Der Stern Des Abgrund
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Der Stern des Abgrundes.
Das Medium Adolf Hitler
im Lichte Sri Aurobindos und Der Mutter.
Er ist ein Genie. Das selbstverstndlich schaffende
Instrument eines gttlichen Schicksals. Aus tiefer
Bedrngnis leuchtet ein Stern ! Ihm fhle ich mich bis
zuletzt verbunden. Nun ist in mir der letzte Zweifel
geschwunden.
Joseph Goebbels, Tagebcher.
Texte zusammengestellt
und kommentiert
von
Satparam.
ALLE RECHTE BEIM AUTOR
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ZU DIESEM BUCH
Dieses Buch geht von der Hypothese aus, dass Adolf Hitler ein Medium war, dass er bei spiritistischen Seancen mit einem Wesen, das ihm erschien und Weisungen gab, in Kontakt gekommen ist. Es geht weiter davon aus, dass dieses Wesen, hinduistisch gesprochen, ein Asura, christlich ein Teufel war, dass Hitler das aber nicht erkannte und in gutem Glauben gewissenhaft dessen Weisungen folgte. Dieses Wesen aber nahm ihn und die Menschen berhaupt nicht ernst, es spielte mit ihm wie die Katze mit der Maus und zerschmetterte ihn schlielich. Diese auf den ersten Blick unglaublich anmutende These sttzt sich in erster Linie auf die Aussagen Sri Aurobindos und Der Mutter, zweier verwirklichter Weisen Indiens und Europas, deren Meisterschaft auf allen Ebenen des Seins ihnen erlaubte, unabhngig von ihrer physischen Gegenwart die Vorgnge um Hitler zu beobachten, zu analysieren und zu beeinflussen. Ihnen allein verdanken wir sogar die detaillierte Beschreibung des Aussehens von Hitlers Gott. Der Text untermauert diese These mit einer Flle von zeitgenssischen Zeugnissen, darunter Hinweise wie sie deutlicher nicht sein knnten Lanz von Liebenfels, Karl Strnckmann, Arthur Dinter, Rudolf Olden, Abraham Poljak, Mathilde Ludendorff sprechen vom spiritistischen Engagement Hitlers, Rudolf Hess, Paul Goebbels und viele andere bezeugen seine mediale Disposition, die besonders deutlich in seinen Reden zum Ausdruck kam. Bereits 1943 hat brigens der Bostoner Psychoanalytiker Walter Langer im Auftrag der US-Regierung aufgrund umfassender Unterlagen, Dokumente und Zeugnisse ein psychologisches Profil Hitlers entwickelt. Er schreibt: Eine Zusammenschau aller Evidenz zwingt uns zu dem Schluss, dass Hitler glaubte bestimmt zu sein, ein unsterblicher Hitler zu werden, von Gott auserwhlt, der neue Befreier Deutschlands und der Begrnder einer neuen Sozialordnung fr die Welt zu sein. Er glaubt fest daran und ist sicher, dass trotz aller Prfungen und Betrbnis durch die er gehen muss, er letztlich das Ziel erreichen wird. Die einzige Bedingung ist, dass er den Diktaten der inneren Stimme folgt, die ihn schon in der Vergangenheit fhrte und beschtzte. Langer deutet sogar mgliche Szenarien fr den Fall von Hitlers Niederlage an. Klarsichtig nennt er es das hchstwahrscheinliche Szenarium, dass Hitlers Glauben an den gttlichen Schutz ihn dazu zwingen wird, bis zum bitteren Ende zu kmpfen, eine Welt mit in die Flammen ziehend, und dass er sich letztlich umbringen werde. Unsere Untersuchung wird Langers Analyse bis ins Detail besttigen. Nach einem vollen Zyklus von 60 Jahren mit unzhligen Deutungs- und Erklrungsversuchen zahlreicher Autoren aller Schulen und Richtungen, sehen wir, dass die erste umfassende Analyse wohl auch die zutreffendste war. Wenn wir den Versuch machen, das Phnomen Hitler mit der mediumistischen Hypothese zu erklren, stellen wir fest, dass alles passt besser als jeder andere Erklrungsversuch ist sie geeignet, die Gesamtheit des Phnomens Hitler zu beschreiben und zu erhellen. Die anderen Dimensionen historisch, wirtschaftlich, ideologisch, gesellschaftlich usw. behalten ihre Bedeutung, werden aber in ihrer Wichtigkeit stark relativiert. Machen wir uns nun auf die Reise und entdecken wir aufs Neue eine alte, alte, alte Geschichte (Die Mutter) aus dem vergangenen Jahrtausend, ziehen wir aus ihr unsere Lehren, bevor wir sie mit befreitem verstehendem Aufatmen fr immer in der Mottenkammer der Geschichte verschwinden lassen
SATYAM EVA JAYATE
ALLEIN DIE WAHRHEIT SIEGT
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Inhaltsverzeichnis
Seite 2 Zu diesem Buch 3 Inhaltsverzeichnis
5 Vorwort 6 Im Dritten Jahrtausend
7 Ungelste Rtsel 9 Der historische Hitler 10 Irgendein trauriger Mensch... 13 Ein sterreichischer Oberoffizialssohn 16 Frhe Berufung 17 Ein Sonderling in Wien 20 Im Bannkreis des Ordo Novi Templi
- Lancz von Liebenfels 27 Der armanische Eingeweihte
- Guido von List 33 Der Hohe Armanen-Orden 37 Gegen eine internationale Welt von Feinden 48 Die Heilige Johanna von Pasewalk 50 Der Arier 55 Der Jude - Lancz von Liebenfels 56 - List 57 - Hitler wird Antisemit 63 - Arthur Dinter 67 - Dietrich Eckart 73 - Holocaust
76 Das grosse Massaker - der Rassenkampf ums Dasein 83 Der bermensch
91 Evolution 97 Das Hakenkreuz 105 Houston Stewart Chamberlain 110 Richard Wagner 116 Der Ritter vom Heiligen Gral 118 Germanenorden und Thulegesellschaft 127 Okkultbrder im arischen Gewand 130 Okkulte Verbldung 136 Der Zauberlehrling 142 Im Dschungel des Okkulten 148 Der Fhrer des Fhrers 150 Erste Schritte in die Politik 152 Politiker wider Willen 155 Die Partei 166 Putsch und Gefangenschaft 171 Auf dem Weg zum `Fhrer'
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178 Spiritismus 191 Im Banne Segenbringers 192 - Rudolf Olden 201 - Abram Poljak 204 - Die Mutter 206 -Arthur Dinter 216 Geheimnis Seele 221 Der deutsche Messias oder Wotans Wiederkehr 227 Der Redner 238 Das Miasma der Unterwelt 240 Direkter Draht zu Gott 244 Die innere Stimme 250 Berchtesgaden 259 Das Volk, das im Dunkeln wandelt, es sieht ein grosses Licht 266 Der Starke von Oben 273 Das Dritte Reich 284 Dass ihr mich gefunden habt ! 299 Ein infantiles Monster 304 Die Unperson 308 Von Gttern und Dmonen 321 Die Erstgeborenen der Schpfung 326 Der Herr der Falschheit 333 Anschlag des Antichrist 336 King Kong 338 Der Besessene 354 Ein Feind Gottes, der Menschen und der Deutschen 366 Avatare des Supramentalen 370 Der Krieg Der Mutter 387 Der Untergang 397 Verwandelt Euch ! 405 Anhang 417 Zeittafel 434 Bibliographie
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Vorwort
Der Autor dieses Buches wurde in den letzten Kriegsjahren in Sddeutschland geboren, besuchte dort ein
Internat und entdeckte kurz vor dem Abitur das Werk des indischen Yogaphilosophen Sri Aurobindo,
das seiner stndigen Suche nach dem Sinn Erfllung bescherte. Spter entdeckte er auch Sri Aurobindos
Mitarbeiterin Die Mutter und ihre Schriften. Mit Erstaunen las er ihre Beschreibungen der medialen Natur
Hitlers, jenes Wesens hinter ihm, das Hitler und die Welt in die Finsternis fhrte. Weder in der Schule
und in keinem der Bcher, die ihm zugnglich waren, wurde die Tatsache der dmonischen Besessenheit
Hitlers erwhnt und doch schillert dieses Faktum hinter allen vermeidenden Umschreibungen
unbersehbar hervor, sobald wir die kryptohistorischen Scheuklappen ablegen.. Je mehr man sich in die
Materie vertieft, um so mehr Besttigungen findet man fr Der Mutter und Sri Aurobindos Deutung des
Phnomens Hitler. Ja, letztlich erkennt man, dass ihre Erklrung diesem Phnomen mit all seinen offenen
Fragen am besten gerecht wird.
Als Angehriger der Generation der Kinder aus der Nazizeit lernte der Autor manches von der
Atmosphre kennen, die das Leben der Vter, selbst noch nach Jahren, nach der Rckkehr aus Krieg und
Gefangenschaft prgte.
Dieses Buch mchte helfen die Augen zu ffnen fr eine ignorierte Wirklichkeit, jene dmonische Welt
hinter Hitler und seinen Verbrechen, und dazu beitragen, dass sich hnliches nie wieder in Deutschland
und der Welt ereignet.
Auroville, Indien
Im 60. Jahr nach der Befreiung.
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Im Dritten Jahrtausend
Vor kurzem trat die Welt ins dritte Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung ein. Erwarteten viele das
Weltenende bereits im bergang zum zweiten, so blieben uns doch weitere tausend Jahre vielfltiger
Erfahrungen nicht erspart. Auch dem neuen bergang sahen nicht wenige mit gemischten Gefhlen
entgegen, man hrte von Prophezeiungen immer neuer verheissungsvoller oder schrecklicher
Ereignisse, und gross war die Erleichterung oder die Enttuschung - je nachdem, was erwartet wurde -,
als der verhngnisvolle Zeitpunkt wieder einmal sang- und klanglos verstrich. Auch heute ist viel vom
Zeitenwandel die Rede, Benedikt XVI soll nach den Prophezeiungen des Malachias der vorletzte Papst
sein, der Tsunami Weihnachten 2005 verrckte die Erdachse bereits ein wenig, was dem von vielen
erwarteten Polsprung und dem bergang in eine neue Dimension frderlich sei usw. usw. Die stndige
Bereitschaft zum Wunder ist im Menschen angelegt. Er ist ein Entwurf hin zur Zukunft, ein Seil ber den
Abgrund, eine Hoffnung wider alle Hoffnung. Gott wurde Mensch, damit wir Gtter werden. Paulus
spricht von der Sehnsucht aller Kreatur nach der Offenbarung der Shne Gottes. Jesus lehrt uns das
Beten um das Kommen des Reiches der Himmel.
In Indien spricht man von den Avataren, den Herabsteigenden. Seit Anbeginn der Zeiten verkrpert sich
das Hchste Bewusstsein auf Erden, in immer bewussteren Formen, dem jeweiligen Entwicklungsstand
angemessen. Von zehn Avataren ist die Rede, sinnigerweise ist der erste ein Fisch, das Leben hat ja im
Wasser angefangen, ber Schildkrte, Eber, Menschenlwe, Zwerg, Rama mit der Axt, Rama, Krishna
und Buddha hin zum Vollender der Zeiten, Kalki. Wir finden Kalki in der Offenbarung des Neuen
Testamentes im Reiter der Apokalypse wieder. Kalki kommt auf einem weissen Ross, ein Schwert in
der Hand. Er wird endgltig mit den widergttlichen Mchten aufrumen - der Schleier der Lge, der
Verhllung der Wahrheit wird fallen. Satyayuga, das Zeitalter der Wahrheit wird den schmerzlichen
Gang der Zeit durch die Meere von Blut beenden. Die Schpfung die nichts anderes ist als Gott selbst
im Spiel seiner Verhllung, wird ihre Maske abwerfen, sein leuchtendes Antlitz sichtbar werden.
Auf dem Weg zur gttlichen Selbstoffenbarung hat es sich der Eine, der Alles ist, nicht nehmen lassen,
auch sonderbare Formen seiner selbst ins Dasein zu rufen. Formen, die eher Fratzen sind als Gesichter,
Formen, die den in der Unwissenheit gefangenen Wesen, den Gesetzen der Welt und der Menschen
unterworfen, schrecklich erscheinen, furchtbar, denen sie hilflos ausgeliefert zu sein glauben. Vieh sind
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die Menschen fr die Gtter der Griechen und Vieh sind sie auch fr jene, die sich den Gttern hnlich
oder ebenbrtig fhlen. Vieh, das man dahinmetzeln kann, das ruhig auf den Schlachtfeldern des
Wahns verbluten darf, zur grsseren Ehre irgendeines blutgierigen Dmons, Herrschers oder Fhrers.
Vieh, das es sich zur Ehre anrechnen darf, den Kompost abzugeben fr den Edelmenschen, der aus
seinem Knochenmehl gezchtet werden soll. Solange der Mensch nicht geworden ist, wozu er berufen
ist, ein Sohn Gottes - ihr seid Gtter, sagt Jesus -, solange er in seinem begrenzten und begrenzenden
mentalen Bewusstsein als abgesondertes Individuum sich einer ihn bedrohenden bermchtigen Umwelt
gegenbersieht, solange er das grosse Geheimnis, das Mysterium Magnum, nicht verwirklicht, dass alles
Eins ist, dass es nur Eines und nur Einen gibt, dass wir nichts anderes sind als Er, solange wird er ein
Wurm bleiben, der unter der Harke des Schicksals und der Gtter sich windet, vergeblich Schutz und
Zuflucht suchend bei den Krcken, mit deren Hilfe sich das Menschengeschlecht in illusionrer
Sicherheit whnt - Geld, Macht und Sex, den drei Mchten, die die Erde regieren und wie Binden ber
den Augen liegend die wahre Sicht versperren.
Von der Schwelle des neuen Jahrtausends aus drfen wir es wagen, einen Blick auf jenes sonderbare
Phnomen zurckzuwerfen, welches vielen als Hhepunkt und Vollendung der Zeiten erschien, in seiner
eigenartigen Faszination jenes 20. Jahrhundert berschattend. Heute ist es fr uns eher zum
Schreckgespenst geworden, und wenn wir den kreischenden Stimmen lauschen, die seine Gegenwart zur
Exstase trieb und seinen eigenen krchzenden Exaltationen, so fllt es uns schwer, das alles nicht
lcherlich zu finden. Abgesehen von einigen entrckten Gewaltfanatikern, deren Gehirnen von Bier,
Nikotin oder Drogen umnebelt der Spass an Qual und Sex es wert ist, das ohnehin schwierige Bemhen
vollstndig aufzugeben, sich aus dem Schlamm, in den hinein wir alle geboren sind, herauszuarbeiten,
kann heute keiner mehr sich jenem erstaunlichen Phnomen als mit befremdeten Verwundern nhern.
Dieses Phnomen heisst Adolf Hitler.
Warum berhaupt denn sich noch mit ihm befassen? Was hat uns diese merkwrdige Gestalt heute
noch zu sagen? Sind nicht ber sie schon mehr Bcher geschrieben, mehr Filme gedreht, mehr Dramen
verfasst worden als ber die meisten anderen historischen Gestalten? Wozu noch ein Buch mehr? Jenes
Jahrhundert kann man sich ohne Hitler nicht vorstellen. Hitler gehrt zu ihm wie die Beule zur Pest.
Hitler ist ein Symptom dieses Jahrhunderts. Hitler ist ein Symptom unserer eigenen Befindlichkeit.
Hitler ist in uns noch...
Sinnigerweise in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1995 liess es sich das ZDF nicht nehmen, das
unterhaltungshungrige deutsche Publikum mit der grossen Serie ber jenes behaglich-gruselige
Monstrum zu erfreuen. Bequem im Fernsehsessel zurckgelehnt, die Schale mit den Chips und den
Erdnssen auf den Knien, das gekhlte Bier in Reichweite, rollte das Panorama des sogenannten Dritten
Reiches vor den weitgeffneten Augen der wonnig erschauernden noch kaum gebeutelten Bundesbrger
ab. Gross waren lediglich die Erwartungen, viel Neues hat die Serie nicht gebracht. Wohlbekanntes
wurde in buntem Reigen wohlfeil dargeboten, vergebens harrte man auf jene unterdrckten Fakten, die
einzig der schillernden Gestalt jenes Abenteurers gerecht wrden. Diese dem Image des ZDF als einer
ernstzunehmenden Anstalt der ffentlichen Unterhaltung und Fortbildung nicht entsprechenden
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kryptohistorischen Fakten wurden erst gar nicht erwhnt. Dass doch - so ganz nebenbei, wie
versehentlich- in Interviews etwas davon zur Sprache kam, belegt, dass sich jenes Faktum, von dem in
diesem Buche vor allem die Rede sein soll, aus eigener Kraft geltend macht, zu stark ist, um
totgeschwiegen oder ignoriert zu werden. Dieses Faktum ist die sich jedem aufmerksamen Beobachter
aufdrngende Tatsache, dass mit Hitler eine wie auch immer geartete Transzendenz in eine scheinbar
wohlgeordnete dreidimensionale Welt eingebrochen ist.
Ungelste Rtsel
Fr den franzsischen Botschafter Andr Franois-Poncet birgt die Geschichte des Nationalsozialismus
1947 noch dunkle Seiten, ungelste Rtsel in verborgenen Abgrnden. 1 Friedrich Meinecke rechnet
`das Werk Hitlers zu den Durchbrchen eines satanischen Prinzips in der Weltgeschichte.2
Es fllt auf, dass Autoren, welche die Wirklichkeit des Dritten Reiches bewusst erlebt hatten und unter
dem Eindruck des Zusammenbruches schrieben, den dmonischen Charakter Hitlers und des
Nationalsozialismus betonen. So weist Georges van Vrekhem, Aurovilianischer Autor profunder Bcher
ber Sri Aurobindo und Die Mutter, in seinem neuen Werk Hitler and his God : the backgrund of the
Hitler phenomenon, auf die Arbeit von Gnter Scholdt3 hin, der beeindruckt gewesen sei von der grossen
Zahl zeitgenssischer Autoren, die in Hitler und seinem Handeln ein abgrundtief Bses gesehen und
Ausdrcke wie Satan, Dmon und dmonisch benutzt htten, um ihn zu charakterisieren.
Der geistigen Wirklichkeit in diesem Titanismus gegenber versage alles vernnftelnde Spiessertum, das
nur mit den ihm begreiflichen Gedanken und alltglichen Dingen des Lebens rechne. Ausser den
christlichen Denkern und Propheten seien es nur wenige grosse und fr das Abendland reprsentative
Geister, die hier in die Tiefen geschaut und erkannt htten, dass die mchtigsten Krfte der Geschichte
eben nicht jene begreiflichen, rational erfassbaren sind, sondern andere, die diesen Rahmen vllig
sprengen, und fr die ein anderer Begriff als der des nur `Vernnftigen gilt, nmlich der Begriff des
Dmonischen : Dante, Shakespeare, Pascal, Leibniz, Hamann und andere, an deren tiefsten
Erkenntnissen freilich auch die gewhnliche `Bildung vorbergehe. 4
Sri Aurobindo, der Yogi aus Pondicherry, dem wir im Vorwort schon kurz begegneten, hatte es zu
Beginn des Krieges klar erkannt:
Die Intervention des Gttlichen kann wirksam werden, und in dieser deutschen und
Stalinangelegenheit handelt es sich um die Herabkunft der ganzen vitalen Welt auf die Erde. Das
ist es, was die meisten Leute verwirrt hat, besonders jene intellektuellen Leute, die in
idealistischen Begriffen dachten. Sie erwarteten niemals so etwas und jetzt, wo es gekommen ist,
verstehen sie es nicht, wie es kommen konnte und was getan werden kann; sie sind alle
1 Franois-Poncet, Andr: Als Botschafter in Berlin. 1931-1938. 1947. 2 Meinecke, Friedrich: Die deutsche Katastrophe. 2.Aufl. 1947, 26 3 Scholdt, Gnter: Autoren ber Hitler. Bonn 1993. 4 Schmid, Heinrich: Apokalyptisches Wetterleuchten. 1947, 416
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verwirrt. 5
Aber auch der christliche Zeitzeuge Schmid beobachtet:
`Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kmpfen, sondern mit Frsten und Gewaltigen,
nmlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bsen
Geistern unter dem Himmel (Eph.6,12). Wem einmal - vielleicht gerade durch die Schrecken
unserer Zeit - aufgegangen ist, was fr finstere Krfte unter dem so wrdevollen Namen `Idee
oder `Weltanschauung sich verborgen halten knnen, der hat seinen Kommentar zu jenem
Pauluswort, und ihm vergeht der Dnkel des Spiessbrgers, in dieser und anderen Schriftstellen
nur den Niederschlag eines lngst abgetanen Weltbildes zu belcheln. Es besteht ein ganzer
verborgener Kosmos des Trotzes gegen die ewigen Ordnungen, dessen Lebensgesetz es ist, den
einzelnen, ganze Geschlechter, die Menschheit und ihre Geschichte unwiderstehlich ins
Verderben zu reissen. Diese heimlich-unheimliche Welt ist es, die wieder einmal sich
manifestiert hat, nicht zum ersten Mal in der Weltgeschichte und kaum zum letzten Mal.6
Die Vlkerwelt ist ins Dunkel des antichristlichen Verderbers geraten und alle ihre eigenen
Lichter haben sich als trgerisch erwiesen oder sind erloschen. Wer kann ihr ein neues, rettendes
Licht bringen?7
Ich bin weder Okkultist noch Phantast, ich bin mit all meinen Ahnungen ein Kind meiner Zeit
und halte mich nur an das, was ich sah und was mir immer wieder sich aufdrngt als des Rtsels
einzige Lsung. Nein, dieser, den ich da vorberziehen sah, im Gehege seiner Mameluken, wie
den Frst dieser Welt, er ist kein Mensch. Er ist eine Figur aus einer Gespenstergeschichte. 8
Der historische Hitler
Baldur von Schirach schreibt kurz vor der `Machtergreifung:
Naive Menschen meinen, Adolf Hitler fhre ein Leben in Sorglosigkeit und Ruhe, mit
Achtstundentag und Cafbesuch. Von der ganzen Schwere der Brde, die auf den Schultern
dieses Mannes ruht, ahnen die wenigsten etwas. Unsere Zeit wird diesen berragenden
vielleicht verehren und lieben, aber sie wird ihn nicht in seiner grossen Tiefe ermessen knnen.
Das braucht sie auch nicht. Sie soll nur immer wieder im Hinschauen auf die gewaltige
Persnlichkeit des Fhrers ehrfrchtig werden und Gott im Himmel danken, dass er uns auch
dieses Mal nicht verlassen hat.
5 Sri Aurobindo in Purani, Evening Talks; 20.5.40 6 Schmid, 418 7 Schmid, 448 8 Reck-Malleczewen, Friedrich Percyval: Tagebuch eines Verzweifelten. Lorch 1947, 11.8.36
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Was Adolf Hitler der Fhrer fr sein Volk bedeutet, wird heute von Millionen gewusst oder
gefhlt. Diesem Fhlen und Wissen Gestalt zu geben, wird Aufgabe der Geschichtsschreibung
sein, die den historischen Hitler den Enkeln zu berliefern hat. Das Buch ber den Fhrer wird
somit erst in einer ferneren Zeit geschrieben werden knnen, die mit dem grsseren Abstand
zugleich die grssere Urteilskraft erlangt haben wird.9
Toland nennt Hitler ein `Mysterium. 10 Robert G.L. Waite frgt: `Wie war es diesem sonderbaren
kleinen Mann mglich, eine grosse Nation in einer grausamen, aber immerhin populren Tyrannei
gefangen zu halten und einen Kontinent zu erobern? 11
Und K. Cornish stellt fest:
Hitlers Erfolge von 1920 bis 1940 knnen unter die erstaunlichsten unter allen Persnlichkeiten
der Weltgeschichte gezhlt werden. Ein einsamer, gasgeschdigter Veteran - ein sterreichischer
Auslnder - stieg aus dem Nichts zum Fhrer einer grossen Nation auf. Er schuf Millionen von
Jobs und befreite das Land aus der Armut. Nation nach Nation fiel ohne Blutvergiessen an ihn.
Und als Blut floss, erlag Frankreich innerhalb von Wochen einem militrisch unterlegenen
Gegner. Hitlers eigene Karriere ist daher der experimentelle Nachweis, dass Magie tatschlich
urschlich wirksam ist. Sie wurde im Phnomen des Nationalsozialismus fortdauernden
experimentellen Tests unterworfen und funktionierte.12
Irgendein trauriger Mensch...
