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AGRARHEUTE 30.04.2010 Agrarministerkonferenz einig Die Ergebnisse von Plön Plön - Bund und Länder wollen bei der Neuausrichtung der Agrarpolitik nach 2013 eine einheitliche Linie verfolgen. Ein Überblick über die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz.

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AGRARHEUTE

30.04.2010Agrarministerkonferenz einig Die Ergebnisse von Plön Plön - Bund und Länder wollen bei der Neuausrichtung der Agrarpolitik nach 2013 eine einheitliche Linie verfolgen. Ein Überblick über die Ergebnisse der Agrarministerkonferenz.

Schloss Plön Auf der Agrarministerkonferenz haben sich Bund und Ländern darauf verständigt, geschlossen für eine starke Gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 einzutreten.

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Dies sei eine wesentliche Voraussetzung, um den Interessen der deutschen Bauern bei der anstehenden EU-Agrarreform in Brüssel Nachdruck zu verleihen, zeigt sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, zufrieden.

Die Ergebnisse der Konferenz:

Förderhöhe beibehaltenDie Konferenzteilnehmer einigten sich darauf, dass die Höhe der Zuschüsse auch nach 2013 erhalten bleiben soll.

Zwei-Säulen-Modell soll bleibenFerner plädierten sie für den Erhalt des Zwei-Säulen-Modells mit Direktzahlungen und einer Förderung für Natur- und Umweltschutz und die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Land. 

Aigner in Plön: 'Wir haben eine gemeinsame Basis gefunden'

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Modulation soll abgeschafft werdenWenn es nach den Vorstellungen der deutschen Agrarminister geht, wird die Modulation abgeschafft. 

Milchquotengebiete bleiben getrenntEs wird in Deutschland auch weiterhin zwei getrennte Milchquotengebiete geben: Ost und West.

Anbauregeln für die Gen-Kartoffel AmfloraBis zur nächsten Anbausaison soll die Bundesregierung verbindliche Regeln für den Anbau der Gen-Kartoffel Amflora erstellen.

Stärkere Marktorientierung und Unterstützung der WettbewerbsfähigkeitDie Landwirte sollen dabei unterstützt werden, sich wettbewerbsfähig aufzustellen und eine stärkere Marktorientierung zu erlangen.

Schutz der biologischen Vielfalt sowie Wasser und KlimaDer Klimaschutz solle als "neue Herausforderung" der EU besonders gefördert werden. Die Konferenz beschloss daher, Vorschläge zur Treibhausgasreduzierung in der Landwirtschaft sowie zum Beispiel Möglichkeiten für einen Vertragsklimaschutz zu erarbeiten. Außerdem sollen konkret Kohlenstoffspeicher erhalten werden, insbesondere auf Moorböden. Sowie der Einsatz landwirtschaftlichen Reststoffe zur Energieerzeugung und neue Techniken beim Ausbringen von Wirtschaftsdünger, um neben dem Klima auch Böden, Gewässer und die Natur noch besser zu schützen.

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Nachhaltige Fischerei weiterentwickelnDie AMK fordert eine Berücksichtigung der Interessen der handwerklichen Küstenfischerei. Etwa durch eine konditionierte Wiederaufnahme der Förderung von Neubauten für die regional und nachhaltig agierende Fischerei. Der Bund lehnt allerdings eine Neubauförderung ab. Weitere  Forderungen sind der Abbau von Überkapazitäten der Fangflotten dort, wo sie tatsächlich bestehen, die Beibehaltung bei der Verteilung der Fischfangrechte in Gestalt nationaler Quoten. Außerdem soll schrittweise ein Verbot des Rückwurfs von Beifang eingeführt werden.

Verbesserung der Breitbandversorgung im ländlichen RaumUm die Förderung durch die EU zu ermöglichen sollen durch das Bundeslandwirtschaftsministerium die nationalen Rahmenregelungen schnell an die europäischen Vorgaben angepasst und dann die Zustimmung der EU eingeholt werden. 

Im Vorfeld: Aigner hatte mit schwierigen Gesprächen gerechnet

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) rechnete mit schwierigen Gesprächen in der EU über die Zukunft der Subventionen. Zum Auftakt des Treffens der Agrarminister hatte sie ihre Länderkollegen zu Geschlossenheit aufgefordert. Die deutschen Bauern bekommen mehr als 6 Milliarden Euro von der EU. Bisher ist offen, ob der Betrag nach 2014 gehalten werden kann. "Es ist wichtig, dass wir geschlossen auftreten und unsere deutschen Interessen in der EU klar zum Ausdruck bringen", erklärte Aigner. In Brüssel müsse Deutschland mit einer Stimme sprechen.

Das waren die Ausgangspositionen:

Die BundesregierungStarke Subventionen sollen beibehalten werdenDie Bundesagrarministerin Ilse Aigner fordert auch für die neue Finanzperiode "starke" Subventionen. Im Gegensatz zu Deutschland und Frankreich wollen Länder wie Großbritannien, Schweden oder die Niederlande die Fördergelder aus Brüssel eindampfen. mehr...

Schleswig-HolsteinZusatzprämien für strengere Umweltauflagen einführenDie schleswig-holsteinische Agrarministerin Juliane Rumpf (CDU), die auch Vorsitzende der Ministerkonferenz ist, strebt ebenfalls eine geschlossene Linie Deutschlands an. "Das wird der schwierigste Teil. Aber es wäre ein Durchbruch", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Wie Aigner will Schleswig-Holstein möglichst hohe direkte Subventionen für die Bauern in Deutschland erhalten. "Ohne sie wären die kleinen Betriebe sofort weg vom Fenster." Die EU-Subventionen bestehen unter anderem aus direkten Beihilfen für die Agrarflächen und - von den Bundesländern mitfinanzierte - Zahlungen für die Entwicklung ländlicher Regionen. Rumpf plädiert dafür, Zusatzprämien einzuführen, wenn Landwirte strengere Umweltauflagen der EU erfüllen müssen. Derzeit erhalten deutsche Bauern im Durchschnitt etwa 344 Euro Hektarprämie, wobei es regionale Unterschiede gibt: Im Norden bekommen Landwirte 350 Euro, im Saarland und in Rheinland-Pfalz rund 300. mehr...

Bauernverband10-Punkte-Positionspapier fasst die DBV-Vorstellungen zusammen<Kurz und knapp, aber dennoch umfangreich, stellte der Deutsche Bauernverband seine

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Vorstellungen anlässlich der Agrarministerkonferenz schon im Vorfeld zusammen. Darin fordert er die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen in allen EU-Ländern. Der DBV ist der Ansicht, dass Deutschland im Jahr 2003 die gravierendsten Reformschritte umgesetzt habe, deshalb müsse wieder Gleichklang hergestellt werden. Benötigt würde zudem das Zwei-Säulen-Modell mit einer weiterhin starken ersten Säule. Ferner äußert sich der DBV u.a. zu den Themen Cross Compliance und Umweltauflagen. mehr...

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)Mutigen Kurswechsel in der Agrarpolitik gefordertDie Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - ein Zusammenschluss kleinerer Höfe wünscht einen kompletten Kurswechsel in der Agrarpolitik. Der AbL-Sprecher Janßen kritisiert: "Die Ausrichtung der Agrarpolitik auf Wachsen oder Weichen und auf Förderung von industriellen Agrarstrukturen geht auf Kosten vieler bäuerlicher Betriebe. Sie hat wenige Gewinner, die Millionen an Subventionen abkassieren, und viele Verlierer, die um ihre Existenz kämpfen müssen." Ferner verlangt die AbL eine Anbindung der Prämien an die Zahl der beschäftigten Arbeitskräfte und die Stärkung des Öko-Landbaus. Die AbL lehnt grüne Gentechnik genauso ab, wie Patente auf Tiere und Pflanzen. mehr...

Bundesverband deutscher Milchviehhalter BDMManifest fordert eine flexible MengensteuerungDer BDM hat ebenfalls seine Forderungen zusammengefasst und ein Manifest dazu veröffentlicht. Darin warnt er vor der Zerstörung von Milchviehbetrieben und fordert eine flexible Mengensteuerung mehr...

BUNDStärkere Förderung des Öko-LandbausDer Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert mehr Förderung des Öko-Landbaus. mehr...

Naturschutzbund (NABU)Fördergelder an Umweltschutzmaßnahmen koppelnDer Naturschutzbund (NABU) verlangte, dass Landwirte nur noch Fördergelder bekommen, wenn sie etwas für Natur und Umwelt tun. mehr...

 29.04.2010Agrarministerkonferenz Plön AbL fordert Kurswechsel in der AgrarpolitikPlön - "Ihre Agrarpolitik geht auf unsere Kosten! Mut zum Umsteuern: Bäuerliche Landwirtschaft! Faire Preise und Märkte! Ohne Gentechnik!" fordert die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) von den Agrarministern.

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Die Agrarminister von Bund und Ländern haben sich derzeit (28.-30. April) zu ihrer Frühjahrskonferenz in Plön (Schleswig- Holstein) versammelt.

Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der AbL nützt die Gelegenheit, um die Ansichten und Forderungen des AbL zu erläutern: "Die Ausrichtung der Agrarpolitik auf Wachsen oder Weichen und auf Förderung von industriellen Agrarstrukturen geht auf Kosten vieler bäuerlicher Betriebe. Sie hat wenige Gewinner, die Millionen an Subventionen abkassieren, und viele Verlierer, die um ihre Existenz kämpfen müssen. Deshalb geht an einem deutlichen Umsteuern kein Weg vorbei."

Gründe dafür gebe es laut Janßen genug: Über eine Milliarde Menschen hungern. Eine solidarische Agrarpolitik mit den Ländern des Südens, Umwelt- und Klimaschutz, tiergerechte Haltung, lebenswerte Arbeitsplätze und qualitätsorientierte Lebensmittelerzeugung seien starke Argumente der Bauern und der Gesellschaft für eine bäuerliche Landwirtschaft.

Prämien sollten an Arbeitskräfte gekoppelt werden

Janßen meint ein Umsteuern sei auf mehren Ebenen notwendig: Bei der anstehenden EU-Agrarreform könne ein 'weiter so' nicht akzeptiert werden. Die einseitige Bevorteilung durchrationalisierter flächenstarker, agrarindustrieller Betriebe müsse aufhören. Diese Wettbewerbsverzerrung zu Lasten bäuerlicher Betriebe gelte es durch die Staffelung der Prämien und ihre Anbindung an Arbeitskräfte zu beenden.

Milchmenge auf Ebene der Erzeuger bündeln

Die AbL erwartet bei der Auseinandersetzung um die viel zu niedrigen Milchpreise von den Ministern, dass sie für faire Rahmenbedingungen sorgen, d.h. dass sie eine Bündelung der Erzeugermengen auf Ebene der Milcherzeuger unterstützen. Diese hat das Bundeskartellamt ausdrücklich befürwortet, damit die Bauern auf Augenhöhe in die Milchpreisverhandlungen eingreifen können und eine bedarfsorientierte Erzeugung sowie eine flexible Mengensteuerung möglich werden.

Auch Gentechnik und Patente werden kritisiert

Umsteuern sei auch in der Gentechnik und bei der Patentierung erforderlich. Die AbL fordert die Agrarministerkonferenz auf, den Anbau von gentechnisch veränderten Kartoffeln zu verbieten und verweist dabei auf die österreichische Bundesregierung am 1. April. Weder der Lebensmittelhandel noch die Verbraucher, Bauern und die Stärkefabriken wollten gentechnisch veränderte Risikoknollen. Zudem müssten die Agrarminister nicht nur mit Worten, sondern mit Taten die zunehmende Patentierung von Pflanzen und Tieren, u.a. das Patent auf konventionell gezüchteten Brokkoli und das Patent auf Milchkühe, durch Verschärfung der gesetzlichen Regelungen stoppen.“ (pd)

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RTNLandwirte demonstrieren bei Agrarministerkonferenz in Plön29. Apr. 2010 16:42

Plön (pwü/us)Zum Auftakt des Treffens der Agrarminister in Plön (Schleswig-Holstein) demonstrierten Landwirte,  Milchbauern, aber auch viele Vertreter von Tier-, Natur- und Umweltschutzverbänden für ihre Interessen. Sie  hatten ein buntes Spalier aufgebaut, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Heute und Morgen treffen sich die Länder-Ressortchefs mit Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) in Plön. Dabei geht es um die Agrarpolitik in der EU nach 2013. Wie Ilse Aigner will auch ihre schleswig-holsteinische Amtskollegin Juliane Rumpf möglichst hohe direkte Subventionen für die Bauern erhalten. Außerdem plädiert sie für Zusatzprämien, wenn Landwirte erhöhte Umweltauflagen der EU erfüllen müssen.Bisher ist offen, ob der Betrag nach 2014 gehalten werden kann. "Es ist wichtig, dass wir geschlossen auftreten und unsere deutschen Interessen in der EU klar zum Ausdruck bringen", erklärte Aigner. "Bei der Agrarministerkonferenz in Plön stecken wir die ersten Schritte für einen noch weiten und schwierigen Weg ab." In Brüssel müsse Deutschland mit einer Stimme sprechen.

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Geplante ReformBauernproteste begleiten Agrarministertagung

29. April 2010 | 17:34 Uhr | Von dpa/pwü

Agrarminister von Bund und Ländern haben sich am Donnerstag in Plön zu ihrer Frühjahrstagung getroffen.

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Landwirte, Milchbauern sowie Vertreter von Tier-, Natur- und Umweltschutzverbänden für ihre Interessen.

Bis Freitag soll eine gemeinsame Linie für die Verhandlungen der nächsten großen EU-Agrarreform suchen. Zum Auftakt des Treffens demonstrierten Landwirte, Milchbauern, aber auch viele Vertreter von Tier-, Natur- und Umweltschutzverbänden für ihre Interessen. Sie hatten ein buntes Spalier gebildet, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen.

Der Bauernverband Schleswig-Holstein überreichte den Ministern ein Forderungspapier. In einem 10-Punkte-Katalog plädiert die Interessensvertretung unter anderem dafür, die EU-Agrarpolitik von 2014 an wieder einheitlicher zu gestalten.

"Man ist da im Dialog"

Bei der zweitägigen Veranstaltung stehen unter anderem die europäische Milchmarktpolitik und ein Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz auf der Tagesordnung. Am Donnerstag gab es zunächst getrennte Vorbesprechungen der SPD- und CDU-geführten Länder. Zudem wurde mit den Demonstranten gesprochen. "Man ist da im Dialog", sagte der Sprecher des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium Christian Seyfert.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) rechnet mit schwierigen Gesprächen in der EU über die Zukunft der milliardenschweren Subventionen für Bauern. Zum Auftakt der Konferenz forderte sie ihre Länderkollegen zu Geschlossenheit auf. Die deutschen Bauern bekommen mehr als sechs Milliarden Euro von der EU. Bisher ist offen, ob der Betrag nach 2014 gehalten werden kann.    

"Das wird der schwierigste Teil. Aber es wäre ein Durchbruch"

"Es ist wichtig, dass wir geschlossen auftreten und unsere deutschen Interessen in der EU klar zum Ausdruck bringen", erklärte Aigner. "Bei der Agrarministerkonferenz in Plön stecken wir die ersten Schritte für einen noch weiten und schwierigen Weg ab." Die Bundesregierung fordert auch für die neue Finanzperiode "starke" Subventionen. Im Gegensatz zu Deutschland und Frankreich wollen Länder wie Großbritannien, Schweden oder die Niederlande die Fördergelder aus Brüssel eindampfen.

Die schleswig-holsteinische Agrarministerin Juliane Rumpf (CDU), die Vorsitzende der Ministerkonferenz, strebt ebenfalls eine geschlossene Linie Deutschlands an. "Das wird der

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schwierigste Teil. Aber es wäre ein Durchbruch", sagte sie. Wie Aigner will Schleswig-Holstein möglichst hohe direkte Subventionen für die Bauern in Deutschland erhalten. "Ohne sie wären die kleinen Betriebe sofort weg vom Fenster."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - ein Zusammenschluss kleinerer Höfe - forderten mehr Förderung des Öko-Landbaus. Der Naturschutzbund (NABU) verlangte, dass Landwirte nur noch Fördergelder bekommen, wenn sie etwas für Natur und Umwelt tun.

DPAGeflügelhofgegner können Argumente vorbringen

Mittwoch, 28. April 2010, 17:45 Uhr

Wietze (dpa/lni) - Anlieger und Verbände können am kommenden Mittwoch ihre Bedenken gegen den geplanten Geflügelschlachthof in Wietze (Kreis Celle) vorbringen. Dazu werde ein Erörterungstermin in der Turnhalle in Wietze organisiert, teilte das Gewerbeaufsichtsamt in Lüneburg am Mittwoch mit. Trotz Bürgerprotesten hat der Gemeinderat der Ansiedlung vor kurzem zugestimmt. Die Geflügelhofgegner befürchten zum «Hühnerstall Deutschlands» zu verkommen und protestieren gegen Massentierhaltung. Durch die Großschlachterei der Emsland Frischgeflügel mit bis zu 400 Mastställen sollen 250 Arbeitsplätze entstehen.

NDR Fernsehen Mittwoch, 28. April 2010 21:00 UhrMenschen und Schlagzeilen: Dicke Luft am "Hühner-Highway" - Bürger gegen Geflügelfarmen

In Niedersachsen wehren sich Bürger gegen die expandierende Geflügelzuchtbranche. Susanne Stichler spricht mit der neuen Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen, Astrid Grotelüschen, über die Probleme.

Weitere Themen im Überblick:

- Kirche in der Krise: Immer mehr Austritte

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- Abgrund Glücksspiel: Wie der Staat daran verdient Studiogäste: Marc Füllbier, ein ehemaliger Spielsüchtiger; Ilona Füchtenschnieder, Fachverband Glücksspielsucht- Skurriler Klo-Streit: WC stört Stadtbild in Hannover

Dicke Luft am "Hühner-Highway": Bürger gegen Geflügelfarmen In Niedersachsen wehren sich Bürger gegen die expandierende Geflügelzuchtbranche. Nachdem das Emsland und die Region Cloppenburg/Vechta schon mit Mastställen überzogen sind, droht im Osten des Landes Ähnliches. Entlang der A7 im Landkreis Celle haben Bürger Angst vor dem so genannten "Hähnchen-Highway" - mehr als 400 neue Hähnchenmastställe sollen dort rund um den geplanten Mega-Schlachthof in Wietze entstehen. Für die Menschen in der Region eine entsetzliche Vorstellung - vielerorts haben sich Bürgerinitiativen gegründet, die Befürchtungen reichen von Feinstaubbelastung über Gestank bis hin zu von Gülle verunreinigtem Trinkwasser. Die Landesregierung unterstützt die Geflügelbarone mit Subventionen und neuerdings auch mit einem juristischen Winkelzug, der sogar Wälder "wegdefiniert" - nur um neue Ställe zu ermöglichen. "Menschen und Schlagzeilen" spricht mit der neuen Landwirtschaftsministerin von Niedersachsen, Astrid Grotelüschen, über die Probleme.

Volksstimme 6.4.2010Ställe für über 30.000 Schweine bei Güsten geplant

Südöstlich von Güsten, an der Chaussee zwischen Osmarsleben und Plötzkau, planen Investoren eine große Schweineanlage. Ställe für über 30.000 Schweine und 450.000 Legehennen sollen nach Plänen zweier Landwirtschaftsbetriebe aus Schackenthal und Ilberstedt in den Gemarkungen von Güsten und Amesdorf gebaut werden. Dazu eine Junghennenanlage für 150 000 Tiere in unmittelbarer Nachbarschaft auf Schackenthaler Seite. Außerdem soll eine Biogasanlage entstehen, die Hühnerkot und Schweinegülle zu Energie macht.

Die Schweineanlage ist für genau 21.312 Mastschweinplätze, 8.400 Ferkelplätze und 2.160 Sauenplätze an der Chaussee zwischen Osmarsleben und Plötzkau geplant. Für die Region werden 40 bis 50 Arbeitsplätze erwartet.

Quelle: "Volksstimme"

Schwäbische Post

„Nein“ zur Anlage

Maststall für 39 900 Hähnchen überzeugt den Ausschuss nicht

Der Technische Ausschuss Abtsgmünd hat nochmals über den Antrag eines Landwirts aus Steinreute beraten, der einen Maststall für 39 900 Hähnchen bauen möchte. Im Beisein von

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Dr. Hans Börner, Leiter des Fachbereichs Landwirtschaft des Landratsamtes und zahlreichen Bürgern, versagten jedoch erneut sieben Räte das bau- und immissionsrechtliche Einvernehmen. Ein Ratsmitglied enthielt sich, zwei stimmten dafür.

Sabine RaabAbtsgmünd. Als „prominentes Bauvorhaben“ bezeichnete Bürgermeister Georg Ruf den geplanten Hähnchenmaststall angesichts des großen öffentlichen Interesses und meinte: „Wir haben uns um ein zügiges Verfahren bemüht und es geschafft, dieses transparent zu machen und die Bevölkerung mit einzubeziehen.“ Ruf wies nochmals darauf hin, dass es sich um ein vereinfachtes Verfahren handle, für das keine Bürgerbeteiligung vorgesehen sei.Seitens der Verwaltung sah er vier Entscheidungskriterien, die gegen den Maststall sprächen. Da sei zum einen die nicht gesicherte Erschließung. Zwar nehme der Verkehr durch den geplanten Maststall nachweislich nicht zu, doch seien sowohl der Unter- wie auch der Oberbau der Fahrbahn laut Gutachten unzureichend. Man müsse allerdings „selbstkritisch und wertneutral“ berücksichtigen, dass der Fahrweg durch die Kategorisierung als „Gemeindeverbindungsstraße“ aus rechtlicher Sicht den Verkehr aufnehmen könne. Eine Ablehnung des Bauvorhabens aufgrund mangelnder Erschließung sei also sicher nicht das stärkste Argument.Auch die Privilegierung des Vorhabens sei laut Baugesetz gegeben. Dies hätten auch die von dem Landwirt und einigen Bürgern hinzugezogenen Anwälte so bestätigt. Allerdings, so wandte Ruf ein, werde der Landschaftsraum auf dieser Hochfläche schon jetzt durch die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets Dettenried stark beeinträchtigt und würde durch den geplanten Hähnchenmaststall noch weiter belastet. Auch bei der Frage des Immissionsschutzes habe die Verwaltung Bedenken, dass man die Gesamtbelastung durch den geplanten Stall und die zwei Biogasanlagen nicht im Griff haben werde. Zumal der Landwirt noch keinen Nachweis darüber erbracht habe, wie der Hähnchenmist entsorgt werden soll.

Für und Wider ausführlich diskutiertAusführlich wurde im Gremium das Für und Wider des Bauvorhabens diskutiert. Nach Meinung von Horst Schmid hat der Landwirt einen Rechtsanspruch darauf, dass der Stall genehmigt wird. Auch Ludwig Sauter brach eine Lanze für den Bauern.Dieser müsse seinen Betrieb wirtschaftlich positionieren können, sonst sei dessen Existenz gefährdet. Ute Schlipf dagegen wies auf eine weitere Verschärfung der „seit Jahren bestehenden und bislang ungelösten“ Entwässerungsprobleme in diesem Gebiet hin und bemängelte eine Vielzahl technischer Details des Bauvorhabens, die nicht hinreichend geklärt seien.Sie verlas eine ausführliche Stellungnahme und stellte dann im Namen der SPD-Fraktion den Antrag, dass weitere Unterlagen und Gutachten vom Landratsamt eingefordert werden. Nach kurzer Diskussion entschieden sich die Räte, über diesen Antrag abzustimmen. Es ergab sich dabei jedoch eine Patt-Situation, deshalb gilt er als abgelehnt. „Wir werden ihn trotzdem weiterleiten“, versprach Ruf.Die Verwaltung werde dem Landratsamt empfehlen, bei einer Baugenehmigung eine Lageverschiebung des Stalles mit aufzunehmen und auch die Entwässerung nochmals genau zu überprüfen. © Schwäbische Post 27.04.2010

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Neue OZ online - 28.04.2010, 22:00 Uhr               

Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.neue-oz.de/information/noz_print/stadt_osnabrueck/28-nsu-haehnchenmast.htmlRessort / Ausgabe: Stadt OsnabrückVeröffentlicht am: 27.04.2010--------------------------------------------------------

Bad Iburg will Mastställe billigenasr Bad Iburg.

„Die Gemeinde auf unsere Seite zu ziehen hat wohl nicht geklappt“, sagte Detlef Ziegelscheck am Montagabend im Gasthaus Wiemann-Sander, und er zeigte sich – so wie viele der 150 Anwesenden auch – enttäuscht. Der Anwohner der geplanten Hähnchenmastställe hatte als Sprecher der Betroffenen zu einer Bürgerversammlung eingeladen, in der Rechtsanwalt Henning Bahr deutlich machte, dass die Gemeinde die meisten Instrumente in der Hand habe, die geplante Anlage zu verhindern.

84000 Masthähnchen sollen in der Anlage, die aus zwei Gebäuden von jeweils 200 Meter Länge bestehen, untergebracht werden. Stehen soll sie in Ostenfelde, in unmittelbarer Nähe des Modellflugplatzes. Ein Viertel der Tiere soll nach 33 Tagen geschlachtet und als Grillhühnchen vermarktet werden. Die anderen werden nach 40 Tagen geschlachtet. Sieben bis acht Ein- und Ausstall-Zyklen pro Jahr sind nach Aussage von Detlef Ziegelscheck möglich.

Anwohner dagegen

Die Mehrheit der Anwohner ist offenbar gegen die Anlage. Sie befürchten Staub- und Geruchsbelästigungen, erhöhten Lkw-Verkehr, Wertverluste ihrer Anwesen und einen Imageschaden für den Kurort Bad Iburg. Sie fordern Schwarz oder Weiß. „Die Gemeinde muss Farbe bekennen und sich entscheiden“, so Ziegelscheck weiter.

Rechtsanwalt Henning Bahr machte deutlich, dass die Gemeinde sehr wohl Werkzeuge habe, den Bau der Ställe zu verhindern. Der Landkreis als Genehmigungsbehörde habe lediglich zu prüfen, ob die immissionsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt seien. Ist das der Fall, darf der Betreiber bauen. „Er hat einen Rechtsanspruch darauf, und der Landkreis hat keinen Handlungsspielraum“, so Bahr.

Die Gemeinde habe den sehr wohl und könne einen Bebauungsplan aufstellen. „Sie kann ihre kommunale Planungshoheit wahrnehmen und entscheiden, wo was gebaut werden darf und wo nicht“, sagte Bahr. Die Gemeinde könnte noch bis zum Abschluss der Widerspruchs- oder Klageverfahren in diesem Verfahren eine Veränderungssperre verhängen. „Damit wäre das Genehmigungsverfahren tot“, so der Jurist. Die Stadt habe weiterhin die Möglichkeit, den Flächennutzungsplan zu ändern. Auch dann wäre das Genehmigungsverfahren hinfällig.

Bürgermeister Drago Jurak machte deutlich, dass die Gemeinde gar nicht daran denkt, dergleichen zu tun. Wenn alle Vorgaben eingehalten würden, werde die Stadt das gemeindliche Einvernehmen erteilen. „Wir verhindern nichts, wenn wir nicht davon überzeugt sind“, machte er deutlich, dass er in dem Bau zweier Hänchenmastställe derzeit kein riesiges Problem sieht – weder für den Ort noch für die Nachbarn. Selbst wenn die Gemeinde einen Bebauungsplan aufstellen würde und Vorranggebiete ausweisen müsste,

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würden die Mastställe vermutlich genau dort, wo sie nun geplant sind, gebaut werden. „Das ist einer der wenigen Standorte in Bad Iburg, wo so etwas überhaupt möglich ist“, sagte Jurak. Das Vorhaben ganz zu verhindern, davon distanzierte sich Jurak deutlich. Immerhin gebe es europäische Gesetze und auch Bundesgesetze, die solche Bauvorhaben im Außenbereich privilegierten.

Für Sachlichkeit

Bürgermeister Franz-Josef Strauch war zur Versammlung gekommen, weil er in Sachen Hähnchenmastställe ein erfahrener Politiker ist. In Glandorf sind inzwischen drei solcher Anlagen gebaut worden. Strauch warb vor allem für Sachlichkeit und dafür, auch die Grautöne wahrzunehmen. Man müsse eben auch die Landwirte verstehen, die mit neuen Ideen ihr Überleben zu sichern versuchten. „Die Anwohner werden keinen großen Schaden erleiden“, machte er deutlich, dass die Erfahrung gezeigt habe, dass sich auch mit Mastanlagen dieser Art durchaus leben lasse.

Was den Bürgern nun noch bleibt, sind ihre eigenen Einwendungen. Bis zum 6. Mai sind die Unterlagen des Genehmigungsverfahrens im Rathaus und beim Landkreis einzusehen. Bis zum 21. Mai müssen Einwendungen beim Landkreis eingegangen sein. „Nur wer Einwendungen gemacht hat, wird im Widerspruchsverfahren gehört“, forderte Bahr auf, diese Möglichkeit wahrzunehmen. Am 10. Juni sollen die Einwendungen dann besprochen werden.

TAZ 28.04.2010  | 2 Kommentare

EU-Agrarsubventionen

Raus auf die Weide

Agrar- und Umweltverbände fordern den kompletten Umbau der Subventionspolitik. Doch Schwarz-Gelb will die EU-Agrarpolitik im Wesentlichen unangetastet lassen. VON JOST MAURIN

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Die Großen sahnen ab, der Tierschutz bleibt auf der Strecke. Foto: Maurice – Lizenz: CC-BY

Das wäre wirklich eine radikale Reform der milliardenschweren EU-Subventionspolitik für die Landwirtschaft: Die Bauern erhalten kein Geld mehr, nur weil sie Land bewirtschaften. Stattdessen würde die Europäische Union nur noch Landwirte subventionieren, die ihren Boden besonders umweltfreundlich nutzen. Wer viele Arbeitsplätze schafft, bekommt einen Bonus.

Das forderten am Dienstag in Berlin fast alle großen Umwelt-, Tierschutz- und Entwicklungsverbände Deutschlands – insgesamt 27 Organisationen. Damit wollen sie auf die EU-Kommission einwirken, die derzeit eigene Vorschläge zur Reform der Agrarpolitik für die Zeit nach 2013 erarbeitet.

Die EU zahlt Bauern und Firmen der Lebensmittelbranche jedes Jahr fast 60 Milliarden Euro. Der Löwenanteil wird nach dem Prinzip "Wer viel hat, bekommt viel" verteilt: Für jeden Hektar Land erhält ein Bauer in Deutschland etwa 340 Euro pro Jahr. Das Ergebnis: "80 Prozent aller Geldzahlungen gehen an 30 Prozent der Betriebe", konstatiert Thomas Dosch, der Chef von Deutschlands größtem Ökobauernverband, Bioland.

Hoch rationalisierte Betriebe mit wenigen Beschäftigten kassieren laut Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft ebenso viel Subventionen wie Höfe mit gleich großer Fläche aber mehr Arbeitsplätzen. "Auch die Milchkonzerne und die Zuckerkonzerne sahnen ab. Die bekommen das Geld für die Bauern", schimpft der Chef des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger.

Für Weiger ist die Landwirtschaftsreform "eine Schicksalsfrage". "Die Agrarpolitik wirkt in alle Lebensbereiche hinein", meint er. Schließlich trage die Landwirtschaft zur Erosion der Böden, mit ihren Düngern zur Verschmutzung des Trinkwassers und zur Zerstörung von Landschaften bei, in denen sich die Menschen erholen könnten.

Die Bilanz der bisherigen EU-Agrarpolitik fällt seiner Meinung nach katastrophal aus: Der Anteil der klimafreundlichen Wiesen und Weiden sei in den vergangenen fünf Jahren um 3 bis 4 Prozent zurückgegangen – vor allem zugunsten von Maisfeldern, die die vielen neuen Biogasanlagen versorgen. Alle Feldvogelarten stehen laut Weiger mittlerweile auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Auch infolge der Landwirtschaft habe die EU ihr Ziel, bis 2010 den Verlust weiterer Arten zu stoppen, weit verfehlt.

"Jegliche Zahlungen der EU sind an konkrete gesellschaftliche Leistungen zu binden", verlangen die Verbände deshalb in einem gemeinsamen Papier zur Zukunft der Agrarpolitik. Der Staat solle viel mehr als bisher Umweltmaßnahmen der Bauern finanzieren: zum Beispiel das Einsparen klimaschädlicher Gase oder die Rinderhaltung auf der Weide – statt wie heutzutage meist üblich im Stall. Großen Betrieben sollen die Zuschüsse gekürzt werden, diese könnten aber pro Arbeitsplatz Rabatt bekommen.

Mehr Fördermittel sollten nach Vorstellung der Verbände auch in den Ökolandbau fließen, der ohne chemisch-synthetische Pestizide und leicht lösliche Mineraldünger wirtschaftet. Verzichten sollte die EU dagegen künftig auf Zuschüsse zu Investitionen etwa in vollautomatisierte Riesenställe. Nicht nur aus Mitleid mit den Tieren, sondern auch weil sie den Organisationen zufolge zur Überproduktion beitragen.

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Das zu viel geschlachtete Fleisch entsorge die EU immer wieder als Billigexporte in Entwicklungsländer, sagte Armin Paasch vom Entwicklungsverband Misereor. Stattdessen müsse Brüssel die Zuschüsse für die Ausfuhr von Agrarprodukten sofort streichen. Auch dafür solle sich Bundeslandwirtschaftministerin Ilse Aigner (CSU) bei den anstehenden Verhandlungen auf EU-Ebene einsetzen.

Doch die Chancen dafür stehen schlecht. Ein Sprecher Aigners wies die Forderungen der Aktivisten umgehend zurück. "Die Landwirte erbringen ja schon gesellschaftliche Leistungen", sagte er der taz. Bauern würden die Zuschüsse gekürzt, wenn sie sich nicht an die Umweltvorschriften – zum Beispiel bei der Düngung – hielten. Kritiker halten dieses Sanktionssystem aber für ineffizient, die Gesetze für zu lasch.

Dennoch will die Bundesregierung die EU-Agrarpolitik im Wesentlichen unverändert lassen. Für sie steht die "Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit" der Bauern auf dem Weltmarkt im Vordergrund. In einem gemeinsamen Positionspapier sprechen sich die beteiligten Ministerien dagegen aus, Geld von den Pauschalzahlungen in Umweltmaßnahmen umzuschichten. Auch dass dabei große Betriebe stärker belastet werden sollen, lehnt die Regierung in Berlin ab. Die Exportsubventionen will die schwarz-gelbe Koalition nur aufgeben, wenn das ein neues Welthandelsabkommen vorsieht. Doch das kann dauern.

AKTUELLESPrämien im Netz

Wer im vergangenen Jahr wie viel Zahlungen aus EU-Agrarfonds bekommen hat, ist seit Montag im Internet auf der Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung abrufbar. Insgesamt wurden 7,57 Mrd. € an Deutsche Empfänger gezahlt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. In Deutschland lag Bayern mit 1,49 Mrd. € vorn, gefolgt von Niedersachsen mit 1,15 Mrd. €. und Nordrhein-Westfalen mit 623 Mio. €. Die großen Lebensmittelverarbeiter bekamen die höchsten Beträge – an der Spitze der Nordmilch-Konzern mit 51 Mio. € und die Südzucker AG mit 42 Mio. €, so die Süddeutsche Zeitung weiter.www.agrar-fischerei-Zahlungen.de/Suche

Landwirtschaftliches Wochenblatt Westfalen-Lippe21.4.2010

KOMMENTAR

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Biogas: Lösung oder Irrweg?

Karl-Heinz Tölle

Die Entwicklung am Biogassektor ist beeindruckend. Wer über Land fährt, dem fällt auf, wie die Biogasanlagen aus dem Boden sprießen. Vor zehn Jahren war Biogas in NRW noch ein Randthema – im Jahr 2009 wurden schon 329 Anlagen gezählt. Schaut man sich die Verteilung im Land an, dann fällt auf, dass besonders viele Anlagen in den Veredlungshochburgen des westlichen Münsterlandes stehen. Genau dort, wo die Fläche ohnehin schon äußerst knapp ist. Da verwundert es nicht, dass Pachtpreise, die zuvor schon überhöht waren, in astronomische Höhen schießen. Der hoch geförderte Biogasbereich entzieht der marktorientierten Veredlung die Flächen. Hier trifft Planwirtschaft auf Marktwirtschaft.

Positiv ist, dass Biogas zusätzliche Wertschöpfung in die Landwirtschaft bringt. Es wurde ein neuer Betriebszweig geschaffen.Die Verwendung von Gülle in den Biogasanlagen führt dazu, dass bis dahin ungenutzte Biomasse in der Gülle verwertet wird. Leider werden die wesentlichen Nährstoffe der Gülle nicht entzogen, so bleibt der Flächendruck. Allerdings wird die Gülle aufgewertet: Sie wird dünnflüssiger, soll weniger riechen und enthält mehr schneller pflanzenverfügbaren Ammoniumstickstoff – kann also gezielter zur Düngung eingesetzt werden. Nicht zuletzt hat Biogas eine volkswirtschaftliche Bedeutung hinsichtlich der Erreichung der CO2-Ziele und ist deshalb politisch gewollt.  Ein Aspekt, der nicht vergessen werden darf, ist die Reduzierung der Abhängigkeit von den Erdgas und Erdöl liefernden Ländern.

Auch für die Veredlungsbetriebe gibt es positive Aspekte durch Biogas. Zum einen kann Abwärme der Anlagen günstig zum Heizen im Stall genutzt werden. Zum anderen ist die Gülle für die Biogasanlage auf dem eigenen Betrieb verfügbar. Der größte Nachteil von Biogas ist die zusätzliche Konkurrenz um die Fläche. Dabei war anfangs daran gedacht, nicht verwertbare Biomasse für die Vergärung zu nutzen – heute nutzen wir wertvolle Futtermittel. Nicht nur die Schweine- und Geflügelbetriebe haben mit den hohen Pachtpreisen zu kämpfen, denn sie müssen den Ackerbau auf den teuren Flächen mit der Tierhaltung stützen. Für Milchviehhalter ist es schlichtweg unmöglich mitzuhalten. Gerade sie sind es aber, die auf Flächen in Reichweite ihrer Betriebe angewiesen sind, um beispielsweise Mais anzubauen.

Biogas in dieser Größenordnung ist ein deutsches Phänomen. Unsere Nachbarn und Konkurrenten am Fleisch- und Milchmarkt sind davon weniger betroffen. Biogas führt zu einer schlechteren Wettbewerbssituation für unsere Tierhaltungsbetriebe.Ein weiterer negativer Aspekt ist der stark erweiterte Maisanbau. Hier besteht die Gefahr,

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dass dieser in Monokultur angebaut wird und es zu pflanzenbaulichen Problemen kommt. Nicht nur Naturschützer sehen diese Entwicklung vor dem Hintergrund des Erosions- und Artenschutzes kritisch. Nicht zu vergessen ist die starke Vermehrung der Wildschweine.

Die Fronten zwischen der Veredlungsbranche und dem Biogassektor sind verhärtet. Einen- Vorwurf kann und darf man den Betreibern von Biogasanlagen nicht machen, denn sie handeln aus ökonomischen Gründen auf Basis bäuerlichen Wirtschaftens. Es ist deren eigene Entscheidung als Unternehmer, diesen Weg zu gehen. Wenn wir unternehmerische Freiheit für die Bauern fordern, dürfen wir sie auch an dieser Stelle nicht verwehren – eine Neiddiskussion bringt niemanden weiter.

Der Staat ist aufgerufen, schnell faire Rahmenbedingungen zu schaffen und die Förderung so anzupassen, dass die Tierhaltung noch eine Chance hat. Die sehr starke Förderung in Deutschland führt zu Marktverwerfungen gegenüber unseren Nachbarländern. Als die Rohstoffpreise sprunghaft gestiegen sind, hat die Politik schnell reagiert und die Einspeisevergütung angehoben. Darum kann und darf es nicht sein, dass man sich nun Zeit lässt, um auf die Verschiebung zugunsten von Biogas zu reagieren. Der Anspruch an die Politik liegt darin, die Förderung so zu gestalten, dass sie nicht einfach zu den Verpächtern durchgereicht oder für teurere Technik ausgegeben wird.

Und noch ein Aspekt ist bedeutsam: Mehr und mehr Energieversorger mischen sich in das Biogasgeschäft ein – ein bedenklicher Trend. Denn die Energiekonzerne haben ohnehin schon eine riesige Marktmacht, da darf nicht auch noch der Biogassektor in ihre Hände fallen. Die Politik ist gefordert, die Bauern zu schützen. Die Eckpfeiler der Förderung von Biogas müssen auf landwirtschaftliche Betriebe zugeschnitten werden, damit die Wertschöpfung beim Bauern bleibt.

Die Effektivität der Anlagen muss stimmen. Der technische Fortschritt wird die Energiebilanz verbessern. Wichtig ist, dass die Abwärme genutzt wird. Neuanlagen dürften eigentlich nur genehmigt werden, wenn die sinnvolle Nutzung der Wärme nachweisbar ist. Alternativ könnte das Gas ins Netz eingespeist werden. Die Energiebilanz muss langfristig positiv sein, ansonsten wird der Steuerzahler und Stromkunde den Sinn hinterfragen. Der zusätzliche Flächenanspruch muss reduziert werden, das geht nur mit effizienten Anlagen. Die Verwendung von „Fütterungsalternativen“ zum Mais wie Reststoffe, anders nicht nutzbare Biomasse, Gülle usw. muss vorangetrieben werdenBiogas ist kein Irrweg, sondern kann eine Lösung sein, wenn die Effizienz stimmt, die Politik reagiert und die Biogasanlagen in der Hand der Bauern bleiben.

Mansfeld-SüdharzPfarrer nach Büttenrede angezeigt Geistlicher soll Ortschef und Rat beleidigt haben. VON FRANK SCHEDWILL, 23.04.10, 19:47h, aktualisiert 23.04.10, 20:38h

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MITTELHAUSEN/MZ. Rainer Hofmann, der Pfarrer von Wolferstedt (Kreis Mansfeld-Südharz), ist sich für keinen Spaß zu schade. Seit Jahren tritt er im Karneval als Büttenredner auf. Dieses Jahr als Weihnachtsmann. Doch seine Rede am 20. Februar im Mittelhäuser Ortsteil Einsdorf könnte für ihn jetzt Konsequenzen haben. Denn Mittelhausens Ortsbürgermeister Bernd Matschulat (CDU) und der Ortschaftsrat fanden den Auftritt alles andere als lustig: Sie haben den Geistlichen wegen übler Nachrede und Verleumdung angezeigt.

Vermögen verprasst?

Bei der Faschingsfeier soll der Pfarrer, der auch SPD-Fraktionschef im Allstedter Stadtrat ist, die Unwahrheit gesagt haben. In seiner fulminanten Rede behauptet Hoffmann, wie auf einem Video zu sehen ist, der Ortsbürgermeister habe das Gemeindevermögen verprasst und jemandem Gemeindeland zugeschanzt. Außerdem sollen die Investoren, die eine Schweinemastanlage bauen wollen, dem Ortsbürgermeister zu einem Sitz im Stadtrat der Einheitsgemeinde Allstedt verholfen haben. Matschulat ist dort seit der Kommunalwahl Chef der CDU-Fraktion. Er weist die Anschuldigungen des Pfarrers zurück. "Die Vorwürfe sind falsch. Es gibt eindeutige Ratsbeschlüsse." Hoffmann habe die Sachverhalte absichtlich so dargestellt, um ihn und den Ortsrat in Misskredit zu bringen. Und da sich der Pfarrer nicht entschuldigen wolle, seien die Anzeigen erstattet worden, so der Ortsbürgermeister. Die Polizei will Hoffmann nun die Möglichkeit einräumen, sich dazu zu äußern. Dann werde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft abgegeben.

Schwebendes Verfahren

Hoffmann und die für sein Pfarramt zuständige Superintendentur in Bad Frankenhausen wollen zu den Anzeigen nichts sagen. "Es ist ein schwebendes Verfahren", so Hoffmann. Superintendent Roland Voigt äußert sich ähnlich. Er hält es aber nicht für ungewöhnlich, dass ein Pfarrer als Büttenredner auftritt. In Süddeutschland sei das gang und gäbe. Matschulat jedenfalls will auch auf dem Privatklageweg gegen den Pfarrer vorgehen: "So etwas gehört sich nicht für einen Gottesmann. Es heißt in den zehn Geboten, du sollst nicht falsch Zeugnis reden."

europaticker: BUND wünscht Astrid Grotelüschen viel Erfolg und ein wachsames Auge für die UmweltNiedersachsen hat eine neue LandwirtschaftsministerinGestern wurde die neue niedersächsische Landwirtschaftsministerin, Astrid Grotelüschen (CDU), im Landtag vereidigt. Der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. nimmt dies zum Anlass, der Ministerin alles Gute für diese verantwortungsvolle Position zu wünschen. Der Umweltverband begrüßt, dass eine Politikerin dieses Ressort übernimmt, die in der Landwirtschaft aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Berufserfahrung viele Erfahrungen gemacht und viele Kenntnisse erworben hat.

Astrid Grotelüschen hat auf dem elterlichen Betrieb miterlebt, welche Anforderungen Brut und Zucht von Geflügel stellt. Daher hofft der BUND Niedersachsen, dass die neue

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Ministerin künftig auch dafür ein wachsames Auge haben wird, welche Probleme Massentierhaltungsanlagen für die Menschen und die Umwelt in der Umgebung mit sich bringen können.

Massentierhaltung

Der BUND wünscht sich von der neuen Ministerin, dass sie sich verstärkt – auch im Sinne der Verbraucher – für eine umweltschonende und tiergerechte Landwirtschaft einsetzt. Denn angesichts der schon jetzt bestehenden Belastung von Gewässern und Luft ist die Ausdehnung der Massentierhaltung nicht tragbar. Die Gewässerqualität in Niedersachsen ist zu 59 Prozent laut Wasserrahmenrichtlinie schlecht. Zudem sollen nach EU- und Bundesvorgaben die Ammoniak-Emissionen bis 2010 deutlich gesenkt werden, doch der Grenzwert (550 kt) wird auch in Niedersachsen nach wie vor deutlich überschritten (610 kt).

Außerdem sollte die Ministerin den Landwirten in Niedersachsen keine falschen Hoffnungen machen, sie würden sich mit der Hühnchenmast mittel- und langfristig ein zweites sicheres Standbein für ihr Einkommen schaffen. Denn neue Mastställe produzieren vorwiegend für den Weltmarkt und unterliegen den ökonomischen Zwängen zur ständigen Kostensenkung. Die Gewinnmargen in Deutschland seien schon heute so klein, das sich die Produktion nur rechnet, weil Teile der Tiere mithilfe von Exportsubventionen in fernen Ländern abgesetzt werden.

EU-Agrarpolitik

Niedersachsen hat als „Agrarland Nummer 1“ auf Bundes- und EU-Ebene ein gewichtiges Wort bei der Neuorientierung der EU-Agrarpolitik mitzureden. Der BUND ermutigt daher Frau Grotelüschen, die Agrarförderung ab 2013 besser einzusetzen als dies in der Vergangenheit der Fall war. Alle neuen Förderprogramme für Niedersachsen müssen verstärkt auch dem Klimaschutz, dem Gewässer- und Grundwasserschutz, dem Erhalt der Biodiversität und dem Erhalt der vielfältigen Kulturlandschaft sowie der bäuerlichen Landwirtschaft dienen¹.

Das Agrarinvestitionsförderprogramm des Landes (AFP) sollte vorwiegend darauf ausgerichtet werden, Investitionen der Landwirte zu unterstützen, bestehende Betriebe mit wirkungsvollen Filteranlagen nachzurüsten und neue Stallbauten auf dem höchsten technischen Standard im Umwelt- und Tierschutz zu realisieren.

Der BUND Bundesverband hat aktuell zur EU-Agrarpolitik gemeinsam mit vielen anderen Verbänden ein Positionspapier mit dem Titel „Für eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik“ erstellt. Es ist zu finden auf den Internetseiten des Bundesverbands (www.bund.net) und unter folgendem Kurzlink: bit.ly/dkXZoj

Gentechnikfreie Regionen

Nicht nur die Verbraucher lehnen Gentechnik ab, sondern auch viele Bauern, Lebensmittelverarbeiter und Händler. Der BUND erwartet von der neuen Ministerin, dass sie diese Ablehnung ernst nimmt. Eine Koexistenz von gentechnisch veränderten Produkten neben nicht veränderten Produkten funktioniert nicht auf Dauer. Daher setzt sich der BUND für gentechnikfreie Regionen und ein gentechnikfreies Niedersachsen ein.

Biodiversität

Ministerin Grotelüschen nimmt ihr Amt im Internationalen Jahr der Biodiversität auf. Das sollte Anlass genug für sie sein, gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit den Erhalt der Artenvielfalt als ihren Arbeitsschwerpunkt zu setzen. Da insbesondere die intensive Landwirtschaft für den Verlust vieler Arten verantwortlich ist, sollte die neue Ministerin in die Offensive gehen und sich dafür einsetzen, 10 Prozent Vorrangflächen für den Naturschutz umzusetzen.

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Niedersächsische Wälder

Ministerin Grotelüschen übernimmt mit ihrem Amt auch die Verantwortung für die Zukunft des Waldlandes Niedersachsen. Eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe wie im Bereich Landwirtschaft, denn auch hier gilt es, das Wirtschaften im Landeswald und auf den privaten Flächen an die neuen Herausforderungen von NATURA 2000 und des Klimawandels auszurichten.

Eine ihrer ersten Amtshandlungen sollte nach Auffassungen des BUND sein, den Erlass ihres Hauses zu den „fiktiven Wäldern“ zurückzunehmen, der es einzig und allein ermöglichen soll, mit einem Trick Stallbauten genehmigungsfähig zu machen, die nach Bundesrecht nicht zulässig sind.

„Der BUND Niedersachsen möchte bei all diesen Themen konstruktiv mit der neuen Landwirtschaftsministerin zusammenarbeiten“, sagt Stefan Ott, stellvertretender Geschäftsführer des Landesverbands. „Wir werden ihr Vorgehen genau verfolgen und kommentieren und stehen ihr jederzeit für fachliche Gespräche zur Verfügung. Am heutigen Tag wünschen wir ihr zunächst einmal viel Erfolg für ihre Arbeit und damit einhergehend auch alles Gute für unsere Umwelt.“

1) Der Begriff "bäuerlich" beschreibt dabei nicht die Betriebsgröße, sondern die Art und Weise, wie auf den Höfen gewirtschaftet und gedacht wird: Ausrichtung am Erhalt des Hofes und des qualifizierten, vielfältigen Arbeitsplatzes, Denken in Generationen, Einbindung in Dorf und Region, Wirtschaften in verflochtenen und sich ergänzenden möglichst hofnahen Kreisläufen, Verantwortung für Mensch, Natur und Tier.

Quelle/Autor: Europaticker erschienen am: 2010-04-28

KREISZEITUNGBürgermeister Kellner verwies auf Zuständigkeit der GewerbeaufsichtBorsteler fühlen sich von gleich drei Betrieben übermäßig belästigt

021.04.10| Achim - BORSTEL (la) · Klagen über gleich drei Betriebe gab es in der Einwohnerfragestunde auf der Borsteler Ortsausschuss-Sitzung am Montagabend.

So wurde starke Geruchsbelästigung durch einen erweiterten landwirtschaftlichen Schweine-Maststall am Alten Heerweg moniert. Er wolle sich als Berufskollege dazu nicht weiter äußern, doch rieche es manchmal wirklich stark, räumte Ortsausschussvorsitzender Johann Ditzfeld ein.

Ebenfalls als Quelle erheblicher Geruchsbelästigung wurde eine Bedachungsfirma im alten Industriegebiet Achim Ost ausgemacht. Die Rolltore dort seien nicht immer geschlossen, und wenn gelüftet werde, wirke sich das auf ganz Borstel unangenehm aus, beschwerte sich ein Anwohner unter beifälligem Kopfnicken anderer.

Drittens wurde Unmut über den regen nächtlichen Fahrzeugverkehr zum und vom Hähnchen-Großhandel am Borsteler Weg geäußert. An die vorgeschriebene Betriebszeit 7.30 bis 20 Uhr halte sich dort offenbar niemand. Vielmehr herrsche fast rund um die Uhr unüberhörbar reges

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Treiben. Dabei sei das Gelände ursprünglich nur zur Lagerung und zum Unterstellen von Verkaufswagen gedacht gewesen.

nKahlschlag erhöht nAutobahnlärm

Darüber hinaus gibt es Probleme der Nachbarn mit einem laut bellenden Hund auf dem Gelände. Das Tier sei nicht ungefährlich und habe schon eine Joggerin bedroht, wusste ein Anwohner zu berichten.

In allen drei Fällen – nicht beim Hundegebell – verwies Bürgermeister Uwe Kellner auf die Zuständigkeit des Gewerbeaufsichtsamtes beim Landkreis Verden. An diese Adresse sei die Kritik in schriftlicher Form zu richten. Es werde dann geprüft, ob die Beschwerden berechtigt sind, und die entsprechenden Firmen müssten im Falle des Falles für zusätzliche Schutzvorkehrungen sorgen.

Kaum Einflussmöglichkeiten gibt es hingegen in einem anderen Fall. Martin Heine hatte berichtet, dass der Lärm von den Autobahn her erheblich angestiegen sei, seitdem dort Büsche und Bäume am Fahrbahnrand stark heruntergeschnitten wurden. Bis zu 60 Dezibel habe er in seinem Schlafzimmer gemessen. Ob man denn nicht das Grün an der Autobahn wieder etwas höher wachsen lassen könne?

