das Magazin aus Freising · 2 x Fitness und Wellness für Freising Das größte und modernste...

31
Stadtgeschichten Theatersommer Interview mit Diethart Lehrmann, dem neuen Regisseur des Freisinger Theatersommers auf dem Domberg. Stadtgespräch Bürgerentscheid München spielt Schicksalsgöttin: Die Münchner Bürger entscheiden am 17. Juni über die 3. Startbahn. Stadtgespräch Stadtbildpflege Seit genau 5 Jahren treffen sich Bürger, um ihre Heimat zu ergründen, zu pfle- gen und zum Positiven zu gestalten. Juni Ausgabe 06/2012 6. Jahrgang kostenlos 9 7 7 1 8 6 9 4 2 2 0 0 5 ISSN 1869-4225 unterwegs Kultur auf Teneriffa Sommer, Sonne, Strand und mehr. Elisabeth Hofmann besuchte die kulturellen Höhepunkte der Insel. das Magazin aus Freising

Transcript of das Magazin aus Freising · 2 x Fitness und Wellness für Freising Das größte und modernste...

  • StadtgeschichtenTheatersommerInterview mit Diethart Lehrmann, dem neuen Regisseur des Freisinger Theatersommers auf dem Domberg.

    StadtgesprächBürgerentscheidMünchen spielt Schicksalsgöttin: Die Münchner Bürger entscheiden am 17. Juni über die 3. Startbahn.

    StadtgesprächStadtbildpflegeSeit genau 5 Jahren treffen sich Bürger, um ihre Heimat zu ergründen, zu pfle-gen und zum Positiven zu gestalten.

    JuniAusgabe 06/2012

    6. Jahrgangkostenlos

    9 7 7 1 8 6 9 4 2 2 0 0 5 I S S N 18 6 9 - 4 2 2 5

    unterwegsKultur auf TeneriffaSommer, Sonne, Strand und mehr. Elisabeth Hofmann besuchte die kulturellen Höhepunkte der Insel.

    das Magazin aus Freising

  • 3Juni 2012

    04

    05

    06

    09

    10

    12

    14

    16

    Der letzte MonatWas seit der letzten Ausgabealles passiert ist

    Nahaufnahme

    Timi geht essenFolge 57: Marriott

    5 Jahre StadtbildpflegeEin kleines Jubiläum kann heuer der Verein Stadtbildpflege und Baukul-tur in Freising e.V. feiern: Vor gut fünf Jahren wurde er gegründet.

    neue Lokale in Freising:- Beachfeeling beim Surf & Turf- Gemütliche Stunden beim Wein

    Fußball-Partylaune zur EMAb dem 8. Juni findet in Polen und der Ukraine die Endrunde der 14. Fußball-Europameisterschaft statt.

    Bürgerentscheid zur 3. StartbahnEin Bürgerentscheid soll die Stadt München dazu verpflichten, gegen die dritte Bahn zu stimmen. Damit wäre wohl die Startbahn gestorben.

    Hier schreibt die Stadt:VW-Qualifizierungszentrum kommt nach Freising

    Die Ansiedlung des DAX-Un-ternehmens im Gewerbegebiet Clemensänger ist für Freising ein mehrfacher Erfolg.

    Altes Freising:Eine Nacht auf einem Isarfloß bei FreisingDer englische Musikschriftsteller Charles Burney und sein kurzer Auf-enthalt in Freising im Jahr 1772.

    Die vhs-Kolumne:Lesen gefährdet IhreDummheit!

    Interview:Freisinger TheatersommerEin Interview mit Diethart Lehrmann

    Mehr als nur Wurst. Die Freisinger Grillmeisterschaft10 Teams grillen wieder um den Titel „Freisinger Grillmeister 2012“

    Reportage:African QueenEin Reisebericht vom Autor Helge Timmerberg

    unterwegs:Sommer, Sonne, Strand und mehrElisabeth Hofmann berichtet über die kulturellen Höhepunkte Teneriffas.

    Essen und TrinkenKirschen. Rot und süß. Ein Geniestreich der Natur

    Musik Jack White: BlunderbussActress: R.I.P.Movements 4

    KinofilmeBuckDein WegVielleicht in einem anderen Leben Kochen ist Chefsache

    BücherZeitensprünge (Christian Grimm)Wahr (Rikka Pulkkinen)Schwarzer Schmetterling (Bernard Minier)

    FINK-Terminkalender: Juni 2012Die HighlightsAusstellungstipp von E. Hoffmann Alle Termine im Juni 2012Impressum, Kleinanzeigen, Sudoku

    Themen des MonatsNEU 2 x Fitness und Wellness für FreisingDas größte und modernste Fitness-Studio im Landkreis bekommt Nachwuchs

    Stein-Center

    www.res

    pub

    lica.de

    Number 1 ab Mai 2013 auch im Freisinger Norden

    Das neue Top-Studio mit rund 1.150 m2, Milon-Zirkel, großem Kursraum und noch mehr Trainingsangeboten auf dem Gelände der ehemaligen Stein-Kaserne

    beste 5 Sterne-Number1-Qualität

    Täglich ab 6 Uhr Frühstücksbuffet für Ihren perfekten Start in den Tag

    Mit 1 Beitrag in beiden Studios trainieren

    Jetzt den Frühbucher-Bonus sichern: 1/2 Jahr zum 1/2 PreisFür die ersten 200 Neumitglieder, die sich von einem bestehenden Mitglied werben lassen.

    Tel. 0 81 61 - 87 21 00

    www.fi tnessworld-number1.de

    18

    21

    22

    24

    von hier

    von dort

    und anderenguten Dingen

    Termineund Service

    26

    32

    36

    39

    40

    42

    4344484958

  • Der letzte Monat

    4 Von hier von dort und anderen guten Dingen fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 5Juni 2012

    Achtung: Das Fußball-Fieber greift wieder um sich und die Chancen stehen gut, dass auch ganz normale Menschen davon angesteckt werden. Ab dem 8. Juni findet in Polen und der Ukraine die Endrunde der 14. Fußball-Europamei-sterschaft statt. Spätestens zum Halbfinale am 27./28. Juni und zum Finale am 1. Juli treffen wir uns alle Deutschland-Fahnen schwingend auf den Straßen Freisings.

    FestivalsZwei kulturelle Großereignisse hat die Stadt Freising in den vergangenen Wochen erlebt: Da war zum einen die „Freisinger Nacht der Musik“, die an einem lauen Sommerabend die Massen auf die Straße trieb. Und da war zum anderen das „Uferlos“-Festival, das auch bei seiner vierten Auflage das Volk mobili-sierte. Und das lag nicht nur an Rockgrößen wie Uriah Heep und Nazareth oder an Ka-berett-Göttern wie den Wellküren und Ger-hard Polt. Das Konzept mit freiem Eintritt zu zahllosen Konzerten in drei Zelten zieht nach wie vor - auch bei kühler Witterung.

    StadtpolitikIn mehreren Akten vollzog sich der offizi-elle „Machtwechsel“ im Rathaus von Dieter Thalhammer zu Tobias Eschenbacher. Thal-hammer wurde dabei mit Ehren geradezu überhäuft, ist jetzt Ehrenbürger der Stadt

    und Besitzer der Goldenen Bürgermedail-le und des Titels „Altoberbürgermeister“. Am 3. Mai wurde dann Tobias Eschenba-cher als neues Freisinger Stadtoberhaupt im feierlichen Rahmen einer Stadtratssitzung vereidigt. Aber auch sonst hat sich in der politischen Landschaft etwas verändert. Das lag besonders an der SPD: Eva Bönig, OB-Kandidatin der Genossin, hat aus Ver-ärgerung über mangelnde Unterstützung im Wahlkampf die Partei verlassen und hat sich im Stadtrat und Kreistag jetzt der Fraktion der Grünen angeschlossen. Die harsch kriti-sierte SPD-Ortsvorsitzende Monika Zauner ist inzwischen zurückgetreten.

    StadtentwicklungDie erste greifbare Maßnahme der Innen-stadtkonzeption hat begonnen: Das Innen-stadtmanagement, eine der 23 beschlossenen Maßnahmen, hat in der Unteren Hauptstra-

    ße acht Bäume in knallroten Pflanztrögen installiert. Die werden nun bis zum Herbst in der Innenstadt „wandern“. Ziel: Die Reak-tionen der Büger auf Grün in der Innenstadt testen. Einen Schritt weiter ist man auch bei der Umgestaltung der Isar im Stadtbereich gekommen: Mit dem Wasserwirtschaftsamt München wurde eine Vereinbarung unter-zeichnet, die die finanzielle Beteiligung für den so genannten „Freisinger Flaucher“ regelt und so den Startschuss für das Projekt gibt, das bis 2015 realisiert sein soll.

    JubiläenZu feiern gab es in der Domstadt auch wie-der was: Die Ringer von der SpVgg Freising begingen ihren 100. Geburtstag-Party, Fest-gottesdienst, Festumzug und Festakt in der Luitpoldhalle inklusive. Und die Studenten-verbindung der Bavaren konnte sogar schon ihr 150-jähriges Bestehen feiern. (AB)

    Was seit der letzten Ausgabe passiert ist:

    Im letzten Monat hat sich viel verändert, ein neuer Lebensabschnitt hat für mich begon-

    nen. Am ersten Tag als Oberbürgermeister der Stadt Freising hat mich gleich in der Früh eine französische Schulklasse aus unserer Partner-stadt Arpajon besucht, was mir bereits sehr viel Spaß gemacht hat. Seitdem habe ich schon eine Menge an Sitzungen und Besprechungen hinter mir, konnte beim Richtfest des neuen Hans-Eisenmann-Zentrums in Weihenste-phan sein und habe auch den Spatenstich für unser Kinderhaus im Steinpark sowie die Eröffnung des Erweiterungsbaus des Freisin-ger Finanzamtes miterlebt. Besonders gefreut habe ich mich natürlich auch über die zwei großen Kulturevents im Mai, die Gartentage und das Uferlos-Festival. Zwei Feste, die aus

    Freising einfach nicht mehr wegzudenken sind. Außerdem ist seit letztem Monat die erste sichtbare Maßnahme unseres Stadtmar-ketings in der Unteren Hauptstraße zu sehen: 8 schöne Bäume in roten Töpfen, die bis zum Herbst durch unsere Altstadt „wandern“ werden und quasi einen Startschuss für die Umsetzung der Innenstadtkonzeption geben sollen. Alles in Allem waren die ersten vier Wochen im neuen Job für mich unglaublich spannend, doch meine „Einarbeitungszeit“ ist noch lange nicht vorüber. Ich hoffe und bin mir eigentlich auch sicher, dass die nächsten Monate und Jahre genauso interessant und aufregend sein werden.

    Mein Monat: Tobias Eschenbacher

    Nahaufnahme

  • 6 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 7Juni 2012

    Stadtgespräch

    Auf Anraten vieler Freunde und Bekannter hab´ ich es nun endlich geschafft: Ich war soeben beim Sonntags-Brunch im Marriott Hotel. „Timi, da musst du unbedingt hin, das ist der Wahnsinn! Besser geht́ s nicht!“, hat́ s geheißen. Und deshalb war ich auch da. Ein Freund war auch dabei. Der hat sich na-türlich genauso darauf gefreut wie ich. Den Bauch mit allerlei Köstlichkeiten vollhauen, Getränke sind im Preis dabei, beste Qualität und so weiter. 35 Euro pro Person sind zwar nicht die Welt, aber dafür darf man schon ein wenig erwarten und hat gewisse Ansprüche an solch einen Brunch. Zudem wird gewor-ben mit dem Spruch „Freisings beliebtester Brunch“. Das wollen wir doch mal genau wis-sen. Also, rein ins Vergnügen!Wir parken in der Kammergasse und sind nach zwei Minuten Fußweg auch schon am Ziel. In der Lobby werden wir professionell und freundlich begrüßt und obwohl wir nicht reserviert haben, gibt die freundliche Dame am Empfang alles, um uns doch noch unterzubringen. Sie schafft es.Wir haben einen schönes Plätzchen inmit-ten des Getümmels erhalten. Der Gastraum ist eingerichtet wie eine überdimensionierte Küche. Hell gefliester Boden und hölzerne Küchenschränkchen an der Wand. Nicht ge-rade totschick, aber schon sehr einladend und gemütlich. Wie in einer Küche eben.

    Marriott HotelTimi geht essen: Wir bekommen sofort Prosecco, Weißwein oder Rotwein angeboten - ohne den ist der

    Andrang auf das Buffet auch kaum zu be-wältigen. Die Hektik der anderen Gäste ist deutlich sichtbar. Eine Kolonne um das Vor-speisenbuffet bewegt sich synchron, ruck-artig durch den Raum. Man kann kaum er-kennen, was es alles für Köstlichkeiten gibt. Kaum zu glauben, dass es gerade viertel nach zwölf ist und das Buffet bis 15 Uhr dauert. Einige Gäste scheinen tatsächlich dem Hun-gertod recht nahe. Besonders die etwas besser Genährten kämpfen ums Überleben am Vor-speisentisch. Das Hotelpersonal hat das alles wunderbar im Griff und füllt fleißig die Plat-ten mit frischen Speisen auf. Auf dem Tisch stehen eine großzügige Salatauswahl, diverse Snacks, geräucherter Fisch, ein kompletter marinierter Lachs, Rollmöpse, bayerischer Wurstsalat, eingelegter Bismarckhering, Krautsalat, Pepperoni mit Schafskäse... da kann man sich wirklich nicht beschweren! Nachdem sich die anfängliche Aufregung etwas gelegt hat, machen wir uns auch auf zum Vorspeisenbuffet und genießen das hochwertige Essen. Mein Croissant, das ich zum Lachs genommen habe, hat leider eine Schokofüllung. Ich weiß allerdings nicht, ob es Absicht oder Versehen war, die Croissants so nah am Fisch zu platzieren. Für mich war Lachs und Schokohörnchen allerdings eine einmalige Erfahrung. Plötzlich geht es wieder los: Quasi alle Gäste stehen praktisch gleichzeitig am Hauptspei-senbuffet. Jetzt hat es der arme Küchenjun-ge schwer, Nachschub heranzukarren. Da sieht man schon mal böse Mienen, weil sich ein anderer Gäst zu viel grünen Spargel auf den Teller getan hat - und jetzt gibt es gera-

    de nur noch weißen Spargel. Ich finde das alles ganz putzig und warte einfach 2 Minu-ten, bis die nächste Ladung grüner Spargel kommt. Auch hier bei den Hauptspeisen gibt es einige nette Sachen zu entdecken: Stir Fry Hühnchen Asia Art, verschiedene Reis Vari-ationen, Bärlauch Ravioli, Rinderhüftsteak in dunkler Sauce, Quiche und Lauchtorten und sogar eine kleine Nische, in der eine jun-ge, gut gelaunte Köchin Meeresfrüchte zube-reitet. Sehr schön! Also die Köchin... äh die Meeresfrüchte, mein ich! Also die Köchin schon auch... äh... Oh mann Timi, du redest dich schon wieder um Kopf und Kragen... weiter im Text.Ich nehme von allem etwas und bin erst-mal beschäftigt. Die meisten Gerichte sind wirklich gut! Selbst die Bärlauch-Ravioli sind wunderbar auf dem Punkt. Das Asia Hühnchen ist nett gemeint, aber gewinnt sicherlich keinen Preis. Eine Sache geht aller-dings gar nicht: Das Rindersteak. Nachdem das erste Stück komplett ungenießbar war, hab` ich mir dann noch ein zweites Stück ge-holt, um auf der sicheren Seite zu sein. Aber auch hier, Fehlanzeige. Das Steak ist zwar innen wunderbar rosa und auch mittelklasse weich - aber staubtrocken und komplett ge-schmacksbefreit. Ich hoffe, es lag an diesem Tag nur an der Fleischauswahl und ist nicht immer so, denn das geht mal so gar nicht. Ge-rade in Anbetracht des Eintrittspreises. Sonst könnt ihr gerne am 4. Juli, zum Wohle eurer Gäste, bei der fünften Freisinger Grillmeis-terschaft vorbeischauen und euch ein paar Tipps holen. Wo ich gerade bei den negativen Seiten bin: Die Besteckverteilung bei den Speisen konn-te ich nicht so ganz nachvollziehen. Da muss

    man sich frische Gurkenscheiben mühevoll mit einer Gabel herausfischen, wo es doch mit einem Löffel so viel einfacher wäre. Wenn man den Rollmops mit dem beige-fügten Löffel auf dem Schüsselchen nimmt, hat man den ganzen Teller voll Fischsaft. Nicht so toll. Beim Nachspeisen-Buffet gibt es für den Kuchen nur kleine Löffel. Da bin ich mir aber sicher, dass ihr das bald hinbe-kommt. Auch die Darbietung der Marmeladen hat mir nicht so gut gefallen - plumpe Plastik-verpackungen. Kann man da nicht einfach kleine Weckgläser verwenden? Die schauen nicht ganz so billig aus, man kann einfül-len, was man möchte, und jeder Gast kann sich sein eigenes Glas nehmen, ist also auch für die Hygiene ganz toll. Gibt̀ s günstig bei Amazon.So, genug der negativen Seite, jetzt geht es steil bergauf, das Nachspeisen-Buffet war-tet auf mich. Und das ist eine wirklich ganz große Nummer. Selten eine so hervorra-gende Auswahl gesehen: Panna Cotta Erd-beer Törtchen, Mousse in diversen Variati-onen, unzählige Schnittchen und sonstige Konditoren-Meisterleistungen. Selbst eine Eisskulptur in Schwanenform gefüllt mit Vanille-Pistazieneis und Himbeeren blickt ehrfürchtig auf den Gast herab und möchte verspeist werden. Hübsch, hübsch! Sowas bekommt man nicht alles Tage und stimmt mich wieder glücklich. Vielen Dank dafür!

    Fazit: Zwei Personen, siebzig Euro, den Bauch prall gefüllt. Nicht ganz billig, aber gute Produkte. Bis auf das Rindersteak. Aber das wird schon!Bis dann, Timi

    München Airport Marriott HotelAlois-Steinecker-Straße 20 Freising

  • 8 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 9Juni 2012

    Stadtgespräch

    Ein kleines Jubiläum kann heuer der Ver-ein Stadtbildpflege und Baukultur in Frei-sing e.V. feiern: Vor gut fünf Jahren, am 30. März 2007, wurde er von 30 Freisin-gerinnen und Freisingern gegründet (heu-te hat er über 100 Mitglieder). Von seiner Ausrichtung her ist der Verein als beinahe „klassischer“ Heimatpflege-Verein zu se-hen, mit einem Schwerpunkt in den Be-reichen Denkmal- und Landschaftspflege, Stadtplanung und Architektur sowie Bau- und Kunstgeschichte. In den vergangenen fünf Jahren haben die Freisinger Stadtbild-pfleger verschiedene Projekte initiiert, die das Anliegen des Vereins immer wieder deutlich erkennen ließen: Freising als Hei-mat ergründen, pflegen und zum Positiven gestalten. Zu den bekannteren Maßnahmen der Vereinsarbeit gehört beispielsweise die Anlage eines Weingartens am Südhang des Domberges unterhalb der Freisinger Residenz: Die Anlage erfolgte 2009, durch stete Pflege konnte 2011 eine erste Ernte eingefahren werden. Bei diesem Projekt geht es der Stadtbildpflege aber nicht so sehr um das Weinprodukt an sich, son-dern vielmehr um die damit einherge-hende landschaftspflegerische Maßnah-me, um den Südhang als Kulturlandschaft (Obst- und Weinbau) zu erhalten und vor

    Verwilderung (Wildwuchs wie Weiden, Essigbäume, etc.) zu schützen. 2009 und 2010 brachte der Verein zwei Auflagen des „Freising-Memory-Spiels“ heraus, mit dem man Freising sozusagen spielend näher kennen ler-nen kann. Unter dem Motto „Histo-risches Erinnern“ wurde immer wie-der auf geschicht-liche Ereignisse auf-merksam gemacht, so zum Beispiel mit der Inszenie-rung des Domberg-brandes von 1159: Mittels rot-oranger Beleuchtung der Domtürme konnte am 4. April 2009 auf das Unglück anlässlich seiner 850. Wiederkehr in plakativer, aber sicher auch sehr eindringlicher Weise hin-gewiesen werden. Zu den festen Informa-tionsveranstaltungen der Stadtbildpflege gehören außerdem Hausbesichtigungen, Exkursionsfahrten, Führungen und Vor-träge. Mit den beiden Ausstellungen „Freising - Stadt am Wasser“ (2008) und „Östliche Altstadt Freising. Ideen zur

    städtebaulichen Zukunft“ (2009) wurden einer großen Öffentlichkeit städtebauliche Chancen und Probleme Freisings präsen-

    tiert. Seit 2011 vergibt der Verein jährlich den „Stadtbildpflege-Preis“ für den beson-deren Einsatz um das Freisinger Stadtbild. Weitere Informationen zur Freisinger Stadtbildpflege: www.stadtbildpflege.de (FN)

    Freising ergründen, pflegen und gestalten

    5 Jahre Stadtbildpflege FreisingNoch kundenfreundlicher präsentiert sich die Freisinger Firma Reiter im neuen Geschäftshaus an der Landshuter Straße. „Ich wollte den Verkaufsraum übersicht-licher gestalten, damit unser vielfältiges und nochmals erweitertes Programm besser gesehen werden kann“, beschreibt Inha-ber Wolfgang Reiter seine Motivation. In knapp neun Monaten ist das auch optisch sehr ansprechende Gebäude entstanden. „Eine echte Aufwertung für Neustift“, so loben nicht nur die Kunden.Für das umfangreiche Angebot mit Kom-munal-, Forst- und Gartentechnik, KFZ-Teilen und Scooters stehen jetzt zwei Eta-gen zur Verfügung. Die Ladenfläche wurde nahezu verdoppelt. Die Scooters befinden sich im Obergeschoss. Italienisches Le-bensgefühl pur bietet hier der Vespa-Store mit Original Roller-Schutzbekleidung,

    trendigen Shirts, Sonnenbrillen, Taschen oder auch Uhren. Aufgerüstet hat Wolf-gang Reiter ebenfalls sein Ersatzteil-Lager für Forst-/Garten- und Zweirad-Technik: „Etwa 21.000 Teile haben wir am Lager.“ Zusätzlich hat der rührige Firmenchef seine Werkstatt-Mannschaft personell verstärkt, um seine Kunden noch schneller bedienen zu können. Gefeiert wird der Neubau an den Tagen der offenen Tür am Freitag, 23. Juni, von 8 bis 18 Uhr und am Samstag, 24. Juni, ab 9 Uhr mit zahlreichen Attrakti-onen: Gartengeräte-Test, Probefahren eines Piaggio MP3 500 Kubik LT, Holzschnitzer und vielen Preisaktionen. Kaffee und Brot-zeit gibt es für alle Besucher zur Stärkung.Die Firma Reiter blickt auf eine lange Tra-dition zurück, die 1929 in Dachau mit dem ersten Betrieb für Landmaschinen ihren Anfang nahm. Heute befinden sich

    Geschäfte in Freising, Dachau und Unter-bruck, die von den Brüdern Wolfgang, Ger-hard und Peter Reiter geleitet werden. „Der Neubau in Freising-Neustift sichert auch den Fortbestand der Familientradition“, sagt Wolfgang Reiter.

    Tag der offenen Tür

    Mehr Platz in neuen Räumen

    oben: Stadtbildpfleger in Aktion: Anlage eines Wein-gartens am Domberg.unten: Freising im Spiel: Das von der Stadtbildpflege produzierte Freising-Memory-Spiel.

    asamtheaterspielplan2012 | 2013

    Neuanmeldung zum Abonnement mit Stammplatz-garantie bis 9. August 2012:

    Kulturamtder Stadt FreisingMarienplatz 7 [email protected] Tel. 08161/54-44122

    A 21.09. Zärtliche MachosEine Komödie von René Heinersdorff

    B 13.10. Wahlverwandtschaftennach Johann Wolfgang von Goethe

    A 02.11. Das Haus am SeeSchauspiel von Ernest Thompson

    B 23.11. Heute weder Hamlet von Rainer Lewandowski mit Volker Lechtenbrink

    A 02.12. ToutouKomödie von Daniel Besse und Agnès Tutenuit

    B 25.01. AchterbahnKomödie von Eric Assous

    A 01.02. The King´s SpeechSchauspiel von David Seidler

    B 16.02. TodesfalleThriller von Ira Levin

    A 24.03. Bella DonnaEine Kriminalkomödie von Stefan Vögel

    B 19.04. Warte bis es dunkel wirdEin Stück von Frederick Knott

    Beginn jeweils 20 Uhr

    Asamtheater 2012/2013

    AnzeigeAsamth12_92x128.indd 2 14.05.12 16:32

  • 10 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 11Juni 2012

    Stadtgespräch

    sellier druck GmbH · Angerstraße 54 · 85354 Freising · Tel +49 (0) 81 61/187-20 · www.appl.de

    „Fleisch trifft Fisch“ – unter diesem Motto eröffnete das Restaurant „Surf & Turf “ am Flughafen. Im stylischen Surferambiente – inspiriert von den Küsten der USA und dem Warten auf die perfekte Welle – können sich die Gäste mit kulinarischen Köstlich-keiten und raffinierten Drinks verwöhnen lassen. Die Speisekarte bietet neben einer hochwertigen Auswahl an verschiedenen Fisch- und Fleischprodukten auch Klassi-ker wie die „Mrs. Gloria Ofenkartoffel“ mit hausgemachter Sour Creme, Fish & Chips, Salate und verschiedene Sushi-Kreationen. Im kulinarischen Mittelpunkt steht aber natürlich der Namensgeber „Surf & Turf “ – eine phantasievolle Kreation von Fleisch

    mit fangfrischem Fisch und Meeresfrüch-ten. Für alle, die gerne selber kochen, gibt es außerdem eine separate Frischetheke, an der Fleisch und Fisch zum Verkauf angeboten werden. Wenn es besonders schnell gehen muss, bietet der Take-Away-Bereich zahl-reiche Snacks zum Mitnehmen und Genie-ßen. Bei der Auswahl der verwendeten Zu-taten setzt Küchenchef Stephan Reimann – bekannt durch Stationen im Freihaus Brenner am Tegernsee und im Kutchiin von Holger Stromberg – auf Qualität, Frische und Regionalität. Das Fleisch stammt von heimischen Bauern, ebenso wie Salat und Gemüse. Fisch und Meeresfrüchte werden nur von Erzeugern bezogen, die sich dem

    nachhaltigen Fischfang verpflichtet haben. Auf der Getränkekarte finden sich hausge-machte Limonade und Ice Tea sowie ausge-wählte Weine, Cocktails und bayerisches Bier. Für die Extra-Portion Vitamine gibt es verschiedene frische Säfte.Das „Surf & Turf “ befindet sich im Mün-chen Airport Center auf Ebene 3 im öffent-lichen Bereich und ist täglich von 6 bis 21 Uhr geöffnet. Das Restaurant inklusive Bar, Veranda und Lounge Bereich bietet Platz für rund 80 Personen. Neben zahlreichen Surfbrettern gibt es noch ein besonderes Deko-Highlight: ein alter Original-VW-Bulli, das Kultsymbol für Freiheit und Un-abhängigkeit hat hier seinen Platz gefunden.

    Neue Lokale im Juni, Teil 1

    Beachfeeling beim Surf & TurfNeue Lokale im Juni, Teil 2

    Ein Heuriger in FreisingNoch zieren den idyllischen Vorgarten le-diglich ein paar kleine Laternen, eine ge-waltige Amphore vor der Eingangstür sowie die alles überspannenden Kastanien, die vereinzelt Sonnenstrahlen auf den Stein-boden freigeben. Doch die acht großen Eichenfässer im Eck geben einen Hinweis darauf, was hier bald vor sich gehen wird: Denn pünktlich zum 1. Juni soll hier eine neue Wirtschaft Fuß fassen, dann nämlich eröffnet der „Der Heurige“ in Freising. Am Eck Thalhauser Straße / Thalhauser Fuß-weg „wollen wir die Leute bedienen, die abends in Ruhe ein Glas Wein trinken wol-len“, sagt Isabella Rauscher. Zusammen mit

    ihrem Lebensgefährten Stefan Olschewski wurde seit Jahren an dem passenden Kon-zept getüftelt und jetzt war endlich „die Gelegenheit da“. Beim Freisinger Heurigen wird es dann ab Juni diverse, hauptsäch-lich österreichische Weinsorten geben. Diese beziehen die beiden Gastronomen zum größten Teil von einem alteingeses-senen Wiener Winzer-Ehepaar, welches sie schon seit mehr als 17 Jahren kennen. „Doch selbstverständlich werden wir auch wechselnde Weine aus Deutschland und Italien im Angebot haben“ sowie diverse Brotzeiten - vom original Österreichischen Jausenbrettl über den „Igel“, also Obazden mit Salzstangerln, bis hin zum Südtiroler

    Gräucherten. Dazu gibt es ein wechselndes warmes Tagesgericht. Der typische Heurige bezeichnet nach der Österreichischen Tra-dition sowohl den diesjährigen, „heurigen“ Wein als auch die „Buschenschank“, die ihn ausschenkt. „Man steckte einen Föh-renbuschen draußen am Lokal über die Tür und dann wusste die Kundschaft, dass der heurige Wein zum Ausschank bereit stand“, erklärt die 40-Jährige, die - genauso wie ihr Lebensgefährte - zu 50 Prozent öster-reichisches Blut in den Adern hat. „Unsere beiden Mütter kommen aus Wien.“ Die Lo-

    kalität, die den Freisingern bislang als „Da Mimmo“, „La Kathedrale“ oder „Valenti-no“ ein Begriff gewesen sein dürfte, bietet innen Platz für etwa 40 Gäste, die sich nun an einem gemütlichen, urigen Ambiente er-freuen dürfen. Die Wand wird komplett mit Holz verkleidet, Eichenfässer unterheben den Bartresen sowie ein paar Stehtische. Die restliche Ladenfläche wird ausstaffiert mit hölzernen Tischen und Bänken. Im Au-ßenbereich haben dazu noch etwa 60 Wein-liebhaber Platz, um geruhsame, gemütliche Stunden zu verbringen. (FB)

    Gemütliche Stunden bei einem guten Glas Wein

  • 12 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 13Juni 2012

    Stadtgespräch

    Europameisterschaft in Polen und der Ukraine

    Fußball-Partylaune in Freising

    Ab dem 8. Juni findet in Polen und der Uk-raine die Endrunde der 14. Fußball-Euro-pameisterschaft statt. Die Austragungsorte verteilen sich über insgesamt acht Stadien, von denen jeweils vier in Polen und vier in der Ukraine liegen. Erstmals seit 1976 fin-det damit wieder eine EM-Endrunde im Osten Europas statt. Eine EM der kurzen Wege wird es auf keinen Fall: zwischen den Stadien liegen Entfernungen bis zu 1600 Kilometer. Wer den weiten Weg nicht auf sich nehmen will oder sich von überteu-erten Preisen bei Tickets und Hotels ab-schrecken hat lassen, kann sich zu Hause entspannt auf die kommenden Tage freuen. Alle entscheidenden Spiele der Fußball-Euro-pameisterschaft werden von der ARD und dem ZDF live im Fernsehen übertragen. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender haben sich für 27 der insgesamt 31 Spiele die ex-klusiven Rechte für die Live-Übertragung gesichert. Gesendet werden 20 von insge-samt 24 Vorrundenspielen, die vier Viertel-

    finalbegegnungen, beide Halbfinale sowie das Finale. Die jeweils letzten beiden Spiele in jeder der 4 Vorrundengruppen werden aus sportlichen Gründen zeitgleich ausge-tragen. Bei diesen Spielen haben ARD und ZDF das Auswahlrecht und können die vier Partien, welche sie nicht live übertragen, im Anschluss daran als Zusammenfassung senden. Wer die Fußballspiele nicht allein zu Hause sondern in der Öffentlichkeit in Gesellschaft anschauen will, hat die Qual der Wahl. Viele Wirte übertragen zumin-dest die Spiele mit deutscher Beteiligung. Eine große Party mit Beamer am Marien-platz wird es in diesem Jahr aber nicht ge-ben. Gastronom Frank Müller vom Sepp & Soda beschränkt sich heuer auf eine etwas kleinere Version und stellt große Fernseher auf. Einige Hundert Fans wären dann hier gut untergebracht - gutes Wetter vorausge-setzt. Im Parkcafe will man die Spiele im Biergarten auf Leinwand übertragen. Auch in dem Gastronomie-Dreieck Schneiders,

    Q-Bar und Furtner werden an den Tagen der Spiele Fernseher und Beamer aufgebaut. Wirtin Michi Kitta vom Schneiders hat da schon Erfahrung, sie zeigt ja seit langem alle Bayern-Spiele im sogenannten Stüberl. Natürlich werden dort auch die deutschen Spiele der EM - und wenn es gewünscht wird auch weitere Spiele - übertragen. Auch Fran-ziska Kreuter vom Furtner sowie Hannes Wunner von der Q-Bar werden an diesen Tagen Fernseher und Beamer aufbauen.Bleibt also nur noch zu hoffen, dass die Deutsche Mannschaft ihrem Ruf als Tur-nier-Mannschaft gerecht wird und mög-lichst lange - am besten natürlich bis zum siegreichen Finale im Turnier bleibt. Es ist jedoch kein Geheimnis mehr, dass der Spielplan für Deutschland alles andere als ein Spaziergang wird. Neben Dänemark und Portugal wartet auch Vizeweltmeister Holland. Spannung ist also auf jeden Fall garantiert. Der FINK wünscht allen schöne Fußball-Wochen!

  • 14 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 15Juni 2012

    Stadtgespräch

    1158 soll der Legende nach Heinrich der Löwe den Freisingern mit dem Abbruch der Föhringer Brücke übel mitgespielt haben. Am 17. Juni 2012 können das die Münch-ner wieder gut machen: In einem Bürger-entscheid votieren die Münchner für oder gegen eine dritte Startbahn am Flughafen. Auf beiden Seiten läuft die Mobilmachung. Denn worin diese Wiedergutmachung denn bestünde, daran scheiden sich die Geister.

    Seitdem im Juli 2005 die Planungen für eine Erweiterung des „MUC“ im Moos durch eine dritte Start- und Landebahn begannen, regte sich heftiger Widerstand. Der blieb lange Zeit im Wesentlichen auf das Airport-Umland beschränkt. Erst nachdem es mit dem positiven Planfeststel-lungsbeschluss im Juli 2011 noch ernster wurde, Tomaten flogen und sowohl in Berlin als auch in Frankfurt die Anwohner

    gegen Fluglärm auf die Barrikaden gehen, ist der Widerstand auch in München und Bayern angekommen.Neben den anstehenden Gerichtsverfah-ren vor dem Verwaltungsgerichtshof set-zen die Runway-Gegner jetzt auch auf die Münchner: Initiiert von den Grünen in München hat man zunächst rund 31 500 Unterschriften für ein Bürgerbegehren ge-sammelt. Nun soll ein Bürgerentscheid die

    Stadt als einen der drei Gesellschafter der FMG dazu verpflichten, gegen die dritte Bahn zu stimmen. Damit wäre wohl, weil das Projekt ein Ja aller drei Gesellschafter benötigt, die Startbahn gestorben. Doch die Starbahnbefürworter fahren schwere Geschütze auf, die Maschinerie „pro Start-bahn“ rollt – unter anderem gesponsert mit einer Million Euro durch die Flugha-fen-Gesellschaft, die dafür das Marketing-büro Heller & Partner engagiert hat. Und die machen Dampf.Schnell hatte sich im März das Bündnis „Ja zur 3. Startbahn“ als Gegenpart zu dem Bündnis „München gegen die 3. Start-bahn“ formiert. Seitdem liefern sich beide nicht nur bei Diskussionen und Veranstal-tungen in München, sondern auch auf ih-ren jeweiligen Homepages (www.ja-zur-3.de beziehungsweise www.keinestartbahn.de) oder auf Facebook erbitterte Auseinan-dersetzungen. Das Bündnis „Ja zur 3. Startbahn“ ist seit Wochen mit Plakaten im Münchner Stadtgebiet präsent, lässt jede Woche so genannte „Botschafter“ für den Flugha-fenausbau in Internet-Videos ihre Bot-schaft verkünden: Dass Extrembergsteiger Reinhold Messner (aus Südtirol), Skigröße Maria Riesch oder auch Moderatorin Nina Ruge auftreten, dass ein Wolfgang Fierek eine dritte Startbahn schön findet, dass in den vergangenen Tagen Sterneköche, Wiesnwirte oder auch das volksmusika-lische Duo Marianne und Michael die

    Werbetrommel für die Startbahn rühren, stößt bei den Runwaygegnern abwechselnd auf Ärger und Spott. Vor allem die etwas umstrittenen Unterstützer wie der FC Ba-yern und der TSV 1860 München erregten die Gemüter. Dass sich – entgegen anderer Aussagen – kein Münchner DAX-Kon-zern dem Pro-Bündnis anschloss, macht den Startbahngegnern Mut. Die Industrie- und Handelskammer mit ihrem klaren Bekenntnis zur 3. Bahn hat sich mächtig Ärger in der Flughafenregion eingehan-delt.Die Widerständler beginnen mit ihrer Mobilmachung erst in diesen Tagen: Pla-kate, Flyer und Buttons sind bald fertig, Infostände sind gebucht. Starke Unter-stützung bekommt das Bündnis „Mün-chen gegen die 3. Startbahn“ vom Aktions-bündnis AufgeMUCkt: Das wird unter Motto „Auch mal ruhig schlafen können“ kurz vor dem Bürgerentscheid vom 14. bis 16. Juni wohl im Hofgarten „Occupy Staatskanzlei“ durchführen. Und man will Postkarten an Verwandte und Freunde in München verschicken. Appell: „Bitte sei du meine Stimme in München!“ und „Tu’s für mich!“ Im Internet kann man sich über www.meine-münchner-stimme.de seinen (oder mehrere) Münchner suchen, der am 17. Juni gegen die Startbahn votiert.Dabei ist der Bürgerentscheid eine etwas knifflige Sache. Denn die Münchner müs-sen gleich drei Fragen beantworten: Das ist zum einen „Bürgerentscheid 1“ –

    das von der Stadtratsmehrheit aus CSU und SPD initiierte Ratsbegehren: „Sind Sie dafür, dass die Stadt München in den zuständigen Gremien der Flughafen Mün-chen GmbH – ohne sich an den Kosten zu beteiligen – dem Projekt einer 3. Start- und Landebahn am Flughafen München zustimmt?“Das ist zum anderen der von den Grünen eingebrachte „Bürgerentscheid 2“: Dabei soll man mit „Ja“ stimmen, dass die Stadt München als Gesellschafterin der FMG inbesondere in der Gesellschafterver-sammlung der FMG „keinem Beschluss zum Bau einer 3. Start- und Landebahn zustimmt“.Sollte, und das könnte leicht passieren, keiner der beiden Bürgerentscheide oder sogar beide Bürgerentscheide das notwen-dige Quorum der Stimmen (jeweils rund 102 000) erreichen, eine Entscheidung also nicht feststehen, gibt es noch eine Stichfra-ge: Welche Entscheidung soll gelten? „Zu-stimmung“ zum Bau oder „Ablehnung“ des Baus einer 3. Bahn.So oder so: Besonders die Freisinger wer-den am 17. Juni, wenn um 18 Uhr die Wahllokale schließen, ganz gespannt in die Landeshauptstadt blicken. Immerhin: Anders als 1158 weiß man im Jahr 2012, dass da in München etwas Entscheidendes passiert. Sicherlich wird der 17. Juni – bis 1990 bekanntlich der „Tag der deutschen Einheit“ – wieder ein Feiertag. Fragt sich nur: Für wen? (Text: AB, Bild: Mike Keilbach)

    München spielt Schicksalsgöttin

    Bürgerentscheid zur Startbahn am 17. Juni

    Zur EM 2012:

    www.intersport-koislmaier.de

    BONUSsichern!

