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Das Gebet (Seite 1 von 80) 0001 Das Gebet Sein Wesen und seine Methode 0002 Sant Kirpal Singh 0004 0003 2. überarbeitete Auflage Dem Allmächtigen Gott gewidmet, der durch alle Meister wirkt, die gekommen sind, und Baba Sawan Singh Ji Maharaj, zu dessen Lotosfüßen der Autor das Heilige Naam - das Wort - aufnahm. 0005 S. 005 Inhaltsverzeichnis 0006 S. 006 Vorwort .................................................................................................................... 9 1. Gebet ............................................................................................................. 13 2. Das Gebet ist instinktiv im Menschen ............................................................ 19 3. An wen soll man das Gebet richten? .............................................................. 21 4. Das Gebet ist ein direkter Anruf an Gott im Innern . ....................................... 30 5. Gebet und Anstrengung ................................................................................. 32 6. Das Wesentliche des Gebets ......................................................................... 34 a) Glaube an Gott ........................................................................................ 35 b) Hingabe an Gott ....................................................................................... 36 c) Liebe zu Gott ............................................................................................ 36 d) rechte Einstellung .................................................................................... 37 e) Gottesfurcht ............................................................................................. 38 f) Reinigung .................................................................................................. 38 I. Reue ................................................................................................... 39 II. Vergebung ......................................................................................... 39 III. Enthaltung ........................................................................................ 40 7. Hürden auf dem Weg des Gebets .................................................................. 42 8. Wie man die inneren Schwierigkeiten überwindet .......................................... 44 a) Reinheit des Herzens .............................................................................. 44 b) Demut ...................................................................................................... 44 c) Liebevolle Hingabe .................................................................................. 44 9. Die drei Arten des Gebets .............................................................................. 47 a) Mündlich .................................................................................................. 47 b) Mental ...................................................................................................... 47 2. überarbeitete Auflage 1983, Origo-Verlag - 735 Absätze, 31610 Worte

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0001

Das Gebet

Sein Wesen und seine Methode 0002

Sant Kirpal Singh 0004

0003

2. überarbeitete Auflage

Dem Allmächtigen Gott gewidmet, der durch alle Meister wirkt, die gekommen sind, und Baba Sawan Singh Ji Maharaj, zu dessen Lotosfüßen der Autor das Heilige Naam - das Wort - aufnahm.

0005 S. 005

Inhaltsverzeichnis 0006 S. 006

Vorwort ....................................................................................................................9 1. Gebet .............................................................................................................13 2. Das Gebet ist instinktiv im Menschen ............................................................19 3. An wen soll man das Gebet richten? ..............................................................21 4. Das Gebet ist ein direkter Anruf an Gott im Innern . .......................................30 5. Gebet und Anstrengung .................................................................................32 6. Das Wesentliche des Gebets .........................................................................34

a) Glaube an Gott ........................................................................................35 b) Hingabe an Gott .......................................................................................36 c) Liebe zu Gott ............................................................................................36 d) rechte Einstellung ....................................................................................37 e) Gottesfurcht .............................................................................................38 f) Reinigung ..................................................................................................38

I. Reue ...................................................................................................39 II. Vergebung .........................................................................................39 III. Enthaltung ........................................................................................40

7. Hürden auf dem Weg des Gebets ..................................................................42 8. Wie man die inneren Schwierigkeiten überwindet ..........................................44

a) Reinheit des Herzens ..............................................................................44 b) Demut ......................................................................................................44 c) Liebevolle Hingabe ..................................................................................44

9. Die drei Arten des Gebets ..............................................................................47 a) Mündlich ..................................................................................................47 b) Mental ......................................................................................................47

2. überarbeitete Auflage 1983, Origo-Verlag - 735 Absätze, 31610 Worte

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c) Spirituell ...................................................................................................48 10. Laute Gebete .................................................................................................50 11. Individuelle und allgemeine Gebete ...............................................................52 12. Gemeinschaftliche Gebete .............................................................................54 13. Der Ort für das Gebet ....................................................................................57 14. Voraussetzungen für das Gebet ....................................................................61

I. Die Notwendigkeit des Gottmenschen ................................................61 II. Völliges Versunkensein .....................................................................62 III. Wahrhaftigkeit und Zufriedenheit ......................................................63 S. 007

IV. Aufrichtiges und bewegendes Empfinden ........................................64 V. Spontanes Gebet ..............................................................................64

15. Die Zeit für das Gebet ....................................................................................68 16. Der Anlaß für ein Gebet .................................................................................70 17. Das Gebet und die Sünde ..............................................................................71 18. Gebete für andere ..........................................................................................73 19. Erhörung der Gebete .....................................................................................75 20. Die Notwendigkeit für das Gebet ...................................................................80 21. Die Vorzüge des Gebets ................................................................................83 22. Stufenfolge des Gebets ..................................................................................85 23. Worum sollen wir beten? ................................................................................89

a) Bitte um Gott ..........................................................................................101 b) Bitte um einen Guru (einen kompetenten lebenden Meister) .................108

24. Der Meister ist das größte Geschenk Gottes ...............................................111 25. Was man von einem Gottmenschen erbitten soll ..........................................116 Anhang - Verschiedene Gebetsbeispiele ............................................................121

Vorwort 0007 S. 009

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Matth. 4,4

0008

Das Gebet ist das Salz des Lebens, ohne das wir nicht auskommen können. Es ist der Natur des Menschen eingewurzelt, daß er um die Erfüllung seiner Wünsche, welcher Art sie auch immer sein mögen, betet. Doch sehr oft kommt es vor, daß wir nicht wissen, worum wir beten sollen, wie wir beten sollen und was wir tun sollen, um unser Gebet zu einer großen dynamischen Kraft zu machen, die an des Himmels Barmherzigkeit rührt.

0009

Das Geheimnis eines erfolgreichen Gebets liegt nicht so sehr in den Worten, die wir gebrauchen, oder in der Zeit, die wir dafür aufwenden, auch nicht in der Anstrengung, die wir darein legen, sondern vielmehr in der konzentrierten Aufmerksamkeit, die wir

0010

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ihm am Sitz der Seele geben, um es seelenvoll zu machen. Die natürlichste Form eines erfolgreichen Gebets ist das Verlangen der Seele mit der »Zunge des Gedankens«, ohne gesprochene oder gedachte Worte. Ein solches Gebet erzeugt und löst eine solche Fülle geistiger Energie aus, daß dadurch alle kosmischen Kräfte angezogen und miteinander verbunden werden, um die Dinge bestmöglich zu ordnen. Ein wirkliches Gebet ist ein unaufhörlicher Vorgang, unabhängig von Form, Zeit und Ort, und führt schließlich zu Sahaj, einem Zustand friedvoller Stille in völliger Ausgeglichenheit und vollständiger Zufriedenheit, ohne irgendeinen Wunsch. Das ist sodann der Höhepunkt eines echten Gebets, und hier hört das Gebet auf, ein Gebet zu sein, sondern wird zu einem Zustand, bei dem man sich stufenweise erst ins kosmische Bewußtsein und dann ins Überbewußtsein erhebt, in dem sich einem der göttliche Wille völlig offenbart. Dies ist das ein und alles jeden Gebets, und wie es erreicht wird, ist das Thema der weiteren Ausführungen.

0011

S. 010

Am Ende des Buches sind in einem Anhang Gebetsbeispiele von mehreren Heiligen und aus verschiedenen Schriften zum Nutzen des interessierten Lesers zusam-mengestellt worden.

0012

Delhi, 1. Juli 1959 0014

0013

Kirpal Singh

Meine Wünsche zählen nur wenig. Dein Wille geschehe. Nanak

0015 S. 011

1. Gebet

0016 S. 013

Das Gebet ist der Hauptschlüssel, der das Himmelreich erschließt.

0017

Ein Gebet kann definiert werden als ein schmerzvoller Schrei der Seele in Not und Hilflosigkeit an eine Macht, die vollkommener und größer ist als sie selbst, um Beistand und Hilfe. Es ist im allgemein und gewöhnlich verstandenen Sinn eine Anrufung Gottes oder des Gottmenschen (eines lebenden Meisters), der voll kompetent ist, einem durch die Lebensprobleme und die Umwelt gequälten Herzen Frieden und Trost zu geben.

0018

Das Gebet ist der Seele aufrichtiger Wunsch, der ausgesprochen wird oder unausgesprochen bleibt; die Bewegung eines verborgenen Feuers, das im Herzen vibriert. Viscount Montgomery

0019

Der Weltkluge in diesem wissenschaftlichen Zeitalter betrachtet das menschliche Leben wie irgendeine andere mechanische Einrichtung, die ziellos, allein nach dem Prinzip von »Ursache und Wirkung«, in Bewegung ist und wirkt, ohne eine lenkende Hand dahinter. Entgegen dieser mechanistischen Vorstellung vom Menschen und vom Universum gibt es auch ein organisches Bild. Ohne das Prinzip von »Ursache und Wirkung«, das sichtlich die menschlichen Angelegenheiten bestimmt, zu leugnen, sehen die Vertreter der organischen Theorie die Hand Gottes oder das Gesetz Gottes hinter allem, in dem und durch welches dieses Prinzip arbeitet. Das Gesetz Gottes ist somit die antreibende Kraft oder die ursächliche Kraft, aus der alles Erdenkliche hervorgebracht wird - sei es

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S. 014

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wissenschaftlicher oder ethischer Natur -, das den göttlichen Willen seiner Absicht entsprechend vollendet. Bedauerlicherweise sehen wir nur den äußeren Ablauf der Dinge und können nicht in die darunterliegenden Tiefen eindringen. Die allgemeine Erfahrung zeigt, daß der weltkluge Mensch sich trotz aller materiellen Hilfsquellen, die ihm zur Verfügung stehen, tatsächlich in einem Zustand großer Hilflosigkeit befindet. Immer unzufrieden mit dem, was er hat, verlangt er nach mehr und arbeitet unbesonnen und mit allen Mitteln, ob recht oder unrecht, auf dieses Ziel hin, das seinen Wünschen entspricht. Aber all seine Reichtümer, all sein Besitz, Geld und Macht, Name und Ruhm können ihm dies in keinem Maße einbringen. Hilfloser als je zuvor fährt er in der gleichen Weise fort angesichts von Krankheit, Verfall und Tod. Sein Gemüt wird ständig durch unzählige Ängste und eingebildete schreckliche Dinge geplagt. Ohne Verankerungen treibt er steuerlos auf dem Meer des Lebens, eine Zufallsbeute für Wind und Wasser. In dieser erbärmlichen Lage ist er oft dem Selbstmord nahe, und wenn er dem entgeht, schleppt er sich, des Daseins überdrüssig, dahin, bis ihm der Tod Befreiung bringt. Aber selbst im Tod findet er keinen Trost. Er sehnt sich einfach danach, weil er sich nicht anders zu helfen weiß. Dies ist die traurige Geschichte des gewöhnlichen Menschen in dieser Welt.

0021

Auf der anderen Seite versucht auch ein wirklich kluger Mensch, Mittel für ein angenehmes Dasein zu erlangen, aber im Gegensatz zu dem Vorgenannten ist er von ihnen nicht besessen. Er sieht hinter all seinen Bemühungen die Hand Gottes und wird niemals durch Erfolg oder Mißerfolg in seinem Streben beeinflußt. Er überläßt das Resultat dem »göttlichen Willen«, denn Er allein weiß, was ihm zu besitzen gut ist. Wenn die Dinge so zu ihm kommen, wie er es wünscht, ist er nicht stolz darauf, son-dern nimmt sie mit aufrichtigem Dank im Herzen an. Und wenn sich die Dinge anders wenden, ist er nicht mutlos, sondern beugt lächelnd sein Haupt vor dem höchsten Richter, der anders entschieden hatte, und betet bei jedem Schritt zu Gott, denn er weiß, daß er ohne Seine wirksame Hilfe aus sich heraus nichts tun kann.

0022

S. 015

Genaugenommen ist das Gebet ein anderer Name für das Sammeln der nach außen strebenden und wandernden Kräfte des Gemüts. Wie die Sonnenstrahlen verbreiten sie sich in der Welt und können so auch wieder in ihrer Quelle gesammelt und zusammengezogen werden. Ein Mensch, der durch irgend etwas verblendet ist, das er nicht bekommen kann, oder der eines Unglücks wegen, dem er nicht zu entgehen vermag, in Verwirrung und Bedrängnis ist, wendet sich Gott zu, um Erfolg in seinen Be-mühungen oder Trost in seinem leiderfüllten Zustand zu erlangen, wie der Fall auch liegen mag. Diese Konzentration während der Bitte um Hilfe wird Gebet genannt.

0023

Der menschliche Geist ist der Thron Gottes, und aus diesem Grund wird er zuweilen als »Kaaba« bezeichnet.

0024

Von allen Pilgerfahrten ist die zum menschlichen Geist die heiligste; es ist weit besser, hier ein Verdienst zu erwerben, als durch unzählige Reisen nach Mekka. Maulana Rumi

0025

Sobald sich ein Mensch sammelt und seine Aufmerksamkeit am Sitz der Seele konzentriert, rührt er an die Barmherzigkeit Gottes, die ihn dann mit Kraft und Stärke erfüllt, wie er es nie zuvor erfahren hat. Dies befähigt ihn, aus jeder Schwierigkeit, welche es auch immer sei, einen Weg herauszufinden. Ein konzentrierter Wille wirkt Wunder. »Wo ein Wille ist, da ist ein Weg«, ist eine allgemeine Redeweise. Das Gebet ist nichts anderes als konzentrierter Wille, der zu seinem Ursprung, der großen Kraftquelle, zurückgreift, in welcher alle Möglichkeiten liegen - physisch, mental und

0026

S. 016

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spirituell -, und man kann sich irgendeiner von ihnen bedienen, die man gerade braucht. Der Mensch ist wahrhaft groß. Er lebt in einem von Gott geschaffenen Tempel mit Gott selbst zusammen. Sein Geist ist fürwahr ein Tropfen aus dem Meer göttlichen Lebens. Zwischen Gott und Geist gibt es kein anderes Hindernis als den Schleier des Gemüts. Wenn dieser Schleier aufhören würde, im Wind der Wünsche zu flattern, wie es gegenwärtig der Fall ist, könnte der Geist wahrlich die kosmische Energie direkt aus seiner Quelle schöpfen. »Wie du denkst, so wirst du«, ist ein allgemeines Sprichwort. Wenn ein Teil an das Ganze denkt, macht er sich allmählich die Eigenschaften des Ganzen zu eigen. Genauso ist es mit dem menschlichen Geist. Er kann sich nach und nach von der eingepferchten, beengten, verkrampften und unterwürfigen Stellung, die er in seinem gegenwärtigen Zustand einnimmt, aufrichten und ausdehnen, bis er allumfassend wird. Sobald er aus seinen physischen, mentalen und kausalen Verwicklungen befreit ist, triumphiert er: »Ich bin die Seele« oder: »Ich bin, wie du bist« oder auch: »Ich und der Vater sind eins«, wie Christus es ausdrückte.

0027

Es gibt zwei Arten von Menschen auf der Welt. Erstens diejenigen, welche sich zurückziehen, nach innen kehren und Inspiration direkt von der großen Kraft im Innern erhalten. Zweitens jene, die von äußeren Hilfen abhängig sind, wie Kirchen und Tempeln zur Verehrung, und die vor Altären, Götterbildern und Statuen ihre Gebete darbringen. Manche suchen Inspiration von den großen Naturkräften zu erlangen, von der Sonne, dem Mond, den schneebedeckten Bergspitzen, von dem Wasser der heiligen Flüsse als den verschiedenen Offenbarungen der einen Kraft, die hinter dem ganzen Universum steht. Jeder erhält entsprechend seinem Glauben und dem Grad seiner Konzentration Gewinn durch seine Art der Verehrung: denn nichts in der Natur geht verloren, und keine Bemühung ist umsonst.

0028

S. 017

Manche Menschen glauben nicht an die Existenz Gottes und haben deshalb kein Vertrauen zum Gebet, denn sie verstehen nicht, daß Gott keine objektive Erschei-nungsform hat und nicht mit den Augen des Fleisches gesehen werden kann.

0029

O Nanak, die Augen, die den Herrn schauen, sind ganz anders als jene, mit denen wir die Welt sehen. Guru Arjan

0030

Es ist tatsächlich wahr, daß Gott Geist ist und nur im Geist angebetet werden kann. Wir können Ihn nicht mit den menschlichen Händen anbeten und noch weniger in den mit Händen geschaffenen Tempeln und Synagogen. Er wohnt in den innersten Tiefen der menschlichen Seele und ist wahrlich die Seele unserer Seele. Er wohnt jeder Form inne und ist von keiner getrennt. Alle Farben und alle Muster haben ihre Färbung und Gestaltung allein von Ihm. Ob wir an Ihn glauben oder nicht, wir leben wirklich in Ihm und haben unser bloßes Sein in Ihm.

0031

Ein aufrichtiges Gebet ist alsdann das Mittel, die wandernden Sinne an ihrem Zentrum - dem Zentrum der Seele - zu konzentrieren, um die Geistesströme an dem stillen Punkt im Körper zwischen und hinter den Augen zu sammeln. Darin liegt alle Verehrung, jedes Gebet, alle Entsagung und alles Wissen von hier und dem Jenseits. Der Pfad zur Erlösung liegt eher in der direkten Verbindung mit der inneren Kraft, als daß man sich mit dieser oder jener Sache abgeben sollte. »Die Wahrheit ist eine, obwohl sie die Weisen auf verschiedene Art beschrieben haben«, lautet ein wohlbekannter Ausspruch in den Upanishaden. Warum suchen wir dann nicht diese ewige Wahrheit, von der Guru Nanak sagt:

0032 S. 018

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Die Wahrheit war zu Beginn der Schöpfung, die Wahrheit war der Beginn eines jeden Zeitalters, und die Wahrheit wird immer bestehen bleiben, wenn alle Zeitalter und Schöpfungen vergehen. Jap Ji

0033

2. Das Gebet ist instinktiv im Menschen

0034 S. 019

Der Mensch neigt von Natur aus zum Gebet, und keiner kann ohne Gebet, sei es zu der einen oder anderen Zeit, auskommen, welche Form es auch annehmen mag. Der Gläubige und der Glaubenslose, ein Momin und ein Kafir, der Mann Gottes und ein Mensch, welcher nicht an Gott glaubt, alle beten, jeder natürlich auf seine eigene besondere Weise. Die Notwendigkeit für ein Gebet ergibt sich im allgemeinen, wenn man sich in Bedrängnis, Unglück, unter dem Druck einer furchtbaren Krankheit befindet oder wenn man Befriedigung in irgendeiner ungewöhnlichen physischen oder spirituellen Not begehrt, die nicht auf andere Weise Erfüllung finden kann, oder aber, wenn man gegen feindliche oder dunkle Mächte ankämpfen will. Unter solchen Umständen erkennt der Mensch, daß er sich durch seine eigenen Anstrengungen - ohne Unterstützung - nicht die Befriedigung, derer er bedarf, sichern kann, und in äußerster Hilflosigkeit sucht er Kraft im Gebet. Im täglichen Leben gibt es den Schüler, der, um irgendwelche schwierigen Probleme zu lösen, die Hilfe seines Lehrers sucht, den Patienten, der in der Krankheit auf den Beistand des Arztes hofft, den Angestellten, der die Unterstützung seines Vorgesetzten erwartet, und so fort. All dies sind Gebete verschiedener Grade und Formen. Um seinen täglichen Bedürfnissen zu genügen, wendet sich das Kind wiederum an seine Eltern, die Ehefrau an ihren Gatten usw.

0035

In allen schwierigen Fällen ist das Gebet die letzte Waffe in unserer Rüstkammer. Wo alle menschlichen Anstrengungen fehlschlagen, hat das Gebet Erfolg.

0036

S. 020

Mehr Dinge sind durch das Gebet erwirkt worden, als sich diese Welt träumen läßt ... Inwiefern sind Menschen besser als Schaf oder Ziege, die in ihrem Gehirn ein blindes Leben nähren? Wenn sie Gott erkennen, erheben sie nicht ihre Hände im Gebet für sich selbst und jene, die sie Freunde nennen. Tennyson

0037

Wenn das Gebet das Salz des Lebens ist, können wir nicht ohne es auskommen. Aber, zu wem beten wir? Die Antwort ist natürlich: »Zu dem einen höchsten Gott oder dem Gottmenschen, in dem Seine Kraft wohnt und durch den sie in der Welt wirkt«. Alle Religionen stimmen in dem Punkt überein, daß ein Gebet am Sitz der Seele alle latenten Kräfte der Gottheit im Innern bewegt und man dadurch spirituelle Glückseligkeit erlangen kann. Es ist ein Bindeglied zwischen Gott und Seiner Schöpfung, zwischen Gott und Mensch. Es ist eine Stütze in den Händen eines spirituell Strebenden, und die Pilgerseele braucht es vom Anfang bis zum Ende ihrer Reise, denn es bewahrt sie vor vielen Fallgruben, die auf dem Weg liegen, und verwandelt das Gemüt durch und durch, bis es aufleuchtet und das Licht der Seele zu reflektieren beginnt.

0038

Durch Seine Gnade verwandelt sich der Seeadler in einen königlichen Schwan, o Nanak!

0039

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Er kann aus einer Krähe einen jungen Schwan machen. Guru Nanak

3. An wen soll man das Gebet richten?

0040 S. 021

Man muß allein zum Herrgott beten, der allmächtig und kompetent ist, alle Wünsche zu erfüllen.

0041

Es gibt nichts, das Gott nicht gewähren kann. Kabir

0042

Reich ist wahrlich der, dem die Natur völlig zu Gebote steht. Guru Arjan

0043

Die verschiedenen Götter und Göttinnen haben ein beschränktes Betätigungsfeld und wirken somit innerhalb ihrer Grenzen. Sie selbst erhalten ihre Kraft von Ihm und können kleinere Wohltaten, die innerhalb ihrer Sphäre liegen, gewähren oder versagen, aber sie können der Seele bestimmt nicht die Erlösung bringen. Nur eine befreite Seele kann Freiheit gewähren, sonst niemand. Guru Arjan sagt uns, daß Gott allein alle Arten von Leiden aufheben kann, und es hat dabei nichts zu sagen, ob es sich um körperliches (wie Schmerzen, Gebrechen und verschiedene Arten von Krankheiten), astrales (wie unvorhergesehene und unerwartete Katastrophen durch Unglücksfälle, Gewitter, Überschwemmungen oder Erdbeben usw.) oder kausales (eingewurzelte oder angeborene üble Neigungen, wie Lust, Zorn, Habsucht, Verhaftetsein und Egoismus) handelt.

0044

O Gott! Du zerstreust alles Übel und schenkst Frieden; wer auch immer zu Dir betet, bleibt vom Übel verschont. Guru Arjan

0045 S. 022

Das Dämmern des himmlischen Lichts allein läßt uns die Wahrheit anbeten; das Aufblühen liebender Hingabe macht uns die leblosen Gegenstände der Verehrung vergessen; das Wissen um Ihn zeigt die Nutzlosigkeit aller Riten und Rituale; die Offenbarung des göttlichen Lichts im Innern unterscheidet den Reinen vom Unreinen. Guru Gobind Singh

0046

Wiederum sagt Guru Arjan: 0047

Ich bete zu Ihm, der alle Segnungen gewährt und von allem Übel erlöst. O Barmherziger, schütte Deine Gnade herab, dann wird mein Streben recht geleitet!

0048

Gedenke des Einen und singe zu Seinem Ruhm, stimme Seinen heiligen Namen an, und halte Ihn verborgen in deinem Herzen. Meditiere unaufhörlich über Seine Eigenschaften, und diene Ihm von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Es gibt nur einen Gott, unvergleichlich und edel; vollkommen in sich selbst, alles durchdringend; der Urheber dieser gewaltigen Schöpfung ist der Eine.

0049

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Betet folglich den Einen an und keinen anderen, laßt Leib und Seele in Seiner Liebe gesättigt sein.

Durch die Gnade des Meisters wird der Eine erkannt, o Nanak! Guru Arjan

0050 S. 023

Wenn immer du einen Wunsch hast, bitte den Herrn um seine Erfüllung; Er wird ihn dir gewähren, dafür ist der Meister Zeuge. Grenzenloser Reichtum kommt von Ihm und ebenso das Elixier des Lebens; barmherzig ist, der alle Ängste bannt. Er bleibt immer bei Seinem Sklaven. Guru Ram Das

0051

Ich bete zu Dir, o Gott, Du bist der Herr meines Leibes und meiner Seele, Nanak mißt Dir seine Größe zu, denn keiner kannte ihn je zuvor. Guru Arjan

0052

Du bist die Grundform aller Dinge, o Herr, und ich bete zu Dir, denn Du bist mein Altar in Freud oder Leid. Guru Ram Das

0053

Vergebens bitten wir die Menschen der Welt, die voll der Unruhe sind; bete allein zum Herrn, wenn du das Meer des Lebens überqueren willst. Guru Arjan

0054

Im heiligen Koran ist klar gesagt, daß man allein Gott anrufen soll, denn eine Bitte an Ihn ist die einzig wahre Anrufung im rechten Sinne des Wortes.

0055

Ähnlich erklärte Abraham, während er seine Anhänger rügte: 0056 S. 024

Ich verlasse euch und alle Götter, die ihr anbetet; ich rufe meinen Gott an und vertraue darauf, daß ich nicht mit leeren Händen bleiben werde.

0057

Und nochmals wandte er sich an sie: 0058

O ihr Getreuen, laßt uns einig werden und zu einer gemeinsamen Grundlage kommen - der Grundlage der Gottheit - und keinen anderen als Gott anbeten, und keinen als Ihm ebenbürtig betrachten, denn keiner kommt Ihm gleich. Koran

0059

Der Instinkt der Liebe kann sich nicht entfalten, wenn man den Geliebten nicht sieht. Solange wir die Gottheit oder die Glorie Gottes nicht sehen, können wir nicht an die Existenz Gottes glauben; und ohne dies sind alle Gebete umsonst. Der Meister oder der Gottmensch jedoch ist die Wohnstatt des Gotteslichts und sein strahlender Mittelpunkt. Wir können mit gleicher Wirksamkeit zum Meister beten, der eins ist mit Gott. Er ist mit dem hinter ihm liegenden Kraftwerk verbunden und ebenso mächtig, die Erfüllung unserer Wünsche zu gewähren. Es heißt:

0060

Gott manifestiert sich selbst in der Form eines Sadh (einer geschulten Seele). Guru Arjan

0061

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Und die Bibel sagt uns: 0062 S. 025

Denn der Herr tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis den Propheten, Seinen Knechten. Amos 3,7

0063

Im Gurbani lesen wir: 0064

Gott spricht durch einen Sadh. Guru Arjan

0065

Ein Moslem-Heiliger sagt uns: 0066

Seine (des Meisters) Worte sind Allahs (Gottes) Worte, wenngleich es scheint, als ob sie aus einer menschlichen Kehle kämen.

0067

Ein Gebet zum lebenden Meister ist so gut wie ein Gebet zu Gott. Man muß sich deshalb einzig und allein auf den Meister verlassen und sich für die Erfüllung aller Wünsche an ihn wenden.

0068

So sollten alle Gebete an einen gerichtet sein, der das Mysterium des Lebens und des Todes in seinen Händen hat. Wir müssen vollkommenen Glauben haben an den lebendigen Gott, der in einer menschlichen Gestalt unter uns lebt und sich bewegt. Wenn wir die Aufmerksamkeit ganz auf ihn konzentrieren, sollten wir an keinen anderen denken. Dies ist der einzige Weg, auf dem wir uns mit Gott verbinden können. Kabir Sahib sagt uns, daß die Entfernung in der Beziehung zwischen Meister und Schüler nicht zählt. Sie mögen beide durch riesige Meere getrennt sein, doch der bloße Gedanke des Schülers an den Meister zieht ganz gewiß die Aufmerksamkeit des Mei-sters an, und er kann den Schüler leiten, wo er auch immer sein mag. Von Vivekananda wird berichtet: Als er sich zu einer Ansprache vor dem Weltparlament der Religionen in Chikago erhob, mangelte es ihm an Selbstvertrauen. Er bat um ein Glas Wasser, schloß für einen Moment die Augen und dachte an seinen Meister Paramhansa Ramakrishna, den Weisen von Dakshineswar; im nächsten Augenblick öffneten sich in ihm die Schleusen der Inspiration, und er hielt einen beispiellosen und lei-denschaftlichen Vortrag, der mehrere Stunden dauerte. Ein Gottmensch ist ein wahrhaftiger König, und an seiner Tür beugen alle mächtigen Könige der Erde ihr Haupt in demütiger Bitte und suchen um Erfüllung ihrer Wünsche und Bestrebungen nach, die anders nicht erlangt werden können.

0069

S. 026

Guru Arjan sagt in diesem Zusammenhang: 0070

Alle Machthaber unterstehen seiner kontrollierenden Kraft, ja, selbst die gewaltige Schöpfung steht unter seinem Zepter. Überall hat sein Wille die unumschränkte Herrschaft, und nichts liegt außerhalb Seines göttlichen Willens. Bringe dein Gebet allein deinem Meister dar, denn er wird alle Wünsche deines Herzens erfüllen. Sein Sitz ist in den höchsten Himmeln, und Ergebenheit in ihn liegt in der Verbindung mit Seinem Wort. Alles durchdringend, ist Er vollkommen in sich selbst und Sein Licht leuchtet in jedem Herzen. Die Erinnerung an ihn vertreibt alle Sorgen, und selbst der Todesengel kommt Seinen Ergebenen nicht nahe.