Ein bleiches mageres Gesicht.13
In dem von Neumann geschenkten Kaiserrock, einen steifen, speckigen, schwarzen Melonenhut
auf dem Kopf, das Haar in Zotteln ber den Kragen hngend und den Bartflaum in dicker
Krause rund ums Kinn - so bot Hitler nach Hanischs Zeugnis damals selbst einen Anblick, `wie
er eigentlich bei uns Christen selten vorkommt.14
Der berzeugte Republikaner und Nazigegner Konrad Heiden verfolgte jede Spur Hitlers, seit er in
Mnchen Zeuge seines Aufstiegs geworden war. Er emigrierte 1933 in die USA, wurde von den Nazis
ausgebrgert, und starb dort 1966. Heiden nennt Hitlers Dasein 1913 in Mnchen
noch einsamer als in Wien, verkrochen und abseits mitten im Gerusch einer schnen, heiteren
Stadt. Hager, krnklich, unfrisch, unsportlich wirkt der Vierundzwanzigjhrige unter
9 Hoffmann, Heinrich: Hitler, wie ihn keiner kennt. Berlin ca 1932. 10 Toland, John: Adolf Hitler. 1977, 10. 11 Waite, Robert G.C. : The Psychopathic God Adolf Hitler. New York 1978. 12 Cornish, K., 150 13 Orzechowski,Peter: Schwarze Magie - Braune Macht. Ravensburg ca. 1980, 23 14 Heiden, Konrad: Adolf Hitler. Bd 1.2. 1936/1937, 40 f
10
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Gleichaltrigen. `Anfangs direkt unsympathisch, bei nherer Bekanntschaft netter, schildert ihn
ein Beobachter dieser Zeit.15
Im Februar 1932 wartet Walter Mehring im `Hotel Kaiserhof in Berlin neben Adolf Hitler, den er seit 11
Jahren nicht mehr gesehen hatte, auf den Fahrstuhl. Seine Portrtskizze in Worten erscheint am 1.Mrz
1932 in der Weltbhne Carl von Ossietzkys, dann am 15.Mrz 1940 in der Zukunft:
Portrt nach der Natur
Ein Schritt von mir! Tuchfhlung fast -- da
steht er! Bumm!
Aura von Waih-Geschrien und Heil-Gezeter!
- Um ihn fnf Bullen, zackig, Seele angewinkelt,
nackenkrumm -
Zwei Falten, mundabwrts gesteilt, verhalten;
vom Schicksal eingeplttet;
Die rechte Schulter hngt, krampfhaft-lssig
Stimme knarrt
hart einen Anpfiff
sddeutsch eingefettet -
Kinn flieht! Gehacktes Brtchen trommelt
forsch zum Angriff.
*
Nachts aber trumt das...
Bodenloses ffnet sich dem Falle
Der Wille irrt durch Trmmer ohne Zweck --
Der Traum, kraftangewandet, spreizt die Kralle:
Judas Rache!
Den Albdruck weg!
Den Albdruck weg!
Deutschland, Erwache...!
15 Heiden, 52
11
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*
Die Linke in der Tasche, rechte Hand mahnt!
All-Deutschlands Ober
-Haupt
Versetztes Lcheln; ein getretener grober
Schani, der eines Juden ekles Trinkgeld klaubt.
`Verfluchte Drohnen! Faust stsst vor
Der Wunderattentter -- Mittelstandsheiland...
Den Kopf im Mythos -- kncheltief durchs Blutmeer
der Verrter
Zum Rasse-Eiland!
... Hat er getrumt? Er sieht sich um: Millionen
folgen! Bumm! Da steht er!
Herrmann Wilhelm fasst Schilderungen des Auftretens Hitlers in seinen ersten Mnchner Jahren wie folgt
zusammen:
So trgt er die ersten Jahre zwar - hnlich wie Christian Weber - meist eine Reitpeitsche aus
Rhinozerushaut bei sich, ansonsten aber sind seine Bekleidungsstcke und Akzessoires hchst
unterschiedlich und widersprchlich. So ist er hufig in einem zerknitterten Trenchcoat zu sehen,
zu dem er einen Schlapphut , wie ihn damals viele Knstler schtzen, trgt. Darunter kleidet er
sich gerne mit einem blauen Anzug, den er allerdings mit den seltsamsten Bekleidungsstcken
kombiniert. Ein Augenzeuge weiss zu berichten, dass Hitler einmal zu seinem blauen Anzug ein
violettes Hemd, eine braune Weste und eine knallrote Krawatte trug. Als Pfeffer von Salomon,
spter sein oberster SA-Fhrer, Hitler zum ersten Mal begegnete, trug Hitler einen alten
Cutaway, gelbe Lederschuhe und auf dem Rcken einen Rucksack. Pfeffer war so sprachlos,
dass er auf eine persnliche Vorstellung verzichtet.
Die Wagner-Enkelin Friedelind erinnert sich an den Besucher
in bayrischen Lederhosen, kurzen, dicken Wollsocken, einem rotblau gewrfelten Hemd und
einer kurzen blauen Jacke, die ihm wie ein Sack um die knochige Schulter hing. Scharfe
Backenknochen ragten aus hohlen, teigigen Wangen hervor, darber stand ein Paar unnatrlich
leuchtender blauer Augen. Er sah halbverhungert aus, aber in seinem Blick lag etwas
Fanatisches.16
Karl Alexander von Mller beschreibt eine Szene in der Wohnung der Schwester von Ernst Putzi
Hanfstaengl:
12
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...durch die offene Tr sah man, wie er auf dem schmalen Gang die Gastgeberin fast unterwrfig
hflich begrsste, wie er Reitpeitsche, Velourhut und Trenchcoat ablegte, schliesslich einen
Grtel mit Revolver abschnallte und gleichfalls am Kleiderhaken aufhngte. Das sah kurios aus
und erinnerte an Karl May. Wir wussten alle noch nicht, wie genau jede dieser Kleinigkeiten in
Kleidung und Benehmen schon damals auf Wirkung berechnet war. 17
Joseph Kessel beschreibt Hitler als `einen in ein rmliches schwarzes Gewand gekleideten Menschen,
ohne Eleganz, noch Kraft, noch Charme, irgendein Mensch, traurig und recht gewhnlich.
Der franzsische Botschafter Franois-Poncet beobachtet:
Die Zge Hitlers sind verschwommen. Eine mittelhohe Stirn, eine mittelgrosse Nase, ein
ebensolcher Mund. Der Ausdruck des Gesichtes ist verkrampft, dster, gewhnlich. Die Augen,
leicht hervortretend, sind von einem trben Grau, nur im Zorn oder in der Erregung zeigen sie
Glanz. Die Gesichtsfarbe ist auffallend blass, die Stimme rauh, heiser, tief, mit stark rollendem
R. Sein Gang ist steif und feierlich, zeigt wenig Beweglichkeit. Man sieht ihn nur selten lachen
oder auch nur lcheln. 18
Der bayerische Konservative Reck-Malleczewen konstatiert verwundert:
Letzthin in Seebruck sah ich Herrn Hitler, bewacht von seinen vorausfahrenden Scharfschtzen,
beschirmt von den Panzerwnden seines Autos, langsam vorbergleiten: versulzt, verschlackt,
ein teigiges Mondgesicht, in dem wie Rosinen zwei melancholische Jettaugen stecken.
So traurig, so ber die Massen unbedeutend, so tief missraten, dass noch vor dreissig Jahren, in
den trbsten Zeiten des Wilhelmismus, dieses Antlitz schon aus physiognomischen Grnden
unmglich gewesen wre und, auf einem Ministersessel, sofort die Gehorsamsverweigerung...
nicht der vortragenden Rte, nein, selbst die des Portiers und der Reinmachfrauen zur Folge
gehabt htte.19
Ich habe ihn spter vor Gericht gesehen, als sein Name die Reichweite des Mnchener
Burgfriedens schon berschritten hatte und er sich wegen irgend einer Versammlungsstrung
verantworten sollte.. Ich habe ihn in Berlin beobachtet, wenn er, schon ein berhmter Mann, die
Halle seines Hotels betrat: im ersten Falle wartete sein Blick wie der eines oft Vorbestraften auf
ein gutes Wort jenes kleinen und hchst subalternen Amtsrichters, der die Verhandlung leitet, im
anderen Falle trat er dem Hotelportier gegenber mit dem krummen Rcken eines Mannes, der
in einer Hoteloffice einen Pumpversuch machen will und des Hinauswurfes gewrtig ist.
Ungeachtet seiner kometischen Laufbahn hat sich an dieser Diagnose, die ich vor nun zwei
Jahrzehnten gewann, absolut nichts gendert. Auch heute noch hlt sie bei der Erkenntnis, dass
er, jedes natrlichen Selbstbewusstseins und jeder Freude an sich selber bar, im Grunde sich
selber hasst und dass seine politische Polipragmasie, sein massloses Geltungsbedrfnis, seine
16 Bullock, 123 17 Wilhelm, Hermann: Dichter, Denker, Fememrder. 1989, 160 f. 18 Franois-Poncet, 299 19 Reck-Malleczewen, 11.8.36
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schon apokalyptisch zu nennende Eitelkeit nur dem einen Wunsche entspringt, alle seine
schmerzlichen Erkenntnisse, die Selbsterkenntnis eines aus Kehricht und Jauche gefertigten
Missgeborenen zu berdonnern. 20
Ein sterreichischer Oberoffizialssohn S. Ostrander und L. Schrder wiesen darauf hin, dass der Parapsychologe Schrenck-Notzing seine
Medien aus Hitlers Waldviertel bezog. Sein Geburtsort Braunau am Inn habe mehrere Medien
hervorgebracht, so die bekannten Rudi und Willy Schneider. Hitler habe dieselbe Amme wie Willy
Schneider gehabt.21 Der Medienforscher Harry Price hielt 1924 Seancen mit Willy im Wohnzimmer
seiner Familie in Braunau ab. Ende Mrz 1925 nimmt Price an drei Sitzungen Baron von Schrenck-
Notzings mit Willy Schneider teil.
F.A. Kramer beschreibt Hitlers Kindheit 1945 rckblickend wie folgt:
Adolf Hitler wird im Gasthaus "Zum Pommern" geboren. Vater hatte nach zwei bereits recht
absonderlichen Ehen in dritter Ehe seine um 23 Jahre jngere Pflegetochter geheiratet, mit der er
zudem noch verwandt ist. Sie lsst spter Zeichen schwerer Neurose erkennen. Ihre Schwester
Johanna gilt als nicht ganz normal.
Die Abstammung des Vaters ist nicht eindeutig. Vorfahren waren Kleinhusler im
niedersterreichischen Waldviertel, das als Inzuchtgebiet bekannt ist.
In der Familie der Eltern Lungenleiden. Adolfs Geschwister sterben mit 2 (Gustav, Ida), 6
(Edmund) Jahren, nur Paula bleibt am Leben. Die Halbgeschwister aus der zweiten Ehe: Kellner
Alois zweimal wegen Diebstahl im Kerker, in Deutschland wegen Bigamie verurteilt.
Halbschwester Angela, die Mutter von Angelika Raubal.
Fllt in Linz schon in der ersten Klasse Realschule durch, absolviert nur die ersten drei Klassen
(bis zur Quarta). In Deutsch mehrfach 'nicht gengend', Interesse nur fr neueste Geschichte,
Zeichnen und Turnen. Franzsisch oft 'nicht gengend', Mathe hufig `nicht gengend'. Von der
vierten Klasse der Realschule Steyr geht er nach dem Tod des Vaters im Herbst 1905 pltzlich
ab. Bummelte mit Sahnehrnchen und Mohrenkpfen. Muttershnchen.22
Der kleine Adolf sei schneidig gewesen, ein stiller Fanatiker, verantwortungsbewusster als andere. Auf
der Realschule htten ihn alle gemocht. Seine Lieblingsbeschftigung in Steyr war Lesen, Zeichnen und
Rattenjagd. Im Turnen `vorzglich, im Zeichnen `lobenswert.