    ACTIVE CARDAuf alle bei uns gekauften Trikots:

    Druck von Spielername und Nummer sofort!*

    * wenn wir die Artikel auf Lager

    haben!

  • 16 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgespräch

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 17Juni 2012

    Stadtgespräch

    Der Volkswagen-Konzern baut in Frei-sing ein neues Qualifizierungszentrum. Die Ansiedlung des DAX-Unternehmens auf einem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet Clemen-sänger ist für die Große Kreisstadt mehr-fach ein Erfolg: Es wurde abermals ein hochwertiges Gewerbe für den Standort Freising gewonnen, die Stadt profitiert vom Grundstücksverkauf auch finanziell – und das VW-Schulungszentrum könnte schon bald weitere attraktive Ansied-lungen bewirken.

    Freising überzeugt mit vielen PluspunktenNahezu zwei Jahre nahmen die Verhand-lungen bis zum Vertragsabschluss für das Gelände zwischen Autobahn A 92 und Clemensängerring, östlich der Firma Sanitär-Heinze, in Anspruch. Mathilde Hagl, zuständig für die städtischen Lie-genschaften, erinnert sich an den ersten Kontakt: „Es wurde kurzfristig um ein Gespräch gebeten. Wir haben sofort ei-nen Ortstermin in den Clemensängern gemacht.“ Es habe gleich eine positive At-mosphäre geherrscht, berichtet die Refe-ratsleiterin: „Die gute Erreichbarkeit, die Übernachtungskapazitäten in Freising

    und unsere städtebaulichen Vorzüge ha-ben von Anfang an überzeugt.“ Doch in trockenen Tüchern war der Kauf damit noch lange nicht.

    Der lange Atem zahlt sich ausVW suchte einen Standort, der als Qualifi-zierungszentrum für die Bereiche Verkauf und Service den gesamten süddeutschen Raum abdecken soll. Bis zu 120 Schu-lungsteilnehmer werden gleichzeitig in Theorie und Praxis ausgebildet, wobei die Seminare bis zu fünf Tagen dauern. Volks-wagen führte im Zuge umfangreicher Standort-Recherchen allerdings Verhand-lungen mit mehreren Kommunen. „Wir brauchten einen langen Atem“, resümiert Mathilde Hagl. Freising habe den Kontakt nie abreißen lassen und war immer verläss-licher, konstruktiver Ansprechpartner in den intensiven Verhandlungen um Grund-stückspreis und Bauvolumen. Die Geduld hat sich ausgezahlt: Im April 2012 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Im selben Monat begangen bereits die Erd-arbeiten – bis April nächsten Jahres soll das neue Schulungszentrum fertiggestellt sein. Nach VW-Plänen wird auf knapp 4800 Quadratmetern Geschossfläche

    ein modernes Gebäude mit einer anspre-chenden Holzfassade errichtet. Darin fin-den zehn verschiedene Trainingsbereiche Platz, darunter auch die Fortbildung von Mechatronikern. Das Foyer soll für Cate-ring und Produktvorstellungen dienen.

    Clemensänger als hoch-wertiger GewerbestandortTatsächlich war es die „Summe an Vor-zügen“ des Standorts Clemensänger Frei-sing – von Mathilde Hagl stets engagiert beworben –, die ausschlaggebend für die Entscheidung von VW gewesen seien, be-stätigt eine Sprecherin des Konzerns und nennt die gute Verkehrsinfrastruktur, die Übernachtungskapazitäten und die An-bindung an den öffentlichen Nahverkehr. Dass Freising den Zuschlag eines DAX-Unternehmens bekommen hat, steigert zweifellos das Renommee der Stadt als hochwertiger Gewerbestandort. Mathil-de Hagl hofft auf eine Signalwirkung für andere Firmen. Jedenfalls ergebe sich ein Potenzial für die Ansiedlung eines Ho-tels „in passender Kategorie für die VW-Schulungsteilnehmer“, rührt die Referats-leiterin auch gleich die Werbetrommel. In den Clemensängern sind noch attraktive Grundstücke zu vergeben. (Bild: VW)

    Hier schreibt die Stadt Freising. Folge 21

    In den Clemensängern entsteht ein VW-Qualifizierungszentrum

    Am Samstag, den 23.06.2012, von 10 bis 16 Uhr, öffnet das Heiliggeistspital und das „Wohnen im Alter“ der Heiliggeistspital-Stiftung Freising die Tore. Der Tag der of-fenen Tür beginnt mit dem Grußwort des Zweiten Bürgermeisters und den Begrü-ßungsworten des Stiftungsvorstandes und Geschäftsführers, Stephan Warsberg. Im Anschluss wartet auf die Besucher ein informatives Programm - von Fachvorträ-gen zu den Themen „Demenz“ und „Mo-bile Pflege“ über das Kennenlernen von Aktivierungsangeboten wie „Woaßt es no?“ bis hin zur Präsentation von Erinne-rungsfotos verschiedener Veranstaltungen. Die einzelnen Abteilungen werden bei den Hausführungen durch die Wohnbereiche des Seniorenheimes und durch die Räum-lichkeiten des „Wohnens im Alter“ gezeigt. Auch werden die Berufe in der Altenpflege näher vorgestellt.Außerdem freut sich die Heiliggeistspital-Stiftung Freising, die Wanderausstellung

    der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern „Wohnen - neue Architektur für den demographischen Wandel“, präsentieren zu können. Die ehrenamtlichen Helfer werden eben-falls vor Ort sein und allen Interessenten über ihre zahlreichen Aktivitäten im Hei-

    liggeistspital Rede und Antwort stehen. Kinder sind genauso herzlich willkommen. Für die Kleinen gibt es eine Kinderbetreu-ung mit Spielecke und Schminken. Zur musikalischen Unterhaltung ist die Mu-sikschule Freising zu Gast. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt.

    Tag der offenen Tür im Heiliggeistspital

    Wir sind für Sie daWir versorgen Freising mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Im Unternehmensverbund der Stadtwerke Freising betreiben wir die Stadtbusse und Parkhäuser sowie das Frei- und Hallenbad.

    Haben Sie Fragen – rufen Sie uns an oder besuchen Sie unsere Kundeninformation in der Wippenhauser Straße 19.

    Wippenhauser Str. 19 n 85354 Freising n Telefon (0 81 61) 1 83-0 Telefax (0 81 61) 1 83-1 38 n [email protected] n www.stw-freising.de

    Anz.-Allg-FINK-90x125mm.indd 1 12.05.12 12:32

  • 18 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Das alte Freising

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 19Juni 2012

    Das alte Freising

    übersetzt und verlegt.1773 erschien in Hamburg die Übersetzung seines zweiten Reisetagebuchs, das vor allem die Länder des Alten Reichs behandelte: „Carl Burney ś der Musik Doctors Tage-buch seiner Musikalischen Reisen. Zweyter Band. Durch Flandern, die Niederlande und am Rhein bis Wien“, so der deutsche Titel. In einer kurzen Passage ging er dort auch auf die fürstbischöfliche Residenz-stadt Freising ein, jedoch nicht im Hin-blick auf die musikalischen Traditionen der Stadt, sondern er erwähnt sie lediglich als Durchgangsstation auf der Reise von Mün-chen nach Wien. Von München aus über Freising und Landshut ging die Reise per Floß die Isar hinunter, an der Donau stieg er auf ein Schiff, das ihn über Passau und Linz schließlich nach Wien brachte. Charles Burneys kurzer Freisinger Aufent-halt im August 1772 wurde überschattet von einem offensichtlich lebensbedroh-lichen Gewitter, dem er eine Nacht lang in seiner Hütte auf einem Isarfloß ausgesetzt war. Vor dem Hintergrund dieses domi-nierenden Ereignisses gibt er dennoch zwei kurze Hinweise, die kulturgeschichtlich interessant scheinen: Zum einen erwähnt er mehrmals die schlechte Ernährungslage der Stadt; dabei handelte es sich um kein alltägliches Phänomen, sondern um eine Ausnahmesituation: Burneys Aufenthalt in Freising fällt in die Zeit der schwersten Hungerkrise im Mitteleuropa des 18. Jahr-hunderts, die von 1770 bis 1773 andauerte und auch in Freising selbst viele Opfer for-derte. Zum anderen mokiert er sich über den Brauch des „Wetterläutens“, eine zu diesem Zeitpunkt in Städten tatsächlich be-reits nur mehr wenig verbreitete und gerade für einen aufgeklärten Zeitgenossen wie Burney archaisch anmutende Maßnahme.

    Nur wenige Jahre nach seinem kurzem Auf-enthalt, noch in der Regierungszeit Fürst-bischof Ludwig Josephs von Welden (reg. 1769-1788) wurde das „Wetterläuten“ auch in Freising untersagt. (FN)

    „[…] Da ich das Land, durch welches ich zu reisen hatte, gar nicht kannte, und nicht wußte, daß man darin so wenig zu leben vor-finden würde, so hatte mich meine Vorsorge auf nichts weiter gebracht, als eine Matrat-ze, eine wollne Decke und Bettücher, etwas kalte Küche, Brodt und eine Flasche Wein anzuschaffen. Ich fand aber ziemlich bald, daß mir sehr viele andre Sache fehlten; und sollte ich diese Wasserreise in meinem Le-ben noch einmal thun müssen, wie ich nicht hoffe, so glaube ich, sollte mich die Erfah-rung gelehrt haben, aus der Cajüte, auf eine Woche oder zehn Tage, eine ganz erträg-liche Wohnung zu machen.

    Wenn man von München zu Wasser abgeht, macht die Stadt einen schönen Anblick. Das Land aber, wodurch wir fuhren, schien sehr armselig zu seyn; man erblickte nichts als Wasserweiden, Schilf, Sand und Grand. Das Wasser war an etlichen Stellen so un-tief, daß ich dachte, das Floß müßte festzu-sitzen kommen. Um sechs Uhr kamen wir bey Freysingen an; der Pallast des hiesigen Fürst-Bischofs liegt auf einem hohen Hügel, nicht weit von der Stadt, und macht nach der Wasserseite ein sehr hübsches Ansehen. Ich mochte nicht an Land steigen, um für das, was ich schon in meiner Cajüte hatte zu bezahlen, ein schlechtes Abendessen und Nachtlager. Mein Bedienter ging indessen mit den übrigen Passagiers hin, die sich an funfzig belaufen mochten, um frisches Brodt einzukaufen; nur hatte der Ort keins.

    Es hatte in dieser Gegend Deutschlands seit sechs Wochen nicht geregnet. Als wir aber bey Freysingen ankamen, ward ich in Westen einer kleinen schwarzen Wolke gewahr, welche in weniger als einer halben Stunde das heftigste Gewitter, mit Donner, Blitz, Regen und Wind hervorbrachte, des-sen ich mich jemals erinnre. Ich erwartete wirklich jeden Augenblick, daß der Blitz meine kleine Hütte anzünden würde. Das Gewitter wüthete die ganze Nacht durch so heftig, daß mein Bedienter nicht zurück-kommen konnte, und ich auf dem Wasser blieb, als der einige Bewohner des Flosses, das mit einem Seile an eine hölzerne Brücke gebunden war.

