CLASS: aktuell 2012 / Nr. 3

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Utrecht String Quartet Kammermusik von Carlos Micháns Meta4 und Minetti Quartett Gänsehautschönheit Christian Zacharias Fulminanter Schlusspunkt Frauke Hess Phantastischer Dialog Michala Petri Preisgekrönte Nachtigall Martin Spangenberg mit Webers Klarinettenkonzerten CLASS : aktuell Association of Classical Independents in Germany 2012/Nr.3 Echo Klassik 2012 mit großem Gewinnspiel Thomas Albertus Irnberger Ein unruhiger Geist

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Association of Classical Independents in Germany

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Utrecht String QuartetKammermusik

von Carlos Micháns

Meta4 und Minetti Quartett

Gänsehautschönheit

Christian ZachariasFulminanter

Schlusspunkt

Frauke HessPhantastischer

Dialog

Michala PetriPreisgekrönte Nachtigall

Martin Spangenberg mit Webers

Klarinettenkonzerten

CLASS: aktuellA s s o c i a t i o n o f C l a s s i c a l I n d e p e n d e n t s i n G e r m a n y

2 012 / N r. 3

Echo Klassik 2012mit großem Gewinnspiel

Thomas Albertus Irnberger Ein unruhiger Geist

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Sonntag, 14.Oktober 2012Konzerthaus Berlin

Die ECHO Klassik-Verleihung wird am 14. Oktober 2012 um 22 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

www.echoklassik.de | www.facebook.com/ECHO.Klassik

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AUSGABE 2012/3 3

Musik ist älter als der Mensch. Bevor unsere Ur-Ur-Vorfahren zu singen und zu

musizieren begannen, hatte unsere Spezies nämlich unzählige Tausende von Jahren den

Vögeln zugehört. Im Gesang der Vögel steckt schon alles, was wir als Musik empfinden:

Melodie, Rhythmus, Phrase, auch Improvisation, Duett und Mehrstimmigkeit. Weltweit

erzählen Mythen und Legenden davon, dass die Menschen das Singen von den Vögeln

lernten. Auch den Buckelwalen haben manche Völker jahrtausendelang gelauscht.

Die Lieder der Buckelwale besitzen Motive, Rhythmen und Form, dauern in der Regel fünf

bis 16 Minuten lang und benutzen den gleichen Tonumfang wie ein Konzertflügel.

Die Ur-Lust, das EigentlicheWas Musik diesen Tieren bedeutet, wissen wir nicht. Doch ebenso wenig wissen wir,

warum uns Menschen Musik so sehr ergreift, warum sie uns traurig oder fröhlich stimmt,

warum sie zu uns spricht, ohne etwas Bestimmtes zu sagen, und warum sie in unserem

Gehirn dieselben Effekte hat wie eine Droge. Die Macht, die Musik über uns ausübt,

ist ein Rätsel, das noch niemand lösen konnte. „Diese undurchdringliche Unbestimmtheit

könnte anzeigen“, so war in der Zeitschrift „Science“ zu lesen, „dass die Wurzeln der

Musik eher im alten Reptilgehirn zu suchen sind als in der vergleichsweise jüngeren ver-

nunftbegabten Gehirnrinde.“ Musik – die pure Ur-Lust, der Schlüssel des Lebens?

Irgendwann begannen unsere Ur-Ur-Vorfahren, sich intensiver mit Musik zu beschäftigen.

Das geschah vermutlich, als es ihnen gelungen war, ihren Unterschlupf so gut zu sichern,

dass kein Höhlenbär oder Säbelzahntiger sie mehr überraschen konnte. Da saßen nun

Herr und Frau Neandertaler und wussten erst nicht recht, wie sie ihr hochentwickeltes

Warn- und Spür-Gehör überhaupt künftig beschäftigen sollten. Bis einer von ihnen

an einem langen Höhlenabend auf die Idee kam, einfach mal ohne Grund die Vogel-

Lockpfeifen zu blasen und die Jagdrasseln zu betätigen. Und das machte so viel Spaß –

Stichwort: Droge, siehe oben –, dass es zu immer neuen Entwicklungen führte. Wir

nennen sie heute Musikgeschichte.

Musik ist das Komplexeste und Anspruchsvollste, was unsere Ur-Ur-Vorfahren leisten

konnten. Musik verlangt nämlich das kontrollierte Zusammenwirken von Motorik, Gefühl,

Intellekt, Kreativität, Gedächtnis, Fantasie, Timing, Planung, Ausdauer und Zielstrebigkeit.

Musik aktiviert, verknüpft und reorganisiert alle Teile unseres Gehirns, rechts und links,

neu und alt. Musik hat letztlich den Menschen erst zum Menschen gemacht.

Denn diese völlig nutzlose Beschäftigungs-Therapie für seinen Hörsinn stattete ihn mit

all den komplexen geistigen Fähigkeiten aus, die ihn heute auszeichnen. Und die es ihm

leider auch ermöglichen, moderne Waffen zu bauen, Diktaturen zu organisieren oder

Verbrechen zu planen.

Widmen wir uns da doch lieber dem Eigentlichen: der Musik.

Viel Spaß mit der Hör-Droge wünscht

Hans-Jürgen Schaal

CLASS: aktuell 3 /2012Inhalt

4 Ein unruhiger GeistDer Geiger Thomas Albertus Irnberger

6 Schlemmen à la françaisemit dem Trio Parnassus

7 Debüt: Martin Spangenberg mit Webers Klarinettenkonzerten

8 Preisgekrönte Nachtigall Michala Petri mit zeitgenössischen Entdeckungen

9 Weltenbürger mit Doppelstrategie Kammermusik von Carlos Michánsmit dem Utrecht String Quartet

10 Gänsehautschönheit Meta4 und Minetti Quartett

11 Phantastischer Dialog Frauke Hess spielt barocke Kammermusik

12 Fulminanter Schlusspunkt Zacharias’ Mozart-Edition

13 Dieter Klöcker Praktizierte Musikgeschichte par excellence

14 ECHO Klassik 2012 Die anderen Gewinner

19 Für Liebhaber und Profis Pressezentrum Musik

22 Ham’ses auch ’ne Nummer kleiner?Vom Original zum Arrangement

27 CLASS-Blickpunkte Neuheiten vorgestellt von CLASS: aktuell

CLASS: aktuell

ImpressumHerausgeber/Verlag:CLASS e.V.Association of Classical Independents in GermanyBachstraße 35, 32756 DetmoldTel. 05231-938 [email protected]

Redakteur (v.i.S.d.P): Manfred GörgenAnzeigen: Gabriele NiederreiterGrafische Gestaltung: Ottilie Gaigl Druck: Westermann Druck, Braunschweig

Druckauflage: 125.100 2. Quartal 2012 lt. IVW-AufnahmeprüfungISSN: 2195-0172

Titelfoto: © Irène Zandel

Alle Tonträger dieser Ausgabe finden Sie auch unter www.bielekat.de

geprüfte Auflage

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4 AUSGABE 2012/3

Ein unruhiger Geist Der Geiger Thomas Albertus Irnberger

A lle Menschen sind klug hieß es bereitsbei Voltaire. Nur: Die einen vorher, dieanderen nachher. Bei Thomas AlbertusIrnberger wird man es während eines

Interviews. Teresa Pieschacón Raphael besuchteden 27jährigen Geigenvirtuosen in Salzburg undsprach mit ihm über seinen beeindruckendenWerdegang, seine künstlerischen Visionen, seineLiebe zu Hammerklavieren und alten Porsches.

„Der denkende Geigen-Virtuose“ nennt Siedas Fono Forum Magazin, aber eigentlichpassen Sie in kein Schema: Sie sammelnund restaurieren Hammerflügel…… die ich teils aus Privatbesitz erwerbe. Ichhabe einige Instrumente sogar vor dem Sperr-müll bewahrt, da viele Erben sich nicht mehrdafür interessieren! Dann investiere ich indie Restaurierung, lasse die Mechanik regu-lieren, das mottenzerfressene Leder ersetzen.Ich interessiere mich sehr für den Klavierbau,kontrolliere und stimme meine Hammer-flügel selbst. Ich möchte den Werken ihren ursprünglichen Klang zurückgeben, so nah andas Ideal herankommen, das den Komponis-ten vorgeschwebt hat. Hören Sie sich (fängtan zu spielen) die Papageno-Arie auf diesemInstrument von 1795 aus der Mozartzeit an,das noch sieben Pedale und den Janitscharen-zug hat. Und jetzt auf einem Hammerklavieraus der Werkstatt Conrad Grafs von 1827, aufdem auch Beethoven gespielt haben könnteoder auf diesem Flügel, an dem der jungeLiszt hätte sitzen können und jetzt auf einemmodernen Steinway D-Flügel. Was für einUnterschied!

Neben dem Sammeln hatten Sie vor wenigenJahren eine Vision…… die Vision eines eigenen Tonstudios. FürKünstler ist es generell ein Problem, eine Oaseder Ruhe zu finden, mit dem richtigen Instru-mentarium, der richtigen Technik, Akustikund Aura, einen Saal, der obendrein bezahl-bar ist, denn im Musikverein muss manschon mal vier- oder fünftausend Euro pro Taghinlegen und auch noch Umgebungsgeräuschein Kauf nehmen. Obendrein wird man gegän-gelt durch ein festes Zeitraster, kann sichnicht künstlerisch entfalten. Es gibt aber vieleKünstler, die fühlen sich erst um Mitternachtwohl und in expressiver Stimmung.

Mit dem Erbe Ihrer Großmutter haben Siedies dann realisiert…Geld allein macht nicht glücklich. Nach meinerersten Aufnahme im Alter von 17, in der ichalle Probleme erlebte, die man als jungerKünstler hat, etwa der Kampf um Sponsorenund das knappe Zeitbudget, war für mich klar,dass ich damit ein eigenes Tonstudio bauenwollte. 2008 habe ich das umgesetzt, eingroßer Saal, in den auch ein Kammerorchesterpasst, und ein kleines Zimmer dazu mit aus-gefeilter Technik, Mikrophonstecker mit 24Eingängen, die unterirdisch verlaufen, einerSchnittkonsole auf dem neuesten Stand derTechnik. Von hier aus kann man durch eingroßes Fenster in den Saal blicken, denn derAugenkontakt zu den Künstlern ist sehr sehrwichtig. Wichtig ist auch die Aura des Saales,sie muss inspirierend sein. Ich habe Stuckaturenan den Wänden anbringen lassen, schaffe mit

einem Dimmer Lichteffekte, die sich atmo-sphärisch der Stimmung der Werke anpassen.

Was hat denn Ihre Großmutter gesagt?‚Das Geld hast Du gut angelegt’. MeineGroßmutter schenkte mir auch die erste Geige.Meine Eltern waren zunächst skeptisch: MeinVater ist Arzt und künstlerisch sehr begabt, ermalt, spielt Geige und hat lange im SalzburgerÄrztequartett gespielt. Ich aber wusste langenicht, dass er eine Violine hat! Er hatte wohlAngst, dass ich als wilder Junge seine Geigekaputtmache. Klassische Musik hörte ich zumersten Mal im Autoradio, Mendelssohns Sym-phonie Nr. 1, und ich wollte gleich dazu tanzen.Mit meiner ersten Geige habe ich dann alleüberrascht, weil ich auf Anhieb einen kratz-freien Ton hinbekam. Nach vier Monatenspielte ich schon das a-moll Violinkonzert vonVivaldi mit dem Schülerorchester. Für denAuftritt habe ich mir von meinem Vater eineKrawatte ausgeliehen, die bis zum Bodenging. Das sah lustig aus. Dann gewann icherste Wettbewerbe, konzertierte…

… was in der Schule auf wenig Akzeptanzstieß…Weniger seitens der Klassenkameraden, eherder Lehrer, besonders der Musiklehrerin. Mit elf Jahren lernten wir, was eine ganze Noteist, eine halbe Note usw., die Taktarten… miteinem Wort: die musikalischen Grundbegriffe.Die kannte ich schon seit meinem 5. Lebensjahr;obendrein war ich mit 11 Jahren bereits in derHochbegabtenklasse des Mozarteums, setzte michmit Fugentechnik auseinander und komponierteF

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selbst Fugen. Deshalb schrieb ich im Unterrichtnie mit. Bei einer Heftkontrolle fiel mein leeresHeft auf. Meine Mutter wurde in die Schule be-stellt. Ihr wurde unter Androhung, dass ich nach-sitzen müsste, mitgeteilt, dass ich alles nach-schreiben müsste. Meine Mutter meinte, dassich nicht aus Böswilligkeit nicht mitgeschriebenhätte, sondern weil ich das alles schon könne –und dann kam der Satz der Professorin: „Das istmir gleichgültig. Bei mir müssen alle Schülerdas Gleiche tun und das Gleiche können.“

Die Musiklehrerin!?Zu Hause wollte ich mein Heft nicht nach-schreiben und argumentierte mit einer Weis-heit meiner Mutter, die lautete, „man solleseine Zeit nicht mit Sinnlosigkeiten vergeu-den“, worauf sich meine Mutter geschlagen gabund mein Heft nachschrieb. Am folgenden Tagsetzte die Professorin folgende Zeilen unter dienachgeschriebenen Seiten: „So soll es sein !“ Es folgte ein fünfjähriger Konfrontationskurs,bis ich ab der 9. Klasse beschloss, das Abiturabends per Fernstudium nachzumachen. Esgibt sehr unzufriedene Musiklehrer, die es nichtertragen, dass ein Kind begabter ist, als sie,und die missmutig die klassische Musik ver-mitteln, als wäre die nur langweilig.

Könnten Sie sich als Pädagoge vorstellen?Man sagt mir ein pädagogisches Talent nach,vielleicht ist das erblich bedingt; meine Mut-ter ist Lehrerin.

Wie auch Ihr Wissensdrang? Ja. Meine Mutter hat einen unglaublichenDrang nach Bildung und eine rasche Auf-fassungsgabe, schafft es binnen kurzer Zeitkomplexe Zusammenhänge zu erfassen.

Leben Sie im falschen Jahrhundert?Ein bisschen. Ich bevorzuge das Fin de Sièclein Wien, weil es für mich die Symbiose derdrei künstlerischen Säulen der abendländi-schen Kultur darstellt: Musik, Malerei und Liter-atur. Man muss die Wahrheit hinter den Notenlesen, die Briefe der Komponisten kennen, dieLebensumstände wissen, alte Traktate, Violin-schulen etc. durcharbeiten, Note für Note be-gründen können. Ein Musiker muss sich wieein Chamäleon anpassen, an den Stil, an dieZeit, an ihre Ästhetik.

Kann es sein, dass Sie sich deshalb so gutverstehen mit Jörg Demus und Paul Badura-

Skoda, die ja fast Ihre Urgroßväter seinkönnten?Vielleicht. Zunächst habe ich von Ivry Gitlisunendlich viel gelernt. Mit sechzehn bin ichjedes Wochenende neben meinem Abendgym-nasium mit dem Nacht-Orientexpress nachParis gefahren, wir haben von morgens bisabends gearbeitet. Er hat mir viel erzählt ausseiner Kindheit, seiner Zeit mit George Ensecuoder Jacques Thibaud. Er spielte so anders alsdie Geiger heute, er war stets er selbst. Vonihm lernte ich eine sehr feine Bogenhaltung.

Und von dem Pianisten Jörg Demus, demSie mit 19 Jahren begegneten?Wir spielen seit unserer Mozart-Sonaten Einspielung von 2005 miteinander und ent-wickelten neben einer beglückenden musi-kalischen Partnerschaft auch eine wahreFreundschaft. Er weckte in mir die Liebe zumHammerflügel, und doch musste ich mich alsGeiger an den Klang gewöhnen und lernen,noch leiser zu spielen. Doch sein Musizieren,aber auch das von Paul Badura Skoda, das ichvon den Platten meiner Eltern kannte, warfür mich immer wie eine Offenbarung. JörgDemus brachte mich auch zum Gesang.

Gesang?Ja, das ist sehr wichtig, für jeden Instrumenta-listen, nicht nur bei Schubert, der ja vom Liedkommt. Phrasierung, Atemtechnik, all dies lerntman beim Singen. Ich nahm Unterricht bei Rut-hilde Boesch, der Lehrerin von Edita Gruberova.Der Gesang hat mein Spiel nachhaltig beeinflusst.

Gerade erschien Ihre SACD mit dem Violin-konzert von Felix Mendelssohn-Bartholdy;als nächstes wird eine CD mit Werken vonPauline Viardot-Garcia u.a. erscheinen –die meisten Ihrer CDs werden glänzendrezensiert und fast alle sind in Ihrem Ton-studio aufgenommen. Meine künstlerische Entwicklung bildet sichan meiner Diskographie ab, daher auch mein breites Repertoire, das sich vom Stan-dardrepertoire Mozart, Schubert, Beethoven,Schumann, Brahms bis hin zu einer Suite von

Karl Goldmark oder dem Violinkonzert vonHans Gál erstreckt. Ich bin froh, dass ich mit Richard Winter, dem Chef des Labels Gramola,so viele SACDs machen kann. Ich möchte ferner auch mein Studio anderen Künstler zurVerfügung stellen, und ich werde garantiertnicht mit der Stoppuhr danebenstehen.

Was ist für Sie eine gelungene Interpretation?Drei Dinge müssen zusammenkommen: einefundierte historische Vorbereitung. Dazu:handwerkliche und technische Präzision –konzentriert eine Stunde geübt ist besser alskopflos über sechs Stunden. Und ganz ent-scheidend: Die Kommunikation untereinan-der muss stimmen.

Ist Perfektion für Sie ein Problem?Perfektion hat heute einen hohen Stellenwert,das muss man akzeptieren. Wir schneidenaber unsere SACDs nicht zu Tode, andernfallshätte ich in den wenigen Jahren nicht 20 CDsproduzieren können. Ich spiele das Stückdreimal durch und nehme das Beste. Allesmuss im Fluss bleiben. Man darf mit einer CDnicht eine Scheinrealität vorgaukeln odereine „benchmark“ schaffen, die man nichtüberbieten kann.

Haben Sie, der stundenlang kenntnisreichüber ein gelungenes Vibrato referierenkönnte, noch ein „normales“ Hobby füreinen jungen Mann?Aber ja! Alte Autos. Porsche. Aber nur die alten.

Warum?Da kann man noch soviel selbst machen, beiden modernen Modellen ist man Sklave derElektronik. Nur schnell müssen die Autossein. Ich kann Sie also beruhigen; ein typi-sches Hobby für einen Mann.

©2012 Teresa Pieschacón Raphael

Felix Mendelssohn-Bartholdy Konzert für Violine, Hammerflügel u. Orchester

Konzert für Violine u. Orchester d-Moll MWV O3 Variations Concertantes op.17 Lied ohne Worte D-Dur op.109

Thomas Albertus Irnberger, ViolineEdoardo Torbianelli, Hammerflügel

(Bösendorfer 1845)Israel Chamber Orchestra, Roberto Paternostro

GRAMOLA SACD 98942

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CLASS: aktuell

160Werke hat Léon Boëllmannnach kurzem Leben hinter-lassen, doch nur die gran-diose „Suite Gothique“ für

Orgel konnte sich bis heute im Konzertbetriebbehaupten. Dabei gibt es unschätzbare Kostbar-keiten zu entdecken: Das Trio Parnassus präsen-tiert, unterstützt von Gérard Caussé an der Viola,drei Kammermusikwerke des französischen Spät-romantikers, die sich hinter den Schöpfungenseiner Freunde Saint-Saëns oder Fauré nicht zu

Léon Boëllmann (1862-1897)Klaviertrio op. 19Klavierquartett op. 10Zwei Trios aus „Heures mystiques“ Zwei Stücke für Violoncello und Klavier op. 31Trio ParnassusGérard Caussé, ViolaMDG 303 1755-2

Schlemmen à la française Das Trio Parnassus präsentiert Kammermusik von Léon Boëllmann

Weitere Einspielungen:

Benjamin Godard (1849-1895)Klaviertrios op. 32 & 72Berceuse de JocelynMDG 303 1615-2

Französische KlaviertriosErnest Chausson: Trio op. 3Gabriel Fauré: Trio op. 120Claude Debussy /Hubert Mouton:Pelléas et MélisandeMDG 303 1711-2

Niels Wilhelm Gade Sämtliche KlaviertriosScherzo für KlavierquartettTrio ParnassusThomas Selditz, ViolaMDG 303 1665-2

Erich Wolfgang KorngoldTrio op. 1 Suite op. 23 für 2 Violinen,Violoncello und KlavierTrio ParnassusMatthias Wollong, ViolineMDG 303 1463-2

verstecken brauchen und bezeichnend für denromantisch eleganten Tonfall im Paris des aus-gehenden 19. Jahrhunderts sind.

