DA VINCI CODETitle DA_VINCI_CODE.pdf Author Administrator Created Date 8/30/2006 10:37:44 AM

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„The Da Vinci Code“: Was steckt hinter dem Thriller von Dan Brown? Teil I: Die Geheimnisse von Rennes-le-Château Die Verfilmung von Dan Browns Welt-Bestseller „The Da Vinci Code“ (Sakrileg) durch Ron Ho- ward startet am 17. Mai im Kino (Utopolis, Ariston, Kursaal). Die Geschichte des Romans basiert zum Teil auf einer Theorie, die Hen- ry Lincoln zusammen mit Michael Baigent und Richard Leigh im Sach- buch „Holy Blood, Holy Grail“ (1982; „Der Heilige Gral und seine Erben“) aufstellte. Alles fing 1969 damit an, als der Brite Henry Lin- coln während der Ferien in den Ce- vennen in einer Buchhandlung das Buch „Le trésor maudit de Rennes- le-Château“ von Gérard de Sède fand, die Ende 1968 erschienene und erweiterte Taschenbuchausga- be von „L’or de Rennes-le-Château“ (1967). Er entzifferte ein hier abge- bildetes Pergament, und begann mit eigenen Nachforschungen über die Hauptfigur des Buches, den französischen Abbé Bérenger Sau- nière, und einen möglichen Schatz. Was hat es denn nun mit dem Pfar- rer aus dem Departement Aude auf sich, dort wo einst Westgoten, Tem- pelritter und Katharer herrschten? Die hier folgende Beschreibung der Ereignisse basiert überwiegend auf den Aussagen de Sèdes, die nicht unbedingt mit denen anderer Rennes-le-Château-„Forscher“ übereinstimmen, u.a. finden sich viele paradoxe Datumsangaben oder Schreibweisen. Die Legende ... begann 1645, als ein Schäfer namens Ig- nace Paris auf der Su- che nach einem ver- irrten Schaf in einer Höhle bei Rennes-le- Château (RLC) ei- nen Goldschatz entdeckte. Er steckte einige Goldstücke ein und erzählte im Dorf von dem Schatz. Weil er den Fundort nicht verriet, wurde er des Diebstahls angeklagt und gesteinigt. Als Antoine Bigou 1774 die Nachfolge seines Onkels Jean als Pfarrer von RLC antrat, wurde er zum Beichtvater von Marie de Nègre d’Ables, der Marquise d’Hautpoul de Blanchefort. Kurz vor ihrem Tode am 17. Januar 1781 soll sie ihm ein Familiengeheimnis anvertraut ha- ben. Sie liegt auf dem kleinen Fried- hof neben der Kirche Sainte Marie-Made- leine von RLC be- graben. Bigou ver- steckte die Doku- mente in den Pfei- lern des Altars in der Dorfkirche. 1791 ließ er zwei Platten auf das Grab der Marquise legen und auf eine die In- schrift eingravieren, aus der die Worte „Et in Arcadia ego“ her- vorgehen (Auch ich in Arkadien; man be- merkt, dass das Verb fehlt). In der Kirche legte er die Grabplatte der Ritter vor den Al- tar. Bigou wurde 1792 von seinem Amt als Priester enthoben und zog sich nach Spani- en zurück, wo er 1794 starb. Das Ge- heimnis hatte er dem Abbé Cauneille an- vertraut, der es wie- derum Jean Vié, Pfar- rer von Rennes-les- Bains, und Emile François Cayron, Pfar- rer von St Laurent de la Cabrerisse, über- lieferte. Vié wird es vermutlich Béren- ger Saunière er- zählt haben. François- Bérenger Saunière ... wurde am 11. April 1852 in Montazels geboren, als der älteste von noch drei Brüdern und drei Schwes- tern. Seine Eltern hießen Marie Hugues (auch: Marguerite; ? -1909) und Joseph Sauniè- re (1823-1895), der zeitwei- lig Bürger- meister von Montazels war. 1874 besuchte Sau- nière das große Seminar von Car- cassonne und drei Jahre später wur- de er zum Priester geweiht. Als Vi- kar in Alet-les-Bains und später in Le Clat wurde er 1882 zum Profes- sor am Seminar von Narbonne er- nannt. Wegen seiner antirepublika- nischen Haltung wurde er ab dem 1. Juni 1885 in die 298 Einwohner zählende Gemeinde von RLC straf- versetzt, wo er Antoine Croc er- setzte. Weil das Pfarrhaus in RLC unbewohnbar war, fand er eine Un- terkunft im Dorf bei Alexandrine Marro. Er verdiente jährlich etwa 150 Francs in Gold und begann das Pfarrhaus neben der Kirche instand zu setzen. Wegen einer royalistisch geprägten Predigt wurde er im Ok- tober 1885 von der Präfektur von seinem Amt entlassen. Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, trat er im Juli 1886 seinen alten Posten wieder an und stellte die da- mals 18-jährige Marie Denarnaud (1868-1953) als seine Haushälterin im renovierten Pfarrhaus ein. Er pflegte eine intensive Freund- schaft mit seinen beiden Kollegen Jean-Jacques-Henri Boudet und Antoine Gélis aus den Nachbardör- fern Rennes-les-Bains und Coust- aussa. Mit dem geschichtsinteres- sierten Boudet unternahm er zahl- reiche Ausflüge in die nähere Um- gebung. Boudet ist der Autor des Buches „La vraie langue celtique et le cromleck de Rennes-les-Bains“, einem eigenartigen Buch, voller Ge- gensätze. Laut de Sède begann Saunière 1888 mit einer Summe von 600 Fr., die einer seiner Vorgänger, der Abbé Pons der Pfarrei vererbt hatte sowie mit einer städtischen Unterstüt- zung von 1400 Fr. mit der Renovie- rung der Kirche. Der Abbé gestalte- te den Innenraum der Kirche kom- plett um, ließ den alten westgo- tischen Altar entfernen und ersetzte ihn durch den noch heute in der Kirche befindlichen Opfertisch. Andere Quellen geben das Jahr 1886 an sowie noch eine Summe von 3000 Fr., die ihm die Marquise de Chambord vermacht wurde. Der Umbau soll vom Bauunternehmer Elie Bot unter der Mithilfe der Mau- rer Pibouleau und Nazaire Babou sowie der Chorknaben Rousset und Antoine Verdier vorgenommen wor- den sein. Auch Saunière, Marie so- wie deren Bruder und Vater hätten des Öfteren Hand angelegt. Seltsame Pergamente Im Verlauf der Arbeiten entdeck- te der Pfarrer Ende 1891 in dem Al- tarpfeiler der Kirche drei versiegelte Holzzylinder mit vier Pergamenten. De Sède geht nicht im Detail auf deren Inhalte ein, doch könnte es sich um den Stammbaum des Gra- fen von Razès von 1244 gehandelt haben, mit dem Siegel von Blanca von Kastilien, um den Stammbaum von François-Pierre de Hautpoul, Graf von RLC und Bézu und Gatte von Marie de Nègre d’Ables, um das Testament von Henri d‘Hautpoul von 1695, dessen Inhalt als geheim gilt, sowie um das erste und zweite Pergament. Der Abbé fertigte je eine Kopie der gefundenen Dokumente für das Gemeindearchiv an. Die Originaldokumente sind jedoch unauffindbar. „Mission 1891“ und „Pénitence! Pénitence!“ ließ der Pfarrer in den Altarpfeiler einmei- ßeln und stellte ihn verkehrt herum im Garten vor der Kirche auf. Er krönte ihn mit einer Statue der Muttergottes und nannte sein Kunstwerk „Notre Dame de Lou- rdes“, das er mit einem Feuerwerk einweihte. Kopien von Bildern und übermäßige Ausgaben Saunière reiste Anfang 1893 nach Paris. Weil er die Pergamente nicht entschlüsseln konnte, suchte er auf Anraten des Bischofs von Carcassonne, Félix-Arsène Billard, den Abbé Jean-François-Victor Bieil auf, den Leiter der Pariser Kirche Saint-Sulpice, der ihn mit Emile Hoffet, einem kleinen Neffen, be- kannt machte. In der französischen Hauptstadt soll er eine Reihe pro- minenter Zeitgenossen getroffen haben, u.a. die Sängerin Emma Cal- vé. Er besuchte oft das Louvre, wo er angeblich Kopien folgender Bil- dern erwarb: „Saint Antoine Ermi- te“ von David Teniers, „Les bergers d‘Arcadie“ von Nicolas Poussin, das Hirten bei einem Sarkophag mit der Aufschrift „Et in Arcadia ego“ dar- stellt, sowie ein Portrait des Papstes Célestin V. Als er nach drei Wochen in Paris den Abbé Bieil erneut auf- suchte, händigte dieser Saunière die Pergamente entweder über- haupt nicht mehr aus oder nur teil- weise. Jedenfalls gab es danach ei- nen Anlass für Saunière, einen re- gen Briefverkehr zu führen, mit dem Resultat, dass Geldüberwei- sungen - 100 bis 150 Fr. pro Tag - von zum Teil religiösen Gemein- schaften aus Deutschland, Spanien, Italien, der Schweiz auf den Namen seiner Haushälterin eintrafen. In der Kirche ordnete Saunière die Hebung der Steinplatte vor dem Al- tar an und entdeckte die Grabplatte der Ritter, ein Relief aus der Zeit der Die Tour Magdala, das Wahrzeichen von Rennes-le-Château Photo: CH.S

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„The Da Vinci Code“:Was steckt hinter dem Thriller von Dan Brown?

Teil I: Die Geheimnisse von Rennes-le-Château

Die Verfilmung von Dan BrownsWelt-Bestseller „The Da VinciCode“ (Sakrileg) durch Ron Ho-ward startet am 17. Mai im Kino(Utopolis, Ariston, Kursaal). DieGeschichte des Romans basiertzum Teil auf einer Theorie, die Hen-ry Lincoln zusammen mit MichaelBaigent und Richard Leigh im Sach-buch „Holy Blood, Holy Grail“(1982; „Der Heilige Gral und seineErben“) aufstellte. Alles fing 1969damit an, als der Brite Henry Lin-coln während der Ferien in den Ce-vennen in einer Buchhandlung dasBuch „Le trésor maudit de Rennes-le-Château“ von Gérard de Sèdefand, die Ende 1968 erschieneneund erweiterte Taschenbuchausga-be von „L’or de Rennes-le-Château“(1967). Er entzifferte ein hier abge-bildetes Pergament, und begannmit eigenen Nachforschungen überdie Hauptfigur des Buches, den

französischen Abbé Bérenger Sau-nière, und einen möglichen Schatz.Was hat es denn nun mit dem Pfar-rer aus dem Departement Aude aufsich, dort wo einst Westgoten, Tem-pelritter und Katharer herrschten?Die hier folgende Beschreibung derEreignisse basiert überwiegend aufden Aussagen de Sèdes, die nichtunbedingt mit denen andererRennes-le-Château-„Forscher“übereinstimmen, u.a. finden sichviele paradoxe Datumsangabenoder Schreibweisen.

Die Legende

... begann 1645, alsein Schäfer namens Ig-nace Paris auf der Su-che nach einem ver-irrten Schaf in einerHöhle bei Rennes-le-Château (RLC) ei-

nen Goldschatz entdeckte. Er steckteeinige Goldstücke ein und erzählteim Dorf von dem Schatz. Weil er denFundort nicht verriet, wurde er desDiebstahls angeklagt und gesteinigt.

Als Antoine Bigou 1774 dieNachfolge seines Onkels Jean alsPfarrer von RLC antrat, wurde erzum Beichtvater von Marie de Nègred’Ables, der Marquise d’Hautpoulde Blanchefort. Kurz vor ihrem Todeam 17. Januar 1781 soll sie ihm einFamiliengeheimnis anvertraut ha-ben. Sie liegt auf dem kleinen Fried-

hof neben der KircheSainte Marie-Made-leine von RLC be-graben. Bigou ver-steckte die Doku-mente in den Pfei-lern des Altars inder Dorfkirche.1791 ließ er zwei

Platten auf das Grabder Marquise legenund auf eine die In-schrift eingravieren,aus der die Worte „Etin Arcadia ego“ her-vorgehen (Auch ich inArkadien; man be-merkt, dass das Verbfehlt). In der Kirchelegte er die Grabplatteder Ritter vor den Al-tar. Bigou wurde 1792von seinem Amt alsPriester enthoben undzog sich nach Spani-en zurück, wo er1794 starb. Das Ge-heimnis hatte er demAbbé Cauneille an-vertraut, der es wie-derum Jean Vié, Pfar-rer von Rennes-les-Bains, und Emile

François Cayron, Pfar-rer von St Laurent dela Cabrerisse, über-lieferte. Vié wird esvermutlich Béren-ger Saunière er-

zählt haben.

François-Bérenger Saunière

... wurde am 11. April1852 in Montazels geboren,als der älteste von noch dreiBrüdern und drei Schwes-tern. Seine Eltern hießen

Marie Hugues (auch:Marguerite; ? -1909)

und Joseph Sauniè-re (1823-1895),

der zeitwei-lig Bürger-meister von

Montazels war. 1874 besuchte Sau-nière das große Seminar von Car-cassonne und drei Jahre später wur-de er zum Priester geweiht. Als Vi-kar in Alet-les-Bains und später inLe Clat wurde er 1882 zum Profes-sor am Seminar von Narbonne er-nannt. Wegen seiner antirepublika-nischen Haltung wurde er ab dem1. Juni 1885 in die 298 Einwohnerzählende Gemeinde von RLC straf-versetzt, wo er Antoine Croc er-setzte. Weil das Pfarrhaus in RLCunbewohnbar war, fand er eine Un-terkunft im Dorf bei AlexandrineMarro. Er verdiente jährlich etwa150 Francs in Gold und begann dasPfarrhaus neben der Kirche instandzu setzen. Wegen einer royalistischgeprägten Predigt wurde er im Ok-tober 1885 von der Präfektur vonseinem Amt entlassen. Nachdemsich die Gemüter beruhigt hatten,trat er im Juli 1886 seinen altenPosten wieder an und stellte die da-mals 18-jährige Marie Denarnaud(1868-1953) als seine Haushälterinim renovierten Pfarrhaus ein.

Er pflegte eine intensive Freund-schaft mit seinen beiden KollegenJean-Jacques-Henri Boudet undAntoine Gélis aus den Nachbardör-fern Rennes-les-Bains und Coust-aussa. Mit dem geschichtsinteres-sierten Boudet unternahm er zahl-reiche Ausflüge in die nähere Um-gebung. Boudet ist der Autor desBuches „La vraie langue celtique etle cromleck de Rennes-les-Bains“,einem eigenartigen Buch, voller Ge-gensätze.

Laut de Sède begann Saunière1888 mit einer Summe von 600 Fr.,die einer seiner Vorgänger, der AbbéPons der Pfarrei vererbt hatte sowiemit einer städtischen Unterstüt-zung von 1400 Fr. mit der Renovie-rung der Kirche. Der Abbé gestalte-te den Innenraum der Kirche kom-plett um, ließ den alten westgo-tischen Altar entfernen und ersetzteihn durch den noch heute in derKirche befindlichen Opfertisch.

Andere Quellen geben das Jahr1886 an sowie noch eine Summevon 3000 Fr., die ihm die Marquisede Chambord vermacht wurde. DerUmbau soll vom BauunternehmerElie Bot unter der Mithilfe der Mau-rer Pibouleau und Nazaire Babousowie der Chorknaben Rousset undAntoine Verdier vorgenommen wor-den sein. Auch Saunière, Marie so-wie deren Bruder und Vater hättendes Öfteren Hand angelegt.

Seltsame Pergamente

Im Verlauf der Arbeiten entdeck-te der Pfarrer Ende 1891 in dem Al-tarpfeiler der Kirche drei versiegelte

Holzzylinder mit vier Pergamenten.De Sède geht nicht im Detail aufderen Inhalte ein, doch könnte essich um den Stammbaum des Gra-fen von Razès von 1244 gehandelthaben, mit dem Siegel von Blancavon Kastilien, um den Stammbaumvon François-Pierre de Hautpoul,Graf von RLC und Bézu und Gattevon Marie de Nègre d’Ables, umdasTestament vonHenri d‘Hautpoulvon 1695, dessen Inhalt als geheimgilt, sowie um das erste und zweitePergament. Der Abbé fertigte je eineKopie der gefundenen Dokumentefür das Gemeindearchiv an. DieOriginaldokumente sind jedochunauffindbar. „Mission 1891“ und„Pénitence! Pénitence!“ ließ derPfarrer in den Altarpfeiler einmei-ßeln und stellte ihn verkehrt herumim Garten vor der Kirche auf. Erkrönte ihn mit einer Statue derMuttergottes und nannte seinKunstwerk „Notre Dame de Lou-rdes“, das er mit einem Feuerwerkeinweihte.

Kopien von Bildern undübermäßige Ausgaben

Saunière reiste Anfang 1893nach Paris. Weil er die Pergamentenicht entschlüsseln konnte, suchteer auf Anraten des Bischofs vonCarcassonne, Félix-Arsène Billard,den Abbé Jean-François-Victor Bieilauf, den Leiter der Pariser KircheSaint-Sulpice, der ihn mit EmileHoffet, einem kleinen Neffen, be-kannt machte. In der französischenHauptstadt soll er eine Reihe pro-minenter Zeitgenossen getroffenhaben, u.a. die Sängerin Emma Cal-vé. Er besuchte oft das Louvre, woer angeblich Kopien folgender Bil-dern erwarb: „Saint Antoine Ermi-te“ von David Teniers, „Les bergersd‘Arcadie“ von Nicolas Poussin, dasHirten bei einem Sarkophag mit derAufschrift „Et in Arcadia ego“ dar-stellt, sowie ein Portrait des PapstesCélestin V. Als er nach drei Wochenin Paris den Abbé Bieil erneut auf-suchte, händigte dieser Saunièredie Pergamente entweder über-haupt nicht mehr aus oder nur teil-weise. Jedenfalls gab es danach ei-nen Anlass für Saunière, einen re-gen Briefverkehr zu führen, mitdem Resultat, dass Geldüberwei-sungen - 100 bis 150 Fr. pro Tag -von zum Teil religiösen Gemein-schaften aus Deutschland, Spanien,Italien, der Schweiz auf den Namenseiner Haushälterin eintrafen.

In der Kirche ordnete Saunière dieHebung der Steinplatte vor dem Al-tar an und entdeckte die Grabplatteder Ritter, ein Relief aus der Zeit derDie Tour Magdala, das Wahrzeichen von Rennes-le-Château Photo: CH.S

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Der Abbé Bérenger Saunière Photo: Archiv RLC

Quellen zufolge„Monsieur Guillau-

me“). Von letzteremsoll er insgesamt rund23000 Fr. erhalten ha-

ben. Diese Beträge lassensich wohl dokumentieren,

aber der Name des Spendersist nicht mehr zu ermitteln. Sau-nière zahlte ebenfalls viel Geld andie Armen in seiner Pfarrei.

Der Untergang Saunières

1909 starb Papst Leo VIII undsein Nachfolger Pius X setzteMonseigneur Paul-Félix Beurainde Beauséjour als Bischof vonCarcassonne ein. Der neue Bi-schof forderte Saunière nacheinem Besuch in RLC auf, seineFinanzen darzulegen. Der Abbémeldete sich daraufhin krankund versuchte mit allen Mitteln,den Ermittlungen seines Vorge-setzten zu entgehen. Schließlichwurde er vom Bischof wegen ver-botenen Messehandels (Simo-nie) angeklagt. Eine Messe kos-tete damals 50 Centimes, und eswar einem Priester nicht gestat-tet, mehr als drei Messen am Tagzu lesen. Saunière hatte dem Bi-schof eine fiktive Bilanz von193000 Fr. vorgelegt, knapp einFünftel der von de Sède ausge-rechneten Summe.

