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FOTOS: GÄRTNER PÖTSCHKE, CHRISTIAN GEHLER (3), ULRIKE PÜRSCHEL (2), HANS REINHARD, KLAUS-DIETER RÖDING. ILLUSTRATIONEN: ULRIKE PÜRSCHEL (3), RUTH FRITZSCHE (3) Der Weg zu mehr Harmonie Der Weg zu mehr Harmonie FENG SHUI IM VORGARTEN Der Vorgarten ist die Eintrittspforte in Haus und Hof. Hier sollten die Energie- flüsse harmonisch fließen. Die Landschaftsarchitektin Ulrike Pürschel weiß, wie sich die fernöstliche Tradition des Feng Shui im Garten umsetzen lässt. N achdem Feng Shui, die fernöstliche Lehre von der Harmonie, schon Häuser und Wohnungen erobert hat, hält sie jetzt auch im Garten Einzug. Dabei muss ein Feng Shui-Garten nicht immer wie ein Japa- nischer Garten aussehen. Auch mit einfachen Mitteln kann Feng Shui in unseren Gärten an- gewendet werden. In China wird Feng Shui schon vor dem ersten Spatenstich anwendet: Wo steht ein Haus am besten, in welche Himmelsrichtung zeigt der Eingang, wie sieht der Garten aus? Alles wird in Harmonie mit Umgebung und Bewohnern geplant. Der europäische Feng Shui-Stil greift erst später, meist regulierend ein, um Energieblockaden zu lösen oder Energieflüsse sanft umzulenken. Ein gerader Weg, der von einem gepflasterten Kreis unterbrochen wird, bremst zu schnell fließende Ener- gie ab und leitet sie sanft und harmonisch weiter. Feng Shui: Die chinesischen Schriftzeichen stehen für Wind und Wasser. 31 GARTENGESTALTUNG

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Der Weg zu mehr

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FENG SHUI IM VORGARTEN

Der Vorgarten ist die Eintrittspforte in Haus und

Hof. Hier sollten die Energie-flüsse harmonisch fließen. Die Landschaftsarchitektin

Ulrike Pürschel weiß, wie sichdie fernöstliche Traditiondes Feng Shui im Garten

umsetzen lässt.

Nachdem Feng Shui, die fernöstlicheLehre von der Harmonie, schon Häuserund Wohnungen erobert hat, hält sie

jetzt auch im Garten Einzug. Dabei muss einFeng Shui-Garten nicht immer wie ein Japa-nischer Garten aussehen. Auch mit einfachenMitteln kann Feng Shui in unseren Gärten an-gewendet werden.

In China wird Feng Shui schon vor demersten Spatenstich anwendet: Wo steht einHaus am besten, in welche Himmelsrichtungzeigt der Eingang, wie sieht der Garten aus?Alles wird in Harmonie mit Umgebung undBewohnern geplant. Der europäische FengShui-Stil greift erst später, meist regulierendein, um Energieblockaden zu lösen oderEnergieflüsse sanft umzulenken.

Ein gerader Weg, der voneinem gepflasterten Kreisunterbrochen wird, bremstzu schnell fließende Ener-gie ab und leitet sie sanftund harmonisch weiter.

Feng Shui: Die chinesischenSchriftzeichen stehen fürWind und Wasser.

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• GARTENGESTALTUNG

NACHHERNACHHERNACHHER

GartenZeitung 10/0832 GartenZeitung 10/08

* Yin und Yang sind zwei gegensätzliche, sich jedoch ergänzendePrinzipien. Beides zu gleichen Teilen kombiniert, erzeugt Harmonie.Dunkle, kräftige Farben, Schatten, Kühle, Wasser und geometrischeFormen stehen für männliches Yang. Helle, sanfte Farben, Licht,Wärme und geschwungene Formen entsprechen dem weiblichen Yin.

VORHERVORHERVORHER

Spiralen wirken zen-trierend. In einem

Weg eingearbeitetunterbrechen sie denEnergiefluss und lei-ten ihn um. Spiralige

Gartenaccessoireswie Schnecken-

häuser und Muscheln ziehenEnergie in dunkle

Gartenecken.