1862 im Elsass geboren, wuchs Boëllmannim politischen wie kulturellen Spannungsfeldzwischen dem sich gerade konstituierendenDeutschen Reich und der Grande Nation auf.Auch wenn sich die elterliche Familie für diefranzösische Seite entschied, sind die Einflüsseder deutschen Nachbarn in seiner Musik unüber-hörbar, die Romantiker haben deutliche undwohltuend schwelgerische Spuren hinterlassen.

Aber auch der französische Esprit lässt sich nicht verleugnen, was die Pariser Zeitge-nossen vor allem zu schätzen wussten: Dasklanglich ungemein reizvolle Klaviertrio op. 19,rhythmisch raffiniert und von überraschend indi-vidueller Form, wurde von der Sociétédes Compositeurs ausgezeichnet;ebenso das groß angelegte Klavier-quartett, das in seinen ersten dreiSätzen einen gewaltigen emotionalenBogen spannt, der von einem ener-giegeladenen Finale gekrönt wird.

Eine hübsche Zugabe sind diebeiden im Todesjahr 1896 entstan-denen Stücke für Cello und Klavierop. 31, bei denen das virtuose Ele-ment völlig zurücktritt zu Gunsteneiner klangselig dahinschmelzendenMelancholie.

Es ist beeindruckend, mit welcherTreffsicherheit das Trio Parnassusan der Seite von MDG immer wiedermit neuen Trouvaillen überrascht.Gerne erinnern wir uns an die Auf-nahmen der Trios von BenjaminGodard, Ernest Chausson, GabrielFauré und der Mouton’schen Trio-version von Debussys Pelléas undMélisande, um einmal nur dem fran-zösischen Repertoire des Ensemblesnachzuspüren. Auch mit dieser Ein-spielung sind den kammermusikali-schen Raritätenjägern wieder faszi-nierende Entdeckungen gelungen, diedazu noch in einem äußerst süffigenund beinahe kulinarischen Klang-bild daher kommen. Bon appétit!

Lisa Eranoswww.trioparnssus.com F

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gelingt es Martin Spangenberg, Webers Klari-nettenkonzerte aus der Schublade des Virtuosen-futters zu befreien und die wahre Kostbarkeitdieser Musik frei zu legen. Nicht zuletzt die dif-ferenzierte Beachtung der vom Komponisten vor-geschlagenen Tempi, die häufig überraschendzurückhaltend gewählt sind, lassen völlig neueAspekte dieser großartigen Musik in den Vor-dergrund treten. Lisa Eranos

Wild poltert Rübezahl durchs Riesen-gebirge, wie ein Windhauch huschendie Elfen in Oberons Gefolge: Auf demHöhepunkt der Romantik komponiert

Carl Maria von Weber Bilder von suggestiverWirkungskraft. Dass nicht nur die Opernouver-türen, sondern auch die „reine“ Instru-mentalmusik seiner Klarinettenkon-zerte emotionale Spannung vonhöchster Dichte erzeugen kann,führt Martin Spangenberg beiseinem Debüt mit demOrchester M 18 eindrucks-voll vor Ohren. Und das im 3D-Klang der 2+2+2-Wiedergabe: ein virtuosesKlangfest für die Sinne.

Schon der Anfang vonWebers erstem Klarinetten-konzert verbreitet eine mär-chenhafte Stimmung: In düs-terem f-Moll tupfen die Celliihr mysteriöses Thema überrepetierten Achteln der Streicher, kommentiertvon kecken Trillern der zweiten(!) Violinen, bevorsich urplötzlich in einem gewaltigen Fortissimo-Schlag des gesamten Orchesters die aufgestauteEnergie entlädt. Im zweiten Satz bildet die Solo-klarinette mit drei gedämpften Hörnern ein her-vorragend gelauntes Quartett. Hochachtung vorder Horngruppe von M 18, die sich dieser Heraus-forderung annehmen und mit Bravour meistern!

Das Concertino stellt eine Mini-Oper vor,mit Ouvertüre, erzählenden Rezitativen und glamourösen Arien. Der Vorstellungskraft desHörers wird reichlich Nahrung gegeben; auchwenn kein „Programm“ hinter den Noten zuentdecken ist, so entsteht unmittelbar in der

empfänglichen Phantasie eine faszinie-rende Geschichte: Romantik pur!

„Seid ich für Bärmann dasConcertino componirt habe, ist

das ganze Orchester des Teu-fels und will Concerte vonmir haben…“ Widmungs-träger der Klarinettenwerkeist Webers Freund, der Kla-rinettist Heinrich JosephBaermann, dessen Sohn Carldann nicht nur eine bis heutewegbereitende Klarinetten-schule verfasste, sondernerst durch eine praktischeNotenausgabe den Konzer-ten zur Weltgeltung verhalf.

Dass er dabei vielleicht allzu sorglos, quasi zu „virtuos“ mit dem „Urtext“ umging, wissenwir heute, und so ist es ein Glück, dass MartinSpangenberg hier die revidierte Fassung derWeber-Gesamtausgabe einspielte, die dahermanche klangliche Überraschung zu bieten hat.

Dank überragender Spieltechnik, gepaartmit sensiblem Gespür für die emotionalenMomente und seiner „sprechenden“ Spielweise

Carl Maria von Weber (1786-1826)Klarinettenkonzerte Nr. 1 & 2

Concertino für Klarinette und OrchesterOuvertüre zu „Beherrscher der Geister“

und „Oberon“Martin Spangenberg, Klarinette

Orchester M 18MDG 901 1754-6 (Hybrid-SACD)

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Martin Spangenberg

Orchester M18

Carl Maria von Weber

„ist das ganze Orchesterdes Teufels…“

Martin Spangenberg debütiert mit Webers Klarinettenkonzerten bei MDG

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Seit ihrem triumphalen Debüt als musi-kalisches Wunderkind, das 1969 in derTivoli Concert Hall stattfand, tritt diedänische Blockflötistin regelmäßig in

den renommiertesten Konzertsälen der Welt aufund zeigt ihrem Publikum, dass die noch immerunterschätzte und ehemals als „Anfängerinstru-ment“ belächelte Blockflöte in ihren Händen zueinem Instrument für höchsten musikalischenAusdruck und erstaunliche Virtuosität wird. Mitihrer tadellosen Technik überwindet MichalaPetri alle expressiven Begrenzungen, um sichganz der Interpretation widmen zu können.

Bemerkenswert an der langen und erfolgrei-chen Karriere von Michala Petri ist jedoch nichtnur die Vielseitigkeit ihres Repertoires, das allegroßen Werke für Blockflöte und Streicher oderBlockflöte und Kammerorchester von Barock bisin die Gegenwart umfasst. Von Anfang an hat siemit Kompositionsaufträgen auch maßgeblich zurErweiterung des Blockflötenrepertoires beigetra-gen und im Laufe der letzten Jahrzehnte zahlreicheneue Werke uraufgeführt und als Ersteinspie-lungen auf CD veröffentlicht. Auch das Ansehender Blockflöte selbst hat sich durch MichalaPetri grundlegend gewandelt: Die Gestaltungs-vielfalt und der Reichtum an solistischen Aus-

drucksmöglichkeiten, die Michala Petri ihremInstrument in der Zusammenarbeit mit den welt-weit gefragtesten Orchestern und Dirigenten abge-winnen kann, hat zu einer Etablierung der Block-flöte als vollwertiges Soloinstrument im Zusam-menspiel mit einem Sinfonieorchester geführt.

Mit ihrem langjährigen Duo-Partner, demLautenisten und Gitarristen Lars Hannibal, hatMichala Petri im Jahre 2006 das CD-Label OURRecordings gegründet. Dieses Label, bei demmittlerweile bereits mehr als ein Dutzend Ton-träger erschienen sind, gibt ihr die Möglichkeit,ihren vielfältigen eigenen musikalischen Ideen undInteressen zu folgen. Petri widmet sich in ihrermusikalischen Arbeit beispielsweise auch demkulturellen Austausch und untersucht die musika-lischen Nahtstellen besonders zwischen China undEuropa. In der Zusammenarbeit mit einigen derbesten Musiker und Komponisten aus dem Reichder Mitte ergründet sie die universelle Sprache

der Musik und trägt so dazu bei, dass die gegen-seitig fremden Elemente eine neue, überzeugendeEinheit bilden. Dieser „Dialog“ spiegelt sich auchin ihrer CD „Dialogue – East meets West“ wider, dievon der Kritik auf das Höchste gelobt wurde. IhreCD mit chinesischen Blockflötenkonzerten wurdemit einer Grammy-Nominierung belohnt. Die Ver-öffentlichung mit zeitgenössischen englischenBlockflötenkonzerten enthält – wie zahlreicheandere ihrer CDs, eine Weltersteinspielung undviele Werke, die zwei Generationen von englischenKomponisten für Michala Petri geschrieben haben.

Im November 2011 erschien bei OUR Recordingsunter dem Titel „The Nightingale“ eine CD mit vierweiteren Ersteinspielungen zeitgenössischer nordi-scher Musik für die seltene Kombination Block-flöte und Chor. Diese CD offenbart einmal mehr,dass zeitgenössische Musik für die Blockflötistineine Herzensangelegenheit ist. Michala Petri unddas Danish National Vocal Ensemble nehmen den

Hörer mit auf musika-lische Nordlandreise. Dievier Werke, entstandenzwischen 2006 und 2011,offenbaren geheimnisvolleKlanglandschaften, die einsgemeinsam haben: ihreVerehrung der Natur undder Humanität. Als „Welt-ersteinspielung des Jahres“wurde „The Nightingale“für 2012 mit dem ECHOKlassik ausgezeichnet.

Veronika Lindenmayr Fo

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Dialogue – East Meets Westmit Chen Yue

OUR Recordings 6.220600

The Nightingalemit Stephen Layton

Danish National Vocal Ensemble OUR Recordings 6.220605

Englische Blockflötenkonzertemit Jean Threl

City Chamber Orchestra of Hong Kong OUR Recordings 6.220606

Preisgekrönte Nachtigall Sie ist die herausragende künstlerische Repräsentantin ihres Instrumentes – der Name Michala Petri ist mit der Blockflöte aufsEngste verknüpft. Im November 2011 erschien bei ihrem Label OUR Recordings unter dem Titel „The Nightingale“ eine CD mit vier Ersteinspielungen zeitgenössischer nordischer Musik für die seltene Kombination Blockflöte und Chor. Als „Weltersteinspielungdes Jahres“ wurde „The Nightingale“ für 2012 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet, der im Oktober verliehen wird.

Welt-Ersteinspielung des Jahres

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fahrer haben ihre Spuren auch in der Musikhinterlassen – Globalisierung vor Hundertenvon Jahren!

Das Utrecht String Quartet hat sich für seineneueste Produktion enge Freunde eingeladen:Die Oboistin Pauline Oostenrijk, der PianistSeverin von Eckardstein und das Ruysdael Quar-tet erweitern den Kreis um die vier umtriebigenNiederländer, die die Diskografie wieder einmalmit echten Entdeckungen bereichert haben.Hochinteressant! Klaus Friedrich

Weltenbürger mit Doppelstrategie Das Utrecht String Quartet mit Kammermusik von Carlos Micháns

Das Utrecht String Quartethat bei MDG offenbareine Doppelstrategie: Daliegen auf der einen Seite

die gewichtigen Gesamteinspielun-gen der russischen KomponistenGlasunow und Gretschaninow vor –eine andere Vorliebe hat das hollän-dische Quartett dankenswerterweisefür Musik seiner nächsten Umge-bung. So präsentierten sie das bisdahin kaum beachtete Streichquartettwerk vonRobert de Roos und Lex van Delden, die beideeine ebenso überraschende wie hochwillkom-mene Ergänzung des Kammermusikrepertoiresdes 20. Jahrhunderts sind. Und offenbar gehtdie Spurenlese weiter …

Carlos Micháns mit der Wahlheimat in denNiederlanden ist ein wahrer Weltbürger: geborenin Argentinien, reist der Komponist mit fami-liären Wurzeln in Großbritannien, dem Basken-land und den USA immer wieder durch die Welt.Und völlig undogmatisch fügt er die unter-schiedlichsten Einflüsse zu einem sehr indivi-duellen Personalstil von großer emotionalerAusdruckskraft zusammen. Mit dem Oboen-,dem Klavierquintett und dem Divertimento für

Streichoktett gibt das erweiterteUtrecht String Quartet eine kurzwei-lige kammermusikalische Visiten-karte des umtriebigen Komponisten.

Südindien hat es Micháns be-sonders angetan. Volkslieder, Ragasund Tempelgesänge der dravidischenKultur überträgt er in westliche No-tenschrift und gewinnt daraus Ma-terial für seine „Dravidian Moods“.Für Micháns typisch werden die

Vorlagen nicht einfach zitiert, vielmehr über-trägt er die Atmosphäre in eine nach westlichemVorbild abstrakte Komposition, die für die Obois-tin Pauline Oostenrijk und das Utrecht StringQuartet geschrieben wurde.

Auch das Divertimento Nr. 3 beruht aufMotiven aus Südindien. Ein christliches tamili-sches Lied wird in westlicher Tradition variiert.Interessant: Das Lied selbst weist bereitseuropäische Einflüsse auf, Missionare und See-

Carlos Micháns (*1950): Dravidian Moods für Oboe und StreichquartettDivertimento für acht StreicherKlavierquintettUtrecht String QuartetPauline Oostenrijk, OboeSeverin von Eckardstein, KlavierRuysdael QuartetMDG 603 1752-2

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www.utrechtstringquartet.com

www.ruysdaelkwartet.nl

Weitere Einspielungen:

Alexander Gretschaninow: Streichquartette Vol. 2op. 74 und op. 124MDG 603 1388-2

Lex van Delden: Sämtl. StreichquartetteMDG 603 1436-2

Peter Iljitsch Tschaikowsky: Sämtl. Streichquartette Vol. 1 op. 11 + 22MDG 903 1575-6 (Hybrid-SACD)

Robert de Roos: Streichquartette Nr. II (1942),III (1944-45), V (1951) & VII (Quartettino, 1971)MDG 603 1613-2

Alexander Glasunow: Sämtl. Streichquartette Vol. 5Streichquartett Nr. 1 op. 1 D-Dur und Nr. 7 op. 107 C-DurMDG 603 1736-2

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10 AUSGABE 2012/3

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)Streichquartette op. 12 und op. 13Minetti Quartetthänssler CLASSIC 98.645

Was der Streichquartett-Gemeinde anaufregenden jungen Vierer-Forma-tionen in den vergangenen Jahrenangeboten wurde, ist beachtlich. Vor-

bei scheinen die Zeiten der honorigen Amadeus-,Alban-Berg- und Melos-Heroen, die Zeiten forderneine Neu-Eroberung des irgendwie obsolet ge-wordenen Quartettspiels alten Zuschnitts. Dasist mehr als Kosmetik, mehr als gestylte Coverund das jugendliche Spreizen bunter Federn.Gekonntes Quartettspiel lässt sich nicht durchgekonntes Marketing ersetzen.

Zwei dieser jungen, aufregenden Quartettesind mit ihren Produktionen bei Hänssler Classicuntergekommen, das ohnehin immer wieder auffälltdurch das Herauspicken ingeniöser Musiker ineinem frühen Stadium ihrer Karriere. Bereits 2009sind die Debüt-CDs des finnischen Ensembles Meta4und des österreichischen Minetti Quartetts erschie-nen, drei Jahre und viele Konzerte später wurdennun die Folge-Alben veröffentlicht. Und in beidenFällen darf man von einem großen Wurf sprechen.

Im Haydn-Jahr 2009 war es geradezuzwangsläufig ein Haydn-Programm, mit dem sichbeide Formationen vorstellten. Zudem warendie Quartette Preisträger des InternationalenJoseph Haydn Wettbewerbs Wien, Grund genugalso, ihre Haydn-Auffassungen via CD vorzustel-len. Für seine Aufnahme konnte Meta4 2010dann auch den Echo-Klassik-Preis in Empfangnehmen. Musikalisch stehen beide Haydn-Inter-pretationen auf höchstem Niveau, sind hinsicht-lich der Spielfantasie, des feinen Esprits und desausbalancierten Ensembleklangs vorbildlich.

Mit den beiden neuen, soeben erschienenenAufnahmen gehen die Quartette nun unterschied-

liche Wege: Das Minetti Quartett knüpft zeitlichmit den frühen Mendelssohn-Werken op. 12 undop. 13 an Haydn an, während Meta4 sich mitden Schostakowitsch-Quartetten Nr. 3, 4 und 7als erstrangiger Gestalter von Werken des 20. Jahr-hunderts zu erkennen gibt. Überhaupt finden sichin den Meta4-Programmen viele zeitgenössischeWerke, das Minetti Quartett pflegt eher die Klas-siker des Genres bis in die frühe Moderne.

Die beiden neuen Aufnahmen machen denHörer sprachlos angesichts der Vielzahl gestal-terischer Abstufungen, des extrem hohen instru-mentaltechnischen Levels, der Sicherheit, mit derdie Werke aufgefasst und dargeboten werden.Denn wenn auch die Programmatik mancherneuer Streichquartett-Formation mutiger ist alsvor 20, 30 Jahren, so bleiben die Werke dochdieselben. Das eigentlich Bezwingende – unddas, was diese Ensembles zukunftsfähig macht –liegt in dem Vermögen, die Vielzahl der in diesenKompositionen vorhandenen Aspekte wendigund scharfsinnig auszuleuchten und zugleichdie Substanz der Werke aufzuschließen.

Seit elf Jahren spielt Meta4 nun zusammen,neun sind es beim Minetti Quartett. Auszeich-nungen, Preise und Unterstützung haben beideEnsembles von vielen Seiten erfahren: DieÖsterreicher zählten in der Saison 2008/09 zuden „Rising Stars“ der großen europäischenKonzerthäuser, die Finnen waren u.a. „NewGeneration Artists“ der BBC von 2008 bis 2010.Die inneren und äußeren Voraussetzungen fürherausragendes Quartettspiel stimmen also. DasTüpfelchen auf dem i jedoch, das, was denHörer glücklich macht, sind die Instrumente!Den Musikern von Meta4 und vom Minetti Quar-

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tett stehen ausgezeichnete Instrumente zur Ver-fügung, die Spielfreude und Ensemblekultur erstin die Fülle des Wohllauts verwandeln, die manbei diesen Einspielungen rückhaltlos bewundernmuss und die einfach Gänsehaut verursacht.

Ernst Oder

Dimitri Schostakowitsch (1906–1975)Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108Meta4hänssler CLASSIC 98.644

GänsehautschönheitMeta4 und Minetti Quartett

www.minettiquartett.at

www.meta4.fi

CLASS: aktuell

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AUSGABE 2012/3 11

‚‚Die allerfreieste und ungebundenste Setz-, Sing- und Spiel-Art“ nannte JohannMattheson 1739 den so genannten Stylus

Phantasticus, und damit ist das Wesentlichegesagt: Den ursprünglich aus der Improvisa-tionspraxis der nord-deutschen Orgelschulestammenden Stil zeich-nen dramatische Effek-te, schnell wechselndeFiguren, chromatischeKomplexität und rasen-de Läufe auf engemRaum aus. Viel Freiheitbot er also für virtuoseSolisten – nicht nur aufder Orgel, denn um1700 wurde der StylusPhantasticus auch aufdie Kammermusik über-tragen. Da spielte die Gambe eine wichtigeRolle: Das vielseitige Instrument war sowohlsolistisch in den verschiedensten Kombina-tionen wie auch als Teil der Continuogruppegefragt; berühmte Virtuosen wie August Kühnelnutzten die Freiheit, die Gambe in eigenen Kom-positionen bestens in Szene zu setzen. Der be-rühmte Dietrich Buxtehude schrieb nicht nurOrgelwerke, für die er heute vor allem bekanntist, sondern auch Triosonaten, in denen aus-drücklich eine Gambe als zweite Solostimme im Dialog mit der Violine vorgeschrieben ist.Schließlich setzte sie Johann Sebastian Bacheffektvoll in seiner Matthäuspassion ein – auch

hier sind eindeutige Merkmale des Stylus Phan-tasticus unverkennbar. Frauke Hess und ihreillustren Mitstreiter entfalten mit ihrer Neuein-spielung die ganze Farbenpracht und Stilvielfaltbarocker Gambenmusik. Thomas Jakobi

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Komm Süsses Kreuz! Barocke Kammermusik für Viola da gambaWerke von Kühnel, Buxtehude und J.S. BachFrauke Hess, Josh Cheatham, GambeAndreas Arend, Chitarrone, BarocklauteVeronika Skuplik, ViolineTorsten Johann, OrgelDominik Wörner, BassCoviello CLASSICS – COV 21211 (Vertrieb: Note 1)

Die Viola da gamba im phantastischen Dialog

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www.covielloclassics.de

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12 AUSGABE 2012/3

CLASS: aktuell

Wenn das kein Abschluss ist: Mit demprachtvollen „Krönungskonzert“KV 537 setzt Christian Zacharias denfulminanten Schlusspunkt hinter die

jetzt schon mit unzähligen internationalen Prei-sen überhäufte Gesamteinspielung sämtlicherKlavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart.Von Anfang an mit dabei: Das Orchestre deChambre de Lausanne, dem Zacharias seit 12Jahren als Chefdirigent vorsteht.

