Der DISSENS mit der HERRschenden Männlichkeit Förderung der Geschlechterdemokratie seit 1989...

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Der DISSENS mit der HERRschenden Männlichkeit Förderung der Geschlechterdemokratie seit 1989 Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft © DISSENS e.V., Berlin Mart Busche Dissens e.V. Berlin Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft Fachtag für Mädchen- und Jungenbeauftragte 27./28. Oktober 2008, München

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

© DISSENS e.V., Berlin

Mart Busche

Dissens e.V. Berlin

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Fachtag für Mädchen- und Jungenbeauftragte27./28. Oktober 2008, München

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Die Einwanderungsgesellschaft

• Mehr als 19% der in der BRD lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund, davon sind 52% Deutsche (Mikrozensus 2005)

• 30% der Neutklässler_innen haben einen im Ausland geborenen Elternteil (PISA 2000)

• Es gibt Frauen, Männer und andere_

• Wir leben in einer Kultur der Zweigeschlechtlichkeit

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Alltagswissen & Biologismen

Sozialisations- & Interaktionstheorien

Kultur, Ethnizität: Begriffsbestimmungen

Dekonstruktionstheorien

Postkoloniale Impulse

Was sind Grundlagen für eine geschlechter- und

ethnizitätsbezogene Praxis?

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Alltagswissen & Biologismus I:

Gender“Es gibt zwei Geschlechter von Geburt an.

Die Anlagen dafür sind in den Genen

verankert und zeigen sich in hormonellen

und organischen Unterschieden. Die

Biologie bestimmt wesentlich das Sein.”

Die Wahrheit über Gender wird in der

Natur/Biologie gesucht, Konzepte von Gender

sind aber gesellschaftlich unterschiedlich und

verändern sich über die Zeit.

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Alltagswissen & Biologismus II: “Rasse”

“Es gibt verschiedene “Rassen”, die genetisch und morphologisch klar unterscheidbar sind. Die körperlichen und genetischen Ausprägungen beeinflussen wesentlich die sozialen Handlungsweisen.”

Biologische Unterschiede werden sozial interpretiert und naturalisiert.

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Sozialisations- & Interaktionstheorien

Geschlechtliche und ethnische Identitäten werden konstruiert. Sie werden durch das Wechselspiel von Individuum und Gesellschaft hergestellt und genormt. Geschlecht und Ethnizität bilden sich in Interaktionen heraus (“doing Gender”, “doing Ethnicity”, “doing Difference”). Migration/Ortswechsel beeinflussen die Sozialisation durch (v)erlernen müssen von sozialen Codes (kulturelle, geschlechtliche)

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Ethnizität & Kultur

“Ethnizität” wird verstanden als kollektiver Zusammenhang mit einem gemeinsamen Ursprung (Herkunft). Wird oft verbunden mit der Annahme gleicher Werte und Praktiken.

“Kultur” wird sichtbar, wenn kulturelle Unterschiede beschrieben werden. Sie ist ein Orientierungssystem aus Zeichen (Normen, Praktiken, Symbole, Ästhetik), komplex und wandelbar.

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

„Doing Gender“, “Doing Difference” und symbolische Ordnungen (Zweigeschlechtlichkeit, “the West and the rest” etc.) werden in Frage gestellt. Geschlecht, Kultur, Ethnie etc. werden als veränderlich begriffen (Historizität).

Quasi-natürliche Denkgewohnheiten werden hinterfragt.

Dekonstruktion

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Die Welt wird mit einem Fokus auf Kolonialgeschichte und Kolonialisierungsprozesse betrachtet und ihre heutige Bedeutung analysiert.

Hegemoniale (Bezeichnungs)Praktiken werden aufgedeckt (Stereotypenbildung, “Othering”, fehlende Repräsentation bestimmter marginalisierter Gruppen).

Postkoloniale Theorien

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Ziele pädagogischen Handelns heute

• Sensibilisierung für und Überwindung von hierarchischen Dualismen:

Mann - Frau

Einheimisch - Fremd

• Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten aufgrund von Mehrfachzugehörigkeiten, Moderation von Aushandlungsprozessen innerhalb pluriformer Lebensweisen

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Das Gender- und Ethnizitätsparadox

Gender und Gender und Ethnizität als Ethnizität als Dominanzstrukturen Dominanzstrukturen Das gesellschaftliche, patriarchale Geschlechterverhältnis soll überwunden werden.

Rassistische Zuschreibungspraxen und Stereotypisierungen sollen überwunden werden.

Gender und Gender und Ethnizität als Ethnizität als Analysekategorien Analysekategorien Zur Beschreibung von Sozialisation, Interaktionen, Strukturen, Ressourcen sind die Kategorien notwendig, um Dominanzverhältnisse aufzudecken.

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Wie arbeite ich mit dem Gender- und Ethnizitätsparadox?

Reflexive Praxis, d.h. Bewusstsein des „doing gender“, “doing ethnicity”, “doing other”:

Stereotype sichtbar machen

Selbstreflexion der Geschlechter- & Ethnizitätsbilder

Geschlechter- und Ethnizitätsaspekte nennen, ohne zu verfestigen

Situationsbezogene pädagogische Intervention

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

SOWOHL ALS AUCH als Strategie

Sowohl Mädchen als auch Jungen, sowohl “Türken” als auch “Araber”, sowohl Weisse als auch Nicht-Weisse:

Differenzproduktion hinterfragen

Sowohl Differenz als auch Gleichheit

Sowohl kollektiv/gesellschaftlich als auch individuell/persönlich

Sowohl geschlechterkoedukative als auch -homogene Arbeit

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

• ...kulturalisiert nicht (weder Konflikte noch Personen).

• ...biologisiert nicht (z.B. Geschlechterverhältnisse).

• ...sieht die Handlungsmöglichkeiten, die sich aus verschiedenen Differenzlinien ergeben

• ...thematisiert die individuellen Beschränkungen und Potenziale im Zusammenhang mit gesellschaftlich konstituierten Positionierungen

• ...markiert hegemoniale (Sprech)Positionen (z.B. durch Critical Whiteness)

• ...unterstützt benachteiligte Gruppen (Empowerment)

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Anforderungen an eine gelungene Praxis

Theoretische Fundierung

Qualifizierte Mitarbeiter_innen

Raum für Reflexionsprozesse

Implementierung des Prozesses als Querschnitt (Gender Mainstreaming-Prozess fördern und um Perspektiven auf Ethnizität, Migration etc. erweitern)

Partizipation des Klientels

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Der DISSENS mit der HERRschenden MännlichkeitFörderung der Geschlechterdemokratie seit 1989

Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Impulse für die pädagogische Praxis

Was sind die Ziele meiner Arbeit hinsichtlich Geschlecht & Ethnizität?

Was wünschen sich die Jugendlichen?

Welche Männer- und Frauenbilder, welche Bilder von ethnischen Mehr- und Minderheiten werden im Material und in der Interaktion vermittelt? (Repräsentation)

Wie ist der Ort gestaltet, an dem wir zusammen arbeiten?

Welche Jugendlichen habe ich besonders im Blick und warum?

Welche Lebensweisen und -welten der Jugendlichen kenne ich? Gibt das Material, die Aufgabe und das Thema die Vielfalt, die ich vermitteln will, wieder?

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Geschlechterpädagogik in der Einwanderungsgesellschaft

Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit!