DEUTSCHE LITERATUR IN RUMĂNIEN. AUS DEN...

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DEUTSCHE LITERATUR IN RUMĂNIEN. AUS DEN SAMMLUNGEN DER UNIVERSITĂ TSBIBLIOTHEK JASSY (AUSSTELLUNG 1992) BEGRUSSUNG Die Zentrale Universitătsbibliothek, die den Namen des groBen rumănischen Dichters Mihai Eminescu trăgt, geht auf Buchersamrnlungen zuruck, die seit 1640 angelegt wurden. In den Bestănden dieser Bibliothek, deren fruher DirektorMihai Eminescuwar (1874-1875), sind deutsche Bucher immer schon hăufig und durch wichtige Belege vertreten gewesen, wie denn auch die deutsche Kultur in der Moldau und in Jassy eine bedeutende Rolle gespielt hat. Das war moglich, weil es in der Moldau sehr vide deutsche Akademiker gab, die im 19. Jahrhundert dazu rbeitrugen, eine moderne, burgerliche Gesellschaftsformmitzugestalten und die durch die turkische Oberhoheituber Jahrhunderte vernachlăâigten Beziehungenzu 'Yesteuropa zu intensivieren, Hinzu kam, daB seit den dreiâiger Jahren des 19: Jahrhunderts viele Rumănen im westlichen Ausland, bevorzugt in Osterreich oder Deutschlandstudierten,Die Junimea-Bewegung, die in der zweiten Hâlfte das Kulturleben in ganz Rumănien prăgte, bestand zum groBen Teil aus solchen Personlichkeiten, deren Studien an deutschen Universitaten durchgefuhrt worden waren. Sie haben auch die Tatigkeitder Universitătsbibliothek und der Universitar entscheidend beeinflullt. Nicht vergessen kann ich auch die Bedeutung zweier Bibliotheksdirektoren, die in den dreiBigerJahren unseres Jahrhunderts die Modemisierung der Universitatsbibliothek veranlaBt haben: das war einmal der unermudliche Karl KurtKlein, der von 1932-1937 die GeschickeunsererBibliothek in Hăndenhatte. Sein Nachfolger, der Bukowiner Rumăne Bronislav lrion, war wie Klein Germanist '. und hat folgerichtig die deutsche und europăische Komponente unserer Samm1ungen betont. Der SiebenburgerSachse Klein, der Rumăne lrion: an dieser Freundschaft und an dieser Berufsgemeinschaft wird eine Eigenheit von Jassy und von dieser Bibliothek sichtbar- es gab keine ethnischen oder politischenSpannungen, die sich auf kulturelle und wissenschaftliche Aufgaben negativ atisgewirkthătten.

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DEUTSCHE LITERATUR IN RUMĂNIEN. AUS DEN SAMMLUNGEN

DER UNIVERSITĂ TSBIBLIOTHEK JASSY (AUSSTELLUNG 1992)

BEGRUSSUNG

Die Zentrale Universitătsbibliothek, die den Namen des groBen rumănischen Dichters Mihai Eminescu trăgt, geht auf Buchersamrnlungen zuruck, die seit 1640 angelegt wurden. In den Bestănden dieser Bibliothek, deren fruher Direktor Mihai Eminescu war (1874-1875), sind deutsche Bucher

immer schon hăufig und durch wichtige Belege vertreten gewesen, wie denn auch die deutsche Kultur in der Moldau und in Jassy eine bedeutende Rolle gespielt hat. Das war moglich, weil es in der Moldau sehr vide deutsche Akademiker gab, die im 19. Jahrhundert dazu rbeitrugen, eine moderne, burgerliche Gesellschaftsform mitzugestalten und die durch die turkische

Oberhoheit uber Jahrhunderte vernachlăâigten Beziehungen zu 'Yesteuropa zu intensivieren, Hinzu kam, daB seit den dreiâiger Jahren des 19: Jahrhunderts viele Rumănen im westlichen Ausland, bevorzugt in Osterreich oder Deutschland studierten, Die Junimea-Bewegung, die in der zweiten Hâlfte das Kulturleben in ganz Rumănien prăgte, bestand zum groBen Teil aus solchen Personlichkeiten, deren Studien an deutschen Universitaten durchgefuhrt worden waren. Sie haben auch die Tatigkeit der Universitătsbibliothek und der Universitar entscheidend beeinflullt. Nicht vergessen kann ich auch die Bedeutung zweier Bibliotheksdirektoren, die in den dreiBiger Jahren unseres Jahrhunderts die Modemisierung der Universitatsbibliothek veranlaBt haben: das war einmal der unermudliche Karl KurtKlein, der von 1932-1937 die

Geschicke unserer Bibliothek in Hănden hatte. Sein Nachfolger, der Bukowiner

Rumăne Bronislav lrion, war wie Klein Germanist '. und hat folgerichtig die deutsche und europăische Komponente unserer Samm1ungen betont. Der Siebenburger Sachse Klein, der Rumăne lrion: an dieser Freundschaft und an dieser Berufsgemeinschaft wird eine Eigenheit von Jassy und von dieser Bibliothek sichtbar - es gab keine ethnischen oder politischen Spannungen, die sich auf kulturelle und wissenschaftliche Aufgaben negativ atisgewirkt hătten.

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240 DEUTSCHE LITERA TIJR IN RUMĂNIEN

Der Stellenwert von Jassy fur die rumânische Kultur ist bekannt, die Kontaktfreudigkeit der Moldauer ebenfalls: es ist in diesem Sinne nur selbstverstăndlich, daB unsere Bibliothek die Zusammenarbeit mit deutschen

Forschungseinrichtungen sucht, Das Institut fur donauschwăbische Geschichte und Landeskunde in Tubingen gehort zu unseren bestandigsten Partnern, die sich nie durch politische Restriktionen einschuchtem HeBen. Wir sind froh, daf wir durch diese erste, bescheidene Ausstellung, die gemeinsam mit Tubingen geplant wurde, unseren Beitrag zu einer Verstăndigung leisten konnen, die sich auf historische .Traditionen beruft und fur die Zukunft Verbindungen stabilisieren .will, Es wird hoffentlich auf diesem Wege gemeinsamer Vorhaben weitergehen konnen, auch wenn Schwierigkeiten auf diesem Weg nicht auszuschlieBen sind.

CORNELIU ŞTEFANACHE Direktor der .,M. Eminescu" - Universitătsbibliothek Jassy

BEGRUSSUNGSANSPRACHE

Zu den Aufgaben des Instituts fur donauschwabische Geschichte und Landeskunde in Tubingen gehortdie Erforschung der Geschichteund Kultur deutscher Minderheiten in Sudosteuropa, In den Siedlungsgebieten der deutschen Minderheiten - auch in Jassy und in der Moldau gab und gibt es eine solche Gruppe - war das Mit - und Nebeneinander von.Volkem und Kulturen ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, das meist auf Verstăndigung und Toleranz eingestimmt war. Die Beziehungen der verschiedenen ethnischen, konfessionellen; politischen Gemeinschaften

zueinander, die I eine Identitâtssuche und Identitâtsflndung., der einzelnen Gruppen mitbedingten, sind von den Mitarbeitern dts Instituts fiir

donauschwăbische Geschichte und Landeskunde in Tiibingen von Anfaog an beachtet und untersucht worden. Und weB mao in der Wissenschaft

Zusammenarbeit sucht, wurden friih Kontakte zu Universităten und

Forschungseinrichtungen im deutschsprachigenRaun1 und in Siidosteuropa

gekniipft, die bis 1989 durch die politischen Restrikti9nen of! erschwert waren, bis dann die bekannte Wende in den WestOstBe7jehungenerfolgte.

Zu den ersten Partnemdes TiibingerInstituts gehorten die Zweigstelle Jassy der Rumanischen Akademie (heute: Philippide-Institut), wo in diesen Tagen das Symposion: ,,Der Stellenwert der deutschen Literatul' in Rumănien" ein Ausdruck gemeinsamer Bemi.ihungcn iSl,und die UniversiUitsbibliothek

,,Mihai Eminescu", die auch vor 1989 dem Institut in Tiibingen wichtige Arbeitsmaterialien zur Verfiigung gestellt hat.Es ist mir heute eine besondere

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DEIJTSCHE LITERA TUR IN RUMANIEN

Freude, diese erste offentliche Veranstaltung des Instituts und der Universitătsbibliothek begruâen zu konnen: die Leistungen der kleinen deutschen Gruppe aus Jassy kann gewurdigt werden, ebenso jedoch das Interesse, das von Seiten cler rumanischen Kollegen und Bibliotheksmitarbeiter immer schon fur deutsche Kultur und Literatur gezeigt wurde,

leIi hoffe sehr, daBdie arbeitsintensive Zusammenarbeit weitergefuhrt wird, so daB wir noch un genugCJelegenheit haben werdea, gemeinsame Veranstaltungen in Jassy oder in Tubingen durchzufuhren. Solche Veranstaltungen tragen dazu bei, wir gemeinsam Wissen liber einander zusammentragen und gemeinsam Probleme angehen, die uns betreffen.

PROffi'iSOR DR. HORST FORSTER Leiter des Instituts fur donauschwabische

Geschichte und Landeskunde Tubingen

TEXTlE IL DER BUCHAUSSTELLUNG *

VITRINE i.

DElJTSCHE LITF'RATUR IN DER BUKOWINA UND RARA

RARA:

Die meisten Wiegendrucke der Universitătsbibliothek sind Werke deutscher Buchdrucker. Besonders seltene regionale Belegexemplare sind durch

Zufall nach Jassy gelangt So hat . der Kontakt zur Buij:owina tind zu Siebenblirgen immer wieder BUcher in dic Moldan gebrad1t, die aus Bibliotheken siebenbi.irgischer Gelehrter oder vom osterreichischcn Buchmarkt stammten. Einige dicser Rara sind durch wisscnschaftliche PubJ.ikationen bekannt; einem interessierten Publikum k<:irmen sic meist. wegen konservatonscher Absicherung, gezeigt werden. 1. Cronica Abconterfeyung unt! [·,·ntwerffung der Turkey mii

Durch S'ebastian Franck verteutscht, Augsburg, mit 10 Kupferstichcn.

