DER PRÜFINGENIEUR - BVPI€¦ · Rolf Katzenbach et. al.: Die Berücksichtigung und Modellierung...

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www.bvpi.de | ISSN 1430-0984 DER PRÜFINGENIEUR Das Magazin der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik Mai 2013 | 42 Braucht auch die Bauaufsicht einen Rettungsschirm? Zur Entwicklung der Nachrechnungsrichtlinie für die Brückenertüchtigung Brandschutz-Nachweise für Geschossdecken und Wände im Bestand Vereinfachte Brandschutzbemessung von Stahlbetonstützen nach Eurocode Zur Bedeutung der Baugrund-Tragwerk-Interaktion Ingenieurleistungen für ein integriertes Hochwasserrisiko-Management Neue Instrumente für das Bauen im Umfeld einer industriellen Produktion Hoheitlich oder privat? Wo liegen die rechtlichen Grenzen der Privatisierung?

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    DER PRÜFINGENIEURDas Magazin der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik

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    � Braucht auch die Bauaufsicht einen Rettungsschirm?� Zur Entwicklung der Nachrechnungsrichtlinie für die Brückenertüchtigung� Brandschutz-Nachweise für Geschossdecken und Wände im Bestand� Vereinfachte Brandschutzbemessung von Stahlbetonstützen nach Eurocode� Zur Bedeutung der Baugrund-Tragwerk-Interaktion� Ingenieurleistungen für ein integriertes Hochwasserrisiko-Management � Neue Instrumente für das Bauen im Umfeld einer industriellen Produktion � Hoheitlich oder privat? Wo liegen die rechtlichen Grenzen der Privatisierung?

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  • INHALT

    Der Prüfingenieur | Mai 2013 3

    Titelfoto: Craig Cozart/iStockphoto

    EDITORIALDipl.-Ing. Peter Otte: Braucht auch die Bauaufsicht einen Rettungsschirm? 4

    NACHRICHTENBVPI-Jahrestagung im September in Konstanz: Fachvorträge und Besichtigungstouren 6BÜV-Mitgliederversammlung: neue Website und neue strategische Ausrichtung 6DPÜ: Offizielle Akkreditierung der Zertifizierstelle kurz vor dem Abschluss 7Aktualisierte Fassung der BÜV-Empfehlungen für Windenergieanlagen 7Großes Interesse am BVPI-Seminar über die Heißbemessung 8vpi-EBA-Seminar: EC-Anwendung im Brücken-, Ingenieur- und Hochbau der Eisenbahnen 8Neuer BÜV- Arbeitskreis für Bauwerksprüfungen nach DIN 1076 9Lutz Lehmann löst Dieter Zauft als Vorsitzender in Brandenburg ab 9Bericht über Tätigkeiten und Erfolge der pränormativen Initiativen PRB und PiN 10„Ingenieurforum Tragwerksplanung“ der Prüfingenieure Sachsen-Anhalt in Halle 14Arbeitstagung der Prüfingenieure Baden-Württemberg Ende Juni in Baden-Baden 14Besuch aus Weißrussland in der BVPI-Geschäftsstelle in Berlin 14vpi-EBA-Vorsitzender Dr. Dietmar H. Maier wurde 60 Jahre 15BÜV-Leitfaden für Wiederkehrende Bauwerksprüfungen im Hochbau 1521. Bautechnisches Seminar in NRW mit höchst aktuellen Referaten 16Ehrenpräsident Dr. Hans-Peter Andrä wurde 65 Jahre 17Bericht aus dem Deutschen Institut für Bautechnik 18Gundolf Pahn zum Leiter des Technischen Koordinierungsausschusses gewählt 19

    BRÜCKENBAUDr.-Ing. Gero Marzahn: Die Tragfähigkeitsreserven vieler älterer Brücken sind weitgehend aufgebraucht – Zur Weiterentwicklung der Nachrechnungsrichtlinie für die Entscheidung über Verstärkung oder Ersatz 20

    BRANDSCHUTZProf. Dr.-Ing. Jürgen Wesche: Brandschutztechnische Bewertung und Ertüchtigung von Geschossdecken und vertikalen Bauteilen im Bestand – Ergebnisse wissenschaftlicherUntersuchungen weisen der Praxis neue Wege zu sicheren Nachweisen 30

    BRANDSCHUTZDr.-Ing Ekkehard Richter: Brandschutztechnische Bemessung von Stahlbetonstützennach Eurocode 2 Teil 1-2 (DIN EN 1992-1-2) – Nachweise sind auch mit vereinfachten und mit allgemeinen Rechenverfahren möglich 37

    GEOTECHNIKProf. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach et. al.: Die Berücksichtigung und Modellierung der Interaktion zwischen Baugrund und Tragwerk ist für die Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit der Konstruktion von entscheidender Bedeutung 44

    HOCHWASSERSCHUTZDr.-Ing. Uwe Müller: Methodische und ingenieurmäßige Leistungen für einintegriertes Hochwasserrisiko-Management – Bestandsaufnahme und Überblick zehn Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 in Sachsen 63

    TRAGWERKSPLANUNGDipl. Ing. Stefan Keck: Beispiel Automobilindustrie: Bauen im Umfeld der Produktion und Standsicherheit im Betrieb – Unter Produktionaspekten realisierte Gebäude werden auf Gebrauchstauglichkeit getrimmt und regelmäßig überprüft 70

    HAFTUNGDr. jur. Christoph Steiner: Hoheitlich oder privat? Wo beginnt die rechtliche Grenze der privaten bautechnischen Prüfungen? – Die Privatisierung erscheint dann unzulässig, wenn bestimmte Schwächungstatbestände auftreten können 78

    IMPRESSUM 80

  • EDITORIAL

    4 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    Braucht auch die Bauaufsicht einen Rettungsschirm?

    Hand aufs Herz – sind wir nicht alle der Schlagzeilen überdrüssig, dieim Monats-, Wochen- oder gar im Tagesrhythmus über den Ticker kom-men und über Missstände und Vorfälle in vielen Bereichen des öffent-lichen Lebens berichten? Selbst ohne exakte Zahlen zu kennen, hatman das Gefühl, die Häufigkeit dieser Meldungen und das Ausmaß derVorfälle nähmen tendenziell zu.

    Dabei ist wohl der Lebensmittelbereich am häufigsten betroffen. Wirerinnern uns an Glykol im Wein, an Würmer im Speisefisch, schimmel-pilzverseuchtes Tierfutter, Pferde- statt Rindfleisch „im Topf“ oder anvermeintliche Bio-Eier aus der Massentierhaltung.

    Nicht so zahlreich, aber umso dramatischer waren vermutlich für unsalle die Horrormeldungen über die Auswüchse der Finanzwelt. Sie be-gannen, 2008 mit der Pleite von Lehman Brothers ruchbar zu werden,zeitigten schmerzhafte pekuniäre Konsequenzen für uns alle und erfor-derten weltweit Gegenmaßnahmen.

    Für uns Europäer sind die Finanzkrisen in Irland, Portugal, Griechen-land und Zypern zu schwerwiegenden Meilensteinen geworden, undsie haben wiederholt den Ruf nach einem Rettungsschirm laut werdenlassen, der ja mittlerweile die finanzielle Stabilität im Euro-Währungs-gebiet sichern hilft.

    Und wie ist es mit dem Bausektor bestellt? Gerade erst haben in Ban-gladesch über tausend Menschen beim Einsturz eines Fabrikgebäudesihr Leben verloren. Dessen Grund waren keine Explosion und auch

    kein Erdbeben: Eingestürzt ist ein Gebäude, das wahrscheinlich jedervon uns betreten hätte, ohne sich Gedanken über seine Stand -sicherheit zu machen.

    Auch bei dem 1995 zusammengebrochenen Sampoong-Kaufhaus inSeoul mit über 500 Toten und mehr als 900 zum Teil schwer Verletztenhandelte es sich nicht um einen tragischen Unglücksfall, sondern umeine von Menschen zu verantwortende Katastrophe. Als Ursachen die-ses Einsturzes wurden die Verwendung ungeeigneter Baustoffe, dievorsätzliche Missachtung bestimmter Bauvorschriften und eine fehler-hafte Baukonstruktion herausgefunden; eine maßgebliche Rolle spiel-ten für den Einsturz wohl auch nachlässige Kontrollen der behördli-chen Bauaufsicht und die Bestechlichkeit von Beamten.

    Wer nun in Deutschland und Europa glaubt, das alles berühre ihn nuram Rande, das sei ja alles so weit weg, der möge sich an den Einsturzdes Daches der Eissporthalle in Bad Reichenhall im Januar 2006 oderan den Zusammenbruch des Kölner Stadtarchivs im März 2009 erin-nern.

    Und spätestens hier sollten wir uns fragen (lassen), wie es dazu kom-men konnte und wie es wohl weitergehen soll.

    Beginnen wir mit dem Lebensmittelbereich: Dort soll – nach dem Mot-to „Geiz ist geil“ – allein das Verhalten der Konsumenten dafür ver-antwortlich sein, dass nichts unversucht gelassen wird, den Herstel-lungsaufwand zu minimieren, Regelungen gäbe es genug, mehr staat-liche Kontrollen brächten aber nichts und wären schlicht zu teuer.

    Geht es um den Banken- und Finanzsektor, dann wird häufig dochschon einmal von der Gier Einzelner als Ursache des schädlichen, ego-istischen und kurzsichtigen Verhaltens der Banken gesprochen undwegen deren „Systemrelevanz“ mehr Aufsicht nicht nur nicht mehrausgeschlossen, sondern endlich auch gesetzlich eingeführt. Daran,dass die Gesetze des Marktes hier etwas im Selbstlauf quasi automa-tisch zum Guten ändern würden, glaubt offensichtlich niemand mehr.

    An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Sind unsere Lebensmittelund sind nicht alle unsere Gebäude und baulichen Anlagen, die denwesentlichen Teil unserer ganzen Infrastruktur bilden, ebenso system-relevant?

    Und was unterscheidet jene Menschen, die andere mit Lebensmittelnversorgen oder an der Errichtung und der Erhaltung unserer Infrastruk-tur beteiligt sind, von denen, die Bankdienstleistungen erbringen? Sie

    Diplom-Ingenieur Peter OtteVizepräsident der Bundes-vereinigung der Prüfingenieurefür Bautechnik (BVPI),Präsident der IngenieurkammerMecklenburg-Vorpommern

  • EDITORIAL

    Der Prüfingenieur | Mai 2013 5

    alle müssen sich unter Marktbedingungen behaupten; die aber wer-den, insbesondere am Bau, auch in der Bundesrepublik Deutschlandwesentlich von der Art und Weise bestimmt, mit der Planungs- undBauleistungen vergeben werden.

    Entscheidend für Vergaben, auch der öffentlichen Hand, ist nun einmalder Preis, und wen wundert es: Jeder Bieter weiß das und jeder holt –nach immer gleichem Schema – für alles, was er selbst nicht hat odernicht für weniger Geld anbieten kann, Angebote von Subunterneh-mern ein. Bei der Auswahl der Subunternehmerleistungen kommt kei-ner der Bieter an dem dafür jeweils billigsten Angebot vorbei, denn ermuss damit rechnen, dass auch jeder seiner Mitbewerber gerade die-ses in sein Angebot mit einbeziehen wird.

    Das ist nicht neu. Neu sind aber die zunehmend zu beobachtenden ne-gativen Auswirkungen des Personalabbaus bei den Bauverwaltungen.Davon betroffen sind die Vergabestellen ebenso wie die staatlicheBauaufsicht. Das waren und sind, wie wir wissen, die Stellen, die regu-lierend wirksam werden könnten, wenn sie denn ausreichend mit denerforderlichen Fachkräften besetzt wären.

    Solange das nicht so ist, solange wettbewerbswidriges Verhalten beiden Anbietern von Bau- und Planungsleistungen nicht rechtzeitig er-kannt und nachgewiesen werden kann, haben diejenigen das Nachse-hen, die von einem fairen Wettbewerb ausgehen und sich an die Re-geln halten.

    Der enorme Beschäftigungsrückgang im Bauwesen, der in der zweitenHälfte der 90er Jahre begann, ist ja nur scheinbar vorbei. Jeder vonuns kann gestandene und gut geführte Firmen nennen, die seitdemaufgegeben haben. Das alles kann nicht nur mit der sinkenden Nach-frage erklärt werden. Es sind auch die veränderten Rand- und Markt-bedingungen, unter denen Leistungen am Bau heute vergeben undüberwacht werden, die ihre Spuren hinterlassen.

    Es geht hier nicht um die Frage, ob früher alles besser war. Es liegt inder Natur des Menschen und ist sein großer Vorteil, dass er Verände-rungen erkennen und sich auf sie einstellen kann. Bleiben die Rah-menbedingungen wie sie sind, werden wir wohl auch künftig Ereignis-se beklagen müssen, bei denen die Gier Einzelner zu schwerwiegen-den Folgen für die Gesellschaft führt. Das mag sich auf Einzelfälle be-schränken.

    Es bleiben der Druck auf die Anbieter auf der einen Seite und die nach-lassenden Fähigkeiten der Vergabestellen auf der anderen Seite, sich

    von der Wirtschaftlichkeit der Angebote und der Vollständigkeit derLeistungserbringung zu überzeugen.

