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Seit er 1973 seinen ersten Helden Dirk

Pitt erfand, ist jeder Roman von CLIVE

CUSSLER ein New-York-Times-Bestseller.

Auch auf der deutschen SPIEGEL-Bestsel-

lerliste ist jeder seiner Romane vertre-

ten. 1979 gründete er die reale NUMA,

um das maritime Erbe durch die Entde-

ckung, Erforschung und Konservierung

von Schiffwracks zu bewahren. Er lebt in

der Wüste von Arizona und in den Bergen

Colorados.

Der leidenschaftliche Pilot GRAHAM

BROWN hält Abschlüsse in Aeronautik

und Rechtswissenschaften. In den USA

gilt er bereits als der neue Shootingstar

des intelligenten Thrillers in der Tradition

von Michael Crichton. Wie keinem zwei-

ten Autor gelingt es Graham Brown ver-

blüffende wissenschaftliche Aspekte mit

rasanter Nonstop-Action zu einem unwi-

derstehlichen Hochspannungscocktail zu

vermischen.

© R

ob

Gre

ers

Als das fortschrittlichste Flugzeug,

das jemals gebaut wurde, über

dem Südpazifik verschwindet,

werden Kurt Austin und Joe Zavala in den

tödlichen Wettstreit hineingezogen, wer

die abgestürzte Maschine zuerst auffinden

kann. Sowohl Russland als auch China

begehren diese neue durchgreifende Tech-

nologie, aber die USA macht sich über ein

viel schwerwiegenderes Problem Sorgen.

Sie wissen, was andere nicht ahnen – dass

die X-37 ein höchst gefährliches Geheim-

nis birgt: eine Ladung fremdartiger Mate-

rie, die von den oberen Schichten der

Atmosphäre entnommen wurde und deren

Temperatur beim absoluten Nullpunkt

liegen muss. Solange sie gefroren bleibt,

ist die Fracht sicher, aber sobald sie zu

tauen beginnt, wird eine Katastrophe

undenkbaren Ausmaßes entfesselt.

In einer rasanten Jagd um den Globus

riskiert das NUMA-Team alles, um das

drohende Desaster abzuwenden … Und

dennoch scheinen sie mitten in einem

Rennen zu stecken, das niemand gewin-

nen kann.

Die Nighthawk, das fortschrittlichste jemals gebaute

Flugzeug, verschwindet über dem Südpazifik. Nicht

nur die USA wollen ihr Eigentum zurückerlangen,

auch Russland und China begehren die radikal neue

Technologie. Kurt Austin setzt alles daran, das

Rennen für die NASA zu gewinnen. Beinahe zu spät

wird ihm klar, dass ihm seine Auftraggeber die

hochgefährliche Fracht der Nighthawk verschwiegen

haben. Und er erkennt: Wenn sie dieses Rennen

verlieren, wird es keine Gewinner mehr geben.

Das modernste Flugzeug der

Welt wird vermisst – nur Kurt

Austin hat eine Spur.

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Projekt Nighthawk

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Clive Cussler Graham Brown

Projekt NighthawkEin Kurt-Austin-Roman

Aus dem Amerikanischen von Michael Kubiak

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Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild GmbH & Co. KG,Werner-von-Siemens-Straße 1, 86159 Augsburg

Copyright der Originalausgabe © 2017 by Sandecker, RLLLPCopyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2019 by Blanvalet Verlag,

ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenÜbersetzung: Michael Kubiak

Umschlaggestaltung: Johannes Frick, NeusäßUmschlagmotiv: © Johannes Frick unter Verwendung von Motiven von Shutterstock

(© DM7, © Ruslan Gi, © Fesus Robert, © Dudarev Mikhail)Satz: Datagroup int. SRL, Timisoara

Druck und Bindung: CPI Moravia Books s.r.o., Pohorelice Printed in the EU

ISBN 978-3-95973-807-1

2021 2020 2019 2018Die letzte Jahreszahl gibt die aktuelle Lizenzausgabe an.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel Nighthawk: a novel from the NUMA Files bei G.P. Putnam’s Sons, New York

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HANDELNDE PERSONEN

SPANISCHE EXPEDITION 1525

Diego Alvarado Spanischer Soldat und Anführer einer Expedition ins Innere Südamerikas um 1525, Zeitgenosse und Gegenspie-ler von Francisco Pizarro.

Costa Spanischer Adliger und Bankier, finanzierte Alvarados Ex-pedition.

NATIONAL UNDERWATER AND MARINE AGENCY

Rudi Gunn Stellvertretender Direktor der NUMA.

Kurt Austin Chef der Special Projects Division der NUMA, erst-klassiger Taucher und Bergungsexperte, arbeitete vorher für die CIA.

Joe Zavala Kurts rechte Hand, hervorragender Mechaniker, au-ßerdem versierter Hubschrauberpilot und Amateurboxer.

Hiram Yaeger Für alle Probleme der Datenverarbeitung zuständi-ges Computergenie der NUMA, Inhaber zahlreicher Patente auf dem Gebiet der Computertechnik.

Priya Kashmir Hiram Yaegers Assistentin, sollte ursprünglich bei einem Kommandoteam der NUMA eingesetzt werden, ist je-doch seit einem Autounfall an einen Rollstuhl gefesselt und erhielt stattdessen eine Position in der Abteilung für Compu-tertechnologie.

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Paul Trout Mit fast zwei Metern größtes Mitglied der Special Projects Division, verheiratet mit Gamay. Promovierte in Meereswissenschaften. Stets die Ruhe selbst und in heiklen Si-tuationen absolut zuverlässig.

Gamay Trout Meeresbiologin, verheiratet mit Paul, Fitnessfanati-kerin, versierte Taucherin und hervorragende Schützin.

Ed Callahan Kapitän des NUMA-Schiffes Catalina.

NATIONAL SECURITY AGENCY

Steve Gowdy Chef der Abteilung für Ex-Atmospheric Projects, kurz Weltraumprojekte, der NSA, Direktor des Nighthawk-Programms.

Emma Townsend Ehemalige NASA-Wissenschaftlerin, Expertin in Astrophysik, Mitinitiatorin des Nighthawk-Programms. Mitarbeiter gaben ihr den Spitznamen Hurricane Emma.

