Das Christentum von der Reformation bis zur Aufklärung -Matthias Jendrek

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    Das Christentum von der Reformation bis zur Aufklrungmittlere und neuere Kirchengeschichte / SS 2003 / PD Dr. Jrg Ernesti

    Kapitel I: Die Reformation in Deutschland und Europa

    Exkurs: Ursachen der Reformation

    - alte Meinung: Folge von Dekadenz und Missstnden in der katholischen Kirche- 1. Widerspruch: IMBERT DE LA TOUR: Mistnde wurden noch nie bekmpft

    - Luther ging es nicht um die Dekadenz, sondern um dogmatische u. . Fragen- 2. Widerspruch: LUCIEN FEBVRE: es waren kollektive psychologische Faktoren- 3. Widerspruch: GERHARD RITTER,JOSEF LORTZ,u. a.: pluricausale Erklrung

    - BERND MOELLER: Pulverfatheorie: Zusammenwirken mehrerer Faktoren- Persnlichkeit Luthers- psychologische Faktoren- kirchenpolitische Faktoren

    + der noch nicht berwundene Konziliarismus und die Erwartungen daraus

    + antirmische Stimmung im Deutschen Reich+ Antiklerikalismus, klerikales Bildungsdefizit (v. a. Land), immer mehr niederer Klerus+ Reformwille+ Ressentiment gegen Klerus beruht auf Missverstndnissen:+ Pfrndensystem funktioniert nicht mehr

    - profanpolitische Faktoren+ immer noch Einheit der Christenheit zwischen Papst und Kaiser+ v. a. im Deutschen Reich Bischfe u. Prlaten als Frsten in den Staat eingebunden+ Feindschaft zwischen Frankreich und Habsburg um Land in Burgund und Spanien+ Papst ist selbst Landesherr und damit meistens parteiisch+ Frsten untersttzen Kirchenreform, um eigene Macht zu strken

    + im Deuteschen Reich kommt sogar teilweise ein Territorialkirchentum auf- Humanismus+ Interesse an der Rckkehr ad fontes, zu den Quellen+ Beschftigung mit klassischer Philosophie und den Kirchenvtern+ anthropozentrisch+Frage nach der Freiheit des MenschenEthik+ weil die Ethik allgemein verstndlich sein sollRhetorik+ insgesamt keine Abwendung vom Christentum (eher im Gegenteil)

    - theologische Faktoren+ sptmittelalterliche Theologie uneinheitlich+ kann sich dem Einfluss des Humanismus nicht verschlieen

    + Bedeutungsgewinn der Werke von THOMAS VON AQUINEnde 15. Jh.+ zunehmende Bedeutung der Ordenstraditionen (Franziskaner, Augustiner)+ Tendenz, die universitre Theologie zu vereinfachen+ Rckkehr zu scholastischen Methoden, mehr Praxisbezug+ Individualisierung der theologischen Meinungen+ Vorwegnahme spterer Frmmigkeits-Strmungen (Vermassung, Verinnerlichung)

    + vgl. auch Stichwort devotio moderna+ Christus als Zentrum der Frmmigkeit+ Apokalyptik, Prophezeiungen und endzeitliche ngste als Motor von Reformen+ Nominalismus, Mystik, Evangelismus

    - GARCIA VILLOSLABAbetont vor allem Bedeutung von Luthers Lebenslauf- 4. Widerspruch: die kommunistische Deutung

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    - Quellen: die sozialistische Geschichtsschreibung von KARL MARX,FRIEDRICH ENGELS- Luther als Sprecher der Massen- sozio-kologische Faktoren

    - Reformation lst (konziliare) Reformen innerhalb der Kirche quasi ab- innerkirchliche Reformforderungen richten sich

    - an die Kirchenleitung (Papst, Kardinle, Kurie)- gegen Amtspraxis der Kirche (Simonie, Amtsfhrung u. .)- auf die kirchliche Moral

    - ab 1508 Stimmen, die schon nicht mehr an eine Reform glauben; G.V.KAYSERSBERG-Erfindung des Buchdrucks sorgt fr Entstehen einer ffentlichkeit

    Exkurs: Renaissance-Papsttum

    - auch Ppste werden zu Reformen aufgefordert- aber: Renaissance-Ppste haben andere Sorgendie Anstze versanden- ppstliche Verzgerungstaktik fhrt auch erst zur Verbreitung von Luthers Lehren- Beispiel: Leo X. (Giovanni de Medici) als Renaissance-Papst par excellence

    kunstsinniger Mzen, Renaissancefrst aber ohne Skandale feiner Genieer ohne Sinn fr Tiefe kommt durch Simonie ins Amt mit 7 Priester, mit 14 Kardinal, mit 17 Eintritt ins Kardinalskollegium ein Vorgnger hatte erst den Vatikan wieder zum Staat gemacht Ausshnung mit Frankreich politisch und diplomatisch: hinterhltig, verschlagen. lsst gegen ihn verschworene Kardinle vertreiben da er deren Vermgen einziehtes knnte ums Geld gegangen sein keine Reform-Ideen, keine Umsetzung des 5. Laterankonzils bannt Luther (Androhungsbulle Exsurge, domine)

    1. Martin Luther und der Aufbruch der reformatorischen Bewegung

    Das katholische Lutherbild- bestimmt durch comentarii de actii et ... Lutheri von JOHANNES WIHAUS- Luther wird als Zerstrer gebrandmarkt- dagegen LORTZ: Luther suchte Antwort auf Grundfragen; subjektivistische Antworten- Biographie Luthers bis zum Turmerlebnis-10.11.1483 - 18.02.1546, Eisleben- Vater: Johannes Luther, Httenmeister (Kupferbergbau). Mutter: Margaretha- Schulbesuch in Mansfeld, Magdeburg (Domschule, Kontakt zur devotio moderna), Eisenach- ab 1501 Studium in Erfurt, 1505 M.A. und Jurastudium

    Grundstudium der sieben freien Knste (artes liberales) Erfurt gehrt zu Kurmainz, ist vom dortigen Weihbischof beeinflusst

    + Schwerpunkt auf der Scholastik nach WILLIAM VON OCKHAM, Nominalismus+ beeinflusst durch den in Erfurt aktiven Humanismus

    Jurastudium nach zwei Monaten abgebrochenEmanzipation vom Vater- 1505 Eintritt in den Augustiner-Eremitenorden in Erfurt (strenger Ordenszweig), Noviziat

    Gewittererlebnis und Gelbde, Mnch zu werden Klostereintritt ist Einlsung gegen den Willen des Vaters

    - 1506 Profess, 1507 Priesterweihe und Theologiestudium

    Kontakt mit der Lehre GABRIEL BIELsspter dezidierte Ablehnung

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    - 1510-1511 Romreise- 1511 Versetzung nach Wittenberg- 1512 - Professor fr biblische Theologie in Wittenberg, Prediger im Konvent in Erfurt

    Nachfolger von JOHANN STAUPITZ(lectura in Biblia, s.v.w. Exegese)- ab 1514 Prediger der Wittenberger Stadtkirche

    - 1513-1518 Vorlesungen ber Psalmen und einige paulinische Briefe- Grundlegung der lutherischen Theologie in den ersten Lehrjahren:- aus dem Versuch, eine Alternative zu Scholastik und Aristoteles zu geben- Vorlesungen:Psalmen (1513-15); Rmerbrief (1515-16);

    - Galaterbrief (1516-17); Hebrerbrief (1517-18)- Schriftauslegung mit starkem persnlichem Engagement- lste sich von berlieferten Formen und Inhalten der Theologie- lehnte Methode der Allegorese ab- lie Tradition und kirchliches Lehramt als Instanz der Exegese zurck- die Erfahrung der Gnade Gottes ist fr Luther befreiend: sola gratia

    - Rechtfertigung ist nicht Eigenwerk, sondern Gnade

    - zentrale Entdeckung der iustitia dei nach Rm 1,17- = als rettende, gerechtmachende Gnade- diese gibt es, wenn der Mensch demtig Gott bittet- hatte sie bisher als strafende Gerechtigkeit miverstanden- jetzt: passive Gerechtigkeit durch Gnade des barmherzigen Gottes

    - Luther berwindet damit ein einseitiges Gottesbild- Gott als strafender, strenger Richter- dieses Gottesbild war Mitgift der Frmmigkeit des Elternhauses- und der Erfurter Schultheologie

    - Stellung des Menschen vor Gott grndet sich nicht auf Leistung- Vermittlung der Gnade durch Jesus- aus dem Glauben ergibt sich Heilsgewissheit- Mensch = simul iustus et peccator (gerecht(fertigt)er und Snder)

    - Snder, weil immer begierlich; Gerechter, weil immer durch Christus gerecht- Schlagworte: Rechtfertigung sola gratia, sola fides; Grundlage sola scriptura;- Kernpunkt der Schrift ist solus Christus

    - Person und Werk Luthers gehren untrennbar zusammen- Gegensatz zwischen dem tatkrftigen Mann und dem passiven Element (Gnade) der Lehre

    Beginn der Reformation und Verffentlichung der Thesen- Zum Konflikt mit der Kirche fhrte der Ablastreit; Hintergrund:- 1506 legte der Papst den Grundstein fr die Kirche St. Peter in Rom

    - Neubau war kostspielig- zur Finanzierung wurde auch ein Abla ausgeschrieben- = eine Abgabe zugunsten des Neubaus wurde mit Abla verbunden- Abla = Nachla der im Fegefeuer zu erleidenden zeitlichen Sndenstrafen

    - durch die Kirche aufgrund religiser Werke des einzelnen Glubigen- Werke auch durch Geldzahlungen ersetzbar- Abla kann fr sich oder fr andere die armen Seelen aufgeopfert werden

    - 1517 Ablasspredigten des Mnchs JOHANNES TETZEL OP Bischof ALBRECHT VON BRANDENBURG(Mainz und Magdeburg) braucht Geld Schulden bei den Fuggern, um Bistumshufung zu bezahlen

    Petersablass, darf in Wittenberg nicht gepredigt werden, aber an der Grenze- Luther hlt den Ablass fr eine Irrefhrung der Menschen und Ablenkung von Christus

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    -31.10.1517: 95 Disputationsthesen; Inhalt v. a.: echte Bue kann man nicht kaufen- Luther greift den Inhalt von Tetzels Predigten als Abla-Propaganda an- Kirche soll die Menschen zu echter Bue und zur Nachfolge Christi anleiten- Luther sendet die Thesen an die Bischfe ALBRECHTund HIERONYMUS SCHULZ- Appell an die pastorale Verantwortung des Bischofs

    - Bischof schickt Thesen nach Prfung durch die Mainzer Uni nach Rom- Luther selbst hat auf diese Sendung keine Antwort erhalten

    -im November oder Dezember 1517 gibt Luther Ablathesen an einzelne Freunde weiter- ohne sein Wissen wurden sie ins Deutsche bersetzt und gedruckt- sie fanden enormen Widerhall in der ffentlichkeit!oder 31. Oktober 1517 kann als der Beginn der Reformation gelten

    - im Mrz 1518 verfate Luther daraufhin den Sermon von Abla und Gnade- hierin erneute er seine Kritik an den Ablapredigten- und trug sie jetzt direkt der ffentlichkeit vor

    - Tetzel und der Dominikanerorden fhlten sich von dem Augustiner Luther angegriffen-Gegenthesen vor allem vom Hauptgegner Luthers Johannes Eck- auerdem erstatteten sie Anzeige in Rom

    Prozess, (Erffnung im Juni) Kurfrst von Sachsen verweigert Auslieferung Luthers nach Rom 12.-14.10. Vernehmung in Augsburg durch Kardinal THOMAS DE VIO CAJETAN Wahl CAJETANSzeigt, das Kurie Ernst der Lage erkannt hat CAJETANerkennt zwar den Wert der Lehre, sie widerspricht aber seinem Kirchenbild Luther lehnt den Widerruf abes zeigten sich bereits erste typische Gegenstze

    - Luther appelliert nach Augsburger Verhr von Wittenberg aus an ein allgemeines Konzil- dann aber kam es zu einem Stillhalteabkommen

    - ihm wurde eine erneute Anhrung zugesagt, doch vorlufig keine ffentlichkeit- Abmachung hing mit Interesse der Kurie am Abstimmungsverhalten vonKurfrst Friedrich dem Weisen von Sachsen zusammen

    - Luthers Landesherr; bevorstehende Kaiserwahl zusammen- 1519 Leipziger Disputation Luthers, durch Stillhalteabkommen ermglicht

    JOHANNES MEIER VON ECK(Prof. in Trippstadt, Kontraposition) ANDREASBODENSTEINVON KARLSTADT(Prof. in Wittenberg, Position Luthers) anwesend ist auch PHILIPP MELANCHTON Luther lt sich durch v. Eck zu Verteidigung der Lehren der Hussiten provozierenmu damit einrumen, dass das Konstanzer Konzil in Verurteilung Jan Hus geirrt hatgrtes Aufsehen: Konzilien im Bewutsein der Zeit = hchste kirchliche Autoritt

    erste groe Auflehnung gegen die Kirche = Konstanzer Konzil- 1519 KARL V. gewhlt (gegen den Willen der Kurie; ohne Rcksicht auf FR.DEN WEISEN)- Luther beginnt, scharfe Schriften zu verffentlichen = seine Hauptschriften

    Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (Sakramentenlehre)+ das Wort steht ber den Sakramenten (sola scriptura)+ Vermittlung der Gnade nur durch Wort+ es gibt an Sakramenten nur Taufe, Abendmahl und (eingeschrnkt) Bue+ Glaube ist fr Begegnung mit Christus im Abendmahl erforderlich

    Von der Freiheit des Christenmenschen (christliches Leben aus der Gnade) o An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung

    + = Aufruf an den Adel, zur Reform der Kirche initiativ zu werden+ Papstkritik; fr Abschaffung des Zlibats

    - 15.06.1520 Exsurge, Domine = Bannandrohungsbulle Papst LEOS VI.