Schon als Schler schwrmt er, angeregt von einem `Volksbuch ber den Krieg von 1870/71, fr alles,
was mit Krieg und Soldatentum zusammenhngt. Er inszeniert mit Kameraden die Mayschen
Indianergeschichten und Burenkmpfe gegen die Englnder.23
20 Reck-Malleczewen, 11.8.36 21 Ostrander, Sheila u. Lynn Schrder: PSI. Bern 1971, 272 22 Kramer, F.A.: Vor den Ruinen Deutschlands. 1945. 23 Toland, 31
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Die Kinder nannten Adolf `spinnet, weil er auf einem Fleck oben am Hgel, wo ein paar Obstbume
stehen, ohne Zuhrer zu predigen pflegte. Nicht nur am Tage, sondern besonders an mondhellen Nchten,
daher auch der Ausdruck mondschtig.24
Schon frh zeigte sich bei Hitler eine Neigung zur Transzendenz. In der elterlichen Kche stieg er auf
einen Stuhl, tat sich als liturgisches Gewand die Schrze um und predigte. Er hatte als kleiner Junge den
glhenden Wunsch, Pfarrer zu werden, wie er Helene Hanfstaengl spter erzhlen wird. 25 Chorknabe
war er, Abt wollte er gerne werden. Glorie, Macht und Anspruch der Kirche hatten es ihm angetan. Der
Nachbarsohn Trauner, der fr Hitler in Leonding Ministrant spielen sollte, verdrosch ihn allerdings
lieber. Er ist es auch, der Hitlers Begeisterung fr Wagneropern weckt. Mit 12 sieht Adolf als erste
Wagneroper den Lohengrin.
Adolf habe oft Arzt gespielt, Holzinstrumente wie Pinzetten geschnitzt und die Kinder mit seinen
Untersuchungen genervt.
Mit leuchtenden Augen erzhlt er spter seinem Freund Hanisch von den Bauernraufereien in seiner
obersterreichischen Heimat. Ein lterer Freund habe ihm einmal im Gerichtsgebude zu Ried eine
Sammlung von Mordinstrumenten gezeigt, die raufenden Bauern abgenommen worden waren. Das sei fr
den Kaben Hitler ein glcklicher Tag gewesen. 26
Bei der Plnderung von Birnbumen und anderen Streichen war er gewhnlich der Anfhrer, ein kleiner
Schlingel, der sich berall dort einfand, wo etwas passierte. In Fischlham galt er als Rdelsfhrer.
Ambition und Fantasie waren vorhanden, der Sohn des Oberoffizials Alois Hitler, der sich aus rmlichen
Verhltnissen emporgearbeitet hatte, wollte auch etwas werden. Dass er autoritr erzogen wurde, prgte
ihn. Sein Vater pfiff ihm auf zwei Fingern, fluchte und schimpfte stndig. Der Bub durfte nicht ungefragt
sprechen und verstand sich schlecht mit dem Vater. Als er von ihm geprgelt wurde, zhlt er kaltbltig
die Schlge mit. Hitler erzhlt in einem Tischgesprch, wie er als Knabe ohnmchtig zu Boden gesunken
sei, als er bei der Gartenarbeit gegenber seinem Vater nicht das letzte Wort behalten habe. Hitler habe
in seinem Leben niemals nachgegeben, solange noch ein Funken Leben in ihm war. Jeder Widerspruch
habe ihm das Blut in die Schlfen getrieben.27
Die Schule hat ihm keinen grossen Spass gemacht, die Zeugnisse sind danach. Versetzt wurde er auch
nicht immer. Beamter wie sein Vater zu werden widerstrebte ihm schon mit elf und zwlf Jahren, was
den `Alten Herrn verbitterte und ihn auch. Auf die Frage, was er werden wolle, lautete die Antwort stets
`ein grosser Knstler.
Den strubbeligen kleinen Spitzbuben mit wildem ungestmen Betragen zeigt ein Klassenbild von 1900
aus Leonding in der Position des Anfhrers: das Kinn nach vorne gestreckt, die Arme vor der Brust
verschrnkt, mit leicht rebellischem Gesichtsausdruck und keck zur Schau getragener Selbstsicherheit. 28
Sein Lehrer Prof. Dr. Hmer nannte ihn `widerborstig, eigenmchtig, rechthaberisch und jhzornig. Er
24 Peter an Rudolf Olden, 4.1.36 25 Toland, 17 26 Heiden, 47 27 Dietrich, Otto: Zwlf Jahre mit Hitler. Kln ca 1955, 27. 28 Toland, 30
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verlange von seinen Mitschlern unbedingte Unterwerfung und gefalle sich in der Fhrerrolle. Auch
manchen weniger harmlosen Streich habe er sich, wie andere unreife Jungen auch, nicht selten geleistet.
Hitler erhielt privat und unentgeltlich Unterricht in deutscher Sprech- und Redekunst von seinem Paten
und Lehrer Dr. Leopold Ptsch in Linz.29
Der eisernen Zucht des Vaters entwand er sich durch die Flucht in die Welten der Fantasie. Maler wollte
er werden, einen Traum, den seine zrtlich geliebte Mutter mittrug. Schon im Frhjahr 1906 hlt er sich
zu Studienzwecken einen ganzen Monat in Wien auf.
Hitler entstammt einer Gegend, die bereits Medien hervorgebracht hat. Seine Kameraden
hielten ihn fr mondschtig, da er nachts Reden vor einem imaginren Publikum hielt.
Seine religise Ader ist bereits angedeutet er will Priester werden. Schon damals ist er
der Anfhrer, schneidg, rechthaberisch und jhzornig. Der knstlerische Anspruch wird
ihn sein Leben lang begleiten.
Frhe Berufung
Hitlers Freund Kubizek erinnert sich an ein beeindruckendes Erlebnis 1906 in Linz.
An einem nasskalten Novemberabend sahen sie Wagners Rienzi. Der Aufstieg und Fall des rmischen
Volkstribuns beeinflusste Hitler in merkwrdiger Weise. Entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten
usserte er anschliessend keine Kritik, und als Kubizek ihn nach seinem Urteil ber die Auffhrung
fragte, herrschte er ihn mit einem fremden, fast feindseligen Blick an: `Schweig! Die beiden jungen
Mnner verliessen die Oper, und Hitler, noch bleicher als sonst und den Kragen seines schwarzen
Mantels hochgeschlagen, lenkte ihre Schritte auf den Weg zum Freinberg. Kubizek wagte keine Fragen
mehr zu stellen. Auf dem Gipfel angekommen, ergriff Adolf Kubizeks Hnde, - seine Augen fieberten
vor Erregung -, und redete mit rauher und heiserer Stimme auf den Gefhrten ein. Es schien Kubizek, als
spreche ein anderes Ich aus Hitler, ein ekstatischer Zustand, ein Zustand vlliger Entrckung, in dem er
das Geschehen um Rienzi auf eine andere Ebene transponierte. Adolf habe von einer besonderen Mission
gesprochen, die ihm dereinst zuteil werden wrde, einem Auftrag des Volkes, es zu den Hhen der
Freiheit zu fhren. Als sie gegen drei Uhr nachts Kubizeks Wohnung erreicht hatten, strebte Adolf mit
der Bemerkung `Ich will allein sein! erneut dem Berge zu. Der nchtlichen Ekstase auf dem Freinberg
sei eine verstimmte Phase gefolgt, in der sich Hitler gekrnkt und zurckgestossen fhlte. Kubizek
bemerkt:
Etwas ganz Merkwrdiges, das ich frher, wenn er in erregter Form zu mir gesprochen hatte,
nie an ihm beobachtet hatte, fiel mir in dieser Stunde auf: Es war, als wrde ein anderes Ich aus
ihm sprechen, von dem er selbst mit gleicher Ergriffenheit berhrt wurde wie ich. Keineswegs
war es so, wie man von einem mitreissenden Redner mitunter sagt, dass er sich an den eigenen
29 Mllern-Schnhausen, Johannes von: Die Lsung des Rtsels Adolf Hitler.[c. 1960],113
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Worten berausche. Im Gegenteil! Ich hatte eher den Eindruck, als wrde er mit Staunen, ja mit
Ergriffenheit selbst miterleben, was da mit elementarer Kraft aus ihm herausbrach.30
Es scheint fr Hitler eine Art Berufungserlebnis gewesen zu sein. Sehr spt noch erinnert er sich
an es. In einem Gesprch mit Frau Wagner sagte Hitler in Gegenwart Kubizeks, `In jener Stunde
begann es.31
Ein Sonderling in Wien
Der Schock war tief, als die Kunstakademie in Wien den jungen Aspiranten Hitler ablehnte. Architektur
konnte er auch nicht studieren, da ihm dazu der Schulabschluss fehlte. Trotzdem hat er Zeit seines Lebens
gebaut, die Architektur war immer seine grosse Leidenschaft. Selbst im Bunker der letzten Tage trumte
er vor den Modellen der Umgestaltung seines lieben Linz, wo er die Mittelschule besucht und bei
Schlagsahne und Mohrenkpfen gebummelt hatte. In Wien ist er nach den sorglosen Jahren in Linz und
Steyr ernst und still geworden, oft deprimiert und in sich gekehrt. Heiden beschreibt sein Aussehen in
jener Zeit als `fast schnen Knstlerkopf mit ekstatisch brennenden Augen, breitem buschigem
Schnurrbart; zarte Gestalt, hastiger, springender Gang. Fhrt oft Selbstgesprche. Ein Sonderling. In
Mein Kampf berichtet Hitler von den Auseinandersetzungen mit der roten Arbeiterbewegung, dem
Umgang mit den Mnnerheimbewohnern, der Entdeckung der Juden. Sie muss ihn wirklich umgeworfen
haben, wenn wir seinen Worten Glauben schenken drfen:
Widerwrtig war mir das Rassenkonglomerat, das die Reichshauptstadt beherrschte;
widerwrtig dieses ganze Vlkergemisch von Tschechen, Polen, Ungarn, Ruthenen, Serben,
Kroaten usw., zwischen allem aber als ewiger Spaltpilz der Menschheit - Juden und wieder
Juden. Mir erschien die Riesenstadt als Verkrperung der Blutschande.32
Zunchst lebte Adolf zusammen mit seinem Freund Kubizek in einer Studentenbude, wo er sich seinen
`Studien hingibt, eifrig Bibliotheken benutzt und bereits von grossen Vernderungen der Gesellschaft
trumt. Hitler fiebert fr Richard Wagner, der auch wie er gegen eine verstndnislose Umwelt habe
ankmpfen mssen. Wagner entrckt ihn. Wagner sollte neben der Architektur Hitlers grosse
Leidenschaft werden. In der Musik galten fr Hitler nur deutsche Art und deutsches Wesen. Er versucht
eine Oper, Wieland der Schmid, in der wilde, entfesselte Leidenschaften das Geschehen
vorwrtspeitschen, mit Hilfe des Konservatoriumsstudenten Kubizek zu Papier zu bringen, scheitert aber
daran. Adolfs dramatischer Versuch spielt in der germanischen Mythologie und Geschichte und htte
aufwendige Inszenierungen mit Bhnenbildern aller mglichen Schaupltze zwischen Himmel und Hlle
erfordert, auch original germanische Musikinstrumente waren vorgesehen.
Im Erscheinungsjahr von Lists Armanenschaft der Ariogermanen, 1908 arbeitet Hitler an einem Drama
ber den Konflikt zwischen christlichen Missionaren und den germanischen Priestern eines heidnischen
Schreins in den bayerischen Alpen.
30 Toland, 140 ff
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Musikausbenden Frauen steht er als `musikalischem Weibsgezcht kritisch gegenber, wie berhaupt
das weibliche Studium sinnlos sei.
Kubizek, der sich frgt, was Gott mit diesem Menschen wollte, verdanken wir eine Flle von Einsichten
in Hitlers Charakter. Er sei allem auf den Grund gegangen, bis er vor dem Nichts stand. Ungehorsam,
fest, starr, unbeweglich und ungeduldig, lesend, malend, zeichnend, dichtend, immer von Bchern
umgeben sei sein Freund mit selbst gestellten Aufgaben rastlos dmonisch ttig gewesen, ohne
praktischen Nutzen.
Im Mrz und Juni 1906, ebenso im Herbst 1907 war Adolf allein in Wien. Tage- und nchtelang sei er
einsam umhergewandert. Kubizek berichtet, Hitler sei tagelang verschwunden. Im Mrz 1908 wieder fr
drei Tage, danach redet er vom `Sturm der Revolution, vom deutschen Idealstaat, von Sozialreform und
erklrt `die Zinskasernen werden abgebrochen. In der folgenden Nacht habe er Plne fr eine
mustergltige Arbeitersiedlung entworfen. Er besucht ffentliche Wrmestuben, wo Zeitungen
ausliegen, fhlt mit den kleinen Leuten und hlt sie sich vom Leibe. Die Frage, wo er zu Mittag isst, weist
er schroff zurck.
Wir wissen inzwischen, dass Hitler zwischen 1908 und 1913 einen okkulten Zirkel in Wien frequentierte,
zu dem neben Willy Thaler, einem Vetter Wiliguts, seiner Frau Marie Thaler, eine bekannte
Schauspielerin, auch mehrere Brder von Lanz Orden des Neuen Tempels (ONT) gehrten. Wiligut
war der sogenannte Rasputin Himmlers und hielt sich fr den hellsichtigen Erben archaischer Traditionen
und germanischen Knigtums. 33
Kubizek nennt seinen Freund ein Doppelwesen, widerborstig, manchmal unheimlich, rechthaberisch,
jhzornig, rcksichtsvoll, Reden wie vulkanische Entladungen, Zornesausbrche, besitzergreifend mit
erschreckenden Augen, in vielem immer ein Rtsel.
Sein Lieblingsbuch sei Schwabs Deutsche Heldensagen gewesen, deren heroische Geschichten bereits
Adolfs Lehrer Leopold Ptsch in Linz mit Lichtbildern veranschaulicht hatte. Einmal sei Adolf aufgeregt
mit einem Buch ber Hexenprozesse und die Inquisition aus der Bibliothek nach Hause gekommen.
Bcher waren seine Welt, Schopenhauer und Nietzsche intimste Angelegenheit, die er mit niemand teilen
wollte. Unerhrt viel habe er gelesen.
Riesenprojekte nahmen ihn in Anspruch. Er ertrug es nicht, wenn man an der Verwirklichung seiner
Ideen zweifelte. In seiner Traumwelt fand er sich besser zurecht als in der realen Welt. Er konnte in die
Luft hinein fantasieren und zugleich seine Sache hieb- und stichfest machen, ein Visionr. Je weiter ein
Projekt von der Verwirklichung entfernt war, desto intensiver habe sich Adolf in es hineingesteigert,
z.B. das `mobile Reichsorchester', das ihn nachdrcklich beschftigte. Was der 15jhrige plante, htte der
50jhrige ausgefhrt. Traum und Wirklichkeit griffen ineinander, wurden austauschbar. Kubizek bangte
mitunter, Adolf fnde nicht mehr in die Wirklichkeit zurck. Gewisse Ahnungen trgen selten,
aussergewhnliche Menschen verstnden einander eben durch Intuition, wie Hitlers Schwarm Stephanie,
31 Daim, 54 32 Hitler, Adolf: Mein Kampf, 51 33 Goodrick-Clarke, Nicholas: The occult roots of Nazism. 1985, 180. Zu Wiligut: Rudolf J. Mund: Der Rasputin Himmlers. Wien 1982.
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den er aus der Ferne anhimmelte. In der Beziehung suchte er absolute Ausschliesslichkeit. Die `Flamme
des Lebens msse rein erhalten bleiben.
Die Linzer Jahre htten im Zeichen der Kunst, die in Wien der Politik gestanden. Seine vllige
Bedeutungslosigkeit htte Hitler durch entschiedene Stellungnahme ausgeglichen, berall sah er
Hemmung und Hindernisse, alle verkannten ihn. Kubizek meint, Antisemit sei Adolf schon in Linz durch
den Einfluss von Vater und Schule gewesen. Nun wird er zum Zeugen gegen Juden, tritt dem
Antisemitenbund bei und studiert mit Eifer die Judenfrage. Von Krieg und Soldatentum wollte er nichts
wissen. Er ballte im Parlament in Wien als Zuhrer die Fuste, seine Augen brannten. Er emprt sich
ber Flugzeuggeschtze, Militrs sind fr ihn eitle Hohlkpfe.
Schon die Schule htte er mit elementarem Hass verlassen. Allmhlich sei er ganz aus dem
Gleichgewicht gekommen, habe berall Hass und Feindseligkeit gesehen. `Gustl musste Hasstiraden
ber sich ergehen lassen, Hass loderte in Adolfs Augen, deren ungewhnlicher Glanz Zornesausbrche
einzuleiten pflegte. Seine ussere Gestalt htte einem indischen Asketen entsprochen. Anfang Juli 1908
verschwindet er aus Kubizeks Leben. `Er wollte keinen Freund mehr haben.34 Die Bereitschaft zum
Hass sollte Hitler als Werkzeug fr jene Krfte prdestinieren, die ihn mehr und mehr beeinflussen
werden.
Am 18.11.1908 meldet Hitler sich in die Felberstrasse ab, ohne seinem Freund Lebwohl zu sagen. Gustls
Bemhungen, Adolf ausfindig zu machen, bringen ihm nur die spitze Bemerkung von Adolfs Schwester
Angela ein - die selbst nichts ber Adolfs Verbleib wusste -, er leiste der Flucht ihres Bruders aus der
Realitt Vorschub. Adolfs Spur verliert sich fr Gustl, bis er ihm als Reichskanzler wiederbegegnet.
Die folgenden Jahre sind geprgt vom Leben im Mnnerheim in der Meldemanngasse.
Im Asyl gibt er sich als Boheme mit flaumigem Backenbart, schwarzem Hut und abgewetztem
schwarzen Gehrock, den sein jdischer Asylgenosse Neumann ihm geschenkt hat. Am liebsten
brtet er stundenlang vor sich hin.
Olden fand heraus, dass Hitler so laut politisierte, dass sich andere beklagten und der Portier um mehr
Ruhe und leiseres Sprechen bitten musste. Hitler sei sehr scheu, geradezu verschchtert gewesen, wenn
einer auf seine Zeichnungen gucken wollte, legte er den Arm ber sie. Er habe schrecklich ausgesehen,
schwarzer Rock mit Pelerinenkragen, auf dem die ungeschnittenen schwarzen Haare auflagen, Pickel im
Gesicht, von Ungeziefer bevlkert. Er pflegte Hut und Mantel auch beim Arbeiten im Zimmer nicht
abzulegen. Er sei faul gewesen, ber die Habsburger hergezogen, antisemitisch und Lgerbewunderer.35
Im Mnnerheim lernt Ade reden. Hier findet er seine grossen rhetorischen Mittel: kein
Argument, sondern Angriff; keine Folgerung, sondern Wiederholung; kein Beweis, sondern
Stimmstrke. Er sieht, dass nicht die kleine, sondern die grosse, die phantastische Unwahrheit
geglaubt wird. Er erfhrt, dass sein Rausch sich wie mit physischer Gewalt auf unkritische
Zuhrer bertrgt. Hier lernt er zu bellen und zu schumen, bis die Augen glasig sind und die
34 Kubizek, August: Adolf Hitler, mein Jugendfreund. 4. Aufl. 1975, passim 35 Olden, Rudolf: Hitler. Amsterdam 1935, 28.
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Haare ihm nass in die Stirn hngen. Hier lernt er den Appell an eine im Grunde unendlich
verachtete Masse.36
Nach Ravenscroft hat Hitler 1913 im Mnnerheim Drogen genommen und in den Wldern der Wachau
Ausflge ins Reich der Bewusstseinserweiterung durchgefhrt. 37
In die Wiener Zeit fallen die Kontakte Hitlers mit mindestens einem okkulten Zirkel, zu dem ein
Vetter Wiliguts und mehrere Brder des Ordo Novi Templi Lanz von Liebenfels gehrten. 1909
sucht Hitler Lanz selbst auf, um von ihm fehlende Ostara-Hefte zu bekommen. Die entscheidenden
Weichen fr seine okkulte Entwicklung drften in dieser Zeit gestellt, Kontakte zu den Orden von
Lanz und List angebahnt und vertieft worden sein. Er wird mit einem Empfehlungsschreiben der
List-Gesellschaft nach Mnchen gehen. Nach dem Krieg und dem Intermezzo im Lager Traunstein
finden wir Hitler bei einer spiritistischen Sitzung Lanzens wieder. In Wien werden auch die
Weichen fr seine antisemitische Entwicklung gestellt.
Im Bannkreis des Ordo Novi Templi
Lancz von Liebenfels (1874 - 1954)
Der Ordensgrnder Lanz erzhlt dem Historiker Daim 1951 in seiner Wiener Wohnung, Hitler habe ihn
1909 in seinem Breau aufgesucht und ihm erzhlt, dass er in der Felberstrasse wohne, und in einer nahen
Tabak-Traffik die Ostara- Hefte Lanzens fast regelmssig gekauft htte. Zur Vervollstndigung fehlten
ihm noch einige Nummern, die ihm Lanz doch berlassen mge. Da Hitler ausgesprochen arm
ausgesehen habe, schenkte ihm Lanz die Hefte und gab ihm darberhinaus das Geld fr die Rckfahrt.
Lanz sei sich klar gewesen, dass seine Ideen Hitler als politische Grundlagen dienten. Er habe sich deren
Verwirklichung allerdings anders vorgestellt. Auch habe sich Hitler ihm gegenber durch das sptere
Schreibverbot von 1938 als sehr undankbar erwiesen.38 Hitler verkehrte also schon zur Zeit der Blte der
ariosophischen Bewegung in Wien in den Kreisen von Anhngern Lists und Lanzens. 1909 entsteht
Hitlers Gemlde `Burg Utopia. In jene Zeit fllt auch die Bekanntschaft mit `Franzl, dem Hitler ein
Gemlde einer Ordensburg mit der Widmung `Meinem lieben Freunde Franzl zum Zeichen der
Dankbarkeit. Wien zu Weihnachten 1911 schenkte.39 Das Gemlde knnte Burg Werfenstein im
Strudengau an der Donau, wo der Ordenskonvent tagte, darstellen. In einem Brief an `Franzl v. 26.7.11
fhrt Hitler aus, dass die Welt einen Verlust erlitten hat, weil er nicht an die Akademie gehen konnte,
oder hat mich das Schicksal zu etwas anderem ausersehen? 40 Ein Franz Herndl gehrte dem Kreis
um Lanz an, er verewigte die Neutempler im sozial-reformatorischen Roman Die Trutzburg (Leipzig
36 Kramer, F.A., 14 37 Ravenscroft, 95 38 Daim, 25 f 39 Mllern-Schnhausen, Johannes von: Die Lsung des Rtsels Adolf Hitler. Wien ca 1960, 92 40 Mllern-Schnhausen, Johannes von: Die Lsung des Rtsels Adolf Hitler. Wien ca 1960, 195
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1908). Es ist durchaus mglich, dass Hitler bereits damals an den Anrufungen der arischen Geister
Lanzens auf Werfenstein teilgenommen hat.
Mit 19 Jahren war Lanz 1893 ins Zisterzienserstift Heiligenkreuz eingetreten, das er 1899 wieder verliess,
um 1907 seinen eigenen Orden, den Ordo Novi Templi auf Burg Werfenstein als erster Ordensburg, der
Heimat der Gattin des Hunnenknigs Etzel, als ein Gemisch vlkischer Ideologie und esoterischen
Okkultismus zu grnden.
Dort wehte die zum Hakenkreuz abgewandelte Krukenkreuzfahne. Bis zum Ausbruch des ersten
Weltkrieges folgten noch drei weitere Burgen, so dass der Orden 1920 bereits 4 Burgen, ein Haus in
Salzburg und eine Zelle in Ungarn besass. Das eigentliche Ziel des Ordens, - wie angeblich des 1312 von
Philipp IV. aufgelsten Templerordens und der Katholischen Kirche des Mittelalters berhaupt -, war,
die Rassenreinheit der Blonden zu erhalten oder durch Rassenentmischung wiederherzustellen. Der
Mnchener Grossindustrielle Wannieck finanziert den ONT und die List-Gesellschaft.
Der aus dem gleichen sterreichischen Raum wie Hitler stammende Lanz sah sich als `ario-germanischen
Weistumsknder, nahm in seinen Orden nur blau-blonde Mnner auf, die sich zur Reinzucht
verpflichteten, war Mitarbeiter der Monumenta Judaica mit wissenschaftlicher Qualifikation und steckte
tief im Okkultismus. Reiche Gnner ermglichten den Erwerb mehrerer Gralsburgen, ber denen die
Hakenkreuzfahne wehte, und Felsenkapellen, wo in weissen Gewndern mit dem Templerkreuz
Gralsfeiern abgehalten wurden. Viel an diese Neutemplerbruche Anklingendes findet sich brigens im
Weiheritual der Hitlerjugend und der Junkerschaft der nationalsozialistischen Ordensburgen wieder.
Ab 1894 entwickelte Lanz die `Ariomantik,
indem ich an St. Bernhard und die mittelalterliche Gralsmystik der Templeisen anknpfte. Ihr,
meine Freunde, seid die Vorkmpfer, die ersten Trger und Mrtyrer der neuerwachten
arischchristlichen Mystik gewesen, und Ihr und Eure Kinder werdet die Sieger dieser einst die
Menschheit und die Welt erobernden Bewegung sein. Das walte Gott!,
so Lanz 1927 an seine Schler.41
In seiner Praktischen Einfhrung in die arisch-christliche Mystik, als Handschrift gedruckt 1927, stellt er
den mystischen Weg seiner Schler dar - ber Vorbereitung, Luterung und Beschauung zur mystischen
Verzckung und Hochzeit. Der komplette Titel des V. Teiles, als Handschrift gedruckt 1934, lautet z.B.:
Die mystische Verzckung und Hochzeit (Ekstasis und Unio)
Das Gehirn als Strahlensender, alle Naturkrfte eigentlich Geister (Intelligenzen), Mystik ist
nichts anderes als die Heranbildung des Menschen zum Strahlenempfnger, Strahlensender und
zum Magier, der mit nahezu gttlicher Allmacht die Reiche der Materie und des Geistes
beherrscht und zum Schluss sich selbst und seine Rasse berformt, d.h. zum irdischen Gott
umbildet, was geschieht in der mystischen unio cum Deo. Mit Gott vllig eins wird der
Mystiker allmchtig in und mit Gott, unterwirft sich Materie und Geister, irdische Umgebung,
Dinge und Menschen und bestimmt sein irdisches Schicksal in den kommenden
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Wiederverkrperungen, Mystik ist die einfachste und sicherste Anleitung zu materiellem und
geistigem Erfolg. Die neun Chre der Engel und ihr Wirkungskreis, die Erfllung der
verschiedenen Wnsche durch Anrufung der entsprechenden Engelarten. Der Mystiker dringt
`durch Mauern aus Stahl und wird durch die mystische Hochzeit und durch die Taufe im hl.
Geist zum Herrn der Welt und zum allmchtigen Gottmenschen.
Lanz zitiert Bernhard von Clairveaux, Meister Ekkehart, Tauler, indische, magische und neuplatonische
Quellen. Aufopferung, Entsagung, intensives Gebet in Isolation an einsamem Ort, schweigende Anbetung
in Demut und Liebe werden empfohlen, detaillierte Anweisungen fr Farben, Gerche und Laute zur
Verwendung bei den bungen gegeben. Die Schrift kursierte nur im Freundeskreis, sie war im Handel
nicht erhltlich. Wie Johannes Walthari Wlfl im Vorwort beklagt, nehme die Zahl der rein blonden
Menschen, die doch allein die Kultur erhalten mssen, in unheimlicher Weise ab. Zufolge des verlorenen
Rassenbewusstseins werden sie dabei auf Schritt und Tritt von den tckischen Urrassen in hinterhltigster
Weise verfolgt und schonungslos im Kampf ums Dasein zertreten.
Die anderen mystischen Systeme fhrten
uns nicht zu unserem Ziel, zu Gott, zu den guten Geistern, zu unseren Ahnherren und zu den
Geistern unserer Ahnen, im Gegenteil, sie fhren uns weg, zum Teufel, zu den Dmonen, zu
den unserer Rasse vom Anbeginn feindlichen Geistern und zu den Ahnen unserer heutigen
geschworenen Feinde, zu den Ahnen der Tschandalen und der Satanssynagoge.
Zur Unterscheidung der Geister verhelfe vor allem Demut.
Wir knnen seinen Schriften eindeutig entnehmen, dass auf seinen Ordensburgen Geisterbeschwrungen
stattfanden, eine ausgefeilte mystische Lehre indoktrinierte seine Schler, Adepten auf dem Wege zur
`arioelektrischen Erneuerung.
Lanz berichtet im Ariomantischen Brief Nr.7, `ein Spirit sagte mir einmal schn und tiefsinnig..., und im
Ariomantischen Brief Nr 8 erwhnt er `einen uns oft erschienenen Spirit Gieronimo de Belmonti, einen
Hieronymitenmnch, gestorben im Anfang des XIV. Jahrhunderts im Kloster Fiesole bei Florenz, den er
in einer mystischen bung befragt habe.
Durch die mystischen bungen bekomme der arische Mystiker
`die bioelektrische, theozoische Organisation seiner gttlichen Ahnen wieder zurck. `Wir
werden zu Wissenden, zu Innenschauenden, zu `Esoterikern, die in hchster und verzckter
Wonne die Geheimnisse Gottes, der Engel, der Geister, des Weltalls, der Natur, des Lebens
und der Menschheit in vollster reinster Klarheit, nicht in erdgebundener Krperlichkeit und
Stofflichkeit schauen. `Durch die mystischen bungen der Intentio, Purgatio, Contemplatio
und Illuminatio wird Gott in uns wahrhaftig geboren, und wir drfen nun an seinem Leben,
41 Lanz, Prakt. Einfhrung, 1927
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Denken und Schauen wesenhaft und mit unseren transmutierten krperlichen Organen
teilnehmen.
`Wir werden zu neuen, zu gttlichen Menschen wiedergeboren, indem wir durch bewusste und
planmssige mystische bungen die in uns schlummernden und verkmmerten gttlichen
Urorgane wieder wecken, entwickeln und funktionsfhig machen.42
Und im Brief Nr 9 heisst es, `Mystik ist nichts anderes als die Herausbildung des Menschen zum
Strahlenempfnger.
Die `Mnner des Aufklrichts, die die Mystiker verhhnten, verspotteten und schlecht machten und aus
der Erinnerung der Menschheit austilgen wollten, seien `bewusste Flscher und besoldete Knechte der
Satanssynagoge gewesen, deren schmachvolle Aufgabe es war, `dem arisch-heldischen Menschen nicht
nur seine gttliche Abstammung zu unterschlagen, sondern ihm auch den Wiederaufstieg zum
mystischen, magischen und gttlichen Menschen zu verrammeln.
J. Besser in seiner wegweisenden Studie von 1949:
Der in gttlichen Dingen hellsehend und wissend gewordene Mann wird doch die irdischen
Dinge umso eher klar erfassen und dementsprechend zielbewusster und erfolgreicher formen
und gestalten knnen als denkungebte, nichts wissende Nichtmystiker. Deswegen will
Rosenberg ganz folgerichtig das Dritte Reich auf einen neuen Deutschen Orden fundieren.
Und darin liegt eben der ussere und praktische Erfolg des Mystikers, dass er durch die
mystischen bungen der vollendete Kenner und dadurch auch der vollendete Meister des
Lebens und der Menschheit wird. Er suchte nichts als Gott und wird ungewollt der Herr der
Welt und der Menschen.
Wer Freude an den Abnormitten menschlichen Denkens hat, mag sich mit Lanzens Werken
beschftigen, so z.B. mit seiner Theozoologie, nach der die Arier von elektrischen Urwesen
abstammen, Geschpfen, deren Leib aus einem elektrischen Fluidum bestand. Das letzte
Wesen dieser Art war Jehowa, der Gott der Juden.43
Zu Lanzens umfangreichem Werk gehren u.a die sogenannten Deutschen Psalmen, ein Brevier der
Neuen Templer und das Bibliomystikon, eine rassistische Bibelauslegung in 10 Bnden. Christus, den er
`Frauja nennt, habe als eigentlichen Sinn des Evangeliums die Rassereinheit verkndigt.
Lanz Zeitschrift `Ostara - `Bcherei der Blonden und Mannesrechtler zielte darauf, `arische Artung
und Herrenrecht als Ergebnisse der Rassenkunde in Anwendung zu bringen, um sozialistische und
feministische Umstrzler zu bekmpfen und die arische Edelrasse durch Reinzucht vor dem Untergang zu
bewahren. 1905 gegrndet erschien sie ungefhr monatlich in einer Auflage bis zu 100 000 Exemplaren
42 Lanz, Ariomantischer Brief Nr 5 43 Besser, J.: Die Vorgeschichte des Nationalsozialismus in neuem Licht. In: Die Pforte, 2 (1949-1950), 763-784
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und war ein in rechtsradikalen Okkultistenkreisen anerkanntes Magazin. Sie sollte`dem von den
Affenmenschen zu Tode gehetzten Arier ein sicheres Asyl im gleichrassigen Milieu gewhren.
Die Ostara ist die erste und einzige illustrierte arisch-aristokratische Schriftensammlung, die in
Wort und Bild den Nachweis erbringt, dass der blonde heldische Mensch der schne, sittliche,
adelige, idealistische, geniale und religise Mensch, der Schpfer und Erhalter aller
Wissenschaft, Kunst und Kultur und der Haupttrger der Gottheit ist. Alles Hssliche und
Bse stammt von der Rassenvermischung her, der das Weib aus physiologischen Grnden
mehr ergeben war und ist als der Mann. Die Ostara ist daher in einer Zeit, die das Weibische
und Niederrassige sorgsam pflegt und die blonde heldische Menschenart rcksichtslos
ausrottet, der Sammelpunkt aller vornehmen Schnheit, Wahrheit, Lebenszweck und Gott
suchenden Idealisten geworden.44
Bronder stellt die Rassenkultreligion des Lanz wie folgt dar:
Sie betont die berlegenheit der arischen Herrenrasse ber alle anderen und niederen Rassen
und ist z. T. in ein arisiertes Christentum eingekleidet oder ergeht sich in altmodischer
Germanenvergtterung. `Die Rasse ist Gott, der Gott ist gereinigte Rasse, so heisst es. Im
rassenreinen Paradiese geschah der Sndenfall der Rassenmischung, obwohl es im Grunde nur
eine Rasse gebe, die kulturschpferisch sei, eben die `arioheroische, die nordische. `Die
blonde heroische Rasse ist der Gtter Meisterwerk, die Dunkelrassen der Dmonen
Pfuschwerk. Nach der Austreibung aus dem Garten Eden verkam die Rasse - bis dann der
Held Jesus-Frauja erschien, um den arischen Menschen von der Erbsnde der `Sodomie zu
erlsen, von der Vermischung der Heroen der Paradieseszeit mit den Tieren; hieraus
entsprangen dann die Urrassen, die Tschandalen. Um das Dogma von den Blonden, den
`Asingen als Abkmmlingen des germanischen Gttergeschlechtes der Asen, zu erhalten,
erscheint Frauja-Jesus als Erlser der `Heldlinge, der edelrassigen `Arioheroiker und grndet
die Rassenkulturreligion - die spter wieder verloren geht und von Lanz-Liebenfels neu
gestiftet wird: im ONT. Diese Edelmenschen htten natrlich ber die Tschandalen (ein aus
der indischen Kastenlehre falsch abgeleitetes Wort) zu herrschen, ber die `fflinge und
`Schrttlinge, wie sie bezeichnet werden. Lanz behauptet, man habe die katholische Kirche
noch im Mittelalter als ein ariosophisches Institut angesehen, das derartige sakrale und
heroische Rassenzucht getrieben habe. Fraujas Opfer und Lehre aber reichten nicht aus, um die
Erlsung zu vollenden, da die Blutschande mit den `fflingen weiter fortschritt - bis dann der
ONT gegrndet wurde. Nun werden radikale Methoden gefordert, um dem Einhalt zu gebieten:
angefangen von der Reinzucht der hherrassigen Blonden bis hin zur Kastration, Sterilisation
und direkten Liquidation der niederrassigen Juden ist hier der ganze Katalog sogenannter
nationalsozialistischer `Rassenpflege enthalten, wie er spter praktiziert wurde.45
44 Balzli, Johannes: Guido von List, der Wiederentdecker uralter arischer Weisheit, sein Leben und sein Schaffen.1917, S. 205 f 45 Bronder, 229 f.
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Lanzens Lehren und Forderungen lassen sich im Einzelnen in Hitlers Staat wiederfinden, so setzt
Himmler die Rckzchtungsmodelle in die Praxis um und in den Statuten der SS finden sich
Anlehnungen an Lanzens Ordensregel.