Am 5. Dezember 1910 wurdeer durch einen „suspens ad divi-nis“ vom Bischof Beauséjour vonall seinen geistigen Ämter entho-ben. 1911 legte Saunière in RomEinspruch ein. Sein Verteidiger,Domherr Huguet aus Agen, er-reichte 1913 die Aufhebung desUrteils. Der Bischof von Carcas-sonne ging ebenfalls auf AnratenRoms in Berufung, und am 11.April 1915 wurde das Urteil auserster Instanz bestätigt. SeinNachfolger hieß Henri Marty, derallerdings vor leeren Kirchenstüh-len predigte.

Die letzten Sakramenteund die Beerdigung des

Bérenger Saunière

Am 17. Januar 1917 erlitt Saunièream Eingang zur Tour Magdala einenHerzinfarkt. Fünf Tage später, am 22.Januar starb er an den Folgen. Auf demSterbebett liegend, ließ er den AbbéRivière aus Esperaza zu sich kommen.Man kann annehmen, dass Saunièreihm in der Stunde seines Todes über

Der Teufel Asmodée bewacht denEingang zur Kirche Photo: CH.S.

die Herkunft des Geldes und seinesGeheimnisses die Beichte abgelegthat, worauf Rivière leichenblass undunansprechbar fortgegangen sein soll.Er soll nie mehr in seinem Leben ge-lacht haben und starb 1929.

Saunière, dem Rivière erst zwei Ta-ge nach seinem Tod widerwillig dieSterbesakramente erteilte, wurde ineiner roten Robe eingehüllt und aufder Terrasse der Tour Magdala aufge-bahrt. Die Dorfbewohner sollen dannBummeln von dieser Robe abge-

Me row i nge roder Karolinger,unter der sich einGrab mit zweiSkeletten befand.Außerdem ent-deckten die Arbei-ter einen Topf mitGoldmünzen. DerAbbé sicherte denFund, den erals wertloseMedaillons be-zeichnete. Er ent-ließ nun die Ar-beiter und arbei-tete selbst übermehrere Tage inder Kirche. Waser noch wäh-rend dieserZeit dort ge-funden hat,weiß nie-mand.

Mit Marieunternahm erzahlreicheAusflüge in dieUmgebung vonRLC und sammelteeine Unmenge vonSteinen, aus denener eine Grotte imGarten vor der Kir-che baute. Er verla-gerte seine Tätig-keiten ebenfalls aufden Friedhof, wo ernächtliche Ausgra-bungen vornahmund die Inschrift aufdem Grabstein derMarquised‘Hautpoul zerstör-te sowie den zwei-ten verschwindenließ. Allerdingsgibt es zweiReproduktionenvon der Grabin-schrift: Eine er-schien im Bulletin der „Société desétudes scientifiques de l’Aude“ undeine im Buch „Pierres gravées duLanguedoc“ von Eugène Stublein.

Ab 1896 setzte er die Arbeiten ander Kirche auf eigene Kosten fort -die Restauration soll umgerechnet et-wa 500.000 € gekostet haben! Erhatte zu diesem Zweck eine GruppeMaler und Bildhauer engagiert, wel-che u.a. die noch heute existierendenbizarren 14 Kreuzwegstationen er-schufen. 1897 waren die Umbauar-beiten abgeschlossen, und die Kirchewurde in Anwesenheit von Monseig-neur Billard eingeweiht, den, wie diemeisten Besucher, ein ungutes Ge-fühl überkam beim Anblick des hin-kenden Teufels Asmodée, der dasWeihwasserbecken am Eingang trägt,oder der Inschrift über dem Kirchen-eingang „Terribilis est locus iste“(Dieser Ort ist schrecklich).

Ein unaufgeklärter Mordund weitere Extravaganzen

Am 1. November 1897 wurdeAbbé Jean-Antoine-Maurice Gélis,ein Freund von Saunière, in seinemPfarrhaus in Coustaussa erschlagen.Die Aktentasche mit Papieren, dieihm Saunière kurz vorher übergebenhatte, blieb danach verschwunden.Sonst wurde allerdings nichts ge-

Die getreue Haushälterin, MarieDenarnaud Photo: Archiv RLC

stohlen. Der Mord an dem Priesterwurde nie aufgeklärt.

Ab 1900 kaufte Saunière Grund-stücke, die an die Kirche angrenz-ten und bis 1905 sechs weitere Ter-rains in der Umgebung auf den Na-men seiner Haushälterin. Er begannnun mit seinen privaten Bauarbei-ten, die sich über acht Jahre hinzo-gen. Zuerst wurde die Villa Betha-nia gebaut (hebräisch „Heilstätte“;Wohnung des Lazarus am Ölbergoder Taufort des Johannes des Täu-fers am Jordan; der Architekt warTiburce Caminade und der Bauun-ternehmer Eli Bot). Als letzte Bau-maßnahme realisierte er 1907 dieTour Magdala, dem heutigen Wahr-zeichen von RLC. Ursprünglichhieß das Bauwerk Turm der Uhrenund wurde erst später umbenannt.Im Erdgeschoss des Turmes mit 22Zinnen ließ Saunière seinen Ar-beitsraum anlegen, im ersten Stock-werk eine Bibliothek und auf demDach schaffte er sich eine Aus-sichtsplattform. In dieser Zeit emp-fing er eine stattliche Zahl illustrerGäste, u.a. Emma Calvé und Jean-Stéphane de Habsbourg, ein Vetterdes österreichischen Kaisers FranzJoseph, den die Dorfbewohner„l’étranger“ nannten (anderen

schnitten haben - eine Parallele zumBeerdigungsritual der Merowinger. Erhatte schon zu Lebzeiten alles seinerHaushälterin überschrieben. MarieDenarnaud wurde im Testament auchzur Alleinerbin seiner Hinterlassen-schaften - Saunière besaß weder Geldnoch Grundstücke. Bis 1946 konnteMarie ein sorgenfreies Leben führen.Nach dem Krieg kam es zu einerWährungsreform, und Marie war ge-zwungen, die Herkunft ihres Geldespreiszugeben. Aber sie verbranntestattdessen ihr gesamtes Bares undwählte ein Leben in Armut. Im sel-ben Jahr unternahm die Familie vonNoël Corbu aus Bugarach einen Aus-flug nach RLC. Sie lernten Marie ken-nen und freundeten sich an. Noch imselben Jahr zogen sie in die Villa Be-thania und zahlten Marie Denarnaudeine Leibrente und gewährten ihrWohnrecht auf Lebenszeit. Am 22.Juli 1946 machte sie Noël Corbuzum Alleinerben. Bis zu ihrem Toddurch einen Schlaganfall im Jahr1953 lebte sie auf dem Anwesen. Siehat nie über den Abbé oder irgend-welches Geheimnis geredet.

› CH.S.(Lesen Sie kommende Woche in

einem weiteren Teil mehr zu diesemThema)

› Quellen: „Le trésor maudit de Rennes-le-Château“ von Gérard de Sède (1968; Editions„J’ai Lu“); „Der Heilige Gral und seine Erben“von Henry Lincoln, Michael Baigent und RichardLeigh (2002; Orbis Verlag); Internetseite www.renneslechateau.com.

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„The Da Vinci Code“: Was steckthinter dem Thriller von Dan Brown?

2. Teil: Die Tempelritter und die Prieuré de SionAm Anfang der Verfilmung von DanBrowns Bestseller „The Da VinciCode“ (Sakrileg) durch Ron Ho-ward stand eine Theorie, welcheder britische DokumentarfilmerHenry Lincoln zusammen mit Mi-chael Baigent und Richard Leigh imSachbuch „Holy Blood, Holy Grail“(1982; Der Heilige Gral und seineErben) aufstellte. In diesem zwei-ten Teil der Hintergrundinformati-onen zu Browns Roman werden dieRecherchen von Lincoln und seinerCo-Autoren näher beschrieben.

Das ersteund zweite Pergament

Henry Lincoln, der 1930 inLondon als Henry Soskin geborenwurde, entzifferte eines von zweiPergamenten, die der Pfarrer Bé-renger Saunière in dem Altarpfeilerin der Kirche von Rennes-le-Châ-teau (RLC) fand. Die lateinischenTexte der beiden Pergamente sindAuszüge aus dem Neuen Testa-ment, wo die Wörter ohne Abstän-de aneinander gefügt sind. Ver-schiedene Buchstaben aus demersten oder kleinen Pergament sindhervorgehoben und ergeben fol-gende Botschaft:

„A DAGOBERT II ROI ETA SION EST CE TRESOR

ET IL EST LA MORT“.

Der Text aus dem ersten Perga-ment entstammt dem Evangeliumvon Lukas 6, Verse 1 - 4. Im Ver-gleich mit dem Originaltext fehlenWörter, die Reihenfolge der Sätzewurde verändert und es wurdenWörter beigefügt.

Die Übersetzung der vom Restdes Textes abgetrennten Wörter„REDIS BLES SOLIS SACERDOTI-BUS“ ergibt: „Der Schatz vonRennes ist den Eingeweihten be-stimmt“.

Der Inhalt des zweiten Perga-ments stammt aus Johannes 12,Verse 1 – 11, und die geheimeNachricht lautet:

„BERGERE PAS DE TENTATIONQUE POUSSIN TENIERS GAR-DENT LA CLEF PAX DCLXXXIPAR LA CROIX ET CE CHEVALDE DIEU J’ACHEVE CE DAE-MON DE GARDIEN A MIDI

POMMES BLEUES“.