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    - 23.10.1520: Kaiserkrnung KARLS V. in Aachen- 10.12.1520 Vollzug des Bruches mit der Kirche durch Verbrennung der Bulle- 03.01.1521 Bannbulle Decet Romanum Pontificem bleibt nahezu wirkungslos

    verlangte den Widerruf von 41 darin zitierten Stzen- KARL V. sichert Luther fr Besuch des Reichstages zu Worms 1521 freies Geleit zu

    Luther bekommt Gelegenheit, vor Reichstag zu sprechen Verteidigung seiner Schriften, Ablehnung des Widerrufs wegen Gewissensbindung Kaiser ist der Meinung, ein einzelner Bruder knne nur irren 26.05.1522: Wormser Edikt, Verhngung der Reichsacht ber Luther

    - FRIEDRICH D.WEISElsst Luther entfhren und in Sicherheit bringen (Wartburg)

    Exkurs: der Thesenanschlag fand nicht statt- 31.10. als Tag des Anschlages = Reformationstag- ERWIN ISERLOHkommt zu dem Schluss: Grndungslegende-evangelische Historiker forschen eifrig- Theorie entsteht erst nach Luthers Tod, er selbst sprach nie davon

    - auch Beweis des Nicht-Stattfindens ist unmglich-es ist Symbolbild, das Wirkung in die Tat hineinzieht- Ehrenrettung Luthers:

    - suchte keine direkte ffentlichkeit; sondern ging formellen, korrekten Dienstweg- inner-kirchlich und akademisch, sowie Universittsdiskussion

    2. Rasche Ausbreitung der Reformation, Polarisierung und Scheidung der Geister im

    Bauernkrieg

    Der Wartburgaufenthalt, Wittenberger Unruhen- Isolation dort strzt Luther in eine Krise, ihn plagen Gewissensbisse

    - er bersetzt das NT ins Deutsche (Grundlage: Vulgata) mit Kommentar und Auslegungshilfe herausgegeben Luther will bei der Wahl der Zielsprache dem Volk aufs Maul schauenvolksnahe und sehr wirksame bersetzung (aber nicht die erste) eher sinngeme Transposition als bersetzungauch nachhaltiger Einfluss auf die deutsche Sprache

    - zwischenzeitlich greift Reformation in der ffentlichkeitVerselbststndigung- Priester heiraten, Mnche verlassen Klster- Reformation ist zeitweise eine Volksbewegung-Luther muss Stellung beziehen; daher Verfassung einer Schrift

    Gutachten ber die monastischen Gelbde

    evangelische Freiheit Gebote gehen ber Gelbde so lange ich sie zu halten vermag (bleibt Luther den Gelbden treu)

    - babylonische Gefangenschaft u. a.Konsequenzen fr Liturgie- Radikalisierung in Wittenberg = Wittenberger Unruhen:

    ANDREAS BODENSTEIN VON KARLSTADT,GABRIEL ZWILLING CanA.,PHILIPP MELANCHTHON Laienkelch wird eingefhrt erste deutsche Messe in Allstedt von THOMAS MNTZEReingefhrt

    Opferverstndnis der Messe wird abgeschafft (Testament ist nur Gedchtnis) Opfer in der Messe wre Wiederkreuzigung

    Bildersturm (KARLSTADT)

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    extreme Kreise immer noch unzufrieden- 01.03.1522: Luther verlsst Wartburg entgegen der Weisung FRIEDRICHS

    Invokavit-Predigten in Wittenberg = mit Zwang geht nichts, Rcknahme der radikalen nderungen Wiederherstellung der Ruhe gelingt

    - 1523 verbietet Herzog GEORG VON SACHSENdie NT-bersetzung- Luther reagiert mit Von weltlicher Obrigkeit, warum man ihr Gehorsam schuldig sei

    - 1524 Spaltung zwischen Luther und KARLSTADT, letzterer lehnt Kindertaufe ab Luther drngt aus Furcht vor Gewalt auf Ausweisung KARLSTADTgeht nach Basel

    Bauernkriege und THOMAS MNTZER- mehrere Aufstandswellen- nderungen des Rechtssystems und Durchsetzung des Territorialfrstentums- 1524 erneute Erhebungswelle und Beginn der Bauernkriege

    Auftakt ist Erhebung in Sthlingen nach Predigt eines ECK-Schlers

    - Schwerpunkte in Sdwestdeutschland, Thringen und am Mittelrhein- Verquickung der sozialen Ansprche mit reformatorischen Gedanken

    - Proteste gegen Abgaben- und Steuererhhungen- Einschrnkung der Weide- und Waldnutzung, der Jagdrechte usw.- soziale Not der Bauern (Missernten, Preissteigerungen)- Antiklerikalismus (Zehntabgaben)

    - 1525 Zwlf Artikel der Bauernschaft von Christoph Schappeler man soll das Evangelium leben knnen freie Wahl des Pfarrers Reduktion der Zehntabgaben Abschaffung der Leibeigenschaft

    Rechtssicherheit

    -THOMAS MNTZER:1490 1525, Priester im Bistum Halberstadt- Lyriker und Dichter- 1519 Begegnung mit Luther in Leipzig- auf MNTZERSEmpfehlung hin wird Luther in Zwickau Pfarrer- leidenschaftlicher Prediger- wurde radikaler, wurde abgesetzt und floh mehrmals nach Bhmen- schlielich Pfarrer in Allstedt- Gemeinde soll als Subjekt der Liturgie aktiv an ihr teilnehmen- MNTZERnimmt, hnlich wie KARLSTADT, den ueren Gottesdienst sehr viel ernster

    - bald polemisiert er gegen den Reformator Luther- weil dieser mit der Verdeutschung der Liturgie zgert

    - Mntzers Theologie:- endzeitlich messianische Zge: die Zeit der Ernte ist da- stand unter dem theologischen Einflu des radikalen Joachim von Fiore (1202)- und der Mystik- Theokratie: Errichtung von Gottesherrschaft auf Erden- Leidensbereitschaft- lehnt Entwertung des Gesetzes zugunsten der Gnade (Luthers Rechtfertigungslehre) ab

    - Mntzer lie sich von den sozialen Forderungen der Bauernansprechen

    - Mntzer sah in Bauern und kleinen Leuten die eigentlich zum Reich Gottes Berufenen- er wollte die Welt mit dem Evangelium regieren

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    - mit dem Schwert Gideons wollte er fr Gottes Herrschaft auf Erden kmpfen-rief zum Bauernkrieg auf- = Kampf fr Gottes Regiment gegen alle angemate Obrigkeit- eine Teilung in zwei Regimenter (oder Reiche; bei Luther) gab es fr ihn nicht

    - hufiger Ortswechsel Mntzers

    - zuletzt in Mhlhausen / Thringen- Niederlage der Bauern im Mai 1525- Mntzer wurde gefoltert und hingerichtet

    - 1525 auch als Wendejahr vom jungen zum alten Luther- Luther war generell abgeneigt von Tumult, Anarchie u. .- alter Luther = konservativ, wendet sich gegen Bauernrevolten- Wider die ruberischen und mrderischen Rotten der Bauern- Bauern maen sich das weltliche Regiment an- wendet sich auch gegen Humanisten (de libero arbitrio servo)- er wollte Evangelium und politische Forderungen trennen- Faktisch stellte er sich auf die Seite der Frsten

    - 1526 Ende der Bauernkriege

    - Luther heiratet Katharina von Bora (ehemalige Nonne, drei Shne und drei Tchter)- es folgen Jahre der Konsolidierung, Hilfe durch Philipp Melanchthon

    Verfassung einer neuen Agende, neue deutsche Messtexte- 1528 Abendmahlstreit Luthers mit Huldrych Zwingli- 1532 Schmalkaldische Artikel, vgl. auch Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefundenwerden.- antisemitische Schriften, Wider das Papsttum, Vorlesungen in Wittenberg bis zum Schluss- 1546 durch ein Herzleiden; Beisetzung in der Schlosskirche von Wittenberg

    Luther schrieb lateinisch und deutsch, viele Briefe sind erhalten ist auch Schpfer des Typus des protestantischen Kirchenliedes

    Exkurs: Erasmus von Rotterdam+ vielseitig, Pazifist, Gelehrter+ Schulzeit in Deventer (NL), Kontakt zur devotio moderna; Studien in Paris+ Werk enchiridion militis christiani (Handbuch des christlichen Streiters)

    = Anleitung zum christlichen Leben fr Laien+ Leistungen:

    Kritiker der Autoritt der Scholastik (Lob der Torheit, Schrift gg. die Frsten) ediert das neue Testament auf griechisch mit Einleitungskommentaren

    Grundlage fr die weitere Bibelforschung Idee des Zurck zur Bibel kommt von ihm ?+ will einen engen Dogmatismus in seiner Theologie vermeiden+ These: jeder Christ soll durch Bibellektre zum Theologen werden (tiefgreifende Reform!)+ Verhltnis zu Luther:

    Luther wrdigt die Indienstnahme der Frsten fr die Sache Wirkung im Sinne der Staatserhaltung

    3. Kaiser Karl V. und die deutsche Frstenreformation

    Karl V.

    -

    24.02.1500 Gent

    21.09.1558 San Gernimo de Yuste- Sohn Philipps I. des Schnen und Johannas der Wahnsinnigen, zweites von sechs Kindern

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    - sein Bruder Ferdinand als sein Nachfolger- seine Schwestern Eleonore, Isabella, Maria und Katharina- als Kniginnen von Frankreich, Dnemark, Ungarn und Portugal

    - Enkel Kaiser Maximilians I. (vterlicherseits)- der katholischen Knige Ferdinand II. von Aragon

    - und Isabella von Kastilien (mtterlicherseits)- in den Niederlanden erzogen- 1506 Erbe von seinem Vater: Burgund und die Niederlande- 1516 folgte er seinem Grovater auf den spanischen Thron

    - Aragn mit Neapel und Sizilien- Kastilien mit den berseeischen Reichen

    - erbt auch die habsburgischen Lnder in sterreich- 28.06.1519 gegen Knig Franz I. von Frankreich zum Rmischen Knig und Kaiser gewhlt- 1521-2 berlsst er die sterreichischen Erblande seinem Bruder Ferdinand I.- Auenpolitik vom Gegensatz zu Frankreich bestimmt

    vier Kriege gegen Franz I.

