Der Literarische Stoff Und Motiv, Faust-Stoff

3
Der literarische Stoff und Motiv Lit. Stoff stellt unter anderem die außerhalb der Dichtung vorgeprägte Fabel, ‚Plot‘, bzw. die aus dem literarischen Text herauslösbare Handlung, Materialgrundlage für die Handlung, Zusammenhang mit der Biographie herausragender Persönlichkeiten (z.B. Julius Caesar), Geschichten aus der religiösen, mytholog. u. literar. Tradition, Handlung anderer Dichter und selbsterfundene Handlungen dar. Lit. Motiv umfasst nicht den gesamten Plot, sondern vielmehr ein inhaltliches, situationsmäßiges Element. Das Motiv kann Handlung auslösen oder kleinräumig tragen und kann versch. Stoffen angehören, inhaltl. Grundform kann schematisiert beschrieben werden. Trennung von Stoff und Motiv: „Der Stoff bietet eine gesamte Melodie, das Motiv schlägt nur einen Akkord an“ Faust-Stoff Georg Faust- eine Figur, die sich auf vollkstümliche Sagen bezieht. Er war ein Magier, Astrologe und Wahrsager. Im 17 Jh. erstmalige Erwähnung eines Puppenspiels. Er wird zuerst als eine komische Figur, dann als ein Zauberer wird zum Christentum bekehrt und erlöst dargestellt, später im 18. Jh. im Werk „ 17. Literaturbrief“ von Lessing stellt er nach Erkenntnis und Wissen strebenden Renaissancemensch, Künstler und Wissenschaftler. Er ist keine negative Figur mehr und wird vor dem Teufelspakt bewahrt. • Sturm und Drang: Friedrich Müller (18.Jh.), F. verkörpert den Willen zum geistig-sinnlichen Abenteuer in einer eintönigen, überzivilisierten und naturfremden Welt. • Goethe: Urfaust-Szenen (18Jh.) > Faust. Ein Fragment (1790) > Der

Transcript of Der Literarische Stoff Und Motiv, Faust-Stoff

Page 1: Der Literarische Stoff Und Motiv, Faust-Stoff

Der literarische Stoff und Motiv

Lit. Stoff stellt unter anderem die außerhalb der Dichtung vorgeprägte Fabel, ‚Plot‘, bzw. die aus demliterarischen Text herauslösbare Handlung, Materialgrundlage für die Handlung, Zusammenhang mit der Biographieherausragender Persönlichkeiten (z.B. Julius Caesar), Geschichtenaus der religiösen, mytholog. u. literar. Tradition, Handlung anderer Dichter und selbsterfundene Handlungen dar.

Lit. Motiv umfasst nicht den gesamten Plot, sondern vielmehr ein inhaltliches, situationsmäßiges Element. Das Motiv kann Handlung auslösen oder kleinräumig tragen und kann versch. Stoffen angehören, inhaltl. Grundform kannschematisiert beschrieben werden.

Trennung von Stoff und Motiv:„Der Stoff bietet eine gesamteMelodie, das Motiv schlägt nur einenAkkord an“

Faust-StoffGeorg Faust- eine Figur, die sich auf vollkstümliche Sagen bezieht. Er war ein Magier, Astrologe und Wahrsager. Im 17 Jh. erstmalige Erwähnung eines Puppenspiels. Er wird zuerst als eine komische Figur, dann als ein Zauberer wird zum Christentum bekehrt und erlöst dargestellt, später im 18. Jh. im Werk „ 17. Literaturbrief“ von Lessing stellt er nach Erkenntnis und Wissen strebenden Renaissancemensch, Künstler und Wissenschaftler. Er ist keine negative Figur mehr und wird vor dem Teufelspakt bewahrt.

• Sturm und Drang: Friedrich Müller (18.Jh.), F. verkörpert den Willen zum geistig-sinnlichen Abenteuer in einereintönigen, überzivilisierten und naturfremden Welt.

• Goethe: Urfaust-Szenen (18Jh.) > Faust. Ein Fragment (1790) > DerTragödie erster Teil (19.Jh.), Der Trägodie zweiter Teil (19.Jh.),); Wandel des Stoffes zur Position der Klassik, Ausprägung einesbürgerl. Weltbildes – der Mensch kann bis zu einer höchsten Stufe derSelbstverwirklichung gelangen

• F.-Dichtung nach Goethe: zwiespältig: einerseits unter Einfluss G.s,andererseits klass. Lösung verworfen, vorherrschend Anknüpfen an ältereTradition des Volksbuches: C.D. Grabbe „Don Juan und Faust“ (Drama,1829), N. Lenau „Faust“ (Dr., 1836), Heine „Der Doktor Faust. EinTanzpoem“ (1851);

• Oper: H. Berlioz La damnation de Faust (UA 1846); am bekanntesten

Page 2: Der Literarische Stoff Und Motiv, Faust-Stoff

Charles Gounods Faust (1859; dt. Fassung u.d.T. Margarethe.

• Gegen Ende des 19. Jh.s nationalist. Vereinnahmung, aber auch Beginneiner Tradition sozialistischer F.-Deutung; das ”strebende Bemühen” desProtagonisten, das „Faustische“, wird zum ”Inbegriff des deutschen Wesensüberhaupt” stilisiert;

• Literatur im 20. Jh.: Fauststoff als Paradigma für polit. Verstrickung: KlausMann Mephisto

Thomas Mann Doktor Faustus

IntertextualitätIn der Literaturwissenschaft werden unter anderem konkrete Bezüge zwischen literarischen Einzeltexten als „Intertextualität“ bezeichnet. Damit sind Bezüge in Form von Zitaten oder Anspielungen undTextem, die ohne einen ursprünglichen Text nicht denkbar wären…