    Man hatte zu beyden Seiten meiner Hütte ein vierecktes Loch in die Bretter gemacht, statt der Fenster bey Tage. Eins von den Bretterstücken, die hineinpaßten, war ver-loren, und sah ich mich also genöthigt,

    Charles Burney (1726-1814) war ein englischer Musikschriftsteller und Komponist. Bekannt ist er heute vor allem aufgrund seiner Reisen durch verschiedene europäische Länder, die er zu Beginn der 1770er Jahre aus seinem musik-historischen Interesse heraus unternahm. Ziel dieser Reisen war es, genügend Kennt-nisse über die musikalischen Gewohn-heiten einzelner europäischer Regionen zu

    sammeln, um diese dann in einer großen Musikgeschichte zu verarbeiten. Dieses Werk („A General History of Music“) er-schien in mehreren Bänden zwischen 1776 und 1789. Burney hatte jedoch die einzel-nen Reisen schon zuvor in der literarischen Form eines Reisetagebuchs veröffentlicht. Diese umfangreichen Berichte kamen zu-nächst in England heraus, mit einiger Ver-zögerung wurden sie auch ins Deutsche

    Eine Nacht auf einem Isarfloß bei Freising

    Der englische Musikschriftsteller Charles Burney und sein kurzer Aufenthalt in Freising (1772)

    Charles Burney (1726-1814). Im August 1772 lernte er für eine Nacht Freising kennen.

    Freising vom östlichen Isarufer aus gesehen: links die damals noch hölzerne Isarbrücke, im Vordergrund die breite (noch nicht begradigte) Isar; darüber der Domberg, rechts die Isarvorstadt mit der Floßlände, dem unteren Hofstall und verschiedenen Magazin-gebäuden, Kupferstich von F. X. Jungwierth und J. M. Söckler nach einem Ölgemälde von J. B. Deyerer von 1772, um 1775, Stadtmuseum Freising.

  • 20 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Das alte Freising

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 21Juni 2012

    Stadtgespräch

    mit Stecknadeln ein Taschentuch vor dem Loche zu befestigen, um Wind und Regen abzuhalten; es half aber nur sehr wenig, und dazu drang der Regen an hundert andern Stellen herein; plitt, platt, plitt! Gings in meiner ganzen kleinen Cajüte; dann ins Ge-sichte, dann auf die Beine, und immer ein-erwärts hin. Dieses und das unaufhörliche Blitzen und Krachen des Donners hielten mich beständig wacker; zum Glück für mich vielleicht, denn ich hätte eine arge Ver-kältung davon tragen können, wenn ich in der Nässe geschlafen hätte. Man hatte mir gesagt, die Bayern wären in der Philosophie und andern nützlichen Wissenschaften, we-nigstens drey hundert Jahre weiter zurück, als die übrigen Europäer. Man kanns ihnen nicht ausreden, die Glocken zu läuten, so oft es donnert, oder sie dahin bringen, daß sie an ihren öffentlichen Gebäuden Blitz-

    ableiter anbrächten; obgleich die Gewitter hier so gefährlich sind, daß das vergangne Jahr in dem Churfürstenthum Bayern nicht weniger als dreyzehn Kirchen dadurch ver-heert worden; die Erinnerung hieran war eben nicht sehr geschickt, mich zu beruhi-gen. Die ganze Nacht durch bimmelten die Freysinger mit ihren Glocken, mich an ihre Furcht zu erinnern, und an die wirkliche Gefahr, worinn ich schwebte. Ich legte mei-nen Degen, meine Pistolen, Uhrkette, und alles, was als ein Conductor den Blitz auf mich leiten könnte, so weit von mir als mög-lich auf die Madratze. Ich hatte mich sonst eben niemals vorm Gewitter gefürchtet, aber itzt wünschte ich eins von D. Franklins Betten zu haben, welche an seidnen Schnü-ren in der Mitte eines grossen Zimmers auf-gehängt werden. Ich hielt das Gewitter aus, bis gegen Morgen, ohne einen Wink von

    Schlafe in die Augen zu bekommen. Mein Bedienter sagte mir, die Herberge auf dem Lande sey erbärmlich gewesen; es hatte in alle Zimmer geregnet, und für alle funfzig Leute hatte man nichts anders zu Essen an-zuschaffen vermocht, als schwarz Brodt und Bier, worinn zwey oder drey Eyer geschla-gen waren.Um Sechs kamen wir wieder im Gang. Regen und Wind waren noch immer gleich heftig, und nach der stärksten Hitze ward die Luft so herzlich kalt, daß ichs unmöglich fand, mit allem was ich nur über den Leib warf, mich zu erwärmen. Denn ob ich gleich, aus-ser meiner gewöhnlichen Kleidung, noch ein Paar dicke Schuh, wollne Strümpfe, einen flanellen Brusttuch, einen Ueberrock anzog, und eine Schlafmütze aufsetzte, und mich einhüllte so gut ich könnte, war ich doch vor Kälte erstarret. […]“

    Lesen gefährdet die Dummheit!Die vhs-Kolumne

    Na gut, das Lesen dieser Kolumne gefähr-det die Dummheit vielleicht nur ein kleines bisschen. Dafür könnte Ihre Arbeitsmoral umso mehr in Gefahr sein, denn spätestens jetzt dürfte sich auch der Entspannteste den einen oder anderen Gedanken um den Sommerurlaub machen.Oder haben Sie schon alles gebucht? Dann ist klar, wohin Sie fahren. Aber – wen nehmen Sie mit?! Im Koffer oder in der Handtasche, nicht auf dem Platz ne-ben Ihnen. Welches Buch darf Sie dieses Jahr in den Urlaub begleiten, oder anders gesagt: Welcher Lektüretyp sind Sie?Möglicherweise haben Sie schon die eine oder andere Schwarte im Kopf, für die Sie sonst keine Zeit hätten und auf die Sie sich schon lange freuen, dann gehören Sie zum Typ „Schwarten-Schlepper“. Wenn diese Schwarte aber schon mehrmals mit Ihnen Urlaub gemacht hat und immer noch un-gelesen ist, gibt es einen anderen Weg, um die Dummheit quasi auf die Schnelle zu gefährden: probieren Sie es doch einmal mit Kurzgeschichten.

    Falls Sie jetzt auf Anhieb gar nicht wissen, wo sie solche herbekommen sollen und ob Sie die überhaupt mit unter den Son-nenschirm nehmen wollen, kann Ihnen die vhs-Lehrkraft Bernhard Horwatitsch weiterhelfen. Er stellt „das Kleinvieh der Prosa“ (Walter Höllerer) in einem Semi-nar vor, in dem Sie erleben können, dass diese Literaturform mehr Varianten und mehr Sprache zu bieten hat als viele Ro-mane. Und leichter zu tragen wäre sie obendrein, also bleibt mehr Platz für Sou-venirs.Neben dem „Schwarten-Schlepper“ gibt es aber auch den Typ des „Erholungs-Ermittlers“, der sich über Inhalt und Dicke der Lektüre gar keine Gedanken machen muss – Hauptsache, es kommt mindestens eine Leiche darin vor. Dann brauchen Sie die vhs Freising natürlich nicht zur Lektüreauswahl zu Rate ziehen. Sollte Ihre Reisebegleitung aber grum-meln, weil Sie abends vor lauter Spannung die Lampe nicht ausdrehen können und morgens dann übermüdet sind, sorgen Sie

    anderweitig für Ausgleich: Sie könnten zum Beispiel „Zu Tisch bei Commissario Brunetti“ laden und an der vhs Freising mit Daniela Neufang das nachkochen, was einen echten Kommissar zu geistigen Höchstleistungen anspornt.Als letzter soll der Typ des „Deko-Durch-blätteres“ genannt werden, der sich in den Untertyp „Eigentlich will ich gar nichts lesen, aber man hört ja, dass das gut sein soll“ und den Untertyp „Das ist aber ein schöner Einband!“ unterteilen lässt. Las-sen Sie mich Ihnen aufgrund leidvoller Erfahrungen in der letzten Unterkatego-rie einen Rat mitgeben: Mit der Schmuck-expertin Gabriele Grommes-Sachse an der vhs selbst kreierter Perlenschmuck macht weit glücklicher als das hübscheste Buch, das am Ende nur dekorativ herum-liegt.

    Und Sie wissen ja: die beste Lektüre fin-den Sie sowieso unter www.vhs-freising.org – und im nagelneuen Programm zur vhs Sommerakademie! (Myriam Wagner)

    Musik im Marstall, die Konzertreihe des Landratsamtes Freising bietet heuer zum zweiten Mal nach 2010 eine Open-Air-Ver-anstaltung im Brunnenhof des Landrats-amtes (Haupteingang Landshuter Str. 31) an. Am Samstag, den 30. Juni 2012, findet um 20.30 Uhr eine sommernächtliche Se-renade unter freiem Himmel im stilvollen Ambiente des ehemaligen Klosters Neustift statt. Im Kreuzgarten des ehemaligen Klo-sters Neustift, dem heutigen Brunnenhof, werden Bänke aufgestellt sein, wer gerne möchte, kann sich aber auch mit einer mit-gebrachten Unterlage in den Rasen setzen oder legen. Bei schlechtem Wetter finden die Konzerte wie gewohnt im Marstall (Eingang Alte Poststraße) statt.

    Unter dem Titel „Galantherien“ wird ga-lante Streicherkammermusik der Frühklas-sik zu hören sein, jener Epoche in der Mit-te des 18. Jh., die den drei großen Wiener Klassikern stilistisch den Weg bereitete und deren Musiker und Musik heute zu Unrecht ein Schattendasein führen. Einer dieser Wegbereiter war der Neapo-litaner Giovanni Battista Pergolesi, dessen Triosonaten von Igor Strawinsky für sein berühmtes „Pulcinella“-Ballett als The-mengrundlage verwendet wurden. Wie inzwischen nachgewiesen werden konnte, stammen diese unter dem Namen Pergolesi bekannt gewordenen Triosonaten eigent-lich von seinem stilistisch ähnlich orien-tierten Zeitgenossen Domenico Gallo. Zwei

    dieser wunderbar galanten und leichtfüßig atmenden „Pulcinella-Sonaten“ werden das Brunnenhofkonzert stilgemäß eröffnen.

    Sommernachtsserenade unter freiem Himmel

  • 22 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgeschichten

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 23Juni 2012

    Stadtgeschichten

    Heckenstallerstr. 17a . 853545 Freising . Tel. 08161/ 62601 . Fax 08161 / 63601

    Schlosserei . Metallbau . Metallgestaltungwww.breitsameter-metall.de Hau

    s - und HofkunstGartenartikel aus Eisen

    Handspinnen . Stricken . Weben

    www.hausundhof-kunst.de

    Herr Lehrmann, Sie sind seit vielen Jah-ren eine feste Größe als Kulturschaffen-der in Freising und Mitbegründer der Gruppe „WerkStück“. Wenn Sie zurück-blicken, wo lagen Ihre Anfänge?Zunächst war es mir seit jeher eine Her-zensangelegenheit in Freising und für Frei-sing kulturell tätig zu sein. Wenn ich an die 70er und 80er Jahre zurückdenke, waren es noch wenige, die in ihrem angestammten Bereich vorzügliche Kulturarbeit leisteten. Ich denke da an Simon Huber mit seiner Laienspielgemeinschaft, an die Kultur-schaffenden auf dem Freisinger Domberg, an Komponisten und Maler in der Dom-stadt. Neben meiner Tätigkeit als Leiter der Chorgemeinschaft St. Georg, eine Tätig-keit, die ich seit 1968 mit großer Begeiste-rung ausübte, lag mir immer das Theater in Freising, gemacht von engagierten Leuten aus der Stadt, besonders am Herzen. Vor

    allem war mir schon immer daran gelegen, den Mainstream zu verlassen, neue Wege zu gehen und eine Nische zu finden, in der ich als gelernter Germanist innovatives und kreatives Theater, schon für damalige Ver-hältnisse, mit hochwertigen literarischen Texten und begeisterungsfähigen Men-schen machen konnte. Die Gründung einer Gruppe hierfür war unumgänglich. Mit dem Namen „WerkStück“ war natürlich gleich auch die Zielsetzung gegeben: Arbeit in der literarischen Werkstatt am Werk-stück, ein spannender Prozess.

    Sie haben jahrelange Theatererfahrung und haben sich mit Ihrer Art, verschie-denste literarische Vorgaben anzupacken, einen Namen gemacht. Ist die Arbeit für den Freisinger Domberg als auch neuen Spielort eine besondere Herausforderung?In den Jahren meiner Lehrtätigkeit an der

    Freisinger Realschule habe ich mit Schülern, darunter Christopher Griebel, mit Texten von Nestroy und Raimund, mit geringstem finanziellen Aufwand Aufführungen ent-wickelt, die auf diversen Schulspieltagen für Aufsehen sorgten und die noch heute Gesprächsthema sind. In den Jahren 1998, 2000 und 2010 habe ich im Auftrag der Stadt Freising für den Asamsaal Möglich-keiten gesucht und gefunden, wie man eine Passion, vor 200 Jahren in Versen geschrie-ben, in einem zeitlosen Gewand, ohne Kli-schees zu bedienen, wieder lebendig machen kann. Der Erfolg hat mir Recht gegeben. Als kleinen Höhepunkt in meiner letztlich bescheidenen Karriere sehe ich die Mög-lichkeit, im Rahmen der Freisinger Thea-tertage 2012 auf dem Domberg im weithin schönsten und für mein bzw. unser Vorha-ben passendsten Ambiente Theater machen zu können, sofern das Wetter mitspielt.