Außerdem stechen die beidenWörter „REX MUNDI“ (König derWelt) hervor.

Somit galt es in verschiedeneRichtungen nachzuforschen. Dago-bert II. war der letzte Merowinger-könig. Sion wies auf die Geheimor-ganisation Prieuré de Sion hin. Ni-colas Poussin (1594-1665) malteum 1640-45 das Bild „Les bergersd’Arcadie“ mit der Aufschrift „Et inArcadia ego“ und David Teniers(1610-1690) 1640 „Saint AntoineErmite“, von denen Saunière in Pa-ris Kopien erwarb.

Die Katharer sahen das Univer-sum als das Werk eines tyran-nischen Gottes an und nanntendiesen Gott des Bösen „RexMundi“.

„Et in Arcadia ego“

Am Anfang der 1970er Jahrefand man bei Pontils in der Nähevon Arques, zehn Kilometer vonRLC entfernt, einen Sarkophag, derdem auf Poussins Bild „Les bergersd’Arcadie“ ähnlich sah.

Auch die Landschaft im Hinter-grund ähnelte der auf dem Gemäl-de. Bereits um 1630 malte Poussin„Et in Arcadia ego“, auch mit Hir-ten und einem Grabmal mit be-sagter Aufschrift.

Die Basis für Poussins Bilderkönnte der italienische Maler Gi-ovanni Francesco Barbieri, ge-nannt Guiercino, geliefert ha-ben. Auf seinem Gemälde „Et inArcadia ego“ (1618-23) stoßenzwei Hirten auf einen Toten-kopf, der auf einem Sockel mitder geheimnisvollen Inschriftliegt. Ein Anagramm (Buchsta-benvertauschung) ergibt „I TE-GO ARCANA TEI“ (Ich halte dieGeheimnisse Gottes verborgen).

Ergebnislose Spurensuche

Das Land, auf dem der Sarko-phag in Pontils stand gehörte einemAmerikaner aus Boston, der um1920 die Gruft öffnen ließ. Sie warleer!

Später begrub er hier seine Frauund Schwiegermutter. Nachdemimmer mehr Touristen nach RLCpilgerten und auch den Sarkophagsehen wollten, sprengte der neueentnervte Besitzer ihn 1988 kurzer-hand in die Luft!

Nach Aussagen von Pierre Jarnacin dem Buch „Historie du trésor deRennes-le-Château“ wurde dasGrab an dieser Stelle erst um 1903angelegt, und die geheimnisvolleAufschrift fehlte ebenfalls!

Mit dem Thema Arkadien, deraltgriechischen Landschaft im mitt-leren Peloponnes, befasste sich

ebenfalls König René von Anjou, ei-ner der Großmeister der Prieuré deSion. Für ihn war der in Arkadienentspringende und verborgeneFluss Alpheios (vom Buchsta-ben „Alpha“, derAnfang oder

Quelle be-deutet) das Motivsymbolischer und allego-rische Kraft und verbarg ein (esote-risches) Geheimnis, das von Gene-ration zu Generation weitergegebenwurde.

Mögliche Schätze

Schon aus der Zeit des 5. Jahr-tausend v. Chr. (Neolithikum) fin-den sich Spuren einer Besiedlungin der Gegend von RLC.

Im 6. Jahrhundert v. Chr. zogendie Griechen ins Languedoc und

125 v. Chr. waren es die Römer. Im5. Jh. erreichten die Westgoten dieGegend von Carcassonne und grün-deten 418 ein Großreich, das Spani-

en und Südfrankreich umfass-te, mit Toulouse als

Hauptstadt.

Im Jahr 410 hatten sie Rom un-ter der Führung von Alarich demGroßen geplündert, und im Jahr 66hatten die Römer selbst Jerusalemgeräumt und alle Schätze – die sa-genumwobenen Bundeslade? -nach Rom geschafft.

Von den Westgoten wurde dieAnsiedlung auf dem Plateau vonRLC zu einer Stadt ausgebaut, Rhe-dae (Redae), und soll etwa 30000Einwohner gezählt haben (heuteetwa 150). Ob, wie Lincoln es be-

hauptet, in RLC 671 die Hochzeitzwischen Dagobert II., dem letztenKönig der Merowinger, und seinerzweiten Frau Gisela von Razès, derTochter des Grafen Béras II. vonRazès, stattfand, ist historisch un-sicher, denn nach offiziellen Quel-len kehrte Dagobert II. erst 675aus Irland zurück. Nach der Ge-burt von zwei Töchtern (er hattebereits drei Töchter aus ersterEhe), wird 676 ihr Sohn SigibertIV. geboren, und Gisela starb nochim selben Jahr.

Tod in Stenay

Historisch gesichert ist jeden-falls, dass Dagobert II. im Jahr675 die Kontrolle über das Ost-reich übernahm und sich an-schließend in seine HauptstadtStenay (um 486: Sadorn Tan, wasFeuer oder Wohnung des Saturnbedeutet; später: Sathanaci VillaRegia, was königliche Wohnungdes Satans bedeutet; dann: Sa-than) im Norden Frankreichs (beiSedan) begab.

Bei Stenay wurde er am 23. De-zember 679 auf einem Jagdausflugvon einem Unbekannten ermor-det. Bei diesem Attentat soll auchsein Sohn ums Leben gekommensein.

Nach der Zerschlagung deswestgotischen Reichs im 8. Jh.durch die Maurer, war RLC fürdie nächsten 500 Jahre Stamm-sitz der Grafen von Razès, biszum Ausbruch der Albigenser-kriege.

Laut Gérard de Sède (1921-2004) soll es in der Gegend Gold-und Silberminen gegeben haben,u.a. in den Bergen Blanchefort undCardou.

Sie wurden u.a. von Bertrand deBlanchefort in seiner Funktion alsGroßmeister der Templer im 12.Jh. ausgebeutet. Demnach istdie Gegend von RLC der per-fekte Nährboden für die un-möglichsten Spekulationen.

Die Katharer

Die Katharer stammten vonder mittelalterlichen Sekte derBogomilen (slawisch „Gottes-freunde“) ab, die wahrscheinlich

direkt auf die Apostel zurückgin-gen. Sie glaubten an einen „gutenGott“, dessen Reich „nicht von die-ser Welt ist“ (nach einem Zitat ausden Evangelien).

Es war ihr höchstes Ziel, in diesegöttliche Welt zurückzukehren undden Verlockungen der Erde zu wi-derstehen, die vom Teufel geschaf-fen wurde und wo alles vergänglichist.

Nur die Seele war das Verbin-dungsglied zur göttlichen Welt,welche das Schlechte der teuf-lischen Welt überwinden musste,um wieder zu Gott zu gelangen.

Die Voraussetzung Satan zuüberwinden war, sich Jesus undseinen Lehren, mit im Zentrum derLiebe, bedingungslos hinzugeben.

1208 fielen die Katharer in Un-gnade. Der Papst erklärte sie für vo-gelfrei und rief zu einem Kreuzzuggegen die Albigenser auf, wie die

Das erste oder kleine Pergament Photos: Archiv CH.S.

Eine Münzemit demBild vonDagobert II.

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Katharer in Südfrankreich ge-nannt wurden.

Im Jahr 1209 kam es zu einerOffensive französischer Adligenunter der Führung von Simon deMontfort, bei der Rhedae stark inMitleidenschaft gezogen wurde.Ein Jahr später wurde die Stadtkomplett zerstört.

Im selben Jahr erhält Pierre deVoisins die verwüstete Stadt fürseine treuen Dienste von deMontfort als Lehen.

Montségur, eine der letztenKatharerburgen, kapitulierte imMärz 1244.

Noch vor der Aufgabe sollendie Katharer ihren „Schatz“ in Si-cherheit gebracht haben – einesoterisches Geheimnis, etwaden Heiligen Gral?

Im 14. Jahrhundert war RLCdie Hauptstadt der Grafschaft Ra-zès (Rhedesium). Nachdem 1348die Pest die Bevölkerung dezi-mierte, fielen 1360 die Routiersaus Katalanien in die Stadt ein,und 1362 erfolgte ein Überfallvon Henri de Trastamare, ge-nannt der Schreckliche.

Die Stadt war nun definitiv zer-stört.

Die Burg der de Voisins, dieKirche der Maria Magdalena undeinige Häuser wurden später wie-der aufgebaut.

Die Tempelritter

Der Geschichtsschreiber Wil-helm von Tyrus ist der erste, derdie Tempelritter erwähnt.

Ihm zufolge soll die „Arme Rit-terschaft Christi vom Salomo-nischen Tempel“ 1118 oder 1119von Hugo de Payens aus derChampagne gegründet wordensein, zum Schutz der Pilger imHeiligen Land.

Acht weitere Ritter haben dasVorhaben unterstützt. Sie muss-ten Armut, Keuschheit und De-mut geloben, und ihre Tracht warein weißer Ordensmantel mitdem roten Tatzenkreuz.

Durch eine Bulle von Papst In-nozenz II. war der Orden alleindem Papst unterstellt, frei alsovon weltlicher Dominanz, auchder Zahlung von Steuern.

1291 fiel das Heilige Landendgültig in die Hände der Mus-lime, und die tapferen Ritterkehrten nach Frankreich zurück.Zahlreiche Adlige traten dem Or-den bei und überschrieben ihmalle ihre Güter und Ländereien.

Die Templer erfanden auch dasBankwesen in Europa.

Geldgier als Tatmotiv

Der französische König PhilippeIV., genannt Philippe Le Bel, wollte

sich vom Einfluss der Templer be-freien. 1305 wurde sein Kandidat,der Erzbischof von Bordeaux, zumneuen Papst Klemens V. ernannt.

Er ließ eine Liste von Anschuldi-gungen aufstellen, die von Ketzereiüber Gotteslästerung gingen.

Sie sollen einen Dämon namensBaphomet angebetet und das Kreuzbespuckt haben - bis hin zur Ho-mosexualität.

Der 13. Oktober 1307

Am Morgen des Freitags, dem13. Oktober 1307 wurden die Tem-pelritter in Frankreich verhaftet.Auch wenn ein Teil ihrer Besitztü-mer beschlagnahmt werden konn-te, gelang es dem König nicht inden Besitz des sagenhaften Schatzder Templer zu gelangen, den sie inall den Jahren in Jerusalem zusam-men gerafft hätten.

Waren sie auch im Besitz einesGeheimnis des Christentums, dasihnen ihre Freiheit gegenüber derKirche garantierte? Im März 1314wurde der letzte Großmeister derTempler, Jacques de Molay, ver-brannt.

Es starben aber nur etwa 150Ritter während der Folter oder aufdem Scheiterhaufen, jene also dieihre Sünden nicht gestanden. Rund14000 Templer überlebten dieHetzkampagne.

Die Prieuré de Sion

Nichts ist umstrittener als dieExistenz der Organisation hinterden Tempelrittern, die Prieuré deSion. Erst seit 1956 ist die Existenzdes Ordens durch die sogenannten„Dossiers secrets“ dokumentiert,die ein gewisser Henri Lobineau(wahrscheinlich Leo Schidlof) inder französischen Nationalbiblio-thek deponierte.

Die Akten bestehen aus verschie-denen Stammbäumen und einerListe der Großmeister der Prieuré,

u.a. Nicolas Flamel, René von An-jou, Leonardo Da Vinci, Robert Bo-yle, Isaac Newton, Victor Hugo,Claude Debussy und JeanCocteau.

Historische Belege für diese Aus-sagen gibt es aber nicht!

Am 25. Juni des selben Jahreswurden die Statuten der Gesell-schaft „Prieuré de Sion“ in Saint-Ju-lien-en-Genevois (bei Annemassein der Haute-Savoie) hinterlegt. Ge-neralsekretär der Vereinigung warPierre Plantard (1920-2000), der1981 zum Großmeister der Prieurégewählt wurde.

Laut Lincoln gab sich die Verei-nigung den Zusatznamen „Chevale-rie d’Institution et Règles Catholi-ques d’Union Indépendante et Tra-ditionaliste“, kurz C.I.R.C.U.I.T.genannt, ein Kürzel, welches einerinternen Zeitung als Titel diente.Laut Wikipedia.de war diese Prieu-ré de Sion der „Verteidigung undFreiheit von Billigunterkünften“ ge-widmet und unterstützte den Op-positionskandidaten bei den loka-len Wahlen.

Lincoln geht aber aus verschie-denen Gründen davon aus, dassder Orden wirklich existierte undnoch existiert.

René Grousset, ein Fachmann inSachen Kreuzzüge, spricht von Bal-duin, dem Bruder von Gottfriedvon Bouillon und erstem König vonJerusalem, als der erste eines „Kö-nigsgeschlechts, das auf dem BergZion (in Jerusalem) begründet wur-de und den Herrscherhäusern Eu-ropas ebenbürtig gewesen sei.“

Zudem gab es während derKreuzzüge eine Ritterschaft, diesich „Chevaliers de l’Ordre de Not-re-Dame de Sion“ nannte, und Lin-coln entdeckte ein Dokument mitdem Siegel eines Priors dieses Or-dens, Arnaldus, aus dem Jahr 1116.Den „Dossiers secrets“ zufolge wäreGottfried von Bouillon der Gründerdie Prieuré de Sion im Jahr 1099.

„Die Protokolleder Weisen von Zion“

In dem Traktat „Die Protokolleder Weisen von Zion“, das ein ge-wisser Segej A. Nilus 1903 dem Za-ren Nikolaus II. von Russland vor-legte, ist die Rede von „einem de-taillierten Plan, wie die absolute jü-dische Weltherrschaft durch eineGruppe machtbesessener Individu-en erlangt werden kann“, und von„einem kommenden König aus demHause Zion, der dem GeschlechtsDavid entstammen werde“.

Später taucht die Schrift als An-hang eines Werkes des PhilosophenWladimir S. Solowjew auf, undauch Adolf Hitler soll sich von derIdeologie inspiriert haben.

Pierre Plantard erklärte Lincolnin einem Interview, dass die Prieuré„im Besitz des verlorengeglaubtenSchatzes aus dem Tempel von Jeru-salem sei, und dass der wahreSchatz spirituell sei und ein Ge-heimnis in sich berge.

Weitreichende gesellschaftlicheVeränderungen seien die Folge“. Ersprach zudem von sich selbst „alsmerowingischem Prätendenten, alspotenziellem König“ und von derPrieuré „als seiner Verbündeten“.Was war den nun Besonderes amGeschlecht der Merowinger? DieAntwort finden Sie im dritten Teilder Hintergrundinformationen zuDan Browns Thriller.

› CH.S

› Quellen: „Le trésor maudit de Rennes-le-Château“ von Gérard de Sède (1968; Editions„J’ai Lu“); „La race fabuleuse“ von Gérard deSède (1973; Editions „J’ai Lu“); „Der HeiligeGral und seine Erben“ von Henry Lincoln,Michael Baigent und Richard Leigh (2002;Orbis Verlag) ; WISSEN digital Sof twareVerlags GmbH, München; Internetseitenwww.renneslechateau.com, www.dergral.de und www.wikipedia.de.

Portrait des französischen Königs Philippe IV.

Der letzte Großmeister der Prieuré de Sion: Pierre Plantard

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„The Da Vinci Code“: Was steckt hinterdem Thriller von Dan Brown?

3. Teil: Der Heilige Gral

Zusammen mit Michael Baigentund Richard Leigh stellte HenryLincoln im Sachbuch „Holy Blood,Holy Grail“ (1982; Der Heilige Gralund seine Erben) eine Theorie auf,die der amerikanische SchriftstellerDan Brown für seinen Bestseller„The Da Vinci Code“ (Sakrileg) auf-griff. Bei ihren Untersuchungenstießen sie auf Gemeinsamkeitenzwischen dem Geschlecht der Me-rowinger und Jesus.

Die Merowinger

Die Merowinger stammen vonden Sugambrern (auch: Sigamb-rer) ab, einem germanischenStamm zwischen Sieg, Rhein undRuhr. Im 5. Jh. zogen sie währendder germanischen Volkswande-rung über den Rhein und besiedel-ten ein Territorium im heutigenBelgien und Nordfrankreich, dasspäter Austrien genannt wurde.Das Geschlecht der Merowingerscheint bereits über die Frankengeherrscht zu haben. Ihr Namegeht auf Merowech (Mérovée oderMeroveus) zurück. Der Legendenach soll er zwei Väter gehabt ha-ben. Seine vom König Chlodioschwangere Mutter badete imMeer und wurde von einem See-ungeheuer, einer Bestie Neptuns,ein zweites Mal befruchtet. In Me-rowechs Adern floss also frän-kisches Blut und das eines myste-riösen Meerungeheuers. Es exis-tierten aber zwei historische Mero-wechs. Der erste war ein fränkischerStammesführer um 417, und seinSohn wurde 448 in Tournai zumKönig der Franken ausgerufen.Allegorisch gesehen könnte dasfremde Blut von einem Volk jen-seits des Meeres stammen. Mero-wech verfügte jedenfalls über über-menschliche Kräfte. Die Merowin-ger gaben Noah als ihren Urahn anoder behaupteten, aus Troja zustammen. Es könnte auch eine Ver-bindung zum arkadischen Königs-haus bestanden haben oder laut„Dossiers secrets“ zum Stamm vonBenjamin, einer der zwölf StämmeIsraels. Gérard de Sède geht in „Larace fabuleuse“ gar soweit, ihrenUrsprung bei Außerirdischen zusuchen!

Ab dem dreizehnten Lebensjahrwaren die Söhne der Merowinger-könige automatisch König. EineKrönung oder Salbung gab es nicht.Sämtliche Regierungsgeschäftewurden von den sogenanntenHausmeiern erledigt, die nicht kö-niglichen Ursprungs sein durften.Überhaupt waren die Merowinger-oder Priesterkönige oder auch nochdie „Könige mit den langen Haa-ren“ genannt, der Überlieferungnach mit dem Okkulten und derEsoterik vertraut, und den Trod-deln am Saum ihrer Gewänderschrieb man schmerzlinderndeKräfte zu (siehe: Tod vom AbbéSaunière). Sie besaßen ein Mutter-mal in Form eines roten Kreuzes,entweder über dem Herzen oderzwischen den Schulterblättern,und ihr Symboltier war die Biene.Sie waren ein aufgeschlossenesVolk und ließen Goldmünzen in Si-on in der Schweiz schlagen, auf de-nen ein Kreuz mit vier Balken zu

erkennen ist, dem Wappenkreuzdes fränkischen Königreichs zurZeit der Kreuzzüge.

Ein Abkommen mitder Kirche

Unter König Chlodwig (482-511), dem Enkel von Merowech,bekehrten sich die Franken zumChristentum. Auf Anraten seinerGattin Clodhilde und deren Beicht-vater, dem Bischof Remigius, unter-zeichnete er 496 ein Abkommenmit der römischen Kirche. Er wur-de somit ihr weltlicher Arm, erhieltden Titel „Novus Constantinus“(neuer Konstantin) und herrschteüber ein geeintes „Heiliges Rö-misches Reich“. Wahrscheinlich imJahr 498 wurde er von Remigius inReims getauft. Nach seinem Todwurde das Reich zu gleichen Teilenunter seinen vier Söhnen aufgeteilt.Doch das Reich zerfiel zusehends,und die Könige bezeichnete manals „Rois fainéants“ (zu deutsch:Schattenkönige).

