Dalman 1932 Arbeit Sitte Palaestina II

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Arbeit und Sitte in Palästina von Gustaf Dalman Band II Der Ackerbau Schriften des Deutschen Palästina-Instituts herausgegeben von G. Dalman 5. Band Mit 81 Abbildungen Druck und Verlag von C. Bertelsmann in Gütersloh/1932

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Arbeit Sitte in Palaestina 1932

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Arbeit und Sitte in Palästinavon

Gustaf Dalman

Band II

Der Ackerbau

Schriften des Deutschen Palästina-Institutsherausgegeben von G. Dalman

5. Band

Mit 81 Abbildungen

Druck und Verlag von C. Bertelsmann in Gütersloh/1932

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Beiträge

zur

Förderung christlicher Theologie

herausgegeben von

D. A. Schlatter und D. W. LutgertProf. In Tübingen Prof. in Berlin

2. Reihe

Sammlung wissenschaftlicher Monographien

27. Band

Dal man, Arbeit und Sitte in Palästina

II. Band: Der Ackerbau

Druck und Verlag von C. Bertelsmann in Gütersloh /1932

V

Vorwort.

Schon Band I hatte Veranlassung, sich mit dem Ackerbauzu beschäftigen, weil die Jahreszeiten nicht ohne die

Arbeiten beschrieben werden können, welche sich an sieknüpfen. Die Wirtschaft im Herbst, Winter, Frühling undSommer wurde dort S. 160 ff. 261 ff. 400 ff. 550 ff. kurz be-sprochen und in Verbindung damit S. 569 ff. auch auf die darangeknüpfte religiöse Sitte eingegangen. Was dort fehlte, wardie Technik der Wirtschaft, deren Behandlung weitere Bändebieten sollten. Der jetzt vorliegende zweite Band beschäftigtsich unter diesem Gesichtspunkt allein mit dem Ackerbau imengeren Sinne des Wortes. Von der Bestellung des Feldeswird er bis zu dem der Ernte vorangehenden Grünschnitt ver-folgt, nicht ohne Berücksichtigung seiner Voraussetzungen inZusammensetzung, Gestalt und Besitzrecht des Ackerbodens.Der dritte Band soll dann von der Ernte über die Tenne zumMahlen und Backen führen.

Der Zweck der vom heutigen Orient ausgehenden Behandlungdieses sachlichen Stoffes ist auch hier die Aufhellung der GeschichteIsraels auf einem bedeutsamen Gebiet und die Erklärung derBibel, welche die in diesen Bereich gehörenden Dinge stets nurkurz erwähnt, sei es, dag es sich um die göttlicher Ordnungunterstellte Wirtschaft Israels in alter oder späterer Zeit handelt,oder dag die wirtschaftlichen Vorgänge als Bild von Vorgängenauf dem Gebiet des sittlichen und religiösen Lebens verwandtwerden, wie es bei den Propheten, in den Psalmen und Sprüchensowie in den Gleichnissen Jesu geschieht. Auch die praktischeAuslegung und Anwendung derartiger Bibelworte sollte nichtohne Kenntnis ihres sachlichen Hintergrundes geschehen. Nurso kann sie den Sinn treffen, den sie ursprünglich für Redner

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und Hörer, Verfasser und Leser hatten. Geschichtlich bleibtes außerdem bedeutsam, dag Israel ein ackerbautreibendes Volkwurde, nachdem es ein dazu geeignetes Land erhalten hatte.Seine Erfahrung göttlichen Gebens und Nehmens ist von derdamit gegebenen Gestalt und Kultur seines völkischen Lebensnicht zu trennen.

Die Verwendung des einschlägigen rabbinischen Materialsbedeutet zunächst Aufhellung der unter hellenistischem undrömischem Einfluß stehenden neutestamentlichen Zeit, für dieich bedaure, die „Naturgeschichte" des Plinius und die „Pflanzen-geschichte" des Theophrast nicht eingehend verglichen zu haben,weil sie der Kultur des rabbinischen Palästina auffallend nahe-stehn. Natürlich enthält aber die rabbinische Literatur auchDinge, welche im israelitischen Altertum schon vorhanden warenund im Alten Testament nur deshalb nicht erwähnt werden,weil es keine Veranlassung hatte, die Wirtschaft der von ihmumspannten Zeit eingehend zu beschreiben. Das stets auf dieEinzelheiten der gesetzlichen Praxis eingehende rabbinischeRecht hatte dazu eine ganz andere Veranlassung, obwohl nichtzu vergessen ist, dag die auf diese Weise veranlagten Mit-teilungen immer einseitig sein werden.

Schmerzlich war es für mich, dag meine Arbeit auch andiesem Bande nicht im ständigen Verkehr mit dem heute inPalästina nach alter Sitte arbeitenden arabischen Volke ge-schehen konnte. Selbst eingehende Beobachtungen und Notizenbleiben nicht ohne Lücken, die erst klar werden, wenn einezusammenhängende Darstellung ausgearbeitet wird. Es wardeshalb wichtig, dag mir entstehende Fragen nicht vergeblichnach Palästina gesandt wurden. Freundliche Auskunft verdankeich den Herren Pater Sonnen, Pater Müller und OberlehrerBauer in Jerusalem, Pfarrer Jentzsch und Pastor Sa'ld'Abbüd1) in Bethlehem, Dr. J. Reichert in Tel-Aviv, Dr. J.Kanzler in Beirut, Herrn Morris Sigel in Damaskus, denenich dafür verpflichtet bleibe. Dag ich die gedruckten Arbeiten

Irrtümlich im Buche Said 'Abbüd geschrieben.

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von Dr. T. Canaan, Oberlehrer Bauer und Pater Sonnenauger vielen anderen ständig berücksichtigte, ist selbstver-ständlich.

Bei der Korrektur haben mich Herr Lie. Sander in Greifs-wald, jetzt Halle, und Missionar L. Marx in Herrnhut, derletztere auch durch Abfassung des Bibelstellenregisters, freund-lich unterstützt.

Auch bei den Abbildungen, die ich in groger Zahl mitteilenkonnte, bin ich für mannigfache freundliche Erlaubnis der Ver-wendung Dank schuldig. Ich nenne hier die durch reichePalästinaaufnahmen ausgezeichneten Geschäfte Vest er & Co.(American Colony) und C. Raad in Jerusalem, Bruno Hentschelin Leipzig, Ludwig Preig in München. Aber auch alle anderenUrheber von Abbildungen sind unter denselben genannt undwerden gebeten, dies als Ausdruck meines herzlichen Dankeszu betrachten.

Die am Schlug mitgeteilten „Verbesserungen und Er-gänzungen" werden der Beachtung empfohlen.

Greifswald, Palästinainstitut, den 13. Juni 1932.

G. Dalman.

k

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Abkürzungen.

ZDPV =- Zeitschrift des Deutschen Palästinavereins.MuN des DPV =• Mitteilungen und Nachrichten des Deutschen Palästina-

vereins.ZDMG =» Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft.PJB =- Palästinajahrbuch.PEFQ = Palestine Exploration Fund Quarterly.

Verzeichnis der Abbildungen.

1. Bebaubares Becken im Senongebiet2. Verkrustete Hohe im Senongebiet.3. Niederschlagsarmes Senonland.4. Ebene im Turon-Cenomangebiet.5. Naturterrassen im Turon-Cenomangebiet.6. Steiniges Ackerland im Turon-Cenomangebiet.7. Basaltisches Land am See von Tiberias.8. Alluviales Ackerland in der Jesreelebene.9. Diluviales Ackerland in der Küstenebene.

10. Alluviales Bewässerungsland im Diluvialgebiet des Jordantals bei Jericho.11. Wächterplatz auf dem Ölbaum im Kafferkornfelde.12. Wächtergestell im Gerstenfelde.13. Wächtergestell mit Laube im Kafferkornfelde.14. Wächterhütte im Gurkenfelde.15 Wächterhütte im Kürbisgurkenfelde.16. Wachtturm mit Laube im Fruchtgarten.17. Hecken von Feigenkaktus.18. Palästinische Pflugscharen I.19. Palästinische Pfugscharen II.20. Die mabische (gebalitische) Pflugschar.21a. Der südpalästinische Pflug mit Schar.21b. Das südpalästinische Joch.22. Der nord- und ostpalästinische Pflug mit Schar.23. Saat auf ungepflügtes Land.24. Saat auf Saatstreifen mit Einpflügen.25. Einpflügen der Wintersaat.26. Pflügen der Sommersaat mit Saattrichter.27. Nordpalästinischer Pflug auf dem Weg zum Felde.28. Nordpalästinischer Pflug bei Sommersaat.29. Nordpalästinisches Joch mit Anschirrung.30. Mabischer (gebalitischer) Pflug mit Joch.31. Mabischer (gebalitischer) Pflug mit Pferd und Esel.32. Tscherkessischer Pflug.33. Tscherkessisches Joch mit Pflug.34. Ägyptischer Pflug.35. Ochs und Esel unter dem Joch.36. Maultiere vor dem Pflug.37. Kamel vor dem Pflug.38. Kamel und Esel unter dem Joch.39. Zwei Pflüge bei Sommersaat.

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40.41.42.43.44.45.46.47.48.49.50.51.52.53.54.55.55a.55b.56.57.58.59.60.61.62.63.64.64a65.66.67.

69.70.71.72.73.74.75.76.77.

Tscherkessischer Wagen.Tscherkessisches Joch vor dem Wagen.Tscherkessische Wagendeichsel mit Joch.Ackerhacken bei Jerusalem.Gartengeräte bei Aleppo.Aushacken von Zwiebeln.Schöpfschwengel in Ägypten.Schöpfwerk mit hochliegendem Heberad.Schöpfwerk mit tiefliegendem Heberad.Vom Flug getriebenes Schöpfwerk.Schöpfwerk ohne Rad mit Zugbahn.Bewässerungsland von sllwün.Bewässerte Gemüsebeete bei sllwün.Unbewässertes Gemüseland bei Lydda.Weizen- und Gerstenähren.Weizenährchen und Gerstenkörner mit Spelzen und Grannen., Palästinischer Wunderweizen.. Wilder Emmer und Einkorn aus Palästina.Weizen und Taumellolch.Reifer Weizen.Reife Gerste.Weizenfeld in der Küstenebene.Weizen auf felsigem Boden.Weizen am Feldwege.Weizen auf gutem Land.Kafferkorn zwischen Felsbänken.Arabische Bohne auf dem Felde.. Kichererbse.Wassermelone mit Kürbisgurken und Tomaten.Blumenkohl auf dem Wege zum Markt.Unkraut im Weizen.Disteln (Silybum Martanum) auf dem Brachfelde.Hochgewachsene Distel (Notobasis syriaca).Distel (Carthamus glaucus) in Blüte.Feld mit blühendem Ammi (Amml Vlsnaga).Christusdorn (Zizyphus Spina Christi).Jäten im Getreide.Aushacken von Dornen im Brachfeld.Ungeflügelte Wanderheuschrecke.Geflügelte Wanderheuschrecke.Kriechende Heuschrecken auf einer Feldmauer.

X/

Inhaltsverzeichnis.Seite

Vorwort III

I. Die Entstehung und Ausdehnung des palästinischen Acker-bodens 1Der geologische und mineralogische Charakter des Bodens,

Kalke, Basalt, Diluvium, Alluvium 1Der klimatische Einfluß 3Die Lage Palästinas, Wüste 4Temperatur, Zonen der Feuchtigkeit 6Bebaubares Land, Erträge 10

II. Die Arten des Ackerbodens 14Felsiges und steiniges Land 14Sand, Salz 19Ebenes und unebenes Land, Terrassenbau 21Ertragfähiger und unfruchtbarer Boden 24Die Farben des Bodens 26Analysen verschiedener Bodenarten 27

III. Die Befeuchtung des bebaubaren Landes 29Niederschläge, Quellen, Bäche, Jordan, Grundwasser, atmo-

sphärisch bewässertes Land, künstlich bewässertes Land 29IV. Das Besitzrecht am Boden 36

Privatbesitz, Regierungsland, Stiftungsgut, totes Land, Land-verteilung, Los, Zehnter 36Im Altertum 41

V. Maß und Begrenzung des Ackerfeldes 47Mag nach der Arbeitsleistung der Pflügekräfte, nach der

Menge der Saat, Grenzbezeichnung, Megschnur . . . . 47Im Altertum 49

VI. Der Schutz des Ackerfeldes 54Grenzwälle, Hecken, Wächter, Wachtstätten, Waffen . . . . 54

Im Altertum 59VII. Die Geräte des Ackerbaus 64

A. D e r P f l u g . Bezeichnungen, Verfertiger, Herkunft . . . 641. Die Pflugschar 69

a) Die bäuerliche Pflugschar 69b) Die damaszenische Pflugschar 70c) Die galiläische Pflugschar 71d) Die mabische (gebalitische) Pflugschar 73e) Die Pflugschar des Altertums 74

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— XII —Seite

2. Das Pfluggestell . - . 77a) Das südpalästinische Pfluggestell 77b) Das Pfluggestell von Nordsyrien 82c) Das nord- und ostpalästinische Pfluggestell . . . . 83d) Das mabische (gebalitische) Pfluggestell 84e) Der Tscherkessenpflug 85f) Der ägyptische Pflug 86g) Der Pflug der Israeliten 88

3. Der Saattrichter 89Im Altertum . * 90

4. Das Joch 93a) Das heutige Joch 93b) Das Joch des Altertums (am Pflug und Wagen) . . . 99

5. Die Anschirrung der Pflugtiere 105Im Altertum (am Pflug und Wagen) 111

6. Der Ochsenstecken 115Im Altertum 117

B. H a c k e , S p a t e n u n d B e i l 1201. In der Gegenwart 120

a) Die einfache Hacke 120a Die schmale Pflanzhacke 120ß Die breite Ackerhacke 120y Die Jäthacke 1216 Die schmale Hacke 121

b) Die Doppelhacke 121a) Die einheimische Form 121ß) Die europäische Form 122

c) Das Grabscheit 122d) Axt und Beil 123

a) Die Axt 123ß) Das Beil 123

2. Im Altertum 124C. Die E g g e 127

VIII. Die Feldbestellung 130A. Die a l lgemeine ze i t l i che Ordnung 130

Winter- und Sommersaat, Pflügeland und Brache.Im Altertum 136

B. Das D ü n g e n . . . 139Dünger, Pferchen, Abbrennen.

Im Altertum 142C. Der P f lüge r 147

Besitzer, Arbeiter, Lohn, Pächter, Tagewerk, Kleider, Kost 151Im Altertum 153

D. Die P f l u g t i e r e 159Ochsen, Büffel, Esel, Maultiere, Pferde, Kamele, Futter.

Im Altertum 164E. Die E i n t e i l u n g des Fe ldes 168

Pflügestücke, Saatstücke.Im Altertum (auch Beete, Platten) 171

— XIII -Seite

F. Die Zeit der Feldbestel lung 174Regenzeiten, Regenpausen, frühe, späte Wintersaat.

Im Altertum 176G. Die Wintersaat und ihr Pflügen 179

Getreidearten, Vorpflügen, Saat, Einpflügen (Eggen?),Gemüseland (Beete).

Im Altertum 188H. Der Getreidenachwuchs . 203

Im Altertum 203J. Die Sommersaat 205

Getreidearten, Vorpflügen, Saat, Gemüseland.Im Altertum 212

K. Übersicht über die Zeit der Ackerbauarbei tendes Jahres 215

IX. Die künstliche Bewässerung 219A. Al lgemeines 219

Die Herkunft des Wassers.B. Die Schöpfwerkzeuge 222

1. Der Schöpfeimer 2222. Der Schöpfschwengel 2233. Das Schöpfrad, Schöpfwerk ohne Rad 225

Im Altertum 230C. Die E in r i ch tung des Bewässe rungs l andes . . . 233

Ordnung der Bewässerung, Kanäle, Rinnen und Dämme,beckenförmige Beete.

Im Altertum 238X. Die Feld- und Gartenpflanzen 242

Vorbemerkung, Gruppeneinteilung.A. G e t r e i d e p f l a n z e n 243

1. Weizen, ar. hinta, hebr. hittä 2432. Wilder Emmer (Emmer, Spelt), ar. alas, hebr. kussömet 2463. Taumellolch, ar. zuwwän, späthebr. zönin 2484. Roggen 2505. Gerste, ar. §a'lr, hebr. se'örä 2516. Wilde Gerstenarten, ar. sa'lr berri, späthebr. sibbölet sü'äl 2557. Hafer, ar. äüfän, späthebr. äiphön 2568. Kafferkorn (Mohrenhirse), ar. dura beda 2589. Mais, ar. dura §afra 259

10. Rispenhirse, ar. duhn, dura hamra, hebr. döhan . . . 26011. Kolbenhirse, ar. duhn, späthebr. perägim 26112. Reis, ar. ruzz, späthebr. örez 26213. Zuckerrohr, ar. kasab mus§ 26214. Eiskraut, ar. samh 263

B. Hülsenpf lanzen 2641. Linse, ar. 'adas, hebr. 'adäää 2642. Saubohne, ar. fül, hebr. pöl 2653. Arabische Bohne, ar. lübie, späthebr. pöl misri . . . 267

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4. Ägyptische Bohne, ar. mOS 2685. Europäische Bohne, ar. fasülja 2686. Mauswicke, ar. nafmäni, späthebr. sappir 2687. Futterwicke, ar. bäkia, späthebr. bakjä, bikjä . . . . 2698. Knotenwicke, ar. kirsenne, späthebr. karSinnä . . . . 2699. Graserbse, ar. (jilbün, späthebr. purkedän 270

10. Kichergraserbse, ar. S'&'a, späthebr. Se'ö'it 27011. Kichererbse, ar. hummus, hebr. äphün 27112. Europäische Erbse, ar. bOzella 27213. Lupine, ar. turmus, späthebr. turmös 27214. Griechenklee, ar. helbe, späthebr. tiltän 273

C. K n o l l e n g e m ü s e 2731. Rettich, ar. fi§l, späthebr. senön 2732. Meerrettich, ar. Sahhäha 2743. Weiße Rübe, ar. lift abjad, Kohlrübe, ar. lift asfar,

späthebr. näphüs 2744. Kohlrabi, ar. kerunb 2745. Sellerie, ar. kerafs, späthebr. karpas 2756. Möhre, ar. fjezer, späthebr. tamkä(?) 2757. Rote Rübe, ar. bandar 2768. Zwiebel, ar. basal, hebr. bäsäl 2769. Lauch, ar. barü&ia, hebr. häsir 277

10. Knoblauch, ar. tarn, hebr. Süm 27711. Kartoffel, ar. batata 27812. Süßkartoffel, ar. bafäta helwe 27813. Erdknolle, ar. und späthebr. kolkäs 27814. Zehrwurz, ar. läf, späthebr. lüph 278

D. F ruch tgemüse 2791. Griechenhorn, ar. bümie 2792. Eiergewächs, ar. betingän 2793. Tomate, ar. banädüra 2794. Spanischer Pfeffer, ar. flefle, Indischer Pfeffer, ar. filfil,

späthebr. pilpel 2805. Kürbis, ar. kar1, späthebr. dallä'at 2806. Flaschenkürbis, ar. jaktin 2817. Kürbisgurke, ar. küsa 2818. Wassermelone, ar. batfih ahdar, hebr. abattiah . . . 2819. Zuckermelone, ar. battih asfar, Memmäm, späthebr.

m e l ö p h e p h ö n . . . . ' " . . ' 2 8 21 0 . G u r k e , a r . h i j ä r 2 8 31 1 . P o s t h o r n g u r k e , a r . f a k k ü s , k u t t a , h e b r . k i S S ü t . . . . 2 8 3

E.B la t t gemüse 2841. Mangold, ar. silk, späthebr. teräd 2842. Lattichsalat, ar. hass, späthebr. haziret 2843. Endiv ie , a r . siköria, hindebe, spä theb r . 'ulSin, tamkä (?) 2854. Pe te r s i l i e , a r . bakdünis, spä thebr . petröselinon . . . . 2855. Spinat , a r . sabäneh 286

— XV —Seite

6. Sauerampfer, ar. hamsis, hummed, späthebr. lefünim . 2867. Mußkraut, ar. melühije 2868. Portulak, ar. bakle, farfahine, rigie, späthebr. regilä . 2879. Blumenkohl, ar. karnabit, späthebr. terabtör (?) . . . 287

10. Weißkohl, ar. malfüf, Kohlrabi, ar. kerunb, späthebr. kerüb 28711. Artischoke, ar. ardiäauke, späthebr. kinäras . . . . 28812. Malve, ar. hubbeze, späthebr. helmit (?) 28813. Spargel, ar. haljün 28914. Brunnenkresse, ar. Qergir 289

F. G e w ü r z g e m ü s e 2901. Anis, ar. jänsün 2902. Dill, ar. bisbäsa, späthebr. Sibet 2903. Pfefferkümmel, ar. kammün, hebr. kammön . . . . 2904. Kümmel, ar. karawija, späthebr. keräbim 2905. Schwarzkümmel, ar. kezha, hebr. ke^ah 2916. Koriander, ar. kuzbara, hebr. gad, späthebr. kusbär. . 2917. Minze, ar. ntfna', pal.-aram. na'nä' 2918. Raute, ar. fegam, späthebr. pegam 2929. Senf, ar. hardal, späthebr. hardal 293

10. Dost, ar. za'tar, hebr. ezöb 29411. Majoran, ar. sumsuk, babyl.-aram. Sumäük 29412./13. Quendel, ar. za'tar, Kölle, ar. za'tar ehmär, späthebr.

se'ä, körnit 29514. Fenchel, ar. Sömar, späthebr. guphnän 29515. Kresse, ar. reüüd, späthebr. Sehälim 29516. Raukensenf, ar. hardan, späthebr. garglr 29617. Basilienkraut, ar. habak 296

G. Ö l p f l a n z e n 2961. Sesam, ar. simsim, späthebr. iumSöm 2962. Wunderbaum, ar. herwa', hebr. kikäjön 297

H. G r ü n f u t t e r p f l a n z e n 2971. Weißklee, ar. bersim, späthebr. gargeränijöt 2972. Luzerne, ar. fus§, bab.-aram. viell. handeküke mädä'e . 298

J. G e s p i n s t p f l a n z e n 2981. Flachs, ar. kittän, hebr. piStä, späthebr. piStän . . . 2982. Baumwollstaude, ar. kotn, späthebr. sömer gäphen . . 2993. Hanf, ar. kumbuz, späthebr. kanbas 299

K. F a r b s t o f f p f l a n z e n 3001. Saflor, ar. 'utfur, späthebr. kö?ä 3002. Indigo, ar. nile 3003. Waid, ar. wasme, späthebr. isätis 3004. Krapp, ar. fuwwa, späthebr. pü'ä 3015. Wau, ar. bakkam, späthebr. rakhpä 3016. Hennastrauch, ar. henna, hebr. köpher 3017. Cochenillekaktus, ar. sabr 3018. Safran, ar. za'farän, späthebr. karköm 301

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— XVI —Seite

L. Reizmit telpflanzen 3031. Tabak, ar. titun 3032. Mohn, ar. bta&Sa, hebr. röä (?) . . 3033. Hanf, s . J 3 . 303

XI. Die Getreidepflanze im Wachstum 304A. Das Wachsen des Get re ides 304

Im Altertum • 305B. Die Teile der Getreidepflanze 306

XII. Das Unkraut 308A. Allgemeines 308B. Die Unkrautpflanzen 311

Im Altertum 315Hebräische Namen von Unkraut- und Dorngewächsen . . . 3151. kö?, 2. dardär, 3. 'akkäbit, 4. jerökat hamör, 5. kimme-sönim, 6. härül, 7. siah, 8. höah, 9. sirim, 10. ätäd, 11. äämir,12. Sajit, 13. h6dek, 14. na'a$ü§, 15. nahalöllm.

C. Das Jäten 323Im Altertum 327

XIII. Der Einfluß des Wetters und die Getreidekrankheiten . . 331Regenmangel, Ostwind, Wurmbildung, Braunrost, Brand.

Im Altertum 336XIV. Getreideschaden durch Menschen und Tiere 338

Weidetiere, Menschen, Feuer 338Schakale, Feldmäuse, Ameisen, Vögel 341Heuschrecken 344

Im Altertum 346XV. Der Grfinschnirt 349

Im Altertum 350

Anhang.Berichtigungen und Ergänzungen 352

1. Verzeichnis der hebräischen und aramäischen Wörter . . . . 3572. Verzeichnis der arabischen Wörter 3623. Verzeichnis der Sachen 3714. Verzeichnis der Bibelstellen 381

Abbildungen. 385

I. Die Entstehung und Ausdehnungdes palästinischen Ackerbodens.

Der palästinische Getreidebau und Gemüsebau war stets inerster Linie durch den zur Verfügung stehenden Boden

bestimmt, dessen Werden mit der geologischen Entstehung des ausdem Kreidemeer aufgetauchten Palästina zusammenhängt. DerKreideperiode entstammt das westliche und das östliche Bergland,deren festes Fundament die härteren, für Bauzwecke geeignetenKalke und Marmore des Turon und Cenoman bilden, die imwesentlichen aus kohlensaurem Kalk bestehen, zuweilen in denDolomiten mit starkem Beisatz von kohlensaurer Magnesia.Hierher gehören die für den Häuserbau wichtigen Steinartendes mizzi jahüdl, mizzi atymar, mizzi fyelu, meleki und derjäsini,die hier in der Reihenfolge ihres Härtegrades vom härtestenbis zum weichsten aufgezählt sind, Sie alle ergeben bei derVerwitterung eine rotbraune, für den Anbau sehr brauchbareErde. Ihnen aufgelagert war ursprünglich überall und ist nochheut besonders am Osthang, weniger am Westhang des west-lichen Berglandes erhalten die weichere Schicht des Senon, inwelcher neben Schichten von hartem Feuerstein (arab. suivwän),1)der für die Herstellung primitiver Werkzeuge seine Bedeutunghatte, ehe die Metalle an seine Stelle traten, hellklingenderkäküli-Kalk und weicher Kreidekalk und Gipskalk mit kohlen-saurem, schwefelsaurem und phosphorsaurem Kalk und Tonerde

l) Es gibt keine jüdische Bezeichnung des Feuersteins. Bez. IV 7 istvon Steinen die Rede, aus welchen Feuer hervorgebracht wird, mu§ abernicht an den Feuerstein gedacht sein. Sa'adja gibt 5.M.8,15; 32,13 fyallämiSmit suwwän wieder, obwohl an vulkanisches Gestein nicht gedacht seinwird und mizzi jahüdi hierher am ehesten passen würde.

D aim an, Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. II. J

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Vffl. Die Feldbestellung.

A. Die allgemeine zeitliche Ordnung.

Djie palästinische Landwirtschaft hängt auf der einen Seite• vom Klima Palästinas ab, von dem in Bd. I, S. 34ff.

gezeigt wurde, daß es einen heißen regenlosen Sommer undeinen kühlen Regenwinter bedeutet. Nur im bewässerten Landekann sie sich bis zu einem gewissen Grade von ihm unab-hängig machen. Auf der andern Seite steht sie im Zusammen-hang mit den Anforderungen, welche die von ihr angebautenPflanzen stellen. Die wichtigsten Nutzpflanzen, die GrasartenWeizen und Gerste und die Leguminosen Saubohne, Linse undKnotenwicke verlangen für den größten Teil ihrer Entwicklungstarke Bodenfeuchtigkeit und gelangen mit einer kurzen Zeitvon höherer Temperatur zur Reife, während andere wie dieGrasart Kafferkorn, die Hülsenfrucht Kichererbse und der mitlänglichen Samenkapseln versehene Sesam nur für die Ent-wicklung des Keims einen feuchten Boden fordern, dann aberfür Wachstum, Blüte und Frucht mit dem geringen Maß vonFeuchtigkeit, das der Tau des Sommers (Band I, S. 514 f.)spendet, zufrieden sind und zugleich der Hitze des Sommerszu ihrer Entwicklung bedürfen. Tiefergehende Wurzeln undgrößere Blätter, die auf den trockenen Sommer eingerichtetsind, bilden dabei die Voraussetzung. Infolge davon gibt eseine an die Regenzeit gebundene „ w i n t e r l i c h e F e l d -b e s t e l l u n g " (fyerät sitawi), s. Bd. I, S. 261 ff. 400 ff., und einemit dem Schluß der Regenzeit zusammenhängende „ s o m m e r -l i che F e l d b e s t e l l u n g " {beruf §Sfl\ s. Bd. I, S. 404ff., diediesen Namen trägt, weil ihr Ziel Sommerfrüchte sind. DieAufgabe des Menschen ist es, beide zur geeigneten Zeit und

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auf zweckentsprechende Weise vorzunehmen, auch bei derAusnutzung des Bodens das rechte Verhältnis in der Anwendungbeider Arten der Feldbestellung anzuwenden.

Da die Sommersaat geschehen muß, ehe die Wintersaatreif wurde, können Wintersaat und Sommersaat auf demselbenBoden nicht unmittelbar aufeinander folgen. Dagegen bestehtkein Hindernis, Sommersaat und Wintersaat aneinanderzureihen,weil die Sommersaat vor Eintritt der Regenzeit geerntet wirdund die Wintersaat nur nach Eintritt des Regens geschehenkann. Auf diese Weise empfehlen die natürlichen Verhältnissedie Aufeinanderfolge von Sommersaat und Wintersaat imgleichen Jahr und die Einschaltung einer darauf folgenden etwaneunmonatlichen Brachezeit {bür) bis zur nächsten Sommersaatoder einer nur fünf- bis sechsmonatlichen Brachezeit bis zurWintersaat desselben Jahres, worauf dann mit neunmonatlicherPause wieder eine Sommersaat folgen könnte. Das ergäbefolgendes Schema:

Sommersaat, Wintersaat.Sommersaat, Wintersaat.

Jahr I, II:Jahr III, IV:

Oder:Jahr I, II:Jahr II, III:

Sommersaat, Wintersaat.Wintersaat.

Jahr IV, V: Sommersaat, Wintersaat.In der Wirklichkeit wird die Rücksicht auf die Leistungs-fähigkeit des zur Verfügung stehenden Bodens oft eine andereArbeitsordnung veranlassen. Außerdem kommt es darauf an,welchen Wert die Sommersaat für den Landwirt hat, da diewichtigsten Bedürfnisse von Menschen und Vieh durch dieWintersaat befriedigt werden.

In jedem Fall wird bei größerem Feldbesitz die Möglich-keit vorhanden sein, verschiedene Böden für Winter- undSommersaat zu bestimmen. Dann könnte jährlich jeder Bodenseine Saat erhalten, der Boden der Wintersaat hätte jährlicheine sommerliche Pause, der Boden der Sommersaat einewinterliche Ruhezeit, die für gründliche Durcharbeitung desBodens benutzt werken kann. So berichtete Farah Täbri von

V

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es-salf, dag der Ackerbauer (Saddäd) zweierlei Land (wuchert,kasmSn) bearbeiten lasse, das eine sei „das Gebiet für denwinterlichen Ackerbau" (el-wuQh lezer el-feläfya eä-äetawlje)bezw. „das Stück für die Wintersaat" (el-kasm le'a$al zeraatel-hubüb e$-äitawije), das andere (el-wutfh el-täni) diene der„Sommersaat" (lizerä'at el-lyubüb e§-$efije). Man redet dannauch schlechtweg von „Wintergebiet" und „Sommergebiet"(wutjh Sitawi und wu§h §efi). Das gibt dann die Möglichkeit,mit der Bestimmung der Gebiete zu wechseln und dadurch aufdie Kraft des Bodens Rücksicht zu nehmen (s. u.). Bei Ver-pachtung von Ackerland auf ein Jahr ist die übliche Pachtzeitvom März bis zum August des folgenden Jahres, welche dieMöglichkeit einer Bestellung mit Sommer- und Wintersaat gibtund offen lägt, ob der Besitzer nach Ablauf der Pacht Winter-oder Sommersaat vornehmen will. Man weig augerdem sehrwohl, dag beständige Wiederholung derselben Fruchtart nichtnützlich ist. Besonders das Kafferkorn bedeutet starke Aus-nutzung des Bodens und fordert, dag man den Acker eineWeile brach liegen lasse oder wenigstens eine minder an-spruchsvolle Winterfrucht wie Linsen ('adas) oder Knotenwicke{kirsenne) einschalte. Auch kommt es vor, dag ein Besitzerdie nötigen Kräfte an Menschen und Tieren sowie den erforder-lichen Samen nicht zur Verfügung hat, um sein ganzes Landzu bearbeiten, auch keine Hinreichendes versprechenden Pächterdafür findet, so dag deshalb ein Teil seines Landes brachbleiben mug. Kaum einer wird, wie es eine unterhaltendeErzählung von einem Beduinen voraussetzt,1) in die Stadtgehen und da Geld borgen, um vier Joch Ochsen (arba'fadädin bakar) und Saatgut (bdär) zu kaufen und damit seinLand zu bestellen.

Die übliche arabische Bezeichnung für die Brache, bür,besagt nur, dag der Boden einsam blieb. Ein Volksspruchlautet: darb is-sehl lau därat, bint ig-guäd lau bärat, „Denebenen Weg (nimm), auch wenn er sich windet, die Tochter

l) Schmidt-Kahle, Volkserzählungen 118, 11.

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von Edeln, auch wenn sie unbeachtet ist." Von einer Waresagt man: fyäda es-sinf min el-bidä'a bär ö kisid1) fid-dukkän,„Diese Art Waren blieb im Laden, wurde nicht begehrt."Ebenso ist es gemeint, wenn man vom Boden sagt: bärat, unddamit nach a l - B i s t a n i mitteilen will, dag „er nicht gesät undnicht angebaut wird" (tarn tuzra' walam tu'mar). bauwarel-ard heigt: „das Land unbesät lassen". Das Gegenstück zubür ist lamär, das „bebaute Land". Darum heigt es im Sprich-wort:2) budrub fil-bür Ijatta jisma' Uli fil-'amär. „Er klopftauf die Brache, damit es höre, wer im bebauten Lande ist."

Nach dem Obengesagten ist erklärlich, dag meine Nach-frage nach der allgemeinen Ordnung der Feldbestellung in ver-schiedenen Gegenden recht verschiedene Antworten erhielt. Inrämalläh bezeichnete man als das Gewöhnliche, dag keineSommersaat stattfinde. Statt ihrer werde im Frühjahr einVorpflügen (keräb) ausgeführt, worauf im Herbst das Saat-pflügen (fyrät) für die Wintersaat stattfinde. Das bedeutetBrache (bür) von der Ernte der Wintersaat (Juni) bis zumMärz des nächsten Jahres. Die Möglichkeit ist aber auch vor-handen, dag die Saat ein Jahr ganz ausgesetzt wird, so dagerst im zweiten Jahr das Vorpflügen die neue Saat einleitet.Dann liegt das Land ein volles Jahr länger brach. NachBeschara Cana'än wird in betfjäla guter Boden jedes Jahr,geringer Boden jedes zweite Jahr bebaut, wobei man zuweilendieselbe Getreideart zwei oder drei Jahre hintereinanderanwendet. Doch gibt es auch eine Aufeinanderfolge vonWintersaat, Brache, Sommersaat und Wintersaat, welche vor-aussetzt, dag zwischen der ersten Wintersaat und der Sommer-saat neun Monate Pause liegen und dag nach der zweitenWintersaat mit etwa vier- bis fünfmonatlicher Pause der neueTurnus mit Wintersaat wieder beginnt. Dabei liebt man es,dreierlei, also verschiedene Arten der Feldfrüchte, im Gang zuhaben, aber wohl auch unter Umständen verschiedenen Lauf

') Mir wurde käsde, von der nicht geforderten Ware gesagt, alsfellachischer Ausdruck bezeichnet, beduinisch sei bäire.

•) Baumann , ZDPV 1916, S. 178, vgl. E i n s l e r , Mosaik, S. 83.

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des Turnus auf den einzelnen Feldern (vgl. S. 132). GeringerBoden könnte ausschlieglich für Wintersaat bestimmt werden,hätte also jedes Jahr seine sommerliche Ruhezeit, wenn nichteine längere Pause nötig befunden wird. Tau f ik Can a 'anberichtet1) aus der Gegend von Jerusalem, dag der Bauergewöhnlich, aber keineswegs immer, jedes Jahr einen Teilseiner Länder „ruhen" lasse (tirtäfy, titraijafy). Das geschehedadurch, dag er ihn gar nicht bearbeitet, oder dag er das ersteJahr nur Wintersaat (zar1 äitawi)*) das zweite nur Sommersaat(zar1 $Sfi) anwendet, was eine Pause von neun Monaten bedeutet.Solches Land nenne man ar4 keräb, offenbar, weil das Vor-pflügen {herab) jedes Jahr statthat, während das mehrfach mitderselben Saat behandelte Land ar4 Silf heige, doch wohl, weiles einer Eisenrute gleicht (S. 24), wenn es nicht betrachtet wirdwie mit einer Eisenrute behandelt. Dabei unterscheidet manbei dem keräb-Lande das keräb rabl'i, also das „Frühlings-keräb", bei dem das Vorpflügen die Wintersaat vorbereitet,von dem keräb ?$fi, dem Sommer-Areröö, das der Vorbereitungder Sommersaat gilt. — Aus Bethlehem wird berichtet, dagman kräftigen Boden jedes Jahr für Sommer- oder Wintersaatin Anspruch nehmen könne, während man bei schwachemBoden stets ein Brachejahr einschalte.

In der Belka, wenn man zweierlei Saatland hat (S. 131 f.) ver-meidet man jedenfalls, zwei Jahre hintereinander Kafferkorn aufdasselbe Land zu säen, weil die Ausnutzung zu stark wäre,und nimmt deshalb das dies Jahr für Sommersaat benutzteGebiet im nächsten Jahr für Wintersaat, was eine Brachezeitvon über einem Jahr bedeuten würde, wenn nicht doch einVorpflügen {keräb) im Beginn des nächsten Sommers vor-genommen wird. Sonst ist auch die Möglichkeit vorhanden,dag man auf dem Gebiet der Wintersaat keine Sommersaat,sondern erst im Herbst des nächsten Jahres die Wintersaatfolgen lägt, so dag auch hier eine Pause von etwa 16 Monateneintritt.

') ZDMG 70, 8. 166. *) Canaan schreibt iatawe,

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In Merjj 'Ajän an der Nordgrenze Palästinas kannte mankeine feste Regel für die Brache, wohl aber den Wechsel vonWeizen und Gerste mit Hülsenfrüchten oder auch Gurken.Am See von Tiberias scheinen die beiden Möglichkeiten dasEntscheidende zu sein,1) dag entweder die Winterfrucht un-mittelbar auf die Sommerfrucht folgt oder dag nach derSommerfrucht eine durch ein Vorpflügen unterbrochene Brache-zeit8) eintritt, die im Spätherbst mit der Wintersaat endet

Im Gibäl bei ef-taflle galt als das Gewöhnliche blogeWintersaat, im ersten Jahr mit blogem Saatpflügen {herät), imzweiten Jahr Brache {bür), aber nicht ohne Vorpflügen {keräb)und im Herbst Saatpflügen {fyerät). Nur Wohlhabende schal-teten Sommersaat von Kafferkorn ein, die sie durch ein erstesPflügen {Skäk) im Herbst und ein zweites Pflügen {ienäje) imFrühling vorbereiteten. Verzichteten sie darauf, so liegen siedas doppelte oder einfache Pflügen — das letztere heigt auchhier keräb — der Getreidesaat des kommenden Winters zu-gute kommen, die dann keines anderen Vorpflügens {äkäk)bedarf.

Aus wirtschaftlichen Gründen wird gern in den Anfang desSommers gelegt die U r b a r m a c h u n g von unbebautem Lande{fyräb). In rämalläh nannte man diese Bearbeitung 'amär.Man „baut das Ödland"^ {bi'ammeru el-etyräb) durch ein erstesPflügen {keräb). Bei Genin, wo man den Neubruch kesärnannte, arbeiteten zuerst vier Männer mit der Hacke {manküS),sie rissen den Boden auf, Frauen lasen die herausgekommenenSteine, mit denen sie Grenzwälle machten, das Pflügen solltedann folgen. Am Tiberiassee vollzieht man die ksära durchein gründliches Pflügen, dem womöglich ein zweites und drittesPflügen folgen soll, ehe es zum Saatpflügen kommt; denn „jedePflugschar hat Wirkung" {kull sikke Una 'amat).3) Man fürchtetdas hier bür genannte Ödland als wenig Ertrag versprechend

l) Nach S o n n e n , Blblica 1927, S. 77.') Der Ausdruck Brache {bar) wird dort wie in Merfi 'AJOn nur für

völlig unbebautes Land gebraucht, das des Neubruches bedarf.•) S o n n e n , Bibllca 1927, S. 77f.

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und sagt deshalb von ihm: el-bür ju&rik walau 'ala 4ahreij-§amal, „Das Ödland verbrennt den Ertrag, auch wenn erauf dem Rücken des Kamels wäre," das heißt, selbst noch aufdem Wege zur Tenne, was nur sagen soll, dag man von ihmwenig zu erwarten hat Dazu stimmt, dag in el-kerak Ödland(hräb) auf drei Jahre umsonst verpachtet wird, der Pächterbehält den ganzen Ertrag, weil er das Verdienst hat, das Land„angebaut zu haben" ('ammarha).1)

Im Al te r tum.Im Altertum waren die klimatischen Verhältnisse die

gleichen (Bd. I, S. 4f. 198f.), in bezug auf die Saat hatte ichBd. I, S. 403 ff. ausgeführt, dag die Wintersaat im wesentlichender heutigen entsprach, während die Sommersaat eine viel ein-geschränktere gewesen sein mug, so sehr, dag sie in der alt-testamentlichen Zeit wohl meist ganz wegfiel. Das bedeutet,

^dag damals die volle Kraft der Landwirtschaft sich auf dieWintersaat konzentrierte und dag dann nur die Frage war, obman sie jedes Jahr eintreten lieg und in welcher Weise mansie vorbereitete. Wurde sie nur jedes zweite Jahr angewandt,so ergab dies ein volles Brachejahr, in welchem das Landruhte, geschah sie jährlich, so hätte das Land zwischen Ernteund neuer Bestellung nur etwa vier bis fünf Monate brachgelegen.

Im Alten Testament ist von einer Ruhezeit der Äcker nurinsofern die Rede, als das Gesetz 2. M. 23, 10, 3. M. 25, 2 ff. dieBebauung des Landes in jedem siebenten Jahr und 3. M. 25, 8 ff.in jedem fünfzigsten Jahr verbietet, dies nicht unter demGesichtspunkt der Erzielung besserer Erträge, auch nicht nur,um den Armen und den wilden Tieren etwas zuzuwenden(2. M. 23, 11), sondern, wenn den Besitzern das Ernten ver-boten, aber doch erlaubt wird, mit den anderen von dem zuessen, was ohne neue Saat auf dem Felde wächst, in ersterLinie, damit der von Gott Israel gebotene Sabbat auch im

Jahreslauf und für das bebaute Land in Erscheinung trete undauf diese Weise klar werde, dag nicht der Mensch, sondernGott über das von ihm Israel gegebene Land verfügt, wie erauch die Zeit in seiner Hand hat. Es wird 3. M. 26,34 f.,2. Chr. 36, 21, 3. Esr. 1, 55 vorausgesetzt, dag diese Ordnungnicht durchgeführt wurde. Erst 1. Makk. 6, 53 findet sich einZeugnis für wirkliche Befolgung und Jubil. 50, 3 eine neue Ein-schärfung. Mischna, Tosephta und palästinischer Talmud er-örtern im Traktat Schebi'It die Durchführung des Gesetzes imeinzelnen, ohne dag klar würde, wie weit diese Anordnungentatsächlich befolgt wurden. Vogels te in 1 ) sagt, man habedas Gesetz sogar überboten und das Land in sieben Jahrenmehrmals ruhen lassen, was als das beste System gegoltenhabe. Aber die dafür angeführte Stelle2) stellt nur einandergegenüber das göttliche Gebot, welches ein Ruhejahr in siebenJahren vorschreibt und die Praxis derjenigen Israeliten, welcheGottes Willen nicht tun wollen und deshalb immer ein Jahrdas Land nur aufbrechen und im zweiten Jahr säen, so dagauf diese Weise innerhalb von sieben Jahren vier „Erlagjahre"erscheinen. Es mag üblich gewesen sein, entweder das ganzeoder das halbe Feld ein Jahr ruhen zu lassen, aber im Ruhe-jahr das Feld aufzubrechen (hebr. när), so dag es dann alsBruchfeld {nir) zu benennen ist,3) also zu verfahren, wie es beief-tafile noch heute geschieht. Bei Pacht auf längere Zeitwird es als erlaubt betrachtet,4) mehrere Jahre der Saat aufmehrere Jahre des Aufbrechens folgen zu lassen.5) Es giltjedenfalls als für den Ertrag wichtig, den Acker ein Jahr mitAufbrechen ruhen zu lassen.6) Auch für die Erstfruchtgabe{'ömer) an das Heiligtum, vielleicht für alle Opfer vom Getreide,hält man es für das Richtige, das Feld im ersten Jahre zu brechen

l) M u s i l , Arabia Petraea III, S. 295.

*) Landwirtschaft , S. 48 f.2) Mekh. zu 2. M. 23, 10 (Ausg. Fr iedm. 100b).3) Kil. n 8, IV 9, Pea II 1, Schebi. IV 3, Bab. b. II 8.*) Nach V o g e l s t e i n , S. 49, wäre dies ein besonderes System

gewesen.s) Tos. Bab. m. IX 25. 6) Vgl. Tos. Bab. m. IX 7. 8. 24.

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(när) und im zweiten Jahre zu pflügen und zu säen.1) AuchSpr. 13, 23 ist betont, daß Umbruchland (nlr) selbst den ArmenFülle von Speise bringt. Ein Umbruchland hat zu seinerselbstverständlichen Voraussetzung, dag das Land vorher brach-gelegen hat, obwohl es-unveranlagt ist, ihm ein volles Brache-jahr vorangehen zu lassen. Man würde annehmen, dag dasLand im Vorjahre Getreide getragen hat, also seit dem Anfangdes Sommers brachlag, bis etwa am Ende des darauf fol-genden Winters der Umbruch erfolgte. Maimonides hat nichtmit Unrecht das arab. keräb für hebr. nlr herangezogen,8) weildies in der Tat für ein vorläufiges Umbrechen des Ackerbodensgebraucht wird (S. 133). Ihm ist nir3): el-ard illädi kad uklibatbil-fyerät „das Land, das durch das Pflügen umgewandt wurde",oder4): el-kalüb (el-maklüb?) „das Umgewandte". Ein Pächterkann sich verpflichtet haben, sein Feld zu brechen (när), zubesäen, zu jäten, zu ernten und den Getreidehaufen auf-zurichten.6) Es ist denkbar, dag der Ausdruck nlr auch fürdas erstmalige Pflügen von „jungfräulichem Boden" (betülatadämä)6) oder „Ödland" (fyarebä)7) diente, obwohl ich keinenBeweis dafür finde. Jedenfalls hat man kein Recht, das bib-lische nlr ohne weiteres mit „Neubruch" zu übersetzen.Spr. 13, 23 wird der gute Ertrag des nlr gerühmt. Jerem. 4, 3,Hos. 10, 12 liegt der Nachdruck darauf, dag man nicht auf dasvon Disteln überwucherte ungepflügte Land säen soll, sondernauf wohl vorbereiteten Boden, den man vor der Saat her-zustellen hat. Das Brechen des Landes ist eben eine zuweilenunterlassene besondere Leistung, ohne welche das mit der Saatverbundene Pflügen nicht zum gleichen Ziel führen würde.

Die Benennung des vom Pfluge auf eine Weile unberührtenBodens ist bür, Plur. büräöt (büräjöt), das in der Mischna

•) Men. VIII 2, Tos. Men. IX 3 (wo für glnlröt zu lesen ninnöröt„aufgebrochene"), b. Men. 85a (wo MS. M. nönäröt).

*) Pea II 1 (Ausg. Herzog), wo das Kaph von keräb nicht denPunkt haben sollte, der es zu Cheth macht.

3) Pea II 1. 4) Pea IV 9. ») Tos. Bab. m. IX 13.•) Tos. Schebl. HI 15, vgl. oben 8. 25. 7) b. Taan. 25b.

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öfters neben nlr erscheint,1) während ea im biblischen Hebräischwohl zufällig fehlt.*) Man hat auch das Zeitwort höblr, höblr„unbebaut lassen"s) als den Gegensatz des Bearbeitens ('äbad,vgl. 'äbad adämä Spr. 12, 11; 28, 19, Sir. 20, 28). Maimonideserklärt4) bür als el-ard illädi lam tumar bal buwwirat „dasLand, welches nicht bebaut, sondern unbebaut gelassen wurde",oder el-ard el-bäira „das unbebaut gelassene Land". Streng-genommen kann der Ausdruck nicht angewandt werden, wennnur die natürliche Pause zwischen der Ernte im Frühsommerund dem Pflügen im Herbst oder Frühwinter verstreicht. EinLand ist bür, wenn zur Zeit des Pflügens, und zwar des erstenAufbrechens des Bodens, dies Pflügen nicht statthatte. DasTargum setzt Jes. 7, 23f.; 27,4 den Distelnamen Saßt in bürum, weil es an den Wildwuchs des Brachfeldes denkt, und esredet Jerem. 12, 13 vom Säen auf bejär, weil die Ernte inDornen (kubbln) besteht, die offenbar dort die Herrschafthaben. So wichtig es ist, Brache durch ein Vorpflügen zubrechen, so tut doch, wer Mischna repetiert, sehr unrecht,wenn er diese Tätigkeit durch den Lobpreis eines schönenBruchfeldes (mä näe nir ze) unterbricht.6)

B. Das Düngen.Der Ersatz der dem Boden durch den Anbau entzogenen

Stoffe durch Dung (zibl) ist im heutigen Palästina bei denarabischen Bauern nirgends die Regel. Da die Rinder, Esel,Schafe und Ziegen vielfach nicht oder nur zeitweise im Stall

») Kil. II 8, IV 9, Pea II 1, vgl. 'Arakh. IX 1, für den Plural Tos.Bab. m. IX 17, b. Bab. b. 95 a.