Es handelt sich um deutsche Fassung des sogenannten Biichleins des unbekannten MUhIbachers,. das 1488 in lateinischer :'ipra()!1e

erschienen war. Das Jassyer Exemplar, ohnc das Vorwoftvon Luther, isl in der Bukowina aus Privatbcsitz erworben wordeii.

'" Die wurde 'Un 21. Se,ptember 1992 crăffncL Dic und eli,. Vorarbeitcn wurden vom Institut fUr dOlllluschwăbische Geschichtc und Landeskund,;; (Dr. Horst tlnd vom AL Institut fUf Rmnânisehe Renms Zâstroiu) Der; .i\u!bau besorgten die deT UniversitjtsbibJjotbek Jas.)' Direktol' Comeliu Ste:iarlad1c).

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242 DElfI'SCHE LITERATUR IN RUMĂNIEN

Ausgabe ist sehr gut erhalten, vor allem die Kupferstiche sind in einem ausgezeichneten Zustand.

2. Georg Becker, Orator extemporeus, sive anis oratoriae breviarum.,., Lipsiae, Kirchner, 1664,456 S.

Die Beckersche Rhetorik stammt aus dem Besitz des Sachsengrafen Valentin Franck von Franckenstein (1643-1697), von dem cine

Eintragung auf dem Titelblatt erhalten ist, Es ist ein.Indiz dafur, wie die siebenburgisch-sâchsischc Barockliteratur auf deutsche Modelle zurtickgriff.

3. Joannes Honterus, Rudimentorum cosmographicorum. Libri 3, (Zurich), Froschouerum, 1552.

Seltene Publikation des siebenburgischen Reformators Honterus, Bei

Christoph Froschauer in Zurich erschienen von 1546 bis 1602 Nachdrucke der Kosmographie von Honterus. Der Kartenanhang wurde auch in anderen geographischen Werken, die Froschauer druckte, mitverwendet.

Lit.: Gernot Nussbăcher, Johannes Honterus. Sein Leben und Werk

im Ei/do Bukarest, Kriterion-Verlag, 1974. 4, Gabriel Lupschor, Vocabular român-german. Ms. Alba Iulia, 1764.

Der Verfasser dieses ersten bisher bekannten rumânisch-deutschen

Worterverzeichnisses, Gabriel Lupschor, stammt aus der Gegend cler siebenburgischen Militargrenze (Tiha Bîrgăului). Sein Verzeichnis ist einem Kalender beigegeben, der 1764 in Alba Iulia transkribiert wurde,

Lit.: Horst Fassel, Primul glosar român-german. Un manuscris din

anul 1764 (Das erste rumiinisch-deutsche Glossar. Eine Handschrift aus

dem Jahre 1764), in: Analele ştiinţifice ale Universităţii ,,Al. 1. Cuza" din Iaşi. Secţiunea III.e lingvistică, Bd. XXV, 1979, S. 107-108.

DEUTSCHE LITERATUR IN DER BUKOWINA:

Im Jahre 1775 wurdc die Bukowina an Ostcrreich abgetreten. Bis dahin war sie als nordlicher Teil des Filrstenlums Moldau bekannt. Von 1918-1940 war dic Bukowina Teii von GroBrumănien. 1940 wurde ihr nordlicher Tcil an

die Sowjetunion abgetreten. 1941 wieder von Rumănien besetzt Scit 1944 ist der nordliche Teil der Bukowina und deren Hauptstadt Czemowitz der Ukraine

angeschlossen, w3'hrend der stidliche Teil (um die Stădte Suceava und Rădăuţi) zu Rumănien gchort.

Die osterreichische Zeit und clie Peri ode, als die Bukowina zu

GroHrumănien gehijtte (1918-1940), schufen Voraussetzungen ftir dic Entstehung ciner deutschen Literatur in der Bukowina. 1795 cntstand cin Lied des Pastors Daniel W. Hubel, das als erstes Werk cines buchcnlanddcutschen Schrifttul11s bczeichnet wîrel.

Eine literarische Entwicklung ist vor 1848 nicht auszumachen.

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DEl.JTSCHE UTERATUR IN RUMĂNIEN 243 ------------------

Bis dahin gibt es jedoch Belege einer deutschen Literatur, die sich alle in der Universitătsbibliothek in Jassy befinden: das Manuskript einer Parodie von Ritterschauspielen aus dem Jahre 1825 (Die Zuriickkunft aus Palăstina), die Gedichtsammlungen der Rumănen Theodor (1838-1858) und iancu Lupul

(1836-1922).

Im Jahre 1848 edierten die Bruder Hurmuzachi cine zweisprachige (deutsch-rumănische) Zeitung: "Bucovina", die bis 1850 erschien. Mit dem

Improvisator und Geschichtelehrer Ernst Rudolf Neubauer (1828-1890), der nach dcr Wiener 48-er Revolution in die Bukowina kam, der nach 1862 eine

deutsche Zeitung in Czernowitz herausgab und durch seine eigenen literarischen

Versuche uberregional bekannt wurde, durch drei Jahrbucher in den Jahren

1864, 1870 und 1871, die alle unter dem gleichen Titel, aber mit unterschiedlichen Herausgebern, erschienen ("Buchenblătter") war der Anfang einer regionalen Literatur erkennbar, deren Wirkung bis 1918 bescheiden blieb und nur durch Karl Emil Franzos und Leon Rosenzweig uber die Bukowina hinaus bekannt wurde.

In der Zwischenkriegszeit war Czemowitz ein wichtiges Kulturzentrum, in

welchcm sich ein deutsches Theater bis 1923 behauptete, in welchem judische und deutsche Autoren und Journalisten dafur sorgten, daB der Anschluf an Wien

und Berlin nie in Frage gestellt wurde. Mit Alfred Margul-Sperber (1898-1967) war ein wichtiger Forderer und Lyriker tatig, Moses Rosenkranz (geb, 19(4)

und Rose i\uslănder (190]-1988) sind Beweise fijr die Qualităt der lyrischen

Versuche in der Bukowina, und mit Immanue1 WeiBglas (1920-1979) und Paul Cclan (192n 1970) wurde die Bukowina auch nach 1944 Austrahlungsgebiet dner judischdeutschcn Dichtung von Rang.

Die deutsche Presse war in der Zwischcnkricgszeit Tragerin der literarischen V crsuche. Die exprcssionistischen Zei tschri f ten "Der Nerv" (1918) und "Das Licht" (1918) spieltcn fiir ganz Rumănien eine Rolle, und dic

Zeitschrift "Die GemeinschaftH (1928-1930) war als kulturpolilisches Organ die wcrtbcwuBtesle Publikation l.mter den rumăniendeutschen Periodica.

Besonders wichtig waren auch Zeitungen wie "Der Tag" und "Czernowitzer Morgenblatt" (1932-1935, bzw. 1918--1940), wo die meisten Schriftsteller und Dichter <ler Bukowina sich einem Publîkum vorsteUen

konnten. DaB hier und in der sozialdemokratischen Zeitung (1919-1937) dic deutsche ExiUiteratur dn Refugium fand, isi besonders hervorzuheben, wei! cs nicht selbstverstăndlich war.

Nach 1944 befanden sich vide buchenlăndische Autoren in Rumanien. wo

sich um Alfred Margul·.sperber und Alfred Kittner ein Literaturkreis Bukaresl herausbildete, der in dcn fiinfzigcr Jahren Akzeote setztc. Oder die Bukowiner

waren nach ()sterreich und Deutschland ausgesiede1t worden, wo sÎe sich neue

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244 DEurSCHE LITERATUR IN RUMĂNlEN --------------------------

Betatigungsfelder suchten nud Geburtsheimat zum Teil einer Seinsfindung werden lieâen. Alfred Gong, Georg von Drozdowski, Gregor von Rezzori sind nur 'Jinige Namen - neben den schon erwahnten Celan, Auslănder '-, die sich auf dem deutschen Buchmarkt behaupten konnten. Ob es heute, nach der Wende, noch einmal zur Entstehung eines deutschprachigeo Schrifttums in aer noroucnen Bukowina kommt, erscheint ungewiB. In cler Sudbukowina hat es nach 1944 keine deutsche Regionalliteratur gegeben.

Zu den Spezifika buchenlandischen Literatur gehoren Mehrsprachendichter, Ubersetzer, zweisprachige Periodica und ein ausgeprăgtes, europăisch geeichtes Wertebewubtsein.

l , Die Zuriickkunft aus Paldstina. Ein Ritterschauspiel in zwei Aujziigen.

Mitoka (Suceava), 25. 1825, Universitatsbibliothek Jassy.

Es handelt sich urn das erste literarische Werk in deutscher Sprache, das bisher in cler Bukowina gefunden wurde, S.N. konnte einfach als "sine

nomine" gemeint sein. Lesedra.rna ist wohl von einem aer deutschcn

Akademiker, die in im 19. Jahrhundert bezeugt sind, verfa6t

v..rorden. LS geh()rt der Konzeption nach zum osterreichischen Volkstheater, wo Parodien klassischer Vorlagen beliebt waren.

: Horst Fassel, Die deutsche Literatur in der Bukowina,

Entwicklungstendenzen und Forschungsliicken, in Die deutsche

Literaturgeschichte Ostmiuel··· unei Siidosteuropas von der Mitle des 19.Jahrhunderts bÎs !zeute. Miinchefl, 1992, S. 86-100.

2. Theodor Lupul, Sămtliche VVerke. Ms. (Gcdichte aus den Jahren 1854-] 856), Universitătsbihliothek Jassy.

Theodor Lupul (1838-1858) war Rumăne. Seine Gedichte und der Entwurf cine AchiUeis (Ms. (;benfa]]s in der {)niversitătsbibliothck

Jassy) warcn schon bekannt: in dcn "Buchenblăttem" sind einige Cîedichte abgedruckt wmden.

