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' Bmterjßfo Pyramiden von Gisch in der Uicht Hügeligen Wüstenlandschaft liegt Medinat Tahsin el Sehn, ein t - iy^ modernes Camp für Kinder, deren Eltern an Tuberkulose erkrankt sind. Photo» H»ni Bickel Ein ägyptisches Kindercamp in der Wüste Die Heimleitung* ist darauf bedacht, die größeren Kinder in manuellen Arbeiten tu unterrichten. In iKTsehiedmcn Werkstätten werden mehr handwerk- Hehe Beschäftigungen gelehrt. Das Camp unterhSU neben einer Schreinerwerkstätte eine eigene Weberei. . Etwa pellt? Kilometer .von Kairo entfernt erheben am Horizont die Pyramiden von Gizeh, die tu den ir üli.-Mt ii Bauwerken altlgyptischer Hinkamt (Ihlen. Dieie drei Pyramiden .der Könige Cheopi, Chephren und Mykerino» bilden das historische Wahrzeichen von Medinat Talnln el Seha, einem Kinderheim in der Wüste. Ein Anblick von seltenem Reit bietet »ich hier dem Auge. In der dunstigen Ferne zeichnen «ich die Konturen der Stadt ab. Die orientalische Sienerie wird" durch die zarten Silhouetten der Palmen am Nilufer vervollständigt, die die Wüstenlandschaft säumen. K&ndhcruro Hefti ockergelber Sand, soweit der Blick reicht. Als fruchtbare Oase in diesem mono- tonen Gebiet wirkt Medinat Tahsin tl Seha, das Camp für . Kinder, deren Eltern . an Tuberkulose erkrankt sind. Und wie so viele andere soziale Institutionen im Orient, entstand auch dieses Camp durch1 die pri. Vate Initiative einiger Frauen, die in charititiver Rich- tung tiitiR sind. Es war immer ein Problem, diese pe- fährdeten Kinder, die in ungesunden Verhältnissen lebten, anderswo unterzubringen. So gründeten diese Frauen die Women'» Health Improvement Association , die au» eigenen Mitteln dieses Kinderheim in der WUste zu bauen begann. Langsam nur entitanden die ersten Häuser des Camps. Meter um Meter des Bodens mußte buchstäblich der Wüst e abgerungen werden. Wir Uebersetzer «Die Spitalärzte sahen, daß der Fall ernst war, narkotisierten daher und schnitten auf, um zu sehen, tvie ernst es war. Es war hoffnungslos: die Milz ge- brochen, Rippen verletzt, die Lunge durchstochen, das Hirn erschüttert . . Das ist allerdings ein hoffnungsloser 'Fall, denn um xu brechen, mußte die Milz sich überdies verhärtet haben, wieJes sonsi'nur das Herz tut. Weichteile mögen einen Riß erleiden, ein Bruch der Milz dagegen dürfte in der Ge^ic^tq der. Medizin ein Novum sein. Nicht minder unvorstellbar ist: «das Hirn erschütterte. Man spricht von t-iiitr. UehirHtnchüUmrung, kaum abtr loh einem erschütterten Hirn. Und nie gründlich wurde der arme Mann aufgeschnitten, damit man fe.it. stellen konnte, daß das Hirn erschüttert war?! mühsame Haupt . . .- sehreibt ein anderer Zunftgenosse, wo es sich wahrscheinlich um ein müh' beladenes Haupt handeln mag. Ferner übersetzt er: «Die lüsternen Winde hielten Daphne 'fest, als sie vor Appollon floh, und zogen ihr das flatternde Ge- wand von den entblößten Gliedern . '. '.* Solange das Gewand von ihnen gezogen wild, sind die Glieder nicht entblößt, sollte man meiften. «Um den Zionismus, seine. Führer, Israel, seine Minister und Gesandten zu beschmieren .. Zu beschmutsen, zu besudeln, Herr Kollege! Auch kleine Dinge können uns entzücken: «Als der schlanke, elegante, junge Captain K.Dal- rympie Belgrave, Mitglied des Ersten Kavallerie- regiments . . .» Das entstammt wohl einem Artikel, ist aber zweifel, los übersetzt. Man ist Mitglied des Parlaments, eines Vereins, eines Klubs, der menschlichen Gesellschaft, wenn es denn sein muß, nicht aber eines Kavallerie- regiments. Im alben Artikel ob überhetzt, ob auf eigenem Acker geweideten, ist in rfcesem Voll icAtfi/ xyu *ni- scheiden findet jiiTi «vPer Scheich... hat ein nroUes Steckenpferd: seine Jagdfalken. Er züchtet arabische Rassen- pferde . , Welch ein zoologisches Durcheinander von Bild lind Realitäten! Von Steckenpferden, Jagdfalken, Ras- senpferdcn, «a/er welch lettleren wohl Rassepferde zu verstehen sind. Der Gerechtigkeit halber sei einer der vielen Bockt. gebeichtet, die im eigenen Revier erlegt wurden: «Er verzog die Zähne und entblößte die Lippen . . .: Das isf, allerdings nicht eigentlich eine falsche Uebersetzung, sondern ein fading, darum qber für den Blütenleser nicht minder erfreulich, wenn er auch gleichseitig der Schuldige ist. So weit geht das Bedürf- nis noch Selbstbesehuldigung nicht, daß verraten würde, in welchem der vierundachtzig binnen elf Jahren übersetzten Bücher diese Stelle sich findet. Ein Blick über die Grenze: Französischen'. Shakespeare-Uebersetzungen gegen, über wird der deutschsprachige Leser nie das Gefühl os, daß Shakespeare und die französische Sprache den e| zueinander nicht finden können. Derzeit hat eine Neueinstudierung von «Romeo* in Paris großen Erfolg. Eine Kritik rühmt den Ueber. setzer und zitiert zwei Stellen als Beispiele seiner Kunst. Um nun diese Kunst richtig beurteilen zu können, lese man zunächst das Original: If I profane with my unworthy hand This holy shrtne, the gentle fine is this My lips, two blushing pilgrims, ready stand To smooth ihat rough touch with a tender kiss. Daraus macht der Franzose: Je suis un pilerin en marche vers une image sainte. S'il a profan6 Vimage en la touchant d'tine main in. digne, le pilerin Und les livres pour effacer l'empreinte et la trace de ces doigts. Daß er nicht in Versen übersetzt, damit muß man sieh anscheinend abfinden. Von Francois Sabaiiers viel zu wenig bekannter Faust-Uebersetzung abgese- hen, wüßte ich kein Beispiel dafür, daß in Frankreich ein englisches oder deutsches Versdrama im Rhyth- mus des Originals übersetzt worden wäre. Aber um so einfacher sollte es doch sein, den Wortlaut genau wiederzugeben, wenn schon die Dichtung mit solcher Energie erschlagen wird. Es ist geradezu peinlich, neben diesem Unvermögen, die Stelle in der Schlegel- schen Uebersetzung anzuführen, aber es erspart jedes Wort der Kritik: Entweihet meine Hand verwegen dich, O HeiVgenbild, so will ich's lieblich büßen. Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich. Den herben Druck im Kusse zu versüßen. Morgens und mittags wird Schulunterricht erteilt. Eifrig muß gelernt werden, denn alle diese Kinder, die meistens aus minderbemittelten Familien stam- '. >;men, nüssen so bald aU möglich nach Schulschluß ins Erwerbsleben eintreten. Nach Monaten aber konnten die enten Kinder in den sonnigen, hellen Rlumen Einsug halten. Für wie lange, das war jeweilen lehr unbestimmt Das Gesundheits., amt nahm sich inzwischen der kranken Ehern an. Für viele dieser dunkelhäutigen Aegvpterkinder war dieses Camp im Vergleich -zu ihren bisherigen Wohnstätten ein wahres Paradies. . 350 Kinder leben heute in Medinat Tahsin el Seha unter der umsichtigen Betreuung einer Heimleiterin. Das Camp besitzt seine eigene Schule, in denen die Kinder jeder Altersstufe individuell ihren Unterricht erhalten. In einigen Hlusern befinden »ich Werk- statten, in denen die größeren Buben und Mädchen in ihrer Freizeit mit allerhand manuellen Arbeiten ver- traut gemacht werden. Oft sind die Kinder, wenn sie das Camp verlassen, in einem Alter, in dem sie be>; reit» einem eigenen Verdienst nachgehen mässen. Sie bekommen im Heim zugleich eine Art Berufsaus- bildung für eine spätere handwerkliche Betätigung mit auf den Weg. Seit einigen Jahren genießt dieses vor- bildliche Kinderheim aurh finanzielle Unter- stützungen des Staates, Die Hilfe, 'die dieses Camp zu bringen