Lanz schreibt in der Ostara:
Gewiss, es muss auch die niedereren Rassen geben, auch sie haben ihren Zweck im Haushalt
der Natur zu erfllen. Dieser Zweck ist eben: dem arischen Menschen zu dienen, ihm die
groben Arbeiten abzunehmen und ihm Handlangerdienste bei der Fortbildung und
Weiterentwicklung der Gesittung zu leisten. Die soziale Frage, die doch mehr oder weniger die
Frage: `wer soll oben, wer soll unten sein? ist, wird dadurch mit einem Schlage in gerechter
und unanfechtbarer Weise gelst. Ja, es ist eine Schmach und Schande, wenn ein Ario-
Germane ein Hundeleben im Lohndienst fhren soll, whrend er doch zum Herrn geboren ist.
Dieses edle Rasseblut soll und wird nicht untergehen. Es wird der Tag kommen, wo man diese
Menschen suchen wird, wo man Prmien auf ihre Zeugung aussetzen wird, an dem man die
Mischlingsbrut, die Staat, Gesittung, Religion und Gesellschaft zerstrt, vom Erdboden
hinwegvertilgen wird mssen.
Lanz sieht einen alles entscheidenden Krieg und ein kommendes rassistisches tausendjhriges Reich
voraus, das in Wien seinen Ursprung nehmen wird. Weltweise mit hellen Augen werden die Kirche des
Heiligen Geistes aufrichten. 46
Nicht mehr Parlamente [] sondern weise Priesterfrsten, geniale, ariosophisch-mystisch
geschulte Patrizier und Fhrer ritterlich-geistlicher Geheimorden werden die Geschichte der
Vlker leiten.47
Der arische Held ist fr Lanz auf diesem Planeten die vollstndigste Verkrperung Gottes und des
Geistes. Sein Feind ist der Tschandala, der Untermensch, dessen politische Organisation die Demokratie
ist, der freien Wettbewerb und Materialismus frdert. Im nun anbrechenden Wassermannzeitalter wrde
der arische Held von der Snde der Blutvermischung mit dem Affenmenschen gereinigt werden. Einem
Freund gemss stand Lanz in Kontakt mit Annie Besant und H.P. Blavatsky, von der er sagte, sie sei
ihrer Zeit eine Generation voraus.48
1925 fhrt Lanz in seiner Ariosophischen Bibliothek aus:
Schon zeigen sich die Umrisse einer neuen ariosophischen, ariochristlichen Internationale: der
Faschismus in Italien, die erwachenden Ungarn, die spanischen Faschisten, die
46 Orzechowski, 83 47 Ostara III,4 (1928) 48 Webb, James: The occult establishment.1981, 280 f
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nordamerikanischen Kukluxklan und zum Schluss die von der Ariosophie direkt
ausgegangene Hakenkreuzbewegung49 in Deutschland.
Lanz selbst erklrt mehrfach, Hitlers Bewegung sei ein Werk der Geister, ja Gottes. So in seiner
Praktischen Einfhrung in die arisch-christliche Mystik von 1934, S. 12:
Das, was wir durchlebt und durchlitten hatten, war nicht mehr Menschenwerk, es war das
Werk der Geister. Es war sogar - Du wirst staunen! - Gottes Werk! [...] Nur eine kleine
Schar von demtigen, bescheidenen und vor allem frommen Menschen begriff mich, und
diese kleine Schar war es, die der erste Trger der Bewegung wurde, die nunmehr, nach
dem Strafgericht Gottes, als die gewaltigste Bewegung der Geschichte unaufhaltsam ber
die Welt rollt!50
Hitlers Bewegung - der brigens ebenso wie Dinter und Eckart von ihm abgeschrieben habe - sei also von
Lanz ausgegangen.
1932 heisst es in einem Brief an einen Freund:
`Du warst einer unserer ersten Anhnger und Templeisen! Weisst du, dass Hitler einer
unserer Schler ist! Du wirst es noch erleben, dass er und dadurch auch wir siegen und
eine Bewegung entfachen werden, die die Welt erzittern macht!51
Dennoch lehnt er `alle laute ffentliche Propaganda besonders in Sachen unserer arisch-christlichen
Bewegung entschieden ab und ersucht seine Freunde, in allen Fllen dasselbe zu tun.
Je bedeutender die Mystiker, desto ttiger seien sie auch gewesen. Sie htten Menschheitsgeschichte
grssten Stils und von Ewigkeitsdauer geschaffen,
nicht so jmmerliches Pfuschwerk wie die verbldeten oder verlottert-bestechlichen
Staatsmnner der Neu- und Jetztzeit, deren einzige Leistung in der `Schpfung stets neuer und
berflssiger, fetter Amtspfrnden und in der Ausplnderung und Vernichtung der
schaffenden Menschen besteht. Diese schlauen Schurken kennen genau die Niedrigkeit ihrer
eigenen krperlichen und rassenhaften Herkunft, und die Unzulnglichkeit ihrer krperlichen
und geistigen Organisation. Sie wollen der ihnen drohenden Vernichtung entgehen, indem sie
in pfiffiger Weise dem Arier den natrlichen und gttlichen Adel seiner Abstammung stehlen
und ihm dadurch die Mglichkeit nehmen, sich seiner magischen, gttlichen Krfte bewusst zu
werden und sie auszunutzen. Ja umgekehrt. Sie wollen mit Hilfe der Dmonen die arisch-
heldische Menschheit ausrotten, fast ist es ihnen bereits gelungen! 52
49 Diese und alle folgenden Hervorhebungen vom Autor. 50 Daim, 64 f 51 Bronder, Bevor Hitler kam.1964, 231 52 Lanz, Praktische Einfhrung, Teil V, 1934
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Lanz scheint hier ganz auf die Linie Mathilde Ludendorffs einzuschwenken, die von okkulter
Verbldung der fhrenden Staatsmnner ihrer Zeit gesprochen und vor deren Faszination mit Dmonen
gewarnt hat. Die Machtergreifung ist es, die auch den Armanenfhrer Strnckmann warnend seine
Stimme erheben lsst. Selbst Rudolf Hess wird seinen preisgekrnten Aufsatz von 1922, in dem Hitler
indirekt zur Selbstbeschneidung seiner Macht aufgefordert wird, 1933 neu verffentlichen - wie Hipler
meint, weil Haushofer und Hess ihre Felle ihnen entgleiten sehen Wir werden darauf zurckkommen.
In Gesprchen mit der Leiterin des Mnchner Gausippenamtes, Elsa Schmidt-Falk, erwhnt Hitler, dass
ihm Lanzens Schriften und die Ostara bekannt sind und dass ihre Lektre fr die Parteigenossen verboten
ist.
Hitler, gemss dem Motto `Du sollst keinen anderen Gott ausser mir haben lsst - wie die meisten
Okkultgruppen - auch den ONT verbieten und erteilt 1938 Lanz Schreibverbot.
`Lists Bcher muss jeder Mystiker gelesen haben. Es ist eine Schmach fr das deutsche
Schrifttum, dass Guido von List noch immer totgeschwiegen, aber von 100 Geschftemachern
schamlos ausgebeutet wird, stellt Lanz, dessen Werke `an Absurditt die des Herrn von List bei
weitem bertreffen,53 1927 fest.
Die ariosophische Traumwelt Lanz von Liebenfels erffnete Hitlers ehrgeiziger Phantasie ein
weites Bettigungsfeld. Verbrgt ist seine Lektre der Schriften Lanzens und sein Verkehr mit an
ihm orientierten okkulten Kreisen bereits in Wien. Lanz behauptet, Hitler war sein Schler, seine
Bewegung das Werk Gottes. Es ist wahrscheinlich, dass Hitler bereits vor dem Ersten Weltkrieg
auf Burg Werfenstein von Lanz in spiritistische Praktiken eingefhrt wurde. Lanz Ideen finden
sich im Dritten Reich in die Praxis umgesetzt wieder. Hitlers Vertrautheit mit dem ONT und seinen
Praktiken erklrt nahtlos, warum er kurz nach dem Krieg an einer Sance Lanzens teilnimmt.
Sein Aufstieg als Gottgesandter beginnt unmittelbar danach.
Der armanische Eingeweihte
Guido von List (1848-1919)
Ein anderer Okkultist der vlkischen Bewegung in Wien war der am 21.5.19 in Berlin verstorbene
`Mystagoge und leicht verrckte Schriftsteller ber vlkische Themen (Howe) Guido von List.
Bereits im Knaben war das intuitive `Erb-Erinnern erwacht und liess ihn zum bersinnlichen
vordringen. Er fhrte seine Bekehrung auf einen Besuch als Vierzehnjhriger in den Katakomben unter
der Stephans-Kathedrale in Wien zurck, wo er niederkniete und schwor, sobald er erwachsen sei, Wotan
einen Altar zu bauen. 1875 feiern List und seine Freunde die Sommersonnenwende auf einem Hgel bei
Wien mit einem Bruderschaftsfest, bei dem sie die Sonne als den sichtbaren Leib des wiedergeborenen
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Baldurs anbeten und acht in der Form eines Hakenkreuzes ausgelegte Weinflaschen sorgfltig vergraben.
List benutzte das Swastika-Zeichen, das in Skandinavien auch als Thors Hammer bekannt war, als
Emblem seiner wiederbelebten Germanen-Religion.
1888 beginnt Lists schriftstellerische Laufbahn mit dem die Germanen vergtternden Roman Carnutum.
1902 ist er infolge eines Katarakts fast vllig erblindet, erfreut sich aber des Hellgesichts und einer regen
Ttigkeit des Gedchtnisses und der Intuition. In diesen Monaten enthllt sich Gewaltiges: Das
Geheimnis der Runen (1908), Die Bilderschrift der Ariogermanen und Die Religion der Ario-Germanen
in ihrer Esoterik und Exoterik (1910) entstehen. Im letzteren Werk behauptet List unter anderem, dass die
Priesterinnen (Hagedissen, Thruden, Walen) ausgerottet wurden, weil das mediale und divinatorische
ariogermanische Weib den Rmlingen verhasst gewesen sei.
Dem exoterischen `Wotanismus stellt er den esoterischen `Armanismus zur Seite. Ist der erste
polytheistisch, so ist letzterer monotheistisch und kennt statt Himmel und Hlle die Lehre von
Reinkarnation und Karma. Seine Bcher sollen der Wiederbelebung der altgermanischen Religion und
Mythologie dienen und finden viele Bewunderer, welche die Guido-von-List-Gesellschaft zur
Verbreitung seiner Bcher und Lehre grnden. Die Gesellschaft gibt sich als das geistige Zentrum allen
antisemitischen., rassischen Denkens aus, die Anzeigen in den Bchern bezeugen die okkulten
Verbindungen. List nannte seine Lehre Arminianismus, abgeleitet von den bei Tacitus erwhnten
Hermionen, einer Kultgemeinschaft, aus der - nach List - ein Geheimbund hervorgegangen sein soll:
diese weisen heidnischen Priester htten die alte germanische Religion zu Zeiten des Christentums
bewahrt, und List sei das letzte lebende Mitglied. Spuren von Tempeln und Heiligtmern des
Geheimbundes findet er in den Namen von Hgeln, Flssen und Tlern. Seine Etymologien sind ebenso
absonderlich wie seine brigen Ideen. Herminonische Ideen htten ihre Spuren auch in Theologie und
Alchemie hinterlassen, Paracelsus und Jakob Bhme zu ihrer Tradition gehrt.
Vom Gebiet des uralten arischen Venusheiligtums Vindobona, Wien, das ungeheure rassenmetaphysische
Bedeutung habe, soll laut List gemss alten Prophezeiungen die kommende Arier-Kirche des Heils-
Geistes (der Armanismus, der Hohe Armanenorden) ausgehen. Pannonien wird neu erstehen, nachdem
der Tschandalenkrieg 1914/17 die `Flle der Zeit gebracht habe.
Lists Deutsch-Mythologische Landschaftsbilder, Die Armanenschaft der Ariogermanen, Die Rita der
Ariogermanen, Die Vlkerstmme der Germanen und Der Unbesiegbare waren Hitler bekannt Schon in
Wien habe er diese Werke gelesen, auch General Ludendorff schtze sie sehr. Die Intuitionen Lists seien
frappant, es bestnden Parallellen zu Wagner.54
List hat mit Medien zu tun, empfngt Offenbarungen und Eingebungen. Sein ganzes Werk wird ausser
von seinen Anhngern auch nicht recht ernst genommen. Wie Lanz grndet auch er einen Orden, dessen
Mitglied Hitler nach dem Zeugnis des spteren Ordensmeisters Dr Carl Strnckmann war, eines
Nervenarztes, der Anfang der 20er Jahre zu den Christrevolutionren und spter zur `Stillen Front
Rudolf Walbaums gehrte55.
53 Besser, J., 773 54 Daim, 282 f. 55 Nauko, 53
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Die Armanenmitgliedschaft liefert einen Schlssel fr Hitlers Fhrungsanspruch als Seher und
Priestereingeweihter, zurckgehend auf die alte indoeuropische Lehre von der Gliederung der
Gesellschaft in Kasten, wobei die Priester, die Brahmanen, die Fhrer sein mssen. Joachim Besser weist
darauf hin, dass das erfolgreichste Wirken der Kreise um Lanz und List, denen die Rasse den Schlssel zu
jeder Lebenserscheinung bedeutete, ins Wien von 1909 bis 1912 fllt, eben die Zeit, in der auch Hitler
dort lebte. Der ideologische Hintergrund von Lanz und List, verbunden mit der Erfahrung des Armanen
Hitler, dass er wie wir noch sehen werden - fhig ist, medial in okkulte Welten zu schauen, fhrt zum
gern akzeptierten Schluss, dass er, der Seher, natrlich Fhrer sein muss. Damit waren die Tore zur
zuknftigen Entwicklung Hitlers geffnet.
List hat sich, wie spter viele Nazis auch, intensiv mit Mrchen beschftigt. Seine Forschungen ber die
altgermanische Kultordnung, Gesellschaftsverfassung, das Recht, knigliche Knste und Zauberei, die
germanische Lehre der ewigen Wiederkehr, Glasberge und Wunschgewalten geben seinen Anhngern die
Schlssel zu ihrer Deutung in die Hand. Auch Philipp Stauff, der Herausgeber des Semi-Krschner -
eines Lexikons aller in Deutschland in allen Stnden, Klassen und Berufen hervorgetretenen Juden und
mit Juden verheirateten Nichtjuden - schreibt ber Sinn und Deutung der deutschen Volksmrchen.
1902 erblindete List fast vllig. Whrend dieser Zeit ist er hellsichtig und hat zahlreiche Intuitionen. Am
11.11.11 offenbart sich ihm per Handschreiben der Hohe Tarnhari, das Oberhaupt des noch lebenden
Vlsungen-Stammes und teilt List mit, dass sich seine Forschungsergebnisse vllig mit der berlieferung
seines Stammes decken. 1911 erscheint Der bergang vom Wuotanismus zum Christentum.
In der Armanenschaft der Ariogermanen (1911) findet sich die Losung `Hinauf zum Armanentum. Das
Buch fasst Lists Denken ber aktuelle politische Fragen zusammen und macht Vorschlge fr den
Aufbau eines `ario-germanischen Staates. An der Spitze stehen die `Armanen, die eigentlichen
Eingeweihten. ber die Stellung im Staat entscheidet nicht die Qualifikation, sondern `das rassekundliche
Ergebnis ber die Zugehrigkeit zur arischen Rasse deutschen Stammes.
`Kein Nicht-Ario-Germane darf irgendwelche Fhrerstellen bekleiden.` Der ganzen
Entwicklungsordnung muss die strenge, unberbrckbare Scheidung zwischen
Herrenmenschen und Herdenmenschen zur Grundlage dienen, und zwar derart, dass die
Sonderung schon von der Schule ab zu beginnen hatte: fr den Herrensprssling Erziehung, fr
den Herdensprssling Drill.
Den Armanen stehe es zu, die politische Herrschaft ber die Welt anzutreten. Am 21.04.1915 fand die
erste `Armanenzusammenkunft als innerer Kreis der List-Gesellschaft statt.
Lanz bespricht in der Ostara Lists 1915 erschienenes Werk Die Ursprache der Ario-Germanen und ihre
Mysteriensprache. 1917 liegt im Manuskript Armanismus und Kabbala vor. Dr Altschler, der
Herausgeber der Vierteljahresschrift fr Bibelkunde, hatte List darauf hingewiesen, dass alle von ihm
aufgestellten Stze auch in der Kabbala enthalten seien. List erwidert, die Kabbala sei eben kein jdisches
Erzeugnis, sondern Armanenweistum, das arische Esoteriker vor der Verfolgung in die Synagoge gerettet
htten.
Hitler, der Lists Werke eindringlich studiert hat, kam mit einem Empfehlungsschreiben der 1908
gegrndeten Guido-von-Listgesellschaft nach Mnchen. Paul Zillmann, Herausgeber der Metaphysischen
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Rundschau und Meister einer okkulten Loge in Berlin gehrte neben anderen Esoterikern und
Nationalisten zu den Grndern. Ihr Hauptfrderer war der glhende Spiritist und die theosophischen
Mahatmas verehrende Friedrich Wannieck, der im Dezember 14 ber ein spiritistisches Medium Trost bei
List sucht, das Lists Werke empfahl und durch das Wanniecks Sohn und Franz Hartmann - selbst
Mitglied der Gesellschaft - sprachen.56 Nach Ravenscroft wurde Hitler in Wien ber den mit List
bekannten Antiquar Pretzsche mit dem Armanenorden in Verbindung gebracht. Die Ordensrituale htten
sexuelle Perversionen und Schwarze Magie beinhaltet. Pretzsche soll Hitler Peyote gegeben haben.
Dr Babette Steininger, eines der ersten NSDAP-Mitglieder, trgt 1921 die Widmung `Fr Adolf Hitler,
meinen lieben Armanenbruder in Tagores Essay ber den Nationalismus als Geburtstagsgeschenk fr
Hitler ein.57
Am 25.5.16 hlt Oberlehrer Bruno Thomas zur Knigs-Geburtstags-Feier im Leipziger Lehrerseminar
eine Rede, in der er im Sinne Lists das Wesen des Armanentums in begeisterten Worten beschreibt.
Demnach waren die Urahnen der Adelsgeschlechter Armanen. Sie seien durch planmssige Ausbildung
zu hherer Erkenntnis der Natur- und Geistesgesetze und zu allseitiger Vollkommenheit gelangt und
dadurch die geborenen Fhrer als Inkarnationen des urarisch-gttlichen Rassengeistes gewesen. Ihre
jetzigen Nachkommen seien sich selbst und dem fhrerbedrftigen Volk gegenber verpflichtet, diesen
hohen heiligen Armanengeist wieder zu entwickeln. Klarblickende, mit hellen Seheraugen begabte weise
Mnner und Frauen versuchten, das deutsche Volk unter klarem Hinweis auf kurz bevorstehende,
schreckliche Weltkatastrophen einige Jahre vor dem Krieg aufzurtteln. Es sei nun vllig klar, dass das
deutsche Volk wieder zu den Quellen urarischen Weistums emporgefhrt werden msse, zur Hhe
bewussten, plan- und zielvollen Strebens nach dem hohen Ideal arischer Rassenreinheit. Die arischen
Vorfahren, die Asen - d.h. Gttershne - legten `mit dem goldigen Blond ihres Haares, dem lichten
Himmelsblau ihrer Augen, dem reinen blutigen Weiss ihrer Haut Zeugnis ab vom reinen arischen
Rassenblut. Die hochentwickelten Sinne, besonders der als Gttinnen und Priesterinnen verehrten Frauen
und die heiligen Tugenden bekundeten den Hochstand in seelischer Beziehung. Da durch die
Vermengung mit tieferstehenden Rassen die arische Rasse degenerierte, muss jeder, der auch nur ein paar
Tropfen arisch-adeligen Blutes in seinen Adern fliessen fhlt, alle fremden, unreinen Bestandteile
hinausschaffen, selbst wieder Adeliger werden, Armane, Walter urarischen Weistums. Um wieder
Germanen (Arier, Asen oder Gttershne) werden zu knnen muss auch die Herrschaft der Affekte, der
niederen sinnlichen Leidenschaften abgeschttelt werden. Das Wort `Germane hnge mit `germinare,
hervorwachsen, zusammen und dies wiederum mit dem altarischen `garma, das `Schicksal, Kausalitt'
bedeute. Germanen seien also ihr eigenes Schicksal schaffende Mnner. 58
Bronder stellt fest:
Die Armanen bekmpften das Judentum und predigten mit fanatischer Besessenheit die Lehre
von der Gotthnlichkeit und Einzigartigkeit der sogenannten ariogermanischen Rasse. Ihr
allein wird nach okkultistischem Standpunkt die Fhigkeit zur Erkenntnis der wahren
56 Webb, 279 57 Orzechowski, 73 58 Guido-von-List-Bibliothek, Einf. Bd., 96 ff.
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Geheimnisse der Welt zuerkannt und daraus das Recht abgeleitet, den Armanen allein die
politische Herrschaft ber alle Vlker zuzugestehen. Lists ariogermanischer Staat beruht auf
einem Sippenrecht, das vorsieht: Zweck der Sippe ist die Reinerhaltung der ariogermanischen
Rasse. Strenge Ehegesetze verhindern jede Vermischung; nur der Hausvater hat volle
brgerliche Rechte - die wiederum nebst allen Freiheiten nur den Angehrigen der Edelrasse
zugestanden werden. Es sind unteilbare Erbgter einzurichten, sowie von jedem Hausvater ein
Sippenarchiv und eine Sippenchronik. Die Erziehung des Menschen sei die wichtigste Aufgabe
des Staates, die er nie aus den Hnden legen drfe. Dafr wird ein neues Schulsystem ntig,
das 10 Klassen umfasst - fr die 9. und 10. ist die `Knigs- und Gottwaltungsebene
vorgesehen. Dieser Staat ist ein Ordensbund von Mnnern mit einer okkulten Spitze, in dem
die Frauen rechtlos sind. List selbst nannte sich den `Hohen arischen Lehrer, Ariowiz Aithari,
und erfand einen okkultistischen Runenzauber.59
Lists Erziehungssystem dient also einem Staat, der ein Ordensbund von Mnnern mit okkulter Spitze ist.
Whrend des ganzen Lebens darf der Staat die Menschen nicht mehr aus den Fingern lassen. Ein neues
Schulsystem auf zehn Ebenen bricht mit dem Gedchtniswissen. Zugang zu den beiden letzten, nur
Wenigen vorbehaltenen Ebenen hat nur, wer die okkulten Seelenkrfte mobilisieren kann.
Durch die Pflege der okkulten Geistes-, Seelen- und Krperkrfte vermgen nur
Hchstbegabte ihren Geist, ihr Gemtsempfinden in jene zehnte Ebene zu erheben und auf
derselben in geistiger Vertiefung als Adepten zu arbeiten. Okkultisten nennen dies sich mittels
Kontemplation in die noumenale oder mentale Ebene versetzen. Den, der diese Eigenschaft
besitzt, hat der Staat bis in die achte Ebene zu heben, um nur also Begabte in den Stab des
Kaisers oder Knigs eintreten zu lassen.
Joachim Besser, dem wir diese Hinweise verdanken, wies schon 1950 eindringlich auf die Parallelen
zwischen Lists Ideen und dem Hitlerstaat hin und frgt nach mglichen personellen Beziehungen
zwischen beiden Kreisen. Inzwischen wissen wir, dass sie bestanden haben.
Schlagartig wird nun deutlich, warum Hitler sich mit Okkultisten und Besessenen umgeben hat: der
Kaiser oder Knig hat okkult begabte `Adepten um sich zu scharen - Mnner wie Goebbels, Streicher
oder Hess.
List-Biograph Balzli stellt fest:
Der Hohe Armanen-Orden aber ist berufen, eine Sammelstelle aller jener geistigen Krfte zu
werden, welche nach Friedensschluss das neue Geistige Deutschland aufbauen werden und die
sich berufen fhlen, auf Grundlage armanischer Urkenntnis eine armanisch-ariogermanische
Kultur zu begrnden.60
59 Bronder, 226 60 Balzli, 147
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Johannes Balzli war auch Herausgeber von Prana, Zentralorgan fr Praktischen Okkultismus und
Redakteur der Theosophie, des Organs der Theosophischen Bewegung in den deutschsprachigen Lndern.
Er ist der Verfasser der Okkultistischen Unterrichtsbriefe zur `Entwickelung der Willenskraft und der
okkulten Fhigkeiten. Sie sollen zur echten, wahren Esoterik, zur Geisteswissen