2) Targum Onk. und Jer. I deuten etän 5. M. 21, 4 als bejär, veran-lagt durch Siphre zur Stelle (112*), wonach es als fcOSe „schwierig" zuverstehen ist und jedenfalls der betreffende Ort nicht bearbeitet werdendarf. •) Bab. m. IX 3, 'Arakh. IX 1, Tos. Keth. IV 10.

*) Zu Pea II 1, Kil. IV 9. J) Ab. Ill 8.

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wohnen, entsteht nicht viel Stalldung, der zu verwerten wäre.Daraus folgt nicht, dag der Dung gar nicht beachtet würde,man hat Bezeichnungen für jede Art der Exkremente. Pferde-und Eseldung ist röt, rlt oder §öm, Rinderdung, wenn geformt,lati', Plur. lafüt, wenn flüssig fyräk oder §tät, Schafdung geformtba'r, flüssig rib'i, Kameldung röt, ba'r, fyaraz oder lati',Menschenkot fyarä. Beim Dorfe hat man gern einen Dünger-platz (mezbale, mikbä), wo im Winter der Dünger aufgehäuftwird, um ihn im Sommer zu bearbeiten. Selbst das Sprich-wort sagt1): mä balad illa ilha mezbale „Kein Dorf ist ohneDungplatz". Nach dem Dungplatz wird auch die Asche ausden Häusern und Backöfen gebracht. Da die Häuser keineAbtritte haben, sollte auch der Menschenkot dort seinen Ortfinden, was aber oft nicht der Fall ist. In jedem Fall ent-stehen bei hochgelegenen Dörfern am Rande des Abhangsunterhalb derselben im Lauf der Zeiten gewaltige Vorsprüngevon Dung- und Abfallmassen, deren Wert für die Düngungvon Feldern in neuer Zeit von europäischen Kolonisten erkanntwurde. Der flüssige Rinderdung wird in Mischung mit grobemHäcksel mit den Fügen getreten und von den Frauen zu Mist-kuchen (kräs §elle, Sing, kur? gelle) geformt, die an der Haus-wand getrocknet und zuweilen in kegelförmigen Haufen (Söneteg-tfelle) zur Benutzung bereitgehalten werden. Sie dienen alswichtiges Heizmaterial in Palästina wie in Ägypten für dasBackgerät und beim Brennen des von den Frauen gefertigtenTongeschirrs. Auch trockener Mist von Pferden, Schafen undKamelen wird für denselben Zweck verwandt. Beduinen bringenihn gelegentlich zum Verkauf (Canaan).

Vor allem geschieht oft ein Düngen {zabbal) von Gemüseland.Bei Aleppo wurde auch nach Getreidefeldern Mist geführt, dortaufgehäuft und mit Körben vor dem Pflügen ausgestreut. Hierstreute man Dung {sawäd) stets auf Rübenbeete und lockertedabei den Boden mit einer kleinen eisernen Hacke (jzele)(vgl. S. 121). Das technische Wort für das Düngen ist

l) Einsler, Mosaik, S. 92.

dann sauwad, eigentlich „schwärzen", weil der Boden vomDüngen dunkel wird.

Eine Art von Düngung des Getreidelandes geschieht da-durch, dag das Weidevieh (besonders Schafe und Ziegen, aberauch Rinder) nach der Ernte, also in einer Zeit, in welchergrüner Wildwuchs nicht mehr vorhanden ist, auf die Feldergetrieben wird, wo es an den Stoppeln und dem sich aufihnen entwickelnden Unkraut Weide findet. Auch Pferdekönnen auf diese Weise Futter erhalten. Darum kann derDichter, wenn das Pferd nicht für den Krieg gebraucht wird,auffordern1): irbut h§änak bil-kasal ja sätir „Binde dein Pferdin die Stoppeln, du Kluger!" Der Mist, den die Tiere dabeiabwerfen, ist dann eine Ergänzung des Gehalts von Kali undPhosphorsäure im Boden. Dafür ist besonders wichtig, daßdie Tiere auch ihr Nachtlager auf den Feldern haben. Eskommt vor, dag ein Besitzer geradezu die Hirten veranlagt undsogar dafür bezahlt, daß sie mit ihren Schaf- und Ziegenherdenauf seinem brachliegenden oder abgeernteten Lande Quartiernehmen {bihatfgemu, bisauwu mehgam), in der Hoffnung, dagein besonders durch Kafferkorn stark ausgesogener Bodenwieder kräftig (kauwi) wird (rämalläh, es-salt). Dabei wirdmeist keine besondere Einzäumung (§ir)*) aus Steinen undDornen für das Nachtlager hergestellt, wie sie in der Wildnisvorkommt. In jedem Fall wird der Hirte einige Steine zueinem kleinen Wall zusammenlegen können, der ihn selbst vordem Westwind schützt.

Zur Verbesserung des Bodens dient es auch, wenn beistark gewachsenem und , dürr gewordenem Unkraut beimPflügen oder vor dem Pflügen das Kraut auf dem Felde ab-gebrannt oder zu Haufen gesammelt und dann verbrannt wird,so dag die Asche beim Pflügen in den Boden kommt. Sosagte man mir in Nordgaliläa {Mer§ 'Ajün), dag man das nichtabgeweidete Unkraut schlieglich beim Pflügen ausreige und

») Pal. Diwan, S. 208.*) In el-mälha hatte man für einen sehr großen ?ir die Bezeichnung

meräh „Ruheplatz", die man in Afergf 'Ajün auf den Schaf stall anwandte.

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verbrenne. Auch bei Jerusalem ist dazu Anlag. Die Distelnlösen sich beim Pflügen, der Wind treibt sie zusammen, manhäuft sie auf und verbrennt sie (bikaumu eS-Sök ubifyrekQhum).Im Jordantal westlich ed-dämie sah ich im April, dag man dieDornsträucher auf den Feldern abbrannte. Es geschah, umden Boden für die Sommersaat vorzubereiten. Als ich beiel-kerak und auf dem Nebo den entsprechenden Vorgang beob-achtete, wurde betont: es-sakan mellfy „Die Asche ist gut".Man kannte also den Nutzen des Vorgangs für das Land, ob-wohl vielfach nur der Wunsch, ein Hindernis für den Anbauzu entfernen, das Maggebende sein wird, wie es geschieht,wenn man am See von Tiberias die allerdings um diese Zeitnoch grünen Disteln vor dem letzten Pflügen für die Sommer-saat abmäht und wegschafft.1) Dag das Abbrennen des Landes,das auch P a r m e n t i e r 2 ) in Palästina mehrfach beobachtete,Schaden anrichten kann, wenn es auf nützliche Sträucher undBäume übergreift, ist gewig. Trotzdem wird nicht zu leugnensein, dag es in vielen Fällen und bei sorgsamer Überwachungzum Vorteil des Ackerbodens ist. — Welchen wichtigen Vorteildas bloge Einpflügen des Unkrauts bringt, wird unter XIIausgeführt.

Im Al ter tum.Nur als eine verachtete Sache, nicht, wie Voge l s t e in

sagt,3) als zum Düngen des Feldes bestimmt, wird im AltenTestament der Mist {dornen) erwähnt. Nur in der Nennungseines Orts („auf der Erde", „auf dem Felde") kann 2. Kön. 9,37,Jerem. 8,2; 9,21; 16,4; 25,33, Ps. 83,11 eine Andeutung seinerVerwendung für die Verbesserung des Bodens gefunden werden.Auch Jes. 34, 7, wo der Erdboden mit Blut getränkt und mitFett gesättigt wird, mag die Sitte des Düngens im Hintergrundeliegen. Wenn Jes. 25, 10 Häcksel in den Misthaufen getretenwird, sollte man nicht an Bauzwecke denken, sondern entweder

*) Sonnen, Bibllca 1927, S. 87.3) L'Agrlculture en Syrie et en Palestine, S. 13.s) Landwirtschaft, S. 18.

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an Felddünger oder an Verwendung des Mists für das Back-feuer, wobei das Treten noch heute vorkommt (S. 140). Brotauf Menschenkot {gelSIS ädäm) zu backen, wäre freilich ent-setzlich, ein Backen auf Rinderkot (§ephi'§ hab-bäkär) nochschlimm genug (Ez. 4,12. 15), es geht allerdings auch weit hin-aus über die arabische Verwendung des Dunges zum äußerenErhitzen der Backschüssel {fäbün). In einer Zeit, in welcherRindvieh gemästet wurde, um als Nahrung zu dienen, und des-halb Kälber im Stall standen (1. Sam. 28, 24, Jerem. 46, 21,Am. 6, 4, Mal. 3, 20, Sir. 38, 26, Matth. 22, 4, Luk. 15, 23. 27. 30),mug es Stalldung überall gegeben haben. Das wurde anders,als die arabische Sitte, vorwiegend Schaffleisch zu essen, Rind-und Kalbfleisch in Palästina auger Gebrauch brachte und da-durch die Grogviehwirtschaft eines wichtigen Zweckes beraubte.

Zuerst Luk. 13, 8; 14, 35 wird die Nützlichkeit des Dunges,für den man verdorbenes Salz nicht anwenden könnte, klarbezeugt vorausgesetzt. Für das jüdische Recht ist das Düngeneine gewöhnliche Sache.1) Zu den am Sabbat verbotenenArbeiten zum Nutzen des Ackerbodens gehört neben demHacken das Düngen {zibbet) und das Pferchen (dijjer)2)(s. weiter unten). „Dies Feld, sooft du es düngst und behackst,bringt Früchte," sagt ein Midrasch.3) Selbst in der Zeit desExils bringt Palästina Früchte, „weil man es düngt".4) Es istbesser, ein Feld zu pachten und es zu düngen und zu hacken,als viele Felder zu pachten und brachliegen zu lassen.5) DasHacken ('idder) hing, wie es scheint, mit dem Düngen stets zu-sammen6) und sollte wohl den ausgestreuten Dünger in dieErde bringen. Der Dünger (zöbel) ist als eine wertvolle Sacheauch ein Handelsartikel,7) den man sich sichern kann.8) Er

l) Für die Einzelheiten s. V o g e l s t e i n , Landwirtschaft, S. 18ff.,K r a u § , Talm. Arch. II, S. 167ff.

») j . Schabb. 9d. s) Ber. R. 72 (156b).*) j . Ta'an. 69b, Pesikt. 114», Ekha R. Peth. 34 (17»).s) Ber. R. 82 (I75b), auf einen Garten angewandt Koh. R. 4, 6 (89b).8) Schebi. II 2, j . SchebL 33d, Schabb. 9d (hier das Hacken vor dem

Düngen), Midr. Tanch. Mischp. (43b). 7) Jom. V 6. 8) Bab. m. V 7.

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wird in Körben aufs Feld gebracht1) und dort in Misthaufen{aSpattöt)*) niedergelegt, um dann ausgestreut zu werden.Nach V o g e l s t e i n 3 ) wäre der Dung mit Mistgabeln fort-geschafft worden. Aber die Hacke (ma'der) eignet sich nurzur Bewegung von auf der Erde liegendem Dung, auch redetdie Tosephta nur von einem Hacken ('ädar) des Dunges, „damiter sich öffne". Körbe sind ein zum Ausstreuen des Dungesbrauchbares Mittel, das auch heute verwandt wird (S. 140), undMistkörbe waren ja nach der jüdischen Tradition neben Häcksel-körben und Strohkörben vorhanden.5) Das Dungtor von Jeru-salem (Sa'ar hä-aäpöt Neh. 2, 13; 3, 14; 12, 31)6) muß die Stellegewesen sein, wo man den Unrat der Stadt hinaus ins Talführte. Stroh (ka£) und Häcksel {Üben) von der Tenne sowiefeiner Sand dienten ebenfalls als Dünger.7) Gurken- und Kürbis-felder werden mit Dünger bedacht,8) aber jedem Felde ist ernützlich (s. o.). Doch soll aus Reinheitsgründen von gedüngtemLande (b§t haz-zebällm) kein Getreide als Opfergabe verwandtwerden.9)

Auch das Düngen eines Feldes durch Kleinvieh, das daraufin einem P f e r c h (der10) oder sahar11)) hauste, kam vor.12) Mannannte dies ein dijjer des Feldes13) und hatte eine besondereMethode der Ausführung im Sabbatjahr,14) die V o g e l s t e i n

») Schebi. III 2, Schabb. VIII 5, Bab. m. X 5, Kel. XXIV 9.•) Schebi. I I I 1—3. 10, Bab. b . V 3.•) A. a. O., S. 21. 37. *) Tos. Schebi. II 14.») Kel. XXIV 9, Midr. Tanch., KI t issä (53*).6) Vgl. Je rusa lem und sein Gelände, S. 198.7) Bab. k. III 3, Schabb. VIII 5 ; Tos. Schebi. II 14, Bab. k. II 7.8) Schebi. II 2. 9) Men. VIII 2. 3. 6.

10) 'Er . II 3, IV 1, Bab. k. V I 1 ; Tos. 'Er . II 2, Schabb. X 1, Bab. k. X 33,Bekhor. VII 2.

") Schebi. III 4, 'Er. II 3; Tos. Schebi. II15-19, Schabb. X 1, 'Er. II 2.Der Unterschied von d§r und sahar, die öfters nebeneinander genanntwerden, ist nicht deutlich.

u) Schebi. HI 4, IV 2, Tos. Schebi. H 15.») Schebi. m 4, Tos. Schebi. II 15. 20.u) Schebi. m 4, Tos. Schebi. II 15-18.

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(S. 21) mit Unrecht als normal betrachtet. Da man auch inälterer Zeit die Schafhürden (gidröt ha?-?ön) kannte (4. M. 32,16.24.36, l .Sam. 24, 4, Zeph. 2, 6, vgl. Luk. 2, 8),1) die Targ.Jer. I 4. M. 32,16 als dlrin bezeichnet, ist nicht zu bezweifeln,dag das Futterbedürfnis ebenso wie der Wunsch zu düngenschon damals das Übernachten von Herden auf abgeerntetenFeldern und Brachfeldern veranlagte.

Wenn Josephs Brüder 1. M. 37,12. 17 das Kleinvieh ihresVaters erst bei Sichem, dann bei Dothan weideten, ist wohl andie Ackerebenen von Sichem und Dothan und ihre abgeerntetenFelder gedacht, zumal ein Erntetraum (1. M. 37, 7) der Wan-derung mit dem Kleinvieh voranging und nur im Sommer eineso weite Wanderung mit den Herden von Hebron aus ver-anlagt war. Das Gesetz behandelt 2. M. 22, 4 den Fall, dag aufdem Felde weidendes Vieh in das Feld eines anderen Besitzerseinbricht, und ^das jüdische Recht2) beantwortet die Frage, obder Viehbesitzer bei gehörigem Verschlug der Hürde (der) oderbei Aufsicht durch eine rechtsfähige Person ersatzpflichtig ist,was geleugnet wird.

Das Verbrennen von Dornen auf dem Felde nach derErnte war eine oft vorkommende Sache. Weil es Schaden an-richten kann, hat das Recht Veranlassung, sich mit den Folgenzu befassen, die eintreten, wenn der Brand auf fremdes Gebietüberschreitet und dort durch Vermittlung von brennendenDornen Wertvolles zerstört (2. M. 22, 5).s) Nirgends wird derNutzen der entstehenden Asche betont, nur Wertloses und Un-verwendbares wird beseitigt, wenn man Stroh (#a$) verbrennt.(Jes. 5, 24; 47,14; Jo. 2, 5, Nah. 1, 10, Ob. 18), ohne dag klarwürde, dag es sich dabei um die Stoppeln auf dem Feldehandelt, von denen aber im jüdischen Recht die Rede ist, wennangeordnet wird,4) dag das Verbrennen der faSSln auf den

') Vgl. Or te und W e g e J e s u 8 , S. 51 f.J) Bab. k. VI 1. 2, Tos . Bab. k. VI 20, Mekb. zu 2. M. 22, 4 (90b) .3) Vg l . Bab. k . VI 4, Tos . Bab. k. VI 22, Mekh. zu 2. M. 22, 5 (90b) .4) Tos. Pea II 19.O aim an, Arbeit u. Sitte in Palastina. Bd. II. JQ

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Streifen (äüröt) des Getreidelandes bis Pfingsten (Juni) oderNeujahr (Oktober), auf Bewässerungsland „sofort" (nach derErnte) beendet sein soll. Ez. 28,18 kann das Bild des Feuers,das zu Asche auf der Erde macht, mit einer derartigen Sittezusammenhängen. Auch Hebr.6,8 ist es der Ackerboden, auf demDornen und Disteln als unbrauchbar verbrannt werden, währendMatth.3,12; 13,30.40, Luk.3,17 vom Verbrennen unbrauchbarerTeile der Ernte auf der Tenne die Rede ist. Ebenso ist dasVerbrennen von Rohrdickicht und Palmenschößlingen zwar demFelde nützlich,1) aber doch nur, damit für die NutzpflanzenRaum werde, wie es auch heute in erster Linie gedacht wird.Daß die Asche dabei als Dung betrachtet sei, nehmen V o g e l -s t e in 2 ) und Krauß 3 ) an. Aber die einzige Stelle, die diesbezeugen soll,4) sagt nur, daß das für das Tragen von Dungam Sabbat strafbare Maß auch für Sand, Erde und Asche gelte.Sonst gibt es Überlegungen über die Asche von Opfertieren,5)aus denen man schließen kann, daß anderweite Verwendung inFrage steht. Aber über eine bloße Vermutung, daß es sichdabei um Düngung handele, kommt man nicht hinaus. KeinZweifel besteht, daß das Düngen damals als eine wichtige Sachegalt. Als ein Feld schlechtesten Bodens {zibbörlt) verpachtetwird und nur 1 Kor Weizen bringt, betonen die Pächter vordem Besitzer: „Du weißt, daß jenes Feld früher nichts brachte,und jetzt, da wir es gedüngt, behackt, gejätet und bewässerthaben, bringt es nur 1 Kor," ein Bild der Leistung Israels, diees trotz des ihm angeborenen bösen Triebes doch noch zuwegebringt.6) Wenn der Weinstock trotz Grabens und Düngens keineFrucht bringt, ist er wert, ausgerodet zu werden (Luk. 13, 8 f.).

') j . Schabb. 10», v g l . ' A b . z. 4 1 d . ») Landwirtschaft, S. 19.8) Talm. Arch. I I , S. 167. 551.4) Tos. Schabb. VIII 19 lies kebaz-z6bel, vgl. Mischna Schabb. VIII 5.5) Schek. VII 7, Pa r . IX 7, Tos. Par . IX 8.8) Ab. de R. Nath. XVI, Jalk. Mach, zu P s . 103, 14 (67«).

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C. Der Pflüger.Der Landbesitzer kann selbst Pflüger sein, man nennt ihn

in jedem Fall äaddäd, weil es ihm eigen ist, Pflugtiere an denPflug durch Vermittlung des Joches anzuschirren (Sadd). DasGeschäft des Pflügens und Säens heißt deshalb äadad und dasAckerland als solches ard Sadad. Man sagt von einem reichenGrundbesitzer: §addäd keblr mabsüf hü, Sädid hamsta'Sarö 'eärin feddän, hü imaSSi fil-kerje el-fülänije sitte fadädinwafil-kerje et-tänije sädid temäne fadädin wafil-makän et-tälitkamän hamse fadädin, „Er ist ein großer wohlhabender Acker-bauer, er schirrt fünfzehn oder zwanzig Joch an, in einer ge-wissen Ortschaft läßt er sechs Joch gehen und in einer zweitenOrtschaft acht Joch und an einem dritten Ort noch fünf Joch."Von einem Kleinbauern heißt es dagegen: hü felläh, 'äjiä minfilähatu, hü imaSSi lü faddän wahad ö Sädid faddänenf „Erist ein Bauer, der von seinem Ackerbau lebt, er läßt ein Jochgehen oder er schirrt zwei Joch an." Sein Ackerland ist un-bedeutend. Hätte er nur Landstreifen an Berghängen, würdeman nicht einmal von ard Sadad reden, weil da regelrechtesPflügen unmöglich ist, sondern nur von ard muftalah oder ardfeläha ( F a r a h Täbr i ) .

Einem tüchtigen Ackersmann können selbst Beduinen, diesonst die Bauern nicht hochachten, nachrühmen:1)

wen minsäso wen nirowen mthlat el-bedärhätu lo-s-sikke el-keblrejid'i biha-d-dire demär.„Wo ist sein Ochsenstecken, wo sein Joch?Wo der Sack für die Saat?Gebet ihm noch den großen Pflug,dann schlägt er damit die ganze Gegend in Trümmer."

Ein Besitzer von größerem Ackerland bedarf der Arbeiter,die für ihn pflügen, deren me'allim „Meister" er dann ist.Diese „Instleute" sind dann die eigentlichen harräfln. Bei

l) Musi l , Arabia Petraea III, S. 448.10*

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dient, ebenso wie Spr. 12,11; 28,19, wo der Bearbeiter seinesBodens ('öbßd admätö) sich an Brot sättigt. Kleinwirtschaftliegt auch vor, wenn die Söhne des Besitzers im Weingarten(Matth. 21, 28) oder auf dem Felde (Lk. 15,25) tätig sind.Wirtschaft in größerem Stil liegt vor, wenn ein Besitzer seinenWeingarten an yeaoyol gegen Ablieferung eines Teils derFrüchte verpachtet (Matth. 21, 33f., Mk. 12, lf., Lk. 20, 9f.).Das jüdische Recht zeigt vor allem, dag V e r p a c h t u n g einewohlbekannte und oft vorkommende Sache war. Man übt siein drei Formen: 1. als aiisüt, wobei der Pächter (äris, ba'al'artsütY) den Ertrag mit dem Besitzer teilt, auf Halbpart2) oderso, dag der Pächter nur ein Drittel oder Viertel abzugebenhat;3) 2. als hakhirät mit festbestimmter Leistung des Pächters{fyäkhir, fyökher, ba'al hakhirüt), die in natura zu erfolgen hat;*)oder 3. als sekhirüt „Miete", wobei der Mieter {sökher) denausgemachten Betrag in Geld zahlt,6) so dag unter Umständen700 Sus als Mietszahlung für ein Feld gelten, das auf ein Jahr-siebent gepachtet wurde.6) Nach Kraug 7 ) hätte der Pächterstets Aussaat, Geräte und Arbeitsvieh vom Besitzer erhalten.Dafür fehlen die Beweise. Gamliel hatte Pächter, denen erWeizen zur Saat nur lieh, auch sonst galt dies Verfahren alserlaubt.8) Es setzt voraus, dag der Besitzer nicht immer denSamen gibt. Der Midrasch9) bezeichnet es als das in derWelt Gewöhnliche, dag der Pächter Samen und Arbeit gibt,während der Besitzer den halben Ertrag nimmt. Nur Gotthandelt anders. Da einmal neben arisln und hakhiiin auchkablänin genannt werden10) und von kablänüt die Rede ist,11)

») Bikk. I 2 . 11, Chaii . IV 7, Bekh. I 2, II 3, B a b . m. V 8, Bab. b . X 4,Vaj . R. 9 (22b) .

3) Tos . Bab. m. IX 13, Sehern. R. 41 (96 *).s) Pes ik t . 99», Midr. Tanch . zu 5. M. 14, 22 (13 b ) .4) Dem. VI 1. 2, B ikk . I 2. 11, II 3, Tos . D e m . V I 2.5) Tos . Dem. VI 2. 8) Bab. m. IX 10. 7) Talm. Arch. I I , S. 109.8) Bab. mez . V 8, vg l . Tos . B a b . mez . VI 9, auch Ber . R. 45 (94b)

leiht m a n Samen vom König .9) Sehern. R. 41 (96»). I0) b . Mo. k . 11».

») Bab . b . X 4.