Mischfutter-Hersteller

Erstmalig untersuchte die ISN die Strukturen der deutschen Schweinefutterproduktion im Jahr 2006. Seitdem nahm die Erzeugung von Schweinemischfutter bundesweit um 9,6% auf 8,92 Millionen Tonnen zu. Die Anzahl der produzierenden Betriebe sank nach Angaben des BMELV zeitgleich um 8,6% auf 330 Unternehmen.

Es liegen zwei Jahre mit hohen Rohwarenpreisen hinter den Veredelungsbetrieben. Viele Landwirte nutzten die Hochpreisphase und verkauften ihr Getreide anstatt es zu selbst zu mischen. Dazu wurden in Nordwestdeutschland die Mastkapazitäten kräftig ausgebaut. Der Strukturwandel bei den Schweinehaltungsbetrieben wirkt zusätzlich in Richtung Mischfuttereinsatz: In größeren Betrieben bindet die eigene Futterherstellung häufig zu viel Kapital und Arbeit, so dass sich ein kompletter Futterzukauf besser in die betriebliche Organisation einfügt.

Wie konnten die Mischfutterunternehmen diese Trends für sich nutzen?Die Top Ten der Futtermittelbranche steigerte in den letzten drei Jahren ihre Gesamttonnage um 12,5% auf 11,5 Millionen Tonnen Mischfutter. So vereinen die zehn größten Mischfutterhersteller einen Marktanteil von 55% auf sich. Betrachtet man die Top 25 erreichen sie bereits 70% Marktanteil. Verglichen mit anderen Branchen des Agribusiness (Agrochemie, Schlachtbranche) ist der Konzentrationsgrad relativ niedrig, so dass in der Mischfutterbranche noch ein intensiver Wettbewerb stattfindet. Dieser Wettbewerb in der Branche ist einer der Standortfaktoren, die die Schweinehaltung im Nordwesten begünstigen.

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Die Analyse der Futtermittelbranche, die auf Unternehmensangaben basiert, zeigt, dass die Top Five im Jahr 2009 mehr als eine Million Tonnen Mischfutter (für alle Tierarten) produzierten. Dazu gehören die Deutsche Tiernahrung Cremer in Düsseldorf (2,3 Mio. t), die Agravis Raiffeisen AG in Münster (2,17 Mio. t), die Bröring Unternehmensgruppe in Dinklage (1,3 Mio. t), die Mega Rechterfeld (1,1 Mio. t) sowie die For Farmers Gruppe aus Lochem/NL (1,04 Mio. t).

Im Folgenden werden die Entwicklungen im Bereich Mischfutter für Schweine ausführlich analysiert.

Die Produktion von Schweinefutter stieg seit 2006 deutschlandweit um 784.000 Tonnen auf 8,9 Millionen Tonnen. Allein die zehn größten Schweinefutterhersteller konnten ihre Produktion um 440.000 Tonnen ausweiten.

Mit moderatem Wachstum im Bereich Schweinefutter konnten Agravis und Deutsche Cremer Tiernahrung ihre vorderen Positionen aus dem Jahr 2006 behaupten. Die Unternehmensgruppe Bröring kommt näher an den Erst- und Zweitplatzierten heran. Das Unternehmen aus Dinklage konnte seine Menge an erzeugtem Schweinemischfutter in den letzten drei Jahren um 25% auf 650.000 Tonnen steigern.

Die dänische Dansk Landbrugs Grovvarelskab (DLG) hat beim Viertplatzierten, der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (HaGe) in Kiel, ihre Anteile von 70% auf 100% erhöht. Mit 15.000 Tonnen mehr abgesetztem Schweinefutter konnte auch die HaGe Kiel leicht wachsen. Die Hauptgenossenschaft ist weiter auf Expansionskurs und macht durch Übernahmen auf sich aufmerksam (Roth Landhandel).

Die von der niederländischen Gruppe For Farmers übernommenen Bela-Mühlen, die auf Platz 5 rangieren, konnten ihre Schweinefutterproduktion um 4% steigern. Bela produziert in Langförden bei Vechta, in Hamburg und Rees am Niederrhein. Das niederländische Unternehmen ist außerdem vom Stammsitz Lochem aus am deutschen Markt aktiv.

Überdurchschnittlich stark gewachsen sind die GS Agri in Schneiderkrug und die Fleming & Wendeln Gruppe in Garrel auf den Plätzen 6 und 7. Die Genossenschaft (inkl. LBG Garrel und Landwehr) aus dem Oldenburger Münsterland konnte den Absatz von Schweinefutter um fast 46% auf 350.000 Tonnen ausweiten. Ähnliches gilt für die Fleming & Wendeln Gruppe (inkl. Leikra), die um 42% auf 315.000 Tonnen Schweinefutter zulegen konnten.

Auf den Plätzen 11-21 lassen sich einige Unternehmen als Schweinefutterspezialisten ausmachen. Zu nennen sind hier die RWG Grafschaft Hoya (68% Anteil Schweinefutter), die Strahmann GmbH & Co. KG (82%), die RWG Ankum (83%), Kohnen (inkl. Eirero) in Sögel (85%) und Diekgerdes Landhandel (90%). Diese fünf Unternehmen konnten in den letzten drei Jahren ihren Schweinefutterabsatz um 152.000 Tonnen steigern.

Es bleibt festzuhalten, dass jene Unternehmen, die in den nordwestdeutschen Veredlungsregionen geschäftsansässig sind, ihren Absatz von Schweinefutter gut ausbauen konnten. Die Investitionsfreudigkeit der nordwestdeutschen Schweinehalter in neue Mastställe förderte die starke Entwicklung der dort niedergelassenen Mischfutterindustrie. Vergleicht man die Zuwachsraten mit denen der nord- und ostdeutschen Mischfutterproduzenten, so ist in diesen Regionen nur ein moderates Wachstum möglich gewesen, bzw. die Entwicklung von Stagnation geprägt. Die süddeutschen Futterhersteller mussten in den vergangenen Jahren sogar tendenziell mengenmäßige Verluste hinnehmen. So

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verlor die RKW Süd ihren Platz in den Top Ten.

Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) rechnet für 2010 mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau bei der Herstellung von Schweinemischfutter. Die weitere Expansion der Mastanlagen und die Exportorientierung der Branche sollen die Entwicklung stützen.

Quelle: "ISN-Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V."

24.04.2010

MÄRKISCHE ALLGEMEINE

KOMMENTAR: Christian KranzLandluft

Wer aus der Stadt aufs Land zieht – wegen der frischen Landluft und weil die Grundstücke dort so schön billig sind – der muss sich auch mit den ländlichen Gepflogenheiten abfinden.

Städter können nicht erwarten, dass die, die schon immer auf dem Land gelebt haben, nun ihre Tiere abschaffen oder samstags den Trecker nicht mehr anwerfen, bloß weil der Berliner sein Mittagsschläfchen halten will. Tierhaltung und Ackerbau sind der Lebenserwerb der Bauern. Städter stellen ja auch nicht den lärmenden Straßenverkehr ein, bloß weil er Besuchern vom Land auf die Nerven geht.

Im Fall der geplanten Massentierhaltung könnte der Fall aber anders liegen: Sie schafft kaum Arbeitsplätze im Dorf. Es ist legitim, dagegen zu sein – auch als Zugezogener.

AGRARHEUTE27.04.2010Erfindungsreicher Großkonzern Monsanto will Patent auf Schinken und SchnitzelHamburg/Genf - Mit einem Patentanspruch auf Schinken und Schnitzel ist der Biotechnik-Konzern Monsanto erneut in die Kritik geraten.

(Foto: agrarfoto.com)

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Das US-Unternehmen will sich beim Weltpatentamt in Genf bestimmte Schweineprodukte als Erfindung schützen lassen. Es geht um das Fleisch von Tieren, die mit gentechnisch manipulierten Pflanzen gefüttert wurden.

Die Umweltorganisation Greenpeace und 300 weitere Verbände forderten am Dienstag in einem internationalen Appell das Verbot von Patenten auf Pflanzen, Tiere und Lebensmittel.

Werden Landwirte und Verbraucher zur Kasse gebeten?

"Schinken und Schnitzel sind keine Erfindung", sagte Greenpeace-Berater Christoph Then. Die Konzerne trieben ihre Patentansprüche über die gesamte Kette der Lebensmittel-Erzeugung voran und missbrauchten damit das Patentrecht. Greenpeace sieht darin den Versuch, Landwirte und Verbraucher zur Kasse zu bitten. In der Patentanmeldung WO/2009/097403 schreibt Monsanto, dass die Verfütterung bestimmter genmanipulierter Pflanzen zu einer höheren Konzentration ungesättigter Fettsäuren im Fleisch führe. Für Menschen werde das Schweinefleisch dadurch gesünder.

Monsanto erregt immer wieder den Ärger von Umwelt- und Verbraucherschützern. In Deutschland war der Anbau der Genmais-Sorte MON 810 im vergangenen Jahr von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) gestoppt worden. (dpa)

27.04.2010Hähnchenerzeugung Moderater Anstieg der weltweiten ProduktionBonn - Das amerikanische Landwirtschaftsministerium rechnet für 2010 mit einer Steigerung der Hähnchenproduktion um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Brasilien bleibt weiterhin wichtigste Exportnation.

(Foto: Mühlhausen/Landpixel.de)

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) veröffentlchte im April aktuelle Daten zum internationalen Hähnchenmarkt. Die Hähnchenproduktion in der Welt belief sich nach USDA-Angaben 2009 auf 71,760 Millionen Tonnen, das waren nur 0,4 Prozent mehr als 2008. Damit hatte sich das Wachstum abgeflacht.

In den beiden vorherigen Jahren lagen die Zuwachsraten nach Berechnung der MEG (Marktinfo Eier und Geflügel) noch zwischen fünf und sechs Prozent. Das geringere Wachstum führen internationale Marktexperten auch auf die Wirtschaftskrise zurück. Für 2010 rechnet das USDA mit einer Produktionssteigerung von drei Prozent auf 73,923 Millionen Tonnen.

Deutlicher Produktionszuwachs in Brasilien

Etwa 55 Prozent der Welterzeugung an Hähnchen wird in den drei größten Produktionsländern USA, China und Brasilien erzeugt. In den USA verfehlte man 2009 mit

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15,935 Milliionen Tonnen das Vorjahresvolumen um 3,8 Prozent. 2010 wird die Erzeugung voraussichtlich wieder wachsen (plus 1,8 Prouent) allerdings ohne das Ausgangsniveau zu erreichen. Die brasilianische Erzeugung verfehlte 2009 mit einem Minus von 0,1 Prozent knapp das Level von 2008. Der Zuwachs in 2010 dürfte dort mit 3,6 Prozent wieder deutlicher ausfallen.

Expansionstendenzen in China ungebrochen

Hier gibt es offensichtlich immer noch Nachholbedarf bei der Versorgung der einheimischen Bevölkerung. China bleibt Nettoimporteur am Hähnchenmarkt. 2009 standen Einfuhren von 401.000 Tonnen Ausfuhren von 291.000 Tonnen gegenüber. Ebenfalls auf Importe angewiesen bleibt der russische Markt. Dennoch legte dort die Erzeugung in den vergangenen Jahren kräftig zu. Wurden 2006 erst 1,180 Millionen Tonnen Hähnchenfleisch erzeugt, so waren es 2009 bereits 1,772 Millionen Tonnen. Für 2010 wird eine Steigerung auf 1,975 Millionen Tonnen prognostiziert. 2009 importierte Russland dennoch zusätzlich 913.000 Tonnen Hähnchenfleisch.

Exportrückgang in USA erwartet

Wichtigste Exportnation war 2009 Brasilien mit 3,222 Millionen Tonnen, damit bewegte man sich auf dem Niveau von 2008. 2010 wird der Export wohl moderat auf 3,350 Millionen Tonnen wachsen. Zweitwichtigster Exporteur von Hähnchenfleisch ist die USA mit 3,100 Millionen Tonnen in 2009. Hier erwartet die USDA für 2010 allerdings einen deutlichen Rückgang auf 2,642 Millionen Tonnen. (pd)

23.04.2010Wochenmarktbericht Eier & Geflügel Notierungen der MEG sorgen für UnmutEppingen - Man könnte meinen, die Eierpreise halten es mit den europäischen Fluggesellschaften: Zuerst lag der Markt am Boden, gegen Mitte der Woche gingen die Preise dann auf "Sichtflug".

(Foto: agrar-portal.com)

Eier: Eierpreise weiter im Tiefflug

Obwohl die Osterferien bundesweit beendet sind, waren die Umsätze im LEH und auf den Wochenmärkten deutschlandweit bescheiden. Einzig die Gewichtsklasse XL blieb vom Kahlschlag verschont, egal welche Haltungsform. Alle anderen Preise kamen mächtig unter Druck.

Wie bereits letzte Woche erwähnt, ist die aktuelle Marktentwicklung nichts ungewöhnliches. Nach Ostern sind schon immer "zu viele" Eier am Markt, bis sich die Kanäle finden, an welche die Eier dann ausgeliefert werden können, dauert es seine Zeit. Wahrscheinlich sind

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alle Marktbeteiligten vom Geschehen des letzten halben Jahres zu sehr verwöhnt, aber eigentlich war es logisch, dass die exorbitant hohen Preise der Vergangenheit ein jähes Ende haben werden. Die Normalität ist wohl zurück gekehrt im Eierhandel beziehungsweise der Eiererzeugung.

Notierungen entsprechen nicht dem reellen Marktgeschehen

Für erheblichen Unmut seitens der deutschen Erzeuger sorgt seit einigen Monaten die Notierung der früheren ZMP, heute MEG Bodenhaltungspreisfeststellung. Zum Jahresende 2009/2010 und den Wochen danach waren auf dem freien Markt keine Bodenhaltungseier unter 17 Cent zu bekommen (meist sogar noch teuerer!). Trotzdem notierte die MEG als höchsten Preis der Gewichtsklasse L 14,55 Cent/Ei in der KW 09/2010.

Das Fass zum überlaufen brachte die MEG Notierung in der vergangenen Woche, als die L-Bodenhaltungseier gleich notierten wie die Käfigeier der Weser-Ems Notierung. Auf Nachfrage meinerseits, wie denn die Notierung zustande kommt, erhielt ich leider nur unbefriedigende Antworten. Nach meiner Anfrage notierte die MEG-Notierung diese Woche komischerweise nur leicht schwächer im Vergleich zur Vorwoche – und das entspricht nicht dem reellen Marktgeschehen.

 

Geflügel: Steigende Umsätze mit Geflügelfleisch

Geflügelfleisch wird saisonal flott nachgefragt. Im Vordergrund des Interesses stehen frische Geflügelteile. Im Rahmen der beginnenden Grill- und Spargelsaison wird insbesondere Brustfleisch von Hähnchen und Puten lebhaft gefragt. Mit Blick auf das für das bevorstehende Wochenende vorausgesagte sommerliche Wetter dürfte sich diese Tendenz kurzfristig noch verstärken.

Am Hähnchenmarkt macht sich die zunehmende Nachfrage nun auch in steigenden Preisen bemerkbar. Für frische Hähnchenteile zogen die Schlachtereiabgabepreise durchweg an. Auch auf Erzeugerebene wurden höhere Preise vereinbart.

Am Putenmarkt fand die erhoffte Trendwende statt

Die Preistendenz ist auch hier nach oben gerichtet. Die Preise für gefrorene Ware tendieren noch uneinheitlich. Grund ist unter anderem das Inkrafttreten der neuen Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch zum 1. Mai 2010. Danach dürfen frische Geflügelfleischerzeugnisse und Geflügelfleischzubereitungen nur aus frischem Geflügelfleisch das zuvor nicht gefroren war, hergestellt werden. Infolge dessen wird derzeit vermehrt gefrorenes Geflügelfleisch angeboten, um die Lagerbestände abzubauen.

 

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Georg Heitlinger Eierproduzent aus dem baden-württembergischen Eppingen, 40.000 Legehennen, davon ca. 12.000 in Freilandhaltung, 28.000 in Bodenhaltung, ca. 90 ha Ackerbau, inkl. Packstelle, analysiert ab sofort wöchentlich für agrarheute.com in Zusammenarbeit mit der EMA, Bonn, die Marktentwicklung bei Eiern und Geflügelmast.

28.04.2010Branchenübersicht Beim Mischfutter funktioniert der WettbewerbMünchen - Die Top Ten der Futtermittelbranche hat in den letzten drei Jahren ihre Gesamttonnage um 12,5% auf 11,5 Millionen Tonnen Mischfutter gesteigert. Die zehn größten Mischfutterhersteller vereinten einen Marktanteil von 55%.

(Foto: agrarfoto.com)

Betrachtet man die Top 25 erreichen sie bereits 70% Marktanteil. Verglichen mit anderen Branchen des Agribusiness (Agrochemie, Schlachtbranche) ist der Konzentrationsgrad relativ niedrig, so dass in der Mischfutterbranche noch ein intensiver Wettbewerb stattfinde, stellt die ISN - Interessengemeinschaft Schweinehalter Deutschlands e.V. fest. Dieser Wettbewerb in der Branche ist einer der Standortfaktoren, die die Schweinehaltung im Nordwesten begünstigen. Die Analyse der Futtermittelbranche, die auf Unternehmensangaben basiert, zeigt, dass die Top Five im Jahr 2009 mehr als eine Million Tonnen Mischfutter (für alle Tierarten) produzierten. Dazu gehören die Deutsche Tiernahrung Cremer in Düsseldorf (2,3 Mio. t), die Agravis Raiffeisen AG in Münster (2,17 Mio. t), die Bröring Unternehmensgruppe in Dinklage (1,3 Mio. t), die Mega Rechterfeld (1,1 Mio. t) sowie die For Farmers Gruppe aus Lochem/NL (1,04 Mio. t).

Top Ten mischen mehr

Die Produktion von Schweinefutter stieg seit 2006 deutschlandweit um 784.000 Tonnen auf 8,9 Millionen Tonnen. Allein die zehn größten Schweinefutterhersteller konnten ihre Produktion um 440.000 Tonnen ausweiten. Mit moderatem Wachstum im Bereich Schweinefutter konnten Agravis und Deutsche Cremer Tiernahrung ihre vorderen Positionen aus dem Jahr 2006 behaupten. Die Unternehmensgruppe Bröring kommt näher an den Erst- und Zweitplatzierten heran. Das Unternehmen aus Dinklage konnte seine Menge an erzeugtem Schweinemischfutter in den letzten drei Jahren um 25% auf 650.000 Tonnen steigern. Die dänische Dansk Landbrugs Grovvarelskab (DLG) hat beim Viertplatzierten, der

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Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (HaGe) in Kiel, ihre Anteile von 70% auf 100% erhöht. Mit 15.000 Tonnen mehr abgesetztem Schweinefutter konnte auch die HaGe Kiel leicht wachsen. Die Hauptgenossenschaft ist weiter auf Expansionskurs und macht durch Übernahmen auf sich aufmerksam (Roth Landhandel).(dlz agrarmagazin)

 Starkes Wachstum auf den hinteren Plätzen Die von der niederländischen Gruppe For Farmers übernommenen Bela-Mühlen, die auf Platz 5 rangieren, konnten ihre Schweinefutterproduktion um vier Prozent steigern. Bela produziert in Langförden bei Vechta, in Hamburg und Rees am Niederrhein. Das niederländische Unternehmen ist außerdem vom Stammsitz Lochem aus am deutschen Markt aktiv. Überdurchschnittlich stark gewachsen sind die GS Agri in Schneiderkrug und die Fleming & Wendeln Gruppe in Garrel auf den Plätzen 6 und 7. Die Genossenschaft (inkl. LBG Garrel und Landwehr) aus dem Oldenburger Münsterland konnte den Absatz von Schweinefutter um fast 46% auf 350.000 Tonnen ausweiten. Ähnliches gilt für die Fleming & Wendeln Gruppe (inkl. Leikra), die um 42% auf 315.000 Tonnen Schweinefutter zulegen konnten.  Süddeutsche mit Verlusten Vergleicht man die Zuwachsraten mit denen der nord- und ostdeutschen Mischfutterproduzenten, so ist in diesen Regionen nur ein moderates Wachstum möglich gewesen, bzw. die Entwicklung von Stagnation geprägt. Die süddeutschen Futterhersteller mussten in den vergangenen Jahren sogar tendenziell mengenmäßige Verluste hinnehmen. So verlor die RKW Süd ihren Platz in den Top Ten. Der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) rechnet für 2010 mit einer Konsolidierung auf hohem Niveau bei der Herstellung von Schweinemischfutter. Die weitere Expansion der Mastanlagen und die Exportorientierung der Branche sollen die Entwicklung stützen.

26.04.2010Runder Tisch zur Bioenergie Klöckner: EEG schnellstmöglich novellierenBerlin - Das Erneuerbare-Energien-Gesetz muss nach Ansicht der Parlamentarischen Staatssekretärin vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Julia Klöckner, novelliert werden.

(Foto: agrarfoto.com)

Bei Biogas sollten die Bedingungen der Direkteinspeisung in das Erdgasnetz verbessert werden, und "die vorhandenen erneuerbaren Potenziale sind so effizient wie möglich zu nutzen", erklärte Klöckner vergangene Woche in Berlin, wo sie einen Runden Tisch zur Bioenergie leitete, bei dem das Thema Biogas im Vordergrund stand.

Vor allem bei der Bioenergie gebe es noch erhebliche Möglichkeiten zur Effizienzverbesserung. Zudem müsse die Energie von morgen für die Energieverbraucher bezahlbar bleiben. Die Staatssekretärin warnte außerdem vor einer Nutzungskonkurrenz

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zwischen Lebensmitteln und Bioenergie. An den Runden Tisch soll sich im Mai ein weiteres Treffen anschließen, bei dem das Thema Biokraftstoffe im Vordergrund steht.

Die Novelle des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz), in dem die Einspeisesätze für Ökostrom geregelt sind, soll laut Koalitionsvertrag zum 1. Januar 2012 in Kraft treten. Bereits in diesem Herbst wird ein Energiekonzept von Bundesumweltminister Norbert Röttgen erwartet, in dem die erneuerbaren Energien und ihr Zusammenspiel mit anderen Energiequellen eine wichtige Rolle spielen dürften. (AgE)

Proplanta ®  |  26.04.2010  |  Tier:   Schwein

Patent auf Züchtung von Schweinen wurde zurückgezogen

Hamm/Berlin - AbL: Das ist ein großer Erfolg für die bäuerliche Landwirtschaft!

„Die Versuche von multinationalen Konzernen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die vollständige Kontrolle über die Lebensmittelerzeugung vom Acker und Stall des Bauern bis zum Teller des Verbrauchers mit Hilfe von Patenten zu erlangen, haben mit der Widerrufung des Schweinezuchtpatents seitens des Patentinhabers (eines US-Schweinezuchtkonzerns) einen großen Dämpfer erhalten. Dies ist ein schöner Tag für Bauern und Verbraucher und ein Erfolg für die bäuerliche

Landwirtschaft“, so Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., die zusammen mit anderen Bauern-, Umwelt-, Entwicklungs- und Verbraucherschutzorganisationen Einspruch gegen das Schweinezuchtpatent erhoben hat. Janßen erklärte weiter:

„Ohne die starke und breite Aufklärungs- und Informationskampagne von vielen patentkritischen Organisationen wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Die AbL bedankt sich bei allen engagierten Bäuerinnen und Bauern. Besonderer Dank geht aber vor allem auch an Greenpeace und an Kein Patent auf Leben! Diese beiden Organisationen haben in den letzten Jahren unermüdlich und mit großer inhaltlicher Hintergrundarbeit die Patentierungsoffensive auf Pflanzen und Tiere ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Bundesregierung muss jetzt nach den Ausführungen zur Patentierung im Koalitionsvertrag ihren Worten auch Taten folgen lassen und gegen die Patentierungspraxis politisch vorgehen. Nicht abwarten, wie z.B. das laufende Patentverfahren bei Milchkühen oder das aktuell anhängige Entscheidungsverfahren beim konventionell gezüchteten Brokkoli ausgehen, sondern gesetzlich absichern, dass Patente auf Pflanzen und Tiere erst gar nicht erteilt werden. Die Bund-Länder-Agrarministerkonferenz in der kommenden Woche kann dazu schon einen deutlichen Beschluss fassen. Wir werden jedenfalls - ermutigt durch den Erfolg beim Schweinezuchtpatent - in unserer Arbeit nicht nachlassen: Kein Patent auf Pflanzen und Tiere!“ (AbL)

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Staat in: home Pluimveehouderij Duitse boerenbond breekt lans voor plannen Emsland

pluimveehouderij

Duitse boerenbond breekt lans voor plannen Emsland

19 apr 2010 18:56

De boerenbond Landvolk in Nedersaksen neemt het op voor de pluimveevleesintegratieplannen Emsland Frischgeflügel en diens zusterbedrijf Rothkötter.

De plannen voorzien in de werving van een groot aantal kuikenmesters in Oost-Nedersaksen, wat tot een ware protestgolf van de burgerij en Landvolk-concurrent Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) heeft geleid.

Volgens Landvolk is de vrees van de protesterende boeren en burgers overtrokken. Tegenover het parlement van Nedersaksen heeft Landvolk duidelijk gemaakt dat het naar verwachting om 150 nieuwe vleeskuikenstallen zal gaan in een straal van 180 kilometer rond de beoogde vestigingsplaats van de slachterij, Wietze bij Celle.

Landvolk meent tevens dat de overheid genoeg instrumenten heeft om de bouwplannen te beheersen als het uit de hand dreigt te lopen. Verscherping van de door de burgers bepleite regelgeving ziet de bond daarom niet zitten. Verder wijst Landvolk erop dat de vraag naar vers pluimveevlees uit binnenlandse productie stijgt.

Bron: Agrarisch Dagblad auteur: Wim Verseput

DPAAgrarministerin verteidigt sich gegen Kritik

Freitag, 30. April 2010, 08:56 Uhr

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Astrid Grotelüschen (CDU) steht wegen ihrer Mastputen-Brüterei in der Kritik.Foto: dpa

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens neue Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) hat Vorwürfe wegen ihrer Mastputen-Brüterei zurückgewiesen. Sie sagte der Nachrichtenagentur dpa in Hannover: «Die geltenden Tierschutzgesetze werden eingehalten.» Oberstes Ziel sei es, «dass das Küken, das schlüpft, optimal startet und beim Landwirt gesund groß wird». Tierschützer und auch die Grünen im Landtag kritisierten, die Ministerin stehe für eine Massentierhaltung. Es gab Vorwürfe, die Tiere würden nicht artgerecht gehalten.

Märkische Allgemeine

26.04.2010PROTEST: „Kein Schweinsberg in Rheinsberg“Heinrichsdorfer Bürgerinitiative hat Kampagne gegen Mastanlage gestartet

HEINRICHSDORF - Die Bürgerinitiative (BI) gegen die geplante Schweinemast in Heinrichsdorf bei Rheinsberg hat ihre angekündigte Kampagne gestartet. Am Freitagabend sind Mitglieder der BI mit einem Transparent vor die Ställe der Heinrichsdorfer Ferkelproduktion gezogen. Die Aktivisten haben zudem Flugblätter verteilt, Banner aufgehängt – unter anderem an den Ortseingängen von Heinrichsdorf und in der Köpernitzer Kurve – und Autos mit ihrem Slogan „Kein Schweinsberg in Rheinsberg“ beklebt.

Die BI plant auch, in der Rheinsberger Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch sowie im Haupt-, Bau- und Wirtschaftsausschuss aufzutreten und einen offenen Brief an alle Stadtverordneten zu schreiben. Damit will sie ihren Protest deutlich machen und Stadt und

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Anwohner aufrufen, Einwände gegen die Erweiterungspläne einzulegen. Noch bis zum 7. Mai liegen die Pläne im Rheinsberger Bauamt aus, bis 20. Mai müssen die Einsprüche beim Landesumweltamt eingegangen sein.

Nach den Plänen der Heinrichsdorfer Ferkelproduktion soll ein Stall stillgelegt werden. An seiner Stelle sollen zwei neue Ställe entstehen, in denen bis zu 3552 Jungsauen Platz finden. Außerdem will das Unternehmen einen Güllebehälter und vier Mischfuttersilos errichten. Im Dezember soll die Anlage nach Vorstellung der Investoren in Betrieb gehen.

BI-Sprecher Leif Miller kündigte an, dass die Eigentümer von drei Grundstücken unmittelbar neben der Anlage gegen die Erweiterungspläne vor Gericht ziehen wollen. Dabei geht es um den sinkenden Wert der Grundstücke sowie um die Beeinträchtigung eines Waldstücks durch die Anlage. Miller sagte, die BI plane außerdem, ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben. Neben der Gefährdung seltener Rotbauchunken sollen darin die Auswirkungen auf das Grundwasser untersucht werden. „Spannend ist, dass wir hier ein Ost-West-Gefälle des Grundwasserspiegels zum Rhin hin haben“, sagte Miller. „Gülle wird also in den Rhin und von dort in die Seenkette gelangen, da es sich um einen unbedeckten Grundwasserleiter handelt.“ (nf/cas)

Braunschweiger ZeitungNachrichten / Salzgitter Gemeinde erhebt keine Einwände gegen die Hähnchenmast bei Alvesse

Die drei Vechelder Ratsfraktionen bewerten diese Form der Tierhaltung unterschiedlich

Von Harald Meyer

VECHELDE. Einmütiges Votum im Vechelder Verwaltungsausschuss (VA): Die Gemeinde erhebt keine Einwände gegen die bei Alvesse geplante Hähnchenmastanlage. In der Bewertung solcher Mastanlagen geht die Meinung in der Gemeindepolitik aber auseinander.

Zunächst zum VA-Beschluss: Die Gemeinde kann in diesem Genehmigungsverfahren gegen die Mastanlage mit bis zu 84 800 Hähnchen nur vorgehen, wenn sie durch dieses Vorhaben in eigenen Rechten eingeschränkt wird, wenn sie beispielsweise im Bereich der Mastanlage ein Wohnbaugebiet ausweisen wollte.

Das ist aber nicht der Fall, daher gibt es für die Gemeinde "keine rechtsstaatliche Möglichkeit, gegen die geplante Anlage vorzugehen", wie sich Bürgermeister Hartmut Marotz ausdrückt. Entsprechend wurde einstimmig eine Stellungnahme an den Landkreis als Genehmigungsbehörde für die Hähnchenmast beschlossen (siehe Fakten).

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Gleichwohl fällt die politische Bewertung der höchst umstrittenen Hähnchenmastanlage bei Alvesse unter den drei Ratsfraktionen sehr unterschiedlich aus.

SPD-Fraktionschef Romec Manns :

"Hähnchenmastställe stellen eine Art der Tierhaltung dar, die weder wünschenswert ist, noch weiter in dieser Form erlaubt sein sollte", unterstreicht Fraktionschef Romec Manns die "einheitliche Auffassung der SPD-Gemeinderatsfraktion".

Die Genehmigungsverfahren und einschlägigen Grenzwerte für diese Anlagen seien "völlig unzureichend und politisch inakzeptabel", ist Manns überzeugt. Der SPD-Mann fordert die CDU/FDP-Bundesregierung auf, die Möglichkeiten zu verbessern, um solche Hähnchenmastanlagen (privilegierte landwirtschaftliche Vorhaben) zu verhindern. "Doch der Bund hat die Voraussetzungen zum Bau derartiger Anlagen sogar noch erleichtert", so Manns.

CDU-FraktionschefUwe Flamm: 

"Wir als Fraktion stehen zu 100 Prozent zu der Landwirtschaft und zu Hähnchenmastanlagen", stellt dagegen Uwe Flamm, Chef der CDU-Gemeinderatsfraktion, klar: "Wir brauchen die Privilegierung der Landwirtschaft, und wir brauchen die Landwirtschaft." Er könne zwar die "Sorgen und Nöte der Menschen verstehen", aber wer Hähnchenmastanlagen verhindern wolle, könne das über seine Essgewohnheiten tun. Wenn es keine Nachfrage mehr für dieses Fleisch gebe, werde es auch keine Hähnchenmastanlagen mehr geben, glaubt Flamm. Doch Bio-Lebensmittel könne sich nicht jeder leisten. "Ich halte die Haltung in Hähnchenmastanlagen für tiergerecht", sagt Flamm. Die Hähnchen seien entsprechend gezüchtet worden. Im Übrigen seien die Auflagen für Mastbetriebe – "ein Din- A4-Blatt Platz für ein Hähnchen" – von Medizinern festgelegt worden.

Silke Dupont (Grünen-Ratsmitglied) :

"Es sollte geprüft werden, ob die Privilegierung der Landwirtschaft in der jetzigen Form noch zeitgemäß ist", wünscht sich Grünen-Ratsmitglied Silke Dupont. Aus ihrer Sicht sei die Hähnchenmasttierhaltung "Tierquälerei", jedoch spricht sie sich dafür aus, "der Landwirtschaft nicht vor den Kopf zu stoßen".

An die Essgewohnheiten der Menschen zu appellieren, reicht Silke Dupont nicht aus: "Solche Appelle sind nur zusätzlich zu einer entsprechenden Gesetzgebung sinnvoll."

AGRARHEUTEDonnerstag, 29.04.2010 USA hadern weiter mit EU-Handelsauflagen

BRÜSSEL/WASHINGTON. Die USA haben sich noch immer nicht damit abgefunden, dass die EU-Mitgliedstaaten den Import von „Chlorhähnchen“ ablehnen. Das geht aus dem diesjährigen Bericht des US-Handelsbeauftragten Ron Kirk zu sanitären und phytosanitären Handelsbeschränkungen hervor, der am vergangenen Mittwoch veröffentlicht wurde. Darin wird der Vorschlag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2008, die Behandlung von Geflügelschlachtkörpern mit verschiedenen, in den Vereinigten Staaten standardmäßig

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eingesetzten antibakteriellen Substanzen unter Auflagen zu gestatten, als „hochgradig handelsbeschränkend“, „nicht wissenschaftlich begründet“ und „fehlerbehaftet“ bezeichnet. Die EU-Agrarminister lehnten den Entwurf im Dezember 2008 einstimmig ab - allerdings nicht aufgrund der von Washington angeführten Kritikpunkte, sondern aus grundsätzlicher Abneigung gegen die Aufweichung der EU-Hygienestandards, wonach Geflügelfleisch nur mit Trinkwasser gereinigt werden darf. Im vergangenen November strengten die USA gegen die EU in dieser Frage ein Streitschlichtungsverfahren vor der Welthandelsorganisation (WTO) an, nachdem bilaterale Gespräche ergebnislos verlaufen waren.

Hürden für den Agrar- und Ernährungshandel identifiziertWeitere Kritikpunkte der USA an den europäischen Verhältnissen umfassen gentechnisch veränderte Organismen (GVO), Warnhinweise für Lebensmittelfarben, das Verbot des in der Schweine- und Geflügelmast eingesetzten Wachstumshormons Ractopamin sowie Hygienevorschriften für tierische Nebenprodukte und Mandeln. Gelobt wird dagegen der Kompromiss, der im vergangenen Mai nach jahrelangem Streit für hormonbehandeltes Rindfleisch gefunden wurde. Danach öffnet die EU ihren Markt mittelfristig für jährlich bis zu 45 000 t US-Rindfleisch, das ohne den Einsatz von Wachstumshormonen erzeugt wurde. In einem zweiten Bericht lenkt Washington das Augenmerk auf technische Handelsbarrieren. Darin wird unter anderem die verpflichtende Kennzeichnung von GVO-Lebensmitteln gerügt. Kirk erklärte, mit den Veröffentlichungen konzentriere man sich auf einige der größten Hürden für amerikanische Farmer, Viehhalter, Hersteller und Dienstleister im Außenhandel. Man werde alle zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um ausländische Märkte für US-Waren zu öffnen.

Pläne für Schwellenwerte begrüßtHinsichtlich der EU-Politik zu GVO sieht man in Washington von dortiger Warte einen Silberstreif am Horizont. In den vergangenen Monaten habe die EU mit der Zulassung einer Reihe von lange verschleppten Anträgen Fortschritte gemacht, heißt es in dem Bericht. Nichtsdestotrotz wird vermerkt, dass der EU-Ministerrat seit 1998 in keinem Fall mit qualifizierter Mehrheit für die Zulassung eines GVO gestimmt habe, selbst dann, wenn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine positive Risikobewertung abgegeben habe. Bekräftigt wird die Kritik am Anbauverbot des Monsanto-Maises MON810 in mehreren EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Österreich und Frankreich. Die von Brüssel angekündigte Politik, den Anbau einmal zugelassener GVO ins Ermessen der Mitgliedstaaten zu stellen, wird in dem Papier nicht berücksichtigt. Allerdings erhofft sich Washington Bewegung hinsichtlich der EU-Nulltoleranz gegenüber Spurenfunden von nicht zugelassenen GVO in Futtermittellieferungen. Hier habe die Kommission die Entwicklung eines Schwellenwerts in Aussicht gestellt. Die US-Regierung werde gegenüber der EU weiterhin darauf drängen, das Problem möglicher Handelsunterbrechungen aufgrund der zeitlichen Verzögerung von GVO-Zulassungen in Europa zu lösen.

Ractopaminverbot unbegründetHinsichtlich Ractopamin weist das Büro des US-Handelsbeauftragten auf das EU-Vermarktungsverbot für damit erzeugtes Schweinefleisch hin, „trotz wissenschaftlicher Studien, die die Sicherheit von Ractopamin belegen“. US-Mastbetriebe müssten deshalb am bürokratielastigen Programm „Schweinefleisch für die Europäische Union“ (PFEU) teilnehmen, um nachzuweisen, dass ihre Tiere nicht mit Masthormon behandelt worden seien. Daneben müssten Lieferungen mit Ziel EU in Kanada teuer getestet werden, um die Abwesenheit von Ractopaminrückständen zu gewährleisten. Diese Anforderungen entbehrten einer wissenschaftlichen Grundlage und stellten ein großes Hemmnis für den transatlantischen Schweinefleischhandel dar. Nur eine kleine Anzahl amerikanischer Erzeuger exportiere in die

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EU. In Bezug auf tierische Nebenprodukte moniert Washington unter anderem die EU-Vorschrift, dass Tierfett, das nicht zum menschlichen Verzehr bestimmt ist, trotzdem lebensmittelrechtlichen Bestimmungen genügen muss. Auch hier wird die wissenschaftliche Basis bezweifelt. Insgesamt seien von den EU-Regeln vor allem amerikanische Hersteller von Heimtiernahrung, Talg, tierischen Proteinen und bestimmten Häuten betroffen. Die USA räumen ein, dass die EU in einigen Punkten Entgegenkommen zeige, beispielsweise hinsichtlich der notwendigen Hitzebehandlung von Talg, der nicht als Nahrungsmittel dient. Dennoch blieben andere Beschränkungen hinsichtlich Heimtiernahrung und tierischen Proteinen in Kraft. Man werde die Entwicklung sehr genau beobachten, heißt es.

Warnhinweise für Azofarben überflüssigEin Dorn im Auge sind den US-Handelsexperten darüber hinaus Warnhinweise für synthetische Lebensmittelfarben, die im Verdacht stehen, die Hyperaktivität von Kindern zu erhöhen. Auf Drängen des Europaparlaments müssen nämlich Lebensmittel mit den Azofarbstoffen Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E 104), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Cochenillerot A (E 124) und Allurarot (E 129) ab dem 20. Juli 2010 den Warnhinweis „Kann sich nachteilig auf die Aktivität und Konzentration von Kindern auswirken“ tragen. Eine solche Kennzeichnung werde weder in den Vereinigten Staaten verlangt, noch werde sie von internationalen Standards nahegelegt, so Kirks Mitarbeiter. Selbst EFSA habe die Ergebnisse der hinter diesem Verdacht stehenden Studie britischer Wissenschaftler bezweifelt. Die USA seien nicht der Meinung, dass sich zugelassene Farbstoffe, die Lebensmitteln im gesetzlichen Rahmen zugesetzt würden, nachteilig auf Kinder auswirkten. Deshalb halte man einen Warnhinweis für unnötig. Washington rief die EU auf, die Durchführungsbestimmungen für diese Vorschriften zu verzögern, um mehr Zeit für Gespräche auf technischer Ebene zu erlauben. Man habe das Thema im März auch vor der WTO angesprochen.

Auflagen für Mandelexporte verringernMit Blick auf US-Mandelexporte in die EU fordern die Vereinigten Staaten die Abschaffung der seit 2007 bestehenden Pflicht, ausnahmslos jede Lieferung, die nicht unter einem freiwilligen Kontrollprogramm zur Verringerung der Belastung mit Pilzgiften verarbeitet wurde, auf das Vorhandensein von Aflatoxinen zu testen. Man stehe mit der US-Industrie in Verbindung, um das Vertrauen in freiwillige Zertifizierungsprogramme zu stärken, heißt es. Dadurch habe man zwar erreichen können, dass die EU die verpflichtende Überprüfung von 5 % der zertifizierten Lieferungen seit Anfang 2010 zugunsten einer stichprobenartigen Kontrolle gelockert habe; die vollständige Untersuchung aller nicht zertifizierter Exporte bleibe jedoch bestehen. Dabei habe es vor 2007 keine besonderen Testvorschriften für EU-Mandelimporte aus den USA gegeben.

US-Whiskey schneller fertigIn Bezug auf die technischen Standards bemängelt Washington beispielsweise EU-Vorschriften für Alkoholika. So bestehe in Europa eine Lagerungspflicht von mindestens drei Jahren für Whiskey. Diese Schwelle sei auf die klimatischen Bedingungen in Schottland und Irland zugeschnitten, „wo drei Jahre Lagerung vielleicht notwendig sind, um Scotch oder irischen Whiskey herstellen zu können“. In Kentucky, Tennessee, Indiana und anderen US-Bundesstaaten brauche man dagegen weniger Zeit, um zum selben Ergebnis zu gelangen. Die EU-Regeln haben nach Ansicht der USA auch Auswirkungen auf Drittmärkte. Israel habe kürzlich die gleichen Lagerungsanforderungen wie die EU eingeführt, obwohl das Land gar keinen Whiskey herstelle, und Kolumbien denke darüber nach. Bogota schlage außerdem vor, Branntwein ausschließlich gemäß der Solera-Methode reifen zu lassen. Dieses System sei jedoch in Europa entwickelt worden, heißt es. Bei der Solera-Methode, die vor allem zur

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Reifung von Sherry eingesetzt wird, muss der Branntwein über ein kompliziertes Verfahren mehrere Fässer durchlaufen. In den Vereinigten Staaten dagegen bleibt der Brandy zur Reifung in der Regel in einem Fass. Washington befürchtet, durch die kolumbianischen Pläne könnten US-Exporte behindert werden. AgE (16.04.2010)

http://www.mvregio.de/387696.htmlGrüne legen Minister Backhaus zur Agrarministerkonferenz Forderungskatalog vor28.04.2010: Schwerin/MVregio Kritische Worte allein reichen nicht und bewirken wenig. Aus diesem Grund haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heute Landwirtschaftsminister Backhaus in einem Brief dazu aufgefordert,

die Agrarministerkonferenz in Plön zu nutzen, um Belange für Mecklenburg-Vorpommern zur Sprache zu bringen.

"Bislang hat Herr Backhaus lediglich Kritik am Anbau der genmanipulierten Kartoffel Amflora in Mecklenburg-Vorpommern geübt. Wirksamer wäre es gewesen, hätte er eine Bundesratsinitiative gestartet", kritisiert Jürgen Suhr, Landesvorsitzender der Bündnisgrünen die Vorgehensweise des Ministers. "Der Einsatz von Agrogentechnik muss als unsichere und nicht beherrschbare Technik in unserem Land gestoppt werden. Mecklenburg-Vorpommern darf nicht zum gentechnischen Versuchslabor der Republik werden", führt Suhr fort.

Die Grünen geben Minister Backhaus mit auf den Weg, dass die gesamte EU-Agrarpolitik komplett neu ausgerichtet werden muss. "Wir brauchen eine Politik, die ökologische Lenkungswirkung entfaltet und gleichzeitig die Rahmenbedingungen für faire Preise schafft", so Suhr.

In dem Forderungskatalog verlangen die Grünen außerdem ein nationales Pestizitprogramm für den Artenschutz, Bauernhöfe mit tiergerechter Haltung statt Agrarfabriken, eine flächengebundene Agrar- und Investitionsförderung sowie eine verbindliche Tierschutzkennzeichnung.

MVregio Landesdienst mv/sn

Neue Deister-Zeitung

Springe

Maststall für 75 600 Hähnchen geplant

  

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Springe/Boitzum (mari). Ein heimischer Landwirt will an der Straße zwischen Boitzum und Wülfinghausen eine Hähnchen-Mastanlage für fast 80 000 Tiere bauen. Der Betrieb wäre damit der mit Abstand größte in der Region Hannover. Die Stadt Springe sieht keine Möglichkeit, den Plänen nicht zuzustimmen. „Alles andere wäre Willkür“, sagt Baudezernent Hermann Aden.

Laut Antrag sollen in dem Stall bis zu 75 600 Hähnchen gehalten werden. Als Baugebiet ist eine Fläche gegenüber des Steinbrinks vorgesehen, sie ist 1500 Meter von den nächsten Häusern entfernt. Die Tiere sind für einen Riesenschlachthof in Wietze (Kreis Celle) bestimmt. Mehr als 20 Bürgerinitiativen wehren sich gegen den Bau. Auch in Bad Münder regt sich massiver Widerstand gegen einen geplanten Hähnchen-Maststall (39 900 Tiere) am Ortsrand Eimbeckhausen. Sowohl Baudezernent Aden als auch der für Boitzum zuständige Ortsbürgermeister Heinrich Freimann gehen dennoch davon aus, dass es gegen den Springer Mastbetrieb keine gravierende Proteste geben wird.

Der entlegene Standort sei für das Vorhaben nahezu ideal. „So, wie die Anlage konzipiert ist, riecht man schon in 300 Metern Entfernung kaum noch etwas“, erklärt Aden. Bei dem Betreiber handelt es sich nach NDZ-Informationen um einen beliebten örtlichen Landwirt. Der ehemalige Ortsbürgermeister hält derzeit 200 Hühner und hat angekündigt, demnächst zu einer Bürger-Informationsveranstaltung in seine Scheune einzuladen. Ende Mai sollen die Pläne im Ortsrat Holtensen-Boitzum-Wülfinghausen beraten werden.

Das Thema Mastfarmen sieht Aden „zwiespältig“. Als Wirtschaftsförderer könne er es keinem Landwirt verübeln, seine Chance zu ergreifen. „Aber als Umweltdezernent bin ich nicht wirklich glücklich darüber, wenn so viele Hähnchen auf engem Platz gehalten werden.“ Von dem geplanten Maststall geht seiner Einschätzung nach keine Gefahr für den Bürger aus. Auch das Argument, die Anwohner müssten mit vermehrtem Dung-Geruch rechnen, zähle nicht: Schon derzeit würden die Springer Bauern Hühnermist ausbringen. Der werde jetzt allerdings aus Südoldenburg und den Niederlanden geholt.

Ob der Mastbetrieb genehmigt wird, entscheidet letztlich die Region Hannover. Die Stadt Springe ist lediglich am Verfahren – einem sogenannten „großen Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz“ – beteiligt. Die Pläne sollen noch vor den Sommerferien öffentlich ausgelegt werden.

Artikel vom 30.04.2010 - 00.00 Uhr

Märkische Oderzeitung14.4.2010Friki will Hähnchen-Produktion verdoppeln

Kolpin/Storkow (MOZ) Die Storkower Hähnchen GmbH, die Schlachterei der Friki Geflügel GmbH, will bis 2012 seine Produktion verdoppeln. 200 000 Hähnchen sollen dann an fünf Tagen die Wochen in zwei schichten täglich geschlachtet und verarbeitet werden. Kolpin/Storkow (MOZ) Die Storkower Hähnchen GmbH, die Schlachterei der Friki Geflügel GmbH, will bis 2012 die Produktion verdoppeln. Je 200 000 Hähnchen sollen dann an fünf Tagen die Wochen in zwei Schichten täglich geschlachtet und

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verarbeitet werden. Um das Ziel zu erreichen, will Friki in den Standort rund 10,8 Millionen Euro investieren. Schon in den Jahren 2003 bis 2006 war die Schlachterei für 14 Millionen Euro modernisiert und erweitert worden. Durch höhere Abwassermengen muss auch der Abwasserzweckverband seine Kläranlage für 1,2 Millionen Euro aufrüsten.

Von Stefan Lötsch

Hähnchenfleisch erfreut sich bei den deutschen wachsender Beliebtheit. "Wir haben jährliche Wachstumsraten von sechs bis sieben Prozent", sagt Bernhard Lammers. Er muss es wissen, ist Lammers doch Geschäftsführer für die beiden deutschen Tochterfirmen der niederländischen Plykon Royale Gruppe. Dazu gehört auch die Storkower Hähnchen GmbH Friki, die teilweise auch auf Kolpiner Gemarkung liegt. Momentan werden dort wischen 90 000 und 100 000 Hähnchen täglich geschlachtet. "Ende des Jahres sollen es 120 000 sein", so Lammers. Damit ist aber das Betriebsziel noch nicht erreicht. "Das Endziel ist Ende 2012, 200 000 Hähnchen am Tag zu schlachten", sagt der Geschäftsführer.

Um auf diese Kapazitäten zu erreichen, soll am Kolpiner Standort bis 2012 kräftig investiert werden. Laut Bernhard Lammers ist eine Summe von 10,8 Millionen Euro investiert werden. "Wir haben Fördermittel beantragt, auf deren Bewilligung wir warten." Es gibt dazu auch positive Signale. Unter anderem sollen neue Hallen . "Im nächsten Jahr wollen wir die Schlachterei erweitern", nennt Lammers eine Funktion der neuen Halle. Auch der Maschinenpark wird erweitert und erneuert. 2,5 bis 3 Millionen Euro sind für eine Wärmerückgewinnungsanlage eingeplant.

Aber nicht nur Friki muss investieren. Auch die regionalen Mastbetriebe, vorwiegend in Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg müssen ihre Stallanlagen erweitern. Schließlich steht auch der Wasser- und Abwasserzweckverband "Scharmützelsee- Storkow/ Mark" vor einer großen Herausforderung. Denn mit der Verdoppelung der Produktion bei Friki ist auch fast mit doppelt so viel Abwasser zu rechnen, dass in der verbandseigenen Kläranlage geklärt wird. Um die dann 1000 Kubikmeter Friki-Abwasser klären zu können, muss der Verband für rund 1,2 Millionen Euro bis Ende 2012 die Kläranlage nachrüsten. Bernhard Lammers sagt, dass Friki selbst auf seinen Standort für 1,5 Millionen Euro Abwassertechnik installiert hat, damit das Friki-Abwasser schon einmal so gereinigt ist, dass es dem Standard des häuslichen Abwasser entspricht.

Die 10,8 Millionen Euro sind nicht die erste Großinvestition der Plykon Royale Gruppe in den Brandenburger Standort. Schon zwischen 2003 und 2006 wurde die Produktion schon einmal verdoppelt. "Wir haben schon im ersten Abschnitt 14 Millionen Euro investiert", so Lammers. Insgesamt sind damit rund 25 Millionen Euro nach Kolpin bzw. Storkow geflossen.

Friki beschäftigt momentan 250 festangestellte Mitarbeiter. Bernhard Lammers geht davon aus, dass es Ende 2012 um die 300 Mitarbeiter sein werden. Der Jahresumsatz des Brandenburger Betriebsteils liegt derzeit bei rund 50 Millionen Euro. Geliefert wird an alle großen Handelketten in ganz Deutschland. Am Storkower Standort gibt es aber auch einen eigenen Werksverkauf.

Mit einer Jahresproduktion von 25 Millionen Hähnchen in Kolpin deckt Friki in Deutschland einen Marktanteil von rund 10 Prozent ab.

Von Stefan Lötsch

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Nordkurier - Strelitzer ZeitungArtikel vom 20.04.24.0

Anlagengegner schließen sich zusammenProtest. „Pro Landleben Brohmer Berge“ – so lautet der Name der neuen Bürgerinitiative gegen die geplanten Hähnchenmastställe in Klein Daberkow.

Von Niels Seehase

Klein Daberkow. „Wir haben ein gemeinsames Anliegen, das wir gemeinsam vertreten wollen.“ Mit diesen Worten warb Karsten Förster am Donnerstagabend in Rattey für die Gründung einer Bürgerinitiative gegen die bei Klein Daberkow geplanten Hähnchenmastanlagen. Am Ende mit Erfolg: Die meisten der rund 25 Anwesenden trugen sich ein in die Liste des neuen Zusammenschlusses, der den Namen „Pro Landleben Brohmer Berge“ tragen soll. Förster, Besitzer des Ratteyer Schlosses, ist einer von vier Sprechern der neuen Initiative. Der Jurist hatte zu Beginn des Treffens in Rattey eine erste Bilanz der Aktivitäten gegen die Hähnchenmastpläne gezogen.

„Wir haben schon eine Menge erreicht“. Falls das Staatliche Amt für Umwelt und Natur (StAUN) in Neubrandenburg den Anträgen der Investoren trotz der eingegangenen Widersprüche stattgebe, bleibe der Weg vor das Amtsgericht, so Förster zu möglichen nächsten Schritten. Dann gehe es darum, einstweiligen Rechtsschutz zu erwirken, um das Verfahren erst einmal auf Eis zu legen.

Über weitere Möglichkeiten informierte Eckehard Niemann die Mastanlagengegner. Der Vertreter des Netzwerkes „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ wies etwa darauf hin, dass die Frage der Zuwegung zu den geplanten Ställen ein Ansatzpunkt sei. Auch die Geruchsemissionsrichtlinie biete „einige sehr gute Angriffspunkte“.

