dem Zweiten Weltkrieg Fame - PferdeWoche...Achselschwang im FEI-Ka-lender, in Frankreich...

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24 | Serie 3. Februar 2016 | PFERDEWOCHE Die virtuelle «Hall of Fame» des Pferdesports (7. Teil) Vielseitigkeit seit dem Zweiten Weltkrieg Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es im Springreiten bereits 1946 internatio- nal wieder los mit drei Nationenpreisen und drei CSIs in der Schweiz. In der Dressur wartete die FEI auf die Olympischen Spiele von 1948, bevor sie sich 1949 an die Wiederaufnahme der FEI Dressur-Championate wagte. In der Viel- seitigkeit war die FEI schneller: bereits 1947 wurde in Turin eine FEI Military Championatsprüfung ausgeschrieben. Allerdings mit bescheidenem Echo. o f H a l l F a m e Max E. Ammann Neben einer grossen Dele- gation aus dem Veranstal- terland fuhr nur gerade ein Land mit Reitern und Pfer- den nach Turin: die Schweiz. Nur fünf der 23 Starter beendeten die Drei- tageprüfung und die Schweizer belegten die ers- ten drei Plätze: Sieger Al- fred Blaser vor Pierre Musy und Anton Bühler. Vierter wurde der Italiener Fabio Mangilli. Im folgenden Jahr waren alle vier in London am Start: Bei der ersten olympischen Vielseitigkeit nach dem Krieg belegten sie die Ränge acht (Man- gilli), elf (Blaser), 19 (Bühler) und 32 (Musy). Für die Schweizer gab es hinter den USA, Schweden und Mexiko Platz vier in der Mannschaftswertung. Die Italiener, mit dem spä- teren Olympiasieger der Springreiter Raimondo d’Inzeo, schieden aus. Schwarzenbach gewinnt in Badminton Wichtiges passierte 1949: Das erste Badminton fand statt, gewonnen von John Shedden. Bereits 1951 fei- erte man in Badminton den ersten Sieg eines Auslän- ders durch Hans Schwarz- enbach auf Vae Victis. Zu jener Zeit begannen die Briten, vor allem dank Mike Ansell, dem Mann hinter der hoch erfolgrei- chen «Horse of the Year Show», bei der FEI Ein- fluss zu gewinnen. Die Bri- ten drängten auf die Ein- führung einer EM der Viel- seitigkeit, möglichst in Badminton. Dazu kam es: 1953 wurde auf dem Sitz des Duke of Beaufort die erste EM ausgetragen. 1954 folgte Basel – 1955 mit Windsor erneut England. Lawrence Rook, Bertie Hill und Frank Weldon, die dann 1956 Mannschafts- Olympiasieger werden sollten, holten sich die drei ersten EM-Titel. 1954 in Basel und 1955 gab es gar drei britische Siege. Die einzige nicht englische Ein- zelmedaille in diesen drei ersten EM-Jahren gewann Hans Schwarzenbach als Dritter 1953. Die Schweiz, mit den Brüdern Hans und Anton Bühler, dem späte- ren Springreiter Marc Büchler und Andrea Zin- del, holte sich 1955 in Windsor Mannschaftssilber. 1966: Erste Military-WM Mit Ausnahme der Jahre 1958, 1961 und 1963, als kein Veranstalter gefunden werden konnte, fanden die EM bis 1965 in allen Nicht- Olympia-Jahren statt. 1966 kam es in Burghley zur ers- ten Military-Weltmeister- schaft. In jenem Jahr war «Swamp fever» (Equine In- factious Anemia) in Eu- ropa ausgebrochen und die britischen Behörden verbo- ten Ein- und Ausfuhr von Pferden vom Kontinent. So kamen, neben den Briten, nur die benachbarten Iren, die weitentfernten Sowjet- russen und aus Übersee die USA und Argentinien. 39 Reiter aus fünf Nationen waren am Start. Der Argen- tinier Carlos Moratorio wurde mit Chalan, der dar- auf in die USA verkauft wurde, erster Weltmeister. Seit 1964 gilt auch in der Vielseitigkeit der Vierjah- resrhythmus OS – EM – WM – EM. In Amerika fin- den seit 1951, jeweils im vorolympischen Jahr, die Panamerikanischen Spiele statt. Als 1979 und 1983 die Military zweimal hinterein- ander ausfiel, weil der Ver- anstalter der Spiele keine Lust auf die Organisation einer Vielseitigkeit hatte, beschloss man, diese Prü- fung notfalls ausserhalb des Games-Programmes aus- zutragen – so 1991 und 2003, als für Kuba und die Dominikanische Republik Military-Veranstalter in At- lanta und Far Hills in die Bresche sprangen. Asiati- sche Spiele, gelegentlich mit einer Military, gibt es seit 1982. In Europa spielte, vor allem in den ersten 20 Jahren, seit 1976 der Alpen Cup eine bedeutende Rol- le. 1977 und 1982 wurde er in Frauenfeld ausgetragen. Neben Badminton seit 1949, wurde auf den briti- schen Inseln ab 1953 ein CCI in Harewood ausgetra- gen. Als nach 1959 in Hare- wood das Ende kam, ent- stand auf dem wunderba- ren Besitz von Lord Burg- hley, dem Olympiasieger von 1932 über 400 Meter Hürden, in Burghley das Herbstpendant zu Badmin- ton. Zu jener Zeit gab es auf den britischen Inseln weitere Dreitageprüfungen in Tidworth, Wylye und Braham sowie in Punches- town (Irland). Aus Deutschland waren regel- mässig Luhmühlen und Achselschwang im FEI-Ka- lender, in Frankreich gele- gentlich Haras-du-Pin und Fontainebleau. In Holland begann man nach jahrzehn- telanger Inaktivität 1969 in Deurne und wechselte dann 1971 nach Boekelo. Belgien hatte Heide- Kalmthout, Österreich Mölbling, Polen Bialy Bor und auch in der Schweiz gab es in den 70er-Jahren mit Colombier einen CCI. In den USA war anfangs der 50er-Jahre Ledyard der Die Schweiz (l.) mit Rudolf Günthardt, Anton Bühler und Hans Schwarzenbach gewinnt an den Olympischen Spielen 1960 in Rom Teamsilber hinter Australien. Fotos: Archiv

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24 | Serie 3. Februar 2016 | PFERDEWOCHE

Die virtuelle «Hall of Fame» des Pferdesports (7. Teil)

Vielseitigkeit seit dem Zweiten WeltkriegNach dem Zweiten Weltkrieg ging es im Springreiten bereits 1946 internatio-nal wieder los mit drei Nationenpreisen und drei CSIs in der Schweiz. In derDressur wartete die FEI auf die Olympischen Spiele von 1948, bevor sie sich1949 an die Wiederaufnahme der FEI Dressur-Championate wagte. In der Viel-seitigkeit war die FEI schneller: bereits 1947 wurde in Turin eine FEI MilitaryChampionatsprüfung ausgeschrieben. Allerdings mit bescheidenem Echo.

ofHallFame

Max E. Ammann

Neben einer grossen Dele-gation aus dem Veranstal-terland fuhr nur gerade einLand mit Reitern und Pfer-den nach Turin: dieSchweiz. Nur fünf der 23Starter beendeten die Drei-tageprüfung und dieSchweizer belegten die ers -ten drei Plätze: Sieger Al-fred Blaser vor Pierre Musyund Anton Bühler. Vierterwurde der Italiener FabioMangilli. Im folgenden Jahrwaren alle vier in Londonam Start: Bei der erstenolympischen Vielseitigkeitnach dem Krieg belegtensie die Ränge acht (Man-gilli), elf (Blaser), 19(Bühler) und 32 (Musy).Für die Schweizer gab eshinter den USA, Schwedenund Mexiko Platz vier inder Mannschaftswertung.Die Italiener, mit dem spä-teren Olympiasieger derSpringreiter Raimondod’Inzeo, schieden aus.

Schwarzenbach gewinnt in BadmintonWichtiges passierte 1949:Das erste Badminton fandstatt, gewonnen von JohnShedden. Bereits 1951 fei-erte man in Badminton denersten Sieg eines Auslän-ders durch Hans Schwarz-enbach auf Vae Victis. Zujener Zeit begannen dieBriten, vor allem dankMike Ansell, dem Mannhinter der hoch erfolgrei-chen «Horse of the YearShow», bei der FEI Ein-

fluss zu gewinnen. Die Bri-ten drängten auf die Ein-führung einer EM der Viel-seitigkeit, möglichst inBadminton. Dazu kam es:1953 wurde auf dem Sitzdes Duke of Beaufort dieerste EM ausgetragen.1954 folgte Basel – 1955 mitWindsor erneut England.Lawrence Rook, BertieHill und Frank Weldon, diedann 1956 Mannschafts-Olympiasieger werdensollten, holten sich die dreiersten EM-Titel. 1954 inBasel und 1955 gab es gardrei britische Siege. Dieeinzige nicht englische Ein-zelmedaille in diesen dreiersten EM-Jahren gewannHans Schwarzenbach alsDritter 1953. Die Schweiz,mit den Brüdern Hans undAnton Bühler, dem späte-

ren Springreiter MarcBüchler und Andrea Zin-del, holte sich 1955 inWindsor Mannschaftssilber.

1966: Erste Military-WMMit Ausnahme der Jahre1958, 1961 und 1963, alskein Veranstalter gefundenwerden konnte, fanden dieEM bis 1965 in allen Nicht-Olympia-Jahren statt. 1966kam es in Burghley zur ers -ten Military-Weltmeister-schaft. In jenem Jahr war«Swamp fever» (Equine In-factious Anemia) in Eu-ropa ausgebrochen und diebritischen Behörden verbo-ten Ein- und Ausfuhr vonPferden vom Kontinent. Sokamen, neben den Briten,nur die benachbarten Iren,die weitentfernten Sowjet-russen und aus Übersee die

USA und Argentinien. 39Reiter aus fünf Nationenwaren am Start. Der Argen-tinier Carlos Moratoriowurde mit Chalan, der dar-auf in die USA verkauftwurde, ers ter Weltmeister.Seit 1964 gilt auch in derVielseitigkeit der Vierjah-resrhythmus OS – EM –WM – EM. In Amerika fin-den seit 1951, jeweils imvorolympischen Jahr, diePanamerikanischen Spielestatt. Als 1979 und 1983 dieMilitary zweimal hinterein-ander ausfiel, weil der Ver-anstalter der Spiele keineLust auf die Organisationeiner Vielseitigkeit hatte,beschloss man, diese Prü-fung notfalls ausserhalb desGames-Programmes aus-zutragen – so 1991 und2003, als für Kuba und die

Dominikanische RepublikMilitary-Veranstalter in At-lanta und Far Hills in dieBresche sprangen. Asiati-sche Spiele, gelegentlichmit einer Military, gibt esseit 1982. In Europa spiel te,vor allem in den ers ten 20Jahren, seit 1976 der AlpenCup eine bedeutende Rol -le. 1977 und 1982 wur de erin Frauenfeld ausgetragen.Neben Badminton seit1949, wurde auf den briti-schen Inseln ab 1953 einCCI in Harewood ausgetra-gen. Als nach 1959 in Hare -wood das Ende kam, ent-stand auf dem wunderba-ren Besitz von Lord Burg-hley, dem Olympiasiegervon 1932 über 400 MeterHürden, in Burgh ley dasHerbstpendant zu Badmin-ton. Zu jener Zeit gab esauf den britischen Inselnweitere Dreitageprüfungenin Tidworth, Wylye undBraham sowie in Punches -town (Irland). AusDeutschland waren regel-mässig Luhmühlen undAchselschwang im FEI-Ka-lender, in Frankreich gele-gentlich Haras-du-Pin undFontainebleau. In Hollandbegann man nach jahrzehn-telanger Inaktivität 1969 inDeurne und wechseltedann 1971 nach Boekelo.Belgien hatte Heide-Kalmthout, ÖsterreichMölbling, Polen Bialy Borund auch in der Schweizgab es in den 70er-Jahrenmit Colombier einen CCI.In den USA war anfangsder 50er-Jahre Ledyard der

Die Schweiz (l.) mit Rudolf Günthardt, Anton Bühler und Hans Schwarzenbach gewinnt an denOlympischen Spielen 1960 in Rom Teamsilber hinter Australien. Fotos: Archiv

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Serie | 25PFERDEWOCHE | 3. Februar 2016

wichtigste Anlass, bis dann1978 erstmals, gleich mit derWM, eine Prüfung in Lex -ington ausgetragen wurde.