0071

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Das Gebet (Seite 10 von 80)

Die Toten werden lebendig durch die Kraft Seines Wortes; die Niedrigsten und Verlorenen werden aufgenommen und geehrt. O Nanak! Dein Gebet wurde angenommen und erhört; durch die Gnade des Meisters wurde Sein Licht im Innern offenbar.

S. 027

Ein Gottmensch hat innerhalb seiner Reichweite alles, was einer braucht - die Gaben des Dharma, Artha, Kaama und Moksha (die Verdienste der Rechtschaffenheit, irdischen Reichtum und Besitz, die Erfüllung der Wünsche und Sehnsüchte und die Erlösung selbst).

0072

Will jemand eine dieser vier großen Gaben, so muß er einem Sadh dienen. Sucht einer Befreiung von Kummer und Sorgen, muß er sich in den Tiefen seiner Seele mit dem Wort verbinden. Hegt einer Verlangen nach Name und Ruhm, muß er in der Gemeinschaft eines Heiligen sein Ich verlieren. Fürchtet sich einer vor den Qualen von Geburt und Tod, muß er Schutz suchen zu den Lotosfüßen eines Heiligen. Guru Arjan

0073

Nach Obigem ist es völlig klar, daß wir uns im Gebet an Gott oder einen Gottmenschen wenden müssen, und nachdem wir imstande sind, uns mit Ihm zu verbinden, sollten wir uns auf Ihn allein verlassen und nicht auf irgendeine andere Kraft; denn nur Er kann uns aus dem gewaltigen Wirbel und aufgewühlten Pfuhl des Gemüts und der Materie herausziehen und den gequälten Herzen, die durch die ungezügelten Wünsche und Versuchungen hin- und hergerissen wurden, einen heilenden Balsam auflegen. Er ist die Stärke der Schwachen, der Notanker in den Stürmen und Unbilden des Lebens und der sichere Hafen für die Heimatlosen. Sein gnadenvoller Blick bringt den gebrochenen Herzen Ruhe.

0074

S. 028

Ein vollendeter Meister achtet auf das Herz, und von Herz zu Herz fließt ein Lebensimpuls. Bhai Nandlal

0075

Es liegt am Schüler, sein Herz ohne Zögern dem Meister auszuschütten und Ihm seine Schwierigkeiten darzulegen, ganz gleich, wo er sich befindet, denn der Meister steht jenseits von Raum und Zeit und hört auf des Schülers Wehklagen.

0076

Öffne dein Herz deinem Meister, lege all deine Klugheit und Schlauheit ab; nimm mit Körper und Seele zu seinen Füßen Zuflucht. Guru Arjan

0077

Im heiligen Koran heißt es: 0078

Außer Ihm gibt es keinen, der auf die traurige Geschichte der Bedrängten und den qualvollen Schrei der Hilflosen hört und ihnen Trost gibt.

0079

Und Christus bemerkte sehr bedeutungsvoll: 0080

... auf daß, so ihr den Vater bittet in meinem Namen, Er's euch gebe. Joh. 15, 16

0081

Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun. Joh. 14, 14

0082 S. 029

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Da Gott oder der Gottmensch die Schatzkammer aller Segnungen ist, müssen wir unsere Gebete einem von ihnen darbringen und keinem anderen.

0083

4. Das Gebet ist ein direkter Anruf an Gott im Innern

0084 S. 030

In weltlichen Dingen suchen wir die Hilfe von Menschen, die intelligenter und fähiger sind als wir. Wir bitten auch Gott - die größte Kraft, die man sich denken kann - in unseren Gebeten um Hilfe, und dies ist die rechte Art, an die sehr schwierigen und verworrenen Probleme heranzugehen, denen wir uns im Verlauf unseres Lebens täglich gegenübersehen. Doch diese allmächtige Kraft als etwas Abgesondertes und von uns Getrenntes zu betrachten und sich an Ihn wie an einen außenstehenden Wohltäter zu wenden, ist gewiß ein trauriger Irrtum, den wir begehen; denn Er ist wahrlich die Seele unserer Seele. Er wirkt beständig innerhalb und außerhalb von uns, und tatsächlich leben wir in Ihm und haben unser Sein in Ihm. Das Geheimnis des Erfolgs liegt im direkten Gebet und der Anrufung dieser inneren Kraft, da dies sicher Frucht in Überfülle trägt. Wir tun ein großes Unrecht Gott und uns gegenüber, wenn wir glauben, Gott wohne auf schneebedeckten Bergen, in den Tiefen heiliger Flüsse und Quellen, in Tempeln und Moscheen, Kirchen und Synagogen oder an dem einen oder anderen heiligen Ort. Begrenzt, wie wir sind, in Raum, Zeit und Kausalität, suchen wir den Grenzenlosen innerhalb der engen Schablonen zu begrenzen, die sich unsere Vorstellungskraft ausdenken kann. Ein solcher Glaube und die ihm folgenden Enttäuschungen zielen nicht selten darauf ab, uns Ihm gegenüber skeptisch zu machen.

0085

Da das Reservoir aller Kraft in jedem von uns liegt, können wir, wenn wir darin eintauchen, spirituell groß und mächtig werden. Genau wie uns körperliche Übungen physisch stark und gesund machen, so erwecken spirituelle Übungen in uns verborgene spirituelle Kräfte. Mit ihrer Hilfe können wir die Schleusentore aufziehen und so wirklich unser Wesen mit göttlichen Strömen überfluten. Wenn ein Mensch vergöttlicht oder zur personifizierten Gottheit wird, steht ihm fürwahr die von Gottes Hand geschaffene Natur zu Gebote und beginnt sich zu regen, um all seine Bedürfnisse und Forderungen zu erfüllen.

0086 S. 031

Ein starker Wille arbeitet sich vorwärts und bahnt sich einen Weg. Manchmal haben wir Erfolg in unserem Streben, wenn wir zu irgendwelchen vermeintlichen äußeren Mächten beten. Doch ein solcher Erfolg ist in der Tat eher der wenigen konzentrierten Anstrengung auf unserer Seite zu verdanken als irgendeiner äußeren Einwirkung. So täuschen wir uns nicht nur selbst, sondern setzen diese Selbsttäuschung in einem Ausmaß fort, daß sie im Laufe der Zeit ein Teil von uns wird. Wir können dann auf Gott nur wie auf etwas Fremdes sehen, aber das Schlimmste dabei ist, daß wir mit den unermeßlichen Schätzen der Gottheit, die in uns liegen und unser Erbgut sind, über-haupt nicht in Berührung kommen. Nur nachdem die innere Verbindung mit Ihm hergestellt ist, können wir wirklich verstehen, daß Er das Universum durchdringt, und können Seine Herrlichkeit überall sehen. Ohne diese direkte Wahrnehmung und innere Ersthand-Erfahrung ist unsere Vorstellung von Gott nur Gerede oder Buchwissen und daher irrig, und unsere Gebete zu Ihm sind ein sinnloses Kauderwelsch.

0087

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5. Gebet und Anstrengung

0088 S. 032

Gebet und Anstrengung gehen dicht nebeneinander. Worum beten wir zu Gott? Um Erfolg in unserem Streben. Wenn wir etwas wollen, müssen wir es zu erlangen suchen und neben unseren Bemühungen zu Gott beten, daß Er es gewähren möge. Das Gebet ist wirklich die letzte und eine sichere Waffe, die uns zu Hilfe kommt. Wo alle menschlichen Anstrengungen fehlschlagen, hat das Gebet Erfolg.

0089

Mehr Dinge sind durch das Gebet erwirkt worden, als diese Welt sich träumen läßt. Tennyson

0090

Wie ein Vogel nicht mit nur einem Flügel fliegen und ein Wagen sich nicht mit nur einem Rad fortbewegen kann, so müssen auch Anstrengung und Gebet zusammengehen, wenn wir in all unseren Unternehmungen Erfolg haben wollen. Eines allein kann nichts ausrichten. Solange ein Mensch nicht völlig vergöttlicht ist, oder mit anderen Worten, solange er nicht zum bewußten Mitarbeiter dieser höchsten Macht wird, indem er Seinen Willen versteht, kann er ohne Bemühung nichts erreichen, denn Gott hilft jenen, die sich selbst helfen.

0091

Ein bloßes Gebet ohne Bemühung trägt selten Frucht. Nehmen wir das Beispiel eines Knaben, der zu spät zur Schule geht. Setzte er sich am Weg nieder, um zu beten, würde er gegen die Zeit anlaufen. Will er Zeit gewinnen, muß er laufen und beten, dann ist es möglich, daß sein Lehrer ihm seine Verspätung nachsieht, wegen der An-strengung, die er gemacht hat, um rechtzeitig zu erscheinen. Wenn man großes Verlangen hat, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und für diesen Zweck schwer arbeitet, so ist dies die rechte Art des Gebets im wahrsten Sinne des Wortes. Anstrengung sollte mit Gebet verbunden sein, denn bloßer Lippendienst, um ein Ziel zu erreichen, wird nicht viel nützen. Man sollte in aller Aufrichtigkeit beten, denn wirklich, das echte Streben nach einer Sache, mit Herz und Seele, ist das größte Gebet und wird bestimmt Frucht tragen. Man muß in allen Prüfungen und Drangsalen versuchen, sich von seiner Last zu befreien, und zu Gott beten, Er möge uns in unseren Bemühungen unterstützen. Das ist die einzig richtige Einstellung. Im Koran ist gesagt, als Moses und Aaron um den Sieg über den Pharao beteten, habe Gott ihre Gebete erhört, aber von ihnen verlangt, standhaft zu sein und nicht den Spuren jener zu folgen, die nichts von der Wahrheit wissen. Auch Moses empfahl seinen Anhängern, treu zu sein und die Hilfe Gottes zu suchen. Seid niemals entmutigt in Augenblicken der Drangsal, insbesondere, da ihr auf dem festen Grund Gottes und des Gottmenschen steht. Wenn unsere Bemühungen trotzdem fehlschlagen, dann nehmt es hin, als von Gott zu eurem Guten gewollt.

0092

S. 033

6. Das Wesentliche des Gebets

0093 S. 034

So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten. Matth. 7, 11

0094

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Ein Gebet ist nie umsonst. Ein von Herzen kommender Schrei wird immer beachtet und erhört; aber wie und auf welche Weise, hängt immer vom Willen Gottes ab.

0095

Das Gebet eines Ergebenen ist nie vergebens. 0096

Worum ein Ergebener auch immer bittet, es muß geschehen. Guru Arjan

0097

Er gewährt alles, um das Er gebeten wird. O Nanak! Die Worte eines Ergebenen beweisen sich wahrlich hier und danach. Guru Arjan

0098

In den Sikh-Schriften wird erwähnt, daß Gott, der Vater, bestimmte, seinen Kindern freimütig zu geben, worum sie Ihn auch immer bitten würden.

0099

Der immer gnädige Vater hat versprochen, die Wünsche Seiner Kinder zu erfüllen. Guru Arjan

0100

Der heilige Koran bestätigt diesen selben Gedanken, wenn er versichert: 0101 S. 035

Gott hat gesagt: Rufe mich, und ich werde deinen Ruf hören.

0102

Und wieder: 0103

O Rasul, wenn immer ein Mensch nach mir fragt, sage ihm, daß ich in ihm wohne und seine Gebete höre, welche es auch immer sein mögen.

0104

Und im Matthäus-Evangelium finden wir: 0105

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da suchet, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Matth. 7, 7-8

0106

Unsere wirkliche Erfahrung jedoch ist, daß die meisten unserer Gebete keine Frucht tragen. Wir sollten deshalb über die Frage, welche Art des Gebets für Gott annehmbar ist, wie das Gebet dargebracht werden soll und warum nicht alle Gebete erhört werden, kritisch nachdenken. Um Erfolg im Gebet zu haben, gibt es gewisse Erfordernisse:

0107

a) Glaube an Gott ist die Grundursache des Erfolgs. Wir mögen uns selbst täuschen und jene, die um uns sind, aber wir können nicht die innere Kraft - Gott - täuschen. Wenn wir Gebete darbringen, gehen wir ein großes Risiko ein. Wir sind nicht wahrhaftig in unseren Gedanken, Worten und Taten. Es besteht tatsächlich keine Harmonie zwischen den dreien. Wir sind zu sehr von unserer eigenen Schlauheit, der List und unserem Planen abhängig. Wir haben kein Vertrauen zu Gott und seiner Kraft. Unsere Gebete kommen nicht aus der Tiefe unserer Seele. Weit entfernt davon, ein gequälter Schrei zu sein, äußern wir ganz mechanisch ein paar Worte eines eiligen Gebets. Es ist nur ein Lippendienst für Gott, der höchst oberflächlich ist. Kein Wunder, daß solche

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S. 036

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flüchtigen und zeremoniellen Gebete, der Form wegen gesprochen, vergebens sind und nicht erhört werden. Wir müssen erkennen, daß Gott groß ist, und in dem Wissen, daß er unsere innersten Gedanken, ja selbst das Wirken unseres Gemüts kennt, an Seine Großzügigkeit glauben, denn:

Er weiß, was in den Tiefen unseres Gemüts verborgen liegt und kennt die Leiden aller: der Tugendhaften und der Lasterhaften. Guru Gobind Singh

0109

b) Hingabe an Gott. Mit dem Glauben an Gott ist die nächste Stufe automatisch: die vollkommene Hingabe an Gott. Wenn sich das kleine Selbst in das größere Selbst verliert, wirkt und handelt das letztere für und im Namen des ersteren. In einem solchen Fall besteht tatsächlich kaum mehr die Notwendigkeit für ein Gebet.

0110

O Geist! Werde wohlgefällig deinem Herrn, sei demütig und bescheiden. Guru Arjan

0111

c) Liebe zu Gott ist eine andere Voraussetzung für ein erfolgreiches Gebet. Wir sollten Ihm dankbar sein für das, was Er ohne unsere Bitten für uns getan hat, bevor wir Ihn um weitere Gaben bitten. Wir müssen Seine Gebote heben und respektieren und sie genau befolgen. Wir verbeugen uns tausendmal vor Ihm, doch bedauerlicherweise nehmen wir Seine Worte nicht ernst. Wir erkennen schwerlich, daß Er von Seinen Worten nicht getrennt ist.

0112

S. 037

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote. Joh. 14, 15

0113

So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Joh. 15, 7

0114

Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Psalm 3 7, 4

0115

d) Rechte Einstellung ist ein weiteres Erfordernis, um die Gunst Gottes zu erlangen. Die richtige Haltung soll in bezug auf Gott und Mensch erwogen werden. »Wer sein Ohr abwendet, das Gesetz zu hören, des Gebet ist ein Greuel« (Sprüche 28, 9).

0116

Und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist. 1. Joh. 3, 22

0117

Wenn wir wollen, daß Gott unsere Übertretungen vergibt, müssen wir bereit sein, die Übertretungen anderer großzügig zu vergeben.

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Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern ... Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Aber wenn ihr den Menschen nicht ihre Fehler vergebt, so wird auch euer Vater eure Fehler nicht vergeben. Matth. 6,12-15

0119 S. 038

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e) Gottesfurcht: Wir führen kein gottesfürchtiges Leben. Er ist wahrlich die Seele unserer Seele, aber wir tun im geheimen schamlos Dinge, als ob Er sie nicht wüßte. Wir schämen uns über eine sündige Handlung in Gegenwart eines kleinen Kindes im zarten Alter, haben aber nicht einmal soviel Achtung vor dem König der Könige, der in uns seinen Thron hat und nicht nur alle unsere Handlungen sieht, sondern auch unsere Gedanken liest und den Lauf unserer Instinkte und Neigungen kennt, die im Dunkel unseres unterbewußten Gemüts liegen. Allein die Gottesfurcht kann uns in der Welt furchtlos machen, aber leider leben wir in einem Zustand fortwährender Angst vor jedermann und betteln hier und dort um geringfügige Vergünstigungen.

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Wie sich ein Vater seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr derer, die ihn fürchten. Psalm 103, 13

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Ich glaube, lieber Herr; hilf meinem Unglauben! Markus 9, 24

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f) Reinigung: Reinheit von Körper, Gemüt und Seele ist der wichtigste Faktor, um die Liebe des Herrn zu gewinnen. Dies kann in drei verschiedenen Stufen gesehen werden - Reue, Vergebung und Enthaltung.

0123

S. 039

I) Reue: Nichts unter dem Himmel ist vollkommen, und jeder von uns hat seine eigenen Schwächen. Die Sünde kam zum Menschen als ein Erbgut von Adam. Das Gemüt des Menschen ist das Werkzeug der negativen Kraft, und es versäumt keine Gelegenheit, den Menschen Gott gegenüber in Versuchung zu führen. Im täglichen Leben gleiten wir bei jedem Schritt aus. Unsere besten Vorsätze lösen sich in Nichts auf, wenn uns die Versuchungen bestürmen. Ohne Hilfe können wir unmöglich den Tücken, spitzfindigen Fallstricken und wilden Griffen von Kal oder dem Herrn der Zeit, d. h. dem Gemüt, ent-kommen. Nur der rettende Arm des Meisters kann uns beschützen und von seinen schrecklichen Angriffen befreien. Doch immer, wenn wir eine Beute der Versuchungen werden, müssen wir unsere Schwäche erkennen und das, was wir getan haben, aufrichtig bereuen.

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II) Vergebung: Obwohl Reue an sich gut ist, kann sie doch das Geschehene nicht ändern. Jede Unterlassung und jedes Vergehen hinterläßt einen unauslöschlichen Eindruck im Gemüt und sondert uns für die Rückwirkung oder das Ernten der gesäten Früchte aus. Auf diese Weise häufen sich tagtäglich unzählige karmische Eindrücke und erhöhen den Umfang unseres Sanchit-Karmas (das große Vorratslager der Handlungen, die noch keine Rückwirkung erfahren haben). Keiner kann dieser ungeheuren Belastung, die eine weitreichende Wirkung hat und sich manchmal auf hunderte und mehr Lebensläufe erstreckt, entkommen. Gibt es da kein Hilfsmittel, um dieses Pulvermagazin zu verbrennen, ehe es uns auslöscht? Die Heiligen sagen uns, daß es einen Ausweg gibt, und noch dazu einen sicheren. Ein Gebet um Vergebung ist eine sichere Waffe in der Hand des Sünders. Es gibt für jeden Hoffnung, auch für Sünder. Heilige kommen in die Welt, um die Sünder und die Verlorenen zu erretten. Eine Verbindung mit einer Meisterseele trägt viel dazu bei, die karmische Rechnung zu tilgen. Während er in seiner erlösenden Gnade unsere täglichen Fehltritte vergibt, schärft er uns gleichzeitig ein, diese nicht zu wiederholen. »Bis hierher und nicht weiter«, heißt ihre Ermahnung. »Geh hin und sündige hinfort nicht mehr«, war der Rat, den Christus gewöhnlich gab, und auch der von Meister Sawan Singh, der seinen Schülern anriet, dort einzuhalten, wo sie gerade standen, und nicht weiter zu sündigen. Die früheren Handlungen können ausgelöscht werden, vorausgesetzt, daß wir nicht von neuem übles tun.

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III) Enthaltung: Während uns Reue und Vergebung helfen, den Auswirkungen des Kriyaman oder der täglichen Handlungen zu entgehen, haben wir doch darauf zu achten, daß wir sie zukünftig nicht wiederholen. Kein Reinigungsprozeß kann uns helfen, wenn wir nicht dem unaufhörlichen Umlauf des karmischen Rades, welches den Antrieb von jeder unserer Handlungen erhält, ein Ende setzen.

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Zeitweise kann ein Richter für ein Verbrechen eine geringere Strafe zuerkennen, aber das veredelt deshalb das Verbrecherische nicht. In der Vergebung des Meisters liegt immer die strenge Ermahnung, die ein so notwendiger Bestandteil ist, damit der Mensch auf der Hut bleibt. Er muß den Sünder reinwaschen, um ihn somit für die Heimwärtsreise fähig zu machen. Wie ein großer Bildhauer hat er schwer zu meißeln, um dem unförmigen Stein Form und Gestalt zu geben.

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Kurzum, es ist notwendig, daß wir vor allem unser Leben den Anweisungen des Meisters entsprechend gestalten und aufrichtige Freude empfinden, wenn wir an ihn denken. Zum zweiten müssen wir seinen Willen verstehen und um solche Dinge bitten, die ihm gefallen. Drittens müssen wir lernen, seine Entscheidungen lächelnd hinzu-nehmen, welcher Art sie auch immer sind.

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S. 041

Nicht zuletzt ist Liebe der Boden, auf dem das Leben am besten gedeihen kann. Ein Liebender gibt und nimmt nie einen Dank entgegen. Wenn einer versucht, ein gott-gefälliges Leben zu führen, kommt die Gunst der Götter von selbst auf ihn herab. Wer Gott liebt, braucht nicht um eine Gnade zu bitten. Es genügt, wenn wir Ihm unser Leben weihen und ganz Sein Diener werden. Es ist Seine Sache, uns so zu behandeln, wie Er will. In Seiner heiligen Gegenwart zu leben, ist Lohn genug; es gibt keinen größeren und reicheren Lohn als diesen.

0129

Es ist ausgesprochene Ketzerei, Gott zu bitten, das Übel zu entfernen. Maulana Rumi

0130

Deine finsteren Blicke sind viel schöner als das Lächeln vieler Mädchen. T. S. Coleridge

0131

Selbst in deinen finsteren Blicken, o Meister, liegt erheiternde Liebenswürdigkeit. Guru Arjan

0132

7. Hürden auf dem Weg des Gebets

0133 S. 042

Manche denken, wenn Gott die innersten Geheimnisse unseres Herzens kennt, worin dann die Notwendigkeit für ein Gebet liegt. Andere glauben, daß wir, wenn Gott dem Bittenden eine Gabe gewährt, in Unwissenheit um Dinge bitten könnten, die sich uns am Ende als schädlich oder nachteilig erweisen, und wir dann unsere Torheit zu be-reuen hätten. Wieder andere sind der Ansicht, daß Gott, der mehr ist als unser irdischer Vater und weiß, was für seine Kinder gut ist, uns dies ohne unser Bitten geben und das zurückhalten würde, was uns zum Schaden gereicht. Trotz all dieser Argumente bestehen die Heiligen darauf, Gebete darzubringen.

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Zweifellos kennt Gott unsere Bedürfnisse: 0135

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Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet. Matth. 6, 8

0136

Seine Größe liegt in seiner Allwissenheit. Guru Arjan

0137

Er kennt das Geheimnis jeden Herzens und was darunter verborgen liegt. Guru Gobind Singh

0138

Mein Kirdgaar (Schöpfer) kennt meine Nöte viel besser als ich. Ein Moslem-Heiliger

0139 S. 043

Doch der dem Gebet zugrunde liegende Zweck ist, daß wir erkennen und verstehen, was uns not tut; daß wir, wenn die Zeit da ist, für die Erfüllung desselben vorbereitet sein sollen und Ihm dankbar sind.

0140

Wir sind deine Kinder, o Meister, gewähre uns die Gabe rechten Verstehens. Guru Ramdas

0141

Den unwissenden Kindern gibt der Vater die Erleuchtung. Guru Ramdas

0142

Zuweilen scheint es, als ob unseren Gebeten um Befreiung von Not und Elend keine Aufmerksamkeit geschenkt würde; aber ganz gewiß erlangen wir durch sie genug Seelenstärke, dem zu widerstehen, und Kraft, um erfolgreich dagegen anzukämpfen, ohne ihre Härten und beklemmenden Auswirkungen zu spüren.

0143

8. Wie man die inneren Schwierigkeiten überwindet

0144 S. 044

Das Herz ist die Kanzel, wo wir Gebet darbringen, und es muß deswegen, ehe wir uns zum Gebet anschicken, gesäubert und rein gemacht werden.

0145

a) Reinheit des Herzens besteht in der ehrerbietigen und demütigen Haltung Gott gegenüber, die frei ist von allen Sorgen und Ängsten der Welt.

0146

Der Allwissende selbst bringt alles in Ordnung, Ihm, o Nanak, bringe deine Gebete dar. Guru Angad

0147

Bete mit gefalteten Händen. Guru Arjan

0148

b) Demut, die aus der Hilflosigkeit kommt und mit Glauben und Vertrauen in Ihn verbunden ist.

0149

c) Liebevolle Hingabe: Zunächst müssen wir das Gemüt beruhigen, um es von den mentalen Schwingungen, die es ununterbrochen hierhin und dorthin ziehen, freizu-machen. Um Stille des Gemüts zu erlangen, müssen wir ein Zentrum oder einen Pol im Innern finden, zu dem es immer wieder hingezogen wird, so daß wir es allmählich willentlich beruhigen können. Bis ein solcher Ort gefunden ist, befindet man sich in einer sehr heiklen und unsicheren Lage. Während man sich von der äußeren Welt und ihren

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Verbindungen zurückzieht und darauf wartet, daß sich eine neue Welt erschließt, wird man von unzähligen Eindrücken heimgesucht, die bislang in der Tiefe des Unterbewußtseins begraben lagen. Davon kann man entweder durch rechte Versenkung frei werden oder indem man in einem Gebet die Kraft im Innern um Hilfe nachsucht. Der sicherste und leichteste Weg, um diese Hindernisse zu überwinden, ist, an die Gestalt des Meisters zu denken und seine Aufmerksamkeit darauf zu konzentrie-ren. Wenn dieses »innere Anklopfen« anhält und stetig wird, öffnet es nach und nach den »Weg nach innen«, gibt Ausblicke auf unzählige spirituelle Visionen frei und bringt hinreißende Töne göttlicher Symphonien mit sich.

S. 045

Es gibt Myriaden von Hindernissen auf dem inneren Pfad. Manchmal erhält der Strebende keine Antwort auf seine Gebete und beginnt ihre Wirksamkeit zu bezweifeln. Ein andermal findet er sich, weit entfernt von Gott, in einer unermeßlichen und ungewöhnlichen Stille, in der er seine eigenen Vibrationen spürt. Andere verstricken sich in die tiefe Dunkelheit hinter den Augen und können nicht ins Jenseits durchdringen. Diese Regionen der Dunkelheit und Stille sind so verwirrend und kompliziert, daß man glaubt, man habe seinen Weg verloren. Trotz bester Bemühungen wankt man immer wieder, versucht auf die Beine zu kommen und gleitet wieder aus. Dies ist tatsächlich eine sehr traurige und heikle Situation. Durch Anstrengung allein und ohne Hilfe kann man diesem Labyrinth nicht heil entkommen. In dieser unheimlichen und furchterregenden Umgebung können einem die Unterweisungen einer Meisterseele von Nutzen sein. Dies sind nur ein paar wenige der zahllosen Schwierigkeiten, mit denen der Pfad übersät ist. Die negative Kraft hat ein regelrechtes Netz von Fallgruben geschaffen, um selbst die Absichten der weisesten und vorsichtigsten Seelen zu vereiteln, und versucht durch alle mögliche Schliche, dem mü-den Wanderer auf dem Pfad aufzulauern. Ihr Triumph liegt darin, die verkörperten Seelen (Jivas) gänzlich in ihre Gewalt zu bekommen, damit ihre Macht über sie unver-mindert anhält und ihr Ruhm ungetrübt ist. Diesen dunklen Kräften kann man nur mit der Hilfe von einem, der sie selbst besiegt hat, entkommen, denn solche Mächte haben Angst vor ihm und beunruhigen keine Seele, die mit ihm verbündet ist. Der lange Arm des Meisters und seine starke Hand können die Seele unversehrt durch alle Gefahren leiten, mit denen der innere Pfad bei jedem Schritt übersät ist.

0151

S. 046

9. Die drei Arten des Gebets

0152 S. 047

Es gibt drei Arten, um ein Gebet zu verrichten, und diese sind: 0154

0153

a) Mündlich, d. h., ein Gebet in Worten mittels der Zunge zu sprechen. Dies besteht im Aufsagen irgendeines festgelegten Gebets, wie es in den Schriften gefunden wird oder das durch die eine oder andere große Seele (Mahatma) als »Muster-Gebet« überliefert wurde. Manche denken, daß solche Gebete keine große Bedeutung haben. Ein Gebet ist jedoch nicht nur eine Wiederholung bestimmter Wörter, sondern ein angstvoller Schrei, der sich aus den tiefsten Tiefen der menschlichen Seele erhebt. Die gesprochenen Gebete können mit geborgten Kleidern verglichen werden, welche dem, der sie sich ausgeliehen hat, nie passen. Als Beispiele sind sie sehr wertvoll, und wir sollten versuchen, solche leidenschaftlichen Anrufungen, die unseren Gefühlen und Empfindungen Ausdruck verleihen, direkt aus den innersten Tiefen unseres Herzens hervorzubringen. b) Mental: Ein Gebet kann allein mit der Zunge des Gedankens gesprochen werden. Doch dies geht nur, wenn man dafür einen geeigneten Boden in sich bereiten kann.

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Man muß die Gegenwart Gottes sehen und imstande sein, seine Gedanken zu sammeln, ehe man Ihm einen Dank darbringt, seine Unzulänglichkeiten frei und offen bekennt und in all seinen Bemühungen Seine Hilfe sucht. Es ist eine Kunst und erfordert, genau wie jede andere Kunst, viel Geduld und Beharrlichkeit, so wie es beim Erlernen der Musik oder des Malens notwendig ist. In erster Linie muß das Gemüt geschult und durch das ständige Denken an den Meister zur Ruhe gebracht werden, was wie ein Stachelstock wirkt (oder wie eine Stahlrute, die von den Elefantentreibern gebraucht wird, um die Tiere in Zaum zu halten). Nachdem man ein solches Gebet dar-gebracht hat, muß man für einige Zeit auf Seine Gnade oder Seinen Segen warten, der »gleich einer sanften Taube herabfährt und über ihn kommt«, um mit den Worten Christi zu sprechen. Mit ihr kommt auch der Friede, der einen vom Kopf bis zu den Füßen durchdringt. Wer einmal eine Kostprobe davon bekommen hat, erfährt in sich eine vollkommene Sättigung. Die Betörung durch die Welt und ihre sinnberückenden Reize fallen ab wie etwas Überlebtes und längst Vergessenes der entferntesten Vergangenheit. Obgleich in der Welt, ist man nun nicht länger von der Welt. Welch wundervoller Wandel! Manche Menschen betrachten dies als das ein und alles der Spiritualität. Aber das ist nicht der Fall. Diese Wandlung im Ausblick des Menschen ist nur ein Vorbote oder Vorläufer der strahlenden Gestalt des Meisters und von vielem, das noch folgt.

S. 048

c) Spirituell: Um wahre Spiritualität zu erlangen, muß der Übende (Sadhak) jedoch abwarten und wachsam sein. Während er seine Übungen fortsetzt, überschreitet er gelegentlich seinen physischen Körper und begegnet dem Meister in seiner selbstleuchtenden Form. Von da an enthüllen sich vor seiner inneren Schau zahllose Ausblikcke auf spirituelle Plätze, die man nicht beschreiben kann. Während er noch ein Bewohner dieser Welt ist, hat er Zugang zu höheren Regionen, von woher nur Glückseligkeit kommt. Hier wird er durch und durch in der echten Farbe der reinen Spiritualität gefärbt. Nun ist er nicht mehr ein »Weltweiser« wie bisher, sondern mit Spiritualität geladen. Er ist ganz und gar in einen Menschen verwandelt, der in seinem göttlichen Wesen oder der Gottheit begründet ist. Dies kann man ein »mystisches Gebet« nennen. Bei dieser Art Gebet hat der Strebende nichts zu tun. Alles wird durch den Meister bewirkt. Wenn er die Seele einmal in seine Obhut nimmt, hat er die Verantwortung, diese Umformung zustande zu bringen, indem er alle Spuren von Unrat allmählich ausmerzt und die Seele in reines Gold verwandelt. Selbst die einfachste Erfahrung von diesem Zustand hebt alle Zweifel und Befürchtungen auf. Es ist genug, eine Seele ins kosmische Bewußtsein zu erwecken; von da an ist sie in sich selbst verankert und nicht länger eine Beute des Zweifels. In ihrer unverhüllten, ursprünglichen Glorie ruft sie aus: »Ich bin die Seele« oder »Ich bin, wie Du bist« und »Ich bin Brahm«.

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S. 049

10. Laute Gebete

0157 S. 050

Wenn die Gebete laut gesprochen werden, wirken sie für den Augenblick wie ein Hebel, der das Gemüt emporhebt und eine Gelassenheit zustande bringt; aber weil wir ihren eigentlichen Wert und tieferen Sinn nicht begreifen, helfen sie nicht den Boden bereiten, auf dem der spirituelle Oberbau errichtet werden kann. Im Gegenteil, wir fühlen uns oft in öffentlichem Beifall und in Anerkennung verstrickt, und die Folge davon ist häufig, daß wir leicht eine Beute der Selbsttäuschung werden. Da diese Gebete nicht aus den Tiefen der Seele kommen, klingen sie hohl, ohne einen einzigen echten Ton darin. Man kann sie anwenden, um die Vorstellungskraft einer Zuhörerschaft für den Augenblick zu fesseln; sie können aber jenen, die sich damit befassen, nicht grundlegend helfen,

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seien es nun die Ausführenden oder die Zuhörer. Manchmal bringen sie eine physische Empfindung hervor und eine Art Verzükckung, sie führen aber nicht zum kosmischen Bewußtsein, das nur durch Selbsterkenntnis erlangt werden kann. Gott kann nicht durch laute und kraftvolle Worte eingeschüchtert werden und hat sie auch nicht nötig. Er ist fürwahr die Seele unserer Seele und hört den leisesten und schwächsten Tritt einer Ameise. Er kennt unsere Nöte weit besser als wir selbst und lange bevor sie uns über-haupt bewußt werden. Die Schätze der Spiritualität sind keineswegs durch laute Bekenntnisse und Beteuerungen zu erlangen. Ein Gebet, in der tiefen Stille des Herzens und mit der Zunge des Gedankens zum Ausdruck gebracht, kann allein Frucht tragen; alles andere ist vergeblich.

Wende dich an deinen Gott in aller Demut und in aller Stille. Du brauchst nicht zu schreien, denn er weiß alles. Koran

0159 S. 051

Er hört den Ruf einer Ameise vor dem Trompeten eines Elefanten. Guru Gobind Singh

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11. Individuelle und allgemeine Gebete

0161 S. 052

Bei einem individuellen Gebet ist es natürlich nicht nötig, die Worte laut auszusprechen. Man braucht lediglich den Lauf der Gedanken von einem Kanal zum anderen umlenken. Dabei ist ein mentaler Simran völlig ausreichend.

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Was ist zu tun in der Suche nach Gott? Verpflanze das Gemüt und schaue Ihn überall. Shah Inayat

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Bei gemeinsamen Gebeten verlieren wir gewöhnlich die Sicht für die wirklichen persönlichen Empfindungen und lassen uns unwillkürlich zur Übertreibung hinreißen. Bei einem solchen Gebet besteht keine Harmonie zwischen dem Herzen und der Zunge. Getrennt von den persönlichen Gefühlen gleiten wir unversehens in den öffentlichen Beifall des Augenblicks hinein. Die ganze Zeit über suchen wir auf die Empfindungen der Zuhörerschaft einzuwirken, um mehr Gaben aus ihren Taschen und Tränen aus ihren Augen herauszulocken oder eben Worte des Lobes für das, was wir tun. Dies sind mehr oder weniger zeremonielle Gebete, die im allgemeinen anläßlich des Geburts- oder Todestages eines Heiligen verrichtet werden. Auch die Qawwalis der Moslems und Kirtans der Hindus fallen hierunter.

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Diese festgelegten Gebete sind Ergüsse von Ergebenen früherer Zeiten, nicht aber spontane Gefühlsausbrüche derer, die sie vortragen, und sie sind als solche wenig geeignet, angenommen zu werden; sie tragen auch keine merkbare Frucht und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck bei den Beteiligten, ob es sich nun um Sprecher oder Zuhörer handelt. Ein Pfeil, der seinen Flug nicht direkt von der Bogensehne nimmt, die bis zur Brust des Schützen gespannt ist, wird kaum sein Ziel treffen. Auf gleiche Weise werden bloß gesprochene Gebete, die nicht aus den Tiefen der Seele kommen, den Gottmenschen nicht erreichen, der wahrlich auch die Seele unserer Seele ist und unsere Nöte besser kennt als wir selbst.

0165

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12. Gemeinschaftliche Gebete

0166 S. 054

Das gleiche kann von den gemeinschaftlichen Gebeten gesagt werden, die ebenso unter die oben angeführte Kategorie fallen. Sie werden in Tempeln und Moscheen, in Kirchen und Synagogen, in Gurdawaras und anderen heiligen Stätten dargebracht. Der Mann auf der Kanzel hält die Predigt, und die Anwesenden hören mechanisch zu, oder er liest etwas vor, und die Versammelten wiederholen es gemeinsam. Mit wenigen ehrenwerten Ausnahmen gehen die meisten des wöchentlichen oder monatlichen Gottesdienstes wegen hin, wie der Fall gerade liegt, jedenfalls aber nur der Form halber. Wenn solche Gebete nicht eine Sehnsucht nach Gott in uns wachrufen, nutzen sie nichts. Dies ist der grundlegendste Dienst, der von solchen Gebeten zu erwarten ist, und wenn das nicht erreicht wird, ist gar nichts gewonnen.

0167

Solche Gottesdienste können, wenn sie in der rechten Weise abgehalten werden, viel Gutes für die Menschen tun. Wir können in aller Demut für das Wohlergehen der Menschheit im allgemeinen beten, was eine universale Sache ist, die Gott gefällt. Es ist außerdem ein wirksames Mittel, das Nationen entstehen ließ und Gemeinschaften zusammengeschmiedet hat.

0168

O Nanak, groß ist Sein Name, möge es allen wohlergehen unter Deinem Willen, o Gott. Guru Nanak

0169

O Gott, stelle uns auf den rechten Pfad, mache uns standhaft im Glauben. Sei uns barmherzig, o Allah, keiner ist gnädiger als Du.

0170 S. 055

O Gott, vergib uns unsere Sünden, und beachte nicht unseren Hochmut, mache uns wahr auf Deinem Pfad, und gewähre uns den Sieg über die Ungläubigen und Treulosen. Koran

0171

Das Ziel solcher Gebete ist entweder, daß sie uns veredeln, der Gemeinschaft nützen oder Gott von den allgemeinen Leiden und gewissen Nöten der gesamten Menschheit berichten, oder, als letzten Ausweg, uns beliebt zu machen und um die öffentliche Gunst zu erlangen, indem wir Religiosität zur Schau stellen, Gebete, die aus den zuletzt genannten Beweggründen dargebracht, und Gottesdienste, die aus einem gleichen Motiv abgehalten werden, sind natürlich nicht nur ganz nutzlos, sondern zweifellos nachteilig und müssen deshalb um jeden Preis unterlassen werden.

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In der Sure Baqar des Koran ist gesagt: 0173

O Gott, wenn wir in unserem Streben oder Tun irren, so rechne es uns nicht an, sondern vergib uns unsere Unzulänglichkeiten! O Gott, stelle uns nie vor schwere Prüfungen und erlege uns nie Beschränkungen oder Verpflichtungen auf, wie sie in früheren Zeiten verfügt wurden! O Gott, bürde uns keine schwere Last auf, die zu tragen wir vielleicht nicht die Kraft haben! O Gott, vergib uns unsere Vergehen und schütte Deine Segnungen auf uns,

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denn Du bist unser Herr und Meister. An wen können wir uns wenden, wenn nicht an Dich. Gewähre uns Deinen Sieg und Ruhm über die Ungläubigen und Treulosen.

13. Der Ort für das Gebet

0175 S. 057

Für das Gebet braucht man keinen besonderen Ort. Es gelingt am besten und gedeiht am ehesten in einem bereiten Herzen. Alles, was man braucht, ist ein ruhiger Platz, der frei ist vom Lärm der Welt und ähnlichen ablenkenden Dingen. Es kann im Haus oder außerhalb verrichtet werden. Auch das Schlafzimmer kann diesem Zweck dienen oder selbst nur ein Teil davon, wenn nicht der ganze Raum zur Verfügung steht. Wird im Haus kein geeigneter Ort gefunden, kann man in eine Kirche oder Synagoge, einen Tempel oder eine Moschee gehen, denn alle diese Orte sind dafür gedacht, das Bedürfnis der Allgemeinheit zu befriedigen. Ist keine von diesen in der Nähe, so mag man, während man geht, sitzt, an einem Flußufer oder Berghang liegt, Simran üben, wie es vom Meister angeordnet wurde, und sich so mit Gott verbinden, um Ihm seine inneren Empfindungen entgegenzubringen. Natürlich ist die ganze Welt Gottes Schöpfung, und man kann deshalb jeden Ort wählen.

0176

Diese Welt ist die Wohnstatt Gottes, und Gott lebt wahrhaftig darin. Guru Angad

0177

Der Ort wird gesegnet, an dem man sich zum Gebet niederläßt. Die ganze Erde ist heilig, und man kann seine Gebete darbringen, wo immer man will.

0178

Die Moschee ist die Erde, und da sie heilig ist, so betet, ihr Getreuen, wenn die Zeit da ist; sorget euch nicht um den Ort, wo er auch sei. Alamsaeen

0179 S. 058

Gott hat die ganze Welt erschaffen, und Er ist der Herr von allem. Er lebt nicht in Tempeln und Moscheen, die durch menschliche Hände gebaut wurden. Er ist Geist und kann nur im Geist angebetet werden.

0180

Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was drinnen ist, er, der ein Herr ist Himmels und der Erde, wohnet nicht in Tempeln mit Händen gemacht. Apg. 17, 24

0181

Alles ist heilig, wo Ergebene knien. O. W. Holmes

0182

Gott ist der Herr des Ostens und Westens, wende dich hin, wo immer du willst, er wird dir ins Angesicht schauen, denn Er durchdringt den ganzen Raum. Koran

0183

Der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, und folglich geziemt es sich für den Menschen, Gott in dem von Ihm erschaffenen Tempel, in dem Er wohnt, anzubeten. Wir hingegen laufen hinaus in die von Menschen errichteten Tempel und Moscheen, um Ihm unsere Gebete zu weihen.

0184

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Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1. Kor. 3, 16

0185 S. 059

Dieser Körper ist der Tempel Gottes (Hari Mandir), die echte Jnana-Perle leuchtet darin auf. Guru Amar Das

0186

Dein Herz ist die Moschee, sei du der Anbeter darin. Ein Moslem-Heiliger

0187

Es ist am besten, Gott im Innern des Körpers anzubeten. Man braucht nicht von einem Ort zum andern zu gehen, wie ein schwankes Rohr. Alle Schönheit und Glorie liegen in dir. Außerhalb des menschlichen Körpers sind alle Bauten aus Wasser und Lehm errichtet. Die Veden, die Puranas, der Koran und die Evangelien sagen alle dasselbe.

0188

Der Geliebte ist im Haus, und ich suche ihn draußen weit und breit. Wehe mir, daß ich durstig umherwandere, obwohl der Krug voll Wasser daneben steht. Ein Moslem-Heiliger

0189

Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schließ die Tür zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. Matth. 6, 6

0190

Hier mag sich die Frage erheben, warum Gott, der doch im Körper wohnt, uns nicht sichtbar ist. Dazu kann gesagt werden, daß unsere fleischlichen Augen nur materielle Dinge sehen können. Sie sind zu grob, um die göttliche Glorie in ihrer Feinstofflichkeit zu erblicken. Wenn nicht die Sehkraft mit der Dichtigkeit des Objekts übereinstimmt, können wir dieses nicht sehen. Es ist deshalb nur das innere Auge, das Ihn, wenn es geöffnet ist, sehen kann.

0191

S. 060

Anders sind die Augen, o Nanak, welche Gott erblicken. Guru Arjan

0192

O entferne die Schuppen von meinen Augen, und zeige mir das Angesicht des wahren Einen. Kabir

0193

Wieder heißt es: 0194

Erhebe dich zu der Ebene Gottes, dann allein wirst du Ihn schauen.

0195

Wenn du die zehn Ausgänge deines Körpers schließt, wird das Licht Gottes in dir scheinen. Guru Arjan

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Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Matth. 6, 22

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Das wahre Gebet besteht im Zurückziehen des Geistes nach innen, mit reinem Herzen und hingebungsvoller Haltung. Ein solches Gebet muß binnen kürzester Zeit in Überfülle Frucht bringen.

0198

14. Voraussetzungen für das Gebet

0199 S. 061

1. Die Notwendigkeit des Gottmenschen. Da das Gebet an jemand gerichtet werden muß, ist es notwendig, daß wir zuerst einen festen Glauben an die Existenz des Wesens haben, an das wir uns wenden. Wir haben bis jetzt keine Erfahrung von Gott und können uns keine Vorstellung von Ihm und Seinen Kräften machen. Unsere Kenntnis von Ihm, wie gering sie auch ist, stammt aus zweiter Hand, aus Büchern oder von Menschen, die genausowenig über Ihn wissen wie wir selbst. In dieser Lage können wir zu keiner inneren Betrachtung gelangen. Doch es mag einen Menschen geben, der eine direkte Kunde von Gott hat und innerlich im Einklang mit dem Unendlichen ist. In seiner Gesellschaft liegt ein besonderer Reiz. Seine bedeutsamen Worte sinken sogleich tief ins Herz hinein. Was er sagt, ist mit Seiner Kraft geladen und hat einen magnetischen Einfluß. In seiner heiligen Gegenwart empfindet man eine Art Heiterkeit und innere Ruhe. Er denkt nicht über Gott nach, sondern spricht über Ihn mit Autorität, weil er eine Ersthand-Erfahrung von Ihm hat und jeden Augenblick seines Lebens bewußt in Ihm lebt. Ein solcher Mensch kann ein Prophet, ein Messias oder ein Gottmensch genannt werden. Die Evangelien berichten uns, daß Gott durch Seine Propheten oder Auserwählten spricht. Es ist eine ganz natürliche Sache. Nur ein Mensch kann Lehrer des Menschen sein, und für die Wissenschaft Gottes müssen wir einen Gottmenschen haben, der sie uns lehrt. Ein Sant Satguru ist der Pol, von dem das Licht Gottes reflektiert wird. Nur durch ihn können wir von dem Pfad hören, der zu Gott führt; und er kann ein sicherer Führer sein, auf den man in Wohl und Weh, hier und im Jenseits bauen kann.

0200

S. 062

Wer mich sieht, der sieht den Vater ... Glaubst du nicht, daß ich im Vater und der Vater in mir ist? Joh. 14, 9-11

0201

Nach dem, was oben gesagt wurde, ist es die natürliche Folge, daß der Gottmensch oder Sant Satguru die rechte Persönlichkeit ist, an die man sich zuerst wenden muß und an die all unsere Gebete gerichtet werden sollten. Der Glaube ist der Schlüssel zum Erfolg in allen unseren Bestrebungen. Somit müssen wir festen und vollen Glauben an die Zuständigkeit des Meisters haben. Wenn wir in der spirituellen Wissenschaft einen Anfang machen wollen, müssen wir uns ihm in Liebe und Demut nähern. Wir müssen aufrichtig und aus der Tiefe unseres Herzens zu ihm beten. Man sollte es wirklich als Glück ansehen, wenn er uns in seiner Gnade annimmt, um uns das Wissen von Para Vidya - der Wissenschaft der Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis - zu vermitteln, das in der Tat die Wissenschaft ist, von der jegliches Wissen ausgeht.

0202

II. Völliges Versunkensein. Die nächste Notwendigkeit in diesem Zusammenhang ist das völlige Versunkensein. Wenn wir beten, müssen wir alles andere vergessen, einschließlich des Körpers und das, was sich auf ihn bezieht. Die Zielstrebigkeit ist unerläßlich, um das zu erreichen. Es ist allgemein bekannt, daß man nicht zwei Herren

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zur selben Zeit dienen kann. Wir müssen wählen zwischen Gott und dem Mammon und dann das andere vergessen. Wir müssen uns nach und nach aller Hüllen, die unsere Seele wie Leichentücher umgeben, entledigen. Der Geist ist ein lebendiges Wesen und kann sich nicht entfalten, es sei denn, er legt das materielle Beiwerk ab, in das er eingewickelt ist, genauer gesagt: das physische, mentale und kausale Kleid. Durch das völlige Versunkensein fällt es allmählich von selbst ab und läßt den Geist für seinen Flug in die spirituellen Regionen frei. Die Moslems nennen dieses Vertieftsein Fana-fil-Sheikh, das schließlich zu Fana-fil-Allah führt und so die Reise von Fana nach Baqa - vom Tod zur Unsterblichkeit - beendet.

S. 063

III. Wahrhaftigkeit und Zufriedenheit. Unsere Gebete können nur dann Frucht tragen, wenn wir in allen Lebenslagen zu uns selbst wahr sind. Wir müssen für rechte Gedanken, rechtes Streben, rechte Absichten, rechtes Leben und rechtes Verhalten sorgen. Reinheit in Gedanken, Worten und Taten muß allem anderen vorangehen. Rechtschaffenheit, Keuschheit und Wahrhaftigkeit sind eng mit Brahmacharya (Selbstbeherrschung) verbunden und rühren tatsächlich daher, denn das ist die große Antriebskraft im Leben. Sie können sich auf der Grundlage von Brahmacharya entwickeln und Frucht tragen.

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Zufriedenheit ist eine wirksame Hilfe bei der Kontrolle der unsteten Kräfte des Gemüts. Solange die mentalen Schwankungen nicht aufhören und Gemütsstille erreicht ist, können wir kein wahres und aufrichtiges Gebet verrichten. Nur ein ruhiges Gemüt kann das Licht Gottes widerstrahlen, wenn es zu dämmern beginnt.

0205

Durch das Gebet aus einem reinen und zufriedenen Herzen wird Gott schnell und sicher angezogen. Guru Nanak

0206

Sei wahr zu dir selbst, und daraus folgt, wie die Nacht dem Tage, du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen. Shakespeare

0207 S. 064

IV. Aufrichtiges und bewegendes Empfinden. Ein Gebet muß aus den Tiefen der Seele kommen. Es sollte keine fruchtlose Wiederholung leerer Worte sein, die nur wenig Bedeutung haben. Das, worum wir beten, müssen wir wirklich wünschen, nicht nur intellektuell, sondern aus dem Innersten unseres Wesens. Gebete müssen die Seele in ihren Tiefen aufwühlen, und ihre Melodie sollte aus dem Innersten hervorbrechen und in jedem Nerv, den Geweben und Fasern des ganzen Körpers klingen und uns alles andere vergessen machen, außer der lieblichen Musik der Seele.

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O Kabir! Warum geht der Imam zum Minarett, um zu rufen, denn Gott ist ja nicht taub; warum richtet er seinen Ruf nicht an das Herz, damit er nach innen dringt.

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V. Spontanes Gebet. Ein Gebet, als der peinvolle Schrei der Seele, ist sehr schön und sehr natürlich, wenn es ganz spontan, wie eine Quelle frischen Wassers aus dem Innern der Erde, hervorbricht. Es bedarf da keiner Ausschmückungen durch bestimmte Worte oder besondere Wendungen. Im Gegenteil, solche Verzierungen beeinträchtigen die wirkliche Schönheit des freien Ausdrucks, und häufig genug wird der Betende unmerklich in das Netz eines Wortschwalls hineingezogen und verfängt sich darin. Dadurch wird das Gebet gekünstelt - zu einem Produkt wohlbedachter Mache ohne jede Empfindung. Solche Gebete lassen uns falsch werden gegen uns selbst und sind nicht von geringstem Nutzen. Gott liebt aufrichtige Gefühle, die in einfachste Worte

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gekleidet sind, und nicht wohlgesetzte Reden, eitle Wiederholungen, prahlerische Phrasen und gelehrte Ausführungen. Maulana Rumi hat ein schönes Beispiel eines liebevollen Gebets gegeben, das ein einfacher und unverbildeter Hirtenjunge in seiner bescheidenen Art murmelte, als der Prophet Moses des Weges kam. Er sagte:

0211

O Gott, wo bist Du? Ich möchte Dir dienen. Ich möchte Dir wollene Kleider stricken und Dein Haar kämmen. Ich möchte Dir Milch und Quark, Käse und Butter geben, Dich pflegen, wenn Du krank bist, Deine Hände küssen und Deine Füße massieren. Ich würde Dir alle meine Schafe und Ziegen opfern.

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Diese Worte des Hirtenjungen klangen dem Propheten wie Ketzerei, er geriet in Zorn und wies den Jungen zurecht, indem er sagte: »Halte deinen Mund, du Ungläubiger. Was sprichst du wie ein Narr? Nimm deine vermessenen Worte zurück, sonst wird uns Gott für deine Lästerungen mit dem Höllenfeuer strafen. Gott ist kein menschliches Wesen und braucht nichts von den Dingen, die du ihm anbietest. Er ist Geist, ohne Hände und Füße; du hast ihn beleidigt mit deinem eitlen Geschwätz.«

0213

Im Innersten getroffen, zerriß der arglose Junge seine Kleider, lief in die Wildnis und weinte bitterlich, weil er sich das Mißfallen Gottes zugezogen hatte. Durch die Heftigkeit seiner Qual verlor er das Bewußtsein, und siehe da - er sah in sich das Licht Gottes und hörte eine liebevolle und gütige Stimme, die ihm versicherte, daß alle seine Gebete, aufrichtig wie sie waren, für Gott annehmbar seien und Er an seinem Opfer großen Gefallen habe.

0214

S. 066

Doch als Moses in seine gewohnte Meditation ging, spürte er, daß Gott sehr ärgerlich auf ihn war, da er eine liebende Seele von Ihm weggetrieben hatte. Gott wies ihn zurecht:

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Du kamst in die Welt, um die Menschen mit mir zu vereinen und nicht, um solche, die eins mit mir sind, von mir zu trennen.

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Und Er sprach: 0217

Jeder gedenkt Meiner in seinen eigenen Worten und gemäß seinem eigenen inneren Empfinden. Ich habe alles angenommen, was Mir der Hirtenjunge in seinen unschuldigen und unbeholfenen Worten, wie sie dir erscheinen mögen, so unvermittelt anbot. Doch Ich bin sehr ungehalten über dich, weil du ihn von seiner Verbindung mit Mir abgebracht hast. Ich werde nicht allein durch Worte bewegt, denn wie sie auch immer lauten, heiligen sie Mich in keiner Weise, aber sie reinigen das Herz dessen, der sie äußert. Ich schaue nicht auf glänzende Worte, sondern auf das Herz und die innere Aufrichtigkeit, die hinter den Worten liegt, denn aus der Überfülle eines Herzens spricht der Mensch, und es hat nichts zu sagen, in welch ungelenker und einfältiger Sprache einer seinen Gefühlen Ausdruck verleiht. O Moses! Es ist eine verschiedene Welt zwischen dem Gelehrten, der in die Etikette einer geschliffenen Sprache verstrickt ist, und den von Liebe gerührten Herzen, die dem, was in ihnen ist, Luft machen, - die ausgedörrten Seelen im öden Land des Herzens, allen Schicklichkeitsgefühls und Anstands bar, wie du es ausdrücken würdest. Weißt du nicht, daß selbst die Regierung einem verwüsteten Land keine Zölle auferlegt? Ein Märtyrer in Gott braucht deine Sorge und Aufmerksamkeit. Die Religion der Liebe ist ganz anders als die der festgesetzten Formen und Rituale, und für die Liebenden ist

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keine Religion höher als Gott selbst. Ein Kleinod bleibt ein Kleinod, auch wenn es keinen Echtheitsstempel trägt.

Als Moses diese Worte hörte, erschrak er, suchte den Hirtenjungen im Dschungel und sagte zu ihm: »Ich bringe dir erfreuliche Nachrichten. Gott hat all deine Gebete angenommen, und deine scheinbar ketzerischen Worte sind so gut wie die eines Frommen; deine Hingabe ist das Licht deines Körpers. Was immer von innen her zu dir kommt, das äußere ohne Furcht.« Und der Junge entgegnete lächelnd: »O Moses, ich habe nun alle Schranken des Fleisches weit überschritten. Deine Rüge genügte, um in mir einen großen Wandel zu bewirken. Jetzt kenne ich den großen Einen und mein Zustand ist nicht mit Worten zu schildern.«

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15. Die Zeit für das Gebet

0220 S. 068

Zum Gebet bedarf es weder einer besonderen Zeit noch einer bestimmten Stunde. Man kann tatsächlich beten, ohne aufzuhören. Es ist ein Aufwallen des Geistes und kann, wie bei einem Vulkan, in jedem Augenblick stattfinden. Das Gebet sollte jedoch regelmäßig zu irgendeiner Zeit des Tages oder der Nacht verrichtet werden. Sehr gut und bestens geeignet sind natürlich die frühen Morgenstunden sowie die abendlichen Dämmerstunden.

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Zu ambrosischer Stunde der frühen Dämmerung verbinde dich mit dem göttlichen Wort und meditiere über seine Herrlichkeit. Guru Nanak

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Die meisten von uns suchen eine Zeit für das Gebet und sind unglückseligerweise so sehr beschäftigt, daß sie am Ende überhaupt keine Zeit finden. Ein Gebet bedarf keiner philosophischen Abhandlung oder eines sorgfältig ausgearbeiteten Systems. Man sollte lediglich sein inneres Drängen voll liebendem Glauben mit ganz einfachen Worten äußern. Ein echtes Gebet braucht weder eine bestimmte Zeit noch einen bestimmten Ort. Wir müssen nur ruhig im Tempel des Körpers, am Sitz der Seele, warten und fest zwischen die beiden Augenbrauen schauen, indem wir in Gedanken die geladenen Worte, welche uns durch den Meister gegeben wurden, wiederholen. Dies ist mehr als genug für ein Gebet. Das Bedauerliche bei uns ist, daß wir im allgemeinen nicht wissen, wie wir beten sollen. In einem solchen Fall können wir einfach bitten: »O Herr! Lehre uns zu beten.« Hierbei können wir uns durch die Gebetsbeispiele, welche uns von den verschiedenen Meistern gegeben wurden, leiten lassen.

