reich-mann, an psychiatrischen Patienten erfolgreichanwandte, mühelos in seiner immensen Wir-kung erklärt werden (Voigt 1999): Erst 2002 ent-deckte die italienische Forschungsgruppe umGiacomo Rizzalotti, dass die sogenannten Spie-gelneurone im Gehirn nicht nur dann feuern,wenn im eigenen Körper- und Bewegungsverhal-ten bestimmte Programme umgesetzt werden,sondern auch, wenn man anderen beim Bewegenzusieht. Bei Affen, die eine Erdnuss aufhoben,wurde die Hirnaktivität gemessen. Dieselbe Akti-vität stellte sich ein, wenn der Affe einem anderenAffen beim Greifen nach einer Erdnuss zusah.Die Spiegelneurone feuerten selbst dann, wenndie Erdnuss versteckt war und der beobachtendeAffe nur den Arm des greifenden Affen sehenkonnte. Die Fortsetzung der Greifbewegungmusste also im Hirn des beobachtenden Affenmit vollzogen werden können. Diese Spiegelner-venzellen fand man zunächst verstärkt in denmotorischen Zentren des Gehirns, später dannauch in den Arealen, die für Empfindungen undGefühle zuständig sind. Spiegelneurone sind denmotorischen Neuronen benachbart.

Außerdem stellte man fest, dass diese Spiegel-neurone dann besonders aktiviert werden, wennLebewesen, das heißt körperlich anwesende Per-sonen beobachtet wurden, nicht aber bei der Be-trachtung von zum Beispiel Fernsehgestalten.Die Spiegelneurone gelten seitdem als das Sys-tem, durch das Empathie, Kontakt und Reso-nanz als wichtige therapierelevante Phänomeneverstanden werden können. Sie sind hirnphysio-logisch als motoneuronale Spiegelungsvorgängezu begreifen. Das

mapping

, also die Verknüpfungmotorischer und visueller Repräsentationen zu

Als-ob-Aktivitäten, wurde ebenfalls durch zahl-reiche Experimente belegt: Spiegelneurone rea-gieren besonders sensibel auf zielgerichtete Ak-tionen, das heißt auf Bewegungen, die ohne Pro-bleme zu erschließen sind. Zudem konnte vonder Forschungsgruppe um Carr (2003) nachge-wiesen werden, dass allein durch die Beobach-tung von emotionalem Ausdruck eines anderenMenschen die prämotorischen Gehirnbereicheaktiviert werden, in gleicher Weise wie bei dessenNachahmung. Das heißt, dass das Erkennen vonEmotionen anderer Lebewesen an Handlungengebunden ist.

Aus diesem Grund sprechen die Autoren von

affekt-motorischen Codierungen

und nicht von»nonverbalen« Codierungen, wenn es um impli-zite Körpergedächtnisinhalte, die letztlich aufSpiegelungsvorgänge zurückzuführen sind, geht(Trautmann-Voigt und Voigt 2005).

Es scheint zudem ein sogenanntes »Intenti-onsdetektorzentrum« (Blakemore und Decety2001) zu geben, das dann feuert, wenn eine beob-achtete Aktivität in ihrem Kontext eine Intentionzu haben scheint. Wird einer Bewegung keineIntention zugeschrieben, dann bleibt dieses Zen-trum inaktiv. Für Intersubjektivität ist das Lesen-Können der Intentionen von Lebewesen vonzentraler Bedeutung. Diese Fähigkeit des Geistes,zeitlich-dynamische Konturen adäquat zu erfas-sen, ist bei Trauma-Patienten nicht mehr vor-handen, kann aber durch gezielte und struktu-rierende Bewegungsangebote, zum Beispiel ineiner Tanztherapie, wiederbelebt werden.

Oszillieren

Ein weiteres Korrelat von gelungener Intersub-jektivität ist die Fähigkeit, sich synchron zu be-wegen. Dynamische Koordinationen, die Inter-subjektivität in zwischenmenschlichen Hand-lungsdialogen gelingen lassen, setzen bestimmteMechanismen voraus, die als

adaptive Oszillato-ren

im Gehirn bezeichnet wurden. Diese Oszilla-toren scheinen wie eine innere Uhr zu funktio-nieren, die immer wieder neu gestellt und aneinen übergeordneten Zeitrhythmus angepasstwerden kann. Echtzeit-Signale treffen in einemgegebenen Zeitausschnitt im Gehirn ein. Stern

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beschreibt zur Illustration das Abwaschen einesTellers durch den Ehepartner. Die Oszillatorenstellen die eigene neuronale Feuerungsrate sofortso ein, dass sich der eigene Arm dem nassen Tel-ler des Partners, der ihn aus der Waschschüsselhebt, entgegenstreckt, was zeitlich perfekt mitdem Hinhalten eben dieses Tellers durch denPartner funktioniert. Hier findet – im Idealfall –dyadische Koordination und Synchronizität inBegleitung eines »guten Gefühls« statt (Torras1985). Die Synchronizität wiederzuerzeugen, istan das Einsetzen synchronisierender Interventi-onen gebunden, zum Beispiel eignen sich musi-kalische und rhythmusfördernde Interventio-nen, wie sie in der Musik- und Tanztherapieeingesetzt werden.

Rhythmisches »Passen«

Die intersubjektive Matrix, die das »Ich-weiß-was-du-fühlst-Erleben« begründet (Bauer 2005),kann jedoch nur durch rekursive Prozesse in derZeit entstehen:

Durch wiederholtes Sehen undkörperliches Mit-Handeln erzeugt sich Inter-subjektivität im intermediären Raum.

Dabeiwerden Prozesse der Selektion, der Aufmerk-samkeitskontrolle, der Imitation und der Dosie-rung erforderlich, die der Säugling im freienSpiel mit der Mutter oder mit anderen frühenBezugspersonen erworben hat oder, zum Bei-spiel im Falle von Bindungstraumatisierungen,anderen frühen Formen der Verwahrlosung oderGewaltanwendung eben nicht erworben hat(Trevarthen 1999/2000). Kontinuität im Erlebenvon Korrespondenz und Intersubjektivität hängtvom crossmodalen Transfer bezüglich Form undTiming von körperlich repräsentierten Abläufenim Gehirn ab. Abgestimmte temporale undrhythmische Passungsvorgänge in der präverba-len Phase sind die wichtigste Voraussetzung fürdie Fähigkeit, im weiteren Leben fähig zur Af-fektregulation und damit zur Bewältigung vonLebenssituationen zu sein. Diese Zeitkonturenzu erfassen und verändernd auf sie einzuwirkenerfordert Kontaktzeit. Rhythmus ist

per definitio-nem

strukturierte Zeit, in der Takt, Dauer, Wie-derholungen und Phrasen von ähnlichen Abfol-gen eine konstituierende Rolle spielen. Neuco-

dierungen bei Patienten können über das Erle-ben von Kontinuität über eine bestimmte Zeiterreicht werden, auch zum Beispiel über gemein-sames Bewegen im Raum, über Halten und Ge-halten-Werden oder über Führen und Geführt-Werden. Auf diese Weise verankern sich mit derZeit neue Kontinuitäts- und Kohärenzerfahrun-gen.

1.4 Kann das Gehirn Zeit sparen?

Zeit spart das Gehirn, wenn es möglichst aufvielen Ebenen (multimodal) angesprochen wird,was bei künstlerischen und körperlichen Aus-einandersetzungen der Fall ist.

Könnte man also sagen, dass das Gehirn (desPatienten) Zeit spart, wenn man als Therapeutdie Kunst versteht, dem Patienten durch

gezielte

Anregungen zur künstlerischen und körperli-chen Auseinandersetzung die benötigte Zeit zurVeränderung zu geben?

Gesunde bzw. förderliche Entwicklungen imFalle von physischer oder psychischer Krankheitsind allerdings immer an eine Voraussetzung ge-bunden:

Nur wenn ein freier Spielraum und Zeit fürExplorationen zur Verfügung steht, finden sichunerwartete Lösungsmöglichkeiten.

Mit anderen Worten: Die Freiheit zur Gestal-tung des Lebens und zur Entwicklung von Mög-lichkeiten, spontan Probleme anzupacken, istdaran gebunden,

sich Zeit lassen zu dürfen

. Wieviel Zeit ein Mensch – auch in einer Psychothe-rapie – braucht, hängt von vielen Bedingungs-faktoren ab, vor allem aber von seiner individu-ellen Verarbeitungszeit. Rhythmische Phänome-ne, auch die Zeit, die jemand zur Wahrnehmungund Veränderung braucht, sind bereits vorge-burtlich und durch viele frühe Interaktionenfestgelegt worden. Es gibt erlernte Passungsmus-ter, die es zu respektieren gilt. Leider ist in unse-ren modernen Zeiten angesichts der Verknap-pung finanzieller Ressourcen im Gesundheits-wesen diese Perspektive wenig beliebt, auch des-wegen haben künstlerische Methoden, aber zum

1.4 Kann das Gehirn Zeit sparen?

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Beispiel auch die klassische Psychoanalyse, in derGesellschaft Überlebensschwierigkeiten. Wer hatheute noch Zeit, sich zwei bis dreimal in der Wo-che eine Stunde lang mit seinem Psychothera-peuten zu treffen?