Lit.: Deutsche und Kultur in der Nordnwldau,

Beitriige zut' lI, 1983, S. 63-74.

J. BukoH'ina. Rumimische Zeitung Politik, Kirche Literatur", Czcmowitz, 1848,

Die BriJdcr ldexandru (1823-1871) upd Gheorghe (] 17 -1882) HunIluzachi gahen vonl 4. Oktober 184K bis 1850 die Zcitung "Bucovina" in Czcmowilz hcraus.

Es isI dies cine Zweisprachcnpubli.ation, \vckhe f\nliegen

der Bukowiner Rumiincnvertreten wilL Den deutschsprachigen Teil hal

Alexandm Hurmuzachi redigiert, dcr 1845 seine Jurastudien in Wkn

abgeschlossen halle. Nach dcm Vorbild dieser Zeitung .cntstanden spaîer

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DEUl'SCHE LrnU{}\ TUR IN RUM..NIEN ,----

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bislang nicht genutzte

von denen

am Ianglebigsten

weitere regionale Zweisprachenpublikationen, Zeitschrift .Rornanische Revue"

erfolgreichsten war. tit: Teodor Bălan, Fraţii George şi Atexanaru Hurmuzachi

"Bucovina", Cernăuţi, 1924.

4. Jahresbericht des k.u.k. Staatsgymnasiums in Czernowttz.

Ende des Schuljahres 1912/1913 von Karl Im Selbstverlag der Lehranstalt, 1913.

In den Jahresberichten der Schulen

poetische und historische Beitrăge der Lehrer erschienen. Neubauer ha! z.B, im Jahrhundert

mit Vorliebe in den Jahresberichten veroffentlicht,

5. Taschen- und Hauskalender. Samt Ărzteverzeiclmis, Cernăuţi:

19. Jahrgang, 1931. Die Bukowina besaf ein sehr reiches

Pressewesen, Die Kalenderliteratur der zwar

bibliographisch erfaât aber nicht ausgewertet worden, Lit.: Erich Prokopowitsch, Die Entwicklung des Pressewesens in der

Bukowina, Wien, Typogr. Anstalt , 1982 (= Forschungs- unei Kulturstelle der Osterreicher aus dem Donau-, Sudeten- und Karpatenraum, wiss, Reihe 6). .

6. Katholischer Yolks-und Hauskalender fiir die Bukowina J937. Herausgegeben von Pater Goebel, Cemăuti, Universitătsl.lckerei, 1937 ..

Pater Goebel, ein katholischer Priester, gaIt den Rechtscxtremen und

Natlonalisten der dreiBigcr Jahre als HauptJeind. Seine Pub1ikationen wUl'den von der deutschnationa1cn Presse immer wieder angegriffen.

VfTRINE 2:

DEUTSCHE LITERATUR IN BESSARABLEN UND IN UER MOLDAtJ.

DElJrSCll1,: LITERATUR IN BI':SSARABIEN

lm J ahre 1812 kam cler ostliche des Ftirstentums Molduu unter

russische tlerrschaft. lm Sudcn dieses GdJl.ctes wurdcn Deutschc angesiedclt, vorwiegend cvangelische Wtirttemberger. zum Jabre 1940, als den Hitler-Stalin-Pakt dic Umsiedlung der Bcssarabiendeutschen den \Varlnegau erfolgte, lebten in Siidbessarabien knapp 100.000 Deutschc. llTI 1989 wurdeo 7,335 Deutsche in Kischinew und }vloldawien registriert.

Eine regionale dcutsche LiteralUr cntstand in Bcssarabien recht Ah frtihester Versueh gilt der Roman von GottJricd Hdger Sieben Gesichie des

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2,16 DEUTSCHE LITERATUR IN RUMĂNlEN ------_._-----_.

vielt răumencleu Kolonisten (1864). Spater waren periodische Publikationen in Odessa Sammclbccken fur literarische Versuche am, Bessarabien ("Odessa.;;r 7eitung", .Ddcssaer Kalender"), Ais von 1918-1940 Bessarabien an Rumanien angeschlossen wurde, gab es eine regionale deutsche Presse, die auch

belletristischc V ersuche fordcrtc, Am langlebigsten war die .Deutsche Zeitung" in Tarutino (1919--1940) mit dem angeschlossenen .. .Deutschen Volkskalendcr fur Bessarabien" CI 920-1940). Die .Deutsche Volkszeitung" (1935-1940) publizierte cine Beilage .Kunst und Schrifttum"; andere Publikationen (,,Die Jugend", 1935 1938 und .Sonntagsgrufl", 1934) versuchten ebenfalls, einheimische deutsche Literatur zu fordern.

Zu Buchveroffentlichungen in Bessarabien kam es selten. Die beiden

einzigen bekannten Ausnahmen sind der Novellenband von Andreas Sandau:

Bessarabische Steppe (1939) und das Schauspiel von Richard Rcinig: Die Wac/it im Osten (1939).

Nach der Umsiedlung liebcn sich die rneisten Bessarabiendeutschen in

Baden- Wurttemberg nieder, wo sic in Stuttgart ein Bessarabiendeutsches Helmatmuseum besitzen. Der Verein zur Farderung des Schrifttums der

Bessarabiendcutschen gab in Stuttgart cine Buchreihe heraus, die einen gulcn Oberblick iiber dic literarische Entwicklung des bessarabiendeutschcfl Schrifttums ermoglicht: l1eimat in der Steppe. AIIS dem Schriftt/lln der

Bessarabiendeutsc{len (1964), k:h hin das ganze .lahr vergniigt. Uederbucll der Bessarabiendeutschen (1964), Sagen der Bessarabiendeutschen (1973).

In der Republik Moldawicn k.:!m es nach 1945 zu keinen dcutschcn

Puhlikationen. Seit 1990 gibt cs das deutsche Kulturzentrum f10ffmmg in Kischinew. Es ist nicht auszuschlieBen, daB cine bescheideoe regionale deutsche Litcratur in Moldawien entsteht.

DElrrSCHE LITERATUR IN DER MOLDAU

Im Fiirstentum Moldau gab es sehon im Mittelaltcr cine deutschc

Bevtjlkerung. Besonders wichtig war die deutsche Gcmeindc in der ersten Haupstadt des Furstentums, in Moldenau- Baia. Bis zum Ende des 17.

Jahrunderts war in den Ti.irkenkriegefl dic deutschc StadtbcvOlkerung in der Moldm vcrnichtet worden. Leistungen wie im 16. Jahrhundert, als dic Fiirstenakadem.h von Cotnari vom deutschen Humanislcn Johannes Sommer

gcleitet wurde, warcn nicht mchr denkhar. Als nach dem Jahre 1829 dic Versuche rurnăl'âschen FurstenltimerMoldau und Walachei intensivicl1

wurden, Anschlu13 an Europa zu finden, entstand -- vor anem in den grdBeren Stădten - emeut einc deutsche BevOlkcrungsgruppe.

In Jassy war das gcsamle OffentHche Lebcn von einer aktiven, weIln auch

l,ah1enmăBig nie sehr starken deutschen Gemeinschaft mitgepragt worden.

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DEUTSCHE L1TERATUR IN RUMANIEN 247 -------------------------- --------------------

Deutsche Stadtarchitekten (Kugler, Freywald), deutsche Ărzre und Apotheker

(Russ, Riegler, von Czihak), deutsche Padagogen und Wissenschaftler (Engel, Meissner, Gruber) spielten cine entscheidende Rolle bei der Herausbildung einer

modernen, burgerlichen Kultur in der Moldau. Da vide rurnănische Personlichkeiten, vor allern aus dern Umkreis cler Junimea-Bewegung, an deutschen und osterreichischen Universitaten studiert hatten, gab es ei ne gute Zusammenarbeit liber ethnische Grenzen hinweg.

Schon in den dreibiger Jahren des ] 9. Jahrhunderts schrieb der aus Kronstadt stammende Jurist Christian Flechtenmacher in Jassy deutsche Verse;

cler Stadtarchitekt Karl Kugler, scit 1842 in der Moldau ansâssig, tat es ihm nach, Im Jahre 1855 gab D. Gusti eine Gedichtsammlung fur den Fursten Gr, A.

Ghika heraus, in welcher auch deutsche Gedichte publiziert wurden. Schlieâlich

reimte der Apotheker E. Finckelstein nicht nul' in Wiener Zcitschriften; el' gab zwei eigene Gedichtbande in Jassy heraus: Kleine poetische Yersuche (1898) und Friihlillgsbliiten (1905). Fincke1stein entsiammte wie Oswald Neuschotz

dem jiidischen Wohlstandsbiirgerlum van Jassy. Neuschotz wurde durch seine

Zigeuncrlieder, clic er in dr Zeitschrift "Das literarische Rumanien" (1890) veroffentlichte, landesweit bekannt.

Einc bcachtlichc Tradition kijnnen dic Zweisprachendichter in Jassy aufweisen. Der beriihmte mmanische Literaturkritiker Titu Maiorescu schricb

nicht nur dculsche Gedichte und Theaterstticke; el' ftihrte auch Tagebuch in dcutscher Sprache, was fur Jakob Negruzzi, dem Sekretiir der Junimea- Bewegung und Herausgcbcr der namhaftcn Zeitschrift "Convorbiri literare" (1867 ff.), ebcnso gilt. Auch Rumăniens Nationaldichter,ihai Eminescu (1850--1889), u.a. Mitarbeiter am Brockhaus, dichtete in deutscher Sprache und ftihrte Tagcbiicher in deutscher Sprache.

Die Bruckenfunktion der deutschen Literatur wurde in Jassy inuner wieder durch Obersetzungen aus dem Deutschen und ins Deutsche wahrgenommen.

