Der Himmel so weit - junge- · PDF fileBRUNO BANDULET V origen Donnerstag wurde der Euro...
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WO C H E N Z E I T U N G F Ü R P O L I T I K , W I R T S C H A F T, K U LT U R , W I S S E N U N D D E B AT T E
EUR 3,60 – Österreich EUR 3,80/ Schweiz CHF 6,00 – www.jungefreiheit.de
THORSTEN HINZ
Okalkuliert, daß die Ö! entlichkeit bereit wäre, nach
der Rechten keine Rede sein kann), außerhalb
lichen Staates stand, den sie inzwischen erobert
Spiegel Online und
Nr. 31-32/11
Meinung .............................................. 2Im Gespräch ....................................... 3Ostpreußen .................................... 4–5Politik ............................................... 6–8Thema ................................................... 9Ausland ..................................... 10–11 Wirtschaft .................................. 12–13Hintergrund ..................................... 14Pankraz .............................................. 15Kultur .......................................... 15–18Medien .............................................. 19Forum ................................................ 22Geschichte & Wissen .................... 23Literatur ..................................... 24–25Natur & Technik .............................. 26Leserforum ........................................ 27Impressum ........................................ 27Sein & Zeit ........................................ 28
DTat bereits allein klinisch erklären wollen: Es ist klassisches
Das Massaker von Norwegen
Folge des Terrors
„Die Drohung mit Ausgren-zung und Ver-folgungsdruck verdichtet sich
zur Gewalt-erfahrung.“
Mörderischer VerfallNährboden für Psychopathen: Ursachen und Lehren aus dem Attentat in Norwegen
KOLUMNE VON DIETER STEIN
»Das Massaker in Norwegen sollte alle politischen und
medialen Akteure zumInnehalten mahnen.«
DOPPEL!
AUSGABE
31!32/11
Ringen um den PaßDer Kampf der Ministerin Bilkay Öney in Baden-Württemberg für neue Privilegien für Einwanderer.
KOMMENTAR, Seite 2
Obama am NasenringDie Republikaner nutzen ihre neue Kongreßmehrheit aus. Regierung in Kürze zahlungsunfähig.
AUSLAND, Seite 11
Die Ringe in BerlinVor 75 Jahren wurde das Fest der Völker in der deutschen Haupt-stadt erö! net.
KULTUR, Seite 16
Dunkle AugenringeSie hat ihr Talent vergeudet und ihr Leben an die Drogen verschenkt: ein Nachruf auf Amy Winehouse.
KULTUR, Seite 18
Liebe Leser,wie in jedem Jahr erscheint die JUNGE FREIHEIT Ende Juli mit einer Doppelausgabe. Verlag, Leserdienst und Buch-dienst bleiben selbstverständ-lich für Sie erreichbar. Die näch-ste JF-Ausgabe 33/10 erscheint erst wieder am 12. August.
Der Himmelso weit
Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen:Ostpreußen zählte zu den schönsten
deutschen Landschaften
Eine Reportage auf den Seiten 4–5
2 | M E I N U N G
WOCHENZEITUNG FÜR POLITIK, WIRTSCHAFT, KULTUR, WISSEN UND DEBATTE
Zitate
Frauen in Männerberufen
Gleiche Rechte, gleiche Pflichten
Deutschland in der FalleEuro: Die Rettung der Einheitswährung wird immer teurer, ein Ausstieg aber auch
BRUNO BANDULET
Vorigen Donnerstag wurde der Euro wieder gerettet, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Was die
Regierungs- und Staatschefs der 17 Eu-ro-Länder in Brüssel beschlossen haben, ist technisch kompliziert und in seiner Tragweite schwer abzuschätzen. Daß die Kredite an Griechenland, Portugal und Ir-land künftig niedriger verzinst und daß die Laufzeiten verlängert werden, ist noch am ehesten nachvollziehbar und verscha!t den drei Schuldnern tatsächlich etwas mehr Luft, allerdings ohne am Tatbestand der Überschuldung etwas zu ändern.
Außerdem werden sich die Banken und Versicherungen als Gläubiger Griechen-lands an der „Rettung“ beteiligen und auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Wer wieviel wann beiträgt, muß sich noch herausstellen. Alles deutet darauf hin, daß die Banken ein gutes Geschäft gemacht haben. Und drittens – das ist die wich-tigste Maßnahme – wird der Rettungs-fonds EFSF ermächtigt, künftig auch vorbeugend einzugreifen, Geld für die Rekapitalisierung von Banken bereitzu-stellen und vor allem Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt zu kaufen. Damit ist es der Europäischen Zentralbank (EZB) gelungen, sich bis auf weiteres auf Kosten der Steuerzahler zu entlasten.
Wenn die Absicht darin bestand, einen Euro-Crash schon in diesem Sommer zu verhindern, Zeit zu kaufen und die Krise zu verschleppen, dann war der Brüsseler Gipfel ein Erfolg. Dann kann man den Beschlüssen eine gewisse Ra"nesse nicht absprechen. Und Frankreich hat sich auch diesmal durchgesetzt. Seit Beginn der Kri-se ist das Muster immer dasselbe: Angela Merkel bezieht relativ vernünftige Posi-tionen, die sie nach längeren Rückzugs-gefechten dann doch räumt. Irgendwie ist der Euro jetzt Frankreichs Währung, aber Deutschlands Problem.
Es läßt sich darüber streiten, ob die Kanzlerin mehr als Überzeugungstäterin
oder mehr als Getriebene handelt, inwie-weit sie das böse Spiel durchschaut und ob sie den fatalen Mechanismus dieser Staats-schuldenkrise wirklich versteht. Welche finanziellen Auswirkungen die Beschlüs-se von Brüssel haben werden, könne „im Augenblick nicht gesagt werden“, erklär-te sie auf ihrer Pressekonferenz. Das war immerhin ehrlich. Fest steht jedenfalls, daß sie für eine andere Euro-Politik, wie sie von wenigen Abgeordneten um Frank Schä#er und Peter Gauweiler gefordert
wird, keine Mehrheit im Bundestag fände. Die Erkenntnis, daß das Euro-Experiment gescheitert ist und abgebrochen werden sollte, liegt jenseits des Horizonts der po-litischen Klasse.
Zur deutschen Realitätsverweigerung paßt auch, daß Regierung und Bundes-tag monströse Verpflichtungen eingehen, ohne über die letztendlichen Kosten über-haupt nachzudenken. Der Präsident des Ifo-Institus, Hans-Werner Sinn, hat einen deutschen Verlust in Höhe von mehr als 600 Milliarden Euro ausgerechnet, falls die Mittelmeerländer pleite gehen. Es kursie-ren hypothetische Berechnungen, die sich auf 1.000 Milliarden summieren. Damit würde sich die deutsche Staatsschuld im Extremfall um 50 Prozent erhöhen. „Am Schluß müßten die Deutschen alles be-zahlen“, sagte der renommierte Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf in der Wirtschaftswoche. Daß sich Deutschland mit zusätzlichen 1.000 Milliarden ver-schulde, werde aber nicht möglich sein.
Wo liegt die Sollbruchstelle? Wer oder was könnte den Marsch in die Haftungs-gemeinschaft und in den Währungssozia-lismus stoppen? Wie könnte die bereits 2010 in Gang gesetzte Interventionsspirale angehalten werden? Am einfachsten, aber alles andere als risikolos wäre der Austritt Deutschlands aus der Währungsunion. Dann würde die neue deutsche Währung aufwerten, die deutsche Exportwirtschaft würde zunächst leiden, und die Bundes-bank müßte massiv Euros kaufen, um die Aufwertung zu bremsen. Aber die anderen Euro-Länder bekämen die Abwertung, die sie brauchen, ohne selbst abwerten zu müs-sen. Immerhin wurde etwas ähnliches An-fang der neunziger Jahre in der damaligen Krise des Europäischen Währungssystems zeitweilig von Paris vorgeschlagen. Nur ist die Wahrscheinlichkeit, daß Berlin einen solchen Alleingang wagt, äußerst gering.
Eher vorhersehbar ist, daß Griechen-land die von oben verordnete Hunger-kur nicht durchsteht und bis 2012 den Staatsbankrott erklärt und daß die Euro-Zone innerhalb der nächsten drei Jahre schrumpfen wird. Nicht, weil Berlin und Paris nicht mehr wollen, sondern weil die Südeuropäer nicht mehr können, weil die Austeritätspolitik am südlichen Rand der Zone, vielleicht auch in Irland, innenpoli-tisch nicht mehr durchsetzbar ist.
Wie auch immer, die verantwortlichen Politiker haben sich für den Schrecken ohne Ende statt eines Endes mit Schrek-ken entschieden, was freilich nicht aus-schließt, daß sie beides bekommen. Ein Ausscheiden Griechenlands schon im Mai 2010 hätte den Euro nicht geschwächt, sondern gestärkt. Eine europäische Ein-heitswährung ist kein Selbstzweck. Sie darf nicht spalten, sie muß mehr Vorteile als Nachteile bieten. Der Euro ist mit der EU ebensowenig identisch wie diese mit Eur-opa. Zu behaupten, daß Europa scheitern werde, wenn der Euro scheitert, ist fahrläs-sig, unverantwortlich und objektiv falsch.
Ausgerechnet über dem Sonnenland Zypern liegt mitten im Sommer ein tiefer Schatten: die Ankündigung des türkischen Ministerpräsi-
denten Erdogan, die zypriotische EU-Ratspräsidentschaft im nächsten Jahr nicht anzuerkennen und für sechs Monate die europäischen Institutionen zu boykottieren. Ginge es nur um die Beitrittsverhand-lungen mit Ankara, könnte man aus dieser Drohung sogar Ho!nung schöpfen: Es ist höchste Zeit, den illusionären und für beide Seiten verhängnisvollen Prozeß zu stoppen, der nach wie vor von einer EU-Vollmitgliedschaft der nichteuropäischen Türkei ausgeht. Diese würde die EU massiv desintegrieren und die Türkei destabilisieren.
Echte Partnerschaft ist geboten. Doch genau die gefährdet jetzt Erdogan mutwillig, obwohl sie für den Friedensprozeß auf Zypern und die geopolitischen Interessen beider Seiten in der arabischen Welt dringender gebraucht wird denn je. Die Antwort kann nur lauten: Endgültiges Nein zum türkischen Beitritt, aber intensive Bemühungen, um Ankara wieder auf den Weg einer verantwortungsvollen Außenpo-litik zu führen, die es als eigenständige Macht besser entwickeln kann dann als Randgebiet unserer europäischen Föderation, die ihrerseits dringend der Festigung bedarf.
„So, noch ein Rettungspaket und der Damm gegen die Euro-Krise ist fertig ...“
„Wir müssen uns klarmachen, was Geld eigentlich ist. Ein Geldschein ist weniger als einen Cent wert. Der Wert des Geldes bemißt sich am Vertrauen, das man in die Währung hat. Und deshalb müssen wir mit diesem Gut behutsam umgehen.“Paul Kirchhof, ehemaliger Bundes-verfassungsrichter, in der „Bunten“ vom 21. Juli 2011
„Ich akzeptiere die Aussage der Poli-tiker nicht, entweder seid ihr für den Kurs, den wir einschlagen, oder ihr seid gegen den Euro. Das erinnert mich an die DDR: Entweder seid ihr für den Sozialismus oder für den Krieg.“Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, im „Südkurier“ vom 25. Juli 2011
„Die Parteien haben längst ab-gedankt. CDU, SPD und Grüne überbieten sich in Europa-Rhetorik und die FDP, die von Natur und Parteigeschichte her die Hüterin des Geldes sein müßte, hat sich mit ihrer mißlungenen Steuersen-kungskampagne selbst aus dem Spiel genommen. Man muß kein Hell-seher sein, um dem jetzt gefeierten Rettungsprogramm eine geringe Halbwertzeit zu prophezeien. Denn auf Dauer werden es die Regierten nicht hinnehmen, daß die Regie-rungen ein Europa bauen, in dem einzelne Länder andere auf immer und ewig finanzieren.“Alexander Gauland, Publizist, im „Tagespiegel“ vom 25. Juli 2011
„Was können die verstorbenen Staats-männer Je!erson und Churchill da-für, daß der Norweger sie zitierte, was kann der legendäre Philosoph Mill dafür, daß ein zum Verbrechen Entschlossener sich auf ihn beruft? Der Rückgri! eines Menschen, der Kinder erschießt, auf das Christen-tum ist ebenso hirnrissig und aller Logik fern wie die Ermordung von Landsleuten durch einen, der die Nation zu schützen vorgibt.“Georg Paul Hefty, Redakteur, in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 25. Juli 2011
„Nach dem Mord an $eo van Gogh mochte sich kein Kommentator den Hinweis verkneifen, der holländi-sche Filmemacher habe viele Mus-lime ’beleidigt‘; (…) Breivik hat das alles mitbekommen. Gut möglich, daß er sich gedacht hat: ‘Was die können, das kann ich auch.’ Und hätte er sich als Ziel nicht ein Feri-enlager der Sozialistischen Jugend ausgesucht, sondern eine amerika-nische Einrichtung oder eine israe-lische Sportlergruppe, wären die Di!erenzierer und Versteher wieder unterwegs: Schrecklich, diese Tat, aber …“Henryk M. Broder, Publizist, auf „Welt online“ am 25. Juli 2011
„Seit 60 Jahren sind der schnel-le Applaus fürs Fremde und die Abqualifizierung des Eigenen ein tief eingepflanzter Kollateralscha-den des vom Nationalsozialismus nachhaltig torpedierten deutschen Selbstbildes. (…) Das Verstecken und Vermeiden der eigenen Sprache geriet zum guten Ton, zum Beweis für Läuterung. Und inmitten dieser mentalen Konjunktur wurden die meisten Musikredakteure in diesem Lande sozialisiert und codiert. Sie denken Pop englisch. Und Punkt.“Paul-Hermann Gruner, Bildender Künstler, im Feuilleton des Deutsch-landradios am 25. Juli 2011
„Der Euro ist mit der EU ebensowenig
identisch wie diese mit Europa. Zu be-
haupten, daß Europa scheitern werde,
wenn der Euro schei-tert, ist fahrlässig und
objektiv falsch.“
Böse gefragt klingt es so: Wenn es brennt, wollen Sie, daß der Feuerwehrmann schnell kommt, oder wollen Sie daß eine Feuerwehr-
frau kommt? Realistisch gefragt so: Wollen wir aus politischer Korrektheit weiterhin vermeiden aus-zusprechen, daß Männer in der Regel den Frauen körperlich überlegen sind?