Dagobert II. wurde 651 als aus-trischer Kronprinz geboren und alsFünfjähriger vom Hausmeier Gri-moald entführt, der ihn für tot er-klärte und seinen eigenen Sohn aufden Thron setzte. Dagobert wuchsin Irland in einem Kloster auf. 666heiratete er hier die keltische Prin-zessin Mechtilde. Als diese 670 beider Geburt der dritten Tochterstarb, arrangierte Wilfrid, der Bi-schof von York, eine Heirat mit Gi-sela von Razès, einer Enkelin vonTulca, einem König der Westgoten.Erst 674 forderte er mit Hilfe seinerMutter und Amatus, dem Bischofvon Sion, sein rechtmäßiges Erbezurück und wurde zum König vonAustrien ausgerufen. In Rhedae, al-so Rennes-le-Château, soll er vieleKostbarkeiten aufbewahrt haben,mit denen er Aquitanien zurück er-obern wollte.

Ein hinterhältiger Mord

Am 23. Dezember 679 wird Da-gobert II. in einem Wald bei Stenayermordet. Drahtzieher war zweifel-los sein Hausmeier Pippin II., derMittlere (von Herstal). Dagobert II.wurde in Stenay bestattet und 872heilig gesprochen. Der Grund wä-re, dass seine Gebeine die Stadt voreinem Überfall der Wikinger be-wahrt hätten. Nach seinem Todherrschten die Merowinger für wei-

tere 75 Jahre, auch wenn mit Da-gobert die Hauptlinie erloschenwar. Pippin III., der Jüngere (auch:der Kleine oder der Kurze), setzte751 unter Mithilfe des Papstes Za-charias den letzten Merowingerkö-nig Childerich III. ab und ver-bannte ihn mit seinem Sohn insKloster. Pippin III. wurde in Sois-sons zum König gekrönt und ge-salbt. Der Thron war nun wiederder Kirche untertan und der Ver-trag mit Chlodwig gebrochen. DerName Dagobert II. wurde aus demVerlauf der Geschichte gestrichenund wurde erst 1655 wieder in dieoffizielle Liste der fränkischen Kö-nige aufgenommen.

Sigibert IV. wäre nach dem Todseines Vaters Dagoberts II. von sei-ner Schwester im Süden von Fran-kreich in Sicherheit gebracht wor-den. Er soll später den Titel seinesOnkels, dem Herzog von Razèsund Grafen von Rhedae, geerbt ha-ben und sich den Beinamen „Plant-Ard“ (Plantard) gegeben haben, alsAnspielung auf die Bezeichnung„Rejeton ardent“ (feuriger Spröß-ling) für die Merowinger.

Der Herzog von Lothringen,Gottfried von Bouillon, der spätereKreuzritter, in dessen Adern mehrals wahrscheinlich merowingischesBlut floss, stellte 1069 die Kirchemit den Überresten Dagoberts un-ter seinen persönlichen Schutz.Und diese Spur führte Lincoln undCo direkt in die Legenden überden Heiligen Gral.

Der Heilige Gral

Die drei bekanntesten Werkeüber den Heiligen Gral sind: „Perce-val le Gallois ou le conte du Graal“von Chrétien de Troyes (um 1188),

Merowech, König der Franken Photo: Archiv CH.S.

Phantasiedarstellung der Taufe Chlodwigs aus dem 15. Jh. Photo: Wikipedia.de

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„Parzival“ von Wolfram von Eschen-bach (zwischen 1197 und 1210)und „La Morte d’Arthur“ von SirThomas Malory (Ende des 15. Jh.).Die Gralssage beruht erst einmalauf einem heidnischen Ritual, derim Kontext mit dem Tod und derWiedergeburt steht. Die Verschmel-zung der heidnischen und christli-chen Tradition führte später dazu,dass der Gral mit Jesus in Verbin-dung gebracht wurde.

Der Legende nach war derHeilige Gral entweder die Schaleoder der Kelch, aus dem Jesus undseine Jünger beim Letzten Abend-mahl tranken, oder das Gefäß, indem Joseph von Arimathia (auch:Arimathäa) das Blut von Jesus un-ter dem Kreuz auffing, oder garbeides. Joseph von Arimathiabrachte den Gral nach der Fluchtaus Palästina via Marseilles nachGlastonbury in England. MitJoseph flohen u.a. auch MariaMagdalena und Lazarus nach Fran-kreich. Maria Magdalena soll in derGrotte Sainte-Baume bei Aix-en-Provence gestorben sein, und Laza-rus gründete in Marseilles die ersteDiözese, wo er auch starb.

In Wolfram von Eschenbachs„Parzival“ sind die Hüter des Grals(ein Stein) eindeutig Tempelritter.Seine Quelle scheint Guiot (Kyot)de Provence gewesen zu sein, dereine Kopie der Sage in den Ar-chiven des Hauses Anjou fand.Fulk von Anjou heiratete 1129 Me-lisende von Jerusalem, die TochterBalduins II. 1131 wurde er zumKönig von Jerusalem gekrönt. So-mit steht die Verbindung zwischenden Templern, den Plantards undden Merowingern.

Außerdem führen die verschie-denen Schreibweisen des HeiligenGrals, „Sangraal“, „Sangreal“ oder„San Greal“, zu „Sang Réal“ wasnichts anderes als „Sang Royal“(königliches Blut) bedeutet. DerGral war also mit dem Blut desGeschlechts der Merowinger ver-bunden.

Jesus und Maria Magdalena

Die Evangelien erzählen ja nichteinheitlich die selbe Geschichte vonJesus. Es gibt viele beträchtliche Ab-weichungen. Die Evangelisten Matt-häus und Lukas geben den KönigDavid (1034-971 v. Chr.) als Urah-nen von Jesus an, mit dem Unter-schied, dass sein Stammbaum lautMatthäus über Davids vierten SohnSalomon weiterführt und laut Lukasüber seinen dritten Sohn Nathan.

Somit war Jesus der legitime Anwär-ter auf den Königsthron der Juden.Wichtig scheint ebenfalls die Tatsa-che, dass die Geschichte von Laza-rus aus dem Markusevangelium ent-fernt worden war. Palästina wurdezur Zeit Jesus von Rom beherrscht.Pontius Pilatus war seit dem Jahr 26Verwalter von Judäa.

In den Evangelien ist der Famili-enstand von Jesus nicht definiert.Doch nach jüdischem Brauch wares obligatorisch zu heiraten. Ehelo-sigkeit wurde streng verurteilt. Au-ßerdem wurde Jesus laut Evange-lien häufig mit „Rabbi“ angespro-chen, und deshalb muss man an-nehmen, dass er verheiratet war.Die Hochzeit in Kana (Johannese-vangelium) könnte seine eigene ge-wesen sein, denn warum sonstkümmerten sich seine Mutter Ma-ria und schließlich er selbst umden ausgegangenen Wein.

Maria Magdalena, die eigentlichMaria von Magdala (in Galiläa)hieß, wird in allen vier Evangelienerwähnt. Sie war bei der Kreuzi-

gung und der Auferstehung anwe-send und gehörte eindeutig zumKreis der Jünger. Die jüdischen Tra-ditionen erlaubten es sicher nicht,einer unverheirateten Frau zumGefolge eines Rabbis zu gehören.Sie war es möglicherweise, die Je-sus die Füße salbte. Die Salbungwar aber ein Vorrecht der Könige.Die Menschen in den besetztenGebieten hofften auf einen Messi-as, der sie vom römischen Joch be-freien würde. Das griechische Wortfür „Messias“ lautet „Christos“ undbedeutet „der Gesalbte“, ein Be-griff, der sich auf Könige bezog.

Im Messias sahen die Juden keingöttliches Wesen, sondern einenBefreier. Jesus wurde ursprünglichals „ Jesus der Messias“ bezeichnetoder auf griechisch „ Jesus derChrist“, ein rein funktioneller Titel,der später zu „ Jesus Christus“ ver-fälscht und für seinen Eigennamengehalten wurde. Bei der Salbungdurch Maria Magdalena könnte essich um das Ritual der Erhebung inden Stand des Königs, des Messias,

gehandelt haben, und sicher wardas nicht das Vorrecht einer ein-fachen Frau. In dem erst 1945 inNag-Hammadi gefundenen Philip-pusevangelium steht, dass JesusMaria Magdalena auf den Mundküsste, ein weiteres Zeichen, dasssie mehr als nur eine Jüngerin vonJesus war.

Eine Hochzeit mitpolitischem Impakt

Jesus entstammte der Blutlinievon König David. Auch wenn in denEvangelien kein Hinweis über dieAbstammung von Maria Magdalenazu finden ist, besagen Legenden, siesei königlicher Herkunft gewesen,respektive sie gehörte dem StammBenjamins an. Jesus, der ein Anrechtauf den Thron der Juden hatte, hättemit der Heirat einer Frau aus demStamm Benjamins seine Positionstärken können. Die Vereinigung derbeiden Stämme durch eine Ehe hät-te mehr als symbolischen Charaktergehabt. Der neue Herrscher wäre de-finitiv der König von allen Juden ge-wesen. Einen wirklichen Beweis fürdie Ehe zwischen Jesus und MariaMagdalena gibt es nicht. Doch siekann ebenfalls nicht ausgeschlossenwerden, denn es gibt zu viele Be-weise dafür.

Maria Magdalena war bei derKreuzigung schwanger, demnachselbst der Heilige Gral, der Trägerdes königlichen Blutes von Jesus.Mit ihrer Flucht brachte sie den„Sang Réal“ nach Gallien (Frank-reich), wo sie eine Tochter, Sarah,gebar. Das Blut von Sarahs Nach-kommen vereinte sich im 5. Jh. mitdem der Franken und brachte dieDynastie der Merowinger hervor.Das Blut von Jesus wurde von derPrieuré de Sion geschützt.