Agent Hurns Agent der NSA.

Agent Rodriguez Agent der NSA.

UNITED STATES AIR FORCE

Colonel Frank Hansen Kommandant der 9th Space Operations Squadron, stationiert auf der Vandenberg Air Force Base, Kalifornien.

RUSSISCHE FÖDERATION

Konstantin Davidov Leitender Angestellter des FSB, Nachfolge-organisation des KGB, dem Kreml unterstellt und verantwort-lich für Technologiebeschaffung.

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Konteradmiral Sergei Borozdin Mit Davidov eng befreundet und Kommandant der russischen 1. Bergungsflotte (Pazifik).

Victor Tovarich Kapitän des U-Boots TK-17 der Typhoon-Klasse.

Major Juri Timonovski Kommandant und Pilot des Schwenkflü-gel-Überschallbombers Tupolew Tu-160 Blackjack 2.

VOLKSREPUBLIK CHINA

General Zhang Höchstrangiger Offizier des chinesischen Minis-teriums für Staatssicherheit.

Daiyu (Schwarze Jade) Spezialagentin des Ministeriums, eins der »Kinder, die nie geboren wurden«.

Jian Daiyus Partner, ebenfalls eines der »Kinder, die nie geboren wurden«.

Li Ying Verbindungsoffizier, Peking.

Leutnant Wu Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit.

Falconer Codename eines anonymen Agenten mit Verbindung zum Nighthawk-Programm der NSA.

MS REUNION

Buck Kamphausen Kapitän der MS Reunion.

PERU

Urco Archäologe, der Ursprung und Untergang des Chachapoya-Volks erforscht.

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Vargas Ein freiwilliger Helfer Urcos.

Reyes Ein weiterer freiwilliger Helfer Urcos.

WASHINGTON, D.C.

Collin Kane Bombenentschärfungsspezialist.

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PROLOG

DER FEUERSTURM

Südamerika Januar 1525

Der Speer prallte gegen Diego Alvarados Brust. Obwohl es ein schwerer Treffer war, der ihn zu Boden warf, konnte er die wider-standsfähige kastilische Rüstung, die Alvarado den ganzen weiten Weg von Spanien bis hierher getragen hatte, nicht durchbohren.

Er rollte sich über den Boden, kam auf ein Knie hoch und spannte seine Armbrust. Als er zwischen den Bäumen eine Bewe-gung wahrnahm, schoss er den Bolzen ab, der in das dichte Laubwerk eindrang und einen Schmerzensschrei auslöste.

»Zwischen den Bäumen auf der rechten Seite!«, rief er seinen Männern zu.

Eine Wolke blauen Pulverqualms wallte über dem schmalen Trampelpfad hoch, als mehrere großkalibrige Musketen, Arke-busen genannt, gleichzeitig feuerten. Die Geschosse rasten in den Wald hinein, rissen Zweige von den Bäumen und zerfetzten das üppig wuchernde grüne Laub.

Eine Woge von Pfeilen kam als Antwort auf sie zugeflogen. Zwei von Alvarados Männern brachen zusammen, und auch er selbst spürte einen stechenden Schmerz in seinem Oberschenkel, als sich die Obsidianspitze eines Pfeils in sein Fleisch bohrte.

»Sie haben uns umzingelt«, warnte einer seiner Männer.»Haltet eure Position«, befahl Alvarado, drang humpelnd wei-

ter vor, anstatt umzukehren, und ignorierte den Schmerz, wäh-rend er seine Waffe lud.

Nach einem langen Marsch in die Hügellandschaft am Fuß des Gebirges waren sie in einen Hinterhalt geraten, auf einen

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Pfad durch den dichten Dschungel gelockt worden und wurden nun von beiden Seiten angegriffen. Eine andere Truppe wäre un-ter der Attacke wahrscheinlich in Panik geraten und hätte kopf-los die Flucht ergriffen. Alvarados Männer aber hatten früher als Soldaten gedient, und jetzt standen sie dicht gestaffelt wie eine Mauer und dachten nicht daran, ihre wertvolle Munition zu ver-geuden. Mehrere zückten ihre Schwerter, während die anderen ihre Feuerwaffen in Anschlag brachten.

Die Eingeborenen sammelten sich, um abermals anzugrei-fen. Mit schrillem Geschrei brachen sie zwischen den Bäumen hervor, stürmten dann auf die Lichtung, wo sie von spanischem Donner aufgehalten und niedergestreckt wurden, als eine zweite Salve von Schwarzpulverexplosionen die Luft erzittern ließ.

Etwa die Hälfte von ihnen ging im konzentrierten Feuer der Spanier zu Boden, die anderen machten kehrt und rannten um ihr Leben. Nur zwei setzten den Angriff fort. Sie stürmten auf Alvarado zu und ließen sich vom Pulverqualm nicht aufhalten. Eine grelle Kriegsbemalung machte ihre rötlich dunklen Gesich-ter, in denen ihre weißen Augen hell leuchteten, zu furchteinflö-ßenden Fratzen.

Alvarado traf den Ersten mit dem Armbrustbolzen, sodass er mitten im Lauf zusammenbrach, aber der Zweite war nicht auf-zuhalten und schleuderte einen Speer. Die Spitze der primitiven Waffe prallte von der nach vorne spitz zulaufenden Brustplatte von Alvarados silbern glänzender Rüstung ab. Da ihm solche schlichten Klingen nichts anhaben konnten, warf sich Alvarado seinem Angreifer entgegen. Er packte den Mann, nutzte seinen Schwung und schleuderte ihn zu Boden.

Dann ließ sich Alvarado mit seinem ganzen Gewicht auf den Eingeborenen fallen und tötete ihn mit einem Dolch.

Als er sich aufrichtete, hatten die restlichen Krieger längst das Weite gesucht.

»Nachladen!«, befahl er seinen Männern. »Sie kommen bald zurück!«

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Während die Männer mit der mühsamen Arbeit begannen, Pulverladungen in ihre langläufigen Schusswaffen zu stopfen, versuchte Alvarado, den Pfeil des Eingeborenen aus seinem Oberschenkel zu ziehen. Er stocherte mit der Spitze seines Dolchs in der Wunde herum und hebelte die Pfeilspitze behut-sam heraus. Dann betrachtete er den Pfeil und warf ihn schließ-lich achtlos beiseite. Er lieferte keine neuen Erkenntnisse. Aus Berichten wusste er, dass sich diese »Wolkenmenschen« erheb-lich von den Inka und den anderen Stämmen in dieser Region unterschieden. Dass sie tapfere Krieger waren, stand außer Zwei-fel, aber sie hatten keine besseren Waffen als die anderen Einge-borenen. Das Einzige, was sie so gefährlich machte, war ihre große Anzahl.

Alvarado träufelte ein wenig Wein aus einer kleinen Flasche auf die Wunde. Er verursachte zwar ein heftiges Brennen, aber es überlagerte immerhin den Wundschmerz und betäubte ihn  – und würde, wie Alvarado hoffte, Gift und Schmutz herausspü-len. Danach umwickelte er den Oberschenkel mit einem Tuch und sah zu, wie das Blut den Stoff tränkte und sich von einem Punkt in der Mitte ausbreitete, bis der gesamte Verband blutrot glänzte.

»Wir müssen uns zurückziehen«, sagte er und bemühte sich, auf die Füße zu kommen.

»Wie weit?«, wollte einer seiner Männer wissen.»Den ganzen Weg«, antwortete Alvarado. »Bis zum Dorf.«Niemand widersprach. Tatsächlich waren sie sogar erleichtert,

als sie den Befehl hörten.Sie stellten sich in Reih und Glied auf und setzten sich in

Marsch. Die ersten zwei Kilometer schaffte Alvarado noch aus eigener Kraft, aber die schwere Rüstung und die Schmerzen in seinem Bein wurden ihm bald zu viel. Einer seiner Männer kam ihm zu Hilfe und führte ihn zu dem kräftigen Packpferd, das ih-ren Proviant trug. Der Gurt wurde gelöst, und die Vorräte fielen auf den Erdboden. Zwei Männer hoben Alvarado mit vereinten Kräften auf das Pferd. Er suchte sich eine halbwegs bequeme

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Position auf dem breiten Rücken des Tieres, und der gesamte Trupp setzte den Weg fort, eilte bergab und zum Lager zurück.

Nach mehreren Stunden erreichten Alvarado und seine Män-ner die Ansiedlung, von der aus sie am frühen Morgen des Tages aufgebrochen waren. Die Nacht war hereingebrochen, aber wär-mende Feuer, die von den Soldaten, die er zurückgelassen hatte, angefacht worden waren, hießen ihn und seine Begleiter will-kommen.

Ein Adliger namens Costa half Alvarado beim Absteigen vom Pferd. »Was ist geschehen?«, fragte er und erbleichte beim An-blick der Wunde.

Costa war ein Aristokrat mittleren Rangs. Er hatte sich bereit-erklärt, die Kosten für die Expedition als Gegenleistung für ein Drittel aller Schätze zu übernehmen, die gefunden oder erobert wurden. Weshalb er persönlich an der Expedition teilnahm, wusste niemand zu erklären. Vielleicht aus Abenteuerlust oder, was eher wahrscheinlich war, um sicherzugehen, dass ihn nie-mand um seinen Profit betrog. Bisher hatte er allerdings wenig mehr zu dem Unternehmen beigetragen, als sich ständig zu be-schweren.

»Wir wurden gründlich getäuscht«, sagte Alvarado. »Diese Wolkenmenschen sind uns ganz und gar nicht freundlich ge-sinnt. Eher würden sie uns töten, als sich mit uns zu verbünden, selbst wenn dies zur Folge hätte, dass sie weiterhin anderen Her-ren als Sklaven dienen müssen.«

»Aber was ist mit Pizarro?«, fragte Costa. »Wir sind seinen Zei-chen gefolgt. Er hat diesen Weg genommen. Er sagte doch, wir würden Verbündete finden.«

Alvarado wusste über Pizarros Zeichen Bescheid. Der Möch-tegernkonquistador hatte Inschriften in einige Baumstämme entlang des Pfades geritzt, sodass Alvarado und seine Hilfstrup-pen zu Pizarro und seinem Vorauskommando aufholen konnten.

Er kannte auch Pizarros weitere Pläne, andere Eingeborenen-stämme gegen die herrschende Klasse aufzuwiegeln. In anderen Regionen war diese Taktik bereits aufgegangen, hier aber nicht.

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»Irgendetwas muss ihm zugestoßen sein«, sagte Alvarado. »Entweder wurde Francisco getötet oder …«

Er brauchte den Satz nicht zu beenden, keiner von ihnen traute Pizarro über den Weg. Er redete ständig von Gold, von dem bisher niemand auch nur einen flüchtigen Schimmer zu Gesicht bekommen hatte, und versprach Reichtümer, die aller-dings erst noch aufgestöbert werden mussten. Er war ein kleiner Mann mit fantastischen Träumen. Zweimal war er von dem Gouverneur abgewiesen worden, als er diesen um Unterstützung für seine Expeditionen gebeten hatte, und dann war er schließ-lich an Costa und an seinen unmittelbaren Rivalen, Alvarado, herangetreten.

Einerseits mochte Alvarado Francisco Pizarro ganz und gar nicht und vertraute ihm auch nicht im Mindesten, andererseits konnte er den Mann recht gut verstehen. Sie waren beide aus dem gleichen Holz geschnitzt. Beide waren von niederer Geburt, und beide hatten sich von Spanien aus auf den Weg gemacht, um sich Namen und Ansehen zu verschaffen. Aber nur wenige Monate zuvor hatten sie einander als Feinde gegenübergestan-den, und so war es durchaus möglich, dass Pizarro eingewilligt hatte, sich mit ihnen zu verbünden, um sie in ihr Verderben zu locken.

»Wir müssen sofort zur Küste aufbrechen«, drängte Alvarado.Costas Miene verdüsterte sich, als er den Vorschlag seines

Schicksalsgenossen hörte.»Ist mit diesem Befehl etwas nicht in Ordnung, mein Freund?«»Das nicht«, sagte Costa. »Es ist nur so, dass …«»Heraus damit.«Costa zögerte. »Einige Männer sind erkrankt. Sie haben Fie-

ber. Es könnten die Blattern sein.«Alvarado konnte sich keine schlimmere Nachricht vorstellen.

»Das muss ich sehen.«Costa führte ihn zu der größten der Eingeborenenhütten. Sie

war aus Lehm und Stroh erbaut und hatte möglicherweise als allge-meiner Versammlungsort gedient. In der Mitte brannte ein Feuer,

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dessen Rauch durch eine große Öffnung im Dach abzog. Darum herum lagen auf dem Lehmboden mehrere von Alvarados Sol-daten in unterschiedlicher körperlicher Verfassung, aber ganz eindeutig waren sie nicht gesund.

»Wann hat das angefangen?«»Kurz nachdem du aufgebrochen warst, um Pizarro zu suchen.«Im flackernden Lichtschein des Feuers ging Alvarado neben

einem der Männer auf die Knie hinunter. Der Soldat war kaum älter als ein halbwüchsiger Junge; er lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Sein Gesicht wies zu dem strohge-deckten Dach hinauf. Sein dünner Leinenkittel war mit Schweiß getränkt, und Hals, Gesicht und Brust waren mit kleinen roten Flecken übersät. Sein Fieber schien so hoch zu sein, dass Alvarado das Gefühl hatte, in nächster Nähe einer offenen Flamme zu knien.

»Es sind die Blattern«, bestätigte er die Diagnose. »Wie viele befinden sich in diesem Zustand?«

»Acht hat es heftig erwischt. Drei anderen geht es nicht ganz so schlecht, aber sie können kaum stehen. Auf keinen Fall wür-den sie es schaffen, zehn Leguas bis zur Küste zu marschieren.«

Wenn elf von seinen Männern krank waren, mehrere verwun-det und zwei tot, so verfügte Alvarado nur noch über zwanzig Männer, die kampffähig waren. »Wir müssen sie zurücklassen.«

»Aber, Diego …«»Sie sind zu schwach, um zu laufen, und zu schwer, um getra-

gen zu werden«, sagte Alvarado eindringlich. »Zudem sind wir deutlich in der Unterzahl. Ich zähle dreißig Hütten auf dieser Lich-tung, jede ist groß genug für eine vielköpfige Familie. Hier müssen mehr als zweihundert Menschen gelebt haben, bevor Pizarro vor-beigekommen ist. Selbst wenn die Hälfte Frauen und Kinder sind, werden wir uns nicht gegen sie behaupten können. Und wer weiß schon, ob es in der Nähe nicht noch andere Dörfer gibt, die sich mit diesem hier verbündet haben?«

Costa wollte sich mit dieser Einschätzung nicht zufriedenge-ben. »Vielleicht kehrt Francisco um und kommt uns zu Hilfe.«

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»Es ist zu spät, um auf Rettung zu hoffen«, sagte Alvarado. »Du und die anderen, ihr müsst schnellstens aufbrechen, solange noch Zeit dazu ist.«

»Ich und die anderen?«, wiederholte Costa irritiert. »Du hast doch nicht etwa vor hierzubleiben?«

Alvarado legte eine Hand auf seine Stirn und wischte eine glänzende Schweißschicht ab. Sie mochte von der Hitze oder von der Wunde in seinem Bein herrühren, aber er hatte den Ver-dacht, dass sich auch bei ihm die Krankheit bemerkbar machte, die seine Männer heimgesucht hatte. »Ich würde euch nur be-hindern. Du solltest jetzt die Männer sammeln und sie zum Schiff führen. Nutzt die Gezeitenströmung, bis ihr weit genug von der Küste entfernt seid, dann nehmt Kurs nach Norden und kehrt nach Panama zurück.«

Costa starrte ihn einen Moment lang wortlos an, dann wandte er sich abrupt ab, um die restlichen Männer zusammenzutrom-meln.

Alvarado hielt ihn derart kraftvoll am Arm fest, dass Costa schon glaubte, ihm würden jeden Augenblick die Knochen ge-brochen. »Zahle meiner Familie, was du mir schuldest, sonst ver-folge ich dich bis zum Ende deiner Tage.«

Costa nickte. Es war vermutlich das einzige Versprechen, das zu brechen er aus Angst vor dem Geist seines Geschäftspartners nicht riskieren würde.

Während die Männer das Dorf verließen, wurde Alvarado von einem heftigen Fieberschub heimgesucht. Er bewaffnete sich mit zwei geladenen Musketen und seiner Armbrust. An jeden der an-deren Männer, die noch genügend Kraft aufbrachten, um eine Waffe festzuhalten, verteilte er jeweils eine geladene Pistole und mehrere Portionen Rum.

Beim Licht der Feuer, die sie in Gang hielten, und den dich-ten Rauchwolken, die sich zwischen den Hütten ausbreiteten, warteten sie und lauschten. Es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, aber schließlich wagten sich die Eingeborenen aus dem Dschun-gel.

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Durch eine Lücke in der Lehmwand der Hütte sah Alvarado sie ins Dorf kommen. Als sie nahe genug waren, feuerte er auf die erste Gruppe.

Der Schuss trieb sie auseinander, aber die anderen kamen aus verschiedenen Richtungen. Von allen Seiten griffen sie die Hüt-ten an.

Die Pistolen spuckten Feuer und Blei, und mehrere Krieger brachen tot oder verwundet zusammen, aber die nachdrängende Horde überrannte die Leiber ihrer gefallenen Gefährten, wäh-rend andere in einem Sturmangriff durch die dünnen Wände der Hütten brachen.

Alvarado feuerte die zweite Arkebuse ab und schaltete zwei weitere Krieger aus. Einen dritten Angreifer schlug er mit dem Lauf nieder, aus dem sich noch der Pulverdampf kräuselte, aber dann wurde er selbst zu Boden gestreckt.

Noch hatte er seine Armbrust, mit der er nun mitten ins Ge-wimmel der Angreifer zielte. Und kaum hatte der Bolzen die Sehne verlassen, da griff Alvarado nach seinem Dolch. Aber eine Steinaxt traf seinen Arm und trennte seine Hand ab.

Er stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus und griff mit der unversehrten Hand instinktiv nach dem Armstumpf. Doch ein Speer, der sich in seinen Rücken bohrte, lähmte ihn abrupt, schnitt seinen Schrei ab und warf ihn bäuchlings auf den Erdbo-den. Er war unfähig, sich zu rühren oder seinen Männern auch nur etwas zuzurufen.

