Den Gravensteiner reiche mir, oh Herbst, er schmeckt nach Vaters … · 2018. 11. 8. · Den...

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v o n K ö n i g C h r i s t i a n V . u n d G r af C a r l A h l e f e l d t b i s S t e v e J o b s

Transcript of Den Gravensteiner reiche mir, oh Herbst, er schmeckt nach Vaters … · 2018. 11. 8. · Den...

  • von König Christian V. und Graf Carl Ahlefe

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  • Den Gravensteiner reiche mir, oh Herbst,will ihn genießen,er schmeckt nach Vaters Ackerfeldund Bächleins nahem Fließen.

    Ludvig Holstein, Dichter, 1915

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  • Der Nationalapfel Dänemarks

    Aus Anton Petersens Buch von 1950, Dänemarks Obstsorten, geht hervor, dass der Gravensteiner Dänemarks Nationalapfel genannt wird. Die offizielle Ernen-nung fand jedoch erst im Jahre 2005 statt.

    In einer Kampagne, die die dänische Bevölkerung dazu bringen sollte, mehr dänische Äpfel zu essen, kürte die Organisation „De Danske Frugtavlere“ (Die Dänischen Obstanbauer) 2005 den Gravensteiner zum Nationalapfel Dänemarks.

    Das wurde am 17. September 2005 im Schlossgarten von Gråsten mit einem großen Apfelfest gefeiert, auf dem der damalige Ernährungsminister Hans Christian Schmidt einen Gravensteiner probierte und ihn so beschrieb:

    »Das schmeckt, als esse man ein Stückchen Dänemark«.

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  • Der Apfel für alles

    Der Gravensteiner ist ein Speiseapfel mit besonders saftigem Fruchtfleisch und einem säuerlich/süßen Geschmack mit gewürztem Aroma. Der Duft ist stark und charakteristisch. Der Geschmack kann unterschiedlich sein, je nach Anbau-Ort, Erntezeit und Aufbewahrung. Gravensteiner werden in Dänemark in der zweiten Hälfte des Septembers gepflückt.

    Die Äpfel sind vorzügliche Speiseäpfel, eignen sich jedoch auch ausgezeichnet zur Weiterverarbeitung, nicht zuletzt für Apfelkuchen, dänischen Apfelspeck, Apfelmost und Zider. Sehr zu empfehlen sind auch Apfelschnitze, Apfelwürfel in Salaten oder wohlschmeckender Kompott zu Fleischgerichten. Die Äpfel können auch in Ringe geschnitten und im Backofen getrocknet werden.

    Gravensteiner Äpfel vor perfekter Kulisse, dem Schloss Gråsten.(Foto: Søren Gülck)

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  • Gravenstein und der Apfel heute

    Im heutigen Ort Gråsten (dt.: Gravenstein) steht der Gravensteiner im Zentrum vieler Aktivitäten. In der Apfel-Hochsaison, am dritten Wochenende im Ok-tober, findet das Apfelfestival statt, bei dem alles im Zeichen des Apfels steht. Es gibt u.a. die Apfel fahrt, auf der Äpfel und geerntetes Obst an der Flensburger Förde in Empfang genommen wird. Die Stimmung ist gut in den Zelten und an den Ständen am Hafen von Gråsten, es gibt live Musik zu hören, man kann Straßenkünstler u.v.a.m. erleben.

    An den Ständen am Hafen und von den alten Schiffen werden Äpfel, Gemüse, Delikatessen und geräucherter Fisch aus der Region verkauft. Das ist eine Wiederbelebung einer alten Tradition, bei der noch bis vor 100 Jahren ein großer Teil der Ernte im Herbst auf Schiffen nach Flensburg und in andere Hafenstädte auf der Halbinsel Angeln transportiert wurde. transportiert wurde. Dies tat man, weil der Transport auf den Landstraßen in dieser Jahreszeit beschwerlich war, und auch, um die Schiffe außer-halb der Fangsaison auszunutzen.

    Lecker...mmh... Lukas genießt einen saftigen und leckeren Gravensteiner. (Foto: Kommune Sønderborg)

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  • „Die Apfelkönigin“ Karin Baum mit einer der vielen Kisten mit Gravensteinern, die für die Fahrt nach Flensburg fertig gemacht sind – hier mit dem Kapitän Nis-Edwin List-Petersen. (Foto: Søren Gülck)

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  • Die Apfelfahrt zwischen Flensburg und Glücksburg wurde 1980 vom Verein „Museumshafen Flensburg“ wiederbelebt. Von 1999 bis 2009 veranstaltete Ka-rin Baum eine Apfelfahrt von Gråsten mit Schiffen nach Flensburg. 2010 wurde die Tradition nach Kollund überführt, und 2014 in Gråsten wieder aufgenom-men. Jetzt nehmen sowohl Glücksburg als auch Flensburg, Kollund und Gråsten an der Apfelfahrt auf der Flensburger Förde teil.

