Der Perfektionist - rbernauer.de · Monster. Heute reicht das SVT-Programm vom 1.6 (60 PS, 110 Nm)...

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nglaublich! Knapp 300.000 Ki- lometer hat der Motor auf dem Buckel. Und darf mittlerweile den vierten Käfer antreiben – Robert Bernauers Alltagsauto. Tag für Tag, bei jedem Wetter, auch im Winter. Ein ner- vöser Sportmotor wäre dafür kaum geeig- net. Ein Blick unter die Haube des 67er prä- sentiert denn auch Serienoptik: Solex-Ver- gaser, Zweikanal-Ansaugbrücke. Ein origi- naler Boxer mit 44 oder 50 PS? Keineswegs: Hier sorgt ein dicker Zentralvergaser-Mo- tor dafür, „dass ein LKW zügig überholt wer- den kann“, erklärt der Motoren-Createur aus Oberbayern lächelnd. Und hält auffor- dernd den Zündschlüssel hoch. Doch an- stelle seines betagten 1.915ers, der immer noch 80 PS auf der Rolle drückt und seit Jah- ren nur noch E10 bekommt, dürfen wir den 2.176 ccm großen Bruder im schwarzen 67er Käfer der Gemahlin pilotieren. Erster Eindruck: Der Volkswagen springt mit dem Schlüsseldreh sofort an, verfällt in einen unauffällig-ruhigen Leerlauf. Laut- stärke, Optik? Original! Lediglich der leicht gekürzte Schnorchel des Luftfilters sowie ein unauffälliger Entlüftungsschlauch zum rechten Ventildeckel weichen davon ab. Un- auffälliger lässt sich Frisier-Kunst kaum verpacken. Los geht’s! Frappierend druck- voll schiebt der Boxer an, bleibt akustisch aber annähernd auf Serienlautstärke. Beim Erklimmen der Drehzahlleiter lässt der Der Perfektionist In mehr als einem Vierteljahrhundert Feinschliff hat Robert Bernauer potente Serienvergaser-Motoren zu beeindruckender Reife entwickelt. Sein Konzept? Eher ungewöhnlich ... Text Arne Olerth Fotos Jan Bürgermeister U Technik Die hauseigene Fließbank hilft bei der Er- mittlung der perfekten Ansaugkanal-Form Special Zentral- vergaser 76 KäferRevue 2019

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Page 1: Der Perfektionist - rbernauer.de · Monster. Heute reicht das SVT-Programm vom 1.6 (60 PS, 110 Nm) über den 1,8 Liter (70 PS/ 130 Nm) bis 2,3 Liter (94x82 mm) (122 PS / 236 Nm).

nglaublich! Knapp 300.000 Ki-lometer hat der Motor auf dem Buckel. Und darf mittlerweile den vierten Käfer antreiben –

Robert Bernauers Alltagsauto. Tag für Tag, bei jedem Wetter, auch im Winter. Ein ner-vöser Sportmotor wäre dafür kaum geeig-net. Ein Blick unter die Haube des 67er prä-sentiert denn auch Serienoptik: Solex-Ver-gaser, Zweikanal-Ansaugbrücke. Ein origi-na ler Boxer mit 44 oder 50 PS? Keineswegs: Hier sorgt ein dicker Zentralvergaser-Mo-tor dafür, „dass ein LKW zügig überholt wer-den kann“, erklärt der Motoren-Createur aus Oberbayern lächelnd. Und hält auffor-dernd den Zündschlüssel hoch. Doch an-stelle seines betagten 1.915ers, der immer noch 80 PS auf der Rolle drückt und seit Jah-ren nur noch E10 bekommt, dürfen wir den 2.176 ccm großen Bruder im schwarzen 67er Käfer der Gemahlin pilotieren.

