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Hirnmetastasen und Meningeosis neoplastica – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, AWMF- Registernummer: 030/060 © DGN 2015 Clinical Pathway – Hirnmetastasen Basisprogramm Klinisch neurologische Untersuchung Hirndruck- zeichen Extrazerebrale Tumormani- festationen MRT Schädel mit KM CT Schädel mit KM bei Kontraindikationen gegen MRT CT Schädelbasis bei Frage nach Knocheninfiltration Ggf. Liquoruntersuchung Multiple Metastasen und Bekannter Primärtumor und Unzweifelhafter bildmorphologischer Befund Histologische Diagnosesicherung oft verzichtbar Interdisziplinäre Therapie- entscheidung Argumente für Operation: o Singuläre oder solitäre Metastase o Guter Allgemeinzustand (KPS 70-100%) o Geringe neurologische Defizite o keine oder stabile (> 3 Monate) extrakranielle Tumormanifestationen o Unbekannter Primärtumor o Neuroradiologisch nicht sicher als Metastase einzuordnende Läsion o Operativ gut zugängliche Läsion o Raumfordernde Metastase (> 3 cm) o infratentorielle Lokalisation mit drohendem Liquoraufstau o Kein hohes Risiko schwerer neurologischer Defizite durch die Operation o Relevanz molekularer Testung des Metastasengewebes o Längeres Intervall (> 4 Jahre) zur Diagnose des Primärtumors Supportive Therapie Steroide, z.B. Dexamethason 4- 8 mg/d („so viel wie nötig, so wenig wie möglich“) Ggf. Antikonvulsiva Ggf. primäre prophylaktische antikonvulsive Therapie bei erhöhtem intrakraniellen Druck und multiplen Knochenmetastasen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie Palliativmedizinische Maßnahmen Nachsorge MRT (CCT bei Kontraindikationen) alle 3 Monate oder nach Klinik Überprüfung Indikation zur Steroidtherapie Überprüfung Indikation zur Behandlung mit Antikonvulsiva Endokrinologische Untersuchung bei Hinweis Hypophyseninsuffizienz Singuläre oder solitäre Metastase Histologische Diagnosesicherung (Biopsie oder offene OP) vor allem, wenn die Diagnose des Primärtumors länger zurück liegt (> 4 Jahre) Argumente für fraktionierte Ganzhirnbestrahlung: o Multiple Himmetastasen o 1-4 Metastasen, die nicht für Operation oder Radiochirurgie in Frage kommen o Kontrovers: adjuvant nach Resektion einzelner Metastasen o Progrediente extrazerebrale Tumormanifestationen, insbesondere bei weniger chemotherapieempfindlichen Tumoren (wahrscheinliche Lebenserwartung > 3 Monate) o Bei kleinzelligem Bronchialkarzinom als Teil des multimodalen Therapiekonzeptes und prophylaktisch o Bei Keimzelltumoren als Teil des multimodalen Therapiekonzeptes 1

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Hirnmetastasen und Meningeosis neoplastica – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, AWMF- Registernummer: 030/060

© DGN 2015

Clinical Pathway – HirnmetastasenBasisprogramm Klinisch neurologische

Untersuchung Hirndruck-

zeichen Extrazerebrale

Tumormani-festationen

MRT Schädel mit KM CT Schädel mit KM bei

Kontraindikationengegen MRT

CT Schädelbasis beiFrage nachKnocheninfiltration

Ggf.Liquoruntersuchung

Multiple Metastasenund

BekannterPrimärtumor und

UnzweifelhafterbildmorphologischerBefund

HistologischeDiagnosesicherung oftverzichtbar

InterdisziplinäreTherapie-entscheidung

Argumente für Operation:o Singuläre oder solitäre Metastaseo Guter Allgemeinzustand (KPS 70-100%)o Geringe neurologische Defiziteo keine oder stabile (> 3 Monate) extrakranielle

Tumormanifestationeno Unbekannter Primärtumoro Neuroradiologisch nicht sicher als Metastase

einzuordnende Läsiono Operativ gut zugängliche Läsiono Raumfordernde Metastase (> 3 cm)o infratentorielle Lokalisation mit drohendem

Liquoraufstauo Kein hohes Risiko schwerer neurologischer Defizite

durch die Operationo Relevanz molekularer Testung des Metastasengewebeso Längeres Intervall (> 4 Jahre) zur Diagnose des

Primärtumors

Supportive Therapie Steroide, z.B. Dexamethason 4-

8 mg/d („so viel wie nötig, sowenig wie möglich“)

Ggf. Antikonvulsiva Ggf. primäre prophylaktische

antikonvulsive Therapie beierhöhtem intrakraniellen Druckund multiplenKnochenmetastasen

Physiotherapie, Ergotherapie,Logopädie

PalliativmedizinischeMaßnahmen

Nachsorge MRT (CCT bei

Kontraindikationen) alle 3Monate oder nach Klinik

Überprüfung Indikation zurSteroidtherapie

Überprüfung Indikation zurBehandlung mit Antikonvulsiva

EndokrinologischeUntersuchung bei HinweisHypophyseninsuffizienz

Singuläre odersolitäre Metastase

HistologischeDiagnosesicherung(Biopsie oder offene OP)vor allem, wenn dieDiagnose desPrimärtumors längerzurück liegt (> 4 Jahre)

Argumente für fraktionierte Ganzhirnbestrahlung:o Multiple Himmetastaseno 1-4 Metastasen, die nicht für Operation oder

Radiochirurgie in Frage kommeno Kontrovers: adjuvant nach Resektion einzelner

Metastaseno Progrediente extrazerebrale Tumormanifestationen,

insbesondere bei weniger chemotherapieempfindlichenTumoren (wahrscheinliche Lebenserwartung > 3Monate)

o Bei kleinzelligem Bronchialkarzinom als Teil desmultimodalen Therapiekonzeptes und prophylaktisch

o Bei Keimzelltumoren als Teil des multimodalenTherapiekonzeptes

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Hirnmetastasen und Meningeosis neoplastica – Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, AWMF- Registernummer: 030/060

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Primärtumorunbekannt

Primärtumorsuche: Inspektion der

Haut Röntgen Thorax Thorax-CT Mammografie Abdomensono-

grafie mitDarstellung derNieren

Ggf. Ösophago-gastroduodenoskopie undKoloskopie

Ggf. CT Abdomenund Becken

alternativ FDG-PET als primäreDiagnostik

Argumente für Radiochirurgie:o Singuläre oder solitäre Metastase (< 3 cm Durchmesser)o Oligometastasierung (2-4 Läsionen, < 2.5 cm

Durchmesser)o Keine oder stabile (> 3 Monate) extrakranielle

Tumormanifestationo Rezidiv in vorher bestrahlter Regiono Kleine, tief gelegene Läsioneno Hirnstamm-Metastaseno Radiochirurgie (oder fokale fraktionierte Bestrahlung)

der Resektionshöhle statt Ganzhirnbestrahlung

Verdacht aufMeningeosisneoplastica

oder Diskrepanz zwischen

Metastasenlokalisa-tion und klinischenBefunden

oder Hinweise auf spinale

Läsionen

MRT der Neuroachse Liquoruntersuchung

Argumente für Chemotherapie:o Chemotherapie-Sensitivität des Primärtumors,

insbesondere bei progredienter systemischerMetastasierung

o Progression nach Strahlentherapieo Primäre Therapie bei lymphohämatopoetischen

Neoplasieno Bei kleinzelligem Bronchialkarzinom und

Keimzelltumoren als Teil des multimodalenTherapiekonzepte

Argumente gegen tumorspezifische Therapieo Unkontrolliertes systemisches Tumorleiden mit

Lebenserwartung < 3 Monate

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Verdacht auf Progressionoder Rezidiv nachPrimärtherapie

CT oderMRT

Progression/Rezidiv eindeutig InterdisziplinäreTherapieentscheidung

Argumente für erneute Resektion:o Solitäre Metastaseno Radioresistenter Tumor (Nierenzellkarzinom, gastrointestinaler Tumor)

Argumente für Bestrahlung:o Bisher unbestrahlte Patienteno Multiple Metastasen

Nach CT/MRT keineeindeutigeUnterscheidungzwischenRezidiv/Progressionund Strahlennekrose

Aminosäure/FDG-PET

Argumente für Radiochirurgie:o Wenige (2-4) Metastasen mit geringem raumfordernden Effekto Z.n. Ganzhirnbestrahlung

Argumente für Chemotherapie:o Sinnvolle Option gemäß Primärtumor verfügbar

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Clinical Pathway – Spinale MetastasenBasisprogramm

NeurologischeUntersuchung:

o Fokale segmentaleDefizite?

o Querschnittsymp-tome?

Allgemein körperlicheUntersuchung:

o Extrazerebraleo Tumormanifestatio-

nen?

MRT der Neuroachseohne und mitKontrastmittel

Liquoruntersuchung:o Druckmessungo Zytologieo Immunzytologieo Albumin oder

Gesamtproteino IgG, IgG-Indexo Glukoseo Laktat

Indikation zurnotfallmäßigenOperation:

o Rasch progredientes,nicht länger als 24 hbestehendeskomplettesQuerschnittsyndrom

Indikationen zurnotfallmäßigenStrahlentherapie:

o bei medizinischinoperablen Patienten

Interdisziplinäre OP-Entscheidung unterBerücksichtigung von Metastasierungs-

status Karnofsky-Score Operationsrisiko Geschwindigkeit

der Progredienzdes Tumorleidens

Metastasen von Wirbelbögen und Dornfortsatz Laminektomie beiKompressionssyndrom

Strahlentherapie beifehlendemKompressionssyndrom oderInoperabilität

Weiterbehandlung je nachPrimärtumor und bereits erfolgterTherapie:

Strahlentherapie (auch zurSchmerztherapie)

Chemotherapie bei neurologischen Defiziten

Steroide, z.B. Dexamethason 4-8 mg/d („so viel wie nötig, sowenig wie möglich“)

Wirbelkörpermetastasen Wirbelkörperersatz,Stabilisierungsoperationen,Vertebroplastie beiFrakturgefährdung oderneurologischen Ausfällen

Strahlentherapie beifehlenderOperationsindikation oderInoperabilität

Dringliche OP-Indikation:o Zunahme

neurologischer Defiziteo Indikation zur

dringlichenStrahlentherapie beimedizinischinoperablen Patienten

Intradurale, extramedulläre Metastasen Resektion soweit möglich

Elektive OP-Indikation:o Strahlen – und

ChemotherapieresistenterPrimärtumor FehlendeAusfälle

medulläre Metastase nur bei foudroyantverlaufenderQuerschnittsymptomatik

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Clinical Pathway – Meningeosis neoplasticaBasisprogramm Klinische

Untersuchung Hirndruck-

ZeichenHirnnerven-ausfälle

SegmentaleDefizite

Extrazerebrale Tumormani-

festationen

MRT der Neuroachse

Liquoruntersuchung: Druckmessung Zytologie Albumin oder

Protein IgG, IgG-Index Glucose Laktat

Liquor-diagnostikunergiebig

WiederholteLiquorunter-suchungen (bis3mal)

Immunzytochemie Durchflusszyto-

metrie PCR

(Klonalitätsanalyse) Fluoreszenz-in-situ-

Hybridisierung(FISH)

DiagnoseMeningeosisneoplastica

Knotig/rasen-artig-solideTumorab-siedlung

SystemischeMetastasen

SolideHirnmetastasen

Supportive Therapie Dexamethason 2 x

2 mg

Nachsorge MRT (CCT bei

Kontraindikation)alle 3 Monate odernach Klinik

ÜberprüfungIndikation zurSteroidtherapie

ÜberprüfungIndikation zurBehandlung mitAntikonvulsiva

EndokrinologischeUntersuchung beiZeichen derHypophysen-insuffizienz

nein nein Fokale Strahlentherapie (+ Systemische

Chemotherapie

ja Helmfeldbestrahlung + Fokale spinale Bestrahlung (+ Systemische

Chemotherapie)

ja nein Systemische Chemotherapie (+ lokale spinale

Strahlentherapie)

ja Systemische Chemotherapie + Helmfeldbestrahlung + lokale spinale

Strahlentherapie

V.a.Keimzell-tumoren

Bestimmung von α-Fetoprotein (AFP)und ß-Choriongonado-trophin (ß-hCG) imLiquor

Diffuse/nichtadhärenteTumorab-siedlung

nein nein Intrathekale Chemotherapie

ja Intrathekale Chemotherapie + Helmfeldbestrahlung

ja nein Systemische Chemotherapie (+ Intrathekale

Chemotherapie)

ja Systemische Chemotherapie + Helmfeldbestrahlung (+ Intrathekale

Chemotherapie)

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