    Im Zusammenhang mit dem Apfelfestival 2014 wurden 650 neue Gravensteiner Apfelbäume gepflanzt.

    Eine Reihe von Bürgern und Vereinen vor Ort, koordiniert vom „Gråsten Forum“, arbeiten daran, noch mehr apfelbezogene Aktivitäten in Gang zu setzen, um die Identität der Stadt als Heimatstadt des Nationalapfels zu unterstreichen.Eine Zusammenarbeit mit der königlichen Familie und „Slots- og Kultur-styrelsen“ (Schloss- und Kulturverwaltung) wird dazu führen, dass die Öffentlichkeit im Laufe von 2017 Zugang zu den königlichen Küchengärten beim Schloss Gråsten erhält. Hier wird es dann die Möglichkeit geben, Erzeugnisse des Küchengartens zu kaufen, sich in ein Café zu setzen und Kaffee mit u.a. Apfel-kuchen zu kaufen. In das Projekt werden auch Bürger einbezogen, die sich am Ran-de des Arbeitsmarkts befinden.

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  • Gravensteiner auf der Obstplantage Hestehavegård auf der Insel Alsen. (Foto: Kim Toft Jørgensen)

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  • Die Herkunft des Apfels und seine Verbreitung

    Der Gravensteiner wurde kurz vor dem Jahr 1700 aus Savoyen – einem Ge-biet in den westlichen Alpen – in den Schlosspark von Gråsten eingeführt. Das berichten historische Überlieferungen. 1696 schickte König Christian V. seinen Sohn Prinz Carl auf eine mehrjährige Reise nach Frankreich, Italien und Spanien, begleitet von dem Grafen Carl Ahlefeldt aus Gråsten, damals Gravenstein. Wäh-rend eines Aufenthalts im Kloster L’Abbaye de Hautcombe in Savoyen probierte Carl Ahlefeldt einen Apfel, für den er sich begeisterte. Dabei handelte es sich um einen Ville Blanc-Apfel, und er erhielt Pfropfreise von dem Baum, die er dann seinem Bruder schickte, dem Grafen Friedrich Ahlefeldt auf Schloss Gråsten, wo die Zweige auf einen Apfelbaum gepfropft wurden. Die neue Apfelsorte wurde vor Ort Grevens Æble (der Apfel des Grafen) benannt.

    Einer der Gärtner im Schlossgarten war Hans Peter Vothmann. Er schätzte den neuen Apfel sehr und als er 1735 die Baumschule seines Vaters in Sønderborg übernahm, bekam er die Erlaubnis, Pfropfreise dieses Apfelbaums mitzunehmen.

    Von der Baumschule Vothmanns Planteskole in Sønderborg wurde der Apfel im Laufe des 18. Jahrhunderts in den Herzogtümern, in Deutschland und in Däne-mark unter dem Namen Gravenstener Æble oder Gråstener Æble verbreitet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde er auch in Schweden, Norwegen, Frankreich, England und in den USA verbreitet.

    Gravensteiner auf der Obstplantage Hestehavegård auf der Insel Alsen. (Foto: Kim Toft Jørgensen)

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  • Die Verbreitung des Apfels durch die Baumschule Vothmanns Planteskole in Sønderborg wird in einem Artikel von Nicolai Vothmann, einem Enkel von Hans Peter Vothmann, in der Schleswig-Holsteinischen Vaterlandsurkunde 1772 geschildert. Der Apfel wird auch im Laufe des 18. Jahrhunderts in mehreren deutschen Handbüchern beschrieben, u.a. von C. C. L. Hirschfeld: Handbuch der Fruchtbaumzucht von 1788, das den Geschmack des Apfels lobt und ihn zum „König aller Äpfel“ ernennt.

    Gravensteiner Apfelbäume in der Blüte - im Schlossgarten von Gråsten.(Foto: Schloss Sønderborg)

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  • Der Apfel als königliches Geschenk

    Der Kronprinz Christian Friedrich (der spätere König Christian VIII.) schrieb am 1. April 1823 an seinen Schwager, den Herzog Christian August von Augusten-burg, der Eigentümer des Schlosses Gråsten war. Der Kronprinz wollte gern mehr über die Gravensteiner Apfelbäume wissen:

    »Ich habe vor, einige Stecklinge (d.h. Propfreise) des Gravensteiner Apfelbaums an meine Freunde im Ausland zu senden, und es wäre für mich sehr interessant, etwas Genaueres über die Herkunft des Apfels in Gravenstein zu erfahren. Würdest du in alten Notizen nachschauen lassen und mir mitteilen, was man über diese Tradition weiß«?

    Die Familie traf sich jedoch in der Zwischenzeit und besprach die Sache, und deshalb wissen wir leider nicht, ob der Herzog etwas über die Herkunft des Apfels entdeckt hatte. Der Brief zeigt jedoch, dass die Gravensteiner Apfelbäume in den 1820ern als königliches Geschenk verwendet wurden.

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  • Schloss Gråsten(Foto: Søren Gülck)

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  • Über den Gravensteiner

    Pomologie ist die Obstbaumkunde. Zu den ersten dänischen Pomologen gehört Claus Matthiesen (1841 – 1929), der in Ulkebølskov bei Sønderborg geboren wurde. Er wurde Lehrer in Gundsømagle und verbrachte seine ganze Freizeit mit Studien über Obstbäume und den Anbau von Obst. Obstbäume und Anbau von Obst. Durch Briefwechsel und auf Rundreisen untersuchte er 900 dänische Obstsorten.

    Sein umfangreiches Wissen führte zu zahlreichen Veröffentlichungen – wobei das Werk Dansk Frugt (Dänisches Obst), das von 1913 – 24 in drei Bänden heraus-gegeben wurde, die Krönung seines Lebenswerkes bildete. Die Ausgabe umfaßt eine ausführliche wissenschaftliche Beschreibung sowie Zeichnungen des Gra-vensteiners und dessen zahlreichen Varianten.

    Zu den Varianten, die aus den ursprünglichen gelben oder rotgelben Gravenstei-nern gezüchtet wurden, gehört die Sorte Blodrød Gråsten, die heute sehr verbrei-tet ist. Sie wurde 1879 entwickelt und kommt in großem Umfang am Sognefjord in Norwegen vor, ganz nahe der nördlichen Apfelanbaugrenze. Außerdem gibt es Varianten in Baumschulen wie Gråstener Sæbygård, Gunstrup Gråstener, Gråste-ner Høvdinggård und Gråstener Ramløse. In Kanada ist der Gråsten Crimson ein sehr beliebter Apfel.

    Schloss Gråsten(Foto: Søren Gülck)

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  • Gravensteiner im Schlossgarten von Gråsten.(Foto: Kim Toft Jørgensen)

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  • Gravensteiner im Schlossgarten von Gråsten.(Foto: Kim Toft Jørgensen)

    Der Gravensteiner in Schleswig-Holstein

    Auch südlich der Grenze schätzt man den Gravensteiner. Der erfahrene Po-mologe Meinolf Hammerschmidt gab 2010 „Das Apfelbuch Schleswig-Holstein Sorten, Geschichten, Rezepte“ heraus. Darin beschreibt er 64 Apfelsorten, die in Schleswig-Holstein verbreitet sind. Die Überschrift der Beschreibung des Gravensteiner Apfels lautet so: „Vom edelsten aller Äpfel: Der Gravensteiner“. Er wird wegen seines intensiven Duftes und Geschmacks gepriesen, und wir sollten daher dem Verfasser verzeihen, wenn er sich erlaubt zu sagen, der Baum sei "ein kerndeutscher nordischer Baum". Denn aus schleswig-holsteinischer Perspektive ist ein Gravensteiner Apfelbaum in Nordschleswig sowohl kerndeutsch als auch nordisch.

    Die Apfelskulptur am Hafen von Gråsten ist aus einer Friedenseiche hergestellt, die 1871 auf dem Marktplatz in Gråsten gepflanzt wurde, 2011 jedoch wegen Pilzbefall gefällt werden musste. Das Schild, bei dem der Schöpfer des Kunstwer-kes, Johannes Caspersen, Flensburg, hier steht, gibt in drei Sprachen Informa-tionen über die Skulptur. (Foto: Kommune Sønder-borg)

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  • Auf dem Schild neben der Skulptur am Hafen von Gråsten hat die Stiftung Sønderborg Kommunes Kunstfond geschrieben:

    Der Gravensteiner inspirierte übrigens auch Steve Jobs zum Namen seines Unternehmens »Apple«.