Um nichts anderes dreht sich der „Skandal“ und die Empörung angesichts der Aussagen im Magazin Marineforum (JF 29/11), das sich mit der Femini-sierung der Bundeswehr beschäftigt. Autor Erik Lehnert spricht aus, was wohl viele in der Bundes-wehr, bei der Polizei oder bei der Feuerwehr hinter vorgehaltener Hand bemängeln, aber niemand o!en aussprechen kann, ohne sofort als Sexist dazuste-hen. So schreibt er, daß Frauen in der Bundeswehr faktisch die Standards senkten, der Dienst beim Militär liege „jenseits der körperlichen Fähigkei-ten der meisten Frauen“. Die tote Kadettin auf der „Gorch Fock“ sei daher „Opfer einer Ideologie, die aus vermeintlich guter Absicht die Konsequenzen
der Gleichberechtigung verschwiegen hat“. Ist das jetzt ein „Skandal“ oder einfach nur die Wahrheit? Faktisch hat er recht, da nicht nur in Deutschland sondern europaweit bei Polizei, Feuerwehr und Mi-litär die Standards für die Zugangstests für Frauen herabgesenkt wurden, da sie die Männerstandards körperlich nicht scha!en.
Männer sind stärker und schneller, das ist keine Diskriminierung, keine Unterdrückung, sondern
reine Biologie. Eine Binsenweisheit, schließlich kommt ja auch keiner auf die Idee, im Sport Män-ner gegen Frauen antreten zu lassen, jeder weiß, das wäre unfair. Nicht so, wenn es ideologisch sein muß, daß Frauen alles können, was Männer kön-nen. Dann darf es keine Unterschiede geben, und wenn doch welche auftauchen, dann schickt man eine Gleichstellungsbeauftrage, so wie jetzt auf die „Gorch Fock“.
Wäre es nicht ehrlicher und vor allem auch zum Schutz der Frauen, wenn man ihnen bei manchen Berufen körperlich das gleiche Leistungsniveau ab-verlangt, wie ihren männlichen Kollegen? Denn im Ernstfall riskieren sie bei Feuerwehr, Polizei oder als Soldatin ihr Leben. Darauf sollten sie gut vor-bereitet sein. Mir ist es lieber, man schickt die eine oder andere Frau – weil ungeeignet – schon beim Zugangstest nach Hause, anstatt im Ernstfall in Tod.
Steiniger WegZu: „Nicht jammern, zupacken“ von Ba-stian Behrens, JF 30/11
Bei allem Respekt vor der Leistung der %&'()' *+),-),., ich kann den
Optimismus von Bastian Behrens nicht teilen. Sicher, mit der Devise „Es hat ja eh alles keinen Zweck“ ist niemandem geholfen, aber bei aller Selbstmotivierung sollte man den Blick für die Realität nicht verlieren. Wenn Herr Behrens anführt, in Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz gebe es bereits erfolgreiche Rechtsparteien und wenn wir nur beherzt genug zupacken, wird dies eines Tages auch bei uns so sein, dann vergißt er einen entscheidenden Punkt: Keines dieser Län-der verfügt über eine vergleichbare Ver-gangenheit, die sich bis zum heutigen Tag politisch instrumentalisieren läßt. Das Damoklesschwert von Auschwitz schwebt letztlich über jeder Gruppierung, die sich
politisch rechts der Mitte verortet. Die Folgen daraus können mitunter fatal sein: Arbeitsplatzverlust, soziale Ächtung, Aus-grenzung, Angri!e auf Leib und Leben. Daß wir dennoch alles versuchen müs-sen, damit auch in Deutschland endlich politische Normalität einkehrt, steht au-ßer Frage. Den steinigen Weg dahin aber muß man sich aber nicht schönzureden. Getreu nach Spengler: Optimismus ist Feigheit! PAUL MÜLLER, WÜRZBURG
Türkischer EU-Beitritt
Endgültiges NeinVon Bernd Posselt
Lesereinspruch
Ihre Leserbriefe senden Sie an:JUNGE FREIHEIT LeserforumHohenzollerndamm 27 a, 10713 [email protected] 030-86 49 53 14
KOLUMNE VON BIRGIT KELLE
J U N G E F R E I H E I TNr. 31-32/11 | 29. Juli 2011
Auf Drängen der Kirchengemeinde und gegen den ursprünglichen Willen der Familie ist das Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf
Heß auf dem Friedhof von Wunsiedel bei Nacht und Nebel aufge-hoben worden. Der Nazi-Spuk, die Demonstrationen am Todestag von Heß, jubelte die Presse, seien zu Ende. Der Kolumnist der Bild-Zeitung Franz Josef Wagner triumphierte: „Ich bin glücklich, daß dieses Schwein nicht mehr auf einem Friedhof liegt – Ruhe in Frieden. Das ist vorbei.“ So klingt heutzutage der Konsens der Anständigen – die antifaschistische Staatsräson.
Im griechischen Drama „Antigone“ des Sophokles bereitet die Schwester dem toten Bruder, obwohl er das Gesetz des Staates verletzt hat, gegen den Befehl des Königs ein Grab. Das Ritual der Bestattung und seine Fortsetzung im Gedächtnis ist eine „soziale Urszene“ (Peter Furth).
