Der Wealden Steinkohlenbergbau in Niedersachsen · Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im...
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Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau
Der Wealden Steinkohlenbergbau in Niedersachsen
Zusammengestellt
von Karl- Heinz Grimme
Heft 14
Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg
Hagenburg im Oktober 2010
Exkurf. u Veröffentl. / AK- Bergbau / S. 240 / Abb. 39 / Tab. 36 / Hagenburg 2010
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Die Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen des Arbeitskreises Bergbau der
Volkshochschule Schaumburg“ wird vom Arbeitskreis Bergbau in lockerer Folge
herausgegeben.
Bisher sind erschienen:
Heft 01 Schunke & Breyer: Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von.............
Heft 02 Ahlers & Hofmeister: Die Wealden- Steinkohlen in den Rehburger Bergen.
Heft 03 Korf & Schöttelndreier: Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den.......
Heft 04 Hofmeister: Der Obernkirchener Sandstein.
Heft 05 Hofmeister & Schöttelndreier: Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehen.
Heft 06 Hofmeister: Die Steinkohlenwerke im Raum Osnabrück.
Heft 07 Krenzel: Vorbereitung einer Exkursion von Hagenburg zur Hilsmulde.
Heft 08 Schöttelndreier & Hofmeister: Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt.
Heft 09 Ruder: Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen bei Hannover.
Heft 10 Hofmeister: Exkursion Steinzeichen am Messingsberg…
Heft 11 Grimme: Das Endlagerbergwerk Gorleben.
Heft 12 Schöttelndreier: Historische Relikte in der Samtgemeinde Nienstädt.
Heft 13 Hofmeister: Exkursion zum Erlebnisbergwerk Merkers.
1. Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg,
Wilhelm- Suhr- Straße 16, 31558 Hagenburg.
Redaktion: Erich Hofmeister
Layout & Druck: Christian Abel, Obernkirchen
Ludwig Kraus, Stadthagen
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2. Vorwort:
Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins Wesergebirge, ist reich an Bo-denschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien. So gab es u. a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Boden-schätze wurde eingestellt, so der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre. Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können. In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmanns-vereine gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudo-kumente und -relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel "Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagen-burg / Altenhagen) übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch ihr Engagement und ihre Hilfs-bereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen. Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohr-sen), Jürgen Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen). In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert. Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven. Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten. Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge, Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer des Arbeitskreises Bergbau der VHS Schaumburg, herausgegeben Glück auf!
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3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises
Abel Barbara Obernkirchen Abel Christian Obernkirchen Abel Willi Obernkirchen Ahlers † Werner Rohrsen Bonitz † Gerhard Rodenberg Bremer Ursel Hagenburg Busatta † Fred Hagenburg Drechsler Hans- Ulrich Hagenburg Engelking † Carl- Friedrich Lauenau Gerdts Wolfgang Wunstorf Grimme Karl- Heinz Barsinghausen Henke † Kurt Obernkirchen Hofmeister Erich Hagenburg Kaussow, sen. Günter Hagenburg Kaussow, jun. Günter Hagenburg Klinger † Herbert Hagenburg Klinger Margret Hagenburg Knickrehm † Ernst Obernkirchen Knickrehm Ingrid Obernkirchen Koch † Fritz Obernkirchen Kording Wilhelm Nienstädt Korf † Walter Nienstädt Krassmann, Dr. Thomas Rodenberg Kraus Ludwig Stadthagen Krenzel Horst Egestorf Kröger, Dr.† Uwe- Dietrich Bad Nenndorf Ludewig Gunter Lindhorst Maiwald Heinz Hagenburg Matthias Friedrich Bad Nenndorf Oberdanner Hans Rehburg- Loccum Poßin Wolfgang Hagenburg Ruder † Barbara Großburgwedel Ruder Jürgen Großburgwedel Rüppel † Hermann Barsinghausen Schewe Rita Auhagen Schewe Eckhard Auhagen Schiewe Karl- Heinz Garbsen Schlegel Detlef Wunstorf Schöttelndreier Anneliese Nienstädt Schöttelndreier Werner Nienstädt Schröder Konrad Suthfeld/Riehe Schröder Ralf Suthfeld/Riehe Schröder Wilhelm Suthfeld/Riehe Struckmeier Helmut Obernkirchen Voges Gisela Hagenburg Winterstein † Traude Hagenburg Wittkugel † Helmut Hagenburg
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4. Inhalt
1.00 Impressum
2.00 Vorwort
3.00 Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau
4.00 Inhalt
4.1 Tabellen
4.2 Abbildungen
5.00 Einleitung
6.00 Das „Niedersächsische Becken“
7.00 Die Gebirgsbildung (Tektonik)
8.00 Die Fauna im Berrias
8.10 Die Dinosaurier 9.00 Die Bildung der Wealden- Steinkohlenflöze
9.10 Die Petrographie der Wealden- Steinkohle
9.20 Das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze
9.30 Die Stratigraphie der Steinkohlenflöze
10.00 Zeittafel: Gewinnung von Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen
11.00 Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle in Niedersachsen
12.00 Abbau u. Gewinnung der Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen.
12.10 Aufbereitung und Weiterverarbeitung
13.00 Übersicht über den Steinkohlen-Abbau in Niedersachsen
14.00 Die Abbaugebiete westlich der Weser
14.10 Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen
14.11 Geschichte des Abbaus bei Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen
14.12 Die Schachtförderung
14.13 Die Streckenfördermittel
14.14 Die Abbauverfahren
14.15 Das Gedingewesen.
14.20 Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte
14.30 Teutoburger Wald- südlicher Rand
14.40 Teutoburger Wald- nord
14.50 Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland
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14.51 Die Berechtsamsverhältnisse
14.52 Die Zeche Bölhorst (1640 - 1812)
14.53 Die Zeche Preußische Klus (1820 - 1847)
14.54 Die Zechen Laura und Bölhorst (1847 - 1881)
14.55 Die Zeche Preußische Klus (1876 - 1924)
14.56 Das Steinkohlenbergwerk Minden (1924 - 1958)
15.00 Die Schaumburger Mulde, Harrl & Bückeberg
15.10 Steinkohlenabbau in den Akten der Schaumb.- Lip. Regierung
15.11 Verordnung Graf Ottos IV. v.17.10.1560
15.12 Verhältnisse in den Kohlbergwerken 1568
15.13 Auszug aus dem Original-Kontrakt Graf Adolf von 1584
15.14 Auszug aus der Chronik von Ciriakus Spangenberg von 1614
15.15 Erinnerungen des Kanzlers A. v. Wietersheim von 1612
15.16 Niederschriften über den Steinkohlenabbau 16. Jh. & 17. Jh
15.20 Das Bergrecht in Schaumburg
15.30 Zeittafel der Bergbaugeschichte Schaumburgs
15.40 Regalherren des Schaumburger Steinkohlenregals
15.50 Die Verwaltung der Gesamtsteinkohlenwerke
15.60 Abbau und Gewinnung
15.61 Jahresförderungen
15.70 Die Beschreibung der einzelnen Werke bzw. Betriebe
15.71 Das Sülbecker Werk
15.72 Das Stadthäger Werk
15.73 Das Obernkirchener Werk
15.74 Das Südhorster Werk
15.75 Das Sooldorfer Werk.
15.76 Das Schierborner Revier
15.77 Das Lietstolln Revier
15.78 Stollen in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen
15.79 Das Hagenburger Revier und Wiedenbrügge
15.80 Der Schacht Düdinghausen (tonnlägig)
15.801 Eine kurze Beschreibung der Wassersäulenmaschine
15.81 Tiefbau Revier I (B- Sohle)
15.82 Tiefbau Revier II (D- Sohle)
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15.83 Tiefbau Revier III (F- Sohle)
15.84 Tiefbau Revier IV (G- Sohle)
15.85 Tiefbau Revier Beckedorf
15.86 Tiefbau Revier Lüdersfeld
15.861 Die Gasabsaugung in Lüdersfeld
15.862 Gasausbruch am 15.04.1955 auf der Schachtanlage Lüdersfeld
15.863 Tagesanlagen in Lüdersfeld
15.864 Die Hängebank
15.87 Tiefbau Revier Auhagen
15.871 Die Materialseilbahn zwischen Lüdersfeld und Auhagen
15.90 Betriebliche Anlagen der Preußag
15.91 Die Koksherstellung
15.92 Die Brikettfabrik
15.93 Die Kraftwirtschaft
16.0 Der Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen.
16.10 Die Steinkohlenflöze
16.20 Zeittafel der Bergbaugeschichte in den Rehburger Bergen
16.30 Gewinnung und Förderung der Steinkohlen
16.40 Beschreibung der einzelnen Stollen und Schächte
16.51 Alter Wasserstollen (Brunnenstollen)
16.52 Georgstollen
16.53 Richard-Schacht
16.54 Klosterstollen
16.55 Wasserbodenstollen
16.56 Wasserboden- Lichtschacht
16.57 Neuer Wasserstollen
16.58 Adolf- Schacht
16.59 Bernhard- Schacht
16.60 Carl- Schacht
16.61 Schacht X (ohne Namen)
16.62 David- Schacht
16.63 Emilien- Schacht
16.64 Eduard- Schacht
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16.65 Knappschafts- Schacht I
16.66 Georg- Schacht
16.67 Schacht X (ohne Namen)
16.68 Knappschafts- Schacht II
16.69 Friedrich- Schacht
16.70 Herrmann- Schacht
16.71 Maximilian- Schacht (Münchehagen I)
16.72 Schacht Münchehagen II
16.73 Einfallender Stollen
16.74 Fährt zu Tage
17.0 Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg.
18.0 Steinkohlenabbau am Stemmer Berg
19.0 Steinkohlenabbau im Süntel
20.0 Steinkohlenabbau im Deister
21.0 Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesslberg
21.10 Zeittafel der Bergbaugeschichte
22.0 Steinkohlenabbau in der Hilsmulde
23.0 Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld
24.0 Maße und Gewichte
25.0 Glossar
26.0 Literatur
4.1 Tabellen Tab. 01 Zeitalter der Erdgeschichte (im Anhang)
Tab. 02 Die Berrias- Gliederung in NW- Deutschland (im Anhang)
Tab. 03 Kohlenarten und Beschreibungen
Tab. 04 Kohlenarten, flüchtige Bestandteile und Heizwerte
Tab. 05 Schächte des Mindener Steinkohlenreviers
Tab. 06 Die wichtigsten Sohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers
Tab. 07 Die wichtigsten Kohlenschächte des Schaumburger Reviers.
Tab. 08 Jahresförderungen Steinkohlen, Koks und Belegschaftsstärke
Tab. 09 Fastnachtskohlen 1743
Tab. 10 Schächte & Stollen des Sülbecker Werkes
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Tab. 11 Schächte & Stollen des Stadthäger Werkes oder östliches Werk
Tab. 12 Schächte & Stollen des „Alten Obernkirchener Werkes“
Tab. 13 Schächte & Stollen des „Neuen Obernkirchener Reviers“
Tab. 14 Schächte & Stollen im Südhorster Werk
Tab. 15 Schächte & Stollen des Sooldorfer Werks
Tab. 16 Schächte & Stollen des Schierborner Reviers
Tab. 17 Schurfschächte auf dem Schierborner Revier
Tab. 18 Schächte & Stollen des Lietstolln Reviers
Tab. 19 Schächte & Stollen im Hagenburger Revier
Tab. 20 A-Sohle östlich, Zwischensohle
Tab. 21 A-Sohle westlich, Zwischensohle
Tab. 22 C-Sohle östlich, Zwischensohle
Tab. 23 C-Sohle westlich, Zwischensohle
Tab. 24 D-Sohle östlich, Hauptsohle
Tab. 25 D-Sohle westlich, Hauptsohle
Tab. 26 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier III
Tab. 27 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier IV
Tab. 28 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier im Beckedorfer Revier
Tab. 29 Mischungsverhältnis der Kokskohlen (1949)
Tab. 30 Kohlenwasserstoffe aus der Kokerei (1949)
Tab. 31 Gewichte und Preise von Koks, 1841
Tab. 32 Brechkoks für Heizzwecke
Tab. 33 Brikettierkohle
Tab. 34 Kraftwerkskohle
Tab. 35 Förderzahlen und Belegschaft, Rehburg
Tab. 36 Beschäftigte und Förderung im Süntel
4.2 Abbildungen Abb. 01 Paläogeographie des Niedersächsischen Beckens im Berrias
Abb. 02 Das Niedersächsische Becken im Berrias
Abb. 03 Einteilung der Steinkohlen
Abb. 04 Elementar-Zusammensetzung fester Brennstoffe
Abb. 05 Urkunde über den frühesten Steinkohlenabbau in Obernkirchen
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Abb. 06 Abbauschema, Strebbau mit Schüttelrutsche
Abb. 07 Abbau im Streb mit Schüttelrutshe
Abb. 08 Schachtbau in festem Gestein
Abb. 09 Schachtbau in festem Gestein
Abb. 10 Schema der Wetterführung
Abb. 11 Hängebank und Füllort
Abb. 12 Übersichtskarte Landkreis Schaumburg (Teilansicht)
Abb. 13 Verbreitung und Aufschlüsse des Wealden
Abb. 14 Abbaustellen von Wealden-Kohle Borgloh-Oesede u. Wellingholzhausen
Abb. 15 Querschnitt durch die Anthrazitlagerstätte Bohmte
Abb. 16 Bramscher Pluton
Abb. 17 Profil durch die Schaumburger Mulde
Abb. 18 Stollen und Tiefbausohlen A-G
Abb. 19 Tiefbausohlen des Gesamtbergamtes
Abb. 20 Hauptsohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers
Abb. 21 Bergmann im Lietstolln
Abb. 22 Verleihungs-Urkunde Lietstolln
Abb. 23 Bergwerksanlagen im Osterholz
Abb. 24 Karte vom Osterholz in Nienstädt
Abb. 25 Backkoksöfen auf der Kokerei Osterholz
Abb. 26 Stammbau der Kokereiprodukte
Abb. 27 Vortrieb
Abb. 28 Verhieb
Abb. 29 Seilfahrt im Mittelalter
Abb. 30 Füllort
Abb. 31 Schachtanlagen Düdinghausen
Abb. 32 Schachtanlage Lüdersfeld
Abb. 33 Mächtigkeitslinien Flöz 3 im östl. Muldenteil
Abb. 34 Schachtanlagen in den Rehburger Bergen 1751-1920
Abb. 35 Steinkohlen am Deister und Stemmerberg
Abb. 36 Verbreitung des Wealden am Bückeberg und Deister
Abb. 37 Verbreitung des Wealden bei Wennigsen
Abb. 38 Stollen und Schächte in der Wealdenkohle im Osterwald
Abb. 39 Bergmännisches Geleucht
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5.00 Einleitung Für viele Interessierte am niedersächsischen Bergbau ist es schwierig, die Vielfalt der
stratigraphischen Bezeichnungen der tiefsten Unterkreide zu verstehen. Bis 1963 galt
die alte Untergliederung der tiefsten Unterkreide; danach wurde dieser Abschnitt
„Deutscher Wealden“ genannt, der in sechs Abschnitte unterteilt ist „Wealden 1 bis
Wealden 6“(Tab. 2).
Umfangreiche paläontologische Untersuchungen haben dazu geführt, dass 1963 in
Lyon/Frankreich der Berrias international zu einer selbständigen Stufe erhoben wurde.
Der „Deutsche Wealden“ wird nun „Bückeberg-Folge“ genannt. Namensgebend ist der
Gebirgszug – der Bückeberg – bei Obernkirchen. Für die Bezeichnung „Oberer Münder
Mergel“ wird der Name „Katzberg-Folge“ benutzt, während der Name „Serpulit“ für
ältere Ablagerungen beibehalten wird (Kemper, 1973; Tab. 2).
Bei den Veranstaltungen der Volkshochschule Schaumburg – Arbeitskreis Bergbau –
sind wir bisher bei der alten Terminologie geblieben, um Verwechslungen der
Zeitabschnitte zu vermeiden, die neuen Bezeichnungen haben wir in ( ) hinzugefügt.
Dies ist schon deshalb wichtig, weil wir bei unseren Studien meistens auf alte
Aktenvermerke, ältere Karten und ältere Literatur zurückgreifen müssen; deshalb
werden wir auch in diesem Aufsatz die alte Terminologie beibehalten.
Neben den großen Steinkohlenvorräten des Karbons, die vor ca. 250 Millionen Jahren
im Ruhrbezirk, im Aachener Revier und im Oberschlesischen Becken abgelagert
wurden, sind auch noch kleinere Steinkohlenvorräte aus dem Karbon bekannt, z.B. im
Saargebiet, in Lothringen sowie in Ibbenbüren und am Piesberg bei Osnabrück. Von
wirtschaftlich weit geringerer Bedeutung sind die Vorkommen im Waldenburger
Kohlenbecken, die Steinkohlen des Eulengebirges im Sudetenland und in Sachsen
sowie die unterkarbonischen Steinkohlenlager von Dobrilugk / Kirchhain. Darüber
hinaus sind vor ca. 140 Millionen Jahren im „Niedersächsischen Becken“ während des
„Deutschen Wealden“ (Berrias, Bückeberg- Folge) ebenfalls Steinkohlen abgelagert
über die hier berichtet wird (Tab.1).
Die nachstehende Veröffentlichung ist eine Zusammenfassung mehrerer Vorträge die
bei dem Verein zur Förderung des Bergmannswesen in Osterwald e. V. und
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beim Arbeitskreis Bergbau der Volkhochschule Schaumburg gehalten wurden und
umfangreicher Akten- bzw. Literaturstudien, besonders im ehemaligen Bergamt
Hannover und dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, dem ehemaligen
Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung und den Diplomarbeiten der cand.
Geol. R. Kaufmann; K. Lill & G. Pelzer sowie der Ferienarbeit von W. Kiel.
6.00 Das „Niedersächsische Becken“ Die Vorkommen des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) in Norddeutschland sind mit
einem Alter bis zum Unteren Valangin etwas jünger als der skandinavische Wealden
(Tab.1) Den Sedimentationsschwerpunkt bildete das Niedersächsische Becken, das
von den umliegenden, über lange geologische Zeiten entstandenen Schwellen
(epirogenetisch) weitgehend vom Meer getrennt wurde. Die Becken-fazies besteht aus
schwarzen Tonsteinen und Schwarzschiefern, die teilweise Ölschieferqualität
erreichen. Die sandigen Sedimente, mit Schwerpunkten im Osnabrücker- und
Hannoverschem Raum sowie im Braunschweiger Gebiet, bilden die terrestrischen
Sedimente. Im Nordostniederländischen Becken, in der westlichen Fortsetzung des
Niedersächsischen Beckens, ist die Randfazies vorwiegend karbonatisch ausgebildet
(Pelzer, 1988; Abb. 1).
Schichten des kohleführenden Wealden wurden in Deutschland nur im
„Niedersächsischen Wealden“ abgelagert. Dies Becken hatte vor 140 Millionen Jahre
eine Ausdehnung in West - Ost Richtung von ca. 290 km und reichte im Westen von
der Ost- holländischen Triasplatte bis zur Flechtinger- Schwelle im Osten und im
Norden von Neustadt a. Rbg. bis nach Hohenbüchen / Hils im Süden (Graupner, 1980).
Das „Niedersächsische Becken“ lässt sich von West nach Ost in drei Teilbecken
untergliedern (Abb. 2):
1. ein von der Niederländischen Grenze bis zur Weser reichendes westliches
Hauptbecken,
2. ein mittleres Teilbecken zwischen Weser und Nienhagen- Lehrter
Schwelle,
3. ein östliches Teilbecken, das dem Gifhorner Trog entspricht.
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Im Oberen Jura (Korallenoolith / Kimmeridge) hatte das jurassische Meer seine größte
Verbreitung. Durch anschließend einsetzende Hebungsphasen kam es zu
Einengungen und Abschnürungen von Meeresteilen. Im Süden hob sich die Rheinische
Masse und im Norden entstand die Pompeckjsche Schwelle. Der Norddeutsche
Sedimentationsraum erstreckte sich bis Holland und Süd- England (Lill, 1988). Das
„Niedersächsische Becken“ war ein Teilbereich dieses Sedimentationsraumes. Es ist
als Schwellenrandtrog mit Nebenmeercharakter aufzufassen. Starke Senkungs-
tendenzen und die unmittelbare Position vor der Rheinischen Masse waren
Voraussetzungen für die Ablagerung von teilweise sehr mächtigen Sedimenten
(Jordan, 1979). Im Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) war das Niedersächsische
Becken vollständig abgeschnürt. Nur wenige marine Ingressionen (Eindringen von
Meerwasser in Landsenken) unterbrachen die weitgehende Aussüßung. So kam die
„Norddeutsche Wealden - Fazies“ zur Ablagerung. Sie ist im Becken-Tiefsten 600 m –
800 m mächtig und ist durch tonige, z.T. blättertonige Beckenfazies, die oft Bitumen
führt, und durch eine sandige Randfazies mit Kohleflözen gekennzeichnet, deren
Mächtigkeit stellenweise bis auf wenige Meter reduziert sein kann (Pelzer, 1988). Erst
im Unter-Valangin nahm die Salinität des Beckens schubweise zu. Nördliche
Verbindungen zum Ozean öffneten sich. Die Wealden - Fazies wurde von
Cephalopoden führenden, marinen Schichten überlagert. Die brackisch- limnische
Phase des „Niedersächsischen Beckens“ war damit beendet.
7.00 Die Gebirgsbildung (Tektonik) Die tektogene Umgestaltung des ehemaligen Niedersächsischen Beckens führte
während der saxonischen Faltungsphasen, beginnend schon im Malm, zu den heute
vorliegenden Strukturen. Stratigraphisch nachgewiesen sind:
- Vor- und Deisterphase im oberen Kimmeridge (Malm, mittlerer weißer Jura)
- Haupt- oder Osterwaldphase im Münder Mergel (Malm, oberer weißer Jura)
- Nach- oder Hilsphase zum Ende der Unterkreide; sie klang erst endgültig zu
Beginn des Tertiärs ab.
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Die einzelnen Phasen der saxonischen Faltung waren nicht im ganzen Gebiet wirksam,
aber verbunden mit den tektonischen Veränderungen durch die Wanderung von
Steinsalz des Perm bzw. Münder Mergel im Untergrund, brachte sie die Kohle
führenden Schichten in einigen Regionen wieder zurück an die Oberfläche. So
wurden zum Beispiel im Bereich des Süntel, Deisters und Bückeberges die Schichten
hochgepresst und durch Salzabwanderung wurde die Schaumburger Mulde gebildet
(Pelzer, 1988).
Südlich und südwestlich von Hannover, im Bereich von Osnabrück, Minden und
Bückeburg bis in die Hilsmulde herrschte Süßwassersedimentation, sie ließ ein
Bruchwald- oder ein Torf- sowie ein Sumpfareal mit tropischer Flora entstehen, aus
dem jeweils Kohleflöze hervorgingen. Die zwischengelagerten sandig - schluffigen
Tonsteine und Sandsteinbänke bauen infolge ihrer Witterungsbeständigkeit die Berge
z.B. den Harrl, den Bückeberg und die Rehburger Berge auf. Der Kamm dieser Berge
wird vom „Hauptsandstein“ am Bückeberg auch „Obernkirchener Sandstein“ oder
„Bremer Stein“ genannt, gebildet. Der Hauptsandstein auf dem Kamm des
Bückeberges entspricht stratigraphisch dem Rehburger Sandstein auf dem Kamm der
Rehburger Berge. Er gehört zum (Berrias 3, Bückeberg-Folge), früher „Wealden 3 “ und
ist zwischen 5 m und 15 m mächtig (dick). Oft beginnt er mit einem mindestens 3 m
mächtigen dickbankigen, quarzitisch gebundenen Schluff- bis Feinsandstein - Paket,
dessen Oberfläche Riesenrippeln von 30 m Wellenlänge und Schlammvulkane
(ringförmige Sedimentaufquellungen) aufweisen.
Am Ausgang der „Bückeberg-Folge“ erfolgten zwei vorübergehende Einbrüche
(Ingressionen) der Ozeane in das Brackwasserbecken.
Der dritte Vorstoß des Meeres schaffte eine bleibende Verbindung mit dem Ozean. Die
„Wealden - Zeit“ (Berrias 3, Bückeberg-Folge) war nach ca. 8,0 Millionen Jahren zu
Ende gegangen und es begann die Zeit des Valangin, die nächst höhere Stufe der
„Unterkreide“.
8.00 Die Fauna im Berrias In frischen Brüchen lassen sich Fossilführung und Gefüge des Hauptsandsteins
besonders gut beobachten:
Wellenrippeln, kleinräumige Schrägschichtung, Trockenrisse und zusammen-
gespültes Pflanzenhäcksel.
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Zusammen mit Wurzelböden und Steinkohlenflözen ergeben diese Gefüge als
Ablagerungsraum ein sehr flaches Seedelta. Dazu paßt auch die Fossilführung:
Schalenpflaster, z. T. noch in Lebensstellung erhaltene Süßwassermuscheln (Cyrenen)
sowie Fischreste, Wühlgefüge und Saurierfährten. Die Flora umfasst im wesentlichen
Schachtelhalme, Farne, Koniferen und Cycadeen und beweist für diese Zeit tropisches
Klima.
Biostratigraphisch wurden die Sedimente des Wealden bzw. Berrias besonders mit
Hilfe von Ostrakoden (Muschelkrebse) darunter besonders Cypriden (Süßwasser-
formen) und Gastropoden (Schnecken) eingestuft (Kemper, 1973).
Kemper und Graupner haben die Vorstellung entwickelt, dass die Ablagerungen im
Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) in breiten Flussmündungen und in großen
Delta-Gebieten erfolgt sind. Besondere Aufmerksamkeit bei der Rekonstruktion der
Lebensbedingungen zur Zeit des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) galt schon
seit Mitte des 19. Jh. den Resten von Dinosauriern, Krokodilen und Schildkröten. Die
Steinbrüche, in denen man auch heute noch Fossilien findet, sind die einzigen
dauerhaften Aufschlüsse, in denen geologische und paläontologische Unter –
suchungen langfristig durchgeführt werden können.
8.10 Die Dinosaurier Die hohe Zeit der Dinosaurier war von der Trias (200 Mio Jahre) bis zum Ende der
Kreidezeit (vor 65 Mio Jahren) über eine Zeitdauer von 185 Mio Jahren. Obwohl es
auch schon in der Trias kleine Säugetiere gab, kam die Blütezeit dieser Gattung erst
nach dem Aussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit ab 65 Mio Jahren vor
heute. Menschenähnliche Geschöpfe tauchten erst vor 1,6 Mio. Jahren auf.
In der Kreidezeit änderte sich die Lage der Kontinente zueinander tiefgreifend, weil der
Urkontinent Pangäa sich teilte. Laurasia blieb weitgehend erhalten. Gotwanaland brach
auseinander, Südamerika und Afrika trennten sich und der Südatlantik bildete sich neu.
Indien löste sich von Afrika und begann nach Norden zu driften. Antartika und
Australien entfernten sich ebenfalls und auf der Nordhalbkugel öffnete sich der
Nordatlantik.
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In der Unterkreide bis weit in die Oberkreidezeit hinein bestimmten farnartige Pflanzen,
Schachtelhalme und Koniferen das Vegetationsbild. Erst mit Beginn der Oberkreide
begannen langsam die Blütenpflanzen sich durchzusetzen und das Pflanzenreich zu
erobern. Pflanzen, die z. B. den Dinosauriern als Futterpflanzen völlig unbekannt waren
(Fischer, R. & Thies, D., 1993).
Die meisten Dinosaurier konnten schneller laufen als sämtliche heute lebenden
Reptilien. Dies lag an den Veränderungen in der Form der Knochen von Hüfte, Knie
und Sprungbein, ähnlich denen unserer heutigen Vögel. Seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts unterteilt man die Dinosaurier deshalb auch in zwei verschiedene
Gruppen:
1. Die Echsenbecken- Dinosaurier (Saurischier), bei denen die Beckenkno-
chen ähnlich angeordnet sind wie bei den meisten Reptilien heute und 2. Die Vogelbecken- Dinosaurier (Ornithischier), bei denen die Hüftknochen
ähnlich angeordnet sind wie bei den Vögeln. Die meisten bekannten Dinosaurierfährten und –funde aus unserer Region stammen
aus der Unterkreide, dem Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) des Bückeberges,
Harrls und der Rehburger Berge. Schon 1879 fanden Geologen und interessierte Laien
in den Steinbrüchen des Bückeberges und des Wölpinghäuser Berges (Rehburger
Berge) Fährten von Dinosauriern. Der größte Kenner der Saurier in den Bückebergen
und dem Harrl, war der Oberlehrer Prof. Max Ballerstedt aus Bückeburg.
Max Ballerstedt wurde am 20.Juli 1857 in Bückeburg geboren. Er studierte in Marburg
und Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und war danach vierzehn Jahre
Oberlehrer am Gymnasium Adolfinum in Bückeburg. Fürst Georg Adolf von
Schaumburg-Lippe verlieh ihm 1907 den Professorentitel. Ballerstedt mußte 1912, mit
55 Jahren, aus Gesundheitsgründen vorzeitig in den Ruhestand gehen.
Seit Beginn des 20 Jh. sammelte Ballerstedt aus den Bückebergen und dem Harrl eine
große Zahl fossiler Spuren und Versteinerungen von Krokodilen, Schildkröten und
Sauriern.
17
Durch die Bearbeitung der Artefakte war Ballerstedt schon damals klar geworden, daß
die Dinosaurier weit agilere Tiere gewesen waren, als man bis dahin angenommen
hatte. Er stellte sie auf eine Organisationsstufe zwischen Reptilien, Vögeln und
Säugetieren.
Kurz vor seinem Tod im Jahre 1940 schenkte er seine umfangreiche Sammlung dem
„Adolfinum“. Dort überdauerten die wertvollen Fossilien auf dem Dachboden den
Zweiten Weltkrieg. Da weder die Schulleitung, noch die Stadt Bückeburg die
Bedeutung dieser zweitgrößten Privatsammlung von Sauropoden und anderen
Reptilien des Wealden erkannten, war es der Privatinitiative des Biologielehrers Dr.
Bernhardts zu verdanken, daß die Sammlung gerettet und schließlich als Dauer-
leihgabe an die Universität Göttingen gegeben wurde.
1987 kehrte ein Teil der Sammlung in das Adolfinum zurück. Farbig rekonstruierte
Lebensbilder von Sauriern und Landschaftsbilder der Unterkreidezeit zeigen nun
Schülern und Besuchern einen kleinen Teil der Ballerstedt’schen Sammlung. Der
größere Teil wird im Freilichtmuseum „Dino- Park Münchehagen“ in Münchehagen
ausgestellt.
In einem Steinbruch bei Münchehagen, der in der Literatur als „Steinbruch Wessling an
der alten Poststrasse“ bezeichnet wird, baute die Fa. Wessling bis in die 70er Jahre
des 20 Jh. Sandsteine des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) ab. Die Sohlfläche
der bauwürdigen Sandsteine ist 0,2 m bis 0,4 m dick. Sie war als Sohle für den
Steinbruch besser geeignet als die darunter anstehenden dunklen, weichen und
sandigen Tonsteine. Af dieser Sohlfläche waren schüsselförmige Fährten von
Sauropoden abgebildet. Den gesamten Überblick über die Fährten erhielt man aber
erst 1980, als die Feuerwehr während einer Übung die ganze Fläche frei spritzte. Seit
1991 ist das Naturdenkmal „Saurierfährten“ in ein Freilichtmuseum eingebunden. In
der Zwischenzeit wurden in den Steinbrüchen auf dem Bückeberg immer wieder
Fährten von Iguanodonten und anderen Sauropoden gefunden. Im Jahr 2007 fand man
erstmals Fährten von einem kleinen Raubsaurier, dem Raptor. Dies sind die ersten
Fährten dieser Art in Europa.
18
9.00 Die Bildung der Wealden- Steinkohlenflöze Kohlen entstehen durch Vertorfung, d. h. durch die Überdeckung abgestorbener
Pflanzen mit Wasser unter Luftabschluss und nur teilweise durch Vermoderung oder
Fäulnis. Da diese Prozesse im Wesentlichen auf eine bakterielle Zersetzung im
Inneren der Pflanzenmasse hinauslaufen, bezeichnet man sie als „Inkohlung“, im
Gegensatz zum „Verkohlen“ des Holzes im Meiler. Bei der Inkohlung findet eine
Auflösung der alten chemischen Verbindungen und eine Neugruppierung der Elemente
statt, wobei diese sich an Sauerstoff und Wasserstoff anreichern und in komplizierte
Kohlenwasserstoff-Verbindungen übergehen (Falke, 1944).
Wichtige Voraussetzungen zur Entstehung mächtiger Kohlenlagerstätten sind neben
einem üppigem Pfanzenwachstum unter günstigen klimatischen Bedingungen, eine
langsame aber ständige Senkung des Untergrundes, d.h. die Herausbildung von
Trogformen im Gelände und die anschließende Bedeckung der abgestorbenen
Pflanzen mit Wasser als Sauerstoffabschluss. Nicht immer sind diese Senken
tektonisch bedingt, Senken können auch auf örtlich begrenzte Senkungsvorgänge
durch Auslaugung oder Abwanderung der Zechstein- oder Muschelkalksalze im
tieferen Untergrund zurückgeführt werden. Dieser erste Inkohlungsprozess ist mit einer
starken Volumenreduzierung verbunden (Kukuk,
1955). In einer zweiten, „geologischen Inkohlungsphase“ verwandelt sich unter der
Einwirkung von Druck und Temperatur im Laufe langer Zeiträume Torf in Braunkohle,
diese in die einzelnen Steinkohlenarten bis zum Anthrazit und unter besonders
günstigen Bedingungen in Graphit und sogar in Diamant (reiner Kohlenstoff). Örtlich
kann die Wärmezufuhr aus einem tiefer gelegenen Pluton erfolgen. Hier bietet sich als
Beispiel das Anthrazitvorkommen von Bohmte, über dem sogenannten „Bramscher
Massiv“ an.
Weiter müssen wir unterscheiden zwischen autochtonen und allochtonen Kohlenflözen.
Die autochtonen Kohlenflöze sind an der Stelle entstanden, an der auch die Pflanzen
gewachsen sind, die das Ausgangsmaterial für die Steinkohlenflöze waren, was durch
heute noch zu findende Wurzelböden bewiesen wird. Die allochtonen Flöze dagegen
sind aus einer Ansammlung angeschwemmter Hölzer und Pflanzenreste
hervorgegangen, die sich von unweit oder entfernter gelegenen Stellen in stillen
Winkeln oder Buchten abgesetzt haben (Falke, 1944).
19
9.10 Die Petrographie der Wealden- Steinkohlen (Kukuk, P., 1955) Nach dem makroskopischen Aussehen unterscheidet der Bergmann seit altersher in
meist grob- oder feinstreifig entwickelten Steinkohlen drei andersartige Aufbau-
elemente so genannte Streifenarten, die allerdings mit zunehmender Inkohlung von
der Fettkohle abwärts nicht mehr scharf zuerkennen sind.
Tabelle 3 Kohlenarten und Beschreibungen
Glanzkohle: spröde, hochglänzende, fast strukturlose, nicht abfärbende Kohle.
Mattkohle: harte, mattgrauschwarze, ungleichartige, härtere Kohle.
Faserkohle: weiche, tiefschwarze, sehr zerreibliche, holzkohlenähnliche, stark
abfärbende, seidenglänzende Kohle.
Kennelkohle: homogene, schichtungslose Kohle mit muscheligem Bruch und
matten Pechglanz, die selbständig brennt
Brandschiefer: Wechsellagerung von dünnen Kohlen- und Schiefertonlagen, die
nicht aufbereitet werden kann .
Die Kohle des Lietstolln- Reviers in Obernkirchen unterscheidet sich von der
Georgschachtkohle. Die Lietstollnkohle ist eine gute brikettierfähige Magerkohle,
dagegen ist die Tiefbaukohle aus dem Georgschacht eine backende Fettkohle, die
guten Koks ergibt und auch als Schmiedekohle verwendbar ist (Abb. 3) Der Gehalt
der Tiefbaukohle an flüchtigen Bestandteilen beträgt im Mittel 20,6 %. Sie hat einen
Aschegehalt von 11 % und eine vergleichbare Qualität mit der Düdinghäuser Kohle.
Das Koksausbringen liegt bei 81 %.
Die Kohle des Beckedorfer- Reviers ist eine gasreiche Fettkohle, die sich gut
verkoken lässt. Das Koksausbringen liegt ungefähr bei 76 %. Als Schmiedekohle ist
die Beckedorfer Kohle weniger gut geeignet (Abb. 4).
Die Kohle im Deister war sehr hart und keine sehr hochwertige Kohle mit einem
Aschegehalt von 15 % und rußte stark bei der Verbrennung. Im Süntel und
Osterwald war die Kohle ähnlich der des Deisters, aber „edler“. Alle Kohlen waren
besonders im Liegenden sehr reich an Schwefelkies (FeS2).
20
Tab. 4 Kohlenarten, flüchtige Bestandteile, Kohlenstoff und Heizwerte (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus)
Kohlenarten flüchtige Bestandteile
Kohlenst. %
Wasserst. %
Sauerst. %
Heizwert Kj/kg
Torf 70 60 8 45 14300 Braunkohle 43 70 5 30 14820 Flammkohle 40 80 8 9,8 32800
Gasflammkohle 35 85 5,8 7,3 34000 Gaskohle 28 87,5 5,6 4,5 34800 Fettkohle 19 90 5,0 3,2 35600 Esskohle 14 90,5 4,5 2,8 35600
Magerkohle 10 91,5 4,0 2,5 35200 Anthrazit 5 92,0 3,75 2,0 35800
9.20 Das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze (Falke, H.,1944) Als Beispiel für das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze nehmen wir die
Beschreibungen der Flöze in der Schaumburger Mulde von Falke, 1944. Auf
Besonderheiten weisen wir bei der Beschreibung der einzelnen Steinkohlenbezirke
hin. (Vom Hangenden Flöz 1 zum Liegenden Flöz 2 usw.)
Flöz 1: Soweit das Flöz noch vorhanden ist, ist das Verhalten seiner Mächtigkeit
infolge der Schwierigkeiten einer Grenzziehung zwischen Wealden
(Berrias) und Übergangsschichten zur Unteren Kreide nicht feststellbar.
Die Verbreitung dieses Flözes nach Westen und Nordwesten hat
gegenüber der von Flöz 2 an Umfang erheblich abgenommen. Am
besten ist das Flöz in den östlichen Revieren des Georgschachtes mit
einer Mächtigkeit von 0,20 m ausgebildet. Eine weitere mächtige Zone
wurde im Bereich des Schachtes Münchehagen II in den Rehburger
Bergen angetroffen.
Flöz 2: Am besten ist das Flöz im Raum zwischen dem Georgschacht und
Reinsen mit einer Mächtigkeit von 0,20 m – 0,25 m ausgebildet. Nach
Osten und Norden ist das Flöz nur noch als Kohleschmitz zu verfolgen.
21
Flöz 3: Die größte Mächtigkeit weist das Flöz 3 mit 0,70 m bis 0,90 m im
Lietstolln- Revier auf. Das Flöz ist im gesamten Gebiet des
Bückeberges, der Schaumburger Mulde, den Rehburger Bergen und
dem Deister bauwürdig ausgebildet, mit wechselnden Mächtigkeiten.
Das Flöz 3 gilt als „Hauptflöz“ in der Schaumburger Mulde, den
Rehburger Bergen und dem Deister.
Flöz 4: Im Bereich der Bergwerksanlagen Münchehagen erreicht das Flöz 4
Mächtigkeiten von mehr als 0,30 m und wurde zeitweise mit abgebaut.
Von Beckedorf nimmt das Flöz 4 nach Westen über Eilsen bis in das
Revier von Röcke und an der Klus bis auf eine Mächtigkeit von 0,34m –
0,39 m zu. Im Bereich dieser Felder und bei Meißen wurde dies Flöz
auch abgebaut.
Flöz 5: Westlich des Lietstolln-Reviers ist das Flöz 5 mit 0,10 m bis 0,15 m am
mächtigsten. Von hier nimmt es nach allen Richtungen ab.
Aus dem Verhalten der einzelnen Profilabschnitte ergeben sich zusammenfassend
folgende wichtige Tatsachen:
- Alle Flöze sind autochtoner Entstehung dafür spricht, dass in diesem Gebiet vielerorts
noch „Wurzelböden“ zu finden sind.
- Aufgrund seiner durchschnittlichen Kohlemächtigkeit und bauwürdigen Fläche, ist
das Flöz 3 im Gebiet des Deisters, des Bückeberges, der Schaumburger Mulde und
der Rehburger Berge als „Hauptflöz“ zu bezeichnen.
- Im einzelnen ergeben sich für die Steinkohlen- Flöze folgende durchschnittliche
Mächtigkeiten im Gebiet der Schaumburger Mulde:
Flöz 1 : 0,01 m - 0,20 m Flöz 2 : 0,05 m - 0,25 m Flöz 3 : 0,30 m - 0,90 m Flöz 4 : 0,10 m - 0,35 m Flöz 5 : 0,01 m - 0,20 m
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9.30 Die Stratigraphie der Steinkohlenflöze Erkennbar und stratigraphisch einzuordnen sind über 30 Schichtglieder im Wealden,
die Kohlengesteine enthalten, mit weniger als 1 cm bis selten mehr als 100 cm
Mächtigkeit. Mindestens fünf dieser Schichten wurden nach dem derzeitigen
wirtschaftlichen und geologischen Verhältnissen als bauwürdige Flöze bezeichnet.
Die Bauwürdigkeit begann bei 0,35 m – 0,48 m (Schulterhöhe eines liegenden
Bergmanns). Die mittlere Mächtigkeit der gebauten Flöze betrug 0,70 m, die größte
Mächtigkeit 1,30 m (Hohenbosteler Stollen, Egestorfer Stollen, Borgloh-Oesede).
Unterschiedliche Mächtigkeiten eines Flözes können tektonisch bedingt sein, aber auch
durch Einschwemmen von organischem Material in Untiefen bei der Bildung der Kohlen
ihren Grund haben.
Die Gleichstellung der Flöze in einem Ablagerungsraum mit so unterschiedlichen
Bildungsbedingungen, wie der des Niedersächsischen Beckens ist sehr schwierig.
Die Gleichstellung der Flöze in einem Ablagerungsraum mit so unterschiedlichen
Bildungsbedingungen, wie der des Niedersächsischen Beckens ist sehr schwierig.
Nach häufigen Untersuchungen und Vergleichen der Sediment-strukturen und seinen
Mineralien in den einzelnen Schichtabschnitten hat sich herausgestellt, dass das Flöz 3
und seine Begleitgesteine insbesondere der hangenden Sandsteine, vom Osterwald
über den Süntel und Deister, die Rehburger Berge, die Schaumburger Mulde, dem
Bückeberg und dem Harrl bis zu den Bergbaurevieren von Minden und Meißen in das
nördliche Wiehengebirgsvorland überall als gleiches Flöz erkennbar ist, auch wenn es
örtlich verschiedene Namen trägt:
Zum Beispiel: Im Osterwald = Hohewarther Hangend- Flöz
Im Nesselberg = Nesselberg- Flöz
Im Süntel = Hohebank
In Bohmte wurden zwei Flözpaare abgebaut, mit Mächtigkeiten zwischen 0,30 m und
0,60 m. Die Steinkohlen hier sind durch den „Bramscher Pluton“ so aufgeheizt, dass sie
zu Anthrazit umgewandelt wurden.
23
10.00 Zeittafel: Gewinnung von Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen (GRIMME; SCHUNKE & BREYER, 1936; KNICKREHM,E.; KRASSMANN, 2000)
1100 Erste Erwähnung von „Kohlen“. An der schottischen Nordseeküste suchten Frauen mit ihren Kindern den Strand nach „schwarzen Steinen“ ab und verkauften sie an die Klöster.
um 1300 Nicht geregelter Abbau der Steinkohlen bei Obernkirchen, unter der Lei-tung des Klosters.
1386 Drei Männer sollen betrunken im Bückeberg bei Obernkirchen in ein
Steinkohlenbergwerk gestürzt und dort umgekommen sein. 1450 Die Grafen von Schaumburg verliehen das Abbaurecht an Private. 1461 Es werden bereits bei Osnabrück „Kohlenbrecher“ erwähnt. 1465 Bei Borgloh-Ösede werden Kohlen gefördert.
1498 Älteste vorhandene Urkunde über den Steinkohlenbergbau bei Obern-kirchen (Abb. 5).
Bis in das 16. Jh. gab es genügend nachwachsende Rohstoffe für die Energie-gewinnung (Holz und Holzkohle) zum Betreiben der Erzhütten, Salinen, Brauereien, Schmieden, Ziegeleien u. Ä. Mit der Holzkohle erhöhte sich nicht nur die Heizkraft, auch nicht erwünschte Gase (CO und CO2) wurden über den Meiler ausgestoßen.
15. Jh. Abbau der zutage ausstreichenden Steinkohlen bei Borgloh. 1510 Dr. Anton von Wietersheim, Kanzler des Schaumburger Grafen Ernst
berichtet von der ersten Schürfung nach Kohlen in dem Dorfe Nienstädt durch den Kaufmann Schlüsselburg aus Stadthagen.
1520 Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen. 1524 Schreiben der Stadt Bielefeld, betreffs: „Beschwerde des Schmiedeamtes
daselbst, wegen Verschlechterung der Kohlenqualität“. 1527 Verpachtung des Kohlenregals Borgloh / Kloster Oesede durch Fürst Erich
von Osnabrück, an einen Schmied aus Osnabrück. 1528 Erste Erwähnung von Kohlen am Piesberg (Karbon- Kohle).
24
Die Jahresförderung an Steinkohlen soll im westlichen Europa ca. 35.000 t, zum Ende des Jh. ca. 200.000 t betragen haben. Das Zentrum der Förderung lag in England.
1552 Heinrich Bodenhagen wird zum Kohlenvogt ernannt. 1560 Fürbitte des Heinrich Vissar für seinen auf der Schaumburg gefangenen
Bruder (wegen Kohlendiebstahl) durch Kohlenvogt Tönnies.
1560 Anordnung des Fürsten Ernst von Schaumburg: “Jeder Kohlenbrecher soll täglich ein Bergfuder (ca. 1t) Kohlen brechen.“
1562 Verpachtung des Kohlenregals im Amt Iburg durch den Bischof von Osna-
brück an mehrere Adelige und Osnabrücker Schmiede. 1563 Betriebsregister über die Stadthäger Gruben. 1563 Betriebsregister über die Gruben am Mulchenhof bei Obernkichen.
1571 Durch den Wolfenbütteler Herzog Heinrich II (Vater von Herzog Julius)
wurden Steinkohlen in der Hilsmulde abgebaut und zur Frau- Sophien-Hütte nach Langelsheim, zur Erzaufbereitung transportiert.
1573-17.Jh. Unklarheiten und Streitigkeiten um Besitzverhältnisse und Förderrechte im
Amt Iburg, dadurch unkontrollierter Raubbau der Steinkohlen. 1564-1566 Abbauversuche von Steinkohlen bei Duderode und Kalefeld. 1569 Verhandlungen zwischen JULIUS VON BRAUNSCHWEIG und Graf OTTO VON
SCHAUMBURG- LIPPE (1544 – 1576) über Kohlenlieferungen nach Hannover. Genannt werden 1000 Fuder jährlich.
1572-1593 Bei Hohenbüchen am Hils, Beginn des Wealden- Steinkohlenbergbaus. 1577 Abbauversuche von Wealden-Steinkohlen bei Duderode und Kalefeld.
1583 Der Oberzellerfeld´sche Bergwerksverwalter bittet um Überlassung
einiger Bergleute. 1584 In einem Vertrag wird von einem Kohlenbergwerk und einem Salzbergwerk
bei Sachsenhagen berichtet. 1585 Am 29.12. gebietet Herzog Julius den Steinkohlenabbau am Osterwald.
25
1588 Erste Schürfversuche auf Steinkohle am Dahberg im Deister. 1601 Unter GRAF ERNST VON HOLSTEIN- SCHAUMBURG (1601 – 1622) kommt der
Steinkohlebergbau zu hoher Blüte.
1586- 1925 Abbau von Wealden- Steinkohle im Osterwald. 1601 Nach ersten Schürfversuchen durch Cord Arends aus Eldagsen werden
Steinkohlen am Dahberg im Ostdeister abgebaut 1590 Zwei Tote durch Schwefelgase im Klosterbergwerk Loccum in den Reh-
burger Bergen.
Ab 15. Jh. Wilder, ungeregelter Wealden- Steinkohlen- Bergbau im Osnabrücker
Bergland. 1618-1648 Im 30- jährigen Krieg kommt der Bergbau in Schaumburg weitgehend zum
Erliegen. Viele Unterlagen werden vernichtet. 1633-1651 Schwedenherrschaft, der Kohlenabbau im Osnabrücker- Bergland kommt fast völlig zum Erliegen.
1640-1812 Abbau von Steinkohlen auf der Zeche Bölhorst bei Minden. 1647 Nach der Teilung der Grafschaft Schaumburg wurde vereinbart, daß alle
aus den Kohlenbergen anfallenden Kohlennutzungen der sieben Schaumburgischen Ämter zwischen beiden Häusern getreulich geteilt werden (Kurfürst von Hessen und Grafen zu Schaumburg- Lippe).