    Ohne wirksame Prüfungen und ohne Kontrollen wächst die Gefahr,dass Grenzen überschritten und Regeln verletzt werden. Das ist allge-mein bekannt.

    In welchem Maße dadurch die Sicherheit und Ordnung des öffentli-chen Lebens beeinträchtigt werden können, ist bei den oben erwähn-ten Unglücksfällen deutlich geworden.

    Warum ist nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall dieNachfrage nach regelmäßigen Überprüfungen von Hochbauten ei-gentlich deutlich angestiegen?

    Doch nicht, weil die Verkehrssicherungspflicht der Eigentümer undBauherrn so selbstverständlich wahrgenommen würde, wie sie alsgesetzliche Pflicht besteht, sondern wegen des bekannten „Reueef-fektes“, wie ihn alle Verkehrsteilnehmer nach einem Unfall oder einer„Blitzerfalle“ kennen, der übrigens im Laufe der Zeit wieder abnimmt.

    Die eingangs gestellte Frage aber, ob die Bauaufsicht einen Rettungs-schirm braucht, können wir beantworten mit: Die Bauaufsicht ist derRettungsschirm unseres Bauwesens, braucht dazu allerdings wiederdie Effektivität aus der Vergangenheit!

    Nachdem die Bauaufsicht in den vergangenen Jahrzehnten immermehr der Deregulierung unterworfen wurde, ist es deshalb höchsteZeit, sie wieder ihrer originären Aufgabe zuzuführen und mit den erfor-derlichen Ressourcen auszustatten, denn nur diejenigen Gesetze undRegeln sind wirkungsvoll, deren Einhaltung auch kontrolliert wird.

  • NACHRICHTEN

    6 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    BVPI-Jahrestagung im September in Konstanz:Aktuelle Fachvorträge und vier BesichtigungstourenIn einer der wohl am schönsten gelege-nen Städte Deutschlands, nämlich inKonstanz am Bodensee, wird am Freitagund Samstag, dem 20. und 21. Septem-ber, die diesjährige Arbeitstagung derBundesvereinigung der Prüfingenieurefür Bautechnik (BVPI) durchgeführt, undzwar im 600 Jahre alten Konzilgebäude,einem der zahllosen stummen aber his-torisch beredten Zeugen der 2000 Jahrealten Geschichte dieser Stadt, das direktam Ufer des Bodensees liegt. Wie in je-dem Jahr, so bieten die Veranstalter auch2013 ein ungewöhnlich vielseitiges undansprechendes Fachprogramm und einaußerordentlich abwechslungsreichesBegleitprogramm an, das von der gast-gebenden Landesvereinigung Baden-Württemberg vorbereitet wird.

    Das Fachprogramm am Freitag beginnt mitaktuellen Berichten über die derzeitige Tätig-keit des Deutschen Instituts für Bautechnik(DIBt), über die Arbeit der Bauministerkonfe-renz und über die Fortschritte der pränorma-tiven Arbeit in der Initiative PraxisgerechteRegelwerke im Bauwesen (PRB); Vortragendesind der Präsident des DIBt, Dipl.-Ing. Ger-hard Breitschaft, der Leiter der Fachkommis-sion Bautechnik der ARGEBAU, MinisterialratDr.-Ing. Gerhard Scheuermann, und der Ge-schäftsführer der PRB, Dr.-Ing. Lars Meyer.Danach folgen ein Praxisvortrag über dasBuilding Information Modeling (BIM) und amNachmittag vier Referate über infrastruktu-relle Großbauprojekte und über brandschutz-technische Themen, und zwar parallel im ers-ten Vortragsblock über den Bau des Katzen-bergtunnels, des größten Einzelbauwerks der

    Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe – Ba-sel und über die Umsetzung von EU-Richtlini-en im Bereich der Eisenbahninfrastruktur,und im zweiten Vortragsblock über die An-wendung und Umsetzung der Muster-Indus-triebau-Richtlinie (MIndBauRL) bei der Prü-fung von Brandschutzkonzepten für landwirt-schaftliche Stallanlagen und über die Prü-fung von Ingenieurmethoden des Brand-schutzes im Dialog zwischen Fachplanernund Prüfingenieuren.

    Danach geht es vor dem Plenum mit einemVortrag über Stuttgart 21 weiter, einem Sta-tusbericht aus Sicht der Planer und Prüfinge-nieure, den Volker Weiß von der DB Projekt-Bau GmbH und der EBA-Sachverständige Dr.-Ing. Wolfgang Rauscher erstatten werden.Dazu passend schließt sich ein Vortrag überdie Frage an, warum wir uns in Deutschlandso schwer mit Großprojekten tun („Motto:Ohne Bauen geht nichts!“). Eine Antwortwagt und versucht als Referent der Präsidentdes Bauindustrieverbandes NRW, Dipl.-Ing.Martin Schlegel.

    Am Samstag, dem 21. September, geht esfachlich weiter mit Vorträgen über:

    � BauTech – HighTech (neue Materialienund Technologien im konstruktiven Inge-nieurbau),

    � Stützen mit hochfestem Betonstahl imHochhausbau,

    � Pumpspeicherkraftwerke als Beitrag zurEnergiewende,

    � den Neubau der Kanalüberführung Elbeuin der Osthaltung des Mittellandkanals beiMagdeburg und

    � die womöglich unterschiedliche Haftungvon Prüfingenieuren und Prüfsachverstän-digen.

    Der alljährliche Festvortrag der Arbeitsta-gung der BVPI behandelt am Samstagnach-mittag dieses Jahr die „Diversitätsintelli-genz“, die „Weisheit durch Vielfalt“ ver-spricht, eine Themenaussage, die Prof. Dr.med. Johannes Kornhuber begründen und er-klären wird, der Leiter der psychiatrischenund psychotherapeutischen Klinik des Uni-versitätsklinikum Erlangen.

    Eingerahmt wird die Fachtagung von einemabwechslungsreichen Begleitprogramm.Während am Freitag vier Touren dazu einla-den, Konstanz und die sehr reizvolle Umge-bung zu erleben, können sich die Begleitper-sonen am Samstagvormittag in thematischunterschiedlichen Führungen durch Konstanzin die Zeit des Mittelalters entführen lassen,einen Blick hinter die steinernen Fassadenwerfen oder beim Rundgang die Sehenswür-digkeiten der Stadt aufsuchen.

    Der traditionelle festliche Landesabend mitgutem Essen, Tanz und Unterhaltung wirdebenfalls im Konzil stattfinden, einem tradi-tionellen Ort der Begegnung, der seine Besu-cher in diesem Jahr mit renoviertem Gesichtempfangen wird, in modernem Glanz mitmittelalterlichem Charme.

    Die Anmeldungen zu den einzelnen Pro-grammpunkten erbittet die BVPI online biszum 7. August 2013 über den Link:

    � www.bvpi.de � Veranstaltungskalender

    BÜV-Mitgliederversammlung: alter Vorstand, neue Websiteund eine neue personelle und strategische AusrichtungDer Bauüberwachungsverein BÜV hat ei-ne neue Internetpräsenz erarbeitet undpünktlich zur jüngsten Mitgliederver-sammlung im November 2012 an derHochschule in München für die Öffent-lichkeit freigeschaltet.

    Sie erläutert mit kurzen, einprägsamen Textendessen Ziele und Zweck, die Historie seinerExistenz, die fachliche Zusammensetzung sei-

    ner Mitglieder und deren Kommunikationsda-ten, Fachgebiete und Tätigkeiten. Außerdemwerden die Arbeitsgebiete der BÜV-Arbeits-kreise beschrieben, die fachlichen Veröffentli-chungen des BÜV aufgelistet und zum Herun-terladen dargeboten und der Veranstaltungs-kalender des BÜV veröffentlicht. Im Mittel-punkt der Mitgliederversammlung des BÜVstanden der jährliche Bericht des Vorstandessowie dessen turnusmäßige Wahl in deren Ver-

    lauf die bisherigen Amtsinhaber und die Kas-senprüfer für weitere vier Jahre wiederge-wählt worden sind. Berichtet wurde über dieEntwicklung des BÜV seit der Mitgliederver-sammlung 2008 in Saarbrücken, über seinepersonelle und strategische Neuausrichtungsowie über zahlreiche Verbandsaktivitäten aufvielerlei Sachgebieten.

    � www.buev-ev.de

  • NACHRICHTEN

    Der Prüfingenieur | Mai 2013 7

    Die Bemühungen des DPÜ um die offizielle Akkreditierungseiner Zertifizierstelle stehen kurz vor ihrem AbschlussDas Deutsche Institut für Prüfung undÜberwachung (DPÜ) hat seine Bemühun-gen um eine Akkreditierung seiner Zerti-fizierstelle (DPÜ-Zert.GmbH), die nachder Qualitätsnorm DIN EN 45013 hoch-qualifizierte Prüfsachverständige zertifi-ziert und überwacht, mit zwei weiterenSchritten bis kurz vor den Abschluss vo-rangebracht. Akkreditierende Stelle solldie Deutsche Akkreditierungsstelle derBundesrepublik Deutschland (DAkkS,Berlin) sein.

    Der erste Schritt auf dem weiteren Weg zurDAkkS-Zertifizierung der DPÜ-Zert.GmbHwar die Erarbeitung einer aussagefähigenDokumentation des Zertifizierungssystemsfür die Fachgruppe „Sachkundige Planer im

    Bereich Schutz und Instandsetzung von Be-tonbauwerken“ nach DIN EN ISO/IEC 17024(Zertifizierung der Fachkompetenz einer Per-son). Der zweite Schritt war die Evaluationdes 9. DPÜ-Zertifizierungslehrganges „Sach-kundiger Planer im Bereich Schutz und In-standsetzung von Betonbauwerken“, dervom 26. Februar bis zum 2. März 2013 in Ber-lin stattgefunden hatte. Diesen Lehrgang,der, wie in den vergangenen Jahren auch, ei-nen großen Zulauf erfahren hat, wurde imAuftrag der DAkkS von dem Auditor Dr.-Ing.Ulrich Wöhnl aus Osnabrück begutachtet. Erkonnte sich aus erster Hand einen Eindruckvon der Qualität der Referenten, der Themenund der abschließenden Prüfung verschaffen.Seine Erkenntnisse waren durchweg positiv,wie er nach dem Lehrgang durchblicken ließ.

    Ziel und Zweck der Akkreditierungsbemü-hungen ist es, den Sachkundigen Planer fürden Schutz und die Instandsetzung von Be-tonbauwerken unter Verwendung des Be-griffs „Zertifizierung“ mit einem besonderenQualitätsmerkmal zu versehen, das europa-weit verstanden wird und Anerkennung fin-det.

    Die Adressen der Sachkundigen Planer fürden Schutz und die Instandsetzung von Be-tonbauteilen können unter www.buev-mit-glieder.de gesucht, eingesehen oder ausge-druckt werden.

    � www.dpue.de

    BÜV-Empfehlungen für die Überwachung der Bauausführung von Windenergieanlagen liegen in aktualisierter Fassung vor

    Weil der Umfang der Überprüfung undÜberwachung von Windenergieanlagenvon den jeweils gültigen bauartübergrei-fenden und baustoffspezifischen Rege-lungen und Vorschriften abhängig ist,hat der Arbeitskreis Windenergieanlagendes Bauüberwachungsvereins (BÜV) jetzteine aktualisierte Fassung seiner „Emp-fehlungen für die Bauüberwachung vonWindenergieanlagen“ vorgelegt, die erseit 2004 veröffentlicht.

    Die aktualisierten Empfehlungen des BÜVstellen die für die Überwachung der Bauaus-führung von Windenergieanlagen notwendi-gen Maßnahmen und Kontrollen zusammen.

    Grund für die Herausgabe und Novellierungder Empfehlungen ist die nach wie vor anhal-tende Tendenz, immer mehr Windenergiean-lagen zu errichten, häufig versehen mit einer

    bundesweit geltenden Typenprüfung für dieTurmkonstruktion, deren Ausführung nachEinschätzung des BÜV einer verstärkten Kon-trolle bedarf.

    Eine ganzheitliche Überwachung von Bau-grund, Gründung und Turmkonstruktion, be-zogen auf die Übereinstimmung mit den ge-prüften Ausführungsunterlagen, wie sie vonden Bauordnungen der deutschen Ländervorgeschrieben wird, werde aber, so schreibtder BÜV, immer noch sehr oft unterlassen.

    Die novellierten Empfehlungen haben dieForm einer Checkliste. Unterschieden wirdzwischen bautechnischen Unterlagen undPrüfgegenständen, die bei einer Bauüberwa-chung stichprobenhaft zu kontrollieren sind.

    Für die Qualität der Empfehlungen des BÜVfür die Bauüberwachung von Windenergiean-

    lagen spricht die Tatsache, dass sie Beach-tung in der Richtlinie für Windenergieanla-gen des Deutschen Instituts für Bautechnikgefunden haben („Einwirkungen und Stand-sicherheitsnachweise für die Bemessung vonTurm und Gründung“, Stand: Oktober 2012;ab 15. April 2013 zur Nutzung freigegeben).Damit werden sie, wovon die Mitglieder desArbeitskreises Windenergieanlagen des BÜVüberzeugt sind, „Planungssicherheit für Bau-herren, Planer und ausführende Firmen imSinne einer vorbeugenden Gefahrenabwehrund eines nachhaltigen Verbraucherschutzesschaffen“.

    Die Empfehlungen können kostenfrei herun-tergeladen oder ausgedruckt werden unter:

    � www.buev-ev.de � Veröffentlichungen

  • NACHRICHTEN

    8 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    Großes Interesse am Seminar über die Heißbemessungvon Stahlbeton- und Spannbetontragwerken

    Voller Hörsaal: Beim ersten Brandschutzseminar der Bundesvereinigung der Prüfingenieure fürBautechnik (BVPI) zum Thema „Heißbemessung“ haben ungefähr 170 Teilnehmer das große In-teresse bewiesen, das die Prüfingenieure diesem Thema entgegenbringen.

    Die Bundesvereinigung der Prüfinge-nieure für Bautechnik (BVPI) hat zusam-men mit der Technischen UniversitätBraunschweig und dem Deutschen Insti-tut für Normung (DIN) Ende März 2013 inBraunschweig ein erstes Brandschutzse-minar mit dem Titel „Heißbemessung –Grundlagen und Anwendungen derBrandschutzteile Eurocode 1/2“ durch-geführt. Ungefähr 170 zahlende Teilneh-mer belegen, so die Einschätzung derVeranstalter, das sehr große Interesse,das die Prüfingenieure diesem Themaentgegenbringen. Deswegen wird am8. Oktober 2013 in Frankfurt am Mainein weiteres Seminar zu diesem Themaangeboten, das ebenfalls die Einwirkun-

    gen im Brandfall und die brandschutz-technische Bemessung von Stahlbeton-und Spannbetontragwerken behandelnwird.

    Als Referenten des Seminars in Braun-schweig fungierten hervorragende, unabhän-gige Kenner dieser Materie: Prof. Dr.-Ing.Dietmar Hosser und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jo-chen Zehfuß von der Technischen UniversitätBraunschweig und Prof. Dr.-Ing. Björn Kamp-meier von der Hochschule Magdeburg-Sten-dal; Zielgruppe dieses Seminars sind jenePrüfingenieure und Prüfsachverständigen fürBautechnik, die sich für die bauaufsichtlichgeforderte Prüfung von Brandschutznach-weisen mittels allgemeiner Rechenverfahren

    qualifizieren wollen. Darüber hinaus sindaber auch die Mitarbeiter in den Büros derPrüfingenieure und Prüfsachverständigen so-wie die Tragwerksplaner und Brandschutzin-genieure willkommen.

    Schon 2008 sind auf Wunsch der Fachkom-mission Bautechnik der ARGEBAU und aufInitiative der BVPI bundesweit in fünf Städ-ten in ganz Deutschland Brandschutzsemina-re „Heißbemessung – Übergang zwischenDIN 4102 und Eurocode“ durchgeführt wor-den, mit denen die theoretischen und prakti-schen Grundlagen der Heißbemessung fürden Stahlbeton- und für den Stahl- und Ver-bundbau im Übergang von der DIN 4102 zumEurocode vermittelt worden sind.

    Hintergrund dieser beiden Qualifizierungsak-tivitäten der BVPI ist der Umstand, dass dieEurocode-Brandschutzteile in die Musterlisteder Technischen Baubestimmungen (MLTB,Fassung Dezember 2011) aufgenommenworden, dass sie seit dem 1. Juli 2012 in al-len Bundesländern als Technische Baubestim-mungen (TB) zu beachten und dass sie des-halb jetzt bei der Bemessung der Standsi-cherheit tragender Bauteile im Brandfall zuGrunde zu legen sind.

    Inhaltlich basiert das neue Seminar auf demNormen-Handbuch „Spezialband Tragwerks-bemessung für den Brandfall“ und dem ent-sprechenden Kommentar „Brandschutz inEuropa – Bemessung nach Eurocodes“, diekurz zuvor im Beuth-Verlag des DIN erschie-nen sind.

    vpi-EBA: Erste Weiterbildung zur EC-Anwendung im Brücken-, Ingenieur- und Hochbau der Eisenbahnen

    Die Vereinigung der Sachverständigen undPrüfer für bautechnische Nachweise im Eisen-bahnbau (vpi-EBA) hat zusammen mit demEisenbahn-Bundesamt (EBA) und der Deut-schen Bahn AG eine Fortbildungsveranstal-tung konzipiert, deren Hauptaugenmerk aufdie Änderungen gerichtet ist, die durch dieEurocodes (seit dem 1. Mai 2013) im Hoch-und Ingenieurbau wirksam geworden sind.

    Im April 2013 sind diese Fortbildungsveran-staltungen erstmals durchgeführt worden,und zwar in Berlin und in Frankfurt am Main.Über das Thema „Anwendung der Eurocodesim Brücken- und Ingenieurbau sowie imHochbau im Bereich der Eisenbahnen“ habendabei angesehene Referenten referiert – ausden Reihen der BVPI der Vorsitzende der vpi-EBA und sein Stellvertreter, Dr.-Ing. Dietmar

    H. Maier und Dr.-Ing. Dieter Winselmann,und vom EBA die Diplom-Ingenieure MarkusKöppel und Peter Dollowski. Beide Veranstal-tungen zeichneten sich nach den überein-stimmenden Berichten zahlreicher Besucherdurch ein qualitativ sehr hohes Niveau aus,das es den Teilnehmern ermöglichte, von die-ser Tagung viele praxisorientierte Erkenntnis-se mit nach Hause zu nehmen.

  • NACHRICHTEN

    Der Prüfingenieur | Mai 2013 9

    BÜV gründet neuen Arbeitskreis für Bauwerksprüfungennach DIN 1076. Zielgruppe sind externe Fachleute Der Bauüberwachungsverein (BÜV), des-sen Mitglieder erfahrene Prüfingenieureund hochqualifizierte, unabhängige Ex-perten sind, die den Bauherren im Sinnedes Verbraucherschutzes, der Gebrauchs-tauglichkeit und der Dauerhaftigkeit be-raten, hat im April vergangenen Jahreseinen Arbeitskreis gegründet, der die„Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ zumThema seiner Arbeit hat. Inzwischen hatder Arbeitskreis viermal getagt, zuletztam 2. Mai dieses Jahres.

    Zielgruppen des neuen BÜV-Arbeitskreisessind externe Fachleute, beispielsweise ein-schlägig tätige Mitarbeiter der Kommunen,der Flughafengesellschaften sowie der Ver-kehrsträger der Länder und des Bundes.

    Die vornehmlichen Ziele des Arbeitskreises,gegliedert nach ihrer beschlossenen Dring-lichkeit und künftigen Bearbeitungsabfolge,sind:

    � Erarbeitung einer Empfehlung unter Be-rücksichtigung aller für den Brückenprüf-bereich relevanten Aspekte,

    � Unterstützung von Mitgliedern und Bau-herren bei technischen Fragestellungen,

    � Kontaktpflege zu Bauherren/Bauträgernaußerhalb des „Vereins zur Förderung derQualitätssicherung und Zertifizierung derAus- und Fortbildung von Ingenieurinnenund Ingenieuren der Bauwerksprüfung“(VFIB),

    � technisch-rechtliche Thematisierung vonGrenzfällen.

    Auf lange Sicht stellt die Zertifizierung vonBauwerksprüfern im geregelten Bereich denSchwerpunkt der Arbeit des neuen Arbeits-kreises dar. Deswegen sind entsprechendeKontakte zum VFIB anberaumt worden, umdie Möglichkeit einer Zusammenarbeit zueruieren.

    Hintergrund der Gründung dieses Arbeits-kreises, der eine Mitgliederbefragung vo-rausgegangen war, mit der festgestellt wor-den ist, dass ein Großteil der Mitgliedschaftdes BÜV sie befürworte, ist vor allem die vomVorstand des BÜV erkannte Tatsache, dassweit über 100.000 Bauwerke des Bundes, derLänder sowie der Kreise und Kommunen derVerpflichtung zur Bauwerksprüfung nach DIN1076 unterliegen.

    Lutz Lehmann neuer Vorsitzender in BrandenburgDank an Dieter Zauft für neunzehn Jahre Ehrenamt

    Zum neuen Vorsitzenden derLandesvereinigung der Prüfin-genieure in Brandenburg istDr.-Ing. Lutz Lehmann (li.) ge-wählt worden. Er übernahmdieses Amt von Dr.-Ing. DieterZauft, der dem Berufsstandder Beratenden Ingenieureund der Prüfingenieure fürBaustatik neunzehn Jahrelang ehrenamtlich gedienthat.

    Die Mitgliederversammlung der Landes-vereinigung der Prüfingenieure in Bran-denburg hat im November vergangenenJahres Dr.-Ing. Lutz Lehmann zu ihremneuen Vorsitzenden gewählt. Er über-nahm diese Funktion von Dr.-Ing. DieterZauft, der den Vorsitz der brandenburgi-schen Landesvereinigung neunzehn Jah-re innehatte und sich deshalb nicht wie-der zur Wahl gestellt hatte.

    Mit großem Beifall haben die Mitglieder derLandesvereinigung Brandenburg Dieter Zauftfür sein langjähriges ehrenamtliches berufs-politisches Engagement gedankt und damitfür einen Dienst, den er dem Berufsstandnicht nur als Landesvorsitzender der Prüfin-genieure, sondern auch als Mitglied des Vor-standes und Vizepräsident der Brandenburgi-schen Ingenieurkammer und als Mitglied desSachverständigenausschusses der Industrie-und Handelskammer Potsdam geleistet hat,in dem Zauft sich, wie in der Mitgliederver-sammlung lobend hervorgehoben wurde, inherausragender Weise für die Interessen derbrandenburgischen Ingenieure eingesetzt ha-be. Zaufts besonderes Anliegen und immerwieder öffentlich erklärtes Ziel seiner gesam-

    ten berufsständischen Arbeit sei die Beibe-haltung der bautechnischen Prüfung als ho-heitliche Aufgabe und des Vier-Augen-Prin-zips für alle Bauvorhaben gewesen. „Und ge-nau dies“, so versicherte der neue Vorsitzen-de nach seiner Wahl allen Mitgliedern derLandesvereinigung, „wird auch das wesentli-che Ziel meiner kommenden Arbeit als Lan-desvorsitzender sein.“

    Lehmann ist als Mitgesellschafter der Potsda-mer „Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft mbH“bereits seit vielen Jahren eng mit der berufs-politischen Arbeit der Landesvereinigung derPrüfingenieure verbunden und deswegen

    bestens mit ihr vertraut, sodass seine Wahlzum Vorsitzenden für eine sich berufspoli-tisch vorteilhaft auswirkende Kontinuität derVerbandsarbeit steht.

    Als neue und alte Mitglieder des Vorstandesder Landesvereinigung wurden bei dessenturnusmäßigen Wahl in ihren bisherigen Äm-tern bestätigt:

    � Dr.-Ing. Lorenz Jonigkeit (Cottbus), � Prof. Dr.-Ing. Gundolf Pahn (Herzberg), � Dipl.-Ing. Rüdiger Scheel (Schwedt/Oder)

    und� Dipl.-Ing. Gerhard Sy (Prenzlau).

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    10 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    Die Arbeit an der Verbesserung und Vereinfachung der 3. Generation der Eurocodes macht deutliche Fortschritte Ein Situationsbericht über die Ziele, Tätigkeiten und Erfolge der beiden pränormativen Initiativen PRB und PiN

    Die meisten Bauingenieure in Deutsch-land bewerten die Eurocodes für das Bau-wesen als zu praxisfern, zu umfangreichund als zu schlecht anwendbar. Deswegenhat vor zwei Jahren ein Zusammenschlussvon zehn Ingenieur- und Bauindustriever-bänden, unter ihnen die Bundesvereini-gung der Prüfingenieure für Bautechnik(BVPI) und der Verband Beratender Inge-nieure VBI, die Initiative PraxisgerechteRegelwerke im Bauwesen (PRB) gegrün-det, die vom VBI und von der BVPI zusätz-lich und komplementär um die Praxisini-tiative Normung (PiN) ergänzt worden ist.Ziel beider Initiativen ist es, eine deutli-che Verbesserung und Vereinfachung derEurocodes zu erreichen. Von vielen Prakti-kern zuerst mit Skepsis betrachtet, sindbeide Initiativen in sinnvoller Ergänzungdie umfangreiche und komplizierte Auf-gabe mittlerweile inhaltlich und personellentschlossen angegangen. Und sie habenmit zukunfts- und praxisorientierten Re-formvorschlägen bereits erste bemer-kenswerte Erfolge errungen, die im nach-stehenden Beitrag aus der Sicht der PiNausführlich referiert werden.

    Der Zusammenschluss war ein ersterSchritt, sich zu finden und etwas zumZwecke der Eindämmung der Normen-flut und zur Wahrnehmung der berech-tigten Praxis-Ansprüche ihrer Anwenderzu tun. Jetzt geht es um die Umsetzungdes Anliegens der Vereinfachung und An-wenderfreundlichkeit – national wie eu-ropäisch. Die Erkenntnisse, wie das be-werkstelligt werden könne, wachsen,und anfängliche Intuitionen bedürfen ei-ner Korrektur, denn ganz ohne Wissen-schaftler und Altnormer wird es nicht ge-hen. Nur müssen sie im Dienste der An-wender stehen, die sich zukünftig stär-ker artikulieren und mit eigenen Beiträ-gen positionieren werden. Der Erfolgwird nur gemeinsam zu erringen sein,denn die Einbringung und die Durchset-zung der Vorschläge in den Normungs-gremien – national wie international –stellt den beinahe noch schwierigerenTeil der PRB-Aktivität dar, als ihre origi-näre fachliche Aufgabe.