Die zwischenmenschliche Solidarität, die sich darin ausdrückt, steht über der Loyalität zum Staat. Sie ist die Voraussetzung dafür, daß dessen Zweckrationalität nicht schleichend in die Barbarei führt. Aufgabe der Kirche wäre es also auch im Fall Rudolf Heß, diese Solida-rität zu hüten und ö!entlichem Druck gegebenenfalls zu widerstehen. Andernfalls wird sie zum Schweinestall mit Typen wie Franz Josef Wagner als böse Hirten!
Rudolf Heß exhumiert
Wagners SchweinestallVon Doris Neujahr
Bilkay Öney tut, was man von ihr erwarten mußte: Baden-Württem-bergs türkische „Integrationsministerin“ betreibt lupenreine Lob-
bypolitik für türkische Einwanderer. Ihr Maßnahmenkatalog zur „besseren Integration“ greift Standardforderungen der Türkenverbände auf – Doppelpaß, Abscha!ung von Optionspflicht und Einbürge-rungstest, scha!t Privilegien bei der Schulbildung und beim Zugang zum Arbeitsmarkt, namentlich im ö!entlichen Dienst, bläht die In-tegrationsindustrie weiter auf und fordert neue multikulturalistische Propagandazentralen: eine „Landesdiskriminierungsstelle“ und ein Universitäts-„Institut für Migrationsforschung“.
Das kostet nicht nur viel Geld, so wie Öneys ganzes neues Ministe-rium – es bedeutet auch Haushaltsmacht, gesellschaftlichen Einfluß und Karriereperspektiven für jene Generation von Berufs-„Migranten“, die sich – äußerlich angepaßt wie SPD-Politikerin Bilkay Öney – zielstrebig anschicken, Staat und Gesellschaft zu übernehmen, die ihnen von der politischen Klasse so bereitwillig dargeboten werden. Bilkay Öney hat mit ihren flotten Sprüchen über Multikulti-Skepsis und die Pflichten von Einwanderern in Deutschland so manchen eingelullt. Doch die Interessen, die sie nun als Ministerin vertritt, sind nicht zwingend die des Volkes, auf dessen Wohl sie den Amtseid geleistet hat.
Integrationsministerin Bilkay Öney
Lupenreine LobbypolitikVon Michael Paulwitz
Birgit Kelle ist Journalistin und Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus sowie Mitglied der New Women for Europe.
»Wäre es nicht zum Schutz der Frauen,
wenn man ihnen das gleiche Leistungs-
niveau abverlangt?«
Bernd Posselt ist außenpolitischer Sprecher der CSU im Europaparlament
Dr. Bruno Bandulet ist Herausgeber des Finanz-dienstes „Gold & Money Intelligence“.
www.bandulet.de
I M G E S P R Ä C H | 3
Herr Sarnitz, Sie wollen das alte Königs-berg wieder aufbauen. Warum?Sarnitz: Eine wunderbare Frage: Nun, davon träume ich schon seit mehr als 25 Jahren! Denn heute ist Königsberg eine Stadt ohne Herz. Nichts schlägt da in ihrem Inneren.Eine historische deutsche Altstadt als Herz einer heute russischen Metropole?Sarnitz: Es handelt sich hier nicht nur um schöne alte Häuser, sondern um eine großartige Geschichte. Für mich ist es absolut wichtig zu verstehen, woher man kommt. Ich kann einfach nicht akzep-tieren, daß meine Vaterstadt angeblich nur eine so kurze Historie haben soll – ich meine, die wenigen Jahrzehnte seit Ende des Krieges. Ich bin in einem der alten deutschen Häuser geboren, die den Krieg überlebt haben. Das Treppenhaus, die Fassade, das Schindeldach, all das war um mich herum. So habe ich seit mei-ner Kindheit den Unterschied gesehen: mit wieviel Liebe, Talent und Sinn für das Praktische in Königsberg jahrhun-dertelang gebaut wurde. Mit Wehmut und blutendem Herzen beobachte ich seine Verwandlung, Verschwinden und sogar Tod. Was 1945 passiert, ist war eine absolute Katastrophe: Königsberg – das darf nicht für alle Zeiten nur das furchtbare Kapitel sein, das sich hier zu Kriegsende ereignet hat. Wie wird Königsberg aussehen, wenn Ihr Wiederaufbauprojekt tatsächlich verwirk-licht werden sollte?Sarnitz: Wir wollen den historischen Stadtkern, bestehend aus den Stadtteilen Altstadt, Löbenicht und dem Kneiphof, die fast vollständig zerstört wurden, wie-derherstellen. Herz des Projektes ist da-bei das alte Königsberger Schloß. Ich möchte, daß alles einmal so steht, wie es einst ausgesehen hat. Die Menschen sollen all das wieder sehen können!Wie groß ist die Chance, daß das Projekt jemals Wirklichkeit wird?Sarnitz: Ich bin sicher, daß es zumindest auf die ein oder andere Art seine Realisie-rung fi ndet. Allerdings wünsche ich mir, daß es nicht nur „irgendwie“, sondern möglichst historisch verwirklicht wird.