    Theater ist also immer und in jeder Bezie-hung eine besondere Herausforderung.

    In den vergangenen Jahren wurden beim Freisinger Theatersommer oft sehr be-kannte Stücke gespielt. Ist es ein Wag-nis, ein relativ unbekanntes Werk auf die Bühne zu bringen, noch dazu mit einem recht ernsten Thema?Soweit mir bekannt ist, ist das Erfolgsstück „Romeo und Julia“ des letzten Theatersom-mers eine Angelegenheit mit einem sehr tragischen Ausgang. Der ursprünglich vor-gesehene „Merlin“ endet nicht gerade fröh-lich. Wenn viele Jahre lang sehr Bekanntes gezeigt wurde , ist es dann nicht an der Zeit, diesmal mit einer Novität, einer Freisinger Erstaufführung aufzuwarten, die in der un-vergesslichen Nachkriegszeit des Münchner Residenztheaters mit seinen wunderbaren Schauspielern das Erfolgsstück schlecht-hin gewesen ist, von dem alte Theaterha-sen noch heute feuchte Augen bekommen. Die Aufführung des Mysterienspiels von Georges Bernanos, nach einer berühmten und meistgelesensten Novelle von Gertrud von Le Fort geschrieben, ist gerade in Frei-sing kein Wagnis, sondern ein Muss.

    „Die begnadete Angst“ – Können Sie uns in wenigen Worten sagen, worum es in diesem Stück geht?Blanche, ein angsterfülltes, kaum welttaug-liches Mädchen aus gutem Haus, sucht Zuflucht bei den Karmeliterinnen, einer strengen Ordensgemeinschaft mit all ih-ren Vorzügen und ausgeprägten zwischen-menschlichen Problemen. Die Französische Revolution macht auch vor dem Kloster nicht Halt. Eine im religiösen Wahn verhaf-tete Ordensfrau zwingt ihre Mitschwestern in abenteuerlichster Weise zum Tode auf dem

    Schafott. Blanche klinkt sich rechtzeitig von diesem Vorhaben aus. Letztlich zeigt sie sich mit ihren Mitschwestern solidarisch. Georges Bernanos’ Erfolgsstück ist psychologisch und sprachlich sensationell gut geschrieben, span-nend vom Eintritt der Blanche ins Kloster bis zu ihrem schrecklichen Ende.

    Was sollen sich die Freisinger aus dem Besuch des Theaterstücks mit nach Hause nehmen?Die Besucher, die auch von außerhalb Frei-sings kommen werden, werden überzeugt sein, dass sie an einem für Freising bedeu-tenden Theaterabend mit einem Ensemble ausgewählter Laienspieler im Renaissance-Hof des Kardinal-Döpfner-Hauses teilge-nommen haben. Sie werden, da bin ich mir sicher, Ihren Bekannten von einem außerge-wöhnlichen Abend erzählen.

    Und können Sie uns etwas über Ihre In-szenierung verraten? Wird es zum Bei-spiel wieder Live-Musik geben wie in den vergangenen Jahren?Der Raum des prachtvollen Innenhofs gibt von alleine den Rahmen. Einzelne Versatz-stücke, mit einer Aussage verbunden, ver-stärken das inhaltliche Geschehen. Kräftige Striche im Text zielen auf das Wesentliche: Opfern, Opfern, Opfern. Da ich seit Janu-ar mit einer interessierten Gruppe arbeiten und sprechen kann, kann ich mein Vorha-ben umsetzen. Peter Wittrich, Professor an der Hochschule für Musik in München, hat für unsere Produktion soeben die Komposi-tion einer Bühnenmusik abgeschlossen, die meine vollste Begeisterung findet. Es singt als Zuspielung der Chor „Vox laetitiae“ un-ter der Leitung von Angelika Sutor. Stefan Pellmaier, in Freising wahrlich kein Unbe-kannter, liefert dazu mit einem ausgewähl-ten Schlagwerk die Live-Musik.

    Bei Regenwetter - was Sie natürlich nicht hoffen würden, dient die Johanneskirche als Ausweichquartier. Liefert dazu die go-tische Kirche den geeigneten Rahmen?Das Spiel in der Kirche als kultische Hand-lung im Rahmen der Verkündigung spielt seit alters eine große Rolle. Da Bernanos̀ „Begnadete Angst“ eigentlich ein Mysterien-spiel ist, das im Zentrum die Ausweglosigkeit des Menschen zum Inhalt hat, wird auch die Johanneskirche diesem einen mehr als wür-digen Rahmen geben. Ich glaube, dass Text, Spiel und Raum zu einer Einheit finden wer-den. Ein Geheimtipp! Natürlich wird der Raum an eine Umsetzung des Geschehens dorthin weitere Anforderungen stellen.

    Freisinger TheatersommerEin Interview mit Diethart Lehrmann

    Theateraufführungen und Konzerte im Überblick:Premiere von „Die begnadete Angst“ ist am Donnerstag, 12. Juli, um 20.30 Uhr.Weitere Aufführungen: Freitag 13.7., Samstag 14.7., Donnerstag 19.7., Freitag 20.7., Samstag 21.7. Los geht’s jeweils um 20.30 Uhr (Einlass 19.30 Uhr) im Renaissancehof des Kardinal-Döpfner-Hauses. Die Konzerte im Überblick: Sonntag 15.7. Domberg-Kammerorchester, Mon-tag 16.7. Quadro Nuevo, Sonntag 22.7. Alpenklezmerglühen, Dienstag 24.7. Martina Eisenreich-Quartett. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr (Einlass 19.30 Uhr).Karten für Theater und Konzerte sind ab sofort bei der Touristinformation Freising erhältlich.Weitere Infos im Internet unter www.freisinger-theatersommer.de oder www.bildungszentrum-freising.de

  • 24 Von hier von dort und anderen guten Dingen

    Stadtgeschichten

    fink Das Freisinger Stadtmagazin Von hier von dort und anderen guten Dingen 25Juni 2012

    Stadtgeschichten

    Der Duft von gebratenem Fleisch liegt in der Luft. Rauchig, würzig und lecker. Wenn einem bei der Freisinger Grillmeisterschaft am 4. Juli nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, dann nirgends. Bereits zum 5. Mal treten in diesem Jahr bis zu 10 Teams gegeneinander an, um ihr Können am Grill der Jury und den Besuchern zu beweisen. Der Sieger darf dann für ein Jahr den Titel „Freisinger Grillmeister“ tragen. Der Wettbewerb findet im Rahmen des Kino-Open-Airs am Weihenstephaner Campus statt. Veranstalter ist der Freisinger Kulturverein „Prima leben und stereo“. Der Spaß steht ganz klar im Vordergrund. Natürlich treten auch Halb-Profis an, aber die Mehrzahl der Teams besteht aus ganz normalen Hobby-Grillern, die unter den Augen der Gäste ausgefallene und interessante Speisen auf dem Grill zubereiten. Und zwar mehrere Gänge. Zuerst muss der Jury eine Wurstkreation vorgesetzt werden, für den Hauptgang bekommt jedes Team die glei-chen Zutaten. In diesem Jahr ist es Rind. Für die Nachspeise dürfen die Teams wieder selber mitgebrachte Zutaten verarbeiten. Bewertet wird nach verschiedenen Gesichtspunkten. Na-türlich spielt das Können eine große Rolle, aber es gibt auch eine sogenannte „Fun-Wertung“, bei der Zusatzpunkte für Dekoration, Auftre-ten, Unterhaltungswert etc. vergeben werden. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es einen Publikumspreis. Je mehr Besucher ein Team von sich überzeugen kann, desto besser. Zu gewinnen gibt es natürlich auch etwas. Jedes teilnehmende Team bekommt Gutscheine und Sachpreise, an die Gewinner werden 500 Euro Preisgelder verteilt. Aber auch die Besucher gehen nicht leer aus. Alle Teams werden den ganzen Abend über kleine Probier-Häppchen verteilen. Hungrig muss hier niemand nach Hause gehen. Beginn ist um 18 Uhr, Ende um 21.45 Uhr. Danach wird auf der Großleinwand ein aktueller Kinofilm gezeigt. Informationen zu Anmeldung und Durchführung findet man unter www.freisinger-grillmeisterschaft.de.

    Mehr als nur Wurst10 Teams grillen um den Titel „Freisinger Grillmeister 2012“

    �A�Z�_�P�a�r�k�c�a�f�e�_�F�i�n�k�_�7�_�2�0�1�1

    �M�i�t�t�w�o�c�h�,� �3�.� �A�u�g�u�s�t� �2�0�1�1� �1�7�:�1�3�:�3�4

    Fußball EM live im ParkCafé alle Deutschenland- & Finalspiele auf der XXL Leinwand im Biergarten

  • Reportage

    26 Von hier von dort und anderen guten Dingen fink Das Freisinger Stadtmagazin

    Reportage

    Von hier von dort und anderen guten Dingen 27Juni 2012

    isa sagt erst mal gar nichts, als wir das Zimmer betre-ten. Die vierzehn Stunden Flug mit Zwischenstopps in Kairo, Khartum, Nairobi und Lusaka haben uns etwas zu dünnhäutig für die Hölle gemacht. Das Fegefeuer ist

    nicht immer heiß, es kann auch kalt sein, entsetzlich kalt und leer. In diesem Raum gibt es nichts, was im weitesten Sinne nach Trost aussieht. Kein Bild, kein Foto, keine Vase, kein Deckchen, keinen Teppich, nicht mal einen Bierdeckel oder so etwas. Kahle Wände, kahler Boden, ein wackliger Stuhl und das Bett mit Albträumen bezogen. Sind wir dafür achttausend Kilometer geflogen? Ich bin in Afrika, aber ich bin nicht mehr allein. Der Vorteil des Zu-zweit-Reisens ist, dass immer nur einer am liebsten tot umfallen möchte, und dem anderen fällt was ein. Ich nehme sofort die Chance wahr, Lisas Held zu sein, und checke wieder aus.Nächstes Hotel, nächste Prüfung. Das „Korean Garden“ hat einen Swimmingpool, ein Restaurant und eine Kakerlake im Bad. Eine nicht besonders große und anscheinend auch bereits halbtote Ka-kerlake, die sich über den Boden schleppt, bevor Lisa einen Abfallei-mer über sie stülpt. „Tu etwas“, sagt sie, „bitte tu etwas.“ Fakt ist al-lerdings: Ich ekle mich vor Kakerlaken noch mehr als sie. Also, was

    soll ich jetzt machen? Drauftreten? Sogar die Kakerlaken-Tötung ohne direkten Körperkontakt ekelt mich, außerdem wäre dann mein Schuh für immer eklig, mit dem Kakerlakenbrei untendran. In die Hand nehmen? Raustragen? Glitsch und Schleim in meiner Faust für, sagen wir, eine volle Minute ertragen? Ich weiß nicht, ob ich das kann. Der Gärtner kann es. Ich hole ihn von draußen, und er lacht, als er die Kakerlake sieht. Er hat nach meiner Schilderung mit einem Skorpion gerechnet, mit einer Kobra oder einer Ratte. Ernimmt das arme Tier vom Boden und steckt es sich in die Hosen-tasche. Nachdem ich ihm Trinkgeld gegeben habe, verlässt er noch immer lachend das Zimmer, und das war es dann mit der zweiten Heldentat an diesem Tag. Lisa reagiert darauf gespalten. Einerseits bin ich schlimmer als ein Mädchen, andererseits souverän. Reist sie mit einem souveränen Mädchen? Oder mit einem mädchenhaftenSouverän? Und was bedeutet das für Malawi, wenn erst im „Kore-an Garden“, aber bald auch in jedem anderen Hotel des Landes die Gärtner minimum eine Kakerlake pro Tag in jedes Zimmer legen, weil das Trinkgeld, das einst ein weißer Mann einem der ihren gab, doppelt so hoch wie sein Tageslohn war?Der erste Tag ist immer schwierig. Bei Fernreisen kommt die See-

    le erst drei Tage später an. Und man fühlt sich seltsam ohne Seele. Man ist nirgendwo zu Hause, weder im Alten noch im Neuen. Au-ßerdem ist es Sonntag. Da zeigt keine Stadt, was sie kann. Alle Ge-schäfte geschlossen, die Bürgersteige hochgeklappt, hin und wieder bewegt der Wind auf den staubigen, menschenleeren Straßen einen Fetzen Papier. Mit dieser Ödnis harmonieren die Häuser der Stadt. Hauptsache-es-regnet-nicht-rein-Architekten haben ein Stadtbild des schnörkellosen Funktionalismus auf unterstem Materialniveau geschaffen, und infrastrukturell glänzt die Metropole Malawis mit zwei, drei asphaltierten Straßen. In Lilongwe sonntags allein zu seinbedeutet, einsam im Alkohol zu versinken, aber zu zweit trinken wir manierlich, und im Bett halten wir uns aneinander fest. Jeder ist des anderen Decke und Kissen, jeder ist des anderen Wärme und Schutz. Ich atme ihren Atem, ich atme in sie hinein, und damit schlafe ich ein.Der zweite Tag ist immer leichter. Ausgeschlafen, satt und von der Sonne geküsst, finden wir sofort die drei besten Adressen für un-sere Interessen. Das „Kiboko Town Hotel“, den „Fastest Internet-shop“ und das Restaurant „Don Brioni“. Alle drei sind im selben

    Gebäude. Das Hotel gehört einer geschmackssicheren Holländerin, der Cybershop einem geldgierigen Inder und das Restaurant einem „Fake-Italiener“ namens Brian, der weltweit, aber am liebsten auf Kuba Hotel- und Restaurantpersonal ausgebildet hat, bevor er sich in der Hauptstadt von Malawi niederließ, um, wie er sagt, seine al-ten Tage mit Trinken, Freundemachen und Geldzählen zu verbrin-gen. Der Engländer ist über siebzig, seine afrikanische Frau unter vierzig, und sie sieht exakt so aus wie das, was die Restpotenz eines Siebzigjährigen braucht. Highheels, Hotpants, Megatitten und zwei knallrote Sofas statt Lippen. Don Brioni bietet die Standards der italienischen Küche, außer Pizzas, warum, habe ich vergessen, aber sein ganzer Stolz ist ein Avocado-Gericht. Es fand Erwähnung in einem dicken Hochglanz-Gourmet-Bildband, der über seiner Theke steht, und er zeigt es jedem Gast, also auch mir. „In diesem Buch zu sein, ist so ’ne Art Nobelpreis für Gastronomen“, sagt er und strahlt mich an. „Und was machen Sie?“ „Ich bin Schriftstel-ler“, antworte ich und strahle zurück.„Sind wir das nicht alle?“Die anderen Gäste: Missionare, Großwildjäger, Geheimdienstler, Buschflieger, Botschaftsmitglieder, UN-Leute und ein paar Tou-

    risten, von denen sich aber mindestens die Hälfte nicht als Tou-risten bezeichnen würde, sondern als Entwicklungshelfer. Medika-mente verschenken, Geld verteilen, Brunnen bauen, dafür haben sie bezahlt. Pauschalreisen einschließlich der guten Tat sind zu einem recht blühenden Zweig der Tourismusindustrie geworden; es gibt aber immer noch Individual-Helfende wie den Kanadier, mit dem ich kurz an der Theke spreche. Er hat dreißigtausend Bibeln dabei.

    Wir warten hier auf Collin. Der Generalmanager einer Fünfster-nelodge in Mosambik und Lisas zukünftiger Chef macht eine Einkaufstour rund um den Malawisee und ist heute in Lilongwe. Gleich werde ich auf das schottische Phantom treffen. Wie wird er auf mich reagieren? Und wie ich auf ihn? Und was wird er zu Lisa sagen? Zu ihrer Mail, die die Lösung für unsere Verlustängste gewesen ist? Sie hatte sie aus Wien geschickt und ihm darin mitge-teilt, dass sie nicht für ein Jahr in der Lodge als Frontdoormana-gerin arbeiten werde, sondern nur für drei Monate, und außerdem ihren neuen Freund mitbringe. Collin brauchte eine Woche, um „Das geht okay“ zurückzumailen, aber wie okay geht das wirklich, wenn er Lisa gegenüber sitzt? Und wie okay geht das für sie? Das

    sind unsere Fragen unter Don Brionis Deckenventilatoren und bei Don Brionis Wein. Who the fuck is Collin? Und wie wird er sein? Einige dieser Fragen klären sich auf der Stelle, als Collin kommt. Rote Haare, roter Bart, Sommersprossen und Nickelbrille in einem jungenhaften Gesicht. Lisa hat recht. Ein Pfadfinderlein ist kein Grund für mich, eifersüchtig zu sein. Und er ist nicht allein. Eine hübsche junge Frau namens Rose begleitet ihn, auch sie rothaarig und sommersprossig, und sie scheint ein bisschen verliebt in ihn zu sein. Und er in sie? Man wird sehen, auf alle Fälle ist das ideal. Zwei Paare, ein Busch, und niemand muss auf seine Frau aufpassen. Rose lebt als Volontärin in der Lodge. Sie arbeitet umsonst, ihr Lohn ist das Aufenthaltsrecht im Paradies. Sie sagt, sie sei vor drei Wochen

    African Queenvon Helge Timmerberg

    L

    „Tu etwas!“Fakt ist allerdings:

    Ich ekle mich vor Kakerlaken noch mehr als sie.

  • Reportage

    28 Von hier von dort und anderen guten Dingen fink Das Freisinger Stadtmagazin

    Reportage

    Von hier von dort und anderen guten Dingen 29Juni 2012

    gekommen und müsse sich noch immer fangen, denn die Lodge sei noch schöner als auf den Fotos. Magisch schön. Freut das Lisa? Oder schmerzt es sie? Ich sehe beides kurz in ihren Augen und hoffe, dassunterm Strich nicht Wut rauskommt, denn sie hat ihren Jahresver-trag im Paradies meinetwegen um neun Monate verkürzt. Wird ihr das Glas ein Viertel voll oder drei Viertel leer erscheinen, wenn wir angekommen sind? Collin sieht das entspannt. „Lisa macht in den drei Monaten all den Scheiß, auf den ich keine Lust habe“, sagt er, und ich muss herzlich lachen. So reden keine Pfadfinder, nein, so nicht. Anschließend regelt er am Handy, wie es weitergeht. Er be-sorgt uns eine Kabine für die zwanzigstündige Schiffsfahrt über den Malawisee und eine Unterkunft auf der Insel Likoma sowie ein Speedboot der Lodge, das uns am nächsten Morgen von Likoma zur Küste von Mosambik bringen wird. Drei Anrufe, drei Ergebnisse, sofort, und das in Afrika. Ich revidiere meinen ersten Eindruck vom Generalmanager der Lodge. Und auch den von Rose. Sie trinken soviel wie wir, machen aber früher Schluss, denn sie wollen am näch-

    sten Morgen mit dem Jeep weiterfahren. Die Tour werde noch ein paar Tage dauern, aber zu unserer Ankunft seien sie zurück. „Let’s walk with Johnnie“, sagt Collin und bestellt eine Runde Whisky, bevor sie gehen.Die Reise beginnt immer erst am dritten Tag. Wir nehmen ein Taxi für die hundertfünfzig Kilometer von Lilongwe zum Malawisee. Endlich rollen die Räder, und ich schlafe sofort ein, nachdem wir aus der Stadt raus sind. Lisa weckt mich, ich weiß nicht, wann, und plötz-lich ist da Afrika. Das Afrika der Träume, der Postkarten, der Buch-cover und Filmplakate. Afrikanische Savanne, afrikanische Bäume, afrikanische Farben und, ach ja, afrikanische Weite. Man vergisst in den Städten, wie groß und unverbaut der Kontinent ist. Wo bin ich? Westlich von Mosambik, östlich von Sambia, nördlich von Simbab-we und südlich von Tansania. Im Land der Nilpferde und Leoparden, im Wirkungsbereich Livingstones und auf alten Sklavenpfaden. Die Weite, die Zeit, die Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten, all das weht durch das offene Fenster herein, und ich danke Lisa zum ersten Mal

    dafür, dass sie mich nach Afrika gebracht hat. Am See angekommen, checken wir in irgendeiner Hundertdollar-Beachlodge ein. Das ist in Afrika die Mittelklasse. Darunter liegen die Backpacker-Paradiese mit zwanzig Dollar, darüber alles Mögliche. Lisas Lodge kostet drei-hundert, andere tausend pro Nacht. Ich hörte sogar von Lodges, die zehntausend Dollar für vierundzwanzig Stunden in der Wildnis nehmen. Da checkt dann Madonna ein, wenn sie Kinder adoptieren will, aber für unsere Zwecke geht die Mittelklasse in Ordnung.Allerdings fehlt in der „Sunset-Lodge“ eindeutig die weibliche Hand. Im Zimmer, im Garten, im Restaurant und am Strand, über-all fehlt Moni, die zweite Hälfte von Toni, seit einem Jahr managt er die Lodge allein.„Warum?“, frage ich. „Es war ihr zu viel Arbeit“, antwortet Toni. Toni ist Deutscher, präziser ein Ossi, und von Beruf Tischler; er hat-te einen eigenen Betrieb in der Nähe von Rostock, bevor er wegen der schlechten Auftragslage und des angeborenen Hasses ostdeut-scher Bürokraten auf Freiberufliche die Faxen dicke hatte und ihn der Hafer stach. Irgendeine Stimme in ihm sagte AFRIKA, aber Ge-naueres sagte sie nicht, darum machte es Toni folgendermaßen: Er nahm eine Afrikakarte und drehte sie mit geschlossenen Augen auf dem Tisch, dann tippte er mit dem Finger drauf. Augen auf. Malawi? Nein, Namibia. Das war eine sehr kluge Wahl des Zufalls. In ehe-

    mals Deutsch-Südwestafrika gibt es noch jede Menge Deutsche, die Arbeit für gute Handwerker haben, aber Toni arbeitete inWindhuk auch für einen holländischen Hotelier, der ihm einen festen Job anbot. In einer seiner Lodges in Malawi war der Manager gestorben, weil er unglücklicherweise zwei schwere Fieberkrank-heiten gleichzeitig bekommen hatte. Toni selbst hatte sechsmal Ma-laria, seitdem er hier Chef geworden ist, das erste Mal hätte es ihn beinah umgebracht, und er sah das weiße Licht, die restlichen Er-krankungen steckte er wie eine schwere Grippe weg. Und zwischen-durch lief ihm Moni davon.Eine traurige Geschichte, die noch immer nicht beendet ist, denn Toni hat noch ein Problem. Eine Pavian-Invasion.Primaten checkten ein. Sie kamen aus dem Regenwald und fanden, dass eine Lodge für sie artgerechter sei. Nicht ein Pavian, nicht zwei, nicht drei, sondern ein ganzes Volk zog geschlossen aus der Wildnis

    in Tonis Lodge um, so sechzig bis achtzig Tiere, genauer kann er es nicht sagen, sie lassen sich nur schwer zählen, weil sie sich entwederverstecken oder in Aktion sind, außerdem werden es täglich mehr. Der Trick der Primaten ist die sanfte Übernahme. Sie greifen nicht an, sie beißen nicht, sie vertreiben die Menschen nicht mit ihrer unglaublichen Körperkraft und ihrem fürchterlichen Gebiss, denn sie sind ja nicht blöd. Auch sie wollen keine Paviane als Köche oder einen Affen, der statt des Gärtners dem Swimmingpool täglich sau-beres Wasser zuführt. Auch Primaten schätzen Qualität, und wer, außer den Gästen, würde hier sonst sein Essen unbewacht her um-liegen lassen? Bestimmt kein Affe, und es wäre ein lausiges Leben, wenn hier Affen nur Affen bestehlen könnten, nein, sie brauchen die Menschen, und ihr Kniff ist: Vergesellschaftung. Schleichende Gewöhnung. Der Garten von Tonis Lodge ist groß, und er hat auch recht zugewachsene Teile, die fließend in den angrenzenden Regenwald übergehen. Diese Transit-Welten sind bereits fest in der Hand der Paviane, hier schlafen sie, und hierhin ziehen sie sich auch tagsüber zurück, wenn zu viele Gäste den freien Rasen nutzen. Aber der Pool in der Mitte des Gartens zählt mit seinen künstlichen Miniaturfelsen und seinem Miniwasserfall ebenfalls bereits als Pa-vian-Territorium. Hier laben sich nur noch Affen, der Mensch ba-det am Strand. Morgens allerdings, wenn die Sonne aufgeht, sind im gesamten Open-Air-Bereich von Tonis Lodge nur noch Affen, selbst auf den Zimmerterrassen. Frühaufsteher wie ich haben dann die Chance, Affenkindern beim Spielen zuzusehen und den Alten beim Ficken. Okay, sie machen das auch tagsüber auf offener Büh-ne, denn Primaten kennen keine Scham. Sie haben keine Religion, und sollte es unter ihnen doch so etwas wie einen Gott geben, so hat er nichts gegen Exhibitionisten. Paviane zeigen gern, was sie haben, warum, ist mir nicht ganz klar. Die Männchen haben dünne Penisse und winzige Hoden, die Weibchen monströs geschwollene Poba-cken. Gut, dass Paviane nicht in der Lage sind, Männermagazine zu produzieren, denn sonst hätten wir einen „Playboy“ mit den häss-lichsten Ärschen der Welt. Pavianärsche zum Ausklappen! Noch finden Tonis Gäste das lustig, aber der Tag wird kommen, an dem ihnen die Affen in die Kaffeetassen pinkeln, und dann ist Schluss mit dem Tourismus, dann kann die Lodge noch ein paar Jahre an Primatenforscher vermietet werden, die hier luxuriöser als anderswo ihren Studien nachgehen. Doch besser, und zwar für alle Beteiligten, wäre es, wenn Toni endlich das tun würde, was hier getan werden muss und was auch sein an Malaria und der Schlafkrankheit ver-storbener Vorgänger gemacht hat, um der Sache Herr zu werden. Aber Toni kann seine Abneigung gegen Feuerwaffen einfach nicht überwinden. Er ist Pazifist, er ist zu weich für Afrika. Hat ihn Moni deshalb verlassen? Man weiß es nicht.