Hilflos in dem blutgetränkten Gras liegend, musste Alvarado zusehen, wie die Eingeborenen seine kranken und sterbenden Männer niedermetzelten. In rasender Wut hackten und stachen sie auf die Spanier ein. Das Massaker wollte nicht aufhören, Blut, Schweiß und Speichel spritzten in alle Richtungen.

Als die Eingeborenen endlich von ihren Gegnern abließen, blieb Alvarado zurück, weil er für tot gehalten wurde. Während seine Augen trübe wurden, nahm er noch wahr, wie die Angrei-fer einige Überlebende in den Dschungel schleiften. Nie sollte er erfahren, was mit ihnen geschah.

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Unsichtbar und unbemerkt in dem Tumult, waren die winzi-gen Krankheitserreger, die Blattern und Masern auslösten, mit jedem Blut- und Speichelspritzer verbreitet worden. Die Einge-borenen der Neuen Welt waren nie zuvor mit ihnen in Berüh-rung gekommen. So verfügten sie über keinerlei Abwehrkräfte gegen diesen tückischen Feind.

Innerhalb einer Woche würden die meisten Krieger, die an diesem Kampf beteiligt waren, erkranken und im Sterben liegen. In einem Monat wäre dann das gesamte Dorf ausgelöscht. Am Ende des Jahres würden zahllose weitere Siedlungen von dem gleichen Schicksal heimgesucht werden, und zehn Jahre später wäre die ganze Region durch die Epidemie entvölkert.

Durch nichts gehemmt, würden die Blattern das gesamte Reich der Inka untergehen lassen, den Spaniern den Weg für ih-ren Raubzug ebnen und letztlich mehr als neun Zehntel der ein-geborenen Bevölkerung Südamerikas töten. Ein gesamter Konti-nent würde durch eine Waffe verwüstet werden, die niemand se-hen konnte.

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Vandenberg Air Force Base, Kalifornien Gegenwart

Steve Gowdy saß in einem bequemen Sessel, der auf der obers-ten Ebene eines abgedunkelten Kontrollraums im Herzen der Vandenberg Air Base stand. Aufteilung und Einrichtung des Saals entsprachen den NASA-Kommandozentren in Houston und auf Cap Canaveral. Allerdings war das räumliche Angebot deutlich bescheidener, und das Personal bestand aus Angehöri-gen des Militärs anstatt aus Zivilisten.

Gowdy war Ende vierzig. Er trug ein graues Polohemd und eine schwarze Hose. Sein schütteres sandbraunes Haar war sorg-fältig frisiert, aber zu dünn, um die nackte Kopfhaut darunter vollständig zu kaschieren. Er sah wie ein Golfspieler kurz vor dem Beginn einer Achtzehn-Loch-Runde in einem Country Club aus oder wie ein Tourist während einer Fremdenführung oder wie ein gelangweilter subalterner Manager während einer dieser sich endlos hinziehenden Routinekonferenzen. Nur die ausgeprägten Falten um seine leicht zusammengekniffenen Au-gen und das unbewusste Trommeln seiner Finger auf der Arm-lehne des Sessels verrieten, dass seine Sinne wachsam gespannt waren.

Gowdy war nicht nach Vandenberg gekommen, um die Ein-richtung dort zu besichtigen oder sich an ihren technischen Glanzlichtern zu ergötzen, sondern um das letzte Stadium einer Mission zu überwachen, die so geheim war, dass überhaupt nur vierzig Personen auf der ganzen Welt von ihrer Existenz wussten.

Das Projekt trug den Namen Ruby Snow, was natürlich gar nichts bedeutete und keine Aussage über seine wahre Natur machte, aber die Wortkombination hatte einen poetischen Klang,

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der Gowdy gefiel. An dem Projekt beteiligt war ein von der Na-tional Security Agency finanziertes Flugzeug, und durchgeführt wurde es von der Air Force und anderen Abteilungen des Vertei-digungsministeriums.

Flugzeug war das falsche Wort, rief er sich in Erinnerung. Die Nighthawk war ein hybrides Vehikel, teils ein Flugzeug, teils ein Raumschiff. Die jüngste Entwicklung einer langen Reihe von Plattformen, die aus der Raumfähre hervorgegangen waren. Sie war die höchstentwickelte Maschine, die je geflogen war, und ge-rade im Begriff, nach drei langen Jahren im Orbit zur Erde zu-rückzukehren.

Ein heftiger Sturm, der sich über dem Pazifik zusammen-braute, hatte die NSA zwar veranlasst, den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre um eine ganze Woche vorzuverlegen, ansonsten aber verlief alles genau nach Plan.

Um den Wiedereintritt genau zu verfolgen, konzentrierte Gowdy seine Aufmerksamkeit auf die High-Definition-Bild-schirme, die die vordere Wand des Raums bildeten. Auf einem dieser Schirme war eine Kolonne aus Zahlen und Symbolen zu sehen, die absolut keine Bedeutung für ihn hatten, außer dass alle angezeigten Werte grün leuchteten.

Ein zweites Display zeigte eine Karte mit einer Linie, die in scharfem Winkel von der linken oberen Ecke abwärts verlief, be-vor sie in der Mitte des Bildschirms in die Horizontale überging, um danach zur rechten unteren Bildschirmecke weiter abzusin-ken. Mit der Bezeichnung Nighthawk Descent Profile versehen, hatte diese Karte etwas mit der Flughöhe, der Geschwindigkeit und der Entfernung des Flugkörpers vom Landepunkt zu tun. Aber Gowdys Interesse galt zu diesem Zeitpunkt ausschließlich dem mittleren Display, auf dem der Ausschnitt einer weltum-spannenden Satellitenkarte mit Pazifischem Ozean und den Westküsten Nord-, Mittel- und Südamerikas zu sehen war.

Icons, die die Nighthawk darstellten, und Linien, die ihren Weg verfolgten, waren in hellen Farben gehalten. Da sich die Nighthawk in einem ungewöhnlichen polaren Orbit befand, be-

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gann der Anflug zum Wiedereintritt über der Antarktis und ver-lief in einem diagonalen Winkel quer über die Erdkugel. Sie hatte Neuseeland im Osten mit weniger als einhundert Meilen Abstand passiert und folgte von dort einem geraden Kurs über die Cook-Inseln nach Tahiti. Sie flog an der Südseite von Hawaii vor-bei, und ihr Bildsymbol wanderte weiter in Richtung Vandenberg und der Gebirgswüsten von Kalifornien. Zwar musste sie noch mehrere tausend Meilen zurücklegen, aber bei einer Geschwin-digkeit von über fünftausend Meilen in der Stunde würde es bis zu ihrer Landung weniger als vierzig Minuten dauern.

Ein mehrfach widerhallender Ruf drang aus dem »Loop« ge-nannten Lautsprechersystem. »Fahrzeug hat Max Q überschrit-ten«, sagte eine anonyme Stimme. »Hitzeschild intakt. Tempera-turen sinkend.«

Max Q. Das war ein Begriff, den Gowdy kannte. Ein Gefah-renpunkt – der Punkt der höchsten aerodynamischen Belastung des Vehikels. Ein Punkt, an dem jede Materialschwäche oder jede noch so geringe Beschädigung mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem strukturellen Versagen und dem Verlust des Luftfahrzeugs resultierte.

Die Meldung, dass die Nighthawk den Max Q unbeschadet passiert hatte, beruhigte Gowdy ein wenig. Nach wie vor konnte vieles schiefgehen, sogar katastrophal schief, aber die höchste Hürde war erst einmal überwunden.

Er schaute auf die mittlere Ebene des im Stil eines Amphithe-aters angelegten Raums hinunter. Auf dieser Ebene befand sich das Reich des Flugdirektors. In diesem Fall war das ein Air Force Colonel namens Frank Hansen. Hansen, ein Veteran von dreißig Jahren, war ehemaliger Kampfflieger und Testpilot, der zwei Schleudersitzausstiege und einen Absturz überlebt hatte und nun Chef der 9th Space Operations Squadron war.

Hansen wandte sich um, stellte einen kurzen Augenkontakt mit seinem Besucher aus Washington her und nickte. So weit, so gut.

Unter allen Controllern, Systemspezialisten und technischen Experten war Hansen – abgesehen von Gowdy selbst – der einzige

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Mann im Raum, der überhaupt begriff, welches enorme Risiko sie hier eingingen. Und wenn Gowdy ihn richtig einschätzte, dann war Hansen genauso nervös wie er selbst.

Hansen schaltete sein Intercom ein. »Ich brauche eine Status-meldung«, hallte seine Stimme durch den Raum.

Auf der untersten Ebene des Raumes wurden die Controller aktiv, die die Funktion der einzelnen Systeme überwachten. Je-der war nur für einen einzigen Bereich wie Lenkleitsystem, Tele-metrie, Antrieb usw. zuständig. Ihre Position, die mit der ersten Sitzreihe eines Kinos zu vergleichen war, machte einen Blick auf den Hauptbildschirm für sie zu einer Strapaze, die einem den Hals verrenkte. Aber da jede Information, die sie brauchten, auf kleinere Monitore direkt vor ihnen übertragen wurde, schauten sie kaum einmal hoch, ehe sie ihre Aufgabe erfüllt hatten.

Gowdy lehnte sich zurück, ohne den Trommelwirbel seiner Finger zu unterbrechen, während der Strom von Rückmeldun-gen aus den Lautsprechern des Loops drang.

»Telemetrie: Go.«»Stromversorgung: Go.«»Flugsteuerung: Go.«So ging es weiter. Jeder Controller, ob männlich oder weib-

lich, gab seine Meldung ab und bestätigte einen ordnungsgemä-ßen Verlauf des Landevorgangs – bis auf eine Station, die stumm blieb.

Eine unbehagliche Pause entstand und dehnte sich weiter. Hansen wartete unten auf seinem Platz und aktivierte schließlich seinen Transmitter. »Lenkleitsystem, wie ist Ihr Status?«

Keine Antwort.»Lenkleitsystem?«Im Raum wurde es totenstill. Gowdys Finger hielten inne.

Bei allen Simulationsdurchläufen war es niemals zu einer Ver-zögerung gekommen, nicht einmal von Sekundendauer. Er stand auf und blickte über das Geländer hinunter zur untersten Arbeitsebene, wo der Controller der Steuerung seinen Platz hatte.

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Ein junger Soldat der US Air Force mit Bürstenhaarschnitt hatte eine hektische Tätigkeit entwickelt, tippte Befehle auf sei-ner Tastatur und schaltete zwischen Monitorbildern hin und her.

»Lenkleitsystem?«, rief Hansen. »Ich brauche eine Bestäti-gung.«

»Lenkleitsystem ist Go«, erwiderte der Soldat schließlich, »aber die Rückmeldung erfolgt verzögert. Das verstehe ich nicht, Sir.«

Da die Nighthawk ein unbemanntes Luftfahrzeug war und von Vandenberg aus ferngesteuert wurde, wiederholte das Sys-tem jede erteilte Instruktion und sendete sie zum Kontrollzent-rum zurück, bevor das entsprechende Manöver ausgeführt wurde, ähnlich wie ein Flugzeugpilot die Anweisungen der Luft-verkehrskontrolle wiederholt, um sicherzugehen, dass sich jeder auf der gleichen Bildschirmseite befindet.

Gowdy drückte auf die Sprechtaste seines eigenen Intercoms und wurde über einen abgeschirmten Kanal direkt mit Hansen verbunden. »Was ist los? Was hat das zu bedeuten?«

»Eine verzögerte Rückmeldung kann alle möglichen Ursachen haben«, erwiderte Hansen. Seine Stimme klang professionell emotionslos und gleichgültig. »Es könnte ein Problem bei der Weiterleitung des Kommandos vorliegen, ein Fehler bei uns oder sogar …«

Ehe er seinen Satz aussprechen konnte, meldete sich der Tele-metrie-Controller. »Telemetrie zeigt Gelb. Signal nicht kons-tant.«

Auf dem großen Bildschirm mit den Zahlenkolonnen blink-ten zwei Felder in gelber Alarmfarbe, ein drittes Feld begann rot zu flackern.

»Kursabweichung registriert«, meldete der Flugbahn-Control-ler. »Zwei Grad nach Süden und zunehmend … Fünf Grad und zunehmend …«

Gowdy spürte, wie sich seine Kehle verengte und ihm das At-men zunehmend schwerfiel. Abermals rief er Hansen. »Was ist los?«

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Hansen war zu beschäftigt, um zu antworten, und Gowdy richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Der Kursvektor der Nighthawk zeigte eine leichte Krümmung nach rechts, weg von Kalifornien und in Richtung Mittelamerika.

»Elf Grad nach Süden und zunehmend«, sagte der Flugbahn-Controller. »Geschwindigkeit nimmt ab, Sinkflug gestoppt. Konstante Höhe neun-eins-tausend Fuß.«

Gowdy konnte kaum glauben, was seine Augen sahen. Anstatt wie geplant an Höhe zu verlieren, ging die Nighthawk bei ein-undneunzigtausend Fuß in den Horizontalflug und verlor des-halb an Geschwindigkeit. Da das Fahrzeug an diesem Punkt sei-nes Landeanflugs ein Gleiter war, musste es unbedingt seinem vorausberechneten Sinkflugprofil folgen; anderenfalls würde es so viel Geschwindigkeit einbüßen, dass es Kalifornien nicht mehr erreichte.

Gowdys Knie drohten nachzugeben. Er umklammerte die Ge-länderstange vor ihm mit einer Hand, während er die andere Hand in seine Hosentasche schob und nach einem Schlüssel suchte.

»Kurswerte erneut eingeben«, befahl Hansen gepresst.»Wirkungslos«, sagte der Controller.»Neustart Kommandoprogramm.«»Neustart eingeleitet … Stand-by.«Gowdy eilte die Treppe zu Hansens Ebene hinunter und

starrte auf den Bildschirm. Ihm brach der Schweiß aus, seine Hände zitterten, und seine Finger fanden den Schlüssel, von dem er gehofft hatte, ihn niemals benutzen zu müssen.

Wie konnte alles in diesem Moment nur so entsetzlich schiefge-hen? Ein ganzes Jahrzehnt Forschung und drei Jahre im Welt-raum. Wie konnten all diese Bemühungen mit einem Fehlschlag enden?

»Dreiundzwanzig Grad nach Süden«, sagte der Flugbahn-Controller. »Flughöhe noch immer neun-eins-tausend, Ge-schwindigkeit sinkt auf viertausend.«

»Was ist da los?«, wollte Gowdy mit rauer Stimme von Hansen

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wissen und verzichtete auf das Intercom und seine bisher de-monstrativ zur Schau gestellte Ruhe und Gelassenheit.

»Wir haben die Kontrolle verloren.«»Das sehe ich«, erwiderte Gowdy. »Aber weshalb?«»Momentan unmöglich festzustellen«, sagte Hansen. »An-

scheinend fliegt das Fahrzeug eine weite Kurve. Die Ursache könnte eine Beschädigung der Tragfläche oder des Seitenleit-werks sein. Aber das würde nicht die Telemetrieprobleme oder die verzögerte Kommandobestätigung erklären.«

Gowdy betastete den Schlüssel in seiner Hosentasche und drehte ihn hin und her. Es lag in seiner Verantwortung, die Mis-sion abzubrechen, wenn sie zu gefährlich würde. Es wäre seine Entscheidung. Zu früh zu reagieren, ehe sich jede Hoffnung auf ein gutes Ende zerschlagen hatte, wäre ein Fehler, aber zu spät zu handeln … könnte eine Katastrophe auslösen.

Er machte einen Schritt vorwärts in Hansens engsten Arbeits-bereich hinein. »Bringen Sie das verdammte Ding zurück auf Kurs.«

Hansen drängte sich ungestüm an ihm vorbei, wobei er Gowdy beinahe in einen Sessel stieß. Die beiden Männer hatten einander nie sonderlich gemocht. Hansen war der Meinung, dass Gowdys Kenntnisse in Physik und Astronautik bei weitem nicht ausreichten, um an einem solchen Projekt mitzuarbeiten, und Gowdy empfand den Air Force Colonel als arrogant und ihm gegenüber herablassend. Die hohen Tiere hatten verlangt, sie sollten miteinander auskommen, und für einige Zeit hatte es auch funktioniert, aber jetzt nicht mehr.

»Transponder-Datenübertragung nicht konstant«, sagte der Telemetrie-Controller. »Wir verlieren das Signal.«

»Neustart Transponder!«, rief Hansen. »Wenn der Transpon-der ausfällt, verlieren wir die Spur des Fahrzeugs. Es wird nicht per Radar überwacht.«

Gowdy ließ sich in den Sessel fallen, unfähig, sich zu rühren. Sein gesamter Körper wurde taub, und er verfolgte den verzweifel-ten Dialog wie in Trance. Es spielte keine Rolle, ob sie von einem

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Radar überwacht würden – zur Konstruktion der Nighthawk ge-hörte ein Tarnkappenschutz. Im Gegensatz zu anderen Raum-fahrzeugen war sie schwarz und für optische Teleskope unsicht-bar. Sie war mit der leistungsfähigsten – Radarstrahlen absorbie-renden – Beschichtung versehen, die je entwickelt worden war.

Er hob den Kopf und schaute auf den Bildschirm. Das Luft-fahrzeug raste mit dreitausendfünfhundert Meilen in der Stunde auf die Küste von Südamerika zu. Die Kursabweichung schwächte sich ab, die Geschwindigkeit sank weiterhin. Der maximale Gleitweg, dargestellt durch einen orangefarbenen Kreis auf der digitalen Landkarte, schrumpfte mit jeder Sekunde und wan-derte weiter nach Süden. Er reichte nicht mehr bis zur Land-masse der Vereinigten Staaten.

Gowdy wusste, was er zu tun hatte. Es gab keinen Grund, län-ger abzuwarten.

Er zog den roten Schlüssel aus der Tasche und steckte ihn in einen Schlitz auf der Instrumententafel vor ihm. Eine Drehung öffnete ein Abteil darüber, und ein kleiner Sockel stieg hoch und rastete in der ausgefahrenen Position ein. Er war mit gelben und schwarzen Winkelstreifen markiert. In der Mitte ragte ein roter Knopf heraus, geschützt durch zwei Metallbügel, die verhinder-ten, dass er unabsichtlich betätigt wurde.