MOWAU:

1. lahresbericht der unter dem Patronate Sr. Majestăt des Deutschen Kaisers stehenden Deutsch-Evangelischen Gemeinde in Jassy fur das lahr 1885, J assy: Goldner 1886.

Scit dem Jahre 1776 ist cine cvangelisch-deutsche Gemeinde in

Jassy nachgewiesen. Der Chronist diescr Gemeinde ist Karl Kurt Klein (1897·-1971), der von 1923-1930 evangelischer Stadtpfam:r in Jassy und Dozcnt am Germanistiklehrstuhl war. In der zweiten Hălfte des 19.

J ahrhunderts verfiigte die evangelische Gcmeinde liber cine deutsche Schule, deren Lehrer aus Berlin kamen. Bis 1916 war der deutsche Kaiser

der Forderer der evahgelischen Gemeindc.

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248 DEUTSCHE LlTERiiTUR iN RUMANlEN

Rumanischen

nod geleitet von

Nach 1918 wurde diesc der Evangelischen Landeskirche A.B. in Hcrmannstadt unterstellt. Nach 1 Ioste sich die Gemeinde aui', die

Kirche wurde von der griechisch-orthodoxen Kirche ubernommen. Lit.: Karl Kurt Klein, zar des Protestantismus

in der Moldau, Bukarest, 1924, Bei .. 1-11.

2. .Das literarische Rumanien. Organ die Verbreitung Literatul", Geschichts- und Volkskunde. Herausgcgeben Oswald Neuschotz", Bukarest, Carol Gobl, 1889.

Das Modell fur die Zcitschrift von Oswald Neuschotz war die

ruinănischc Publikarion .Dacia literară" von Mihail Kogălniceanu; die

"Dacia literară." war die wichtigste Zeitschift fur rumânische Literatul: in

der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts und crschien in Jassy. Neuschotz

wollte - allerdings in deutscher Sprache - filr rumănische Sprache und

Volkskunde werben. Seine Sammlungen moldauischer Zigeunerlieder, Niveau

gesteigert Nach den ersten 12 mubte das .Literarische Rumănien" sein Erscheinen cinstellen,

Lit.: Horst Fassel, "Das literarische Rumiiniell -- eine ZeitschriJt des

19. Jahrlmnderts. in' Karpatcnmndscau", 2 (1979), Nr. 50, S. 4--5; Ders.:

Trei reviste româneşti de limb(l in ,,Anuar de lingvistică Şl

istorie literară", Iai, Bd. xxvm, 1981-1982, S. 107-11 L 3. Marco Brociner, Eine Hochzeit mit Hindernissen und andere humoristÎsche

Erziihlungen, Bukarest, Kriterion. 1972.

Marcu Brociner ist irn Jahre 1852 in Jassy geboren worden. Er war in den ncunziger Jahren Journalist in Bukarest, dann in Wien, wo er im

1942 starb. Der! groBtcn Erfolg erzieJte sein Schauspiel Die HochzeÎf von Văleni, das er gemeinsam mit Ludwig Ganghofcr schtieb. Sein 1.'-OIHllirl Ionel Fortunat (1907), dn Sittengemălde aus Rumănien und dcr Vers!Jch, den rumănischen Bauemaufstand des .Iahres 1907 darzustcHen

(Das Volk sleht au}), wurden von der Kritik unterschiedlkh bewerteL

Lit.: (}sterreichisches Biogmplâsches Lexikon 1815--1950, Graz- Bohlau, 1957, Bd. 1, S. 115.

4. Matilda Cl.Igler-Pord, Poesii (Gedichte), Bucureşti, Eid. LibrăJia Socecu and "-.·V·H.i'., (1885).

MathUde Kugler-Poni. als Ma/Uda Cugler-Poni in der rumănischen

bekanut, ist die Tochh;r des aUi> det Bukowina stammenden Jassyer Stadtarchitek:ten Karl KugkL Sie "var Zweisprachcndichterin, um die

do Literatur'kreis henm;<;gebildel. Ihr Ehemann, der beriihmte,

Ctîefni;,cr Petre unterstiitzte titerarischt:n Neigul1gen seiner Frau.

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l.iEUTSCHE LITERA TUR IN R ti MANIEN

Lit.: Vorwort von L Nuţă in Matilda Cugler-Poni, Scrieri alese, laşi, :1 unimca - V erlag, 1971.

5. Matilda Cugler-Poni, Poes ii (Gedichteţ, Bucureşti, Editura Lit. a Casei Şcoalelor, 1927.

6. Kleine poetische Yersuche, Jassy, Goldner, 1898.

Finckelsteins Lebensdaten konnten bislang nicht ermittelt wcrden. sind von ihm Gedichte in der Wiener .Pharmazeutischen Post"

erschienen, Seine in Jassy gehorte zu den bekannten Standorten

geistig Interessierte. Auâer den Gedichten, die sich mit heilkundlichen

Themen bcschaftigen, finden wir auch Ansatze zu einer

Gelegenheitspoesie, Lit.: Horst Fassel, Briicken zur rumănischen Kultur. Das deutsche

Schrifttum in der Moldau, seine Beziehungen zu Siebenbiirgen und dem

Buchenland im 19. Jahrhunden, in .Neuc Literatur", 30 (1979), NL 9, S, ff.

7. Elieser Finckelstein, Fruhlingsbluten. Kleine Sammlung deutscher Gedichte.

Gelegenheitsgedichte, Epigramme unei Ubersetzungen, Jassy: J.

Goldenberg and C. Aberman, 1905.

In diesem Gedichtband nehmen poetische Stellungsnahmen zu

Zeitereignissen (Emigration, Diirre) einen beachtlichen Platz ein.

8. Oswald Neuschotz, Moldauische Zigeunersilhouetten . Prinzess Smaralda, Czemowitz, 1886. I

Ncuschotz hat auch in franzosischer Sprache geschrieben (z. B. das

Sttick, Fausses accusatiolls, Craiova, 1896). In deutscher Sprache sind

von ihm herausgegeben: Carmen Sylva, Mite Kremnitz, Helene Văcărescu.

KritischeStrei/lichter, Berlin, 0.J.; Dom, vertont von Albcrt lJlrich, Berlin.aJ.

Lit.: Horst Fasscl, Briicken zur rwnănischen Kultur, s. obea. S.97-98.

9. Titu Maiorescu, Gedichte (1855-1878), Bucureşti, Bukovina, 1940.

Titu Maiorescu (1840-1917) ist einer der bekannteslen rumănisehen Literaturkritiker. In Wien und Berlin hatte tor Schule und UniversiUit

besudlt. Dabei entstanden zahlreiche aeutsche Tagc9uchcr und

Theatersti.icke (z.B. Die BlOdsinnige). Die 12 Gcdichte in deutscher

Sprache sind von 1. E. Torouţiu nerausgegeben worden.

Lit.: Dmnnica Filimon, Tînărul Maiorescu (Der junge Maiorescu), Bukarest, 1975.

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250 DEtITSCHE UTERA TIJR IN RUMĂNIEN

10. Iacob Negruzzi, Jurnal, Ubers. aus dem Deutschen von Horst Fassel, Anmerkungen von Dan Mănucă und Horst Fassel, Vorwort von Dan Mănucă, Cluj (Klausenburg): Dacia-Verlag, 1980, Reihe; Restituiri.

Iacob Negruzzi (1843-1932) hat in Berlin und Heidelberg studiert und in den Jahren 1861-1864 ein Tagebuch in. deutscher Sprache geschrieben. Nach seiner Promotion hat Negruzzi sich im Badeort Stuer aufgehalten und dort eine Kurzeitung Fa-ul redigiert, die vershollen ist, Seine Ubersetzungen aus der deutschen Literatur (vor allem aus Schiller) sind meist in der Zeitschrift "Convorbiri literare" erschienen.

Lit.: Horst Fassel, Das Tagebuch des Jakob Negruzzi, in

.Karpatenrundschau", . 8 (1975), Nr. 15; Alexandru Iordan, Iacob

Negruzzi, Bucureşti, Socec., 1932.

BESSARABIEN: "

1. .Deutsche Zeitung Bessarabiens", Red. Karl Liebram, XIII (1931), Tarutino, Buchdruckerei Karl Liebram,

Die .Deutsche Zeitung Bessarabiens" erschien beginnend mit. dem 6. November 1919. Zunăchst zeichnete Christian Kalmbach als Redakteur, dann von 1920-1921 Albert Knauer. Nach 1921 ubemahm Karl Liebram

die Redaktion. Er hatte schon vorher fur die Herausgabe des .Deutschen Volkskalenders fur Bessarabien" gesorgt. In diesem Kalender hatte

Liebram Erinnerungen aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg publiziert.

2. .Deutscher Volkskalender for Bessarabien 1935", Tarutino: Druck und

Verlag der .Deutschen Zeitung Bessarabiens",

Karl Liebram jun. hat in diesem Jahrgang des .Deutschen Yolkskalenders" einen ersten Versuch untcmommen, cine Anthologie der

bessarabiendeutschcn Litcratur vorzulegen; gleichzeitig hat el' auch eine ObersichtsdarsteIlung angestrebt (Deutsches Schrifttum in Bessarabien, S. 101-105).

Lit.: Horst Fassel, Literatura gennană din Basarabia (Deutsche

Literatur in Bessarabien, in ,Jiteratură şi limbă", Kischincw, 6/1993.

3. "Jahrbuch (Kalender) der Dcutschen Bcssarabiens 1940), Cetatea Albă, 1940.

4. Andreas Sandau, Bessarabische Steppe. Via Erzâhlungen, Tarutino, Karl Liebram, 1939.

Es ist das einzige Exemplar der Erzăhlungcn von Sandau, das sich erhaltcn hat. Die vier Erzăhlungen (eigentlich Novellen) sind alle vorher im "Dcutschen Volkskalender ftir Bcssarabicn" erschiencn. In den Kalcndern hattc Sandau auch andere Prosatexte veroffentlicht, dic im

Erzăhlband keine Berucksichtigung fanden.