Zu möglichen Folgen des Baus der Ställe in Klein Daberkow sagte er: „Wo eine Anlage entsteht, enstehen mitunter viele.“ Schon jetzt seien eine Großbrüterei in Woldegk und ein Mischfutterwerk in Strasburg geplant, hieß es dazu auf der Versammlung in Rattey.

Dort hatte Karsten Förster erklärt, dass über 300 Widersprüche gegen das Vorhaben beim StAUN eingegangen seien. Friedrich Ernst-Wilfarth, Geschäftsführer der Kreckower Agrar GmbH, die in Klein Daberkow einen der zwei Ställe für jeweils bis zu 200000 Hähnchen bauen lassen will, wies diese Zahl zurück. „Das ist Polemik, das stimmt nicht“, sagte der Landwirt aus Woldegk. Ihm lägen Einsprüche von 134 Personen vor.

Einige davon seien „sehr demagogisch“, für andere habe er durchaus Verständnis. Wilfarth erneuerte sein Angebot, mit interessierten Einwohnern zu bereits bestehenden Mastanlagen zu fahren. Was das Verfahren angeht, sei er „realistisch“. Er betonte noch einmal, dass es sich bei dem Prozess um ein rechtstaatliches Verfahren handele.

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29.04.2010 BodenseekreisBäuerinnen zeigen ihre Stärke

Überlingen – „Business as usual – ein ‚Weiter so'“ ist kein Weg. Das ist für Maria Heubuch, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Milchbäuerin aus Leutkirch, ebenso klar wie für die AbL-Landesvorsitzende Anneliese Schmeh aus Überlingen.

Bild: Walter

Die beiden Bäuerinnen zeigten gemeinsam jene Entschlossenheit und Stärke, die auch der Weltagrarbericht beschwört, wenn er unter anderem von einer „Feminisierung“ der Landwirtschaft als Erfolgsfaktor für eine bessere Ernährung der Menschen rund um den Globus spricht. Und die ist dringend erforderlich, obwohl mehr denn je Nahrungsmittel produziert werden. Dennoch wächst gleichzeitig die Zahl der Hungernden, belegt der Bericht, und Besserung ist nur mit strukturellen Veränderungen auf dem Agrarsektor möglich.

Eigentlich hätte Benedikt Haerlin den Vortrag halten sollen, der selbst als Vertreter Deutschlands am Entstehungsprozess beteiligt war. „Er hat leider vor drei Tagen abgesagt“, erklärte Anneliese Schmeh, die den Abend in Zusammenarbeit mit der Volksbank und dem Bund veranstaltete. Doch die Botschaft des Berichts hätte Haerlin weder engagierter noch glaubhafter transportieren können, als es Maria Heubuch tat. Mit Detailkenntnis und ohne Eifer, aber mit überzeugenden Argumenten unterlegte sie die Analyse des Berichts und verwies auf den alten Erfahrungsschatz bodenständiger Bauern. „Je höher der Traktor ist, desto weiter ist der Boden weg“ ist dabei nur ein Bonmot, das Heubuch zitierte.

Dass die Aufgabe der Sortenvielfalt in der Landwirtschaft das Geschäft viel riskanter und zudem geschmacklich eintöniger mache, ist als Faktum schon wesentlich stichhaltiger. „Früher wurden viele verschiedene Sorten Reis angebaut“, erklärte Heubuch. Manche waren mehr, manche weniger empfindlich gegen Trockenheit, entsprechend habe es nie einen

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Totalausfall der Ernte gegeben. Es könne nicht sein, dass mit dem Preis von Grundnahrungsmitteln an einer Börse spekuliert werde. „Eine Handvoll Leute entscheidet in Kansas City darüber, in welchem Bereich der Preis für Hartweizen auf der ganzen Welt liegt“, klagte Heubuch, „unabhängig von den Produktionsverhältnissen.“

An die Verantwortung des Verbrauchers appellierte Heubuch allerdings auch. „Wie kann es denn sein, dass ein Kopfsalat für 20 Cent produziert, transportiert und vertrieben werden kann?“ gab sie zu bedenken. Gleiches gelte für die Milch, sagte sie in der Diskussion. Heubuch: „Der Markt muss auf dem Hof beginnen.“ Im Milchpreis müssen sich die Erzeugerkosten niederschlagen. Es dürfe keine Rückwärtskalkulation von Handel und Molkereien geben, denen die Bauern hilflos ausgeliefert seien. Hier gelte wie bei der beschämenden globalen Bilanz: Ein „gibt's nicht“ darf es nicht geben. „Agriculture at a Crossroads“ heißt der englische Originaltitel daher auch viel programmatischer: „Landwirtschaft am Scheideweg.“

Proplanta ®  |  16.04.2010  |  Agrarpolitik:   Deutschland

Bauern rufen Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an

Berlin - Das Maß ist voll für die Familie Bienstein aus Martensdorf bei Wismar. Seit über 4 Jahren wartet sie auf das Berufungsverfahren vor dem Landgericht in Berlin.

Es geht um die wettbewerbsverzerrende Vergabepraxis landwirtschaftlicher Flächen seitens der bundeseigenen BVVG (Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH).

Jetzt hat die Familie Bienstein Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) eingereicht, unterstützt durch Rechtsanwalt Dr. Thorsten Purps aus Potsdam und durch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Nach Auffassung der AbL handelt es sich um eine bewusste Verschleppung des Verfahrens, die ganz offensichtlich im Interesse der Bundesregierung ist.

Hintergrund ist ein Hauptprüfungsverfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland mit der Aufforderung, wettbewerbswidrige Regelungen bei der Flächenvergabe zu ändern. Die endgültige Einstellung des Hauptprüfungsverfahrens steht unter der entscheidenden Bedingung, dass keine weiteren Klagen oder Beschwerden gegen die Privatisierungspraxis der BVVG vorgebracht werden. Die AbL wirft der Bundesregierung vor, zur Vermeidung eines Hauptprüfungsverfahrens die EU-Kommission über die tatsächliche Situation getäuscht und zwei laufende Verfahren von AbL-Landwirten gegen die BVVG verschwiegen zu haben. Für die AbL liegt der Verdacht nahe, dass politischer Einfluss auf die Berliner Justiz genommen wurde, um das Verfahren der Familie Bienstein nicht fortzuführen. In einem internen Schreiben des Bundesministeriums für Ernährung,

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Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) an das Bundesfinanzministerium (BMF), zuständig für die BVVG, wird an das BMF appelliert, die BVVG unbedingt zu Vergleichsverhandlungen anzuhalten. Andernfalls befürchtet das BMELV, dass bei weiteren Klageverfahren ein grundsätzlich neues Aufrollen der Privatisierungstätigkeit auf Ebene der europäischen Institutionen und „politische Turbulenzen drohen“, wie es in dem Schreiben heißt, welches der AbL vorliegt.

Seit 1990 sind mehr als 90% der ehemals mehr als 1.1 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche der Treuhand/BVVG überwiegend an agrarindustrielle Betriebe verpachtet worden. Durch die Bindung des Kaufs an die Verpachtung und die mittlerweile erfolgte Pachtverlängerung auf 27(!) Jahre sind 80-90% der Betriebe, vor allem die mittleren und kleineren bäuerlichen Betriebe, wie der Betrieb der Familie Bienstein, von der Verteilung ausgeschlossen. Die AbL hofft, dass durch die Beschwerde beim EGMR die Berliner Gerichte dazu veranlasst werden, eine rechtliche, der Sache angemessene Verfahrensweise einzuleiten, um die Wettbewerbsverzerrungen in der ostdeutschen Landwirtschaft zu beenden. (AbL)

Abkehr von "Wachsen oder Weichen"

29.04.10|

Weilheim-Schongau - Wohin steuert die Landwirtschaft? Dieser Frage ging Benedikt Haerlin, Mitglied des Weltagrarrats der UNO, vor rund 180 Besuchern im Gasthaus „Strobl“ in Oberhausen nach.

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Den Weltagrarbericht hat Benedikt Haerlin (links) bei einer Versammlung in Oberhausen vorgestellt. Foto: gro

Die vielleicht „revolutionärste“ Aussage des Weltagrarberichtes ist laut Benedikt Haerlin nach dem Jahrzehnte langen agrarpolitischen Glaubenssatz „Wachsen oder Weichen“, dass es bei der Überwindung von Hunger, Armut und Raubbau nicht darauf ankommt, durch neue Technologien den Ertrag industrieller Anbaumethoden zu steigern, sondern darauf, Kleinbäuerinnen (sie tragen die Hauptlast der Arbeit in den Entwicklungsländern) und ihre Männer in die Lage zu versetzen, vor Ort zu produzieren, was dort zur Versorgung gebraucht wird.

„Hunger und Überernährung“ sowie „Bäuerliche Landwirtschaft und Agrarindustrie“ - das waren die Themen, über die Benedikt Haerlin auf Einladung neun verschiedener Organisationen (AbL, BDM, Bioland, Bund Naturschutz, Umweltinitiative, Demeter, KLB, VlF und Weilheim-Schongauer Land) in Oberhausen sprach. Nicht zu den Veranstaltern gehörte der BBV.

„Wie können wir durch die Schaffung, Verbreitung und Nutzung von landwirtschaftlichem Wissen, Forschung und Technologie Hunger und Armut verringern, ländliche Existenzen verbessern und gerechte, ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung fördern?“ Gemeinsame Antworten auf diese Frage gaben mit dem Weltagrarbericht Vertreter von Regierungen, Nicht-Regierungs-Organisationen, Verbrauchern, Bauern, Industrie, wissenschaftlichen Institutionen und der Vereinten Nationen.

Benedikt Haerlin, einer der Mitautoren, informierte in Oberhausen über die Kernaussagen des Berichts und über sich daraus ergebende Lösungsansätze. Zentrale Herausforderung ist die Bekämpfung des Hungers in der Welt und die Erlangung der Ernährungssouveränität, für jeden Menschen. Dabei spiele auch mehr öffentliche Forschung eine Rolle, bei der Wissenschaftler nicht irgendeine Lösung anbieten, sondern gemeinsam mit dem Wissen von Bäuerinnen und Bauern an einer problemorientierten Lösung arbeiten.

Haerlin formulierte Grundsätze, die nicht nur in den Ländern des Südens eingehalten werden sollten, sondern durchaus weltweit angesagt sind: Es bedarf keiner größeren Betriebe, sondern einer optimalen Anpassung der Betriebe; es kommt nicht darauf an immer schneller Neues auf den Markt zu bringen, sondern rechtzeitig Bewährtes zu verbessern; statt Standardisierung ist Vielfalt von Vorteil; statt sich immer mehr zentraler Kontrolle zu unterwerfen, ist einer selbstorganisierten Evolution der Vorrang zu geben; auch perfekt muss nichts sein, sondern wir brauchen wieder Mut aus Fehlern zu lernen; es ist nicht nötig mehr Mehrwert zu schaffen, sondern mehr Nährwert zu erzeugen, was sich durch die Kultivierung wie sie in Gärten stattfindet erreicht werden kann , anstatt auf Monokulturen zu setzen.

Zusammengefasst heißt das: Wir brauchen nicht mehr, sondern genug, wobei „genug“ sowohl das Gegenteil von „zu viel“ als auch das Gegenteil von „zu wenig“ ist. Haerlin betonte auf die Nachfrage einiger Zuhörer, was man denn selbst tun könne, dass jeder kleine Schritt, z.B. regional, fair und ökologisch einzukaufen, helfe, dass aber auch politisches Engagement gefragt sei, z.B. im Hinblick darauf, dass die für 2013 anstehende Agrarreform in der EU im Sinne des Weltagrarberichts zu diskutieren sei.

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3sat – NANO2.3.2010

Bei Massentierhaltung können sich Krankheiten auf den Mensch übertragen Epidemie auf dem TellerFleischkonsum wirkt auf Umwelt, Klima, GesundheitDer Verzehr von Fleisch wächst weltweit rasant. Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) warnte vor den Risiken. Wie die FAO am 18. Februar 2010 mitteilte, betreffen diese Umwelt, Klima und Gesundheit. In den Entwicklungsländern hat sich der Fleischkonsum zwischen 1980 und 2005 auf 30,9 Kilo pro Person im Jahr mehr als verdoppelt. In China vervierfachte sich der Verbrauch sogar auf je 59,5 Kilo.

In den Industrieländern stieg der Fleischkonsum leicht. Ein Deutscher isst der UN-Statistik zufolge 83,3 Kilogramm pro Jahr und liegt damit etwa im Durchschnitt der Industrienationen. Das starke Wachstum der Viehwirtschaft wird FAO-Schätzungen zufolge in den nächsten Jahrzehnten anhalten. Bis 2050 rechnet die UN-Organisation mit einer Verdoppelung der jährlichen Fleischproduktion auf 463 Millionen Tonnen weltweit.

Der Bestand an Rindern wird sich demnach von 1,5 Milliarden Tieren auf 2,6 Milliarden erhöhen, die Zahl der Schafe von 1,7 auf 2,7 Milliarden. Bereits jetzt würden weltweit 80 Prozent des Agrarlandes für Viehhaltung verwendet. Als Grund nennt die FAO "marktverzerrende" Regelungen in einigen Ländern. FAO-Generaldirektor Jacques Diouf beklagte ein "institutionelles Vakuum" bei der Regulierung der Viehwirtschaft. Er forderte dringend mehr staatliche Kontrolle und internationale Regelwerke.

Epidemien drohen auf den Menschen überzugehen

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Mehr tun, um Krankheiten zu verhüten, fordert die FAO Die Viehhaltung schadet dem Klima durch den Ausstoß von Methan. Diouf verwies auch auf den immensen Verbrauch an Land, Wasser und Wäldern. In die Verhütung von Tierkrankheiten müsse mehr investiert werden. Sonst drohten Epidemien zunehmend auf Menschen überzugreifen. Bis zu fünf Milliarden Menschen leiden laut FAO weiter unter Eisenmangel. Fleisch ist eisenhaltig. Aber nur unter stärkerer Kontrolle könne das starke Wachstum der Viehwirtschaft einen Beitrag zum Kampf gegen den Hunger leisten, heißt es in dem jährlichen Bericht zur Lage von Ernährung und Landwirtschaft. Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen. Übermäßiger Fleischkonsum wird aber für Übergewicht und eine Reihe von Krankheiten bei Einwohnern in Industrienationen verantwortlich gemacht.

Die Fleischproduktion steuert laut FAO einen entscheidenden Teil zum Lebensunterhalt von weltweit einer Milliarde Menschen bei, darunter viele Kleinbauern. Ohne Unterstützung könnten kleine Bauern aber nicht gegen die Konkurrenz agro-industrieller Betriebe bestehen. "Viehzucht muss eine Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung spielen", betonte dennoch FAO-Generaldirektor Diouf.

Wegen fehlender Regulierung droht das Wachstum der Fleischwirtschaft laut FAO auch zu einer Umweltgefahr zu werden. So hätten neue Technologien zu einer wachsenden Kluft zwischen hoch wettbewerbsfähiger Massentierproduktion und Kleinbauern geführt. Für arme Landwirte erfülle die Nutztierhaltung jedoch neben der Ernährung vielfältige Funktionen, etwa bei der Bearbeitung der Äcker und als Sicherheit für Krisenzeiten.

Durch eine zunehmend konzentrierte Nutztierhaltung in der Nähe von Großstädten und wachsenden internationalen Handel mit Fleischprodukten breiten sich laut FAO vermehrt Tierkrankheiten aus, die auf Menschen überspringen. Vor allem Kleinbauern müssten in Vorsorgesysteme eingebunden werden. Zugleich sollten sie Hilfe beim Aufbau einer neuen Existenz bekommen, wenn sie die Tierhaltung aufgeben wollten.

"Food, Inc." zeigt Folgen der Massentierhaltung Der US-amerikanische Dokumentarfilm "Food, Inc." von Regisseur Robert Kenner, der 2010 für einen Oscar nominiert wurde, zeigt die Abgründe der industriellen Lebensmittelproduktion. Er zeigt plastisch, wie wenige große Konzerne den weltweiten Lebensmittelmarkt beherrschen. Profit ist dabei stets wichtiger als die Gesundheit der Verbraucher und der Mitarbeiter. Die Protagonisten und Bestseller-Autoren Eric Schlosser (Drehbuchautor von "Fast Food Nation") und Michael Pollan lassen in ihrem Film eine Mutter zu Wort kommen, deren kleiner Sohn an einer Lebensmittelvergiftung starb, hervorgerufen durch verseuchtes Fleisch.

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"Er war völlig gesund und zwölf Tage später war er tot - und das, weil er einen Hamburger gegessen hatte", sagt Barbara Kowalczyk. "Das ist doch unvorstellbar." Die Fleischlieferung, von der er gegessen hatte, sei erst 16 Tage nach dem Tod zurückgerufen worden. Um schnell und günstig möglichst viel Rindfleisch zu produzieren, habe man begonnen, "Kühe mit Mais zu füttern, aber Kühe sind dafür gemacht, Gras zu fressen", so Kenner. Durch Fütterung mit Mais kann sich im Magen der Kühe ein hoch-toxisches Bakterium entwickeln. Ein Colibakterium, das man erst seit kurzer Zeit kennt.

Tage der Legebatterie sind in Europa gezählt In der Europäischen Union bleibt es beim Verbot der herkömmlichen Legebatterien ab 2012. Polen scheiterte am 22. Februar 2010 beim Agrarministertreffen in Brüssel mit einem Vorstoß, die Frist für die Hühnerhaltung in kleinen Käfigen bis 2017 zu verlängern. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) begrüßte dies. Die Ministerin verwies darauf, dass die traditionelle Käfighaltung in Deutschland bereits seit Januar 2010 untersagt ist. In Legebatterien haben Hennen weniger als den Platz eines DIN-A4-Blattes. Die neuen Regeln schreiben sogenannte ausgestaltete Käfige mit etwas mehr Fläche, Sitzstangen, Legenestern und Einstreu vor. Österreich hatte die etwas großzügigeren Käfige bereits ein Jahr zuvor eingeführt.

Polen begründete seinen Antrag zur Frist-Verlängerung in einem internen Papier mit den "hohen Investitionen, die nötig sind, um den Standard in den ausgestalteten Käfigen zu erreichen". Dazu hätten die polnischen Bauern wegen der Finanzkrise nicht die nötigen Mittel. Neben Deutschland waren auch Österreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Finnland gegen den polnischen Vorschlag. Sie sahen darin eine Wettbewerbsverzerrung. Polen war 2008 hinter den Niederlanden der zweitwichtigste ausländische Eieranbieter in Deutschland.

Den Ausschlag gab die EU-Kommission, die einen neuen Gesetzesvorschlag zur Fristverlängerung bis 2017 hätte vorlegen müssen. Der für Gesundheit zuständige Kommissar John Dalli sagte, dies hätte einen "großen Schritt rückwärts für das Wohlbefinden der Legehennen" bedeutet.

Landwirte kritisieren Trend zu Agrarfabriken Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Niedersachsen (AbL) hat im November 200 vor dem Trend zur gewerblichen Massentierhaltung gewarnt. Man brauche Bauernhöfe mit artgerechter Haltung statt Agrarfabriken, sagte AbL-Sprecher Eckehard Niemann bei der Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft. Schon jetzt gebe es bei Schweinen oder Hühnern einen Überschuss. Es werde für den subventionierten Export produziert, durch den unter anderem in der Dritten Welt Kleinbauern vom Markt gedrängt würden. Zusammen mit Tierschützern und Bürgerinitiativen sei nun eine bundesweite Arbeitsgemeinschaft gegen Tierfabriken gegründet worden.

Beim Hühnerfleisch stagniere der Verbrauch, doch die Produktion steige, sagte Niemann. Als Beispiel nannte der den Kreis Emsland. Alleine hier gebe es derzeit 30 Millionen Plätze für die Hähnchenmast, 10 Millionen weitere seien beantragt. "Da ist kein Platz mehr", sagte Niemann und kritisierte den Bauernverband, der die Entwicklung unterstütze. Vertreter von

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Bürgerinitiativen beklagten, dass Verbraucher zu wenig über die Problematik der industriellen Massentierhaltung wüssten. Hier müsse es mehr Aufklärung geben.

Pyrmonter Nachrichten

Bad Münder

Vehementes Plädoyer gegen „Agrarfabriken“ Bad Münder (hzs). „Wollen wir in Zukunft eine naturverträgliche Landwirtschaft mit traditionellen bäuerlichen Betrieben oder risikobehaftete industrielle Agrarfabriken mit Qualzuchten?“ so die zentrale Frage der Diskussion, zu der die Bündnis90/Die Grünen in die Rohmelbad-Gaststätte eingeladen hatten. Resonanz und Interesse waren groß, obgleich kaum unterschiedliche Standpunkte aufeinander prallten: Betroffene Landwirte waren ferngeblieben, und so oblag es allein dem münderschen Grünen-Chef Dr. Helmut Burdorf, den Sachstand zu den Reizthemen „Hähnchen- und Schweinemast in Bad Münder“ zusammenzufassen.

Der „Notanker Veränderungssperre“ habe Zeit verschafft, um das Gespräch ebenso wie den notwendigen Kompromiss zu suchen. Selbst ein geruchloser Stall, so Burdorf, sei dabei jedoch nicht akzeptabel. Tierschutz, so die einhellige Meinung der Anwesenden, bleibe ein „Knackpunkt“ und bei den Maststall-Planungen in Bad Münder nach wie vor ungelöst.

Stallgrößen, Mistentsorgung, Geruchsbelästigung, Vogelgrippe – Themen, die sehr engagiert diskutiert wurden, ehe unter der Moderation der stellvertretenden Grünen-Landesvorsitzenden Anja Piel Eckehard Niemann vom „Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ und der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Meyer die lokale Problematik auf eine landes- und bundesweite Ebene hoben. Ihre Feststellung: Es seien Agrarkonzerne wie Wiesenhof und Rothkötter, die die Fäden der Landwirtschaftspolitik zögen. Schon jetzt drohe bei stagnierendem Verbrauch eine Überproduktion. Doch infolge der „Versippung“ von Landesregierung, Bauernverband und Großbetrieben würden der verhängnisvolle Weg der Agrarkonzerne und der ihnen zuliefernden abhängigen Mastbetriebe massiv weiter beworben. „Die Folge: Die Bauern sterben langsam“, so Niemann, der nachdrücklich vor Investitionen ins System der Mastbetriebe warnte. In der vermeintlichen Sicherheit lauere, angeheizt von Politik und Bauernverband, eine erbarmungslose Abhängigkeit, an deren Ende der Abstieg des selbstständigen Landwirtes zum Bediensten einer industriellen Agrarfabrik stehe.

Auch Meyer warnte vor dem Verlust bäuerlicher Betriebe zulasten von Agrarfabriken. Die suchten derzeit infolge von zunehmenden Bürgerprotesten verstärkt Standorte in Süd- und Ostniedersachen. „Mit einer Stadt, die ihre Zukunft im Kur- und Gesundheitsbetrieb sieht, ist

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das aber unvereinbar“, so Meyer zur Situation in Bad Münder. Den betroffenen Landwirten müssten Alternativen aufgezeigt werden. Die erblickt Niemann beispielsweise darin, dass „sich die Landwirte unersetzbar machen“, statt nicht absetzbarer Überproduktion „nicht austauschbare Qualitätsprodukte“ erzeugten und außerdem „über eine Mengenreduzierung endlich eine vernünftige Preispolitik“ realisierten.

Artikel vom 14.04.2010 - 09.01 Uhr

AGRA EUROPE

18/2010

DEUTSCHLAND/DÄNEMARK/NIEDERLANDE

Richtlinien für Schwanzkupieren bei Ferkeln angestrebt

PLÖN. Nach der Ferkelkastration rückt nun das Schwanzkupieren in den Blickpunkt des Tierschutzes. Handlungsempfehlungen zum Kürzen der Schwänze bei Ferkeln sollten gemeinsam mit interessierten europäischen Partnerländern, insbesondere den Niederlanden und Dänemark entwickelt werden, forderte die Agrarministerkonferenz am vergangenen Freitag in einem Beschluss. Jährlich werden mehrere Millionen Ferkel von Holland und Dänemark nach Deutschland exportiert. Es handele es sich um ein europäisches Problem, betonten die Agrarminister und sprachen sich dafür aus, ein Konzept und die Handlungsempfehlungen für die Schweinehalter in enger Abstimmung von Wissenschaft, Agrar- und Veterinärverwaltung zu erarbeiten. Für die Gespräche mit Holländern und Dänen soll nun der Bund die Initiative ergreifen, damit eine gemischte Arbeitsgruppe solche Leitlinien für die Landwirte entwickeln kann. AgE

Grotelüschen als niedersächsische Agrarministerin vereidigt

Ex-Bundestagsabgeordnete aus dem Oldenburgischen löst Ehlen ab - Ministerpräsident Wulff: Ministerin für die bäuerlichen Kleinbetriebe und die mittelständische Ernährungsbranche - Regierungschef kündigt Einschnitte im Landeshaushalt an - Ab 2017 will der CDU-Politiker ohne neue Schulden auskommen - Regierungserklärung im Landtag

HANNOVER. Niedersachsen hat eine neue Landwirtschaftsministerin. Astrid G r o t e l ü s c h e n wurde am Dienstag vergangener Woche zusammen mit drei weiteren neuen CDU-Kabinettsmitgliedern der Regierung von Ministerpräsident Christian W u l f f im Landtag von Hannover vereidigt. Die 45-jährige Ernährungswissenschaftlerin war erst im Herbst erstmals in den Bundestag eingezogen, als sie das Direktmandat für den Wahlkreis Delmenhorst erobern konnte. Die gebürtige Rheinländerin, die in die Familie eines

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Putenzuchtbetriebs aus Ahlhorn einheiratete, vertritt als Nachfolgerin von Hans-Heinrich E h l e n nunmehr das Oldenburger Land im Kabinett. Wulff zeigte sich bei einer Regierungserklärung am vergangenen Mittwoch im Landtag überzeugt, dass Grotelüschen die Land- und Ernährungswirtschaft weiter voranbringen werde. „Sie wird Mentorin sowohl für die bäuerlichen Kleinbetriebe als auch für die mittelständischen Ernährungsbetriebe sein“, sagte Wulff vor dem Hintergrund von Kritik, die sich an Grotelüschens beruflichem Engagement für die Putenbrüterei entzündet hatte. Mit Blick auf die künftige Richtung der Landesregierung kündigte Wulff Haushaltskürzungen an. Trotz der bisherigen Anstrengungen werde man um Einschnitte nicht herumkommen. Ohne neue Schulden will der niedersächsische Ministerpräsident ab 2017 auskommen. Dies könne man nur mit einer „extremen Kraftanstrengung“ schaffen.

„Agrarland Nummer eins“Grotelüschen selbst kündigte mit Blick auf die ländliche Entwicklung als Prioritäten das Landes-Raumordnungsprogramm und das Programm zur Förderung im ländlichen Raum (Profil) an. Von 2007 bis 2013 stünden EU-Mittel in Höhe von insgesamt 975 Mio Euro für Profil zur Verfügung. „Wir setzen uns dafür ein, dass diese Mittel bei der anstehenden Diskussion um die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik ebenso gesichert werden wie die Direktzahlungen an unsere Landwirte“, betonte die neue Ministerin. Insgesamt flössen im Bereich der Gemeinsamen Agrarpolitik von 2007 bis 2013 rund 7,4 Mrd Euro nach Niedersachsen. Als Ziel gab sie aus, den Titel „Agrarland Nummer eins“ erfolgreich zu verteidigen. Die niedersächsische Landwirtschaft liege bei den Verkaufserlösen wie bei der Bruttowertschöpfung im Vergleich aller Bundesländer vorn.

SPD erwartet Umsteuern in BrüsselFür die Opposition erklärte SPD-Fraktionschef Wolfgang J ü t t n e r mit Blick auf die Brüsseler Verhandlungen zur EU-Agrarpolitik nach 2013, die bisherige Logik der Direktzahlungen werde „so mit Sicherheit keinen Bestand haben“. Niedersachsen profitiere von den Direktzahlungen zurzeit jedes Jahr mit mehr als 1 Mrd Euro. Die Direktzahlungen würden heute dann geleistet, wenn Recht und Gesetz eingehalten werden. Die Zahlungen ab 2014 würden sich an Fragestellungen wie Qualität der biologischen Vielfalt, Tierschutz und Nachhaltigkeit orientieren, meinte Jüttner. Diese ökologischen Kriterien würden die Kriterien für Finanztransfers in der Landwirtschaftspolitik ab 2014 sein. Der SPD-Fraktionschef kritisierte aufgrund dieser Erwartung den Beschluss des niedersächsischen Kabinetts vom Januar 2010 zur EU-Agrarpolitik, wonach die bisherige Logik der Finanzierung aufrechterhalten bleiben solle, wofür Niedersachsen in Brüssel kämpfen wolle. Dieser Kampf sei nicht zu gewinnen, sagte Jüttner und plädierte für „nachhaltigere Landwirtschaft in Niedersachsen“.

Wachstumschancen durch Bio oder HalalWulff sieht die Landwirtschaft als Branche „geprägt von stabilen mittelständischen Strukturen mit innovativen und flexiblen kleinen und mittleren Unternehmen, aber auch branchenprägenden Großunternehmen wie etwa Nordmilch, Nordzucker oder Deutsche Frühstücksei“. Jeder fünfte Arbeitsplatz in Niedersachsen sei mit der Land- und Ernährungswirtschaft verbunden. „Neue Marktchancen für niedersächsische Produkte eröffnen sich vor allem auf den weltweit wachsenden Agrarmärkten, in der Erzeugung von Energieträgern und nachwachsenden Rohstoffen sowie durch die Bedienung neuer Marktsegmente wie Bio, Halal, Functional Food oder Convenience-Produkten“, sagte der CDU-Politiker in seiner Regierungserklärung. Wachstum und Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelproduktion blieben weltweit zentrale Herausforderungen. Davon könne Niedersachsen profitieren. In den kommenden Jahren werde es darum gehen, wichtige Themenfelder wie Ernährungswirtschaft, Bioenergie, Tierschutz oder Ökolandbau durch

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Kompetenzzentren zu fördern und durch Fachbeiräte zu begleiten. „Wir werden gemeinsam mit privaten Geldgebern Forschung und Entwicklung weiter ausbauen“, so der seit 2003 amtierende Regierungschef.

Erhalt von Infrastruktur auf dem Land als AufgabeMit Veränderungen rechnet Wulff in den ländlichen Räumen, die er als „in hohem Maße lebenswert“ bezeichnete, durch soziale Entwicklungen. Er sicherte zu, für den Erhalt beziehungsweise die Schaffung gleichwertiger Lebensumstände zu sorgen. Dazu gehöre eine gute Infrastruktur bei Verkehr und Versorgung, aber auch funktionierende Datenautobahnen und erreichbare medizinische Versorgung. Hier werde es bei zurückgehender, älterer Bevölkerung neuer Ideen bedürfen, Infrastruktur zu erhalten. In Niedersachsen zeige sich der demographische Wandel in seiner ganzen Bandbreite. „Im Südosten haben wir die Region mit der niedrigsten Geburtenrate in Deutschland mit überdurchschnittlich vielen älteren Mitbürgern. Aber wir haben auch im Nordwesten Niedersachsens, rund um Cloppenburg und Vechta, die Region mit der höchsten Geburtenhäufigkeit und einem niedrigen Durchschnittsalter“, stellte Wulff fest.

Ausweisung von Überschwemmungsgebieten wichtigVon besonderer Bedeutung sind laut Auffassung des Regierungschefs Hochwasser- und Küstenschutz. Umweltminister Hans-Heinrich S a n d e r habe diese Themen ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. „Wir müssen davon ausgehen, dass sowohl die länger andauernden und intensiveren Winterniederschläge als auch die häufigeren Starkregen im Sommer neue Anforderungen an den Hochwasserschutz stellen“, betonte der CDU-Mann aus Osnabrück. So sei die zügige Ausweisung von Überschwemmungsgebieten eine wichtige Maßnahme für den vorbeugenden Hochwasserschutz. Rund 1,2 Millionen Menschen an der niedersächsischen Küste würden von einer mehr als 600 km langen Deichlinie vor Sturmfluten geschützt. In den Klimaprojektionen zeichne sich bis zum Ende des Jahrhunderts im globalen Mittel ein Meeresspiegelanstieg von 18 cm bis 59 cm ab. „Vorsorglich haben wir deshalb die Sollhöhen für Küstenschutzanlagen um zusätzliche 50 cm angehoben“, erläuterte Wulff. Massive Küstenbauwerke würden so ausgelegt, dass sie später bei Bedarf erhöht werden könnten.

Kritik von TierschützernKritik an der Personalie Grotelüschen kam von der Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung. Auch wenn die Geflügelwirtschaft für Niedersachsen eine große Bedeutung habe, gehöre eine exponierte Vertreterin der Geflügelindustrie nicht in die Landesregierung. Die Arbeitsgemeinschaft erinnerte daran, dass dem Ministerium neben der Agrarpolitik auch Verbraucherschutz und Tierschutz unterstehen. Von Grotelüschen könne aber keine unabhängige Politik erwartet werden, weil sie maßgeblichen Einfluss innerhalb des Firmenkomplexes der Familie habe. AgE

Hochleistungszucht vor noch stärkerer Globalisierung

Ein Zurück zu alten Formen der Tierzucht kann es nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde nicht geben - Den Weg der Innovation „beharrlich und verantwortungsbewusst“ gehen - Stellungnahme zur Zukunft von Tierzucht und Tierzuchtforschung in Deutschland

BONN. Mit einer noch stärker globalisierten Entwicklung in der Hochleistungszucht rechnet die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ). Eine ausreichende genetische Vielfalt

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stelle die Grundlage aller züchterischen Anpassungen von Populationen an neue Ziele und Bedingungen dar, betont die DGfZ in ihrer soeben veröffentlichten „Stellungnahme zur Zukunft von Tierzucht und Tierzuchtforschung in Deutschland“. Diese wurde gleichzeitig an Bundeslandwirtschaftministerin Ilse A i g n e r , Staatssekretär Dr. Robert K l o o s sowie an die zuständigen Länderminister und Agrarausschüsse verschickt. Die DGfZ weist darauf hin, dass sich mit der Anwendung moderner Züchtungsverfahren die Zuchtpopulation vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich verändert habe. Hier sei es zu einer starken Verbreitung von wenigen, besonders leistungsfähigen Rassen gekommen, wodurch lokale Rassen häufig weitgehend verdrängt worden seien. Die heute bestehenden, verschiedenen Anwendungsperspektiven können der DGfZ zufolge nur durch innovative Forschung und im internationalen Verbund realisiert werden. Die Sicherstellung einer weltweit ausreichenden und qualitativ hochwertigen Versorgung mit Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs könne nur mit Hilfe einer kontinuierlichen, interdisziplinär gestalteten wissenschaftlichen Forschung und einer raschen Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die züchterische Praxis gelingen.

Patentierung erforderlichUm den wachsenden Anforderungen an die Nutztiere züchterisch sowie im Management von Haltung und Fütterung gerecht zu werden, seien innovative Forschung und die Ausbildung hochqualifizierter Fachleute erforderlich, führt die DGfZ weiter aus. Die schnelle Entwicklung molekulargenetischer Methoden erfordert nach ihrer Ansicht den Schutz geistigen Eigentums und technischer Entwicklungstätigkeiten, zum Beispiel durch Patentierung. Dabei dürfe die züchterische Arbeit jedoch nicht durch Patente der Tierzucht eingeschränkt werden. Hier müssten Lösungen durch Patentgerichte, Politik und Verwaltung gefunden werden, die den Schutz von Neuentwicklungen erlaubten und dabei die praktische Tierzucht nicht behinderten. Ein Zurück zu alten Formen der Tierzucht könne es angesichts der globalen Herausforderung der Menschheit nicht geben, unterstreicht die DGfZ. Wissenschaft und Praxis der Tierzucht seien aufgerufen, den Weg der Innovation „beharrlich und verantwortungsbewusst“ zu gehen.

Produkt jahrhundertelanger ZuchtDie DGfZ verweist auch darauf, dass die zahlreichen Formen und Ausprägungen der heutigen landwirtschaftlichen Nutztiere ein Produkt der jahrhundertelangen züchterischen Bearbeitung seien. Inzwischen sei die Sequenzierung und Annotierung der Genome landwirtschaftlicher Nutztiere fortgeschritten, und es würden informative Genkarten vom Rind, Schwein, Geflügel, Pferd, Hund und Biene vorliegen. Diese erlaubten sowohl die Analyse des Genoms als auch ihre Multiplikation mittels gentechnologischer Verfahren. Mit den neuen genomischen Kenntnissen sowie den Fortschritten im Bereich der modernen Reproduktionsbiotechnologie könnten viele Begrenzungen der heutigen Zuchtarbeit überwunden und damit neue Handlungsoptionen gewonnen werden, so die DGfZ. Ihr zufolge ergeben sich unter anderem neue Möglichkeiten zur Prüfung und Bewertung genetischer Vielfalt sowie zu deren Erweiterung in Nutztierpopulationen. Die modernen biotechnologischen Verfahren, ständige Fortschritte in der Datenverarbeitung sowie die Vereinfachungen im internationalen Austausch von genetischem Material könnten wirksam Beiträge zur Erhaltung und zum Ausbau genetischer Vielfalt leisten. Die hierin liegenden Chancen müssten durch international wettbewerbsfähige Forschung und deren Anwendung für die deutsche Tierzucht genutzt werden.

Schritt in die „genomische Ära“Auch bei den landwirtschaftlichen Nutztieren vollzieht sich nach Darstellung der DGfZ derzeit der Schritt in die „genomische Ära“, so wie er bereits im humanen Bereich schon bei den Labortieren gegangen worden sei. Durch geeignete Array-Verfahren lasse sich heute

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bereits das vollständige Expressionsmuster für mRNA beziehungsweise Proteine von einzelnen Organen beziehungsweise ganzen Organsystemen darstellen. Das sei die Basis für neue Erkenntnisse über die Interaktion zwischen Genen und Genclustern. Die Kenntnisse dieser molekularen Netzwerke würden zu einem deutlich verbesserten Verständnis von Abläufen im Tier unter bestimmten Haltungsbedingungen führen. Voraussetzung sei eine intensive interdisziplinär kooperative Forschung. Die deutsche Tierzucht müsse sich diesen Herausforderungen offen und aufnahmebereit stellen, fordert die DGfZ.

Transgene Tiere kommenDarüber hinaus macht die DGfZ unter anderem darauf aufmerksam, dass es schon heute möglich sei, landwirtschaftliche Tiere mit zielgenauen genetischen Veränderungen zu erzeugen, indem molekulargenetische Verfahren mit denen des somatischen Kerntransfers verbunden würden. Verfahren, die bei der Maus bekannt seien und eine optimierte, hochregulierbare Expression von genetischen Elementen erlaubten, würden zunehmend für Großtiere adaptiert. Neben den bereits heute bekannten biomedizinischen Anwendungen transgener Nutztiere wie „Gene Pharming“ und Xenotransplantation würden landwirtschaftliche Anwendungsperspektiven entwickelt, mit denen zukünftigen Anforderungen im Hinblick auf Effizienz, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit besser als bisher begegnet werden könne. Transgene Nutztiere dienen laut DGfZ auch zunehmend als Modell zur Erforschung wichtiger humaner Erkrankungen wie Mukoviszidose, Diabetes, verschiedene Formen von Tumoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies betreffe sowohl die Grundlagenforschung als auch die präklinische Erprobung. Auch für die Erprobung stammzellbasierter Therapien zeichne sich ein zunehmender Bedarf für gentechnisch veränderte Großtiere ab. Die Forschung sei aufgerufen, die neuen Tätigkeitsfelder rechtzeitig zu erkennen und den wissenschaftlichen Nachwuchs daraufhin auszubilden, so die DGfZ. AgE

Resistente Bakterien in der Nutztierhaltung häufig anzutreffen

BRÜSSEL/PARMA. Viele schädliche Bakterien, mit denen Nutztiere in Kontakt kommen, sind in der EU gegen antimikrobielle Stoffe resistent, was zum Problem für die Behandlung von Menschen werden könnte. Das geht aus einer Übersichtsstudie hervor, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dänemark für den Zeitraum 2004 bis 2007 erstellt wurde. Die Proben wurden in Schweine-, Rinder- und Geflügelbeständen gesammelt beziehungsweise aus Nahrungsmitteln isoliert. Resistenzen fand man laut EFSA im Allgemeinen bei Stämmen von Salmonellen, Campylobacter, Escherichia coli und Enterokokken. Betroffen waren Substanzen wie Ampicillin, Sulfonamid und Tetrazykline, Fluoroquinolone, Cephalosporine und Makrolide. Insbesondere die Widerstandsfähigkeit gegen die letztgenannten Stoffgruppen hält EFSA für bedenklich, da diese zu den besonders wichtigen antimikrobiellen Substanzen in der Humanmedizin gezählt würden. In einigen Enterokokkenproben von Geflügel wurden ferner Resistenzen gegen Vancomycin nachgewiesen, wenn auch auf niedrigem Niveau. EFSA hält dies für ein Überbleibsel des früheren Einsatzes von Avoparcin. Der als Leistungsförderer angewandte Wirkstoff wurde bereits 1997 verboten. EFSA sieht darin einen Beleg, dass Resistenzgene auch nach dem Verschwinden eines kritischen Stoffs vom Markt noch lange Zeit in den Bakterien verbleiben können. Insgesamt berichtet die Behörde von großen Abweichungen in den Resistenzniveaus zwischen den Mitgliedstaaten. Diese

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Beobachtungen könnten tatsächliche Unterschiede widerspiegeln, seien teilweise aber auch auf verschiedenartige Kontroll- und Berichtssysteme zurückzuführen, im Falle von Salmonellen auch auf die von Land zu Land andere Verteilung der einzelnen Serotypen. Innerhalb der Mitgliedstaaten seien die Resistenzen über den Berichtszeitraum hinweg größtenteils relativ stabil geblieben. AgE

Transparenz und Kooperation bestimmen Zukunft der Wertschöpfungskette Schweinefleisch

Fundament des Vertrauens zum Verbraucher und zwischen den Produzenten - Kundenwünsche müssen erkannt und auf allen beteiligten Stufen kommuniziert werden - Der Schnittstelle Mäster und Schlachthof kommt eine besondere Bedeutung zu - Risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung bietet teilweise noch ungenutztes Potential

GROSSENKNETEN. In Zukunft werden Transparenz und Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette maßgeblich die Zukunftsfähigkeit der Schweinefleischerzeugung bestimmen. Davon hat sich der Direktor für Landwirtschaft beim Fleischverarbeiter Vion, Dr. Heinz S c h w e e r , auf einer Tagung überzeugt gezeigt, zu der das Niedersächsische Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft (NieKE) zusammen mit der Universität Göttingen nach Großenkneten eingeladen hatte. Transparenz stelle das Fundament für Vertrauen zwischen den Produzenten entlang der Wertschöpfungskette dar, was letztlich wiederum die Voraussetzung dafür sei, das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Schweer sieht für die Zukunft vier „Megatrends“, mit denen sich die Branche auseinandersetzen muss, und zwar Nachhaltigkeit, Gesundheit/Tierschutz, Genuss/Convenience sowie Regionalität. Entscheidend sei es, Kundenwünsche zu erkennen und auf allen beteiligten Stufen zu kommunizieren. Dazu gebe es bei Vion bereits unternehmensübergreifende Initiativen. Am Standort Zeven laufe derzeit beispielsweise ein Pilotprojekt zur risikoorientierten Fleischuntersuchung, das die enge Kooperation und Kommunikation mit den Mastbetrieben einschließe, um so den Verbraucherschutz zu verbessern. Auch die Genussqualität der Produkte betreffe die vorgelagerten Stufen, da die Fleischbeschaffenheit maßgeblich durch die Genetik der Schweine bestimmt werde, erklärte Schweer. Ein aktuelles Züchtungsprojekt befasse sich mit der Verbesserung von Fleischqualität bei gleichzeitiger Erhöhung der Mastleistungen. Moderator Prof. Ludwig T h e u v s e n von der Universität Göttingen stellte vorab den Forschungsverbund Agrar- und Ernährungswissenschaften Niedersachsen (FAEN) vor, aus dessen Forschungsaktivitäten heraus die Tagung entstanden war. Theuvsen verwies auf die Aktualität und Vielgestaltigkeit des Themas „Transparenz in Wertschöpfungsketten der Fleischwirtschaft“ und kündigte weitere Forschungsaktivitäten seines Lehrstuhls auf diesem Gebiet an.

Datenkombination bietet sinnvolle EntscheidungsgrundlageFür Prof. Thomas B l a h a von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover kommt der Transparenz an der Schnittstelle Mäster und Schlachthof zur Verbesserung der Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit eine besondere Bedeutung zu. Hier gebe es ein überwiegend noch ungenutztes Potential der durch EU-Recht ermöglichten risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung. Basis für dieses Verfahren seien die sogenannten Lebensmittelketteninformationen, die auf der Stufe der Schweinemast dokumentiert würden, also beispielsweise eingesetzte Arzneimittel, Analysen der Zoonose- und Rückstandsüberwachung sowie die Ergebnisse früherer Schlachtkörperuntersuchungen. Diese würden dem Schlachthof übermittelt. Ein funktionierender Informationsaustausch sei die wichtigste Komponente der erforderlichen Transparenz und Prozessoptimierung in der

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Schweinefleischerzeugung, weil der Tierbestand bis heute in der Kette die größte „black box“ darstelle, sagte Blaha. Nur die Kombination von Daten aus dem Bestand und vom Schlachthof könne eine sinnvolle Entscheidungsgrundlage für eine funktionierende risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung ergeben.

QS-Software-Plattform ein wichtiger BausteinDr. Alexander H i n r i c h s von der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) gab einen detaillierten Einblick in die stufenübergreifende Qualitätssicherung in der Systemkette Fleisch und Fleischwaren. Wichtige Bausteine für Transparenz seien das Salmonellen- und Futtermittelmonitoring sowie die QS-Software-Plattform. Letztere werde von den zahlreichen Systempartnern, Auditoren, Laboren und landwirtschaftlichen Bündlern genutzt und stelle damit ein funktionierendes Tool für Koordinationsaufgaben entlang der gesamten Wertschöpfungskette dar. Mit Blick auf die Auslandsmärkte unterstrich Hinrichs die große Bedeutung der Vernetzung internationaler Standards. Bereits heute könnten rund 16 000 ausländische Systempartner in das QS-System liefern. Zudem nehme sich QS intensiv den aktuellen Themen Ferkelkastration, Gentechnik und Nachhaltigkeit an. Diese erforderten Kommunikation und Vertrauen der einzelnen Partner untereinander. Handlungspotentiale für die Zukunft sehe QS in der Verzahnung ihres eigenen Systems mit der amtlichen Lebensmittelkontrolle.

Reibungsloser Informationsaustausch schafft TransparenzMark D e i m e l von der Universität Göttingen informierte über die aktuelle Transparenzdebatte in der Fleischwirtschaft. Mit Blick auf die Öffentlichkeit und den Verbraucher skizzierte er aktuelle Herausforderungen für die Unternehmen wie beispielsweise die Kommunikation von Umwelt-, Tierschutz- oder Lebensmittelsicherheitsstandards. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Problematik einer möglichen ungleichen Kosten- und Nutzenverteilung entlang der Wertschöpfungskette. Diese Themen seien derzeit mehr denn je Bestandteile eines zunehmend kritischer werdenden Mediendiskurses. Es sei zu beobachten, dass Transparenz nicht nur ein Verbraucherthema sei, sondern auch einen zentralen Bestandteil der Kooperation zwischen Unternehmen der Wertschöpfungskette darstelle, erklärte Deimel. Transparenz könne in Form eines reibungslosen stufenübergreifenden Informationsaustausches vom landwirtschaftlichen Erzeuger bis zum Handel eine schnellere Anpassung an neue Kundenwünsche im Inland und insbesondere auf den Exportmärkten ermöglichen und somit die Marktorientierung der deutschen Schweinefleischproduktion stärken.

Unabhängiges Prüf- und Testinstitut wählenAus der Sicht eines Markenartiklers der Fleischverarbeitung referierte der Inhaber und Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle in Bad Zwischenahn, Christian R a u f f u s , über neue Anforderungen an die Kommunikation mit dem Verbraucher. Er stellte unter anderem das sogenannte „clean labeling“ vor, mit dem die Hersteller dem Wunsch der Verbraucher nach mehr Natürlichkeit entsprechen können, beispielsweise in Form des Verzichts auf Zusatz- und Aromastoffe sowie synthetische Stoffe. Eine besonders vertrauenserhaltende Maßnahme ist nach Ansicht von Rauffus die Wahl eines unabhängigen Prüf- und Testinstitutes mit ganzheitlichem Qualitätsansatz und Qualitätssiegel. So könne man glaubhaft das Motto „Drin ist, was drauf steht“ & „Drauf steht, was drin ist“ kommunizieren. Rauffus beschrieb in seinem Beitrag neue Verbrauchertypen mit einem erweiterten Qualitätsverständnis, beispielsweise hinsichtlich eines zunehmend „ethischeren Konsums“ mit den Forderungen nach Natürlichkeit, Regionalität oder Umweltverträglichkeit.

Transparenzinitiative

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Das Gutfleisch-Transparenz-Programm stellte Matthias B i e r m a n n vom Fleischwerk EDEKA Nord vor. Übergeordnetes Ziel zu Beginn der Transparenzinitiative sei die Schaffung einer verbraucherorientierten Vermarktungspraxis via Internet gewesen, erklärte Biermann. Mittels der Chargennummer des gekauften Produkts könne sich der Verbraucher auf der Gutfleisch-Homepage über die gesamte Produktionskette eines Fleischproduktes informieren. Das Programm bilde Transparenz auf allen Stufen der Produktionskette ab. Voraussetzung und gleichsam Herausforderung sei der Aufbau einer einzigen Datenbank mit der Zusammenführung von Informationen gewesen, wie zum Beispiel die Abstammungs-, Gesundheits-, Prozess- und Qualitätsdaten der beteiligten Produktionsstufen. Nach Biermanns Worten wurde mit dem System neben der Recherchemöglichkeiten für den Konsumenten sowie einer möglichen Identifikation der Verbraucher mit dem tierhaltenden Landwirt auch ein effektives Tool im Qualitäts- und Krisenmanagement der beteiligten Produktionsstufen geschaffen. AgE

Verbände fordern Systemwechsel in der EU-Agrarpolitik

Zahlungen an die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen binden - Zweite Säule zum Kern der Förderpolitik ausbauen - Direktzahlungen nur noch für Übergangszeitraum fortführen und an wirksame ökologische und sozio-ökonomische Kriterien knüpfen - Verpflichtende nationale Kofinanzierung für sämtliche Fördermaßnahmen

BERLIN. Einen Systemwechsel in der europäischen Agrarpolitik fordern 27 Verbände aus den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft und Entwicklungspolitik in einem gemeinsamen Positionspapier. Die Förderung müsse sich künftig am Leitbild einer „multifunktionalen, bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft mit globaler Verantwortung“ orientieren, heißt es in dem Papier, das in der vergangenen Woche in Berlin vorgestellt wurde. Ziel sei eine Lebensmittelerzeugung, „die ökologisch intakte Kulturlandschaften prägt, Arbeitsplätze schafft und Tierschutzanliegen ebenso ernst nimmt wie die globalen Entwicklungsfragen und den Klimaschutz“. Jegliche Zahlungen der EU will die Verbändeplattform an die Erbringung konkreter gesellschaftlicher Leistungen binden. Eine pauschale Honorierung wird abgelehnt. Zum Kern der Förderpolitik soll die Zweite Säule ausgebaut werden. Die bisherigen Direktzahlungen sollen in einem Übergangszeitraum mit „wirksamen ökologischen und sozio-ökonomischen Kriterien“ verknüpft werden. Dazu zählen eine Mindest-Fruchtfolge, ökologische Vorrangflächen von 10 % der Betriebsfläche sowie eine größenabhängige Staffelung der Zahlungen unter Berücksichtigung der Arbeitskräfte. Für sämtliche Fördermaßnahmen wollen die Verbände eine verpflichtende nationale Kofinanzierung einführen. Dabei seien solche Maßnahmen mit einem möglichst hohen EU-Anteil auszustatten, „die auf besonders hohe Leistungen der Betriebe im Tier-, Umwelt- und Naturschutz abzielen“, lautet eine Forderung in dem rund 30-seitigen Papier. Agrarpolitik müsse insgesamt zu einer ländlichen Entwicklungspolitik fortentwickelt werden, die sich an Nachhaltigkeitskriterien messen lasse.