Wie innig Pianist und Orchester in dieserZeit zusammengewachsen sind, lässt sich Taktfür Takt neu erleben. Da sitzt jeder Übergang,solistische Freiheiten werden vom Orchester mitwacher Selbstverständlichkeit aufgefangen, undgemeinsam finden die Musiker immerwährendzu bezaubernden Klangmischungen und intimenDialogen. Dazu kommt Zacharias’ unnachahmlicheDelikatesse im Anschlag und sein untrüglichesGespür für natürliches musikalisches Fliessen.

Pauken und Trompeten sorgen in festlichemD-Dur für die feierliche Ausstrahlung des „Krö-nungskonzerts“. Den Solopart hat Mozart nurskizziert. In der Erstausgabe findet sich einevollständige Stimme von fremder Hand, die abernur das absolut Notwendige enthält. ChristianZacharias gestaltet seine eigene Version, die inder Kadenz des ersten Satzes dazu noch eineganz besondere Überraschung bereithält…

Die Gesamteinspielung sämtlicher Klavier-konzerte von Mozart setzt auch aufnahmetechni-sche Maßstäbe. So war die Veröffentlichung desKonzerts KV 503 die weltweit erste seriengefer-tigte DVD-Audio in hochauflösendem Mehrkanal-klang. Und mehrere der Super-Audio-CDs (SACDs)

der Serie, selbstverständlich in makellosem2+2+2-Sound für das ultimative dreidimensio-nale Klangvergnügen, wurden bereits mit demECHO-Klassik-Preis ausgezeichnet, u.a. als besteSurroundeinspielung des Jahres.

Gratulation zu einer in jeder Hinsicht hörens-werten Edition! Lisa Eranos

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W. A. Mozart (1756-1791)Klavierkonzerte Volume 9Konzert KV 414 A-Dur Konzert KV 537 D-DurChristian Zacharias, Klavier + LeitungOrchestre de Chambre de LausanneMDG 940 1759-6 (Hybrid-SACD)

Bereits erschienen:

Volume 8 Konzert Nr. 24, KV 491; Konzert Nr. 25, KV 503 MDG 940 1737-6 (Hybrid-SACD)

Volume 7Konzert Nr. 6, KV 238; Konzert Nr. 13, KV 415 Konzert Nr. 16, KV 451MDG 940 1667-6 (Hybrid-SACD)

Volume 6Konzert Nr. 14, KV 449; Konzert Nr. 15, KV 450 Konzert Nr. 21, KV 467MDG 940 1646-6 (Hybrid-SACD)

Volume 5Konzert Nr. 5, KV 175; Konzert Nr. 8, KV 246 Konzert Nr. 23, KV 488MDG 940 1562-6 (Hybrid-SACD)

Volume 4Konzert Nr. 19, KV 459; Konzert Nr. 20, KV 466MDG 940 1529-6 (Hybrid-SACD)

Volume 3Konzert Nr. 17, KV 453; Konzert Nr. 18, KV 456MDG 940 1488-6 (Hybrid-SACD)

Volume 2Konzert Nr. 11, KV 413; Konzert Nr. 9, KV 271MDG 340 1298-2

Volume 1Konzert Nr. 22, KV 482; Konzert Nr. 27, KV 595MDG 340 1182-2

Orchestre de Chambre de Lausanne und Christian Zacharias (rechts oben) | www.ocl.ch | www.pressezentrum-musik.com

Fulminanter Schlusspunkt! Zacharias’ Mozart-Edition ist abgeschlossen

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AUSGABE 2012/3 13

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Archäologe war ein früher BerufswunschKlöckers. Angeregt durch seine Klarinet-tenlehrer Karl Kroll in seiner HeimatstadtWuppertal und Jost Michaels in Detmold

erkennt er sehr schnell, dass er seinen Forscher-drang auch als Musiker ausleben kann. Vor demersten Weltkrieg war Kroll Soloklarinettist des St.Petersburger Hoforchesters. Angesichts der reichbestückten St. Petersburger Musikbibliothek wurdeer vom musikalischen Schatzgräberfieber befallen.Sein Sohn Oskar, fällt im 2. Weltkrieg, und Klöckerwird wie ein Sohn im Hause Kroll aufgenommen.Seine Klarinetten und ein umfangreiches Musik-archiv vermacht Kroll seinem Ziehsohn.

1957 setzt Klöcker sein Klarinettenstudium ander Nordwestdeutschen Musikakademie Detmoldfort. Dort wächst unter den Professoren JostMichaels (Klarinette), Albert Hennige (Fagott) undHelmut Winschermann (Oboe) eine neue Musiker-generation heran, die von dem Gedanken der ge-meinsam aufzuführenden Kammermusik fasziniertist. Mit dem von Michaels geleiteten DetmolderBläserkreis absolviert Klöcker seine ersten Konzert-reisen und Rundfunkaufnahmen.

1962 enden Klöckers Detmolder Jahre. Dieambitionierten Mitglieder des Detmolder Bläser-kreises verschlägt es zunächst in alle Himmels-richtungen. Man besetzt wichtige Positionen inOrchestern, verliert einander aber nicht aus denAugen. Klöcker nutzt die Ferien, um in Musikbi-bliotheken vergessene Werke wiederzuentdecken.Um die gehobenen Schätze auch zum Klingen zubringen, kommt es mit seinen Freunden zu erstenAuftritten unter dem Namen „Rheinisches Bläser-sextett“, später umbenannt in Consortium Classicum,da das Ensemble mit Streichern und Klavier für dieAufführung von gemischt besetzten Werken erwei-tert wurde. 1968 verlässt Klöcker den sicherenSchoß des Orchesters, um sich ganz dem Ensembleund seiner Solistenkarriere zu widmen.

Was folgt, ist eine Erfolgsstory. Das Ensembleabsolviert weltweite Tourneen und beginnt seineumfangreiche Aufnahmetätigkeit. Der Durchbruch

auf dem Schallplattensektor erfolgt 1972 mit einerauf 10 Doppelalben ausgelegten Serie „BayernsSchlösser und Residenzen“. Die Musikwelt stauntüber Namen wie Cannabich, Lachner, Nisle, vonWinter und Witt, deren Musik gar nicht so verstaubtklingt, wie die Fundorte der Manuskripte vermutenlassen. Klöcker kann nun seine Ernte einfahren: Eserscheinen umfangreiche LP-Kassetten mit Titeln wie„Haydn – seine Freunde und Schüler“, „Mozart –Original oder Fälschung“, „Mozart – seine Freundeund Schüler“ und als ein Höhepunkt 1977 in Zu-sammenarbeit mit der Academy of St. Martin-in-the-Fields die Einspielung von 10 konzertanten Sinfonien.

Durch die jahrzehntelange kontinuierlich undkonsequent betriebene Ensemblearbeit hat sich dasConsortium Classicum einen technisch-musikali-schen Standard erarbeitet, der seinesgleichen sucht.Immer mischt sich Bewunderung über hochvirtuo-ses, kammermusikalisches Spiel mit Begeisterungüber das Entdecken unbekannter Musik und ihrerKlangfarben. So bleibt es nicht aus, dass auch zeitge-nössische Komponisten auf das Ensemble aufmerk-sam werden. Gürsching, Hellmann, Niehaus, Jörns,Pflüger und zahlreiche außereuropäische Kompo-nisten widmen dem Consortium Classicum Werke,die mit Erfolg uraufgeführt werden.

Neben der in den ersten 20 Jahren ungemeindynamisch vorangetriebenen Entwicklung desConsortium Classicum bewegt sich Klöckers Solis-tenkarriere zunächst in ruhigerem Fahrwasser.Konzerteinspielungen im Rahmen der „BayernsSchlösser und Residenzen“-Edition und der kon-zertanten Sinfonien mit der Academy of St. Martin-in-the-Fields sowie Aufnahmen von Mozarts Klari-nettenkonzert und der Bläserkonzertanten mit demMozarteum-Orchester Salzburg unter LeopoldHager (1977) sind erste eindrucksvolle Belegeseiner Solistenlaufbahn. So richtig in Fahrt kommtder Konzertsolist erst ab 1990. Konzerte von über30 Komponisten werden in den Folgejahren auf-genommen, überwiegend Ersteinspielungen, aberauch die Konzerte C. M. v. Webers und zwei wei-tere Versionen von Mozarts KV 622.

Von 1976 bis 2001 hat Klöcker eine Professurfür Klarinette und Bläserkammermusik an derStaatlichen Hochschule für Musik in Freiburg/Br.inne. 2000 wird ihm das Verdienstkreuz derBundesrepublik Deutschland verliehen.

Dieter Klöcker stirbt am 21. Mai 2011 kurznach seinem 75. Geburtstag. Dank seiner gehobe-nen Schätze und wunderbaren Aufnahmen werdenwir ihn nicht vergessen. Es lebe der Archäologe!

Holger Arnold

Serenade für Dieter Klöcker (1936-2011)Dieter Klöcker, Klarinette – Consortium Classicum

The Czech Philharmonic Chamber OrchestraMDG 301 1775-2 (7 CDs)

Praktizierte Musikgeschichte par excellence Dieter Klöcker (1936-2011)

note 1 music gmbh . Carl-Benz-Straße 1 . D-69115 HeidelbergTel: 06221/720351 | Fax: 06221/720381

[email protected] | www.note1-music.com

„EIN ERREGENDESHÖRERLEBNIS.“

Kulturspiegel

„DIE AUFNAHMEGEHÖRT IN JEDE

BRUCKNER-DISKOGRAFIE.“ Klassik.com

AlleBRUCKNER SINFONIEN

imSurround-Erlebnis

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CLASS: aktuell

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Jan Pieterszoon Sweelinck (1562-1621)Orgelwerke Vol. 1Fantasia à 4 (a1/b-a-c-h)Erbarm dich mein o Herre GottToccatas, Allemanda etc.+ RegistervorführungenHarald Vogel,Schwalbennestorgel St. Marien, LemgoMDG 914 1690-6 (Hybrid-SACD)

Der Niederländer Jan PieterszoonSweelinck hat wie kein anderer Musikerden nordeuropäischen Orgelstil des 17.Jahrhunderts geprägt. Seine besondereKlangwelt ist jetzt wieder erlebbar: In derMarienkirche in Lemgo hat eine 400-jäh-rige Schwalbennest-Orgel aus der Renais-sance-Zeit überlebt, deren wenige fehlen-de Pfeifen exakt nach den historischenVorlagen rekonstruiert wurden. HaraldVogel präsentiert dieses einzigartige Ins-trument von europäischem Rang mit einerfarbigen Folge von Sweelinck-Werken, diezum Teil erstmals eingespielt wurden.

Toccaten, Choral- und Psalmvariationen,eine Echo-Fantasie, das Capriccio sowieLiedvariationen und die große B-A-C-H-Fantasie… Die Einspielung stellt einbreites Spektrum von Sweelincks Kom-positionen für Tasteninstrumente vor.Das Booklet verzeichnet akribisch diejeweilige Registrierung. Vor allem aberüberrascht die akustisch hervorragendeMehrkanal-Produktion im 2+2+2 Recor-ding mit einer kurzweiligen Orgelführungals Bonus.

Instrumentalist des Jahres / Orgel

Ich möchte gerne folgenden Künstler in der ECHO Klassik-Gala sehen:

Bitte beantworten Sie uns noch die folgende Frage: Meine CLASS aktuell-Ausgabe lag folgender Zeitschrift bei:

Sie können uns Ihre Lösung wie folgt zusenden: per Mail an: [email protected] |per Post an: CLASS e.V., Bachstr. 35, 32756 Detmold | per Fax an: 05231-26186 | Absender: (bitte in Druckbuchstaben)

Name, Vorname

Straße / Nr.

PLZ / Ort

Telefon E-Mail

Es gilt das Datum des Poststempels, bzw. des Eingangs. Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt. Eine finanzielle Vergütung des Gewinns ist nicht möglich. CLASS garantierteine ordnungsgemäße Verlosung. CLASS-Mitglieder, deren Mitarbeiter und der Rechtswegsind ausgeschlossen.

CLASS: aktuell

ECHO Klassik – das Echo der Klassik

Am 14. Oktober wird in Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarktder deutsche Musikpreis ECHO Klassik verliehen. Er zählt zu den be-deutendsten und international bekanntesten Musikpreisen. Er ist einzig-

artig, denn sein Reglement umfasst 21 Kategorien mit verschiedenen Unter-kategorien und wird dadurch annähernd der Vielfalt in der „Klassik“ gerecht.

In diesem Jahr wurden 340 Einspielungen nominiert, von denen die Jurydes ECHO Klassik 54 Künstler für ihre herausragenden Neueinspielungenauszeichnet. Und wieder geht die Hälfte der Trophäen an KünstlerInnen,die bei kleinen unabhängigen Klassiklabels und damit abseits des Main-stream im hochinteressanten Neuland des Repertoires beheimatet sind.Die ECHO Klassik-Gala des ZDF braucht Mainstream, Glamour und klin-gende Namen, damit man die Quote, also Sie, die Klassikhörer erreicht.Aber ist das wirklich so? Uns würde interessieren, welche Künstler Sie gerneeinmal auf der Bühne des Konzerthauses erleben würden. Tendieren Sie zuden Stars von heute oder geben Sie denen von morgen eine Chance?

Helfen Sie den Verantwortlichen des ZDF bei der zukünftigen Programm-gestaltung. Unter dem Link: www.echoklassik.de finden Sie alle diesjährigenECHO Klassik-Preisträger. Wen würden Sie zur Sendung einladen? Seien Sievielfältig, nennen Sie gerne bis zu 15 Namen – wir sind gespannt.

CLASS reicht Ihre Wünsche an das ZDF weiter und verlost zum Dankfür Ihre Rückmeldung Eintrittskarten zur ECHO Klassik-Gala und 20 ECHOKlassik-Alben 2012.

Treffen Sie Ihre Wahl. Nehmen Sie teil an der ECHO Klassik-Gala desZDF am Sonntag den 14. Oktober im Konzerthaus in Berlin, und treffen SieIhre Künstler beim anschließenden Empfang.

Einsendeschluss für die Konzertkarten ist der 5. Oktober, für das ECHOKlassik-Album der 15. November.

Musik für Klarinette SoloWerke von Jörg Widmann,Toshio Hosokawa, Luciano Berio,Aribert Reimann, Edison Denisov,Arthur Vincent Lourié,Alexander Goehr, Henri Pousseur,Hans Ulrich Lehmann, Fabio Nieder,André Jolivet Eduard Brunner, KlarinetteNaxos 8.572470

Im Hinblick auf seine künstlerischenFähigkeiten und die Ausweitung desRepertoires ist der gebürtige SchweizerKlarinettist Eduard Brunner eine Klassefür sich. Auf die Entwicklung des moder-nen Repertoires für sein Instrument hatBrunner einen enormen Einfluss gehabt.Zahlreiche neue Werke wurden durchden in Deutschland lebenden Künstlerbei weltweit führenden Komponisten inAuftrag gegeben und uraufgeführt.

Abenteuerlustig inneue KlangweltenOhne die emotionale Tiefe aus den

Augen zu verlieren, überzeugt Brunnerdurch eine phänomenale Technik, deren„Facetten- und Farbenreichtum“ vomPreis der deutschen Schallplattenkritikzu Recht als „atemberaubend“ bezeichnetwurde. Die fast überirdische Schönheitseines Tones und die abenteuerlustigeHerangehensweise an neue Werke ent-führen den Hörer in bislang unerforschteKlangwelten. Überschwänglich oder nachinnen gekehrt, verspielt oder hypnotisch– die Werke auf dieser CD erschließendem entdeckungsfreudigen Hörer loh-nende und unvergessliche musikalischeTerritorien. Brunner selbst sagt: „Es freutmich, dass eine CD mit ausschließlichzeitgenössischer Musik diesen Preis er-halten hat. Dafür möchte ich auch NAXOSmeine Anerkennung aus sprechen.“

Instrumentalist des Jahres /Klarinette

14 AUSGABE 2012 /3

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Das Lieben bringt groß Freud!Deutsche Volkslieder von FriedrichSilcher, Max Reger, Moritz KässmeyeramarcordLeipziger StreichquartettMDG 307 1679-2

Zwei Schwergewichte der MusikstadtLeipzig machen gemeinsame Sache. Dasin sämtlichen polyphonen a-cappella-Werken geschulte Ensemble amarcordund das normalerweise im höchstenklassischen Repertoire schwelgendeLeipziger Streichquartett präsentierendas Deutsche Volkslied in höchsterkünstlerischer Vollendung.

Friedrich Silcher, der Anfang des 19. Jahrhunderts im Schwäbischen alsKirchenmusiker wirkte, arrangierte tra-ditionelle Volksweisen auf einfache Art,so dass sie leicht nachgesungen werdenkonnten. Auch Schuberts „Lindenbaum“gelang erst durch Silchers leicht fass-bare und vor allem nachzusingende Ver-sion seine weite Verbreitung.

Fast 100 Jahre nach Silcher beschäf-tigte sich Max Reger mit Volksliedern.Während eines Genesungsurlaubs in seiner oberpfälzischen Heimat griff derKomponist überlieferte Vorlagen, da-runter „Der Tod als Schnitter“ und„Wenn ich ein Vöglein wär“, auf undbearbeitete sie.

Moritz Kässmeyer verfolgte Mitte des19. Jahrhunderts in Wien einen instru-mentalen Ansatz: Er nahm schlichteVolkslieder oder Gassenhauer wie „O dulieber Augustin“ und formte daraus virtuose Späße für geschickte Instru-mentalisten… Die sind hier zweifelsfreivorhanden, und so macht das Zuhörensehr viel Spaß!

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Ensemble des Jahres / Vokal-Musik

Konzerteinspielung d. J.inkl. 18. Jh. / Klavier

W. A. Mozart (1756-1791)Klavierkonzerte Vol. 7Konzert Nr. 6, KV 238Konzert Nr. 13, KV 415Konzert Nr. 16, KV 451Christian Zacharias, Klavier + LeitungOrchestre de Chambre de LausanneMDG 940 1667-6 (Hybrid-SACD)

Pauken und Trompeten, paarweiseeingesetzte Oboen, Fagotte und Hörner:Mozart hat seine Klavierkonzerte in denJahren 1782-1784 reichlich ausge-stattet. Dem Kaiser und dem Rest desWiener Publikums hat es gefallen. InVol. 7 von Christian Zacharias’ Gesamt-aufnahme umrahmen groß besetzte Wer-ke (KV 415 und KV 451) das bescheide-nere, doch nicht minder reizvolle B-Dur-Konzert (KV 238) aus dem Jahr 1776.

KV 415 ist eines der Virtuosenstücke,deren Wirkung auf das Wiener Publikumsich Mozart sehr wohl bewusst war, wieer seinem Vater per Brief vom 28. De-zember 1782 erklärte: „Die Concertensind das Mittelding zwischen zu schwerund zu leicht – sind sehr Brillant –angenehm in die Ohren… doch so –dass auch die Nichtkenner damit zufrie-den seyn müssen, ohne zu wissenwarum.“ Der Erfolg gab ihm recht:Innerhalb kürzester Zeit durfte Mozartdas Werk mehrmals aufführen, es wurdegedruckt und trat seinen Siegeszug indie Konzertsäle der Welt an.

Mozart muss hervorragende Orches-termusiker gehabt haben, denn in KV 451entwickelt sich stilistisch etwas Neues:Wir erleben einen so engen Dialog zwi-schen Solisten und Orchester, dass dieBrillanz des Solisten zum elementarenBestandteil der sinfonischen Anlagewird. Was für ein Glück, dass ChristianZacharias in der Personalunion vonSolist und Dirigent seines Orchestersden permanent sprühenden musikali-schen Reigen nahtlos auf das Ensemblezu übertragen weiß.