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DHITSCHE LITERATUR IN RUMĂNIEN ---"-'--"-" ----"

251

5. Richard Reinig, Die Wacht im Osten. Hin Spiel von Kampf und Sendung in 3 Aufzugen, Tarutino, Karl Liebram, ]939.

Richard Reinig (1918-1980) erweist sich in dem Schauspiel als Verfechter der Blut-und-Bcden-Ideologie, Nach 1945 wurde Reinig

Professor cler Theologie, In den Kalendern der Landsrnannschaft der Bessarabiendeutschen konnte man mitunter Gedichte von Reinig lesen.

: Lore Emisch-Kauer/Hugo Schneider, In memoriam Prof Dr. phil. et theol. Richard Reinig (1918-1980), in .Bessarabischer Hei matkalender", 1982, S. 107-111.

6. Luminita Fassel, Ethnische Kontakte in Bessarabien. Rumdnische ĂujJertmgen iiber die Bessarabiendeutschen, in .Sudosrdeursche Vierteljahresblătter", Munchen, 41 (1992), Nr., 2, Sonderdruck,

VITRINE 3:

HOCHSCHULGERMAN1STIK IN JASSY (1905-1990)

In Jassy wurde 1860 die erste Universitât des sogenannten rumănischen Altreichs eroffnet. Wenn man bedenkt, daB schon die Michae1sakademie

(Academia Mihăileană) von 1835-1840 mit zwei Fakultăten funktioniert hatte,

dann ist Jassy die rumanische Stadt mit dem altesten Universitătsbetrieb. Seit 1830 wurde in Jassy die deutsche Sprache Schulfach, Erst im Jahre

1905 aber kam es zur Ausschreibung von zwei Germanistiklehrstuhlen in

Bukarest und Jassy. Der Lehrstuhl in Jassy wurde von dern geburtigen Sicbenbiirger Rumănen Traian Bratu (1875-1940) iibemommeh. Bis zum Jahre 1923 gab es neben Bratu keinen Assistenten; 1923 wurde Dr. Karl Kurt Klein, der in Klausenburg studiert hatte, nach Jassy engagiert. Seit 1926 war er Dozent, van 1932-1937 dariiber hinaus Lciter der Universitătsbibliothek, die er nach

dem Vorbild der Weltwirtschaftsbibliothek in Kiel organisierte. Mit Bratu und Klein standen in der Moldau zwei der bedeutendstcn

Gennanisten des Landes zur Verfiigung. Wăhrend es Bratu vor allem um die Methodik des Deutschunterrichts ging, beschăftigte sich Klein mit deutscher Literatur in Rumănien und rumanisch-deutschen Literaturbeziehungen. 1939 erhielt Klein einen Ruf nach Klausenburg; nach dem Zweiten We1tkrieg beendcte fier Siebenbiirger Sachse Klein seine Gennanistenlaufbahn an der Universitat lnnsbruck.

In den vicrziger Jahren wurde der Gennanistiklehrstuhl von Professor Dr.

Virgil Tempeanu zwischenzeit1ich bctreut. Nach 1948 war Professor Jean Livcscu Lehrstuh1inhaber und Rcktor der l.Jniversităt. 1955 vertieB er Ja"isy und

sctzte seine. Tătigkeit in Bukarest fort. In Jassy wurde von 1955-1964 DeUlsch

nur im Nebenfach angeboten.

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252 DEIITSCHE LITERA 11JR IN RUMĂNIEN ----,

1964 erfolgte eine Wiederbelebung des Lehrstuhls, 1967 wurde Hertha Perez zur Lehrstuhlinhaberin berufen, sic war seit 1949 am Germanistik-, spater

am Lehrstuhl fur vergleichende Literaturwissenschaft tatig gewesen, Mit bis zu 12 Dozenten und Wissenschaftlichen Assistenten erreichte Lehrstuhl in

siebziger Jahren einen Hohepunkt. Bis ro 200 Studenten studierten Germanistik im Hauptfach, Nach 1977 begann in ganz Rumănien der Abbau Fremdsprachenlehrsttthle; Germanistik wurde dazugezăhlt, In den achtziger

Jahren gab es in Jassy nur hin und wieder eine Absolventengeneration, zuletzt im Jahre 1988. Nach 1989 ubemahm Andrei Hoisie-Corbea die , Lehrstuhlleitung, Vide der Mitarbeiter waren zwischenzeitlich aus Rumănien

ausgereist. Lit.: Horst Fassel, Traian Bratu şi germanistica ieşeană (Traian Bratu und

die Jassyer Germanistik), Iaşi, Universitâtsverlag, 1981.

1. Portrătfoto von Traian Bratu, Aufnahme: Universitatsbibliothek ,,M. Eminescu", Iasi, St. 3.554. ,

Traian Bratu (1875-·1940) war als Gymnasiallehrer filr Deutsch im Jahre 1902 'gekommen. Seine Studien hat er irn Jahre 1907 in Berlin mit

einer Dissertation uber Fouques Lyrik bei Erich Schmidt abgeschlossen. Nach dem Ersten Wcltkrieg wurde Bratu Dekan der Ph.i1osopruschen Fakultăt, dann von 1921-1924 und von 1932-1938 Rek1m der Universităt

1937 wurde der aufrectc Demokrat Opfer eines Terroranschlags rechtsextremistischer Studenten. Von diesem Attentat hat sich Bratu nie

ganz erholt.

2. Limba şi literatura germană în universităţile noastre (Deutsche Sprache und

Literatur an unseren Umversitaten), Bucureşti, Instit. de Arte Grafice "Carol Gobl", 1908.

Text cler Antrittsvorlesung von Traian Bratu, die im Jahre 1907

gehalten wurde. Im Unterschied zu seinem Bukarester Kollegen Simeon

Mândrescu glaubt Bratu, daB es auch an einer rumanischen Univcrsităt

moglich ist, wissenschaftlich-griindliche Arbeh auf dem Gebiet der Gennamstik zu leisten.

3. Traian Bratu, Schiller. O sută de ani de la moartea sa (Schiller. Hundert Jahre scit seinem Tod), Ms. aus dem Archiv TrailmBratu, Dossier 350/3,

Universitătshibliothek Jassy, Entstehungsjahr: 1905.

Bratu hat skh vieI mit Goethe und S(hiller beschăftigL lm Jahrc 1906 hat er in der Zeitschrift "Convorbiri literare" (S. 438-443) einen

Aufsatz iiher Modul de a lucra a lui Schiller (Schillers Arbeitsweise)

veroffentlicht. Das vorliegende Manuskript eines Vortrags ist bislang unvcroffentlicht geblieben.

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DEUTSCHE UTERA TIJR IN RUMÂNIEN 253

4. Traian Bratu, Poporul german şi literatura sa (Das deutsche Volk und seine Literatur}, Ms. aus dem Archiv Bratu, Dossier 35015, Universitătsbibliothek Jassy, Entstehungsjahr: bisher nicht ermittelt.

5. Traian Bratu, Politica naţională faţă de minorităţi, Note şi observaţiuni, (Die nationale Politik und die Minderheiten), Bucureşti; Cultura Naţională, 1925, Reihe: Colecţia Actualităţi.

Bratu, dessen Ehetrau eine geburtige Berlinerin war, hat sich oft fur die Rechte der Minderheitcn in Rumănien eingesetzt, Sein Buch ist in den zwanziger Jahren eine seltene Stellungsnahme auch fur die Rechte der Deutschen in Rumânien,

6. Traian Bratu, Die deutschen Volksbucher bei den Rumănen, Jena und Leipzig, Wilhelm Gronau, 1936.

Die Arbeh ist das Resultat einer Vortragsreihe, die Bratu in W eimar, Berlin und in anderen deutschen Stădten 1934 gehalten hatte, Uber die Vorarbeiten mi:" Drucklegung: siehe: Staatsarchiv Jassy, Fond Rectorat, 1934-1935.

7. Traian Bratu, Probleme der neuhochdeutschen Wortfolge, in .Beitrăge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur", Bd. 62, H.3, 1938, Halle (Saale), Max Nierneyer, Sonderdruck.

Bratu hat als Fremdsprachenpragmatiker interessiert, wie clic deutsche Wortfolge systematisch und ube.rblickbar dargeboten wcrden kann. Vor allem seine Uberlegungen zur Wortstellung der Negation nicht

fanden auch internationale Beachtung. I 8. Traian Bratu, Zur Methodik der deutschen Wortfolgelehreim Unterricht fur

Fremdsprachige, Sonderdruck aus ,,Deutschuntemcht im Ausland. Zeitschrift des Goethe-Instituts der Deutschen Akademie", 49, Mai-Juni, 1939.

9. Traian BratuIKarl Kurt Klein, Gramatica limbii gennane, Bucureşti, Cartea Românească, 1935.

Diese Grarnmatik der deutschen Sprache war aIs Bcg1eitbuch rur die

Unterrichtsmethode fUr rumamsche Gymnasien gedacht, clic von Bratu und Klein im Jahre 1935 erarbeitet worden war, Die Grammatik ist

ausschlieBlich von Bratu geschrieben woroen, wăhrend die vier Lehrbucher van beiden Autoren vorbereitet wurdcn.

10. Traian BratuIKarl Kurt Klein, Manual de limba germană clasa a li-a,

Bucureşti, Cartea Românească, 1935.

1 1. Traian BratulKad Kurt Klein, Manual de limba germană clasa a Il-a secundară. Bearbeitet von Herminc Pilder-Klein, Cartea Românească, 1942.

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254 DEUTSCHE LITERA TUR IN R UMĂ.NlEN -------------------------- ---------

Diese zweite Auflage des Lehrwerks hat Hermine Pilder-Klein

vorbereitet; Karl Kurt Klein befand sich in Klausenburg, das damals zu

Ungam gehorte, Traian Bratu war 1940 gestorben.

