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INFO-PARTNER 93-5-22 - I CV *.l b .Di Elsässer Grenzgänger 41 3 zwischen Stuhl und Bank Demonstration gegen ungerechte Arbeitclosenregelung ' 1 4 Dle elsåsslschen Grenzgänger sind zornig: Am Donnerstag demonstrierten rund 3ooo in Saht-Louis vor den Toren Basels gegen ihre Arbeitslosenrege- 3 r) lung. Im Gegensatz zu früheren Abmachungen zahlt man Ihnen ihre &I- - nicht aufgnind ihres letzten Lohns in der Schweiz. sondern legt einen sehr viel tieferen französischen Referenzlohn zugrunde. VON AUX MAISE, BASEL in der elsässischen Nachbarschaft geho- ren sie au sich zu den eher Privilegierten: die rund 29 o00 französischen Grenzgän- ger, die in der Schweiz, vor allem in den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel- land, arbeiten. Den Grenzgängern ist es zu einem guten Teil zu verdanken, dass sich die einst arme Landwirtschaftsre- @on Sundgau und das Oberelsass in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich stark entwickelt haben. Doch j e a t scheinen die sind sie es. die oft ais erste vor die TUr ge- setzt werden. 1200 arbeibiose Anfang 1993 offiziell als arbeitslos ge- meldet. Genaue Zahlen sind schwierig zu bekommen. Zum Verlust des Arbeitsplat- zes kommt fûr sie ein weiteres Ärgernis hinzu: Sie erhalten an ihre% Wohnort in Frankreich Arbeitslosengeld nicht ge- mäss ihrem bisherigen ohn in der Schweiz, soadem aufgrun eines franzb- sischen Refennzlohns, schon sie in der Schweiz Versichenin beiträge zahl- die französische ArbeitsloFnkasse. Diese Regelung ist es die jekï den Zorn der Grenzgbgei erregt. Als Kampfmassnahme beschlossen die Kundgebungsteiinehmer von Saint- Louis. den von der neuen Französischen Regierung erhobenen zusäízlichen So- dalversicherungsbeitrag ,von 2.4% auf das Bruttoeinkommen. die sogenannte Contribution sociale généralisée (CSG). vorläufig nicht zu bezahlen. Die CCG soll ias ins Schleudern geratene franzdsische Sozialversicherungswerk absichern hel- :en. Jean-Luc Johaneck. Prasident des lomite de Ddfense drs Travailleurs ten. Rund zwei Drittel da i n fliessen an Frontaliers du Haut-Rhin (CDTF), der el- sässischen Grenzgänger-Organisation, verkündete die CSG-BoykottaMion unter dem Applaus derversammelten. Eh langes Seilziehen 1978 habe der französische Staat nach langem Seilziehen ein Abkommen unter- zeichnet, das Arbeitslosengeld aufgrund des reellen Schweizer Lohns festschrieb, so Johaneck. Neun Jahre spilter sei der französischen Arbeitslosenversicherung das Ganze dann plötzlich zu teuer er- schienen, und sie habe die Regelung mit dem fiktiven Referenzlohn eingeführt. Eine Klage der CDTF dagegen sei immer noch nicht behandelt, kritisierte ihr Prä- sident. Das Problem beschüftigte auch schon den Europäischen Gerichtshof: Er sprach sich im Februar 1980 fUr den reellen Lohn als Basis des Arbeitslosengelds aus. Trotzdem berechnet neben Frank- reich auch Deutschland das Arbeitslo- sengeld seiner Grenzgänger bis heute aufgrund eines tieferen einheimischen Vergleichslohns. Ruth Dreifuss, damais noch S e k r e t m des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, bezeichnete die Si- tuation arbeitsloser Grenzgänger Anfang Jahr als schockierend. Nach dem Schweizer EWR-Nein sei ihre Cileichstel- lung noch schwieriger auszuhandeln, so die heutige Bundesrätin. Arbeiten ja, übernachten nein Unzufrieden fühlen sich die Grenzgän- ger im übrigen nicht nur ganz generell als Konjunkturpuffer. sondern auch bei einer ganzen Reihe weiterer sozialer Re- gelungen, wo tro& aller bilateraler Ab- kommen mit der Schweiz immer noch Lücken bestehen. Zu den Schikanen &e hbrt auch immer noch das anachronisti- sche Ubernachtungsverbot ftir Grenz- gänger: Arbeiten in der Schweiz is ihnen zwar erlaubt, zum Schlafen aber mdssen sie zurück über die Grenze. Den Wunsch der Grenzganger. sie wie Wochenaufent- halter zu behandeln, lehnte Bern im letz- ten Jahr einmal mehr ab.

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INFO-PARTNER 93-5-22

- I

CV *.l b .Di Elsässer Grenzgänger 41 3 zwischen Stuhl und Bank

Demonstration gegen ungerechte Arbeitclosenregelung ' 1 4 Dle elsåsslschen Grenzgänger sind zornig: Am Donnerstag demonstrierten rund 3ooo in Saht-Louis vor den Toren Basels gegen ihre Arbeitslosenrege- 3

r ) lung. Im Gegensatz zu früheren Abmachungen zahlt man Ihnen ihre &I- - nicht aufgnind ihres letzten Lohns in der Schweiz. sondern legt einen sehr viel tieferen französischen Referenzlohn zugrunde.

VON AUX MAISE, BASEL

in der elsässischen Nachbarschaft geho- ren sie au sich zu den eher Privilegierten: die rund 29 o00 französischen Grenzgän- ger, die in der Schweiz, vor allem in den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel- land, arbeiten. Den Grenzgängern ist es zu einem guten Teil zu verdanken, dass sich die einst arme Landwirtschaftsre- @on Sundgau und das Oberelsass in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich stark entwickelt haben. Doch j ea t scheinen die

sind sie es. die oft ais erste vor die TUr ge- setzt werden.

1200 arbeibiose

Anfang 1993 offiziell als arbeitslos ge- meldet. Genaue Zahlen sind schwierig zu bekommen. Zum Verlust des Arbeitsplat- zes kommt fûr sie ein weiteres Ärgernis hinzu: Sie erhalten an ihre% Wohnort in Frankreich Arbeitslosengeld nicht ge- mäss ihrem bisherigen ohn in der Schweiz, soadem aufgrun eines franzb- sischen Refennzlohns, schon sie in der Schweiz Versichenin beiträge zahl-

die französische ArbeitsloFnkasse. Diese Regelung ist es die jekï den

Zorn der Grenzgbgei erregt. Als Kampfmassnahme beschlossen die Kundgebungsteiinehmer von Saint- Louis. den von der neuen Französischen Regierung erhobenen zusäízlichen So- dalversicherungsbeitrag ,von 2.4% auf das Bruttoeinkommen. die sogenannte Contribution sociale généralisée (CSG). vorläufig nicht zu bezahlen. Die CCG soll ias ins Schleudern geratene franzdsische Sozialversicherungswerk absichern hel- :en. Jean-Luc Johaneck. Prasident des lomite de Ddfense drs Travailleurs

ten. Rund zwei Drittel da i n fliessen an

Frontaliers du Haut-Rhin (CDTF), der el- sässischen Grenzgänger-Organisation, verkündete die CSG-BoykottaMion unter dem Applaus derversammelten.

E h langes Seilziehen 1978 habe der französische Staat nach

langem Seilziehen ein Abkommen unter- zeichnet, das Arbeitslosengeld aufgrund des reellen Schweizer Lohns festschrieb, so Johaneck. Neun Jahre spilter sei der französischen Arbeitslosenversicherung das Ganze dann plötzlich zu teuer er- schienen, und sie habe die Regelung mit dem fiktiven Referenzlohn eingeführt. Eine Klage der CDTF dagegen sei immer noch nicht behandelt, kritisierte ihr Prä- sident.

Das Problem beschüftigte auch schon den Europäischen Gerichtshof: Er sprach sich im Februar 1980 fUr den reellen Lohn als Basis des Arbeitslosengelds aus. Trotzdem berechnet neben Frank- reich auch Deutschland das Arbeitslo- sengeld seiner Grenzgänger bis heute aufgrund eines tieferen einheimischen Vergleichslohns. Ruth Dreifuss, damais noch S e k r e t m des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, bezeichnete die Si- tuation arbeitsloser Grenzgänger Anfang Jahr als schockierend. Nach dem Schweizer EWR-Nein sei ihre Cileichstel- lung noch schwieriger auszuhandeln, so die heutige Bundesrätin.

Arbeiten ja, übernachten nein Unzufrieden fühlen sich die Grenzgän-

ger im übrigen nicht nur ganz generell als Konjunkturpuffer. sondern auch bei einer ganzen Reihe weiterer sozialer Re- gelungen, wo tro& aller bilateraler Ab- kommen mit der Schweiz immer noch Lücken bestehen. Zu den Schikanen &e hbrt auch immer noch das anachronisti- sche Ubernachtungsverbot ftir Grenz- gänger: Arbeiten in der Schweiz i s ihnen zwar erlaubt, zum Schlafen aber mdssen sie zurück über die Grenze. Den Wunsch der Grenzganger. sie wie Wochenaufent- halter zu behandeln, lehnte Bern im letz- ten Jahr einmal mehr ab.

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'. BUNDESAMT FUR INDUSTRIE. GEWERBE UND ARBEIT

BIGA-Ernpfehlunaen für die schulische Intearation frerndsDrachiaer Juaendlicher

Studienziele Oberstes Ziel der Kurse ist die sonale Integration und die Schaffung der Voraussetzungen zur Absolvierung einer beruflichen Ausbildung nach schweizerisch em Vo rbi Id. Zu diesem Zweck mussen die Sprach- und Schulkenntnisse der Absolventen an die in den Lehrplänen der Volksschule festgelegten angenähert werden.

Unterrichtsfächer Erster Scnwerpunkt ist der Unterricht in der regionalen Landessprache (Siandardsprxhe Deursch, Franzosisch, Italienisch). E s sind in erster Linie Themen zu behanceln. die es dem Lernenden ermoglichen, Alltag, Struk- turen. Gesellschait. Kultur und Geschichte der Schweiz kennenzdernen.

- Der zweite Schwerpunkt liegt in den allgemeinbildenden Fachgebieten, die Voraussetzung für eine spätere berufliche Ausbildung sind. Dabei ist prakti- schen Arbeiten (Werken n i t verschiedenen Materialien. Technisch-Zeichnen, Freinand-Zeichnen usw.), Cer Mathematik sowie aen Fächern der Naturwis- senschaften und aes kaufmannischen Bereichs ein angemessener Platz ein- zurau men.

Ein dritter Schwerpunkt k s t e h t in der Eerufsorientierung und Berufswahlvor- bereituns.

Daneben sind oie Korperliche Efluchtigung und die Förderur,g von kreativen und musischen F2nigkeite.i in den Unterricht miteinzubeziehen.

Die drei genancion Schwerpunkte nehmen zusammen 80% der Unter- richtszeit ein. Dabei treten nach anfanglich stärkerer Gewichtung des Sprach- unterrichtss rnit zunehmender Kompetenz die Fachbereiche im Zusammen- hang mi1 einer beruflichen Ausbildung stärker in den Vordergrund.

Die Sprachkornpetenz soll im Unterricht aller Facher gefördert werden.

Empfohlen werden besonders auch Organisationsformen wie Werkstatt- oder Projekrunrerrichr. die eine ganzheitliche Betrachtungsweise fördern. Anleitung zur Freizoitgestaltung, gemeinsamer Mittagstisch, Studienwochen ucw. konnen viel zur sozialen Integration beitragen.

Beratunu und Betreuunq Di2 Absolvente:i sind moglicnsr unter Einbezug ihrer gesetzlichen Vertreter vor, wahren0 u n d nach dem integrationskurs zu begleiten. Neben Hilfes:-ilungen in Fragen cer beruflichen Ausbildung ist eine Beratung zu all- geme!nen Leoerisfragen irn Zusammenhang rnit der sozialen Integration in c n s e r m Land- s;cnerzusieiien

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BIGA-Ernptehlungen zur Integration fremdsprachiger Jugendlicher Seile 2

Die Beratung im Zusammenhang mit der Berufswahl soll in Zusammenarbeit mit den Instanzen der Berufsberatung erfolgen. Ubersteigt der Aufwand die Sachkompetenz und die Möglichkeiten der ausbil- denden Institution, ist sie dazu angehalten, den Ratsuchenden eine weiterge- hende Berreuung durch Fachpersonen aus sozialen Einrichtungen zu vermit- teln

Studienumfang Die Kurse dauern in der Regel zwei, in besonderen Fällen höchstens vier Semester. Das Schuljahr hat in der Regel 40 Schulwochen. Die wöchentliche Lektionenzahl liegt zwiscnen 28 und 36 (Praktika, Studienwochen, Arbeits- einsatze, Schnupperlehren und ähnliche Organisationsformen eingeschlos- sen). Die Ausdehnung eines zweisemestrigen Integrationskurses auf drei oder vier Semester für einzelne Aosolventen durch Wiederholung der Ausbildung ist Z'J u nt erlass en. Den Kantonen wird empionlen, für Seiteneinsteiger während des laufenden Schuljahres als ÜberbrUckung Vorintegrztionskurse anzubieten.

Lehrmittel und Unterrichtshilfen Die AusbiIdungss1:tten. welche die Kurse durchführen, müssen über geeig- nete Einrichtungen. Lehrmiiiel und Unterrichtshilfen veríügen.

Lehrkräfte Die IJnterrIchterideri m ü s s i n sich uber eine pädagogische und fachliche Aus- bildung und.'oder Iançercauernde Unterrichtserfahrung sowie über eine be- sondere Eignung für die Aroeit mit Fremdsprachigen ausweisen können. Sie haben pericaisch Fortc i lc~in~s~leranstal tungen zu besuchen. Es is; von Vcneil. wenn die Lehrkrafie mit der Kultur eines oder mehrerer Her- kl:r;itsläncer vertraut sind cder zurindest ein reges Interesse am Umgang mit und em Schicksal von Menschen aus fremden Kulturen haben.

Unterricht so raan isa t io n Am gleichen Schulort cina in der Regel Parallelklassen in Niveaukursen zu fuhren, Die Klassengrosse betragt in der Regel 10 bis 15 Schüler. Wird die obere Richtzahl Überschritten, kann eine zusätzliche Lehrkraft im Te i I i, e n s u m a Is As si s t e n z 3 i n g e se t Zi we rd en . Es ist nacn Fvloglichkeit darauf zu achten, Cass die Altersunterschiede in den einzelnen Klassen nicht zu grcss sind.

Auf na hme b e d i n a u n w Zu den Kursen zugelassen sind fremdsprachige Jugendliche aller Nationali- taten, die sich rechtmassig in der Schweiz aufhalten und aufgrund ihrer Her- kuni; Grid \iorSiIdunç nich: in der Lage sind, eine ordentliche beruíliche Aus- bildung ncch schweizeriscr,ern Sys:?rn zu durchlaufen.

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BIGA-Empfehlungen zur Integration fremdsprachiger Jugendlicher Seite 3

Die Kandidaten sind in der Regel wenigstens 15 und hochstens 20 Jahre alt und haben die Schulpflicht erfüllt. In Klassen mit vorwiegend Schülern irn unteren zugelassenen Altersbereich können in begrundeten Fällen auch weniger ais 15 Jahre alte Jugendliche aufgenommen werden.

Vor der Aufnahme in den K u r s ist mit den Jugendlichen und ihrem gesetzii- chen Vertreter ein vorbereitendes Gesprach zu führen. FYr die Zuteilunç in die verschiedenen Niveaus können Tests durchgeführt we rd en .