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S. 069

16. Der Anlaß für ein Gebet

0224 S. 070

Gewöhnlich beten wir, wenn wir in Not und Bedrängnis sind; aber wenn wir dem dann entrinnen, glauben wir, daß wir durch unsere eigenen Anstrengungen davon frei wurden, und empfinden weiter keine Notwendigkeit für ein Gebet. Wir müssen vor solch gefährlichen Fallstricken auf der Hut sein. Das Gebet ist wirklich bei jedem Schritt vonnöten. Wenn wir in Schwierigkeiten sind, müssen wir beten, daß wir ihnen entkommen. In Bedrängnis, wenn alles andere versagt, gibt der Gedanke an den all-mächtigen Vater der Seele Trost. Wenn Erfolg in Sicht ist, dann betet, daß ihr nicht stolz und aufgebläht werdet; bittet um die Gnade und Großmut Gottes, denn ohne diese können wir nicht erfolgreich sein. Nach Erfüllung unserer Wünsche oder Befreiung aus

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Schwierigkeiten müssen wir dem Allmächtigen für Seine Gunst danken. Und da Gott der liebende Vater ist und wir ohne Ihn überhaupt nichts tun können, muß das Gebet fürwahr ein Teil unseres Seins werden.

17. Das Gebet und die Sünde

0226 S. 071

Das bloße Bekenntnis der Sünden und Unzulänglichkeiten im Gebet nützt nichts. Wenn wir glauben, daß unsere Sünden weggewaschen werden, indem wir sie einsehen, und wir ihnen dann von neuem frönen können, sind wir auf dem falschen Weg. Eine solche Einstellung, die weit davon entfernt ist, eine erlösende Kraft zu sein, hält uns immer in den Sünden fest. Die Erlösung ist eine Gabe, die entweder von Gott oder dem Gottmenschen gewährt wird, der besonders zum Vorteil der Sünder kommt. Unsere Arbeit ist es, seine Gebote zu verstehen und sie gewissenhaft zu halten; alles andere können wir ihm überlassen.

0227

Wie kann man die Wahrheit erkennen und die Wolken des Falschen durchbrechen? Es gibt einen Weg, o Nanak: Seinen Willen zu dem unseren zu machen, Seinen Willen, der bereits in unser Dasein eingewirkt ist. Guru Nanak

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Jede Tat hat eine Reaktion zur Folge. Jede Unterlassung oder Verübung einer Tat findet die ihr angemessene Strafe. Wir können der Sünde nicht entgehen, solange wir uns als aus dem Fleisch geboren betrachten, denn das Fleisch ist die Wurzel allen Übels auf der Welt. Solange der Geist nicht lernt, die Ebene der Sinne nach Belieben zu verlassen, gedeihen Sinnesfreuden und Zerstreuungen wie ein Lorbeerbaum.

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Zuviel Genuß bringt Kummer, Sinnesfreuden führen letzten Endes zu Krankheit, Vergnügung kann das Leid nicht vertreiben; wenn Er uns nicht annimmt, wandern wir in der Wildnis. Guru Nanak

0230 S. 072

Gott ist alle Liebe. Zu denken, daß Er unsere Verfehlungen verzeiht, weil wir vergeben, und Er es sonst nicht tun würde, heißt Ihn mißverstehen und Mißbrauch treiben mit Gebeten, um dann noch mehr Übles zu tun.

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Der Gottmensch andererseits arbeitet nach einem doppelten Plan der Vorsehung. Während er einerseits die Vergebung von Fehlern gewährt, macht er jedoch strenge Einwendungen gegen eine Wiederholung derselben. »Bis hierher und nicht weiter« ist seine Mahnung. »Geh hin und sündige hinfort nicht mehr« war eine bekannte Rede-wendung bei Christi, wenn er den Sündern vergab. Auf diese Weise bewirkte er einen Reinigungsprozeß, um dem Geist Gestalt und Form zu geben, so daß er Gott wohlge-fällig wurde.

0232

Das Gebet an sich kann Sein Gesetz der Vorsehung nicht ändern noch dabei helfen, zu Ihm zu gelangen. Es ist nur das liebevolle und starke Verlangen nach Gott und das strikte Befolgen der Gebote des Gottmenschen, die das Gebet zu einem Mittel machen, das uns zu Gott leitet. Liebe - und nicht die lauten Gebete - ist der Grundstein von Gottes Erlösungsgesetz.

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Wenn wir uns voller Liebe auf den starken Arm des Gottmenschen stützen, ergießt sich seine Gnade unvermittelt aus der Liebesquelle, die in ihm liegt. Die »Gegenseitigkeit der Liebe« ist in der Tat sprichwörtlich, und es gibt keine Grenzen für seine erlösende Gnade. Selbst die Strafe, die er auferlegt, ist von Strahlen der Liebe gefärbt und ohne eine Spur von Groll oder Erbitterung.

0234

18. Gebete für andere

0235 S. 073

Da alle Seelen vom gleichen Wesen wie Gott sind und miteinander in Wechselbeziehung stehen, kann man auch für das Wohl der anderen beten. Große Seelen beten immer für das Wohl der gesamten Menschheit. Sie begnügen sich nicht mit dem »größtmöglichen Glück der größtmöglichen Zahl« wie es von den Führern der Gesellschaft gewöhnlich angestrebt wird. Ihre Gebete enden meistens mit den Worten: »O Gott, laß es allen gut gehen.«

0236

Moslems beten zuerst für die Momins (ihre Glaubensbrüder) und danach für alle anderen. Auch die Buddhisten beten für alle. Christus regte sogar an, für seine Feinde zu beten. Bei den Hindus wird das Gebet im allgemeinen mit wohlwollenden Worten für alle Geschöpfe, die großen und die kleinen, beschlossen. Manche Menschen beten im Hinblick auf die Übel der ganzen Menschheit, und wieder andere beten bei persönlichen Leiden. Die Telepathie hat nun endgültig bewiesen, wie sich die Herzen bei Menschen im Gleichklang bewegen, trotz der Entfernung zwischen den beiden. Es liegt eine ungeheure Kraft in den Gedankenschwingungen, und ihre Reichweite ist grenzenlos. Ist nicht das Entstehen der zahllosen Universen und ihre Auflösung die Folge einer Gedankenkraft, wenn es uns erlaubt ist, diese Wendung als Hinweis für Gottes Willen zu gebrauchen, ungeachtet dessen, wie wir ihn nennen - Kalma, Wort, Hukam oder Bhana. So tragen die gleichgestimmten Saiten zwischen dem Meister und den Schülern mit unvorstellbarer Kraft stille Botschaften der Liebe zwischen ihnen hin und her. Diese wunderbare Verbindung kann man mit Gott herstellen. Wenn man auf den Unendlichen abgestimmt ist, kann man durch die Gedankenkraft anderen Menschen viel Gutes tun, da im Grunde alle in demselben Boden verankert sind - im göttlichen Urgrund.

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S. 074

19. Erhörung der Gebete

0238 S. 075

Es ist eine allgemeine Erfahrung, daß die meisten unserer Gebete ohne Erwiderung bleiben. Der Grund dafür ist nicht schwer zu finden. Wir haben den Willen Gottes noch nicht erfahren und wie dieser Wille ausnahmslos zu unserem Guten wirkt. Wir beten in unserer Unwissenheit oftmals um Dinge, die uns auf die Dauer mehr schaden als nutzen würden, und so brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn der liebende Vater in Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit solche Gebete nicht erhört und diese keine Frucht tragen; wir würden sonst niemals imstande sein, den sinnlichen Freuden zu entkommen.

0239

Ihr bittet und empfanget nicht, weil ihr verkehrt bittet, damit ihr es nach euren Gelüsten vergeuden könnt.

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Und wieder: 0241

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Wir Blinden erbitten oft unser eignes Leid, das weise Mächte zu unserm Wohl versagt; so sind wir reicher durch des Gebets Verlust. Shakespeare

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Und George Meredith ruft uns ins Gedächtnis: 0243

Der, welcher sich vom Gebet als besserer Mensch erhebt, dessen Gebet allein wurde erhört.

0244

Gewöhnlich bitten wir Gott um Wunder, und man braucht nicht überrascht zu sein, wenn solche Gebete nicht erhört werden.

0245 S. 076

Worum der Mensch auch immer bittet, er bittet um ein Wunder. Jedes Gebet würdigt sich selbst zu dem herab: »Großer Gott, gib, daß zweimal zwei nicht vier ist.« Turgenjew

0246

Die ganze Zeit über führen wir ein Leben, das den Sinnen unterworfen ist, und haben nicht erkannt, daß es auch eine andere Seite gibt, nämlich ein Leben jenseits der Sinne. Die meisten unserer Gebete sind darum weltlicher Art, und wenn sie ohne Ausnahme gewährt würden, würden wir naturgemäß immer weiter auf der Skala der moralischen Werte absinken. Unsere Sünden würden Tag für Tag immer mehr anwachsen, und es gäbe kaum eine Chance, je aus den Gefängnissen der Welt, des Körpers und der körperlichen Freuden herauszukommen, mit dem Ergebnis, daß wir für immer vom Reich Gottes - einem verlorenen Gebiet - verbannt blieben, ohne jede Hoffnung auf Wiedervereinigung.

0247

Wenn sich ein Schüler des Meisters erinnert, erfährt er in sich eine beruhigende Einwirkung und eine Art göttlicher Trunkenheit. Dies ist bekannt als Telepathie oder sympathisierende Verbindung von Herz zu Herz aus einer Entfernung. Genauso können wir, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf den Unendlichen abstimmen, das große Reservoir der Gotteskraft in Anspruch nehmen und zum Wohl anderer nutzbar machen.

0248

Für diesen Zweck muß man sich selbst mit dem göttlichen Urgrund vereinen, in dem alle verankert sind, und von da aus den himmlischen Einfluß an den Menschen oder die Gemeinschaft weitergeben, der man helfen will. Bei dieser Einstellung braucht man dem Schöpfer nicht die Wünsche anderer darzulegen, sondern muß einfach Sein liebevolles Wohlgefallen anrufen und Seine Gnade erwarten, die das gewünschte Resultat bewirkt.

0249

S. 077

Wenn des Radios schlanke Finger eine Melodie der Nacht ertönen lassen und sie über einen Kontinent oder ein Meer ausstrahlen, warum sollen sich dann die Sterblichen wundern, wenn Gott Gebete hört? Ethil Roming Fuller

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Doch der Mensch ist nur ein Teil der Schöpfung und jedes Individuum nur ein unendlich kleines Pünktchen darin. Da wir nur mit einer begrenzten Sicht ausgestattet sind, kennen und verstehen wir nicht den großen Plan, das »gewaltige Labyrinth«, wie Alexander Pope, der lorbeerbekränzte Dichter des Friedens, es darstellt. Es ist wirklich zu viel für den »anmaßenden Menschen ..., der so schwach, so klein und so blind ist«, ein winziger Teil nur in der gewaltigen Maschinerie Seiner Schöpfung. Und nochmals sagt uns der große Dichter:

0251

Der Himmel verbirgt vor allen Geschöpfen das Buch des Schicksals, ganz, bis auf die vorgeschriebene Seite, ihren jetzigen Stand ...

0252

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Die gesamte Natur ist ein Kunstwerk, dir unbekannt; jeder Zufall: Führung, die du nicht sehen kannst; jeder Mißklang: unverstandene Harmonie; im Teil alles Übles - im Ganzen ein Gutes und, trotz des Stolzes, des irrenden Verstands, ist die Wahrheit klar: »Was immer ist, ist recht ... « Erkenne denn dich selbst, maß' dir nicht an, Gott nachzurechnen. Das rechte Studium für die Menschheit ist der Mensch. Chaos herrscht in seinem Denken, die Leidenschaften ganz verwirrt ... Der große Herr aller Dinge und doch aller Beute, der alleinige Richter der Wahrheit, in endlosen Irrtum gestürzt.

S. 078

So bittet jeder einzelne von seinem begrenzten Blickfeld aus um irgend etwas und weiß nicht, ob dies in die kosmische Ordnung hineinpaßt oder nicht. In den heißen und schwülen Monaten beten die Stadtmenschen um einen erfrischenden Regenschauer, während der Bauer in den ländlichen Gebieten zur gleichen Zeit um mehr Son-nenschein und Wärme bittet, damit sein Korn reifen kann.

0253

Der Mensch hat einen beschränkten Horizont. Er weiß nicht einmal, was für ihn gut ist. Oft bittet er um Dinge, die, wenn sie ihm gewährt würden, wahrhaftig eine Quelle des Ärgers für ihn wären, und dann möchte er mit großem Bedauern das Geschehene ungeschehen machen. In diesem Zusammenhang ist die Geschichte von dem König, bei dem sich alles, was er berührte, in Gold verwandelte, bedeutsam. Nach großem Verlangen und Gebet wurde König Midas die Gunst zuteil, daß sich alles, was er berührte, in Gold verwandelte. Doch nach einigen glücklichen Augenblicken erkannte er seinen Fehler. Die Nahrung, die er zu sich nahm, verwandelte sich in einen Klumpen Gold. Das Wasser verdichtete sich in Gold, als seine Lippen es berührten. Als seine einzige Tochter herbeikam, um ihn zu umarmen, wurde sie zu einer Statue aus Gold. Und als er in sein weiches Bett ging, fand er sich mit einem Male auf harten metallenen Kissen.

0254

S. 079

Gott oder der Gottmensch weiß es am besten. Unsere Vergangenheit und unsere Zukunft sind für ihn wie ein offenes Buch. Er würde nie solche Gebete erhören, die letz-ten Endes schädlich für uns sind. Wie kann der liebende Vater seinem Kind etwas geben, das sich als Gift erweisen würde? Ein persischer Dichter sagt:

0255

Mein Gott ist mehr besorgt, meine Bedürfnisse zu erfüllen, als ich selbst. All mein Streben in dieser Hinsicht ist nur gewundenes Tun.

0256

Man sollte Gott um solche Gaben bitten, die Er für nützlich hält. 0257

O Gott! Ich weiß nicht, was gut für mich ist, denn ich bin voll und ganz im Irrgarten der Welt gefangen. Ravidas

0258

Und Khawaja Nizami betet: 0259

O Gott! Du allein wünschst mir alles Gute. Zeige mir den Weg, auf dem ich Deine Gnade gewinnen und Erlösung erlangen kann.

0260

Im Koran ist ebenfalls gesagt, daß die Menschen um das bitten sollten, was in dieser und in der anderen Welt von Nutzen ist.

0261

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20. Die Notwendigkeit für das Gebet

0262 S. 080

Wir können Gott nicht durch Schmeichelei oder leere Wiederholungen gewinnen, auch erreicht oder verliert Er nichts, ob wir nun beten oder nicht. In Seiner Barmherzigkeit ist Seine Gnade immer - in jedem gleichermaßen - wirksam, denn ohne sie könnten wir nicht leben. Wir können jedoch Seine Gnade zu unserem Vorteil anziehen, indem wir ein geeignetes Gefäß für sie werden. Demut und Glaube reinigen das Gemüt und machen es zu einem brauchbaren Werkzeug für die Gnade Gottes. Diese beiden Hilfsmittel sind dabei förderlich, den Lotos des Geistes, der gegenwärtig auf die Sinne abgestimmt ist, umzukehren. Solange wir nicht imstande sind, seine Richtung nach oben zu lenken, kann die Gnade Gottes nicht direkt hineinfließen. Demütige und aufrichtige Gebete tragen dazu bei, zwischen dem menschlichen Geist und der Gnade Gottes eine Harmonie herzustellen. Es bedarf nicht irgendwelcher rechtsgültigen Argumente und keines Scharfsinns, um unsere Handlungen und Bedürfnisse zu verteidigen. Alles, was gebraucht wird, ist ein reines, liebevolles Herz, das auf Seine Gnade abgestimmt ist, dann wird die letztere automatisch von ihm angezogen.

0263

Gott ist alle Liebe, und so können wir Ihn nicht bitten, noch liebevoller zu sein. Er ist allwissend, und wir können Ihn nicht durch laute und kraftvolle Gebete irgendwie weiser machen. Vollkommenheit kann durch unsere Beteuerungen und Gebete nicht vollkommener gemacht werden. Wir müssen lernen, »zu stehen und zu warten«, wie der Klassiker Milton sagte, und dann wird Seine Gnade von selbst angezogen und unser Wesen überfluten.

0264

... Gott braucht weder des Menschen Werk noch Seine eigenen Gaben, wer Sein sanftes Joch am besten trägt, dient Ihm am besten, Er ist königlichen Standes. Tausende eilen auf Sein Geheiß über Land und Meer, ohne Ruh; doch sie dienen ebenso, die nur stehen und warten. John Milton

0265 S. 081

Gott ist die unveränderliche Dauer und auf ewig derselbe: 0266

Er war, als da nichts war, Er war vor dem Beginn aller Zeiten, Er ist jetzt, o Nanak, und Er wird in alle Ewigkeit sein. Guru Nanak

0267

Die Ewigkeit ist immer verliebt in die Schöpfungen der Zeit. W. B. Yeates

0268

Der Weg zu Gottes Gnade liegt nicht im Mühen und Klagen. Es genügt für den Menschen, wenn er als Gefäß für den göttlichen Odem, der bläst, wo er will, still wartet. Es ist nur durch das Warten und Vertrauen, daß man zur letzten Wahrheit gelangt, die man gar nicht erfassen kann, außer wenn sie auf die Seele des Menschen gerichtet ist. Hierin liegt der Vorteil des Gebets, das die rechte Haltung schafft, um dem göttlichen Willen nahezukommen.

0269

Wohin ich mich auch immer wende, bist Du da; warum soll ich zu einem anderen beten,

0270 S. 082

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wenn ich sehe, daß Du, o Gott, da bist, um auf mein Gebet zu hören. Guru Arjan

Des Menschen einzige Pflicht ist, Gott für Seine unzähligen Gaben und Segnungen immer dankbar zu sein. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Wir werden durch sie so verblendet, daß wir nicht nur Ihn, sondern auch uns selbst in der Fülle Seiner Gaben verlieren und meistens durch den Wirbel unserer Wünsche fortgetragen werden.

0271

Wir hängen uns an die Gaben und gedenken nicht des großzügigen Herrn; denn wir haben vergessen, daß wir eines Tages sterben müssen. Guru Arjan

0272

21. Die Vorzüge des Gebets

0273 S. 083

Das Gebet ist die Essenz der Spiritualität. Es gewährt dem Körper, dem Gemüt und der Seele eine wunderbare Erquickung und gibt vollständige Befriedigung und Sättigung, die uns nichts anderes bringen kann. Der Friede, der durch das Gebet erlangt wird, ist einzigartig und unvorstellbar, und das unterbewußte innere Selbst erfährt eine Art Heiterkeit.

0274

Dem Gebet ist eine große dynamische Kraft eigen. Es stärkt den Menschen und befähigt ihn, dem Lebenskampf furchtlos ins Gesicht zu sehen und ihn erfolgreich durchzustehen. Es ist wirklich das einzige Allheilmittel gegen alle Arten von Übel: Adhi Bhutak (Krankheiten und Leiden), Adhi Devak (Gegebenheiten, über die der Mensch keine Kontrolle hat), Adhi Atmic (üble Neigungen des Gemüts) und bringt vor allem inneren Frieden und Sättigung. Es versieht den Menschen mit Mut und Seelenstärke und führt zu einer vollständigen Neuorientierung.

0275

Das Gebet ist der Schlüssel, der das Himmelreich öffnet. Es zieht die Schleusentore auf und legt innen eine ungeheure Kraft und Hilfsquelle frei.

0276

Wo alle menschlichen Anstrengungen fehlschlagen, hat das Gebet Erfolg.

0277

Lord Tennyson sagt dazu: 0278

Mehr Dinge wurden durch das Gebet bewirkt, als sich diese Welt erträumen läßt.

0279

Selbst wenn das Gebet anscheinend verfehlt, ein Unglück abzuwenden, so hat es doch die Kraft, diesem den Stachel zu nehmen. Mit der inneren Umwandlung ändert sich auch das Blickfeld des Menschen, was wiederum in hohem Grad seine Lebensanschauung beeinflußt. Alles zeigt ein neues Gesicht und erscheint in herrlichen göttlichen Farben.

0280 S. 084

Nicht zuletzt öffnet das Gebet unsere Augen für die Wirklichkeit und befähigt uns, die Dinge in ihrer wahren Perspektive zu sehen. Es gibt dem Leben neue Werte, bringt den Menschen nach und nach in eine neue Welt und weiht ihn in eine neue Ordnung ein. Durch ein Leben des Gebets kann sich ein Mensch schließlich ins kosmische Bewußtsein erheben und die verborgene Hand Gottes sehen, die Seinen Willen und Seine Absicht ausführt, was sonst ein versiegeltes Buch bleibt, zu subtil für den Durchschnittsmenschen, um einzudringen und einen Blick hineinzutun. Je mehr die innere Verbindung hergestellt ist, desto mehr hat sich der Geist die Gottheit zu eigen

0281

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gemacht. Nur wenn eine vollständige Identifikation zustande kommt, wird man Sein bewußter Mitarbeiter.

22. Stufenfolge des Gebets

0282 S. 085

Im Laufe der Zeit fühlt der Höherstrebende mehr und mehr die Notwendigkeit einer spirituellen Erhebung und ist weniger auf physische Bequemlichkeit bedacht. In der Brihadaranyaka Upanishade finden wir folgendes Gebet:

0283

Vom Unwirklichen führe mich zum Wirklichen, aus Dunkelheit führe mich zum Licht, und vom Tod führe mich zur Unsterblichkeit.

0284

Sobald der Sucher beginnt, eine innere Erfahrung zu machen, verlieren alle weltlichen Freuden ihren Reiz für ihn. Wenn er diese Erfahrung des Unwandelbaren hatte, wie klein sie auch immer gewesen sein mag, findet er keinen Gefallen mehr an den sich verändernden Dingen der Welt, die dem langsam fortschreitenden Verfall, der Auf-lösung und schließlichen Zerstörung unterworfen sind. Er fragt dann nicht mehr nach physischen Annehmlichkeiten.

0285

Worum soll ich bitten, wenn nichts beständig ist. Kabir

0286

Die ganze Welt ist dem Prinzip Epikurs versklavt: »Eßt, trinkt und seid fröhlich.« Keiner hat Zeit, an Gott und das innere Selbst zu denken. Doch nichts in der Welt übt auf den wahren Sucher eine Anziehungskraft aus. Er macht von allem, was ihm begegnet, den besten Gebrauch und arbeitet nur, um den bloßen Bedürfnissen seines Körpers zu genügen. Den Rest seiner Zeit wendet er für Sadhan (spirituelle Disziplin) auf, um größten Vorteil für seine Seele daraus zu ziehen.

0287

S. 086

Seit undenkbaren Zeiten habe ich das Leben bis zur Neige gekostet. Ohne Deine rettende Gnade, o Gott, wird Nanak nicht erlöst. Guru Arjan

0288

Danach lebt der Strebende nur noch für die Offenbarung der Gottheit in sich und um Seinen Namen zu lobpreisen.

0289

Laß die Lotosfüße des Meisters in deinem Herzen ruhen, laß die Zunge sein heiliges Wort wiederholen, um ein Leben ständigen Gedenkens zu führen, das den lebendigen Tempel des Herrn nährt. Guru Arjan

0290

Während er auf diesem Pfad ist, erkennt der Pilger seine Unwissenheit und Unfähigkeit und erhebt seine Hände im Gebet zu Gott:

0291

O Gott! Laß mich sicher ans andere Ufer schwimmen; ich kann es nicht, so strecke mir Deine hilfreiche Hand entgegen. Namdev

0292

Wie sich sein Blickwinkel ändert, so auch die Art seines Gebets. Zunächst bittet der Mensch um die Erfüllung seiner physischen Bedürfnisse; aber wenn einer auf dem spirituellen Pfad beginnt, bittet er um die Beseitigung der Hindernisse, die ihm im Weg

0293

S. 087

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stehen, wie der Aufruhr der Sinne, mentale Geschwätzigkeit und eingewurzelte karmi-sche Eindrücke. Diese Periode ist die schwierigste im Leben eines Sadhak (Übenden). Bis zur tatsächlichen Selbstverwirklichung befindet er sich in einem Zustand dauernder Ruhe-losigkeit und wird hin- und hergeworfen. Er gehört weder ganz der Welt, noch gehört er zu Gott. Während er in den Augen der weltlichen Menschen als fromm gilt, weiß er jedoch im Innersten seines Herzens, daß er voller Unzulänglichkeiten ist.

0294

Der sündige Farid ist noch in Schwarz gekleidet, obgleich ihn die Menschen einen Darvesh nennen. Farid Sahib

0295

In diesem unsicheren Zustand versucht der Sadhak manchmal wegzulaufen und dem Kampf zu entgehen, aber nach einiger Zeit kommt das innere Drängen wieder, und er bekommt Mut und wendet sich Gott zu.

0296

Sollte ein Reisender während der Reise fallen, gibt es nichts zu verwundern und daran auszusetzen. O Kabir, einer der sitzt und nicht die Reise beginnt, hat noch eine unermeßliche Entfernung zurückzulegen!

0297

Doch solange ein Mensch nicht imstande ist, seine Sinne und die Sinnesorgane zu bezwingen und das Gemüt von seinem Schwanken zu befreien, leuchtet ihm das wohltätige Licht Gottes nicht.

0298

Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Matth. 5, 8

0299

Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Matth. 6, 22

0300 S. 088

Wer seine zehn Organe in der Gewalt hat, dem leuchtet im Innern das himmlische Licht. Guru Arjan

0301

Die Tücken des Gemüts sind sehr subtil und gefährlich. Oftmals, wenn man es am wenigsten erwartet, liegt es auf der Lauer, um seine Übergriffe zu tätigen. Die ein-gewurzelten üblen Neigungen sind sehr stark, wenngleich man sie nicht sehen kann. Sie kommen immer wieder an die Oberfläche, um noch mehr Schläge auszuführen, die sich häufig als verhängnisvoll erweisen. Das Tau schlägt blitzschnell zu, mit so scharfen und plötzlichen Windungen und Drehungen, daß der Mensch demgegenüber hilflos ist. Hier nun braucht man den langen und starken Arm des Meisters, den ihm dieser ebenso rasch zu seiner Rettung entgegenstreckt.

0302

Bezwinge das Gemüt mit der Kraft des Meisters. Soami Shiv Dayal Singh

0303

Das Gemüt kann nicht zur Ruhe kommen, wenn nicht die schützende Hand der Meisterkraft über ihm ist. Maulana Rumi

0304

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Durch das dauernde Denken an den Meister kommt die schlafende Seele zu sich. Guru Ram Das

0305

23. Worum sollen wir beten?

0306 S. 089

Eine Frau vertraut bei der Heirat alles ihrem Gatten an und akzeptiert freudig die neue Lebensweise, wie auch immer sie sei. Künftig hört sie nur noch auf ihn. Es ist nun Sache des Mannes, für all ihre Bedürfnisse und ihre Bequemlichkeit zu sorgen.

0307

Übergib Ihm alles, was Ihm gehört, und mache Seinen Willen zu deinem eigenen. Dafür schüttet Er vielfältig Seine Segnungen aus. O Nanak, Er ist so barmherzig!

0308

Wer Ihn als seinen gütigen Begleiter hat, dem fehlt es an nichts. Guru Arjan

0309

Einmal beabsichtigte ein König, ins Ausland zu reisen. Er erkundigte sich bei seinen Königinnen, was für ein Geschenk er ihnen aus den fremden Ländern mitbringen solle. Eine von ihnen bat um kostbare Juwelen, eine andere um wertvolle Kleider und eine weitere um Schönheitsmittel. Einige baten um Putz und andere um Delikatessen. Die Jüngste von ihnen, die den König am meisten liebte, bat um seine baldige Rückkehr, damit sie durch seine Abwesenheit nicht so lange zu schmachten brauche. Nach seiner Rückkehr sandte der König die verschiedenen Geschenke an seine Königinnen; er selbst jedoch ging zum Palast der Jüngsten und war sehr glücklich darüber, daß es jemanden gab, der ihn am meisten liebte, viel mehr als seinen Reichtum und Besitz. Die Königin dankte auch Gott für das gute Schicksal, ihren Gemahl bei sich zu haben und daß sie nichts sonst benötige. Die anderen Königinnen hatten nicht das Glück, die Beachtung ihres Gemahls zu finden, obwohl jede von ihnen bekam, was sie wünschte. All ihre Schätze und Geschenke nützten ihnen ohne den Geliebten nichts.

0310

S. 090

Auf genau dieselbe Weise bitten wir durch Kurzsichtigkeit Gott oder den Gottmenschen um Flitterkram, der ohne Bedeutung ist, und nicht um Ihn und Seine erlösende Gnade; und wie die verschiedenen Königinnen in dem Gleichnis leiden wir unter dem Trennungsschmerz. Alle Reichtümer der Welt verfehlen, uns die geringste Befriedigung zu bringen. Im Gegenteil, diese Dinge lenken uns von der Wahrheit ab und machen uns noch unglücklicher. Wenn wir nur seine Gnade gewinnen könnten, würde uns nichts mehr mangeln. Sein ganzer Reichtum kommt uns automatisch, ohne Bitte, zu. Selbst wenn er uns aus dem einen oder anderen Grund versagt würde, machte es nichts, denn ohne Ihn und Seine Liebe ist er nur wertloser Plunder.

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Alle Reichtümer und alle Pracht stehen dem an, der Ihn gewonnen hat; doch selbst ohne sie, was machte es, wenn er in Armut lebte? Guru Arjan

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Unsere elementarsten Bedürfnisse sind für den Körper, nämlich Nahrung, Kleidung und Obdach. Um diese Dinge bemühen wir uns unentwegt und arbeiten rastlos und wie besessen von früh bis spät. Wir opfern tatsächlich uns selbst, um uns diese Bequemlichkeiten zu verschaffen - sofern dies überhaupt möglich ist. Denken wir daran, daß, wenn ein Kind in die Welt kommt, sein Lebensweg bereits vorgezeichnet ist? Ohne

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S. 091

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das kommt überhaupt keiner hierher. Alles ist durch das Schicksal geordnet, der Körper gestaltet, und der Geist geht hinein, um seines Lebens Reise in der Welt anzutreten.

Mit einem vorherbestimmten Plan kommt man in die Welt; o Tulsi, und trotz alledem nimmt ihn der Mensch nicht an.

0314

Mutter Natur rüstet sich nun für den königlichen Empfang des Prinzen des Universums, indem sie der Mutter Brust mit Milch versorgt, Obdach gibt in der Mutter Schoß und ein Heer von Dienern bereitstellt, um auf seine geringsten Bedürfnisse einzugehen. Die Kräfte der Natur setzen alles ein, um das Prinzenkind als ihr Eigen zu beanspruchen. Aber während das Kind wächst, sich zum Jüngling entwickelt und den Lebensimpuls in sich wogen fühlt, erhebt die Welt als Pflegemutter auf ihn Anspruch, und er ist töricht genug, sich an ihre Gaben zu klammern, und vergißt dabei seine ursprüngliche und vorgeburtliche Heimat im Himmel.

0315

Der Himmel liegt auf unserem Kinderreich! Stets um den Knaben, der heranwächst, schließt sich Kerkerschatten dann. Die Erde füllt den Schoß mit ihrer Lust; Sehnsüchte hat sie ihrer eigenen Art; wie mit mütterlichem Herzen spart die Amme nichts von ihrer Pracht (nicht schlimmen Ziels bewußt), daß sie ihr Pflegekind, den Menschen, ihren Gast, den alten Glanz vergessen macht, seine Herkunft aus der Herrschermacht Palast. Wordsworth

0316

Wiederum sind alle Güter der Welt von ganz vergänglicher Natur. Sie sind immer in einem unsteten und wandelbaren Zustand. Nichts ist von Dauer. Alles ist dem Verfall und der Auflösung unterworfen.

0317 S. 092

Flüchtig erscheinen alle Dinge und treten dann in die Fülle zurück; in einem Augenblick versinkt die Welt in der großen Tiefe. Kabir

0318

Bei dieser sich stets wandelnden Erscheinungswelt gibt es nur ein unveränderliches Sein, und das ist Gott und die wirkende Gotteskraft (der heilige Geist, Kalma, Naam oder das Wort), welche für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der zahllosen Universen verantwortlich ist. Warum sollen wir dann nicht nach diesem unvergänglichen Lebensprinzip verlangen, darum bitten und beten, so daß auch wir »ewiges Leben« haben und unser ewiges Erbe, die immerwährende Gottheit erlangen, was unser Geburtsrecht ist?

0319

Höre auf den Ruf des nichtigen Menschen, offenbare Dich, o Herr, Nanak hat durch die Gnade Deines ergebenen Dieners voller Demut Deine Pforte erreicht. Guru Arjan

0320

Sach Khand ist unser Geburtsland. Viele Zeitalter sind dahingegangen, seit wir uns von unserem Vater getrennt haben, und noch immer sind wir im Exil auf dieser Welt.

0321

Die mit uns aufsteigt als des Lebens Stern, die Seele, hatte Heimat einst besessen woanders - kommt von fern. Wordsworth

0322 S. 093

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Wir müssen sodann nach der Wiedervereinigung mit dem Geliebten verlangen, von dem wir uns seit Myriaden von Zeitaltern getrennt haben.

0323

Seit Ewigkeiten waren wir getrennt, vereine uns mit Dir, o Herr, aus reinem Mitleid, wenn Du willst. Wir sind gewandert überall, an allen Enden der Welt, nun halte uns Du im Schatten Deiner heiligen Schwingen. Guru Arjan

0324

In zahllosen Geburten habe ich mich immer weiter von Dir entfernt doch diese (menschliche) Geburt habe ich Dir geweiht und nur für Dich bestimmt. So lebt Ravidas in der Hoffnung, Dich wieder zu finden. Ravidas

0325

Guru Amar Das betet darum: 0326

Ruhelos bin ich durch unzählige Lebensläufe gegangen; gewähre mir die Gnade Deiner Offenbarung.

0327

Guru Arjan bittet: 0328 S. 094

Viele Geburten verschiedener Gattungen durchlebte ich, und jedesmal hatte ich viel Leid zu erdulden. Durch Deine Gnade bekam ich nun eine menschliche Geburt; so ist das die Zeit, Dich mir zu offenbaren, o Herr.

0329

Erhebe mich, o Herr, ich bin vor Deine Tür gefallen, des Wanderns müde, nimm mich in Mitleid auf! Erlöser der Dir Ergebenen, errette auch die Sünder. Ich weiß keinen außer Dir, um meine Gebete darzubringen. O führe mich heil über das Meer der belebten Materie.

0330

Die Seele schmachtet im Getrenntsein von Gott. Auch wenn sie des Herrn nicht wert ist, bittet sie um die Vereinigung mit Ihm.

0331

Alle sind gesegnet in der Liebe des Herrn, nur ich allein bin unglücklich.

0332

Über und über voll Flecken, liebt mein Gemahl es nicht, mir ins Gesicht zu sehen. Guru Amar Das

0333

Unwürdig, wie ich es bin, bitte ich inständig, komme nun auch zu mir, o Nanak, alle Gemahlinnen hatten Dich in Fülle, erübrige auch eine Nacht für mich.

0334

Alle Frauen gingen mit ihren Gatten, wohin soll ich Unglücklicher mich wenden? Meinen Eltern war ich das Licht ihrer Augen,

0335 S. 095

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aber mein Herr schaut leider nicht nach mir. Guru Amar Das

Töte mich, wenn Du willst, aber wende Dich nicht ab, zieh mich an Dein Herz, und höre auf mein Gebet. Sieh hierher und nimm meine Dankbarkeit an, warum mich töten, indem Du Dein Gesicht abwendest? Kabir

0336

Voller Durst nach Deinem Anblick ruft mein Herz in Seelenpein, ich bete zu Dir, o Gestaltloser, und erflehe Deine Barmherzigkeit.

0337

Das Leben ist nur lebenswert, so Du bei mir bist, sei barmherzig, o mein Geliebter, und vertreibe alle Zweifel und Verblendungen. Guru Arjan

0338

Ich bitte und flehe dringend nur um eines und opfere all meinen Reichtum und Besitz für die Vereinigung mit Dir. Guru Arjan

0339

Worum soll ich bitten und was Dir sagen, außer das ich hungere und dürste nach Deinem Anblick.

0340

Nur durch das Wort des Meisters erreicht man die Wahrheit, deshalb betet Nanak allein darum.

0341 S. 096

Ich habe nur eines zu sagen und bitte, höre darauf; Du bist gewißlich groß, mitleidsvoll und makellos. Guru Nanak

0342

Wir denken nie an Dich und vergeuden unser Leben in fruchtlosem Streben. So sagt Nanak: O Gott, gedenke Du des Versprechens (der Erlösung) ungeachtet unserer Mängel.

0343

Du bist die Stätte aller Tugend und unser aller Herr, die wir ohne Vorzug sind; kein Knecht kann Dich genügend rühmen, da er Körper und Leben von Dir hat.

0344

Du hast mich errettet aus den Höllenfeuern, so nahm ich Zuflucht zu Deinen Füßen. Du bist der einzige Halt meines Lebens und meiner Ehre, ich hänge sonst an nichts.

0345

Groß ist der Herr, grenzenlos, unermeßlich und unbeschreiblich; o Nanak, Er erlöst alle, die zu Ihm Zuflucht nehmen!

0346

Ich bete zu Dir, o Gott, mit Körper, Herz und Seele; o Nanak, es ist Seine Größe, denn keiner kannte mich zuvor. Guru Arjan

0347

Du allein bist der Vollbringer aller Dinge, wem sollten wir dann Gebete darbringen. Guru Nanak

0348 S. 097

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Wir sind hilflos, und Du bist barmherzig, was können wir Sünder zu Dir sagen? Trotz unserer nichtigen Worte ohne Bedeutung, nimm uns an und gewähre die Gabe der Vollkommenheit. Ravidas

0349

Du bist das ein und alles meines Seins, darum bete ich allein zu Dir. Ich habe keinen anderen Ort, Dich zu verehren; so lege ich Dir mein ganzes Wohl und Weh zu Füßen.

0350

Ich kann Deiner Größe nicht gerecht werden, denn ich bin ein unwissender Tor. O Gott, erlöse den armen Nanak, denn er suchte Zuflucht zu Deinen Füßen! Guru Ram Das

0351

In den Sikh-Schriften ist niedergelegt: 0352

Wir Unwissenden, Unverständigen und bar aller Tugend haben Zuflucht zu Dir genommen, o höchstes Wesen; errette uns durch Deine grenzenlose Gnade, o Herr, trotz unserer Unzulänglichkeiten.

0353

O Gott, hab' Erbarmen und bringe uns hinüber; rette uns mit Hilfe Deines lieblichen Gesangs. Wir sind im Sumpf der Verblendung versunken, o, reiche uns Deine Hand und zieh uns heraus. Guru Ram Das

0354 S. 098

Schaue nicht auf meine Verdienste und auch nicht auf meine Mängel, doch vergib mir meine Fehler, o Barmherziger. Wie ist dieser Erdenkloß reinzuwaschen? Das ist wahrlich die Schicksalsfrage aller Menschen.

0355

O Herr, hab Mitleid mit dem Waisen an Deiner Tür. Stütze ihn in der blinden Hülle des Körpers, denn er ist einfältig in Gemüt und Verstand.

0356

Wir sind Pflichtvergessene und Sünder und begehen Diebstähle obendrein. Nun ist Nanak zu Deinen Füßen, o Gott, rette ihn, so Du willst. Guru Arjan

0357

O Erlöser und unvergleichlicher Erhalter, höre auf mich. O Nanak, die Unwissenden und Törichten denken niemals an Ihn, noch erkennen sie die pechschwarze Nacht, in der sie leben! Guru Nanak

0358

Ich habe keine Tugenden des Körpers oder des Gemüts, und bin von weither gekommen; ich habe weder Reichtum noch Schönheit, errette mich, den Heimatlosen.

0359 S. 099

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Einer, der bei jedem Schritt ausgleitet, kann ohne Hilfe nicht entkommen. O Nanak, möge Er vergeben und mich in Seiner göttlichen Barmherzigkeit hinüberbringen. Guru Arjan

0360

Wir begehen Fehler ohne Zahl und kennen ihre Folgen nicht. O Herr, vergib uns in Deiner Gnade, denn wir sind hartnäckige Sünder. Guru Amar Das

0361

So groß und tief wie das Meer, sind wir voller Fehler. Durch Deine Barmherzigkeit und rettende Gnade kannst Du Mühlsteine am Versinken hindern. Guru Nanak

0362

Die ganze Welt liegt in Todesbanden, und Gott allein kann sie durch Seine grenzenlose Liebe erretten, wenn Er will.

0363

Die ganze Welt wird verzehrt in den unsichtbaren Flammen des Höllenfeuers. Errette uns alle durch Deine liebende Gnade, auf welche Weise es auch immer sein kann. Guru Amar Das

0364

O Herr, Du bist unvergleichlich tief und unendlich hoch, und keiner kann Dich erreichen. Wir beten, laß uns Dich nicht vergessen, Du Quelle allen Trostes. Guru Arjan

0365 S. 100

O großer Gönner und vollendeter Meister, ich erbitte von Dir nur eine Gabe - Hari; schütte Deinen Segen auf Nanak, o mein ältester Freund, offenbare Dich in mir. Guru Ram Das

0366

Gute und üble Absichten sind unter Deiner Kontrolle, o Herr. Wir sind nur Werkzeuge, und Du bist die antreibende Kraft dahinter. Wir handeln nur, wie Du uns von hinten bewegst.

0367

All unsere Gedanken und guten Absichten sind unter Deiner Kontrolle. Du allein bist die antreibende Kraft hinter all unserem Tun. O Nanak, Er ist die beherrschende Kraft, die wirkt, wie Er will. Guru Ram Das

0368

Wir sind an sich unfähig, Gott irgendeinen Dienst zu erweisen und können auf unser sogenanntes Dienen nicht stolz sein. Wir leben im Glanz des Lichts Gottes und haben unser Sein darin. Wenn Er die Lebensströme zurückzieht, werden wir hilflos.

0369

Keiner kann Dir dienen noch auf etwas stolz sein; wie hilflos sind wir, wenn die Lebensströme zurückgezogen werden! Guru Amar Das

0370 S. 101

Wir müssen Gott um Gott bitten, denn alles andere bringt nur Kopfschmerz ein. Die größte Gabe von Ihm ist die von Naam oder die Kraft der Gottheit, die, wenn sie gewährt wird, Zufriedenheit und Genügsamkeit mit sich bringt.

0371

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Außer Dir ist alles eine Quelle von Kummer und Elend; gewähre uns die Gabe Deines Wortes, das uns Frieden und Sättigung gibt.

0372

Maulana Rumi betet: 0373

Erbitte von Gott nichts außer Gott, denn außer Ihm ist alles sonst vergänglich. Bitte Gott nie um etwas, das vergehen muß; erbitte nichts von Gott außer Ihn selbst. Verdunkle nicht deinen Geist mit phantastischen Gedanken und Sorgen.

0374

a) Bitte um Gott 0376

0375

Man kann Gott oder den Gottmenschen in kritischen Augenblicken des Lebens um Hilfe anrufen, denn Er allein kann uns aus solch unsicheren Momenten befreien.

Voll von tödlichen Sünden und von den Begierden des Fleisches gequält, rufe ich: Erlöse mich durch Deine Gnade, so gut es geht. O Großer und Mitleidsvoller, ich brauche Deine Barmherzigkeit!

0377

Durch Bußen und Härten kann man nicht entkommen, doch mit einem Schimmer Deiner Gnade. Nimm Nanak heraus aus der blinden Hülle.

0378 S. 102

O Herr, errette mich, ich bin unfähig, etwas zu tun; o gewähre mir in Deiner Barmherzigkeit die Gabe von Naam. Guru Arjan

0379

Ich bete zum Guru, dem Geliebten Gottes; ein armer Wurm bin ich nur, gewähre mir das Licht von Naam. Guru Ram Das

0380

Das Gemüt kann nur durch den Dhun von Naam oder die himmlischen Weisen unter Kontrolle gebracht werden, und um dies müssen wir bitten. Keine andere Yoga-Art, wie Jnana, Hatha, Karma usw., kann in dieser Hinsicht von irgendeinem Nutzen sein; noch war bisher jemand imstande, sich dadurch trotz all seiner Klugheit aus den Fängen des Gemüts zu befreien. Das ungebändigte Gemüt kann man nur durch die Praxis von Sat Shabd oder Naam (das wahre Wort) bändigen, und man kann von einem Adepten in diese Praxis eingeweiht werden. Im Augenblick, wo das Gemüt mit Naam in Berührung kommt, wird es gefügig und ist es satt, ein Erzverräter zu sein wie bisher, verwandelt sich in einen hilfreichen Verbündeten und stützt den Geist bei seinem Fortschreiten auf dem spirituellen Pfad.

0381

Oh, ich bekam den Schatz von Hari Naam, mein Gemüt streift nun nicht mehr umher, sondern ist in beständiger Ruhe. Guru Teg Bahadur

0382 S. 103

Im Hören auf den Ton wird das Gemüt beruhigt, keines der zahllosen Mittel kann dieses Wunder bewirken. Der Yogi führt die Yoga-Übungen aus,

0383

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Das Gebet (Seite 43 von 80)

der Jnani ist vertieft in Jnana. Der Eremit ermüdet in seiner Einsamkeit. Der Einsiedler unterzieht sich endlosen Härten. Jene, die über mentale Bilder meditieren, leiden ebenso unter einer großen Täuschung. Wissen und Gelehrsamkeit sind nicht von großem Nutzen, denn am Ende werden die Klugen ihre Klugheit beklagen. Der Pandit befaßt sich mit dem Rezitieren der Veden, doch all sein heiliges Wissen bringt ihn Gott nicht näher. Kein anderes Mittel ist von irgendeiner Bedeutung, der einzig nützliche Weg ist der von Shabd. Wenn ein Meister des Tonstroms auf der Bildfläche erscheint, hat der Schüler Verlangen nach der neuen Geburt. Durch die Praxis des Surat Shabd Yoga versinkt der Gemütsstoff allmählich in sich, bis nichts mehr verbleibt. Soami Shiv Dayal Singh

Wenn einmal dieser Kontakt mit Naam hergestellt ist, fühlt der Übende dauernd die Gegenwart der höheren Kraft, die immer bei ihm bleibt, wo er auch ist, auf schneebedeckten Bergeshöhen oder im brennenden Wüstensand. Da er in der Größe dieser Kraft seine Freude hat, überläßt er all seine Sorgen Ihm, und alles, was ihn umgibt, wird für ihn unwesentlich. Was immer ihm in den Weg kommt, nimmt er frohgemut als von Ihm und allein zu seinem Vorteil gedacht. Er sieht bewußt den göttlichen Willen am Werk und unterwirft sich ihm lächelnd und mit aufrichtigen Dankesworten auf den Lippen. Er will nur noch, was von Gott gewollt ist und hat keine eigenen Wünsche mehr. Nun arbeitet er gleich einem Werkzeug, das sich automatisch unter dem Einfluß dieser Kraft bewegt. Er sieht alle Geschöpfe, hohe und niedere, wie winzige Teilchen, die sich in dem gewaltigen Universum, das ihn umgibt, in regelrechtem Einklang befinden. Nun ahnt er eine klare Abstufung, eine Ordnung, die einträchtig einem unermeßlichen Willen gehorcht, der darübersteht und der doch bis ins allerkleinste um ihn besorgt ist. Auf diese Weise ist zwischen der Seele des Menschen und der Seele des Universums eine vollendete Harmonie geschaffen. Bei jedem Schritt ruft er aus: »Dein Wille geschehe«.

0384

S. 104

Alle Geschöpfe, vom höchsten bis zum niedrigsten, brauchen Deine Barmherzigkeit, und Du sorgst für alle gleich. Was Dir gefällt, ist das Beste. Nanak hat keinen anderen Wunsch als diesen. Guru Nanak

0385

Was immer Dir gefällt, ist gut, Du bist immer und ewig, o Gestaltloser. Guru Nanak

0386

O Nanak! Groß ist die Kraft von Naam. Laß Frieden unter allen sein, nach Deinem Willen.

0387 S. 105

Der päpstliche Segen endet gewöhnlich mit den Worten: Urbi et Orbi (an die Bürger und an die Welt). Zuletzt kommt eine Stufe, wo der Sadhak keine Notwendigkeit mehr für ein Gebet sieht.

0388

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Das Gebet (Seite 44 von 80)

Voller Liebe sind Deine Werke; Nanak verlangt nur Hari Naam. Guru Arjan

0389

In welchem Zustand ich mich auch befinde, es ist der Himmel für mich. Guru Arjan

0390

Da Gott die Geheimnisse aller kennt, so gibt es kaum etwas, das Ihm zu sagen übrig bliebe. Wenn der Herr in jedem einzelnen von uns wohnt und unser ganzes Wesen durchdringt, welche Notwendigkeit besteht dann für ein Gebet und an wen?

0391

Hari wohnt in uns und weiß alles, zu wem sollen wir dann von uns sprechen? Guru Arjan

0392

Worum sollen die Niedrigen bitten, wenn Gott in allem wohnt? Guru Ram Das

0393

Die Heiligen leben immer in diesem Zustand. Da sie eins mit Seinem Willen und Seine bewußten Mitarbeiter sind, wäre das Gebet an sich Ketzerei für sie und würde wie Skeptizismus aussehen. Alle Kräfte der Natur sind ihnen zu Diensten. Wie wenig sich auch immer ein Gedanke erhebt, er muß, gleich einem unwandelbaren Gesetz Oberhand gewinnen. Gott ist immer mit Seinem Ergebenen und schaut auf ihn mit mehr Sorgfalt und Aufmerksamkeit als eine liebende Mutter nach ihrem Kind. Guru Arjan sagt:

0394

S. 106

Wer von Gott etwas erbittet, bekommt es sogleich, was es auch ist. O Nanak, die Worte des Ergebenen werden wahr, wo er auch immer sei.

0395

Um Seines Ergebenen willen begibt Er sich überall hin und ist immer an seiner Seite. Und was dieser auch von ihm erbittet, muß geschehen.

0396

Kabir beschreibt den Zustand seines Gemüts und sagt uns, daß es - wie das Wasser des Ganges -, so durchsichtig wurde, daß sich selbst Gott in ihn verliebt hat.

0397

Kabir, dein Geist ist nun so klar wie das Wasser des Ganges. Selbst Gott folgt dir rastlos und ruft »Kabir, Kabir«.

0398

Wenn alle Wünsche eines Ergebenen ohne weiteres erfüllt werden, wird er naturgemäß wunschlos. Die dem Wunsch willfährigen Schätze von Naam offenbaren sich in ihm und sorgen für ihn bei jedem Schritt.

0399

Mit dem Herrgott als liebendem Vater hat das Kind kein Verlangen nach irgend etwas; Du bist die Schatzkammer von Naam, und das Kind bekommt, was es wünscht. Die Gebete des Ergebenen können nicht vergebens sein. Guru Arjan

0400

S. 107

Da der große Gönner mit dem Ergebenen ist, braucht der letztere um nichts zu bitten, denn er ist eins mit Ihm, und es gibt keinen anderen, an den er sich wenden könnte.

0401

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Guru Arjan gibt uns eine wunderbare Beschreibung von diesem Zustand völliger Sättigung:

0402

Er ist unsterblich, und so habe ich nichts zu fürchten; Er ist unvergänglich, und ich habe nichts zu klagen; Er ist nicht arm, und auch ich leide keinen Mangel; Er steht über Sorgen und Leid, und auch ich kenne sie nicht; außer ihm gibt es keinen Zerstörer, Er und ich leben ewiglich. Da Er frei ist, kann auch mich nichts binden, wir stehen beide über der Gebundenheit. Er ist makellos, und auch ich bin unbefleckt; Er ist in mir, welche Mängel kann ich da haben? Er hat nichts, um darüber nachzudenken, so blieb auch mir nichts zu überlegen; keiner von uns hat etwas zu bemänteln. Er ist ohne Wunsch, und auch ich begehre nichts; Er ist fleckenlos rein, und so bin ich es; ich habe kein von Ihm getrenntes Sein, denn Er allein ist. O Nanak! Durch den Meister ist die Täuschung verschwunden; in ihn eingetaucht, sind wir von derselben Farbe.

0403

b) Bitte um einen Guru (einen kompetenten lebenden Meister) 0405

0404 S. 108

Gott fließt im Meister über. »Er wohnt dem Meister inne und verteilt das Wort.« Der Guru ist der personifizierte Gott. Bete zum Herrn:

O barmherziger Vater, Zerstörer unseres Übels, sei gnädig und sende uns den Satguru. Er ist fürwahr die Stütze unseres Lebens. Durch ihn allein können wir Dich erreichen. Du bist barmherzig und zerstörst all unsere Leiden. Erhöre unser Gebet. Laß uns nach dem Satguru suchen, durch den wir Dich erkennen. O Gott, Du Seele des Universums, gewähre uns Glauben an Naam (das mystische Wort) und die segensreiche Gemeinschaft der wahren Menschen. O Gott, gewähre uns den Satguru, der uns befreit, wenn wir seiner gedenken. Durch seinen bloßen Darshan (einen Blick von ihm) fühlt sich der Geist erhoben. Immer wieder werden wir unser Leben zu seinen Lotosfüßen niederlegen. Guru Ram Das

0406

Erbittet von Gott und dem Guru ihre göttliche Schau, völlige Selbstauslieferung und die Gabe von Naam. Betet auch, daß ihr von den üblen Neigungen des Gemüts und der Sinne frei werdet. Da Er allmächtig ist, kann Er uns all dies gewähren. Weiter können die Sucher darum bitten, daß sie sich glücklich Seinem Willen ergeben mögen. Wir haben keine guten Eigenschaften in uns, sind unwissend und von geringerem Wert. Wir sind nicht gut bewandert in religiösen Zeremonien usw. Deshalb, o Geliebter, hab Erbarmen mit uns. Verleihe uns die Fähigkeit, zu Deinem Ruhm zu singen und glücklich zu sein, worin auch immer Dein Wille besteht.

0407

Wir sind ohne Tugend, blind, unerfahren und ungelehrt und wissen nicht, was für uns oder die Gemeinschaft gut ist. Sei gnädig, o Gott, so daß Nanak von Dir singen kann und er sich immer an Deinem Willen und Wohlgefallen erfreut. Guru Ram Das

0408 S. 109

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Daneben betet um Ergebenheit und Naam. 0409

Wenn wir Dein Naam wiederholen, sind wir frei von Zweifel und Furcht; die in Liebe vertieft Dein gedenken, deren harret nicht weiter Geburt und Tod. Guru Arjan

0410

Wir sind demütige Bettler an Deiner Tür; sei gnädig und segne uns mit dem Nektar (Amrit) Deines Wortes. Der Satguru ist mein Meister und Freund, gewähre mir bitte den Kontakt mit ihm. Guru Ram Das

0411

Vergib den Mangel an guten Eigenschaften, und mach' mich dir, o Meister, zu eigen. Du bist unendlich und unerkennbar; sei gnädig und laß mich dich erkennen durch Shabd, das mystische Wort. Guru Amar Das

0412

Mein Gott, der Schöpfer, ist das Meer aller Güte; wer kann Ihn angemessen rühmen? Heilige bitten um die Gabe höchster Glückseligkeit, um Naam. Guru Arjan

0413

Wir sind nur bescheidene Bittsteller und Bettler, Du der Beschützer unserer Ehre. Sei gnädig und gib uns die Almosen Deines Naam, so daß wir immer in Deiner Liebe trunken bleiben.

0414 S. 110

O Herr, nimm uns unter den Schatten Deiner schützenden Schwingen; wir sind unfähig, etwas von uns aus zu tun; sei gnädig und gib uns Dein Naam. Guru Amar Das

0415

O mein göttlicher Freund, hilf, daß ich mich täglich bemühen werde, immer nur an Dich zu denken. O gib mir die Verbindung mit Shabd - dem Brot des Lebens.

0416

Die Gemeinschaft mit Heiligen färbt uns in Seinem Naam, und all unsere Wünsche erfüllen sich. Nanak bittet um deine Gnade und Barmherzigkeit und daß wir immer im liebenden Gedenken deiner Lotosfüße vertieft bleiben. Guru Arjan

0417

O Rama, mache uns zum Diener deiner Diener. Gewähre, daß wir uns im Licht deiner Heiligen wärmen, solange der Atem unseres Lebens währt. Guru Ram Das

0418

O barmherziger Gott! Gewähre uns gnädigst den leuchtenden Staub der Füße Deiner Heiligen. Guru Amar Das

0419

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24. Der Meister ist das größte Geschenk Gottes

0420 S. 111

Der wahre Reichtum und das größte Geschenk ist der Gottmensch; - der Mensch, der sich selbst verwirklicht hat und in seiner Gottheit begründet ist. Er ist gewissermaßen ein polarisierter Gott oder ein Pol, durch welchen sich Gott selbst unter Seinem Volk offenbart. Gott ist unendlich und grenzenlos und kann durch ein begrenztes Vorstellungsvermögen nicht erfaßt werden. Man kann Ihn jedoch im Meister insoweit begreifen, wie man die Größe eines Meeres vom Ufer und den Badestellen aus begreifen kann, wohin das Meerwasser sacht fließt, damit die Badenden gefahrlos hineingehen können.

0421

Gleichgeartetes zieht sich an, und so muß der Mensch notwendigerweise einen Menschen zum Lehrer haben, denn niemand sonst könnte ihn lehren. Der Weg zu Gott geht darum über den Menschen. Allein ein Gottmensch kann uns berichten über den »Weg hinaus« aus der Welt und den »Weg hinein« in das Reich Gottes, das gegen-wärtig für die Menschheit im allgemeinen eine verlorene Provinz ist. Der Sündenfall wurde vom Menschen bewirkt, und so muß auch die geistige Wiedergeburt durch den Menschen bewirkt werden. Doch es ist ein großer Unterschied zwischen Mensch und Mensch - der letztere ist Gott im Menschen.

0422

Denn der Herr tut nichts, er offenbare denn sein Geheimnis den Propheten, seinen Knechten. Amos 3, 7

0423

Denn alle Schrift (ist) von Gott eingegeben. 2. Tim. 3, 16

0424 S. 112

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Joh. 1, 14

0425

Der Meister (Guru) ist Gott personifiziert, denn es ist Gott, der durch den Meister spricht.

0426

Der geringe Nanak spricht, wenn immer Er es von ihm wünscht. Guru Nanak

0427

Die Worte des Meisters sind die Worte Allahs, obgleich sie anscheinend durch Abdullah (den Diener Gottes) ausgesprochen werden. Maulana Rumi

0428

Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnet, derselbige tut die Werke. Joh. 14, 10

0429

Das höchste Gebet, das der Mensch demnach darbringen kann, ist, daß Er in Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit eine Verbindung mit Seinen Propheten herstellen möge, die ihn dann gottwärts leiten. Der Gottmensch oder der Prophet zeigt ihm den Weg -

0430

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den erhabenen Pfad, der zu Gott führt. Es ist nur der Tonstrom oder das Tonprinzip, das von den verschiedenen Weisen unterschiedlich benannt wurde: »das Wort« oder »der Heilige Geist« bei den Christen; Kalma, Bang-e-Asmani oder Nida-e-Arshi bei den Moslems; Udgit, Akash-Bani, Nad oder Shruti bei den Hindus, und Shabd oder Naam bei den Sikhs. Zoroaster nennt es Sarosha, und die Theosophen bezeichnen es als »die Stimme der Stille«. Christus spricht von der Stimme des Gottessohnes. Gott fließt im Guru über und vereint so den Menschen mit dem Wort, damit er seine wahre Heimat erreichen kann.

S. 113

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben. Joh. 5, 25

0431

Der Tonstrom ist folglich das Mittel für die Erlösung. Er ist der Hauptschlüssel, der das Himmelreich aufschließt. Er gewährt dem Mensch ewiges Leben und bringt ihn wieder in das Reich zurück, aus welchem er infolge seines Ungehorsams gegen Gott vertrieben wurde. Welch größere Gnade kann ein Mensch von Gott erbitten als das Wiedererlangen des Reiches, das er verloren hatte? Es bedeutet das Ende seines langen Exils durch die Jahrhunderte hindurch, da Er das verlorene Schaf in seine Herde zurückruft. Der Meister ist der gute Hirte, der dies alles aus Mitleid für die irrende Menschheit tut. Solch hohe Seelen sind vom Höchsten beauftragt.

0432

Ich bin gekommen in meines Vaters Namen. Joh. 5, 43

0433

Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Joh. 6, 44

0434

Ähnliche Hinweise finden wir auch in den Sikh-Schriften: 0435 S. 114

Kabir kennt die Geheimnisse Gottes und bringt der Menschheit Seine Botschaft. Kabir

0436

Der dich in die Welt sandte, ruft dich wieder zurück und erwartet sehnsüchtig deine Heimkehr. Guru Arjan

0437

Hierin liegt die Größe der Meisterseelen. Sie bewirken die Wiedervereinigung von Gott und Mensch. Die so lange währende Zeit der Trennung wird beendet und das verlorene Kind wieder zu seinem Vater zurückgebracht. Es ist die große Heimkehr durch endlose Prüfungen und Drangsale. Die erlösende Gnade Gottes wird durch den Gottmenschen bewegt, und so wird der Zweck des Lebens erfüllt. Hinfort sind der Sohn und der Vater nicht nur versöhnt, sondern werden eins.

0438

Von der großen Tiefe geht er in die große Tiefe. Lord Tennyson

0439

Nun ist er nicht länger im Exil in der Welt, sondern ein Erbe des Reichs Gottes und wieder in seiner eingeborenen Gottheit begründet.

0440

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Dies ist die wirkliche Erfüllung des Bundes zwischen Gott und Mensch und die wahre Auferstehung oder Erhebung von den Toten, wie es dem Menschen durch den Sohn Gottes gewährt wurde. Das ist die Erfüllung des göttlichen Gesetzes und der Zweck der menschlichen Geburt.

0441

Es ist das grundlegende Gesetz Gottes, daß keiner Ihn erreichen kann ohne einen Satguru (Meisterseele). Guru Ram Das

0442 S. 115

Gott kleidet sich selbst in das gemeine Fleisch des Menschen, so daß Er schwach genug sein möge, Leid zu erdulden. John Donne

0443

Darum bittet Gott immer, daß Er uns mit einem Gottmenschen - einem Meister - in Verbindung bringen möge.

0444

25. Was man von einem Gottmenschen erbitten soll

0445 S. 116

Der Meister ist das Sprachrohr Gottes. Er ist der Pol, durch weichen Gott Seine Gottheit offenbart. Er ist die Stelle oder das Meeresufer, wo die Menschen gefahrlos hineingehen können, um zu baden. Er kann auch mit einem Schalter verglichen werden, der die konzentrierte Energie des Kraftwerks in sich birgt. Der Sohn und der Vater sind eins und handhaben dasselbe Gesetz. »Ich und der Vater sind eins«, sagte Christus. Gekleidet in himmlisches Licht, strahlt er Licht in die Weit aus.

0446

Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, er wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Joh. 8, 12

0447

Gott oder ein Gottmensch ist die Schatzkammer von Naam. Naam ist das Hauptinstrument Gottes, mit dem Er das Universum schuf und es erhält. In dem Augen-blick, wo Er Seine Kraft zurückzieht, setzt Auflösung, Zerstörung und Tod ein.

0448

Der heilige Johannes nennt es »das Wort«: 0449

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen. Joh. 1, 1-5

0450

S. 117

Ein Prophet, ein Heiliger und ein Apostel ist tatsächlich die Quelle der Kraft Gottes. Er ist wahrhaftig die Wohnstätte Gottes.

0451

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Gott kommt im Kleid eines Heiligen (eines Sadh) in die Welt. Guru Arjan

0452

Wer Sehnsucht nach Gott hat, muß zu einem wahren Heiligen eilen und Gott durch ihn suchen. Nichts, außer der »rettenden Gnade« des Meisters, kann die wahre Umwandlung des Weltklugen bewirken, der sich völlig mit der Sinnesebene identifiziert hat.

0453

Ich denke an Dich, und liebend verlange ich nach Dir; ich bitte die Heiligen, Dich mir zu enthüllen. Ich bete zu den Sadhs, denn ich höre, daß Gott mit den Ihm Ergebenen ist. Nanak hat großes Verlangen nach Ihm, o hab Erbarmen! Guru Arjan

0454

So lange schon sind wir von Dir getrennt - eine uns nun, o Gott! Es ist der größte Wunsch meines Herzens. Höre meine Gebete durch den Meister, Nanak hat keinen anderen Wunsch als diesen. Guru Ram Das

0455

Ich bete zu den Heiligen um Vereinigung, das ist es, wonach Nanak verlangt. Guru Arjan

0456 S. 118

Nach den Seelen, die Gott verwirklicht haben, will ich fragen und in aller Demut bitten, den Weg zu Ihm zu erfahren. Guru Nanak

0457

Heilige sind die Stellvertreter Gottes, und zu ihnen beten wir; wir sind nur arme Würmer, o Satguru, gewähre uns das Licht von Naam. Guru Ram Das

0458

Bhai Gurdas hat uns das schöne Gebet für die Sikhs gegeben: 0459

Ich bin ein verderbter Sünder und ein Ketzer, ein Dieb, ein Spieler und Einbrecher, ein Strolch, der von unerlaubtem Gewinn lebt, die ständige Beute aller Arten von Gelüsten und Sklave der fünf Leidenschaften: Lust, Zorn, Gier, Verhaftetsein und Egoismus; ein Verräter und ein undankbarer Wicht, verabscheut von allen. O ihr, mit all den Fehlern und mit noch mehr, gedenkt des Satguru, denn er ist wirklich mitleidsvoll.

0460

Ist einmal die Verbindung zwischen Meister und Schüler hergestellt, wird der letztere völlig von ihm abhängig. Wenn der Meister den Schüler annimmt, bedeutet es die Übernahme der ganzen Verantwortlichkeit für die karmischen Schulden oder Lasten des Schülers, einschließlich Pralabdh (Schicksal oder höhere Fügung), Kriyaman (Handlungen und Taten, die von Tag zu Tag ausgeführt werden) und der Sanchit Karmas (der große Vorrat karmischer Eindrücke, die noch nicht Frucht getragen ha-

0461

S. 119

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ben). Gleich einem amtlichen Liquidator ist es seine Aufgabe, die Schulden des Schülers zu liquidieren und abzuwickeln, um ihn wieder auf die Beine zu bringen für die zweite Geburt, die zum Leben des Geistes führt.

Wir sind nun des Meisters und seine Leibeigenen, o Nanak! Durch diese Verbindung von Meister und Diener errette uns nun. Guru Ram Das

0462

Ich verlange nach einem ewigen Freund, der immer wahr ist, vom Anfang bis zum Ende. Guru Arjan

0463

Ich bitte den Satguru, mich zu dem Freund zu führen, durch den, wenn man ihm begegnet, der Friede herabkommt und der Tod vergeht. Guru Nanak

0464

O Meister, möge ich leben, indem ich dich sehe, dann ist der Zweck meines Lebens erfüllt. Erhöre meine Gebete, damit ich durch dein Wort lebe; möge ich immer unter deinem Schutz sein, dessen Wert nur die wenigen Gesegneten kennen und auch sie nur durch des Meisters Gnade. Gewähre diese Gnade, mein Geliebter, damit du immer in meinem Herzen wohnst. Nanak hat nur den einen Wunsch, daß er den Urquell aller Tugenden nie vergißt.

0465

S. 120

Alles liegt in deiner gebietenden Macht, o Zerstörer der Furcht; so sagt Nanak: Errette den Unwissenden, o Barmherziger! Guru Arjan

0466

Da ich sehe, daß die ganze Welt in unsichtbaren Feuern verzehrt wird, komme ich zu deinen Füßen und bete, o vollendeter Meister: Errette uns, so du willst. Guru Amar Das

0467

Anhang 0468 S. 121

Verschiedene Gebetsbeispiele: 0469

Es ist sicher nicht unangebracht, zum Nutzen des Lesers nachfolgend einige Gebetsbeispiele mit einführenden Bemerkungen zu bringen.

0470

Der Mensch ist ein beseelter Körper, oder mit anderen Worten, Seele plus Körper, und davon ist die Seele der edlere Teil, denn sie ist das aktive Lebensprinzip, welches den Körper belebt. In der Tat hat der Körper ohne die Seele keinen Wert.

0471

Die großen Seelen oder Mahatmas sind von verschiedener Art. Es gibt Mahatmas, welche Gott um die lebensnotwendigen Dinge bitten, die Leib und Seele zusammen-halten, damit sie, nachdem ihre physischen Bedürfnisse befriedigt sind, ihre Zeit in Meditation über Gott verbringen können. Jesus erbat in seinem Gebet das »tägliche

0472

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Brot«, um das erste Bedürfnis der Natur zu befriedigen: »Unser täglich Brot gib uns heute.« Solche Seelen betrachten alles als von Gott kommend und erbitten von Ihm die Erfüllung ihres wichtigsten täglichen Bedarfs, um die übrige Zeit in ununterbrochener Ergebung zu verbringen. Der physische Körper ist das Werkzeug der Seele und muß darum für den höheren Zweck des Lebens, den Fortschritt der Seele, ernährt werden. Der Hunger, sagt Kabir, sei eine große Behinderung auf dem Pfad der Hingabe. 0473

O Kabir, der Hund des Hungers verdirbt die Meditation durch sein Knurren; wirft ihm einen Brocken hin, und dann setz' dich beruhigt nieder.

0474

Am Anfang lehrt der Satguru den Schüler, um seine Bedürfnisse zu bitten, wie aus den nachfolgenden Gebeten von Kabir hervorgeht:

0475 S. 122

Man kann nicht meditieren, wenn der Hunger innen nagt; so nimm den Rosenkranz von mir, o Gott.

0476

Gib mir Mehl, Butter und Salz neben einigen Hülsenfrüchten, damit ich Nahrung für's tägliche Leben habe; eine Bettstelle, ein Kopfkissen und eine Decke, damit ich ungestört über dich meditieren kann. Ich bin nicht gierig in meinem Verlangen, denn ich liebe nichts mehr als dein Wort. Gib mir genug, so daß ich in Frieden leben kann und keiner hungrig geht von meiner Tür.

0477

Ähnlich betet Bhagat Dhanna: 0478

O Gott, ich bete zu dir, denn du versiehst deine Ergebenen mit dem Nötigen; gib mir Hülsenfrüchte, Mehl und Butter, damit ich gut davon leben kann. Gib mir Kleidung und ein paar Schuhe und einen Vorrat von Weizen und Korn, Vieh zur Versorgung mit Milch und eine Stute, um sie zu reiten; eine einfache, gehorsame Gattin ins Haus; das ist alles, worum Dhanna bittet.

0479

Im »Gebet des Herrn« von Jesus Christus haben wir ein schönes Beispiel von allem, um das man bitten kann:

0480 S. 123

Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, zu uns komme dein Reich, dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel; denn dein ist das Reich, du ewiger Gott, die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

0481

Ein gleicherweise schönes Gebet gibt es, das an die Erdenmutter gerichtet ist: 0482

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Unsere Mutter, die auf der Erde weilt, geheiligt sei dein Name. Dein Reich komme zu uns, dein Wille geschehe in uns wie in dir. Da du jeden Tag deine Engel aussendest, schicke sie auch zu uns. Vergib uns unsere Sünden, wie wir alle unsere Sünden gegen dich büßen. Verschone uns von Krankheit, und befreie uns von allem Übel, denn dein ist die Erde, der Körper und die Gesundheit. Essener Johannes-Evangelium

0483

Die Schüler Buddhas wünschen immer der ganzen Menschheit Gutes, ohne die Notwendigkeit förmlicher Gebete zu erwägen; und dies ist wirklich die höchste Art eines Gebets, ob wir es nun Gebet nennen oder nicht. Wenn sie nach der morgendlichen und abendlichen Waschung in Meditation sitzen, bringen sie folgende Gedanken zum Ausdruck:

0484

S. 124

Ich wünsche universale Liebe für alle und bitte, daß die ganze Schöpfung auf allen Seiten - über mir und unter mir, zu meiner Rechten und zu meiner Linken - in Frieden lebe. Ich wünsche allen Gutes, seien sie in dieser Welt, im Himmel oder in der Hölle. Laß überall Friede sein.

0485

Im Rig-Veda (Hindu-Schriften) finden wir Gebete, in denen Gott für die Befriedigung von physischen und anderen weltlichen Bedürfnissen angerufen wird. Im Sukat 53 des Mandal 6 lesen wir:

0486

O Herr der Tapferkeit, wir beten um alle Gaben Gottes, um Erfolg in unserem Streben und Nahrung und alles, was wünschenswert ist. O Gott der Liebe, laß keinem etwas im Wege sein, damit er reichlich Nahrung habe, und erfülle unsere Wünsche.

0487

In seinem täglichen Gebet (Sandhya) bittet der Hindu: 0488

Brahma, das Auge der drei Regionen und der Devas ist vor uns. Wir wollen ihn hundert Jahre vor uns haben, und möchten hundert Jahre leben, um ihn zu sehen, zu hören, von ihm zu singen und für ihn glücklich und im Gebet hundert Jahre und noch mehr zu leben.

0489

Auch die Vedantisten denken, verweilen und meditieren über die Mahavakyas (ihre traditionellen Denksprüche) Aham Brahm Asmi (Ich bin Brahm) und Tat Twam Asi (Das bist Du).

0490

Das Gayatri - das heiligste Mantra - ist ein Gebet zum Herrn, der Sonne aller Sonnen, uns zu Ihm zu führen.

0491 S. 125

Khawaja Hafiz Shirazi betete im Zustand göttlicher Trunkenheit zu seinem Meister: 0492

Ich bin hilflos, und du bist hilfreich, wir sind getrennt seit Myriaden von Zeitaltern. Nimm mich aus reinem Mitleid zu deiner Wohnstatt; durch deine wundersame Schönheit angezogen, folge ich dir, sonst könnte ich mich nicht einen Schritt von der Stelle bewegen. Glücklich war Ayaz, der Sklave Mahmuds, denn er hat die königliche Gunst erworben.

0493

Es ist ein stolzes Vorrecht, an deinem Tor zu dienen, o mache mich dessen wert mit deinem gnadenvollen Blick.

0494

Und Shamaz Tabrez bat seinen Lehrer: 0495

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Das Gebet (Seite 54 von 80)

O Mundschenk, bringe den Wein der anderen Welt, der die Schau des Unsichtbaren gewährt. Nur ein Schluck davon bringt göttliche Berauschung; er schließt die kritischen Augen des Fleisches und öffnet das mystische Auge im Innern.

0496

O Meister, der Strauß lebt auf dem Berge Kaaf, für den Vogel - meine Seele - bist du die wahre Wohnstatt. Wie das Licht der Altar der Motte ist, soll mein Leben dir tausendmal geopfert sein. Öffne die Schleusentore der Wasser des Lebens, und enthülle die gepriesene Quelle von Kausar. Gewähre mir die Trunkenheit der Liebe, und halte das wandernde Gemüt verankert. Meine einzige Bitte ist, daß du den Platz in der Moschee meines Körpers einnimmst, und weihe die dürftige Stätte mit deiner heiligen Gegenwart.

0497

S. 126

Das Gebet der Moslems lautet: 0498

Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes. Lob sei Gott, dem Herrn der Menschen in aller Welt, dem Barmherzigen und Gnädigen, der am Tag des Gerichts regiert! Dir dienen wir, und dich bitten wir um Hilfe. Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast, nicht (den Weg) derer, die d(ein)em Zorn verfallen sind und irregehen!

0499

Gebete von Kabir 0500

Mit gefalteten Händen bete ich, höre, o Meer der Barmherzigkeit! Gewähre mir die Gaben des Mitleids, der Demut, Erkenntnis und des Glücks in der Gemeinschaft der Heiligen. Kabir, die Gedanken auf deine Lotosfüße gerichtet, bittet: O Meister, gib mir Kunde vom wahren Pfad der Heiligen.

0501

Was soll ich von dir erbitten, denn ich bin tief beschämt. Ich begehe Sünden, und du bist wahrhaftig Zeuge. Wie kann ich dir da gefallen? Während ich voller Fehler bin, bist du alle Güte. Ich bete: Wenn ich dich vergesse, so vergiß doch du mich nicht.

0502

0503

S. 127

O Herr, möchte ich dich nie vergessen, auch nicht inmitten von Millionen; du kannst viele haben gleich mir, doch für mich gibt es keinen, außer dir. Würde ich dich je vergessen, wo sollte ich dann Zuflucht finden? Ich kann mein Herz nicht anderen geben: Siva, Virancha oder Narada.

Trotz all meiner Fehler, sei nicht böse mit mir, der Meister vergibt die Sünden seines Dieners; der vergeßliche Kabir ist voller Mängel, doch der Meister hat ein liebendes Herz.

0504

Ich stecke zutiefst in Sünden, Sünden ohne Zahl. Es liegt an dir, zu vergeben oder mich zu töten.

0505

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Das Gebet (Seite 55 von 80)

Vergib, vergib und nochmals vergib, o göttlicher Vergebender. Ein ständig irrendes Kind bin ich, doch ich verlasse mich auf des Vaters Gnade. Du bist die Wohnstatt unzähliger Tugenden und ohne jedes Fehl. Doch wenn ich mich selbst erforsche, finde ich mich voll aller Übel. Ich habe nicht eine einzige Tugend in mir, höre, o göttlicher Meister!

Es ist nur durch die Macht deines Wortes, daß man mich überall ehrt. Ich bin voller Falschheit, während Gott lautere Wahrheit ist. Voll der Sünden, wie ich bin - o rette mich, so du willst. Mit einem Dorn im Fleisch bin ich geboren, voll von allen Übeln; du bist der große Gönner und Heiland. Errette mich, wie es dir gefällt. Erlöse mich ganz, denn ich bin in einem großen Strudel gefangen; die starke Strömung reißt mich fort, so du mir keinen Halt gewährst.

0506 S. 128

Für andere Sünder bist du eine Quelle erfrischenden Wassers; doch ich bin ein Meer von Sünden. Ich hänge nur am Wort des Meisters, darum höre mich, o Barmherziger. Ich weiß nicht, was Liebe ist, noch habe ich irgendeinen anderen Vorzug. Ich frage mich, wie die Liebe des Geliebten zu erlangen ist? Wenn ich dem Meister begegne, schreie ich auf in meinem Schmerz; mit dem Kopf an seinen Füßen will ich mein Herz entlasten. Alles durchdringend, wohnst du in jeder Form; müßte ich dich aufgeben, wer sollte mich dann hinüberbringen? Das Meer des Lebens ist zu tief, um es zu skizzieren und zu bemessen. Mit deiner Gnade, o Barmherziger, kann ich einen Halt bekommen. Voll allen Übels, habe ich nichts, um darauf stolz zu sein, und mein Herz ist hart. Doch vollendet wie mein Meister ist, kann er mich heil ans Ufer bringen. O mein vollendeter Meister, gib mir den sicheren Halt und führe mich ohne Aufschub direkt ans Ziel! Gewähre mir Ergebenheit, großmütig wie du bist; ich wünsche nichts, als dir ohn' Unterlaß zu dienen. Meister! Du bist gütig und barmherzig; ich ertrinke im Strom, o bring mich an Land.

0507

S. 129

Wie kann die Liebe zwischen dir und mir je enden? Wie das Lotosblatt im Wasser bleibt, so bleibst du in einem Diener. Wie der Nachtvogel Chakor immer nur den Mond ansieht, so mache auch ich es, mein Gott, dein Diener. Vom Anbeginn der Zeit bis zu ihrem Ende besteht die Liebe zwischen dir und mir. Wie könnte solche Liebe je verlöschen? Darum sagt Kabir: Wie der Strom in das Meer stürzt, so stürzt sich mein Herz in dich.

0508

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Das Gebet (Seite 56 von 80)

Ode an den Satguru 0509

Lang und mühsam ist der Kampf des Gemüts und doch umsonst; allmächtig bist du und kannst etwas tun, warum dann der Verzug? Hinauf und hinunter auf dem Rad des Lebens, hatte ich niemals Erfolg. O großmütiger Gott, hab' Erbarmen, befreie den Geist und sammle ihn ganz! Der Erzfeind, das Gemüt, ist nur ein ödes Land, o säe darin die Saaten deiner Liebe. Den falschen Freuden verfallen, kennt es nicht das wahre Glück. Nach den Genüssen der Welt verlangend, hat es nie die Süße Deines Worts gekostet. Was soll ich tun? Wie es nun richtig lenken? Denn es nimmt des Meisters Wort nicht an; dies Gemüt, ein unbegreifliches Gemisch, fühlt sich zu Shabd nicht hingezogen. Wie kann es sich befreien vom Zyklus der Geburten und Tode, wenn es nicht auf das Wort hört, das ihm der Meister gab? Weiter wird es in der Welt umhergeworfen und bleibt in den Fängen von Yama (dem Todesgott). Wenn es das Wort des Meisters vergißt, wird es schrecklich leiden. O Meister, du wohnst in jedem Herzen, warum führst du mich nicht heraus? Da ist niemand sonst, den ich mein eigen nenne, o bring mich doch zum Himmel empor. Hab nun Erbarmen mit mir, und nimm mich mit, so du willst, zu deinem himmlischen Heim.

0510

S. 130

Verstrickt in üble Gedanken, bin ich ein völlig Fremder in fremdem Land. O bessere mich jetzt, dann werde ich liebend allezeit dein gedenken. Ich empfinde Reue und bin traurig, denn ich weiß nicht, wie mich mit meinem Geliebten zu verbinden.

0511

Er lebt in hohen Himmeln, und ich bin ein Geschöpf der Erde, unglücklich ohne ihn. O Satguru, hör' meine Leidensgeschichte, und nimm mich weg aus dem Reich des Todes; in äußerster Hilflosigkeit rufe ich dich, o höre mich! Du bist gütig und barmherzig zu allen, außer zu diesem unglücklichen Wicht. Wie kann ich dir von meinem Leid erzählen, denn ich liege auf einem Dornenbett; du, o Geliebter, hast mich ermutigt, mit den Schwingen der Liebe zum Himmel zu fliegen; deine Gnade ließ mich ihn erreichen und der Not und Mühsal entkommen.

0512 S. 131

O Meister, höre auf mein Gebet, ich verneige mich vor dir wieder und wieder; gewähre die Nähe deiner Lotosfüße, und treibe das Böse aus mir heraus. Geleite mich sicher ans andere Ufer, denn mein Boot geriet in einen starken Strudel.

0513

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Das Gebet (Seite 57 von 80)

Keiner außer dir gehört mir, errette mich als Dein Eigen, o Meister! Trotz all meinem Übel bin ich doch dein, und du bist der Wohltäter ohne Grenzen. Ich bin in großer Not, in Kummer und Sorgen, so befreie mich, wenn du willst. Ich verehre dich mit Herz und Seele und opfere dir alles, was ich hab. Nun verfüge ich über einen machtvollen Notanker, obwohl ich deinen Wert nicht kenne. Du hast mir das Mysterium des inneren Tonstromes enthüllt, aber der Teufel des Gemüts hört nicht auf ihn.

Im Auf und Ab des Lebens wandernd, jagt es nach Namen und Ruhm; wie kann ich seine Richtung ändern ohne deine liebende Gnade, o Meister? O Herr meines Geistes, erhöre mein Gebet und zieh' das Gemüt aus dem alten Geleise.

0514 S. 132

Ich erbitte vom Meister nur eines: Laß mich erkennen das mystische Wort. Mein ganzes Leben wanderte ich mit dem Gemüt einher, befreie mich nun von den Banden des Karmas; laß mein Bewußtsein nach innen geh'n, lauschen dem unaufhörlichen Ton und den Verstand schweigen. So kann ich allem Übel entgehen und die ewige Stätte Sat Shabd (das wahre mystische Wort) erreichen. Gewähre mir die Trunkenheit des Wortes, auf daß ich in ihm ganz vertieft sein kann. Dann werden mich Unrecht und Schmach nicht berühren, da ich immer im liebenden Gedenken an dich versunken bin. Laß mich nicht vom Strom der Zeit mitgerissen werden, sondern gewähre mir den Anker des Wortes. Mein Gemüt ist nun untertan, o Meister! Möge es sich verlieren in deine Lotosfüße.

0515

O Meister, bring mich zu deiner Wohnstatt; ich bin ein unnützer Geselle, immer verstrickt in Zweifel und Illusionen; o Barmherziger, nimm mich auf zu dir; ich kenne nicht der Sünden Zahl, die ich begangen, und dem Geist gelingt es nicht, dein Wort zu fassen. Was soll ich tun? Mir fehlt die Kraft, und das Gemüt ist ohne Ruh.

0516

O Satguru, habe Mitleid mit mir, denn sonst bleibe ich unglücklich für alle Zeit. Das Bewußtsein geht nicht nach innen, die Gedanken sind nicht still, und ich kann die Größe deines Wortes nicht erkennen. Ich begab mich auf den Pfad der Meister, den hohen Weg der Spiritualität. Warum dann, o Meister, hältst du mich nicht fest?

0517 S. 133

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Das Gebet (Seite 58 von 80)

Dieser erhabene Pfad der Meister wird einen großen Rückschlag erleiden, wenn mir kein Erfolg in meinem Streben beschieden ist. Ich rufe aus egoistischem Denken und beuge mich nicht deinem Willen. Doch bitte ich immer wieder, o gewähre die Gabe deines Worts; o Meister, personifiziertes Wort, das du bist, ich komme zu dir um Hilfe.

Wie kann ich mich selbst befreien von den Tücken des Gemüts? Dies ist die Frage meiner Seele. Es warf den tödlichen Zauber weltlicher Freuden auf mich. Darum bin ich getrennt von meiner wahren Heimat. Umgarnt von den zehn Sinnen, befinde ich mich in einem Teufelskreis; ausgeschlossen von der zehnten Pforte, wandere ich durch die neun Tore hinaus. Gefangen im Netzwerk weltlicher Genüsse, finde ich nicht den Weg heraus aus der Knechtschaft. Außer dem Meister weiß ich keinen, der mich aus dem Ödland führen kann.

0518

Ich bin ganz bange vor Yama (dem Herrn des Todes), wer könnte mich von dieser Furcht befreien? Ich selbst habe mein Leben erniedrigt zu dem eines Tieres, da ich nie den Meister liebte. Wie der dürre Zweig, den der Baum abwirft, bin ich von der wahren Heimat verstoßen; ich bitte den Meister, mein Gemüt zu bewegen, daß es seine Lotosfüße hebt. Reinige mein Herz mit deinem Satsang, denn dort wird es sich selbst vom Körper trennen, sich mit dem mystischen Ton verbinden; und dann wird es den Nektar (Amrit) trinken von der Quelle der Unsterblichkeit. Leiden und Sorgen werden vergehen, und die Seele wird ohne Furcht sein. Dann werde ich mich mit dem Tonprinzip verbinden (dem Wort oder Shabd) und die Liebe meines Herrn gewinnen. O Gott, mach' mich zu deinem Eigen. Ich bin gekommen, zu deinen Füßen Zuflucht zu nehmen. Soami Shiv Dayal Singh

0519 S. 134

Miras Hymnen 0520

Hier habe ich viel gelitten, treibe hinweg meine Sorgen und Zweifel. Nun bin ich auf der Suche nach dir, o Herr! Nimm mich über die Grenzen des Leids hinaus. Die ganze Welt wird überflutet vom Strom der Geburten und der Tode.

0521

O Herr der Mira - Girdhar Nagar! Befreie sie von dem gewaltigen Rad der Geburten.

0522 S. 135

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Das Gebet (Seite 59 von 80)

Ich habe keinen Frieden, wenn ich dich nicht sehe, denn ich kenne die große Qual meines Herzens. Immer wieder steige ich hinauf zum Giebel des Hauses, um zu sehen, ob du kommst; und meine Augen sind rot geschwollen vom Weinen. Die ganze Welt ist trügerisch und vergänglich, und so alle Freunde und Verwandten. Mit gefalteten Händen bitte ich dich, höre mich. Mein Gemüt, ein großer Schurke, läuft immer Amok wie ein Elefant. Der Meister erklärte mir das Geheimnis und nahm mich auf in seine Herde; nun bin ich ruhig. O Girdhar Nagar - Herr der Mira, ich bin ganz vertieft in deine Betrachtung. Jeden Augenblick bin ich mir deines Daseins allerorts gewahr, und indem ich sehe, weiß ich mich gesegnet.

0523

Meine Freunde haben sich in Feinde verwandelt und hassen mich alle; du allein wünschst mir Gutes. Mein Boot ist ausgesetzt auf hoher See, ich bin ohne Ruhe den ganzen Tag, und der Schlaf flieht mich des Nachts. Durch ständiges Warten und Wachen bin ich abgemagert zum Skelett. Die Liebespfeile haben mein Herz durchdrungen, und nicht einen Augenblick lang kann ich die Qualen der Liebe vergessen. Du hast die verwünschte Ahilya vom Stein in der Wildnis zum Leben erweckt.

0524

Oh, welch ein Murren wird sein gegen Mira - erzähle mir doch davon. Der vollendete Meister Ravi Das kam von des Höchsten Stätte zu meiner Rettung und erschloß mir den Weg. So wurde ich eins mit dem Herrn. Ein furchtbarer Strom reißt mich hinunter. Rette mich, o Herr, so du willst. Keiner in dieser Welt gehört mir, außer dir; die Freunde und Verwandten alle sind mir ergeben aus selbstischen Gründen; laß den Herrn der Mira auf ihr Flehen hören und gewähre ihr den Segen deiner Füße nach deinem Willen.

0525 S. 136

Von Dhani Dharam Das 0526

Gewähre mir, o Meister, die Gabe der Ergebenheit, denn du bist ein großer Wohltäter; möchte ich dich in meinem ganzen Leben nicht vergessen und stets dir dienen. Pilgerfahrten, Fasten und Nachtwachen locken mich nicht, auch nicht die Götterverehrung; ich habe kein Verlangen nach irgend etwas außer dir. Du bist für mich alles, der Herr allen Reichtums! Ich brauche nichts, außer einem vollendeten Meister. Nicht im Traum will ich denken an Weib, Reichtum und Kinder, aber an dich und deine Größe. Höre auf das Gebet von Dharam Das, o großmütiger Herr!

0527

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Das Gebet (Seite 60 von 80)

Nimm mich heraus aus dem Kreislauf, und mache mich zu deinem Eigen.

Surdas betet: 0528 S. 137

O Herr, du Kenner aller Herzen, hab' Erbarmen mit mir! Ich habe keine Tugend, und es gelingt mir nicht, mich von dem Übel auch nur vorübergehend freizumachen. Ich trage mit mir eine schwere Bürde von List und Falschheit. Verwickelt zwischen Weib, Sohn und Reichtum, habe ich mich selbst verloren. O komm' zur Errettung von Sur, denn sein Boot beginnt zu sinken.

0529

Aus den Sikh-Schriften 0531

0530

Es gibt viele schöne Gebete im Adi Granth Sahib, den Sikh-Schriften. Einige Beispiele folgen hier:

Wir sind getrennt von dir durch unsere eigenen Taten. Erweise uns Barmherzigkeit, und nimm uns wieder auf. Wir wanderten nach allen Enden; ermüdet und erschöpft kommen wir zu deinen Füßen. Gerade wie eine trockenstehende Kuh nutzlos ist und Pflanzen ohne Feuchtigkeit welk und wertlos werden, so haben wir Unwürdigen keine Frieden ohne den Geliebten. Wenn sich der Geliebte nicht im Hause (Körper) offenbart, ist das Haus, ja selbst die ganze Stadt, in der man lebt, gleich einer Wüste.

0532

Die ganze Aufmachung und Verschönerung des Körpers ist ohne Nutzen. In Abwesenheit des Geliebten gleichen alle Freunde und Verwandten den Todesengeln (Yamaduts). Nanak betet: Verleihe mir gnädigst die Gabe deines Heiligen Wortes, und vereine mich mit dem Herrn, der immer währt.

0533 S. 138

Mein Geist sehnt sich nach des Herrn Anblick wie ein Durstender nach Wasser; mein Herz ist durchdrungen vom Liebespfeil, und nur er allein kennt meinen elenden Zustand. Wer immer mir Geschichten von meinem Geliebten erzählt, nur der ist mein Bruder. Kommt zusammen ihr Brüder, nehmt des Meisters Wort an und singet Lieder von meinem Geliebten. O Herr, erfülle Nanaks Wunsch: Gewähre ihm deinen heiligen Anblick, den Künder des Friedens.

0534

O Mutter, wie kann ich den Geliebten finden, den Herrn meiner Seele? Ich bin weder schön noch klug oder stark, ich bin ein Fremder und komme aus weiter Ferne, ich habe nicht Reichtum noch Jugend. Gewähre diesem hilflosen Geschöpf deinen Schutz. Durch endloses Suchen wurde ich von Liebe tief ergriffen, und dürstend nach dem Anblick des Herrn, wandere ich einher. Nun, o Nanak, hat der Barmherzige meinen Durst gelöscht durch die Verbindung mit den Heiligen.

0535

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Das Gebet (Seite 61 von 80)

O Meer der Gnade, bleibe immer in meinem Herzen, verleihe mir die Weisheit, die mich den Herrn lieben läßt.

0536

Ich bitte um den Staub der Füße deiner Diener, um ihn mir immer wieder auf die Stirn zu reiben. In die tiefsten Tiefen gefallen, bin ich gewiß, rein zu werden durch das Besingen deiner Herrlichkeit. Dein Wille soll mir lieb sein, und was du auch tust, soll mir gefallen; was immer du gibst, will ich bereitwillig annehmen und nach nichts anderem mehr suchen. Ich weiß, du bist mir immer nah; laß mich der Staub deiner Diener sein. Wenn wir die Gemeinschaft der Heiligen haben, dann allein können wir Gott erreichen. Wir sind immer deine Diener, und du bist unser Herr. Nanak sagt: Ich bin ein Kind, du bist mir Vater und Mutter, und dein Naam ist meinem Mund wie erfrischender Nektar.

0537 S. 139

Es ist durch dich, daß ich lebe, vergiß mich auch nicht für einen Augenblick. Gewähre mir nur eine Gabe: Entferne meine Zweifel, und beschütze mich, Geliebter, der du alle Geheimnisse kennst. Der Reichtum des Wortes ist größer als der von Millionen irdischer Königreiche. Der Nektar deines Blickes ist höchste Ehre für mich. O allmächtiger Geliebter, verleihe mir die Kraft, allezeit zu deinem Ruhm zu singen. O Wohltäter aller Seelen, ich nehme Zuflucht zu dir. Nanak opfert sich liebend zu deinen Füßen. O mach mich zum Staub deiner Füße, barmherziger Geliebter, Eroberer meines Herzens; sei gnädig und stille mein Verlangen. An allen zehn Enden der Welt wird dein Ruhm besungen, deine allwissende Weisheit ist überall gegenwärtig. Die dir zum Ruhm singen, mein Schöpfer, fühlen keinen Schmerz beim Verlassen der Welt. Die Verbindung mit den Heiligen befreit uns von allen Banden und Qualen; Nanak weiß, daß alle Vergnügen, Reichtümer und Freuden nichts sind ohne die Liebe zum Herrn.

0538

S. 140

Es gibt nichts außer dir, dem Schöpfer, und alles geschieht, wie du es willst; meine ganze Stärke ist von dir und auch die Stütze meines Geistes; Nanak meditiert immer nur über dich allein.

0539

O Parabrahm, du bist der größte Wohltäter und erhältst alles. Du bist und wirst immer sein; unerreichbar, unerkennbar, der Höchste und Unendliche. Jene, die dir dienen, sind befreit von Angst und Pein. Durch die Gnade des Meisters singt Nanak zu deinem Ruhm.

0540

Was wir auch sehen, kommt aus dir, o wundervoller Herr, du Meer aller Güte; o Sucher, gedenke beständig seiner; doch dieses Gedenken, Nanak, kommt nur durch seine Gnade.

0541

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Das Gebet (Seite 62 von 80)

Ich bin ein demütiger Diener dessen, der über dich meditiert. Die Gemeinschaft mit einem solchen befreit die ganze Welt. Nanak sagt: O Herr, ich bete um den leuchtenden Staub der Heiligen, erfülle mein großes Verlangen.

Du bist der liebreichste Herr, mit vielen Schülern gleich mir; du bist ein Meer von Juwelen, und unermeßlich sind deine Tiefen. O höchste Weisheit, sei gnädig, und gib mir Verstehen, so daß ich immer über dich meditiere! O mein Selbst, sei nicht eitel und stolz, doch demütig wie Staub, denn dies ist der Weg zur Befreiung. Der Herr Nanaks ist der höchste von allen, und viele wie Nanak dienen seinem Willen.

0542 S. 141

Sei gnädig, mein Gott, und laß meine Augen deine gütige Form schauen. Gib mir Millionen Zungen, Geliebter, um damit dein Naam zu besingen. Das Singen von dir wird mich vor dem Weg Yamas retten und alle Sorgen und alles Leid vertreiben. Gott durchdringt das Wasser, Erde, Ather und alles, was da ist; ich sehe ihn überall. Alle Zweifel und Irrtümer sind vergangen, und ich sehe Gott als den Nahesten der Nahen. O Herr, sei Nanak gnädig, gewähre ihm deine gesegnete Schau.

0543

Mein geliebter Herr, gib mir Millionen Ohren, damit ich ewig von deinem Ruhm hören kann. Dies zu vernehmen reinigt das Gemüt, und es zerreißt die Bindung an die Zeit. Alle Knechtschaft endet durch stetes Meditieren über den Allgegenwärtigen, und dann kommt Freude und wahres Wissen. Durch ständige Wiederholung seines Namens (Naam) erreichen wir mühelos einen Zustand der Wonne.

0544

Das Denken an den Herrn verbrennt alle Sünden, und üble Gedanken schwinden, wie von einem Zauberer vertrieben. Nanak bittet: Herr, sei gnädig, und laß die Menschen die Stimme des ewig gegenwärtigen Wortes hören.

0545 S. 142

Millionen Hände dienen dir, und Millionen Füße gehen auf deinem Pfad. Dein Wort ist das Boot, das uns über das Meer des Lebens und des Todes bringt. Wer darin sitzt, überquert den Bhavsagar (das schreckliche Meer des Lebens und des Todes) und ist wunschlos und für ewig gesegnet. Alle tödlichen Sünden vergehen, sie machen der Wonne Platz, und der mystische Ton wird hörbar. Was immer das Herz sich wünscht, geschieht; der unvergleichliche Ton ist ein kostbares Juwel; Nanak sagt: Sei gnädig, und gewähre uns, allzeit auf deinem Pfad zu gehen.

0546

Dies ist die Gnade, dies ist die Ehre, dies ist der Schatz von Naam, und glücklich ist, wer ihn erlangt. Es ist die größte Freude und der höchste Genuß für den, der zu seinen Füßen

0547

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Das Gebet (Seite 63 von 80)

meditiert. Nun ist das Gemüt vertieft in die Betrachtung seiner heiligen Füße und nahm Zuflucht zu ihm, dem Schöpfer von allem. Alles ist dein, o Herr, und du bist mein. Ich bin ein nutzloser Geselle, und du bist das Meer der Wonne: Diese Erkenntnis kommt durch die Gemeinschaft mit den Heiligen. Nanak sagt: Gott war gnädig, der Geist ist nun vertieft in liebender Betrachtung seiner Lotosfüße.

Du bist mein Vater, und du bist meine Mutter; du bist mein Verwandter und mein Bruder. Du bist mein Beschützer überall, wie gäbe es da Furcht? Durch deine barmherzige Gnade habe ich dich gefunden. Du bist meine Zuflucht und auch meine Ehre; es gibt keinen außer dir. Was auch immer geschieht, kommt durch dein Tun, und nichts kam durch uns.

0548 S. 143

Du bist unser Herr, und zu dir beten wir; Seele und Körper sind deine Gaben. Du bist uns Vater und Mutter, und wir sind deine Kinder; durch deine Güte empfangen wir unermeßliches Glück. Keiner kennt deine Größe, du bist der höchste Herr von allem; du erhältst die ganze Schöpfung, welche durch dich geschaffen ward und sich deinem Willen beugt. Du allein kennst deine ungeheure Größe. Nanak gibt sich immer deiner Liebe hin.

0549

O Wohltäter dieser unwürdigen Seele, mein Leben, Körper und Gemüt sind dein; wie kann man deine Größe ermessen; Welche Klugheit kann ein gekaufter Sklave bekunden? Mein Körper und meine Seele gehören dir, o herrlicher, bezaubernder Geliebter! Alles, was ich habe, geb' ich für einen Blick von dir, du mein Wohltäter, o Herr!

0550

Ich bin ein armer Bettler an deiner Tür; du bist immer gnädig, und es gibt nichts, was ich tun kann. O Meister! Du allein bist grenzenlos und unerreichbar. Welchen Dienst kann ich dir erweisen, welche Worte äußern, um dir zu gefallen? Wie kann ich deinen Darshan (einen Blick auf dich) erlangen? Wir können deine Größe nicht erkennen und auch nicht dein unendliches Sein. Ich sehne mich nur nach einem Blick von dir und höre nicht auf, dich zu bitten - ohne irgendein Schamgefühl - um die Gabe des leuchtenden Staubes der Füße deiner Heiligen, um ihn mir ins Gesicht zu reiben. Der Meister zeigte seine Barmherzigkeit, o Nanak, und der Herr befreite mich durch seine Gnade.

0551 S. 144

Wer ist unser, außer dir? O mein Geliebter, Erhalter meines Lebensodems,

0552

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Das Gebet (Seite 64 von 80)

du allein kennst den inneren Zustand meines Herzens; und du allein bist der gute Freund. Ich habe alles Glück von dir, o Meister! Unaussprechlicher, Unfaßbarer, ich kann nicht beschreiben dein vielfältiges Tun, du Meer aller Güte und Quelle wahren Glücks.

Du bist unerreichbar, der immer gegenwärtige Herr, doch wirst du bekannt durch des Meisters Gnade. Du nahmst mir jede Furcht und befreitest mich, als meine Selbstsucht gewichen war; die Angst des Lebens und Sterbens verging durch die Verbindung mit den Heiligen.

0553

Ich berühre die Füße des Meisters und diene ihm. Millionenmal sei ihm mein Sein geopfert, durch dessen Gnade ich das Meer der Furcht überquerte. Nanak sagt: Nun habe ich den Geliebten gefunden.

0554 S. 145

Du bist mein Beschützer hier und danach und nährst mich in der Mutter Leib. Das Feuer von Maya kann jene nicht erreichen, die trunken sind von deiner Liebe, vertieft in deine heilige Betrachtung. Wie kann ich deine Eigenschaften beschreiben? Ich erkenne deine Gegenwart in Körper und Geist; du bist mein Freund und Meister, ich weiß von keinem außer dir. Wen du unter deinen Schutz nahmst, den kann kein Hauch der glühendheißen Luft berühren. Du bist der Herr, und unter deinem Schutz erlangt man unermeßliches Glück. Du machst dich selbst bekannt durch Meditation in der Gemeinschaft der Heiligen: Du, der Höchste, Grenzenlose und Unvergleichliche. Du bist mein wahrer Meister und ich dein bescheidener Diener. Du bist der Herr, deine Größe ist echt. Nanak opfert alles dir.

0555

Du bist mein guter Gefährte und mein Freund, du bist mein Geliebter, und meine Liebe gehört nur dir. Du bist mir Gatte, Zierde und Ehre. Ich kann nicht leben ohne dich, sei's nur für einen Augenblick.

0556

Du bist mein Kleinod und fürwahr mein Leben, mein Meister und auch mein Herrscher. Ich werde immer deinem Willen leben und tun, was dir gefällig ist. Wohin ich auch blicke, sehe ich dich in Fülle; ich will dein Wort wiederholen, das mich furchtlos machte. Du bist mein großer Schatz, mein Gut. Du bist voller Liebe, die Stütze meines Geistes. Du bist meine Ehre, und ich bin vertieft in deine Liebe. Du bist meine Zuflucht und meine Stärke.

0557 S. 146

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Das Gebet (Seite 65 von 80)

Ich verehre dich im Geist und Körper, seit ich das Geheimnis vom Meister erfuhr. Der Meister begründete mich fest in dem Einen. O Nanak, der Diener von Hari wird immer durch Hari erhalten.

Verlangen nach Erlösung 0558

Bitte vergiß nicht deinen Diener - wenn nicht aus einem anderen Grund, so wegen meiner früheren Liebe zu dir; und nimm Besitz von meinem Herzen. Du bist gnädig, hebst die Gefallenen auf und siehst nicht auf unsere Mängel. Du bist meine Seele, in der Tat mein Lebensodem, mein ganzer Reichtum und mein Glück. Bitte brenne den Schleier der Ichsucht nieder, der mich von dir trennt. Wie kann der Fisch ohne Wasser leben und wie das Kind ohne Milch? Nanak dürstet nach dem Licht deiner Lotosfüße; ein Schimmer von dir bringt alles Glück, das man braucht.

0559

S. 147

Gesegnet ist die Liebe, welche sich hingibt zu den Lotosfüßen des Geliebten. Glücklicherweise fand ich den Vollendeten; ich erntete die Frucht von Millionen Härten und Meditationen. Ich bin dein geringer Sklave und hänge allein von dir ab, von nichts sonst. Die Wiederholung des Namens Gottes hat mir alle Furcht genommen, und durch den Balsam deines Wortes (aller Weisheit) habe ich mich aus dem langen Schlaf der Unwissenheit erhoben. Du bist unergründlich und unendlich groß, o Herr, ein wahres Meer der Güte, voller Edelsteine. Nanak sucht und bittet um das göttliche Naam; er verneigt sich zu den Füßen des Herrn.

0560

O Gott, sei gnädig, und nimm mich in deinen Schutz, denn ich weiß nicht, wie dir zu dienen, gering und unwissend, wie ich bin. Es ist ein stolzes Vorrecht, dich zum Geliebten zu haben. Wir sind alle Sünder und fehlen auf Schritt und Tritt, während du der Wohltäter der Unwürdigen bist.

0561

Wir laufen nach Maya und kehren Gott den Rücken. Solcher Art sind unsere Taten. u gibst uns alles in deinem Erbarmen, wohingegen wir gefühllos und undankbar sind. Verstrickt in deine Gaben, vergessen wir den göttlichen Gönner; es gibt nichts außer dir, o mein Befreier.

0562

Nanak sagt: Ich bin gekommen, zu dir Zuflucht zu nehmen. So befreie diesen Wirrkopf auch.

0563 S. 148

O Hari, bewahre mich vor Schande, denn ich bin in großer Furcht vor Yama (dem Tod);

0564

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ich bin gekommen, um bei dir Schutz zu suchen, o Meer der Barmherzigkeit. Ich bin töricht und gierig und habe mich erschöpft in immer neuer Sünde. Todesangst jagt mich allezeit, und ich werde verzehrt in den unsichtbaren Flammen. Ich versuchte viele Mittel, um Erlösung zu erlangen, und suchte an allen zehn Enden der Welt. Doch die im Innern wohnenden Geheimnisse des Herrn konnte ich nicht finden. Bar aller Tugenden, habe ich nicht meditiert und mich auch nicht Härten unterzogen. Was soll ich nun tun? O Nanak, erschöpft und besiegt wie du bist, suche seinen sicheren Hafen und bete um den Segen der Furchtlosigkeit.

Höre meine Bitte, o mein Herr! Ich bin dein Schüler, wenn auch mit Millionen Sünden behaftet. Du zerstörst alles Übel - bist immer gütig, und unwiderstehlich vertreibst du Sorgen und Weh. Gewähre mir Zuflucht zu deinen Füßen und beschütze mich, o alles durchdringender Absoluter. Du bist in allen Herzen und siehst und hörst uns überall, denn du bist näher als der Nächste.

0565

O Herr, höre Nanaks Bitte und errette mich, denn ich bin dein Schüler. Du bist allmächtig, und wir sind arme Bettler, in weltliche Attraktionen verwickelt. Nimm uns heraus aus dem Sumpf und befreie uns von der Knechtschaft des Gemüts und der Materie, denn wir zahlen jeden Augenblick die Strafe für unsere Mängel. O mein Schöpfer, du bist ungebunden und aller Grenzen bar; ich bin müde der Wanderungen durch die vielen Inkarnationen. Oh, hab' Erbarmen mit mir. Nanak betet: Ich bin der Sklave Haris, Gott ist die Stütze meines Lebensodems.

0566 S. 149

Du bist allmächtig, während ich nur wenig Klugheit besitze, mein Herr; du aber sorgst sogar für den Undankbaren, vollendet, wie du bist, in deiner mitleidsvollen Erscheinung. O Schöpfer, du bist jenseits allen Begreifens und grenzenlos, während ich niedrig bin und nichts weiß. Mit dem Rücken zu den Perlen sammle ich Muscheln, dumm, gering und unwissend, wie ich bin. Der hart verdiente Wohlstand (Maya), erworben durch redliche wie unredliche Mittel, ist vergänglich und schwindet im Nu. Nanak sucht Schutz bei dem Allmächtigen. Errette mich letztlich vor Schande.

0567

Wir sind beschmutzt, du bist rein, wir sind deiner unwürdig, o Wohltäter. Wir sind Toren, während du alle Weisheit bist und alle Macht (Fähigkeiten) besitzt.

0568 S. 150

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O Mahdo, welch gewaltiger Unterschied zwischen den beiden; wir die Versagenden und du so vollendet: wir die Sünder und du, der alle Sünden zunichte macht, o wunderbarer Geliebter. Du hast alles erschaffen und versorgst jeden mit Leben, Körper und Seele. Dieser Unwürdige ist ohne Qualitäten, und doch gibst du ihm alles in deiner Güte. Du tust Gutes, und wir erkennen es nicht an; dennoch bist du immer gütig. O Herr, beschütze deine Kinder, du, der Schatz von allem und der ewige König. Deine Schöpfung bittet dich. Nanak sagt: Gering, wie wir sind, rette uns um deiner Heiligen willen.

Mach' mich zu deinem Eigentum, o Barmherziger, denn ich suchte Schutz an deiner Pforte. Rette mich, du Wohltäter der Armen, denn ich bin müde geworden auf der Suche nach dir. Es liegt in deinem Wesen, die dir Ergebenen zu lieben und die Gefallenen aufzuheben; es gibt keinen außer dir, der auf mein Gebet hört. Darum nimm mich auf, o Barmherziger, zieh' mich heraus aus dem Meer des Samsara und ergreife meine Hand.

0569

O mein Geliebter! Hörst du, wie ich allein in der Wildnis wandere? Wie kann ich Geduld haben ohne den Geliebten, sorgenfrei wie er ist? Die Gattin kann nicht leben ohne den Gatten während der langen und qualvollen Nächte; ich kann kein Auge zutun und sehne mich nur nach deiner Liebe; o höre auf mich! In Abwesenheit des Geliebten hat keiner Sympathie für mich, und ich weine für mich allein. Nanak sagt: Die Gattin bekommt den Geliebten, wenn sie wirklich unglücklich ist und sich äußerst elend ohne ihn fühlt.

0570 S. 151

Der Geliebte meines Lebens hat mich verlassen. Wen gibt es, der mich ihm vereint? Es herrscht Glück, wo die Liebe vereint, denn dann wird das Wort (der mystische Ton) beseligend. Wirkt das Wort segensreich, finden wir den rechten Ort mit der inneren (mystischen) Lampe, die den Körper erhellt. Höre mein Freund, wir werden wirklich erleuchtet, wenn wir die höchste Wahrheit preisen. Seit mich der Satguru mit dem Geliebten vereinte, erlangte ich die Freude seiner Gemeinschaft, und das göttliche Wort, voll des Nektars, erfüllte mich mit heiterer Glückseligkeit.

0571

Nanak sagt: Ein Weib kann wahrhaft glücklich sein, wenn auch der Geliebte sie liebt.

0572

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Selbst wenn wir dich vergessen, sind wir doch dein eigen, o Herr!

Wenn ich auch Fehler mache, habe ich doch das stolze Vorrecht, dir zu gehören. Wessen Gemüt anderswo hinging, wird sicherlich sterben vor Leid, daß er es tat. Wie kann ich von meines Geliebten Seite gehen, wenn ich sehe, daß er meine Seele erhält?

0573 S. 152

Du bist mein Freund und mein Verwandter, und ich bin äußerst stolz auf dich; bist du da, bin ich glücklich und fühle mein bescheidenes Selbst geehrt. Da du so gütig zu mir warst, bitte ich, laß mich nicht nach anderen Dingen sehen, sondern die Gabe der Erinnerung an dich immer in meinem Herzen tragen.

0574

Ich will Meilen wandern, nur um deinen Darshan (einen Blick der Liebe) zu erlangen; so gerne will ich deinen Erzählungen lauschen, wenn es dir und dem Satguru gefällt. Millionen Sonnen und Monde können dem Glanz nur eines deiner Haare nicht gleichkommen; du bist der Größte der Großen, der Unbeschreibliche und Unaussprechliche; ich kann dich nicht hinreichend rühmen. Deine Freunde zählen nach Millionen, und alle sind mir überlegen. Gewähre mir nur einen gnädigen Blick, dann werde ich das glücklichste aller Geschöpfe sein.

0575

Sieht man ihn, empfängt man höchsten Frieden, und alles Herzeleid hat ein Ende. Wie könnte ich ihn vergessen, der mich mit seiner göttlichen Gegenwart erfüllt?

0576

Mit großer Demut werfe ich mich zu seinen Füßen nieder, und auf meine Bitte hin machte er mich zu seinem eigen. Nanak erlangte ihn durch die Hilfe eines Heiligen, denn so war es vorherbestimmt.

0577 S. 153

Du bist mein Vater, du bist meine Mutter; du bist meine Seele und mein Leben, der du das Glück gewährst. Du bist mein Herr und ich dein Diener, und außer dir ist niemand mein. Laß mich Tag und Nacht deinen Ruhm besingen. Wir sind die Instrumente, auf denen du spielst. Wir sind Bettler an deiner Tür, so gib uns die Gabe, du, unser Wohltäter! Durch deine Gnade genieße ich die inn're Wonne, denn du durchdringst jedes Herz. Allein durch deine Gnade können wir dein süßes Naam wiederholen und dich in Gemeinschaft der geliebten Heiligen rühmen. Durch deine Barmherzigkeit sind unsere Leiden beseitigt,

0578

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und durch deine Gnade öffnet sich der Lotos des Herzens. Voll Liebe ergieße ich mich zu den Füßen des Gurudevs (der strahlenden Form des Meisters), dessen Darshan (Anblick) Gewinn bringt, und dem zu dienen so sehr läutert; sei gnädig, o Herr, damit Nanak dich immer lobpreisen kann!

Mein Gott, welch armes, hilfloses Geschöpf bin ich! Aus sehr niedriger Geburt hast du mich zum Menschen erhoben, und darin liegt wahrlich deine Größe. Du bist der Herr von allem.

0579

Von dir ist die Seele und der Lebensodem, und keiner kann deine zahlreichen Attribute beschreiben. Geliebt von allen, versorgst du alle mit Nahrung, der du alles Leben erhältst. Keiner kennt dein Geheimnis. Du durchdringst die ungeheure Weite und das Jenseits, denn all das ist deine Offenbarung. Nanak betet: Gewähre mir die Gemeinschaft mit den Heiligen - das Schiff, um das Meer des Lebens und des Todes zu überqueren.

0580 S. 154

Bewahre uns, wie es dir gefällt; wir kamen unter deinen Schutz. Tag und Nacht begehen wir Sünden, doch der Herr vergibt und schützt unsere Ehre. Wir sind deine immer irrenden Kinder und du unser Meister und Vater. O gib uns deinen guten Rat; Nanak ist dein Diener, errette ihn vor Schande.

0581

Erflehen der unvergleichlichen Gabe von Naam 0582

O Satguru, ich kam zu deinen Füßen: Gib mir die Seligkeit von Naam, zur göttlichen Ehre, und befreie mich von allen Ängsten! Ich weiß keinen anderen Ort der Ruhe, und als letzte Zuflucht bin ich an deiner Tür.

0583

Ob ich's nun verdiene oder nicht, errette mich, so du willst, denn Verdienst hab' ich keines. Du vergibst immer, bist immer gütig und erhältst alles. Nanak nahm Zuflucht zu den Heiligen; sei gütig, und beschütze ihn nun.

0584 S. 155

Ich erhalte wahres Leben durch die Schau deines göttlichen Antlitzes und fühle mich in der Tat sehr beglückt. Höre mein Gebet, o Herr: Mache mich zu deinem Schüler, und gib mir Naam, und laß mich unter deinem Schutz, o wohltätiger Herr. Nur wenige sind es, die des Meisters Gnade würdigen. Hör meinen Ruf, mein Herr und Freund: Laß deine Lotosfüße in meinem Herzen bleiben; Nanak hat nur eine Bitte: Entgleite meiner Erinnerung nicht, du Meer aller Güte.

0585

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O Gott! Sei gnädig, und laß' uns zu deinem Lobpreis singen; sehnsüchtig erwarte ich die Zeit, da mich der Herr in seine Arme schließt. Wir sind Kinder ohne Weisheit und stecken tief in Unwissenheit. Du, unser Vater, mach' uns verständig. Die Söhne machen immer wieder Fehler, während sie unser aller Vater dennoch liebt. Was du uns auch immer gibst, o Herr, nehmen wir freudig an, denn wir haben keine andere Zuflucht, wohin wir uns wenden könnten. Der Herr wird den Ergebenen teuer sein, die dem Herrn teuer sind; durch deine Gnade werden wir uns mit dir vereinen, und allein durch deine Gnade können wir immer dein gedenken. Nanak kam zu Haris Tür, und er wird ihn vor Schande bewahren.

0586

S. 156

Bitte um die erhabene Gelegenheit, Heiligen zu dienen und sich dem Herrn hinzugeben

0587

O Barmherziger, ich bitte dich, mach mich zum Sklaven deiner Diener: Wenn du zu mir sprichst, belebt es mich, und ich erlange allen Reichtum und alle Königreiche. Die Schätze des Nektars von Naam sind im Hause der Gottergebenen in Fülle. Ich fühle mich erhoben in ihrer Gemeinschaft, denn dort höre ich von seinem Ruhm; mein Körper wird gereinigt in ihren Diensten. Ich bringe ihnen Wasser, fächle ihnen, mahle ihr Korn und bin glücklich, während ich ihre Füße wasche; ich kann nichts aus mir selber tun; drum erweise mir deine Gnade, o Herr! Führe mich an einen Ort, wo ich mit deinen Heiligen leben kann. Zeige mir gütigst dein barmherziges Antlitz, so daß ich in der Morgen- und Abenddämmerung zu deinem Lobpreis singen und die Füße deiner Diener mit meinem Haar vom Staub befreien kann; das ist mein geheimer Wunsch, o Meister! Denn es gibt keinen außer dir, an den ich denken kann. Ich meditiere zu deinen Lotosfüßen und richte meinen Blick auf dich. Barmherziger Herr, aller Meister; ich bete mit gefalteten Händen, daß Nanak, dein Diener, dein göttliches Naam wiederholen und in einem Augenblick ins Jenseits gelangen möge.

0588

S. 157

O Herr, ich habe nur einen Wunsch: Du Schatz der Barmherzigkeit und Güte, mach' mich zum Schüler deiner Heiligen; ich will ihnen zur frühen Morgenstunde meine Ehrerbietung erweisen, tief ergeben Tag und Nacht in ihre strahlenden Gesichter sehen und mich mit Körper und Gemüt ihrem Dienste weih'n. Immer will ich die Herrlichkeit des Herrn rühmen, und laß mich bei jedem Atemzug des Lebens seiner gedenken; laß mich tagtäglich mit den Heiligen leben. Meine einzige Nahrung und mein Reichtum ist dein göttliches Naam; dadurch erfreut sich Nanak wahrer Wonne.

0589

Bezeige mir nur eine Gunst: Laß meine Stirn an den Füßen des Heiligen sein, meine Augen seinen Darshan (Anblick) haben,

0590

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meinen Körper in seinem leuchtenden Staub liegen, das Wort des Meisters in meinem Herzen wogen und den Namen des Herrn in mir verbleiben. Befreie mich von den fünf tödlichen Sünden: Lust, Zorn, Gier, Verhaftetsein und Egoismus, und verbrenne all meine Zweifel und Irrtümer, o Meister. Was du auch immer tust, nehmen wir zu unsrem Guten, ohne jedwede Klage, was es auch sei. Du, o Herr, bist Nanaks Wohltäter, erlöse mich durch die Gemeinschaft deiner Heiligen.

S. 158

Um Schutz gegen die fünf Leidenschaften 0591

Mein Vater, errette mich! Ich bin ohne jede Tugend, während du alle Tugend bist; ich bin ganz allein und habe gegen die fünf Feinde anzugehen. Beschütze mich, o mein Erlöser! Die Widersacher spielen mir übel mit und machen mich furchtbar elend. Ich suche darum nach deinem Schutz. Alles habe ich gemacht (Sadhans), um ihnen auszuweichen, aber sie gehen nicht weg von mir. Ich hörte von der beschützenden Kraft der Heiligen und kam zu ihnen um Beistand; sie waren so gütig, mir zu Hilfe zu kommen und gewährten mir große Unterstützung. Sie lehrten mich Furchtlosigkeit, und ich praktizierte ihr Wort; so besiegte ich die furchtbaren Gegner durch den wonnevollen mystischen Ton (Bani). Nanak sagt: Indem ich das Licht sah, gelangte ich zu der tiefen Stille.

0592

Du machst mich frei von Leidenschaften, Falschheit, Gier und dem schlechten Reden über andere; merze all die üblen Neigungen in mir aus, und rufe mich nahe zu dir; laß mich auch deinen Willen erkennen! Haris Diener singen Lieder der Glückseligkeit. Oh, lehre mich, wie ich dich niemals, auch nicht für einen Augenblick vergesse. Überglücklich fand Nanak den vollendeten Meister, und seitdem gab sein Gemüt das Wandern auf.

0593 S. 159

Ich kenne keinen anderen als dich; du, o Herr, bist bei mir, mein Freund und Begleiter. Wie könnte ich Furcht haben mit dir als meinen Notanker und meine Hoffnung? Laß mich dich keine Sekunde vergessen, ob ich nun sitze oder stehe, im Bett liege oder nicht: Halte mich immer unter deinem Schutz, denn diese Welt ist ein furchtbares Meer der Leidenschaften. O Nanaks Satguru!

0594

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Du verleihst wirkliches Glück, und wir sind deine Kinder, o Herr!

Allgemeine Gebete für alle 0595

Alle Sünden derer, die den Heiligen ergeben sind und dem Herrn dienen, werden ausgelöscht und abgetan; sei gütig, o Herr, und laß uns in der Gemeinschaft derer, die dir teuer sind. Ich kann deine Größe nicht beschreiben, o Gott!

0596

Mit der schweren Last von Sünden, die wie Mühlsteine an uns hängen, waren wir in der Mitte des Stroms am Versinken, als du uns gnädig herausgehoben hast. Seit vielen Inkarnationen waren wir in die widerlichen Lockungen der Welt verwickelt; doch als wir mit den Heiligen in Verbindung kamen, waren wir gerettet. Wie Gold durch das Schmelzen im Feuer rein wird, so wird unser schmutziges Gemüt vergeistigt. Rezitiere sein Naam Tag und Nacht, und sättige dein Herz mit Haris Liebe. Sein Naam ist das unfehlbare Heilmittel in dieser Welt. Selbst unser Egoismus hörte auf durch die Kraft seines Heiligen Wortes. Hari ist einzigartig; er geht über unser Begreifen und selbst noch über das Jenseits hinaus; o du unermeßlich bewußte Wesenheit, sei deinem Diener gnädig; Nanak kam um deinen Schutz.

0597 S. 160

Wir sind blind und blindlings verwickelt in die verwirrenden Genüsse der Sinne. Wie können wir dem Pfad der Meister folgen? Nur die Gnade eines wahren Lehrers ermöglicht uns, in seine Herde zu kommen.

0598

Keiner ist so gering wie ich und keiner barmherziger als du. Was ist dann vonnöten? Ich habe ein stets schwankendes Gemüt; oh, führe mich zu einem vollendeten Heiligen. Da ich doch all meine Liebe dem Herrn gebe, warum bist du dann so schweigsam, o Madho? Seit vielen Inkarnationen sind wir getrennt von Sach Khand; doch dieses Leben weihe ich dir.

0599

S. 161

Ravidas sagt: Ich lebe in der Hoffnung, deinen heiligen Darshan (eine Begegnung) zu haben, den ich seit so langer Zeit vermisse.

0600

Welche deiner Eigenschaften können wir beschreiben? O Meister! Du bist grenzenlos und unbeschreiblich. Tag und Nacht singen wir Loblieder auf dein Naam, und das ist unsere einzige Hoffnung.

0601

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Wir sind unkundig und wissen nicht, wie zu dir zu gelangen. Der geringe Nanak ist ein Sklave und ein einfacher Wasserschöpfer. Laß uns leben, wie es dir gefällt, denn nun sind wir unter deinem Schutz. Wir begehen Fehler bei jedem Schritt, doch du vergibst und erhältst unsere Ehre. Wir sind deine unwissenden Kinder und du unser Vater und Meister. O lehre uns den Weg; Er nahm Nanak heraus aus der Sklaverei und machte ihn sich zu eigen.

O Meister, hab Erbarmen mit uns, und führe uns zu dir. Wir sind nur eine wertlose Last, und du kannst uns ans Ziel führen.

0602

O Meister, komm' und vereine mich; ich war so lange von meinem Herrn getrennt.

0603

Mein Herz und Gemüt wurden leer durch die Bindung, erfülle mich mit Gottes Licht.

0604 S. 162

Allen Dingen habe ich entsagt und bin zu dir gekommen, mein Meister. O nimm mich unter deine Schwingen, und mache mit mir, was du willst.

0605

Der Meister ist der wahre Ergebene des Herrn, und so bete ich zu ihm: Wir sind nur unwürdige Geschöpfe und suchen deinen Schutz; oh, gewähre uns die Gabe deines Worts.

0606

Da wir die Welt in Flammen sehen, wandten wir uns um Schutz an den Herrn. O Meister, errette und befreie uns, denn darin liegt Gottes' Ruhm.

0607

Ich reinige mein Herz, um es als Altar für dich zu bereiten. O wahrer Freund! Ich kam zu dir um Zuflucht, lehre mich den Weg zu Gott.

0608

Du allein kennst deine Mysterien, denn du bist ganz vollendet; o gewähre einer unwürdigen Waise Schutz, und leite sie zu dem ihr bestimmten Ziel.

0609

Ich bitte meinen Meister, mich mit meinem Herrn zu vereinen, wodurch ich Frieden und Freisein vom Tod erlangen kann.

0610

Als ich um Gemeinschaft mit den Heiligen bat, hörten mich des Herrn wahre Ergebenen und kamen zu mir; es war mein Glück, daß sie mich zu ihrem eigen machten.

0611 S. 163

Nanak betet zum Meister, daß er mit Gott vereint werden möge.

0612

O mein Geliebter, gewähre mir das heilige Wort Gottes. Die vollen Glauben in den Meister haben, werden ihrer Sorgen ledig.

0613

O Meister, wir kamen in deine Herde, um den Frieden des göttlichen Worts zu erlangen, dazu die Gnade Gottes und Befreiung von all unseren Sorgen.

0614

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O mein Meister, möge ich leben, indem ich dich erblicke, und mögen meine Taten Frucht tragen; das ist unser Gebet zu dir, o Herr. Gewähre uns den Segen deines Wortes, und mache uns zu deinem eigen.

0615

Dies ist meine einzige Bitte an dich, daß ich, vertieft in deine Meditation, in deine Farbe gefärbt sein möge.

0616

Du Spender aller Gaben, gewähre, daß ich von Eitelkeit und dem Ego frei werde und auch von Lust, Gier und Zorn.

0617

Aus dem anglikanischen Gebetbuch 0619

0618 S. 164

Folgende Gebete sind dem anglikanischen Gebetbuch entnommen, wie sie durch den Klerus und die Laien der Kirche von England gebraucht werden. Sie werden als in-spirierende Beispiele spiritueller Ergebung, Verehrung, Demut, inniger Bitte und Lobpreisung des höchsten Schöpfers dienen. Ein erhabener Ansporn wie hier ist in allen Religionen zu finden und weist die Universalität einer gemeinsamen Herkunft und Bestimmung für die ganze Menschheit nach.

O Gott, du Stärke aller, die ihr Vertrauen in dich legen, sei barmherzig, und nimm unser Gebet an. Wegen der Schwachheit unserer sterblichen Natur kön-nen wir ohne dich nichts Gutes tun. Gib uns deine Gnade zu Hilfe, daß wir in unserem Wollen und Tun dir wohlgefallen und deine Gebote halten; durch Je-sus Christus, unseren Herrn. Amen.

0620

O Herr, der du niemals Hilfe versagst und jene leitest, die du in deiner beständigen Furcht und Liebe erziehst; wir bitten dich, laß uns unter deinem Schutz und deiner gütigen Vorsehung bleiben, und laß in uns die beständige Ehrfurcht und Liebe vor deinem heiligen Namen sein; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0621

O Herr, wir bitten dich, sei barmherzig und erhöre uns; gib, daß wir, denen du das innige Verlangen nach dem Gebet verliehen hast, durch deine mächtige Hilfe geschützt und getröstet sind in allen Gefahren und Widerwärtigkeiten; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0622

O Gott, du Beschützer aller, die an dich glauben und ohne den nichts stark und nichts heilig ist, verstärke und vervielfache deine Barmherzigkeit für uns; da du unser Herrscher und Führer bist, können wir durch die vergänglichen Dinge hindurchkommen, so daß wir nicht zuletzt die ewigen Dinge verlieren. Gewähre uns dies, o himmlischer Vater, um Jesus Christus, unseres Herrn willen. Amen.

0623 S. 165

O Gott, wir bitten dich, gib, daß der Lauf der Welt durch deine Herrschaft so friedlich geordnet sei, daß dir deine Kirche in der göttlichen Stille freudig dienen kann; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0624

O Gott, der du für jene, die dich lieben, Dinge bereitest hast, die der menschliche Verstand nicht fassen kann, gieße in unsere Herzen solche Liebe zu dir, damit wir dich über alles lieben und das erlangen, was du uns

0625

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versprochen hast und was all unsere Wünsche übertrifft; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Herr aller Kraft und Macht, du Urheber und Spender alles Guten, pflanze die Liebe zu deinem Namen in unsere Herzen, verstärke in uns die wahre Religion; nähre uns mit allem Guten, und halte uns darin in deiner großen Barmherzigkeit; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0626

O Gott, der du deine Allmacht darin kundtust, daß du uns Barmherzigkeit und Erbarmen erweist, gewähre uns gnädig soviel deiner Gnade, daß wir, indem wir uns an deine Gebote halten, dein gütiges Versprechen erlangen und an deinen himmlischen Schätzen teilhaben; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0627

S. 166

Allmächtiger und ewiger Gott, der du immer bereitwilliger bist, uns zu erhören, als wir bereit sind zu beten, und mehr gibst, als wir wünschen und verdienen, schütte deine Barmherzigkeit in Fülle auf uns herab, indem du uns die Dinge vergibst, die unser Gewissen belasten, und uns das Gute zukommen läßt, das wir nicht zu erbitten wert sind, außer durch die Verdienste und die Mittlerschaft von Jesus Christus, deinem Sohn, unserem Herrn. Amen.

0628

Allmächtiger und barmherziger Gott, durch dessen Gabe allein dein gläubiges Volk dir wahren und lobenswerten Dienst tut. Gib, wir bitten dich, daß wir dir in diesem Leben so gläubig dienen, daß wir zuletzt dein himmlisches Versprechen erlangen; durch die Verdienste von Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

0629

Allmächtiger und ewiger Gott, laß unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe zu unserem Nächsten wachsen, damit wir das erlangen, was du versprichst. Laß uns das lieben, was du gebietest; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0630

O Herr, wir bitten dich, erhalte deine Kirche in deiner ewigen Gnade, und weil die Schwäche des Menschen ohne dich nichts vermag, hilf uns immer, und halte uns zurück von allen Dingen, die uns zum Nachteil gereichen, und führe uns zu den Dingen, die unserer Erlösung dienlich sind; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0631

Wir bitten dich, o Herr, laß deine Kirche durch dein immerwährendes Erbarmen rein bleiben und beschütze sie; und da sie ohne deinen Beistand nicht unbe-schadet fortbestehen kann, bewahre sie immerfort durch deine Hilfe und Güte; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0632 S. 167

O Gott, wir bitten dich, verleihe deinem Volk die Gnade, den Versuchungen der Welt, des Fleisches und des Teufels zu widerstehen, um dir, dem einzigen Gott, mit reinem Herzen und reinen Gedanken zu folgen; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0633

O Gott, da wir ohne deine Hilfe nicht imstande sind, dir zu gefallen, gewähre uns gnädig, daß dein Heiliger Geist uns in allen Dingen leiten und unsere Herzen regieren möge; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0634

O allmächtiger und barmherziger Gott, halte uns in deiner großmütigen Güte, damit wir, mit Körper und Seele bereit, heiter die Dinge vollbringen, von denen du möchtest, daß sie geschehen; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0635

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Wir flehen dich an, barmherziger Herr, gewähre deinem Volk Frieden und Vergebung, daß es von allen Sünden frei sei und dir mit ruhigem Herzen dienen möge; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0636

Herr, wir bitten dich, halte deine Familie, die Kirche, in steter Frömmigkeit, damit sie durch deinen Schutz von allen Widerwärtigkeiten verschont bleibe und dir hingebungsvoll mit guten Werken zum Ruhme deines Namens diene; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0637

S. 168

O Gott, unsere Zuflucht und unsere Stärke, der du der Urheber aller Güte bist, wir bitten dich, erhöre die hingebungsvollen Gebete deiner Kirche und gewähre, daß wir die Dinge, um welche wir vertrauensvoll bitten, tatsächlich erlangen mögen; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0638

O Herr, wir bitten dich, sprich dein Volk von all seinen Vergehen frei, damit wir durch deine großmütige Güte von solchen Sünden erlöst werden, die wir aus Schwäche begangen haben. Gewähre dies, o himmlischer Vater, um Jesu Christi, unseres gesegneten Herrn und Heilands willen. Amen.

0639

Gebet um Selbstlosigkeit 0640

Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens, daß ich Liebe bringe, wo man haßt, daß ich Versöhnung bringe, wo man kränkt, daß ich Einigkeit bringe, wo Zwietracht ist, daß ich den Glauben bringe, wo Zweifel ist, daß ich Wahrheit bringe, wo Irrtum herrscht, daß ich die Hoffnung bringe, wo Verzweiflung droht, daß ich Freude bringe, wo Traurigkeit ist, daß ich das Licht bringe, wo Finsternis waltet.

0641

O Meister, hilf mir, daß ich nicht danach verlange, getröstet zu werden, sondern zu trösten, verstanden zu werden, sondern zu verstehen, geliebt zu werden, sondern zu lieben. Denn: Wer gibt, der empfängt, wer verzeiht, dem wird verziehen, wer stirbt, der wird zum ewigen Leben geboren. Franz von Assisi

0642 S. 169

Abendgebet 0643

O himmlischer Vater, beschütze und segne alles, was Atem hat; behüte sie vor allem Übel, und lasse sie in Frieden schlafen. Albert Schweitzer

0644

Frühlingsgebet 0645

Der Winter ist nun gegangen, der Frühling ist da: winzige Blätter und liebliche Blüten, Lämmer auf dem Feld und Kälber, blühende Blumen rings um meine Füße. O Gott, lehre mich Güte, damit ich für alle Dinge, die schwachen und die

0646

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kleinen, sorge, auf daß ich stark und mutig werde und nützlich in meiner Liebe für alle. Anonym

Mit den folgenden Gebeten wollen wir diesen Teil beschließen: 0647 S. 170

Allmächtiger Gott, dem alle Herzen offen sind, der alle Wünsche kennt und dem nichts verborgen bleibt, reinige die Gedanken unseres Herzens durch die In-spiration deines Heiligen Geistes, damit wir dich vollkommen lieben und deinen heiligen Namen würdig verherrlichen; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0648

O Herr Christus, wir, die wir treulich für dich streiten, weihen dir diesen neuen Tag und beten, daß er in deinem Dienst, wie eine reine Perle im Kranz unseres Lebens glänzen möge; o du großer König der Liebe, dem immerwährende Verehrung und Ruhm gebührt. Amen.

0649

Lehre uns, o Herr, dein Leben in allen Menschen zu sehen und in allen Völkern deiner Erde. So leite deine Völker zum Verstehen deiner Gesetze, damit Friede und guter Wille auf Erden herrschen mögen; durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

0650

Die heiligste und anbetungswürdigste Dreieinigkeit, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist; drei Wesen in dem Einen Gott; Christus, unser Herr, der einzige weise Ratgeber, der Friedensfürst; die sieben mächtigen Geister vor dem Thron und die glorreiche Versammlung der Gerechten, Vervollkommneten, die Wächter und die Heiligen, seien unaufhörlich gepriesen durch alle lebenden Geschöpfe; Ehre, Macht und Ruhm sei ihnen jetzt und immerdar. Amen.

0651

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Gedanken in der Erkenntnis und der Liebe Gottes und seines Sohnes, Christus, unseres Herrn; und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sei mit euch und bleibe mit euch immerzu. Amen.

0652 S. 171

Ich stehe inmitten deiner umfassenden Kraft, an jeder Seite finde ich deine Hand; wachend, schlafend, daheim und draußen, bin ich umgeben ganz von Gott. Laß diese Gedanken mein Herz regieren, wo immer ich gehe, wo immer ich ruhe; laß nicht meine Schwächen die Sünde gutheißen, denn Gott ist da.

0653

Gebete verschiedener Religionen 0654

Aus den Hindu-Schriften: 0655

Om, der tausendköpfige Purusha, tausendäugig und tausendfüßig, der selbst das Universum von allen Seiten umfaßt, verblieb im Umfang der Zehn-Finger-Breite. All das ist allein Purusha, das, was war und das, was sein wird. Darüber hinaus ist er der Herr der Unsterblichkeit. Daher offenbart er sich selbst als das Universum, das sich mittels Nahrung entfaltet. Von diesem Ausmaß ist seine Größe, und größer noch als das ist der Purusha. Ein Viertel von ihm bildet alle geschaffenen Dinge, und die unsterblichen Dreiviertel sind in den höheren Regionen.

0656

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Das Gebet (Seite 78 von 80)

Der eine Gott ist in jeglicher Kreatur verborgen. Er durchdringt alles, ist das innerste Selbst aller Wesen, der Überwacher allen Tuns, der in allen geschaffenen Dingen wohnt; der Zeuge, das Herz, der Absolute, der frei ist von allen Attributen.

0657 S. 172

Der eine Bewohner, selbstbeherrscht, der den einen Samen in viele teilte, der ihr Atman ist. Jene Standhaften sehen ihn auf dem Thron ihres Atman; für sie allein gibt es ewige Glückseligkeit, nicht für andere.

0658

Wir wählen den Segen, auf daß wir des Opfers wegen für den Herrn des Opfers singen mögen. Göttlicher Segen sei unser. Möge auf den Menschenkindern Se-gen ruhen. Möge das, was von guter Auswirkung ist, immer singend aufwärts streben. Mögen wir, die Zweifüßigen wie auch die Vierfüßigen, gesegnet sein. Om! Friede, Friede, Friede.

0659

Aus den zoroastrischen Schriften 0660

Wir bitten um die barmherzige Freude Gottes, des allwissenden Herrn allen Seins. Wohltätige Heiligkeit ist der beste Segen. Es ist allein die Quelle wahren Glücks. Glücklich sei der, welcher aufrichtig und rechtschaffen ist.

0661

O Herr, durch den wohltätigen und überragenden Pfad der Reinheit können wir dich von Angesicht zu Angesicht schauen. Mögen wir dann deine mannig-faltigen Aspekte wahrnehmen, und mögen wir schließlich mit deiner gütigen Gegenwart eins werden.

0662

Reinige du meine Seele, o allwissender und großzügigster Geist! Gewähre mir Stärke durch vollkommene Weisheit, Güte durch Ergebung, Mut durch Rechtschaffenheit und Führerschaft durch ein wohlwollendes Herz. Daß ich spirituelles Wissen erwerben möge, um andere zu unterweisen, verleihe mir die Kraft, die wirklich der nachfolgende Segen des mildtätigen Herrn ist. Enthülle mir die Gesetze der Religion durch eine aufrechte Gesinnung und saubere Handlungsweise. Dann gibt Zoroaster, außer seiner vollkommenen gütigen Weisheit, sein eigenes Leben aus Nächstenliebe für den Allwissenden hin. Die Kraft seiner Rede und seines Tuns weiht er dem Dienste Ashas (des Heiligen Geistes) und Saroshas (des Engels der Inspiration).

0663 S. 173

Wie Ahu (der hohe Herrscher) in seinem Willen absolut ist, so übt der spirituelle Lehrer Ratu, seine Autorität durch das Gesetz der Rechtschaffenheit aus. Der Lohn für gute Taten, die dem Herrn zum Opfer gebracht werden, ist die Gabe eines gütigen Herzens. Wer immer den Bedürftigen die schützende Hilfe ge-währt, hat ein Anrecht auf die Kraft des Schöpfers.

0664

O allwissender Gott; wenn mir böswillige Menschen schaden wollen, wer sonst soll mir Schutz gewähren als das göttliche Feuer und die göttliche Weisheit, die in mir sind? O Gott, zeige mir die guten Taten, die in dieser Welt Rechtschaffenheit verbreiten! Sage mir, o Herr, wie die bösen Kräfte zunichte gemacht werden, damit ich anderen die Glaubenslehren erklären kann. Ganz sicher werden deine schützenden Worte, die ewig bestehen, erfolgreich sein. Zeige mir einen Lehrer, der voll der Weisheit ist und Meister in der Lehre beider Welten, so rein, daß sich ihm der Engel der Inspiration durch seine hebenden Gedanken nähert. Ein wahrer Lehrer ist dein geliebter Mittler.

0665

S. 174

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Das Gebet (Seite 79 von 80)

O unsterblicher Erzengel, ich bringe dir mein Opfer dar und die Ergebenheit in Gedanken, Worten und Taten, und mit meinem ganzen Herzen weihe ich dir dieses Leben meines Seins! Ich verehre den Pfad der Reinheit.

0666

Wer unter den lebenden Wesen im Liebesopfer führend ist, lebt seines aufrechten Verhaltens wegen immer in der Erkenntnis des Herrn. Wir huldigen all den Männern und Frauen, die danach strebten, zu dienen.

0667

Aus den Jain-Schriften 0668

Verehrung den Arhats, Verehrung den Vollendeten, Verehrung den Leitern des Sangha, Verehrung den Lehrern, Verehrung allen heiligen Mönchen in der Welt. Alle fünf sind der Verehrung würdig. Sie alle sind Beschützer gegen die Sünden. Dies ist das glücklichste unter allen glückverheißenden Dingen.

0669

Aus den hebräischen Schriften 0670 S. 175

Höre, o Israel, der Herr ist unser Gott; der Herr ist Einer. Möge es dein Wille sein, o Herr, unser Gott und der unserer Väter, der uns veranlaßt, in deinem Gesetz zu wandeln, und deine Gebote zu befolgen; führe uns nicht in Sünde, Übertretung, in Versuchung und Verführung. Mache uns frei von jeder schlechten Neigung, und laß uns am Guten festhalten.

0671

O gewähre uns Gnade, Gunst und Barmherzigkeit in deinen Augen und in den Augen aller, die auf uns schauen; verleihe uns gnädig deine Gunst. Gesegnet bist du, o Herr, der du deinem Volk Israel gnädig deine Gunst gewährst. Amen.

0672

(Das Wort ISRAEL ist zusammengesetzt aus: ISR = rechtschaffen; EL = allmächtig; daher die Bedeutung: Jene, die rechtschaffen unter dem Gesetz Gottes wandeln.)

0673

Gebet der Buddhisten 0674

Lob sei dem Herrn, dem Heiligen, vollendet in der Weisheit. Lob sei dem Herrn, dem Heiligen, vollendet in der Weisheit. Lob sei dem Herrn, dem Heiligen, vollendet in der Weisheit.

0675

Ich suche Zuflucht bei Buddha. Ich suche Zuflucht bei dem Gesetz. Ich suche Zuflucht bei der Bruderschaft.

0676 S. 176

Zum zweitenmal suche ich Zuflucht bei Buddha, zum zweitenmal suche ich Zuflucht bei dem Gesetz, zum zweitenmal suche ich Zuflucht bei der Bruderschaft.

0677

Zum drittenmal suche ich Zuflucht bei Buddha, zum drittenmal suche ich Zuflucht bei dem Gesetz, zum drittenmal suche ich Zuflucht bei der Bruderschaft.

0678

Ich verspreche, niemals das Leben irgendeines lebenden Geschöpfes zu nehmen. Ich verspreche, niemals etwas in diebischer Absicht zu nehmen.

0679

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Das Gebet (Seite 80 von 80)

Ich verspreche, mich der üblen Nachgiebigkeit gegen körperliche Leidenschaften zu enthalten. Ich verspreche, mich der Falschheit zu enthalten. Ich verspreche, mich jeglicher berauschender Getränke oder Drogen zu enthalten.

Aus der Theosophie 0680

O verborgenes Leben! Das in jedem Atom vibriert. O verborgenes Licht! Das in jedem Geschöpf leuchtet. O verborgene Liebe! Die alle in Einheit umfaßt. Möge jeder, der sich eins mit dir fühlt, erkennen, daß er ebenso eins mit jedem anderen ist. Annie Besant

0681

Glossarium 0682 S. 177

Darvesh = Sadh

0686

0685

0684

0683

Sandhy = Gebet Girdhar Nagar Madho = Namen von Krishna Kaaf = Berg im Himalaya (alte Bezeichnung)