Klassik-ohne-Grenzen-Preis

Baroque Oriental Monteverdi, Ufki, Caccini, Çelebi Valer Barna-Sabadus, Countertenor Pera Ensemble · Mehmet Yesilçay BERLIN Classics 0300275BC

„Orient und Okzident / Sind nicht mehrzu trennen.“ Diese Zeilen von Goethe sindquasi das Motto des Pera Ensembles,das sie auf europäischen und türkischenInstrumenten in faszinierende Musikübersetzt: Orientalische Düfte umgebenbarocke Melodien, italienische Ornamen-tik umarmt osmanische Melismen – sosinnlich können sich zwei Kulturen be-gegnen. Auf dem Album Baroque orientalspielt das Pera Ensemble neben vielfäl-tiger Musik des Frühbarock auch tradi-tionelle osmanische Musik. So entstehtein faszinierend schimmerndes, farben-frohes Tableau an Idiomen und Stilen,wie es früher im östlichen Mittelmeer-raum wahrscheinlich zum Alltag gehörte.In den Handelszentren der Levante kames nämlich sicher nicht nur zu einem Aus-tausch von Gewürzen, Kaffee und ande-ren Gütern, sondern auch zwischen denKulturen selbst, die sich auf den Straßenbegegneten und einander durchdrangen.Musik konnte dabei damals wie heute einuniverseller Vermittler sein: „Wir redenmiteinander ohne zu sprechen. Musikwird zu einer gemeinsamen Sprache,denn Gefühle haben keine Nationalitätund Religion“, schreibt Mehmet C.Yesilçay, Leiter des Pera Ensembles, imBegleittext der CD. Unterstützt wird dasEnsemble von einem brandaktuellenShootingstar der Alten-Musik-Szene, demCountertenor Valer Barna-Sabadus, derdiesen gemeinsamen Gefühlen mit sei-ner Stimme Ausdruck verleiht.

Edward Elgar Enigma VariationenRadio-Sinfonieorchester Stuttgart Roger NorringtonSWRmusic / hänssler CLASSIC 93.191

„Enigma“, das griechische Wort für„Rätsel“, schrieb Edward Elgar als Titelüber seine „Variationen über ein eigenesThema“ op. 36. Einer jeden Variationsteht ein Name oder eine Abkürzung alsRätsel voran, das auf die vom Komponi-sten in diesem Stück charakterisiertePerson hinweist – inzwischen sind diese„Rätsel“ freilich alle gelöst. Nach ihrerUraufführung 1899 traten die „Enigma-Variationen“ einen Siegeszug um dieganze Welt an: Sie haben Elgar deninternationalen Durchbruch beschertund sind bis heute seine berühmtesteKomposition geblieben.

„Stuttgart Sound“ für Elgar

Die preisgekrönte Aufnahme desWerks ist die jüngste Frucht der außer-ordentlichen Partnerschaft von Sir RogerNorrington und dem Radio-Sinfonie-orchester Stuttgart. Sir Roger, von 1998bis 2011 Chefdirigent und seit September2011 Ehrendirigent auf Lebenszeit beimRSO Stuttgart, hat Einzigartiges geleistet:Er versöhnte die historisch informierteAufführungspraxis mit dem klassisch-romantischen Repertoire seines moder-nen Orchester und schuf so den weltweitberühmten „Stuttgart Sound“.

Elgar hat Sir Roger Norrington unddem RSO Stuttgart schon einmal Glückgebracht: 2001 wurde ihre Einspielungder ersten Sinfonie des englischen Spät-romantikers mit dem ECHO Klassik aus-gezeichnet.

Sinfonische Einspielung des Jahres / 19. Jh.

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El canto quiere ser luz Das Lied will Licht seinKubanische ChormusikWerke von Valera, Hernández,Cal, Brouwer, Silva etc.Coro Nacional de CubaKammerchor EntrevocesDigna Guerra, Ltg.MDG 602 1704-2

Chormusik auf Kuba – und auchnoch a cappella? Tatsächlich präsentiertsich der Kubanische Nationalchor unterder Leitung von Digna Guerra in absolu-ter Topform: Vibratoloses Singen, traum-wandlerisch sichere Intonation, feinstesüdamerikanische Rhythmen und einChorklang voller Dynamik, der absolutfasziniert.

Cubata pur Die CD gibt ein überaus farbiges

Abbild des klassischen kubanischenChorgesangs. Die 14 überwiegend kuba-nischen Komponisten dieser Aufnahmegreifen die traditionellen musikalischenWurzeln ihrer Heimat auf und lassenauch europäische Einflüsse deutlichwerden. So reicht ihr großer stilisti-scher Bogen von der klassischen Fugeund Kontrapunktik über das Madrigalzum gekonnt servierten kubanischenSon und Bolero.

Digna Guerra, heute die „GrandeDame“ der südamerikanischen Chor-musik, wurde in Berlin zur Chorleiterinausgebildet. Unter ihrer Leitung ent-wickelte sich der 1960 gegründeteKubanische Nationalchor zu einem sehrgefragten und viele Genres beherrschen-den Klangkörper. Man höre nur mal den „Chan-Chan“ des Trova-Musikers„Compay Segundo“. Dieser Chor ist eineabsolute Entdeckung!

Chorwerk-Einspielung des Jahres / 20. - 21. Jh.

Konzerteinspielung d. J.20. / 21. Jh. / Klavier

Francis Poulenc (1899-1963) Konzert für zwei KlaviereSuite FrançaiseConcert ChampêtreJos van ImmerseelAnima Eterna BrüggeZig Zag Territoires ZZT 110403 DDD, 2008

Francis Poulenc ist zusammen mitDarius Milhaud und Artur Honegger derbekannteste Vertreter der sogenanntenGroupe de Six, welche die französischeMusik vom Schwulst der Spätromantikbefreien wollte. Der Musik Poulencsbegegnete Jos van Immerseel bereitswährend seiner Studienzeit, wobei mantatsächlich von Liebe auf den erstenBlick sprechen kann.

Ewige JugendSeine Hommage an Poulenc mit des-

sen nonchalanten, neoklassizistisch an-gehauchten Werken aus den 1920er und1930er Jahren (darunter das bekannteKonzert für zwei Klaviere sowie das Con-cert champêtre für die Pionierin der Cem-balo-Renaissance, Wanda Landowska)überzeugt nicht zuletzt deswegen, weilImmerseel und seine Musiker vonAnima Eterna Brügge die scheinbar sounbekümmerten und leichten Werkewirklich ernst nehmen und uns auf ihrevielen Schönheiten hinweisen. So wirktPoulencs Musik hier zwar stets jugendlichfrisch, aber dennoch nie oberflächlich.

Amilcare Ponchielli (1834-1886)Konzerte für Trompete op. 123, 146 & 198Gran Capriccio für Oboe op. 80Konzert für Euphonium op. 155Giuliano Sommerhalder, TrompeteSimone Sommerhalder, OboeRoland Fröscher, EuphoniumMecklenburgische Staatskapelle Schwerin; Matthias Foremny, Ltg.MDG 901 1642-6 (Hybrid-SACD)

Seine Bläserkonzerte gehören zu denvirtuosesten Werken der Romantik.Amilcare Ponchielli hat sich Mitte des19. Jahrhunderts mit erfolgreichenStücken für konzertierende Bläser pro-filiert, und man hört in jedem Takt, dasssich der Italiener eigentlich zum Musik-dramatiker berufen fühlte. Die Mecklen-burgische Staatskapelle Schwerin unddie Solisten Giuliano Sommerhalder,Roland Fröscher und Simone Sommer-halder präsentieren uns in einem atem-beraubenden Parforceritt die Konzertefür Trompete, Euphonium und Oboe.

Die Oboe hatte bereits in der Ba-rockzeit ein Höchstmaß an Virtuositäterreicht. Der Trompete gelang das erstspäter mit der Erfindung der Ventile, diefortan eine spektakuläre Beweglichkeitermöglichten. Was für atemberaubendeKoloraturen und rasante Stretta-Wirkun-gen konnte Ponchielli diesem Instru-ment auf den Leib komponieren!

Erst 1844 wurde in Wien das Eupho-nium patentiert: Auch für dieses neu-artige Blasinstrument in Tenorlage kom-ponierte Ponchielli ein Konzert, das vomSolisten höchste technische und klang-liche Wendigkeit verlangt. Egal, ob fürTrompete, für Oboe oder für Euphonium:Diese Musik im feinsten 2+2+2 Soundist ein Fest für jeden Klangfanatiker miteinem Hang zur großen Oper.

Konzerteinspielung d. J.19. Jh. / Bläser

Franz Schreker (1878-1934)Irrelohe, Oper in drei AktenSolistenChor und Extrachor des Theater BonnBeethoven Orchester BonnStefan Blunier, Ltg.MDG 937 1687-6 (3 Hybrid-SACDs)

Mit der Oper „Irrelohe“ von FranzSchreker präsentiert uns das BeethovenOrchester Bonn unter der Leitung vonStefan Blunier ein Schlüsselwerk der Mo-derne. Ein gewaltig mit sechs Schlagwer-kern auftrumpfendes Orchester schwelgtin Leidenschaft und ungebremster Dyna-mik. Unter sicherlich nicht einfachenRahmenbedingungen des Bonner Opern-hauses ist den Technikern von MDG einfaszinierender Live-Mitschnitt gelungen.

Schreker, der auch sein eigenerLibrettist ist, fand den Titel „im Halb-schlaf“ auf einer Bahnfahrt: Irreloheheißt eine verwunschene Station irgend-wo zwischen Dresden und Nürnberg, dieabsolut gar nichts mit der erfundenenGeschichte zu tun hat. Aber beschreibtIrrelohe nicht perfekt Zustand zwischenWahn und Feuerreigen, welcher derschier unglaublichen Geschichte zuGrunde liegt, von verrückten Grafen, un-säglicher Leidenschaft, Vergewaltigung,kirchlicher Hochzeit, Fluch, unbändigerLiebe und Brandstiftung?

Farbig und eruptiv sind dann auchdie Bühnenanweisungen, wenn etwa derBrautzug im 3. Akt mit Fernorchester,Chor, Orgelmusik und alles überragen-dem Glockengeläut sämtliche Registerder Dreidimensionalität des 2+2+2-Recordings zieht. Das ist überwältigend.Und die Musik entfaltet eine solche Sog-wirkung, dass einem die drei SACDs zukeinem Zeitpunkt dieser zu lang erschei-nen. Fazit: Ein viel zu selten gehörtes,aber hoch spannendes Werk in einer Wie-dergabe, zu der man das Bonner Publi-kum (und natürlich die Musiker) nurbeglückwünschen kann.

Operneinspielung des Jahres / 20. / 21. Jh.

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CLASS: aktuell

AUSGABE 2012 /3 17

E C H O K L A S S I K - G E W I N N E R 2 0 1 2

WhiteJoseph Haydn:Streichquartett op. 50, Nr. 5 „Der Traum“ Streichquartett op. 74, Nr. 3 „Reiterquartett“Anton Webern: Fünf Sätze für Streichquartett op. 5Amaryllis QuartettGenuin GEN 11218

Gerade einmal vier Jahre gibt es dasdeutsch-schweizerische, von Walter Levinausgebildete Amaryllis Quartett, und esbefindet sich bereits auf Erfolgskurs:Kürzlich erhielt das Quartett den hochdotierten Kammermusikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, im vergangenen Jahr ge-wann es kurz nacheinander zwei derwichtigsten internationalen Kammer-musik-Wettbewerbe.

Mit der Ausgrabung heute verges-sener Meisterwerke hat sich das nochjunge Streichquartett bereits einenNamen gemacht. So beginnt die neuesteEinspielung White, wohl ein Appell andie Klarheit und Transparenz der aus-gewählten Stücke, mit einem unbekann-teren Haydn „Der Traum“. Dessen ein-prägsame Thematik wird vom Quartettschwungvoll und dennoch fein nuan-ciert umgesetzt. Weberns aphoristischeFünf Sätze passen in ihrer Homogenitätund rhythmischen Prägnanz sowohl imAufbau wie in der Durchsichtigkeit derStücke gut zu Haydns klassischen Streich-quartett-Kompostionen. Das Quartettversteht es fesselnd, die gedankenklare,jugendliche Lebensfreude von HaydnsWerken um Weberns innige, atonaleBekenntnisse zu winden. Eine reizvolleZusammenstellung im kontrastreichenSpannungsfeld der Wiener Klassik und derNeuen Wiener Schule! Die exzellente Auf-nahmequalität dieser großartigen Ein-spielung macht diese CD zu einem Muss.

Kammermusik-Einspielungd. J. / 17.-18. Jh. / Streicher

Birth Of The Violin Rebekka Hartmann Solo Musica SM 151

Unter dem Titel „The Birth Of The Vio-lin“ stellt Rebekka Hartmann die Anfängeder Solo-Literatur ihres Instrumentes vorund unternimmt einen geigerischen Aus-flug in die Zeit vor Bach, aber auch zudessen weitgehend vergessenen Zeitgenos-sen. Zwischen Johann Paul von Westhoff(1656-1705), Johann Georg Pisendel(1687-1755) und Friedrich Wilhelm Rust(1739-1796) nimmt sich Heinrich IgnazFranz Biber (1644-1704), der Schöpferder „Rosenkranzsonaten“, fast wie einalter Bekannter aus. Die eingespieltenbarocken Werke deutscher, italienischerund französischer Komponisten sind bisauf wenige Ausnahmen Weltersteinspie-lungen. Rebekka Hartmann: „Dieses CD-Projekt war für mich eine der interessan-testen Aufgaben meines bisherigen Musi-kerlebens.“ Musikwissenschaftlich wurdedas Projekt vom Dirigenten und Violinis-ten Reinhard Goebel begleitet, der auchden Booklettext geschrieben hat.

Im Umgang mit den frühbarockenMeisterwerken beweist die Münchnerinnicht nur geigerische Delikatesse, sondernauch feines stilistisches Gespür. Dasunterstreicht auch ihr gezielter Einsatz desBarock-Bogens und zweier unterschiedli-cher Geigen: Auf ihrer Stradivari aus demJahr 1675 interpretiert Rebekka HartmannPisendels Sonate, Geminianis (1680-1762)„Etüde“ und die Partite von Friedrich Wil-helm Rust. Den obertonreichen, farbigenTon der Amati („The Rethi“) von 1669nutzt sie für die frühen Kompositionen vonWesthoff, Biber, Matteis (ca. 1650-1713),aber auch für Guillemains (1705-1770)„La Furstemberg“. So hebt RebekkaHartmann noch einmal die Eigenheitenund Unterschiede der in der Früh- undHochzeit des Barock entstandenen Vio-lin-Raritäten hervor.

Solistische Einspielung desJahres / 17.-18. Jh. / Violine

Wolfgang Amadeus Mozart: Quintett Es-Dur KV 452Ludwig van Beethoven: Quintett Es-Dur op. 16Sebastian Manz, Klarinette Ramón Ortega Quero, OboeDavid Fernández Alonso, HornMarc Trénel, FagottHerbert Schuch, KlavierIndésens INDE039

Es ist immer wieder ein Erlebnis, die„Geburt“ eines neuen Ensembles mitzu-erleben. Um den Pianisten Herbert Schuchhat sich eine besondere Gruppe junger,hochkarätiger Bläser zusammengefunden,welche allesamt erste Preisträger desInternationalen Musikwettbewerbes derARD in München sind. Das Ensemble fanderstmals im Januar 2011 zu einer Arbeits-phase zusammen, welche in zwei gefeiertenKonzerten, u. a im Herkulessaal München,und in der im Oktober 2011 vom franzö-sischen Label Indésens initiierten CD-Auf-nahme endete. Produzent Benoît d’Hau,der schon einige Aufnahmen mit demFagottisten Marc Trénel in Paris gemachthatte, wollte daraufhin mit diesem ausexquisiten Solisten bestehenden Ensemblezusammen arbeiten.

Quintette für Bläserund Klavier

Das Label Indésens hat seinenSchwerpunkt in Musik mit Bläsern. Esversteht sich als Forum für junge, hoch-talentierte Holz- und Blechbläser. Esmachte daher in diesem Kontext ganzbesonderen Sinn, diese solitären Meister-werke von Beethoven und Mozart, diebisher selten eingespielt wurden, mitjungen – aber schon renommiertenTopbläsern aufzunehmen. Die mit ganzbesonderer, nachhörbarer Freude dieseInterpretationen lieferten. HerbertSchuch, der eine besondere Affinität zuden Werken Beethovens und Mozartshat, ist dabei der ideale Klavierpartner.

Kammermusik-Einspielungd. J. / 17.-18. Jh. / Bläser

Johannes Brahms (1833-1897)Trio für Waldhorn, Violine und KlavierEs-Dur, op. 40György Ligeti (1923-2006)Trio für Violine, Horn und Klavier Charles Koechlin (1867-1950)Quatre petites pièces pour piano,violon et cor Münchner HorntrioFARAO classics B 108037

Brahms’ Horntrio op. 40, 1865 kom-poniert, gehört zu den wichtigsten Kam-mermusik-Werken seines Schaffens undwird vom Münchner Horntrio exakt soeingespielt, wie Brahms es damals hörenwollte: auf historischen Instrumenten ausder Zeit der Komposition!

Julian Riem spielt auf einem perfektrestaurierten Bechstein-Flügel von 1862,Johannes Dengler greift zu einem Nach-bau eines Halari-Naturhorns von 1803 undMarkus Wolf verfügt über eine Stradivariaus dem Jahre 1722.

Naturtöne und„romantische“ Gestik

Die Besonderheit des Naturhorns istseine ganz eigene, bei jedem Ton derSkala unterschiedliche Klangfärbung.Genau diese klanglichen Besonderheitenbenützend schrieb Brahms sein Werk, ge-gen dessen Aufführung mit einem moder-nen Ventilhorn er sich selbst zeitlebenswehrte. Bereits nach wenigen Takten wirddeutlich, wie besonders die originalenKlangfarben der „alten“ Instrumente mitder Komposition harmonieren.

Dass Brahms’ Horntrio kein Werk suigeneris blieb, ist vor allem Ligetis Beitragvon 1982 zu verdanken. Sein Werk ent-stand zu den Feierlichkeiten der StadtHamburg zum 150. Brahms-Jubiläum undist als Hommage à Brahms betitelt.

Die „Quatre petites pièces“ vonKoechlin ist ein zwar kurzes, aber imbesten Sinne romantisch-impressionis-tisch, hauchzartes Musikstück.

Kammermusik-Einspielungd. J. / 19. Jh. / Bläser

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18 AUSGABE 2012 /3

CLASS: aktuell

E C H O K L A S S I K - G E W I N N E R 2 0 1 2

Die kleine Meerjungfrau Musik Lera AuerbachChoreographie John NeumeierSan Francisco BalletSan Francisco Symphony Orchestra,Martin WestC-Major 708608

Es sind besonders die tragischen Lie-besgeschichten wie Andersens Märchenvon der kleinen Meerjungfrau, die immerwieder neue Inspirationen hervorbringen.Anlässlich des 200. Geburtstages des Däni-schen Dichters im Jahre 2005 schuf JohnNeumeier eine Choreographie zur Musikder russisch-amerikanischen KomponistinLera Auerbach. Andersens Märchen um dieSeejungfrau, die einen Prinzen vor demErtrinken rettet und sich unsterblich,aber unglücklich in ihn verliebt, wird indieser modernen, aber wunderbar berüh-renden Produktion zu einem prächtigenund unkonventionellen Gesamtkunstwerk.

In Neumeiers Version gibt er seiner, vonder zauberhaften Yuan Yuan Tan getanztenTitelfigur mit dem „Poeten“ AndersensAlter Ego an die Hand, der das tragischeGeschehen kommentiert und die Meer-jungfrau in ihrer Verzweiflung begleitet.

Die DVD, die 2010 bei der Amerika-Premiere des San Francisco Balletts imWar Memorial Opera House aufgezeichnetwurde, erlaubt es dem Zuschauer, diezahlreichen Kommunikationsformen derdifferenziert gestalteten Charaktere genau-estens mit zu verfolgen und so die breit-gefächerte Palette an künstlerischen Mög-lichkeiten und die zutiefst berührendeGeschichte in allen ihren Facetten zu ge-nießen. Weitere Einblicke eröffnet der30-minütige Bonus durch Interviews mitJohn Neumeier und Mitgliedern des Bal-letts. John Neumeier, der auch für Büh-nenbild, Kostüme und Licht verantwort-lich zeichnet, zeigt auch auf diesen Gebie-ten seine unverwechselbare Kreativitätund Geschmackssicherheit.

