Der Wealden Steinkohlenbergbau in Niedersachsen · Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im...

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1 Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau Der Wealden Steinkohlenbergbau in Niedersachsen Zusammengestellt von Karl- Heinz Grimme Heft 14 Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg Hagenburg im Oktober 2010 Exkurf. u Veröffentl. / AK- Bergbau / S. 240 / Abb. 39 / Tab. 36 / Hagenburg 2010

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Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau

Der Wealden Steinkohlenbergbau in Niedersachsen

Zusammengestellt

von Karl- Heinz Grimme

Heft 14

Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg

Hagenburg im Oktober 2010

Exkurf. u Veröffentl. / AK- Bergbau / S. 240 / Abb. 39 / Tab. 36 / Hagenburg 2010

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Die Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen des Arbeitskreises Bergbau der

Volkshochschule Schaumburg“ wird vom Arbeitskreis Bergbau in lockerer Folge

herausgegeben.

Bisher sind erschienen:

Heft 01 Schunke & Breyer: Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von.............

Heft 02 Ahlers & Hofmeister: Die Wealden- Steinkohlen in den Rehburger Bergen.

Heft 03 Korf & Schöttelndreier: Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den.......

Heft 04 Hofmeister: Der Obernkirchener Sandstein.

Heft 05 Hofmeister & Schöttelndreier: Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehen.

Heft 06 Hofmeister: Die Steinkohlenwerke im Raum Osnabrück.

Heft 07 Krenzel: Vorbereitung einer Exkursion von Hagenburg zur Hilsmulde.

Heft 08 Schöttelndreier & Hofmeister: Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt.

Heft 09 Ruder: Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen bei Hannover.

Heft 10 Hofmeister: Exkursion Steinzeichen am Messingsberg…

Heft 11 Grimme: Das Endlagerbergwerk Gorleben.

Heft 12 Schöttelndreier: Historische Relikte in der Samtgemeinde Nienstädt.

Heft 13 Hofmeister: Exkursion zum Erlebnisbergwerk Merkers.

1. Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg,

Wilhelm- Suhr- Straße 16, 31558 Hagenburg.

Redaktion: Erich Hofmeister

Layout & Druck: Christian Abel, Obernkirchen

Ludwig Kraus, Stadthagen

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2. Vorwort:

Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins Wesergebirge, ist reich an Bo-denschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien. So gab es u. a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Boden-schätze wurde eingestellt, so der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre. Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können. In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmanns-vereine gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudo-kumente und -relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel "Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagen-burg / Altenhagen) übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch ihr Engagement und ihre Hilfs-bereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen. Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohr-sen), Jürgen Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen). In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert. Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven. Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten. Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge, Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer des Arbeitskreises Bergbau der VHS Schaumburg, herausgegeben Glück auf!

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3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises

Abel Barbara Obernkirchen Abel Christian Obernkirchen Abel Willi Obernkirchen Ahlers † Werner Rohrsen Bonitz † Gerhard Rodenberg Bremer Ursel Hagenburg Busatta † Fred Hagenburg Drechsler Hans- Ulrich Hagenburg Engelking † Carl- Friedrich Lauenau Gerdts Wolfgang Wunstorf Grimme Karl- Heinz Barsinghausen Henke † Kurt Obernkirchen Hofmeister Erich Hagenburg Kaussow, sen. Günter Hagenburg Kaussow, jun. Günter Hagenburg Klinger † Herbert Hagenburg Klinger Margret Hagenburg Knickrehm † Ernst Obernkirchen Knickrehm Ingrid Obernkirchen Koch † Fritz Obernkirchen Kording Wilhelm Nienstädt Korf † Walter Nienstädt Krassmann, Dr. Thomas Rodenberg Kraus Ludwig Stadthagen Krenzel Horst Egestorf Kröger, Dr.† Uwe- Dietrich Bad Nenndorf Ludewig Gunter Lindhorst Maiwald Heinz Hagenburg Matthias Friedrich Bad Nenndorf Oberdanner Hans Rehburg- Loccum Poßin Wolfgang Hagenburg Ruder † Barbara Großburgwedel Ruder Jürgen Großburgwedel Rüppel † Hermann Barsinghausen Schewe Rita Auhagen Schewe Eckhard Auhagen Schiewe Karl- Heinz Garbsen Schlegel Detlef Wunstorf Schöttelndreier Anneliese Nienstädt Schöttelndreier Werner Nienstädt Schröder Konrad Suthfeld/Riehe Schröder Ralf Suthfeld/Riehe Schröder Wilhelm Suthfeld/Riehe Struckmeier Helmut Obernkirchen Voges Gisela Hagenburg Winterstein † Traude Hagenburg Wittkugel † Helmut Hagenburg

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4. Inhalt

1.00 Impressum

2.00 Vorwort

3.00 Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau

4.00 Inhalt

4.1 Tabellen

4.2 Abbildungen

5.00 Einleitung

6.00 Das „Niedersächsische Becken“

7.00 Die Gebirgsbildung (Tektonik)

8.00 Die Fauna im Berrias

8.10 Die Dinosaurier 9.00 Die Bildung der Wealden- Steinkohlenflöze

9.10 Die Petrographie der Wealden- Steinkohle

9.20 Das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze

9.30 Die Stratigraphie der Steinkohlenflöze

10.00 Zeittafel: Gewinnung von Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen

11.00 Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle in Niedersachsen

12.00 Abbau u. Gewinnung der Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen.

12.10 Aufbereitung und Weiterverarbeitung

13.00 Übersicht über den Steinkohlen-Abbau in Niedersachsen

14.00 Die Abbaugebiete westlich der Weser

14.10 Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen

14.11 Geschichte des Abbaus bei Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen

14.12 Die Schachtförderung

14.13 Die Streckenfördermittel

14.14 Die Abbauverfahren

14.15 Das Gedingewesen.

14.20 Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte

14.30 Teutoburger Wald- südlicher Rand

14.40 Teutoburger Wald- nord

14.50 Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland

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14.51 Die Berechtsamsverhältnisse

14.52 Die Zeche Bölhorst (1640 - 1812)

14.53 Die Zeche Preußische Klus (1820 - 1847)

14.54 Die Zechen Laura und Bölhorst (1847 - 1881)

14.55 Die Zeche Preußische Klus (1876 - 1924)

14.56 Das Steinkohlenbergwerk Minden (1924 - 1958)

15.00 Die Schaumburger Mulde, Harrl & Bückeberg

15.10 Steinkohlenabbau in den Akten der Schaumb.- Lip. Regierung

15.11 Verordnung Graf Ottos IV. v.17.10.1560

15.12 Verhältnisse in den Kohlbergwerken 1568

15.13 Auszug aus dem Original-Kontrakt Graf Adolf von 1584

15.14 Auszug aus der Chronik von Ciriakus Spangenberg von 1614

15.15 Erinnerungen des Kanzlers A. v. Wietersheim von 1612

15.16 Niederschriften über den Steinkohlenabbau 16. Jh. & 17. Jh

15.20 Das Bergrecht in Schaumburg

15.30 Zeittafel der Bergbaugeschichte Schaumburgs

15.40 Regalherren des Schaumburger Steinkohlenregals

15.50 Die Verwaltung der Gesamtsteinkohlenwerke

15.60 Abbau und Gewinnung

15.61 Jahresförderungen

15.70 Die Beschreibung der einzelnen Werke bzw. Betriebe

15.71 Das Sülbecker Werk

15.72 Das Stadthäger Werk

15.73 Das Obernkirchener Werk

15.74 Das Südhorster Werk

15.75 Das Sooldorfer Werk.

15.76 Das Schierborner Revier

15.77 Das Lietstolln Revier

15.78 Stollen in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen

15.79 Das Hagenburger Revier und Wiedenbrügge

15.80 Der Schacht Düdinghausen (tonnlägig)

15.801 Eine kurze Beschreibung der Wassersäulenmaschine

15.81 Tiefbau Revier I (B- Sohle)

15.82 Tiefbau Revier II (D- Sohle)

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15.83 Tiefbau Revier III (F- Sohle)

15.84 Tiefbau Revier IV (G- Sohle)

15.85 Tiefbau Revier Beckedorf

15.86 Tiefbau Revier Lüdersfeld

15.861 Die Gasabsaugung in Lüdersfeld

15.862 Gasausbruch am 15.04.1955 auf der Schachtanlage Lüdersfeld

15.863 Tagesanlagen in Lüdersfeld

15.864 Die Hängebank

15.87 Tiefbau Revier Auhagen

15.871 Die Materialseilbahn zwischen Lüdersfeld und Auhagen

15.90 Betriebliche Anlagen der Preußag

15.91 Die Koksherstellung

15.92 Die Brikettfabrik

15.93 Die Kraftwirtschaft

16.0 Der Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen.

16.10 Die Steinkohlenflöze

16.20 Zeittafel der Bergbaugeschichte in den Rehburger Bergen

16.30 Gewinnung und Förderung der Steinkohlen

16.40 Beschreibung der einzelnen Stollen und Schächte

16.51 Alter Wasserstollen (Brunnenstollen)

16.52 Georgstollen

16.53 Richard-Schacht

16.54 Klosterstollen

16.55 Wasserbodenstollen

16.56 Wasserboden- Lichtschacht

16.57 Neuer Wasserstollen

16.58 Adolf- Schacht

16.59 Bernhard- Schacht

16.60 Carl- Schacht

16.61 Schacht X (ohne Namen)

16.62 David- Schacht

16.63 Emilien- Schacht

16.64 Eduard- Schacht

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16.65 Knappschafts- Schacht I

16.66 Georg- Schacht

16.67 Schacht X (ohne Namen)

16.68 Knappschafts- Schacht II

16.69 Friedrich- Schacht

16.70 Herrmann- Schacht

16.71 Maximilian- Schacht (Münchehagen I)

16.72 Schacht Münchehagen II

16.73 Einfallender Stollen

16.74 Fährt zu Tage

17.0 Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg.

18.0 Steinkohlenabbau am Stemmer Berg

19.0 Steinkohlenabbau im Süntel

20.0 Steinkohlenabbau im Deister

21.0 Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesslberg

21.10 Zeittafel der Bergbaugeschichte

22.0 Steinkohlenabbau in der Hilsmulde

23.0 Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld

24.0 Maße und Gewichte

25.0 Glossar

26.0 Literatur

4.1 Tabellen Tab. 01 Zeitalter der Erdgeschichte (im Anhang)

Tab. 02 Die Berrias- Gliederung in NW- Deutschland (im Anhang)

Tab. 03 Kohlenarten und Beschreibungen

Tab. 04 Kohlenarten, flüchtige Bestandteile und Heizwerte

Tab. 05 Schächte des Mindener Steinkohlenreviers

Tab. 06 Die wichtigsten Sohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers

Tab. 07 Die wichtigsten Kohlenschächte des Schaumburger Reviers.

Tab. 08 Jahresförderungen Steinkohlen, Koks und Belegschaftsstärke

Tab. 09 Fastnachtskohlen 1743

Tab. 10 Schächte & Stollen des Sülbecker Werkes

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Tab. 11 Schächte & Stollen des Stadthäger Werkes oder östliches Werk

Tab. 12 Schächte & Stollen des „Alten Obernkirchener Werkes“

Tab. 13 Schächte & Stollen des „Neuen Obernkirchener Reviers“

Tab. 14 Schächte & Stollen im Südhorster Werk

Tab. 15 Schächte & Stollen des Sooldorfer Werks

Tab. 16 Schächte & Stollen des Schierborner Reviers

Tab. 17 Schurfschächte auf dem Schierborner Revier

Tab. 18 Schächte & Stollen des Lietstolln Reviers

Tab. 19 Schächte & Stollen im Hagenburger Revier

Tab. 20 A-Sohle östlich, Zwischensohle

Tab. 21 A-Sohle westlich, Zwischensohle

Tab. 22 C-Sohle östlich, Zwischensohle

Tab. 23 C-Sohle westlich, Zwischensohle

Tab. 24 D-Sohle östlich, Hauptsohle

Tab. 25 D-Sohle westlich, Hauptsohle

Tab. 26 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier III

Tab. 27 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier IV

Tab. 28 Schächte & Stollen im Tiefbaurevier im Beckedorfer Revier

Tab. 29 Mischungsverhältnis der Kokskohlen (1949)

Tab. 30 Kohlenwasserstoffe aus der Kokerei (1949)

Tab. 31 Gewichte und Preise von Koks, 1841

Tab. 32 Brechkoks für Heizzwecke

Tab. 33 Brikettierkohle

Tab. 34 Kraftwerkskohle

Tab. 35 Förderzahlen und Belegschaft, Rehburg

Tab. 36 Beschäftigte und Förderung im Süntel

4.2 Abbildungen Abb. 01 Paläogeographie des Niedersächsischen Beckens im Berrias

Abb. 02 Das Niedersächsische Becken im Berrias

Abb. 03 Einteilung der Steinkohlen

Abb. 04 Elementar-Zusammensetzung fester Brennstoffe

Abb. 05 Urkunde über den frühesten Steinkohlenabbau in Obernkirchen

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Abb. 06 Abbauschema, Strebbau mit Schüttelrutsche

Abb. 07 Abbau im Streb mit Schüttelrutshe

Abb. 08 Schachtbau in festem Gestein

Abb. 09 Schachtbau in festem Gestein

Abb. 10 Schema der Wetterführung

Abb. 11 Hängebank und Füllort

Abb. 12 Übersichtskarte Landkreis Schaumburg (Teilansicht)

Abb. 13 Verbreitung und Aufschlüsse des Wealden

Abb. 14 Abbaustellen von Wealden-Kohle Borgloh-Oesede u. Wellingholzhausen

Abb. 15 Querschnitt durch die Anthrazitlagerstätte Bohmte

Abb. 16 Bramscher Pluton

Abb. 17 Profil durch die Schaumburger Mulde

Abb. 18 Stollen und Tiefbausohlen A-G

Abb. 19 Tiefbausohlen des Gesamtbergamtes

Abb. 20 Hauptsohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers

Abb. 21 Bergmann im Lietstolln

Abb. 22 Verleihungs-Urkunde Lietstolln

Abb. 23 Bergwerksanlagen im Osterholz

Abb. 24 Karte vom Osterholz in Nienstädt

Abb. 25 Backkoksöfen auf der Kokerei Osterholz

Abb. 26 Stammbau der Kokereiprodukte

Abb. 27 Vortrieb

Abb. 28 Verhieb

Abb. 29 Seilfahrt im Mittelalter

Abb. 30 Füllort

Abb. 31 Schachtanlagen Düdinghausen

Abb. 32 Schachtanlage Lüdersfeld

Abb. 33 Mächtigkeitslinien Flöz 3 im östl. Muldenteil

Abb. 34 Schachtanlagen in den Rehburger Bergen 1751-1920

Abb. 35 Steinkohlen am Deister und Stemmerberg

Abb. 36 Verbreitung des Wealden am Bückeberg und Deister

Abb. 37 Verbreitung des Wealden bei Wennigsen

Abb. 38 Stollen und Schächte in der Wealdenkohle im Osterwald

Abb. 39 Bergmännisches Geleucht

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5.00 Einleitung Für viele Interessierte am niedersächsischen Bergbau ist es schwierig, die Vielfalt der

stratigraphischen Bezeichnungen der tiefsten Unterkreide zu verstehen. Bis 1963 galt

die alte Untergliederung der tiefsten Unterkreide; danach wurde dieser Abschnitt

„Deutscher Wealden“ genannt, der in sechs Abschnitte unterteilt ist „Wealden 1 bis

Wealden 6“(Tab. 2).

Umfangreiche paläontologische Untersuchungen haben dazu geführt, dass 1963 in

Lyon/Frankreich der Berrias international zu einer selbständigen Stufe erhoben wurde.

Der „Deutsche Wealden“ wird nun „Bückeberg-Folge“ genannt. Namensgebend ist der

Gebirgszug – der Bückeberg – bei Obernkirchen. Für die Bezeichnung „Oberer Münder

Mergel“ wird der Name „Katzberg-Folge“ benutzt, während der Name „Serpulit“ für

ältere Ablagerungen beibehalten wird (Kemper, 1973; Tab. 2).

Bei den Veranstaltungen der Volkshochschule Schaumburg – Arbeitskreis Bergbau –

sind wir bisher bei der alten Terminologie geblieben, um Verwechslungen der

Zeitabschnitte zu vermeiden, die neuen Bezeichnungen haben wir in ( ) hinzugefügt.

Dies ist schon deshalb wichtig, weil wir bei unseren Studien meistens auf alte

Aktenvermerke, ältere Karten und ältere Literatur zurückgreifen müssen; deshalb

werden wir auch in diesem Aufsatz die alte Terminologie beibehalten.

Neben den großen Steinkohlenvorräten des Karbons, die vor ca. 250 Millionen Jahren

im Ruhrbezirk, im Aachener Revier und im Oberschlesischen Becken abgelagert

wurden, sind auch noch kleinere Steinkohlenvorräte aus dem Karbon bekannt, z.B. im

Saargebiet, in Lothringen sowie in Ibbenbüren und am Piesberg bei Osnabrück. Von

wirtschaftlich weit geringerer Bedeutung sind die Vorkommen im Waldenburger

Kohlenbecken, die Steinkohlen des Eulengebirges im Sudetenland und in Sachsen

sowie die unterkarbonischen Steinkohlenlager von Dobrilugk / Kirchhain. Darüber

hinaus sind vor ca. 140 Millionen Jahren im „Niedersächsischen Becken“ während des

„Deutschen Wealden“ (Berrias, Bückeberg- Folge) ebenfalls Steinkohlen abgelagert

über die hier berichtet wird (Tab.1).

Die nachstehende Veröffentlichung ist eine Zusammenfassung mehrerer Vorträge die

bei dem Verein zur Förderung des Bergmannswesen in Osterwald e. V. und

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beim Arbeitskreis Bergbau der Volkhochschule Schaumburg gehalten wurden und

umfangreicher Akten- bzw. Literaturstudien, besonders im ehemaligen Bergamt

Hannover und dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Bückeburg, dem ehemaligen

Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung und den Diplomarbeiten der cand.

Geol. R. Kaufmann; K. Lill & G. Pelzer sowie der Ferienarbeit von W. Kiel.

6.00 Das „Niedersächsische Becken“ Die Vorkommen des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) in Norddeutschland sind mit

einem Alter bis zum Unteren Valangin etwas jünger als der skandinavische Wealden

(Tab.1) Den Sedimentationsschwerpunkt bildete das Niedersächsische Becken, das

von den umliegenden, über lange geologische Zeiten entstandenen Schwellen

(epirogenetisch) weitgehend vom Meer getrennt wurde. Die Becken-fazies besteht aus

schwarzen Tonsteinen und Schwarzschiefern, die teilweise Ölschieferqualität

erreichen. Die sandigen Sedimente, mit Schwerpunkten im Osnabrücker- und

Hannoverschem Raum sowie im Braunschweiger Gebiet, bilden die terrestrischen

Sedimente. Im Nordostniederländischen Becken, in der westlichen Fortsetzung des

Niedersächsischen Beckens, ist die Randfazies vorwiegend karbonatisch ausgebildet

(Pelzer, 1988; Abb. 1).

Schichten des kohleführenden Wealden wurden in Deutschland nur im

„Niedersächsischen Wealden“ abgelagert. Dies Becken hatte vor 140 Millionen Jahre

eine Ausdehnung in West - Ost Richtung von ca. 290 km und reichte im Westen von

der Ost- holländischen Triasplatte bis zur Flechtinger- Schwelle im Osten und im

Norden von Neustadt a. Rbg. bis nach Hohenbüchen / Hils im Süden (Graupner, 1980).

Das „Niedersächsische Becken“ lässt sich von West nach Ost in drei Teilbecken

untergliedern (Abb. 2):

1. ein von der Niederländischen Grenze bis zur Weser reichendes westliches

Hauptbecken,

2. ein mittleres Teilbecken zwischen Weser und Nienhagen- Lehrter

Schwelle,

3. ein östliches Teilbecken, das dem Gifhorner Trog entspricht.

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Im Oberen Jura (Korallenoolith / Kimmeridge) hatte das jurassische Meer seine größte

Verbreitung. Durch anschließend einsetzende Hebungsphasen kam es zu

Einengungen und Abschnürungen von Meeresteilen. Im Süden hob sich die Rheinische

Masse und im Norden entstand die Pompeckjsche Schwelle. Der Norddeutsche

Sedimentationsraum erstreckte sich bis Holland und Süd- England (Lill, 1988). Das

„Niedersächsische Becken“ war ein Teilbereich dieses Sedimentationsraumes. Es ist

als Schwellenrandtrog mit Nebenmeercharakter aufzufassen. Starke Senkungs-

tendenzen und die unmittelbare Position vor der Rheinischen Masse waren

Voraussetzungen für die Ablagerung von teilweise sehr mächtigen Sedimenten

(Jordan, 1979). Im Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) war das Niedersächsische

Becken vollständig abgeschnürt. Nur wenige marine Ingressionen (Eindringen von

Meerwasser in Landsenken) unterbrachen die weitgehende Aussüßung. So kam die

„Norddeutsche Wealden - Fazies“ zur Ablagerung. Sie ist im Becken-Tiefsten 600 m –

800 m mächtig und ist durch tonige, z.T. blättertonige Beckenfazies, die oft Bitumen

führt, und durch eine sandige Randfazies mit Kohleflözen gekennzeichnet, deren

Mächtigkeit stellenweise bis auf wenige Meter reduziert sein kann (Pelzer, 1988). Erst

im Unter-Valangin nahm die Salinität des Beckens schubweise zu. Nördliche

Verbindungen zum Ozean öffneten sich. Die Wealden - Fazies wurde von

Cephalopoden führenden, marinen Schichten überlagert. Die brackisch- limnische

Phase des „Niedersächsischen Beckens“ war damit beendet.

7.00 Die Gebirgsbildung (Tektonik) Die tektogene Umgestaltung des ehemaligen Niedersächsischen Beckens führte

während der saxonischen Faltungsphasen, beginnend schon im Malm, zu den heute

vorliegenden Strukturen. Stratigraphisch nachgewiesen sind:

- Vor- und Deisterphase im oberen Kimmeridge (Malm, mittlerer weißer Jura)

- Haupt- oder Osterwaldphase im Münder Mergel (Malm, oberer weißer Jura)

- Nach- oder Hilsphase zum Ende der Unterkreide; sie klang erst endgültig zu

Beginn des Tertiärs ab.

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Die einzelnen Phasen der saxonischen Faltung waren nicht im ganzen Gebiet wirksam,

aber verbunden mit den tektonischen Veränderungen durch die Wanderung von

Steinsalz des Perm bzw. Münder Mergel im Untergrund, brachte sie die Kohle

führenden Schichten in einigen Regionen wieder zurück an die Oberfläche. So

wurden zum Beispiel im Bereich des Süntel, Deisters und Bückeberges die Schichten

hochgepresst und durch Salzabwanderung wurde die Schaumburger Mulde gebildet

(Pelzer, 1988).

Südlich und südwestlich von Hannover, im Bereich von Osnabrück, Minden und

Bückeburg bis in die Hilsmulde herrschte Süßwassersedimentation, sie ließ ein

Bruchwald- oder ein Torf- sowie ein Sumpfareal mit tropischer Flora entstehen, aus

dem jeweils Kohleflöze hervorgingen. Die zwischengelagerten sandig - schluffigen

Tonsteine und Sandsteinbänke bauen infolge ihrer Witterungsbeständigkeit die Berge

z.B. den Harrl, den Bückeberg und die Rehburger Berge auf. Der Kamm dieser Berge

wird vom „Hauptsandstein“ am Bückeberg auch „Obernkirchener Sandstein“ oder

„Bremer Stein“ genannt, gebildet. Der Hauptsandstein auf dem Kamm des

Bückeberges entspricht stratigraphisch dem Rehburger Sandstein auf dem Kamm der

Rehburger Berge. Er gehört zum (Berrias 3, Bückeberg-Folge), früher „Wealden 3 “ und

ist zwischen 5 m und 15 m mächtig (dick). Oft beginnt er mit einem mindestens 3 m

mächtigen dickbankigen, quarzitisch gebundenen Schluff- bis Feinsandstein - Paket,

dessen Oberfläche Riesenrippeln von 30 m Wellenlänge und Schlammvulkane

(ringförmige Sedimentaufquellungen) aufweisen.

Am Ausgang der „Bückeberg-Folge“ erfolgten zwei vorübergehende Einbrüche

(Ingressionen) der Ozeane in das Brackwasserbecken.

Der dritte Vorstoß des Meeres schaffte eine bleibende Verbindung mit dem Ozean. Die

„Wealden - Zeit“ (Berrias 3, Bückeberg-Folge) war nach ca. 8,0 Millionen Jahren zu

Ende gegangen und es begann die Zeit des Valangin, die nächst höhere Stufe der

„Unterkreide“.

8.00 Die Fauna im Berrias In frischen Brüchen lassen sich Fossilführung und Gefüge des Hauptsandsteins

besonders gut beobachten:

Wellenrippeln, kleinräumige Schrägschichtung, Trockenrisse und zusammen-

gespültes Pflanzenhäcksel.

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Zusammen mit Wurzelböden und Steinkohlenflözen ergeben diese Gefüge als

Ablagerungsraum ein sehr flaches Seedelta. Dazu paßt auch die Fossilführung:

Schalenpflaster, z. T. noch in Lebensstellung erhaltene Süßwassermuscheln (Cyrenen)

sowie Fischreste, Wühlgefüge und Saurierfährten. Die Flora umfasst im wesentlichen

Schachtelhalme, Farne, Koniferen und Cycadeen und beweist für diese Zeit tropisches

Klima.

Biostratigraphisch wurden die Sedimente des Wealden bzw. Berrias besonders mit

Hilfe von Ostrakoden (Muschelkrebse) darunter besonders Cypriden (Süßwasser-

formen) und Gastropoden (Schnecken) eingestuft (Kemper, 1973).

Kemper und Graupner haben die Vorstellung entwickelt, dass die Ablagerungen im

Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) in breiten Flussmündungen und in großen

Delta-Gebieten erfolgt sind. Besondere Aufmerksamkeit bei der Rekonstruktion der

Lebensbedingungen zur Zeit des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) galt schon

seit Mitte des 19. Jh. den Resten von Dinosauriern, Krokodilen und Schildkröten. Die

Steinbrüche, in denen man auch heute noch Fossilien findet, sind die einzigen

dauerhaften Aufschlüsse, in denen geologische und paläontologische Unter –

suchungen langfristig durchgeführt werden können.

8.10 Die Dinosaurier Die hohe Zeit der Dinosaurier war von der Trias (200 Mio Jahre) bis zum Ende der

Kreidezeit (vor 65 Mio Jahren) über eine Zeitdauer von 185 Mio Jahren. Obwohl es

auch schon in der Trias kleine Säugetiere gab, kam die Blütezeit dieser Gattung erst

nach dem Aussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit ab 65 Mio Jahren vor

heute. Menschenähnliche Geschöpfe tauchten erst vor 1,6 Mio. Jahren auf.

In der Kreidezeit änderte sich die Lage der Kontinente zueinander tiefgreifend, weil der

Urkontinent Pangäa sich teilte. Laurasia blieb weitgehend erhalten. Gotwanaland brach

auseinander, Südamerika und Afrika trennten sich und der Südatlantik bildete sich neu.

Indien löste sich von Afrika und begann nach Norden zu driften. Antartika und

Australien entfernten sich ebenfalls und auf der Nordhalbkugel öffnete sich der

Nordatlantik.

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In der Unterkreide bis weit in die Oberkreidezeit hinein bestimmten farnartige Pflanzen,

Schachtelhalme und Koniferen das Vegetationsbild. Erst mit Beginn der Oberkreide

begannen langsam die Blütenpflanzen sich durchzusetzen und das Pflanzenreich zu

erobern. Pflanzen, die z. B. den Dinosauriern als Futterpflanzen völlig unbekannt waren

(Fischer, R. & Thies, D., 1993).

Die meisten Dinosaurier konnten schneller laufen als sämtliche heute lebenden

Reptilien. Dies lag an den Veränderungen in der Form der Knochen von Hüfte, Knie

und Sprungbein, ähnlich denen unserer heutigen Vögel. Seit der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts unterteilt man die Dinosaurier deshalb auch in zwei verschiedene

Gruppen:

1. Die Echsenbecken- Dinosaurier (Saurischier), bei denen die Beckenkno-

chen ähnlich angeordnet sind wie bei den meisten Reptilien heute und 2. Die Vogelbecken- Dinosaurier (Ornithischier), bei denen die Hüftknochen

ähnlich angeordnet sind wie bei den Vögeln. Die meisten bekannten Dinosaurierfährten und –funde aus unserer Region stammen

aus der Unterkreide, dem Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) des Bückeberges,

Harrls und der Rehburger Berge. Schon 1879 fanden Geologen und interessierte Laien

in den Steinbrüchen des Bückeberges und des Wölpinghäuser Berges (Rehburger

Berge) Fährten von Dinosauriern. Der größte Kenner der Saurier in den Bückebergen

und dem Harrl, war der Oberlehrer Prof. Max Ballerstedt aus Bückeburg.

Max Ballerstedt wurde am 20.Juli 1857 in Bückeburg geboren. Er studierte in Marburg

und Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und war danach vierzehn Jahre

Oberlehrer am Gymnasium Adolfinum in Bückeburg. Fürst Georg Adolf von

Schaumburg-Lippe verlieh ihm 1907 den Professorentitel. Ballerstedt mußte 1912, mit

55 Jahren, aus Gesundheitsgründen vorzeitig in den Ruhestand gehen.

Seit Beginn des 20 Jh. sammelte Ballerstedt aus den Bückebergen und dem Harrl eine

große Zahl fossiler Spuren und Versteinerungen von Krokodilen, Schildkröten und

Sauriern.

17

Durch die Bearbeitung der Artefakte war Ballerstedt schon damals klar geworden, daß

die Dinosaurier weit agilere Tiere gewesen waren, als man bis dahin angenommen

hatte. Er stellte sie auf eine Organisationsstufe zwischen Reptilien, Vögeln und

Säugetieren.

Kurz vor seinem Tod im Jahre 1940 schenkte er seine umfangreiche Sammlung dem

„Adolfinum“. Dort überdauerten die wertvollen Fossilien auf dem Dachboden den

Zweiten Weltkrieg. Da weder die Schulleitung, noch die Stadt Bückeburg die

Bedeutung dieser zweitgrößten Privatsammlung von Sauropoden und anderen

Reptilien des Wealden erkannten, war es der Privatinitiative des Biologielehrers Dr.

Bernhardts zu verdanken, daß die Sammlung gerettet und schließlich als Dauer-

leihgabe an die Universität Göttingen gegeben wurde.

1987 kehrte ein Teil der Sammlung in das Adolfinum zurück. Farbig rekonstruierte

Lebensbilder von Sauriern und Landschaftsbilder der Unterkreidezeit zeigen nun

Schülern und Besuchern einen kleinen Teil der Ballerstedt’schen Sammlung. Der

größere Teil wird im Freilichtmuseum „Dino- Park Münchehagen“ in Münchehagen

ausgestellt.

In einem Steinbruch bei Münchehagen, der in der Literatur als „Steinbruch Wessling an

der alten Poststrasse“ bezeichnet wird, baute die Fa. Wessling bis in die 70er Jahre

des 20 Jh. Sandsteine des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) ab. Die Sohlfläche

der bauwürdigen Sandsteine ist 0,2 m bis 0,4 m dick. Sie war als Sohle für den

Steinbruch besser geeignet als die darunter anstehenden dunklen, weichen und

sandigen Tonsteine. Af dieser Sohlfläche waren schüsselförmige Fährten von

Sauropoden abgebildet. Den gesamten Überblick über die Fährten erhielt man aber

erst 1980, als die Feuerwehr während einer Übung die ganze Fläche frei spritzte. Seit

1991 ist das Naturdenkmal „Saurierfährten“ in ein Freilichtmuseum eingebunden. In

der Zwischenzeit wurden in den Steinbrüchen auf dem Bückeberg immer wieder

Fährten von Iguanodonten und anderen Sauropoden gefunden. Im Jahr 2007 fand man

erstmals Fährten von einem kleinen Raubsaurier, dem Raptor. Dies sind die ersten

Fährten dieser Art in Europa.

18

9.00 Die Bildung der Wealden- Steinkohlenflöze Kohlen entstehen durch Vertorfung, d. h. durch die Überdeckung abgestorbener

Pflanzen mit Wasser unter Luftabschluss und nur teilweise durch Vermoderung oder

Fäulnis. Da diese Prozesse im Wesentlichen auf eine bakterielle Zersetzung im

Inneren der Pflanzenmasse hinauslaufen, bezeichnet man sie als „Inkohlung“, im

Gegensatz zum „Verkohlen“ des Holzes im Meiler. Bei der Inkohlung findet eine

Auflösung der alten chemischen Verbindungen und eine Neugruppierung der Elemente

statt, wobei diese sich an Sauerstoff und Wasserstoff anreichern und in komplizierte

Kohlenwasserstoff-Verbindungen übergehen (Falke, 1944).

Wichtige Voraussetzungen zur Entstehung mächtiger Kohlenlagerstätten sind neben

einem üppigem Pfanzenwachstum unter günstigen klimatischen Bedingungen, eine

langsame aber ständige Senkung des Untergrundes, d.h. die Herausbildung von

Trogformen im Gelände und die anschließende Bedeckung der abgestorbenen

Pflanzen mit Wasser als Sauerstoffabschluss. Nicht immer sind diese Senken

tektonisch bedingt, Senken können auch auf örtlich begrenzte Senkungsvorgänge

durch Auslaugung oder Abwanderung der Zechstein- oder Muschelkalksalze im

tieferen Untergrund zurückgeführt werden. Dieser erste Inkohlungsprozess ist mit einer

starken Volumenreduzierung verbunden (Kukuk,

1955). In einer zweiten, „geologischen Inkohlungsphase“ verwandelt sich unter der

Einwirkung von Druck und Temperatur im Laufe langer Zeiträume Torf in Braunkohle,

diese in die einzelnen Steinkohlenarten bis zum Anthrazit und unter besonders

günstigen Bedingungen in Graphit und sogar in Diamant (reiner Kohlenstoff). Örtlich

kann die Wärmezufuhr aus einem tiefer gelegenen Pluton erfolgen. Hier bietet sich als

Beispiel das Anthrazitvorkommen von Bohmte, über dem sogenannten „Bramscher

Massiv“ an.

Weiter müssen wir unterscheiden zwischen autochtonen und allochtonen Kohlenflözen.

Die autochtonen Kohlenflöze sind an der Stelle entstanden, an der auch die Pflanzen

gewachsen sind, die das Ausgangsmaterial für die Steinkohlenflöze waren, was durch

heute noch zu findende Wurzelböden bewiesen wird. Die allochtonen Flöze dagegen

sind aus einer Ansammlung angeschwemmter Hölzer und Pflanzenreste

hervorgegangen, die sich von unweit oder entfernter gelegenen Stellen in stillen

Winkeln oder Buchten abgesetzt haben (Falke, 1944).

19

9.10 Die Petrographie der Wealden- Steinkohlen (Kukuk, P., 1955) Nach dem makroskopischen Aussehen unterscheidet der Bergmann seit altersher in

meist grob- oder feinstreifig entwickelten Steinkohlen drei andersartige Aufbau-

elemente so genannte Streifenarten, die allerdings mit zunehmender Inkohlung von

der Fettkohle abwärts nicht mehr scharf zuerkennen sind.

Tabelle 3 Kohlenarten und Beschreibungen

Glanzkohle: spröde, hochglänzende, fast strukturlose, nicht abfärbende Kohle.

Mattkohle: harte, mattgrauschwarze, ungleichartige, härtere Kohle.

Faserkohle: weiche, tiefschwarze, sehr zerreibliche, holzkohlenähnliche, stark

abfärbende, seidenglänzende Kohle.

Kennelkohle: homogene, schichtungslose Kohle mit muscheligem Bruch und

matten Pechglanz, die selbständig brennt

Brandschiefer: Wechsellagerung von dünnen Kohlen- und Schiefertonlagen, die

nicht aufbereitet werden kann .

Die Kohle des Lietstolln- Reviers in Obernkirchen unterscheidet sich von der

Georgschachtkohle. Die Lietstollnkohle ist eine gute brikettierfähige Magerkohle,

dagegen ist die Tiefbaukohle aus dem Georgschacht eine backende Fettkohle, die

guten Koks ergibt und auch als Schmiedekohle verwendbar ist (Abb. 3) Der Gehalt

der Tiefbaukohle an flüchtigen Bestandteilen beträgt im Mittel 20,6 %. Sie hat einen

Aschegehalt von 11 % und eine vergleichbare Qualität mit der Düdinghäuser Kohle.

Das Koksausbringen liegt bei 81 %.

Die Kohle des Beckedorfer- Reviers ist eine gasreiche Fettkohle, die sich gut

verkoken lässt. Das Koksausbringen liegt ungefähr bei 76 %. Als Schmiedekohle ist

die Beckedorfer Kohle weniger gut geeignet (Abb. 4).

Die Kohle im Deister war sehr hart und keine sehr hochwertige Kohle mit einem

Aschegehalt von 15 % und rußte stark bei der Verbrennung. Im Süntel und

Osterwald war die Kohle ähnlich der des Deisters, aber „edler“. Alle Kohlen waren

besonders im Liegenden sehr reich an Schwefelkies (FeS2).

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Tab. 4 Kohlenarten, flüchtige Bestandteile, Kohlenstoff und Heizwerte (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus)

Kohlenarten flüchtige Bestandteile

Kohlenst. %

Wasserst. %

Sauerst. %

Heizwert Kj/kg

Torf 70 60 8 45 14300 Braunkohle 43 70 5 30 14820 Flammkohle 40 80 8 9,8 32800

Gasflammkohle 35 85 5,8 7,3 34000 Gaskohle 28 87,5 5,6 4,5 34800 Fettkohle 19 90 5,0 3,2 35600 Esskohle 14 90,5 4,5 2,8 35600

Magerkohle 10 91,5 4,0 2,5 35200 Anthrazit 5 92,0 3,75 2,0 35800

9.20 Das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze (Falke, H.,1944) Als Beispiel für das regionale Verhalten der Steinkohlenflöze nehmen wir die

Beschreibungen der Flöze in der Schaumburger Mulde von Falke, 1944. Auf

Besonderheiten weisen wir bei der Beschreibung der einzelnen Steinkohlenbezirke

hin. (Vom Hangenden Flöz 1 zum Liegenden Flöz 2 usw.)

Flöz 1: Soweit das Flöz noch vorhanden ist, ist das Verhalten seiner Mächtigkeit

infolge der Schwierigkeiten einer Grenzziehung zwischen Wealden

(Berrias) und Übergangsschichten zur Unteren Kreide nicht feststellbar.

Die Verbreitung dieses Flözes nach Westen und Nordwesten hat

gegenüber der von Flöz 2 an Umfang erheblich abgenommen. Am

besten ist das Flöz in den östlichen Revieren des Georgschachtes mit

einer Mächtigkeit von 0,20 m ausgebildet. Eine weitere mächtige Zone

wurde im Bereich des Schachtes Münchehagen II in den Rehburger

Bergen angetroffen.

Flöz 2: Am besten ist das Flöz im Raum zwischen dem Georgschacht und

Reinsen mit einer Mächtigkeit von 0,20 m – 0,25 m ausgebildet. Nach

Osten und Norden ist das Flöz nur noch als Kohleschmitz zu verfolgen.

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Flöz 3: Die größte Mächtigkeit weist das Flöz 3 mit 0,70 m bis 0,90 m im

Lietstolln- Revier auf. Das Flöz ist im gesamten Gebiet des

Bückeberges, der Schaumburger Mulde, den Rehburger Bergen und

dem Deister bauwürdig ausgebildet, mit wechselnden Mächtigkeiten.

Das Flöz 3 gilt als „Hauptflöz“ in der Schaumburger Mulde, den

Rehburger Bergen und dem Deister.

Flöz 4: Im Bereich der Bergwerksanlagen Münchehagen erreicht das Flöz 4

Mächtigkeiten von mehr als 0,30 m und wurde zeitweise mit abgebaut.

Von Beckedorf nimmt das Flöz 4 nach Westen über Eilsen bis in das

Revier von Röcke und an der Klus bis auf eine Mächtigkeit von 0,34m –

0,39 m zu. Im Bereich dieser Felder und bei Meißen wurde dies Flöz

auch abgebaut.

Flöz 5: Westlich des Lietstolln-Reviers ist das Flöz 5 mit 0,10 m bis 0,15 m am

mächtigsten. Von hier nimmt es nach allen Richtungen ab.

Aus dem Verhalten der einzelnen Profilabschnitte ergeben sich zusammenfassend

folgende wichtige Tatsachen:

- Alle Flöze sind autochtoner Entstehung dafür spricht, dass in diesem Gebiet vielerorts

noch „Wurzelböden“ zu finden sind.

- Aufgrund seiner durchschnittlichen Kohlemächtigkeit und bauwürdigen Fläche, ist

das Flöz 3 im Gebiet des Deisters, des Bückeberges, der Schaumburger Mulde und

der Rehburger Berge als „Hauptflöz“ zu bezeichnen.

- Im einzelnen ergeben sich für die Steinkohlen- Flöze folgende durchschnittliche

Mächtigkeiten im Gebiet der Schaumburger Mulde:

Flöz 1 : 0,01 m - 0,20 m Flöz 2 : 0,05 m - 0,25 m Flöz 3 : 0,30 m - 0,90 m Flöz 4 : 0,10 m - 0,35 m Flöz 5 : 0,01 m - 0,20 m

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9.30 Die Stratigraphie der Steinkohlenflöze Erkennbar und stratigraphisch einzuordnen sind über 30 Schichtglieder im Wealden,

die Kohlengesteine enthalten, mit weniger als 1 cm bis selten mehr als 100 cm

Mächtigkeit. Mindestens fünf dieser Schichten wurden nach dem derzeitigen

wirtschaftlichen und geologischen Verhältnissen als bauwürdige Flöze bezeichnet.

Die Bauwürdigkeit begann bei 0,35 m – 0,48 m (Schulterhöhe eines liegenden

Bergmanns). Die mittlere Mächtigkeit der gebauten Flöze betrug 0,70 m, die größte

Mächtigkeit 1,30 m (Hohenbosteler Stollen, Egestorfer Stollen, Borgloh-Oesede).

Unterschiedliche Mächtigkeiten eines Flözes können tektonisch bedingt sein, aber auch

durch Einschwemmen von organischem Material in Untiefen bei der Bildung der Kohlen

ihren Grund haben.

Die Gleichstellung der Flöze in einem Ablagerungsraum mit so unterschiedlichen

Bildungsbedingungen, wie der des Niedersächsischen Beckens ist sehr schwierig.

Die Gleichstellung der Flöze in einem Ablagerungsraum mit so unterschiedlichen

Bildungsbedingungen, wie der des Niedersächsischen Beckens ist sehr schwierig.

Nach häufigen Untersuchungen und Vergleichen der Sediment-strukturen und seinen

Mineralien in den einzelnen Schichtabschnitten hat sich herausgestellt, dass das Flöz 3

und seine Begleitgesteine insbesondere der hangenden Sandsteine, vom Osterwald

über den Süntel und Deister, die Rehburger Berge, die Schaumburger Mulde, dem

Bückeberg und dem Harrl bis zu den Bergbaurevieren von Minden und Meißen in das

nördliche Wiehengebirgsvorland überall als gleiches Flöz erkennbar ist, auch wenn es

örtlich verschiedene Namen trägt:

Zum Beispiel: Im Osterwald = Hohewarther Hangend- Flöz

Im Nesselberg = Nesselberg- Flöz

Im Süntel = Hohebank

In Bohmte wurden zwei Flözpaare abgebaut, mit Mächtigkeiten zwischen 0,30 m und

0,60 m. Die Steinkohlen hier sind durch den „Bramscher Pluton“ so aufgeheizt, dass sie

zu Anthrazit umgewandelt wurden.

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10.00 Zeittafel: Gewinnung von Wealden- Steinkohlen in Niedersachsen (GRIMME; SCHUNKE & BREYER, 1936; KNICKREHM,E.; KRASSMANN, 2000)

1100 Erste Erwähnung von „Kohlen“. An der schottischen Nordseeküste suchten Frauen mit ihren Kindern den Strand nach „schwarzen Steinen“ ab und verkauften sie an die Klöster.

um 1300 Nicht geregelter Abbau der Steinkohlen bei Obernkirchen, unter der Lei-tung des Klosters.

1386 Drei Männer sollen betrunken im Bückeberg bei Obernkirchen in ein

Steinkohlenbergwerk gestürzt und dort umgekommen sein. 1450 Die Grafen von Schaumburg verliehen das Abbaurecht an Private. 1461 Es werden bereits bei Osnabrück „Kohlenbrecher“ erwähnt. 1465 Bei Borgloh-Ösede werden Kohlen gefördert.

1498 Älteste vorhandene Urkunde über den Steinkohlenbergbau bei Obern-kirchen (Abb. 5).

Bis in das 16. Jh. gab es genügend nachwachsende Rohstoffe für die Energie-gewinnung (Holz und Holzkohle) zum Betreiben der Erzhütten, Salinen, Brauereien, Schmieden, Ziegeleien u. Ä. Mit der Holzkohle erhöhte sich nicht nur die Heizkraft, auch nicht erwünschte Gase (CO und CO2) wurden über den Meiler ausgestoßen.

15. Jh. Abbau der zutage ausstreichenden Steinkohlen bei Borgloh. 1510 Dr. Anton von Wietersheim, Kanzler des Schaumburger Grafen Ernst

berichtet von der ersten Schürfung nach Kohlen in dem Dorfe Nienstädt durch den Kaufmann Schlüsselburg aus Stadthagen.

1520 Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen. 1524 Schreiben der Stadt Bielefeld, betreffs: „Beschwerde des Schmiedeamtes

daselbst, wegen Verschlechterung der Kohlenqualität“. 1527 Verpachtung des Kohlenregals Borgloh / Kloster Oesede durch Fürst Erich

von Osnabrück, an einen Schmied aus Osnabrück. 1528 Erste Erwähnung von Kohlen am Piesberg (Karbon- Kohle).

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Die Jahresförderung an Steinkohlen soll im westlichen Europa ca. 35.000 t, zum Ende des Jh. ca. 200.000 t betragen haben. Das Zentrum der Förderung lag in England.

1552 Heinrich Bodenhagen wird zum Kohlenvogt ernannt. 1560 Fürbitte des Heinrich Vissar für seinen auf der Schaumburg gefangenen

Bruder (wegen Kohlendiebstahl) durch Kohlenvogt Tönnies.

1560 Anordnung des Fürsten Ernst von Schaumburg: “Jeder Kohlenbrecher soll täglich ein Bergfuder (ca. 1t) Kohlen brechen.“

1562 Verpachtung des Kohlenregals im Amt Iburg durch den Bischof von Osna-

brück an mehrere Adelige und Osnabrücker Schmiede. 1563 Betriebsregister über die Stadthäger Gruben. 1563 Betriebsregister über die Gruben am Mulchenhof bei Obernkichen.

1571 Durch den Wolfenbütteler Herzog Heinrich II (Vater von Herzog Julius)

wurden Steinkohlen in der Hilsmulde abgebaut und zur Frau- Sophien-Hütte nach Langelsheim, zur Erzaufbereitung transportiert.

1573-17.Jh. Unklarheiten und Streitigkeiten um Besitzverhältnisse und Förderrechte im

Amt Iburg, dadurch unkontrollierter Raubbau der Steinkohlen. 1564-1566 Abbauversuche von Steinkohlen bei Duderode und Kalefeld. 1569 Verhandlungen zwischen JULIUS VON BRAUNSCHWEIG und Graf OTTO VON

SCHAUMBURG- LIPPE (1544 – 1576) über Kohlenlieferungen nach Hannover. Genannt werden 1000 Fuder jährlich.

1572-1593 Bei Hohenbüchen am Hils, Beginn des Wealden- Steinkohlenbergbaus. 1577 Abbauversuche von Wealden-Steinkohlen bei Duderode und Kalefeld.

1583 Der Oberzellerfeld´sche Bergwerksverwalter bittet um Überlassung

einiger Bergleute. 1584 In einem Vertrag wird von einem Kohlenbergwerk und einem Salzbergwerk

bei Sachsenhagen berichtet. 1585 Am 29.12. gebietet Herzog Julius den Steinkohlenabbau am Osterwald.

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1588 Erste Schürfversuche auf Steinkohle am Dahberg im Deister. 1601 Unter GRAF ERNST VON HOLSTEIN- SCHAUMBURG (1601 – 1622) kommt der

Steinkohlebergbau zu hoher Blüte.

1586- 1925 Abbau von Wealden- Steinkohle im Osterwald. 1601 Nach ersten Schürfversuchen durch Cord Arends aus Eldagsen werden

Steinkohlen am Dahberg im Ostdeister abgebaut 1590 Zwei Tote durch Schwefelgase im Klosterbergwerk Loccum in den Reh-

burger Bergen.

Ab 15. Jh. Wilder, ungeregelter Wealden- Steinkohlen- Bergbau im Osnabrücker

Bergland. 1618-1648 Im 30- jährigen Krieg kommt der Bergbau in Schaumburg weitgehend zum

Erliegen. Viele Unterlagen werden vernichtet. 1633-1651 Schwedenherrschaft, der Kohlenabbau im Osnabrücker- Bergland kommt fast völlig zum Erliegen.

1640-1812 Abbau von Steinkohlen auf der Zeche Bölhorst bei Minden. 1647 Nach der Teilung der Grafschaft Schaumburg wurde vereinbart, daß alle

aus den Kohlenbergen anfallenden Kohlennutzungen der sieben Schaumburgischen Ämter zwischen beiden Häusern getreulich geteilt werden (Kurfürst von Hessen und Grafen zu Schaumburg- Lippe).