Die katholische Kirche war undist noch immer eine Männerdomä-ne! Ihr ist die Heirat von Jesus na-türlich ein Dorn im Auge, hat siesich doch stets bemüht, das weib-lich Göttliche aus ihrer Lehre zuverbannen, mit einer Ausnahme:Maria, der Mutter von Jesus, der

1854 das Dogmader UnbeflecktenEmpfängnis gewid-met wurde (sie kamohne Erbsünde be-lastet zur Welt). Alsdie Frauen zu starkwurden, hat man sieals Hexen auf demScheiterhaufen ver-brannt. So wurden(fast) alle Spuren ei-ner Ehe von Jesusund möglichenNachfahren zerstört.Die Theorie von Lin-coln, Baigent undLeigh ist demnachnicht von der Handzu weisen, wie auchdie Geschichte, dieder amerikanischeSchriftsteller DanBrown in seinemRoman „The Da Vin-ci Code“ (Sakrileg)um diese erfand.Nächste Woche ge-hen wir im viertenund letzten Teil derHintergrundinfor-mationen zu BrownsBestseller auf wei-tere mögliche Mei-nungen und Erklä-rungen zum ThemaJesus, Maria Magda-lena und etwaigenSchätzen ein.

› CH.S.

Die Kopie eines Reliefs, das die Ermordung Dagoberts II. darstellt aus der Crypte St. Dagobert in Stenay; das Original hängt imMusée de la Court d’Or in Metz Poto: CH.S.

Maria Magdalena unter dem Kreuz, Detail aus dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, um 1515,Musée d’Unterlinden in Colmar Photo: Archiv CH.S.

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„The Da Vinci Code“: Was steckthinter dem Thriller von Dan Brown?

4. Teil: Spielraum für Spekulationen

Zusammen mit Michael Baigent undRichard Leigh stellte Henry Lincolnim Sachbuch „Holy Blood, HolyGrail“ (1982; Der Heilige Gral undseine Erben) eine Theorie auf, die deramerikanische Schriftsteller DanBrown für seinen Bestseller „The DaVinci Code“ (Sakrileg) aufgriff. Imletzten Teil der Hintergrundinforma-tionen gehen wir auf weitere mög-liche Erklärungen zu den Themenrund um Browns Bestseller ein.

„Schwarze Messen“

Der Bischof von Carcassonne hat-te bekanntlich den Pfarrer BérengerSaunière aus Rennes-le-Château(RLC) wegen verbotenen Messehan-dels (Simonie) angeklagt. Der Abbéinserierte in verschiedenen Zei-tungen und bot Gottesdienste, Für-bitten und Begräbnisse für all jeneSünder an, die von der Kirche ver-stoßen waren, wie z.B. Selbstmörder,Prostituierte und uneheliche Kinder.Er konnte sein Gehalt durch diese„schwarze Messen“ aufbessern.Durch diese Praktik ließe sich einTeil seines für die Zeit enormenReichtums erklären und einen Schatzhätte es nie gegeben. Als 1914 mitPapst Benedikt XV. ein Förderer derHabsburger auf den Heiligen Stuhlkam, wurde Saunière von ihm be-gnadigt und als Pfarrer von RLC be-stätigt. Er musste als Buße nachLourdes pilgern. Nach seiner Rück-kehr soll er erneut viel Geld gehabthaben! Seine Haushälterin MarieDenarnaud hatte nicht nur von ihmden Auftrag erhalten, nie über dasGeheimnis zu reden, sondern auchalle Spuren zu beseitigen.

Ein Plagiat von Noël Corbuund Pierre Plantard

Nach dem Tod von Marie Denar-naud im Jahr 1953 wurde Noël Cor-bu (1912-1968) Besitzer des Grund-stücks vom Abbé Saunière in RLC.Er baute das Haus zu einem Restau-rant und später zu einem Hotel um.Doch RLC zog kaum Touristen an,und er geriet in finanzielle Schwierig-keiten. Der ehemalige Autor von Kri-minalromanen bastelte sich eine Ge-schichte zusammen, erzählte vom sa-genhaften Reichtum Saunières undvon einem angeblichen Schatz. Am12. und 14. Januar 1956 erschienein Interview mit Corbu in der Zei-tung „La Dépêche du Midi“. Er be-hauptete, Saunière hätte den Schatzvon Blanche de Castille gefunden,der Gattin des französischen KönigsLouis VIII. Die Geschichte verbreite-te sich schnell und brachte Corbuden erhofften Erfolg. Das Schatzfie-ber brach in RLC aus! In den frühen1960er Jahren soll sich Corbu mit Pi-erre Plantard getroffen haben. Plan-tard adaptierte die Legende von Sau-nière für die eigenen Zwecke undstellte eine Verbindung zur Prieuréde Sion her. Er brachte die famosenPergamente ins Spiel, die sein FreundPhilippe de Chérisey entworfen hat-te. In den späten 1980er Jahren sagteer unter Eid aus, alles erfunden zuhaben, und dass es die Prieuré de Si-on nie gegeben hat.

Noël Corbu kündigte 1968 an,das Geheimnis gelüftet zu haben

und bald sehr reich zu sein. Doch erstarb einige Tage später in einem Au-tounfall. Der Fahrer des anderenFahrzeugs begann Fahrerflucht undwurde nie gefasst!

Der Schatz liegt in Stenay

Die Autorin und katholische The-ologin Monika Hauf wurde auf RLCaufmerksam, als sie für ein Buchüber die Tempelritter recherchierte.Sie schrieb u.a. „Der Mythos derTempler“ (Verlag: Walter Solothurn),„Wege zum Heiligen Gral“ (Langen-Müller, München) und „Rennes-le-Château - Die geheimen Botschaften“(Bohmeier). Die letzte Passage ausGérard de Sèdes „La race fabuleu-se“(1973; Editions „ J’ai Lu“) ließ sieaufhorchen: „Unsere Familie (diedes geheimnisvollen Marquis de B.,mit dem sich de Sède unterhaltenhat) hat ein Geheimnis. Aber dieÜberlieferung verlangt, dass all dieje-nigen, die es kennenlernen sollen,selbst danach suchen. Wenn der Va-ter stirbt, überlässt er seinem Sohnlediglich den Schlüssel. Mit diesemSchlüssel kann er das Geheimnis er-gründen. Er besteht im Namen einerStadt: STENAY.“ Sie kommt zurSchlussfolgerung, dass Saunièrenicht in RLC einen Schatz gefundenhatte, sondern in Stenay, denn erreiste angeblich oft dort hin, um„Nachschub» zu holen. Der geheim-nisvolle Name Stenays, SathanaciVilla Regia (königliche Wohnung desSatans) soll aber erst im 18. oder 19.Jh. erfunden worden sein.

Der Heilige Gral

Michael Hesemann hat ein gut re-cherchiertes Buch über den HeiligenGral geschrieben: „Die Entdeckungdes Heiligen Grals. Das Ende einerSuche“ (Pattloch). Der Gral ist ihmzufolge ein Kelch, der seit 1437 inder Gralskapelle, einem Anbau derKathedrale von Valencia (Spanien),aufbewahrt wird. Bei ihm ist keinegeheime Blutlinie im Spiel!

Das letzte Grab Christi

Die Autoren Richard Andrewsund Paul Schellenberger gehen in„Das letzte Grab Christi - Die Geo-metrie des Heiligen Gral“ (1999,Lübbe) so weit zu behaupten, dieTempler hätten das Grab von Jesus inJerusalem gefunden und im MontCardou bei RLC versteckt. Bei ihrerSuche bedienten sie sich der heiligenGeometrie, eine Methode mit derauch Lincoln in „The Holy Place“(1991; Arcade Publishing New York)die Einzigartigkeit der Gegend umRLC demonstrierte. Die beiden Per-gamente aus der Kirche von RLCund u.a. das Gemälde „Les Bergersd’Arcadie“ von Nicolas Poussin wei-sen die selben geometrische Formenund Winkel auf, die zum Teil im Gol-denen Schnitt liegen (der GoldeneSchnitt ist die Teilung einer Strecke,so dass sich die gesamte Strecke zudem größerem Teilstück verhält, wiedieses zum kleineren. Dieses Verhält-nis (1,61803) wird meist mit dem

griechischen Buchstaben Phi be-zeichnet). Auf eine Landkarte über-tragen, ergeben die Linien die Koor-dinaten des Schatzes.

Erich von Däniken beweist in „DieSteinzeit war ganz anders“ (Bechter-münz), dass viele historische Bautenim Goldenen Schnitt zu einander lie-gen, z.B. von der Orakel-Stätte Del-phi in Griechenland bis Stonehengeoder zu den Wikingerburgen inDänemark. Warum diese so angelegtwurden, kann sich weder die Wis-senschaft noch der Schweizer Best-sellerautor erklären.

Spurensuche der Templer

Durch das merowingische Blut inseinen Adern war Tempelritter Gott-fried von Bouillon ein NachkommeJesus’. Mit seinen Verbündetensuchte er im Tempel von Jerusalemvermutlich nach Spuren, die auf eineHochzeit von Jesus schließen ließen,so die Autoren Christopher Knightund Robert Lomas von „Le second

Das Bild von Poussin weist geheimnisvolle Winkel auf Photo: Archiv CH.S.

Der Bestseller-Autor Dan Brown Photo: P. Scalia

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lig, und am 25. Dezember hatten so-wohl Mithras wie Sol-Invictus Ge-burtstag. Konstantin I. war bestrebt,eine religiöse Einheit zu erschaffen,und er ließ bewusst die Grenzenzwischen den einzelnen Glaubens-richtungen verschwimmen. Aus Je-sus wurde die irdische Verkörperungdes Sol Invictus.