Musik-DVD-Produktion d. J. / Live-Aufnahme

Ludwig van Beethoven: Sonate f-Moll op. 57 Carl Czerny: La Ricordanza op. 33 Franz Schubert: Sonate D 958 Jin Ju, KlavierMDG 947 1698-6 (Hybrid-SACD)

Selten hat man eine so klare, unpräten-tiöse Virtuosin gehört, die mit enormemKlangsinn auch die verstecktesten musikali-schen Botschaften freizulegen und zu deu-ten weiß. Beethovens Appassionata fordertäußerste Virtuosität und musikalische Strin-genz geradezu heraus, Czernys Ricor-danza-Variationen geizen nicht mit raffi-niert platzierter, perlender Figuration undSchuberts c-Moll-Sonate schwelgt in sehrauf Kantabilität setzende Schreibweise.Dass diese Werke nahezu zeitgleich inner-halb von 20 Jahren entstanden, erhöhtden Reiz dieser Einspielung umso mehr.

Beethovens Klaviersonate op. 57 gehörtzu den bekanntesten Werken des Kompo-nisten und gilt als Inbegriff romantisch-solistischer Virtuosität. Eine Virtuositätaber, die nie vordergründig ins Extremgeführt wird, sondern völlig konsequentals Mittel des Ausdrucks, der Leidenschafteingesetzt ist. Kein Wunder, dass das sounglaublich energiegeladene Werk späterden Beinahmen „Appassionata“ nichtwiederablegen konnte.

Welch andere Welt entsteht nur wenigeJahre später in Schuberts c-Moll-Sonate,die in seinem Todesjahr 1828 entstand.

Wer mit dem Namen Czerny nur dieStrapazen der Übung eigener Fingerfertig-keiten im Klavierunterricht verbindet, solltesich einmal mit den Werken des brillantenPianisten beschäftigen. Allein die Raffinesse,mit der Czerny die fünfte Variation erst ineine virtuose Kadenz, dann in das furiosePresto münden lässt, überrascht. Wenn dasdann auch noch mit der augenzwinkerndenNonchalance so brillant wie hier im kolos-salen Steinway-Mehrkanal-Sound serviertwird, ist der Wunsch, die Wiederholungs-taste zu drücken, unmittelbar gegeben.

Solistische Einspielung d. Jahres / 19. Jh. / Klavier

W. A. Mozart (1756-1791)Sämtliche Clavierwerke Vol. 12Allegro KV 400 (372d) Fragment8 Variationen KV 352 (374c)Allegro molto KV 7, 1 u.a.Siegbert Rampe,Cembalo, Clavichord, Hammerklavierund TangentenflügelMDG 341 1312-2

Erstmals sind sämtliche ClavierwerkeMozarts in zeitgenössischem Klang ein-gespielt. Und immer wieder sind SiegbertRampe Überraschungen gelungen. Seitmehr als 200 Jahren gibt es die Clavier-fassung des Rondeau KV 382, doch nie-mals zuvor ist sie aufgenommen worden.Als Ersteinspielung auf historischen Ins-trumenten präsentiert Rampe überdies fünfMozart-Originale, die erst 2005 in eineroberösterreichischen Clavierhandschriftaus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun-derts aufgetaucht sind. Was für ein gran-dioses Finale dieser einzigartigen Edition!

So vielfältig wie die Musik sind diebei dieser Aufnahme eingesetzten Instru-mente. Da ist das mit Crescendo ausge-stattete Original-Cembalo von BurkatShudi aus dem Jahr 1771 zu hören, dasim Museum des Landes Glarus in derSchweiz gehütet wird. Da ist ein Hammer-klavier, das Rampe in der Arizona StateUniversity in Tempe aufgespürt hat. Erst-mals zu hören ist zudem ein Original-Tangentenflügel, der Ende des 18. Jahr-hunderts im nord- oder mitteldeutschenRaum gebaut wurde.

Mit Siegbert Rampe haben wir denseltenen Fall einer ausgeprägten Mehr-fachbegabung. Er ist nicht nur ein hochgeachteter Musikwissenschaftler, dereine Vielzahl von Noten und Büchernveröffentlicht hat, nein, er ist auch einfeuriger Interpret mit einem feinenGespür für die klanglichen Valeurs vonInstrumenten, dem musikalisch, musi-kantisch und technisch keine Grenzengesetzt zu sein scheinen.

Editorische Leistung des Jahres

American StringbookDavid Diamond: Rounds for String Orchestra (1944)Arthur Foote: Suite in E op. 63Samuel Barber: Serenade op. 1,Adagio op. 11William Schuman: Sinfonie Nr. 5do.gma chamber orchestraMikhail GurewitschAudiomax / Berthold Records 912 1717-6(Hybrid-SACD)

Samuel Barber wusste bereits mit sie-ben Jahren, dass er Komponist werdenwollte. Mit 19 war die Serenade Nr. 1fertig – ein Werk mit enormer stilisti-scher Vielfalt. Sein bekanntestes Stück„Adagio for Strings“ veröffentlichte Barber1936 ursprünglich als Teil eines Streich-quartetts.

Erst mit 20 entbrannte bei WilliamSchuman der Enthusiasmus für Musik.Nach einem Konzert mit Toscanini be-schloss er am nächsten Tag spontan,Komponist zu werden. Er hatte Glück,denn der einflussreiche Dirigent SergeKoussevitzky förderte den Hochbegabten,und er gab auch die „Symphony for Strings“in Auftrag. David Diamond prägte in derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dasamerikanische Musikleben. Sein bekann-testes Stück „Rounds for String Orchestra“hatte er schon 1944 geschrieben. Dendrei Sätzen legte er „Rounds“ zugrunde,die im England des 16. Jahrhunderts sobeliebten Kanon-Formen. Einflüsse desJazz und zeitgenössischer Folksongssind ebenfalls zu erkennen.

Das junge do.gma chamber orchestrawird geleitet von Mikhail Gurewitschund beweist mit dem Album „AmericanStringbook“ seine hohe Klangkulturgemixt mit ungebremster Spielfreude.Noch dazu kommt die Aufnahme imbesten 3-D-Sound des 2+2+2 Recor-ding daher in einer klanglichen Frische,die schlicht begeistert.

Surround-Einspielung des Jahres

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AUSGABE 2012/3 19

F ür den Klassik- und Jazz-Hörer, der an qua-lifizierten und anspruchsvollen Informa-tionen interessiert ist, gibt es im Web ein

neues Forum. Auf dem Portal PressezentrumMusik stellen Musiker und Musikschaffende ihreneuesten Projekte vor. Sie sprechen in Interviews,Podcasts, Videos und Web-TV-Sendungen überihre CD-Einspielungen und ihre künstlerischenIdeen. Die hier veröffentlichten Informationendienen der Presse als Quelle für Recherche undBerichterstattung.

Was ist das Pressezentrum Musik?Das Pressezentrum Musik ist die erste Promo-tion-Plattform für die spezifischen Bedürfnissedes Klassik- und Jazz-Marktes. Hier stellen sichPlattenfirmen, Verlage, Institutionen aber aucheinzelne Ensembles und Solisten der deutsch-sprachigen Fachpresse mit professionellenPresseinformationen vor.

Wie funktioniert das Pressezentrum Musik? Das Herzstück des Portals ist der exklusive Pres-seraum, in dem Pressematerialien wie Infor-mationen über CD-, Buch- oder DVD-Veröffent-lichungen, Festivals, Events oder Tourneenmehrere Wochen vor den offiziellen Terminenvorgestellt werden. So haben Redaktionen undJournalisten ausreichend Zeit ihre Sendungenoder Rezensionsstrecken zu planen. Nach den

offiziellen Terminen sind die Informationenfür das interessierte Publikum sichtbar.

Wer kann sich im Pressezentrum Musikpräsentieren?Eine Mitgliedschaft im Pressezentrum Musikeignet sich sowohl für einzelne Solisten undEnsembles, um ihre Medienkommunikation zuprofessionalisieren als auch für Plattenfirmen,Verlage, Institutionen, Festivals, Veranstalterund Agenturen, die ihre Pressearbeit verstärkenwollen. Insbesondere die Independent Labelskönnen vom Pressezentrum Musik profitieren,um junge Künstler und interessante Projektemit Hintergrundinformationen den Medien unddem Publikum vorzustellen.

Wie kann eine Präsentation konkret aussehen?Die Präsentationsformen sind vielfältig, dankdes modularen Aufbaus der Leistungspakete.Hinweise in der Themenvorschau, Veröffent-lichung von Pressemitteilungen oder CD-An-kündigungen sind ebenso möglich wie aufwen-dige Vorstellungen in digitalen Pressemappen,PR-Interviews, Podcasts, Videos bis hin zuWeb-TV-Sendungen.

CLASS: aktuell

Virginia Tutila www.pressezentrum-musik.de

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Für Liebhaber und Profis Ein Gespräch mit Virginia Tutila, der Gründerin des Pressezentrums Musik

Richard Wagner Der Ring des NibelungenHeidemann, Müller, Patterson,Sritheran, Haller, Ammann,Quinn, Decker, Yang, Pickering,Teem u.v.a.Chor und Extrachor des Theater LübeckPhilharmonisches Orchester der Hansestadt LübeckRoman Brogli-SacherRegie: Anthony PilavachiMusicaphon M56929 (7 DVDs)

Im Rahmen des Projekts „Wagner

trifft Mann“ entstand zwischen 2007 und

2010 ein neuer „Ring“ am Theater

Lübeck, der Publikum wie Kritik zuneh-

mend begeisterte und verblüffte. Ohne

Übertreibung kann man feststellen, dass

dies eine der wichtigsten, erfolgreichsten

und besten „Ring“-Produktionen der

letzten Jahre ist. Unter der Regie von

Anthony Pilavachi entstand eine ent-

schlackte, streckenweise an ein Kammer-

spiel erinnernde Erzählung. Erzählt von

einem Sängerteam, das den Vergleich mit

Bayreuth nicht zu scheuen hat. Wobei

immer wieder verblüffende Parallelen

der Geisteswelten von Thomas Mann

und Richard Wagner deutlich werden.

Auf Musicaphon liegt diese Produk-

tion auf sieben DVDs vor, aufgenommen

im Bild von Favo-Film unter der Bild-

regie von Marcus Richardt und im

Ton von Ingo Schmidt-Lucas (Cybele AV-

Studios) im Mehrkanalformat.

Diese Edition wurde 2011 bereits mit

dem „Preis der Deutschen Schallplatten-

kritik“ ausgezeichnet.

Musik-DVD-Produktion des Jahres / Oper

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NEUHEITEN MIT GROSSARTIGEN KÜNSTLERN

HYPERION

PENTATONE CLASSICS

NEUHEITEN HYPERION

ALINA IBRAGIMAOVA ANNE SCHWANEWILMS

NEUHEITEN SEPTEMBER OKTOBER NEUHEITEN - ERHÄLTLICH AB MITTE OKTOBERARABELLA STEINBACHER

MAHLER-ZYKLUS

CHANNEL CLASSICS ZUM 60.STEN GEBURTSTAG

DEBÜT-ALBUMWISPELWEY 50!

TRISTAN IN VORZÜGLICHER BESETZUNG

VOL.13 DER ERFOLGREICHEN SERIE

DAS GESAMTE KLAVIERWERK VON BOULEZ

ETCETERA RECORDS

C O D A E X D E U T S C H L A N DLandsberger Strasse 492, 81241 München +49 (0) 89 82 00 02 34http://blog.codaex.de

www.facebook.com/codaex.deutschland

SERGEI PROKOFIEV Violin Conertos Nos. 1 & 2

Solo Sonata Arabella Steinbacher

Russian National Orchestra Vasily Petrenko

PENTATONE • PTC 5186395 • 1SACD

WILLIAM BYRDThe Great ServiceThe Cardinall’s MusickHyperion • CDA 67937 • 1 CD

GUSTAV MAHLERSinfonien Nr. 1-10 / Totenfeier / Das Lied von der Erde / u.a.Harding / Jansons / Fischer / Maazel / Boulez / Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra / u.a.RCO Live • RCO 12101 • 10 DVDsRCO Live • RCO 12102 • 10 BLURAY DISCs

JAN DISMAS ZELENKAMagni� cat in C-Dur ZWV 107 Missa Nativitatis Domini in D-Dur ZWV 8 / u.a.Sojková / Cukrová /Kral /Stryncl / Musica FloreaSupraphon • SU 4111 • 1 CD

PIERRE BOULEZPierre Boulez und das KlavierPierre Boulez / Mirjam Wiesemann Dimitri VassilakisCybele • CYBKIG 004 • 3 SACDS

FRANZ LISZTKlavierkonzerte Nr. 1 & 2/Hungarian FantasyNareh Arghamanyan / RSO BerlinPentaTone • PTC 5186397 • 1 SACD

ROBERT SCHUMANNKlavierkonzert in a-Mollunten angegebenAngela Hewitt / Hannu Lintu DSO BerlinHyperion • CDA 67885 • 1 CD

ROBERT SCHUMANNThe Romantic Violin Concerto Vol.13Marwood / Douglas Boyd / BBC SSOHyperion • CDA 67847 • 1 CD

ALPHONS DIEPENBROCK150th Anniversary BoxPregardien / Chailly Gronostay / Haitink Niederländischer KammerchorEtcetera • KTC 1435 • 8 CDs + DVD

GUSTAV MAHLERSinfonie Nr. 1Ivan FischerBudapest Festival OrchestraChannel Classics CCS 33112 • 1 SACD

GUSTAV MAHLERLieder aus “Des Knaben Wunderhorn”Wolfgang Holzmair / Charles SpencerOnyx • ONYX 4100 • 1 CD

LISZT/MAHLERLiederAnne Schwanewilms / Charles SpencerOnyx • ONYX 4103 • 1 CD

FELIX MENDELSSOHNDie ViolinkonzerteAlina IbragimaovaHyperion • CDA 67795 • 1 CD

JAN DISMAS ZELENKASonatenMonica Huggett / Ensemble MarsyasLinn • CKD 415 • 1 SACD

OTTORINO RESPIGHIViolinsonaten / Cinque Pezzi / u.a.Tanja Becker-Bender / Peter NagyHyperion • CDA 67930 • 1 CD

RICHARDWAGNERTristan und IsoldeStemme / Gould / Reuter / Janowski / RSO BerlinPentaTone • PTC 5186404 • 4 SACDS

ARCANGELO CORELLIConcerti Grossi op. 6Avison EnsembleLinn • CKD 411 • 2 SACDS

JAN DISMAS ZELENKAMelodrama de Sancto WenceslaoStryncl / Musica Florea / Musica Aeterna / Ensemble PhilidorSupraphon • SU 4113 • 2 CDs

FRANZ LISZTSämtliche Lieder Vol. 2Angelika Kirchschlager / Julius DrakeHyperion • CDA 67934 • 1 CD

JOHANNES BRAHMSThe Songs of Brahms Vol.4Robert Holl / Graham JohnsonHyperion • CDJ 33124 • 1 CD

JOHANN SEBASTIAN BACHCembalokonzerteMatthew HallsRetrospect EnsembleLinn Records • CKD 410 • 1 SACD

JEAN MOUTONMissa Dictes moy toutes voz penséesThe Tallis ScholarsGimell • GIM 0047 • 1 CD

ENGELBERT HUMPERDINCKHänsel und Gretel (GA in deutscher Sprache)Coote / Teuscher / Vilsmaier / Ticciati / LPO / u.a.Glyndebourne • GFO 01510 • 2 CDs

CLAUDE DEBUSSYChildren’s Corner / Suite bergamasque /Deux Arabesques u.a.Angela HewittHyperion • CDA 67898 • 1 CD

© Ji

ri Hro

nik

WISPELWEY 50!

JOHANN SEBASTIAN BACHSuiten für Violoncello Solo & DokumetationPieter WispelweyEPR-Classic • EPRC 012 • 2 CDS & 1 DVD

Diese beeindruckende Box mit 11 DVDs (oder Blu Ray Discs) ist das Ergebnis des Mahler-Zyklus`, den das Royal Concertgebouw Orchestra in den Mahler Jahren 2010 & 2011 zur Au¡ ührung brachte. Unter der Leitung von nicht weniger als acht verschiedenen Weltklasse-Dirigenten ein wahres Denkmal.

Für diese Aufnahme ließ sich Pieter Wispelwey von den Gedanken der Bachforscher Laurence Dreyfus und John Butt inspirieren. Er spielt in einer viel niedrigeren Stimmung als üblich. In Kombination mit den Darmsaiten und seinem (kurzen) Bogen produziert er einen außergewöhnlich voluminösen Klang. Neben der Doppel-CD enthält die Box eine Bonus-DVD mit dem Dokumentar© lm „392“.

Diepenbrock – der umfangreichste Überblick über das Werk dieses Komponisten, der eine Inspiration für Strauss und Mahler und Er© nder des Orchesterlieds war.

Ivan Fischer, der neue Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, präsentiert eine frische und glasklar geschli¡ ene Interpretation von Mahlers Sinfonie Nr. 1.

Arabella Steinbacher & Vasily Petrenko – ein Märchen wird wahr!

Page 21: CLASS: aktuell 2012 / Nr. 3

NEUHEITEN MIT GROSSARTIGEN KÜNSTLERN

HYPERION

PENTATONE CLASSICS

NEUHEITEN HYPERION

ALINA IBRAGIMAOVA ANNE SCHWANEWILMS

NEUHEITEN SEPTEMBER OKTOBER NEUHEITEN - ERHÄLTLICH AB MITTE OKTOBERARABELLA STEINBACHER

MAHLER-ZYKLUS

CHANNEL CLASSICS ZUM 60.STEN GEBURTSTAG

DEBÜT-ALBUMWISPELWEY 50!

TRISTAN IN VORZÜGLICHER BESETZUNG

VOL.13 DER ERFOLGREICHEN SERIE

DAS GESAMTE KLAVIERWERK VON BOULEZ

ETCETERA RECORDS

C O D A E X D E U T S C H L A N DLandsberger Strasse 492, 81241 München +49 (0) 89 82 00 02 34http://blog.codaex.de

www.facebook.com/codaex.deutschland

SERGEI PROKOFIEV Violin Conertos Nos. 1 & 2

Solo Sonata Arabella Steinbacher

Russian National Orchestra Vasily Petrenko

PENTATONE • PTC 5186395 • 1SACD

WILLIAM BYRDThe Great ServiceThe Cardinall’s MusickHyperion • CDA 67937 • 1 CD

GUSTAV MAHLERSinfonien Nr. 1-10 / Totenfeier / Das Lied von der Erde / u.a.Harding / Jansons / Fischer / Maazel / Boulez / Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra / u.a.RCO Live • RCO 12101 • 10 DVDsRCO Live • RCO 12102 • 10 BLURAY DISCs

JAN DISMAS ZELENKAMagni� cat in C-Dur ZWV 107 Missa Nativitatis Domini in D-Dur ZWV 8 / u.a.Sojková / Cukrová /Kral /Stryncl / Musica FloreaSupraphon • SU 4111 • 1 CD

PIERRE BOULEZPierre Boulez und das KlavierPierre Boulez / Mirjam Wiesemann Dimitri VassilakisCybele • CYBKIG 004 • 3 SACDS

FRANZ LISZTKlavierkonzerte Nr. 1 & 2/Hungarian FantasyNareh Arghamanyan / RSO BerlinPentaTone • PTC 5186397 • 1 SACD

ROBERT SCHUMANNKlavierkonzert in a-Mollunten angegebenAngela Hewitt / Hannu Lintu DSO BerlinHyperion • CDA 67885 • 1 CD

ROBERT SCHUMANNThe Romantic Violin Concerto Vol.13Marwood / Douglas Boyd / BBC SSOHyperion • CDA 67847 • 1 CD

ALPHONS DIEPENBROCK150th Anniversary BoxPregardien / Chailly Gronostay / Haitink Niederländischer KammerchorEtcetera • KTC 1435 • 8 CDs + DVD

GUSTAV MAHLERSinfonie Nr. 1Ivan FischerBudapest Festival OrchestraChannel Classics CCS 33112 • 1 SACD

GUSTAV MAHLERLieder aus “Des Knaben Wunderhorn”Wolfgang Holzmair / Charles SpencerOnyx • ONYX 4100 • 1 CD

LISZT/MAHLERLiederAnne Schwanewilms / Charles SpencerOnyx • ONYX 4103 • 1 CD

FELIX MENDELSSOHNDie ViolinkonzerteAlina IbragimaovaHyperion • CDA 67795 • 1 CD

JAN DISMAS ZELENKASonatenMonica Huggett / Ensemble MarsyasLinn • CKD 415 • 1 SACD

OTTORINO RESPIGHIViolinsonaten / Cinque Pezzi / u.a.Tanja Becker-Bender / Peter NagyHyperion • CDA 67930 • 1 CD

RICHARDWAGNERTristan und IsoldeStemme / Gould / Reuter / Janowski / RSO BerlinPentaTone • PTC 5186404 • 4 SACDS

ARCANGELO CORELLIConcerti Grossi op. 6Avison EnsembleLinn • CKD 411 • 2 SACDS

JAN DISMAS ZELENKAMelodrama de Sancto WenceslaoStryncl / Musica Florea / Musica Aeterna / Ensemble PhilidorSupraphon • SU 4113 • 2 CDs

FRANZ LISZTSämtliche Lieder Vol. 2Angelika Kirchschlager / Julius DrakeHyperion • CDA 67934 • 1 CD

JOHANNES BRAHMSThe Songs of Brahms Vol.4Robert Holl / Graham JohnsonHyperion • CDJ 33124 • 1 CD

JOHANN SEBASTIAN BACHCembalokonzerteMatthew HallsRetrospect EnsembleLinn Records • CKD 410 • 1 SACD

JEAN MOUTONMissa Dictes moy toutes voz penséesThe Tallis ScholarsGimell • GIM 0047 • 1 CD

ENGELBERT HUMPERDINCKHänsel und Gretel (GA in deutscher Sprache)Coote / Teuscher / Vilsmaier / Ticciati / LPO / u.a.Glyndebourne • GFO 01510 • 2 CDs

CLAUDE DEBUSSYChildren’s Corner / Suite bergamasque /Deux Arabesques u.a.Angela HewittHyperion • CDA 67898 • 1 CD

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WISPELWEY 50!