vermag, ist, gemessen an der* riesigen Volksmasse, gering. Aber es ist ein merkliches Zeichen dafür, (luLS man auch in den orientalischen Lindern beginnt, Rückstände aufzuholen. ( Die zweite Stelle, die der französische Kritiker als besonders wohlgelungen bezeichnet, ist: Vous ttes tris instruit sur le chapitre des baisers! Kaum zu erkennen, daß sich dahinter You kiss by the book verbirgt, wofür Schlegel unübertrefflich sagt: Ihr küßt recht nach der Kunst! Mag man einem französischen Shakespeare-Ueber- setzer noch zugestehn, daß sein« Aufgabe problem- überladen und schwer ist, so gilt das nicht für den Uebersetzer von Mary Webbs «The golden Arrow». Wo man sie packt die Uebersetzung d a ist sie miserabel. Aus einer ivory stout blucbnttlc* wird eine «grosse buteille bleue*, obgleich «bluebottle» keine Flasche, sondern ein Schmeißfliege ist. Aus «His one tree of wisened cider-apples* werden «scs trois pom- miers rabatt grics», wahrscheinlich, weil der Ueber- setzer «tree* und «three* verwechselt hat. Und so macht er aus «bread and jam» folgerichtig «le pain et le jambon*, denn ob «jam* oder «harnt ist schließ- lich nicht gar so wichtig. All das um so bedauerlicher, weil andere Romane der Mary Webb geradezu hervorragend übersetzt sind, zumal jene, deren Uebersetzung Jacques de Lacretelle revidiert hat. In einem alten französischen Geographiebuch Geographie ist nun einmal nicht die Stärke der Fran- zosen fand sich die schöne Stelle: «Dans les dösens de Lunebourg il y a un peuple sauvage nomme Heidschnucki . . Und die selbe Quelle «ein altes Buch, vom Ahn vermacht» berichtet, daß ein Brüsseler Blatt beim Tode eines Dr. Rittmeyer, der ein Freund Heinrich Heines gewesen war, einen offenbar aus einer deut- schen Zeitung übersetzten Nachruf brachte, darin es hieß: «H etait Vonti intime de Dutzbruder et de Heine.* N.O.Scarpi cr/ici YdcÄticel ei>; <;Z47t>; Jeder fünfte Landesbewohner besitzt heute einen eigenen Telephonanschluß; die Stadt Zürich weist allein Ober 100 000 Abonnentenstalionen auf. Jene Zeit- genossen, die überhaupt noch nie telephoniert haben, werden bald so seiten sein wie diejenigen, die noch nie Eisenbahn gefahren sind. Es scheint aber mitlei- den wenigen Telephonanalphabeten, die «hinter dem Mond» su Hause sind oder aus Prinzip die moderne Fernsprechtechnik nicht benützen, noch eine ganze An- zahl Telephonstümper, «lotternde Telephonscheue, Falschverbinder und Nummernverwechsler, im Zahlen- gestrüpp der TelcphonbUcher Herumirrende, unge- duldige Abonnenten und Automatenbenutzer zu geben, die diese glänzende technische Errungenschaft der Neuzeit geistig noch nicht völlig beherrschen oder sie mißbrauchen. Da die Generaldirektion der Telephon- verwaltung davon träumt, daß künftig jede Schweizer Familie ihren eigenen Anschluß haben müsse, ist sie lebhaft daran interessiert, daß da« Telephonieren wenigsten« der lehrwilligen Jugend zum Kinderspiel werde. So entstand das Schultelephou. 19S2 sind im Kanton Zürich 46S0 Volksschüler der obern Klassen von gewiegten Telephonistinnen in diese «Kunst» ein- geweiht worden, die Stadtschüler in einem besondern Schulraum des Verwaltungsgebäudes an der Brand- schenkestraße, die LandschUler in ihren Klassen- zimmern an Ort. Der kostenlose Unterricht erfolgt jeweils nach Zusage des Lehrers, und wenn einer diese Lektion für unnötig erachtet, weil angeblich auch der Dümmste »einer Klasse telephonieren könne, wie z. B. jener Lehrer in B. schrieb, dann freut sich die Telc- phonverwaltung mit Recht über diese Oase tclephoni- stischer Gewandtheit der Dorfjugend. Wir hatten nun jüngst Gelegenheit, in Fehraltorf dem zweistündigen Telcphonunterricht für Sekundar- schüler und Schüler der 7. und 8. Klasse beizuwohnen. Auf dem Tisch, den die eingesammelten Aufsatz- und Rechenhefte zu zieren pflegen, war eine Lautsprecher- station mit Tischapparat installiert. Der Lehrer saß ebenfalls in einer Schulbank und hatte da» Zepter der freundlich lächelnden Schultelephonistin übergeben. Auf ihre Anfrage, wer überhaupt noch nie telephoniert habe, «treckte nur einer von zwanzig Schülern zaghaft den Finger auf. Und nun lernten die Schüler, den un- gewohnten Demonstrationen mit größtem Interesse fol- gend, Summton, Rufzeichen, Besetztzeichen und Hinweiston unterscheiden, sie probten die Einzelaus- sprache von Telephonnummern nach den Vorschriften des internationalen Verkehrs, sie buchstabierten schwierige Namen, wobei manchem in der Verlegen- heit zu E keine Emma und zu R keine Rosa einfallen wollte, und nachdem sich einige der Unsichersten in der rechten Handhabung de» Mikrotclephons und im Drehen der Wählscheibe hatten üben dürfen, wurde mit der spannenden Lektüre der fünf amtlichen Tclephonbüchcr begonnen. Da sich unsere Telephon- zentralen immer wieder über jene Erwachsenen ärgern müssen, die nie eine Wegleitung auf den ersten Seiten des Abonnentenverzeichnisses lesen, müssen nun eben die Kinder auf die vielen Möglichkeiten, die besonderen Gesprächsarien und Leistungen unie. rei vorzüglich ausgebauten, «ber nur unvollkommen genützten Telephonnctzea aufmerksam gemacht wer- den. Schließlich war aber die Ungeduld der Schüler, richtig telephonieren zu dürfen, nicht mehr zu be- zähmen. Die praktischen Uebungen im Abnehmen ein- gehender Gespräche begannen. Die gründlich vor- bereitete Schultelcphonistin der Gegenstation (im Lautsprecher hörbar) suchte ihre «Opfer» unter der schadenfrohen Anteilnahme der Klasse erst durch liebevolles Zureden zu ungehemmtem und unge- scheutem Sprechen zu bewegen. Daß sie sich bei de n Mädchen weniger anstrengen mußte als bei den wort- kargen Buben, deutliche Antworten auf ihre teilneh- menden Fragen zu erhalten, kann man sich denken . Das Aufrufen und Führen bestimmter Gespräche nach besonderm Arbeitsplan wickelte »ich ab wie eine vergnügliche Theaterprobe mit begabten und un- begabten Rollenträgern. Köbi hatte als Präsident des Jahrgängervercins auf den 15. März im «Sternen» einen Saal für» Kränzli zu bestellen und »ich nebenbei über Preise, Nachtessen, Dekoration, usw. zu informieren. Der Knabe, sonst einer der lautesten Rufer in der Pause, erwies sich als redcscheiier Präsident, dem die Telephonistin ständig soufflieren mußte. Dafür er- kundigte sich Käthi um so forscher und schroffer bei der Güterexpedition, ob ihre Kuh denn immer noch nicht angekommen sei, so daß ihr der Angerufene Eine Schülerin will ein Ferngespräch mit ihrrm Onkel in Frauenfeld führen. Wie heißt nur die Fern- kennzahl? '!. ;Jl Schüler', Wer i>;. ri'ii münters Gespräch mit ärr ilcgen&tatiot\ verwickelt wird, versucht seine (Je- !n\ Telephonieren vor der lachenden Schü- lerschar ci>; bcu'cUcii. empfahl, sich am Telephon künftig höflicher und taktvoller zu benehmen. Zu guter Letzt durfte noch juder Schüler ein freies Gespräch möglichst im Fern- verkehr fuhren, Diis abgekartete Spiel mit der Gegen- Dtiition wurde ausgeschaltet und wirkliche Abonnenten hl, phonisch überrascht. Wenn dabei Kaspars Tante im Welschland, durch den unerwarteten Anruf ihres Neffen aufs Schlimmste gefaßt, die erzieherische Ab- sicht mißdeutend, nicht vorschriftsgemäß reagierte und damit den verdutzten Neffen in sprachliche Schwierigkeiten verwickelte, so konnten »oldie und ähnliche Improvisationen den erfolgreichen Abschluß dieses kurzweiligen und lehrreichen Sehultelcphon- unterrichts in Fehraltorf nirhl mehr ernstlich ge. fährdcn. Hans Staub Neue Zürcher Zeitung vom 27.01.1962