Erster Eindruck: Der Volkswagen springt mit dem Schlüsseldreh sofort an, verfällt in

einen unauffällig-ruhigen Leerlauf. Laut-stärke, Optik? Original! Lediglich der leicht gekürzte Schnorchel des Luftfilters sowie ein unauffälliger Entlüftungsschlauch zum rechten Ventildeckel weichen davon ab. Un-auffälliger lässt sich Frisier-Kunst kaum verpacken. Los geht’s! Frappierend druck-voll schiebt der Boxer an, bleibt akustisch aber annähernd auf Serienlautstärke. Beim Erklimmen der Drehzahlleiter lässt der

Der PerfektionistIn mehr als einem Vierteljahrhundert Feinschliff hat Robert Bernauer potente Serienvergaser-Motoren zu beeindruckender Reife entwickelt. Sein Konzept? Eher ungewöhnlich ...

Text Arne Olerth Fotos Jan Bürgermeister

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Technik

Die hauseigene Fließbank hilft bei der Er-mittlung der perfekten Ansaugkanal-Form

Special

Zentral­

vergaser

76 KäferRevue 2019

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RPM [1/min]

2000 3000 4000 5000

100 -

50 -

Leistung PS Moment Nm

150 -

- 200.0

- 100.0

Schub kaum nach, unterstreicht den linea-ren Verlauf der Momentenkurve. Käferty-pisch früh findet sie sanft ein Ende. Die wunderbar seriennahe Charakteristik des Motors begeistert. Der Serienvergaser-Mo-tor (SVT) von Robert Bernauer bietet dabei deutlich mehr Druck und Leistung als ge-wohnt, skaliert gewissermaßen die belieb-ten Tugenden des Käfermotors der Siebzi-ger auf die Verkehrsverhältnisse von heu-te. Höhere Reisegeschwindigkeiten sichert Robert Bernauer über eine von 3.87 auf 3.44 verlängerte Achsübersetzung. Abschluss-test: Ein steiler Anstieg, drei Personen an Bord, Tempo 40 im vierten Gang – Vollgas! Willig dreht der Boxer hoch, kein Verschlu-cken trübt den Boxer-Genuss. Klasse!

Die Entwicklung startete vor 30 Jahren

Zurück in der Firmenzentrale von Ro-berts Motorenschmiede „Innovative Moto-rentechnik Bernauer“ RMB führt der Chef zum Rollenprüfstand. Dort hängt ein nahe-zu identisches Aggregat, frisch aufgebaut. Hier aber mit CSP-Super Competition an-stelle des VW-Auspuffs mit TDE-Endrohren. Drei Prüfstandläufe, drei Ölwechsel, drei-mal Ventilspiel einstellen hat der Motor be-reits hinter sich – ist also eingefahren. Jetzt die Kür: die Leistungsmessung. Ohrenschüt-zer werden verteilt, die Messung gefahren:

97 PS bei 3.800/min und brachiale 219 Nm bei 2.150/min. Kein Wunder, dass der Schwarze dem Berg fast das Asphaltband abgezogen hatte (91 PS/226 Nm). Schwer beeindruckend! „Mittlerweile machen die SVTs mehr als 60 Prozent meiner Aufträge aus. Noch vor Porsche 356- und Typ1-Dop-pelvergaser-Motoren.“

Die Entwicklung freilich begann schon sehr früh, präzise: 1989. Robert, damals im Freundeskreis ein geschätzter Boxermoto-ren-Schrauber, wurde von seinen österrei-chischen Spezln um Unterstützung gebe-ten. Im Gegensatz zu Deutschland war hier die Eintragung von frisierten oder anderen Motoren enorm Zeit- und Geld-intensiv, da-her meist unmöglich. Um den Wunsch nach mehr Dampf dennoch zu erfüllen, ersann Robert seine SVT-Motoren: Serienvergaser-Boxer mit deutlich mehr Hubraum. Die Krux: Im Gegensatz zum deutschen CO wur-de damals in Österreich das Abgas bei der

Hauptuntersuchung auf HC kontrolliert, das beim Frisieren meist signifikant ansteigt. Zwei Jahre tüftelte Robert, tauschte Nocken-wellen deutscher und US-amerikanischer Hersteller. Keine konnte überzeugen, also ließ er eine eigene nach seinen Vorgaben fertigen. Oder besser zwei: eine mit etwa 270° für Motoren bis zwei Liter Hubraum und eine mit 285° für die Dicken. Der Hub? Jenseits der zehn Millimeter. 1991 stand das Konzept, damals mit 94er-Kolben und Seri-en kurbelwelle. Macht 1.915 ccm Hubraum. 1996 folgte dann der Schritt in die Selbst-ständigkeit, 1998 das erste 2,3 Liter-SVT-

Technik

1. Sieht aus wie Serie, klingt und verbraucht wie Serie und geht doch brutal besser 2. Der glei-che Motor mit unbearbeitetem Serien-Schalldämpfer macht den Sleeper-Look perfekt. Sein Büffel-artiger Antritt liegt auf TDI-Niveau 3. 97 PS / 219 Nm mit CSP Super Comp.-Auspuff

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Monster. Heute reicht das SVT-Programm vom 1.6 (60 PS, 110 Nm) über den 1,8 Liter (70 PS/ 130 Nm) bis 2,3 Liter (94x82 mm) (122 PS / 236 Nm). Dass damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, bewies Robert 2010 mit einem 2,4 Liter mit 136 PS, der einen Käfer in 6,4 Sekunden auf Tem-po 100 katapultierte – wohlgemerkt: durch einen Motor in Serienoptik. Und mit einem 34er PICT-Vergaser. Zwar könnten die 37/39er in Sachen Spitzenleistung eine Schippe drauflegen, dafür wäre es mit der seriennahen Sparsamkeit dann aber vor-bei. Er passe lediglich Starterklappe und Hauptdüse an, fertig. Nur bei den ganz Di-cken würde noch das Venturi bearbeitet.

Das Saugrohr? Serie, genauso wie der Luftfilter. Bei den Dicken noch den Schnor-chel kürzen, das war´s. Ganz wichtig: eine funktionierende Ansaugluft-Vorwämung.

„Der Luftfilter sollte schon nach kurzer Fahrt warm sein.“ Robert verlegt den Warmluftab-griff direkt an den Auspufftopf, schneller warm geht nicht. Die Vorwärmung des

Saugrohres aber bleibt kalt, das Konzept be-währt sich seit Jahrzehnten schon. Ohne Einbußen, sogar bei Nässe und Schnee.

Ausgebuffte Brennraum-Gestaltung

In den Köpfen steckt enormes Know-How, besonders in der Brennraumgestal-tung. In unzähligen Versuchen und unter Zuhilfenahme der hauseigenen Fließbank hat Robert hier die perfekte Symbiose aus Leistung & Verbrauch ermittelt. Der Brenn-raum ist für alle Hubraumgrößen identisch, genauso wie der Ventil-Durchmesser (35,5/ 32 mm). Zündseitig setzt RMB auf den Se-rienverteiler mit stillgelegter Unterdruck-verstellung.

Die Preise? Die Komplett-Motoren be-ginnen bei 7.590 Euro, der gefahrene 2,2 Li-ter kostet 9.800 Euro. Klasse: Robert zeigt ein Herz für Selberschrauber und bietet sein SVT-Kit in drei Hubraumklassen (1.585 - 1.915 ccm) an. Los geht´s bei schrauberfreundli-chen 1.490 Euro.

Neben einem stationären hilft auch ein Rol-lenprüfstand bei der Motor-Abstimmung

Ein Herz für Schrauber: Robert verkauft seine Zentralvergaser-Motorenkompetenz in Kitform (Zylinderköpfe, Nockenwelle, Stößel und Vergaser-Umrüstung) ab nur 1.490 Euro

Kontakt:RMB Innovative Motorentechnik Robert [email protected]

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Foto

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