JOHANN SEBASTIAN BACHSuiten für Violoncello Solo & DokumetationPieter WispelweyEPR-Classic • EPRC 012 • 2 CDS & 1 DVD

Diese beeindruckende Box mit 11 DVDs (oder Blu Ray Discs) ist das Ergebnis des Mahler-Zyklus`, den das Royal Concertgebouw Orchestra in den Mahler Jahren 2010 & 2011 zur Au¡ ührung brachte. Unter der Leitung von nicht weniger als acht verschiedenen Weltklasse-Dirigenten ein wahres Denkmal.

Für diese Aufnahme ließ sich Pieter Wispelwey von den Gedanken der Bachforscher Laurence Dreyfus und John Butt inspirieren. Er spielt in einer viel niedrigeren Stimmung als üblich. In Kombination mit den Darmsaiten und seinem (kurzen) Bogen produziert er einen außergewöhnlich voluminösen Klang. Neben der Doppel-CD enthält die Box eine Bonus-DVD mit dem Dokumentar© lm „392“.

Diepenbrock – der umfangreichste Überblick über das Werk dieses Komponisten, der eine Inspiration für Strauss und Mahler und Er© nder des Orchesterlieds war.

Ivan Fischer, der neue Chefdirigent des Konzerthausorchesters Berlin, präsentiert eine frische und glasklar geschli¡ ene Interpretation von Mahlers Sinfonie Nr. 1.

Arabella Steinbacher & Vasily Petrenko – ein Märchen wird wahr!

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22 AUSGABE 2012/ 3

Weimarer Transkriptionen Cembalo- und Orgelbearbeitungen von Johann Sebastian Bach und Johann Gottfried Walther und ihreoriginalen VorlagenLudger Rémy, Sebastian KnebelWeimarer Barock-Ensemble Simon Standage, Guido Titze Thorofon CTH 2371

Johann Sebastian Bach Brandenburgische Konzertebearb. für Klavier zu 4 Händen von Max RegerKlavierduo Trenkner – SpeidelMDG 330 0635-2 (2CDs)

Nehmen wir doch mal an, Sie hätten vor rund200 Jahren gelebt. Wie hätten Sie damalsIhrer Musikbegeisterung nachgehen kön-nen? Gut, es gab schon öffentliche Konzerte,

und Sie hätten auch die Oper sicher gern und vielbesucht. Aber Musik als jederzeit verfügbare und(fast) umsonst zu habende Dauerbeschallung? Nochunbekannte Werke kennenlernen? Gar kein Gedanke.Sofern Sie nicht über einen Palast und die finanziellenMittel zur Unterhaltung eines eigenen Orchesters ver-fügten, blieb nur: Wer Musik hören will, muss Musikselber machen. Kein Problem, werden Sie sagen,wenn es z.B. um Klaviermusik geht, kann man sich ja

daran versuchen, soweit die Finger tragen, und manbekommt ja vielleicht auch noch ein Streichtriozusammen – aber was bitteschön ist mit großbesetz-ten Orchesterwerken? Konzerten oder Sinfonien?

Seit Johann Sebastian Bach beantworteten Kom-ponisten und musikalische Praktiker diese Frage mitder Transkription. Bach eignete sich viele Konzerteinsbesondere seiner italienischen und französischenZeitgenossen an, indem er sie für die Orgel oder dasKlavier transkribierte. Er tat das noch vor allem fürsich selbst, um auf diese Weise fremde Stile zu stu-dieren. Spätere Generationen kamen schnell darauf,dass dies auch ein lohnendes Geschäftsmodell ist. So

Johann Sebastian Bach / Robert Schumann6 Sonaten für die Violine mit hinzugefügter Begleitung des PianoforteBenjamin Schmid, ViolineLisa Smirnova, KlavierMDG 333 0614-2 (2CDs)

Johann Sebastian Bach Violinsonaten BWV 1001, 1003, 1005Maximilian Mangold, GitarreMusicaphon M56925

Wolfgang A. MozartDon Giovanni KV 527Harmoniemusik von Josef TriebenseeOpera SenzaMDG 903 1464-6 (SACD)

CLASS: aktuell

Johann Sebastian Bach und sein Vetter Johann Gottfried Walther

verfassten viele Transkriptionen unter anderem von italienischen und

französischen Zeitgenossen

Ham’ses auch ’ne Nummer kleiner? Vom Original zur Bearbeitung

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AUSGABE 2012/ 3 23

mancher Verleger hat im 19. Jahrhundert gutdaran verdient, Klavierauszüge beliebter Opernzu drucken – das bildungsbeflissene Bürgertumriss sie ihm aus den Händen.

Heute hat zwar der Klavierauszug, die Fassung für zwei Klaviere oder die Reduktioneines Orchestersatzes auf das Klaviertrio unterdiesem Gesichtspunkt seine Schuldigkeit getan.Und doch faszinieren diese Transkriptionen bisheute, die im Idealfall ja viel mehr sind als nurReduktionen.

Einen höchst aufschlussreichen Vergleichzwischen den originalen Werken Dritter und ihrerBearbeitung durch Johann Sebastian Bach undseinen Vetter Johann Gottfried Walther liefern dasWeimarer Barockensemble und Simon Standage(Violine), Ludger Rémy (Cembalo) und SebastianKnebel (Orgel) auf der Thorofon-Produktion„Weimarer Transkriptionen“ (CTH 2371).

Auch Bachs eigene Werke wurden natürlichgern transkribiert, vor allem von einem: MaxReger. Nicht weniger als 160 (!) Bach-Werkebearbeitete er im Laufe seines recht kurzen,aber sinnenfreudigen Lebens, vor allem für Klavier vierhändig. Kein Wunder, denn Regerfasste die Arbeit an den Werken des großen Vorbildes als Erholung von eigener Komposi-tionsarbeit auf... Sein Arzt hatte ihm nämlichKomponierverbot erteilt!

Die stürmische Anlage der Toccata d-Molloder der heroisch-edle Grundzug der c-Moll-Passacaglia findet in den Reger-Bearbeitungenberauschenden Niederschlag: kraftvoll akkordi-sche Klangballungen, brillantes Figurenwerk,mächtige Doppel-Oktavläufe und eine bis inNuancen differenzierte Dynamik lassen quasineue, spätromantische Kompositionen von faszi-nierender Gefühlstiefe entstehen.

Und mit den Arrangements der sechs Bach-schen Brandenburgischen Konzerte aus der Federvon Max Reger erfahren wir aus erster Hand,

aus welchem Blickwinkel das späte 19. Jahrhun-dert den großen Barockkomponisten beurteilte:Die Ersteinspielungen auf einer CD des LabelsMDG (MDG 330 1006-2) legt die Hauptwurzelnder Bachpflege unseres Jahrhunderts frei.

Das Klavierduo Trenkner Speidel setzt dieseZeitzeichen im Glanz des ehrwürdigen SteinwayBaujahr 1901 „Manfred Bürki“, der den hoch-barocken Kompositionen im Sinne des Bearbei-ters eine romantisch warme Klangfarbe verleiht,ohne den barocken Drive vermissen zu lassen.

Nicht immer allerdings geht und ging es beiTranskriptionen um Reduktionen großer Beset-zungen auf das im häuslichen Kreis Machbare.Oft genug ging es auch um eine neue Sichtweiseauf ein Werk vergangener Zeit.

Schon Mendelssohn hatte sich um eine„Vermittlung“ zwischen der Musik des Hochba-rock und dem Geschmack seiner Zeit eingesetztund die berühmte Chaconne aus Bachs Partita IImit einer zusätzlichen Klavierbegleitung versehen.Zeitgenossen berichteten, er habe so „wundervollakkompagniert, daß der alte ewige Kantor seineHände selbst mit im Spiele zu haben schien“.

Auch Robert Schumann ging mit außer-ordentlich hoher Achtung an die Bearbeitungder Bach’schen Sonaten für Violine solo, wie sie in der Interpretation durch BenjaminSchmid (Violine) und Lisa Smirnova (Klavier)auf MDG 333 0614-2 zu hören sind: Er beließdie Violinstimme unangetastet, aber gestaltetedie Klavierbegleitung mit einem eigenen künst-lerischen Willen. Diese Aufnahme wirft ein fas-

CLASS: aktuell

Vertriebe:Deutschland: note 1 music gmbh, 06221/720351,[email protected]Österreich: Lotus Records, 06272/73175,[email protected]: Tudor, 044/4052646,[email protected]

Fordern Sie bitte unseren Katalog an!WERGO, Weihergarten 5, 55116 Mainz, Germany,[email protected]

www.wergo.de

studio reihe – jetzt auf CDMit der „studio reihe neuer musik“ schufWERGO bereits in den 1960er Jahren eineKennmarke der avancierten zeitgenössischenMusik. Einige dieser bedeutenden Einspielungensind nun erstmals auf CD zu hören: Highlightsder Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts inmaßstabsetzenden Einspielungen bedeutenderInterpretInnen und audiophiler Klangqualität.

Karlheinz StockhausenZyklus für einen Schlagzeuger in zweiFassungen / Klavierstück XChristoph Caskel, Max Neuhaus: Schlagzeug /Frederic Rzewski: Klavier

Weitere Veröffentlichungen dieser Reihe sind in Vorbereitung.

Christian WolffFor Piano I / For Pianist / BurdocksDavid Tudor, Frederic Rzewski, David Behrman,Gordon Mumma, John Nash, Christian Wolff:Klavier

Bernd Alois ZimmermannConcerto pour violoncelle et orchestre enforme de ‚Pas de trois‘ / Photoptosis – Préludefür großes Orchester / Tratto IISinfonieorchester des Südwestfunks, Baden-Baden / Siegfried Palm: Violoncello / ErnestBour: Leitung / Radio-Symphonie-OrchesterBerlin / Hans Zender: Leitung

WER67762(CD)

WER67772(CD)

WER67722(CD)

Max Reger

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24 AUSGABE 2012/ 3

CLASS: aktuell

zinierendes Licht auf die Geschichte der Bachrezep-tion im 19. Jahrhundert.

Das Publikum, unbedarft in Sachen Bach, erhieltmit der von Robert Schumann komponierten „Be-gleitung des Pianoforte“ eine wesentliche Hilfe zumVerständnis der Bachwerke: die Orientierung an derharmonischen Fortschreitung, die in der Solostimmefür den Laien oft versteckt erscheint. Gleichzeitigerreichte Schumann eine Anreicherung der Farben,die dem klanglich verwöhnten Hörer der Romantiksehr willkommen schien.

Eine solche Übersetzung ist heute (hoffentlich)nicht mehr notwendig. Und da wir wissen, dass Bachselbst gern auch eigene Werke instrumental neu undanders umsetzte, würde er sicher gegen einen Vortragseiner Werke für Violine solo durch einen Gitarristennichts einzuwenden gehabt haben. Die Gitarre in ihrerheutigen Form gab es zu Bachs Zeit noch nicht. DieSonaten und Partiten für Violine Solo eignen sich

jedoch für eine Ausführung auf der Gitarre viel besserals die so genannten Lautensuiten. Ein Werk für einInstrument mit vier Saiten wie die Violine ist auf diesechssaitige Gitarre viel einfacher zu übertragen alsOriginalwerke für die 13-chörige Barocklaute.Während bei Bachs Lautenwerken zahlreiche Oktavie-rungen der tiefen Basstöne vorgenommen und nichtselten auch Töne weggelassen werden müssen, kannder Notentext der Solowerke für Violine ohne Ein-schränkungen auf der Gitarre ausgeführt werden.

Zudem erlauben es die instrumentalen Möglich-keiten der Gitarre, gerade in den schnellen Schluss-sätzen, die latente Polyphonie durch Weiterklingeneinzelner Stimmen hörbar werden zu lassen. Diesdemonstriert Maximilian Mangold auf MusicaphonM56925 eindrucksvoll.

Was tat man in adligen Kreisen, wenn man ge-meinsam speiste oder den Nachmittagskaffee im Gar-ten nahm? Man hörte natürlich Musik dazu, oft genuggerade in letzterem Fall gespielt durch ein kleines örtlich mobiles und Frischluft geeignetes Bläser-ensemble, „Harmonie“ genannt. Vor diesem Hinter-grund schuf Josef Triebensee bereits Ende des 18. Jahr-hunderts ein „Best of“ aus Mozarts beliebter Oper„Don Giovanni“ für Bläseroktett mit Kontrabass. DonGiovanni selbst lässt sich im Finale des zweiten Aktesbei einer einsamen Mahlzeit durch Tafelmusik unter-halten, die aus einem Potpourri bekannter Opernarienbesteht. Vielleicht hat Mozart mit diesem Theater-Trick also selbst den Anstoß zur Bearbeitung seinesWerkes durch Triebensee gegeben. 1789 finden sichbereits Anzeigen in der „Musikalischen Real-Zeitung“,die erste Aufführungen durch ein Bläseroktett be-zeugen. Mozart konnte die schnelle Nutzung seinesWerkes recht sein: Als „Harmoniemusik“ fand seinDon Giovanni weitreichende Verbreitung. Eine neueEinspielung durch das Ensemble Opera Senza stelltunter Beweis, welchen auch musikalischen hohen Wertdiese Form der Mozart-Oper hat (MDG 903 1464-6).

Joseph HaydnSymphonien Nr. 93, 94 und 97bearb. für Flöte, Streicher undB. c. von Johann Peter SalomonCamerata des 18. JahrhundertsMDG 311 0716-2

Ludwig v. BeethovenEroica op. 55 (arr. für Klavierquartettvon Ferdinand Ries)Klavierquartett Es-Dur op. 16Mozart Piano QuartetMDG 643 1454-2

Ludwig v. Beethoven Klavierkonzerte Nr. 3 und 4 in KammermusikfassungHeidrun Holtmann, KlavierConcertino MünchenMusicaphon M56849

Wolfgang A. Mozartin Bearbeitungen seiner ZeitHeike Nicodemus, TraversflöteMaximilian Mangold, historische GitarreMusicaphon M56883

Franz Xaver SüßmayrDer Spiegel von Arkadien(Harmoniemusik)Consortium ClassicumMDG 301 1380-2

Wolfgang Amadeus Mozart

Mozart erläutert Süßmayr die Vollendung des Requiems

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Josef Triebensee

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CLASS: aktuell

Ludwig v. Beethoven Klavierkonzerte Nr. 1 und 2 Fassungen für Klavier und StreichquintettFumiko Shiraga, KlavierThe Bremen String SoloistsBIS-CD-1177

Die Harmoniemusik war aber nicht nur in adli-gen Kreisen beliebt. Auch in bürgerlichen Kreisenschätzte man die musikalische Unterhaltung durch dieBläserensembles. Und die spielten natürlich gern ak-tuelle Hits. So kam es, dass Franz Xaver Süßmayrs Oper„Der Spiegel von Arkadien“ sehr schnell bearbeitetwurde. Die Arrangeure stürzten sich auf das eingän-gige Werk, um mit Einrichtungen für alle denkbarenInstrumente gutes Geld zu verdienen. Andere Kompo-nisten brachten in guter Trittbrettfahrer-Mentalitäteinige „Handgelenksübungen“ als Einlagestücke inden zahlreichen Aufführungen unter – darunter auchJohann Nepomuk Hummel, der einer Aufnahme derHarmoniemusik durch das Consortium Classicum aufMDG 301 1380-2 herrliche Bläsersätze bescherte.

Süßmayrs Werk erlebte nach seiner Uraufführung1794 in Wien schnell weitere Aufführungen in Prag,Weimar, München, Salzburg, Paris und anderengroßen Musikzentren Europas. Auf dem Höhepunktdes Spiegel von Arkadien wagten es nicht wenigeFachleute, Süßmayrs Komposition an Mozarts Zauber-flöte und Don Giovanni zu messen.

Kein Wunder, dass die Oper mithilfe der unge-zählten Blaskapellen in den Heurigen Wiens und denfürstlichen Gärten bald schon in zahlreichen Gassen-hauern durch die Lande zog: Ganz Mitteleuropa sang„Die Milch ist gesünder“ – auf die Melodie von „ImMärzen der Bauer“...

Aber auch für andere Besetzungen waren dieWerke Mozarts und seiner Zeitgenossen attraktiv.Heike Nikodemus (Traversflöte) und MaximilianMangold (historische Gitarre) stellen auf MusicaphonM56883 eine ganze Reihe von Bearbeitungen derHighlights nicht nur aus Mozarts „Don Giovanni“,sondern auch aus der „Zauberflöte“ und aus diversenKammermusikwerken durch Zeitgenossen vor – unddie bearbeiteten natürlich vorwiegend bereits Popu-läres, woraus man Rückschlüsse auf die Beliebtheitbestimmter Werke zu ihrer Zeit ziehen kann.

Vielfach stößt man auf Bearbeitungen, die einbezeichnendes Licht auf die vor allem private Musik-kultur eines Landes und einer Epoche werfen. So gehtes z.B. mit den Bearbeitungen von beliebten Sym-phonien Haydns durch seinen Londoner FördererJohann Peter Salomon, der diese Werke für Flöten-quartett umsetzte, um den Londoner Salons „Futter“zu liefern: Londons wohlsituierte Damen wetteifertenEnde des 18. Jahrhunderts – zum Leidwesen ihrerEhegatten – in der Veranstaltung von Hauskonzerten;kein Tag verging, an dem nicht irgendeine Lady sichim Kreise ihrer Freundinnen Spitzenmusiker zu Höchst-gagen kommen ließ – eine Tatsache, die Haydn („Dawerden die Weiber aufspringen!“) zur Kompositiondes berüchtigten Paukenschlages bewegt haben soll.

Joseph Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ist seither nicht gerade selten aufgeführt worden;unzählige moderne Orchester boten alle Kraft auf, mitdem berühmten Schlag auf die Pauke die nach obenoffene Richterskala herauszufordern. Mit KonradHünteler und der Camerata des 18. Jahrhundertserhalten die Londoner Sinfonien die Noblesse zurück,die sie verdienen! (MDG 311 0716-2).

Nicht alle Komponisten waren von der um sichgreifenden „Transkriptionitis“ so begeistert. Beethovenz.B. hat darunter sehr gelitten, ja, der große Meistersah sich sogar gezwungen, durch eine kostenpflich-tige Anzeige in der Leipziger Allgemeinen Musikali-schen Zeitschrift öffentlich kund zu tun, dass zwei ihmzugeschriebene Werke aus jüngster Zeit „nicht Origi-nal-Quintette, sondern nur Übersetzungen sind, wel-

Felix Mendelssohn BartholdyKlavierkonzerte op. 25 und op. 40 arrangiert von Cord Garben Fumiko Shiraga, KlavierClaves CLA50-2910

Wolfgang A. MozartKonzerte Nr. 10 und Nr. 24 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk HummelFumiko Shiraga, KlavierBIS-CD-1237

Wolfgang A. MozartKonzerte Nr. 20 und Nr. 25 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk HummelFumiko Shiraga, KlavierBIS-CD-1147

Johann Nepomuk Hummel

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che die Herren Verleger veranstaltet haben“. Mit derBearbeitung seiner 3. Symphonie op. 55 durch seinenIntimus Ferdinand Ries, vom Mozart Piano Quartetgespielt auf MDG 643 1454-2, wird er allerdings wohleinverstanden gewesen sein.