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  • 'Bmterjßfo Pyramiden von Gisch in der Uicht Hügeligen Wüstenlandschaft liegt Medinat Tahsin el Sehn, eint -iy^ modernes

    Camp für Kinder, deren Eltern an Tuberkulose erkrankt sind.Photo» H»ni Bickel

    Ein ägyptisches Kindercamp in der Wüste

    Die Heimleitung* ist darauf bedacht, die größerenKinder in manuellen Arbeiten tu unterrichten. IniKTsehiedmcn Werkstätten werden mehr handwerk-Hehe Beschäftigungen gelehrt. Das Camp unterhSUneben einer Schreinerwerkstätte eine eigene Weberei.

    .

    Etwa pellt? Kilometer .von Kairo entfernt erhebenam Horizont die Pyramiden von Gizeh, die tu den

    ir üli.-Mt ii Bauwerken altlgyptischer Hinkamt (Ihlen.Dieie drei Pyramiden .der Könige Cheopi, Chephrenund Mykerino» bilden das historische Wahrzeichenvon Medinat Talnln el Seha, einem Kinderheim inder Wüste. Ein Anblick von seltenem Reit bietet »ichhier dem Auge. In der dunstigen Ferne zeichnen «ichdie Konturen der Stadt ab. Die orientalische Sieneriewird" durch die zarten Silhouetten der Palmen amNilufer vervollständigt, die die Wüstenlandschaftsäumen. K&ndhcruro Hefti ockergelber Sand, soweit derBlick reicht. Als fruchtbare Oase in diesem mono-tonen Gebiet wirkt Medinat Tahsin tl Seha, das Campfür . Kinder, deren Eltern . an Tuberkulose erkranktsind. Und wie so viele andere soziale Institutionenim Orient, entstand auch dieses Camp durch1 die pri.Vate Initiative einiger Frauen, die in charititiver Rich-tung tiitiR sind. Es war immer ein Problem, diese pe-fährdeten Kinder, die in ungesunden Verhältnissenlebten, anderswo unterzubringen. So gründeten dieseFrauen die Women'» Health Improvement Association,die au» eigenen Mitteln dieses Kinderheim in derWUste zu bauen begann. Langsam nur entitanden dieersten Häuser des Camps. Meter um Meter des Bodensmußte buchstäblich der W ü s te abgerungen werden.

    Wir Uebersetzer«Die Spitalärzte sahen, daß der Fall ernst war,

    narkotisierten daher und schnitten auf, um zu sehen,tvie ernst es war. Es war hoffnungslos: die Milz ge-brochen, Rippen verletzt, die Lunge durchstochen,das Hirn erschüttert . .

    Das ist allerdings ein hoffnungsloser 'Fall, dennum xu brechen, mußte die Milz sich überdies verhärtethaben, wieJes sonsi'nur das Herz tut. Weichteile mögeneinen Riß erleiden, ein Bruch der Milz dagegen dürftein der Ge^ic^tq der. Medizin ein Novum sein. Nichtminder unvorstellbar ist: «das Hirn erschütterte. Manspricht von t-iiitr. UehirHtnchüUmrung, kaum abtrloh einem erschütterten Hirn. Und nie gründlichwurde der arme Mann aufgeschnitten, damit man fe.it.stellen konnte, daß das Hirn erschüttert war?!

    mühsame Haupt . . .- sehreibt ein andererZunftgenosse, wo es sich wahrscheinlich um ein müh'beladenes Haupt handeln mag. Ferner übersetzt er:

    «Die lüsternen Winde hielten Daphne 'fest, als sievor Appollon floh, und zogen ihr das flatternde Ge-wand von den entblößten Gliedern . '. '.*

    Solange das Gewand von ihnen gezogen wild, sinddie Glieder nicht entblößt, sollte man meiften.

    «Um den Zionismus, seine. Führer, Israel, seineMinister und Gesandten zu beschmieren . . .»

    Zu beschmutsen, zu besudeln, Herr Kollege!

    Auch kleine Dinge können uns entzücken:

    «Als der schlanke, elegante, junge Captain K.Dal-rympie Belgrave, Mitglied des Ersten Kavallerie-regiments . . .»

    Das entstammt wohl einem Artikel, ist aber zweifel,los übersetzt. Man ist Mitglied des Parlaments, einesVereins, eines Klubs, der menschlichen Gesellschaft,wenn es denn sein muß, nicht aber eines Kavallerie-regiments.

    Im alben Artikel ob überhetzt, ob auf eigenemAcker geweideten, ist in rfcesem Voll icAtfi/ xyu *ni-scheiden findet jiiTi

    «vPer Scheich... hat ein nroUes Steckenpferd:seine Jagdfalken. Er züchtet arabische Rassen-pferde .