1651-1698 Verpachtung der Kohlenbergwerke Kloster Oesede für 200 Taler, „um sie in

rechten Schwung zu bringen“. Besitz- und Verkaufsrechte waren weiter verworren. Der Raubbau ging weiter. In den 60er und 70er Jahren drängte Ruhrkohle auf den Markt.

1699 Mit dem Ende des 17. Jh. ging der planlose Raubbau zu Ende, der ca. 150

Jahre gedauert hatte, denn „nachdem man unermüdlich geräubert hatte, war ohne bergtechnische Wissenschaft nichts mehr zu holen.“

1664 Erste historische Nachricht des Amtes Rehburg über den Abbau von

Steinkohlen. 1615-1650Gelegentliche Gewinnung von Steinkohlen in den Rehburger Bergen in

Pingen und Stollen.

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1681 Über die Bezahlung von Unterstützungen und Arztkosten im Schaumburger Bergbau wird berichtet.

1703-1722 Die schwierige Wasserhaltung und die tief gelegenen Flöze machten

einen rentablen Abbau im Amt Iburg unmöglich. 1714 Auffahrung des Sülbecker Stollen.

1722 Harzer Bergleute besichtigen das Borgloher Kohlenbergwerk. Lütticher

Bergleute übernehmen die bergtechnische Leitung. Am Strubberg wird der erste moderne Stollen angelegt. Der Staat übernimmt das Kohlenbergwerk.

1724 Eröffnung der Saline Rothenfelde, die für lange Zeit Hauptabnehmer der

Borgloher Kohle werden sollte.

1728 Auffahrung des Stadthäger Stolln. 1730 Im Borgloher Werk arbeiten 12 Hauer, 3 Läufer (Schlepper) und 6

Haspelknechte für1 Taler und 10 Schillinge pro Woche sowie 27 Pfund Licht, freie Apotheke und freie Beerdigung.

1735 Schlagwetterexplosion bei Sülbeck in Schaumburg- Lippe.

1742-1925 Abbau von Wealden- Steinkohlen im Nesselberg bei Springe. 1747-1800 Bergmeister Terheyden beginnt 1747 eine Umstrukturierung des Werkes. In

drei Generationen (über100 Jahre) waren die Terheydens in führender Stellung im Borgloher Bergbau tätig und retteten diesen mehrfach vor der Stillegung.

1750 Abbau im Sooldorfer Stollen zu Nienstädt – Liekwegen. 1750 In Hormannshausen wird der Georgstollen aufgefahren. 1757 In Hormannshausen wird der Richard-Schacht mit dem Georgstollen

verbunden. 1757 Georg Arnold von Cölln wird zum Oberinspektor ernannt. Unter seiner

Führung bestanden im Alten Obernkirchener Revier 35 Schächte. 1760 Oberinspektor Fichtner stirbt, sein Nachfolger wird Berthold von Cölln. Er

erhält den Titel Bergrat. 1757-1769 Südhorster Stolln = Wilhelm- Wilhelm- Stolln wird aufgefahren.

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1770 Für alle Bergleute wird in Schaumburg eine Knappschaftsbüchsenkasse eingerichtet.

1775 Es wird über Kohlenabbau und Abbauversuche am Wiedenbrügger- und Atjeberg sowie bei Wölpinghausen berichtet.

1776 In Deutschland werden die ersten gusseisernen Schienen – sogenannte ¾

m lange Ziegenpfoten - eingesetzt. Vorher liefen die Förderwagen mit Spurnagel auf hölzernen Bohlen.

1788 James Watt erfand die Dampfmaschine. 1791 Bergbau in den Rehburger Bergen wird durch Fuhrunternehmen und

Landwirte aus Münchehagen betrieben. 1801 Die erste Dampflokomobile wurde gebaut. 1801 Bis zum 22.12. leitet Berthold von Cölln die Geschicke der Gesamt-

kohlenwerke. Sein Nachfolger wurde Oberinspektor Wittich. Auf dem alten alten Obernkirchener Revier gab es 52 Schächte, auf dem neuen Obernkirchner Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker Werk 22 Schächte, auf dem Südhorster Werk 18 Schächte und auf dem Stadthagener Werk 23 Schächte. Die Zahl der Bergleute wird mit 120 angegeben.

1804 Nachfolger von Oberinspektor Wittich wird Oberberginspektor Karl And-

reas Frölich, er wurde 1810 zum Bergrat ernannt. 1804-1812 Die Förderung auf dem Kloster- Oeseder Sundern erreicht ihr Maximum.

1806 Baubeginn des Sudmeyer- Stollens. 1807 Es tritt zum ersten Mal die offizielle Benennung „Gesamtbergamt“ auf: „An

das Hessen- Kasselsche- Gräflich- Schaumburg- Lippische Gesamtberg- amt zu Obernkirchen“.

1808 Es werden die ersten Bergbälle erwähnt in Sülbeck. 1809 Von königlich westfälischer Seite wird bekannt gegeben, daß der Ober-

inspektor Fröhlich von der französischen Regierung zum „Ingenieur en Chef“ befördert wurde und zusätzlich die Aufsicht über die Saline Rodenberg, das Mindener Torfmoor und die Zeche Bölhorst erhalten hat.

1811 Der erste Koks des Gesamtbergamtes zu Obernkirchen wird auf der An-

lage Osterholz in Nienstädt in Koksbacköfen gebrannt.

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1811 Der Oberbergmeister Fröhlich bittet um Erhöhung seiner Bezüge. Die Kosten für die Aufnahme des Grubenrisses des Lokkumer Bergbaus durch Schuchard betragen 32 Thl. 8 Gr.

1812-1847 Abbau von Steinkohlen auf der Zeche Preußische Klus bei Minden. 1813 Hannover ist nun endgültig Landeshauptstadt und Regierungssitz, nachdem

zehn Jahre zuvor die Regierungsgewalt zwischen England und Frankreich wechselte.

1814 Das Bergamt in Obernkirchen erhält am 22.1.1814 die Mitteilung, daß die

Berghauptmannschaft der Weserdivision aufgehoben ist (Ende der französischen Besetzung).

1815 Einstellung des Betriebes am Lohnberg, südöstlich von Borgloh. Der

Strubberg wird Hauptfördergebiet. 1816 Kunstschacht I: Niederbringen des ersten Tiefbauschachtes im Obern-

kirchener Bergbaurevier, auf der Betriebsanlage Osterholz in Nienstädt. 1816 Die Kammer des Grafen zu Schaumburg- Lippe versucht den Steinkohlen-

Hausbrand einzuführen. Es wurde ein Magazin für Steinkohlenöfen angelegt, Landeseinwohner konnten diese Öfen zum Einkaufspreise, oder wo es nötig war, auf Kredit und Ratenzahlung erhalten.

1817 Abteufen des Amselschachtes am Strubberg. 1818 Aus England wurden die ersten drei Wetterlampen (David – Lampe) im

Schaumburger Bergbau eingeführt.

1818-62 Das Königreich Hannover betreibt den Abbau von Wealden- Kohlen in den

Rehburger Bergen.

1819 Abteufen des Buchfinkenschachtes am Strubberg. 1819 Abteufen des Kolibrischachtes am Strubberg. 1820 Die Reinigung des alten Obernkirchener Stollens wird in Erwägung

gezogen. Durch Widerspruch von Oberbergmeister Fröhlich wird die Reinigung verhindert.

1820 Den Plan von Oberbergmeister Fröhlich, für den Kohlentransport aus den

Rehburger Bergen einen schiffbaren Kanal von Hormannshausen bis zur Weser zubauen, scheitert.

1821 Abteufen des Drosselschachtes am Strubberg.

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1824 Abteufen des Elsterschachtes am Strubberg. 1827 Abteufen des Franz- August- Schachtes am Strubberg.

1828 Abteufen des Falkenschachtes am Strubberg.

1828 Oberinspektor Ludwig Heinrich von Colson löst Herrn Frölich ab.

1832 Abteufen des Adolf- Friedrich- Schachtes und Geierschachtes am Strub-

berg. 1832 Errichtung eines Betriebsgebäudes und Werkstätten auf Osterholz . 1835 Einbau der ersten Wassersäulenmaschine der Fa. Henschel aus Kassel

im Tiefbau Schaumburg, auf Kunstschacht I.

1839 Zwei Schächte am Nesselberg fördern Wealden- Steinkohlen.

1839 Abteufen des Habichtschachtes am Strubberg bei Borgloh 1839 Abteufen des Ernst- August- Schachtes am Strubberg bei Borgloh

1839 Auffahrung des Schierborner Stollens, zur vermehrten Wasser-

gewinnung im Bückeberg. 1840 Beginn der Entwicklung des Schaumburger- Meilerofens zur Herstellung

von Koks, Osterholz- Nienstädt. 1840 Der letzte Bergmeister Terheyden stirbt im Amt Iburg.

1841 Einbau einer Dampfpumpenanlage zur Wasserhebung auf Kunstschacht I, Osterholz- Nienstädt.

1843 Abteufen des Kranichschachtes am Strubberg bei Borgloh.

1844 Auffahren des Schustergrund Stolln im Bückeberg, zur Wasserge-

winnung 1845-1905 Abbau von Steinkohlen in der Hilsmulde 1846 „Dampfkohlenwerk Borghold“ gegründet. 1847 Niederbringen von Kunstschacht II in Südhorsten. 1847-1886 Abbau von Wealden- Steinkohlen auf den Zechen Laura und Bölhorst bei

Minden.

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1850 Bis Mitte des 19. Jh. wurde vorwiegend Holzkohle zum Ausschmelzen

der Erze verwendet, sie war rauch-, ruß- und schwefelärmer als die „Mineralkohle“.

1856 Gründung einer Eisenhütte in Neustadt a. Rbg. 1857 Abteufen des Tiefbauschachtes Oesede. 1860 Abteufen des Georgschachtes bei Oesede. 1860 Abteufen des Kronprinz- Schachtes bei Oesede. 1860-1872 In Neustadt a. Rbg. werden 3 Schächte zur Gewinnung von Wealden-

Steinkohlen niedergebracht. 1862 Der sächsische Unternehmer EINER übernimmt bis 1899 das „Kloster

Loccumsche Steinkohlenbergwerk.“ 1865 Für die Bergverwaltung der Schaumburger Gesamtbergwerke wird in

Obernkirchen ein neues Bergamtsgebäude errichtet. 1865 Auffahren des Propheten Stollns zur weiteren Lösung der Propheten-

quelle 1866 Die erste Dampfmaschine in den Rehburger Bergen, wird am

Knappschaftsschacht I aufgestellt. 1866 Das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten übernimmt die

Kohlenwerke von Borgloh / Oesede. 1867-1875 Abbau von Anthrazitkohlen bei Bohmte. 1876-1924 Abbau von Wealden-Steinkohlen auf der Zeche Preußische Klus.

1870 Schacht O-D-3 als Steinkohlenförder- und Wasserpumpenschacht am Bahnhof Nienstädt abgeteuft. Förderturm als „Malakow- Turm“ aus-gebaut.

1872 Das endgültige „Aus“ der Steinkohlengewinnung bei Neustadt am Rbg.

wegen Absaufen der Grubengebäude.

1872-1874 Abbau von Wealden- Steinkohlen am südlichen Rand vom Teutoburger Wald, im Karlstollen.

31

1872 Das alte „Ringel-Maß“ in Osnabrück ist abgeschafft, die Kohlen werden

nach Gewicht verkauft. Streik der 324 Bergleute, „der durch die an anderen Orten sich kundgebenden Arbeiter- Bewegungen angeregt“ wurde.

1873 Am Kohlebergwerk Borgloh kostet ein Zentner Kohle je nach Güte

4 bis 8 Silbergroschen. Abnehmer sind die Saline Rothenfelde, die Eisenbahnkokerei Osnabrück, die Georgsmarienhütte, Schmieden, Branntwein- Brennereien und Kalköfen.

1874 Bau der Anschlußbahn Stadthagen- Nienstädt / Osterholz. Hieraus ent-

steht 1900 die Rinteln- Stadthagener Eisenbahn, durch Verlängerung der Strecke über Obernkirchen hinaus bis Rinteln.

1875 Statt der Balge wird das Scheffelmaß in Schaumburg-Lippe eingeführt. 1875 Wegen einer Absatzkrise kommt das Werk Borgloh in große

Schwierigkeiten. Die bessere und billigere Ruhrkohle drängt über eine neue Eisenbahnlinie auf den Markt. 117 Arbeiter der „Georgs – Knappschaft“ streiken und werden entlassen.

1874-1920 Geregelter Abbau von Wealden- Kohlen am nördlichen Rand vom

Teutoburger Wald. 1876 Das Schierborner Revier, im Bückeberg gelegen, wird mit 4 Kohlen-, 3

Wasserstolln und 75 Schächten betrieben, die Flözmächtigkeit ist mit bis zu 0,70 m sehr hoch.

1876-1888 Die Gefahr des Absaufens der Kohlenwerke Borgloh / Oesede, besonders der tieferen Sohlen besteht ständig. Die Wasserhaltungs-kosten sind sehr hoch.

1888 Es wird beschlossen, keine neuen Schächte in Borgloh mehr abzuteufen

und keine weiteren Strecken mehr aufzufahren. 1.10.1889 Auf den Kohlenwerken Borgloh / Oesede werden 574 Bergleute

entlassen. Die Förderung ist im September eingestellt. 28.02.1890 Die letzten 12 Arbeiter in Borgloh werden entlassen. 1890 Versuch zur Nutzung von Steinkohlen zur Stromerzeugung mit Dampf--

kolbenmotoren. Wirkungsgrad beträgt 1%. Für 1 kWh benötigt man 12,3 kg Kohlen

1899 Ankauf von Grundstücken für die Anlage des Georgschachtes und des

Lietstollns.

32

1899-1902 Auf dem Georgschachtgelände wird der 244 m tiefe Georgschacht I

abgeteuft. 1899 Beginn mit dem Auffahren des Lietstolln. 1900 Die „Hannov.- Braunschw. Bergwerksgesellschaft“ übernimmt das Berg-

werk in den Rehburger Bergen vom Unternehmer EINER. 1900 Beginn mit dem Verlegen der Anschlußgleise auf dem Georgschacht-

gelände und dem Lietstolln. 1900 Schacht Münchehagen I wird abgeteuft. 1901 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt.

12.12.1902 Der erste Ofen der Kokerei am Georgschacht wird gedrückt.

1905 Auf Osterholz wird der letzte Koks in Meileröfen gebrannt. 1906 In Obernkirchen wird unterhalb des Lietstolln eine Brikettfabrik gebaut.

1911-1912 Abbau von Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte 1917 Die „Gewerkschaft Einigkeit“ führt den Bergbaubetrieb in den Rehburger

Bergen fort.

1918 Wiederaufnahme des Abbaus auf den Kohlenwerken Borgloh / Oesede, als „Steinkohlenwerk Borgloh AG“.

1920 „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“ = 800 Beschäftigte. Aufwältigung von

Ernst- August- Schacht, Hermann- Schacht und Kronprinzen- Schacht.

1920 Abteufen von Schacht Münchehagen II im Erlengrund in den Rehburger Bergen.

1920-1924 Erneuter Abbauversuch von Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte.

1923 Großbrand am Kronprinzen-Schacht.

1924 Erneute Stillegung des „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“ wegen zu

starker Konkurrenz der billigen Kohle aus dem Ruhrgebiet.

33

1924-1958 Abbau von Wealden- Steinkohlen durch das „Kohlenbergwerk Minden

GmbH“. 1924 Einstellung der Förderung auf Schacht Münchehagen II, 235 Arbeiter

werden arbeitslos. Ende des Steinkohlenbergbaus in den Rehburger Bergen.

1925-1928 Etwa 60 m südlich des Georgschachtes 1 wird ein weiterer Schacht

(Georgschacht 2) mit einer Gesamtteufe von 353 m abgeteuft. 1940 Schaumburg- Lippe verkauft seinen Anteil an dem Gesamtbergamt

Obernkirchen an die Preußag.

1945-1952 Abbau von Steinkohlen im Notbergbau im Osterwald. 1945-1953 Abbau von Steinkohlen im Notbergbau im Bückeberg. 1947-1963 Abbau von Wealden- Steinkohlen im Notbergbau im Osnabrücker Berg-

land 1947 Wiederaufnahme des Abbaus der Kohlenwerke Borgloh durch die

„Stollenbetrieb Hasberg GmbH“ .

1950 Der Schacht Lüdersfeld wird bis zu seiner Endteufe von 556,17 m ab-geteuft und untertage mit der Schachtanlage Beckedorf verbunden.

1950/51 Förderung am Lohnberg, Hasberg, Gersberg, Strubberg, Wellendorf-

Ebbendorfer Bruch im Osnabrücker Bergland.

1952 Hauptabnehmer ist das Zementwerk Dykerhoff in Lengerich

1953 Der Schacht Auhagen wird bis zu seiner Endteufe von 318,10 m abgeteuft und untertage mit dem Bergwerk Düdinghausen verbunden.

1954 Gewinnung von 40 t Kohle pro „Mann und Schicht“ am Kronprinzen-

Schacht (Anton Brinkhege). Die tiefste Sohle liegt bei 205 m u. Gel. 1960 Am 31.12. wird die Kohlenförderung auf allen Bergwerksanlagen des

Gesamtbergamtes Obernkirchen- Barsinghausen eingestellt.

Nachweisbar sind im Laufe der Jahrhunderte über 300 Schächte und 700 Stollen in dem Schaumburger Steinkohlenrevier aufgefahren worden. 1963 Stillegung des Kronprinzen- Schacht bei Osnabrück, der letzten Stein-

kohlen Zeche in Niedersachsen.

34

11.00 Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle in Niedersachsen

(Droste, K., 1987 ; Heidorn, W. 1927; Krumsiek, R., 1963)

Das Bergrecht ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Bergbaus von großer

Bedeutung. Die bergrechtliche Stellung der Steinkohle war in Niedersachsen nicht

einheitlich, sondern wies infolge der politischen Zugehörigkeit und einer wechsel-

reichen Geschichte eine Reihe rechtlicher Sonderheiten auf.

Ursprünglich herrschte der Rechtsgrundsatz, daß jeder Grundeigentümer sich die

auf seinem Grund und Boden vorkommenden Bergbaumineralien und –gesteine

aneignen konnte. Seit dem 11. Jh. entwickelte sich in Deutschland das Bergregal als

königliches Verfügungsrecht auf alle nutzbaren Minerale. Eine frühe Dokumentation

des Bergregals ist die „Ronkalische Konstitution“, die der Reichstag auf den

Ronkalischen Feldern / Italien unter Vorsitz von Kaiser Barbarossa im Jahre 1158

beschloß. Eine weitere Anerkennung findet das Bergregal in dem um das Jahr 1226

verfaßten Sachsenspiegel, in dem es heißt: „all schatz unter der erde begraben

tiefer den einen pflug, der gehöret zu der kunniglichen gewalt“

Daraus leitete man das Bergregal ab. Das Bergregal gewährt seinem Inhaber als

Hoheitsrecht die Befugnis, sich bestimmte Bodenschätze anzueignen. Nicht alle

Bodenschätze unterlagen dem Bergregal. Die Könige und Grundherren haben sich

nur bedeutende und weithin bekannte Mineralvorkommen nicht entgehen lassen.

Zu derzeit verstand man unter „Schatz“ lediglich Erze, da nichtmetallische

Mineralien kaum bergmännisch gewonnen wurden. Durch die Goldene Bulle von

Karl IV. aus dem Jahr 1356 in der u. a. auch die Siebenzahl der Kurfürsten und ihre

Ausstattung mit Sonderrechten festgelegt wurden, ist das bis dahin nur dem Kaiser

zustehende Bergregal auch auf die deutschen Kurfürsten übertragen. Auch die

übrigen Reichsstände beanspruchten daraufhin dieses Recht als Teil ihrer

landesherrlichen Gewalt. Im Jahre 1648, nach Beendigung des 30- jährigen Krieges

wurde es ihnen auch zugesprochen. Um den Bergbau zu fördern, erklärten die

Landesherren in vielen Fällen den Bergbau für „frei“, d. h. sie verpflichteten sich,

jedem Finder eines Minerals das Gewinnungsrecht unter Auflagen zu verleihen.

35

Dieses war auch der Rechtszustand in den verschiedenen niedersächsischen

Fürstentümern. Viele Bergordnungen aus dem 15. Jh. und 16. Jh. enthielten sowohl

den Grundsatz der Bergbaufreiheit als auch das Regalitätsrecht. Das Gewinnungs-

recht der Kohle war aber in ihnen zumeist nicht berücksichtigt, da in verschiedenen

Landesteilen das Kohlebrechen mit den Steinbrechen gleichgestellt war. Dieses

Recht hat sich bei der Ausweitung des niedersächsischen Steinkohlenbergbaus

unter dem Einfluss des geltenden Bergrechts selbständig entwickelt. Es ist daher

erklärlich, dass die selbständige Rechtsentwicklung innerhalb der verschiedenen

Staaten und Provinzen zu bergrechtlichen Sonderheiten geführt hat.

Die Entdeckung der Steinkohle im ehemaligen Fürstentum Calenberg und der

Grafschaft Spiegelberg:

Am Osterwald 1584

Am Süntel 1636

Am Deister 1639

Rehburger Berge 16. Jh.

fällt in die Zeit, in der die Regalität des Bergbaus allgemein anerkannt war. Im

Fürstentum Calenberg und der Grafschaft Spiegelberg konnte zu der Zeit nur nach

erfolgter Verleihung Kohle gewonnen werden.

Ausgenommen waren die Grundstücke 30A:

Im gesamten Stiftsgebiet des Kloster Loccum (in Loccum, Münchehagen und

Wiedensahl) auf denen das Kohlenbrechen das alleinige Recht des Klosters war.

Dies änderte sich auch nicht, als 1794 im Loccumer Berg zur Vermeidung von

Streitigkeiten die Holznutzung unter den Gemeinden Loccum, Münchehagen und

dem Kloster flächenmäßig festgelegt wurde, und 1837 die Generalteilung des

Loccumer Berges erfolgte. Ausdrücklich behielt sich das Kloster das Recht vor, alle

unterirdischen Mineralien, also auch Steine und Kohlen, selbst zu nutzen. Für den

Loccumer Berg blieb dieser Rechtszustand auch erhalten, als 1833 mit der

Ablösung die Bauern bzw. die Gemeinden Grundeigentümer der bisher von ihnen

lediglich genutzten Flächen wurden.

36

Nur in der Feldflur galt das Recht des ehemaligen Fürstentum Calenberg. Im Holz

genutzten Loccumer Berg blieb das Kloster auch unter den ehemaligen Waldflächen

von Münchehagen und Loccum allein zum Abbau von Steinkohlen berechtigt.

Das Regalrecht für das übrige Fürstentum Calenberg wurde von der Hannoverschen

Regierung bis ins 18. Jh. aufrechterhalten. Im Jahre 1797 führte der Vollmeier Alves

in Wennigsen einen Prozess gegen die Hannoversche Regierung. Alves nahm für

sich das Recht der Kohlengewinnung unter einem ihm gehörenden „Holze“ am

Daberge in Anspruch. In einem Vergleich erkannte Alves die Regalität der

Steinkohle später aber an.

Im Jahre 1800 legte der Freiherr Knigge ein Steinkohlenbergwerk in seiner Forst bei

Bredenbeck an, ohne dass ihn die Königliche Kammer daran hinderte. In einem

Schriftsatz vom 7. Februar 1818 an das Klosteramt Wennigsen bekannte sie sich im

Einverständnis mit dem Königlichen Ministerium zu folgendem Grundsatz, “dass die

Anlegung von Steinkohlenbergwerken als Regal nicht angesehen werden könne,

vielmehr jedem pivato freystehe, auf seinem eigentümlichen Grund und Boden nach

Steinkohlen zu schürfen und des fallsige Anlagen zu machen“. Die Hannoversche

Staatsregierung anerkannte damit für das Fürstentum Calenberg einschließlich der

Grafschaft Spiegelberg das Recht des Grundeigentümers zur Gewinnung von

Steinkohle an.

Als im Jahre 1866 Hannover zu Preußen kam, wurde dieser Rechtszustand durch

Artikel XII der Verordnung betreffend Einführung des ABG (Allgemeines Berggesetz

für die Preußischen Staaten vom 24.Juni 1865) im Fürstentum Calenberg und der

Grafschaft Spiegelberg aufrechterhalten (Heidorn, 1925).

Die Grafen von Holstein- Schaumburg haben seit Beginn der Abbautätigkeit im

Schaumburger Land im 14.Jh., für sich das Bergregal an der Steinkohle und den

Salzvorkommen beansprucht. Gegen eine Abbauberechtigung der Grundeigentümer

in der Grafschaft Schaumburg spricht u. a., dass der Probstei Obernkirchen nicht

das Recht zugestanden hat, Kohlen abzubauen, obgleich sie Eigentümer der zum

Stift Obernkirchen gehörenden Ländereien war.

37

Das folgt aus verschiedenen Differenzen, die seit Beginn der Abbautätigkeit

zwischen Probstei und den Grafen von Schaumburg bestanden.

Aus einem in den Jahren 1566 – 1569 vor dem Reichskammergericht zwischen dem

Probst und dem Grafen Otto IV. von Schaumburg (1544 – 1576) andererseits,

wegen gewaltsamer Besetzung und Beraubung des kaiserlich privilegierten

Frauenklosters Obernkirchen, der Absetzung des Probstes und der widerrechtlichen

Aneignung von Kirchengütern geführten Rechtsstreites folgt, dass Graf Otto

zumindest zu diesem Zeitpunkt sich der Bedeutung des Bergregals für den

Steinkohlenbergbau bewusst war. Auf den Vorwurf, „das Kloster des Kohlbergs

entsetzt“ zu haben, widerspricht Otto; dass „auch die Kohlberge ein Bergwerk, und

in des Graffen regalien gehörig sein“. Hier wird erstmalig erwähnt, dass die

Steinkohlen in der Grafschaft Schaumburg dem Bergregal unterlagen (KRUMSIEK,

1963).

Im Exekutionsrezess (Artikel 15 Friedensvertrag von Osnabrück) von 1647 wurde

die Teilung der Grafschaft Schaumburg zwischen dem Grafen zur Lippe und

Kurhessen festgelegt. Man kam überein, das Regalrecht an der Steinkohle in

Zukunft zu gleichen, ideellen Anteilen auszuüben.

Eine Änderung der bestehenden Rechtsverhältnisse erfolgte mit der Angliederung

Kurhessen an Preußen. Nach dem Deutsch- Österreichischen Krieg von 1866 wurde

das Kurfürstentum Hessen, zu dem die Grafschaft Schaumburg gehörte,

gemeinsam mit dem Königreich Hannover, dem Herzogtum Nassau und der freien

Stadt Frankfurt durch Gesetz vom 20. September 1866 mit der Preußischen

Monarchie vereinigt. Die bislang hessische Grafschaft Schaumburg wurde somit ein

preußischer Kreis, der zur Provinz Kassel gehörte. Schon 1831 war der hessische

Anteil am Steinkohlen- Regal in Schaumburg durch Verzicht des Kurfürsten auf den

hessischen Staat übergegangen, so stand dieser Anteil nunmehr dem preußischen

Staat als Rechtsnachfolger von Kurhessen zu.

In Preußen wurden Bergregal und Bergregalrechte der früheren reichsunmittelbaren

Standesherren und ihrer Rechtsnachfolger durch das Gesetz vom 19. Oktober 1920

aufgehoben.

38

Dennoch in Preußen weiter bestehende private Bergregale sollten durch das Gesetz

vom 29. Dezember 1942 beseitigt werden. Es war also Aufgabe dieses Gesetzes

die nach 1920 noch bestehenden oder entstandenen Privatregale gleichgültig ob sie

bekannt waren oder nicht, zu beseitigen und in Preußen völlig gleichförmige

bergrechtliche Zustände herbeizuführen, dies konnte in Preußen aber nur hergestellt

werden, wenn auch das Steinkohlenregal in der Grafschaft Schaumburg aufgehoben

wurde.

In diesem Zusammenhang galt zu klären, ob das Regalrecht teilbar war. Das Recht

war teilbar, weil ein Regalherr sich bestimmte Distrikte reservieren und für andere

Felder das Bergwerkseigentum an Dritte verleihen konnte. Somit war es zulässig,

dass auch die Bergregalrechte aus dem Exekutionsrezess vom 12 Dezember 1647

in der Grafschaft Schaumburg (Preußen) aufgehoben sind, in dem nicht zu Preußen

gehörenden Teil Schaumburg- Lippe aber weiter bestehen.

Damit ist die Steinkohle in dem ehemaligen Landkreis Grafschaft Schaumburg seit

dem Erlass des Gesetzes vom 29.12.1942 gemäß § 2 ABG dem Staat vorbehalten,

denn da das Gesetz das Privatregal aufhob ergab sich hieraus die Rechtsnachfolge,

es trat die staatliche Berghoheit ein. In Schaumburg- Lippe war die Preußag

hingegen immer als Regalherrin zum Abbau berechtigt.

Die Preußag hat sich für die Grafschaft Schaumburg nach 1942 aber niemals das

Bergwerkseigentum verleihen lassen. Sie hat somit nach der Aufhebung des

Regalrechts in der Grafschaft Schaumburg unberechtigt abgebaut (Krumsiek, R.

1963).

12.00 Der Abbau und die Gewinnung der Wealden- Steinkohlen in Nieder- sachsen (Bracht, 1925; Kiel, W., 1957; Schuchardt) Die schwierigen geologischen und lagerstättenkundlichen Verhältnisse in den

Wealdenkohlen Bergbaubezirken, die geringen Flözmächtigkeiten, die gelegentlich

schlechte Qualität der Kohlen, das meist gebräche Gebirge, die oft stark

zusitzenden Wässer und Schlagwetter, dazu kamen auch noch die

39

unterschiedlichen Rechtsbestimmungen für die Gewinnung, haben es mit sich

gebracht, dass sich im Laufe der Jahrhunderte hauptsächlich Kleinbetriebe

entwickelt haben. Die Kleinbetriebe begannen oft vom Ausgehenden aus mit Stollen

oder flachen Schächten den Abbau auszurichten. Von vorgetriebenen Strecken aus

wurde die Kohle dann im Strebbau gewonnen. Die Stollen wurden im Liegenden der

Flöze angesetzt und dann leicht ansteigend ins Bergwerksfeld vorgetrieben. Von

diesen Stollen aus wurden Grundstrecken aufgefahren und von diesen aus, die

Kohlen in den Streben gewonnen (Abb. 6&6a) Die Strecken mussten mit Holz

(Deutscher Türstock) ausgebaut werden. Die Strebe hatten eine Höhe von

mindestens 0,42 m (die Schulterhöhe eines Bergmannes) und wurden ebenfalls mit

Holz ausgebaut. Die ausgekohlten Streben wurden teilweise wieder versetzt. Dazu

musste das gelöste Gestein, das beim Streckenauffahren anfiel, in die ausgekohlten

Strebe eingebracht werden.

Das Einfallen der Strecken und Stollen ermöglichte es die Förderwagen per Hand

zutage schieben. In manchen Betrieben wurden auch Handwinden, Göpel oder

Haspel eingesetzt. Über die Stollen und Schächte wurden auch die Wetterführung

und die Wasserhaltung geregelt (Abb. 8).

Der Kapitalaufwand war gering, solange die Kosten durch die gewonnene Kohle

gleich wieder gedeckt wurden. Ihr Ende fanden diese einfachen Abbaubetriebe dort,

wo die anfallenden Wässer nicht mehr natürlich über Röschen oder Entwässerungs-

stollen abfließen konnten, sondern wo für die Hebung der Grubenwässer

Maschinenkraft nötig wurde.

Die Erschließung und Aufteilung der Lagerstätte durch Stollen, Schächte (Abb.7&7a)

und Grundstrecken bezeichnet der Bergmann als Ausrichtung (Abb.6&6a). Der

Ausrichtung folgt die Vorrichtung, das ist die Einteilung in die geeigneten

Bauabschnitte in denen dann der Abbau erfolgt. In den Abbaugebieten der

Wealdenkohle wurde in Anpassung an die niedrigen Flöze in der Regel der

streichende Strebabbau mit Versatz der Berge im „Alten Mann“ als Abbauverfahren

gewählt. Die Grundstrecken werden durch schwebende Strecken, auch „Fährt“

genannt, verbunden.

40

Von der Fährt aus, schreitet die Gewinnung der Kohle nach beiden Seiten im Streb

vor. In den Streben wird vom Bergmann, auf der Seite liegend, von Hand die Kohle

mit einem Kolben mit auswechselbarer Spitze gelöst. Seit der Einführung der

Druckluft wurden für die Lösung der Kohlen Presslufthämmer eingesetzt.

Schwieriger als die Gewinnung war infolge der geringen Flözhöhe die Abförderung

der gelösten Kohle aus dem Streb in die eisernen Förderwagen. Sie erfolgte früher

durch sogenannte Kratzer mit der Hand, später mit einer „Reckemaschine“ =

Kleinstschrapper. Eine wesentliche Erleichterung ist durch den Einsatz von Druckluft

getriebenen Schüttelrutschen erreicht. Schon allein, dass dadurch die Streblängen

enorm vergrößert werden konnten. Das Einladen der Kohlen in die Rutschenbleche

geschah mit kurzstieligen Schaufeln mit einem großen Blatt.

Während im Stollenbetrieb hauptsächlich eine natürliche Bewetterung angestrebt

wurde, die auf den Temperaturunterschied von Übertage und Untertage beruht,

auch mit Unterstützung von „Wetteröfen“, hat man im Tiefbau den Austausch der

Wetter mit großen Lüftern geregelt (Abb. 8). Zumal man im Tiefbau auch mit

„schlagenden Wettern“ rechnen mußte. Alle Geräte und das Geleucht im Tiefbau

mußten „Schlagwetter geschützt“ sein.

In der Tiefbaugrube Lüdersfeld fiel soviel Grubengas an, dass man vorsorglich das

Gas vor dem Abbau der Kohlen absaugte und es zum Verkauf zum Georgschacht

transportierte.

12.10 Aufbereitung und Weiterverarbeitung

Für jede Verwendung ist die höchstmögliche Reinheit des Produkts Kohle wichtig.

So, wie die Kohle aus dem Bergwerk kommt, kann sie nicht verbraucht werden. Sie

wird erst einmal „gewaschen“, d. h. von nicht brauchbaren Begleitbestandteilen

gereinigt. Gerade bei den niedrigen Flözen der Wealden- Steinkohlen kamen beim

Abbau der Kohlen viel unbrauchbare Gesteine mit in das Fördergut.

41

In größeren Steinkohlen- Bergwerken wurde deshalb das Fördergut in einer Wäsche

aufbereitet, um ein reines Produkt zu erreichen. Die Rohkohle wurde gesiebt und

von Bergen (taubes Gestein) befreit. Die Abtrennung der Berge geschah aufgrund

ihres höheren spezifischen Gewichts,- ein Gesteinskorn ist schwerer als ein

vergleichbar großes Korn aus Kohle. Nach der Vorsiebung passiert die Rohkohle

verschiedene Becken mit Schwereflüssigkeit oder mit pulsierendem Wasser. Die

relativ leichten Kohlenstückchen schwimmen dabei nach oben und werden

abgeschöpft. Die Berge und die Kohle- Mineral- Verwachsungen tauchen ab.

Eigene Wege geht die Feinkohle, die nach der Reinigung in der Brikettfabrik zu

verschiedenen Briketts verbacken wird, um als Brennmaterial für Eisenbahnen oder

den privaten Gebrauch verkauft zu werden.

Ein anderer Teil der geförderten Kohlen ging in die Kokereien. Als Kokskohle wurde

besonders Fettkohle eingesetzt, die beim Erhitzen besonders stark zusammenbackt

und zugleich durch das entweichende Gas gut bläht. Der Koks fand hauptsächlich in

der Schwerindustrie und der Eisenbahn Verwendung.

13.00 Übersicht über den Steinkohlen- Abbau in Niedersachsen

Steinkohlenabbau Borgloh- Oesede und Wellingholzhausen (13.10)

Steinkohlenabbau Anthrazit Bohmte (13.20)

Steinkohlenabbau Teutoburger Wald- südlicher Rand (13.30)

Steinkohlenabbau Teutoburger Wald- Nord (13.40)

Steinkohlenabbau Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland (13.50)

Steinkohlenabbau Schaumburger Mulde, Harrl & Bückeberg (14.0)

Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen (15.0)

Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg. (16.0)

Steinkohlenabbau am Stemmerberg (17.00)

42

Steinkohlenabbau im Süntel (18.00)

Steinkohlenabbau im Deister (19.00)

Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesselberg (20.00)

Steinkohlenabbau in der Hilsmulde (21.0)

Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld (22.0)

14.00 Die Abbaugebiete westlich der Weser (Lill, K.,1988; Röhrs, 1992) (Abb.11) Die größten Vorkommen an Wealden- Kohlen liegen östlich der Weser, am Deister

und nördlich des Bückeberges. Die dort zuletzt von der Preussag AG betriebenen

Schachtanlagen bei Barsinghausen und bei Obernkirchen wurden 1956 und 1960

stillgelegt. Steinkohle führende Schichten des Wealden sind auch Teil des Teuto-

burger Waldes (Osning). Steinkohlenlagerstätten des Wealden konnten durch den

ehemaligen Bergbau und durch sonstige Aufschlüsse von Oerlinghausen im Osten

bis Ibbenbüren im Westen nachgewiesen werden. Stark gestörte steile Lagerung der

Schichten mit teilweiser Überkippung kennzeichnete den früheren Steinkohlen-

Bergbau in Ravensberg. Das gleiche gilt im Osnabrücker Land für die Zeche

Hammerstein zu beiden Seiten des Hasetales sowie für den Lohn- und Hasberg

sowie den Hilterberg südlich Borgloh- Oesede.

Dagegen sind die Schichten der nördlich vorgelagerten Oeseder Kreidemulde zum

Teil flacher gelagert. Sie sind aber vor allem im Westteil der Mulde stark gestört.

Diese in herzynischer Richtung streichende Senke erstreckt sich über eine

Entfernung von 12 km von Borgloh- Wellendorf im Osten bis etwa nach

Georgsmarienhütte im Westen.

14.10 Borgloh- Oesede und bei Wellingholzhausen (Lill, K., 1988; Röhrs, H., 1992) (Abb. 11).

Die Steinkohle tritt hier in zwei Flözgruppen auf, welche durch ein 36,0–40,0 m

mächtiges (dickes), meist toniges Zwischenmittel getrennt werden. In dem zuletzt

abgebauten Feld des Kronprinzenschachtes in Borgloh- Wellendorf wurden die

Steinkohlenflöze mit folgenden Merkmalen angetroffen:

43

Flöz 1 Dickebank: Mächtigkeit = 0,60 bis 0,80 m; Qualität ist gut mit 1-3 Gew.-%

Schwefel (aus Schwefelkies) und 10 bis 20 Gew.-% Asche.

Flöz 2 Schmalebank: Mächtigkeit reine Kohle = 0,40 m , mit einem Zwischenmittel

von 0,25 m bis 0,30 m Brandschiefer; 2 – 5 Gew.-% Schwefel und 20 – 25

Gew.-% Asche

Flöz 3 Oberbank: Mächtigkeit =1,26 m und

Flöz 4 Unterbank: Mächtigkeit = 0,63 m.

Im 15. Jh. wurden in diesem Gebiet nur zutage ausstreichende Steinkohlen „wild“

abgebaut.

Ab 1527 Verpachtung des Kohlenregals (königliche bzw. fürstliche Rechte an

Bodenschätzen) durch Fürst Erich von Osnabrück an verschiedene Adelige und

einen Schmied aus Osnabrück. Es folgten jahrzehntelange Streitereien um

Besitzverhältnisse und Abbaurechte an den Steinkohlen. Dies führte zu immer mehr

unkontrolliertem Raubbau. Von 1633 – 1650 (Schwedenherrschaft) fand überhaupt

kein Abbau statt. Von 1651–1700 Verpachtung der Kohlenbergwerke, bergrechtliche

und Besitzrechte blieben aber weiterhin ungeklärt. Erst mit dem Ende des 17.Jh.

ging endlich der planlose Raubbau zu Ende.

14.11 Geschichte des Abbaus bei Borgloh-Oesede und Wellingholzhausen 15.Jh. Verpachtung des Kohlenregals im Amt Iburg durch den Bischof von

Osnabrück.

1573-17.Jh. Jahrzehntelange Unklarheiten und Streitigkeiten um Besitzverhältnisse

und Förderrechte. Es kommt zu unkontrolliertem Abbau.

1633-1650 Schwedenherrschaft

1651-1700 Verpachtung der Kohlenwerke für 200 Thaler, um sie „in rechten

Schwung zu bringen“.

44

1703-1722 Die schon immer schwierige Wasserhaltung und die tief liegenden

Flöze machten einen rentablen Abbau unmöglich.

1722 Harzer Bergleute besichtigen das Borgloher Kohlenbergwerk. Bel-

gische Bergleute aus Lüttich übernehmen die bergtechnische Leitung.

Der Staat übernimmt das Kohlenbergwerk.

1724 Eröffnung der Saline Rothenfelde, die lange Zeit Hauptabnehmer der Borgloher Kohle werden sollte.

1747-1800 Bergmeister Terheyden beginnt 1747 eine Umstrukturierung des

Werkes. In drei Generationen, d. h. über 100 Jahre lang, waren die Terheydens im Borgloher Bergbau tätig und retteten diesen mehrfach vor frühzeitiger Stillegung.

1804-1812 Die Förderung auf dem Kloster Oeseder / Sundern erreicht ihr

Maximum. 1806 Baubeginn Sudmeyer- Stollen.

1817 Einstellung des Betriebes am Lohnberg südöstlich Borgloh. Der Strub-

berg wird Hauptfördergebiet und von zahlreichen Stollen und Schächten durchzogen, die aber nur kurze Zeit in Betrieb gehen.

1818 Abteufen des Amselschachtes 1819 Abteufen des Buchfinkenschachtes 1820 Abteufen des Kolibrischachtes 1821 Abteufen des Drosselschachtes 1824 Abteufen des Elsterschachtes 1827 Abteufen des Franz- August- Schachtes

1828 Abteufen des Falkenschachtes

1831 Abteufen des Adolf- Friedrich- Schachtes und des Geierschachtes

1839 Abteufen des Habichtschachtes und des Ernst- August- Schachtes

1840 Bürgermeister Terheyden stirbt.

1843 Abteufen des Kranichschachtes

1846 „Dampfkohlenbergwerk Borgloh“ wird gegründet. 1857 Abteufen des Tiefbauschachtes Oesede

45

1860 Abteufen des Georgschachtes und des Kronprinz- Schachtes.

1865 Das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten übernimmt die

Kohlenbergwerke von Borgloh / Oesede. 1866 Beginn der letzten großen Krise vor der Auflösung. 1876 Das Werk liegt mehrere Monate wegen starken Wassereinbruchs still. 1876 – 1888 Die Gefahr des Absaufens besteht beständig. 1920 Alle Arbeiter werden entlassen. ab 1920 „Steinkohlenbergwerk Borgloh AG“, beginnt erneut mit dem Abbau.

1924 Erneute Stillegung wegen starker Konkurrenz von Ruhrgebiets- Kohle.

1947 Wiederaufnahme des Abbaus durch den Stollenbetrieb Hasberg GmbH

1963 Stillegung der letzten Steinkohlenzeche Niedersachsens „Kronprinzen-

Schacht“ durch Anton Brinkhege, Osnabrück.

Nach dem 2.Weltkrieg war es die Kohlennot, die den Steinkohlenbergbau von

Borgloh- Oesede wieder belebte.

Am Strubberg, Gersberg, Hersberg, Lohnberg, Hilterberg, Limberg, bei Kloster

Oesede, am Herrenrest bei Iburg und am Niederholthauser Berg entstanden nach

1945 kleine, wilde „Pütts“ auf denen mit einfachsten Mitteln Steinkohlen abgebaut

wurden. Die Belegschaft bestand meist aus nur 2 bis 4 Leuten. Oft waren auch

Frauen auf diesen kleinen Zechen beschäftigt.

Die Bergbehörde setzte dem wilden Bergbau aber bald ein Ende. In kleinen

Pachtbetrieben setzte man die Steinkohlengewinnung fort. Besondere Bedeutung

erlangte dabei die 1947 gegründete „Hasberg Bergwerksgesellschaft m b H. Die

Gesellschaft kaufte im Juni 1947 die Grubenfelder Borgloh- Nord und Borgloh- Süd von

der Hapener Bergbau AG für 1000 RM. Die Hasberg Bergwerksgesellschaft mbH baute

zunächst Steinkohle am Hasberg und am Lohnberg ab und begann gleichzeitig mit der

Aufwältigung des Kronprinzen- Schachtes.

46

Im Wellentruper Raum betrieben einige Pächter der Hasberg Bergwerksgesellschaft

mbH kleinere Kohlenbetriebe. Nach der Währungsreform 1948 kam es bei einzelnen

Pachtbetrieben zu Absatzschwierigkeiten, aber auch nach der bald einsetzenden

Kohlenknappheit wurden sogar neue Kleinzechen gegründet, und ab 1950 kam es zu

einem beachtlichen Aufschwung. Besonderen Anteil daran hatten die Betriebe von

Anton Brinkhege aus Osnabrück, der das gesamte Hasbergfeld übernahm und auf dem

Kronprinzenschacht förderte, ferner Franz Schriever im Preussag- Feld und Heinrich

Rahenbrock im Oeseder Kloster-kammerfeld. Die meisten Betriebe gab es nach der

Währungsreform im Jahre 1951, nämlich 13 mit 346 Beschäftigten. Die größte

Fördermenge, 78 809 t, wurde 1957 mit 5 Betrieben und 243 Beschäftigten erreicht.

Größere Projekte waren in jener Zeit das Aufwältigen des Ernst- August- Schachtes

(1954) für die Wetterführung und des Sudmeyer- Stollens für die Wasserhaltung. Mit

dem Aufwältigen des Kronprinzen-Schachtes hatte man schon 1948 begonnen. Im

Jahre 1955 war die 80 m Sohle erreicht und 1959 stellte man die Verbindung zur 130 m

Sohle her. Ein 12,7 m hohes stählernes Fördergerüst mit einer 30 kW-

Turmfördermaschine diente der Schachtför- derung. Hauptabnehmer der

unaufbereiteten Steinkohle waren die Dyckerhoff-Zementwerke in Lengerich. Als diese

ihre Energieversorgung auf Erdgas umstellte, war auch für den Betrieb von Anton

Brinkhege am Kronprinzen- Schacht das Ende gekommen. Am 30. Sptember 1963

wurde der „Kronprinz“ und mit ihm die letzte Stein-kohlenzeche Niedersachsens

geschlossen.

14.11 Die Schachtförderung Für die Schachtförderung bei Teufen von etwa 24 m wurden meist einfache Hand-

häspel verwendet. Zuweilen waren diese mit Schwungrädern, Schwungkolben,

Rädern und Getrieben kombiniert. Im Oeseder Steinkohlenbergbau waren um 1790

viele Maschinenanlagen, Kastenkünste und Rosskünste im Betrieb. Auch am

Strubberg hatte man um 1740 eine Rosskunst gehabt, mit der bis unter die

Stollensohle Steinkohlenbergbau möglich war.

Ein im Jahr 1769 zu Besuch weilender Hannoverscher Kommissar machte auf den

Vorteil eines Pferdegöpels aufmerksam., ohne dass die Bergbautreibenden darauf

eingegangen wären (Abb. 9)

47

Im Jahr 1807 hatte man jenseits einer Verwerfung am Strubberg einen 26 m tiefen

Schacht niedergebracht, dessen Wasser nicht durch einen Stollen gelöst werden

konnten. Hier sollte eine Maschine gleichzeitig als Rosskunst und als Göpel dienen.

Über mehrere Stangen, die gerade über dem Kunstschacht aufgehängt waren,

wurden 6 Pumpen, von 8 Zoll Durchmesser im Lichten in Bewegung gesetzt. Diese

Pumpen sollten aus einer Seigerteufe von 25,4 m in wasserreichen Zeiten 12 bis 15

Kubikfuß (293 l – 336 l) Wasser pro Minute zutage bringen. Zur Kohlefördeung ist es

hier nie gekommen.

Täglich waren hier 4 bis 6 Pferde beschäftigt, allerdings mit der üblichen stündlichen

Ablösung. Ein Jahr später kam beim Bau des Sudmeyer- Stollens sogar eine

Wasserkunst zum Einsatz, wie aus dem Oberharz und dem Erzgebirge bekannt.

Am 5. Lichtloch wurde ein Schacht geteuft, um von diesem aus im Gegenort den

Stollenbau zu beschleunigen. Dazu heißt es : „ Über eine Wassersäulenmaschine

von 11 Fuß Höhe (3,30 m) wurde das in Rinnen aufgefangene Wasser des alten

Strubbergstollen und des Sundmeyerstollens in einen Bach geleitet, wenn genügend

Aufschlagwasser vorhanden war, hatte die Maschine einen gleichförmigen Gang.

14.13 Streckenfördermittel In einigen Strecken waren um 1812 noch Fördergefäße vorhanden, die auf einen

„gewöhnlichen Hunt“ gesetzt und unter den Schacht an das Förderseil

angeschlagen wurden. Dann kam die Kastenförderung auf, mit drei Balgen

fassenden viereckigen und vierrädrigen Kasten. Diese Art der Streckenförderung

war vornehmlich in den Grundstrecken üblich. Daneben gab es noch die

„Schlittenförderung in Kasten“. Die Kästen waren kleiner und niedriger gebaut für

etwa 1-1,5 Balgen, ohne Räder aber mit Gleitkufen und wurden in den Streben

eingesetzt. Im Sudmeyer- Stollen (1806) ist bereits die „englische Wagenförderung“

(eiserne vierrädrige Grubenförderwagen) eingeführt, mit einem Inhalt von vier

Balgen (1 t). Als Schienen dienten zwei 3 bis 4 Zoll (0,09 – 0,12 m) starke

Lagerbäume mit einer Spurweite von 2,5 Fuß (0,75 m).