Vielleicht billigte er auch die Umsetzungen seines3. und 4. Klavierkonzerts durch unbekannte Zeit-genossen für Klavier und Streichquintett? Gerade imFall des Klavierkonzerts ist dies ja eine naheliegendeBesetzung, wenn man es „eindampfen“ will. HeidrunHoltmann und das Concertino München spielen dieBearbeitungen als Ersteinspielungen auf MusicaphonM56849. Ein Gleiches tat die Pianistin Fumiko Shiragamit Begleitung der Bremen String Soloists, als sie dieKlavierkonzerte 1 und 2 in eben dieser Besetzung fürdas Label BIS aufnahm (BIS-CD-1177). Der PianistCord Garben hat in gleicher Weise Felix MendelssohnBartholdys Klavierkonzerte opp. 25 und 40 bearbeitet,von Fumiko Shiraga und dem erweiterten NathanQuartett für das Schweizer Label Claves eingespielt(CLA50-2910).

Daneben hat Fumiko Shiraga eine ganze Serie vonvier CDs vorgelegt, auf der Bearbeitungen von Konzer-ten und Symphonien aus der Feder Mozarts zu hörensind, für Kammerensemble arrangiert von MozartsSchüler und späterem Starpianisten Johann NepomukHummel. Der wählte eine klangfarbenfrohe Beset-zung, indem er dem Klavier noch Flöte, Violine undCello zuordnete (BIS-CD-1147, 1237, 1537, 1567).

Gelegentlich schufen die Bearbeiter – gewolltoder zufällig – auch etwas ganz Neues. So verhält essich mit den Bearbeitungen von Mozarts „GrandeSestetto Concertante“ und einem „Quartetto“, die auf

MDG 336 1599-2 vorgestellt werden. Mozarts be-rühmtes Klarinettenquintett, aber ohne Klarinette,seine berühmte „Sinfonia Concertante“, aber ohneSolisten, stattdessen präsentiert das MannheimerStreichquartett zwei zeitgenössische Bearbeitungendieser Werke für Klavier und Streicher, die – hätteman das Original nicht im Ohr – als absolut authen-tisch gelten könnten. Fazit: Diese CD ist etwas Beson-deres. Zur Komplettierung jeder Mozart-Sammlungunbedingt empfehlenswert.

Die Quelle für die Bearbeitung der „Sinfonia Con-certante“ KV 364 als „Grande Sestetto Concertante“aus dem Jahr 1807 für zwei Violinen, Bratschen, Vio-loncello concertante und Kontrabass liegt im Dunkeln– die Handschrift enthält keinen Hinweis auf denBearbeiter. Die Solo-Parts dieses Stücks liegen nichtbei einzelnen Instrumenten, sondern werden raffi-niert auf alle Spieler verteilt.

Es ist erstaunlich, wie trotzdem der geniale WurfMozarts in dieser „reduzierten“ Version unmittelbarspürbar ist. Dass das Klavier als Hausinstrument ver-breiteter war als die noch relativ „junge“ Klarinette,scheint zum Arrangement des berühmten KV 581 zumKlavierquartett geführt zu haben. Thomas Duis ist hierder kongeniale pianistische Partner. Und für jedenvon uns, die wir heute in dutzenden herausragendenOriginaleinspielungen wählen können, ist es einespannende Hörerfahrung, die manche klanglicheÜberraschung bereithält.

Das sollte überhaupt das Fazit dieser kleinenReise in die Welt der Transkription sein: Es mussnicht immer das Original sein – oft genug macht dieBearbeitung genauso viel Spaß! A. Rainer

Wolfgang A. MozartKonzert Nr. 18 und Symphonie Nr. 40 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk HummelFumiko Shiraga, KlavierBIS-CD-1567

Wolfgang A. MozartGrande Sestetto Concertantenach KV 364 (KV 320d) (1779),Quartetto nach KV 581 (1789)Mannheimer StreichquartettSebastian Bürger, ViolaMátyás Németh, KontrabassThomas Duis, KlavierMDG 336 1599-2

CLASS: aktuell

Ferdinand Ries Ludwig v. Beethoven

Wolfgang A. MozartKonzerte Nr. 22 und Nr. 26 arrangiert für Kammerensemble von Johann Nepomuk HummelFumiko Shiraga, KlavierBIS-CD-1537

Ferdinand Ries hatte wohl die Zustimmung von

Ludwig v. Beethoven für seine Werkbearbeitungen erhalten

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Kammermusik

Russische StreichquartetteAfanassjew: „Wolga“Rimski-Korsakow: „Choral“,Fuge „Im Kloster“Rachmaninow: Romanze und ScherzoBorodin: 2. Streichquartett Leipziger StreichquartettMDG 307 1758-2

In Entdeckerlaune begeben sich dievier Spitzenmusiker auf abenteuerlicheExpedition ins romantische Russlandund stoßen auf die Komponistengruppeum Balakirew, die sich die Erneuerungder russischen Musik im 19. Jahrhun-dert auf die Fahnen geschrieben hatte.Die große Entdeckung auf dieser CD:Nikolaj Afanassiews „Wolga“, ein meis-terhaftes Streichquartett, das virtuosvolksnahe Melodik in vier wunderbareQuartettsätze integriert.

Nikolaj Rimski-Korsakow bedientsich eines Chorals. Seine Fuge „Im Klos-ter“ vereint europäische Satztechnik mitrussischer Melodik. Auch klanglichesRaffinement kommt nicht zu kurz:Unterwegs läuten, typisch opulent, dieGlocken eines orthodoxen Klosters.

Orthodoxes LäutenAlexander Borodin ist mit seinem

berühmten 2. Streichquartett vertreten,dessen schwärmerisch überquellendeMelodik schon die Zeitgenossen begei-sterte. Kaum zu glauben, wie ein kom-positorischer Autodidakt eine veritableDoppelfuge als Finale hervorbringt! Vonunerhörter harmonischer Duftigkeitwiederum ist Sergei Rachmaninows„Romanze und Scherzo“, ein hervorra-gendes Programm, um die russischeSeele herauszustreichen…

Eleganz und Geschmack, eine selbst-verständliche Virtuosität, feinst austa-rierte Dynamik und Intonation beigenauester Partiturkenntnis und demuntrüglichen Gespür für den richtigenMoment des Loslassens sind die Kenn-zeichen des Leipziger Streichquartetts,das sich längst in die erste Kammer-musikriege katapultiert hat.

Jean Françaix (1912-1997)Bläserquintette Nr. 1 & 2L’Heure du BergerKammervereinigung BerlinFrank-Immo Zichner, KlavierMDG 603 0557-2

Endlich Musik, die verstanden wer-den will: Jean Françaixs Musik ist mo-dern. Unbenommen. Aber sie ist nichtfeindlich. Als Françaix kurz nach dem 2. Weltkrieg sein Bläserquintett Nr. 1schrieb, war er bereits ein weltbekann-ter Komponist, der sich mit seinerdurchsichtigen, konstruktiven Tonspra-che ein begeistertes Publikum geschaffenhatte, das nach unmittelbar verständli-cher, emotional fasslicher Musik vollerFrische, Leichtigkeit und Witz lechzte.

Pin-up Girls: Als Raritätenkabinettkann man Françaixs Sextett „L'Heure du Berger“ bezeichnen. In dem pfiffigen Stückfür 5 Bläser und Klavier treten merkwür-dige Gestalten in kleinen musikalischenSchäferstunden auf: Pin-up Girls nebenalten Gecken und nervösen Jünglingen –ein musikalisches Mosaik der Ironie, dasmit Augenzwinkern zu genießen ist.

Feuerwerk mit Garantie: Was heraus-kommt, wenn ein erfolgreicher, humor-voller Komponist, der sich der „ernstzu-nehmenden Leichtigkeit“ verschrieben hat,im hohen Alter wieder zur „alten“ Formdes Bläserquintetts greift, muss unbe-dingt auf dieser CD überprüft werden.

Mit Vergnügen: Fünf junge Musikerfanden sich an der Berliner Musikhoch-schule zusammen – ein Ensemble ent-stand, dessen klangliche Geschlossen-heit, Stilsicherheit und verblüffende Vir-tuosität der einzelnen Mitglieder dieFachwelt gleichermaßen in Begeisterunghinreißen sollte: die Kammervereini-gung Berlin. Preise in Colmar folgten,ebenso wie beim 38. InternationalenMusikwettbewerb der ARD und beimDeutschen Musikwettbewerb in Bonn.Auch 1993 spielte sich das Ensemblewieder mit seiner musikalischen Kraftund Frische in die vorderste Region derWeltrangliste” – einem weiteren Preisbeim ARD-Wettbewerb in München.

Im BlickpunktCLASS: aktuell

Latin And Spanish FantasiesMusik für Gitarre und Harfe von Narciso Saul, Manuel Murgui,Alberto Rodriguéz Molina,Marco Pereira, Sergio Bosser,Cicki Serrano und Rafael Catalá Maximilian Mangold, GitarreMirjam Schröder, HarfeMusicaphon M56939

Das Duo Maximilian Mangold undMirjam Schröder ist weltweit wahr-scheinlich das einzige Ensemble dieserArt. Das Publikum ist immer wiederbegeistert von der bezaubernden Klang-lichkeit dieser exotischen Besetzung mitGitarre und Harfe; Hörer nennen sie:„...betörend“, „überirdisch“ und gleich-zeitig „voll Intensität“. Und man kanneine Klangvielfalt beobachten, die vomersten Augenblick an eine andächtige Stilleauslöst. Überhaupt verblüfft nicht nur dieKlangvielfalt, sondern auch die Klangfülleder zwei kombinierten Instrumente.

Einzigartige KlangkombinationBereits viele Komponisten ließen sich

davon inspirieren und widmeten Maxi-milian Mangold und Mirjam Schröderihre Werke: Maximo Diego Pujol, AloisBröder, Juan Manuel Cortés, Ulrich Leyendecker, Konstantin Vassiliev, Jörg-Peter Mittmann, Timo Jouko Herrmann,Dieter Mack, René Mense und die aufdieser CD eingespielten Komponistenaus Spanien und Lateinamerika. Sämt-liche für das Duo geschriebenen Werkeerscheinen beim Verlag Neue Musik ineiner neuen Editionsreihe „Gitarre undHarfe“, herausgegeben von MaximilianMangold und Mirjam Schröder. Maxi-milian Mangold und Mirjam Schrödererweitern ihr Repertoire ständig und brin-gen jährlich mehrere Kompositionen zurUraufführung. Nach „Musica Magica“,ebenfalls bei Musicaphon erschienen,ist dies bereits die zweite Einspielungdieses so ungewöhnlichen Ensembles.

Gerhard Lampersberg (1928-2002)„bunte steine“ – KammermusikEnsemble AvantgardeMDG 613 1760-2

Schroffe Akkordfolgen im Klavier,atemberaubende Sprünge in der Gesangs-stimme, dann wieder Stille: In GerhardLampersbergs Liedern auf Texte vonThomas Bernhard prallen emotionaleGegensätze aufeinander. Wie stark auchder Sprachrhythmus des österreichi-schen Dichters von der Kompositions-weise Lampersbergs geprägt ist, zeigtdas Ensemble Avantgarde mit dieserhoch willkommenen Anthologie vonKammermusikwerken.

Reiz mit TamTamLampersberg selbst fand einen sehr

eigenen Weg, auf dem die Stille einebesondere Bedeutung gewinnt. SeinePartituren sind kalligraphische Meister-werke, die die Akribie hinter der spar-samen Komposition belegen. „buntesteine“ bezieht sich auf den gleichna-migen Zyklus von Erzählungen AdalbertStifters, der sich explizit gegen eine Deu-tung über das Erzählte hinaus wandte.Genauso wollte Lampersberg sein Werkverstanden wissen: aus sich selbst her-aus wirkend. Und so kommt er zu unge-wöhnlichen Besetzungen. Seine „kompo-sition“ verlangt neben Klarinette, Violineund Violoncello auch Kleine Trommel undTamtam, und das hier eingespielte „Trio“für Violine, Klarinette und Kleine Trom-mel entfaltet einen ganz eigenen Reiz.

Steffen Schleiermacher, Widmungs-träger des Klavierzyklus „jetzt“, hat vieleder hier eingespielten Werke aus derTaufe gehoben. Gemeinsam mit seinenMitspielern zaubert er ein Kaleidoskopan Farben vors Mikrofon, das denMiniaturen Lampersbergs eine vitaleLebendigkeit verleiht.

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28 AUSGABE 2012/3

Im BlickpunktCLASS: aktuell

Morton Feldman (1926-1987)Violin & PianoAndreas Seidel, ViolineSteffen Schleiermacher, KlavierMDG 613 1524-2 (2 CDs)

„Ich saß einfach da und benahmmich.“ Kein Enfant Terrible, kein BadBoy, und dennoch machte Morton Feld-man so ziemlich alles anders als seineZeitgenossen. Zu einer Zeit, in der se-rielle Kompositionstechniken als letzterSchrei gelten, schreibt er Stücke in dy-namischem Schwarz-Weiß. Später, wäh-rend die amerikanischen Minimalistenihre Patterns in motorischer Rhythmikhämmern, bilden sie bei Feldman eineklanglich subtile Welt voller Nuancenund Farben. Und er nimmt sich viel Zeit:„for John Cage“ ist unter den spätenWerken mit knapp 80 Minuten Dauereines der kürzeren…

Die „Stimmung“ eines Werks ist fürMorton Feldman von zentraler Bedeu-tung, sei es in bildender Kunst, Literaturoder Musik. Anatolische Teppiche faszi-nieren ihn besonders. Und wie ein ana-tolischer Teppichknüpfer Jahrhundertealte Motivmuster aus dem Gedächtnisreproduziert, so komponiert Feldman seinSpätwerk: Aus der Erinnerung werdenMotive wiederholt, zufällige Abweichun-gen nicht suchend oder vermeidend,sondern akzeptierend. Auch das gibt es:In „Extensions 1“ wird durch ständigeSteigerung des Tempos auch die virtuoseQualität der Ausführenden gefordert.

DynamischesSchwarz-Weiß

Mit untrüglichem Gespür erfüllt Steffen Schleiermacher Feldmans kargePartituren mit Leben. Gemeinsam mitAndreas Seidel gelingt ihm ein beein-druckendes Panorama, und in „piece forfour pianos“ musiziert er gar mit sichselbst im Quartett: Wunder der Technikund ein sinnliches Klangerlebnis derbesonderen Art.

Kammermusik

François Devienne (1759-1803)Sonaten für Oboe & B.c. op. 70 & 71Sonaten für Fagott und B. c.Ensemble Villa MusicaIngo Goritzki, OboeSergio Azzolini, FagottMDG 304 1749-2 (2 CDs)

François Devienne war musikalischesMultitalent, Virtuose, Komponist undgefragter Flötenlehrer. Und er wusste diekulturellen Bedürfnisse der gehobenenGesellschaft aufs Angenehmste zu be-friedigen. Das Ensemble Villa Musica,mit Ingo Goritzki und Sergio Azzolini als Solisten, präsentieren mit den hoch-virtuosen Oboen- und Fagottsonatenebenso wertvolle wie unterhaltsameKostbarkeiten.

FranzösischerMozart

Wegen ihrer außergewöhnlichenQualität haben viele seiner Werke bisheute ihren festen Platz im Repertoire.So auch die sechs Oboensonaten. Hoch-virtuos, dabei von bestechender Eleganzund handwerklicher Perfektion bietensie musikalische Unterhaltung auf höch-stem Niveau. Spannend: Im Presto der 5. Sonate liefern sich die Instrumenteeinen fulminanten Schlagabtausch, dervon Ingo Goritzki und seinen Partnernatemberaubend in Szene gesetzt wird.

Das Ensemble Villa Musica gehört zu den Chamäleons der Kammermusik.So exquisit wandelbar in der Besetzungsind in der Zusammenarbeit mit MDGunzählige erstklassige Einspielungenentstanden. Ingo Goritzki hat für seineEinspielung der sechs Oboensonatenwieder ein hochkarätiges Ensemblezusammengestellt. Mit Kristian Nyquiststeht ihm ein ausgewiesener Experte fürden Hammerflügel zur Seite; SergioAzzolini beweist seine Extraklasse auchim einfühlsamem Continuospiel, undDiego Cantalupi mit Laute und Gitarresowie Ilze Grudule am Cello sorgen fürfarbenprächtige und abwechslungsrei-che Begleitung.

Franz Schubert (1797-1828)Klaviertrios:Trio B-Dur op. 99Trio Es-Dur op. 100Trio BambergMusicaphon M56934

Franz Schubert und das Klaviertrio –fast ist man versucht, zu sagen: Das wareine späte, dann aber wunderbare undumso fruchtbarere Freundschaft. 1812,noch ganz am Anfang seiner Komponis-tenlaufbahn, hatte er ein Klaviertrio ge-schrieben. In den Folgejahren entstandenOpern, Lieder, Klaviermusik, Sinfonien,Streichquartette, Sonaten für Melodie-instrumente mit Klavier und vieles mehr– aber kein Klaviertrio. Hatte Schubertdenn zu diesem wichtigen Genre, einerder Königsdisziplinen der Kammermusik,so gar nichts beizutragen?

Das Schweigen dauerte bis 1827, 15 lange Jahre. Und dann, wie aus demNichts, entstanden innerhalb wenigerMonate, ein Jahr vor seinem Tod, die zweigroßen Klaviertrios op. 99 und op. 100,die bis heute als ganz große Meisterwerkedieses Genres gelten, ja als Meister-werke der Kammermusik überhaupt.

Späte Meisterwerke

Die beiden späten Klaviertrios Schu-berts sind absolute Meisterleistungen aufihrem Gebiet. Als 1836 das Trio B-durop. 99 im Druck erschien, riss das WerkRobert Schumann zu dem Ausspruch hin:„Ein Blick auf das Trio und das erbärm-liche Menschentreiben flieht zurück unddie Welt glänzt wieder frisch.“

par.ti.ta Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2d-Moll BWV 1004 / Partita Nr. 3 E-DurBWV 1006Lera Auerbach: par.ti.ta Eugène Ysaye: Sonate a-Moll op. 27,2Vadim Gluzman, ViolineBIS-SACD-1972

Gluzman nennt sein neues Projekt„einen Versuch, eine metaphysischeZeitbrücke zu bauen“. Eine Aufnahme,die Bachs Partiten mit Werken von Ysayeund Auerbach kombiniert. Die beidenletztgenannten bieten in ihren Werkeneinen Blick auf Bach durch die Brilledes 20. bzw. des 21. Jahrhunderts.Wobei Lera Auerbach ihre „par.ti.ta“speziell für Vadim Gluzman komponierte.Es entstand ein Werk, das Auerbachslebenslange Faszination für Bach wider-spiegelt. Ysaye schrieb seine Sonate1924 als zweite aus einer Serie vonsechs Sonaten, von denen jede einemGeiger gewidmet ist. In diesem Fall istdies Jacques Thibaud. Sie wird eröffnetmit einem Zitat aus Bachs Partita Nr. 3,geht dann aber eigene Wege.

Metaphysische Zeitbrücken

Vadim Gluzmans außergewöhnlicheKunstfertigkeit besteht in der Fortsetzungder großen Geigertradition des 19. und20. Jahrhunderts, die er mit der Frischeund Dynamik der Gegenwart belebt. Derisraelische Geiger tritt regelmäßig mitbedeutenden Orchestern auf. Neben der Interpretation von bekannten oderwieder entdeckten Werken ist VadimGluzman ein leidenschaftlicher Anhän-ger von zeitgenössischer Musik und hatbereits mit zahlreichen renommiertenKomponisten der Gegenwart zusammen-gearbeitet. Bei dem Label BIS veröffent-licht er regelmäßig und exklusiv.