Gowdy richtete den Blick auf den Bildschirm. Von dort erhiel-ten sie nun fehlerhafte Positionsdaten, die anzeigten, dass sich die Nighthawk an mehreren unterschiedlichen Orten gleichzeitig be-fand. Markierungen blinkten und erloschen, aber die Hauptlinie verlief weiterhin nach Süden in Richtung der Galapagosinseln und der Küste von Ecuador jenseits der Inseln.

»Lenkleitsystem-Neustart abgeschlossen«, sagte der Control-ler.

»Und?«, fragte Hansen.»Keine Antwort.«»Das war’s«, flüsterte Gowdy. Er drehte den Schlüssel nach

rechts, und der rote Knopf leuchtete auf.»Self-destruct, armed«, meldete eine Computerstimme.

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Gowdy ließ den Schlüssel los und wollte auf den Knopf drü-cken.

Eine kräftige Hand hinderte ihn daran, legte sich um seinen Unterarm und zog ihn ruckartig weg.

Hansen war neben ihn getreten. »Sind Sie wahnsinnig?«, knurrte der Air Force Colonel.

»Sie ist vom Kurs abgekommen«, sagte Gowdy. »Wir können auf keinen Fall zulassen, dass sie in einer bewohnten Gegend auf-schlägt. Das Risiko, dass es zum Schlimmsten kommt, ist zu groß.«

Hansen hielt Gowdys Arm weiterhin fest. »Das Schlimmste ist bereits geschehen. Es trat in dem Moment ein, als wir die Nighthawk und ihre Fracht in die Atmosphäre zurückgeholt ha-ben. Sie jetzt zu zerstören würde die Katastrophe endgültig aus-lösen.«

Gowdy blinzelte verwirrt. Ihm wurde für einen kurzen Mo-ment schwindelig. Er verstand nicht, was hier eigentlich los war. Aber genau darüber hatte sich Hansen von Anfang an beschwert. Dass Gowdy von den wissenschaftlichen Grundlagen des Pro-jekts keine Ahnung hatte.

Plötzlich verschwand die Nighthawk vom Bildschirm. Die Kurve, die das Profil ihres Landeanflugs darstellte, verblasste, und sämtliche Zahlen auf dem Bildschirm froren ein und began-nen rot zu blinken.

»Telemetrie ist ausgefallen«, meldete ein anderer Controller mit leidenschaftsloser Stimme. »Kontakt zur Nighthawk abge-brochen.«

Ein Raunen ging durch den Raum. Es klang besorgt, furcht-sam. Gowdy starrte auf den Bildschirm, abwartend und voller Hoffnung, dass die Kurslinie wieder erschien. Er saß schweigend in seinem Sessel, während wiederholte Versuche, die Verbindung zwischen Vandenberg und dem Luftfahrzeug wiederherzustellen, fehlschlugen.

Schließlich erschien eine neue Zahl auf dem Bildschirm und begann einen hektischen Countdown in Richtung null.

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»Was ist das?«, fragte Gowdy.»Die Oberflächen-Interface-Zeit«, antwortete Hansen mit

grausamer Sachlichkeit. »Die längstmögliche Zeitspanne, die sich die Nighthawk in der Luft halten kann, ehe sie auf Flughöhe null absackt.«

Die Zahlen tickten unbarmherzig abwärts von Minuten zu Se-kunden und stoppten unerbittlich bei 0:00:00.

»Was nun?«, fragte Gowdy.»Ich brauche sofort einen live gesendeten Satellitenstream«,

befahl Hansen. »Weitwinkel. Vom Südpazifik und vom Westen Südamerikas.«

Die Controller lieferten das Verlangte. Niemand fragte nach dem Grund.

Nacheinander erschienen die Satellitenbilder auf dem Haupt-bildschirm. Gowdy betrachtete das malerische Panorama. Wol-ken trieben über dem Pazifik. Die Westküste von Südamerika bildete einen scharfen Kontrast zum Blau des Ozeans. Die tropi-sche Störung im Pazifik rotierte wie ein friedliches Kinderkarus-sell.

Alles erschien ruhig und unberührt.»Nach was halten Sie denn Ausschau?«, wollte Gowdy wissen.Der Air Force Colonel wandte sich mit ernster Miene zu dem

NSA-Bürokraten um, den er so lange hatte ertragen müssen, und atmete aus. Es klang weniger sorgenvoll, sondern eher wie ein Seufzer der Erleichterung.

»Wenn von einer Bodenstation kein entsprechender Befehl er-teilt wird, schaltet die Nighthawk in einen autonomen Modus um, denkt für sich selbst und trifft eigene Entscheidungen. So-bald das Flugobjekt seine Position errechnet hat und sich daraus ergibt, dass es Vandenberg nicht mehr erreichen kann, leitet es einen Notlandeprozess ein, verringert die Geschwindigkeit und kehrt sicher zur Erde zurück … per Fallschirm.«

»Woher wissen Sie, dass die Nighthawk nicht schon längst zer-schellt ist?«, erwiderte Gowdy und bemühte sich um einen über-legenen Tonfall. »Woher wollen Sie denn wissen, dass das auto-

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matische Landesystem nicht ebenfalls ausgefallen ist wie alles an-dere?«

»Ich weiß es«, sagte Hansen, »weil wir noch hier sind.«Es dauerte einen Moment, aber allmählich begriff Gowdy. Er

blickte zu dem Bildschirm mit der Satellitenübertragung, die nichts zeigte, was den Rahmen des Normalen sprengte. »Wie viel Zeit haben wir?«

In Gedanken führte Hansen eine schnelle Überschlagsrech-nung durch. »Sieben Tage«, sagte er dann. »Weniger, wenn die Treibstofftanks, die Solarzellen oder die Batterien beschädigt wurden.«

Gowdy konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm und die Weite des darauf dargestellten Südpazifik. Sieben Tage, um den Ozean abzusuchen und eine Nadel in diesem nassen Heuhaufen zu finden. Sieben Tage, um eine tickende Bombe zu suchen und unschädlich zu machen  – eine Bombe, die die Erde in ihren Grundfesten erschüttern konnte.