„Zu 95 Prozent soll es mit dem Alten übereinstimmen“
Was heißt das konkret? Ein Eins-zu-Eins-Wiederaufbau?Sarnitz: Das ist sicher nicht möglich, denn wir müssen zum Beispiel auf die heutigen Verkehrsverhältnisse Rücksicht nehmen. Außerdem bin ich nicht ver-rückt und weiß, daß die Durchsetzung eines solchen Vorhabens immer auch eine Frage der Kompromißbereitschaft ist. Aber ich werde bei der Kompromiß-fi ndung in Sachen Authentizität so hart wie möglich sein. Die primitive Imita-tion eines abstrakten historisierenden Stils etwa wäre nicht akzeptabel, denn ich möchte nicht, daß es am Ende auf eine Art Disneyland hinausläuft. Sicher, innen werden die Bauten modern sein, aber außen ganz historisch. Was wir scha! en wollen, ist also ein Wiederauf-bau so nah wie möglich am Alten. Die Stadt muß als das historische Königs-berg wiedererkennbar sein. Ich sage, zu 95 Prozent sollte es am Ende mit Alt-Königsberg übereinstimmen, besonders in der Gegend um den Pregel.Existiert dafür denn eine ausreichende Da-tengrundlage?Sarnitz: Natürlich, die notwendige Su-
che nach historischem Material ist unser Pro-blem. Aber es ist uns im-merhin schon gelungen, auf Grundlage allen in
der Region au" nd-baren Materials das wir mühsam
zusammengetragen haben, eine systema-tisierte Fotobasis von etwa zweihundert Gebäuden zusammenzustellen. Außer-dem versuchen wir von den Erfahrun-gen mit anderen ähnlichen Projekten, wie in Dresden oder Danzig, zu lernen. Und wir wollen, um so originalgetreu wie möglich wiederaufzubauen, mög-lichst die gleichen Materialien und viel-leicht sogar die gleichen Werkmethoden verwenden.
Um die Quellenlage zu verbessern, suchen Sie auch in Deutschland Archiv- und Mu-seumsbestände sowie private Sammlungen.
Sarnitz: Je größer der Kreis der Un-terstützer – auch in Deutschland, etwa an Architekten, Historikern, aber auch Landsmannschaften und anderen –, de-sto besser.
„Bürger wieder hierherziehen, die 1945 vertrieben wurden“
In Polen betrachtet man die Vertriebenen-Verbände oft ausgesprochen feindlich. Wa-rum haben Sie diese unbefangene Einstel-lung gegenüber den Landsmannschaften?
Sarnitz: Ich möchte mit allen zusam-menarbeiten, die an einer Annäherung interessiert sind. Dieses Projekt ist nicht nur ein architektonisches, sondern auch eines der Kooperation. Also reiche ich jedem Gutwilligen die Hand.
Haben Sie schon Kontakt mit der Lands-mannschaft Ostpreußen aufgenommen?
Sarnitz: Nein, aber ich habe gute Kon-takte etwa zu dem Kreis, der in Berlin das Stadtschloß wiederaufbauen will um Herrn Wilhelm von Boddien. Er gab mir gute Ratschläge. Und auch zu anderen, etwa deutschen Architekten.
Erwarten Sie Unterstützung von der deut-schen Regierung für Ihr Projekt?
Sarnitz: Nein. Sicher freuen wir uns über Unterstützung, und wir sind für Kooperation. Aber ich sage nicht: „Das ist ein deutsches Projekt.“ Wenn es denn ein ö! entliches Projekt ist, dann eines der russischen Seite. Wenn ihr Deut-schen uns helft, warum nicht, wir freuen uns. Aber das ist nicht, was wir verlan-gen oder wie wir das Projekt verstehen.
Immerhin geht es um deutsches Kulturgut. Dennoch ist Ihr Projekt in Deutschland kaum bekannt. Befremdet es Sie, daß sich die deutsche Regierung und die deutschen Medien o! enbar kaum dafür interessieren?
Sarnitz: Ich empfi nde von deutscher Seite nicht so ein Desinteresse, wie Sie unterstellen. Ich sagte ja eben, daß ich auch von Kollegen aus Deutschland Un-terstützung erfahre. Überdies unterstützt uns Herr Horst Dühring, ein alter Kö-nigsberger mit einem großartigen Stadt-modell im Maßstab 1:200, das er in vie-len Jahren angefertigt hat und das wir zu uns nach Königsberg holen durften, um es hier auszustellen. Ich fi nde, die Seele der Stadt lebt in diesem Modell weiter.
Das Projekt fi ndet zwar bei vielen russi-schen Bürgern großes Interesse, aber was denkt die Mehrheit der heutigen Königs-berger darüber?
Sarnitz: Ich räume ein, die meisten mei-ner Freunde sind nicht solche Optimi-sten wie ich. Aber schon gibt es keinen Politiker mehr, der sagt, man dürfe so was nicht tun. Und wenn die erst den Film sehen, den wir über das Wieder-aufbauprojekt gemacht haben, werden sie sagen: „Das ist weit interessanter, als die Stadt mit großen neuen Kästen voll-zustellen.“ Wir alle hier in meinem Büro haben unser Herzblut in das Projekt ge-steckt und wir ho! en, daß es am Ende die Menschen überzeugt.
Königsberg wurde auch deshalb so voll-ständig zerstört, um den Umstand, daß es ein den Deutschen gewaltsam geraubtes Beutegut ist, zu verleugnen. Wenn Sie die alte deutsche Stadt nun wiederaufbauen,
wird das dann von vielen Russen nicht als Verrat am Sieg von 1945 empfunden? Sarnitz: Für den Rest Rußlands ist das für mich schwer zu beurteilen. Aber die-jenigen, die hier geboren sind, fi cht diese Frage nicht an: Für sie ist selbstverständ-lich, daß Königsberg ihre Vaterstadt ist, weil sie von hier stammen. Dennoch, der Wiederaufbau der deutschen Stadt macht das Unrecht, das damals den Deutschen geschehen ist, wieder sichtbar.Sarnitz: Verstehen Sie doch, ich möch-te mit meinem Projekt den Krieg nicht fortsetzen, sondern ihn endlich beenden. In Köngisberg können wir alle Freunde sein. Diese Stadt steht nicht für Tren-nung, sondern hat eine viel längere Tra-dition im Zeichen der Kooperation zwi-schen dem Osten und dem Westen. 700 Jahre war Königsberg eine deutsche Stadt. Die Bevölkerung, die heute hier lebt, hat damit, hat mit der alten Bevölkerung vor 1945 nichts zu tun. Können Sie das einfach ignorieren?Sarnitz: Nein, das ist richtig, man kann diese Tatsache nicht ignorieren. Und ich ho! e, daß wir unsere Arbeit so gut ma-chen, daß wir zumindest für einen Teil jener Bürger, die 1945 im Zuge dieses
furchtbaren Krieges aus der Stadt vertrie-ben wurden, wieder anziehend wirken. Ich würde es gerne sehen, daß auch sie wieder in unserem Königsberg leben. Und am Ende möchte ich ein Königs-berg scha! en, das so attraktiv ist, daß es für Bürger aus ganz Europa und Rußland anziehend wirkt.Was denken Sie über die Vertreibung der Deutschen 1945?Sarnitz: Das war ein absolut schreck-liches Ereignis. Wirklich sehr, sehr schlimm. Eine Katastrophe. Und ich bin sicher, wenn das nicht passiert wäre, wä-re diese Stadt schon wieder aufgebaut.
„Das Projekt speist sich aus meiner Liebe zu Königsberg“
Andererseits wären Sie ohne diese Vertrei-bung heute kein Königsberger, das muß Sie doch irritieren? Sarnitz: Nein, das kann man so nicht sagen. Denn niemand weiß, was pas-siert wäre, wenn die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte. Sehen Sie, mein Vater stammt aus Estland und vielleicht habe ich so auch Verbindungen zu Königsberg, ich meine schon aus der Zeit vor dem Krieg.
Tatsache ist doch, daß das Unrecht der Ver-treibung Teil der Identität der russischen Königsberger von heute ist.Sarnitz: Wissen Sie, solche Fragen ste-hen für mich nicht im Vordergrund. Ist es eine deutsche Stadt oder nicht? Diese Frage mag sich für Russen stellen, die hier nicht geboren, sondern hierherge-zogen sind: Wo sind sie hier? Sollen sie hierbleiben? Sollen sie hier ihre Kinder aufziehen? – Aber für mich ist das nicht entscheidend, weil ich weiß, daß dies meine Stadt ist: Denn ich bin hier ge-boren – Königsberg ist meine Vaterstadt und das ist es, was zählt! Und aus die-sem Geist, aus dieser Liebe speist sich mein Projekt. Es hat bereits Zusagen von russischen Po-litikern gegeben: Versprochen wurden um-gerechnet fünfzig Millionen US-Dollar. Passiert ist aber noch nichts. Glauben Sie noch an die Politik? Sarnitz: Ich glaube vor allem, daß wir alles getan haben, was unter diesen Be-dingungen in unseren Kräften stand. Ohne zu übertreiben, hier geht es um die Realisierung eines der größten Pro-jekte dieser Art in ganz Europa. Und um Ihre Frage zu beantworten: Ich glaube an meinen Traum! MORITZ SCHWARZ
RONALD BERTHOLD
Wer kann schon von sich behaupten, dafür aus-
gezeichnet zu werden „daß es auch heute noch Männer gibt, die den Mut haben, ein Typ zu sein“? Joachim Hunold hat mit dieser Begründung 2007 den Or-den wider den tierischen Ernst erhalten. Und das auch heute noch zu Recht: Wenn es in der deutschen Wirtschaft noch einen Typen gibt, der mutig gegen den Zeitgeist bürstet, dann ist es der Chef von Air Berlin.
Viele, die dieser Tage in den Urlaub fl iegen, werden nach dem Bordmagazin der nach der Luft-hansa inzwischen zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft grei-fen, um Hunolds Editorial zu lesen. Der 61jährige gebürtige Düsseldorfer attackiert in sei-nen Vorworten regelmäßig und schonungslos die politische Klas-se, die er auf dem Weg in den „demokratischen Sozialismus“ wähnt – dabei schließt er die Merkel-CDU bewußt mit ein. „Unsere beiden Volksparteien“ versuchten „heute mehr denn je, sich Minderheiten anzudienen“, sie bereiteten damit „Gysi und den Ewiggestrigen aus der Rest-SED“ den Weg. „So werden Rat-tenfänger salonfähig gemacht“, poltert Hunold.
Derart deutliche Worte ist man in Zeiten sich anbiedern-der Wirtschaftsbosse nicht mehr gewohnt. Unterwürfi ge Gesten von Bahnchef Grube gegenüber dem grünen Ministerpräsidenten zu Stuttgart 21 oder Verbeugun-gen vor der Anti-AKW-Kanzle-rin prägen das Bild von Deutsch-lands ökonomischer Elite. Da tun Aufmucker gut. Zu diesen Ausnahmen gehört Hunold, der 1978 sein Jurastudium schmiß, statt dessen als Gepäckverlader am Flughafen Düsseldorf anheu-erte, dort zum Vize-Stationsleiter aufstieg und sich weiter hochar-beitete. 1991 übernahm er die kleine in den USA beheimatete Fluggesellschaft Air Berlin mit nur zwei Maschinen. Heute um-faßt die Flotte fast 170 Flugzeu-ge, Mitbewerber LTU und Deut-sche BA hat man geschluckt und 2010 über 33 Millionen Passa-giere befördert. „Ich bin süchtig nach Zahlen!“ verriet Hunold unlängst im Interview und plau-derte obendrein das Air-Berlin-Betriebsgeheimnis aus: „Bei uns arbeitet auch der Chef!“
Dem Vater von vier Kindern ist nichts geschenkt worden und er weiß, daß Rücksichtnahme als Schwäche interpretiert wird. Kein Wunder, daß er über die nervige Zauberformel „sozi-ale Gerechtigkeit“ zetert: „Un-ter das Volk gebracht wurde sie ausgerechnet von Leuten, die mit staatlicher Planwirtschaft schon einmal jämmerlich Schi! bruch erlitten haben.“ Selten wird Kun-den eines Unternehmens so in-korrekt aus der Seele geschrieben wie bei Air Berlin. Dem Umsatz des Konzerns schadet das nicht. Daß Air Berlin nun doch tief in die roten Zahlen gerutscht ist, hat andere Ursachen: Aschewol-ke, Fluglotsenstreik und die ara-bischen Wirren machen dem Fe-rienfl ieger zu scha! en. Doch Hu-nold warnt zuversichtlich: „Mein Job macht mir Riesenspaß, mein Vertrag läuft ... und Air Berlin sollte man nicht unterschätzen.“
Joachim Hunold. Tausende Deutsche " iegen mit ihm po-litisch unkorrekt in den Urlaub
AufGegenkurs
J U N G E F R E I H E I TNr. 31-32/11 | 29. Juli 2011
Arthur Sarnitz
wurde 1966 in Kaliningrad, dem ehemals deutschen Königsberg geboren. Seit sechs Jahren treibt der Architekt die Planungen für sein Wiederaufbau-Projekt „Altstadt“ mit Hilfe seines 15köp# gen Büros (Logo
rechts) und eigenen # nanziellen Mitteln voran. „Sollte er Erfolg haben, wäre es das größte städtische Rekon-struktionsprojekt einer deutschen Altstadt der Vorkriegszeit überhaupt“, urteilt der Architekturkritiker Dank-wart Guratzsch. Von den polnischen Wiederaufbauprojekten unterscheide
es sich zudem „fun-damental“, insofern als in den von Polen annektierten deut-schen Ostgebieten vor allem solche Städte rekonstruiert wurden, auf de-ren polnische Wurzeln man Anspruch erhob: „Der Wiederaufbau einer
ganzen deutschen Altstadt dagegen wäre einzigartig in Europa“, so Guratzsch. Ob,
wann und wie das Projekt tatsächlich verwirklicht wird, ist noch o! en.
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„Ich glaube an meinen Traum“Der Architekt Arthur Sarnitz will Königsberg wieder
aufbauen: Im größten europäischen Projekt dieser Art soll die historische deutsche Altstadt auferstehen.
„Kneiphof“ (Gebiet um den erhaltenen Dom) vor 1945, heute und Wiederaufbau-Entwurf: „Seit meiner Kindheit sehe ich, mit wieviel Liebe, Talent und praktischem Sinn in Königsberg jahrhundertelang gebaut wurde“
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