18 Nationen vertretenVon den rund 100 Vielsei-tigkeitsreitern in der «Hallof Fame» seit 1946 sind 21Briten. 14 kommen ausDeutschland und 13 ausden USA, acht aus Irland, jesechs aus Italien, derSchweiz, Schweden undAustralien. Diese Domi-nanz der Briten ist nichtüberraschend, waren siedoch bis zum Auftauchender Neuseeländer und Aus-tralier und dem Erstarkender Franzosen und Deut-schen in den 80er- und 90er-Jahren unangefochten diefüh rende Vielseitigkeitsna-tion. Die US-Amerikanerwaren damals die Haupt-konkurrenten, dazu kamengelegentliche Überraschun-gen der Italiener, Schwedenoder Kanadier. Die Überle-genheit der Briten zeigtesich bei der Europameister-schaft von 1971 in Burgh -ley. Die Briten belegten die ersten acht Plätze, erstals Neunter folgte mit An-ton Büh ler auf Wukari dererste Nicht-Brite. In jenerEM von 1971 wurde die alsEinzelreiterin gestartetePrinzessin Anne mitDoublet Europameisterin,mit dem gewaltigen Vor-sprung von 37.8 Punkten.Die Schweizer hatten seitdem Krieg eine durchzo-gene Erfolgsbilanz. DieStärke gleich nach demKrieg, mit dem Sieg in Turin1947 und dem viertenOlympiaplatz 1948, wurdevor allem durch HansSchwarzenbach fortgesetzt,der 1951 mit Vae Victis inBadminton gewann und1953 EM-Dritter wurde.Die Mannschafts-Silber-medaille bei der EM inWindsor 1955 bildete denÜbergang zu den Erfolgs-jahren 1959/1960, als zuerstHans Schwarzenbach mitBurn Trout Europameisterwurde und dann AntonBühler mit Gay Spark 1960die olympische Bronzeme-daille holte. In Rom gab esfür Schwarzenbach, Bühlerund Rudolf Günthardt

auch Mannschaftssilber. Inden nächs ten 20 Jahren ge-lang einzig ein Olympia-start, 1972 in München, mitPlatz fünf in der Mann-schaftswertung. 1981 wurdeHansueli Schmutz mit Oranin Horsens (DEN) Europa -meister, und die SchweizerEquipe mit Schmutz, ErnstBaumann, Josef Räber undJosef Burger gewann Team-silber. Die Schweizer Er-wartungen auf eine Wieder-holung erfüllten sich nicht:Weder in Luhmüh len 1982noch bei der Heim-EM1983 in Frauenfeld und denOlympischen Spielen 1984in Los Angeles gab es Me-daillen. In Luhmühlen ver-unglückte Baumann tödlich.

GrossbritannienVon den 21 Briten in der«Hall of Fame» sind elf

Frauen. Nach der Domina-tion des Trios Rook/Wel-don/Hill bis 1956 wurdeSheila Willcox zu überra-genden Vielseitigkeitsrei-terin. Mit High and Mightygewann sie 1956 Hare -wood und 1957/1958 Bad-minton, und wurde 1957Europameisterin. 1959,nun als Mrs. Waddington,gewann sie mit Airs andGraces Badminton zumdritten Mal. Von denOlympischen Spielen warsie ausgeschlossen, erst1964 durften Frauen mit-reiten. Derek Allhusen warnach Sheila Willcox der er-ste Brite mit Championats-medaillen: Bronze 1959und 1967 und schliesslichSilber bei den Olympi-schen Spielen 1968 in Me-xico. 1966, bei der erstenWM in Burgh ley begann

die Erfolgsgeschichte vonRichard Meade mit Ein-zelsilber. 1967, 1968, 1970,1971 und 1972 gehörteMeade jedesmal zur sieg-reichen britischen Equipe.Dabei gewann er 1972auch Olympisches Einzel-gold. Mary Gordon-Wat-son mit dem überragendenCornishman V gewann1969 den EM- und 1970den WM-Titel. 1970gehörte auch Mark Phillipserstmals zur siegreichenEquipe. 1971, 1972 und1974 gewann Phillips danndreimal in Badminton.Prinzessin Anne wurde1971 mit Doublet Europa -meisterin und 1975 mitGoodwill Zweite hinterLucinda Prior-Palmer, derspäteren Lucinda Green.1977 wurde Green erneutEuropa- und 1982 Welt-

meisterin. Jane Bullen, spä-ter Holderness-Roddam,gehörte 1968 zur Olympi-schen Goldequipe, wieauch Ben Jones. Beide wa-ren in späteren Jahren er-neut bei Championatendabei, wie auch RichardWalker, Clarissa Strachanund Hugh Thomas. RachelBayliss wurde EM-Zweite1979 mit Gurgle the Greekund 1983 in Frauenfeld Eu-ropameisterin mit MysticMinstrel. Mit den 80er-Jah-ren begann das Jahrzehntder Virginia (Ginny) Hol-gate, verheiratete Leng.1981 und 1982 war sie Mit-glied der EM, respektiveWM-Gold-Equipe. Dannwurde sie Einzel-Europa -meisterin in 1985, Welt -meis terin in 1986 und er-neut Europa meisterin 1987und 1989. Dazu zweimalDritte bei den Olympi-schen Spielen 1984 und1988, dies mit mehrerenPferden: Priceless, NightCap und Master Crafts-man. Mit ihr in der Equipewaren Lorna Sut h erland,später Lorna Clar ke, undIan Stark. Der Letzterewurde 1991 Europa meis -ter. Leslie Law wurde 2004Olympiasieger. Zu erwäh-nen sind weiter MaryThomson King, Pippa Fun-nell und Zara Phillips die,soweit es erkennbar ist,noch aktiv mitreiten.

DeutschlandUnter den 14 Deutschen inder «Hall of Fame» befin-den sich keine Frauen. DieErfolgreichsten, BettinaOve resch-Böker-Hoy undIngrid Klimke, sind immernoch aktiv. Erstere war be-reits 1984 dabei, sie bliebbis 2000 in Sydney die ein-zige Frau in deutschenOlympiateams der Vielsei-tigkeitsreiter. In Sydneywaren dann gleich vierFrauen unter den sechsdeutschen Startern. Von1952 bis 1992 holten sichDeutschlands Vielseitig-keitsreiter vier Einzelme-daillen bei OlympischenSpielen, 1952 Willi Büsing,1956 August Lütke- West -hues, 1976 Karl Schultzund 1992 Herbert Blöcker.Bei den Weltmeisterschaf-

Stockholm (SWE): Das britische Olympiagold-Team von 1956 mit (v. l.) Frank Weldon, Albert Hill und Lawrence Rook.

Der Schwede Petrus Kastenmann wird 1956 in Stockholm auf Illuster Olympiasieger.

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ten gab es Einzelmedaillennur gerade 1978 und 1982für Helmut Rethemeier.Bei den Europameister-schaften dagegen gab esbis 1999 immerhin derenelf. 1959 in Harewood und1973 in Kiew wurdeDeutschland Europameis -ter. Die erfolgreichstenDeutschen der Jahre biszur Jahrhundertwende wa-ren Klaus Wagner als vier-maliger Olympiateilneh-mer, August Lütke-West -hues, Horst Karsten alszweimaliger EM-Dritter,Herbert Blöcker und Hel-mut Rethemeier. Dengrössten Erfolg vor derheutigen Dominanz er-reichten die deutschenVielseitigkeitsreiter 1988in Seoul, wo sie Olympia-sieger wurden. Zu erwäh-nen sind noch OttokarPohlmann, Mannschafts-Europameister 1959, und1972 als tüchtiger Par-coursbauer der Olympi-schen Vielseitigkeit.Auch ein ehemaligerDDR-Reiter schaffte es indie «Hall of Fame»: Ger-hard Schultz, der zweimalin der gemischtenBRD/DDR-Mannschaftbei Olympischen Spielenritt und 1964 als Mann-schafts-Bronzemedaillen-gewinner gar auf demTreppchen stand.