Heute, etwa zwölf Jahre nach Damasios Cre-do, zeichnet sich hierzulande in der Psychothe-rapielandschaft zumindest eine Neuformulie-rung integrativer Bemühungen ab. Die Künstesind nur zum Teil dabei, denn das »Kreative« er-scheint nach wie vor ein wenig suspekt und zu»chaotisch« zu sein. Anders sieht es bei der Be-schäftigung mit dem »kreativen« Körper aus. Erist überall dabei, unter dem Aspekt, seine Signalezu verstehen, ihn zu entspannen und/oder acht-sam zu behandeln (Geuter 2006).

Es ist so, als würde die aktuelle Psychothera-pie-Diskussion sich wieder daran erinnern undsogar davon ausgehen, dass unser Körper etwaszur psychischen Heilung beisteuern kann. DieMedizin und mit ihr die verschiedenen Schulender verbalen Psychotherapie entdecken den Kör-per neu als einen lebendigen Selbst-Anteil, dersich ausdrückt und von allein reguliert, organi-siert und integriert (Deneke 2001; Dudel et al.2001; Servan-Schreiber 2004).

Gehirn und Kör-per schließen einen nicht wirklich neuen, aberneu benannten integrativen Pakt

. Denn moder-ne Hirnforschung hat eindrucksvolle Befunde,zum Beispiel mithilfe der modernen bildgeben-den Verfahren geliefert. Daher können sich mehrMenschen vorstellen, dass Körper, Gefühle undGedanken zusammenhängende Funktionsein-heiten sind. Außerdem gibt es aus dem medizini-schen Bereich viele Autoren, die dankenswerter-weise gesellschaftsfähig und verständlich kom-munizieren, was in unserem Kopf geschieht. Dasreicht von Damasio (2003) über Bauer (2002,2005), Hüther (2002), Le Doux (2003) und Spit-zer (2001) bis zu Spitzer und Bertram (2007),um nur einige anregende Titel zu nennen. Ein

verstärkter Blick über den wissenschaftlichenTellerrand hinaus

auf die uralten Wissensschät-ze, die aus der Beschäftigung mit den Künstenstammen, scheint sich (wieder) durchzusetzen.

1.5 Fazit

Es geht in diesem Buch darum, deutlich zu ma-chen, dass

manche Stärken moderner therapeu-tischer Bewegungen in der älteren Philosophieund in den Künsten liegen

und dass man heutein der glücklichen Lage ist, viele gut formulierte

alte Gedanken mithilfe neuerer Forschungen,besonders aus der Neurobiologie, besser zuverstehen

.

Literatur

Bauer J. Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehun-gen und Lebensstile unsere Gene steuern. Mün-chen, Zürich: Piper 2002.

Bauer J. Warum ich fühle, was Du fühlst. Hamburg:Hoffmann und Campe 2005.

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Damasio A. Ich fühle, also bin ich: die Entschlüsselungdes Bewusstseins. München: List 2000.

Damasio A. Der Spinoza-Effekt. Wie Gefühle unserLeben bestimmen. München: List 2003.

Deneke FW. Psychische Struktur und Gehirn. Die Ge-staltung subjektiver Wirklichkeiten. 2. Aufl. Stutt-gart, New York: Schattauer 2001.

Dudel J, Menzel R, Schmidt RF (Hrsg). Neurowissen-schaft. Vom Molekül zur Kognition. 2. Aufl. Berlin,Heidelberg, New York: Springer 2001.

Geuter U. Körperpsychotherapie – Der körperbezoge-ne Ansatz im neueren wissenschaftlichen Diskursder Psychotherapie. Psychotherapeutenjournal2006; 2: 258–63.

James W. The Principles of Psychology. Vol. 2. NewYork: Holt 1890.

Hüther G. Bedienungsanleitung für ein menschlichesGehirn. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Rup-recht 2002.

1 Körper, Kunst und Traumatologie in einer zeitgemäßen Psychotherapie

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Koffka K. Principles of Gestalt Psychology. New York:Harcoort 1935.

Le Doux J. Das Netz der Persönlichkeit. Wie unserSelbst entsteht. Düsseldorf: Patmos 2003.

Merleau-Ponty M. Phänomenologie der Wahrneh-mung. Berlin, New York: Walter de Gruyter 1966.Orig. Phénoménologie de la perception Paris: Lib-raire Gallimard 1945.

Rizzalotti G. Neurophysiological mechanisms under-lying the understanding and imitation of action.Nature Rev Neurosci 2001; 2: 661–70.

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Servan-Schreiber D. Die neue Medizin der Emotionen.Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohneMedikamente. München: Antje Kunstmann 2004.

Spitzer M. Schokolade im Gehirn und weitere Ge-schichten aus der Nervenheilkunde. Stuttgart, NewYork: Schattauer 2001.

Spitzer M, Bertram W. Braintertainment. Expeditio-nen in die Welt von Geist und Gehirn. Stuttgart,New York: Schattauer 2007.

Stern DN. Der Gegenwartsmoment. Veränderungs-prozesse in Psychoanalyse, Psychotherapie und All-tag. Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel 2005.

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Literatur

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