Das große Weihnachtsbuch - bücher.de · Weihnachten in anderen Ländern England 105 Italien 108...
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Das große Weihnachtsbuch
Aufgeschrieben und herausgegeben von Rita Braun
Illustriert von Erhard Dietl
eltern_weihnachten_Y3.indd 1 14.09.2007 16:58:48 Uhr
cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House
Umwelthinweis:Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2007© 2007 cbj, München
Alle Rechte an dieser Ausgabe vorbehalten© für die einzelnen Texte: siehe Quellenverzeichnis im Anhang
sowie cbj, München und Gruner + Jahr, MünchenUmschlagabbildung und Innenillustrationen: Erhard Dietl
Umschlagkonzeption: Basic-Book Design, Karl Müller-BussdorfKu · Herstellung: IH
Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a. A.Satz: Barbara Rabus
Druck und Bindung: TBB, Banská BystricaISBN 978-3-570-13306-4
Printed in the Slovak Republic
www.cbj-verlag.de
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Advent, Advent, ein Lichtlein brennt …
Brennende Kerzen, der Duft von frisch gebackenen Lebkuchen, von Orangen
und Zimt, im Vorgarten liegt vielleicht schon der erste Schnee: Bald ist Weih-
nachten. Eine aufregende Zeit für Kinder und auch für Erwachsene. Dieses
Buch soll Sie und Ihre Familie durch die Advents- und Weihnachtszeit beglei-
ten – mit spannenden Geschichten, kleinen Gedichten, festlichen Liedern und
leckeren Rezepten. Es ist ein gemeinsames Projekt der Zeitschriften ELTERN
und ELTERNfamily und des cbj-Verlages.
Bekannte Kinderbuchautoren erzählen Geschichten, wie zum Beispiel die
vom verwunschenen Knopf, mit dem der kleine Artur einen echten Bären
unter den Christbaum zaubert oder die von Jason, der sich einen Besuch vom
Weihnachtsmann persönlich wünscht. Wir verraten, warum wir heute einen
Adventskranz haben, Weihnachtslieder singen, am Barbaratag Zweige in eine
Vase stellen und am Nikolaustag einen Stiefel vor die Türe. Sie erfahren, wie
Kinder in anderen Ländern Weihnachten feiern und welche Leckereien es bei
ihnen an den Festtagen gibt. Und noch vieles mehr …
Wir wünschen Ihnen eine wunderschöne Weihnachtszeit
und viel Spaß beim Lesen und Vorlesen
Ihre ELTERN- und
ELTERNfamily-Redaktion
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Die Adventszeit 9
»Wir sagen euch an den
lieben Advent« 10
Der Adventskalender 12
Der Adventskranz 13
Backen im Advent 14
Barbara Bartos-Höppner:
Schnüpperle backt Pfeffer-
kuchen 18
Heilige in der Adventszeit
Die heilige Barbara 21
»Ich brach drei dürre
Reiselein« 23
Josef Guggenmos:
Am 4. Dezember 24
James Krüss:
Das Nikolaus-ABC 25
»Lasst uns froh und
munter sein« 26
Annegert Fuchshuber:
Die Nikolausstiefel 27
Peter Hacks:
Nikolaus erzählt 31
Die heilige Lucia 32
»Santa Lucia« 33
Der heilige Thomas 34
Auf dem Weihnachts-
markt 35
Mirjam Pressler:
Weihnachten 36
Inhalt
Advent
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Wie Weihnachten
entstanden ist 41
Die Weihnachtsgeschichte 42
Willi Fährmann:
Wie Ochs und Esel in der
Heiligen Nacht in den Stall
kamen 44
In der Christnacht 48
Die Krippe 49
Die Bescherung 51
Erhard Dietl:
Bärenstarke Weihnachten 53
Joachim Ringelnatz:
Vom Schenken 57
Paul Maar:
Der doppelte Weihnachts-
mann 58
Engel und ihre Bedeutung 64
Der Christbaum 65
James Krüss:
Tannengeflüster 67
Kirsten Boie:
Der Tannenbaum 68
Das Weihnachtsessen 76
Wie die Weihnachtslieder
entstanden sind 77
»Stille Nacht, heilige
Nacht« 79
»Vom Himmel hoch,
da komm’ ich her« 80
»O du fröhliche« 81
»O Tannenbaum« 82
»Kling, Glöckchen,
klingelingeling« 83
»Ihr Kinderlein kommet« 84
Weihnachten
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»Morgen, Kinder, wird’s
was geben« 86
»Als ich bei meinen Schafen
wacht« 88
Edith Schreiber-Wicke:
Besuch am Heiligen
Abend 89
Heilige in der Weihnachtszeit
Der heilige Stephanus 92
Der heilige Johannes 93
Der heilige Silvester 94
Josef Guggenmos:
Viele Blätter 95
Der Neujahrstag 96
Die Heiligen Drei Könige 98
»Umzug der Sternsinger« 100
Heinrich Heine:
Die Heiligen Drei Könige 102
Weihnachten in anderen Ländern
England 105
Italien 108
Spanien 111
Griechenland 113
Frankreich 115
Schweden 117
Finnland 119
Polen 121
Russland 123
Amerika 125
China 127
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Advent
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Die Adventszeit
Im Advent wartet man ziemlich genau vier Wochen lang. Man wartet und
freut sich auf Weihnachten, auf die Geburt des Jesuskindes. Die wird jedes
Jahr am 24. Dezember gefeiert.
Adventus ist ein lateinisches Wort und heißt Ankunft.
Schon im 6. Jahrhundert hat man festgelegt, dass der Advent genau vier
Wochen andauert. Und damit das Warten auf das große Fest nicht zu lange
wird, gibt es viele Gebräuche und Sitten, die helfen sollen, sich die Zeit bis
dahin zu verkürzen.
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1. Wir sa - gen euch an den lie - ben Ad - vent.1. Wir sa - gen euch an ei - ne hei - li - ge Zeit
Se - het, die ers - te Ker - ze brennt.Se - het, die ers - te Ker - ze brennt.Ma - chet dem Herrn den Weg Weg W be - reit.
1.–4. Freut euch, ihr Chris-ten, freu - et euch sehr!
Schon ist na - he der Herr.________Schon ist na - he der Herr.________Schon ist na - he der Herr
F F B C F Gm C F
DM Gm C F B C F
F C F F C F
Dm G C7 FF
Dm G F
Dm G ADm G ADm G
Wir sagen euch anden lieben Advent
2. Wir sagen euch an den lieben Advent.
Sehet, die zweite Kerze brennt.
So nehmet euch eins um das andere an,
wie auch der Herr an uns getan.
Freut euch, ihr Christen …
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3. Wir sagen euch an den lieben
Advent.
Sehet, die dritte Kerze brennt.
Nun tragt eurer Güte hellen
Schein
weit in die dunkle Welt hinein.
Freut euch, ihr Christen …
4. Wir sagen euch an den lieben
Advent.
Sehet, die vierte Kerze brennt.
Gott selber wird kommen, er
zögert nicht.
Auf, auf, ihr Herzen, werdet licht.
Freut euch, ihr Christen …
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Der Adventskalender
Vom 1. Dezember bis zum Heiligabend sind es genau 24 Tage. An jedem Tag
kann man im Adventskalender ein Türchen öffnen, hinter dem eine Überra-
schung versteckt ist.
Vor langer Zeit malten die Kinder nur 24 Kreidestriche an eine Wand,
von denen dann täglich einer weggewischt werden durfte. Oder sie legten
jeden Morgen einen Strohhalm in eine kleine Krippe, damit das Jesuskind am
24. Dezember darauf weicher liegen konnte.
Den ersten richtig gedruckten Adventskalender konnte
man 1902, also vor über 100 Jahren kaufen: Es war eine
Weihnachtsuhr für Kinder. Zu den ersten Adventskalendern
gehört auch ein bunter Bilderbogen mit 24 Bildern zum Aus-
schneiden und Aufkleben.
Heutzutage gibt es viele verschiedene Adventskalender: als Laterne,
als Haus mit Fenstern und Türen, als Christbaum, als Weihnachtsmarkt oder
als Winterlandschaft, zum Aufklappen, zum Aufessen,
zum Rubbeln oder sogar als Computerspiel.
Am schönsten ist aber ein selbst gebastel-
ter Adventskalender, in den man kleine Über-
raschungen für seine Eltern, Geschwister und
Freunde hineinpacken kann.
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Der Adventskranz
Ein Kranz ist schon seit langer Zeit ein Zeichen für den Sieg. Das war schon
vor 3000 Jahren bei den alten Griechen so. Auch die vier Kerzen, die wir auf
den Adventskranz stecken, sind ein Zeichen für den Sieg: den Sieg des Lichts
über das Dunkel.
Den Adventskranz, wie wir ihn heute kennen, gibt es aber noch nicht sehr
lange: Vor ungefähr 150 Jahren lebte der Pfarrer Johann Heinrich Wichern in
Hamburg. Er gründete damals das Rauhe Haus. Das war ein Heim für arme
Kinder, die keine Eltern mehr hatten und deshalb auf der Straße leben muss-
ten. Im Rauhen Haus konnten sie schlafen, sie bekamen zu essen und später
hat man ihnen sogar geholfen einen Beruf zu lernen.
Im Advent hielt Pfarrer Wichern täglich einen Gottesdienst ab. Dabei wurde
jedes Mal eine Kerze auf einen Holzreifen gesteckt: an den Werktagen eine
kleine und an den vier Sonntagen eine große Kerze.
Dann wurde der Holzreifen noch mit Tannenzweigen geschmückt – und so
entstand der erste Adventskranz.
Weil aber 24 Kerzen sehr viel Platz brauchen, stehen heute in unseren
Wohnzimmern nur noch vier Kerzen auf dem Kranz, für jeden Adventssonn-
tag eine.
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Backen im Advent
Am 8. Dezember feiert man Mariae Empfängnis. Das bedeutet, dass Maria,
die Mutter von Jesus, selbst an diesem Tag geboren wurde. Früher haben die
Frauen am 8. Dezember mit der Zubereitung von Weihnachtsgebäck begon-
nen. Danach wurde bis zum 21. Dezember, dem Thomastag, gebacken, sodass
die Stuben bis kurz vor Weihnachten mit dem herrlichen Duft der Weihnachts-
bäckerei durchzogen waren.
Hier eine kleine Auswahl an köstlichem Weihnachtsgebäck:
Der aus Brotteig gebackene Klausenmann sieht aus wie der Nikolaus. In
Norddeutschland nennt man ihn Stutenkerl.
Getrocknete Birnenschnitze heißen auch Hutzeln, Hutzen oder Kletzen.
Aus Hutzeln, Rosinen, Gewürz und Hefeteig wird das Hutzel- oder Kletzen-
brot gebacken, aber man kann auch kleine Männchen daraus basteln.
Lebkuchen wurden früher wegen ihrer würzigen Zutaten als Heilmittel
verwendet. Deshalb nennt man sie auch Pfefferkuchen. Heute gibt es viele ver-
schiedene Lebkuchen. Meist sind sie glasiert. Werden sie mit Honig gebacken,
nennt man sie auch Honigkuchen.
Springerle sind ein typisch schwäbisches Gebäck. Der Name stammt wohl
daher, dass der Teig beim Backen fast um die Hälfte in die Höhe »springt«.
Springerle werden auch heute noch in wunderschön geschnitzten Holzformen
gebacken, die in vielen Familien über Jahre und Jahre hinweg weitervererbt
werden. Das Gebäck muss erst vier Wochen lang gelagert werden, bis es weich
genug zum Essen ist.
Aus Holland und dem Rheinland stammen die Spekulatius. Ihr Name
kommt von dem lateinischen Wort Speculator, was auch Bischof bedeutet. Es
ist zugleich der Beiname des heiligen Nikolaus. Aus einem Teig mit Butter und
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Mandeln werden Formen ausgestochen, die verschiedene Ereignisse aus dem
Leben von Nikolaus darstellen.
Der Name Zimtstern sagt es schon: Eine der wichtigsten Zutaten dieses
Gebäcks ist das Gewürz Zimt. Es wird aus der getrockneten Rinde des Zimt-
baumes gewonnen.
Unter den Christstollen ist besonders der Dresdner Christstollen sehr
berühmt. Seine Form soll uns noch heute an die in Tücher gewickelten Kinder
erinnern, die in Bethlehem von König Herodes umgebracht worden waren.
Für den Christstollen werden auch die weihnachtlichen Gewürze Zitro-
nat und Orangeat verwendet. Das sind gezuckerte Stücke aus der Schale von
Zitronen und Orangen.
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S P E K U L A T I U S
Zutaten:
500 g Weizenmehl • 2 TL Backpulver • 250 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker • 2 Tropfen Bittermandelaroma
2 Messerspitzen gemahlene Nelken • 2 Messerspitzen gemahlener
Kardamom • 1 TL gemahlener Zimt • 2 Eier
200 g kalte Butter oder Margarine
100 g geschälte, gemahlene Mandeln oder Haselnüsse
Zubereitung:
In das Mehl eine Vertiefung drücken und Backpulver, Zucker, Vanillezucker,
Bittermandelaroma und Gewürze hineingeben. Verkneten und mit Eiern,
Butter und Mandeln zu einem Teig verarbeiten. Diesen für ca. 1 Stunde kalt
stellen.