13. Traian Bratu, Limba germană pentru clasa a patra., Bucureşti, o_V., 1947.

Diese Neuauflage nennt Karl Kurt Klein als Autor nicht, weil er Rumanien verlassen hatte. Die Neuauflage war das erste Deutschlehrbuch,

das nach dem Zweiten Weltkrieg fur rurnanische Schulen herausgebracht wurde.

14. Portrdtfoto, von Karl Kurt Klein, Aufnahme: Universitătsbibliothek Jassy, St. 3.716.

Karl Kurt Klein war von 1923-1939 in J assy. Bi s 1930 war er

gleichzeitig Hochschullehrer und evangelischer Stadtpfarrer, von

1932-1937 Bibliotheksdirektor und Dozent. 1939 verlieB cr Jassy und

nahm den Ruf an die Klausenburger Universităt an. In Jassy gab er von

1931-1939 die Zeitschrift "Siebenbiirgische Vierteljahresschrift" heraus.

1929 erschien in Heidelberg seine Untersuchung: Deutsoh-rumănische

Literaturbeziehungen, die ebenso wie spater seine Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland (1939), in Jassy vorbereitet wurde.

]5. Karl Kurt Klcin, Brief an Wilhelm Giilich vom 21. September 1937,

Universitatsbibliothek Jassy.

Mit dem Direktor der Bibliothek des Weltwirtschaftsinstituts in Kiel

war Karl Kurt Klein befreundet, Die Korrespondenz befindet sich zum

Teil im Archiv der Universitatsbibliothek in Jassy.

Lit.: Hof, Briefe von Karl Kurt Klein aus dem Archiv der UTassy,

in .Beitrage zur Deutschen Kultur", I (1984), Ni'. 1, S. 73-76.

16. Karl Kurt Klein, Un germanist român. Profesorul Traian Bratu (Ein

rumanischer Gcrmanist, Professor Traian Bratu), Sonderdruck aus

"Revista germaniştilor români", VI (1937), Nr. 2.

Karl Kurt Klein ist der crste, der sich eingehend mit der Geschichtc der Gennanistik in Rumănien befaBt hat. Der Aufsatz liber Bratu ist einer

der fruhen Versuche in diese Richtung.

17. Karl Kurt Klein, Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, Leipzig,

Bibliographisches Institut, 1939.

Es ist dies der erste groBangelegte Versuch, dic deutschel

Literaturen auBcrhalb Deutschlands darzustel1cn. 1977 erfolgte eine

Neuauflage dieser Literaturgeschichte, was ihre Bedeutung bis in die

Gegenwart unterstreicht (Herausgeber der Neuaut1age: Alexandcr Ritter).

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DEUTSCHE LITERA TUR IN RUMĂNIEN 255

]8. Portriitfoto von Bronislav Irion, Aufnahme: Universitâtsbibliothek Jassy, St. 3.717,

Der aus der Bukowina stammende Irion hat in Jassy und Marburg studiert. 1937 wurde er als Nachfolger von Karl Kurt Klein zum Direktor der Uni versitatsbibliothek ernannt, 1948 wurde Irion verhaftet und starb

1952 im Gefăngnis. Seine Rehabilitierung in den sechziger Jahren bewies nur, wie unbarmherzig die politischen Verfolgungen Unschuldige beseitigt hattcn.

19, Bronislav lrion, Die Mundart der sogenannten Schwabensiedlungen in der Bukowina, Hermannstadt, Verlag der Siebenburgischen Vierteljahresschrift, 1940.

Es handelt sich um lrions Promotionsschrift, eine der seltenen Arbeiten zu den deutschen Mundarten in der Bukowina.

20. Jassyer Beitrăge zur Germanistik Contribuţii ieşene de germanistică. Tradiţii lingvistice şi literare de limba germană în Moldova de Nord. Deutsche Sprache und Literatur in der Nordmoldau.

Hg. von Margarete Jumugă und Horst Fassel, Iaşi, Univcrsitătsdruckerei; Bd II, 1983.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien nur in den Jahren 1957-]963 cine germanistisch-romanistische Fachzeitschrift ("Studii de filologie

romanică şi gerrrianică") in Rumănien. In Jassy wurde 1982 cine neue Zeitschrift geschaffen, die zunăchst in Form vervielfăltigter Arbeits- materialien herauskam: "Contributii iesene de gerrnanistică - Jassyer . , , Beitrage zur Germanistik" Band 1 war eine Goethe-Nuner, Band II war der Bukowina gewidmet, Bd. III war die Publikation einer Disscrtation liber Deutsche Reisebeschreibungen. Die Zeitschrift wird in loserFolge weiter verOffentlicht. Als Bd. V ist ein Beitrag ZUI: Literatur der Bukowina erschienen, den Andrei Hoisie-Corbea und , Michael Astner betrcuten.

VITRINE 4:

DIE BROCKENFUNKTlON DER UBERSETZUNGEN. DEUTSCHE DBERSETZUNGEN AUS DER RUMĂNISCHEN LlTERATUR.

Im Jahre 1857 crschien der erste Auswahlband mit Obersetzungen aus der rumănischen Literatur in Berlin; der Ubersetzer, Wilhelm von Kotzebue, hatte

Iange Zeit in der Moldau gelebt. Seither sind uniibersichtlich vi ele Nachdichtungen aus dem Rumănischen auf dem deutschen Buchmarkt erschienen. .

Fur die vorliegende Ausstellung sind vor allem Uhersetzungen aus dem Werk des rumănischen Nationaldichters Mihai Eminescu (1850-1889)

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256 DEUTSCHE LITERA TUR IN RUMA,N!EN -----,-, .. _'._,_. -

Leipzig, der

ausgewahlt worden. Eminescu, der in Wien und Berlin studiert hattewar von 1874-1875 Direktor cler Universitatsbibliothek Jassy, 1875 unterrichtete er am Akademischen Institut Deutsch. Durch Mite Kremnitz und Carmen sind

schon in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Ubersetzungen von Eminescu-Gedichten in der Zeitschrift .Bukarester Salon" (1883-1885) erschienen.

Lit.: Sorin Chiţanu (Hrsg.): Eminescu in critica germanâ.AlJswahl,

Ubers., Einleitung, Anmerkungen von S. Chiţanu, Iaşi, Junimea, 1985, 304 S., Reihe: Eminesciana 38.

1. Deutsche Uebertragungen aus, den auserlesenen Dichtungen des verstorbenen

Poeten Michail Eminescu, von Em. Grigorovitza einer

biographischen Skizze van Titus Maiorescu), Bucarest, Staatsdruckerei, 1892, XIII, 78 S.

2. Der Abendstem (Luceafărul), Deutsch von Edgar von Herz, Bucarest, E. Graeve & c«, 1893,31 S.

3. (Vasile) Alecsandri. (Mihail} Eminescu. Ubersetzt nod eingeleitet VOn OUo Hauser, Weimar, Dunker, 1918, IX, 3.2 S.

4. Mihai Eminescu, Mărchen und Novellen, Aus dem Rumânischen ubersetzt

von Alfred Klug, Czemowitz: Eminescu-Verlag, 1928, 153 S. 5. Mihai Eminescu, Gedichte. Ubersetzt von Konrad Richter, Jena

Wilhelm Gronau, 1937, VII, 167 S. (Vom Leben und

Romanen 1).

Konrad Richter erhielt fur diese Ubersetzungen einen Preis der Rumănischen Akademie. Als Dozent am Germanistiklehrstuhl in Bukarest

war er seit 1908 mit zahlreichen Ubersetzungen aus dem Rumiinischen

hervorgetreten.

6. Mihai Eminescu, Hyperiofl, (Obers. von lmmanud Weissglas), Bucureşti, Cartea Româneasc, 1940,30 S.

7. Mihai Eminescu, Gedichte. Erster Band, Ohersetzt VO:!i' Laurenţiu

Tomoioaga, Cernăuţi, ,,Mitropolitul SiIvestru" 1943,217

8. Mihai Eminescu, Luceafărul. (Der Abendstem), Ins ))eutsche tibe.t1.rn.gen von

Olvian Sorocean, Suceava, Tip, Română, 1940, S.

9. Mihai Eminescu, Gedichte. Bukarest, StaatsverlagJ 1950, 108 S.

10. Portrătfoto von Mihai Eminescu, Aufnahme: UUlversiUitsbibliotht;k Jassy, St 3.709.

Il. Ludan Blaga, Gedichte. ZWe:isprachige Ausgabe, Deutscne Nachdichtung

lJnd Geleitwort Wolf Aiche1burg, Bukarcst, Albatl'os-Verlag,

11 .. Ion Camion, Das Lied, das in. de,. FlOte blieb. Ubert,ragen von

Georg S.\,;herg, Bukarest, Kriterion-Verlag, 1974,

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DEUTSCHE LITERA rua IN RUMĂNIEN 257

13. Ion Pillat, Gedichte. Ubertragen von Wolf Aichelburg, Bukarest, Kriterion- Verlag, 1976.

14. Vasile Voiculescu, Magische Liebe. Novellen und Erzăhlungen, Ubertragen von Wolf Aichelburg, Bukarest, Kriterion-Verlag, 1970.