48

14.14 Das Abbauverfahren Die in den Flözen aufgefahrenen Grundstrecken waren mit einer Wasserseige

versehen und 2,10 m breit und mit Türstöcken aus Holz ausgebaut. Auf die

Grundstrecken teufte man nach jeweils 162 m einen Wetterschacht. Für den Abbau

teilte man das Baufeld in Abständen von 63 m oder 84 m durch schwebende

Strecken auf, von diesen gingen nach rechts und links im Streichen zwei oder drei

diagonale Förderstrecken ab. Die dazwischen liegenden Kohlen wurden im

Strebbau hereingewonnen (Abb. 6 & 6a).

14.15 Das Gedingewesen Für Hauer, Schlepper und Haspelzieher (Winner), bestand ein Generalgedinge, an

dem gewöhnlich 10 bis 15 Bergleute beteiligt waren. Die Arbeiten umfassten die

Steinkohlengewinnung und die Steinkohlenförderung bis zur Halde übertage.

Geleucht und Schmiedekosten hatten die Bergleute selbst zu tragen. Die

Auslohnung erfolgte jeweils am Monatsende, für jedes Drittel und jede Klasse der

Arbeiter gesondert. Dabei waren zwei Revierbeamte zugegen. Der Maßstab der

Bezahlung ist, dass ein fleißiger Arbeiter in einer acht stündigen Schicht etwa 1

Franc oder etwas mehr verdienen kann. Der Steiger und der Obersteiger, welche die

Gruben täglich befahren, sehen nach, wann und ob an dem Gedinge etwas zu

ändern ist.

14.20 Wealden- Anthrazitkohlen bei Bohmte (Lill, K.,1988; Röhrs, H.;1992) (Abb. 12)

Im westlichen Wiehengebirgsvorland treten Schichten des Wealden (Berrias 3;

Bückeberg- Folge) bei Bohmte und Schwagsdorf zutage aus. Der oberflächennahe

Bergbau und die bis 300 m tiefen Bohrlöcher haben weitere Aufschlüsse ergeben.

Nach den Unterlagen aus der Bergbauzeit wurden folgende Flözmächtigkeiten

gemessen:

Flöz 1 ca. 0,45 m – 0,50 m Flöz 2 ca. 0, 25 m – 0, 47 m, davon 0,16 m unrein Flöz 3 ca. 0, 26 m Flöz 4 ca. 0, 30 m – 0, 47 m

49

Bei der Kohle handelt es sich um einen glänzenden, harten und

witterungsbeständigen Anthrazit mit 4,2 bis max. 10 Gew.-% flüchtige Bestandteile.

Geringe Anteile von Asche (1,55 bis 5 Gew.-%) und Schwefel (0,75 Gew.-%) sowie

ein hoher Heizwert von 35 500 KJ /kg kennzeichnen den Bohmter Anthrazit als

besonders hochwertig und für den Hausbrand sowie für die Industrie sehr gut

geeignet.

Die hohe Inkohlung, der geologisch relativ jungen Kohle, bis zum Anthrazit ist auf

die Hitzewirkung des nahe gelegenen Bramscher Massivs, eines Plutons bei

Bramsche, zurückzuführen.

Einen ersten Hinweis auf das Kohlenvorkommen von Bohmte lieferte 1823 der Borg-

loher Berginspektor J. H. Terhyden III.

Im Brunnen des Postverwalters MEYER ZU Bohmte findet sich die Lintorfer

Steinkohle wieder.

Zu einem Abbau kam es vorläufig nicht. Im Jahre 1845 entdeckte der reitende

Förster Kippel zu Wittlage in Begleitung des Steigers Nickel bei der Aufnahme von

Steinbrüchen nahe der Homannschen Windmühle vor Bohmte ein flachliegendes

Steinkohlenflöz. Unmittelbar danach brachte Nickel mit 8 Arbeitern im Garten hinter

dem Homannschen Müllerhaus einen 7,5 m tiefen Versuchsschacht nieder. Es

wurde ein Kohlenflöz von 0,26 m Mächtigkeit angetroffen.

1846 wird bekannt dass G. von Gülich in der Nähe von Homanns Windmühle mit

drei ausländischen Bergleuten eine neue Grube anlegen ließ. Den Bergleuten wurde

das weitere Abbauen verboten und sie wurden ausgewiesen, da sie keine

polizeiliche Aufenthaltsgenehmigung hatten.

Ende 1848 hatte der Müller Meyersiek das Steinkohlenbergwerk von der Gemeinde

Bohmte gepachtet und mit großem Eifer den Betrieb begonnen. An der Südseite der

Ortschaft hatte er drei Schächte angelegt, mehrere Strecken getrieben und eine

Dampfmaschine angeschafft. Die ersten beiden Schächte wurden wegen schlechter

Kohle und Wasser verlassen.

50

Betrieben wurde also nur der etwa 21 m tiefe Schacht 3, der zunächst mit einem

Göpel, ab Sommer 1850 aber mit einer 12-PS-Dampfmaschine für die

Kohlenförderung und Wasserhaltung arbeitete. Das ca. 0,26 m mächtige Flöz

lieferte nur etwa 0,18 m reine Kohle. Gefördert wurden täglich 168 doppelte

Hannoversche Himpten, entsprechend einem Gewicht von etwa 22 t.

Im Jahre 1867 wird erstmals die Bezeichnung „Zeche Caroline“ erwähnt. Abgebaut

wurden die Flöze 1 und 2. Aus dem Jahr 1868 wird berichtet, dass der Maschinen-

schacht für immer verlassen sei und 430 m östlich davon ein neuer Haspelschacht,

genannt „Felix“, auf das Flöz 3 abgeteuft worden sei.

Die letzten Kohlen der ersten Betriebsperiode des Bohmter Bergwerks wurden

Anfang 1875 gefördert. Dreißig Jahre später (1905) erinnerte man sich wieder an

das Anthrazit- Kohlenvorkommen von Bohmte. Im Jahr 1911 wurde im Feld

„Beharrlichkeit“ mit dem Abteufen eines Schachtes begonnen. Der Schacht erreichte

1912 seine Endteufe von 104 m. Kurz darauf wurde der Betrieb wieder eingestellt,

weil die Mächtigkeit der angetroffenen Flöze die Erwartungen nicht erfüllte. Erst im

Jahre 1920 wurden die Arbeiten auf der Zeche „Beharrlichkeit“ wieder auf-

genommen. Am 26.07.1924 mußte die nur noch 32 Mann starke Belegschaft

entlassen werden.

Im Jahr 1936 teufte man noch einmal zwei Schürfschächte ab, auch in den fünfziger

Jahren hatte man noch einmal versucht eine Gewinnung des Anthrazits

vorzunehmen, jedoch aufgrund der geringen Flözmächtigkeiten konnte von einem

wirtschaftlichen Abbau keine Rede sein.

14.30 Teutoburger Wald – südlicher Rand (Rohde, H.,1902)

1872 / 1874 wurde vom Schluchterbachtal aus der Karl- Stollen mit 460 m Länge

zum Abbau von Wealden- Steinkohlen aufgefahren. Später wurden weitere Stollen

und Schächte abgeteuft.

51

14.40 Teutoburger Wald – Nord (Rohde, H.,1902)

Ein Gebiet mit sehr bedeutendem Steinkohlenabbau. Zahlreiche Schächte und

Stollen zwischen Malbergen und Georgsmarienhütte bis fast nach Bielefeld reihen

sich perlschnurartig aneinander. Bauwürdig waren vier Wealden- Steinkohlenflöze

(Flöze von oben nach unten) :

1. Flöz Dickebank 0,65 m mächtig;

2. Flöz Schmalebank 0,35 m mächtig;

3. Flöz Oberbank 0,25 m – 0,60 m mächtig;

4. Flöz Unterbank 0,60 m mächtig

14.50 Minden und im nördlichen Wiehengebirgsvorland

(Kukuk, P.,1955 & Röhrs, H.,1992) (Abb. 13)

Das Mindener Steinkohlenvorkommen ist der Wealdenformation (Berrias 3, Bücke-

berg- Folge) der Schaumburger Mulde zuzurechnen. Dieses Flöz führende Ablage-

rungsgebiet des Wealden (Berrias 3, Bückeberg- Folge) erstreckt sich zwischen den

Rehburger Bergen, dem Bückeberg, Deister, dem Harrl bei Bückeburg und der Klus.

Der Wealden gliedert sich bei Minden in den 150 mächtigen unteren Wealdenton

und den 250 m mächtigen Oberen Wealden- Schieferton. Der östlich der Weser

bekannte Wealden- Sandstein fehlt bei Minden. Der untere Schieferton liegt

konkordant auf Schichten des Malm. Der gut abdichtende Schieferton begünstigt

eine geringe Wasserführung des Gebirges, bewirkt aber auch die ungewöhnlich

hohe Ausgangsquote von max. 90 m3 Grubengas (CH4) je t geförderter Steinkohle.

Die Lagerung der Schichten ist regelmäßig, sie fallen mit 200 - 220 nach Norden ein.

Im unteren Wealden- Schieferton sind zwei Steinkohlenflöze eingelagert:

1. Hauptflöz = 1,03 m mächtig (0,30 m unreine Kohle 0,60 m Bergemittel, 0,20m)

Tonschiefer = 0,30 m mächtig

2. Nebenflöz = 0,31 m mächtig (reine Kohle)

52

Das Hauptflöz wurde wegen Unbauwürdigkeit nur selten abgebaut. Die Kohle des

Nebenflözes ist eine gasarme Fettkohle mit 22 Gew.-% flüchtige Bestandteile. Der

Heizwert liegt bei 7600 Kcal/kg. Beibrechender Schwefelkies bewirkt den hohen

Schwefelgehalt von 8 bis 9 Gew.-%.

14.51 Die Berechtsamsverhältnisse (Röhrs, H.,1992) Die erste Belehnung eines Steinkohlenbergwerks erfolgte im Jahre 1743 an die

Minden- Ravensbergische Gewerkschaft. Von 1833 bis 1860 wurden weitere 10

Längsfelder und 3 Geviertfelder verliehen, die 1913 durch das Geviertfeld Luther

ergänzt wurde. Am 27. Oktober 1913 wurden alle Felder mit dem Namen

„Preußische Klus“ konsolidiert. Ein im Osten anschließendes Grubenfeld mit einer

streichenden Länge von 3850 m übernahm das selbständige Steinkohlenwerk

Minden gegen Pachtzins von der Preußag.

14.52 Zeche Bölhorst (1640 – 1812) (Röhrs, H., 1992) Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, dem das Fürstentum Minden in dem

westfälischen Frieden zuteil wurde, ließ 1663 am Böhlhorst oberflächennah in

flachen Schächten Steinkohlen gewinnen. Die Befahrung der Schächte erfolgte über

Fahrten (Leitern). Im Jahr 1738 wird erwähnt, dass ein Pferdegöpel eingesetzt wird.

Die geförderten Steinkohlen sollen sehr schwefelreich sein. Ende 1800 wurde der

Pferdegöpel von einem Orkan umgeworfen und zerstört.

Ende 1799 wurde ein neuer Schacht abgeteuft, der 1801 bei 174 m Teufe ein 0,37

m mächtiges Flöz erreichte. Die Förderung wurde 1812 eingestellt.

14.53 Zeche Preußische Klus (1820 – 1847) (Röhrs, H.,1992) Von 1812 bis 1820 kam der Steinkohlenbergbau bei Minden fast völlig zum

Stillstand. Man begann im Wiehengebirgsvorland und auf dem rechten Weserufer

mit Untersuchungsarbeiten. Jenseits der Bückeburger Klus fand sich in einem

Steinbruch ein Kohlenflöz. Es wurde ein Versuchsschacht niedergebracht.

Das Hauptflöz wurde mit einer Mächtigkeit von 0,62 m einschließlich Bergemittel

und das Nebenflöz mit 0,31 m reiner Kohle angetroffen. Mit dem Kohleabbau wurde

1822 begonnen. Die Aus- und Vorrichtung des Feldes war sehr aufwendig. Zehn

Schächte von 46 m bis 75 m Teufe waren vorgesehen.

53

Unter dem Dorf Meißen sollte ein Sicherheitspfeiler stehen bleiben. Ab 1847 fiel die

alte Dampfmaschine aus, die Grube begann abzusaufen und wurde stillgelegt.

14.54 Die Zechen Laura und Bölhorst (1847 – 1881) (Rörs, H.,1992) Im gleichen Jahr der Stillegung der Zeche Preußische Klus (1847) wechselte man

wieder zum linken Weserufer über und teufte im Feld der Zeche Laura den 60 m

tiefen Schacht Aurora und anschließend einen tonnlägigen (im Einfallen des Flözes

aufgefahrenen) Schacht von 350 m Länge. Im Jahre 1848 waren 141 Arbeiter auf

der Zeche Laura angelegt. Um den Kohlenabsatz zu heben, wurden mehrfach

Verkokungsversuche mit Meileröfen, wie in Schaumburg- Lippe, durchgeführt. Aus

gewaschener Kohle stellte man guten Koks her. Die Kohlenaufbereitung erfolgte mit

einer Schwer- Flüssigkeitswäsche. Als Schwerflüssigkeit verwendete man das

eingedickte, salzhaltige Grubenwasser. Ab 1855 lautete der Name „Gewerkschaft

Steinkohlengruben Laura, Aussicht und Bölhorst“, später auch „Zeche Laura und

Bölhorst“. Die letzte Kohle wurde 1886 gefördert und damit endete der Steinkohlen-

bergbau bei Minden auf dem westlichen Weserufer endgültig.

14.55 Die Zeche Preußische Klus (1876 – 1924) (Röhrs, H., 1992). Als sich die Vorräte westlich der Weser erschöpften, und westlich von Bölhorst nur

ein geologisch stark gestörtes Feld angetroffen wurde, wendete man sich wieder

dem östlichen Weserufer zu und teufte von 1876 bis 1878 den 189,5 m tiefen

Schacht Meißen ab. Ein zweiter Wetterschacht erreichte nach 67 m das Kohlenflöz.

Abgebaut wurde nur das Nebenflöz, da das Hauptflöz zu unrein war. Im ersten

Weltkrieg ging die Produktion zurück, wurde aber in Notzeiten danach deutlich

gesteigert und erreichte 1923 mit 44 379 t Steinkohle und 725 Beschäftigten einen

vorläufigen Höhepunkt. Am 1. April 1920 wurde die Zeche in die „Kohlenbergwerk

Minden GmbH“ umgegründet.

54

14.56 Das Steinkohlenbergwerk Minden (1924 – 1958) (Röhrs, H., 1992) Am 1. Januar 1924 ging das „Kohlenbergwerk Minden GmbH“ in den Besitz der

Aktiengesellschaft Ilseder Hütte über. Die Schachtanlage Meißen wurde nun von der

Ilseder Hütte, Abteilung Minden, weitergeführt. 1925 teufte man den 90 m tiefen

Wetterschacht II mit 3,50 m Durchmesser und nahm eine neue Klassieranlage in

Betrieb. 800 m nördlich des alten Schachtes wurde 1928 der neue Schacht

„Notthorn“ niedergebracht. Der 420 m tiefe Schacht konnte 1930 fertiggestellt

werden. Die Hauptfördersohle, die 7. Sohle, wurde bei 380 m angesetzt. Mit

kleinerem Querschnitt wurde der Schacht bis zur Endteufe auf 480 m tiefergeteuft.

Im östlichen Feld brachte man 1940/41 schließlich noch den 120 m tiefen Schacht

„Röcke“ nieder und verband ihn mit dem 440 m einfallenden „Stollen Röcke“, der mit

Türstöcken ausgebaut war.

Tabelle 5 Schächte des Mindener Steinkohlenreviers (Krassmann, 2000)

Bezeichnung Name Lage Teufe in m

Baujahr Schacht- nutzung

Minden Schacht Bölhorst

Bölhorst 272 1800 Förderscht.

Minden Schacht Glückauf

Bölhorst 174 1800 Förderscht.

Minden Schacht Laura

Zollern 60 1847 Förderscht.

Meissen Schacht Meissen

Meissen 189,5 1876/78 Förderscht.

Meissen Schacht Nottborn

Nottborn 480 1927/30 Wetterscht.Förderscht.

Meissen Schacht Röcke

Röcke 125 1938 Förderscht.

15.00 Schaumburger Mulde, Harrl und Bückeberg (Abb. 10 & Abb. 13 & Abb. 14) Unter den vielen kleinen Steinkohlenbergwerken in dem niedersächsischen Ablage-

rungsraum des „Deutschen Wealden“ (Berrias 3, Bückeberg- Folge) sind die in den

ehemaligen Landkreisen Schaumburg- Lippe, Schaumburg und Hannover der

Preußag A.G., die ältesten und größten Bergwerke.

55

Auf Grund des Aufsichtsratsbeschusses der Preußischen Bergwerks- und Hütten

Aktiengesellschaft vom 28. März 1960 ist der Abbau im oben genannten Gebiet am

31.12.1960 eingestellt, da ein weiterer Abbau der noch anstehenden Steinkohlen

nach Auffassung der Betreibergesellschaft unrentabel war. Damit sind nach den

Schachtanlagen in Barsinghausen, die schon früher stlllgelegt wurden, auch die

Bergwerksanlagen am Georgschacht, in Obernkirchen, in Lüdersfeld, in Auhagen

und Beckedorf stillgelegt. Eine große Zahl von Bergehalden, Hochbauten und

Mundlöchern sind stumme Zeugen des früher hier umgegangenen Bergbaus,

dessen Bedeutung besonders für die Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-

Lippe, sehr groß war.

15.10 Steinkohlenabbau in alten Akten der Sch.- Lipp. Landesregierung

Die Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerke haben ein sehr hohes Alter. Über den

Ursprung des Bergbaus geben selbst die ältesten Akten des Gesamtbergamtes, der

Fürstlichen Hofkammer sowie auch der Landesregierung Schaumburg- Lippe keinen

Aufschluss. Das älteste Schriftstück in den Archiven ist eine Urkunde von 1498 über

eine Abrechnung mit den Kohlgräbern durch den Probst von Obernkirchen:

„Im Jahre des Herrn 1498 am Sonntag Invocavit (= 1. Fastensonntag) rechnete ich

mit den nachgenannten Kohlengräbern alle Schulden ab, die sie mir der Kohlen

wegen bis heute schuldig waren…“

Am 4. März, 1498

15.11 Verordnung Graf Ottos IV v. 17.10.1560

Betrifft den Betrieb der gräflichen Kohlbergwerke

„Verzeichniß, weß der Wolgeboren Herr Otto, Grave zu Holstein Schaumburg der

Kolberges halber inß gemein den 17. Octobris Anno 1560 zum Schaumburg

verabschiedet und Drosten, Ambtleuten, und Kolfogten zu Schaumburg, Bückeburg,

Stadthagen und Rodenberge zu beschaffen und zu halten befohlen hat.

56

Erstlich wollen S. G., daß ein jeder Kolbrecher vor seiner beßoldung der Arbeit,

kostgeld und Alles jedes Jahr 24 Fuder Stenkohle auf der Kaulen gegeben und

zugemessen werden sollen, welches auf allen bergen gleich soll und on (ohne) S. G.

sondern bevehlich und bescheid nicht verendert werden.

Zum andern: Wenn auf den Bergen Kaulen von newen geschlagen werden, so soll

eine Jeden Kohlbrecher vor ein fuder Kole von denen, ßo hier im Durchschlagen

unther der Kaulen tracks nieder brechen ein Fuder unnütz geben werden, wie sie

dessen von althero im gebrauche gewesen.

Zum dritten: soll von jedem Fuder Kole auf die Meil acht gemeine Groschen von den

Kaufmann den Sommer über, alßo von Ostern bis Michaelis, einschließlich

genommen werden. Den Winter aber von Michaelis bis auf Ostern wieder von jedem

Fuder auf die Meil Zehn gemeine Groschen vom Kaufmann genommen werden. Auf

jeden Fuder sollm´man 24 Ballien auf den Kaulen messen und geben aber nicht

mehr.

Zum vierten: sollen hinfort die Maße auf den Kaulen genommen und geben, und

außerhalb den niemandts die Maße zu lieben versprochen werden.

Zum fünften: sollen hinfort keine Kole zu Berge verthan, Zonder auf den Berge vor

gemein und bare Gelt verkauft und bezahlt werden. Wilches also einhellich in allen

Ämbtern und Bergen soll zu halten sein, doch nach S. G. gefallen und gelegenheit

darin Messigung und verenderung vorbehalten.

Actum A. signatum Schaumburg

17. Oktobris Anno 1560

57

1512 „Verhältnisse in den Kohlbergwerken bei Obernkirchen, am Rosenberge und unter der Schirmbuche von 1568“

Auszüge: Am Obernkirchener Kohlberge sind 4 Kohlhauer beschäftigt. Es werden im

Durchschnitt pro Kopf und Schicht 1 Fuder gehauen. Wegen der Bezahlung heißt

es:

„Ein jeder hatt von Ihnen jerlich 8 Fuder kole und die Kost beim Kloster, So hatt ein

Jeder dar Zu quatatember 1 Fuder kole dem Drinke zum besten, aber diese nehmen

die Kohlfogte nicht in ihre Rechnungen und werden genannt: „knechtefuder“. Die

Ballien werden gehäuft.“

Die Kuhlen vom Rossberge berichten:

„Ein jeder hat 16 Fuder Koöe besoldung, dazu je quatatember 1 Fuder, sein für

jeden 20 Fuder jährlich. Die Kuhlen bei der Schierenbuchen haben dieselbe

Besoldung.“

(Seitens der Kohlvögte wird gewünscht die Leute sollen gelt bekommen,statt

gehäufte Streichballien. Nach einer Notiz sollen die Leute statt 1 Fuder Kohle 16

Thaler erhalten. Beim Obernkirchener Berge soll es jedoch beim alten bleiben).

1513 Auszug aus dem Original- Kontrakt zwischen Graf Adolf und Hermann von Mengerßen, Landdrost

Betrifft: Benutzung des neuen Kohlenbergwerks und Salzwerks im Amte

Sachsenhagen durch Hermann von Mengerßen gegen Erlegung einer Summe von

1700 Thl. und Verlängerung der Pfandschaft auf 3 Jahre vom 11.8.1584.

„Zu wissen, das auf heut unterschriebenen dato Zwischen dem Wohlgeborenen

Herrn, Adolfen, Grafen zu Holstein- Schaumburgk und Sternbergk, Herrn zu

Gehmen an einem undt dann dem Edlen und Ehrnvesten Hermann von Mengerßen

S. C. Landdrost anderstheils ein solcher Kontrakt wegen der im Ampt Sassenhagen

erfundenen und jetzo wieder angefangenen Kohlberges und Salzwerkes gehandelt,

beschlossen und aufgericht, Alß und dergestalt.

58

Wohlgemelter Graf Adolf hat obgedachten Landdrosten alß jetzigen Inhaber des

Hauses und Amptes Sachsenhagen gnedigst zugelassen und nachgegeben, das er

berürte Kohlbergk und Saltzwerk eben alß das Ampt Sassenhagen und solange

Ihme das Inne zu haben verschrieben für sich selbst zu seinem besten haben

gebrauchen und genießen soll.“

15.14 Auszug aus der Chronik von Ciriakus Spangenberg von 1614

Als ältesten Hinweis auf den Abbau von Steinkohlen im Bückeberg gilt die Chronik

des Ciriakus Spangenberg aus dem Jahre 1614, in der es u. a. heißt:

„Das Steinkohl Bergwerk aber in dieser Grafschaft Schauwenburg / ist von alters

hero in gebrauch gewesen / und übertreffen dieselben Steinkohlen an kraft und

menge die andern alle / wor die auch sein / Wie das die Schmiede / und die / so

deren täglich gebrauchen / zu zeugen und zu rühmen wissen. Darum werden sie

auch in die alle die umbliegenden Stette / auch zu Wasser in grosser Menge

verhandelt und abgeführet / und in einem Jahr derselben etzlic viel tausend Fuder

gebrochen / und ein jedes Fuder vor eine Crone verkauft.

Es wird auch mit demselben Kohlen das Salz und der Kalck in viel benannter

Grafschaft gekocht und gebranndt.

Wann aber und zu welcher Zeit viel benanndtes Steinkohlen Bergwerck allererst

seinen anfang genommen / ist unwissend. Aus folgender Geschichte aber / ist so

viel zu entnehmen / das es nicht sogar newe sein muß / sondern vor 218 Jahren

allbereit in gebrauch gewesen.

Dann Anno Domini 1386 am 9. Octobris sein drey Menner / als Johan Meyer /

Claves Falthur und Heinrich Möller / in der Grafschaft wohnhafftig / des Abends

späte / auch ziemblich und wol bezecht / auß Obernkirchen gangen / sich verirrt und

auch verlohren / also das niemand gewusst noch erfahren mögen / wo diese Menner

möchten hinkommen sein……………../

59

Im vierten Jahr danach Anno Christo 1390 hat man daselbst zu Obernkirchen im

Steinkohlenbergwerck eine alte Gruben aufräumen müssen / In welcher man drey

todte Körper mit Erden befallen gefunden / und an denselben so viel urkundt und

warzeichen gesehen / und vermerkt / daß es die / vor vier Jahren / verlorne Menner

seyn müssten.

Diesen Bericht habe ich Anno Christi 1580 zu Barsinghausen auß einen alten

Memoiren Buch abgeschrieben.“

15.15 Extrakt aus Erinnerungen des Kanzlers A. von Wietersheim von 1612

Die Richtigkeit der Spangenberg´schen Angaben wird von dem Schaumburgischen

Kanzler Dr. Anthon v. Wietersheim bezweifelt.

Extrakt aus den Erinnerungen des Schaumburgischen Kanzlers Dr. Anthon v.

Wietersheim , Stadthagen am 4. September 1612:

„Hierbei erinnere ich, das um das Jahr 1510 ein Bürger, Albrecht Schlüsselburg, bei

den Grafen zu Schaumburg angehalten, daß ihm möchte erlaubt werden, für dem

Dorfe Nienstädt im Amte Stadthagen am Fuße des Bückeberges nach den

Steinkohlen einzuschlagen und zu graben, das ihm vergönnt worden. Weil er aber

keinen des Steinkohlenbergwerks kundigen Mann gefunden, hat er weiter auch nicht

geforscht und gearbeitet und sind noch hute die Gruben, so Schlüsselburg

aufgeworfen, gegen das Dorf Nienstädt nahe dem Bach der durch Nienstädt und am

Wege durch den Zaun rauscht, augenscheinlich vorhanden.

Vor der Zeit aber hat man mich gehöret, daß Kohlenkuhlen wie man sie nennet an

oder aufm Bückeberg sollten jemals geschlagen sein. Denn sollten die drey

verlorenen Menner in eine Kohlekuhlen oder Gruben anno 1386 gefallen seyn. Da

es doch 1520 erst angefangen und noch nicht 100 Jahr alt ist. Mögt aber wohl sein,

daß die drey Menner in eine andere Kuhlen oder Steinritzen gefallen sein.“

60

15.16 Verschiedene Niederschriften über den Steinkohlenabbau vom 16. Jh. & 17. Jh.

Das die Angaben des Kanzlers Wietersheim nicht zutreffen, geht allein aus dem

Rechnungsbuch des Probstes von Obernkirchen aus dem Jahr 1498 hervor, in dem

über den Steinkohlenabbau berichtet wird. Nach den letzten Untersuchungen aus

dem Jahr 2000 steht fest, dass der Beginn des Steinkohlenabbaus im Bückeberg

vor 1385 unter der Regie des Klosters Obernkirchen zu suchen ist.

In einem Schriftstück aus dem Jahre 1560 heißt es wörtlich:

„Wenn auf den bergen kaulen von newen (neuen) geschlagen werden, so soll einem

Jeden Kohlbrecher vor ein fuder Kole von denen, so hier im Durchschlagen unther

der Kaulen traks niederbrechen ein Fuder unnütz geben werden, wie sie dessen von

althero im gebrauche gewesen sei.“

Nach dem Worte „althero“ zu schließen, ist wohl auch ein längeres als 40 jähriges

Bestehen anzunehmen.

Eigentümer des Bergbaus waren auch derzeit schon die Grafen von Schaumburg.

Die Grafschaft Schaumburg setzte sich aus dem Freistaat Schaumburg- Lippe und

dem Kreis Grafschaft Schaumburg zusammen, er bestand aus folgenden sieben

Ämtern: Bückeburg, Arensburg, Stadthagen, Sachsenhagen, Rodenberg, Schaum-

burg und Lauenau.

Unter dem Grafen Ernst (1601-1622) kam der Steinkohlenabbau zu seiner ersten

großen Blüte. Die Steinkohlenbergwerke brachten dem Grafen Ernst so gute

Einnahmen, dass er Kaiser Ferdinand II. 1619 ein Darlehen von 100 000 Gulden

geben konnte. Zum Dank für die bereitwillige Hilfe verlieh der Kaiser dem Grafen

Ernst auf Lebenszeit den Titel eines Reichfürsten. Ernst nannte sich nun Fürst und

Graf zu Holstein.

61

Des Fürsten Ernst Fürsorge galt nicht nur dem wirtschaftlichen Aufschwung seines

Landes, sondern auch der geistigen Bildung seiner Bürger. So errichtete er z.B.

1610 in Stadthagen ein Gymnasium, das er bald in eine Universität umwandelte, die

nach ihm „Ernestina“ benannt und nach Rinteln verlegt wurde.

Durch das Ableben des Grafen Otto V. am 15.11.1640 war das Geschlecht der

Schaumburger Grafen im Mannesstamm erloschen. Die Mutter Otto V. nahm nach

dem Ableben Ottos als einzige gesetzliche Erbin das Land in Besitz, ihre Ansprüche

wurden von verschiedenen Seiten streitig gemacht. Im Jahre 1643 übertrug sie

ihrem Bruder, Graf Philipp zur Lippe, sämtliche Rechte, blieb aber bis zu ihrem Tode

Mitregentin. Nach längeren Verhandlungen einigten sich der Landgraf von Hessen

und Graf Philipp dahin, dass die ganze Grafschaft geteilt würde. Seit dem

Regierungsantritt Philipps besteht die Bezeichnung Schaumburg- Lippe. Der

Vergleichsvertrag wurde am 12. Dezember 1647 zu Münster unterzeichnet. In dem

Exekutions- Rezess heißt es:

„…und demnach die Zölle auf der Weser zu Rinteln und Oldendorf, sodann alle aus

den Kohlenbergen fallende Kohlnutzungen in berührten sieben Schaumburgischen

Ämtern sich nicht füglich teilen lassen wollen, so sind dieselben ebenmäßig in der

Gemeinschaft gelassen und dahier in vorberührten Anschlägen eben wenig

gebracht, sondern deretwegen abgeredet worden, dass sowohl die Weserzölle

durch gesamte Zöllner, als die Nutzungen aus den Kohlgruben durch die hierzu in

beiden fürstlichen und gräflichen Namen bestellte beeidigte Gesamtbediente und

Beamte jährlich eingenommen, beiden fürstl. und gräflichen Teilen getreulich

berechnet und zu gleichen Teilen richtig geliefert werden sollen.“

Wie aus den Akten der Hofkammer hervorgeht, sind auch Kohlengruben verpachtet

gewesen. So schreibt ein Bürger Söhlke aus Obernkirchen im Jahre 1642, dass er

„ohnlengst einen Kohlberg vor eine gewisse Sumb Geldt Conduktionsweise

angenommen, maßen er dann bis anhero in der ihm angewiesenen Kollgrube mit

großer Mühe und arbeit hat Arbeiten und keine eintzige der Gruben hat….. lassen.

Er ist aber Aus lauterer mißgunst bey der mindeschen Regierung angegeben

worden, ob (auch) sollte er dem Ambt Schewenburg zu nahe gegriffen und in

selbiger unbotmeßigkeit Kohlen gebrochen“.

62

Der Söhlke war wegen der in der Abschrift angegebenen Sache in Arrest

genommen und bittet im Schreiben die Gräfin Elisabeth, sich seiner anzunehmen.

Aus verschiedenen anderen Schriftstücken geht hervor, dass noch einige Kohlberge

oberhalb Obernkirchen verpachtet sind. Als einer der Pächter wird Siegfried

Armbrust genannt. Dieser Armbrust und der von der Hoya treten in späteren Jahren

als Kohlvögte auf. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Gruben später,

vielleicht nach der Teilung im Jahre 1647, nicht mehr verpachtet wurden und diese

beiden Pächter als Kohlenvögte übernommen wurden.

Im Jahre 1604 wird erwähnt, dass drei Werke vorhanden sind und zwar: Das

Obernkirchener, das Stadthäger und das Bückeburger Werk. Mit diesem Bücke-

burger Werk ist höchstwahrscheinlich das Sülbecker Werk gemeint, da in späteren

Jahren das Dorf Sülbeck öfters beim beim Bückeburger Werk genannt wurde und

zuweilen auch der Ausdruck „Sülbecker Werk“ vorkam.

Ein Jacob um Winthors war Aufseher und Bogenschreiber sämtlicher Werke,

außerdem wird ein Oberverwalter Dreyer genannt. Ein Nicolaus Silbert (oder

Hilbert) hatte das Register des Sradthäger Werkes zu führen, während der oben

erwähnte Windhors die Register des Obernkirchner und Bückeburger Werkes

übernahm. Hierzu erhielt er noch eine junge Hilfe namens Peitmann.

Silbert musste seine Extrakte wöchentlich an Windthors einreichen. Gleichzeitig

mussten auch die Laderegister der drei Kohlvögte eingereicht werden und mit den

anderen Extrakten „Collationiert“ werden. Die Kohlenvögte hießen: Albert

Wöbbeking, Johan Eichler und Wilhelm Brückloh.

Die Kohlenvögte hatten nach der sogenannten „Fürst Ernst Verordnung“ strenge

Anweisung , dafür Sorge zu tragen, dass die Fuhrknechte, welche Kohlen für die

Kalköfen im Amte Schaumburg und nach Rodenberg holten, stets mit heilen Wagen

kamen, da sonst die Kohlen unterwegs verloren gingen.

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Knechte mit zu kleinen Wagen sollten leer zurück geschickt werden. Ferner wurden

die Kohlvögte angewiesen, für einen genügenden Kohlenvorrat zu sorgen, aber

auch nicht zuviel lagern und die Kohlen in „Abfall“ kämen. Der Lichtverbrauch der

„Kohlbrecher“ musste wöchentlich festgestellt werden.

Da im Jahre 1612 der Kohlenabsatz sehr stark war, wurde vom Fürsten Ernst

verordnet, dass künftighin auf dem Stadthäger Berge aus 8 Kuhlen soll gebrochen

werden. Zu den vorhandenen 6 Kuhlen sollen sofort noch zwei Kuhlen gechlagen

werden und der Kohlvogt Wöbbeking die hierzu erforderlichen Knechte annehmen.

Jede Kuhle soll wöchentlich 18 Fuder Kohlen liefern. Auf dem Obernkircher und

Bückeburger Berge soll aus vier Kuhlen gekohlt werden. Auch hier musste noch je

eine neue Kuhle geschlagen werden. Der Oberaufseher und die Kohlvögte erhielten

die Anweisung, dafür Sorge zu tragen, dass bis zum Herbst mindestens 3000 Fuder

Kohlen lagerten.

Die einzelnen Werke (Obernkircher-, Sülbecker- und Stadthäger Werk) hatten jedes

ihre eigene Rechnungsführung. Die Leitung hatte der Kohlvogt. Die Kohlvögte

erhielten später (etwa ab 1750) die Bezeichnung Berginspektor. Die Registerführung

hatte anfangs der Bogenschreiber (1604), später auch die Kohlvögte, denen etwa

1765 die Kontrolleure zugeteilt wurden. Die letzteren hatten nur mit dem Verkauf zu

tun und mussten das Gegenregister führen. Die Gesamtleitung hatte der

Oberaufseher (1612), ab 1648 Oberkohlvogt. Dieser erhielt dann etwa 1745 – 1750

die Bezeichnung Oberberginspektor. Der Oberberginspektor war auch gleichzeitig

Hauptrechnungsführer.

Vor der Teilung der Grafschaft im Jahre 1647 war die vorgesetzte Oberbehörde die

gräfliche Rentkammer; von hier wurden auch die Bedienten eingesetzt. Nach der

Teilung setzte sich die Oberbehörde aus der Oberrentkammer zu Kassel und der

Rentkammer zu Bückeburg zusammen.

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Alljährlich einmal wurden von den beiden Rentkammern ernannten Kommissarien zu

Obernkirchen die Rechnungen abgehört. Meistens war diese Rechnungsabhörung

um Johanni. Hierbei wurden, dann auch die besonderen Beschlüsse über die

Gestaltung des Werkes. Anstellung von Bedienten usw. gefasst. Bei diesen

Sitzungen, die mehrere Tage dauerten, kam es zwischen den beiderseitigen

Kommissaren sehr oft zu erheblichen Auseinandersetzungen, so dass manchr

Punkte nicht erledigt wurden und erst „Allerhöchsten Orts“ zur Entscheidung kamen.

Die Differenzen, die auch schriftlich ausgetragen wurden und ganze Aktenbände

füllen, entstanden hauptsächlich durch einseitige Anstellung von Bedienten,

einseitige Anlegung von Kohlgruben, Anmaßung der Direktion seitens Hessen und

sonstige Sachen.

Während in Schaumburg- Lippe bis in die neueste Zeit die Rentkammer

Oberbehörde des Bergwerks war, wurde in Hessen wiederholt mit der Behörde bzw.

dem Titel derselben gewechselt. Im Jahre 1822 trat an die Stelle der

Oberrentkammer die „Oberberg- und Salzwerkdirektion“ im Oktober 1850 kam die

Bezeichnung “Kurfürstliche Kommission für die Verwaltung der Berg- und Salz-

werke„. Diese Bezeichnung ist dann am 1.1.1852 umgewandelt in „Kurfürstliches

Finanzministerium, Abteilung für die Berg- und Salzwerke“ im Jahre 1856 wurde

dann wieder die Bezeichnung „Kurfürstliche Oberberg- und Salzwerksdirektion“

eingeführt. Diese wurde dann wieder abgelöst durch das im Jahr 1868 neugebildete

„Königlich Preußische Oberbergamt in Clausthal“. Durch die Einverleibung Hessens

an Preußen kam auch der hessische Bergwerksanteil, der nicht mehr wie in

Schaumburg- Lippe dem Herrscher gehörte, sondern nach § 131 der Verfassungs-

urkunde des Kurfürstentums Hessen vom 5. Januar 1831 samt allen hess. Berg-

Hütten- und Salzwerken zum Staatseigentum erklärt war, an Preußen.

Im Jahr 1648 wurden die Kohlvögte in Gesamtpflichten des hohen Hauses Hessen

und des Gräflichen Hauses Schaumburg genommen.

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Juramenti formula zur Bestellung der Kohlvogte:

„Ihr sollet mir Handgegebene Treue geloben und Schwören einen leiblichen Eid zu

Gott, dass ihr der durchlauchtigen und hochgeborenen Fürstin und Frau, Frau

Amelien Elisabethen, Landgräfin zu Hessen usw. in währender Vormundschaft

J.F.G. geliebten Herrn Sohnes des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Wilhelm

des Sechsten, Landgrafen zu Hessen, Graf zu usw. nach geendigter Vormundschaft

aber S. Herrn Landgrafen Wilhelm F.G. und deren männlichen Leibeslehenserben

werden, sodann auch wohl den Hochwohlgeborenen Grafen und Herrn , Herrn

Philiphen, Grafen Schaumburg- Lippe und Sternberg in seiner Hochgräflichen

Gnaden männlichen Leibes und Lehenserben insgesamt wollet treu, hold, gewärtig

und gehorsam sein. Ihrer Fürst und hochgräflichen Gnaden und dero männliche

Leibeslehenserben bestes Wissens und Schaden verhüten, auch an und von denen

euch anvertrauten und befohlenen Kohlwerken. Zölle und Nutzungen keine

Unterschleife gebrauchen, nicht euern, sondern der Herrschaft frommen und bestes

unten den Kohlhandel suchen, nichts verschmälern oder abgeben lassen, weniger

etwas unterschlagen oder verringern, vielmehr mit äußerstem Fleiß beachten, dass

die Kohlbergwerke befördert, die Kohle in großen Mengen verführt, daran kein

Falschheit begangen, die rechten Masse und nicht mehr, als bei Prinz Ernsten

Zeiten gebräuchlich gewesen, geliefert auch die Kohlen nicht in geringeren Wert als

sie angesetzt verkauft, davon nichts gestohlen, die Kuhlen rein ausgebrochen, die

Gruben wohl angelegt und geschlagen und recht untergebaut und am Unterbauen

nichts verabsäumet werde und die Wassergänge wohlverwahrt.

Zum Ende Ihr des öfteren in die Gruben selber steigen sollet, auch die Arbeiter

richtig und ohne Schmälerung bezahlet, auch wöchentlich die Extrakten an den der

dazu verordnet ausgegeben werden und mit Fleiß dahin sehen, dass soviel alles in

dem Stande, wie es zu Fürst Ernsten Zeiten gewesen, erhalten und verrichtet werde

und in allen getreulich leistet und verrichtet, was einem getreuen Diener und

Kohlvogt wohl ansteht, alles getreulich und ohne Beschwerde.“

66

Der in dem Diensteid erwähnte Fürst Ernst hat von 1601 – 1622 regiert. Der

Bergbau wird zu dessen Regierungszeit, die größten Teiles vor dem 30- jährigen

Kriege lag, in hoher Blüte gestanden haben und im Kriege wohl stark zum

Darniederliegen gekommen sein.

Wie aus den Akten der Hofkammer hervorgeht, sind auch Kohlengruben verpachtet

gewesen. So schreibt ein Bürger Söleke, oder auch Söhlke, aus Obernkirchen im

Jahre 1642, dass er „ohnlengst einen Kohlberg vor eine gewisse Sumb Geldt

Conduktionsweise angenommen, maßen er dann bis anhero in der ihm

angewiesenen Kollgrube mit gr0ßer Mühe und arbeit hat Arbeiten und keine eintzige

der Gruben hat…….lassen. Er ist aber aus lauterer mißgunst bey der mindeschen

Regierung angegeben worden, ob (auch) sollte er dem Ambt Schowenburg zu nahe

gegriffen und in selbiger botmeßigkeit Kohlen gebrochen.“

Der Söhlke war wegen der in der Abschrift angegebenen Sache in Arrest

genommen und bittet im Schreiben die Gräfin Elisabeth, sich seiner anzunehmen.

15.20 Das Bergrecht in Schaumburg (Krumsiek, R., 1963) 1. Die Grafen von Schaumburg haben seit Beginn der Abbautätigkeit im Schaum-

burger Land für sich das Bergregal an der Steinkohle und den Salzvorkommen

beansprucht.

Das Regalrecht gewährt seinem Inhaber als Hoheitsrecht die Befugnis, sich

bestimmte Bodenschätze anzueignen. Nicht alle Bodenschätze unterlagen dem

Bergreal. Die Könige und Grundherren haben sich nur bedeutende und weithin

bekannte Mineralvorkommen nicht entgehen lassen, während sie die Grundeigen-

tümer und Markgenossen in der Nutzung geringwertiger Lagerstätten nicht beein-

trächtigten.

2. Bei der Teilung der Grafschaft Schaumburg 1647 in Schaumburg- Lippe und die

hessische Grafschaft Schaumburg kamen Schaumburg- Lippe und Hessen

überein, das Regalrecht an der Steinkohle in Zukunft zu gleichen, ideellen Anteilen

auszuüben.

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Durch Rechtsnachfolge und rechtsgeschäftliche Übertragung ist das Regal an der

Steinkohle einschließlich der darin enthaltenen Hoheitsrechte auf die Preußag

übergegangen. Während in dem seinerzeit preußischen Landkreis Grafschaft

Schaumburg das Regal durch das Gesetz vom 29. Dezember 1942 aufgehoben

ist und die Preußag seitdem in diesem Gebiet unbefugt abgebaut hat, steht in

Schaumburg- Lippe das Regalrecht der Preußag weiterhin uneingeschränkt zu. Es

erlischt in Schaumburg- Lippe auch nicht durch Stillegung des Schaumburger

Bergbaus. Es kann vielmehr nur durch einen Verzicht der Preußag aufgehoben

werden.

Die Ausbeutung der Sandsteinvorkommen im heutigen Landkreis Schamburg stand

ursprünglich dem Grundeigentümer zu. Diese Vorkommen waren aber von 1767 –

1867 bergfrei. Heute sind wieder die Grundeigentümer zum Abbau der Sandsteine

berechtigt. In Schaumburg- Lippe unterliegen die Sandsteinvorkommen schon

immer der Verfügungsbefugnis des Grundeigentümers.

3. Das Schaumburg- Lippische Berggesetz in der Fassung des Niedersächsischen

Gesetzes vom 20. Juni 1956 hat das Prinzip der Bergbaufreiheit abgelehnt und

die Aufsuchung und Gewinnung der im § 1 SLBG aufgeführten Mineralien allein

dem Staat vorbehalten. Danach steht die Aufsuchung und Gewinnung von

Erdgas im Geltungsbereich des Schaumburg- Lippischen Berggesetzes dem

Grundeigentümer zu (Krumsiek, 1963).

15.30 Zeittafel der Bergbaugeschichte Schaumburgs (Schunke & Breyer; Knickrehm, E. ; Krassmann ,Th. ; Schütte, G.)

um 1300 Nicht geregelter Abbau von Steinkohlen bei Obernkirchen, unter Leitung des Klosters.

1386 Drei Männer sollen sich im Bückeberg bei Obernkirchen in einem

Steinkohlen- Bergwerk verirrt haben und dort umgekommen sein. 1498 Älteste vorhandene Urkunde über den Steinkohlenbergbau bei Obernkir-

chen, Rechnungsbuch des Probstes von Obernkirchen (Abb.5). 1510 Der Kaufmann Albrecht Schlüsselburg aus Stadthagen erhält vom Grafen

Otto die Erlaubnis in dem Dorfe Nienstädt nach Kohlen graben zudürfen.

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Der Ort lag „wo der Bach durch den Zaun über die Strasse braused.“ Heute Wendthäger Strasse Nr. 6. Doch er fand die Kohle nicht und gab seine Arbeit auf. Nach 100 Jahren waren die Gruben noch zu sehen, schrieb der Kanzler Dr. Anton Wietersheim.

Bis 1520 Die Grafen von Schaumburg verleihen die Abbaurechte auch an Private.

1520 Nach Dr. Anton v. Wietersheim, Kanzler des Schaumburger Grafen Ernst,

Beginn des Steinkohlenbergbaus bei Nienstädt.

Nach 1520 Die Grafen übernehmen in der Regel den Abbau von Steinkohlen in eigener Regie, unter Einsatz von Kohlvögten.

1520 Geregelter Steinkohlenabbau bei Obernkirchen. 1521 Schreiben der Stadt Bielefeld, Betreff: „Beschwerde des Schmiedeamtes

daselbst, wegen Verschlechterung der Kohlen. 1552 Der Heinrich Bodenhagen wird zum Kohlenvogt ernannt. 1560 Fürbitte des Heinrich Vissar für seinen auf der Schaumburg gefangenen Bruder, wegen Kohlendiebstahls durch den Kohlenvogt Tönnies. 1560 Anordnung des Fürsten Ernst von Holstein-Schaumburg: “Jeder

Kohlenbrecher soll täglich ein Bergfuder (ca.1t) Kohlen brechen“. 1563 Betriebsregister über die Gruben am Mulchenhof bei Obernkirchen. 1564 Nach dem Ableben des Probstes Kostken setzt Graf Otto IV. den

Regalanspruch nun mit Gewalt im Probsteibezirk durch, somit stehen alle Schaumburger Kohlengruben nun unter der Verwaltung des Landesherrn.

1583 Der Oberzellerfeld´sche Bergwerksverwalter bittet um Überlassung einiger Bergleute.

1584 In einem Vertrag wird von einem Kohlenbergwerk und einem Salzbergwerk

bei Sachsenhagen berichtet. 1601 Unter GRAF ERNST VON HOLSTEIN-SCHAUMBURG (1601 – 1622) kommt der

Steinkohlen- Bergbau zu hoher Blüte. 1617 In einem halben Jahr brauchte das Sooldorfer Salzwerk und der

Apelern’sche Kalkofen 722 Fuder Kohlen.

1613–1648 Im 30- jähr. Krieg kommt der Bergbau, auch in Schaumburg, weitgehend zum Erliegen. Viele Unterlagen werden vernichtet.

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1644 Verpachtungsvertrag von Elisabeth Sophie von Hessen an Nikolaus von

Hoya für 360 Thaler pro Jahr. 1647 Nach der Teilung der Grafschaft Schaumburg wurde vereinbart, daß alle

aus den Kohlenbergen anfallenden Kohlennutzungen der sieben Schaumburgischen Ämter zwischen beiden Häusern getreulich geteilt werden (Kurfürst von Hessen und Grafen zu Schaumburg- Lippe).

1681 Es wird über die Bezahlung von Unterstützungen und Arztkosten im

Krankheitsfall berichtet. 1714 Auffahrung des Sülbecker Stollns.

1728 Auffahrung des Stadthäger Stollns. 1735 Schlagwetterexplosion bei Sülbeck. 1750 Auffahrung des Sooldorfer Stollns. 1757 Georg Arnold von Cölln wird zum Oberinspektor ernannt. Unter seiner

Führung bestanden im Alten Obernkirchener Revier 35 Schächte, Im Stadthagener Werk 40 Schächte.