Bewertuna der Leistunaen und Abschlussteuanis Die Leistungen der Teilnehmer werden mindestens zweimal pro Jahr mittels eines Zeugnisses oder Scnulberichtes beurteilt. Der Bericht m u s s mit den Ju- g e ndliche n bec p rc che n we rd en.

Am Ende aes Kurses erhalten Teilnehmer, welche die ganze Ausbildung ab- solviert haben, eine emprecnende Bescheinigung.

Aufsicht Der Kanton ubt aie AufSiChi über aie Kurse in organisatorischer, fachlicher und pädcgogischer Hinsicht aus.

Träaerschaft und Finanzierung Die Kurse weraen aurch oen Kanton oder in seinem Auftrag durchgeiuhn.

Sofern diesi Empiehluncon eingehalten sind und der Kanton die Kosten mit- trag, leistet der €und 665rScj3 gernsss Art. 49, Abs. 5 des Beruisbildungsge- setzes. Anrechenbar ist dmei der erteilte Unterricht im Rahmen der Plaiond- Vero rd n u n g Von den Gundess~bventicnen âusçenommen sind Vorintegrationskurse.

Fur die Teilnehmer sind c ! e Krrse rnentgeltlich. Von den Jugenciichen kcnnen Beitrsge an das Unrerrich;srnaterial verlangt LY e rd e n .

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- In krafttreten Diese Empfehluncen treten am 1 , August 1992 in Kraft.

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Die Presse berichtete fleissig über das FER-Hearing "Mi- gration", aher einige Jourua- listen mussen sich die Frage gefallen lassen. ob sie die zur Debatte stehenden Studien wirklich gelesen hatten, bevor sie 7uc Feder griffen:

Die Wochenzeitung iinier\tellt den FER-Siudieii. in eine gdnz heïtiiiiiiite Richtung zu Lielen- '' sie rerlangeii eine \elektive Schl ietsuiig der Landesgreiizeii 1 1 Da\ Fazit voli Hoffrnmii- Nowotnys Analyw I d w \ich wie fülgtmwninenlru\rn Miprimi- Innenaus uns freinden Kulturen w i d nicht assiinilutinii\fahig, tiellen folglich ein "goties Ri- aiho" dar und hnngen iiiirerei Gecell\chaft nur wenig "Chdn- sen" Nur wenige Kulturen hdt- ten \ich konipaiibel niir der tin- \rigengezeigt ( I Uiiidie heiiti- geii Aiylsuchenden w i i den [fniheien] Migrmtlniicii LU un- terwheiden. konririiieri er den Begiitf der "kulturellen Di- \tanz" Jsgroawi die\e sei.dect» uiiiiioglicher bei eine Aïsiini- lation. weshalb niun Menrchcn aiis "fernen Kuliureii" iiicht in d ieS~h\~ .e i~e i i i l~s ien \oIlte I )

Hofiinann-N»wotn-r"kulturrl- le Diatrinz" l a w \ich nicht meh- \en. e\ \ci deiin. inan verweiide als M e a h t i e dili wirtacli;iftliche ['nienl. einer "Kultur" und lasse mntliclie erhircheii Kriterien rlii\sei acht i ) Hoffiiiaiin-No- uotnyz Studie I ;w t - ircitz ihier iniirren Widerrpruclieri und interervinten Zwischenioneii - letztlich iiiii einen Schlii\i ZU

Jedeweitere Migr.iti»n v o n Men- d i e n ai\ dei Turhei. Pakiktan. Iiidieii odrr Sri Laiiha tuliit uii-

ser h i i d in\ WLI:IIC Chana Die Gieiizeii inuwen a h fur diew Menschen geïclilo\\eii werden .'

Bir r iv i L'iitri-iri~ll i i i i~eii iriii i r ~ l l l , ~ < ~ , ~ < ' > l , ~ ~ l r < i l l l ~ r l ~ i ~ e l ~ l r l l , it<.l I )

H~I~III~IIIII -A'o tv(~ti i \ U c & ï ge-

Back "Die Luzeriier Nationalratiii CC- cile Buhlinann, Beauftragte fur interkulturelle Erziehung in ili- rein Kanton. berniingelte in der Diskuasiüii. daas Psychologen und Lehrcrdie Universitat berlds- sen. ohrie )e mit der Frage de\ Wirhens im niultihulturellen Kontext in ßeiulirung gekoni- inen zii \ein DerTehmer Nntio-

Alle Journalisten können schreiben; dafür werden sie bezahlt. Nicht ganz sicher ist aber, ob auch alle Journali- sten lesen und zu- hören können.. .

d e m nirf </en nkoiioriii ~i /irti SUI- ~ i i z i r i i i l Enh~i i i lu i igs iruniì eirit'r etliiiisc/ieri /'o~Ju/lUlilll I?c,riehr

* Die Berner Zeitung hescliraiiht sich aiif die Wiedrrgahe einer huizrn und inhaltlich fragv.iir- digen Meldung der Agsntiir dc-

tücidedpre\ríap)rur Siiidie\'on Hof1 nidiin-Nou<itiiy.ohne ndier aufdas Hearing oderdieaiideren Studien einzugehen

* Der Tages Anzeiger rnthali \ich ani I O 7 Y 2 eineï Koninientm. geht aher auïfuhrlicher ,115 die htwlenerareii Artikel aut die Siu- die iiher Ge\iiiltiluchtliiige ein "Fur Kalin i s t e \ leine Frage. oh Mi t re1 7ur Veríugung stehen fur ilie,e erweiterte Flucli i l ings- politik, bieliiiehr zweifelt er mi Willender Regieriing,diese Mit- tel 211 ergreifen ''

* Eingehender ill\ die mdeien zi- tierten Blaiterhe\chdfiigt schdie Neue Zürcher Zeitung mit dein Heariiig. ciemunitauihdcn Dic- husrioiis\oten reichlich Platzeiri

nalrat FiiIvio Caccia kfurwor- teir iwur einen sanften I lber- gang von der er- sten zu weiteren E:iiiwandererge- nerniioiien. u a s die Pflege der Herhunftsspra- che mhelangt. wariiie aher tot

deni Enttteheri von ethnischen Subkulturen. die Werte verire- ten. welche dei deinokrati\chen Vertaswng H idercprechen. in- dem v e Menwhen- und insbe- sondere Frduenrechte rniswchte- ien. Die Solothurner Sianderaiin Remarie Siminen i . J pladiene fur die Schaffung einer Band- hreiie von kulturelleii Norinen. die ein nioglichat kontlihtarnie\ Zuuiiiineiilehen unter titrung Alerethni\chen Gruppen cridubt ( IDerFluclitlingtdele- gierte Peter Arheni gnh 7u. das\ ki derletrten A\yliecht\ie\ ision da\ t'rohleiii d~rGe\*,alttluchtliii- ge LLI liiirechl nicht in Betracht gerogcn worden sei E:\ gelre aiif jedenFall heidenMigranteii zwi- schen Langzeit- und Kurneii- aiifenthalieni 7u iiiiiersclieiden und die Integidtinnyxhtik (bei rr\iereii an derSchweiz. bei letz- iereii din iierhuiifisland onentien I enkprechend zudiffereiizieren ''

* Irn einiigen Koniiiieniar m i i i

FER-Hearing dus4eri Michael Kaiifiriann iinterilein'ïiiel "Wun- dern 7wi\then Welten" in der BernerTagwacht( IO 7.Y21 har-

\che k i t i k - ;illerdings hezieht auch er sich auïxhliesilich auf Hoffmann-Nowotiiy "Devise der Eurorentriher, w ie etua Hans-Joachim Hofimaiin-No- wotny in seiner Studie i . ). ist

deshalb die Integration derjeni- gen.dit- in iinsererarhmdenio- kratischen und sozialen Geeell- schaft die Spielregeln einhalten wollen. Nach deni weltweiten Siegdereuropaischen Hochkul- tur - sprich des Koloiiialisiiiiis - tciieint e i fur diese Leute keine Altemati\,e inehrzugeben Kein Wort in der Analy5e ddrukr. das\ uiisere "hochentwickelten Landern" niil ihrer Winrchafts- politik masgeblich fiirdie Kon- flikte in Osteurop~ und in Dritt- weltlandem verantwortlich sind. hein Wort daruber, dass es in anderen Kultureii Wcnegiht. die der eiiropdi\chen Dehndenz niehrah folkloristische Impulse gehen honriten "

AlIl 11 dlrsrli He/lnir[>ririi,yPri i'llri

Kiiiifriiriiiri n i i i r i wderJp i oclirii v.erderi W i w i m i t i dir S ~ i d i r /irsr. r í d l i i i i i i i i ~IW. </i lr i úw/ iirben iter Brir>lkrrirngsei~>ln- T l < f l I O U S < f i 11'L.lll~h ur1d ,qr'"'le die ìVdni irir1 Iirrtr~or-ilirroi,y urid &i inuriyeliiiìe Ncwil-Siiil-fh- log uls i ' i i i \ í /te~dei~d<, Gï~iide fur dw II clni eiic i2.lih.i-rirum p i i t i i r i i t ii.erdi,ii Ziidriii i r , i iù dir- ( e knriicqimir rilr rr>iii U ' i ~ > l r r i

pii>drr;ieir ui i i ì ;u i ~ ~ ~ r i i i i i n mwii

d<irge\tellt Dii1)i.i rwd i i c i r i i i - 11lh 1 7 1 1 ~ /i die "Eirropoi.rirrirriq der M'idt" ion Hi?ffinuiiri-Nii-

r i w r W i ~ i r I 'PI rruiidrii. soiuli'iii

Lririsrli unril\sit'r!

N o r i I V Ill< Ill u ~ l h e r c h o l u l \ ~ l < l r l -

\,:I auch Hearings-Bericht aut Seite22 in dieser Au5gabe \on FIJlL'RA FER

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Schweizerische Koordinationsslelle fur Bildungsforschung Centre suisse de coordination pour la recherche en éducation Centro svizzero di coordinamento della ricerca educaliva Swiss co-ordination centre for research in education