Dann den Teig dünn ausrollen und Formen ausstechen. Die Spekulatius auf
ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und im vorgeheizten Backofen bei
175–200 °C etwa 10 Minuten goldbraun backen.
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P F E F F E R K U C H E N
Zutaten:
200 g Zuckerrübensirup • 1 TL gemahlene Nelken
1½ TL Ingwer • 1½ TL gemahlener Zimt
1 TL Pomeranzenschale • 200 g Butter • 150 g Zucker
2 Eier • ½ TL Hirschhornsalz • 1 EL Wasser
500 g Mehl • 100 g Mandeln
Zubereitung:
Den Sirup und die Gewürze in einem Topf leicht aufkochen, dann unter gele-
gentlichem Rühren erkalten lassen. Butter, Zucker und Eier schaumig schlagen.
Den abgekühlten Sirup hinzufügen und das in Wasser aufgelöste Hirschhorn-
salz sowie das Mehl unterkneten. Den Teig zugedeckt bei Zimmertemperatur
einen Tag lang ruhen lassen und ihn dann dünn ausrollen. Formen ausstechen,
auf ein mit Backpapier vorbereitetes Blech legen und jeweils mit einer halben
geschälten Mandel verzieren. Bei 160–180 °C auf der zweiten Schiene von
unten 10–12 Minuten backen.
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Barbara Bartos-Höppner
Schnüpperle backt Pfefferkuchen
In der Adventszeit muss Pfefferkuchen im Haus sein, sagt Mutter immer, des-
halb backt sie heute. Noch nicht alles, nur zum Kosten und Knabbern. »Pfef-
ferkuchen schmeckt vor Weihnachten ohnehin am besten«, behauptet Vater.
Mutter lacht. »Und wer langt an den Feiertagen am meisten zu?«, fragt sie.
»Schnüpperle«, sagt Vater.
»Gar nicht wahr, du futterst am meisten. Und immer sagst du: Das ist der
letzte, sonst werd ich zu dick.«
»Sag ich das?«
»Ja, und dann nimmst du doch wieder einen.«
»Den allerletzten«, sagt Vater.
»Und dann den allerallerletzten!«, sagt Schnüpperle. »Bis dir der Bauch
wehtut.«
Als Vater gegangen ist, holt Mutter die Schüssel mit dem braunen Pfeffer-
kuchenteig aus dem Keller. Sie schneidet einen dicken Klumpen heraus und
Schnüpperle bekommt ein Stück davon ab. Er kann damit backen, was er will.
»Ich mach einen Hund«, sagt Schnüpperle.
Mutter rollt ihm den Teig platt, dann nimmt sie sich ihren Klumpen vor. Sie
sticht Herzen mit der Form heraus und Sterne und Halbmonde.
Schnüpperle müht sich derweil mit dem Teigschaber ab.
»Ich glaube, ein Hund ist zu schwer«, sagt Schnüpperle. »Ich krieg den
Kopf nicht richtig hin, und die Beine sind viel zu lang, wie’n Pferd.«
»Hals hat er auch keinen«, sagt Mutter.
»Was könnte ich denn sonst machen?«
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»Ich wüsste was Einfaches, aber ob es dir gefällt …«
»Was denn?«
»Einen Schneemann.«
»Einen Schneemann? Aber braunen Schnee gibt’s doch gar nicht«, sagt
Schnüpperle.
»Wir könnten deinen Schneemann aber mit weißem Zuckerguss bestreichen.«
»O ja! Und die Nase?«
»Ein Stück Zitronat.«
»O ja!« Schnüpperle knautscht den Teig zusammen und Mutter rollt ihn wie-
der aus. Dann hilft Mutter mit. Schnüpperle sticht eigentlich nur den Bauch aus.
Brust, Kopf und Arme formt Mutter. Aber die Arme sind auch besonders schwer
anzukneten, weil der Schneemann sie gerade in die Seiten stemmt.
Ganz vorsichtig legt Mutter den Teigmann aufs Backblech und schiebt es
in den Ofen. Nach fünf Minuten sieht sie nach, wie weit der Schneemann ist.
Schnüpperle darf auch gucken.
»Ooch, ist der aber dick geworden! Der bläst sich ja auf wie’n Luftegong.«
»Luftballon heißt es.«
»Weiß ich ja, aber ich hab doch immer so gesagt, als ich noch klein war.«
Mutter rührt schnell Puderzucker mit Wasser an. Jetzt ist der Schneemann
auch fertig gebacken. Mit dem Messer nimmt sie ihn vom Blech ab. Schnüpperle
wartet schon mit dem Pinsel. Er taucht ihn in den Zuckerbrei und bestreicht den
braunen Mann. Mutter setzt zwei Haselnussaugen ins Gesicht und eine spitze
grüne Zitronennase. Schnüpperle drückt die Mandelknöpfe auf den dicken
Bauch.