    Gravensteiner Apfelbäume im Küchengarten von Schloss Gråsten (Foto: Kim Toft Jørgensen)

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  • Über Apple und Steve Jobs

    Der Gravensteiner ist in neuerer Zeit zu einer Ikone geworden, weil Steve Jobs 1976 den Namen „Apple Computers“ für seine und Steve Wozniaks neue Firma vorschlug.

    Das geht aus Walter Isaacsons Biografie über Steve Jobs auf S. 86 der däni schen Ausgabe hervor:

    „Als sie sich nun dazu entschlossen hatten, eine Fima zu gründen, suchten sie nach einem Namen. Jobs hatte wieder einmal die All One Farms (Apfelplantage/Red.) besucht, auf der er die Gravensteiner Apfelbäume beschnitten hatte, als Wozniak ihn am Flughafen abholte. Auf der Fahrt runter nach Los Altos probierten sie verschiedene Möglichkeiten aus. Sie dachten an einige typische Technologie-Ausdrücke wie Matrix, an einige neue Sprachschöpfungen wie Executek und an einige recht langweilige Ausdrücke wie Personal Computers Inc. Deadline für den Beschluss war am nächsten Tag, weil Jobs gerne die Papiere losschicken wollte. Jobs schlug schließlich Apple Computer vor. „Ich war auf einer meiner Obstkuren“, erklärte er (Jobs war Vegetarier/Red.). „Ich war gerade von der Apfelplantage zurückgekommen. Es hörte sich lustig an, inspiriert und verschreckt niemanden. „Apple“ machte das Wort Computer weich. Außerdem würde es im Telefonbuch vor Atari stehen.“ Er sagte zu Wozniak, wenn ihnen bis zum nächsten Nachmittag kein besserer Name einfallen würde, sollten sie einfach bei Apple bleiben.“ (Ende des Zitats)

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  • So hätte ein Märchen die Wirklichkeit nicht übertreffen können. Einige Zweige von Apfelbäumen in Savoyen, die nach Gråsten gebracht wurden, wurden zu Stammbäumen einer Apfelsorte, die über Jahrhunderte Könige und Fürsten erfreut hat. Mit Stolz wurden Bäume als königliche Geschenke überreicht. Noch heute wird der Apfel in vielen Küchen geschätzt – und nicht zuletzt: Der Apfel inspirierte zum Namen eines der führenden und profitabelsten IT-Unternehmen der Welt.

    Steve Jobs trug immer einen schwarzen langärmligen Rollkragenpullover, wenn er auf dem jährlichen Event die Neuheiten präsentierte, und diese hielt er immer auf eine ganz bestimmte Art und Weise zwischen den Fingern. (Foto: Kommune Sønderborg)

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  • 2016 zusammengefasst von:

    Inge Adriansen, Kulturhistorikerin, Ph. D., Sønderborg Slot,Herdis Thomsen, Jornalistin, Kommune Sønderborg,Poul Danior, Kunstberater, Kommune Sønderborg.

    Quellen und Literatur:

    Alsisk Kalender, Bd. 5. Sønderburg 1983.Bredstedt, H.C.: Haandbog i dansk Pomologi, Bd. 2, Æbler.Hammerschmidt, Meinolf: Das Apfelbuch Schleswig-HolsteinSorten, Geschichten, Rezepte. Neumünster 2010Hirschfeld, C. C. L.: Handbuch der Fruchtbaumzucht. Braunschweig 1788.Isaacson, Walter: Steve Jobs. En biografi om manden bag Apple. Kopenhagen 2011. In Deutschland heißt das Buch: Steve Jobs. Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers.Matthiesen, Claus: Dansk Frugt, Bd. 1, Kopenhagen 1913Møller, Anders Monrad und Otto Madsen: Kong Christian VIII's Breve 1813-1848, bd. 3, Kopenhagen 2007Petersen, Anton: Danmarks Frugtsorter, Bd. 1, Æbler. Kopenhagen 1950."Apfelschlüssel" der Universität von Kopenhagen: www.nordgen.org/nak/. Suchen Sie unter Gråsten. Dort werden 8 verschiedene Sorten genannt.Vothmann, Johan Georg: Afhandling om Æble- og Pæremosts Tilberedning, Be-varing og Anvendelse. Kopenhagen 1783Vothmanns Have (Vothmanns Garten), siehe www.sonderborghistorier.dk

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  • 16.09 Kommunikation

    Dieses Projekt wird finanziert von KursKultur mit Unterstützung der Partner der Regi-on Sønderjylland-Schleswig, des dänischen Kulturministeriums und des Ministeriums für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein. Dieses Projekt wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.