    Die Primaten checkten ein. Sie kamen aus dem Regenwald und fanden, dass eine Lodge

    für sie artgerechter sei.

    �A�Z�_�r�e�i�t�e�r�_�F�i�n�k�_�J�u�n�i�2�0�1�2

    �F�r�e�i�t�a�g�,� �1�8�.� �M�a�i� �2�0�1�2� �1�3�:�0�9�:�5�9

  • Reportage

    30 Von hier von dort und anderen guten Dingen fink Das Freisinger Stadtmagazin

    Reportage

    Von hier von dort und anderen guten Dingen 31Juni 2012

    Man weiß auch nicht, wann die „Ilala“ morgen in See sticht. Toni meint um 18 Uhr, sein Fahrer sagt 17 Uhr, und im „Lonely Planet“ steht, vormittags um zehn. Don Brioni sagte gestern, man solle, egal, wem man glaubt, vier Stunden vorher da sein. Die „Ilala“ sei das un-pünktlichste Schiff der Welt und ihr Fahrplan nicht mehr als ein Diskussionsvorschlag fürs Schicksal. Wir sind um 17.30 Uhram Hafen von Chipoka, und ich glaube es fast nicht, wie deckungs-gleich dieser rostige Dampfer mit den Träumen Hollywoods ist. Der Film heißt „African Queen“, und das deutsche Schiff, das Humphrey Bogart versenkt, sieht aus wie die „Ilala“. Das Glück der Cineasten durchflutet mich, weil das Original noch rostiger ist als die Kopie, Lisa dagegen sieht nur den Rost. Und sie sieht, was ihrer Laune noch abträglicher ist, den Rost auslaufen. Wir haben die Abfahrt der „Ila-la“ um schätzungsweise fünf Minuten verpasst.Und jetzt? Jetzt flippt Lisa mal kurzfristig aus. Wir kennen uns seit drei Monaten, und ich weiß noch immer nicht so recht, wie ich da-mit umgehen soll, wenn sie die Schnittstelle ihrer Existenz mit dem Universum dermaßen einfaltet, dass sich, von ihrer Wut ausgehend,die Welt wie ein großes Stück Papier durchgehend zu verknittern be-ginnt. Die Welt ist vielleicht übertrieben, aber bis zu Toni reicht die Irritation der Atmosphäre ganz bestimmt: „Warum habe ich nicht auf meine Intuition gehört? Ich habe Toni zweimal gebeten, wegen der Abfahrtzeiten anzurufen. Er sagte, er habe es getan, aber ich wusste, dass er es nicht getan hat. Er hatte einfach keine Lust dazu. Jetzt müssen wir der „Ilala“ hinterherfahren. Und ich hasse es, in der Dunkelheit auf afrikanischen Landstraßen zu sein.“Die „Ilala“ ist das einzige Passagierschiff, das den drittgrößten See Afrikas regelmäßig befährt, und sie macht das gründlich. Sie läuft im Zickzackkurs elf Häfen an, und der nächste ist glücklicherweise noch auf unserer Seite des Sees und auch nur zwei, drei Stunden mit dem Auto entfernt.Lisa ruft Toni an, um von ihm das zu hören, was sie jetzt hören will. Sein Fahrer wird uns umgehend nach Nkhotakota bringen, und das auch nicht für hundert Dollar, die für diese Tour der normale Preis sind, sondern nur für die Spritkosten und die zwei Red Bull, die der Mann braucht, um auf dem Rückweg nicht einzuschlafen. Einehalbe Stunde später beginne ich, Toni still und heimlich für sei-ne Schlamperei zu danken, denn der Himmel färbt sich während der Fahrt wie auf dem Umschlag eines Afrikaromans: „Die weiße Massai“, „Ich träumte von Afrika“, „Ich kehre zurück nach Afrika“, „Karibu heißt willkommen“, „Der Ruf der Kalahari“, „Die Regen-königin“ – das sind nur ein paar Beispiele für die Kapitulation der

    Kreativität vor dem Sonnenuntergang in der Savanne. Eigentlich je-des Cover der von Frauen geschriebenen Romane sieht so aus, aber auch feminisierte Schriftsteller wie Hardy Krüger („Die andere Seite der Sonne“) und Henning Mankell („Die flüsternden Seelen“) konn-ten nicht anders, als das weiblichste Bild von Afrika für ihr Buch zu wählen, und das ist zur Hälfte rubinrot, rosenrot, rotweinrot und richtig rot und zur anderen Hälfte mangoorange und zitronengelb, aber dort, wo die Sonne in die Erde sinkt, ist weißes Licht. Und da-vor steht schwarz und wie hingezeichnet eine Schirmakazie oder ein Affenbrotbaum. Immer. Auch jetzt.Lisa nimmt meine Hand und sagt nichts. Ich schließe mich ihrem Schweigen an, obwohl es mich drängt, ihr zum zweiten Mal dafür zu

    danken, dass sie mich nach Afrika gebracht hat. Ich hatte mich nicht nur dagegen gewehrt, sondern auch einiges dafür getan, sie von der Reise abzuhalten. Weil ich dachte, dass ich überreist bin. Weil ich glaubte, nicht mehr neugierig zu sein. Und weil mir dieser Kontinent am Arsch vorbeiging. Sie war stärker als ich, und jetzt freue ich mich über meine Schwäche, denn eine Fahrt durch das ländliche Afrika um diese Uhrzeit gehört zur Champions League der Reiseeindrü-cke. Das wird mir schlagartig klar. Das ist dasselbe wie eine Wan-derung im Himalaya oder eine Nacht unter den Sternen der Wüste. Das ist das ganz große Kino der Seele. Die Erinnerung der Gene. Die Menschheit kommt von hier. Unter diesem Himmel lernten wir, auf-recht zu gehen. Mama Afrika trägt zum Sonnenuntergang ihr ewiges Cocktailgewand. Und was den Unterschied betrifft, das allein oder zu zweit zu genießen: Ein alter indischer Freund sagte einmal zu mir, dass 1 und 1 in der Regel 2 ergibt, aber manchmal ist 1 und 1 auch 11, und dann handelt es sich nicht um eine Addition, sondern um eine Transformation des Genusses. Ich lasse Lisas Hand los, um eine Dose zu öffnen. Ich gebe sie ihr. Unter all den Möglichkeiten, sich wortlos zu bedanken, gilt ein kühles Bier nicht als die schlechteste.Sechs Stunden später ist die Nacht nur noch schwarz. Wolken schlu-cken das Licht der Sterne. Es ist ein Hafen ohne Lampen und Later-nen. Nur die „Ilala“ ist beleuchtet, aber sie ankert zweihundert Meter

    vom Ufer entfernt. Einen Anlegesteg gibt es nicht. Die Schiffssirene mahnt zum Aufbruch, und um uns her um erheben sich Menschen wie Geister. Sie schnappen sich ihre Körbe, Säcke, Koffer, Käfige und Kinder und rennen zum Wasser. Wir rennen mit, aber wer-den von einem Mann abgefangen, der uns einen Einbaum anbietet. „Lasst euer Gepäck nicht los“, ruft uns der Mann hinterher, als wir mit vier oder fünf anderen Weißen in die Nussschale springen, und jeder hat Angst um seinen Laptop, sein Geld und seinen Reisepass, denn es schaukelt bedenklich. Neben uns waten Afrikaner durch das Wasser, jetzt mit ihrem Gepäck auf den Köpfen. Zwei Beiboote der „Ilala“ rasen herbei und halten zehn Meter vor dem Ufer, um die Leute aufzunehmen. Wenn alles gutgeht, werden dabei die großen Passagiere bis zur Hüfte und die kleineren bis unter die Achselhöh-len nass. Wir klettern inmitten des Gedränges von dem Einbaum in eines der Boote und verlieren auf der Stelle was. Es ist nichts Materi-elles, nur Kulturelles, wir verlieren ein Stück Zivilisation. Mit Rück-sichtnahme kommt hier niemand aufsBoot. Mit Höflichkeit findet hier keiner einen Platz. Manieren sind in Afrika Quatsch. Frauen quetschen, Männer schimpfen, ein Kind setzt sich auf meine Gitarre. Um die sorge ich mich auch. Und ich sorge mich um Lisa, aber Lisa hat es ganz gut im Griff, obwohl ihr Rucksack riesig ist. Sie sorgt sich nur um mich. Das ist nicht gut. Es sollte sich immer nur einer sorgen und einer nicht. Geschafft. Wir hocken irgendwie, und ein bisschen auch auf irgendwem, in dem Bei-boot, und es zischt ab. Wir nähern uns der „Ilala“.Dabei wird sie größer und rostiger. Wie zum Teufel kommen wir auf das Schiff? Mit Strickleitern? Nein, die Leitern sind aus Eisen.

    Sobald das Beiboot an ihnen angelegt hat, wollen alle mit Kind und Kegel gleichzeitig hoch. Ich mache dabei keine gute Figur, ich bin definitiv ein Anlegesteg-Typ. Trotzdem : Wir sind auf dem Schiff.Die „Ilala“ wurde 1949 in Schottland gebaut und in achttausend Einzelteilen nach Mosambik verschifft, von dort ging es mit der Bahn weiter, und am Malawisee hat man sie wieder zusammenge-schraubt. Sie ist 52 Meter lang, 620 Tonnen schwer und kann 365 Passagiere und hundert Tonnen Fracht transportieren. Wenn es un-bedingt sein muss, transportiert sie auch mehr. Und noch etwas:

    1. Die „Ilala“ entspricht nicht den internationalen Passagiertrans-portbestimmungen.2. Die „Ilala“ ist oft kaputt.3. Die „Ilala“ ist schon mehrfach gesunken.

    Aber all das ist unnützes Wissen für Lisa, darum erzähle ich es ihr nicht. Ich behalte auch für mich, dass vor gerade mal einer Woche in Uganda ein ähnliches Schiff gekentert ist. Von den dreihundert Pas-sagieren konnte man zwanzig lebend aus dem Viktoriasee ziehen, der Rest ernährt derzeit die Fische. Und der Malawisee ist noch unbere-chenbarer. Die Wetterwechsel sind legendär. Als Living stone den See 1859 entdeckte, nannte er ihn „See der Sterne“, weil er so ruhig und glatt war, dass sich der Nachthimmel in ihm spiegelte. Ein biss-chen später nannte er ihn „See der Stürme“. Fünf Meter hohe Wel-len, manchmal auch zehn Meter hohe, macht dieses Binnengewässer mit links. Und tuuuuuuut, wir laufen aus.

    Helge Timmerberg, „African Queen. Ein Abenteuer“ Copyright © 2012 by Rowohlt Berlin Verlag GmbH, Hardcover, € 19,95, 304 S.

    Manieren sind in Afrika Quatsch. Frauen quetschen,

    Männer schimpfen, ein Kind setzt sich auf meine Gitarre.

    STARTEN SIE MIT DEM PERFEKTENOUTFIT IN DEN SOMMER!

    WIR HABEN FÜR SIE VIELE NEUE, TRENDIGE OUTFITS IN FRISCHEN UND BUNTEN FARBEN!

    Kommen Sie in den Store und entdecken Sie die spannende Welt

    von s.Oliver.

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

    Ihr s.Oliver Team Freising

    S.OLIVER STORE | Obere Hauptstrasse 9 | 85354 Freising

    DK_1946_90x135mm.indd 1 11.05.12 14:09

    Tel 089/ 286 500www.baywobau.de

    Tel 08761/ 7636-0www.scheidl-bau.de

    FREISING

    Frau Anita Puscher 0171 / 444 82 17, Frau Heike Wagner 0170 / 288 55 58

    im Gehbereich: Bahnhof (9 Min.), Altstadt (12 Min.), Isarauen (10 Min.) sonnige Südwest-Ausrichtung

    4-Zimmer-Wohnung, DG, 136,41 m2 Wohnfläche, Dachterrasse 19 m2 f 558.700,–4-Zimmer-Wohnung, 2. OG, 94,12 m2 Wohnfläche, großes Wohnzimmer f 339.900,–3-Zimmer-Wohnung, 2. OG, 82,83 m2 Wohnfläche, sonniger Balkon 8 m2 f 301.900,–

    Jetzt Rohbau-Besichtigung!Vereinbaren Sie Ihren pe