1757-1769 Der Südhorster Stolln = Wilhelm-Wilhelm-Stolln wird aufgefahren. 1760 Der Oberinspektor Fichtner stirbt, sein Nachfolger wird Berthold von Cölln,

er erhält den Titel Bergrat. Für alle Bergleute wird eine Knappschaftsbüchsenkasse eingerichtet.

1770 Wird über den Kohlenabbau und die Abbauversuche am Wiedenbrügger – und Atjeberg sowie bei Wölpinghausen berichtet.

1775 In Deutschland werden die ersten gusseisernen Schienen - sogenannte

¾ m lange Ziegenpfoten - eingesetzt. Vorher liefen die Förderwagen mit Spurnagel auf hölzernen Bohlen.

1784 Herr v. Cölln hat drei eiserne Öfen für Steinkohlenfeuerung bestellt und

auf höheren Befehl Vergleiche angestellt über die Heizung mit Holz, mit reinen Kohlen und Steinkohlen mit Lehm vermischt.

Es wurden verbraucht : 65 Pfund Holz, 25 Pfund reine Steinkohle, 25 Pfund Gemisch.

70

Für eine halbjährige Heizperiode ergaben sich folgende Kosten: Holzfeuerung 11 Thaler 33 Groschen 0 Pfg. Kohlenfeuerung 7 Thaler 3 Groschen 41/2 Pfg. Gemisch 5 Thaler 28 Groschen 1 Pfg. Für den Hof in Bückeburg soll v. Cölln auch einen Ofen besorgen. 1788 James Watt erfand die Dampfmaschine. 1801 Bis zum 22.12. leitet Berthold von Cölln die Geschicke der Gesamtkoh-

lenwerke. Sein Nachfolger wurde Oberinspektor Wittich. Auf dem Alten Obernkirchener Revier gab es 52 Schächte, auf dem neuen

Obernkirchener Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker Werk 22 Schächte, auf dem Südhorster Werk 18 Schächte und auf dem Stadt-hagener Werk 23 Schächte. Die Zahl der Bergleute wird mit 120 angegeben.

1804 Nachfolger von Oberinspektor Wittich wird Oberberginspektor Karl

Andreas Frölich, er wurde 1810 zum Bergrat ernannt. 1806 Es tritt zum ersten Mal die offizielle Benennung „Gesamtbergamt“ auf: „An das Hessen- Kasselsche- Gräflich- Schaumburg- Lippische Gesamt-

bergamt zu Obernkirchen“. 1806 Es werden die ersten Bergbälle in Sülbeck gefeiert. 1807 Von königlich westfälischer Seite wird bekannt gegeben, daß der

Oberinspektor Fröhlich den Titel „Ingenieur en Chef“ erhalten habe und zusätzlich die Aufsicht über die Saline Rodenberg , das Mindener Torfmoor und die Zeche Bölhorst erhalten hat.

1810/12 Zusammenlegung der Reviere zum „Östlichen Revier“

(Sülbeck, Stadthagen, Sooldorf). 1811 Der erste Koks des Gesamtbergamtes zu Obernkirchen wird auf der

Anlage Osterholz bei Nienstädt in Koksbacköfen gebrannt .

1814 Das Bergamt in Obernkirchen erhält am 22.1.1814 die Mitteilung, daß die Berghauptmannschaft der Weserdivision aufgehoben ist (Ende der französischen Besetzung)

1816 Kunstschacht I: Niederbringen des ersten Tiefbauschachtes im Obern-

kirchener Bergbau in Osterholz- Nienstädt.

1816 Die Kammer des Grafen zu Schaumburg- Lippe sucht den Steinkohlen- Hausbrand einzuführen. Es wurde ein Magazin für Steinkohlenöfen angelegt und Landeseinwohner konnten diese Öfen zum Einkaufspreise, oder wo es nötig war, auf Kredit und Ratenzahlung erhalten.

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1817 Reinigung des alten Obernkirchener Stollens wird in Erwägung gezogen. Durch Widerspruch von Oberbergmeister Fröhlich wird die Reinigung verhindert.

1828 Oberinspektor Ludwig Heinrich von Colson löst Herrn Frölich ab, er wurde

1846 zum Bergrat ernannt. 1831 Der hessische Anteil am Bergregal geht durch Verzicht vom Vermöge des

Kurfürsten auf den hessischen Staat über.

1835 Die Wassersäulenmaschine auf Kunstschacht I auf dem Osterholz in Nienstädt in Betrieb genommen.

1840-48 Entwicklung der Schaumburger- Meileröfen auf Osterholz in Nienstädt.

1841 Dampfpumpenanlage auf Kunstschacht I in Betrieb genommen

1847 Niederbringen von Kunstschacht II in Südhorsten 1850 Bis Mitte des 19.Jh. wurde vorwiegend Holzkohle zum Ausschmelzen der

Erze verwendet, sie war rauch-, ruß- und schwefelärmer als die „Mineralkohle“.

1865 Mit der Angliederung Kurhessens an Preußen ist der Preußische Staat

Rechtsnachfolger für die hessische Anteilshälfte (seit 1831 Staatsbesitz). 1871 Schacht OD 3 als Steinkohlen- und Pumpenschacht mit Malakow- Turm ausgebaut. 1872-1876 Das Schierborner Revier wird aufgefahren, im Bückeberg 1874 Einbau einer Dampf- Wasserhaltungs- Maschine untertägig auf Kunst-

schacht I

1877 Für die Bergverwaltung der Schaumburger Gesamtbergwerke wird in Obernkirchen ein neues Bergamtsgebäude errichtet.

1890 Beginn der Nutzung von Steinkohle zur Stromerzeugung mit Dampf-

kolbenmotoren. Der Wirkungsgrad beträgt 1%. Für 1 kWh benötigt man 13,3 kg Kohlen.

72

1899 Ankauf von Grundstücken für die Anlage des Georgschachtes und des Lietstollns.

1899-1902 Auf dem Georgschachtgelände wird der 244 m tiefe Georgschacht 1

abgeteuft.

1899 Beginn mit dem Auffahren des Lietstolln und mit dem Verlegen der Anschlußgleise auf Georgschacht und Lietstolln.

1900 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt. 1902 Am 12. Dezember wird der erste Ofen (System Brunk) der neuen Kokerei

Georgschacht bei Stadthagen gedrückt.

1906 In Obernkirchen wird unterhalb des Lietstolln eine Brikettfabrik gebaut. 1920 Neuaufteilung des Steinkohlenregals (s.Kap. 14.30) 1925-28 Etwa 60 m südlich des Georgschachtes 1 wird ein weiterer Schacht

(Georgschacht 2) mit einer Gesamtteufe von 353 m abgeteuft. 1923 Die „Preußische Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“ wird

gegründet, welche die Verwaltung und Ausbeutung des staatlich preußischen Bergwerksbesitz übernimmt.

1924 Der preußische Anteil der Schaumburger Werke wird gesamt von der

Preußag verwaltet. 1924 Der Fürst von Schaumburg-Lippe verkauft seinen Anteil an Preußen, dass

nun über einen Anteil von 4/6 der Schaumburger Werke bestimmt.

1925-26 Kokerei am Osterholz bei Nienstädt wird zum Georgschacht verlegt. Die neue Kokerei wird von der Fa. Koppers am Georgschacht gebaut. 1926 Die „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“ wird gegründet, im

Verwaltungsvertrag übernimmt die „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“, die Verwaltung des bisherigen Gesamtbergamtes Obernkirchen.

1940 Der Freistaat Schaumburg- Lippe tritt seinen Geschäftsanteil an die

Preussag ab, die Schaumburger Steinkohlenwerke sind nun im Gesamtbesitz der Aktiengesellschaft. Die Steinkohlenbergwerke Obern-kirchen und das bereits der Preußag zugehörige ehem. Hannoversche Steinkohlenbergwerk Barsinghausen werden zu einer Verwaltungseinheit zusammengefasst mit Verwaltungssitz in Barsinghausen

„Preußische Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“

„Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen“

73

1950 Der Schacht Lüdersfeld wird bis zu seiner Endteufe von 556,17 m abgeteuft und untertage mit der Schachtanlage Beckedorf verbunden.

1953 Schacht Auhagen wird bis zu seiner Endteufe von 318,10 m abgeteuft und

untertage mit dem Bergwerk Düdinghausen verbunden 1960 Am 31.12. wird die Förderung auf allen Werken des Gesamtbergamtes

Obernkirchen- Barsinghausen eingestellt. Nachweisbar sind im Laufe der Jahrhunderte über 300 Schächte und 700 Stollen aufgefahren worden.

Erläuterungen: Die Bezeichnung der Schaumburger Werke mit „sambt“ (gesamt) stammt aus der Zeit nach der Teilung (1647) der Grafschaft und bezeichnete Verwaltung und Huldigung für zwei Herrscherhäuser. Diese Bezeichnung wurde bis zum Schluß mit verwendet, wie es die letzte Firmenbezeichnung, nunmehr als Untertitel für die zusammengelegten Werke Obernkirchen und Barsinghausen, aber in anderem Verständnis, aufzeigt, nämlich der gemeinsamen Verwaltung zweier Werke: „Gesamtbergamt Obernkirchen- Barsinghausen“ Im Jahr 1810 wurden die Werke Obernkirchen und Südhorsten, dsgl. das Stadthäger Werk und Sülbeck vereinigt, 1812 kam noch das Sooldorfer Werk zu Stadthagen, 1841 wurden alle Werke zusammengelegt unter der Bezeichnung „Schaumburger Gesamtsteinkohlenbergwerk“. 15.40 Die Regalherren des Schaumburger Steinkohlenregals. (Krumsiek, R., 1963)

Die Grafen von Holstein- Schaumburg

Ab 1647 Die Herrscherhäuser Kurhessen & Schaumburg- Lippe

Je zur Hälfte

Ab 1831 Staat Kurhessen und Fürstenhaus Schaumburg- Lippe

Je zur Hälfte

Ab 1866 Staat Preußen und Fürstenhaus Schaumburg- Lippe

Je zur Hälfte

Ab1920 Staat Preußen zu ½

Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3 Ehem. Fürstenhaus Schaumburg- Lippe zu 1/6

74

Ab 1925

Staat Preußen zu 2/3 Freistaat Schaumburg- Lippe zu 1/3

Ab 1928

Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH

Ab 1940 Preußag

Ab 1942

Preußag nur in Schaumburg- Lippe

15.50 Die Verwaltung der Gesamtsteinkohlenwerke

(Schütte, G. & Knickrehm, E., 2000) In der alten Grafschaft Schaumburg war die Gewinnung von Steinkohlen das

alleinige Recht des Landesherren. Nach der Teilung der Grafschaft zwischen Lippe

und Hessen (1647) ging der Bergbau in gemeinsame Verwaltung der beiderseitigen

Landesherrschaften über, vergleichbar mit einer Kommunionsverwaltung, wie wir sie

aus dem Erzbergbau im Harz kennen (1635 – 1763).

Nach dem Kriege von 1866 wurde der hessische Teil vom preußischen Staate

übernommen, die Bergbauberechtigten waren nach dieser Zeit der Preußische Staat

und das Fürstenhaus Schaumburg- Lippe. Dieser Zustand wurde erst nach dem

ersten Weltkrieg (1914/18) geändert. Danach kam der Bergwerksbetrieb zu vier

sechstel in die Hand von Preußen, vertreten durch die Preußische Bergwerks- und

Hütten A.G., Berlin, und zu zwei Sechstel in die Hand des Staates Schaumburg-

Lippe, vertreten durch die Landesregierung in Bückeburg.

Die Verwaltung und Führung der Bergwerke wird zu Beginn der Kohlengewinnung

sehr locker gewesen sein. Anscheinend hat man seitens der gräflichen Rentkammer

die Erlaubnis zur Gewinnung von Kohlen einigen Unternehmern erteilt, die dafür

eine Abgabe (Bergware) je Fuder gewonnener Kohle an die Rentkammer bezahlen

mussten.

75

Erst um die Jahre 1520 bis 1522 scheint der Gewinnungsbetrieb unter die

unmittelbare Einwirkung der Rentkammer gekommen zu sein, denn aus dem Jahr

1522 liegt ein Schreiben des Schmiedeamtes Bielefeld vom 15. Dezember vor, in

dem Beschwerde über die Verschlechterung der vom Grafen Johann gelieferten

Kohlen geführt wird. Hiernach zu urteilen, muss also damals schon eine gewisse

Verstaatlichung des Betriebes bestanden haben, der unter Aufsicht der gräflichen

Rentkammer durchgeführt wurde. Als dann, mit dem Anwachsen des Kohlen-

absatzes und der Erweiterung des Bergwerksbetriebes, eine unmittelbare Aufsicht

durch die Rentkammer immer schwieriger wurde, setzte man im Jahre 1552 einen

Kohlenvogt, namens Heinrich Bodenhagen ein, dem außer der unmittelbaren

Aufsicht über den Betrieb auch der Verkauf der gewonnenen Kohlen oblag. Mit der

Stellung eines Kohlenvogtes wurden die ersten Anfänge zu einer einheitlichen

Führung der Bergwerksbetriebe eingeleitet.

An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, daß der Kohlenvogt Hans Ledebur 1534

gemeinsam mit dem Probst Kostken aus Obernkirchen in Gruben- Angelegenheiten

tätig geworden ist. 1550 legte Graf Otto IV. in einer ersten Kohlenbergsordnung

noch persönlich die Preise fest, zu denen der Probst Kostken in Konkurrenz trat, laut

einer Beschwerde des Amtmannes zu Schaumburg, der also für einen Teilbereich

der Kohlenangelegenheiten zuständig gewesen sein muß (Abb. 31).

Aus dem Entwurf einer neuen Kohlenordnung aus dem Jahre 1568, also bereits

zwei Jahre nach der Auflösung des Klosters Obernkirchen, geht hervor, dass das

Stift zuletzt vier Kohlbrecher beschäftigte, sie erhielten freie Kost und wurden mit

Naturallohn von jährlich acht Fuder Kohlen entlohnt.

Neben den Kohlvögten werden vom Jahre 1554 ab auch Bedienstete mit dem Titel

“Amtmann“ genannt, die wohl eine Art Verbindung zwischen der Rentkammer und

den Kohlvögten, bei den Abrechnungen über die Ein- und Ausgaben gebildet haben.

In dieser Eigenschaft wird auch der Kammerrat Deichmann (1622-1681) tätig

gewesen sein (Abb. 32).

Die Bezeichnung Kohlvogt war vom Jahre 1552 -1772, in welchem Zeitabschnitt ca.

28 Kohlvögte im Dienst waren, üblich. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war ein

„Peithmann Kohlvogt (1612 – 1656).

76

Mit dem Wachsen der Bergwerksbetriebe wurde die Stellung des Kohlvogtes durch

die Einstellung von „Bogenschreibern“ und „Registerführern“ entlastet und dadurch

seine Stellung als „Führer“ oder „Aufseher“ mehr herausgehoben. Beim weiteren

Fortschreiten der Bergwerksanlagen wurde die Einstellung von immer mehr

„Bediensteten“, die lesen, schreiben und rechnen konnten notwendig und

zunehmend schwieriger, da erst Fürst Ernst (1601 - 1622) das Schulwesen in

Schaumburg- Lippe etabliert hat. Man war in erster Linie auf Laien-Brüder aus den

Klöstern oder Menschen aus anderen Landesteilen angewiesen. So kam es, dass

erst nach dem 30jährigen Krieg im späten 17.Jh. mehr Amtmänner, Gegenschreiber

und Aufseher eingestellt werden konnten. Dadurch entwickelte die Verwaltung dann

auch eine immer größere Selbstständigkeit. Aus den Kohlvögten gingen zunächst

„Oberkohlvögte“ hervor und aus diesen später die „Berginspektoren, Oberberg-

inspektoren und Bergräte“(Abb. 33).

In den Bergamtsakten haben wir eine Gedingevereinbarung aus dem Jahr 1705

gefunden. Darin heißt es:

Obzwar der Bergknappe seine achtstündige Schicht abwarten muß, so ist er

dennoch niemals in Schichtlohn, sondern stehts im „Gedingelohn“ (Akkord) bezahlt

worden:

Bis Ende des Jahres 1771 wurde den Kohlenhauern nach Verfließung jeden Monats

nach der darin verkauften Anzahl der Fuder Kohlen ausgemessen; und sie bekamen

:

Je Fuder (1 t) a 25 Balgen :

Der Hauer 5 Mariengroschen

Der Füller oder Lehrhauer 1 Mariengroschen

Der Läufer 1 Mariengroschen

Der Haspelknecht oder Winner 1 Mariengroschen

Von Anfang 1772 bis August 1774 empfing der Kohlenhauer und die übrigen Berg-

knappen zwar denselben Lohn, er wurde aber nicht wie vorher, sondern nach der in

jeder Schicht heraus geförderten Fuderzahl bestimmt.

77

Der erste Kohlvogt, welcher als Oberkohlvogt bei den Schaumburger Steinkohlen-

werken auftritt, ist Arnold von Cölln (1747). Dieser trat als Kohlvogt 1719 in die

Dienste der Werke und versah sein Amt bis zum Jahre 1746. Als Oberkohlvogt war

er bis zu seiner Ernennung (1757) zum Oberinspektor tätig; er starb 1759. Unter

seiner Führung bestanden im alten Obernkirchener Revier schon etwa 35 Schächte,

im Sülbecker Werk 5 Schächte und der Sülte- Stolln, und im Stadthagener Werk

etwa 40 Schächte. 1759 betrug die Förderung etwa 3000 Bergfuder = 3130 t.

Sein Amtsnachfolger wurde der von dem hessischen Werke Riechelsdorf im Jahr

1757 nach Obernkirchen versetzte Salzinspektor Fichtner. Dieser wurde zum

Oberinspektor ernannt und leitete bis zu seinem Tode im Jahr 1768 die Werke.

Dessen Nachfolger wurde der Sohn des Oberinspektors von Cölln, Berthold von

Cölln, der schon 1746 als Kohlvogt in die Werksverwaltung eingetreten war. Ihm

wurde 1766 der Titel „Kohlvogt und Amtmann“ verliehen; im Jahre 1783 wurde er

zum Bergrat ernannt. Berthold von Cölln leitete die Geschicke der Schaumburger

Gesamtsteinkohlenwerke bis zu seinem Tode am 28.12.1801. Die Familie von Cölln

wurde in Obernkirchen ansässig, ein Familien Wappen befindet sich noch heute an

dem früheren Wohnhaus der ehemaligen Fremdenpension und dem Gasthaus „Alte

Bückeburg“. Zur Zeit seines Todes gab es auf dem alten Obernkirchener Revier 52

Schächte, auf dem neuen Obernkirchener Revier 7 Schächte, auf dem Sülbecker

Werk 22 Schächte, aus dem Stadthäger Werk 23 Schächte und auf dem Südhorster

Werk 18 Schächte. Die Anzahl der beschäftigten Bergleute betrug etwa 120.

Nachfolger in der Werksführung wurde der Oberberginspektor Wittich, welcher aber

schon nach 2 ¾ jähriger Amtstätigkeit, am 15.10.1804, verstarb. Von diesem ging

die Führung des Werkes auf den damaligen Oberinspektor Karl Andreas Fröhlich

über, der schon seit dem 3. Februar 1794 am Werk als Berginspektor beschäftigt

war. Er wurde 1805 zum Oberberginspektor ernannt.

Fröhlich war während der französischen Besetzungszeit (1807-1813)

Oberbergmeister des Arrondissements Obernkirchen im Königreich Westphalen. Als

solchen unterstand ihm zu der Zeit auch das gesamte Rehburg- Loccumsche

Steinkohlenrevier. Er fordere vom Kloster Loccum für „seinen König“

(Jerome`Napoleon) eine Zehntabgabe.

78

Das Kloster wehrte sich dagegen bei der vorgesetzten Behörde und bekam Recht.

Einschüchtern lassen hatten sich nur die Pächter der Loccumschen Werke und brav

an den Oberbergmeister Fröhlich ihren Berg- Zehnten und auch Beträge zur

gemeinsamen Knappschaftskasse entrichtet. Nach dem Ende der Besatzungszeit

versuchten sie eine Wiedergutmachung für die Einbußen durch die Westfälische

Regierung zu erhalten, aber von Obernkirchen war nichts zu holen.

Dem Oberbergmeister Fröhlich jedoch, der im Rehburger Revier so unliebsam in

Erscheinung getreten war, zollte man im Steinkohlenbezirk Obernkirchen hohe

Anerkennung. Von ihm stammte 1810 die Anregung die schwer absetzbare Kohle in

Obernkirchen zu verkoken (Droste, K., 1987).

Auf den Schaumburger Steinkohlenwerken wurde 1811 der erste Koks in

sogenannten Backkoksöfen auf der Anlage Osterholz bei Nienstädt hergestellt. Herr

Fröhlich wurde 1816 zum Bergrat befördert. Bis zu seinem Tode am 10.April 1828

führte er den Betrieb der Werke. Unter seiner Führertätigkeit steigerte sich die

Kohlenförderung bis auf jährlich 44143 Tonnen, die Koksgewinnung erreichte im

letzten Jahr seiner Amtstätigkeit (1828) die Höhe von 3482,5 Tonnen. Die

Belegschaft betrug damals 289 Bergleute.

Die Nachfolge wurde 1829 den zum Oberinspektor ernannten Berginspektor Ludwig

Heinrich von Colson übertragen, welcher 1846 zum Bergrat ernannt; die Geschicke

des Schaumburger Bergbaues bis zu seinem Tode, am 2.4.1858, leitete.

Von Colson war der Sohn des hessischen Obersten Carl Friedrich von Colson aus

Kassel, der am 17. November 1804 in Obernkirchen gestorben ist. Bergrat von

Colson war verheiratet mit Anna Sophie Spring, der Tochter des Schaumburg-

Lippischen Kammerdirektors Heinrich Christoph Spring.

Unter der Leitung des Bergrates von Colson wurden die ersten Wasserhaltungen

auf Kunstschacht I zu Osterholz (1834) und Kunstschacht II (1847) erbaut, ebenso

wurde zu gleicher Zeit die Wasserhaltung der D – Sohle auf Schacht OD3 in

Südhorsten in Bau genommen. Gegen Ende seiner Amtszeit waren im Ganzen 192

Schächte vorhanden, daneben 4 Stolln.

79

Die Förderung betrug im letzten Amtsjahr 1857 rd. 133058 Tonnen Kohle, die

Kokserzeugung 32 058 Tonnen. Die Belegschaftszahl steht nicht genau fest, dürfte

aber unter Bezugnahme auf die Vor- und Nachjahre etwa 1200 Mann betragen

haben. Im Jahre 1830 schlägt die Bergverwaltung die Errichtung eines eigenen

Verwaltungsgebäudes vor, im seit undenklichen Zeiten als Sitz des Bergamtes

genutzten Probstei- Verwaltungsgebäude des Stiftes Obernkirchen regnete es

überall durch.

Der Nachfolger in der Werksleitung von Bergrat von Colson wurde der bisherige

Berginspektor August Heuser, der bei der Übernahme der Führung zum

Oberberginspektor (1860) ernannt wurde, dann Bergassessor (1822) und Berg-

inspektor (1829). Während seiner Leitung wurde das Bergamtsgebäude 1864/65 in

Obernkirchen errichtet. Er leitete die Geschicke des Werkes in den Kriegsjahren von

1863/66 und nahm teil an den Übergabeverhandlungen des hessischen Werkanteils

an Preußen. Heuser war ein Sohn der Grafschaft, er wurde am 26. Mai 1797 in

Rinteln geboren und starb im Jahre 1874 zu Obernkirchen. Bei der Übernahme des

hessischen Anteils durch Preußen konnte er sich nicht entschließen, in preußische

Dienste überzutreten. Mit ihm gingen auch seine Mitarbeiter, der Obergeschworene

Rösing und der Berginspektor Spring in Pension.

Der Nachfolger des Bergrates Heuser wurde jetzt, der seit 1868 am Werk

beschäftigte Berginspektor, Bergassessor Oswald Degenhard, geb. 1830 in

Scharley (O.-S.). Er wurde 1869 zum Direktor, 1870 zum Bergrat, 1888 zum

Oberbergrat ernannt und leitete den Betrieb der Schaumburger- Gesamtstein-

kohlenwerke bis zu seinem Tode am 13.10.1890. Unter der Führung Degenhardts

nahm der Bergwerksbetrieb, besonders nach den Kriegsjahren 1870/71 einen

ungeahnten Aufstieg. Die Förderung, welche 1870 rund 170 550 t Steinkohle betrug,

stieg schon im Jahre 1873/74 auf rd. 224 700 t Steinkohle an. Die Kokserzeugung

machte diesen Aufstieg jedoch nicht mit, im Gegenteil, dieselbe ging in den Jahren

von 1870 (34 400 t) bis 1880 (31 500 t) sehr zurück. Den tiefsten Stand zeigt das

Jahr 1878, in welchem die Kokserzeugung auf rd. 16 400 t fiel. Dem Rückgang in

der Kokserzeugung folgt in den Jahren nach 1873 auch ein Rückgang der Kohlen-

förderung; sie erreicht den tiefsten Stand im Jahre 1878 mit einer Förderung von nur

163 269 t Steinkohle und stieg im Jahr 1890 wieder auf 254 200 t Steinkohle.

80

Die Belegschaft der Werksbetriebe behauptete sich in den vorgenannten

Vergleichsjahren auf folgender Höhe: 1870 = 1342, 1873/74 = 1550 und 1878 =

1692, 1890 = 1627 Mann.

Unter Bergrat Degenhardts Führung entstanden die ersten maschinellen Tiefbau-

Förderanlagen, Ventilatoren und unterirdische Dampfwasserhaltung. Ferner wurde

für die Kokerei Osterholz eine neue Kohlenwäsche (1876) und für das östliche

Revier auf Kunstschacht I bei Osterholz eine neue, modern ausgerüstete Reparatur-

werkstatt erbaut (1875). Die dritte Tiefbausohle wurde mit dem Niederbringen der

Schächte EO, WE1, FO, OF1 und des Wasserhaltungsschachtes Kunstschacht III

erschlossen. Im Liekweger Stollen- Revier wurden der Unter-, Mittel-, Ober- u.

Liekweger- Stolln aufgefahren, ferner die der Wasserversorgung dienenden Stollen,

wie der Steinbrinkstolln bei Obernkirchen und der Nienstädter Stolln im Dorfe

Nienstädt.

Auf der D- Sohle wurden während der Amtszeit von Oberbergrat Degenhardt die

Schachtanlagen WD1 (Ventilator), WD3 (Förderanlage), OD4 (Förderanlage) und

OD 5 (Ventilator) ausgeführt.

Die engsten Mitarbeiter des Werksdirektors Degenhardt waren der Berginspektor

Franke, die Grubenobersteiger Berlitz, Kastning, Rüger und Täubner, der

Kokereiobersteiger Wappler, die Maschinenwerkmeister Schütte und Rinne sowie

der Bohrsteiger Pörtge.

Nach dem Tode des Oberbergrates Degenhardt wurde seinem langjährigen

Mitarbeiter, Berginspektor Heinrich Franke, die Werksleitung übertragen. Franke

wurde am 15. September 1836 zu Obernkirchen geboren, sein Vater war der am

Werk angestellte Obersteiger Franke (1837 - 1869). Bei der Übertragung der

Werksleitung wurde der bisherige Berginspektor Franke zum Bergwerksdirektor

ernannt; am 1.2.1897 wurde ihm der Charakter als Bergrat verliehen. Als solcher

blieb er bis zu seiner Pensionierung (1.4.1902) im Dienst

81

Während der Amtszeit von Bergrat Franke nahm der begonnene Ausbau der

Werksanlagen seinen Fortgang. Es entstanden der Hühnerbach-, der neue

Sülbecker- und der Hörstolln. Ferner wurde der Lietstolln mit den Bremsschächten I

und II aufgefahren. Unter seiner Führung entstand die erste Koksbrech- Anlage auf

Osterholz. Zur Untersuchung des G-Sohlenfeldes wurde eine einfallende Strecke

von 1100 m Länge von der F- Sohle aus niedergebracht und der Ansatzpunkt des

ehemaligen Georgschachtes I unterfahren. In den letzten Jahren seiner Werks-

leitung entstand der erste Ausbau der Georgschachtanlagen mit Sichtanlage,

Kohlenwäsche, Kokerei, Koksbrechwerk, Nebenprodukten- Anlage und Amoniak-

fabrik, elektrischem Kraftwerk sowie dem Zechenhaus mit Waschkaue

(Kohlenkirche).

Die feierliche Einweihung des Georgschachtes erfolgte am 8.12.1902 in Gegenwart

des damals regierenden Fürsten Georg von Schaumburg- Lippe, nachdem die

Neuanlage seinen Namen hatte.

Die Nachfolge von Bergrat Franke wurde seinem Mitarbeiter, dem damaligen

Berginspektor Bergassessor Karl Schultze, übertragen welcher die Geschicke der

Schaumburger Werke bis zu seinem Ausscheiden am 31.3.1931 leitete. Er wurde

am 18.12.1863 zu Wanzleben geboren und lebte nach seinem Ausscheiden in

Bückeburg. Bei der Übernahme der Werksleitung wurde er am 1.4.1902 zum

Werksdirektor, am 30.6.1904 zum Bergrat und am 3.6.1912 zum Oberbergrat

ernannt. Unter seiner Leitung wurden die Werksanlagen weiter ausgebaut und

verbessert. Es entstanden die jetzige Lietstolln- Anlage mit Lietschacht IV,

Kohlenwäsche und Brikettfabrik (1907-1912), Schachtanlage WF2, WG1 und

Beckedorf I und II (1902 – 1926), eine neue Kokerei auf dem Georgschacht,

Benzolfabrik, Teerdestillation und Georgshacht II, sowie die Gasfernversorgung für

die Stadt Hannover, die Glasfabrik Schauenstein bei Obernkirchen und die Stadt

Stadthagen. In die Amtszeit von Bergrat K. Schultze fällt auch der einzige schwere

Ausstand der Belegschaft im Jahre 1912, seine Ernennung zum Oberbergrat

erfolgte erst nach dem Zusammenbruch des Streiks.

Im Weltkrieg (1914/18) war der Werksdirektor über zwei Jahre eingezogen, während

dieser Zeit war die Führung dem Bergassessor Rosenberg übertragen.

82

Nach dem Ausscheiden des Oberbergrates Schultze wurde die Werksführung

seinem Mitarbeiter Bergassessor Treis übertragen. Unter seiner Leitung wurden die

schon im Bau befindlichen Bauten einer neuen Kokerei auf dem

Georgschachtgelände und die Gasversorgungsanlagen zu Ende geführt. Es

entstanden übertage für den Georgschacht II die elektrische Förderanlage und der

Wagenumlauf, eine neue Wasserhaltung im Georgschacht I und die Anlagen des

Ostschachtes bei Blyinghausen. Im Lietstolln- Revier wurde die Kohlenwäsche und

Brikettfabrik durch einen durchgreifenden Umbau modernisiert und die Anlage

Lietschacht IV ausgeführt.

Als Bergassessor Treis 1935 die Führung der Gruppe Ost der Saargruben bei

Neunkirchen übernahm, wurde Bergassessor a. D. Gustav Knebel zum

Werksdirektor der „Gesamtbergamt Obernkirchen GmbH“ berufen. Knebel hatte

während seiner Leitung bereits mit dem Gespenst der Stillegung zu kämpfen.

Bilanzmäßige Verluste in den Jahren 1938 und 1939 in Höhe von 5656218,00 RM

drohten die Stillegung an; sie wurde aber durch den Kriegsausbruch verhindert. Das

Land Schaumburg- Lippe sah sich außerstande, weiteres Kapital zuzuschießen, es

verkaufte seinen Geschäfsanteil 1940 an die Preußag.

Die Gesamtsteinkohlenwerke Obernkirchen alter Namensgebung wurden nun

Konzernteil der „Preußischen Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft“, unter der

Leitung eines Bergwerkdirektors für das „Gesamtbergamt Obernkirchen-

Barsinghausen“ mit Sitz in Barsinghausen. Der Teilbereich Steinkohlenbergwerk

Obernkirchen steht nun unter der Leitung eines Betriebsdirektors.

Im Jahr 1941 tritt an die Stelle des letzten Werksdirektors Knebel der

„Gesamtbergamt Obernkirchen Gmbh“ der Werksdirektor der Verwaltung in

Barsinghausen, (Preußag – Steinkohlenbergwerk Barsinghausen) Bergrat a. D.

Albert Dahms, nunmehr Bergwerksdirektor der unter der o. g. Bezeichnung

Preussag – Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen gemeinsam verwalteten

Steinkohlenbergwerke Obernkirchen und Barsinghausen.

83

Die Bergstadt Obernkirchen, seit Beginn des Kohlegrabens der Mittelpunkt der

Führung, Verwaltung und Leitung der Kohlenangelegenheiten, ist nur noch Sitz

eines Betriebsbüros. Am 1.2.1942 wird Bergassessor a. D. Hans Backhaus, der

schon von 1935 bis 1941 als stellv. Geschäftsführer und Betriebsdirektor beim

„Preußag Steinkohlenbergwerk Barsinghausen“ beschäftigt war, mit der Aufgabe

betraut und zum Werksdirektor ernannt. Seine Entlassung erfolgt 1945 durch die

Militärregierung (North German Coal Control). Im Jahre 1946; übernimmt Berg-

assessor a. D: Herbert Fox die Betriebe in Schaumburg als Betriebsdirektor; ein

Mann, der auch heute noch allen Bergleuten in guter Erinnerung ist. Er verlässt

Schaumburg 1952, um Aufgaben im Kali- Bergbau zu übernehmen, sein Nachfolger

wird bis zur Stillegung Dipl.- Ing. des Bergfachs Siegfried Merker in Obernkirchen.

In Barsinghausen ist seit 1947 Bergassessor a. D. Backhaus wieder als Betriebs-

direktor tätig; 1949 wird er wieder zum stellv. Leiter des „Gesamtbergamtes

Obernkirchen- Barsinghausen“ berufen. Die zentrale Werksleitung der Preußag

„Gesamtbergamt Obernkirchen – Barsinghausen“ wird ihm 1950 unter Berufung zum

Werksdirektor wieder übertragen.

Nach der Stillegung aller Betriebspunkte in Obernkirchen, Stadthagen und

Barsinghausen am 31.12.1961, finden wir Herrn Backhaus bereits am 1.1.1961 als

Bergwerksdirektor des Kalisalzbergwerkes Buggingen (südwestl. von Freiburg)

wieder. Die letzten Abwicklungen nach der Stillegung werden vom kaufmännischen

Direktor Remmecke durchgeführt. Im Schaumburger Land hinterließ die Preußag

nicht nur ein Chaos an den Berghängen und in der gesamten Schaumburger Mulde,

ebenso groß ist das Chaos im Verbleib der Unterlagen des gesamten Betriebes und

damit in der gesamten Aufarbeitung der Werksgeschichte.

Die Verwaltung des Gesamtbergamtes Obernkirchen sollte ursprünglich von

Barsinghausen nach Lüdersfeld zurückgeführt werden. Das neue Verwaltungsge-

bäude auf der Anlage Lüdersfeld war kurz vor der Stillegung bezugsfertig und der

Umzug, die Rückführung alter Schaumburger Unterlagen hatte bereits begonnen,

als die Stilllegungsentscheidung verkündet wurde.

84

Anwohner und ehemalige Betriebsangehörige, die heute nicht mehr leben, sollen

erzählt haben, dass unausgepackte Kisten, Sammlungen, Archivalien, Urkunden u.

ä. sich in den noch nicht bezogenen Arbeitsräumen gestapelt hätten und auf-

gebrochen worden wären. Durch zerbrochene Fenster und Türen sollen die

Unterlagen auf die umliegenden Felder geflogen sein. Es fehlen heute, neben viele

Akten, die Büchersammlung und eine Instrumentensammlung der Markscheiderei

(34).

Tabelle 6 Die wichtigsten Sohlen des Schaumburger Steinkohlenreviers

Sohle Auffahrung ab

Sohlteufe u. Gel. in m

Schachtteufe Schächte

Stollensohle 30 – 60 30 - 60 43 Stollen

A - Sohle 1825 48 40 – 57,6 21

B - Sohle 1821 62 44 – 84,5 33

C - Sohle 1857 61 57 - 65 10

D - Sohle 1847 93 67 - 104 WD 1-3; OD 1-5

E - Sohle 1882/84 127,2 120 – 135 E0

E - Sohle 1890/91 125 119 - 137 WE 1

F - Sohle 1872 175 168 – 184,5 WF 1;WF 2 OF 1

G - Sohle 1899 240 239 -251 WG 1; Georg I + II

H - Sohle 1925 330 kein Schacht Kein Schacht

J - Sohle 1936 420 Kein Schacht Kein Schacht

K - Sohle 1952 540 557 Schacht Lüdersfeld

85

Tabelle 7 Die wichtigsten Kohlenschächte des Schaumburger Reviers

Bezeichnung Name Lage Teufe in m

Baujahr Nutzung

Schaumburg

An d. Halde 3

Kunst-Scht

I

Nienstädt 63 1816/21 Wasserhalt.

Fördersch.

Birkenallee 10 Kunst-Scht II

Südhorster

75 1847 Wasserhalt.

Am Georgscht Kunst-Scht

III

Im Stockfelde

180 1872/76 Wasserhalt.

D - Sohle Schacht WD 1

Str. Gelldorf- Südhorsten

73,6 1861/62 Bergeförder.Wetterscht.

Schacht WD 2

Str. Gelldorf- Südhorsten

78 1865/66 Wetterscht. Keine Halde

Schacht WD 3

Gelldorf, An der B65

84 1870 Wetterscht. Förderscht.

Birkenallee Nr. 2

Schacht DO

Südhorsten

75,1 1856/58 Wasserhalt. Anfahrsch.

Schacht OD 1

Südhorsten An d. Mente

72,9 1861/62 Wetterscht.

Tiefenföhren Schacht OD 2

Östl.Kreisstr. 19

79 1866/67

Wetterscht. Keine Halde

Schacht OD 3

Bahnhof Nienstädt

88 1870 Wetterscht. Förderscht.

Körsestr. Schacht OD 4

Str. Stadthg - Ehlen

104 1877 Förderscht. Fahrschacht

Körsestr. Schacht OD 5

Str. Stadthg - Ehlen

103 1884/85 Wasserhalt. Wetterscht.

Im Stockfelde Am Georgscht

Schacht E0

Am Georgscht

119 1890/91 Förderschacht

E-Sohle Schacht WE 1

Südhorster- Str.

127,2 1882/84 Fahrschacht Wetterschacht

F – Sohle Schacht WF 1

Sw Meinefeld

168,7 1883/85 Wetterschacht Keine Halde

Schacht WF 2

Gelldorf 158,7 1907/08 Fahrschacht Bergeförderg

Im Stockfelde Schacht F0

Am Georgscht

184,5 1873/78 Förderschacht

Schacht OF 1

St. Annen

Schachtstr.

184 1883/85 Wetterschacht

G - Sohle Schacht WG 1

Bergkrug 227,4 1921/22 Fahrschacht

Wetter-,BergeSc Georgscht.

G0 Stadthagen

West 244,55 1899/1902 Förderschacht

Georgscht. II

Stadthagen West

353 1925/28 Förderschacht

86

Bezeichnung Name Lage Teufe in m

Baujahr Nutzung

Sonstige Schacht Lüdersfeld

Lüdersfeld 556,73 1950/52 Förderschacht

Wetterbohrl.

Lüdersfeld

Lüdersfeld 550 1952 „Wetterscht.“

Schacht Beckedorf I

Lindhorst 156,8 1912/20 Wetterschacht Förderschacht

Schacht Beckedorf

II

Lindhorst 240 1924/26 Wetterschacht Förderschacht

Schacht Blyinghsen

Ortschaft Blyinghsen

137 1930 Wetterschacht

Schacht Auhagen

Auhagen 319 1953/58 Förderschacht

15.60 Abbau und Gewinnung (Mende, M., 1987) Mit den beschriebenen Rechts- und Besitzverhältnissen im Schaumburger Bergbau,

zu denen als wichtiges Element auch der Wald mit der Möglichkeit zum Einschlag

von Grubenholz gerechnet werden muß, gingen entsprechende Arbeitsverhältnisse

einher.

Zu Beginn der Abbautätigkeit wurden die „Kohlbrecher“ für die Bergwerke der

adligen Grundherren aus den Reihen der dienstpflichtigen Landarbeiter und der

klösterlichen Deputatarbeiter, der Tagelöhner rekrutiert.

Während die Tagelöhner und landlosen Dorfbewohner hauptsächlich im Bergwerk

als Kohlenbrecher, Schlepper und Haspelknechte arbeiteten, fiel der dienst-

pflichtigen Landbevölkerung vor allem die Aufgabe zu, die geförderten Kohlen vom

Stollen abzufahren und zu den Orten ihrer Verwendung zu schaffen: In die

Brennereien, Brauverein, zu den Schmieden, Kalköfen, Ziegeleien, Glashütten und

Töpfereien.

Bis zum Ende des 17. Jh. war die Bergarbeit zum großen Teil Saisonarbeit und blieb

schon deshalb eine Nebenbeschäftigung zur Landwirtschaft.

87

Die Schreiber und Aufsichtspersonen wurden im Wesentlichen von Adeligen oder

Klosterschülern gestellt, da die einfachen Leute erst seit der Regierung des Fürsten

Ernst zu Holstein-Schaumburg (1601 -1620) Schulen besuchen konnten.

Die Verbindung von Landwirtschaft und Bergbau wurde im Prinzip bis zur Aufgabe

des Bergbaus 1961 beibehalten. Das Verhältnis wurde nur umgekehrt. Nachdem im

Zuge der Agrarreform im Jahr 1830 die Dienstverpflichtungen abgelöst und die

Entlohnung durch Geld an die Stelle von Deputat und der Bergbau immer stärker

ausgeweitet wurde, entwickelte er sich für viele als Haupterwerb. Die Landwirtschaft

wurde auf die Bestellung des Gartens und die Kleintierhaltung reduziert. Es

konzentrierte sich die Tätigkeit der Männer mehr und mehr auf den Bergbau, wo

durch die bessere Bildung auch die Aufstiegschancen verbessert wurden, dadurch

hatten die Frauen und Mädchen entsprechend mehr an landwirtschaftlicher Tätigkeit

zu übernehmen. In diese „Bodenständigkeit“ konnten um die Jahrhundertwende zum

20.Jh. problemlos größere Kontingente von Ruhrbergleuten integriert werden, als

die Zechen in Obernkirchen, Stadthagen und Barsinghausen ausgebaut wurden und

der gestiegene Arbeitskräftebedarf nicht mehr allein aus der einheimischen

Bevölkerung gedeckt werden konnte. Nach den beiden Weltkriegen erlaubte diese

„Bodenständigkeit“ der Bergleute, binnen kürzester Zeit und mit einfachsten

technischen Mitteln den Notbergbau zu organisieren.

Ein Kennzeichen der Bergbautechnik des niedersächsischen Steinkohlenbergbaus

war ihre vergleichsweise Primitivität. Hiervon hoben sich allein die größeren Zechen

ab, wie z.B. der Georgschacht in Stadthagen, der Klosterstollen in Barsinghausen

und die neuen Schachtanlagen von Beckedorf, Lüdersfeld und Barsinghausen

Schacht IV. Diese Sparsamkeit im gesamten niedersächsischen Steinkohlengebiet

war bedingt durch die sehr geringe Mächtigkeit der Steinkohlen-Flöze und die

komplizierte Wasserhaltung sowie den damit verbundenen ständigen Mangel an

Geld für größere Investitionen. Dies alles bedingte sehr harte Arbeitsbedingungen,

die heute nicht mehr vorstellbar sind.

Kennzeichen der frühen Abbautechnologie waren die Keilhaue mit auswechselbarer

Spitze und die kurzstielige Schaufel mit großem Blatt.

88

Die losgebrochene Rohkohle wurde vom Einfüller (Füller) je nach Mächtigkeit des

Flözes und entsprechend des vor Ort vorhandenen Platzes in hölzerne oder

stählerne Schleppkästen gefüllt und von den Schleppern kriechen zum Füllort

gezogen. Die Haspelknechte mussten die Kohlen dann mit Hilfe von Seilwinden per

Hand nach oben ziehen.

Diese Arbeiten wurden später durch den Einsatz von Druckluftgetriebenen Abbau-

hämmern und Haspel wesentlich erleichtert. Die Förderung im Streb erfolgte mit

Kleinstschrappern, sog. Reckemaschinen oder Schüttelrutschen, in erst hölzerne,

später stählerne Hunte. Die Streckenförderung übernahmen in kleinen Stollen

Förderleute, die die Wagen per Hand zutage schoben, bei größeren Entfernungen

und in den Schachtanlagen übernahmen die Streckenförderungen zunächst Pferde,

später dann Benzol- oder Diesellokomotiven. Die Schächte waren mit Förder-

maschinen ausgerüstet. Auf den Bühnen der Förderkörbe konnten die Hunte

(Förderwagen = „Tunnenwaagen“) zutage gehoben werden.

Wegen des gebrächen Gebirges und dem unterschiedlich starken Gebirgsdruck

mussten alle Strebe und Strecken mit Holz (Türstock) ausgebaut werden. In den

niedrigen Streben (0,5 m – max. 1,0 m) konnten die Hauer nur im Ligen arbeiten.

Besonders in den Stollenrevieren waren die Strebe nass und kalt. Bedingt durch die

ständige Feuchtigkeit litten die Bergleute schon früh unter Rheumaerkrankungen.

Da in den Stollen in Oberflächennähe keine schlagenden Wetter zu befürchten

waren, konnte mit offenem Geleucht eingefahren werden. Anders war dies in den

Schächten. Im Tiefbau traten überall Schlagwetter (Sauerstoff + CH4) auf. Später

wurden zum Ableuchten der Arbeitsstellen engl. Sicherheitslampen eingesetzt und

als Geleucht trugen alle Bergleute schlagwettergeschützte E- Lampen, die sehr

schwer waren.