Breite Debatte führenLutz  R i b b e , Direktor von Euronatur und einer der Autoren des Papiers, bekräftigte gegenüber Journalisten die Forderung, am derzeitigen EU-Agrarbudget festzuhalten. Voraussetzung dafür sei jedoch eine „Neujustierung der Ausgabenpolitik“. Ribbe kritisierte ebenso wie der Vorsitzende vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Prof. Hubert W e i g e r , sowie Bioland-Präsident Thomas D o s  c  h die Reformunwilligkeit der Bundesregierung, die lediglich auf ein „Weiter so“ in der EU-

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Agrarpolitik setze. Die agrarpolitische Diskussion konzentriere sich auf die Suche nach Argumenten, möglichst wenig am bestehenden System zu ändern. Eine eingehende Zieldiskussion finde jedoch nicht statt. Positive Ansätze für eine zukunftsgerichtete Agrarpolitik gebe es lediglich im vorliegenden SPD-Papier. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Dr. Friedrich Wilhelm G r a e f e z u B a r i n g d o r f , stellte die ungleiche Verteilung der EU-Gelder zwischen den Betrieben in den Mittelpunkt der Kritik und forderte eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über diese Frage. Armin P a a s c h von Misereor kritisierte eine auf Produktions- und Exportsteigerung ausgerichtete EU-Agrarpolitik und mahnte eine stärkere Rücksichtnahme auf die Belange der bäuerlichen Landwirtschaft in Entwicklungsländern an.

vzbv und IG BAU fehlenZu den Unterzeichnern des Positionspapiers „Für eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik“, das im Internet unter http://bit.ly/dkXZoj zu finden ist, zählen neben der AbL eine Reihe von ökologischen Anbauverbänden, ebenso der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), aber auch der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL). Vertreten sind zudem nahezu alle großen Umweltverbände, der Deutsche Tierschutzbund sowie namhafte Entwicklungsorganisationen wie Misereor, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) sowie Germanwatch. Nicht dabei sind mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zwei Organisationen, die bei ähnlichen Initiativen in der Vergangenheit mit an Bord waren. Ribbe bedauerte insbesondere das Fehlen der vzbv. Offenbar habe die Akzentuierung entwicklungspolitischer Fragestellungen in dem Positionspapier den Verbraucherverband von einer Unterzeichnung abgehalten, so Ribbe, der als zuständiger Berichterstatter im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) bereits an dessen Stellungnahme zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik beteiligt war.

Hausgemachte ProblemeDie Verbände sehen die Agrarpolitik vor einer Vielzahl von Herausforderungen zur Lösung bestehender Probleme, die ihrer Auffassung nach zumindest teilweise von der bisherigen Politik verursacht worden sind. Genannt werden unter anderem ein Rückgang an biologischer Vielfalt und an Lebensräumen, Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser und Lebensmittel, ein Verlust von Arbeitsplätzen in der europäischen Landwirtschaft oder auch das Fehlen von Tierschutz in der Nutztierhaltung als verbindliches Ziel der Gemeinsamen Agrarpolitik. Weitere Herausforderungen für die europäische Agrarpolitik bestünden in der Bekämpfung des Hungers in der Welt, dem Klimawandel oder auch in der zunehmenden Konzentration von Lebensmittelverarbeitung und -handel. Das Gegenmodell einer fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft, wie sie unter den derzeitigen Bedingungen unvermeidlich sei, besteht den Verbänden zufolge in einer multifunktionalen, bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft, die jedoch nicht zu „Weltmarktbedingungen und -preisen“ zu haben sei.

Märkte gestaltenKonkret wendet sich die Verbändeplattform gegen eine Liberalisierung der Agrarmärkte. Stattdessen seien die Marktregeln so zu setzen, dass alle Glieder der Lebensmittelkette „gleichgewichtig in einen fairen Interessenausgleich treten können“. Zur Wahrnehmung seiner globalen Verantwortung müsse Europa jegliche Formen von Dumping abbauen und armen Ländern zu ihrem Recht verhelfen, ihre eigene Land- und Lebensmittelwirtschaft zu schützen. Die generelle Absage an pauschale Zahlungen zugunsten der Landwirtschaft begründen die Verbände damit, dass davon in erster Linie einige stark rationalisierte Betriebe profitierten. Daher müsse die Honorierung gesellschaftlich gewünschter Leistungen an die

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Stelle pauschaler Zahlungen treten. Dazu seien zielspezifische Maßnahmen in den Bereichen Agrarumwelt-, Vertragsnatur- oder Tierschutz stark auszubauen. Dem ökologischen Landbau wollen die Verbände aufgrund vielfältiger Vorteile eine Sonderstellung einräumen und ihn stärker fördern. Die Investitionsförderung soll auf Vorhaben begrenzt werden, mit denen besondere Standards im Tier-, Natur- und Umweltschutz erreicht werden.

Strengere Auflagen für DirektzahlungenAllenfalls für eine Übergangszeit wollen die Verbände an den Direktzahlungen festhalten. Sie seien jedoch an wirksame ökologische und sozio-ökonomische Kriterien zu binden. Angeführt werden eine Mindest-Fruchtfolge, bei der eine Frucht maximal 50 % der Ackerflächen einnimmt und mindestens 20 % Leguminosen angebaut werden, ferner ökologische Vorrangflächen auf wenigstens 10 % der Betriebsfläche, ein vollständiges Verbot des Grünlandumbruchs in sensiblen Bereichen, eine ausgeglichene Hoftorbilanz für Stickstoff sowie ein Verzicht auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Zur Einbeziehung sozio-ökonomischer Kriterien wird eine größenabhängige Staffelung der Direktzahlungen bei Berücksichtigung eines Arbeitskräftefaktors vorgeschlagen. Betriebe mit einem in Bezug auf die Fläche hohen Angebot an Arbeitsplätzen dürften nicht gegenüber „durchrationalisierten Betrieben mit geringer Arbeitskraftausstattung“ benachteiligt werden. AgE

Flächen in Veredlungsregionen zunehmend teurer

Die Preise für Acker- und Grünland werden in Niedersachsen immer weniger von der Bodengüte und immer mehr vom Flächenbedarf in der Region bestimmt - In den Landkreisen des Weser-Ems-Gebietes sind die durchschnittlichen Kaufpreise für Ackerland so hoch wie nie zuvor - Landwirtschaftskammer nennt Zahlen für die verschiedenen Landesteile

HANNOVER. Die Preise von Acker- und Grünland in Niedersachsen werden immer weniger von der Bodengüte und immer mehr vom Flächenbedarf in der Region bestimmt. Darauf hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen vergangene Woche in einer Presseverlautbarung hingewiesen. Als Beispiel dafür nennt sie das Weser-Ems-Gebiet: Hier führe die intensive Tierhaltung zu einer starken Nachfrage, so dass für Ackerflächen mit geringer bis mittlerer Bodengüte nach wie vor die höchsten Preise in Niedersachsen gezahlt würden, und zwar bei weiter steigender Tendenz, erläuterte die Kammer. Dieser Aufwärtstrend sei bei den besten niedersächsischen Böden im südöstlichen Landesteil nicht festzustellen. Hier verharrten die Preise, allerdings auf hohem Niveau. Landesweit betrachtet tendiere der Bodenmarkt stabil und habe sich seit 1996 kaum verändert. Nach der Kaufwertestatistik 2008 hat sich Ackerland im Zeitraum 1996 bis 2007 nach Angaben der Kammer um durchschnittlich 4 000 Euro auf 24 000 Euro pro Hektar verteuert. Am deutlichsten seien die Steigerungen bezogen auf den Hektar in den Veredlungszentren der Landkreise Emsland mit 7 000 Euro, Cloppenburg mit 5 700 Euro, Vechta mit 5 200 Euro und Osnabrück mit 3 800 Euro gewesen.

Vechta unangefochten SpitzenreiterIn den veredlungsstarken Landkreisen des Weser-Ems-Gebietes sind die durchschnittlichen Kaufpreise für Ackerland der Landwirtschaftskammer zufolge so hoch wie nie zuvor. Unangefochtener Preisführer sei der Landkreis Vechta, in dem das Preisniveau schon immer am höchsten gewesen sei und aktuell bei durchschnittlich 34 000 Euro/ha liege. Selbst Grünland koste dort mit 14 000 Euro/ha mehr als Ackerland in einigen anderen Regionen. Noch teurer sei der Hektar Grünland in den Landkreisen Grafschaft Bentheim mit 19 500 Euro, Emsland mit 17 000 Euro, Osnabrück mit 16 000 Euro und Cloppenburg mit 15 000 Euro. Das andere Ende der Skala markiere die Region Lüneburg. Hier lägen die Preise

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mit durchschnittlich 11 000 Euro/ha Acker- und 8 000 Euro/ha Grünland weit unterhalb des Landesdurchschnitts. Daran habe sich in den letzten Jahren nur wenig verändert. Schlusslichter innerhalb der Region seien die Landkreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg mit nur 7 000 Euro bis 10 000 Euro pro Hektar Acker- und weniger als 7 000 Euro pro Hektar Grünland. In den Landkreisen Stade und Verden würden für 1 ha Ackerland immerhin 14 000 Euro bis 15 000 Euro gezahlt und für 1 ha Grünland 8 500 Euro bis 9 500 Euro.

Bodengüte in vieharmen Regionen bestimmend

Höher als in der Region Lüneburg, aber noch unterhalb des Landesdurchschnitts liegt der Landwirtschaftskammer zufolge das Kaufpreisniveau in der Region Braunschweig. In dieser vieharmen Ackerbauregion stiegen die Bodenpreise mit der Güte des Bodens. Sie lägen in den Landkreisen Wolfenbüttel und Peine, die mit guten Böden gesegnet seien, bei 21 000 Euro bis 23 000 Euro für den Hektar Ackerland und in Gifhorn mit seinen leichten Böden nur bei knapp 10 000 Euro/ha. Grünland werde dort kaum nachgefragt und im Durchschnitt mit 7 000 Euro/ha gehandelt. Auch im ehemaligen Regierungsbezirk Hannover mache die Bodengüte den Kaufpreis aus, stellte die Kammer fest. So liege der Landkreis Hildesheim mit seinen hervorragenden Bördeböden bei Preisen von mehr als 26 000 Euro/ha für Ackerland ganz oben und tendiere bei leichter Zunahme stabil. Abgefallen seien die Kaufpreise für Ackerland in der Region Hannover. Sie lägen mit 20 000 Euro/ha um etwa 5 000 Euro niedriger als im langjährigen Durchschnitt. Im Landkreis Diepholz, der eher mit der Veredlungsregion Weser-Ems zu vergleichen sei, seien die Preise hingegen um 4 500 Euro auf nunmehr 18 500 Euro pro Hektar Ackerland gestiegen. Die Grünlandpreise hätten nur in Diepholz und Schaumburg zugelegt, in den übrigen Landkreisen abgenommen und lägen im Mittel bei unverändert 9 000 Euro/ha. AgE

Relativ niedriger Konzentrationsgrad in der Mischfutterbranche

„Top Ten“ der Futtermittelbranche vereinten 2009 einen Marktanteil von 55 Prozent auf sich - Intensiver Wettbewerb begünstigt die Schweinehaltung im Nordwesten Deutschlands - Agravis Raiffeisen AG und Deutsche Cremer Tiernahrung Marktführer - Auswertung der Strukturen der Schweinemischfutterproduktion durch die ISN

DAMME. Der Konzentrationsgrad der Mischfutterindustrie in Deutschland ist noch relativ niedrig. Der daraus resultierende intensive Wettbewerb ist einer der Standortfaktoren, die die Schweinehaltung im Nordwesten des Bundesgebietes begünstigen. Zu diesem Ergebnis kommt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in einer aktuellen Auswertung des deutschen Mischfuttermarktes. Seit der ersten Auswertung zum Jahr 2006 liegen laut ISN zwei Jahre mit hohen Rohwarenpreisen hinter den Veredlungsbetrieben. Viele Landwirte hätten die Hochpreisphase genutzt und ihr Getreide verkauft anstatt es selbst zu mischen. Auch seien in Nordwestdeutschland die Mastkapazitäten kräftig ausgebaut worden. Der Strukturwandel in der Schweinehaltung habe zusätzlich in Richtung Mischfuttereinsatz gewirkt, denn in größeren Betrieben binde die eigene Futterherstellung häufig zu viel Kapital und Arbeit, so dass sich ein kompletter Futterzukauf besser in die betriebliche Organisation einfüge, erläuterte die ISN. Laut ihren Angaben steigerten die „Top Ten“ der Futtermittelbranche von 2006 bis 2009 ihre Gesamttonnage um 12,5 % auf 11,5 Mio t und vereinten einen Marktanteil von 55 % auf sich. Die “Top Five“ hätten 2009 jeweils mehr als 1 Mio t Mischfutter produziert. Dazu gehörten die Deutsche Tiernahrung Cremer in Düsseldorf mit 2,3 Mio t, die Agravis Raiffeisen AG in Münster mit 2,17 Mio t, die Bröring-

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Unternehmensgruppe in Dinklage mit 1,35 Mio t, die Mega Rechterfeld mit 1,1 Mio t und die For-Farmers-Gruppe aus dem niederländischen Lochem mit 1,04 Mio t.

Spitze behauptet sichDie Erzeugung von Schweinemischfutter wurde der ISN zufolge in den vergangenen drei Jahren bundesweit um 784 000 t oder 9,6 % auf 8,92 Mio t gesteigert. Die Anzahl der produzierenden Betriebe habe amtlichen Angaben zufolge um 8,6 % auf 330 Unternehmen abgenommen. Allein die zehn größten Schweinefutterhersteller hätten ihre Produktion um rund 440 000 t auf insgesamt 4,44 Mio t ausgeweitet. Mit moderatem Wachstum hätten Agravis und Deutsche Cremer Tiernahrung ihre vorderen Positionen aus dem Jahr 2006 in diesem Segment behaupten können. Sie hätten voriges Jahr 850 000 t und 750 000 t Schweinefutter vermarktet. Die Unternehmensgruppe Bröring sei näher an den Erst- und Zweitplatzierten herangekommen. Sie habe die Herstellung von Schweinemischfutter in den vergangenen drei Jahren insgesamt um ein Viertel auf 650 000 t gesteigert. Die Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (HaGe), die sich mittlerweile zu 100 % in den Händen der Dansk Landbrugs Grovvarelskab (DLG) befinde, habe den Absatz leicht ausgebaut, und zwar auf 445 000 t. Die von der niederländischen Gruppe For Farmers übernommenen Bela-Mühlen, die auf den fünften Platz rangierten, konnten ihre Schweinefutterproduktion laut ISN um 14 000 t auf 360 000 t steigern. Bela produziere in Langförden bei Vechta, in Hamburg und Rees am Niederrhein. Das niederländische Unternehmen sei außerdem vom Stammsitz Lochem aus am deutschen Markt aktiv, erläuterte die Interessengemeinschaft.

Mittelfeld holt aufÜberdurchschnittlich stark gewachsen sind laut ISN die GS agri mit Sitz in Schneiderkrug und die Fleming & Wendeln-Gruppe in Garrel. In der Skala nehmen sie den sechsten und siebten Rang ein. Die GS agri einschließlich der Landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaft Garrel sowie Landwehr aus dem Oldenburger Münsterland habe den Absatz von Schweinefutter im Berichtszeitraum um 110 000 t oder fast 46 % auf 350 000 t ausgeweitet. Ähnliches gelte für die Fleming & Wendeln-Gruppe, die einschließlich der Leikra Leipziger Kraftfuttermittel GmbH die Produktion um 94 000 t beziehungsweise 42 % auf 315 000 t ausbaute. Es folgten bezogen auf den Ausstoß an Schweinemischfutter das Unternehmen ATR Landhandel mit 300 000 t, die Rothkötter Kraftfutterwerke GmbH mit 225 000 t und die Landwirtschaftliche Bezugsgenossenschaft Damme (LBD) mit 195 000 t. Auf den Plätzen elf bis 21 ließen sich einige Unternehmen als Schweinefutterspezialisten ausmachen, führte die ISN aus. Sie nennt die RWG Grafschaft Hoya mit einem Anteil von 68 % Schweinefutter an der Gesamttonnage, die Strahmann GmbH & Co. KG mit 82 %, die RWG Ankum mit 83 %, die Kohnen einschließlich Eirero in Sögel mit 85 % und Diekgerdes Landhandel mit 90 %. Diese fünf Unternehmen hätten in der Berichtsperiode den Schweinefutterabsatz um 152 000 t gesteigert.

Betriebe im Süden verlierenAbschließend stellte die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands fest, dass jene Unternehmen, die in den nordwestdeutschen Veredlungsregionen geschäftsansässig seien, ihren Absatz von Schweinefutter hätten gut ausbauen können. Die Investitionsfreudigkeit der nordwestdeutschen Schweinehalter in neue Mastställe habe die starke Entwicklung der dort niedergelassenen Mischfutterindustrie gefördert. Vergleiche man die Zuwachsraten mit denen der nord- und ostdeutschen Mischfutterproduzenten, sei in diesen Regionen nur ein moderates Wachstum möglich gewesen, beziehungsweise die Entwicklung sei von Stagnation geprägt. Die süddeutschen Futtermittelhersteller hätten in den vergangenen Jahren sogar tendenziell mengenmäßig Verluste hinnehmen müssen, berichtete die ISN. So habe die RKW Süd ihren Platz in den „Top Ten“ verloren. AgE

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Top 10 der Mischfutterbetriebe in Deutschland1)

(2006 und 2009, in 1 000 t)Mischfutterabsatz insgesamt Absatz von Schweinemischfutter2006 2009 2009:06 2006 2009 2009:06

Deutsche Tiernahrung Cremer 2 350 2 300  -    50 730 750 +  20Agravis Raiffeisen AG2) 2 100 2 170 +    70 840 850 +  10Bröring 1 000 1 350 +   350 520 650 + 130Mega Rechterfeld 800 1 100 +   300 0 0 -For Farmers (NL), Bela-Mühle 900 1 040 +   140 346 360 +  14HaGe Kiel 948 950 +     2 430 445 +  15ATR Landhandel 800 800 ±     0 300 300  ±   0GS agri3) 600 700 +   100 240 350 + 110Rothkötter 415 600 +   185 187 225 +  38Fleming & Wendeln 340 525 +   185 221 315 +  94insgesamt 10 253 11 535 + 1 282 3 814 4 245 + 4311) Rang nach der Gesamttonnage an Mischfutter; 2) einschließlich Tochter; 3) einschließlich Landwehr

17/2010Ostendorff wettert gegen ISN

BERLIN. Mit scharfer Kritik hat der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) überzogen, die zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl am 9. Mai eine Wahlempfehlung für die CDU abgegeben hatte. „Wir Grünen werden bei einer Regierungsbeteiligung nach der Landtagswahl im Mai die Förderung einer nachhaltigen, tiergerechten, bäuerlichen Landwirtschaft wieder aufnehmen, die Minister Eckhard U h l e n b e r g systematisch zusammengestrichen hat“, kündigte Ostendorff vergangene Woche in einer Presseinformation an. Der Invasion der Massentierhalter in Nordrhein-Westfalen würden die Grünen hingegen Einhalt gebieten. Anstoß nahm Ostendorff insbesondere an der Kritik der ISN an der ehemaligen nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerin Bärbel H ö h n , die sich für die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz und in der nordrhein-westfälischen Verfassung stark gemacht hatte. Wenn nun ausgerechnet die ISN die nordrhein-westfälische Verfassung und das Grundgesetz in Frage stelle, zeige sich, dass sie dem Tierschutz keine Bedeutung beimesse. Die ISN stehe allein für die kleine Minderheit der Massentierhalter, meinte Ostendorff zu der Organisation aus Damme, die rund 12 000 Mitglieder zählt und sich die Verbesserung der Wettbewerbskraft der Schweinehalter auf die Fahnen geschrieben hat. In Turbulenzen ist die ISN vergangene Woche durch die Trennung von ihrem langjährigen Geschäftsführer Detlef B r e u e r geraten (vgl. KURZMELDUNGEN i.d.Ausg.). AgE

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SPD kritisiert Untätigkeit Aigners bei Tierschutzproblemen in Schlachthöfen

Tierschutzbeauftragter Paula fordert sofortige Umsetzung der strengeren künftigen EU-Vorgaben - Einhaltung muss kontrolliert werden - Goldmann: Wirtschaft muss die Probleme in den Griff bekommen - Diskussion im Ernährungsausschuss

BERLIN. Untätigkeit hat der Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Heinz P a u l a , Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r im Zusammenhang mit den bekanntgewordenen Tierschutzproblemen bei der Schweine- und Rinderschlachtung vorgeworfen. Zwar bestätige die Ministerin, dass die betrieblichen Zustände in den Schlachthöfen gegen Recht und Gesetz verstoßen; dennoch wolle sie nicht reagieren, kritisierte Paula nach einer Diskussion der Thematik vergangene Woche im Bundestagsernährungsausschuss. Aigner verweise stattdessen auf die EU-Verordnung zum Schutz von Tieren zum Zeitpunkt der Tötung, die bis 2013 umgesetzt werden müsse und die strengere Vorschriften in Schlachthöfen vorsehe. Paula hält das für nicht ausreichend. Vielmehr sei umgehendes Handeln gefordert. So müssten die verschärften Vorgaben der EU sofort umgesetzt werden. Gleichzeitig seien die für Kontrollen zuständigen Länder zu verpflichten, diese auch durchzuführen. Ausschussvorsitzender Hans-Michael G o l d m a n n hält ebenfalls eine vorzeitige Anwendung künftiger Vorgaben für geboten, „wenn dies der Sache dient“. Er nannte als Beispiel die Rinderschlachtung, bei der es durch eine unzureichende Fixierung des Kopfes zu Problemen beim zielgenauen Bolzenschuss kommen könne. Grünen-Agrarsprecher Friedrich O s t e n d o r f f warnte davor, die Probleme beiseite zu schieben. Jeder, der die Situation vor Ort kenne, wisse, dass es noch erheblicher Anstrengungen bedürfe, dem Tierschutz in Schlachtbetrieben gerecht zu werden.

Hochsensibles ThemaPaula sieht die Ursachen für Tierschutzverstöße bei der Schlachtung in den Entwicklungen in Schlachthöfen. Der SPD-Politiker nannte „Massenschlachtungen von bis zu 1 500 Schweinen in der Stunde aufgrund hoher Taktzahlen, ungenügende Qualifikation des Personals, Arbeitsüberlastung - zu Lasten der Beschäftigten – sowie mangelnde beziehungsweise schlecht durchgeführte Kontrollen“. Der Staat müsse seine Kontrollaufgaben wahrnehmen, um die Defizite zu beseitigen. Goldmann appellierte an alle Beteiligten, die Probleme ernst zu nehmen und mit Nachdruck an einer Lösung zu arbeiten. Der FDP-Politiker sieht in erster Linie die Wirtschaft gefordert. Dies liege in ihrem ureigenen Interesse bei einem „hochsensiblen Thema wie dem Töten von Tieren“. Keinen Zweifel ließ der FDP-Politiker an der Zuständigkeit des Ernährungsausschusses für die aufgeworfenen Fragen: „Wir sind der Tierschutzausschuss im Bundestag.“

Verstoß gegen die geltenden tierschutzrechtlichen BestimmungenDas Bundeslandwirtschaftsministerium bekräftigte im Ausschuss seine Auffassung, dass die in den Medien berichteten Missstände in einzelnen deutschen Schlachthöfen inakzeptabel seien und einen Verstoß gegen die geltenden tierschutzrechtlichen Bestimmungen darstellten. Fehlerhafte Betäubungen seien aufgrund der damit für die Tiere verbundenen Leiden unbedingt zu verhindern. Die Bestimmungen des Tierschutzes hierzu seien eindeutig: Nach § 4a des Tierschutzgesetzes dürfe ein warmblütiges Tier grundsätzlich nur geschlachtet werden, wenn es vor Beginn des Blutentzuges betäubt worden sei. Weitere Voraussetzungen seien in der Tierschutz-Schlachtverordnung geregelt. Die Entblutung habe zu erfolgen, solange das Tier noch vollständig betäubt und damit empfindungs- und wahrnehmungsunfähig sei. Weitere Schlachtarbeiten am Tier dürften erst begonnen werden, wenn keine Bewegungen des Tieres mehr feststellbar seien. Gegen diese Bestimmungen sei offenbar verstoßen worden. Die Einhaltung der geltenden Vorschriften obliegt dem Agrarressort zufolge in erster Linie den jeweiligen Schlachthofbetreibern. Diese seien gefordert, ihre rechtlichen Pflichten umfassend

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und verantwortlich wahrzunehmen. Tierschutz und Schlachthandwerk müssten hier Hand in Hand gehen. AgE

Grüne wollen gewerbliche Tierhaltung von Privilegierung im Außenbereich ausschließen

Ostendorff fordert Änderung des Baugesetzbuchs - Ausnahmeregelung für gewerbliche Anlagen ersatzlos streichen - Privileg der Landwirtschaft im Außenbereich nicht insgesamt aufs Spiel setzen - Politik muss auf massive Widerstände gegen den Bau von großen Stallanlagen reagieren

BERLIN. Die Grünen wollen einer fortschreitenden Industrialisierung der Nutztierhaltung Einhalt gebieten. Der agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , forderte anlässlich eines Fachgesprächs seiner Fraktion vergangene Woche in Berlin eine Änderung des Baugesetzbuchs. Ziel müsse es sein, gewerbliche Tierhaltung künftig von der Privilegierung der Landwirtschaft im Außenbereich auszuschließen. Ostendorff will dafür die bestehende Ausnahmeregelung für gewerbliche Tierhaltungsanlagen, die in § 35 Absatz 4 des Baugesetzbuchs geregelt ist, ersatzlos streichen. „Ohne einen solchen Schnitt laufen wir Gefahr, das Privileg der Landwirtschaft im Außenbereich insgesamt zu gefährden“, sagte der Grünen-Politiker dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE. Ostendorff verwies auf massive Widerstände bei der Bevölkerung, die der derzeitige Boom beim Bau von großen Tierhaltungsanlagen vor allem in Nordwestdeutschland auslöse. Diese Widerstände könnten in eine generelle Ablehnung landwirtschaftlicher Nutztierhaltung umschlagen. Die Politik müsse dem Rechnung tragen und dürfe die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft nicht aufs Spiel setzen, mahnte der Abgeordnete. Er kündigte eine Gesetzesinitiative seiner Fraktion für eine entsprechende Novellierung des Baugesetzbuchs an.

Erleichterungen bei der Genehmigung zurücknehmen

Darüber hinaus sieht Ostendorff die Notwendigkeit für weitere Maßnahmen zur Eindämmung der „Massentierhaltung“. Beispielsweise müssten im Rahmen der immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren die 2007 beschlossenen Erleichterungen rückgängig gemacht werden. Damals seien die Stallgrößen, bei denen eine Öffentlichkeitsbeteiligung über amtliche Bekanntmachungen und mit Einspruchsmöglichkeiten der Bürger erfolgen muss, deutlich angehoben worden. Die Investitionsförderung sollte dem Abgeordneten zufolge an strenge Mindeststandards gebunden werden. Vorgeschlagen wird unter anderem eine Grenze von zwei Großvieheinheiten pro Hektar (GVE/ha), um ein ausgewogenes Verhältnis von Tierzahl zu Futterfläche zu erreichen. Darüber hinaus bedürfe es einer Verpflichtung, dass in Tierhaltungsanlagen die beste verfügbare Filtertechnik verwendet und regelmäßig an den neuesten Stand angepasst werden muss. Schließlich plädiert Ostendorff für die Einführung einer europaweiten, verpflichtenden Tierschutzkennzeichnung für alle tierischen Lebensmittel sowie für ein Verbot der Verbrauchertäuschung in der Werbung. AgE

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Hähnchenfleischexport Brasiliens nahezu unverändert

WASHINGTON. Brasilien hat im Krisenjahr 2009 den Export von Hähnchenfleisch zumindest mengenmäßig stabil halten können. Wie der US-Agrarattaché in Brasilia berichtete, wurden nahezu unverändert zu 2008 rund 3,44 Mio t Hähnchenfleisch exportiert. Allerdings sank der Wert der Ausfuhren um 16 % auf umgerechnet 3,9 Mrd Euro. Angesichts der weltweit wieder besseren wirtschaftlichen Lage sowie der höheren Mais- und Sojaernte in Brasilien setzt die Geflügelbranche des Landes nach Angaben des US-Agrarattachés auf eine höhere Nachfrage im laufenden Jahr. Gerechnet wird mit einer Steigerung der Hähnchenfleischerzeugung um 4 % auf 11,4 Mio t und einer Zunahme der Exportmenge um den gleichen Prozentsatz. Zum wichtigsten Abnehmer für brasilianisches Hähnchenfleisch entwickelte sich 2009 Saudi Arabien; das Königreich dehnte die Bezüge im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf gut 496 000 t aus. Es folgte Hongkong, dessen Importe um 3 % auf 428 000 t zulegten. In die Europäische Union wurden voriges Jahr knapp 312 000 t brasilianisches Hähnchenfleisch geliefert; das waren gut 3 % weniger als 2008. Sehr stark schränkte Japan seine Einfuhren ein, und zwar um 27 % auf 308 000 t. Wichtige Bezieher von Hähnchenfleisch aus Brasilien waren 2009 außerdem die Vereinigten Arabischen Emirate mit 212 000 t, Kuwait mit 204 000 t, Venezuela mit 165 000 t, Südafrika mit 161 000 t und der Irak mit 142 000 t. Russland reduzierte seine Bezüge um mehr als die Hälfte auf weniger als 73 000 t. Die Volksrepublik China nahm mit 24 000 t erstmals eine größere Menge ab. Eine nur kleine Rolle im brasilianischen Geflügelexport spielt Putenfleisch, dessen Ausfuhren im Vergleich zu 2008 um ein Fünftel auf etwa 64 000 t zurückgingen. Bedeutendster Abnehmer war hier die EU, die ihre Einkäufe gegenüber 2008 allerdings um 21 % auf rund 96 000 t drosselte. AgE

Legehennenhaltung in den Niederlanden und der EU auf Expansionskurs

BERLIN. Der Legehennenbestand in den Niederlanden wird im Verlauf dieses Jahres noch deutlich wachsen. Darauf weisen laut Angaben der „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) die von der niederländischen Wirtschaftsgruppe für Vieh, Fleisch und Eier (PVE) zur Verfügung gestellten Daten über die Kükeneinstallungen hin, die inzwischen bis einschließlich Februar vorliegen. Danach wurden in den ersten beiden Monaten dieses Jahres in den Niederlanden insgesamt 5,68 Millionen Legeküken eingestallt, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung um 4,8 % bedeutete. Bereits 2009 hatten die Kükeneinstallungen im Nachbarland kräftig zugenommen, und zwar gegenüber 2008 um 8,1 % auf 34,67 Millionen Tiere. Vor allem im zweiten Halbjahr hatten dabei die Zeichen auf Expansion gestanden: Von Juli bis Dezember wurden 17,2 % mehr Legeküken eingestallt als ein Jahr vorher. Auf Basis der Kükeneinstallungen schätzt die MEG den potentiellen Legehennenbestand in den Niederlanden für Juli 2010 auf 36,91 Millionen Stück; das wären 2,48 Millionen Hennen beziehungsweise 7,2 % mehr als zwölf Monate zuvor. Im Vergleich zum Juli 2008 beträgt das Plus allerdings nur 976 000 Hennen oder 2,7 %, denn Mitte 2009 war der Bestand vergleichsweise klein. Auch für die Europäische Union geht die MEG insgesamt von einer Ausweitung der Legehennenbestände aus, wobei ihrer Berechnung des potentiellen Legehennenbestandes in der Gemeinschaft allerdings aus vielen Ländern noch unsichere Daten oder Schätzungen zugrunde liegen. Im Gebiet der EU-15 dürften im Juli 2010 der MEG zufolge rund 252 Millionen Legehennen eingestallt sein; das wären 2,4 % mehr als im gleichen Monat von 2009. In der Gruppe der ab 2004 zur EU gehörenden Länder wird der Zuwachs voraussichtlich kräftiger ausfallen. Für die gesamte Gemeinschaft kalkuliert die

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MEG mit einem Legehennenbestand von 320 Millionen Tieren im Juli, was einer Zunahme um 5,9 % entsprechen würde. AgE

BTK fordert mehr amtliche Tierärzte für den Tierschutz

BONN. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Einhaltung von Tierschutz-Bestimmungen in Schlachthöfen hat die Bundestierärztekammer (BTK) ihre Forderung nach mehr Tierschutz beim Schlachten bekräftigt. Moderner Tierschutz erfordere zur Überwachung der Vorgaben ausreichend amtliche Tierärzte. Seit Jahren sei die Anzahl amtlicher Tierärzte nicht in ausreichendem Maße an die Betriebsentwickelung der Schlachthöfe angepasst worden, kritisierte die BTK vergangene Woche in Bonn. Die tierschutzrelevanten Aufgaben der Tierärzte in den großen Schlachthöfen würden immer vielfältiger. Die veränderte Arbeitsweise vieler Schlachtbetriebe gefährde den Tierschutz. Rinder und Schweine würden im Akkord geschlachtet. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit hätten viele Schlachthöfe die Bandlaufgeschwindigkeit erhöht, bei Schweinen auf bis zu 1 500 Tiere pro Stunde. Zum Betäuben der Tiere und für Kontrollen bleibe dem Personal dadurch nur ein minimaler Zeitpuffer. „Akkord am lebenden Tier ist Tierquälerei“, so Dr. Karl  F i k u a r t , Vorsitzender des BTK-Ausschusses für Tierschutz und langjähriger Amtstierarzt. Die Ämter brauchten die Unterstützung der Politik. Verstärkte tierärztliche Kontrollen müssten bei der Anlieferung, der Betäubung und beim eigentlichen Töten der Tiere durchgeführt werden. In der Überwachung des Tierschutzes sei die unabhängige tierärztliche Fachkompetenz unabdingbar, betonte Fikuart. Eine verstärkte alleinige Eigenkontrolle durch die Schlachthöfe, wie sie von der Europäischen Union vorgesehen sei, stelle keine Lösung für die Tiere dar. AgE

AgE 16/2010Pläne für Europas größte Milchfarm in Mittelengland wackeln

Genehmigungsantrag in der Grafschaft Lincoln zurückgezogen - Aber die Investoren können noch nachlegen - Mehr als 8 000 Kühe sollen zu dem Betrieb gehören - Einheiten von je 500 Tieren geplant

LONDON. In der Nähe der mittelenglischen Stadt Lincoln verschiebt sich der Zeitplan für den Bau des größten Milchviehbetriebes Europas mit insgesamt 8 100 Kühen in Einheiten von je 500 Tieren. Der Investor, die Nocton Dairies Ltd, zog laut Angaben des Verwaltungsbezirks North Kesteven seinen Antrag auf Errichtung eines Milchviehbetriebes am Standort Nocton Heath vergangene Woche zurück. Damit ist das Vorhaben aber noch nicht ganz vom Tisch, denn der potentielle Investor will seinen ursprünglich Mitte Dezember 2009 eingereichten Antrag laut Angaben der Behörde nach Änderungen erneut einreichen. Der zeitliche Rahmen hänge allein vom Antragsteller und dessen Vorgehen ab, erklärte der Bezirk in der Grafschaft Lincolnshire am vergangenen Mittwoch. Der Investor Nocton Dairies hatte ursprünglich eine Baugenehmigung für Anfang Mai 2010 angestrebt und wollte die ersten Kühe schon Ende dieses Jahres melken. Daraus wird nun erst einmal nichts, nachdem zahlreiche Anwohner, Gemeinden und Behörden - darunter die englische Umweltagentur - sich in dem Genehmigungsverfahren zu Wort gemeldet hatten.

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Skaleneffekte erhofft

Die geplante Rekordgröße des Betriebes hatte Nocton Dairies mit Skaleneffekten in einer Region begründet, in der die Milchviehhaltung traditionell nicht stark verbreitet ist. So werde man Dienstleistungen direkt vor Ort vorhalten und beispielsweise stets einen Veterinär im Betrieb haben. Die Größe des Betriebes werde auch zu einem kleinen Kohlenstoff-Fußabdruck der Milchproduktion führen. Geplant hatte Nocton Dairies auch eine Biogasanlage mit einer Leistung von 2 MW. Nocton Dairies gehört einer Gruppe von Landwirten unter Führung von Peter W i l l e s von Parkham Farms, der im Westen und Norden Englands jeweils Betriebe mit rund 2 000 Kühen leitet. Der britische Bauernverband (NFU) bedauerte in einer Reaktion den nun bekannt gewordenen Verlauf des Verfahrens in North Kesteven. „Der Vorschlag für Nocton hätte Arbeitsplätze und Investitionen in der Region geschaffen“, erklärte der NFU. Nach einem Jahrzehnt geringer Zuversicht und mangelnder Investitionen habe es sich um einen einfallsreichen und positiven Vorstoß einer Gruppe von Landwirten zu Investitionen in einen großen Spezialbetrieb gehandelt. AgE

Schon 25 Millionen Legehennenplätze mit dem Big-Dutchman-Typ Natura

VECHTA-CALVESLAGE. Der Stalleinrichter Big Dutchman ist zufrieden mit dem Verkauf seiner Volieren vom Typ Natura. Anlässlich der vom 20. bis 22. April in Utrecht stattfindenden Geflügelfachmesse VIV Europe gab das Unternehmen aus Vechta bekannt, mittlerweile insgesamt 25 Millionen Legehennenplätze mit Volieren dieses Typs ausgestattet zu haben. „Wir sind stolz, dass die Natura-Familie damit zum führenden System für die Boden-, Freiland- oder Biohaltung geworden ist“, erklärte Geschäftsführer Bernd K u h l e n c o r d anlässlich einer symbolischen Schlüsselübergabe im emsländischen Laar. Dort wurden zwei moderne Stallneubauten für je 45 000 Tiere aufgebaut. Unweit der niederländischen Grenze hat Roel v a n Z e t t e n , in Fachkreisen bekannter Unternehmer aus Holland, seine neuen Ställe mit der Big-Dutchman-Voliere Natura Step ausstatten lassen. Natura Step ist das jüngste Mitglied der Natura-Familie. Die Voliere für eine effiziente Boden- und Freilandhaltung kann auch in Einzelreihen installiert werden. Ein gestufter Aufbau der Anlage soll es den Tieren ermöglichen, zwischen den verschiedenen Ebenen zu wechseln, ohne dabei das System zu verlassen. Somit sollen auch die integrierten Nester sehr leicht erreichbar sein und weniger Bodeneier gelegt werden. AgE

KTG Agrar AG will weiter wachsen

Das börsennotierte Unternehmen bewirtschaftet mittlerweile mehr als 30 000 Hektar - Über ein Drittel der Fläche für den Ökolandbau - Skaleneffekte beim Engagement in Litauen genutzt - Eigentumsanteil der genutzten Flächen soll auf ein Fünftel steigen - Hohe Bodenpreise als Faktor - Jahreszahlen 2009 kommen am 3. Mai

BERLIN. Die KTG Agrar AG will in den nächsten Jahren ihre Anbaufläche weiter ausdehnen, wenn auch nicht mehr in dem rasanten Tempo der vergangenen Jahre. Das hat Dr. Christian E b m e y e r aus dem Management des börsennotierten Unternehmens vergangene

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Woche bei einer Veranstaltung des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) in Berlin deutlich gemacht. Als Marke für das Flächenwachstum nannte er einen Wert von 5 % bis 10 %. Zur Saison 2010 hat die KTG Agrar ihre Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 13 % auf 30 500 ha ausgedehnt. Wie Ebmeyer deutlich machte, bewirtschaftet das Unternehmen heute allein rund 11 000 ha Ackerland für den Getreide-, Mais- und Rapsanbau gemäß der EU-Bioverordnung. Weitere 4 000 ha seien aktuell in der Umstellung. In Litauen würden mittlerweile 6 200 ha bewirtschaftet. Bei der Flächenerweiterung setze das Unternehmen nicht nur auf Kauf und Eigenbewirtschaftung, sondern auch auf die Pacht ganzer Betriebe, die mit bleibendem Personal für die KTG wirtschafteten.

Zwischenhandel ausschaltenDie Kernkompetenz des Unternehmens liege im Pflanzenbau an verschiedenen Standorten, stellte Ebmeyer fest. Die Streuung auf unterschiedliche Standorte mindere das Ertragsrisiko, und die Maschinen könnten der Vegetation folgend nacheinander eingesetzt werden. Zuletzt würden Mähdrescher und Schlepper mit der Fähre von Saßnitz nach Litauen transportiert, erläuterte Ebmeyer die Vorteile von Skaleneffekten bei dem international operierenden Unternehmen. Durch einen Rahmenvertrag mit der Firma Fendt habe die KTG günstigere Konditionen aushandeln können. Dies gelte auch bei den Abnehmern des Ernteguts. „Wir wollen den Zwischenhandel ausschalten“, so Ebmeyer. Durch den direkten Verkauf an Mühlen und Futtermischwerke könne eine höhere Wertschöpfung erzielt werden.

Eigentumsanteil in Litauen bei über 60 ProzentEine weitere Zukunftsstrategie der KTG Agrar ist die Erhöhung des Eigentumsanteils bei den genutzten Flächen auf 20 %. In Deutschland liegt diese Quote den Angaben zufolge bei 7 %, in Litauen bei 63 %. Dabei hat es das Unternehmen mit stark gestiegenen Bodenpreisen sowohl in Westdeutschland als auch in den neuen Bundesländern und in Osteuropa zu tun. Den Kaufpreis für Agrarflächen in Litauen im Jahr 2009 bezifferte Ebmeyer pro Hektar auf rund 3 000 Euro, nach 800 Euro im Jahr 2004. In Ostdeutschland soll sich der Preis auf rund 8 000 Euro/ha verdoppelt haben; in Westdeutschland waren 25 000 Euro/ha zu entrichten, nach 20 000 Euro fünf Jahre zuvor. Nicht ganz so dramatisch ist die Entwicklung bei den Pachten. Hier wird für Litauen für 2009 ein Wert von 125 Euro/ha angegeben, nach 100 Euro/ha im Jahr 2004.

Hoher Gewinn erwirtschaftetEbmeyer sieht die KTG auf dem richtigen Weg. Eine wachsende Weltbevölkerung mit verdienender Mittelschicht und eine steigende Nachfrage nach veredelten Produkten bei knapper werdender Agrarfläche bereiteten großen Unternehmen die Zukunft. Im Jahr 2008 hatte das börsennotierte Unternehmen bei einem Umsatz von 26,4 Mio Euro ein Konzernergebnis von 4,3 Mio Euro vorgelegt. Die Unternehmenszahlen für 2009 sollen am 3. Mai präsentiert werden. Der Börsenkurs hat sich seit einem Tiefstand Ende 2008 - als die globale Finanzkrise auf ihrem Höhepunkt war - mehr als verdoppelt. Am vergangenen Freitag lag der Kurs der KTG-Papiere in Frankfurt bei 16,20 Euro pro Aktie. Freude bereitet dem Unternehmen auch der Megatrend Bio. Auf der BioFach 2010 hätten Lebensmittelproduzenten bereits aus der neuen Ernte 6 000 t Biogetreide und Biokartoffeln geordert, erläuterte Ebmeyer. Das seien 1 000 t mehr als im Vorjahr. Ein neues Betätigungsfeld ist der internationale Getreidehandel. Die KTG Agrar hatte sich 2009 in Saudi-Arabien akkreditiert und an Ausschreibungen für Getreideimporte beteiligt, wobei 55 000 t geliefert wurden.

Starkes Biogaswachstum geplant

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Geld verdient die KTG Agrar auch mit der Bioenergie. So soll der 2006 begonnene Einstieg in die Biogasproduktion forciert werden. Ausgegeben hat das Unternehmen die Zielmarke einer installierten Kapazität von 20 Megawatt (MW). Derzeit verfügt die KTG Agrar über 11 MW in 13 Anlagen. Das viehlose Unternehmen verbringt die Gärreste zur Aufrechterhaltung eines Stoffkreislaufs auf die Felder. Ebmeyer betonte, dass die KTG im ländlichen Raum nur erfolgreich bleibe, wenn sie die gleichen Aufgaben übernehme wie die kleinen Betriebe. Das beziehe sich nicht nur auf die Beschäftigung, sondern auch auf den Naturschutz. Gewässerflächen in der Prignitz würden nach Auflagen des Naturschutzes bewirtschaftet, und seit kurzem experimentiere die KTG mit Kurzumtriebsplantagen als Strukturelementen in der Landschaft. AgE

IVU-Richtlinie sorgt weiter für Zündstoff

Kritik an möglichen Umweltauflagen bekräftigt - COPA/COGECA befürchten Kostensteigerungen - Europaparlamentarier sollen in der Zweiten Lesung die Forderungen des Berufsstandes berücksichtigen - Über neuen Bericht wird Ende April im Umweltausschuss abgestimmt - Ausgangszustandsbericht verursacht hohe Kosten

BRÜSSEL. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) haben ihre Kritik an möglichen neuen Umweltauflagen für die tierische Erzeugung bekräftigt. Mit Blick auf die im Europaparlament begonnene Zweite Lesung zur Neufassung der europäischen Richtlinie für die immissionsschutzrechtliche Prüfung zur Vermeidung von Umweltauswirkungen (IVU-Richtlinie) appellierten COPA/COGECA an die Politiker, die Forderungen des Berufsstandes zu berücksichtigen. Ein besonderer Dorn im Auge ist den Branchenvertretern eine Revisionsklausel, auf die sich EU-Mitgliedstaaten als Kompromiss zum Abschluss der Ersten Lesung geeinigt haben. Danach soll die Europäische Kommission bis Ende 2012 prüfen, ob unter anderem zusätzliche Kontrollen zur Düngerausbringung, für die intensive Rinderhaltung und nach Produktionszweigen differenzierte Schwellenwerte für genehmigungspflichtige Geflügelhaltungsanlagen nicht vielleicht doch nötig sind. Sowohl der Großteil der Mitgliedstaaten als auch die Mehrheit des Parlaments sind bislang gegen solche Verschärfungen. Der im Parlament zuständige FDP-Abgeordnete Holger K r a h m e r  will bislang nur einen Teil der Revisionsklausel streichen, nämlich hinsichtlich der Düngerausbringung und der Rinderhaltung. Daneben soll eine Genehmigungspflicht für die Gülleausbringung auf solchen Flächen erfolgen, die nicht der EU-Nitratrichtlinie unterworfen sind. Das wäre für deutsche Landwirte kein Problem, da die Nitratrichtlinie bundesweit gilt, wohl aber für andere Länder wie Großbritannien. Der von Krahmer betreute Bericht soll am 27. April im Umweltausschuss angenommen werden. Die entscheidende Plenumsabstimmung ist bislang für den 6. Juli angesetzt.

Überlebensfähigkeit der Betriebe bedrohtInsgesamt befürchten Beobachter vor allem, dass die landwirtschaftlichen Belange im Verhandlungstrubel dieser auf Industrieanlagen abzielenden Richtlinie unter die Räder kommen könnten. „Wir waren von vornherein besorgt, dass der Land- und Gartenbau überhaupt in den Umfang der IVU-Richtlinie einbezogen werden sollte“, betonte COPA/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n  am Dienstag vergangener Woche in Brüssel. Die Vorschriften seien ursprünglich zur Kontrolle der Emissionen von Kraftwerken und großen Industrieanlagen gedacht gewesen. Verglichen mit diesen Sektoren stelle die Landwirtschaft nur ein sehr geringes Risiko für die Umwelt dar. Die vom EU-Ministerrat vorgeschlagene Revisionsklausel könnte dafür sorgen, dass noch viel mehr Betriebe der

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Schweine-, Geflügel- und Rinderhaltung sowie des Gartenbaus betroffen würden. Das treibe die Produktionskosten der Landwirte weiter nach oben und bedrohe damit ihre Überlebensfähigkeit.

Emissionsmessung überflüssigDen Berichtsentwurf von Krahmer begrüße man im Großen und Ganzen, so Pesonen. Allerdings sei man besorgt wegen möglicher Emissionsgrenzwerte für IVU-Einrichtungen und der Ausweitung bester Praktiken für die Gülleausbringung außerhalb der hinsichtlich Nitratbelastung gefährdeten Gebiete. Die neu geplanten Anforderungen an die Messung von Emissionen seien praktisch nicht erfüllbar. Das gelte vor allem für Stallbauten, die „frei gelüftet“ seien und hohe Tierschutzstandards erfüllten. Eine Messung von Emissionen sei nicht erforderlich, da durch die Festsetzung von Schwellenwerten für Tierplatzzahlen bereits ein hoher Umweltstandard gewährleistet sei. Die Vorschläge würden in der vorliegenden Form nicht nur die Kosten für die Landwirte, sondern auch für die nationalen Behörden erhöhen. Mit besonderer Sorge erfüllt COPA die Vorgabe, Neu- und Umbauten von Ställen nur mit sehr aufwendigen Verfahren zur Zustandsfeststellung von Boden und Gewässern zuzulassen. Der zu erstellende Ausgangszustandsbericht sei für den Bauherrn mit hohen Kosten verbunden, denen andererseits kein Mehrwert für die Umwelt entgegenstehe. Auch die in sehr kurzen Zeitintervallen geforderten neuen Überwachungs- und Berichtspflichten stellten das Gegenteil von Bürokratieabbau und Investitionsförderung dar, kritisierte COPA. Der Deutsche Bauernverband (DBV) ergänzte in diesem Zusammenhang, das deutsche Baurecht sehe bereits Rückbauverpflichtungen nach endgültiger Betriebseinstellung vor; ein Bericht über den Ausgangszustand sei daher nicht erforderlich. AgE

Schwarz sieht deutsche Schweineproduzenten gut aufgestellt

Aber regionale Unterschiede - Schleswig-Holsteins Bauernpräsident hält die Grenzen des Wachstums für noch nicht erreicht - Exportmärkte aufgebaut - Chancen vor allem in Russland und den östlichen EU-Staaten - Europa muss über Zulassungen in der Grünen Gentechnik schneller entscheiden - Kein konkreter Zeitplan für technische Lösung zur Nulltoleranz - Landwirtschaft kann zum Klimaschutz beitragen - Tierschutzstandards vernünftig diskutieren - Verlängerung der Übergangsfrist für die Sauengruppenhaltung ungewiss - Kein deutscher Alleingang bei Tiertransporten

BRÜSSEL. Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner S c h w a r z , hält Vorwürfe, die deutsche Veredlungsbranche drücke den Schweinefleischpreis im EU-Ausland, für unberechtigt. Man habe hierzulande die Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit der Schlachtbranche deutlich erhöht, erklärte Schwarz im Gespräch mit dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE vergangene Woche in Brüssel. Daneben seien mit Hilfe der Bundesregierung Exportmärkte aufgebaut worden. Aufgrund des hohen Selbstversorgungsgrades von 109 % habe man gar keine andere Wahl, als Ware auszuführen. Dabei profitierten Holland und Dänemark von der deutschen Ferkelnachfrage. Der Bauernpräsident hatte für den Deutschen Bauernverband (DBV) unmittelbar vor dem Gespräch an Sitzungen der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) sowie der Europäischen Kommission zum Thema Schweinefleisch teilgenommen. Schwarz sieht die deutschen Erzeuger im europäischen Vergleich gut aufgestellt. Mit Marktpreisen zwischen 1,30 Euro und 1,40 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht komme man zurecht. Das Wachstum in den Veredlungszentren sei noch

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nicht erreicht, werde sich aber verstärkt auf den Ersatz oder Umbau alter Anlagen in moderne Stallungen konzentrieren. Die aussichtsreichsten Absatzmärkte für deutsches Schweinefleisch sieht Schwarz in den mittel- und osteuropäischen Staaten, vor allem Russland.

Nulltoleranzproblem schnell lösenBeim Thema gentechnisch veränderte Organismen (GVO) unterstreicht Schwarz die Notwendigkeit einer schnellen technischen Lösung des Nulltoleranzproblems. Er rief EU-Gesundheitskommissar John D a l l i  auf, eine Vermischung von 0,1 % nicht zugelassener GVO in Futtermittellieferungen zu gestatten. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Kommission mit einem konkreten Zeitplan hinterm Berg halte. Der Verbandspräsident sprach sich dafür aus Lebensmittel, Futtermittel, aber auch alle anderen Produkte des täglichen Bedarfs, einschließlich Kosmetika und anderer Waren auf GVO-Bestandteile hin zu kennzeichnen. Das gegenüber dem Anbau von GV-Pflanzen unfreundliche gesellschaftliche Klima in Deutschland wirkt sich nach Auffassung von Schwarz nachteilig auf mittelständische Züchtungsbetriebe aus. Dadurch fördere man die Dominanz großer internationaler Züchtungshäuser. Überlegungen, den GV-Anbau ins Ermessen der Mitgliedstaaten zu stellen, könnte sich Schwarz noch anschließen. Er pocht jedoch im Gegenzug auf national einheitliche Regeln, um eine weitere Regionalisierung der Anbaumöglichkeiten zu vermeiden. Das Verfütterungsverbot von tierischem Eiweiß sollte seiner Meinung nach entfallen, wenn die Vermischung mit Rinderfutter und das Risiko des Kannibalismus ausgeschlossen werden können.

Tierschutz mit AugenmaßIm Umweltschutzbereich warnt Schwarz vor überzogenen Anforderungen für den Agrarsektor. Landwirtschaftliche Betriebe seien keine Industrieanlagen. Man müsse versuchen, die Emissionen von klimaschädlichen Gasen niedrig zu halten, dürfe aber nicht verkennen, dass der Landwirt Kreislaufwirtschaft betreibe. „Wir ernten Getreide, bringen es ins Tier ein, entnehmen aus der Kette einen Nutzen für den Menschen und bringen die Abfallstoffe wieder in den Boden ein“, so Schwarz. Im günstigsten Fall führe das zu einer Humusmehrung im Boden, was zusätzliches CO2 binde. Beim Thema Tierschutz plädiert der Schleswig-Holsteiner für Augenmaß. Bestimmte Schritte seien sinnvoll; man müsse aber Bürokratie und Kosten so gering wie möglich halten, denn der Verbraucher sei nicht bereit, mehr zu zahlen. Neue Standards müsse man in vorhandene Systeme integrieren. Als Alternative zu einem neuen EU-Tierschutzlabel wirbt Schwarz für einen Ausbau des Systems der Qualität und Sicherheit GmbH (QS). Einen Dämpfer versetzte er Hoffnungen, die Kommission könne deutschen Betrieben bei der ab 2013 verpflichtenden Gruppenhaltung von tragenden Sauen entgegenkommen. Man habe um eine Verlängerung der Übergangsfrist gebeten; es gebe aber wenig Aussicht auf Erfolg. Beim Stichwort Tiertransporte ging Schwarz mit der Bundesregierung hart ins Gericht. CDU/CSU und FDP hatten sich nämlich im Koalitionsvertrag für eine weitere Begrenzung der Tiertransportzeiten ausgesprochen (AGRA-EUROPE 45/09, DOKUMENTATION). Solche Aussagen bezeichnete der Bauernpräsident als unverantwortlich. Man solle sich darauf beschränken, die bestehenden europäischen Vorgaben einzuhalten, und auf deutscher Ebene nicht zusätzlich draufsatteln.