• GARTENGESTALTUNG

Der vorhandene gerade Wegbleibt erhalten. Seine Strenge wird

jedoch mit dem neu angelegten,schwungvollen Band aus Kieselstein-mosaik (8) aufgelöst. Die neuen Kontu-ren des Weges bremsen nun die Energieder Umgebung ab und lassen sie lang-samer durch den Garten fließen. EineSpirale im Stein (9) konzentriert undbündelt zusätzlich Energien. Das Stein-mosaik suggeriert eine Kieselsteinküste.Der Garten bekommt den Namen„Green Islands“, da sich die Pflanzenwie Inseln harmonisch an den Wegschmiegen. Bei der Bepflanzung wurdeauf eine Balance von Yin und Yang* ge-

achtet.Diese Balance wirddurch ein ausgewogenes Ver-hältnis von Pflanzen erreicht, die sich inFarbe und Struktur voneinander unter-scheiden. Das kräftige Immergrün derEiben (1) ist eine Yang-Farbe. Die pas-telligen, rosa Farbtöne des Spier-strauchs (2) und die grau-blauen Töneder Katzenminze (3) verströmen Yin-Energie. In der Struktur heben sich diestraff aufrechten Gräser (4, 5), die sichim Winde bewegen, von der ruhigen,bodendeckenden Katzenminze (3) ab.

Bepflanzung� Eibe (Taxus baccata), � Spierstrauch (Spirea japo-nica ‘Little Princess’) (Blütemonat VI-VII), � Katzen-minze (Nepeta x faassenii) (V-IX), � Reitgras (Cala-magrostis x acutifolia ‘Karl Foerster’), � Federbors-tengras (Pennisetum alopecuroides), � Ligusterhecke(Ligustrum vulgare) (2-3 St./lfm.), � Rasen, Kie-selsteinmosaik, Spirale

Grüne Inseln am WegEin geschwungenes Kieselsteinmosaik bringt neue

Energie in den Vorgarten

Ein gerader Weg beschleunigt die Energieflüsse. Durch das geschwungene Kie-selsteinmosaik links und rechts vom vorhandenen Weg wird die Energie gebremst. Einen ähnlichen Effekt erzielt man, wenn Polsterstauden von beidenSeiten versetzt in den Weg hineinwachsen.

Harmonie im Zeichen von Yin und Yang: Das runde Beet mit Bergenien und Schaublatt steht im Zeichen des

Yin. Das ausgleichende Prinzip des Yang bringen das rechteckigeZinkbecken mit Wasser und die in Form geschnittene Hainbuche.

Silvia Reichert de PalacioFENG SHUI – DER GARTEN IN HARMONIEGräfe und Unzer, 2008 ISBN: 978-3-8338-0858-6, 19,90 F

Wer Interesse bekommen hat, Feng Shui auch inseinem Garten anzuwenden, kann sich im Buchvon Silvia Reichert de Palacio Anregungen holen.Zu 22 Gestaltungsideen für verschiedene Gar-tenbereiche werden detaillierte Pflanzpläne undPflanzenlisten präsentiert.

„In unserem lautenund stressigen Alltagsehnen wir uns nacheinem harmonischenZuhause. Feng Shui

analysiert und manipuliert sanft dieEnergien, die den Lebensraum umge-ben. Dazu bezieht der Gestalter dieunmittelbare Umgebung, die Konturender Landschaft, Pflanzen, Wasser undLichteinflüsse in die Gestaltung mitein.“

ULRIKE PÜRSCHEL

Das Grundstück befindet sich in ei-nem typischen Straßendorf Meck-lenburg-Vorpommerns. Der Gartenist symmetrisch gegliedert. Der ge-radlinige Weg führt direkt auf denHauseingang zu und spießt das Hausbuchstäblich auf. Im Sinne der FengShui-Lehre bewegt sich die Lebens-energie Chi auf geraden Wegen un-gebremst auf den Eingang zu undwirkt wie ein Angreifer oder einSchwert.Die drei folgenden Gestaltungs-Ideenbasieren auf Feng Shui und berück-sichtigen auch Geografie und Traditi-on der Umgebung. Mit wogendenGräsern, Wellenformen, stilisiertenInseln und Schiffen findet sich dasThema der nahen Ostsee wieder. Nachder chinesischen Lehre wurde auchjedem Garten ein Name gegeben. Werseinen Garten benennt, schafft neueEnergien und Resonanzen.