89

15.61 Jahresförderungen an Steinkohlen von 1554 bis 1900 und Koks von 1847 bis 1900

Tab. 8 Jahresförderungen Steinkohlen, Koks und Belegschaftsstärke im Gesamtbergamt

(Amt Stadthagen; Amt Schaumburg und Amt Bückeburg) Umrechnung Bergfuder in t = 1 Bergfuder = 25 Balgen1 Balge = 40 kg; 1 Bergfuder

= 1,00 t (Nach Jahresrechnungen aufgestellt von Grubensteiger Beyer,1936) Alle Angaben in t

Jahr Amt

Stadthagen Amt

SchaumburgAmt

Bückeburg Summe

1554 1749 -- -- 1749 1556 1535 -- -- 1535 1557 809 -- -- 809 1561 2296 -- -- 2296 1562 2305 -- -- 2305 1563 2303 -- -- 2303 1565 2228 -- -- 2228 1566 2538 1267 -- 3805 1567 -- 1297 -- 1297 1568 2330 1026 -- 3356 1569 1984 1071 -- 3055 1570 2340 1050 749 4139 1571 -- 1120 805 1925 1572 2427 1160 730 4317 1573 2371 1118 805 4294 1574 2448 -- -- 2448 1575 2212 1735 -- 3947 1577 2387 -- -- 2387 1578 1320 1230 -- 2550 1579 -- 1343 -- 1343 1580 -- 1224 -- 1224 1581 -- -- -- -- 1582 -- 697 -- 697 1583 -- 771 -- 771 1584 -- 564 -- 564 1585 -- 1072 -- 1072 1586 -- 1161 -- 1161 1587 -- 1251 -- 1251 1591 -- 505 -- 505 1592 -- 1168 -- 1168 1593 -- 1116 -- 1116 1594 -- 674 1321 1995 1595 911 615 -- 1526 1596 460 548 -- 1008 1597 498 642 -- 1140

90

Jahr Amt Stadthagen

Amt Schaumburg

Amt Bückeburg

Summe

1598 1026 -- -- 1026 1599 -- -- 909 909 1601 -- -- 443 443 1615 -- -- 649 649 1616 3650 1617 -- -- -- 4342 1618 -- -- -- 4249 1619 -- 4118 1679 5797 1620 -- 1947 -- 1947 1621 -- 1947 1585 3532 1634 -- -- 441 441 1638 -- -- 173 173 1639 -- -- 298 298 1646 -- 449 -- 449 1647 228 524 -- 752 1655 -- 761 -- 761 1690 -- 733 -- 733 1691 -- 1214 -- 1214 1692 -- 802 -- 802 1693 -- 1145 -- 1145 1694 -- 1359 -- 1359 1695 -- 1700 -- 1700 1696 -- 1495 -- 1495 1697 -- 1338 -- 1338 1698 -- 1489 -- 1489 1699 -- 1847 -- 1847 1700 -- 980 -- 980 1701 -- 1472 -- 1472 1702 -- 1047 -- 1047 1703 -- 1503 -- 1503 1704 -- 1587 -- 1587 1705 -- 1221 -- 1221 1706 -- 1848 -- 1848 1707 -- 1266 -- 1266 1708 -- 1541 -- 1541 1709 -- 846 -- 846 1710 -- 1398 -- 1398 1711 -- 1166 -- 1166 1712 -- 1223 -- 1223 1713 -- 1366 -- 1366 1714 -- 1266 -- 1266 1715 -- 1260 -- 1260 1716 -- 1267 -- 1267 1717 -- 1314 -- 1314

91

Der Verkauf von allen drei Werken betrug in 30 Jahren (1663 bis einschließlich 1693 = 765 Bergfuder ( t ). Demnach ein durchschnittlicher Jahresverkauf von 25,5 Bergfuder ( t ) Jahr Werk

ObernkirchenWerk

SüdhorstenWerk

StadthagenWerk

Sülbeck Summe

1718 -- -- 1592 -- 1592 1719 -- -- 1742 -- 1742 1741 -- -- 1179 1455 2634 1742 -- -- 1571 1190 2760 1743 -- -- 1633 1378 3011 1744 -- -- 1515 1013 2528 1745 -- -- 1073 1348 2421 1746 -- -- 880 1194 2074 1747 1292 -- 1244 1100 3636 1748 -- -- 1928 1532 3460 1749 -- -- 1636 1284 2920 1750 -- -- 1364 985 2728 1751 -- -- 1385 1225 2610 1752 -- -- 783 1343 2126 1753 -- -- 1069 1188 2257 1754 -- -- 1103 964 2067 1755 -- -- 1504 1063 2567 1756 -- -- 996 1081 2077 1757 -- -- 601 830 1431 1758 -- -- 921 1247 2168 1759 -- -- 953 962 1915 1760 -- -- 905 1517 2422 1761 -- -- -- 1756 1756 1762 -- -- -- 2111 2111 1765 -- -- 2357 2581 4938 1767 -- -- -- 1734 1734 1769 -- -- -- 1518 1518 1770 -- 296 1493 -- 1789 1775 -- -- -- 3176 3176 1776 -- -- 1206 1742 2948 1781 -- -- 1587 -- 1587 1782 890 -- 2400 -- 3290 1783 -- 2538 -- -- 2538 1789 -- -- 1784 -- 1784 1792 1693 -- -- -- 1693 1793 2629 -- -- 2629 5258 1797 -- 5495 -- -- 5495 1798 2995 6775 -- -- 9770 1799 3821 -- -- -- 3821 1800 3854 7436 2163 -- 11340 1801 3594 -- -- -- 3594 1802 4301 8386 -- -- 12687 1803 5092 9253 -- -- 14345 1804 5812 -- -- -- 5812

92

Jahr Werk Obernkirchen

Werk Südhorsten

Werk Stadthagen

Werk Sülbeck

Summe

1806 6002 7861 3283 -- 17146 1807 8753 -- 3425 -- 12178 1808 -- 13506 3238 -- 16744 1810 28254 9487 37741 -- -- 1811 21432 6001 27434 31,3 -- 1812 16560 5526 22087 21,6 -- 1813 15380 6074 21454 137,5 -- 1814 24609 8596 33205 -- -- 1815 20717 6657 27374 -- -- 1816 23157 7604 30761 248 -- 1817 24699 12329 37028 465 -- 1818 29215 11948 41163 2476 -- 1819 26398 11610 11601 3116 216 1820 31342 9323 40664 2805 242 1821 30503 10763 41265 2347 252 1822 30640 10268 40908 2684 234 1823 32659 8337 40996 3681 263 1824 31370 8622 39991 3244 287 1825 30985 8366 39353 2725 257 1826 34420 9398 43818 3360 257 1827 35303 7810 43113 3052 250 1828 38573 6169 44742 3482 289 1829 41719 6719 48438 3497 -- 1830 46287 8348 54635 4789 -- 1831 35981 6426 42407 3608 -- 1832 38980 7776 46756 4226 -- 1833 41844 9019 50863 3841 -- 1834 37527 10488 48015 4139 -- 1835 39166 5359 44525 1769 -- 1836 38865 4018 42883 2844 -- 1837 47132 534 47666 2736 -- 1838 49733 3181 52914 3511 -- 1839 53168 5201 58364 2648 1840 47130 8731 55861 2428 --

Ab 1841 treten sämtliche Werke in einer Abrechnung auf Jahr Steinkohlenförderung

in t Koksproduktion

in t Belegschaft

1841 61 783 2 795 -- 1842 66 380 4 237 -- 1843 65 191 4 778 -- 1844 79 282 8 145 -- 1845 81 482 7 652 -- 1846 82 99 12 450 815 1847 86 431 12 062 783 1848 89 210 19 508 822 1849 88 953 20 725 861

93

Jahr Steinkohlenförderung in t

Koksproduktion in t

Belegschaft

1850 82 934 22 493 851 1851 74 778 11 397 816 1852 84 522 14 418 805 1853 105 525 26 873 895 1854 14 310 48 770 1150 1855 149 407 54 095 -- 1856 153 405 42 014 1300 1857 133 252 32 058 -- 1858 118 272 19 525 -- 1859 107 966 14 116 982 1860 96 430 5 863 1042 1861 96 569 6 364 1095 1862 141 662 24 968 1225 1863 128 807 24 108 1204 1864 149 688 31 626 1193 1865 151 158 31 631 1278 1866 140 611 31 593 1247 1867 139 488 30 204 1270 1868 141 951 30 820 1275

Die Förderzahlen ab 1869 sind statistischen Nachweisen entnommen, um das Übermaß höher, als die Zahlen aus den Jahresrechnungen

Jahr Steinkohlenförderung in t

Koksproduktion in t

Belegschaft

1869 142 956 32 041 1208 1870 170 553 34 409 1342 1871 197 843 27 728 1340 1872 213 540 28 482 1350 1873 224 698 28 322 1380 1874 215 004 20 874 1550 1875 201 559 28 684 1600 1876 170 000 24 490 1740 1877 173 500 20 400 1740 1878 167 027 16 427 1692 1879 179 489 20 861 1590 1880 207 402 31 528 1586 1881 219 564 33 574 1630 1882 210 316 34 266 1640 1883 220 706 35 309 1640 1884 192 745 26 321 1894 1885 192 850 22 911 1818 1886 193 775 20 519 1662 1887 204 024 20 760 1594 1888 221 200 22 300 1548

94

Jahr Steinkohlenproduktion in t

Koksproduktion in t

Belegschaft

1889 245 000 23 900 1520 1890 254 200 24 600 1627 1891 262 806 25 750 1703 1892 250 200 25 500 1794 1893 236 800 26 600 1700 1895 260 000 27 100 1750 1896 272 400 27 450 1760 1897 281 200 30 750 1802 1898 282 550 29 850 1680 1899 315 800 31 400 1932 1900 335 000 34 300 2008

15.70 Beschreibung der einzelnen Werke bzw. Betriebe Bei dem Abbaugebiet in der alten Grafschaft Schaumburg handelt es sich wohl um

das größte zusammenhängende Abbaugebiet von Wealden- Steinkohlen in

Niedersachsen, das unter der Herrschaft eines Herrscherhauses, bzw. nach der

Teilung der Grafschaft unter einer Kommunionsverwaltung Abbau betrieben hat, wie

man sie schon aus dem Metallerzbergbau aus dem Harz kannte.

Der Beginn des Abbaus liegt nicht genau fest, die älteste erhaltene Urkunde stammt

aus dem Jahr 1498 (Abb. 5).

Begrenzt wird das Hauptabbaugebiet, die Schaumburger Mulde, im Süden durch

den Bückeberg und im Norden durch die Rehburger Berge (Abb. 22). Nachdem sich

nämlich der Abbau zunächst auf die Kohlen im Ausgehenden auf dem Bückeberg

beschränkte, verlagerte sich der Abbau danach auf die Mulde und den Abbau im

Tiefbau (Abb. 15).

15.71 Das Sülbecker Werk (Schunke & Breyer,1936; Schöttelndreier, 2008)

Über den Ursprung des Sülbecker Werkes geben die ältesten Akten keinen

Aufschluss. Die ersten Betriebspunkte des Werkes haben wahrscheinlich westlich

von Sülbeck nach Obernkirchen zu gelegen. Der erste noch vorhandene

Förderungsnachweis ist aus dem Jahre 1560. „Es wurden 1560 aus den Kuhlen am

Rösehof 80 Bergfuder Kohlen gebrochen.“

95

Von 1570 an werden auch „Kuhlen an Köppersbrinke“ genannt.

Es gibt Beschwerden, dass einigen Mühlen das Wasser abgegraben war. Demnach

ist durch Baue am Rösehof das Wasser abgezapft und vielleicht durch Stollen mehr

nach Sülbeck geleitet. Die Entwässerung wird damals durch heute nicht mehr

bekannte Stollen erfolgt sein.

Im 16. Jh. und 17. Jh. bezeichnete man das Werk auch als „Bückeburger Werk bzw.

Teil“. Über die Lage des Werkes heißt es in einem Bericht von 1657:

„Zwischen beiden Wegen so von Bückeburg nach Stadthagen und von

Obernkirchen nach Stadthagen laufen im Felde ist eine Kuhle geschlagen.“

Aus einem Schreiben vom 6. Oktober 1664 geht hervor, dass der Berggeschworene

Dionysius Kröger die Arbeiten bei dem neu angelegten Fluthwerk in Augenschein

genommem hat. Die Bergleute, welche den Flutgang aufgefahren haben, sollen

wegen des harten Gesteins jetzt 7 Thaler pro Grubenlachter erhalten, außerdem pro

Woche 1 ½ Pfund Talg für Geleucht. Sobald das Gebirge wieder schneidiger wird,

soll ihnen dies wieder abgezogen werden. Unter dem Schriftstück befindet sich ein

Siegel mit „Schlägel und Eisen“ und den Buchstaben D. K. (Dionysos Kröger). Dies

ist der älteste gefundene Abdruck eines „Schlägel und Eisens“ im Schaumburger

Revier.

Im Jahre 1694 wird berichtet, dass das Sülbecker Werk stark in Abgang geraten sei

und „dass die Kohlbrecher endlich noch im Blumenbroak ein Ort angetroffen hätten,

dessen Kohlen aber nichts taugten, da mitten im genannten Blumenbroak ein Stich

von Steinen sich hervorgetan, wodurch ohne Kosten nicht zu kommen gewesen ist.“

Hierauf wurde nun befohlen, den verstopften Abfluß in der Sülte wieder

aufzuarbeiten und wenn dieses gelänge, einen neuen Flutgang nach Nordosten

durch die Sülte anzulegen. Man hoffte hier noch Kohlen zu erreichen. Diese Arbeit

wurde von dem hessischen Kammerrat Hilmers in Augenschein genommen. Die

Kosten für diesen Flutgang, dessen Länge man mit 96 Lachter (=195 m) errechnet

hatte, schätzte man auf 500 Thaler. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass man

zur Auffahrung der Flutgänge Bergleute aus dem Harz hat kommen lassen.

96

Der Sülte- Stollen, welcher im 18. Jh. zur Entwässerung der Grubenbaue des

Sülbecker Werkes diente, ist nach der Werksbeschreibung, die erstmalig in der

Jahresrechnung vom Jahre 1775 auftritt, im Jahre 1714 aufgefahren.

In den Jahren 1741 bis 1759 sind auf dem Sülbecker Werk insgesamt 47 Gruben

(Schächte) geteuft worden. Eine Bezeichnung dieser Gruben durch Nummern hat

anfänglich nicht stattgefunden. Die Bezeichnung der Schächte mit Nummern ist erst

nach 1762 eingeführt.

Im Jahre 1741 hat ein Bergfuder Kohlen 2 Thaler gekostet, eine Balge 3

Mariengroschen. Es sind demnach auf ein Bergfuder 24 Balgen gerechnet. Die

Bergleute wurden im Gedinge entlohnt, bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden/Tag. Der

Häuer erhielt für das Bergfuder 6 Mariengroschen, die Füller, Läufer und

Haspelknechte je 1 Mariengroschen, außerdem wurde für jedes Bergfuder 1

Groschen für Licht gegeben.

Das Fördern der Kohlen geschah in Körben. Das Notieren der Kohlen beim Fördern

und Vermessen geschah auf Kerbhölzern. Die Rechnungen wurden geführt von

Kohlenvogt Peter Scheffer (später Berginspektor). Derselbe erhielt aus der

Sülbecker Rechnung jährlich 44 Thaler. Der Kontrolleur erhielt 12 Thaler und der

Bergschmied 18 Thaler jährlich. 1742 sind für 8 neue „Linnenbergkleider“ für die

Häuer 8 Thaler verausgabt.

Tab. 9 1743 erhielten an Fastnachtskohlen (Deputat): Hessische Kommissare 5 Fuder

Bückeburgische Kommissare 5 Fuder

Oberforstmeister v. Wartensleben 2 Fuder

Oberforstmeister v. Oheimb 2 Fuder

Kohlenvogt 12 Fuder

Berginspektor 6 Fuder

Pastor Biber in Obernkirchen 1 Fuder

Pastor Hansing in Sülbeck 2 Fuder

Kohlenhäuer 1 Fuder

Grubensenker für jede neue Grube 2 Fuder

97

1745 wird erwähnt, dass die Wasserstrecke des Sültestollns unter der Landstrasse

durchgetrieben ist. Wahrscheinlich ist die Strasse Bückeburg – Stadthagen im Dorfe

Nienstädt gemeint, da später einige Gruben des Sülbecker Werkes als „am Stadthä-

ger Wege“ liegend genannt wird.

1746 wurde eine Grube beim „Sülbecker Zechenhaus“ geteuft. Das Zechenhaus

stand auf einem Grundstück, als dessen Besitzer Schöttelndreier Nienstädt genannt

wird.

1754 sind auf höheren Befehl „Versuchs- und Probeschächte zur Feststellung der

Kohlenteufe in der Sülte“ gemacht worden.

Im Januar 1755 teilte der Kohlvogt Scheffer mit, dass auf dem Lande des Krögers

Rehling zu Nienstädt zwei Gruben ständen, von denen die erste vollständig

ausgekohlt sei, während die andere, welche erst im November gemacht sei, ganz im

Wüsten stände. Demnach war hier schon „uralter Mann“, der wahrscheinlich von

den ersten Bauen des Stadthäger Werkes herstammte.

1756 wird das „Karrenschieben“ in der Grube erwähnt.

1759 Der alte Wasserstolln in der Sülte ist vollständig verschlämmt und soll

gesäubert werden. Besichtigung durch Se. Exzellenz Geheimer Rat Weitz. 1759 und

1760 wurde diese Säuberung ausgeführt.

Da die Baue des Sülbecker und Stadthäger Werkes sich dicht bei einander

befanden, wird zu dieser Zeit die Entwässerung des Sülbecker Werkes schon

teilweise durch den Stadthäger Stolln erfolgt sein.

1761 wurde vom alten Sültestollen ein Flügelort nach Obernkirchen zu angesetzt,

um die von den „Alten“ stehengelassenen Kohlen nachzusuchen. Die Kosten sind

durch die gewonnenen Kohlen gedeckt.

1793 waren die Schächte Nr. 20 und 21 in Betrieb.

98

Von 1810 ab wurde das Sülbecker Werk mit dem Stadthäger Werk vereinigt und es

wurden von dieser Zeit nur noch die Schachtbezeichnungen bis Nr. 28 fortgeführt,

von da ab erfolgt die Bezeichnung innerhalb des gemeinschaftlichen Stadthäger und

Sülbecker Werkes oder des späteren Stadthäger oder östlichen Reviers (Schunke &

Breyer, 1936).

An der Strasse von Südhorsten nach Sülbeck können an der Reihenfolge der

Bergehalden die einzelnen Sohlen untertage verfolgt werden. Von der E- Sohle bis

zur A- Sohle und dem sich anschließenden Stollenbau des Südhorster- und

Sülbecker Stolln.

Aus einem imposanten Natursteinmauerwerk als Stollenportal tritt das

Grubenwasser des Sülbecker Stolln zutage aus. Dieser war bei der Auffahrung 1714

zunächst als Wasserlösungsstolln für die Gruben die nach 1560 am Köppersbrink

gebaut waren, gedacht. Es war wohl der erste bergmännisch geregelt aufgefahrene

Stollen. Sein Mundloch liegt in der Flur mit der Flurbezeichnung „In der Sülte“ daher

auch „Sülte Stolln“. Der Stollen ist etwa 250 m lang und wurde 1714 aufgefahren.

Das Flöz 3 hat eine Mächtigkeit bis zu 0,60 m. Abbauhöhe 200 m, Flügelort nach

Osten bis Wendthagen 4,5 km. Letzter Schacht (Luftschacht) am Schaumburger

Weg 1882 auf 25 m geteuft.

Das Abbaugebiet erstreckt sich übertage im Bereich der Bundesstrasse 65 vom

Bahnübergang in Sülbeck in Richtung Nienstädt bis zur Wendthäger Strasse. Hier

stoßen sie auf den Stadthäger Stolln und mußten daher ihren Abbau südlich

oberhalb der Stadthäger Abbauhöhe weiterführen unter den Bereich der

Wendthäger Strasse bis zum westlichen Dorfrand von Wendthagen.

Der Sülbecker Stolln ist der Ursprung des Bachlaufs Gehle. Zu dieser Zeit entstand

auch die „Sülteknappschaft“. Eine Krankenkasse zur Unterstützung Kranker und der

Hinterbliebenen verunglückter Bergleute. In Sülbeck liegt noch ein zweites

Abbaufeld „Der Alte und Neue Sülbecker Stolln“, aufgefahren 1875 bis 1900 mit

Unterbrechung. Er liegt oberhalb der B 65, östlich der Kirche und grenzt im Osten an

die Hüttenstrasse in Nienstädt und im Süden an die Liekweger Strasse.

99

Durch einen Flautstolln wird das wasserreiche Gebiet entwässert, das noch heute in

einem offenen Bach abfließt. Die Steinbreite ist ein Wassergewinnungsgebiet. In

den ersten Nachkriegsjahren wurden hier im Notbergbau Reste von Steinkohlen

gewonnen.

Als letzte Bergwerksanlagen gehören auch noch die Sülbeckerbrand- Stolln zum

Sülbecker Revier. Der Sülbeckerbrand- Stolln I wurde 1920 unter dem Erlenweg in

Liekwegen aufgefahren. Erst 1951–1958 ist der Sülbeckerbrand- Stolln II zwischen

Liekweger – und Poststrasse aufgefahren. Begrenzt durch das Abbaufeld des

Sülbecker Stolln von 1887 im Norden und dem Liekweger Stolln von 1876 im Süden.

Das Flöz 3 hatte hier eine Mächtigkeit von 0,56 m. Das ehemalige Betriebsgebäude

von 1951 ist heute das Wohnhaus „Sülbeckerbrand Nr. 1“ (Schöttelndreier).

Tab. 10 Schächte und Stollen des „Sülbecker Werkes“, nach Unterlagen von Schunke & Breyer und Schöttelndreier, W.

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Sülte-Stolln 250 m 1714 0,60 --

Südhorster Stolln

1114,90 1757-1769 0,50 -

Wetterschacht WF 1

168,70 1883-1885 0,60 -

Alter u. Neuer Sülbecker-Stolln

-- 1875 – 1900

-- --

Sülbeckerbrand-stolln I

-- 1920 0,56 --

Sülbeckerbrand stolln II

-- 1951 -1958 0,56 --

1 -- -- -- --

2 -- -- -- --

3 -- -- -- --

4 -- -- -- --

5 -- -- --

6 16,83 1765 0,37 --

7 16,25 1765 0,27 --

8 17,63 1785 0,27 --

9 -- -- -- --

100

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw. Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

10 -- -- -- --

11 -- -- -- --

12 -- -- -- --

13 23,53 1769 -- --

14 -- -- -- --

15 -- -- -- --

16 -- -- -- --

17 -- -- -- --

18 -- 1775 -- --

19 -- -- -- --

20 -- 1793 -- In Förderung

21 -- 1793 -- In Förderung

22 -- 1801 -- --

23 -- 1802 -- --

24 -- 1806 -- --

25 28,80 1811 -- --

26 27,40 1818 -- --

27 23,10 1819 -- --

28 25,38 1822 -- --

15.72 Das Stadthäger Werk ( Schunke & Breyer, 1936)

Der Ursprung dieses Werkes wird wahrscheinlich in der Gegend von Nienstädt zu

suchen sein. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus dem Jahre

1554. In diesem Jahre wurden aus den „Gruben tho Ninstede und Wenthagen“ 1682

Bergfuder Kohlen gefördert, In Ober- und Niederwulfhagen standen verschiedene

Gruben. Wulfhagen ist eine Wald- und Feldmarkbezeichnung bei den ehemaligen

Steinbrüchen, heute Mülldeponie, an der Strasse von Nienstädt nach Wendthagen.

101

In der ältesten vorhandenen Jahresrechnung von 1563 heißt es:

„Den Kohlbrechern zum Lohne 32 Thaler und 7 Mariengroschen dafür sie dies Jahr

über auf dem Kohlberge zu Nienstädt auf zwei Kuhlen gebrochen und geliefert

haben 37 Meßelf“ (ca. 666 Fuder).

Eine Mesself bestand aus 18 Bergfudern, zeitweilig wird sie aber nur mit 12 Fudern

angegeben. Wie groß sie im Jahre 1563 war, lässt sich nicht ermitteln.

Die Einnahme betrug in diesem Jahre (1563) 258 Thaler. Die Ausgabe 73 Thaler.

Der wirkliche Überschuß lässt sich hieraus aber nicht errechnen, da die Kohlen für

die Hofhaltung und sonstige herrschaftliche Betriebe unentgeltlich abgeholt wurden,

außerdem mußte der Kohlvogt auf Anforderung Geld herausgeben für die in seinem

Bereich (AMT) gekaufte Sachen der Hofküche (Eier, Hühner, Salz usw.)

In einem vom Grafen Otto IV. aufgeführten Verzeichnis über die seiner Gemahlin

verschriebenen Einkünfte des Amte Stadthagen aus dem Jahre 1559 heißt es an

einer Stelle „Der Kohlberg tut jährlich wohl acht Hundert Dualer“. Weiter heißt es:

„Beschreibung des Amtes Stadthagen in Ansehung der Landesgrenze, Dörfer,

Vorwerke, Bergwerke usw.“ u. a. Fließendes Wasser: 2. “Die Entser Bache hat ihren

Anfangk zu Niensteden aus den Kohlbergen.“

Bergwerke: Kohlbergk: „Derselbe ist vor undenklichen Jahren alhir im Ambt in

Nießbarlichen Gebrauch gewesen, und werden jährlich für etzliche tausend Thaler

Steinkohlen gebrochen und in weit und Nachparten Fürstenthumbe, Herschaften

und Stätten abgeführt und hat das Bergwergk umb Nienstede seinen Anfangk, durch

Nienstede hindurch um Berge entlangk nach Ellen und Wendthagen bis ins Ambt

Schaumburg. Unter dem Berge stehen die Kohlen so tief, als man die Abfluß haben

kann, und vermeint man, die Steinkohlen stehen des orts nach so häufig, dass man

sich nicht vermuthet, deren Ende zu erreichen, wozu dann Gott seine gnade und

reichen seegen geben wolle. Inbetracht dies Bergwerk eine so hohe und teure Gabe

Gottes, desgleichen in Teutschland nicht besser sein magk, auch soll dieses Ambts

Bergwerk vor Schaumburg und Bückeburg den Vorzugk haben, und wird

vermuthlich der Oberkohlvogt des ganzen Kohlbergwerks anfang, mittel und

Endschaft alwohr gekohlet, itzo gekohlet wird, mit allerhandt notturft, abflüssen,

stellen usw.

102

wie die abgemachet oder in künftig in Vorrath können auffen nothfall allgemach

gemachet werden, denn es der hohen Wirde: /Ihnen auch alles am besten bewusst/

zu beschreiben anbefohlen sein.“ Verfaßt ist diese Beschreibung 1615 – 1616.

Der Stollen des Stadthäger Werkes wurde im Jahr 1728 begonnen. Die Aufsicht

führte ein Fluthmeister Möller. Beschäftigt waren 8 Leute, diese lösten sich

gegenseitig ab und waren vor Ort nur 4 Stunden. Im Sandstein bekamen sie pro

Klafter 10 Thaler, konnten aber trotz Schießarbeit nichts verdienen, weshalb es

sogar zur Arbeitseinstellung kam. Die Leute wollten lieber im Schichtlohn arbeiten

und pro Woche einen Thaler verdienen. Im Gedinge waren sie zeitweilig nur auf 16

– 18 Groschen pro Woche gekommen. Im Sommer 1734 war die Auffahrung des

Stollns beendet. Schon vorher reichten die im Stolln beschäftigten Leute ein Gesuch

ein, dass man sie nach Vollendung des Stollns auch bei der Kohlengewinnung

weiter beschäftigen möchte. Es ist demnach anzunehmen, dass die Leute nur zur

Auffahrung des Stollns nach hier geholt worden sind. Nach einer bei den Akten

gefundenen Zeichnung, stehen auf dem Fluthgang zehn Lichtschächte, dieselben

haben folgende, auf Meter umgerechnete Teufen: Lichtloch 1 = 9,58 m; 2 = 11,05 m;

3 = 16,48 m; 4 = 13,35 m; 5 = 14,65 m; 6 = 15,38 m; 7 = 17,70 m; 8 = 20,89 m; 9 =

21,7 m;10 = 23,79m.

In den Jahren 1786 – 1787 wurde der Stollen in Gewölbe gesetzt, vorher war er mit

Platten abgedeckt. Der Stollen wurde mittels Schießarbeit aufgefahren. Wann beim

hiesigen Werk die Sprengarbeit eingeführt wurde, geht aus keiner Akte hervor. Der

erste Pulverschuppen wurde 1826 auf dem Osterholz / Nienstädt errichtet.

Es sei hier erwähnt, dass im Jahre 1846 die Stadthäger Gendarmerie die

Aufbewahrung des Pulvers in den Häusern der Bergleute verbieten wollte. Das

Bergamt teilte hierzu mit, dass die Leute das Pulver nirgends anders aufbewahren

könnten, da Pulver nur einmal wöchentlich ausgegeben würde. Diese Aufbewahrung

des Pulvers sei schon SEIT JAHRHUNDERTEN so gewesen und es sei kein

einziger Unglücksfall bekannt geworden. Vom Bergamt wurde aber die Anfertigung

von Blechbüchsen zur Pulveraufbewahrung der Behörde vorgeschlagen, da die

Hauer vorher ihren Bedarf gemeinschaftlich in einem Sacke holten.

103

Von beiden Behörden wurde daraufhin die Herstellung von 200 Blechbüchsen aus

Kupfer- oder Messingblech genehmigt.

Im Jahre 1764 teilt der Kohlvogt Scheffer mit, dass sich auf dem Stadthäger Stolln

habe „Feuer sehen lassen“, dieses aber durch das Öffnen eines alten Schachtes

wieder gedämpft sei. In dem Schreiben ist noch erwähnt, dass vor 27 Jahren (1737)

auf dem Werk der letzte Brand gewesen sei und hierbei 3 Menschen zu Tode

gekommen sind.

1770 wurde verfügt, dass wegen vorgefallener Differenzen künftig gespaltene Kerb-

hölzer zum Notieren der Kohlen verwendet werden sollten. Die Kohlen sollen in Ge-

genwart des Kohlvogts Sellmann gewissenhaft aufgeschrieben werden. Ein

Kerbholz erhalten die Leute, das andere wird abgegeben. Jede Woche sollen dann

die Kerbhölzer an den Amtmann Scheffer abgesandt werden.

Im gleichen Jahre beschwerten sich die Stadthäger Winner (Haspelknechte), dass

sie pro Bergfuder hochzuwinden nur 4 Pfg., die Obernkichener aber 6 Pfg. erhielten.

Da die Stadthäger Gruben fast ebenso tief waren, wurde ihnen auch 6 Pfg.

zuerkannt.

Kohlenvogt Sellmann gibt an, dass die Stadthäger Kohlen nicht so gut sind und

daher den Käufern etwas mehr Übermaß geben muß.

Resolution: Es sollen zu Stadthagen wie auch zu Obernkirchen statt der bisherigen

18 Körbe jetzt 19 Körbe für ein Bergfuder ausgebracht werden.

Von 1741 bis 1760 wurden 44 neue Gruben (Schächte) geteuft, welche nach Lage

des betreffenden Grundstückes, auf dem sie niedergebracht waren, bezeichnet

wurden. 1765 wurden die beiden geteuften Gruben mit Nr. 3 und 4 bezeichnet. Es

geht hieraus, wie beim Sülbecker Werk hervor, dass die Nummernbezeichnung

nach 1762 eingeführt ist.

Das alte Stadthäger Zechenhaus, wurde an der Grenze zwischen Schaumburg und

Schaumburg- Lippe, an der Strasse von Wendthagen nach Nienstädt gebaut.

104

Es wurde1813 an den Bergmann Michael Kluge für 713 Thaler, 21 Gute Groschen

und 3 Pfennig verkauft. Sein Schwiegersohn Schütte errichtete 1829 ein neues

Haus an gleicher Stelle, das 2009 restauriert wurde.

Das neue Stadthäger Zechenhaus ist im Jahr 1813 an der Strasse von Wendthagen

nach St. Annen erbaut, heute Schaumburger Weg.

Der Stadthäger Stollen wurde 1728 – 1734 aufgefahren, er hatte eine Länge von

480 m und traf das Flöz 3 bei 24 m Teufe an. Das Flöz fiel mit 6° nach Norden ein

und war 0,50 m mächtig, Abbauhöhe 260 m. Stadthäger Flügelort von Nienstädt bis

Hörkamp- Langenbruch etwa 4 km, Kohlenabbau bis 1864.

Stadthäger Werk 1822 – 1864 Im Abbaugebiet Hörkamp- Langenbruch sind die

geteuften Schächte Schachbrettförmig angeordnet.

Nach Einführung der Bezeichnung der Schächte mit Buchstaben auf dem

Stadthäger Werk 1822 fällt die getrennte Nummernbezeichnung der Schächte auf

dem Sülbecker- und Sooldorfer Werk fort

Tab. 11 Schächte und Stollen des „Stadthäger Werkes“, nach Unterlagen von

Schunke & Breyer, Schöttelndreier In den Jahren 1741 bis1760 sind auf dem Stadthäger Werk 44 Gruben (Schächte)

geteuft. Eine Nummerbezeichnung hat in dieser Zeit noch nicht stattgefunden.

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Stadthäger Stolln

480 m lang 1728 0,50 m

1 -- -- -- --

2 -- -- -- --

3 26,40 1765 0,43 --

4 27,00 1765 0,43 --

5 – 14 -- -- -- --

105

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

15 -- 1770 -- --

16 -- -- -- --

17 -- -- -- --

18 -- -- -- --

20 26,40 1781 -- --

21 -- 1782 -- --

22 -- 1786 -- --

23 -- -- -- --

24 -- -- -- --

25 -- 1805/06 -- --

26 38,95 1810/11 -- --

27 37,57 1815/16 -- --

28 36,10 1819/20 -- --

Schächte und Stollen gemeinschaftliches Stadthäger oder östliches Revier,

1822– 1900 Alphabetische Bezeichnung der Schächte nach Schunke und Breyer.

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

A 38,60 1822/23 -- --

B 25,64 1823 -- --

C 23,86 1824 -- --

D 39,30 1824 -- --

E 19,92 1825 -- --

F 9,90 1826 -- --

G 29,93 1827 -- --

H 17,52 1828 -- --

I 37,80 1828/2 -- --

K 24,74 1832 - --

L -- 1833 -- --

M 37,40 1832 -- --

106

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

N -- 1837 0,44 --

O 40,15 1839 -- --

P 25,40 1840 -- --

Q 38,40 1840 0,29 --

R 29,70 1840 -- --

S 37,70 1842 -- --

T 27,94 1842/43 0,36 --

U 29,88 1844 -- --

V 17,79 1844 -- --

W 19,65 1844 0,29 --

X 19,36 1845 -- --

Y 40,35 1846 -- --

Z 15,62 1848 -- --

A I 45,40 1850 0,34

A II 47,00 1854 -- --

A III 44,81 1857 0,29 Kohle

schlecht

A IV 44,00 1860 0,29 Flöz

verschiefert

B I 33,50 1849 -- --

B II 38,36 1851 -- --

B III 36,23 1855 0,36 Zeitweilig

B IV 36,20 1859 0,27 --

C I 23,95 1851 -- --

C II 25,22 1834 -- --

C III 25,53 1857 0,30 --

D I 19,11 1856 -- --

D II 21,05 1857 -- --

E I 15,10 1857 -- --

E II 18,11 1858 -- --

107

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

E III -- 1890 -- In Förderung

E a 15,80 1865 0,44 --

F0 10,70 -- -- --

F I 13,73 1859 -- --

F II 14,00 1865 -- --

G0 7,80 -- -- --

G I 8,10 1867 -- --

G II 8,10 1867 -- --

H 0 14,55 1863 -- --

H I 14,84 1864 -- --

H II 16,00 1864 -- --

H III 3,06 1864 -- --

Hörstolln -- 1873 0,37 1. Förderung

Helsengrund

Stolln

300 m lang 1900 -- 1. Förderung

15.73 Das Obernkirchener Werk (Schunke & Breyer, 1936)

Auch über den Ursprung des Obernkirchener Werkes geben die ältesten Akten

keinen Aufschluss. Die erste Verwaltung geschah vom Amte Schaumburg aus. Die

Grenze des Amtes lief etwa mit der heutigen Grenze zwischen dem Kreis Grafschaft

Schaumburg und dem Freistaat Schaumburg- Lippe überein, so dass die ersten

Gruben wahrscheinlich hat an der Amtsgrenze bei Obernkirchen bzw. oberhalb des

Rösehofes gelegen haben. Die erste schriftliche Aufzeichnung stammt aus dem

Jahre 1563. Es ist eine Betriebsrechnung der Werke „Unter der Schierenbuche“ und

vom „Obernhofe“. Die Lage dieser beiden Orte ist nicht genau ermittelt werden. Bei

dem „Oberen Hofe“ könnte ja angenommen werden, dass es sich um den Rösehof

handelt, da die Flurbezeichnis neben der Brikettfabrik „Oberen Hofe“ heißt. Wegen

der Schiernbuche ist schwerlich zu sagen, wo dieselbe gestanden hat.

108

Sie muss aber auch auf einer Amtsgrenze gestanden haben, da „Schirn“ Scheide

oder „Grenze“ bedeutet, genau wie der „Schierbach“ früher stellenweise die Grenze

zwischen den Ämtern Stadthagen und Schaumburg darstellte.

Im Jahre 1569 wird schon eine genauere Ortsangabe gemacht, es heißt da „Kuhle

vor dem Rösehofe“. Im Jahre 1589 wurde eine neue Grube auf der „Kolden Wiede“

(Kaltenweide) geschlagen. Die „kalte Weide“ ist heute noch die Bezeichnung für die

Ländereien an der Sülbecker Strasse östlich der ehemaligen Oberförsterei. Auch auf

dem „Bleismar“, dem „Bischoffskampe“ und auf den „Oberen Breiten“ befanden sich

schon 1576 Schächte.

Der „Obernkirchener Stolln“, dessen Mundloch in der Nähe der Beeker Mühle steht,

wird zur Wasserlösung für die Baue oberhalb Obernkirchens gedient haben. Über

den Ursprung desselben geben die ältesten Akten keinen Aufschluss. Er wird aber

bestimmt älter sein als der Stadthäger – und Sülbecker Stolln. Schon im Jahre 1563

erhielt der Besitzer des Rösehofes Entschädigung für in seinem Lande befindliche

Kuhlen.

Am 07.10.1602 reicht die „Rösemeiersche“, die Besitzerin des Rösehofes, eine

Beschwerde ein. Sie schildert, dass, dass sie durch die vielen Kuhlen großen

Schaden an ihren Ländereien und Gehölz habe und bittet, ihr doch wieder wie in

früheren Jahren jährlich 14 Fuder Kohlen Entschädigung zu geben, außerdem aber

auch wie sonst von jeder neuen Kuhle 1 Fuder. An einer Stelle der Beschwerde

heisst es: „ --- und sein fast die 80 Kolstede (Kohlenstätten) in unserem Gehölte“.

Nach der Vollendung des Südhorster Stollns (1770) wurde das Obernkirchener

Werk in 2 Reviere geteilt und zwar 1. das alte Obernkirchener Revier (bis dahin

Obernkirchener Werk) und 2. das neue Obernkirchener Revier. Dies letztere

bestand aus dem vom Südhorster Stolln nach Westen aufgefahrenen Flügelort

(Obernkirchener Flügelort) und den darauf bzw. oberhalb liegenden Schächten.

Im Jahre 1770 wurde auf dem Ochsenbruch ein alter Schacht wieder aufgewältigt,

der vermutlich zu den uralten Bauen gehörte.

109

Im Jahr 1777 wird ein Schacht Nr. 44 im alten Obernkirchener Revier erwähnt.

Während im alten Revier die Schächte mit Ziffern bezeichnet waren, wurden auf

dem neuen Obernkirchener Revier und dem gesamten Feld ab 1822 die Schächte

mit Buchstaben bezeichnet. Nachdem alle Buchstaben des Alphabets (26)

Verwendung gefunden hatten, wurden die Schächte mit römischen Ziffern

bezeichnet.

Über die Schächte von 1 bis 46 des alten Obernkirchener Reviers fehlen in den

Akten sämtliche Angaben. Im neuen Obernkirchener Revier ist der erste Schacht

1789 geteuft.

Tab. 12 Schächte und Stollen des „Alten Obernkirchener Werkes“ nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Hütten- Stolln -- 1871/72 -- --

Hühnerbach- Stolln I

-- 1896 -- Erste Förderung

Heye- Stolln -- 1882 -- Erste Förderung

Uhlenbruch- Stolln

-- 1858/59 -- Aufgefahren zur Untersuchung des lieg. Flözes

A 1 36,1 -- 0,44 Wetterschacht auf Uhlenbruch-Stolln

Eilser- Stolln 42,00 1873 -- --

Lichtschacht 45,50 1873 0,30 --

47 -- 1782 -- --

48 -- -- -- --

49 -- -- -- --

50 -- -- -- --

51 -- 1798 -- --

52 -- -- -- --

53 11,20 1805 -- --

54 -- -- -- --

55 -- 1809 -- --

56 -- 1811 -- --

110

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

57 17,30 1816/17 -- --

58 13,20 1825 -- --

59 13,70 1825 -- --

60 15,50 1825 -- --

61 16,75 1827 -- --

62 18,30 1828 -- --

63 17,25 1832 -- --

64 14,25 1839 -- --

65 14,15 1840 -- --

66 17,60 1846 -- --

67 14,55 1847 -- --

68 13,90 1853 -- --

69 10,95 1855 -- --

70 15,21 1855 -- --

71 27,80 1853/54 -- --

72 18,05 1856 -- --

73 16,30 1856 -- --

74 17.90 1857 -- --

75 19,50 1857 -- --

76 16,45 1858 -- --

77 19,55 1858 -- --

78 14,40 1858 0,44 --

79 20,95 1859 -- --

80 20,65 1860 -- --

81 15,71 1860 -- --

82 16,95 1861 -- --

83 22,10 1861 -- --

84 18,10 1862 -- --

85 20,27 1862 -- --

86 16,30 1863 -- --

87 20,35 1863 0,44 --

111

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

88 24,30 1865 -- --

89 18,50 1865 -- --

90 -- 1867 -- --

91 11,31 1871 -- In Förderung

92 13,00 -- -- Wetterschacht für Schacht 91

Tab. 13 Schächte und Stollen des „Neuen Obernkirchener Reviers“ nach (Unterlagen von Breyer & Schunke; Schöttelndreier)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzwStollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

Alter Sül-becker Stolln

-- 1870 0,60 Erste Förderung

Neuer Sül-becker Stolln

-- 1898 -- Erste Förderung

Steinbrink StollnObernk.

-- 1874 -- Wasserlösungs-stollen

I 33,80 1818/19 -- --

II 35,55 1818/19 -- --

III 17,00 1819/20 __ --

IV 36,55 1820 -- --

V 20,80 1822 -- --

VI 30,20 1822 -- --

Vii 39,10 1823 -- --

VIII 24,10 1823 -- --

IX 43,91 1824 -- --

X 28,90 1824 -- --

XI 19,40 1826 -- --

XII 21,30 1826 -- --

XIII 33,50 1826 -- --

XIV 20,50 1827 -- --

XV 11,20 1828 -- --

XVI 46,70 1829 -- --

XVII 18,80 1829 -- --

112

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

XVIII -- 1830 -- --

XIX 44,70 1830 -- --

XX 17,25 1830 -- --

XXI 51,00 1832 -- --

XXII 14,25 1832 -- --

XXIII 17,65 1833 -- --

XXIV 49,60 1833 -- --

XXV 30,85 1834 -- --

XXVI 54,66 1835 -- --

XVII 33,10 1836 0,44 --

XVIII 46,30 1837 0,44 --

XXIX 21,70 1837 0,44 __

XXX 30,55 1838 0,44 --

XXXI 30,20 1839 -- --

XXXII 23,85 1839 -- --

XXXIII 20,85 1840/41 -- --

XXXIV 44,68 1843 __ __

XXXV 34,95 1843 -- --

XXXVI 13,10 1844 -- --

XXXVII 23,14 1845 -- --

XXXVIII 27,25 1845 -- --

XXXIX 54,66 1846 -- --

XL 34,80 1846 -- --

XLI 44,15 1847 0,38 --

XLII 13,35 1847 0,49 --

XLIII 26,70 1848 0,44 -

XLIV 21,40 1849 -- --

XLV 41,90 1849 -- --

XLVI 18,90 1851 -- --

XLVII 25,90 1851 -- --

XLVIII 12,25 1852 -- --

113

Schach-bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

IL 22,75 1852 -- --

L 35,30 1852/53 0,34 --

LI 13,75 1853 -- --

LIII 13,30 1856 -- --

15.74 Das Südhorster Werk (Der Südhorster Stollen, später Südhorster Revier) (Schunke & Breyer, 1936; Schöttelndreier) Um ein weiteres Feld für die Kohlengewinnung zu erschließen, wurden im Jahre

1754 Verhandlungen über die Auffahrung eines neuen Stollen geführt. Man

entschloß sich, denselben in dem Dorfe Südhorsten anzusetzen. Die

Vermessungsarbeiten wurden von dem Salzinspektor Fichtner aus Rodenberg und

einem Landmesser Giesler ausgeführt. Der Salzinspektor Fichtner erhielt nach dem

Ableben des Oberinspektors von Cölln (Vater) auch die Verwaltung der

Oberinspektion. Er starb im Jahre 1786 als Oberinspektor der hiesigen Werke.

Der Südhorster Stolln ist am 24. Mai 1757 begonnen. Die Rösche des Stollns,

beiderseitig gemauert, ist 25 Lachter 5 ¼ Fuß lang (54,08 m). Der Grundstein des

Stollns befindet sich an der Ecke des Gottschalk`schen Hutekampes an dem

Dorfwege, welcher von Bückeburg durch Südhorsten nach Sülbeck geht.

Der Grundstein zum Stollenmundloch wurde am 25. Juni 1757 nach einer von

Pastor Bieber aus Obernkirchen gehaltenen Einsegnungsrede und dem Absingen

von zwei Liedern durch Schulkinder unter Leitung von Kantor Schwarz durch den

Salzinspektor Fichtner und den Kohlvogt Scheffer gelegt und mit drei Schlägen dem

Stollen der

Name „Wilhelm- Wilhelm- Stolln“ beigelegt. (Landgraf Wilhelm VII von Hessen und

Graf Wilhelm I von Schaumburg- Lippe).

Bei der Grundsteinlegung wurden 6 Thaler 10 Groschen und 4 Pfg. verzehrt. Der

Pastor erhielt für die Einsegnung 2 Thaler und der Kantor für das Absingen der

Lieder 24 Groschen.

114

Der Kohlenvogt Scheffer führte die Rechnung über die Stollenauffahrung und erhielt

dafür 30 Thaler jährlich. Die Leitung der Stollenarbeiten hatte der Stollensteiger

Christian Gottlieb Egers. Derselbe muss wohl von einem fremden Werke eigens zu

dem Stollenbau herangezogen sein, da in der Rechnung Reisekosten für Egers

auftreten. Im Jahre 1762 ist der Stollensteiger Egers verstorben und es trat an seine

Stelle vertretungsweise der beim Stollenbau beschäftigte Bergmann Schöttelndreier

(später Steiger).

An der Stirnseite des Mundloches befindet sich eine Steinplatte in der eingemeißelt

steht: Wilhelm VII. LG zu Hessen (Landgraf)

Wilhelm I. Graf zu Sch.-L. Bückeburg

Hunc cuniculum aedificarunt (diesen Stolln erbaut)

Anno 1757, den 25. Juny

Der Stollen wurde in Bruchsteinmauerung gesetzt und die Firste mit

Sandsteinplatten abgedeckt. In den Jahren 1788 bis 1805 wurden diese Platten

ausgebaut und Bogenmauerung hergestellt.

Zur Förderung des Wetterwechsels wurden von Zeit zu Zeit Lichtlöcher auf dem

Stolln abgeteuft.

Die Auffahrung des Stollens dauerte von Mai 1757 bis September 1769. Bei einer

Länge von 549 Lachter (1152,9 m) wurde das Hauptflöz (0,50 m Mächtigkeit) in

einer Teufe von 20 m angefahren. 1770 ist mit dem Auffahren der Streichungsörter

begonnen worden. Das östliche Südhorster Flügelort führte unterhalb des Sülbecker

Bahnhofes zum Osterholz in Nienstädt, Schacht 29, über Sportplatz Wendthagen bis

zum Flothbach nach Hörkamp Länge 7 km. Es gab 74 Schächte von denen Schacht

73 als letzter 1866 geteuft wurde. Das Streichungsort nach Westen wurde mit einer

Länge von 4 km 1770 aufgefahren. Es bildete die Wasserstrecke für das Neue

Obernkirchener Revier (Obernkirchener Flügelort), während das Streichungsort

nach Osten, Südhorster Stollnflügel benannt, die Wasserstrecke für das Südhorster

Werk (später Südhorster Revier) bildete.

115

Die Breite des Feldes betrug schwebend 100 (210 m) bis 130 (273 m) Lachter und

war nach oben, durch die alten Baue bzw. durch das Stadthäger Stollnflügelort

begrenzt.

Die Bezeichnung der Schächte auf dem Südhorster Werke geschah mit Ziffern. Die

Schächte des unteren Zuges hatten die ungeraden, die des oberen Zuges die

geraden Zahlen. Insgesamt wurden 74 Schächte geteuft. Dieselben gehen bis zum

äußersten östlichen Flügel des bauwürdigen Flözes.

Von 1810 ab tritt das Südhorster Werk mit dem Obernkirchener Werk in einer

Rechnung auf.

Schon vor Beginn der Stollenauffahrung (1756) wird erwähnt, dass durch den

Stollen der Mahl- wie auch der Graupenmühle wahrscheinlich das Wasser entzogen

würde. Nach Vollendung des Stollens im Jahre 1769 reichte dann der Müller

Schönbeck bei der Hofkammer Beschwerde ein und bat um Ermäßigung der Pacht,

da er am Tage nur noch 4 Stunden von den neuen Flutgang ginge. Im Jahr 1770

wird die Beschwerde wiederholt.

Im Frühjahr 1777 schreibt Kassel, dass man die Mühle erst noch mal besichtigen

wolle. Der Mühenbach erhielt sein Wasser aus dem Sültestolln. 1778 wird verfügt,

dass 500 Thaler aus der Bergwerkskasse zu zahlen sind, „um endlich einmal

hierunter zur Endschaft zu kommen“. Ob hiermit die Mühle entschädigt ist, geht aus

der Akte nicht hervor.

Tab. 14 Schächte und Stollen des „Südhorster Werks“ (nach Unterlagen von Breyer &Schunke; Schöttelndreier)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Südhorster- Stolln

1114,90 1757-69 -- --

Nr. 1 - 4 Ohne Angaben

5 19,50 1767 -- --

6 -- -- -- --

7 -- -- -- --

116

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

8 26,40 1783 -- --

9 -- -- -- --

10 -- 1786 -- --

11 -- 1796 -- --

12 28,00 1789 -- --

13 -- 1794 -- --

14 -- 1801 -- --

15 -- 1797 -- --

16 -- 1799 -- --

17 29,50 1800 -- --

18 -- 1801 -- -- 19 -- 1802 -- --

20 -- 1804 -- --

21 30,50 1805 -- --

22 -- 1806 -- --

23 34,50 1807 -- --

24 31,70 1809 -- --

25 36,50 1811 -- --

26 30,75 1811 -- --

27 40,60 1813 -- --

28 30,70 1814 -- --

29 36,60 1815 -- --

In den Jahren 1862 – 1865 wurde am Schacht 29 zur Untersuchung der liegenden

Schichten ein Bohrloch bis zu einer Teufe von 377 m niedergebracht.

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

30 32,50 1816 -- --

31 39,30 1817 -- --

32 32,70 1817 -- --

33 39,10 1818 -- --

34 32,75 1819 -- --

35 40,60 1820 -- --

117

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

36 34,00 1820 -- --

37 43,20 1820 -- --

38 36,70 1822 -- --

39 44,40 1823 -- --

40 36,70 1823 -- --

41 44,20 1824 -- --

42 36,30 1826 -- --

43 43,30 1826 -- --

44 39,50 1827 -- --

45 42,50 1827 -- --

46 35,20 1828 -- --

47 39,00 1829 -- --

48 36,30 1830 -- --

49 51,80 1830 -- --

50 35,70 1831 -- --

51 55,20 1832 -- --

52 42,90 1832 -- --

53 57,20 1832 -- --

54 50,20 1832/33 -- --

55 55,90 1834 -- --

56 47,10 1834 0,42 --

57 58,60 1837 -- --

58 47,94 1837 0,29 --

59 55,50 1839 -- --

60 48,45 1839 -- --

61 58,50 1845 -- --

62 46,40 1845 -- -- 63 59,30 1847 -- -- 64 50,00 1849 -- -- 65 56,75 1850 0,38 -- 66 49,10 1853 -- -- 67 58,50 1855 -- -- 68 46,85 1854 -- --

118

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

69 61,70 1858 -- -- 70 50,27 1856 -- -- 71 61,43 1862 0,27 -- 72 55,00 1859 -- -- 73 62,65 1866 0,28 -- 74 51,75 1862 0,23 --

15. 75 Das Sooldorfer Werk (Schunke & Breyer, 1936; Schöttelndreier)

Dieses Werk wurde von der Saline Rodenberg auf eigene Rechnung betrieben. Die

Gründung des Werkes wird nach der Teilung der Grafschaft stattgefunden haben,

denn der Graf von Schaumburg war Eigentümer der Saline und hatte daher kein

Interesse ein besonderes Bergwerk dafür zu betreiben.