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AUSGABE 2012/3 29

Im BlickpunktCLASS: aktuell

Déodat de Séverac (1872-1921)La Lyre de l’âme – Sämtliche Orgel-werke (Suite, Petite suite,Tantum ergo, 4 Cantiques, Ave Verum,Salve Regina u.a.)Olivier Vernet, OrgelLa Maîtrise de Garçons de Colmar,Arlette SteyerLigia Digital LIDI010424412

Déodat de Séverac erhielt erstenMusikunterricht von seinem Vater,einem Maler. Nach der Schulzeit inToulouse und Studium am dortigen Kon-servatorium ging er 1896 nach Paris,um am Conservatoire seine Studien fort-zusetzen. 1897 wechselte er an die neu-gegründete Schola Cantorum. Dort wur-den Vincent d‘Indy und Albéric Magnardseine Kompositionslehrer. Orgelunter-richt erhielt er bei Alexandre Guilmant.Zeitweilig arbeitete er als Assistent vonIsaac Albéniz, kehrte dann nach Süd-frankreich zurück und widmete sichausschließlich der Komposition.

Noch zu entdeckenAußerhalb Frankreichs wurde er vor

allem durch seine Klavierkompositionenbekannt. Seine Musik zeigt impressio-nistische Züge, ist aber vor allem starkvon der musikalischen Tradition seinerHeimat, dem Languedoc, geprägt. Daherwirkt sie gelegentlich volkstümlich,bedient sich aber nicht direkter Ent-lehnungen aus der Volksmusik. Ein sehrinteressanter Komponist, der fragloseine Wiederentdeckung lohnt.

Orgel

Die große Orgel der Kathedrale von MonacoWerke von Grigny, Hanff, Bach,Guilmant, de Séverac, Ibert, Alain,Duruflé, Litaize, BedardOlivier Vernet, OrgelLigia Digital LIDI010424512

Ein Instrument wie ein Traum, wasOrgelbauer Dominique Thomas da indie romanische Kirche eingebaut hat.Ob es einem gefällt, wenn der hoch-moderne und doch geradezu klassischeProspekt des Instruments während desSpiels in weiß, neonrot und -blau auf-leuchtet, ist sicher Geschmacksache –aber kalt lassen wird es wohl niemand,der dieses grandiose Schauspiel zu sehenbekommt (einen kleinen Eindruck ver-mitteln Ausschnitte aus dem Programmund ein „making of“ auf Youtube).

Ein farbiger Traum

Die große Orgel mit 77 Registern,verteilt auf vier Manuale und Pedal, bietet vor allem für das französischeRepertoire vom Barock bis zur Musikdes 20. Jahrhunderts reiche Klangfar-ben, kann aber auch gut deutsche Ba-rockmusik wiedergeben. Olivier Vernet,seit einiger Zeit Titularoganist vonMonaco, vermittelt diese Vielseitigkeit mitentsprechender Programmauswahl fürdiese Doppel-CD. Die Aufnahme erfolgtein Surroundtechnik; über das Internetkönnen sich Käufer der Stereo-Einspie-lung entsprechendes Material besorgen.Das kann dann auf jeder Mehrkanal-anlage in 5.1 wiedergegeben werden –auch klanglich ein grandioses Erlebnis.

Arp-Schnitger-OrgelNorden Vol. 3Orgelwerke von Scheidt, Buxtehude,Bach, Böhm & MozartAgnes LuchterhandtThiemo JanssenMDG 906 1753-6 (Hybrid-SACD)

Die erste Überraschung ist gleich zuBeginn der SACD zu entdecken: „Brandechampanje“, ein Tanzlied aus dem 16.Jahrhundert, wird hier in einer Fassungfür zwei Spieler mit Perkussion aus-geführt. Solche Effekte waren in derBarockzeit sehr beliebt – möglicher-weise war an der Norder Orgel sogar eineigener Trommelzug vorhanden.

GassenhauerMozarts berühmte Variationen über

„Ah, vous dirais-je, maman“ sorgen für eine weitere Überraschung: AgnesLuchterhandt führt anhand der zauber-haften Variationen durch die charakte-ristischen Register – eine Orgelführungder besonderen Art und eine willkom-mene Erweiterung des klassischen Re-pertoires, das sich ausnehmend gut inNorden darstellen lässt.

Auf ihrer inzwischen dritten SACDpräsentieren Agnes Luchterhandt undThiemo Janssen „ihr“ Instrument miteiner rasant repräsentativen Programm-folge sprichwörtlich von allen „schöns-ten“ Seiten und werden dabei trefflichunterstützt durch die hervorragendraumbezogene 2+2+2-Wiedergabe, diedas Instrument und den Raum in echtendrei Dimensionen erlebbar macht.

Blisseful Kisses: Lieder und Lautenwerke von John DowlandFortune’s Musicke: Hanna Thyssen, SopranSusanne Peuker, LauteMusicaphon M56943

Ein Morgen nach einer romantischenLiebesnacht. Halbleere Gläser auf demTisch. Ein paar Sonnenstrahlen tasten sichbehutsam durch die weißen Gardinen undtauchen das Zimmer allmählich in eingoldenes Licht. Schlaftrunken räkelt sichdie junge Frau, streckt ihre Arme, suchtnach dem Kleid, das noch auf dem Bodenliegt. Der Tag naht. Abschied liegt in derLuft. Doch ihr Liebster will sie noch nichtziehen lassen. In diese Stimmung ent-führt uns John Dowland mit seinem Lied„Sweete, stay awhile“. „Süße, bleib nochein bisschen, warum willst du schon auf-stehen?“, fragt die erste Zeile. „Nicht derTag bricht an, es bricht mein Herz, wennich denke, dass Du und ich uns verab-schieden müssen.“ Wunderbar, wie dieMelodie hier die zarten Worte umkost.Und wie die „blisseful kisses“, die „geseg-neten Küsse“ in der zweiten Strophe einekurze musikalische Knutscherei auslösen.Hach! Was ein Schmachten und Seufzen.

Heute schon geküßt?Der Song mit seinen „blisseful kisses“ –

die der CD ihren Titel geben – ist eine ArtHerzstück des Programms. Denn vieleStücke von John Dowland kreisen umdie Liebe, in all ihren Facetten zwischenLust und Leid. Das spiegelt sich auch inder Aufnahme.

Aus den vier „Books of Songs“ – er-schienen zwischen 1597 und 1612 – habenHanna Thyssen und Susanne Peuker fünf-zehn seiner schönsten Lieder ausgewähltund mit einigen Lautenwerken zu einerstimmungsvollen Dowland-Hommage ver-woben. Sie belegt seine große komposi-torische Meisterschaft, sein Gespür fürschlichte Melodien und eine subtile Text-ausdeutung. Damit trifft er den Hörer mit-ten ins Herz. Kein Wunder, dass er schonvon seinen Zeitgenossen als „englishOrpheus“ verehrt wurde, und dass seineMusik bis heute viele Fans findet.

Alte Musik

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30 AUSGABE 2012/3

CLASS: aktuell Im Blickpunkt

Orchester und Konzert

George Gershwin (1898-1937)Piano Concerto in FRhapsody in BlueSecond RhapsodyVariations on ”I Got Rhythm”Freddy Kempf, KlavierBergen Philharmonie, Andrew LittonBIS-SACD-1940

Das Klarinettenglissando zu Beginnvon Gershwins Rhapsody in Blue istwohl die bekannteste Eröffnung einesamerikanischen Musikstücks über-haupt. Aber es steht auch als Symbol fürein Markenzeichen der Musik des 20.Jahrhunderts, die Vermischung popu-lärer und sogenannter „ernster“ Musikzu etwas ganz neuem.

Blick über den Gartenzaun

Der Jazzpianist George Gershwingehörte zu den diesbezüglich besondersprofilierten Komponisten, den relativwenigen, die keine Angst um ihr seriösesProfil hatten und demzufolge gern malüber den Gartenzaun schielten. Schonmit 25 Jahren spielte er mit Größen wie dem Paul Whiteman Orchestra, mitdessen Klarinettisten er diese berühmteEröffnung konzipierte. Und zu dieserZeit hatte er sich schon einen Namen als Jazzpianist wie als Songschreibergemacht. Für diese Einspielung griffenKempf und Litton auf die originaleOrchestrierung zurück, was den Musi-kern des Bergen PhilharmonischenOrchesters erlaubt, in die Rolle einerklassischen amerikanischen Bigband zuschlüpfen. Und das tun sie mit hörbarerLust und Leidenschaft.

Hardenberger spielt Gruber und SchwertsikHK Gruber: 3 MOB Pieces / BuskingKurt Schwertsik: DivertimentoMacchiato op. 99Håkan Hardenberger, TrompeteMats Bergström, BanjoSwedish Chamber Orchestra, HK GruberBIS-CD-1884

1999 bat Hardenberger den Kompo-nisten HK Gruber, seine „3 MOB Pieces“doch einmal für Trompete zu arrangieren,und acht Jahre später schrieb Gruberfür Hardenberger „Busking“, währendsein Kollege Schwertsik „DivertimentoMacchiato“ komponierte, ebenfalls fürden schwedischen Trompeter. In den1960er Jahren waren Schwertsik undGruber die zwei Hauptvertreter der„Dritten Wiener Schule“, einer Gruppevon Komponisten, die gegen das Diktatdes Serialismus der in Darmstadt be-heimateten Avantgarde opponierte. Siedagegen nahmen auf und verarbeiteten,was immer ihnen (positiv) auffiel. Egal,ob es sich um Strawinsky oder die Beatles handelte oder typische Cabaret-Musik von Hanns Eisler und Kurt Weill,es fand Eingang in ihre Kompositionen.

Gegen den StrichExemplarische Beispiele für diesen

freien Stil der auch in ihrem Lebensstilunkonventionellen Komponisten sinddie 1968 komponierten „MOB Pieces“wie auch das Konzert „Busking“, in demman durchaus Straßenmusiker und New Orleans Jazz zu hören meint. Etwastraditionell Wienerischer, mozartscherKlassik verpflichtet ist das „Divertimento“von Kurt Schwertsik, das sich aber tief-gründiger, geradezu mahlerischer ent-wickelt, als sein Titel zunächst einmalvermuten lässt.

Gitarre

velvet touchWerke von John Abraham Nüske,Mauro Giuliani, Sidney Pratten,Francisco Tárrega Ulrich Wedemeier, GitarreMusicaphon M56938

Ulrich Wedemeier spielt Gitarren ausdem Besitz von Catharina Pratten (1824-1895), die zu ihrer Zeit eine der bedeu-tendsten Figuren in den englischen, ins-besondere der Londoner Gitarrenszenewar. Sie hatte in ihrem Leben über 1600Gitarrenschüler und konnte bis ins hoheAlter das Publikum mit ihren Konzertenund Kompositionen begeistern. CatharinaJosepha Pelzer, wie sie mit Geburtsnamenhieß, wurde 1824 in Mülheim am Rheingeboren. Ihr Vater, der sie als Wunder-kind vorführte, brachte sie nach London,als sie gerade fünf Jahre alt war, undschon ein Jahr später trat sie dort imKing’s Theatre auf. In den folgenden Jah-ren etablierte sie sich international alsGitarrenwunderkind und begann schließ-lich mit 17 Jahren eine Karriere alsführende Gitarrenlehrerin in London. DieTochter von Königin Victoria, PrinzessinLouise, gehörte später zu ihren promi-nentesten Schülern. Sie begann zu kom-ponieren und heiratete mit 30 Jahrenden berühmten Flötisten Robert SidneyPratten. Bereits nach 14 Ehejahren ver-starb ihr Gatte, wodurch ihre rege Konzert-und Unterrichtstätigkeit vorübergehendzu enden schien. Drei Jahre später, im47. Lebensjahr, trat sie wieder auf, unteranderem mit Mauro Giulianis drittemConcerto, und 10 Jahre später konzer-tierte sie mit dem Gitarrenvirtuosen undKomponisten Francesco Tárrega in London. Ihr letztes Konzert gab sie mit69 Jahren in der Steinway Hall in London.Catharina Pratten starb 1895 mit 70 Jahren.Ihr Werk umfasst ungefähr 200 Kompo-sitionen und drei Gitarrenschulen. Nebenbanalen Stücken für ihre Schüler, diezum Zeitvertreib Gitarre spielten, ver-öffentlichte sie auch hochvirtuose Kom-positionen; gefühlvolle, der Gitarre aufden Leib geschneiderte Werke mit allengitarristischen Tricks und Effekten.

Norbert Burgmüller (1810-1836)Klavierkonzert op. 1Ouvertüre op. 5Sinfonie Nr. 2 op. 11Leonard Hokanson, KlavierSymphonieorchester WuppertalGernot Schmalfuß, Ltg.MDG 335 0817-2

Immer noch ist das symphonischeHauptwerk Norbert Burgmüllers un-verdientermaßen aus dem Konzert-repertoire verschwunden. Klar, er standzeitlebens im Schatten seines emsigenBruders Friedrich. Beide stammten auseiner traditionsreichen Musikerfamilie– ihr Vater hatte die legendären „Nie-derrheinischen Musikfeste“ begründet.Norbert Burgmüller ging bei LouisSpohr und Moritz Hauptmann in dieKompostionslehre, um anschließend inParis nach einer Beschäftigung zusuchen. Epileptische Anfälle hindertenihn daran, sein Können in einer dauer-haften Stellung unter Beweis zu stellen.Er starb im Alter von 26 Jahren.

Fülle von KraftNicht nur Brahms erhielt seinerzeit

eine enthusiastische Rezension vonRobert Schumann. Schumanns Urteilüber Burgmüllers postum veröffentlichtenWerke: „Zwar kennen wir nur Wenigesvon ihm – dies Wenige aber reicht hin,die Fülle von Kraft, die nun gebrochen,auf das Innigste bedauern zu müssen.Sein Talent hat solche leuchtende Vorzü-ge, dass über dessen Dasein nur einemBlinden Zweifel aufkommen könnte.“

Der große amerikanische PianistLeonard Hokanson als Solist und GernotSchmalfuß als Dirigent des traditions-reichen Sinfonieorchesters Wuppertal:eine äußerst glückliche Fügung für dieWiederveröffentlichung dieser vergesse-nen Musik der Romantik!

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AUSGABE 2012/3 31

CLASS: aktuell

VokalmusikLaute

Im Blickpunkt

Johann Sebastian BachWeltliche Kantaten, Vol. 2:Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd, BWV 208Die Zeit, die Tag und Jahre macht,BWV 134aSophie Junker, Joanne Linn, SopranDamien Guillon, AltusMakoto Sakurada, TenorRoderick Williams, BaritonBach Collegium Japan, Masaaki SuzukiBIS-SACD-1971

Im Vergleich zu seiner Kirchen-musikproduktion nehmen die weltli-chen Vokalwerke im Schaffen J. S. Bachsnur einen bescheidenen Raum ein.Heute wissen wir von der Existenz vonetwa 50 weltlichen Kantaten, von denennur wenig mehr als die Hälfte in auf-führbarem Zustand die Zeiten über-dauert hat. Es waren Gelegenheitswerkezu Geburtstagen oder Hochzeiten, undanders als die Kirchenkantaten konntensie deshalb nicht wieder unverändertaufgeführt werden. Diese SACD bietetdie erste der weltlichen Kantaten, dieJagdkantate, 1713 in Weimar zumGeburtstag des Grafen Christian vonSachsen-Weißenfels entstanden.

Ökonomisch genutzt

Bach muss das Werk selbst sehrgeschätzt haben, denn er hat es nochzweimal für Geburtstagsfeiern andererPersönlichkeiten umgearbeitet undSätze daraus auch in anderen weltlichenKantaten parodiert. Die Kantate „DieZeit, die Tag und Jahre macht“, entstand1719 in Köthen zum Neujahrsfest. FünfJahre später arbeitete Bach, mit seinenIdeen gern ökonomisch umgehend, sieum in eine Kantate für Ostersonntag.Faszinierend an diesen Umarbeitungenist, das die Textausdeutung durch dieMusik auf weltliche wie geistliche Textegleichermaßen passt.

Italienische Chitarrone-VirtuosenWerke von Giovanni Girolamo Kapsperger, Bellerofonte Castaldi undAlessandro PiccininiJakob Lindberg, ChitarroneBIS-CD-1899

Seine Länge von mindestens 1,60 msowie die große Saitenzahl (bis zu 16)machen den Chitarrone zu einem derspektakulärsten Instrumente des Früh-barock. Zunächst wurde er als Basslauteentwickelt, um Gesang und Rezitative zubegleiten. Ganz offensichtlich wurde derChitarrone das bevorzugte Instrumentzur Gesangsbegleitung in Italien um 1600.

Langes EndeKurz allerdings war nur seine Blüte

als Soloinstrument, eine Blüte, zu der die drei hier vorgestellten Komponistenzwischen 1604 und 1640 substantielleBeiträge geliefert haben. Jakob Lindberghat besonders effektvolle und reprä-sentative Stücke aus diesem Repertoireausgewählt.

Nach einem Musikstudium an derUniversität Stockholm studierte JakobLindberg am Royal College of Music inLondon bei Diana Poulton und entschlosssich gegen Ende seines Studiums, sichauf den Bereich der Renaissance- undBarockmusik zu spezialisieren, in demer inzwischen zu den renommiertestenInterpreten weltweit gehört.

Unter seinen zahlreichen CDs beimLabel BIS, finden sich viele Welterstein-spielungen verschiedenster Stilrichtungen.So machte er die schottische Lautenmusikeinem breiteren Publikum bekannt, wid-mete sich aber auch der Kammermusikvon Vivaldi, Haydn oder Boccherini auf authentischem Instrumentarium. Erspielte als erster Lautenist die gesamteMusik für Solo-Laute von John Dowlandein und seine Aufnahme der Bach’schenWerke für Laute Solo wird als eine derbedeutendsten Interpretationen diesesŒuvre gehandelt.

Giovanni Legrenzi (1626-1690)Il SedeciaOficina Musicum, Ricardo FaveroDynamic CDS711(Ersteinspielung)

„Il Sedecia“, ein Kardinal SigismondoChigi gewidmetes Oratorium, wurde am 29.3.1676 in Ferraras Chiesa dellaConfraternita della Morte uraufgeführt,also längst nach der Zeit, als Legrenzimaestro di capella an der Academiadello Spirito Santo in Ferrara gewesenwar. Das von einem anonymen Autorstammende Libretto erzählt die drama-tisch-tragische Geschichte von Zedekia,dem letzten König des israelitischenSüdreichs Juda.

Tragische Gestalt

Obwohl Nebukadnezar II. Zedekiaeinen Gotteseid zur Treuewahrung hatteschwören lassen, brach Zedekia dasVersprechen und verursachte dadurchden Untergang des Südreichs. Offenbarhatte Zedekia Anstrengungen unternom-men, eine antibabylonische Koalitionzustande zu bringen. In der Bibel findensich Berichte von der Gerichtsverhand-lung vor Nebukadnezar II.; die üblicheStrafe bei Bruch eines Gotteseides wardie Exekution.

Barocker Praxis folgend, weist diePartitur den „politischen“ und dramati-schen Rollen spezifische Stimmregisterzu. Ricardo Favero setzt diese Charakte-risierung der handelnden Personen inseiner Instrumentierung (erhalten imOriginal sind nur Notierungen der Sing-stimmen und des Generalbass) konse-quent fort, indem er ihnen bestimmteInstrumente zuweist.

Oper

Giovanni Pacini (1796-1867)L’ultimo giorno di PompeiGimenez, Tamar, Rivenq, Bonfatti, Lee,Novaro, Sidorova, AlekperovBratislava KammerchorOrchestra dell Teatro Bellini di Catania,Giuliano CarellaDynamic CDS729

Am Abend des 19. November 1825hatte diese Oper ihr triumphales Debütam San Carlo Theater in Neapel. Dieswar zugleich der Start zu einem Sieges-zug durch die Opernhäuser ganz Euro-pas. Allein an der Scala wurde das Werkdreiundvierzig Mal in Folge gegeben, ein Rekord für diese Zeit.

Ein DauerläuferPacini selbst nannte die Oper in

seinen Memoiren „den größten Erfolgmeiner ersten künstlerischen Schaffens-periode“. „Ich habe mir große Mühemit den Concertato-Passagen gegeben,auf der Suche nach neuen Formen, undin der Tat denke ich, dass mir da einigeInnovationen gelungen sind. Und schließ-lich habe ich versucht, dem Werk eineeinheitliche Farbe zu geben. Aber umehrlich zu sein: An manchen Stellen derPartitur wird Rossinis Einfluss schondeutlich.“ Damit hat Pacini recht, denner folgt dem dramaturgischen Modelldes Rossinischen Dramas aus dessenneapolitanischen Jahren zwischen 1815und 1822. Was der Eigenständigkeit dieser Partitur aber keinen Abbruch tut.

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Serenata notturna KV 239 ANTON BRUCKNER, Sinfonien Nr. 6 & 8

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