DIE AUSGANGS–SITUATION

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1. GESTALTUNGS-TIPP

* Yin und Yang sind zwei gegensätzliche, sich jedoch ergänzendePrinzipien. Beides zu gleichen Teilen kombiniert, erzeugt Harmonie.Dunkle, kräftige Farben, Schatten, Kühle, Wasser und geometrischeFormen stehen für männliches Yang. Helle, sanfte Farben, Licht,Wärme und geschwungene Formen entsprechen dem weiblichen Yin.

1. GREEN ISLANDS

� Blauraute (Perovskia abrotanoides) (1 St./m2, Blütemonat VIII-IX), � Schein-zypresse (Chamaecyparis lawsoniana ‘Columnaris’), � Blauschwingel (Festuca glau-ca) (12 St./m2), � Bodendecker-Rose ‘Swany’ (4-5 St./m2, weiß, VI-IX), � Lavendel(Lavandula angustifolia ‘Hidcote Blue’) (4-5 St./m2, VII-VIII), � bodendeckenderThymian (Thymus praecox var. pseudolanuginosus) (16-20 St./m2), � Buchsbaum(Buxus sempervirens), Felsenbirne-Hochstamm (Amelanchier lamarckii) (IV), Bank, �� Säulen mit farbigen Kugeln, � Ligusterhecke (Ligustrum vulgare) (2-3St./lfm.), �� Kiesweg mit einem Abschluss aus Granitkleinpflaster, �� Quellstein

Das Meer ist nahGräserwellen und Buchsbaumschiffe

nehmen das Thema Ostsee auf

Hier wird einem nach Norden ausge-richteten Garten das Element Wasser

zugeordnet. Es findet sich in welligen,unregelmäßigen Formen, schwarzer bisblauer Farbe und in Glas und Wasserwieder. Ein geschwungener Weg führt zueinem Platz, in dessen Mitte ein Quell-stein (13) gesetzt wurde. Bänke ladenzum Verweilen ein (9). Das Plätscherndes Wassers ist nicht nur beruhigend fürAugen und Ohren, sondern es wird auchden Reichtum des Lebens zu Ihnen tra-gen. Blauraute (1), Lavendel (5) undBlauschwingelgras (3) sind graulaubigbzw. blühen blau und bringen die Farbendes Nordens in den Garten.

In der Feng Shui-Gestaltung wird

auch auf die Verwendung der fünf Ele-mente Erde, Holz, Feuer, Metall undWasser Rücksicht genommen. Sie wer-den verschiedenen Formen, Farben undMaterialien zugeordnet. Kugeln, die denFarben der Elemente entsprechen, wur-den um den Platz angeordnet (10). DerEingang zum Garten wurde seitlich ver-legt und erweitert. Dieser kleine offenePlatz wird in der Feng Shui-Lehre „MingTang“ genannt, ein „Landeplatz“ fürChi***, die Lebensenergie. Dort ist Platz,den Besuch zu begrüßen, zu verweilenoder mit den Nachbarn zu plaudern. Hierkann sich Lebensenergie sammeln. ZweiBäume (8) betonen den Eingang undsind die Wächter des Hauses.

Sitzplatz mit QuellsteinEin runder Platz im Vorgarten bremst

den Energiefluss sanft ab

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• GARTENGESTALTUNG

Rosenkugelnsind geradezuperfekt dafürgeeignet, negative Sha-Energie zureflektierenund zu streu-en. Wichtigdabei ist, dassdie Kugeln ausGlas oder einem spie-gelnden Mate-rial gefertigtsind.

Wasser ist einwichtiges

Element in derFeng Shui-

Gestaltung. ImGarten sind

Brunnen oderQuellsteinestarke Chi-

Träger. Das lei-se Plätschernund Gurgeln

wirkt anregendund beruhi-

gend zugleich.

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Bepflanzung

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� Reitgras (Calamagrostis x acutifolia ‘Karl Foerster’)(4-5 St./m2), � Federgras (Stipa tenuissima) (6-8St./m2), � Staudenlein (Linum perenne) (12 St./m2,Blütemonat VI-VIII), � Wiesen-Salbei (Salvia praten-sis) (6-8 St./m2, VI-VII), � Steppen-Salbei (Salvia ne-morosa) (VI-IX), � Buchsbaum in Metallgefäßen (Bu-xus sempervirens), � Ligusterhecke (Ligustrum vulga-re) (2-3 St./lfm.), Trompetenbaum-Hochstamm(Catalpa bignonioides) (VI-VII), Heckenkirsche (Lo-nicera nitida) (V), �� Betonplatten (1 m breit), � Kies oder Splitt

2. MEERESRAUSCHEN

** Den fünf Elementen werden in der Feng Shui-Lehre Himmelsrichtungen, Farben und Formen zugewiesen.So ist z. B. das Feuer dem Süden, verschiedenen Rottönen und dem Dreieck zugeordnet. Typische, dem Ele-ment Feuer verbundene Gartenaccessoires sind Lampen, Laternen und Kerzen. Feuer = Süden = purpurn,rot, rosa = dreieckige Form = Gartenlicht, Erde = SW / NO = gelb, orange, braun = quadratische Form = Ter-rakottatopf, Metall = NW / W = weiß, grau, silbern = Kreis / Münze = Kugel, Wasser = N = schwarz, blau =unregelmäßig, wellenförmig = Quellstein, Holz = O / SO = grün, blaugrün = rechteckige Form = Säule

In der Feng Shui-Lehre wird auch dieAusrichtung nach den acht Himmels-

richtungen** betrachtet. Jede Himmels-richtung hat einen Bezug zum Leben derMenschen und steht mit den Energienund Kräften des Körpers in Verbindung.Der Vorgarten ist nach Norden ausge-richtet. Dieser Bereich unterstützt daspersönliche Vorwärtskommen, aberauch die berufliche Laufbahn. Das The-ma des Nordens ist „Alles im Fluss“. Dernach Norden ausgerichtete Garten sollteoffen, hell und fließend sein. Die FarbenBlau, Türkis, Weiß und Grau sind unter-stützende Farben. Metallische Objekteergänzen diesen Gartenbereich. Die

Gräserwellen (1, 2) bringen mit ihrenfließenden Formen Dynamik in denGarten. Kies oder in Wellen geharkterGranitsplitt (11) unterstützen den Cha-rakter und lassen den Garten hell, offenund freundlich erscheinen. Mit Buchs-baum bepflanzte Metallgefäße (6) stel-len Schiffe zwischen den Wellen dar.Der Garten bekommt daher den Namen„Meeresrauschen“. Die Geradlinigkeitdes Weges wird durch einzeln verlegteTrittplatten (10) aufgebrochen. Vor demHaus und am Eingang zum Garten wur-den Plätze geschaffen, die positiveEnergien sammeln und Raum zum Ver-weilen bieten.

NACHHERNACHHERNACHHER

NACHHERNACHHERNACHHER

*** Nach der Feng Shui-Lehre befindet sich die Energie im Fluss. Die Energie Chi durchströmt und um-strömt sowohl die lebende Natur als auch unbelebte Gegenstände. Staut sie sich oder wird sie stark be-schleunigt, entsteht das negative Gegenstück Sha-Chi. Das Ziel der Gartengestaltung ist es, die Energie-flüsse zu aktivieren und sanft durch den Garten zirkulieren zu lassen. Nimmt die negative Energie über-hand, fließt sie ungebremst durch den Garten und sorgt für Disharmonie.

Weitere Infos und

BEZUGSQUELLEN SEITE 95

3. BEGEGNUNGEN