DEM SS-EINSATZKOMMANDO ÜBERSTELLT...Aus dem OKH-Bereich Aus anderen Wehrkreisen Aus anderen Lagern...

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"DEM SS-EINSATZKOMMANDO ÜBERSTELLT" Neue Quellen zur Geschichte des Stalag 326 (VI K) Senne im Moskauer Staatsarchiv Eine Dokumentation von Volker Schockenhoff Die Erforschung der Kriegsgefangenengeschichte im Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945 wurde bisher durch eine äußerst dürftige Quellenlage kompliziert: Das Schriftgut der Kriegsgefangenenmannschaftsstammlager (St alags) sowie das der vorgesetzten Behörden (Kommandeure der Kriegsgefangenen in den Wehrkreisen) hat sich leider nur in winzigen Splittern erhalten.l Viele Fragen ließen sich daher nur unzureichend oder mit Vermutungen und Hypothesen beantworten . Durch die Öffnung der Archive in der ehemaligen UdSSR ist hier nun für die Rekonstruktion der Geschichte des Stalag 326 (VI K) eine erfreuliche Wende eingetreten . Der Archivfond im Staatsarchiv der RFSSR in Moskau zum Stalag 326 umfaßt 41 Aktenein- heiten, insgesamt ca. 6600 Blatt - eine imponierende Zahl , verglichen mit den wenigen Dokumenten , die bisher bekannt waren. 2 Die Akten entstammen , bis auf einige unmittelbar nach der Befreiung von den sowjetischen Kriegsgefangenen angefertigten Berichte und Aufzeichnungen , eindeutig der Registratur des Stalags 326 selbst. Für kein anderes Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Landes NRW sowie auf dem Territorium des ehemaligen deutschen Reiches ist ein auch nur annähernd vergleichbarer Bestand bekannt. Der besondere geschichtswissenschaftliehe Wert ergibt sich darüber hinaus aus der zentralen Funktion , die das Stalag 326 in den Jahren 1941-1945 im Wehrkreis VI hatte . 3 Dieses Gebiet, das fast deckungsgleich mit dem heutigen Land NRW ist , nahm seinerseits eine besondere Stellung im Reich ein: verfügte es doch mit dem Ruhrgebiet über das bedeutendste Wirtschaftspotential und wurde dadurch zum zentralen Einsatzgebiet für Zwangsarbeiter und (sowjetische) Kriegsgefangene. Der Aussagewert des Bestands zum Stalag 326 im Moskauer Staatsarchiv soll im folgenden anhand einiger weniger ausgewählter Dokumente veranschaulicht werden . 1 Vgl. den Sammelbestand RH 49 im Bundesarchiv-Militärarchiv . 2 Verf. konnte als erster westlicher Benutzer im Januar dieses Jahres den Bestand im Staatsarchiv der RFSSR in Moskau einsehen , auswerten , archivisch verzeichnen und in Auswahl kopieren. Langfristig soll eine Verfilmung erfolgen. Eine genauere Besta ndsbeschreibung erscheint im Novemberheft der Zeitschrift "Der Archivar". 3 Inwieweit sich diese zentrale Funktion des Stalags 326 ohne Kenntni s des Moska uer Archivbestandes skizzieren ließ , dazu vgl. den Aufsatz d. Verf. , "Eine Tragödie größten Ausmaßes "- Zum Schicksal der sowjetis chen Kriegsgefangenen im Stalag 326 (VIIK) Senne, in: Geschichte im Westen 6 (1991) , s. 151 ff. 201 aus: Geschichte im Westen, Jahrgang 1993, Heft 2, S. 201–209

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  • "DEM SS-EINSATZKOMMANDO ÜBERSTELLT"