    1 Stand der Einführung der Eurocodes inder PraxisEtwa 500.000 Ingenieure arbeiten in ganzEuropa mit den Eurocodes für das Bauwesen,schreibt das CEN/TC 250 in seinem Entwurfzum „Response to Mandate M/515 EN.Amending Existing Eurocodes and Extendingthe Scope of Structural Eurocodes” im Febru-ar 2013. Obgleich aus der Perspektive derpraktisch tätigen Ingenieure enorme Verbes-serungen an den Eurocodes notwendig sind,gelten die Codes derzeit als das weltweit amweitesten entwickelte und verbreitete Nor-menwerk für den Konstruktiven Ingenieur-bau.

    Die bauaufsichtliche Einführung der Euroco-des in Deutschland wurde von der Fachkom-mission Bautechnik der Bauministerkonfe-renz per Stichtag zum 1. Juli 2012 inDeutschland empfohlen. Um eine Parallelgel-tung der vormaligen DIN-Normen mit denneuen europäischen Normen für die Trag-werksbemessung zu vermeiden, schlossensich zahlreiche Verbände der Empfehlung fürdie Stichtag-Regelung an, unter ihnen dieBundesvereinigung der Prüfingenieure (BVPI)und der Verband Beratender Ingenieure(VBI). Inzwischen sind gut zehn Monate ver-gangen. Von den Obersten Bauaufsichtsbe-hörden der Länder wurde die Stichtag-Rege-lung allerdings nicht einheitlich umgesetzt.Dadurch ist diesbezüglich in Deutschland er-neut ein „föderaler Flickenteppich“ entstan-den [1]. Die Spanne reicht von der Einfüh-rung der Eurocodes per Stichtag-Regelung,zum Beispiel in Hamburg und Baden Würt-temberg, bis hin zur Parallelgeltung von DINVorschriften und ECs bis Ende 2013, die inBayern, Hessen, Sachsen-Anhalt und Bremengestattet ist (vgl. www.bvpi.de/eurocode/121206-eurocode-einfuehrung-bundeslaen-der.htm). Vielerorts wird die Verantwortungleider auf die Prüfingenieure übertragen, daes ihrem Ermessen oder dem der UnterenBauaufsichtsbehörden obliegt, ob die Euro-codes für ein konkretes Bauvorhaben ange-wendet werden müssen oder nicht.

    Im März 2013 führte die BVPI unter ihrenMitgliedern eine Umfrage zur praktischenUmsetzung der Eurocodes durch. Die Beteili-

    gung war relativ gering, dennoch wird einesklar bestätigt: Von der angestrebten Stich-tag-Regelung mit der einheitlichen und zeit-gleichen Einführung der Eurocodes sind wirin Deutschland weit entfernt. Gut die Hälfteder Antwortenden gab an, dass der Anteil dervorgelegten Tragwerksplanungen nach neu-en Normen (ECs) kleiner als 20 Prozent sei!Eine fehlende Anwenderfreundlichkeit be-mängeln die Befragten insbesondere beimEurocode 3 (Stahlbau).

    Am häufigsten wird bislang wohl der Euroco-de 2 (EC 2, Stahlbeton) angewendet. Der EC 2ist durch seinen umfangreichen deutschenAnhang (NA) bis auf wenige Bereiche, zumBeispiel Durchstanzen und Biegeschlankheit,nahezu identisch mit der bisherigen DIN1045-1. Einschränkungen zur Anwendungdes EC 2 ergeben sich derzeit vielmehr durchdie bislang unzureichende Umstellung derbauaufsichtlichen Zulassungen für Baupro-dukte und der marktgängigen Software. BisEnde 2013 werden diese Mängel hoffentlichbehoben sein.

    Mit dem EC 3 wird die Bemessung von Stahl-bauten im Vergleich zur DIN 18800 bedeu-tend erweitert. Insbesondere die neuen Mög-lichkeiten der „Heißbemessung“ unge-schützter Stahlprofile werden positiv bewer-tet. Ein wesentlicher Kritikpunkt im Stahlbauist jedoch die Vielzahl von Nachweisformatenin allen Bereichen, die im Vergleich zur DIN18800 stark aufgebläht und dadurch unüber-sichtlicher und fehleranfälliger gewordensind [2]. Problematisch ist zudem häufig dieAnwendung des EC 3 in Verbindung mit DINEN 1090, da insbesondere kleinere Stahlbau-betriebe noch nicht aktuell nach DIN EN 1090zertifiziert sind.

    Die Mehrzahl der praktizierenden Ingenieurein Deutschland kritisiert die jetzige zweiteGeneration der Eurocodes für das Bauwesenals praxisfern und zu umfangreich. Alle Bau-schaffenden, die in Verbänden und Ingenieur-kammern organisiert sind, haben diese Ent-wicklung der Eurocodes zwar geahnt, dasheutige Ausmaß aber nicht vorhergesehenund möglicherweise nicht mit der erforderli-chen Widerstandskraft in den nationalen und

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    Der Prüfingenieur | Mai 2013 11

    internationalen Gremien dagegengehalten.Insofern ist die Gründung der PRB (InitiativePraxisgerechte Regelwerke im Bauwesene.V.) im Jahre 2011 und die Interessenbünde-lung der BVPI und des VBI in der Praxisinitia-tive Normung (PiN) als ein wichtiger Schrittund großer Erfolg anzusehen.

    Ziel ist, die Entwicklung der dritten Generati-on der Eurocodes, die vermutlich innerhalbder kommenden fünf Jahre abgeschlossenwerden wird, maßgeblich zu beeinflussen.Unter Verweis auf die Leitplanken der PRB[3], die mittlerweile in ganz Europa bekanntsind, sollen die nächsten Codes für die Inge-nieure anwenderfreundlicher, verständlicherund praxistauglicher werden

    Der Stand der Aktivitäten in Sachen (prä)nor-mativer Arbeiten auf den verschiedenen Ebe-nen wird nachfolgend aufgezeigt.

    2 Praxisinitiative Normung PiN –NeuigkeitenFür die Stärkung der Position aller praktischtätigen Bauingenieure in den nationalen undeuropäischen Normungsgremien haben, wiebereits erwähnt, die BVPI und der VBI vor et-wa zwei Jahren die Praxisinitiative Normung(PiN) ins Leben gerufen. Sie ist die Bündelungund gemeinsame Vertretung der Interessenvon beratenden, planenden und prüfendenIngenieuren in Sachen Normung. PiN vertrittdie Ingenieure in der PRB.

    Für die Professionalisierung der Normungsar-beit durch PiN war im November 2011 Dr.-Ing. Florian Bodensiek beim VBI eingestelltworden. Dessen Arbeit wird seit Oktober letz-ten Jahres durch zwei vom VBI angestellteund gemeinsam mit der BVPI finanzierteneue Mitarbeiter fortgeführt und intensiviert.Diese sind Dipl.-Ing. Christian Klein und Dr.-Ing. Ines Prokop (Kontakt per E-Mail:[email protected] bzw. [email protected], Telefon:030/26062-281 oder -280).

    Was leisten diese zwei hauptamtlichen Mit-arbeiter für BVPI und VBI in Sachen Nor-mung? Erste Voraussetzung für den Erfolgder praktisch tätigen Ingenieure in der Nor-mung ist die nationale und internationaleVernetzung der Akteure. Dazu ist eine engeAnbindung der beiden Mitarbeiter an die Ver-bandsaktivitäten und an deren Mitgliedernotwendig. Neben der intensiven Mitarbeitin der Projektgruppe 1 (PG 1, Grundlagenund Einwirkungen) und der Projektgruppe 3(PG 3, Stahlbau) der PRB sollen die neuenMitarbeiter persönlich in den nationalen Nor-mungsgremien (NABau) tätig sein. Des Wei-

    teren unterstützen sie die Projektgruppenlei-ter der PG 1 und der PG 3 der PRB sowie dieehrenamtlich tätigen Ingenieurvertreter vonBVPI und VBI in den Normungsgremien undin den Projektgruppen. Mit Prof. Dr.-Ing.Wolfram Jäger (Dresden), dem Vorsitzendender Landesvereinigung der Prüfingenieure fürBautechnik in Sachsen, sowie Dr.-Ing. HansScholz (WTM ENGINEERS Berlin) stehen denbeiden Mitarbeitern zwei erfahrene Beratervon BVPI und VBI zur Seite. Für den Erfolg derPraxisinitiative Normung sind jedoch nochmehr aktive Mitstreiter willkommen und sehrgefragt. Neben der tatkräftigen Unterstüt-zung durch die Mitglieder von VBI und BVPIist die finanzielle Sicherung der beiden Mitar-beiterstellen und der Ingenieuraktivitätenganz wesentlich.

    Die angestrebte Professionalisierung der Nor-mungsarbeit ist ohne erhöhte finanzielle Auf-wendungen nicht zu leisten. Seit 2011 unter-stützen die Mitglieder von BVPI und VBI diepränormative und normative Arbeit pekuniär.Die Sonderumlage zur Finanzierung der BVPI-Aktivitäten wurde auf der Mitgliederver-sammlung der Bundesvereinigung der Prüfin-genieure im September 2012 in Dresden er-neut thematisiert und zur Abstimmung ge-bracht, weil der Mitgliederbeschluss von2010 lediglich für die Jahre 2011 und 2012galt. Nach einer lebhaften und engagiertenDiskussion wurde mit deutlicher Mehrheitbeschlossen, eine jährliche Sonderumlage inHöhe von 400 Euro pro Mitglied für die Jahre2013 bis 2017 zu erheben. Beim VBI unter-stützen insbesondere die Mitglieder derFachgruppe „Konstruktiver Ingenieurbau“auf freiwilliger Basis die Praxisinitiative Nor-

    mung finanziell. Die Höhe des Sonderbeitra-ges richtet sich nach der Größe des Büros.Die Normungsaktivitäten der Ingenieure kön-nen aber langfristig nur durch eine noch brei-tere finanzielle Beteiligung gesichert werden.

    Eines steht fest: Wenn wir uns als Ingenieurenicht proaktiv in das Normungsgeschäft ein-bringen, wird die dritte Normengenerationder Eurocodes unter Umständen noch praxis-ferner sein, als es die aktuell gültigen Euro-code-Fassungen sind. Langfristig werdenkleine Büros, die für das deutsche Bauinge-nieurwesen so typisch sind, nur überlebens-fähig und in allen Fachbereichen tätig seinkönnen, wenn die Normen für den konstruk-tiven Ingenieurbau praxisgerecht sind. Damitdie Baupraktiker in den Normungsgremienihren Einfluss ausbauen können, muss derAnteil der praktizierenden Bauingenieure inder Normungs-Triade aus Bauaufsicht, Wis-senschaft und Baupraxis wieder, wie ur-sprünglich vorgesehen, ein Drittel betragen!Aber nicht nur das Dabeisein ist wichtig, son-dern vielmehr die aktive Einflussnahme undMitwirkung ist ein maßgebender Eckpfeilerfür den Erfolg unserer Initiative.

    3 Aktivitäten von PraxisRegelnBau PRB Um die pränormative Forschungsarbeit in derPRB finanziell abzusichern, was Vorausset-zung für eine erfolgreiche Normungsarbeitist, wurden im Sommer 2012 von den Pro-jektgruppen PG 1 (Grundlagen und Einwir-kungen), PG 2 (Stahlbeton), PG 3 (Stahlbau)und PG 6 (Geotechnik) im Rahmen der For-schungsinitiative „Zukunft Bau“ des Bundes-ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent-wicklung (BMVBS) Zuwendungsanträge ge-

    Die verantwortungs- und fachlich anspruchsvolle pränormative Arbeit der Praxisinitiative Nor-mung (PiN) wird in Berlin beim Verband Beratender Ingenieure VBI auch im Namen der BVPIvon Dr.-Ing. Ines Prokop und Dipl.-Ing. Christian Klein besorgt.

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    12 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    stellt. Gemäß den Ende September 2012 er-teilten Zuwendungsbescheiden erhält jededer vier Projektgruppen ein Förderbudgetvon maximal 150.000 Euro über 24 Monate.Jedem geförderten Euro steht etwa 1 Euroaus PRB-Mitteln gegenüber. Zu beachten istdabei, dass ausschließlich pränormative Ar-beiten durch das BMVBS gefördert werden.Der Antrag der PG 5 (Mauerwerksbau) wurdenachgereicht und ist auch bereits genehmigt.

    Die Projektgruppen PG 1 (Grundlagen undEinwirkungen), PG 2 (Stahlbeton) und PG 6(Geotechnik) haben in den vergangenenMonaten intensiv gearbeitet und umfangrei-che Vereinfachungsvorschläge vorgelegt. DiePG 5 (Mauerwerksbau) hat sich konstituiert,erste Vorschläge zur Straffung erarbeitet unddie pränormativen Forschungsschwerpunktedefiniert. Am 22. November 2012 fand dieerste größere öffentliche Informationsveran-staltung über die Arbeit der PRB beim Deut-schen Institut für Bautechnik in Berlin statt.Etwa 60 Teilnehmer verfolgten die Arbeitsbe-richte der einzelnen Projektgruppen mit gro-ßem Interesse.

    In der PG 1 wurde der EC 0 als Grundlagen-norm redaktionell bearbeitet und Textkürzun-gen auf ein Drittel des ursprünglichen Nor-mungstextes vorgenommen. Das Ergebnishat in einem Entwurf für eine Neufassung imSinne der PRB seinen Niederschlag gefunden.Die textlichen Veränderungen wurden demSpiegelausschuss übergeben und dort bereitsteilweise vorgestellt und diskutiert, aller-

    dings noch ohne Beschluss. Im CEN/TC 250hat eine erste Revision des EC 0 bereits ihrenAbschluss gefunden, die die Grundlage fürdie bevorstehende Überarbeitung aller Euro-codes darstellt. Eine deutsche Beteiligunggab es hier bis Mitte 2012 nicht. Prof. Wolf-ram Jäger ist dort seit jüngstem aktiv, wobeies sich gezeigt hat, dass die Durchsetzungder Leitplanken der PRB [3] auf europäischerEbene nicht so einfach ist und noch besonde-rer strategischer Überlegungen bedarf.

    In Europa gibt es Bestrebungen, den bisherinformativen Anhang B langfristig in einennormativen Status zu erheben. In der augen-blicklich überarbeiteten und erweitertenForm besteht die Gefahr, dass das deutscheVier-Augen-Prinzip auf europäischer Ebeneausgehebelt werden könnte und deutschenPolitikern auch national dazu Anlass gegebenwird. Hier ist von deutscher Seite besondersObacht zu geben. Dieser Tendenz muss aktiventgegengewirkt werden. Jäger sieht aberaufgrund der intensiven Gespräche in denletzten Monaten doch noch Chancen, dieEntwicklungen im Sinne der Ingenieure in derbevorstehenden Phase der Überarbeitung zubeeinflussen. Dazu wird jedoch eine mühsa-me Überzeugungsarbeit notwendig sein.

    Für den EC 1, Teil 1-1 (Nutzlasten), Teil 1-3(Schnee) und Teil 1-4 (Wind) wurden eben-falls redaktionelle Vereinfachungen erarbei-tet. Die enge personelle Vernetzung der Mit-glieder der PG 1 in den nationalen und euro-päischen Normungsgremien ist hier für die

    Durchsetzung der Vereinfachungen auf euro-päischer Ebene ein wesentlicher Vorteil.

    Die PG 2 (Stahlbeton) hat die Überarbeitungder Themen Querkraft und Torsion abge-schlossen. Ein wichtiges Arbeitspaket in 2012war die Auswertung der Nationalen Anhängeals eine Voraussetzung für die Weiterent-wicklung des EC 2. Wichtige Ergebnisse derPG 2 werden im nachfolgenden Kapitel 4zum CEN/TC 250 dargestellt.

    Die PG 3 (Stahlbau) hat mit teilweise neuerBesetzung ihre Arbeiten seit diesem Jahr in-tensiviert. Hervorzuheben ist die nun ver-stärkte Beteiligung von beratenden und prü-fenden Ingenieuren in der PG 3. Auf der8. Sitzung des Lenkungsausschusses der PRBberichtete Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann überdie anstehende Weiterentwicklung des EC 3.Sie hat die Leitung des CEN/TC 250/SC 3 inneund tat das sowohl aus europäischer als auchaus nationaler Sicht. Kuhlmann war der PRBgegenüber sehr zugewandt und erhofft sicheine gute interaktive Zusammenarbeit. Die-ses Potential muss genutzt werden.

    Die Mitarbeiter der PG 6 (Geotechnik) habenihre in vier Pakete aufgeteilten Arbeitenschon recht weit vorangebracht. Das ersteumfasst die Straffung und Überarbeitung dersieben Abschnitte des EC 7, Teil 2, und istweitgehend abgeschlossen. Die Verbesse-rungsvorschläge wurden im DIN den zustän-digen Arbeitsausschüssen des Normenaus-schusses Bauwesen (NABau) bereits vorge-

    Ungefähr 60 Ingenieurinnen und Ingenieure haben im Gebäude des Deutschen Instituts für Bautechnik in Berlin im November an der Tagung teil-genommen, mit der die einzelnen Projektgruppen der Initiative Praxisgerechte Regelwerke im Bauwesen (PRB) über ihre pränormativen Ziele undüber ihre konkreten Arbeitsergebnisse berichtet haben.

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    Der Prüfingenieur | Mai 2013 13

    stellt und dort diskutiert. Wesentlich für dieBauingenieure ist das Arbeitspaket 4 derPG 6. Zur Harmonisierung der drei im EC 7,Teil 1, vorgeschlagenen Nachweisverfahrenwurden für Flachgründungen, Pfahlgründun-gen, Baugruben und Böschungen weitereVergleichsrechnungen durchgeführt und Lö-sungen für die dimensionslose Darstellungder Ergebnisse zur besseren Vergleichbarkeiterarbeitet.

    Die Erarbeitung von Vereinfachungsvorschlä-gen für die Normung durch die Praktiker istnur ein Teil der PRB-Aktivitäten. Genausowichtig und weitaus schwieriger ist die Ein-bringung und Durchsetzung der Vorschlägein den Normungsgremien – national wie in-ternational.

    Es ist bekannt, dass es gegenüber der PRB inden verschiedenen Kreisen – hier insbeson-dere unter den Wissenschaftlern – zahlreichekritische Meinungen gibt. Die Bemessungs-normen sind für den täglichen Gebrauch inden Ingenieurbüros sowie in den Bau- undHerstellerfirmen bestimmt und sollen die all-gemein anerkannten und bewährten Regelnder Technik wiedergeben. Davon sollten auchdie Zweifler noch überzeugt und für das ge-meinsame Ziel gewonnen werden.

    Bei den Eurocodes gewinnt man den Ein-druck, dass sie eher das Konsenspapier euro-päischer Normenschreiber und Wissenschaft-ler sind und der eigentliche Sinn verlorenge-gangen ist. Insofern ist allein der Fakt schonein Erfolg, dass sich die Praktiker unter-schiedlicher Verbände gemeinsam gegen diebisherige, eingeschliffene Praxis der Nor-mungsgestaltung zusammengeschlossen ha-ben. Sicher ist, dass es ohne die Wissenschaftnicht gehen wird, jedoch muss sie sich auf ih-re eigentliche Aufgabe im Normengeschäftbesinnen und dieser dienen. Die Praktikerwerden in den Normungsgremien durch diePRB-Aktivitäten bereits wesentlich stärkerwahrgenommen und akzeptiert, als dies inder Vergangenheit der Fall war. Dies zeigt

    sich auch bei den Entwicklungen zur Novel-lierung der Eurocodes. Letztlich wird dieseAufgabe nur im fruchtbaren Miteinander al-ler interessierten Kreise und mit gegenseiti-ger Achtung und Akzeptanz gelöst werdenkönnen.

    4 Nachrichten vom NABau und CEN/TC250Um den Novellierungsprozess der Eurocodeszu starten, hat die Europäische Kommissionim Dezember 2013 dem CEN/TC 250 als eu-ropäischem Normungsgremium für den Bau-bereich das Mandat M/515 erteilt. Darin wirddas CEN/TC 250 aufgefordert, ein detaillier-tes Arbeitsprogramm für die Überarbeitungund Erweiterung der Eurocodes vorzulegenund zu begründen. Bis April 2013 sollten dieInhalte des Mandats und die Vorschläge derSC für deren Arbeitspakete durch die an derNormung beteiligten Kreise in Europa ge-prüft werden. Ein beachtenswerter Erfolg derAktivitäten von PiN und PRB ist die Aufnah-me der Kriterien „Enhanced Ease of Use“(dt.: verbesserte Anwenderfreundlichkeit)und „Simplification“ (dt.: Vereinfachung) insämtliche Teile des Arbeitsprogramms, undzwar für alle neun Eurocodes. Die Umsetzungdieses Programmpunktes muss natürlich vonden Ingenieuren beständig forciert und kon-sequent eingefordert werden.

    Einige Länder wünschen die Aufnahme zahl-reicher neuer Themen in die Eurocodes. Diesewurden von den Praktikern kritisch geprüft,da die Eurocodes bekanntlich dem Stand derTechnik, nicht dem Stand der Wissenschaftentsprechen sollen. Beispielsweise sind ande-re europäische Länder bestrebt, die Entwick-lungen des Model Code 2010 (MC 2010) ineine Neufassung des EC 2 zu übernehmen.Dank vornehmlich deutscher Einsprüche undÜberzeugungsarbeit wurde die Übernahmeneuer Bemessungsformate aus dem MC 2010auf der letzten Sitzung des SC 2 erfreulicher-weise mehrheitlich abgelehnt. „Hier zeigtsich, wie wichtig es für die deutschen Inge-nieure ist, sich zur Wahrung ihrer Interessen

    in der Normung zu engagieren, da jetzt dieentscheidenden Weichen für die nächste Eu-rocodegeneration in den europäischen Gre-mien gestellt werden. Aus der Vergangenheithaben wir lernen müssen, dass eine solche In-teressenvertretung nicht nur ehrenamtlichfunktioniert, wie das bislang der Fall war“ [1].

    Eine praktische und finanzielle Unterstützungder deutschen Akteure im europäischen Nor-mungsgeschäft ist notwendig, um Erfolg zuhaben. PiN und PRB werden dabei nicht allenAufwand, der dabei anfällt, abdecken kön-nen. Ein gewisses Maß an Bereitschaft einzu-bringen und die eigene Kraft zur Verfügung zustellen, wird bleiben. Aber schließlich ist es jaunser Handwerkszeug, um das es geht. Wennman den Blick auf die Liste der Arbeitspaketeder SC des CEN/TC 250 wirft, die vorab imWesentlichen die zukünftigen Projektteamsdefiniert, müssen wir feststellen, dass wirnoch viel mehr Baupraktiker brauchen, diesich aktiv an der Normungsarbeit auf den ver-schiedenen Ebenen bis hin zu denen der euro-päischen PTs beteiligen – unterstützt von PiNund PRB. Bringen auch Sie sich also mit ein,denn nur „Wer wagt, gewinnt!“

    Literatur:[1] Steffens, A.: Bauaufsichtliche Einführung

    des Eurocode 2. Eine Bestandsaufnahmeaus Anwendersicht. Beratende Ingenieu-re 43 (2013) H. 3/4, S. 47–49.

    [2] Krahwinkel, M.: Bauaufsichtliche Einfüh-rung des Eurocode 3. Ein Erfahrungsbe-richt aus der Baupraxis. Beratende Inge-nieure 43 (2013) H. 3/4, S. 50–53.

    [3] Grundlagen für die Arbeiten der Projekt-gruppen – „Leitplanken“. Beraten in derad-hoc-Gruppe Koordination am 7. Sep-tember 2011. Dokument PRB-PG1_0058.Veröffentlicht u. a. in: Die Initiative Pra-xisRegelnBau meldet die ersten konkre-ten Arbeitsergebnisse. Der PrüfingenieurHeft 40 Mai 2012, S. 7–9 (http://www.vbi.de/aktuelles/newsletter/news/initiative-praxisregelnbau-erste-arbeits-ergebnisse/)

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    14 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    BERUFSPOLITISCHE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT undeuropapolitische Berufspolitik haben der frühere Präsi-dent und heutige Ehrenpräsident und der Geschäftsfüh-rer der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bau-technik (BVPI), Dr.-Ing. Hans-Peter Andrä und Dipl.-Ing.Manfred Tiedemann, im Herbst vergangenen Jahres inBerlin absolviert, als eine zwanzigköpfige Delegationstaatlich zugelassener Prüfingenieure aus WeißrusslandDeutschland besuchte. Dabei erklärten Andrä und Tie-demann den weißrussischen Kollegen, wie in Deutsch-land die Bauplanung, die Baugenehmigung und dieBauüberwachung strukturiert und geregelt sind undwie sie funktionieren. Gleichzeitig stellten die beidenRepräsentanten der deutschen Prüfingenieure ihrenweißrussischen Kolleginnen und Kollegen das deutscheSystem der hoheitlichen bautechnischen Prüfung vor,was eine lebhafte Diskussion mit den Ingenieuren ausdem Osten Europas auslöste.

    GEDANKENtanken: Arbeitstagung der Prüfingenieure in Baden-Württemberg am 28./29. Juni in Baden-Baden„GEDANKENtanken: Wissen, Gesprächeund Ideen, die uns weiterbringen“ – un-ter diesem Motto veranstaltet die Lan-desvereinigung Baden-Württembergder Prüfingenieure für Bautechnik am28. und 29. Juni im Congress-Centrum inBaden-Baden ihre jährliche Arbeitsta-gung 2013 für Prüfingenieure und Gäs-te aus Politik, Wirtschaft und Verwal-tung.

    Fachlicher Schwerpunkt dieser Arbeitstagungsind ingenieurtechnische, wissenschaftlicheund berufspolitische Themen.

    Neben dem offiziellen Vortragsprogramm istes das Ziel der Tagung, sich kollegial auszu-tauschen und die fachliche und berufspoliti-sche Richtung zu diskutieren und zu festigen.Nur mit gut funktionierenden Netzwerkenwerden die Ingenieure, so die Überzeugung

    der Veranstalter, die Zukunft – gerade auchin Europa – für sich positiv gestalten können.