Nach der Teilung fiel die Saline an Hessen. Von Hessen wurden dann

stillschweigend billige Kohlen für die Saline abgebaut. Dies war natürlich gegen den

Teilungsrezeß, da hiernach sämtliche Gruben in der Gemeinschaft verblieben und

der Überschuß an beide Teile ging. Wegen dieses vermutlich von Hessen geheim

betriebenen Abbaus kam es zwischen Bückeburg und Kassel zu Differenzen.

Im Februar 1725 wurde Anzeige erstattet, dass auf dem Rothenburg (Rodenberg)

zwei Gruben geschlagen seien, dieselben hätten aber nur Schiefer eingebracht.

Jenseits Rodenberg aber, auf dem sogenannten „Döster“ (Deister) habe eine Grube

etwas Ausbeute gegeben. Es seien 12 Fuder nach dem Salzwerk gebracht. Die

Kohlen aber hätten nicht die Kraft und Wirkung als die vom Bückeberg und von

Sülbeck. Bückeburg reichte sofort Beschwerde an die Kasselsche Kanzlei zu Rinteln

ein. Am 23.04.1725 reichte Graf Friedrich Christian sogar Klage beim Reichshofrat

ein. Über den Verlauf dieser Klage ist uns nichts bekannt. Erst im Jahre 1733 wird

von einem Vergleich berichtet. Nach diesem Vergleich setzte dann auch allmählich

die sehr starke Abnahme der sogenannten Freikohle ein.

119

Das Amt Stadthagen berichtet 1768, dass in der Gegend von Nienstädt eine Grube

geschlagen ist auf der 2-3 Häuer, 1 Füller, 1 Läufer und 2 Winners für das hessische

Salzwerk und das Kalkwerk Apelern Kohlen gebrochen haben. Die Jahresförderung

soll aber nur 1400 Fuder (t) betragen haben.

Die Entwässerung des Werkes Sooldorf geschah durch den Sooldorfer Stolln,

dessen Mundloch auf dem Meierfeld im Schnatwinkel lag. Die Oberaufsicht erfolgte

von der Werksleitung in Obernkirchen. Die Schächte waren mit laufenden Nummern

versehen. Als letzter Schacht wird Nr. 20 (1818) registriert.

Im Jahre 1812 wurde das Sooldorfer Werk mit dem Stadthäger und Sülbecker Werk

vereinigt. Von nun an erhielt die Saline Rodenberg die Kohlen zum Freikohlenpreis

wie die anderen herrschaftlichen Etablissements.

Im Jahre 1770 erhält Steiger Nickel die Kontrollaufsicht und soll wöchentlich zwei

Tage anwesend sein. Im Jahre 1773 wird festgesetzt, dass die Leute dasselbe

verdienen sollen, wie beim Sülbecker und Obernkirchener Werk. 1780 wird eine

Dienstanweisung für einen Kohlenmesser erlassen.

An Beamten sind erwähnt in Rodenberg:

1731 der Salzschreiber und Kontrolleur Füchtner, derselbe war 1731 noch da und

1745 Obersalzinspektor Fichtner sowie 1778 Salzinspektor Bosse.

Tab. 15 Schächte und Stollen des Sooldorfer Werkes (nach Unterlagen von Schunke & Breyer, Schöttelndreier)

(Beginn vermutlich nach 1735)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Sooldorfer-St. Wasserlösung 1-8 Ohne Angaben

9 16,0 -- 0,50 --

10 -- -- -- --

11 -- 1770 -- --

12 -- 1784 -- --

13 -- -- -- --

14 - 16 -- -- -- --

120

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

17 -- 1806 -- --

18 13,45 1814 -- --

19 14,98 1817 -- --

20 14,98 1818 -- --

15.76 Das Schierborner Revier (Schunke & Breyer; Schöttelndreier)

Der Ursprung des Schierborner Reviers liegt in der Auffahrung des Schierborner

Stollns. Derselbe wurde im Jahre 1839 hauptsächlich in der Absicht aufgefahren,

einen streichenden Flözsattel, an dessen oberer Seite der Schierbach seine Quelle

hatt, zu duchbrechen, um diese Quelle tiefer zu lösen und dadurch deren Wasser-

menge, die mit zum Betriebe der Wassersäulenmaschine auf Kunstschacht I diente,

zu vermehren.

Dieser Stollen ist 73 3/4 Lachter (154,88 m) lang und liegt 63,43 Lachter (133,20 m)

über dem Niveau des Südhorster Stollns.

Im Jahre 1878 wurde der Schierborner Stolln zwecks Erschließung von

Gebrauchswasser und zur Untersuchung des liegenden Flözes weiter aufgefahren.

Die Gesamtlänge beträgt 179 Lachter (363 m). Das Flöz 4, das hier angefahren

wurde hat eine Mächtigkeit von 0,18 m und ist sehr erdig. Das Flöz ist nicht

bauwürdig.

Der Schustergrundstollen wurde im Jahre 1844 zur Lösung eines Kohlenfeldes

hinter einem streichenden Flözsattel im Dorfe Liekwegen, in der Nähe der Glasfabrik

Schierbach aufgefahren. Der Stollen hat eine Länge von 158,40 m. Dieser Stollen

wurde 1865/66 ausgemauert.

Der Propheten- Stollen wurde im Jahre 1865 in der Nähe von Schacht 25, etwa

600 m östlich des Schierborner- Stollens, zur Abfangung der Prophetenquelle,

angesetzt. Er ist 200 m lang, 80 m wurden 1866 ausgemauert. Es fand nur geringer

Abbau statt Die Schächte A0 und B0 lagen auf den Bauen dieses Stollens.

121

Das Schierborner Revier bestand aus dem Schierbornerstolln, dem Schustergrund-

stolln, dem Prophetenstolln, dem Unter-, Mittel, Ober- und Liekweger Stolln und lag

über dem in uralten Zeiten zwischen dem Sülbecker- und Obernkirchener Revier

abgebautem Felde. Außerdem waren im Schierborner Revier noch 75 Schächte

abgeteuft, welche fortlaufende Nummernbezeichnungen hatten. Der östliche

Versuchsbau fällt mit unter das Schierborner Revier.

Tab. 16 Schächte und Stollen des „Schierborner Reviers“ (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

Schierborner- Stolln

363,00 1839 -- Wasserstollen

Schustergrund- Stolln

158,00 1844 - Wasserstollen

Propheten- Stolln

200,00 m 1865 -- Wasserstollen

Unterstolln -- 1872 0,60 Erste Förde-

rung 1874

Mittelstolln -- 1872 0,60 Erste Förde-

rung 1873

Oberstolln -- 1876 0,65 Erste Förde-

rung 1878

Liekweger- Stolln

-- 1876 -- Erste Förderung

Nienstädter- Stolln

-- 1872 -- Wasserstolln

1 11,81 -- -- --

2 12,95 1840 0,51 --

3 12,70 1846 0,44 --

4 13,25 1851 -- --

5 14,90 1852 -- --

6 15,75 1853 -- --

7 14,45 1853 -- --

8 16,15 1854 -- --

9 20,65 1856 -- --

10 8,44 1856 -- --

122

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

11 8,44 1856 -- --

12 16,88 1856 -- --

13 16,88 1856 -- --

14 19,20 1856 -- --

15 19,89 1856 -- --

16 19,35 1856 -- --

17 16,30 1856 0,53 --

18 12,22 1856 -- --

19 19,20 1857 0,53 -

20 17,90 1857 -- --

21 16,45 1857 -- --

22 17,75 1857 -- --

23 15,86 1857 -- --

24 21,68 1857 -- --

25 16,64 1857 -- --

26 17,22 1857 -- --

27 23,00 1858 -- --

28 22,95 1859 -- --

29 16,74 1859 -- --

30 19,50 1859 -- --

31 15,05 1859 -- --

32 17,82 1859 -- --

33 11,84 18,60 -- --

34 17,68 1860 -- --

35 17,90 1860 -- --

36 15,00 1861 -- --

37 17,03 1861 -- --

38 16,46 1861 -- --

39 15,74 1861 -- --

40 18,33 1862 -- --

41 12,22 1862 -- --

123

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe,bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

42 16,15 1862 -- --

43 14,41 1862 -- --

44 14,84 1862 -- --

45 16,15 1862 -- --

46 -- 1863 -- --

47 18,35 1863 -- --

48 18,20 1863 -- --

49 17,75 1863 -- --

50 26,36 1863 -- --

51 17,90 1863 - -

52 18,04 1864 -- --

53 17,30 1864 -- --

54 17,75 1864 -- --

55 13,24 1864 -- --

56 17,46 1865 -- --

57 18,05 1865 -- --

58 15,75 1865 -- --

59 17,03 1866 -- --

60 14,84 1866 -- --

61 -- 1867 -- --

62 -- 1867 -- --

63 9,50 1867 -- --

64 12,00 1867 -- --

65 19,50 1867 -- --

66 -- 1867 -- --

67 -- 1868 -- --

68 -- -- -- --

69 20,5 -- -- --

70 15,30 1870 -- Erste

Förderung

71 -- 18,70 -- Erste

Förderung

124

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

72 12,00 18,70 -- Erste

Förderung

73 12,50 1871 -- Erste

Förderung

74 17,90 1871 -- Erste

Förderung

75 17,70 1873 -- Erste

Förderung

Tab. 17 Schurfschächte auf dem Schierborner Revier (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Schurfschacht A

6,96 - 0,73

B 8,12 - 0,70

C 11,89 - 0,60

D 9,86 - 0,55

E 9,16 - 0,58

F 11,31 - 0,60

G 13,18 - 0,70

H 10,15 - 0,70

15.77 Das Lietstolln- Revier ( Knickrehm, Krassmann, Schöttelndreier).

Während im Schierborner- und Stadthäger Revier bereits in der zweiten Hälfte des

19. Jh. mit dem Abbau begonnen wurde, war der Anfang des Lietstolln- Reviers erst

mit dem Auffahren eines Stollens zum Abbau von Steinkohlen im Lietbachtal bei

Obernkirchen zu Beginn des 20 Jh.. Im Jahre 1899 wurde mit der Auffahrung des

Lietstollns begonnen, der zunächst der geologisch-bergmännischen Erkundung des

Flözes 4 diente. Dies war der Beginn der Erschließung des Reviers im Lietstolln-

125

Revier am Nord- West Abhang des Bückeberges von Obernkirchen bis zum

Kammweg, auf eine Länge von etwa 6 km. Als bei der Auffahrung des Lietstollns

das Flöz 4 als unbauwürdig angetroffen wurde, wird die Konzeption völlig verändert

und der Lietstolln als Hauptförderstollen für die weiter südlich anstehenden

Steinkohlenvorkommen des Hauptflözes (Flöz 3) eingerichtet. Sieben Lietschächte

wurden geteuft und das oberflächennahe Flöz 3, von bis zu 0,75 m Mächtigkeit,

durch viele Stollen angefahren. Das Flöz fällt mit ca. 6° nach Norden ein. Zu den

wichtigsten Stollen, neben dem Lietstolln, gehören der Hühnerbachstolln südlich

Obernkirchen, der Rauhegrund-, Mühlenstein-, Stadtweg-, Helsengrund- und

Halunken- Stolln im Abbaubereich von Lietschacht 7. Wegen der geringen und stark

zerklüfteten Überdeckung konnte das Grubengas (Methan) in die Außenluft

entweichen. Daher konnte im gesamten Revier mit „offenen Geleucht“ gearbeitet

werden; zuerst mit dem „Obernkirchener Krösel“, einer Öllampe, später mit einer

Karbidlampe.

Die Steinkohle im Lietstolln- Revier gehörte zur Qualität Magerkohle und war als

Schmiedekohle und zur Brikettierung gut geeignet.

Der Lietstolln erreichte 1912 eine Gesamtlänge von 2328 m, bis zum Lietschacht IV.

Er hat eine Höhendifferenz vom Mundloch zum Lietschacht IV von ca. 9,00 m und

wurde mit etwa 0,4 % Anssteigen aufgefahren. Es stellte sich heraus, dass das Flöz

3 mit einer Mächtigkeit von 0,70 m im Bückeberg durchaus weiträumig abbauwürdig

war.

Das Abbaugebiet am Süd- West Rande des Bückebergs wurde im Liettal bei

Obernkirchen durch den Lietstolln von 1899 – 1910 bis zum Lietschacht iV

angefahren, daher die Bezeichnung Liet- Revier und Lietschächte. Im Prinzip waren

es alle Wetterschächte. Der Lietschacht IV wurde darüber hinaus auch als

Produkten- und Seilfahrtsschacht genutzt. Von Lietschacht VII über Lietschacht VI

nach Lietschacht IV erfolgte die Förderung in Bremsstrecken. In den einfallenden

Strecken wurden die leeren Förderwagen von den vollen Wagen von einer Sohle zur

nächsten hochgezogen, wobei Bremshaspel zwischengeschaltet waren, um die

Geschwindigkeit der Züge durch Abbremsen zu steuern. Lietschacht VII, Lietschacht

VI und Lietschacht IV waren echte Bremsschächte.

126

Im Bereich der Lietschächte I – IV hat also nie eine Bremsförderung stattgefunden.

Von Lietschacht IV (Bremsschacht IV) wurden die Förderwagen im Schacht auf die

Sohle des Lietstollen abgesenkt. Im Lietstolln wurden die Wagen mit E- Lokomotiven

zutage gefördert. Der Lietschacht V war ein reiner Wetterschacht. Der Lietschacht IV

wurde auf der 3. Teilstrecke, der obersten Abbaustrecke des Ober- Stolln im

Schierborner Revier, angesetzt. Hier wurden von 1897 – 1915 Steinkohlen abge-

baut bis zum Höheweg. Darunter nach Westen über den Lietstolln hinweg bis zum

Liettal baute man durch den Liekweger-, Mittel- und Unter- Stolln die Steinkohlen ab.

Auf der Nord- Ostseite des Liettales wurde ein Restgebiet 1903 - 1909 durch den

Wasserstolln aufgeschlossen und abgebaut, westlich des Tales wurde von 1934 –

1941 der Lietstolln durch einen neuen Stollen angefahren (Höheweg). Das

Schierborner Revier wird auf der Ostseite durch das Tal der Brandshofer Forst am

Erwerbslosen Weg begrenzt.

Anfangs wurden die Kohlen im Streb mit einem Kolben mit auswechselbarer Spitze,

später mit Drucklufthämmern los gehauen, in 600 Liter fassende Förderwagen

geladen und in Abbaustrecken zum Bremsberg gefahren (Abb. 17). Von dort wurden

sie zur Hauptfördersohle (Lietstolln) abgebremst, daher auch die Bezeichnung

„Bremsschacht“. Mit dem Lietstolln als Hauptförderstolln des gesamten Reviers,

wurde ein Großteil der unter dem südlichen Bückeberg vorhandenen Steinkohlen

des Hauptflözes (Flöz 3) zutage gefördert.

Das Lietrevier wird in etwa begrenzt: im Osten beim Wormstaler Tor, im Norden am Erwerbslosen Weg – Fluchtweg- 100

m südlich der Hühnerbach- Linie, im Westen von der Steinbruchstrasse und im

Süden von dem Kammweg.

Das Revier hat eine Fläche von 5 km x 1 km = 5 km2.

127

Nach der Stillegung des Lietstollns 1960 wurden die Nutzungsrechte zur Wasser-

gewinnung auf die Stadt Obernkirchen übertragen. Die Stadt gewinnt im Lietschacht

III in einer Schachttiefe von 30 m Trinkwasser von guter Qualität, dass in einer

Ringfassung gesammelte Wasser, gelangt über eine Fallleitung auf das Lietstolln-

Niveau, von wo es über etwa 1200 m Sohlstrecke Richtung Mundloch fließt. Von

hier wird das Wasser über eine Steigleitung in den Wasserstollen geleitet.

Von besonderer Bedeutung ist der Lietstolln auch seit langem als Winterquartier

einiger Fledermausarten (Chiroptera) und als Biotop weiter gefährdeter Tierarten,

Amphibien, Wirbellose.

Im Abbaubereich des Halunkenstollns lag ein hoher Gebirgsdruck durch ein loses,

plattiges Schieferton- Paket im Hangenden des Abbaubereiches. Wegen der

Mächtigkeit des Flözes 3 von 0,75 m konnten mit einem stabilen Ausbau die Strebe

offen gehalten werden. Im Ausbau mußten Querhölzer (Sog. Spallern) mit Stempel

in einem Abtand von ca. 0,10 m und zusätzlichen Längshölzern geschlagen werden.

Die Sohle bestand aus blauen Letten (feuchtfette Schiefertone), die stark zum

Quellen neigten. Zwei Bergleute konnten nur unter großer Anstrengung ein Feld von

2 m in einer Schicht im Vortrieb senken, um die Strecken offenzuhalten musste der

Ausbau (Deutscher Türstock mit Verzug) verstärkt werden. (Gebrüder Scheffler

Anfang der 50er Jahre bis 1960; 4.7 Halunken Stolln).

Der Stollen war lange Zeit namenlos. Doch bei diesem Zustand entsprang einem

Bergmann bei der Arbeitseinteilung der Spruch: „Da können ja nur noch Halunken

arbeiten.“ Somit hatte der Stollen seinen Namen (Heinrich Knolle – Schwiegervater

– Bergmann 1925 -1961, 4.7 übertage).

128

Tab. 18 Schächte und Stolln des Lietstolln Reviers (nach Unterlagen von Schunke & Breyer, Schöttelndreier)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw. Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Lietschacht I 35,50 1899/00 Wetterschacht

Lietschacht II 22,33 1901/02 Wetterschacht

Lietschacht III 91,64 1906 0,70 Wetterschacht

Lietschacht IV 137,00 1910/11 0,75 Brems- & Seil-fahrtsschacht Wetterschacht

Lietschacht V 1925 0,70 Wetterschacht

Lietschacht VI 7,00 1932 0,75 Wetterschacht

Lietschacht VII 11,60 1939 0,75 Seilfahrtsscht. Förderschacht Wetterschacht

Lietstolln 2328,25 1899/12 Nebengest. Förderstollen

Hühnerbach-St. I &St.II

1896 1953

Förderstolln Anfahrtstolln

Rauhegrund-St.

1930

0,70 Anfahrt-Stolln Wetterstolln

Mühlenstein-St. 1934 0,70 Anfahrt-Stolln Wetterstolln

Stadtweg-St. 1940 0,70 Anfahrt-Stolln Förderstolln

Helsengrund-

St.

1948 0,70 Anfahrt-Stolln

Halunken-St. 1954 0,75 Anfahrt-Stolln

15.78 Stollen in den Obernkirchener Sandsteinbrüchen auf dem Bückeberge Um 1770 traten im Bereich der Sandsteinbrüche Wasserhaltungsprobleme auf. Da

an vielen Stellen die Abbausohlen zur Steinbruchswand hin einfielen, konnten die

Steinhauer die zusitzenden Wässer nicht loswerden. Diese Schwierigkeiten führten

1780 zur Stillegung der Steinbruchbetriebe. Die Regierung in Kassel gibt den

Steinhauern zum Bau von Wasserlösungsstolln ein Darlehen.

129

Daraufhin wurde durch das fürstlich hessische Bergamt in Obernkirchen im Bereich

der Steinbrüche die beiden Wasserlösungsstollen „Friedrich- Stolln“ und

„Phillippinen- Stolln“, benannt nach dem Landgrafen und der Landgräfin von

Hessen, durch Bergleute aus Obernkirchen aufgefahren. Sie hatten den Zweck, die

auf dem Bückeberge liegenden Sandsteinbrüche, welche damals von verschiedenen

Steinmetzen betrieben wurden, zu entwässern. Mit der Auffahrung wurde im Jahre

1782 begonnen. Von den eigentlichen Stollen aus sind dann noch Flügelörter im

Hauptflöz durch die einzelnen Steinbrüche getrieben, welche auch noch in den

folgenden Jahren mit dem Fortschreiten des Steinbruchbetriebes allmählich

verlängert wurden. Diese Stollen konnten das Oberflächenwasser aus den

Steinbrüchen abführen und so die Steinbruchwände trocken halten.

Der Berginspektor Lüders hatte die Rechnungsführung und die Oberaufsicht. Hierfür

waren ihm von der Steinhauergilde wöchentlich 18 Groschen zugestanden; von

1782 bis 1784 = 60 Thaler. Der Berggeschworene Nickel hatte die Gedinge zu

machen und die Arbeiter zu beaufsichtigen, er erhielt pro Woche 1 Thaler. In den

Jahren 1782 - 1784 erhielt der Berggeschworene Nickel insgesamt 124 Thaler.

Zu den Auswirkungen des untertägig geführten Bergbaus auf die überlagernden

Sandsteinhorizonte ist festzustellen:

Der Steinkohlenbergbau in Obernkirchen wurde als Bruchbau mit teilweisem Versatz

betrieben. Die über den ausgekohlten Flözen liegenden Schichten verbrachen nach

der Auskohlung. Dabei brechen die Schichten unregelmäßig und unkontrolliert

herein und verfüllen so, die durch die Auskohlung entstandenen Hohlräume. Dabei

treten im Deckgebirge Spannungen und Entspannungen auf, die naturgemäß die

überlagernden Schichten und nicht nur diese so beanspruchen, dass Bruchzonen

entstehen, wodurch die bauwürdigen Sandsteinpartien ungünstig beeinträchtigt wer-

den. Dabei wird die Qualität des Gesteins zwar nicht verändert, aber der

Gesteinsverband so gestört, dass die großen Schollen zerbrechen und somit nur

kleine Schollen gewonnen werden können.

130

15.79 Das Hagenburger- Revier und Wiedenbrügge Das „Hauptflöz“, Flöz 3 des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) wurde zwischen

1920 und 1950 im Raum Wiedenbrügge, Düdinghausen und am Atgeberg bei

Hagenburg von der Preußag AG abgebaut. Das Flöz hat hier eine Mächtigkeit von

0,40 m bis 0,65 m und ist gebietsweise in eine Ober- und Unterbank aufgespalten.

Am Atgeberg hat die Steinkohle einen Wassergehalt von 2 %, der Gehalt an

flüchtigen Bestandteilen beträgt 27 %, der Aschegehalt 12,9 % und der Obere

Heizwert wird mit 7143 WE angegeben. Schon 1775 und 1800 wird von

Kohlenabbau und Abbauversuchen am Wiedenbrügger- und am Atgeberg berichtet.

Der Atgeberg Stollen wurde 1922 auf dem Atgeberg aufgefahren. Er erreichte eine

Länge von 1244 m bis kurz vor das Dorf Düdinghausen. Abgebaut wurde das

„Hauptflöz“. Nach Unterlagen des Bergamtes wurden in den Jahren 1923 bis 1926 =

11 693 t Steinkohlen gefördert. Ein Restpfeiler von ca. 20 000 t Kohlen wurde von

1946 bis 1949 im sogenannten „Notbergbau“ abgebaut.

Der Wiedenbrügger Schacht wurde 1920 als Versuchsschacht niedergebracht und

war 25,4 m tief. Er lag an der B 441, etwa in Höhe des Hotels „Capellenhöhe“ und

war mit dem Wiedenbrügger Stolln verbunden. Der Wiedenbrügger Stolln wurde von

der Preußag AG 1921 aufgefahren und erreichte eine Länge von 1613 m. Abgebaut

wurde das Flöz 3 des Wealden („Bückeberg- Folge des Berrias). Stillgelegt ist der

Stollen 1928 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten.

Durch die Bauten des Stollen entstanden 1941 und 1972 Bergschäden, die von der

Preußag reguliert wurden. Im Jahr 1941 stürzte ein Pferd in einen Stolleneinbruch

und verendete, 1972 sackte ein Mähdrescher ein, der von einem Rüstzug wieder frei

geholt wurde.

131

Tab. 19 Schächte und Stollen im „Hagenburger Revier und Wiedenbrügge“ (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

SchachtteufebzwStollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit

Flöz 3 in m

Bemerkungen

Atgeberg Schacht

20,30 1924

Atgeberg Stolln

1244 1923 1945

0,50-0,60 Gefördert 11693 t

Wiedenbrügger

Schacht

25,40 1920

Wiedenbrügger

Stolln

1613 1921 0,57-0,63

15.80 Schacht Düdinghausen (tonnlägig) (Kiel, W., 1953) (Abb. 16) Die Preußag AG Obernkirchen hat 1944 mit dem Auffahren des tonnlägigen Stolln

Düdinghausen an der Südseite des Rehburger- Sattels begonnen. Der Stolln wurde

in südlicher Richtung im Einfallen des Flözes vorgetrieben. Durch Stollensohlen

wurde das Werk nach Osten und Westen vorgerichtet und die Steinkohle z. T. im

Unterwerksbau abgebaut, Abbaurichtung 388 gon. Abgebaut wurde das „Hauptflöz“

Flöz 3 des Wealden (Bückeberg- Folge des Berrias) mit einer Mächtigkeit von 0,50

m – 0,60 m. Das Hangende bildeten 0,60 m – 0,80 m mächtige Tonschiefer und ein

bis 12m mächtiges Sandsteinpaket („Hauptsandstein“) Die Schichten waren stark

wasserführend, es wurden Wasserzuflüsse von 1 m3 / min und mehr gemessen.

Das Flöz fällt mit 25° bis 27° nach Süden ein und wird im Strebabbau abgebaut. Die

Strebe sind bis zu 100 m lang. Die Gewinnung erfolgte mit Druckluft getriebenen

Abbauhämmern, zur Strebförderung waren feste Rutschen eingebaut. Auf diesen

rutschten die gelösten Kohlen bis in die Förderwagen in der Grundstrecke. Da das

Gebirge sehr gebräch ist, mussten die Strecken und Strebe mit Holz („Deutscher

Türstock mit Verzug“) ausgebaut werden. Die ausgekohlten Strebe und abge-

worfenen Strecken wurden mit Bergen aus dem Streckenvortrieb versetzt. Das

Grubengebäude des „Düdinghäuser Stollens“ wurde nach dem Abteufen des

Schachtes Auhagen (1953) mit diesem durch eine Wetterstrecke verbunden.

132

Nach der Einstellung der Steinkohlenförderung im Bereich des Gesamtbergamtes

Obernkirchen- Barsinghausen am 31.12.1960 wurde das Stollenmundloch verfüllt.

Die Anlage wurde keiner weiteren Nutzung zugeführt und verfällt.

15.81 Tiefbau Revier I ( B- Sohle) ( Schunke & Breyer, 1936) Schon frühzeitig wurde die Aus- und Vorrichtung des unterhalb des Südhorster

Stolln- Flügelortes liegenden Feldes in Erwägung gezogen. Das Bergamt (Amt

beider Herrscherhäuser) berichtete hierüber am 26. Juni 1815 nach Kassel und

Bückeburg, dass der Südhorster Stolln bei dem Fortbestand des derzeitigen

Absatzes ein Grubenfeld für die Dauer von 200 - 250 Jahren gelöst habe, man aber

trotzdem das tiefer liegende Feld alsbald erschließen und untersuchen müsse. Mit

einem Stolln könnte man wegen des flachen Geländes nun nicht mehr erreichen, da

selbst ein bei Petershagen angesetzter Stolln trotz seiner großen zu erwartender

Länge nur eine Feldesbreite von 60 Lachter (121.8 m ) erschließen würde.

Seitens des Bergamtes wurden folgende Vorrichtungen vorgeschlagen: 1. Abteufen eines Kunst- oder Maschinenschachtes 150 Lachter (304 m) nach dem

Fallenden zu, von Schacht 29 (Osterholz) des Südhorster Reviers.

2. Auffahrung eines Wasserzuführungsortes vom Stadthäger Stolln nach dem

Kunstschacht zur Zuführung der Stollnwasser als Aufschlagwasser für eine

Wasserkraftmaschine.

3 Auffahrung eines Wasserabführungsortes zur Aufnahme der Aufschlagwässer

und der gepumpten Schachtwässer aus dem Kunstschacht von Schacht 29 des

Südhorster Stollnflügelortes zum Kunstschacht.

4. Aufstellung einer Wasserkraftmaschine im Kunstschacht.

Die Dauer der Ausführung schätzte das Bergamt auf 5 Jahre, aber es sollten vorerst

umfangreiche Wassermessungen vorgenommen werden.

Der vorgeschlagene Plan wurde seitens der gemeinsamen Kommission gebilligt. Im

Dezember 1815 erhielt das Bergamt den Auftrag, festzustellen, welches die

vorteilhafteste Wasserkraftmaschine sei, Wassersäulenmaschine oder Wasserräder.

133

Bei den hierfür erstatteten Berichten wurde auch vom Bergamt die Mitbenutzung des

Schierbaches als Aufschlagwasser in Erwägung gezogen. In Bückeburg

(Fürstenhaus Schaumburg-Lippe) hatte man hiergegen Bedenken, da man der an

dem Bache gelegenen Mühle das Antriebswasser entziehen würde. Das Bergamt

erklärte hierzu, dass doch dem Landesherrn bergrechtlich die Benutzung der

Gewässer ausschließlich zustehe und derselbe außerdem noch das Flurrecht habe,

so dass ohnehin Mühlen und dergleichen dem Bergwerk weichen müssten.

1818 waren die Arbeiten an der Wasserkraftmaschine soweit beendet, dass der

Baumeister Henschel (Maschinenfabrik Henschel & Sohn, Kassel) die Anlage

in Augenschein nehmen konnte. Nach der Besichtigung sollte sich Henschel

über die zweckmäßigste Wasserhebung äußern. Als vorteilhafteste Maschine

wurde die Wassersäulenmaschine festgestellt und für die Anfertigung von 2

Modellen ein Betrag von 150 Thalern bewilligt. Ende 1821 waren die

Abteufarbeiten beendet. Die Teufe bis zum Hauptflöz betrug 31 Lachter (62,93

m). Das Wasserzuführungsort war 110 Lachter (223,30 m) lang und wurde bei

7,72 m Teufe mit dem Kunstschacht durchschlägig. Das Wasserzuführungsort

stand bei 29,19 m Teufe.

Erst am 1. Oktober 1826 wurden die Verträge für die Lieferung der Maschinen-

anlage mit Henschel & Sohn abgeschlossen. Im Jahre 1827 erstattete der

Bergassessor Heußer einen 68 Seiten langen Bericht über die notwendigen

Umbauten im Kunstschacht. Errichtung von Scheide- und Abschlussmauern für die

Pumpen usw. zum Schutz der Anlage bei evtl. auftretenden Explosionen.

Im Jahre 1835 kam die Wassersäulenmaschine in Betrieb. Das Gefälle der

Aufschlagwasser betrug 21 m. In wasserarmen Zeiten wurde das Wasser des

Schierbachs mitbenutzt. Die Maschine arbeitete anfangs bei 120 Kubikfuß (2929,2

Liter) pro Minute mit 9 PS, wurde aber wenig später durch Auswechseln der

Treibzylinder und Pumpen in solche von etwa doppelter Kolbenfläche dahin

gebracht, dass sie mit in den wasserreichsten Zeiten vorhandenen Aufschlagwasser

mit etwa 18 PS arbeiten konnte.

134

Im Frühjahr 1839 berichtete das Bergamt nach Kassel und Bückeburg, dass die

Wasser des Stadthäger Stollens stark zurückgegangen seien und für die Wasser-

säulenmaschine als Aufschlagwasser nur noch zu 50 % erreichten, auch der Zusatz

des Schierbachs genüge nicht , da das Wasser durch den Müller aufgestaut würde

und daher nur zeitweilig laufe.

Am 24. Juni genehmigten die Behörden in Bückeburg und Kassel die Anlegung

eines Stollens bei der Schierbachquelle. Die Stadthäger Bäche sollten vorläufig nicht

abgeleitet werden, da diese zu den größten Beschwerden von den Müllern führen

würde.

Wegen des Mangels an Aufschlagwasser und da man bei größerer Aufschließung

des Feldes mit stärkeren Zuflüssen rechnen mußte, wurde 1839 die Anschaffung

einer Dampfpumpenanlage beschlossen. Diese neue Anlage kam aber erst 1841 in

Betrieb. Zur Dampferzeugung dienten fünf Röhrenkessel. Die Maschine hatte eine

Leistung von 40 PS.

Wegen der Ableitung des Schierbachs kam es sehr häufig zu Beschwerden seitens

der Anlieger. Am 2. Juni 1845 beschwerte sich der Kolon und Müller Büsing aus

Wackerfeld bei der Rentkammer, dass ihm durch die Wassersäulenmaschine und

durch die Kokerei Osterholz Wasser entzogen würde, so dass er in trockenen Zeiten

vollständig still liege. Er verlangte eine Entschädigung. Von Nordsehl liefen auch

noch verschiedene Beschwerden wegen Trockenlegung des Baches ein.

Am 11.12.1848 berichtete der Anwalt, dass Büsing mit seiner Klage vorläufig

abgewiesen sei. Mit Schreiben vom 24. April 1854 wird dem Kläger Büsing dann

aber endgültig mitgeteilt, dass die Klage kostenpflichtig abgewiesen wird. Dieser

Prozess war seit dem 11.11.1845 gelaufen und nach 9 Jahren beendet.

Die Wassersäulenmaschine und die Dampfmaschine waren im Jahre 1874 derartig

abgenutzt, dass ihre Ergänzung dringend notwendig war. Die Wasser-

säulenmaschine war nun schon 39 Jahre und die Dampfpumpenanlage 33 Jahre

ununterbrochen im Dienst.

135

Die Behörden in Bückeburg und Kassel genehmigten die Anschaffung einer neuen

unterirdischen Wasserhaltungsmaschine. Die neue Pumpenanlage wurde von der

Firma Kuschen aus Bielefeld geliefert und kostete 1876 66 722,14 M. Die Wasser-

säulenmaschine wurde im Winter 1874/75 abgerissen.

Das durch den Kunstschacht I gelöste Feld war durch eine Zwischensohle in zwei

Teile zerlegt. Die Zwischensohle erhielt die Bezeichnung A- Sohle, während als

Hauptsohle die I. Tiefbausohle der B- Sohle benannt wurde. Die einzelnen Schächte

erhielten die Sohlenbezeichnung sowie laufende Nummern und den Zusatz Ost oder

West (O oder W), z.B. der erste Schacht auf der A- Sohle nach Osten: OA1 usw.,

desgl. nach Westen: WA1 usw.

Auf der A- Sohle standen insgesamt: Nach Osten OA1 – OA 12 = 12 Schächte

Nach Westen WA1 – WA 19 = 19 Schächte

Auf der B- Sohle standen insgesamt: Nach Osten OB1 – OB 12 = 12 Schächte

Nach Westen WB1 – WB 21 = 21 Schächte

Auf dem Tiefbaurevier I wurden auf dem westlichen Flügel bis 1872 und auf dem

östlichen Flügel bis 1904 Kohlen gewonnen (Abb. 15).

Tab. 20 A- Sohle östlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer; Schöttelndreier)

Der Kunstschacht I wurde 1816 begonnen. 1835 wurde er mit einer Wassersäulen-

maschine der Fa. Henschel & Sohn in Betrieb gesetzt

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Kunstscht. I Nienstädt

62,25 1816 _ Steht auf der B- Sohe

OA I 50,10 1849/50 -- --

OA II 46,40 1838/39 -- --

OA III 54,10 1840 -- --

OA IV 55,45 1841 -- --

136

Schacht-bezeichnung

Schachtteufe bzw. Srollenlänge un m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

OA V 54,00 1844 -- --

OA VI 54,50 1848 -- --

OA VII 56,00 1850 -- --

OA VIII 59,90 1852 -- --

OA IX 64,40 1854 /55 -- --

OA X 58,00 1856 -- --

OA XI 70,70 1861 -- --

OA XII 72,20 1864 -- --

Tab. 21 A- Sohle westlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkung

WA I 48,00 1835 -- --

WA II 46,20 1837 0,44 --

WA III 46,20 1838 0,41 --

WA IV 45,00 1839 -- --

WA V 43,20 1840 -- --

Wa VI 41,25 1841 -- --

WA V II 38,30 1842 -- --

WA VIII 34,50 1844 -- --

WA IX 33,50 1847 0,40 --

WA X 35,95 1848 0,34 --

WA XI 39,30 1850 -- --

WA XII 40,95 1850 -- --

WA XIV 47,20 1853 -- --

WA XV 47,25 1854 -- --

WA XVI 47,05 1855 0,36 --

WA XVII 49,20 1856 -- --

WA XVIII 53,40 1857 -- --

WA XIX 57,30 1861 -- --

137

15.801 Eine kurze Beschreibung der Wassersäulenmaschine (E. Knickrehm)

Die Wassersäulenmaschine für das Steinkohlenbergwerk Obernkirchen von der

Firma Henschel & Sohn in Kassel wurde 1874 im Kunstschacht I abgebrochen,

damit ist uns ein wichtiges technisches Denkmal des Schaumburger Steinkohlen-

bergbaus verlorengegangen.

Die Henschelsche Konstruktion dieser Maschine ist mit keiner anderen Wasser-

säulenmaschine zu vergleichen. Der Ingenieur Henschel hat diese Maschine für den

Tiefbau in Schaumburg völlig neu konstruiert und so den spezifischen

Gegebenheiten angepasst.

Von Brendell und Reichenbach lagen derzeit bereits Ergebnisse über exakt

arbeitende Kolbensteuerungen vor, wie sie ähnlich auch noch lange Jahre an

Dampflokomobilen genutzt wurden. Henschel entwarf trotzdem für den Tiefbau in

Schaumburg eine völlig neue Ventilsteuerung. Er berechnete für seine neue

Konstruktion einen Wirkungsgrad von 65 %. Das besondere an seiner Konstruktion

waren zwei parallel angeordnete Arbeitszylinder, also praktisch zwei einzelne

Arbeitsmaschinen, die über eine gemeinsame Fallleitung im Gegentakt mit

Arbeitswasser versorgt werden und so abwechselnd die Kolben nach oben drücken.

Die Kolben sind über ein großes Rad durch eine Kettenkonstruktion miteinander

verbunden. Der Durchmesser des Rades entspricht dem parallelen Abstand der

Kolbenstangen. Die Achse des Kettenrades ist gleichzeitig die Welle, auf der sich

ein Fallgewicht, kurz „Faller“ genannt, frei bewegt. Die Weglänge der Kette ist so

berechnet, dass kurz vor dem Höchststand eines Kolben , von einem Mitnehmer der

Faller über seinen Scheitelpunkt gehoben wird, der Faller schlägt zur Gegenseite

herunter, fällt 30° frei und trifft dann auf einen Hebel, den er weitere 90°

niederdrückt. Der Hebel ist mit einem ebenfalls frei auf einer Welle beweglichen

Schrägzahnrad (Kammrad) verbunden, dass so um einen bestimmbaren

Winkelbereich gedreht wird. Das vertikale Schrägzahnrad kämmt in ein horizontales

Schrägzahnrad, dessen senkrechte Achse ein Ventil, den Hahn, um genau 64 3/4 °

zur einen oder anderen Seite dreht.

138

Damit wird der Arbeitswasserzufluß jeweils zum anderen Zylinder umgeleitet. Jetzt

geht der zweite Zylinder hoch, ein zweiter Mitnehmer auf dem großen Rad nimmt

den Faller wieder mit hoch und das Arbeitsspiel läuft umgekehrt. So wird der Hahn

exakt um 64 ¾ ° hin- und hergedreht und bestimmt den Arbeitsrythmus der

Maschine.

Bedingt wurde diese Konstruktion durch folgende Gegebenheiten: Nur eine begrenzte Menge Aufschlagwasser wurde durch den Stadt-

häger Stollen zugeführt.

Den relativ geringem Höhenunterschied zwischen dem Stadthäger

Stollen- Niveau und dem tiefstmöglichen Maschinenstandort.

Die relativ geringe Tiefe des Abflußgerinnes für Arbeits- und Sumpf-

wasser, zum Südhorster- Stollenflügelort.

15.82 Tiefbau Revier II (D- Sohle)

(Schunke & Breyer, 1936)

Infolge des starken Anwachsens der Wasserzuflüsse im Tiefbaurevier I war es

notwendig, für die Wasserhaltung im Kunstschacht I ein Reservoir zu schaffen, um

bei Störungen der Pumpenanlage dieses Schachtes die Wasser bewältigen zu

können.

Im Jahre 1847 wurde im Dorf Südhorsten mit dem Abteufen des Kunstschachtes II

begonnen. Als Wasserhebemaschine wurde eine 100 PS Henschel Dampfmaschine

aufgestellt und 1854 in Betrieb genommen. Zur Dampferzeugung dienten neun

Henschel`sche Röhrenkessel. Das Speisewasser für die Kessel wurde durch ein

unterirdisches Gerinne von dem Mundloch des alten Sültestollns zugeleitet. Der

Kunstschacht I liegt 200 Lachter (406 m) in der Richtung des Flözeinfallens von der

westlichen Grundstrecke des I. Tiefbaus entfernt und steht mit dieser durch einen

Querschlag in Verbindung, so dass die Grubenwasser des I. Tiefbaus auch dem

Kunstschacht II zufließen können.

139

Die auf Kunstschacht II gehobenen Wasser wurden durch ein 16 Fuß, 3 Zoll (4,73

m) unter der Rasenhängebank liegendes Abführungsort, welches ca. 150 Lachter

(304,6 m) lang ist und in Mauerung steht, in die Rösche des Südhorster Stollns

geleitet.

Die oberen 60 Fuß (24,0 m) des Kunstschachtes II stehen in Sandsteinmauerung,

während der übrige Teil des Schachtes mit Holz ausgebaut ist. Die Mauerung

reichte bis auf den festen Schieferton, welcher stark mit schwimmenden Gebirge

überlagert war.

Der Kunstschacht II bestand in Wirklichkeit aus zwei Schächten, welche 5,36 m

auseinander lagen. Zwischen den beiden Schächten stand auf einem Gewölbe,

welches auf den beiden Schachtmauern ruhte, ein ca. 4,00 m langer und 3,20 m

breiter Pfeiler, auf welchem der aus Schmiedeeisen konstruierte Balancier gelagert

war. Durch diesen wurde in jedem Schacht eine Pumpe zur Wasserhebung aus dem

oberen Querschlag betrieben. Die Wasser mussten von dem oberen Querschlag

(Zuführungsquerschlag) bis zum Abführungsort 31,7 m gehoben werden. Für die

Inbetriebnahme des II. Tiefbaus wurde der Kunstschacht II tiefer geteuft. Bei einer

Teufe von 29,13 m wurde das Hauptflöz angefahren. Um eine größere Abbauhöhe

für das II. Tiefbaurevier zu erlangen, wurde der Schacht noch weitere 9,30 m tiefer

geteuft und von hier aus ein Querschlag nach Norden zu aufgefahren. Nach einer

Auffahrung von 40 Lachter (81,20 m) wurde das Flöz angefahren. An dieser Stelle

wurde der erste Förderschacht (D0) abgeteuft. Der Schacht ist 75,10 m tief und

wurde in den Jahren 1856-58 niedergebracht. Von DO aus wurden dann die

Grundörter aufgefahren, nachdem auch der Querschlag in Höhe der ersten

Tiefbausohle nach D0 weitergeführt war.

Da die Pumpenanlage auf D0 bei eintretenden starken Zuflüssen nicht in der Lage

war, die Wasser zu heben, entschloß man sich 1863, auf Kunstschacht II eine

Hilfspumpe aufzustellen. Es wurde erst erwogen, ob die Hilfspumpe direkt bis

draußen drücken oder den Hauptpumpen auf der I. Sohle das Wasser zuführen

sollte. Man entschloß sich für die letztere Anordnung der Pumpen.

140

Der Antrieb der Hilfspumpe erfolgte durch ein besonderes Gestänge, welches nach

Bedarf an den Balancier angehängt wurde, während das Gestänge einer Haupt-

pumpe zu dieser Zeit ausgehängt wurde.

Auf D0 stand anfangs eine 10 PS Dampfmaschine, diese diente zur Förderung und

Inbetriebsetzung der Wasserhaltung. Maschine und Pumpen wurden später

verstärkt. Durch Abdämmung des unteren Querschlags konnte die Verbindung

zwischen dem I. und II. Tiefbau aufgehoben werden.

Bei Einrichtung des Kunstschachtes II ist Bedacht darauf genommen, dass später,

wenn die Wasserzuflüsse der D- Sohle stärker würden, daselbst noch zwei Haupt-

pumpen aufgesellt werden konnten. Diese Pumpen hätten jedoch eine zweite

Dampfmaschine, deren Balancier auf dem jetzigen Pfeiler noch Platz gefunden

hätte, erfordert. Zur Auffahrung eines zweiten Maschinengebäudes an der

westlichen Seite des Pfeilers wäre noch genügend Raum zu erlangen gewesen.

Dies alles erübrigte sich aber durch den Einbau der oben beschriebenen

Hilfspumpen.

Das Tiefbaurevier II bestand aus der Hauptsohle, welche II. Tiefbau- oder D- Sohle

genannt wurde und der C- Sohle als Zwischensohle.

Auf der C- Sohle befinden sich:

Nach Osten die Schächte OC1 bis OC4 = 4 Schächte

Nach Westen die Schächte WC1 bis WC6 = 6 Schächte

Auf der D- Sohle befinden sich, außer Schacht D0: Nach Osten die Schächte OD1 bis OD5 = 5 Schächte

Nach Westen die Schächte WD1 bis WD3 = 3 Schächte

Die Schächte auf der D- Sohle hatten mit Ausnahme des Schachtes OD 5, welcher

kreisrund abgeteuft war, rechteckige Form.

Die Kohlengewinnung aus dem II. Tiefbaurevier war bis auf einige Sicherheitspfeiler,

welche später abgebaut werden sollen, im Jahre 1898 beendet.

141

Der Schacht OD 3 (Osten, D- Sohle, 3. Schacht) am Bahnhof Nienstädt wurde 1870

abgeteuft. Ein Malakow Turm wie er bei der Festung Malakow auf der Halbinsel

Krim in Russland gebaut wurde, bildet den Förderturm. Es ist ein einmalig

erhaltenes Bauwerk der Schaumburger Steinkohlenwerke. Die Kohlen wurden über

eine Pferdebahn der Kokereianlage Osterholz zugeführt. Ab 1873 bestand eine

Bahnverbindung Nienstädt / Osterholz mit dem Bahnhof der Staatsbahn in

Stadthagen, die auf der Trasse des heutigen „Schwarzer Weg“ verlief. Der

unterirdische Wasserzufluß zum Schacht OD 3 war so groß, dass drei

Turbinenpumpen mit 11 m3 Leistung eingebaut wurden. Das zutage gepumpte

Wasser floss entlang der werkseigenen Straße zum Georgschacht in einen

Auffangteich oder wurde in den Schierbach geleitet, der von hier „Kalter Bach“

genannt wird. Die Anlage war bis 1960 in Betrieb.

Am Fuße der Bergehalde in Nienstädt steht das Haus „An der Halde Nr. 3“. Dies ist

das Gebäude, das nach dem Abteufen des 1. Tiefbauschachtes 1816, über dem

Schacht errichtet wurde. 1835 ging die erste Wassersäulenmaschine mit 18 PS der

Fa. Henschel aus Kassel hier in Betrieb. Da der Zufluß der Aufschlagwässer nicht

ständig zum Heben der Grubenwässer ausreichte, wurde 1841 eine Dampfmaschine

von 40 PS installiert. Der erste vereidigte Kunstwärter war Friedrich Schütte aus

Liekwegen, der für den ungestörten Lauf und die Reparatur der Maschinen zu

sorgen hatte. Es war eine Kunst Wasser aus der Tiefe nach übertage zu heben.

Daher „Kunstwärter“ und „Kunstschacht“. Der amtierende vereidigte Kunstwärter

bezog auch stets die Kunstwärterwohnung, die 1832 erbaut war. 1874 waren die

Pumpen derart verschlissen, dass man eine neue unterirdische Wasser-

haltungsmaschine anschaffte. Über einen Querschlag wurden die Wässer teilweise

dem Kunstschacht II in Südhorsten zugeführt. Das erste Tiefbau- Revier war damit

erschlossen. Der Schacht auf der B- Sohle erhielt die Bezeichnung B- Null.

Tab. 22 C- Sohle östlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzwStollenlänge in m

Abteufjahr

Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

OC I 59,75 1860 -- --

OC II 61,30 1862 -- --

OC III 65,10 1864 -- --

OC IV -- 1867 -- --

142

Tab. 23 C- Sohle westlich, Zwischensohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzwStollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

WC I 57,25 1857/58 -- --

WC II 60,00 1859/60 -- --

WC III 60,00 1862/63 -- --

WC IV 66,40 1865 -- --

WC V -- 1867 -- --

WC VI -- 1871 -- Erste

Förderung

Tab. 24 D- Sohle östlich, Hauptsohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzwStollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Kunstschacht II Südhorsten

75,59 1847 0,39 Ab 1854 Was- serhaltung In Betrieb

D0 75,10 1856/58 0,36 Förderschacht

OD I 72,90 1861/62 0,36 --

OD II 85,50 1866/67 0,48 --

OD III 87,50 1870 0,56 Förderschacht Wasserhaltung

OD IV 104,00 1876/78 0,43 Förderschacht

OD V 103,50 1884/85 -- Wetterschacht

Tab. 25 D- Sohle westlich, Hauptsohle (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzwStollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

WD i 73,60 1861/62 0,39 --

WD II 77,90 1865/66 -- --

WD III 83,70 1870 0,50 Förderschacht Wetterschacht

143

15.83 Tiefbau Revier III (F- Sohle) (Schunke & Breyer, 1936)

Zur Lösung des III. Tiefbaureviers wurde in den Jahren 1872 bis 1876 der

Kunstschacht III geteuft. Dieser Schacht liegt etwa 800 m unterhalb der II.

