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Das Spiel von der Sonne von Frank Chistée ________________________________________________________________________________________

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Das Spiel von der Sonne

von Frank Chistée ________________________________________________________________________________________

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Frank Chistée: Das Spiel von der Sonne http://lithes.uni-graz.at/texte.html

[1] Frank Chistée

DAS SPIEL VON DER SONNE

Eine abenteuerliche Begebenheit*

[2=IMPRESSUM] [3]

PERSONEN.

* [Als Manuskript gedruckt.] Graz: Verlag Spiel und Fest [1966]. (= Unsere Schulspiele. Herausgegeben von Ingo Wampera. Heft 6.)

Der Winter. Der Frühling. Die Sonne. Mehrere Blumenkinder. Mehrere Tiere. Die Hexe. Der Teufel. Der Zauberer. Der Räuber.

Der lustige Kasperl. Der gestrenge Polizist. 1. Kind. 2. Kind. 3. Kind. 4. Kind. 5. Kind. Der fürchterliche Drache Saufeblut.

[4]

EINIGE HINWEISE FÜR DEN SPIELLEITER

Gespielt kann überall werden. Am besten vor einem dunklen Hintergrund. Der Wald im zweiten Akt kann ebenso wie die Höhle von Kindern dargestellt werden. Ansonsten stellen Kinder zwei, drei Tannenbäume auf die Bühne und kanten zwei Bänke – nebeneinandergestellt – für die Höhle hoch. Echte Ku-lissen scheinen uns in diesem prächtigen Kinderspiel nicht nötig und würden der Phantasie der Zuseher nur abträglich sein. – Die Spielkleidung sei so ein-fach wie möglich. Laßt die Kinder selbst vorschlagen. Anregung für die Blu-men und Tiere findet man auch in »Unser Handbuch« auf Seite 32. Es genügt aber auch, wenn auf verschiedenfarbigen Pullis das Charakteristikum der ein-

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zelnen Blumen und Tiere aufgeheftet ist. Auch könnte sich die Andeutung auf einen entsprechenden Kopfschmuck beschränken: Pelzmütze für den Winter, Blumenkranz für den Frühling, Strahlenkrone für die Sonne usw. Laßt auch hier die Kinder Vorschläge machen. Und noch eins: Macht aus dem Teufel kei-nen häßlichen Krampus mit allen dabei vorkommenden Übertreibungen! Ver-sucht auch hier, mit Andeutungen auszukommen. Sind Orffsche Instrumente vorhanden, dann versäumt nicht, diese hier einzusetzen. Möglichkeiten gibt es genug! – Und nun viel Freude bei der Probenarbeit.

[5]

DAS SPIEL

1. AKT

Im finsteren Hintergrund schlafen: Die SONNE, die BLUMENKINDER – Schneeglöckchen und andere – und die TIERE – Schmetterlinge, Käfer. Der eisige WINTER tritt auf und

singt sein Lied nach der Melodie von »A A A, der Winter der ist da«.

WINTER.

A A A – Winter ist’s – hurra! Überall, wohin ich seh, liegt nur blankes Eis und Schnee! A A A – Winter ist’s – hurra! E E E – noch immer gibt es Schnee! Frühling, der kann lange warten – darf nicht in den Wintergarten! E E E – noch immer gibt es Schnee!

Während der nächsten Winterstrophe klingt das Frühlingslied an. Der FRÜHLING singt dazwischen und erscheint…

WINTER.

I I I – ich verschwinde nie… FRÜHLING.

Alle Vöglein sind schon da – alle Vöglein alle … usw. bis: … singen dir recht froh und klar: Endlich ist der Frühling da!

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Dabei umtanzt der FRÜHLING den über den Gesang aufgebrachten WINTER. Dieser versucht immer wieder sein Lied anzustimmen. Als ihm dies nach Beendigung des

Frühlingsliedes beinahe gelingt, ruft der Frühling die umsitzenden KINDER zu Hilfe.

FRÜHLING. Kinder, bitte helft mir!!!

Und alle KINDER, die spielen und die zusehen, singen mit!

ALLE.

Alle Vöglein sind schon da…usw.

Das ist zuviel für den WINTER und unter Schimpfen und Stampfen geht er ab.

[6]

Es wird heller auf der Bühne. Der FRÜHLING geht nun in den Bühnenhintergrund und berührt mit seinem Blütenstab die schlafende SONNE. Dabei singt er:

FRÜHLING.

Auf der Frühlingswiese erstrahlt nun die Sonne und weckt mit ihrem Lied alle BLUMEN und TIERE auf:

SONNE.

Währenddessen erheben sich nach und nach die SCHNEEGLÖCKCHEN, bis sie im Zehenstand mit hochgehobenen Armen und Köpfchen »aufgeblüht« sind, immer wieder auf

die SONNE hörend, gehen sie zu den übrigen Blümlein…

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SCHNEEGLÖCKCHEN.

[7]

Nun erwachen die BLUMEN und ziehen weiter zu den noch schlafenden SCHMETTERLINGEN und KÄFERN …

ALLE BISHERIGEN.

Die KINDER winken die TIERE heran. Ein gemeinsamer Rundtanz beginnt. Alle singen und spielen – Klanginstrumente: Orff – das Frühlingslied. Dann verfinstert sich die Bühne plötzlich. Alle verschwinden hinter die Bühne. Es donnert und blitzt! HEXE, RÄUBER,

TEUFEL und ZAUBERER huschen aus vier Richtungen zur Bühnenmitte.

HEXE auf einem Besen. Hihihi…Habt ihr das gesehen, habt ihr das gehört! Der Frühling ist ins Land gezogen! Hihihi…

RÄUBER. Ja, Schwester Hexe – ich weiß! Jedes Jahr dasselbe Theater! Stellt euch vor: eben wollte ich ein Hühnchen stehlen – wie es sich für einen braven Räuber gehört. Da kitzelt mich ein kecker Sonnenstrahl an der Nasenspitze und ich muß niesen – aber wie – Hatschi! – Das hat Karo, der große Hund, gehört. Gleich fängt er an zu bellen. Da bin ich aber gelaufen. So eine Gemeinheit – diese Sonne!

[8] TEUFEL. Wirklich – es ist zum Schwanzausreißen! Ich ärgere mich, weil alle Leute sich

über die Sonne freuen – ganz besonders die Kinder. Ich mag nicht, daß die Menschen sich freuen. Ärgern sollen sie sich – genauso wie ich. Böse sollen sie sein – noch böser als der Teufel!!

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ZAUBERER. Es ist wie verhext! Was hab ich schon versucht, diese helle Sonnenkugel zu verzaubern. Aber – ich weiß keinen Zauberspruch!

Weder Simsalabin – noch Hokuspokus! Nicht Marabu noch Widiwiokus! Nirgends find ich einen Spruch – sosehr ich es auch noch versuch!

ALLE reißen sich an den Haaren – stampfen mit den Füßen und sprechen nochmals den Refrain:

Weder Simsalabim – noch Hokuspokus! Nicht Marabu noch Widiwiokus! Nirgends find ich einen Spruch – sosehr ich es auch noch versuch!

Es entsteht eine ratlose Pause.

RÄUBER. Trotzdem – muß etwas geschehen! Hexe, was meinst du?

HEXE. Wer? Ach so – ich. Ja, ja es muß etwas geschehen. Aber was?

TEUFEL. Ich stecke die Sonne ganz einfach auf meinen Bratspieß und mache aus ihr für meine Kinder eine feine Lichtersuppe!

ALLE. Nein, nein, das geht nicht!

ZAUBERER. Vielleicht nehmen wir ein Schmetterlingsnetz und fangen sie damit ein.

HEXE. Aber, Bruder Zauberer – bist du dumm! Die Sonnenstrahlen entfliehen doch gleich durch die weiten Maschen.

RÄUBER. Na, dann müssen wir sie alle gemeinsam fangen – fesseln und verschleppen!

ALLE. Bravo, Räuber! Das ist eine gute Idee! Gelächter.

TEUFEL. Das ist gut. Er hält plötzlich inne und horcht. Ich höre Stimmen – ja – Kinderstimmen!

[9] HEXE. Auch das noch. Die Buben und Mädchen kommen, um auf der Frühlingswiese

zu spielen. Oh…

ZAUBERER. Was habt ihr? Das ist doch gut! Während die Kinder spielen, schaut ihnen die Sonne bestimmt zu. Wir schleichen uns von hinten an, so daß sie uns nicht sieht – und eins, zwei, drei, fassen wir sie!

ALLE geheimnisvoll. Ja, ja – so wird’s gemacht!

RÄUBER. Schnell weg! Die Kinder sind schon da!

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ALLE DREI verschwinden schnell. Es wird wieder hell. Die SONNE, die BLUMENKINDER und die TIERE erscheinen wieder und bleiben im Hintergrund. Die

KINDER kommen – allen voran der KASPERL. Er schlägt ein großes Rad.

KASPERL. Juhu! Kinder, ich freu mich! Schaut her, wie schön es hier ist! So viele Blumen und die lieben Tiere … !

1. KIND. Die Sonne lacht auch ganz freundlich zu uns herunter. Hier wollen wir spielen!

ALLE. Ja, ja!

KASPERL. Gut – und was spielen wir?

4. KIND. Versteckerl!

2. KIND. Nein, Leo!

1. U. 3. KIND. Tempelhüpfen!

5. KIND. Warum nicht »Blinde Kuh«?!

ALLE. Fein – »Blinde Kuh« – Ja, ja…

KASPERL. Wer zählt aus?

ALLE. DUUUU!

Die KINDER stellen sich im Halbkreis auf.

KASPERL.

Eins, zwei, drei, bicke backe bei – bicke backe Haferstroh! Du bist ein Floh!

Du bist die »Blinde Kuh«! Schnell das Tüchel um die Augen! Sooo…

KIND. Ich seh nichts mehr!!

KASPERL. Sollst auch nicht. So – jetzt dreh ich dich dreimal im Kreis – und: LOS!!! [10]

Die KINDER spielen zunächst laut im Vordergrund, dann leise im Bühnenhintergrund – bis schließlich der Lärm hinter der Bühne erstirbt. – Die SONNE verfolgt jedoch das

scheinbare Spiel der Kinder gespannt weiter – sie winkt und lacht… – Da erscheint links hinter der Sonne – TEUFEL, HEXE, RÄUBER und ZAUBERER. Sie schleichen in

geschlossener Reihe an die ahnungslose Sonne heran. Dabei tuscheln sie.

RÄUBER. Jetzt ist die beste Gelegenheit. Schnell kommt aus dem Versteck! Ich schnappe die Sonne. Ihr helft mir dabei!

DIE ANDEREN DREI. Ja – ja mach schon. Wir helfen dir.

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SIE schleichen näher – da stolpert der ZAUBERER.

HEXE. He, bist du verrückt! Leise, leise – sonst ist alles verpatzt! Los, Räuber, vorwärts! Der Räuber bekommt es mit der Angst zu tun, etwas zu laut. Soooooll ich? Wiiiiirklich?

ALLE DREI. Ssssst! Du Dummian, sei still!

TEUFEL. Also los!

Die SONNE wird geraubt. Sie schreit um Hilfe – aber es nützt nichts! Es wird stockdunkel auf der Bühne. Die KINDER stürzen auf die finstere Bühne

und rufen aufgeregt durcheinander.

ALLE KINDER. Hö – was ist das?

1. KIND. Ich seh nichts mehr! Es ist ganz finster!

2. KIND. Au, wer steigt mir da auf die Zehe!

3. KIND. Wo ist die Sonne? Warum hört sie auf zu scheinen?

4. KIND. Ich fürcht mich!

5. KIND. Es soll Licht werden!

KASPERL. Hat wer eine Taschenlampe mit?

ALLE durcheinander. Ja – ich – ich auch – ich glaub schon – da ist eine!

Einige Taschenlampen leuchten auf, es wird heller.

[11] KASPERL. Jöh – Kinder, schaut’s, die Sonne ist wirklich pfutsch. Aber sie war doch

gerade noch da. Oder?

ALLE. Freilich!

KASPERL. Wißt ihr was! Wir rufen sie! Vielleicht hat sie sich bloß versteckt! Also eins, zwei, drei:

ALLE. Soooooonneeee!

KASPERL. Sie kommt nicht.

3. KIND. Vielleicht hat sie jemand gestohlen.

4. KIND. Aber geh! Wer wird denn schon. Wer wird denn die Sonne stehlen.

1. KIND. Na, vielleicht der Teufel…

2. KIND. Oder die Hexe…

5. KIND. Der Zauberer oder gar der Räuber…

KASPERL. Also, ich glaub das nicht. So mir nix, dir nix verschwindet eine anständige Sonne nicht – noch dazu im Frühling. Am besten ist’s, wir rufen die Polizei!

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ALLE. Freilich – wir rufen die Polizei! Pooooolizei! Pooooolizei! Pooooolizei!

Der POLIZIST kommt auf einem Steckenpferd angeritten. Er kann aber auch mit einem Roller oder Tretauto angefahren kommen.

Tatü – tatü – die Polizei! Macht Platz – macht Platz – sie eilt herbei. Was gibt es denn, was ist geschehn – wo muß ich nach dem Rechten sehn?

KASPERL und KINDER stürzen auf den POLIZISTEN.

ALLE. Herr Polizist!!!!

Der POLIZIST steigt behäbig schwer vom Pferd oder vom Roller oder aus dem Auto.

POLIZIST. Na, na – nicht so wild. Erst muß ich von meinem Pferd (Roller, Auto) steigen! So! – Nun kann die Amtshandlung beginnen. Was also ist vorgefallen?

ALLE durcheinander: Die Sonne ist weg! Jemand hat sie gestohlen!

POLIZIST. Was soll das! Ich muß schon bitten! Es kann nur immer einer sprechen. Ich verstehe ja nichts.

KASPERL. Also – Herr Polziwist… [12]

POLIZIST. Polizist!

KASPERL. Ja, Herr Zopilist – das ist so

POLIZIST. Willst du mich zum Narren halten, du Frechdachs! Polizist heiße ich – und damit basta! Er zieht ein Notizbuch und einen riesigen Bleistift aus der Tasche. Bevor du weitersprichst, muß ich mir deinen Namen aufschreiben. Also, du heißt?

KASPERL. Kasperl, Herr Bovist!

POLIZIST. Also, das ist doch… Weiter…Geboren?

Kasperl. Ja!

POLIZIST. Was heißt: ja! Daß du geboren bist, weiß ich ja. Ich will nur das Datum hören.

KASPERL. Ach so. Heute ist der…Datum des Spieltages.

POLIZIST. Aber nein!

KASPERL. Aber ja! Gehns, Herr Lozipist – tuns mir den Gefallen und horchens mich an. Wir haben Sie gerufen, weil die gute Sonne verschwunden ist.

4. KIND. Jemand hat sie gestohlen!

POLIZIST. So – so – gestohlen. Habt ihr einen bestimmten Verdacht?

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2. KIND. Es kann nur die Hexe, der Teufel, der Räuber oder der Zauberer gewesen sein!

POLIZIST. So – so – Er schreibt: Die Hexe, der Räuber, der Zauberer und der Teufel…

3. KIND. Man sollte sie suchen gehen und sie verhaften!

POLIZIST. Hm – ja – so schnell geht das nicht. Wer weiß, wo wir die Bande finden?

KASPERL. Nix leichter als das. Die sind bestimmt so schnell wie möglich in den Zauberwald. Ich schlage vor, wir laufen gleich dorthin.

KINDER. Bravo, Kasperl! Das machen wir! Und wir kommen alle mit!

POLIZIST. Halt, halt, ihr Naseweise! Ihr vergeßt wohl ganz, daß ich die Hauptperson bin. Ich muß natürlich auch mit. Höh – wo ist denn mein Pferd (Roller, Auto)?!! Aha, da ist es ja.

ALLE helfen dem behäbigen POLIZISTEN auf sein Steckenpferd – auf den Roller bzw. in das Auto.

[13] KASPERL. Auf geht’s in den Zauberwald!

ALLE ziehen im Kreis und singen nach der Melodie von: »Das Wandern ist des Müllers Lust…«:

Wir ziehen in den Zauberwald. Wir ziehen in den Zauberwald, den Zauberwald!

Hier kann der POLIZIST sein »Tatü-ta-tü« dazwischensetzen! Muß aber nicht.

Dort suchen wir die liebe Sonne – dort kämpfen wir mit wahrer Wonne. Hier wieder. Wir finden sie dann ganz gewiß – im Zauberwald!

ALLE ziehen singend ab.

Vorhang

Der Vorhang kann aber auch offen bleiben. Es wird dunkler, und wir sind im Wald.

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2. AKT

HEXE, TEUFEL, RÄUBER und ZAUBERER kommen grölend mit der gefangenen SONNE zur Bühnenmitte. Solange die Sonne auf der Bühne ist, ist diese ganz hell. Die vier Räuber

singen ganz falsch nach der Melodie: »Das Wandern ist des Müllers Lust…«:

ALLE VIER.

Nun sind wir tief im Zauberwald! Nun sind wir tief im Zauberwald, im Zauberwald!

Hier findet man uns nicht so leicht, weil niemand diesen Ort erreicht. Die Sonne wird jetzt schnell versteckt – ganz schnell versteckt. Wildes Gelächter.

HEXE. Hihihi – jetzt soll einer versuchen, uns zu finden – so tief im Zauberwald.

ZAUBERER. Hier sind wir sicher – und die dumme Sonne wird auch niemand finden.

TEUFEL. Wenn ich daran denke, was für ein Durcheinander jetzt im stockdunklen Märchenland sein wird – so wird mir ganz wohl ums Herz. Alle werden sich ärgern – ganz besonders die Kinder! Haha!

[14] RÄUBER. Und nie mehr wird es dort hell werden. Ich werde Hühnchen stehlen

können, soviel ich will – und niemand wird es sehen. Hoho! Alle vier lachen höhnisch.

HEXE. Nun, Brüder, es ist Zeit, daß wir das glitzernde Fräulein da einsperren. Ich bin schon ganz blind von dem vielen Licht, das von ihr ausgeht.

ZAUBERER. Du hast recht, Schwester Hexe! Soviel ich weiß, muß hier in der Nähe eine tiefe Höhle sein. Dorthin wollen wir die Sonne bringen.

RÄUBER. Sehr gut – sehr gut. Also laßt uns den Eingang suchen. Vielleicht dort, hinter dem dicken Baum…

ALLE tappen suchend in der genannten Richtung herum. Plötzlich braust vom Höhleneingang her ein DRACHE auf. Alle fallen mit Geschrei zurück…

DRACHE.

Ich bin der Drache Saufeblut und habe eine große Wut. Fressen will ich jedermann, weil ich niemand leiden kann. Uaaaahhh…

Er schlägt sich vor Freßgier auf den Bauch… – Die vier BÖSEWICHTER erholen sich wieder von ihrem Schrecken.

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TEUFEL. He – Freund Drache – was erschreckst du uns so! Wir sind es doch – die Hexe, der Räuber, der Zauberer und ich, der Teufel.

DRACHE. Ach so – Entschuldigung – das konnte ich nicht wissen. Ich habe nur plötzlich so viel Licht gesehen – und da dachte ich, es wären Feinde im Wald!

HEXE. Ach so, das Licht! Das ist die Sonne aus dem Märchenland. Die haben wir gefangen.

DRACHE. Die Sonne? Er beschnuppert sie neugierig.

TEUFEL. Ja, ja – tu nicht so erstaunt! Wir wollen sie hier in dieser Höhle einsperren – und du sollst auf die aufpassen!

ZAUBERER. Niemand soll die Sonne finden! Für immer bleibt sie gefangen!

DRACHE grölend. Das ist gut. Der Plan gefällt mir! Ich werde schon dafür sorgen, daß sie nicht entfliehen kann. – Und in die Höhle laß ich auch niemanden hinein.

[15] Ich werde jeden auffresse, der es auch nur wagt, die Sonne befreien zu wollen!

RÄUBER. So ist es gut, Freund Saufeblut. Und jetzt gehen wir in die Höhle und verstecken die Sonne im finstersten Winkel!

HEXE. Komm, du abscheulicher Lichterball – jetzt wirst du eingesperrt! Sie zerrt an den Füßen der Sonne! Na, so helft mir doch. Soll ich als schwache Hexe alles allein tun?

DIE ANDEREN. Na – na – reg dich nicht auf! Wir kommen schon!

Sie schleppen die Sonne gemeinsam in die Höhle. Der DRACHE lehnt sich an den Eingang und grunzt schläfrig vor sich hin. Währenddessen sind der KASPERL, der POLIZIST und

die KINDER auf der Suche nach der Sonne dicht vor die Höhle gelangt.

KASPERL noch hinter der Bühne. Ich glaub, wir finden unsere liebe Sonne nie mehr. Er kommt zur Bühnenmitte – hinter ihm die anderen. Stundenlang suchen wir schon und nix ist zu sehen. Nicht einmal einen kleinen Sonnenstrahl haben wir gefunden.

POLIZIST. Mein armes Pferd (Roller, Auto) ist auch schon ganz müde. Ich glaube, wir kehren um.

1. KIND. Ich hab schon schrecklichen Hunger!

2. KIND. Meine Mutti wird sich Sorgen machen, wenn ich so lange ausbleibe.

3. KIND. Und mir ist so schrecklich kalt. Ich mag nicht mehr suchen.

5. KIND. Kommt, gehen wir lieber wieder heim.

KASPERL. Naja – ihr habt ja recht – kehren wir halt um. Nur…Im Märchenwald ist es jetzt auch kalt. Zu essen werden wir bald auch nichts mehr haben. Wenn die Sonne nicht scheint, kann kein Getreide mehr wachsen. Dann gibt es kein Brot mehr.

3. KIND. Oh – je –. Die Kühe werden kein Gras mehr finden und wir bekommen keine Milch.

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1. KIND. Unser Herr Lehrer hat gesagt, wenn die Sonne nicht scheint, muß alles sterben. Die Tiere finden kein Futter und die Menschen keine Nahrung mehr.

[16] 2. KIND. Dann müssen auch wir bald sterben, wenn die Sonne nicht wiederkommt.

KASPERL. Freilich. Ich glaub, es ist gescheiter, wir suchen noch ein bisserl. Wißt ihr was, wir fragen einfach die Kinder da im Saal. Vielleicht wissen die etwas.

DIE FÜNF KINDER durcheinander. Ja, fein.

Es beginnt nun eine wilde Fragerei, bis KASPERL Einhalt gebietet.

KASPERL. Nein, meine Herrschaften, so geht das nicht. Das muß man anders machen. Wer was weiß, zeigt auf!

Nachdem von den KINDERN im Saal die richtige Auskunft erteilt wurde, gehen alle in die Richtung zur Höhle. Plötzlich schießt der DRACHE hervor. Die Kinder erschrecken und

weichen zurück – Geschrei!!!

DRACHE. Ich bin der Drache Saufeblut und habe eine große Wut. Fressen will ich jedermann, weil ich niemand leiden kann.

KASPERL. Jöh, was ist denn das für ein grausliches Viecherl! Und reden tut es auch noch! Geh, pfui!

POLIZIST. Mh – ah – Ich glaube, wir haben es hier mit einem echten Drachen zu tun. Ob wir nicht besser verschwinden, bevor er uns frißt?

KINDER. Kasperl, wir fürchten uns!

DRACHE. Kommt mir nicht zu nahe, sonst fresse ich euch alle auf! Ich bewache hier diese Höhle, in der der Teufel, die Hexe, der Zauberer und der Räuber gerade die Sonne verstecken! Nie mehr soll sie ins Märchenland zurückkehren. Dafür will ich sorgen. Uaaaaaahhh…

KASPERL. Habt ihr das gehört, Kinder! In dem Loch da hinten steckt unsere liebe Sonne!

5. KIND. Und die vier Diebe sind auch drinnen, hat der Drache gesagt!

POLIZIST. Moment, das muß ich mir notieren. Er zückt den Bleistift. In der Höhle befinden sich – wie war das schnell…

KASPERL. Aber Herr Zopilist, oh – Lozipist…

KINDER helfen. P o l i z i s t ! [17]

KASPERL. Ist ja wurst! Zum Schreiben haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen schnell etwas unternehmen, bevor die vier Bösewichter aus der Höhle rauskommen.

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4. KIND. Wir lauern ihnen auf – und wenn sie aus dem Loch kommen, fangen wir sie!

KASPERL. Nein, das geht nicht. Schaut euch doch das schieche Dracherl an. Das frißt uns alle auf, bevor wir was machen können.

POLIZIST. Ich weiß was…Er geht auf den Drachen zu. Im Namen des Gesetzes sind Sie, Herr Drache Saufeblut, gefangen!!!

Der DRACHE braust auf den POLIZISTEN los. Dieser weicht in die Befreierschar zurück!

KASPERL. Na, na…wir müssen ihn überlisten! Paßt auf – mir ist ein Geistesblitz durch das linke obere Hirneckerl gefahren! Geheimnisvoll: Ich hab da ein Zuckerl. Drachen fressen ja nichts lieber als Zuckerl – Pfefferminz mit Schokoladeüberguß – versteht sich. Damit locken wir das Viecherl von der Höhle weg.

ALLE. Fein!!!

KASPERL. Psst! Laßt mich ausreden! Geheimnisvoll zum ersten Kind: Maxl, du hast doch einen alten Kartoffelsack mit!?

1. KIND. Ja, da ist er!

KASPERL. Wenn ich »los« schreie, dann zieht ihr den Sack dem Drachen über den Kopf – und gefangen ist er.

Kinder. Ja – fein – so machen wir es!

KASPERL geht zum DRACHEN und hält ihm das Zuckerl hin.

KASPERL. Schau, mein Freunderl, was ich da hab – ein Zucki – ein gutes Zucki für mein liebes Dracherl…

Der DRACHE schnuppert und will gierig nach dem Zuckerl schnappen. Der KASPERL gibt es nicht so schnell her und lockt das Ungetüm von der Höhle fort.

DRACHE. Na, komm mein Schatzerl! Bibibibibibibi…na, komm schon.

Der DRACHE nähert sich der Bühnenmitte – die KINDER warten mit dem offenen Sack.

KINDER. Achtung: LOS!!!

Die KINDER stülpen dem DRACHEN den Sack über den Kopf. Das Scheusal ist gefangen und beginnt zu brüllen und zu stampfen – es nützt nichts. Die Kinder jubeln.

[18] POLIZIST. Ah – das ist gut. Jetzt haben wir dich, du Missetäter! Komm zu mir. Ich

habe eine Vorliebe für Drachen im Sack! Morgen kommst du gleich in den Tiergarten. Einen echten Drachen haben die Leute schon lange nicht mehr gesehen.

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Er geht mit dem DRACHEN in den Hintergrund – dann ab.

KASPERL zu den Kindern. Das habt ihr fein gemacht! Jetzt müssen wir noch die Hexe, den Zauberer, den Teufel und den Räuber fangen. Also paßt auf: Ihr versteckt euch hinter diesem Baum. Ich stell mich hinter den Eingang der Höhle. Wenn die vier Hallodri rauskommen, streck ich meinen Fuß aus, daß sie drüberfallen. Ihr schnappt sie dann und laßt keinen von den Bösewichtern aus. Ist das klar?

KINDER. Ja! Ja!

KASPERL. Fein! Dann schnell verstecken – es ist schon höchste Eisenbahn!

Die KINDER und der KASPERL verstecken sich. Der Kasperl so, daß er von den Zuschauern gesehen wird. Die vier Bösewichter kommen aus der Höhle – einer nach dem

anderen – zuerst die Hexe.

HEXE. Hihihi – die blöde Sonne ist gefangen! Sie fällt über Kasperls Fuß. Hih…hi.. Oh, was ist das?

Schwupps haben sie die KINDER gefangen, ihr ein Tuch über den Mund gebunden und sie zur Seite gezogen. Der ZAUBERER kommt.

ZAUBERER. Das ist der schönste Tag meines Lebens – die Sonne ist gefangen! Er fällt über Kasperls Fuß. Höh – potz Simsalbim –! Au! O weh….

Mit ihm geschieht dasselbe wie mit der Hexe. Der TEUFEL kommt gemeinsam mit dem RÄUBER aus der Höhle. Sie fallen nacheinander über Kasperls Fuß.

RÄUBER. Oh – was – hoppla…

BEIDE. Au wehhh…

RÄUBER. Teufel, was haxelst (füßelst) du mich. So eine Gemeinheit. Na warte!

BEIDE gehen aufeinander los. Währenddessen fangen die KINDER die beiden. Es geht ihnen genau wie ihren Kumpanen. Dann werden alle an einen großen Strick gehängt.

[19] KASPERL. Hurrah! Wir haben sie!!

Er schlägt ein Rad. Das folgende wird schnell hintereinander gesprochen.

1. KIND. Ihr Bösewichter!

2. KIND. Jetzt werdet ihr alle eingesperrt!

3. KIND. Nur Wasser und Brot bekommt ihr zu essen!

4. KIND. Das geschieht euch ganz recht!

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5. KIND. Wie kann man auch nur so böse sein und die Sonne stehlen!

In diesem Augenblick kommt aus der Höhle ein helles Licht. Die SONNE tritt auf die Waldlichtung. Auf der Bühne ist es wieder ganz hell geworden.

KASPERL. Jöh – Kinder schaut – die Sonne! Die Sonne ist wieder da!

ALLE. Juhu – die Sonne.

KASPERL. Kinder kommt! Jetzt laufen wir alle schnell ins Märchenland zurück. Die Sonne zieht uns voran. Ihr nehmt die bösen Diebe. Paßt aber auf, daß euch keiner entwischt.

Die KINDER nehmen die GEFANGENEN in ihre Mitte und ziehen hinter der SONNE drein. Alle ziehen mehrmals im Kreis herum und singen nach der Melodie: »Alle Vöglein

sind…« – dann alle ab.

ALLE. Unsre Sonne ist jetzt da, unsre liebe Sonne! Alles freut sich, alles lacht – aus ist’s mit der langen Nacht! Nur der helle Sonnenschein leuchtet in die Welt hinein. Juhuhuuuuuu…

Vorhang fällt

Der Vorhang kann auch hier wieder offen bleiben. Es wird dunkel: Die Blumenkinder und die Tiere haben sich im Dunkeln wie zu Beginn des Spiels aufgestellt, sie schlafen. – Von

ferne hört man Singen, das immer näher kommt. – Es wird heller. – Die Blumen und Tiere erwachen.

[20]

3. AKT

ALLE.

Tri tra trallala – tri tra trallala – die Sonne ist jetzt wieder da!

Die SONNE kommt herein und steigt auf ihren alten Platz. Die Bühne ist hell. Der KASPERL schlägt ein Rad bis zur Bühnenmitte. Hinter ihm kommen die KINDER mit den

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GEFANGENEN – zuletzt der POLIZIST hoch zu Roß – auf dem Roller oder im Auto – mit dem DRACHEN im Sack.

KASPERL. Juhu – ich freu mich so! Kinder, wir sind wieder da!

1. KIND. Und die Sonne ist auch wieder da!

2. KIND. Schaut, die Blumen und Tiere sind auch aufgewacht.

Bei diesen Worten die KINDER im Saal mit einbeziehen.

3. KIND. Kommt, wir wollen etwas Lustiges spielen!

ALLE. Fein! Juhu!

KASPERL. Halt! Das geht doch nicht! Zuerst müssen wir die vier Bösewichter ins Gefängnis bringen.

ALLE VIER. Bitte nicht! – Nein, nicht ins Gefängnis! – Wir wollen bestimmt wieder brav sein – ganz bestimmt!

POLIZIST. Hoho – habt ihr das gehört! Jetzt auf einmal tut es ihnen leid. Nix da – ihr kommt mit mir ins Gefängnis!

HEXE. Allerliebster, allerwertester Herr Polizist! Wir sind ganz sicher wieder brav! Nie mehr wollen wir die Sonne stehlen.

DIE ANDEREN. Nie mehr – allerliebster, allerbester Herr Polizist!

POLIZIST fühlt sich geschmeichelt. Naja, wenn das so ist…Was meinst du, Kasperl?

KASPERL. Ich find, wir sollten es noch einmal mit ihnen versuchen. Vielleicht werden doch noch halbwegs gute Menschen aus ihnen. Glaubt ihr nicht auch, Kinder? Er fragt die Kinder im Saal.

4. KIND. Naja – lassen wir sie halt laufen…

5. KIND. Aber das nächstemal werdet ihr alle eingesperrt!

Plötzlich rührt sich etwas im Sack, den der POLIZIST noch immer in der Hand hält. Der DRACHE fleht…

[21] DRACHE. Und ich – muß ich in den Tiergarten?

KASPERL. Schau, schau, das bösartige Viecherl ist auch noch da. Ich glaub, das lassen wir auch laufen!

KINDER. Ja, freilich.

Der DRACHE wird befreit.

DRACHE. Uahhhh – das ist gut. Endlich wieder frische Luft! Und jetzt habe ich einen Hunger….

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Er tappt angsterregend umher und schlägt sich auf den Bauch. ALLE flüchten in eine Ecke.

KASPERL. Nein, mein Freunderl! So war das aber nicht gemeint. Fangst schon wieder an? Da hast ein Pfefferminzzuckerl – und jetzt bist still.

Der DRACHE zieht sich in eine Ecke zurück und lutscht schmatzend sein Zuckerl.

3. KIND. Aber jetzt wollen wir spielen!

2. KIND. Ja, noch einmal »Blinde Kuh«. Das war so lustig!

1. KIND. Nein: Räuber und Gendarm!

POLIZIST. Fein, das Spiel kenne ich auch!

KASPERL. Nix da! Wißt ihr was? Ich lauf euch voran und mache euch lustige Kunststücke vor. – Ihr müßt mir dann alles genau nachmachen. – Einverstanden? – Die Kinder bejahen. Also los!

HEXE. He – he, Kasperl?

KASPERL. Du, dürfen wir auch mitspielen – der Teufel, der Zauberer, der Räuber und ich?

KASPERL. Kinder, was ist – lassen wir sie mitspielen?

Die KINDER im Saal miteinbeziehend.

KINDER. Ja, ja, freilich.

KASPERL. Also – los!

KASPERL macht einen Purzelbaum, alle versuchen es ihm nachzumachen, ein großes Durcheinander entsteht. Die SONNE lacht. Die BLUMEN und TIERE lachen. Kasperl macht einen Frosch nach und springt quakend ab. Die anderen springen hinter ihm nach,

auch die Blumen und die Tiere. Die Sonne tritt nach vor und wendet sich an die KINDER im Saal:

SONNE lachend. Das war schön! – Auf Wiedersehn!

ENDE