    Neben dem Beruflichen gibt es außerdem einattraktives Begleitprogramm und einen ge-sellschaftlichen Abend mit Buffet, Tanz,Kleinkunst und – für die Unermüdlichen – einAusklang im Casino.

    � www.vpi-bw.com

    Unser Foto zeigt Andrä während seines Vortrages über das System der deutschenBauwerksprüfung

    „Ingenieurforum Tragwerksplanung“ der Landesvereinigungder Prüfingenieure Sachsen-Anhalt im September in HalleDie Landesvereinigung der Prüfingenieu-re für Bautechnik in Sachsen-Anhalt unddie Ingenieurkammer Sachsen-Anhaltwerden am 26. September 2013 in derMartin-Luther-Universität in Halle-Wit-tenberg ihr nächstes „IngenieurforumTragwerksplanung“ veranstalten, dassich mit den Jahren zu einem bedeutsa-men und fachlich ergiebigen Weiterbil-dungsforum für Bauingenieure aus ganzDeutschland entwickelt hat.

    Mit ihrem diesjährigen Ingenieurforum wol-len beide Veranstalter wiederum aktuelleThemen der Tragwerksplanung aufgreifenund zur Diskussion stellen, und zwar:

    � die zerstörungsfreie Schadensanalyse imBetonbau (Erkundung, Messverfahren,Auswertung),

    � das Verstärken von Stahlbetonbauteilenmit geklebten CFK-Lamellen (Konstrukti-on, statischer Nachweis, Brandschutz),

    � die Nachhaltigkeit im Bauwesen (von derPlanung bis zur Zertifizierung),

    � Einwirkungen auf Straßenbrücken nachEurocode (DIN EN 1991-2).

    Referenten sind

    � Dr.-Ing. Wolfgang Erfurt von der Bauhaus-Universität Weimar,

    � Dipl.-Ing. Dirk Grunewald von der Firma

    S&P Clever Reinforcement GmbH in Frank-furt am Main,

    � Prof. Dr.-Ing. Carl-Alexander Graubnervom Fachgebiet Massivbau der Techni-schen Universität Darmstadt und

    � Prof. Dr.-Ing. Ireneusz Danielewicz vomFachbereich Bauwesen der HochschuleMagdeburg-Stendal.

    Die Teilnahme kostet 85 Euro (für die Mitglie-der der beiden Veranstalter: 60 Euro).

    � www.ing.net.de� www.vpi-sa.de

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    Der Prüfingenieur | Mai 2013 15

    vpi-EBA-Vorsitzender Dr. Dietmar H. Maier wurde 60 JahreMitglied zahlreicher Gremien und Ausschüsse des StahlbausAm 7. Februar 2013 ist der Vorsitzendeder Vereinigung der Sachverständigenund Prüfer für bautechnische Nachweiseim Eisenbahnbau (vpi-EBA) und Mitglieddes Vorstandes der Bundesvereinigungder Prüfingenieure für Bautechnik(BVPI), Dr.-Ing. Dietmar Helmut Maier, 60Jahre alt geworden.

    Maier begann 1972 an der Technischen Uni-versität Karlsruhe das Studium des Bauinge-nieurwesens (Vertieferschwerpunkt: Stahl-bau) und machte seine ersten beruflichen Er-fahrungen bei der Ingenieurgruppe Bauen inKarlsruhe, bis es ihn 1980 wieder an die Uni-versität zog, wo er am Institut für Baustatikund Messtechnik unter der Leitung von Prof.Udo Vogel eine Assistentenstelle antrat. 1986wurde er mit einer Arbeit über die „Traglast-ermittlung räumlicher Stabtragwerke ausStahl und Leichtmetall unter Berücksichti-gung der Schubweichheit“ mit Auszeichnungpromoviert. Anfang 1987 kehrte er in die Pra-xis zur Ingenieurgruppe Bauen mit dem Zielzurück, dort verantwortungsvolle Aufgabenwahrzunehmen.

    Bei den großen und komplexen Projekten,die er damals bearbeitete, befolgte und be-lebte Dietmar H. Maier die professionellgrundlegende Denkweise dieses Büros, mitdurchdachten wirtschaftlichen und praxisge-rechten konstruktiven Entwürfen den Archi-tektenkollegen ein Planungspartner auf Au-

    genhöhe zu sein und der statischen Berech-nung die ihr zukommende Bedeutung derKontrolle einer guten Konstruktion zu geben.1994 wurde Maier als Mitgesellschafter indie Partnerschaft aufgenommen.

    Die berufliche Entwicklung Maiers gingrasch weiter. 1997 wurde er in Baden-Würt-temberg als Prüfingenieur für Baustatik fürMetallbau und Massivbau anerkannt, 2000folgten die Anerkennung als Sachverständi-ger für die bautechnische Prüfung im Eisen-bahnbau und 2002 die Bestellung zumSachverständigen nach Paragraf 20 desAtomgesetzes.

    Heute ist Maier neben seinen hauptberufli-chen Obliegenheiten ehrenamtlicher Ob-mann der Fachgruppe Konstruktiver Inge-nieurbau des VBI-Landesverbandes Baden-Württemberg, Mitglied im Statisch-Konstruk-tiven Ausschuss und im Erweiterten Vorstand

    der Landesvereinigung der Prüfingenieure inBaden-Württemberg, seit 2005 auch Mitgliedim Vorstand der Bundesvereinigung der Prüf-ingenieure für Bautechnik (BVPI) und dort zu-ständig für das Ressort Bundesbehörden. Seitmehr als zehn Jahren ist Maier obendreinMitglied im Vorstand des Deutschen Stahl-bau-Verbandes (DSTV) sowie vieler weitererStahlbau-Ausschüsse und anderer Nor-mungsgremien.

    Ein besonderes Anliegen ist Maier das Amtdes Vorsitzenden der Vereinigung der Sach-verständigen und Prüfer für bautechnischeNachweise im Eisenbahnbau (vpi-EBA). MitAusdauer und hohem Engagement ist es ihmin vielen Gesprächen mit den Verantwortli-chen im Eisenbahn-Bundesamt und im zu-ständigen Bundesministerium für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gelun-gen, mit der vpi-EBA eine Institution für diebautechnische Prüfung von Eisenbahnbau-werken, insbesondere von Brücken, zu etab-lieren, die den Landesvereinigungen derPrüfingenieure ähnelt. Vor allem aber istMaier die Einführung der „Verwaltungsvor-schrift für die Bauaufsicht im Ingenieurbau,Oberbau und Hochbau“ (VV BAU) und derGebühren-Verordnung (GebV-EBA) zu dan-ken, Regelungen, die mit der Sicherung derQualität der präventiven bautechnischenPrüfung auch die Sicherheit der Bauwerke er-höhen.

    Josef Steiner

    Dr.-Ing. DietmarHelmut Maier, Vorsitzender derVereinigung derSachverständigenund Prüfer für bau-technische Nach-weise im Eisen-bahnbau (vpi-EBA),ist 60 Jahre alt ge-worden.

    BÜV-Arbeitskreis „Wiederkehrende Bauwerksprüfung im Hochbau“ erarbeitet einen Leitfaden für die Praxis

    viermal getagt, zuletzt am 21. Februardieses Jahres.

    Die vorrangigen Ziele des neuen Arbeitskreisessind bereits im Rahmen der konstituierendenSitzung formuliert und entsprechende Aufga-ben an die Mitglieder ausgegeben worden.Vor dem Hintergrund verschiedenster Quellen,eines aber nicht einheitlichen Standards fürwiederkehrende Hochbauprüfungen, richtetsich das Hauptaugenmerk dieses neuen Ar-beitskreises auf die Erarbeitung einer nach

    Möglichkeit bundesweit einheitlichen Empfeh-lung für Wiederkehrende Prüfungen im Hoch-bau, die sowohl den Bauwerksprüfern alsauch den Bauherren als Leitfaden dienen soll.Implementiert werden sollen alle relevantenAspekte, die die wiederkehrende Bauwerks -prüfung im Hochbau umfasst – unter anderemdie Definition des Anwendungsbereichs, derQualifikationsanforderungen und der Vorge-hensweisen bei der täglichen Arbeit. Mit ei-nem ersten Gesamtentwurf der Empfehlungenwird zum Ende des Jahres 2013 gerechnet.

    Nachdem der BauüberwachungsvereinBÜV, wie auf Seite 9 in dieser Ausgabeberichtet, im April vergangenen Jahreseinen Arbeitskreis „Bauwerksprüfungnach DIN 1076“ gegründet hatte, hat er,weil bei der diesbezüglichen Mitglieder-befragung auch diese Frage mehrheitlichbejaht worden war, im Sommer vergan-genen Jahres in Mannheim auch einenArbeitskreis „Wiederkehrende Bauwerk-sprüfung im Hochbau“ ins Leben geru-fen. Dieser Arbeitskreis hat inzwischen

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    16 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    21. Bautechnisches Seminar in NRW mit sehr kompaktemVortragsprogramm und vielen höchst aktuellen Referaten Ein sehr kompaktes Vortragsprogrammmit höchst aktuellen Referaten hat das21. Bautechnische Seminar NRW gebo-ten, das die Landesvereinigung der Prüf-ingenieure in Nordrhein-Westfalen, dieIngenieurkammer-Bau von NRW, dernordrhein-westfälische Landesverbandim Verband Beratender Ingenieure VBIund das Ministerium für Bauen, Wohnen,Stadtentwicklung und Verkehr des Lan-des Nordrhein-Westfalen Ende Novem-ber 2012 in Ratingen durchgeführt hat-ten. Nahezu 300 Teilnehmer hörten dabeidas Neueste über die Entwicklung derNachrechnungsrichtlinie als Grundlageder Bewertung bestehender Brücken,über Anforderungen an die Verwendbar-keit von Betonfertigbauteilen ausDeutschland und aus anderen EU-Län-dern, über die brandschutztechnischeBeurteilung von Bestandskonstruktionenund über die Brandschutzbemessung vonBauteilen des Stahlbetonbaues.

    Neben dem Vortrag von Dr.-Ing. Gero Mar-zahn vom Landesbetrieb Straßenbau NRWüber die neue Nachrechnungsrichtlinie, indie nunmehr auch die Alterung und Schädi-gung bestehender Brücken aufgenommenworden sind (siehe den Beitrag auf Seite20), fand ein Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Wer-ner Seim von der Universität Kassel über ei-ne komprimierte, widerspruchsfreie, praxis-taugliche DIN EN 1995-1 für die Bemessungvon Holzkonstruktionen des Hochbaus dasbesondere Interesse der Teilnehmer diesesSeminars. Seims erklärtes Ziel: 80/80, wobeidie beiden Zahlen für die Reduktion des Sei-tenumfangs der DIN um 80 Prozent und dieAnwendung bei 80 Prozent aller Planungs-aufgaben des Hochbaus steht.

    Holz als natürlicher Baustoff mit physikali-schen Eigenschaften größter Komplexitätmacht bekanntlich weitergehende statischeNachweise erforderlich, wenn dynamischeund extensive Einwirkungen auftreten, zumBeispiel Umweltbedingungen oder ein Ver-schleiß der Substanz. Hier erwies sich, wieSeim erläuterte, ein selektives Vorgehen alsgute Möglichkeit für eine Vereinfachung derDIN EN 1995-1. Inzwischen liegt eine weiter-entwickelte Richtlinie (Stand: 30. Januar2013) vor, der vergleichsweise der Rang ei-nes Gelbdrucks beigemessen werden kann.Seim hat, wie berichtet wurde, die Brauch-

    barkeit der Richtlinie mit vielen Kontrollrech-nungen und Beispielnachweisen seitens derdiese Arbeit begleitenden Prüfingenieure be-stätigt.

    Ergänzend zur Erläuterung der Richtliniestellte Dipl.-Ing. Burkhard Walter vom Inge-nieurbüro Walter in Aachen eine Vielzahl un-terschiedlicher Praxisbeispiele des Ingenieur-holzbaus vor. Die Gestaltung von Bauteilan-schlüssen, Konstruktions-Aussteifungen undanderer wichtiger Details erläuterte er um-fassend, entsprechend ihrer Wichtigkeit in ih-ren jeweiligen statischen Beziehungssyste-men.

    Ein Schwerpunkt des Ratinger bautechni-schen Seminars war der statisch-konstruktiveBrandschutz. Hierzu wurden zwei Vorträgeangeboten: Mit dem einen trug Dr.-Ing.Ekkhard Richter (ehemals TU Braunschweig)Nachweisverfahren mit vereinfachten Re-chenverfahren, basierend auf Eurocode 2,Teil 1-2, vor, mit dem anderen referierte Pro-fessor Dr.-Ing. Jürgen Wesche (TU Braun-schweig) über die brandschutztechnische Be-urteilung von Bestandskonstruktionen mitSchwerpunkt Erkundung und Bewertung derjeweiligen Leistungsfähigkeit der vorhande-nen Bauteile.

    Beide Vorträge geben dem Tragwerksplanerdas Rüstzeug für die Optimierung des sta-tisch-konstruktiven Brandschutzes und demPrüfingenieur für die Beurteilung der Brand-schutzqualität der Bauteile an die Hand. Siewerden deshalb in dieser Ausgabe des Prüf-ingenieurs als bearbeitetes Manuskript ver-öffentlicht (siehe Seite 30 und Seite 37).

    Die Anforderungen an die Verwendbarkeitvon Betonfertigteilen aus Deutschland undEU-Ländern behandelten Dr.-Ing. MatthiasMolter von der Firma Bremer AG (Paderborn)und Dipl.-Ing. Stefan Zwolinski vom Güte-schutz Beton NRW.

    Molter zeigte mit zahlreichen Fotos das um-fangreiche Spektrum des Einsatzes von Fer-tigbauteilen aus Stahlbeton und Spannbetonund die Andienung der Baustellen inDeutschland, Luxemburg, Polen, Slowakei,Schweden, Schweiz sowie im Vereinigten Kö-nigreich. Bauteilanschlüsse sowie der Zu-sammenbau insgesamt wurden an vielen De-tails erläutert.

    Dass der Europäische Binnenmarkt längstauch im Bausektor Realität ist, konnte Molterüberzeugend darstellen. Ergänzend erläuter-te Zwolinski die Anforderungen an die Ver-wendbarkeit von Betonfertigteilen inDeutschland. Zu unterscheiden sind danachfolgende Kennzeichnungen:

    � Einfeldbalken in einem Kreis: Gütezeichenfür freiwillige Überwachung im nicht bau-aufsichtlichen Bereich,

    � Einfeldbalken in dem Buchstaben Ü: Über-einstimmungszeichen gesetzlich vorge-schriebene Überwachung im bauaufsicht-lichen Bereich. Grundlage bis 2008: DIN1045, Teil 1–4 und EN 206-1. Heute sinddie europäischen Fertigteilnormen DIN ENmaßgebend,

    � CE-Zeichen: Kennzeichen europäisch ge-normter Produkte, Überwachung in ver-schiedenen Konformitäts-Nachweis-Syste-men.

    Einzelheiten sind der jeweils aktuellen Baure-gelliste für Deutschland zu entnehmen.

    Neue Regelungen sind, so machte Zwolinskideutlich, nach Inkrafttreten der Bauproduk-tenverordnung am 1. Juli 2013 zur erwarten.Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen füreinzelne Produkte müssen dann an die Bau-produktenverordnung angepasst werden.Den Mitteilungen des Deutschen Instituts fürBautechnik sowie denen der jeweiligen Län-der-Bauministerien kommt deshalb größteBedeutung zu.

    Alles im Fluss, das zeigten auch die von Dipl.-Ing. Andreas Plietz vom Referat Bautechnik imBau- und Verkehrsministerium NW mit profun-dem Hintergrundwissen vorgetragenen De-tails der bauaufsichtlichen Einführung der Eu-rocodes 0 bis 9 mit den Einschränkungen, dassEN 1996, Eurocode 6, und EN 1998, Eurocode8, zurückgestellt worden sind. In beiden Fällengelten vorläufige Übergangslösungen.

    Gebäude, deren Standsicherheit auf derGrundlage von Naturbrandmodellen bemes-sen sind, unterliegen Nutzungsbedingungen,die durch betriebliche Maßnahmen und ex-terne Überprüfungen sicherzustellen sind.Die jeweils aktuellen Bauregellisten „A“,„B“ und „C“ sind jeweils verpflichtend.

    Dipl.-Ing. Josef Dumsch

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    Der Prüfingenieur | Mai 2013 17

    Ein Prüfingenieur und Ingenieur von hohen Graden: Ehrenpräsident Hans-Peter Andrä wurde 65 Jahre altAm 28. April 2013 hat der langjährigeehemalige Präsident und heutige Ehren-präsident der Bundesvereinigung derPrüfingenieure für Bautechnik, Dr.-Ing.Hans-Peter Andrä, MSc., sein 65. Lebens-jahr vollendet. Andrä hat sich zeit seinesberuflichen Lebens nicht nur als ein In-genieur von hohen Graden ausgewiesen,sondern auch auf verbandspolitischemParkett bedeutende berufspolitische Er-folge und Ergebnisse von Bestand verbu-chen können.

    Sein akademischer Werdegang war:

    � 1972 Diplom an der TH Stuttgart,� 1975 Regierungsbaumeister in Baden-

    Württemberg,� 1977 MSc. Universität Calgary,� 1981 Dr.-Ing. TU Stuttgart.

    1977 trat er in das Büro Leonhardt, Andräund Partner GmbH (LAP) in Stuttgart ein:

    � 1988 Geschäftsführender Gesellschafter,� 1989 Prüfingenieur der Fachrichtung Mas-

    sivbau in Baden-Württemberg,� 1995 EBA Sachverständiger,� 1999 Prüfingenieur in Berlin,� 2003 Leiter der Niederlassung Berlin.

    Während dieser Zeit beschäftigte sich Hans-Peter Andrä mit dem Entwurf von Brücken,aber insbesondere mit Hochbauten. Sein be-sonderes Interesse galt der Forschung undEntwicklung. Er erwarb 26 Patente für dieWeiterentwicklung von Vorspannsystemen,Lagern und Bauteilen für den Schubverbund(Dübel- und Schubleisten). Zuletzt befasste ersich verstärkt mit der Anwendung von Kohle-faserlamellen im Bauwesen. Eine Würdigungseiner Leistungen erschien bereits zu seinem60. Geburtstag [1].

    Seitdem hat Hans-Peter Andrä weiterhin in-tensiv die Tragwerksplanung, Entwurfspla-

    nung und Prüfung für namhafte Bauwerke geleitet.

    Maßgeblich beteiligt war Andrä auch an derEinführung der Nachrechnungsrichtlinienund an Nachrechnungen und Beurteilungeneiner großen Zahl von Brücken, insbesonderein Berlin.

    Im Jahre 2005 wurde Hans-Peter Andrä zumPräsidenten der Bundesvereinigung der Prüf-ingenieure für Bautechnik (BVPI) gewählt.Schwerpunkte während dieser seiner Tätig-keit waren die Weiterentwicklung und Füh-rung des Verbandes in das europäische Um-feld, die Positionierung und Mitarbeit imConsortium of European Building ControlCEBC, die Verlegung der Geschäftsstelle nachBerlin und die Integration des BVPI in dasNetzwerk der Kammern und Verbände. Beider Übergabe der Leitung der BVPI an seinenNachfolger wurde Hans-Peter Andrä zum Eh-renpräsidenten ernannt. In der Ernennungs-urkunde heißt es: „Herr Dr. Andrä hat sichgroße Verdienste um die Leitung des Verban-

    des von 2005 bis 2012 erworben. Er hat sichin besonderem Maße engagiert für ein positi-ves Berufsbild der planenden und prüfendenBauingenieure in der Öffentlichkeit und derdamit verbundenen Fragen der Qualitätssi-cherung.“

    Weitere Ehrenämter waren die Mitgliedschaftim Vorstand des Deutschen Ausschusses fürStahlbeton und im Sachverständigenaus-schuss „Bewehrungselemente“ des Deut-schen Instituts für Bautechnik. In der Initiative„PraxisRegelnBau“ mit dem Ziel, die Praxis-tauglichkeit der Regelwerke zu verbessern, ister Gründungs- und Vorstandsmitglied.

    Seit dem 1. Januar 2013 ist Hans-Peter Andräals Geschäftsführer der LAP GmbH pensioniertund hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der nun alsAG firmierenden LAP übernommen. Darüberhinaus wird er der LAP AG weiterhin als Prüf-ingenieur und Berater verbunden bleiben.

    Ein besonderes Anliegen ist ihm die weitereAnwendung von Kohlefaser-Verbundwerk-stoffen im Bauwesen. Sein Entwurf von „TheCloud“, einem selbsttragenden Stadiondach,zusammengesetzt aus zeppelinartigen Auf-triebskörpern, beinhaltet eine Verschmelzungvon Luftschifftechnologie mit Bautechnolo-gie für eine neue Generation von weitge-spannten mobilen Dächern. Dessen Verwirkli-chung zusammen mit seinem Sohn Hans-Adam könnte die Erfüllung eines Lebenstrau-mes werden.

    Holger Svensson

    [1] Svensson, H.: Hans-Peter Andrä 60 Jahre.Stahlbau 2008, S. 386. Beton- und Stahl-beton 2008, S. 283 Bautechnik 2008, S.357, Prüfingenieur Heft 32 (2008) S. 9

    [2] Andrä, H.-P., Burghagen, K., Häberle, U.und Svensson, N.: Geh- und Radwegbrü-cke Weil der Stadt. Bauingenieur 2007, S.342-345.

    Dr.-Ing. Hans-Peter Andrä, Ehrenpräsidentder Bundesvereinigung der Prüfingenieurefür Bautechnik und von 2005 bis 2012 derenPräsident, wurde am 28. April 65 Jahre alt

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    18 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    Neues aus dem DIBt: Übergangsregeln für den Eurocode 6 vor der Bekanntmachung als Technische BaubestimmungNeue Hinweise zu den Ausführungsklassen von Bauwerken,Tragwerken oder Bauteilen aus Aluminium

    Wegen der besonderen Wirkungen, dieseine Tätigkeit auf die Arbeit der Prüfin-genieure haben kann, hat deren Bundes-vereinigung vor einiger Zeit mit demDeutschen Institut für Bautechnik (DIBt)vereinbart, dass im Prüfingenieur in re-gelmäßigen Abständen ein „Bericht ausdem DIBt“ erscheinen solle, der über diehauptsächlich für die Prüfingenieure re-levanten aktuellen technischen und kon-struktiven Entwicklungen Auskunft gibt,die im DIBt bearbeitet werden. Hier nunberichtet das DIBt in diesem Sinne überdie Anwendbarkeit des Eurocodes 6(Mauerwerksbau), es gibt Hinweise zuden Ausführungsklassen von Aluminium-tragwerken und es gibt bekannt, dass eseinen neuen Aufgabenbereich erhaltenhabe, der ihm durch das Bauprodukten-gesetz zugefallen sei.

    Zur Anwendbarkeit des Eurocodes 6:„Bemessung und Konstruktion von Mau-erwerksbauten“ vor der Bekanntma-chung als Technische Baubestimmung(Übergangsregeln): Die FachkommissionBautechnik der Bauministerkonferenz hatden Ländern empfohlen, die NormenDIN EN 1990 bis 1995, 1997 und 1999 in Tei-len zum Stichtag 01.07.2012 bauaufsichtlicheinzuführen und gleichzeitig die korrespon-dierenden nationalen Planungs- und Bemes-sungsnormen aus der Liste der TechnischenBaubestimmungen zu streichen. Von dieserEmpfehlung ausgenommen ist unter ande-rem der Eurocode 6.

    Es bestehen keine Bedenken, dass die mitden zugehörigen nationalen Anhängen vor-liegende Norm DIN EN 1996 nach § 3 Abs. 3Satz 3 Musterbauordnung (MBO) (nach Lan-desrecht) als gleichwertige Lösung abwei-chend von den korrespondierenden Techni-schen Baubestimmungen zusammen mit dendann bauaufsichtlich eingeführten Eurocode-teilen unter bestimmten generellen Bedin-gungen angewendet werden kann (Nähereshierzu siehe: DIBt Newsletter 3/2012, Seiten7 bis 9, veröffentlicht auf www.dibt.de).

    Aus Sicht des DIBt bestehen keine techni-schen Bedenken, übergangsweise Entwurf

    und Bemessung von Mauerwerk nach allge-meinen bauaufsichtlichen Zulassungen, dienoch nach DIN 1053 erteilt werden, nach Eu-rocode 6 und den zugehörigen nationalenAnhängen durchzuführen, wenn

    � es sich um allgemeine bauaufsichtlicheZulassungen handelt, die ausschließlichMauerwerk aus Mauersteinen und Normal-mauermörtel, Leichtmauermörtel oder Dünn-bettmörtel regeln,� die Wände aus Mauerwerk nach der je-weiligen allgemeinen bauaufsichtlichen Zu-lassung keine Anforderungen an die Feuerwi-derstandsfähigkeit erfüllen müssen,� der in der jeweiligen allgemeinen bau-aufsichtlichen Zulassung festgelegte An-wendungsbereich auch bei Bemessung desMauerwerks nach Eurocode 6 eingehaltenwird.

    Näheres über die zu führenden Nachweise imGrenzzustand der Tragfähigkeit nach Euroco-de 6 steht im DIBt Newsletter 01/2013, Seite6., veröffentlicht auf www.dibt.de.

    Die endgültige bauaufsichtliche Einführungdes Eurocode 6 durch Aufnahme in die Listeder Technischen Baubestimmungen in denLändern ist nach den gegenwärtigen Bera-tungen in der Fachkommission Bautechnikfür das Jahr 2014 geplant.

    Das Deutsche Institut für Bautechnik istseit dem 12.12.2012 die deutsche Tech-nische Bewertungsstelle sowie notifizie-rende Behörde: Der Bundestag hat das Ge-setz zur Anpassung des Bauproduktengeset-zes und weiterer Rechtsvorschriften an dieVerordnung (EU) Nr. 305/2011 zur Festlegungharmonisierter Bedingungen für die Vermark-tung von Bauprodukten beschlossen. Artikel 1dieses Gesetzes trat am 12.12.2012 in Kraft.Dieser Artikel ändert das bestehende Baupro-duktengesetz und bestimmt das Deutsche In-stitut für Bautechnik (DIBt) zur einzigen deut-schen Technischen Bewertungsstelle sowiezur notifizierenden Behörde gemäß der EU-Bauproduktenverordnung.

    Die EU-Bauproduktenverordnung sieht vor,dass eine solche Benennung auf bestimmte,

    im Anhang IV der Verordnung genannte Pro-duktbereiche bezogen erfolgen kann. DieBenennung des DIBt erfolgte diesbezüglichumfassend und „insbesondere für die in An-hang IV Tabelle 1 der EU-Bauproduktenver-ordnung in der jeweils geltenden Fassunggenannten Produktbereiche“. Das DIBt wirddaher auch weiterhin im Auftrag des Bun-desministeriums für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung in der EOTA (Europäische Orga-nisation für Technische Bewertungen) mit-wirken.

    Artikel 1 des Anpassungsgesetzes zum Bau-produktengesetz bestimmt das DIBt außer-dem als notifizierende Behörde im Sinne vonArtikel 40 Absatz 1 der EU-Bauproduktenver-ordnung.

    Hinweise zu den Ausführungsklassen vonAluminiumtragwerken: In der Musterlisteder Technischen Baubestimmungen, AusgabeDezember 2011, sind unter der lfd. Nr. 2.4.3Regelungen für die Bemessung und Kon-struktion (Eurocode 9) sowie für die Ausfüh-rung (DIN EN 1090-3:2008-09) von Alumini-umtragwerken angegeben. Für die Zuord-nung von Bauwerken, Tragwerken oder Bau-teilen aus Aluminium zu den Ausführungs-klassen nach DIN EN 1090-3 gelten die Rege-lungen in Abschnitt NCI zu A.5 des Nationa-len Anhangs DIN EN 1999-1-1/NA:2010-12.Die Ausführungen dieses Abschnitts sind teil-weise nicht mehr aktuell, sodass die folgen-den Zuordnungen verwendet werden sollten.(Es ist beabsichtigt, diese Formulierungen ineiner Änderung von DIN EN 1999-1-1/NA:2010-12 zu berücksichtigen.)

    Ausführungsklasse EXC 1: In diese Ausfüh-rungsklasse fallen vorwiegend ruhend und,falls ungeschweißt, auch nicht vorwiegendruhend beanspruchte Bauteile oder Tragwer-ke aus den in DIN EN 1999-1-1, Abschnitt 3geregelten Aluminiumlegierungen, für diemindestens einer der folgenden Punkte zu-trifft:

    1. Tragkonstruktionen mit– bis zu zwei Geschossen aus Strangpress-

    profilen/Walzprofilen ohne biegesteifeKopfplattenstöße,

  • NACHRICHTEN

    Der Prüfingenieur | Mai 2013 19

    – druck- und biegebeanspruchte Stützen mitbis zu 3 m Knicklänge,

    – Biegeträgern mit bis zu 5 m Spannweiteund Auskragungen bis 2 m,

    – charakteristischen veränderlichen, gleich-mäßig verteilten Einwirkungen/Nutzlastenbis 2,5 kN/m² und charakteristischen ver-änderlichen Einzelnutzlasten bis 2,0 kN.

    2. Tragkonstruktionen mit max. 30° geneig-ten Belastungsebenen (z.B. Rampen) mit Be-anspruchungen durch charakteristische Achs-lasten von max. 63 kN oder charakteristischeveränderliche, gleichmäßig verteilte Einwir-kungen/Nutzlasten von bis zu 17,5 kN/m²(Kategorie E2.4 nach DIN EN 1991-1-1/NA:2010-12, Tabelle 6.4DE) in einer Höhe vonmax. 1,25 m über festem Boden wirkend.

    3. Treppen und Geländer in Wohngebäuden.

    4. Landwirtschaftliche Gebäude ohne regel-mäßigen Personenverkehr (z.B. Scheunen,Gewächshäuser).

    5. Wintergärten an Wohngebäuden.

    6. Einfamilienhäuser mit bis zu 4 Geschossen.

    7. Gebäude, die selten von Personen betretenwerden, wenn der Abstand zu anderen Ge-bäuden oder Flächen mit häufiger Nutzungdurch Personen mindestens das 1,5-Facheder Gebäudehöhe beträgt.

    Die Ausführungsklasse EXC 1 gilt auch fürandere vergleichbare Bauwerke, Tragwerkeund Bauteile.

    Ausführungsklasse EXC 2: In die Ausfüh-rungsklasse EXC 2 fallen vorwiegend ruhendund nicht vorwiegend ruhend beanspruchteBauteile oder Tragwerke aus Aluminiumlegie-rungen, die nicht den AusführungsklassenEXC 1, EXC 3 und EXC 4 zuzuordnen sind.

    Ausführungsklasse EXC 3: Dieser Ausfüh-rungsklasse zugehörig sind vorwiegend ru-hend und nicht vorwiegend ruhend bean-spruchte Bauteile oder Tragwerke aus Alumi-niumlegierungen, für die mindestens einerder folgenden Punkte zutrifft:

    1. Großflächige Dachkonstruktionen von Ver-sammlungsstätten/Stadien,2. Gebäude mit mehr als 15 Geschossen,3. vorwiegend ruhend beanspruchte Wehr-

    verschlüsse bei extremen Abflussvolumen,4. folgende, nicht vorwiegend ruhend bean-spruchte Tragwerke oder deren Bauteile: – Geh- und Radwegbrücken, – Straßenbrücken, – Eisenbahnbrücken, – fliegende Bauten, – Türme und Maste wie z.B. Antennentrag-

    werke, Kranbahnen, zylindrische Türmewie z.B. Aluminiumschornsteine.

    Die Ausführungsklasse EXC 3 gilt auch fürandere vergleichbare Bauwerke, Tragwerkeund Bauteile.

    Ausführungsklasse EXC 4: In die Ausfüh-rungsklasse EXC 4 fallen alle Bauteile oderTragwerke der Ausführungsklasse EXC 3 mitextremen Versagensfolgen für Menschen undUmwelt, wie z.B.:

    1. Straßenbrücken und Eisenbahnbrücken(siehe DIN EN 1991-1-7) über dicht besiedel-tem Gebiet oder über Industrieanlagen mithohem Gefährdungspotential,2. nicht vorwiegend ruhend beanspruchteWehrverschlüsse bei extremen Abflussvolu-men.

    Prof. Dr.-Ing. Gundolf Pahn wurde zum neuen Leiterdes Technischen Koordinierungsausschusses gewählt

    Zum neuen Leiter des Technischen Koor-dinierungsausschusses (TKA) der Bun-desvereinigung der Prüfingenieure fürBautechnik ist auf dem jüngsten Treffendieses Ausschusses Prof. Dr.-Ing. GundolfPahn gewählt worden. Er trat die Nach-folge von Prof. Dr.-Ing. Robert Hertle an,der seine verbands- und berufspolitischeAktivität künftig auf die pränormativeArbeit konzentrieren möchte. Hertle istMitglied des Vorstandes der Bundesver-einigung und bleibt stellvertretenderLeiter des TKA, damit die notwendige ar-beitstechnische Kontinuität und der en-ge Konnex des TKA zum Ressort Bautech-nik des Vorstandes der BVPI aufrecht er-halten werden können.

    Mit Aufnahme seiner Leitungsfunktion hatPahn im Konsens mit den Mitgliedern desTKA angekündigt, dass die Harmonisierungder alten und die Formulierung neuer bun-desweit gültiger Technischer Mitteilungender BVPI auch weiterhin auf der Agenda desBundesverbandes stehen, ebenso wie dieAusformulierung eines bereits in Arbeit be-findlichen Leitfadens für die Bauüberwa-chung. Beide Themen sollen, so Pahn, nochim Laufe dieses Jahres zu einem vorläufigenAbschluss gebracht werden.

    Weitere Ziele des TKA sind nach Pahns Wor-ten: � der Aufbau und die Wahrung von Kontak-

    ten zu inhaltlich nahestehenden Verbän-

    den im Sinne der Schaffung von Syner-gien,

    � die intensivere Wahrnehmung von Verbän-deanhörungen sowie

    � die Erarbeitung von Arbeitshilfen, die denMitgliedern als Rüstzeug für die prakti-sche Arbeit an die Hand gegeben werdenkönnen.

    Professor Pahn ist Prüfingenieur für Baustatik(Massivbau, Stahlbau, Metallbau) und hatam Studiengang Bauingenieurwesen derHochschule Lausitz in Cottbus Massivbauund Tragwerksplanung gelehrt.

  • BRÜCKENBAU

    20 Der Prüfingenieur | Mai 2013

    Die Tragfähigkeitsreserven vieler älterer Brücken sindweitgehend aufgebrauchtZur Weiterentwicklung der Nachrechnungsrichtlinie für die Entscheidung über Verstärkung oder Ersatz

    Viele ältere Brücken in Deutschland haben die Grenzen ihrerTragfähigkeit erreicht. Eine Bewertung nach den gültigen Re-gelwerken für Neubauten ergaben aber so ungenaue Bilder,dass alsbald weitergehende Regelungen notwendig wurden,die auch jene Randbedingungen erfüllen und jene Nachweis-führung ermöglichen, die im Bestandsbrückenbau im Unter-schied zum Neubau notwendig sind. So entstand die Nachrech-nungsrichtlinie, nach der zum Beispiel in Nordrhein-Westfalenschon mehr als neunzig Brücken untersucht worden sind. Dabeisind Erfahrungen aufgelaufen, die jetzt bei ihrer Weiterentwick-lung in die Nachrechnungsrichtlinie eingearbeitet werden sol-len. Von diesen Erfahrungen und ihrer Implementierung in diekünftige Nachrechnungsrichtlinie und von ihren praktischenKonsequenzen für den alltäglichen Umgang mit den Bauwerkenhandelt der folgende Beitrag.

    studierte 1989-1994 Bauingenieurwesen an der TH Leipzig undpromovierte 1995-2000 an der Universität Leipzig bei Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Gert König; gleichzeitig praktizierte er als ange-stellter oder beratender Ingenieur bei mehreren renommierten In-genieurbüros in Deutschland und in den USA; 2004 wechselte erzum Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, wo er seit2006 als Abteilungsleiter Konstruktiver Ingenieurbau sowie alsSachgebietsleiter Tragwerksplanung und statisch-konstruktivePrüfung tätig ist; daneben erfüllt er Lehraufträge an der Hoch-schule Bochum und an der Ruhr-Universität Bochum, dort an derFakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften für den„Erhalt und das Lebensdauermanagement im Brückenbau“; au-ßerdem arbeitet er in zahlreichen nationalen und internationalenNormenausschüssen und bautechnische Regeln setzenden Gre-mien mit.

    1 EinführungDie anhaltende Nachfrage nach größeren und schwereren Lastkraft-wagen hat zu wissenschaftlichen Untersuchungen [1] mit dem Ergeb-nis geführt, dass für die Brückenbauwerke nicht nur Tragfähigkeitspro-bleme infolge der neuen LKW-Typen zu erwarten wären, sondern, dassauch der heute vorhandene Güterverkehr bereits entsprechende Pro-bleme bereitet. Das stetig gestiegene Schwerverkehrsaufkommen, ver-bunden mit gestiegenen Achs- und Gesamtgewichten der Fahrzeuge[2], [3] führt zu Einwirkungen, die das Lastniveau der seinerzeit be-rücksichtigten Verkehrslastmodelle der Normenreihe DIN 1072 errei-chen beziehungsweise bereichsweise übersteigen und dazu führen,dass vorhandene Tragfähigkeitsreserven älterer Brücken weitgehendaufgebraucht sind.

    Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung(BMVBS) sah deshalb dringenden Handlungsbedarf [4]. In Zusammen-arbeit mit den Straßenbauverwaltungen der Länder erstellte die Bun-desanstalt für Straßenwesen (BASt) einen Kriterienkatalog für eineAnalyse des Bauwerkbestands im Zuge von Bundesfernstraßen, nachwelchem die Bauwerke für weitergehende Untersuchungen priorisiertwurden, um daraus den Bedarf an notwendigen Verstärkungsmaßnah-men oder – sofern wirtschaftlich gerechtfertigt – auch an Ersatzneu-baumaßnahmen ableiten zu können.

    Grundvoraussetzung für eine fundierte Entscheidung sind eine realisti-sche Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Bestandsbrücken sowieein Vergleich mit dem aus heutiger Sicht gewollten Leistungsniveau,das durch die Regeln der DIN-Fachberichte beziehungsweise zukünftigder Eurocodes gegeben ist. Dies erfolgt in der Regel auf rechnerischemWege durch eine Nachrechnung der Bauwerke. Dass dabei der aktuel-le Bauwerkzustand berücksichtigt werden muss, ist selbstverständlich.Nicht immer sind jedoch Schäden infolge zu hoher Belastung, die sichnegativ auf die Tragfähigkeit auswirken, an den Bauwerken durch einePrüfung nach DIN 1076 feststellbar. Es existieren viele Bauwerke, dieauch nach Jahren keine wesentlichen Schäden aufweisen, aber den-noch die gestiegenen Belastungen nicht mehr mit ausreichender Si-cherheit aufnehmen. Auch hier kann nur eine Nachrechnung Auf-schluss über die Bauwerksbeschaffenheit geben.

    Die ersten Nachrechnungen unter Verwendung des aktuellen Regel-werks für Neubauten lieferten ein ungenaues Bild. Fast keine Brückeüberstand eine Nachrechnung, und es setzte sich allmählich die Über-zeugung durch, dass es weitergehender Regelungen, als für den Neu-bau vorgesehen, bedarf. Der Brückenbestand