1651-1698 Verpachtung der Kohlenbergwerke Kloster Oesede für 200 Taler, „um sie in
rechten Schwung zu bringen“. Besitz- und Verkaufsrechte waren weiter verworren. Der Raubbau ging weiter. In den 60er und 70er Jahren drängte Ruhrkohle auf den Markt.
1699 Mit dem Ende des 17. Jh. ging der planlose Raubbau zu Ende, der ca. 150
Jahre gedauert hatte, denn „nachdem man unermüdlich geräubert hatte, war ohne bergtechnische Wissenschaft nichts mehr zu holen.“
1664 Erste historische Nachricht des Amtes Rehburg über den Abbau von
Steinkohlen. 1615-1650Gelegentliche Gewinnung von Steinkohlen in den Rehburger Bergen in
Pingen und Stollen.
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1681 Über die Bezahlung von Unterstützungen und Arztkosten im Schaumburger Bergbau wird berichtet.
1703-1722 Die schwierige Wasserhaltung und die tief gelegenen Flöze machten
einen rentablen Abbau im Amt Iburg unmöglich. 1714 Auffahrung des Sülbecker Stollen.
1722 Harzer Bergleute besichtigen das Borgloher Kohlenbergwerk. Lütticher
Bergleute übernehmen die bergtechnische Leitung. Am Strubberg wird der erste moderne Stollen angelegt. Der Staat übernimmt das Kohlenbergwerk.
1724 Eröffnung der Saline Rothenfelde, die für lange Zeit Hauptabnehmer der
Borgloher Kohle werden sollte.
1728 Auffahrung des Stadthäger Stolln. 1730 Im Borgloher Werk arbeiten 12 Hauer, 3 Läufer (Schlepper) und 6
Haspelknechte für1 Taler und 10 Schillinge pro Woche sowie 27 Pfund Licht, freie Apotheke und freie Beerdigung.
1735 Schlagwetterexplosion bei Sülbeck in Schaumburg- Lippe.
1742-1925 Abbau von Wealden- Steinkohlen im Nesselberg bei Springe. 1747-1800 Bergmeister Terheyden beginnt 1747 eine Umstrukturierung des Werkes. In
drei Generationen (über100 Jahre) waren die Terheydens in führender Stellung im Borgloher Bergbau tätig und retteten diesen mehrfach vor der Stillegung.
1750 Abbau im Sooldorfer Stollen zu Nienstädt – Liekwegen. 1750 In Hormannshausen wird der Georgstollen aufgefahren. 1757 In Hormannshausen wird der Richard-Schacht mit dem Georgstollen
verbunden. 1757 Georg Arnold von Cölln wird zum Oberinspektor ernannt. Unter seiner
Führung bestanden im Alten Obernkirchener Revier 35 Schächte. 1760 Oberinspektor Fichtner stirbt, sein Nachfolger wird Berthold von Cölln. Er
erhält den Titel Bergrat. 1757-1769 Südhorster Stolln = Wilhelm- Wilhelm- Stolln wird aufgefahren.
27
1770 Für alle Bergleute wird in Schaumburg eine Knappschaftsbüchsenkasse eingerichtet.
1775 Es wird über Kohlenabbau und Abbauversuche am Wiedenbrügger- und Atjeberg sowie bei Wölpinghausen berichtet.
1776 In Deutschland werden die ersten gusseisernen Schienen – sogenannte ¾
m lange Ziegenpfoten - eingesetzt. Vorher liefen die Förderwagen mit Spurnagel auf hölzernen Bohlen.
1788 James Watt erfand die Dampfmaschine. 1791 Bergbau in den Rehburger Bergen wird durch Fuhrunternehmen und
Landwirte aus Münchehagen betrieben. 1801 Die erste Dampflokomobile wurde gebaut. 1801 Bis zum 22.12. leitet Berthold von Cölln die Geschicke der Gesamt-
kohlenwerke. Sein Nachfolger wurde Oberinspektor Wittich. Auf dem alten alten Obernkirchener Revier gab es 52 Schächte, auf dem neuen Obernkirchner Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker Werk 22 Schächte, auf dem Südhorster Werk 18 Schächte und auf dem Stadthagener Werk 23 Schächte. Die Zahl der Bergleute wird mit 120 angegeben.
1804 Nachfolger von Oberinspektor Wittich wird Oberberginspektor Karl And-
reas Frölich, er wurde 1810 zum Bergrat ernannt. 1804-1812 Die Förderung auf dem Kloster- Oeseder Sundern erreicht ihr Maximum.
1806 Baubeginn des Sudmeyer- Stollens. 1807 Es tritt zum ersten Mal die offizielle Benennung „Gesamtbergamt“ auf: „An
das Hessen- Kasselsche- Gräflich- Schaumburg- Lippische Gesamtberg- amt zu Obernkirchen“.
1808 Es werden die ersten Bergbälle erwähnt in Sülbeck. 1809 Von königlich westfälischer Seite wird bekannt gegeben, daß der Ober-
inspektor Fröhlich von der französischen Regierung zum „Ingenieur en Chef“ befördert wurde und zusätzlich die Aufsicht über die Saline Rodenberg, das Mindener Torfmoor und die Zeche Bölhorst erhalten hat.
1811 Der erste Koks des Gesamtbergamtes zu Obernkirchen wird auf der An-
lage Osterholz in Nienstädt in Koksbacköfen gebrannt.
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1811 Der Oberbergmeister Fröhlich bittet um Erhöhung seiner Bezüge. Die Kosten für die Aufnahme des Grubenrisses des Lokkumer Bergbaus durch Schuchard betragen 32 Thl. 8 Gr.
1812-1847 Abbau von Steinkohlen auf der Zeche Preußische Klus bei Minden. 1813 Hannover ist nun endgültig Landeshauptstadt und Regierungssitz, nachdem
zehn Jahre zuvor die Regierungsgewalt zwischen England und Frankreich wechselte.
1814 Das Bergamt in Obernkirchen erhält am 22.1.1814 die Mitteilung, daß die
Berghauptmannschaft der Weserdivision aufgehoben ist (Ende der französischen Besetzung).
1815 Einstellung des Betriebes am Lohnberg, südöstlich von Borgloh. Der
Strubberg wird Hauptfördergebiet. 1816 Kunstschacht I: Niederbringen des ersten Tiefbauschachtes im Obern-
kirchener Bergbaurevier, auf der Betriebsanlage Osterholz in Nienstädt. 1816 Die Kammer des Grafen zu Schaumburg- Lippe versucht den Steinkohlen-
Hausbrand einzuführen. Es wurde ein Magazin für Steinkohlenöfen angelegt, Landeseinwohner konnten diese Öfen zum Einkaufspreise, oder wo es nötig war, auf Kredit und Ratenzahlung erhalten.
1817 Abteufen des Amselschachtes am Strubberg. 1818 Aus England wurden die ersten drei Wetterlampen (David – Lampe) im
Schaumburger Bergbau eingeführt.
1818-62 Das Königreich Hannover betreibt den Abbau von Wealden- Kohlen in den
Rehburger Bergen.
1819 Abteufen des Buchfinkenschachtes am Strubberg. 1819 Abteufen des Kolibrischachtes am Strubberg. 1820 Die Reinigung des alten Obernkirchener Stollens wird in Erwägung
gezogen. Durch Widerspruch von Oberbergmeister Fröhlich wird die Reinigung verhindert.
1820 Den Plan von Oberbergmeister Fröhlich, für den Kohlentransport aus den
Rehburger Bergen einen schiffbaren Kanal von Hormannshausen bis zur Weser zubauen, scheitert.
1821 Abteufen des Drosselschachtes am Strubberg.
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1824 Abteufen des Elsterschachtes am Strubberg. 1827 Abteufen des Franz- August- Schachtes am Strubberg.
1828 Abteufen des Falkenschachtes am Strubberg.
1828 Oberinspektor Ludwig Heinrich von Colson löst Herrn Frölich ab.
1832 Abteufen des Adolf- Friedrich- Schachtes und Geierschachtes am Strub-
berg. 1832 Errichtung eines Betriebsgebäudes und Werkstätten auf Osterholz . 1835 Einbau der ersten Wassersäulenmaschine der Fa. Henschel aus Kassel
im Tiefbau Schaumburg, auf Kunstschacht I.
1839 Zwei Schächte am Nesselberg fördern Wealden- Steinkohlen.
1839 Abteufen des Habichtschachtes am Strubberg bei Borgloh 1839 Abteufen des Ernst- August- Schachtes am Strubberg bei Borgloh
1839 Auffahrung des Schierborner Stollens, zur vermehrten Wasser-
gewinnung im Bückeberg. 1840 Beginn der Entwicklung des Schaumburger- Meilerofens zur Herstellung
von Koks, Osterholz- Nienstädt. 1840 Der letzte Bergmeister Terheyden stirbt im Amt Iburg.
1841 Einbau einer Dampfpumpenanlage zur Wasserhebung auf Kunstschacht I, Osterholz- Nienstädt.
1843 Abteufen des Kranichschachtes am Strubberg bei Borgloh.
1844 Auffahren des Schustergrund Stolln im Bückeberg, zur Wasserge-
winnung 1845-1905 Abbau von Steinkohlen in der Hilsmulde 1846 „Dampfkohlenwerk Borghold“ gegründet. 1847 Niederbringen von Kunstschacht II in Südhorsten. 1847-1886 Abbau von Wealden- Steinkohlen auf den Zechen Laura und Bölhorst bei
Minden.
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1850 Bis Mitte des 19. Jh. wurde vorwiegend Holzkohle zum Ausschmelzen
der Erze verwendet, sie war rauch-, ruß- und schwefelärmer als die „Mineralkohle“.
1856 Gründung einer Eisenhütte in Neustadt a. Rbg. 1857 Abteufen des Tiefbauschachtes Oesede. 1860 Abteufen des Georgschachtes bei Oesede. 1860 Abteufen des Kronprinz- Schachtes bei Oesede. 1860-1872 In Neustadt a. Rbg. werden 3 Schächte zur Gewinnung von Wealden-
Steinkohlen niedergebracht. 1862 Der sächsische Unternehmer EINER übernimmt bis 1899 das „Kloster
Loccumsche Steinkohlenbergwerk.“ 1865 Für die Bergverwaltung der Schaumburger Gesamtbergwerke wird in
Obernkirchen ein neues Bergamtsgebäude errichtet. 1865 Auffahren des Propheten Stollns zur weiteren Lösung der Propheten-
quelle 1866 Die erste Dampfmaschine in den Rehburger Bergen, wird am
Knappschaftsschacht I aufgestellt. 1866 Das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten übernimmt die
Kohlenwerke von Borgloh / Oesede. 1867-1875 Abbau von Anthrazitkohlen bei Bohmte. 1876-1924 Abbau von Wealden-Steinkohlen auf der Zeche Preußische Klus.
1870 Schacht O-D-3 als Steinkohlenförder- und Wasserpumpenschacht am Bahnhof Nienstädt abgeteuft. Förderturm als „Malakow- Turm“ aus-gebaut.
1872 Das endgültige „Aus“ der Steinkohlengewinnung bei Neustadt am Rbg.
wegen Absaufen der Grubengebäude.
1872-1874 Abbau von Wealden- Steinkohlen am südlichen Rand vom Teutoburger Wald, im Karlstollen.
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1872 Das alte „Ringel-Maß“ in Osnabrück ist abgeschafft, die Kohlen werden
nach Gewicht verkauft. Streik der 324 Bergleute, „der durch die an anderen Orten sich kundgebenden Arbeiter- Bewegungen angeregt“ wurde.
1873 Am Kohlebergwerk Borgloh kostet ein Zentner Kohle je nach Güte
4 bis 8 Silbergroschen. Abnehmer sind die Saline Rothenfelde, die Eisenbahnkokerei Osnabrück, die Georgsmarienhütte, Schmieden, Branntwein- Brennereien und Kalköfen.
1874 Bau der Anschlußbahn Stadthagen- Nienstädt / Osterholz. Hieraus ent-
steht 1900 die Rinteln- Stadthagener Eisenbahn, durch Verlängerung der Strecke über Obernkirchen hinaus bis Rinteln.
1875 Statt der Balge wird das Scheffelmaß in Schaumburg-Lippe eingeführt. 1875 Wegen einer Absatzkrise kommt das Werk Borgloh in große
Schwierigkeiten. Die bessere und billigere Ruhrkohle drängt über eine neue Eisenbahnlinie auf den Markt. 117 Arbeiter der „Georgs – Knappschaft“ streiken und werden entlassen.
1874-1920 Geregelter Abbau von Wealden- Kohlen am nördlichen Rand vom
Teutoburger Wald. 1876 Das Schierborner Revier, im Bückeberg gelegen, wird mit 4 Kohlen-, 3
Wasserstolln und 75 Schächten betrieben, die Flözmächtigkeit ist mit bis zu 0,70 m sehr hoch.
1876-1888 Die Gefahr des Absaufens der Kohlenwerke Borgloh / Oesede, besonders der tieferen Sohlen besteht ständig. Die Wasserhaltungs-kosten sind sehr hoch.
1888 Es wird beschlossen, keine neuen Schächte in Borgloh mehr abzuteufen
und keine weiteren Strecken mehr aufzufahren. 1.10.1889 Auf den Kohlenwerken Borgloh / Oesede werden 574 Bergleute
entlassen. Die Förderung ist im September eingestellt. 28.02.1890 Die letzten 12 Arbeiter in Borgloh werden entlassen. 1890 Versuch zur Nutzung von Steinkohlen zur Stromerzeugung mit Dampf--
kolbenmotoren. Wirkungsgrad beträgt 1%. Für 1 kWh benötigt man 12,3 kg Kohlen
1899 Ankauf von Grundstücken für die Anlage des Georgschachtes und des
Lietstollns.
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1899-1902 Auf dem Georgschachtgelände wird der 244 m tiefe Georgschacht I
abgeteuft. 1899 Beginn mit dem Auffahren des Lietstolln. 1900 Die „Hannov.- Braunschw. Bergwerksgesellschaft“ übernimmt das Berg-
werk in den Rehburger Bergen vom Unternehmer EINER. 1900 Beginn mit dem Verlegen der Anschlußgleise auf dem Georgschacht-
gelände und dem Lietstolln. 1900 Schacht Münchehagen I wird abgeteuft. 1901 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt.
12.12.1902 Der erste Ofen der Kokerei am Georgschacht wird gedrückt.
1905 Auf Osterholz wird der letzte Koks in Meileröfen gebrannt. 1906 In Obernkirchen wird unterhalb des Lietstolln eine Brikettfabrik gebaut.
1911-1912 Abbau von Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte 1917 Die „Gewerkschaft Einigkeit“ führt den Bergbaubetrieb in den Rehburger
Bergen fort.
1918 Wiederaufnahme des Abbaus auf den Kohlenwerken Borgloh / Oesede, als „Steinkohlenwerk Borgloh AG“.
1920 „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“ = 800 Beschäftigte. Aufwältigung von
Ernst- August- Schacht, Hermann- Schacht und Kronprinzen- Schacht.
1920 Abteufen von Schacht Münchehagen II im Erlengrund in den Rehburger Bergen.
1920-1924 Erneuter Abbauversuch von Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte.
1923 Großbrand am Kronprinzen-Schacht.
1924 Erneute Stillegung des „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“ wegen zu
starker Konkurrenz der billigen Kohle aus dem Ruhrgebiet.
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1924-1958 Abbau von Wealden- Steinkohlen durch das „Kohlenbergwerk Minden
GmbH“. 1924 Einstellung der Förderung auf Schacht Münchehagen II, 235 Arbeiter
werden arbeitslos. Ende des Steinkohlenbergbaus in den Rehburger Bergen.
1925-1928 Etwa 60 m südlich des Georgschachtes 1 wird ein weiterer Schacht
(Georgschacht 2) mit einer Gesamtteufe von 353 m abgeteuft. 1940 Schaumburg- Lippe verkauft seinen Anteil an dem Gesamtbergamt
Obernkirchen an die Preußag.
1945-1952 Abbau von Steinkohlen im Notbergbau im Osterwald. 1945-1953 Abbau von Steinkohlen im Notbergbau im Bückeberg. 1947-1963 Abbau von Wealden- Steinkohlen im Notbergbau im Osnabrücker Berg-
land 1947 Wiederaufnahme des Abbaus der Kohlenwerke Borgloh durch die
„Stollenbetrieb Hasberg GmbH“ .
1950 Der Schacht Lüdersfeld wird bis zu seiner Endteufe von 556,17 m ab-geteuft und untertage mit der Schachtanlage Beckedorf verbunden.
1950/51 Förderung am Lohnberg, Hasberg, Gersberg, Strubberg, Wellendorf-
Ebbendorfer Bruch im Osnabrücker Bergland.
1952 Hauptabnehmer ist das Zementwerk Dykerhoff in Lengerich
1953 Der Schacht Auhagen wird bis zu seiner Endteufe von 318,10 m abgeteuft und untertage mit dem Bergwerk Düdinghausen verbunden.
1954 Gewinnung von 40 t Kohle pro „Mann und Schicht“ am Kronprinzen-
Schacht (Anton Brinkhege). Die tiefste Sohle liegt bei 205 m u. Gel. 1960 Am 31.12. wird die Kohlenförderung auf allen Bergwerksanlagen des
Gesamtbergamtes Obernkirchen- Barsinghausen eingestellt.
Nachweisbar sind im Laufe der Jahrhunderte über 300 Schächte und 700 Stollen in dem Schaumburger Steinkohlenrevier aufgefahren worden. 1963 Stillegung des Kronprinzen- Schacht bei Osnabrück, der letzten Stein-
kohlen Zeche in Niedersachsen.
34
11.00 Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle in Niedersachsen
(Droste, K., 1987 ; Heidorn, W. 1927; Krumsiek, R., 1963)
Das Bergrecht ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Bergbaus von großer
Bedeutung. Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle war in Niedersachsen nicht
einheitlich, sondern wies infolge der politischen Zugehörigkeit und einer wechsel-
reichen Geschichte eine Reihe rechtlicher Sonderheiten auf.
Ursprünglich herrschte der Rechtsgrundsatz, daß jeder Grundeigentümer sich die
auf seinem Grund und Boden vorkommenden Bergbaumineralien und –gesteine
aneignen konnte. Seit dem 11. Jh. entwickelte sich in Deutschland das Bergregal als
königliches Verfügungsrecht auf alle nutzbaren Minerale. Eine frühe Dokumentation
des Bergregals ist die „Ronkalische Konstitution“, die der Reichstag auf den
Ronkalischen Feldern / Italien unter Vorsitz von Kaiser Barbarossa im Jahre 1158
beschloß. Eine weitere Anerkennung findet das Bergregal in dem um das Jahr 1226
verfaßten Sachsenspiegel, in dem es heißt: „all schatz unter der erde begraben
tiefer den einen pflug, der gehöret zu der kunniglichen gewalt“
Daraus leitete man das Bergregal ab. Das Bergregal gewährt seinem Inhaber als
Hoheitsrecht die Befugnis, sich bestimmte Bodenschätze anzueignen. Nicht alle
Bodenschätze unterlagen dem Bergregal. Die Könige und Grundherren haben sich
nur bedeutende und weithin bekannte Mineralvorkommen nicht entgehen lassen.
Zu derzeit verstand man unter „Schatz“ lediglich Erze, da nichtmetallische
Mineralien kaum bergmännisch gewonnen wurden. Durch die Goldene Bulle von
Karl IV. aus dem Jahr 1356 in der u. a. auch die Siebenzahl der Kurfürsten und ihre
Ausstattung mit Sonderrechten festgelegt wurden, ist das bis dahin nur dem Kaiser
zustehende Bergregal auch auf die deutschen Kurfürsten übertragen. Auch die
übrigen Reichsstände beanspruchten daraufhin dieses Recht als Teil ihrer
landesherrlichen Gewalt. Im Jahre 1648, nach Beendigung des 30- jährigen Krieges
wurde es ihnen auch zugesprochen. Um den Bergbau zu fördern, erklärten die
Landesherren in vielen Fällen den Bergbau für „frei“, d. h. sie verpflichteten sich,
jedem Finder eines Minerals das Gewinnungsrecht unter Auflagen zu verleihen.
35
Dieses war auch der Rechtszustand in den verschiedenen niedersächsischen
Fürstentümern. Viele Bergordnungen aus dem 15. Jh. und 16. Jh. enthielten sowohl
den Grundsatz der Bergbaufreiheit als auch das Regalitätsrecht. Das Gewinnungs-
recht der Kohle war aber in ihnen zumeist nicht berücksichtigt, da in verschiedenen
Landesteilen das Kohlebrechen mit den Steinbrechen gleichgestellt war. Dieses
Recht hat sich bei der Ausweitung des niedersächsischen Steinkohlenbergbaus
unter dem Einfluss des geltenden Bergrechts selbständig entwickelt. Es ist daher
erklärlich, dass die selbständige Rechtsentwicklung innerhalb der verschiedenen
Staaten und Provinzen zu bergrechtlichen Sonderheiten geführt hat.
Die Entdeckung der Steinkohle im ehemaligen Fürstentum Calenberg und der
Grafschaft Spiegelberg:
Am Osterwald 1584
Am Süntel 1636
Am Deister 1639
Rehburger Berge 16. Jh.
fällt in die Zeit, in der die Regalität des Bergbaus allgemein anerkannt war. Im
Fürstentum Calenberg und der Grafschaft Spiegelberg konnte zu der Zeit nur nach
erfolgter Verleihung Kohle gewonnen werden.
Ausgenommen waren die Grundstücke 30A:
Im gesamten Stiftsgebiet des Kloster Loccum (in Loccum, Münchehagen und
Wiedensahl) auf denen das Kohlenbrechen das alleinige Recht des Klosters war.
Dies änderte sich auch nicht, als 1794 im Loccumer Berg zur Vermeidung von
Streitigkeiten die Holznutzung unter den Gemeinden Loccum, Münchehagen und
dem Kloster flächenmäßig festgelegt wurde, und 1837 die Generalteilung des
Loccumer Berges erfolgte. Ausdrücklich behielt sich das Kloster das Recht vor, alle
unterirdischen Mineralien, also auch Steine und Kohlen, selbst zu nutzen. Für den
Loccumer Berg blieb dieser Rechtszustand auch erhalten, als 1833 mit der
Ablösung die Bauern bzw. die Gemeinden Grundeigentümer der bisher von ihnen
lediglich genutzten Flächen wurden.
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Nur in der Feldflur galt das Recht des ehemaligen Fürstentum Calenberg. Im Holz
genutzten Loccumer Berg blieb das Kloster auch unter den ehemaligen Waldflächen
von Münchehagen und Loccum allein zum Abbau von Steinkohlen berechtigt.
Das Regalrecht für das übrige Fürstentum Calenberg wurde von der Hannoverschen
Regierung bis ins 18. Jh. aufrechterhalten. Im Jahre 1797 führte der Vollmeier Alves
in Wennigsen einen Prozess gegen die Hannoversche Regierung. Alves nahm für
sich das Recht der Kohlengewinnung unter einem ihm gehörenden „Holze“ am
Daberge in Anspruch. In einem Vergleich erkannte Alves die Regalität der
Steinkohle später aber an.
Im Jahre 1800 legte der Freiherr Knigge ein Steinkohlenbergwerk in seiner Forst bei
Bredenbeck an, ohne dass ihn die Königliche Kammer daran hinderte. In einem
Schriftsatz vom 7. Februar 1818 an das Klosteramt Wennigsen bekannte sie sich im
Einverständnis mit dem Königlichen Ministerium zu folgendem Grundsatz, “dass die
Anlegung von Steinkohlenbergwerken als Regal nicht angesehen werden könne,
vielmehr jedem pivato freystehe, auf seinem eigentümlichen Grund und Boden nach
Steinkohlen zu schürfen und des fallsige Anlagen zu machen“. Die Hannoversche
Staatsregierung anerkannte damit für das Fürstentum Calenberg einschließlich der
Grafschaft Spiegelberg das Recht des Grundeigentümers zur Gewinnung von
Steinkohle an.
Als im Jahre 1866 Hannover zu Preußen kam, wurde dieser Rechtszustand durch
Artikel XII der Verordnung betreffend Einführung des ABG (Allgemeines Berggesetz
für die Preußischen Staaten vom 24.Juni 1865) im Fürstentum Calenberg und der
Grafschaft Spiegelberg aufrechterhalten (Heidorn, 1925).
Die Grafen von Holstein- Schaumburg haben seit Beginn der Abbautätigkeit im
Schaumburger Land im 14.Jh., für sich das Bergregal an der Steinkohle und den
Salzvorkommen beansprucht. Gegen eine Abbauberechtigung der Grundeigentümer
in der Grafschaft Schaumburg spricht u. a., dass der Probstei Obernkirchen nicht
das Recht zugestanden hat, Kohlen abzubauen, obgleich sie Eigentümer der zum
Stift Obernkirchen gehörenden Ländereien war.
37
Das folgt aus verschiedenen Differenzen, die seit Beginn der Abbautätigkeit
zwischen Probstei und den Grafen von Schaumburg bestanden.
Aus einem in den Jahren 1566 – 1569 vor dem Reichskammergericht zwischen dem
Probst und dem Grafen Otto IV. von Schaumburg (1544 – 1576) andererseits,
wegen gewaltsamer Besetzung und Beraubung des kaiserlich privilegierten
Frauenklosters Obernkirchen, der Absetzung des Probstes und der widerrechtlichen
Aneignung von Kirchengütern geführten Rechtsstreites folgt, dass Graf Otto
zumindest zu diesem Zeitpunkt sich der Bedeutung des Bergregals für den
Steinkohlenbergbau bewusst war. Auf den Vorwurf, „das Kloster des Kohlbergs
entsetzt“ zu haben, widerspricht Otto; dass „auch die Kohlberge ein Bergwerk, und
in des Graffen regalien gehörig sein“. Hier wird erstmalig erwähnt, dass die
Steinkohlen in der Grafschaft Schaumburg dem Bergregal unterlagen (KRUMSIEK,
1963).
Im Exekutionsrezess (Artikel 15 Friedensvertrag von Osnabrück) von 1647 wurde
die Teilung der Grafschaft Schaumburg zwischen dem Grafen zur Lippe und
Kurhessen festgelegt. Man kam überein, das Regalrecht an der Steinkohle in
Zukunft zu gleichen, ideellen Anteilen auszuüben.
Eine Änderung der bestehenden Rechtsverhältnisse erfolgte mit der Angliederung
Kurhessen an Preußen. Nach dem Deutsch- Österreichischen Krieg von 1866 wurde
das Kurfürstentum Hessen, zu dem die Grafschaft Schaumburg gehörte,
gemeinsam mit dem Königreich Hannover, dem Herzogtum Nassau und der freien
Stadt Frankfurt durch Gesetz vom 20. September 1866 mit der Preußischen
Monarchie vereinigt. Die bislang hessische Grafschaft Schaumburg wurde somit ein
preußischer Kreis, der zur Provinz Kassel gehörte. Schon 1831 war der hessische
Anteil am Steinkohlen- Regal in Schaumburg durch Verzicht des Kurfürsten auf den
hessischen Staat übergegangen, so stand dieser Anteil nunmehr dem preußischen
Staat als Rechtsnachfolger von Kurhessen zu.
In Preußen wurden Bergregal und Bergregalrechte der früheren reichsunmittelbaren
Standesherren und ihrer Rechtsnachfolger durch das Gesetz vom 19. Oktober 1920
aufgehoben.
38
Dennoch in Preußen weiter bestehende private Bergregale sollten durch das Gesetz
vom 29. Dezember 1942 beseitigt werden. Es war also Aufgabe dieses Gesetzes
die nach 1920 noch bestehenden oder entstandenen Privatregale gleichgültig ob sie
bekannt waren oder nicht, zu beseitigen und in Preußen völlig gleichförmige
bergrechtliche Zustände herbeizuführen, dies konnte in Preußen aber nur hergestellt
werden, wenn auch das Steinkohlenregal in der Grafschaft Schaumburg aufgehoben
wurde.
In diesem Zusammenhang galt zu klären, ob das Regalrecht teilbar war. Das Recht
war teilbar, weil ein Regalherr sich bestimmte Distrikte reservieren und für andere
Felder das Bergwerkseigentum an Dritte verleihen konnte. Somit war es zulässig,
dass auch die Bergregalrechte aus dem Exekutionsrezess vom 12 Dezember 1647
in der Grafschaft Schaumburg (Preußen) aufgehoben sind, in dem nicht zu Preußen
gehörenden Teil Schaumburg- Lippe aber weiter bestehen.
Damit ist die Steinkohle in dem ehemaligen Landkreis Grafschaft Schaumburg seit
dem Erlass des Gesetzes vom 29.12.1942 gemäß § 2 ABG dem Staat vorbehalten,
denn da das Gesetz das Privatregal aufhob ergab sich hieraus die Rechtsnachfolge,
es trat die staatliche Berghoheit ein. In Schaumburg- Lippe war die Preußag
hingegen immer als Regalherrin zum Abbau berechtigt.
Die Preußag hat sich für die Grafschaft Schaumburg nach 1942 aber niemals das
Bergwerkseigentum verleihen lassen. Sie hat somit nach der Aufhebung des
Regalrechts in der Grafschaft Schaumburg unberechtigt abgebaut (Krumsiek, R.
1963).
12.00 Der Abbau und die Gewinnung der Wealden- Steinkohlen in Nieder- sachsen (Bracht, 1925; Kiel, W., 1957; Schuchardt) Die schwierigen geologischen und lagerstättenkundlichen Verhältnisse in den
Wealdenkohlen Bergbaubezirken, die geringen Flözmächtigkeiten, die gelegentlich
schlechte Qualität der Kohlen, das meist gebräche Gebirge, die oft stark
zusitzenden Wässer und Schlagwetter, dazu kamen auch noch die
39
unterschiedlichen Rechtsbestimmungen für die Gewinnung, haben es mit sich
gebracht, dass sich im Laufe der Jahrhunderte hauptsächlich Kleinbetriebe
entwickelt haben. Die Kleinbetriebe begannen oft vom Ausgehenden aus mit Stollen
oder flachen Schächten den Abbau auszurichten. Von vorgetriebenen Strecken aus
wurde die Kohle dann im Strebbau gewonnen. Die Stollen wurden im Liegenden der
Flöze angesetzt und dann leicht ansteigend ins Bergwerksfeld vorgetrieben. Von
diesen Stollen aus wurden Grundstrecken aufgefahren und von diesen aus, die
Kohlen in den Streben gewonnen (Abb. 6&6a) Die Strecken mussten mit Holz
(Deutscher Türstock) ausgebaut werden. Die Strebe hatten eine Höhe von
mindestens 0,42 m (die Schulterhöhe eines Bergmannes) und wurden ebenfalls mit
Holz ausgebaut. Die ausgekohlten Streben wurden teilweise wieder versetzt. Dazu
musste das gelöste Gestein, das beim Streckenauffahren anfiel, in die ausgekohlten
Strebe eingebracht werden.
Das Einfallen der Strecken und Stollen ermöglichte es die Förderwagen per Hand
zutage schieben. In manchen Betrieben wurden auch Handwinden, Göpel oder
Haspel eingesetzt. Über die Stollen und Schächte wurden auch die Wetterführung
und die Wasserhaltung geregelt (Abb. 8).
Der Kapitalaufwand war gering, solange die Kosten durch die gewonnene Kohle
gleich wieder gedeckt wurden. Ihr Ende fanden diese einfachen Abbaubetriebe dort,
wo die anfallenden Wässer nicht mehr natürlich über Röschen oder Entwässerungs-
stollen abfließen konnten, sondern wo für die Hebung der Grubenwässer
Maschinenkraft nötig wurde.
Die Erschließung und Aufteilung der Lagerstätte durch Stollen, Schächte (Abb.7&7a)
und Grundstrecken bezeichnet der Bergmann als Ausrichtung (Abb.6&6a). Der
Ausrichtung folgt die Vorrichtung, das ist die Einteilung in die geeigneten
Bauabschnitte in denen dann der Abbau erfolgt. In den Abbaugebieten der
Wealdenkohle wurde in Anpassung an die niedrigen Flöze in der Regel der
streichende Strebabbau mit Versatz der Berge im „Alten Mann“ als Abbauverfahren
gewählt. Die Grundstrecken werden durch schwebende Strecken, auch „Fährt“
genannt, verbunden.
40
Von der Fährt aus, schreitet die Gewinnung der Kohle nach beiden Seiten im Streb
vor. In den Streben wird vom Bergmann, auf der Seite liegend, von Hand die Kohle
mit einem Kolben mit auswechselbarer Spitze gelöst. Seit der Einführung der
Druckluft wurden für die Lösung der Kohlen Presslufthämmer eingesetzt.
Schwieriger als die Gewinnung war infolge der geringen Flözhöhe die Abförderung
der gelösten Kohle aus dem Streb in die eisernen Förderwagen. Sie erfolgte früher
durch sogenannte Kratzer mit der Hand, später mit einer „Reckemaschine“ =
Kleinstschrapper. Eine wesentliche Erleichterung ist durch den Einsatz von Druckluft
getriebenen Schüttelrutschen erreicht. Schon allein, dass dadurch die Streblängen
enorm vergrößert werden konnten. Das Einladen der Kohlen in die Rutschenbleche
geschah mit kurzstieligen Schaufeln mit einem großen Blatt.
Während im Stollenbetrieb hauptsächlich eine natürliche Bewetterung angestrebt
wurde, die auf den Temperaturunterschied von Übertage und Untertage beruht,
auch mit Unterstützung von „Wetteröfen“, hat man im Tiefbau den Austausch der
Wetter mit großen Lüftern geregelt (Abb. 8). Zumal man im Tiefbau auch mit
„schlagenden Wettern“ rechnen mußte. Alle Geräte und das Geleucht im Tiefbau
mußten „Schlagwetter geschützt“ sein.
In der Tiefbaugrube Lüdersfeld fiel soviel Grubengas an, dass man vorsorglich das
Gas vor dem Abbau der Kohlen absaugte und es zum Verkauf zum Georgschacht
transportierte.
12.10 Aufbereitung und Weiterverarbeitung
Für jede Verwendung ist die höchstmögliche Reinheit des Produkts Kohle wichtig.
So, wie die Kohle aus dem Bergwerk kommt, kann sie nicht verbraucht werden. Sie
wird erst einmal „gewaschen“, d. h. von nicht brauchbaren Begleitbestandteilen
gereinigt. Gerade bei den niedrigen Flözen der Wealden- Steinkohlen kamen beim
Abbau der Kohlen viel unbrauchbare Gesteine mit in das Fördergut.
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In größeren Steinkohlen- Bergwerken wurde deshalb das Fördergut in einer Wäsche
aufbereitet, um ein reines Produkt zu erreichen. Die Rohkohle wurde gesiebt und
von Bergen (taubes Gestein) befreit. Die Abtrennung der Berge geschah aufgrund
ihres höheren spezifischen Gewichts,- ein Gesteinskorn ist schwerer als ein
vergleichbar großes Korn aus Kohle. Nach der Vorsiebung passiert die Rohkohle
verschiedene Becken mit Schwereflüssigkeit oder mit pulsierendem Wasser. Die
relativ leichten Kohlenstückchen schwimmen dabei nach oben und werden
abgeschöpft. Die Berge und die Kohle- Mineral- Verwachsungen tauchen ab.
Eigene Wege geht die Feinkohle, die nach der Reinigung in der Brikettfabrik zu
verschiedenen Briketts verbacken wird, um als Brennmaterial für Eisenbahnen oder
den privaten Gebrauch verkauft zu werden.
Ein anderer Teil der geförderten Kohlen ging in die Kokereien. Als Kokskohle wurde
besonders Fettkohle eingesetzt, die beim Erhitzen besonders stark zusammenbackt
und zugleich durch das entweichende Gas gut bläht. Der Koks fand hauptsächlich in
der Schwerindustrie und der Eisenbahn Verwendung.
13.00 Übersicht über den Steinkohlen- Abbau in Niedersachsen
Steinkohlenabbau Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen (13.10)
Steinkohlenabbau Anthrazit Bohmte (13.20)
Steinkohlenabbau Teutoburger Wald- südlicher Rand (13.30)
Steinkohlenabbau Teutoburger Wald- Nord (13.40)
Steinkohlenabbau Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland (13.50)
Steinkohlenabbau Schaumburger Mulde, Harrl & Bückeberg (14.0)
Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen (15.0)
Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg. (16.0)
Steinkohlenabbau am Stemmerberg (17.00)
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Steinkohlenabbau im Süntel (18.00)
Steinkohlenabbau im Deister (19.00)
Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesselberg (20.00)
Steinkohlenabbau in der Hilsmulde (21.0)
Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld (22.0)
14.00 Die Abbaugebiete westlich der Weser (Lill, K.,1988; Röhrs, 1992) (Abb.11) Die größten Vorkommen an Wealden- Kohlen liegen östlich der Weser, am Deister
und nördlich des Bückeberges. Die dort zuletzt von der Preussag AG betriebenen
Schachtanlagen bei Barsinghausen und bei Obernkirchen wurden 1956 und 1960
stillgelegt. Steinkohle führende Schichten des Wealden sind auch Teil des Teuto-
burger Waldes (Osning). Steinkohlenlagerstätten des Wealden konnten durch den
ehemaligen Bergbau und durch sonstige Aufschlüsse von Oerlinghausen im Osten
bis Ibbenbüren im Westen nachgewiesen werden. Stark gestörte steile Lagerung der
Schichten mit teilweiser Überkippung kennzeichnete den früheren Steinkohlen-
Bergbau in Ravensberg. Das gleiche gilt im Osnabrücker Land für die Zeche
Hammerstein zu beiden Seiten des Hasetales sowie für den Lohn- und Hasberg
sowie den Hilterberg südlich Borgloh- Oesede.
Dagegen sind die Schichten der nördlich vorgelagerten Oeseder Kreidemulde zum
Teil flacher gelagert. Sie sind aber vor allem im Westteil der Mulde stark gestört.
Diese in herzynischer Richtung streichende Senke erstreckt sich über eine
Entfernung von 12 km von Borgloh- Wellendorf im Osten bis etwa nach
Georgsmarienhütte im Westen.
14.10 Borgloh- Oesede und bei Wellingholzhausen (Lill, K., 1988; Röhrs, H., 1992) (Abb. 11).
Die Steinkohle tritt hier in zwei Flözgruppen auf, welche durch ein 36,0–40,0 m
mächtiges (dickes), meist toniges Zwischenmittel getrennt werden. In dem zuletzt
abgebauten Feld des Kronprinzenschachtes in Borgloh- Wellendorf wurden die
Steinkohlenflöze mit folgenden Merkmalen angetroffen:
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Flöz 1 Dickebank: Mächtigkeit = 0,60 bis 0,80 m; Qualität ist gut mit 1-3 Gew.-%
Schwefel (aus Schwefelkies) und 10 bis 20 Gew.-% Asche.
Flöz 2 Schmalebank: Mächtigkeit reine Kohle = 0,40 m , mit einem Zwischenmittel
von 0,25 m bis 0,30 m Brandschiefer; 2 – 5 Gew.-% Schwefel und 20 – 25
Gew.-% Asche
Flöz 3 Oberbank: Mächtigkeit =1,26 m und
Flöz 4 Unterbank: Mächtigkeit = 0,63 m.
Im 15. Jh. wurden in diesem Gebiet nur zutage ausstreichende Steinkohlen „wild“
abgebaut.
Ab 1527 Verpachtung des Kohlenregals (königliche bzw. fürstliche Rechte an
Bodenschätzen) durch Fürst Erich von Osnabrück an verschiedene Adelige und
einen Schmied aus Osnabrück. Es folgten jahrzehntelange Streitereien um
Besitzverhältnisse und Abbaurechte an den Steinkohlen. Dies führte zu immer mehr
unkontrolliertem Raubbau. Von 1633 – 1650 (Schwedenherrschaft) fand überhaupt
kein Abbau statt. Von 1651–1700 Verpachtung der Kohlenbergwerke, bergrechtliche
und Besitzrechte blieben aber weiterhin ungeklärt. Erst mit dem Ende des 17.Jh.
ging endlich der planlose Raubbau zu Ende.
14.11 Geschichte des Abbaus bei Borgloh-Oesede und Wellingholzhausen 15.Jh. Verpachtung des Kohlenregals im Amt Iburg durch den Bischof von
Osnabrück.
1573-17.Jh. Jahrzehntelange Unklarheiten und Streitigkeiten um Besitzverhältnisse
und Förderrechte. Es kommt zu unkontrolliertem Abbau.
1633-1650 Schwedenherrschaft
1651-1700 Verpachtung der Kohlenwerke für 200 Thaler, um sie „in rechten
Schwung zu bringen“.
44
1703-1722 Die schon immer schwierige Wasserhaltung und die tief liegenden
Flöze machten einen rentablen Abbau unmöglich.
1722 Harzer Bergleute besichtigen das Borgloher Kohlenbergwerk. Bel-
gische Bergleute aus Lüttich übernehmen die bergtechnische Leitung.
Der Staat übernimmt das Kohlenbergwerk.
1724 Eröffnung der Saline Rothenfelde, die lange Zeit Hauptabnehmer der Borgloher Kohle werden sollte.
1747-1800 Bergmeister Terheyden beginnt 1747 eine Umstrukturierung des
Werkes. In drei Generationen, d. h. über 100 Jahre lang, waren die Terheydens im Borgloher Bergbau tätig und retteten diesen mehrfach vor frühzeitiger Stillegung.
1804-1812 Die Förderung auf dem Kloster Oeseder / Sundern erreicht ihr
Maximum. 1806 Baubeginn Sudmeyer- Stollen.
1817 Einstellung des Betriebes am Lohnberg südöstlich Borgloh. Der Strub-
berg wird Hauptfördergebiet und von zahlreichen Stollen und Schächten durchzogen, die aber nur kurze Zeit in Betrieb gehen.
1818 Abteufen des Amselschachtes 1819 Abteufen des Buchfinkenschachtes 1820 Abteufen des Kolibrischachtes 1821 Abteufen des Drosselschachtes 1824 Abteufen des Elsterschachtes 1827 Abteufen des Franz- August- Schachtes
1828 Abteufen des Falkenschachtes
1831 Abteufen des Adolf- Friedrich- Schachtes und des Geierschachtes
1839 Abteufen des Habichtschachtes und des Ernst- August- Schachtes
1840 Bürgermeister Terheyden stirbt.
1843 Abteufen des Kranichschachtes
1846 „Dampfkohlenbergwerk Borgloh“ wird gegründet. 1857 Abteufen des Tiefbauschachtes Oesede
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1860 Abteufen des Georgschachtes und des Kronprinz- Schachtes.
1865 Das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten übernimmt die
Kohlenbergwerke von Borgloh / Oesede. 1866 Beginn der letzten großen Krise vor der Auflösung. 1876 Das Werk liegt mehrere Monate wegen starken Wassereinbruchs still. 1876 – 1888 Die Gefahr des Absaufens besteht beständig. 1920 Alle Arbeiter werden entlassen. ab 1920 „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“, beginnt erneut mit dem Abbau.
1924 Erneute Stillegung wegen starker Konkurrenz von Ruhrgebiets- Kohle.
1947 Wiederaufnahme des Abbaus durch den Stollenbetrieb Hasberg GmbH
1963 Stillegung der letzten Steinkohlenzeche Niedersachsens „Kronprinzen-
Schacht“ durch Anton Brinkhege, Osnabrück.
Nach dem 2.Weltkrieg war es die Kohlennot, die den Steinkohlenbergbau von
Borgloh- Oesede wieder belebte.
Am Strubberg, Gersberg, Hersberg, Lohnberg, Hilterberg, Limberg, bei Kloster
Oesede, am Herrenrest bei Iburg und am Niederholthauser Berg entstanden nach
1945 kleine, wilde „Pütts“ auf denen mit einfachsten Mitteln Steinkohlen abgebaut
wurden. Die Belegschaft bestand meist aus nur 2 bis 4 Leuten. Oft waren auch
Frauen auf diesen kleinen Zechen beschäftigt.
Die Bergbehörde setzte dem wilden Bergbau aber bald ein Ende. In kleinen
Pachtbetrieben setzte man die Steinkohlengewinnung fort. Besondere Bedeutung
erlangte dabei die 1947 gegründete „Hasberg Bergwerksgesellschaft m b H. Die
Gesellschaft kaufte im Juni 1947 die Grubenfelder Borgloh- Nord und Borgloh- Süd von
der Hapener Bergbau AG für 1000 RM. Die Hasberg Bergwerksgesellschaft mbH baute
zunächst Steinkohle am Hasberg und am Lohnberg ab und begann gleichzeitig mit der
Aufwältigung des Kronprinzen- Schachtes.
46
Im Wellentruper Raum betrieben einige Pächter der Hasberg Bergwerksgesellschaft
mbH kleinere Kohlenbetriebe. Nach der Währungsreform 1948 kam es bei einzelnen
Pachtbetrieben zu Absatzschwierigkeiten, aber auch nach der bald einsetzenden
Kohlenknappheit wurden sogar neue Kleinzechen gegründet, und ab 1950 kam es zu
einem beachtlichen Aufschwung. Besonderen Anteil daran hatten die Betriebe von
Anton Brinkhege aus Osnabrück, der das gesamte Hasbergfeld übernahm und auf dem
Kronprinzenschacht förderte, ferner Franz Schriever im Preussag- Feld und Heinrich
Rahenbrock im Oeseder Kloster-kammerfeld. Die meisten Betriebe gab es nach der
Währungsreform im Jahre 1951, nämlich 13 mit 346 Beschäftigten. Die größte
Fördermenge, 78 809 t, wurde 1957 mit 5 Betrieben und 243 Beschäftigten erreicht.
Größere Projekte waren in jener Zeit das Aufwältigen des Ernst- August- Schachtes
(1954) für die Wetterführung und des Sudmeyer- Stollens für die Wasserhaltung. Mit
dem Aufwältigen des Kronprinzen-Schachtes hatte man schon 1948 begonnen. Im
Jahre 1955 war die 80 m Sohle erreicht und 1959 stellte man die Verbindung zur 130 m
Sohle her. Ein 12,7 m hohes stählernes Fördergerüst mit einer 30 kW-
Turmfördermaschine diente der Schachtför- derung. Hauptabnehmer der
unaufbereiteten Steinkohle waren die Dyckerhoff-Zementwerke in Lengerich. Als diese
ihre Energieversorgung auf Erdgas umstellte, war auch für den Betrieb von Anton
Brinkhege am Kronprinzen- Schacht das Ende gekommen. Am 30. Sptember 1963
wurde der „Kronprinz“ und mit ihm die letzte Stein-kohlenzeche Niedersachsens
geschlossen.
14.11 Die Schachtförderung Für die Schachtförderung bei Teufen von etwa 24 m wurden meist einfache Hand-
häspel verwendet. Zuweilen waren diese mit Schwungrädern, Schwungkolben,
Rädern und Getrieben kombiniert. Im Oeseder Steinkohlenbergbau waren um 1790
viele Maschinenanlagen, Kastenkünste und Rosskünste im Betrieb. Auch am
Strubberg hatte man um 1740 eine Rosskunst gehabt, mit der bis unter die
Stollensohle Steinkohlenbergbau möglich war.
Ein im Jahr 1769 zu Besuch weilender Hannoverscher Kommissar machte auf den
Vorteil eines Pferdegöpels aufmerksam., ohne dass die Bergbautreibenden darauf
eingegangen wären (Abb. 9)
47
Im Jahr 1807 hatte man jenseits einer Verwerfung am Strubberg einen 26 m tiefen
Schacht niedergebracht, dessen Wasser nicht durch einen Stollen gelöst werden
konnten. Hier sollte eine Maschine gleichzeitig als Rosskunst und als Göpel dienen.
Über mehrere Stangen, die gerade über dem Kunstschacht aufgehängt waren,
wurden 6 Pumpen, von 8 Zoll Durchmesser im Lichten in Bewegung gesetzt. Diese
Pumpen sollten aus einer Seigerteufe von 25,4 m in wasserreichen Zeiten 12 bis 15
Kubikfuß (293 l – 336 l) Wasser pro Minute zutage bringen. Zur Kohlefördeung ist es
hier nie gekommen.
Täglich waren hier 4 bis 6 Pferde beschäftigt, allerdings mit der üblichen stündlichen
Ablösung. Ein Jahr später kam beim Bau des Sudmeyer- Stollens sogar eine
Wasserkunst zum Einsatz, wie aus dem Oberharz und dem Erzgebirge bekannt.
Am 5. Lichtloch wurde ein Schacht geteuft, um von diesem aus im Gegenort den
Stollenbau zu beschleunigen. Dazu heißt es : „ Über eine Wassersäulenmaschine
von 11 Fuß Höhe (3,30 m) wurde das in Rinnen aufgefangene Wasser des alten
Strubbergstollen und des Sundmeyerstollens in einen Bach geleitet, wenn genügend
Aufschlagwasser vorhanden war, hatte die Maschine einen gleichförmigen Gang.
14.13 Streckenfördermittel In einigen Strecken waren um 1812 noch Fördergefäße vorhanden, die auf einen
„gewöhnlichen Hunt“ gesetzt und unter den Schacht an das Förderseil
angeschlagen wurden. Dann kam die Kastenförderung auf, mit drei Balgen
fassenden viereckigen und vierrädrigen Kasten. Diese Art der Streckenförderung
war vornehmlich in den Grundstrecken üblich. Daneben gab es noch die
„Schlittenförderung in Kasten“. Die Kästen waren kleiner und niedriger gebaut für
etwa 1-1,5 Balgen, ohne Räder aber mit Gleitkufen und wurden in den Streben
eingesetzt. Im Sudmeyer- Stollen (1806) ist bereits die „englische Wagenförderung“
(eiserne vierrädrige Grubenförderwagen) eingeführt, mit einem Inhalt von vier
Balgen (1 t). Als Schienen dienten zwei 3 bis 4 Zoll (0,09 – 0,12 m) starke
Lagerbäume mit einer Spurweite von 2,5 Fuß (0,75 m).
48
14.14 Das Abbauverfahren Die in den Flözen aufgefahrenen Grundstrecken waren mit einer Wasserseige
versehen und 2,10 m breit und mit Türstöcken aus Holz ausgebaut. Auf die
Grundstrecken teufte man nach jeweils 162 m einen Wetterschacht. Für den Abbau
teilte man das Baufeld in Abständen von 63 m oder 84 m durch schwebende
Strecken auf, von diesen gingen nach rechts und links im Streichen zwei oder drei
diagonale Förderstrecken ab. Die dazwischen liegenden Kohlen wurden im
Strebbau hereingewonnen (Abb. 6 & 6a).
14.15 Das Gedingewesen Für Hauer, Schlepper und Haspelzieher (Winner), bestand ein Generalgedinge, an
dem gewöhnlich 10 bis 15 Bergleute beteiligt waren. Die Arbeiten umfassten die
Steinkohlengewinnung und die Steinkohlenförderung bis zur Halde übertage.
Geleucht und Schmiedekosten hatten die Bergleute selbst zu tragen. Die
Auslohnung erfolgte jeweils am Monatsende, für jedes Drittel und jede Klasse der
Arbeiter gesondert. Dabei waren zwei Revierbeamte zugegen. Der Maßstab der
Bezahlung ist, dass ein fleißiger Arbeiter in einer acht stündigen Schicht etwa 1
Franc oder etwas mehr verdienen kann. Der Steiger und der Obersteiger, welche die
Gruben täglich befahren, sehen nach, wann und ob an dem Gedinge etwas zu
ändern ist.
14.20 Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte (Lill, K.,1988; Röhrs, H.;1992) (Abb. 12)
Im westlichen Wiehengebirgsvorland treten Schichten des Wealden (Berrias 3;
Bückeberg- Folge) bei Bohmte und Schwagsdorf zutage aus. Der oberflächennahe
Bergbau und die bis 300 m tiefen Bohrlöcher haben weitere Aufschlüsse ergeben.
Nach den Unterlagen aus der Bergbauzeit wurden folgende Flözmächtigkeiten
gemessen:
Flöz 1 ca. 0,45 m – 0,50 m Flöz 2 ca. 0, 25 m – 0, 47 m, davon 0,16 m unrein Flöz 3 ca. 0, 26 m Flöz 4 ca. 0, 30 m – 0, 47 m
49
Bei der Kohle handelt es sich um einen glänzenden, harten und
witterungsbeständigen Anthrazit mit 4,2 bis max. 10 Gew.-% flüchtige Bestandteile.
Geringe Anteile von Asche (1,55 bis 5 Gew.-%) und Schwefel (0,75 Gew.-%) sowie
ein hoher Heizwert von 35 500 KJ /kg kennzeichnen den Bohmter Anthrazit als
besonders hochwertig und für den Hausbrand sowie für die Industrie sehr gut
geeignet.
Die hohe Inkohlung, der geologisch relativ jungen Kohle, bis zum Anthrazit ist auf
die Hitzewirkung des nahe gelegenen Bramscher Massivs, eines Plutons bei
Bramsche, zurückzuführen.
Einen ersten Hinweis auf das Kohlenvorkommen von Bohmte lieferte 1823 der Borg-
loher Berginspektor J. H. Terhyden III.
Im Brunnen des Postverwalters MEYER ZU Bohmte findet sich die Lintorfer
Steinkohle wieder.
Zu einem Abbau kam es vorläufig nicht. Im Jahre 1845 entdeckte der reitende
Förster Kippel zu Wittlage in Begleitung des Steigers Nickel bei der Aufnahme von
Steinbrüchen nahe der Homannschen Windmühle vor Bohmte ein flachliegendes
Steinkohlenflöz. Unmittelbar danach brachte Nickel mit 8 Arbeitern im Garten hinter
dem Homannschen Müllerhaus einen 7,5 m tiefen Versuchsschacht nieder. Es
wurde ein Kohlenflöz von 0,26 m Mächtigkeit angetroffen.
1846 wird bekannt dass G. von Gülich in der Nähe von Homanns Windmühle mit
drei ausländischen Bergleuten eine neue Grube anlegen ließ. Den Bergleuten wurde
das weitere Abbauen verboten und sie wurden ausgewiesen, da sie keine
polizeiliche Aufenthaltsgenehmigung hatten.
Ende 1848 hatte der Müller Meyersiek das Steinkohlenbergwerk von der Gemeinde
Bohmte gepachtet und mit großem Eifer den Betrieb begonnen. An der Südseite der
Ortschaft hatte er drei Schächte angelegt, mehrere Strecken getrieben und eine
Dampfmaschine angeschafft. Die ersten beiden Schächte wurden wegen schlechter
Kohle und Wasser verlassen.
50
Betrieben wurde also nur der etwa 21 m tiefe Schacht 3, der zunächst mit einem
Göpel, ab Sommer 1850 aber mit einer 12-PS-Dampfmaschine für die
Kohlenförderung und Wasserhaltung arbeitete. Das ca. 0,26 m mächtige Flöz
lieferte nur etwa 0,18 m reine Kohle. Gefördert wurden täglich 168 doppelte
Hannoversche Himpten, entsprechend einem Gewicht von etwa 22 t.
Im Jahre 1867 wird erstmals die Bezeichnung „Zeche Caroline“ erwähnt. Abgebaut
wurden die Flöze 1 und 2. Aus dem Jahr 1868 wird berichtet, dass der Maschinen-
schacht für immer verlassen sei und 430 m östlich davon ein neuer Haspelschacht,
genannt „Felix“, auf das Flöz 3 abgeteuft worden sei.
Die letzten Kohlen der ersten Betriebsperiode des Bohmter Bergwerks wurden
Anfang 1875 gefördert. Dreißig Jahre später (1905) erinnerte man sich wieder an
das Anthrazit- Kohlenvorkommen von Bohmte. Im Jahr 1911 wurde im Feld
„Beharrlichkeit“ mit dem Abteufen eines Schachtes begonnen. Der Schacht erreichte
1912 seine Endteufe von 104 m. Kurz darauf wurde der Betrieb wieder eingestellt,
weil die Mächtigkeit der angetroffenen Flöze die Erwartungen nicht erfüllte. Erst im
Jahre 1920 wurden die Arbeiten auf der Zeche „Beharrlichkeit“ wieder auf-
genommen. Am 26.07.1924 mußte die nur noch 32 Mann starke Belegschaft
entlassen werden.
Im Jahr 1936 teufte man noch einmal zwei Schürfschächte ab, auch in den fünfziger
Jahren hatte man noch einmal versucht eine Gewinnung des Anthrazits
vorzunehmen, jedoch aufgrund der geringen Flözmächtigkeiten konnte von einem
wirtschaftlichen Abbau keine Rede sein.
14.30 Teutoburger Wald – südlicher Rand (Rohde, H.,1902)
1872 / 1874 wurde vom Schluchterbachtal aus der Karl- Stollen mit 460 m Länge
zum Abbau von Wealden- Steinkohlen aufgefahren. Später wurden weitere Stollen
und Schächte abgeteuft.
51
14.40 Teutoburger Wald – Nord (Rohde, H.,1902)
Ein Gebiet mit sehr bedeutendem Steinkohlenabbau. Zahlreiche Schächte und
Stollen zwischen Malbergen und Georgsmarienhütte bis fast nach Bielefeld reihen
sich perlschnurartig aneinander. Bauwürdig waren vier Wealden- Steinkohlenflöze
(Flöze von oben nach unten) :
1. Flöz Dickebank 0,65 m mächtig;
2. Flöz Schmalebank 0,35 m mächtig;
3. Flöz Oberbank 0,25 m – 0,60 m mächtig;
4. Flöz Unterbank 0,60 m mächtig
14.50 Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland
(Kukuk, P.,1955 & Röhrs, H.,1992) (Abb. 13)
Das Mindener Steinkohlenvorkommen ist der Wealdenformation (Berrias 3, Bücke-
berg- Folge) der Schaumburger Mulde zuzurechnen. Dieses Flöz führende Ablage-
rungsgebiet des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) erstreckt sich zwischen den
Rehburger Bergen, dem Bückeberg, Deister, dem Harrl bei Bückeburg und der Klus.
Der Wealden gliedert sich bei Minden in den 150 mächtigen unteren Wealdenton
und den 250 m mächtigen Oberen Wealden- Schieferton. Der östlich der Weser
bekannte Wealden- Sandstein fehlt bei Minden. Der untere Schieferton liegt
konkordant auf Schichten des Malm. Der gut abdichtende Schieferton begünstigt
eine geringe Wasserführung des Gebirges, bewirkt aber auch die ungewöhnlich
hohe Ausgangsquote von max. 90 m3 Grubengas (CH4) je t geförderter Steinkohle.
Die Lagerung der Schichten ist regelmäßig, sie fallen mit 200 - 220 nach Norden ein.
Im unteren Wealden- Schieferton sind zwei Steinkohlenflöze eingelagert:
1. Hauptflöz = 1,03 m mächtig (0,30 m unreine Kohle 0,60 m Bergemittel, 0,20m)
Tonschiefer = 0,30 m mächtig
2. Nebenflöz = 0,31 m mächtig (reine Kohle)
52
Das Hauptflöz wurde wegen Unbauwürdigkeit nur selten abgebaut. Die Kohle des
Nebenflözes ist eine gasarme Fettkohle mit 22 Gew.-% flüchtige Bestandteile. Der
Heizwert liegt bei 7600 Kcal/kg. Beibrechender Schwefelkies bewirkt den hohen
Schwefelgehalt von 8 bis 9 Gew.-%.
14.51 Die Berechtsamsverhältnisse (Röhrs, H.,1992) Die erste Belehnung eines Steinkohlenbergwerks erfolgte im Jahre 1743 an die
Minden- Ravensbergische Gewerkschaft. Von 1833 bis 1860 wurden weitere 10
Längsfelder und 3 Geviertfelder verliehen, die 1913 durch das Geviertfeld Luther
ergänzt wurde. Am 27. Oktober 1913 wurden alle Felder mit dem Namen
„Preußische Klus“ konsolidiert. Ein im Osten anschließendes Grubenfeld mit einer
streichenden Länge von 3850 m übernahm das selbständige Steinkohlenwerk
Minden gegen Pachtzins von der Preußag.
14.52 Zeche Bölhorst (1640 – 1812) (Röhrs, H., 1992) Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, dem das Fürstentum Minden in dem
westfälischen Frieden zuteil wurde, ließ 1663 am Böhlhorst oberflächennah in
flachen Schächten Steinkohlen gewinnen. Die Befahrung der Schächte erfolgte über
Fahrten (Leitern). Im Jahr 1738 wird erwähnt, dass ein Pferdegöpel eingesetzt wird.
Die geförderten Steinkohlen sollen sehr schwefelreich sein. Ende 1800 wurde der
Pferdegöpel von einem Orkan umgeworfen und zerstört.
Ende 1799 wurde ein neuer Schacht abgeteuft, der 1801 bei 174 m Teufe ein 0,37
m mächtiges Flöz erreichte. Die Förderung wurde 1812 eingestellt.
14.53 Zeche Preußische Klus (1820 – 1847) (Röhrs, H.,1992) Von 1812 bis 1820 kam der Steinkohlenbergbau bei Minden fast völlig zum
Stillstand. Man begann im Wiehengebirgsvorland und auf dem rechten Weserufer
mit Untersuchungsarbeiten. Jenseits der Bückeburger Klus fand sich in einem
Steinbruch ein Kohlenflöz. Es wurde ein Versuchsschacht niedergebracht.
Das Hauptflöz wurde mit einer Mächtigkeit von 0,62 m einschließlich Bergemittel
und das Nebenflöz mit 0,31 m reiner Kohle angetroffen. Mit dem Kohleabbau wurde
1822 begonnen. Die Aus- und Vorrichtung des Feldes war sehr aufwendig. Zehn
Schächte von 46 m bis 75 m Teufe waren vorgesehen.
53
Unter dem Dorf Meißen sollte ein Sicherheitspfeiler stehen bleiben. Ab 1847 fiel die
alte Dampfmaschine aus, die Grube begann abzusaufen und wurde stillgelegt.
14.54 Die Zechen Laura und Bölhorst (1847 – 1881) (Rörs, H.,1992) Im gleichen Jahr der Stillegung der Zeche Preußische Klus (1847) wechselte man
wieder zum linken Weserufer über und teufte im Feld der Zeche Laura den 60 m
tiefen Schacht Aurora und anschließend einen tonnlägigen (im Einfallen des Flözes
aufgefahrenen) Schacht von 350 m Länge. Im Jahre 1848 waren 141 Arbeiter auf
der Zeche Laura angelegt. Um den Kohlenabsatz zu heben, wurden mehrfach
Verkokungsversuche mit Meileröfen, wie in Schaumburg- Lippe, durchgeführt. Aus
gewaschener Kohle stellte man guten Koks her. Die Kohlenaufbereitung erfolgte mit
einer Schwer- Flüssigkeitswäsche. Als Schwerflüssigkeit verwendete man das
eingedickte, salzhaltige Grubenwasser. Ab 1855 lautete der Name „Gewerkschaft
Steinkohlengruben Laura, Aussicht und Bölhorst“, später auch „Zeche Laura und
Bölhorst“. Die letzte Kohle wurde 1886 gefördert und damit endete der Steinkohlen-
bergbau bei Minden auf dem westlichen Weserufer endgültig.
14.55 Die Zeche Preußische Klus (1876 – 1924) (Röhrs, H., 1992). Als sich die Vorräte westlich der Weser erschöpften, und westlich von Bölhorst nur
ein geologisch stark gestörtes Feld angetroffen wurde, wendete man sich wieder
dem östlichen Weserufer zu und teufte von 1876 bis 1878 den 189,5 m tiefen
Schacht Meißen ab. Ein zweiter Wetterschacht erreichte nach 67 m das Kohlenflöz.
Abgebaut wurde nur das Nebenflöz, da das Hauptflöz zu unrein war. Im ersten
Weltkrieg ging die Produktion zurück, wurde aber in Notzeiten danach deutlich
gesteigert und erreichte 1923 mit 44 379 t Steinkohle und 725 Beschäftigten einen
vorläufigen Höhepunkt. Am 1. April 1920 wurde die Zeche in die „Kohlenbergwerk
Minden GmbH“ umgegründet.
54
14.56 Das Steinkohlenbergwerk Minden (1924 – 1958) (Röhrs, H., 1992) Am 1. Januar 1924 ging das „Kohlenbergwerk Minden GmbH“ in den Besitz der
Aktiengesellschaft Ilseder Hütte über. Die Schachtanlage Meißen wurde nun von der
Ilseder Hütte, Abteilung Minden, weitergeführt. 1925 teufte man den 90 m tiefen
Wetterschacht II mit 3,50 m Durchmesser und nahm eine neue Klassieranlage in
Betrieb. 800 m nördlich des alten Schachtes wurde 1928 der neue Schacht
„Notthorn“ niedergebracht. Der 420 m tiefe Schacht konnte 1930 fertiggestellt
werden. Die Hauptfördersohle, die 7. Sohle, wurde bei 380 m angesetzt. Mit
kleinerem Querschnitt wurde der Schacht bis zur Endteufe auf 480 m tiefergeteuft.
Im östlichen Feld brachte man 1940/41 schließlich noch den 120 m tiefen Schacht
„Röcke“ nieder und verband ihn mit dem 440 m einfallenden „Stollen Röcke“, der mit
Türstöcken ausgebaut war.
Tabelle 5 Schächte des Mindener Steinkohlenreviers (Krassmann, 2000)
Bezeichnung Name Lage Teufe in m
Baujahr Schacht- nutzung
Minden Schacht Bölhorst
Bölhorst 272 1800 Förderscht.
Minden Schacht Glückauf
Bölhorst 174 1800 Förderscht.
Minden Schacht Laura
Zollern 60 1847 Förderscht.
Meissen Schacht Meissen
Meissen 189,5 1876/78 Förderscht.
Meissen Schacht Nottborn
Nottborn 480 1927/30 Wetterscht.Förderscht.
Meissen Schacht Röcke
Röcke 125 1938 Förderscht.
15.00 Schaumburger Mulde, Harrl und Bückeberg (Abb. 10 & Abb. 13 & Abb. 14) Unter den vielen kleinen Steinkohlenbergwerken in dem niedersächsischen Ablage-
rungsraum des „Deutschen Wealden“ (Berrias 3, Bückeberg- Folge) sind die in den
ehemaligen Landkreisen Schaumburg- Lippe, Schaumburg und Hannover der
Preußag A.G., die ältesten und größten Bergwerke.
55
Auf Grund des Aufsichtsratsbeschusses der Preußischen Bergwerks- und Hütten
Aktiengesellschaft vom 28. März 1960 ist der Abbau im oben genannten Gebiet am
31.12.1960 eingestellt, da ein weiterer Abbau der noch anstehenden Steinkohlen
nach Auffassung der Betreibergesellschaft unrentabel war. Damit sind nach den
Schachtanlagen in Barsinghausen, die schon früher stlllgelegt wurden, auch die
Bergwerksanlagen am Georgschacht, in Obernkirchen, in Lüdersfeld, in Auhagen
und Beckedorf stillgelegt. Eine große Zahl von Bergehalden, Hochbauten und
Mundlöchern sind stumme Zeugen des früher hier umgegangenen Bergbaus,
dessen Bedeutung besonders für die Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-
Lippe, sehr groß war.
15.10 Steinkohlenabbau in alten Akten der Sch.- Lipp. Landesregierung
Die Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke haben ein sehr hohes Alter. Über den
Ursprung des Bergbaus geben selbst die ältesten Akten des Gesamtbergamtes, der
Fürstlichen Hofkammer sowie auch der Landesregierung Schaumburg- Lippe keinen
Aufschluss. Das älteste Schriftstück in den Archiven ist eine Urkunde von 1498 über
eine Abrechnung mit den Kohlgräbern durch den Probst von Obernkirchen:
„Im Jahre des Herrn 1498 am Sonntag Invocavit (= 1. Fastensonntag) rechnete ich
mit den nachgenannten Kohlengräbern alle Schulden ab, die sie mir der Kohlen
wegen bis heute schuldig waren…“
Am 4. März, 1498
15.11 Verordnung Graf Ottos IV v. 17.10.1560
Betrifft den Betrieb der gräflichen Kohlbergwerke
„Verzeichniß, weß der Wolgeboren Herr Otto, Grave zu Holstein Schaumburg der
Kolberges halber inß gemein den 17. Octobris Anno 1560 zum Schaumburg
verabschiedet und Drosten, Ambtleuten, und Kolfogten zu Schaumburg, Bückeburg,
Stadthagen und Rodenberge zu beschaffen und zu halten befohlen hat.
56
Erstlich wollen S. G., daß ein jeder Kolbrecher vor seiner beßoldung der Arbeit,
kostgeld und Alles jedes Jahr 24 Fuder Stenkohle auf der Kaulen gegeben und
zugemessen werden sollen, welches auf allen bergen gleich soll und on (ohne) S. G.
sondern bevehlich und bescheid nicht verendert werden.
Zum andern: Wenn auf den Bergen Kaulen von newen geschlagen werden, so soll
eine Jeden Kohlbrecher vor ein fuder Kole von denen, ßo hier im Durchschlagen
unther der Kaulen tracks nieder brechen ein Fuder unnütz geben werden, wie sie
dessen von althero im gebrauche gewesen.
Zum dritten: soll von jedem Fuder Kole auf die Meil acht gemeine Groschen von den
Kaufmann den Sommer über, alßo von Ostern bis Michaelis, einschließlich
genommen werden. Den Winter aber von Michaelis bis auf Ostern wieder von jedem
Fuder auf die Meil Zehn gemeine Groschen vom Kaufmann genommen werden. Auf
jeden Fuder sollm´man 24 Ballien auf den Kaulen messen und geben aber nicht
mehr.
Zum vierten: sollen hinfort die Maße auf den Kaulen genommen und geben, und
außerhalb den niemandts die Maße zu lieben versprochen werden.
Zum fünften: sollen hinfort keine Kole zu Berge verthan, Zonder auf den Berge vor
gemein und bare Gelt verkauft und bezahlt werden. Wilches also einhellich in allen
Ämbtern und Bergen soll zu halten sein, doch nach S. G. gefallen und gelegenheit
darin Messigung und verenderung vorbehalten.
Actum A. signatum Schaumburg
17. Oktobris Anno 1560
57
1512 „Verhältnisse in den Kohlbergwerken bei Obernkirchen, am Rosenberge und unter der Schirmbuche von 1568“
Auszüge: Am Obernkirchener Kohlberge sind 4 Kohlhauer beschäftigt. Es werden im
Durchschnitt pro Kopf und Schicht 1 Fuder gehauen. Wegen der Bezahlung heißt
es:
„Ein jeder hatt von Ihnen jerlich 8 Fuder kole und die Kost beim Kloster, So hatt ein
Jeder dar Zu quatatember 1 Fuder kole dem Drinke zum besten, aber diese nehmen
die Kohlfogte nicht in ihre Rechnungen und werden genannt: „knechtefuder“. Die
Ballien werden gehäuft.“
Die Kuhlen vom Rossberge berichten:
„Ein jeder hat 16 Fuder Koöe besoldung, dazu je quatatember 1 Fuder, sein für
jeden 20 Fuder jährlich. Die Kuhlen bei der Schierenbuchen haben dieselbe
Besoldung.“
(Seitens der Kohlvögte wird gewünscht die Leute sollen gelt bekommen,statt
gehäufte Streichballien. Nach einer Notiz sollen die Leute statt 1 Fuder Kohle 16
Thaler erhalten. Beim Obernkirchener Berge soll es jedoch beim alten bleiben).
1513 Auszug aus dem Original- Kontrakt zwischen Graf Adolf und Hermann von Mengerßen, Landdrost
Betrifft: Benutzung des neuen Kohlenbergwerks und Salzwerks im Amte
Sachsenhagen durch Hermann von Mengerßen gegen Erlegung einer Summe von
1700 Thl. und Verlängerung der Pfandschaft auf 3 Jahre vom 11.8.1584.
„Zu wissen, das auf heut unterschriebenen dato Zwischen dem Wohlgeborenen
Herrn, Adolfen, Grafen zu Holstein- Schaumburgk und Sternbergk, Herrn zu
Gehmen an einem undt dann dem Edlen und Ehrnvesten Hermann von Mengerßen
S. C. Landdrost anderstheils ein solcher Kontrakt wegen der im Ampt Sassenhagen
erfundenen und jetzo wieder angefangenen Kohlberges und Salzwerkes gehandelt,
beschlossen und aufgericht, Alß und dergestalt.
58
Wohlgemelter Graf Adolf hat obgedachten Landdrosten alß jetzigen Inhaber des
Hauses und Amptes Sachsenhagen gnedigst zugelassen und nachgegeben, das er
berürte Kohlbergk und Saltzwerk eben alß das Ampt Sassenhagen und solange
Ihme das Inne zu haben verschrieben für sich selbst zu seinem besten haben
gebrauchen und genießen soll.“
15.14 Auszug aus der Chronik von Ciriakus Spangenberg von 1614
Als ältesten Hinweis auf den Abbau von Steinkohlen im Bückeberg gilt die Chronik
des Ciriakus Spangenberg aus dem Jahre 1614, in der es u. a. heißt:
„Das Steinkohl Bergwerk aber in dieser Grafschaft Schauwenburg / ist von alters
hero in gebrauch gewesen / und übertreffen dieselben Steinkohlen an kraft und
menge die andern alle / wor die auch sein / Wie das die Schmiede / und die / so
deren täglich gebrauchen / zu zeugen und zu rühmen wissen. Darum werden sie
auch in die alle die umbliegenden Stette / auch zu Wasser in grosser Menge
verhandelt und abgeführet / und in einem Jahr derselben etzlic viel tausend Fuder
gebrochen / und ein jedes Fuder vor eine Crone verkauft.
Es wird auch mit demselben Kohlen das Salz und der Kalck in viel benannter
Grafschaft gekocht und gebranndt.
Wann aber und zu welcher Zeit viel benanndtes Steinkohlen Bergwerck allererst
seinen anfang genommen / ist unwissend. Aus folgender Geschichte aber / ist so
viel zu entnehmen / das es nicht sogar newe sein muß / sondern vor 218 Jahren
allbereit in gebrauch gewesen.
Dann Anno Domini 1386 am 9. Octobris sein drey Menner / als Johan Meyer /
Claves Falthur und Heinrich Möller / in der Grafschaft wohnhafftig / des Abends
späte / auch ziemblich und wol bezecht / auß Obernkirchen gangen / sich verirrt und
auch verlohren / also das niemand gewusst noch erfahren mögen / wo diese Menner
möchten hinkommen sein……………../
59
Im vierten Jahr danach Anno Christo 1390 hat man daselbst zu Obernkirchen im
Steinkohlenbergwerck eine alte Gruben aufräumen müssen / In welcher man drey
todte Körper mit Erden befallen gefunden / und an denselben so viel urkundt und
warzeichen gesehen / und vermerkt / daß es die / vor vier Jahren / verlorne Menner
seyn müssten.
Diesen Bericht habe ich Anno Christi 1580 zu Barsinghausen auß einen alten
Memoiren Buch abgeschrieben.“
15.15 Extrakt aus Erinnerungen des Kanzlers A. von Wietersheim von 1612
Die Richtigkeit der Spangenberg´schen Angaben wird von dem Schaumburgischen
Kanzler Dr. Anthon v. Wietersheim bezweifelt.
Extrakt aus den Erinnerungen des Schaumburgischen Kanzlers Dr. Anthon v.
Wietersheim , Stadthagen am 4. September 1612:
„Hierbei erinnere ich, das um das Jahr 1510 ein Bürger, Albrecht Schlüsselburg, bei
den Grafen zu Schaumburg angehalten, daß ihm möchte erlaubt werden, für dem
Dorfe Nienstädt im Amte Stadthagen am Fuße des Bückeberges nach den
Steinkohlen einzuschlagen und zu graben, das ihm vergönnt worden. Weil er aber
keinen des Steinkohlenbergwerks kundigen Mann gefunden, hat er weiter auch nicht
geforscht und gearbeitet und sind noch hute die Gruben, so Schlüsselburg
aufgeworfen, gegen das Dorf Nienstädt nahe dem Bach der durch Nienstädt und am
Wege durch den Zaun rauscht, augenscheinlich vorhanden.
Vor der Zeit aber hat man mich gehöret, daß Kohlenkuhlen wie man sie nennet an
oder aufm Bückeberg sollten jemals geschlagen sein. Denn sollten die drey
verlorenen Menner in eine Kohlekuhlen oder Gruben anno 1386 gefallen seyn. Da
es doch 1520 erst angefangen und noch nicht 100 Jahr alt ist. Mögt aber wohl sein,
daß die drey Menner in eine andere Kuhlen oder Steinritzen gefallen sein.“
60
15.16 Verschiedene Niederschriften über den Steinkohlenabbau vom 16. Jh. & 17. Jh.
Das die Angaben des Kanzlers Wietersheim nicht zutreffen, geht allein aus dem
Rechnungsbuch des Probstes von Obernkirchen aus dem Jahr 1498 hervor, in dem
über den Steinkohlenabbau berichtet wird. Nach den letzten Untersuchungen aus
dem Jahr 2000 steht fest, dass der Beginn des Steinkohlenabbaus im Bückeberg
vor 1385 unter der Regie des Klosters Obernkirchen zu suchen ist.
In einem Schriftstück aus dem Jahre 1560 heißt es wörtlich:
„Wenn auf den bergen kaulen von newen (neuen) geschlagen werden, so soll einem
Jeden Kohlbrecher vor ein fuder Kole von denen, so hier im Durchschlagen unther
der Kaulen traks niederbrechen ein Fuder unnütz geben werden, wie sie dessen von
althero im gebrauche gewesen sei.“
Nach dem Worte „althero“ zu schließen, ist wohl auch ein längeres als 40 jähriges
Bestehen anzunehmen.
Eigentümer des Bergbaus waren auch derzeit schon die Grafen von Schaumburg.
Die Grafschaft Schaumburg setzte sich aus dem Freistaat Schaumburg- Lippe und
dem Kreis Grafschaft Schaumburg zusammen, er bestand aus folgenden sieben
Ämtern: Bückeburg, Arensburg, Stadthagen, Sachsenhagen, Rodenberg, Schaum-
burg und Lauenau.
Unter dem Grafen Ernst (1601-1622) kam der Steinkohlenabbau zu seiner ersten
großen Blüte. Die Steinkohlenbergwerke brachten dem Grafen Ernst so gute
Einnahmen, dass er Kaiser Ferdinand II. 1619 ein Darlehen von 100 000 Gulden
geben konnte. Zum Dank für die bereitwillige Hilfe verlieh der Kaiser dem Grafen
Ernst auf Lebenszeit den Titel eines Reichfürsten. Ernst nannte sich nun Fürst und
Graf zu Holstein.
61
Des Fürsten Ernst Fürsorge galt nicht nur dem wirtschaftlichen Aufschwung seines
Landes, sondern auch der geistigen Bildung seiner Bürger. So errichtete er z.B.
1610 in Stadthagen ein Gymnasium, das er bald in eine Universität umwandelte, die
nach ihm „Ernestina“ benannt und nach Rinteln verlegt wurde.
Durch das Ableben des Grafen Otto V. am 15.11.1640 war das Geschlecht der
Schaumburger Grafen im Mannesstamm erloschen. Die Mutter Otto V. nahm nach
dem Ableben Ottos als einzige gesetzliche Erbin das Land in Besitz, ihre Ansprüche
wurden von verschiedenen Seiten streitig gemacht. Im Jahre 1643 übertrug sie
ihrem Bruder, Graf Philipp zur Lippe, sämtliche Rechte, blieb aber bis zu ihrem Tode
Mitregentin. Nach längeren Verhandlungen einigten sich der Landgraf von Hessen
und Graf Philipp dahin, dass die ganze Grafschaft geteilt würde. Seit dem
Regierungsantritt Philipps besteht die Bezeichnung Schaumburg- Lippe. Der
Vergleichsvertrag wurde am 12. Dezember 1647 zu Münster unterzeichnet. In dem
Exekutions- Rezess heißt es:
„…und demnach die Zölle auf der Weser zu Rinteln und Oldendorf, sodann alle aus
den Kohlenbergen fallende Kohlnutzungen in berührten sieben Schaumburgischen
Ämtern sich nicht füglich teilen lassen wollen, so sind dieselben ebenmäßig in der
Gemeinschaft gelassen und dahier in vorberührten Anschlägen eben wenig
gebracht, sondern deretwegen abgeredet worden, dass sowohl die Weserzölle
durch gesamte Zöllner, als die Nutzungen aus den Kohlgruben durch die hierzu in
beiden fürstlichen und gräflichen Namen bestellte beeidigte Gesamtbediente und
Beamte jährlich eingenommen, beiden fürstl. und gräflichen Teilen getreulich
berechnet und zu gleichen Teilen richtig geliefert werden sollen.“
Wie aus den Akten der Hofkammer hervorgeht, sind auch Kohlengruben verpachtet
gewesen. So schreibt ein Bürger Söhlke aus Obernkirchen im Jahre 1642, dass er
„ohnlengst einen Kohlberg vor eine gewisse Sumb Geldt Conduktionsweise
angenommen, maßen er dann bis anhero in der ihm angewiesenen Kollgrube mit
großer Mühe und arbeit hat Arbeiten und keine eintzige der Gruben hat….. lassen.
Er ist aber Aus lauterer mißgunst bey der mindeschen Regierung angegeben
worden, ob (auch) sollte er dem Ambt Schewenburg zu nahe gegriffen und in
selbiger unbotmeßigkeit Kohlen gebrochen“.
62
Der Söhlke war wegen der in der Abschrift angegebenen Sache in Arrest
genommen und bittet im Schreiben die Gräfin Elisabeth, sich seiner anzunehmen.
Aus verschiedenen anderen Schriftstücken geht hervor, dass noch einige Kohlberge
oberhalb Obernkirchen verpachtet sind. Als einer der Pächter wird Siegfried
Armbrust genannt. Dieser Armbrust und der von der Hoya treten in späteren Jahren
als Kohlvögte auf. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Gruben später,
vielleicht nach der Teilung im Jahre 1647, nicht mehr verpachtet wurden und diese
beiden Pächter als Kohlenvögte übernommen wurden.
Im Jahre 1604 wird erwähnt, dass drei Werke vorhanden sind und zwar: Das
Obernkirchener, das Stadthäger und das Bückeburger Werk. Mit diesem Bücke-
burger Werk ist höchstwahrscheinlich das Sülbecker Werk gemeint, da in späteren
Jahren das Dorf Sülbeck öfters beim beim Bückeburger Werk genannt wurde und
zuweilen auch der Ausdruck „Sülbecker Werk“ vorkam.
Ein Jacob um Winthors war Aufseher und Bogenschreiber sämtlicher Werke,
außerdem wird ein Oberverwalter Dreyer genannt. Ein Nicolaus Silbert (oder
Hilbert) hatte das Register des Sradthäger Werkes zu führen, während der oben
erwähnte Windhors die Register des Obernkirchner und Bückeburger Werkes
übernahm. Hierzu erhielt er noch eine junge Hilfe namens Peitmann.
Silbert musste seine Extrakte wöchentlich an Windthors einreichen. Gleichzeitig
mussten auch die Laderegister der drei Kohlvögte eingereicht werden und mit den
anderen Extrakten „Collationiert“ werden. Die Kohlenvögte hießen: Albert
Wöbbeking, Johan Eichler und Wilhelm Brückloh.
Die Kohlenvögte hatten nach der sogenannten „Fürst Ernst Verordnung“ strenge
Anweisung , dafür Sorge zu tragen, dass die Fuhrknechte, welche Kohlen für die
Kalköfen im Amte Schaumburg und nach Rodenberg holten, stets mit heilen Wagen
kamen, da sonst die Kohlen unterwegs verloren gingen.
63
Knechte mit zu kleinen Wagen sollten leer zurück geschickt werden. Ferner wurden
die Kohlvögte angewiesen, für einen genügenden Kohlenvorrat zu sorgen, aber
auch nicht zuviel lagern und die Kohlen in „Abfall“ kämen. Der Lichtverbrauch der
„Kohlbrecher“ musste wöchentlich festgestellt werden.
Da im Jahre 1612 der Kohlenabsatz sehr stark war, wurde vom Fürsten Ernst
verordnet, dass künftighin auf dem Stadthäger Berge aus 8 Kuhlen soll gebrochen
werden. Zu den vorhandenen 6 Kuhlen sollen sofort noch zwei Kuhlen gechlagen
werden und der Kohlvogt Wöbbeking die hierzu erforderlichen Knechte annehmen.
Jede Kuhle soll wöchentlich 18 Fuder Kohlen liefern. Auf dem Obernkircher und
Bückeburger Berge soll aus vier Kuhlen gekohlt werden. Auch hier musste noch je
eine neue Kuhle geschlagen werden. Der Oberaufseher und die Kohlvögte erhielten
die Anweisung, dafür Sorge zu tragen, dass bis zum Herbst mindestens 3000 Fuder
Kohlen lagerten.
Die einzelnen Werke (Obernkircher-, Sülbecker- und Stadthäger Werk) hatten jedes
ihre eigene Rechnungsführung. Die Leitung hatte der Kohlvogt. Die Kohlvögte
erhielten später (etwa ab 1750) die Bezeichnung Berginspektor. Die Registerführung
hatte anfangs der Bogenschreiber (1604), später auch die Kohlvögte, denen etwa
1765 die Kontrolleure zugeteilt wurden. Die letzteren hatten nur mit dem Verkauf zu
tun und mussten das Gegenregister führen. Die Gesamtleitung hatte der
Oberaufseher (1612), ab 1648 Oberkohlvogt. Dieser erhielt dann etwa 1745 – 1750
die Bezeichnung Oberberginspektor. Der Oberberginspektor war auch gleichzeitig
Hauptrechnungsführer.
Vor der Teilung der Grafschaft im Jahre 1647 war die vorgesetzte Oberbehörde die
gräfliche Rentkammer; von hier wurden auch die Bedienten eingesetzt. Nach der
Teilung setzte sich die Oberbehörde aus der Oberrentkammer zu Kassel und der
Rentkammer zu Bückeburg zusammen.
64
Alljährlich einmal wurden von den beiden Rentkammern ernannten Kommissarien zu
Obernkirchen die Rechnungen abgehört. Meistens war diese Rechnungsabhörung
um Johanni. Hierbei wurden, dann auch die besonderen Beschlüsse über die
Gestaltung des Werkes. Anstellung von Bedienten usw. gefasst. Bei diesen
Sitzungen, die mehrere Tage dauerten, kam es zwischen den beiderseitigen
Kommissaren sehr oft zu erheblichen Auseinandersetzungen, so dass manchr
Punkte nicht erledigt wurden und erst „Allerhöchsten Orts“ zur Entscheidung kamen.
Die Differenzen, die auch schriftlich ausgetragen wurden und ganze Aktenbände
füllen, entstanden hauptsächlich durch einseitige Anstellung von Bedienten,
einseitige Anlegung von Kohlgruben, Anmaßung der Direktion seitens Hessen und
sonstige Sachen.
Während in Schaumburg- Lippe bis in die neueste Zeit die Rentkammer
Oberbehörde des Bergwerks war, wurde in Hessen wiederholt mit der Behörde bzw.
dem Titel derselben gewechselt. Im Jahre 1822 trat an die Stelle der
Oberrentkammer die „Oberberg- und Salzwerkdirektion“ im Oktober 1850 kam die
Bezeichnung “Kurfürstliche Kommission für die Verwaltung der Berg- und Salz-
werke„. Diese Bezeichnung ist dann am 1.1.1852 umgewandelt in „Kurfürstliches
Finanzministerium, Abteilung für die Berg- und Salzwerke“ im Jahre 1856 wurde
dann wieder die Bezeichnung „Kurfürstliche Oberberg- und Salzwerksdirektion“
eingeführt. Diese wurde dann wieder abgelöst durch das im Jahr 1868 neugebildete
„Königlich Preußische Oberbergamt in Clausthal“. Durch die Einverleibung Hessens
an Preußen kam auch der hessische Bergwerksanteil, der nicht mehr wie in
Schaumburg- Lippe dem Herrscher gehörte, sondern nach § 131 der Verfassungs-
urkunde des Kurfürstentums Hessen vom 5. Januar 1831 samt allen hess. Berg-
Hütten- und Salzwerken zum Staatseigentum erklärt war, an Preußen.
Im Jahr 1648 wurden die Kohlvögte in Gesamtpflichten des hohen Hauses Hessen
und des Gräflichen Hauses Schaumburg genommen.
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Juramenti formula zur Bestellung der Kohlvogte:
„Ihr sollet mir Handgegebene Treue geloben und Schwören einen leiblichen Eid zu
Gott, dass ihr der durchlauchtigen und hochgeborenen Fürstin und Frau, Frau
Amelien Elisabethen, Landgräfin zu Hessen usw. in währender Vormundschaft
J.F.G. geliebten Herrn Sohnes des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Wilhelm
des Sechsten, Landgrafen zu Hessen, Graf zu usw. nach geendigter Vormundschaft
aber S. Herrn Landgrafen Wilhelm F.G. und deren männlichen Leibeslehenserben
werden, sodann auch wohl den Hochwohlgeborenen Grafen und Herrn , Herrn
Philiphen, Grafen Schaumburg- Lippe und Sternberg in seiner Hochgräflichen
Gnaden männlichen Leibes und Lehenserben insgesamt wollet treu, hold, gewärtig
und gehorsam sein. Ihrer Fürst und hochgräflichen Gnaden und dero männliche
Leibeslehenserben bestes Wissens und Schaden verhüten, auch an und von denen
euch anvertrauten und befohlenen Kohlwerken. Zölle und Nutzungen keine
Unterschleife gebrauchen, nicht euern, sondern der Herrschaft frommen und bestes
unten den Kohlhandel suchen, nichts verschmälern oder abgeben lassen, weniger
etwas unterschlagen oder verringern, vielmehr mit äußerstem Fleiß beachten, dass
die Kohlbergwerke befördert, die Kohle in großen Mengen verführt, daran kein
Falschheit begangen, die rechten Masse und nicht mehr, als bei Prinz Ernsten
Zeiten gebräuchlich gewesen, geliefert auch die Kohlen nicht in geringeren Wert als
sie angesetzt verkauft, davon nichts gestohlen, die Kuhlen rein ausgebrochen, die
Gruben wohl angelegt und geschlagen und recht untergebaut und am Unterbauen
nichts verabsäumet werde und die Wassergänge wohlverwahrt.
Zum Ende Ihr des öfteren in die Gruben selber steigen sollet, auch die Arbeiter
richtig und ohne Schmälerung bezahlet, auch wöchentlich die Extrakten an den der
dazu verordnet ausgegeben werden und mit Fleiß dahin sehen, dass soviel alles in
dem Stande, wie es zu Fürst Ernsten Zeiten gewesen, erhalten und verrichtet werde
und in allen getreulich leistet und verrichtet, was einem getreuen Diener und
Kohlvogt wohl ansteht, alles getreulich und ohne Beschwerde.“
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Der in dem Diensteid erwähnte Fürst Ernst hat von 1601 – 1622 regiert. Der
Bergbau wird zu dessen Regierungszeit, die größten Teiles vor dem 30- jährigen
Kriege lag, in hoher Blüte gestanden haben und im Kriege wohl stark zum
Darniederliegen gekommen sein.
Wie aus den Akten der Hofkammer hervorgeht, sind auch Kohlengruben verpachtet
gewesen. So schreibt ein Bürger Söleke, oder auch Söhlke, aus Obernkirchen im
Jahre 1642, dass er „ohnlengst einen Kohlberg vor eine gewisse Sumb Geldt
Conduktionsweise angenommen, maßen er dann bis anhero in der ihm
angewiesenen Kollgrube mit gr0ßer Mühe und arbeit hat Arbeiten und keine eintzige
der Gruben hat…….lassen. Er ist aber aus lauterer mißgunst bey der mindeschen
Regierung angegeben worden, ob (auch) sollte er dem Ambt Schowenburg zu nahe
gegriffen und in selbiger botmeßigkeit Kohlen gebrochen.“
Der Söhlke war wegen der in der Abschrift angegebenen Sache in Arrest
genommen und bittet im Schreiben die Gräfin Elisabeth, sich seiner anzunehmen.
15.20 Das Bergrecht in Schaumburg (Krumsiek, R., 1963) 1. Die Grafen von Schaumburg haben seit Beginn der Abbautätigkeit im Schaum-
burger Land für sich das Bergregal an der Steinkohle und den Salzvorkommen
beansprucht.
Das Regalrecht gewährt seinem Inhaber als Hoheitsrecht die Befugnis, sich
bestimmte Bodenschätze anzueignen. Nicht alle Bodenschätze unterlagen dem
Bergreal. Die Könige und Grundherren haben sich nur bedeutende und weithin
bekannte Mineralvorkommen nicht entgehen lassen, während sie die Grundeigen-
tümer und Markgenossen in der Nutzung geringwertiger Lagerstätten nicht beein-
trächtigten.
2. Bei der Teilung der Grafschaft Schaumburg 1647 in Schaumburg- Lippe und die
hessische Grafschaft Schaumburg kamen Schaumburg- Lippe und Hessen
überein, das Regalrecht an der Steinkohle in Zukunft zu gleichen, ideellen Anteilen
auszuüben.
67
Durch Rechtsnachfolge und rechtsgeschäftliche Übertragung ist das Regal an der
Steinkohle einschließlich der darin enthaltenen Hoheitsrechte auf die Preußag
übergegangen. Während in dem seinerzeit preußischen Landkreis Grafschaft
Schaumburg das Regal durch das Gesetz vom 29. Dezember 1942 aufgehoben
ist und die Preußag seitdem in diesem Gebiet unbefugt abgebaut hat, steht in
Schaumburg- Lippe das Regalrecht der Preußag weiterhin uneingeschränkt zu. Es
erlischt in Schaumburg- Lippe auch nicht durch Stillegung des Schaumburger
Bergbaus. Es kann vielmehr nur durch einen Verzicht der Preußag aufgehoben
werden.
Die Ausbeutung der Sandsteinvorkommen im heutigen Landkreis Schamburg stand
ursprünglich dem Grundeigentümer zu. Diese Vorkommen waren aber von 1767 –
1867 bergfrei. Heute sind wieder die Grundeigentümer zum Abbau der Sandsteine
berechtigt. In Schaumburg- Lippe unterliegen die Sandsteinvorkommen schon
immer der Verfügungsbefugnis des Grundeigentümers.
3. Das Schaumburg- Lippische Berggesetz in der Fassung des Niedersächsischen
Gesetzes vom 20. Juni 1956 hat das Prinzip der Bergbaufreiheit abgelehnt und
die Aufsuchung und Gewinnung der im § 1 SLBG aufgeführten Mineralien allein
dem Staat vorbehalten. Danach steht die Aufsuchung und Gewinnung von
Erdgas im Geltungsbereich des Schaumburg- Lippischen Berggesetzes dem
Grundeigentümer zu (Krumsiek, 1963).
15.30 Zeittafel der Bergbaugeschichte Schaumburgs (Schunke & Breyer; Knickrehm, E. ; Krassmann ,Th. ; Schütte, G.)
um 1300 Nicht geregelter Abbau von Steinkohlen bei Obernkirchen, unter Leitung des Klosters.
1386 Drei Männer sollen sich im Bückeberg bei Obernkirchen in einem
Steinkohlen- Bergwerk verirrt haben und dort umgekommen sein. 1498 Älteste vorhandene Urkunde über den Steinkohlenbergbau bei Obernkir-
chen, Rechnungsbuch des Probstes von Obernkirchen (Abb.5). 1510 Der Kaufmann Albrecht Schlüsselburg aus Stadthagen erhält vom Grafen
Otto die Erlaubnis in dem Dorfe Nienstädt nach Kohlen graben zudürfen.
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Der Ort lag „wo der Bach durch den Zaun über die Strasse braused.“ Heute Wendthäger Strasse Nr. 6. Doch er fand die Kohle nicht und gab seine Arbeit auf. Nach 100 Jahren waren die Gruben noch zu sehen, schrieb der Kanzler Dr. Anton Wietersheim.
Bis 1520 Die Grafen von Schaumburg verleihen die Abbaurechte auch an Private.
1520 Nach Dr. Anton v. Wietersheim, Kanzler des Schaumburger Grafen Ernst,
Beginn des Steinkohlenbergbaus bei Nienstädt.
Nach 1520 Die Grafen übernehmen in der Regel den Abbau von Steinkohlen in eigener Regie, unter Einsatz von Kohlvögten.
1520 Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen. 1521 Schreiben der Stadt Bielefeld, Betreff: „Beschwerde des Schmiedeamtes
daselbst, wegen Verschlechterung der Kohlen. 1552 Der Heinrich Bodenhagen wird zum Kohlenvogt ernannt. 1560 Fürbitte des Heinrich Vissar für seinen auf der Schaumburg gefangenen Bruder, wegen Kohlendiebstahls durch den Kohlenvogt Tönnies. 1560 Anordnung des Fürsten Ernst von Holstein-Schaumburg: “Jeder
Kohlenbrecher soll täglich ein Bergfuder (ca.1t) Kohlen brechen“. 1563 Betriebsregister über die Gruben am Mulchenhof bei Obernkirchen. 1564 Nach dem Ableben des Probstes Kostken setzt Graf Otto IV. den
Regalanspruch nun mit Gewalt im Probsteibezirk durch, somit stehen alle Schaumburger Kohlengruben nun unter der Verwaltung des Landesherrn.
1583 Der Oberzellerfeld´sche Bergwerksverwalter bittet um Überlassung einiger Bergleute.
1584 In einem Vertrag wird von einem Kohlenbergwerk und einem Salzbergwerk
bei Sachsenhagen berichtet. 1601 Unter GRAF ERNST VON HOLSTEIN-SCHAUMBURG (1601 – 1622) kommt der
Steinkohlen- Bergbau zu hoher Blüte. 1617 In einem halben Jahr brauchte das Sooldorfer Salzwerk und der
Apelern’sche Kalkofen 722 Fuder Kohlen.
1613–1648 Im 30- jähr. Krieg kommt der Bergbau, auch in Schaumburg, weitgehend zum Erliegen. Viele Unterlagen werden vernichtet.
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1644 Verpachtungsvertrag von Elisabeth Sophie von Hessen an Nikolaus von
Hoya für 360 Thaler pro Jahr. 1647 Nach der Teilung der Grafschaft Schaumburg wurde vereinbart, daß alle
aus den Kohlenbergen anfallenden Kohlennutzungen der sieben Schaumburgischen Ämter zwischen beiden Häusern getreulich geteilt werden (Kurfürst von Hessen und Grafen zu Schaumburg- Lippe).
1681 Es wird über die Bezahlung von Unterstützungen und Arztkosten im
Krankheitsfall berichtet. 1714 Auffahrung des Sülbecker Stollns.
1728 Auffahrung des Stadthäger Stollns. 1735 Schlagwetterexplosion bei Sülbeck. 1750 Auffahrung des Sooldorfer Stollns. 1757 Georg Arnold von Cölln wird zum Oberinspektor ernannt. Unter seiner
Führung bestanden im Alten Obernkirchener Revier 35 Schächte, Im Stadthagener Werk 40 Schächte.
1757-1769 Der Südhorster Stolln = Wilhelm-Wilhelm-Stolln wird aufgefahren. 1760 Der Oberinspektor Fichtner stirbt, sein Nachfolger wird Berthold von Cölln,
er erhält den Titel Bergrat. Für alle Bergleute wird eine Knappschaftsbüchsenkasse eingerichtet.
1770 Wird über den Kohlenabbau und die Abbauversuche am Wiedenbrügger – und Atjeberg sowie bei Wölpinghausen berichtet.
1775 In Deutschland werden die ersten gusseisernen Schienen - sogenannte
¾ m lange Ziegenpfoten - eingesetzt. Vorher liefen die Förderwagen mit Spurnagel auf hölzernen Bohlen.
1784 Herr v. Cölln hat drei eiserne Öfen für Steinkohlenfeuerung bestellt und
auf höheren Befehl Vergleiche angestellt über die Heizung mit Holz, mit reinen Kohlen und Steinkohlen mit Lehm vermischt.
Es wurden verbraucht : 65 Pfund Holz, 25 Pfund reine Steinkohle, 25 Pfund Gemisch.
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Für eine halbjährige Heizperiode ergaben sich folgende Kosten: Holzfeuerung 11 Thaler 33 Groschen 0 Pfg. Kohlenfeuerung 7 Thaler 3 Groschen 41/2 Pfg. Gemisch 5 Thaler 28 Groschen 1 Pfg. Für den Hof in Bückeburg soll v. Cölln auch einen Ofen besorgen. 1788 James Watt erfand die Dampfmaschine. 1801 Bis zum 22.12. leitet Berthold von Cölln die Geschicke der Gesamtkoh-
lenwerke. Sein Nachfolger wurde Oberinspektor Wittich. Auf dem Alten Obernkirchener Revier gab es 52 Schächte, auf dem neuen
Obernkirchener Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker Werk 22 Schächte, auf dem Südhorster Werk 18 Schächte und auf dem Stadt-hagener Werk 23 Schächte. Die Zahl der Bergleute wird mit 120 angegeben.
1804 Nachfolger von Oberinspektor Wittich wird Oberberginspektor Karl
Andreas Frölich, er wurde 1810 zum Bergrat ernannt. 1806 Es tritt zum ersten Mal die offizielle Benennung „Gesamtbergamt“ auf: „An das Hessen- Kasselsche- Gräflich- Schaumburg- Lippische Gesamt-
bergamt zu Obernkirchen“. 1806 Es werden die ersten Bergbälle in Sülbeck gefeiert. 1807 Von königlich westfälischer Seite wird bekannt gegeben, daß der
Oberinspektor Fröhlich den Titel „Ingenieur en Chef“ erhalten habe und zusätzlich die Aufsicht über die Saline Rodenberg , das Mindener Torfmoor und die Zeche Bölhorst erhalten hat.
1810/12 Zusammenlegung der Reviere zum „Östlichen Revier“
(Sülbeck, Stadthagen, Sooldorf). 1811 Der erste Koks des Gesamtbergamtes zu Obernkirchen wird auf der
Anlage Osterholz bei Nienstädt in Koksbacköfen gebrannt .
1814 Das Bergamt in Obernkirchen erhält am 22.1.1814 die Mitteilung, daß die Berghauptmannschaft der Weserdivision aufgehoben ist (Ende der französischen Besetzung)
1816 Kunstschacht I: Niederbringen des ersten Tiefbauschachtes im Obern-
kirchener Bergbau in Osterholz- Nienstädt.
1816 Die Kammer des Grafen zu Schaumburg- Lippe sucht den Steinkohlen- Hausbrand einzuführen. Es wurde ein Magazin für Steinkohlenöfen angelegt und Landeseinwohner konnten diese Öfen zum Einkaufspreise, oder wo es nötig war, auf Kredit und Ratenzahlung erhalten.
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1817 Reinigung des alten Obernkirchener Stollens wird in Erwägung gezogen. Durch Widerspruch von Oberbergmeister Fröhlich wird die Reinigung verhindert.
1828 Oberinspektor Ludwig Heinrich von Colson löst Herrn Frölich ab, er wurde
1846 zum Bergrat ernannt. 1831 Der hessische Anteil am Bergregal geht durch Verzicht vom Vermöge des
Kurfürsten auf den hessischen Staat über.
1835 Die Wassersäulenmaschine auf Kunstschacht I auf dem Osterholz in Nienstädt in Betrieb genommen.
1840-48 Entwicklung der Schaumburger- Meileröfen auf Osterholz in Nienstädt.
1841 Dampfpumpenanlage auf Kunstschacht I in Betrieb genommen
1847 Niederbringen von Kunstschacht II in Südhorsten 1850 Bis Mitte des 19.Jh. wurde vorwiegend Holzkohle zum Ausschmelzen der
Erze verwendet, sie war rauch-, ruß- und schwefelärmer als die „Mineralkohle“.
1865 Mit der Angliederung Kurhessens an Preußen ist der Preußische Staat
Rechtsnachfolger für die hessische Anteilshälfte (seit 1831 Staatsbesitz). 1871 Schacht OD 3 als Steinkohlen- und Pumpenschacht mit Malakow- Turm ausgebaut. 1872-1876 Das Schierborner Revier wird aufgefahren, im Bückeberg 1874 Einbau einer Dampf- Wasserhaltungs- Maschine untertägig auf Kunst-
schacht I
1877 Für die Bergverwaltung der Schaumburger Gesamtbergwerke wird in Obernkirchen ein neues Bergamtsgebäude errichtet.
1890 Beginn der Nutzung von Steinkohle zur Stromerzeugung mit Dampf-
kolbenmotoren. Der Wirkungsgrad beträgt 1%. Für 1 kWh benötigt man 13,3 kg Kohlen.
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1899 Ankauf von Grundstücken für die Anlage des Georgschachtes und des Lietstollns.
1899-1902 Auf dem Georgschachtgelände wird der 244 m tiefe Georgschacht 1
abgeteuft.
1899 Beginn mit dem Auffahren des Lietstolln und mit dem Verlegen der Anschlußgleise auf Georgschacht und Lietstolln.
1900 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt. 1902 Am 12. Dezember wird der erste Ofen (System Brunk) der neuen Kokerei
Georgschacht bei Stadthagen gedrückt.
1906 In Obernkirchen wird unterhalb des Lietstolln eine Brikettfabrik gebaut. 1920 Neuaufteilung des Steinkohlenregals (s.Kap. 14.30) 1925-28 Etwa 60 m südlich des Georgschachtes 1 wird ein weiterer Schacht
(Georgschacht 2) mit einer Gesamtteufe von 353 m abgeteuft. 1923 Die „Preußische Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“ wird
gegründet, welche die Verwaltung und Ausbeutung des staatlich preußischen Bergwerksbesitz übernimmt.
1924 Der preußische Anteil der Schaumburger Werke wird gesamt von der
Preußag verwaltet. 1924 Der Fürst von Schaumburg-Lippe verkauft seinen Anteil an Preußen, dass
nun über einen Anteil von 4/6 der Schaumburger Werke bestimmt.
1925-26 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt. Die neue Kokerei wird von der Fa. Koppers am Georgschacht gebaut. 1926 Die „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“ wird gegründet, im
Verwaltungsvertrag übernimmt die „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“, die Verwaltung des bisherigen Gesamtbergamtes Obernkirchen.
1940 Der Freistaat Schaumburg- Lippe tritt seinen Geschäftsanteil an die
Preussag ab, die Schaumburger Steinkohlenwerke sind nun im Gesamtbesitz der Aktiengesellschaft. Die Steinkohlenbergwerke Obern-kirchen und das bereits der Preußag zugehörige ehem. Hannoversche Steinkohlenbergwerk Barsinghausen werden zu einer Verwaltungseinheit zusammengefasst mit Verwaltungssitz in Barsinghausen
„Preußische Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“
„Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen“
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1950 Der Schacht Lüdersfeld wird bis zu seiner Endteufe von 556,17 m abgeteuft und untertage mit der Schachtanlage Beckedorf verbunden.
1953 Schacht Auhagen wird bis zu seiner Endteufe von 318,10 m abgeteuft und
untertage mit dem Bergwerk Düdinghausen verbunden 1960 Am 31.12. wird die Förderung auf allen Werken des Gesamtbergamtes
Obernkirchen- Barsinghausen eingestellt. Nachweisbar sind im Laufe der Jahrhunderte über 300 Schächte und 700 Stollen aufgefahren worden.
Erläuterungen: Die Bezeichnung der Schaumburger Werke mit „sambt“ (gesamt) stammt aus der Zeit nach der Teilung (1647) der Grafschaft und bezeichnete Verwaltung und Huldigung für zwei Herrscherhäuser. Diese Bezeichnung wurde bis zum Schluß mit verwendet, wie es die letzte Firmenbezeichnung, nunmehr als Untertitel für die zusammengelegten Werke Obernkirchen und Barsinghausen, aber in anderem Verständnis, aufzeigt, nämlich der gemeinsamen Verwaltung zweier Werke: „Gesamtbergamt Obernkirchen- Barsinghausen“ Im Jahr 1810 wurden die Werke Obernkirchen und Südhorsten, dsgl. das Stadthäger Werk und Sülbeck vereinigt, 1812 kam noch das Sooldorfer Werk zu Stadthagen, 1841 wurden alle Werke zusammengelegt unter der Bezeichnung „Schaumburger Gesamtsteinkohlenbergwerk“. 15.40 Die Regalherren des Schaumburger Steinkohlenregals. (Krumsiek, R., 1963)
Die Grafen von Holstein- Schaumburg
Ab 1647 Die Herrscherhäuser Kurhessen & Schaumburg- Lippe
Je zur Hälfte
Ab 1831 Staat Kurhessen und Fürstenhaus Schaumburg- Lippe
Je zur Hälfte
Ab 1866 Staat Preußen und Fürstenhaus Schaumburg- Lippe
Je zur Hälfte
Ab1920 Staat Preußen zu ½
Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3 Ehem. Fürstenhaus Schaumburg- Lippe zu 1/6
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Ab 1925
Staat Preußen zu 2/3 Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3
Ab 1928
Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH
Ab 1940 Preußag
Ab 1942
Preußag nur in Schaumburg- Lippe
15.50 Die Verwaltung der Gesamtsteinkohlenwerke
(Schütte, G. & Knickrehm, E., 2000) In der alten Grafschaft Schaumburg war die Gewinnung von Steinkohlen das
alleinige Recht des Landesherren. Nach der Teilung der Grafschaft zwischen Lippe
und Hessen (1647) ging der Bergbau in gemeinsame Verwaltung der beiderseitigen
Landesherrschaften über, vergleichbar mit einer Kommunionsverwaltung, wie wir sie
aus dem Erzbergbau im Harz kennen (1635 – 1763).
Nach dem Kriege von 1866 wurde der hessische Teil vom preußischen Staate
übernommen, die Bergbauberechtigten waren nach dieser Zeit der Preußische Staat
und das Fürstenhaus Schaumburg- Lippe. Dieser Zustand wurde erst nach dem
ersten Weltkrieg (1914/18) geändert. Danach kam der Bergwerksbetrieb zu vier
sechstel in die Hand von Preußen, vertreten durch die Preußische Bergwerks- und
Hütten A.G., Berlin, und zu zwei Sechstel in die Hand des Staates Schaumburg-
Lippe, vertreten durch die Landesregierung in Bückeburg.
Die Verwaltung und Führung der Bergwerke wird zu Beginn der Kohlengewinnung
sehr locker gewesen sein. Anscheinend hat man seitens der gräflichen Rentkammer
die Erlaubnis zur Gewinnung von Kohlen einigen Unternehmern erteilt, die dafür
eine Abgabe (Bergware) je Fuder gewonnener Kohle an die Rentkammer bezahlen
mussten.
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Erst um die Jahre 1520 bis 1522 scheint der Gewinnungsbetrieb unter die
unmittelbare Einwirkung der Rentkammer gekommen zu sein, denn aus dem Jahr
1522 liegt ein Schreiben des Schmiedeamtes Bielefeld vom 15. Dezember vor, in
dem Beschwerde über die Verschlechterung der vom Grafen Johann gelieferten
Kohlen geführt wird. Hiernach zu urteilen, muss also damals schon eine gewisse
Verstaatlichung des Betriebes bestanden haben, der unter Aufsicht der gräflichen
Rentkammer durchgeführt wurde. Als dann, mit dem Anwachsen des Kohlen-
absatzes und der Erweiterung des Bergwerksbetriebes, eine unmittelbare Aufsicht
durch die Rentkammer immer schwieriger wurde, setzte man im Jahre 1552 einen
Kohlenvogt, namens Heinrich Bodenhagen ein, dem außer der unmittelbaren
Aufsicht über den Betrieb auch der Verkauf der gewonnenen Kohlen oblag. Mit der
Stellung eines Kohlenvogtes wurden die ersten Anfänge zu einer einheitlichen
Führung der Bergwerksbetriebe eingeleitet.
An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, daß der Kohlenvogt Hans Ledebur 1534
gemeinsam mit dem Probst Kostken aus Obernkirchen in Gruben- Angelegenheiten
tätig geworden ist. 1550 legte Graf Otto IV. in einer ersten Kohlenbergsordnung
noch persönlich die Preise fest, zu denen der Probst Kostken in Konkurrenz trat, laut
einer Beschwerde des Amtmannes zu Schaumburg, der also für einen Teilbereich
der Kohlenangelegenheiten zuständig gewesen sein muß (Abb. 31).
Aus dem Entwurf einer neuen Kohlenordnung aus dem Jahre 1568, also bereits
zwei Jahre nach der Auflösung des Klosters Obernkirchen, geht hervor, dass das
Stift zuletzt vier Kohlbrecher beschäftigte, sie erhielten freie Kost und wurden mit
Naturallohn von jährlich acht Fuder Kohlen entlohnt.
Neben den Kohlvögten werden vom Jahre 1554 ab auch Bedienstete mit dem Titel
“Amtmann“ genannt, die wohl eine Art Verbindung zwischen der Rentkammer und
den Kohlvögten, bei den Abrechnungen über die Ein- und Ausgaben gebildet haben.
In dieser Eigenschaft wird auch der Kammerrat Deichmann (1622-1681) tätig
gewesen sein (Abb. 32).
Die Bezeichnung Kohlvogt war vom Jahre 1552 -1772, in welchem Zeitabschnitt ca.
28 Kohlvögte im Dienst waren, üblich. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war ein
„Peithmann Kohlvogt (1612 – 1656).
76
Mit dem Wachsen der Bergwerksbetriebe wurde die Stellung des Kohlvogtes durch
die Einstellung von „Bogenschreibern“ und „Registerführern“ entlastet und dadurch
seine Stellung als „Führer“ oder „Aufseher“ mehr herausgehoben. Beim weiteren
Fortschreiten der Bergwerksanlagen wurde die Einstellung von immer mehr
„Bediensteten“, die lesen, schreiben und rechnen konnten notwendig und
zunehmend schwieriger, da erst Fürst Ernst (1601 - 1622) das Schulwesen in
Schaumburg- Lippe etabliert hat. Man war in erster Linie auf Laien-Brüder aus den
Klöstern oder Menschen aus anderen Landesteilen angewiesen. So kam es, dass
erst nach dem 30jährigen Krieg im späten 17.Jh. mehr Amtmänner, Gegenschreiber
und Aufseher eingestellt werden konnten. Dadurch entwickelte die Verwaltung dann
auch eine immer größere Selbstständigkeit. Aus den Kohlvögten gingen zunächst
„Oberkohlvögte“ hervor und aus diesen später die „Berginspektoren, Oberberg-
inspektoren und Bergräte“(Abb. 33).
In den Bergamtsakten haben wir eine Gedingevereinbarung aus dem Jahr 1705
gefunden. Darin heißt es:
Obzwar der Bergknappe seine achtstündige Schicht abwarten muß, so ist er
dennoch niemals in Schichtlohn, sondern stehts im „Gedingelohn“ (Akkord) bezahlt
worden:
Bis Ende des Jahres 1771 wurde den Kohlenhauern nach Verfließung jeden Monats
nach der darin verkauften Anzahl der Fuder Kohlen ausgemessen; und sie bekamen
:
Je Fuder (1 t) a 25 Balgen :
Der Hauer 5 Mariengroschen
Der Füller oder Lehrhauer 1 Mariengroschen
Der Läufer 1 Mariengroschen
Der Haspelknecht oder Winner 1 Mariengroschen
Von Anfang 1772 bis August 1774 empfing der Kohlenhauer und die übrigen Berg-
knappen zwar denselben Lohn, er wurde aber nicht wie vorher, sondern nach der in
jeder Schicht heraus geförderten Fuderzahl bestimmt.
77
Der erste Kohlvogt, welcher als Oberkohlvogt bei den Schaumburger Steinkohlen-
werken auftritt, ist Arnold von Cölln (1747). Dieser trat als Kohlvogt 1719 in die
Dienste der Werke und versah sein Amt bis zum Jahre 1746. Als Oberkohlvogt war
er bis zu seiner Ernennung (1757) zum Oberinspektor tätig; er starb 1759. Unter
seiner Führung bestanden im alten Obernkirchener Revier schon etwa 35 Schächte,
im Sülbecker Werk 5 Schächte und der Sülte- Stolln, und im Stadthagener Werk
etwa 40 Schächte. 1759 betrug die Förderung etwa 3000 Bergfuder = 3130 t.
Sein Amtsnachfolger wurde der von dem hessischen Werke Riechelsdorf im Jahr
1757 nach Obernkirchen versetzte Salzinspektor Fichtner. Dieser wurde zum
Oberinspektor ernannt und leitete bis zu seinem Tode im Jahr 1768 die Werke.
Dessen Nachfolger wurde der Sohn des Oberinspektors von Cölln, Berthold von
Cölln, der schon 1746 als Kohlvogt in die Werksverwaltung eingetreten war. Ihm
wurde 1766 der Titel „Kohlvogt und Amtmann“ verliehen; im Jahre 1783 wurde er
zum Bergrat ernannt. Berthold von Cölln leitete die Geschicke der Schaumburger
Gesamtsteinkohlenwerke bis zu seinem Tode am 28.12.1801. Die Familie von Cölln
wurde in Obernkirchen ansässig, ein Familien Wappen befindet sich noch heute an
dem früheren Wohnhaus der ehemaligen Fremdenpension und dem Gasthaus „Alte
Bückeburg“. Zur Zeit seines Todes gab es auf dem alten Obernkirchener Revier 52
Schächte, auf dem neuen Obernkirchener Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker
Werk 22 Schächte, aus dem Stadthäger Werk 23 Schächte und auf dem Südhorster
Werk 18 Schächte. Die Anzahl der beschäftigten Bergleute betrug etwa 120.
Nachfolger in der Werksführung wurde der Oberberginspektor Wittich, welcher aber
schon nach 2 ¾ jähriger Amtstätigkeit, am 15.10.1804, verstarb. Von diesem ging
die Führung des Werkes auf den damaligen Oberinspektor Karl Andreas Fröhlich
über, der schon seit dem 3. Februar 1794 am Werk als Berginspektor beschäftigt
war. Er wurde 1805 zum Oberberginspektor ernannt.
Fröhlich war während der französischen Besetzungszeit (1807-1813)
Oberbergmeister des Arrondissements Obernkirchen im Königreich Westphalen. Als
solchen unterstand ihm zu der Zeit auch das gesamte Rehburg- Loccumsche
Steinkohlenrevier. Er fordere vom Kloster Loccum für „seinen König“
(Jerome`Napoleon) eine Zehntabgabe.
78
Das Kloster wehrte sich dagegen bei der vorgesetzten Behörde und bekam Recht.
Einschüchtern lassen hatten sich nur die Pächter der Loccumschen Werke und brav
an den Oberbergmeister Fröhlich ihren Berg- Zehnten und auch Beträge zur
gemeinsamen Knappschaftskasse entrichtet. Nach dem Ende der Besatzungszeit
versuchten sie eine Wiedergutmachung für die Einbußen durch die Westfälische
Regierung zu erhalten, aber von Obernkirchen war nichts zu holen.
Dem Oberbergmeister Fröhlich jedoch, der im Rehburger Revier so unliebsam in
Erscheinung getreten war, zollte man im Steinkohlenbezirk Obernkirchen hohe
Anerkennung. Von ihm stammte 1810 die Anregung die schwer absetzbare Kohle in
Obernkirchen zu verkoken (Droste, K., 1987).
Auf den Schaumburger Steinkohlenwerken wurde 1811 der erste Koks in
sogenannten Backkoksöfen auf der Anlage Osterholz bei Nienstädt hergestellt. Herr
Fröhlich wurde 1816 zum Bergrat befördert. Bis zu seinem Tode am 10.April 1828
führte er den Betrieb der Werke. Unter seiner Führertätigkeit steigerte sich die
Kohlenförderung bis auf jährlich 44143 Tonnen, die Koksgewinnung erreichte im
letzten Jahr seiner Amtstätigkeit (1828) die Höhe von 3482,5 Tonnen. Die
Belegschaft betrug damals 289 Bergleute.
Die Nachfolge wurde 1829 den zum Oberinspektor ernannten Berginspektor Ludwig
Heinrich von Colson übertragen, welcher 1846 zum Bergrat ernannt; die Geschicke
des Schaumburger Bergbaues bis zu seinem Tode, am 2.4.1858, leitete.
Von Colson war der Sohn des hessischen Obersten Carl Friedrich von Colson aus
Kassel, der am 17. November 1804 in Obernkirchen gestorben ist. Bergrat von
Colson war verheiratet mit Anna Sophie Spring, der Tochter des Schaumburg-
Lippischen Kammerdirektors Heinrich Christoph Spring.
Unter der Leitung des Bergrates von Colson wurden die ersten Wasserhaltungen
auf Kunstschacht I zu Osterholz (1834) und Kunstschacht II (1847) erbaut, ebenso
wurde zu gleicher Zeit die Wasserhaltung der D – Sohle auf Schacht OD3 in
Südhorsten in Bau genommen. Gegen Ende seiner Amtszeit waren im Ganzen 192
Schächte vorhanden, daneben 4 Stolln.
79
Die Förderung betrug im letzten Amtsjahr 1857 rd. 133058 Tonnen Kohle, die
Kokserzeugung 32 058 Tonnen. Die Belegschaftszahl steht nicht genau fest, dürfte
aber unter Bezugnahme auf die Vor- und Nachjahre etwa 1200 Mann betragen
haben. Im Jahre 1830 schlägt die Bergverwaltung die Errichtung eines eigenen
Verwaltungsgebäudes vor, im seit undenklichen Zeiten als Sitz des Bergamtes
genutzten Probstei- Verwaltungsgebäude des Stiftes Obernkirchen regnete es
überall durch.
Der Nachfolger in der Werksleitung von Bergrat von Colson wurde der bisherige
Berginspektor August Heuser, der bei der Übernahme der Führung zum
Oberberginspektor (1860) ernannt wurde, dann Bergassessor (1822) und Berg-
inspektor (1829). Während seiner Leitung wurde das Bergamtsgebäude 1864/65 in
Obernkirchen errichtet. Er leitete die Geschicke des Werkes in den Kriegsjahren von
1863/66 und nahm teil an den Übergabeverhandlungen des hessischen Werkanteils
an Preußen. Heuser war ein Sohn der Grafschaft, er wurde am 26. Mai 1797 in
Rinteln geboren und starb im Jahre 1874 zu Obernkirchen. Bei der Übernahme des
hessischen Anteils durch Preußen konnte er sich nicht entschließen, in preußische
Dienste überzutreten. Mit ihm gingen auch seine Mitarbeiter, der Obergeschworene
Rösing und der Berginspektor Spring in Pension.
Der Nachfolger des Bergrates Heuser wurde jetzt, der seit 1868 am Werk
beschäftigte Berginspektor, Bergassessor Oswald Degenhard, geb. 1830 in
Scharley (O.-S.). Er wurde 1869 zum Direktor, 1870 zum Bergrat, 1888 zum
Oberbergrat ernannt und leitete den Betrieb der Schaumburger- Gesamtstein-
kohlenwerke bis zu seinem Tode am 13.10.1890. Unter der Führung Degenhardts
nahm der Bergwerksbetrieb, besonders nach den Kriegsjahren 1870/71 einen
ungeahnten Aufstieg. Die Förderung, welche 1870 rund 170 550 t Steinkohle betrug,
stieg schon im Jahre 1873/74 auf rd. 224 700 t Steinkohle an. Die Kokserzeugung
machte diesen Aufstieg jedoch nicht mit, im Gegenteil, dieselbe ging in den Jahren
von 1870 (34 400 t) bis 1880 (31 500 t) sehr zurück. Den tiefsten Stand zeigt das
Jahr 1878, in welchem die Kokserzeugung auf rd. 16 400 t fiel. Dem Rückgang in
der Kokserzeugung folgt in den Jahren nach 1873 auch ein Rückgang der Kohlen-
förderung; sie erreicht den tiefsten Stand im Jahre 1878 mit einer Förderung von nur
163 269 t Steinkohle und stieg im Jahr 1890 wieder auf 254 200 t Steinkohle.
80
Die Belegschaft der Werksbetriebe behauptete sich in den vorgenannten
Vergleichsjahren auf folgender Höhe: 1870 = 1342, 1873/74 = 1550 und 1878 =
1692, 1890 = 1627 Mann.
Unter Bergrat Degenhardts Führung entstanden die ersten maschinellen Tiefbau-
Förderanlagen, Ventilatoren und unterirdische Dampfwasserhaltung. Ferner wurde
für die Kokerei Osterholz eine neue Kohlenwäsche (1876) und für das östliche
Revier auf Kunstschacht I bei Osterholz eine neue, modern ausgerüstete Reparatur-
werkstatt erbaut (1875). Die dritte Tiefbausohle wurde mit dem Niederbringen der
Schächte EO, WE1, FO, OF1 und des Wasserhaltungsschachtes Kunstschacht III
erschlossen. Im Liekweger Stollen- Revier wurden der Unter-, Mittel-, Ober- u.
Liekweger- Stolln aufgefahren, ferner die der Wasserversorgung dienenden Stollen,
wie der Steinbrinkstolln bei Obernkirchen und der Nienstädter Stolln im Dorfe
Nienstädt.
Auf der D- Sohle wurden während der Amtszeit von Oberbergrat Degenhardt die
Schachtanlagen WD1 (Ventilator), WD3 (Förderanlage), OD4 (Förderanlage) und
OD 5 (Ventilator) ausgeführt.
Die engsten Mitarbeiter des Werksdirektors Degenhardt waren der Berginspektor
Franke, die Grubenobersteiger Berlitz, Kastning, Rüger und Täubner, der
Kokereiobersteiger Wappler, die Maschinenwerkmeister Schütte und Rinne sowie
der Bohrsteiger Pörtge.
Nach dem Tode des Oberbergrates Degenhardt wurde seinem langjährigen
Mitarbeiter, Berginspektor Heinrich Franke, die Werksleitung übertragen. Franke
wurde am 15. September 1836 zu Obernkirchen geboren, sein Vater war der am
Werk angestellte Obersteiger Franke (1837 - 1869). Bei der Übertragung der
Werksleitung wurde der bisherige Berginspektor Franke zum Bergwerksdirektor
ernannt; am 1.2.1897 wurde ihm der Charakter als Bergrat verliehen. Als solcher
blieb er bis zu seiner Pensionierung (1.4.1902) im Dienst
81
Während der Amtszeit von Bergrat Franke nahm der begonnene Ausbau der
Werksanlagen seinen Fortgang. Es entstanden der Hühnerbach-, der neue
Sülbecker- und der Hörstolln. Ferner wurde der Lietstolln mit den Bremsschächten I
und II aufgefahren. Unter seiner Führung entstand die erste Koksbrech- Anlage auf
Osterholz. Zur Untersuchung des G-Sohlenfeldes wurde eine einfallende Strecke
von 1100 m Länge von der F- Sohle aus niedergebracht und der Ansatzpunkt des
ehemaligen Georgschachtes I unterfahren. In den letzten Jahren seiner Werks-
leitung entstand der erste Ausbau der Georgschachtanlagen mit Sichtanlage,
Kohlenwäsche, Kokerei, Koksbrechwerk, Nebenprodukten- Anlage und Amoniak-
fabrik, elektrischem Kraftwerk sowie dem Zechenhaus mit Waschkaue
(Kohlenkirche).
Die feierliche Einweihung des Georgschachtes erfolgte am 8.12.1902 in Gegenwart
des damals regierenden Fürsten Georg von Schaumburg- Lippe, nachdem die
Neuanlage seinen Namen hatte.
Die Nachfolge von Bergrat Franke wurde seinem Mitarbeiter, dem damaligen
Berginspektor Bergassessor Karl Schultze, übertragen welcher die Geschicke der
Schaumburger Werke bis zu seinem Ausscheiden am 31.3.1931 leitete. Er wurde
am 18.12.1863 zu Wanzleben geboren und lebte nach seinem Ausscheiden in
Bückeburg. Bei der Übernahme der Werksleitung wurde er am 1.4.1902 zum
Werksdirektor, am 30.6.1904 zum Bergrat und am 3.6.1912 zum Oberbergrat
ernannt. Unter seiner Leitung wurden die Werksanlagen weiter ausgebaut und
verbessert. Es entstanden die jetzige Lietstolln- Anlage mit Lietschacht IV,
Kohlenwäsche und Brikettfabrik (1907-1912), Schachtanlage WF2, WG1 und
Beckedorf I und II (1902 – 1926), eine neue Kokerei auf dem Georgschacht,
Benzolfabrik, Teerdestillation und Georgshacht II, sowie die Gasfernversorgung für
die Stadt Hannover, die Glasfabrik Schauenstein bei Obernkirchen und die Stadt
Stadthagen. In die Amtszeit von Bergrat K. Schultze fällt auch der einzige schwere
Ausstand der Belegschaft im Jahre 1912, seine Ernennung zum Oberbergrat
erfolgte erst nach dem Zusammenbruch des Streiks.
Im Weltkrieg (1914/18) war der Werksdirektor über zwei Jahre eingezogen, während
dieser Zeit war die Führung dem Bergassessor Rosenberg übertragen.
82
Nach dem Ausscheiden des Oberbergrates Schultze wurde die Werksführung
seinem Mitarbeiter Bergassessor Treis übertragen. Unter seiner Leitung wurden die
schon im Bau befindlichen Bauten einer neuen Kokerei auf dem
Georgschachtgelände und die Gasversorgungsanlagen zu Ende geführt. Es
entstanden übertage für den Georgschacht II die elektrische Förderanlage und der
Wagenumlauf, eine neue Wasserhaltung im Georgschacht I und die Anlagen des
Ostschachtes bei Blyinghausen. Im Lietstolln- Revier wurde die Kohlenwäsche und
Brikettfabrik durch einen durchgreifenden Umbau modernisiert und die Anlage
Lietschacht IV ausgeführt.
Als Bergassessor Treis 1935 die Führung der Gruppe Ost der Saargruben bei
Neunkirchen übernahm, wurde Bergassessor a. D. Gustav Knebel zum
Werksdirektor der „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“ berufen. Knebel hatte
während seiner Leitung bereits mit dem Gespenst der Stillegung zu kämpfen.
Bilanzmäßige Verluste in den Jahren 1938 und 1939 in Höhe von 5656218,00 RM
drohten die Stillegung an; sie wurde aber durch den Kriegsausbruch verhindert. Das
Land Schaumburg- Lippe sah sich außerstande, weiteres Kapital zuzuschießen, es
verkaufte seinen Geschäfsanteil 1940 an die Preußag.
Die Gesamtsteinkohlenwerke Obernkirchen alter Namensgebung wurden nun
Konzernteil der „Preußischen Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“, unter der
Leitung eines Bergwerkdirektors für das „Gesamtbergamt Obernkirchen-
Barsinghausen“ mit Sitz in Barsinghausen. Der Teilbereich Steinkohlenbergwerk
Obernkirchen steht nun unter der Leitung eines Betriebsdirektors.
Im Jahr 1941 tritt an die Stelle des letzten Werksdirektors Knebel der
„Gesamtbergamt Obernkirchen Gmbh“ der Werksdirektor der Verwaltung in
Barsinghausen, (Preußag – Steinkohlenbergwerk Barsinghausen) Bergrat a. D.
Albert Dahms, nunmehr Bergwerksdirektor der unter der o. g. Bezeichnung
Preussag – Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen gemeinsam verwalteten
Steinkohlenbergwerke Obernkirchen und Barsinghausen.
83
Die Bergstadt Obernkirchen, seit Beginn des Kohlegrabens der Mittelpunkt der
Führung, Verwaltung und Leitung der Kohlenangelegenheiten, ist nur noch Sitz
eines Betriebsbüros. Am 1.2.1942 wird Bergassessor a. D. Hans Backhaus, der
schon von 1935 bis 1941 als stellv. Geschäftsführer und Betriebsdirektor beim
„Preußag Steinkohlenbergwerk Barsinghausen“ beschäftigt war, mit der Aufgabe
betraut und zum Werksdirektor ernannt. Seine Entlassung erfolgt 1945 durch die
Militärregierung (North German Coal Control). Im Jahre 1946; übernimmt Berg-
assessor a. D: Herbert Fox die Betriebe in Schaumburg als Betriebsdirektor; ein
Mann, der auch heute noch allen Bergleuten in guter Erinnerung ist. Er verlässt
Schaumburg 1952, um Aufgaben im Kali- Bergbau zu übernehmen, sein Nachfolger
wird bis zur Stillegung Dipl.- Ing. des Bergfachs Siegfried Merker in Obernkirchen.
In Barsinghausen ist seit 1947 Bergassessor a. D. Backhaus wieder als Betriebs-
direktor tätig; 1949 wird er wieder zum stellv. Leiter des „Gesamtbergamtes
Obernkirchen- Barsinghausen“ berufen. Die zentrale Werksleitung der Preußag
„Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen“ wird ihm 1950 unter Berufung zum
Werksdirektor wieder übertragen.
Nach der Stillegung aller Betriebspunkte in Obernkirchen, Stadthagen und
Barsinghausen am 31.12.1961, finden wir Herrn Backhaus bereits am 1.1.1961 als
Bergwerksdirektor des Kalisalzbergwerkes Buggingen (südwestl. von Freiburg)
wieder. Die letzten Abwicklungen nach der Stillegung werden vom kaufmännischen
Direktor Remmecke durchgeführt. Im Schaumburger Land hinterließ die Preußag
nicht nur ein Chaos an den Berghängen und in der gesamten Schaumburger Mulde,
ebenso groß ist das Chaos im Verbleib der Unterlagen des gesamten Betriebes und
damit in der gesamten Aufarbeitung der Werksgeschichte.
Die Verwaltung des Gesamtbergamtes Obernkirchen sollte ursprünglich von
Barsinghausen nach Lüdersfeld zurückgeführt werden. Das neue Verwaltungsge-
bäude auf der Anlage Lüdersfeld war kurz vor der Stillegung bezugsfertig und der
Umzug, die Rückführung alter Schaumburger Unterlagen hatte bereits begonnen,
als die Stilllegungsentscheidung verkündet wurde.
84
Anwohner und ehemalige Betriebsangehörige, die heute nicht mehr leben, sollen
erzählt haben, dass unausgepackte Kisten, Sammlungen, Archivalien, Urkunden u.
ä. sich in den noch nicht bezogenen Arbeitsräumen gestapelt hätten und auf-
gebrochen worden wären. Durch zerbrochene Fenster und Türen sollen die
Unterlagen auf die umliegenden Felder geflogen sein. Es fehlen heute, neben viele
Akten, die Büchersammlung und eine Instrumentensammlung der Markscheiderei
(34).
Tabelle 6 Die wichtigsten Sohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers
Sohle Auffahrung ab
Sohlteufe u. Gel. in m
Schachtteufe Schächte
Stollensohle 30 – 60 30 - 60 43 Stollen
A - Sohle 1825 48 40 – 57,6 21
B - Sohle 1821 62 44 – 84,5 33
C - Sohle 1857 61 57 - 65 10
D - Sohle 1847 93 67 - 104 WD 1-3; OD 1-5
E - Sohle 1882/84 127,2 120 – 135 E0
E - Sohle 1890/91 125 119 - 137 WE 1
F - Sohle 1872 175 168 – 184,5 WF 1;WF 2 OF 1
G - Sohle 1899 240 239 -251 WG 1; Georg I + II
H - Sohle 1925 330 kein Schacht Kein Schacht
J - Sohle 1936 420 Kein Schacht Kein Schacht
K - Sohle 1952 540 557 Schacht Lüdersfeld
85
Tabelle 7 Die wichtigsten Kohlenschächte des Schaumburger Reviers
Bezeichnung Name Lage Teufe in m
Baujahr Nutzung
Schaumburg
An d. Halde 3
Kunst-Scht
I
Nienstädt 63 1816/21 Wasserhalt.
Fördersch.
Birkenallee 10 Kunst-Scht II
Südhorster
75 1847 Wasserhalt.
Am Georgscht Kunst-Scht
III
Im Stockfelde
180 1872/76 Wasserhalt.
D - Sohle Schacht WD 1
Str. Gelldorf- Südhorsten
73,6 1861/62 Bergeförder.Wetterscht.
Schacht WD 2
Str. Gelldorf- Südhorsten
78 1865/66 Wetterscht. Keine Halde
Schacht WD 3
Gelldorf, An der B65
84 1870 Wetterscht. Förderscht.
Birkenallee Nr. 2
Schacht DO
Südhorsten
75,1 1856/58 Wasserhalt. Anfahrsch.
Schacht OD 1
Südhorsten An d. Mente
72,9 1861/62 Wetterscht.
Tiefenföhren Schacht OD 2
Östl.Kreisstr. 19
79 1866/67
Wetterscht. Keine Halde
Schacht OD 3
Bahnhof Nienstädt
88 1870 Wetterscht. Förderscht.
Körsestr. Schacht OD 4
Str. Stadthg - Ehlen
104 1877 Förderscht. Fahrschacht
Körsestr. Schacht OD 5
Str. Stadthg - Ehlen
103 1884/85 Wasserhalt. Wetterscht.
Im Stockfelde Am Georgscht
Schacht E0
Am Georgscht
119 1890/91 Förderschacht
E-Sohle Schacht WE 1
Südhorster- Str.
127,2 1882/84 Fahrschacht Wetterschacht
F – Sohle Schacht WF 1
Sw Meinefeld
168,7 1883/85 Wetterschacht Keine Halde
Schacht WF 2
Gelldorf 158,7 1907/08 Fahrschacht Bergeförderg
Im Stockfelde Schacht F0
Am Georgscht
184,5 1873/78 Förderschacht
Schacht OF 1
St. Annen
Schachtstr.
184 1883/85 Wetterschacht
G - Sohle Schacht WG 1
Bergkrug 227,4 1921/22 Fahrschacht
Wetter-,BergeSc Georgscht.
G0 Stadthagen
West 244,55 1899/1902 Förderschacht
Georgscht. II
Stadthagen West
353 1925/28 Förderschacht
86
Bezeichnung Name Lage Teufe in m
Baujahr Nutzung
Sonstige Schacht Lüdersfeld
Lüdersfeld 556,73 1950/52 Förderschacht
Wetterbohrl.
Lüdersfeld
Lüdersfeld 550 1952 „Wetterscht.“
Schacht Beckedorf I
Lindhorst 156,8 1912/20 Wetterschacht Förderschacht
Schacht Beckedorf
II
Lindhorst 240 1924/26 Wetterschacht Förderschacht
Schacht Blyinghsen
Ortschaft Blyinghsen
137 1930 Wetterschacht
Schacht Auhagen
Auhagen 319 1953/58 Förderschacht
15.60 Abbau und Gewinnung (Mende, M., 1987) Mit den beschriebenen Rechts- und Besitzverhältnissen im Schaumburger Bergbau,
zu denen als wichtiges Element auch der Wald mit der Möglichkeit zum Einschlag
von Grubenholz gerechnet werden muß, gingen entsprechende Arbeitsverhältnisse
einher.
Zu Beginn der Abbautätigkeit wurden die „Kohlbrecher“ für die Bergwerke der
adligen Grundherren aus den Reihen der dienstpflichtigen Landarbeiter und der
klösterlichen Deputatarbeiter, der Tagelöhner rekrutiert.
Während die Tagelöhner und landlosen Dorfbewohner hauptsächlich im Bergwerk
als Kohlenbrecher, Schlepper und Haspelknechte arbeiteten, fiel der dienst-
pflichtigen Landbevölkerung vor allem die Aufgabe zu, die geförderten Kohlen vom
Stollen abzufahren und zu den Orten ihrer Verwendung zu schaffen: In die
Brennereien, Brauverein, zu den Schmieden, Kalköfen, Ziegeleien, Glashütten und
Töpfereien.
Bis zum Ende des 17. Jh. war die Bergarbeit zum großen Teil Saisonarbeit und blieb
schon deshalb eine Nebenbeschäftigung zur Landwirtschaft.
87
Die Schreiber und Aufsichtspersonen wurden im Wesentlichen von Adeligen oder
Klosterschülern gestellt, da die einfachen Leute erst seit der Regierung des Fürsten
Ernst zu Holstein-Schaumburg (1601 -1620) Schulen besuchen konnten.
Die Verbindung von Landwirtschaft und Bergbau wurde im Prinzip bis zur Aufgabe
des Bergbaus 1961 beibehalten. Das Verhältnis wurde nur umgekehrt. Nachdem im
Zuge der Agrarreform im Jahr 1830 die Dienstverpflichtungen abgelöst und die
Entlohnung durch Geld an die Stelle von Deputat und der Bergbau immer stärker
ausgeweitet wurde, entwickelte er sich für viele als Haupterwerb. Die Landwirtschaft
wurde auf die Bestellung des Gartens und die Kleintierhaltung reduziert. Es
konzentrierte sich die Tätigkeit der Männer mehr und mehr auf den Bergbau, wo
durch die bessere Bildung auch die Aufstiegschancen verbessert wurden, dadurch
hatten die Frauen und Mädchen entsprechend mehr an landwirtschaftlicher Tätigkeit
zu übernehmen. In diese „Bodenständigkeit“ konnten um die Jahrhundertwende zum
20.Jh. problemlos größere Kontingente von Ruhrbergleuten integriert werden, als
die Zechen in Obernkirchen, Stadthagen und Barsinghausen ausgebaut wurden und
der gestiegene Arbeitskräftebedarf nicht mehr allein aus der einheimischen
Bevölkerung gedeckt werden konnte. Nach den beiden Weltkriegen erlaubte diese
„Bodenständigkeit“ der Bergleute, binnen kürzester Zeit und mit einfachsten
technischen Mitteln den Notbergbau zu organisieren.
Ein Kennzeichen der Bergbautechnik des niedersächsischen Steinkohlenbergbaus
war ihre vergleichsweise Primitivität. Hiervon hoben sich allein die größeren Zechen
ab, wie z.B. der Georgschacht in Stadthagen, der Klosterstollen in Barsinghausen
und die neuen Schachtanlagen von Beckedorf, Lüdersfeld und Barsinghausen
Schacht IV. Diese Sparsamkeit im gesamten niedersächsischen Steinkohlengebiet
war bedingt durch die sehr geringe Mächtigkeit der Steinkohlen-Flöze und die
komplizierte Wasserhaltung sowie den damit verbundenen ständigen Mangel an
Geld für größere Investitionen. Dies alles bedingte sehr harte Arbeitsbedingungen,
die heute nicht mehr vorstellbar sind.
Kennzeichen der frühen Abbautechnologie waren die Keilhaue mit auswechselbarer
Spitze und die kurzstielige Schaufel mit großem Blatt.
88
Die losgebrochene Rohkohle wurde vom Einfüller (Füller) je nach Mächtigkeit des
Flözes und entsprechend des vor Ort vorhandenen Platzes in hölzerne oder
stählerne Schleppkästen gefüllt und von den Schleppern kriechen zum Füllort
gezogen. Die Haspelknechte mussten die Kohlen dann mit Hilfe von Seilwinden per
Hand nach oben ziehen.
Diese Arbeiten wurden später durch den Einsatz von Druckluftgetriebenen Abbau-
hämmern und Haspel wesentlich erleichtert. Die Förderung im Streb erfolgte mit
Kleinstschrappern, sog. Reckemaschinen oder Schüttelrutschen, in erst hölzerne,
später stählerne Hunte. Die Streckenförderung übernahmen in kleinen Stollen
Förderleute, die die Wagen per Hand zutage schoben, bei größeren Entfernungen
und in den Schachtanlagen übernahmen die Streckenförderungen zunächst Pferde,
später dann Benzol- oder Diesellokomotiven. Die Schächte waren mit Förder-
maschinen ausgerüstet. Auf den Bühnen der Förderkörbe konnten die Hunte
(Förderwagen = „Tunnenwaagen“) zutage gehoben werden.
Wegen des gebrächen Gebirges und dem unterschiedlich starken Gebirgsdruck
mussten alle Strebe und Strecken mit Holz (Türstock) ausgebaut werden. In den
niedrigen Streben (0,5 m – max. 1,0 m) konnten die Hauer nur im Ligen arbeiten.
Besonders in den Stollenrevieren waren die Strebe nass und kalt. Bedingt durch die
ständige Feuchtigkeit litten die Bergleute schon früh unter Rheumaerkrankungen.
Da in den Stollen in Oberflächennähe keine schlagenden Wetter zu befürchten
waren, konnte mit offenem Geleucht eingefahren werden. Anders war dies in den
Schächten. Im Tiefbau traten überall Schlagwetter (Sauerstoff + CH4) auf. Später
wurden zum Ableuchten der Arbeitsstellen engl. Sicherheitslampen eingesetzt und
als Geleucht trugen alle Bergleute schlagwettergeschützte E- Lampen, die sehr
schwer waren.
89
15.61 Jahresförderungen an Steinkohlen von 1554 bis 1900 und Koks von 1847 bis 1900
Tab. 8 Jahresförderungen Steinkohlen, Koks und Belegschaftsstärke im Gesamtbergamt
(Amt Stadthagen; Amt Schaumburg und Amt Bückeburg) Umrechnung Bergfuder in t = 1 Bergfuder = 25 Balgen1 Balge = 40 kg; 1 Bergfuder
= 1,00 t (Nach Jahresrechnungen aufgestellt von Grubensteiger Beyer,1936) Alle Angaben in t
Jahr Amt
Stadthagen Amt
SchaumburgAmt
Bückeburg Summe
1554 1749 -- -- 1749 1556 1535 -- -- 1535 1557 809 -- -- 809 1561 2296 -- -- 2296 1562 2305 -- -- 2305 1563 2303 -- -- 2303 1565 2228 -- -- 2228 1566 2538 1267 -- 3805 1567 -- 1297 -- 1297 1568 2330 1026 -- 3356 1569 1984 1071 -- 3055 1570 2340 1050 749 4139 1571 -- 1120 805 1925 1572 2427 1160 730 4317 1573 2371 1118 805 4294 1574 2448 -- -- 2448 1575 2212 1735 -- 3947 1577 2387 -- -- 2387 1578 1320 1230 -- 2550 1579 -- 1343 -- 1343 1580 -- 1224 -- 1224 1581 -- -- -- -- 1582 -- 697 -- 697 1583 -- 771 -- 771 1584 -- 564 -- 564 1585 -- 1072 -- 1072 1586 -- 1161 -- 1161 1587 -- 1251 -- 1251 1591 -- 505 -- 505 1592 -- 1168 -- 1168 1593 -- 1116 -- 1116 1594 -- 674 1321 1995 1595 911 615 -- 1526 1596 460 548 -- 1008 1597 498 642 -- 1140
90
Jahr Amt Stadthagen
Amt Schaumburg
Amt Bückeburg
Summe
1598 1026 -- -- 1026 1599 -- -- 909 909 1601 -- -- 443 443 1615 -- -- 649 649 1616 3650 1617 -- -- -- 4342 1618 -- -- -- 4249 1619 -- 4118 1679 5797 1620 -- 1947 -- 1947 1621 -- 1947 1585 3532 1634 -- -- 441 441 1638 -- -- 173 173 1639 -- -- 298 298 1646 -- 449 -- 449 1647 228 524 -- 752 1655 -- 761 -- 761 1690 -- 733 -- 733 1691 -- 1214 -- 1214 1692 -- 802 -- 802 1693 -- 1145 -- 1145 1694 -- 1359 -- 1359 1695 -- 1700 -- 1700 1696 -- 1495 -- 1495 1697 -- 1338 -- 1338 1698 -- 1489 -- 1489 1699 -- 1847 -- 1847 1700 -- 980 -- 980 1701 -- 1472 -- 1472 1702 -- 1047 -- 1047 1703 -- 1503 -- 1503 1704 -- 1587 -- 1587 1705 -- 1221 -- 1221 1706 -- 1848 -- 1848 1707 -- 1266 -- 1266 1708 -- 1541 -- 1541 1709 -- 846 -- 846 1710 -- 1398 -- 1398 1711 -- 1166 -- 1166 1712 -- 1223 -- 1223 1713 -- 1366 -- 1366 1714 -- 1266 -- 1266 1715 -- 1260 -- 1260 1716 -- 1267 -- 1267 1717 -- 1314 -- 1314
91
Der Verkauf von allen drei Werken betrug in 30 Jahren (1663 bis einschließlich 1693 = 765 Bergfuder ( t ). Demnach ein durchschnittlicher Jahresverkauf von 25,5 Bergfuder ( t ) Jahr Werk
ObernkirchenWerk
SüdhorstenWerk
StadthagenWerk
Sülbeck Summe
1718 -- -- 1592 -- 1592 1719 -- -- 1742 -- 1742 1741 -- -- 1179 1455 2634 1742 -- -- 1571 1190 2760 1743 -- -- 1633 1378 3011 1744 -- -- 1515 1013 2528 1745 -- -- 1073 1348 2421 1746 -- -- 880 1194 2074 1747 1292 -- 1244 1100 3636 1748 -- -- 1928 1532 3460 1749 -- -- 1636 1284 2920 1750 -- -- 1364 985 2728 1751 -- -- 1385 1225 2610 1752 -- -- 783 1343 2126 1753 -- -- 1069 1188 2257 1754 -- -- 1103 964 2067 1755 -- -- 1504 1063 2567 1756 -- -- 996 1081 2077 1757 -- -- 601 830 1431 1758 -- -- 921 1247 2168 1759 -- -- 953 962 1915 1760 -- -- 905 1517 2422 1761 -- -- -- 1756 1756 1762 -- -- -- 2111 2111 1765 -- -- 2357 2581 4938 1767 -- -- -- 1734 1734 1769 -- -- -- 1518 1518 1770 -- 296 1493 -- 1789 1775 -- -- -- 3176 3176 1776 -- -- 1206 1742 2948 1781 -- -- 1587 -- 1587 1782 890 -- 2400 -- 3290 1783 -- 2538 -- -- 2538 1789 -- -- 1784 -- 1784 1792 1693 -- -- -- 1693 1793 2629 -- -- 2629 5258 1797 -- 5495 -- -- 5495 1798 2995 6775 -- -- 9770 1799 3821 -- -- -- 3821 1800 3854 7436 2163 -- 11340 1801 3594 -- -- -- 3594 1802 4301 8386 -- -- 12687 1803 5092 9253 -- -- 14345 1804 5812 -- -- -- 5812
92
Jahr Werk Obernkirchen
Werk Südhorsten
Werk Stadthagen
Werk Sülbeck
Summe
1806 6002 7861 3283 -- 17146 1807 8753 -- 3425 -- 12178 1808 -- 13506 3238 -- 16744 1810 28254 9487 37741 -- -- 1811 21432 6001 27434 31,3 -- 1812 16560 5526 22087 21,6 -- 1813 15380 6074 21454 137,5 -- 1814 24609 8596 33205 -- -- 1815 20717 6657 27374 -- -- 1816 23157 7604 30761 248 -- 1817 24699 12329 37028 465 -- 1818 29215 11948 41163 2476 -- 1819 26398 11610 11601 3116 216 1820 31342 9323 40664 2805 242 1821 30503 10763 41265 2347 252 1822 30640 10268 40908 2684 234 1823 32659 8337 40996 3681 263 1824 31370 8622 39991 3244 287 1825 30985 8366 39353 2725 257 1826 34420 9398 43818 3360 257 1827 35303 7810 43113 3052 250 1828 38573 6169 44742 3482 289 1829 41719 6719 48438 3497 -- 1830 46287 8348 54635 4789 -- 1831 35981 6426 42407 3608 -- 1832 38980 7776 46756 4226 -- 1833 41844 9019 50863 3841 -- 1834 37527 10488 48015 4139 -- 1835 39166 5359 44525 1769 -- 1836 38865 4018 42883 2844 -- 1837 47132 534 47666 2736 -- 1838 49733 3181 52914 3511 -- 1839 53168 5201 58364 2648 1840 47130 8731 55861 2428 --
Ab 1841 treten sämtliche Werke in einer Abrechnung auf Jahr Steinkohlenförderung
in t Koksproduktion
in t Belegschaft
1841 61 783 2 795 -- 1842 66 380 4 237 -- 1843 65 191 4 778 -- 1844 79 282 8 145 -- 1845 81 482 7 652 -- 1846 82 99 12 450 815 1847 86 431 12 062 783 1848 89 210 19 508 822 1849 88 953 20 725 861
93
Jahr Steinkohlenförderung in t
Koksproduktion in t
Belegschaft
1850 82 934 22 493 851 1851 74 778 11 397 816 1852 84 522 14 418 805 1853 105 525 26 873 895 1854 14 310 48 770 1150 1855 149 407 54 095 -- 1856 153 405 42 014 1300 1857 133 252 32 058 -- 1858 118 272 19 525 -- 1859 107 966 14 116 982 1860 96 430 5 863 1042 1861 96 569 6 364 1095 1862 141 662 24 968 1225 1863 128 807 24 108 1204 1864 149 688 31 626 1193 1865 151 158 31 631 1278 1866 140 611 31 593 1247 1867 139 488 30 204 1270 1868 141 951 30 820 1275
Die Förderzahlen ab 1869 sind statistischen Nachweisen entnommen, um das Übermaß höher, als die Zahlen aus den Jahresrechnungen
Jahr Steinkohlenförderung in t
Koksproduktion in t
Belegschaft
1869 142 956 32 041 1208 1870 170 553 34 409 1342 1871 197 843 27 728 1340 1872 213 540 28 482 1350 1873 224 698 28 322 1380 1874 215 004 20 874 1550 1875 201 559 28 684 1600 1876 170 000 24 490 1740 1877 173 500 20 400 1740 1878 167 027 16 427 1692 1879 179 489 20 861 1590 1880 207 402 31 528 1586 1881 219 564 33 574 1630 1882 210 316 34 266 1640 1883 220 706 35 309 1640 1884 192 745 26 321 1894 1885 192 850 22 911 1818 1886 193 775 20 519 1662 1887 204 024 20 760 1594 1888 221 200 22 300 1548
94
Jahr Steinkohlenproduktion in t
Koksproduktion in t
Belegschaft
1889 245 000 23 900 1520 1890 254 200 24 600 1627 1891 262 806 25 750 1703 1892 250 200 25 500 1794 1893 236 800 26 600 1700 1895 260 000 27 100 1750 1896 272 400 27 450 1760 1897 281 200 30 750 1802 1898 282 550 29 850 1680 1899 315 800 31 400 1932 1900 335 000 34 300 2008
15.70 Beschreibung der einzelnen Werke bzw. Betriebe Bei dem Abbaugebiet in der alten Grafschaft Schaumburg handelt es sich wohl um
das größte zusammenhängende Abbaugebiet von Wealden- Steinkohlen in
Niedersachsen, das unter der Herrschaft eines Herrscherhauses, bzw. nach der
Teilung der Grafschaft unter einer Kommunionsverwaltung Abbau betrieben hat, wie
man sie schon aus dem Metallerzbergbau aus dem Harz kannte.
Der Beginn des Abbaus liegt nicht genau fest, die älteste erhaltene Urkunde stammt
aus dem Jahr 1498 (Abb. 5).
Begrenzt wird das Hauptabbaugebiet, die Schaumburger Mulde, im Süden durch
den Bückeberg und im Norden durch die Rehburger Berge (Abb. 22). Nachdem sich
nämlich der Abbau zunächst auf die Kohlen im Ausgehenden auf dem Bückeberg
beschränkte, verlagerte sich der Abbau danach auf die Mulde und den Abbau im
Tiefbau (Abb. 15).
15.71 Das Sülbecker Werk (Schunke & Breyer,1936; Schöttelndreier, 2008)
Über den Ursprung des Sülbecker Werkes geben die ältesten Akten keinen
Aufschluss. Die ersten Betriebspunkte des Werkes haben wahrscheinlich westlich
von Sülbeck nach Obernkirchen zu gelegen. Der erste noch vorhandene
Förderungsnachweis ist aus dem Jahre 1560. „Es wurden 1560 aus den Kuhlen am
Rösehof 80 Bergfuder Kohlen gebrochen.“
95
Von 1570 an werden auch „Kuhlen an Köppersbrinke“ genannt.
Es gibt Beschwerden, dass einigen Mühlen das Wasser abgegraben war. Demnach
ist durch Baue am Rösehof das Wasser abgezapft und vielleicht durch Stollen mehr
nach Sülbeck geleitet. Die Entwässerung wird damals durch heute nicht mehr
bekannte Stollen erfolgt sein.
Im 16. Jh. und 17. Jh. bezeichnete man das Werk auch als „Bückeburger Werk bzw.
Teil“. Über die Lage des Werkes heißt es in einem Bericht von 1657:
„Zwischen beiden Wegen so von Bückeburg nach Stadthagen und von
Obernkirchen nach Stadthagen laufen im Felde ist eine Kuhle geschlagen.“
Aus einem Schreiben vom 6. Oktober 1664 geht hervor, dass der Berggeschworene
Dionysius Kröger die Arbeiten bei dem neu angelegten Fluthwerk in Augenschein
genommem hat. Die Bergleute, welche den Flutgang aufgefahren haben, sollen
wegen des harten Gesteins jetzt 7 Thaler pro Grubenlachter erhalten, außerdem pro
Woche 1 ½ Pfund Talg für Geleucht. Sobald das Gebirge wieder schneidiger wird,
soll ihnen dies wieder abgezogen werden. Unter dem Schriftstück befindet sich ein
Siegel mit „Schlägel und Eisen“ und den Buchstaben D. K. (Dionysos Kröger). Dies
ist der älteste gefundene Abdruck eines „Schlägel und Eisens“ im Schaumburger
Revier.
Im Jahre 1694 wird berichtet, dass das Sülbecker Werk stark in Abgang geraten sei
und „dass die Kohlbrecher endlich noch im Blumenbroak ein Ort angetroffen hätten,
dessen Kohlen aber nichts taugten, da mitten im genannten Blumenbroak ein Stich
von Steinen sich hervorgetan, wodurch ohne Kosten nicht zu kommen gewesen ist.“
Hierauf wurde nun befohlen, den verstopften Abfluß in der Sülte wieder
aufzuarbeiten und wenn dieses gelänge, einen neuen Flutgang nach Nordosten
durch die Sülte anzulegen. Man hoffte hier noch Kohlen zu erreichen. Diese Arbeit
wurde von dem hessischen Kammerrat Hilmers in Augenschein genommen. Die
Kosten für diesen Flutgang, dessen Länge man mit 96 Lachter (=195 m) errechnet
hatte, schätzte man auf 500 Thaler. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass man
zur Auffahrung der Flutgänge Bergleute aus dem Harz hat kommen lassen.
96
Der Sülte- Stollen, welcher im 18. Jh. zur Entwässerung der Grubenbaue des
Sülbecker Werkes diente, ist nach der Werksbeschreibung, die erstmalig in der
Jahresrechnung vom Jahre 1775 auftritt, im Jahre 1714 aufgefahren.
In den Jahren 1741 bis 1759 sind auf dem Sülbecker Werk insgesamt 47 Gruben
(Schächte) geteuft worden. Eine Bezeichnung dieser Gruben durch Nummern hat
anfänglich nicht stattgefunden. Die Bezeichnung der Schächte mit Nummern ist erst
nach 1762 eingeführt.
Im Jahre 1741 hat ein Bergfuder Kohlen 2 Thaler gekostet, eine Balge 3
Mariengroschen. Es sind demnach auf ein Bergfuder 24 Balgen gerechnet. Die
Bergleute wurden im Gedinge entlohnt, bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden/Tag. Der
Häuer erhielt für das Bergfuder 6 Mariengroschen, die Füller, Läufer und
Haspelknechte je 1 Mariengroschen, außerdem wurde für jedes Bergfuder 1
Groschen für Licht gegeben.
Das Fördern der Kohlen geschah in Körben. Das Notieren der Kohlen beim Fördern
und Vermessen geschah auf Kerbhölzern. Die Rechnungen wurden geführt von
Kohlenvogt Peter Scheffer (später Berginspektor). Derselbe erhielt aus der
Sülbecker Rechnung jährlich 44 Thaler. Der Kontrolleur erhielt 12 Thaler und der
Bergschmied 18 Thaler jährlich. 1742 sind für 8 neue „Linnenbergkleider“ für die
Häuer 8 Thaler verausgabt.
Tab. 9 1743 erhielten an Fastnachtskohlen (Deputat): Hessische Kommissare 5 Fuder
Bückeburgische Kommissare 5 Fuder
Oberforstmeister v. Wartensleben 2 Fuder
Oberforstmeister v. Oheimb 2 Fuder
Kohlenvogt 12 Fuder
Berginspektor 6 Fuder
Pastor Biber in Obernkirchen 1 Fuder
Pastor Hansing in Sülbeck 2 Fuder
Kohlenhäuer 1 Fuder
Grubensenker für jede neue Grube 2 Fuder
97
1745 wird erwähnt, dass die Wasserstrecke des Sültestollns unter der Landstrasse
durchgetrieben ist. Wahrscheinlich ist die Strasse Bückeburg – Stadthagen im Dorfe
Nienstädt gemeint, da später einige Gruben des Sülbecker Werkes als „am Stadthä-
ger Wege“ liegend genannt wird.
1746 wurde eine Grube beim „Sülbecker Zechenhaus“ geteuft. Das Zechenhaus
stand auf einem Grundstück, als dessen Besitzer Schöttelndreier Nienstädt genannt
wird.
1754 sind auf höheren Befehl „Versuchs- und Probeschächte zur Feststellung der
Kohlenteufe in der Sülte“ gemacht worden.
Im Januar 1755 teilte der Kohlvogt Scheffer mit, dass auf dem Lande des Krögers
Rehling zu Nienstädt zwei Gruben ständen, von denen die erste vollständig
ausgekohlt sei, während die andere, welche erst im November gemacht sei, ganz im
Wüsten stände. Demnach war hier schon „uralter Mann“, der wahrscheinlich von
den ersten Bauen des Stadthäger Werkes herstammte.
1756 wird das „Karrenschieben“ in der Grube erwähnt.
1759 Der alte Wasserstolln in der Sülte ist vollständig verschlämmt und soll
gesäubert werden. Besichtigung durch Se. Exzellenz Geheimer Rat Weitz. 1759 und
1760 wurde diese Säuberung ausgeführt.
Da die Baue des Sülbecker und Stadthäger Werkes sich dicht bei einander
befanden, wird zu dieser Zeit die Entwässerung des Sülbecker Werkes schon
teilweise durch den Stadthäger Stolln erfolgt sein.
1761 wurde vom alten Sültestollen ein Flügelort nach Obernkirchen zu angesetzt,
um die von den „Alten“ stehengelassenen Kohlen nachzusuchen. Die Kosten sind
durch die gewonnenen Kohlen gedeckt.
1793 waren die Schächte Nr. 20 und 21 in Betrieb.
98
Von 1810 ab wurde das Sülbecker Werk mit dem Stadthäger Werk vereinigt und es
wurden von dieser Zeit nur noch die Schachtbezeichnungen bis Nr. 28 fortgeführt,
von da ab erfolgt die Bezeichnung innerhalb des gemeinschaftlichen Stadthäger und
Sülbecker Werkes oder des späteren Stadthäger oder östlichen Reviers (Schunke &
Breyer, 1936).
An der Strasse von Südhorsten nach Sülbeck können an der Reihenfolge der
Bergehalden die einzelnen Sohlen untertage verfolgt werden. Von der E- Sohle bis
zur A- Sohle und dem sich anschließenden Stollenbau des Südhorster- und
Sülbecker Stolln.
Aus einem imposanten Natursteinmauerwerk als Stollenportal tritt das
Grubenwasser des Sülbecker Stolln zutage aus. Dieser war bei der Auffahrung 1714
zunächst als Wasserlösungsstolln für die Gruben die nach 1560 am Köppersbrink
gebaut waren, gedacht. Es war wohl der erste bergmännisch geregelt aufgefahrene
Stollen. Sein Mundloch liegt in der Flur mit der Flurbezeichnung „In der Sülte“ daher
auch „Sülte Stolln“. Der Stollen ist etwa 250 m lang und wurde 1714 aufgefahren.
Das Flöz 3 hat eine Mächtigkeit bis zu 0,60 m. Abbauhöhe 200 m, Flügelort nach
Osten bis Wendthagen 4,5 km. Letzter Schacht (Luftschacht) am Schaumburger
Weg 1882 auf 25 m geteuft.
Das Abbaugebiet erstreckt sich übertage im Bereich der Bundesstrasse 65 vom
Bahnübergang in Sülbeck in Richtung Nienstädt bis zur Wendthäger Strasse. Hier
stoßen sie auf den Stadthäger Stolln und mußten daher ihren Abbau südlich
oberhalb der Stadthäger Abbauhöhe weiterführen unter den Bereich der
Wendthäger Strasse bis zum westlichen Dorfrand von Wendthagen.
Der Sülbecker Stolln ist der Ursprung des Bachlaufs Gehle. Zu dieser Zeit entstand
auch die „Sülteknappschaft“. Eine Krankenkasse zur Unterstützung Kranker und der
Hinterbliebenen verunglückter Bergleute. In Sülbeck liegt noch ein zweites
Abbaufeld „Der Alte und Neue Sülbecker Stolln“, aufgefahren 1875 bis 1900 mit
Unterbrechung. Er liegt oberhalb der B 65, östlich der Kirche und grenzt im Osten an
die Hüttenstrasse in Nienstädt und im Süden an die Liekweger Strasse.
99
Durch einen Flautstolln wird das wasserreiche Gebiet entwässert, das noch heute in
einem offenen Bach abfließt. Die Steinbreite ist ein Wassergewinnungsgebiet. In
den ersten Nachkriegsjahren wurden hier im Notbergbau Reste von Steinkohlen
gewonnen.
Als letzte Bergwerksanlagen gehören auch noch die Sülbeckerbrand- Stolln zum
Sülbecker Revier. Der Sülbeckerbrand- Stolln I wurde 1920 unter dem Erlenweg in
Liekwegen aufgefahren. Erst 1951–1958 ist der Sülbeckerbrand- Stolln II zwischen
Liekweger – und Poststrasse aufgefahren. Begrenzt durch das Abbaufeld des
Sülbecker Stolln von 1887 im Norden und dem Liekweger Stolln von 1876 im Süden.
Das Flöz 3 hatte hier eine Mächtigkeit von 0,56 m. Das ehemalige Betriebsgebäude
von 1951 ist heute das Wohnhaus „Sülbeckerbrand Nr. 1“ (Schöttelndreier).
Tab. 10 Schächte und Stollen des „Sülbecker Werkes“, nach Unterlagen von Schunke & Breyer und Schöttelndreier, W.
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Sülte-Stolln 250 m 1714 0,60 --
Südhorster Stolln
1114,90 1757-1769 0,50 -
Wetterschacht WF 1
168,70 1883-1885 0,60 -
Alter u. Neuer Sülbecker-Stolln
-- 1875 – 1900
-- --
Sülbeckerbrand-stolln I
-- 1920 0,56 --
Sülbeckerbrand stolln II
-- 1951 -1958 0,56 --
1 -- -- -- --
2 -- -- -- --
3 -- -- -- --
4 -- -- -- --
5 -- -- --
6 16,83 1765 0,37 --
7 16,25 1765 0,27 --
8 17,63 1785 0,27 --
9 -- -- -- --
100
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw. Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
10 -- -- -- --
11 -- -- -- --
12 -- -- -- --
13 23,53 1769 -- --
14 -- -- -- --
15 -- -- -- --
16 -- -- -- --
17 -- -- -- --
18 -- 1775 -- --
19 -- -- -- --
20 -- 1793 -- In Förderung
21 -- 1793 -- In Förderung
22 -- 1801 -- --
23 -- 1802 -- --
24 -- 1806 -- --
25 28,80 1811 -- --
26 27,40 1818 -- --
27 23,10 1819 -- --
28 25,38 1822 -- --
15.72 Das Stadthäger Werk ( Schunke & Breyer, 1936)
Der Ursprung dieses Werkes wird wahrscheinlich in der Gegend von Nienstädt zu
suchen sein. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre
1554. In diesem Jahre wurden aus den „Gruben tho Ninstede und Wenthagen“ 1682
Bergfuder Kohlen gefördert, In Ober- und Niederwulfhagen standen verschiedene
Gruben. Wulfhagen ist eine Wald- und Feldmarkbezeichnung bei den ehemaligen
Steinbrüchen, heute Mülldeponie, an der Strasse von Nienstädt nach Wendthagen.
101
In der ältesten vorhandenen Jahresrechnung von 1563 heißt es:
„Den Kohlbrechern zum Lohne 32 Thaler und 7 Mariengroschen dafür sie dies Jahr
über auf dem Kohlberge zu Nienstädt auf zwei Kuhlen gebrochen und geliefert
haben 37 Meßelf“ (ca. 666 Fuder).
Eine Mesself bestand aus 18 Bergfudern, zeitweilig wird sie aber nur mit 12 Fudern
angegeben. Wie groß sie im Jahre 1563 war, lässt sich nicht ermitteln.
Die Einnahme betrug in diesem Jahre (1563) 258 Thaler. Die Ausgabe 73 Thaler.
Der wirkliche Überschuß lässt sich hieraus aber nicht errechnen, da die Kohlen für
die Hofhaltung und sonstige herrschaftliche Betriebe unentgeltlich abgeholt wurden,
außerdem mußte der Kohlvogt auf Anforderung Geld herausgeben für die in seinem
Bereich (AMT) gekaufte Sachen der Hofküche (Eier, Hühner, Salz usw.)
In einem vom Grafen Otto IV. aufgeführten Verzeichnis über die seiner Gemahlin
verschriebenen Einkünfte des Amte Stadthagen aus dem Jahre 1559 heißt es an
einer Stelle „Der Kohlberg tut jährlich wohl acht Hundert Dualer“. Weiter heißt es:
„Beschreibung des Amtes Stadthagen in Ansehung der Landesgrenze, Dörfer,
Vorwerke, Bergwerke usw.“ u. a. Fließendes Wasser: 2. “Die Entser Bache hat ihren
Anfangk zu Niensteden aus den Kohlbergen.“
Bergwerke: Kohlbergk: „Derselbe ist vor undenklichen Jahren alhir im Ambt in
Nießbarlichen Gebrauch gewesen, und werden jährlich für etzliche tausend Thaler
Steinkohlen gebrochen und in weit und Nachparten Fürstenthumbe, Herschaften
und Stätten abgeführt und hat das Bergwergk umb Nienstede seinen Anfangk, durch
Nienstede hindurch um Berge entlangk nach Ellen und Wendthagen bis ins Ambt
Schaumburg. Unter dem Berge stehen die Kohlen so tief, als man die Abfluß haben
kann, und vermeint man, die Steinkohlen stehen des orts nach so häufig, dass man
sich nicht vermuthet, deren Ende zu erreichen, wozu dann Gott seine gnade und
reichen seegen geben wolle. Inbetracht dies Bergwerk eine so hohe und teure Gabe
Gottes, desgleichen in Teutschland nicht besser sein magk, auch soll dieses Ambts
Bergwerk vor Schaumburg und Bückeburg den Vorzugk haben, und wird
vermuthlich der Oberkohlvogt des ganzen Kohlbergwerks anfang, mittel und
Endschaft alwohr gekohlet, itzo gekohlet wird, mit allerhandt notturft, abflüssen,
stellen usw.
102
wie die abgemachet oder in künftig in Vorrath können auffen nothfall allgemach
gemachet werden, denn es der hohen Wirde: /Ihnen auch alles am besten bewusst/
zu beschreiben anbefohlen sein.“ Verfaßt ist diese Beschreibung 1615 – 1616.
Der Stollen des Stadthäger Werkes wurde im Jahr 1728 begonnen. Die Aufsicht
führte ein Fluthmeister Möller. Beschäftigt waren 8 Leute, diese lösten sich
gegenseitig ab und waren vor Ort nur 4 Stunden. Im Sandstein bekamen sie pro
Klafter 10 Thaler, konnten aber trotz Schießarbeit nichts verdienen, weshalb es
sogar zur Arbeitseinstellung kam. Die Leute wollten lieber im Schichtlohn arbeiten
und pro Woche einen Thaler verdienen. Im Gedinge waren sie zeitweilig nur auf 16
– 18 Groschen pro Woche gekommen. Im Sommer 1734 war die Auffahrung des
Stollns beendet. Schon vorher reichten die im Stolln beschäftigten Leute ein Gesuch
ein, dass man sie nach Vollendung des Stollns auch bei der Kohlengewinnung
weiter beschäftigen möchte. Es ist demnach anzunehmen, dass die Leute nur zur
Auffahrung des Stollns nach hier geholt worden sind. Nach einer bei den Akten
gefundenen Zeichnung, stehen auf dem Fluthgang zehn Lichtschächte, dieselben
haben folgende, auf Meter umgerechnete Teufen: Lichtloch 1 = 9,58 m; 2 = 11,05 m;
3 = 16,48 m; 4 = 13,35 m; 5 = 14,65 m; 6 = 15,38 m; 7 = 17,70 m; 8 = 20,89 m; 9 =
21,7 m;10 = 23,79m.
In den Jahren 1786 – 1787 wurde der Stollen in Gewölbe gesetzt, vorher war er mit
Platten abgedeckt. Der Stollen wurde mittels Schießarbeit aufgefahren. Wann beim
hiesigen Werk die Sprengarbeit eingeführt wurde, geht aus keiner Akte hervor. Der
erste Pulverschuppen wurde 1826 auf dem Osterholz / Nienstädt errichtet.
Es sei hier erwähnt, dass im Jahre 1846 die Stadthäger Gendarmerie die
Aufbewahrung des Pulvers in den Häusern der Bergleute verbieten wollte. Das
Bergamt teilte hierzu mit, dass die Leute das Pulver nirgends anders aufbewahren
könnten, da Pulver nur einmal wöchentlich ausgegeben würde. Diese Aufbewahrung
des Pulvers sei schon SEIT JAHRHUNDERTEN so gewesen und es sei kein
einziger Unglücksfall bekannt geworden. Vom Bergamt wurde aber die Anfertigung
von Blechbüchsen zur Pulveraufbewahrung der Behörde vorgeschlagen, da die
Hauer vorher ihren Bedarf gemeinschaftlich in einem Sacke holten.
103
Von beiden Behörden wurde daraufhin die Herstellung von 200 Blechbüchsen aus
Kupfer- oder Messingblech genehmigt.
Im Jahre 1764 teilt der Kohlvogt Scheffer mit, dass sich auf dem Stadthäger Stolln
habe „Feuer sehen lassen“, dieses aber durch das Öffnen eines alten Schachtes
wieder gedämpft sei. In dem Schreiben ist noch erwähnt, dass vor 27 Jahren (1737)
auf dem Werk der letzte Brand gewesen sei und hierbei 3 Menschen zu Tode
gekommen sind.
1770 wurde verfügt, dass wegen vorgefallener Differenzen künftig gespaltene Kerb-
hölzer zum Notieren der Kohlen verwendet werden sollten. Die Kohlen sollen in Ge-
genwart des Kohlvogts Sellmann gewissenhaft aufgeschrieben werden. Ein
Kerbholz erhalten die Leute, das andere wird abgegeben. Jede Woche sollen dann
die Kerbhölzer an den Amtmann Scheffer abgesandt werden.
Im gleichen Jahre beschwerten sich die Stadthäger Winner (Haspelknechte), dass
sie pro Bergfuder hochzuwinden nur 4 Pfg., die Obernkichener aber 6 Pfg. erhielten.
Da die Stadthäger Gruben fast ebenso tief waren, wurde ihnen auch 6 Pfg.
zuerkannt.
Kohlenvogt Sellmann gibt an, dass die Stadthäger Kohlen nicht so gut sind und
daher den Käufern etwas mehr Übermaß geben muß.
Resolution: Es sollen zu Stadthagen wie auch zu Obernkirchen statt der bisherigen
18 Körbe jetzt 19 Körbe für ein Bergfuder ausgebracht werden.
Von 1741 bis 1760 wurden 44 neue Gruben (Schächte) geteuft, welche nach Lage
des betreffenden Grundstückes, auf dem sie niedergebracht waren, bezeichnet
wurden. 1765 wurden die beiden geteuften Gruben mit Nr. 3 und 4 bezeichnet. Es
geht hieraus, wie beim Sülbecker Werk hervor, dass die Nummernbezeichnung
nach 1762 eingeführt ist.
Das alte Stadthäger Zechenhaus, wurde an der Grenze zwischen Schaumburg und
Schaumburg- Lippe, an der Strasse von Wendthagen nach Nienstädt gebaut.
104
Es wurde1813 an den Bergmann Michael Kluge für 713 Thaler, 21 Gute Groschen
und 3 Pfennig verkauft. Sein Schwiegersohn Schütte errichtete 1829 ein neues
Haus an gleicher Stelle, das 2009 restauriert wurde.
Das neue Stadthäger Zechenhaus ist im Jahr 1813 an der Strasse von Wendthagen
nach St. Annen erbaut, heute Schaumburger Weg.
Der Stadthäger Stollen wurde 1728 – 1734 aufgefahren, er hatte eine Länge von
480 m und traf das Flöz 3 bei 24 m Teufe an. Das Flöz fiel mit 6° nach Norden ein
und war 0,50 m mächtig, Abbauhöhe 260 m. Stadthäger Flügelort von Nienstädt bis
Hörkamp- Langenbruch etwa 4 km, Kohlenabbau bis 1864.
Stadthäger Werk 1822 – 1864 Im Abbaugebiet Hörkamp- Langenbruch sind die
geteuften Schächte Schachbrettförmig angeordnet.
Nach Einführung der Bezeichnung der Schächte mit Buchstaben auf dem
Stadthäger Werk 1822 fällt die getrennte Nummernbezeichnung der Schächte auf
dem Sülbecker- und Sooldorfer Werk fort
Tab. 11 Schächte und Stollen des „Stadthäger Werkes“, nach Unterlagen von
Schunke & Breyer, Schöttelndreier In den Jahren 1741 bis1760 sind auf dem Stadthäger Werk 44 Gruben (Schächte)
geteuft. Eine Nummerbezeichnung hat in dieser Zeit noch nicht stattgefunden.
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Stadthäger Stolln
480 m lang 1728 0,50 m
1 -- -- -- --
2 -- -- -- --
3 26,40 1765 0,43 --
4 27,00 1765 0,43 --
5 – 14 -- -- -- --
105
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
15 -- 1770 -- --
16 -- -- -- --
17 -- -- -- --
18 -- -- -- --
20 26,40 1781 -- --
21 -- 1782 -- --
22 -- 1786 -- --
23 -- -- -- --
24 -- -- -- --
25 -- 1805/06 -- --
26 38,95 1810/11 -- --
27 37,57 1815/16 -- --
28 36,10 1819/20 -- --
Schächte und Stollen gemeinschaftliches Stadthäger oder östliches Revier,
1822– 1900 Alphabetische Bezeichnung der Schächte nach Schunke und Breyer.
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
A 38,60 1822/23 -- --
B 25,64 1823 -- --
C 23,86 1824 -- --
D 39,30 1824 -- --
E 19,92 1825 -- --
F 9,90 1826 -- --
G 29,93 1827 -- --
H 17,52 1828 -- --
I 37,80 1828/2 -- --
K 24,74 1832 - --
L -- 1833 -- --
M 37,40 1832 -- --
106
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
N -- 1837 0,44 --
O 40,15 1839 -- --
P 25,40 1840 -- --
Q 38,40 1840 0,29 --
R 29,70 1840 -- --
S 37,70 1842 -- --
T 27,94 1842/43 0,36 --
U 29,88 1844 -- --
V 17,79 1844 -- --
W 19,65 1844 0,29 --
X 19,36 1845 -- --
Y 40,35 1846 -- --
Z 15,62 1848 -- --
A I 45,40 1850 0,34
A II 47,00 1854 -- --
A III 44,81 1857 0,29 Kohle
schlecht
A IV 44,00 1860 0,29 Flöz
verschiefert
B I 33,50 1849 -- --
B II 38,36 1851 -- --
B III 36,23 1855 0,36 Zeitweilig
B IV 36,20 1859 0,27 --
C I 23,95 1851 -- --
C II 25,22 1834 -- --
C III 25,53 1857 0,30 --
D I 19,11 1856 -- --
D II 21,05 1857 -- --
E I 15,10 1857 -- --
E II 18,11 1858 -- --
107
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
E III -- 1890 -- In Förderung
E a 15,80 1865 0,44 --
F0 10,70 -- -- --
F I 13,73 1859 -- --
F II 14,00 1865 -- --
G0 7,80 -- -- --
G I 8,10 1867 -- --
G II 8,10 1867 -- --
H 0 14,55 1863 -- --
H I 14,84 1864 -- --
H II 16,00 1864 -- --
H III 3,06 1864 -- --
Hörstolln -- 1873 0,37 1. Förderung
Helsengrund
Stolln
300 m lang 1900 -- 1. Förderung
15.73 Das Obernkirchener Werk (Schunke & Breyer, 1936)
Auch über den Ursprung des Obernkirchener Werkes geben die ältesten Akten
keinen Aufschluss. Die erste Verwaltung geschah vom Amte Schaumburg aus. Die
Grenze des Amtes lief etwa mit der heutigen Grenze zwischen dem Kreis Grafschaft
Schaumburg und dem Freistaat Schaumburg- Lippe überein, so dass die ersten
Gruben wahrscheinlich hat an der Amtsgrenze bei Obernkirchen bzw. oberhalb des
Rösehofes gelegen haben. Die erste schriftliche Aufzeichnung stammt aus dem
Jahre 1563. Es ist eine Betriebsrechnung der Werke „Unter der Schierenbuche“ und
vom „Obernhofe“. Die Lage dieser beiden Orte ist nicht genau ermittelt werden. Bei
dem „Oberen Hofe“ könnte ja angenommen werden, dass es sich um den Rösehof
handelt, da die Flurbezeichnis neben der Brikettfabrik „Oberen Hofe“ heißt. Wegen
der Schiernbuche ist schwerlich zu sagen, wo dieselbe gestanden hat.
108
Sie muss aber auch auf einer Amtsgrenze gestanden haben, da „Schirn“ Scheide
oder „Grenze“ bedeutet, genau wie der „Schierbach“ früher stellenweise die Grenze
zwischen den Ämtern Stadthagen und Schaumburg darstellte.
Im Jahre 1569 wird schon eine genauere Ortsangabe gemacht, es heißt da „Kuhle
vor dem Rösehofe“. Im Jahre 1589 wurde eine neue Grube auf der „Kolden Wiede“
(Kaltenweide) geschlagen. Die „kalte Weide“ ist heute noch die Bezeichnung für die
Ländereien an der Sülbecker Strasse östlich der ehemaligen Oberförsterei. Auch auf
dem „Bleismar“, dem „Bischoffskampe“ und auf den „Oberen Breiten“ befanden sich
schon 1576 Schächte.
Der „Obernkirchener Stolln“, dessen Mundloch in der Nähe der Beeker Mühle steht,
wird zur Wasserlösung für die Baue oberhalb Obernkirchens gedient haben. Über
den Ursprung desselben geben die ältesten Akten keinen Aufschluss. Er wird aber
bestimmt älter sein als der Stadthäger – und Sülbecker Stolln. Schon im Jahre 1563
erhielt der Besitzer des Rösehofes Entschädigung für in seinem Lande befindliche
Kuhlen.
Am 07.10.1602 reicht die „Rösemeiersche“, die Besitzerin des Rösehofes, eine
Beschwerde ein. Sie schildert, dass, dass sie durch die vielen Kuhlen großen
Schaden an ihren Ländereien und Gehölz habe und bittet, ihr doch wieder wie in
früheren Jahren jährlich 14 Fuder Kohlen Entschädigung zu geben, außerdem aber
auch wie sonst von jeder neuen Kuhle 1 Fuder. An einer Stelle der Beschwerde
heisst es: „ --- und sein fast die 80 Kolstede (Kohlenstätten) in unserem Gehölte“.
Nach der Vollendung des Südhorster Stollns (1770) wurde das Obernkirchener
Werk in 2 Reviere geteilt und zwar 1. das alte Obernkirchener Revier (bis dahin
Obernkirchener Werk) und 2. das neue Obernkirchener Revier. Dies letztere
bestand aus dem vom Südhorster Stolln nach Westen aufgefahrenen Flügelort
(Obernkirchener Flügelort) und den darauf bzw. oberhalb liegenden Schächten.
Im Jahre 1770 wurde auf dem Ochsenbruch ein alter Schacht wieder aufgewältigt,
der vermutlich zu den uralten Bauen gehörte.
109
Im Jahr 1777 wird ein Schacht Nr. 44 im alten Obernkirchener Revier erwähnt.
Während im alten Revier die Schächte mit Ziffern bezeichnet waren, wurden auf
dem neuen Obernkirchener Revier und dem gesamten Feld ab 1822 die Schächte
mit Buchstaben bezeichnet. Nachdem alle Buchstaben des Alphabets (26)
Verwendung gefunden hatten, wurden die Schächte mit römischen Ziffern
bezeichnet.
Über die Schächte von 1 bis 46 des alten Obernkirchener Reviers fehlen in den
Akten sämtliche Angaben. Im neuen Obernkirchener Revier ist der erste Schacht
1789 geteuft.
Tab. 12 Schächte und Stollen des „Alten Obernkirchener Werkes“ nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Hütten- Stolln -- 1871/72 -- --
Hühnerbach- Stolln I
-- 1896 -- Erste Förderung
Heye- Stolln -- 1882 -- Erste Förderung
Uhlenbruch- Stolln
-- 1858/59 -- Aufgefahren zur Untersuchung des lieg. Flözes
A 1 36,1 -- 0,44 Wetterschacht auf Uhlenbruch-Stolln
Eilser- Stolln 42,00 1873 -- --
Lichtschacht 45,50 1873 0,30 --
47 -- 1782 -- --
48 -- -- -- --
49 -- -- -- --
50 -- -- -- --
51 -- 1798 -- --
52 -- -- -- --
53 11,20 1805 -- --
54 -- -- -- --
55 -- 1809 -- --
56 -- 1811 -- --
110
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
57 17,30 1816/17 -- --
58 13,20 1825 -- --
59 13,70 1825 -- --
60 15,50 1825 -- --
61 16,75 1827 -- --
62 18,30 1828 -- --
63 17,25 1832 -- --
64 14,25 1839 -- --
65 14,15 1840 -- --
66 17,60 1846 -- --
67 14,55 1847 -- --
68 13,90 1853 -- --
69 10,95 1855 -- --
70 15,21 1855 -- --
71 27,80 1853/54 -- --
72 18,05 1856 -- --
73 16,30 1856 -- --
74 17.90 1857 -- --
75 19,50 1857 -- --
76 16,45 1858 -- --
77 19,55 1858 -- --
78 14,40 1858 0,44 --
79 20,95 1859 -- --
80 20,65 1860 -- --
81 15,71 1860 -- --
82 16,95 1861 -- --
83 22,10 1861 -- --
84 18,10 1862 -- --
85 20,27 1862 -- --
86 16,30 1863 -- --
87 20,35 1863 0,44 --
111
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
88 24,30 1865 -- --
89 18,50 1865 -- --
90 -- 1867 -- --
91 11,31 1871 -- In Förderung
92 13,00 -- -- Wetterschacht für Schacht 91
Tab. 13 Schächte und Stollen des „Neuen Obernkirchener Reviers“ nach (Unterlagen von Breyer & Schunke; Schöttelndreier)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzwStollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
Alter Sül-becker Stolln
-- 1870 0,60 Erste Förderung
Neuer Sül-becker Stolln
-- 1898 -- Erste Förderung
Steinbrink StollnObernk.
-- 1874 -- Wasserlösungs-stollen
I 33,80 1818/19 -- --
II 35,55 1818/19 -- --
III 17,00 1819/20 __ --
IV 36,55 1820 -- --
V 20,80 1822 -- --
VI 30,20 1822 -- --
Vii 39,10 1823 -- --
VIII 24,10 1823 -- --
IX 43,91 1824 -- --
X 28,90 1824 -- --
XI 19,40 1826 -- --
XII 21,30 1826 -- --
XIII 33,50 1826 -- --
XIV 20,50 1827 -- --
XV 11,20 1828 -- --
XVI 46,70 1829 -- --
XVII 18,80 1829 -- --
112
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
XVIII -- 1830 -- --
XIX 44,70 1830 -- --
XX 17,25 1830 -- --
XXI 51,00 1832 -- --
XXII 14,25 1832 -- --
XXIII 17,65 1833 -- --
XXIV 49,60 1833 -- --
XXV 30,85 1834 -- --
XXVI 54,66 1835 -- --
XVII 33,10 1836 0,44 --
XVIII 46,30 1837 0,44 --
XXIX 21,70 1837 0,44 __
XXX 30,55 1838 0,44 --
XXXI 30,20 1839 -- --
XXXII 23,85 1839 -- --
XXXIII 20,85 1840/41 -- --
XXXIV 44,68 1843 __ __
XXXV 34,95 1843 -- --
XXXVI 13,10 1844 -- --
XXXVII 23,14 1845 -- --
XXXVIII 27,25 1845 -- --
XXXIX 54,66 1846 -- --
XL 34,80 1846 -- --
XLI 44,15 1847 0,38 --
XLII 13,35 1847 0,49 --
XLIII 26,70 1848 0,44 -
XLIV 21,40 1849 -- --
XLV 41,90 1849 -- --
XLVI 18,90 1851 -- --
XLVII 25,90 1851 -- --
XLVIII 12,25 1852 -- --
113
Schach-bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
IL 22,75 1852 -- --
L 35,30 1852/53 0,34 --
LI 13,75 1853 -- --
LIII 13,30 1856 -- --
15.74 Das Südhorster Werk (Der Südhorster Stollen, später Südhorster Revier) (Schunke & Breyer, 1936; Schöttelndreier) Um ein weiteres Feld für die Kohlengewinnung zu erschließen, wurden im Jahre
1754 Verhandlungen über die Auffahrung eines neuen Stollen geführt. Man
entschloß sich, denselben in dem Dorfe Südhorsten anzusetzen. Die
Vermessungsarbeiten wurden von dem Salzinspektor Fichtner aus Rodenberg und
einem Landmesser Giesler ausgeführt. Der Salzinspektor Fichtner erhielt nach dem
Ableben des Oberinspektors von Cölln (Vater) auch die Verwaltung der
Oberinspektion. Er starb im Jahre 1786 als Oberinspektor der hiesigen Werke.
Der Südhorster Stolln ist am 24. Mai 1757 begonnen. Die Rösche des Stollns,
beiderseitig gemauert, ist 25 Lachter 5 ¼ Fuß lang (54,08 m). Der Grundstein des
Stollns befindet sich an der Ecke des Gottschalk`schen Hutekampes an dem
Dorfwege, welcher von Bückeburg durch Südhorsten nach Sülbeck geht.
Der Grundstein zum Stollenmundloch wurde am 25. Juni 1757 nach einer von
Pastor Bieber aus Obernkirchen gehaltenen Einsegnungsrede und dem Absingen
von zwei Liedern durch Schulkinder unter Leitung von Kantor Schwarz durch den
Salzinspektor Fichtner und den Kohlvogt Scheffer gelegt und mit drei Schlägen dem
Stollen der
Name „Wilhelm- Wilhelm- Stolln“ beigelegt. (Landgraf Wilhelm VII von Hessen und
Graf Wilhelm I von Schaumburg- Lippe).
Bei der Grundsteinlegung wurden 6 Thaler 10 Groschen und 4 Pfg. verzehrt. Der
Pastor erhielt für die Einsegnung 2 Thaler und der Kantor für das Absingen der
Lieder 24 Groschen.
114
Der Kohlenvogt Scheffer führte die Rechnung über die Stollenauffahrung und erhielt
dafür 30 Thaler jährlich. Die Leitung der Stollenarbeiten hatte der Stollensteiger
Christian Gottlieb Egers. Derselbe muss wohl von einem fremden Werke eigens zu
dem Stollenbau herangezogen sein, da in der Rechnung Reisekosten für Egers
auftreten. Im Jahre 1762 ist der Stollensteiger Egers verstorben und es trat an seine
Stelle vertretungsweise der beim Stollenbau beschäftigte Bergmann Schöttelndreier
(später Steiger).
An der Stirnseite des Mundloches befindet sich eine Steinplatte in der eingemeißelt
steht: Wilhelm VII. LG zu Hessen (Landgraf)
Wilhelm I. Graf zu Sch.-L. Bückeburg
Hunc cuniculum aedificarunt (diesen Stolln erbaut)
Anno 1757, den 25. Juny
Der Stollen wurde in Bruchsteinmauerung gesetzt und die Firste mit
Sandsteinplatten abgedeckt. In den Jahren 1788 bis 1805 wurden diese Platten
ausgebaut und Bogenmauerung hergestellt.
Zur Förderung des Wetterwechsels wurden von Zeit zu Zeit Lichtlöcher auf dem
Stolln abgeteuft.
Die Auffahrung des Stollens dauerte von Mai 1757 bis September 1769. Bei einer
Länge von 549 Lachter (1152,9 m) wurde das Hauptflöz (0,50 m Mächtigkeit) in
einer Teufe von 20 m angefahren. 1770 ist mit dem Auffahren der Streichungsörter
begonnen worden. Das östliche Südhorster Flügelort führte unterhalb des Sülbecker
Bahnhofes zum Osterholz in Nienstädt, Schacht 29, über Sportplatz Wendthagen bis
zum Flothbach nach Hörkamp Länge 7 km. Es gab 74 Schächte von denen Schacht
73 als letzter 1866 geteuft wurde. Das Streichungsort nach Westen wurde mit einer
Länge von 4 km 1770 aufgefahren. Es bildete die Wasserstrecke für das Neue
Obernkirchener Revier (Obernkirchener Flügelort), während das Streichungsort
nach Osten, Südhorster Stollnflügel benannt, die Wasserstrecke für das Südhorster
Werk (später Südhorster Revier) bildete.
115
Die Breite des Feldes betrug schwebend 100 (210 m) bis 130 (273 m) Lachter und
war nach oben, durch die alten Baue bzw. durch das Stadthäger Stollnflügelort
begrenzt.
Die Bezeichnung der Schächte auf dem Südhorster Werke geschah mit Ziffern. Die
Schächte des unteren Zuges hatten die ungeraden, die des oberen Zuges die
geraden Zahlen. Insgesamt wurden 74 Schächte geteuft. Dieselben gehen bis zum
äußersten östlichen Flügel des bauwürdigen Flözes.
Von 1810 ab tritt das Südhorster Werk mit dem Obernkirchener Werk in einer
Rechnung auf.
Schon vor Beginn der Stollenauffahrung (1756) wird erwähnt, dass durch den
Stollen der Mahl- wie auch der Graupenmühle wahrscheinlich das Wasser entzogen
würde. Nach Vollendung des Stollens im Jahre 1769 reichte dann der Müller
Schönbeck bei der Hofkammer Beschwerde ein und bat um Ermäßigung der Pacht,
da er am Tage nur noch 4 Stunden von den neuen Flutgang ginge. Im Jahr 1770
wird die Beschwerde wiederholt.
Im Frühjahr 1777 schreibt Kassel, dass man die Mühle erst noch mal besichtigen
wolle. Der Mühenbach erhielt sein Wasser aus dem Sültestolln. 1778 wird verfügt,
dass 500 Thaler aus der Bergwerkskasse zu zahlen sind, „um endlich einmal
hierunter zur Endschaft zu kommen“. Ob hiermit die Mühle entschädigt ist, geht aus
der Akte nicht hervor.
Tab. 14 Schächte und Stollen des „Südhorster Werks“ (nach Unterlagen von Breyer &Schunke; Schöttelndreier)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Südhorster- Stolln
1114,90 1757-69 -- --
Nr. 1 - 4 Ohne Angaben
5 19,50 1767 -- --
6 -- -- -- --
7 -- -- -- --
116
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
8 26,40 1783 -- --
9 -- -- -- --
10 -- 1786 -- --
11 -- 1796 -- --
12 28,00 1789 -- --
13 -- 1794 -- --
14 -- 1801 -- --
15 -- 1797 -- --
16 -- 1799 -- --
17 29,50 1800 -- --
18 -- 1801 -- -- 19 -- 1802 -- --
20 -- 1804 -- --
21 30,50 1805 -- --
22 -- 1806 -- --
23 34,50 1807 -- --
24 31,70 1809 -- --
25 36,50 1811 -- --
26 30,75 1811 -- --
27 40,60 1813 -- --
28 30,70 1814 -- --
29 36,60 1815 -- --
In den Jahren 1862 – 1865 wurde am Schacht 29 zur Untersuchung der liegenden
Schichten ein Bohrloch bis zu einer Teufe von 377 m niedergebracht.
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
30 32,50 1816 -- --
31 39,30 1817 -- --
32 32,70 1817 -- --
33 39,10 1818 -- --
34 32,75 1819 -- --
35 40,60 1820 -- --
117
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
36 34,00 1820 -- --
37 43,20 1820 -- --
38 36,70 1822 -- --
39 44,40 1823 -- --
40 36,70 1823 -- --
41 44,20 1824 -- --
42 36,30 1826 -- --
43 43,30 1826 -- --
44 39,50 1827 -- --
45 42,50 1827 -- --
46 35,20 1828 -- --
47 39,00 1829 -- --
48 36,30 1830 -- --
49 51,80 1830 -- --
50 35,70 1831 -- --
51 55,20 1832 -- --
52 42,90 1832 -- --
53 57,20 1832 -- --
54 50,20 1832/33 -- --
55 55,90 1834 -- --
56 47,10 1834 0,42 --
57 58,60 1837 -- --
58 47,94 1837 0,29 --
59 55,50 1839 -- --
60 48,45 1839 -- --
61 58,50 1845 -- --
62 46,40 1845 -- -- 63 59,30 1847 -- -- 64 50,00 1849 -- -- 65 56,75 1850 0,38 -- 66 49,10 1853 -- -- 67 58,50 1855 -- -- 68 46,85 1854 -- --
118
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
69 61,70 1858 -- -- 70 50,27 1856 -- -- 71 61,43 1862 0,27 -- 72 55,00 1859 -- -- 73 62,65 1866 0,28 -- 74 51,75 1862 0,23 --
15. 75 Das Sooldorfer Werk (Schunke & Breyer, 1936; Schöttelndreier)
Dieses Werk wurde von der Saline Rodenberg auf eigene Rechnung betrieben. Die
Gründung des Werkes wird nach der Teilung der Grafschaft stattgefunden haben,
denn der Graf von Schaumburg war Eigentümer der Saline und hatte daher kein
Interesse ein besonderes Bergwerk dafür zu betreiben.
Nach der Teilung fiel die Saline an Hessen. Von Hessen wurden dann
stillschweigend billige Kohlen für die Saline abgebaut. Dies war natürlich gegen den
Teilungsrezeß, da hiernach sämtliche Gruben in der Gemeinschaft verblieben und
der Überschuß an beide Teile ging. Wegen dieses vermutlich von Hessen geheim
betriebenen Abbaus kam es zwischen Bückeburg und Kassel zu Differenzen.
Im Februar 1725 wurde Anzeige erstattet, dass auf dem Rothenburg (Rodenberg)
zwei Gruben geschlagen seien, dieselben hätten aber nur Schiefer eingebracht.
Jenseits Rodenberg aber, auf dem sogenannten „Döster“ (Deister) habe eine Grube
etwas Ausbeute gegeben. Es seien 12 Fuder nach dem Salzwerk gebracht. Die
Kohlen aber hätten nicht die Kraft und Wirkung als die vom Bückeberg und von
Sülbeck. Bückeburg reichte sofort Beschwerde an die Kasselsche Kanzlei zu Rinteln
ein. Am 23.04.1725 reichte Graf Friedrich Christian sogar Klage beim Reichshofrat
ein. Über den Verlauf dieser Klage ist uns nichts bekannt. Erst im Jahre 1733 wird
von einem Vergleich berichtet. Nach diesem Vergleich setzte dann auch allmählich
die sehr starke Abnahme der sogenannten Freikohle ein.
119
Das Amt Stadthagen berichtet 1768, dass in der Gegend von Nienstädt eine Grube
geschlagen ist auf der 2-3 Häuer, 1 Füller, 1 Läufer und 2 Winners für das hessische
Salzwerk und das Kalkwerk Apelern Kohlen gebrochen haben. Die Jahresförderung
soll aber nur 1400 Fuder (t) betragen haben.
Die Entwässerung des Werkes Sooldorf geschah durch den Sooldorfer Stolln,
dessen Mundloch auf dem Meierfeld im Schnatwinkel lag. Die Oberaufsicht erfolgte
von der Werksleitung in Obernkirchen. Die Schächte waren mit laufenden Nummern
versehen. Als letzter Schacht wird Nr. 20 (1818) registriert.
Im Jahre 1812 wurde das Sooldorfer Werk mit dem Stadthäger und Sülbecker Werk
vereinigt. Von nun an erhielt die Saline Rodenberg die Kohlen zum Freikohlenpreis
wie die anderen herrschaftlichen Etablissements.
Im Jahre 1770 erhält Steiger Nickel die Kontrollaufsicht und soll wöchentlich zwei
Tage anwesend sein. Im Jahre 1773 wird festgesetzt, dass die Leute dasselbe
verdienen sollen, wie beim Sülbecker und Obernkirchener Werk. 1780 wird eine
Dienstanweisung für einen Kohlenmesser erlassen.
An Beamten sind erwähnt in Rodenberg:
1731 der Salzschreiber und Kontrolleur Füchtner, derselbe war 1731 noch da und
1745 Obersalzinspektor Fichtner sowie 1778 Salzinspektor Bosse.
Tab. 15 Schächte und Stollen des Sooldorfer Werkes (nach Unterlagen von Schunke & Breyer, Schöttelndreier)
(Beginn vermutlich nach 1735)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Sooldorfer-St. Wasserlösung 1-8 Ohne Angaben
9 16,0 -- 0,50 --
10 -- -- -- --
11 -- 1770 -- --
12 -- 1784 -- --
13 -- -- -- --
14 - 16 -- -- -- --
120
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
17 -- 1806 -- --
18 13,45 1814 -- --
19 14,98 1817 -- --
20 14,98 1818 -- --
15.76 Das Schierborner Revier (Schunke & Breyer; Schöttelndreier)
Der Ursprung des Schierborner Reviers liegt in der Auffahrung des Schierborner
Stollns. Derselbe wurde im Jahre 1839 hauptsächlich in der Absicht aufgefahren,
einen streichenden Flözsattel, an dessen oberer Seite der Schierbach seine Quelle
hatt, zu duchbrechen, um diese Quelle tiefer zu lösen und dadurch deren Wasser-
menge, die mit zum Betriebe der Wassersäulenmaschine auf Kunstschacht I diente,
zu vermehren.
Dieser Stollen ist 73 3/4 Lachter (154,88 m) lang und liegt 63,43 Lachter (133,20 m)
über dem Niveau des Südhorster Stollns.
Im Jahre 1878 wurde der Schierborner Stolln zwecks Erschließung von
Gebrauchswasser und zur Untersuchung des liegenden Flözes weiter aufgefahren.
Die Gesamtlänge beträgt 179 Lachter (363 m). Das Flöz 4, das hier angefahren
wurde hat eine Mächtigkeit von 0,18 m und ist sehr erdig. Das Flöz ist nicht
bauwürdig.
Der Schustergrundstollen wurde im Jahre 1844 zur Lösung eines Kohlenfeldes
hinter einem streichenden Flözsattel im Dorfe Liekwegen, in der Nähe der Glasfabrik
Schierbach aufgefahren. Der Stollen hat eine Länge von 158,40 m. Dieser Stollen
wurde 1865/66 ausgemauert.
Der Propheten- Stollen wurde im Jahre 1865 in der Nähe von Schacht 25, etwa
600 m östlich des Schierborner- Stollens, zur Abfangung der Prophetenquelle,
angesetzt. Er ist 200 m lang, 80 m wurden 1866 ausgemauert. Es fand nur geringer
Abbau statt Die Schächte A0 und B0 lagen auf den Bauen dieses Stollens.
121
Das Schierborner Revier bestand aus dem Schierbornerstolln, dem Schustergrund-
stolln, dem Prophetenstolln, dem Unter-, Mittel, Ober- und Liekweger Stolln und lag
über dem in uralten Zeiten zwischen dem Sülbecker- und Obernkirchener Revier
abgebautem Felde. Außerdem waren im Schierborner Revier noch 75 Schächte
abgeteuft, welche fortlaufende Nummernbezeichnungen hatten. Der östliche
Versuchsbau fällt mit unter das Schierborner Revier.
Tab. 16 Schächte und Stollen des „Schierborner Reviers“ (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
Schierborner- Stolln
363,00 1839 -- Wasserstollen
Schustergrund- Stolln
158,00 1844 - Wasserstollen
Propheten- Stolln
200,00 m 1865 -- Wasserstollen
Unterstolln -- 1872 0,60 Erste Förde-
rung 1874
Mittelstolln -- 1872 0,60 Erste Förde-
rung 1873
Oberstolln -- 1876 0,65 Erste Förde-
rung 1878
Liekweger- Stolln
-- 1876 -- Erste Förderung
Nienstädter- Stolln
-- 1872 -- Wasserstolln
1 11,81 -- -- --
2 12,95 1840 0,51 --
3 12,70 1846 0,44 --
4 13,25 1851 -- --
5 14,90 1852 -- --
6 15,75 1853 -- --
7 14,45 1853 -- --
8 16,15 1854 -- --
9 20,65 1856 -- --
10 8,44 1856 -- --
122
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
11 8,44 1856 -- --
12 16,88 1856 -- --
13 16,88 1856 -- --
14 19,20 1856 -- --
15 19,89 1856 -- --
16 19,35 1856 -- --
17 16,30 1856 0,53 --
18 12,22 1856 -- --
19 19,20 1857 0,53 -
20 17,90 1857 -- --
21 16,45 1857 -- --
22 17,75 1857 -- --
23 15,86 1857 -- --
24 21,68 1857 -- --
25 16,64 1857 -- --
26 17,22 1857 -- --
27 23,00 1858 -- --
28 22,95 1859 -- --
29 16,74 1859 -- --
30 19,50 1859 -- --
31 15,05 1859 -- --
32 17,82 1859 -- --
33 11,84 18,60 -- --
34 17,68 1860 -- --
35 17,90 1860 -- --
36 15,00 1861 -- --
37 17,03 1861 -- --
38 16,46 1861 -- --
39 15,74 1861 -- --
40 18,33 1862 -- --
41 12,22 1862 -- --
123
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe,bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
42 16,15 1862 -- --
43 14,41 1862 -- --
44 14,84 1862 -- --
45 16,15 1862 -- --
46 -- 1863 -- --
47 18,35 1863 -- --
48 18,20 1863 -- --
49 17,75 1863 -- --
50 26,36 1863 -- --
51 17,90 1863 - -
52 18,04 1864 -- --
53 17,30 1864 -- --
54 17,75 1864 -- --
55 13,24 1864 -- --
56 17,46 1865 -- --
57 18,05 1865 -- --
58 15,75 1865 -- --
59 17,03 1866 -- --
60 14,84 1866 -- --
61 -- 1867 -- --
62 -- 1867 -- --
63 9,50 1867 -- --
64 12,00 1867 -- --
65 19,50 1867 -- --
66 -- 1867 -- --
67 -- 1868 -- --
68 -- -- -- --
69 20,5 -- -- --
70 15,30 1870 -- Erste
Förderung
71 -- 18,70 -- Erste
Förderung
124
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
72 12,00 18,70 -- Erste
Förderung
73 12,50 1871 -- Erste
Förderung
74 17,90 1871 -- Erste
Förderung
75 17,70 1873 -- Erste
Förderung
Tab. 17 Schurfschächte auf dem Schierborner Revier (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Schurfschacht A
6,96 - 0,73
B 8,12 - 0,70
C 11,89 - 0,60
D 9,86 - 0,55
E 9,16 - 0,58
F 11,31 - 0,60
G 13,18 - 0,70
H 10,15 - 0,70
15.77 Das Lietstolln- Revier ( Knickrehm, Krassmann, Schöttelndreier).
Während im Schierborner- und Stadthäger Revier bereits in der zweiten Hälfte des
19. Jh. mit dem Abbau begonnen wurde, war der Anfang des Lietstolln- Reviers erst
mit dem Auffahren eines Stollens zum Abbau von Steinkohlen im Lietbachtal bei
Obernkirchen zu Beginn des 20 Jh.. Im Jahre 1899 wurde mit der Auffahrung des
Lietstollns begonnen, der zunächst der geologisch-bergmännischen Erkundung des
Flözes 4 diente. Dies war der Beginn der Erschließung des Reviers im Lietstolln-
125
Revier am Nord- West Abhang des Bückeberges von Obernkirchen bis zum
Kammweg, auf eine Länge von etwa 6 km. Als bei der Auffahrung des Lietstollns
das Flöz 4 als unbauwürdig angetroffen wurde, wird die Konzeption völlig verändert
und der Lietstolln als Hauptförderstollen für die weiter südlich anstehenden
Steinkohlenvorkommen des Hauptflözes (Flöz 3) eingerichtet. Sieben Lietschächte
wurden geteuft und das oberflächennahe Flöz 3, von bis zu 0,75 m Mächtigkeit,
durch viele Stollen angefahren. Das Flöz fällt mit ca. 6° nach Norden ein. Zu den
wichtigsten Stollen, neben dem Lietstolln, gehören der Hühnerbachstolln südlich
Obernkirchen, der Rauhegrund-, Mühlenstein-, Stadtweg-, Helsengrund- und
Halunken- Stolln im Abbaubereich von Lietschacht 7. Wegen der geringen und stark
zerklüfteten Überdeckung konnte das Grubengas (Methan) in die Außenluft
entweichen. Daher konnte im gesamten Revier mit „offenen Geleucht“ gearbeitet
werden; zuerst mit dem „Obernkirchener Krösel“, einer Öllampe, später mit einer
Karbidlampe.
Die Steinkohle im Lietstolln- Revier gehörte zur Qualität Magerkohle und war als
Schmiedekohle und zur Brikettierung gut geeignet.
Der Lietstolln erreichte 1912 eine Gesamtlänge von 2328 m, bis zum Lietschacht IV.
Er hat eine Höhendifferenz vom Mundloch zum Lietschacht IV von ca. 9,00 m und
wurde mit etwa 0,4 % Anssteigen aufgefahren. Es stellte sich heraus, dass das Flöz
3 mit einer Mächtigkeit von 0,70 m im Bückeberg durchaus weiträumig abbauwürdig
war.
Das Abbaugebiet am Süd- West Rande des Bückebergs wurde im Liettal bei
Obernkirchen durch den Lietstolln von 1899 – 1910 bis zum Lietschacht iV
angefahren, daher die Bezeichnung Liet- Revier und Lietschächte. Im Prinzip waren
es alle Wetterschächte. Der Lietschacht IV wurde darüber hinaus auch als
Produkten- und Seilfahrtsschacht genutzt. Von Lietschacht VII über Lietschacht VI
nach Lietschacht IV erfolgte die Förderung in Bremsstrecken. In den einfallenden
Strecken wurden die leeren Förderwagen von den vollen Wagen von einer Sohle zur
nächsten hochgezogen, wobei Bremshaspel zwischengeschaltet waren, um die
Geschwindigkeit der Züge durch Abbremsen zu steuern. Lietschacht VII, Lietschacht
VI und Lietschacht IV waren echte Bremsschächte.
126
Im Bereich der Lietschächte I – IV hat also nie eine Bremsförderung stattgefunden.
Von Lietschacht IV (Bremsschacht IV) wurden die Förderwagen im Schacht auf die
Sohle des Lietstollen abgesenkt. Im Lietstolln wurden die Wagen mit E- Lokomotiven
zutage gefördert. Der Lietschacht V war ein reiner Wetterschacht. Der Lietschacht IV
wurde auf der 3. Teilstrecke, der obersten Abbaustrecke des Ober- Stolln im
Schierborner Revier, angesetzt. Hier wurden von 1897 – 1915 Steinkohlen abge-
baut bis zum Höheweg. Darunter nach Westen über den Lietstolln hinweg bis zum
Liettal baute man durch den Liekweger-, Mittel- und Unter- Stolln die Steinkohlen ab.
Auf der Nord- Ostseite des Liettales wurde ein Restgebiet 1903 - 1909 durch den
Wasserstolln aufgeschlossen und abgebaut, westlich des Tales wurde von 1934 –
1941 der Lietstolln durch einen neuen Stollen angefahren (Höheweg). Das
Schierborner Revier wird auf der Ostseite durch das Tal der Brandshofer Forst am
Erwerbslosen Weg begrenzt.
Anfangs wurden die Kohlen im Streb mit einem Kolben mit auswechselbarer Spitze,
später mit Drucklufthämmern los gehauen, in 600 Liter fassende Förderwagen
geladen und in Abbaustrecken zum Bremsberg gefahren (Abb. 17). Von dort wurden
sie zur Hauptfördersohle (Lietstolln) abgebremst, daher auch die Bezeichnung
„Bremsschacht“. Mit dem Lietstolln als Hauptförderstolln des gesamten Reviers,
wurde ein Großteil der unter dem südlichen Bückeberg vorhandenen Steinkohlen
des Hauptflözes (Flöz 3) zutage gefördert.
Das Lietrevier wird in etwa begrenzt: im Osten beim Wormstaler Tor, im Norden am Erwerbslosen Weg – Fluchtweg- 100
m südlich der Hühnerbach- Linie, im Westen von der Steinbruchstrasse und im
Süden von dem Kammweg.
Das Revier hat eine Fläche von 5 km x 1 km = 5 km2.
127
Nach der Stillegung des Lietstollns 1960 wurden die Nutzungsrechte zur Wasser-
gewinnung auf die Stadt Obernkirchen übertragen. Die Stadt gewinnt im Lietschacht
III in einer Schachttiefe von 30 m Trinkwasser von guter Qualität, dass in einer
Ringfassung gesammelte Wasser, gelangt über eine Fallleitung auf das Lietstolln-
Niveau, von wo es über etwa 1200 m Sohlstrecke Richtung Mundloch fließt. Von
hier wird das Wasser über eine Steigleitung in den Wasserstollen geleitet.
Von besonderer Bedeutung ist der Lietstolln auch seit langem als Winterquartier
einiger Fledermausarten (Chiroptera) und als Biotop weiter gefährdeter Tierarten,
Amphibien, Wirbellose.
Im Abbaubereich des Halunkenstollns lag ein hoher Gebirgsdruck durch ein loses,
plattiges Schieferton- Paket im Hangenden des Abbaubereiches. Wegen der
Mächtigkeit des Flözes 3 von 0,75 m konnten mit einem stabilen Ausbau die Strebe
offen gehalten werden. Im Ausbau mußten Querhölzer (Sog. Spallern) mit Stempel
in einem Abtand von ca. 0,10 m und zusätzlichen Längshölzern geschlagen werden.
Die Sohle bestand aus blauen Letten (feuchtfette Schiefertone), die stark zum
Quellen neigten. Zwei Bergleute konnten nur unter großer Anstrengung ein Feld von
2 m in einer Schicht im Vortrieb senken, um die Strecken offenzuhalten musste der
Ausbau (Deutscher Türstock mit Verzug) verstärkt werden. (Gebrüder Scheffler
Anfang der 50er Jahre bis 1960; 4.7 Halunken Stolln).
Der Stollen war lange Zeit namenlos. Doch bei diesem Zustand entsprang einem
Bergmann bei der Arbeitseinteilung der Spruch: „Da können ja nur noch Halunken
arbeiten.“ Somit hatte der Stollen seinen Namen (Heinrich Knolle – Schwiegervater
– Bergmann 1925 -1961, 4.7 übertage).
128
Tab. 18 Schächte und Stolln des Lietstolln Reviers (nach Unterlagen von Schunke & Breyer, Schöttelndreier)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Lietschacht I 35,50 1899/00 Wetterschacht
Lietschacht II 22,33 1901/02 Wetterschacht
Lietschacht III 91,64 1906 0,70 Wetterschacht
Lietschacht IV 137,00 1910/11 0,75 Brems- & Seil-fahrtsschacht Wetterschacht
Lietschacht V 1925 0,70 Wetterschacht
Lietschacht VI 7,00 1932 0,75 Wetterschacht
Lietschacht VII 11,60 1939 0,75 Seilfahrtsscht. Förderschacht Wetterschacht
Lietstolln 2328,25 1899/12 Nebengest. Förderstollen
Hühnerbach-St. I &St.II
1896 1953
Förderstolln Anfahrtstolln
Rauhegrund-St.
1930
0,70 Anfahrt-Stolln Wetterstolln
Mühlenstein-St. 1934 0,70 Anfahrt-Stolln Wetterstolln
Stadtweg-St. 1940 0,70 Anfahrt-Stolln Förderstolln
Helsengrund-
St.
1948 0,70 Anfahrt-Stolln
Halunken-St. 1954 0,75 Anfahrt-Stolln
15.78 Stollen in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen auf dem Bückeberge Um 1770 traten im Bereich der Sandsteinbrüche Wasserhaltungsprobleme auf. Da
an vielen Stellen die Abbausohlen zur Steinbruchswand hin einfielen, konnten die
Steinhauer die zusitzenden Wässer nicht loswerden. Diese Schwierigkeiten führten
1780 zur Stillegung der Steinbruchbetriebe. Die Regierung in Kassel gibt den
Steinhauern zum Bau von Wasserlösungsstolln ein Darlehen.
129
Daraufhin wurde durch das fürstlich hessische Bergamt in Obernkirchen im Bereich
der Steinbrüche die beiden Wasserlösungsstollen „Friedrich- Stolln“ und
„Phillippinen- Stolln“, benannt nach dem Landgrafen und der Landgräfin von
Hessen, durch Bergleute aus Obernkirchen aufgefahren. Sie hatten den Zweck, die
auf dem Bückeberge liegenden Sandsteinbrüche, welche damals von verschiedenen
Steinmetzen betrieben wurden, zu entwässern. Mit der Auffahrung wurde im Jahre
1782 begonnen. Von den eigentlichen Stollen aus sind dann noch Flügelörter im
Hauptflöz durch die einzelnen Steinbrüche getrieben, welche auch noch in den
folgenden Jahren mit dem Fortschreiten des Steinbruchbetriebes allmählich
verlängert wurden. Diese Stollen konnten das Oberflächenwasser aus den
Steinbrüchen abführen und so die Steinbruchwände trocken halten.
Der Berginspektor Lüders hatte die Rechnungsführung und die Oberaufsicht. Hierfür
waren ihm von der Steinhauergilde wöchentlich 18 Groschen zugestanden; von
1782 bis 1784 = 60 Thaler. Der Berggeschworene Nickel hatte die Gedinge zu
machen und die Arbeiter zu beaufsichtigen, er erhielt pro Woche 1 Thaler. In den
Jahren 1782 - 1784 erhielt der Berggeschworene Nickel insgesamt 124 Thaler.
Zu den Auswirkungen des untertägig geführten Bergbaus auf die überlagernden
Sandsteinhorizonte ist festzustellen:
Der Steinkohlenbergbau in Obernkirchen wurde als Bruchbau mit teilweisem Versatz
betrieben. Die über den ausgekohlten Flözen liegenden Schichten verbrachen nach
der Auskohlung. Dabei brechen die Schichten unregelmäßig und unkontrolliert
herein und verfüllen so, die durch die Auskohlung entstandenen Hohlräume. Dabei
treten im Deckgebirge Spannungen und Entspannungen auf, die naturgemäß die
überlagernden Schichten und nicht nur diese so beanspruchen, dass Bruchzonen
entstehen, wodurch die bauwürdigen Sandsteinpartien ungünstig beeinträchtigt wer-
den. Dabei wird die Qualität des Gesteins zwar nicht verändert, aber der
Gesteinsverband so gestört, dass die großen Schollen zerbrechen und somit nur
kleine Schollen gewonnen werden können.
130
15.79 Das Hagenburger- Revier und Wiedenbrügge Das „Hauptflöz“, Flöz 3 des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) wurde zwischen
1920 und 1950 im Raum Wiedenbrügge, Düdinghausen und am Atgeberg bei
Hagenburg von der Preußag AG abgebaut. Das Flöz hat hier eine Mächtigkeit von
0,40 m bis 0,65 m und ist gebietsweise in eine Ober- und Unterbank aufgespalten.
Am Atgeberg hat die Steinkohle einen Wassergehalt von 2 %, der Gehalt an
flüchtigen Bestandteilen beträgt 27 %, der Aschegehalt 12,9 % und der Obere
Heizwert wird mit 7143 WE angegeben. Schon 1775 und 1800 wird von
Kohlenabbau und Abbauversuchen am Wiedenbrügger- und am Atgeberg berichtet.
Der Atgeberg Stollen wurde 1922 auf dem Atgeberg aufgefahren. Er erreichte eine
Länge von 1244 m bis kurz vor das Dorf Düdinghausen. Abgebaut wurde das
„Hauptflöz“. Nach Unterlagen des Bergamtes wurden in den Jahren 1923 bis 1926 =
11 693 t Steinkohlen gefördert. Ein Restpfeiler von ca. 20 000 t Kohlen wurde von
1946 bis 1949 im sogenannten „Notbergbau“ abgebaut.
Der Wiedenbrügger Schacht wurde 1920 als Versuchsschacht niedergebracht und
war 25,4 m tief. Er lag an der B 441, etwa in Höhe des Hotels „Capellenhöhe“ und
war mit dem Wiedenbrügger Stolln verbunden. Der Wiedenbrügger Stolln wurde von
der Preußag AG 1921 aufgefahren und erreichte eine Länge von 1613 m. Abgebaut
wurde das Flöz 3 des Wealden („Bückeberg- Folge des Berrias). Stillgelegt ist der
Stollen 1928 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten.
Durch die Bauten des Stollen entstanden 1941 und 1972 Bergschäden, die von der
Preußag reguliert wurden. Im Jahr 1941 stürzte ein Pferd in einen Stolleneinbruch
und verendete, 1972 sackte ein Mähdrescher ein, der von einem Rüstzug wieder frei
geholt wurde.
131
Tab. 19 Schächte und Stollen im „Hagenburger Revier und Wiedenbrügge“ (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
SchachtteufebzwStollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit
Flöz 3 in m
Bemerkungen
Atgeberg Schacht
20,30 1924
Atgeberg Stolln
1244 1923 1945
0,50-0,60 Gefördert 11693 t
Wiedenbrügger
Schacht
25,40 1920
Wiedenbrügger
Stolln
1613 1921 0,57-0,63
15.80 Schacht Düdinghausen (tonnlägig) (Kiel, W., 1953) (Abb. 16) Die Preußag AG Obernkirchen hat 1944 mit dem Auffahren des tonnlägigen Stolln
Düdinghausen an der Südseite des Rehburger- Sattels begonnen. Der Stolln wurde
in südlicher Richtung im Einfallen des Flözes vorgetrieben. Durch Stollensohlen
wurde das Werk nach Osten und Westen vorgerichtet und die Steinkohle z. T. im
Unterwerksbau abgebaut, Abbaurichtung 388 gon. Abgebaut wurde das „Hauptflöz“
Flöz 3 des Wealden (Bückeberg- Folge des Berrias) mit einer Mächtigkeit von 0,50
m – 0,60 m. Das Hangende bildeten 0,60 m – 0,80 m mächtige Tonschiefer und ein
bis 12m mächtiges Sandsteinpaket („Hauptsandstein“) Die Schichten waren stark
wasserführend, es wurden Wasserzuflüsse von 1 m3 / min und mehr gemessen.
Das Flöz fällt mit 25° bis 27° nach Süden ein und wird im Strebabbau abgebaut. Die
Strebe sind bis zu 100 m lang. Die Gewinnung erfolgte mit Druckluft getriebenen
Abbauhämmern, zur Strebförderung waren feste Rutschen eingebaut. Auf diesen
rutschten die gelösten Kohlen bis in die Förderwagen in der Grundstrecke. Da das
Gebirge sehr gebräch ist, mussten die Strecken und Strebe mit Holz („Deutscher
Türstock mit Verzug“) ausgebaut werden. Die ausgekohlten Strebe und abge-
worfenen Strecken wurden mit Bergen aus dem Streckenvortrieb versetzt. Das
Grubengebäude des „Düdinghäuser Stollens“ wurde nach dem Abteufen des
Schachtes Auhagen (1953) mit diesem durch eine Wetterstrecke verbunden.
132
Nach der Einstellung der Steinkohlenförderung im Bereich des Gesamtbergamtes
Obernkirchen- Barsinghausen am 31.12.1960 wurde das Stollenmundloch verfüllt.
Die Anlage wurde keiner weiteren Nutzung zugeführt und verfällt.
15.81 Tiefbau Revier I ( B- Sohle) ( Schunke & Breyer, 1936) Schon frühzeitig wurde die Aus- und Vorrichtung des unterhalb des Südhorster
Stolln- Flügelortes liegenden Feldes in Erwägung gezogen. Das Bergamt (Amt
beider Herrscherhäuser) berichtete hierüber am 26. Juni 1815 nach Kassel und
Bückeburg, dass der Südhorster Stolln bei dem Fortbestand des derzeitigen
Absatzes ein Grubenfeld für die Dauer von 200 - 250 Jahren gelöst habe, man aber
trotzdem das tiefer liegende Feld alsbald erschließen und untersuchen müsse. Mit
einem Stolln könnte man wegen des flachen Geländes nun nicht mehr erreichen, da
selbst ein bei Petershagen angesetzter Stolln trotz seiner großen zu erwartender
Länge nur eine Feldesbreite von 60 Lachter (121.8 m ) erschließen würde.
Seitens des Bergamtes wurden folgende Vorrichtungen vorgeschlagen: 1. Abteufen eines Kunst- oder Maschinenschachtes 150 Lachter (304 m) nach dem
Fallenden zu, von Schacht 29 (Osterholz) des Südhorster Reviers.
2. Auffahrung eines Wasserzuführungsortes vom Stadthäger Stolln nach dem
Kunstschacht zur Zuführung der Stollnwasser als Aufschlagwasser für eine
Wasserkraftmaschine.
3 Auffahrung eines Wasserabführungsortes zur Aufnahme der Aufschlagwässer
und der gepumpten Schachtwässer aus dem Kunstschacht von Schacht 29 des
Südhorster Stollnflügelortes zum Kunstschacht.
4. Aufstellung einer Wasserkraftmaschine im Kunstschacht.
Die Dauer der Ausführung schätzte das Bergamt auf 5 Jahre, aber es sollten vorerst
umfangreiche Wassermessungen vorgenommen werden.
Der vorgeschlagene Plan wurde seitens der gemeinsamen Kommission gebilligt. Im
Dezember 1815 erhielt das Bergamt den Auftrag, festzustellen, welches die
vorteilhafteste Wasserkraftmaschine sei, Wassersäulenmaschine oder Wasserräder.
133
Bei den hierfür erstatteten Berichten wurde auch vom Bergamt die Mitbenutzung des
Schierbaches als Aufschlagwasser in Erwägung gezogen. In Bückeburg
(Fürstenhaus Schaumburg-Lippe) hatte man hiergegen Bedenken, da man der an
dem Bache gelegenen Mühle das Antriebswasser entziehen würde. Das Bergamt
erklärte hierzu, dass doch dem Landesherrn bergrechtlich die Benutzung der
Gewässer ausschließlich zustehe und derselbe außerdem noch das Flurrecht habe,
so dass ohnehin Mühlen und dergleichen dem Bergwerk weichen müssten.
1818 waren die Arbeiten an der Wasserkraftmaschine soweit beendet, dass der
Baumeister Henschel (Maschinenfabrik Henschel & Sohn, Kassel) die Anlage
in Augenschein nehmen konnte. Nach der Besichtigung sollte sich Henschel
über die zweckmäßigste Wasserhebung äußern. Als vorteilhafteste Maschine
wurde die Wassersäulenmaschine festgestellt und für die Anfertigung von 2
Modellen ein Betrag von 150 Thalern bewilligt. Ende 1821 waren die
Abteufarbeiten beendet. Die Teufe bis zum Hauptflöz betrug 31 Lachter (62,93
m). Das Wasserzuführungsort war 110 Lachter (223,30 m) lang und wurde bei
7,72 m Teufe mit dem Kunstschacht durchschlägig. Das Wasserzuführungsort
stand bei 29,19 m Teufe.
Erst am 1. Oktober 1826 wurden die Verträge für die Lieferung der Maschinen-
anlage mit Henschel & Sohn abgeschlossen. Im Jahre 1827 erstattete der
Bergassessor Heußer einen 68 Seiten langen Bericht über die notwendigen
Umbauten im Kunstschacht. Errichtung von Scheide- und Abschlussmauern für die
Pumpen usw. zum Schutz der Anlage bei evtl. auftretenden Explosionen.
Im Jahre 1835 kam die Wassersäulenmaschine in Betrieb. Das Gefälle der
Aufschlagwasser betrug 21 m. In wasserarmen Zeiten wurde das Wasser des
Schierbachs mitbenutzt. Die Maschine arbeitete anfangs bei 120 Kubikfuß (2929,2
Liter) pro Minute mit 9 PS, wurde aber wenig später durch Auswechseln der
Treibzylinder und Pumpen in solche von etwa doppelter Kolbenfläche dahin
gebracht, dass sie mit in den wasserreichsten Zeiten vorhandenen Aufschlagwasser
mit etwa 18 PS arbeiten konnte.
134
Im Frühjahr 1839 berichtete das Bergamt nach Kassel und Bückeburg, dass die
Wasser des Stadthäger Stollens stark zurückgegangen seien und für die Wasser-
säulenmaschine als Aufschlagwasser nur noch zu 50 % erreichten, auch der Zusatz
des Schierbachs genüge nicht , da das Wasser durch den Müller aufgestaut würde
und daher nur zeitweilig laufe.
Am 24. Juni genehmigten die Behörden in Bückeburg und Kassel die Anlegung
eines Stollens bei der Schierbachquelle. Die Stadthäger Bäche sollten vorläufig nicht
abgeleitet werden, da diese zu den größten Beschwerden von den Müllern führen
würde.
Wegen des Mangels an Aufschlagwasser und da man bei größerer Aufschließung
des Feldes mit stärkeren Zuflüssen rechnen mußte, wurde 1839 die Anschaffung
einer Dampfpumpenanlage beschlossen. Diese neue Anlage kam aber erst 1841 in
Betrieb. Zur Dampferzeugung dienten fünf Röhrenkessel. Die Maschine hatte eine
Leistung von 40 PS.
Wegen der Ableitung des Schierbachs kam es sehr häufig zu Beschwerden seitens
der Anlieger. Am 2. Juni 1845 beschwerte sich der Kolon und Müller Büsing aus
Wackerfeld bei der Rentkammer, dass ihm durch die Wassersäulenmaschine und
durch die Kokerei Osterholz Wasser entzogen würde, so dass er in trockenen Zeiten
vollständig still liege. Er verlangte eine Entschädigung. Von Nordsehl liefen auch
noch verschiedene Beschwerden wegen Trockenlegung des Baches ein.
Am 11.12.1848 berichtete der Anwalt, dass Büsing mit seiner Klage vorläufig
abgewiesen sei. Mit Schreiben vom 24. April 1854 wird dem Kläger Büsing dann
aber endgültig mitgeteilt, dass die Klage kostenpflichtig abgewiesen wird. Dieser
Prozess war seit dem 11.11.1845 gelaufen und nach 9 Jahren beendet.
Die Wassersäulenmaschine und die Dampfmaschine waren im Jahre 1874 derartig
abgenutzt, dass ihre Ergänzung dringend notwendig war. Die Wasser-
säulenmaschine war nun schon 39 Jahre und die Dampfpumpenanlage 33 Jahre
ununterbrochen im Dienst.
135
Die Behörden in Bückeburg und Kassel genehmigten die Anschaffung einer neuen
unterirdischen Wasserhaltungsmaschine. Die neue Pumpenanlage wurde von der
Firma Kuschen aus Bielefeld geliefert und kostete 1876 66 722,14 M. Die Wasser-
säulenmaschine wurde im Winter 1874/75 abgerissen.
Das durch den Kunstschacht I gelöste Feld war durch eine Zwischensohle in zwei
Teile zerlegt. Die Zwischensohle erhielt die Bezeichnung A- Sohle, während als
Hauptsohle die I. Tiefbausohle der B- Sohle benannt wurde. Die einzelnen Schächte
erhielten die Sohlenbezeichnung sowie laufende Nummern und den Zusatz Ost oder
West (O oder W), z.B. der erste Schacht auf der A- Sohle nach Osten: OA1 usw.,
desgl. nach Westen: WA1 usw.
Auf der A- Sohle standen insgesamt: Nach Osten OA1 – OA 12 = 12 Schächte
Nach Westen WA1 – WA 19 = 19 Schächte
Auf der B- Sohle standen insgesamt: Nach Osten OB1 – OB 12 = 12 Schächte
Nach Westen WB1 – WB 21 = 21 Schächte
Auf dem Tiefbaurevier I wurden auf dem westlichen Flügel bis 1872 und auf dem
östlichen Flügel bis 1904 Kohlen gewonnen (Abb. 15).
Tab. 20 A- Sohle östlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)
Der Kunstschacht I wurde 1816 begonnen. 1835 wurde er mit einer Wassersäulen-
maschine der Fa. Henschel & Sohn in Betrieb gesetzt
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Kunstscht. I Nienstädt
62,25 1816 _ Steht auf der B- Sohe
OA I 50,10 1849/50 -- --
OA II 46,40 1838/39 -- --
OA III 54,10 1840 -- --
OA IV 55,45 1841 -- --
136
Schacht-bezeichnung
Schachtteufe bzw. Srollenlänge un m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
OA V 54,00 1844 -- --
OA VI 54,50 1848 -- --
OA VII 56,00 1850 -- --
OA VIII 59,90 1852 -- --
OA IX 64,40 1854 /55 -- --
OA X 58,00 1856 -- --
OA XI 70,70 1861 -- --
OA XII 72,20 1864 -- --
Tab. 21 A- Sohle westlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkung
WA I 48,00 1835 -- --
WA II 46,20 1837 0,44 --
WA III 46,20 1838 0,41 --
WA IV 45,00 1839 -- --
WA V 43,20 1840 -- --
Wa VI 41,25 1841 -- --
WA V II 38,30 1842 -- --
WA VIII 34,50 1844 -- --
WA IX 33,50 1847 0,40 --
WA X 35,95 1848 0,34 --
WA XI 39,30 1850 -- --
WA XII 40,95 1850 -- --
WA XIV 47,20 1853 -- --
WA XV 47,25 1854 -- --
WA XVI 47,05 1855 0,36 --
WA XVII 49,20 1856 -- --
WA XVIII 53,40 1857 -- --
WA XIX 57,30 1861 -- --
137
15.801 Eine kurze Beschreibung der Wassersäulenmaschine (E. Knickrehm)
Die Wassersäulenmaschine für das Steinkohlenbergwerk Obernkirchen von der
Firma Henschel & Sohn in Kassel wurde 1874 im Kunstschacht I abgebrochen,
damit ist uns ein wichtiges technisches Denkmal des Schaumburger Steinkohlen-
bergbaus verlorengegangen.
Die Henschelsche Konstruktion dieser Maschine ist mit keiner anderen Wasser-
säulenmaschine zu vergleichen. Der Ingenieur Henschel hat diese Maschine für den
Tiefbau in Schaumburg völlig neu konstruiert und so den spezifischen
Gegebenheiten angepasst.
Von Brendell und Reichenbach lagen derzeit bereits Ergebnisse über exakt
arbeitende Kolbensteuerungen vor, wie sie ähnlich auch noch lange Jahre an
Dampflokomobilen genutzt wurden. Henschel entwarf trotzdem für den Tiefbau in
Schaumburg eine völlig neue Ventilsteuerung. Er berechnete für seine neue
Konstruktion einen Wirkungsgrad von 65 %. Das besondere an seiner Konstruktion
waren zwei parallel angeordnete Arbeitszylinder, also praktisch zwei einzelne
Arbeitsmaschinen, die über eine gemeinsame Fallleitung im Gegentakt mit
Arbeitswasser versorgt werden und so abwechselnd die Kolben nach oben drücken.
Die Kolben sind über ein großes Rad durch eine Kettenkonstruktion miteinander
verbunden. Der Durchmesser des Rades entspricht dem parallelen Abstand der
Kolbenstangen. Die Achse des Kettenrades ist gleichzeitig die Welle, auf der sich
ein Fallgewicht, kurz „Faller“ genannt, frei bewegt. Die Weglänge der Kette ist so
berechnet, dass kurz vor dem Höchststand eines Kolben , von einem Mitnehmer der
Faller über seinen Scheitelpunkt gehoben wird, der Faller schlägt zur Gegenseite
herunter, fällt 30° frei und trifft dann auf einen Hebel, den er weitere 90°
niederdrückt. Der Hebel ist mit einem ebenfalls frei auf einer Welle beweglichen
Schrägzahnrad (Kammrad) verbunden, dass so um einen bestimmbaren
Winkelbereich gedreht wird. Das vertikale Schrägzahnrad kämmt in ein horizontales
Schrägzahnrad, dessen senkrechte Achse ein Ventil, den Hahn, um genau 64 3/4 °
zur einen oder anderen Seite dreht.
138
Damit wird der Arbeitswasserzufluß jeweils zum anderen Zylinder umgeleitet. Jetzt
geht der zweite Zylinder hoch, ein zweiter Mitnehmer auf dem großen Rad nimmt
den Faller wieder mit hoch und das Arbeitsspiel läuft umgekehrt. So wird der Hahn
exakt um 64 ¾ ° hin- und hergedreht und bestimmt den Arbeitsrythmus der
Maschine.
Bedingt wurde diese Konstruktion durch folgende Gegebenheiten: Nur eine begrenzte Menge Aufschlagwasser wurde durch den Stadt-
häger Stollen zugeführt.
Den relativ geringem Höhenunterschied zwischen dem Stadthäger
Stollen- Niveau und dem tiefstmöglichen Maschinenstandort.
Die relativ geringe Tiefe des Abflußgerinnes für Arbeits- und Sumpf-
wasser, zum Südhorster- Stollenflügelort.
15.82 Tiefbau Revier II (D- Sohle)
(Schunke & Breyer, 1936)
Infolge des starken Anwachsens der Wasserzuflüsse im Tiefbaurevier I war es
notwendig, für die Wasserhaltung im Kunstschacht I ein Reservoir zu schaffen, um
bei Störungen der Pumpenanlage dieses Schachtes die Wasser bewältigen zu
können.
Im Jahre 1847 wurde im Dorf Südhorsten mit dem Abteufen des Kunstschachtes II
begonnen. Als Wasserhebemaschine wurde eine 100 PS Henschel Dampfmaschine
aufgestellt und 1854 in Betrieb genommen. Zur Dampferzeugung dienten neun
Henschel`sche Röhrenkessel. Das Speisewasser für die Kessel wurde durch ein
unterirdisches Gerinne von dem Mundloch des alten Sültestollns zugeleitet. Der
Kunstschacht I liegt 200 Lachter (406 m) in der Richtung des Flözeinfallens von der
westlichen Grundstrecke des I. Tiefbaus entfernt und steht mit dieser durch einen
Querschlag in Verbindung, so dass die Grubenwasser des I. Tiefbaus auch dem
Kunstschacht II zufließen können.
139
Die auf Kunstschacht II gehobenen Wasser wurden durch ein 16 Fuß, 3 Zoll (4,73
m) unter der Rasenhängebank liegendes Abführungsort, welches ca. 150 Lachter
(304,6 m) lang ist und in Mauerung steht, in die Rösche des Südhorster Stollns
geleitet.
Die oberen 60 Fuß (24,0 m) des Kunstschachtes II stehen in Sandsteinmauerung,
während der übrige Teil des Schachtes mit Holz ausgebaut ist. Die Mauerung
reichte bis auf den festen Schieferton, welcher stark mit schwimmenden Gebirge
überlagert war.
Der Kunstschacht II bestand in Wirklichkeit aus zwei Schächten, welche 5,36 m
auseinander lagen. Zwischen den beiden Schächten stand auf einem Gewölbe,
welches auf den beiden Schachtmauern ruhte, ein ca. 4,00 m langer und 3,20 m
breiter Pfeiler, auf welchem der aus Schmiedeeisen konstruierte Balancier gelagert
war. Durch diesen wurde in jedem Schacht eine Pumpe zur Wasserhebung aus dem
oberen Querschlag betrieben. Die Wasser mussten von dem oberen Querschlag
(Zuführungsquerschlag) bis zum Abführungsort 31,7 m gehoben werden. Für die
Inbetriebnahme des II. Tiefbaus wurde der Kunstschacht II tiefer geteuft. Bei einer
Teufe von 29,13 m wurde das Hauptflöz angefahren. Um eine größere Abbauhöhe
für das II. Tiefbaurevier zu erlangen, wurde der Schacht noch weitere 9,30 m tiefer
geteuft und von hier aus ein Querschlag nach Norden zu aufgefahren. Nach einer
Auffahrung von 40 Lachter (81,20 m) wurde das Flöz angefahren. An dieser Stelle
wurde der erste Förderschacht (D0) abgeteuft. Der Schacht ist 75,10 m tief und
wurde in den Jahren 1856-58 niedergebracht. Von DO aus wurden dann die
Grundörter aufgefahren, nachdem auch der Querschlag in Höhe der ersten
Tiefbausohle nach D0 weitergeführt war.
Da die Pumpenanlage auf D0 bei eintretenden starken Zuflüssen nicht in der Lage
war, die Wasser zu heben, entschloß man sich 1863, auf Kunstschacht II eine
Hilfspumpe aufzustellen. Es wurde erst erwogen, ob die Hilfspumpe direkt bis
draußen drücken oder den Hauptpumpen auf der I. Sohle das Wasser zuführen
sollte. Man entschloß sich für die letztere Anordnung der Pumpen.
140
Der Antrieb der Hilfspumpe erfolgte durch ein besonderes Gestänge, welches nach
Bedarf an den Balancier angehängt wurde, während das Gestänge einer Haupt-
pumpe zu dieser Zeit ausgehängt wurde.
Auf D0 stand anfangs eine 10 PS Dampfmaschine, diese diente zur Förderung und
Inbetriebsetzung der Wasserhaltung. Maschine und Pumpen wurden später
verstärkt. Durch Abdämmung des unteren Querschlags konnte die Verbindung
zwischen dem I. und II. Tiefbau aufgehoben werden.
Bei Einrichtung des Kunstschachtes II ist Bedacht darauf genommen, dass später,
wenn die Wasserzuflüsse der D- Sohle stärker würden, daselbst noch zwei Haupt-
pumpen aufgesellt werden konnten. Diese Pumpen hätten jedoch eine zweite
Dampfmaschine, deren Balancier auf dem jetzigen Pfeiler noch Platz gefunden
hätte, erfordert. Zur Auffahrung eines zweiten Maschinengebäudes an der
westlichen Seite des Pfeilers wäre noch genügend Raum zu erlangen gewesen.
Dies alles erübrigte sich aber durch den Einbau der oben beschriebenen
Hilfspumpen.
Das Tiefbaurevier II bestand aus der Hauptsohle, welche II. Tiefbau- oder D- Sohle
genannt wurde und der C- Sohle als Zwischensohle.
Auf der C- Sohle befinden sich:
Nach Osten die Schächte OC1 bis OC4 = 4 Schächte
Nach Westen die Schächte WC1 bis WC6 = 6 Schächte
Auf der D- Sohle befinden sich, außer Schacht D0: Nach Osten die Schächte OD1 bis OD5 = 5 Schächte
Nach Westen die Schächte WD1 bis WD3 = 3 Schächte
Die Schächte auf der D- Sohle hatten mit Ausnahme des Schachtes OD 5, welcher
kreisrund abgeteuft war, rechteckige Form.
Die Kohlengewinnung aus dem II. Tiefbaurevier war bis auf einige Sicherheitspfeiler,
welche später abgebaut werden sollen, im Jahre 1898 beendet.
141
Der Schacht OD 3 (Osten, D- Sohle, 3. Schacht) am Bahnhof Nienstädt wurde 1870
abgeteuft. Ein Malakow Turm wie er bei der Festung Malakow auf der Halbinsel
Krim in Russland gebaut wurde, bildet den Förderturm. Es ist ein einmalig
erhaltenes Bauwerk der Schaumburger Steinkohlenwerke. Die Kohlen wurden über
eine Pferdebahn der Kokereianlage Osterholz zugeführt. Ab 1873 bestand eine
Bahnverbindung Nienstädt / Osterholz mit dem Bahnhof der Staatsbahn in
Stadthagen, die auf der Trasse des heutigen „Schwarzer Weg“ verlief. Der
unterirdische Wasserzufluß zum Schacht OD 3 war so groß, dass drei
Turbinenpumpen mit 11 m3 Leistung eingebaut wurden. Das zutage gepumpte
Wasser floss entlang der werkseigenen Straße zum Georgschacht in einen
Auffangteich oder wurde in den Schierbach geleitet, der von hier „Kalter Bach“
genannt wird. Die Anlage war bis 1960 in Betrieb.
Am Fuße der Bergehalde in Nienstädt steht das Haus „An der Halde Nr. 3“. Dies ist
das Gebäude, das nach dem Abteufen des 1. Tiefbauschachtes 1816, über dem
Schacht errichtet wurde. 1835 ging die erste Wassersäulenmaschine mit 18 PS der
Fa. Henschel aus Kassel hier in Betrieb. Da der Zufluß der Aufschlagwässer nicht
ständig zum Heben der Grubenwässer ausreichte, wurde 1841 eine Dampfmaschine
von 40 PS installiert. Der erste vereidigte Kunstwärter war Friedrich Schütte aus
Liekwegen, der für den ungestörten Lauf und die Reparatur der Maschinen zu
sorgen hatte. Es war eine Kunst Wasser aus der Tiefe nach übertage zu heben.
Daher „Kunstwärter“ und „Kunstschacht“. Der amtierende vereidigte Kunstwärter
bezog auch stets die Kunstwärterwohnung, die 1832 erbaut war. 1874 waren die
Pumpen derart verschlissen, dass man eine neue unterirdische Wasser-
haltungsmaschine anschaffte. Über einen Querschlag wurden die Wässer teilweise
dem Kunstschacht II in Südhorsten zugeführt. Das erste Tiefbau- Revier war damit
erschlossen. Der Schacht auf der B- Sohle erhielt die Bezeichnung B- Null.