Robert Ambelain

Robert Ambelain (1907-1997)war ein Großmeister der Freimau-rerloge. In seinen Bücher über dieGeschichte des Christentums, „ Jé-sus et le mortel secret des templiers“(1970), „La vie secrète de SaintPaul“ (1972) und „Les lourds sec-rets du Golgotha“ (1974; alle Edi-tions Robert Laffont), analysierte erdie Synoptischen und apokryphenEvangelien, die Geschichtsbüchervon Josephus Flavius oder Tacitus,die Gesetze und Traditionen der Ju-den und Römer. Er ging auf den Ur-sprung verschiedener Namen einund rückte Übersetzungen aus demGriechischen ins richtige Licht. Sei-nen Forschungen nach ist Jesus derSohn des Rebellen Juda(s) von Ga-mala, der gegen die römischen Be-

satzer kämpfte, einen regulären An-spruch auf den Thron der Judenhatte und während der Volkszäh-lungs-Revolte im Jahr 6 v. Chr. umsLeben kam. Laut Protoevangeliumvon Jakobus hießen die Eltern vonMaria, der Mutter Jesus‘, Anna (heb-räisch: Hannah) und Joachim (Ioa-chim), die aus der Blutlinie des Kö-nigs David abstammten und sehrreich waren. Die Familie gehörtedem Clan der Kanaïm oder Zelotenan, einer römerfeindlichen Bewe-gung. Die Zeloten sahen nur in Gottihren einzigen Herrn und Meister.Eine Heirat zwischen Maria und Ju-da von Gamala spielte demnach impolitischen Gefüge der Zeit eine ent-scheidende Rolle. Jesus hatte einenZwillingsbruder Thomas, genanntDidymus, was auf Griechisch „Zwil-ling“ bedeutet, wie auch „Thomas“(taoma) im Hebräischen. Nach Mar-kus VI, 3 waren Jakobus der Ältere,Joses, Judas (= Thomas) und Si-mon (Petrus) Brüder von Jesus. Am-belain vermutet, dass Andreas, Jo-hannes, Jakobus der Jüngere weitereBrüder waren und Martha und Ma-ria von Bethanien seine Schwestern,wie auch, dass Jesus mit MariaMagdalena verheiratet war.

Messie“ (2000; Editions Dervy; Ori-ginaltitel: „The Second Messiah“).Die Autoren nehmen an, dass we-nigstens ein Dokument gefundenwurde, das die Eheschließungvon Je-sus bewies, mit dem die Templer an-schließend die Kirche unter Drucksetzen konnten.

Könnte es nicht sein, dass dieTempler nicht mehr im Besitz desDokuments waren, als sie vonPhilippe Le Bel ausgetrickst wurden?Womöglich waren sie unterlaufenworden, vielleicht von eigenen Mit-gliedern, die das Dokument gestoh-len oder gar vernichtet hatten! Dennwarum sonst nutzten sie es nicht,um sich gegen den französischen Kö-nig und den Papst zu wehren?

Leonardo Da Vinci

In Dan Browns „Sakrileg“ ist dasGemälde „Das Letzte Abendmahl“von Leonardo Da Vinci (1452-1519)ein Beweisstück dafür, dass MariaMagdalena mit Jesus verheiratet undselbst der Heilige Gral war, also dieTrägerin des Blutes Jesus‘. Der ei-gentlich auf dem Bild dargestellteApostel Johannes soll in WirklichkeitMaria Magdalena sein, da die klarenweiblichen Züge hierfür sprechen.Laut den „Dossiers secrets“ war DaVinci einer der Großmeister der Pri-euré de Sion. Er wusste vom Ge-heimnis der Bruderschaft und ver-steckte die Hinweise in seinemWandbild des Abendmahls, das1495-97 im Refektorium des Klos-ters S. Maria delle Grazie in Mailandentstand. Oder war er nur ein intel-ligenter Mensch, der die Evangelienmit offenen Augen las und eine vonder Kirche vertuschte Geschichteentdeckte, die er aus Hinweisen zu-sammensetzte, welche nicht ausra-diert worden waren?

Das Konzil von Nizäa

Die Geschichte des Katholizis-mus beginnt im Jahr 325, wo unterdem römischen Kaiser Konstantin I.das Konzil von Nizäa (Türkei, heute:Iznik) stattfand und die Richtlinienfür das Christentum geschaffen wur-den. Nach heftigen Debatten wurdeder sterbliche Prophet Jesus mitGott gleichgestellt! Die Religion derChristen verschmolz mit dem Brauchder Römer, die den unbesiegten Son-nengott Sol Invictus anbeteten. Die-ser Kult war syrischen Ursprungsund ähnelte dem des persischenSonnengottes Mithras, auch Mithra.Mithras hatte 12 Apostel um sich ge-schart, vollbrachte Wunder undstand drei Tage nach seinem Todewieder auf. Beide Kulte verehrten dieSonne. Der Sonntag war ihnen hei-

Fazit

Den Roman von Brown oder dieVerfilmung durch Ron Howard kannman der Einfachheit halber als span-nende Lektüre oder Kinofilm abtun.Erzkonservative Katholiken werdendie Anspielungen auf eine Ehe vonJesus und möglicher Nachfahren si-cher als ketzerisch einstufen. Beweisefür eine Ehe zwischen Maria Magda-lena und Jesus gibt es nicht, und dasGegenteil kann man auch nicht be-legen. Wenn Jesus ein sterblicherProphet mit Anspruch auf den Thronder Juden war, entfällt das göttlicheElement. Seine eventuellen Nachfah-ren standen am Anfang eines neuenköniglichen Geschlechts, den Mero-wingern, das wiederum nichts Gött-liches an sich hatte.

Plantard, de Sède und Corbu ha-ben sicher etliches erfunden. Aber esist komisch, dass man auf der Suchenach dem Schatz von Abbé Saunièreauf unzählige merkwürdige Zufälletrifft, die sich nicht mit einer Fäl-schung erklären lassen, und die indie Zeit von Jesus erstrecken. DerMythos der Prieuré von Sion kannerst 1956 mit Plantard angefangenhaben, aber warum werden so vielebedeutungsvolle Ereignisse durchseine Existenz offensichtlich?

Einen Schatz in RLC kann es ge-geben haben oder immer noch ge-ben. Hier passierten Westgoten, Ka-tharer oder Albigenser und Tempel-ritter. RLC war der Sitz von Grafenund Königen, und in den Pyrenäengab es Gold- und Silberminen. Ir-gendwelche Reichtümer könntenhier vergraben worden sein, und diekleine Stadt stand effektiv im Mittel-punkt seltsamer Ereignisse.

Was sich aber wirklich hinterallem verbirgt, kann niemand mitGewissheit sagen. Jedenfalls wird dieFantasie der Menschen noch langedurch all diese Rätsel angeregt wer-den und viel Druckertinte zu denThemen fließen. Wenn die Men-schen endlich anfangen, sich ernst-haft Gedanken über die Manipulati-onen durch politische und religiöseKräfte zu machen, nicht alles als bareMünze zu akzeptieren und die Weltmit offenen Augen zu betrachten,dann hat der Bestseller von DanBrown schon vieles erreicht.

› CH.S.

› Quellen: „Der Heilige Gral und seine Erben“von Henry L incoln, M ichael Baigent undRichard Leigh (2002; Orbis Verlag); WISSENdigital Software Verlags GmbH, München;Internetseiten www.renneslechateau.com,www.dergral.de und www.wikipedia.de.

Zusätzliche empfehlenswerte Lektüre: „DieGottesmacher“ von Michael Baigent (2006,Lübbe); „Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code“ von Dan Burstein (2004, Goldmann)

Der Santo Calix, der Heilige Gral Photo: M. Hesemann

Festival Echternach 2006

Kammermusikabend der Extraklassemit dem Guarneri Quartett

Das Festival Echternach kündigt fürDonnerstag, den 1. Juni (20.00 Uhr,Peter-und-Paul-Kirche, Echternach)erneut einen Kammermusikabendder Extraklasse an. Zu Gast ist dies-mal eines der weltbesten Streich-quartette, das Guarneri Quartett.Folgende Werke stehen auf dem Pro-gramm: Mozart (Streichquartett inC-Dur, KV 465), Strawinsky (Con-certino), Turina („La Oracion del To-rero“), Wolf (Italienische Serenade)und Beethoven (Streichquartett in F-Dur, op. 135).

Stets begeistert gefeiert als einesder führenden Streichquartette derWelt, war das 1964 gegründete Gu-arneri Quartett (Arnold Steinhardt,Violine, John Dalley, Violine, Micha-el Tree, Bratsche, Peter Wiley, Violon-cello) bereits unzählige Male in allenwichtigen Konzertsälen in Nord- undSüdamerika, Europa, Asien und Aus-tralien zu hören. In den Saisons2003/2004/2005 feierte das Guarne-ri Quartett sein 40-jähriges Bestehenmit großen Tourneen in den USA, inEuropa und in Südamerika. Das Me-

tropolitan Museum of Art feierte dasQuartett mit einer Reihe von sechsKonzerten, in denen der Beethoven-Zyklus aufgeführt wurde. Als beson-deres Ereignis wurde die Zusammen-führung mit dem bereits ausgeschie-denen Gründungsmitglied David So-yer angesehen, der SchubertsStreichquintett C-Dur D 956 mitdem Guarneri Quartett in verschie-denen Konzertsälen aufgeführt hat.

Zusätzlich zum klassischen Kon-zertrepertoire hat sich das Quartettzur Aufgabe gemacht, die Werke der

besten Komponisten der Gegenwartzur Aufführung zu bringen und be-kannt zu machen. Für ihre Schall-plattenaufnahmen wurden den Mu-sikern mehrere internationale Preisezuerkannt, u.a. für Juan Crisostomode Arriagas Streichquartette Nr. 1-3,die 1996 mit dem Preis der Deut-schen Schallplattenkritik ausgezeich-net wurden. ‹› Informationen über das Festivalprogramm:

Tel. 729940; 728347; Email: [email protected];www.echternachfestival.lu. Abendkasse: ab19.00 Uhr am Eingang der Kirche.