SchweizDrei der sechs Schweizer inder «Hall of Fame» bildetendie Olympia-Equipe von1948: Alfred Blaser, PierreMusy und Anton Bühler.Der Letztere gewann zwölfJahre später, zusammen mitHans Schwarzenbach undRudolf Günthardt, die olym-pische Mannschafts-Silber-medaille. Der sechsteSchweizer in der «Hall ofFame» ist Hansueli Schmutz,Europameis ter 1981.

FrankreichNach dem Olympiasiegvon Bernard Chevalier1948 in London spielten dieFranzosen jahrzehntelanginternational eine eher dis-krete Rolle. Guy Lefrantgewann 1952 noch die Sil-bermedaille, bevor er insSpringlager überwechselte.

1968 gab es einen weiterenOlympiasieg durch Jean-Jacques Guyon auf Pitou.In den 70er-Jahren hattenDominique Bentejac, Ar-mand Bigot, und die Brü-der Thierry und Jean-YvesTouzaint international we-nig zu bestellen und auchMarie-Christine Duroywar in den 80er-Jahrenkeine Siegreiterin. Dannkamen die Söhne: 1993wurde Jean-Lou Bigot Eu-ropameister und 2003 Ni-colas Touzaint. 2004 ge-wannen die Franzosen anden Spielen von Athen um-strittenes Olympiagold.

ItalienDie Italiener hatten einStern-Wochenende 1964 beiden Olympischen Spielen inTokio. Mauro Checcoliwurde mit Surbean Olym-piasieger und mit Paolo An-gioni, Giuseppe Ravanound Alessandro Argentonholte er auch Mannschafts-gold. Zuvor hatten FabioMangilli und Adriano Ca-puzzo bei den OlympischenSpielen von 1948 respektive1956 vordere Plätze belegt.1980, bei den von praktischallen grossen Pferdesport-nationen boykottiertenOlympischen Spielen inMoskau siegte Federico Ro-man auf Rossinan.

IrlandVon den acht Iren in der«Hall of Fame» wurden zweiEuropameister: Eddy Boy-lan 1967 mit Durlas Eile undLucy Thompson 1995. JohnWatson war WM-Zweiter1978. Die weiteren Iren,Harry Freeman-Jack son mitvier, Ian Dudgeon und Da-vid Foster mit je drei Olym-piastarts, sowie AnthonyCameron, Tom my Brennan,Ronald McMahon und Pa-trick Conol ly-Carew warensolide Ankommer, die Ir-land zu einem DutzendWM- und EM-Mann-schaftsmedaillen verhalfen,darunter WM-Gold 1965und EM-Gold 1979.

Schweden, Dänemarkund FinnlandDie Schweden brilliertenbei den drei ersten Olym-pischen Spielen der Nach-

kriegszeit: Einzel-Gold1952 für Hans von Blixen-Finecke und 1956 für Pe-trus Kastenman. Dazu eineEinzelmedaille 1948 undMannschaftsgold 1952.Robert Selfelt und NilsOlof Stare waren daran be-teiligt. 1972 holte sich JanJönsson mit Sarajewo Ein-zel-Bronze in München.1983 schliesslich wurdendie Schweden in Frauen-feld Europameister, ange-führt von Göran Breisnerauf Ultimus. 1993 wieder-holten sie den Titelgewinn.Von den Dänen wurde NilsHaagensen 1979 Europa -meister. Fünfmal ritt er beiOlympischen Spielen: drei-mal in der Dressur, zwei-mal in der Military. ErikCarlsen ritt bei den Olym-pischen Spielen in Londonund war später Generalse-kretär des dänischen Pfer-desportverbandes. MaunoRoiha und Piia Pantsu sinddie beiden finnischen Ver-treter in der «Hall ofFame». Ersterer ritt in den50er-Jahren in Dressur undVielseitigkeit bei denOlympischen Spielen – PiiaPantsu war um die Jahr-hundertwende die erfolg-reichste nordische Evente-rin.

Sowjetunion/PolenDrei Sowjetrussen sind inder «Hall of Fame»: derOlympia-Vierte von 1952,Lew Baklyschkin (auchEM-Zweiter 1965), der Eu-ropameister von 1973, Alex-ander Jewdokimow sowieder EM-Dritte von 1975, Pe-ter Gornushko. Der einzigePole ist der Europameistervon 1965, Marian Babirecki.

USAZwei der 13 US-Amerika-ner in der «Hall of Fame»sind Olympiasieger: TadCoffin 1976 in Montrealund David O’Connor 2000in Sydney. Erfolgreicher alsdiese beiden waren aller-dings Michael Plumb undBruce Davidson, zwei derinternational Langlebigs -ten in der Vielseitigkeits-szene. Michael Plumb rittvon 1960 bis 1992 bei siebenOlympischen Spielen. Da-bei gewann er Einzelsilber

Europameister 1981: Hansueli Schmutz auf dem Holländer Oran.

Michael Plumb (USA), hier auf Blue Stone, gewann insgesamtsechs olympische Medaillen.

Silber im Einzel und mit der britischen Mannschaft bei denOlympischen Spielen 1988 in Seoul (KOR): Ian Stark.

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Serie | 27PFERDEWOCHE | 3. Februar 2016

«Hall of Fame»7. Teil: 1949 bis heute, Vielseitigkeit

ARGMercado, Pedro CMoratorio, Carlos C

AUSCobcroft, Brian CCrago, Brian CLavis, Neale CMorgan, Lawrence CRoycroft, Wayne C/FRoycroft, Willam C

CANHerbinson, Brian CHahn, Robin C

DENCarlsen, Erik C/FHaagensen, Nils C/D

FINRoiha, Mauno C/DPantsu, Piia C

FRABigot, Jean-Lou CChevalier, Bernard C/FDuroy, Marie-Christine CGuyon, Jean-Jacques C

GBRAllhusen, Derek CAnne (Windsor) C/FBayliss, Rachel CBullen-Holderness Roddam, Jane CGordon-Watson, Mary CHill, Albert CHolgate-Leng, Virginia CJones Reuben, Samuel (Ben) CLaw, Leslie CMeade, Richard C/FPhillips, Mark C/P/TPrior Palmer-Green, Lucinda CRook, Lawrence C/FStark, Ian CStrachan, Clarissa C

Straker-Dixon, Karen CSutherland-Clarke, Lorna CThomas, Hugh C/FWalker, Richard CWeldon, Frank C/FWilcox-Waddington, Sheila C

GDRSchultz, Gerhard C

GERAmmermann, Otto CBaumann, Mathias CBlöcker, Herbert CBüsing, Willi CEhrenbrink, Ralph CErhorn, Claus CGössing, Lutz CKarsten, Horst CLütke-Westhues, August C/FPohlman, Ottokar CRethemeier, Helmut CRothe, Otto CSchultz, Karl CWagner, Klaus C

IRLBoylan, Edward CBrennan, Tommy CCameron, Anthony CConolly-Carew, Patrick C/FDudgeon, Ian CFoster, David CFreeman-Jackson, Harry CMcMahon, Ronald C

ITAAngioni, Paulo CArgenton, Alessandro CCapuzzo, Adriano CCheccoli, Mauro C/FMangilli, Fabio C/FRoman, Federico C

MEXMendevil Yocupicio, Manuel C/S

NZLJefferis, Vaughn CPottinger, Tinks CTait, Blyth C

POLBabirecki, Marian C

RUSBaklyschkin, Lew CGornushko, Pjotr CJewdokimow, Alexander C

SUIBlaser, Alfred C/FBühler, Anton C/FGünthardt, Rudolf CMusy, Pierre CSchmutz, Hansueli CSchwarzenbach, Hans C/S

SWEBreisner, Göran CJönsson, Jan CKastenmann, Petrus CSelfelt, Robert CStahre, Nils O. Cvon Blixen-Finecke, Hans C

USAAnderson, Charles C/DCoffin, Tad CDavidson, Bruce CDu Pont-Wright, Lana C/AFreeman, Kevin CHenry, Frank C/DLende-O’Connor, Karen CO’Connor, David C/FPage, Michael CPlumb, Michael CStaley, Walter CWatkins-Fleischmann, Torrance CWofford, James C

AbkürzungenS = Springen; D = Dressur; C = Vielseitigkeit;F = Funktionär/Offizieller/FEI-Bureau;B = Besitzer; A = Autor; T = Trainer/Coach/Equipenchef; M = Medien; O = Organisator;P = Parcoursbauer

Aufnahmekriterium: nicht mehr aktiv im Sport

1976, zweimal Teamgoldund dreimal Teamsilber.1974 war er WM-Zweiterund 1967 Sieger bei denPanamerikanischen Spie-len. Bruce Davidson rittvon 1972 bis 1996 bei fünfOlympischen Spielen, undauch für ihn gab es zweimalGold und zweimal Silbermit der Mannschaft. Dazuwurde er zweimal Welt -meis ter (1974 und 1978)und Sieger der Panameri-kanischen Spiele 1995.Diese vielen Mannschafts-medaillen der USA beiOlympischen Spielen sindeinmalig. Nach Gold 1948mit Frank Henry und Char-les Anderson gab es 1952Bronze, mit Walter Staley inder Equipe. Nach einer me-daillenlosen Periode ge-wannen die US-Amerika-

ner von 1964 bis 1984 beifünf Starts (ohne 1980 Mos -kau) zwei Gold- und dreiSilbermedaillen. Dies mitEquipen, die jeweils nurleicht geändert wurden.Vom Silbermedaillen-Team von 1964 mit MichaelPage, Michael Plumb, Ke-vin Freeman und der erstenFrau in einer OlympischenMilitary, Lana du Pont,wurde für 1968 nur DuPont durch James Woffordersetzt. 1972 ritt Davidsonanstelle des zurückgetrete-nen Mike Page – 1968 wie1972 gab es Silber. 1976 rit-ten erneut Plumb und Da-vidson, dazu kamen Coffin(auch Einzel-Olympiasie-ger) und Mary Anne Taus-key. Sie gewannen Gold.Acht Jah re später gab es er-neut Gold, immer noch mit

Plumb und Davidson, so-wie Torrance Watkins undKaren Stives. Nach einererneuten medaillenlosenPhase gab es 1996 Silberund 2000 Bronze. DavidO’Connor und seine Ehe-frau Karen Lende warenbeide Male dabei, dazu,1996, auch der VeteranBruce Davidson.

Kanada, Mexiko und ArgentinienZwei Kanadier, Brian Her-binson und Robin Hahn,sind in der «Hall of Fame».Ers terer gehörte 1956 zuBronze-Equi pe, Hahn ritt1968 bis 1976 bei drei Olym-pischen Spielen und ge-wann 1971 Teamgold beiden «Pan Am Games».Manuel Mendevil Yocupi-cio, der Sieger der Pana-

merikanischen Spiele von1971, ist der einzige Mexi-kaner. Er ritt bei dreiOlympischen Spielen. Diezwei Argentinier sind Car-los Moratorio, der Welt-meister von 1966 und Pe-dro Mercado, der Olym-piavierte von 1952.

Australien und NeuseelandDie vier Mitglieder deraustralischen Siegerequipebei den Olympischen Spie-len von 1960 gehören in die«Hall of Fame»: Larry Mor-gan, auch Einzel-Olympia-sieger und Sieger in Bad-minton 1961, der Olympia-zweite Neale Lavis, Wil-liam Roycroft, der bei fünfOlympischen Spielen rittund dabei drei Medaillengewann sowie Brian Car -

go. Dazu kommen BrianCobcroft, der 1964 und1968 olympisch ritt sowieBill Roycroft’s Sohn Way -ne mit drei Olympiastarts.Wayne Roycroft war langeChairman des FEI Even-ting-Komitees in turbulen-ten Jahren.Da Doppel-OlympiasiegerMark Todd weiterhin aktivmitreitet, kommen nur dreiNeuseeländer in die «Hallof Fame». Blyth Tait, derbei vier Olympiastarts 1996Olympiasieger wurde unddrei weitere Medaillen ge-wann sowie 1990 und 1998Weltmeister wurde. ZudemVaughn Jefferies, mit Bo-unce der Weltmeister von1994 sowie Tinks Pottinger,die mit Volunteer eines dersprunggewaltigs ten Gelän-depferde ritt.