Tab. 22 C- Sohle östlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzwStollenlänge in m
Abteufjahr
Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
OC I 59,75 1860 -- --
OC II 61,30 1862 -- --
OC III 65,10 1864 -- --
OC IV -- 1867 -- --
142
Tab. 23 C- Sohle westlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzwStollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
WC I 57,25 1857/58 -- --
WC II 60,00 1859/60 -- --
WC III 60,00 1862/63 -- --
WC IV 66,40 1865 -- --
WC V -- 1867 -- --
WC VI -- 1871 -- Erste
Förderung
Tab. 24 D- Sohle östlich, Hauptsohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzwStollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Kunstschacht II Südhorsten
75,59 1847 0,39 Ab 1854 Was- serhaltung In Betrieb
D0 75,10 1856/58 0,36 Förderschacht
OD I 72,90 1861/62 0,36 --
OD II 85,50 1866/67 0,48 --
OD III 87,50 1870 0,56 Förderschacht Wasserhaltung
OD IV 104,00 1876/78 0,43 Förderschacht
OD V 103,50 1884/85 -- Wetterschacht
Tab. 25 D- Sohle westlich, Hauptsohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzwStollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
WD i 73,60 1861/62 0,39 --
WD II 77,90 1865/66 -- --
WD III 83,70 1870 0,50 Förderschacht Wetterschacht
143
15.83 Tiefbau Revier III (F- Sohle) (Schunke & Breyer, 1936)
Zur Lösung des III. Tiefbaureviers wurde in den Jahren 1872 bis 1876 der
Kunstschacht III geteuft. Dieser Schacht liegt etwa 800 m unterhalb der II.
Tiefbausohle. Neben dem Kunstschacht III steht der 1873 bis 1878 abgeteufte
Förderschacht F0. Auf der F- Sohle liegen außerdem noch folgende Schächte:
OFI, WFI und WFII Die Schächte WFI und OFI, welche eine kreisrunde Form haben, sind von Anfang
an nur als Wetterschächte benutzt, während der in den Jahren 1908/09 abgeteufte
Schacht WF 2 zur Bergeförderung und als Seilfahrtschacht diente.
Auf der Zwischensohle, welche die Bezeichnung E- Sohle führte, liegen die
Schächte E0 und WE1, beide Schächte haben eine kreisrunde Form. Förderschacht
war der Schacht E0, während WE1 als Wetter-, Seifahrts & Bergeschacht diente.
Tab. 26 Schächte und Stollen im Tiefbaurevier III, nach Unterlagen von Schunke & Breyer
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Kunstschacht III
180,00 1872/76 -- 650 m s`vom Georgschacht I Wasserhaltung
F0 184,0 1873/78 -- Förderschacht
OF I 183,90 1883/85 -- Wetterschacht
WF I 168,70 1883/85 -- Wetterschacht
WF II 158,71 1907/08 -- Seilfahrtsschac Bergeschacht
E0 127,20 1882/84 -- Förderschacht
WE I 119,00 1890/91 -- Seilfahrts-schtacht
Wetterschacht Bergeschacht
144
15.84 Tiefbau Revier IV (G- Sohle) (Schunke & Breyer,1936)
Als neuen Zentralschacht für den örtlichen Bereich der Schaumburger Mulde wurde
vom Gesamtbergamt Obernkirchen 1899 – 1902 der Georgschacht I bei Stadthagen
abgeteuft. Namensgeber war der derzeit regierende Fürst zu Schaumburg- Lippe,
der auch die Anlage eingeweiht hat. Die Endteufe des Schachtes betrug 244,55 m.
Mit dem Schacht wurde zugleich die G- Sohle als Hauptsohle im gesamten Revier
erschlossen.
Auf dem Zechengelände entstanden gleichzeitig umfangreiche Tagesanlagen: Die Separation,
Kohlenwäsche,
Kokerei mit der Anlage zur Gewinnung von Nebenprodukten
Koksbrechwerk,
Zwei Kesselanlagen,
Elektrizitätswerk,
Wasserturm mit elektrischer Pumpenanlage,
Werkstätten,
Zechenhaus mit Waschkauen und Beamtenwohnungen.
Das wichtigste Glied der Georgschachtanlage war damals nach dem Unter-
tagebetrieb das Elektrizitätswerk. Von zwei Kolbenmaschinen von je 500 PS und
einer Dampfturbine von 500 PS wurde elektrischer Dreiphasen- Wechseltrom mit
einer Spannung von 500 Volt erzeugt. Der Strom, der nicht auf dem Georgschacht
verbraucht wurde ging als Hochspannungsstrom von 6000 Volt über ein
Hochspannungskabelnetz zu verschiedenen Betrieben nach Obernkirchen und der
Schachtanlage WF2 und diente zum Antrieb der Elektromotore und zur
Beleuchtung.
In einer Entfernung von 60 m vom Schacht I wurde in den Jahren 1925 bis 1928 der
353 m tiefe Georgschacht II abgeteuft.
145
Tab. 27 Schächte und Stollen im Tiefbaurevier IV (G- Sohle) (nach Unterlagen von Schunke und Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Georgschacht
I
244,55 1899/02 0,46 Ø 5,0
Georgschacht
II
353,00 1925/28 -- Ø 5,0
Schacht WG I 227,40 1921/22 0,42 Ø 5,0 Bergkrug
15.85 Tiefbau Revier Beckedorf (Schunke & Breyer, 1936)
Auf Grund verschiedener Gesuche der Städte Sachsenhagen und Rodenberg um
Eröffnung eines Steinkohlenbergwerks in der Nähe ihrer Ortschaften, einesteils um
Arbeitsgelegenheiten für den Bewohner zu bekommen, andernteils um die Kohlen in
der Nähe zu haben. In den Jahren von 1865 bis 1873 wurde das gesamte Feld vom
Bückeberg bis zum Gegenflügel, den Rehburger Bergen, durch Schürfarbeiten
eingehend untersucht.
Nach einem Schreiben des Oberbergamtes vom 9. Februar 1878 wurde bestimmt,
ein neu zu eröffnendes Bergwerk zwischen Kobbensen und Beckedorf anzulegen.
Im selben Jahre wurde der Beckedorfer Stolln in dem Dorfe Beckedorf in der Nähe
der Domäne angesetzt. Der Stollen erreichte 1874 bei einer Länge von 446 m das
Hauptflöz. Die Mächtigkeit des Flözes betrug 0,23 m Oberbank; 0,15 m Bergemittel
und 0,20 m Unterbank. Das durch den Stollen nach Süden aufgeschlossene Feld
erwies sich als nicht groß, da sich südöstlich eine Talmulde mit einem flözleeren
Feld befindet. Um ein weiteres Feld zu erschließen, wurde im Jahre 1884 in dem
Paul`schen Steinbruch der Förderschacht W01 abgeteuft. Dieses Feld war 1891
abgebaut.
146
Im Jahr 1895 ist dann 120 m westlich vom Schacht WU 1 vom Streichungsort aus
ein Querschlag in südlicher Richtung angesetzt, um einen Flözsprung zu durch-
fahren.
Bei der Anfahrung des Sprungs wurden größere Wassermengen gelöst, so dass im
östlichen Teil des Dorfes Kobbensen die Brunnen trocken gefallen sind. Die Auf-
fahrung stellte man sofort ein und mauerte den Querschlag ab. Im Röber`schen
Steinbruch ist im Jahr 1895 ein neuer Stollen angesetzt, das hiermit gelöste Feld
war schon 1902 vollständig abgebaut.
Nach verschiedenen anderen Versuchen wurde dann 1911 mit dem Abteufen des I.
Beckedorfer Tiefbauschachtes begonnen. Beim Bergarbeiterstreik im Jahr 1912 ist
das Abteufen des Schachtes eingestellt und wurde erst 1918 wieder aufgenommen.
In den Jahren 1920–1924 wurde die Bergwerksanlage Beckedorf ausgebaut, hat
dann verschiedentlich stillgelegen bis 1938 schließlich das Bergwerk voll in Betrieb
ging.
Das Grubengebäude Beckedorf ist durch eine Verbindungsstrecke von 10 km Länge
(den Streichungsort der G- Sohle gegen Osten) mit dem Grubengebäude des
Georgschachts verbunden. Von der K- Sohle aus wurde 1954 eine Verbindungs-
strecke von Lüdersfeld zur G- Sohle Beckedorf vorgetrieben.
Tab. 28 Schächte und Stollen im Beckedorfer Revier (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)
Schacht- bezeichnung
Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m
Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m
Bemerkungen
Alter Stollen 446,00 1873 0,53 --
Neuer Stollen -- 1895 -- --
Schacht WO1 -- 1894 -- --
Schacht WU1 15,54 1890 -- --
Tiefbauschacht I 148,00 1911/12 0,55 --
Tiefbauschacht
II
148,80 1924/26 0,60 --
147
15.86 Tiefbaurevier Lüdersfeld (Schröder, R., 2008)
Die bergmännischen Aufschlüsse im Beckedorfer – und Düdinghäuser Feld, sowie
im Atgeberg, Stolln und Bohrungen zwischen Beckedorf und Düdinghausen hatten
schon 1949 ergeben, dass im Raum Lindhorst – Lüdersfeld und südlich der
Rehburger Berge, noch größere Vorräte abbaufähiger Steinkohlen in größerer Tiefe
anstehen. Dieses Baufeld sollte durch den Bau von zwei Schachtanlagen, mit einer
Gesamt- Förderung von 1500 ta/to verwertbarer Steinkohle, erschlossen werden. Es
war geplant eine Schachtanlage südwestlich von Lüdersfeld und einen zweiten
Schacht nordöstlich von Auhagen niederzubringen.
Die Auswertung der Bohrergebnisse hat ergeben, daß die Muldenachse mit etwa 5°
nach Westen einfällt. Die Streichrichtung des Flözes wird von der Aufsattelung der
Rehburger Berge bestimmt.
Zwischen der Bergwerksanlage Beckedorf und dem Mittellandkanal liegt ein
bauwürdiges Grubenfeld mit Mächtigkeiten der Wealden- Steinkohlen von 0,40 m
und 0,80 m und einem Steinkohlenvorrat von ca. 7 Mio. t.
Der Schachtansatzpunkt liegt etwa 200 m westlich der Strasse Lüdersfeld- Probst-
hagen in einem fast ebenen Gelände. Eine Ausdehnungsmöglichkeit bestand nach
allen Seiten, auch verkehrsmäßig ist der Platz günstig gelegen.
Der Schacht wurde bis auf 556,17 m Teufe niedergebracht. Die Aus- und die
Vorrichtung wurde bestimmt durch die Abbaumethode. Da sich im Schaumburger
Bergbau der streichende Strebbau mit schwebendem Verhieb und Abförderung der
Kohlen durch Rutschen am besten bewährt hatte, wurde die Abbaumethode auch in
Lüdersfeld angewandt. Die Streblänge betrug 100 m mit einer Belegung von 20
Mann / Schicht, dabei betrug die „Hackleistung“ 3,3 -3,5 t / Schicht.
Durch seine Lage ist dem Lüdersfelder Baufeld schon die Art der Wetterführung
vorgegeben. Das Baufeld grenzt unmittelbar an das Beckedorfer Feld an.
148
Die Schächte in Beckedorf können als ausziehende Schächte genutzt werden,
während der tiefere Schacht Lüdersfeld einziehender Schacht ist. Mit der
Wetterverbindung Beckedorf – Lüdersfeld wurde von Beckedorf aus bereits mit der
Auffahrung begonnen, als die Abteufarbeiten in Lüdersfeld noch nicht
abgeschlossen waren. Bei der Auffahrung hat man den Ansatz der II. westlichen
Einfallenden von Beckedorf nach Lüdersfeld genutzt, da diese Strecke die kürzeste
Verbindung zwischen der H- Sohle in Beckedorf und der Lüdersfelder Schacht-
Sohle (K- Sohle) ist, 2,7 km.
Die K- Sohle in Lüdersfeld erhielt während der Auffahrung zunächst einen
provisorischen Ausbau aus hölzernen Türstöcken (Deutscher Türstock), der nach
Fertigstellung der Wetterverbindung und dem Abbau der Kohlen zwischen Parallel-
und Sumpfstrecke gegen einen stählerne Ausbau ausgewechselt werden sollte.
In den Abbaustrecken und Bremsbergen wurde die übliche Haspelförderung
eingerichtet. Auf der K- Sohle erfolgt die Förderung mittels Diesellokomotiven mit
einem Dienstgewicht von 9,0 – 9,8 t.
15.861 Die Gasabsaugung im Tiefbau Lüdersfeld (Hackmann, H., 1957 & Schröder, R.,2008)
Das Grubengas (CH4) abzusaugen war eine betriebliche Notwendigkeit, um den
bergbehördlichen Vorschriften zu genügen. Die Schachtanlage Lüdersfeld galt zu
derzeit als eine der Schlagwetter reichsten Kohlengruben Deutschlands.
Als das Auffahren der Sohlenstrecke (K- Sohle nach Südwesten und Nordosten) zur
Herstellung der Wetterverbindung von Lüdersfeld nach Beckedorf begonnen wurde,
steigerten sich die Ausgasungen und die ersten Wetterschwierigkeiten traten auf.
Deshalb wurden die ersten Versuche, Grubengas aus dem Hangenden abzusaugen,
durchgeführt. Abgesaugt wurde das Gas seit Februar 1954. Da das Gas nicht
aufhörte auszutreten erwog man es wirtschaftlich zu nutzen.
Zum Absaugen wurden vor der Ortsbrust in verschiedenen Abständen fächerförmig
Bohrlöcher in das Hangende getrieben. Die Länge eines Bohrlochs ist 20 m bis 30 m
und mit einem Winkel von 20° Steigung angesetzt.
149
Der Durchmesser der Bohrung betrug 65 mm. Im Betrieb der Grube sind vier
Großbohrlochmaschinen der Firma Hausherr & Söhne und eine Maschine der Firma
Nüsse und Gräfer eingesetzt. Der Luftumsteuerbahre Bohrmotor entwickelt bei 4 atü
Pressluftdruck eine Leistung von 4 PS, bei einer Getriebedrehzahl von 120 bis 300
Upm. Die Bohrstangen haben einen Durchmesser von 52 mm und sind 1,50 m lang.
Sie werden mittels Gewinde miteinander verschraubt. Verwendet werden aus-
wechselbare exzentrische Hartmetallschneiden von 65 mm Ø, die mit einem
besonderen Schleifgerät geschärft werden.
Gebohrt wird mit Wasserspülung, d. h. die Bohrkrone wird beim Bohrvorgang mit
Wasser gekühlt und das Bohrklein wird mit Wasser aus dem Bohrloch gespült. Nach
Fertigstellung der Bohrungen werden die ersten 3 m jedes Bohrlochs auf 113 m Ø
erweitert, das Standrohr von 80 mm Ø und 2,50 m Länge eingesetzt und der
Zwischenraum mit einer Zementmischung vergossen oder mit einer Benso-
Luttenbinde verstopft. Dadurch erreicht man eine gute Abdichtung gegen das
Gebirge. An das Standrohr werden der Entwässerungs- und Gasabsaugstutzen
geschraubt. Die Länge des Entwässerungsschlauchs richtet sich nach der Höhe der
Depression. Das offene Ende dieses Schlauchs wird stets unter Wasser gehalten.
Der Schlauch ist über einen kleinen Schlauch an ein Messrohr angeschlossen, um
Mengen- und Depressionsmessungen durchführen zu können sowie die Möglichkeit
zu schaffen Gasproben zu entnehmen. Der Durchmesser der Hauptgasleitung
richtet sich nach der Menge des vermutlich anfallenden Gases und schwankt
zwischen 150 mm und 400 mm.
Eine Gasstation auf der Anlage Lüdersfeld mit fünf Gebläsen erzeugt den
gewünschten Unterdruck im Gebirge, davon saugen zwei Gebläse aus der Leitung
Beckedorf und drei aus der Leitung Lüdersfeld. Von dieser Station wird das Gas
übertage in einer Rohrleitung von 400 mm Ø nach der Hauptanlage Georgschacht
gedrückt. Es wird dort gereinigt und der Industrie zugeführt.
Das auf der Schachtanlage Lüdersfeld anfallende Methangas wird durch drei
Drehkolbengebläse aus der Grube abgesaugt. Die anfallende Menge betrug 1957-
72 m3 /min. bei einem Heizwert von 4 700 kcal.
150
Das für die Industrie bestimmte Gas wird in eine 400 mm- Leitung von 7,5 km Länge
übertage zum Georgschacht geführt. Die Gesamtmenge betrug 1957 etwa 90 m3 /
min. bei einem Heizwert von 4650 WE und 2950 mmWS Druck.
15.862 Gasausbruch am 15.04.1955 auf der Schachtanlage Lüdersfeld (Hackmann, H., 1957)
Von der K- Sohle wurde die Verbindungsschwebende in Richtung Beckedorf vorge-
trieben. Größere Wasserzuflüsse vor der Ortsbrust waren keine Seltenheit. Das im
Gebirge befindliche Grubengas wurde in Abständen von 15 m durch Bohrungen
abgesaugt. Die Messergebnisse dieser Löcher waren im Verhältnis normal, so daß
man keinen Gasausbruch befürchtete. Plötzlich stellte man in der Nach-
mittagsschicht gegen 1800 Uhr des o. g. Tages vor der Ortsbrust größere Mengen
CH4 mit einer Wetterlampe fest. Der Betriebspunkt mußte gestundet werden. Das
vor Ort ausströmende Grubengas trat in solch großen Mengen aus, dass es die
flüchtenden Bergleute einholte. Nach kurzer Zeit war das Gas bis zum Füllort
vorgedrungen und der Schacht mußte von sämtlichen Belegschaftsmitgliedern
geräumt werden. Gegen 2100 Uhr erfolgte ein erstes Einfahren der Grubenwehr,
wobei festgestellt wurde, dass Schacht und Füllort wieder frei von CH4 waren.
Jedoch am Anfang der Parallelstrecke, d. h. etwa 200 m vom Schacht entfernt,
stand die Strecke noch voll Gas. Am folgenden Tage war ein weiteres Vordringen
möglich, man war der Ausbruchstelle bis auf 70 m nahe gekommen. Da in der
Streckenfirste noch hohe Konzentrationen waren, wurden mehrer Flansche an der
Hauptgasleitung abgeschraubt. So saugte man das Grubengas nicht nur aus den
Bohrlöchern, sondern auch aus dem freien Raum dieser Strecke.
Nach mehreren Tagen war das sehr starke Ausströmen des Gases schwächer
geworden. Man konnte mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen die Ausbruch-
stelle erreichen. Es wurde festgestellt, dass eine im Hangenden stehende Kluft von
0,40 m bis 1,00 m Breite und einer „riesigen“ Höhe ausgespült war.
151
Diese Kluft wurde mit Blechtafeln mit angesetzten Saugstutzen abgeschirmt und mit
Wettertuch und Putzwolle gegen den Stoß abgedichtet. Die erwähnten Saugstutzen
wurden mit Schläuchen an die Hauptgasleitung angeschlossen, damit war eine
große Gasmenge in der Leitung erfasst. In den nächsten Tagen wurden an dieser
Stelle unter Berücksichtigung der Gefahrenmomente 26 Bohrlöcher fächerförmig ins
Hangende der Kluft gebohrt; damit war die Ortsbrust schlagwetterfrei.
15.863 Tagesanlagen in Lüdersfeld Die Größe und die Art der Tagesanlagen werden bestimmt durch die Förderanlagen
und durch den Umfang der Fördereinrichtungen.
Dringend benötigt werden: Eine Aufbereitung, die notwendigen Krafterzeugungs-
anlagen, ein Zechenbahnhof mit Vorladeanlagen und die notwendigen Werkstätten,
Magazine, Lagerplätze, Waschkauen und Verwaltungsgebäuden.
Da das Lüdersfelder Werk die Aufbereitungsanlagen der Steinkohlen- Förderung
aus Auhagen mit übernehmen soll, müssen alle Anlagen und Einrichtungen für eine
tägliche Förderung von 1500 t verwertbare Kohle vorgesehen werden. Schon
während des Abteufens ist mit dem Bau der Grubenanschlussbahn nach
Stadthagen begonnen worden.
15.864 Die Hängebank Für die Hängebank ist ein mechanischer Wagenumlauf und Durchschiebebetrieb
vorgesehen. Für die mit der Luftseilbahn ankommenden Wagen und abgehenden
Förderwagen von Auhagen ist eine Station für das Ein- und Auskuppeln der Wagen
vorgesehen. Die Rohkohle wird von Auhagen zur Aufbereitung nach Lüdersfeld
transportiert. Von Lüdersfeld wird die verwertbare Kohle mit der Seilbahn zum Hafen
Sachsenhagen gebracht, um von hieraus mit Schiffen zum Kraftwerk Lahde
transportiert zu werden.
Ein Aufzug an der Ostseite der Schachthalle dient zum Hochziehen der Materialien
zur Hängebank. Die Grubenberge werden über eine Förderbrücke der Halden-
strurzeinrichtung zugeführt.
152
15.87 Tiefbau Revier Auhagen Außer der Schachtanlage Lüdersfeld war eine zweite Tiefbauanlage bei Auhagen
geplant. Diese Anlage sollte sowohl die Kohlenvorräte südlich und südöstlich des
Düdinghäuser Berges als auch nordöstlich des Atgeberges lösen. Der Schacht
wurde ca. 300 m nördlich der Strasse Auhagen-Sachsenhagen und 250 m westlich
der Straße Auhagen- Düdinghausen niedergebracht. Damit liegt er am südlichen
Rand des Baufeldes.
Erster Spatenstich war 1953. Wie in Lüdersfeld führten die Abteufarbeiten die Firma
Deilmann, Schachtbau GmbH aus.
Bei einer Teufe von 62 m wurden die Arbeiten 1954 vorläufig gestundet. Die
Arbeiten wurden erst 1955 wieder aufgenommen, wegen andauernder eindringender
Wasser wurde 1956 erst eine Tiefe von 138 m erreicht. Bei 277 m war das
Kohlenflöz immer noch nicht erreicht, erst bei einer Teufe von 320 m wurde das Flöz
Ende 1956 angetroffen. Der Schachtdurchmesser betrug 5 m.
Von Schacht IV in Barsinghausen wurden der Förderturm und die elektrische
Fördemaschine nach Auhagen umgesetzt. Der Bau des Fördemaschinenhauses,
das Aufstellen des Förderturms, des Kühlturms, der Fundamente für den
Kompressor und das Wenderad für die Seilbahn und der Schachthalle werden 1959
beendet.
Für die Wahl des Abbauverfahrens gelten in Auhagen die gleichen
Voraussetzungen, die auch für Lüdersfeld galten. Als zweckmäßigste
Abbaumethode kam wieder Rutschenbetrieb mit streichendem Abbau und
schwebendem Verhieb zur Anwendung. Die Flözmächtigkeit beträgt im Durchschnitt
0,50 m bei einem Einfallen von 12° bis 15° (Abb. 17). Die Bewetterung des Feldes
Auhagen erfolgte derart, dass die Wetter im Schacht einfallen, sich im Füllort nach
Osten und Westen verteilen und über die Schachtsohle in die erste westliche bzw.
östliche schwebende Fahrstrecke ziehen. Nach Abzweigung der benötigten
Wettermengen werden die verbrauchten Wetter durch die Motorstrecken über
Wetterbrücken durch die schwebende Förderstrecke zum ausziehenden tonnlägigen
Schacht Düdinghausen geführt (Abb. 16).
153
Die Tagesanlagen in Auhagen konnten sich als Außenbetrieb der Haupt-
schachtanlage Lüdersfeld nur auf jene Einrichtungen beschränken, die der
Förderung und dem Abtransport der Rohkohlen, dem Kippen der Berge und den
Bedürfnissen der Bergleute dienten, die in Auhagen angelegt waren. Der Bau dieser
Tagesanlagen war 1959 abgeschlossen.
Es war geplant, die in Auhagen geförderten Rohkohlen mit einer 5 km langen
Luftseilbahn der Lüdersfelder Aufbereitung zugeführt werden. Die Förderleistung
sollte 70 t/h betragen. Die Beladestation in Auhagen wurde als Hochstation
ausgebaut. In Lüdersfeld war die Entladestation unmittelbar an die Hängebank
angeschlossen. Die Seilbahn war zwar 1960 fertig gestellt, kam aber nicht mehr zum
Arbeitseinsatz, da alle Betriebspunkte des Gesamtbergamtes zum 31.12.1960
stillgelegt wurden.
Eine untertägige Verbindung zwischen den Grubenfeldern Auhagen und Lüdersfeld
ist bis zur Stillegung nicht mehr aufgefahren.
15.871 Die Materialseilbahn zwischen Lüdersfeld und Auhagen 1959 - 1960 Der Schacht Auhagen wurde mit dem Schacht Lüdersfeld durch eine 7 km lange
Seilbahn übertage miteinander verbunden. Die in Auhagen geförderte Rohkohle
sollte von Auhagen zur Aufbereitung nach Lüdersfeld gebracht werden. Von der
Kohlenwäsche in Lüdersfeld sollte die gereinigte Kohle mit der Seilbahn zum Hafen
Sachsenhagen transportiert werden, um von da mit Schiffen auf dem Mittellandkanal
zum Kohlekraftwerk nach Lahde transportiert zu werden.
Die Seilbahn verband die Schachtanlagen, um auf halbem Weg, den Mittellandkanal
zu überqueren. Dort wo die Seilbahn Strassen, Wege und den Mittellandkanal
querte, waren besondere Schutzeinrichtungen vorhanden.
Die Seilbahn stammt von einer stillgelegten Anlage aus Sontra in Nordhessen. Sie
wurde nach der Stillegung der Werke in Schaumburg wieder abgebaut.
154
15.90 Betriebliche Anlagen der Preußag Die Betriebsverhältnisse aller Anlagen der Preußag werden in der Arbeit von
Prasuhn mit dem Stand von 1949 beschrieben. Die hauptsächlichen Berg-
werksanlagen, sowie Hilfs- und Weiterverarbeitungsbetriebe der Obernkirchener
Werke waren:
a. Kokerei auf Osterholz/Nienstädt (1811)
b. Schacht Georgschacht I (1899/02)
c. Lietstolln in Obernkirchen (1899/12)
d. Kraftwerk Georgschacht (1902)
e. Kokerei nach Georgschacht verlegt (1902)
f. Brikettfabrik in Obernkirchen (1906)
g. Beckedorfer Tiefbau (1920)
h. Beckedorfer Tiefbau Ostschacht (1934/35)
i. Beckedorfer Tiefbau Reinsen (1937/54)
j. Düdinghäuser Bergwerksanlage ( 1945),
k. Schacht Atgeberg bei Hagenburg (1945)
l. Schacht Lüdersfeld (1951)
m. Schacht Auhagen (1953 )
n. Kohlebergwerk Minden, als eigenständige Anlage
o. Kraftwerk auf Gelände Georgschacht
p. Kokerei mit Nebengewinnungsanlagen auf Gelände Georgschacht,
15.91 Koksherstellung auf den Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerken (Schöttelndreier, W. & Korf, W., 2002) (Abb. 18; Abb. 19)
Auf den Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerken wurde 1811 der erste Koks in
sogenannten Backkoksöfen auf der Anlage Osterholz in Nienstädt, an der
Bundesstrasse 65 von Bückeburg nach Stadthagen, fertig gestellt. Der Anlass war
ein steigender Verbrauch mineralischer Brennstoffe in der Industrie. Auch bei der
Entwicklung des Eisenbahnwesens war ein größerer Bedarf zur Lokomotivfeuerung
vorhanden. Die Förderung an Steinkohle stieg von 26 811 t im Jahre 1811 auf 413
308 t im Jahre 1907. Im Jahre 1811 kamen zur Koksgewinnung 40 t Steinkohle. Die
Kokserzeugung lag im Jahre 1903 schon bei 79 800 t.
155
Die ersten Öfen waren rundum geschlossen, vorn mit einer Tür und über dem
Gewölbe mit einem Schornstein versehen. Zur Verkokung wurde die schlecht
verkaufbare Feinkohle verwendet.
Tabelle 29 Mischungsverhältnis der Kokskohlen (1949), nach Prasuhn, 1950
Kohlenart Abbaugebiet Prozent – Anteil %
Fettkohle Georgschacht 73,32
Nuss 1 Georgschacht 2,84
Magerkohle Ibbenbüren 11,75
Magerfeinkohle Lietstolln 4,88
Fettkohle Barsinghausen 6,91
Fettkohle Atgeberg 0,30
Tabelle 30 Kohlenwasserstoffe aus der Kokerei 1949, nach Prasuhn, 1950
Kohlenwasserstoff Gewicht Prozent
Teer 21,700 KG/t 2,17
Schwefelsaurer
Ammoniak
8,100 kg/t 0,810
Rohbenzol 4,640 kg/t 0,464
Tabelle 31 Gewichte und Preise von Koks, 1941 nach Prasuhn,1950
Produkt Gewicht pro Balge Preis
Leichter Koks 28 Pfund 2 ½ Groschen
Schwerer Koks 38 Pfund 3 Groschen
Schwerster Koks 55 Pfund 5 ½ Groschen
Ab 1848 kam man zu der endgültigen Form. Die neuen Öfen hatten eine Länge von
25 m, eine lichte Weite von 2.30 m und eine Besatzhöhe von 0,96 m. Die
Stirnwände wurden ganz weggelassen, die Umfassungsmauern niedriger gehalten
und nur noch eine Reihe Kanäle angeordnet. Diese Bauart fasste 41,36 Tonnen
Steinkohle und lieferte davon 28,5 Tonnen Koks. Hiermit war die endgültige Form
der offenen Schaumburger Meileröfen gefunden.
156
Sieben bis acht Tage dauerte der ganze Verkokungsprozess. Einen Tag blieb der
Ofen noch mit Lehmverschlossenen Zügen stehen und dann wurde der Koks mit
langen Haken ausgezogen. Zu einer Ausziehkameradschaft gehörten acht Mann. Je
vier Mann in der Früh- und Mittagschicht. In vielen Bergbauregionen fand diese Art
Nachahmungen, so in Frankreich, Belgien und Amerika (Abb. 20).
Ende 1850 wurden Versuche unternommen, um günstigere Bauweisen und
technische Vorteile der geschlossenen Koksöfen zu ermitteln. Die Versuche
verliefen befriedigend und wurden teilweise auch umgesetzt.
Durch die frei in die Luft entweichenden Dämpfe und Gase wurde auf den
umliegenden Feldern starke Schäden verursacht, die vom Bergamt bis zu 1800
Thalern abgegolten werden mussten. 1881 klagte der Kolon Bruns aus Sülbeck
wegen Beschädigung der Früchte durch die Kokerei. Der Prozess wurde 1882 zu
ungunsten des Bergamtes entschieden. Ein bezeichnender Name bleibt bis heute in
Erinnerung für diesen Zustand „Bockshaar oder Bocksbart“. Auf den Äckern wuchs
kein Getreide, die Zäune wurden trocken, die Obstbäume trugen keine Früchte und
das Gras dörrte dahin wie das struppige Haar eines Ziegenbocks.
Der Koks wurde mit Pferdefuhrwerken nach dem Bahnhof Kirchhorsten transportiert.
Im Jahre 1897 arbeitete der Bergingenieur Richter an den Planungen für den vierten
Tiefbau, dem heutigen Georgschacht. Es war aber auch der geeignete Zeitpunkt
gekommen, die Wäsche und die Kokerei vom Osterholz an den Georgschacht zu
verlegen. Nach mehreren Versuchen wurde die Firma Franz Brunck mit dem Bau
von 60 Öfen der „Bauart Brunck“ mit Gewinnung von Teer und Ammoniumssulfat
beauftragt. Am 12.12.1902 konnte der erste Ofen gedrückt werden.
In Anbetracht der maroden Anlage begannen 1924 die Planungen für einen Neubau
der Kokerei am Georgschacht. Neben der Fettkohle aus dem Tiefbaurevier sollte
auch Magerkohle vom Lietstolln verarbeitet werden.
157
Nach der Stillegung des des Kokereibetriebes auf Osterholz 1905 ist der größte Teil
des Geländes wieder fruchtbarer Ackerboden geworden. Auf dem südlichen Teil,
nahe der Bundesstrasse 65, entstand ein Sägewerk, das den Tiefbaubetrieb mit
geschnittenen Ausbauholz versorgte. Auf dem nördlichen Gelände richteten die
Obernkirchener Sandsteinbrüche einen Steinhauerplatz ein. Dieser verlegte aber
schon 1922 seine Tätigkeit nach Obernkirchen am Bahnhof.
Angebote für den Neubau einer Kokereianlage wurden von den Firmen „Collins und
Koppers“ abgegeben. Die Firma Koppers aus Essen erhielt den Zuschlag, das
Angebot war zwar teurer, Koppers lieferte aber die stabilere Anlage.1925 und 1926
baute man an der neuen Kokerei. Die erste Batterieregenerativ Kammeröfen der
Bauart Koppers, umfasste 50 Öfen. Diese Anlage ging am 15. Februar 1926 in
Betrieb. Die neue Kokerei und die Betriebe der Nebenprodukte wurden nach dem
neuesten Stand der Technik errichtet.
Tabelle 32 Brechkoks für Heizzwecke
Handelsbezeichnung Größe des Stückkoks in mm
Stückkoks Über 80
Koks 1 60 – 80
Koks 2 40 – 60
Koks 3 20 – 40
Koks 4 10 – 20
Koksgruß 0 - 10
Stückkoks fand Verwendung in Hochöfen und Gießereien, während die Sorten 1 – 4
vorwiegend für Zentralheizungen in Privathaushalten genutzt wurden. Koksgruß
fand Gebrauch in Ziegeleien und Kalkbrennereien.
Die aus den Koksöfen mit etwa 600° C abziehenden Gase werden über Steigrohre
in eine Vorlage gesaugt. Durch Außenluft und eingespritztes Wasser wird das Gas
abgekühlt, sodass schon ein Teil des Teers und Gaswassers kondensiert. Zur
vollständigen Teerabscheidung geht das Gas durch Röhrenkühler (Kühlmittel
Wasser), passiert Teerabscheider und Gassauger. Der letzte Ofen wurde am
20.07.1960 gedrückt. Es war das Ende einer etwa 150 Jahre dauernden Koks- und
Nebenprodukt- Gewinnung (Abb. 21).
158
15.92 Die Brikettfabrik (Prasuhn, H., 1950) Die Brikettfabrik wurde 1906 in Obernkirchen gebaut. Die im Bückeberg Steinkohle
ist eine Magerkohle, die in größeren Mengen als Feinkohle anfällt. Damit diese
Mengen Feinkohlen vermarktetet werden konnten, sollten die Kohlen brikettiert
werden.
In der Fabrik wurden im Mittel 210 t Briketts (je 1,25 kg) täglich hergestellt.
Vorhanden waren fünf Pressen. Jede Presse hatte eine Leistung von 5 t / h. Der
Energieverbrauch lag bei 7,3 kWh/t und 0,07 Dampf/t Briketts. Der Dampf wurde in
einer eigenen Kesselanlage erzeugt.
Tabelle 33 Die Brikettfabrik verpresste im Durchschnitt 1949: 85 % Lietstolln- Kohle
8 % Georgschacht
7 % Pech
15.93 Die Kraftwirtschaft Der Stromerzeugung dienen drei Turbogeneratoren mit insgesamt 10 000 kW
Leistung. Bei maximal 7 500 kW Belastung erzeugten sie 1949 im Tagesmittel 11
500 kWh. Davon wurden 51 % in eigenen Betrieben verbraucht und 49 % in das
öffentliche Netz eingespeist. Für die Georgschachtanlage wurden 1949 20.500 kWh
und für die Außenanlagen Düdinghausen und Atgeberg 806 950 kWh Fremdstrom
im Jahr 1949 bezogen.
Der Niederdruckbedarf der Georgschachtbetriebe mit Düdinghausen wird durch
sechs Kompressoren gedeckt.
16.00 Der Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen (Ahlers, W.,1994 & Droste, K., 1987) (Abb. 22)
Der schüsselförmige Sandsteinrücken der Rehburger Berge bildet mit Höhen von
161,40 m über NN den nördlichsten Vorposten des niedersächsischen Berglandes.
Im Süden und Südwesten schließt sich die Schaumburger Kreidemulde an, die vom
Bückeberg und Harrl begrenzt wird.
159
Im Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) wurde das Niedersächsische Becken
(Abb. 01) zum Binnensee, in dem sich eine mächtige Folge limnisch- brakiger
Sedimente absetzte. Diese bestanden im Wesentlichen aus feinsandig- schluffigen
Tonen, in die sich zur Küste hin zunehmend Sande einschalteten. Diese als
Obernkirchener – (Bückeberg), Deister- und Rehburger Sandstein bezeichnet,
wurden aus der Einbecker Bucht heraus in das Becken geschüttet. Mit den
Sandsteinen sind im gesamten Küstengebiet Steinkohlenflöze vergesellschaftet.
Die z. T. sandig- siltischen Tonsteine und Sandsteinbänke bauen infolge ihrer
Witterungsbeständigkeit die Rehburger Berge auf. Ihr Kamm wird vom
„Hauptsandstein“ gebildet. Der Sandstein wurde in vielen Steinbrüchen gewonnen,
von denen heute noch einer in Betrieb ist. Die Sandsteinfolge ist sehr fossilreich und
einige Schichten im Liegenden enthalten Fährten verschiedener Sauropoden,
Schildkröten und Krokodile, die sowohl in den Rehburger Bergen als auch im
Bückeberg geborgen werden konnten. Die gesamte Schichtenfolge ist auf der Suche
nach Steinkohlen durch Stollen, Schächte und Bohrungen aufgeschlossen und sehr
gut untersucht. Die Mächtigkeit des Wealden beträgt im Gebiet von Bad- Rehburg-
Münchehagen rund 500 m, nach Süden (Spießingshol) und Osten (Auhagen) sinkt
sie allmählich auf 300 m ab.
16.10 Die Steinkohlenflöze in den Rehburger Bergen (Ahlers, W., 1994 & Droste, K., 1987 & Falke, H., 1944)
Flöz 1 Das Flöz 1 ist das hangenste Flöz, das nicht überall ausgebildet ist.
Seine Mächtigkeit beträgt im Bereich der Rehburger Berge 0,20 m.
Flöz 2 Das Flöz 2 liegt im Hauptsandstein und ist im Bereich der Rehburger
Berge unbauwürdig. Die durchschnittliche Gesamtmächtigkeit beträgt ca.
0,5 m mit enem Zwischenmittel von 0,25 m bis 0,30 m Mächtigkeit. Nach
älteren Analysen von Kohle aus dem Atgeberg beträgt der Aschegehalt
8,71 %, der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen 30,03 % und das Koksge-
winn 69,67 %.
Flöz 3 Das „Hauptflöz“, ist nach der im Obernkirchener- Bergrevier üblichen
Zäklung Flöz 3 und im gesamten Bereich der Rehburger Berge entwickelt.
160
Es liegt, getrennt durch eine 0,25 m bis 0,50 m mächtige Dachplatte aus
fossilreichen, harten Blättertonstein unter dem Hauptsandstein und wurde
Im Wiedenbrügger- und Atjebergstolln mit 0,65 m bzw. mit 0,50 m
Mächtigkeit abgebaut. Im Raum Münchehagen betrug der Wassergehalt
0,73 %, der Aschegehalt 15,73 %, der Koksgewinn 78,2 % und der Obere
Heizwert 7143 WE. Im Allgemeinen enthält die Kohle über der Flözbasis
beträchtliche Mengen Spateisenstein (FeCO3). Sonst kommt in den
Flözen noch Schwefelkies (FeS2). Die Kohle ist eine Steinkohle von
Fettkohlencharakter mit unterschiedlichen Inkohlungsgrad.
Flöz 4 Nach dem Befund der Bohrung Ottensen 9 und Aufschlüssen in den Reh-
burger Bergen ist das Flöz 4 nur stellenweise ausgebildet. Bei Bergkirchen
und Düdinghausen erreicht das Flöz eine Mächtigkeit von 0,25m.
Im Bereich der Schachtanlage Münchehagen I war das Flöz als gute Schmiedekohle
mit einer Mächtigkeit von 0,17 m bis 0,23 m ausgebildet. Im Bereich der
Schachtanlage Münchehagen II wurde das Flöz zeitweise abgebaut, es erreichte
hier eine Mächtigkeit von max. 0,35 m. Die Qualität wurde allerdings als nicht sehr
gut bezeichnet. Es war eine feinkörnige Magerkohle, die sich gut zum Brikettieren
eignete.
16.20 Die Geschichte des Steinkohlenabbaus in den Rehburger Bergen (Ahlers, Droste & Burchardt)
Wegen der unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse gab es unterschiedliche
Rechtsverhältnisse, die den Abbau der Steinkohlen in den Gebietsteilen des
Fürstentums Calenberg regelten.
Die Entdeckung der Steinkohlen im ehemaligen Fürstentum Calenberg und der
Grafschaft Spiegelberg fällt in die Zeit in der die Regalität des Bergbaus allgemein
anerkannt war. Im gesamten Herrschaftsgebiet konnte nur nach erfolgter Verleihung
Kohle abgebaut werden. Ausgenommen waren nur die Grundstücke, die zum
Kloster Loccum gehörten, denn dem Kloster stand das alleinige Recht zur
Gewinnung von Bodenschätzen zu (vgl. Kap. 10.00).
161
Im Jahre 1818 bekannte sich aber das Königliche Ministerium Hannover zu dem
Grundsatz: „dass die Anlegung von Steinkohlenbergwerken als Regal nicht
angesehen werden könne, vielmehr jedem privato freystehe, auf seinem
eigentümlichen Grund und Boden nach Steinkohlen zu schürfen und desfallsige
Anlagen zu machen.“
1584 Die Aufnahme des Steinkohlenbergbaus in den Rehburger Bergen auf
Caleberger Gebiet ist wie in Hohenbüchen / Hils und am Osterwald
Herzog Julius von Braunschweig- Wolfenbüttel zu verdanken, der das
Calenberg 1584 von Herzog Erich II geerbt hatte.
1586 In einer Besprechung zwischen Herzog Julius und dem Oberzehntner
wird über „Schaumburgische Steinkohlen“ gesprochen. Schon früh
beschäftigte man sich mit der Konkurrenz gegen „Schaumburger
Kohlen“.
1590 Der Abt Theodor Stracke berichtet als Chronist, dass am 19.August 1590
um 900 Uhr der Schichtmeister Hanß neben seinem Gesellen, Casper
genannt, in den Koolsteiner Kuhlen am Lokker Berg umgekommen seien.
1664 Einwandfrei nachzuweisen ist, dass auf der Ostseite der Rehburger Berge
bei Bad Rehburg im sogenannten „Herrschaftlichen“ bereits vor 1664
Steinkohlen abgebaut wurden.
1665 Ein Rehburger Amtmann meldet 1664, „über im Rehburger Berge sich
findenden Steinkohlen“
1686 Absendung einiger Bergleute vom Osterwald nach Rehburg zum Bau des
dort angelegten Bergwerks.
1750 Der Georgstollen wird gebaut.
1751 Der Richard-Schacht wird abgeteuft und mit dem Georgstollen verbunden.
162
1751 Bergleute aus dem Osterwald werden für die Erweiterung des „Gesund-
brunnens eingesetzt und untersuchen auf Vorschlag des Maschinendirek-
tors Hansen die ganze Gegend auf das Vorkommen von Steinkohlen. Sie
fanden Kohlen an verschiedenen Stellen. Das Kloster Loccum untersagte
aber weitere Schürfarbeiten, weil sie keinen Bergbau auf ihrem Gebiet
dulden wollten.
1751 Am Osthang des Brunnenberges entstehen erste Probeschächte, hier ist
bis 1818 Bergbau nachweisbar.
1780 Bericht von Christian Karl Bosse über den Abbau von Steinkohlen in den
Rehburger Bergen.
1791 Die Gemeinden Loccum und Münchehagen schließen mit dem Kloster
einen Pachtvertrag über den Abbau von Steinkohlen über 26 Jahre ab.
1794 Das Kloster Loccum tritt einen Teil des Loccumer Berges an die
Gemeinden Loccum und Münchehagen zur forstlichen Nutzung ab, behält
sich aber auch in diesem Teil das Eigentum an den Steinkohlen vor
1807 – 1813 Während der französischen Besetzung, gehörten Obernkirchen und
die Rehburger Berge zum Königreich Westphalen, der Oberberginspektor
Fröhlich wurde von König Jerome (ein Bruder Napoleons) als Direktor
sämtlicher Bergwerke zwischen Weser, Aller und Leine eingesetzt.
1811 1.4.1811 schreibt der Oberbergmeister Fröhlich an den Abt zu Loccum:
„der Herr Finanzminister hast sich bewogen gefunden, dieses Bergwerk
meiner Direktion zu unterstellen“, dann teilt er dem Kloster über dessen
Bergwerkspächter mit: „Diese Leute besitzen auch nicht die mindeste
Kenntnis vom Bergbau und haben bisher so in das wilde gebaut, dass der
Staat schon aus diesem Grunde berechtigt sein würde, das Werk
einzuziehen.“ Um das Maß voll zu machen, fordert er das Kloster, das
sich bisher immer nur selbst zehntberechtigt gesehen hatte, nun
seinerseits zur Zehntabgabe für seinen König auf.
163
Aber so leicht lässt man sich im Stift nicht einschüchtern, wendet sich an
die vorgesetzte Dienststelle, die Präfectur des Justiz-Departements Aller
und bekommt mit Datum vom 19.04. 1812 auch Recht. Dort heißt es:“ Der
Königliche Schatz erhält den Zehnten nur dann, wenn die Bergbaufreiheit
von neuen vergeben wird. Der Forderung nach einem Zehnten wurde von
der Behörde widersprochen.
Fröhlich versucht noch über eine freiwillige Vereinbarung
weiterzukommen, ehe es zu einer Einigung kommt, geht mit der
Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 die
französische Fremdherrschaft zu Ende.
1815 Letzter Bergwerksunternehmer dieser Pachtperiode war der Landwirt
Johan Heinrich Krogemann aus Loccum und der Landwirt Heinrich Bolte
aus Münchehagen, die 1815 noch 26 Männer beschäftigten.
1815 Pachtverhandlungen mit dem Kloster Loccum entwirft der Vize-
Berghauptmann von Reden einen für damalige Zeiten sehr kühnen Plan.
Von der Weser soll ein schiffbarer Kanal bis in das Abbaugebiet im
Loccumer Berg, zur Lösung der Grubenwässer und zum Transport der
geförderten Kohlen vorgetrieben werden. Bremen soll damit als künftiges
Hauptabsatzgebiet langfristig erschlossen werden.
Aber dann stellte sich heraus, dass ein vermutetes „mächtiges Flöt“ von
1,50 m bis 1,80 m Dicke, nicht vorhanden ist. Nun stehen die Kosten für
den Bau des schiffbaren Kanals (bzw. Stollens) von der Weser in keinem
wirtschaftlichen Verhältnis mehr.
1818 Anfang 1818 verpachtete das Kloster das Bergwerk an die Regierung in
Hannover auf 50 Jahre für 100 Taler in Gold / Jahr.
1820 Auffahrung des Klosterstollens als Entwässerungsstollen für das gesam-
te Baufeld, Länge 2400 m.
1827 Abteufen des Adolf- Schachtes, Teufe 25 m.
164
1829 Abteufen des Bernhard-Schachtes, Teufe 43 m.
1830 Abteufen des Carl-Schachtes, Teufe 40 m.
1835 Abteufen des David-Schachtes, Teufe 40 m.
1835 Diese rege Abbautätigkeit am Westhang des Loccumer Berges zeugt von
einem guten Absatz der Kohlen bis zur Mitte des 19. Jh. Doch die Erträge
werden im Laufe der Jahre immer geringer, deshalb kündigt das
Königreich Hannover den Vertrag 1862 vorzeitig und gibt die
Bergbaurechte an das Kloster zurück.
Der Bergingenieur Einer aus Freiberg in Sachsen pachtete zunächst für
15 Jahre das Bergwerk am Loccumer Berg. Er gründete die Gesellschaft
„Kloster Loccumsches Steinkohlenwerk bei Rehburg“. Mit Einer hatte man
einen verlässlichen und kompetenten Pächter gefunden, der auch
pünktlich zahlte, zuletzt 1800 Mark jährlich. Unter Einers Regie wurden
die nachfolgend aufgeführten Schächte abgeteuft:
1865 Knappschafts-Schacht I, Teufe 30,00 m. Hier wurde 1866 die erste
Dampfmaschine auf den Rehburger Bergen eingebaut.
1866 Georg- Schacht, Teufe 55,00 m
1866 Emilien- Schacht, Teufe 55,00 m
1882 Knappschafts- Schacht II, Teufe 28,00 m.
1899 Der Unternehmer Einer bittet nach einer 37 jährigen erfolgreichen
Tätigkeit aus seinem Pachtvertrag entlassen zu werden.
1900 Nachfolger wurde die „Hannoversche- Braunschweigische Bergwerksge-
sellschaft“, die auf der noch von Einer abgeteuften Schachtanlage Emilie
begann und am 1.12.1900 den Betrieb auf der neu geteuften Schachtan-
lage Maximilian, auch Schacht Münchehagen I genannt, aufnahm.
165
Schwere Verluste dieser Gesellschaft im Helmstedter Braunkohlenrevier
Führten 1917 zum Konkurs.