AGRA-EUROPE: Sehr geehrter Herr Schwarz, Sie kommen gerade aus Sitzungen der COPA/COGECA-Arbeitsgruppe Schweinefleisch sowie dem Beratenden Ausschuss Schweinefleisch der EU-Agrarkommission. Wie stellt sich die aktuelle Lage an den Märkten für Schweine und Futtermittel dar?

Schwarz: Von COPA/COGECA haben wir gehört, dass sich das Preisniveau in Europa auseinander entwickelt. In Deutschland haben wir seit längerem ein stabiles Preisniveau, wobei wir allerdings sagen müssen: Unsere Bruttomargen sind nicht so hoch, dass wir

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begeistert darüber sind. Im Vergleich zu unseren Nachbarn haben wir aber einen auskömmlichen Schweinemarkt. Mit Preisen von 1,30 Euro bis 1,32 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht, zwischenzeitlich auch mal fast 1,40 Euro, kommen wir zurecht.

AGRA-EUROPE: Deutschland hat den Export von Schweinefleisch in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Aus anderen EU-Mitgliedstaaten kommen deshalb Vorwürfe der Preisdrückerei - zu Recht?

Schwarz: Den Vorwurf haben wir bei COPA/COGECA auch gehört, aber das geht auf ein Missverständnis zurück. In der deutschen Schlachtbranche hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Mit der Effizienz wurde die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert. Daneben wurden mit Unterstützung der Bundesregierung Exportmärkte aufgebaut. Ein Selbstversorgungsgrad von durchschnittlich 109 % ist ja nicht ohne - das Fleisch muss raus. Ich gehe davon aus, dass es auch in diesem Jahr noch einen Produktionszuwachs geben wird. Das ist nicht allein ein deutsches Plus, denn wir kaufen Ferkel von Holland und Dänemark zu, die wir dann mästen, schlachten und exportieren. Insofern kann man schon lange nicht mehr von einem begrenzten deutschen Markt sprechen. Der Markt wächst und die Schweineerzeugung mit ihm, grenzüberschreitend.

AGRA-EUROPE: Das Wachstum der Schweineproduktion in den großen EU-Mitgliedstaaten vollzieht sich traditionell in den ohnehin schon veredlungsstarken Regionen: Beispiel Frankreich Bretagne - Deutschland Nordwesten. Gibt es dazu Alternativen - oder anders gefragt - wo liegen die Grenzen des Wachstums in solchen Veredlungshochburgen?

Schwarz: Natürlich ist die Schweinedichte in den Veredlungszentren hoch, und von dort hören wir auch, dass man sich über ein Ende des Wachstums Gedanken macht. Ich sehe nicht, dass in den Hochburgen keine Ställe mehr gebaut werden. Das Wachstum wird sich sicherlich verstärkt auf den Ersatz oder Umbau alter Anlagen in moderne Stallungen konzentrieren.

AGRA-EUROPE: Wie bewerten Sie dabei die tendenziell wachsende internationale Arbeitsteilung: Schweinemast in Deutschland, Ferkelerzeugung in Dänemark und den Niederlanden?

Schwarz: Wir sprechen auf allen Ebenen von Europa, warum nicht auch auf diesem Gebiet? Hinsichtlich Dänemark: Von dort kommen sowohl lebende Tiere als auch Fleisch nach Deutschland herein, während andersherum die Grenzen zu sind. Falls wir weitere Transportbeschränkungen bekommen, müssen wir intensiv über die vollständige Öffnung der europäischen Grenzen nachdenken.

AGRA-EUROPE: Als Wachstumsmärkte für Schweinefleisch gelten Brasilien, Russland, Indien, China und Entwicklungsländer. Wie stellen sich deutsche Anbieter darauf ein? Auf der anderen Seite wächst die Bedeutung muslimischer Fleischkunden. Gerät Schwein dadurch gegenüber Geflügel ins Hintertreffen?

Schwarz: Es geht eher darum, ob und wieviel Absatz wir auf unseren traditionellen Märkten gegenüber Geflügel verlieren. Jeder Konsum hat eine Obergrenze, aber beim Fleisch ist diese noch nicht erreicht - schon gar nicht in den mittel- und osteuropäischen Ländern. Insgesamt halte ich Mittel- und Osteuropa als Absatzmarkt für vielversprechender als Ostasien. Wir werden auch in Zukunft mehr Kühlwagen nach Moskau fahren als Kühlcontainer nach Schanghai verschiffen. China wird seine Selbstversorgung eher sichern als Russland, das nicht über das notwendige Kapital zur Umsetzung verfügt. Die östlichen EU-Staaten dürften ihre Eigenproduktion ausbauen. Aber auch das braucht Zeit und vor allem Geld.

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AGRA-EUROPE: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Wankelmütigkeit Russlands hinsichtlich der Importstandards?

Schwarz: Russland nutzt das Instrument der Handelsrestriktionen weidlich. Das können wir beklagen, aber im Zweifel müssen wir uns dem beugen. Ich halte den Nordwesten der heutigen EU und die mittel- und osteuropäischen Staaten für Gegenpole. Wir haben die Produktion bereits hochgefahren, dort wird sie sich entwickeln. Das heißt, die neuen EU-Mitgliedstaaten werden weniger abnehmen, und wir müssen uns auf die Suche nach neuen Kunden machen. Und da sehe ich weiterhin Russland.

AGRA-EUROPE: Die in Frankfurt ansässige Eurex bietet Terminkontrakte für Schlachtschweine und Ferkel an. Beide Kontraktangebote werden jedoch nur relativ wenig genutzt? Warum ist das so?

Schwarz: Das hat einerseits mit dem Handlungsspielraum zu tun, den der Landwirt will, und andererseits mit der Finanzierung des Betriebs - beispielsweise im Vergleich zu unseren dänischen Kollegen. Wenn unsere wachsenden Betriebe eine Eigenkapitaldecke von 65 % bis 70 % haben, dann brauchen sie Eurex nicht. Dänische Schweinehalter arbeiten mit 80 % Fremdkapital. Dort wird schon die Hausbank eine Absicherung über Kontrakte nahelegen.

AGRA-EUROPE: Die Mischfutterhersteller warnten im vergangenen Herbst wegen des Problems der schleppenden Zulassung neuer GVO in Europa vor Risikoaufschlägen von 20 Euro und mehr je Tonne Sojabohnen aus Übersee. Teilen Sie diese Bedenken?

Schwarz: Ich bin Verbraucher der Futtermittel, und ich sehe das Problem genauso. Auch der Bauernverband stößt in dieses Horn. Unser Problem ist nicht die Zulassung beziehungsweise das Gefahrenpotential der GVO an sich, denn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat bisher in den meisten Fällen grünes Licht für eine Zulassung gegeben. Das Problem ist die EU-Kommission, die größte Bedenken hat und Entscheidungen verzögert. Wir brauchen in Europa schnellere Entscheidungen. Ich wünsche mir ein konkretes Handeln in einem wesentlich kürzeren Zeithorizont.

AGRA-EUROPE: Nach wie vor wartet die Veredlungsbranche in Europa auf eine Abkehr von der Nulltoleranz gegenüber hierzulande nicht zugelassenen GVO. Was wünschen Sie sich von EU-Gesundheitskommissar John Dalli?

Schwarz: Dass er genauso schnell handelt wie bei Amflora. Was wir uns wünschen, ist eine Grenze von 0,1 % zulässiger Vermischung als Einstieg. Dass wir irgendwann auch zu anderen Lösungen kommen, ist nicht ausgeschlossen, aber im Moment nicht durchsetzbar. Denn wenn der Verbraucher unsere Produkte nicht mehr abnimmt, hilft auch eine Zulassung nicht. Trotzdem muss es ein praktikables System geben, und das wäre mit dieser 0,1-%-Regelung gegeben. Leider hat die Kommission auch auf wiederholte Anfrage keine konkrete Aussage zum Zeitplan gemacht.

AGRA-EUROPE: Soll sich diese „technische Lösung“ nur auf den Futtermittel- oder auch auf den Lebensmittelbereich beziehen?

Schwarz: Bereits heute schreibt der Lieferant bei Futtermitteln auf den Lieferschein, dass gentechnische Verunreinigungen oder Beimengungen nicht ausgeschlossen sind. Es wäre nur konsequent, das in allen Bereichen zu machen. Ich stelle einmal eine provokante Forderung auf: Kennzeichnen wir doch offensiv Lebensmittel und Futtermittel, aber auch alle anderen Produkte des täglichen Bedarfs einschließlich Kosmetika und anderer Waren, auf GVO- Bestandteile hin. Alles andere ist scheinheilig.

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AGRA-EUROPE: Wie sieht es mit dem Anbau von GV-Pflanzen aus? Resultiert aus dem Verzicht in Deutschland bereits heute ein wirtschaftlicher Nachteil für die Nutztierhalter? Wenn ja, wie hoch schätzen Sie diesen ein?

Schwarz: Es zeichnet sich ab, dass Züchtungshäuser ihre Tätigkeiten aus Deutschland verlagern, um im Wettbewerb zu bleiben. Wir haben im Zuchtbereich noch eine mittelständische Struktur. Man sollte sich genau überlegen, ob man mit einer strikten Verweigerungshaltung die Dominanz großer internationaler Züchtungshäuser nicht geradezu fördert.

AGRA-EUROPE: Die Kommission will noch vor der Sommerpause offiziell vorschlagen, den Anbau europaweit zugelassener GVO ins Ermessen der Mitgliedstaaten zu stellen. Sowohl gentechnikfreundliche Regierungen wie die der Niederlande als auch das skeptische Österreich unterstützen diese Möglichkeit. Wie sieht man das aus Sicht der Veredlungswirtschaft?

Schwarz: Ich würde mir wünschen, dass wir eine einheitliche europäische Linie bekommen. Was ich ablehne, ist eine darüber hinausgehende Regionalisierung innerhalb Deutschlands, wie wir es mit den Anbauabständen zum Teil heute schon haben.

AGRA-EUROPE: Also ja zu nationalen, aber nein zu regionalen Anbauverboten?

Schwarz: Im Zweifelsfall ja zu einer nationalen Regelung. Wir sind vom Verbraucher abhängig. Wir können produzieren, so viel wie wir wollen - wenn es keiner abnimmt, wird es schwierig.

AGRA-EUROPE: Tierische Eiweiße könnten Sojabohnen aus Übersee zumindest teilweise ersetzen. Welche Erwartungen gegenüber dem Gesetzgeber haben Sie hinsichtlich des bestehenden Verfütterungsverbots?

Schwarz: Beim Verfütterungsverbot haben wir uns aus einer nachvollziehbaren Situation heraus Beschränkungen auferlegt. Mittlerweile hat sich der Stand der Wissenschaft geändert. Warum sollen wir mit neuem Wissen nicht an das Verfütterungsverbot herangehen? Wir wissen, dass es bei Wiederkäuern nicht eingesetzt werden darf. Dann gibt es Stimmen, die vor einer Verfütterung innerhalb derselben Gattung warnen, um Kannibalismus auszuschließen. Wenn dieses gewährleistet ist, warum sollte man sich dann hochwertiger Eiweißreserven berauben? Das ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft nicht nachvollziehbar.

AGRA-EUROPE: Sehen Sie Anzeichen für eine Lockerung?

Schwarz: Das Thema wird immer wieder angesprochen. Auch wir tun es aktiv und suchen dafür entsprechende Mehrheiten. Ich glaube zudem gar nicht einmal, dass wir über große Mengen sprechen. Tierisches Eiweiß wird heute durch Sojaschrot plus künstliche Aminosäuren ersetzt. Es ist und bleibt ein Spezialprodukt.

AGRA-EUROPE: COPA/COGECA haben vor neuen Belastungen für den Schweine- und Geflügelsektor durch die anstehende Neufassung der IVU-Richtlinie gewarnt. War das auch ein Thema in Ihrer Arbeitsgruppe?

Schwarz: Das ist ein ständiges Thema. Wenn wir von der Expansion der tierischen Produktion sprechen, müssen wir uns auch darüber Gedanken machen. Wir dürfen

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landwirtschaftliche Ställe aber nicht als Industrieanlagen sehen. Denn wir wollen aus tierschutzrechtlichen Gründen offene Ställe haben, um die Tiere möglichst natürlich zu halten. Wir sehen aber Handlungsbedarf in einzelnen Aspekten, beispielsweise beim Wegfall der standardisierten Emissionsdaten.

AGRA-EUROPE: Wäre dies eher eine Benachteiligung des EU-Sektors insgesamt gegenüber Drittlandsimporten oder sehen Sie auch spezifisch deutsche Probleme?

Schwarz: Das würde die Veredlungszentren insgesamt treffen: in Nordwesteuropa, in Holland, in Westniedersachsen, in Dänemark.

AGRA-EUROPE: Es wird ja in letzter Zeit auch viel über den möglichen Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz gesprochen. Welche Entwicklungen erwarten Sie hier? Westfleisch hat ihren CO2-Fußabdruck auf 2,3 kg je CO2-Äquivalent beziffert.

Schwarz: Wer kann uns sagen, dass diese 2,3 kg genau richtig sind? Haben wir gültige Standards, die so etwas messen? Ich plädiere für eine Standardisierung bei der Erfassung des CO2-Fußabdrucks. Natürlich müssen wir versuchen, die Emissionen von klimaschädlichen Gasen niedrig zu halten. Dabei ist aber auch zu beachten, dass wir Landwirte eine CO2-Kreislaufwirtschaft betreiben: Wir ernten Getreide, bringen es ins Tier ein, entnehmen aus der Kette einen Nutzen für den Menschen und bringen die Abfallstoffe wieder in den Boden ein. Im günstigsten Fall betreiben wir eine Humusmehrung im Boden, die zusätzliches CO2 bindet. Und das machen wir schon seit Jahrhunderten so. Fazit: Die Landwirtschaft kann einen positiven Dienst fürs Klima leisten und nebenbei Nahrungsmittel produzieren.

AGRA-EUROPE: Wie würden Sie die aktuelle Situation im Hinblick auf Tierschutz, Tiertransporte und Kennzeichnung skizzieren, und welche Neuerungen sind hier für die Zeit nach 2013 absehbar?

Schwarz: Es wird heute über das „Animal Welfare Project“ und eine damit verbundene Tierschutzkennzeichnung gesprochen. Durch QS gibt es in Deutschland Standards in der Schweinehaltung, beispielsweise Mindestanforderungen an Fläche, das Vorfinden gewisser klimatischer Bedingungen, Spielzeug oder Wasser - wir können jede Menge Beispiele geben. Das ist im Grunde „Animal Welfare“. Das QS-System könnte um ein oder zwei Punkte erweitert werden, und man hätte genau das, was jetzt in der Diskussion ist. Ich sehe aber auch die Gefahr, dass wir noch mehr Bürokratie bekommen, noch mehr Auflagen, noch mehr Kosten. Und ich befürchte, dass wir durch eine EU-Kennzeichnung eine Teilung des Marktes erhalten. Es wird suggeriert, dass es einem Tier ohne Animal-Welfare-Kennzeichnung nicht gut geht oder dass es gequält wird - und das ist nicht der Fall. Ich wehre mich nicht gegen sinnvolle Tierschutzmaßnahmen. Doch wir wissen auch, dass die Kosten regelmäßig beim Produzenten hängen bleiben, denn der Verbraucher sieht das als Selbstverständlichkeit an. Aber dann muss man eben die Kosten so günstig wie möglich halten. Neue Standards sollten mit der Praxis diskutiert und in vorhandene Systeme integriert werden. Wir hatten übrigens gehofft, bei der Kommission mit der Bitte Gehör zu finden, uns hinsichtlich der ab 2013 verpflichtenden Gruppenhaltung für tragende Sauen eine Verlängerung der Übergangsfrist zu gewähren. Danach sieht es nach dem jüngsten Treffen leider nicht aus.

AGRA-EUROPE: Wie stehen Sie zum Thema Tiertransporte?

Schwarz: Bei Tiertransporten scheint im Moment - jedenfalls auf europäischer Ebene - kein Handlungsbedarf zu sein. Für unverantwortlich halte ich aber, was die Bundesregierung in den Koalitionsvertrag geschrieben hat. Warum will sie auf die europäischen Standards draufsatteln? Wir haben in Deutschland Betriebe, die eine Fahrzeit von acht Stunden

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schwerlich einhalten können, wenn sie einen wettbewerbsfähigen Schlachthof erreichen wollen. Die durchschnittliche Transportentfernung zu Schlachthöfen beträgt in Schleswig-Holstein 343 km. In Ostniedersachsen sind es 96 km und in Westniedersachsen 73 km. Wenn Sie dann für einen Lkw 50 Stundenkilometer ansetzen, sind Sie aus Schleswig-Holstein durchschnittlich sechs Stunden unterwegs. Hinzu kommen die Sammeltransporte. Und schon haben Sie an der dänischen Grenze Probleme, Schweine an den Markt zu bringen. Ähnliches trifft für Teile von Baden-Württemberg oder Bayern zu. Das ist eine Wettbewerbsverzerrung, die wir uns in der Bundesrepublik wirklich nicht leisten sollten.

AGRA-EUROPE: Die Niederlande denken über eine nationale Verschärfung der Tierschutz- und Umweltstandards in der Schweinehaltung nach. Erwarten Sie Auswirkungen auf Deutschland?

Schwarz: Eine direkte Einwirkung auf die Bundesrepublik sehe ich im Moment nicht. Doch ist diese Diskussion heute eine europäische; sie bleibt nicht auf den Nationalstaat begrenzt. Die Niederlande sind immer ein Stückchen progressiver. Ich denke an die Schweinekastration, die zuerst dort thematisiert wurde.

AGRA-EUROPE: Herr Schwarz, wir danken für dieses Gespräch. AgE

Tiertransportdebatte vertagt

Dalli will erst im zweiten Halbjahr 2011 einen Bericht vorlegen - Vor konkreten Vorschlägen klaren Überblick gewinnen - Vor allem Umsetzung bestehender Vorschriften wichtig - Schlussfolgerungen zum Aktionsplan Tierschutz noch in diesem Jahr - Tiergesundheitsregeln sollen ab 2011 gestrafft werden - Entwurf über neue Schwerpunkte bei der Finanzierung für 2012 erwartet - Präventionsmaßnahmen sollen bevorzugt werden - Einzelverantwortung von Tierhaltern und Unternehmern klären

BRÜSSEL/CAVAN. Der neue EU-Gesundheitskommissar John D a l l i  nimmt in der Debatte um strengere Auflagen für Tiertransporte den Fuß vom Gaspedal: Der Malteser spricht mittlerweile nur noch von einem „Bericht“, der in der zweiten Jahreshälfte 2011 erscheinen soll. Seine Vorgängerin Androulla V a s s i l i o u  hätte gern bereits im vergangenen Jahr einen konkreten Legislativentwurf präsentiert, was aber am Widerstand innerhalb der Europäischen Kommission scheiterte. Dalli erklärte am Montag vergangener Woche auf einer Veranstaltung des Dubliner Landwirtschaftsministeriums in Cavan, Irland, man wolle zuerst einen klaren Überblick über die derzeitige Lage gewinnen, bevor neue Maßnahmen vorgeschlagen werden sollten. In dem Papier werde die Kommission unter wissenschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten Argumente zusammentragen und die Durchsetzung bestehender EU-Tiertransportregeln in den Mitgliedstaaten bewerten. Gerade die Umsetzung der vorhandenen Vorschriften sei von äußerster Wichtigkeit, so Dalli. Gleichzeitig stellte er klar, dass er im Tierschutzbereich die Erwartungen der Verbraucher besonders berücksichtigen will. Die Tierwohlfahrt sei ein sensibles Thema, das bei den Bürgern starke Emotionen hervorrufe.

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EU-Markenzeichen Tierwohlfahrt

Dabei gehe es nicht nur um ethische Gesichtspunkte, so Dalli, sondern auch um breitere gesellschaftliche Ziele, um die Verbesserung der Lebensqualität für Mensch und Tier. Im weiteren Verlauf des Jahres werde die Kommission Schlussfolgerungen zum ersten EU-Aktionsplan Tierschutz über die Jahre 2006 bis 2010 vorstellen. Jetzt sei es an der Zeit, eine neue Strategie auszuarbeiten, um die Tierschutzprioritäten für die kommenden fünf Jahre auf ganzheitliche Weise abzustecken. Die Arbeiten dazu liefen bereits. Besonderes Augenmerk richte man auf die Kosten der Bereitstellung hoher Tierschutzstandards. Dalli verwies erneut auf die Kommissionspläne zur Einführung eines freiwilligen Tierschutzlabels auf Nahrungsmitteln und die Schaffung eines Netzes von EU-Tierschutzreferenzzentren. Die besondere Berücksichtigung der Tierwohlfahrt könne ein Markenzeichen für das Europäische Modell werden und sowohl Verbrauchern als auch Erzeugern Vorteile bieten. Entscheidend für innovative und transparente Politikmaßnahmen sei die Unterstützung durch die Wissenschaft. Die habe sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt und zur Vermehrung des Wissens über die Bedürfnisse der Tiere und geeignete landwirtschaftliche Praktiken beigetragen. Solche Methoden sollten fortlaufend überprüft und angepasst werden. Das Herangehen auf europäischer Ebene sei dabei besonders flexibel und dynamisch.

Kosten gerecht aufteilenZur Tiergesundheit kündigte Dalli ab dem kommenden Jahr Vorschläge für umfassende neue Regeln an. Der Kommissar will die zur Verfügung stehenden Mittel künftig lieber für Vorsorgemaßnahmen als für die Finanzierung von Verlusten geschehener Seuchenausbrüche verwenden. Dabei müsse man darüber nachdenken, wie die Kosten für solche Programme zwischen Landwirten, Mitgliedstaaten und EU-Institutionen gerecht aufgeteilt werden könnten. Anfang 2012 soll deshalb ein Legislativentwurf für die Neuregelung der Ausgaben im Veterinärbereich kommen. Angestrebt wird eine Verabschiedung noch vor dem Abschluss der Diskussion über den Agrarhaushalt nach 2013. „Die Tiergesundheit ist ganz klar ein Gebiet, auf dem der EU-Mehrwert immer wieder bewiesen wurde“, so Dalli. Man habe einen vollständig harmonisierten Regelrahmen geschaffen, der einen EU-Binnenmarkt für lebende Tiere und tierische Produkte garantiere. Trotzdem bekräftigte der Kommissar die Notwendigkeit einer Straffung. Zurzeit gebe es rund 60 grundlegende Rechtsakte über Handel, Seuchenkontrolle, Tieridentifizierung und Ähnliches. Mit den für nächstes Jahr geplanten Vorschlägen werde die komplexe rechtliche Struktur deutlich vereinfacht. Abgesehen von einer insgesamt flexibleren Ausgestaltung wolle man im Einzelnen auch die Verantwortung von Tierhaltern und Unternehmern klären sowie die Krankheitsvorsorge und die Biosicherheit auf dem Betrieb verbessern. Eine Herausforderung werde es sein, die ambitionierten Ziele in Regeln zu gießen, ohne dabei unnötige Belastungen oder Hindernisse zu schaffen.

Anpassung von Standards prüfenDalli versprach eine ganzheitliche Sicht auf Kosten und Nutzen. Er stellte in Aussicht, gewisse EU-Standards, die die Vorgaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) übertreffen, an internationale Normen anzupassen. Man müsse dies sorgfältig prüfen; die EU müsse einen höheren Schutz für Mensch und Tier aufrechterhalten, wo dies gerechtfertigt sei. Darüber hinaus verteidigte Dalli das System der elektronischen Einzeltierkennzeichnung. Eine Absage erteilte der Malteser dem Bestreben, den Handel von Tieren und tierischen Produkten zwischen EU-Mitgliedstaaten einseitig zu beschränken. Innereuropäische Handelsregeln sollten gleichermaßen in allen Mitgliedstaaten gelten. Mit Blick auf Irland betonte Dalli, eine Insel sei angesichts des gewachsenen Güter- und Personenverkehrs und dem damit gestiegenen Risiko des illegalen Handels heutzutage nicht länger gegen

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grenzüberschreitende Krankheitserreger geschützt - so wie dies vielleicht einmal in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. AgE

EU/DEUTSCHLAND AGRARPOLITIK

Kritik an Cioloş wegen Aussagen zu Großbetrieben

Europaabgeordneter Jahr zeigt sich überrascht - Völlig unverständliches Unterfangen - Sachsens Agrarminister Kupfer gegen neuerliche Kürzungen - Unmut auch bei DBV und COPA/COGECA - Pesonen: Ausgleichszahlungen müssen unabhängig von der Größe des landwirtschaftlichen Betriebes erfolgen - Kommission will keine Tabus

BRÜSSEL. Äußerungen von EU-Agrarkommissar Dr. Dacian C i o l o ş  über eine mögliche Obergrenze von Direktbeihilfen für Großbetriebe sind sowohl im Europaparlament als auch bei Verbänden auf Kritik gestoßen. „Überrascht bin ich, da uns Herr Cioloş weder in der jüngsten Ausschusssitzung am Montag noch in unserer Sitzung in Straßburg über diese Pläne informiert hat“, erklärte der CDU-Europaabgeordnete Dr. Peter J a h r  am vergangenen Donnerstag in Brüssel. Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) und der EU-Ausschuss der Bauernverbände (COPA) signalisierten Ablehnung. COPA machte über Generalsekretär Pekka P e s o n e n  deutlich, dass die EU-Ausgleichszahlungen in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2013 nicht von der Betriebsgröße abhängig gemacht werden dürften. „Wenn Bauern für öffentliche Güter Leistungen erbringen, wie zum Beispiel die Pflege der Kulturlandschaft, dann haben sie auch die Ausgleichszahlungen verdient - unabhängig davon, wie groß der landwirtschaftliche Betrieb ist“, so Pesonen. Der Sprecher von Cioloş bemühte sich gegenüber dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE, die Aussage des Kommissars (vgl. EU-NACHRICHTEN 1 i.d.Ausg.) zu relativieren: Cioloş habe damit keinen besonderen Schwerpunkt setzen wollen. Man werde im Verlauf der weiteren Gespräche noch über sehr viele Aspekte diskutieren, und dabei sei keine Frage oder Kritik tabu.

Arbeitsplätze gefährdetJahr monierte, man versuche, die Diskussion über ein Vorhaben, das bereits vor zwei Jahren endgültig abgelehnt worden sei, wiederzubeleben. „Ein völlig unverständliches Unterfangen“, so der Sachse. Bei der Reform der Agrarpolitik gehe es nicht um Klein- oder Großbetriebe, sondern um einen funktionierenden, vitalen und attraktiven ländlichen Raum. Das erreiche man maßgeblich durch die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Besonders in Ostdeutschland bildeten die sogenannten größeren Betriebe die entscheidende Grundlage für Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Betrachte man zudem die staatlichen Zuwendungen pro versicherungspflichtigem Arbeitnehmer und nicht pro Hektar, erhielten kleinere Betriebe mehr Direktzahlungen. „Die Diskussion um die Kappung von Direktzahlungen bringt rein gar nichts, außer einer diffusen Neiddebatte zwischen den Landwirten“, so der Europaabgeordnete. Eine pauschale Kürzung der Direktzahlungen auf der Grundlage der Größe eines Betriebes gefährde schlicht eine Vielzahl von Arbeitsplätzen.

Kupfer gegen neue KürzungenÄhnlich äußerte sich Sachsens Landwirtschaftsminister Frank K u p f e r zu möglichen Kürzungen landwirtschaftlicher Direktzahlungen in Abhängigkeit von der Betriebsgröße. „Davon wären vor allem die Bauern in Ostdeutschland betroffen. Kürzungen bei den Direktzahlungen, die vor allem große Betriebe treffen, würden zu Einkommensverlusten bei unseren Landwirten führen und so Arbeitsplätze gefährden“, warnte Kupfer. Sein Ministerium erinnerte daran, dass die EU-Kommission bereits in der laufenden Förderperiode entgegen vorheriger Zusagen Kürzungen der Direktzahlungen für alle Betriebe pauschal um 5 %

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durchgesetzt habe. Rund 300 sächsische Betriebe mit einem bisherigen Anspruch auf mehr als 300 000 Euro pro Jahr hätten darüber hinaus zusätzliche Kürzungen verkraften müssen. „Die Diskussion um große und kleine Betriebe ist das Ergebnis einer unerträglichen Neiddebatte“, monierte Kupfer. Dabei sei die absolute Höhe der Direktzahlungen pro Betrieb das falsche Maß. Große Unternehmen müssten pro Flächeneinheit die gleichen Leistungen für Umwelt und Kulturlandschaft erbringen wie kleine Betriebe. Kürzungen nach Betriebsgröße seien deshalb unsachgemäß. „Das Thema sollte mit den Sonderkürzungen von vor zwei Jahren eigentlich endgültig vom Tisch sein. Mit Blick auf die Existenzfähigkeit unserer Betriebe werde ich diese erneute Debatte nicht ohne Widerspruch hinnehmen“, so der Minister abschließend. AgE

Ausländer nutzen Wirtschaftskrise für Landerwerb in Rumänien

BUKAREST. Ausländische Investoren haben die Wirtschaftskrise in Rumänien genutzt, um Forst- und Landwirtschaftsflächen in dem Balkanland preiswert zu kaufen. Das berichtete der Internetdienst zf.ro der Bukarester Finanzzeitung „Ziarul Financiar“. Es seien „mehr als 500 Mio Euro“ investiert worden. Ausländer besäßen je nach Bezugsgröße zwischen 3 % und 5 % der rumänischen Agrarfläche, so zf.ro. In jüngster Zeit seien von Ausländern vor allem Forstflächen gekauft worden, insgesamt schätzungsweise rund 100 000 ha. Nach Recherchen von zf.ro wurden dabei im Schnitt 3 000 Euro bis 5 000 Euro pro Hektar Forstfläche gezahlt. Die Landkäufe von Ausländern würden in einer „sehr diskreten Art und Weise“ abgewickelt, erklärte der Informationsdienst. Nur wenige Käufer würden Angaben über ihren Landbesitz in Rumänien machen. Ausländer verfügten inzwischen über mehrere 100 000 ha Agrarland, wofür sie „hunderte Millionen Euro“ gezahlt haben dürften. Zu den ausländischen Investoren gehöre schon seit längerem die österreichische Holzindustrie-Unternehmensgruppe Schweighofer. Neben Firmen aus Finnland und Schweden nennt zf.ro auch die Harvard Universität in den USA, die über ihre Harvard Management Company 30 000 ha Wald in Rumänien erworben haben soll, sowie die Porsche-Familie mit 8 000 ha. Erst kürzlich berichtete die Bukarester Nachrichtenagentur ADZ, der deutsche Milliardär Dr. Bernhard T e r m ü h l e n  habe 2008 und 2009 im westrumänischen Verwaltungskreis Arad insgesamt 5 000 ha Ackerflächen gekauft. Termühlen plane weitere Investitionen. Der Milliardär begründe seine agrarwirtschaftlichen Aktivitäten in Rumänien mit dem Argument, die weltweit steigende Lebensmittelnachfrage sei ein „Trendthema“ und „Ackerland eine Anlageklasse mit Zukunft“. AgE

NieKE-Steuerungsausschuss neu konstituiert

VECHTA. Das Niedersächsische Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft (NieKE) hat kurz nach seinem Start als Landesinitiative seinen Steuerungsausschuss neu konstituiert. Wie das Kompetenzzentrum in der vergangenen Woche weiter mitteilte, übernahm Gert  S t u k e , Generalbevollmächtigter der Deutschen Frühstücksei GmbH in Neuenkirchen-Vörden, Anfang dieses Monats in Vechta die Position des Ausschussvorsitzenden von Friedrich R e c k m a n n , dem ehemaligen Geschäftsführer der Heidemark GmbH in Garrel. Zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde Albert  F o c k e , Landrat des Landkreises Vechta. NieKE-Angaben zufolge begleitet und lenkt der Steuerungsausschuss die Arbeit der Landesinitiative mit dem Ziel, die Land- und Ernährungswirtschaft Niedersachsens im nationalen und internationalen Wettbewerb zu stärken und auszubauen. Die

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Wirtschaftsunternehmen der gesamten Wertschöpfungskette sehen NieKE nach Einschätzung von Stuke „in der entscheidenden Mittlerfunktion zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“. Zusammen mit dem Wissenschaftlichen Beirat des NieKE solle der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter intensiviert werden. Darüber hinaus müsse von Seiten der Wissenschaft rechtzeitig auf eventuelle Fehlentwicklungen hingewiesen werden, um die Führungsposition der niedersächsischen Ernährungswirtschaft nicht zu gefährden, unterstrich der Ausschussvorsitzende. Der NieKE-Steuerungsausschuss ist besetzt mit dem Sprecher des wissenschaftlichen NieKE-Beirates sowie Vertretern der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Hochschule Vechta einschließlich des Institutes für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA), des Deutschen Institutes für Lebensmitteltechnik (DIL) und der kommunalen Gebietskörperschaften sowie des Landvolkes Niedersachsen und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. AgE

AbL sieht Wietzer Schlachthofprojekt schwanken

BIENENBÜTTEL. Das Schlachthofprojekt der Firma Rothkötter in Wietze bei Celle gerät nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ins Schwanken. Seitens der Landwirte sei von einem „eher verhaltenen Interesse“ an Verträgen mit dem Unternehmen auszugehen, erklärte die Arbeitsgemeinschaft, die Mitglied des bundesweiten Netzwerks „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ ist, in der vergangenen Woche. Außerdem seien Stallprojekte bereits im Vorfeld oder im Verlauf der Antragstellung durch Proteste von Bürgern verhindert worden. Der Konzern suche nun auch Vertragsmäster außerhalb des zunächst angepeilten 100-Kilometer-Umkreises von Wietze, stellte die AbL fest und wertete dies als Zeichen für Probleme bei der Gewinnung der vorerst geplanten 120 Vertragsmäster. Die Firma Rothkötter will in Wietze zunächst insgesamt 40 Mio Euro in den Bau einer Geflügelschlachterei investieren, die eine Schlachtkapazität von rund 200 000 Tieren pro Tag haben soll. Bei entsprechender Marktlage soll die Anlage später ausgebaut werden. Gegen den Schlachtbetrieb protestieren rund 20 Bürgerinitiativen und die im Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ zusammengeschlossenen Organisationen (vgl. LÄNDERBERICHTE xx i.d.Ausg.). AgE

„Wiki-Agrar-Lexikon“ im Internet gestartet

BERLIN/BONN. Eine schnelle und fundierte Klärung landwirtschaftlicher Fachbegriffe verspricht das „Wiki-Agrar-Lexikon“, das der Verein Information-Medien-Agrar (IMA) und die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) am vergangenen Freitag im Internet unter www.agrilexikon.de freigeschaltet haben. Wie IMA und FNL zum Start der Enzyklopädie weiter mitteilten, werden in mehr als 1 000 Einträgen alle wichtigen Begriffe erläutert, die in der Landwirtschaft und ihrem Umfeld von Bedeutung sind. Damit ist das Nachschlagewerk den Herausgebern zufolge das umfangreichste Agrarlexikon im deutschsprachigen Raum. Hervorgegangen ist das kostenlose Angebot aus der Vereinigung des FNL-Landwirtschaftslexikons und des IMA-Agrilexikons. Erstellt und betreut werden die Inhalte von einem Redaktionsteam. AgE

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Tierschutzprobleme bei der Schweineschlachtung sind lösbar

Kulmbacher Institutsleiter Troeger setzt auf ein gemeinsames Vorgehen von Schlachtunternehmen, Ausrüstern und Wissenschaft - Pilotprojekt soll Praxisreife von Verfahren zur automatisierten Kontrolle der Entblutung bringen - Ergebnisse können in einem halben Jahr vorliegen - Zusätzliches Kontrollpersonal bringt nichts - Änderung der Tierschutz-Schlachtverordnung nicht notwendig

KULMBACH. Für lösbar hält der Leiter des Kulmbacher Instituts für Sicherheit und Qualität bei Fleisch vom Max-Rubner-Institut (MRI), Prof. Klaus T r o e g e r , die Tierschutzprobleme bei der Schweineschlachtung. Voraussetzung dafür sei ein gemeinsames Vorgehen von Schlachtunternehmen, Ausrüstern und Wissenschaft, sagte Troeger dem Presse- und Informationsdienst AGRA-EUROPE. Der Wissenschaftler kündigte ein Pilotprojekt zur automatisierten Kontrolle der Entblutung an. Nur eine weitgehende Entblutung schließe das Risiko eines Wiedererwachens der betäubten Tiere aus. Die Kontrolle des Entblutungserfolgs sei über Stichblutwaagen möglich, die in den Schlachtvorgang integriert werden müssten. Prototypen für solche Waagen lägen vor; woran es fehle, seien praktische Erfahrungen. „Wenn alle Beteiligten mitziehen, können die offenen Fragen in einem halben Jahr gelöst sein“, so Troeger. Ziel müsse es sein, diese Wiegevorrichtungen in absehbarer Zeit in den Schlachtunternehmen einzusetzen. Allerdings kämen auf die Unternehmen erhebliche Investitionskosten zu, die voraussichtlich im sechsstelligen Bereich lägen, räumte der Wissenschaftler ein. Keine Lösung stelle hingegen eine Änderung der Tierschutz-Schlachtverordnung dar. Auch ein verstärkter Einsatz von Tierärzten zur Kontrolle bringe nichts. Troeger: „Ohne eine automatisierte Einzeltierkontrolle bekommen wir das Problem nicht in den Griff.“

Öffentliche Diskussion hilfreichDer Institutsleiter begrüßte die breite Resonanz, die die Medienberichterstattung über die Tierschutzdefizite bei der Schweineschlachtung in der Öffentlichkeit ausgelöst habe. Eine Reihe von Schlachtunternehmen seien auf ihn zugekommen und hätten ihr Interesse an einer Zusammenarbeit zur Beseitigung der Schwachstellen bekundet. Dies sei umso erfreulicher, so Troeger, als er seit 17 Jahren an der Thematik arbeite und in einer Vielzahl von Publikationen, Vorträgen und Gesprächen auf die Probleme hingewiesen habe. „Wenn die öffentliche Diskussion jetzt dazu führt, dass die eklatanten Verstöße gegen die rechtlichen Bestimmungen endlich aufhören, ist das nur positiv“, sagte der Wissenschaftler.

Flächendeckendes ProblemTroeger sprach von einem flächendeckenden Problem der industriellen Schweineschlachtung, das nicht nur Großunternehmen, sondern auch mittelständische Betriebe betreffe. Laut Tierschutz-Schlachtverordnung seien die Schlachttiere so zu betäuben, „dass sie schnell und unter Vermeidung von Schmerzen in einen bis zum Tod anhaltenden Zustand der Empfindungs- und Wahrnehmungslosigkeit versetzt werden“. Diese Vorschrift werde jedoch schlichtweg ignoriert. Daran habe auch die vor einigen Jahren beschlossene Verlängerung der Aufenthaltsdauer in CO2-Betäubungsanlagen auf 100 Sekunden nichts geändert. Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre hätten eindeutig gezeigt, dass im Mittel der untersuchten Betriebe 1 % der Schlachtschweine, in Ausnahmefällen bis 14 %, noch Reaktionen zeigen, wenn sie in die Brühanlage kämen. Seither könnte sich das Problem weiter verschärft haben, weil die Zahl der Schweineschlachtungen in Deutschland insgesamt und die Zahl der Schlachtungen pro Zeiteinheit in den Betrieben weiter zugenommen hätten.

Kontrolle der Entblutungsrate zwingend notwendig

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Eindeutig sei der Zusammenhang zum Blutentzug. „Werden die Tiere nicht hinreichend entblutet, kehren Empfindungs- und Wahrnehmungsvermögen zurück“, stellte Troeger fest. Liege die Stichblutmenge, die innerhalb von zehn Sekunden nach der Tötung austritt, bei unter 1,5 % des Lebendgewichts, besteht dem Wissenschaftler zufolge ein erhöhtes Risiko des Wiedererwachens der Tiere auf der Nachentblutungsstrecke. Im Einzelfall hänge die Entblutungsrate in hohem Maße von der Qualität der Stiche ab und sei damit stark personenabhängig. Vor diesem Hintergrund gebe es keine andere Möglichkeit, als den jeweiligen Entblutungsgrad am Einzeltier zu kontrollieren. „Aus Tierschutzgründen ist dies zwingend erforderlich“, betonte Troeger. Dafür bedürfe es automatisierter Verfahren zur Messung der Stichblutmenge. Prototypen dazu lägen vor. Nunmehr müssten sie zur Praxisreife gebracht werden.

Neue EU-Vorgaben ab 2013

Nach den Worten des Institutsleiters ist eine tierschutzkonforme Schlachtung nicht nur aufgrund der geltenden Rechtslage unerlässlich. Die Schlachtunternehmen seien insgesamt gut beraten, diesem Thema eine größere Aufmerksamkeit einzuräumen. Troeger verwies auf neue Bestimmungen der EU-Tierschutzverordnung. Danach sind die Unternehmen ab 2013 verpflichtet, ähnlich wie bei der Hygiene auch hinsichtlich des Tierschutzes das System Kritischer Kontrollpunkte (HACCP) anzuwenden. Demzufolge müssten die Schlachtbetriebe künftig von vornherein mögliche Schwachstellen identifizieren und Maßnahmen zu deren Kontrolle und Beseitigung ergreifen. Dafür müssten Leitlinien zur tierschutzkonformen Schlachtung entwickelt und angewendet werden. Troeger sieht darin eine spürbare Verschärfung gegenüber der geltenden Rechtslage, auf die sich die Betriebe einstellen müssten. AgE

Veredlungssicherungsfonds erwartet größere Herausforderungen

Als zwei Beispiele werden unter anderem der Ammoniak-Leitfaden und die Auswirkungen der Wasserrahmenrichtlinie genannt - In den veredlungsdichten Regionen des Münsterlandes werden genehmigungsfähige Bauplätze knapp - Landwirte blockieren sich mit ihren Expansionsabsichten inzwischen auch gegenseitig

DAMME. Mit demnächst größeren Herausforderungen aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen rechnet der Veredlungssicherungsfonds in Damme in eigener Sache wie auch mit Blick auf die gesamte Veredlungswirtschaft. Der Ammoniak-Leitfaden oder auch die Auswirkungen der Wasserrahmenrichtlinie seien da nur zwei Beispiele, stellte der Fonds am Dienstag vergangener Woche in einer Presseverlautbarung fest. In den veredlungsdichten Regionen des oldenburgischen und westfälischen Münsterlandes dürfte es in Zukunft schwerfallen, überhaupt noch genehmigungsfähige Bauplätze zu finden. Da dürfe auch nicht verschwiegen werden, dass sich Landwirte zum Teil mit ihren Expansionsabsichten im Bereich von Schweinen, Milchvieh und Geflügel gegenseitig blockierten. Der Berufsstand stehe vor großen Herausforderungen. Ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit über alle Sparten hinweg sei zusätzlich absehbar, nämlich die Auseinandersetzung mit den Tierhaltungsgegnern aller Art, führte der Veredlungssicherungsfonds aus. Da sei einerseits ein neues Netzwerk von Bürgerinitiativen und Interessenverbänden, die ihre Aktionen zunehmend gemeinsam koordinierten und denen die positive Entwicklung der Veredlungswirtschaft, speziell in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, ein Dorn im Auge

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sei. Auf der anderen Seite müssten sich die Tierhalter zunehmend mit militanten Tierschutzorganisationen auseinandersetzen, die auch vor Einbrüchen, Sachbeschädigung und selbst Körperverletzung nicht zurückschreckten.

Immer militantere Aktionen gegen TiernutzerUnter dem Motto „Terror im Namen der Tiere“ gingen solche Organisationen immer militanter gegen sogenannte „Tiernutzer“ vor, berichtete der Veredlungssicherungsfonds weiter. Dafür gebe es in anderen EU-Ländern bereits verschiedene Beispiele. So sei in Großbritannien die „Animal liberation front“, eine militante und radikale Tierrechtsbewegung, aktiv. In den Niederlanden sei der Politiker Pim  F o r t u y n  von einem radikalen Tierschützer ermordet worden, und in Österreich müssten sich derzeit 13 Tierrechtsaktivisten am Landgericht Wiener Neustadt wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation, Sachbeschädigung, Sachentziehung und Tierquälerei verantworten. Der Veredlungssicherungsfonds teilte in dem Zusammenhang mit, er habe jetzt beschlossen, einen entsprechenden Rechtsstreit zu unterstützen, bei denen Täteraktivisten in einen Tierhaltungsbetrieb eingebrochen seien. Es müsse darum gehen, diese Leute persönlich vor Gericht zur Verantwortung zu ziehen. Nur so könne eine abschreckende Wirkung erzielt werden.

Meinungswandel auch beim Berufsstand

Der Veredlungssicherungsfonds wies darauf hin, dass er seit seiner Gründung vor fast 14 Jahren eine Reihe von Auseinandersetzungen finanziell unterstützt, das heiße Rechtsanwalts- und Gerichtskosten bezahlt habe. Erfreulicherweise hätten dann aber in vielen sich anbahnenden Rechtsstreitigkeiten außergerichtliche Einigungen erzielt werden können. Unübersehbar sei auch, dass unter den CDU-geführten Regierungen im Bund sowie in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als Länder mit bedeutender Veredlungsproduktion die Rahmenbedingungen zumindest rechtlich klarer geworden seien. Damit habe der zum Teil erhebliche Investitionsstau aufgrund fehlender beziehungsweise zurückhaltender Bearbeitung durch die Baugenehmigungsbehörden beseitigt werden können. Der anhaltende Bauboom im Bereich der Veredlungswirtschaft sei dafür sicherlich ein untrügliches Indiz, erklärte der Fonds. Aber auch innerhalb der Veredlungswirtschaft hätten sich über die Jahre die Meinungen geändert. Habe vor Jahren noch ein Fall auf der Tagesordnung gestanden, wo ein gewerblicher Veredlungsbetrieb Unterstützung darum erbeten habe, die Verwendung seiner wirtschaftseigenen Dünger nicht offenlegen zu müssen, seien heute Berufsstand und auch ganz wesentlich die Landwirte mit Veredlung der Ansicht, dass hier Landwirte und gewerbliche Tierhalter gleich behandelt werden müssten. Beide Rechtsformen müssten Nachweis über den Verbleib der Gülle geben. AgE

Ökumenischer Kirchentag mit breitem Themenspektrum zu Agrar- und Landfragen

HOHEBUCH. Beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai in München wird auch Fragen der Landwirtschaft und des ländlichen Raums in nationaler wie globaler Dimension eine herausragende Bedeutung zukommen. Wie der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens  D i r s c h e r l , als Mitglied der Projektkommission vergangene Woche weiter mitteilte, werden zahlreiche Prominente aus Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Kirche zu Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen erwartet, darunter Bayerns Ministerpräsident Horst  S e e h o f e r , Umweltminister

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Dr. Markus S ö d e r  und der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd S o n n l e i t n e r . Innerhalb des Themenbereichs „Verantwortlich handeln - Christ sein in der einen Welt“ stellten die Armutsbekämpfung, die Welternährungssicherung und der Klimaschutz einen besonderen Schwerpunkt dar, so Dirscherl. Ein Sonderpodium diskutiere das Thema „Grüne Gentechnik - Brot für die Welt oder Gefahr für die Umwelt?“. Die Agrarhandelspolitik der EU werde Gegenstand einer Diskussion zum Thema „Mehr Gerechtigkeit ist möglich“ sein. Zwei Veranstaltungen werden sich laut Dirscherl mit neuen Wegen zu einem ökologischen Wohlstand im globalen Kontext angesichts der Klimakrise befassen. Unter dem christlichen Leitmotto „Unser täglich Brot“ würden Zukunftswege der Ernährungssicherung angesichts des Klimawandels diskutiert. Die nachhaltige Landbewirtschaftung als Überlebensfrage der Menschheit stehe im Mittelpunkt einer Podiumsveranstaltung. Die besondere Verantwortung für die Schöpfungsbewahrung angesichts der Herausforderung, auch die Artenvielfalt zu erhalten, werde ebenfalls diskutiert. Im Themenbereich „Miteinander leben - Christ sein in der offenen Gesellschaft“ richte das Forum „Lebenswelt Land“ einen ganzen Tag den Blick auf die Lebensbedingungen und Herausforderungen für die künftige Gestaltung der ländlichen Räume. (www.oekt.de/programm) AgE

Landvolk sieht keinen weiteren Regelungsbedarf für Stallbauten

Steuerungsinstrumente sind ausreichend vorhanden - Häufige Instrumentalisierung für sachfremde Anliegen - Anhörung im niedersächsischen Landtag aus Anlass eines geplanten Geflügelschlachtbetriebes in Wietze - Landesbauernverband bezeichnet Kritik der Schlachthofgegner als „unzutreffend“

HANNOVER. Bei der Genehmigung von Stallbauten gibt es nach Einschätzung des Landvolks Niedersachsen für die Landesregierung keinen weiteren Regelungsbedarf. Die bestehenden bauplanungsrechtlichen Instrumente für Landkreise und Kommunen müssten nicht ausgeweitet werden, betonte der Landesbauernverband bei einer Anhörung vor dem Agrarausschuss im niedersächsischen Landtag, die Mitte dieses Monats unter dem Titel „Bäuerliche Landwirtschaft statt industrielle tierquälerische ‚Hähnchen-Highways’ in Niedersachsen“ stand. Über sogenannte Baufenster oder eine die Landwirtschaft beschränkende Positivplanung könnten Landkreise und Kommunen planerische Prioritäten setzen. Auch die Beteiligungs-, Widerspruchs- und Klagemöglichkeiten zum Schutz von Anwohnern und Umwelt seien in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet worden, unterstrich der Landvolkverband. Diese würden aber leider nicht von betroffenen Einwendern genutzt, sondern für sachfremde strukturpolitische und weltanschauliche Anliegen instrumentalisiert. Anlass für die Anhörung, in deren Rahmen sich die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen für mehr demokratische Beteiligungsrechte von Kommunen und Bürgern in der Bauplanung einsetzte, war der geplante Geflügelschlachtbetrieb der Firma Rothkötter in Wietze im Landkreis Celle. Gegen dessen Errichtung und die damit verbundenen Stallbauabsichten von Landwirten protestieren derzeit mehr als 20 Bürgerinitiativen und die im Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ zusammengeschlossenen Organisationen. Wesentliche Kritikpunkte sind potentielle Probleme vor Ort, etwa die Verkehrsbelastung, sowie die nach Einschätzung der Baugegner nicht artgerechte Tierhaltung in den Vertragsbetrieben, die zudem vor allem entlang der Autobahn A7 gesucht würden. Das Landvolk Niedersachsen bezeichnete die Vorwürfe als nicht zutreffend.

Ackerbauern sehen zusätzliche Chancen

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Wie der Landesbauernverband unterstrich, verteilen sich die mit dem Schlachthofneubau erwarteten 150 Stallbauten bei einem Einzugsbereich im Radius von 180 km immerhin auf eine Fläche von 100 000 qkm. So hätten beispielsweise in der Region Braunschweig von annähernd 4 000 Landwirten lediglich elf den Bau eines Hähnchenmaststalls beantragt. Außerdem werde in spezialisierten Hähnchenmastbetrieben die artgerechte Tierhaltung über die Masthühner-Richtlinie sowie die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzVO) gewährleistet, stellte der Landvolkverband fest. Landwirten in Ackerbauregionen sähen zusätzliche Chancen in der Produktion von frischem, heimischem Geflügelfleisch, das auf dem Markt in den zurückliegenden Jahren vermehrt nachgefragt werde. Betriebswirtschaftlich positiv zu bewerten sei zudem, dass Ackerbauern in der Geflügelhaltung betriebseigenes Getreide als Futter einsetzen und durch die Verwertung des Hähnchenmistes Mineraldünger einsparen könnten. AgE

AgE 15/ 2010Verburg will neue Tierschutzstandards abmildern

Initiative der Ministerin kurz vor den Wahlen - Parlamentsbeschluss fehlt noch - Platzangebot für Mastschweine und Ferkel soll ab 2013 doch nicht so großzügig ausfallen wie bisher per Gesetz festgelegt - Aber Bestandsschutz für bestehende Ställe soll es nicht geben

DEN HAAG. In den Niederlanden gibt es ernsthafte politische Bestrebungen, die ab 2013 geltenden Tierschutzstandards für Schweine, die deutlich über EU-Vorschriften hinausgehen, doch abzumildern und damit näher an den Standards im Binnenmarkt zu orientieren. Das gilt insbesondere für das Mastschweinen und Ferkeln zur Verfügung stehende Platzangebot. So hat Landwirtschaftsministerin Gerda V e r b u r g Ende März angekündigt, dass sie für Mastschweine nur noch einen Platzbedarf von 0,8 qm anstrebt, gegenüber 0,65 qm laut EU-Richtlinie und 0,75 qm in Deutschland. Die aktuelle niederländische Gesetzeslage sieht hingegen einen Mindestwert von 1 qm vor. In Kombination mit weiteren ab 2013 greifenden nationalen und EU-Tierschutz- und Umweltstandards könnte sich diese Anforderung laut einer Schätzung von Wissenschaftlern der Universität Wageningen auf einen Investitionsbedarf von 240 Euro pro Mastplatz summieren (AGRA-EUROPE 14/10, LÄNDERBERICHTE 2). Neue Standards sind auch für Spaltenböden geplant. Hier strebt Verburg nun an, sich an den Vorschriften in Dänemark zu orientieren.

Einflussreiche TierschutzparteiEingelenkt hat die Ministerin zudem auch bei den Ferkelstandards, wo sie jetzt - abweichend von den gegenwärtigen Planungen - nur noch 0,3 qm pro Tier und nicht mehr 0,4 qm für notwendig hält. Allerdings will sie den neuen Standard von 0,8 qm für Mastschweine auch für Stallbauten gelten lassen, die vor 1998 errichtet wurden. Die Niederlande blieben damit beim Tierschutz in der europäischen Spitzengruppe, erklärte das Landwirtschaftsministerium in Den Haag. Ob die bestehenden Standards tatsächlich aufgeweicht werden, ist aber unklar, denn noch fehlt ein Parlamentsbeschluss, und Holland befindet sich in einer politischen Krise. Nach dem Ende der Großen Koalition, die im Streit um den Afghanistan-Einsatz Ende Februar zerbrach , sind für den 9. Juni Neuwahlen angesetzt, bei denen laut Meinungsumfragen starke Verluste für die großen Parteien zu erwarten sind und die rechtsgerichtete „Partei für die Freiheit“ gute Aussichten auf starke Stimmgewinne hat. Ob die christdemokratische Ministerin Verburg ihr Ressort behalten kann, ist daher ungewiss. Die Christdemokraten stellen derzeit mit 41 Abgeordneten die stärkste Fraktion im Abgeordnetenhaus mit seinen 150 Sitzen. Bisher ist im niederländischen Parlament auch die

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Tierschutzpartei mit zwei Abgeordneten vertreten. Sie hat Einfluss auf die Regierungspolitik ausgeübt, beispielsweise mit ihrer Initiative für einen fleischfreien Tag. Das Parlament hatte Ende vergangenen Jahres eine entsprechende PR-Kampagne beschlossen. AgE

EU-Agrarpolitik soll Ernährungssicherung und faire Erzeugerpreise ins Zentrum rücken

Niederländischer Fachverband für Ackerbau plädiert für Nahrungsmittelsouveränität - EU muss Abhängigkeit von Eiweißfuttermittelimporten verringern - Flexible Beimischung von Bioethanol aus Getreide verlangt - Pfad der Marktliberalisierung verlassen - Preise für viele Produkte im Keller - Zeitgemäße Formen der Angebotssteuerung finden

BRÜSSEL. Der Niederländische Fachverband für Ackerbau (NAV) fordert einen EU-Selbstversorgungsgrad mit Eiweißpflanzen in der Größenordnung von 70 % bis 80 % im Jahr 2025. Das geht aus einem NAV-Positionspapier zur Agrarpolitik nach 2013 hervor, das am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde. Auf dem Gebiet der EU-27 bestehe ausreichend Platz zum Anbau von Eiweißpflanzen, so die Ackerbauern. Proteine seien für Mensch und Tier essentiell, doch gerade hierbei sei die EU-Bevölkerung von Importen aus den entlegensten Winkeln der Erde abhängig. Ein großer Teil dieser Einfuhren gelte jedoch unter sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsaspekten als fragwürdig. Auch den EU-Selbstversorgungsgrad mit Bioethanol aus Getreide will der NAV erhöhen, gibt dafür allerdings keine Prozentziele vor. Der Biosprit müsse fossilem Treibstoff auf flexible Weise beigemischt werden können. Dadurch soll der EU-Getreidemarkt insgesamt stabilisiert werden. Für alle Grundprodukte verlangt der NAV einen Außenschutz, der sich an den gegenwärtigen Getreideimportzöllen orientiert. Daneben plädiert der Verband für das Prinzip der Nahrungsmittelsouveränität: Jeder Kontinent beziehungsweise Handelsblock habe das Recht auf eine eigenständige Versorgung mit Lebensmitteln. Deshalb müsse auch jeder Block seine eigene Agrar- und Ernährungspolitik verfolgen dürfen. Im Zentrum der EU-Agrarpolitik nach 2013 müssten Ernährungssicherung, Lebensmittelsicherheit und gerechte, also mehr als kostendeckende Erzeugerpreise stehen.

Perspektive des Agrarsektors untergraben

Der NAV unterscheidet die „Straße der Liberalisierung“ vom Weg hin zu einer nachhaltigen Produktion. Die gegenwärtige EU-Politik folge zu sehr dem Diktat der Welthandelsorganisation (WTO). Als Nachteile eines freien Weltmarkts für Agrarprodukte macht der Verband unter anderem die Spannung zwischen einer großen Anzahl von Erzeugern und einer Handvoll Abnehmern aus, ferner ungenügende Markttransparenz, die Anfälligkeit für Krankheiten und Seuchen sowie das Unvermögen einzelner Erzeuger, Marktvorschriften einzuhalten. Die dramatischen Schwankungen insbesondere der Nahrungsmittelpreise sorgten für Aufruhr in der Bevölkerung; damit würden der Fortbestand der Nahrungsmittelproduktion und die langfristige Perspektive der Landwirtschaft untergraben. Ferner verfehle man die Förderung der Eigenversorgung in den bedürftigen Weltregionen und trage damit zum Verbleib des Hungerproblems bei. Da sich Erzeugerpreise weit unterhalb der Kosten bewegten, könnten die Landwirte in der EU und anderswo nur durch Beihilfen überleben.

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Erzeugerorganisationen stärken

Die Europäische Kommission habe in den vergangenen fünf Jahren die Regulierung der Agrarmärkte mehr und mehr zugunsten des anonymen Weltmarkts abgebaut, so der NAV. Es sei höchste Zeit für eine Überprüfung dieses Kurses. Die Getreidepreise seien nach einer kurzlebigen Spitze dramatisch gesunken. Stärkekartoffeln und andere Produkte wie Verarbeitungsgemüse seien ebenfalls in den Sog der Abwärtsspirale geraten. Eine Gemeinsame Agrarpolitik werde nach wie vor dringend gebraucht. Ackerbauprodukte und andere Grundstoffe benötigten weiter eine gewisse Marktregulierung. Dazu müsse man neue und zeitgemäße Formen der Angebotssteuerung finden. In diesem Zusammenhang fordert der NAV eine Stärkung der Erzeuger innerhalb der Lebensmittelkette. Angeregt wird die Änderung der Wettbewerbsregeln, insbesondere auch im für die Niederlande wichtigen Zweig der Speise- und Chipskartoffelproduktion. Das Niveau der Erzeugerkooperation müsse dem Konzentrationsgrad der Industrie und des Einzelhandels entsprechen. AgE

EUROPÄISCHE UNION AGRARPOLITIK

Informelle Einigung zur EU-Tierversuchsrichtlinie erreicht

BRÜSSEL. Das Europäische Parlament und der EU-Ministerrat haben am vergangenen Mittwoch einen abschließenden Kompromiss über die EU-Tierversuchsrichtlinie erzielt und sich damit auf einen besseren Schutz von Labortieren verständigt. Unter der Leitung der Berichterstatterin und CDU-Europaabgeordneten Elisabeth J e g g l e gelang es der Verhandlungsdelegation des Europäischen Parlaments im sogenannten Trilogverfahren, eine Einigung über bis dahin noch ausstehende technische Einzelheiten zu finden. Das Ergebnis muss noch durch das Plenum des Hohen Hauses und den Ministerrat bestätigt werden. Jeggle betonte im Anschluss an die Gespräche jedoch, die Delegation des Parlaments habe dem Text über alle Fraktionsgrenzen hinweg zugestimmt. Im Plenum sei deshalb eine breite Mehrheit noch vor dem Sommer zu erwarten. Kern der neuen Richtlinie sei die Vorschrift, Versuche mit Tieren so weit wie möglich zu vermeiden und auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Wo alternative Testmethoden ohne die Verwendung von Labortieren rechtlich anerkannt seien, müssten diese angewandt werden. Ferner sehe die Richtlinie strenge Kontrollen vor. So sollen die Behörden der EU-Mitgliedstaaten angemeldete und unangemeldete Prüfungen durchführen. Generell müssten Labortiere durch entsprechend qualifiziertes Personal gepflegt werden, das sich um die Tiere kümmere. Unter die Richtlinie fielen Tiere, die in der Grundlagenforschung sowie für die medizinische Forschung eingesetzt würden. Nach anderthalb Jahren intensiver Diskussionen sei es gelungen, den schwierigen Spagat zwischen Tierschutz und Forschung zu finden, betonte Jeggle. Der Kompromiss berücksichtige die Bedürfnisse der forschenden Unternehmen und Einrichtungen im Sinne der menschlichen Würde und Gesundheit, stelle aber auch strenge tierschutzrechtliche Vorgaben in der gesamten Europäischen Union sicher. Bei Einhaltung höchster Tierschutzstandards werde der Forschungsstandort Europa damit auch in Zukunft seiner Vorreiterrolle gerecht werden können. AgE

EUROPÄISCHE UNION FUTTERMITTEL

EU-Futtermittelindustrie erwartet eine weiter gedämpfte Nachfrage

Mischfuttererzeugung soll insgesamt auf Vorjahresniveau verharren - Situation im Schweinebereich stabil - In der Rindviehhaltung zusätzlicher Abschwung befürchtet - Lage

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der Milcherzeuger bleibt angespannt - Lichtblick bei Geflügelfutter durch Anziehen der Verbrauchernachfrage - Wechselkursänderungen dürften Sojaverbilligung begrenzen - Produktion im vergangenen Jahr deutlich gesunken

BRÜSSEL. Der Europäische Dachverband der Futtermittelindustrie (FEFAC) blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft: Insgesamt soll das Mischfutteraufkommen 2010 auf dem vergleichweise niedrigen Niveau des Vorjahres verbleiben. FEFAC geht sogar vom Risiko einer weiteren Verringerung aus. Schätzungen des Verbandes zufolge dürfte die Rinderfutterproduktion gegenüber 2009 um 1 % sinken. Andererseits soll sich die Situation bei Schweinefuttermitteln stabilisieren, während die Geflügelfuttererzeugung sogar um 2 % zunehmen könnte. Wie FEFAC am vergangenen Donnerstag weiter mitteilte, weisen die laufenden Prognosen für das EU-Getreideaufkommen 2010 auf relativ niedrige Notierungen für Ware aus neuer Ernte hin. Die Sojamehlpreise dagegen werden als stabil angesehen, denn der erwartete Rückgang der Weltmarktpreise aufgrund von Rekordernten in Südamerika dürfte von einem für EU-Importeure weniger günstigen Dollarwechselkurs ausgeglichen werden. Die FEFAC-Experten machen als einen der Schlüsselfaktoren für die Entwicklung des EU-Mischfuttermarkts 2010 die Fortsetzung der Schwierigkeiten im Milchsektor aus, ungeachtet eines leichten Anstiegs der Erzeugerpreise. Gleichzeitig dürfte sich die Abwärtsbewegung am Schweinemarkt zyklusbedingt dem Ende nähern, während man von einer weiteren Belebung der Verbrauchernachfrage nach Geflügelfleischprodukten ausgeht. Im vergangenen Jahr wurden EU-weit schätzungsweise 144 Mio t Mischfutter hergestellt, 4,5 % weniger als 2008.

Industrie bekommt Krisen zu spüren

Von diesem spürbaren Abschwung waren 2009 FEFAC zufolge alle Nutztiergruppen betroffen. Die Erzeugung von Schweinefutter ging danach gegenüber dem Vorjahr um 6 % zurück, die Rinderfutterproduktion sogar um 8 %. Der Geflügelbereich bekam die Flaute nicht ganz so deutlich zu spüren: Hier wurde 1 % weniger Futter hergestellt als 2008. FEFAC sieht dadurch frühere Schätzungen vom April 2009 bestätigt, in denen eine Verringerung der Gesamtproduktion um 5 % prognostiziert worden war. Die Krise am Milchmarkt hat dazu nach Ansicht der Futtermittelspezialisten maßgeblich beigetragen. Dadurch sei nämlich die Nachfrage nach Kraftfutter massiv eingebrochen, besonders im dritten und vierten Quartal. Gleichzeitig habe sich der Schweinemarkt weiter negativ entwickelt, forciert noch durch die finanziellen Schwierigkeiten der Erzeuger. Die niedrigen Notierungen am Getreidemarkt wiederum hätten Landwirten Anreize geboten, Getreide eher auf dem eigenen Betrieb zu verwenden als zu verkaufen. Im Hintergrund sieht FEFAC dabei die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, die für eine Verringerung der Verbrauchernachfrage nach tierischen Produkten gesorgt habe. AgE

Kroatische Investoren bauen Geflügelfabrik in der russischen Exklave Kaliningrad

KÖNIGSBERG. Investoren aus Kroatien wollen in der russischen Exklave Kaliningrad mit einem gesamten Investitionsaufwand von 160 Mio Euro eine Geflügelfabrik errichten. Als Standort des Projekts, mit dem im laufenden Jahr begonnen werden soll, nannte der Kaliningrader Landwirtschaftsminister Andrej  R o m a n o v  die Stadt Gusev, ehemals Gumbinnen. Wie der „Königsberger Express“ weiter berichtete, beläuft sich die geplante

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Verarbeitungsleistung des Betriebes auf 50 000 t Geflügelfleisch im Jahr. In der russischen Exklave bestehen zurzeit zwei Geflügelfabriken, und zwar in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, und in Gurjewsk. AgE

Konzept zur Erfassung des Antibiotikaeinsatzes entwickelt

HANNOVER. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat ein Konzept zur Erfassung des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung entwickelt, mit dem langfristig zur Eindämmung von Resistenzen gegenüber dieser Gruppe von Arzneimitteln beigetragen werden soll. Wie die Universität in der vergangenen Woche weiter mitteilte, ging es in der Machbarkeitsstudie um die Fragen, welche Angaben sich für die Beurteilung der Verbrauchsmengen eignen und ob ein solches Konzept überhaupt umgesetzt werden kann. Dazu hätten die Forscher Aufzeichnungen von insgesamt 24 Tierarztpraxen in fünf niedersächsischen Landkreisen und 66 landwirtschaftlichen Betrieben in Nordrhein-Westfalen ein Jahr lang in einer zentralen Datenbank erfasst. Welche Wirkstoffe in welchen Mengen verabreicht worden seien, habe man durch die Verknüpfung mit dem Veterinärmedizinischen Informationsdienst für Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht (VETIDATA) auf Grundlage der Angaben zu den eingesetzten Arzneimitteln ermittelt. Im Anschluss sei das Konzept der Datenerfassung geprüft worden, erläuterten die Forscher. Aufbauend auf der Studie, die im Auftrag des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) durchgeführt wurde, soll ein Monitoring zum Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung entwickelt werden. Dieses wird der Hochschule zufolge weder die Einhaltung der einschlägigen Leitlinien noch die Verabreichung verbotener Substanzen kontrollieren, sondern ausschließlich die Nutzungshäufigkeit von verschiedenen Antibiotika erfassen. AgE

Der Tierschutz braucht leicht erhebbare und aussagekräftige Indikatoren

HANNOVER. Die bestehenden Indikatorsysteme zur Messung des Tierschutzniveaus in der Landwirtschaft müssen zu leicht erhebbaren, aber hinreichend aussagekräftigen Indikatoren weiterentwickelt und verdichtet werden. Darin waren sich die Teilnehmer des Fachgesprächs einig, das das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) am 22. und 23. März in Hannover ausgerichtet hat. Stefan  S c h u l z  vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstrich, derartige Indikatoren könnten sowohl als Basis für die derzeit auf EU-Ebene diskutierte Tierschutzkennzeichnung dienen als auch eine Bewertung der Wirkung von tierschutzbezogenen gesetzlichen Regelungen ermöglichen. Als besonders belastbare Indikatoren beurteilten die Teilnehmer dem KTBL zufolge die Transportentfernung zwischen dem Erzeuger- und dem Schlachtbetrieb sowie die Daten, die durch Befunderhebungen am Tier im Bereich des Schlachthofs erhoben werden. Daneben hätten die Experten den Sachkundenachweis von Landwirten, Tierbetreuern und Fahrern begrüßt, ebenso wie einen Beleg über den Umfang und die Häufigkeit des Antibiotikaeinsatzes auf den Betrieben, erläuterte das Kuratorium die Diskussionsergebnisse. Kritisch angemerkt worden sei die vielfach mangelnde Verfügbarkeit und unzureichende Erhebung solcher Informationen. Diesen fehlten bislang Repräsentativität und damit Aussagekraft. Außerdem hätten die Teilnehmer die sinnvolle Verknüpfung und Auswertung von bereits heute routinemäßig erfassten Daten, etwa aus der Fleischbeschau, gefordert. Schließlich müssten auch für die Bereiche Haltung, Transport und Schlachtung allgemein

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anerkannte Indikatoren entwickelt werden, die Auskunft über das Wohlbefinden der Tiere gäben. AgE

Tierschutzdefizite bei der Schlachtung

MRI-Institutsleiter kritisiert Verstöße gegen Vorschriften der Tierschutz-Schlachtverordnung - Entblutung und Betäubung werden nicht hinreichend kontrolliert - Erheblicher Forschungsbedarf - Bleser: Tierschutzbestimmungen gelten auch in Schlachthöfen

BERLIN. Defizite bei der Einhaltung von Tierschutz-Bestimmungen in Schlachthöfen sind in die öffentliche Diskussion geraten. Den Anlass bilden Medienberichte, denen zufolge ein bestimmter Prozentsatz von Schlachttieren noch nicht ausgeblutet oder nicht hinreichend betäubt ist, wenn sie gebrüht oder zerteilt werden. Der Leiter des Kulmbacher Instituts für Sicherheit und Qualität bei Fleisch vom Max-Rubner-Institut (MRI), Prof. Klaus T r o e g e r , spricht von Tierquälerei und massiven Verstößen gegen Vorschriften der Tierschutz-Schlachtverordnung, gemäß denen die Entblutung und Betäubung kontrolliert werden müssen. Seinen Schätzungen zufolge ist etwa 1 % der Schlachtschweine am Ende der Entblutungsstrecke noch nicht tot. Qualen bereite zudem vielfach die Betäubung vor der Schlachtung mit Gas. Noch höher liege die Fehlerquote bei der Rindertötung per Bolzenschuss. Troeger verweist auf erheblichen Forschungsbedarf in diesem Bereich. Besorgt über die Angaben zeigte sich der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter B l e s e r . In einer Presseverlautbarung kündigte Bleser an, den Problemen auf den Grund zu gehen. Man werde von den zuständigen Behörden Informationen etwa zur Entwicklung der Zahl der fehlerhaften Betäubungen einfordern. „Die Bestimmungen des Tierschutzes sind eindeutig: Tiere dürfen nicht unnötig gequält werden“, betonte der CDU-Politiker. Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) forderte eine deutliche Aufstockung des tierärztlichen Personals in Schlachthöfen.Problem verschärft sichNach bpt-Angaben finden gerade an den kritischen Punkten beim Entladen auf dem Schlachthof und bei der Betäubung der Tiere vor der Schlachtung aus Personalmangel zu wenig tierärztliche Kontrollen statt. Diese Problematik spitze sich künftig noch zu, wenn die bisherige intensive Untersuchung des einzelnen Schlachtkörpers durch amtliche Tierärzte durch eine „visuelle Fleischuntersuchung“, also durch Sichtkontrolle, ersetzt werde. Diese Möglichkeit sehe das sogenannte EU-Hygienepaket ausdrücklich vor. Jüngste Überlegungen in der EU ließen gar befürchten, dass auf Druck von Schlachthofbetreibern amtliche Kontrollen gänzlich abgeschafft und durch betriebseigene Kontrollen ersetzt würden. „Diese Entwicklung schadet nicht nur dem Verbraucherschutz, sie schadet vor allem auch dem Tierschutz“, warnte bpt-Präsident Dr. Hans-Joachim G ö t z . Die Einhaltung von Tierschutzstandards in den Schlachthöfen könne von niemand anderem als den dort tätigen Tierärzten gewährleistet werden. Um die Tierschutzmissstände in deutschen Schlachthöfen kurzfristig zu beheben, bedarf es aus Sicht des bpt der verstärkten Kontrolle von Entladung und Betäubung der Tiere durch amtliche Tierärzte sowie des verpflichtenden Einsatzes zertifizierter Betäubungsanlagen. „Es kann jedenfalls nicht sein“, so Götz, „dass der Tierschutz in den Schlachthöfen wirtschaftlichen Interessen zum Opfer fällt“. Weniger Stress für die Tiere bei Entladung und Betäubung wäre seiner Ansicht nach mit wenig Aufwand machbar.

Gegen voreilige SchlüsseBleser warnte indes vor voreiligen Schlussfolgerungen. So sei es zu einfach, einen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Konzentration im Schlachthofsektor und

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vermeintlich steigenden Zahlen von Fehlbetäubungen zu konstruieren. Hochmoderne, große Schlachthöfe seien durchaus in der Lage, die Tiere gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zu töten, zu schlachten und zu zerlegen. Allerdings müsse dies auch von den zuständigen Stellen kontrolliert werden. Die tierschutzgerechte Schlachtung liegt nach Auffassung des Abgeordneten auch im eigenen Interesse der Unternehmen: „Tiere, die nicht ordnungsgemäß behandelt werden, liefern auch eine schlechtere Produktqualität.“ Bleser wies zudem auf die Verantwortung des Verbrauchers hin: Er könne mit mehr Bewusstsein im Hinblick auf den Preis und die Qualität von Lebensmitteln einen Beitrag für mehr Tierschutz bei der Schlachtung leisten. AgE

DEUTSCHLAND UMWELTSCHUTZ

Born kritisiert VDI-Richtlinienentwurf zu Bioaerosolen

Empfehlungen überflüssig und fachlich nicht hinreichend begründet - Kenntnisstand bislang sehr gering - Fehlende wissenschaftliche Grundlage lässt Vorgaben für Veredlungsregionen nicht zu - Landwirte an strenge gesetzliche Vorschriften gebunden - Mit der Richtlinie keine Agrarstrukturpolitik betreiben

BERLIN. Kritisch zum Entwurf einer Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zu Bioaerosolen hat sich der Deutsche Bauernverband (DBV) geäußert. Dessen Generalsekretär Dr. Helmut B o r n hält die darin vorgesehenen Empfehlungen für überflüssig und fachlich nicht hinreichend begründet. Die Vorlage mache deutlich, dass der Kenntnisstand über biogene Partikel in der Luft gering sei und es bisher nicht gelungen sei, allgemeingültige Grenzwerte oder Schwellenwerte abzuleiten, erklärte der DBV-Generalsekretär. Angesichts einer fehlenden wissenschaftlichen Grundlage seien Empfehlungen für Abstände von Stallanlagen zur Wohnbebauung ebenso wenig haltbar wie Vorgaben für Emissionsminderungsmaßnahmen. Wenn diese dennoch angestrebt würden, entstehe der Eindruck, „dass mit der Richtlinie Agrarstrukturpolitik betrieben werden soll“. Die Landwirte in Deutschland hielten mit den geltenden Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzrechts und der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) bereits sehr weitreichende und strenge Vorgaben zum Schutz der Allgemeinheit ein, so der Generalsekretär in einer Stellungnahme. Darüber hinaus würden hierzulande bei deutlich mehr landwirtschaftlichen Stallbauten Prüfungen zur Umweltverträglichkeit und zum Immissionsschutz durchgeführt, als es im europäischen Recht vorgesehen sei. Born bezeichnet es daher als nicht akzeptabel, „die TA Luft und das Bundes-Immissionsschutzrecht noch weiter und vor allem ohne demokratische Legitimierung am Gesetzgeber vorbei zu verschärfen“. Seiner Auffassung nach sollte der VDI-Richtlinienentwurf insgesamt aufgrund unüberwindbarer Mängel bezüglich der Datengrundlage, der Risikobewertung, der Ursache-Wirkungs-Beziehung und der Abstandswerte verworfen werden.

Studien weisen auf erhöhte GesundheitsrisikenAls Bioaerosole werden alle luftgetragenen Partikel biologischer Herkunft wie Bestandteile von Tieren und Pflanzen oder Mikroorganismen und Viren bezeichnet. Die VDI-Richtlinie befasst sich schwerpunktmäßig mit der Wirkung mikrobieller Luftverunreinigungen auf den Menschen. In der Einleitung weisen die Autoren darauf hin, dass die Messung von Partikeln und gasförmigen chemischen Verbindungen in der Außenluft seit vielen Jahren vorgenommen werde und umfassend geregelt sei, demgegenüber die Messung von Bioaerosolen und mikrobiellen Verunreinigungen erst in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen habe. Gesetzliche Vorgaben zur Begrenzung mikrobieller Emissionen seien bislang nur allgemein formuliert. Erste Normungsaktivitäten gebe es jedoch im Arbeitsschutz. Ziel müsse es sein, die Freisetzungen von Bioaerosolen „qualitativ und quantitativ wissenschaftlich ausreichend

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basiert zu erfassen“ und die damit verbundenen Risiken in einem angemessenen Maß zu begrenzen. Dazu werden in dem Richtlinienentwurf zunächst die bisherigen Kenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen der Bioaerosole zusammengefasst. Beispielsweise sei in der Landwirtschaft bereits seit längerem ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten spezifischer Erkrankungen bei Beschäftigten durch bestimmte Mikroorganismen in der Luft bekannt. Zitiert werden Ergebnisse einer niedersächsischen Lungenstudie, denen zufolge junge Erwachsene in Regionen mit einer hohen Veredlungsdichte von mehr als zwölf Ställen im Umkreis von 500 m Einschränkungen der Lungenfunktionsparameter aufgewiesen hätten. Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien ferner in einer hessischen Studie in der Nachbarschaft von Bioabfallkompostierungsanlagen festgestellt worden.

Veredlungsregionen im Fokus

Laut Richtlinienentwurf ist in Regionen mit flächendeckender landwirtschaftlicher Intensivtierhaltung von einer erhöhten Freisetzung von Bioaerosolen auszugehen. Genannt wird als Beispiel das westliche Niedersachsen. Allerdings räumen die Autoren ein, dass diese besondere Situation noch einer „intensiven umweltmedizinischen Bewertung“ bedürfe. Dies gelte insbesondere hinsichtlich der Erweiterung oder Neuansiedlung von Betrieben. Eine mögliche erhöhte Bioaerosol-Konzentration sollte dem Entwurf zufolge anhand der Abweichung von der jeweils ortsüblichen Hintergrundkonzentration bestimmt werden. Eine solche Erhöhung sei als umwelthygienisch unerwünscht zu bezeichnen, ohne dass damit jedoch eine Aussage zu einem Gesundheitsrisiko verbunden sei. Eine Verringerung erhöhter Bioaerosol-Konzentrationen in relevanten Gebieten diene daher dem Schutz und der Vorsorge vor vermeidbaren Belastungen. VDI-Richtlinien haben grundsätzlich den Charakter von Empfehlungen. Rechtliche Bedeutung erlangen sie durch die Aufnahme in Gesetze, Verordnungen und Erlasse. Dann ersparen sie dem Staat eigene rechtliche Detailregelungen. AgE

Auch dem Mangel an Nutztierärzten Rechnung tragen

BERLIN. Vor dem Hintergrund des Vorstoßes von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp R ö s l e r für eine „Landarztquote“ hat der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) sich für eine entsprechende Regelung auch bei den Nutztierärzten ausgesprochen. „Wir wünschen uns, dass die für uns Tierärzte zuständige Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r schnell ähnliche Maßnahmen ergreift, um den sich abzeichnenden Mangel an Nutztierärzten abzuwenden“, erklärte bpt-Präsident Dr. Hans-Joachim G ö t z vergangene Woche in Frankfurt. Der bpt schlage vor, dass angehende Tiermedizinstudenten, die bereit seien, nach dem Studium eine Tätigkeit in der Nutztierpraxis aufzunehmen, im Rahmen einer Vorabquote bevorzugt einen Studienplatz zugewiesen bekämen. Wie groß diese Vorabquote sein sollte und nach welchen Kriterien die Auswahl der Kandidaten stattfinde, müsse diskutiert werden, so Götz. Der bpt-Präsident wies darauf hin, dass die fünf tiermedizinischen Fakultäten in Deutschland leider nur unzureichenden Gebrauch von sinnvollen Auswahlgesprächen machten. Gleichzeitig klagten immer mehr Nutztierpraxen in Deutschland, die sich hauptsächlich um die Behandlung von Rindern, Schweinen und Geflügel kümmerten, dass sie freie Stellen nicht besetzen könnten. Mittelfristig entstünden damit ernsthafte Probleme bei der tierärztlichen Versorgung landwirtschaftlicher Betriebe mit allen unerwünschten Konsequenzen für die Tiere, den Menschen und die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft. Gerade immer größer werdende Tierbestände

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erforderten eine umso intensivere tierärztliche Betreuung, für die man ausreichend ausgebildete Nutztierpraktiker brauche, betonte Götz. Er geht davon aus, dass die tierärztliche Versorgung der landwirtschaftlichen Nutztiere ein ganz wichtiges Thema der Landwirtschaftspolitik in den kommenden Jahren werde. „Wir hoffen deshalb sehr, dass sich die Politik dieser sich abzeichnenden Entwicklung annimmt, denn bis ein neues Auswahlverfahren greift, vergehen mindestens noch einmal sieben bis zehn Jahre“, mahnte der bpt-Präsident. AgE

„Deutsches Geflügel: Nachhaltig gut!“ unter den wirksamsten Anzeigen

BERLIN. Das Anzeigenmotiv der kürzlich gestarteten Informationskampagne „Deutsches Geflügel: Nachhaltig gut!“ hat Platz drei im aktuellen Anzeigentest des Marktanalyseunternehmens IMAS belegt, der regelmäßig im Auftrag des Fachmagazins „W&V - Werben & Verkaufen“ für die Kommunikations- und Medienbranche durchgeführt wird. Wie die Informationsgemeinschaft Deutsches Geflügel (IDEG) vergangene Woche dazu weiter berichtete, wurde mit Hilfe des standardisierten „PsychoMeter“-Tests ermittelt, dass diese Anzeige aus dem Bereich der Ernährungswirtschaft im Ranking der zehn wirksamsten Anzeigenmotive hinter zwei Anzeigen der Reisebranche im Monat März ganz weit vorn liegt. Berücksichtige man alle bislang bewerteten Anzeigen seit Anfang 2010, belege ihre Anzeige Platz sechs und dies, obwohl die Kampagne erst im März gestartet sei, hob die IDEG hervor. Die Anzeigenstrecke im Rahmen der Informationskampagne „Deutsches Geflügel: Nachhaltig gut!“ sei wesentlicher Bestandteil der gemeinsamen Branchenkommunikation pro deutsches Geflügelfleisch, erläuterte IDEG-Geschäftsführer Dr. Thomas J a n n i n g . Dass die Anzeigenkreation im Test berücksichtigt und so gut bewertet worden sei, „freut uns sehr und bestärkt uns darin, dass Branchenkommunikation wirksam ist“, so Janning weiter. Kreiert worden seien das Anzeigenmotiv sowie der dazugehörige Internetauftritt www.deutsches-gefluegel.de von der Jeschenko MedienAgentur Köln GmbH. AgE

Maïsadour und Terrena bündeln ihre Geflügelsparte

Französische Genossenschaftsgruppen melden Joint Venture in Südwestfrankreich - Gemeinschaftsunternehmen „Fermiers du Sud-Ouest“ unter der Ägide von Maïsadour stärkt Handelsmarke „Gastronome“ von Terrena

PARIS. Die französischen Genossenschaftsgruppen Maïsadour und Terrena wollen bei Geflügel künftig gemeinsam in Südwestfrankreich expandieren. Im Rahmen eines Joint Venture haben beide Unternehmen vorige Woche eine Zusammenlegung ihrer jeweiligen Geflügelaktivitäten in das neue gemeinsame Unternehmen „Fermiers du Sud-Ouest“ (FSO) gemeldet, an dem Maïsadour mit 51 % und Terrena mit 49 % beteiligt sind. Das Gemeinschaftsunternehmen wird nach Angaben der beiden Partner mit rund 760 Beschäftigten jährlich 29 Millionen Stück Geflügel vermarkten, darunter 17 Millionen Tiere mit Gütesiegel. Die Verschmelzung der Geflügelaktivitäten von Maïsadour und Terrena habe zugleich den Vorteil, die jeweiligen regionalen Genossenschaften beider Partner in das Joint Venture einzubinden. Terrena werde durch die Zusammenlegung künftig über ein landesweites Vertriebsnetz seiner bekannten Referenzmarke Gastronome verfügen. Generell wird davon ausgegangen, dass die Geflügelmäster im Südwesten, dem Schwerpunkt der französischen Geflügelerzeugung, künftig in der Lage sein werden, verstärkt zu reinvestieren

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und vor allem auf zukunftsträchtige Marktlücken wie Biogeflügel, Gütezeichengeflügel oder auch klassische Produkte zu setzen.

Kennzahlen

Wie anlässlich der Gründung des neuen Gemeinschaftsunternehmens Fermiers du Sud-Ouest berichtet wurde, weist die Genossenschaftsgruppe Maïsadour für das vergangene Jahr einen Umsatz von 1,0 Mrd Euro und ein Betriebsergebnis von 11,3 Mio Euro aus. Hinter der Gruppe stehen 8 000 Landwirte in der südwestfranzösischen Region Aquitaine sowie 3 263 Beschäftigte. Die Genossenschaftsgruppe Terrena ist vorwiegend in den westfranzösischen Regionen Pays de la Loire, Poitou-Charentes und Bretagne tätig. Mit rund 25 000 Genossenschaftsmitgliedern und 11 264 Beschäftigten erzielte Terrena 2009 einen Umsatz von 3,5 Mrd Euro. Firmensitz ist Ancenis im Departement Loire Atlantique. Zu den bekanntesten Handelsmarken von Terrena gehören Paysan Breton, Douce France, Gastronome, Tendre et Plus und Festival. AgE

Bauernverbandspräsident Werner Schwarz feierte seinen 50. Geburtstag

KIEL. Am vergangenen Samstag hat der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner S c h w a r z , sein 50. Lebensjahr vollendet. Im Namen des Berufsstandes gratulierte Vizepräsident Peter L ü s c h o w mit den Worten: „Menschen wie Werner Schwarz werden in der Landwirtschaft gebraucht. Er führt die Landwirtschaft in die Zukunft, mit klaren und mutigen Aussagen zu einer Marktorientierung, der das Attribut sozial nicht fehlt.“ Schwarz ist seit Anfang Januar 2008 Präsident des nördlichsten deutschen Bauernverbandes. Er wurde aus der Position des Vorsitzenden vom Kreisbauernverband Stormarn in das Amt gewählt. Heute vertritt Schwarz die Interessen des heimischen Berufsstandes im Deutschen Bauernverband (DBV) sowie als Vertreter des DBV in der Arbeitsgruppe Schweinefleisch des EU-Ausschusses der Bauernverbände (COPA) und im Beratenden Ausschuss Schweinefleisch der EU-Kommission. Betrieblich setzt Schwarz seine Schwerpunkte auf den Marktfruchtbau und die Schweinezucht mit Jungsauenvermehrung. AgE

DEUTSCHLAND/WELT VIEH/FLEISCH

Weltmarkt für deutsche Schweinefleischproduzenten immer wichtiger

Vor allem die wachsende Nachfrage in den Entwicklungsländern bietet Chancen - Prof. Windhorst: Marktorientierte Schweinehalter bleiben wettbewerbsfähig - Wachstum in Veredlungszentren stößt aber an Grenzen - Seuchenrisiko durch Import und Export lebender Schweine - Schlachtbranche steht vor weiterer Konsolidierung

GROSSENKNETEN. Die Schweinefleischproduktion in Deutschland wird nach Überzeugung von Prof. Hans-Wilhelm W i n d h o r s t in Zukunft noch stärker vom Weltmarkt beeinflusst. Die EU-Länder blieben für Deutschland wichtige Exportländer; die Wachstumsmärkte seien aber Russland und Ostasien, erklärte der Wissenschaftler vom Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (ISPA) der Hochschule Vechta am vergangenen Mittwoch bei der Regionaltagung des Deutschen Verbandes Tiernahrung (DVT) in Großenkneten. Angesichts eines Selbstversorgungsgrades von 110 % steige die Abhängigkeit vom volatilen globalen Schweinefleischmarkt. Um im

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internationalen Wettbewerb bestehen zu können, müsse Deutschland die Weltmarktführerschaft bei Produktqualität und -sicherheit anstreben. Dazu müssten integrierte Produktionssysteme ausgebaut werden, forderte Windhorst. Das Siegel der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) sei dabei nur ein erster Schritt. Notwendig sei zudem der Aufbau großer Fleischzentren, die über eine eigene Rohstoffbasis verfügten.

ZeitbombeDas schnelle Wachstum der vergangenen Jahre berge aber auch Risiken, gab der Experte zu bedenken. In den vergangenen Jahren habe die Schweineerzeugung in Deutschland vor allem in den Regionen zugelegt, in denen die Veredlung traditionell eine große Rolle spiele. In einigen Landkreisen stoße das Wachstum nun an Grenzen. So gebe es in den niedersächsischen Kreisen Vechta und Cloppenburg kaum noch Platz für neue Stallanlagen. „Dort können wir nicht mehr wachsen, und dort sollten wir vielleicht auch nicht mehr wachsen“, empfahl der Wissenschaftler. Einen generellen Baustopp für neue Ställe lehnte Windhorst aber entschieden ab. Stattdessen sollte überlegt werden, den Bau großer Stallanlagen an die Stilllegung älterer Ställe zu koppeln. Ein Problem sei, dass Investitionen in große Stallanlagen außerhalb der bestehenden Veredlungszentren wegen Vorbehalten aus der Bevölkerung kaum möglich seien. Durch den schnell steigenden internationalen Handel mit lebenden Schweinen steige im Übrigen auch das Seuchenrisiko. Im vergangenen Jahr seien 16 Millionen Schweine, vor allem Ferkel, eingeführt und 3 Millionen Schweine exportiert worden. Hier ticke eine Zeitbombe, warnte Windhorst. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch, dass aus Dänemark große ungeimpfte Ferkelpartien nach Deutschland geliefert würden.

Konzentration in der Schlachtbranche setzt sich fortDie marktorientierten Schweinehalter in den Hochburgen der Veredlungswirtschaft sind nach Überzeugung Windhorsts in ihrer Größen- und Kostenstruktur international wettbewerbsfähig. Im nordwestlichen Niedersachsen seien Betriebe entstanden, die 25 000 und mehr Stallplätze kontrollierten, und in der Sauenhaltung werde in Ställe mit 100 bis 1 200 Sauen investiert. In der Schlachtbranche rechnet Windhorst mit einer weiteren Konzentration. „Die Konsolidierung hat gerade erst angefangen“, ist sich der Experte sicher. Im Bereich der Schlachtung und Vermarktung seien Größenordnungen notwendig, die auf den Drittlandsmärkten bestehen könnten. In zehn Jahren werde es in Europa nur noch fünf bis sechs große Konzerne geben. Außerhalb der EU dürften vor allem die Entwicklungsländer als Absatzmärkte an Bedeutung gewinnen. Die Märkte der Zukunft seien Länder, in denen die Bevölkerung und die Kaufkraft stiegen. Der globale Schweinefleischmarkt werde künftig vor allem von den Exportregionen USA und Kanada, Brasilien, der Europäischen Union sowie von den Importländern Japan, Russland, China, Mexiko und Südkorea bestimmt.

Steigende Produktion in China und BrasilienDie weltweite Produktion von Schweinefleisch werde in den kommenden acht Jahren um fast ein Fünftel auf 119,9 Mio t steigen, prognostizierte Windhorst. Mit dem größten Wachstum rechne die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Russland mit einem Plus von 79,9 % im Vergleich zu 2008, in Brasilien mit 37 % und in China mit 23,9 %. Hinter der Prognose für Russland müsse man aber ein großes Fragezeichen setzen, denn dort fehlten das Know-how, die Genetik und die Futtermittelindustrie, schränkte Windhorst ein. Für die EU-27 werde bis 2018 ein Zuwachs von 5,5 % vorhergesagt, und für die USA sehe die OECD ein Plus von 6,5 %. Leicht sinken werde die Schweinefleischerzeugung in Kanada mit 1 %. China werde 2018 wahrscheinlich rund 46 % der Weltproduktion stellen und auf umfangreiche Futtermittelexporte angewiesen sein. In den Entwicklungsländern würden dann rund drei Viertel des Schweinefleisches produziert. Neben China und Brasilien gewinne auch Vietnam an Bedeutung. Mit 2,6 Mio t sei das

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südostasiatische Land 2008 zum sechstgrößten Schweinefleischproduzenten aufgestiegen und habe dabei Länder wie Russland, Frankreich, Kanada und Polen überholt. „Vietnam ist ungeheuer effektiv und hat die Wachstumsmärkte in China und Südkorea im Fokus“, berichtete der Wissenschaftler.

Bedeutung von Geflügelfleisch wächstIm Vergleich zum Geflügelfleisch werde Schweinefleisch allerdings an Bedeutung verlieren, führte der Marktexperte weiter aus. 2018 werde Geflügel mit 120,3 Mio t das Schwein als wichtigsten Fleischlieferanten ablösen, so seine Vorhersage. Gegenüber 2008 hätte die Geflügelfleischproduktion dann um 28,3 % zugenommen. Rindfleisch werde dagegen weiter Marktanteile verlieren, trotz eines Produktionszuwachses von 13 % auf 74,2 Mio t. Gründe für den Erfolg des Geflügelfleisches seien die bessere Futterverwertung, die niedrigeren Produktionskosten und die weltweite Akzeptanz, denn aus religiösen Gründen bestünden für Schweinefleisch in vielen Teilen der Welt keine Absatzmöglichkeiten. AgE

RUSSLAND/USA AGRARHANDEL

Moskau: US-Beamte erschweren Wiederaufnahme des Handels mit Geflügelfleisch

MOSKAU. Der russische Föderale Verbraucherschutzdienst hat noch immer keine Antwort Washingtons auf seine Vorschläge mit Bedingungen zur Fortsetzung des Geflügelfleischhandels erhalten. Wie Behördenchef und Hauptamtshygienearzt Gennadij O n i s c h t s c h e n k o vor der Presse in Moskau erläuterte, soll ein Kompromiss die Wiederaufnahme von Einfuhren des US-Geflügelfleischs ermöglichen. Diese sind nach dem Inkrafttreten verschärfter russischer Normen für die Behandlung von Hähnchenkörpern mit Chlorlösung seit Anfang 2010 deutlich eingeschränkt worden. Im März hatte Onischtschenko erklärt, die Unterhändler stünden schon kurz vor einem Ergebnis. Nach seiner Darstellung hatten direkte Gespräche mit den Lieferanten ergeben, dass diese bereit wären, auf eine Chlorbehandlung der für den russischen Markt bestimmten Ware zu verzichten; allerdings stünden die US-Beamten einer schnellen Lösung des Problems im Wege. Unterdessen hat Landwirtschaftsministerin Jelena S k r y n n i k vorgeschlagen, das diesjährige russische Tarifkontingent für die Geflügelfleischimporte um weitere 170 000 t zu reduzieren. Die heimischen Erzeuger hätten bestätigt, dass sie ihre Produktion entsprechend ausweiten könnten, erklärte Skrynnik in einem Fernsehinterview. Das Kontingent wurde für 2010 schon um 172 000 t gegenüber dem Vorjahr auf 780 000 t verringert. Im kommenden Jahr soll es sich dann auf 600 000 t und 2012 auf nur noch 550 000 t belaufen. Die USA waren bislang der Hauptlieferant von Geflügelfleisch nach Russland. AgE

AgE 14 / 2010Brasilianischer Fleischmulti Marfrig mit Umsatzsprung

Nach Übernahmen setzte der Konzern aus São Paulo umgerechnet mehr als 4 Milliarden Euro um - Nettogewinn auf 278 Millionen Euro beziffert - Öffnung des argentinischen Exportmarktes half - Hohe Auslastung der Werke in Europa - Moy-Park-Übernahme wirkt sich aus

SAO PAULO. Der brasilianische Fleischkonzern Marfrig hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz mehr als verdoppelt und ist in die Gewinnzone zurückgekehrt. Wie der Konzern aus

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São Paulo am vergangenen Mittwoch bekanntgab, stieg sein Umsatz 2009 gegenüber dem Vorjahr um 51,7 % auf 10,3 Mrd Real (4,2 Mrd Euro). Der Nettogewinn betrug 679,1 Mio Real (278,4 Mio Euro). Damit schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen, nachdem es 2008 noch einen Verlust von 35,5 Mio Real (14,56 Mio Euro) gemacht hatte. Das jüngste Wachstum von Marfrig stützt sich auf große Übernahmen. Gekauft wurde unter anderem der Lebensmittelverarbeiter Seara in Brasilien, der Marfrigs Position auf dem Schweine- und Geflügelfleischmarkt festigte. Das Unternehmen ist auf dem heimischen Markt ebenso aktiv wie im Export auf den Weltmärkten. Auf dem Rindfleischmarkt weitete Marfrig seine Aktivitäten durch die Übernahme von 13 Schlachthöfen aus, was die Schlachtkapazität des Unternehmens auf 22 350 Rinder pro Tag in Brasilien und 30 150 Stück weltweit erhöhte. Zudem war Marfrig um eine stärkere vertikale Integration bemüht, indem es in Uruguay einen Mehrheitsanteil an der Gruppe Zenda erwarb, die in der Lederproduktion für die Möbel-, Auto- und Luftfahrtindustrie aktiv ist. Insgesamt setzte Marfrig im vergangenen Jahr 2,19 Mio t Fleisch ab, davon 628 000 t im Export. Dies bedeutete sowohl auf dem brasilianischen wie auch auf den Auslandsmärkten eine Steigerung um jeweils knapp die Hälfte.

Von argentinischer Erholung profitiertProfitieren konnte Marfrig im vergangenen Jahr unter anderem von der Erholung des argentinischen Rindfleischmarktes, für den die Regierung Exportbeschränkungen lockerte. So konnte auch wieder der britische und deutsche Markt stärker mit hochwertigen Teilen aus der sogenannten „Hilton-Quote“, ein zollermäßigtes Exportkontingent der Europäischen Union, angesteuert werden. Insgesamt weitete Marfrig seine Rindfleischexporte aus Argentinien gegenüber 2008 um 41,3 % auf 58 517 t aus. Auf dem argentinischen Markt selbst setzte das brasilianische Unternehmen 262 329 t Rindfleisch ab. Insgesamt beziffert Marfrig die Auslastung seiner Schlachtkapazität für 2009 in Brasilien auf 50 % beim Rindfleisch sowie 85 % beim Geflügel- und Schweinefleisch. Die Schlachtstätten des Konzerns in Europa waren nach Unternehmensangaben zu 95 % ausgelastet. In der „Alten Welt“ verkaufte Marfrig laut eigenen Angaben insgesamt 382 100 t Fleisch, davon 361 400 t Geflügelfleisch, was gegenüber 2008 fast eine Vervierfachung bedeutete. Dies kam laut Unternehmensangaben vor allem durch den Beitrag der Moy-Park-Gruppe zustande, die Marfrig Mitte 2008 vom US-Konzern OSI übernommen hatte (AGRA-EUROPE 27/09, KURZMELDUNGEN 30). Moy Park ist vor allem stark in Nordirland. AgEUmrechnungskurs: 1 Brasilianischer Real = 0,410 Euro

DEUTSCHLAND VETERINÄRFRAGEN

BVD-Bekämpfung: Die Übergangsfrist läuft ab

Im nächsten Jahr beginnt das Mammutprojekt - Zahl der Beprobungen auf 4,8 Millionen pro Jahr veranschlagt - Virusnachweise bei 1 Prozent bis 1,5 Prozent erwartet - Änderungen an der Verordnung beim ADR-Jahreskongress gefordert - Verbesserungen bei der Kälbervermarktung als ein Ziel - Schmerzgrenze bei den Kosten für die BetriebeBERLIN. Die neuen, zum Jahresbeginn 2011 greifenden Vorschriften zur Bekämpfung der Schleimhautkrankheit Bovine Virus Diarrhoe (BVD/MD) stellen erhebliche logistische Anforderungen an rinderhaltende Betriebe und an die Veterinärbranche. Das ist bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter (ADR) in Berlin deutlich geworden, wo Dr. Gerhard W i t t k o w s k i vom Tiergesundheitsdienst Bayern ein „Mengengerüst“ für den Kampf gegen diese Viruserkrankung vorstellte. Laut diesen Schätzungen müssen jährlich auf den insgesamt 180 000 rinderhaltenden Betrieben 4,8 Millionen Beprobungen durchgeführt werden. Den Anteil der BVD-Virusnachweise

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erwartet Wittkowski bei 1 % bis 1,5 %, wodurch sich die Notwendigkeit von Folgebeprobungen bei 130 bis 200 Kälbern pro Tag ergibt. Laut diesen Schätzungen werden 50 bis 150 Virus-Dauerausscheider täglich entfernt. „Deutschland hat die Chance, mit dem Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT) und dem Ohrstanzenverfahren ein tierfreundliches, modernes Bekämpfungsverfahren durchzuführen“, sagte Wittkowski vor dem Hintergrund der Möglichkeit, beim Setzen der Ohrmarke auch die Probe für den BVD-Test nehmen zu können. Der Teufel stecke allerdings im Detail. Zeitgewinn durch geforderte ÄnderungenSo sieht der Tiergesundheitsexperte aus Bayern noch offene Fragen an den Gesetzgeber im Hinblick auf die Ende 2008 vom Bundesrat angenommene Verordnung, die die BVD-Bekämpfung ab kommendem Jahr regelt. Wittkowski regte an, die Verbringung von Rindern ab der Einstellung des BVD-unverdächtigen Befundes im HIT und dem generellen Zugang zum BVD-Status von Einzeltieren zu ermöglichen, um einen Zeitgewinn von mindestens zwei Tagen in der Kälbervermarktung und damit einhergehend eine Vereinfachung im Handel zu erzielen. Veränderungen seien unverzüglich notwendig, sagte Wittkowski an die Adresse des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Um in der Startphase der neuen Untersuchungspflichten etwas Druck aus dem Verfahren zu nehmen, kann er sich als Kompromiss vorstellen, für Mastkälber die BVD-Untersuchungen erst in den Mastbetrieben durchzuführen und damit Behinderungen im Kälberhandel zu vermeiden. Im Übrigen erwartet Wittkowski, dass durch die Vielzahl an Proben ein „erheblicher Druck auf die Labors“ entstehen wird. Er forderte, die BVD-Bekämpfung müsse zur Wertschöpfung in der Rinderhaltung beitragen. Eine Belastung von 5 Euro bis 6 Euro pro Tier hält er vor diesem Hintergrund für noch vertretbar. Die Krankheitskosten pro Abkalbung bezifferte er auf knapp 7 Euro bis 20 Euro. Wittkowski betonte auch, dass es sich bei BVD nicht um eine Zoonose und damit nicht um ein Problem der Lebensmittelsicherheit handle. AgE

Eierverbrauch in Deutschland weiter gestiegen

„Marktinfo Eier & Geflügel“ errechnet für 2009 gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 3 auf 211 Eier pro Kopf der Bevölkerung - Vom Tiefstand Mitte des Jahrzehnts erholt - Großhandelspreise geklettert - Doch der Handel deckt sich langfristig ein - MEG sieht Selbstversorgungsgrad bei knapp 59 Prozent - Steigende Produktion nach der Umstellung auf neue Haltungssysteme erwartetBERLIN. Der Appetit der Deutschen auf Eier ist weiter gestiegen. Wie die „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) vergangene Woche mitteilte, stieg der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum der Bundesbürger 2009 gegenüber dem Vorjahr um drei Stück auf 211 Eier. Damit hat sich der Verbrauch seit dem Jahr 2005, als ein Tiefstand von 205 Eiern registriert worden war, deutlich erholt. Nach wie vor weit entfernt ist man aber von den Spitzenwerten der siebziger Jahre, als die Deutschen im Schnitt fast 300 Eier pro Jahr verspeisten. Die jüngste Verbrauchssteigerung spielte sich vor dem Hintergrund steigender Preise auf Großhandelsebene ab. Die Verbraucherpreise für Eier aus Bodenhaltung blieben von diesen Entwicklungen aber weitgehend verschont, da der Handel meist langfristige Lieferkontrakte abschließt, die eine Laufzeit von sechs Monaten oder gar einem Jahr haben. Wer aber Eier am freien Markt verkaufen konnte, machte damit einen guten Schnitt. Packstellen, die hingegen Ware zukaufen mussten, um ihre Kontrakte zu bedienen, mussten tief in die Tasche greifen.