Tiefbausohle. Neben dem Kunstschacht III steht der 1873 bis 1878 abgeteufte

Förderschacht F0. Auf der F- Sohle liegen außerdem noch folgende Schächte:

OFI, WFI und WFII Die Schächte WFI und OFI, welche eine kreisrunde Form haben, sind von Anfang

an nur als Wetterschächte benutzt, während der in den Jahren 1908/09 abgeteufte

Schacht WF 2 zur Bergeförderung und als Seilfahrtschacht diente.

Auf der Zwischensohle, welche die Bezeichnung E- Sohle führte, liegen die

Schächte E0 und WE1, beide Schächte haben eine kreisrunde Form. Förderschacht

war der Schacht E0, während WE1 als Wetter-, Seifahrts & Bergeschacht diente.

Tab. 26 Schächte und Stollen im Tiefbaurevier III, nach Unterlagen von Schunke & Breyer

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Kunstschacht III

180,00 1872/76 -- 650 m s`vom Georgschacht I Wasserhaltung

F0 184,0 1873/78 -- Förderschacht

OF I 183,90 1883/85 -- Wetterschacht

WF I 168,70 1883/85 -- Wetterschacht

WF II 158,71 1907/08 -- Seilfahrtsschac Bergeschacht

E0 127,20 1882/84 -- Förderschacht

WE I 119,00 1890/91 -- Seilfahrts-schtacht

Wetterschacht Bergeschacht

144

15.84 Tiefbau Revier IV (G- Sohle) (Schunke & Breyer,1936)

Als neuen Zentralschacht für den örtlichen Bereich der Schaumburger Mulde wurde

vom Gesamtbergamt Obernkirchen 1899 – 1902 der Georgschacht I bei Stadthagen

abgeteuft. Namensgeber war der derzeit regierende Fürst zu Schaumburg- Lippe,

der auch die Anlage eingeweiht hat. Die Endteufe des Schachtes betrug 244,55 m.

Mit dem Schacht wurde zugleich die G- Sohle als Hauptsohle im gesamten Revier

erschlossen.

Auf dem Zechengelände entstanden gleichzeitig umfangreiche Tagesanlagen: Die Separation,

Kohlenwäsche,

Kokerei mit der Anlage zur Gewinnung von Nebenprodukten

Koksbrechwerk,

Zwei Kesselanlagen,

Elektrizitätswerk,

Wasserturm mit elektrischer Pumpenanlage,

Werkstätten,

Zechenhaus mit Waschkauen und Beamtenwohnungen.

Das wichtigste Glied der Georgschachtanlage war damals nach dem Unter-

tagebetrieb das Elektrizitätswerk. Von zwei Kolbenmaschinen von je 500 PS und

einer Dampfturbine von 500 PS wurde elektrischer Dreiphasen- Wechseltrom mit

einer Spannung von 500 Volt erzeugt. Der Strom, der nicht auf dem Georgschacht

verbraucht wurde ging als Hochspannungsstrom von 6000 Volt über ein

Hochspannungskabelnetz zu verschiedenen Betrieben nach Obernkirchen und der

Schachtanlage WF2 und diente zum Antrieb der Elektromotore und zur

Beleuchtung.

In einer Entfernung von 60 m vom Schacht I wurde in den Jahren 1925 bis 1928 der

353 m tiefe Georgschacht II abgeteuft.

145

Tab. 27 Schächte und Stollen im Tiefbaurevier IV (G- Sohle) (nach Unterlagen von Schunke und Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Georgschacht

I

244,55 1899/02 0,46 Ø 5,0

Georgschacht

II

353,00 1925/28 -- Ø 5,0

Schacht WG I 227,40 1921/22 0,42 Ø 5,0 Bergkrug

15.85 Tiefbau Revier Beckedorf (Schunke & Breyer, 1936)

Auf Grund verschiedener Gesuche der Städte Sachsenhagen und Rodenberg um

Eröffnung eines Steinkohlenbergwerks in der Nähe ihrer Ortschaften, einesteils um

Arbeitsgelegenheiten für den Bewohner zu bekommen, andernteils um die Kohlen in

der Nähe zu haben. In den Jahren von 1865 bis 1873 wurde das gesamte Feld vom

Bückeberg bis zum Gegenflügel, den Rehburger Bergen, durch Schürfarbeiten

eingehend untersucht.

Nach einem Schreiben des Oberbergamtes vom 9. Februar 1878 wurde bestimmt,

ein neu zu eröffnendes Bergwerk zwischen Kobbensen und Beckedorf anzulegen.

Im selben Jahre wurde der Beckedorfer Stolln in dem Dorfe Beckedorf in der Nähe

der Domäne angesetzt. Der Stollen erreichte 1874 bei einer Länge von 446 m das

Hauptflöz. Die Mächtigkeit des Flözes betrug 0,23 m Oberbank; 0,15 m Bergemittel

und 0,20 m Unterbank. Das durch den Stollen nach Süden aufgeschlossene Feld

erwies sich als nicht groß, da sich südöstlich eine Talmulde mit einem flözleeren

Feld befindet. Um ein weiteres Feld zu erschließen, wurde im Jahre 1884 in dem

Paul`schen Steinbruch der Förderschacht W01 abgeteuft. Dieses Feld war 1891

abgebaut.

146

Im Jahr 1895 ist dann 120 m westlich vom Schacht WU 1 vom Streichungsort aus

ein Querschlag in südlicher Richtung angesetzt, um einen Flözsprung zu durch-

fahren.

Bei der Anfahrung des Sprungs wurden größere Wassermengen gelöst, so dass im

östlichen Teil des Dorfes Kobbensen die Brunnen trocken gefallen sind. Die Auf-

fahrung stellte man sofort ein und mauerte den Querschlag ab. Im Röber`schen

Steinbruch ist im Jahr 1895 ein neuer Stollen angesetzt, das hiermit gelöste Feld

war schon 1902 vollständig abgebaut.

Nach verschiedenen anderen Versuchen wurde dann 1911 mit dem Abteufen des I.

Beckedorfer Tiefbauschachtes begonnen. Beim Bergarbeiterstreik im Jahr 1912 ist

das Abteufen des Schachtes eingestellt und wurde erst 1918 wieder aufgenommen.

In den Jahren 1920–1924 wurde die Bergwerksanlage Beckedorf ausgebaut, hat

dann verschiedentlich stillgelegen bis 1938 schließlich das Bergwerk voll in Betrieb

ging.

Das Grubengebäude Beckedorf ist durch eine Verbindungsstrecke von 10 km Länge

(den Streichungsort der G- Sohle gegen Osten) mit dem Grubengebäude des

Georgschachts verbunden. Von der K- Sohle aus wurde 1954 eine Verbindungs-

strecke von Lüdersfeld zur G- Sohle Beckedorf vorgetrieben.

Tab. 28 Schächte und Stollen im Beckedorfer Revier (nach Unterlagen von Schunke & Breyer)

Schacht- bezeichnung

Schachtteufe bzw.Stollenlänge in m

Abteufjahr Mächtigkeit Flöz 3 in m

Bemerkungen

Alter Stollen 446,00 1873 0,53 --

Neuer Stollen -- 1895 -- --

Schacht WO1 -- 1894 -- --

Schacht WU1 15,54 1890 -- --

Tiefbauschacht I 148,00 1911/12 0,55 --

Tiefbauschacht

II

148,80 1924/26 0,60 --

147

15.86 Tiefbaurevier Lüdersfeld (Schröder, R., 2008)

Die bergmännischen Aufschlüsse im Beckedorfer – und Düdinghäuser Feld, sowie

im Atgeberg, Stolln und Bohrungen zwischen Beckedorf und Düdinghausen hatten

schon 1949 ergeben, dass im Raum Lindhorst – Lüdersfeld und südlich der

Rehburger Berge, noch größere Vorräte abbaufähiger Steinkohlen in größerer Tiefe

anstehen. Dieses Baufeld sollte durch den Bau von zwei Schachtanlagen, mit einer

Gesamt- Förderung von 1500 ta/to verwertbarer Steinkohle, erschlossen werden. Es

war geplant eine Schachtanlage südwestlich von Lüdersfeld und einen zweiten

Schacht nordöstlich von Auhagen niederzubringen.

Die Auswertung der Bohrergebnisse hat ergeben, daß die Muldenachse mit etwa 5°

nach Westen einfällt. Die Streichrichtung des Flözes wird von der Aufsattelung der

Rehburger Berge bestimmt.

Zwischen der Bergwerksanlage Beckedorf und dem Mittellandkanal liegt ein

bauwürdiges Grubenfeld mit Mächtigkeiten der Wealden- Steinkohlen von 0,40 m

und 0,80 m und einem Steinkohlenvorrat von ca. 7 Mio. t.

Der Schachtansatzpunkt liegt etwa 200 m westlich der Strasse Lüdersfeld- Probst-

hagen in einem fast ebenen Gelände. Eine Ausdehnungsmöglichkeit bestand nach

allen Seiten, auch verkehrsmäßig ist der Platz günstig gelegen.

Der Schacht wurde bis auf 556,17 m Teufe niedergebracht. Die Aus- und die

Vorrichtung wurde bestimmt durch die Abbaumethode. Da sich im Schaumburger

Bergbau der streichende Strebbau mit schwebendem Verhieb und Abförderung der

Kohlen durch Rutschen am besten bewährt hatte, wurde die Abbaumethode auch in

Lüdersfeld angewandt. Die Streblänge betrug 100 m mit einer Belegung von 20

Mann / Schicht, dabei betrug die „Hackleistung“ 3,3 -3,5 t / Schicht.

Durch seine Lage ist dem Lüdersfelder Baufeld schon die Art der Wetterführung

vorgegeben. Das Baufeld grenzt unmittelbar an das Beckedorfer Feld an.

148

Die Schächte in Beckedorf können als ausziehende Schächte genutzt werden,

während der tiefere Schacht Lüdersfeld einziehender Schacht ist. Mit der

Wetterverbindung Beckedorf – Lüdersfeld wurde von Beckedorf aus bereits mit der

Auffahrung begonnen, als die Abteufarbeiten in Lüdersfeld noch nicht

abgeschlossen waren. Bei der Auffahrung hat man den Ansatz der II. westlichen

Einfallenden von Beckedorf nach Lüdersfeld genutzt, da diese Strecke die kürzeste

Verbindung zwischen der H- Sohle in Beckedorf und der Lüdersfelder Schacht-

Sohle (K- Sohle) ist, 2,7 km.

Die K- Sohle in Lüdersfeld erhielt während der Auffahrung zunächst einen

provisorischen Ausbau aus hölzernen Türstöcken (Deutscher Türstock), der nach

Fertigstellung der Wetterverbindung und dem Abbau der Kohlen zwischen Parallel-

und Sumpfstrecke gegen einen stählerne Ausbau ausgewechselt werden sollte.

In den Abbaustrecken und Bremsbergen wurde die übliche Haspelförderung

eingerichtet. Auf der K- Sohle erfolgt die Förderung mittels Diesellokomotiven mit

einem Dienstgewicht von 9,0 – 9,8 t.

15.861 Die Gasabsaugung im Tiefbau Lüdersfeld (Hackmann, H., 1957 & Schröder, R.,2008)

Das Grubengas (CH4) abzusaugen war eine betriebliche Notwendigkeit, um den

bergbehördlichen Vorschriften zu genügen. Die Schachtanlage Lüdersfeld galt zu

derzeit als eine der Schlagwetter reichsten Kohlengruben Deutschlands.

Als das Auffahren der Sohlenstrecke (K- Sohle nach Südwesten und Nordosten) zur

Herstellung der Wetterverbindung von Lüdersfeld nach Beckedorf begonnen wurde,

steigerten sich die Ausgasungen und die ersten Wetterschwierigkeiten traten auf.

Deshalb wurden die ersten Versuche, Grubengas aus dem Hangenden abzusaugen,

durchgeführt. Abgesaugt wurde das Gas seit Februar 1954. Da das Gas nicht

aufhörte auszutreten erwog man es wirtschaftlich zu nutzen.

Zum Absaugen wurden vor der Ortsbrust in verschiedenen Abständen fächerförmig

Bohrlöcher in das Hangende getrieben. Die Länge eines Bohrlochs ist 20 m bis 30 m

und mit einem Winkel von 20° Steigung angesetzt.

149

Der Durchmesser der Bohrung betrug 65 mm. Im Betrieb der Grube sind vier

Großbohrlochmaschinen der Firma Hausherr & Söhne und eine Maschine der Firma

Nüsse und Gräfer eingesetzt. Der Luftumsteuerbahre Bohrmotor entwickelt bei 4 atü

Pressluftdruck eine Leistung von 4 PS, bei einer Getriebedrehzahl von 120 bis 300

Upm. Die Bohrstangen haben einen Durchmesser von 52 mm und sind 1,50 m lang.

Sie werden mittels Gewinde miteinander verschraubt. Verwendet werden aus-

wechselbare exzentrische Hartmetallschneiden von 65 mm Ø, die mit einem

besonderen Schleifgerät geschärft werden.

Gebohrt wird mit Wasserspülung, d. h. die Bohrkrone wird beim Bohrvorgang mit

Wasser gekühlt und das Bohrklein wird mit Wasser aus dem Bohrloch gespült. Nach

Fertigstellung der Bohrungen werden die ersten 3 m jedes Bohrlochs auf 113 m Ø

erweitert, das Standrohr von 80 mm Ø und 2,50 m Länge eingesetzt und der

Zwischenraum mit einer Zementmischung vergossen oder mit einer Benso-

Luttenbinde verstopft. Dadurch erreicht man eine gute Abdichtung gegen das

Gebirge. An das Standrohr werden der Entwässerungs- und Gasabsaugstutzen

geschraubt. Die Länge des Entwässerungsschlauchs richtet sich nach der Höhe der

Depression. Das offene Ende dieses Schlauchs wird stets unter Wasser gehalten.

Der Schlauch ist über einen kleinen Schlauch an ein Messrohr angeschlossen, um

Mengen- und Depressionsmessungen durchführen zu können sowie die Möglichkeit

zu schaffen Gasproben zu entnehmen. Der Durchmesser der Hauptgasleitung

richtet sich nach der Menge des vermutlich anfallenden Gases und schwankt

zwischen 150 mm und 400 mm.

Eine Gasstation auf der Anlage Lüdersfeld mit fünf Gebläsen erzeugt den

gewünschten Unterdruck im Gebirge, davon saugen zwei Gebläse aus der Leitung

Beckedorf und drei aus der Leitung Lüdersfeld. Von dieser Station wird das Gas

übertage in einer Rohrleitung von 400 mm Ø nach der Hauptanlage Georgschacht

gedrückt. Es wird dort gereinigt und der Industrie zugeführt.

Das auf der Schachtanlage Lüdersfeld anfallende Methangas wird durch drei

Drehkolbengebläse aus der Grube abgesaugt. Die anfallende Menge betrug 1957-

72 m3 /min. bei einem Heizwert von 4 700 kcal.

150

Das für die Industrie bestimmte Gas wird in eine 400 mm- Leitung von 7,5 km Länge

übertage zum Georgschacht geführt. Die Gesamtmenge betrug 1957 etwa 90 m3 /

min. bei einem Heizwert von 4650 WE und 2950 mmWS Druck.

15.862 Gasausbruch am 15.04.1955 auf der Schachtanlage Lüdersfeld (Hackmann, H., 1957)

Von der K- Sohle wurde die Verbindungsschwebende in Richtung Beckedorf vorge-

trieben. Größere Wasserzuflüsse vor der Ortsbrust waren keine Seltenheit. Das im

Gebirge befindliche Grubengas wurde in Abständen von 15 m durch Bohrungen

abgesaugt. Die Messergebnisse dieser Löcher waren im Verhältnis normal, so daß

man keinen Gasausbruch befürchtete. Plötzlich stellte man in der Nach-

mittagsschicht gegen 1800 Uhr des o. g. Tages vor der Ortsbrust größere Mengen

CH4 mit einer Wetterlampe fest. Der Betriebspunkt mußte gestundet werden. Das

vor Ort ausströmende Grubengas trat in solch großen Mengen aus, dass es die

flüchtenden Bergleute einholte. Nach kurzer Zeit war das Gas bis zum Füllort

vorgedrungen und der Schacht mußte von sämtlichen Belegschaftsmitgliedern

geräumt werden. Gegen 2100 Uhr erfolgte ein erstes Einfahren der Grubenwehr,

wobei festgestellt wurde, dass Schacht und Füllort wieder frei von CH4 waren.

Jedoch am Anfang der Parallelstrecke, d. h. etwa 200 m vom Schacht entfernt,

stand die Strecke noch voll Gas. Am folgenden Tage war ein weiteres Vordringen

möglich, man war der Ausbruchstelle bis auf 70 m nahe gekommen. Da in der

Streckenfirste noch hohe Konzentrationen waren, wurden mehrer Flansche an der

Hauptgasleitung abgeschraubt. So saugte man das Grubengas nicht nur aus den

Bohrlöchern, sondern auch aus dem freien Raum dieser Strecke.

Nach mehreren Tagen war das sehr starke Ausströmen des Gases schwächer

geworden. Man konnte mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen die Ausbruch-

stelle erreichen. Es wurde festgestellt, dass eine im Hangenden stehende Kluft von

0,40 m bis 1,00 m Breite und einer „riesigen“ Höhe ausgespült war.

151

Diese Kluft wurde mit Blechtafeln mit angesetzten Saugstutzen abgeschirmt und mit

Wettertuch und Putzwolle gegen den Stoß abgedichtet. Die erwähnten Saugstutzen

wurden mit Schläuchen an die Hauptgasleitung angeschlossen, damit war eine

große Gasmenge in der Leitung erfasst. In den nächsten Tagen wurden an dieser

Stelle unter Berücksichtigung der Gefahrenmomente 26 Bohrlöcher fächerförmig ins

Hangende der Kluft gebohrt; damit war die Ortsbrust schlagwetterfrei.

15.863 Tagesanlagen in Lüdersfeld Die Größe und die Art der Tagesanlagen werden bestimmt durch die Förderanlagen

und durch den Umfang der Fördereinrichtungen.

Dringend benötigt werden: Eine Aufbereitung, die notwendigen Krafterzeugungs-

anlagen, ein Zechenbahnhof mit Vorladeanlagen und die notwendigen Werkstätten,

Magazine, Lagerplätze, Waschkauen und Verwaltungsgebäuden.

Da das Lüdersfelder Werk die Aufbereitungsanlagen der Steinkohlen- Förderung

aus Auhagen mit übernehmen soll, müssen alle Anlagen und Einrichtungen für eine

tägliche Förderung von 1500 t verwertbare Kohle vorgesehen werden. Schon

während des Abteufens ist mit dem Bau der Grubenanschlussbahn nach

Stadthagen begonnen worden.

15.864 Die Hängebank Für die Hängebank ist ein mechanischer Wagenumlauf und Durchschiebebetrieb

vorgesehen. Für die mit der Luftseilbahn ankommenden Wagen und abgehenden

Förderwagen von Auhagen ist eine Station für das Ein- und Auskuppeln der Wagen

vorgesehen. Die Rohkohle wird von Auhagen zur Aufbereitung nach Lüdersfeld

transportiert. Von Lüdersfeld wird die verwertbare Kohle mit der Seilbahn zum Hafen

Sachsenhagen gebracht, um von hieraus mit Schiffen zum Kraftwerk Lahde

transportiert zu werden.

Ein Aufzug an der Ostseite der Schachthalle dient zum Hochziehen der Materialien

zur Hängebank. Die Grubenberge werden über eine Förderbrücke der Halden-

strurzeinrichtung zugeführt.

152

15.87 Tiefbau Revier Auhagen Außer der Schachtanlage Lüdersfeld war eine zweite Tiefbauanlage bei Auhagen

geplant. Diese Anlage sollte sowohl die Kohlenvorräte südlich und südöstlich des

Düdinghäuser Berges als auch nordöstlich des Atgeberges lösen. Der Schacht

wurde ca. 300 m nördlich der Strasse Auhagen-Sachsenhagen und 250 m westlich

der Straße Auhagen- Düdinghausen niedergebracht. Damit liegt er am südlichen

Rand des Baufeldes.

Erster Spatenstich war 1953. Wie in Lüdersfeld führten die Abteufarbeiten die Firma

Deilmann, Schachtbau GmbH aus.

Bei einer Teufe von 62 m wurden die Arbeiten 1954 vorläufig gestundet. Die

Arbeiten wurden erst 1955 wieder aufgenommen, wegen andauernder eindringender

Wasser wurde 1956 erst eine Tiefe von 138 m erreicht. Bei 277 m war das

Kohlenflöz immer noch nicht erreicht, erst bei einer Teufe von 320 m wurde das Flöz

Ende 1956 angetroffen. Der Schachtdurchmesser betrug 5 m.

Von Schacht IV in Barsinghausen wurden der Förderturm und die elektrische

Fördemaschine nach Auhagen umgesetzt. Der Bau des Fördemaschinenhauses,

das Aufstellen des Förderturms, des Kühlturms, der Fundamente für den

Kompressor und das Wenderad für die Seilbahn und der Schachthalle werden 1959

beendet.

Für die Wahl des Abbauverfahrens gelten in Auhagen die gleichen

Voraussetzungen, die auch für Lüdersfeld galten. Als zweckmäßigste

Abbaumethode kam wieder Rutschenbetrieb mit streichendem Abbau und

schwebendem Verhieb zur Anwendung. Die Flözmächtigkeit beträgt im Durchschnitt

0,50 m bei einem Einfallen von 12° bis 15° (Abb. 17). Die Bewetterung des Feldes

Auhagen erfolgte derart, dass die Wetter im Schacht einfallen, sich im Füllort nach

Osten und Westen verteilen und über die Schachtsohle in die erste westliche bzw.

östliche schwebende Fahrstrecke ziehen. Nach Abzweigung der benötigten

Wettermengen werden die verbrauchten Wetter durch die Motorstrecken über

Wetterbrücken durch die schwebende Förderstrecke zum ausziehenden tonnlägigen

Schacht Düdinghausen geführt (Abb. 16).

153

Die Tagesanlagen in Auhagen konnten sich als Außenbetrieb der Haupt-

schachtanlage Lüdersfeld nur auf jene Einrichtungen beschränken, die der

Förderung und dem Abtransport der Rohkohlen, dem Kippen der Berge und den

Bedürfnissen der Bergleute dienten, die in Auhagen angelegt waren. Der Bau dieser

Tagesanlagen war 1959 abgeschlossen.

Es war geplant, die in Auhagen geförderten Rohkohlen mit einer 5 km langen

Luftseilbahn der Lüdersfelder Aufbereitung zugeführt werden. Die Förderleistung

sollte 70 t/h betragen. Die Beladestation in Auhagen wurde als Hochstation

ausgebaut. In Lüdersfeld war die Entladestation unmittelbar an die Hängebank

angeschlossen. Die Seilbahn war zwar 1960 fertig gestellt, kam aber nicht mehr zum

Arbeitseinsatz, da alle Betriebspunkte des Gesamtbergamtes zum 31.12.1960

stillgelegt wurden.

Eine untertägige Verbindung zwischen den Grubenfeldern Auhagen und Lüdersfeld

ist bis zur Stillegung nicht mehr aufgefahren.

15.871 Die Materialseilbahn zwischen Lüdersfeld und Auhagen 1959 - 1960 Der Schacht Auhagen wurde mit dem Schacht Lüdersfeld durch eine 7 km lange

Seilbahn übertage miteinander verbunden. Die in Auhagen geförderte Rohkohle

sollte von Auhagen zur Aufbereitung nach Lüdersfeld gebracht werden. Von der

Kohlenwäsche in Lüdersfeld sollte die gereinigte Kohle mit der Seilbahn zum Hafen

Sachsenhagen transportiert werden, um von da mit Schiffen auf dem Mittellandkanal

zum Kohlekraftwerk nach Lahde transportiert zu werden.

Die Seilbahn verband die Schachtanlagen, um auf halbem Weg, den Mittellandkanal

zu überqueren. Dort wo die Seilbahn Strassen, Wege und den Mittellandkanal

querte, waren besondere Schutzeinrichtungen vorhanden.

Die Seilbahn stammt von einer stillgelegten Anlage aus Sontra in Nordhessen. Sie

wurde nach der Stillegung der Werke in Schaumburg wieder abgebaut.

154

15.90 Betriebliche Anlagen der Preußag Die Betriebsverhältnisse aller Anlagen der Preußag werden in der Arbeit von

Prasuhn mit dem Stand von 1949 beschrieben. Die hauptsächlichen Berg-

werksanlagen, sowie Hilfs- und Weiterverarbeitungsbetriebe der Obernkirchener

Werke waren:

a. Kokerei auf Osterholz/Nienstädt (1811)

b. Schacht Georgschacht I (1899/02)

c. Lietstolln in Obernkirchen (1899/12)

d. Kraftwerk Georgschacht (1902)

e. Kokerei nach Georgschacht verlegt (1902)

f. Brikettfabrik in Obernkirchen (1906)

g. Beckedorfer Tiefbau (1920)

h. Beckedorfer Tiefbau Ostschacht (1934/35)

i. Beckedorfer Tiefbau Reinsen (1937/54)

j. Düdinghäuser Bergwerksanlage ( 1945),

k. Schacht Atgeberg bei Hagenburg (1945)

l. Schacht Lüdersfeld (1951)

m. Schacht Auhagen (1953 )

n. Kohlebergwerk Minden, als eigenständige Anlage

o. Kraftwerk auf Gelände Georgschacht

p. Kokerei mit Nebengewinnungsanlagen auf Gelände Georgschacht,

15.91 Koksherstellung auf den Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerken (Schöttelndreier, W. & Korf, W., 2002) (Abb. 18; Abb. 19)

Auf den Schaumburger Gesamtsteinkohlenwerken wurde 1811 der erste Koks in

sogenannten Backkoksöfen auf der Anlage Osterholz in Nienstädt, an der

Bundesstrasse 65 von Bückeburg nach Stadthagen, fertig gestellt. Der Anlass war

ein steigender Verbrauch mineralischer Brennstoffe in der Industrie. Auch bei der

Entwicklung des Eisenbahnwesens war ein größerer Bedarf zur Lokomotivfeuerung

vorhanden. Die Förderung an Steinkohle stieg von 26 811 t im Jahre 1811 auf 413

308 t im Jahre 1907. Im Jahre 1811 kamen zur Koksgewinnung 40 t Steinkohle. Die

Kokserzeugung lag im Jahre 1903 schon bei 79 800 t.

155

Die ersten Öfen waren rundum geschlossen, vorn mit einer Tür und über dem

Gewölbe mit einem Schornstein versehen. Zur Verkokung wurde die schlecht

verkaufbare Feinkohle verwendet.

Tabelle 29 Mischungsverhältnis der Kokskohlen (1949), nach Prasuhn, 1950

Kohlenart Abbaugebiet Prozent – Anteil %

Fettkohle Georgschacht 73,32

Nuss 1 Georgschacht 2,84

Magerkohle Ibbenbüren 11,75

Magerfeinkohle Lietstolln 4,88

Fettkohle Barsinghausen 6,91

Fettkohle Atgeberg 0,30

Tabelle 30 Kohlenwasserstoffe aus der Kokerei 1949, nach Prasuhn, 1950

Kohlenwasserstoff Gewicht Prozent

Teer 21,700 KG/t 2,17

Schwefelsaurer

Ammoniak

8,100 kg/t 0,810

Rohbenzol 4,640 kg/t 0,464

Tabelle 31 Gewichte und Preise von Koks, 1941 nach Prasuhn,1950

Produkt Gewicht pro Balge Preis

Leichter Koks 28 Pfund 2 ½ Groschen

Schwerer Koks 38 Pfund 3 Groschen

Schwerster Koks 55 Pfund 5 ½ Groschen

Ab 1848 kam man zu der endgültigen Form. Die neuen Öfen hatten eine Länge von

25 m, eine lichte Weite von 2.30 m und eine Besatzhöhe von 0,96 m. Die

Stirnwände wurden ganz weggelassen, die Umfassungsmauern niedriger gehalten

und nur noch eine Reihe Kanäle angeordnet. Diese Bauart fasste 41,36 Tonnen

Steinkohle und lieferte davon 28,5 Tonnen Koks. Hiermit war die endgültige Form

der offenen Schaumburger Meileröfen gefunden.

156

Sieben bis acht Tage dauerte der ganze Verkokungsprozess. Einen Tag blieb der

Ofen noch mit Lehmverschlossenen Zügen stehen und dann wurde der Koks mit

langen Haken ausgezogen. Zu einer Ausziehkameradschaft gehörten acht Mann. Je

vier Mann in der Früh- und Mittagschicht. In vielen Bergbauregionen fand diese Art

Nachahmungen, so in Frankreich, Belgien und Amerika (Abb. 20).

Ende 1850 wurden Versuche unternommen, um günstigere Bauweisen und

technische Vorteile der geschlossenen Koksöfen zu ermitteln. Die Versuche

verliefen befriedigend und wurden teilweise auch umgesetzt.

Durch die frei in die Luft entweichenden Dämpfe und Gase wurde auf den

umliegenden Feldern starke Schäden verursacht, die vom Bergamt bis zu 1800

Thalern abgegolten werden mussten. 1881 klagte der Kolon Bruns aus Sülbeck

wegen Beschädigung der Früchte durch die Kokerei. Der Prozess wurde 1882 zu

ungunsten des Bergamtes entschieden. Ein bezeichnender Name bleibt bis heute in

Erinnerung für diesen Zustand „Bockshaar oder Bocksbart“. Auf den Äckern wuchs

kein Getreide, die Zäune wurden trocken, die Obstbäume trugen keine Früchte und

das Gras dörrte dahin wie das struppige Haar eines Ziegenbocks.

Der Koks wurde mit Pferdefuhrwerken nach dem Bahnhof Kirchhorsten transportiert.

Im Jahre 1897 arbeitete der Bergingenieur Richter an den Planungen für den vierten

Tiefbau, dem heutigen Georgschacht. Es war aber auch der geeignete Zeitpunkt

gekommen, die Wäsche und die Kokerei vom Osterholz an den Georgschacht zu

verlegen. Nach mehreren Versuchen wurde die Firma Franz Brunck mit dem Bau

von 60 Öfen der „Bauart Brunck“ mit Gewinnung von Teer und Ammoniumssulfat

beauftragt. Am 12.12.1902 konnte der erste Ofen gedrückt werden.

In Anbetracht der maroden Anlage begannen 1924 die Planungen für einen Neubau

der Kokerei am Georgschacht. Neben der Fettkohle aus dem Tiefbaurevier sollte

auch Magerkohle vom Lietstolln verarbeitet werden.

157

Nach der Stillegung des des Kokereibetriebes auf Osterholz 1905 ist der größte Teil

des Geländes wieder fruchtbarer Ackerboden geworden. Auf dem südlichen Teil,

nahe der Bundesstrasse 65, entstand ein Sägewerk, das den Tiefbaubetrieb mit

geschnittenen Ausbauholz versorgte. Auf dem nördlichen Gelände richteten die

Obernkirchener Sandsteinbrüche einen Steinhauerplatz ein. Dieser verlegte aber

schon 1922 seine Tätigkeit nach Obernkirchen am Bahnhof.

Angebote für den Neubau einer Kokereianlage wurden von den Firmen „Collins und

Koppers“ abgegeben. Die Firma Koppers aus Essen erhielt den Zuschlag, das

Angebot war zwar teurer, Koppers lieferte aber die stabilere Anlage.1925 und 1926

baute man an der neuen Kokerei. Die erste Batterieregenerativ Kammeröfen der

Bauart Koppers, umfasste 50 Öfen. Diese Anlage ging am 15. Februar 1926 in

Betrieb. Die neue Kokerei und die Betriebe der Nebenprodukte wurden nach dem

neuesten Stand der Technik errichtet.

Tabelle 32 Brechkoks für Heizzwecke

Handelsbezeichnung Größe des Stückkoks in mm

Stückkoks Über 80

Koks 1 60 – 80

Koks 2 40 – 60

Koks 3 20 – 40

Koks 4 10 – 20

Koksgruß 0 - 10

Stückkoks fand Verwendung in Hochöfen und Gießereien, während die Sorten 1 – 4

vorwiegend für Zentralheizungen in Privathaushalten genutzt wurden. Koksgruß

fand Gebrauch in Ziegeleien und Kalkbrennereien.

Die aus den Koksöfen mit etwa 600° C abziehenden Gase werden über Steigrohre

in eine Vorlage gesaugt. Durch Außenluft und eingespritztes Wasser wird das Gas

abgekühlt, sodass schon ein Teil des Teers und Gaswassers kondensiert. Zur

vollständigen Teerabscheidung geht das Gas durch Röhrenkühler (Kühlmittel

Wasser), passiert Teerabscheider und Gassauger. Der letzte Ofen wurde am

20.07.1960 gedrückt. Es war das Ende einer etwa 150 Jahre dauernden Koks- und

Nebenprodukt- Gewinnung (Abb. 21).

158

15.92 Die Brikettfabrik (Prasuhn, H., 1950) Die Brikettfabrik wurde 1906 in Obernkirchen gebaut. Die im Bückeberg Steinkohle

ist eine Magerkohle, die in größeren Mengen als Feinkohle anfällt. Damit diese

Mengen Feinkohlen vermarktetet werden konnten, sollten die Kohlen brikettiert

werden.

In der Fabrik wurden im Mittel 210 t Briketts (je 1,25 kg) täglich hergestellt.

Vorhanden waren fünf Pressen. Jede Presse hatte eine Leistung von 5 t / h. Der

Energieverbrauch lag bei 7,3 kWh/t und 0,07 Dampf/t Briketts. Der Dampf wurde in

einer eigenen Kesselanlage erzeugt.

Tabelle 33 Die Brikettfabrik verpresste im Durchschnitt 1949: 85 % Lietstolln- Kohle

8 % Georgschacht

7 % Pech

15.93 Die Kraftwirtschaft Der Stromerzeugung dienen drei Turbogeneratoren mit insgesamt 10 000 kW

Leistung. Bei maximal 7 500 kW Belastung erzeugten sie 1949 im Tagesmittel 11

500 kWh. Davon wurden 51 % in eigenen Betrieben verbraucht und 49 % in das

öffentliche Netz eingespeist. Für die Georgschachtanlage wurden 1949 20.500 kWh

und für die Außenanlagen Düdinghausen und Atgeberg 806 950 kWh Fremdstrom

im Jahr 1949 bezogen.

Der Niederdruckbedarf der Georgschachtbetriebe mit Düdinghausen wird durch

sechs Kompressoren gedeckt.

16.00 Der Steinkohlenabbau in den Rehburger Bergen (Ahlers, W.,1994 & Droste, K., 1987) (Abb. 22)

Der schüsselförmige Sandsteinrücken der Rehburger Berge bildet mit Höhen von

161,40 m über NN den nördlichsten Vorposten des niedersächsischen Berglandes.

Im Süden und Südwesten schließt sich die Schaumburger Kreidemulde an, die vom

Bückeberg und Harrl begrenzt wird.

159

Im Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge) wurde das Niedersächsische Becken

(Abb. 01) zum Binnensee, in dem sich eine mächtige Folge limnisch- brakiger

Sedimente absetzte. Diese bestanden im Wesentlichen aus feinsandig- schluffigen

Tonen, in die sich zur Küste hin zunehmend Sande einschalteten. Diese als

Obernkirchener – (Bückeberg), Deister- und Rehburger Sandstein bezeichnet,

wurden aus der Einbecker Bucht heraus in das Becken geschüttet. Mit den

Sandsteinen sind im gesamten Küstengebiet Steinkohlenflöze vergesellschaftet.

Die z. T. sandig- siltischen Tonsteine und Sandsteinbänke bauen infolge ihrer

Witterungsbeständigkeit die Rehburger Berge auf. Ihr Kamm wird vom

„Hauptsandstein“ gebildet. Der Sandstein wurde in vielen Steinbrüchen gewonnen,

von denen heute noch einer in Betrieb ist. Die Sandsteinfolge ist sehr fossilreich und

einige Schichten im Liegenden enthalten Fährten verschiedener Sauropoden,

Schildkröten und Krokodile, die sowohl in den Rehburger Bergen als auch im

Bückeberg geborgen werden konnten. Die gesamte Schichtenfolge ist auf der Suche

nach Steinkohlen durch Stollen, Schächte und Bohrungen aufgeschlossen und sehr

gut untersucht. Die Mächtigkeit des Wealden beträgt im Gebiet von Bad- Rehburg-

Münchehagen rund 500 m, nach Süden (Spießingshol) und Osten (Auhagen) sinkt

sie allmählich auf 300 m ab.

16.10 Die Steinkohlenflöze in den Rehburger Bergen (Ahlers, W., 1994 & Droste, K., 1987 & Falke, H., 1944)

Flöz 1 Das Flöz 1 ist das hangenste Flöz, das nicht überall ausgebildet ist.

Seine Mächtigkeit beträgt im Bereich der Rehburger Berge 0,20 m.

Flöz 2 Das Flöz 2 liegt im Hauptsandstein und ist im Bereich der Rehburger

Berge unbauwürdig. Die durchschnittliche Gesamtmächtigkeit beträgt ca.

0,5 m mit enem Zwischenmittel von 0,25 m bis 0,30 m Mächtigkeit. Nach

älteren Analysen von Kohle aus dem Atgeberg beträgt der Aschegehalt

8,71 %, der Gehalt an flüchtigen Bestandteilen 30,03 % und das Koksge-

winn 69,67 %.

Flöz 3 Das „Hauptflöz“, ist nach der im Obernkirchener- Bergrevier üblichen

Zäklung Flöz 3 und im gesamten Bereich der Rehburger Berge entwickelt.

160

Es liegt, getrennt durch eine 0,25 m bis 0,50 m mächtige Dachplatte aus

fossilreichen, harten Blättertonstein unter dem Hauptsandstein und wurde

Im Wiedenbrügger- und Atjebergstolln mit 0,65 m bzw. mit 0,50 m

Mächtigkeit abgebaut. Im Raum Münchehagen betrug der Wassergehalt

0,73 %, der Aschegehalt 15,73 %, der Koksgewinn 78,2 % und der Obere

Heizwert 7143 WE. Im Allgemeinen enthält die Kohle über der Flözbasis

beträchtliche Mengen Spateisenstein (FeCO3). Sonst kommt in den

Flözen noch Schwefelkies (FeS2). Die Kohle ist eine Steinkohle von

Fettkohlencharakter mit unterschiedlichen Inkohlungsgrad.

Flöz 4 Nach dem Befund der Bohrung Ottensen 9 und Aufschlüssen in den Reh-

burger Bergen ist das Flöz 4 nur stellenweise ausgebildet. Bei Bergkirchen

und Düdinghausen erreicht das Flöz eine Mächtigkeit von 0,25m.

Im Bereich der Schachtanlage Münchehagen I war das Flöz als gute Schmiedekohle

mit einer Mächtigkeit von 0,17 m bis 0,23 m ausgebildet. Im Bereich der

Schachtanlage Münchehagen II wurde das Flöz zeitweise abgebaut, es erreichte

hier eine Mächtigkeit von max. 0,35 m. Die Qualität wurde allerdings als nicht sehr

gut bezeichnet. Es war eine feinkörnige Magerkohle, die sich gut zum Brikettieren

eignete.

16.20 Die Geschichte des Steinkohlenabbaus in den Rehburger Bergen (Ahlers, Droste & Burchardt)

Wegen der unterschiedlichen Herrschaftsverhältnisse gab es unterschiedliche

Rechtsverhältnisse, die den Abbau der Steinkohlen in den Gebietsteilen des

Fürstentums Calenberg regelten.

Die Entdeckung der Steinkohlen im ehemaligen Fürstentum Calenberg und der

Grafschaft Spiegelberg fällt in die Zeit in der die Regalität des Bergbaus allgemein

anerkannt war. Im gesamten Herrschaftsgebiet konnte nur nach erfolgter Verleihung

Kohle abgebaut werden. Ausgenommen waren nur die Grundstücke, die zum

Kloster Loccum gehörten, denn dem Kloster stand das alleinige Recht zur

Gewinnung von Bodenschätzen zu (vgl. Kap. 10.00).

161

Im Jahre 1818 bekannte sich aber das Königliche Ministerium Hannover zu dem

Grundsatz: „dass die Anlegung von Steinkohlenbergwerken als Regal nicht

angesehen werden könne, vielmehr jedem privato freystehe, auf seinem

eigentümlichen Grund und Boden nach Steinkohlen zu schürfen und desfallsige

Anlagen zu machen.“

1584 Die Aufnahme des Steinkohlenbergbaus in den Rehburger Bergen auf

Caleberger Gebiet ist wie in Hohenbüchen / Hils und am Osterwald

Herzog Julius von Braunschweig- Wolfenbüttel zu verdanken, der das

Calenberg 1584 von Herzog Erich II geerbt hatte.

1586 In einer Besprechung zwischen Herzog Julius und dem Oberzehntner

wird über „Schaumburgische Steinkohlen“ gesprochen. Schon früh

beschäftigte man sich mit der Konkurrenz gegen „Schaumburger

Kohlen“.

1590 Der Abt Theodor Stracke berichtet als Chronist, dass am 19.August 1590

um 900 Uhr der Schichtmeister Hanß neben seinem Gesellen, Casper

genannt, in den Koolsteiner Kuhlen am Lokker Berg umgekommen seien.

1664 Einwandfrei nachzuweisen ist, dass auf der Ostseite der Rehburger Berge

bei Bad Rehburg im sogenannten „Herrschaftlichen“ bereits vor 1664

Steinkohlen abgebaut wurden.

1665 Ein Rehburger Amtmann meldet 1664, „über im Rehburger Berge sich

findenden Steinkohlen“

1686 Absendung einiger Bergleute vom Osterwald nach Rehburg zum Bau des

dort angelegten Bergwerks.

1750 Der Georgstollen wird gebaut.

1751 Der Richard-Schacht wird abgeteuft und mit dem Georgstollen verbunden.

162

1751 Bergleute aus dem Osterwald werden für die Erweiterung des „Gesund-

brunnens eingesetzt und untersuchen auf Vorschlag des Maschinendirek-

tors Hansen die ganze Gegend auf das Vorkommen von Steinkohlen. Sie

fanden Kohlen an verschiedenen Stellen. Das Kloster Loccum untersagte

aber weitere Schürfarbeiten, weil sie keinen Bergbau auf ihrem Gebiet

dulden wollten.

1751 Am Osthang des Brunnenberges entstehen erste Probeschächte, hier ist

bis 1818 Bergbau nachweisbar.

1780 Bericht von Christian Karl Bosse über den Abbau von Steinkohlen in den

Rehburger Bergen.

1791 Die Gemeinden Loccum und Münchehagen schließen mit dem Kloster

einen Pachtvertrag über den Abbau von Steinkohlen über 26 Jahre ab.

1794 Das Kloster Loccum tritt einen Teil des Loccumer Berges an die

Gemeinden Loccum und Münchehagen zur forstlichen Nutzung ab, behält

sich aber auch in diesem Teil das Eigentum an den Steinkohlen vor

1807 – 1813 Während der französischen Besetzung, gehörten Obernkirchen und

die Rehburger Berge zum Königreich Westphalen, der Oberberginspektor

Fröhlich wurde von König Jerome (ein Bruder Napoleons) als Direktor

sämtlicher Bergwerke zwischen Weser, Aller und Leine eingesetzt.

1811 1.4.1811 schreibt der Oberbergmeister Fröhlich an den Abt zu Loccum:

„der Herr Finanzminister hast sich bewogen gefunden, dieses Bergwerk

meiner Direktion zu unterstellen“, dann teilt er dem Kloster über dessen

Bergwerkspächter mit: „Diese Leute besitzen auch nicht die mindeste

Kenntnis vom Bergbau und haben bisher so in das wilde gebaut, dass der

Staat schon aus diesem Grunde berechtigt sein würde, das Werk

einzuziehen.“ Um das Maß voll zu machen, fordert er das Kloster, das

sich bisher immer nur selbst zehntberechtigt gesehen hatte, nun

seinerseits zur Zehntabgabe für seinen König auf.

163

Aber so leicht lässt man sich im Stift nicht einschüchtern, wendet sich an

die vorgesetzte Dienststelle, die Präfectur des Justiz-Departements Aller

und bekommt mit Datum vom 19.04. 1812 auch Recht. Dort heißt es:“ Der

Königliche Schatz erhält den Zehnten nur dann, wenn die Bergbaufreiheit

von neuen vergeben wird. Der Forderung nach einem Zehnten wurde von

der Behörde widersprochen.

Fröhlich versucht noch über eine freiwillige Vereinbarung

weiterzukommen, ehe es zu einer Einigung kommt, geht mit der

Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 die

französische Fremdherrschaft zu Ende.

1815 Letzter Bergwerksunternehmer dieser Pachtperiode war der Landwirt

Johan Heinrich Krogemann aus Loccum und der Landwirt Heinrich Bolte

aus Münchehagen, die 1815 noch 26 Männer beschäftigten.

1815 Pachtverhandlungen mit dem Kloster Loccum entwirft der Vize-

Berghauptmann von Reden einen für damalige Zeiten sehr kühnen Plan.

Von der Weser soll ein schiffbarer Kanal bis in das Abbaugebiet im

Loccumer Berg, zur Lösung der Grubenwässer und zum Transport der

geförderten Kohlen vorgetrieben werden. Bremen soll damit als künftiges

Hauptabsatzgebiet langfristig erschlossen werden.

Aber dann stellte sich heraus, dass ein vermutetes „mächtiges Flöt“ von

1,50 m bis 1,80 m Dicke, nicht vorhanden ist. Nun stehen die Kosten für

den Bau des schiffbaren Kanals (bzw. Stollens) von der Weser in keinem

wirtschaftlichen Verhältnis mehr.

1818 Anfang 1818 verpachtete das Kloster das Bergwerk an die Regierung in

Hannover auf 50 Jahre für 100 Taler in Gold / Jahr.

1820 Auffahrung des Klosterstollens als Entwässerungsstollen für das gesam-

te Baufeld, Länge 2400 m.

1827 Abteufen des Adolf- Schachtes, Teufe 25 m.

164

1829 Abteufen des Bernhard-Schachtes, Teufe 43 m.

1830 Abteufen des Carl-Schachtes, Teufe 40 m.

1835 Abteufen des David-Schachtes, Teufe 40 m.

1835 Diese rege Abbautätigkeit am Westhang des Loccumer Berges zeugt von

einem guten Absatz der Kohlen bis zur Mitte des 19. Jh. Doch die Erträge

werden im Laufe der Jahre immer geringer, deshalb kündigt das

Königreich Hannover den Vertrag 1862 vorzeitig und gibt die

Bergbaurechte an das Kloster zurück.

Der Bergingenieur Einer aus Freiberg in Sachsen pachtete zunächst für

15 Jahre das Bergwerk am Loccumer Berg. Er gründete die Gesellschaft

„Kloster Loccumsches Steinkohlenwerk bei Rehburg“. Mit Einer hatte man

einen verlässlichen und kompetenten Pächter gefunden, der auch

pünktlich zahlte, zuletzt 1800 Mark jährlich. Unter Einers Regie wurden

die nachfolgend aufgeführten Schächte abgeteuft:

1865 Knappschafts-Schacht I, Teufe 30,00 m. Hier wurde 1866 die erste

Dampfmaschine auf den Rehburger Bergen eingebaut.

1866 Georg- Schacht, Teufe 55,00 m

1866 Emilien- Schacht, Teufe 55,00 m

1882 Knappschafts- Schacht II, Teufe 28,00 m.

1899 Der Unternehmer Einer bittet nach einer 37 jährigen erfolgreichen

Tätigkeit aus seinem Pachtvertrag entlassen zu werden.

1900 Nachfolger wurde die „Hannoversche- Braunschweigische Bergwerksge-

sellschaft“, die auf der noch von Einer abgeteuften Schachtanlage Emilie

begann und am 1.12.1900 den Betrieb auf der neu geteuften Schachtan-

lage Maximilian, auch Schacht Münchehagen I genannt, aufnahm.

165

Schwere Verluste dieser Gesellschaft im Helmstedter Braunkohlenrevier

Führten 1917 zum Konkurs.

1917 Ab 1.8.1917 führt die „Gewerkschaft Einigkeit“ unter dem Namen

„Steinkohlenbergwerk Münchehagen“ den Betrieb fort. In dieser bis 1924

dauernden Endphase erreicht der Bergbau in den Rehburger Bergen

seine größte wirtschaftliche Bedeutung. Die „Gewerkschaft Einigkeit“

hatte ihren Hauptsitz in Ehmen bei Fallersleben, besaß dort ein

Steinsalzbergwerk und chemische Fabriken. Außerdem gehörten ihr noch

Kalibergwerke bei Hambüren und Steinförde bei Celle.

1918 Im Frühjahr 1918 sollen auf der Schachtanlage Münchehagen I neue

Gewinnungstechniken eingeführt werden, z. B. Schrämmaschinen für

geringmächtige Flöze, die sich aber nicht bewähren.

1919 Am 1.8.1920 begannen die Teufarbeiten für einen neuen Schacht im

Erlengrund bei Münchehagen. Das Hauptflöz (Flöz 3) wird in einer Teufe

von 150 m mit einer Mächtigkeit von 0,32 m angetroffen.

1924 Die „Gewerkschaft Einigkeit“ kaufte inzwischen Ruhrkohle für den

Eigenbedarf billiger ein, als aus den eigenen Gruben. Deshalb sollte die

neue Schachtanlage „Münchehagen II“ für den örtlichen Kohleverkauf

umgerüstet werden. Es wurde eine Drahtseilbahn mit einer Länge von

1,53 km vom Schacht zum Bahnhof Münchehagen gebaut. Darüber

hinaus wurde auf dem Schachtgelände eine Brikettfabrik gebaut und

untertage die Schüttelrutschenförderung in der Gewinnung eingeführt.