    Neue Quellen zur Geschichte des Stalag 326 (VI K) Senne im Moskauer Staatsarchiv

    Eine Dokumentation von Volker Schockenhoff

    Die Erforschung der Kriegsgefangenengeschichte im Deutschen Reich zwischen 1939 und 1945 wurde bisher durch eine äußerst dürftige Quellenlage kompliziert: Das Schriftgut der Kriegsgefangenenmannschaftsstammlager (Stalags) sowie das der vorgesetzten Behörden (Kommandeure der Kriegsgefangenen in den Wehrkreisen) hat sich leider nur in winzigen Splittern erhalten.l Viele Fragen ließen sich daher nur unzureichend oder mit Vermutungen und Hypothesen beantworten . Durch die Öffnung der Archive in der ehemaligen UdSSR ist hier nun für die Rekonstruktion der Geschichte des Stalag 326 (VI K) eine erfreuliche Wende eingetreten. Der Archivfond im Staatsarchiv der RFSSR in Moskau zum Stalag 326 umfaßt 41 Aktenein-heiten, insgesamt ca. 6600 Blatt - eine imponierende Zahl, verglichen mit den wenigen Dokumenten, die bisher bekannt waren.2 Die Akten entstammen, bis auf einige unmittelbar nach der Befreiung von den sowjetischen Kriegsgefangenen angefertigten Berichte und Aufzeichnungen , eindeutig der Registratur des Stalags 326 selbst. Für kein anderes Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Landes NRW sowie auf dem Territorium des ehemaligen deutschen Reiches ist ein auch nur annähernd vergleichbarer Bestand bekannt. Der besondere geschichtswissenschaftliehe Wert ergibt sich darüber hinaus aus der zentralen Funktion, die das Stalag 326 in den Jahren 1941-1945 im Wehrkreis VI hatte.3 Dieses Gebiet, das fast deckungsgleich mit dem heutigen Land NRW ist, nahm seinerseits eine besondere Stellung im Reich ein: verfügte es doch mit dem Ruhrgebiet über das bedeutendste Wirtschaftspotential und wurde dadurch zum zentralen Einsatzgebiet für Zwangsarbeiter und (sowjetische) Kriegsgefangene. Der Aussagewert des Bestands zum Stalag 326 im Moskauer Staatsarchiv soll im folgenden anhand einiger weniger ausgewählter Dokumente veranschaulicht werden.

    1 Vgl. den Sammelbestand RH 49 im Bundesarchiv-Militärarchiv. 2 Verf. konnte als erster westlicher Benutzer im Januar dieses Jahres den Bestand im Staatsarchiv der

    RFSSR in Moskau einsehen, auswerten, archivisch verzeichnen und in Auswahl kopieren. Langfristig soll eine Verfilmung erfolgen. Eine genauere Bestandsbeschreibung erscheint im Novemberheft der Zeitschrift "Der Archivar".

    3 Inwieweit sich diese zentrale Funktion des Stalags 326 ohne Kenntnis des Moskauer Archivbestandes skizzieren ließ, dazu vgl. den Aufsatz d. Verf. , "Eine Tragödie größten Ausmaßes" - Zum Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag 326 (VIIK) Senne, in: Geschichte im Westen 6 (1991) , s. 151 ff.

    201 aus: Geschichte im Westen, Jahrgang 1993, Heft 2, S. 201–209

  • Volker Schockenhoff

    Die Funktion des Stalag 326: Durchgangslager für den Wehrkreis

    In der Anfang 1992 erschienenen Dokumentation4 zum Stalag 326 gehen die Autoren noch davon aus, daß das Lager in seiner Hauptfunktion ein "normales" Stalag gewesen sei. Die Hauptaufgabe eines "normalen" Stalags lag im Arbeitseinsatzbereich. D. h., im Lager selbst war ständig nur eine relativ geringe Zahl Kriegsgefangener untergebracht, da sich diese in ihrer Mehrzahl in den zum Stalag gehörigen Arbeitskommandos aufhielten. Zwar räumen die Autoren ein, daß es kurzfristige "Spitzen" in der Belegung gegeben habe, weil einige Male größere Zahlen sowjetischer Kriegsgefangener für den Bergbau durchgeschleust worden seien. Diese "Massen" sowjetischer Kriegsgefangener seien aber nur kurz im Lager geblieben und daher auf dem unbebauten Areal neben dem Hauptlager untergebracht worden, von Mai 1942 bis Ende 1944 seien die Baracken nicht mehr überbelegt gewesen.5

    Die im Moskauer Archiv aufgefundenen Dokumente zeigen nun ein anderes Bild. Aus den Bestandsmeldungen6 ergibt sich, daß bis zum 1. 3. 1945 knapp 308000 sowjetische Kriegsge-fangene, als Zugänge registriert, das Stalag 326 durchlaufen hatten - eine genaue Zahl war bisher unbekannt. Bis zum 1. 9. 1944 waren es 296 000, während auf dem Gebiet des Deutschen Reiches zu diesem Zeitpunkt insgesamt "nur" 631500 sowjetische Kriegsgefan-gene im Arbeitseinsatz registriert wurden. Allein im Monat August 1944 gingen dem Sta-lag 326 ca. 14400 sowjetische Kriegsgefangene aus dem Osten und anderen Wehrkreisen des Reiches sowie ca. 1650 aus dem eigenen Wehrkreis zu. Abgegeben an die Stalags im eigenen Wehrkreis wurden ca. 9970, davon etwa 2700 für das Stalag VIJA Hemer für den Ruhrberg-bau, an andere Wehrkreise im Reich etwa 1320. Das Stalag 326 hatte also hinsichtlich der sowjetischen Kriegsgefangenen eine zentrale Funktion als Durchgangslager für den Wehrkreis VI. Das Lager unterschied sich damit in seiner Funktion und in seinem Aufbau fundamental von den anderen Kriegsgefangenenlagern im Wehrkreis, deren Hauptaufgabe im Arbeitseinsatzbereich lag. Was bedeutet diese abstrakte Funktionsbestimmung für die Lebensbedingungen der Kriegs-gefangenen? Einer von dem 1. Lageroffizier 0. Suffert erstellten Aufstellung7 ist zu entnehmen, daß von den 18 Boxen des Stalags 15 als Durchgangslager (Dulag) vorgesehen waren. Im Dulag wurden die Kriegsgefangenen in Quarantäne gehalten, in Abständen mehrmals entlaust (Fieckfiebergefahr), nach Arbeitsfähigkeit klassifiziert und sortiert, registriert und schließlich weitertransportiert, ein Vorgang, der zu stetiger qualvoller Enge mit allen entsprechenden sozialen Folgeerscheinungen führte und den viele nicht überlebten. Dieser Funktion ent-spricht der Aufbau des Lagers, seine Einteilung in drahtumzäunte Einzelblocks (Boxen). Suffert beziffert die normale Belegungsfähigkeit einer RAD-(Reichsarbeitsdienst) Baracke im

    4 Kar! Hüser/Reinhard Otto, Das Stammlager 326 (VI/K) Senne 1941-1945. Sowjetische Kriegsgefangene als Opfer des Nationalsozialistischen Weltanschauungskriegs, Bielefeld 1992. Diese mit erheblichen Iandes- und kommunalen Mitteln finanzierte Dokumentation ist noch ohne Kenntnis des Moskauer Archivbestands erstellt worden.

    5 Vgl. ebd. S. 31 und S. 73, einschränkend S. 113. 6 Monatliche Bestandsmeldungen für sowjetische und andere Kriegsgefangene liegen lückenlos vom 1. 12.

    1943 bis 1. 3. 1945 vor. 7 Vgl. Dok. Nr. 2.

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  • "Dem SS-Einsatzkommando überstellt"

    Stalag 326 (maximal160 qm Grundfläche) mit 225, die Höchstbelegung mit 300 Kriegsgefan-genen.

    Das SS-Kommando im Stalag 326

    Im Gegensatz zu den anderen Kriegsgefangenenlagern im Wehrkreis VI befand sich im Stalag 326 durchgängig ein SS-Kommando. Bekannt ist, daß dieses Kommando in der ersten Phase (1941 bis Mitte 1942) "Aussonderungen" gemäß den Einsatzbefehlen vornahm. Unklar-heit herrschte allerdings über die Tätigkeit des Kommandos von Mitte 1942 bis zum Kriegs-ende, nachdem die "Aussonderungen" in die östlichen Lager verlegt worden waren. Die Autoren der Dokumentation vermuten, daß es um die bloße Bewachunghilfswilliger sowjeti-scher Kriegsgefangener durch die SS gegangen sei, die man wegen Verfehlungen aus der Wehrmacht ausgeschlossen habe.S Hier geben die Stalag-Akten genaueren Aufschluß: Das SS-Kommando befand sich in Box 9, die Lage ließe sich anhand der Pläne auch heute noch exakt rekonstruieren. Der Kommandant des Stalags überstellte an das SS-Kommando sowje-tische Kriegsgefangene aus "disziplinarischen Gründen" (Flucht etc.),9 das dann die Gefange-nen verhörte. Die Verhörmethoden sind durch einen russischen Augenzeugenbericht überlie-fert. Insgesamt wurden der SS im Stalag 326 mehr als 4556 sowjetische Kriegsgefangene aus "disziplinarischen Gründen" überstellt und wohl überwiegend nach Weimar-Buchenwald transportiert.IO

    Die Sterblichkeit und Zahl der Toten

    Die Dokumentation zum Stalag 326 geht von einem selbständigen, also vom Stalag 326 vollständig unabhängigen Lazarett in Staumühle aus, in dem etwa die gleiche oder sogar eine größere Anzahl von sowjetischen Kriegsgefangenen verstorben sein soll als im Stalag 326 selbst, also etwa 30 000-35 000 sowjetische Kriegsgefangene. 11

    Die neuen Quellen belegen hingegen, daß es sich bei Staumühle um das Seuchenlazarett des Langerlazaretts handelte. Für Staumühle liegen relativ genaue Sterbezahlen vor: In der ersten Phase starben etwa 1165 sowjetische Kriegsgefangene an Ruhr und 83 an Fleckfieber, in der zweiten Phase etwa 4500 an TBC. Die Sterblichkeitsquote lag für die Ruhrkranken bei 35%.12 Die Autoren der Dokumentation gehen weiter davon aus, daß die von den Überlebenden überlieferte Zahl von 65 000 Toten nach der Befreiung von den ehemaligen russischen

    s Vgl. Hüser/Otto, Das Stammlager 326 (wie Anm. 4), S. 63. 9 Vgl. Dok. Nr. 3.

    IO Genauere Aussagen über das weitere Schicksal sind nur durch Detailstudien möglich. n Vgl. Hüser/Otto, Das Stammlager (wie Anm. 4), S. 189. Vgl. auch die dazu noch ohne Kenntnis des

    Moskauer Bestandes geschriebene Kritik d. Verf. an einerneuen Legendenbildung durch die Autoren der Dokumentation, "Wer hat damals schon genau gezählt?" Zur Auseinandersetzung um die Zahl der Toten des Stalag 326 (VI/K) von 1945-1992, in: Westfälische Zeitschrift 143 (1993) (im Druck).

    12 Staatsarchiv der RFSSR, Moskau, Bestand 7021-105 Nr. 37.

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  • Volker Schockenhoff

    Kriegsgefangenenaufgrund deutscher Registrierungsunterlagen errechnet worden sei. 13 Nach den Akten im Archiv der RFSSR sind wahrscheinlich jedoch nur etwa knapp 14 700 der Verstorbenen registriert worden. Die Zahl 65 000 insgesamt beruht auf Schätzungen. Inwie-weit die Schätzung von 65 000 Toten realistisch ist, wird sich auch mit den Moskauer Akten des Stalag 326 allein nicht zufriedenstellend beantworten lassen. An der Position, die Zahl solange zu akzeptieren, wie nicht neue Quellen eine andere Auffassung begründet erscheinen lassen, hat sich somit nichts geändert. Die Registrierungen bieten allerdings die Möglichkeit, einen Teil der bisher für anonym gehaltenen Toten namentlich und mit ihrer ungefähren Grablage zu bestimmen, was im Rahmen der sich normalisierenden Ost-West-Beziehungen für die Angehörigen von großer Bedeutung sein dürfte.

    Die Behandlung und das Verhalten der Kriegsgefangenen im Lager

    Aussagen über die Behandlung der Kriegsgefangenen durch das deutsche Militär im Lager einerseits sowie über das Verhalten der Kriegsgefangenen in dieser Zwangssituation anderer-seits konnten sich bisher fast ausschließlich auf spätere, quellenkritisch problematische, mündliche Stellungnahmen von "Opfern und Tätern" stützen. Differenzierte Aussagen zum Themenkomplex "Anpassung und Widerstand" waren daher kaum möglich. Die Akten im Moskauer Archiv enthalten hierzu eine Fülle von Informationen, die in diesem Rahmen nur ansatzweise dokumentiert werden können.l4

    13 Vgl. Hüser/Otto, Das Stammlager (wie Anm. 4) , S. 183 ff. 14 Vgl. Dok. Nr. 3-5.

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  • "Dem SS-Einsatzkommando überstellt"

    Nr. 115

    Bestand an sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag 326 (VVK) [ ... ]

    W.Kdo. VI Stichtag: 1. 3. 1945

    Zugang an Kriegsgefangenen

    Aus dem OKH-Bereich

    Aus anderen Wehrkreisen Aus anderen Lagern im eigenen Wehrkreis Gesamtzugänge

    Bis zum In der vorhergehenden Berichtszeit

    Stichtag

    272938

    30949 303 887

    3034

    758 3792

    Abgang an Kriegsgefangenen

    Todesfälle Krankheit durch Erschießen usw. Flucht (nicht wieder ergriffen) entlassen Zu Kr.Gef.Einh. d. Luftwaffe versetzt SS-Kontingent S.D. Sonstige Abgänge An andere Wehrkreise An andere Lager im eigenen Wehrkreis Gesamtabgänge

    13193 142 305 378

    3911

    4422 20

    58215 198350 278936

    154 7

    2

    134

    518 267

    1082

    Zusammenstellung Gesamtzugänge bis zum Stichtag - Gesamtabgänge bis zum

    Stichtag Bestand am Stichtag davon Überläufer

    Forellkrug, den 1. 3. 45 Behrends

    15 Staatsarchiv der RFSSR, Moskau, Bestand 7021-105 Nr. 7.

    Bis zum Stichtag

    275 972

    31707 307 679

    13347 149 305 380

    3911

    4556 20

    58733 198617 280018

    307 679

    280018 27661

    198

    Bei der Vorlage handelt es sich um ein maschinenschriftlich ausgefülltes Formblatt , das hier nur in seinen wichtigen Bestandteilen wiedergegeben wird. Die Zahlenangabe zu den Todesfällen bezieht sich nur auf die registrierten Fälle und ist daher für eine Aussage über die tatsächlich Verstorbenen unbrauchbar. Die übrigen Gesamtzahlen sind als unterer Grenzwert zu verstehen. Die Auflistung der Zu- und Abgänge für die einzelnen Lager befinden sich auf der Rückseite des Formblatts.

    205

  • Volker Schockenhoff

    Bemerkungen:

    Zu 2) Zugang [aus anderen Wehrkreisen]: Transporte aus dem Osten aus Stalags anderer Wehrkreise 5. 1. 45 Stalag IX/C BadSulza

    10. 1. 45 XI/B Fallingbostel 15. 1. 45 1/A Stablack 22. 1. 45 III/A Luckenwalde 26. 1. 45 IX/A Ziegenhain 27.1.45 lUD Stargard 6.2.45 XVIUA Kaisersteinbruch

    10. 2. 45 IX/A Ziegenhain 10. 2. 45 XIIB Fallingbostel 13. 2. 45 IX/A Ziegenhain 17. 2.45 III/C Küstrin

    [ . .. ]

    zu 3) Zugang [aus anderen Lagern im eigenen Wehrkreis] : VIIA 13859 + 610 = 14469 VIIC 6819 + 0 = 6819 VI/D 5 063 + 57 = 5 120 VI/F 1470 + 44 = 1514 VI/G 1645 + 37 = 1682 VIIJ 866 + 0 = 866

    Bau- u. Arb. Bat!. 106

    1227 + 10 = 1237

    30949 + 758 = 31707

    zu 14) Abgang [an andere Lager im eigenen Wehrkreis]: VIIA 66360 + 50 = 66410 VIIC 18041 + 0 = 18041 VIID 52783 + 10 = 52793 VIIF 30008 + 2 = 30010 VIIG 13788 + 28 = 13816 VIIJ 13410 + 27 = 13437

    Bau- u. Arb. 3447 + 150 = 3597 Bat!. 106 Oflag VI/D 10+ 0 = 10 Oflag 6 470 + 0 = 470 Oflag VIIB 33 + 0 = 33

    198350 + 267 = 198617

    206

    1 4

    25 2 1 1

    12 1 3 4

    2980 3034

  • "Dem SS-Einsatzkommando überstellt"

    Nr. 216 Kommandantur Kgf.M. Stammlager 326NIIK Lagerführung I

    Fassungskraft des Lagers für sowj. Kgf. ohne Revier (Dulag)

    SP.l Sp.2 Sp.3 Sp.4 Sp.5 Sp.6 Sp.7 Sp.8

    Boxen Zahl d. Zahl d. Normal Höchst Tatsächl. Tatsächl. Nr. RAD Nürnbg. beleg. beleg. Unterbrg. Unterbrg.

    Bar. Bar. möglichk. möglichk. normal höchstens

    3 675 900* a) 2 3 675 900 675 900 3 3 675 900 b) 4 3 675 900 675 900 5 3 675 900 675 900 6 3 675 900 675 900 7 3 675 900 675 900 8 3 675 900 c) 9 3 675 900 d)

    10 3 1 675 900 875 1200 e) u. 200 u. 300

    11 3 675 900 875 1200 e) u. 200 u. 300

    12 3 1 675 900 875 1200 e) u. 200 u. 300

    13 3 675 900 875 1200 e) u. 200 u. 300

    14 3 675 900 675 900 f) u. 200 u. 300

    15 3 675 u. 200 900 u. 300 675 900 f)

    8225 11100

    a) Abzusetzen von der Gesamtfassungskraft des Lagers, da die Boxe I für die Transportzu-sammenstellung gebraucht wird. Wird sie dauernd belegt, so ist die bestimmungsmäßige Abfertigung der ausgehenden Transporte nicht mehr möglich.

    b) Kann nicht voll ausgenutzt werden, solange sowj. Offiziere im Lager sind. Auch wenn nur 50 Offiziere vorhanden sind, beanspruchen sie entsprechend den Abwehrbestimmungen die ganze Boxe.

    c) Benutzt für die im Sommer 44 begonnene Heimarbeit der Kgf. (Tarnnetze). d) Unterbringung der der SS überstellten Kgf. Die Boxe fällt für die Berechnung der

    Gesamtbelegungsmöglichkeit des Lagers aus. e) Von jeder Nürnberger Bar. ist ein Drittel durch Einbau des Waschraumes weggefallen.

    16 Ebd.

    207

  • Volker Schockenhoff

    f) Nürnb. Bar. = Lager f. Materialien

    * in jeder Boxe um 90 erhöht gegenüber der Meldung von Ende August 1943.

    Voll ausgenutzt werden kann die Kapazität des Dulag nur dann, wenn alle Boxen fertig bearbeitet und auf den Abruf für den Einsatz zur Arbeit warten (siehe Anlage). Lagerführung I Forellkrug, den 5. Sept,. 1944

    Name

    Parachin, Wasili VI B 23212

    Kondratowitsch, Selic VIK5920

    [ . . . ] Feodorowitsch, Fedor 326/21314

    Konstantine-witsch, Alexander 326/21332

    An Gruppe Kartei mit der Bitte um Kenntnisnahme. Suffert

    Hptm. & I. Lageroffz.

    Nr. 317 ( Arrestbuch]

    Art u. Maß der Strafe verbüßt vom bis

    8 Tage geschärften Arrest, weil 23. 6. 1942 er am 1. 6. 1942 von seiner Ar- 1. 7. 1942 beitsstelle auf dem Russenfried-hof Forellkrug entflohen ist. drei Wochen geschärften Arrest, -weil er am 1. 6. 1942 zu August-dorf versucht hat aus dem Lager des Arb.Kdo. 805 Augustdorf zu entfliehen , hierzu zwei seiner Kameraden mitverleitet und bei seinem Entweichen die Morgen-verpflegung für 18 Kameraden entwendet hat.

    je 21 Tage geschärften Arrest , weil sie am 8. 7. 1942 von ihrer Arbeitsstelle geflohen sind und sich durch Mundraub von Feld-früchten und Kartoffeln nach ihren eigenen Angaben ernähr-ten.

    Bemerkung

    Kondratowitsch ist am 18. 7. 1942 dem SS-Ein-satzkommando über-stellt und nach Weimar-Buchenwald überführt.

    Beide sowj. russ. Kgf. wurden laut Mitteilung der Lagerführung dem SS-Einsatzkommando zur Verfügung gestellt und am 27. 8. 1942 nach Buchenwald-Weimar überführt.

    17 Ebd., Nr. 14. Auszug aus einer Seite des nach Nationalitäten gegliederten, 72 Seiten umfassenden handschriftlichen Arrestbuchs.

    208

  • "Dem SS-Einsatzkommando überstellt"

    Nr. 418

    Freiw[illiger]. Prop[agandist] der R. 0. A. Hptm. Firsow den 11. 3, 1945 Forellkrug

    An den W[ehrmachts] Pr[opaganda] Beauftragten des Stalags 326 (VIIK) Hptm. Müller Ich melde, daß am 8. März d. J. um 6 Uhr abends im Lager sich folgender Fall zutrug: Bei der Rückkehr der Kleinbahn aus Hövelhof in den Stalag begleitete den Zug ein Feldwebel und Wachleute. Es war ein Transport von ungefähr 150 Kgf. Die Kleinbahn lief in den Stalag ein und der Zugführer, ein deutscher Wachmann, wurde vom Oberzahlmeister Jahn zu sich gerufen und der Zug wartete auf seine Rückkehr. Ein Feldwebel, der den Transport begleitete, forderte von dem Kgf. Maschinisten Bankow, Alexander Nr. 112694, daß er den Zug weiterfahre, worauf Bankow antwortete, daß er bis zur Rückkehr des Wachmannes kein Recht habe, allein weiterzufahren. Als Antwort hierauf schlug einer aus den Wachleuten mit dem Gewehrkolben auf den Kgf. Bankow gegen die Brust und zerbrach ihm die 8. und 9. Rippe und beschädigte seine Leber. Als Bankow fallen wollte, ergriff ihn der Maschinistenhelfer, der Kgf. Abramow, Iwan, und hielt Bankow in seine Arme, damit er nicht auf die Erde fiele . Der Feldwebel zog die Pistole und befahl dem Abramow den verwundeten Bankow loszulassen. Dieses konnte Abramow nicht ausführen und der verwundete Bankow wurde ins Revier gebracht, wo er jetzt noch liegt. [ ... ]

    gez. Hptm. Firsow Übersetzt: Dolm. Gefr. Schummers [ ... ]

    Nr. 5'9 Flugplatzkdo. Dahl Ich bestrafe den O.Gefr. Johannes Abele mit einem strengen Verweis, weil er am 7. 3. 1945 duldete, daß ein von ihm bewachter russischer Kriegsgefangener zwecks Verteilung an Mitgefangene aus einer Feldmiete Rüben entwendet und dadurch die dt. Volksernährung geschwächt hat. Oberst und Kommandant

    1s Ebd., Nr. 39. 19 Ebd., Nr. 11.

    209