Starker ImportanstiegBegleitet von der Umstellung der Haltungsformen aufgrund des seit Jahresanfang geltenden Verbots der klassischen Käfige sank laut MEG-Angaben 2009 die Eiererzeugung in Deutschland um 11,6 % auf 11,26 Milliarden Stück. Überproportional fiel die

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Konsumeiererzeugung, und zwar um 13,1 % auf 10,28 Milliarden. Gegen den Trend stieg die Bruteiererzeugung um 8,8 % auf 977 Millionen. Die MEG rechnet damit, dass die deutsche Eierproduktion in diesem Jahr wieder zulegt, insbesondere im zweiten Halbjahr. Durch die rückläufige Produktion wuchs der Importbedarf deutlich. Insgesamt beliefen sich die Einfuhren an Konsumeiern 2009 auf 9,47 Milliarden Stück, das waren 21,5 % mehr als ein Jahr zuvor. Der auf die Konsumeiererzeugung bezogene Selbstversorgungsgrad fiel um rund 10 Prozentpunkte auf 58,8 %. Im Jahr 2000 hatte dieser Wert noch bei 75 % gelegen. In ihre Berechnungen hat die MEG - anders als das Statistische Bundesamt - voraussichtliche Nachmeldungen bereits einbezogen. So geht das Statistische Bundesamt für 2009 auf Basis vorläufiger Erhebungen lediglich von deutschen Importen im Umfang von 7,0 Milliarden Eiern im Wert von 540,7 Mio Euro aus. Der Menge nach legten die Importe gemäß den Berechnungen der Wiesbadener Experten um 16,5 % zu, wertmäßig wurde ein Plus von 28,3 % registriert. Aus Deutschland ausgeführt wurden demnach 1,6 Milliarden Eier und somit 9,1% weniger als 2008. Der Wert dieser Ausfuhren belief sich den Statistikern zufolge auf 112,4 Mio Euro, was einem Rückgang von 1,6 % gegenüber dem Vorjahr entsprach. AgE

NIEDERLANDE TIERPRODUKTION

Ab 2013 strengere Tierschutz- und Umweltstandards für Hollands Schweinehalter

Mit den Vorschriften zu Platzbedarf, Ammoniakemissionen und Spaltenböden macht der Staat in drei Jahren ernst - EU-Vorgaben werden dann deutlich übererfüllt - Investitionsbedarf auf insgesamt 240 Euro pro Mastschwein beziffert

WAGENINGEN. In den Niederlanden ist beim Inkrafttreten neuer Tierschutz- und Umweltstandards Anfang 2013 mit einer starken Abstockung des Mastschweinebestandes zu rechnen. Das geht aus einer Ende März veröffentlichten Studie der Universität Wageningen hervor. Laut dieser Untersuchung haben nur 34 % der schweinehaltenden Betriebe das Potential, in alle notwendigen Modernisierungsmaßnahmen zu investieren. Lediglich 68 % des Mastschweinebestandes und 40 % der derzeitigen Sauenzahlen könnten auf den dann noch bis zu 3 000 Betrieben mit guten Zukunftsaussichten gehalten werden. Hintergrund für dieses Szenario bildet die in drei Jahren bevorstehende Erhöhung des Platzbedarfs für Mastschweine in den Niederlanden auf 1 qm, gegenüber 0,65 qm laut EU-Richtlinie und 0,75 qm in Deutschland. Neue Vorschriften stehen den holländischen Schweinehaltern auch bei den Ammoniakemissionen und der Breite der Spaltenböden ins Haus, und zwar nicht nur für Neubauten, sondern auch für bestehende Ställe. Zudem müssen Jungsauen ab 2013 in Gruppen gehalten werden. Bei neuen Stallbauten beziffern die Wissenschaftler aus Wageningen die Zusatzkosten durch die erhöhten Platzanforderungen bei Mastschweinen auf zusätzlich 120 Euro pro Platz. Für die Begrenzung der Ammoniakemissionen sowie für Umbauten bei den Spaltenböden werden laut den Berechnungen der Forscher 60 Euro fällig, so dass sich die Gesamtinvestitionen im Schnitt auf rund 240 Euro je Mastplatz summieren sollen.

Mast- und Zuchtvorschriften im geschlossenen SystemEiner verschärften Situation sehen sich Betriebsinhaber gegenüber, die im geschlossenen System arbeiten und damit auf strengere Anforderungen sowohl in der Zucht wie auch in der Mast reagieren müssen. Der Studie zufolge haben immerhin 60 % der Sauenhalter bereits in die Gruppenhaltung der Jungsauen investiert. Knapp ein Viertel der Schweinehalter soll sich finanziell in der Eindämmung der Ammoniakemissionen engagiert haben. Die neuen Platzvorschriften für Mastschweine haben laut den Erkenntnissen der Wissenschaftler aber erst wenige Landwirte berücksichtigt. Gerade hier droht allerdings massiver Investitionsbedarf, es sei denn, die Schweinehalter entscheiden sich, in den bestehenden

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Ställen weniger Tiere zu halten. Derzeit gibt es in den Niederlanden rund 8 000 schweinehaltende Betriebe, von denen rund die Hälfte voll auf diesen Produktionszweig spezialisiert ist. Im geschlossenen System arbeiten der Studie zufolge etwa 1 000 Betriebe, während sich 1 800 auf die Mast und 1 250 auf die Ferkelproduktion spezialisiert haben.

Recht trübe AussichtenUm mehr als die Hälfte reduziert werden könnte der Investitionsbedarf laut der Studie, wenn die Tiere auf den bestehenden Farmen in größeren Gruppen gehalten werden. Gleichzeitig müssten aber Einkommenseinbußen hingenommen werden. Trotzdem könnte dies für einige Betriebe eine Alternative sein. Dieses Szenario wurde in die Berechnungen zur Branchenentwicklung nicht einbezogen, die daher zu pessimistisch ausgefallen sein könnten. Selbst zu bedenken geben dies die Forscher aus Wageningen: „Die Erfahrung zeigt, dass die Schweinehalter sehr kreativ sind und großes Talent haben, sich auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen.“ Trotzdem gehen die Wissenschaftler durch die neuen Vorschriften, die Ende der neunziger Jahre beziehungsweise 2004 beschlossen wurden, insgesamt von einem beschleunigten Strukturwandel aus. Gerade für Umbauten seien die Investitionen relativ hoch und wegen der verhältnismäßig niedrigen Markterlöse in den vergangenen Jahren für viele Betriebe kaum zu stemmen. Die investitionswilligen Landwirte müssen sich laut der Studie auf ein erheblich niedrigeres Einkommen einstellen. AgE

Ukraine steigert Export und senkt Import von Geflügelfleisch

KIEW. Die Ukraine hat im Januar und Februar dieses Jahres insgesamt rund 14 200 t Geflügelfleisch importiert; das war fast die Hälfte weniger als in den beiden Vorjahresmonaten, wenn auch die Einfuhren im Februar 2010 mit mehr als 9 300 t um 90 % höher ausfielen als im Januar. Dieser deutliche Anstieg im Monatsvergleich ist laut Darstellung des ukrainischen Informationsdienstes LigaBusinessInform auf die seit Anfang 2010 bestehenden Einschränkungen für die Lieferungen von US-Hähnchenfleisch nach Russland zurückzuführen, aber auch auf die Einführung eines vorläufigen Antidumping-Importzolls auf Geflügelfleisch in China. Der Anteil von aus den USA bezogener Ware an den gesamten Geflügelfleischimporten der Ukraine, der im Januar bei nur 25 % lag, wurde dadurch im Februar auf 56 % mehr als verdoppelt. Andererseits ist in der Ukraine derzeit eine Tendenz zur Steigerung der Geflügelfleischausfuhren zu verzeichnen. So hat das Land 2009 insgesamt 43 000 t Geflügelfleisch ausgeführt und damit das Vorjahresniveau um 130 % überschritten. In diesem Jahr hat sich der Exportzuwachs bislang fortgesetzt. Laut Angaben der Ukrainischen Agrarkonföderation hatten die Landwirte des Landes 2009 insgesamt rund 713 000 t Geflügelfleisch produziert; gegenüber 2008 war dies eine Steigerung um 13 %. In den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres legte die Erzeugung im Jahresvergleich um weitere 13 % auf 121 300 t zu. AgE

DEUTSCHLAND/EU VIEH/FLEISCH

Spendenaufruf für ein Klageverfahren gegen die elektronische Tierkennzeichnung

KASSEL. Der Hessische Verband für Schafzucht und -haltung (HVSZH) hat zu Spenden für die Durchführung des Klageverfahrens aufgerufen, in dem sich die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL) gegen die auf EU-Ebene verankerte elektronische Tierkennzeichnung wehren will. Ziel der Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ist die Rückkehr zur Bestandskennzeichnung sowie eine Gleichbehandlung gegenüber den

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Schweine- und Rinderhaltern (AGRA-EUROPE 12/10; LÄNDERBERICHTE 26). Angesichts von Gerichtskosten in Höhe von insgesamt etwa 35 000 Euro sind laut HVSZH und VDL auch die nicht organisierten Schaf- und Ziegenhalter zur Unterstützung aufgerufen. VDL-Geschäftsführer Dr. Stefan  V ö l l  betonte: „Wenn wir das Klageverfahren nicht in den nächsten Monaten fristgerecht in Gang setzen, werden die angesprochenen bürokratischen Erschwernisse auf lange Zeit unverrückbar festgeschrieben.“ Die Landesschafzuchtverbände hätten Konten für zweckgebundene Spenden eingerichtet. AgE

Kiew will mehr Agrarprodukte in die EU exportieren

KIEW. Die Ukraine dringt auf eine breitere Öffnung des europäischen Markts für ihre Agrarprodukte. In diesem Punkt werde Kiew bei den Verhandlungen über die Schaffung einer Freihandelszone mit der Europäischen Union hart bleiben, kündigte der neue Landwirtschaftsminister Nikolai P r i s t j a s h n j u k am Dienstag vergangener Woche vor Journalisten an. Laut Darstellung des Ministers betrifft das Engagement der Ukraine insbesondere Produkte wie Getreide einschließlich Futterware sowie Geflügelfleisch, Eier und Eipulver. Pristjashnjuk sprach sich dafür aus, die EU-Quote für die Einfuhr von ukrainischem Getreide zu erhöhen. Im Gegenzug werde sein Land weiterhin bereit sein, uneingeschränkte Importe von Seefisch aus der EU zuzulassen. Außerdem wolle man mit der Welthandelsorganisation (WTO) über eine Verlängerung der Übergangsfristen für die Liberalisierung des Handels mit ausgewählten landwirtschaftlichen Erzeugnissen verhandeln, teilte der Ressortchef mit. Insbesondere bei Fleisch- und Milchprodukten müsse es eine längere Anpassungszeit geben. Die Ukraine ist seit Mai 2008 Mitglied der WTO. Pristjashnjuk plant ferner, die Zahl von Grenzübergangsstellen zu verringern, über die der Import von rohem Fleisch und Fisch in die Ukraine erfolgen soll. Die Einfuhren von Fleisch aus anderen Kontinenten sollten dagegen ausschließlich über die Seehäfen laufen. Dadurch würden die Möglichkeiten für illegale Importe von minderwertigen Produkten eingeschränkt, so der Minister. Wenn Fleisch aus den USA oder Brasilien über Polen oder Ungarn in die Ukraine gelange, deute dies gewöhnlich auf Schmuggelgeschäfte hin. AgE

DEUTSCHLAND EIER

Immer weniger Eier aus deutscher Erzeugung

FRIEDRICHSDORF. Auf die sinkende Eierproduktion in Deutschland hat der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Friedhelm S c h n e i d e r , vergangene Woche hingewiesen. In 2009 seien nur noch 58,5 % aller in der Bundesrepublik angebotenen Konsumeier aus heimischer Erzeugung gekommen, erklärte Schneider in einer Presseinformation. Im Jahr 2005 habe der Anteil der Inlandserzeugung noch bei 70,6 % gelegen. Der HBV-Präsident begründete diesen Rückgang mit dem zum 1. Januar 2010 in Deutschland in Kraft getretenen Verbot der Legebatterien. Außerdem sei die Produktion von Konsumeiern in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich gesunken, und zwar von 12,6 Milliarden Stück im Jahr 2003 auf 10,3 Milliarden Eier in 2009. Im Gegenzug habe die Zunahme alternativer Haltungsformen wie Boden- und Freilandhaltung den Produktionsrückgang nicht auffangen können. Deshalb seien vermehrt Importeier in die Ladenregale gelangt. Schneider empfahl den Verbrauchern, beim Eiereinkauf auf die Herkunftskennzeichnung „DE“ für Deutschland zu achten. Die ersten beiden Ziffern der danach folgenden Betriebsnummer kennzeichneten das Bundesland, die Zahlen 06 stünden für

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Hessen. Mit dieser bewussten Kaufentscheidung unterstützten die Verbraucher die hessischen Eierproduzenten und trügen dazu bei, dass sie sich auch in Zukunft mit frischen, heimischen Eiern aus nachvollziehbarer Herkunft versorgen könnten. Nach Angaben des Hessischen Statistischen Landesamtes (HSL) wurden 2008 in Hessen von 1,219 Millionen Legehennen rund 342,164 Millionen Eier produziert. Im Jahr darauf hielten die hessischen Betriebe nur noch 943 935 Legehennen, die insgesamt 253,328 Millionen Eier legten. Im Dezember 2009 wurden laut HSL noch 28 % der Legehennen in Käfigen gehalten, allerdings in ausgestalteten Volieren mit Kleingruppenhaltung, Einstreu und Sitzstange. Rund 59 % seien auf Bodenhaltung und 13 % auf Freilandhaltung beziehungsweise ökologische Erzeugung entfallen. AgE

Tagung zur Transparenz in schweinefleischerzeugenden Ketten

VECHTA. Unter dem Titel „Transparenz in schweinefleischerzeugenden Ketten - Neue Herausforderungen durch Verbraucher und Exportmärkte“ laden das Niedersächsische Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft (NieKE) und die Hochschule Göttingen am 21. April zu einer Tagung nach Großenkneten ein. Wie das NieKE in der vergangenen Woche weiter mitteilte, wird Mark  D e i m e l  von der Universität Göttingen einen Überblick über die Herausforderungen und Lösungsansätze geben, mit denen sich die Fleischwirtschaft beim Thema Transparenz auseinandersetzt. Prof. Thomas B l a h a  von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) plant, die „Lebensmittelketteninformation“ als Fundament für Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit zu beleuchten. Daneben stehen Vorträge zu Sichtweisen, Initiativen und Erfahrungen der Industrie und des Handels in Bezug auf transparenzfördernde Maßnahmen auf dem Programm. Christian  R a u f f u s  vom Fleischverarbeiter Rügenwalder Mühle wird auf die Anforderungen an die Kommunikation mit den Konsumenten eingehen. Dr. Heinz  S c h w e e r  von der VION GmbH stellt die Ansprüche an die Transparenz in der Produktionskette in den Mittelpunkt seines Beitrags. Matthias  B i e r m a n n  vom Fleischwerk EDEKA Nord richtet den Fokus auf die Initiativen, mit dem das Handelsunternehmen die Informationen in der Wertschöpfungskette Fleisch erweitern will. Dr. Alexander  H i n r i c h s  von der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) wird schließlich erörtern, wie die Transparenz in der Fleischerzeugung mit Hilfe des QS-Systems verbessert werden kann. (www.ernaehrungswirtschaft.de) AgE

Grüne kritisieren zögerliche Position Aigners zur Kaninchenhaltung

BERLIN. Als „zögerlich und vage“ haben die Grünen die Position von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r zur Kaninchenhaltung kritisiert. Das Prüfversprechen der Ministerin und ihre Ankündigung, in dieser Wahlperiode die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zu ergänzen, reichten nicht aus, so die Agrarpolitiker der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Ulrike H ö f k e n und Friedrich O s t e n d o r f f , vergangene Woche in einer gemeinsamen Presseverlautbarung. Sie beklagten erneut das Fehlen gesetzlicher Vorschriften zu Haltung, Transport und Schlachtung von Kaninchen. „Wir fordern solche verbindlichen Vorgaben seit langem gegen die Blockadehaltung der anderen Parteien ein“, erklärten die Abgeordneten. Ihrer Auffassung nach haben sich Ansätze wie eine freiwillige Selbstverpflichtung der Betriebe für eine tiergerechte Haltung in der Vergangenheit als „wirkungsloser Etikettenschwindel“ erwiesen.

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Es sei höchste Zeit, durch klare Tierschutzstandards tiergerechte Alternativen wie die Gruppenhaltung am Boden und Freilandhaltung zu fördern und gegen die unfaire Konkurrenz auf Kosten der Tiere vorzugehen. AgE

Sonnleitner: Käfigverbot zwingt viele Legehennenhalter zur Betriebsaufgabe

BERLIN. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd S o n n l e i t n e r , hat die Auswirkung des seit Anfang des Jahres geltenden Käfigverbots für die Hühnerhaltung in Deutschland beklagt: „Mit dem Käfigverbot in Deutschland haben wir mehr als 15 % der Tierbestände verloren. Viele bäuerliche Betriebe haben ihre Hühnerhaltung aufgegeben“, denn die notwendigen Umstellungen seien mit hohen Investitionen verbunden, die kleine Betriebe oft nicht schultern könnten, sagte Sonnleitner der „Rheinischen Post“. Auch eine Umstellung auf Boden- oder Freilandhaltung reduziere die Anzahl der gehaltenen Hennen. Derzeit werde in Deutschland nur noch gut die Hälfte der Eier selbst produziert, stellte Sonnleitner fest und zeigte damit die dramatische Entwicklung auf. Der Rest müsse importiert werden. „Ich empfehle jedem Verbraucher, Eier mit deutscher Herkunft nachzufragen. Für die Zukunft hoffe ich, dass die deutsche Produktion sich bis zum EU-weiten Verbot der Käfighaltung 2012 wieder erholt und vielleicht wieder ausgeweitet wird, da ansonsten immer mehr Eier aus Übersee mit deutlich niedrigeren Tierschutzstandards auf dem Tisch unserer Verbraucher landen“, so Sonnleitner. Auf die Frage, welche Haltung artgerecht sei, machte der DBV-Präsident deutlich, dass dies alle Methoden seien, die in Deutschland erlaubt sind: Öko-, Freiland- und Bodenhaltung sowie auch die Kleingruppe. Die klassische Käfighaltung, die in Deutschland seit Anfang des Jahres verboten ist, sei dagegen als nicht artgerecht einzustufen. Die Kleingruppe mit pro Huhn 50 % mehr Fläche als bei der Käfighaltung, mit Nest-, Scharr- und Sitzbereich, sei es aber sehr wohl. AgE

AgE 13/2010COPA/COGECA unterstreichen Bedeutung von Fleisch als Eiweißquelle

BRÜSSEL. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) haben den Nährwert von Fleisch hervorgehoben. COPA/COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n  bezeichnete Fleisch als extrem wertvolle Quelle im Hinblick auf Eiweiß, Energie, Mineralstoffe und Vitamine. „Mit Blick auf sich häufende Hinweise auf schlechte Ernährungsweisen ist es wichtiger denn je, die Vorteile des Fleischverzehrs herauszustellen, um den Verbrauchern zu einem gesünderen und längeren Leben zu verhelfen“, erklärte Pesonen in Brüssel. Die tierische Erzeugung müsse überall in der EU erhalten bleiben. Schließlich müsse Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zufolge die weltweite Nahrungsmittelproduktion bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppelt werden, um dem erwarteten Nachfragewachstum zu begegnen. Ferner wirke die Tierhaltung der Abwanderung der Bevölkerung aus den ländlichen Gebieten der EU entgegen. Sie trage zum Erhalt der Landschaft bei und fördere die Beschäftigung im ländlichen Raum. Darüber hinaus biete die

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Tierhaltung Produktionsmöglichkeiten für Regionen, in denen ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche nicht für den Acker- oder Gemüsebau geeignet sei. AgE

Cobb Germany bietet zwei Masthähnchenseminare an

REGENSTAUF. Nach dem Seminar im November 2008 in Glandorf plant die Cobb Germany Avimex GmbH jetzt zwei Seminare in diesem Jahr. Das Geflügelzuchtunternehmen betonte dazu vergangene Woche, die immer größere Popularität des Cobb-500-Masthähnchens habe es veranlasst, einen Schwerpunkt dieser Seminare auf den Austausch von Erfahrungen aus der Praxis und auf die Diskussion spezifischer Managementfragen zu legen. Um die Anreise für die Teilnehmer zu erleichtern, finde ein Seminar im Haus Düsse in Bad Sassendorf bei Paderborn am 29. Juni und eines im Landgasthaus Sattelhof in Neutz-Lettewitz bei Halle am 30. Juni statt. Die Veranstaltungen beginnen laut Cobb Germany jeweils um 10:30 Uhr und enden, unterbrochen von einem gemeinsamen Mittagessen, gegen 16:00 Uhr. Optional bestehe eine Buchungsmöglichkeit zur Übernachtung in beiden Häusern unter dem Stichwort „Cobb Mastseminar“. Im Rahmen des Seminars wird Wim  D e k k e r s  als technischer Berater die Entwicklungen in der Geflügelzucht in Bezug auf die Masthähnchenrasse Cobb 500 darstellen. Tierarzt Dr. Matthias  T o d t e  wird das Management zur Verbesserung der Verdauungsphysiologie erläutern und Mastberater Hagen  M ü l l e r  Praxiserfahrungen über die optimale Fütterung der Cobb-500-Hähnchen diskutieren. Außerdem werden die technischen Berater Saeid  N a j a t i , Ron  M e i j e r h o f  und Martijn  G r u y t e r s  Modelle zur optimalen Klimagestaltung in Hähnchenställen erläutern und darüber berichten, wie ein effizienter Start der Hähnchenmast gewährleistet werden kann. Cobb-Germany-Direktor James  T r u s c o t t  wird zu Beginn des Seminars das Unternehmen mit seinen Aktivitäten vorstellen und zum Abschluss gemeinsam mit Najati die Erkenntnisse diskutieren und zusammenfassen. Anmeldungen zu den Seminaren sind bis spätestens zum 1. Juni 2010 an [email protected] oder Telefax 09402/930750 möglich, und zwar unter Angabe des Veranstaltungsdatums, des Veranstaltungsortes und der Anzahl der Teilnehmer. AgE

Deutscher Geflügelmarkt auch 2009 gewachsen

BONN. Der deutsche Geflügelmarkt ist im vergangenen Jahr ungeachtet der Wirtschaftskrise weiter gewachsen. Wie die „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) am Montag vergangener Woche berichtete, leitet sich aus der von ihr und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) abgestimmten Versorgungsbilanz für 2009 ein durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch von 18,6 kg Geflügelfleisch ab; das waren 300 g mehr als im Jahr zuvor. Ursprünglich war für 2008 von einem höheren Verbrauch als 18,3 kg ausgegangen worden; die nun vorliegenden endgültigen Außenhandelsdaten des Statistischen Bundesamtes zeigen laut MEG allerdings, dass damals deutlich mehr Geflügelfleisch exportiert wurde als zunächst geschätzt. Die Bruttoeigenerzeugung an Geflügel erreichte 2009 in Deutschland mit 1,424 Mio t zum dritten Mal in Folge ein Rekordergebnis; das Niveau des Vorjahres wurde um 2,1 % übertroffen. Maßgeblich für die Zuwächse auf der Nachfrage- und der Anbieterseite war die Entwicklung des Hähnchenmarktes. Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch an Hähnchenfleisch einschließlich Suppenhühner stieg um 500 g auf 11,3 kg. Der Selbstversorgungsgrad, der das Verhältnis von Bruttoeigenerzeugung zum Verbrauch wiedergibt, lag bei 105,3 %, womit im zweiten Jahr in Folge die Marke von 100 % überschritten wurde. Die deutsche Bruttoeigenerzeugung von Hähnchenfleisch einschließlich Hühner wurde im Jahresvergleich um 4,4 % auf 975 000 t ausgeweitet. Die betreffende

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Nettoproduktion wuchs um 5,0 % auf 802 000 t. Laut den Berechnungen der MEG, die aus der offiziellen vorläufigen Bilanz zu „Hühnerfleisch insgesamt“ die Versorgungsbilanz „Jungmasthühner“ ableitete, erhöhte sich 2009 die Nettoerzeugung von Hähnchenfleisch um 5,9 % auf 754 000 t. Die Importe von Hähnchenfleisch legten um 6,8 % auf 555 500 t zu. Deutlicher stiegen hier die Exporte, und zwar um 10,2 % auf 431 900 t. Daraus errechnete sich ein Anstieg des Inlandsverbrauchs um 4,5 %; der einzelne Bundesbürger konsumierte im Schnitt 10,7 kg Hähnchenfleisch. AgE

Bundeslandwirtschaftsministerium will Kaninchenhaltung regeln

Verordnung soll in dieser Legislaturperiode beschlossen werden - Forschungsvorhaben der Universität Gießen bildet Grundlage - Konkrete Vorschriften für Gruppengrößen, die Besatzdichten sowie die Ausgestaltung und die Ausstattung der Käfige angestrebt - Druck aus der Opposition und von den Ländern

BERLIN. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will zügig einen Verordnungsentwurf mit Vorgaben zur Haltung von Mastkaninchen vorlegen. Das hat eine Sprecherin des Ressorts vergangene Woche angekündigt. Zwar wollte sie sich nicht zu einem konkreten Zeitplan äußern; in jedem Fall werde es jedoch in dieser Legislaturperiode eine entsprechende Regelung geben. Die Grundlage dafür bilde ein inzwischen abgeschlossenes Forschungsvorhaben des Instituts für Tierzucht und Haustiergenetik der Universität Gießen im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). In dem Verordnungsentwurf werde es unter anderem um konkrete Vorschriften für Gruppengrößen, die Besatzdichten sowie die Ausgestaltung und die Ausstattung der Käfige gehen, heißt es im Agrarressort. Unterdessen kochte die Diskussion nach Medienberichten erneut hoch. Zuletzt bekräftigten die Grünen-Politiker Ulrike H ö f k e n und Friedrich O s t e n d o r f f ihre Forderung nach klaren gesetzlichen Grundlagen, besseren Kontrollen und einer konsequenten Durchsetzung des Tierschutzgesetzes in der Kaninchenhaltung. Gleichzeitig warfen sie der Bundesregierung Untätigkeit vor. Ähnlich äußerte sich der SPD-Tierschutzbeauftragte Heinz P a u l a . Er rief die Bundesregierung auf, die Anforderungen an die Zucht und Haltung von Kaninchen zu konkretisieren. Die Tiere müssten gemäß ihren arteigenen Bedürfnissen gehalten werden. Dazu sei eine Überarbeitung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung erforderlich.

Länder machen DruckAuch aus den Ländern mehren sich die Forderungen nach einer Regelung zur Kaninchenhaltung. In dieser Weise meldeten sich die rheinland-pfälzische SPD-Verbraucherschutzministerin Margit C o n r a d und der baden-württembergische CDU-Landwirtschaftsminister Rudolf K ö b e r l e zu Wort. Der Bundesrat hatte bereits vor rund einem Jahr deutliche Kritik an den Haltungsbedingungen bei Kaninchen geübt und die Bundesregierung aufgefordert, die tierschutzrechtlichen Anforderungen an die Zucht und Haltung von Kaninchen zu Erwerbszwecken zu konkretisieren. Ziel müsse es sein, dass die Tiere gemäß ihren arteigenen Bedürfnissen gehalten werden könnten und Tierhaltern sowie Überwachungsbehörden klare Vorgaben für die Beurteilung der Haltungen zur Verfügung stünden, so die Position der Länderkammer. Die Bundesregierung müsse handeln, wenn es keine Regelung auf EU-Ebene gebe.

EU-weit einheitliche Vorschriften gefordertEuropaweit einheitliche Haltungsbedingungen für Kaninchen verlangten unterdessen die FDP-Europaabgeordneten Britta R e i m e r s  und Nadja  H i r s c h . Wie die beiden

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Politikerinnen in Brüssel mitteilten, haben sie eine entsprechende Parlamentarische Anfrage an die Europäische Kommission geschickt. Für die Kaninchenhaltung gebe es im Gegensatz zur Haltung von Schweinen, Kälbern und Legehennen keine EU-Regeln, erklärte Reimers, die agrarpolitische Sprecherin der FDP im Hohen Haus. In den EU-Mitgliedstaaten seien die Tierschutzanforderungen für die Haltung von Mast- und Zuchtkaninchen teilweise sehr unterschiedlich. Auch international gebe es noch keine verbindlichen Vorgaben zu Besatzdichte, Gruppengröße und Mindestfläche je Tier. Das könne zu Wettbewerbsverzerrungen führen, da höherer Tierschutz höhere Kosten verursache. Die Tierschutzexpertin Hirsch ergänzte, aufgrund des Fehlens gemeinsamer Tierschutzstandards sei die Haltung von Mast- und Zuchtkaninchen in Europa in einigen Fällen mit der Situation von Legehennen in Käfigbatterien vergleichbar. Derart gehaltene Kaninchen seien in Drahtgitterkäfigen eingesperrt und litten teilweise unter Schmerzen, Verletzungen und Verhaltensstörungen. In der Regel bekämen diese Tiere weder ausreichend Bewegung noch genügend Tageslicht, Sozialkontakte zu Artgenossen oder rohfaserreiche Nahrung. „Solche Haltungspraktiken können wir nicht länger akzeptieren“, so Hirsch. Die Kommission solle Stellung beziehen, ob sie einen Vorschlag zur gewerblichen Kaninchenhaltung in den EU-Mitgliedstaaten vorlegen werde und wie sie die Käfighaltung von Kaninchen im Hinblick auf den Tierschutz bewerte. AgE

Bundesrat will bessere Kontrolle bei der überbetrieblichen Verwertung von Wirtschaftsdünger

Länderkammer beschließt Entwurf einer Verbringungsverordnung - Informationspflichten für Abgeber, Transporteure und Aufnehmer von Wirtschaftsdünger - Keine Mehrheit für bayerischen Antrag auf Herausnahme von aufnehmenden Betrieben aus der Aufzeichnungspflicht - Aigner will eigenen Verordnungsentwurf vorlegen - Bürokratrie für landwirtschaftliche Betriebe minimieren

BERLIN. Der Bundesrat drängt auf eine Erhöhung der Transparenz und eine Verbesserung der Kontrollmöglichkeiten bei der überbetrieblichen Verwertung von Wirtschaftsdünger. Mit deutlicher Mehrheit beschloss die Länderkammer am vergangenen Freitag den Entwurf einer Verordnung über das Inverkehrbringen und Befördern von Wirtschaftsdünger. Ziel sind einheitliche Dokumentationsanforderungen für den Verbleib von Wirtschaftsdüngern für Betriebe mit und ohne Fläche. Die Vorlage sieht drei neue Informationspflichten für Betriebe vor, die Wirtschaftsdünger abgeben, befördern und übernehmen. Keine Mehrheit fanden Anträge Bayerns, die Anforderungen zu reduzieren und aufnehmende Betriebe, die bereits durch die Düngeverordnung zu einer jährlichen Nährstoffbilanz verpflichtet sind, von zusätzlichen Aufzeichnungsverpflichtungen auszunehmen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse A i g n e r muss nun entscheiden, wie sie mit dem Bundesratsentwurf verfährt und ob sie die Verordnung in Kraft setzt. Offenbar will das Ressort aber eine eigene Verordnung vorlegen. Das kündigte eine Sprecherin an. Darin werde man Anforderungen an die Erfassung der gewerblichen Verbringung von Wirtschaftsdünger festlegen. Gleichzeitig werde das Ministerium dafür Sorge tragen, dass der bürokratische Aufwand für die landwirtschaftlichen Betriebe auf das „unbedingt notwendige Maß“ beschränkt werde, so die Sprecherin nach dem Beschluss der Länderkammer.

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DBV enttäuschtDer Deutsche Bauernverband (DBV) zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung des Bundesrats. Der DBV hatte im Vorfeld deutlich gemacht, dass er die Regelung nur unter der Voraussetzung für sinnvoll erachtet, dass die Betriebe, die bereits im Zusammenhang mit den notwendigen Aufzeichnungen nach der Düngeverordnung belegen, ob sie Wirtschaftsdünger aufnehmen oder abgeben, keine zusätzlichen Dokumentationspflichten und Auflagen erfüllen müssten. Im Gegensatz dazu hätten die Länder jedoch einen sehr weitreichenden Entwurf verabschiedet. Leider seien Änderungen zur Vermeidung dieser drohenden Doppelbürokratie für landwirtschaftliche Betriebe im Bundesratsplenum gescheitert, bedauerte der DBV. Jetzt sei Ministerin Aigner gefordert, entweder Doppelbürokratie mit zusätzlichen oder schärferen Dokumentationspflichten zu verhindern oder die Verordnung nicht in Kraft zu setzen.

BagatellgrenzenDie im Bundesratsentwurf vorgesehene Aufzeichnungspflicht gilt für Abgeber, Beförderer und Empfänger von Wirtschaftsdüngern. Soweit die geforderten Angaben etwa zur Menge oder den Gehalten an Stickstoff und Phosphat aus bereits vorliegenden Unterlagen ersichtlich sind, sollen keine gesonderten Aufzeichnungen geführt werden müssen. Der Meldepflicht sollen Empfänger unterliegen, die Wirtschaftsdünger von außerhalb des Landes erhalten. Schließlich sieht der Verordnungsentwurf eine einmalige Mitteilungspflicht für das erstmalige gewerbsmäßige Inverkehrbringen von Wirtschaftsdünger nach Inkrafttreten der Verordnung vor. Der Entwurf nennt zugleich eine Reihe von Bagatellgrenzen. Beispielsweise sollen die Regelungen erst ab einer Grenze von 200 t Frischmasse greifen, die im Kalenderjahr in Verkehr gebracht, befördert oder aufgenommen wird. Betriebsinhaber mit mehreren Betrieben innerhalb eines Umkreises von 50 km sollen grundsätzlich ausgenommen bleiben. Nicht erfasst werden sollen zudem Betriebe, die nicht zur Aufstellung eines Nährstoffvergleichs laut Düngeverordnung verpflichtet sind und deren insgesamt im Betrieb angefallene oder aufgenommene Menge an Wirtschaftsdünger 500 kg Stickstoff im Jahr nicht übersteigt. Auch die Abgabe von Wirtschaftsdünger in Verpackungen von unter 50 kg etwa an Bau- und Gartenmärkte soll nicht aufzeichnungspflichtig sein.

Schritt in die richtige RichtungDer agrarpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Friedrich O s t e n d o r f f , begrüßte die Initiative des Bundesrates. Damit werde endlich eine Möglichkeit geschaffen, um den unkontrollierten Importen von Gülle und Gärsubstraten aus den Niederlanden Einhalt zu gebieten, erklärte der Grünen-Politiker. Insbesondere in grenznahen Gebieten Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens habe die Nitratbelastung des Grundwassers stark zugenommen. Sowohl Wasserwerke als auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wiesen seit Jahren auf den Zusammenhang zu den unkontrollierten Importen von Gülle und Gärsubstraten aus den Niederlanden hin. Nach Ansicht von Ostendorff geht der Entwurf des Bundesrates in die richtige Richtung, reicht jedoch noch nicht aus. Die nachträgliche Meldung der auf den Feldern ausgebrachten Mengen mache den Behörden ein rechtzeitiges Einschreiten unmöglich. Daher sei eine Vorabmeldung notwendig. Insbesondere die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen seien aufgefordert, umgehend weitergehende Regelungen zu schaffen. Ministerin Aigner müsse der Umwelt höhere Priorität einräumen als den Interessen der Gülleimporteure und die Rechtsverordnung entsprechend erlassen. AgE

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DEUTSCHLAND/EU TIERSCHUTZ

Grünen-Antrag zur EU-Tierversuchsrichtlinie gescheitert

BERLIN. Die Europäische Tierversuchsrichtlinie muss nicht auf Drängen des Bundestages im Sinne eines besseren Tierschutzes überarbeitet werden. Ein entsprechender Antrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen scheiterte vergangene Woche im Ernährungsausschuss. Für die Vorlage, in der unter anderem die Beteiligung einer Ethikkommission bei Versuchen mit lebenden Tieren gefordert wird, stimmte neben den Antragstellern auch die Fraktion Die Linke. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP stimmten gegen den Antrag; die SPD enthielt sich. Die Grünen begründeten ihren Antrag damit, dass die geplante Richtlinie in der jetzt vorliegenden Fassung weit hinter dem ersten, verheißungsvollen Entwurf der Richtlinie zurückbleibe. Versuche mit lebenden Tieren müssten grundsätzlich von einer Ethikkommission geprüft werden, sagte eine Sprecherin der Grünenfraktion. Da die Richtlinie dies nicht vorsehe, „sind wir überzeugt, dass da nachgebessert werden muss“, hieß es bei den Grünen. Außerdem beklagte die Fraktion, die Richtlinie in der jetzigen Form verbiete es Ländern, nationale, höhere Standards umzusetzen, als sie in der Richtlinie vorgeschrieben sind. Diese verbotene Abweichung nach oben sei „demokratietheoretisch nicht vertretbar“. AgE

Beiträge der deutschen Land- und Forstwirtschaft zu einem aktiven Klimaschutzvon Dr. Gerd M ü l l e r , MdB1)

VorbemerkungDeutschland ist international Vorreiter im Klimaschutz. Gegenüber dem Basisjahr 1990 wurden 2008 die Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) um 22,2 % reduziert. Damit wurden die deutschen Klimaschutzziele erreicht. Sie betragen nach dem Kyoto-Protokoll minus 8 % und der EU-Lastenteilung minus 21 %, und zwar jeweils im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 im Vergleich zu 1990. Demgegenüber liegen die Emissionen von 11 EU-Mitgliedstaaten noch über deren Klimaschutzzielen.

Land- und Forstwirtschaft in SonderrolleLand- und Forstwirtschaft nehmen im Rahmen des Klimaschutzes aus mehreren Gründen eine Sonderrolle ein. Die Landwirtschaft produziert Nahrungsmittel, die im Gegensatz zu vielen anderen Dingen des täglichen Gebrauchs lebensnotwendig sind, auch wenn das heute bisweilen in Vergessenheit geraten ist. Soweit sich die Konsumgewohnheiten in Deutschland und vielen anderen Industrie- und Schwellenländern nicht deutlich ändern, ist eine Produktionseinschränkung zur Minderung von Treibhausgasen keine Lösung. Damit würde die Produktion nur in andere Länder verlagert, denn das verfügbare Angebot an Nahrungsmitteln muss bis 2050 um rund 70 % steigen, um die rund 1 Milliarde Menschen, die heute noch an Hunger leiden, und die auf 9 Milliarden Menschen anwachsende Weltbevölkerung ausreichend und gesund zu ernähren. Land- und Forstwirtschaft sind von den negativen Folgen des Klimawandels besonders stark betroffen, denn sie produzieren in und mit der Natur. Wassermangel, Hochwasser, die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Trockenheit, Hochwasser und Stürme führen zu hohen Ernte- und Einkommensverlusten bis hin zur Existenzbedrohung. Hinzu kommt der Verlust genetischer Ressourcen mit negativen

1) Parlamentarischer Staatssekretär vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und

Verbraucherschutz

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Folgen für die Züchtung. Land- und Forstwirtschaft sind der einzige Wirtschaftssektor, der im Rahmen seiner Produktion das Treibhausgas CO2 in ganz erheblichem Umfang speichert, beispielsweise im Wald, aber auch im Getreide und anderen Nutzpflanzen. Durch höhere Erträge und die möglichst langlebige Speicherung des Kohlenstoffs etwa in Holzprodukten oder im Ackerboden lässt sich dieser Effekt noch steigern. Zudem besteht ein großes Potential, die Nettoemissionen über die Substitution fossiler Rohstoffe für die energetische und stoffliche Nutzung durch nachwachsende Rohstoffe zu verringern.Andererseits ist zu bedenken, dass die Möglichkeiten der Landwirtschaft zur Emissionsminderung beschränkt sind, da ein großer Teil der Emissionen auf natürliche Vorgänge zurückzuführen ist. Dies gilt beispielsweise für Methanemissionen bei der Verdauung der Wiederkäuer. Milchkühe mit Nachzucht haben den größten Anteil an den landwirtschaftlichen THG-Emissionen. In der Landwirtschaft sind daher im Gegensatz zur Industrie Emissionsminderungen über den technischen Fortschritt nur begrenzt möglich. Im Bereich Forstwirtschaft ist die Waldfläche der begrenzende Faktor, da die deutschen Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden mit der Folge, dass langfristig gesehen, so viel Holz entnommen wird, wie nachwächst.

Klimabilanz der deutschen LandwirtschaftAn den gesamten deutschen Treibhausgasemissionen haben die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft mit 66,2 Mio t CO2-Äquivalenten einen Anteil von rund 6,9 %. Nach dem Nationalen Inventarbericht zum deutschen Treibhausgasinventar (NIR) sind dies die Methan- und Lachgasemissionen aus der Tierhaltung und der Düngung. Rechnet man zur Landwirtschaft weitere Bereiche hinzu, die nach der Berichterstattung anderen Kapiteln zuzuordnen sind, wie etwa die CO2-Emissionen aus drainierten Moorböden, die sich auf rund 38 Mio t im Jahr belaufen, die Düngemittelproduktion und den Treibstoffverbrauch der Maschinen, so muss man fairer Weise bei der Landwirtschaft auch die CO2-Äquivalente je Jahr abziehen, die durch Anbau und Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und den damit verbundenen Ersatz fossiler Energieträger eingespart werden. Das sind rund 15 Mio t, zusammen mit der Forstwirtschaft sogar rund 45 Mio t pro Jahr, die nach der Berichterstattung im Energiekapitel angerechnet werden. Ähnliches gilt für den Vergleich der Landwirtschaft mit anderen Sektoren. So basiert etwa die Behauptung, die Landwirtschaft verursache so viel Treibhausgasemissionen wie der gesamte Straßenverkehr, auf Vergleichen, bei denen einerseits die Landwirtschaft weiter als nach NIR definiert wird, andererseits die Emissionen, die mit Straßenbau und -unterhalt wie Asphaltwerke oder dem Betrieb des Tankstellennetzes verbunden sind, nicht dem Straßenverkehr angelastet werden. Die Erhöhung der THG-Emissionen der Landwirtschaft im NIR 2010 gegenüber der Berichterstattung im NIR 2009 ist im Wesentlichen auf methodische Veränderungen zurückzuführen. Das betrifft unter anderem die Erhöhung der N2O-Emissionen aus Böden um 31 % bis 36 % durch Verwendung der Leitlinien des Weltklimarats (IPCC Guidelines) von 1996 statt von 2006 aufgrund einer Forderung des internationalen Review Teams, ferner die Einführung eines neuen „Milchkuhmodells“ mit besserer Berücksichtigung der Fütterung.

MethanemissionenDie Methanemissionen der deutschen Landwirtschaft werden ganz überwiegend durch die Rinderhaltung verursacht. Sie sind von 1990, als sie bei rund 32,57 Mio t lagen, um rund 7,29 Mio t auf 25,28 Mio t im Jahr 2008 gesunken. Das entspricht einem Rückgang um 22,4 %. Die Hauptursache liegt darin, dass der Rinderbestand in Deutschland seit 1990 um rund 35 % zurückgegangen ist. Besonders stark hat sich dabei die Wiedervereinigung ausgewirkt. Verbunden damit war nahezu eine Halbierung der Fleischerzeugung von 2,3 Mio t Schlachtgewicht auf 1,21 Mio t. Dagegen konnte die Milchproduktion bei rund 28 Mio t

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gehalten werden. Möglich war dies nur durch eine deutliche Steigerung der Milchleistung je Kuh, denn der Milchkuhbestand ist im Zeitraum 1990 bis 2008 um rund ein Drittel von 6,4 Millionen auf 4,2 Millionen Tiere zurückgegangen. Dies belegt, dass die Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft ein geeignetes Mittel ist, Treibhausgase einzusparen.

LachgasemissionenDie Lachgasemissionen der deutschen Landwirtschaft haben sich von 45,48 Mio t im Jahr 1990 um 4,53 Mio t auf 40,95 Mio t in 2008 reduziert. Der Rückgang beträgt damit rund 10 %. Dazu beigetragen hat eine deutliche Rückführung des Stickstoffüberschusses in der Landwirtschaft, und zwar um rund 20 % im Zeitraum 1990 bis 2006.

Nachwachsende RohstoffeMit Anbau und Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in der Land- und Forstwirtschaft und dem damit verbundenen Ersatz fossiler Energieträger werden in Deutschland jährlich etwa 45 Mio t CO2 vermieden. Diese Menge, die zusammen mit der Forstwirtschaft bereitgestellt wird, entspricht zwei Dritteln der gesamten THG-Emissionen der Landwirtschaft. Allein im Jahr 2007 wurden in Deutschland rund 2 Mio ha zum Anbau nachwachsender Rohstoffe als Ersatz für fossile Rohstoffe genutzt. Im Einzelnen wurden auf 273 600 ha Industriepflanzen zur stofflichen Nutzung und auf rund 1,8 Mio ha Energiepflanzen angebaut. Der Anteil der biogenen Energieträger an allen erneuerbaren Energien liegt damit bei rund 60 %, was die Bedeutung dieses Sektors für den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstreicht. Nach den politischen Vorgaben des EU-Ministerrats sollen im Jahr 2020 in der EU aus Klimaschutzgründen 20 % des Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Bioenergienutzung unverzichtbar.

ForstwirtschaftAufforstung, Entwaldung und Waldbewirtschaftung werden auf die deutsche Treibhausgasbilanz angerechnet. Deutschlands Wälder speichern 1,2 Mrd t Kohlenstoff in der ober- und unterirdischen Biomasse, bei 330 Vorratsfestmetern pro Hektar. Damit verfügt Deutschland mit seinen 11 Mio ha Wald, die nachhaltig bewirtschaftet werden, über die höchsten Holzvorräte Europas. Jedes Jahr werden zusätzlich 17 Mio t CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Dies ist die Netto-Speicherleistung, da die Holzmengen, die im Wald eingeschlagen werden, bereits abgezogen sind. Pro Jahr wachsen ungefähr 11,1 cbm/ha Holz nach, 10,4 cbm/ha scheiden durch Nutzung aus. Die Gesamtbilanz aus Holzvorrat, Holzzuwachs und Abgang seit der zweiten Bundeswaldinventur im Jahr 2002 zeigt, dass 10 % mehr Holz zugewachsen als ausgeschieden sind und der Holzvorrat um 2 % zugenommen hat.

Konkrete Beispiele zur Minderung der TreibhausgasemissionenSenkung des KraftstoffverbrauchsErhebliche Kraftstoffeinsparungen lassen sich durch effiziente Bearbeitungs- und Bestandspflegemaßnahmen, Optimierung des Reifendrucks, kurze Wege und eine kraftstoffsparsame Fahrweise erreichen.

Besseres StickstoffmanagementDie Optimierung des Stickstoffmanagements durch eine besser an die Standortbedingungen und Ertragserwartungen angepasste Düngung sowie eine verbesserte Ausbringungstechnik beispielsweise über Schleppschläuche spart Kosten und trägt zur Verminderung der Lachgasemissionen bei. Die Reduzierung der Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung leistet als indirekte Maßnahme ebenfalls einen Beitrag, die Lachgasemissionen zu vermindern. In Deutschland wurden die Ammoniakemissionen seit 1990 deutlich gesenkt. Maßnahmen wie

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die unverzügliche Einarbeitung des Wirtschaftsdüngers oder der Einbau von Filteranlagen bei Großviehhaltungen zeigen Wirkung. Ab 2010 ist nach der sogenannten NEC-Richtlinie der EU, die nationale Emissionshöchstmengen unter anderem für Schwefeldioxyd, Stickoxyde und Ammoniak festsetzt, eine jährliche Obergrenze von 550 000 t Ammoniak einzuhalten. Erreicht wird dies in erster Linie durch Emissionsminderungsmaßnahmen in den Ställen wie den Einbau von Ammoniakfiltern bei großen Tierhaltungsanlagen und die Abdeckung von Güllegruben sowie eine emissionsarme Ausbringung von Gülle und deren unverzügliche Einarbeitung. Die Beschreibung des Standes der „besten verfügbaren Technik“ (BVT) in der europäischen Richtlinie zur Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU-Richtlinie), die zur Zeit novelliert wird, im Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) und in der Technischen Anleitung Luft (TA-Luft) sowie die derzeit anstehende Fortschreibung dieses Standes im Rahmen der Überarbeitung der BVT-Merkblätter auf EU-Ebene leisten hierzu einen wichtigen Beitrag. Hiezu gehört auch die Anwendung fortschrittlichster Fütterungsmethoden wie die Phasenfütterung.

Vermeidung von GrünlandumbruchIn Deutschland gibt es rund 4,9 Mio ha Dauergrünland, das insgesamt 13 % der Landesfläche bedeckt. Milchkuhhaltung und Weidenutzung als Futterressource sowie die regelmäßige Pflege sind für den Erhalt des Gründlandes essentiell. Durch die Cross-Compliance-Regelungen wurde das Umbrechen von Grünland erheblich beschränkt. Mit dem Sonderprogramm Landwirtschaft wird 2010 und 2011 ein starker Beitrag zur Erhaltung des Grünlandes geleistet.

Schutz der Kohlenstoffspeicher in Böden Durch pfluglose Bodenbearbeitung, Direktsaat, den Anbau mehrjähriger Kulturen, Zwischenfrüchte und Leguminosen sowie weite Fruchtfolgen kann Kohlenstoff im Boden besser gespeichert werden. Die CO2-Emissionen und -Senken bei Böden werden in Deutschland bislang nicht auf die Treibhausgasbilanz angerechnet, insbesondere weil die Datenlage und Kontrolle der Höhe der Speicherung schwierig zu erstellen und unzuverlässig ist. Notwendig ist zudem eine integrierte Vorgehensweise im Pflanzenbau, damit der Vorteil der C-Speicherung nicht durch gegenläufige Effekte wie die Erhöhung von Infektionsrisiken, einen höheren Bestandpflegeaufwand sowie geringere Deckungsbeiträge aufgewogen wird.

Beratung und InvestitionsförderungDie Förderung der Energieberatung für landwirtschaftliche Betriebe wurde 2008 in die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GAK) aufgenommen. Für das Bundesprogramm zur energetischen Sanierung von Gewächshäusern werden gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium 28 Mio Euro für die nächsten vier Jahre bereitgestellt. Die Mittel dienen unter anderem der besseren Wärmedämmung.

Ökolandbau Beim ökologischen Landbau fallen bezogen auf die Fläche weniger Treibhausgasemissionen an als in der konventionellen Landwirtschaft. Bezogen auf die erzeugte Menge sind die Ergebnisse hingegen nicht so eindeutig. So schneiden konventionell wirtschaftende Betriebe mit integriertem Anbau hier nicht schlechter ab, als ökologisch wirtschaftende Betriebe. Dabei handelt es sich um strukturell mit den Ökolandbaubetrieben vergleichbare konventionelle Betriebe. In jedem Fall verhält sich ein Verbraucher, der Produkte mit Biosiegel kauft, klimagerecht. Dies gilt vor allem dann, wenn die Erzeugnisse aus der Region stammen. Die Herkunft und Saisonalität der Produkte ist allerdings oft klimarelevanter als der Unterschied „ökologisch versus konventionell“.

Nachhaltige Forstwirtschaft

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In Deutschland wird Forstwirtschaft nachhaltig betrieben. Hierzu gibt es eine Reihe aktueller Beispiele wie die Anpassung der Wälder an den Klimawandel, die Verminderung des Risikos von Waldverlusten durch Stabilisierung der Waldbestände, die Auswahl standort- und klimaangepasster sowie zuwachsstarker Baumarten, Sicherungsmaßnahmen durch Erhalt und Renaturierung von Waldmooren, die Aufforstung von Brachflächen sowie die Mobilisierung ungenutzter Rohholzpotentiale.

Eine wichtige Rolle spielt die Speicherung von Kohlenstoff in Holzprodukten: Deutschland hat sich innerhalb der EU erfolgreich für die Anerkennung der Speicherleistung von Holzprodukten für den Klimaschutz eingesetzt. Diesen Ansatz gilt es, auf internationaler Ebene durchzusetzen. Durch den Kauf von Holzprodukten und Brennholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft kann auch der Verbraucher einen Beitrag zum Schutz des Klimas der Erde leisten. Dazu zählen die Intensivierung der stofflichen und energetischen Holznutzung, die verstärkte Speicherung von Kohlenstoff in langlebigen Holzprodukten, absatzfördernde Maßnahmen von Holzprodukten im stofflichen Bereich, um im Produktionsprozess wesentlich energieaufwendigere Baustoffe wie Stahl, Beton und Stein durch Holz zu ersetzen. Die Substitution von fossilen Brennstoffen wird durch die energetische Nutzung von Holz erreicht, mit der 30 Mio t CO2 je Jahr eingespart werden.

AgrarforschungMit der Einrichtung des Instituts für Agrarrelevante Klimaforschungim Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut (vTI) im Jahr 2008 und dem aktuellen Forschungsplan 2008 hat das Bundeslandwirtschaftsministerium die Ressortforschung auf mehr Klimaschutz ausgerichtet. Im Julius-Kühn-Institut (JKI) ist das Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde für den Klimabereich zuständig. Der Klimawandel wurde als neues Hauptziel in den Forschungsplan des Bundeslandwirtschaftsministeriums aufgenommen. Durch die beiden Senatsarbeitsgruppen „Klimaschutz“ und „Anpassung an den Klimawandel“ wurde die Forschung in diesen wichtigen Bereichen im November 2009 noch einmal gebündelt.

ErnährungIch wende mich gegen die einseitige Forderung, den Konsum von Fleischprodukten aus Klimaschutzgründen zu reduzieren. Notwendig ist stattdessen eine gesunde und ausgewogene Ernährung, zu der auch der Konsum von Milch- und Fleischprodukten gehört, so wie er zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen wird. Die Nationale Verzehrstudie II (NVS II) zeigt, dass große Teile der deutschen Bevölkerung, darunter insbesondere Frauen, nicht zu viel Fleisch essen. Vor allem die Rindfleischproduktion ist gegenüber einer fleischlosen Kost mit erhöhten Treibhausgasemissionen verbunden, da bei der Verdauung der Wiederkäuer Methan entsteht, das 21-fach klimawirksamer ist als CO2. Die Produktion von Rindfleisch ist jedoch eng mit der Milchproduktion verbunden, da die Kuh einmal im Jahr kalben muss, um Milch zu erzeugen und die Hälfte der Kälber männlich ist. Landwirtschaftlich ist die Milch- und damit auch die Rind- und Kalbsfleischproduktion zur Erhaltung von Wiesen und Weiden unverzichtbar. Beide dienen insoweit auch dem Umweltschutz. AgE

Erfolgreiche Delegationsreise nach Brasilien

HANNOVER. Die einwöchige Delegationsreise nach Südbrasilien, die vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) organisiert worden war, hat nach Einschätzung von Staatssekretär

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Friedrich-Otto R i p k e  die Erwartungen „bei weitem übertroffen“. Die brasilianischen Politiker, zum Beispiel Landwirtschaftsminister João Carlos  M a c h a d o , hätten großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Niedersachsen gezeigt, betonte Ripke am vergangenen Mittwoch, vier Tage nach seiner Rückkehr. Außerdem seien die mitreisenden deutschen Wirtschaftsvertreter sehr zufrieden mit ihren Kooperationsgesprächen gewesen. Ein thematischer Schwerpunkt der Reise habe auf der Biogas-Produktion gelegen. Aufgrund des großen Interesses der Brasilianer an der Technik habe man vereinbart, in Rio Grande do Sul ein Biogas-Symposium unter niedersächsischer Federführung möglichst noch in diesem Jahr zu veranstalten. „Hier bietet sich für Niedersachsen und Brasilien eine Win-Win-Situation, denn aufgrund der hohen Biomasseproduktion unter den subtropischen und tropischen Verhältnissen südlich des Äquators lässt sich unsere Technologie hervorragend nutzen und einsetzen", stellte der Staatssekretär fest. Im Hinblick auf die für Niedersachsen wichtigen Soja-Importe habe man nach Lösungsansätzen auch für den Import von gentechnikfreiem Soja gesucht. Trotz des dominierenden Anbaus von Gen-Soja in Südbrasilien seien Möglichkeiten vorhanden, aus der Region gentechnisch unveränderte Soja in ausreichendem Umfang zu beziehen, hob Ripke hervor. Von brasilianischer Seite sei außerdem der Wunsch geäußert worden, ein Tauschgeschäft „Soja gegen Landtechnik“ vorzunehmen. Diese schon mit China praktizierte Geschäftspraxis werde das Ressort in den kommenden Wochen auf seine Vorteile hin prüfen und mit Handels- und Landtechnikunternehmen besprechen. AgE

Praktikertag „Freilandhaltung von Schweinen in England“

BAD KREUZNACH. Über die ökologische Freilandhaltung von Schweinen in England informiert ein Praktikertag des Anbauverbandes Bioland, der am 15. und 16. Juni 2010 in Bishopstone stattfindet. Bei der Veranstaltung, die im Rahmen des vom Bundeslandwirtschaftsministerium initiierten Bundesprogramms Ökologischer Landbau gefördert wird, soll den Teilnehmern ein Einblick in die vertikale Schweinefleischproduktion „vom Acker bis zur Theke“ gewährt werden. Nach einer Einführung in die aktuelle ökologische Schweinehaltung in England stehen am ersten Tag Besuche von Schweinefarmen auf dem Programm, die mit einer Zusammenkunft britischer, deutscher und österreichischer Schweineerzeuger enden. Für den zweiten Tag ist zunächst die Besichtigung der Schlachterei und Verarbeitungsstätte von Eastbrook Farm und - eventuell - auch der biologisch-dynamischen Schweinehaltung Laver Stoke Park Farm vorgesehen. Daran schließt sich der Besuch eines Supermarktes mit einem breiten Ökosortiment an, dem eine Abschlussdiskussion mit Evaluierung durch die Teilnehmer folgt. Die Anreise muss bereits am Abend des 14. Juni 2010 erfolgen; an den Ankunftsflughäfen werden Kleinbusse gemietet. AgE

Kommission rechnet mit leichtem Rückgang der EU-Geflügelfleischerzeugung

BRÜSSEL. Die Geflügelfleischerzeugung in der Europäischen Union dürfte im laufenden Jahr nicht ganz das Niveau von 2009 erreichen. Gemäß einer aktuellen Bilanz-Prognose der EU-Kommission wird die Bruttoeigenerzeugung an Geflügelfleisch in der EU-27 im Jahresvergleich um 0,6 % auf 11,61 Mio t zurückgehen. Für das Jahr 2009 wird dabei ein Anstieg der Produktion um 0,7 % auf 11,68 Mio t ausgewiesen. Etwas stärkere Verschiebungen werden für den Außenhandel erwartet: So sollen die Geflügelfleischimporte

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in die Gemeinschaft 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 % auf 850 000 t Schlachtgewicht (SG) steigen, der Export der EU aber um 3,8 % auf 900 000 t SG abnehmen. Im Jahr 2007 war allerdings sogar etwas mehr Geflügelfleisch importiert als exportiert worden; mit 829 000 t hatten die Ausfuhren damals die Einfuhrmenge um 18 000 t übertroffen. Den Binnenverbrauch an Geflügelfleisch prognostiziert die Kommission für das laufende Jahr auf 11,55 Mio t; das wären 0,2 % weniger als 2009. Pro Kopf rechnet die Brüsseler Behörde mit einer Abnahme des durchschnittlichen Geflügelfleischkonsums um 0,5 % auf 23,15 kg. Der Selbstversorgungsgrad würde diesen Vorhersagen zufolge wieder leicht sinken, nämlich von 100,9 % auf 100,5 %. AgE

AgE 12 / 2010Wiesenhof kann Wachstumskurs fortsetzen

Umsatz der PHW-Gruppe überschreitet im Geschäftsjahr 2008/09 die Schwelle von 2 Milliarden Euro - Schwankende Rohstoffpreise sorgen für starke Turbulenzen - Segment Wiesenhof legt um 7,5 Prozent zu - Ein Viertel der Produktion ins Ausland - Fußball-WM soll den Ansatz weiter ankurbeln

HAMBURG. Mit einem deutlichen Umsatzplus in der Gruppe und bei der Marke Wiesenhof hat die PHW-Gruppe das Geschäftsjahr 2008/09 abgeschlossen. Wie der Vorstandsvorsitzende Peter W e s j o h a n n vergangene Woche mitteilte, stieg der Gesamtumsatz der PHW-Gruppe um 100 Mio Euro beziehungsweise 5 % auf 2,03 Mrd Euro. Maßgeblicher Wachstumstreiber war wiederum das Kerngeschäftsfeld Wiesenhof mit einem Umsatzplus von 7,5 %. Der Trend zu Geflügelfleisch war nach Angaben von Wesjohann ungebrochen. Davon habe Wiesenhof als Markenartikel in besonderem Maße profitiert. Auch die immer beliebteren Convenience- und Geflügelwurst-Produkte hätten zum Wachstum beigetragen. Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge hat die globale Wirtschafts- und Finanzkrise das Geschäftsjahr 2008/09 der Unternehmensgruppe nachhaltig beeinflusst. Daraus resultierende schwankende Rohstoffpreise hätten - je nach Geschäftsfeld - für starke bis besonders starke Turbulenzen gesorgt. Noch bis Herbst 2008 hätten sich beispielsweise die für das Geschäftsfeld Wiesenhof maßgeblichen Futtermittelpreise auf Rekordniveau bewegt. Erst ab Ende 2008 habe dann eine weltweit geringere Nachfrage nach Getreide für eine Entspannung auf den Märkten gesorgt. Wiesenhof konnte laut Wesjohann insbesondere vom kräftigen Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs bei Geflügelfleisch profitieren, der im Jahr 2008 in Deutschland um 1 kg auf 18,8 kg gestiegen ist. Gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr sei der Absatz daher um 7,7 % auf insgesamt 455 000 t Geflügelfleisch gewachsen.

Kapazitätserhöhungen bei den BrütereienIm Geschäftsjahr 2008/09 konnte Wiesenhof 25 % seiner Geflügelfleischprodukte im Ausland absetzten, so Wesjohann weiter. Aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Geflügelfleisch sowohl bei frischen als auch tiefgekühlten Produkten und bei Convenience- und Geflügelwurst-Spezialitäten baute dieser Geschäftsbereich seine Produktpalette weiter aus und stärkte damit die Marktposition als Vollsortimenter. Entsprechend legte Wiesenhof beim Umsatz um 7,5 % auf 1,19 Mrd Euro zu. Der vorgelagerte Bereich Geflügelvermehrung - er umfasst in Deutschland befindliche Elterntierfarmen, Aufzuchtbetriebe und Brütereien -

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konnte den Umsatz sogar 43,4 % auf 156,3 Mio Euro steigern. Dieser Zuwachs resultierte vor allem aus deutlichen Kapazitätserhöhungen bei den Brütereien und einer Ausweitung des Geschäftsfeldes um eine Beteiligung an einer Putenbrüterei. Das Segment Tierernährung und -gesundheit verzeichnete im abgelaufenen Geschäftsjahr ebenfalls ein leichtes Wachstum. Der Umsatz erhöhte sich hier um 2,9 % auf 556,1 Mio Euro; davon entfielen 330 Mio Euro auf die MEGA Tierernährung. Deren Umsatz lag allerdings 7,5 % unter dem Vorjahreswert, was auf einen starken Rückgang der Rohstoffpreise zurückzuführen ist. In Deutschland ist MEGA der führende Geflügel-Mischfutterhersteller. An fünf Standorten werden über 1,1 Mio t gentechnikfreies Mischfutter produziert. Die Lohmann Animal Health verbesserte ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 11,6 % auf 194,5 Mio Euro, maßgeblich getrieben durch eine positive Entwicklung bei Futteradditiven und Veterinärpharmazeutika. Das Geschäft mit Impfstoffen lag bei Lohmann Animal Health auf Vorjahresniveau. Eine besondere Innovation in 2008 war die schnelle Entwicklung eines Impfstoffes gegen Vogelgrippe, der sich momentan in der Zulassungsphase befindet.

Positiver AusblickIm abgelaufenen Geschäftsjahr hat die PHW-Gruppe Investitionen in Höhe von 95,3 Mio Euro getätigt; ein Jahr zuvor lag diese Zahl bei 77,4 Mio Euro. Allein auf Wiesenhof entfielen 61,1 Mio Euro, die unter anderem in die Modernisierung der Verarbeitungsbetriebe in Lohne und Bogen sowie in den ersten Bauabschnitt der neuen Putenschlachterei in Wildeshausen flossen. Diese Investitionen dienen dem Unternehmen zufolge weiteren Qualitätsverbesserungen sowie einem hohen Tierschutz und Hygienestatus. Aufgrund der anhaltend guten Nachfrage nach Geflügelfleisch rechnet die PHW-Gruppe im laufenden Geschäftsjahr mit einem weiteren Wachstum auf Basis einer zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung. Für Wiesenhof werden weitere positive Impulse von der Fußball-Weltmeisterschaft erwartet, die mitten in die Grillsaison fällt. Auch aktuelle politische Rahmenbedingungen begünstigen die Perspektiven, so die Unternehmensgruppe. Der EU-Agrarrat hatte im Oktober 2009 beschlossen, die Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch zu ändern. Danach dürfen ab Mai 2010 Geflügelfleischzubereitungen dem Verbraucher nur dann als frisch - das heißt im Temperaturbereich von minus 2 °C bis plus 4 °C - angeboten werden, wenn das enthaltene Geflügelfleisch zu keiner Zeit gefroren war. Durch die Änderung der Vermarktungsnormen erhält der Verbraucher Sicherheit, dass tatsächlich auch nur frisches Fleisch für marinierte und gewürzte Geflügelzubereitungen angeboten wird.

Produktbezogener CO2-Fußabdruck ermitteltAls erstes Unternehmen der Geflügelbranche hat die PHW-Gruppe unterdessen für ihre Marke Wiesenhof die bei der Herstellung von Hähnchenfleisch anfallenden Treibhausgas-Emissionen ermittelt und zertifizieren lassen. Dieser produktbezogene CO2-Fußabdruck - auch als Product Carbon Footprint (PCF) bezeichnet - stellt die von einem Produkt direkt und indirekt verursachten Emissionen von Treibhausgasen dar. Das Ergebnis bei Wiesenhof: Die Herstellung von 1 kg Hähnchenfleisch verursacht etwa 3,2 kg äquivalente Treibhausgas-Emissionen. Diese Emissionen fallen auf den Stufen Futtermittel, Elterntierhaltung, Brütereien, Aufzuchtfarmen und Verarbeitungsbetriebe inklusive der Logistik bis zum Handelskunden an. Den höchsten Anteil an den ermittelten Emissionen haben die Aufzuchtfarmen mit 48,3 %; dahinter folgen die Futtermühlen mit 32,9 % und die Schlachtereien mit 13,9 %. Den geringsten Anteil an den Emissionen haben die Brütereien und die Elterntierhaltung. Laut Angaben der PHW-Gruppe beruht die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks bei Wiesenhof bewusst auf sehr konservativen Annahmen. Zudem wurde die Eigenenergie-Erzeugung bei Wiesenhof aus Photovoltaik-Anlagen, der Biospritproduktion und einer Biogasanlage in dieser Bilanz nicht gegengerechnet. AgE

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Demeter erläutert seine Richtlinien zur Geflügelhaltung

DARMSTADT. Der Anbauverband Demeter hat anlässlich des bevorstehenden Osterfestes seine Richtlinien erläutert, nach denen in seinen Mitgliedsbetrieben Geflügel gehalten wird. Demeter-Geflügel bekomme ausschließlich Biofutter mit 70 % biodynamischem Anteil, erklärte der Verband in der vergangenen Woche. Was die Haltung angehe, seien maximal 4,44 Legehennen pro qm Bewegungsfläche zugelassen. Außerdem seien mindestens 4 qm Auslauf für jedes Tier vorgeschrieben. Darüber hinaus müsse ein täglicher Zugang zum Außenklimabereich gewährleistet sein, betonte der Verband. Pro Gebäude dürften maximal 3 000 Legehennen gehalten werden. Ferner sei das Coupieren und Touchieren der Schnäbel untersagt. Nach weiteren Richtlinienverschärfungen müssten nun grundsätzlich Demeter-Kücken oder -Junghennen eingestallt werden, ansonsten werde eine Lenkungsabgabe kassiert, stellte Demeter fest. Jüngste Forschungen zur Epigenetik unterstrichen die Bedeutung des Umfeldes auf die Entwicklung bester Erbanlagen. Umso wichtiger seien die intensiven Bemühungen des Verbandes zum Aufbau einer biodynamischen Brüterei, der Demeter-Junghennen-Aufzucht und der züchterischen Entwicklung einer Zweinutzungsrasse. Wie der Verband ergänzte, bietet er für das Osterfest einen Menüvorschlag samt Rezeptservice mit Einkaufsliste an. Alle Zutaten für das Menü stammten von biologisch-dynamisch bewirtschafteten Demeter-Betrieben. (www.demeter.de) AgE

Geflügelfleisch in vielen europäischen Staaten weiter mit Krankheitserregern belastet

Rund drei Viertel der Hähnchen von Campylobakter befallen - Lage in Deutschland etwas besser als im EU-Vergleich - Estland und Finnland sind Musterländer - Salmonellenfunde europaweit bei durchschnittlich 16 Prozent - Auch hier erreicht die Bundesrepublik ein Ergebnis unter dem Durchschnitt - EFSA-Bericht erschienen

PARMA. In Europa sind zahlreiche Schlachthähnchen mit dem Krankheitserreger Campylobakter belastet. Wie aus einer Untersuchung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für das Jahr 2008 hervorgeht, kam das Bakterium in Stichproben von 26 EU-Mitgliedstaaten, der Schweiz und Norwegens vor. Griechenland lieferte keine Daten. Innerhalb der Gemeinschaft wurden im Kot von gut 71 % der getesteten Hühnerladungen und auf mehr als drei Viertel der einzelnen Schlachtkörper Campylobakter nachgewiesen. Die Bundesrepublik schnitt dabei besser als der Durchschnitt ab: Hierzulande waren knapp 49 % der Lieferungen beziehungsweise annähernd 61 % der Tiere betroffen. Besonders niedrig war das Vokommen in Estland; dort wurde das Bakterium in lediglich 2 % der Partien und auf weniger als 5 % der geschlachteten Hühner gefunden. Ähnlich gute Werte erreicht nur noch Finnland. Am anderen Ende der Skala rangiert Luxemburg, wo ausnahmslos alle Proben belastet waren. Bei den entdeckten Unterarten handelte es sich größtenteils um C. jejuni und C. coli. Tendenziell wurden in den Mitgliedstaaten, in denen Campylobacter häufig vorkam, auch besonders hohe Verschmutzungsgrade ermittelt. Während EU-weit auf annähernd der Hälfte der Schlachtkörper weniger als 10 Campylobakter pro Gramm (cfu/g) gefunden wurden, war gut ein Fünftel mit mehr als 1000 cfu/g befallen. Besser stellt sich die Situation bei Salmonellen dar: Mit diesem Darmbakterium waren 2008 EU-weit 16,2 % der Broiler belastet. Das ist eine Verbesserung gegenüber dem vorangegangenen Vergleich aus 2005/06: Damals hatten noch 23,7 % der Broilerbestände Salmonellen aufgewiesen. Wegen möglicher Änderungen in der Stichprobenzusammensetzung warnte EFSA allerdings davor, die Werte unmittelbar zu vergleichen.

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Ungarn fällt aus dem RahmenVon einer Ausnahme abgesehen reichte die Spanne der Salmonellenfunde 2008 von 0 % in Dänemark, Estland, Finnland und Luxemburg bis zu 26,6 % in Bulgarien. Für den Ausreißer ist Ungarn verantwortlich: Dort wurden auf 85,6 % der Schlachtkörper Salmonellen festgestellt. Allerdings handelte es sich dabei hauptsächlich um Salmonella Infantis, das laut EFSA ebenso wie S. Kentucky nur in wenigen Fällen mit Gesundheitsproblemen des Menschen in Zusammenhang gebracht wird. Für Humanerkrankungen werden vorrangig Salmonella Enteritidis sowie Salmonella Typhimurium verantwortlich gemacht. Auf diese beiden Unterarten entfielen EU-weit 13,6 % beziehungsweise 4,4 % der Salmonellenfunde in Masthähnchen. In Deutschland waren 14,5 % der Tiere mit Salmonellen belastet. EFSA betonte anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen, dass Hähnchenfleisch als wichtige Ursache für Bakterieninfektionen beim Menschen betrachtet wird. Zur Verringerung eines Ansteckungsrisikos empfiehlt die Behörde den vorsichtigen Umgang mit rohem Fleisch, das gründliche Durcherhitzen und strenge Küchenhygiene. Die Europäische Kommission strebt die Verringerung der Salmonellenbelastung an. Eine Verordnung aus dem Jahr 2007 sieht vor, dass das Vorkommen von S. Enteritidis und S. Typhimurium in Masthähnchenbeständen bis Ende 2011 auf höchstens 1 % verringert werden soll. Die Behörde begrüßte den EFSA-Bericht als weiteren Schritt auf dem Weg zum besseren Verständnis des Salmonellenproblems in der EU. AgE

DEUTSCHLAND/EU VERANSTALTUNGEN

FEFAC-Kongress vom 9. bis 11. Juni in Hamburg

BERLIN. Unter dem Motto „Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit für die Tierhaltung und die Futtermittelindustrie in Europa“ findet vom 9. bis 11. Juni in Hamburg der diesjährige Kongress des Europäischen Verbandes der Futtermittelindustrie (FEFAC) statt. Zu den Rednern am 10. Juni gehören unter anderem Direktor Herman V e r s t e i j l e n aus der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, Klaus S c h u m a c h e r vom Handelshaus Toepfer International sowie der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd S o n n l e i t n e r . Sie werden sich zu den wirtschaftlichen Aussichten im Agrarsektor äußern. Im weiteren Tagesverlauf werden Redner aus Spanien und den Vereinigten Staaten ebenso erwartet wie Fachleute aus der Veredlungsbranche und der Ernährungsindustrie. Ein Schwerpunkt wird sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltanforderungen der Marktpartner befassen. Dabei soll es um die Treibhausgasemissionen aus der Milchproduktion ebenso gehen wie um Klimawandel und Fleischnachfrage. Am 11. Juni werden in Hamburg politische Rahmenbedingungen und unternehmerische Strategien thematisiert. Dann haben sich unter anderem der Präsident des Europäischen Verbandes der Lebensmittelindustrie (CIAA), Jesus Serafin P é r e z , der Vorstandsvorsitzende von Nutreco, Wout D e k k e r , sowie der EU-Kommissar für Verbraucherschutz , John D a l l i , angesagt (www.fefaccongress2010.eu) AgE

DEUTSCHLAND FLEISCH

Top 3 der Schlachtschweinebranche steigern Marktanteil auf 52,4 Prozent

Knapp drei Viertel aller Schweine kommen bei den zehn größten Betrieben an die Haken - Tönnies wuchs stärker als der Durchschnitt - ISN: Vion und Westfleisch abgehängt - Auch mittlere Schlachtunternehmen steigerten ihre Schlachtzahlen 2009 teilweise überdurchschnittlich

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DAMME. In der deutschen Schlachtschweinebranche hat die Konzentration weiter zugenommen. Das lag im vergangenen Jahr vor allem an einer weiteren Expansion der Firma Tönnies mit ihrem Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück. Laut einer am vergangenen Mittwoch von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) vorgelegten Schätzung steigerte Tönnies 2009 seine Schweineschlachtungen gegenüber dem Vorjahr um 10 % auf 13,2 Millionen, was einem Marktanteil von 23,5 % entsprach. Der deutsch-niederländische Konzern Vion, der im Bundesgebiet die Nummer eins bei Rinderschlachtungen ist, legte bei den Schweineschlachtungen mit einem Plus von 1,3 % auf geschätzte 10 Millionen nur leicht zu und lag hier bei einem Marktanteil von 17,8 %. In ähnlicher Größenordnung wuchs die Westfleisch, die es auf 6,22 Millionen geschlachtete Schweine brachte. Diese drei Unternehmen erhöhten die Schlachtzahlen somit im Jahresvergleich um rund 1,4 Millionen auf 29,42 Millionen Schweine, was einem Marktanteil von 52,4 % entsprach.

Expansion durch Übernahme bei VoglerDie Top 10 der deutschen Schlachtunternehmen erhöhten laut der bereits zum sechsten Mal durchgeführten ISN-Erhebung ihren Marktanteil 2009 gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozentpunkte auf nunmehr 73,2 %. D&S aus Essen/Oldenburg baute seinen vierten Platz mit einem Plus von 150 000 Schweinen beziehungsweise 4,5 % weiter aus. Damit wuchs dieses Unternehmen erneut überdurchschnittlich und bewegt sich mit 6,1 % Marktanteil deutlich vor dem fünftplatzierten Vogler. Allerdings konnte der ISN zufolge auch Vogler seine Marktposition spürbar stärken und die Zahl der Schweineschlachtungen im Vergleich zum Vorjahr um 15,6 % steigern. Im Jahr 2009 schlachtete der Firmenverbund Vogler 1,7 Millionen Schweine, was einem Marktanteil von 3,0 % entsprach. Durch die Übernahme des ehemaligen Vosding Schlachthofs in Bremen im November 2009, der zwischenzeitlich zum Düringer Fleischkontor gehörte, werde ein Anstieg auf 2,5 Millionen geschlachtete Schweine im laufenden Jahr angestrebt. Die Müller-Gruppe aus dem süddeutschen Birkenfeld fiel in der aktuellen Auswertung aus den „Top Ten“ heraus. Dies werde sich 2010 wieder ändern, so die ISN, weil dann der „Einmaleffekt des Bremer Schlachthofs“ beim Unternehmen Düringer nicht mehr zum Tragen komme. Die Müller-Gruppe sei auch im Jahr 2009 weiter überdurchschnittlich gewachsen und habe bei den Schweineschlachtungen ein Plus von 12,5 % erreicht. Insgesamt waren laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr in Deutschland 56,2 Millionen Schweine geschlachtet worden; das waren 2,7 % mehr als ein Jahr zuvor. AgE

Top 10 der deutschen Schweineschlachtbetriebe(2008 und 2009)Schweineschlachtungen

in MillionenMarktanteil

in v.H.2009:08in v.H.

2008 2009 2009Tönnies, Rheda-Wiedenbrück 12,00 13,20 23,5 + 10,0Vion (NFZ, Moksel & Südfleisch, Best) 9,87 10,00 17,8 + 1,3Westleisch (inkl. Barfuss), Münster 6,16 6,22 11,1 + 1,0D&S, Essen/Oldenburg 3,30 3,45 6,1 + 4,5Vogler, Luckau 1,47 1,70 3,0 + 15,6Böseler Goldschmaus, Garrel 1,26 1,39 2,5 + 10,3Düringer Fleischkontor, Loxstedt 0,85 1,34 2,4 + 57,6Tummel. Schöppingen 1,30 1,31 2,3 + 0,8BMR Schlachthof, Garrel 1,06 1,26 2,2 + 18,9Gausepohl Dissen 1,20 1,25 2,2 + 4,2

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insgesamt Top 10 1) 38,50 41,10 73,2 + 6,8insgesamt Deutschland 54,70 56,20 100,0 + 2,71) 2010 teilweise andere Unternehmen erfasst als 2009

Tierproduktion in Kanada weiter in Bedrängnis

Fortgesetzte Abstockung im Schweinesektor - Zuchtbestand um 4,3 Prozent gesunken - Regierung will helfen und Märkte öffnen - Freihandelsabkommen mit Europäischer Union, Indien und Südkorea werden weiter verhandelt - Ziel der Wahlfreiheit für die Ackerbauern bei der Getreidevermarktung betont

OTTAWA. Kanadas Regierung will den in Bedrängnis geratenen Tierhaltern im Land weiter helfen. Das hat Generalgouverneurin Michaelle J e a n Anfang März in der Thronrede angekündigt, die sie als Vertreterin des Staatsoberhauptes, der Königin von England, traditionell verkündet, die jedoch von Premierminister Stephen H a r p e r gestaltet wurde. Angekündigt wird in der Thronrede nicht nur Unterstützung für die Tierproduktion, auch der Marktzugang für landwirtschaftliche Produkte auf Drittlandsmärkten soll weit oben auf der Tagesordnung stehen. Hintergrund ist die Krise in der Schweinefleischbranche Nordamerikas, die es im vergangenen Jahr mit Überkapazitäten ebenso zu tun hatte wie mit einem Nachfragerückgang durch Sorgen der Verbraucher rund um das neue Grippevirus H1N1. Hinzu kam eine neue Ursprungsbezeichnung für Fleisch in den USA, die der eng verflochtenen nordamerikanischen Branche zu schaffen machte. So hat die kanadische Veredlungswirtschaft einen starken Bestandsabbau hinter sich. Zum Stichtag am 1. Januar 2010 wurden landesweit nur noch 11,63 Millionen Schlachtschweine gezählt, das waren 4,5 % weniger als ein Jahr zuvor und 15,8 % weniger als am 1. Januar 2008. Besonders stark sanken die Bestände in der Provinz Ontario mit einem Minus von 7,6 % gegenüber dem Vorjahr und einem Rückgang von 21,5 % im Vergleich zum Stand von Anfang 2008. Die Zuchttierbestände verringerten sich laut Angaben der Statistikbehörde des Landes zum 1. Januar 2010 gegenüber dem Vorjahresniveau um 4,3 %. Die Sauenbestände lagen mit 1,3 Millionen Tieren auf einem zuletzt im Jahr 2000 registrierten Niveau. Angesichts der Marktkrise hat die Regierung bereits reagiert und ein Bürgschaftsprogramm für finanzschwache Betriebe aufgelegt, das aber nur noch bis Ende dieses Monats läuft.

Verteidigung des Angebotsmanagements auf dem MilchmarktZu den Bemühungen um verbesserten Marktzugang des Agrarsektors gehören für die kanadische Regierung eine Fortsetzung der Verhandlungen mit der Europäischen Union, Indien und Südkorea über Freihandelsabkommen. Mit der EU hatten diese Verhandlungen Mitte vergangenen Jahres begonnen. Beide Handelsblöcke verfolgen dabei im Agrarbereich teilweise defensive Interessen. So sind die EU und Kanada im Getreide- und Schweinefleischbereich gleichermaßen exportorientiert, bei der Milch aber auf einen fortgesetzten Außenschutz bedacht. Ähnlich wie in der Europäischen Union gibt es in Kanada eine Milchquote. Diese ist jedoch in zwei Unterquoten gesplittet und ist damit anders ausgestaltet als auf dem europäischen Binnenmarkt. In der Thronrede erklärte Generalgouverneurin Jean, die Regierung werde ein „Angebotsmanagement“ auf den Geflügelfleisch- und Milchmärkten „weiterhin verteidigen“. Auf Liberalisierung ist die Regierung hingegen im Getreidesektor bedacht, wo das Kanadische Weizenamt (CWB), das die Vermarktung in den Prairie-Provinzen im Westen des Landes übernimmt, weiterhin eine starke Stellung innehat. Hier pocht die Regierung auf Wahlfreiheit der Landwirte bei der

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Vermarktung. Neue Märkte will die kanadische Regierung für die Forstwirtschaft des Landes erschließen. Gleichzeitig wird in der Thronrede betont, das mit den Vereinigten Staaten geschlossene Holzabkommen werde respektiert. Reformiert werden soll Kanadas „veraltetes“ System des Fischereinmanagements. Dazu soll es einen neuen Gesetzesvorschlag geben.

Zugesagte Steuererleichterungen angemahntIm Vorfeld der Thronrede hatte der kanadische Bauernverband (CFA) auf die Bedeutung der Agrar- und Ernährungsindustrie für die Wirtschaft des Landes hingewiesen. Diese trage im landesweiten Durchschnitt 8,1 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Über den wenige Tage nach der Thronrede vorgelegten Haushaltsentwurf der Regierung zeigte sich der CFA enttäuscht. Unerwähnt bleibe die im Wahlkampf versprochene Reduzierung des Dieselsteuersatzes um 0,02 can$/l (1,43 Cent), die schon im letzten Budgetentwurf angekündigt, aber nicht umgesetzt worden sei. Gehofft habe man im Haushalt auf verstärkte Investitionen in den Agrar- und Ernährungssektor, der in der Thronrede schließlich als Branche anerkannt worden sei, die die Grundlage für Kanadas Wohlstand lege und Tausende von Gemeinden unterstütze, erklärte CFA-Präsident Laurent P e l l e r i n . Versprochen habe man sich auch Hilfen für die Junglandwirte. Trotz dieses offenbar vergeblichen Wartens ist der CFA zuversichtlich, zumindest für die Tierhalter zusätzliche Hilfen zu erreichen. Pellerin zeigte sich optimistisch, dass die Regierung bis zum Start der nächsten Agrarprogramme Flexibilität zeige und man zusammen an einer Wiedererstarkung des landwirtschaftlichen Sektors arbeiten könne. Im Haushalt gebe es für die Landwirtschaft nicht viel Neues, resümierte der CFA. AgEUmrechnungskurs: 1 can$ = 0,7163 Euro

Großes Interesse an Investitionszuschüssen für nachhaltige Tierproduktion

DEN HAAG. Das Förderprogramm des niederländischen Landwirtschaftsministeriums für Investitionen in eine nachhaltige Tierproduktion ist erneut auf sehr großes Interesse gestoßen. Wie das Haager Agrarressort am Montag vergangener Woche mitteilte, gingen Anträge für insgesamt fast 63 Mio Euro ein. Verfügbar sind aber nur gut 11 Mio Euro, die von der Europäischen Union gezahlt werden. Bei der großen Mehrheit der Antragsteller handelt es sich um Milchviehhalter; ihre beantragte Fördersumme beläuft sich allein auf 41 Mio Euro. Es folgen die Geflügelzüchter mit 10 Mio Euro und die Schweinehalter mit 5,3 Mio Euro. Dieses Jahr konnten die Landwirte nicht nur Zuschüsse für Investitionen zur Steigerung des Tierwohls beantragen, sondern auch für Investitionsvorhaben im Umweltschutz und im Bereich der Tiergesundheit sowie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Im Sommer öffnet das Landwirtschaftsministerium das Förderprogramm erneut; es läuft dann als rein nationales Programm. Im Januar 2011 wird es wieder mit EU-Mitteln nach Artikel 68 durchgeführt. AgE

Ziegenhöfe starten in die diesjährige Milchproduktion

HANNOVER. Die niedersächsischen Ziegenhöfe starten derzeit mit dem Ablammen der Muttertiere in die diesjährige Milchproduktion. Darauf hat das Landvolk Niedersachsen vergangene Woche in seinem Pressedienst hingewiesen. Mit einer Leistung von 2 l bis 4 l am Tag sei die Milchmenge einer Ziege quantitativ nicht mit der einer Milchkuh zu vergleichen. Qualitativ habe es die Ziegenmilch „jedoch in sich“, betonte der Landesbauernverband. Die durchschnittlich 3,4 % Eiweiß und 4,2 % Fett lägen zwar nur geringfügig über den Werten der Kuhmilch. Außerdem seien die Fettkügelchen aber kleiner und die Proteine hätten eine

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feinflockigere Gerinnung, weshalb Ziegenmilch und Ziegenmilchprodukte leichter verdaulich seien als Kuhmilch. Der Landesverband Niedersächsischer Ziegenzüchter unterstrich: „Wir wollen die Zucht und die Ziegenprodukte publik machen.“ Viele Menschen hätten Vorbehalte, da sie einen strengen Ziegengeschmack in der Milch befürchteten. Dank der sorgfältigen Melkarbeit bleibe aber nur der natürliche, aromatische Geschmack der Ziegenmilch über. In Niedersachsen sei das Angebot an Ziegenmilchprodukten sehr vielfältig, da es keine Molkerei in dem Bundesland gebe, die die Milch verarbeite. Dadurch entstünden Käse, Joghurt, Quark und Co. in den hofeigenen Käseküchen nach individuellen Rezepten und mit viel Handwerkskunst. Im Landesverband Niedersächsischer Ziegenzüchter sind 160 Züchter organisiert. Insgesamt waren im vergangenen Jahr bei der Tierseuchenkasse Niedersachsen 5 520 Halter von Milch- oder Fleischziegenrassen mit zusammen 26 191 Tieren gemeldet. AgE

Genossenschaften als Stabilitätsfaktor in der Krise

DRV: Unternehmen gehen gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervor - Großes Vertrauen bei Mitgliedern und Kunden - Umsatzrückgang von gut 13 Prozent - Niedrige Rohstoffpreise, schwache Konjunktur und geringe Investitionsbereitschaft der Landwirte machen den Raiffeisengenossenschaften zu schaffen - Unsicherheiten über die künftige Entwicklung

BERLIN. Die Genossenschaften haben sich nach Einschätzung des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) im Krisenjahr 2009 gut behauptet. Das „Geschäftsmodell Genossenschaft“ habe sich als Stabilitätsfaktor in der Agrarwirtschaft ebenso wie im Bankensektor erwiesen und gehe insgesamt gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervor, sagte DRV-Präsident Manfred N ü s s e l bei der Bilanzpressekonferenz am vergangenen Mittwoch in Berlin. Es sei festzustellen, dass die Kunden und Mitglieder den Genossenschaften weiter vertrauten und auf deren „solide, mitgliederorientierte und verantwortungsbewusste Arbeit“ setzten. Nüssel räumte ein, dass auch die genossenschaftlichen Unternehmen im Vorjahr mit einem Minus von 13,6 % deutliche Umsatzrückgänge hätten hinnehmen müssen. Wie bei der Wirtschaft insgesamt seien die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auch im genossenschaftlichen Sektor spürbar gewesen. Der DRV-Präsident verwies auf drastisch sinkende Rohstoffpreise, eine schwache Konjunktur sowie eine geringe Investitionsbereitschaft der Landwirte. Mit einem addierten Gesamtumsatz von 37,5 Mrd Euro knüpften die Genossenschaften nach dem Boomjahr 2008 nunmehr aber wieder an die Bilanz von 2007 an. Die wirtschaftlichen Perspektiven der 2 675 Raiffeisen-Genossenschaften für das laufende Jahr beurteilt der DRV-Präsident trotz deutlicher Anzeichen einer Konjunkturbelebung jedoch zurückhaltend. Nüssel sieht die Unternehmensform Genossenschaft vor einer Renaissance. Indiz dafür sei ein „wahrer Gründungsboom“ von Genossenschaften in neuen Geschäftsfeldern wie der Bioenergie.

Exportorientierung unverzichtbarNach wie vor sei die wirtschaftliche Entwicklung von großen Unsicherheiten geprägt, gab der DRV-Präsident zu bedenken. Außer Frage steht für ihn indes die Bedeutung des Exports für die Unternehmen der Agrarwirtschaft. Die aktuellen Exporterfolge bei Schweinefleisch seien ein Beispiel, „was da möglich ist“. In der Milchwirtschaft bedürfe es „Leuchttürmen“, die kontinuierlich auf wachsenden Weltmärkten präsent seien. Mit einer Fusion von Nordmilch und Humana, die Nüssel für 2011 erwartet, werde ein wichtiger Schritt getan. Weitere müssten allerdings folgen. Der genossenschaftliche Sektor nehme dabei eine Vorreiterrolle ein. Mit Blick auf die anstehende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik warnte der DRV-Präsident vor einer Verteilungsdiskussion zu Lasten der Agrargenossenschaften. Bei der

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Gewährung flächenbezogener Direktzahlungen müsse jeder Hektar gleich bedacht werden. Für eine größenabhängige Staffelung gebe es keine Rechtfertigung. Nüssel rief dazu auf, die bisherigen Weichenstellungen in diese Richtung zu korrigieren und die mit dem Gesundheitscheck beschlossene progressive Modulation aufzuheben. Für unverzichtbar erachtet der DRV-Präsident die Beibehaltung eines Sicherheitsnetzes in liberalisierten Agrarmärkten.

Gesunkene Nachfrage nach Betriebsmitteln und LandtechnikAusschlaggebend für das zweistellige Umsatzminus der Raiffeisen-Genossenschaften war im vergangenen Jahr vor allem die Sparte Warenwirtschaft. Diese Unternehmen setzten laut DRV-Angaben 17,7 Mrd Euro um; das war fast ein Fünftel weniger als im Rekordjahr 2008. Ihr Anteil am Gesamtumsatz des Raiffeisen-Verbundes sank auf rund 47 %. Als Gründe für den Einbruch führt der Verband neben konjunkturellen Sondereffekten die anhaltende Preisvolatilität an den Rohstoff- und Devisenmärkten an. Die angespannte Ertragslage in der Landwirtschaft war ursächlich für den rückläufigen Absatz in der Agrartechnik sowie bei Betriebsmitteln wie Pflanzenschutz-, Düngemittel und Saatgut. Auch im Mischfutterbereich sorgte eine verhaltene Nachfrage vor allem der Rinder- und Milchviehhalter nach DRV-Angaben für unbefriedigende Ergebnisse. Die Vermarktung von Getreide und Ölsaaten war nach der sehr guten Ernte durch große Mengen und niedrige Preise gekennzeichnet. Steigende Lagerbestände auch in traditionellen Importländern ließen die Preise in den Keller gehen. Insgesamt konnten sich die Preise laut DRV kaum vom Interventionspreisniveau lösen. Eine positive Entwicklung verzeichneten die Warengenossenschaften lediglich beim Absatz von Mineralölen und Brennstoffen sowie im Baugeschäft.

Molkereien stehen zu genossenschaftlichem FörderauftragAls „turbulent und schwierig“ charakterisiert der DRV das letzte Jahr für die 281 genossenschaftlichen Unternehmen der Milchwirtschaft, darunter 59 milchverarbeitende. Die Genossenschaften in dieser Sparte verzeichneten einen preisbedingten Umsatzrückgang von 17 % auf rund 9 Mrd Euro. Die Milchauszahlungspreise lagen im bundesdeutschen Mittel bei 24,5 Cent/kg und damit um rund 9 Cent unter dem Vorjahresergebnis. Nüssel warnte in diesem Zusammenhang vor falschen Erwartungen hinsichtlich der künftigen Marktorganisation. Eine stärkere Bündelung des Angebots über Erzeugergemeinschaften und deren Ausdehnung sei wünschenswert, scheitere aber oft an der praktischen Umsetzung. Für die genossenschaftlichen Molkereien seien Verlässlichkeit und Kontinuität auch künftig entscheidende Kriterien für die Gestaltung der Beziehungen zu ihren Mitgliedern. Vor diesem Hintergrund sprach sich der DRV-Präsident gegen eine Reduzierung der zweijährigen Kündigungsfrist aus. Für ihn stehe außer Frage, dass der genossenschaftliche Förderauftrag bestehen bleibe. Zurückhaltend äußerte sich Nüssel zu einer Preisabsicherung bei Milch über Warenterminbörsen. Hier gebe es handfeste Probleme bei der Realisierung. Am erfolgversprechendsten seien hingegen Verbesserungen in der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette und insbesondere in der Molkereistruktur. Neben Leuchttürmen mit klarer Orientierung auf internationale Märkte werde es auch in Zukunft kleinere Unternehmen und erfolgreiche Akteure auf regionalen Märkten geben. Die Perspektiven der Milchwirtschaft für 2010 beurteilt der DRV-Präsident vorsichtig optimistisch. Zuversichtlich stimmten die mit dem Handel getätigten Abschlüsse mit vergleichsweise festen Preisen und ein zu erwartender spürbarer Anstieg der Nachfrage auf den internationalen Märkten.

Erfolgsgeschichte SchweinefleischexportZufriedenstellend verlief das Jahr 2009 für die 108 Unternehmen der genossenschaftlichen Vieh- und Fleischwirtschaft, die nach DRV-Angaben ihre Marktposition ausbauen konnten. Mit 4,8 Mrd Euro war der Umsatz gegenüber dem Vorjahr stabil. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnete die Schweinefleischerzeugung, die um 3 % auf 5,28 Mio t anstieg. Die

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Schlachtungen nahmen um knapp 3 % zu. Bei leicht rückläufigem Inlandsverbrauch wuchs der Export, und zwar vor allem in osteuropäische Länder und nach Russland. Auch für 2010 rechnet der Raiffeisenverband mit einem steigenden Ausfuhrbedarf. Nüssel betonte, dass Deutschland inzwischen hinter China und den USA auf Platz drei in der weltweiten Schweinefleischerzeugung rangiere und bei den Ausfuhren eine Spitzenposition einnehme. Dies zeige, dass der Export für die Entwicklung eines Sektors entscheidende Impulse setzen könne. Diesen Weg sollte die deutsche Agrarwirtschaft nach den Worten Nüssels mit politischer Flankierung unbeirrt fortführen.

Obst- und Gemüsebranche mit UmsatzplusEin Umsatzplus von 8 % auf 2,7 Mrd Euro vermelden die 100 Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft. Der DRV führt das Wachstum in erster Linie auf Beteiligungen und Geschäftsübernahmen nicht-genossenschaftlicher Wettbewerber sowie neue Auslandsaktivitäten zurück. Bei Obst stand der Markt nach DRV-Darstellung aufgrund einer überdurchschnittlichen Ernte bei vielen Arten unter erheblichem Mengendruck. Ein ähnliches Bild zeigte sich im Gemüsebereich. Auch hier sind die Akteure einem erheblichen Marktdruck ausgesetzt, verursacht durch einen „gnadenlosen Preiskampf“ im Lebensmitteleinzelhandel. Laut DRV wurden 2009 zahlreiche Obst- und Gemüseprodukte unter Einstandspreis und damit unter den Erzeugungskosten verkauft. Um der Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels zu begegnen, hält der Verband eine Erhöhung der Anbieterkonzentration für unerlässlich. Voraussetzung dafür seien grenzübergreifende und verlässliche Wettbewerbsregeln für anerkannte Erzeugerorganisationen mit Obst- und Gemüsevermarktung. Insgesamt stabil blieb das Geschäft der 216 Winzergenossenschaften mit einem Umsatz von rund 800 Mio Euro. Die Winzergenossenschaften würden künftig ihre Kräfte weiter bündeln, kündigte der DRV an. Weitere Fusionen und Kooperationen seien zu erwarten. AgE

Umsatzstruktur der Genossenschaften naach Sparten(2008 und 2009; in Mrd Euro)2008 2009 2009:08

Mrd Euro Anteilin v.H.

Mrd Euro Anteilin v.H.

in v.H.

Warenwirtschaft 21,8 50,2 17,7 47,2 - 18,8Milchwirtschaft 10,8 24,9 9,0 24,0 - 16,7Vieh- und Fleischwirtschaft

4,8 11,1 4,8 12,8 ±  0,0

Obst, Gemüse, Gartenbau

2,5 5,8 2,7 7,2 +  8,0

Weinwirtschaft 0,8 1,8 0,8 2,1 ±  0,0Agrargenossenschaften 2,0 4,6 1,8 4,8 - 10,0Sonstige 0,7 1,6 0,7 1,9 ±  0,0Insgesamt 43,4 100,0 37,5 100,0 - 13,6

Lebensmittelskandale beeinflussen das Verbraucherverhalten

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Reaktionen bei mehr als jedem zweiten Konsumenten - In Zukunft werden Vorfälle zunehmend beachtet und Regulierungen stärker unterstützt - Entwicklung asketischer Züge im Umgang mit dem Angebot - Untersuchung des rheingold institutes im Auftrag von BVE und HDE

KÖLN. Lebensmittelskandale können das Einkaufsverhalten der Konsumenten beeinflussen, auch wenn sich viele Verbraucher nach wie vor unbeeindruckt zeigen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Verändern Lebensmittelskandale das Verbraucherverhalten?“, die das rheingold institut im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und des Handelsverbandes Deutschland (HDE) durchgeführt hat (AGRA-EUROPE 11/10, LÄNDERBERICHTE 6). In Interviews habe knapp die Hälfte der Verbraucher ihr Vertrauen in Lebensmittel bekräftigt, betonte das Institut. Dennoch hätten etwa 60 % der Befragten angegeben, ihr Einkaufsverhalten aufgrund von Lebensmittelskandalen zumeist vorübergehend zu ändern. Für die Zukunft erwarteten die meisten Konsumenten eine Zunahme von Skandalen, wobei von einer Beeinflussung durch die Berichterstattung über Vorfälle im Lebensmittelbereich auszugehen sei. Wie die Forscher ferner hervorhoben, differenzieren Verbraucher nur selten. Häufig würden Lebensmittelskandale zum Beispiel im Kontext mit der Vogel- oder Schweinegrippe und sogar der Finanz- und Bankenkrise diskutiert. Die Studie zeige außerdem eine Bereitschaft, Regulierungen und „Normierungen“ zu unterstützen, die die „vermeintlichen Fehlentwicklungen“ einzuschränken versprächen. Darüber hinaus werde meist eine grundsätzlich positive Haltung gegenüber Medienbeiträgen eingenommen, die über die Lebensmittelproduktion berichteten.

Tugend braucht SkandaleInstitutsangaben zufolge entwickelt ein Teil der Verbraucher vor diesem Hintergrund „mehr oder weniger starke asketische, tendenziell lustfeindliche Züge im Umgang mit Lebensmitteln“, etwa was den Fleisch-, Fett- oder Zuckerkonsum betrifft. Die psychologische Erklärung dieses Trends, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen werde, liege im Empfinden vieler Befragter, dass das gesellschaftliche Miteinander in den vergangenen Jahren „aus den Fugen geraten“ und Verhaltensweisen wie Habgier und Verantwortungslosigkeit häufiger geworden seien. „Paradoxerweise braucht gerade diese Bewegung zur mehr Tugend Skandale, um die eigene Relevanz zu bestätigen“, unterstrich das rheingold institut. Daher entstehe eine grundsätzliche Disposition, „an Skandale zu glauben“. In der Folge werde die Neigung, Lebensmittelskandale zu beachten, eher zunehmen. Auch der Hang von Organisationen und Medien, „Skandale zu finden und aufzudecken“, werde sich eher noch verstärken. Die Aktivitäten des Handels und der Ernährungsindustrie könnten hier als Gegengewicht punkten und das Vertrauen der Konsumenten weiter stärken. AgE

ZDS analysiert Herausforderungen der deutschen Schweinefleischbranche

BONN. Über aktuelle Herausforderungen in der deutschen Schweinefleischbranche informiert eine Fachtagung, die der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) am 12. Mai in Lübeck veranstaltet. Nach Angaben des ZDS werden in der Bundesrepublik trotz knapper Margen in der Schweinehaltung und interessanter Alternativen in der Energiewirtschaft neue Ställe gebaut, insbesondere für die Mast. Zudem seien die Schlachtungen in den letzten zehn Jahren jährlich um rund 1 Million auf mehr als 55 Millionen gestiegen. Gleichzeitig habe sich Deutschland innerhalb kurzer Zeit zum Nettoexporteur entwickelt, mit Absatzmärkten in aller Welt, insbesondere in Europa und Asien. Dies zeuge von einer enormen Leistungsfähigkeit des Wirtschaftssektors. Das belege

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auch der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch, der sich bei nahezu konstantem Verbrauch innerhalb von 20 Jahren von knapp 80 % auf etwa 110 % erhöht habe. Laut ZDS hat die Attraktivität des deutschen Marktes mittlerweile auch Ausstrahlung auf Anbieter aus Dänemark und den Niederlanden. Daneben sei ein Trend zur regionalen Herkunft zu erkennen. Der Kosten- und Erfolgsdruck sowie zunehmende Anforderungen des Umwelt- und Tierschutzes führten zu neuen Herausforderungen und beschleunigten so den Strukturwandel. Daraus resultiere eine Entwicklung zu bäuerlichen Kleinunternehmen mit Fremd-Arbeitskräften und neuen Managementanforderungen. Diese Dynamik ziehe eine Verschärfung des interregionalen europäischen Wettbewerbs nach sich, der gravierende Auswirkungen auf alle Stufen der Produktionskette - von der Züchtung bis zur Schlachtung - zur Folge habe. Auf der Fachtagung wolle man insbesondere den Bestimmungsfaktoren für diese Entwicklung nachgehen. AgE

Moskau zielt auf eine Minimierung der Fleischimporte

Laut dem Ziel der nationalen „ernährungspolitischen Doktrin“ soll Russland sich in vier bis fünf Jahren zu 85 Prozent selbst versorgen können - Außerdem soll die Fleischproduktion des Landes mit staatlicher Hilfe modernisiert werden - Neue Verarbeitungsbetriebe sollen ihren Marktanteil deutlich steigern

MOSKAU. Russland soll in vier bis fünf Jahren das in einer nationalen „ernährungspolitischen Doktrin“ verankerte Ziel erreichen, sich mit Fleisch zu mindestens 85 % selbst zu versorgen; zugleich soll mit dem Export einiger Sorten wie Geflügelfleisch angefangen werden. Das hat Landwirtschaftsministerin Jelena S k r y n n i k bei einer in der Teilrepublik Tatarstan veranstalteten zentralen Branchenberatung bekräftigt. Neben dem Ausbau solle mit staatlicher Unterstützung auch eine umfassende Modernisierung der Fleischproduktion erzielt werden. Skrynnik erwartet, dass in zwei Jahren die Anteile der 2006 bis 2012 in Betrieb genommenen beziehungsweise auf den neuesten technischen Stand gebrachten Produktionsanlagen an der Gesamterzeugung von Geflügelfleisch 62 % sowie von Schweinefleisch 40 % und von Rindfleisch 36 % betragen. Die Entwicklung solle durch die schon bis 2012 festgesetzte jährliche Reduzierung der Tarifkontingente für die Fleischimporte begleitet werden. Für das laufende Jahr prognostizierte die Ressortchefin eine Aufstockung des heimischen Fleischaufkommens um weitere 6 % auf insgesamt 10,5 Mio t Lebendgewicht. Hierzu sollten unter anderen staatliche Hilfsmaßnahmen wie eine Verbilligung der Investitionskredite beitragen. Mit derartigen Beihilfen sollten - wie schon im vergangenen Jahr - landesweit 124 Produktionsanlagen errichtet beziehungsweise modernisiert werden. Die im Föderationshaushalt allein hierfür vorgesehenen Finanzmittel beliefen sich auf 4,8 Mrd Rbl (119,5 Mio Euro). Ab 2010 wolle das Ministerium nun auch die Errichtung der Anlagen für die Erstverarbeitung von Fleisch auf diese Weise fördern.

Kehren US-Hähnchen doch zurück?Im vergangenen Jahr beliefen sich allein die föderalen Beihilfen für die tierische Erzeugung Russlands nach Skrynniks Angaben auf 57,8 Mrd Rbl (1,4 Mrd Euro). Dabei sei die heimische Fleischproduktion um 620 000 t beziehungsweise um 6,6 % gegenüber 2008 aufgestockt worden. Den deutlichsten Zuwachs habe mit 14,6 % die Erzeugung von Geflügelfleisch aufgewiesen. Außerdem steigerten die Schweinehalter ihren Ausstoß um 8,6 %, während bei Rindfleisch ein eher unbedeutender Produktionsrückgang und bei den übrigen Fleischsorten eine Stagnation zu verzeichnen gewesen sei. Unterdessen gab der Leiter des Moskauer Föderalen Verbraucherschutzdienstes und Hauptamtshygienearzt Russlands, Gennadij O n i s c h t s c h e n k o , zu verstehen, dass die seit Anfang 2010 auf Eis gelegten

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Geflügelfleischimporte aus den USA demnächst fortgesetzt werden könnten. Entgegen anderslautenden Presseberichten sei bei der zweiten Verhandlungsrunde mit hochrangigen Vertretern des US-Landwirtschaftsministeriums Anfang März doch ein Fortschritt erzielt worden, erklärte der Beamte vor Journalisten in Moskau. Über die konkreten Ergebnisse hätten beide Seiten jedoch Stillschweigen vereinbart. Die Einfuhren von US-Geflügelfleisch nach Russland sind Anfang 2010 nach dem Inkrafttreten einer Verschärfung der Normen für die Behandlung von Hähnchenkörpern mit Chlorlösung praktisch unterbrochen worden. AgE

Umrechnungskurs: 1 Rbl = 0,0249 Euro