VITRINE 5:

DER PROZE6 GEGEN 5 SIEBENBORGISCH-SĂCHSISCHE SCHRIFTSTEILER IM JAHRE 1959

Auch in der langen Serie politischer Prozesse im Rumănien der fUnfziger Jahre ist der Proze8 einmalig, der am 19. September 1959 vor dem Militărgerichtshof in Kronstadt stattfand. Bei diesem ProzeB wurde eine

Schriftstellergruppe zu insgesamt 95 Jahren Kerkerstrafen verurteilt. Eine so kompakte Anklage gegen eine Berufsgruppe war auch im kommunistischen Rumănien ungewohnlich. Die Schriftsteller Wolf von Aichelburg, Hans Bergel, Andreas Birkner, Georg Scherg und Harald Siegmund wurden nur durch die WillkUrjustiz zu einer Gruppe zusammengefaBt, der man staatsfeindliche

Aktivităten unterstellte, Dabei galten von Aichelburg, Birkner und Scherg als die Vertreter .einer mittleren Autorengeneration, Berge1 .. und Siegmund als Reprăsentanten der jungeren Schriftsteller. AuBer Bergel und Scherg hatten die anderen weniger publizieren konnen, Harald Siegmund z.B. hatte keine einzige Buchpublikation vorlegen konnen. DaB zwei der Autoren evangelische Pfarrer waren (Birknerund Siegmund), daB von Aichelburg adeliger Abstarnmung war, konnte die Vorverurteilung beschleunigen. In Wirklichkeit waren die funf

Schriftsteller nicht mehr gegen das kommunistische Regime ,,ls alle anderen StaatsbUrger.Wenn an ihnen ein Exempel statuiert wurde, so sollte damit eine

Einschuchterung der Regimegegner erzielt werden; was jedoch auch in diesem Fall nicht geschah.

Lit.: War Aujbegehren gegen kommunistischen Terror "striiflicher

Leichtsinn"? Ei;' Brief des Germanistikprofessors im Ruhestand Dr. Ştefan Binder, in "Stidostdeutsche Vierteljahresblătter", 40 (1991), Nr. 3, S. 216-220, Hans Bergel, Ein Schriftstellerprozefi und seine spăten

Folgen, in .Sudostdeutsche Vierteljahresblâtter", 41 (1992), Nr, 2, S.95--105.

1. Wolf Aichelburg, Die Ratten von Hameln, Bukarest, E.S.P.L.A., 1958.

2 Wolf Aichelburg, Die Ratten von Hameln. Geschichten, Bukarest,

Literaturverlag, 1969.

Die Parabeln des Erzăhlbandes Die Ratten von Hameln erschienen

im Jahre 1958, als Wolf von Aichelburg gerade verhaftet worden war. Daraufhin wurde die Auflage eingestampft. Es gehort zu den Kuriosităten

17

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258 DBtJTSCHE UIERA 11JR IN RUMĂNIBN

des Zwangsregimes, daB keine seiner MaBna.hmen planrnââig durchgesetzt werden konnte: so blieb das Pflichtexemplar der Ratten von Hameln in der

Universitâtsbibliothek Jassy unangetastet und ist heute das einzige Exemplar der Ausgabe von 1958, das in einer offentlichen Bibliothek in Rurnănien vorhanden ist,

3. Hans Bergel, Die StrajJe der Yerwegenen. Erzâhlungen, Bukarest,

Jugendver1ag, 1957.

4. Hans Bergel, Fiirst und Lautenschlăger, Bukarest, Jugendverlag, 1957.

Diesehistonsche Novelle wurde von cler Anklage zitiert: die

Auflehnung gegen jede Fonn cler Unterdruckung soll darin regimekritisch sein.

5. Hans Bergel, Die Abenteuer des Japps, Bukarest, Jugendverlag, 1958.

6. Andreas Birkner, Aurikeln, Bukarest, Kleine E.S.P.L.A.-flUcherei, 1957.

Andrea.s Birkner hatte schon in den dreiâiger Jahr in Periodica

veroffentlicht, Aurikeln ist seine einzige Buchpub1ikation in Rurnănien,

7. Georg Scherg, Ovid. Trauerspiel, Bukarest, Staatsverlag fur Kunst und Literatur, 1953.

8. Georg Scherg, Giordano Bruno. Trauerspiel in JIin! Au!ziign. Bukarest,

Staatsverlag fur Kunst nod Literatur, 1954.

9. Georg Scherg, Da keiner Herr und keiner Knecht. Roman, Bukarest,

Staatsverlag fur Kunst und Literatur, 1957.

10. Georg Scherg; Vie Erziihlungen des Peter Merthes, Bukarest, Jugendverlag, 1957.

11. Poeţi germani din R.P.R., Bucureşti: E.S.P.L.A., 1957.

Die rumănische Ausgabe der Anthologie: Deutsche Dichter der RVR

(1955) enthălt auch Obersetzungen von Gedichten der 1959 verurteilten Autoren.

12. A. Bucurescu, Incursiune într-un timp zăvorît (Einzug in cine verriege1te

Zeit), in: "România 1iberă", 18. Juni 1992, S.4.

Bericht liber die Tagung vom 10.-14. Juni 1992 in Bukarest, die der

Rurnănische Schriftstellerverband veranstaltet hatt6, .umdie Fakten liber

den politischn ProzeB vorzulegen, der 1959 in Kronstadt stattgefunden hatte.

13. Proces verbal nr .. 342 din 19 sept. 1959. Tribunalul militar, oraşul Stalin (protokoll Nr. 342 vom 19. September des Mi1itărgerichtshofes von

Stalinstadt), Kopie.

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DEUTSCHE UTERA TUR IN RUMĂNIEN

VITRINE 6:

DAS INSTITUI' FOR DONAUSCHW ĂBISCHE GESCHICHfE UND LANDESKUNDE IN T'OBINGENIDAS SODos1'DEUTSCHE KULTURWERK IN MONCHEN

2,')9

DAS INSTITUT FOR DONAUSCHW ĂBISCHE GESCHICHfE UND LANDESKUNDE IN TOBINGEN:

Unter der Leitung von Professor Dr. h.c. Dr. Dr. Harald Zimmermann und Professor Dr. Immo Ebed wurde im April 1987 die Ausstellung: Die Donauschwaben - Deutsche Siedlung im Sudosten in Stuttgart und anschlieâend in anderen Stădten in Baden- Wurttemberg, in Ungarn tind Kroatien gezeigt, Der Erfolg der Ausstellung hat mit dazu beigetragen, daf am 1. Juli 1987 das Institut fUr donauschwăbische Geschichte und Landeskunde in Tubingen

gegrundet wurde. Zu seinen Aufgabengehort die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte, Landeskunde und Dialekte der deutschen Siedlungsgebiete in

Sudosteuropa, der Fragen von Flucht, Vertreibung und Eingliederung der deutschen Heimatvertriebenen, Weil es sich mit der Identitătsfindung deutscher

Siedlungsgemeinschaften beschăftigt, untersucht das Institut auch die Kontakte der Deutschen zu den anderen Volkem und Bevolkerungsgruppen in Sudosteuropa.

Am Institut wurden und werden folgende Groflprojekte bearbeitet: die

Eingliederung der deutschen Vertriebenen in Baden- Wurttemberg, dic Auswanderung aus Baden und Wurttemberg im 18. Jahrhundert in die

Donaulănder, die Pachsprache der donauschwăbischen . Handwerker, die stati sti sch-demographische Entwicklung in den donauchwăbischcn Siedlungsgebieten, .deutsche Kulturbeziehungen zu Sudosteuropa,

Von 1987 war Professor Harald Zimmermann Leiter des Instituts; sein

Nachfolger ist seit 1992 cler bekannte Geograph und Osteuropaspezialist, Profcssor Dr. Hotst Forster.

Das Institut hat in Deutschland und Osterreich zahlreiche Partner, mit

denen gemeinsam Teilaspekte cler EÎnzelvorhaben erforscht und Tagungen vorbereitet werden. Auch zu den Lăndern in Siidosteuropa und deren

universităren und Forschungseinrichtungen unterhălt das Institut fUr

donauschwăbische Geschichte und Landeskunde in Ttibingen fruchthare wissenschaftIiche Beziehungen. Die Rumănische Akademie, Zweigstelle Jassy

(Institut fUr rumănische Philologie) sowie die Universitătsbibliothek ,,Mihai

Eminescu" waren von Anfang an Ansprechpartner fUr das Ttibinger Institut Auch die Universităten von Temeswar und Klausenburg,die Geschichtemuseen von Arad und Reschitza gehoren in Rumănien zu den Partnern der Ttibinger; in

Ungarn sind es die Universităten Funtkirchen, Szegedin und Budapest. Das Geographische Institut in Ftinfkirchen, die Gennanistiklehrstlihle in Szegedin

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DBUTSCHE UTERA TUR IN RUMĂNIBN

und Funfkirchen haben bisher einige gemeinsame Veranstaltungen mit dem Institut fur donauschwăbische Geschichte und Landeskunde vorbereitet.

Zu den wachsenden Samm1ungen des Instituts(der Bibliothek, dem

Archiv, den Bestânden an Karten unu Dias) kommen immer mehr gezielte

Vorhaben vor Ort (Feldforschungen der Geographen, der Sprachwissen- schaftler), welche die Aktualităt der Bemiihungen in Tubingen und in Sudosteuropa belegen,

Die Lehrveranstaltungen der Mitarbeiter des Instituts haben in Tăbingen,

aber auch an den Partneruniversităten dazu beigetragen, daB die

wissenschaftlichen Fragestellungen cler Tubinger Forscher auch von Studenten

und Kollegen zur Kenntnis genommen werden.

1. Institut fur donauschwăbische Geschichte und 'Landeskunde in Tiibingen; Sitz des Instituts in der Mohlstrâ.8e 18. Foto: Lothar Rotsch; 1992.

Von 1987 bis 1990 befand sich das Institut in derPaulinenstrâ.8e 1.

2. Baden- Wurttemberg urui seine Patenschaften. Ostdeutsche Kulturarbeit im Land und in den Gemeinden, Herausgeber: Innenministerium Baden-

WUrttemberg, 2. Auflage, April1987.

Das Land Baden-Wurttemberg hat die Patenschaft fur drei deutsche

Gruppen ubemommen: fur die Donauschwaben im Jahre 1954, fur die

Landsmannschaft Berlin-Mark Brandenburg (1965) und rol' die

RuBlanddeutschen (1979). Die Beziehungen dieser drei Siedlergruppen zu

Baden- Wiirttemberg sind durch die Landespatenschaft wesentlich

gef6rrlert worden,

Die einzelaen Kommunen, in Baden-Wurttemberg haben Patenschaften uber kleinere Gruppen und Ortschaften ubernommen, so

z.B. cler Kreis Biberach fur dic Gruppe der Sathmarer Schwaben, clic Stadt Karlsruhe fUr die Karpatendeutschen, die Stadt Heilbronn fur die

Dobrudschadeutschen usw. Insgesamt haben 57 Orte in Baden-

Wtirttemberg bis 1987 Patenschaften iiber deutsche Kleingruppen aus den

Vertreibungsgebieten iibemommen und so die Moglichkeit geschaffen, die

kulturelle Eigenart dieser Gruppen in Deutschland zu bewahren. Heute sind Patenschaften zwischen einzelnen Ortschaften in West

und Ost Moglichkeiten des besseren Kenn,enlerrlens. Wie dies geschehen kann, ist in der wohldurchdachten Dokumentation des lnnenministeriums

aus Stuttgart festgehalten worden, bevor die "Offnung" in Ost- und Si.idosteurbpa einsetzte.

3. Han.s-Hcinrich Rieser, Temeswar. Geographische Beschreibung der Banater llauptstadt, Sigmaringen, Jan lnorbecke-Verlag, 1992. Buchreihe des

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261 DEUTSCHE UTERA TUR IN RUMÂNIEN ----------------

Instituts fUr donausehwăbische Geschichte und Landeskunde Tubingen, Bd. 1.

Die vorliegende Arbeit wurde zunâehst rus Diplomarbeit der Geographiefakultăt in Tubingen angenommen, danach grundlieh umgearbeitet und als Debutband der Institutsreihe herausgebracht, Dure" seine Tătigkeit ist der Verfasser dem Banat, der Geburtsheimat seines Vaters, eng verbunden.

4. Brief von Mihail Sadoveanu an Constantin Sporea vom .11.10.1921, Nachla8 Dr. Constantin Sporea (MUnchen) im Institut fUr donauschwăbische Geschichte und Landeskunde Tubingen.

Mihail Sadoveanu (1880--1961) ist einer der bedeutendsten Erzăhler der rumănischen Literatur im 20. Jahrhundert. Constantin Sporea sen. war von 1910-1920 Deutschlehrer in Jassy. Danach ubemahm er die Aufgabe, in Siebenburgen, seiner Geburtsheimat, cine rumănische Lehrerbildungsanstalt einzurichten, Diese Lehrerbildungsanstalt in Deva wurde unter der Leitung von Sporea zu einer Modelleinrichtung. Sadoveanu, der Sporea seit dessen Jassy-Aufenthalt kannte, stand mit dem Deutschlehrer in engem Kontakt. Im Nachlaf des Sohnes von Sporea, Dr. Constantin Sporea, befinden sich zahlreiche wichtige Briefe von rumânischen Personlichkeiten: von Sadoveanu, von Ion Slavici, von

Alexandru Lapedatu. Dieser NachlaB Dr. Sporea wird in Tubingen auf- bewahrt; Teilnachlăsse (vor allem Bucher und Periodica) von Dr. Sporea gibt es im Bukowina-Institut in Augsburg und ia der Rumănischen

Bibliothek-Rumânisches Forschungsititut in Freiburg i. pr. 5. Nikolaus Lenau, Capela din Wunnling, Ubers. von 1. Priscu, Faksimile nach

dem Originalabdruck in der Zeitschrift "Convorbiri literare" (ijbersetzung des Lenau-Gedichtes Vie Wunnlinger Kapelle).

Zu der Lenau-Sammlung des Ttibinger Instituts gehort auch dic rumănische Ubersetzung des Gedichtes Die Wunnlin-ger Kapelle, zu dem Lenau anlă.Blich eines TUbingen-Aufenthaltes angeregt wurde.

DAS SODOSTDEUTSCHE I{ULTURWERK IN MONCHEN:

In seinem Festvortrag im Jahre 1975 bezcichnete Franz Hamm die Auf- gabe des SUdostdeutschen Kulturwerks als: "die Kulturpflege des Deutschtums aus dem europruschen Siidosten ... , wobei auch Fragen des Zusammenlebens mit den iibrigen Volkem dieses Raumes Beriicksichtigung finden sollen".

Das Siidostdeutsche Kulturwerk ist hervorgegangen aus eincr Siidostdeutschen Kultur- und Forschungsstelle, die 1949 gegriindet und 1951 nach Munchen verlegt worden war. Im Mărz 1951 begann die Tatigkeit dieser SudostdeutschL'11 Forschungsstelle in MUnchen; erst seit dem 6. Mărz 1965 fiihrt die Institution den heutigen Namen: Stidostdeutsches Kulturwerk.

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262 DEUTSCHE LITERA TUR IN RUMĂNIBN

Zu den Initiatoren gehorten Professor Fritz Valjavec, Franz Hamm, Hans Diplich, Dr. Georg Bleyer u.a. Als Vorsitzende waren Iange Jahre Hans Diplich und Josef Haltmayer tătig. Seit 1985 ist Franz Hutterer Vorsitzender des Kulturwerks; im gleichen Jahr wurde Dr. Krista Zach als Geschaftsfuhrerin eingestellt,

Die Ziele des Kulturwerks sind bis heute unverandert geblieben: die Erforschung der Geschichte und Kultur der Deutschen in Stldosteuropa und ihrer Beziehungen zu den dort lebenden V olkern. Das geschieht, indem das Kulturwerk mehrere Buchreihen ediert, die den Ertrag der Forschungen samrneln, die Quellen zur Geschichte des Sudostdeutschtums erschlieâen, dessen Leistungen auf dem Gebiet von Literatur und Kunst dokumentieren,

In den letzten Jahren hat die Tâtigkeit des Kulturwerks betrachtlich zugenommen.

Es konnten mehr Ausstellungen und Tagungen veranstaltet werden. Vor allem hat die Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen und

Kultureinrichtungen sudosteuropaischer Lănder betrâchtlich zugenommen. Mit dem Rumănischen Schriftstellerverband wurden Lesungen und Tagungen anberaumt, deren letzte in Bukarest dem Schriftstellerprozef von Kronstadt . (1959) galt. Mit den Ungarndeutschen wurden Tagungen und Lesungen ungarndeutscher Literatur organisiert, die in Deutschland oder in Ungarn stattfanden. Das Forschung,projekt: Zweisprachigkeit·· hat vielbeachtete Tagungen in Budapest und Zangberg gezeitigt. Alle diese Tătigkeiten sind oft GemeinschaftsprojelGte. Mit dem Institut rur donauschwăbische Geschichte und Landeskunde in Tiibingen wurde 1992 cine Tagung iiber Deutsche Sprache und Literatur in Sildosteuropa. Archivierung und Dokumentation vOfbereitet, welche die Tagungsreihe zum Thema deutsche Literatur in Siidosteuropa fortsetzt, die scit 1985 vom Kulturwerk in Graz und Innsbruck organisiert worden war.

Das Siidostdeutsche Kulturwerk fOrdert lăngerfristige Vorhaben (Deutsches Literaturlexikon, Lexikol1 der deutschen Kiirtstler aus Siidosteuropa, Geschichte der deutschen Schule in Bessarabien u.a.). Alle Veranstaltungcn fassen dic Resultate in Tagungsbănden zusammen, dic in der Fachprcsse zunchmende Beachtung finden.

Das Kulturwerk gibt seit 1952 eine Vierteljahresschrift heraus, die bis ] 958 untcr dem TiteI ,,siidostdeutsche Heimatblătter" erschien, danach als

"Siidostdeutsche Vierteljahresblătter" herauskam: Hans Diplich, Of. Martha Pctri, HeinrichZillich waren und Johann Adam Stupp ist fiir clie Redaktion zustăndig. In der Zeitschrift erscheinen neben zeitgeschichtlichen Aufsatzen und Dokumenten, literarische Originalbeitrăge, Obersetzungen aus den· Sprachen der Volker SUdosteuropas, Essays, Buchbesprechungen.

Lit.: Franz Hannn, Geschichte und L,eistung des Sildostdeutschen Kulturwerks, in: "SUdostdelltsche Vierteljahresblătter", 24, (1975), Nr. 3,

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263 DEtJl'SCHE UTERA TUR IN RUMÂNIEN -----------, "'--------------, .. _-

S. 78-84; J. A. Stupp, Das Sudostdeutsche Kulturwerk im 35. Arbeitsjahr, in: .Sudostdeutsche Vierteljahresblâtter", 34 (1985), Nr. 2, S. 144-145.

1. Beitrăge zur deutschen Literatur in Rumănien seit 1918, Herausgegeben von Anton Schwob, Munchen, Verlag des Sâdostdeutschen Kulturwerks, 1985.

Der Sammelband fa13t die Arbeiten der Grazer Tagung mit obi gem Titel zusammen, die 1985 abgehalten wurde.

2. Dietmar Goltschnigg/Anton Schwob, Die Bukowina. Studien zu einer versunkenen Literaturlandschaft, Tubingen, Francke, 1990. Enthălt die Arbeiten der Grazer Tagung des Jahres 1987.

3. Anton Schwob (Hrsg.), Die deutsche Literatur Ostmittel- und Siidosteuropas

von der Mitle des 19. Jahrhunderts bis heute, Munchen, Verlag des Sudostdeutschen Kulturwerks, 1992.

Enrhalt die Arbeiten des Symposions von Graz, 1990. 4. Sudostdeutsche Vierteljahresschrift. Register der Jahrgdnge 1-35

(1952--1986), Munchen, Verlag des Sudostdeutschen Kulturwerks, 1990. 5. Helmut Kelp, Germanistische Linguistik in Rumănien. 1945-1985.

Bibliographie, Munchen, Verlag des Stldostdeutschen Kulturwerks, 1990. 6. Bernhard Capesius, Linguistische Studien, 1933-1973, Munchen, Verlag des

Sudostdeutschea Kulturwerks, 1990.

7. Ioan Constantinescu (Hrsg.), Mihai Eminescu. 1889-1989, Munchen, Verlag des Sudostdeutschen Kulturwerks, 1992.