Das Projekt „Multienergiesystem“ · PDF fileDas Projekt...
Click here to load reader
Transcript of Das Projekt „Multienergiesystem“ · PDF fileDas Projekt...
Das Projekt
„Multienergiesystem“ Entwicklung des Projekts
Im Jahr 2009 wurde Herr Friedrich Roth auf
Initiative von Frau Heike Gehrisch gebeten,
seine Idee eines Multienergiesystems für die
Vertiefung von Unterrichtsinhalten der Klasse
11 vorzustellen. Herr Roth und Frau Gehrisch
sind persönlich miteinander bekannt, so dass
die angestrebte Informationsveranstaltung
schnell zu Stande kam. Bei der anschließenden
regen Diskussion zeigten sich bereits mehrere
Schüler sehr interessiert und nach weiteren
Treffen erklärte sich Herr Roth bereit, sein
Know-how in die Georg-Büchner-Schule
einzubringen. Er arbeitet seitdem mit den
Schülern am Projekt und hat sich sehr schnell
als Vorbild dienende Persönlichkeit etabliert,
was von seiner von klaren ethischen
Grundsätzen getragenen Arbeitshaltung und
Lebensführung herrührt. Besonders geschätzt
wird von allen beteiligten sein sicheres aber
bescheidenes Auftreten bei höchster fachlicher
und pädagogischer Kompetenz. Herr Roth
brachte ein komplett entwickeltes und
getestetes Speichersystem in das Projekt mit
ein.
Am Beginn der Projektarbeit stand die Frage,
ob die Verwendung des von Herrn Roth
vorgestellten Multienergiesystems an der
Georg-Büchner-Schule (GBS) zu einer
Einsparung bei Energiekosten führen könnte
und wenn ja in welcher Höhe. Die GBS war
dabei als Modell-Objekt aufgrund ihrer
baulichen Merkmale sehr gut geeignet.
Nachdem einige begeisterte Schüler der 11.
Klasse als AG zusammengefunden hatten,
wurden zunächst alte Baupläne studiert und
die baulichen Grundgegebenheiten des
Gebäudes ermittelt wie z. B. Dachflächen,
nutz- und belegbare Dachflächen,
Belastbarkeit der Dachflächen, Ausrichtung
des Gebäudes, Anzahl der Sonnenstunden und
Ermittlung der Beschattung der Dachflächen
im Tagesverlauf. Anschließend wurden die
aktuellen Verbrauchszahlen für die
Gasheizung und für den Stromverbrauch
recherchiert.
Nun erfolgte eine Ertragsberechnung für die
erwirtschaftbaren Kilowattstunden in Form
einer möglichst realitätsnahen mathematischen
Abschätzung. Hierbei wurden die solar
nutzbaren Dachflächen, die Anzahl der
Sonnenstunden, eine mögliche Bevorratung
der solaren Wärme über 10 Tage (mit dem
bereits getesteten Speicher sowie der
Möglichkeit der permanenten
Wärmerückführung in den Speicher) mit dem
realen Bedarf der Schule abgeglichen.
Zusätzlich wurde untersucht, wo ein (oder
auch mehrere) Speicher auf dem Schulgelände
installiert werden könnten, ob es sich dabei um
mehrere kleinere oder besser einen großen
Speicher handeln sollte.
Projektinhalte aus schulischer Sicht
Wir verfolgen mit unserem Projekt mehrere
Zielsetzungen, wobei die fachliche Dimension
nur einen Teil der Vorteile widerspiegelt. Es
ergeben sich bei der Arbeit an einem solchen
Projekt zwangsläufig auch persönliche und
pädagogische Schwerpunkte, die in ihrer
Langzeitwirkung nicht zu unterschätzen sind.
Pädagogische Gesichtspunkte
Da es sich bei dem Projekt um echte
Forschertätigkeiten handelt, müssen die
Schüler mit ihren Betreuern auf der Basis der
vorangegangenen Versuchsergebnisse immer
wieder neue Arbeitsschritte entwickeln.
Vorgegebene Arbeitsanleitungen und
Ergebnisse sind nicht vorhanden. Rückschläge
und Misserfolge müssen von den Schülern
verkraftet und konstruktiv in die
Arbeitsplanung mit einbezogen werden. Zu
diesem Zweck müssen auch unterschiedliche
Auffassungen konstruktiv diskutiert werden,
ohne sich zu zerstreiten, gegenseitige
Schuldzuweisungen werden als
kontraproduktiv erkannt.
Ein wichtiger Aspekt ist außerdem, das eigene
Handeln an den betreuenden Personen
ausrichten und deren Anweisungen umgehend
Folge leisten zu müssen. Dies erfordert von
den Schülern ein hohes Maß an Disziplin,
persönlicher Reife und Frustrationstoleranz.
Durch den Umgang mit den modernen und
sehr teuren Laborgeräten werden neben
fachlicher Kompetenz auch Aufmerksamkeit,
Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein
geschult. Erfolge können nur dann erzielt
werden, wenn alle Beteiligten durch ihr
Verhalten zum Gelingen des
Arbeitsergebnisses und somit des Projektes
beitragen. Man kann daher seit Beginn des
Projektes eine deutliche Verbesserung der
Teamfähigkeit der Schüler beobachten.
Fachliche Gesichtspunkte
Da es sich bei dem Projekt um eine
fächerübergreifende Aufgabenstellung handelt,
müssen Inhalte der Fächer Physik, Chemie,
Mathematik, Technik und
materialwissenschaftliche Aspekte miteinander
in Verbindung gebracht werden. Für die
Herstellung der Funktionsmodelle ist zudem
ein gewisses Maß an handwerklichem
Geschick, Geduld und Kreativität erforderlich.
Das Verständnis des Seebeck-Effekts und des
Thermoelements setzt voraus, dass das
vorhandene Schulwissen sinnvoll verknüpft
und selbstständig erweitert wird.
Als besonders motivierend erweist sich das
Arbeiten im TU-Labor. Die Schüler lernen
dort den Umgang mit den empfindlichen
Geräten, bringen eigene Gedankengänge mit
ein und können diese im Labor umsetzen.
Besonders nützlich ist dabei die Verbindung
mit den Inhalten des Chemie-Unterrichts aus
der Einführungsphase (früher Klasse 11), wo
Elektrochemie und Redoxreaktionen im ersten
Halbjahr einen breiten Rahmen einnehmen.
Abb. Friedrich Roth, Energieanlagenbau, bei
der Arbeit
Es geht um die Entwicklung eines
Thermogenerators zur Nutzung des Seebeck-
Effekts im Rahmen eines Multi-Energie-
Systems.
Der Seebeck-Effekt ist schon seit langem
bekannt, die Verbindung der von uns
gewählten Elemente ist jedoch äußerst
schwierig. Erste Versuche, diese über eine
Ultraschall-Reibschweißung zu erreichen (in
Kooperation mit der TU Kaiserslautern) sind
fehlgeschlagen, da Silizium äußerst spröde ist
und sehr leicht bricht.
In der Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt
soll der genannte Thermogenerator entwickelt
werden. Hierfür ist jedoch zunächst
erforderlich, dass ein Verfahren zur
zuverlässigen Verbindung der beiden
Elemente Kupfer und Silizium entwickelt
wird.
Der besondere Vorzug des Thermogenerators
liegt dabei auf der kostengünstigen
Beschaffung der Materialien und der
Umweltfreundlichkeit der Elemente.
Uns ist dabei besonders wichtig, ein
umweltfreundliches und auf Nachhaltigkeit
angelegtes System zur Energiegewinnung zu
entwickeln.
Das von uns angestrebte Multienergiesystem
basiert im Kernstück auf der speziellen
Speicherung von solarer Energie (Speicher ist
bereits entwickelt und getestet). Er besteht aus
porösem Schüttgut (Schottergestein),
ummantelt mit einer hocheffizienten
Wärmedämmung. Der Speicher kann geladen
werden über Solar-Luft-Kollektoren, die sehr
schnell aufheizbar sind und einen hinreichend
guten Wirkungsgrad von ca. 65-70%
erreichen.
Ergänzend zur Beladung des Speichers kann
bei langandauernder, kalter Witterung die
Nutzung von Biomasse zur Wärmeerzeugung
in Betracht gezogen werden.
Die Abwärme bei der Stromgewinnung kann
für Heizung, Warmwasseraufbereitung oder
für Prozesswärme im gewerblichen Bereich
genutzt werden.
Die erwärmte Luft durchläuft über ein
ausgeklügeltes System der Luftführung den
Speicher in verschiedenen Schichten. Durch
das mehrmalige Durchlaufen der
Speicherebenen mit kaskadenartiger
Rückführung der Warmluft soll der hohe
Wirkungsgrad des Multienergiesystems
erreicht werden. Dies geschieht in
Kombination mit dem zu entwickelnden
Thermogenerator. Diese Komponenten können
genutzt werden, um auf der Basis solarer
Energie Strom zu produzieren zu jedem
beliebigen Zeitpunkt (auch nachts, im Winter
etc.). Der Wirkungsgrad soll durch die
Wärmerückführbarkeit mindestens 35%
erreichen.
Der Thermogenerator ist auch ohne Speicher
nutzbar, z.B. zur Umsetzung industrieller
Abwärme oder durch Nutzung von
Wärmeerzeugung aus Biomasse etc.
Was ist so besonders an diesem Projekt?
Die Entwicklung des Thermogenerators
könnte die Photovoltaik revolutionieren bzw.
sinnvoll ergänzen. Durch die nahezu beliebige
Verfügbarkeit der Stromerzeugung können
Energie-Lücken der Photovoltaik und
Windenergie, die z. B. durch ungünstige
Witterung und Tag-Nacht-Zyklen entstehen,
umweltfreundlich und nachhaltig kompensiert
werden.
Der Seebeck-Effekt ist schon lange bekannt,
die Verbindung der Elemente Kupfer und
Silizium ist jedoch äußerst schwierig. Hier ist
den Schülern nach vielen Fehlversuchen in
Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt ein
Durchbruch in der Methodik gelungen, es
kann vielversprechend weitergearbeitet
werden.
Bisherige Finanzierung:
1. private Spenden von Herrn Friedrich
Roth und der betreuenden Lehrerin, Frau
Heike Gehrisch
2. 5000,- € Fördermitteln des
Stifterverbandes für die deutsche
Wissenschaft. Unser Projekt war 2009 eines
der Siegerprojekte im Wettbewerb
"Geistesblitze".
3. Mittel der TU Darmstadt zur Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses