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Martin Luther

Der großeKatechismus

anaconDa

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text und anmerkungen folgen der ausgabe D. Martin LuthersGroßer Katechismus aus dem Jahre 1529. Genf: oekumenische Kommissionfür die Pastoration der Kriegsgefangenen o. J. [ca. 1946]. Die dort nichtenthaltene »Kurze Vermahnung zu der Beicht« wurde nach der Fassung

des deutschen Konkordienbuches (Dresden 1580) ergänzt. orthografieund interpunktion wurden unter Wahrung des Lautstandes

sowie sprachlich-stilistischer eigenheiten modernisiert.

Die Deutsche nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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inhalt

eine christliche, heilsame und nötige Vorrede . . . . . . . 7

Kurze Vorrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Die zehn Gebote Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Von dem Glauben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

Vom Gebet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98

Von der taufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

Von dem Sakrament des altars . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

eine kurze Vermahnung zu der Beicht . . . . . . . . . . . . 153

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eine christliche, heilsameund nötige Vorrede

und treue, ernstliche ermahnung D. Martin Luthers an allechristen, sonderlich aber an alle Pfarrherren und Prediger,dass sie sich täglich im Katechismus, so der ganzen heiligenSchrift eine kurze Summa und auszug ist, wohl üben undimmer treiben sollen usw.

Dass wir den Katechismus so fast treiben und zu treibenbeide begehren und bitten, haben wir nicht geringe ursa-chen, dieweil wir sehen, dass leider viele Pfarrherren undPrediger hierin sehr säumig sind und verachten beide, ihramt und diese Lehre, etliche aus großer, hoher Kunst, etlicheaber aus lauter Faulheit und Bauchsorge, welche stellen sichnicht anders zur Sache, denn als wären sie um ihres Bauchswillen Pfarrherren oder Prediger und müssten [brauchten]nichts tun, denn der Güter gebrauchen, solange sie leben,wie sie unter dem Papsttum gewohnt waren.

und wiewohl sie alles, was sie lehren und predigen sollen,jetzt so reichlich, klar und leicht vor sich haben in so vielheilsamen Büchern und, wie sie es vorzeiten hießen, dierechten Sermones per se loquentes, Dormi secure, Paratos et The-sauros*, dennoch sind sie nicht so fromm und redlich, dass siesolche Bücher kauften, oder wenn sie dieselben gleich ha-ben, dennoch nicht ansehen noch lesen. ach, das sind zumalschändliche Fresslinge und Bauchdiener, die billiger Gauhir-

* Predigtbücher jener Zeit

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ten und hundeknechte sein sollten, denn Seelenwärter undPfarrherren.

und dass sie doch so viel täten, weil sie des unnützen,schweren Geschwätzes der sieben Gezeiten [kanonischenStunden, horen] nun los sind, an derselben Statt morgens,mittags und abends etwa ein Blatt oder zwei aus dem Kate-chismus, Betbüchlein, neuen testament oder sonst aus derBibel läsen und ein Vaterunser für sich und ihre Pfarrkinderbeteten, auf dass sie doch dem evangelium wiederum eineehre und Dank erzeigten, durch welches sie denn von somancherlei Last und Beschwerungen erledigt sind, und sichschämten ein wenig, dass sie, gleichwie die Säue und hunde,nicht sehr vom evangelium behalten, denn solche faule,schädliche, schändliche, fleischliche Freiheit. Denn der Pöbelleider ohnedies allzu geringe achtet das evangelium, und wirnichts Sonderliches ausrichten, wenn wir gleich allen Fleißvorwenden, was sollt’s denn tun, wenn wir lässig und faulsein wollen, wie wir unter dem Papsttum gewesen sind?

Überdas schlägt mit zu das schändliche Laster und heim-lich böse Geschmeiß [Seuche] der Sicherheit und Überdruss,dass viele meinen, der Katechismus sei eine schlechte, gerin-ge Lehre, welche sie mit einem Mal überlesen und dann als-bald können, das Buch in den Winkel werfen und gleich sichschämen, mehr drin zu lesen.

Ja, man findet wohl etliche rülze [Bengel] und Filze [Geiz-hälse], auch unter dem adel, die vorgeben, man bedürfe hin-fort weder Pfarrherren noch Prediger, man hab’s in Büchernund könne es von ihm selber wohl lernen, und lassen auch diePfarren getrost fallen und verwüsten, dazu beide, Pfarrherrenund Prediger, weidlich not und hunger leiden, wie sich denngebührt zu tun den tollen Deutschen; denn wir Deutschenhaben solch schändlich Volk und müssen’s leiden.

Das sage ich aber für mich: ich bin auch ein Doktor undPrediger, ja, so gelehrt und erfahren, als die alle sein mögen,

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die solche Vermessenheit und Sicherheit haben: noch tue ichwie ein Kind, das man den Katechismus lehrt, und lese undspreche auch von Wort zu Wort des Morgens, und wenn ichZeit habe, die zehn Gebote, Glauben, das Vaterunser, Psalmenusw.; und muss noch täglich dazulesen und -studieren undkann dennoch nicht bestehen, wie ich gern wollte, und mussein Kind und Schüler des Katechismus bleiben und bleib’s auch ger-ne. und diese zarten, ekelen [dünkelhaften] Gesellen wollenmit einem Überlesen flugs Doktor über alle Doktor sein, al-les können und nichts mehr bedürfen. Wohlan, solches istauch ein gewisses anzeichen, dass sie beide, ihr amt und desVolks Seelen, ja dazu Gott und sein Wort verachten und dür-fen nicht [brauchen nicht zu] fallen, sondern sind schon allzugräulich gefallen, bedürften wohl, dass sie Kinder würdenund das abc anfingen zu lernen, das sie meinen längst an denSchuhen zerrissen zu haben.

Derhalben bitte ich solche faulen Wänste oder vermesseneheilige, sie wollten sich um Gottes willen bereden lassenund glauben, dass sie wahrlich, wahrlich nicht so gelehrt undso hohe Doktoren sind, als sie sich lassen dünken, und nim-mermehr gedenken, dass sie dieses Stück ausgelernt habenoder aller Dinge genug wissen, ob sie es gleich dünkt, dasssie es allzu wohl können. Denn ob sie es gleich allerdingsaufs allerbeste wüssten und könnten (das doch nicht mög-lich ist in diesem Leben), so ist doch mancherlei nutz undFrucht dahinter, so man’s täglich liest und übt mit Gedankenund reden, nämlich dass der heilige Geist bei solchem Le-sen, reden und Gedenken gegenwärtig ist und immer neuund mehr Licht und andacht dazu gibt, dass es immerdarbesser und besser schmeckt und eingeht; wie christus auchverheißt Matth. 18, 20: »Wo zwei oder drei in meinem na-men versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.«

Dazu hilft’s aus der Maßen gewaltig wider den teufel,Welt, Fleisch und alle bösen Gedanken, so man mit Gottes

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Wort umgeht, davon redet und dichtet, dass auch der erstePsalm seligpreist die, so tag und nacht vom Gesetze Gotteshandeln. ohne Zweifel wirst du keinen Weihrauch oder an-dere Gerüche stärker wider den teufel anrichten, denn so dumit Gottes Geboten und Worten umgehst, davon redest,singst oder denkst. Das ist freilich das rechte Weihwasser undZeichen, davor er flieht und damit er sich verjagen lässt.

nun solltest du doch ja allein um deswillen solche Stückegern lesen, reden, denken und handeln, wenn du sonst keineandere Frucht und nutz davon hättest, denn dass du denteufel und böse Gedanken damit kannst verjagen. Denn erkann Gottes Wort nicht hören noch leiden, und Gottes Wortist nicht wie ein anderes loses Geschwätz, wie von Dieterichvon Bern usw., sondern, wie St. Paulus rom. 1. sagt, »eineKraft Gottes«; ja freilich eine Kraft Gottes, die dem teufel dasgebrannte Leid antut und uns aus der Maßen stärkt, tröstetund hilft.

und was soll ich viel sagen? Wo ich allen nutz undFrucht sollte erzählen, so Gottes Wort wirkt, wo wollte ichPapier und Zeit genug nehmen? Den teufel heißt man tau-sendkünstiger; wie will man aber Gottes Wort heißen, dassolchen tausendkünstiger mit aller seiner Kunst und Machtverjagt und zunichtemacht? es muss freilich mehr denn hun-dert tausendkünstiger sein. und wir sollten solche Macht,nutz, Kraft und Frucht so leichtfertig verachten, sonderlichdie wir Pfarrherren und Prediger sein wollen? So sollte manuns doch nicht allein nichts zu fressen geben, sondern auchmit hunden aushetzen und mit Lungen auswerfen [mitPferdequitten bewerfend vertreiben], weil wir des alles nichtallein täglich bedürfen, wie des täglichen Brots, sondern auchtäglich haben müssen wider das tägliche und unruhige an-fechten und Lauern des tausendkünstigen teufels.

und ob solches nicht genug wäre zur Vermahnung, denKatechismus täglich zu lesen, so sollte doch uns allein genug-

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