    1527, zweiter Krieg (1526-29), dabei Sacco di Roma = Plnderung Roms- 1529 Herrschaft in Italien- weniger glcklich: Kampf gegen Trken

    1529 Belagerung von Wien 1532 aber Rckzug der Trken

    - 1556 Abdankung, Rckzug nach San Gernimo de Yuste- auenpolitischer Rahmen:

    - der franzsische Knig konspirierte mit den Trken-ermunterte sie so, nach der Eroberung Belgrads (1521) in Ungarn einzufallen- 1526 Besetzung Ungarns- damit war Karl V. gehindert, sich energisch der innerdeutschen Verhltnisse anzunehmen- und gegen die Frsten vorzugehen-kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Frankreich- 1529 dann Friede zwischen den Lagern: Friede von Barcelona / Cambrai

    Auenpolitischer Rahmen (Gesamtsituation unter Papst Hadrian VI.)- Papst Leo X. macht sich nichts aus der Lehre Luthers

    - 1519 Krnung Karls V. zum Kaiser, Ablehnung durch Frankreich- Kaiser fr Papst aber wichtiger als Frankreich- 1521 Leo X. an Malaria

    - Nachfolger: Hadrian VI. von Utrecht (Niederlande)

    02.03.1459 Utrecht -

    14.09.1523 Rom Sohn eines Schreiners, Studium in Loewen geprgt durch devotio moderna, tief fromm (ungewhnlich fr Zeit und Ort) Erzieher des Erzherzogs Karl (spter Kaiser ~ V.) fhrte Regentschaft fr Karl in Spanien betont einfache Krnung zum Papst als Nicht-Italiener mit schwerem Stand in Rom

    Sparmanahmen evozieren Hass Misstrauen gegen den deutschen Geizhals politische Ungeschicklichkeit und Unwissen vergrern Hass noch

    eigentlich gnstiges Verhltnis zwischen Papst und Kaiser (bzw. Deutschland)

    -auenpolitisch muss Hadrian sich vllig neutral verhalten- schreibt Schuldbekenntnis: katholische Kirche an drohender Kirchenspaltung schuld

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    - dieses wird aber nicht umgesetzt, Luther geht nicht einmal darauf ein- Schuldbekenntnis ist ein religiser Akt

    - Wirkungszeit des Hadrian kommt zu spt und ist zu kurz- Nachfolger Clemens VII. (Pontifikat 1523-34) ist nicht von gleicher Art- 1523-25 Reichstag in Nrnberg

    weitere Verzgerung im Umgang mit Reformation Konzil ist kaum realisierbar (bereits von Hadrian intendiert)

    Weitere Ausbreitung des Protestantismus- auf katholischer und evangelischer Seite Bndnisschlsse- 1524 Regensburger Bndnis (evangelisch)- 1525 Bndnis nord- und mitteldeutscher Frsten zur Verteidigung altkirchlicher Belange- 1526 evangelisches Gegenbndnis (Bndnis von Gotha und Thorgau; Philipp von Hessen)

    andere Frsten schlieen sich an z.B. Albrecht von Preuen verwandelt Deutschordensstaat in einen Profanstaat wegen Anschluss an den Dessauer Bund

    - 1526 Reichstag zu Speyer bis zu einer endgltigen Entscheidung soll jeder nach seinem Gewissen handeln in Hessen geht die Reformation weiter (Unigrndung in Marburg mit Klostergut)

    - Krise im Verhltnis zwischen Kaiser Karl und Papst Clemens-1527 Sacco di Roma, kaiserliche Truppen zerstren Rom vollstndig

    - 1529, Speyer: Aufhebung des Beschlusses von 1526 keine weiteren Neuerungen mehr, bis ein Konzil etwas beschliet ProtestationName Protestanten; die Neuglubigen protestieren dagegen evangelische Stnde wollen gleiche Rechte wie katholische begnstigt durch Abwesenheit des Kaisers (Trkenkriege, Frankreich, Papst) und das (neue) Reichsregiment (Mitregierung der Frsten); Ferdinand berlassen Luther zgert mit Kirchenorganisation, uerlichkeiten interessieren ihn nicht besonders

    1530 der Augsburger Reichstag- politische Gesamtsituation: Friedensschluss mit Frankreich [hlt Kaiser den Rcken frei]- Harmoniewillen auf beiden Seiten, aber Papst Clemens VII. plant kein klrendes Konzil- Kaiser Karl V. endlich anwesend- ppstlicher Legat: Lorenzo Campeggio unterschtzt die evangelischen Stnde- Wittenberger formulieren vorher die ConfessioAugustana zur Darlegung ihrer Position

    Grundlagen der (neuen) Kirche Missstnde in der (aktuellen katholischen) Kirche Beispiel der alten Kirche vershnlicher Text, Problemfelder werden ausgespart

    - Lutheraner mssen sich gegen Zwingli / Schwrmer abgrenzen, mit dem Kaiser gut stellen- Johannes v. Eck verleumdet Protestanten: 401 Irrtmer der Protestanten (Ketzerpolemik)- Luther selbst wegen der Reichsacht nicht anwesend

    stimmt der Confessio zunchst zu glaubt aber, Melanchthon habe zu leise getreten

    - Philipp Melanchthon fhrt die Protestanten an Zugestndnisse: Forderungen nur Laienkelch, Priesterehe, Privatmessen wrde sich sogar unter die Bischfe unterordnen, wenn dies durchginge kein Dogma wider die heilige rmische Kirche

    Melanchthon kommt weitest mglich der Gegenseite entgegen- Huldrych Zwingli nimmt nicht teil

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    eigenes Bekenntnis der Zwinglianer: TetrapolitanaStraburg, Konstanz, Lindau am Bodensee, Memmingen

    - Confutatio (Widerlegung) zur Confessio von Johannes von Eck, Joh. Cochlus, Fabri Kaiser macht sich diese Position zu eigen einige Punkte der Confessio werden sogar anerkannt

    - evangelische Stnde wren sogar auf ein Konzil gekommen aber Rom will keine zu schmerzlichen Einschnitte Frsten frchten um geraubtes Klostergut Reichsstnde wollen keine Bischfe mehr

    - () Melanchthon verfasst die Apologie (Verteidigung) der Confessio Augustana Rckschritt nach all den Zugestndnissen Karl V. weigert sich, sie anzunehmen

    -Reichstagsbeschlsse: 1. halbjhriges Moratorium (Aufschub) der endgltigen Entscheidung 3. innert sechs Monaten Reformkonzil (Reichstagsbeschluss!) 2. einstweilen keine weiteren Neuerungen

    4. gemeinsames Vorgehen gegen Tufer, Schwrmer etc. 5. geraubtes Kloster- und Kirchengut muss zurckgegeben werden 6. Erneuerung des Wormser Ediktes (nach Abreise der Protestanten)

    Exkurs: Luthers Ekklesiologie (Lehre von der Kirche)+ Entwickelt u.a. schon ab dem Frhjahr 1520

    Von dem Papsttum zu Rom wider den hochberhmten Romanisten zu Leipzig An den christlichen Adel dt. Nation, von des christlichen Standes Besserung

    + Stellung der Obrigkeit in den Gemeinden fraglich+ Kirche = Gemeinschaft der wahrhaft an Christus glaubenden+ Gemeinde aller Christen, Volk Gottes... statt Kirche

    + Kirche konstituiert sich durch Wort (Evangelien) und Sakrament = ecclesia spiritualis nicht durch die Amtstrger Kirche ist ein Geschpf des Wortes

    + Verkndigung bedarf keines besonderen Amtes (Priestertum aller Glubigen)+ freilich beruft die Gemeinde Diener; freie Pfarrerwahl

    Weihe = Beauftragung eines Einzelnen mit dem Auftrag der Gesamtheit (anstatt)+ Anthropologisches Axiom simul iustus et peccator gilt nicht fr die Kirche+ die wahre Kirche ist verborgen+ Christus ist das Haupt der Kirche; er braucht keinen Stellvertreter; das ist wider den Papst+ insgesamt: Luther will keine neue Kirche, richtet den Blick auf interne wichtige Dinge+ Luther sieht aber ein, das es eine Dachorganisation geben muss

    Entwicklung d. Landeskirche = Frstenreformation uere Angelegenheiten werden von Landesherrn geregeltWiderspruch zur Lehre der zwei Regimenter oder Reiche; Grnde: Vorgehen der katholischen Frsten gegen die evangelischen Menschen Schwrmer, Tufer, Bauern (Bauernkriege sind eine Missachtung des Evangeliums) Trkenkriege

    + die Zwei-Reiche-Lehre:+ 1523: Von weltlicher Obrigkeit, warum man ihr Gehorsam schuldig sei,+ Christ ist gleichzeitig unter Gesetz und Evangelium (weil simul iustus et peccator)+ beides kommt aus Gottes Liebe, ist Regierungsweise Gottes+ weltliches Regiment, zustndig fr Schpfungsordnung

    fhrt das Schwert (s.v.w. sorgt fr Ordnung), muss das Bse und Satan abdrngen

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    Recht(s)schaffung mit dem Evangelium (allein) kann die Welt nicht regiert werdenChristen haben staatliche Gewalt zu bejahen alle weltliche Macht kommt von Gott

    + geistliches Regiment (Kirche), zustndig fr Erlsungsordnung

    dient dem Heil der Menschen Verkndigung des Evangeliums, Spendung der Sakramente es gilt die evangelische Freiheit

    + beide Bereiche (Ordnungen) drfen nicht vermischt werden+ Aufgaben der weltlichen Obrigkeit in der Kirche:

    Widerstand gegen das Evangelium brechen Mitreden bei der Bestimmung der Pfarrer Synoden, Visitationen etc. Landesherrn sind Notbischfespter: Summepiskopat der Landesherren, v.a. von Philipp Melanchthon eingefhrt

    + Manahmen zur Kirchenorganisation

    Prediger predigen nur noch plattes bedarf der Lenkung und AnleitungEinfhrung von Visitationen Einsetzung von Superintendenten ber Pfarrer hchste Ebene: Konsistorien (heutige Einteilung in Landeskirchen) Einfhrung der deutschen Messe die Trauung wird ein weltlich Ding (daher heute eigentlich Einsegnung) 1529 verffentlicht Luther zwei Katechismen

    + Stdtereformation: eigene Kirchenordungen verschaffen Stdten mehr Einfluss

    Schmalkaldischer Bund, Religionsgesprche, Schmalkaldischer Krieg

    - 1530er Jahre: starke Ausbreitung der Reformation (Pommern, Wrttemberg 1534;Brandenburg 1539; Reformvorhaben in Kln (Erzbischof Hermann von Wied))- 1531 Schmalkaldischer Bund der freien Reichsstdte (Begegnung der Reichstagsschlappe)- 1532 Kaiser Karl V. geht fr zehn Jahre nach Spanien

    -das gibt Zeit fr die Protestanten (zur Verbreitung der Lehre)- Einigung mit den Zwinglianern (gefhrt von Martin Bucer (deutsch genannt Butzer))

    - 1534 neuer Papst Paul III., Plne fr ein Konzil: () Schmalkaldische Artikel von Luther Rechtfertigung, (gegen) Papsttum, (gegen) Opfercharakter der Messe = Essentials Zlibat, Gelbde, Taufe = stehen zur Disposition

    - Schmalkaldener verweigern sich dem Konzil [es platzt also]- 1536 erfolgreiche Verhandlungen zwischen Lutheranern und oberdeutschen Zwinglianern

    - 1539-41 neue Unionsverhandlungen zwischen evangelischer und katholischer Seite von Karl V. initiierte Religionsgesprche, Hauptvertreter: evangelische Seite: Philipp Melanchthon, Martin Butzer, (Heinrich?) Pistorius katholische Seite: Gasparo Kardinal Contarini, Johannes Gropper, Johannes von Eck, ? Pflug Verhandlungsorte: Hagenau, Worms und Regensburg 1541 Regensburger Buch (Gropper / Butzer): weitgehende Einigung, aber Einigung nur bei der Rechtfertigung, bei allen anderen Fragen Dissens1541 verwerfen Lutheraner und Kirche die Teileinigung: die Verhandlungen scheitern

    - Kaiser will Einigung nun gewaltsam durchsetzen;Schritte zur Problembeseitigung: Neutralisierung des Landgrafen Philipp von Hessen 1543 Erwerb des Herzogtums Geldern

    (Sieg ber Herzog Wilhelm V. von Jlich-Kleve-Berg) 1544 Einigung mit Frankreich und dessen Knig Franz I.

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    1545 Waffenstillstand mit den Trken 1546 Absetzung des Erzbischofs Hermann von Wied in Kln Herzog Moritz von Sachsen kann fr das katholische Lager gewonnen werden

    - Entwicklungen auf der Gegenseite: Norddeutsche Bischfe drohen zu konvertieren

    Landgraf Philipp von Hessen besetzt Braunschweig und Wolfenbttelgewaltsame Reformation, von Luther begrt, obwohl ein klarer Rechtsbruch!)Ausbruch des schmalkaldischen Krieges Kurfrst Friedrich II. von der Pfalz konvertiertes droht eine protestantische Mehrheit bei den Kurfrsten

    - Papst Paul III. beruft 1544 Konzil ein (Erffnung erst 1545, es wird das Tridentinum sein)- Kaiser glaubt aber weiterhin, [nur] gewaltsames Vorgehen sei mglich und ntig- es kommt zu einem Bndnis zwischen Kaiser und Papst (groe Zugestndnisse:

    Truppen, Geld, Verzgerung der Konzilserffnung (deshalb erst 1545))- 1546-7 Schmalkaldischer Krieg:

    - Wende zum kaiserlichen Sieg: Einfall Moritz von Sachsens u. Ferdinands in Kursachsen- Karl V. kann den Sden des Reiches unter Kontrolle bringen- 1547 verlangt Papst Paul III. die Truppen zurck (vom Erfolg Karls eingeschchtert)- 24.07.1547: Kaiser Karl V. gewinnt dennoch die Schlacht bei Mhlberg- der Heerfhrer der Protestanten, Kurfrst Johann Friedrich I. von Sachsen

    und Herzog Philipp von Sachsen werden gefangengenommen- dazu: Luthers 1546, Sieg ber Frankreich 1548-Karl V. steht als strahlender Sieger da- Frchte des Sieges werden aber schnell verspieltRettung des Protestantismus

    es kommt zum Zwist zwischen Karl und Paul III. Paul verlegt darum spter (1551) das Tridentinum nach Bologna (aus dem Reich weg)

    Kurie will Reform der Kirche ohne die Protestanten und eine innere Festigung der Kirche, um in den romanischen Lndern zu berleben

    1548 geharnischter Reichstag zu Augsburg- = neuer kaiserlicher Lsungsversuch:

    Verabschiedung des Augsburger Interim ((Johann?) Agricola und ? Florus) Laienkelch und Priesterehe werden geduldet Rechtfertigung wird nicht geduldet keine Rede / Regelung ber die Rckgabe von Kirchengtern keine weiteren Neuerungen berwiegend katholisch, aber mit Wrdigung der protestantischen Position

    wird von katholischer Seite nicht akzeptiert, erreicht auf evangelischer Seite nichtsDurchfhrung scheitert- Karl V. erlsst fr den katholischen Reichsbereich die formulareformationis

    neue Klerusausbildung, Seelsorge durch die Pfarrer Synoden werden einberufenSchritt auf das Konzil zu (zweite Tagungsperiode in Bologna 1551-52)

    - Herzog Moritz von Sachsen fllt aber wieder vom Kaiser ab- 1552 Bndnis der Protestanten mit Knig Heinrich II. von Frankreich (Franz I. 1548)

    Moritz v. Sachsen, Wilhelm v. Hessen, Johann Albrecht v. Mecklenburg)- Protestanten mssen Heinrich dafr Stdte versprechen

    1551/52: Die zweite Sitzungsperiode des Trienter Konzils- Teilnahme der Vertreter der deutschen Protestanten auf Befehl Karls V.

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    - Karl V. begibt sich nach Innsbruck, um das Konzil (in Bologna) zu verfolgen- dort wird er unerwartet von dem Bndnis unter Fhrung von Moritz angegriffen:

    Heimliches Bndnis von protestantischen Frsten: Moritz von Sachsen, Wilhelm von Hessen, Johann Albrecht von Mecklenburg mit Knig Heinrich II. von Frankreich

    -Ausbruch der Frstenrevolution:Franzosen und Protestanten greifen den Kaiser ano das Konzil lst sich aufo Protestanten knnen ihre Forderungen erneut stellen

    Aufhebung des Augsburger Interim (dem muss Karl zustimmen) deutsches Konzil (nicht in Bologna und damit im Kirchenstaat) Kirchenraubgut soll geraubt bleiben dauerhafter Frieden

    o Karl V. kann die Franzosen nicht aus Metz, Toul und Verdun vertreibeno er entschliet sich zur Abdankung:o das Reich berlt er seinem Bruder Ferdinando die Niederlande 1555 und Spanien 1556 seinem Sohn Philipp

    - 1558: Karl V.; Nhe von Kloster Yste in Sdwestspanien (Extremadura)

    Der Augsburger Religionsfriede- 05.02.1555: Erffnung eines neuen Reichstags in Augsburg

    - Ferdinand, Karls V. Bruder, fhrt die Geschfte- fast keine Frstbischfe vertreten- es herrscht ein Gleichgewicht der militrischen Krfte:-Zeit fr Waffenstillstand gekommen- keine Argumentation mit theologischen Argumenten mehr- die Kurie ist nicht mehr vertreten, nur die Fsten und ihre Juristen

    -25.09.1555: Augsburger Religionsfrieden; eigentlich ein Kompromiss oder Waffenstillstand- freie Religionsausbung ohne Nachteile unter den Reichsstnden- fr Anhnger des Augsburger Bekenntnisses, declaratio ferdinandea- andere Bekenntnisse (Calvinisten, Reformierte Schweizer, Tufer) nicht geduldet- skularisiertes Kirchengut bleibt beim Besitzstand von 1552 beim jeweiligen Besitzer- nur in Reichsstdte freie Religionswahl ad personamfr jedermann- ansonsten: cuius regio, eius religio, aber mit Auswanderungsrecht- geistlicher Vorbehalt beim Konfessionswechsel geistlicher Frsten

    - Territorium vollzieht Wechsel nicht mit- ein neuer Bischof ist zu whlen- wird nicht umgesetzt

    - erfolglos: Verhandlungen, inwieweit Bischof als geistliche Judikative anzuerkennen ist- der Religionsfriede bleibt bis zur Wiedervereinigung ohne endgltigen Lsung- Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert-1648 wird er im Westflischen Frieden modifiziert, nicht aufgehoben-Geltung bis 1802 und dem Ende des alten Reichs- Grundlage fr Nebeneinander der Konfessionen- Papst Paul III. sieht Konsequenzen nicht und ficht den Frieden nicht an-immer mehr Stdte fallen von alter Kirche ab- Mehrheit der Kurfrsten bleibt katholischKaiser bleibt katholisch

    4. Der Calvinismus

    Huldrych Zwingli

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    - schweizer Reformation politischer als Reformation Luthers- Hauptakteur: Huldrych (Ulrich) Zwingli1484 1531

    - Studium an den Universitten von Wien und Basel- wchst in den Humanismus hinein- wird Schulmeister und Pfarrer

    - ist als Feldprediger bei Schlachten in Italien anwesend- 1518 Prediger am Gromnster zu Zrich- Ereignisse im Leben Zwinglis und seiner Reform:

    - ab 1515 Verbindung mit Erasmus-Aufforderung, fr Predigten nur die Schrift und die Vter zu verwenden- = Auffassung eines auf VernunftundMoralgegrndeten Christentums- Zwingli studiert Paulus und Augustinus- 1519/20 erkrankt Zwingli an der Pest, wird aber wieder Gesund

    - entwickelt ein kirchliches Reformprogramm:- in der Schrift ist objektive Wahrheit (Luther: persnliches Heil)- tritt gegen Ablasshandel auf; Einfluss Luthers nicht geklrt

    - Betonung der absoluten Souvernitt Gottes: Glauben knnen heit von Gott erwhlt sein- Staat und Kirche gehren zusammen wie Leib und Seele

    - beide stehen unter dem Gsetz Christi-Luther: Trennung von Staat und Kirche

    - Abendmahlsverstndnis: symbolisch; es ist eine Gedchtnisfeier (- Wandlungsworte hoc est corpusbersetzt Zwingli mit dies bedeutet ... den Leib

    - Marburger Religionsgesprch 1529:- veranlasst von Landgraf Philipp von Hessen- schweizer Reformierte: Martin Bucer, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin- Wittenberger: Martin Luther, Philipp Melanchton- Zwingli duldet keine Bruche, die nicht in der Schrift vorgeschrieben sind-Sakramente sind nur noch Taufe und Abendmahl; sind nur Symbole ohne Wirkung

    - 1521 Forderung, dass nur noch schriftgeme Predigten erlaubt werden- kann diese Forderung beim Rat der Stadt Zrich durchsetzen-die Forderung wird in Zrich zur Vorschrift erhoben- Abschaffung des Zlibats und Aufruf zur Missachtung der Fastenzeit

    - 1524 Heirat mit einer Witwe- Drohung mit KirchenbannAngriff auf Papst und Bischfe- Verzicht auf Predigtamt, aber Rat von Zrich besttigt ihn (im Predigtamt)

    - 1523 erneute Disputation Zwinglis mit einem Vertreter des Bischofs von Konstanz- Zwingli stellt 67 Thesen auf:

    - gegen die sichtbare Kirche gerichtet:- gegen mndliche Tradition, Hierarchie, Priestertum, Ordensgelbde- Messopfer, Fest- und Fasttage

    - offen fr weltliches Kirchenregiment-1524 verbietet der Rat von Zrich Prozessionen, Wallfahrten und Bilderverehrung-Reinigung der Stadt im Bildersturm:

    - bermalen von Fresken; Statuen und Gemlde herabgerissen und zerstrt- Kerzen, Glocken, Orgeln, letzte lung werden abgeschafft

    - 1525 Klster werden geschlossen, die Messe in alter Form verboten- Grndonnerstag: erstes Abendmahl in einfachster Form

    - an einem Tisch, mit Laienkelch

    - zwinglianischer Kult kennt nur Gebet, Schriftlesung, Predigt- Spendung des Abendmahls an nur vier Sonntagen im Jahr

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    - strenge Strafen und Kirchenzucht- Ausbreitung vor allem in deutscher Schweiz und vielen oberdeutschen Stdten

    - Versuch der Ausbreitung in der ganzen Schweiz-politische Konflikte mit den katholischen Urkantonen Luzern und Zug-zweiter Kappeler Krieg und Zwinglis, er fllt als Feldprediger

    Johannes Calvin und die Reformation in Genf- Johanens Calvin, 1509, nordfranzsische Picardie 1564

    - Studium derArtes Liberalesvor allem in Paris- danach Jura, auf Wunsch des Vaters- nach dem Tod des Vaters zurck nach Paris, widmet sich dem, was ihn wirklich interessiert-gert unter Einfluss des franzsischen Evangelismus

    - = Erneuerung des kirchlichen Lebens ohne Abwendung von der katholischen Kirche- Grundintention: allumfassende Rckkehr zur alten Kirche sei notwendig

    - 1536 muss er Paris wegen der Inquisition verlassen- geht nach Basel, verffentlicht sein Hauptwerk Institutio Christianae Religionis"

    - auf Bitten des Hauptprotagonisten der Genfer Reformation, W. Farel,- untersttzt Calvin die Reformation in Genf-Widerstand der Bevlkerung gegen seine Reformenmuss Genf verlassen

    - danach 3 Jahre Prediger in Straburg- 1541 Rckkehr nach Genf

    - Versuch in totalitrem Stadtregiment seine Ziele umzusetzen- und seine Lehre in ganz Europa zu verbreiten

    - Vergleich von Luther und Calvin:- Luther liebt Geselligkeit

    - heiratet aus berzeugung Hausfrau und Mutter; wird Familienmensch- Rechtfertigung allein aus Glauben- reit Massen mit

    - Calvin ist ein Einzelgnger- heiratet aus Pflichtgefhl nicht mehr gebrfhige Witwe- Eifer zur greren Ehre Gottes- = der Mensch muss der Ehre Gottes alles andere opfern- eher Kirchenorganisator, berragt darin Luther

    - aus Luthers sola scripturapuritanischer Biblizismus

    Die Lehre Calvins- Gottesbild Calvins: Gott ist strenger Richter, allmchtig, allwissend

    - Eucharistieverstndnis: zwischen Lutheranern und Zwingli- Brot und Wein als Werkzeuge fr die Teilhabe des Menschen an Substanz Christi- im Sinne echter Teilhabe am Verdienst des inkarnierten Logos- Betonung der Praedestinatio = Gott bestimmt von Ewigkeit her

    - die einen zum Heil, die anderen zur Verdammnis- dazu Max Weber: uerer Erfolg ist Ausdruck der Erwhlung- bedeutet Rckfall in alttestamentliches Denken- = Reichtum ist Zeichen des gttlichen Wohlgefallens- ergibt sich aus Luthers Rechtfertigungslehre

    - Werke haben keine Wirkung- mssen aber zur Ehre Gottes und Erfllung des gttlichen Willens getan werden

    -wirtschaftlicher und missionarischer Eifer knnen sich hier eher entfalten- Staat- Kirche- Verhltnis: Kirche soll keine weltliche Macht haben

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    - Staat muss das Gute belohnen, das Bse strafen, zur Verwirklichung des Reiches Gottes-Errichtung einer Theokratie in Genf

    - 1541 Gemeindeordnung Calvins, kennt vier Kirchenmter:- Diakone (Caritas), Lehrer, lteste (Wchter ber Frmmigkeit und Sitte), Pastoren- Abendmahl: vier Mal pro Jahr gefeiert