Zeitweise wurde auch das nur 0,30 m mächtige Flöz 4 mit abgebaut. In

den Strebstrecken wird die Förderung noch von Schleppern oder Pferden

ausgeführt, in den Hauptstrecken setzt man nun kleine E- Loks ein.

1924 Am 27.8.1924 wird die Anlage wegen Unrentabilität und Absatzmangel

stillgelegt, 220 Arbeiter und 15 Angestellte werden entlassen.

166

Der „Mutterkonzern Einigkeit“ überlebte die schwierigen Nachkriegsjahre

und die Inflation. Sie ging aber im Zuge der Konzentrationsbewegung der

Deutschen Kaliindustrie in die Zuständigkeit der „Kali und Salz AG“ über.

Damit war diese auch für die abgeworfenen Grubenbaue zuständig. So

kommt es, dass das Bokeloher Kaliwerk Sigmundshall für den Schacht

Münchehagen II im Erlengrund zuständig wurde und ihn 1988 verfüllt hat.

1928 Unter dem 26.01.1928 hat sich noch einmal eine Bergbaugesellschaft

gegründet, die „Bergwerks- Genossenschaft Münchehagen GmbH“,

Genossen waren Bergleute und Bürger der näheren Umgebung, die unter

der Zustimmung des Klosters Loccum im Bereich des 40,00 m tiefen Carl-

Schachtes und des Klosterstollens Restabbau betreiben wollten. Der

Betrieb ist am 25.02.1928 aufgenommen. Nach Droste ist es nie zu

bedeutenden Kohleförderungen gekommen und am 21.04.1932 ist unter

gleichzeitiger Kündigung des Abbauvertrages mit dem Kloster Loccum der

Betrieb stillgelegt.

Die Gewinnung von Steinkohlen in den Rehburger Bergen ging damit endgültig zu

Ende.

16.30 Gewinnung und Förderung der Steinkohlen in den Rehburger Bergen (Ahlers, W. & Hofmeister, E., 2002)

Ein Schacht ist ein bergmännischer Bau von regelmäßige Querschnitten, dessen

Richtung möglichst lotrecht ist. Die Tagesöffnung am Boden nennt man

Rasenhängebank.

In früheren Jahren hat man beim Schachtabteufen das gelöste Gestein aus dem

Schacht (Berge) rund um die Schachtöffnung aufgeschüttet. Dadurch bildete sich

eine Halde und die Rasenhängbank wurde nach oben verschoben. Das hatte den

Vorteil, dass bei der Aufnahme der Förderung die gewonnenen und im Schacht

gehobenen Kohlen von der erhöhten Rasenhängebank gleich in die

Transportfahrzeuge abgekippt werden konnten (Abb. 6). Deshalb findet man die

Öffnungen historischer Schächte heute auf den Haldenflächen.

167

Die schwierigen Verhältnisse in den Wealdenkohlen- Bergbaubezirken, geringe

Flözmächtigkeiten, gebräches Gebirge, unterschiedliche Kohlenqualitäten, viel

zusitzende Wässer, schwierige Wetterführung und das Auftreten von Schlagwettern,

haben es mit sich gebracht, dass sich meistens Kleinbetriebe entwickelt haben und

größere Bergwerksanlagen die Ausnahme bildeten.

Die einzelnen Bergbaubetriebe begannen oft vom Ausgehenden aus (Stollen). Dazu

wurde vom Tage aus eine schwebende Strecke in den Berg getrieben bis zum

Erreichen des Flözes. Im Flöz wurde, ausgehend von dieser Strecke nach beiden

Seiten im Strebbau die Kohle gewonnen. Im Streichen der Lagerstätte trieb man

nach den geologischen Gegebenheiten Querschläge vor und von diesen wieder

schwebende Strecken (Fährten) in der Kohle. Ähnlich einfach war die Vorrichtung in

Gebieten, die mit flachen Schächten ausgerichtet werden mussten. Während im

Stollenbau die gelösten Kohlen direkt zutage geschoben bzw. gezogen werden

mussten, wurden die Kohlen im Schachtbau untertage zum Füllort transportiert und

von hier mit Handwinden (von den Haspelknechten oder Winnern), mit Haspeln,

Göpeln oder später Fördermaschinen zutage gehoben werden.

Ihr Ende finden derartig einfache Abbaustellen, wenn Wässer auftreten die nicht im

natürlichen Gefälle gelöst werden können, wie in den Rehburger Bergen, wo im

Liegenden aufgefahrene Wasserlösungsstollen, der Georg- und der Klosterstollen,

sondern für deren Hebung Maschinenkraft erforderlich ist, wie z. B. in der

Schaumburger Mulde.

Bis zur Einführung der Schüttelrutschen und der Druckluft getriebenen

Abbauhämmer (in den Rehburger Bergen 1924/25), wurden in Abständen von 20 m

durch Nachreißen des Nebengesteins 1,50 m hohe, streichende Strecken

Strebstrecken gebaut. Das gelöste Nebengestein wurde in ausgekohlte Strebe (Alter

Mann) versetzt. Im Streb werden die Kohlen vom Hauer, auf der Seite liegend, mit

der Hacke (später Drucklufthammer) gelöst und mit niedrigen Schleppkästen aus

dem Streb gezogen.

168

Dazu heißt es in einem Bericht von 1805: „Die gewonnenen Kohlen werden vor dem

Streb in einem 4 Fuß (1,20 m) langen und 2 Fuß (0,60 m) weiten und 4 Zoll (0,12 m)

hohen Kasten, welcher mit 4 niedrigen Rädern versehen ist und ein Hunt heißt,

gefällt, welchen der Bergmann am Bein bis in die Fährt ziehen muß, wo alsdann

derselbe umgestürzt wird und von da werden die Kohlen in einen Karren in welchen

zwei hiesige Balgen gehen gefüllt, und bis unterm Schacht ans Füllort gelaufen und

von da in Kübeln zutage gefördert werden.“

Später wurden die Schleppkästen größer, die in kleine Wagen geleert werden. Über

Kreiselkipper entleeren sich diese Wagen in größere, die in etwa 1 t fassen, die in

den Grundstrecken laufen.

Für die Schachtförderung hatte Einer schon 1866 auf dem Knappschafts- Schacht I

eine Dampfmaschine eingesetzt. Es war eine 4 PS Lokomobile. Obwohl das

Bergamt in Hannover und der TÜV keine Einwände hatten, wollte das Kloster

Loccum und besonders sein konservativer Prior König lange Zeit seine

Genehmigung nicht erteilen. Nach einer vorläufigen Betriebsgenehmigung erteilte

das Kloster seinem Pächter erst 1870 die Dauererlaubnis. Durch den verstärkten

Einsatz technischer Hilfsmittel steigt dann auch die Leistung in der Genehmigung

und der Förderung.

Nachrichten über Förderungen, Belegschaftsstärke und Löhne aus der Frühzeit der

Bergwerksgeschichte fehlen ganz. Einen Überblick über die Förderzahlen von 1868

bis 1924 haben wir bei Droste, 1987 gefunden, den wir hier wiedergeben.

Tab. 35 Förderzahlen und Belegschaft , Rehburg

Jahr Kohlen (t) Arbeiter (gesamt)

Hauer/Schicht (Mark)

1868 2 813 Von 1868-1874 --

1869 2 690 bis --

1870 3 673 55 und 70

1871 4 494 -- --

1872 6 158 -- --

1873 5 556 -- --

169

Jahr Kohlen (t) Arbeiter (gesamt)

Hauer/Schicht (Mark)

1898 3 203 49 2.66

1899 3 949 53 2,57

1900 3 375 83 2,70

1901 5 563 71 2,57

1902 5 294 55 2,52

1903 5 277 53 2,44

1908 7 444 70 --

1909 7 500 66 --

1910 7 329 66 --

1911 6 676 58 --

1912 8 204 54 zwischen

1913 8 204 54 2,60 und 3,30

1914 4 803 -- --

1915 3 572 -- --

1916 3 947 -- --

1917 10 811 - -

1918 8 963 -- --

1921 11 000 152 3,60

1924 25 000 235 3,60

16.40 Beschreibung der einzelnen Stollen und Schächte (Ahlers / Hofmeister)

Nach Akten des Bergamtes Hannover, nach verschiedenen Veröffentlichungen und

Unterlagen beim Kloster Loccum und nach Droste, gab es in den Rehburger Bergen

folgende Schächte und Stollen (Abb. 22).

16.41 Alter Wasserstollen (Brunstollen) Bad Rehburg (Grundstück Teefabrik Hiller). An der SO-Seite der B 441 westlich der

Badeanlagen.

Höhe über NN: 90 m

Beginn der Auffahrung: vor 1690

170

Stollen- Richtung: 283 gon, WSW

Querschnitt: 4 m3

Länge des Stollens: 275 m; 1821 verlängert auf 407 m

Stillgelegt: noch vorhanden.

Nach Angabe mehrerer Autoren soll der Stollen ursprünglich zum Abbau von Flözen

aufgefahren worden sein. Nach einem Plan von 1752 sind im Bereich des Stollens 5

alte Förderschächte vorhanden. Diese Schächte sind in alten Plänen von 1805 auch

noch enthalten. Zugunsten der Quellwasserförderung wurde der Kohlenabbau hier

dann später aufgegeben. Die Quelle soll an einem 180 m vom Stollenmundloch

entfernt liegenden Schacht liegen. Die Wasser im Stollen werden gestaut. Die

Stauwand ist im vorderen Bereich des Stollens.

16.42 Georgstollen Lage: Das Stollenmundloch liegt nördlich des östlichen Gerätehau-

ses der „Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum“ in

Hormannshausen, am Waldrand in einem schmalen Tal. Das

Mundloch ist völlig verstürtzt.

Beginn der Auffahrung: 1750

Stollen- Richtung: 230 gon (SSW)

Länge: 400 m.

Der Georgstollen war mit dem Richard- Schacht verbunden.

16.43 Richard- Schacht Lage: 250 m südwestlich von Hormannshausen. In einer mit Bäumen

bestandenen Erhebung aus Haldenmaterial befindet sich in

der Mitte der Halde eine kreisrunde Vertiefung von ca. 2,5 m

Tiefe.

Beginn der Auffahrung: 1751

Querschnitt: 3,50 m x 2,10 m

Teufe: ?

Stillgelegt: 1897 zu Bruch gegangen. Der Richard- Schacht war mit dem

Georgstollen verbunden.

171

16.44 Klosterstollen Lage : Rund 200 m südlich der Gebäude der evangelischen

Heimvolkshochshule in einem Hochwald.

HNN.: 63 m

Beginn der Auffahrung: 1820 (Nach einem Foto vom Schlussstein)

Querschnitt: 0,8 m – 1,0 m breit und 1,6 m – 1,8 m hoch.

Stollen-Richtung: 183 gon

Länge: 2400 m (vom Mundloch bis zum Erlengrund)

Das Stollenmundloch ist völlig unter Sand und Geröll begraben und somit nicht mehr

sichtbar. Die Wässer aus dem Stollensystem treten in einem kleinen Seitental östlich

des Stollens aus.

16.45 Wasserboden- Stollen Lage: Steinkohlenbergwerk Rehburg Stadt. Östlich der Landstrasse

Rehburg etwa bei km 16,250 .

Höhe über NN: 57,7 m

Beginn der Auffahrung: 1820

Querschnitt: 2,3 m

Stollen- Richtung: 246,5 gon

Länge: 430 m

Verlassen: 20. Juli 1924

16.46 Wasserboden- Lichtschacht Lage : Steinkohlenbergwerk Rehburg- Stadt. Östlich der Landes-

strasse Stadt Rehburg etwa bei km 16,350

Höhe über NN 59,6 m

Beginn des Abteufens: 1823

Teufe : 7,00 m

Querschnitt: 2,50 m x 1,20 m

Stillgelegt: 1924

172

16.47 Neuer Wasserstollen Lage: rd. 100 m westlich des Augusten- Plateaus und 120 m

Südlich der Friederiken- Kapelle,

Höhe über NN: 1824

Querschnitt: 3 m2

Stollen-Richtung: 259 gon

Lage: 149 m

Stillgelegt: ?

Der Stolln soll 3 Flöze angefahren haben, die beiden im Hangenden sind je 0,20 m

Mächtig und stark mulmig, das liegende Flöz ist rein, aber nur wenige cm mächtig.

Die Wasser aus diesem Stollen sollen seinerzeit in einer Rohrleitung zum „Alten

Wasserstollen / Brunnenstollen“ hinter die dortige Stauwand geführt worden

sein.Technisch war es ohne großen Aufwand möglich, da vom Alten Wasserstollen

zum Neuen Wasserstollen ein Höhenunterschied von 5 m besteht.

16.48 Adolf- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22

Beginn des Abteufens:1827

Teufe: 25 m

Stillgelegt: ?

16.49 Bernhard- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22

Beginn des Abteufens: 1829

Teufe: 43 m

16.50 Carl- Schacht Lage: Siehe Abbildung 22. Im Jagen 11 der Loccumer Klosterfonds rund

130 m nordöstlich des Schomburger Weges.

Höhe über NN: 103 m

Beginn des Abteufens: 1830

Querschnitt: 2,50 m x 2,60 m

Teufe: 40,00 m

Stillgelegt: 1835

173

Am 31. 01.1928 wurde von der „Bergwerksgenossenschaft Münchehagen eGmgH“

Beim Bergamt Hannover-Nord der Antrag auf Wiederaufnahme des Betriebes im

Karl Schacht gestellt. Der Betrieb wurde aber am 21. April 1932 wieder eingestellt.

16.51 Schacht X (Schacht ohne Namen) Lage: Münchehagen

Beginn des Abteufens: 1883

Querschnitt: 2,5 m x 1,6 m

Teufe: 51,00 m

16.52 David- Schacht Lage: Siehe Abb. 22

Beginn des Abteufens: 1835

Teufe: 40,00 m

16.53 Emilien- Schacht Lage: Siehe Abb. 22. Der Schacht liegt im Steinbruch der Firma Wessling.

Beginn des Abteufens: 1863

Querschnitt: 2,80 m x 4,00 m

Teufe: 55,00 m

Stillgelegt: 1929

Vom Schacht ist nichts mehr zu sehen. Die Rasenhängebank und die oberen Teile

der Schachtröhre sind mit abgebaut.

16.54 Eduard- Schacht Lage: Siehe Abb. 22

Beginn des Abteufens: vor 1863

Querschnitt: 2,80 m x 4,50 m

Teufe : 52,30 m

Stillgelegt: 01.1863

174

16.55 Knappschafts- Schacht I Lage: An der Nordseite der zum Brunnenberg führenden

Betonstrasse.

Beginn des Abteufens: vor 1863

Teufe: 30,00 m

Stillgelegt: 1883

Der Schacht ist mit einem Maschendrahtzaun eingefriedigt. Im Schacht ist unterhalb

des aufgeschütteten Haldenmaterials das anstehende Gebirge zu erkennen. Der

Schacht hat einen rechteckigen Querschnitt

16.56 Georg- Schacht Lage: Siehe Abb.22

Beginn des Abteufens: vor 1866

Querschnitt: 4,80 m2

Teufe: 55,00 m

Stillgelegt: Dezember 1866

Der Schacht wurde 1867 wieder aufgewältigt. Bei der Erneuerung erhielt der

Schacht einen etwa runden Querschnitt von 4,80 m. Der Schacht wurde etwa 1975

als Fledermausquartier hergerichtet.

16.57 Schacht X (ohne Namen) Lage: Siehe Abb.22

Beginn des Abteufens: vor 1873

Querschnitt: 2,0 m x 1,6 m

Teufe: ?

16.58 Knappschaft- Schacht II Lage : Der Schacht liegt heute im Gelände des Saurierparks Münchehagen.

Beginn des Abteufens: 1882

Querschnitt: 1,5 m x 2,2 m

Teufe: 28 m

Stillgelegt: 1883

175

16.59 Friedrich- Schacht Lage: Siehe Abb. 22

Beginn des Abteufens: vor 1866

Querschnitt: 3,0 m x 4,0 m

Teufe: 42,6 m

Stillgelegt: 05.1866

16.60 Herrmann- Schacht Lage: Siehe Abb. 22

Beginn des Abteufens: vor 1866

Querschnitt: 4,0 m x 3,0 m

Teufe: 54,4 m

Stillgelegt: 1866

16.61 Maximilian- Schacht (Schacht Münchehagen I) Lage: Siehe Abb. 22 Der Schacht liegt in Münchehagen auf einer

Bergehalde zwischen dem Freibad und dem Saurierpark.

Beginn des Abteufens: 1899/1900

Querschnitt: 5,5 m x 2,6 m

Teufe: 60,00 m

Stillgelegt: September 1923

Die Steinkohle wurde mit einer Dampf-Fördermaschine gefördert. Ausziehender

Wetterschacht war der Emilien-Schacht. Die anfallenden Grubenwässer wurden

zum Emilie-Schacht gepumpt und von hier über den Klosterstollen zutage geleitet.

1918 wurden 10 811 t Kohle gefördert, 1919 betrug die Förderung 12 157 t

Steinkohle. Der Betrieb wurde im September 1923 nach einem Streik eingestellt. Die

Kohlenvorräte waren weitgehend erschöpft.

16.62 Schacht- Münchehagen II Lage: Siehe Abb. 22 Im Erlengrund, Münchehagen

Beginn des Abteufens: 1921

Querschnitt: 4 m2

Teufe: 151,40 m

Stillgelegt: 1924

176

Der Schachtdeckel ist im Erlengrund noch zu sehen, genauso wie Halden und

ehemalige Betriebsgebäude. Auf dem Betriebsgelände wurde kurz vor der Stillegung

noch eine Brikettfabrik und eine Seilbahn zum Bahnhof Münchehagen gebaut. Der

Schacht wurde 1988 vom Kaliwerk Sigmundshall / Bokeloh verfüllt.

16.63 Einfallender Stollen Lage: Berghol

Aufgefahren: Mai 1923

Querschnitt: 4 m2

Länge: 102,50 m

Richtung: 29 gon

Stillgelegt: 1924

16.64 Fährt zu Tage Lage: Berghol

Aufgefahren: Oktober 1923

Länge: 178,80 m

Richtung: 263,5 gon

Länge: 178,8 m

Stillgelegt: 1924

17.0 Steinkohlenabbau bei Neustadt a. Rbg. (Gebhardt, 1994) (Abb. 23)

Vor 1860 wurde ein Schacht bei Suttorf abgesenkt, der nach einiger Zeit aus

Gründen der Wasserhaltung aufgegeben wurde. Dieser Schacht wurde auf 34 m

abgeteuft.

Der Direktor der 1856 gegründeten Neustädter Eisenhütte, Carl Eduard Nehse,

schloss 1867 mit den Grundeigentümern einen Abbauvertrag. Am 14.02.1868 erhält

Nehse die Genehmigung des Neustädter Magistrates zum Abbau von Steinkohlen.

Nach dem Grundstückserwerb erhält Nehse die Abbauerlaubnis des Bergamtes

und beginnt eine große Dampfmaschine und Pumpen aufzustellen.

177

Nach erfolgter Sümpfung des Schachtes Minna wurde in einem 0,40 m mächtigen

Flöz eine 80 m lange Strecke aufgefahren, von denen drei Querschläge von 40 m

Länge abgingen. Im Strebbau wurden dann die Wealden- Steinkohlen abgebaut. Im

Herbst 1869setzt anhaltendes Regenwetter, verbunden mit Überschwemmung der

Leine, den Grubenbau unter Wasser, die Sümpfung der Leine, den Grubenbau unter

Wasser, die Sümpfung dauerte mehrere Wochen.

Im Frühjahr 1870 beginnt man 200 m vom Schacht Minna entfernt einen

Versuchsschacht, den Schacht Anna abzuteufen. Der Schacht hat eine Teufe von

20 m. Im Mai 1872 werden nochmals Bohrversuche unternommen. Für die fünf

erbohrten Flöze wurden folgende Kohlemächtigkeiten gemessen:

Flöz 1 = 0,10 m

Flöz 2 = 0,20 m

Flöz 3 = 0,35 m

Flöz 4 = 0,40 m

Flöz 5 = 0,55 m

Im Herbst 1872 sitzen dem Grubenbau wieder starke Wassermengen zu, der

Zustrom wird mit 3,2 l / sec. Gemessen, zuviel für die Pumpen. Am 1.11.1872

entschließt man sich zur Stillegung, wegen zu starker Wasserzuflüsse und zu

geringer Flözmächtigkeiten.

18.0 Steinkohlenabbau im Raum Stemmer Berg (Gebhardt, 1994)

Der Besitzer des Rittergutes Stemmen, Herr Ehlermann, begann 1817 mit der

Anlage eines Bergwerkes am Südflügel des Stemmer Berges. Es wurden mit Hilfe

von etwa 20 Arbeitern Probeschächte abgeteuft und 2000 Thaler dafür ausgegeben.

Um sicher zu gehen, dass sich in der Nähe kein Konkurrent niederließ, beantragte

Ehlermann am 4.9.1818 bei der Königlichen Kammer die Erteilung eines Monopols

zur Gewinnung von Steinkohlen. Dieser Antrag wurde am 2.10.1818 abschlägig

beschieden.

178

Zwei Schächte von 23 m und 25 m Teufe wurden niedergebracht und zwei söhlige

Strecken vorgetrieben. Ein 1245 m langer Stollen sorgte für die Wasserlösung. Das

Flöz fiel mit 35° ein. Der Abbau wurde 1858 eingestellt.

Bei Barrigsen am Nordflügel des Stemmer Berges ging um 1800 ein geringer Abbau

eines Flözes um, dass mit 72° einfällt.

1923 legten die Greiserwerke (Hannover) einen Versuchsbetrieb südöstlich von

Barrigsen an. Es wurde ein 17 m tiefer Schürfschacht mit einer Versuchsstrecke und

einem tonnlägigen Schacht angelegt. Da keine Rentabilität erreichbar war, wurde

der Betrieb im Oktober 1924 stillgelegt.

Kurz vor der Stillegung des Bergwerks Barsinghausen im Jahr 1956 wurden am

Stemmer Berg noch einmal Untersuchungsbohrungen niedergebracht. Die Bohrung

„Stemmer Berg 9“ traf in 141 m Teufe ein Kohlenflöz von 0,68 m Mächtigkeit an.

19.00 Steinkohlenabbau im Süntel (Kastl, 1980; Falke, 1944)

Erster Abbau nach Krumsiek während des 30 jährigen Krieges (1636). Eigentümer

und Betreiber waren die Herzöge von Wolfenbüttel und Calenberg. Ein

„organisierter“ Bergbau begann etwa ab Mitte des 18. Jh. Betriebszeiten waren von

1678 bis 1685, von 1740 bis 1895 und als Notbergbau von 1946 bis 1949. Die

wichtigsten Betriebspunkte waren: Der Alte Mündersche- Stollen und der Georg-

stollen. Beliefert wurden u. a. die Salzsiederei von Bad Münder und die heimische

Industrie. Von 1809 bis etwa 1895 hat die Stadt Münder gewinnbringend den Abbau

der Wealden- Steinkohlen betrieben. Die fachtechnische Leitung der Werke hatte

der Obersteiger Christian Rave, der vom münderschen Rat eingesetzt war.

Nach einem Vertrag der Stadt Münder und der „Reihebürgschaft Münder“ erhielt die

Reihebürgschaft 1874 das Eigentum an den Süntelforsten einschließlich Bergwerk

und Bergschmiede, mit der zu dieser Zeit noch bestehenden und für die Bergwerke

angelegten Schmiede sowie eine Ziegelei. Die Reihebürgschaft verpachtete 1882

das Süntelbergwerk zum Abbau von Steinkohlen. 1895/96 stellte die Reihe-

bürgschaft den Süntelbergbau ein, nachdem es qualitativ bessere Kohle aus dem

Ruhrgebiet gab.

179

Einige Jahre nach dem 1. Weltkrieg wurde für kurze Zeit durch die Ilseder Hütte

Notbergbau durchgeführt.

Nach dem 2. Weltkrieg Betriebsstätten waren die bekanntesten der Gülich- und der

Georgstollen, die Wasserräderschächte, der Rave-, der Berta- und der

Christianschacht

19.01 Die Steinkohlenflöze im Süntel Flöz 1: Es setzt sich aus zwei Bänken zusammen, die untere im Durchschnitt

0,10 m bis 0,15 m, die obere 0,20 m bis 0,30 m mächtig. Die obere Bank

besteht hauptsächlich aus Glanz-, die untere Bank aus Streifenkohle. Im

Liegenden ist ein Wurzelboden vorhanden, das Dach des Flözes wird von

Schieferton bzw. festen Sandstein gebildet.

Flöz 2: Die mittlere Mächtigkeit, einschließlich eines 0,05m starken Tonstein-

bänkchen, beträgt 0,40 m bis 0,50 m. Das Flöz besteht vorwiegend aus

Streifenkohlen. Im Liegenden steht ein Wurzelboden, im Hangenden ein

0,20 m Schieferton- Dachstein an.

Flöz 3: Dies Flöz besteht aus drei Bänken. Die Unterbank mit einer Mächtigkeit

von 0,20 m bis 0,35 m, die Mittelbank mit 0,10 m bis 0,15 m und die

Oberbank mit 0,20 m, so dass von der Gesamtmächtigkeit des Flözes, die

zwischen 0,80 m und 1,50 m schwankt, nur 0,50 m bis 0,70 m auf reine

Kohlen entfallen.

Flöz 4: Seine durchschnittliche Mächtigkeit wird mit 0,45 m angegeben. Die

Kohle wird bei durchschnittlich stärkerer Kiesführung (Pyrit) als

Flammkohle bezeichnet. Über sein Liegendes ist keine genauere

Mitteilung vorhanden. Im Hangenden steht ein Dachstein an.

Flöz 5: Das Flöz liegt zwischen zwei festen Sandsteinbänken, ist etwa 0,30 m

mächtig und enthält viel Pyrit.

180

Tabelle 36: Beschäftigte und Förderung im Süntel

Jahr Hauer Andere Förderung (Balgen)

Überschuß (Talern

1815 33 5 Jungen 82 939 764

1835 71 19 Jungen 300 886 3505

1865 146 4 Beamte 7 Treiber

5 Kohlenmesser

508 900 4797

1922 3259 t 1927 1324 t

20.0 Steinkohlenabbau im Deister (Abb.24 & 25). (Boden, 2005; Grimme, K.-H.; Menneking, 1991)

Insgesamt sind im Revier sechs Flöze ausgebildet. Ziel der Bergbautätigkeit im

Deister war überwiegend das Flöz 3 (Hauptflöz) im Deister auch „Rehborn- Flöz“

genannt. Seine Mächtigkeit schwankt zwischen 0,30 m und 1,0 m im Hohenbosteler

Stollen und im Muldentiefsten im Schacht IV in Barsinghausen. Alle anderen Flöze

haben nur eine lokale Bedeutung, die im allgemeinen keinen wirtschaftlichen Abbau

zuließ. Das Rehborner Flöz entspricht stratigraphisch dem Hauptflöz (Flöz 3) der

Schaumburger Mulde.

Ein gut erkennbarer Ausbiss des Flözes 3 befindet sich am Südwesthang des

Deisters in der Nähe des Nienstädter Passes. Der tiefste Punkt des Flözes liegt ca.

750 m unter der Erdoberfläche, etwa 3 km nordöstlich der Stadt Barsinghausen im

Bereich der 7. Sohle von Schacht IV.

Profil des Wealden im Schacht Barsinghausen 1 50,00 m Wealden – Ton

10,30 m Wealden Sandstein

0,03 m Flöz 1 (Alleer Flöz)

5,00 m Wealden Sandstein

0,22 m Flöz 2 ( Suesser-Brink Flöz)

30,00 m Wealden Sandstein (Hauptsandstein)

0,62 m Flöz 3 (Rehborner Flöz = Hauptflöz)

3,00 m Tonschiefer

181

0,04 m Flöz 4

11,00 m Wealden – Tonschiefer

0,14 m Flöz 5

24,00 m Wealden –Tonschiefer

0,11 m Flöz 6

13,00 m Wealden – Tonschiefer

Im Jahr 1588 erfolgten erste Bergbauversuche am Dahlberg im Ostdeister, weitere

Abbauversuche um 1639 durch Heinrich Schulz aus Linden am Bröhn, oberhalb von

Wennigsen im Deister.

Der frühe Abbau der Wealden- Kohle litt in allen Revieren unter den Folgen des 30

jährigen Krieges. Auch in der Folgezeit hatte der Wealdenbergbau nur regionale

Bedeutung. Abnehmer waren u. a. die Harzer Hütten, die Salinen, die sich in der

Nähe der Kohlevorkommen angesiedelte Glasindustrie, die sich noch in den

Kinderschuhen befundene Eisenindustrie, die Schmieden und der Hausbrand.

Erst ab der Mitte des 18. Jh. kann von einer bergbaulichen Aufwärtsentwicklung

gesprochen werden. Der große Durchbruch setzte 1788 mit der Erfindung der

Dampfmaschine ein (Beginn des 19. Jh.), um so den ständig steigenden Energie-

bedarf der aufkeimenden Industrie zu decken. Entscheidend für die Entwicklung und

Ausbau der Kohleförderung am Deister wirkte sich der Frachtvorsprung nach

Hannover aus. Johann Egestorff pachtete hier Stollen und belieferte in Linden sein

eigenes Eisenwerk und in Badenstedt seine Saline.

1831 entstand auf Betrieben von Stopp am Deister, aus vielen einzelnen

fiskalischen Bergwerksanlagen, die Königlich Hannoversche Bergwerks-

administration mit Sitz in Egestorf. Stopp war 1813 als Aufseher für 3 Rtl

Wochenlohn und ab 1849 als Bergmeister im Deister tätig.

Zu der Zeit hat der Bergmeister Hartleben im Osterwald den streichenden Strebbau

mit schwebenden Verhieb eingeführt. Diese Abbauführung hat der Bergmeister

Stopp im Deister übernommen, unter seiner Leitung gelangte der Deisterbergbau

zur ersten großen Blüte.

182

Einen weiteren Aufschwung des Steinkohlenverkaufs erlebten wir vor dem 1. Welt-

krieg, trotz der ungünstigen geologischen und lagerstättenkundlichen Bedingungen.

Mit der Weltwirtschaftskrise 1924 kamen die ersten Stilllegungsgedanken; so kam

der Bergbau im Osnabrücker Land 1924, im Osterwald / Nesselberg 1925 und in

den Rehbuger Bergen 1924 zum Erliegen.

Massentransporte auf der Schiene und den neuen Wasserwegen (Kanäle), brachten

bessere Kohlen kostengünstiger von der Ruhr zu den Verbrauchern. Lediglich die

Betriebe von Obernkirchen, Barsinghausen und Minden konnten noch überleben,

dank Frachtvorsprung und niedrige Löhne.

Energieprobleme der Kriegs- und Nachkriegszeit des 2. Weltkriegs führten zur

letzten Blütezeit des Wealdenbergbaus. Vielerorts wurden stillgelegte

Stollenanlagen für einen Nachlese- bzw. Notbergbau wieder reaktiviert, so u. a.

Osterwald, am Süntel, am Deister, am Bückeberg und an den Rehburger Bergen

sowie im Raum Osnabrück.

Bergbautreibende waren:

a). der Graf v. Platen, er erhielt am 17.01. 1696 vom Kurfürsten Ernst

August erblich die Kohlennutzungsrechte für den Bröhn und den

Hülsebrink,

b). die Freiherren v. Knigge, seit 1800 in der Bredenbecker Forst,

c). die Königl. Hofkammer zu Hannover, 1788 am Dahlberg, 1797 am

Süerser Brink und 1831 oberhalb Feggendorf und Hohenborstel,

d). die Klosterkammer, sie hat den Bergbau nie selber ausgeführt, son-

dern die Abbaurechte stets durch Verpachtung abgetreten,

e). Privatpersonen.

183

In Barsinghausen begann der Bergbau erst im Jahre 1830. Die ersten Kohlen

wurden im Jahre 1831 gefördert. Die Gemeinde Barsinghausen förderte ab 1847

aus einem eigenen Schacht Steinkohlen.

Im oberen Fuchstal wurde der Ministerstollen und an der Nenndorfer- Strasse der

Tiefe Stollen in Betrieb genommen. Danach wurden noch der Sammannsstollen, der

König- Wilhelm- Stollen und der Hohe- Warte- Stollen aufgefahren.

Am 1. September 1856 begann man mit der Auffahrung des Klosterstollens. Nach

1866 gingen die Steinkohlengruben auf den Preußischen Staat über. Sie wurden der

neu gegründeten Königlich Preußischen Berginspektion am Deister unterstellt. 1888

wurde der Wilhelmschacht abgeteuft. Damit begann der Tiefbau im Raum Barsing-

hausen. Im Jahr 1900 wurde Schacht 2 und 1911 der Schacht 3 abgeteuft, der

Schacht IV wurde 1939 – 1941 etwa 3 km nordöstlich der Stadt Barsinghausen

niedergebracht.

Der formale Stilllegungsbeschluss wurde am 28.11. 1955 vom Aufsichtsrat der

Preussag gefasst. 1956 wurden die Bergwerksanlagen in Barsinghausen aufge-

geben und mit der Demontage der Anlagen begonnen. Bei der Schachtanlage IV

zogen sich diese Arbeiten bis 1961 hin. In der heute zur Stadt Barsinghausen

gehörenden Ortschaft Bantorf wurde in Stollenanlagen noch bis zum 30.06.1960

gefördert.

300 Barsinghäuser Bergleute wanderten in das Ruhrgebiet ab, der Rest fand Arbeit

in Betrieben in Barsinghausen, pendelte zu Arbeitsplätzen in Hannover oder

wechselte in den Salzbergbau.

21.00 Steinkohlenabbau im Osterwald und Nesselberg (Abb. 26)

Mit dem Erlass des Herzogs Julius von Wolfenbüttel und Calenberg / Göttingen am

29.12.1585:

„ab sofort hat der Energiebedarf von Hütten und Salinen mit schwarzen Steinen zu

erfolgen“,

begann der Abbau von Steinkohle im ehemaligen Königreich von Hannover.

184

So beorderte Herzog Julius seinen Oberverwalter und Zehnter Christopher Sander

mit 12 Harzer Bergleuten nach Osterwald, um vorerst die Saline Salzhemmendorf

und die umliegenden Schmieden mit Kohle zu versorgen. Schon zu dieser Zeit ist

eine enge Verzahnung der einzelnen, herzoglichen Bergbaureviere zu erkennen.

Unter Bergmeister Hartleben (1833 bis 1856) erlebte hier der Bergbau seine größte

Blütezeit; er führte mit dem „streichenden Strebbau“ den „geregelten Bergbau“ ein

und versuchte eine stratigraphische Gliederung der einzelnen Flöze; teilweise waren

hier bis zu 10 Flözpartien bauwürdig. Stark gestörte geologische Verhältnisse,

dadurch bedingt enorme Wasserzuflüsse, erschwerten den Abbau der Kohle. 1925

wurden alle Betriebe stillgelegt. Zwischen 1945 und 1952 fand noch mal ein

Nachlesebergbau statt. Der Hüttenstollen wurde ab 1986 wieder aufgewältigt und ist

als Besucherbergwerk eingerichtet (Abb. 26).

21.10 Zeittafel der Bergbaugeschichte im Osterwald 1584 Herzog Julius von Braunschweig lässt im Osterwald nach Kohle schürfen.

1587 Der ältesten Urkunde zufolge wird bereits 1586 Kohle gefördert, sodass

der Ort Osterwald zwischen 1585 und 1586 gegründet wird.

1685-1694 Das Bergwerk wird an das Hemmendorfer Salzwerk verpachtet.

1701 Gründung der Osterwalder Glashütte.

1740 Die gesamte Anlage wird durchgreifend verbessert.

1746-1767 Um eine verbilligtere Förderung zu ermöglichen, wird ein Wasserstollen

errichtet.

1810-1813 An der „Hohen- Warte“ wird neue Kohle gefunden.

1833 Nochmalige Runderneuerung des gesamten Werkes führt zu

verbesserten Förderungserfolgen.

1842 Fünf neue Stollen werden getrieben, darunter der „Hüttenstollen“. Die

Belegschaft beträgt 300 Mann.

1866 Das Werk kommt in preußischen Besitz.

1879-1890 Der Tiefbauschacht wird abgeteuft,

1899 Die Gruben werden an die Fabrik für Feuer- und Säurefeste Produkte zu

Vassendar am Rhein verkauft.

1901 Wegen Konkurs geht das Bergwerk an Siemens. Belegschaft steigt

wieder von 150 auf 175 Kumpel.

185

1926 Die letzten 12 Bergleute fahren zur letzten Schicht in den „Gustav-

Stollen“ ein.

1945 Fünf Bergleute legen im Plattenbrink neues Flöz frei,

1948 Wird wieder Kohle aus dem Hüttenstollen zutage gebracht.

1953 Wird die Kohlenförderung im Hüttenstollen eingestellt.

1954 Wird das letzte Mal Ton aus dem Hüttenstollen gefördert.

22.00 Steinkohlenabbau in der Hilsmulde Nach den „Historischen Nachrichten“ des althannoverschen bergbaulichen Archivs

im Oberbergamt Clausthal- Zellerfeld berichten der Bergmeister Peter Adener, der

Markscheider Wolff Seydel und der Amtmann Simon Thomas am 06.09.1572 dem

Herzog Julius u. a. über die Steinkohlengruben bei Hohenbüchen. Bis zu seinem

Tode im Mai 1589 lässt sich Herzog Julius regelmäßig über den Zustand und dem

Fortgang des Steinkohlenbergbaus in Hohenbüchen berichten. Nach seinem Tod

tritt ein Rückgang in der Verwendung von Steinkohlen ein.

Die Anzahl der Flöze bzw. kohleführenden Horizonte beträgt zumindest vier, von

denen das Duinger- Flöz als das Hauptflöz bezeichnet werden kann. Die Flöze

entfallen auf die untertesten 50 m bis 60 m einer bis 320 m mächtigen Folge von

Schichten des Wealden (Berrias, Bückeberg- Folge).

Flöz 1 = 0,38 m – 0,55 m

6,30 m Zwischenmittel

Flöz 2 = 0,15 m - 0,38 m

2,30 m Zwischenmittel

Flöz 3 = 0,19 m

Das vierte hier nicht aufgeführte Flöz wird als die Fortsetzung des Duinger- Flözes

angesehen. Seine Mächtigkeit wird mit 0,60 m bis 0,80 m angegeben.

Die kohleführenden Horizonte in der Hilsmulde sind vorwiegend als kohlereicher

Brandschiefer zu bezeichnen.

186

Nach den chemischen Eigenschaften zu urteilen, besitzt die Kohle Braun-

kohlecharakter, der dem der Glanzbraunkohle sehr nahe steht, sie nimmt eine

Mittelstellung zwischen Braunkohle und Steinkohle ein. Dieses geringe Reifestadium

wird durch das Mikrobild bestätigt.

23. Steinkohlenabbau bei Duderode und Kalefeld

Es gab hier „erste Bemühungen“ um 1564 und 1566. In einem bescheidenen

Umfang sollen wahrscheinlich um 1577 Kohlen abgebaut worden sein.

24.0 Maße und Gewichte Aus einer Werksbeschreibung vom Jahre 1867 (abgerundet):

1 Zoll (schaumburgisch) = 0,03 m

1 Schaumburger Fuß = 0,30 m

1 Lachter schaumburgisch = 7 Fuß schaumburgisch = 2,10 m

1 schaumburger Balge = 2,1 Fuß 3 schaumburgisch

1 Hektoliter = 4,1 Fuß 3 schaumburgisch

1 Fuß3 (schaumburgisch) = 24,41 Liter

1 Last magdeburgisch = 51 Balgen schaumburgisch

1 Himpten hannoversch = 1,3 Fuß 3 schaumburgisch

1 schaumburger Balge = 1,7 Himpten hannoversch = 40 kg

1 Bergfuder = 25 Balgen = 42,5 Himpten = 1 t

1 Meßelf = 18 Fuder = 450 Balgen =18 t

1 Berglast = 144 Balgen

1 Schiffsfuder = 36 Balgen

1 Balge leichter Koks = 14 kg

1 Balge schwerer Koks = 19 kg

1 Balge schwerster Koks = 27,5 kg

1741 kostet:

1 Balge = 3 Mariengroschen

1 Fuder = 78 Mariengroschen = 2,71 Thaler

1 Thaler = 36 Mariengroschen = 24 Gute Groschen

187

Lohnkosten (1771-1774)

Gedinge für 1t Kohle

5 Mariengroschen 1 Hauer

1 „ 1 Lehrhauer

1 „ 1 Läufer (Förderjunge)

1 „ 1 Haspelknecht (Winner)

25.0 Glossar

(Auswahl von Ausdrücken in der Sprache des Bergmanns)

Abbau Gewinnung von Mineralien und Gesteinen

abkehren Ausscheiden aus einem Bergwerksbetrieb

abteufen einen Schacht von oben nach unten herstellen (niederbringen)

Abwetter verbrauchte Wetter (Luft)

Alter Mann abgebauter und abgeworfener Teil eines Bergwerkes

anfahren sich nach untertage begeben

Aufbereitung Trennung des nutzbaren Minerals vom Nebengestein

auffahren horizontale oder geneigte Grubenräume herstellen

Ausbau Verstrebungen zum Offenhalten bergmännischer Grubenbaue

Ausbiß An der Tagesoberfläche sichtbarer Teil einer Lagerstätte bzw Flözes

Befahrung Begehung von Grubengebäuden

Berge loses, taubes Gestein

Bewetterung Belüftung eines Bergwerks

Blindschacht nicht zutage ausgehender Schacht

buttern Essenspause machen

Dachschichten geologische Schichten über dem nutzbaren Gestein

Dubbeln (buttern) Essenspause machen

Durchschlag Treffpunkt zweier Grubenräume bei der Auffahrung

Einbruch durch Sprengung herausgelöster Teil der Ortsbrust

einfahren sich nach untertage begeben

Einfallen Neigung der geologischen Schichten gegen die Wagerechte

Firste obere Begrenzung eines Grubenraumes

Flöz plattenförmige Lagerstätte, z.B. Steinkohle

188

Füllort Raum am Schacht, in dem der Übergang von söhliger (horizontaler)

auf seigere (senkrechte) Förderung erfolgt (wo früher die Förder-

gefässe gefüllt wurden).

Fuß altes Längenmaß (in Preußen = 12 Zoll = 144 Linien = 0,3133 m)

Gang mit Erzen oder anderen Mineralien angefüllte Kluft

Gedinge Akkordarbeit im Bergbau

Geleucht vom Bergmann mitgeführte Lampe (Abb. 27)

Gerechtsame Nutzungsrecht, Bergwerkseigentum

Grubenwetter Luft im Bergbau untertage (die Wetter)

Halde übertägige Aufschüttung von verkaufsfähigem oder tauben Material

Hangendes über der Lagerstätte befindliche Schichten (Dach)

Haspel Seilwinde zur Förderung in Schächten oder Bremsbergen

Haufwerk aus dem Gebirgsverband gelöstes Gestein oder Mineral

Huntestößer Schlepper, der Bergmann, der die Hunte bewegt

Hunt Förderwagen

Huthaus Zechenhaus auf einem Bergwerk

Kappe unter der Firste meist waagerecht liegendes Ausbauteil

Kaue Umkleide- und Waschraum

klauben taubes Gestein aus dem Fördergut entfernen

Kohlenstoß Abbaufront im Kohlenflöz

Kübel Fördergefäß

Lachter altes Längenmaß = 2,08 m (preuß.)

Liegendes unter der Lagerstätte oder dem Flöz befindliche Schichten

Lutte Röhre aus Metall oder Stoff, in der Wetter transportiert werden

Mächtigkeit Dicke einer Lagerstätte bzw. einer Schicht

Markscheide Grenze eines Grubenfeldes oder eines Bergwerkes

Markscheider akademisch ausgebildeter Vermessungsingenieur, tätig im Bergbau

Mundloch Tagesöffnung eines Stollens

muten Verleihung einer Bergbau- Gerechtsame

Nebengestein Gestein im Hangenden und Liegenden einer Lagerstätte

Ort das Ende einer Strecke, eines Abbaus (vor Ort, das Ort)

Querschlag Grubenbau, quer zum Streichen der Lagerstätte aufgefahren

Rasenhängebank übertägiger , ebenerdiger Anschlag am Schacht

rauben Ausbau und Betriebsmittel aus einem Abbau entfernen

189

Revier abgegrenzter Bereich in einem Untertageabbaugebiet

Rösche Graben zur Abführung von Grubenwässer

Rolloch geneigter Grubenbau zur Abförderung von Mineralien

Rute altes Längenmaß = 3,744 m (preuß.)

Schacht senkrechter Grubenbau, der eine Tagesöffnung hat

Schachtscheibe Schachtquerschnitt mit Einbauten

Schicht tägliche Arbeitszeit

Schießarbeit Sprengarbeit

Schlägel kurzstieliger Hammer

Schlägel und Eisen bergmännisches Wahrzeichen

Schlagwetter mit 5 – 14 % Grubengas (Methan) angereicherte und damit

explosive Luft

Schlechten Druckklüfte im Flöz

Schlepper Bergarbeiter in der söhligen Förderung (schleppen = Förderwagen

ziehen oder schieben)

schürfen nutzbare Mineralien auf ihrer natürlichen Lagerstätte aufsuchen

Seige Graben zur Abführung von Grubenwässern (auch Rösche)

Seilfahrt Fahrung am Seil, Personenbeförderung im Schacht (Abb.28)

Seilscheibe Seilumlenkrolle auf dem Förderturm

Senken die hochgequollene Streckensohle zur Wiederherstellung des

ursprünglichen Streckenquerschnittes vertiefen

Sicherheitslampe Lampe mit offener Flamme, ein doppelter Schutzkorb verhindert

das Zünden evtl. vorhandener Schlagwetter (auch Wetterlampe)

söhlig horizontal

Sohle Stockwerk im Grubengebäude.

Spurlatten an den Einstrichen befestigte Korbführungen aus Holz oder Stahl

Stempel stehender Teil eines Grubenausbaus zum Offenhalten eines

Grubenraumes

Störung Abweichung vom normalen Schichtenverlauf der Lagerstätte (z. B.

Verwerfung, Sprung, Verschiebung)

Stollen von der Tagesoberfläche aus in einen Berghang vorgetriebene

Strecke

Stoß seitliche oder vordere Begrenzung eines Grubenraumes

Streb langgestreckter Gewinnungsbetrieb zwischen zwei Abbaustrecken

190

Strecke horizontaler Grubenbau für Fahrung, Wetterführung, Förderung und

Materialtransport ohne Ausgang zur Tagesoberfläche

Streichen Richtung der Längenausdehnung einer Lagerstätte (senkrecht zu

dieser Linie das Einfallen)

Stunde 1/24 des Kompasses (360°: 24 = 15°)

Stunden einen Betrieb oder Betriebspunkt vorläufig einstellen

Sümpfen Wasser aus einem „Sumpf“ oder aus einer Grube entfernen

Tiefbau Bergbau mit Schächten (Wasser muß hochgepumpt werden)

Teufe Tiefe

Tonnlägig geneigt

Türstock Ausbau aus Holz oder Stahl, bestehend aus einer Kappe und zwei

Stempeln.

unverritzt vom Bergbau unberührt

Verhieb Hereingewinnung (in Richtung z.B. streichend) (Abb. 30)

Versatz taubes Gestein zum Verfüllen von Hohlräumen

Versetzen taubes Gestein in Hohlräume einbringen

Vor Ort untertägige Arbeitsstelle

Vorrichtung Vorbereitung eines künftigen Abbaus durch Herstellung von

Grubenbauen

Vortrieb Auffahren einer Strecke (Abb. 30)

Wasserlösung Wasserabführung aus einem Bergwerk

Wasserrösche Wassergraben

Wasserseige „ „

Wetter Luft in Grubenbauen (frische, böse, matte, schlagende Wetter)

Wetterschacht der Bewetterung dienender Schacht

Zimmerung Grubenausbau aus Holz

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AK Bergbau: Heft14, Abb. 9 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus)

211

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 10 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

212

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 11 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

213

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 12 (Landesvermessungsamt)

214

Verbreitung und Aufschlüsse des Wealden

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 13 (Graupner E. 1990)

215

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 14 (Röhrs H. 1992)

216

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 15 (Röhrs H. 1992)

217

Bramscher Pluton

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 16 (Stadler & Teichmüller 1971)

218

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 17 (Markscheiderei Gesamtbergamt Obernkirchen)

219

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 18 (Römhild G.)

220

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 19 (Krassmann, Th. 2000)

221

AK Bergbau: Jeft 14, Abb. 20 (Krassmann Th. 2002)

222

Bremsanlage im Liethstolln- Revier

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 21 (Archiv Knickrehm)

223

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 22 (Archiv Knickrehm)

224

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 23 (Weiland W. 1980)

225

226

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 25 (Weiland W. 1980)

227

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 26 (Weiland W. 1980)

228

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 27 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

229

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 28 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

230

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 29 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

231

Untertägiges Füllort

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 30 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus

232

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 31 (Archiv Knickrehm)

233

Schachtanlage Lüdersfeld

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 32 (Archiv Knickrehm)

234

Mächtigkeitslinien Flöz 3 im östlichen Muldenteil

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 33 (Prassuhn 1955)

235

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 34 (Droste K. 1987)

236

Steinkohlen am Deister und Stemmerberg

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 35 (Archiv Knickrehm)

237

Verbreitung des Wealden am Bückeberg und Deister

238

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 36 (Graupner E. 1990)

Verbreitung des Wealden bei Wennigsen

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 37 (Archiv Knickrehm)

239

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 38 (Archiv Knickrehm)

240

AK Bergbau: Heft 14, Abb. 39 (Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus