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DRIVER`S PARADISE

Mercedes Benz S 65 AMG Coupé

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Heavy Metal Coach

myCleanerDie Höhle der Löwen

Stefanie HertelSuperstar der Volksmusik

Oliver GeisselhartZettel im Kopf Der Zettel an der Wand ist

Geschichte, denn künftig haben wir den Zettel im Kopf.

IRLANDDie grüne Insel

Sascha Grammel

Der mit Puppen spricht

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KARRIERE Interview

Herr Biesinger, Sie sind Coach aus Beru-fung und unterstützen die Menschen, weil es Ihnen wichtig ist, dass andere aus Ihrer Erfahrung lernen und so wieder bewusster leben und Sie zeigen ihnen auch, dass es jeder schaffen kann. Wer kommt zu Ihnen als Klient? Mein heutiges Wirken als der Heavy Metal Coach® ist tatsächlich Herzensangelegenheit und Berufung zugleich. Es basiert auf einer knapp 18 Jahre andauernden Ochsentour aus massiver Suchtmittelabhängigkeit, gna-denloser Desorientierung, planloser Getrie-benheit und mächtig gelebtem Chaos. Auf dieser am eigenen Leib erfahrenen Odyssee durch die tiefsten Abgründe menschlichen Daseins hatte ich mich einst meilenweit von mir und meinem wahren Selbst entfernt. Es gibt kaum einen Fettnapf, den ich nicht aus Unwissenheit, Dummheit und blanker Re-bellion ausgelassen habe, und das was ich erlebt habe, wünsche ich nicht mal meinem größten Erzfeind an den Hals. Seit 1997 bin ich trocken und clean. Ich arbeite seit an-nähernd 10 Jahren im deutschsprachigen Raum als Persönlichkeitstrainer, Coach und Keynote-Speaker für und mit Unternehmen,

Privatiers, Führungskräften, JVAs, Schulen, Institutionen und Chaospiloten jeglicher Prägung, die das Gefühl haben, in ihrem Leben mit dem Rücken zur Wand zu ste-hen. Mit Menschen, die an der Gesellschaft und am Leben verzweifeln, perspektivlos, hilflos, unwissend und desorientiert sind. Menschen, die sich in nicht nur stoffgebun-dene Abhängigkeiten und Süchte flüchten. Menschen, die im realen Leben einfach nicht mehr klar kommen, aber auch mit Menschen und Unternehmen die Bock da-rauf haben, an ihrer Persönlichkeits- und Teamentwicklung zu arbeiten. Ich arbeite mit Menschen, die bereit dazu sind, in sich selbst zu investieren! Dabei fungiere ich als „Spiegelhalter“. Das macht meinen Klienten nicht immer Spaß, ist meiner Ansicht nach aber der einzige Weg, mit sich selbst lang-fristig klar zu kommen und damit aufzuhö-ren, sich immer mehr im Selbstbeschiss zu verlieren, vor der Realität davonzulaufen und in einem fremdbestimmten Leben un-glücklich, erfolglos und unzufrieden vor sich dahinzuvegetieren.Heute bin ich außerdem zertifizierter Seni-orCoach QRC und professionelles Mitglied der German Speakers Association (GSA).

Wie wichtig ist es, um Menschen zu bewe-gen, authentisch zu sein, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und auf sie zuzugehen? Vom Schöngerede kann sich niemand etwas kaufen. Wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe, dann ist das, dass jede persön-liche Veränderung meist erst durch eine Le-benskrise oder extremen Leidensdruck ein-geläutet wird. Wir Menschen sind nun mal sehr gerne faul und passiv und gehen liebend gerne den Weg des geringsten Widerstan-des. Die Frage ist nur, ob es uns weiterbringt,

uns ständig in der eigenen selbstgefälligen Komfortzone, und in scheinbarer Sicher-heit zu suhlen!? Das ist geistiger Stillstand und bedeutet gleichzeitig keinerlei Entwick-lung! Ich sehe eine satte und vollgefressene Gesellschaft der Jammerlappen und unzu-friedenen perspektivlosen Opferkinder. Ich sehe auf Karriere und Sicherheitsdenke ge-trimmte Marionetten und Fachidioten ohne Persönlichkeit, die das Jagen verlernt haben, duckmäusern, innerlich bereits abgeschlos-sen haben, auf ihre eigenen Beerdigung warten und sich regelmäßig in Scheinwelten flüchten. Viel zu viele Menschen, die im Mit-telmaß versinken, kaum einen Zugang zu sich selbst haben, ständiger Getriebenheit ausgeliefert sind und ihre eigenen Potentiale nicht einmal im Entferntesten erahnen kön-nen. Unglückliche, verbitterte, unzufriedene Menschen.

Mein Tun ist kein pseudopsychologisches Guru- und Selbstverherrlichungsgeplän-kel, sondern ein Wirken, das die Menschen wertschätzend und auf Augenhöhe, aber dennoch rotzig und bewusst polarisierend dahingehend provoziert. Ich stelle sie vor die Herausforderung, die absolute Verant-wortung für ihr einmaliges Leben zu über-nehmen.

Unter Authentizität verstehe ich Echtheit und Kongruenz. Stimmig sein in Wort und Tat. In meiner Zeit der krassesten Verände-rung und der Übernahme der vollen Verant-wortung für mein Leben habe ich erkannt, dass dir das Schöngerede der auf Hochglanz polierten Welt, in der sich alles um Kohle und dem Prinzip der Machtausübung und Gewinnmaximierung dreht, nicht alles sein kann, was den Menschen ausmacht. Egal, wo

Rainer Biesinger macht kein Geheimnis aus seinem bewegten Leben. Und genau das macht ihn aus. Er spricht aus Erfahrung und zeigt, wie er es geschafft hat und wie jeder es schaffen kann. Er

bewegt Menschen, ihr Bewusstsein wieder zu erfahren. Der Coach aus Berufung liebt seinen Beruf.

Heavy Metal Coach Rainer Biesinger

Fotos: www.werdewelt.info

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Interview KARRIERE

Ich stelle sie vor die

Herausforderung,

die absolute Ver-

antwortung für ihr

einmaliges Leben zu

übernehmen.

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KARRIERE Interview

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Interview KARRIERE

du hinguckst, sehe ich Selbstbeschiss und Lebenslügen von Menschen, die nicht den Mut haben, zu sich selbst zu stehen. Lieber gehen sie in ihrem sinkenden Schiff unter. Ir-gendwann – in meiner tiefsten Depression – hatte ich aufgehört, es allen Menschen recht machen zu wollen und stets die Ziele der anderen zu ver-folgen.

Bis heute durfte ich sehr viele und sehr tiefe Blicke hinter die Kulissen des „Menschenmachens“ wer-fen, wofür ich sehr dankbar bin. Dabei gehe ich stets offen und neugierig auf die Men-schen zu und scheue mich auch nicht die ein oder andere unangenehme Frage zu stellen. Ich drücke mich nicht davor, das Futter, wel-ches man uns sehr oft zum Fraß vorwirft, zu hinterfragen, um mir mein eigenes Bild der Wirklichkeit zu machen – die eigene sub-jektive Wahrheit zu finden. Die unter dem Deckmantel der Demokratie ausgelebte Massenmanipulation, Korruption und auch zum Eigennutz einiger weniger Wirtschafts-magnaten ausgelebte Machtausübung lie-ßen mich zu dem Schluss kommen, dass du auf der Suche nach deinem eigenen Le-bensglück nur dir selbst helfen kannst. Kein anderer wird dein einzigartiges und einma-liges Leben hier auf diesem wunderschönen Planeten namens Erde für dich leben! Ich er-kannte, dass diese Fremdbestimmung durch andere, die es vermeintlich stets gut mit mir meinten, mich in meinem Leben und mei-ner Entwicklung keinen Fatz weiterbrach-ten. Ich erkannte auch, dass ich mich durch diese Fremdbestimmung immer weiter von mir selbst und meinen Wurzeln entfern-te. Ich wollte nicht länger der Spielball der Mächtigen – nicht länger Untertan sein, um mich dann letztlich selbst wieder als frust-rierten, verbitterten, sich in Scheinwelten flüchtenden Assi wiederzufinden, der inner-lich abgestorben ist.

Genau durch diese hier exemplarisch an-geführten Aussagen will ich die Menschen aufwecken und zum Nachdenken bringen. Ich will sie antriggern, ihr eigenes Hirn ein-zuschalten. Raus aus der Passivität, rein in die Selbstbestimmung. Wertschätzend aber klar-direkt und unmissverständlich! Leider

habe ich dennoch sehr oft das Gefühl, dass die meisten Menschen einfach auch nur an-gelogen werden wollen.

Jedenfalls schafft Klarheit und Glaubhaftig-keit, also stimmige Authentizität Orientie-

rung. Dabei weiß und spürt dann auch jeder, was er darf und was nicht. Das ist nicht im-mer erfreulich und angenehm, macht bisweilen auch

Angst, aber die Situation berechenbarer. Unter Authentizität verstehe ich weiterhin, dass es sowieso nicht möglich ist, es allen Menschen recht zu machen, auch nicht überall beliebt zu sein. Geradlinigkeit und Konsequenz dagegen imponiert mir sehr, davor ziehe ich meinen Hut. Das ist es wahr-scheinlich auch, was einen authentischen Menschen ausmacht.

Wie wir gesehen haben, coachen sie auch Schüler. Wie wichtig ist Ihnen, gerade die Jugendlichen wieder auf den richtigen Weg zu bringen? Warum überhaupt muss man Jugendliche auf den richtigen Weg bringen? Was genau ist der richtige Weg? Wer gibt diesen Weg vor? Wie sieht die sogenannte Konditionie-rung unseres Nachwuchses heute aus? Was für eine Menschenform wird hier gezüchtet?Durch unsere massive Sicherheitsdenke, Überbehütung, der Verlust der Männlich-keit, etc… verwehren wir es oftmals den Kids, eigene Lern-Erfahrungen zu machen, aus eigenen Fehlern zu lernen, und auch ei-nen wahren Zugang zu sich selbst zu finden. Das naive Kindsein und eine unbeschwerte Kindheit können vor lauter Konditionierung und Leistungsdruck kaum noch erfahren und ausgelebt werden. Sicher benötigen junge Menschen Orientierung, Grenzen und Vorbilder, aber auch die Möglichkeit, sich selbst in allen Facetten erfahren und leben zu dürfen, und somit auch einen Zugang zu sich selbst und ihrem eigenen Innersten zu finden. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Ich selbst habe keinen Zugriff mehr auf mei-ne Kindheit bis zum 13.ten Lebensjahr, das ist ein Teil des Preises, den ich für meine

massiv durchgeknallte Suchtkarriere bezah-len musste. Unwiederbringlich von meiner Festplatte gelöscht. Danach war ich unbe-zähmbar und außer Rand und Band, habe mir selbst und meinem sozialen Umfeld sehr viel Leid und Sorgen zugefügt. Meine Entwicklung wurde geleitet durch ein Ler-nen durch Schmerz und Leid. Ich stand total neben mir und hatte null Zugang zu mei-nem eigenen Selbst, meinem Wertekonzept, als auch zu dem, was man heute soziale Kompetenz nennt. Genau darum geht es in meinen Vorträgen und Trainings. Ich möch-te den Menschen dazu verhelfen, den Weg zu sich selbst zu gehen, sich selbst ehrlich und ohne Selbstbeschiss zu begegnen, sich seine Fehler und Schwächen eizugestehen, sich selbst auszuhalten, mutig zu werden, und damit zu beginnen, an sich zu arbeiten und sein Leben selbstbewusst und selbst-bestimmt zu rocken. Es ist nicht immer angenehm, sich selbst ehrlich im Spiegel zu betrachten, es bietet jedoch die Möglichkeit auf ein wirklich selbstbestimmtes und ei-nigermaßen zufriedenes, manchmal auch glückliches Leben.

Die Kids sind das Produkt und die Früch-te unserer eigenen Lebensweise, sie halten unserer Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vor, und wir wundern uns – Fuck!

Also, ich bringe die Jugendlichen nicht auf den richtigen Weg, das kann nur der (jun-ge) Mensch selbst. Mein Tun bezieht sich darauf, mal den Blick nach innen zu wagen, sich seiner eigentlichen und inneren Ziele und Möglichkeiten bewusst zu werden, po-sitive Lernerfahrungen zu machen, seine eigene Kreativität zu entwickeln, kritisch zu hinterfragen. Gar nicht erst damit anzufan-gen, sich in einer durch die Massenmedien gesteuerten und inszenierten Scheinwelt behämmerter Ideale und Vorbilder zu ver-lieren, um dadurch zu einem ferngesteuer-ten Zombie zu mutieren. Ich leite sie dazu an, zu hinterfragen, ein gesundes Selbstbe-wusstsein zu generieren, Unangenehmes durchzustehen und auszuhalten, sich der eigenen Persönlichkeit zu stellen. Raus aus der verpeilten Unwissenheit rein in die Neu-gierde; – Hin zu sich selbst!

Teil 2 Lesen Sie in der nächsten Ausgabe des UNITEDNETWORKER

Bis heute durfte ich sehr viele und sehr tiefe Blicke

hinter die Kulissen des „Men-schenmachens“ werfen, wo-

für ich sehr dankbar bin.

UN