    - wchentliches Konsistorium der ltesten und Pastoren als synodales Element- unter anderem um Anzeigen zu prfen, Sanktionen zu verhngen- Strafen: Kerker, Exkommunikation, Todesstrafe- 1542-46 in Genf 60 Personen verurteilt, das entspricht 0,4% der Bevlkerung

    - verboten: Kartenspiel, weltliche Romane, Theater- Calvins Sndenfall: die Hinrichtung des Hretikers Michel Servet

    - eigentlich Miguel Serveto1511 - 1553- vor der Inquisition nach Frankreich geflohen- entdeckt den kleinen Blutkreislauf, ist Antitrinitariervon Inquisition verurteilt- flieht nach Genf; dort unter aktiver Beteiligung Calvins angeklagt- bei lebendigem Leib verbrannt

    - Protestantische Lehrzucht zieht mit Inquisition gleich; Toleranz noch unbekannt- Genf ist bis zum Tode Calvins zentrale Ausbildungssttte (ber 1500 Prediger=- Ausbreitung (16. Jh.): Schweiz mehrheitlich; Niederlande auer Grafschaft Limburg

    - Teile Frankreichs; Schottland; indirekt England; Pfalz (1563 Heidelberger Katechismus)- Nassau-Dillenburg; Lippe- Detmold; Ostfrieland; Anhalt- in Jlich-Kleve-Berg und Mark Brandenburg Duldung; Preuen: Zwangsvereinigung

    Calivinisten in Frankreich: Die Hugenotten; Hugenottenkriege- Anhnger von Calvins Lehre ab 1560 in Frankreich Hugenotten genannt

    - = franzsische Verballhornung von Eidgenossen- 1559 Confessio Gallicana- 1562 freie Religionsausbung fr Hugenotten auerhalb der Stdte- Beginn der Hugenottenkriege

    - Spitze der Hugenotten: Admiral de Coligny und Louis I. Prinz von Cond- Edikte von 1563; 1570: freie Religionsausbung und Sicherheitspltze wie La Rochelle- 1572 Konflikt verschrft durch Massaker nach der Bartholomusnacht- Admiral de Coligny fllt bei Attentat; Nachfolger wird Heinrich von Navarra

    -Opposition von Teilen des Adels gegen das Knigshaus- = Heinrichs Gegner: Katharina von Medici (1589) und ihr Sohn Knig Heinrich III.

    - sowie die Katholische Liga unter Heinrich von Guise- weitere Shne Katharinas = Knige Franz II. (1560), Karl IX. (1560 - 1574)

    - alle frh gestorben, kinderlos- Auenpolitik spielt in Innenpolitik hinein- Katharina sucht Ausgleich mit Philipp II. von Spanien (1556 - 1598)- Spanien ist entschieden katholisch- Hugenotten untersttzen Glaubensbrder in Niederlanden gegen Spanien

    - 1588 lsst Heinrich III. (1589 - 1610) die Fhrer der katholischen Liga ermorden- verbndet sich mit Heinrich von Navarra, der als Heinrich IV. sein Nachfolger wird

    - 1593 wird Heinrich IV. zur Wahrung der Einheit Frankreichs katholisch- 1598 Edikt von Nantes

    - freie Religionsausbung, politische Sonderrechte fr Hugenotten garantiert- Kardinal Richelieu nimmt ihnen ihre restlichen Privilegien

    - 1685 wird die Duldung von Ludwig XIV. aufgehoben

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    5. Die Reformation in England und die anglikanische via media

    Heinrich (Henry) VIII. von England und die Geburt der anglikanischen Kirche- bis in 1530er Jahre England fast unberhrt von Reformation- Kirche hat sich von Rom wegentwickelt zur Nationalkirche, der Church of England

    - Knig Heinrich VIII. v. England (1509 1547)- muss Katharina von Aragn heiraten, Mutter von Maria I. der Blutigen (Bloody Mary)- = Levisatsehe, Katharina war kinderlos mit Heinrichs Bruder verheiratet- schreibt mit Thomas Morus ein Buch gegen die protestanischen Gedanken L uthers-erhlt vom Papst den Titel defensor fidei- seine Ehe bleibt ohne mnnlichen Nachkommen;Henry will Annulation- wird untersttzt von Thomas Kardinal Wolsey, dem ppstlichen Legaten und Lordchancellor- aber Papst Clemens VII. verweigert ihm dies-Act in Restrait of Appeals: Heinrich lsst Anrufung rmischer Gerichtsbarkeit verbieten

    - das Parlament muss den actAbsegnen- Thomas Cranmer = neuer Erzbischof von Canterbury

    - erklrt 1533 Heinrichs VIII. Ehe fr nichtig;Ehe Heinrichs mit Anna Boleyn- Thomas Wolsey wird abgesetzt; Nachfolger ist: Thomas Morus (Moore)

    - 1534:Act of Supremacy erklrt den Knig zum Oberhaupt der englischen Kirche- Supremat = Kirchenfhrung, amt des Kirchensouvern-Entstehung der anglikanischen Kirche, Kirchenspaltung- Thomas Morus und John Fisher, Bischof von Rochester widersprechen Suprematsakte-1535 Hinrichtung

    - 1536/8 1540: Einziehung der Klster durch den neuen Lordchancellor- und Generalvikar in kirchlischen Angelegenheiten Thomas Cromwell

    - 1538 Bannbulle Clemens II. gegen Heinrich VIII.

    - Ehe mit Anna Boleyn bleibt auch kinderlos

    Heinrich lsst Anna hinrichten- Ehe mit Johanna Seymour;Sohn Eduard VI. (1547 1553)- vierte Ehe mit Anna von Kleve- fnfte Ehe mit Katharina Howard, wird hingerichtet- sechste Ehe mit Katharina Parr, diese berlebt ihn

    Edurad VI. und der Fortgang der Reformation- Eduard VI. treibt Reformation weiter voran, auch inhaltlich- Motor ist der amtierende Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer, untersttzt von Bucer

    - Cranmer hat willig drei Ehen des Knigs aufgehoben- Vereinheitlichung der Liturgie; Verfassung des Book of Common Prayer

    - 1553 Fassung der Dogmatik in 42 Artikeln:- Abkehr von Transsubstantiation und persnlicher Bue- William Tyndale verbreitet anglikanische Bibel- Eduards VI. unterbricht Reformation

    - Maria (Mary) I. (Tudor) die Blutige (Bloody Mary), 1553 1558- Rekatholisierung- ber 300 Protestanten verbrannt, darunter auch Cranmer- untersttzt von Kardinal Reginald Pole- Zweckehe mit Philipp II. von Spanien-englisches Nationalbewusstsein, anglikanischer Protestantismus:

    - engeres Zusammenwachsen

    - Einfhrung von Priesterseminaren noch vor dem [trienter] Konzilsbeschluss- Ernennung qualifizierter Bischfe; spanische Berater

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    - Ende der Religionspolitik mit dem frhen Krebstod Marias I.- Elizabeth I., 1558 1603

    - Tochter von Anna Boleyn gilt zunchst als illegitim- 1544 wieder in Thronfolge eingereiht- macht Rekatholisierung rckgngig: endgltiger Umbau der englischen Kirche

    - untersttzt durch Elizabeths Ersten Sekretr Wilhelm Cecil- 1559 gesetzliche Festlegung der Rckkehr zum Zustand von 1553- mterstruktur bleibt katholisch, Lehre lehnt sich an die Calvins an- groe Stabilitt- zunchst gegenber Katholiken um Ausgleich bemht- Verschrfung des Konflikts durch Maria Stuart von Schottland

    - flieht nach England, erhebt Anspruch auf Thron- 1570 Elizabeth exkommuniziertVerstrkung der Katholikenverfolgung

    -Beschleunigung der Kirchenbildung-1587 Maria Stuart hingerichtet- Elizabeth ist bemht, Konfrontation mit Spanien zu vermeiden

    - 1585 Wendung: Bndnis Paris Madrid- Aussendung der Armada (=spanische Flotte), um England zu erobern-Elizabeth I. schliet Vertrag mit Niederlanden-grte Seeschlacht der Geschichte, England siegt

    -England wird als erstes protestantisches Land Kolonialmacht- 1588 Anfang vom Ende der spanischen Weltmachtstellung- in England gibt es katholische Seelsorge nur noch im Untergrund- 1581 1603: 131 Priester und 60 Laien hingerichtet

    - 1824 wird katholischer Kult wieder erlaubt- Reformation geht den Puritanern nicht weit genug

    - versuchen calvinistische Grundstze durchzusetzen- Auswanderungswellen in Niederlande, ab 1620 nach Nordamerika- strenge Selbstberwachung, Ablehnung weltlicher Vergngen

    - unter Elizabeth I. auch Beginn der planmigen Unterwerfung Irlands- zunchst 90%, 1778 nur noch 5% Irlands katholisch- es wurde eine Art Apartheids-Politik gegen die Katholiken betrieben

    - ihnen wurden brgerliche Rechte abgesagt (Eigentumsrechte)- z.B. ermglichte Konversion eines Sohnes zum Protestantismus Enteignung des Vaters

    -die katholische Bevlkerung verelendete durch- diskriminierende Gesetzgebung (fhrte zu Gewalt gegen irische Katholiken)- Oliver Cromwells Land Settlement Act (Gesetz oder Programm)

    - und die Strafgesetze von 1692-weiterhin auch kulturelle Verarmung- und weitgehende Auslschung der irischen beziehungsweise glischen Sprache

    - heute: Krone ernennt Bischfe- Bischof von Canterbury = Vorsitzender der englischen Bischofskonferenz- 44 Dizesen in zwei Provinzen: Canterbury und York- immernoch Book of Common Prayer in Geltung- Selbstverstndnis: legitime Verwirklichung der katholischen Kirche auf englischem Boden- seit 1992: Frauenordination

    Resmee: Drei Merkmale der englischen Entwicklung

    - 1. die Trennung vom Papsttum (Suprematsakte 1534)- 2. Aufhebung aller ca. 800 Klster Englands

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    - und Entbindung der Mnche und Ordensfrauen von ihren Gelbden- 1536/8 - 1546 durch Lordchancellor Thomas Cromwell-Ende allen monastischen Lebens, Strkung des Klerus- Bereicherung des Staates, Einnahmen wurden in Staatskassen gelenkt

    - 3. Parlamentsbeschlu: 1538 Verbreitung der englischsprachigen Bibelbersetzung

    - von William Tyndale; Lutherschler

    6. Die Tuferbewegung

    - historische Entwicklung: Bauernaufstnde und Schmalkaldischer Krieg- Frage nach der Position zu Krieg und Gewalt; protestantische Positionen:

    - 1. Luther: Lehre vom gerechten Krieg und Zwei-Regimenter-Lehre- Krieg um Schlimmeres zu verhindern- nmlich Anarchie der Bauernaufstnde, Eroberungszge der Trken

    - 2. Johannes Calvin, Thomas Mntzer: Lehre vom heiligen Krieg- Krieg um Herrschaft Christi und die wahre Religion in allen Bereichen durchzusetzen- nach dem Vorbild der alttestamentlichen Volksfhrer Mose, Josua, Samuel, David

    - notfalls auch Ausrottung ganzer Vlker-Calvinismus ist Antagonist des gegenreformatorischen Katholizismus

    - 3. die Tufer: Pazifismus- Staat und Kirche streng getrennt- Kirche ist Gemeinde in der Taufe der Wiedergeborenen, Auserwhlten- stehen dem Staat passiv gegenber: bernehmen keine Verantwortung- prinzipielle GewaltlosigkeitTufer verweigern Kriegsdienst

    - Anfnge: 1525 Zrich, Umgebung Zwinglis- mageblich beteiligt auch Konrad Grebel und Felix Manz- Erwachsenentaufe, daher polemische Bezeichnung Anabaptisten (Wiedertufer)

    - Gemeinsamkeiten von Tufern und Schwrmern- Ablehnung jeder Kirche- Bekmpfung der Verfestigung des Glaubens- Autoritt der Bibel als Papst aus Papier- Tufer wollen Lehre und Leben reformieren

    - Luther sei auf halbem Weg der Reformation stehengeblieben- nur Tufer:

    - Kirche: Gemeinde der wahrhaft Glaubenden- strenge Kirchenzucht zur Reinhaltung der Gemeinde- Ethik: kompromisslose Befolgung der Gebote Jesu (Bergpredigt)

    -Bruch mit Gesellschaft; leben vollstndig zurckgezogen

    - Dualismus: Gott und

    Welt erfordert sittliches Handeln- Staat soll als christliche Obrigkeit das Evangelium mit Gewalt verbreiten- Staat tut dies nichtRevolution erforderlich