»Ooch, sieht der hübsch aus!«, sagt Schnüpperle. »Bloß gut, dass ich keinen
Hund gemacht habe, den hätte ich nicht so gut gekonnt.«
»Jetzt muss er trocknen«, sagt Mutter. Sie legt den Schneemann beiseite,
damit sie weiter Herzen und Sterne ausstechen kann.
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Alle Augenblicke fragt Schnüpperle: »Ist er jetzt trocken?«
»Nein, noch nicht.«
»Jetzt?«
»Nein. Warum hast du’s denn so eilig?«
»Weil ich mich freue, dass er mir so gut geraten ist. Wo stell ich ihn bloß hin,
damit ihn viele sehen können? Ans Fenster?«
»Am Fenster ist es zu feucht, da wird er weich und fällt zusammen. Aber ich
wüsste was«, sagt Mutter.
»Wohin denn?«
»Wir hängen ihn zwischen die grünen Zweige am Treppengeländer, da sieht
ihn auch jeder, der zu uns kommt.«
»O ja! Aber wie hängen wir ihn denn auf? Kloppen wir einen Nagel durch?«
Mutter überlegt. »Ich weiß«, sagt sie. »Wir binden ihm eine Schleife um den
Bauch und hängen ihn hinten daran auf.«
»Ja?«, fragt Schnüpperle. »Ja? Aber einen Schneemann mit Schleife um den
Bauch habe ich überhaupt noch nicht gesehen.«
»Unserer ist ja auch ein ganz besonderer. Er schmilzt nicht, er riecht gut und
schmeckt süß. Da kann er ruhig eine Schleife haben.«
»O ja!«, sagt Schnüpperle. »Er ist ein richtiger Pfefferkuchenweihnachts-
schneemann.«
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Heilige in der Adventszeit
Die heilige Barbara
Der 4. Dezember ist der Tag der heiligen Barbara.
Sie lebte im 3. Jahrhundert in der Stadt Nikomedia. Heute heißt diese Stadt
Izmit und liegt nördlich von Istanbul in der Türkei.
Barbaras Vater war ein reicher Kaufmann. Er liebte seine schöne Toch-
ter sehr, aber er war auch schrecklich eifersüchtig. Einmal ließ er sie deshalb
sogar in einen Turm sperren.
Der Legende nach wurde Barbara von einem Priester, der sich als Arzt
ausgab, zum Christentum bekehrt. Als ihr Vater davon erfuhr, wurde er sehr
wütend. Er wollte sie von der neuen Religion unbedingt wieder abbringen,
aber es gelang ihm nicht. Barbara wollte Christin bleiben.
Der Vater zeigte sie daraufhin an, und das war zur Zeit der Christenverfol-
gung ganz schlimm: Barbara wurde zum Tode verurteilt!
Ihr Vater, sagt man, wurde wegen seiner Untat später von einem Blitz getrof-
fen. Deshalb gilt Barbara bis zum heutigen Tag als Schutzheilige gegen Blitz
und Donner. Früher trugen auch viele Feuerglocken den Namen Barbara. Diese
Barbaraglocken läuteten bei Feuersbrunst und bei drohendem Gewitter.
Außerdem ist sie die Helferin der Glöckner, Bauleute, Waffenschmiede und
der Bergleute, die am Barbaratag ein Licht im Stollen aufstellen.
Im Berchtesgadener Land backen die Menschen am 4. Dezember das Bar-
barabrot.
An vielen Orten gibt es den Brauch, an diesem Tag einen Apfel-, Kirsch-,
Kastanien-, Pflaumen-, Holunder-, Rotdorn- oder Forsythienzweig zu schnei-
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den und ins warme Zimmer zu stellen. Bekommt der Zweig zum Weihnachts-
fest Blüten, gilt das als gutes Zeichen für die Zukunft.
Dieser Brauch geht auf eine Geschichte zurück, in der es heißt, dass Bar-
bara auf dem Weg ins Gefängnis an einem Strauch hängen geblieben war. Sie
durfte einen Zweig davon in ihre Zelle mitnehmen und in einen Krug mit
Wasser stellen. Als der Zweig am Tag ihres Todes blühte, wusste sie, dass Gott
sie nicht allein lassen würde und starb in Frieden.
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