1917 Ab 1.8.1917 führt die „Gewerkschaft Einigkeit“ unter dem Namen
„Steinkohlenbergwerk Münchehagen“ den Betrieb fort. In dieser bis 1924
dauernden Endphase erreicht der Bergbau in den Rehburger Bergen
seine größte wirtschaftliche Bedeutung. Die „Gewerkschaft Einigkeit“
hatte ihren Hauptsitz in Ehmen bei Fallersleben, besaß dort ein
Steinsalzbergwerk und chemische Fabriken. Außerdem gehörten ihr noch
Kalibergwerke bei Hambüren und Steinförde bei Celle.
1918 Im Frühjahr 1918 sollen auf der Schachtanlage Münchehagen I neue
Gewinnungstechniken eingeführt werden, z. B. Schrämmaschinen für
geringmächtige Flöze, die sich aber nicht bewähren.
1919 Am 1.8.1920 begannen die Teufarbeiten für einen neuen Schacht im
Erlengrund bei Münchehagen. Das Hauptflöz (Flöz 3) wird in einer Teufe
von 150 m mit einer Mächtigkeit von 0,32 m angetroffen.
1924 Die „Gewerkschaft Einigkeit“ kaufte inzwischen Ruhrkohle für den
Eigenbedarf billiger ein, als aus den eigenen Gruben. Deshalb sollte die
neue Schachtanlage „Münchehagen II“ für den örtlichen Kohleverkauf
umgerüstet werden. Es wurde eine Drahtseilbahn mit einer Länge von
1,53 km vom Schacht zum Bahnhof Münchehagen gebaut. Darüber
hinaus wurde auf dem Schachtgelände eine Brikettfabrik gebaut und
untertage die Schüttelrutschenförderung in der Gewinnung eingeführt.
Zeitweise wurde auch das nur 0,30 m mächtige Flöz 4 mit abgebaut. In
den Strebstrecken wird die Förderung noch von Schleppern oder Pferden
ausgeführt, in den Hauptstrecken setzt man nun kleine E- Loks ein.
1924 Am 27.8.1924 wird die Anlage wegen Unrentabilität und Absatzmangel
stillgelegt, 220 Arbeiter und 15 Angestellte werden entlassen.
166
Der „Mutterkonzern Einigkeit“ überlebte die schwierigen Nachkriegsjahre
und die Inflation. Sie ging aber im Zuge der Konzentrationsbewegung der
Deutschen Kaliindustrie in die Zuständigkeit der „Kali und Salz AG“ über.
Damit war diese auch für die abgeworfenen Grubenbaue zuständig. So
kommt es, dass das Bokeloher Kaliwerk Sigmundshall für den Schacht
Münchehagen II im Erlengrund zuständig wurde und ihn 1988 verfüllt hat.
1928 Unter dem 26.01.1928 hat sich noch einmal eine Bergbaugesellschaft
gegründet, die „Bergwerks- Genossenschaft Münchehagen GmbH“,
Genossen waren Bergleute und Bürger der näheren Umgebung, die unter
der Zustimmung des Klosters Loccum im Bereich des 40,00 m tiefen Carl-
Schachtes und des Klosterstollens Restabbau betreiben wollten. Der
Betrieb ist am 25.02.1928 aufgenommen. Nach Droste ist es nie zu
bedeutenden Kohleförderungen gekommen und am 21.04.1932 ist unter
gleichzeitiger Kündigung des Abbauvertrages mit dem Kloster Loccum der
Betrieb stillgelegt.
Die Gewinnung von Steinkohlen in den Rehburger Bergen ging damit endgültig zu
Ende.
16.30 Gewinnung und Förderung der Steinkohlen in den Rehburger Bergen (Ahlers, W. & Hofmeister, E., 2002)
Ein Schacht ist ein bergmännischer Bau von regelmäßige Querschnitten, dessen
Richtung möglichst lotrecht ist. Die Tagesöffnung am Boden nennt man
Rasenhängebank.
In früheren Jahren hat man beim Schachtabteufen das gelöste Gestein aus dem
Schacht (Berge) rund um die Schachtöffnung aufgeschüttet. Dadurch bildete sich
eine Halde und die Rasenhängbank wurde nach oben verschoben. Das hatte den
Vorteil, dass bei der Aufnahme der Förderung die gewonnenen und im Schacht
gehobenen Kohlen von der erhöhten Rasenhängebank gleich in die
Transportfahrzeuge abgekippt werden konnten (Abb. 6). Deshalb findet man die
Öffnungen historischer Schächte heute auf den Haldenflächen.
167
Die schwierigen Verhältnisse in den Wealdenkohlen- Bergbaubezirken, geringe
Flözmächtigkeiten, gebräches Gebirge, unterschiedliche Kohlenqualitäten, viel
zusitzende Wässer, schwierige Wetterführung und das Auftreten von Schlagwettern,
haben es mit sich gebracht, dass sich meistens Kleinbetriebe entwickelt haben und
größere Bergwerksanlagen die Ausnahme bildeten.
Die einzelnen Bergbaubetriebe begannen oft vom Ausgehenden aus (Stollen). Dazu
wurde vom Tage aus eine schwebende Strecke in den Berg getrieben bis zum
Erreichen des Flözes. Im Flöz wurde, ausgehend von dieser Strecke nach beiden
Seiten im Strebbau die Kohle gewonnen. Im Streichen der Lagerstätte trieb man
nach den geologischen Gegebenheiten Querschläge vor und von diesen wieder
schwebende Strecken (Fährten) in der Kohle. Ähnlich einfach war die Vorrichtung in
Gebieten, die mit flachen Schächten ausgerichtet werden mussten. Während im
Stollenbau die gelösten Kohlen direkt zutage geschoben bzw. gezogen werden
mussten, wurden die Kohlen im Schachtbau untertage zum Füllort transportiert und
von hier mit Handwinden (von den Haspelknechten oder Winnern), mit Haspeln,
Göpeln oder später Fördermaschinen zutage gehoben werden.
Ihr Ende finden derartig einfache Abbaustellen, wenn Wässer auftreten die nicht im
natürlichen Gefälle gelöst werden können, wie in den Rehburger Bergen, wo im
Liegenden aufgefahrene Wasserlösungsstollen, der Georg- und der Klosterstollen,
sondern für deren Hebung Maschinenkraft erforderlich ist, wie z. B. in der
Schaumburger Mulde.
Bis zur Einführung der Schüttelrutschen und der Druckluft getriebenen
Abbauhämmer (in den Rehburger Bergen 1924/25), wurden in Abständen von 20 m
durch Nachreißen des Nebengesteins 1,50 m hohe, streichende Strecken
Strebstrecken gebaut. Das gelöste Nebengestein wurde in ausgekohlte Strebe (Alter
Mann) versetzt. Im Streb werden die Kohlen vom Hauer, auf der Seite liegend, mit
der Hacke (später Drucklufthammer) gelöst und mit niedrigen Schleppkästen aus
dem Streb gezogen.
168
Dazu heißt es in einem Bericht von 1805: „Die gewonnenen Kohlen werden vor dem
Streb in einem 4 Fuß (1,20 m) langen und 2 Fuß (0,60 m) weiten und 4 Zoll (0,12 m)
hohen Kasten, welcher mit 4 niedrigen Rädern versehen ist und ein Hunt heißt,
gefällt, welchen der Bergmann am Bein bis in die Fährt ziehen muß, wo alsdann
derselbe umgestürzt wird und von da werden die Kohlen in einen Karren in welchen
zwei hiesige Balgen gehen gefüllt, und bis unterm Schacht ans Füllort gelaufen und
von da in Kübeln zutage gefördert werden.“
Später wurden die Schleppkästen größer, die in kleine Wagen geleert werden. Über
Kreiselkipper entleeren sich diese Wagen in größere, die in etwa 1 t fassen, die in
den Grundstrecken laufen.
Für die Schachtförderung hatte Einer schon 1866 auf dem Knappschafts- Schacht I
eine Dampfmaschine eingesetzt. Es war eine 4 PS Lokomobile. Obwohl das
Bergamt in Hannover und der TÜV keine Einwände hatten, wollte das Kloster
Loccum und besonders sein konservativer Prior König lange Zeit seine
Genehmigung nicht erteilen. Nach einer vorläufigen Betriebsgenehmigung erteilte
das Kloster seinem Pächter erst 1870 die Dauererlaubnis. Durch den verstärkten
Einsatz technischer Hilfsmittel steigt dann auch die Leistung in der Genehmigung
und der Förderung.
Nachrichten über Förderungen, Belegschaftsstärke und Löhne aus der Frühzeit der
Bergwerksgeschichte fehlen ganz. Einen Überblick über die Förderzahlen von 1868
bis 1924 haben wir bei Droste, 1987 gefunden, den wir hier wiedergeben.
Tab. 35 Förderzahlen und Belegschaft , Rehburg
Jahr Kohlen (t) Arbeiter (gesamt)
Hauer/Schicht (Mark)
1868 2 813 Von 1868-1874 --
1869 2 690 bis --
1870 3 673 55 und 70
1871 4 494 -- --
1872 6 158 -- --
1873 5 556 -- --
169
Jahr Kohlen (t) Arbeiter (gesamt)
Hauer/Schicht (Mark)
1898 3 203 49 2.66
1899 3 949 53 2,57
1900 3 375 83 2,70
1901 5 563 71 2,57
1902 5 294 55 2,52
1903 5 277 53 2,44
1908 7 444 70 --
1909 7 500 66 --
1910 7 329 66 --
1911 6 676 58 --
1912 8 204 54 zwischen
1913 8 204 54 2,60 und 3,30
1914 4 803 -- --
1915 3 572 -- --
1916 3 947 -- --
1917 10 811 - -
1918 8 963 -- --
1921 11 000 152 3,60
1924 25 000 235 3,60
16.40 Beschreibung der einzelnen Stollen und Schächte (Ahlers / Hofmeister)
Nach Akten des Bergamtes Hannover, nach verschiedenen Veröffentlichungen und
Unterlagen beim Kloster Loccum und nach Droste, gab es in den Rehburger Bergen
folgende Schächte und Stollen (Abb. 22).
16.41 Alter Wasserstollen (Brunstollen) Bad Rehburg (Grundstück Teefabrik Hiller). An der SO-Seite der B 441 westlich der
Badeanlagen.
Höhe über NN: 90 m
Beginn der Auffahrung: vor 1690
170
Stollen- Richtung: 283 gon, WSW
Querschnitt: 4 m3
Länge des Stollens: 275 m; 1821 verlängert auf 407 m
Stillgelegt: noch vorhanden.
Nach Angabe mehrerer Autoren soll der Stollen ursprünglich zum Abbau von Flözen
aufgefahren worden sein. Nach einem Plan von 1752 sind im Bereich des Stollens 5
alte Förderschächte vorhanden. Diese Schächte sind in alten Plänen von 1805 auch
noch enthalten. Zugunsten der Quellwasserförderung wurde der Kohlenabbau hier
dann später aufgegeben. Die Quelle soll an einem 180 m vom Stollenmundloch
entfernt liegenden Schacht liegen. Die Wasser im Stollen werden gestaut. Die
Stauwand ist im vorderen Bereich des Stollens.
16.42 Georgstollen Lage: Das Stollenmundloch liegt nördlich des östlichen Gerätehau-
ses der „Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum“ in
Hormannshausen, am Waldrand in einem schmalen Tal. Das
Mundloch ist völlig verstürtzt.
Beginn der Auffahrung: 1750
Stollen- Richtung: 230 gon (SSW)
Länge: 400 m.
Der Georgstollen war mit dem Richard- Schacht verbunden.
16.43 Richard- Schacht Lage: 250 m südwestlich von Hormannshausen. In einer mit Bäumen
bestandenen Erhebung aus Haldenmaterial befindet sich in
der Mitte der Halde eine kreisrunde Vertiefung von ca. 2,5 m
Tiefe.
Beginn der Auffahrung: 1751
Querschnitt: 3,50 m x 2,10 m
Teufe: ?
Stillgelegt: 1897 zu Bruch gegangen. Der Richard- Schacht war mit dem
Georgstollen verbunden.
171
16.44 Klosterstollen Lage : Rund 200 m südlich der Gebäude der evangelischen
Heimvolkshochshule in einem Hochwald.
HNN.: 63 m
Beginn der Auffahrung: 1820 (Nach einem Foto vom Schlussstein)
Querschnitt: 0,8 m – 1,0 m breit und 1,6 m – 1,8 m hoch.
Stollen-Richtung: 183 gon
Länge: 2400 m (vom Mundloch bis zum Erlengrund)
Das Stollenmundloch ist völlig unter Sand und Geröll begraben und somit nicht mehr
sichtbar. Die Wässer aus dem Stollensystem treten in einem kleinen Seitental östlich
des Stollens aus.
16.45 Wasserboden- Stollen Lage: Steinkohlenbergwerk Rehburg Stadt. Östlich der Landstrasse
Rehburg etwa bei km 16,250 .
Höhe über NN: 57,7 m
Beginn der Auffahrung: 1820
Querschnitt: 2,3 m
Stollen- Richtung: 246,5 gon
Länge: 430 m
Verlassen: 20. Juli 1924
16.46 Wasserboden- Lichtschacht Lage : Steinkohlenbergwerk Rehburg- Stadt. Östlich der Landes-
strasse Stadt Rehburg etwa bei km 16,350
Höhe über NN 59,6 m
Beginn des Abteufens: 1823
Teufe : 7,00 m
Querschnitt: 2,50 m x 1,20 m
Stillgelegt: 1924
172
16.47 Neuer Wasserstollen Lage: rd. 100 m westlich des Augusten- Plateaus und 120 m
Südlich der Friederiken- Kapelle,
Höhe über NN: 1824
Querschnitt: 3 m2
Stollen-Richtung: 259 gon
Lage: 149 m
Stillgelegt: ?
Der Stolln soll 3 Flöze angefahren haben, die beiden im Hangenden sind je 0,20 m
Mächtig und stark mulmig, das liegende Flöz ist rein, aber nur wenige cm mächtig.
Die Wasser aus diesem Stollen sollen seinerzeit in einer Rohrleitung zum „Alten
Wasserstollen / Brunnenstollen“ hinter die dortige Stauwand geführt worden
sein.Technisch war es ohne großen Aufwand möglich, da vom Alten Wasserstollen
zum Neuen Wasserstollen ein Höhenunterschied von 5 m besteht.
16.48 Adolf- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22
Beginn des Abteufens:1827
Teufe: 25 m
Stillgelegt: ?
16.49 Bernhard- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22
Beginn des Abteufens: 1829
Teufe: 43 m
16.50 Carl- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22. Im Jagen 11 der Loccumer Klosterfonds rund
130 m nordöstlich des Schomburger Weges.
Höhe über NN: 103 m
Beginn des Abteufens: 1830
Querschnitt: 2,50 m x 2,60 m
Teufe: 40,00 m
Stillgelegt: 1835
173
Am 31. 01.1928 wurde von der „Bergwerksgenossenschaft Münchehagen eGmgH“
Beim Bergamt Hannover-Nord der Antrag auf Wiederaufnahme des Betriebes im
Karl Schacht gestellt. Der Betrieb wurde aber am 21. April 1932 wieder eingestellt.
16.51 Schacht X (Schacht ohne Namen) Lage: Münchehagen
Beginn des Abteufens: 1883
Querschnitt: 2,5 m x 1,6 m
Teufe: 51,00 m
16.52 David- Schacht Lage: Siehe Abb. 22
Beginn des Abteufens: 1835
Teufe: 40,00 m
16.53 Emilien- Schacht Lage: Siehe Abb. 22. Der Schacht liegt im Steinbruch der Firma Wessling.
Beginn des Abteufens: 1863
Querschnitt: 2,80 m x 4,00 m
Teufe: 55,00 m
Stillgelegt: 1929
Vom Schacht ist nichts mehr zu sehen. Die Rasenhängebank und die oberen Teile
der Schachtröhre sind mit abgebaut.
16.54 Eduard- Schacht Lage: Siehe Abb. 22
Beginn des Abteufens: vor 1863
Querschnitt: 2,80 m x 4,50 m
Teufe : 52,30 m
Stillgelegt: 01.1863
174
16.55 Knappschafts- Schacht I Lage: An der Nordseite der zum Brunnenberg führenden
Betonstrasse.
Beginn des Abteufens: vor 1863
Teufe: 30,00 m
Stillgelegt: 1883
Der Schacht ist mit einem Maschendrahtzaun eingefriedigt. Im Schacht ist unterhalb
des aufgeschütteten Haldenmaterials das anstehende Gebirge zu erkennen. Der
Schacht hat einen rechteckigen Querschnitt
16.56 Georg- Schacht Lage: Siehe Abb.22
Beginn des Abteufens: vor 1866
Querschnitt: 4,80 m2
Teufe: 55,00 m
Stillgelegt: Dezember 1866
Der Schacht wurde 1867 wieder aufgewältigt. Bei der Erneuerung erhielt der
Schacht einen etwa runden Querschnitt von 4,80 m. Der Schacht wurde etwa 1975
als Fledermausquartier hergerichtet.
16.57 Schacht X (ohne Namen) Lage: Siehe Abb.22
Beginn des Abteufens: vor 1873
Querschnitt: 2,0 m x 1,6 m
Teufe: ?
16.58 Knappschaft- Schacht II Lage : Der Schacht liegt heute im Gelände des Saurierparks Münchehagen.
Beginn des Abteufens: 1882
Querschnitt: 1,5 m x 2,2 m
Teufe: 28 m
Stillgelegt: 1883
175
16.59 Friedrich- Schacht Lage: Siehe Abb. 22
Beginn des Abteufens: vor 1866
Querschnitt: 3,0 m x 4,0 m
Teufe: 42,6 m
Stillgelegt: 05.1866
16.60 Herrmann- Schacht Lage: Siehe Abb. 22
Beginn des Abteufens: vor 1866
Querschnitt: 4,0 m x 3,0 m
Teufe: 54,4 m
Stillgelegt: 1866
16.61 Maximilian- Schacht (Schacht Münchehagen I) Lage: Siehe Abb. 22 Der Schacht liegt in Münchehagen auf einer
Bergehalde zwischen dem Freibad und dem Saurierpark.
Beginn des Abteufens: 1899/1900
Querschnitt: 5,5 m x 2,6 m
Teufe: 60,00 m
Stillgelegt: September 1923
Die Steinkohle wurde mit einer Dampf-Fördermaschine gefördert. Ausziehender
Wetterschacht war der Emilien-Schacht. Die anfallenden Grubenwässer wurden
zum Emilie-Schacht gepumpt und von hier über den Klosterstollen zutage geleitet.
1918 wurden 10 811 t Kohle gefördert, 1919 betrug die Förderung 12 157 t
Steinkohle. Der Betrieb wurde im September 1923 nach einem Streik eingestellt. Die
Kohlenvorräte waren weitgehend erschöpft.
16.62 Schacht- Münchehagen II Lage: Siehe Abb. 22 Im Erlengrund, Münchehagen
Beginn des Abteufens: 1921
Querschnitt: 4 m2
Teufe: 151,40 m
Stillgelegt: 1924
176
Der Schachtdeckel ist im Erlengrund noch zu sehen, genauso wie Halden und
ehemalige Betriebsgebäude. Auf dem Betriebsgelände wurde kurz vor der Stillegung
noch eine Brikettfabrik und eine Seilbahn zum Bahnhof Münchehagen gebaut. Der
Schacht wurde 1988 vom Kaliwerk Sigmundshall / Bokeloh verfüllt.
16.63 Einfallender Stollen Lage: Berghol
Aufgefahren: Mai 1923
Querschnitt: 4 m2
Länge: 102,50 m
Richtung: 29 gon
Stillgelegt: 1924
16.64 Fährt zu Tage Lage: Berghol
Aufgefahren: Oktober 1923
Länge: 178,80 m
Richtung: 263,5 gon
Länge: 178,8 m
Stillgelegt: 1924
17.0 Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg. (Gebhardt, 1994) (Abb. 23)
Vor 1860 wurde ein Schacht bei Suttorf abgesenkt, der nach einiger Zeit aus
Gründen der Wasserhaltung aufgegeben wurde. Dieser Schacht wurde auf 34 m
abgeteuft.
Der Direktor der 1856 gegründeten Neustädter Eisenhütte, Carl Eduard Nehse,
schloss 1867 mit den Grundeigentümern einen Abbauvertrag. Am 14.02.1868 erhält
Nehse die Genehmigung des Neustädter Magistrates zum Abbau von Steinkohlen.
Nach dem Grundstückserwerb erhält Nehse die Abbauerlaubnis des Bergamtes
und beginnt eine große Dampfmaschine und Pumpen aufzustellen.
177
Nach erfolgter Sümpfung des Schachtes Minna wurde in einem 0,40 m mächtigen
Flöz eine 80 m lange Strecke aufgefahren, von denen drei Querschläge von 40 m
Länge abgingen. Im Strebbau wurden dann die Wealden- Steinkohlen abgebaut. Im
Herbst 1869setzt anhaltendes Regenwetter, verbunden mit Überschwemmung der
Leine, den Grubenbau unter Wasser, die Sümpfung der Leine, den Grubenbau unter
Wasser, die Sümpfung dauerte mehrere Wochen.
Im Frühjahr 1870 beginnt man 200 m vom Schacht Minna entfernt einen
Versuchsschacht, den Schacht Anna abzuteufen. Der Schacht hat eine Teufe von
20 m. Im Mai 1872 werden nochmals Bohrversuche unternommen. Für die fünf
erbohrten Flöze wurden folgende Kohlemächtigkeiten gemessen:
Flöz 1 = 0,10 m
Flöz 2 = 0,20 m
Flöz 3 = 0,35 m
Flöz 4 = 0,40 m
Flöz 5 = 0,55 m
Im Herbst 1872 sitzen dem Grubenbau wieder starke Wassermengen zu, der
Zustrom wird mit 3,2 l / sec. Gemessen, zuviel für die Pumpen. Am 1.11.1872
entschließt man sich zur Stillegung, wegen zu starker Wasserzuflüsse und zu
geringer Flözmächtigkeiten.
18.0 Steinkohlenabbau im Raum Stemmer Berg (Gebhardt, 1994)
Der Besitzer des Rittergutes Stemmen, Herr Ehlermann, begann 1817 mit der
Anlage eines Bergwerkes am Südflügel des Stemmer Berges. Es wurden mit Hilfe
von etwa 20 Arbeitern Probeschächte abgeteuft und 2000 Thaler dafür ausgegeben.
Um sicher zu gehen, dass sich in der Nähe kein Konkurrent niederließ, beantragte
Ehlermann am 4.9.1818 bei der Königlichen Kammer die Erteilung eines Monopols
zur Gewinnung von Steinkohlen. Dieser Antrag wurde am 2.10.1818 abschlägig
beschieden.
178
Zwei Schächte von 23 m und 25 m Teufe wurden niedergebracht und zwei söhlige
Strecken vorgetrieben. Ein 1245 m langer Stollen sorgte für die Wasserlösung. Das
Flöz fiel mit 35° ein. Der Abbau wurde 1858 eingestellt.
Bei Barrigsen am Nordflügel des Stemmer Berges ging um 1800 ein geringer Abbau
eines Flözes um, dass mit 72° einfällt.
1923 legten die Greiserwerke (Hannover) einen Versuchsbetrieb südöstlich von
Barrigsen an. Es wurde ein 17 m tiefer Schürfschacht mit einer Versuchsstrecke und
einem tonnlägigen Schacht angelegt. Da keine Rentabilität erreichbar war, wurde
der Betrieb im Oktober 1924 stillgelegt.
Kurz vor der Stillegung des Bergwerks Barsinghausen im Jahr 1956 wurden am
Stemmer Berg noch einmal Untersuchungsbohrungen niedergebracht. Die Bohrung
„Stemmer Berg 9“ traf in 141 m Teufe ein Kohlenflöz von 0,68 m Mächtigkeit an.
19.00 Steinkohlenabbau im Süntel (Kastl, 1980; Falke, 1944)
Erster Abbau nach Krumsiek während des 30 jährigen Krieges (1636). Eigentümer
und Betreiber waren die Herzöge von Wolfenbüttel und Calenberg. Ein
„organisierter“ Bergbau begann etwa ab Mitte des 18. Jh. Betriebszeiten waren von
1678 bis 1685, von 1740 bis 1895 und als Notbergbau von 1946 bis 1949. Die
wichtigsten Betriebspunkte waren: Der Alte Mündersche- Stollen und der Georg-
stollen. Beliefert wurden u. a. die Salzsiederei von Bad Münder und die heimische
Industrie. Von 1809 bis etwa 1895 hat die Stadt Münder gewinnbringend den Abbau
der Wealden- Steinkohlen betrieben. Die fachtechnische Leitung der Werke hatte
der Obersteiger Christian Rave, der vom münderschen Rat eingesetzt war.
Nach einem Vertrag der Stadt Münder und der „Reihebürgschaft Münder“ erhielt die
Reihebürgschaft 1874 das Eigentum an den Süntelforsten einschließlich Bergwerk
und Bergschmiede, mit der zu dieser Zeit noch bestehenden und für die Bergwerke
angelegten Schmiede sowie eine Ziegelei. Die Reihebürgschaft verpachtete 1882
das Süntelbergwerk zum Abbau von Steinkohlen. 1895/96 stellte die Reihe-
bürgschaft den Süntelbergbau ein, nachdem es qualitativ bessere Kohle aus dem
Ruhrgebiet gab.
179
Einige Jahre nach dem 1. Weltkrieg wurde für kurze Zeit durch die Ilseder Hütte
Notbergbau durchgeführt.
Nach dem 2. Weltkrieg Betriebsstätten waren die bekanntesten der Gülich- und der
Georgstollen, die Wasserräderschächte, der Rave-, der Berta- und der
Christianschacht
19.01 Die Steinkohlenflöze im Süntel Flöz 1: Es setzt sich aus zwei Bänken zusammen, die untere im Durchschnitt
0,10 m bis 0,15 m, die obere 0,20 m bis 0,30 m mächtig. Die obere Bank
besteht hauptsächlich aus Glanz-, die untere Bank aus Streifenkohle. Im
Liegenden ist ein Wurzelboden vorhanden, das Dach des Flözes wird von
Schieferton bzw. festen Sandstein gebildet.
Flöz 2: Die mittlere Mächtigkeit, einschließlich eines 0,05m starken Tonstein-
bänkchen, beträgt 0,40 m bis 0,50 m. Das Flöz besteht vorwiegend aus
Streifenkohlen. Im Liegenden steht ein Wurzelboden, im Hangenden ein
0,20 m Schieferton- Dachstein an.
Flöz 3: Dies Flöz besteht aus drei Bänken. Die Unterbank mit einer Mächtigkeit
von 0,20 m bis 0,35 m, die Mittelbank mit 0,10 m bis 0,15 m und die
Oberbank mit 0,20 m, so dass von der Gesamtmächtigkeit des Flözes, die
zwischen 0,80 m und 1,50 m schwankt, nur 0,50 m bis 0,70 m auf reine
Kohlen entfallen.
Flöz 4: Seine durchschnittliche Mächtigkeit wird mit 0,45 m angegeben. Die
Kohle wird bei durchschnittlich stärkerer Kiesführung (Pyrit) als
Flammkohle bezeichnet. Über sein Liegendes ist keine genauere
Mitteilung vorhanden. Im Hangenden steht ein Dachstein an.
Flöz 5: Das Flöz liegt zwischen zwei festen Sandsteinbänken, ist etwa 0,30 m
mächtig und enthält viel Pyrit.
180
Tabelle 36: Beschäftigte und Förderung im Süntel
Jahr Hauer Andere Förderung (Balgen)
Überschuß (Talern
1815 33 5 Jungen 82 939 764
1835 71 19 Jungen 300 886 3505
1865 146 4 Beamte 7 Treiber
5 Kohlenmesser
508 900 4797
1922 3259 t 1927 1324 t
20.0 Steinkohlenabbau im Deister (Abb.24 & 25). (Boden, 2005; Grimme, K.-H.; Menneking, 1991)
Insgesamt sind im Revier sechs Flöze ausgebildet. Ziel der Bergbautätigkeit im
Deister war überwiegend das Flöz 3 (Hauptflöz) im Deister auch „Rehborn- Flöz“
genannt. Seine Mächtigkeit schwankt zwischen 0,30 m und 1,0 m im Hohenbosteler
Stollen und im Muldentiefsten im Schacht IV in Barsinghausen. Alle anderen Flöze
haben nur eine lokale Bedeutung, die im allgemeinen keinen wirtschaftlichen Abbau
zuließ. Das Rehborner Flöz entspricht stratigraphisch dem Hauptflöz (Flöz 3) der
Schaumburger Mulde.
Ein gut erkennbarer Ausbiss des Flözes 3 befindet sich am Südwesthang des
Deisters in der Nähe des Nienstädter Passes. Der tiefste Punkt des Flözes liegt ca.
750 m unter der Erdoberfläche, etwa 3 km nordöstlich der Stadt Barsinghausen im
Bereich der 7. Sohle von Schacht IV.
Profil des Wealden im Schacht Barsinghausen 1 50,00 m Wealden – Ton
10,30 m Wealden Sandstein
0,03 m Flöz 1 (Alleer Flöz)
5,00 m Wealden Sandstein
0,22 m Flöz 2 ( Suesser-Brink Flöz)
30,00 m Wealden Sandstein (Hauptsandstein)
0,62 m Flöz 3 (Rehborner Flöz = Hauptflöz)
3,00 m Tonschiefer
181
0,04 m Flöz 4
11,00 m Wealden – Tonschiefer
0,14 m Flöz 5
24,00 m Wealden –Tonschiefer
0,11 m Flöz 6
13,00 m Wealden – Tonschiefer
Im Jahr 1588 erfolgten erste Bergbauversuche am Dahlberg im Ostdeister, weitere
Abbauversuche um 1639 durch Heinrich Schulz aus Linden am Bröhn, oberhalb von
Wennigsen im Deister.
Der frühe Abbau der Wealden- Kohle litt in allen Revieren unter den Folgen des 30
jährigen Krieges. Auch in der Folgezeit hatte der Wealdenbergbau nur regionale
Bedeutung. Abnehmer waren u. a. die Harzer Hütten, die Salinen, die sich in der
Nähe der Kohlevorkommen angesiedelte Glasindustrie, die sich noch in den
Kinderschuhen befundene Eisenindustrie, die Schmieden und der Hausbrand.
Erst ab der Mitte des 18. Jh. kann von einer bergbaulichen Aufwärtsentwicklung
gesprochen werden. Der große Durchbruch setzte 1788 mit der Erfindung der
Dampfmaschine ein (Beginn des 19. Jh.), um so den ständig steigenden Energie-
bedarf der aufkeimenden Industrie zu decken. Entscheidend für die Entwicklung und
Ausbau der Kohleförderung am Deister wirkte sich der Frachtvorsprung nach
Hannover aus. Johann Egestorff pachtete hier Stollen und belieferte in Linden sein
eigenes Eisenwerk und in Badenstedt seine Saline.
1831 entstand auf Betrieben von Stopp am Deister, aus vielen einzelnen
fiskalischen Bergwerksanlagen, die Königlich Hannoversche Bergwerks-
administration mit Sitz in Egestorf. Stopp war 1813 als Aufseher für 3 Rtl
Wochenlohn und ab 1849 als Bergmeister im Deister tätig.
Zu der Zeit hat der Bergmeister Hartleben im Osterwald den streichenden Strebbau
mit schwebenden Verhieb eingeführt. Diese Abbauführung hat der Bergmeister
Stopp im Deister übernommen, unter seiner Leitung gelangte der Deisterbergbau
zur ersten großen Blüte.
182
Einen weiteren Aufschwung des Steinkohlenverkaufs erlebten wir vor dem 1. Welt-
krieg, trotz der ungünstigen geologischen und lagerstättenkundlichen Bedingungen.
Mit der Weltwirtschaftskrise 1924 kamen die ersten Stilllegungsgedanken; so kam
der Bergbau im Osnabrücker Land 1924, im Osterwald / Nesselberg 1925 und in
den Rehbuger Bergen 1924 zum Erliegen.
Massentransporte auf der Schiene und den neuen Wasserwegen (Kanäle), brachten
bessere Kohlen kostengünstiger von der Ruhr zu den Verbrauchern. Lediglich die
Betriebe von Obernkirchen, Barsinghausen und Minden konnten noch überleben,
dank Frachtvorsprung und niedrige Löhne.
Energieprobleme der Kriegs- und Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs führten zur
letzten Blütezeit des Wealdenbergbaus. Vielerorts wurden stillgelegte
Stollenanlagen für einen Nachlese- bzw. Notbergbau wieder reaktiviert, so u. a.
Osterwald, am Süntel, am Deister, am Bückeberg und an den Rehburger Bergen
sowie im Raum Osnabrück.
Bergbautreibende waren:
a). der Graf v. Platen, er erhielt am 17.01. 1696 vom Kurfürsten Ernst
August erblich die Kohlennutzungsrechte für den Bröhn und den
Hülsebrink,
b). die Freiherren v. Knigge, seit 1800 in der Bredenbecker Forst,
c). die Königl. Hofkammer zu Hannover, 1788 am Dahlberg, 1797 am
Süerser Brink und 1831 oberhalb Feggendorf und Hohenborstel,
d). die Klosterkammer, sie hat den Bergbau nie selber ausgeführt, son-
dern die Abbaurechte stets durch Verpachtung abgetreten,
e). Privatpersonen.
183
In Barsinghausen begann der Bergbau erst im Jahre 1830. Die ersten Kohlen
wurden im Jahre 1831 gefördert. Die Gemeinde Barsinghausen förderte ab 1847
aus einem eigenen Schacht Steinkohlen.
Im oberen Fuchstal wurde der Ministerstollen und an der Nenndorfer- Strasse der
Tiefe Stollen in Betrieb genommen. Danach wurden noch der Sammannsstollen, der
König- Wilhelm- Stollen und der Hohe- Warte- Stollen aufgefahren.
Am 1. September 1856 begann man mit der Auffahrung des Klosterstollens. Nach
1866 gingen die Steinkohlengruben auf den Preußischen Staat über. Sie wurden der
neu gegründeten Königlich Preußischen Berginspektion am Deister unterstellt. 1888
wurde der Wilhelmschacht abgeteuft. Damit begann der Tiefbau im Raum Barsing-
hausen. Im Jahr 1900 wurde Schacht 2 und 1911 der Schacht 3 abgeteuft, der
Schacht IV wurde 1939 – 1941 etwa 3 km nordöstlich der Stadt Barsinghausen
niedergebracht.
Der formale Stilllegungsbeschluss wurde am 28.11. 1955 vom Aufsichtsrat der
Preussag gefasst. 1956 wurden die Bergwerksanlagen in Barsinghausen aufge-
geben und mit der Demontage der Anlagen begonnen. Bei der Schachtanlage IV
zogen sich diese Arbeiten bis 1961 hin. In der heute zur Stadt Barsinghausen
gehörenden Ortschaft Bantorf wurde in Stollenanlagen noch bis zum 30.06.1960
gefördert.
300 Barsinghäuser Bergleute wanderten in das Ruhrgebiet ab, der Rest fand Arbeit
in Betrieben in Barsinghausen, pendelte zu Arbeitsplätzen in Hannover oder
wechselte in den Salzbergbau.
21.00 Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesselberg (Abb. 26)
Mit dem Erlass des Herzogs Julius von Wolfenbüttel und Calenberg / Göttingen am
29.12.1585:
„ab sofort hat der Energiebedarf von Hütten und Salinen mit schwarzen Steinen zu
erfolgen“,
begann der Abbau von Steinkohle im ehemaligen Königreich von Hannover.
184
So beorderte Herzog Julius seinen Oberverwalter und Zehnter Christopher Sander
mit 12 Harzer Bergleuten nach Osterwald, um vorerst die Saline Salzhemmendorf
und die umliegenden Schmieden mit Kohle zu versorgen. Schon zu dieser Zeit ist
eine enge Verzahnung der einzelnen, herzoglichen Bergbaureviere zu erkennen.
Unter Bergmeister Hartleben (1833 bis 1856) erlebte hier der Bergbau seine größte
Blütezeit; er führte mit dem „streichenden Strebbau“ den „geregelten Bergbau“ ein
und versuchte eine stratigraphische Gliederung der einzelnen Flöze; teilweise waren
hier bis zu 10 Flözpartien bauwürdig. Stark gestörte geologische Verhältnisse,
dadurch bedingt enorme Wasserzuflüsse, erschwerten den Abbau der Kohle. 1925
wurden alle Betriebe stillgelegt. Zwischen 1945 und 1952 fand noch mal ein
Nachlesebergbau statt. Der Hüttenstollen wurde ab 1986 wieder aufgewältigt und ist
als Besucherbergwerk eingerichtet (Abb. 26).
21.10 Zeittafel der Bergbaugeschichte im Osterwald 1584 Herzog Julius von Braunschweig lässt im Osterwald nach Kohle schürfen.
1587 Der ältesten Urkunde zufolge wird bereits 1586 Kohle gefördert, sodass
der Ort Osterwald zwischen 1585 und 1586 gegründet wird.
1685-1694 Das Bergwerk wird an das Hemmendorfer Salzwerk verpachtet.
1701 Gründung der Osterwalder Glashütte.
1740 Die gesamte Anlage wird durchgreifend verbessert.
1746-1767 Um eine verbilligtere Förderung zu ermöglichen, wird ein Wasserstollen
errichtet.
1810-1813 An der „Hohen- Warte“ wird neue Kohle gefunden.
1833 Nochmalige Runderneuerung des gesamten Werkes führt zu
verbesserten Förderungserfolgen.
1842 Fünf neue Stollen werden getrieben, darunter der „Hüttenstollen“. Die
Belegschaft beträgt 300 Mann.
1866 Das Werk kommt in preußischen Besitz.
1879-1890 Der Tiefbauschacht wird abgeteuft,
1899 Die Gruben werden an die Fabrik für Feuer- und Säurefeste Produkte zu
Vassendar am Rhein verkauft.
1901 Wegen Konkurs geht das Bergwerk an Siemens. Belegschaft steigt
wieder von 150 auf 175 Kumpel.
185
1926 Die letzten 12 Bergleute fahren zur letzten Schicht in den „Gustav-
Stollen“ ein.
1945 Fünf Bergleute legen im Plattenbrink neues Flöz frei,
1948 Wird wieder Kohle aus dem Hüttenstollen zutage gebracht.
1953 Wird die Kohlenförderung im Hüttenstollen eingestellt.
1954 Wird das letzte Mal Ton aus dem Hüttenstollen gefördert.
22.00 Steinkohlenabbau in der Hilsmulde Nach den „Historischen Nachrichten“ des althannoverschen bergbaulichen Archivs
im Oberbergamt Clausthal- Zellerfeld berichten der Bergmeister Peter Adener, der
Markscheider Wolff Seydel und der Amtmann Simon Thomas am 06.09.1572 dem
Herzog Julius u. a. über die Steinkohlengruben bei Hohenbüchen. Bis zu seinem
Tode im Mai 1589 lässt sich Herzog Julius regelmäßig über den Zustand und dem
Fortgang des Steinkohlenbergbaus in Hohenbüchen berichten. Nach seinem Tod
tritt ein Rückgang in der Verwendung von Steinkohlen ein.
Die Anzahl der Flöze bzw. kohleführenden Horizonte beträgt zumindest vier, von
denen das Duinger- Flöz als das Hauptflöz bezeichnet werden kann. Die Flöze
entfallen auf die untertesten 50 m bis 60 m einer bis 320 m mächtigen Folge von
Schichten des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge).
Flöz 1 = 0,38 m – 0,55 m
6,30 m Zwischenmittel
Flöz 2 = 0,15 m - 0,38 m
2,30 m Zwischenmittel
Flöz 3 = 0,19 m
Das vierte hier nicht aufgeführte Flöz wird als die Fortsetzung des Duinger- Flözes
angesehen. Seine Mächtigkeit wird mit 0,60 m bis 0,80 m angegeben.
Die kohleführenden Horizonte in der Hilsmulde sind vorwiegend als kohlereicher
Brandschiefer zu bezeichnen.
186
Nach den chemischen Eigenschaften zu urteilen, besitzt die Kohle Braun-
kohlecharakter, der dem der Glanzbraunkohle sehr nahe steht, sie nimmt eine
Mittelstellung zwischen Braunkohle und Steinkohle ein. Dieses geringe Reifestadium
wird durch das Mikrobild bestätigt.
23. Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld
Es gab hier „erste Bemühungen“ um 1564 und 1566. In einem bescheidenen
Umfang sollen wahrscheinlich um 1577 Kohlen abgebaut worden sein.
24.0 Maße und Gewichte Aus einer Werksbeschreibung vom Jahre 1867 (abgerundet):
1 Zoll (schaumburgisch) = 0,03 m
1 Schaumburger Fuß = 0,30 m
1 Lachter schaumburgisch = 7 Fuß schaumburgisch = 2,10 m
1 schaumburger Balge = 2,1 Fuß 3 schaumburgisch
1 Hektoliter = 4,1 Fuß 3 schaumburgisch
1 Fuß3 (schaumburgisch) = 24,41 Liter
1 Last magdeburgisch = 51 Balgen schaumburgisch
1 Himpten hannoversch = 1,3 Fuß 3 schaumburgisch
1 schaumburger Balge = 1,7 Himpten hannoversch = 40 kg
1 Bergfuder = 25 Balgen = 42,5 Himpten = 1 t
1 Meßelf = 18 Fuder = 450 Balgen =18 t
1 Berglast = 144 Balgen
1 Schiffsfuder = 36 Balgen
1 Balge leichter Koks = 14 kg
1 Balge schwerer Koks = 19 kg
1 Balge schwerster Koks = 27,5 kg
1741 kostet:
1 Balge = 3 Mariengroschen
1 Fuder = 78 Mariengroschen = 2,71 Thaler
1 Thaler = 36 Mariengroschen = 24 Gute Groschen
187
Lohnkosten (1771-1774)
Gedinge für 1t Kohle
5 Mariengroschen 1 Hauer
1 „ 1 Lehrhauer
1 „ 1 Läufer (Förderjunge)
1 „ 1 Haspelknecht (Winner)
25.0 Glossar
(Auswahl von Ausdrücken in der Sprache des Bergmanns)
Abbau Gewinnung von Mineralien und Gesteinen
abkehren Ausscheiden aus einem Bergwerksbetrieb
abteufen einen Schacht von oben nach unten herstellen (niederbringen)
Abwetter verbrauchte Wetter (Luft)
Alter Mann abgebauter und abgeworfener Teil eines Bergwerkes
anfahren sich nach untertage begeben
Aufbereitung Trennung des nutzbaren Minerals vom Nebengestein
auffahren horizontale oder geneigte Grubenräume herstellen
Ausbau Verstrebungen zum Offenhalten bergmännischer Grubenbaue
Ausbiß An der Tagesoberfläche sichtbarer Teil einer Lagerstätte bzw Flözes
Befahrung Begehung von Grubengebäuden
Berge loses, taubes Gestein
Bewetterung Belüftung eines Bergwerks
Blindschacht nicht zutage ausgehender Schacht
buttern Essenspause machen
Dachschichten geologische Schichten über dem nutzbaren Gestein
Dubbeln (buttern) Essenspause machen
Durchschlag Treffpunkt zweier Grubenräume bei der Auffahrung
Einbruch durch Sprengung herausgelöster Teil der Ortsbrust
einfahren sich nach untertage begeben
Einfallen Neigung der geologischen Schichten gegen die Wagerechte
Firste obere Begrenzung eines Grubenraumes
Flöz plattenförmige Lagerstätte, z.B. Steinkohle
188
Füllort Raum am Schacht, in dem der Übergang von söhliger (horizontaler)
auf seigere (senkrechte) Förderung erfolgt (wo früher die Förder-
gefässe gefüllt wurden).
Fuß altes Längenmaß (in Preußen = 12 Zoll = 144 Linien = 0,3133 m)
Gang mit Erzen oder anderen Mineralien angefüllte Kluft
Gedinge Akkordarbeit im Bergbau
Geleucht vom Bergmann mitgeführte Lampe (Abb. 27)
Gerechtsame Nutzungsrecht, Bergwerkseigentum
Grubenwetter Luft im Bergbau untertage (die Wetter)
Halde übertägige Aufschüttung von verkaufsfähigem oder tauben Material
Hangendes über der Lagerstätte befindliche Schichten (Dach)
Haspel Seilwinde zur Förderung in Schächten oder Bremsbergen
Haufwerk aus dem Gebirgsverband gelöstes Gestein oder Mineral
Huntestößer Schlepper, der Bergmann, der die Hunte bewegt
Hunt Förderwagen
Huthaus Zechenhaus auf einem Bergwerk
Kappe unter der Firste meist waagerecht liegendes Ausbauteil
Kaue Umkleide- und Waschraum
klauben taubes Gestein aus dem Fördergut entfernen
Kohlenstoß Abbaufront im Kohlenflöz
Kübel Fördergefäß
Lachter altes Längenmaß = 2,08 m (preuß.)
Liegendes unter der Lagerstätte oder dem Flöz befindliche Schichten
Lutte Röhre aus Metall oder Stoff, in der Wetter transportiert werden
Mächtigkeit Dicke einer Lagerstätte bzw. einer Schicht
Markscheide Grenze eines Grubenfeldes oder eines Bergwerkes
Markscheider akademisch ausgebildeter Vermessungsingenieur, tätig im Bergbau
Mundloch Tagesöffnung eines Stollens
muten Verleihung einer Bergbau- Gerechtsame
Nebengestein Gestein im Hangenden und Liegenden einer Lagerstätte
Ort das Ende einer Strecke, eines Abbaus (vor Ort, das Ort)
Querschlag Grubenbau, quer zum Streichen der Lagerstätte aufgefahren
Rasenhängebank übertägiger , ebenerdiger Anschlag am Schacht
rauben Ausbau und Betriebsmittel aus einem Abbau entfernen
189
Revier abgegrenzter Bereich in einem Untertageabbaugebiet
Rösche Graben zur Abführung von Grubenwässer
Rolloch geneigter Grubenbau zur Abförderung von Mineralien
Rute altes Längenmaß = 3,744 m (preuß.)
Schacht senkrechter Grubenbau, der eine Tagesöffnung hat
Schachtscheibe Schachtquerschnitt mit Einbauten
Schicht tägliche Arbeitszeit
Schießarbeit Sprengarbeit
Schlägel kurzstieliger Hammer
Schlägel und Eisen bergmännisches Wahrzeichen
Schlagwetter mit 5 – 14 % Grubengas (Methan) angereicherte und damit
explosive Luft
Schlechten Druckklüfte im Flöz
Schlepper Bergarbeiter in der söhligen Förderung (schleppen = Förderwagen
ziehen oder schieben)
schürfen nutzbare Mineralien auf ihrer natürlichen Lagerstätte aufsuchen
Seige Graben zur Abführung von Grubenwässern (auch Rösche)
Seilfahrt Fahrung am Seil, Personenbeförderung im Schacht (Abb.28)
Seilscheibe Seilumlenkrolle auf dem Förderturm
Senken die hochgequollene Streckensohle zur Wiederherstellung des
ursprünglichen Streckenquerschnittes vertiefen
Sicherheitslampe Lampe mit offener Flamme, ein doppelter Schutzkorb verhindert
das Zünden evtl. vorhandener Schlagwetter (auch Wetterlampe)
söhlig horizontal
Sohle Stockwerk im Grubengebäude.
Spurlatten an den Einstrichen befestigte Korbführungen aus Holz oder Stahl
Stempel stehender Teil eines Grubenausbaus zum Offenhalten eines
Grubenraumes
Störung Abweichung vom normalen Schichtenverlauf der Lagerstätte (z. B.
Verwerfung, Sprung, Verschiebung)
Stollen von der Tagesoberfläche aus in einen Berghang vorgetriebene
Strecke
Stoß seitliche oder vordere Begrenzung eines Grubenraumes
Streb langgestreckter Gewinnungsbetrieb zwischen zwei Abbaustrecken
190
Strecke horizontaler Grubenbau für Fahrung, Wetterführung, Förderung und
Materialtransport ohne Ausgang zur Tagesoberfläche
Streichen Richtung der Längenausdehnung einer Lagerstätte (senkrecht zu
dieser Linie das Einfallen)
Stunde 1/24 des Kompasses (360°: 24 = 15°)
Stunden einen Betrieb oder Betriebspunkt vorläufig einstellen
Sümpfen Wasser aus einem „Sumpf“ oder aus einer Grube entfernen
Tiefbau Bergbau mit Schächten (Wasser muß hochgepumpt werden)
Teufe Tiefe
Tonnlägig geneigt
Türstock Ausbau aus Holz oder Stahl, bestehend aus einer Kappe und zwei
Stempeln.
unverritzt vom Bergbau unberührt
Verhieb Hereingewinnung (in Richtung z.B. streichend) (Abb. 30)
Versatz taubes Gestein zum Verfüllen von Hohlräumen
Versetzen taubes Gestein in Hohlräume einbringen
Vor Ort untertägige Arbeitsstelle
Vorrichtung Vorbereitung eines künftigen Abbaus durch Herstellung von
Grubenbauen
Vortrieb Auffahren einer Strecke (Abb. 30)
Wasserlösung Wasserabführung aus einem Bergwerk
Wasserrösche Wassergraben
Wasserseige „ „
Wetter Luft in Grubenbauen (frische, böse, matte, schlagende Wetter)
Wetterschacht der Bewetterung dienender Schacht
Zimmerung Grubenausbau aus Holz
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