    - Anfhrer: ehemalige Priester, Mnche, Laien- im 16. Jh. von Kirchen verfolgt und unterdrckt

    -rasche Ausbreitung im Untergrund in weiten Regionen Deutschlands- in Niederlanden Erwartung des nahen Weltendes; mit glhendem Chiliasmus vermischt- Chiliasmus: Lehre vom 1000-jhrigen Reich nach Offb 20,1-10

    - Theologie: Erleiden Gottes; der Mensch bleibt passiv- das Ich kann Sttte der Offenbarung werden- zentral: Lk 17,21 Das Reich Gottes ist inwendig in euch

    -jeder hat Licht in sich, das zeigt, was gut und bse ist- Sakramente sind uere Zeichen fr den inneren Vorgang, dieser allein ist real

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    - sind Besttigung einer vorausgegangenen Glaubenserfahrung- Taufe als Zeichen fr die Erfahrung der Wiedergeburt in Christus- getauft unter anderen Jimmy Carter, George Walker Bush- Abendmahl: Gedchtnismahl und Bekenntnisfeier der Gemeinde, nur fr die Reinen

    - andere Tufergemeinschaften: - Gtergemeinschaft

    - radikale Abtrennung von Welt- der Nchste ist nur ein Wiedergeborener

    Beispiele fr Tufergemeinschaften:- 1. Hutterer, gegrndet in Tirol von Jakob Hutter, 1536 (in Innsbruck verbrannt)

    - Versuch der urchristlichen Gtergemeinschaft- heute: USA, Kanada; ca. 30.000 Mitglieder- 350 Bruderhfe

    - 2. Tuferreich von Mnster, errichtet 1534- Dauer: 16 Monate- Fhrer: J. Bockelson, B. Knipperdolling = ab 1534 Brgermeister von Mnster

    - 1536 werden beide hingerichtet- Schreckensherrschaft: Reich Gottes soll mit Waffengewalt herbeigefhrt werden- = Perversion der obrigkeitskritischen, pazifistischen Ursprungsidee der Tufer

    - 3. Mennoniten, gegrndet von Menno Simons, 1496 1561- ursprnglich katholischer Priester, ab 1536 Tufer- Reform im Sinn der Anfnge der Bewegung:

    - Erwachsenentaufe als Zeichen der Wiedergeburt- Trennung von Staat und Kirche- Ablehnung von Gewalt, Wehrdienst, Eiden, Ehescheidung

    - Ethik: Nachfolge Jesu im Sinn der Bergpredigt- selbstndige Gemeinden

    - oft verfolgt und zur Auswanderung gezwungen- gehren zu den historischen Friedenskirchen- heute: ca. 850.000 Mitglieder, mehrheitlich in Mennonitischer Weltkonferenz- Abspaltung: Amisch

    - 1693 Trennung von Mennoniten wegen strenger Auffassung von Kirchenzucht- Benennung nach Jokob Ammann aus Emmental- seit Anfang 18. Jh. Auswanderung nach Nordamerika- Bewahrung der Lebensart und Sprache ihrer Vorfahren- Beziehungen fast nur untereinander- einfaches Leben, Verzicht auf technische Errungenschaften- die liberalen Gemeinden lassen bedingt auch Neuerungen zu- ca. 140.000 Mitglieder

    - 4. Baptisten, entstehen im 17. Jh. whrend der englischen Revolution- Erwachsenentaufe und Trennung von Staat und Kirche- keine kirchliche Hierarchie- selbstndige Gemeinden- kein einheitliches Glaubensbekenntnis- alleinige Richtschnur: Bibel; die jeder, mit Hilfe des Heiligen Geistes, auslegen kann- heute: 43 Mio. Mitglieder in ca. 200.000 Gemeinden

    Exkurs: Spiritualisten und einzelne Humanisten

    - grundstzlicher Verzicht auf Gemeinschaft, weil dadurch Innerliches veruerlicht- Einzelner muss vom Geist ergriffen werden

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    - Tufer gelten als weitere Sekte neben der ppstlichen, lutherischen und zwinglischen- Sakramente wertlos- wichtige Personen:Theophrastus Bombastus Philipp von Hohenheim

    - genannt Paracelsus,1493 1541

    - Verbindung Spiritualismus und Naturphilisophie der RenaissanceSebastian Franck, 1543, erst katholischer Priester, dann protestantischer Prediger

    - neuer Denkansatz, der die unmittelbaren Eingebungen des Heilligen Geistes betontKaspar Schwenckfeld,1561

    - Mittelpunkt: statt Wort und Tat freies Wirken des Heiligen Geistes- will nur ein Christ sein- wahre Kirche: Geistgemeinde (Wiedergeborene in allen Konfessionen)- kirchliche Handlungen rein uerlichuere Trennung von Kirche nicht ntig- im 17. Jh. Anhnger verfolgtAuswanderung nach Pennsylvania

    radikaler PietismusPfingstbewegungHumanisten kritisieren strenges Kirchenregiment und Prdestinationslehre Calvins

    Kapitel II: Die innere Erneuerung der katholischen Kirche im 16. Jh.

    - 1530 1555 (Religionsfriede) beziehungsweise 1570:- Mehrzahl der Territorien des Reiches schliet sich der Reformation an- bis auf Bayern und die geistlichen Staaten- erst um 1570 setzt allmhlich eine Wende ein

    - die katholische Kirche beginnt im Reich wieder Tritt zu fassen- es vermengt sich dabei ein Erneuerungsproze im Inneren der Kirche

    - = HUBERT JEDIN: die Katholische Reform- mit politischem Proze planmiger Rckgewinnung protestantisch gewordener Gebiete

    - = LEOPOLD VON RANKE: der Gegenreformation- zwischen 1555 und 1570 beginnt das Zeitalter

    o der Konfessionsbildung (Ernst Walter Zeeden)o bzw. der Konfessionalisierung (Wolfgang Reinhard)o oder des Konfessionalismus; im Reich und darber hinaus in ganz Europa

    - Konfessionalisierung wird dabei auch im Zusammenhang mit Modernisierunggesehen- auerhalb des Reiches Katholische Reform wesentlich frher als in Deutschland feststellbar

    o besonders in den Lndern, in welchen Reformation ohne nennenswerten Einflu:o in Spanien:

    o wurden unter katholischen Knigen seit etwa 1470o Episkopat, Klerus, Orden, Theologie und anderes grundlegend erneuerto Schlsselgestalt dabei: Francisco Jimnez de Cisneros OFM (1436 1517)

    Beichtvater Knigin Isabellas (1504) seit 1495 Primas von Spanien 1500 Grnder der Universitt Alcal de Henares = Vorgngerin der Uni Madrid

    o in Italien:o sind zahlreiche Reformanstze festzustelleno Beispiel: Gian Matteo Giberti, 1524 1543 Bischof von Verona

    kmmerte sich vorbildlich um die Priesterbildung und die Katechese und das Leben des Volkes und die Caritas

    o Giberti und andere gewannen auch im ppstlichen Rom wachsenden Einflu

    o der Umschwung dort fllt in die Zeit Pauls III., Papst 1534 1549

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    1. Das Konzil von Trient (1545 1563)

    - war lange berfllig = langer Weg zum Konzil:o Drngen des Kaiserso Verzgerungstaktik Papst Clemens VII. (Papst 1523 1534)o auch unter Paul III. vergingen noch elf Jahre bis zum Konzilsbeginn 1545

    - ppstliche Konzilsvorstellung:o Abwehr des Protestantismuso Definition der katholischen Lehre

    - kaiserliche Konzilsvorstellung:o Rettung der religisen Einheito Reform der Kirche

    - Konzilsort Trient ist Kompromi:- sdlich der Alpen, aber noch zum Reich gehrig- und nicht habsburgisch

    - drei Sitzungsperioden: 1.) 1545-49; 2.) 1551-52; 3.) 1562-63- Konzil steht unter schlechten Vorzeichen

    - durschnittliche Teilnehmerzahl: erste Perioden 60, dritte 200 Teilnehmer- Anwesende bei der Erffnung:

    - 3 Kardinallegaten, 1 Kardinal, 4 Erzbischfe, 21 Bischfe, 5 Ordensobere- Knigsgesandte, wobei Prokuratoren Abwesender kein Stimmrecht haben

    - stimmberechtigt nur Bischfe und Weihbischfe sowie Ordensobere- Konzilsgremien:

    o Theologenkongregationen = Referate der Theologen ber die anstehenden Themeno Generalkongregationen = Debatte der Dekretentwrfe im Plenumo Disputationen = Redaktionelle Arbeit, Ausschsseo Sessionen = beschlufassende Sitzungen, auf denen die Dekrete verabschiedet wurden

    Die erste Sitzungsperiode, 13.12.1545 14. oder 15.09.1549- es gibt weder eine Geschftsordnung noch Beratungsorgane- Konzilsleitung durch die ppstlichen Legaten- erstes Problem: Was soll zuerst verhandelt werden?

    - die Lehre, um Protestanten zu verurteilen = Wunsch des Papstes (Paul III.)- die Beseitigung der Missbruche = Wunsch des Kaisers (Karl V.)- Kompromilsung: parallele Verhandlung

    - die Legaten hatten die Irrlehren zu unterbreiten, die verhandelt werden sollten- Beschlsse der ersten Periode:

    - Dekret ber die Offenbarungsquellen- = Norm fr Heilige Schrift, in einhelliger bereinstimmung der Konzilsvter

    - Besttigung des Kanon (der LXX beziehungsweise der Vulgata)- Vulgata in revidierter Auflage als offizielle Grundlage der Theologie- erst 1970 herausgegeben

    - Ablehnung von sola scriptura: Tradition als Glaubensgrundlage anerkannt- bersetzung der Bibel in die Volkssprache wird nicht verboten

    - Dekret ber die Erbsnde- Rechtfertigungsdekret

    - besonders grndlich erarbeitet, denn Kern der Lehre der Reformatoren betreffend- Festlegung der katholischen Lehre ohne Rcksicht auf einzelne Schulen

    - Schulen der Zeit: Thomisten, Skotisten, Augustiner

    - positive Darlegung der katholischen Theologie in 16 Kapiteln- und Verurteilung reformatorischer Positionen in 33 Kanones

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    - setzt das Verhltnis von heilig machender Gnade zu Verdiensten fest:- alle Gerechtigkeit wird durch die Sakramente erlangt, vermehrt, wiederhergestellt-Luther: fhrte sola fidesin die Sakramente ein- dagegen Konzilsvter: ein Sakrament

    - ist ein signum efficax= nachhaltig wirkendes Zeichen

    - ex opere operato= ein Sakrament ist aus seinem gltigen Vollzug heraus wirksam- zu vollkommener Gnade ist Glaube allerdings notwendig- Reformdekrete:

    - Predigtpflicht, bessere Ausbildung der Kleriker- Residenzpflicht zur Abwehr von Absentismus: entsteht durch Pfrndenhufung

    - Bischof ist vermhlt mit seiner Dizesebegeht durch Abwesenheit Ehebruch- Hufung = cummulatio; Dispens erforderlich, der kostet GeldKurie verdient

    - wegen der Kurienbischfe wren groe Reformen notwendig gewesen- Primat der Pastoral: Seelsorge in Reinheit und Wrde soll wiederhergestellt werden

    - Sakramentenlehre- Feststellung der Seibenzahl

    - Annahme einer Einsetzung aller Sakramente durch Jesus Christus!- Wirkung der Sakramente durch sich selbst (ex opere operato)- die Sakramente sind objektive Verleiblichung der Gnade, Gnadenmittel- bezglich der Eucharistie werden betont:

    Transsubtantiation und Realprsenz Opfercharakter der Messe = Vergegenwrtigung des Opfers Christi zur Vershnung der Lebenden und Toten mit Gott der Abendmahlscharakter trat hingegen zurck

    - 1547 Vertagung in den Kirchenstaat nach Bologna- angeblich wegen einer Epidemie in Trient- in Wirklichkeit aus Angst vor gestrktem Kaiser

    - er als Spiritus Rectorscheint protestantische Gebiete aufgegeben zu haben- Frankreich war bis zum Ende der Hugenottenkriege Wackelkandidat fr die Kirche

    - 14 kaiserliche Legaten bleiben in Trient, wollen das Konzil ohne den Papst weiterfhren-Schisma droht; ppstliche Antwort: Einheit im Glauben Voraussetzung fr Reichseinheit

    - 1548 Unterbrechung, 1549 Suspension des Konzils, zwei Monate vor demPauls III.- Pauls III.;Giovanni Maria del Monte wird Papst Julius III., 1550 1555

    - Frderung der Kunst; Nepotismus; liebt Feste; Frderung der Jesuiten- ein Mann des bergangs

    Die zweite Sitzungsperiode 1551 1552

    - Konzil wieder in Trient; auch Protestanten vertreten- wollen nur ber kaiserliche Gesandte mit Konzilsvtern in Verhandlung treten- Forderung nach Wiederaufrollen der Fragen der ersten Periode ohne den Papst-fr Rom inakzeptabel

    - 13. Sitzung: Dekret ber die Lehre der Eucharistie- Definition der Realprsenz und Transsubstantiation; Laienkelch hintangestellt

    - 14. Sitzung: Dekret ber das Busakrament stellt heraus- die Notwendigkeit der Einzelbeichte, den richterlichen Charakter der Absolution- Genugtuung

    - Dekret ber die Sakramentalitt der Krankensalbung- zweite Periode war die einzige, auf der deutsche Teilnehmer in grerer Zahl zugegen waren

    - 13 deutsche Bischfe- sowie Vertreter der protestantischen Reichsstnde

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    - Kaiser versprach sich von Konzilsverhandlungen Wiedererlangung der Kircheneinheit- doch prallten die gegenstzlichen Positionenaufeinander- aufgrund des Geheimvertrages protestantischer Frsten mit dem Knig von Frankreich-Feldzug gegen den Kaiser und zum Abbruch des Konzils in der16. Sitzung- Wiederaufnahme erst zehn Jahre spter

    - Ziel der Union wurde verfehlt und mit Augsburger Religionsfrieden aufgegeben

    Die Zeit zwischen der zweiten und dritten Sitzungsperiode- 1555: Julius III., Wahl von Marcello Cernini zu Papst Marcellus II.