II

Enifeldersirasse 61 5000 Aarau Tel. (064) 21 21 80 Fax (064) 22 94 72

I 111 I II II I I II

Info rmat io n Bi Id un g s f o rs c h un g

Information sur la recherche éducationnelle

Permanente Erhebung uber Bildungsforschungs- und -entwicklungcprojekte

Enquête permanente sur la recherche et le développement éducationnels

Informazione sulla ricerca educativa INFO-PARTNER

~~~ ~- Laufieit des Projekts Du& de la recherche: 1992 - 1995

Titel des Projekts. Tiire de la recherche:

Migration und Erziehung in multikulturellen Gesellschdkn: europäische Modelle im Wandel

Migration et éducation dans les sociétés multiculturelles: les modèles européens en changement

92:06ó

L

institution: ProJektdurchfuhrung ohne institutionellen Rahinen

Bearbeiter des Projek Chercheurs: Cristina Allemann-Ghionda Dr. phil. 1, Erziehungswissenschafteriii Berater fur die Iiabilitation: Jurgen Oelkers, Prof. Dr , Universitat Bern, Padagogisches Institut

Kontaktperson für Rückfragen Personne à contacter: Cnxtina Allemann-Ghionda, Wollbachersuasse 1,4058 Bael , Tel Fax 061 / 49 96 30

Kunbeschreibq des Piojekts: Diese Hahiliiationsarbeit, die uiiier dem Patronat der Nationalen schweizenschen LJNESCO-Kommission steht, befasst sich mit der Erziehung in den muliikuliurellcn Gesellschaften der westeuropaischeii Einwanderungslánder vor dem Hintergrund der qualitativen und quantitativen Veranderuiigen, denen sich das PhBnomen Migration ebenso ausgesetzt sieht wie die Bildungssysteme, die gefordert sind, mit der kulturellen und sprachlichen Vielfaii ihrer Benutzer zu Rande zu kommen Dieser Wandel ist zuruckzufuhren auf die iiefgreifcndeii geopolitischen Verandenmgen in Mittel- und Oateuropa, auf die vermehrte Immigration aus Asieii und Afrika, aher auch auf die Neuregelung der Beziehungen zwischen den europaischen Laiidem (Vertiefung und Erweiterung der EuropCschen Gemeinschaft). Alle diese Veranderungen machen eine Neuhewertung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt in Schule und Gesellschaft dringlich, und sie haben Folgen sowohl auf die Organisatioii wie auch auf die Inhalte des Unterrichts. Vor diesem Hintergrund werden Modelle und Konzepte der Beschulung von Migrantenkindem in vier europäischen Laiidem analysiert; es sind dies Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz. Alle diese Länder sind hoch iiiduslrailisiert und kennen starke (und wachsende) Populationen von Arbeitsmigranten. Zudem entsprechen die drei nichtschweizerischen Lander den wichtigen drei schweizenschen Sprachregionen. Die Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Entwicklungen ah Mitte der achtziger Jahre; es wird angenommen, dass sie mehr oder weniger direkte Konsequenzen der oknenvähnten geopolitischeii Veranderungen sind Die vergleichende Analyse will Fragen wie folgende beantworten: Welche Konzepte und padagogischen Optionen tragen am ehesten dazu bei, den Scliulerfolg von zugewanderten Kindern zu verbessern? In welcher Weise gelingt die gemeinsame Schulung von international gemischten Schulpopuhtionen am ehesten? Welche Konzepte setzen sich in Theorie und Praxis am adaquatesten mit den im ersten Ahsatz erwaiinten Entwicklungen auseinander, und auf welchen Paradigmam basieren sie?

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Vorgegangen wird mit der Analyse von Modellversuchen auf der Ebene der Primarschulen in den erwähnten Ländern; weiter werden bildungspolitische Dokumente. Schulstalistiken usw. herangezogen.

Breve description de la redierche: Cette recherche, menée sous le patronat de la Commission nationale suisse pour l'UNESCO, traitera de l'éducation dans les sociélés multiculturelles des pays d'immigration en Europe occidentale sur l'arrière-fonds des changements quantita- tifs et qualitatifs auxquels sont soumis le phénomène de la migration internationale tout comme les systèmes educatifs, confrontés à la tâche de venir à bout des variétés linguistiques et culturelles de leurs publics. Ces changements sont la conséquence de profondes mutations géopolitiques en Europe orientale, de mouvements migratoires accrus en provenance d'Afrique et d'Asie, mais aussi des évolutions intra-européennes (élargissement et approfondissement de la CE). Tous ces développements rendent nécessaires une nouvelle valorisation de la variété linguistique et culturelle au sein de L'école et de la société. et ils auront des répercussions tout sur le plan de l'organisation de l'enseignement que sur celui des contenus. C'est dans ce contexte que seront analysés et comparés les modèles et concepts sur lesquels se fonde la scolarisation d'enfants de provenance étrangère dans quatre pays européens: l'Allemagne, la France, l'Italie et la Suisse. Ces pays ont été choisis parce qu'ils sont tous hautement industriali& et connaissent un taux fort (et croissant) de travailleurs migrants. En outre, les trois pays étrangers correspondent, au plan linguistique, aux trois principales régions linguis- tiques de la Suisse. L'attention sera posée avant tout sur l'évolution à partir de la seconde moitié des années 80, cette évolution étant considérée comme une conséquence des mutations géopolitiques énumérées ci-dessus. L'analyse comparative se propose de répondre aux questions suivantes: quelles sont les conceptions et les options pédagogiques les plus appropriées à améliorer le sort des enfants d'immigrés à l'école? Quelle est la meilleure stratégie pour intégrer des groupes nationalement, culturellement et linguistiquement hétérogènes? Quelles sont les conceptions (pratiques et théoriques) les plus adéquates pour aborder les mutations sociales et géopolitiques esquissées au premier paragraphe, et quels sont les paradigmes qui les sous-tendent7 La recherche procédera par l'analyse d'expériences-modèles au niveau de l'enseignement primaire dans les quatre pays mentionnés, par l'analyse de documents poliliques, de statistiques scolaires, etc.

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Deskriptoren (EüDEm): *interkulturelle Erziehung; *Ausländerkind; *Migrant; Bildungspolitik; Schulversuch; Sozialsystem; Wanderung; Wanderarkimehmer, - mefhodologisch: Fallstudie; vergleichende Analyse

Descripteurs (EUDBED): *éducation interculturelle; *enfant d'étranger; *migrant; politique de l'éducation: exp6rimentation; système social; mvailleur migrant; migration - rtiérliodologiques: étude de cas; analyse comparative

* = Hauptdeskriptoren / descripteurs principaux

Veröffentlicliungen. Publications: vorgesehen

Hirr envahnie Publikationen sind uber den Buchhandel oder die uniseiiig vermerkie Instituiion oder Koniaktperson :u be- ziehen, nichi bei der SKBF * Les publications meniionnées dans l'lnjorinaiion sur la recherche éducationnelle ne sont pas disponibles air CSRE: veuillez vous adresser à voire librairr ou à l'inrtiiiriion / l a personne mentionnées en première page.

Methodiwlie Anlage des Projekts. Méthodes de recherche: Den Kern der Arbeit bildet eine qualitative empirische Studie u k r Modellversuche. Theoretischer Rahmen: Analyse der zur Diskussion stehenden Ansatze und Konzepte in Forschung und Bildungspolitik der vier interessierenden Länder, insbesondere ab Mitte der achtziger Jahre. Analyse statistischer Daten und Kommentar.

Geograpl~kcher Raum. Délimitation géographique: Schweiz (je ein Modellversuch in der deutschen, der franzosischen und der italienischen Schweiz), Deutschland, Frankreich und Italien

Ari des Projekts. Type de recherche: Habilitationsarbeit; Eigenprojekt der Bearbeitern; geforderte Forschung

AuPtraggelxr des Projekts. Mandant de la recherche: kein Auftraggeber

Finanzierung. Financement: teils offen, teils Eigenfinanzierung, teils durch Freiwillige Akademische Gesellschaft, Basel

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Welcher Lernprozesse bedarf es, wollen Menschen in einem kllnftigen «Europa» íriedlich zusammenleben? Was kann Schule noch dazu beitragen? Mit solchen Fragen beschäítigte sich das , diesjährige OECDICERI-Regionalseminar. Siebzig Teilnehmerinnen aus der Bundesrepublik, Osterreich und der Schweiz diskutierten ím niederösterreichischen Geras zum Thema «Lernen iür Europa - Neue Lebens- und Lemformen in der Schule». In tchen- hausen widmeten sich etwa gleich viele Interessierte demselben Problem anltisslich des «lo. schulgeschichtlichen Symposions» im Bayerischen - Schulmuseurn.

.

mehr Zeit daiür zu erübrigen, Lernprozesse im Verstgndnis fur den anderen ZU erm6glichcn. Dazu kommt die Forderung nach dem Austausch der LehrLrSlìe sowie jene nach der Intensiviemng

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Junge Ausländer im Schweizer Bildungssystem 1 Ein Bericht des Bundesamtes für Statistik beleuchtet die Situation von Kindern und

Jugendlichen aus lbdischer Herkunft kn Bildungssystem der Schweiz. Die von Anna Bor- kowskv verfasste Studie' beruht auf 26 kantonalen Statistiken und umfasst d e Schulsnifen vom Ibdergantn bis zur Universitat.

Alte und neue Herhinfîslünder Ch G. Von den 1.27 Millionen Schlllan und

Studenten in der Schweiz waren im Schul- jahr 1988/89 212 O00 oder I7 Pmzeni oulúndi- scher NarionalirAL Un internationalen VCrglcich sind das sehr hohe Wene. die in Europa nur ge- rade von Luxemburg Obertroffen werden. Der hohe Anteil auslündischer Schffler und Studenm spiegelt die ailgemeine Situation wider: Die Jahre der Hochkonjunktur liasen den Anteil der aus- Ihdischen Wohnbevöikcnuig stark ~ w a c h s ~ n . Ende 1988 h g er rund 15.3 Prozent. Wahrrnd

der Ausländer den Status ah NiedergclaaPene hat- ten, bctrügi heute das Verhllltnk nvischen Niedergelassenen und Jahnsaufenthaltcrn drei zu eins. Neben dieser Tendenz hin zur Swhafriskeir veistarktc sich in den achtziger Jahren auch d a Trend zur Viel/all der Narionengmppen. Zudem kommen die Einwanderer aus immer entfernteren

vor Zwanzig Jahrrn noch WClligCr ah die H W

sox 4

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I I ox 10% 201 so2 4

Landcru. WHhrrnd d a Anteil BUS den aaltcnm Herhinfklhdcm Italien und Spanien zwückgcht oder konstant bleibt, nimmt der Anteil aus den c<ncuen* Herkunftslhdern Jugosiuwirn und TPF. k i stetig zu. Im VerhYtnis zur gesamten ausiän- dischen Wohnbevölkerung nimmt demgegenüber der Anteil, der aus den Nachbarländern Deutsch- land, Frankreich und t)stcrrcich stammt, deutlich ab, was nicht zulcat auf cine erhöhte Einbürge- mngsquore bei dieser Gruppe nirllchufUhrrn ist. Im Schuljahr 1988/89 besuchten 122 O00 aus-

ländische Kinder die obligaroriwhe Schule in der Schweiz Zehn Jahre M l h a waren a noch 147 O00. Die Zahl aller Kinder im Schulalter hat sich in den leaten Jahren wegm der nìckldufigen Gebunenzuhlen vemngmt, die Abnahme war aber bei den Kindern auslhdischer Herkunft weniger ausgeprägt Laut den R o p o s e n wird die zahl der Einmtte in die obligatonschm Schulen in U&- Ster Zeit sowohl bei den ausländischen als auch bei den Schweizer Kindern wieder zunehmen.

Entsprechend dem allgememen Trend stammten mar im Schuljahr 1988/89 immer noch 39 Ro- zent d e r ausl!índiscben Schaler und Schiilerin- ncn aus Italien und bildeten damit nach wie vor die gr6sste Narionengnippc. Grosse Gruppen kommen heute aber auch aus Spanien (1 3%), aus Jugoslawien (9%) und aus der Türkei (8%).

htegmtionspm bleme Kinder und Jugendüchc ausiändischer Her-

hinR bilden keim homogme Gruppe: auschiag- gebend tiir den schulischen Erfolg ist weniger der Pass ah die soziale Schichaugehbngkrit der E h Wichtig ist aucb das Kntenum der Fremd- spmdiigkru: sehûier, für die die Untcrrichtupra- che zugkkh auch Muuersp&e is^ behinden im Unterricht wesentlich weniger Mühe als fremd-

dcm au8 den NidibarlBndsm Deuochland, FmUkreiCh U d btCITcicb besonders gûllstig aus- geprägt Schuìkinder fun den Nachbariündm Deutschland und &temich leben vorwiegend in der deutschsprachigen Schwaz, Kinder aus Fmokreicb vor dicm in der Romandie. Es ban- dclt sich bei diam Gruppe um einen relativ ptivi-

oder Obcrzchicht und Wohnorr im Gebiet der Muttersprache wirken sich mr diese Kinder audi hinsichtiich der schulhriien fordedich aus: An den höheren Schulen sind sie JbaproportioMI vertreten, während ihr Anted in den Schultypen mit Grundansprûc4en noch tider liegt ab der- jenige der Kinder mit schweircrischer Stammgc- hörigkcit

Umgekehrt p m t i e r t sich die Situation bei den Kindem und Jugmdlichen aus Sad- und Sûdaaeumpa: Sie sind überwiegend Angeh6nge der Unrerschiclrs die schon ais solche Schwmg. kcitm mit der institution d i l d u o p hat Die Kin- der dieser Gruppe sind denn auch in dm Klassen mit Grundanspmchm und in Kzlssen mit k n - dercm Lehrplan deutlich íibmrcmctcn. Zw¡&en dem alten Herhinftsland Italien und den ncuam

Lrci sind jedocb deutlidx Unimrrhisdc fumdhr. Unter den h d ~ t ä t i g m die aus Ihum i-- men, arbeitet nur ein Drittel in w ~ r n r n Hiiísa~%terbcmíen, wübrmd es bei den wem Nationnütät.cn aus Slldeuropa immerhin die HillfL ist. Dies kanu wohl als Zeichen aiim&h- Licher Inlogr<rtion der aus Italien Eingewanderten gewatet werden. Vor allem die Kinder der mi- ten und dritten Generation weisen dmn au& an den Schulen der Oberstufe mit erweiterten An- sprûchen ein Beteiligungsn¡veau auf, das durch- aus demjenigen von Schweizer Kindern der Untersdicht b m . unteren hüttclschicht ent-

Regionale Unierachiede Die Un&nchiede auf kzntonalmi Niveau sind

betr&htli&: in Genl haben Ober 40 Prozent dcr %Oler und SchIUainnrn einen auslhdischm Fass; in Uri, Ob- und Nidwalden sind es mnf Rozmt und weniger. Gmerell weisen die welsche Schweiz und das Tessin sowc die eher stadtischen und industrialisierten Gebiete der Deutsch- Schweiz einen höheren Anteil an Schulkindern ausl8ndischcr HerlninR auf. Abgesehen von der erh6hten Quote im Tessin Lasst sich bei den W O - lern italienischer Herkunft bine deutliche regio-

sprachige Kinder. Bei& Falnoren sind bei Kin-

IC- und gut i n t e ~ ~ m Teil der ausliindi- d e n Bcv61Lerung. L@fhigLrit NT Mincl-

HerhinftSWm pomigal J w L a w i e n imd TILr-

spricht.

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16 6-91 ' ZZiC

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( TAUES-ANZEtiitR Mittwoch, 27. Marz 1991

Spanische Lehrluge schuften auf dem Bau Ein Pilotprojekt mit ausländischen Lehrlingen stösst auf Schwierigkeiten

Kann der akute Lehriingsmangel in der Schwelz mit jungen Ausländern kompenslert werden? Ein Pilotprojekt der Strassenbauunternehmer ist har- zig angelaufen. An elnem ersten Lehrllngskurs beteiligen slch nur drei Spa- nier. p i e Gewerkschaîten, dle elne Entwurzelung der ausländischen Ju- genc(lichen befürchten, lehnen dle Rekrutierung im Ausland ab. Auch der Arbeitgeberverband ist skeptlsch. Am Osterdlenstag beginnt elne zweite Gruppe mlt rund elnem Dutzend Lehrlingen d e vlerjährlge Ausbildung.

VON BEAT BÜHLMANN, OBERKIRCH

Sie wirken etwas verloren in ihrem Klas- senzimmer im Baumeisterzentrum in Oberkirch. Drei Spanier und eine Spanie- rin sitzen in den Schulbänken und üben sich in der deutschen Sprache. Elfte Lek- tion, der Lehrer schreib1 Verben an die Wandtafel. Die drei erwachsenen Män- ner absolvieren den ersten Lehrlingskurs für Ausllnder. den der Verband Schwei- zerischer Strassenbauunternehmer (Ve- stra) im Kampf gegen den Lehrlingsman- gel ausgeschrieben hat.

*Für mich ist das eine Herausforde- rung*, sagt der 26jlihrige Gonzalo Go- ma, *fast wie ein Abenteuer*. Er hat In Spanien die Schule mit der mittleren Reife abgeschlossen, spliter in der Schweiz als Kellner gearbeitet. Auch Ma- nuel Gomez (28). sein Bruder, der in dem- selben Hotel als Koch tätig war, ver- spricht sich von der Lehre als Strassen- bauer eine neue berufliche Perspektive. *Für uns ist das eine gute Chance),. sagt er. In Spanien sei es unergiebig, eine Lehre zu machen. Man verdiene sehr we- nig und finde bei der hohen Jugendar- beitslosigkeit kaum eine Stelle. Marcos Caballero schliesslich betrieb in der Nlihe von Barcelona eine Bar und zog dann als Saisoniiier i n die Schweiz, bevor ihn eine Tante aus Zurich auf das Lehran- gebot aufmerksam machte. d e t z l hoffe ich auf eine solide Ausbildung, um hier arbeiten zu kennen,,, sagt der 24jährige Katalane

e\.*

Sprachschranken abbauen Fur die drei Spanier hat die eigentliche

Lehrzeit noch nicht begonnen. I m Vor- jahr, das sie derzeit absolvieren. sollen erst die Voraussetzungen geschaffen werden, damit sie nachher dem Berufs- schulunterrichi folgen können <<Die Sprachschranken müsse11 so schnell wle möglich abgebaui werden.. sagt Projekt- leiter Stephan Wyss, ein Sekundarlehrer. Der Schwerpunkt liegt deshalb im Deutschunterricht. daneben werden aber rechnerische Kenntnisse. etwa in der Geometrie, sowie Kulturkunde vermit- telt. *Damit sie eine Ahnung von unse- rem Land haben., wie Lehrer Wyss er- lyutert. Er geht m i l ihnen zum Bahnhof

'uhd erklärt den Fahrplon oder hilft ihnen. ein Bankkonto zu eroffnen. Daneben un- ternehmen sie Exkursionen in Belriebe oder Museen I m Zweiwochenrhythmus besuchen sie das Schulinternat oder le- ben sich beim zukilnftigen I.ehrbetrieb ein. Sie verdienen im Vorjahr 1000 Fran- ken pro Monat. später dann bis zu 2000 Franken (3. Lehrjahr).

Die' Strassenbauunteriieli~iiei Iioïïen. niit jungen Ausl:lndern dos I ehrlings- manko kompensieren und iieue Fach- kräfte gewinnen zu können. Wahrend der Bedarf an qualilirierten Strassenbauern zunahm. ging die Zahl der Iehrlinge i n den letzten vier Jahren um 38 Prozent zu- dick. Auch andere Branchen beklagen seit Jahren den Lehrlingsniangel (siehe Kasten). Das Bundesamt fur Industrie, Gewerbe und Arbeit (Biga) hat das Pilot- projekt. das ¡in letzten Herbs1 anlief, gut-

geheissen, weitere Gesuche fLir ausländi- sche Lehrlinge aus anderen Branchen aber vorderhand nicht bewllligt. Auch das Pilotprojekt. das der Kanton Bern In eigener Regie fur das Gastgewerbe orga- nlsleren will, Ist hängig.

Verdlngbuben aus Spanlen? Beim Arbeitgeberverband stiess das

Pilotprojekt auf starke Vorbehalte. Dle Behörden seien gut beraten. wenn sie die Rekrutierung von Lehrlingen i m Ausland ablehnten. schrleb FDP-Nationalrat Heinz Allenspach, Direktor des Zentral- verbandes schweizerischer Arbeitgeber. Es frage sich, ob man mit diesem Ver- such die Ausllinderrestriktionen umge- hen und fur den ausgetrockneten Ar- beitsmarkt einfach Arbeitskräfte finden wolle. Auch der Schweizerische Gewerk- schaftsbund (SGB) reagierte mlt scharfer Ablehnung auf das Vorhaben. Das sei elne Art moderner Sklaverei. Die jungen Menschen würden aus ihrer vertrauten Umgebung gerlssen. wie die früheren Verdingkinder oder die Tessiner Kamln- fegerbuben. dle nach Mailand zur Arbeit geschickt wurden.

*Wir wehren uns vor allem aus menschlichen Gründen gegen das An- werben von ausländischen Lehrlingen*. e rk l l r l SGB-Sekretär Ewald Ackermann. *Damit wird der Entwurzelung der Ju- gendlichen Vorschub geleistet.v Aber auch beruibildungspolitisch sei dieser Versuch problematisch. Nachdem in der Schweiz rund sieben Prozent der Knaben und 19 Prozent der Mädchen keine Lehre absolvierten. musse zuerst dieses Reser- voir ausgeschöpft werden. Zum Beispiel mil mehr StUtzkursen, wie sie seit 1980 für Lernschwache i m Gesetz vorgesehen seien. Diese Fbrdermassnahme werde bis jetzt stiefmütterlich genutzt, siigt Ge- werkschaftssekretär Ackermann. Laut einer Zürcher Studie aus den 8Oer Jahren =di&g n ï r u 4 Prczpn: .'P.: 5 ~ : : k

schuluntemchts aut Stützkurse. Im übri- gen betrafen di* gegenwärtigen Rekru- tierungsprobienié besonders jene Bran- chen, die in ihren Arbeits- ,und Lohnbe- dingungen hlnte 'anderen Berufszweigen zurückgebllsbe&ind.

Altere Leh in& strapazierftlliiger Ob die Modischen Lehrlinge das

stlrken können, ist nach dem harzigen Beginn des Pilotprojektes offen. Von den zwölf angemeldeten Spaniern erschienen nur zwel zum Unterricht. später konnte die GNppe verdoppelt werden (inklusive die Ehefrau von Gonzalo Gomes, die den Sprachunterricht mitverfolgt). Die Re- krutieNng für den zweiten eigenilichen Kurs musste anders organisiert werden. Stan die jungen Spanier in der Schweiz. wo sie als Saisonniers mbglichst schnell viel Geld verdienen wollen, fur elne Lehre zu motivieren. reiste Projekileiter Stephan Wyss über die Weihnachtstage nach Katalanien. Er stellte das Projekt an verschiedenen Schulen und Kasernen vor und kehrte schliesslich mit gut einem Dutzend Vorverträgen in die Schweiz zu- rück. *Wir haben versucht, ein realisti- sches Bi ld der Berufsaussichten i n der Schweiz zu zeigen und keine leeren Ver- sprechungen zu machenu. sagt Wyss. Zu- dem habe man sich bei der Lehrlingssu- che auf die über 20jährigen konzentriert. weil sie .garantiert weniger betreueri- sche Probleme verursachen und sicher auch leistungs- und strapazierflihiger siadr. .FUr de i , zweiten Kq*- Osterdlenstag beginnen soll, liegen mm Anmeldungen vor. Mi t Ausnahme vsnl zwei Jugendllchen sind alle über 20 Jahre' alt. I m Librigen purde der A p f a n g a k von 360 auf loo0 Franken erhoht. damit die Lehrlinge (bei freier Kost und Logis) ein anständiges Auskommen haben.

Das Paradies ist die Schweiz für die spanischen Lehrlinge trotzdeni nicht.

Fundamenl P i m Strassenbeu wirklich ver-

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A3 W I ~ C H A ~ F ~ R D E R U N Q

Neuenburg als Zentrum der Schweizer Mikroelektronik' Der Unton Neienbnrr hit I den s p m g von der Feinnc 1 c h d i in die El&-* IC- j urmt. ~n der Redon Nmcn- b u g prodniieren bente Can- pmtcr- d ChipPibrlLc& M bemdet aich d u BebrSl- &.cbc zentnm tsr memio iILnod~kmtecùnlk (CSKWL

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- 1 1

aWeltfIrmen haben in Neuenburg emen Stützpunkt eingerichtet., freut sich Wirtschafïsförderer Karl Dobler. Und Dobler übertreibt nicht: High-Tech-Unternehmer ge- ben sich in seinem Buro oberhalb der Altstadt die Xlinke in die Hand. Die Neuenburger Verbindungen führen direkt in die Wirtschafts- Zentren der Industrienationen. Zehn Jahre benötigte die Region, um sich ais Wirtschafts- und Han- , deispiatz international zu etabìie- 1

ren. Schwerpunkt ist die Mikroelek- tronik. Erstaunlich ist allemal dass sich diese Entwicklung nicht mit Aussagen des Verems Schweizeri- scher Maschinen-Indus ter (VCM) deckt, der kürzlich klagte: .Der Forschungspiatz Schweiz ver- liert an Atîraktivitat, und For- schuagsprojekte wandern ins A u - land ab.= Mángel wurden in der Mi- kroelektronik festgestellt, obwohi , die Halbleitertechnik als Basis- und i Schlusseltechnologie giit.

Wichsende Kompetenz In der Region Neuenburg dagegen wird die Mikroelektronik-Wpe tenz immer grösser. Dieser Erfolg wurde bereits vor Jahren in die We- ge geleitet. Aushängeschild ist k i - spielsweise das Schweizerische Zentrum für Elektronik und Mikro- technik (CSEMI), das iM4 aus dem Zusammenschluss der drei Techno- logie-Laboratonen Centre E l e m nique Horloger (CEHI. Fondation Suisse pour la Recherche en Micro- technique (FSFW und Laboratoire Suisse de Recherches Horlogères (LCRH) entstanden war. Auch die Universitat ist frühzeitig auf den Zug aufgespmngen und gnkndete das Institut für Mikrotechnik (m, das eng mit der ETH Lauganne und. dem CSEM zusammenarbeimí Aber Forschungszentten aiiein-gá- . rantieren noch h g s t keinen Enolg. Dafür braucht es Unternehmen. welche die Ergebnisse testen, um- setzen und die Produkt-Innovatio- nen auf dem Markt einführen. Zu solchen Synergien verhelfen die ChipFabriken EM Mann des Uh- renkonzerns SMH und Ascom Mic- roelectronics in Bevaix. Ascom konnte erst eine neue Chip-Fabrik beziehen, für die der Konzern 50 Mio. Fr. investierte. Neue Impulse Aber um wirklich international Be- deutung zu erlangen. reichten die bestehenden Forschungs- und Pro- duktionsstätten nicht. Die Neuen- burger Wirtschaft brauchte eine breitere Basis, um in der neuen

Technologie international eine &i- le zu spielen. .Filr die weitere Eht- wickiung benötigten wir neue h- pulse", sagt Francis Sermet vom Volkswirîschaftsdepartement. Da- für. musste die Wirtschaftsforàe- rung sorgen, denn durch die Ansied- lu= erfolgreicher High-lkch- Unternehmen aus dem Ausland er- home man sich auch Impulse f i r die einheimischen Betriebe. Der Kanton investierte in den le-n zehn Jahren im Durchschnitt drci Mio. FY. pro Jahr für die Ansiedlung ausiändischer Unternehmen.

Die Rechnung ging auf. Wirtschaftsfbderer Karl Dobler: *Der Kanton verlor in den Jahren der Restnrktunerung 15000 &- beitsputze. Mit dem Förderungs- Programm konnten 5000 neue &- beitsplätze geschaffen werden.. An- gesiedelt wurden Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. aus der Pharma- und Genussmittelindu- strie und zur Hauptsache aus der Mikroelektronik-Branche. Und sie produzieren.. Der weltweit drittgrtxste Compu- ter-Hersteller Digital Equipmat Corporation (DEC) erdffnete in Neu- enburg ein Forschungszentrum für %*e. Auch der Speualist f ir die bmputer-ì%ualisiening, sili- con Graphics. liess sich in Neuen- burg nieder. AUen Unkenrufen zum tmtz, dass sich die Schweiz ais Pro- duktionsstandort nicht eignet, pro- duziert Silicon Graphics am Jura- fuss im Monat mehrere hundert Computer und plant den Bau einer eigenen Fabnk. Ktirzlich eroffnete auch Chius and Technologies den europaischen Hauptsitz in Neuen- '

burg. Die Firma ist heute einer der grössten Lieferanten für Compu- ter-Bauteiie.

Ausschiaggebend für die Aaded- lung solcher Welffmen waren nicht die Bemahungen der Region Neuenburg, sich als Zentrum der Mikroelektronik zuetablieren. .Das Forschungszentrum CSEM und das Institut der Neuenburger Universi- tät sind f i r unser Unternehmen nicht interessant.. erklW -_déric Godet von DEC. Der GrunkDie Welffuma eine der 30 grbssten US- Firmen, investiert Milliarden in die Forschung und Entwicklung. Die- ses riesige Potential ist kaum zu ver- gleichen mit ForschungsstAtten wie das CSEM mit 270 Personen und ei- nem Umsatz von 40 Mao. Franken.

notzdem: Eine Zusammenarbeit und Wissenstransfer finden allemal statt Zudem sind bereits Synegie- Effekte der Ansiedlungsplitik und der steigenden Muuoelektronur- Kompetenz auszumachen. Die Re-

gion Neuenburg wird fur den Auf- bau neuer Sîtiupunkte von Fumen der Mikroelektronik-Branche im- mer interessanter. So baut zurzeit der Software-Hersteller Autodesk, anerkannter CAD-Speziaìist. ein Zentrum auf. .Wir werden etwa 100 Programmierer in Neuenburg be- schäftigen*, sagt Kern E.Sibbald von Autodesk. Überzeugend Ausschlaggebend für den Standort- entscheid Neuenburg ist aber in er- ster Linie die agressive Akquisi- tions-Politik des Neuenburger Wirt- schaftsförderers Dobler. Dies bestä- ti@ Steve Shank, Generaldirektor für Europa von chips and 'ikchnolo- gies: .Wir kamen nach Neuenburg, weil wir dazu eingeladen wurden. Hier müssen wir nicht um Bewiüi- gungen kämpfen.. Das USUnter- nehmen will in Zukunft auch ir -u- ropa produzieren. Als Produkt .S- rîandort steht die Schweiz nicht zur Diskussion. Hingegen sieht Shank durchaus Möglichkelten. dass sich Neuenburg zum Aufbau eines De- sign-Zentrums eignet.

Clous Ntedermann

BZ, 3.4.91

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unter anderem mit Peps¡-Cola oder Sie- mens haben das bestätigt. Außerdem kommen die Investitionen von weltbe- kannten Firmen auf der Rechtsgrund- ' lape des Privatisierungsgesetzes zu- stande - und damit außerhalb der Joint- benture-Gesetzgebung.

So hat FIAT 90 Prozent der Aktien des Pkw-Werkes Tychy gekauri. in der enten Phase werden die Investitionen 450 Millionen US-Dollar,später 2 Milli- arden US-Dollar betragen.

Der Trend geht auch bei deutsch-pol- nischen Joint-ventures zum Klein- Klein. Das Investitionskapital betragt seit der Reform im Durchschnitt nur noch 35 O00 US-Dollarje Joint-venture. lin davorliegenden Zeitraum waren es I 17 o00 US-Dollar.

I ischaftsunternehmen habensich im Raum Warschau angesiedelt (324). Aber auch das deutsch-polnische Grenzgebiet ist bevorzugter Standort fur Joint-ventures (Posen 194 Unterneh- men. Kattowitz 191. Stettin 153. Danzig 100. ßreslau 97. Grdnberg 66). Penönli- che Kontakte zwischen Geschdftsleuten beider Länder sowie deutschsprachige pnlnische Partner dürften diese Regio- nalstruktur erklären. Außerdem sind viele deutsche Partner ehemalige polni- 4che Staatsangehörige, die es im Westen zu etwas gebracht haben.

Die bekanntesten deutschen Investo- ren sind Krupp, Thyssen, Hoechst und Siemens h,löglichenveise haben sich je- dorh noch weitere Firmen in Polen en- p-'n - in Bereichen, die nicht der Ge- nehmigungspflicht unterliegen und da- niit statistisch nicht erfaßt werden.

Die großten Barrieren für Kapitalan- lasen in Polen sind: 0 Probleme im Bereich der Telekom- munikation, @Schwierigkeiten im Umgang mit Be- horden sowie 3 Kompetenz-Lücken polnischer Ma- nager.

Polen erwartet nicht zuletzt deshalb in diesem Jahr weniger audiindisches Inrestitionskapital als die Tschechoslo- wakei So werden 1992 vermutlich nur I .5 híilliarden US-Dollar an ßeteili- guiigckapital nach Polen fließen. Tsche- chen und Slowaken durfen dagegen auf 2.1 Xlilliarden DM hoffen.

Die meisten deutsch-polnischen Ge- ,

Ausländische Arbeitnehmer

Mit der fortschreitenden Technisie- rung der Arbeitswelt entstehen neue, komplexere und vernetzte Arbeitsbe- reiche, die das Umsetzen von schrift- lichen Bearbeitungsanweisungen in Steuerungs- und Schaltvorgänge so- wie die Kommunikationnvischenden Mitarbeitern erforderlich machen.

Dieser Umbruch verringert die Be- schäriigungschancen ausländischer Mitarbeiter insbesondere der ersten Generation: Ihre Sprachkompetenz. vor allem die Lesefdhigkeic reicht OR- mals nicht aus, um sich den neuen An- forderpngen in ihrem Tätigkeitsgebiet erfolgreich stellen zu können.

Die Hoesch Hohenlimburg AG hat gemeinsam mit dem Bundesministe- rium f i r Arbeit und Sozialodnung und der Rheinisch-Westfdlischen Auslandsgesellschaft ein computerge- stütztes Trainingsprogramm erarbei- tet, mit dem die Leseiähigkeit auslän- discher Mitarbeiter direkt am Arbeits- platz verbessert werden kann.

Dieses Trainingsprogramm mit dem Namen ILTIS (Integrated Language Teaching and. Inquiry Sy- stem) konzentriert sich vor allem auf die Verbesserung der Lesefdhigkeit - Sprechen und Schreiben werden aus- geklammert. Trainiert werden solche Wörter, die fur das Lesen und Verste- hen betufsspezifischer Texte notwen- dig sind. Auch werden nicht alle gram- matischen Erscheinungen der deut- schen Sprache gelehrt, sondern nur diejenigen, di$ in den berufsbezoge- nen Texten tatsächlich vorkommen.

Um die Lernstoff-Menge N redu- zieren, erfolgt eine systematische Ein- weisung in die Wortbildungslehre: Wird von Beginn an gelernt. Wärter in ihre Bestandteile zu zerlegen, dann können mit jedem neu gelernten Wort auch die übrigen Wörter der Wortfa- milie intuitiv verstanden werden (Bei- spiel: ..rein"-rein/ig/en, be/rein/ig/ en, Rein/ig/er, Be/rein/ig/ung). Wer diese Regeln der Wortbildung erst ein-

mal beherrscht und anwenden kann. lernt mit jedem neuen Wort sieben bis zehn Wörter der gleichen Reihe ne- benbei mit.

ILTIS ist inzwischen bei der Hoesch Holienlimburg AG erfolg reich getestet worden: 51 turkische Mitarbeiter haben nach rund 110 Stunden Sprachschulung am Personal Computer innerhalb von sechs Mona- ten ihre Fähigkeit im Lesen der deut- schen Sprache soweit verbessert. daß sie schriftliche Arbeitsanweisungen verstehen und anwenden konnen.

Bereits vor Abschluß der Modell- phase Ende März 1993 ist aus betrieb- licher Sicht zu erkennen, daß mit die- sem computergestützten arbeitsplatz- bezogenen Sprachtraining ausländi- sche Mitarbeiter in die Lage gesetzt werden können, Tätigkeiten auszu- üben, die ihre zukunftigen BeschBfti- gungschancen deutlich erhöhen.

Ziel des Projektes ist ebenso, eine Softwarezu erstellen, die mit einein re- lativ geringen Aufwand sowohl auf andere Wirtschaftsbereiche und Tätig- keitsfelder als auch auf andere Spra- chen übertragen werden kann. Grund- sätzlich dudle dies möglich sein. weil sich das bislang entstandene Wörter- buch und die Grammatik der deut- schen Sprache auf beliebige andere Sprachkurse übertragen lassen.

Um aus dem Hoesch-Kurs ein Trai- ningsprogramm etwa für Beschäftigte in der Automobilindustrie zu machen. wäre es lediglich notwendig, in Zu- sammenarbeit mit Firmen ein berufs- spezifisches Vokabular zu erstellen. Ab dem Frühjahr 1993 soll das Pro- grammpaket ILTIS für alle interessier- ten Unternehmen und BeschYftigten zur Verfügung stehen.

Weitere Information: Hoesch Ho- henlimburp AG. Telefon (O 23 34) 91-28 50 sowie beim Bundesministe- num fur Arbeit und Sozialordnung, Außenstelle Berlin. Abteilung VIII. Telefon (O 30) 23 93 26 50.

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Hotel Revue, 24.1.91

Ausländische Lehrlinge

G r a n m d r m , wennlungc Leute kam LehrsicUe fmdm.a Berichten - unta anderem aus d a Reue - hak man ent- nomma dass beispicisware allem m d a ehempligen DDR nut 4ûooO Ju- gendlichen zu rechnen sci die kane Lrhrstelle haben w&.

uWu haben a b a auch Llar gesagt. dass die auslhikchcn Lehrùngc nur filr Branchen zugelassen werden soUicn. wo &e Bcuniung gcaiahrlasui 1st~. betont Sehr. Aus naheliegenden Grtìndm wäre du Gasigewerbe von sema SlniL- lur ha dafür sicher xhr gmgnet. #Der &itzer. P&5xcr oda Direktor und su- ne Frau kennen ihre Leute pmbnlich; da herrscht kane Anonput MC etwa auf ma Bausdc.n Als w a i m ml)gli- che Branchen nennt Urs SchU dai Dc-

diacm Zusammaiharig ist bei d a ber- d e n Voikwmchaf~ektion vor Wnhnachten auch cme Anfrage d a Mi- grosgcnossenschaítsbundcs eingegan- gen. der suh sebr filr das R o b h u~ter- essien.

«Ferna*. so %ha. ewam w u b a una schon offene Lehntellai h a b a die wu mcht besemen können, hätte das Ganze

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a d e l oda dar - gerade 1111 h i o n Bern watïahratete - KleuigCWde. In

Äusserst heude Frege Auf Erkundigung bcm Biga nach

dem S m d d a Dmgc hat die &mer Re- gierung nun künhch die Antwon ahal- tm. dur man das Aalicgai water wx- folge, a b a d u s man bam Bund da Meinung sa, ci handle sich um ane PUS- sent hakle Frage. Suchwmc w e d c Probleme (mangelnde Beueuung Dro- gengcfahr). Ausbeutung Aiueinnndcr- r- vonFamiLen. Lorunginccnia Robleme mit der HiUe von Awlandun und a n d a mehr sind gciaüm Urs S c b kamt SIC alle; a b a er fit liber- rcugî, dass m grossen und ganzai die Vorteile ubmegcn W d e a tünd schliesslich wurde ja nrcmiod gawuu- gen. b a una MC Lehn auzuvctm*

K w Rohner, Scktioruchef beim Biga, bauitigt, dau ruch der Eingabe d a Kantons B a n , verbunden nut den da- maligen Fordenmgen d a Bag- und Tounsukkanionc. d u Roblem a&- discbe Lchrhgc m aller Munde gcaiam SCI. rWir h a b es &caerdi st- und man kann a sicher nicht ad acta kgau In d a Folge hat dar Biga dam aueh einem Rioqnqekt d a Vcrbinda Schwaznucha Suarunbauunimeh-

Baaer GmtgmdePílotpojekt Die &mer mägai für einmil aber

nicht warm. in dea kommenden Wo- chen wird nch die vokmlm&afudi- rektion PII die HolcLcr- und Win-- h e wenden, um dar waîare Vorgc- ilen in diM Angclegcnhcit abzusprc- chal. Dam dem Kanton &in schanbi die Auf~hmc ana agenen Piiotpro- jektu im Gasigewerbe vor. Un schlr: nWam wir etwas machen w o w mtlc sen w u rclntiv schaell schrltm. dmn diac Jugendlichen and ohne Lehr- stellar o

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Interkulturelles Lernen Schillernder Modebegriff oder integrative Ausländerkinderbetreuung?

Wirtschaftspolitische Interessen veranlaßten zahlreiche österreichische Unternehmen in den frühen 60er Jahren erstmals dazu, gezielt ausländische Arbeitskräfte kurzfristig anzuwerben. In den letzten 10 bis 15 Jahren stieg die Aufenthaltsdauer der ausländi- schen Arbeitskräfte kontinuierlich an und eine relativ liberale österreichische Politik in der Frage des Familiennachzuges führte schließlich dazu, daß aus der Arbeitsmigration eine Immigration, also Einwanderung wurde. Die europäische Einigung, internationale Verflechtungen und globale, nicht zuletzt ökologische Probleme rückten in letzter Zeit die Perspektive einer multikulturellen Gesellschaft immer mehr in den Vordergrund. Mul- tikulturalität meint jedoch nicht das harmonische Miteinander, ist keine Konfliktlösungs- strategie für Angst- und Abstoßreaktionen auf fremde Kulturen, sondern zielt auf die Be- wußtseinswerdung und Relativierung des eigenen Ethnozentrismus ab. Statt Ausgren- zung und rigide Anpassung von Ausländerlnnen fordert Multikulturalität einen produkti- ven gesellschaftlichen Umgang mit bestehenden kulturellen Gegensätzen, Unterschie- den und Gemeinsamkeiten. Diese Entwicklung kann durch Steuerung beschleunigt oder gebremst, geleugnet oder akzeptiert werden. Ob die kulturelle Bege nung zwi- schen Immigranten und ,,Einheimischen"zu einer Einigelung oder zu einer 8 ffnung der Kulturen führt, ist eine politische Frage.

Drei Optionen der Einwanderungspolitik

Wird an der Fiktion festgehalten, daß Ausländerlnnen nurvorübergehend anwe- send sind, ist meist die in derAusländerge- setzgebung geregelte Aufenthaltserlaub- nis weitgehend dem Ermessen der Behör- den unterstellt. Um die Bewegungsfreiheit von Ausländern im Inland einzuschrän- ken, werden ihnen zahlreiche soziale und politische Rechte vorenthalten, die Einbür- gerung erschwert und die Führung einer Doppelstaatsbürgerschaft oft verwehrt. Die Immigrantlnnen erhalten den Status einer/s Fremden. Das fördert unweigerlich die Bildung von Stereotypen und in weite- rer Folge die Entstehung einer Subkultur. Da keine Kommunikation zwischen den Kulturen stattfindet, können Gesellschaf- ten, die schon längst multikulturell gewor- den sind, durch diese Verdrängung noch lange das Selbstbild einer homogenen na- tionalen Kulturgemeinschaft bewahren.

Eine Einwanderungspolitik, die je nach Konjunkturlage sehr rigide oder offen ist, definiert Immigrantlnnen als bevölke- rungspolitische Reproduktionskräfte und forciert mitunter ihre Einbürgerung. Den- noch sind ausländische Staatsbürgerln-

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nen so lange rechtlichen Diskriminierun- gen ausgesetzt, so lange sie sich nicht in die Nation eingliedern wollen. Den zukünf- tigen Staatsbürgerlnnen wird die Bereit- schaft zur Assimilation abverlangt. Den ethnischen Identitäten wird große Auf- merksamkeit zuteil, die Kommunikation zwischen den Kulturen ist stärker entwik- kelt, bleibt jedoch hierarchisch.

Die Alternative zu den beiden einwande- rungspolitischen Typen ist eine weitge- hende rechtliche Gleichstellung der Aus- Iänderlnnen und - ergänzend - die Zulas- sung von Doppelstaatsbürgerschaften. Doch damit nicht genug. Wie die schwedi- schen Erfahrungen zeigen, hebt garantier- tes Aufenthaltsrecht und Freizügigkeit am Arbeitsmarkt, Wahlrecht auf Kommunal- ebene und problemlose Einbürgerung nicht unmittelbar soziale Ungleichheit auf. Es geht nämlich nicht um die Offnung der Grenzen, sondern urn eine Neurorientie- rung der Sozialpolitik. Nur so kann verhin- dert werden,daß Immigrantlnnen als Lohn- drücker auf einen ungeschützten Arbeits- markt gedrängt werden und die soziale Ungleichheit ansteigt. Eine der liberalen Einwanderungspolitik angeglichene So- zialpolitik hingegen trägt zur Ubenvindung des Ethnozentrismus und zur Verwi- schung der ethnischen Grenzziehungen,

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ohne daß sich ethnische Differenzen auflö- sen müssen, bei.

dsterreich hält bis heute, seinem Selbstverständnis als Transitland folgend, an der dem Rotationsprinzip verhafteten Ausländerpolitik fest und verschärft die Si- tuation durch restriktive ausländerbe- schäftigungspolitische Maßnahmen. Die meisten Migrantenfamilien sind sozial marginalisiert, was nicht nur ihre eigenen Bildungschancen drastisch einschränkt, sondern auch die Schul- und Berufsaus- bildung ihrer Kinder unter den Durch- schnitt der einheimischen Bevölkerung drückt. Die nationale Institution Schule mußte und muß sich immer wieder mit den Ansprüchen ethnischer und nationaler Minderheiten auseinandersetzen. So- lange jedoch die sozialen Folgen der Ar- beitsmigration politisch unbehandelt blei- ben, solange sie in ihrer sozialen und poli- tischen Stellung eindeutig benachteiligt werden, solange können bildungspoliti- sche und pädagogische Maßnahmen nur sehr bedingten Erfolg haben. Dennoch sind sie unmittelbar mitverantwortlich für die Entwicklungschancen der Migranten- und Flüchtlingskinder.

Von der Ausländer- Pädagogik. . .

Die Anwesenheit verschiedener Kultu- ren führte in dsterreich nicht zu einer Neu- orientierung unseres monokulturellen, vorwiegend nationalkulturell ausgerichte- ten Bildungssystems, sondern wurde viel- mehr als Störung empfunden,die es durch kompensatorische pädadgogische Maß- nahmen zu beseitigen galt. Dementspre- chend wandte sich die Ausländerpädago- gik ausschließlich an die Gruppe der Kin- der mit nicht-deutscher Muttersprache. Die Einführung eines deutschcprachli- chen Förderungkurces 1971 spiegelt die vom Rotationsgedanken geprägte öster- reichische Ausländerpolitik wider: den nur kurzfristig anwesenden Kindern wurde die Möglichkeit gegeben, sich zumindest zwei Stunden in derWoche mit derSprache ver- traut zu machen. Im Jahr 1981 kam es an- gesichts der steigenden Zahl der Schul- kinder mit nichtdeutscher Muttersprache zur Intensivierung der Förderungsmaß- nahmen. Durch das Begleitlehrermodell sollten elementare Kenntnisse der deut- schen Sprache vermittelt, eine Nachbe- treuung ermöglicht und Lernschwierigkei- ten durch ein themen- und lehrzielorien-

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tes Vorgehen entgegengewirkt werden (in Wien sind für die Allgemeine Sonderschu- len vier, für Volksschulen fünf und für Hauptschulen sechs Wochenstunden vor- gesehen). Diese Maßnahme erscheint für die frühen 80er Jahre durchaus notwen- dig und sinnvol1,galt es, drei bis vier Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache pro Klasse zu unterstützen.

. . . zur Integrativen Ausländerkinderbetreuung

Die Sprachbeherrschungsebene Deutsch als einziges Lösungsmodell wurde erstmals Mitte der 80er Jahre in Frage gestellt. Die Schule erhält eine neue zentrale Aufgabe: Jene Integration, die bei der ersten Einwanderergeneration nicht gelang, soll nun bei den Kindern geleistet werden. Die Klasse als Ort der gemeinsa- men Lernerfahrungen muß allen Kindern im Klassenverband Lernbedingungen bie- ten, die den differenzierten Ansprüchen gerecht werden. Sprache und Herkunfts- kultur erliegen keiner Tabuisierung, son- dern werden instrumentalisiert, um den Ubergang zu verschiedenen Kulturen zu erleichtern. In dem seit vier Jahren an Wie- ner Volksschulen durchgeführten Team- teaching-Modell unterrichten über einen mehr oder minder großen Zeitraum zwei Lehrerlnnen in offenen Lehr- und Lernfor- men mit speziell für multikulturelle Klassen entwickelte Begleitmaterialien. Neben dem Spracherwerb geht es bei diesem Schulversuch vorallem darum,durch sozi- ales Lernen interkulturelle Lernziele wie - Toleranz, Solidarität, Verständnis, Wert- schätzung und Akzeptanz für fremde Kul- turen zu vermitteln.

Teamteaching-Modelle werden auch an Wiener Hauptschulen mit folgendem er- weiterten Einsatz der Begleitlehrerlnnen durchgeführt:

Klasse unterrichtsbegleitend unterrichlsparallel

1A 18 12 Stunden Betreuung 2A 28 12 Stunden Betreuung davon 4 Stunden

3A 38 6 Stunden Betreuung davon 2 Stunden

Betreuung fur Seiteneinsteiger

Betreuung für Seiteneinsteiger

4A 48 6 Stunden Betreuung Berufslaufbahn- orientierte Fbrderung

Quelle. Stadtschulrat für Wien

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Steigt der Anteil der Schüler mit nicht- deutscher Muttersprache über 500/0an, be- steht die Möglichkeit, den Begleitlehrer- einsatz auf 18 Wochenstunden zu erhö- hen.

Die Weiterentwicklung der Ausländer- Pädagogik zur Integrativen Ausländerkin- derbetreuung Iäßt sich insbesondere im Hauptschulbereich nachvollziehen. Die ansteigende Zahl sogenannter Seitenein- steiger, die sich erst kurze Zeit in Oster- reich aufhalten und daher kaum der deut- schen Sprache mächtig sind, führte in Wien zur Einrichtung eines schulstufen- übergreifenden Deutschkurses im Aus- maß von 12 bis 18 Wochenstunden mit vom Pädagogischen Institut der Stadt - Wien erarbeiteten, modulartig aufgebau- ten Lehrmaterialien. Sind 12 Wochenstun- den ausschließlich für die Spracherler- nung vorgesehen, können weitere sechs Wochenstunden für berufslaufbahnorien- tierte Förderung eingesetzt werden. Dar- über hinaus wurde erstmals im Schuljahr 1989190 an sechs Wiener Hauptschulen ein Schulversuch gestartet, der einerseits eine Stundenerhöhung des Begleitunter- richts und andererseits integrative, d.h. im Klassenverband durchgeführte Förde- rungsmaßnahmen vorsieht. Zunächst er- folgte eine Heterogenisierung der Grup- pen und bessere Auíteilung der ausländi- schen Schülerlnnen. Im Teampoolmodell unterrichten abwechselnd drei Lehrer- Innen für bis zu sechs Begleitstunden in- nerhalb der Klasse die ausländischen Schulkinder, entlasten also nicht nur die Lehrer, sondern haben auch die Möglich- keit, auf die individuellen Probleme der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache besser einzugehen. Dennoch: Ein höch- stens ein- bis zweimaliger wöchentlicher Besuch desTeamteachers in den Hauptfä- chern ist zu wenig. Um diese unbefriedi- gende Situation abzuwenden, wurde in der Hauptschule Lortzinggasse (Wien, 14. Gem.-Bezirk) das Zweistrommodeil ent- wickelt. Basierend auf dem traditionellen Klassenunterricht - und daher nur auf zweiklassig geführte Schulstufen anwend- bar - werden alle Deutsch-, Mathematik- und Englischstunden von zwei Lehrerln- nen gemeinsam gestaltet.

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Ausländische Jugendliche an Polytechnischen Lehrgängen

um die Beschäftigungsbewilligung sind die wohl größten Probleme der Schülerln- nen mit nicht-deutscher Muttersprache. Der erwünschten Facharbeiterausbildung stehen unzureichende FörderungsmaB- nahmen in den Berufsschulen und Betrie- ben gegenüber, sodaß 70% der Jugendli- chen mit nichtdeutscher Muttersprache Hilfstätigkeiten annehmen müssen. Man- gelnde Sprachkenntnisse - vor allem der Seiteneinsteiger - verschärfen die Situa- tion.

Integrative Maßnahmen an den Poly- technischen Lehrgängen müssen jedoch über die Einführung eines Begleitlehrer- modells hinausgehen und auf eine grund- legende Reform des dualen Bildungssy- stems abzielen, um Segmentierungsten- denzen, qualitative Hierarchisierung der beruflichen Bildung und Marktmechanis- men entgegenzuwirken. Diesbezügliche Vorschläge reichen von der Einrichtung ei- nes berufskundlichen Schülerberaters für Schülerlnnen mit nichtdeutscher Mutter- sprache und einer Verbesserung der Aus- bildungsqualität in Klein- und Mittelbetrie- ben biszu einer staatlich garantierten aus- bildungsangemessenen Erstbeschäíti- gung nach Lehrabschluß und einem Rechtsanspruch auf Förderung.

Gerade die Situation der Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache an Poly- technischen Lehrgängen und an den Hauptschulen zeigt die Notwendigkeit der muttersprachlichen Förderung, die derzeit abgekoppelt von den österreichischen Unterrichtsinhalten erfolgt und weder eine Berücksichtigung der Muttersprache noch eine muttersprachliche Stützung und Vorbereitung für die im Klassenver- band vermittelten Lernakte vorsieht, auf. Ausländische Schulkinder sind daher von einer Halbsprachigkeit bedroht, weil sie in beiden linguistischen Systemen nur über mangelhafte allgemeine Sprachkompe- tenzen verfügen, die ein Kommunizieren über abstrakte Zusammenhänge erheb- lich erschweren.

Bilinguale Erziehung und Curriculumrevision

Je besser die Muttersorache beherrscht _ _ . Berufsfindung, Berufsorientierung und

der Kampf um den Befreiungsschein oder wird, desto besser wird die Zweitsprache erlernt. Bilinguale Erziehung muß also be-

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AKTUELLE THEMEN

reits im Kindergarten ansetzen, die in der Familie erworbenen sprachlichen Fähig- keiten und Kenntnisse aufgreifen und durch altersgemäße pädagogische Ange- bote erweitern. Von einem ethnisch ge- mischten Personal betreut, können hier die ersten Erfahrungen mit Minderheiten- kulturen gesammelt werden.

Erfahrungen aus europäischen Län- dern zeigen, daß eine zweisprachige Al- phabetisierung im Erstlese-und Schreib- prozeß wesentlich zur Erhöhung der Lern- Chancen ausländischer Kinder beiträgt. Der Mutterspracheunterricht muß obliga- torisch sein, die Muttersprache zumindest für einen Teil des Sachunterrichts als Un- terrichtssprache dienen. Bis eine optimale flächendeckende Versorgung erreicht wird, sollten hier lebende Lehrkräfte mit nichtdeutscher Muttersprache zumindest in regelmäßigen Zeitabständen in den Volksschulunterricht eingebaut werden. In enger Koordination mit dem Deutschunter- richt muß der Mutterspracheunterricht in der Sekundarstufe erfolgen.

In diesem Zusammenhang ist insbeson- dere der seit dem Schuljahr 1989190 an ei- ner Wiener Volksschule laufende Schul- versuch ,,Interkulturelles Lernen auf der Elementarebene - Alphabetisierung in der Muttersprache" hervorzuheben: Viele Klassengespräche werden in deutsch und türkisch simultan abgehandelt, die Kinder können unmittelbar am Gespräch in ihrer Muttersprache mitwirken. Bei Behandlung komplexer Themenbereiche, die einer be- sonders exakten sprachlichen Formulie- rung bedürfen (z.6. Buchstabenverarbei- tung, Leseübungen, Mathematik) werden die Kinder kurzfristig in Sprachgruppen - meist auch räumlich - getrennt, sodaß eine intensive Auseinandersetzung ohne gegenseitige Behinderung gewährleistet ist. In der Klasse kommt es zu Begegnun- gen beider Kulturen, die historischen und ethnischen Hintergründe christlicher und islamischer Feste werden gleichermaßen abgehandelt, ohne den Zwang, die eigene Identität verleugnen zu müssen, lernen die Kinder die Welt des Anderen kennen und verstehen.

Die Vorteile dieses Schulversuches lie- gen auf der Hand: Die deutschprachigen Kinder können ,,en passant"die zweite Un- terrichtssprache aufnehmen und die er- lebte Selbstverständlichkeit, daß Lehrerln- nen und Schülerlnnen abwechselnd zwei- sprachig reden, sensibilisiert sie für Fremdsprachen. Die türkischen Kinder ha-

ben durch die Möglichkeit, ihre Mutter- sprache als Unterrichtssprache verwen- den zu können, vom ersten Tag an die Chance, den Lerninhalten zu folgen. Erst nachdem sie im türkischen Lesen sattel- fest sind, erarbeiten sie die speziellen Buchstabenkombinationen des Deut- schen und ihre Aussprache und beginnen meist im 2. Schuljahr mit dem deutschen Grammatik- und Orthographieunterricht. Ihrwohl bester Lehrmeister ist dertagtägli- che Kontakt mit den deutschsprachigen Klassenkameradlnnen.

Soll Interkulturelles Lernen kein from- mer Wunsch bleiben, müssen Fächer wie Geschichte, Sozialkunde, Geographie und Religion unter neuen Aspekten betrachtet werden. Das verlangt eine Revision der Curricula. BereitsVolksschüler können mit fremden Lebensweisen vertraut gemacht werden, multiperspektivische Sichtweisen der Lehrbücher helfen, globale Entwick- lungen zu begreifen und eigene Interes- sen in ein bewußtes Verhaltnis zur Gesell- schaft und zur Natur zu setzen. Ideologie- kritische Analysen von Fernsehsendun- gen und Trivialliteratur tragen zur Bewußt- werdung des heimlichen Rassismus bei. Die Vielfalt der Kulturen als leitender Ge- sichtspunkt hat jedoch die egalisierende Wirkung des Weltmarktes, die wirtschaftli- che Abhängigkeit der Dritten Welt nicht auszublenden. Die interkulturelle Schule muß ein Ort werden, an dem jene ethni- schen Konflikte zutage treten und ausge- tragen werden müssen, die in anderen ge- sellschaftlichen Bereichen durch Segre- gation für viele unsichtbar bleiben. Sonst weckt die Belehrung über die gesellschaft- liche Lage von Ausländerlnnen nur inne- ren Widerstand oder Mitleid.

Perspektiven Die wesentlichen Voraussetzungen für

das Gelingen der integrativen Ausländer- kinderbetreuung müssen sich sowohl im sozialen und politischen Umfeld als auch in der Schulorganisation entwickeln. Der im Bereich der Mittelstufe bestehende Konkurrenzkampf führt in manchen Regio- nen bereits dazu, daß Hauptschulen als ,Ausländersammelbecken" bezeichnet werden. Zur Lösung dieses Problems könnte der Schulversuch Mittelschule we- sentlich beitragen, würde neben einem pädagogisch hochwertigen und zeitgemä- ßen Angebot für alle Schülerlnnen vor al- lem die Verteilung der Kinder mit nicht- deutscher Muttersprache positiv beein- flußt. Als begleitende Maßnahmen sind

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AKTUELLE 1 'HEMEN

hierbei eine Senkung der Klassenschüler- höchstzahlen und eine ausreichende Ver- sorgung mit Schulräumen unerläßlich.

Einen weiteren wichtigen Bestandteil stellt eine Erweiterung der Lehreraus- und fortbildungsangebote dar. Interkulturelles Lernen verlangt nicht nur Kenntnis der ei- genen und der fremden Kultur(en), son- dern gruppendynamische Kompetenz, Schulung in offenen Lern- und Lehrfor- men (projektorientiertes Lernen, Teamar- beit, etc.) und in themenzentrierter Interak- tion. Gleichzeitig muß eine verstärkte Ko- operation österreichischer Lehrerlnnen und muttersprachlicher Zusatzlehrerln- nen erfolgen und ein enger Kontakt mit den Eltern ausländischer Kinder (z.B. durch interkulturelle Feste) erzielt werden. Zukünftige Lehrerlnnen sollten bereits während der Studienzeit mit einer auf mul- tikulturelle Klassen spezifisch abge- stimmte Fachdidaktik - neue Zweisprach- didaktik, Projektunterricht, Immersion statt Submersion -sowie intensiv mit dem Un- terrichtsprinzip ,,lnterkuRurelles Lernen" vertraut gemacht werden. Schließlich soll- ten auch vermehrt ausländische Lehrer- Innen vor allem im Bereich der zweispra- chigen Alphabetisierung aufgenommen werden.

Eine neue, interkulturelle Schule kann nur dann erfolgreich sein, wenn der Wan- del zur multikulturellen Gesellschaftvor al- lem politisch bewältigt wird, wenn Auslän- derInnen, die als Arbeitskräfte gerufen wurden und als Einwanderer gekommen sind, integriert und rechtlich gleichgestellt werden, wenn sie nicht mehr in überbeleg-

k ten Substandardwohnungen leben müs- sen und ihren Kindern keine Nachmitags- betreuung gewährleisten können. Denn:

,,Eine Bildungspolitik, die nicht flankiert wird von einer humanen Wirtschafts- und Sozialpolitik, einer nicht-rassistischen Ein- wanderungspolitik und friedenssichern- den Außenpolitik, ist bestenfalls eine Aus- bildung für zwei Drittel der Gesellschaft." (Auernheimer, S.97)

+

Muttersprachlicher Zusatzunterricht*

Die Multikulturalität, die Multiethnizität und die Multilingualität unserer Gesell- schaft und unserer Schule erfordern die Anerkennung des Rechtes auf Erlernen -

Susanne PIRSTINGER: Muttersprachlicher Zu- satzunterricht, in: Bildung in einem neuen Europa. Hgg v. BMUK.Wien 1991

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der Muttersprache aller Schülerlnnen mit nichtdeutscher Muttersprache. Vorausset- zung dazu ist allerdings der politische Wille, interkulturelle Erziehung und somit zweisprachige Erziehung zu fördern.

Auch in internationalen Abkommen, wie irn Art. 3 .Richtlinien des Rates der Europä- ischen Gemeinschaft vom 25. Juli 1990 über die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitnehmer" und in der Aus- sage derSchlußaktedes,,KSZEvom 1.Au- gust 1975" kommen Forderungen bezüg- lich Muttersprachenförderung zum Aus- druck.

In Schweden werden ca. 60 Mutterspra- chen angeboten, u.a. Kurdisch und Roma- nes. Wird an einer Schule ein Migranten- kind eingeschult, dessen Muttersprache nicht unterrichtet wird, haben die Eltern das Recht, die Einführung des Mutter- sprachenunterrichtes zu verlangen. Unter Muttersprache wird diejenige Sprache verstanden, die hauptsächlich als Kommu- nikationsmittel in der Familie Bedeutung hat. Somit sind auch Sprachen gemeint, die nicht mit der offiziellen Amtssprache der Herkunftsländer identisch sind.

In der BRD erschienen zwei wichtige Pu- blikationen, so das ,,Memorandum zum Muttersprachlichen Untericht" und ,,Inte- grierter muttersprachlicher Unterricht". Die Argumentation für einen integrierten Mut- tersprachenunterricht umfaßt folgende Punkte : 1. Bedeutung der Muttersprache für die

Entwicklung des Kindes 2. Bedeutung der Muttersprache für den

Zweitsprachenerwerb 3. Bedeutung der Muttersprache und des

Muttersprachenunterrichts für die schu- lische Integration ausländischer Kinder

4. Bedeutung der Muttersprache und der Zweisprachigkeit für künftige Berufs- Chancen

5. Bedeutung der Muttersprache für die fa- miliäre Kommunikation

6. Bedeutung der Muttersprache für die Kommunikation mit Verwandten und an- deren Landsleuten

7. Bedeutung der Muttersprache für das Wissen über das Herkunfisland der El- tern

8. Bedeutung der Muttersprache der Emi- grantenkinder an deutschen Schulen für die Multikulturalität der Gesellschaft

9. Bedeutung der Muttersprache für die Widerstandsfähigkeit der Kinder bei eventueller Rückkehr

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In astereich gibt es seit 1975 bzw. 1976 ,,Muttersprachlichen Zusatzunterricht': Dieser bundesweit mit einheitlichen Ziel- setzungen eingerichtete Schulversuch soll als zusätzliches Unterrichtsangebot die Bildung der Kinder durch die Erweite- rung der muttersprachlichen Fähigkeiten ergänzen, sodaß eine Reintegration im Falle einer Rückkehr gewährleistet ist.

Die Lehrerlnnen werden teilweise von der jugoslawischen bzw. türkischen Seite ausgewählt. Es gibt aber zunehmend lo- kale Anstellungen. Die Bezahlung erfolgt durch die österreichische Seite.

Folgende Sprachen werden angeboten: Serbokroatisch, Slowenisch, Albanisch, Makedonisch, Türkisch, Polnisch.

Auf den Schulversuch ,,Interkulturelles Lernen/Muttersprachliche Alphabetisie- rung Türkisch" an der Volksschule Kinder- manngasse sei besonders hingewiesen. Auch im OECD-Projekt, das an der Haupt- schule Geblergasse durchgeführt wurde, standen Multilingualitat und interkulturel- les Lernen im Mittelpunkt des Unterrichts- geschehens.

Leider sind dies die einzigen Modelle, die Muttersprachenförderung wirklich

ernst nehmen. Es wäre zu hoffen, da6 sie schulpolitische Konsequenzen zeigten.

Am derzeit existierenden ,,Mutter- sprachlichen Zusatzunterricht" wird unter anderem kritisiert, da0 die ausschlie0liche Rückkehrorientierung längst überholt sei, zumal die meisten Arbeitsmigrantlnnen in Osterreich bleiben werden. Die Inhalte der Lehrbücher sind problematisch. Die Ideali- sierung der eigenen Nation und der .Hei- mat" Schutz vor Identitätsverlust er- schwert die Situation eher, als daß sie hilft. Derzeit wird an einer Neugestaltung des Muttersprachenunterrichts gearbeitet.

Ein fundiertes Sprachkonzept, das die Mehrsprachigkeit an österreichischen Schulen berücksichtigt und sinnvoll nützt, wäre zu entwickeln.

Literatur: Auernheimer, Georg. Arbeitsmigraten, Flüchtlinge und interkulturelle Erziehung. In: Bildungsspirale Baubbck, Rainer: Immigration, Integration und inter- kulturelle Schule. In. Erziehung und Unterricht, 411991 Larcher. Dietmar: Saielarten interkulturellen Ler- nens. in: ZV 111991 Pinterits. Manfred: Gesellschaftliche Grenzen. In: ZV 111991 Stadtschulrat für Wien: Ausländische Schüler an Wiener Pflichtschulen, Stand Oktober 1991

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Erfolgreiche Ausbildung von saisonniers im Ausland Von Dr. Francis Noël, ZentrolsekretUr SBV, Abteilunpleiter Arbeitsmarkt und Sozialpolitik

rung von Material und t+cben 'Weiterbildung schweizerischer Herkunft ni sichern. der ausi1Yndiscben Instniktoren

Die A w M h w s k m *EI Dieses Matetial ist im Ausland oft nfers des Schweizer B eicht ahutfich. dw-en Um diesen Projekten einen dauernden Erfolg zu sichern, benötigen die aus- Inndischen Instruktoren eine Weiter- Ifintitutionen haben das notwmdige

für kostenlos bildung. Erstmals 1989 haben 25 aus- M e ItriRe. dieindersoge

Sursee ausgebildet wurden, einen ein- J*y mentationen wurden in der jeweiligen tdcn~aircbpolpM

~~. w6chigen Wiederholungskurs b e hnb4mimv- Landessprache mtellt. nach bescbcidewS, Anfpdpen -.

einem bepchtl lchen, AibSChWUQg sucht, mit dem Ziel, ihre K e n n erleM.

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tdiuftischen und neue Erkenntnisse &Ur Jueoslawen wurde der siebte -

10 Jahre Erfahrung für den SBV In einer Unternehmung ist es fib$&, nach zehn Jahren eine Bilanz zu zie hen. Die Idee. auslhdische Saison- niers im Winter in ihrem Heimatland auszubilden, wurde Ende der siebziger Jahre geboren. Im Jahre 1980, auf- grund der Vahandiungen zwischen den spanisçhep ,$ebörden und der

politil des SBV, k q es ZUT Unter- zeichnung einer ersten Vereinbaning. Die acht ersten spanischen Instrukm- ren wurden 1980 rekrutiert und be suchten im Sommer 1981 die mten flinfwllchigtn Kurse, weiche spaieii für 4e durch die Direktion des Aus- bildungszmtrnms Surscc vorbereitet worden warm. 1983 u n t e m i h e m die jugoslawischen &hörden ehe Vereinbarung; s i e h jupdawiscbe Instruktorea wurden nach sursee de legiert, um die PILnfwtlchigen Kurse zu besuchen. Ende 1985 konnte die Ab- teilung Arbeitsmarkt und SoPalpolitk mit 'den portugiesischen -&den eine Vereinbarung unterzeichnen, die die Ausbildung von sieben portupie sischen Instruktoren vorsah. Zwischen 1981 und 1989 haben 60 auslandische Instruktoren die not- wendigen Kenntnisse erworben, um die Saisonnierkurse im Winter leiten zu können. 22 Instruktoren kamen aus Spanien, 19 aus Portugal und 19 aus Jugoslawien. Schwedische Institu- tionen haben beachtliche Summen ftlr die Finanzierung d i e k Kurse inve stiert. Die Ausbildung der auslhdi- schen Instruktoren wurde durch zwei schweizuische patitâthche Instim- timen subventioniert (Parifonds und Parifrem) sowie durcis dm schweiza rischm Baumeistenmband. Um die Kursc im Ausland durchführen zu können, ist es notwendig, die Liefe-

Abt&&g'Ä&&kt und

zu gewinnen. Die branchentechni- schen Verhderungen im schweizeri- schen Bauwesen legen dies zwingend1 nahe. Ziel ist es, die Qualität der in-' struktoren zu verbessern. Dies ist die erste Bedingung, um den Erfolg der' Saisonnierkurse zu gewährleisten. ,

Und de Kurse im Ausland? Das Hauptziel bleibt die Ausbildung der Saisonniers (mit ein- oder zwei- jahriper Erfahrung auf den schweize- rischen BaustcIien) und zwar im Heimatland und h Winter, da sie zwischen Mitte Dezember und An- fang M h die Schweiz verlassen miis- sen. Angeboten werden Grundkurse für Backsteinmauem, Schalungsbau und Betonarbeiten, Kanalisation, Spnasungen und Schachte. Das Kursprogramm sieht ebenfalls die Vertiefung von Kenntnissen in d a Unfallvethütung und Arbeitssicher- heit vor sowie eine Einfuhning im Plaulesen. Das Ausbildmgsprc- gramm dauert acht Wochen und wird periodisch den Anforderungen der Praxis und der Technik angepasst. Aufgnind von Erhebungen, die nach den Kursen bei den Unternehmungen und den Saisonniers durchgefnhrt werden, stellt man fest, dass das Ziel erreicht wurde und dieaesultate gut sind. Fast alie Saisonniers haben den Kurs abgeschlossen, ein Beweis des grossen Interesses der Saisonniers.

Mehr PIS 1800 Ausiiinder ausgebildet . +

Ber neunte Kurs für <p&sche Sai- sonarbeiter wurde Ende F e b m zu &de geftlhrt. Wllhrmd diner neun Jahre kamen 840 spanische Saisonar- beiter in Genuss von acht Wochen Ausbildung in Vier Zentren, ab 1990 in fUnf spanischen Ausbddungsmmd

--Kurs z;Ende gefllhrt. Die Zahl der jugosiawischen Saisonniers die in drei, dann in via jugoslawischen Zentren ausgebildet wurden, betragt 630 ins- gesdt. 1991 wird ein Mnftes Zen- trum ZUT VerHLgung stehen. In Portugal, WO die Kurse erst 1987 begannen, sind 277 skisonniers in drei, und ab 1990 in vier Ausbil- dungsmtren geschult worden. Die zahl von 1764 ausgebildeten Sai- s o ~ , e r s und von 60 auslandischen Instruktoren ist beeindruckend.

F i n d e m g und Aussichten Die soziaiparittitischen Institutionen, der SBV, das AZ Sursee und die aus- Ibdischen Behörden haben immer wieder ihr Interesse an der Fortset- zung dieser Projekte bekundet. Die schweizerischen Behörden, insbeson- dere das Biga, haben verschiedentlich ihr Interesse an' diser einmaligen

kundet. Es liegt auf der Hand, dass die Aus-

sonniers pro Jahr wahrend acht Kurs- Wochen im Ausland viel Geld kostet. Der Parifonds, die Parifrem und der SBV werden sich weiterhin finanziell an der Durchfûhrung der Instrukto- renkurse, an der Lieferung von schweizerischem Material sowie an der Durchftlhning der jahrlichen Kurse im Winter beteiligen. Die aus- hdischen Behörden sind ebenfalls daran beteiligt, indem sie die Zentren

schönes Beispiel internationaler Zu- sammenarbeit. Eine Soziaiinstitution des SBV - namentlich die F e r i d s e des Hoch- und Tiefbaugewerbes in Zurich - hat bereits einen wichtigen Grundsatzentscheid gefasst, indem sie in den nachsten Jahren ihre finanzielle Beteiiigung zugesichert hat. Ihre In- vestition wird dazu dienen, die Aus- bilding im Hoch- und Tiefbau zu ver- bessern. (mo)

AusbildungSlösq im Ausland be-

bildmg V O ~ dUchschnittlich 350 Sai-

zur Vafipung stellen. Dies ist ein

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«Eine pädagogisch-soziale Zeitbombe: I C Immer mehr Ausländerkinder haben Schulschwierigkeiten

Ausluderk inder in Stadtziircher Schulen haben immer mehr Schwierigkei- ten. Ihr Anteil in Sonderklassen und Sonderschulen sowle in der Oberschule hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Uhd in den nächsten Jahren wird die Zahl der Ausländerkinder, die aus sprachlich und kulturell uns we- nig vertrauten Gebieten zuziehen, noch s tark ansteigen. Ein Schulpsycho- bge spricht von einer Krisensituation, gar von einer «padagogisch-sozialen Zeitbomben.

Aus Kosovo und Mazedonien Lanfranchi weist darauf hin. dass sich

Im Schulhaus Kernstrasse in Zurich ist beispielsweise die Zahl der jugoilawi- nur noch jedes sechste Kind Schweizer. schen Schuler in den Conderklassen des Im ganzen Stadtzllrcher Schulkreis Lim- Kantons Zurich in den letzten funf Jahren matta1 machen die Schweizer noch knapp vei dreifacht. in den Oberschulen vervier- ein Drittel S.US. 68 Prozent der Schüler facht hat. Wahrend der Anteil der Soii- hatien hier einen ausladischen Pass. sie derklaisenschuler bei den Schweizern .?erteilen sich auf 38 Nationen. Am hau- konstant knapp unter 3 Prozent liegt,

Gigsten vertreten sind Italien, Spanien, stieg diese Quote bei den Jugoslawen in- Jugoslawien, Türkei, Portugal, Griechen- nert tunf Jahren von 4,s auf 7.4 Prozent. land und Chile. In diesem Schufkreis Die meisten derjetzt aus Jugoslawien zu- Limmattal ist der Schulpsychologe Liehenden Kinder stammen aus den sud- Andrea Lanfranchi tktig. Er sprach an lichen Provinzen Kosovo und Mazedo- einer Ringvorlesung des Instituts fur An- nien und sprechen Albanisch In der gewandte Psychologie (IAP) kurzlich von einer Krisensituation: « H ~ ~ ~ ~ im Stadt Zurich leben heute etwa 8000 Koso- Schulkreis Limmattal, morgen in Schwa- Vo-Albaner. rund die Hälfte von Ihnen mendingen, dan,, in Uster, Dielsdorf (noch) ais Saisonniers, die in absehbarer oder SchIieren.1, Zeit ihre Familien nachkommen lassen

konnen. Lanfranchi rechnet mit einem Immer weniger Kinder genügen Zuzug von etwa 4000 kosovo-albani-

ln der ganzen Stadt Zürich machen die schen Kindern in den nachsten vier bis Ausl&,der 32 proZent der primarschuler acht Jahren. Ihr Anteil an der Gesamt- aus, der Anteil blieb in den letzten Jahren zahl der Kindergarten- Vo~ksschul- stabil, ~~i den Sonderklassen hingegen kinder in der Stadt Zürich ware dann (ohne Sonderklasse fur Fremdsprachige) etwa 17 Prozent. Von den Ausländerkin- sind sie deutlich übenertreten, und zwar dern würden sie rund die Halfte ausma- stark zunehmend (41 Prozent 1985 und 55 chen. Prozent 1989). In der Oberschule sind gar Dass Neuzuzoger, und besonders Kin- 67 Prozent Ausländer (1985 erst 51 Pro- der aus entfernteren Kulturen. in unseren Zent). Die Ausländerkinder haben also Schulen Schwierigkeiten haben, erstaunt

>mer mehr Schwierigkeiten in der wenig. Zunehmend Schwierigkeiten ha- Wchule. Immer weniger Kinder genügen ben jedoch auch Kinder von Italienern,

den Anforderungen einer Schule, die sich Angehdrige einer Nation also, bei der es Volksschule nennt. In einzelnen Schul- kaum noch Neueinwanderer gibt. Die häusern mit einem Ausländeranteil von Ileutigen italienischen Schuler sind zu über 80 Prozent entspricht nur noch ein einem grossen Teil in der Schweiz gebo- kleiner Rest dem Bild, das die Verfasser ren und habeii hier Kindergarten und der Lehrpläne und der Schulbücher vom Schule besucht. Bei ihnen ist die Häufung durchschnittlichen Schüler hatten. Die von Schulschwiengkeiten auch für die Zusammensetzung der Schuler bezüg- Fachleute schwer verständlich, würde lich Muttersprache und Kultur hat sich in man doch erwarten, dass sich mit zuneh- wenigen Jahren radikal verandert, doch mender Integration die Schulschwierig- die Volksschule hat ihre wesentlichen keiten verringern. Doch das Gegenteil ist Programme unverhdert gelassen. Das der Fall. Zwar sank die Quote der Italie- muss Schwierigkeiten geben. ner in Sonderklassen bis 1982 kontinu-

Mit den Schwierigkeiten mussen die ierlich ab, steigt aber seither ebenso kon- Lehrerinnen und Lehrer fertig werden. tinuierlich wieder an Parallel dazu ver- Hilfe bieten ihnen immerhin verschie- lauft die Entwicklung in der Oberschule: denste Stütz- und Fördermassnahmen: Bis 1982 ein Rückgang, seither stete Zu- Aufgabenhilfe, Deutsch fllr Fremdspra- nahme. Und die logische Exganzung chige, allerlei Therapien. Hilfe bieten zu- dazu. Die Quote der italienischen Sekun- dem die Schulpsychologen. Auch bei ih- darschúler, die bis etwa 1982 anstieg. nen nimmt die Arbeit mit den Ausländer- sinkt seither. kindern und ihren Familien einen immer grösseren Teil der Arbeit in Anspruch. Die Stadt Zurich hat spezielle Schulpsy- Komplexes System von chologen fur Fremdsprachige. Nicht nur Neuere Forschungen haben eine Reihe die fremde Sprache ist jedoch eine zu-, von Ursachen fur die Lernbehinderung sätzliche Schwierigkeit, noch wichtiger auslandischer Schuler herausgefunden. ist die fremde Kultur. Einer dieser Schul- etwa: kulturelle Unterschiede: geringer psychologen für Fremdsprachige ist der Bildungsgrad und geringes Bildungsbe- Puschlaver Andrea Lanfranchi. wusstsein der Eltern: Zugehorigkeit vie-

VON EMIL HILDEBRAND ler ausländischer Famillen EU-BOWPI be- nachteiligen Schichten; häufige schlechte WohnrerWtnisse oder stress- geladene BerufstätigMt (Schichtarbeit); Hin und Ber der Kinder zwischen Hel- matland und der Schweiz, zwlschen.El- tern und Groaseltern; Behinderung durch das wenig flexible Schulsystem. Lenibe- hindernd wirken ieweile nicht nur ein- zelne Bedingringen, sondern e h komple- xes System mehrerer Faittaren.

Eine neue. interkuitureiie PUdagcgik ist notwemcug. ari Eine Schdrefonh langtriaüge Maganahma -&gesehen von Tei iverkerungen wie die durchlasslge Obersíufe. Was Rann kurzíristig getan werden? Ein qumtiuwr AusbBu (ni- slatliche SondetWaPsitR 'ìñerupeutinnen und Schulpeychoiogea) geeugt nicht, sagt caah.Mchl. Er fordert fûr netlonal stark geTnlschWKl/n uater anderem kleine SchM und die Hufe von schulischen =&en. Als wichtig bszelchqb er Spi6- Lm Vorltia-

*o ptc rnndsr W e - denartige Lemerfiihnia gen msrhm Mn- nen. Bedeutsam Ist pu4 da8Erlemaqder Muttersprache - ah Vofhu,wetzung& Erlernen von beutarhals krwmdeprnche.

Fdleqoütlkstatt

Mittdhiutig ,pMdlat tanfranchl Wr eine Elnwanderer-FamiUenpdídk an- stelle der heutigen Ausländer-Eeschäfti- gungspolitik und für Integrationshilfen. Firmen, die Fremdarbeiter einstellen. sollten zur Organisation von Kursen ver- pflichtet werden: Hier könnten die Ein- wanderer Deutsch sowie allenfalls lesen und schreiben lernen sowie Kenntnisse der schweizerischen Kultur und Institu- tionen erwerben. So liesse sich die Isola- tion der aualandischen Frauen im Wohn block abbauen. Die Mütter und Väter würden in die Lage versetzt, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen.

B ~ ~ ~ p O ~ k

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G r u n e t Bildung durchsetzen Die Arbeit des Beaufhagten fur AuslanderpädagogJc

Bemühungen um Schulung und Bildung der Kinder der nicht- deutschsprachigen, - ausländi- schen Wohnbevölkemng gibt es im Kanton Solothurn seit dem Jahr 1962. Aufgabenbereich und Problematik sind fast uniiber- schaubar gross.

Gund: K i m m «ES wurden Arbeitslaafte gesucht -

und es kamen Menschen,* zitiert Peter A. Ehrhard. Beauftragter fur das Res- sort Auslanderpadagogik im Kantona- len Schuhspektorat. die s i tuar ionab zeichnende. pragnante Aussage von Max Fnsch. Auf den Zustrom auslandi- scher Arbeitskrafte. damais haupt- sachlich aus Italien. reagierte der Re- gierungsrat mit der Aufforderung an die solothmschen Gemeinden, Ein- fuhrungskurse m deutscher Sprache zu organisieren.

1970 wurde ais Foige zusnehmender Einwanderung auslandischer Arbeits- haf te und ihrer Familien die Bildung von sogenannten Auffangklassen in grosseren Gemeinden beschlossen. In- nuischen gehort es zur Tagesordnung, dass in Gemeinden mit grosseren indu-

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Ausländer- pädagogik

rra Seit Jahrzehnten stellt die schuluog der a u U n d i d i e n Wohn- kvölkenrng das Biidunpvuen un KpntonSoIothunivor~cHernuc fordenuigen. seit 1988 ist mit daIl 01- KantanMchulleimr Peter A. EMiard ein Beauthagm fur Aus- ullderpdagogik eqpsem. In e l n a kleinen Sene beleuchtet aiKi-Zytigm- Mitarbatenn Gundi Klemm ver- SchiedeneASpeMedirraBemichrim UAmgm?esen. Den A- macht em Uberblid über das Tatigkeitdcld

Pgogik. & BeurftragtM f i h AuSLiindpPöd-

ZurPerson

stneansiedlungen auch ein hoher An- teil fremdsprachiger Kinder die Schu- len besucht.

Grundrecht gewähren Die Unesco und der Europarat for-

derten die Durchsetzung von Men- schenrechtskonventionen. Mit der Un- terzeichnung der Strassburger Vema- ge iSt die Schweiz verpflichtet, alles nur Mogliche fur die angemessene Forde- rung hier lebender Kmder und Jugend- licher N unternehmen. Das Kantonale Schulinspektorat und die Padagogi- sche Arbeitsstelle bemuhten sich um eine moglichst schnelle Eingliedemng der fremdiandischen Kinder in die O r t - lichen Schuiorganisationen. Werdmga gab es auch vermehrt Klagen von El- temseite, die deutliche Gefahren fur das sprachliche Niveau und weiterer Untemchtsinhalte befurchtete.

Um eine konkrete Beratung und Un- terstutzung der Lehrerschaft und der Schukomnussionen anbieten zu kon- n a . wurde Peter A. Ehrhard (Hagen- dori). Professor an der Kantonsschuie Olten. mit einem Halbpensum ..ad inte- run. mit diesem Aufgabenbereich be- traut. Seit Herbst 1988 ist er einem gan- zen Bunde1 von Erwartungen ausge- setzt: nach der Aufnahme des Ist-Zu- standes irn Kanton erarbeitet er die ge- setzlichen Gmdiagen zu einer fur aile Beterligten moglichst reibungsIosen Terlnahrne der auslandischen Schullu- gend am hiesigen Ausbildungssystem In Vorbereitung befinden sich eine Ver- ordnung zur Integration fremdsprachi- ger Kinder und Jugendlicher. eine ûnentierungsschnft in mehreren Spra- chen uber das Schulwesen im Kanton Solothum und em Entwurf zu einem Regelungskonzept. das das Lehrersein in padagogisch belasteten Klassen ver- einfachen SOL

Beratung und Vermittlung Im Kanton Solothum smd gegenwar-

tig etwa 100 Lehrhafte fur ¿en Deutsch-Zusatz-Untemcht eingesetzt. Zumeist handelt es sich um ehemalige Lehrerinnen und Hausfrauen mit viel padagogischem Geschick. Die R e m - tierung und Ausbildung neuer Krafte. ihre Beratung in methodisch-didakti-

schen Fragen wie auch die Bildung ei- ner Kadergruppe sind ein wichtiger Thanemchwcrpurikt fur Peter Ehr- hard. Ais aSorgentelefon. steht er allen Lehrkraften und Schulkomssionen N diesem Fragenkomplex zur Verfu- Bune.

Wichtig 1st auch der Kontakt zu den hieugen Vertretern von Schulbehorden und Eltemarg-tionen der Her- kunftslinder der auslknndischen Schu- ler. Nicht zuletzt sollte vermehrt der Pransbezug auch in der Lehreraus- und -Weiterbildung verankert werden. Die Bewaltigung der doch zahlreichen Problemstellungen kann kaum durch fakultativ angebotene, interkulturelle Begegnungen gemeuteri werden. Da das interese an einer Kurstatigkeit 1111 Rahmen der Kantonalen Lehrerfortbil- dung bisher eher zuruckhaltend aus- fiel. venpncht sich Ehrhard viel von schuihausuitunen Weiterbildungspro- grammen in der 4Ueuueiie*. Aüer- dmgs auch dafur @t es. Rezepte zu erarbeiten.

Mit einer durch die nordwesuchwei- zemche Erziehungsduektoren-Konfe- renz angeregten Semartagung in Los- tori Ende November (vgl. nebenstehen- den Artikel: Besser koopeneren) wur- den unter Beterligung in- und ausiandi- scher Lehrkraíte Ragen der Schulung fremdsprachiger Kinder in der Schweiz erortert. Fur den Bereich der dnterkul- turellen Padagogtkm wunscht sich Ehr- hard auch eine deutlichere Untentut- zung durch die Umvasitaten.

Eine vertiefte Besch&ftigung nut dun Problemkreis aaushdisches Kuid in der Schweiz. sollten gleichfalls die Se- minanen ermoglichen.

Solothurner Zeitung, 28.1 2.90

INFO-PRRTNER

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Die Emigranten kommen Wird Europa turn Bollwerk gegen den Fiüchtlingsstrom aus dem Osten,

könnten unsere eigenen Freiheiten Schaden nehmen / Von Michael Ignatieff

Ich weiss nicht. welche Ausweispa- piere meine russischen Grosseltern mitfuhrten, als sie 1919 in England ankamen - heimatlos, staatenlos, aber nicht ganz mittellos. Ich zweifle dar- an, dass sie irgendeine Art Visa und Pässe mit sich fuhrtcn. Der Nansen- Pass. den der Völkerbund ausgab, kam erst spater. 19 I9 mussten sie sich mit irgendeinem Dokument behelfen, das von einer mehr oder weniger ent- machteten Regierung im Exil ausgege- ben war. Ich bezweifle, dass ein sol- ches Dokument ihnen heute die Ein- wanderung via Heathrow erlauben würde.

Nach der Revolution wurde Europa damit fertig, anderthalb Millionen russische Fiüchtlinge aufzunehmen, nach dem Zweiten Weltkrieg folgten eine halbe Million auf der Fiucht vor Stalin. In den siebziger Jahren über- antwortete uns die dritte Dissidenten- welle das gesamte literansche Gewis- sen jener Gesellschaft - es kamen die Sinjawksis und die Solschenizyns.

Eine vierte Welle steht uns nun be- vor. In diesem Jahr wird ein neues so- wjetisches Gesetz zur Liberalisierung der Reisebeschränkungen verabschie- det. Bald danach könnte ein Exodus beginnen. der die drei vorangegange- nen Wellen voraussichtlich übertref- fen wird. Drei Millionen Menschen werden crwartet. was angesichts jener Woche, in der die Rationierung der Güter f i r den täglichen Gebrauch in grosseren russischen Städten einge- fihrt wurde, nicht einmal als sonder- lich übertriebene Schatzung scheint.

Wir werden derzeit Zeugen eines Prozesses. der mehr ist als das Ausein- anderbrechen des sowjetischen Impe- riums. vielmehr zeichnet sich der Zu- sammenbruch der russischen Exi- stenz selbst ab. So unglaublich es ist, aberes wird auf unserem Kontinent in diesem Winter moglicherweise eine Hungersnot geben. Da ist es kaum er- staunlich, dass Millionen Menschen in den Westen wollen. Ohne Zweifel werden die Sowjets ailes daran setzen. ihre strategisch wertvollen Arbeits-

' Reisefreiheit Zu Beginn dicses Jahres n i I l dic So- wjetrrnion rlire Passpsece fiberalisie- rem Jeder. der einen Pass hai. könnie dann ohne weitere Formalitaien aus der UdSSR ausreisen. In Moskair recli- net man damit. dasslalirlich etwa eine halbt. Mìlion Sowjerbiirger a2uH a;i- dein. 16 Prozeni der 286 Millionen So- wleibiirger mussten als mogliche Aiis- wanderer angesehen nerden. Der heii- te in Kanada lebende Schrijhteller Mi- chael ignaticfl dessen Grossvater bis 1916 Kabinetrsmitglied des Zaren N i - kolaus il \$ar und i919 nach Kanada auswanderte. triti jìir eine offene Ein- wandetungspoliiik Wesreuropas ge- genuber dem :u erwartenden Fliichi- lingsstrom a w dem Osten ein.

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krAfte im Lande zu halten, ihre Com- puterprogrammierer, ihre Wissen- schaftler und ihre Ingenieure. Das aber sind gerade jene mit den besten Kamereaussichten im Westen, den tiefsten Desillusionierungen daheim in bezug auf Gorbatschow und inso- fern diejenigen,. die am begierigsten sind, das Land zu verlassen. Wie wird der Waten reagieren? Ccnissensprüfung ffir Europa

Europa sieht sich einer grossen Ge- wissensprüfung gegenüber. Seit den Vereinbarungen von Helsinki haben wir die Sowjets Über das Recht auf Freizügigkeit belehrt: «Das Recht, ein Land verlassen zu können, ist eine Grundvoraussetzung politischen An- stands.» Genau so ist es. Nun nehmen sie uns beim Wort, und wir mussen entscheiden. ob wir in Heathrow und Tegel, bei Charles de Gaulle und Fi- umicino den Eisernen Vorhang wie- der herunterlassen.

Wasdieseabsehbare Flut russischer Immigranten verdeutlicht, ist. dass sich das Hauptpmblem in. Europa nicht mehr um die Frage der Souvera- nitat der Nation oder jener der Ge- meinschaft dreht, sondern um das Recht. hier zu leben. Sollten wir die inneren Schranken fur die freie Bewe- gung von Europäern nur eingenssen haben, um nun einen Zaun an unseren äusseren Grenzen zu errichten. der je- dem anderen den Zutritt verweigert? Die Trevi-Gruppe der Innenminister bereitet Europa bereits auf ein pan- europäisches computergcstütztes Ausweissystem vor. dem sich bisher nur die Holländer und Briten nicht angeschlossen haben.

Freie Bewegung nur Ar Kapital? Man muss sich klarmachen, dass

heimische Personalausweise nur den inneren Aspekt einer paneuropäi- schen Einwanderungskontrolle dar- stellen. Es mag sein. dass die Europäer sich um die lärmenden Horden vor ih- ren Toren nicht sonderlich kümmern: sie sollten es jedoch, und xi es nur, weil alle unsere Freiheiten durch den Kampf, jene draussen ZU halten. Scha- den nehmen könnten. Ironischerwei- se fliesst Kapital ohne Beschrankun- gen rund um die Welt von Computer- terminal zu Computerterminal. wah- rend Arbeitskräfte Schlange stehen müssen. bewaffnet mit Visa und Stempeln. Pissen und Genehmigun- gen. Europa muss entscheiden. ob es einen Kontinent will, in dem nur Geld das Recht besitzt. sich frei zu bewe- gen.

Es werden nicht nur die Russen kommen - in Deutschland sind es aucb Polen. Die Vereinigung fiel mit n e tn Visabestimmungen gegenüber polnischen Besuchern und Immigran- ten zusammen. Mit dem Hochgehen der Grenzbäume zwischen dem pro- sperierenden Westen und dem maro- den Osten geht die abstossende Sitte einher, sich auf Kosten der Opfer lu- stig' zu machen: Das neue Deutsch- land ist voll dreckigster Poienwitze.

Assoziiene MitgliedschaR? Ent- wicklungspartnerschaft? Was auch immer die Lösung sein wird, das Schlüsselproblem besteht darin, den potentiellen Fluss von ArbeitskraR nach Westen zu stabilisieren. Eine Mauer aus Geld?

Aber das Problem ist nicht nur be- schränkt auf die östlichen Grenzen der Europäischen Gemeinschaft. Die Italiener und Franzosen kämpfen schon fur einen gangbaren Weg. die arabische Bevölkerung daran zu hin- dem. sich auf der Suche nach Arbeit gen Norden, nach Neapel und Mar- seille, LU ergiessen. Es ist amusant zu beobachten. welche Dringlichkeit der edlen Sache einer Hilfe fur die dritte Welt verliehen wird, während gleich- zeitig das Gespenst eines langen Marsches nach Norden heraube- schworen wird. Das kürzlich zwi- schen der EG und Nordafrika verein- barte Hilfsprogramm war implizit da- zu bestimmt, eine Mauer aus Geld zu errichten. um jene zu veranlassen. dort zu bleiben.

Parallel dazu wird zweifellos das Gespenst einer russischen Einwande- rungswelle die westlichen. speziell die deutschen BrieRaschen lockern. Aber wenn Hilfe überhaupt wirkt. dann langfristig. Familien können nicht darauf warten. bis die Jobs ZU ihnen und ihren Kindern kommen. Es ist unvermeidlich, dass sie es sein wer- den, die zu den Jobs gehen. Finanziel- le Hilfe, wie grosszùgig auch immer. kann das Problem der Immigration und seiner Kontrolle nur bis in die neunriger Jahrc hinein aufschieben.

All diese neuen Gruppen dringen hinein Über Einwanderungsbehörden. dieseit einem Jahrzehnt die Barrieren f i r eine Einwanderung stetig höher -etürmt haben. Besonders deutlich wirddas in Grossbritannien. EineNa- tion, die einstmals stolz darauf war. einen sicheren Hafen fur Flüchtlinge zu bedeuten. fordert heute einen Be- weis dafur. dass Asylsuchende in1 Fal- I C ihrer Abweisung der Tod erwartet.

Sogar das Schlupfloch der Fami- lienzusammenfùhrungen - neben dem Flüclitlingsstatus das einzig ver- bleibende fur eine Einreise - murde durch das Innenministerium ver- schlossen. in ganz offensichtlicher Verletzung der Helsinki-Vereinba- rungen uber das Recht auf familiares Zusamincnleben.