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hat man daraus auf eine besondere vierte Klasse der Pächterschliegen wollen, ohne angeben zu können, worin sie sich vonden arlsin unterscheidet.1) In Wirklichkeit ist jeder Pächterein kablän, weil er den Boden eines anderen unter gewissenVoraussetzungen empfängt, die er nicht verändern darf.")Auch ein Bauunternehmer kann deshalb kablän genanntwerden.8)

Nach J a r de4) haben die Griechen nur die Verpachtunggegen festen Betrag in natura oder Geld gekanni Es wäremöglich, dag die Verpachtung gegen Beteiligung am Ertrag imOrient seine Heimat hatte, wo sie einst in Mesopotamien geübtwurde6) und noch heute in Palästina (S. 150) wie auch inÄgypten6) die herrschende Methode ist. Die Feldarbeit mitgedungenen Arbeitern wird vor allem in den Grogbetriebreicher Grundbesitzer gehören, deren es in der herodianischenund römischen Zeit eine grögere Zahl gegeben haben mug.

D. Die Pflugtiere.Der nicht verschnittene S t i e r (/ör, Plur. tirän) ist im

grögten Teile Palästinas das üblichste Pflugtier, das freilichauch einmal ein schlechtes Beispiel geben kann. Das Sprich-wort sagt7): it-tilm el-a(wa$ min et-tör el-kebir, „Die krummeFurche kommt vom alten Stier." Doch werden in MerQ 'Ajündie Pflugochsen gern kastriert (ffa?a), um sie gefügiger und

*) Kraug , a. a. 0. H, S. 188f. 502, wonach wohl K l a u s n e r , Jesusvon Nazareth, S. 241. Maimonides, H. Sekhirüt XI 3, stellt die kablänütdem Recht des Lohnarbeiters gleich.

ä) Pea V 5, Bab. m. IX 1—10, Tos. Bab. m. IX 10—21.3) Schebi. in 9.*) Les C6r6ales dans VAntiquitö Grecque I (1925), S. 115.s) S. Sayce , Social Life among the Assyrians and Babylonians

S. 86f.8) A n d e r l i n d , Landwirtschaft in Egypten, S. 54f.7) Baue r , ZDPV 1898, S. 137, B a u m a n n , ZDPV 1916, S. 165.

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gelangt ist, tritt der Ochse in die eigentliche Arbeit ein. Sonach Pastor S a i d 'Abbüd in Bethlehem. Sonnen 1 ) be-schreibt den Hergang der Einübung am See von Tiberias.Zuerst wird der junge Ochs mit einem geübten zusammen-gekoppelt laufen gelassen, dann das Joch aufgelegt und einZweig angebunden, bis endlich der Pflug folgt. Der Ochsen-stecken, aber auch. Brennen an Schwanz und Ohr müssen dabeihelfen. — Auf diese Weise wird aus einem unerfahrenen CalQl,mafjhül, fa4ül) Tier ein „Arbeiter" ('ammäl), für den keineViehsteuer zu zahlen ist. So kann ein Bauer „vier Pflüge-ochsen" (arba'at rüs balcar 'ammälät) für seine Feldarbeit haben,während er vielleicht „zehn müßige Rinder (Kühe)" ('aäarat rüsbakar faddälät) für Milch und Nachkommenschaft daneben aufder Weide oder im Stall hat. Bei schwerem Boden wie bei'amiväs müssen vier Rinder gleichzeitig für einen Pflug zurVerfügung stehen, weil die Pflugtiere am Tage mehrfach ge-wechselt werden, um sich auszuruhen.2)

Fähigkeit zu schwerer Leistung wird vom Ochsen voraus-gesetzt, wenn man singt3):

ja hammi mä jeSVak tör 'ammälwalau juhrut 'al-kltfßn.„0 meine Sorge, dich hebt nicht weg ein Arbeitsstier,auch wenn er auf beiden Schultern (bald rechts,

bald links am Joch) pflügt."

Freilich Ermüdung kann auch eintreten, darum singt derDrescherknabe:

Sa 'addamak ja tör ja bahlaiitül el-ma'äni wil-fyerät el-büri.„Was macht dich müde, du törichter Stier?Die Länge der Saatfurche und das Pflügen der Brache?"

Erst im dritten Jahr pflegt man den Ochsen in die Arbeiteinzustellen. In rämalläh nennt man das Kalb im ersten Jahr

') Biblica 1927, S. 72 f.2) B a l d e n s p e r g e r , PEFQ 1906, S. 194.») Von 'Ode S, ä l ih durch Pastor Sa id 'Abbüd , Bethlehem, mir

mitgeteilt.

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'$1, im zweiten bakklr, im dritten ist es nicht mehr Kalb,sondern „Stier" (tör) bezw. Kuh (bakara). Weiter hinaus schobman dies Ziel bei Aleppo. Das einjährige Rind heißt hierftuäll,1) das zweijährige f/ö/zi, das dreijährige tlätt, erst dasvierjährige ist ein „Kalb" ('i§l) und das fünfjährige ein „Stier"(för) oder eine „Kuh" (bkara). Hier wird also die Ent-wicklungszeit länger hinausgeschoben. Die Frage ist, ob nichtdoch das nicht vollentwickelte Tier in die Arbeit eingestelltwird.

In der durch die Feldbestellung nicht in Anspruch ge-nommenen Zeit weiden die Pflügetiere mit dem anderen Viehoft in weiter Entfernung vom Hause des Bauern und findendabei oft nur dürftige Ernährung. Während der Pflügezeitwerden sie ins Haus genommen und müssen gut gefüttertwerden, um leistungsfähig zu sein. Das geschieht in der Regelnicht während der Tagesarbeit. Während der Pflüger Mittags-pause macht (S. 152 f.), legen sich die Tiere und ruhen oderweiden, wenn es in der Nähe junges Grün gibt. Aber jeden-falls nach der Tagesarbeit und früh morgens vor Sonnen-aufgang, oft auch im ersten Teil der Nacht erhalten sie eingutes Futter, das in Häcksel (tibn) mit Knotenwicke (kirsenne)besteht. Die letztere kann durch Platterbse (gilbäne) oderBockshornklee (fyelbe) ersetzt werden, wo man diese anbaut.Aber die Knotenwicke gilt als besonders kräftigend für Rinderund Kamele, sie wird dazu auf der Handmühle gemahlen,gesiebt und befeuchtet, um weich zu werden, wobei wohl einwenig Gärung eintritt. Rindern wird davon auf den Häckselgeschüttet. Für Kamele macht man daraus nach starker Be-feuchtung Klöße (daffbür [dahbür?], Plur. dahäblr, vgl. imWörterbuch da'bül „Kloß").2) Im Libanon benutzt man alsKraftfutter die Futterwicke (kiSna, anderwärts bäkie), die manam Tage vorher naß macht. Esel, Maultiere und Pferde

') In Merg 'AjQn heißt dies 'igl und das zweijährige Tier höli, dieMutter des ersten Jungen bakkire, erst nach mehreren Geburten wirdsie bakara.

•) Vgl. unter X B 8.11*

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erhalten statt dessen Gerste (äa'ir) mit Häcksel gemischt, inÄgypten die Esel und Kamele Saubohnen ifül) und Häcksel.Wenn es grüne Weide gibt, lägt man wohl auch das Vieh bisspät abends weiden. Doch kann dies gute Fütterung nichtvoll ersetzen. Auch das Tränken, zu welchem bei Tage meistkeine Gelegenheit ist, wird morgens und abends vorgenommen.

Im Alter tum.Im Altertum war das Rind (bäkär) wohl noch mehr als

heute das wichtigste Pflügetier (1. K. 19,19 f., Am. 6,12, Hi. 1,14),und der Stier (§ör) erscheint als dabei benutzt (5. M. 22,10,Sir. 25, 8). Nur die männliche Erstgeburt des Rindes soll zurArbeit nicht herangezogen werden (5. M. 15, 19). Aber auchdie Kuh (pärä) ist 4. M. 19, 2, 1. Sam. 6, 7. 10 als unter Um-ständen pflügend gedacht, und von der Kalbe {'eglä) giltRi. 14,18, Jer. 50,11, Hos. 10,11 dasselbe. In auffallender Weisesetzt der Midrasch die Kuh (pärä) als im Ackerbau tätig voraus(vgl. S. 118. 166 f.). Nach 1. M. 15, 9 kann die Kalbe dreijährigsein. Das jüdische Recht1) vertritt unter dem Gesichtspunktkultischer Verwendung vorwiegend die Ansicht, daß eine 'egläzweijährig sein könne, eine pärä drei- oder vierjährig. Aberauch wenn sie alt (zekenä) wäre, bleibt sie eine pärä. InWirklichkeit ist 'eglä doch wohl das Kalb, das noch nicht ge-worfen hat. Eine pärä wird das Rind, wenn es Junge besitzt(vgl. l.Sam. 6,7.10), und das Hebräische hat für die Kuh keineandere Bezeichnung, so daß das deutsche „Färse" oder„Sterke" als Bezeichnung des stärker gewordenen Kalbes, dasnoch nicht Mutter geworden ist, keine hebräische Parallele hat.Neben 'eglä und pärä gibt es mask, 'egel und pur, aber zudem hebr. §ör „Stier" fehlt das weibliche Äquivalent, da vondem Sammelbegriff bäkär nicht wie im Arabischen ein Femi-ninum für „Kuh" gebildet wird.

») Par. I I, Siphre, Num. 123 (42»), Deut. 206 (112»), vgl. Tos. Par. 11 ,wonach ein Kalb, das zwei Jahre voll gemacht hat, ein vollkommener pärist, was es dann bis zum fünften Jahre bleibt.

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Dag auch Esel, wenn auch nicht mit Ochsen, sondern alleinvor den Pflug gespannt wurden, war S. 112 gezeigt worden.Wenn Hi. 1,14 Eselinnen neben pflügenden Rindern weidenund Hi. 1, 3; 42,12 jedem Joch Rinder eine Eselin entspricht,wird man wohl die Eselinnen nicht als Pflügetiere, sondern alsTrägerinnen des Pfluggeräts zum Felde (S. 160 f.) zu denkenhaben. Auch Jes. 32, 20 können Ochs und Esel bei der Saatin derselben Beziehung stehen. Dem Esel gehört nun einmalFutter, Geißel und Last (Sir. 30, 33). Dagegen erscheintPs. 126, 6 der Stier selbst als Träger des Samenwurfes (nös§miäekh hctz-zöra'), wobei das Targum an die „Last desSamens", Sa'adja an den Saatbeutel ('afyat el-bedär) denkt.Rab Jehuda erklärt phantastisch1): „Der Ochs, wenn er pflügt,geht weinend hin, aber bei seiner Rückkehr frißt er von derFurche Gras" (das nach einem sagenhaften Bericht von derspäten Saat so rasch gewachsen ist). Daß es vorkam, daß mandem Ochsen auf dem Wege zum Felde die Saat auflud, brauchtman nicht zu bezweifeln, obwohl ein „Stierkopf mit dem Futter-sack" nirgends vorkommt.2)

Gutes Futter ist für den Ochsen, der arbeiten soll, unent-behrlich. Es ist Sache des Pflügers, dafür zu sorgen (Hos. 11,4,vgl. Spr. 12, 10, Sir. 38, 26), daß der Ochse nicht nach Futterzu brüllen braucht (Hi. 6, 5). Er weiß, daß nur ein gesättigterOchse mit Kraft arbeitet,3) und sollte ihn füttern, ehe er selbstißt.4) Nach Jes. 30, 24 ist das denkbar beste Futter „gesäuertesGemenge" {belli fyäml$), dessen Bestandteile mit Tennenschaufelund Wurfgabel geworfelt sind. Das Mengen (bälal) des Futtersfür das Vieh war auch später wohlbekannt, so daß man glaubte,den Monatsnamen Bül (November) dadurch erklären zu können,

') b. Ta'an. 5», Jalk. Mach, zu Ps. 126, 6.J) Kraug , Talm. Arch. II, 8. 115. 505, findet ihn b. Ber. 33», wo aber

ein Stierkopf im Korbe (aus dem er frigt) die Sache ist, vor welcher dasSprichwort zu fliehen rät, weil man selbst bei so friedlicher Beschäftigungihm nicht trauen darf.

3) Siphre, Deut. 43 (80*).*) b. Ber. 40*. Gitt 62».

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dag man in diesem Monat das Futter für das Vieh aus demHause nehmen muß, um es zu mengen.1) Geworfeltes Material,das also vom Häcksel gesondert ist, könnte Gerste meinen,wenn an Esel gedacht ist, die Jes. 30,24 neben den Ochsenerscheinen. Aber als unnatürliches Futter gilt wie noch heuteGerste für die Kuh, Knotenwicke für den Esel.8) An die imAlten Testament nicht erwähnte, aber im jüdischen Recht wohl-bekannte Knotenwicke {kar§innä), deren Samen man in Gezerund Troja gefunden hat,3) wird im Einklang mit dem heutigenGebrauch (S. 163) zuerst zu denken sein. Die den Geschmackbeeinflussende Gärung setzt Anfeuchtung voraus, die auch dasjüdische Recht von der Knotenwicke berichtet,*) indem sie dasAnfeuchten äärä nennt und damit auch ein Zerreiben {§äph)verbindet. Auch vom Einrühren (gäbal) von Schrot (mursän)für das Vieh wird berichtet,5) was mich daran erinnert, dagman mir in Ägypten Häcksel und Kleie (rada) als Rinderfutternannte.

Es kann freilich vorkommen,6) daß jemand „sein Kalbstreichelt und krabbelt und mit Knotenwicken (karäinnim)füttert, um mit ihm zu pflügen, und dag, wenn der Herr demgrog gewordenen Kalb sein Joch auflegt, es aufspringt, dasJoch zerbricht und die Jochhaken abreißt, wie es Jerem. 28,13von dem Vertreter Israels heißt: „Die hölzernen Jochhakenhast du zerbrochen." Oder auch die mit Knotenwicke gefütterteund dann fett gewordene Kuh (pärä) schlägt gegen ihren Herrnaus, so wie Israel nach 5. M. 32, 15 tat7) Wenn das Futternicht fehlen sollte, könnte doch für das nötige Ausruhen nichtgesorgt sein. Jemand leiht eine Kuh zum Pflügen und läßt sieden ganzen Tag nicht ruhen, während seine zehn Söhne beim

l) Midr. Tanch. zu 1. M. 8, 16 (22 tt), j . R. h. S. 56d.•) Tos. Bab. k. 1 8 . ") Löw, Flora II, S. 487.<) Schabb. I 5, XX 3, Ma'as. seh. II 4, 'Eduj. I 8; Tos. Ma'as. seh. II 1,

Erub. XVIII 2.*) Schabb. XXIV 3, b. Bab. mez. 69».•) Siphre, Deut. 318 (136a), Midr. Tann, zu 5. M. 32,15 (8. 194).7) b. Ber. 32*.

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Pflügen abwechseln. Das Ende ist, daß die Kuh abends mattliegenbleibt, während ihre Genossinnen heimwandern, und ihrBesitzer im Zorn auf Reuegeld verzichtet, das Joch zerbrichtund die Jochhaken abreißt, als ein Bild des gerechten Gottes,der sein von einem Fremdherrscher nach dem anderen geplagtesVolk frei macht (3. M. 26, 13, Ps. 129, 4).1)

Das Anlernen (limmad) des Kalbes (Jerem. 31,18) und derKalbe, die lieber beim Dreschen frei gehen würde (Hos. 10, 11)und von Natur störrisch ist (Hos. 4, 16), für den Pflugdienstwird ähnlich wie heute (S. 161 f.) vor sich gegangen sein. ImSabbatsjahr sollte es nur auf Sandboden geschehen, damit eskeine wirtschaftliche Bedeutung hat.8) Doch war auch dieAnsicht vorhanden,3) daß es angehe, die Einübung auf demFelde eines andern vorzunehmen, vorausgesetzt, daß keinPflügeland in der Nähe ist, so daß die Übung nicht als Er-gänzung wirklicher Pflügearbeit erscheint.*)

Als eine verächtliche Sache betrachtet der Siracide (38, 25)den Verkehr des Ackerbauers mit den Rindern. Ob dabei auchvon Gesang (Sir) die Rede ist, mit dem er sie lenkt, ist nichtgewiß, weil der Syrer §ör gelesen hat. Sicherlich geschah dasPflügen damals wie heute5) nicht ohne beständiges Anredender Pflügetiere. Mit Ochsenstecken und Peitsche allein werdensie nicht regiert. Durch die Stimme (bak-köt) können sie ge-leitet oder vom Fressen abgehalten werden.6) Die für denSabbat vorgeschriebene Ruhe von Ochs und Esel (2. M. 23, 12,5. M. 5,14), welche ihnen Genuß bereiten und darum mit Aus-reigen des Futterkrauts aus dem Boden verbunden sein soll,7)und die Gebote über das Verhalten gegenüber Ochs, Schaf und

l) Siphra 11 lb. 3) Vgl. oben S. 19.3) Tos. Schebi III 20, j . Schebi. 35b.*) Kr au 8 II, S. 559, übersetzt: „vorausgesetzt, dag er ihr keine

Grenze zieht." Aber: bilebad Sellö jismökh läh ma'anä (jer. Talm.: etham-ma'anä) legt den Nachdruck auf die Nähe der ma'anä, vgl. S. 171 f.

6) Vgl. S. 168 f. 187.8) b. Bab. mez. 90b , Sann. 65 b , Midr. Tann, zu 5. M. 25, 4 (S.^64),

j . 'Erub. 24C. Nur vom Hirten sagt Ähnliches Ps. 95, 7, Joh. 10, 3—5.7) Mekh. zu 2. M. 23, 12 (Ausg. F r i e d m a n n 101»).

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Vogel bei ihrer Verwendung für eigenen Nutzen (3.M. 22,27 f.,5. M. 22, 6) bedeuten jedenfalls menschliche Behandlung derTiere auch zu anderer Zeit. Denn „der Fromme kennt dieSeele seines Viehs" (Spr. 12,1O).1)

Tiere zu k a s t r i e r e n , galt nach Josephus2) bei den Judenals gesetzlich verboten, wohl weil man das Gebot 3. M. 22, 24:„In eurem Lande sollt ihr nicht tun," auf das vorher genannteKastrieren bezog, weshalb es Targ. Jer. I geradezu durch lätesäresün wiedergibt. Die Stelle wird gelegentlich auf denMenschen bezogen,3) aber auch auf Tiere.4) Auch die Aus-dehnung des Verbots auf alle Noachiden6) wurde auf die Tiereangewandt.6) So hätte nur Umgehung des Verbots den Judenin den Besitz eines kastrierten Pflugochsen bringen können.7)Die ägyptische Ochsenrasse war wegen ihres breiten Rückensbekannt und konnte deshalb bei der Holung von Reinigungs-wasser in Jerusalem nützlich sein.8)

E. Die Einteilung des Feldes.Sowohl das Pflügen als das Säen fordert eine Teilung des

Feldes, das erstere, damit die Pflügetiere nicht zu sehr an-gestrengt werden, das letztere, damit die Saat vor Beendigungdes Tagewerks bedeckt werden kann. So gehört zu denvierzig Vorarbeiten für das Brot, dag der Pflüger das Landteilt (biksim el-wafa). Die erste Aufgabe ist, die Grenze klar-zumachen, wenn nötig, Grenzsteine (kanäfir) zu legen (S. 49)und die Grenzfurche ('aläme) möglichst deutlich zu ziehen.ikfa' fyadd ikfa' hadd „Schneide Rand, schneide Rand!" ist das

') Vgl. K r a u g , Talm. Arch. II, S. 128ff. 516f.2) Antt. IV 8. 40. 3) b . Schabb. 110».*) b. Chag. 14b, vgl. Siphra zu 3. M. 22, 24 (98°).5) b. Sann. 56b . 8) b . Bab. mez. 90b .7) S. b . Bab. mez. 90b und K r a u § , Talm. Arch. I I , S. 115 f. 506.8) b. Sukk. 2 l b , vgl. Par . I l l 2.

entsprechende Kommando an die Pflügeochsen, das auch an-gewandt wird, wenn innerhalb des Feldes Grenzen zu ziehensind. Geht die Furche dabei an einer Feldmauer (rbä'a) ent-lang, würde: irbe' irbe' „Geh an der Mauer, geh an der Mauer!"der entsprechende Ruf sein. Bei dem äußeren Rande (rama)einer Terrasse neigt es: rammi rammi „Geh an der Terrassen-mauer, geh an der Terrassenmauer!", bei der inneren Rand-furche (zarbe, lezka): zarrib zarrib „Geh drinnen, geh drinnen!".So redet ein richtiger Pflüger mit seinen Tieren und läßt wohlauch im Gesang seine Stimme ertönen, obwohl es keine beson-deren Pflüge verse gibt. Darum heißt es im Liede:

fyarrOt 'ammi rammi 'al-bakar rammiakam mellha bitkal Un-ne4U 'ammlfiarrat hält läli ja häli lallakam mnil-b€4a bitkal lln-ne&l häli.„Pflüger, mein Vaterbruder, rufe rammi den Rindern, rammilWelche Schönen sagen wohl zum Taugenichts: Mein Vater-

bruder ?Pflüger, mein Mutterbruder, singe imiaia,1) mein Mutter-

bruder, singe!Welche Weigfarbigen (Mädchen) sagen wohl zum Taugenichts:

mein Mutterbruder?

Eine querlaufende Furche hat die Aufgabe, das Feldstückabzugrenzen, innerhalb dessen der Pflug hin und hergehen soll.Die so entstehende Pflügelänge, aber auch das ganze so ab-gegrenzte Feldstück heißt me'nä oder me'nät el-bakar, Plur.me'äni. Weil das Wort an ma'na „Andeutung" anklingt, kannder Dichter vom Mädchen sagen: Süf ez-z6n jefyrüt*) bil-meäni„Sieh den Schönen, er pflügt in den Pflügestücken." Die Längewird nicht immer dieselbe sein, da die Art des Ackerbodensund die Stärke der Pflugtiere zu berücksichtigen sind. Beiel-kerak fand ich me'äni in einer Länge von 26—33 m (bei6 m Breite), südlich vom mötftb 25 m, bei b$8ra und däna

*) S. Palästinischer Diwan, S. XX. Des Reimes wegen wird der Aus-druck, der eigentlich den Weinbergliedern der Frauen gilt, auf Männer-gesang angewandt.

3) So Pal. Diwan, S. 80, zu lesen statt jafyruz.

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20 m. Bei mälha gab es Längen von 20—30 m. Man sagte,etwa 300 Quadratmeter, somit eine me'nä von 30 m Länge und10 m Breite, könne ein Joch Ochsen an einem Tage bearbeiten,ein solches Stück Land würde also einem feddän (S. 147 f.) ent-sprechen. Man braucht den Ausdruck auch zur ungefährenAngabe von Entfernungen, z. B. für einen nicht weitgehendenSchuß. Nach T. Canaan 1) ist eine me'nä ein Land von40 „Sprungweiten", wohl besser „Spreizweiten" (fatyije), imQuadrat. In es-salf betrachtet man 50 Ellen, also etwa 25 m,als das normale Maß, das aber bis auf 80 Ellen gesteigert, biszu 20 Ellen gesenkt werden kann. Eine me'nä mrabba'a wäredann etwa 50 Ellen im Quadrat. Nach B a l d e n s p e r g e r 2 )sind 50 Schritt, also etwa 17 m, im Quadrat das Mag einerme'nä. Diese Pflügegebiete sind gemeint, wenn es in einerimlälä vom Geliebten heißt3): hubbi zara! II 'ala rüs el-ma'änifül „Mein Geliebter säte mir an den Enden der PflügestückeSaubohnen." Geht der Pflug dann hin und her innerhalb desPflügestücks, so* muß er beim Wenden vom Pflüger heraus-gehoben werden. Dies Herausheben heißt neäl, ebenso aberauch die Querfurche, welche die me'nä abschließt, und dieWendestelle ras en-neäl. Dabei ertönt der Ruf: neäSil, neäSil„Laß herausziehen, laß herausziehen!"4) Er bedeutet nebenbeiauch eine kurze Ruhezeit für die Rinder, bis gewendet und derPflug wieder eingesetzt ist.

Diese Längseinteilung des Ackers ist das allein Nötige,wenn keine Saat mit dem Pflügen verbunden ist also bei demVorpflügen {keräb, $kdk). Soll gesät werden, sind kleinere undvor allem schmalere Teile unentbehrlich. Sie machen es mög-lich, dafür zu sorgen, daß keine Saat über Nacht unbedecktliegenbleibt und vom Winde verweht oder von Vögeln gefressenwird, weil man berechnen kann, wieviel man an einem Tagezu erledigen vermag. Außerdem weiß man dann auch, woman am nächsten Tage anzufangen hat. Darum wird jede

>) ZDMG 70, S. 167. *) PEFQ 1906, S. 195. •>) Bd. I, S. 566.*) Alle diese Rufe an die Pflügetiere nach 'Abd el-Wäli aus fyezma.

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me'nä in der Längsrichtung in mehrere Streifen zerlegt, welcheetwa 2 m breit und nach Sonnen 1 ) so berechnet sind,daß der Säemann (baddär) die ganze Breite bestreuen kann.Doch kommen auch Breiten von 10 Ellen, also 4—5 /n, vor(es-salf), so daß eine quadratische me'nä von 50 Ellen in fünfStreifen zerlegt werden muß. Einen solchen Saatstreifen8)nennt man in el-kerak kufä'a, Plur. kufän, am See von Tiberiaskatä, Plur. kufü', in es-salt kafa, Plur. kita', ikfa', in rämallähkäfü', Plur. kawäfi', bei Gaza, in Mer§ 'AjQn, auch rämallählitfne, Plur. ilijan. Die erstere Bezeichnung „Schnitt" giltursprünglich der Furche, durch welche sie abgegrenzt wird,dann aber auch dem Abschnitt selbst. Man kann von einem„Acker" (märis) sagen: pilha arba' me'äni 'ardha talat kfä'ät,„Seine Länge beträgt vier Pflügestücke, seine Breite drei Saat-stücke." Der Pflüger würde dann zuerst die erste me'nä indrei Streifen zerlegen und den Rindern dabei zurufen: ikfa'wazztn „teile genau!" und bei der zweiten und dritten me'nädasselbe vornehmen. Zu der Bezeichnung li§ne siehe weiterunten.

Für unbewässerten Gemüsebau geschieht die Abteilungvon Feldstreifen nach anderen Grundsätzen, von denen unterVIII G zu reden ist.

Im Al ter tum.

Die zu allen Zeiten gleiche notwendige Rücksicht aufRinderkraft und Saat läßt vermuten, daß im Altertum eine ent-sprechende Einteilung des Ackerbodens vorkam.3) So ist dennauch 1. Sam. 14,14 als ein nicht großer Raum die „Hälfte derma'anä eines Jochs Ochsen" genannt, wo das Targum über-setzt „der Raum der Hälfte des Ganges des Joches der Rinderauf dem Felde", und Ps. 129,3 wird davon gesprochen, daßPflüger „ihre ma'anit {ma'anöt) lang machen" und damit ein

l) Biblica 1927, S. 77. 2) A b b i l d u n g 24. 25.•) Vgl. meinen Aufsatz „Pflügelänge, Saatstreifen und Erntestreifen

in Bibel und Mischna", ZDPV 1905, S. 27 ff.

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groges Gebiet ihrer Arbeit unterwerfen. DieMischna1) definierteine ma'anä als ein Land von 100 Ellen im Geviert, auf dasman 4 Sea säen kann, das man in der halben oder ganzenLänge pflügt, wozu Maimonides bemerkt: ma'anä ist die Furche,welche der Pflug nach der Länge des feddän zieht (hü al-haftilladi jahuftuhu el-mihrät 'ala tül al-feddän). Anderwärts stehtma'anä offenbar für unter dem Pfluge befindliches Ackerland,für pflügbares Land2) (im Unterschied von felsigem Boden),für ein bestimmtes Mag des Pflügelandes.3) Eine ma'anä kannlang und deshalb für die Rinder anstrengend sein.4) Danachist der Zusammenhang mit der arabischen me'nä zweifellos.

Besondere „ Saatstücke" werden im Alten Testament nichterwähnt, wenn man nicht Jes. 28, 25 die Betonung, dag jedeArt der Saat an bestimmte Stellen (sörä, nismän, gebülätö)gelegt wird, darauf bezieht, wie es wohl das Targum tut, daes sörä mit lignln wiedergibt. In Wirklichkeit dürfte dort nurbetont sein, dag jede Saatart ihr besonderes Gebiet hat. Someint es Sa'adja, wenn er sörä mit 'uzlan „in Besonderheit"übersetzt, während er Ps. 129, 3 für ma'anltäm (s. o.) liänathumsetzt, also an ein Pflügestück besonderer Art denkt. So istauch 2. Sam. 23, 11 f., 1. Chr. 11, 13 f. das mit Linsen bezw.Gerste bestandene Stück Feld (helkat has-säde), wobei dasTargum mit ahsänat halflä an den zuerteilten Besitz denkt, nureben wie I. M. 33, 19, Ruth 2, 3; 4, 3 und sonst ein Feld nebenanderen, nicht ein Saatstück, das besondere Saat erhielt.Sir. 38, 26 wird ein unvollständig erhaltener Text von S m e n dzu gebülat zöra' ergänzt, der Syrer hat dafür legettä dezar'Sh,und legettä wird von Bar Bahlül u. a. gedeutet als „das, wasdas Pfluggespann abgrenzt, und es wird ein sä' Samen

*) Ohal. XVII 1. 2.3) Tos. Schebi. III 20, j . Schebi. 35 b , Chullin IV 6: 'öm6d wehöreä

'al gdbbe ma'anä, „Er (der Stier) steht und pflügt auf einem Pflüge-stück", so richtig K r a u g II, S. 559, ungenau bei mir ZDPV 1905, S. 29.

*) Pirke Eliezer 1, Abot deR. Nathan (Ausg. S e h e c h t e r ) , Text B,Abschn. 12.

4) Siphra 111b .

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gestreut". Die Mischna1) redet von einem Felde, auf welchemhundert lignä mit Priesterhebe besät sind, eine lignä mitGemeinem, und Maimonides erklärt lignä als ein besätes StückLand, das er mit einem Beet vergleicht, lignä bezeichnet alsohier ein Saatstück. Doch denkt das jüdische Recht wie dasAlte Testament bei der Bestimmung der Gröge eines Acker-feldes meist nicht an den Vorgang des Pflügens, sondern andas Mag der dafür nötigen Saat. Nach den dafür mitgeteiltenBestimmungen (S. 50 f.) würde ein Feld für ein Sea Saat 100Ellen lang und 25 Ellen breit sein können und ungefähr einerarabischen ma'nä (S. 170) entsprechen. Die Bezeichnung lignä,mit der auch das arabische ligne zusammenhängt, hat mit syr.legettä, wie schon S. F r a e n k e i vermutete,2) während ich anZiyvov dachte, babylonisch-assyrischen Ursprung. NachBezold,Babylonisch-Assyrisches Glossar, S. 158, ist ligna, leginna, legiitaein Getreidemag. D e l i t z s c h , Assyrisches Handwörterbuch,S. 373, verzeichnet ligittu, Synon. Sarü (vgl. oben hebr. söräund weiter unten).

Von „Beeten" (meäär, Cod. Kaufm. möäer?) meäär*)) und„Reihen" (äüröt)6) redet das jüdische Recht im Zusammenhangmit der Frage, wie sich mehrerlei Saaten auf einem Felde ver-einigen lassen, ohne das Verbot der Mischsaat (3. M. 19, 19,5. M. 22, 9) zu übertreten. Eine Grenze von drei offenenFurchen oder der Länge eines saronischen Jochs (S. 99) mugzwischen die Beete eingeschaltet werden, so dag sie selb-ständigen Feldern gleichen. Aber auch sonst kommen Felderin Reihen- oder Streifenform (äüröt) vor.6) Die Bezeichnungmeäär hängt zusammen mit dem babylonisch - assyrischenmuäarü, musarru, musaru,1) vgl. oben sarü und das hebräischesörä, sie ist aramäisch als mesärtä8) und arabisch als

') Ter. IX 5. Ausg. S a m m t e r hat nach Bartenora ligna in leginnä„dem Garten" verwandelt .

») ZDPV 1905, S. 222. 3) Kil. II 6. 4) j . Kil. 28».s) Tos. Pea II 19, Kil. II 1. 3. 4. 13. •) Tos. Pea I 9, II 19.7) B e z o l d , Babylon.-Assyr. Glossar, S. 179.8) b . Ta'an. 9 b , vgl. 8 c h u 11 h e 8 , Zeitschr. f. Assyriologie

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maäära1) bekannt. — Aus Rücksicht auf das Mischsaatverbotkann auch ein quadratisches Feld in 24 kleine Platten {keräfyöt,Sing, kärähat „Glatze") zerlegt werden, von denen dann neun,weil voneinander völlig getrennt, besät werden dürfen.8)Kr au 88) redet von diesen „Feldglatzen" als von einer auchsonst üblichen Einrichtung, die sich nicht beweisen lägt. Läng-liche Beete {malbenöt, Sing, malben) werden zuweilen in Oliven-gärten angelegt.4) Die Oliven können auf Süröt zwischenmalbenöt stehen.5) Von allen diesen unterscheidet sich dasGemüsebeet {'arügä), das durch erhöhten Rand (gebül, Cod.Kaufm. göbäl) für Bewässerung eingerichtet ist.6) Als röS tör„Turtelkopf"7) bezeichnet man einen spitz zulaufenden Eingriffeines Feldes in ein anderes.8)

F. Die Zeit der Feldbestellung.Wintersaat und Sommersaat sind in verschiedener Weise

von dem Wetter der Regenzeit abhängig, das in jedem Jahranders ausfällt. Die notwendige Voraussetzung der Durch-feuchtung des Bodens ist am Ende der Regenzeit für dieSommersaat gesichert. Am Anfang der Regenzeit kann zeitlichund sachlich die notwendige Befeuchtung zu sehr verschiedenerZeit eintreten, wie es in Bd. I, S. 36ff. 118ff. 129. 173ff. 607besprochen wurde. Aber der Ackerbau kann nicht im Regenvor sich gehen, er bedarf eines an der Oberfläche einigermaßen

J) S. Maimonides zu Kil. II 6 Plur. maiäir.-) Kil. II 9, vgl. den Plan des Maimonides in Ausg. B a m b e r g e r .a) Talm. Arch. II, S. 181.*) Pea III 1, VII 2.11, Kil. Ill 1. 2.*) Pea VII 2, vgl. den Plan des Maimonides in Ausg. H e r z o g , S. 33.8) Kü. II 7, m 3, j . 'Er. 19«, Kil. 28«, vgl. KeL XVIII 2.') Maimonides denkt an einen Ohrring mit dreieckigem Anhängsel.

Die übliche Übersetzung „Ochsenkopf" ist sprachlich unerlaubt.•) Kil. II 7, III 3, Kel. XVIII 2.

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trockenen Bodens. Deshalb sind neben den Regenzeiten dieRegenpausen (wafrät) für ihn unentbehrlich, nur dürfen sienicht so lang werden, daß sie den Erdboden ausdörren (Bd. I,S. 157 ff.). Wenn der Pflug 20 cm tief in den Erdboden ein-greift, sollte die Feuchtigkeit mindestens 30 cm tief in ihn ein-gedrungen sein, damit der Same in jedem Fall in feuchtenBoden zu liegen kommt (Bd. I, S. 127 f.). Doch begnügt mansich wohl oft mit Durchfeuchtung bis 10 oder 20 cm, in Hoff-nung, daß weiterer Regen noch tiefer eindringen wird. DieD ü r r l a n d s a a t (frerät 'afir) vor dem Beginn der eigentlichenRegenzeit hat eine derartige Durchfeuchtung des Bodens nichteinmal zur Voraussetzung, sie geschieht, wenn im Septemberoder Oktober ein zeitiger Herbstregen eingetreten ist (Bd. I,S. 115 ff.) und bedeutet die Möglichkeit eines vollen Mißlingens,wenn der eigentliche Winterregen allzulange ausbleibt. Beigutem Boden unterläßt man sie, weil das Unkraut zu starkwird. Man wendet sie bei losem Boden an und vermeidet siebei festem Boden, der viel Regen braucht. N o r m a l e Be-s t e l l u n g ist fyerät raij, d. h. Saat bei hinreichender Befeuch-tung. Als Normaltermin (wasm) für den Beginn des Regensgilt die Zeit vom 31. Oktober bis 1. Dezember (Bd. I, S. 118f.),so daß regelrechter Beginn der Winterbestellung (fyerät äitawi)frühestens Mitte November, spätestens Mitte Dezember eintretenkann. Daß man dann nicht damit säume, empfehlen bekannteVolkssprüche (Bd. I, S. 165). Wenn die Erde nach dem erstenreichlichen Regen gesättigt ist (lamma ürwl el-ard), soll mansäen, und zwar den Weizen vor der Gerste, weil er mehrFeuchtigkeit fordert und langsamer wächst- Am See von Tiberiasrechnet man frühe Weizensaat vom Anfang der Regenzeit bis20. Januar, frühe Gerstensaat von Mitte Dezember bis MitteJanuar.1) Doch gibt es eine arabische Regel, welche dasGegenteil empfiehlt,2) die Gerstensaat Anfang November, dieWeizensaat Ende Dezember.

^ S o n n e n , Bibllca 1927, S. 81 f. ») Bd. I, 8. 166, Anm. 3.

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Da stets die Frage ist, wie der Winterregen im weiterenVerlaufe ausfällt, mug durchaus nicht die ganze Saat nach demersten reichlichen Regen geschehen, selbst wenn die Pflüge-kräfte dafür vorhanden wären, sondern sie kann sich in ver-schiedenen Absätzen im Verlaufe der Regenzeit vollziehen.Man redet deshalb von sieben Zeiten {rabtät) des winterlichenSäens (Bd. I, S. 261 f.), unter denen der Bauer seine Wahl zutreffen hat. Als nützlich gilt es, sowohl frühes als spätes Saat-pflügen (berät bedri, bakklr und berät wafyri, lakSi, lakklS) zuvollziehen,1) um verschiedene Möglichkeiten des Wetters aus-zunutzen. Die Spätsaat sollte vor dem Februar beendet sein,denn2): zer' eäbät — mä 'alSä erbat „Saat im Seböf — hat keinBand (ist unsicher)". Doch kennt man auch eine spätesteWintersaat, die man $efi nennt, obwohl sie von der eigent-lichen „Sommersaat" zu unterscheiden ist; bis Mitte /dar (März)mug sie beendet sein. Man setzt voraus, dag bei dieser Saatder Ertrag an Häcksel gering wird, weil das Getreide nichthoch wächst, hofft aber auf gute Körner. Nach der winter-lichen Feldbestellung wird gern die Bestellung der Fruchtgärtenvorgenommen, ehe dann die Sommersaat (berät §eft) die Saat-pflügearbeit auf dem Felde abschließt.

Im Al te r tum.Nicht wesentlich anders waren die zeitlichen Verhältnisse

im Altertum in bezug auf den vom Winterregen abhängigenAckerbau (vgl. Bd. I, S. 7.118.122.166. 263.302 f.). Aus Jo. 2,23hat man einmal die Möglichkeit eines vollen Winterregens erstim April erschlossen, weil bäriSön diesen Monat meinen müsse.3)In Wirklichkeit wird bäriSön (das in käriSön umgesetzt werdenkönnte), nur meinen, dag Früh- und Spätregen zum erstenTermin, also ohne Verzögerung, eintreten. Der PalästinerJochanan hielt es unglaublicherweise für denkbar, dag nach

l) Bd. I, S. 165. 262.*) Vgl. einen Spruch mit demselben Zweck Bd. I, S. 262.s) Ta'an. I 1, Tos. Ta'ai. I 1, Targ. Jo. 2, 23, j . Schek. 50», Ta'an. 64a,

b. Ta'an. 5», vgl. Bd. I, S. 302.

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einem ersten Winterregen am 1. Nisan die Saat am 2. bis 4. Nisanfolgte, ein zweiter Winterregen am 5. Nisan, dann offenbarSonnenschein, und dag am 16. Nisan schon die Erstlingsgarbedargebracht werden konnte, mit Ähren von zwei Spannen Längebei einer Stengellänge von nur einer Spanne.1) Auf dem reich-lichen Ertrag liegt der Nachdruck, wenn 3. M. 26,5 die Be-schäftigung mit der Fruchtlese bis zur Saat reicht und dasDreschen bis zur Fruchtlese, wie der Midrasch richtig deutet.2)Ähnlich betont Am. 9,13 die lange Ausdehnung des Erntensbis zum neuen Pflügen (vgl. David Kimchi) und der Wein-bereitung bis zur Saat. Die normale Saatzeit ist jedenfalls dieZeit des Frühregens gewesen, es ist undenkbar, dag man dieSaat mit dem dazu gehörigen Pflügen unterlieg,3) wenn infolgeaugerordentlicher Veranlassung das Land zwei Jahre brach-gelegen hatte (Jes. 37, 30, 2. Kön. 19, 29) und also höchsteBrotnot im Lande herrschte. Nur der Mangel an Saatgut, dasman wohl aus dem Ausland beschaffen mugte, konnte hinder-lich sein. Bei einer auf 1. M. 8, 22 beruhenden Berechnungvon sechs Jahreszeiten wird die „Saat" auf die Zeit von MitteMerachschewan bis Mitte Kislew, also etwa von Mitte Novemberbis Mitte Dezember gelegt.4) Das hat immerhin die richtigeVoraussetzung, dag die Normalzeit der Saat in den ersten Teildes Winterregens gehört. Nach Pred. 11, 4 tut man gut, aufWind und Wolken bei der Saat nicht zu achten, also das fürdie Saat brauchbare Wetter zu nehmen, wie es gerade ist.Neben der Frühsaat {bakklr) darf gemäg Pred. 11,6 die Spät-saat (äphel) nicht fehlen,6) welche einmal sonderbarerweiseschon an den Dezember geknüpft wird.6) Als späte Wintersaatmug es aber auch gelten, wenn für Opferzwecke das Getreideerst 70 Tage vor dem Passah, also am 4. oder 5. Schebä{

l) b. Ta'an. 5». *) Siphra 110df.•) So nach P r o c k s c h im Komm, zu Jes. 37, 30.*) Tos. Ta'an. I 7, Ber. R. 34 (69b), vgl. Bd. I, S. 48. 166 f.ä) Ber. R. 61 (128"), Kon. R. 11 (127b), vgl. Bd. I, S. 167. Von frühem

und spätem Gemüse Schebi. VI 4, Tos. Schebi. IV 14.6) Targ. Koh. 11, 2, vgl. Ab. deR. Nathan 3.D aim an, Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. II. | 2

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(Januar—Februar), gesät werden soll.1) Das soll dannGetreide mit kurzem Stengel von einer Spanne und langerÄhre von zwei Spannen und großem Gehalt an Gries (sötet)ergeben haben, was freilich mit der nötigen Einschränkung vieldenkbarer ist als die oben (S. 177) erwähnte Anschauung.Auch der arabische Ackerbauer weiß,8) daß zar' tjiäsi„Epiphaniensaat", d. h. Saat in den Tagen zwischen dem grie-chischen Weihnachten und Epiphanien (6.—19. Januar), beigutem Spätregen zwar nicht hochwächst, aber starke Ährenbekommt. Normale Früh- und Spätsaat {bakkir, lakkiä) wirdvon dem aramäischen Sprichwort3) vorausgesetzt, wonachbeide im Adar „blühen", d. h. die Ähre entwickeln. Danachsollte die Spätsaat im Tebet (Januar) geschehen sein. Nochspäter ist sie anzunehmen, wenn sie erst vor oder nach demPassah, also Mitte Nisan, Wurzel schlägt,*) woraus K r a u ß 6 )ein Zeugnis für die Sommersaat macht, obwohl nur von Winter-getreide die Rede ist. Ein griechischer Aberglaube ist es wohl,daß man am Tage nach den Kaienden des Januar, weil esmlläne emSrä i/iiXaiva fip&Qa) ist, nicht Linsen säen soll, weilsie dann nicht gedeihen würden.6)

Nach einer rabbinischen Anschauung7) gehört zu den jähr-lichen vier Gerichtstagen über die Welt das Gericht über denFeldertrag am Passah, und das an Neujahr über jeden Ein-zelnen gefällte Urteil wird für den Feldertrag am Passahbesiegelt. Daran wird die Überlegung geknüpft, daß mangut tut, zeitige Frühsaat im nächsten Winter vorzunehmen,wenn man aus dem Gedeihen der letzten Spätsaat ein günstigesUrteil erschlossen hat,8) das nun bis zum nächsten Passah gilt.Daraus folgt, daß man die Hauptzeit des Wachstums bei der

») Men. VIII 2, Tos. Men. IX 3, b . Men. 85», vgl . Bd. I, S. 263.«) C a n a a n , ZDMG 70, S. 173, vgl . Bd. I, S. 262.3) j . R. h. S. 58 b , Sanh. 18C, b . Sann. 18b , vgl. Bd. I , S. 330.4) Men. X 7. ») Talm. Arch. II, S. 177. 561. 6) j . 'Ab. z. 39C.') R. h. S. I 2, Tos. R. h. S. 1 1 3 , j . R. h. S. 57», b . R. h. S. 16».8) b . R. h. S. 16».

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Frühsaat vor dies Fest legte, bei der Spätsaat, die nicht allzu-zeitig geschehen sein kann, hinter dasselbe. Da von dereigentlichen Sommersaat hier gar nicht gesprochen wird, mußsie nicht überall von Bedeutung gewesen sein.

G. Die Wintersaat und ihr Pflügen.In Palästina wird die Wintersaat (fyubüb äitawije), Weizen

{kamfy, fyinfa), Gerste (Sa'ir), Saubohne (füt), Linsen (Was),Knotenwicke (kirsenne), in manchen Gegenden auch Griechen-klee (helbe), Graserbse (gilbäne), Futterwicke (bäkie), Lupine{turmus), oft auf ungepflügtes, zuweilen auf vorgepflügtes Land(s. u.) gesät und dann eingepflügt (fyirät). Man weiß aber sehrwohl, daß mehrmaliges Pflügen nützlich ist, denn1): kull sikkeilha 'arnal „Jeder Pflug hat seine Wirkung". Ein von mir beiAleppo gehörter Volksspruch lautet:8)

el-bür - mä jltäli' ttfb et-törweS-iikäk — mä jet'em erkäkwet-tenäje — mä minha pnäjewet-titllt — mä 'anno tehditwet-tirbP — iftah eg-§ubb ubVwet-tihmis — dahab bit-kis.„Die Brache — bezahlt nicht die Mühe des Stiers,*)und das Aufreigen — gibt keine Brotfladen zu essen,und das zweite Pflügen — davon ist kein Reichtum,und das dritte — ist nicht der Rede wert;aber das vierte — tue die Vorratsgrube auf und verkaufe!und das fünfte — Gold äst im Beutel."

In Wirklichkeit wird für die Wintersaat kaum je so oft gepflügt,aber die Sommersaat erhält eine weitgehende Vorbereitung(s. unter VIII J), welche der darauf folgenden Wintersaat zu-gute kommt. Ist keine Sommersaat vorausgegangen und hat

*) So bei Jerusalem gehört, s. auch S o n n e n , Bibllca 1927, S. 77.2) PaL Diwan, S. 1. 3) Bei nur einmaligem Saatpflügen.

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das Land wenigstens seit der letzten Wintersaat brachgelegen,so schaltet man, besonders bei Spätsaat, gern ein vorgängigesgrobes Pflügen (keräb, äkäk) ein, um das Wachstum des Un-krauts zu unterbrechen, aber auch, um den Boden locker undfür den Regen aufnahmefähiger zu machen. Denn: el-keräbilu bzäz juraddt, „Das Vorpflügen hat Brustwarzen, diesäugen". Nach Sonnen , 1 ) der obigen Spruch mitteilte, nenntman ein solches Vorpflügen ein „kaltes Pflügen" (feläfya bäride),weil man dabei das Land abkühle {bibarridu el-ard). DieMeinung ist, dag das Land gelüftet wird, d. h. die im Bodenaufgespeicherte Hitze an die Luft abgegeben und der Luft eingrößerer Einfluß gesichert. In Wirklichkeit dient die so ge-schaffene Oberschicht gleichzeitig als Decke, welche dieKapillarität des Bodens unterbricht und darum die Feuchtigkeitin ihm festhält. Wenn das vorgängige Pflügen zeitig imSommer geschieht, bringt es das in der Regenzeit gewachseneUnkraut mit den Wurzeln an die Oberfläche, wo es von derSonne verbrannt wird. Doch sagte man mir in Waldheim, daßdie Bauern darin lässig seien, während die deutschen Kolonistendarin einen Vorzug ihrer Arbeit sahen.2) Wenn in einer Volks-erzählung das keräb nach dem herät genannt wird (juhrutujukrub), ist an kein Eggen gedacht,3) sondern nur an diebeiden Möglichkeiten der Betätigung auf verschiedenen Feldern,ein Saatpflügen (berät) an der einen Stelle, das zuerst vor-genommen wird, Vorpflügen {keräb) an der anderen.

Die übliche Art des Säens mit weitem Wurf4) heißt bedär(bubrudu [bibdüru] „sie streuen Samen"), das dann folgende Pflügenin Südpalästina berät (bifyrutu „sie pflügen"), im Norden fetäfya(biflafyu „sie pflügen"). Den Samen (zar\ bedär), dessen Körnerman fyabb, Plur. hubüb, nennt, den man vorher von Unkraut-samen reinigen sollte (nakka), was Frauenarbeit ist,6) hat der

») Bibltca 1927, S. 77 f.a) PJB 1922/23, S. 32, s. auch Ash be i , Die Niederschlagsverhält-

nisse, S. 26. 8) So S c h m i d t - K a h l e , Volkserzählungen, 81, 1.*) A b b i l d u n g 23. 24. 5) Vgl. Schmidt-Kahle 81,4: naktcat

el-beglär „sie reinigte das Saatgut".

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Säemann (baddär) zuweilen in einer über die linke Schultergehängten Satteltasche {fyur$) oder einem Sack (kis), öfter nochin dem mit der linken Hand getragenen Saum (1}ö§re, fer$e)seines Obergewandes oder, wenn er nur ein Gewand trägt, indem heraufgezogenen Bausch (*öbb) desselben oberhalb desGürtels. Aus dem aufs Feld mitgenommenen Sack oder Ziegen-schlauch wird der Vorrat immer wieder ergänzt. Mit derrechten Hand, die er geöffnet mit ausgestrecktem Arm vonlinks nach rechts bewegt, streut er den Samen, nicht ohne dieLeistungsfähigkeit des Bodens zu beachten, weder zu dünn(dallit) noch zu dicht ('abi), sondern mittel (nu?si). Die Handwird entsprechend voller oder weniger voll genommen, Gersteetwas mehr als Weizen,1) alles selbstverständlich mit Beachtungder Grenzen des Saatstücks (S. 170 f.) und womöglich so, daß derSame nicht etwa an einen am Felde entlanggehenden oder gares kreuzenden Weg fällt (vgl. Matth. 13, 4, Mk. 4, 4, Lk. 8, 5).8)Von der winterlichen Saat sagt man dann (el-kubebe): auwales-sine bismik (bimsik) el-felläh el-bakar ta jehrut, bismik el-fyabb be-id el-jamin ubirmlha fil-ard ubikül: ja rabbi ramSnael-fjuzbb wittakenne 'ar-rabb, „Am Anfang des Jahres3) ergreiftder Bauer die Rinder, um zu pflügen, er ergreift das Kornmit der rechten Hand und wirft es in die Erde und sagt:0 Herr, geworfen haben wir das Korn und wir vertrauen aufden Herrn." Denn ohne Gebet kann die Saat ebenso wie dasherbstliche Pflügen nicht beginnen (Bd. I, S. 570 ff.). Das Be-wußtsein der Abhängigkeit des Gedeihens von dem Maß undden Zeiten des Winterregens treibt dazu.

Die Menge der Saat steht im Verhältnis zu der Größe desSaatstücks und der Art seines Bodens. In rämalläh sagt man:feddän bökul ?ä' „Ein feddän (die Pflügearbeit eines Tages,berät jöm) verbraucht 1 ?ältt, und man bestimmte den Inhaltdieses Getreidemaßes, das nach meiner Messung gestrichen

') Sonnen , Biblica 1927, S. 79, Canaan , ZDMG 70, S. 172.*) A b b i l d u n g 61.3) Das Wirtschaftsjahr ist gemeint, vgl. Bd. I, S. 6ff., T. Canaan ,

ZDPV 1913, S. 273.

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12,5 lr gehäuft 15—16 l beträgt,1) auf 5 irfäl, d. h. wenn dasrofl auf 2,88 kg berechnet wird, 14,40 kg. Der feddän wurdedabei auf 734 qm bestimmt, war also ein Land von etwa 27 mim Geviert. Für die Saat von Kichererbsen nannte man 6—12rofl für ein dulum (dunum), der mit 919 qm ungefähr um V*größer ist als ein feddän. Alles dies gilt vom steinigen Bodendes Berglandes, für guten Boden im Küstenland seien fürWeizensaat zwei §ä' statt eines das Übliche. Wie verschiedenselbst im Berglande das Mag der Saat sein kann, zeigt, dagman in el-mälha für einen feddän von 300 Quadratmetern beigutem Land 4 ?ä', bei schlechtem Land V» ?&' Saat ausgab.In betääla rechnet man auf den feddän von 5400 Quadrat-ellen 10 rofl Weizen, 6 rofl Gerste, 15 rofl Knotenwicke{kirsenne), lVa rofl Mais. Nach Sonnen 8 ) beträgt das Magder Saat für die Tagesarbeit eines Pfluges an Weizen 1—1V«midd (ä 15 kg), an Gerste lVi—2 midd. Ande r l i nd 8 ) gibtfür die Jesreelebene 195,2 kg Weizen und 215,6 kg Gerstepro Hektar. Das gäbe pro feddän 14,3 kg Weizen und 15,8 kgGerste und stimmt mit dem in rämalläh angegebenen Mageüberein.

Für die Wirtschaft ist es wichtig, was die Saat kostet,wenn man sie kaufen mug, zumal in der Zeit der Getreidesaatdie Preise genr steigen. Im Jahre 1905 ermittelte F a r a h T ä b r iin es-salf folgende Preise, die sich auf 1 $ö' (15—16 l) beziehen:

Weizen 3—6 Piaster (ä 0,15 Mk.).Gerste lV2—4 Piaster.Saubohnen 21/*—41/» Piaster.Linsen 3—5 Piaster.Knotenwicke 2—4 Piaster.

Wer kein Geld hat, mug leihen. Aber das Sprichwort sagt*):fyabbe ibkird ebtehreb ard „Ein geliehenes Korn verdirbt (schon)ein Land".

*) ZDPV 1905, S. 36, wo ich erwähne, dag es in den Dörfern auchsä'-Mafje von größerem Inhalt (15—18 Z) aus älterer Zeit gab.

2) Biblica 1927, S. 80. 3) ZDPV 1886, S. 51.4) L. E i n s 1 e r , Mosaik aus dem Hl. Lande, S. 79.

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Das Pflügen wird seinen Zweck, die Saat in den Boden zubringen, am sichersten erfüllen, wenn bei dem der Saat fol-genden Pflügen die Furchen eng gezogen werden und einandervollständig zudecken. Doch beobachtete ich bei refah undBeersaba in Reihen stehendes Getreide, was man mir dadurcherklärte, dag die Furchen weiter gezogen seien mit der Wirkung,dag der breit gestreute Same zusammengeworfen wird.1) Wennauch Linsen und Saubohnen mit Wurf gesät werden, wie esam See von Tiberias geschieht,8) beachtet man, dag die „Sau-bohnen flüstern" {fül juwaswß), aber die „Linsen rufen" ('adasfunädi) und deshalb weit voneinander stehen müssen. In derRegel ist nur ein Pflug auf dem besäten Saatstück tätig.Sollen zwei Pflüge gleichzeitig arbeiten, so zieht der eine Pflugnach dem Wenden die nächste Furche neben der vorigen,während der andere jenseits dieser zweiten Furche seine Rück-furche ausführt. Wird im Fruchtbaumgarten für Saat gepflügt,was gewig eigentlich unterbleiben sollte, so mug natürlich auf dieBäume und ihre Reihen Rücksicht genommen werden und unterUmständen die Doppelhacke (S. 121) den Pflug ersetzen.

Aber es gibt auch eine andere Methode des Säens, dieöfters bei den Wintersaaten Linsen Cadas), Knotenwicken (kir-senne), Lupinen (turmus) und Graserbsen ($llbäne), zuweilenauch bei Saubohnen {ß0, aber fast immer bei allen Sommer-saaten (VIII J) angewandt wird. Der Pflüger streut dann nichtden Samen vor dem Pflügen, sondern lägt ihn beim Pflügenhinter dem Pfluge einzeln in die Furche fallen (bilakkif). Dahier eine geringere Menge des Samens genügt, braucht er nurin einem Beutel oder einer Kappe getragen zu werden, wobeifreilich die Hand nicht am Pfluge sein kann. Durch dieseSaatmethode des lekät entstehen dann Reihen (fa8) der aus denSamen emporwachsenden Pflanzen. In rämalläh und südlichvom See von Tiberias, aber auch bei Aleppo und in Merä 'AJünvollzieht der Ackersmann in solchem Falle erst ein weitesVorpflügen (biäukk), dann das engere Furchenpflügen bihafflt,

>) Vgl. PJB 1924, S. 60. 2) S o n n e n , Biblica 1927, S. 79.

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bifyrut (biflafy) betagt'1) In Mer§ 'Ajün fiel bei Saubohnendas Vorpflügen weg, und der Pflüger lieg bei einmaligemPflügen den Samen in die Furche fallen, der bei der nächstenFurche zugedeckt wurde, wie es ja stets bei dieser Art desSäens geschieht. Es können dabei auch zwei Pflüger gleich-zeitig tätig sein, indem der eine durch sein Vorpflügen {äkäk)den Boden öffnet (biftafy el-ani) und dabei den Samen in dieweite Furche fallen lägt, während der andere, mit seinemPfluge auf dem Rande der Furche hinterherkommend, dieFurche zudeckt {bifrah) und damit den Samen begräbt (bidftnez-zar).

Diese Art des Säens ist noch vollkommener organisiert,wenn man die Saat durch einen an den Pflug gebundenenlangen T r i c h t e r {buk) (S. 89f.) in die Furche fallen lägt, undzwar so, dag der Same hinter der Sohle des Pfluges mitSicherheit in die tiefste Stelle der Furche gelangt. Mit derHand, die sonst das Lenkholz hält, lägt man dabei den Samen,etwa zwei Körner zusammen, in den Trichter fallen.2) Bequemerist es, wenn ein anderer Mann oder eine Frau mit dem Trichterin der linken Hand hinter dem Pflüger, der dann auch denOchsenstecken handhaben kann, hergeht und den Samen mitder rechten Hand hineinfallen lägt (bilakkif). Dag der Windden Samen nicht verwehen kann, weil er eben im Trichter inden Boden läuft, wurde mir in el-fyösn als Vorteil dieserMethode bezeichnet. Ebenso wichtig ist aber, dag der Same^was für Sommersaat besonders wichtig ist, an den feuchtenGrund des Ackerbodens kommt, wo für sein Keimen undWachstum die besten Vorbedingungen gegeben sind.

Ein anderes Bedecken der Saat als durch das darauf fol-gende Pflügen3) ist in Palästina nicht üblich. Es ist Aufgabedes Pflügers, wenn nötig, die etwa entstehenden Schollen mitder Schaufel des Ochsensteckens (S. 115 ff.) oder der Kreuzhacke(manküs) (S. 122) zu zerschlagen. Das enge Saatpflügen erzeugtauch tatsächlich eine ziemlich ebene Oberfläche des Feldes.

l) Vgl. Abbildung 39. 2) Abbildung 26. 3) Abbildung 25.

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Die schmale Konstruktion der palästinischen Schar, der diegrogen Blätter unsers Häufelpfluges fehlen, ist dafür die Vor-aussetzung.

Aus dem 'Irak berichtet Meigner , 1 ) dag man dort zue g g e n (märraz) pflege und dazu eine Egge benutze, die obenS. 127 beschrieben ist. Auch aus Syrien, vom Negeb und vonÄgypten sind Methoden bekannt, das besäte Feld durch eindrückendes Brett, eine Bohle oder einen Dornbusch, die dar-über von Ochsen gezogen werden, glattzumachen {bitsallUi el-ansO» vgl. S. 127 f., während ein unserer Egge gleichendes In-strument überall fehlt. Was ein deutscher Ackerbauer erwartenwürde, ist nach dem Pflügen ein Eggen vor der Saat, welchesdas Feld ebnet und selbst nur sehr kleine Furchen zieht, undein quer zu dem vorigen Eggen gerichtetes Eggen nach derSaat, welches diese Furchen zuwirft, endlich ein Walzen, dasden besäten Boden festdrückt. Alle diese Methoden werdenbei der gewöhnlichen Form des palästinischen Ackerbaus durchdas Einpflügen des Samens ersetzt.

Die vom Pflug gezogene F u r c h e heigt in Palästina wohlüberall felm*) Plur. fläm, etläm, tlüm. Das Häufel zwischenden Furchen nannte man mir bei Jerusalem 4ahr ef-felm„Rücken der Furche", in Mer$ 'Ajün farfya „Schog". Das Endeder Furche ist ras ef-telm. Von ihm sagt das Sprichwort3):el-milka 'ala ras ef-telm, „Der Treffpunkt ist am Ende derFurche", doch wohl, weil der Pflüger da jedenfalls haltzumachenhat. Bei Aleppo nannte man die Furche fyatf*)' „Linie" odergenauer kalb el-fyatf „Inneres der Linie", das Häufel (fahr el~fyatf „Rücken der Linie", den Rand der äugersten Furche Serfya

l) Neuarabische Geschichten, S. 104 ff.•) Die Aussprache mit t steht nach meinen Beobachtungen, aber auch

nach F a r a h T ä b r i , B e r g h e i m , Bauer fest. a l - B i s t ä n i bemerkt,dag das Volk talm für talam sage, was für den Libanon zutreffen mag.Aber auch Bau mann , ZDPV 1916, S. 165. 179, schreibt Ulm, undSchmid t , Volkserzählungen 18, 6 talim. Die Schriftsprache hat talammit derselben Bedeutung.

s) Baumann , ZDPV 1916, S. 179. •) Vgl. tahtit S. 184.

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„Schnitt". Man betrachtete aber auch die Furche mit ihrenbeiderseitigen Häufeln als eine Größe und bezeichnete sie alsammän, ihre Furche als kalb el-ammän, auch Sarha, ihre Häufelals fyatf, Plur. hptf. Bei den Gärtnern bei Aleppo war dieFurche mi§räje „Rinne"> das Häufel e?ba' „Finger". DieBeduinen bei Aleppo nannten die hin und her gepflügte Doppel-furche §öz „Paar". Durch kürzeres oder längeres Anbindendes Pfluges an das Joch (S. 80) kann ähnlich wie beimdeutschen Pfluge das Eingreifen der Schar in den Bodenreguliert werden. Verschiedenheiten sind möglich. Doch beträgtdie gewöhnliche Tiefe der Furche nur 10—15, höchstens 20 cm,was bedeutet, dag der Same nahe an die Grenze des vomPfluge niemals aufgerissenen Landes gelangt, das heißt in dieGegend, wo die Kapillarität des Bodens das in der Tiefe auf-gespeicherte Wasser emporbringt.1) Außerdem kommt er indas Erdreich, das zwar durch die Saat ausgenutzt, aber durchUnkraut, Leguminosen und verwesenden Kalkstein immer wiederbereichert wird und worin die Bodenbakterien wirksam sind.Als deutsche Kolonisten mit europäischem Pfluge zu rasch indie Tiefe gingen, merkten sie, dag sie in toten Boden geratenwaren und der Ertrag sich verschlechterte. Der palästinischeAckerbau, der allerdings nur bescheidene Erträge liefert, istim ganzen den Verhältnissen angepaßt und kann nur durcheine allmähliche allseitige Umwandlung auf eine andere Stufegehoben werden. Als ein ostjordanischer SBfy einen europäischenPflug erworben hatte, merkte er, daß seine Ochsen nicht starkgenug waren, ihn zu ziehen, und er mußte ihn wieder außerDienst stellen.

Der Pflügende geht bei Jerusalem hinter dem Pfluge stetsauf dem gepflügten Lande (hamär), bei Gaza auf dem un-gepflügten (bttr). Die eine Hand hat er am Pfluge, mit deranderen hält er den Ochsenstecken. Wenn er auf hamär geht,wird immer die Hand den Pflug halten, welche demselben amnächsten ist, also auf dem Hinweg die rechte, auf dem Rückweg

') Vgl. Au ha gen , Beiträge, S. 55.

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die linke. Daß der Pflüger sein Antreiben mit dem Ochsen-stecken durch Rufe unterstützt (vgl. S. 168 f.), bedeutet einenbeständigen Verkehr mit dem Pflugvieh. Bei Jerusalem beob-achtete ich folgende Rufe:

hö 'äwid „wende!"saua »geht nicht auseinander!"uk'od „bleibe in der Furche!"inzil „gehe in die Furche!"kaddim „gehe vorwärts!"

tä' „geh vorwärts!"tä' ilwl „biege aus!"dugri „gradeaus!"tä' dür „geh rechts, links!*ho'o „langsamer!"rrr oder drrr bloße Ermutigung.

Daß ich mich auf solche Unterhaltung nicht verstand, war wohldie Veranlassung, daß im Jahre 1900 ein Pflügeochse trotzmeiner arabischen Gewandung mich durch Ausschlagen zumPflügen unfähig erklärte (S. 119).

Besonderer Behandlung bedarf das G e m ü s e l a n d , alswelches der Bauer gern sein in unmittelbarer Nähe des Dorfesgelegenes Landstück {hakürd) (S. 36) verwendet, bei dem wichtigist, ob es von einer Quelle aus bewässert werden kann odernicht. Aber auch feldmäßiger Anbau gewisser Gemüse kommtvor. Die einzelnen dabei in Frage kommenden Pflanzenwerden unter X C—F unter den Rubriken Knollengewächse,Fruchtgemüse, Blatt- und Blütengemüse und Gewürzgemüsebesprochen. Aber auch einzelne von den unter X G, J, K, Lbehandelten Ölpflanzen, Gespinstpflanzen, Farbstoffpflanzen undReiztnittelpflanzen werden gemüsemäßig angebaut und gehörenalso hierher. Natürlich ist die Auswahl der zum Anbau kom-menden Gewächse von dem zur Verfügung stehenden Boden,dem Bedürfnisse und der Absatzmöglichkeit des einzelnenBauers völlig abhängig.

Wohl die Mehrzahl der Gemüsearten sät {zara') man erstin besondere Saatbeete {mestal, Plur. maäätil, meskab, Plur.masäkib),1) die durch erhöhte Ränder für Bewässerung ein-gerichtet sind (s. unter IX) und mit der Hacke {manküS, fäs)bearbeitet werden. Wenn die Pflanzen eine Spanne lang sind,

l) Abbildung 52.

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werden sie dann in größere Beete*) ausgepflanzt (na$ab,So wird auch der Tabak (titun) im November oder Februar inein Saatbeet gesät und dann in Reihen ausgepflanzt. DenZwiebeln ist eigen, daß man zuerst in Beeten Samenpflanzenerzieht, deren Samen man sät. Von dieser Saat entstehenbeerengroße Steckzwiebeln (kunnära, Plur. kanänir), und vondiesen werden dann die eigentlichen Efizwiebeln (ba?aD, undzwar im Winter als grüne Frucht, in großen Beeten oder angepflügten Furchen gezogen. Da die Steckzwiebeln nach demMag käuflich sind, braucht sich nicht jeder mit ihrer Zucht zubefassen.2) Im übrigen ist zum Gemüsebau der entsprechendeAbschnitt in VIII H „Sommersaat" und in IX die Behandlungder künstlichen Bewässerung zu vergleichen.

Im Al ter tum.Von W i n t e r s a a t e n ist im biblischen Altertum nachweis-

bar: Weizen (frittä 5. M. 8, 8, htitfim Jerem. 12, 13) und Gerste(se'örä 5. M. 8, 8, se'örim 2. S. 21, 9) als die wichtigsten Erzeug-nisse des Landes, dann Emmer oder Spelt (kussömet Jes. 28,25,2. M. 9, 31 [Ägypten], Plur. kussemim Ez. 4, 9 [Babylonien]),Kolbenhirse (döfyan Ez. 4, 9 [Babylonien]), von LeguminosenSaubohne (pöl 2. S. 17, 28, vgl. Ez. 4, 9 [Babylonien]), Linse{'adOSlm 1. M. 25, 34, 2. Sam. 17, 28; 23, 11, vgl. Ez. 4, 9 [Baby-lonien]), endlich Schwarzkümmel {kößafii Jes. 28, 25. 27), Pfeffer-kümmel (kammön Jes. 28, 25.27, vgl. Matth. 23, 23, Luk. 11, 42),und Koriander {gad 2. M. 16, 31, 4. M. 11, 7), im Neuen Testa-ment allein Minze (f}övootiov Matth. 23, 23, Luk. 11, 42), Dill(ävrjd-ov Matth. 23, 23) und Raute {n^yavov Luk. 11, 42). AlsGespinstpflanzen ist zum Schluß der Flachs (piütä) zu nennen,obwohl er als angebaut und bearbeitet 2. M. 9, 31, Jes. 19, 9 nurfür Ägypten erwähnt ist, denn er wird als notwendiger Gewand-stoff 5. M. 22, 11, Hos. 2, 7. 11, Spr. 31, 13 neben der Wolle ge-nannt, muß nach Jos. 2,6 angebaut worden sein und giltaußerdem ebenso dem Wirtschaftskalender von Gezer (Bd. I,S. 7) wie der Mischna (Pea VI 5) als angebaut.

») Abbildung 51. 2) Vgl. Abbildung 45.

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Das jüdische Recht kennt alle bisher genannten Gewächseauch, nennt aber außerdem vor allen die Knotenwicke (karStnninMa'as. seh. II2), die vielleicht im alten Gezer gefunden wurde,1)den Hafer {Siphon Kil. 11) und die Rispenhirse {perägim Chall.I 4), sonst die Graserbse (purkedän, Cod. Kaufm. pörkedän, Kil.I I ) , die Lupine {turmüs, Cod. Kaufm. törmös, Kil. I 3), dieFutterwicke (bikjä Tos. Ma'aser. III14, j . Ma'aser. 52a), Griechen-klee (tiltän, Cod. Kaufm. taltän, Kil. II 5) und die schwer zubestimmenden Leguminosen töpheaty und äe'ü'lt (Kil. 11 Cod.Kaufm.). Genaueres über die einzelnen Pflanzen und nochandere hier nicht erwähnte s. unter X.

Für die biblische Zeit ist wichtig, daß die Methode desPflügens und Säens nicht als Produkt menschlicher Klugheit,sondern als eine Folge göttlicher Belehrung gedacht wird(Jes. 28,26), so daß also die Ackerarbeit in Gottesgehorsamgeschieht und man keinen Anlaß hat, neue Methoden zu er-sinnen. Nur fleißig muß man sein (Spr. 6, 6ff.; 10,4; 19,15;28, 19). „Wenn ein Fauler wegen der Winterkälte nicht pflügt,dann wird er in der Ernte (nach Ertrag) fragen, und es gibtnichts" (Spr. 20, 4).

Von den für das Pflügen angewandten Ausdrücken ist derwichtigste das hebr. häraä, das lautlich dem arab. harat ent-spricht und in maharesä „Pflug" (1. Sam. 13, 20, vgl. S. 65. 76),häriä „Pflügen" (1. M. 45, 6, 1. Sam. 8, 12), „Pflügezeit" (2. M.34, 21), ffärüä „Gepflügtes" (Sir. 7, 3), fröret „Pflüger" (Ps. 129,3)entsprechende Nomina entwickelt hat. Daneben erscheint alseine verwandte Handlung sidded Jes. 28, 24, Hos. 10, 11, Hi.39, 10, Sir. 38, 26, was auffallenderweise in der nachbiblischenjüdischen Literatur fehlt. Das Targum hat es Hi. 39, 10 nurdem hebräischen Text nachgeschrieben, Jes. 28, 24, Hos. 10, 11durch bildliche Deutungen ersetzt, aus denen man nichtsschließen kann. Sa'adja hat es Jes. 28, 24, Hi. 39, 10 mit arab.karab wiedergegeben, hat also an ein Vorpflügen gedacht (vgl.S. 180), der Syrer unterscheidet es als Sephan „glatt machen"

') S. Löw, Flora II, S.487.

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von dem vorher erwähnten öffnen (pittafy) des Erdbodens, daser mit zekaph „aufreißen" wiedergibt. Gut he1) hat es mitdem syr. saddä „Furche" (aber auch „Furchenmag" von A00Ellen, 1000 Schritt8)) und dem arab. sadd „Verschlug, Grenze"in Verbindung gebracht und deshalb an das Ziehen der Grenz-furchen gedacht. Aber dies sollte zuerst genannt sein. Daswahrscheinlichste ist, dag das in der ersten Vershälfte erwähntePflügen für die Saat in der zweiten genauer beschriebenwerden soll. Dann meint das öffnen {pittalj) des Erdbodensohne Zweifel das erste grobe Pflügen, das aus der Brache einnir macht (S. 137), und sidded ist eine darauf folgende Hand-lung, welche die Schollen des ersten Pflügens zerbricht. DieseHandlung wird dann in V. 25 mit: im älivwä pän&hä „wenn erseine Oberfläche geebnet hat", wieder aufgenommen, um dieSaat daranzuschliegen. David Kimchi erklärt hier und Hos. 10,11siddSd von einem Zertrümmern der Schollen, das der Pflügernach Lösung der Ochsen (wohl mit der Hacke) selbst ausführt,um den Erdboden für die Saat völlig herzurichten. Dafür liegesich anführen, dag das Zertrümmern von Schollen {pi'pea' güSlm)unter den am Sabbat verbotenen Arbeiten aufgeführt wird,8)und dag die ägyptischen Abbildungen zuweilen ein Hacken desgepflügten Feldes aufweisen.4) Dag aber eine Art des Pflügensgemeint ist, zeigt Hi. 39,10, wo zuerst von der Furche, alsodem gewöhnlichen Pflügen, gesagt wird, dag der Wildochs sichan sie nicht fesseln lägt, und dann, dag er auch ein siddSd'amäkim hinter den Menschen nicht leistet, also sich dafür nichtanschirren lägt. Diese Arbeit, die genauer gemacht werdenmug als das erste Pflügen, ist deshalb die schwerere. Dag sie„Ebenen" gilt, hängt damit zusammen, dag die Ebenen dasHauptfeld des Ackerbaus sind. Nach der heutigen Methodedes Ackerbaus mug man sidded von einem zweiten der Saatnoch vorangehenden Pflügen verstehen, wie es heute besonders

») Budde-Festschrift (1920), S. 80 ff.2) S. Brockelmann, Lexicon Syriacum3, s. v. 3) j . Schabb. 9d.4) W r e s z i n s k i , Atlas, Nr. 176. 195. 422, vgl. H a r t m a n n , Agri-

culture, S. 102. 293.

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bei Sommersaat vorkommt (s. unter VIII H). Darauf würdedann die Saat mit einem dritten Pflügen folgen. Dafür kannman dann anführen, dag bei der geringen Bedeutung derSommersaat im Altertum es sehr nahelag, den Boden für dieWintersaat gründlicher zu bearbeiten, als es heute gewöhnlichist. Die Kraft der Rinder hätte sonst unnötig lange brach-gelegen. Nur das für Mesopotamien in sumerischer Zeit be-zeugte Walzen des Feldes nach dem Pflügen1) oder das beiden Babyloniern angenommene Einebnen des Feldes nach demPflügen mit einer gezähnten Egge und einem Zerhacken derKlumpen8) liege sich im Gedanken an heute außerhalb Palästinasvorkommende Weisen, das gepflügte Feld zu ebnen (S. 127 f.),für das hebräische sidded heranziehen, wenn man voraussetzt,dag es sich dabei um ein Instrument handelt, das wie derPflug vom Ochsen unter Vermittlung des Joches gezogenwurde.

Das jüdische Recht erwähnt als in manchen Gegendenüblich ein Pflügen nach der Ernte,3) das als ein Vorpflügenfür die nächste Saat zu denken ist, es redet auch von einemPflügen in der Trockenzeit4) unter demselben Gesichtspunkt.Augerdem unterscheidet es ein „starkes Pflügen" {häriä gas)und ein „zartes Pflügen" (fyäriä kal)b) und denkt bei demersteren an die tiefen Furchen der Regenzeit (talme hä-rebtä,s. u.). Dann mug das zarte, weniger eingreifende Pflügen derregenlosen Zeit angehören. Tiefe Furchen sind anzuwenden,wenn ein besätes Feld für andere Saat umgeackert werdensoll, was man ein „Umwenden" (häphakh) nennt.6) V o g e l -s te in 7 ) und Kraug 8 ) übertragen dies ohne weiteres auf jedesAufbrechen der Brache. Aber nur da, wo das Umwenden derErde {'äphär) als allgemeiner Grund der Früchte des palästi-nischen Bodens erscheint,9) ist eine auch sonst vorkommende

l) De imel , Reallexikon I, S. 17. *) Meißner , ebenda, S. 20.3) Bab. m. IX 1. «) Bab. m. V 10. 5) Tos. Kil. 117, j . Kil. 27d.6) Kil. II 3. 4, Ter. IX 1, Tos. Kil. I 16, Ter. VIII1. ») S. 34.8) Talm. Arch. II, S. 173.9) j . Ta 'an. 69 b , Pesikt . 114», Ekh. R. Peth . 34 (17a).

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Behandlung des Erdbodens bei häphakh vorausgesetzt, ohnedag es nötig ist, an das erste Vorpflügen zu denken. Im Zu-sammenhang damit wird erzählt, dag jemand in der Ebene vonArbeel durch zu starkes Drücken auf den Pflug glühende Erdehervorgebracht habe, welche die Saat verbrannte. K r a u g er-klärt es durch Salpeter- und Schwefelboden, der doch niemalsglühend gewesen wäre. Es wird sich um toten Boden (S. 186)handeln, dessen verderbliches Einwirken auf den Samen manals ein Verbrennen deutete. Als ein erstes Vorpflügen mu§jedenfalls das Aufbrechen (när) der Brache gelten, von demS. 137. 190 die Rede war. Wenn man es nicht vollzöge, würdeman auf Disteln (kösim) säen (Jerem. 4,3), wobei selbstver-ständlich dem Aufbrechen noch ein zweites Pflügen der Saatvorangehen kann. Normalerweise blieb das Feld ein Jahrbrach und wurde im zweiten Jahr gebrochen, worin bei Pachtimmer mit dem halben Felde abzuwechseln war.1) Es wirdaber anzunehmen sein, dag auf das Brechen der Brache, dasman sich nach dem Ende der Regenzeit denken würde, damitdas in ihr gewachsene Unkraut beseitigt wird, jedenfalls nochein Pflügen vor der Saat zu folgen pflegte.

Da niemand so töricht ist, „Furche in Furche" {telembetökh tttem) zu pflügen, darf man solche Torheit auch nichtden Propheten in ihrer Tätigkeit zumuten.2) Aber ein zweitesPflügen wäre eine „Verbesserung" (tijjüb) des Feldes, wennsonst nur Ein Pflügen statthatte,3) und würde eine Saat amEnde des Sabbatjahres ausschliegen. Nur ein erstes Pflügen(hiariää riäönä) ist unter Umständen im Sabbatjahr ebenso er-laubt wie ein Entdornen (kiwwe§) des Feldes,4) was durch Aus-reigen, Aushacken und Abbrennen (S. 145 f.) geschehen kann.Für die Abschätzung des Ertrags eines Feldes ist es wichtig,in welchem Stadium es sich bei der Übergabe an den Pächter

') Tos. Bab. mez. IX 7. *) Ber. R. 67 (144").3) Schebi. IV 2, j . Schebi. 35a.b, vgl. Sanh. 21". — Tos. Schebi. III 10

setzt die wohl nur theoretische Möglichkeit einer Überbietung von fünf-oder sechsmaligem Pflügen, was Kraug in Zahlen von Furchen ver-wandeln möchte. *) Schebi. IV 2, Tos. Schebi. 111.

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befindet, ob ein Brachebrechen (när), ein Düngen (zibbet) oderauch ein Verbessern (fijjeb) stattgehabt hatte oder nicht.1)

Dag das Pflügen F u r c h e n (telämtm, Sing. tölem) herstellt,setzen Hos. 10, 4; 12,12, Ps. 65,11, Hi. 31, 38; 39,10 voraus.An die Häufchen zwischen den Furchen wird Hos. 12,12 beigallfm 'al talme sädaj gedacht. Der Ausdruck ist durch Gilgalveranlagt, das zu einem gal herabsinken soll. Die vom Regengesenkten „Schnitte" (gedüdim) des Landes (Ps. 65, 11) könnenneben den getränkten Furchen nur ihre Häufchen meinen, sindaber vielleicht dichterisches Äquivalent der Furchen, bei denenhier an ihre hohen Ränder gedacht wäre. Nach V o g e l s t e i n 2 )wäre güS die von ihm beim Pflügen ausgehobene Scholle.Aber alle angeführten Stellen3) führen nur auf einen KlumpenErde ohne Zusammenhang mit der Bestellung des Feldes. Alseine dünne Formung der Erde erscheint gü§ 'äphär Hi. 7, 5, woes eine Hautkrankheit abbildet. Nur der S. 190 erwähnte Aus-druck im pal. Talmud4) lägt sich auf Pflügeschollen beziehen.

Das jüdische Recht kennt als eine besondere Art die„Furchen der Befeuchtungszeit" (talme hä-rebi'ä)6), die alsbesonders tief gezogen gelten müssen, nicht, um das Regen-wasser abzuleiten,6) sondern es aufzufangen und dem Grundezuzuführen (Maimonides). Sie neigen „Pferdeschwanz" (zenabhas-süs), wenn „die Erde der einen Furche an die Erde deranderen reicht",7) also kein ungepflügter Boden zwischen ihnenist, weil sie eng gezogen wurden. Nicht viel anders sind die„offenen Furchen" (telämim Sei- lephätiah*) oder telämlmmephullä&m*)) gestaltet. Nur fällt bei ihnen der Nachdruckdarauf, dag jede Furche offen daliegt, ohne durch ihre

*) Tos. Bab. mez. IX 12, vgl. Tos. Keth. IV 10.8) Landwirtschaft, S. 36.3) Teh. V 1; Tos. 'Eduj. I 7, Kel. Bab. mez. VII 1.*) j . Schabb. 9d. 5) Kil. II 3, vgl. oben S. 191.a) So K r a u g , II S. 174, nach V o g e l s t e i n , S. 36. 52.7) Tos. Kil. 117, j . Kil. 27 d .8) Kil. n 6; Tos. Pea 1 1 , Kil. I I 1 3 , j . Kil. 28 *.») Kil. H I 3, Tos. Kil. I I 1 . 6.D aim an, Arbeit u. Sitte in Palästina. Bd. II.

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Nachbarinnen verschüttet zu sein, weil es sich bei ihnen umeine klare Grenzbezeichnung handelt (vgl. S. 52). Drei Furchendieser Art entsprechen ungefähr der Länge eines saronischenJoches1) und einer Entfernung von zwei Ellen,8) was ein sehrkurzes Joch bedeuten würde, wenn diese Angaben völlig gleich-gesetzt werden müßten.8) Man wird anzunehmen haben, dages auch Furchen anderer Art gab, bei denen jede durch ihrHäufchen die vorige zudeckte, wie es bei der Saat anzunehmenist. — In wie vielfältiger Weise das Gesetz in das Pflügeneingreift, was hier nicht im einzelnen ausgeführt werden soll,zeigt die Mischna,4) wenn sie sagt, dag man sich bei EinerFurche achtfach vergehen kann, durch Anspannung von Ochsund Esel (5. M. 22, 10) oder geweihten Tieren (5. M. 15, 19),durch Mischsaat (3. M. 19,19), Mischsaat im Weingarten (5. M.22, 9), durch Arbeit im Sabbatsjahr (3. M. 25, 4), am Festtage(3. M. 23, 7) oder Sabbat (2. M. 20,10), als Priester oder Ge-weihter, die sich nicht durch Arbeit am unreinen Ort ver-unreinigen dürfen (3. M. 21,1, 4. M. 6, 6).

Für die S a a t ist es eine wichtige Frage, ob sie nach derheute in Palästina für Getreide vorwiegenden Methode meistauf ungepflügten Boden geschah und erst dann eingepflügtwurde. Dag in den gewöhnlichen Drucken der Mischna imVerzeichnis der am Sabbat verbotenen Arbeiten das Säen vordem Pflügen steht,6) ist im babylonischen Talmud6) dadurcherklärt worden, dag in Palästina, anders als in Babylonien, dasSäen zuerst geschehe, dann das Pflügen (hier aram. kerabgenannt). Das stimmt auffallenderweise zu dem heutigenGebrauch, könnte aber nur ein gelehrter Deutungsversuch sein,der nicht auf wirklicher Kenntnis der Tatsachen beruht.Immerhin braucht durch jenes Verzeichnis nicht ausgeschlossenzu werden, dag irgendwelche Vorbereitung des Ackerbodensvor der Saat statthatte; nur legt es anscheinend den Nachdruckauf das der Saat folgende Pflügen. Auch das Gleichnis vom

») Kil. II 6. •) j . Kil. 27d.s) So V o g e l s t e i n , S. 31, vgl. oben S. 99.») Schabb. VII 2. 6) b. Schabb. 73b.

*) Makk. HI 9.

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Säemann (Matth. 13, 3 ff., Mk. 4, 3 ff., Luk. 8, 5 ff.) erweckt denEindruck, als habe unmittelbar vor der Saat kein Pflügen statt-gehabt, da die Dornen vom Felde nicht beseitigt sind1) Dochscheint nur die Mischna der Babylonier die Reihenfolge „Säen,Pflügen" gehabt zu haben, die sich auch im Midrasch Tannaimzu 5. M. 11,14 (S. 35) findet. Denn die Editio princeps des pal.Talmud, die von L o w e herausgegebene Mischnahandschrift, derMischnakodex Kaufmann, der handschriftliche Mischnatext mitKommentar des Maimonides (Ausg. von J. S imon , S. 29) habendas Pflügen vor dem Säen, so auch andere Verzeichnissepalästinischer Herkunft2) und Maimonides, Hilkh. Schabb. VII1.Ein „Bedecken" (hippä) wird einmal zwischen dem Säen undJäten {nikkei) genannt.3) Aber die von K r a u g nicht beachtetenParallelstellen4) haben das Bedecken, das die Verzeichnisse derAckerarbeiten sonst nicht erwähnen, nach dem Jäten oder alskissä nach dem Jäten und Hacken.5) Es könnte also einZudecken der beim Jäten und Hacken aufgerissenen Stellengemeint sein, obwohl Maimonides es auf die geworfene Saatbezieht.6) Dag sorgsames Pflügen der Saat vorangeht, steht fürdie biblische Zeit durch Jes. 28, 24 f. fest und ist auch Hos. 10,11 f. angedeutet, wenn nach den beiden Arten des Pflügens dasSäen genannt wird (vgl. S. 189 ff.).

Das Graben {fyäphar), Ausschachten {häras), Einstechen(naas),'1) aber ebenso das Pferchen {dijjer), Hacken {'idder),Düngen {zibbel), Fegen {kibbed), Besprengen (ribbe?) und dasZerschmettern von Schollen {piped gäsirn)6) gehört zu denArbeiten, die in das Pflügeverbot der Mischna einzuschliegen

l) Vgl. P J B 1926, S. 121 f.*) j . Schek. 48«, Vaj. R. 28 (76»), Koh. R. 1, 3 (65b), Pesikta 69», P e s .

Rabb. 18(91»), Siphra I I I d .' ) Tos. Kil. 1 1 5 . *) b. Mo. k. 2 b , 'Ab. z. 64% Makk. 2 1 b .6) Siphra 111». 6) Hilkh. Kil. V 2, vgl. I 2.7) j . Schabb. 9 d , b . Schabb. 7 3 b .8) K r a u § , Talm. Arch. II, S. 532, macht daraus ein „Berieseln" des

Feldes, während doch ribbe§ {Mrbis) Schebi. II10; Tos. Pea. II 20, Schebi.I I 1 , Mo. k. I 6 vom „Bewässern" (Mikü) Schebi. II 4, Mo. k. I 3 zu unter-scheiden ist.

13*

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sind.1) Ein besonderes Einpflügen oder Einschlagen desSamens wird nirgends erwähnt, und selbst das „Bedecken"{hippä, kissä) fehlt in dem Verzeichnis des pal. Talmud. DieseTatsache ist am besten erklärlich, wenn die Saat eben docheingepflügt wurde und dies nicht besonders genannt ist, weiles von selbst unter die Rubrik des „Pflügens" fällt. Auch imalten Ägypten soll ein Pflügen nach der Saat vorgekommensein.8) Dann ist auch verständlich, dag im Gleichnisse Jesuallein der an den Weg gefallene Same von den Vögeln ge-fressen wird (Matth. 13, 4, Mk. 4, 4, Lk. 8, 5), weil nämlich dasEinpflügen hier wegfällt. Die Sicherung der Saat vor denVögeln durch den Saatpflug Abrahams (Jubil. 11, 18 ff., vgl.oben S. 90 f.), nachdem vorher die Vögel nur angeschrienwurden, müßte sich dann auf die Zeit zwischen Saat und Ein-pflügen beziehen, da es doch schwer denkbar ist, dag man dieSaat dauernd ohne jeden Schutz gelassen hätte.

Ein Pflügen nach der Saat, das sonst bei den Griechennicht üblich war, soll Hesiod3) erwähnen.4) Aber wenn er so-eben empfohlen hat, im Frühling das Land zu brechen, imSommer zu erneuern (also nochmals zu pflügen), kann das fürdie Saat empfohlene noch leichte Ackerland als VEI6$ doch nureine bearbeitete Brache, also ein nlr der Hebräer, sein, unddas nachher beschriebene Pflügen ist in seinem Verhältnissezur Saat unklar und könnte sogar der Saat vorangehen, weilder dem Pflüger folgende Bursche mit der Schaufel die Saatbedeckt.

Das Werfen der köba'tä,6) bei der mit Unrecht an eineEgge gedacht worden ist, kann ein Kleinschlagen der Pflüge-schollen bedeutet haben wie das Hämmern des Feldes vor undnach der Saat bei den alten Ägyptern und der Schlegel imheutigen Ägypten (S. 129). Keine Spur ist vorhanden von dem

J) j . Schabb. 9<*f. Vgl. oben S. 190.193.J) H a r t m a n n , Agriculture, S. 106.9) Opera et Dies S. 464ff.4) J a r d e , Les C6r6ales dans l'Antiquit6 Grecque I, S. 22 f.5) j . Schebi. 35», Sann. 2 1 " , vgl . S. 128.

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im alten Ägypten vorkommenden Eintreten der Saat durchSchafe.1) Nach Herodot (II14) und Diodor (I 36) wurde dortdas vom Vieh bewässerte Land ohne vorhergehendes Pflügenoder Hacken besät und dann von Schweinen (oder Mastvieh,so Diodor) eingetreten, wie es dort noch heute geschieht, ob-wohl nicht Schweine dazu benutzt werden.8)

Über die Weise des S ä e n s gibt der gewöhnliche hebräischeAusdruck zärd (1. M. 26, 12 und oft) keine Auskunft. DasSubstantiv zöra' „Same" bezeichnet 1. M. 8, 22, 3. M. 26, 5 diezu bestimmter Jahreszeit geschehende Saat, öfters wird vonder Saat allein gesprochen und vorausgesetzt, dag das nötigePflügen damit verbunden ist, so 1. M. 8, 22, 2. Kon. 19, 29,Hi. 4, 8, Ps. 126, 5, wo Saat und Ernte zusammenstehen, Hos.10,12, wo das Aufbrechen (när) noch nachträglich erscheint.Auch im jüdischen Recht wird gelegentlich von Saat auf Brache(bör) oder Bruchland (nir) geredet,3) oder auch das Säenzwischen das Aufbrechen und Jäten gestellt,4) ohne dag daseigentliche Pflügen Erwähnung fände. Umgekehrt ist die Saatin das Pflügen eingeschlossen, wenn Am. 9, 13 nur dies vor derErnte genannt wird, oder im Midrasch5) Pflügen, Dreschen undWorfeln aufeinanderfolgen.

Für „streuen" gibt es pizzar Ps. 112, 9, Spr. 11, 24, dasaber auf die Feldsaat nicht angewandt wird. Jes. 28, 25 stehthephls „zerstreuen" von der Saat von Schwarzkümmel, zärak„sprengen, streuen" vom Pfefferkümmel, säm „legen" vonWeizen, Gerste und kussömet Die verschiedene Form derAusdrücke ist in den ersten beiden Fällen nur dichterischbestimmt, wird es also auch im dritten Fall sein; der Nach-druck liegt dann nur darauf, dag jede Art des Samens den fürsie bestimmten Ort erhält. Sa 'adja hat für die ersten beiden

x) W r e s z i n s k i , Atlas, Nr. 97, H a r t m a n n , Agriculture, S. 105.») A n d e r l i n d , Landwirtschaft, S. 69.8) Kil. IV 9. •) Tos. Bab. mez. IX 13.5) Siphre Dt. 42 (80b), anders Midr. Tann, zu 5. M. 11,14 (S. 35), wo

die Saat am Anfang genannt ist (vgl. S. 195).

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baddar „streuen", für das dritte a$är „übergeben". Bildlicherscheint hippil zar'äm „er ließ ihren Samen fallen", Ps. 106,27,was nach den später belegbaren Ausdrücken nephllä (niphläCod. Kaufmann)l) „Saat" und mappölet') (s. u.) auf denselbenAusdruck für „säen" schließen läßt, weil der Same dabei fällt(nöphSl),3) wie auch Jesu Gleichnis Matth. 13,4 ff., vgl. Joh. 12,24,sagt. Ein eigentümlicher Ausdruck für das Säen findet sichAm. 9, 13 in möSekh haz-z6ra' „der Zieher des Samens",woraus das Targum mappek bar zarä „den Herausführer desSamens", der Syrer zär'ä „Säemann" gemacht hat. Vom Her-ausführen des Samens versteht es auch der Midrasch,*) der esauf Joseph deutet, der den Samen (die Nachkommenschaft)seines Vaters nach Ägypten zog. Ps. 126, 6 könnte ursprüng-lich ebenfalls möSekh haz-zöra' gestanden haben, da nur so diebeiden Zeilen des Verses metrisch einander völlig entsprechen.Der jetzige Text hat einen „Träger des möäekh haz-z6ra'u dar-aus gemacht, bei welchem das Targum im Einklang mit altenDeutungen5) an den Ochsen denkt, der die Last des Samenszum Felde bringt, wobei möäekh nach Hi. 28,18 erklärt ist.Der Syrer hat dafür nur einen „Träger des Samens" {SökSlzarä). Jedenfalls ist möäSkh haz-z&rd dichterischer Ausdruckfür haz-zöred. Der Säemann ist so genannt, weil er beimBreitstreuen den ausgestreckten Arm mit dem Samen hin- undherzieht, damit die Saat ihren vollen Bereich bedeckt oder, waszum Ausdruck noch besser passen würde, wenn er in vorhergezogene Furchen streut, weil er ihnen entsprechend der Saatlange Linien geben muß. In einer Erzählung6) werden dieBescheidenen, welche ihre Hände vor einer Gabe zurückziehen(mö§ekhin), von den Gierigen unterschieden, welche ihre Händenach ihr ausstrecken (pöäeün). Nicht das Strecken, sonderndas Ziehen liegt also im Ausdruck.

J) Pea V 1, Bab. mez. IX 5. ») j . Ber. 6C, b . Chull. 82 b . 132 b.8) j . Pea 18d , Bab. m. 12 a . *) Ber. R. 93 (199b).5) Midr. Teh. 126, 5, b . Ta 'an. 5».6) Tos. Sot. XIII 7, j . Jom. 4 3 c , b . Jom. 39».

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Im jüdischen Recht wird einmal betont,1) daß verboteneMischsaat (im Weingarten)2) nur dann eingetreten ist, wennman Weizen, Gerste und Weinbeerkerne (zusammen) sät mitFallenlassen der Hand (bemappölet jäd). Die Meinung ist, daßdie Saat auf die beim Getreide übliche Art geschehen seinmüsse. Ein anderes Motiv liegt zugrunde, wenn bei der Ab-schätzung eines dem Heiligtum geweihten Feldes das Maß derdabei verwendbaren Saat nicht nach dem „Fallenlassen vonRindern" (mappölet Sewärim), sondern nach dem „Fallenlassender Hand" (mappölet jäd) zu berechnen sei, was dann dahinerläutert wird, daß dabei vorauszusetzen sei Saat, die nicht„dicht" (me'ubbe), nicht „spärlich" (medak), sondern „mittel"(benöni) ist.3) Als die 3. M. 27,16 für eine solche Schätzungvorauszusetzende Saat gilt der Handwurf, bei dem man nachdem Ausdruck mappölet jäd ebensowohl an freien Wurf als andas Einzelfallenlassen mit oder ohne Trichter (S. 183 f.) denkenkönnte. Aber da dieser Unterschied nicht berücksichtigt ist,wird die Methode des freien Wurfes ausschließlich voraus-gesetzt sein. Die hier ausgeschlossene Rindersaat wäre nachRaschi eine Saat, bei der der Same aus durchlöcherten Säckenfällt, die man Rindern aufgelegt hat, nach einer sonst un-bekannten Methode. In Frage kann jedenfalls nicht kommeneine Saat, bei welcher der Säemann den Samen in einen amPfluge befestigten Trichter wirft (S. 184), sondern nur einesolche, bei der er durch die Erschütterung des von Rinderngezogenen Pfluges selbsttätig ausläuft. So käme eine Ein-richtung in Frage, wie sie aus alter Zeit bezeugt ist (S. 90 f.).Ob dabei mehr oder weniger Same verbraucht wird als beider Saat mit Handwurf, ist gleichgültig, da es sich im Rechtenur darum handelt, welche Methode als die vom Gesetz vor-ausgesetzte gelten muß.

*) j . Ber. 6«, b. Chull. 82b. 132b.2) Vgl. M a i m o n i d e s , Hilkh. Kil. V 2.8) b. 'Arakh. 25a, Bab. mez. 105 b, vgl. zu den Ausdrücken j . Sot. 18a

M a i m o n i d e s , Hilkh. 'Arakhin IV 2, und den heutigen arabischenGebrauch S. 181.

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Saat mit „Rinderwurf" hatte den Vorteil, daß der Windauf das Fallen der Saat nicht denselben Einfluß haben kann,wie er für die Saat mit Handwurf gelegentlich vorausgesetztwird,1) Auch der Vogelfraß, den Matth. 13, 4, Mk. 4, 4, Lk. 8, 5nur für die Saat auf den Weg erwähnen, fällt weg, wie es diealte Erzählung von der Erfindung des Saatpfluges (S. 90)betont Vor allem mußten hier Reihen der Saat entstehen, weilder Same ausschließlich in die Furchen fällt, obwohl eineMethode vorhanden ist (S. 183), auch bei Handwurf durch eineentsprechende Weise des Pflügens Reihen herzustellen. Jedesichere Erwähnung von Getreidesaatreihen fehlt aber. Es gibtReihen oder eigentlich Feldstreifen {äüröt) von Gurken, Kür-bissen und Saubohnen.2) Von Reihen von stehendem Getreide(Süröt Ifämä) neben Reihen von Garben {Süröt 'omärim) ist imZusammenhang mit der Ernte die Rede,3) wo es unmöglich ist,mit Voge l s t e in 4 ) und Krauß 5 ) daran zu denken, daß mandie Saatzeilen einzeln abgeschnitten habe. Es muß sich um dieStreifen des Getreides handeln, welche die Schnitter der Reihenach in Angriff nehmen, auch wenn sie nicht wie die Leutevon Beth Namer eigentliche Erntestreifen (ömen) mit derSchnur abgemessen hatten.6) Streifen {$üröt) von Getreidewerden neben Streifen von Gemüse von bestimmter Länge undBreite in einer Weise erwähnt,7) daß es sich notwendig umStücke von besätem Land, nicht um Saatreihen handelt.Zu vergleichen ist deshalb die Benennung §ürä für FeldstreifenS. 173.

Wie sehr das Maß des Samens als feststehende Größe galt,zeigt die Benutzung desselben als Feldmaß, so schon 3. M. 27,16,

') Kil. V 7, Tos. Kil. III 12, wo das Piel si'arat „es verjagte (derWind)" herzustellen ist.

*) Kil. I I I 4. 6, Tos. Kil. I I 11.14.9) Pea VI 3, j . Pea 19c , vgl . Siphre, Dt. 283 (124»), Midr. Tann, zu

5. M. 24,19 (S. 161). *) Landwirtschaft S. 41.6) Talm. Arch. I I , S. 177. 562. ») Pea IV 5.7) Tos. Kil. I I 13, j . Kil. 28 a , wo von Feldstreifen im Verhältnis zu

einer Fe ldmauer (gädör) die Rede ist.

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1. K. 18, 32 (vgl. oben S. 50 f.). Fünfzig Ellen im Quadrat, also250 Quadratellen, hat man dem Raum für 1 Sea Saat (bSt se'ä)gleichgesetzt1) Berechnet man die Elle zu 0,495 m, so ergibt dies612,56 qm für eine Saat von etwa 12,15 l oder 14,58 /, wennman das größere jerusalemische Sea der Zeit der Mischna1)annimmt V o g e l s t e i n 8 ) rechnete 13,3 / für 784 qm und42,8 l für einen preußischen Morgen, indem er die Elle auf0,560 m schätzt. Aber nach der Mischna4) ist hier mittleresMaß anzunehmen, nicht die große babylonische Elle. Das obenberechnete Maß der Saat entspricht nach den Angaben desPlinius (18) ungefähr der im alten Italien üblichen Saatmengeauf bestem Boden. Sie beträgt für ein jugerum ( = 2518,88 qm)sechs Modien ( = 52,524 Z) Weizen. Auch die heute als normalbetrachtete Saat von 1 sä' ( = 12,5 bis 16 /) für 1 feddän von734 qm (vgl. S. 48. 181 f.) steht nicht weit ab und erweckt denGedanken, daß es sich bei dem bet se'ä der Mischna ebenfallsum das Tagewerk eines Pfluges handeln könne. Natürlichentspricht die in Wirklichkeit für ein Feld angewandte Saat-menge (nephüä, niphlä)b) nicht immer dem Normalmaß. Siehängt, wie auch im Talmud6) hervorgehoben wird, davon ab,ob der Boden fett oder mager ist.

Der Same, der gestreut wird, muß „gut" sein (Matth. 13,24. 27), das heißt, frei von Beimischung von Unkrautsamen, ermuß also vor der Saat ausgelesen sein (2. S. 4,6 LXX) oder durchSieben gereinigt (Lk.22,31). Mit der nötigen Reinheit des Samenshängt es zusammen, wenn zu sittlicher Warnung daran er-innert wird, daß Saat und Ernte einander entsprechen (Hos.8,7; 10,12, Spr. 11,18; 22,8, Hi. 4, 8, 2. Kor. 6, 4, Gal. 6, 7).Freilich kann göttliches Gericht veranlassen, daß Weizensaatnur Disteln ergibt (Jerem. 12, 13), indem die Witterung denDisteln günstig ist, aber den Weizen nicht aufkommen läßt.Daß man auch die Keimfähigkeit des Samens zuweilen unter-

») Ohol. XVII1, j . Sot. 20b.3) Landwirtschaft, S. 43.s) Pea V 1, vgl. S. 198.

2) Men. VII1, vgl. ZDPV 1905, S. 37.*) Kel. XVII 9.•) b. Bab. mez. 105»,

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sucht hat, zeigt die Erwähnung von Töpfen ('ö?i?) mit Saat,1)bei denen es gesetzlich wichtig ist, ob sie durch Löcher mitdem Erdboden, auf dem sie stehen, in Verbindung sind odernicht. Gesät wird der Same natürlich so, wie man als Produktdes Dreschens und Siebens ihn hat. Als ein Zeugnis für dieAuferstehung dient das Verhältnis des nackten Samens, dergesät wird, zu der dann entstehenden Pflanze. 1. Kor. 15, 37wird dafür auf den Weizen und andere Gewächse hingewiesen.Unter demselben Gesichtspunkt wird anderwärts die Nacktheitdes gesäten Weizens2) oder der Kichererbse3) und die viel-fache Bekleidung des daraus hervorgehenden Korns geltendgemacht. Wie ein Gegensatz dazu erscheint es, dag dochWeizen, Gerste, kussömet und Linsen eine Schale haben, dieentfernt werden kann,*) und dag Weizen, Gerste und Linsen inihrer Schale (kellphä) gesät werden.5) Fei dm an6) nimmtan, dag Saat ohne Schale das Gewöhnliche gewesen sei, nachKraug7) wäre bei der Schale an die Epidermis gedacht unddeshalb kein Widerspruch vorhanden, weil die Epidermis nurals Teil des Korns betrachtet werden könne. Das ist gewigrichtig, doch mug die Natur der Samen genauer beachtetwerden. Bei der Gerste ist die Fruchtschale mit den Deck-spelzen verwachsen. Beim Weizen ist dies nur bei einerVarietät der Fall, gewöhnlich fällt bei ihm das Korn mit seinerFruchtschale beim Dreschen aus den Spelzen. Bei der Linseist die Hülse als von der Frucht mit ihrer Schale gelöst zudenken. Nur in der Mühle kann sich eine Lösung der Frucht-schale mit oder ohne Deckspelzen vom Korn vollziehen. Wennman die Gerste vor dem Verzehren schält,8) besagt das nur

*) Dem. V 10, Kil. VII 8; Tos. Dem. V 25, Schebi. 1 1 2 , j . Kil. 31».2) b . Sann. 90», Keth. l l l b , P i r k e R.El iezer 33, Ja lk . Mach, zu Ps .72 ,16 .3) Koh. R. 5 , 1 0 (95b) , wo ein Kuthäe r auch in Ausg . P e s a r o 1519 als

Bezweifler der Auferstehung erscheint und also nicht Produkt der Zensurist, wie F e l d m a n annimmt

4) Teb. Jom I 5, Ma'as. IV 5, Schabb. VII4, j . Schabb. 10d.5) b. Chull. 117*. 119b, Men. 70b.•) Parables and Similes of the Rabbis, S. 54.7) Talm. Arch. II, S. 176. 8) Ma'aser. IV 5.

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eine mit der Hand ausgeführte Beseitigung der Hüllspelze. DieNacktheit des gesäten Weizens (s. o.) besagt im Grunde nur,dag das Korn, wie es als Produkt des Dreschens und Siebenserscheint, zur Saat benutzt wird, natürlich Weizen und Gersteohne die über den Deckspelzen liegenden Hüllspelzen, Linseund Kichererbse ohne Hülse. Dieser Zustand gilt als Nackt-heit im Gegensatz zu der lebenden Pflanze, deren Hüllspelzenund. Grannen, bezw. Hülsen, vielleicht auch Blätter, als Be-kleidung des Korns gedacht sind.

H. Der Getreidenachwuchs.Dag ohne neue Saat von ausgefallenen Körnern der letzten

Ernte neuer erntefähiger Wuchs entsteht, ist von mir nie beob-achtet worden. Meist werden die Felder nach der Ernte ab-geweidet, mit den Stoppeln und dem Unkraut wird auf dieseWeise vernichtet, was etwa von Getreidenachwuchs vor demersten Regen entstand. Auf meine Anfrage berichtete aberPastor Said 'Abbüd aus Bethlehem, dag zwar nicht dort,aber bei Hebron Getreidenachwuchs, arab. ru$'i (von ra$al

„wiederkehren") vorkomme. Dieser werde, weil er sehr zeitigwachse, sehr lang, und man schneide ihn ais Grünfutter {ka?it),vgl. unter Abschn. XV, damit der Regen ihn nicht umwerfe. Seinzweiter Schnitt werde dann stärker und das Korn fetter, ob-wohl er im ganzen geringeren Ertrag liefert als die Neusaat,weil der Boden nicht gepflügt wurde. Seine Ernte geschiehtzugleich mit der Ernte der Neusaat. Arabischer Schriftausdruckdafür ist zirri'. Er bezeichnet nach al-Bistäni: „Was im Brach-land von dem wächst, was in den Tagen der Ernte abfällt, unddie Leute brauchen den Ausdruck von allem, was wächst, ohnedag jemand es sät."

Im Al te r tum.Im mosaischen Gesetz wird solcher Nachwuchs hebräisch als

säphiafy 3. M. 25, 5 f. für das Sabbatjahr erwähnt, in welchem

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keine Feldbestellung erlaubt war. Es wird verboten, diesenNachwuchs ordnungsgemäß zu ernten, und angeordnet, dagauger dem Besitzer andere Menschen und das Vieh davonessen dürfen. Da dieselbe Ordnung auch für das Jobeljahrgilt (3- M. 25,11 f.), ist angenommen, dag selbst dann noch vonden abgefallenen Körnern des vorangehenden Sabbatjahres einzweiter Nachwuchs entsteht. Das jüdische Recht hat Ver-anlassung, dies genauer zu ordnen.1) Besondere Wächter sollenden Nachwuchs überwachen.2) Das Rätsel, wie in den ernte-losen Jahren die Webegarbe, die Schaubrote, die Webebroteund die Frühfruchtgaben zu beschaffen seien, war zu lösen.3)Man überlegt, ob Nachwuchs von Priesterhebe den Charakterderselben fortpflanze,*) aber auch unabhängig vom Sabbatjahr,ob Nachwuchs von Waid, Saflor und Senf im Getreide alsMischsaat gelten müsse.6) So wird vorausgesetzt, dag Nach-wuchs auch in Jahren vorkommt, in denen der Ackerbau invollem Gang ist.

Ähnlich wie im Sabbatjahr und Jobeljahr stand es, wennfeindliche Besetzung des Landes den Ackerbau hinderte, wiees 2. Kon. 19, 29, Jes. 37, 30 vorausgesetzt ist. Da wird vonsäphiah, targumisch kättln, Sa'adja arab. halaf, unterschiedendas im zweiten Jahr eintretende säfyiS (Säliis), targ. kät kättln,6)Sa'adja arab. natir el-fyalaf „Streu des Nachwuchses". DieJahre, an welche Jesaja dabei denkt, sind im Herbst beginnendeWirtschaftsjahre.7) Das erste ist beim Ergehen des Sprucheszur Hälfte beendet. Man hatte nicht gesät, weil der Feind imLande war, und mugte essen, was von selbst wuchs, nicht dasAltkorn des vorhergehenden Jahres (so Procksch zu Jes.

*) Schebi. VIII, IX 1, Siphra 106M08», vgl. M a i m o n i d e s , Hilkh.Schemitta weJobel I—VII.

») Schek. IV 1, Tos. Men. X 22, vgl. oben S. 62.3) Tos. Men. X 22, j . Schek. 47d, b. Pes. 51 \«) Ter. IX 4. 5) Kil. II 5, Schebi. VII1, IX 1.6) Als zwei Worte zu lesen wie im Syrischen, kät von kättin. Auch

das Arabische hat nach dem Kämüs kätt.0 Vgl. Bd. I, S. 6f.

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37, 30). Das zweite Jahr endet mit dem nächsten Sommer, derauch noch erntelos ist und gesteigerte Not bedeutet, da die„Streu des Nachwuchses" nur unbedeutend sein kann. Dasdritte Jahr beginnt mit neuer Saat im Herbst, die der Feindnun nicht mehr hindert. Er mug vom Beginn des erstenWirtschaftsjahres bis zur Mitte des zweiten das Land besetzthaben und zog ab vor dem Beginn des dritten Jahres, viel-leicht schon am Anfang des Sommers. Seine eigene Ver-pflegung mugte schwierig werden, weil die von ihm geraubtenGetreidevorräte vom Jahre vor seinem Einzug zu Ende gingen.Vom Ergehen des Wortes bis zum Abzug des Feindes brauchtenur ein Jahr zu verstreichen. Das Eintreten der höchsten Notim folgenden Jahr war das Zeichen der kommenden Hilfe.

J. Die Sommersaat.Es wäre ein Migverständnis, wenn man meinen wollte, die

Sommersaat bedeute in Palästina einen vom Winterregen ganzunabhängigen Teil des Ackerbaus. Der Araber redet von„sommerlicher Feldbestellung" (fyirät sefi) nur deshalb, weil ihreSaat im Gegensatz zur Wintersaat, die in den ersten Teil desRegenwinters fällt, nach dem eigentlichen Winterregen im erstenBeginn des in den Frühling reichenden Sommers statthat, undwohl auch im Gedanken daran, dag das ganze Wachstum dieserSaat dem regenlosen Sommer angehört. Es ist selbstverständ-lich, dag die Sommersaat unmöglich wäre, wenn die Regenzeitihr nicht einen durchfeuchteten Boden zur Verfügung stellte.Einige Nachzügler des Winterregens können sie auch nochtreffen, sind aber nicht die eigentliche Voraussetzung ihresGedeihens. Da auf demselben Feld niemals Sommersaat aufWintersaat folgen kann, weil die Ernte der letzteren erst ge-schieht, wenn Sommersaat nicht mehr möglich ist, geschieht dieSommersaat stets auf brachhegendem Boden und hat deshalb

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die Möglichkeit einer besonders sorgsamen Vorbereitung durchgründliches Pflügen.

Die bei der Sommersaat meist angebauten Pflanzen (hubübe§-§eftje) sind Kichererbsen (hummuß), Sesam {simsim), Kaffer-korn (dura bötfa)1) und Mais (dura §afra). Im Norden sät manhier und da auch Hirse (dura hamra, duhn). Lupinen (turmus)werden zuweilen auch als Sommersaat behandelt (kefr Haddüm).Sonst kommen stellenweise vor Hanf (Humbuz, kinnab) imKüstenland, Baumwolle (Ifopi) und Rizinus (hirwa') in derJesreelebene, die erstere auch bei Jericho. Die in es-salt 1905festgestellten Preise von Sommersaaten pro sä* (15—16 /)waren: Kafferkorn lVa—3 und 5 Piaster, Kichererbsen 21/*—4l/sPiaster, Sesam 7—10 Piaster.

Die besondere Fürsorge für das Wachstum der Sommer-saaten hängt damit zusammen, dag die dafür dienenden Pflanzenzum Teil schon wegen ihrer Größe einen leistungsfähigen Bodenvoraussetzen, aber auch damit, dag im regenlosen Sommer dieBodenfeuchtigkeit ihre besondere Bedeutung hat. Ihretwegenmuß dafür gesorgt werden, daß der Schluß des Winterregensin den Boden tief eindringt und die dort aufgespeicherteFeuchtigkeit durch eine gut durchgearbeitete Oberschicht ge-schützt wird (vgl. oben S. 180). Außerdem gedeihen gewissestickstoffsammelnde Mikroorganismen in der feuchtwarmenAtmosphäre zwischen der lockeren Oberschicht und ihrerfeuchten festen Unterlage und schaffen dadurch günstige Vor-bedingungen für stickstoffzehrende Pflanzen, zu deren Gedeihenzugleich das untergepflügte Unkraut beiträgt.8) Obwohl derBauer diese Veranlassungen für sorgsame Vorbereitung derSommersaat nicht kennt, steht ihm als Erfahrungstatsache fest,daß mehrmaliges Pflügen nützlich ist (S. 179). Schließlich istauch von Bedeutung, daß nach Beendigung der WintersaatPflüger und Ochsen freie Zeit haben, die nützlich ausgefülltwerden kann, und daß gute Vorbereitung der Sommersaat auchnoch der folgenden Wintersaat zugute kommt (vgl. S. 179).

») Abbildung 11.13. 63. •) Vgl. Auhagen, Beiträge, S. 59f.

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Das mindeste ist ein Vorpflügen, das man in Südpalästinakeräb nennt, im Norden oft Skäff. Von den entsprechendenVerben (bikrub, bi$ukk) ist die genaue Grundbedeutung desersteren nicht sicher, während beim zweiten offenbar an dasSpalten des Bodens gedacht ist. Bei ef-faflle im südlichenOstland wird die Sommersaat im Herbst durch ein Vorpflügen(sTfälc) vorbereitet, ein zweites Pflügen (tenäje), mit dem dieSaat von Kafferkorn verbunden ist, folgt im Frühling. BeiJerusalem wird, wenn irgend möglich, für Kichererbsen undKafferkorn zweimal, für die arabische Bohne (lübie) dreimalgepflügt. In rämalläh gilt von jedem ordentlichen Bauer:bikrub, bitni „Er pflügt ein erstes, ein zweites Mal", von jedemReichen: bikrub, bitni, bitallit „Er pflügt ein erstes, zweitesund drittes Mal". Bei Gaza setzte man für Kafferkorn vorauseinen ersten Bruch (ksära) des Bodens, ein zweites Pflügen(tnäje) und ein drittes Pflügen mit Furchenschneiden (tahtit)für die Saat. In es-salt setzt man das erste Pflügen (keräb) inden äebät, das zweite (herät etnä, epiäje) in den Anfang desidär, das dritte (herät tatllt) in das Ende desselben Monatsund das vierte (herät tarbi), mit dem die Saat zusammenhängt,in die Mitte des nisän. Man sagt von einem Bauern, der nachVollendung der Wintersaat solches leistete: hü fyarat ukammalardo eS-§itawije wakarab watana watallat warabba' ardo es-sefije warama zar'o es-sefi, „Er pflügte und vollendete seinWinterland und pflügte dann ein erstes, zweites, drittes undviertes Mal sein Sommerland und warf seine Sommersaat." Erkann dann von seinem Lande rühmen: harattah arbaf sikak,„Ich habe es mit vier Scharen gepflügt." Aber von denmeisten kann es nur heißen: hü karab watana wazara' zar'oes-sefi, „Er pflügte ein erstes und zweites Mal und säte seineSommersaat."x)

Da das Säen in der Regel nicht mit freiem Wurf geschieht,sondern mit Fallenlassen einzelner Samen (lekät) ohne odermit Saattrichter (S. 89 f.), so hat der Pflüger beim letzten Pflügen

') Vgl. Abbildung 26. 28. 35. 39.

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die Aufgabe, durch tahffi die Furche für den Samen zu öffnen,den er hinter dem Pfluge hineinfallen läßt, und sie dann wiederzu schließen (bifrah). Bei Jerusalem sah ich im April 1900,wie für Kichererbsen der Acker erst einmal durchgepflügtwurde, darauf folgten enge Furchen, in die der Pflüger den ineiner Kappe getragenen Samen einzeln fallen ließ. Auf demRückweg wurde die Saatfurche durch den Gang des Pflugesauf dem Häufel derselben zugedeckt, und die nächste Furchediente dann wieder der Saat. Hier geschah, was in einerVolkserzählung1) geschildert wird: hal-harrätin bihattipi flhummus, „Die Pflüger machen Furchen in (für) Kichererbsen."Auch der Sesam steht reihenweis in Furchen, die ich auf demras el-mekabber 40 cm breit und 15 cm tief fand. Dasselbegilt von der arabischen Bohne (lübie) und der Posthorngurke(fakküs), die ich am 14. Juni 1925 in der Bak'a frisch gehäufeltsah. Die Zeit der Sommersaat und ihres Pflügens ist diezweite Hälfte des igär und der nisän. Zu frühe Saat kannviel nachfolgenden Regen bedeuten und würde dann beiKichererbsen üppige Pflanzen, aber wenig Körner zur Folgehaben, bei Sesam sogar das Wachstum der Pflanze vernichten(es-salf), weil sie nicht imstande ist, die vom Regen geschaffeneBodenkruste zu durchbrechen, so daß es besser ist, erst nachBeendigung des Regens, Ende April und Anfang Mai, die Saatzu vollziehen, wenn nicht durch das der einheimischen Wirt-schaft fremde Eggen der Boden geöffnet wird.2)

Eine besondere Aufgabe ist es, für das sommerlicheGemüse (hudra) lange B e e t e herzustellen. Dies geschieht,indem man in das gepflügte Feld in dem dafür nötigen Abstanddurch mehrfaches Hinundherpflügen weite Furchen schneidet(katfa1). So hergestellte Feldstreifen, aber vielleicht auch diescheidenden Furchen, nennt man täkäfC „Schnitte", Sing, wohltaktü'. In diesem Fall sind die Furchen die Trenner der Beete,welche den Zugang zu ihnen ermöglichen, vielleicht auch

») Schmidt-Kahle, Volkserzählungen, 69, 1.2.a) Aaronsohn, Agricultural and botanical Explorations in Pale-

stine, S. 31.

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Regenwasser von den Beeten ableiten sollen. Daß es für einenTeil der Gemüsepflanzen besondere Saatbeete (maäätil, masäkib)gibt,1) aus denen sie auf größere Beete ausgepflanzt werden,war schon bei der Wintersaat (S. 187) erwähnt.

Zur Sommersaat gehören Blumenkohl (karnabif, zahr)*)als zweite Saat, Weißkohl {malfüf, lahana), europäische Bohne(fasülja), arabische Bohne (lübie),3) Griechenhorn (bämia),Eiergewächs (bädinfiän, betinöän) und Tomate (banadüra,bandöra), die letzten beiden, sofern sie am Ende des Wintersauf den früher besäten Saatbeeten ausgepflanzt werden. Diearabische Bohne (lübie) wird bei Jaffa in Furchen von Vt mgesät, bei Jerusalem steckt man sie in Reihen von 40—50 cmAbstand und mit 40 cm Abstand der Samen zwischen Furchen,die im Juni mit der Hacke (fäs) erneuert werden. Stauden-artige Gemüse, wie Griechenhorn, Eiergewächs und Tomaten,aber auch Blumenkohl, erfordern Beete von 1V2 m Breite undEntfernung der Pflanzen in ihren Reihen von V» bis 2 m.*)Zwiebeln (basal) werden für trockene Frucht jetzt nochmalsgesät (vgl. S. 188). In den Sommer gehört auch die Minze(na'na.% die ich im September 1913 im Gartenland von silwänangebaut fand, die aber auch im Winter gesät wird.

Nicht geringe Bedeutung haben in manchen Gegenden,besonders in der Ebene, die G u r k e n f e l d e r (mikta, Plur.makäti, makäta),6) auf denen die Posthorngurke (fakküs, fakküs,kutta, mukte) mit ihrer gerippten Varietät ('aä$ür, a§gür) unddie gewöhnliche Gurke (hijär) angebaut werden, außerdem aberauch der Kürbis (kar, kar asfar) und die Kürbisgurke (küsa),die Wassermelone (battih, batfih ahmar, battih ahdar, in Aleppo§ebase) und die Zuckermelone (battih asfar) mit ihrer läng-lichen Varietät (äemmäm). Dies alles gilt vom Berg- undKüstenland. In wärmeren Gegenden wie am See von Tiberias,6)bei Jericho und 'en §idi können fakküs, küsa und hijär schon

l) Abbildung 52. 2) Abbildung 53. 66.3) Abbildung 64. 15. <) Abbildung 53.») Abbildung 14. 15. •) Sonnen, Blblica 1927, S. 333.D aim an, Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. II. ]4