    - Marcellus II. stirbt nach 22 Tagen im Amt-Ciampietro Carafa wird Papst Paul IV., 1555 1559

    - Mitbegrnder des Theatinerordens- von Reformgedanken durchdrungen, rstig und voll Eifer- von Gegnern als blind und kompromisslos gesehen- durchdrungen von Gedanken der Unitas und der Superioritt des Papstes- auch ber weltliche Herrscherantikonziliare Einstellung

    - ein Unglcksfall fr Kirche:- Lieblingsorganisation: die rmische Inquisition beginnt sittliche Vergehen zu bestrafen

    -Denunziationen, ffentliche Anzeigen und Bcherverbrennungen- Katholiken drfen sich der protestantischen Gebiete bemchtigen = Realittsferne- misstraut den Kardinlen Richard Pole und Giovanni di Morone

    - sie bewegen sich im Kreis des Evangelismus-sie werden kaltgestellt und in Engelsburg eingekerkert)- Freispruch erst unter Marcellus Nachfolger Paul IV.

    - sein Neffe Carlo wird Kardinal- Bund mit Heinrich II. von Frankreich gegen den Kaiser

    - Gutachten der Uni Lwen: Prventivkrieg erlaubt- dem Papst gelingt es aber nicht, die Kaiserwahl zu beieinflussen- Paul IV. will Kapuziner und Franziskaner zusammenlegen- schreibt den Jesuiten das Chorgebet vor

    - durch den Tod von Maria Tudor 1558 scheitert deren Vorhabeno = ppstliche Jurisdiktion in England wiederherzustelleno England war fr die katholische Kirche definitiv verloren

    - Pauls IV.. 1559, Nachfolger: Gian Angelo deMedici = Pius IV., Papst 1559 1565- Konklave: vier Monate- friedliebender, menschenfreundlicher Papst, Freude an weltlichen Dingen-Renaissancepapsttum lebt in vernderter Form wieder auf

    - kann spanischen Knig nicht links liegen lassenKurswechsel- bemht um gutes Verhltnis zu Knig Philipp II. von Spanien- und Kaiser Ferdinand I.

    - Gegner des Nepotismus: Prozess gegen Nepoten Pauls IV., zwei Hinrichtungen- begnstigt selbst zahlreiche Angehrige, beruft seinen Neffen Karl Borromus zu sich

    - schnell Erzbischof von Mailand (1560), Kardinal- innen- und auenpolitisch geschickt, guter Genius Pius IV., soll Konzil beenden- heimliche Priesterweihe um fr Familienplanung auszuscheiden

    - in Frankreich fate der Calvinismus Fuo es drohte ein franzsischer Sonderweg auf einem Nationalkonzilo darum starkes InteressePius IV. an Fortsetzungdes Trienter Konzils

    o und Teilnahme der Franzosen

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    Die dritte Sitzungsperiode (Januar 1562 bis Dezember 1563)- war die fruchtbarste; seit Herbst 1562 Beteiligung einer franzsischen Delegation

    - Leiter: der Erzbischof von Reims, Charles Kardinal Guise- franzsiche Bischfe fordern, dass das Konzil ber der Kirche steht- kommen doch noch und nehmen Kaiser fr ihre Dienste in Anspruch

    - franzsich-spanisch-kaiserlicher Schulterschluss droht- Krise des Konzil wird aber berwunden- es kam aber zu starken Spannungen

    o zwischen der Konzilsleitung und den kuriennahen italienischen Teilnehmern einerseitso und den selbstbewuten Spaniern und Franzosen andererseitso Streitpunkte betrafen vor allem Verhltnis zwischen ppstlichem und bischflichem Amto also Ordo, Primat, Episkopat, Residenz

    - Protagonisten der letzten Sitzungsperiode:- Karl Borromus, Girolamo Seripando, Giovanni Francesco Commendone, Stanislaus Hosius- Commendone ld auf Frstentag Protestanten zum Konzil ein, diese lehnen aber ab- deutsche Bischfe haben Angst und kommen auch nicht

    - schlielich gelingt es dem Legaten Kardinal Giovanni di Morone, Gegenstze zu berbrckeno und vor allem das gemeinsame Reformanliegen zu strken:oResidenzpflichtmit ius divina: Residenzpflicht ist gttliches Rechto Verbot der Pfrndenkumulationo Einfhrung des Informativprozesses zur Auswahl qualifizierter Bischofskandidateno Verpflichtung zu regelmigen Synoden und Visitationeno Einfhrung der Priesterseminare zur Ausbildung des geistlichen Nachwuchses

    - Dekret ber die Kommunion: Christus ist unter beiderleigestalten voll und ganz gegenwrtig- keine Verpflichtung zum Empfang unter beiden Gestalten- Kommunion fr Kinder- Messopfer: Memoria und Reprsentatio- Kreuzesopfer und Messopfer, vom Priester in persona Christi dargebracht, sind identisch- lediglich der Modus ist ein anderer- Knig von Bayern: neues Reformprojekt mit Laienkelch

    - weiterhin beschlo das Konzil die Einfhrung der Formpflicht bei der Eheschlieungo Dekret tametsio nur vor dem zustndigen Pfarrer und zwei Zeugen

    - es wurde festgehalten am Abla, an der Bilder- und Heiligenverehrungo gegen die Reformation, besonders die calvinistischen Bilderstrme)oDekrete ber Ablass von zeitlichen Snden; Fegefeuer;

    - Heiligen-, Bilder- und Reliquienverehrung = katholische Propria

    - Synoden in Kirchenprovinzen alle 3 Jahre, in Dizesen jedes Jahr vorgeschriebeno regelmige Visitationen- 04.12.1563: Dekret ber die Orden- zur Fertigstellung werden an den Papst bergeben:

    - neues Brevier, Missale Romanum, Katechismus, Rituale- neuer Index

    - HUBERT JEDIN: Tridentinum grenzt ab, trennt nichts, was nicht schon getrennt war- das selbstgesteckte Ziel, die Einheit der Kirche, wird nicht erreicht- Bestimmungen von 1555Tridentinum keine internationale Veranstaltung wird- Tagesordnung wird stndig insgeheim durch Anfragen der Protestanten vorgegeben- Hresien werden hchstamtlich festgeschrieben

    - Selbstvergewisserung, denn sonst auf Dauer nicht berlebensfhig- keine Kraft fr Mission und fr Weltkirche

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    - Besinnung auf Seelsorge, Primat der Pastoral- neues Bischofsideal: Hirt seiner Herde- geheimes Movens: Wiederherstellung der eigentlichen Heiligkeit- Primatsfrage bleibt offen bis 1870- christliches Menschenbild: der Mensch ist nicht prdestiniert

    - ist in Gnade, aber trotzdem zu echten Werken fhig- ist von Gott geschaffen und damit erst mal gut- JOSEF BRANDMLLER: Rehabilitierung der Sinne

    - neue Orden haben im 16. Jh. zielgruppenorientierte Seelsorge schon erfunden- Reform nur Festschreibung

    2. Die Gesellschaft Jesu

    Grnder: Ignatius von Loyola- Iigo de Loyola,1491 Baskenland, 1 Jahr vor Entdeckung Amerikas, Vertreibung der Mauren- stammt aus altem Adelsgeschlecht

    - 1517: beginnt seine Kariere als junger Soldat, im Dienst des Vizeknigs von Navarra- im Alter von 30 Jahren wird sein rechtes Bein von einer Kanone zerschmettert- im Krankenbett liest er: Rittergeschichten: bringen nur kurze Unterhaltung

    vita christiund vita sanctorum: bringen langen, tiefen Trost- 1522/23 Genesung; Generalbeichte bei Wallfahrt nach Montserrat

    - Iigotut Bue in Manresa, legt Waffen ab- groe innere Erlebnisse, festgehalten in Autobiographie =Ejercicios espirituales

    - = geistliche bungen: Gewissenserforschung, Betrachtung des Lebens Jesu, Beten- Lehre der Dressur des Lebens- Begrndung des religisen Individualismus- geistliches Kochbuch, geistlicher Drill, exercitia spiritualis

    - Adressat: jeder; ganzer Mensch angesprochen- Grundausrichtung: Gott in allen Dingen suchen- Aufbau in 4 Wochenschritten

    - IigosAbsicht ins Heilige Land zu gehen durch Trkenkriege unmglich- zum Ersatz lernt er in Spanien Latein- und absolviert Studien in Barcelona, Alcal de Henares, Salamanca und Paris- dort Kontakt mit Inquisition

    - 1534, Paris: sechs Gefhrten schlieen sich ihm an: geloben Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam- Iigowird magister artiumund nimmt den Namen Ignatius an- stellt sich Paul III. zur Verfgung

    - 1539 Grundsteinlegung fr societas jesu; aber Widerstand gegen beschlossene Ordensgrndung

    - 1540 Besttigung des Ordens in der Bulle regimini militantis ecclesiae- 1541 Ignatius erster Ordensoberer, arbeitet seine Konstitutionen aus

    - 31.07.1556, der Orden hat mehr als 1000 Mitglieder; Heiligsprechung 1622- neuer Typ von Ordensmann: christliche Gemeinschaft ganz im apostolischen Sinn -

    - Grundanliegen: Dienst am Nchsten- Selbstverleumdung um der greren Einsetzbarkeit willen- groe Flexibilitt

    Der Jesuitenorden- wichtigste Neugrndung des 16. Jh.- Jesuiten kennen kein Ordenskleid, man kleidet sich wie ein ordentlicher Weltpriester

    - ebenso keine stabilitas loci und keine feste Ordnung des Chorgebetes

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    - enge Bindung an den Papstviertes Gelbde: Gehorsam gegenber dem Papst- Ignatius schwebt weltweites Apostolat vor- zentralistische Verfassung, Generaloberer ernennt allein die Oberen

    - Generalobere haben ihr Amt auf Lebenszeit inne- werden untersttzt von Assistenten, die er selber whlt

    - Generalkongregation: Oberer und je zwei gewhlte Vertreter einer Provinz- oberste gesetzgebende Gewalt, tritt de facto aber nur zur Generaloberen-Wahl zusammen- tritt auf ppstliche oder Anordnung des Generaloberen zusammen450 Jahre neun Mal- systematischer Briefwechsel der Gemeinschaften mit dem Generalat = litterae annuae- dienen der Verbreitung von Informationen ber die Ttigkeit der Jesuiten

    - geistliches Ideal = Hinwendung zur Welt, zur greren Ehre Gottes in der Welt beitragen.-Motto: omnia ad maiorem Dei gloriam, OAMDG- IHS-Monogramm des Namen Jesu wird Symbol der SJ

    - wollten ursprnglich nur direkte Verkndigung, sehen bald, wie wichtig Bildung ist-Grndungen von Schulen und Unis an zentralen Orten- Schulsystem: Ausbildung in drei Fakultten = 1. Humaniora und Sprachen (Abitur)

    - 2. Philosophie = Logik, Physik, Methaphysik, Ethik, Mathematik (B.A. und M.A.)- 3. Theologie = vierlhriges Studium (Dr. theol., Lic. theol.)- Innovative pdagogische Methoden: Konkurse, Prfungssystem.

    - Forderung nach Einsatz der Sinne im Exerzitienbuch- heit: sich in den Blickwinkel Gottes versetzen, dessen Beschluss nachvollziehen- = sehen und hren und im Gebet nachvollziehen-Rehabilitation der Sinne

    - Jesuiten dichten, Jesuitentheater zur Pdagogik und Propaganda- Prferenz: Latein; weltlich geprgt- Beispiel: Friedrich von Spee, 1635, muttersprachliche Dichtung

    - seine religisen Lieder entspringen der Sehnsucht nach mystischer Vereinigung- theologisches Tugendbuch cautio criminalisklagt Grausamkeit der Hexenprozesse an- jeder soll nach seinen Begabungen eingesetzt werdenwerden zu bahnbrechenden Entdeckern- 1610 1667 Jesuitenstaat in Paraguay

    Vorgehensweise der Jesuiten am Beispiel Prago Ziele: religise Frderung von Stadt und Land und zwar sowohl

    Stabilisierung der verbliebenen Glubigen wie Rckgewinnung der anderen

    o jedoch nicht durch Konfrontation, sondern durch gelebtes Beispiel und geduldiges Gesprcho gewinnendes Auftreten, Zielgruppe vor allem Gebildete und Multiplikatoren

    o Predigt in der Landessprache (tschechisch)o Schulen fr alle Interessenten offen, aber Verpflichtung zur Einhaltung der Schulordnungo Koordination der Vorgehensweie mit Provinzial der deutschen Jesuiten, Petrus Canisiuso realistische Einschtzung der eigenen Krfteo Gewinnung von Nachwuchs unter Schlern und Jugendlichen

    nicht ohne Zustimmung durch deren Elterno lteste Huser der Jesuiten in Deutschland

    o Kln 1544, Ingolstadt 1549o beim Tod des Ignatius (1556) bereits 60 Huser (Indien, Brasilien, Japan; 1000 Jesuiten)

    o 1581 bereits 5000 Mitglieder; 1615 schon 13 000 Mitglieder

    3. Neue Vitalitt des Ordenslebens

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    Hintergrnde- Kritik des Mnchtums durch den Humanismus; vor allem Erasmus und Ulrich von Hutten

    - als bildungsfeindlich und rckstndig- dann Kritik durch die Reformatoren: Luther bejahte zwar evangelische Rte- sah aber in Gelbden Widerspruch zurFreiheit der Kinder Gottes

    - fr ihn keine zwei Klassen von Christen, nur allgemeines Priestertum aller Glubigen-das Mnchtum ist aus dem Protestantismus fast ganz verschwunden

    - Aufhebung v. Klstern zugunsten v. Landesfrst, Ritter, Stadt oder gemeinntziger Stiftung- als Versorgungsstifte blieben verschiedene Klster in lutherischen Landeskirchen bestehen- der Ordensstand war von der Reformation innerlich und uerlich am schwersten erschttert- alte Orden erleben tiefgreifende Reformbestrebungen; meist an Bemhungen 15. Jh. anknpfend- viele Mnche und Nonnen treten aus ihren Orden aus- ein Gutachten der Reformkommision von 1537 empfiehlt:

    - alle dekadenten Mannerklster soll man aussterben lassen, neu grnden- die Erneuerung muss von innen kommen

    - die Grnder und Grnderinnen neuer Gemeinschaften sind in tiefer Spiritualitt verwurzelt

    - Neugrndungen vor allem in Italien, Spanien, Frankreich- Deutschland bleibt zurck: in dieser Zeit kein groer Orden gegrndet, kein Bischof heilig- gemeinsames Merkmal aller neuen Orden: vita activa

    - praktisch-pastorale Aufgaben der Priesterausbildung- Predigt, Aubildung, Armenfrsorge, Volksmission, Krankenpflege- Verfassung: meist Kongregationen ohne strenge Klausur und nur einfache Gelbde

    - Trient muss diese Bewegung nur aufnehmen, sich an ihre Spitze setzen-Ordensdekret regt an: Erneuerung der alten Orden, Grndung neuer Orden- Verbot privaten Besitzes, Visitationen werden Pflicht- in wird Frauenklstern Klausur wieder verschrft; Mindestalter fr die Profess: 16

    Ordensneugrndungen

    Mnnerorden:- Oratorium der gttlichen Liebe; Grndung 1517 als Bruderschaft von Priestern und Laien

    - Oratorianer;1548 heiliger Philipp Neri, gilt bald als Apostel v. Rom- freier Zusammenschluss von Weltpriestern- allein durch Band der Liebe zusammengehalten; autonom; oft geistliche Begleiter

    - Theatiner; gegrndet auf Bestreben Ciampietro Carafas = Papst Pauls IV.- reine Priestergemeinschaft in strenger Armut- Aufgaben: Seelsorge, PriesterausbildungGegner der Jesuiten (Konkurrenzdenken)

    - Kapuziner; Grnder: Fossombrone di Bascio

    - ab 1525 Reformbewegung unter den italienischen Franziskanern; strenger als Theatiner- ueres Zeichen: Kapuze und langer Bart- die ersten Kappuziner lebten als Einsiedler, Gregor XIII. Erlaubt die Ausbreitung

    - Niedelassungen in Frankreich, Deutschland und den Missionen- 1619 unabhngiger Orden, 15 000 Mitglieder

    - Seelsorger des einfachen Volkes und nach den Jesuiten der wichtigste Missionsorden- typisch das Apostolat in kleinen Gruppen ohne intellektuelle Ambitionen- populr: Fidelis von Sigmaringen, 1622; Abraham a Sancta Clara,1644 1709

    - Barnabiten oder Pauliner; Grndung 1530 in Mailand- Barmherzige Brder; Grndung 1540 durch Spitalstiftung des Juan de Dios in Granada

    - Aufgabe: Krankenpflege; bernehmen die Augustinerregel und werden so zum Orden- Mailnder Oblaten, spter Camillianer; Grnder: Karl Borromus;

    - Vter des guten Todes, Camillianer: Grndung 1584 durch Camillo de Lellis

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    - Aufgabe: reine Krankenpflege- Piaristen; Aufgabe: Erziehung von Kindern

    Frauenorden:- Ursulinen; Grnderin Angela Merici,1447 1540)

    - eine neue Frauengemeinschaft mit aktiv-apostolischer Zielsetzung- zunchst eine Laiengemeinschaft zur Erziehung armer und gefhrdeter Mdchen- Ausbreitung in Italien; dort setzt Karl Borromus vita communisbei Ursulinen durch- weitere Ausbreitung in Frankreich, im franzsischem Nordamerika (Quebec)

    - und Deutschland, Kln 1639- Vinzentinerinnen; entstanden 1617-34 in Frankreich; Confrrie des Dames de la Charit

    - Grnder: hl. Vinzenz von Paul und Louise de Marillac- Frauengemeinschaft zur Pflege von Armen und alleinstehenden Kranken- begleitet durch den hl. Vinzenz von Paul

    - Vinzenz 1660, auch Apostel der Caritas genannt- bekehrt durch den Einfluss des Franz von Sales und des Pierre de Berulle

    - Seelsorger, an allen caritativen Werken interessiert, stiftet die Lazaristen - englischeFrulein, gegrndet 1609 durch Maria (Mary) Ward; Maria-Ward-Schwestern- ofizielle BezeichnungInstitutum Beatae Mariae Virginis (I.B.M.V.)- gegrndet in der Zeit der elisabethanischen Verfolgung- Mary Ward zum Klostereintritt gedrngtFlucht aufs Festland, Eintritt bei Klarissen- 1606 grndet sie ein Institut zur Mdchenerziehung ohne Klausur und Tracht

    - von Anfang an Erziehungsaufgaben und dynamisch-aktive Praxis = weltoffene Form-Widersprche und ppstlicher Druck zur Klausur- Regel zunchst adaptierte Jesuitenregel;Jesuitinnen- damit ist der Orden normal streng klausuriert

    - hnlich der Jesuiten bietet sich Mary Ward Papst an, Urban VIII. verbietet Orden aber

    - 1631/2 Mary Ward wird denunziert und interniert; schlielich aber Rehabilitiert- muss sich dennoch 1637 nach England zurckziehen

    - dort greift der Orden in die Lcke bei der Mdchenerziehung und kann sich entwickeln- dennoch erhlt er nicht die von Mary Ward ersehnte ppstliche Besttigung- Ward wirkt in ihren letzten Lebensjahren ungebrochen fr ihre Ziele in ihrer Heimat- 1645 Mary Ward; ihre Gefhrtinnen tragen ihr Werk weiter

    - besondere Frderung durch Herzge und sptere Kurfrsten von Bayern- 1703: Kurfrst Max Emmanuel bewegt Papst Clemens XI. zur Besttigung des IBMV

    Ordensgrndungen in Frankreich- franzsisches Oratorium; gegrndet 1611 durch Pierre de Berulle

    - Salesianer; gegrndet von Franz von Sales- begleitet Johanna von Chantal; 1610 grndet diese Visitarierinnen oder Salesianerinnen- eigentlicher Name Orden von der Heimsuchung Mariens, spter mir Augustinus-Regel

    Reform der alten Orden- Teresa von Avila und Juan de la Cruz bei den KarmelitenRckkehr zur Regeltreue

    vita communis, Klausur, Betrachtung, Kontemplation verstrkte Bildungsbemhungen bei den Klstern besonders OSB, OCist, OPraem, OSA

    - hnliche Neuanstze bei den Bettelorden in Deutschland nach berwindung der Kriese und Verlusten an die Reformation (etwa ab 1600)

    4. Das Papsttum nach dem Trienter Konzil

  • 7/22/2019 Das Christentum von der Reformation bis zur Aufklrung -Matthias Jendrek

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    Von Matthias Jendrek. Mehr Mitschriften und Skripte unter www.vaticarsten.de

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    - Pius V. (1566 - 1572)o energischer Verfechter der tridentinischen Reformo unter ihm erscheinen: Catechismus Romanus, Brevarium Romanum,

    Missale Romanumo Ziel: Vereinheitlichung kirchlicher Heilsdienste und Lehre nach scholastischer Theologe

    o Pius V. war Dominikaner und Asket; grndet neue Kardinal-Kongregationen- zur Verbreitung (Mission) und zur Erhaltung des Glaubens- auerdem Kongregation zur Beratung und berwachung der Bischfe und Prlaten

    o rigorose Strenge bei der Erneuerung des ppstlichen Hofes- und bei der Bekmpfung simonistischer und sonstiger Mibruchen in Kurialbehrden

    o 1571: Einfhrung der Indexkongregationo Einfhrung der Residenzpflicht, Verbot von mterhufung, Zlibatspflichtodas alles bewirkte Strkung des Papsttums

    - Gregor XIII. (1572 - 1585)o richtete stndige Nuntiaturen ein; Durchsetzung der Trienter Beschlsse

    - und Strkung der Verbindungen zischen Rom und den Partikularkirchen

    - unter anderem in Luzern, Graz und Klno Rom wurde durch ihn zum Hochschul- und Kollegzentrum; Gregoriana, Germanicumo Kalenderreform 1582gregorianischer Kalendero Corpus iuris canonici (gltig bis 1913)

    - Sixtus V. (1585 - 1590)o modernisierte den Kirchenstaato gliederte die Kurie in 15 stndige Kardinalskongregationeno fhrte die ad limina (= Trschwellen) Besuche der Bischfe eino zu seiner Zeit wurde die Kuppel von St. Peter vollendet

    - Clemens VII. (1592 - 1605)o gab Rom das barocke Gewando1600 Heiliges Jahr mit Pomp und Glanz; Beginn des barocken Umbaus der Laterankirche

    - Paul V. (1605 - 1621) vollendete das Langhaus von St. Peter und den Petersplatz- Gregor XV. (1621 - 1623) errichtete Kongregation fr die Glaubensverbreitung

    o = Propaganda in Asien, Afrika und Amerika- Urban VIII. (1623 - 1644)

    o unter ihm wurde 1626 die Peterskirche eingeweihto dieses Pontifikat wurde durch den Dreiigjhrigen Krieg beeintrchtigto der Papst war antihabsburgisch und franzosenfreundlich eingestellto er war der letzte Papst mit malosem Nepotismuso suchte die Nhe Frankreichs, um seiner Familie das Herzogtum Parma zu verschaffen

    -

    danach bte das Papstt