    , Welch ein zoologisches Durcheinander von Bildlind Realitäten! Von Steckenpferden, Jagdfalken, Ras-senpferdcn, «a/er welch lettleren wohl Rassepferdezu verstehen sind.

    Der Gerechtigkeit halber sei einer der vielen Bockt.gebeichtet, die im eigenen Revier erlegt wurden:

    «Er verzog die Zähne und entblößte die Lippen . . .:Das isf, allerdings nicht eigentlich eine falsche

    Uebersetzung, sondern ein fading, darum qber für denBlütenleser nicht minder erfreulich, wenn er auchgleichseitig der Schuldige ist. So weit geht das Bedürf-

    nis noch Selbstbesehuldigung nicht, daß verratenwürde, in welchem der vierundachtzig binnen elfJahren übersetzten Bücher diese Stelle sich findet.

    Ein Blick über die Grenze:Französischen'. Shakespeare-Uebersetzungen gegen,

    über wird der deutschsprachige Leser nie das Gefühlos, daß Shakespeare und die französische Sprache dene| zueinander nicht finden können.

    Derzeit hat eine Neueinstudierung von «Romeo* inParis großen Erfolg. Eine Kritik rühmt den Ueber.setzer und zitiert zwei Stellen als Beispiele seinerKunst. Um nun diese Kunst richtig beurteilen zukönnen, lese man zunächst das Original:

    If I profane with my unworthy handThis holy shrtne, the gentle fine is thisMy lips, two blushing pilgrims, ready standTo smooth ihat rough touch with a tender kiss.

    Daraus macht der Franzose:Je suis un pilerin en marche vers une image sainte.

    S'il a profan6 Vimage en la touchant d'tine main in.digne, le pilerin Und les livres pour effacerl'empreinte et la trace de ces doigts.

    Daß er nicht in Versen übersetzt, damit muß mansieh anscheinend abfinden. Von Francois Sabaiiersviel zu wenig bekannter Faust-Uebersetzung abgese-hen, wüßte ich kein Beispiel dafür, daß in Frankreichein englisches oder deutsches Versdrama im Rhyth-

    mus des Originals übersetzt worden wäre. Aber umso einfacher sollte es doch sein, den Wortlaut genauwiederzugeben, wenn schon die Dichtung mit solcherEnergie erschlagen wird. Es ist geradezu peinlich,neben diesem Unvermögen, die Stelle in der Schlegel-

    schen Uebersetzung anzuführen, aber es erspart jedes

    Wort der Kritik:Entweihet meine Hand verwegen dich,O HeiVgenbild, so will ich's lieblich büßen.Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich.Den herben Druck im Kusse zu versüßen.

    Morgens und mittags wird Schulunterricht erteilt.Eifrig muß gelernt werden, denn alle diese Kinder,die meistens aus minderbemittelten Familien stam-

    '. >;men, nüssen so bald aU möglich nach Schulschluß insErwerbsleben eintreten.

    Nach Monaten aber konnten die enten Kinder in densonnigen, hellen Rlumen Einsug halten. Für wie lange,das war jeweilen lehr unbestimmt Das Gesundheits.,amt nahm sich inzwischen der kranken Ehern an. Fürviele dieser dunkelhäutigen Aegvpterkinder war diesesCamp im Vergleich -zu ihren bisherigen Wohnstättenein wahres Paradies.

    . 350 Kinder leben heute in Medinat Tahsin el Sehaunter der umsichtigen Betreuung einer Heimleiterin.Das Camp besitzt seine eigene Schule, in denen dieKinder jeder Altersstufe individuell ihren Unterrichterhalten. In einigen Hlusern befinden »ich Werk-statten, in denen die größeren Buben und Mädchen inihrer Freizeit mit allerhand manuellen Arbeiten ver-traut gemacht werden. Oft sind die Kinder, wenn siedas Camp verlassen, in einem Alter, in dem sie be>;reit» einem eigenen Verdienst nachgehen mässen. Siebekommen im Heim zugleich eine Art Berufsaus-bildung für eine spätere handwerkliche Betätigung mitauf den Weg. Seit einigen Jahren genießt dieses vor-bildliche Kinderheim aurh finanzielle Unter-stützungen des Staates, Die Hilfe, 'die dieses Campzu bringen vermag, ist, gemessen an der* riesigenVolksmasse, gering. Aber es ist ein merkliches Zeichendafür, (luLS man auch in den orientalischen Lindernbeginnt, Rückstände aufzuholen. (

    Die zweite Stelle, die der französische Kritikerals besonders wohlgelungen bezeichnet, ist:

    Vous ttes tris instruit sur le chapitre des baisers!Kaum zu erkennen, daß sich dahinter

    You kiss by the bookverbirgt, wofür Schlegel unübertrefflich sagt:

    Ihr küßt recht nach der Kunst!

    Mag man einem französischen Shakespeare-Ueber-

    setzer noch zugestehn, daß sein« Aufgabe problem-überladen und schwer ist, so gilt das nicht für denUebersetzer von Mary Webbs «The golden Arrow».Wo man sie packt die Uebersetzung da ist siemiserabel. Aus einer ivory stout blucbnttlc* wird eine«grosse buteille bleue*, obgleich «bluebottle» keineFlasche, sondern ein Schmeißfliege ist. Aus «His onetree of wisened cider-apples* werden «scs trois pom-miers rabattgrics», wahrscheinlich, weil der Ueber-setzer «tree* und «three* verwechselt hat. Und somacht er aus «bread and jam» folgerichtig «le painet le jambon*, denn ob «jam* oder «harnt ist schließ-lich nicht gar so wichtig.

    All das um so bedauerlicher, weil andere Romaneder Mary Webb geradezu hervorragend übersetzt sind,zumal jene, deren Uebersetzung Jacques de Lacretellerevidiert hat.

    In einem alten französischen GeographiebuchGeographie ist nun einmal nicht die Stärke der Fran-zosen fand sich die schöne Stelle:

    «Dans les dösens de Lunebourg il y a un peuplesauvage nomme Heidschnucki . . .»

    Und die selbe Quelle «ein altes Buch, vom Ahnvermacht» berichtet, daß ein Brüsseler Blatt beimTode eines Dr. Rittmeyer, der ein Freund HeinrichHeines gewesen war, einen offenbar aus einer deut-schen Zeitung übersetzten Nachruf brachte, darin eshieß:

    «H etait Vonti intime de Dutzbruder et de Heine.*N.O.Scarpi

    cr/iciYdcÄticelei>; ;

    Jeder fünfte Landesbewohner besitzt heute eineneigenen Telephonanschluß; die Stadt Zürich weistallein Ober 100 000 Abonnentenstalionen auf. Jene Zeit-genossen, die überhaupt noch nie telephoniert haben,werden bald so seiten sein wie diejenigen, die nochnie Eisenbahn gefahren sind. Es scheint aber mitlei-den wenigen Telephonanalphabeten, die «hinter demMond» su Hause sind oder aus Prinzip die moderneFernsprechtechnik nicht benützen, noch eine ganze An-zahl Telephonstümper, «lotternde Telephonscheue,

    Falschverbinder und Nummernverwechsler, im Zahlen-gestrüpp der TelcphonbUcher Herumirrende, unge-duldige Abonnenten und Automatenbenutzer zu geben,

    die diese glänzende technische Errungenschaft derNeuzeit geistig noch nicht völlig beherrschen oder siemißbrauchen. Da die Generaldirektion der Telephon-verwaltung davon träumt, daß künftig jede SchweizerFamilie ihren eigenen Anschluß haben müsse, ist sielebhaft daran interessiert, daß da« Telephonierenwenigsten« der lehrwilligen Jugend zum Kinderspielwerde. So entstand das Schultelephou. 19S2 sind imKanton Zürich 46S0 Volksschüler der obern Klassenvon gewiegten Telephonistinnen in diese «Kunst» ein-geweiht worden, die Stadtschüler in einem besondernSchulraum des Verwaltungsgebäudes an der Brand-schenkestraße, die LandschUler in ihren Klassen-zimmern an Ort. Der kostenlose Unterricht erfolgtjeweils nach Zusage des Lehrers, und wenn einer dieseLektion für unnötig erachtet, weil angeblich auch derDümmste »einer Klasse telephonieren könne, wie z. B.jener Lehrer in B. schrieb, dann freut sich die Telc-phonverwaltung mit Recht über diese Oase tclephoni-stischer Gewandtheit der Dorfjugend.

    Wir hatten nun jüngst Gelegenheit, in Fehraltorfdem zweistündigen Telcphonunterricht für Sekundar-schüler und Schüler der 7. und 8. Klasse beizuwohnen.Auf dem Tisch, den die eingesammelten Aufsatz- undRechenhefte zu zieren pflegen, war eine Lautsprecher-

    station mit Tischapparat installiert. Der Lehrer saßebenfalls in einer Schulbank und hatte da» Zepter derfreundlich lächelnden Schultelephonistin übergeben.

    Auf ihre Anfrage, wer überhaupt noch nie telephonierthabe, «treckte nur einer von zwanzig Schülern zaghaftden Finger auf. Und nun lernten die Schüler, den un-gewohnten Demonstrationen mit größtem Interesse fol-gend, Summton, Rufzeichen, Besetztzeichen undHinweiston unterscheiden, sie probten die Einzelaus-sprache von Telephonnummern nach den Vorschriftendes internationalen Verkehrs, sie buchstabiertenschwierige Namen, wobei manchem in der Verlegen-

    heit zu E keine Emma und zu R keine Rosa einfallenwollte, und nachdem sich einige der Unsichersten inder rechten Handhabung de» Mikrotclephons und im

    Drehen der Wählscheibe hatten üben dürfen, wurdemit der spannenden Lektüre der fünf amtlichenTclephonbüchcr begonnen. Da sich unsere Telephon-

    zentralen immer wieder über jene Erwachsenenärgern müssen, die nie eine Wegleitung auf den erstenSeiten des Abonnentenverzeichnisses lesen, müssennun eben die Kinder auf die vielen Möglichkeiten,

    die besonderen Gesprächsarien und Leistungen unie.rei vorzüglich ausgebauten, «ber nur unvollkommengenützten Telephonnctzea aufmerksam gemacht wer-den.

    Schließlich war aber die Ungeduld der Schüler,richtig telephonieren zu dürfen, nicht mehr zu be-zähmen. Die praktischen Uebungen im Abnehmen ein-gehender Gespräche begannen. Die gründlich vor-bereitete Schultelcphonistin der Gegenstation (imLautsprecher hörbar) suchte ihre «Opfer» unter derschadenfrohen Anteilnahme der Klasse erst durchliebevolles Zureden zu ungehemmtem und unge-

    scheutemSprechen zu bewegen. Daß sie sich bei d en

    Mädchen weniger anstrengen mußte als bei den wort-kargen Buben, deutliche Antworten auf ihre teilneh-menden Fragen zu erhalten, kann man sich denken.Das Aufrufen und Führen bestimmter Gespräche nachbesonderm Arbeitsplan wickelte »ich ab wie einevergnügliche Theaterprobe mit begabten und un-begabten Rollenträgern. Köbi hatte als Präsident desJahrgängervercins auf den 15. März im «Sternen» einenSaal für» Kränzli zu bestellen und »ich nebenbei überPreise, Nachtessen, Dekoration, usw. zu informieren.Der Knabe, sonst einer der lautesten Rufer in derPause, erwies sich als redcscheiier Präsident, dem dieTelephonistin ständig soufflieren mußte. Dafür er-kundigte sich Käthi um so forscher und schroffer beider Güterexpedition, ob ihre Kuh denn immer nochnicht angekommen sei, so daß ihr der Angerufene

    Eine Schülerin will ein Ferngespräch mit ihrrmOnkel in Frauenfeld führen. Wie heißt nur die Fern-

    kennzahl?

    '!. ;Jl Schüler', Wer i>;. ri'ii münters Gespräch mit ärrilcgen&tatiot\verwickelt wird, versucht seine (Je-

    !n\Telephonieren vor der lachenden Schü-

    lerschar ci>; bcu'cUcii.

    empfahl, sich am Telephon künftig höflicher undtaktvoller zu benehmen. Zu guter Letzt durfte nochjuder Schüler ein freies Gespräch möglichst im Fern-verkehr fuhren, Diis abgekartete Spiel mit der Gegen-Dtiition wurde ausgeschaltet und wirkliche Abonnentenhl, phonisch überrascht. Wenn dabei Kaspars Tanteim Welschland, durch den unerwarteten Anruf ihresNeffen aufs Schlimmste gefaßt, die erzieherische Ab-sicht mißdeutend, nicht vorschriftsgemäß reagierte

    und damit den verdutzten Neffen in sprachlicheSchwierigkeiten verwickelte, so konnten »oldie undähnliche Improvisationen den erfolgreichen Abschlußdieses kurzweiligen und lehrreichen Sehultelcphon-

    unterrichts in Fehraltorf nirhl mehr ernstlich ge.fährdcn. Hans Staub

    Neue Zürcher Zeitung vom 27.01.1962